169/April 2019
Das lesbisch/schwule Österreichmagazin
Ein Gemeinschaftsprojekt von
Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG
30 Jahre Tuntenball S. 32 – 35
Europa hat schon eine ganze Menge für die LGBTIQ-Community erreicht. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die EU in Zukunft zu einer echten Garantin für Vielfalt, Weltoffenheit und Solidarität wird! #ComeOutForEuropa
CAMILA GARFIAS SPÖ-Kandidatin für das EU-Parlament
COME OUT FOR EQUALITY SoHo.or.at/Europa
MARIO LINDNER SoHo Bundesvorsitzender
Europa braucht Deine Stimme am 26. Mai.
PRIDE
Editorial Sonne und Schatten
E
s gibt viel zu feiern: 30 Jahre Tuntenball in der Steiermark zeigen, wie sich aus einem studentisch geprägten Fest auf der Uni, ein fantastischer, bunter und gesellschafts politisch relevanter Ball entwickeln konnte (Seite 32 – 35). In den evangelischen Kirchen findet eine Öffnung für homosexuelle Paare statt – ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung (Seite 18 – 20). Es gibt noch viel zu tun: Die katholische Kirche scheitert weiterhin an einer wirklich erfolgreichen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen (Seite 21 – 27). Und im absolutistisch
geführten Sultanat Brunei wird die Todesstrafe für schwule Muslime eingeführt (Seite 39-40). Es gibt auch gute Nachrichten: In Oberösterreich setzt die Stadt Linz ein klares Zeichen für Akzeptanz und Gleichberechtigung der LGBTIQ*Community mit bunten Regen bogenbänken in Parks (Seite 28). Und für Liebhaber*innen des anspruchsvollen Kinos verlost PRIDE einen Festivalpass und 4 x 2 Frei karten für das Filmfestival Crossing Europe (Seite 44 – 45).
Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner
Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schriftführer: Hans-Peter Weingand, Finanzreferent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ Eigentümer*innen: Homosexuelle Initiative Linz, Schillerstraße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereins sprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanz referent: Stefan Haider, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer, Jugend- und Communityreferentin: Alice Moe, Alex Handlbaur: Technikreferent; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Stv. Vorsitzende: Caro Milinkovic, Kassier: Chris Skutelnik, Stv. Kassier: Michael Fuchs, Schriftführer: Andy Strick, Stv. Schriftführer: Peter Beck, Beirät*innen: Feiner-Wuthe Michaela, Christof Geramb, Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Alex Steiner, stv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Joe Niedermayer, stv. Kassier: Sandro Nestelbacher, Schriftführer: Alex Groß, stv. Schriftführer: Stefan Schlöglb Beirat - Olli Ingenillem) beide: Annenstr.
26, 8020 Graz Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-GenderPersonen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. Leser*innenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der
Verfasser*in müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 169/April 2019 / Cover: Miss Tuntenball 2019 fotografiert von Andy Joe Layout: Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand Mitarbeiter*in nen: (Redaktion Stmk) Carmila Garfias, Andy Joe, Nathalie Lakner, Eva Lercher, Mario Lindner, Caroline Milinkovic, Joe Niedermayer, Tamara Nikitser, Heinz Schubert, Chris Skutelnik, Hans-Peter Weingand, Kurt Zernig; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Florian Baumgartner, Gerline Grüll, Franz Harant, Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner, Florian S. Niederseer, Erik Pfefferkorn, Gernot Wartner Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 170/2019: Sa., 04.05.2019 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500
PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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PRIDE
Inhalt PRIDE Nr. 169/April 2019
06
Steiermark
Editorial & Impressum
03
Absolutely SCANDALous
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Vor 2o Jahren
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Geschichte einmal ganz anders...
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Beratung am Land
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Österreich Der bunteste Kongress in der Steiermark
06
Weltfrauentag – Frauen*kampftag? 08
18
28
Kein Sex vor der Ehe
44
38
Ausland Haft, Folter, Steinigung
EU-Wahl
Splitter 40
Europas Bürger*innen haben die Wahl!
14
Was hat Europa denn jemals für uns getan?
15
39
Gesellschaft „Wenn wir unsere Farben wehen“
42
Kultur
Kirchliche Segnung 18
Quer durch Europa
44
Gleichstellung 19
Boy erased: Der verlorene Sohn
46
Evangelilsch ist bunt: „Ehe für alle” nicht überall
20
Kirche & Sexualität
Termine & Kontakte
Experiment gescheitert
21
Bischofstreffen zum Thema Missbrauch
Oberösterreich / HOSI Linz
25
Stmk / RosaLila PantherInnen 49
Queer-Gottesdienst 26 „So viel Anfang war noch nie” 27 Oberösterreich
52
HOSI Fest & Diversity Ball
Splitter 12
Ein erster Schritt
32
10
Salzburg & Wien
48
Gesundheit Stressfaktoren 50
Regenbogenbänke 28
Glowing in the dark
Splitter: JämBänd
29
Test auf Tripper & Chlamydien 53
Splitter: Kickit & Karneval
30
Kontakte
Splitter: LesGirls & Singstar
31
Kontakte 54
04
| PRIDE | Nr. 169 | April 2019
52
PRIDE
Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren ... PRIDE Nr. 49/April 1999
rosalila buschtrommel 2/1999
Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand
„Barbie ist 40“ titelte PRIDE in seiner Ausgabe 49/April 1999 und würdigte damit nicht das Jubiläum einer ebenso beliebten wie umstrittenen Puppe, sondern stellte das durch sie repräsentierte Gesellschaftsmodell neuen Lebensmodellen gegenüber. Passend dazu präsentierte die SPÖ ihr neues Justizprogramm, das erstmals die Forderung nach staatlicher Anerkennung nichtehelicher und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften enthielt. Während die Registrierte Partner*innenschaft in diesem Jahr in Dänemark ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, verwarf die ÖVP diese Idee des Koalitionspartners umgehend. „Unsere Beziehungen sind genau so unterschiedlich, wechselhaft, oberflächlich, ernst und tiefgehend wie Hetero-Beziehungen“, richtet PRIDE daraufhin der ÖVP aus und folgerte, dass Veränderungen in Österreich wohl nur über den Umweg über Brüssel wahrscheinlich wären. Daher stand auch der Wahlaufruf zur zweiten Europawahl, an der Österreich teilnehmen durfte, unter dem Titel „Österreich bitte wählen, Europa bitte kommen!“.
Neues Redaktionsteam, neuer Vorstand – neues Format: nunmehr Quadrat. Offenbar waren erfolgreich Traditionen begründet worden: Nach dem internationalen Jugendtreffen in der Steiermark wurde nun Werbung für das Lesbischwule Summermeeting 99 gemacht. Einen Rückblick gab es auf das bereits dritte LesBiSchwule Unifest. In Wien hatte es in Anwesenheit des evangelischen Bischofs Herwig Sturm das internationale Forum der Christlichen Lesben- und Schwulengruppen getagt. Und politisch tat sich etwas Neues: Am 7. April 1999 anerkannte die SPÖ bundesweit aufgrund des neuen Parteistatuts die erste nun mögliche Themeninitiative: Zugelassen war damit die SoHo, gegründet mit dem Ziel, gemeinsam gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu beenden. Eine Umfrage unter Österreichs Studierenden ergab fast 80% Zustimmung zur rechtlichen Verankerung gleichgeschlechtlicher Partner*innenschaften. Am Beispiel von einem Dutzend Kinofilmen mit schwullesbischem Inhalt wurde gezeigt: Je seichter der Film, desto eher lobte ihn die österreichische Jugendfilmkommission, jenes Gremium, welches über Altersfreigaben und Prädikate entscheidet. Angela Aliti las im Meerscheinschlössl aus „Die sinnliche Frau“ und Maria Hauser aus „Alles Blut ist rot“. Für die EU-Wahl wurden alle Parteien befragt. Von der FPÖ und der CSA von Karl Habsburg gab es keine Antwort. Für die ÖVP deckte Ursula Stenzel die Redaktion mit ÖVP-Werbematerial ein, beantwortete aber keine der Fragen.
Fotos PRIDE-Archiv
Und eine Ankündigung überraschte die Leser*innen dieser Ausgabe: Erstmals wollte die HOSI Linz ein ein wöchiges Sommercamp für lesbische und schwule Jugendliche am Attersee veranstalten – die Geburtsstunde des „Summermeetings“, das, längst schon der HOSI Linz entwachsen, mittler weile eine nicht mehr wegzudenkende Institution geworden ist.
PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Österreich
Der bunteste Kongress in der Steiermark Text RLP Fotos Andy Joe
V
Graz immer das Gespräch mit allen politischen Fraktionen gesucht werde: „Wir müssen mit denen reden, die anderer Meinung sind als wir, damit wir etwas ändern können!“
Möglich gemacht wurde dies dank der Einladung von ÖVP-Stadtrat Kurt Hohensinner. Joe Niedermayer, Vorsitzender der PantherInnen, betonte in diesem Zusammenhang, dass in
Zu den vielfältigen Themen, die im Rahmen des Kongresses besprochen wurden, zählten das weitere rechtliche Vorgehen nach der Eheöffnung, die bevorstehende Euro Pride in Wien sowie Feminismus, Inter sexualität, Transgender und Asexualtität und die neuesten Behandlungsformen für HIV-Patient*innen. Eine Lesung von Martin Gössl zum Thema Stonewall und ein Besuch im GrazMuseum in der Ausstellung „30 Jahre Tuntenball” rundeten das Programm ab.
ernetzungstreffen von Ver einen, die sich für die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen einsetzen, haben eine lange Tradition, doch noch nie wurden solch prominente Türen wie in Graz dafür geöffnet. Die RosaLila PantherInnen hatten gemeinsam mit den Queer-Referaten der Grazer Unis und dem Verein 2spiritin1 zum Regenbogenkongress in die Steiermark geladen, und die 60 Teilnehmer*innen aus allen Bundesländern durften im Grazer Rathaus tagen.
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8. Christopher StreetÖsterreich Day in Linz
Ein queerer* Feiertag für alle
SA. 29.06.2019
LOVE LOUD
50 JAHRE CSD 1400
PRIDE PARADE VOLKSGARTEN > AEC
1700
PRIDE OPENAIR MAINDECK AEC
2200
PRIDE NIGHT CLUB SPIELPLATZ LINZPRIDE.AT
PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Österreich
Weltfrauentag – Frauen*kampftag? Viele Forderungen zur Gleichberechtigung der Frauen sind noch immer nicht umgesetzt. Text Caroline Milinkovic Illustration Silke Müller Fotos Quelle: musicaustria.at
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eit 1911 wird in Österreich jährlich der Weltfrauentag begangen. Der erste Frauentag fand 1909 in den USA auf Initiative der Frauen der „Sozialistischen Partei Amerikas“ statt, die sich für das Frauenwahlrecht aussprachen. Unterstützung durch bürgerliche Frauenrechtlerinnen und internationale Vernetzung führten zum ersten Internationalen Frauentag am 19. März 1911. Unter den ersten Ländern befand sich neben Deutschland, Dänemark, Ungarn und der Schweiz auch Österreich. Seit 1921 fällt dieser Gedenktag auf den 8. März. Der Ursprung der Terminwahl ist jedoch unklar bzw. lässt mehrere Gründe zu. Eine Version lautet, dass am 8. März 1917 (nach dem gregorianischen Kalender) u.a. Arbeiterinnen in Textilfabriken in St. Petersburg protestierten und in Folge die Februarrevolution auslösten. Eine andere Variante verortet den Protest der Textilarbeiterinnen in New York im Jahre 1857. Auch wird die Einführung des Internationalen Frauentags 1921 auf Lenin zurückgeführt.
Internat. Frauentag (Musik-)Ver anstaltungen und Aktionen in ganz Österreich / musicaustria.at
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Ursprüngliche Forderungen Gesichert sind jedoch die Motivation und Gründe für diesen wichtigen Tag, nämlich der Kampf um Gleichberechtigung, rechtlichen Schutz, Wahlrecht und gleichen Lohn für Frauen. Auch wenn das Frauenwahlrecht in Österreich 1918 eingeführt wurde, sind viele der ursprünglichen Forderungen heute noch nicht umgesetzt und geben damit Anlass, nicht nur am 8. März dafür einzustehen. Gesetzlichen Feiertag Diesem Umstand geschuldet, wurde in manchen Ländern und Städten der Weltfrauentag zu einem gesetzlichen Feiertag erklärt – wie etwa jüngst in Berlin – und stößt bei vielen auf Unverständnis. Argumentiert wird von den Gegner*innen dabei, dass Frauen* bereits alles erkämpft haben, was es zu erkämpfen gilt, und völlige rechtliche Gleichstellung genießen, was jedoch nicht die Realität abbildet. Daher wird nicht nur von einem Weltfrauentag, sondern vermehrt auch von einem Frauen*kampftag gesprochen. Auch dieses Wording wird nicht von allen gleichermaßen gut geheißen, da die Bezeichnung eines Kampftags negativ konnotiert gelesen wird. Dass aber dennoch von einem Kampftag gesprochen werden kann, zeigt sich an den Forderungen, die noch erkämpft werden müssen und dass bereits er-
Österreich
kämpfte Rechte keine Selbstverständlichkeit darstellen und somit geschützt werden müssen in Anbetracht der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Nicht nur gleicher Lohn für gleiche Arbeit, sondern damit einhergehend eine ökonomische Gleichstellung werden gefordert. Ein Leben frei von Gewalt und damit Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen* müssen sichergestellt werden. Für das Recht zur freien sexuellen Orientierung und Identität ohne Angst vor Diskriminierungen wird gekämpft. Das Eintreten für und der Kampf um diese Rechte und Forderungen gibt nicht nur in ganz Österreich Anlass, um gemeinsam auf die Straße zu gehen und solidarisch für eine gerechte Zukunft für alle zu kämpfen. Neben Demonstrationen gab es heuer am 8. März ein breites Rahmenprogramm, das sich nicht nur Frauen*rechten widmete. 100 Jahre Frauenwahlrecht In Wien stand der Frauentag unter dem Motto „100 Jahre Frauenwahlrecht – Unsere Stimme zählt”. Neben der Führung „Frauen im Parlament“ wurde ein breites Beratungsangebot zu Lebensphasen und Gewaltschutz sowie Informationen zu Frauenpolitik, Frauengeschichte und Empowerment auf die Beine gestellt. Auch kostenlose Workshops wie Selbstverteidigung, Wirtschaftsberatung, Wohnen oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie fanden im Zuge des Weltfrauentags statt.
„Frauen zwischen den Kriegen“ In Linz gab es ebenfalls ein volles Programm: Neben Workshops, Vorträgen und Filmabenden zu feministischen Themen fanden Spezialführungen zum Thema „Frauen zwischen den Kriegen“ sowie eine Ausstellung über die Werke von Maria Lassnig statt. „Das Private ist politisch. No Sh*t“ In Graz wurde vom Women*s Action Forum unter dem Slogan „Das Private ist politisch. No Sh*t“ ein öffentliches Zeichen für eine Welt ohne Sexismus, Rassismus und Homophobie gesetzt. Nach einer sehr erfolgreichen Demonstration gab es im Grazer Schauspielhaus Diskussionen, Vorträge, Workshops und Konzerte. Das Private ist politisch ist dabei ein Rückgriff auf die 1970er Jahre, als der Mann das Oberhaupt der Familie war, Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes kein Konto eröffnen durften, Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar war, sexuelle Bildung und Wahlfreiheit nicht mal am Papier existierten. Von Ehe für alle oder einem dritten Geschlechtseintrag jenseits von männlich und weiblich ohnehin keine Spur. Vieles hat sich seither getan. Viel ist noch zu tun. Ob nun Weltfrauentag oder Frauen* kampftag – nicht nur am 8. März gilt es, für die rechtliche Gleichstellung und gegen Diskriminierung jeglicher Art einzustehen. PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Flyer von Feminismus und Krawall „Wir lassen uns beim stören nicht stören” Illustration: Silke Müller
Österreich
Kein Sex vor der Ehe Minister Faßmann reagierte sehr spät auf neuerliche bedenkliche Unterlagen: der Verein TeenSTAR soll nicht mehr an Schulen unterrichten dürfen.
Text Gernot Wartner Illutration TeenSTAR
H
omosexualität ist eine Störung und ein heilbares Identitätsproblem, Sex vor der Ehe tabu, die sexuelle Orientierung durch eine Kombinati on aus Therapie, Selbsthilfegruppen und Seelsorge veränderbar, Mastur bation schädlich: Derlei Ansichten vertritt laut internen Schulungsunterlagen der christliche Verein Teen STAR, der an Schulen Sexualkundeworkshops abhält. Im Herbst machten die HOSI Salzburg und die Zeitung „Falter“ diese Schulungsunterlagen öffentlich, und das Bildungsministerium beauftragte Expert*innen, die Unterlagen des Vereins zu analysieren. TeenSTAR selbst hat argumentiert, dass diese Schulungsunterlagen „gera de im Hinblick auf die Thematik der Homosexualität veraltet und seit Mo naten in Überarbeitung“ seien. Gleichzeitig schloss das Bildungsministerium aus, dass der Verein mit den betreffenden Unterlagen weiter an Schulen tätig sein könne. Sollte das Konzept aber adaptiert und sollten kritisierte Inhalte geändert werden, wäre grundsätzlich ein weiterer Einsatz an Schulen möglich. Die im Bildungsministerium angesiedelte Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung aber ortete Verstöße gegen das Indoktrinationsverbot und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und warnte vor den Folgen eines Einsatzes von TeenSTAR an den Schulen. „Es besteht die Gefahr, dass
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bei Kindern und Jugendlichen, die selbst oder deren Familien nicht dem als anzustrebend vermittelten spezi fischen Lebensentwurf entsprechen, schwerwiegende persönliche Krisen ausgelöst werden können." Massiv tendenziöse Aussagen Auch das Bundeszentrum für Sexual pädagogik fand in den Unterlagen „falsche, massiv tendenziöse und teil weise auch menschenrechtlich be denkliche Aussagen“. Dessen Leiter kritisierte öffentlich, dass seine Stellungnahme vom Bildungsministerium „aus zu kirchenkritischen Haltungen he raus“ nicht berücksichtigt worden sei. Das Ministerium soll laut dem Bericht zudem selbst von der katholischen Kirche und von TeenSTAR unter Druck gesetzt worden sein. Der Verein wird von der katholischen Bischofskonfe renz mit 25.000 Euro gefördert. Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg, die den Fall im Vorjahr öffentlich gemacht hatte, nannte die Aufklärung in der Causa TeenSTAR mangelhaft und kritisierte die lange Dauer der ministeriellen Entscheidungsfindung. SPÖ, NEOS und JETZT forderten daraufhin das Verbot des Vereins TeenSTAR oder ein Auftrittsverbot an Schulen. Weder für das eine noch das andere sah das Ministerium aber eine Handhabe. Wohl aber seien die Inhalte zu prüfen – was da medial kolportiert worden ist, sei nicht tragbar. Aber wenn ein Verein die Aufla-
Österreich gen des Sexualkunde-Erlasses erfülle, dann könne er durchaus an Schulen tätig werden. In einem neuen Erlass zur „Neuregelung der Zusammen arbeit mit außerschulischen Organi sationen im Bereich Sexualpädago gik“ wurde auf die Grundsätze, besonders auf das „Indoktrinationsverbot“ verwiesen – und darauf, dass Eltern über die Beiziehung von Vereinen informiert werden müssten. Reißleine Nachdem die Zeitschrift „Falter“ dem Ministerium nun aber neuerlich bedenkliche Materialien vorlegte, zog Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) nun doch die Reißleine: „Ich werde empfehlen, TeenSTAR künf tig nicht mehr an Schulen unterrich ten zu lassen“, sagt er gegenüber der Zeitung „Der Standard“. Ein generelles Verbot sei aber nicht möglich. Warum diese Konsequenz erst jetzt gezogen wird? „Ich habe erkannt, dass wir in diesem Bereich eine Baustelle haben“, sagte Faßmann. Man habe in den vergangenen Wochen von den Bildungsdirektionen der Länder von etwa 100 Organisationen erfahren, die an den Schulen im Bereich Sexualpädagogik tätig sind. „Diese Angelegenheit müs sen wir also grundsätzlich angehen“, so Faßmann, der am liebsten hätte, dass die Lehrer selbst diese Aufgabe übernehmen.
TeenSTAR hat daraufhin mit Verwunderung auf die Empfehlung von Faßmann reagiert. Bisher habe kein direktes Gespräch mit dem Minister stattgefunden, hieß es seitens des Vereins. Im Umgang mit Schulen und Eltern hätten die Kursleiter des Vereins laufend positives Feedback erhalten, wurde betont. Die eigenen Erfahrungswerte „stehen somit der kolpor tierten Kritik diametral gegenüber“. Bei einer Pressekonferenz ausgerechnet im Wiener Café Prückel, wo vor geraumer Zeit zwei küssende Frauen des Lokals verwiesen wurden, hieß es: „Wir sind ein werteorientiertes Programm. Die Werte ergeben sich aus der Liebe zwischen Mann und Frau sowie dem Fruchtbarkeitsbe wusstsein.“ Man wisse durchaus, dass nicht alle Jugendlichen mit dem Sex bis zu Ehe warten. Aber: „Jedes Jahr, in dem kein Sex stattfindet, ist ein ge wonnenes Jahr für die seelische Ent wicklung.“ Der Verein sehe sich selbst als „den humanistischen Werten der jüdisch-christlich geprägten Kultur“ verpflichtet. Akkreditierungsrat aus Expert*innen Anmeldungsprozess In den Modulen 1 und 2 werden die Grundsätze von TeenSTAR vorgestellt. Wer sich damit identifizieren kann, schickt danach bis 27. 6. 2017 diese ausgefüllte Anmeldung, sowie ein Motivationsschreiben samt Lebenslauf mit Bild an info@teenstar.at. Im Anschluss werden Aufnahmegespräche (evtl. per Videokonferenz) abgehalten.
Ab dem Schuljahr 2020/21 soll nun ein mit Expert*innen besetzter Akkreditierungsrat darüber entscheiden, wer an Schulen Aufklärungsunterricht betreiben darf. Vereine müssen sich bewerben und erhalten dann ein entsprechendes Qualitätsgütesiegel. Welche Standards das genau sein werden, müsse laut Ministerium noch ausgearbeitet werden. Fest stehe allerdings, dass Schulungsunterlagen und Mindestanforderungen bezüglich der inhaltlich-pädagogischen Qualifizierung der Vortragenden eine Rolle spielen werden. Der Verein TeenSTAR wird sich jedenfalls bewerben. Anmeldung
österreich
SexualPädagogik als Beitrag zur PersönlichkeitsBildung
zum TeenSTAR-Ausbildungsseminar in Wien:
Familienname, Vorname, Titel
Straße, Nr.
Was ist TeenSTAR?
PLZ, Ort
Beruf
Einen Sieg der Vernunft nannte SPÖGleichbehandlungssprecher Mario Lindner das nunmehrige Verbot von TeenSTAR-Workshops an österreichischen Schulen. Und die Bundesrätin der Grünen Ewa Dziedzic überlegte, ob das Bildungsministerium nicht grundsätzlich parteiunabhängig sein sollte. Denn: Schule dürfe kein Hort für reaktionäre Ideologien sein, unter keiner Regierung.
teenstar
www.teenstar.at Sexualpädagogik als Beitrag zur Persönlichkeitsbildung
Geburtsdatum
Festnetz/Mobil
Datum
Unterschrift
Weitere Infos erhalten Sie nach der Anmeldung!
TeenSTAR ist ein persönlichkeitsbildendes sexualpädagogisches Programm für junge Menschen. Sexualität wird dabei in ihrer Ganzheit erfasst: Körper, Gefühle, Verstand, Beziehung, Umfeld und Seele/Geist. Da der TeenSTAR-Kurs von einer positiven Sichtweise des Körpers und der Beobachtung der eigenen Fruchtbarkeit ausgeht, können Reifungsschritte altersgemäß verstanden und leichter in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden. So wachsen junge Menschen in ihrer geschlechtlichen Identität und finden zu einem verantwortlichen Umgang mit ihrer Sexualität. Wesentlich ist es, den Jugendlichen ausreichend Zeit zu geben, damit Fragen entstehen und Antworten selbst gefunden werden können. Deshalb werden die Kursteilnehmenden über einen längeren Zeitraum begleitet.
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ERZIEHUNG ZUR LIEBE
Ausbildungsseminar für Personen, die bereit sind, ab 2018 mit der TeenSTAR-Arbeit vor allem an Schulen zu beginnen
ab Juni 2017
in Wien am Institut für Ehe und Familie
TeenSTAR Moderne Verpackung, aber konser vativer Inhalt
Österreich
Splitter Schwuler Bürgermeister
Text Gerhard Niederleuthner Foto SPÖ Oberndorf
D
ie von Schwarz und Rot heiß umkämpfte Stille Nacht-Gemeinde Oberndorf im Flachgau bleibt auch nach der Stichwahl in SPÖ-Hand. Der Gewerkschafter Georg Djundja (SPÖ) hat sich mit 55,5 Prozent in der Bürgermeister-Stichwahl gegen seine ÖVP-Herausforderin Sabine Mayr hofer (44,5 Prozent) durchgesetzt. Damit hat Salzburg erstmals einen offen bekennenden homosexuellen Bürgermeister. Nur 163 Stimmen Vorsprung hatte Georg Djundja beim ersten Wahldurchgang am 10. März auf seine Amtskollegin von der ÖVP, Sabine
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Mayrhofer – daher fand die Stichwahl statt. Djundja, der wegen seines Lebensgefährten nach Oberndorf gezogen ist, ist damit der erste bekennende homosexuelle Ortschef in einer Salzburger Gemeinde. „Mich freut es, dass der kon struktive und sachlich-objektive Weg, den ich gehen möchte, von einer Mehrheit angenommen wurde”, zeigte sich der Gewinner zuversichtlich. Im Wahlkampf gab es heftige Anfeindungen gegen Djundja, besonders in den Social Media. Ihm wurde als schwulen Mann die Kompetenz für das Bürgermeisteramt abgesprochen. (Siehe dazu PRIDE Nr. 168/Feb 2019, Seite 8) Djundja ist der Meinung, die Bürger*innen hätten „das gegenseitige Anpatzen der Kandidat*innen nicht mehr gewollt”.
Franz Koinegg
Österreich
1950 – 2019
D
er Gründer und Leiter des 1993 gegründeten und zehn Jahre aktiven Grazer Schwulenchores, Franz Koinegg, verstarb unerwartet am 22. März an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls. Mit den humoristisch bis romantischen Eigenkompositionen, die der passionierte Musiker eigens für den Chor geschrieben hat, bereicherte er die Grazer Lesben- und Schwulenszene ungemein. Ob die Tunt‘, die einen schwulen Hund hat, oder die Hymne des Vereins, in der es heißt, „Panther haben weiche Pfoten, doch dahinter halten sie die Krallen schon bereit“ – seine Lieder sorgten bei jedem Auftritt für Begeisterung.
Darbietungen des Chores fanden nicht nur in Graz bei eigenen Konzerten, in der legendären Disco Bang! oder bei Veranstaltungen der Rosalila PantherInnen statt. 1997 etwa führte Franz seinen Chor zum internationalen schwul-lesbischen Chorfestival Various Voices nach München, bei dem 54 Gruppen aus neun Ländern vertreten waren. Und im Jahr 2000 gastierte der Chor im Rahmen des steirischen herbstes bei Christoph Schlingensief auf der Bühne des Grazer Schauspielhauses.
Text Heinz Schubert Foto Maria Irod
Franz hat mit seinem Chor ein Stück Geschichte der Grazer Schwulenund Lesbenbewegung mitgeschrieben. Er wird uns stets in dankbarer Erinnerung bleiben.
Frauenpreis 2019 Das autonome Frauenzentrum Linz hat den Frauenpreis 2019 der Stadt Linz für ihr Projekt „Frauen notruf“ erhalten. Der Preis ist für die Aktivistinnen eine tolle Bestätigung für die mit viel Engagement, Leidenschaft und fachlichem Wissen ausgeübte Tätigkeit. Der Preis ist mit 3.600
Euro dotiert und wurde von Stadträtin Eva Schobesberger übergeben. Beim Projekt „Frauennotruf“ werden besonders Frauen und Mädchen ab 14 Jahren aus ganz Oberösterreich zum Thema sexuelle Gewalt beraten, informiert und erhalten konkrete Unterstützung. frauenzentrum.at
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Foto Stadt Linz/ Andreas Krenn
EU-Wahl
Europas Bürger*innen haben die Wahl! Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai Text Gernot Wartner Foto istock
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or genau zwanzig Jahren war in der Ausgabe 49/April 1999 ein Wahlaufruf zur zweiten Europawahl, an der Österreich teilnehmen durfte, abgedruckt, der unter dem Titel „Österreich bitte wählen, Europa bitte kommen!“ stand. Heute, zwanzig Jahre später, können wir sagen, Europa ist gekommen. Seither ist aus dem Europäischen Parlament beinahe ein rich-
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tiges Parlament geworden, das auf Augenhöhe mit dem Europäischen Rat und der Europäischen Kommission die Geschicke Europas gestaltet. Manches, wie die Abschaffung der Roaming-Gebühren, ist gelungen und die Bürger*innen in ganz Europa profitieren davon. Manches, wie die Upload-Filter-Regelung, ist eher nicht gelungen. Und manches, das gut 16 gemeint ist, ist dann in der
Was hat Europa denn jemals für uns getan?
EU-Wahl
Kommentar von Camila Garfias und Mario Lindner
G
urkenkrümmung, Glüh birnen und Bürokratie – darüber diskutieren wir viel zu oft, wenn wir über Europa reden. Aber ist das schon alles? Haben Europa und die EU nicht mehr zu bieten? Doch ... besonders als LGBTIQCommunity sollten wir das wissen! Gerade die Europäische Union hat in Österreich, wie in vielen anderen Ländern, sehr viel für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Trans*-, intergeschlechtlichen und queeren Personen (LGBTIQ) erreicht ... das erleben wir alle Tag für Tag. Den Schutz vor Diskriminierung im Arbeitsleben gäbe es zum Beispiel nicht ohne die EU. Ohne eine Richtlinie aus Brüssel könnten Arbeitnehmer_innen noch immer einfach so gekündigt werden, nur weil sie zum Beispiel schwul, lesbisch oder trans* sind. Ähnlich ist’s im Fall von Regenbogenfamilien. Denn obwohl wir das Recht haben, in jedem Land der EU zu leben und zu arbeiten, war es lange nicht sicher, ob auch die Ehe mit unserer Partnerin oder unserem Partner in jedem einzelnen Land gilt – vor allem, da die „Ehe für ALLE“ noch lange überall Realität ist. In einer richtungsweisenden Entscheidung hat der Europäische Gerichtshof erst vor wenigen Monaten endlich Klarheit dazu geschaffen. Diese und viele, viele andere Beispiele zeigen, wie viel unsere LGBTIQ-Community Europa als einer Säule für Rechtsstaatlichkeit zu verdanken hat. Sind die Idee Europa und die Europäische Union deshalb perfekt? Nein, natürlich nicht. Viel zu oft kümmert sich gerade die EU um die
Interessen einiger weniger, statt um die Rechte der breiten Masse. Und das muss sich ändern! Gerade deshalb sollten wir alle die Wahl zum Europäischen Parlament am 26. Mai zum Anlass nehmen, um uns zu überlegen, welches Eu ropa wird wollen. Eine EU der Konzerne? Oder eine EU der Menschenrechte, der Vielfalt und der Solidarität! Überall auf unserem Kontinent geraten genau diese Werte unter Beschuss – Konservative und Rechte haben der Gleichberechtigung in Polen, in Ungarn und ja, immer öfter auch in Österreich den Kampf angesagt. Europa kann eine laute, starke Kämpferin für die Rechte von uns allen sein ... am 26. Mai liegt es an uns, ob wir die EU genau dazu machen!
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Camila Garfias ist Präsidentin des europäischen LGBTIQ-Netzwerks „Rainbow Rose“ und kan didiert am 26. Mai für die SPÖ. Mario Lindner ist Vorsitzender der sozialdemo kratischen LGBTIQ-Organisation SoHo und NR-Abg. der SPÖ.
EU-Wahl 14 Umsetzung eher bürokratisch und schwierig – denken wir an die Datenschutzgrundverordnung. Dennoch, Europa ist zusammen gewachsen und das Parlament hat sich emanzipiert. Vertragsverletzungsverfahren bis hin zur Androhung der Aussetzung des Stimmrechtes in der Union, wie im Falle Polen, werden nicht zuletzt maßgeblich vom Europäischen Parlament initiiert. Besonders in Menschenrechtsfragen und in Fragen der Gewährleistung von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit hat das Parlament der Europäischen Union ein klares Profil und auch deutlich an Einfluss gewonnen. Die LGBTQI*-Community profitiert Gerade die LGBTQI*-Community in ganz Europa darf sich nicht zuletzt dank des Europäischen Parlaments überall bisher nicht gekannter Rechte und Freiheiten erfreuen. Das Parlament hat sich nachdrücklich dafür eingesetzt, dass in allen Ländern, die in den letzten zwanzig Jahren der Union beigetreten sind, Gleichstellungsmaßnahmen als Voraussetzung zum Beitritt beschlossen werden mussten. Und diese konsequente Haltung des Parlaments hat auch Auswirkungen auf die ständige Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und die nationalen Höchstgerichte – gerade in Österreich hat die LGBTQI*-Community in den letzten zwanzig Jahren deutlich und nachhaltig davon profitiert. Gemeinsam und zusammen Ja, Europa ist in der Krise. Gerade weil Europa in diesen zwanzig Jahren so sehr zusammen gewachsen ist, treffen auch Probleme und Krisen in
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einem Land, alle anderen Mitgliedsländer gleichfalls – die gemeinsame Währung ist ein gutes Beispiel für beide Seiten der Medaille. Andererseits hat Europa alle Krisen bisher gemeistert – gemeinsam und zusammen. Natürlich sind Kompromisse unter den Mitgliedsstaaten notwendig – wie in jedem politischen Prozess. Dort wo der Kompromiss nicht mehr möglich ist oder gar verweigert wird, wird die Unfähigkeit der handelnden Politiker*innen rasch deutlich. Ja, es ist schade, dass das Vereinigte Königreich nicht gewillt ist, die fortschreitende Integration Europas mitzutragen und lieber die Union verlassen möchte. Es ist falsch zu glauben, das Vereinigte Königreich bräuchte Europa nicht. Es ist ein essentieller Teil Europas und auch Europa braucht daher das Vereinigte Königreich. Doch gerade am Brexit wird auch deutlich, wie sehr die Union in solch einer schweren Krise über alle sonstigen Spannungen und Interessenlagen zwischen einzelnen Mitgliedstaaten hinaus, zusammensteht. Die Aussichten stehen gut, dass aus dieser Krise Europas die Europäische Union gestärkt und erneuert hervorgehen könnte. Es gibt genug Ideen und Projekte für ein geeintes Europa und die Bürger*innen Europas – Großbritannien einmal ausgenommen - haben noch nie so sehr die Mitgliedschaft ihres Landes in der Union befürwortet wie derzeit. Europa ist gekommen. Österreich bitte wählen! Ersteres ist gut so, zweiteres notwendig. Weil es unsere Union ist, unser Parlament. Das der Bürger*innen Europas. Und weil es wichtig und entscheidend für alle Menschen auf diesem Kontinent ist. Darum: Am 26. Mai wählen gehen!
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Kirchliche Segnung
Text Gernot Wartner Foto © Uschmann
Ein erster Schritt
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m 8. März einigte sich die Synode A.B. in Wien mit einer Mehrheit von 45 zu 18 Stimmen darauf, gleichgeschlechtlichen Paaren eine Segnung in einem öffentlichen Gottesdienst zu ermöglichen. Voraussetzung dafür ist eine standesamtlich geschlossene Ehe. Die Evangelische Kirche versteht diese Verbindung allerdings nur als „eheanalog“ und hält am „Verständnis der Ehe als der auf lebenslange Treue angelegten Lebensgemeinschaft von Mann und Frau“ fest. Diese sei in der Heiligen Schrift und dem kirchlichen Bekenntnis begründet, heißt es in dem Beschluss der Synode. „Ich bin persönlich zufrieden mit diesem Beschluss“, kommentierte Michael Bünker, seit 2008 Bischof
der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, der rund 3,2 Prozent der Bevölkerung angehören. Der Kompromiss verdiene großen Respekt. „Dass viele mitgestimmt haben, die ur sprünglich skeptisch waren – sonst hätten wir nicht die Zweidrittelmehr heit erreicht – zeigt, dass der Diskussi onsprozess gut verlaufen ist. Ich bin stolz auf diese Kirche!“, so Bünker. Künftig gibt es somit einen Dankund Segnungsgottesdienst anlässlich der Eheschließung von Mann und Frau und einen Dank- und Segnungsgottesdienst anlässlich einer vor dem Staat als Ehe geschlossenen und von der Kirche als „eheanalog“ gewürdigten gleichgeschlechtlichen Partner*innenschaft. Auch für die Segnung lesbischer und schwuler Paare werden zentrale Elemente des christlichen Eheverständnisses geltend gemacht: „Freiwilligkeit, ganzheit liche personale Zuwendung, lebens lange Treue, wechselseitige Fürsor ge und Verlässlichkeit in guten wie in schlechten Zeiten.“ Für eingetragene Partnerschaften wird es die öffentliche Segnung im Gottesdienst nicht geben, ihnen steht wie bisher die Segnung im seelsorgerlichen Rahmen offen. Dass ein Gottesdienst für homosexuelle Paare grundsätzlich in einer Pfarrgemeinde stattfinden kann, muss in der Gemeindevertretung zuvor beschlossen werden. Zusätzlich wird „die individuelle Gewissensentscheidung von Pfarrerinnen und Pfarrern, Lektorinnen und Lektoren für oder gegen Segnungen gleichgeschlecht licher Paare respektiert“, hält das Kirchenparlament fest.
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Kirchliche Segnung
Gleichstellung
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nders als in der evangelischlutherischen Kirche wird in der evangelisch-reformierten Kirche (Evangelische Kirche H.B.) künftig auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Trauung offen stehen. Darauf hat sich die Synode, das re formierte Kirchenparlament, am 16. März in Linz einstimmig geeinigt. Damit ist eine völlige Gleichstellung verheirateter homo- und hetero sexueller Paare erreicht, heißt es von der Kirchenleitung. „Der Beschluss unserer Synode, die Trauung für alle einzuführen, ist kein großer aber ein wichtiger Schritt für unsere Reformierte Kirche“, betont Landessuperintendent Thomas Hennefeld gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Hennefeld weiter: „Damit wurden die letzten Reste
an Diskriminierung gegenüber ho mosexuellen Menschen beseitigt, die in der Vergangenheit viel Leid erfah ren haben. Ab nun können in un serer Kirche alle Paare getraut wer den und bekommen dafür den Segen. Und das ist gut so.“
Text Gernot Wartner Foto © epd/ Uschmann
Für eingetragene Partnerschaften wird es wie bisher die Möglichkeit einer Segnung im Gottesdienst geben. Beim Beschluss in Linz ist die Synode dem Antrag des Theologischen Ausschusses einstimmig gefolgt. Bereits seit 1999 waren in der reformierten Kirche Segnungen homosexueller Paare in öffentlichen Gottesdiensten möglich gewesen. Anlass zur neuerlichen Diskussion um dieses Thema war die seit Jänner bestehende Möglichkeit zivilrechtlicher Eheschließungen von Homosexuellen.
Infos Evangelische Kirche A.B. und H.B. evang.at
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FOTO: GENTILE
Kirchliche Segnung
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n der Evangelische Kirche A.B. sind ab sofort „Dank- und Segensgottesdienste“ sowohl für verschieden- wie auch gleichgeschlechtliche Ehepaare vorgesehen. Allerdings mit der Einschränkung, dass letzteres nur in jenen Pfarrgemeinden möglich ist, in denen die Gemeindevertretung dies beschließt („Opt-in“). Die Synode der rund 300.000 österreichischen LutheranerInnen konnte sich nach zähem Ringen am 9. März 2019 nur auf diesen Kompromiss verständigen. Dieser versucht, sowohl der Mehrheitsposition gerecht zu werden, die sich für eine völlige Gleichstellung in der Gesamtkirche aussprach, als auch die Meinung der ablehnenden Minderheit zu berücksichtigen, die in altbekannter Weise mit Austritten und Kirchenspaltung drohte. Insbesondere aus der oberösterreichischen Diözese war diesbezüglich enormer Druck aufgebaut worden. Befragung der Gemeinden Vor der Beschlussfassung, für die eine Zweidrittelmehrheit nötig war, waren alle Pfarrgemeinden aufgerufen, Stellungnahmen zur Frage des Umgangs mit gleichgeschlechtlichen Ehen abzugeben. Im Gegensatz zur r.k. Kirche ist die Ehe nach evangelischem Verständnis zwar kein Sa
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Evangelisch ist bunt: „Ehe für alle” nicht überall Kommentar von Heinz Schubert, Sprecher von Homosexuelle und Glaube (HuG) Steiermark sowie Kurator der evangelischen Heilandskirche Graz krament, aber mit der Öffnung der staatlichen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare stellte sich die Frage: Sind diese Verbindungen auch kirchlich als Ehen zu betrachten? Von 169 Stellungnahmen fielen 110 positiv aus, was rund zwei Dritteln entspricht. Umgekehrt war dieses Verhältnis allein in Oberösterreich, wo 25 von 39 Stellungnahmen ablehnend ausfielen. Letztlich war es möglich, sich darauf zu verständigen, vor dem Staat geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen als zumindest „ehe analog“ anzuerkennen. Die Praxis Faktisch ändert sich damit in vielen, vor allem städtischen Gemeinden nichts: Bereits bisher fanden Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare statt, die sich kaum von einer „herkömmlichen Trauung“ unterschieden. Nunmehr wird die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare jedoch in den selben Matrikenbüchern verzeichnet wie heterosexuelle Ehen. Der Kompromiss führt jedoch auch dazu, dass vorerst in etlichen lutherischen Gemeinden keine kirchliche Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Ehen möglich sein wird. Es besteht jedoch die auf den Erfahrungen der letzten Jahre begründete Hoffnung, dass im
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Laufe der Zeit immer mehr Gemeinden einen Opt-inBeschluss fassen werden. Kirche A.B. und H.B. Ihrer Rolle als liberalere Schwesterkirche gerecht wurde einmal mehr die evangelische Kirche H.B. („Reformierte“): Eine Woche nach den LutheranerInnen beschloss ihre Synode in Linz einstimmig die völlige Gleichstellung homo- und heterosexueller Paare. Für eingetragene Partnerschaften (egal ob hetero- oder homosexuell) wird es in der reformierten Kirche ebenfalls die Möglichkeit einer Segnung im Rahmen eines Gottesdienstes geben. In der Kirche A.B. finden solche Segnungen nur „im seelsorgerlichen Rahmen“ statt, dessen Ausgestaltung von einer Zeremonie im Pfarramt bis zum Gottesdienst reichen kann. Entscheidend und verantwortlich dafür ist der/ die jeweilige Pfarrer*in. Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Sicher ist: Es gab eine Weiterentwicklung in die richtige Richtung, auch wenn es schmerzt, dass die konservativevangelikalen Kreise erneut eine klare Entscheidung im Sinne der Gleichbehandlung verhindert haben.
Kirche und Sexualität
Experiment gescheitert Der Missbrauchsgipfel ist gescheitert. Die Erwartungen an das Treffen, das 18 Jahre nach den ersten großen Enthüllungen in den USA stattfindet, waren hoch.
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uslöser für diesen Gipfel waren Berichte über zahlreiche Missbrauchsfälle in den vergangenen Jahrzehnten, unter anderem in den USA, Chile, Deutschland und Österreich. Papst Franziskus musste eigene Fehler beim Umgang mit Fällen in Chile einräumen. Zudem wurde ihm vorgeworfen, der Vatikan habe den langjährigen Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick trotz zahlreicher sexueller Übergriffe gedeckt. Hinzu kamen Forderungen, die Ehelosigkeit der Priester zu lockern und die Sexualmoral der Kirche zu ändern. Noch im Vorfeld der Konferenz setzte Papst Franziskus ein Zeichen. Er entließ den ehemaligen Erzbischof von Washington und früheren Verbündeten aus dem Priesterstand. Der 88-Jährige, dem Franziskus bereits im Juli die Kardinalswürde aberkannt hatte, sei in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des sexuellen Fehlverhaltens für schuldig befunden worden. Wie es heißt, habe McCarrick in den 80er- und 90er-Jahren als Bischof in den USA mehrere Minderjährige und Priesteramtskandidaten sexuell missbraucht. Im Vatikan wurde man nicht müde, darauf hinzuweisen, der Papst wolle mit der Entscheidung seine Linie der „Nulltoleranz“ im Hinblick auf Missbrauch untermauern.
Einen Tag vor Beginn des Gipfels zum Thema Kindesmissbrauch haben noch mehrere konservative Kardinäle und Bischöfe Front gegen Papst Franziskus und angebliche „homosexuelle Netzwerke“ in der Kirche gemacht. In einem offenen Brief an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen warfen die Kardinäle Walter Brand müller und Raymond Leo Burke dem Papst vor, die wahre Ursache des Missbrauchs zu verkennen – nämlich Homosexualität in den Reihen der Kirche. Machtmissbrauch Die Kardinäle bestritten, dass sexueller Missbrauch innerhalb der Kirche vor allem durch Machtmissbrauch und hierarchische Strukturen ermöglicht werde. „Die erste und größ te Schuld des Klerus liegt nicht im Machtmissbrauch, sondern in der Ab kehr von der Wahrheit des Evange liums“, heißt es in dem offenen Brief. „Die Pest der homosexuellen Agen da hat sich innerhalb der Kirche aus gebreitet, gefördert durch organisier te Netzwerke und geschützt durch ein Klima der Komplizenschaft und eine Verschwörung des Schweigens." Zuvor hatte bereits der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller betont, dass es einen Zusammenhang zwischen dem MissPRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Text Gernot Wartner Illustration PRIDE Archiv
Kirche & Sexualität brauchsskandal und Homosexu alität gebe, und beklagt, dass dieser Aspekt so bei dem Vatikan-Gipfel keine Rolle spielen solle. Müller geriet zusätzlich in Kritik, weil er in dem „Spiegel”-Interview meinte: „Übri gens bin ich der Meinung, dass kein Mensch gottgewollt als Homosexuel ler geboren wird, wir werden geboren als Mann oder Frau.“ Der Schweizer Weihbischof Marian Eleganti bezeichnete es in einem Kommentar auf kath.net als „Wirklichkeitsverweigerung“, in der Missbrauchs-Debatte „den Link zur Homosexualität konsequent“ zu „verleugnen“: „Die Verschleierung dieser Tatsache ist offensichtlich interessengeleitet und systemisch.“
„
Wir bekennen, dass wir die Schuldigen geschützt und die Opfer zum Schweigen gebracht haben.
”
Kardinal John A. Dew, Neuseeland
Mit dieser Sicht des Themas stehen die reaktionären Kardinäle und Bischöfe im Gegensatz zu den Erkenntnissen der Wissenschaft, denen zufolge es keinen Zusammenhang zwischen Homosexualität und einer besonderen Neigung zu Kindesmissbrauch gibt. Auch mehrere Untersuchungen der Kirche kamen zu differenzierteren Ergebnissen und machten unter anderem eine unreife Sexualität der Priester und eine Unterdrückung des Themas in der Kirche als Mitursachen aus. Fünf Kardinäle, darunter der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, ein Erzbischof, aber auch drei Frauen hielten dann beim Gipfel selbst Impulsreferate vor den 190 Teilnehmer*innen. Eine Bußliturgie sowie eine Abschlussmesse fanden statt, allerdings im Apostolischen Palast ohne Teilnahme der Öffentlichkeit. Ein Abschlussbericht mit konkreten Zielen, Forderungen oder gar Anordnungen waren gar nicht erst geplant. Kein konkretes Schuldeingeständnis Gerade die Abschlussrede des Papstes zeigte dann das Scheitern deutlich. Statt ein konkretes Schuldeingeständnis und das Vorstellen praktischer Schlüsse aus den Beratungen durch das Kirchenoberhaupt, lavierte und relativierte Papst Franziskus gegenüber den vom Missbrauch Betroffenen, die nach Rom angereist waren, aber nicht mitdiskutieren, sondern die lediglich als „Stimmen“ ihre Leiden beschreiben durften. Er verwies auf Kindersoldaten sowie Kinderarbeit und Kinderprostitution und vergaß auch nicht die Kinder, die unter häuslicher Gewalt leiden. Man weiß, dass die Kirche
Kirche und Sexualität auf diesen Gebieten eine Menge unternimmt. Nur war diese Begegnung nicht einberufen worden, um die Schädlichkeit sozialer Netzwerke zu thematisieren, sondern sexuelle Vergehen oder Misshandlungen von Kirchenvertretern an Jugendlichen. „Instrument Satans“ Doch in Franziskus’ Rede wurde dieses Monströse, dieses „Mysterium des Bösen“ in der Welt, das „gegen die Schwächsten gerichtet ist“, vor allem zu einem „Instrument Satans“, der mittels Internet mit kinderpornografischen Inhalten die Jugend verdirbt und eben auch vor dem Klerus nicht haltmacht. In Erinnerung bleiben wird die Stimme eines chilenischen Missbrauchs opfers, das vor den Versammelten sprechen durfte: „Missbrauch ist die schlimmste Demütigung, die ein Mensch erleben kann.“ Und er fuhr fort: Weil er dem entfliehen wolle, sei er nicht mehr er selbst, sondern lebe in zwei Welten. „Ich wünschte, der Tä ter könnte verstehen, dass er ein Op fer derart spaltet. Für den Rest seines Lebens.“ Und auch, dass Neuseelands Vertreter, Kardinal John A. Dew, vor Papst und führenden Kardinälen und Ordensleuten glasklar formulierte, „Wir bekennen, dass wir die Schul digen geschützt und die Opfer zum Schweigen gebracht haben.“ Nicht aber die Haltung Papst Franzikus’. Mehrfach betonte der Papst, dass es vor allem der Druck der Medien war, der die Kirche zur Auseinandersetzung mit dem Skandal zwang – um gleich danach die Polemik der Kirchenkritiker zu bemängeln. Das passt gut zu seinen Auslassungen, die er schon unmittelbar vor dem Gipfel gegenüber Pilgern äußerte. Der „Spiegel“
zitierte Franziskus mit den Worten, Menschen, die die Kirche ständig und ohne Liebe kritisierten, seien für ihn die Freunde, Cousins und Verwandten des Teufels. Folgt man dieser Argumentation, bräuchte es in Zukunft im Vatikan keine Juristen in den Kirchengerichten mehr, auch keine Sexualtherapeuten in der Priesterbetreuung, sondern vor allem Exorzisten. Wäre es nicht besser gewesen, anstatt, wie der Papst, nur die „erstickten Schreie der Opfer” zu betrauern, regelmäßig und nicht nur symbolisch mit den Betroffenen den Austausch zu suchen? Lange genug hat der Vatikan das Prinzip „Klärung erst nach Verjährung” genutzt.
„
Missbrauch ist die schlimmste Demütigung, die ein Mensch erleben kann.
”
Chilenisches Missbrauchsopfer Ein gutes Beispiel dafür gibt der australische Kardinal George Pell ab, der bis 2017 als vatikanischer „Finanzminister“ die Nummer drei in der katholischen Kirchenhierarchie gewesen war, und im Dezember von einem Gericht in Melbourne des Kindesmissbrauchs für schuldig befunden wurde. Er hat als Erzbischof der australischen Metropole in den Neunzigerjahren zwei 13-jährige Chorknaben am renommierten St. Kevin's College in Melbourne missbraucht. Der 77-Jährige wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt, er will aber in Berufung gehen. Die ihm vorgeworfenen Taten bezeichnete der frühere Berater von Papst Franziskus als „schändliches und widerwärtiges Verhalten“, das allem zuwiderlaufe, woran er glaube.
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Kirche & Sexualität Für die beiden Opfer hatte der Missbrauch dramatische Folgen: Einer der beiden starb vor rund fünf Jahren an einer Überdosis Heroin. Der andere brach ein Jahr später sein Schweigen und sagte auch im Prozess aus. Der Mann teilte schriftlich mit, dass für ihn der Fall „noch nicht vorbei“ sei. „Wie viele Überlebende habe ich Scham, Einsamkeit, Depressionen und Kämpfe erlebt", heißt es in der Mitteilung. Er habe Menschen gefürchtet, denen er eigentlich hätte vertrauen müssen.
Kurz nach dem Missbrauchsgipfel wurde der verurteilte Kardinal Philippe Kardinal Barbarin von Papst Franziskus freundlich empfangen. Kurz darauf verurteilte ein Gericht in Lyon Philippe Kardinal Barbarin zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten, weil er Kindesmissbrauch durch einen Priester vertuscht hatte. Der Priester hatte sich in den Siebziger- und Achtzigerjahren offenbar an dutzenden Minderjährigen, sexuell vergangen – er gab einige Taten zu, musste sich aber wegen Verjährung ebenfalls nicht mehr vor Gericht verantworten. Das Bistum soll von den Fällen seit mindestens Anfang der Neunzigerjahre gewusst haben. Bis Herbst 2015 durfte er aber weiterarbeiten, ohne dass die Behörden informiert wurden – und kam dabei auch in Kontakt mit Kindern. Zehn mutmaßliche Missbrauchsopfer des Priesters traten im Prozess als Nebenk läger auf. Laut dem Gericht hatte Barbarin, der seit 2002 Erzbischof von Lyon ist, von diesen und weiteren Missbrauchsfällen gewusst, aber nichts unternommen.
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Kurz nach dem Missbrauchsgipfel wurde der verurteilte Kardinal von Papst Franziskus im Vatikan freundlich empfangen. Welches Signal gilt nun? „Null Toleranz“ wie im Falle des Washingtoner Erzbischofs Theodore McCarrick oder die freundschaftliche Umarmung des Erzbischofs von Lyon? Nicht nur in seiner Abschlussrede auch in seiner öffentlichen Haltung laviert der Papst herum. Homophobie bei Priestern Dabei müsste der Papst nur das passend zum Missbrauchsgipfel erschienene, knapp 600-seitige Buch des 51-jährigen Journalisten Frédéric Martel lesen, der vier Jahre lang in katholischen Kreisen recherchiert hat. Er führte mehr als 1.500 Interviews durch, unter anderem mit 41 Kardinälen, 52 Bischöfen, 45 vatikanischen Diplomaten und elf Angehörigen der Schweizergarde. Demnach seien 80 Prozent der Priester in der katholischen Kirche schwul, lebten ihre sexuelle Orientierung aber nur teilweise aus – und dann auch nur versteckt. Man könne als Faustregel festhalten, dass ein Kleriker wahrscheinlich schwul ist, wenn er seine Homophobie besonders betont – je homosexuellenfeindlicher der Priester, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit. Martel outet auch den 2008 verstorbenen kolumbianischen Kardinal Alfonso López Trujillo. Dieser habe sein Geld für Callboys ausgegeben, obgleich er die Ablehnung von Homosexualität zu seinem Herzensanliegen gemacht hatte. So machte er im Jahr 2003 Kondome für die Ausbreitung von HIV und Aids verantwortlich, weil diese den Menschen eine falsche Sicherheit vorgaukeln würden. Mit der Atmosphäre des Vertuschens sei auch zu erklären, warum sexuel-
Kirche und Sexualität
Bischofstreffen zum Thema Missbrauch Kommentar von Florian Baumgartner
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as Thema Missbrauch in der Kirche ist gerade wieder sehr aktuell. Gottseidank wird es nun, nach Jahren des Vertuschens und Verschweigens, offen und ehrlich angegangen. So wurde auch von Papst Franziskus zu einem Treffen aller Vorsitzenden der weltweit über 110 Bischofskonferenzen und weiterer Delegierter eingeladen. Das Ergebnis dieser Konferenz wird sehr unterschiedlich gesehen. So gingen das Treffen und die abschließenden Worte des Papstes für die Vertreter*innen der Opfer nicht weit genug und wurden als zu vorsichtig und unklar bezeichnet. Aus Sicht der Kirche wurde hier jedoch ein großer Schritt in Richtung offenen Umgangs mit diesem Thema gesetzt. So wurde von Papst Franziskus sehr deutlich klargestellt, dass es kei-
nerlei Vertuschung mehr geben dürfe und Täter der staatlichen Gerichtsbarkeit überstellt würden.
ler Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche über Jahrzehnte kaum geahndet worden war, so Martel, der auch betont, dass es keinen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch durch Kleriker gebe.
sen werden, wenn sie sich des Missbrauchs oder der Vertuschung schuldig machen. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fordert klare Anweisungen, wie mit Verdachtsfällen umzugehen ist. Zudem müsse die Kirche weltweit sexuellen Missbrauch als Verbrechen anerkennen und einräumen, dass eine „verbotsorientierte Sexualmoral“ Missbrauch begünstige. Ob der Papst einen neuen Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche etablieren können wird, davon hängt Franziskus’ Glaubwürdigkeit ab. Er kann sich dem endlich stellen oder weiter herumlavieren und sich in die Mystik flüchten.
Änderung des Kirchenrechts notwendig Opfer und Kirchenreformer fordern jetzt konkrete Taten des Vatikans. Dazu gehört eine Änderung des Kirchenrechts: Priester, Bischöfe und Kardinäle sollen zum Beispiel umgehend aus dem Klerikerstand entlas-
Leider wurden im Rahmen der Konferenz keine klaren Handlungsanweisungen und Beschlüsse gefasst und veröffentlicht, wie in Zukunft von den Bischöfen mit dem Thema in den Ortskirchen umgegangen werden müsse. Es heißt: „An ihren Taten werdet ihr sie erkennen“ – und hier bleibt abzuwarten und kritisch zu beurteilen, welche konkreten Schritte hier von Seiten der Kirche in naher Zukunft gesetzt werden. Damit auch die Opfer in Zukunft von der Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Thema überzeugt sein können – und endlich Gehör und Anerkennung finden.
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Kirche & Sexualität
Text Florian Baumgartner Foto RLP
Queer-Gottesdienst
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emeinsam den eigenen Glauben zu leben und zu feiern, ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Leider fühlen sich manche Menschen, gerade auch im Angesicht ihrer sexuellen Orientierung, in ihren Pfarren nicht beheimatet oder haben diesbezüglich teilweise sogar schlechte Erfahrungen gemacht. Hier wollen die Queer-Gottesdienste ein Zeichen der Offenheit und des gemeinsamen Feierns setzen. Zu diesen lädt seit einigen Jahren der Diözesane Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral (DAHOP) alle zwei Monate in die Ursulinenkirche ein. Eingeladen sind dazu alle Menschen, die gemeinsam feiern wollen, ganz egal welcher sexuellen Orientierung. Anschließend an den Gottesdienst gibt es immer auch die Möglichkeit, in gemütlicher Runde ins Gespräch zu kommen.
Infos Diözesane Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral dioezese-linz. at/dahop
Der DAHOP engagiert sich innerhalb der Kirche seit rund 30 Jahren im Themenbereich „Queer und Kirche“: durch Queer-Gottesdienste, Gesprächsabende für Angehörige, Bildungs- und Begegnungstage, Lobbyarbeit bei Verantwortlichen und Gläubigen sowie in der konkreten Regenbogenpastoral. Viel wurde in den letzten Jahren bereits geschafft, und die Akzeptanz von queeren Menschen ist gerade an der kirchlichen Basis stark gestie-
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gen. So wird auch von einem Großteil der Gläubigen inzwischen der Umgang der Kirchen leitung im Bezug auf Sexualmoral, Segnungen etc. nicht mehr verstanden und als unzeitgemäß gesehen.
Kirche und Sexualität
„So viel Anfang war noch nie“ Studientag in Linz über Kirche und Homosexualität
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ie können homosexuell orientierte Menschen in der Kirche begleitet werden? – Indem sie und ihre Lebenssituation so benannt werden, wie sie benannt sein wollen. So drücken zum Beispiel „lesbisch“ oder „schwul“ mehr aus als das klinische Wort „homosexuell“. Zu diesem Schluss kam die Theologin Martina Kreidler-Kos vom Bistum Osnabrück im Rahmen eines Studientages des Instituts Pastorale Fortbildung am 29. März 2019 in Linz. In katholischen Familien existiert keine Ordnung von „hetero-normal“ auf der einen Seite und „anders“ auf der anderen Seite. Immer noch hoffen viele, dass sich in Sachen „Kirche und Liebesdinge“ etwas verändert. Dafür müsse offen und wertschätzend über Sexualität und über die Wirklichkeiten von Familien geredet werden, so Martina Kreidler-Kos. Wie das aussehen kann, darüber wird innerhalb der römisch-katholischen Kirche nachgedacht – angestoßen von
Papst Franziskus‘ Familienschreiben „Amoris laetitia“. Schwule und Lesben wollen in einer verlässlichen, von Liebe geprägten, treuen Lebensform leben. Mittlerweile stehen gleichgeschlechtlichen Paaren das Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft sowie der Ehe offen. Deshalb regt sich der Wunsch, das Ja zueinander auch kirchlich zu feiern. „So viel Anfang wie jetzt war noch nie“, sagte der Linzer Beziehungsseelsorger Franz Harant, zuständig für die Regenbogenpastoral in Österreich. Die Kirche kann ihre Haltung gegenüber Homosexualität ändern, wenn sie wissenschaftliche Erkenntnisse akzeptiert. „Ziel ist es, dass alle Menschen in ihren Lebens- und Liebensweisen voll und ganz akzeptiert werden“, betonte Franz Harant. Die moralischen Vorgaben der Kirche haben Verletzungen hinterlassen. Es täte gut, wenn die Bischofskon ferenz sich dafür entschuldigte, so Martina Kreidler-Kos. Abschließend sprach die Theologin von einem Traum: dass die Kirche allen, die eine dauerhafte Beziehung in Bindung leben wollen, einmal zusagen werde: „Zum Glück gibt’s Segen!“ An die vierzig Seelsorgende aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz nahmen am Studientag teil. Sie waren anlässlich des Jahresvernetzungstreffens der Regenbogenpastoral Österreich nach Linz gekommen. PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Text Franz Harant, Gerlinde Grüll
Infos Franz Harant, Gerlinde Grüll sind vom Diözesanen Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral der Kath. Aktion in der Diözese Linz
Oberösterreich
Regenbogenbänke
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ie neuen Regenbogenbänke in den Linzer Parks stellen willkommene Farbtupfer dar. Auf Initiative von KPÖ, NEOS und Grüne Linz wurde im Linzer Gemeinderat mit den Stimmen der SPÖ diese Form des Sichtbarwerdens beschlossen. Die Bänke sind an meh-
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reren Stellen der Stadt verteilt und mit einem Infoschild versehen: „Mit dieser Bank setzt die Stadt ein Zeichen gegen Diskriminierung sowie für Akzeptanz und Gleich berechtigung der LGBTIQ*-Com munity. Eine Initiative der Stadt Linz in Zusammenarbeit mit HOSI Linz.“
Oberösterreich
JämBänd 2.2.2019: #jämbänd #liveinconcert #rock @fortynine
Fotos Gerhard Niederleuthner
forty forty nine nine QUEER QUEER BAR |BAR HOSI | HOSI LINZ LINZ
forty nine
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Sa. 4.5.2019 | 21:00 Geburtstagsparty DJ Beatpatrol & DJane VanIce forty nine
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Oberรถsterreich
Kickit Party 16.2.2019: #Frauenfuร ballturnier #Party @fortynine
Karnevalparty 2.3.2019: #Party #DJane VanIce @fortynine Fotos Gerhard Niederleuthner
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Oberรถsterreich
LesGirls: Plan B 23.3.2019: Habibi Blocksberg #PoetrySlam, Nati #live, Romana Schmat #Guitar @fortynine
Singstar Party
Fotos Gerhard Niederleuthner, Gernot Wartner
29.3.2019: #Singstar #live #Party @fortynine
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Steiermark
Text Andy Joe Fotos Andy Joe, Martin Rettenbacher
Absolutely SCANDALous
30. Tuntenball – eine Jubiläumsfeier der Superlative
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in Skandal mag der 30. Tuntenball zwar nur mit Augenzwinkern gewesen sein, doch unbestritten ist, dass es eine Jubiläumsfeier der Superlative war. Im ausverkauften Grazer Congress tummelte sich wieder das bunteste Partyvolk von Graz, um gemeinsam im Namen der Diversität zu tanzen und zu feiern. Auch die Programmpunkte der Ballnacht enttäuschten nicht: Mit einer fulminanten Einlage eröffnete
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Miss Alexandra Desmond gemeinsam mit Tänzerinnen der Yo MaCru den Ball. Joe Niedermayer überreichte bestens gelaunt die mittlerweile fünfte Goldene Panthera an Viktoria Veronesse, die sich mit ihrem Verein „Ausgesprochen” für LGBTI-Lehrer*innen einsetzt. Anschließend kam als besonderes Geburstagsgeschenk Conchita selbst auf die Bühne und brachte die Stimmung im Saal zum Kochen.
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Auch eine neue Miss Tuntenball konnte nach drei schweißtreibenden Performances der Contestantinnen auf der zum hauseigenen Scheiterhaufen umfunktionierten Bühne im Raum der Sünde in der Tirolerin Vanessa
Community gefunden werden. Es war ein Abend, an dem die fan tastische Stimmung geradezu greifbar war, und diese dürfte wohl auch noch einige Tage nach dem Ball angehalten haben.
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Steiermark
Text und Fotos Andy Joe
Geschichte einmal ganz anders… ...und doch normal
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um Jubiläum des Grazer Tuntenballs lud das Graz Museum in Kooperation mit den RosaLila PantherInnen zwei Monate lang zu einem geschichtlichen Streifzug durch die letzten 30 Jahre, die einerseits den Aufstieg einer kleinen Feier zum Höhepunkt der Grazer Ballsaison sahen, andererseits Zeugnis der Arbeit der RosaLila PantherInnen liefern. Diese Ausstellung allein ist bereits Beweis dafür, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, vor allem, wenn an die Schwierigkeiten gedacht wird, die bei der Suche nach einem Veranstaltungsort für den allerersten Tuntenball aufgetreten waren. Aufgeteilt in zwei Räume begann die Reise in einer „ungewissen“ Öffentlichkeit, die, als Wand aus menschlichen Silhouetten dargestellt, sowohl negative, wie positive Statements zur queeren Szene trug. Davon ausgehend führte ein Regenbogen, auf dem die rechtlichen Meilensteine der vergangenen Jahre aufgelistet standen, in den „Safe Space“ oder auch den Ballsaal. Dort wurden zahlreiche Kostüme
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und Accessoires präsentiert, die schon am Tuntenball vertreten waren, darunter auch das Kleid von Miss Desmond, welches sie bei ihrer ersten Moderation am Tuntenball 2010 getragen hatte. Ein Schminktisch an der Seite lud die Besucher*innen ein, einmal selbst Hand anzulegen und sich das Make-Up einer waschechten Drag-Queen zu verpassen. Daneben zeigten zahlreiche Exponate die Geschichte der RosaLila PantherInnen, darunter zwei Statuen der Goldenen Panthera, ein Preis für eine ComingOut-Broschüre und die Urkunde der Vereinsgründung. Natürlich durfte eine Ausstellung über eine Feier auch zahlreiche Side Events nicht vermissen lassen. Schon der Eröffnungsabend am 12. Februar, moderiert von Alexandra Desmond, wurde zur wilden Partynacht erklärt, indem der Veranstaltungssaal des GrazMuseums kurzerhand zur Disko umfunktioniert wurde. An den Turntables sorgte Mama Feelgood für die musikalische Untermalung des Abends. An drei Sonntagen im März wurden zudem Spezialführungen
Steiermark
angeboten, zum einen von HansPeter Weingand, dem Vereins historiker und Gründungsmitglied der RosaLila PantherInnen, Kurt Zernig, Vereinsgründer und Organisator des ersten Tuntenballs, sowie Tuntenballmutti Alexandra Desmond selbst.
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Steiermark
Beratung am Land
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as erste Mal verliebt sein, Beziehung, Sex – was für viele andere Menschen mit schönen Gefühlen verbunden ist –, kann oft auch Ängste, starke Zweifel und innere sowie äußere Konflikte auslösen. Denn leider haben gerade homo- und bisexuelle sowie transgender Menschen oftmals das Gefühl, die eigene Sexualität bzw. Identität nicht frei ausleben zu dürfen, fühlen sich angegriffen oder ausgrenzt von der Familie, dem Freundeskreis, im Berufsleben, in der Gesellschaft. Mir ist es wichtig, Menschen, die mit
diesen Themen konfrontiert werden, zu begleiten, sie zu stärken und ihnen Mut zu machen, ihren eigenen Weg zu gehen. Damit möchte ich ein Coming-Out am Land, aber auch in der Stadt, Stück für Stück selbstverständlicher machen. Ich denke, dass sich Toleranz und Vielfalt mitgestalten lassen, indem es öffentliche Feste wie den Tuntenball, Gesetzesänderungen wie die „Ehe für alle“ gibt und bekannte Persönlichkeiten wie der Berliner Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit („Ich bin schwul, und das ist gut so“) oder Conchita, die für einen offenen Umgang mit diesen Themen eintreten. Nichtsdestotrotz braucht es gerade im ländlichen Raum Beratungsan gebote für Jugendliche bis hin zu Pensionist*innen, denn viele hadern mit ihrer sexuellen Orientierung. In meiner kleinen Praxis in Gleisdorf ist daher einer meiner Schwerpunkte die Beratung zu nicht heterogenen Lebensweisen/Orientierungen sowie Coming-Out-Beratung (homo-, bi-, pansexuell, transgender etc.). Mein Angebot umfasst Einzelberatung, Familien- und Elternberatung, Paarberatung und ein monatliches Gruppenangebot, welches zum Austausch, Kennenlernen und gegenseitigen Stärken dienen soll.
Kontakt Nathalie Lakner, Dipl. Lebens- und Sozialberaterin Jugendarbeiterin Schillerstraße 1 8200 Gleisdorf Tel.: 0650 8853461 Email: nathalielakner@ hotmail.com
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Text Nathalie Lakner
n e t s ! e s b t i e Di euen H n .. ten Ã&#x; o r g ! n e Die n m y Steiermark
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Ausland
Haft, Folter, Steinigung Seit April müssen schwule Muslime im absolutistisch geführten Sultanat Brunei die Todesstrafe fürchten.
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er Kleinstaat in Südostasien will den „Sharia Penal Code“ (SPC) verabschieden, ein Strafgesetz auf Basis der Scharia. Es sieht für verheiratete Muslime, die Sex mit Männern haben, die Steinigung vor. Unverheirateten Männer oder Nicht-Muslimen drohen bei gleichgeschlechtlichem Sex Haftstrafen und Peitschenhiebe. Sex zwischen Frauen wird künftig mit Geldstrafen, Haft bis zu zehn Jahren oder 40 Peitschenhieben bestraft. Auch jetzt ist gleichgeschlechtlicher Sex in Brunei – nach den alten Gesetzen der ehemaligen britischen Kolonialmacht – illegal, es drohen bis zu zehn Jahre Haft. „Während in Brunei homosexuelle Handlungen bereits nach Gesetzen aus der britischen Ko lonialherrschaft kriminalisiert wer den, wird das mit dieser Ankündi gung nun auf ein ganz neues Niveau gehoben“, so Matthew Woolfe, Vertreter der in Australien beheimateten Menschenrechtsorganisation „The Brunei Project“.
jedoch derzeit nicht überprüft werden kann“, so Woolfe weiter. Nach heftigen internationalen Protesten wurde bislang nur der erste Teil, bei dem geringere Strafen vorgesehen sind, für alle 415.000 Einwohner des Kleinstaats umgesetzt. Für die islamische Bevölkerung, die rund zwei Drittel der Bevölkerung in Brunei ausmacht, gilt die Scharia bereits seit 1984.
Text Gernot Wartner Fotos The Brunei Project
Ob die Todesstrafe auf schwulen Sex auch ausgeführt werden würde, ist unklar. So weisen einige Aktivisten darauf hin, dass für eine Verurteilung nach der Scharia vier Zeugen nötig sind und Videoaufnahmen nicht zulässig seien, was eine Verurteilung unwahrscheinlicher macht. Einen einschüchternden Effekt auf die Betroffenen gibt es aber auf jeden Fall. Die letzte Hinrichtung in Brunei gab es im Jahr 1957. Die Todesstrafe wurde vor fünf Jahren im Zuge der Angleichung des Rechts an die Scharia wieder eingeführt.
Bis jetzt wurde die vollständige Einführung des Gesetzes wegen der internationalen Proteste immer wieder verschoben. Deshalb geht die Regierung jetzt offenbar sehr heimlich vor. „Ei ner Quelle zufolge besteht ein Verbot der Berichterstattung der lokalen Me dien über die Umsetzung des SPC, was
Webtipps facebook.com/ thebruneiproject
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Ausland Boykott Aber nun regt sich internationaler Widerstand gegen das Sultanat. An vorderster Front mit dabei ist US-Schauspieler George Clooney. In einem Gastbeitrag für das Filmportal deadline. com rief er zu einem Boykott jener neun Luxushotels auf, die der Brunei Investment Agency gehören – und damit dem Sultan von Brunei. Mit jedem Besuch dieser Hotels trage man dazu bei, die Ermordung unschuldiger Menschen zu finanzieren, mahnt Clooney. Unter den Hotels in England, Frankreich, Italien und den USA ist auch das bei Hollywood-Stars beliebte Beverly Hills Hotel in Los Angeles. Und es ist nicht das erste Mal, dass Film-Promis zu einem Boykott des Hotels aufrufen: Bereits 2014, als die Todesstrafe für schwulen Sex zum ersten Mal eingeführt werden sollte, boykottierten USPromis das Hotel. Damals wurden Veranstaltungen und Empfänge unter anderem im Hotel Bel-Air und im Beverly Hills Hotel in Los Angeles aus Protest abgesagt. Unter den Promis, die
damals diesen erfolgreichen Protest initiierten, waren unter anderem Oprah Winfrey, Ellen DeGeneres oder LateNight Talker Jay Leno. Dem rund zwei Milliarden Euro schweren Unternehmen kostete der Boykott durch abgesagte Messen, Firmenfeiern und Buchungen Schätzungen zufolge rund zwei Millionen US-Dollar.
Druck aus Europa Auch aus Europa kommt Druck. In Deutschland hat das Auswärtige Amt die Botschafterin von Brunei am Montag einbestellt. In Großbritannien wird im Unterhaus debattiert, ob Brunei aus dem Commonwealth ausgeschlossen werden soll. Solche diplomatischen Mahnungen kann der bruneiische Alleinherrscher Hassanal Bolkiah nicht überhören. Und auch die EU ist jetzt gefordert. Die Europäische Union ist ein Symbol für Freiheit und Menschenrechte und sollte hier mit einer Stimme sprechen und politisch Druck machen.
Fragwürdig BERLIN. In Berlin ist die ITB, die größte Tourismusmesse der Welt, mit einem Eklat gestartet. Auf die Frage, ob es für Juden und Homosexuelle sicher sei, in das diesjährige Partnerland Malaysia zu reisen, reagierte dessen Tourismusminister Datuk Mohammaddin bin Ketapi merkbar verstimmt. „Dazu sage ich nichts“, so der Minister. Auf Nachfrage ergänzte er schmallippig: „Homosexualität? Ich glaube, wir haben so etwas nicht in unserem Land. Ob es sicher ist oder nicht, kann ich nicht beantworten.“ Aber: Homosexualität ist in Malaysia
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strafbar. Erst im September wurde erstmals ein lesbisches Paar zu Stockschlägen verurteilt. Gegen die kleine Community in der Hauptstadt Kuala Lumpur gibt es immer wieder Razzien. Ist Malaysia also ein geeignetes Partnerland für die ITB? Die Messe Berlin gehört zu 99,7 Prozent der Stadt und die rot-rot-grüne Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, die „Belange der LSBTTIQ*-Community national und international engagiert“ zu vertreten. Dazu passt ein Land, in dem Homosexuellen drei Jahre Haft und Folter drohen, allerdings nicht.
Splitter
Ausland
Deutliches Zeichen BRATISLAVA. Die Slowakei hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Präsidentin. Ende März wurde Zuzana Čaputová, Kandidatin der neugegründeten liberalen politischen Partei Progessive Slowakei (PS), mit 58,3 Prozent der Stimmen gewählt. Die liberale Anwältin gewann in der Stichwahl damit deutlich gegen den langjährigen EU-Vizekommissionspräsidenten Maroš Šeflovič, der für die regierende sozialdemokratischnationalistische Partei SMER antrat. Čaputová gilt als LGBTIQ*-freundlich: Sie hat sich im Wahlkampf auch für die Einführung von Eingetragenen Partnerschaften für queere Paare eingesetzt, die es derzeit noch nicht gibt. Auch will die 45-jährige Juristin das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare öffnen. So sagte sie in
während einer Diskussion: „Ich be vorzuge zwar, dass ein Kind eine bi ologische Mutter und einen bio logischen Vater hat, aber in der in stitutionellen Pflege, denke ich, ist vor allem wichtig, dass es bei zwei liebenden Menschen aufwächst, auch wenn sie das gleiche Geschlecht haben.“ Das ist ein deutliches Zeichen in einem Land, in dem rund 60 Prozent der Bevölkerung katholisch sind und es viele Vorbehalte gegen sexuelle Minderheiten gibt. So wurde 2014 in der Slowakei ein Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen in der Verfassung verankert. Mit einem Volksbegehren, das auch Eingetragene Partnerschaften und die Möglichkeit zur Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare verbieten sollte, scheiterte die römisch-katholische Kirche jedoch.
Bitte warten! PRAHA. Weiter warten heißt es für die Öffnung der Ehe in Tschechien: Das Parlament hatte Ende März die Entscheidung verschoben. Der Entwurf war im letzten Sommer von 46 Abgeordneten aus sämtlichen Fraktionen eingebracht worden. Die Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babiš unterstützt den Entwurf, in seiner Partei gibt es aber Widerstand: Vor der ersten Lesung befürwortete ein Drittel der ANO-Abgeordneten die Ehe-Öffnung, ein Drittel war dagegen und ein Drittel will die bereits bestehenden Lebenspartnerschaften aufwerten. Allerdings sprengten konservative Abgeordnete mit ihren Redebeiträgen damals die Tagesordnung. Vier Monate später war die Ehe-Öffnung wieder Thema: Nach rund vier
Stunden Debatte und chancenlosen Gegenanträgen der Konservativen haben die Abgeordneten schließlich beschlossen, die Diskussion zu vertagen. LGBTIQ*-Aktivist*innen haben bereits im Vorfeld befürchtet, dass Konservative durch überlange Reden Sand ins Getriebe des Gesetzgebungsprozesses streuen können. Wann die Ehe für alle wieder auf der Tagesordnung steht, ist noch nicht bekannt. Radka Maxová, eine Abgeordnete der populistischen Regierungspartei ANO sprach in ihrer Rede von einem „großen Schritt für Osteuropa“, wenn das Parlament das Gesetz beschließen sollte: „Wir wären das erste Land in Osteuropa, dass sich diesem Thema stellt und die Rechte von Homosexuellen gleichstellen will“, betonte sie. PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Text Gernot Wartner Foto Slavomír Frešo
Zuzana Čaputová Präsidentin der Slowakei
Gesellschaft
„Wenn wir unsere Farben wehen” Gedanken von Florian S. Niederseer
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enn wir unsere Farben wehen, sind wir gebadet in Vielfalt. Farben, die uns ein Gesicht geben, Farben, die zeigen wer wir wirklich sind. Wir fielen von den Menschen’s Bilde, aber stehen nun stark. Die Zeit der Gefallenen ist nun nah. Aber nein. Hören wir mit der Poesie auf und schneiden die Blumen. Wir sind vielleicht fabulous as fuck, aber stehen dennoch im Regen. Und wenn es nicht wir sind, dort sind andere. Andere, die fliehen, andere, die sich verstecken, und andere, die nur ein Leben mit Liebe und Sicherheit wollen. 73 – das ist die Nummer der Länder. Das ist die Nummer der Länder, in denen jeden zu lieben, den du möchtest, nicht nur stark entmutigt wird, sondern zu einem absolut illegal ist. Aber heute schauen wir nicht auf die Nummern. Wir blicken nicht auf Ziffern, welche vage eine ungefähre Zahl von Menschen geben, die letztes Jahr starben, weil sie versuchten sie
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selbst zu sein. Hinter jeder Zahl steht eine Geschichte. Eine Geschichte, welche nicht nur unvollendet ist, sondern dazu verdammt wurde, unerzählt zu bleiben, verändert und vergessen. Vergesse sie. Vergesse uns. Vergesse dich. Aus dem Blick, aus dem Sinn. Eine LGBT Community, welche ungesehen ist, wird vergessen. Wenn niemand die Farben wehen würde, wir und jene, die für uns gekämpft haben, wären vergessen. „LGTBQIAXYZ+ es gibt viel zu viele dieser wirren Identitäten heutzu tage. Es ist einfach alles viel zu ver wirrend. Früher war es doch einfach simpler damit und besser.” Genau das hört ihr sicher immer und immer wieder. Lasst mich euch sagen, die Art, in der diese Dinge heute in unserem Leben sind, ist besser, als wenn damals Leute wie wir sich versteckten oder sich selbst töteten, weil niemand wirklich verstand oder verstehen wollte, wer sie wirklich waren.
Gesellschaft und dadurch stets eine kleine Person irgendwo dort draußen wissen lassen, dass sie vollkommen perfekt sind, wenn sie sind, wer sie wirklich sind. Wir sind eine weit reichende Community von Menschen, die nur gesehen werden, als das, was sie sind und verstanden werden möchten. Die Farben wehend, stehend im Regen, wir kämpfen. Für dich, und für all die zahlreichen weiteren Regenbögen auf der Welt. Wenn wir die Farben wehen, zeigen wir, dass wir sie nicht vergessen haben, welche vor uns kämpften und es uns möglich machten, heute auf den Schultern von Riesen zu stehen.
Florian S. Niederseer macht PoetrySlam, diesen Text hat er für PRIDE adaptiert
Wenn wir die Farben wehen, sorgen wir dafür, dass wir und die Nächsten nicht vergessen werden.
facebook.com/ florian. niederseer
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Wenn wir unsere Farben wehen, tue ich es mit Stolz. Nicht weil ich darauf stolz bin, schwul zu sein, sondern weil ich auf die Zeit, Arbeit und Opfer stolz bin, die gegeben wurden, damit ich mir keine Sorgen machen muss, wenn ich dort draußen die Hand meines Freundes halte. Ich bin stolz auf all diejenigen, die so weit gekommen sind wie sie jetzt sind, stets am Kämpfen und Überwinden der täglichen Herausforderung, welcher sie begegnen, weil sie einfach sind, wer sie sind. Wir sind alle Kämpfer*innen in unserem ganz eigenen Weg in dieser Welt und auch, wenn alles gut vor der Haustüre wirkt, so sollten wir doch stets für die aufstehen, die nicht in diesem Glück sind. Ich bin nicht darauf stolz, schwul zu sein, da ich mir nie ausgesucht habe, dass ich auf Jungs stehe. Jedoch bin ich stolz auf all jene, die hoch die Fahne wehen
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Quer durch Europa Das diesjährige Filmfestival Crossing Europe gibt wieder einen vielfältigen Blick auf queeres Leben. Text Gerhard Niederleuthner Fotos Crossing Europe [08]
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Crossing Europe Festivalzentrum: 25.-30. April 2019 täglich ab 10.00 OÖ Kulturquartier, OK-Platz 1, Linz T. 0680 – 506 1 506 crossingEurope.at facebook.com/ crossingeurope
Das melancholische Mädchen S. Heinrich, DE 2019 [01] Auf der Suche nach einem Schlafplatz streift das melancholische Mädchen durch die Großstadt. Ihr Versuch, ein Buch zu schreiben, scheitert schnell. Eine Forschungsreise durch unsere postmoderne Gesellschaft zwischen Prekarisierung und Self Marketing, Neo-Spiritualität und Glückszwang. Tchelovek kotorij udivil vseh / The Man Who Surprised Everyone N. Merkulova, A. Chupov, RU/EE/FR 2018 [02] Egor ist ein Forstverwalter in der sibirischen Taiga. Er ist ein solider Familienmensch, seine Frau und er erwarten ein zweites Kind. Er erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist, und nur noch kurz zu leben hat. Keine Medizin kann ihm helfen. Schließlich findet er zu einer neuen Identität; seine Familie fühlt sich davon aber vor den Kopf gestoßen. Domashni Igri / Home Games A. Kovalenko, UA/FR/PL 2018 [03] Die 20-jährige Alina hat durch ihr Fußballtalent eine Chance, der Armut zu entfliehen. Gerade als sie ins ukrainische Nationalteam aufgenommen werden soll, stirbt jedoch ihre Mutter und hinterlässt zwei jüngere Geschwister. Entscheidet sich Alina für Fußball oder Familie?
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Khrustal / Crystal Swan D. Zhuk, BY/DE/US/RU 2018 [04] Kurz nach Ende der Sowjetunion, sucht die junge Velya einen Weg, ihre Heimat Belarus hinter sich zu lassen. Ihre Leidenschaft ist die House-Musik. Abends arbeitet sie als DJ, mit dem Traum, in den USA durchzustarten. Die atemberaubende Performance der Hauptdarstellerin macht den Film zu etwas Besonderem – wild und ein wenig verrückt. Posledice / Consequences D. Štante, SI/AT 2018 [05] Posledice handelt vom 18-jährigen Andrej, der zum Aufenthalt in einem Heim für straffällige Jugendliche verurteilt wird. Schnell erkennt er den Unterschied zwischen Freund und Feind und versucht Anschluss zu finden. Damit verfängt er sich in einem Netz aus schlechtem Gewissen, Verzweiflung und Wut. Bêtes Blondes / Blonde Animals A. Walther, M. Matray, FR/CH 18 [06] Fabien einstiger Sitcom Star, trinkt heute hauptsächlich, um sich nicht an alles erinnern zu können. Als er auf den weinenden Soldaten Yoni (Basile Meilleurat) trifft, ist er nicht erstaunt, in der Tasche den abgetrennten Kopf eines anderen traumschönen jungen Mannes zu entdecken. Ein ex-
Kultur
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[01] [05] zentrisch-surreales Abenteuer mit versteckter romantischer Ader. L'heure de la Sortie / School's Out S. Marnier, FR 2018 [07] Schule, das ist der Ort, an dem Jugendliche zu sich selber finden. Gerade im elitären Schulsystem Frankreichs ist es aber ein Ort, an dem entschieden wird, wer das Land leiten soll. Was aber, wenn diese Jugendlichen erkennen, dass man sie betrogen hat? Lajka / Laika // A. Klimt, CZ 17 [08] Das Leben ist kein Zuckerschlecken für Laika, Straßenköter am Rande einer russischen Großstadt. Sie wird eingefangen, um zur Weltraumpionierin zu werden. Sie gelangt zu einem fernen Planeten, wo sie sich in Koexistenz mit den dortigen Bewohner*innen ansiedelt. Alles in Gefahr, als der erste menschliche Kosmonaut landet. Un Print‚ s‚ i Jumătate / One And A Half Prince // A. Lungu, RO 18 [09] Drei Freunde leben zusammen in einer WG in Bukarest: Iris ist Single, Marius geschiedener Vater, und Istvan ist schwul. Doch als Laszlo auftaucht, gerät das Gleichgewicht in Gefahr. NORMAL // A. Tulli, IT/SE 2019 [10] Das gradlinige Filmdokument handelt von starren Genderrollen, Alltägliches wird sichtbar: wie Mädchen zu
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[06] Prinzessinnen geschminkt werden, oder wie ein Vater seinen Sohn auf ein Motorradrennen begleitet. In der kommentarlosen Aneinanderreihung ist letzten Endes dann doch ein Kommentar enthalten. Un couteau dans le coeur Knife + Heart Y. Gonzales, FR/MX/CH 2018 [11] Paris, Sommer 1979: Pornoregisseurin Anne wird von ihrer Freundin Loïs verlassen. Während sie sich in die Arbeit an ihrem Magnum Opus „Homocidal“ stürzt, hat es ein Serienmörder (mit Switchblade-Dildo) auf ihre Darsteller*innen abgesehen. Das neonlichterne Kinoprachtstück ist Abfeierung des urbanen Hedonismus am Vorabend der AIDS-Epidemie. Wild, brutal, sinnlich, geil. NEVRLAND G. Schmidinger , AT 2019 [12] Der 17-jährige Jakob lebt mit seinem Vater und dem Großvater in Wien. Er will bald auf die Uni und jobbt inzwischen in einem Schlachthaus, aber seine Angststörung werden immer stärker. Er begegnet in einem Sex-CamChat dem 26-jährigen Kristjan. Ihre Unterhaltung führt zu einer virtuellen Freundschaft, und auch in der realen Welt kreuzen sich ihre Wege auf unheimliche Weise. (Siehe dazu PRIDE Nr. 168/Feb. 2019) PRIDE | Nr. 169 | April 2019 |
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Nightline Fr., 26. April 2019: DJ: Crackstreet Girls Sa., 27. April 2019: Live: Ankathi Koi
Verlosung PRIDE verlost einen Festivalpass und 4 x 2 Freikarten PRIDE.at/ verlosung
Kultur
Boy erased: Der verlorene Sohn Ein Film von und mit Joel Edgerton über die Konversionstherapie Homosexueller Text Kurt Zernig Fotos Universal Pictures International Germany GmbH
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er 19-jährige Jared wächst in einer Kleinstadt im berüchtigten „Bibelgürtel“ der USA auf. Nachdem seine Eltern erfahren haben, dass Jared schwul ist, drängt ihn sein Vater, ein Baptistenprediger, dazu, an einem Programm zur „Heilung“ von Homosexuellen teilzunehmen. Der Zuseher begleitet Jared in das Zentrum „Love is action“ und durch die ersten Tage dieses „Therapie“-Programms. Tagsüber ist der Kontakt zur Außenwelt völlig abgeschnitten, abends darf er jedoch nach draußen und übernachtet zusammen mit seiner Mutter im Hotel. Geleitet wird das Zentrum vom religiösen „Therapeuten“ Viktor Sykes, der den Teilnehmern erklärt, dass sie nicht homosexuell auf die Welt gekommen seien, sondern sündhafte Menschen aus ihrer Familie an ihrer Fehlentwicklung schuld seien. Daher müssen die Teilnehmer die negativen Eigenschaften ihrer Familienmitglieder in ein Schaubild eintragen. Im nächsten
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Schritt müssen sie eine „moralische Inventur“ vornehmen, das heißt über ihr sündhaftes Verhalten berichten. Jared wird Zeuge einer Dämonenaustreibung bei Cameron, einem anderen Teilnehmer aus der Gruppe, und beginnt zu zweifeln, ob das Programm Erfolg haben kann. Er spricht darüber mit seiner Mutter, die sich daraufhin sorgfältig die schriftlichen Unterlagen durchliest. Als Jared mit seiner „moralischen Inventur“ an die Reihe kommt und versucht, seine Geschichte ehrlich zu erzählen, eskaliert die „Therapie“. Jared will aus dem Zentrum fliehen, was ihm mit Hilfe von Cameron und seiner Mutter auch gelingt. Doch Jareds Vater, der es nicht mit seinem Glauben vereinbaren kann, mit einem Homosexuellen unter einem Dach zu leben, sein Vater möchte, dass er das Programm fortsetzt. Doch diesmal fügt sich Jareds Mutter nicht – wie all die Jahre zuvor – schweigend ihrem Mann. Sie nimmt Jared mit nach Hause; dort erfahren sie, dass Cameron sich selbst getötet hat.
Kultur Vier Jahre später lebt Jared in New York und schreibt an einem Buch über seine Erlebnisse mit der Konversionstherapie. Bei einem Besuch zu Hause kommt es zu einer Vater-Sohn-Begegnung, bei der Jared klarlegt, dass er unveränderlich sowohl sein Sohn als auch schwul sei. Sein Vater verspricht ihm, an seiner Einstellung zu arbeiten. Obwohl der Film in der Darstellung von Brutalität recht zurückhaltend ist und nur kleine Einblicke in die „Behandlungspraxis“ gegeben werden, entsteht ein dichter Eindruck dessen, was Konversionstherapie in den betroffenen Menschen anrichtet. Die Situation der Familie wird (auch optisch) in trüben Farben gezeigt, wie die Religion alle Aspekte des täglichen Lebens bestimmt, wie alles, was nicht in diesen Rahmen passt, im Unausgesprochenen bleiben muss – und wie daran letztlich alle Beteiligten leiden. Auch Jareds bisherigen homosexuellen Erfahrungen widerspiegeln eine durch repressive Religion geprägte Gesellschaft: Die Bekanntschaft mit Henry endet überhaupt darin, dass dieser Jared vergewaltigt, während es mit Xavier wegen Jareds Angst vor Satan gleich zu gar keinem Sex kommt – die beiden aber Hand in Hand eine besonders innig-zärtliche Nacht mit einander verbringen. Dieser Film hätte nicht nur wegen der Besetzung ein größeres Publikum verdient: Lucas Hedges, bereits aufgefallen in den Filmen „Grand Budapest Hotel“ und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, bringt das vielschichtige Gefühlsleben Jareds wirkungsvoll zum Ausdruck, Nicole Kidman verkörpert Jareds Mutter und Joel Edgerton, der gleichzeitig Regie führte, mimt den Therapeuten Sykes. Auch in den Nebenrollen hält der Film eine Überraschung parat: Gary, ein wei-
terer „Therapie”-Teilnehmer, der Jared empfiehlt sich durch die „Therapie” zu schummeln, indem er einfach die Rolle spielen soll, die von ihm erwartet wird – dieser Gary wird ausgerechnet von Troye Sivan gespielt, einem schwulen Sänger und beliebten Youtuber aus Australien. Er steuerte auch einen Song zum Film bei, wobei der Soundtrack das Gefühl des LebendigBegraben-Seins im Film noch verstärkt. Die Konversionstherapie geht davon aus, dass niemand homosexuell geboren wird, sondern erst durch die Lebensumstände dazu gemacht wird; damit könne man die Homosexualität auch wieder wegtrainieren. Außer religiös motivierten „Experten“, insbesondere aus den evangelikalen Kirchen, ist sich die Fachwelt der Psychotherapeut*innen und Mediziner*innen darin einig, dass diese „Therapie“ nicht nur fachlich falsch, sondern auch gefährlich ist. Sogar der Vatikan stellte im August 2018 klar, dass Homosexualität keine Krankheit sei und daher Therapien zu deren Heilung nicht befürwortet würden. Der Film ist ab Ende 2019 auch als DVD verfügbar und beruht auf den Memoiren von Garrard Conley, der sich nun für ein Verbot der Konver sionstherapie in den USA engangiert. Seine Mutter sagte in einem Interview: „I took Garrard to conversion therapy, but I was the one that was converted.”
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Oberösterreich HOSI Treff Der informative Vereinsabend für Mitglieder und Freund*innen der HOSI Linz im forty nine Termine: Fr., 19.04.; Fr., 03.05; Fr., 17.05.; Fr., 31.5.2019
Termine April Sa., 20.04.2019 | 21:00 Eier2 Mit DJ Beatpatrol Das Osterfest im forty nine!
Mai Sa., 04.05.2019 | 21:00 forty nine 01 Geburtstagsparty mit Torte und Quiz; DJ Beatpatrol & DJane VanIce forty nine So., 05.05.2019 | 10:00 Gedenkfeier zum Be freiungstag des ehe mal. KZ Mauthausen Feier beim Gedenkstein für homosexuelle Opfer des NS Regimes und Teilnahme an der offiziellen Gedenkfeier; Wer eine Mitfahrgelegenheit benötigt bzw. eine anbieten kann: ooe@hosilinz.at
Mi., 08.05.2019 | 18:30 Lust auf einen Drink? Die Grünen Andersrum OÖ laden zur Wochenteiler*in! Der erste Drink ist frei. Ort wechselt: JKU Teichwerk Do., 09.05.2019 | 18:00 In Linz ist Donnerstag _ queer edition – Recht statt Rechts! Das queere Aktionsbündnis OÖ lädt zur Donnerstagsdemo; Start: 18:00 Pfarrplatz; geplante Rute: Hauptplatz – Altstadt – Promenade – Taubenmarkt – Pfarrplatz ca. 19:15 Schlusskundgebung; danach: After Demo Chillout im forty nine in-linz-ist-donnerstag.at fb.me/queerdolinz Sa., 18.05.2019 | 21:00 Songcontest Party forty nine
Vorschau: Fr., 07.06.2019 | 19:00 50 Jahre CSD – 50 Bilder Infoabend im forty nine Fr., 21.06.2019 | 21:00 Pre-PRIDE Party zum linzpride2019 mit DJ Ruzz forty nine
8. Christopher Street Day in Linz
Ein queerer* Feiertag für alle
Sa., 29.06.2019 | 14:00 linzpride2019 Thema: love loud 14:00 LINZ PARADE – Volksgarten 17:00 PRIDE OPENAIR – Maindeck AEC 22:00 PRIDE NIGHT – Club Spielplatz linzpride.at
Homosexuelle Initiative Linz
Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz
HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz
Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung)
Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/forty-nine E fortynine@hosilinz.at
Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen
HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz
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Dürnauer Straße 108, 4840 Vöcklabruck W duernauerhof.asak.at W hosilinz.at/voecklabruck YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees
Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. ab 19:00 /hosilinz Wirtshaus „Dürnauerhof“,
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Termine April So., 14.04.2019/17:00 Transgender – Selbsthilfegruppe feel free Teile mit uns deine Erfahrungen! Do., 18.04.2019/19:00 Fem* Stammtisch La Meskla, Kaiserfeldgasse 19 Für alle Frauen* offen Mi., 24.04.2019/18:00 RLP Teammeeting feel free Gerne lernen wir dich kennen. Fr., 26.04.2019/19:00 ausufern – Jugendgruppe Filmabend feel free
Mai Sa., 04.05.2019/9:30 L-Ways Lesbenwanderung
Steiermark
Es geht zur Knödelhütte auf die Pack Anmeldung unter L-Ways@homo.at Mi., 08.05.2019/18:00 RLP Teammeeting feel free Alle sind willkommen! Fr., 10.05.2019/19:00 ausufern – Jugendgruppe Workshop feel free So., 12.05.2019/17:00 Transgender – Selbsthilfegruppe feel free Teile mit uns deine Erfahrungen! Mo., 13.05.2019/17:00 HuG – Homosexuelle und Glaube Botanischer Garten Eine Botanische Reise durch die Welt
Do., 16.05.2019/19:00 Fem* Stammtisch La Meskla, Kaiserfeldgasse 19 Für alle Frauen* offen Mi., 22.05.2019/18:00 RLP Teammeeting feel free Gerne lernen wir dich kennen.
Events 2019
CSD Graz am 22.06.2019
Do., 23.05.2019/19:00 LezDance Clubbing Das Clubbing für alle Frauen* Fr., 24.05.2019/19:00 ausufern – Jugendgruppe Klettern im JUFA Treffpunkt: JUFA Hotel Graz City Idlhofgasse 74, 8020 Graz Mo., 27.05.2019/19:00 HuG – Homosexuelle und Glaube feel free Die Geheimnisse des Bienenstocks
FAGtory am 31.10.2019 Events 2020 FAGtory 18.01.2020
Tuntenball am 15.02.2020
RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at
RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Ver tretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!
Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free
ausufern Jugendgruppe Immer freitags alle zwei Wochen ab 19:00 im feel free. Alle Infos auf Facebook.
TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free
FEM* Stammtisch Jeden 3. Donnerstag im Monat ab 19:00 Uhr im La Meskla, Kaiserfeldgasse 19
Queer in Motion Unser Programm ist Sport. Spontan im Stadtpark laufen oder schwimmen in der Auster. Infos unter: facebook/QueerInMotion
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Webtipp Alle Veranstal tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!
Gesundheit
Stressfaktoren Ist die menschliche sexuelle Orientierung mit der psychischen Gesundheit bzw. der Häufigkeit des Auftretens psychischer Erkrankungen verbunden? Text Eva Lercher Foto RLP
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chon längere Zeit beschäftigt sich die wissenschaftliche Forschung mit dieser Fragestellung, die immer im Spannungsfeld zwischen wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zu einer besseren Prävention und Unterstützung führen könnten, aber auch der Gefahr, die sexuelle Orientierung erneut zu pathologisieren, angesiedelt ist. Dieser Artikel bezieht sich dabei rein auf die sexuelle Orientierung, also auf die sexuellen Minoritäten, nicht aber auf Trans- und Intersexualität. Was versteht man unter einer sexuellen Minorität? Meist werden sexuelle Minoritäten pauschal mit den Begriffen „schwul, lesbisch oder bi” gleichgesetzt. So leicht ist es allerdings nicht, da die sexuelle Orientierung zumindest anhand von drei Dimensionen charakterisiert werden kann: sexuelle Identität, sexuelles Verhalten und sexuelles Erleben. Anhand der Identitätsdimension zählt jemand zur Gruppe der sexuellen Minoritäten, wenn sich die Person anders als heterosexuell bezeichnet, z. B. schwul, lesbisch, homobzw. bisexuell, vorwiegend heterosexuell, unsicher, queer etc. Bezüglich der Verhaltensdimension sind es Menschen, die gleichgeschlechtliche oder gleich- und gegengeschlechtliche Kontakte haben. Was die sexuelle Erlebensdimension anbelangt, zählen Menschen, die sich nicht aus-
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schließlich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen, zu den sexuellen Minoritäten. Die Identitäts-, Verhaltens- und Erlebensdimensionen der sexuellen Orientierung überlappen einander zwar, aber bilden auch verschiedene Untergruppen. So identifizierten oder verhielt sich in einer Studie nur maximal ein Prozent der Jugendlichen ausschließlich homosexuell, aber ca. 5 % fühlten sich sexuell zum gleichen Geschlecht hingezogen. Eine Studie an erwachsenen Männern zeigte, dass sich die Mehrheit der Männer, die Sex mit Männern hatten, als heterosexuell identifizierten. Hohe Raten an Suizidversuchen Schon vor über 100 Jahren hat Magnus Hirschfeld, ein deutscher Arzt, Sexualwissenschaftler und Mitbegründer der ersten Homosexuellen bewegung, bei ihm bekannten homosexuellen Männern hohe Raten an Suizidversuchen (25%) und Suiziden (3%) beobachtet. Vor allem in den USA erschienen in der Nachkriegszeit Studien, bei denen Lesben, Schwule und Bisexuelle (LSB) im Vergleich zu heterosexuellen Personen häufiger über psychische Probleme berichteten. Ab diesem Zeitpunkt gab es immer wieder Studien, die darüber berichteten, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle offenbar häufiger mit Suizidgedanken belastet waren als heterosexuelle Personen. Diese Studien
Gesundheit wiesen aber zum großen Teil methodische Schwächen auf. Minorititätenstressmodell In einem aktuellen systematischen Studienüberblick von 199 populationsbasierten Studien wurden erstmals methodische Mängel ausgeschalten. Auch die deutliche Mehrheit der neueren Studien fand unter LSB erhöhte Raten an psychischen Erkrankungen oder Symptomen verglichen mit heterosexuellen Personen (z.B. Depressionen, Suizidversuche, Suizide und substanzgebundene Störungen wie Alkohol und Drogen). Eine mögliche Erklärung findet sich im „Minoritätenstressmodell“ von Ilan Meyer. Demnach haben LSB Personen gleiche Stressoren wie heterosexuelle Menschen, aber zusätzlich spezifische
Minoritätenstressoren. Dazu gehört Diskriminierung, Gewalt und/oder Stress, der mit der Geheimhaltung der sexuellen Orientierung verbunden ist, Angst vor negativen Reaktionen oder die eigene bewusste oder unbewusste negative Einstellung zu Homosexualität (internalisierte Homophobie). Diese Stressfaktoren können sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken, aber auch durch die Resilienzfaktoren soziale Unterstützung und gute Stressbewältigungsfähigkeiten gepuffert werden. Soziale Unterstützung und Peer-Beratung Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es nach wie vor so scheint, dass die sexuelle Orientierung mit psychischer Gesundheit korreliert. LSB besitzen eine höhere Wahrscheinlichkeit, von einer (oder mehreren) psychischen Erkrankung(en) betroffen zu sein. Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass die Mehrheit der LSB nicht an einer psychischen Erkrankung leidet. Durch das Minorititätenstressmodell lassen sich diese erhöhten Raten an psychischen Störungen gut erklären. Das Modell bietet aber zusätzlich auch wichtige Anhaltspunkte für Prävention und Interventionen. Es können dadurch therapeutische Maßnahmen für die Arbeit mit LSB, aber auch wichtige Informationen für Betroffene abgeleitet werden. So scheint von großem Vorteil zu sein, die Stärken der Personen zu betonen, zu fördern und Methoden zur Stressbewältigung zu erlernen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass soziale Unterstützung ein guter Schutzmechanismus ist. All diese Schutzfaktoren können sowohl in der Peer-Beratung als auch in der therapeutischen Arbeit und psychologischen Behandlung zunutze gemacht werden.
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Gesundheit
Text & Fotos Andy Joe
Glowing in the dark
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icht nur die Lasershow brachte das FAGtory Clubbing von StopAIDS unter dem Motto GLOW zum Glühen. Die großartige Stimmung angeheizt von DJ Boah und DJ Ray Azuma tat ihr übriges,
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während die ganze Nacht lang in den Frühling hinein gefeiert wurde. Da durfte natürlich auch die Ver teilung von gratis Kondomen nicht zu kurz kommen, ganz nach dem Motto: „Party hard and stay safe!”
Gesundheit
Test auf Tripper & Chlamydien Neues Testangebot der AIDSHILFE OBERÖSTERREICH
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eit November 2018 bietet die AIDSHILFE OBERÖSTERREICH die Testung auf Tripper und Chlamydien um € 30 an. Infektionen mit Tripper und Chla mydien gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.
Beide bakteriellen Infektionen verlaufen häufig symptomlos. Unbehandelt können beide Infektionen zu Verklebungen und Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane führen. Tripper und Chlamydien lassen sich gut mit Antibiotika behandeln und heilen.
Die Testung erfolgt durch Abstrich und Urinprobe. Die Entnahmen werden selbst mittels Entnahmetupfer und Urinabgabe durchgeführt. Je nach Risiko können vom Mund, After, der Vagina und der Harnröhre Proben entnommen werden. Für eine Urinprobe sollte man innerhalb der letzten Stunde vor Probenabgabe nicht uriniert haben.
Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt schwulen Männern: „Lasst Euch mindestens einmal im Jahr auf HIV, Syphilis, Gonokokken (Tripper) und Chlamydien testen, und klärt Euren Impfstatus bzgl. Hepatitis A und B.“
Zu einer Übertragung kann es beim ungeschützten Oral-, Anal- oder Vaginalverkehr durch direkten Kontakt mit infektiöser Schleimhaut oder Körperflüssigkeit kommen.
Neben diesem neuen Angebot kann man sich in der AIDSHILFE OBERÖSTERREICH kostenlos und anonym auf HIV, Hepatitis B und C sowie Syphilis testen lassen.
Text Erik Pfefferkorn Fotos AIDSHILFE OÖ
Einmal jährlich Testung
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Infos Testzeiten: Mo., 14:00-17:00 Mi., 16:00-19:00 Fr., 11:00-14:00 Infos zu Testangeboten und zum Testablauf unter aidshilfe-ooe.at
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Hallo, ich wohne in Niederösterreich bin 42 Jahre hätte gerne eine Partnerin fürs Leben. Ich habe 2 Dalmatiner und liebe die Natur. Treue, Ehrlichkeit ganz einfach das Herz am rechten Fleck soll die Frau fürs Leben haben. Frau darf ruhig älter sein als ich weil mehr Lebenserfahrung was schönes ist. Würde gerne alt werden mit der Frau fürs Leben. LG Chiffre 1355P
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