PRIDE Nr. 167/Dez. 2018

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167/Dezember 2018

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Was heisst Frau sein? Hanna Herbst über #metoo, Feminismus & Solidarität

Seite 16-19 Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG


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PRIDE

Editorial Feminismus neu?

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as Jahr 2018 endet und noch einmal haben wir für diese Dezemberausgabe ein ganzes Bündel an queeren Themen zusammengestellt: Hanna Herbst war mit ihrem provokanten Buch „Feministin sagt man nicht“ in Graz und zeigte auf, was Feminismus und LGBTQI*-Themen miteinander zu tun haben (S. 16-19).

Anlässlich der Präsentation von Conchitas neuer CD „From Vienna with Love“ sprach PRIDE mit ihr über Community-Hymnen, Männlichkeit, Kanzler Kurz die Europawahl 2019 (S. 34-38). Und als Dankeschön für unsere treuen Leser*innen verlosen wir drei von Conchita handsignierte PRIDE-Cover und eine handsignierte CD (pride.at/verlosungen).

Homophobie und Sport sind immer noch ein großes Thema, der ÖFB und die Bundesliga haben mit der Queer Community gemeinsam Lösungswege erarbeitet (S. 12-15).

Das Team wünscht alles Gute für 2019 und wir freuen uns auf viele per­ sönliche Visionen für 2019 – gemäß dem Motto von EUROPRIDE: „Visions of Pride“.

Ein wenig schauen wir dabei im Dezember auch schon auf 2019. Hier kündigt sich ein Jubiläum an: 30 Jahre Tuntenball (S. 27).

Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner

Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ Eigentümer*innen: Homosexuelle Initiative Linz, Schiller­straße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereins­ sprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanz­ referent: Stefan Haider, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Stv. Vorsitzende: Caro Milinkovic, Kassier: Chris Skutelnik, Stv. Kassier: Michael Fuchs, Schriftführer: Andy Strick, Stv. Schriftführer: Peter Beck, Beirät*innen: Feiner-Wuthe Michaela, Christof Geramb, Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Alex Steiner, stv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Joe Niedermayer, stv. Kassier: Sandro Nestelbacher, Schriftführer: Alex Groß, stv. Schriftführer: Stefan Schlöglb Beirat - Olli Ingenillem) beide: Annenstr. 26, 8020 Graz

Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. Leser*innenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen

ist möglich; Name und Anschrift des/der Verfasser*in müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 167/Dezember 2018 Cover: Hanna Herbst fotografiert von Andy Joe Layout: Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand Mitarbeiter*in­nen: (Redaktion Stmk) Lea Dvorsak, Alex Groß, Stefanie Horvath, Andy Joe, Caroline Milinkovic, Joe Niedermayer, Chris Skutelnik, Alex Steiner, Hans-Peter Weingand; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner, Gernot Wartner, Georg Wolff, Wolfgang Zehetmayer Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 168/2019: Sa., 05.01.2019 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500

PRIDE | Nr. 167 | Dezember 2018 |

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PRIDE

Inhalt PRIDE Nr. 167/Dezember 2018

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Editorial & Impressum

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Vor 2o Jahren

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Leser*innenbrief 06 Österreich

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„Keine Angst”

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Frei arbeiten

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Splitter 10 Homophobie & Sport Fußball und Homophobie Solidaritätswelle für Gareth Thomas

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„Die Entwicklung des Einzelnen ist die Voraussetzung für die Entwicklung aller.” 19

27

Jubiläumsmiss gesucht!

27

Geister, Zombies & Drag Queens

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Aus der Zeit der Verfolgung

30

Ausland Queer Asia

Oberösterreich Splitter: Aktion „Love wins”, „Was bleibt von 1968?”

20

Regenbogenfest, 20 Jahre Radio FRO

21

Partytime, More than Beatz

22

Fem Party, Mamma Mia

23

Splitter 33 Kultur „Ich kann nur das machen, was ich für richtig halte.”

40

Niemand fühlt sich fremd

41

Queer Punk Rock

42

La Cage aux Folles

44

Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ...”

45

Termine & Kontakte

UniSex 24

34

04

34

La Rioja

Oberösterreich / HOSI Linz

25

46

Stmk / RosaLila PantherInnen 47

Steiermark

Lesben, Schwule und Vampire

32

Alexander 39

Feminismus neu? „Feministin sagt man nicht” 16

20

...denn Tuntenball muss sein!, Tag der offenen Tür 26

Gesundheit 2o Jahre STOP AIDS

48

Hepatitis A

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PRIDE

Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren ... PRIDE Nr. 47/Dezember 1998

rosalila buschtrommel 6/1998

Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand

Die Ende Oktober in Linz über die Bühne gegangene 20. ILGA Europakonferenz bildete einen Schwerpunkt. Neben einem Rückblick auf diese anstrengenden vier Tage in Linz, den Statements der angereisten Politiker*innen und den Konferenzergebnissen gab es auch eine umfangreiche Fotostrecke: Stadtrundfahrt, Bürgermeisterempfang, Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Communityempfang im „La Cage aux Folles“ und Farewell Party im Mediadeck des OK mit Fahnenübergabe an ARCIGAY Pisa, Fashion Show und den Auftritten von Carl M. Sibelius, Shelia Michelle und Althea Bridges. Auch über eine im Vorfeld der Konferenz zusammen mit der Volkshochschule Linz organisierte Diskussionsreihe „Einfach nur Liebe“, die an vier Abenden in den Räumen der Kunstuniversität am Linzer Hauptplatz stattfand, wurde ausführlich berichtet. Ein Versuch der Linzer Grünen im Vorfeld der Konferenz eine „Linzer Deklaration für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung“ im Ge­meinderat beschließen zu lassen, wurde mit Stimmen von FPÖ, ÖVP und Gemeinderat Wolfgang Prammer von der SPÖ abgelehnt. Für seine Aussage, er könne nicht verantworten, das ihn die Linzer*innen fragen würden, ob die Gemeinderrät*innen nichts Besseres zu tun hätten, als solch eine Resolution zu beschließen – die von profunder Geringschätzung der Menschenrechte und Menschenwürde von beinahe 10% der Linzer Bevölkerung zeigte -, wurde er mit dem Grottenolm der Redaktion ausgezeichnet.

Auf dem Cover das Bild eines ÖVP-Politikers, des steirischen Landesrates Gerhard Hirschmann, den die Rosalila PantherInnen zum „Hetero des Jahres“ ausgerufen hatten. Denn der schwarze Politiker hatte, da für Landesbedienstete zuständig, erklärt: in der Steiermark würden im Krankheitsfall auch gleichgeschlechtlichen Paaren Pflegefreistellung zustehen. Dass war damals für einen ÖVPler noch völlig absonderlich – und durch den Schachzug mit der Ehre von schwullesbischer Seite kam die Story damals bundesweit in die Medien. Der Schwulenchor „Rosa Panther“ war bei der Eröffnungsgala der „Sandlerspiele“, eine Aktion von Christoph Schlingensief beim „steirischen herbst“, beteiligt. In Graz richtete der Leiter des Pastoralamtes, Dr. Heinrich Schnuderl, einen diözesanen Arbeitskreis Homosexualität ein. Wie Kircheninsider berichten, soll ihm dies später die Ernennung zum Bischof gekostet haben. Als neuer Trend konnte bereits über die wachsende Bedeutung von schwulen Männern als Zielgruppe durch die Werbewirtschaft berichtet werden. In der HansSachs-Gasse eröffnete das „Treibhaus“. Im „Bang“ war ein Schwuler von einem Hetero bewusstlos geschlagen worden. Die FPÖ klagte die buschtrommel mit einer halben Mio. Schilling Streitwert, weil in einem Artikel gestanden hatte, dass diese Partei besonders fleißig in Pornonetzen surfe. Dies war dann Monate lang Thema – der kleine schwullesbische Verein jedoch nicht klein bei, trat vor Gericht den Wahrheitsbeweis an und gewann alle Verfahren.

Fotos PRIDE-Archiv

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PRIDE

Leser*innenbrief Bisexualität Liebes Pride-Team, seit diesem Frühjahr erhalte ich die Pride und ich mag die Zeitschrift prinzipiell sehr gerne. Allerdings kommt es mir öfters so vor als würden Themen zur Bisexualität ignoriert werden. Z.B. beim Beitrag zur Ehe für alle wird geschrieben, dass nun auch Schwule und Lesben heiraten dürfen. Was natürlich ein Grund zum Feiern ist – allerdings dürfen auch Bisexuelle ihre Partner heiraten unabhängig davon

mit wem sie zusammen sind. Es betrifft wohl alle(?) LGBTQ+ Personen. Ich weiß es steht auf dem Magazin auch „das lebsisch/schwule Österreich­ magazin“ aber es werden ja auch z.b. Trans*-Themen behandelt. Würde mich über diversere Repräsentation in eurer Zeitschrift freuen. Mit größter Hochachtung vor eurer Arbeit und lieben Grüßen, Martina S., via Mail

ES KOMMT NICHT AUF DIE GRÖSSE AN.

PRIDE Ein Gemeinschaftsprojekt von

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin Das Kleinformat mit Format

6 Ausgaben pro Jahr | 15 € | bestellen: pride.at Für Leser*innen in der Stmk. kostenlos: homo.at

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Österreich

„Keine Angst” Podiumsdiskussion von Amnesty International über LGBTI*-Rechte in der Ukraine

Text Alex Groß Fotos RLP

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ie Amnesty International YOUTH/Studierenden-Gruppe Graz lud am 7.11. in die Cuntra MachHalla ein, in der eine Podiumsdiskussion zur politischen Situation in der Ukraine im Vergleich zu Österreich stattfand. Unter Moderation von Margit Kienzl und Michaela Sitka legten Joe Niedermayer als Obmann der RosaLila PantherIn­ nen, sowie die wahre Heldin des Abends, Vitalina Koval, die eigens aus der Ukraine angereist war, ihre jeweiligen Situationen und Erfahrungen als Aktivist*innen dar. Anfangs war die Diskussion noch eine sehr sachliche, als Joe über seine Arbeit in Österreich und von der Freude, die ihm dieses Engagement bereitet, sprach. Vitalina dagegen lies schon mit ihrer ersten Geschichte große Emotionen hochsteigen. So berichtete sie, wie sie bei einer Demonstration zum Weltfrauentag von einer radikalen Organisation mit Farbe übergossen wurde und um ihr Augenlicht bangen musste. Die Polizei weigerte sich je-

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doch, dies als Hassverbrechen einzustufen, wodurch die Angreifer ein wesentlich geringeres Strafmaß zu erwarten gehabt hätten. Nur durch stundenlanges Warten noch immer mit Farbe begossen konnte sie sich mit ihrem Anliegen durchsetzen. Doch das war nur eine von vielen Geschichten, die Vitalina erzählen konnte. Gerade in der Ukraine wird tätliche Gewalt gegenüber LGBTIQA+ Menschen vor allem von Seiten der Bevölkerung ausgeübt, sodass sämtliche Veranstaltungen nur mit einem starken Polizeischutz durchgeführt werden können. Nichtsdestotrotz verliert sie niemals ihren Mut und Vitalina sagt heute dazu: „Ich bin in meinem Leben schon so oft angegriffen worden, ich habe keine Angst mehr davor.“ Auch die Journalistin Theresa Bänder-Säbelkampf war am Podium zugegen und erzählte von ihrer spannenden Arbeit in Weißrussland und in Italien, wo sie unter anderem die ehemalige Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, die durch ihren Einsatz für ein neues Asyl- und Einwanderungsrecht weltweit Beachtung gefunden hatte, interviewen konnte. In diesem Zusammenhang verwies Joe Niedermayer auf die Empfänger*innen des Tuntenball Awards „Goldene Panthera“, deren Leistungen Vorbildwirkung haben sollen und auch andere Menschen anregen sollen, aktiv zu werden. Die Diskussion endete mit einer wichtigen Botschaft von Vitalina Koval: „It's better to do something than watch and do nothing.“

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Österreich

Frei arbeiten Weltgewerkschaftsdachverband IUL hielt Konferenz zur Arbeitssituation von LGBTI*-Arbeiter*innen ab

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er Weltgewerkschaftsdachverband IUL der Lebensmittel­arbei­ ter*innen und des Agrarund Gastro­nomie­sektors hat am 18. und 19. Oktober in Wien zu einer internationalen Konferenz geladen. Diskriminierung der LGBTI*-Beschäftigten ist nach wie vor eine alltägliche Erfahrung, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch am Arbeitsplatz. Selbst in den gewerkschaftlichen Strukturen tut man sich manchmal mit der Einbindung von LGBTI-Arbeiter*innen schwer. Weltweit gibt es regional, aber auch durch den kulturellen Hintergrund bedingt, große Unterschiede bei der Diskriminierung. So wissen Konferenzteilnehmer*innen aus Afrika zu berichten, dass Menschen, die sich als LGBTI outen, eingesperrt oder umgebracht werden. Österreichisches Vorzeigebeispiel: di.to „Different together“ ist eine Initia­tive des Betriebsrats und Beauftragten für Diversity Management des Rewe Konzerns, Karl Gietler. Er betont, dass sie in dem Netzwerk Ansprechpartner*innen für Lesben, Schwule und Transgender

Mitarbeiter*innen sind. Das braucht aber auch die Unterstützung der Konzernführung. Auch in Österreich ist die sexuelle Orientierung nicht „wurscht“

Text Gerhard Niederleuthner Fotos IUFLGBTI-Allies

Für Österreich hat die Arbeiterkammer eine Studie zur Arbeitssituation der ca. 200.000 unselbständig beschäftigten LGBTI*-Personen in Auftrag gegeben. Öffentliche Akzeptanz und rechtliche Situation in Österreich haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Dass sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten am Arbeitsplatz keine Rolle spielen, ist aber nur eine Wunschvorstellung. Bei den 1.300 befragten Personen zeigen sich schon statistisch deutliche Abweichungen zur Gesamtbevölkerung. So sind Arbeiter*innen mit nur fünf Prozent stark unterrepräsentiert. Rund jede/r Fünfte gab an, sexuelle Orientierung bzw. die Geschlechtsidentität in der Arbeit zu verheimlichen. Obwohl die rechtliche Gleichstellung kaum in Zweifel gezogen wird, waren rund 60 Prozent schon einmal von Gerüchten, obszönen Witzen oder Ausgrenzung betroffen und rund 30 Prozent haben auch berufliche Benachteiligungen erfahren.

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Österreich

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LGBTIQA* Kongress Im Oktober veranstaltete der Verein Queeriosity den LGBTIQA*Kongress in St. Pölten. Teilnehmer*innen von NGOs aus ganz Österreich diskutierten drei Tage lang über diverse Themen und nutzen die Gelegenheit zur Netzwerkpflege. Im Mittelpunkt standen der österreichweite EventKalender, Intersexualität und Nonbinary-Personen. Für den nächsten Kongress im Frühjahr 2019 haben sich die Rosa-Lila-PantherInnen aus Graz zu Verfügung gestellt.

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Homophobie & Sport

Fußball und Homophobie Warum gibt es kaum geoutete Spieler*innen? Wieso sind homophobe Beschimpfungen gerade im Sportbereich immer noch so salon- bzw. stadion-fähig? Text Wolfgang Zehetmayer Foto Marco Schreuder, Infobroschüre „Fußball für Vielfalt”

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u diesem Thema gab es am 06.11. eine Diskussionsrunde im „Das Gugg“ (Vereinslokal der HOSI Wien) unter der Leitung von Marco Schreuder. Verantwortliche von ÖFB und Bundes­ liga trafen sich mit Vertreter*innen der LGBTIQ*-Community, um zu er­ örtern, welche Vorschläge und Maßnahmen es für Vereine und deren

Der ÖFB ist bestrebt, ein Um­ feld mitzugestalten, in dem alle Menschen ungeachtet von Herkunft, Geschlecht oder Sexualität offen aufgenom­ men und integriert werden.

ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner

Webtipps oefbl.at/oefbl fairplay.or.at facebook.com/ ffghoe/

Fanklubs geben sollte, was bisher getan wurde und wie man auch den Fußball zukünftig bunter und diskriminierungsfreier machen kann. Und hier gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Themen: Einerseits

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die Spieler*innen am Platz, auf der anderen Seite den großen Bereich der Fankultur. Leider ist es immer noch alltäglich, mit Sprechchören und Banner-Sprüchen gegnerische Mannschaften und deren Fans in irgendeiner Form als „schwul“ zu beschimpfen. Natürlich ist das ja „nicht so gemeint“, aber in der Euphorie des Augenblicks denkt wohl kaum jemand daran, dass man hier nicht nur „die anderen“, sondern vielleicht auch Fans in der eigenen Kurve diskriminieren oder beleidigen könnte – und womöglich sogar jemanden von der eigenen Mannschaft? Die Spieler/Vereine einerseits – die Fanklubs andererseits Ja, schließlich gibt es auch viele nicht-heterosexuelle Sportler*innen (vermutlich auch in MannschaftsSportarten), auch wenn sich international in den letzten Jahren erst sehr wenige geoutet haben. Hierzulande war es erst der steirische UnterhausKicker Oliver Egger (siehe Interview im Pride #156/Feb. 2017), der sich jedenfalls glücklich schätzt, dass doch der Respekt vor dem Menschen und

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seinen Leistungen im Vordergrund steht. Außerdem stärke eine gewisse Diversität auch den Zusammenhalt in der Mannschaft. Selten findet man ein solch breites Spektrum der Gesellschaft wie auf der Tribüne – eine gute Gelegenheit für Sichtbarkeit und mediale Aufmerksamkeit – andererseits für viele eine der letzten Orte, wo man eine gewisse politische Unkorrektheit vermeintlich noch ausleben darf. Natürlich ist das Stadion kein rechtsfreier Raum, Konsequenzen muss es nun verstärkt geben, so sind sich alle einig – diese sollen aber auch zweckmäßig sein, nicht bloß Strafen, sondern je nach Tatbestand etwa Workshops für Sensibilisierung, das wäre vor allem im Jugendbereich, bei der Trainer*innenAusbildung wichtig! Sensibilisierung und weitere Maßnahmen Die Vereine sind angehalten, ihre Fanklubs mehr in die Verantwortung nehmen; besprochen wurde auch das mögliche Schaffen einer Anlaufstelle/Plattform für queere Sportler*innen, das Setzen von Zei-

Homophobie & Sport

Wir wissen um die Bedeu­ tung sichtbarer Symbole und Vorbilder, wir wollen jedoch die Nachhaltigkeit unserer Be­mühungen sicherstellen, denn es braucht eine lang­ fristige und tiefgehende Bewusstseinsschärfung einer ganzen Gesellschaft.

Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits chen und Aktionen wie z.B. ein „Regenbogenmatch“ zur EuroPride-Zeit, und bei dieser vielleicht sogar ein gesponserter Wagen? Umgekehrt stellte sich noch die Frage, ob es denn eine gewisse „Fußballphobie“ gibt, weil man sich nicht zugehörig oder willkommen fühlt – hier sei aber die Community gerne aufgerufen, auch so etwas wie queere Fanklubs zu bilden! Gewünscht ist jedenfalls eine langfristige Vernetzung, und zum ersten Mal fühle man diese Ansätze auch ernstgenommen.

An der Diskus­ sionsrunde teil­ genommen haben Vertreter*innen von ÖFBL und LGBTI*-Vereinen aus ganz Österreich PRIDE | Nr. 167 | Dezember 2018 |

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Homophobie & Sport

Solidaritätswelle für Gareth Thomas Die Rugbywelt steht hinter dem ehemaligem Wales-Kapitän nach homophober Attacke.

Text Gernot Wartner Fotos Twitterund FacebookAccount Gareth Thomas

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er 44-Jährige Gareth Thomas aus Bridgend ist eine Legende im walisischen Rugby. Er war zu seiner aktiven Zeit mit 100 absolvierten Ländermatches Rekordinternationaler seines Landes, führte die Nationalmannschaft als Kapitän an. Doch Thomas ist auch der erste prominente Rugbyspieler, der sich 2009 zu seiner Homosexualität bekannte. Mitte November machte er in einem Video auf Twitter öffentlich, dass er in Cardiff Opfer einer homophoben Attacke geworden war. Mit deutlich zerschrammtem Gesicht sagte Thomas, er wolle versuchen, trotz allem eine positive Botschaft zu verbreiten. Er habe sich, so Thomas weiter, dafür eingesetzt, dass die Angreifer durch

„Dass die Spieler die Regenbogenbänder tragen, ist ein immenses Zeichen für Inklusion.“ Gareth Thomas

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Wiedergutmachung einer Vorstrafe entgehen können. „Ich habe das getan, weil ich glaube, dass sie so mehr lernen können.” Ein 16-Jähriger wurde mittlerweile der Mittäterschaft überführt, er hat gestanden und sich bei seinem Opfer entschuldigt. Schuhbänder in Regenbogenfarben Nicht nur aus der Rugbywelt kamen in der Folge zahlreiche Solidaritätsbekundungen. Neville Southall, ehemaliger Keeper des walisischen Fußballnationalteams twitterte: „Tausende unterstützen dich, finde es großartig, dass du dich auf Positives konzentrierst. Bleib weiterhin ein Role Model.“ Der bereits jetzt legendäre walisische Referee Nigel Owens, der seine Homosexualität ebenfalls offen lebt, pries Thomas für seinen Mut. Frankreichs Rugby-Verband gab bekannt, dass seine Auswahl am Samstag im Test gegen Fidschi Schuhbänder in Regenbogenfarben verwenden wird. Die walisische Nationalmannschaft wird es den Franzosen in ihrem Spiel gegen Südafrika gleichtun – und auch Österreichs Meister RU Donau Wien wird in ihrer Meisterschaftspartie gegen die Wombats aus Wiener Neustadt dieses Zeichen setzen. „Die Spieler wollten das, sie waren gleich Feuer und Flamme“, sagte Sportdirektor Stiig Gabriel gegenüber Medienvertreter*innen. Auch bei RU

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Homophobie & Sport

Donau Wien gebe es Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung. Es sei dem Verein daher ein Bedürfnis, deutlich zu machen, dass er Homophobie nicht akzeptiere. „Auch unseren Jugendlichen wollen wir so deutlich vermitteln: Das ist nicht cool“. Respekt, so Gabriel, sei ein Wert, der im Rugby nicht nur beschworen, sondern auch gelebt wird. "Wir üben einen harten Kontaktsport aus, und das gefällt uns auch. Aber wir ergehen uns nicht in Macho-Gehabe."

Thomas, der sich seit seinem Outing als Aktivist für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT) einen Namen gemacht hat, meinte, er fühle sich demütig, angesichts der Unterstützung, die er erfahre. „Nachdem die physischen Narben geheilt sind, möchte ich ein unglaubliches Danke von mir und der LGBT-Community sagen. Meine seelischen Wunden werden nicht so schnell vergehen, sie werden mich jedoch motivieren, umso mehr für eine Welt zu kämpfen, in der die Akzeptanz von allen Normalität ist. Dass die Spieler die Regenbogenbänder tragen, ist ein immenses Zeichen für Inklusion.“ Die sogenannte Rainbow-Laces-Kampagne in Großbritannien war 2013 von Stonewall initiiert worden, einer Stiftung, die sich für Schwulenrechte einsetzt. 2010 hatte sie Thomas auch zur einflussreichsten schwulen Person im Vereinigten Königreich gewählt und als „Held des Jahres“ ausgezeichnet. Kirsty Clarke, Leiterin der Sportbelange bei Stone­ wall, meinte gegenüber der BBC, dass das, was Gareth Thomas zugestoßen ist, eine schmerzliche Erinnerung daran sei, wie viel Arbeit noch zu tun ist, bevor LGBT-Menschen sie selbst sein könnten, wo immer sie auch sind.

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Lesetipp Proud: My Autobiography by Gareth Thomas (Author), 2015 Webtipps twitter.com/ gareththomas14 facebook.com/pg/ GarethThomas Official/


Feminismus neu?

Hanna Herbst, Co-Chefredak­ teurin der „Liga”, Zeitschrift der Liga für Menschenrechte

„Feministin sagt man nicht” Text Caroline Milinkovic Fotos Andy Joe, Pertramer

Hanna Herbst, die Co-Chefredakteurin der „Liga” und ehemalige stv. Chefredakteurin von VICE Austria, hat ihr erstes Buch über Feminismus geschrieben.

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anna Herbst hat viele Fans aber auch Feinde. Die Medien nannten sie „HassHanna“ und unterstellten ihr, sie hasse Männer und Österreich. Aber auch auf ihr Äußeres wurde sie reduziert. In ihrem ersten Buch „Feministin sagt man nicht“ verarbeitet sie authentisch und wortgewandt ihre Erfahrungen und zeichnet ein Bild unserer Gesellschaft: „Auf der einen Seite die Feministinnen, die Spielverderberinnen der Nation, die die große, patriarchale Party des Le-

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bens gecrasht haben. Und der Rest der Welt will endlich mal wieder einen sexistischen Witz reißen dürfen.“ Bisherige Errungenschaften gehen nicht verloren Dass die bisherigen Errungenschaften engagierter Feminist*innen nicht verloren gehen dürfen und wir uns darauf auch nicht ausruhen dürfen, ist eine Selbstaufgabe aller. Das zeigt uns Hanna Herbst anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte. Sie erzählt von

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Feminismus neu? ihrer Kindheit und Jugend, ihrer alleinerziehenden Mutter, ihrem Bruder, der sich in keine Schublade stecken lassen wollte, und ihrem unterstützenden Vater. Dabei verschweigt sie aber auch nicht ihre Unsicherheiten und Angst im Umgang mit dem eigenen Körper und Sexismus im Alltag, etwa dass sie dachte, sie brauche ein männliches Urteil als Bestätigung, als Daseinsberechtigung. „Bis heute sind es meist Männer, die mich dazu bringen, meinen Platz in dieser Welt zu hinterfragen oder ganz aufzugeben und ihnen zu überlassen.“ #meetoo ist an niemandem spurlos vorbeigezogen, und viele Stimmen haben sich an der Diskussion betei­ ligt, auch jene, die ein Unvermögen besitzen, den Unterschied zwischen sexueller Belästigung und Flirten zu erkennen. Mord- und Vergewaltigungsdrohungen „Darf man keine Komplimente mehr machen? Solche Fragen stehen stellvertretend für das Missverständnis, nämlich, dass Feministinnen verklemmte Männerhasserinnen seien.“ Auch mit diesem Vorurteil wurde Hanna Herbst bereits mehrfach konfrontiert. Aber auch mit Hassnach-

richten, Mord- und Vergewaltigungsdrohungen. Psychische und physische Gewalt sind dabei aber kein Frauenproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem, und so begibt sie sich in ihrem Buch nicht in die Opferrolle. Machtstrukturen einfach umzudrehen und den Feind nur in Männern zu sehen, löst nicht das Problem. „Für den Erhalt des Systems sind eben nicht nur Männer verantwortlich. Das Patriarchat, das sind nicht nur Männer, das sind wir alle.“ Das erfolgreiche Funktionieren dieses Systems wird an den Beispielen der Schönheitsindustrie, Boulevardblätter und Pornografie aufgezeigt. Vermeintliche Makel am (weiblichen) Körper – Cellulite, kleine Brüste, große Brüste – werden als verbesserungswürdig kapitalistisch vermarktet und Selbstoptimierung sowie Perfektion als Pflicht um zu gefallen suggeriert. Das Aussehen von berühmten Frauen wird in Zeitschriften als Schönheits­ ideal deklariert oder kritisiert. „Der Körper wird durch sein Begehren bewertet.“ Frauen, die in kein Idealbild passen und passen wollen, sich aber dennoch wohl fühlen, werden mit Unverständnis bestraft. Die Menstruation wird als unrein und beschämend abgewertet und in der Werbung durch blaue Flüssigkeit ersetzt.

Lasst es trans sein, inter, nicht binär. Lasst es Sexarbeiterin sein und Muslima, Christin, Schülerin, oder alt und weiß und hetero und männlich.

Hanna Herbst über das feministische Subjekt

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Feminismus neu? Der Großteil der Pornos beinhaltet Handlungsstränge, in denen Frauen Sex zunächst ablehnen, überredet werden und dann doch zustimmen, bis der männliche Orgasmus den Schluss darstellt. Damit lernen Jugendliche als erstes über Sex, dass Frauen verfügbar sein müssen und die sexuelle Zufriedenheit von der männlichen Befriedigung abhängt. „Knapp 90 Prozent der meist konsumierten Pornos enthalten mehr oder weniger explizite körperliche und/oder verbale Gewalt gegen Frauen.“ Pornografie zu ver­ teufeln stellt jedoch keine Lösung dar, sondern sie neu zu denken und die strukturelle Gewalt damit nicht zu re­produzieren sehr wohl.

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„Feministin sagt man nicht“ ist daher kein klassisches Sachbuch, sondern auch ein Erfahrungsbericht, den viele Frauen nachvollziehen können. Das patriarchale System benachteiligt aber nicht nur Frauen und Minderheiten und wird auch nicht nur von Männern getragen, sondern betrifft alle. „Die Bewegung soll nicht nur offen sein für viele – sie ist angewiesen auf viele.“ Daher ist Feminismus eine Selbstaufgabe. Eine Selbstaufgabe, die alle Menschen in unserer Gesellschaft betrifft, da es um eine gerechte Gesellschaft für alle Geschlechter geht. Solidarität ist dabei das Schlüsselwort. „Und Feministin sagt man doch.“

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Feminismus neu?

„Die Entwicklung des Einzelnen ist die Voraussetzung für die Entwicklung aller.” Hanna Herbst präsentierte ihr Buch bei einer Lesung der RosaLila PantherInnen in Graz.

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ie RosaLila PantherInnen mit der Frauengruppe fem* luden Hanna Herbst am 19.11.2018 nach Graz ins Theater am Lend ein. Der Andrang war dementsprechend groß, sodass das Publikum sich auf Saal und Foyer verteilte. Hanna Herbst präsentierte zunächst einen dafür eigens verfassten Text zum Thema Feminismus: „Lasst alle an der Debatte teilhaben, die konstruktiv an ihr teilhaben möchten, auch wenn die Person Begrifflichkeiten nicht kennt. Wer sich mit Feminismus auseinandersetzen möchte, muss ein wenig eine neue Sprache lernen. Lasst das feministische Subjekt so frei sein in dem, was es ist, wie die Freiheit, die ihr selbst fordert: Lasst es trans sein, inter, nicht binär. Lasst es Sexarbeiterin sein und Muslima, Christin, Schülerin, oder alt und weiß und hetero und männlich.“ An der anschließenden Podiums­ diskussion war neben Hanna Herbst auch Felicitas Fröhlich vom Frauenvolksbegehren Steiermark beteiligt. Diskutiert wurde jedoch nicht

nur über Feminismus im Allgemeinen, sondern auch über die Verknüpfung mit LGBT-Themen; über Solidarität und Antipathie innerhalb der Community; über Grenzen und Tabubrüche der Zusammenarbeit mit bestimmten Institutionen und Vertreter*innen der österreichischen Parteienlandschaft; über den relativierenden Umgang mit sexueller Gewalt – Stichwort MeToo und This is not consent; aber auch über Gewalt und Hass auf Social Media-Plattformen. Die rege Teilnahme an der Diskussion seitens des Publikums zeigte auch die Aktualität und Relevanz von Feminismus auf. Ein spannender Abend also, der das Publikum mit viel Empowerment und neuen Denkanstößen begleitete. „Seid gut zu euch selbst und anderen. Achtet Menschen, Tiere, die Natur, und Dinge. Sprecht mit denen, die etwas nicht verstehen, das ihr verstanden habt – sofern sie es verstehen möchten. Erinnert euch stets an die Menschen, die ihr wart, bevor ihr wusstet, was ihr jetzt wisst und seid nachsichtig mit denen, die es noch nicht wissen.“ PRIDE | Nr. 167 | Dezember 2018 |

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Text Caroline Milinkovic Foto Andy Joe

Lesetipp Hanna Herbst: „Feministin sagt man nicht” ISBN978-37106-0194-1 136 S., Hardcover brandstaetter verlag.com


Oberösterreich

Aktion „Love wins” 12. & 13.10.201: #ehefueralle #soliaktion @fortynine @aec

Fotos Gerhard Niederleuthner, Gernot Wartner

„Was bleibt von 1968?” 19.11.2018: #queerefuehrung @nordico #talk #alfredroland #ernststrohmeyer @fortynine

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Regenbogenfest

Oberรถsterreich

13.10.2018: #grueneandersrum #queerparty #DjaneNica #DjNoisolepsy @aec

20 Jahre Radio FRO

Fotos Gerhard Niederleuthner

12.10.2018: #freiesradio #fro @stwst

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Oberรถsterreich

Partytime #horror night #superheldi*nnen #pinksensation #DJaneVanIce #DJBeatpatrol @fortynine

More than Beatz 6.10.2018: #poetryslam #LesGirls #Jassi&Elisabeth #Magdalenka #BellaDiablo #AliceMoe #_iMat @fortynine Fotos Gerhard Niederleuthner, Les Girls, Wolfgang Zehetmayer

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Fem Party

Oberösterreich

10.11.2018: #DJanesCAORLI #femevents @fortynine

Fotos Gerhard Niederleuthner

Mamma Mia – The Queer Fatal Night 10.11.2018: #happybirthday #KlausBinder #DressCode #ShowKlausandFriends #ABBALipsyncBattle #Ginger’sComeback #Djane S.Stereo @Gasthof Auerhahn

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Steiermark

UniSex Irritierende Frauenbilder in der Queerlounge Text und Foto Andy Joe

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m 14.11. fand mit UniSex zum zweiten Mal eine performative Lounge statt, die von der Kunstuniversität Graz in Kooperation mit dem Schauspielhaus organisiert wurde. Das Thema des Abends war das sich wandelnde Frauenbild, welches hierbei durch bewusst irritierend inszenierte Kontraste dargestellt wurde. Eingeleitet wurde der Abend von Miss Alexandra Desmond, die in gruseliggrotesker Weise Texte von Gertrud Scholtz-Klink rezitierte und das Frauenbild des Dritten Reichs beschwor. Zu ihrer anschließenden Darbietung von „We’ll meet again“ schlug die Szenerie radikal um und das Publikum wurde Zeuge, wie eine alleinerziehende Frau der Moderne zwischen Unterhaltsklagen, Elternabenden, Arbeit und Kontrollen des Jugendamtes an der Mutterrolle scheitert. Auch die ursprünglichen Ideen des Feminismus wurden dargelegt und

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die Frage aufgeworfen, inwieweit diese mit heutigen Ansichten, Darstellungen und Meinungen vereinbar sind. Befinden wir uns zwischen der #metoo-Bewegung, beschworener Opferrolle und Diskussionsrunden, die zwar als spannend betitelt werden, doch keine nachhaltige Veränderung zu bewirken scheinen, schon im Zeitalter des Post-Feminismus? Oder gar im Meta-Feminismus? Keine Ausreden mehr Auch die Besucher*innen waren aufgefordert, in einem Würfelspiel die eigene Wahrnehmung und Vorstellung von Geschlecht und Geschlechteridentität zu hinterfragen. Denn fest steht, solange sich die breite Masse zurücklehnt und ihr Gewissen mit Ausreden wie: „Wir sind ja schon so weit, wir haben ja schon so viel!“ beruhigt, bleibt wohl auch die gesellschaftliche Ungleichheit der Geschlechter bestehen. Und das ist der wahrhaft irritierende Gedanke.

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Steiermark

Lesben, Schwule und Vampire Ein Streifzug durch die Filmgeschichte

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s gibt viele Varianten, wie sich Homosexualität in Vampirfilmen manifestiert. Zunächst konnte man in Zeiten, in denen es noch verpönt war, Homosexualität in einem Film offen zu zeigen, das gleichgeschlechtliche Begehren durch Vampirismus sozusagen „tarnen“, wie dies in Draculas Daughter (1936) der Fall ist. Anfang der 1970erJahre versuchten die finanziell angeschlagenen Hammer-Studios nach ihren Vampirklassikern mit Chris­ topher Lee als Graf Dracula, weibliche Vampirstorys mit lesbischer Erotik und Nacktheit aufzupeppen: Der erste Film dieser Art „Vampire Lovers“ (Gruft der Vampire) zeigt Ingrid Pitt als bisexuelle Vampirin. Sie drehte für Hammer später „Lust for a Vampire“ (Nur Vampire küssen blutig) und schließlich „Twins of Evil“, der den absolut bescheuerten deutschen Titel „Draculas Hexenjagd“ trägt. „Vampyros lesbos” (1971) erlangte Dank psychodelischer Musik und schwachsinniger Handlung Kultstatus. Im Softporno-Genre brachte 1973 der Produzent Jess Franko mit „Erotikill“ (aka Lüsternde Vampire im Spermarauch aka Black Countess aka Jacula aka Female Vampire). Nicht mehr tarnen musste sich „The Hunger“ (Begierde, 1983): Die lesbischen Liebesszenen mit Catherine Deneuve und Susan Sarandon zählen bis heute zu den schönsten der Filmgeschichte.

„Lestat und sein Anhang standen hinter dem Vorhang und spähten durch Löcher in den Zuschauerraum. Lestat umarmte seinen Gefährten Louis, und sie küssten sich auf den Mund, während die sterblichen Musiker alle beide in ihre Arme nahmen.“ In der literarischen Vorlage, den zehn Bänden „The Vampire Chronicles“ von Anne Rice, ist klar: Die beiden Vampire sind ein schwules Paar. Doch mit Brad Pitt als Louis und Tom Cruise als Lestat konnte Hollywood keine schwule Story drehen: Im Film „Interview mit einem Vampir“ wurde die Homoerotik möglichst eliminiert. Dies ist eine Handvoll Beispiele aus der bunten Vielfalt, welche der Vampirismus in Film und Fernsehen hinterlassen hat. Zu Halloween führte ein Vortrag dazu zu einem full house im feel free. PRIDE | Nr. 167 | Dezember 2018 |

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Text Hans-Peter Weingand Foto Andy Joe


Steiermark

...denn Tuntenball muss sein! Text Andy Joe Foto Nora Steinbach

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m 6. November wurde das mit Spannung erwartete Thema des 30. Tuntenballs enthüllt, und es verspricht, skandalös zu werden. Am 23. Februar 2019 werden sich die Tore des Grazer Congress zum Motto „Scandal – 30 years of diversity“ öffnen, um die Ballbesucher*innen in die verruchten Halbwelten der Nachtclubs, Bordelle und Varietée-Theater zu ent-

führen. Jede*r Gast ist aufgerufen, an diesem Abend die eigenen Grenzen auszuloten, um frei die eigene Identität auszuleben und zu feiern. Es wird ein Abend der gelebten Diversität, dem noch immer in Teilen der Gesellschaft mit Missachtung und Intoleranz begegnet wird, und so bleibt die Botschaft des Tuntenballs auch nach 30 Jahren topaktuell. Tuntenball muss sein!

Tag der offenen Tür Text und Fotos Chris Skutelnik

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m Vereinslokal feel free sind zwei Vereine beheimatet: Die RosaLila PantherInen und der Verein Stop AIDS nutzen die Räumlichkeiten für das zum Großteil kostenlose Ser­ viceangebot. Dies war der Anlass, um am 10. November erstmals zum Tag der offenen Tür einzuladen. Mit einer

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Aussendung an über 8.740 Haushalten in den Bezirken Lend und Gries wurde speziell die Nachbarschaft eingeladen. Es kamen über den Tag verteilt insgesamt 80 Personen vorbei und informierten sich speziell zu den Themen Jugend, Frauen, Flucht und Asyl sowie Szene und Vielfalt in Graz.

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Steiermark

Vannesa Community

Saliva Deepstollen

Anna Conda

Jubiläumsmiss gesucht! Skandalöses Clubbing mit Drag Race

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lle Jahre wieder wird sie gesucht, die neue Miss Tuntenball! Das Halbfinale dieses Wettbewerbs wird bereits seit einigen Jahren im Zuge des Tuntenballclubbings abgehalten, und wie das diesjährige Ballthema versprach, war es ein Abend voll kleiner und größerer Skandale. Ganze acht Contestant*innen waren diesmal dabei und eine Premiere durfte gefeiert werden: mit Eric Big Clit bewarb sich zum ersten Mal ein Drag King als Mister Tuntenball. Die prominent besetzte Jury mit Tuntenballpatronesse Tamara Mascara, Starfriseur Dieter Ferschinger, Performance-Künstlerin Pandora Nox und der amtierenden Miss Tuntenball Rachel

Estrella Cloud wusste natürlich genau, worauf es bei der Performance und den Outfits der Kandidat*innen zu achten galt und hielt sich auch nicht mit schlechter Kritik zurück. Die schweißtreibenden Performances zahlten sich aus, drei Queens durften am Ende Einzug ins Finale halten: Vannesa Community, die im kessen Kuhoutfit Tiroler Bergluft nach Graz brachte, Saliva Deepstollen, die während ihrer Performance als Goldgräber-Gattin gekonnt das Patriachat verführte und Anna Conda, die durch ihren großartigen Live-Gesang die Herzen eroberte. Das Finale findet im Zuge des Grazer Tuntenballs am 23. Februar 2019 statt.

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Text und Fotos Andy Joe


Steiermark

Geister, Zombies & Drag Queens

W Text & Fotos Andy Joe

er die gruseligste Nacht des Jahres zwischen Untoten, Monstern, Vampiren und Drag Queens verbringen wollte, der kam zur alljährlichen Halloween-Edition der FAGtory, die in gewohnter Manier in der Postgarage gefeiert wurde. Das dynamische Djane-Duo be-

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stehend aus Ginger Red und Bubblegum Lecter, die nebenbei gleich ihre Premiere in Graz feierte, sorgte dafür, dass auf der Tanzfläche alle auf ihre Kosten kamen. Abgerundet wurde der Abend durch eine großartige Lasershow. Kein Wunder also, dass so manche*r Partygäst*in bis ins Licht des nächsten Tages hinein feierte.

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Steiermark

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Steiermark

Aus der Zeit der Verfolgung Ein schwullesbischer Stadtspaziergang am Tag der Menschenrechte

Text Hans-Peter Weingand Fotos Eberhard und Michaela Feiner-Wuthe

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wohnhaft, wurde er als „ASO-Häftling“ (§ 175), d.h. als „asozialer“ Homosexueller eingestuft. Im KZ Flossenbürg starb er bereits am 29. September 1941.

Ein solches NS-Opfer ist Emmerich Gutmann. Vor dem Männerwohnheim der Stadt Graz in der Rankengasse 24 ist zu seinem Gedenken heute ein „Stolperstein“ im Gehsteig verlegt. Was war geschehen? Im Juli 1940 hatte eine Frau zwei Männer bei „Unzucht“ im Grazer Volksgarten beobachtet. Der 40jährige Kellner wurde gemeinsam mit einem Jugendlichen verhaftet, den er am Arbeitsamt angesprochen hatte. Gutmann wurde zu zehn Monaten schweren Kerkers verurteilt und nach der Strafverbüßung von der KriPo am 30. Juni 1941 ins KZ Flossenbürg transportiert. Bei seiner Verhaftung im Obdachlosenasyl

Ein sehr ähnliches Schicksal erlitt Konrad Draschkowitsch. Der 38-jährige Buchbinder hatte in der Nähe des „Zentralkino“ am Griesplatz 27 zwei Burschen kennengelernt, die dann in Hoffnung auf Geld mit ihm zum Grieskai gingen. Bei sexuellen Handlungen wurden sie jedoch beobachtet und verhaftet. Vorbestraft und als Jugendverführer betrachtet, wurde Draschkowitsch am 17. Dezember 1938 in Haft genommen und zu zehn Monaten schweren Kerker verurteilt. Dann kam er in einem Sammeltransport von 60 Häftlingen in das KZ Dachau. Dort erhielt er am 24. Juni 1940 mit der Häftlingskategorie „Arbeitszwang Reich“ die Nummer 13499. Ab 31. August 1940 war Draschkowitsch in den KZs Sachsenhausen, Buchenwald, Ravensbrück und ab 17. 12. 1941 wieder in Sachsenhausen, dort starb er am 27. April 1942.

ie Rosalila PantherInnen und das Stadtteilprojekt Annenviertel erinnern mit einer Tour durch den Grazer Stadtbezirk Gries an die dunkle und traurige Geschichte der Community. Denn „Unzucht wider die Natur“ war in Österreich bis 1971 für Männer und Frauen mit Kerker bestraft. Und in der NS-Zeit konnte für schwule Männer diese Verfolgung auch mit dem Tod im KZ enden.

Diese Fälle zeigen, welche Personen am ehesten Opfer der Verfolgung wurden: Ohne eigene Wohnung spielten sich die Anbahnung von Kontakten und auch darauffolgende sexuelle Kontakte oft im öffentlichen Raum ab: am und um den Griesplatz z. B. bei den kleinen WC-Anlagen, in dunklen Kinosälen, in Parks oder am Murufer. Auch das „Bad zur Sonne“ war

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Steiermark

ein beliebter Treffpunkt; während der NS-Zeit setzte die Polizei dort auch ertappte junge Homosexuelle als Lockvogel ein. „lesbisches Bandl“ 1947 flog durch eine Kombination aus Denunziation und Eifersucht ein Netzwerk lesbischer Frauen auf. Ein Mann namens Feichtinger besuchte mit Gerlinde P. und Anna J. das Kaffee Krail in der Feuerbachgasse 48. Im Gries-Viertel waren die Frauen nicht unbekannt, sie wohnten ja auch in der Elisabethinergasse zusammen. So machte die Wirtin den Mann aufmerksam, „daß diese beiden Frauen ‚Warme’ seien“. Freisinger glaubte nun den Grund für diverse Zurückweisungen gefunden zu haben und wollte „die ganze Clike in die Höhe gehen“ lassen. Werkzeug der Rache wurde Walburga T., die ebenfalls von Gerlinde P. angetan war. Diese erzählte der Polizei, dass sie 1944 mit Gerlinde P. sexuelle Handlungen vollführt habe und von der Ida M. betrunken gemacht und missbraucht worden sei und dies bereits 1944 angezeigt habe. Gerlinde P. wohne seit Mai bei der Anna J., die „ebenfalls lesbisch veranlagt sei“. Auch Barbara Teu. sei Lesbierin“ und mit der P. in „unerlaubter Beziehung“. Bei Gerlinde P. fand die Polizei verdächtige Briefe, in denen z.B. Christa Tau im Mai 1945 von einer gemeinsamen Zukunft träumte: „Wir haben schon so viel Schweres mitgemacht, einmal müssen wir doch glücklich

sein dürfen, – desto schwerer das Leid, desto stärker das Band.“ Der zweite Brief war ein gezeichneter Morgengruß: „Guten Morgen! 1000 liebe Bussi schickt Dir mein Lieb deine treue [Christa]“. Bei der Polizei sagte Christa Tau. später aus, sie habe die Briefe in diesem Stil geschrieben, weil Gerlinde P. damals krank war und sie wusste, dass sie solche Briefe mochte. Walpurga T., die sich mit ihren Anzeigen sogar selbst belastet hatte, wurde wegen Unzucht mit P. zu sechs Monaten schweren Arrest bedingt auf drei Jahre verurteilt. Sechs Monate unbedingt erhielt die Schaustellerin Ida M.: „Sie ist ein Mannweib, trägt mit Vorliebe lange Hosen und wurde vor Jahren wegen Tragen von Herrenkleidern beanständet und vom Stadtgebiet verwiesen.“ Gerlinde P. konnte nach einer völlig mangelhaften Urteilsbegründung (irrtümlich waren ihr die Liebesbriefe zugeschrieben worden) letztendlich jedoch Freispruch im Zweifel erreichen. Bei weiteren Frauen wurde das Verfahren aufgrund des Amnestiegesetz von 1950 eingestellt. 1976, vier Jahre nach der Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen unter Erwachsenen in Österreich, wurde der letzte Haftbefehl gegen eine mittlerweile 60-Jährigen Barbara Teu. gelöscht. Zum Abschluss des historischen Stadtspazierganges, den Landtags­ präsidentin Bettina Vollath (SPÖ) und Stadträtin Tina Wirnsberger (Grüne) mit Spenden unterstützt hatten, gibt es zum Aufwärmen einen Ausklang im Ungerhof. PRIDE | Nr. 167 | Dezember 2018 |

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Ausland

Queer Asia Gesetzesentwurf für eine registrierte Partner*innenschaft in Thailand soll 2019 kommen­

Text Gernot Wartner Foto

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ie thailändische Militärregierung hat beschlossen, noch vor den Parlamentswahlen im kommenden Februar neue gesetzliche Regelungen zu erlassen, die die Rechte gleichgeschlechtlicher Partner*innen schützen und eine registrierte Partner*innenschaft einführen sollen.

chen Paaren die gleichen Rechte, die heterosexuelle Partner*innen genießen, zuerkannt werden sollen. Das Gesetzesvorhaben schließt unter anderem auch gleiche Erbschaftsregelungen, gemeinsames Eigentum sowie das gesetzliche Recht, medizinische Entscheidungen zu treffen, wenn eine Partnerin oder ein Partner dazu nicht in der Lage ist, ein.

Das „Life-Partnership-Gesetz“ soll noch heuer vom Kabinett beschlossen werden, so Kerdchoke Kasamwongjit, stellvertretender Generaldirektor des Justizministeriums in der Abteilung für Freiheitenschutz.

Kerdchoke bestätigte auch, dass der Entwurf keine Bestimmungen in Bezug auf Adoptionen von Kindern enthalten werde. „Dies ist ein Ausgangspunkt. Wir möchten grundlegende Menschenrechte garantieren. Erst einmal sollen gleichgeschlechtliche Paare als Familie anerkannt leben können“, sagte er gegenüber Medien.

Abstimmung Kerdchoke sagte, seine Abteilung werde die öffentliche Meinung bis 20. November einholen. Die Be­ völkerung kann der Lebens­partner*in­nenschaft einfach zustimmen oder nicht zustimmen, sowie den Inhalt kommentieren. Zudem sollen in den größten Städten, nämlich Bangkok, Chiang Mai, Hat Yai, Khon Kaen und Ayutthaya Informations- und Diskussionsveranstaltungen für Interessierte abgehalten werden. Nach Abschluss der öffentlichen Konsultationen wird der Gesetzesentwurf an die Regierung weitergeleitet und sobald er dort beschlossen ist, wird er der Nationalen Gesetzgebenden Versammlung zur Abstimmung vorgelegt. Das Gesetz sei ein Riesenvorhaben – es hat nicht weniger als 70 Paragrafen, mit denen gleichgeschlechtli-

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Vorbild für Asien Derzeit ist vorgesehen, dass gleichgeschlechtliche Paare sich bei jedem Bezirksamt für die Eintragung anmelden können, genauso wie heterosexuelle Paare für die Registrierung der Ehe. Thailand wäre damit der erste Staat Asiens, der eine Eingetragene Partner*innenschaft einführt. Bereits am 2007 beschloss die verfassunggebende Versammlung, ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung in die neue Verfassung aufzunehmen, was zuvor noch abgelehnt wurde. Ein erster Gesetzentwurf zur Einführung einer Eingetragenen Partnerschaft im Jahr 2013 scheiterte, da er vor den Parlamentsneuwahlen 2014 nicht mehr behandelt wurde.

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Ausland

Splitter Jean-Marie Le Pen verurteilt PARIS. Der Mitgründer von Frankreichs rechtsextremer Partei Front National, Jean-Marie Le Pen, ist wegen abfälliger Äußerungen über Homosexuelle zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Le Pen müsse wegen mehrfacher öffentlicher Beleidigung Homosexueller mehrere Tausend Euro zahlen, entschied Ende November ein Gericht in Paris, wie mehrere Medien berichteten. Einen Teil des Geldes muss er an einen Verein zahlen, der sich gegen die Diskriminierung Homosexueller einsetzt. Le Pen hatte sich unter anderem

2017 nach der Trauerfeier für einen auf den Pariser Champs-Elysees erschossenen Polizisten diskriminierend geäußert. Auch der Partner des Polizisten hatte eine Rede gehalten. Le Pen hatte daraufhin gefordert, dass man die Familie des Getöteten von solch einer Zeremonie aus Diskretion hätte fernhalten müssen. Im Gespräch mit der Zeitung „Le Figaro” hatte Le Pen Homosexuelle ebenfalls beleidigt. Sein Anwalt kündigte nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP an, in Berufung zu gehen.

Text Gerhard Niederleuthner

Aus für „Lindenstraße” kommt 2020 BERLIN. Es ist das Aus für eine Institution im deutschen Fernsehen: Die „Lindenstraße“ soll im März 2020 zum letzten Mal in der ARD zu sehen sein. Die Fernsehserie „Lindenstraße“ wird nach 34 Jahren beendet. Die ARD-Fernsehprogrammkonferenz habe sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des bis 2020 laufenden Produktionsvertrags entschieden, teilte der Westdeutsche Rundfunk in Köln mit. Die letzte Folge soll im März 2020 zu sehen sein. Die „Lindenstraße“ läuft seit 1985 wöchentlich. Sie sei eine „Ikone“, sagte der Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, Volker Herres. Die Zuschauer*innenzahl sank jedoch seit Jahren deutlich.

In der „Lindenstraße“ gibt es mit Carsten Flöter (Georg Uecker) seit 1985 einen schwulen Charakter, und 1987 gab es den ersten Kuss zwischen zwei Männern in der Serie, es küßten sich Carsten Flöter und Gerd Weinbauer (Günter Barton).

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Text Gerhard Niederleuthner Foto WDR


Kultur

„Ich kann nur das machen, was ich für richtig halte.” Ein Interview mit Conchita – einen Tag vor ihrem 30. Geburtstag – über mehr Männlichkeit, Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, Kanzler Kurz, EUROPRIDE und die Europawahl 2019 Interview Gerhard Niederleuthner

PRIDE: Ich habe ein Geschenk mitgebracht, es sind die drei PRIDE-Cover mit dir drauf. Conchita: Unfassbar

Fotos Gerhard Niederleuthner, Sony Music Austria, Maximilian Lottmann

PRIDE: Wir waren das erste queere Magazin, das dich 2006 aufs Cover gebracht hat. Conchita: Danke, das ist sehr lieb. PRIDE: Wie geht’s dir mit deiner Vergangenheit als „Starmania-Tom“? Conchita: Gut, wie soll ich sagen. Wie wir alle haben wir frag­ würdige Kleidung getragen. Ich habe gerade jetzt mit meiner Tour, die „Soweit gut“ heißt, mir ein bisschen diesen Zeitraum in Angriff genommen, weil ich in diesem Geschäft bin, seitdem ich 17 Jahre alt bin. So hab ich mich in letzter Zeit viel damit beschäftigt, was ich so gemacht habe – Starmania und die Boyband. Ich bin sowieso ein Mensch, der daran glaubt, alles was passiert, muss passieren. Und so lernt man manchmal in der Situation, weil Starmania habe ich halt nicht gewon-

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Kultur nen. Aber daraus zu lernen, wie es ist, wenn man nicht gewinnt – davon zehre ich schon auch noch heute ein bisschen von dieser Gelassenheit. PRIDE: Ist die CD eine Form von Abschied – die Transformation von Conchita läuft ja schon länger, du zeigst jetzt mehr den Mann? Conchita: Jein, es ist definitiv die Krönung eines Genres, mit dem ich mich beschäftige, seit ich in dieser Branche arbeite. Und ja, es ist schon in Zukunft definitiv was anderes geplant – und es wird auch gemacht und veröffentlicht werden. Ich will mich als Künstlerin auch weiterentwickeln. PRIDE: „All By Myself“ (Céline Dion) ist der spannendste Track – in der Kombination mit Rach­maninoffs Klavierkonzert. Wie war das Arbeiten mit den Wiener Symphonikern? Conchita: Ja unglaublich, es war wahnsinnig schön. Ich kann mich erinnern, es war Freitag Nachmittag, die Symponiker hatten da eine Aufnahmesession, ich sitze mit meiner Produzentin Dorothee Freiberger und hab mir dann gedacht, warum lässt sie das nochmals spielen? Und irgendwann merkst du, es ist Freitag, 17:30 Uhr und die Symphoniker spielen für dich! Das ist überwältigend, weil mir schon auch bewusst ist, mit welchem Orchester ich da zusammen arbeite – die haben ja auch einen Ruf, der ihnen Perfektion impliziert.

wenn das ich singe – noch ein bisschen spezieller ist. PRIDE: Ich finde „Für mich sollst rote Rosen regnen“ die schönste Nummer, weil deine Interpretation unkompliziert und locker ist. Gibt es für dich Lieblings-Songs?

Ich glaube es ist unglaublich wichtig, dass man sich mag.

Conchita zum Coming Out Conchita: Schon, es gibt auf jeden Fall so Momente, auf die man sich freut, wenn man sie performt. „All By Myself“ ist bei mir immer Spitze, weil es ist dieser Aufgang! Also die „roten Rosen“, dieses Lied liebe ich aus verschiedenen Gründen. Zum einen, weil dieses Lied auch für mich geschrieben wurde, also wenn ich singe „Mit 16, sagte ich still: ich will, will groß sein, will siegen“, ich meine, ja das hab’ ich gesagt mit 16. Und die Schwierigkeit war schon, dass man davon weggeht, es schön zu singen – das geht bei diesem Lied nicht! Es geht um die Geschichte und dass man es so meint.

PRIDE: Es gibt aber auch Songs wie „Sound of Music“, in denen du sehr hoch singst ... Conchita: Absolut! Das war alles eine stimmliche Challenge. Bei „The Sound of Music“ ist es die OriginalTonart und mir ist absolut bewusst, dass es, wenn das ein Mann singt –

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Kultur PRIDE: Bei der Knef ist schön singen etwas Spezielles… Conchita: Nein, man kann es nicht nachsingen, man muss es glauben. Mir als Perfektionist geht es darum, die Töne so sauber als möglich zu singen, das Timing einzuhalten, und man kommt aus dem nicht heraus. Und im Tonstudio ist man schon so nah an den eigenen Fehlern, da frustriert man dann schon gerne. Bis man zu dem Punkt kommt, wo man sich denkt, „Ok, woast wos, jetz‘ sing ichs einfach ein, is eh schon wurscht!“ [Im Dialekt] Und dann plötzlich sind es die Tracks, die es dann sind. Und dann hat man die Emotion und das Gefühl und du singst das Lied ein. Verlosung PRIDE ver­ lost drei hand­ signierte PRIDECover mit Conchita und eine hand­ signierte CD www.pride.at/ verlosungen

PRIDE: Eine Frage, die sicher schon oft gestellt wurde, warum sind Nummern wie „Over the Rainbow“ nicht auf der CD? Conchita: Oh, wieso ist „Over the Rainbow“ nicht drauf? Ich hab es bei der CD-Präsentation im Konzerthaus gesungen. Aber auf der Platte ist es nicht oben, weil (überlegt) … ich muss sagen, ich hab mich spät in „Over the Rainbow“ verliebt und ich glaube, deswegen ist es nicht oben.

PRIDE: Hymnen sind für die Community wichtig. Du bist Botschafterin für EUROPRIDE 2019. Wie siehst du hier deine Funktion, gerade in Österreich mit dieser rechten Regierung? Conchita: Also abgesehen davon, dass es eine große Plattform ist, die man da bespielen kann. Die wahrscheinlich auch eine Aufmerksamkeit bekommt, wie keine Parade zuvor bei uns in Wien, oder in Österreich. Das zu nutzen, um auch etwas zu sagen, ist unglaublich wichtig. Da auch von Seite der Politik Unterstützung zu erfahren, vielleicht nicht von den Politikern, von denen wir wissen, dass sie uns nicht unterstützen, aber von anderen – ist natürlich ein starkes Zeichen. Weil ich glaube, ich unterstelle jetzt einmal vielen Wirtschaftstreibenden und Politikern, dass sie das Ausmaß und die Größe dieses EUROPRIDE „nicht am Schirm haben“. Ich glaube, dass viele nicht wissen, dass es zirka ein Million Leute sind, die dann hier sind über einen längeren Zeitraum. Die Stadt (Wien) weiß das, die gibt ja auch Geld dafür her. Aber viele andere, die sagen: „Regenbogenparade – na Gott sei Dank – DIE brauche ich im Ersten Bezirk?“. Aber ich glaub, dass sich das ändern wird, und diese Aufmerk­ samkeit nutze ich schamlos aus. PRIDE: In Wien gibt es politische Unterstützung, aber in kleinen Städten wie Linz oder besonders am Land ist es schwierig. Du bist und warst ja immer für junge Schwule ein Vorbild… Conchita: Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich kann nur das machen, was ich für richtig halte, und kann nur das sagen, was ich für richtig halte. Ich habe da keine Ahnung, ob das irgendwen interessiert, was ich

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Kultur zu sagen habe. Aber ich werde es sagen! Und wenn es irgendwie einen Teil dazu beiträgt, dass sich etwas tut, in eine Richtung, die für uns alle aus Österreich etwas Positives hat, dann ist das natürlich ein Wahnsinn. PRIDE: Das mediale Interesse nach dem Songcontest war riesengroß. Wie willst du als Person gesehen werden oder bist du eine Stellvertreterin? Conchita: Ja, die Stellvertretung wird einem ja umgehängt, die haben mich ja nie gefragt. Wie soll ich sagen, ich nehme mich aus dem immer raus, weil Erwartungshalten, für die kann ich nichts. PRIDE: Wenn du jetzt mehr den Mann auf der Bühne zeigst, provoziert das. Man hat sich an die Kunstfigur Conchita gewöhnt … Conchita: ... wie lustig, ja das ist so absurd … PRIDE: … bekommst du da jetzt unterschiedliche Reaktionen? Conchita: Es ist echt ein Wahnsinn, ich kann machen was ich will, die Leute fühlen sich von mir provoziert. Zuerst darf ich kein Kleid anziehen! Jetzt soll ich ein Kleid anziehen! PRIDE: Ist die Figur ein Schutzschild? Hast du da einen Plan, wie es mit dir weitergeht? Conchita: Ich habe nie einen Plan. Einen „Stagelook“ zu haben ist für mich ungeheuer wichtig, weil das macht mir einfach Spaß. Ich muss mich nicht so „aufdirndln“, wenn ich zum Billa einkaufen gehe, weil da will ich keine Aufmerksamkeit. Aber auf der Bühne will ich das natürlich. Es ist weniger mein Gedanke, ich will jetzt irgendjemanden provozieren, sondern einfach „A Gaudi haben“. Ich

bekomme vor allem andere Reaktionen von Frauen, die ich vorher nicht kannte. Trotzdem, dass sie wissen, dass ich schwul bin, irgendwie Interesse daran haben, mich näher kennen zu lernen. Das ist neu.

Das, was den Migrationspakt betrifft – ich zweifle an der Kompetenz dieser Menschen.

Conchita über Kanzler Kurz & die Regierung PRIDE: Gerade bei jungen Leuten ist die Geschlechterund Identitätsfrage eine ganz brennende, was ist deine Botschaft an junge Leute? Conchita: Ich glaube es ist wahn­ sinnig wichtig herauszufinden, wer man ist. Ich glaube es ist unglaublich wichtig – und das sind totale Floskeln, weil ich es immer wieder erleben muss, die ich verwenden muss – es ist unglaublich wichtig, dass man sich mag. Auch in all seinen Facetten, dass man sich auch akzeptiert und dass man auch gütig mit sich selbst ist. Weil niemand sagt gerne, dass er eifersüchtig ist, aber ich kann unglaublich eifersüchtig sein, und ich hasse es, dass ich es sein kann. Aber ich glaube, sich bewusst zu machen, wer man ist und wie man in gewissen Situationen funktioniert, macht es einem erheblich leichter, durch die Welt zu gehen. Weil man weiß, ok, das bin ich jetzt, wenn man z.B. eifersüchtig ist – und warum bin ich eifersüchtig, weil ich zu faul bin, das zu erreichen, was die anderen haben, … also wirklich ehrlich zu sich zu sein. Und insgesamt, auch die schönen Seiten … Wir tendieren ja auch dazu, unsere Talente zu entschuldigen, wir tendieren ja dazu Komplimente nicht anzunehmen. „Und des is genauso blåd!“

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Konzerttipp Sa., 13. April 2019, 19:30 Conchita mit ihrer Band Großer Saal Musiktheater Linz


Kultur

[Im Dialekt]. Ich glaube, alles, was man sich selbst antut, tut man auch in gewisser Form mit anderen. Das heißt, wenn Menschen schnell ver­ urteilen, verurteilen sie sich auch selbst sehr schnell.

Europawahlen nächstes Jahr! Unfassbar wichtig! Wichtiger denn je!

Conchita zur Europawahl 2019

„From Vienna with Love” Conchita und die Wiener Symphoniker; Conducted by Guido Mancusi Sony Music conchita wurst.com wiener symphoniker.at sonymusic.at

PRIDE: Wenn du Bundeskanzler Kurz begegnen würdest, was würdest du ihm sagen? Conchita: Dem Herrn Kurz? Pfff… (überlegt) Alle haben eine Legitimation, warum sie den Job machen, den sie machen. Ich höre halt viele dieser Politiker im Fernsehen reden – und es klingt jetzt vielleicht ein bisschen arrogant oder überheblich – ich denke mir, ich könnte ihm einen Rhetorikkurs geben. Weil manchmal denkt man sich, es ist vollkommen in Ordnung – hab deine Gesinnung und predige, das was du für richtig hälst, – aber „könnt ihr das bitte in ganzen sinnvollen Sätzen machen“. Weil, das ist biss'l peinlich. (Pause) Ja, was den Herrn Kurz anlangt und unsere Regierung. Also, das, was den Migrationspakt betrifft – ich zweifle an der Kompetenz dieser Menschen. PRIDE: Aber sie wissen genau, was sie tun, das ist ja eine Strategie. Wieweit wirdst du als Feigenblatt benutzt, um zu zeigen, wie liberal Österreich sei. Conchita: Das Ding ist das – wenn ich eine Theorie in den Raum stellen darf –, wenn sie sich diese Offenheit umhängen, müssen sie sie auch zu einem gewissen Grad leben.

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PRIDE: Sie können ja sagen, die „Ehe für alle“ ist jetzt möglich, die schwarz/blaue Regierung hat das ermöglicht. Conchita: Aber wenn das eine Entwicklung in eine Richtung ist, in der sie offener sind, dann wäre das ja super. Ich glaube, was tatsächlich unglaublich wichtig ist, sind nach wie vor jede Form von Wahlen und jegliche Form der Beteiligung der Bevölkerung, weil wir leben in einer Demokratie, und diese hat die Macht, etwas zu ändern. Das Problem ist, dass es viele Menschen gibt, die sich im Wahlprozess viele Reden anschauen und denken, „geh‘ bitte, es kann doch niemand so blöd sein, das zu glauben“. Und das Problem ist, wenn die Menschen dann nicht zur Wahl gehen, weil „das wird ja nie passieren“. Und dann gehen alle die hin, die diese Gesinnung haben – und dann haben wir diesen „Salat“. Ich glaube, dass Wahlbeteiligung das Einzige ist, was helfen wird. Da gibt es ja auch Studien, dass wenn die Wahlbeteiligung hoch ist, der Anteil der rechtsdenken Menschen so wahnsinnig schrumpft, dass es eben in eine Gesellschaft geht, die inkludiert. PRIDE: Das ist ein Wahlaufruf? Conchita: Natürlich, absolut – Europawahlen nächstes Jahr! Ich glaube, es ist insofern ein heikles und schwieriges Thema, weil sich natürlich viele Österreicher, viele Menschen denken, Europa, das ist ja viel zu weit weg für mich – was wird da meine Stimme zählen? Unfassbar wichtig! Wichtiger denn je!

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PRIDE: Danke – das war dein perfektes Schlusswort. Die Langversion des Interviews: www.pride.at


Kultur

Alexander

A

us Aktfotografien von 13 schwulen Männern ent­ wickelte der junge Fotograf esthaem ein fiktives Porträt „Alexander“ und präsentierte das Fotobuch in einer Ausstellung an der Kunstuni Linz als Abschlussarbeit seines Studiums (siehe PRIDE Nr. 161/Dez. 2017). In ihren Einführungs­

worten verglich Christa Amadea, die die Arbeit an der Uni betreute, seinen Blick auf den männlichen Körper mit der Architektur von Loos. Von dem jungen Talent mit feinem Gespür und klarem Blick sind noch spannende Arbeiten zu erwarten.  instagram.com/esthaem  esthaem.com

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Text Gerhard Niederleuthner Fotos: esthaem, Niederleuthner


Kultur

La Rioja Text und Fotos Stefanie Horvath

Reisetipps Auskünfte und Infomaterial Spanisches Fremden­ verkehrsamt Wien +43 1 512 95 80 10 viena@ tourspain.es

„D

Eine Weinreise in die kleinste autonome Region Spaniens

a, wo der gute Wein herkommt“ – so die Reaktion von Freund*innen und Bekannten, denen ich von meiner bevorstehenden Reise erzählte. La Rioja Turismo (lariojaturismo.com) und Turespaña (spain.info) haben uns eingeladen, die spanische Provinz La Rioja und ihre wunderschönen Weinbaugebiete zu erkunden. Gemeinsam mit einer LGBTIQ+ Reisegruppe begab ich mich also auf den Weg zur bekanntesten und traditionsreichsten Weinbauregion Spaniens. Wer Rioja sagt, sagt Wein ... … deshalb ließ die Verkostung des ersten Weines natürlich nicht lange auf sich warten. Wie es auch anders nicht hätte sein können, drehte sich bei dieser Reise alles um das Thema „Food & Wine Pairing“, also kurz gesagt um hervorragendes Essen gepaart mit phänomenalem Wein. José Ramón Jiménez Berger ist der Name unseres schwulen Reisebegleiters, der seit fünf Jahren mit seinem Ehemann

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Ismael verheiratet ist und die Weinkeller, die sogenannten „Bodegas“, und Tapas-Straßen Riojas so gut kennt wie niemand sonst. Der ausgebildete Önologe gab uns zahlreiche Gelegenheiten, La Rioja mit allen Sinnen zu genießen. Während unseres drei­ tägigen Aufenthaltes durften wir über 25 Weinsorten und mehr als 30 verschiedene Speisen verkosten. Von einer Ballonfahrt über die Weinberge La Riojas (Regenbogenballon-Reisen) über einen Spa-Aufenthalt mit WeinTherapie (Balneario de Arnedillo) bis hin zu einer Tour durch die „Calle Laurel“, eine der größten TapasStraßen Spaniens – La Rioja hat uns jede Menge geboten und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die LGBTIQ+ Community Vergangenen Juni wurde In Logroño, der Landeshauptstadt von La Rioja, für die Community in der ländlichen Region die „Rural Pride LGBTIQ+“ gefeiert. Generell sind die Spanier*innen sehr offen, was die LGBTIQ+ Community angeht. Seit 2009 gibt es in der Hauptstadt auch eine Gay Bar, das „El Submarino“. In der Öffentlichkeit fällt einem auf jeden Fall auf, dass gleichgeschlechtliche Paare Hand in Hand oder Arm in Arm durch die Straßen schlendern und die Menschen dort sehr offen damit umgehen. Nach Belgien und den Niederlanden ist Spanien der dritte EU-Staat, der die gleichgeschlecht­ liche Ehe anerkannte.

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Kultur

Niemand fühlt sich fremd Wir haben José Ramón ein paar Fragen gestellt, die er mit Freude beantwortet hat: PRIDE: Begleitest du öfters LGBTIQ+ Reisegruppen? José Ramón: In La Rioja kenne ich zwar viele Leute aus der LGBTIQ+ Community und arbeite auch mit vielen Leuten aus Bars und Restaurants, die der Szene angehören, aber das ist meine erste Tour mit einer internationalen LGBTIQ+ Reisegruppe. Es ist super! Es ist anders – es ist Arbeit, aber doch keine Arbeit – als würde ich Zeit mit meinen Kollegen verbringen.

Probleme deswegen. Meine Schwester hat dann zu meiner Mutter gesagt: „Mama, José ist glücklich”. Meine Mutter ging dann in die Kirche, um mit dem Pfarrer darüber zu sprechen. Und er meinte zu meiner Mutter: „Anna, ich kenne José, er macht nichts Falsches. Es entspricht zwar nicht dem katholischen Glauben, aber dein Sohn ist glücklich.” Meine Mutter meinte dann, „oh mein Gott, du hast recht”.

PRIDE: Wie lange bist du schon geoutet? José Ramón: Bis ich 25 Jahre alt war, war ich nach außen hin für alle heterosexuell. Meine Familie hat als letztes erfahren, dass ich schwul bin. Mein Vater ist leider vor 14 Jahren verstorben – allerdings ohne zu wissen, dass ich schwul bin. Er war beim Militär, also thank god (lacht)! Anfangs gab es in unserer Familie viele

PRIDE: Deine Botschaft an die Community? José Ramón: Es gibt ein typisches Lied in Logroño, in dessen Refrain heißt es „Nadie en Logroño se siente extranjero“, was übersetzt so viel bedeutet wie „In Logroño fühlt sich niemand wie ein Fremder“. Es ist egal, ob jemand schwul, lesbisch oder einfach anders ist – wir alle heißen euch herzlich willkommen in Rioja!

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Kultur

Queer Punk Rock Die Hard’N’Heavy-Seite des Regenbogens Text Lea Dvorsak Fotos Wikipedia

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s ist nicht immer einfach LGBT-Vorbilder in der Punk-, Rock- und Metal-Szene zu finden. Obwohl diese Musik­ genres grundsätzlich sehr aufgeschlossen sind, folgen sie immer noch einem sehr strengen und überholten Testosteron-Image davon, was eine wahre Rock-Persona ist. Hier sind ein paar besondere Beispiele, die diesem Stereotyp widersprechen. Laura Jane Grace // Against Me! Die Punk Rock Band Against Me! war seit 1991 eine typische weltbekannte Punk Rock Band mit starkem männlichem und aggressivem Flair. Bis zu dem Tag im Jahr 2012, als die Gitarristin und Sängerin Laura Jane Grace mit ihrem sehr öffentlichem Coming Out als Transfrau in dem Rolling Stone Interview überrascht hat. Seitdem ist sie eine der lautesten Sprecherinnen der Trans-Community im heutigen Punk-Rock und eine Ansprechperson für viele junge Personen. Das sechste Against Me! Studio Album Laura Jane Grace

Transgender Dysphoria Blues aus 2014 hat ihr viele LGBT Fans gebracht, vor allem mit Songs wie True Trans Soul Rebel, Transgender Dysphoria Blues und die starke Punk-Ballade Black Me Out, die die Reise zu ihrer wahren Identität ganz roh und konkret ansprechen. Lizzy Hale // Halestorm Mit ihrer unglaublich starken Stimme, ihrer Gitarre und Songs wie I Get Off, Freak Like Me oder Do Not Disturb bringt Lizzy Hale die weibliche sexuelle Stärkung und bisexuelle Sichtbarkeit in den Hard Rock. Sie hat 2014 in einer Twitter-Diskussion mit einem Fan ihre sexuelle Orientierung ge­ offenbart. Ihre Ehrlichkeit spiegelt sich in Halestorms äußerst unterschiedlichem Publikum wider. Bei der letzten Tour waren alle Gruppen mit Frontfrauen und einem überwiegend weiblichen Publikum an der Reihe: „Für unsere dritte Show gab es mehr Frauen, die Tickets kauften als Männer, was wir im Hard Rock noch nie gesehen haben,“ sagt Hale. „Und solche Vielfalt in der Masse. Nicht nur weiblich, sondern viel schwuler Stolz. Viele sprechen uns auch online an und suchen Support.” Mina Caputo // Life of Agony Als Mina Caputo, die Frontfrau der alternativen Heavy-Metal Band Life of Agony, in ihrem Twitter-Feed im Jahr 2010 enthüllte, dass sie Transgender ist, tat sie es, weil sie sich selbst „retten musste“. „Es war wie ‚Was auch

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Kultur

Lizzy Hale

Mina Caputo

immer kommt‘“, sagt sie als eine der ersten Transfrauen im Heavy-Metal in dem jetzigen Jahrhundert, an die Börse zu gehen. „Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass ich die Musik aufgeben müsste. Oder zumindest die Idee, mit einer Band wie Life of Agony zu spielen.“ Aber Caputo nahm bald ihre SoloAufnahmen weiter auf und Life of Agony wurde 2014 nach einer mehrjährigen Pause wieder unter Napalm Records vereint und befindet sich derzeit auf einer Europa-Tournee mit ihrem fünften Album A Place Where There‘ s No More Pain. Lauren Denitzio // Worriers Lauren Denitzio sah in der NewJersey-Punkszene der späten neunziger selten eine lokale Band, die nicht „weiß, hetero und männlich“ war. Denitzio, die sich heute als queer auszeichnet und die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache und Pronomen bevorzugt, fand Trost in der Musik, ergriff die Gitarre und verliebte sich in Punk. So ist die Band Worriers zum Leben gekommen und ihre letzte Platte Imaginary Life (produziert von Laura Jane Grace) ist eine Platte voller Hymnen und beißenden Gitarrenriffs. Aber wenn wir

Paul Masvidal

die Schichten der Verzerrung und des Fuzz abschälen, existiert Imaginary Life größtenteils als Protestalbum, das von den Veränderungen geprägt ist, die Denitzio sowohl in der Punk Community als auch in der ganzen Welt gerne sehen würde, mit Songs wie Most Space, Yes All Cops und die They/Them/Theirs als Highlights. Paul Masvidal und Sean Reinert // Cynic Als eine der wenigen LGBT Vorbilder in den all-männlichen Metal Bands sind die Gründer der progressiven Metal Band Cynic und die ehe­ maligen Death-Mitglieder Paul Masvidal und Sean Reinert noch wichtiger für die Metal-Szene. Masvidal verbarg nie die Tatsache und war sehr offen und hat bestätigt, dass er schwul ist, als ein Fan ihn auf Face­book nach seiner Sexualität fragte. Reinart war jedoch weitaus geschlossener, bis sich beide entschieden hatten, in einem sehr aufschlussreichen Artikel der Los Angeles Times im 2014 zum ersten Mal absichtlich darüber zu sprechen. Jetzt sind sie Mitte 40 und sind bereit, darüber zu berichten, um als Vorbilder für die nächsten Genera­ tionen zu dienen.

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Kultur

La Cage aux Folles „Ein Käfig voller Narren” zeigt die Theatergruppe „bunt kariert ungeniert” im Linz Theater Maestro.

Text Gerhard Niederleuthner Foto Werner Streitfelder Artwork Bernhard Kronberger

Theater Maestro Bismarckstraße 18, 4020 Linz

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as Stück „Ein Käfig voller Narren“ von Jean Poiret ist zeitlos. Ethem SaygiederFischer hat ein Traumteam gefunden: Thomas Pohl darf wieder einmal die Diva sein und Joachim Rathke muss die Fassade nach außen aufrecht erhalten. Im Stück sind Nachtclubbesitzer George und Albin, der Star der abendlichen Show, seit über 20 Jahren ein Paar. Krisen, Küsse, Streit und Leidenschaft sind die Würze ihres langjährigen Zusammenseins. Diese Krisen

Ab Do., 20.12.2018 Karten: Tel. 0732 / 771176 oder maestro-linz.com Ermäßigter Eintritt für HOSI-Linz Mitglieder ! 13 Spieltermine im Dez. 18 bis März 19: buntkariert ungeniert.com

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haben oft ihren Ursprung in Georges Sohn Laurent, der nun erwachsen, seine Angebetete heiraten will. Aber seine Verlobte Muriel stammt aus einer erzkonservativen Familie. Unterschiedlicher könnten die Elternpaare kaum sein. Um einen Eklat und das Platzen der Hochzeit zu vermeiden, erklären sich George und Albin ihres Sohnes zuliebe bereit, eine konventionelle Familie vorzutäuschen, und versuchen ihre Umgebung so harmlos und unauffällig wie möglich zu gestalten. Ein lustvolles und starkes Stück über verschiedenen Lebenswelten und ein Plädoyer für das Stehen zu sich selbst. Auch 45 Jahre nach der ersten Premiere von „La Cage“ stellt sich die Frage, kann sich Liebe letztendlich durchsetzen. Das wird der Abend zeigen – dazu gibt es natürlich LiveMusik, mitreißende Songs, viel Humor und Tanz.

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„Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …”

Kultur

Autor Johannes Kram ist am 5. Oktober in Paris mit dem „Tolerantia Award“ ausgezeichnet worden.

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usammen mit vier anderen europäischen Preisträger*in­ nen, der ehemaligen französischen Justizministerin Christiane Taubira, der nordirischen Schauspielerin Bronagh Waugh, der Schweizer Nationalrätin Kathrin Bertschy sowie der gesamten polnischen LGBTI-Community wurde er für seinen Einsatz gegen Homophobie geehrt. In der Begründung der Jury hieß es, Kram vermöge Menschen miteinander ins Gespräch zu setzen. Er setzte sich dafür ein, „dass diese Gesellschaft eine bessere wird“ und „Johannes Kram ist ein Mann mit außergewöhn-

lich vielen Talenten. Johannes Kram ist mit seinen Interventionen gelungen, Communtiy in das 20. Jahrhundert hinüberzutragen und für ein jüngeres (und breiteres) Publikum zugänglich zu machen.“ Die Tolerantia Awards werden jährlich als Gemeinschaftspreis von MANEO (Deutschland), SOS homophobie (Frankreich), Lambda Warszawa (Polen), The Rainbow Project (Nordirland) und Pink Cross (Schweiz) für „herausragendes Engagement“ vergeben. Der Berliner Autor, Textdichter und Marketingstratege Johannes Kram betreibt seit fast zehn Jahren den Nollendorfblog, der für die Belange von LGTBI streitet.

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Oberösterreich

Termine Dezember 2018

Öffnungszeiten im forty nine: Fr. 21.12. | 21.00 Sa. 22.12. | 21.00 Mo. 24.12. | 22:00 Weihnachtsabend

Sa., 15.12.2018/22:00 Merrrrrrrry schmusn! Queer Party von „schmusn“ und „Solaris“ Mit jean&pierre und j’aime julien; Eintritt frei Ort: Solaris w w w. bunt kar ier t ungenier t.com

Fr. 25./Sa. 26.12. geschlossen!

Fr. 04.01.19 | 21.00 Sa. 05.01.19 | 21.00

Mo., 31.12.18 / 21:00 Silvesterparty Mit Djane VanIce und DJ Beatpatrol Ort: forty nine

Ab Do., 20.12.2018 „La Cage aux Folles“ Theater Maestro, BisTHOMAS POHL JOACHIM RATHKE marckstraße 18, 4020 Linz Karten: maestro-linz.com Ermäßigter Eintritt für HOSI-Linz Mitglieder! 13 Spieltermine im Dez. 18 bis März 19 (Siehe Seite 44) EIN KÄFIG VOLLER NARREN

KATHARINA BIGUS ANDREAS PUEHRINGER STEFAN PARZER JULIA KASTNER PAUL HEIMEL KARIN SCHMID SpielTermine im Dezember bis März: PREMIERE: Weitere Dezember: 23.12.2018 12./17./19./24.01.2019 27.01.2019 DO., 20. DEZEMBER 2018, 19:30 UHR Jänner: Februar: 02.02.2019 März: 02./08./09./16.03.2019 THEATER MAESTRO, LINZ März: 24.03.2019 28./30.03.2019 (17 UHR)

(JEWEILS 19:30 UHR) •

(17 UHR)

(19:30 UHR) •

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TANZ

(JEWEILS 19:30 UHR)

Februar 2019

Sa., 05.01.2019 Lesbresso: Ausflug nach Ebensee zu den Glöcklerinnen Mehr Infos: hosilinz.at/ lesbresso Mi., 09.01.2019/18:00 Lust auf einen Drink? Die Grünen Andersrum OÖ laden zur Wochenteiler*in! Der erste Drink ist frei. Ort wechselt: Diego’s Vinothek

Mi., 06.02.2019/18:00 Lust auf einen Drink? Die Grünen Andersrum OÖ laden zur Wochen­ teiler*in! Der erste Drink ist frei. Ort wechselt: Cubus

(JEWEILS 19:30 UHR)

PAUL KRAML, FELIX HEISS, CHRISTIAN BAUMGARTNER, ALEXANDER HOFSTADLER, IVELIN STOYANOVA CHOREOGRAFIE IASSEN STOYANOV MUSIKALISCHE LEITUNG HERMANN ERBER HERMANN ERBER, WOLFGANG LEHNER, MICHAEL HOLZER BÜHNENBILD ROMAN KRENNMÜLLER FOTOGRAFIE WERNER STREITFELDER ARTWORK BERNHARD KRONBERGER LEAD-KOSTÜME JÜRGEN CHRISTIAN HOERL KOSTÜME TÄNZER ROSI EKOVA STOYANOVA MASKE CAMBIO BEAUTY ACADEMY FOTOSHOOTING MAKE-UP KLAUDIA WÖSS MARINGER

Sa., 12.01.2019/21:00 Queer Amnesty Soli-Party Infos: hosilinz.at

Sa., 02.02.2019/21:00 Live on Stage: „Jäm Bänd“ Richard Folie & Family spielen unter anderem: Take Me Home – Country Roads, Ironic, Talkin' About A Revolution, Strada del Sole; Eintritt frei Ort: fortynine

Jänner 2019

Fr. 28./Sa. 29.12. geschlossen! Mo. 31.12. | 21:00 Silvesterparty mit Djane VanIce & DJ Beatpatrol

Fr., 21.12.2018 / 21:00 Jahresabschlussfeier Ein tolles Jahr geht zu Ende – ein Grund zum Feiern! Mit Punsch, Keksen! Ort: forty nine

MUSIK

REGIE

ETHEM SAYGIEDER-FISCHER

Theater Maestro

Bismarckstrasse 18 4020 Linz

Dach- und VVandsysteme

Kartenreservierung

Tel. +43 732 / 77 11 76 Online www.maestro-linz.com

Fr., 21.12.2018 / 18:00 Younited Spieleabend Ort: ann and pat

Homosexuelle Initiative Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz

Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz

Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/forty-nine E fortynine@hosilinz.at HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz

Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung) Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen

Infos zum Treffpunkt: W hosilinz.at/voecklabruck YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees

Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. 19:00 in Vöcklabruck

/hosilinz

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Termine Dezember 2018 Fr., 07.12.2018/19:00 ausufern Jugendgruppe Quiz-Abend feel free So., 09.12.2018/17:00 TransgenderSelbsthilfegruppe feel free Teile mit uns deine Erfahrungen Mo., 10.12.2018/19:00 Homosexualität und Verfolgung Treffpunkt: Rankengasse 24; Stadtspaziergang Mo., 10.12.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube Gemeindesaal der Heilandskirche Adventgottesdienst Mi., 12.12.2018/18:00 RLP Team-Meeting feel free Komm vorbei und unterstütze unser Team!

Steiermark

Mi., 13.12.2018/18:00 Fem* Stammtisch feel free Mo., 17.12.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube Am Eisernen Tor Glühweintrinken

Jänner 2019 Mi., 09.01.2019/18:00 RLP Teammeeting feel free; gemeinsam durchstarten im neuen Jahr! Fr., 11.01.2019/19:00 ausufern Jugendgruppe feel free Workshop: Aids-Hilfe Sa., 12.01.2019/23:00 The FAGtory Postgarage 2nd Floor Tickets: homo.at/tickets VVK: 8€, AK 10€ So., 13.01.2019/17:00 TransgenderSelbst­hilfegruppe feel free

Mo., 14.01.2019/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube feel free

Events 2019 FAGtory am 12.01.2019

Do., 17.01.2019/19:00 Rechtsinfoabend mit Dr. Helmut Graupner zur Öffnung der EHE/EP Sparkassenplatz 4

Tuntenball 2019 am 23.02.2019 Tickets sind ab 01.12.2018 erhältlich

Mi., 23.01.2019/18:00 RLP Team-Meeting feel free

FAGtory am 06.04.2019

Fr., 25.01.2019/19:00 ausufern Jugendgruppe feel free Mo., 28.01.2019/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube feel free

CSD Graz mit FAGtory am 22.06.2019 FAGtory am 31.10.2019

Februar 2019 Mo., 03.02.2019/11:00 HuG – Rodelpartei Abfahrt: Kaiser Josef Platz

RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – Schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Vertretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free

ausufern Jugendgruppe Unsere Termine kommen auch spontan zustande. Alle Infos auf Facebook.

TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free

FEM* Stammtisch Jeden 3. Donnerstag im Monat ab 19:00 Uhr im La Meskla, Kaiserfeldgasse 19

Queer in Motion Unser Programm ist Sport. Spontan im Stadtpark laufen oder schwimmen in der Auster. Infos unter: facebook/QueerInMotion

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Webtipp Alle Veranstal­ tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!


Gesundheit

20 Jahre STOP AIDS Eine Generation zielgruppenspezifische Sensibilisierung.

Text Hans-Peter Weingand Fotos Stop Aids Archiv

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ie Präventionskampagnen der österreichischen Aidshilfen waren vor 20 Jahren entweder Kunstprojekte oder die dargestellten Menschen waren graphisch massiv verfremdet und möglichst von Sexualität befreit. Dafür gab es auch gute Gründe: Bis 1996 war die Strafbestimmung „Werbung für gleichgeschlechtliche Unzucht“ in Kraft, anhand derer 1990 die Lieferung einer Informationsbroschüre der Deutschen Aidshilfe eingezogen worden war, die sich an Schwule gerichtet hatte. Sich mit deutlichen Präventionsbotschaften

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in Wort und Bild an Männer zu wenden, die Sex mit Männern haben, war nicht ungefährlich. 1998 wollten das einige Männer der Rosalila PantherInnen nicht hinnehmen. Zum Glück hatte das Land Steiermark mit Dr. Franz Piribauer damals einen Epidemiologie-Experten als Gesundheitsmanager. Dieser vertrat die Position, dass man bei einer Infektionskrankheit zumindest einen Schwerpunkt der Präsentionsarbeit in der größten Gruppe mit Risikoverhalten zu leisten habe: sprich bei Männern, die Sex mit Männer haben (MSM).

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Gesundheit Großzügig gefördert nahm im August 1998 der Verein „Stop AIDS“ seine Tätigkeit auf, die Präventionsbotschaften möglichst direkt an den betroffenen MANN zu bringen. Dazu wurde die Broschüre „Sex mit Männern. Richtig geil und richtig safe“ produziert, in der es in Bildern und Texten klar benannt wurde, dass es eben um Sex unter Männern ging. Neben Veranstaltungen in der Szene wurden Broschüren, Kondome und Präventionsbotschaften vor allem durch direkte Zusendung verbreitet: über die damals noch sehr häufigen Kontaktanzeigen in Magazinen und Zeitschriften und in den beginnenden Kontaktforen im Internet. Dazu kam die Ausbildung von „Vertrauensmännern“ (Peer Educators) und aufsuchende Prävention in Zusammenarbeit mit der Steirischen AIDS-Hilfe. Juristisch sorgte STOP AIDS bundesweit für Rechtssicherheit. Mit einem

selbst beantragten Feststellungsbescheid nach dem Steiermärkischen Jugendschutzgesetz wurde in einem langwierigen Verfahren im November 2001 eine in den Medien und in der juristischen Fachliteratur gewürdigte Entscheidung erreicht. Erstmals wurde in Österreich behördlich sanktioniert, zielgruppenspezifisches AIDSAufklärungsmaterial für MSM auch Jugendlichen unter 18 Jahren zugänglich machen zu können, ohne fürchten zu müssen, mit dem Jugendschutzgesetz in Konflikt zu geraten. Heute leisten die AIDS-Hilfen mit Szenebeauftragten usw. in ganz Österreich hier durchaus spezifische Aufklärung. Der Verein Stop AIDS wirkt heute im kleineren Stil, bleibt aber dem Grundgedanken verbunden: Noch immer stammen ca. 50% der HIV-Neu­ infektionen aus dem Bereich MSM. Mit Kampagnen aller Art muss deshalb diese Zielgruppe auch weiterhin sensibilisiert werden.

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Gesundheit

Hepatitis A

Text Alex Steiner Foto RLP

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Wenn man an sexuell übertragbare Krankheiten denkt, kommt den meisten Personen HIV, Chlamydien sowie Hepatitis B/C in den Sinn.

ensch sollte sich ebenfalls mit dem Thema Hepatitis A auseinandersetzen, da sie eine ernstzunehmende Erkrankung ist, der man leicht vorbeugen kann. Was ist Hepatitis A? Dabei handelt es sich um eine akute Leberentzündung, die durch das Hepatitis A-Virus verursacht wird. Zu den Gebieten mit einem erhöhten Infektionsrisiko zählen nicht nur Länder in Afrika, Asien und Südamerika, sondern auch Osteuropa und der Mittelmeerraum. Es ist also durchaus möglich, sich im Urlaub in Italien anzustecken und den Erreger mit nach Hause zu tragen. Sehr oft kommt es so zu Kleinepidemien innerhalb von Familien bzw. Schulen. Die Ansteckung erfolgt über den fäkal-oralen Weg, was besonders die Praktik des „Rimmens“, wenn sie ohne Lecktuch erfolgt (ein Verhütungsmittel, das bei Oralsex benutzt werden kann), zu einem Übertragungsrisiko macht. Vielen ist nicht bewusst, dass auch Urin den Hepatitis A-Erreger enthält, und somit jede Form von „Pissspielchen“ mit einer infizierten Person zur Ansteckung führen kann. Seltener wurden auch

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Übertragungen über Blut und Blutprodukte beobachtet. Die ersten Symptome treten etwa zwei bis sieben Wochen nach der Ansteckung auf. Diese fallen zumeist sehr unspezifisch aus, wie beispielsweise Appetitlosigkeit, Juckreiz, Fieber, Durchfall und Erbrechen, im weiteren Verlauf können sich dann die typischen Symptome einer Gelbsucht ausbilden. Bei Vorerkrankungen der Leber kann die Infektion zu einer starken Einschränkung der Leberfunktion führen. Wie kann ich Hepatitis A vorbeugen? Man kann sich gegen Hepatitis A impfen lassen. Dies erfolgt am besten über die sogenannte „Aktive Impfung“, die aus zwei Stichimpfungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten besteht und in der Regel alle zehn Jahre aufgefrischt werden sollte, wobei man davon ausgehen kann, dass nach der Impfung bei gesunden Menschen der Schutz lebenslang anhält. Eine Impfung ist bei allen Hausärzt*innen, sowie bei allen Fachärzt*innen für innere Medizin möglich, und die Kosten für die Behandlung von Hepatitis A werden von den Sozialversicherungsträgern übernommen.

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Gesundheit

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30 YEARS OF DIVERSITY

23. FEBRUAR 2019 - CONGRESS GRAZ

30 JAHRE

TICKETS AB 1. DEZEMBER

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