PRIDE Nr.151/April 2016

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151/April 2016

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Kick it!

Frauenfußballturnier – sieben Teams blieben am Ball

S. 26-27 Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | GZ 02Z031968 S | Österreichische Post AG | Sponsoring Post

Wahl 2016 – dentIn: Bundespräsi n die Drei Fragen a en KandidatInn

S. 06-11


T H C E R T J ETZT E RS T S E F N E G O R EG E N B

0 0 : 1 2 B A / 6 1 SA . 2 1 .05 . 2 0 S L L O D Y K C A B A N D : T H E JK R I Z DJ J E R R Y J . IK O

ABAKFAB R T / E N I T N A R T : K LU B K

RUENE .AT .G E O .O M U R S R W W W.ANDE M.OOE .GRUENE .AT /ANDERSRU Impressum: Die Grüne Andersrum OÖ, Landgutstraße 17, 4040 Linz / andersrum.ooe@gruene.at / 0699 1004 3558


PRIDE

Editorial Drei Fragen

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rei Fragen zu lesbisch/schwulen Themen habe die meisten der KandidatInnen zur Wahl des/ der BundespräsidentIn beantwortet (Seite 06-11). PRIDE will damit Entscheidungshilfe leisten, wie sich die einzelnen Personen besonders in gesellschaftspolitischen Fragen positionieren. Das kann eine Hilfe für das eigene Wahlverhalten sein. Wichtiger scheint uns aber der offene Dialog, wohin Österreich gehen soll. Die Position der Bundespräsidentin, des Bundespräsidenten, steht hier stellvertretend für den Umgang untereinander – bei welchen Themen wird Rückgrat gezeigt, wo werden wegen diplomatischer Verhandlungen die gesellschaftspolitischen Angelegenheiten unten den Teppich gekehrt, oder wie wird versucht, die unterschiedlichen Lebens­

modelle, Meinungen und Positionen untereinander auszutauschen, oder ob durch einfachem Populismus noch mehr Gräben aufgerissen werden sollen. Die Zeiten bleiben spannend, wir bleiben am Ball. Gerhard Niederleuthner

PS: Weil Kultur auch immer die schöne Aufgabe hat, die eigenen Horizonte zu erweitern, verlosen wir einen Festivalpass und 2x2 Freikarten für das Linzer Filmfestival Crossing Europe (Seite 44) und 2x2 Premierenfreikarten für die queere Theaterproduktion „Meine Nase läuft – Deine Stars hautnah“ in Wien (Seite 47). n

IMPRESSUM Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, VorsitzenderStellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: GZ 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: HomosexuelleInitiative Linz, Goethe­straße 51, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Stefan Thuma, Finanzreferent: Björn Zahn, Organisationsreferentin: Elisabeth Landl); RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzende: Martina Weixler, stellv. Vorsitzende: Johannes Niedermayer, Kassier: Chris Skutelnik, stellv. Kassier: Alexander Groß, Schriftführer: Raphael Rainer, stellv. Schriftführer: Michaela Feiner, Beiräte: Felix Moser, Eberhard Feiner-Wutha, Alexander Ofner) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Chris Skutelnik, stellv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Johannes Niedermayer, Schriftführerin: Martina Weixler), beide: Annenstr. 26, 8020 Graz

Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme

Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der VerfasserIn müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 151/April 2016 Cover: "Kick it! 2016" Foto: Gerhard Nieder­leuthner Layout: Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Thomas Koller, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterInnen: Rainer Bartel, Michaela Feiner, Karsten Klapp, Thomas Koller, Joe Niedermayer, Gerhard Niederleuthner, Sebastian Pay, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand, Martina Weixler Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 152/Juni 2016: Sa., 07.05.16 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500 n

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Inhalt 03 05

Wahl 2016: BundespräsidentIn Wer soll Österreich repräsentieren? 06 Zur Wahl 06 Dr.in Irmgard Griss 08 Ing. Norbert Hofer 09 Dr. Andreas Khol 10 Dr. Alexander Van der Bellen 11 Österreich Politische Beerdigung 12 Ein Kämpfer 14 Gedanken unter dem Regenbogen 15 Rassismus kreativ 16 Blackfacing 17 Splitter 18 "Happiness is open to all" 21 Oberösterreich Mit zwei Jahren voll dabei Moin! Moin! Szenesplitter

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Titel: Kickit! Frauenfußballturnier 26

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Steiermark Ehe gleich! Für unsere Töchter! Mutti und Mama Venus as a Boy Der Sammler Sterz im Mohrenwirt

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Wien Kein PRIDE Village Villa ohne Willendorf

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Ausland Ermittlungen 33 Splitter 34 Homo und rechts 38 Total retro und gefährlich 39 Haft wegen Homosexualität 40 FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER, ROSALILA PANTHER/INNEN

PRIDE Nr. 151/April 2016 Editorial & Impressum Vor 20 Jahren

Kultur Brokeback Mountain modern 42 Kommentar 43 Crossing Europe 44 Erlesenes 46 Meine Nase läuft ... 47 Termine & Kontakte Oberösterreich / HOSI Linz 48 Stmk / RosaLila PantherInnen 49 Mixed Kontakte 50


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HTETE DARÜBER BERIC HREN... PRIDE VOR 20 JA HOSI Info Nr. 31/April 1996 Das 7. Österreichische Lesben- und Schwulen­forum sollte im Herbst 1996 in Dornbirn in Vorarlberg über die Bühne gehen. Der Dornbirner Bürgermeister Rudolf Sohm (ÖVP) untersagte aber die Vermietung der Stadthalle und des Kulturhauses und meinte, Homosexuelle sollten sich in privaten kleinen Gruppen treffen; solche Veranstaltungen würden Ehe und Familie diskriminieren und im Zeitalter von AIDS könne er solch eine Großveranstaltung einer Risikogruppe nicht zulassen. Ein Bregenzer Anwalt überzog die ÖLSF-Vorstände, LiF-Parteichefin Heide Schmidt und Beamte des Familienministeriums mit Klagen wegen vorgeblicher Verstöße gegen die Strafrechtsparagrafen 220,221 und 281 StGB und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Die Empörung über diesen Skandal ging durch alle Medien und spontan stellte dann das Hotel Martinspark in Dornbirn seine Räume für die Tagung zur Verfügung. Weil der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe 31 „Älter werden“ hieß, drehten sich gleich mehrere Beiträge rund um dieses Thema. Über persönliche Zugänge zum Älterwerden und die Frage des Jugendkults in der Szene versuchte die Redaktion das Thema aus mehreren Aspekten zu beleuchten. Und schließlich überraschten zwei Ankündigungen die LeserInnen im April 1996, nämlich dass die AIDSHilfe Wien 1997 in ein eigenes Haus am Gürtel einziehen und dass am 29.06.1996 die 1. Regenbogenparade in Wien über den Ring ziehen würde. „Tausend Jahre des Schweigens und Versteckens sind genug. Jetzt wird getanzt und gefeiert. Alles, was Spaß macht, ist plötzlich erlaubt. Ganz Österreich ist eingeladen, und Du tanzt über die Straße von Wien.“ hieß es im Ankündigungstext…

Buschtrommel 2/1996 Die ÖH berichtete von einem Schwulentutorium der Schwulen Uni-Gruppe (23 Teilnehmer), das Frauenreferat vom Lesbentutorium. Solche Aktivitäten waren damals noch streng getrennt. Im BANG wurde „3 Jahre Frauendisco“ gefeiert. Die „Panther“ trafen sich nun wöchentlich beim „Frauennotruf“: die Männer diskutierten über sexuellen Missbrauch, die Frauen über Integration versus Separatismus. Unter dem Titel „Frühlingserwachen“ erschien ein Aufruf von Kurt Zernig: „In vielen europäischen Staaten laufen umfangreiche Bemühungen, eine wirkliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben zu Heterosexuellen herbeizuführen. […] Doch ist es nicht auch so, daß wir Schwule und Lesben selber oft die Realität verleugnen? Wir verzichten darauf, mit unseren PartnerInnen Hand in Hand spazierenzugehen, wir verzichten darauf, unsere Partnerinnen zu küssen, wenn wir sie auf der Straße treffen, wir verzichten darauf, uns zusammen auf eine Parkbank zu setzen und in enger Zweisamkeit die Natur zu genießen. Für Heteros sind das alles Selbstverständlichkeiten. Auf politischer Ebene wird die Diskussion nur deswegen so unappetitlich geführt, weil wir Lesben und Schwule in der Öffentlichkeit nicht sichtbar sind, weil hinter der Bezeichnung Homosexuelle für viele keine konkrete Menschen stehen. Der nächste Frühling ist nicht mehr weit. Lassen wir das Leben sprießen, das Leben in uns möge erblühen! Orientieren wir uns nicht danach, was man den anderen Leuten zumuten kann, orientieren wir uns lieber danach, was wir selber wollen!“ 

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WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Wer soll Österreich repräsentieren? Die Wahl ins Amt des Bundespräsidenten steht bevor. Wie wichtig ist diese Wahl allgemein und für Lesben und Schwule? Sollten wir uns erstmals eine Bundespräsidentin wünschen?

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elbst unter VerfassungsjuristInnen ist es nicht ganz einhellig, welch große Bedeutung dem Amt des Bundespräsidenten tatsächlich zukommt. Doch nicht einmal bei politischem Schönwetter kann sich das Staatsoberhaupt aufs Repräsentieren beschränken. Wichtig ist, dass es seiner Unterschrift bedarf, wenn ein neues oder geändertes Gesetz Rechtskraft erlangen soll. Selbst ein nur hinhaltender Widerstand der höchsten Person im Staat gegen einen etwaigen staats- oder rechtspolitisch bedenklichen Gesetzesbeschluss durch den Nationalrat kann entscheidende Wirkung haben. Dabei fällt nämlich die moralische Autorität des Präsidenten oder der Präsidentin besonders ins Gewicht, nicht zuletzt, weil es sich um ein direkt vom Volk gewähltes politisches Amt, noch dazu mit einer gewissen politischen Kontroll- und Führungsfunktion, handelt. Ein weiterer grundwichtiger Bereich des Staatsoberhaupts ist es, nach den Wahlen einen Parteichef mit dem Auftrag zur Bildung einer Bundesregierung zu betrauen und die dann vorgeschlagenen MinisterInnen anzugeloben oder aber Bedenken gegen die eine oder andere dieser Persönlichkeiten als Regierungsmitglieder zu erheben. Das haben wir bei Thomas Klestil bereits erlebt.

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Nicht zuletzt ist der Bundespräsident oder die Bundespräsidentin OberbefehlershaberIn des Bundesheeres. Als solche Person ist er oder sie, wenn auch vielleicht in erster Linie nur in einer formellen Führungsposition, immerhin auch hier vor allem mit dem politischen Gewicht moralischer Integrität wirksam. Das träfe für jene Zweifels- und Streitfälle zu, wenn es darum ginge, sich an einer internationalen Militäraktion zu einer Art Vorwärtsverteidigung wirtschaftlicher Interessen (z.B. Ölfelder oder Pipelines) außerhalb der Grenzen zu beteiligen oder eben nicht. Für Lesben und Schwule spielen die Aspekte von Gesetzesunterzeichnungen und Regierungsernennungen oder auch moralischen Äußerungen in diesem Zug, wenn auch nur als Eventualität, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bei unseren Wahlentscheidungen geht also um die Grundausrichtung der einzelnen Kandidaten und der Kandidatin in Lenkungsfragen des gesellschaftlichen Miteinanders: Fragen der Humanität und des sozialen Ausgleichs, der Akzeptanz und Integration sowie der Weltoffenheit und der Solidarität mit potenziell Ausgegrenzten und Benachteiligten – und nicht so sehr um persönliche Sympathie oder flotte Sprüche bis hin zu kabarettreifen öffentlichen Stellungnahmen, nicht so sehr um Parteizugehörigkeit oder Geschlecht.


FOTO: PRIDE-ARCHIV

WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Auch diese Frage hatten wir schon mehrmals: Soll eine Frau Präsidentin werden, weil wir das noch nie hatten, oder ist – bei allem Feminismus – ein geeigneterer Kandidat nicht besser als eine grundsatzpolitisch weniger passend erscheinende Kandidatin? Es könnte sich ja auch jemand auf den Standpunkt stellen, ein schwuler Präsidentschaftskandidat wäre eine tolle Sache: noch nie dagewesen und sicher minderheitenfreundlich. Dennoch erscheint eine solche Einstellung zu eng begrenzt. Für die Republik ist der oder die allgemein beste Persönlichkeit auszuwählen. In diesem Sinn befragte die HOSI Linz die KandidatInnen folgendermaßen: „Das Amt des Bundespräsidenten bzw. der Staatspräsidentin ist zweifellos mit viel staatspolitischer und moralischer Autorität verbunden. In Anbetracht dessen schreiben wir dem Amtsinhaber oder der Amtsinhaberin doch eine gewisse gesellschaftliche Vorbildund Orientierungsfunktion zu. Als Vertretungs- und Serviceorganisation vieler lesbischer, schwuler und bisexueller Staatsbürgerinnen und Staatsbürger stellen wir Ihnen hiermit im Namen unserer Mitglieder, SympathisantInnen und der LeserInnen

unseres PRIDE-Magazins gern folgende Fragen:  Wie ist Ihre rechts- und staatspolitische Position zum Anliegen gleichgeschlecht lich liebender Menschen nach völliger Gleichstellung mit verschiedenge schlechtlich ausgerichteten Menschen?  Inwiefern würden Sie in dem von Ihnen angestrebten Amt Ihre Stimme erheben und im Sinn der Gleichberechtigungs und Gleichbehandlungsanliegen homo sexueller BürgerInnen Ihr Gewicht in die gesellschaftliche Waagschale legen?  Würden Sie auch Gesetze unterzeichnen und somit in Kraft treten lassen, welche eine wie auch immer geartete Ver schlechterung der gesellschaftlichen Lage von Lesben und Schwulen oder auch nur eine unvollkommene Gleich stellung von gleich- und verschiedenge schlechtlich orientierten StaatsbürgerIn­ nen zur Folge hätte?“ Die Antworten der KandidatInnen, so welche erfolgten, finden sich in alphabethischer Reihenfolge auf den nachfolgenden Seiten.n Text: Rainer Bartel

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WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Drin. Irmgard Griss Ehem. Präsidentin des Obersten Gerichtshofes „‚Gleiches Recht für alle’ ist ein Grundprinzip der Gerechtigkeit, die mir als ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs ein besonderes Anliegen ist. Daher setze ich mich für die Aufhebung des Ehe-Verbots für gleichgeschlechtliche Paare ein. Es darf nicht sein, dass es für die Partnerschaft zwischen zwei Menschen zwei unterschiedliche Klassen gibt – eine solche Diskriminierung im Rechtsstaat Österreich ist inakzeptabel." n

ZUR WAHL

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lle KandidatInnen wurden von der PRIDE-Redaktion um Beantwortung von drei Fragen gebeten von Rudolf Hundstorfer und Richard Lugner wurde bis zur Drucklegung keine Stellungnahmen abgegeben. Die Bundespräsidentenwahl in Öster­ reich 2016 findet am 24. April 2016 statt, mit einer möglichen Stichwahl am 22. Mai 2016. Sie wird die dreizehnte Wahl eines österreichischen Staatsoberhaupts durch das Bundesvolk seit 1951 sein. Bei der vorangegangene Bundespräsidentenwahl 2010 konnte sich Heinz Fischer durchsetzen. Da es sich um seine zweite Amtszeit in Folge handelt, kann er nicht zur Wiederwahl antreten. In dieser Direktwahl wird das Staats­ ober­haupt Österreichs für eine sechsjährige Amtszeit gewählt. Der/die gewählte KandidatIn wird am 8. Juli 2016 im Amt angelobt werden.

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Die folgenden Personen gaben ihre Kandidatur bekannt, brachten jedoch keinen rechtsgültigen Wahlvorschlag bei der Bundeswahlbehörde ein:  El Awadalla erreichte laut eigenen Angaben rund 5.400 Unterstützungserklärungen  Adrien Jean-Pierre Luxemburg-Wellenstein  Robert Marschall, Parteiobmann der EU-Austrittspartei. Er hatte zwar fristgerecht einen Wahlvorschlag eingereicht, die erforderliche Zahl von Unterstützungserklärungen aber auch in der dreitägigen Nachfrist nicht erreicht, womit dieser als nicht eingebracht gilt.  Thomas Reitmayer, Die PARTEI  Martin Wabl scheiterte auch in seinem vierten Versuch nach 1998, 2004 und 2010 an zu wenigen Unter­ stützungserklärungen.

 www.bundespraesident.at


WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Ing. Norbert Hofer, FPÖ Dritter Präsident des Nationalrates Wie ist Ihre rechts- und staatspolitische Position zum Anliegen gleichgeschlechtlich liebender Menschen nach völliger Gleichstellung mit verschiedengeschlechtlich ausgerichteten Menschen? Ich bin der Überzeugung, dass Sexualität Privatsache ist. Der Staat soll sich nicht in die Beziehungen von Menschen einmischen. Einzige Ausnahme stellt für mich die Ehe zwischen Mann und Frau dar, weil aus dieser gemeinsame Kinder entstehen können. Dieses Rechtsinstitut dient in erster Line dem Schutz der Kinder. Inwiefern würden Sie in dem von Ihnen angestrebten Amt Ihre Stimme erheben und im Sinn der Gleichberechtigungs- und Gleichbehand-

lungsanliegen homosexueller BürgerInnen Ihr Gewicht in die gesellschaftliche Waagschale legen? Natürlich respektiere ich gleichgeschlechtliche Partnerschaften als freie Entscheidung der jeweiligen Partner. Eine Gleichbehandlung hinsichtlich der Partnerschaft zwischen homosexuellen Bürgerinnen und Bürgern und der Ehe zwischen Mann und Frau gibt es in nahezu allen Bereichen. Einer Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Elternpaare stehe ich trotzdem kritisch gegenüber. Aus entwicklungspsychologischer Sicht benötigen Kinder sowohl männliche als auch weibliche Bezugspersonen. Das optimale Modell für Kinder ist daher eine Elternschaft von Mann und Frau.

FOT O: FPÖ

Würden Sie auch Gesetze unterzeichnen und somit in Kraft treten lassen, welche eine wie auch immer geartete Verschlechterung der gesellschaftlichen Lage von Lesben und Schwulen oder auch nur eine unvollkommene Gleichstellung von gleich- und verschiedengeschlechtlich orientierten StaatsbürgerInnen zur Folge hätte?
 Mir liegt das Wohl aller Österreicherinnen und Österreicher am Herzen. Ich betone aber auch, dass in der Frage der Adoption ausschließlich das Wohl des Kindes im Vordergrund steht. Das betrifft übrigens auch heterosexuelle Paare. Niemand hat das Recht auf ein Kind. Ein Kind hat aber ein Recht auf Vater und Mutter. n

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Dr. Andreas Khol, ÖVP

RIGAUD FO TO: ©PETER

WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Ehem. Nationalratspräsident, Präsident des Seniorenrates Wie ist Ihre rechts- und staatspolitische Position zum Anliegen gleichgeschlechtlich liebender Menschen nach völliger Gleichstellung mit verschiedengeschlechtlich ausgerichteten Menschen? Ich respektiere die unterschiedlichsten Formen des Zusammenlebens, in denen Verantwortung und Sorge füreinander getragen wird. Aus Gründen der geschlechtlichen Neigungen darf niemand diskriminiert und damit auch nicht schlechter gestellt werden. Gleichgeschlechtlich liebende Menschen steht mit der eingetragenen Partnerschaft bereits ein starkes Instrument der rechtlichen Absicherung zur Verfügung. Die Ehe ist aber für mich in der Europäischen Menschenrechtskonvention definiert: Sie ist etwas, das zwischen Mann und Frau abgeschlossen wird, eine Verbindung zwischen Mann und Frau mit verbindlichen Rechten und Pflichten. Die Ehe von Mann und Frau ist der einzige Ort, wo leibliche Kinder mit ihren beiden leiblichen Elternteilen aufwachsen und gedeihen können. Inwiefern würden Sie in dem von Ihnen angestrebten Amt Ihre Stimme erheben und im Sinn der Gleichberechtigungs- und Gleichbehandlungsanliegen homosexueller BürgerInnen Ihr Gewicht in die gesellschaftliche Waagschale legen? Ich habe bisher meine Stimme unmissverständlich für den Respekt gegenüber homosexuellen Partnerschaften erhoben und werde das auch als Bundespräsident tun. Als Familienmensch schätze ich alle For-

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men des Zusammenlebens, die einen Beitrag zu einem stabilen und verantwortungsbewussten Miteinander leisten. Ich selbst habe in meiner mittlerweile mehr als 50 Jahre dauernden Partnerschaft mit meiner Frau Heidi erleben dürfen, wie schön es ist, einen Menschen an seiner Seite zu haben, um Freud‘ und Leid in allen Lebenslagen zu teilen. Dennoch darf man neben dem romantischen Aspekt die Rechtssicherheit und partnerschaftliche Absicherung nicht außer Acht lassen, weswegen ich mich auch für die eingetragene Partnerschaft samt Rechte und Pflichten eingesetzt habe. Würden Sie auch Gesetze unterzeichnen und somit in Kraft treten lassen, welche eine wie auch immer geartete Verschlechterung der gesellschaftlichen Lage von Lesben und Schwulen oder auch nur eine unvollkommene Gleichstellung von gleich- und verschiedengeschlechtlich orientierten StaatsbürgerInnen zur Folge hätte?
 Als Bundespräsident ist es meine Aufgabe, das verfassungsmäßige Zustandekommen eines Gesetzes zu prüfen. Die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen für homosexuelle Paare wurden in den vergangenen Jahren mit breitem Konsens im parlamentarischen Prozess geschaffen und gehören zu den modernsten und umfassendsten in Europa. Die Gesetzgebung findet im Parlament statt, aber ich möchte als Bundespräsident die Hofburg als Ort der Begegnung und des Dialogs gerade für gesellschaftspolitische Spannungsfelder öffnen – wesentlich ist der respektvolle und aufrichtige Umgang miteinander. n


WAHL 2016: BUNDESPRÄSIDENT/IN

Dr. Alexander Van der Bellen Ehem. Nationalrat und ehem. Sprecher der Grünen Inwiefern würden Sie in dem von Ihnen angestrebten Amt Ihre Stimme erheben und im Sinn der Gleichberechtigungs- und Gleichbehandlungsanliegen homosexueller BürgerInnen Ihr Gewicht in die gesellschaftliche Waagschale legen? Als Bundespräsident würde ich immer wieder darauf hinweisen, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind und dass es Aufgabe der Politik ist, diese Grundrechte auch zu beachten und entsprechend zu handeln, insbesondere auch was die völlige Gleichstellung gleichgeschlechtlich liebender Bürgerinnen und Bürger betrifft.

Wie ist Ihre rechts- und staatspolitische Position zum Anliegen gleichgeschlechtlich liebender Menschen nach völliger Gleichstellung mit verschiedengeschlechtlich ausgerichteten Menschen? Die Anliegen gleichgeschlechtlich liebender Menschen und ihr Ruf nach völliger Gleichstellung sind berechtigt. Es ist absolut nicht zeitgemäß, dass es im Jahr 2016 noch immer keine vollständige Gleichstellung gibt. Aufgabe der Politik sollte es sein, visionär zu sein, zu gestalten und gesellschaftliche Lebensrealitäten anzuerkennen. Familienbilder und -zusammensetzungen haben sich stark verändert, dem sollte auch das Rechtssystem angepasst werden. Ich halte es für nicht nachvollziehbar, dass Unterschiede z.B. bei Eingetragener Partnerschaft und Ehe aufrecht erhalten werden.

Würden Sie auch Gesetze unterzeichnen und somit in Kraft treten lassen, welche eine wie auch immer geartete Verschlechterung der gesellschaftlichen Lage von Lesben und Schwulen oder auch nur eine unvollkommene Gleichstellung von gleichund verschiedengeschlechtlich orientierten StaatsbürgerInnen zur Folge hätte?
 Der Bundespräsident hat auf das verfassungsmäßige Zustandekommen von Gesetzen zu achten. Wenn es daher beispielsweise Gesetzesbeschlüsse geben sollte, die Grundrechte beeinträchtigen, dann würde ich alles in meiner Macht Stehende dagegen unternehmen. Erstrebenswert ist natürlich eine vollkommene Gleichstellung, wobei es dahin unterschiedliche Schritte geben kann. Wenn bei Gesetzes(novellen), der Weg Richtung Gleichstellung erkennbar ist, dann ist es ein Schritt in die richtige Richtung. n

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Österreich Politische Beerdigung Die ÖVP blockiert im Petitionsausschuss die Öffnung der Ehe. Deshalb ist der Verfassungsgerichtshof wieder einmal am Zug.

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er Petitionenausschuss des Nationalrats hat Anfang März in nicht-öffentlicher Sitzung über das BürgerInnenbegehren „Ehe gleich!“ diskutiert, das mittlerweile fast 33.000 ÖsterreicherInnen unterschrieben haben. Das Ergebnis: Ende Juni findet ein parlamentarisches Hearing zur Bürgerinitiative statt. In einem parlamentarischen Hearing werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit sechs BürgerInneninitiativen innerhalb von zwei Stunden befragt. Für die Initiative „Ehe gleich!“ ist dazu der Erstunterzeichner, Helmut Graupner, Präsident des Rechtskomitees Lambda, eingeladen. Das heißt, Graupner hat fünf Minuten Zeit, den Standpunkt der BürgerInneninitiative darzulegen. Dann haben die Abgeordneten zehn Minuten Zeit für ihre Stellungnahmen – bevor die nächste Initiative an der Reihe ist. Der Nationalrat nimmt sich also gerade eine viertel Stunde Zeit für die Anliegen der BürgerInnen. ÖVP blockiert Eine Alternative wäre ein großes Hearing im Petitionenausschuss gewesen. Diese werden von allen Parteien gemeinsam beschlossen. Da die ÖVP aber bereits bei der Vorbesprechung durch eine Sekretärin ausrichten ließ, ein solches öffentliches Hearing

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nicht zu unterstützen, wurde darüber auch nicht abgestimmt. Das Anliegen des BürgerInnenbegehrens „Ehe gleich!“, die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare, wird dann vermutlich im Justizausschuss weiter diskutiert. Dort sieht es aber schlecht für eine Ehe-Öffnung aus: Vorsitzende des Ausschusses ist die ÖVP-Abgeordnete Michaela Steinacker. Sie ist eine von zwei Abgeordneten, die bereits zuvor erklärt hat, auf jeden Fall gegen eine Öffnung der Zivilehe zu sein. Das Hearing im Petitionenausschuss droht daher zu einem politischen Begräbnis erster Klasse für das Begehren werden. Währenddessen hat Irmgard Griss, Bewerberin um das Amt der Bundespräsidentin, als einzige der BewerberInnen Mitte März öffentlich die Petition unterstützt. (Siehe dazu die Stellungnahmen der anderen KandidatInnen auf Seite 8 bis 11.) Aber auch der Verfassungsgerichtshof befasst sich derzeit mit der Causa. Fünf Kinder klagen, gemeinsam mit ihren Eltern, gegen das Eheverbot. Damit ihre Eltern heiraten dürfen und sie eheliche Kinder sein dürfen. Das Verwaltungsgericht Wien hat nämlich das Eheverbot letzten Dezember mit der eigenwilligen Begründung verteidigt, dass noch nicht alle Parteien die Forderung auf


ÖSTERREICH

Irmgard Griss, Bewerberin um das Amt der Bundespräsidentin, unterstützte als einzige der BewerberInnen Mitte März öffentlich die Petition.

Öffnung der Ehe in ihren Parteiprogrammen hätten. Die Familien haben daraufhin den Verfassungsgerichtshof angerufen, der die Fälle nun prüft. Verfassungsgericht ist am Zug Österreich gewährt heute gleichgeschlechtlichen Paaren genau die gleichen Familiengründungsrechte wie verschiedengeschlechtlichen Paaren auch (Stiefkindadoption, Fremdkindadoption, medizinisch unterstützte Fortpflanzung, automatische gemeinsame Elternschaft bei eingetragenen lesbischen Paaren, Mutterschaftsanerkennung bei nicht eingetragenen lesbischen Paaren analog der Vaterschaftsanerkennung bei unehelichen Kindern). Dennoch müssen ihre Kinder zwangsweise unehelich sein. Ihre Eltern dürfen, anders als heterosexuelle Eltern, nicht heiraten. Einziger Staat der Welt Österreich ist der einzige Staat der Welt (!) mit solch einer Rechtslage. Alle anderen Länder der Welt, die homosexuellen Paaren volle Adoptions- und Elternrechte gewähren, lassen die Eltern dieser Kinder (selbstverständlich) auch heiraten. Zuletzt hat der Verfassungsgerichtshof 2012 das Eheverbot als grundrechtskonform beurteilt, weil die Zivilehe „auf die grundsätzliche Möglichkeit der Elternschaft“ ausgerichtet sei, was sie von „Beziehungen an-

derer Art“ unterscheide (VfGH 09.10.2012, B 121/11, B 137/11 Rz 32). Dieses Argument ist heute weggefallen, denn während es 2012 noch gar keine Familiengründungsrechte für gleichgeschlechtliche Paare gab, sind es heute die genau gleichen. Mit einer Entscheidung kann noch in diesem Jahr gerechnet werden.

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Text: Gernot Wartner

WEBTIPPS  ehe-gleich.at  rklambda.at

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Ein Kämpfer Christian Broda, ehemaliger Justiz­minister, wäre 100 Jahre alt geworden – eine historisch beachtliche Persönlichkeit im Dienst der Menschenrechte, aber auch nicht unumstritten.

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ie Aufhebung des Totalverbots der Homosexualität im Öster­ reich des Jahres 1971 ist untrennbar mit dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky verbunden, aber auch mit Justizminister Christian Broda, der ihm während aller Regierungsperioden zur Seite stand (1970 in der Alleinregierung, bis 1983 in den Alleinregierungen der SPÖ). Broda war der rechtspolitische Motor für einen gesellschaftspolitischen Kanzler, der Öster­reichs Gesellschaft in die Moderne holen sollte. Dabei war Broda unter Kreisky nicht zum ersten Mal Justizminister; er war es bereits 1960 bis 1966 in der ÖVP-SPÖ-Koalitions­ regierung gewesen. Schon damals errang er einen Erfolg: die Abschaffung der Todesstrafe (1968!). Einerseits war Christian Broda ganz links, zuerst Kommunist und Widerstandskämpfer gegen Austrofaschismus und Nazis und als solcher mit dem Tod bedroht und in Haft, ab 1945 Sozialist; andererseits war er sehr liberal und humanistisch, was auch in seiner hohen Funktion bei den Freimaurern zum Ausdruck kam: eine, noch dazu mit seiner Intellektualität und Visionarität gepaarte, vorteilhafte Kombination im Dienst der Menschen. Auf Christian Brodas Fahnen heften wir immense Verbesserungen im Unwesen der Bundeserziehungsheime, die Einführung der Fristenlösung und die Entkriminalisierung der einvernehmlichen homosexuellen Kontakte unter Erwachsenen. Freilich mussten Kreisky und Broda die „Befreiung“ der Lesben und Schwulen mit einem

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politischen Tauschhandel erkaufen; das Resultat waren die unsäglichen Sonder-Strafrechtsparagrafen: das spezielle Mindestaltergebot von 18 Jahren für schwulen einvernehmlichen Sex (§ 209 bis 2002), das Verbindungs- und Werbeverbot für gleichgeschlechtliche Sexualität (§§ 220 und 221 bis 1996) sowie das Verbot gleichgeschlechtlicher Prostitution (§ 210 bis 1989). Brodas großer Angriffspunkt war die gewollte extreme Milde in Verfahren gegen Nazis. Dem Vernehmen nach ließ er als Justizminister diese Prozesse im Sand verlaufen, weil er befürchtete, dass es bei strikt durchgezogenen Schwurgerichtsverfahren zu Freisprüchen käme, die in ihrer Wirkung noch katastrophaler gewesen wären. Anfang 1987 wurde Christian Broda der Menschenrechtspreis des Europarats verliehen, wobei er auf dessen Parlamentarischer Versammlung seine letzte Rede hielt: „Für die unteilbaren Menschenrechte“. Vier Tage später verstarb er, aber er sollte als Mahnmal unvergessen bleiben. Nicht zuletzt hat er sich auch für das Recht auf politisches Asyl stark gemacht. Broda bleibt aktuell. 1995 erstellte das damals existente Öster­ reichische Lesben- und Schwulenforum (ÖLSF) eine lesbisch/schwule AhnInnen­ galerie mit Porträts von zwölf Frauen und zwölf Männern, die das ÖLSF als prominente und verdiente Lesben und Schwule ehrte. Darunter fand sich auch Christian Broda. n Text: Rainer Bartel


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GEDANKEN UNTER DEM REGENB

Weltfrauentag – kann ein Tag pro Jahr etwas bewirken? Ein Kommentar von Martina Weixler

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FOTOS: PRIVAT, RLP

er Weltfrauentag am 08. März – ein Tag pro Jahr, um die immer noch bestehenden Benachteiligungen von Frauen sichtbar zu machen und Lösungsmöglichkeiten aufs Tapet zu bringen. Ein Tag, um die Geschichte zu reflektieren und die Situation von Frauen auf der ganzen Welt kritisch zu beleuchten. Ein Tag, um Zeichen zu setzen und Bewusstsein für Geschlechtergleichstellung zu schaffen. Ein Tag .... nur ein Tag?! Spätestens jetzt muss die Frage einsetzen – kann ein Tag pro Jahr etwas bewirken? Nützt es uns Frauen, dass unsere Anliegen an einem Tag pro Jahr die Titelseiten fast jeder Tageszeitung zieren und in Form von provokanten Slogans über Flyerverteilungen unter die Leute kommen? Bringt es uns dem Ziel der vollen Gleichstellung näher, wenn an einem Tag pro Jahr dutzende Frauenveranstaltungen nahezu zeitgleich stattfinden und unsere Anliegen auf ernsthafte wie auch spielerische Weise zu transportieren versuchen? Konkreter und alltagsnäher formuliert: Hilft ein Tag pro Jahr mit Medienberichten, Flyern und Event-Marathon der alleinerziehenden Mutter zweier Kinder im Volksschulalter, die 40 Stunden pro Woche an der Supermarkt-Kassa arbeitet und spätnachts verzweifelt nach einer Möglichkeit sucht, neben Kreditrückzahlung und Schulausflug eine Kinderbetreuung für ein paar Stunden die Woche

zu finanzieren? Diese Frau wird vermutlich keine Zeit haben, diverse Weltfrauentagspartys zu besuchen oder Infoblätter zu lesen. Und bringt dieser eine Tag pro Jahr, der so viele Botschaften zu transportieren hat, ebendiese Botschaften auch an die eigentlichen Adressaten – etwa an die männerdominierte Chefetage der Supermarktkette? Diese hat möglicherweise weder die Zeit noch die Lust dazu, den Weltfrauentag gebührend zu zelebrieren geschwiege denn just zur „Feier des Weltfrauentages“ einen Richtungsschwenk hin zu mehr Frauenförderung und Unterstützung von Müttern im Betrieb in Gang zu setzen. Vor diesem Hintergrund führt die Frage danach, ob der Weltfrauentag effektiv etwas bewirken kann, vermutlich zu Stirnrunzeln, Seufzen, Augenrollen und Grübeln – doch jedenfalls auch zur der Antwort JA! JA, es braucht einen Tag – zumindest einen Tag – pro Jahr, der die soziale, rechtliche und gesamtpolitische Situation von uns Frauen in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. JA, es braucht genau diese Aufmerksamkeit für Missstände und Lösungsvorschläge am Weltfrauentag, damit an den verbleibenden 364 Tagen aktiv damit gearbeitet werden kann. Kurzum: JA zum Weltfrauentag, der sichtbar macht, wo es anzupacken gilt. JA zu einem Jahr, in dem angepackt wird. n

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ÖSTERREICH

Rassismus kreativ Ein Magazintitelbild und der Vorwurf von „Blackfacing”

Wie auch in den vergangenen Jahren immer wieder nahm das österreichische Szenemagazin „XTRA!“ ein Bild des Balls aufs Cover: Es zeigte einen Besucher des Balls, der sich mit bunten Gewändern, einem Traumfänger als Haarschmuck – und dunkel angemaltem Gesicht als Schwarzafrikanerin verkleidet hat. Das sorgte in der Community für Unmut, der durch eine Kritik der Türkis Rosa Lila Villa auch breit artikuliert wurde. In der Rubrik „Gewalt“ erklärten die AktivistInnen der Villa, dass die aktuelle Ausgabe des „XTRA!“ deshalb auch nicht in der Villa aufliegen würde. „Das Cover-Foto wurde auf dem diesjährigen Kreativball des Club Kreativ aufgenommen. (…) Die Bilder, die auf der Facebook-Seite und der Homepage vom Club Kreativ veröffentlicht wurden, zeigen ganze Gruppen von Besucher_innen in Blackface und diverse Formen von kultureller Aneignung“, so die Begründung für diesen Schritt. Problem „Blackface“ Der Protest gegen „Blackface“ hat seine Wurzeln in den USA: Mitte des 19. Jahrhunderts

PRIDE 16 150 Feb. 2016

malten sich weiße DarstellerInnen das Gesicht dunkel an und spielten einen Schwarzen. Doch was anfangs der klassischen Tradition des Narren aus der italienischen Commedia dell’arte entsprang, der auch gesellschaftliche Situationen kritisieren konnte, wurde bald zum Symbol des Rassismus. Blackfacing behandelt die komplexe Identität einer diskriminierten Gruppe als Kostüm, das beliebig an- und abgelegt werden

COVER: XTRA!

D

er Ball des Club Kreativ ist jedes Jahr ein Highlight der Wiener schwul-lesbischen Ballszene. Doch dieses Jahr sorgt die Veranstaltung für mehr Aufmerksamkeit als in den letzten Jahren – denn einige BesucherInnen haben das Thema des Balls, „Afrika – In der Bar zum Krokodil“, für nicht mehr zeitgemäß empfunden.


ÖSTERREICH

kann, und spricht der betroffenen Gruppe die Fähigkeit ab, sich und ihre Erfahrungen selbst darzustellen. Seit ungefähr 15 Jahren gibt es die Diskussion über „Blackfacing“ auch im deutschsprachigen Raum und vor allem in Theaterkreisen. Von dort hat sie in den letzten fünf Jahren auch breitere Kreise gezogen, ist aber offenbar weder im Club Kreativ noch in der „XTRA!“-Redaktion bisher angekommen. Auch die HOSI Wien hat sich daher entschlossen, die aktuelle Ausgabe des Magazins nicht in ihrem Vereinslokal, dem „Gugg“ aufzulegen. Unterstützung für diese Vor­ gehensweise gibt es auch vom schwullesbischen Sportverein „Aufschlag“: Der Verein kritisiert nicht nur den Club Kreativ, da während des Balls „rassistische Bilder reproduziert wurden“, wie die SportlerInnen auf Facebook schreiben. „Ebenso kritisie-

ren wir, dass XTRA! unre­f lektiert von dieser Veranstaltung berichtet hat. Nicht nur der Kreativ-Club und XTRA!, sondern letztlich wir alle sind aufgerufen, wachsam und ablehnend gegenüber Rassismus in all seinen Ausdrucksformen zu sein.“ Und Kritik kommt auch aus Berlin: Die Siegessäule, Berlins Gratis-Stadt-Magazin für die LGBT-Community, kritisiert online ebenfalls Veranstaltung und Berichterstattung: „Das Bild, das laut dem Magazin auf dem 24. Kreativball, dem ‚ultimativen Faschings-Highlight der Wiener LGBT-Gemeinde und ihres Umfeldes‘ entstand, lässt einen sprachlos zurück“, heißt es in einem Kommentar. Weder der Club Kreativ noch die „XTRA!“-Redaktion haben bisher dazu Stellung genommen. n Text: Gernot Wartner

KARTE EINES SÄNGERS (1890) FOTO: SPIKER UHRICHSVILLE, OHIO

BLACKFACING Das Wort Blackfacing ist vom englischen Blackface abgeleitet und bezeichnet die Darstellung schwarzer Menschen durch (häufig stereotyp) geschminkte Weiße, ursprünglich vor allem im Rahmen von Theateraufführungen. Diese Praxis gilt weithin als rassistisch, da sie die komplexe Identität einer diskriminierten Gruppe als Kostüm behandelt, das beliebig an- und abgelegt werden kann, und da sie der betroffenen Gruppe die Fähigkeit abspricht, sich und ihre Erfahrungen selbst darzustellen. Im Deutschen findet sich das Wort seit Anfang des 21. Jahrhunderts in Diskussionen der amerikanischen Filmund Theatergeschichte, meist in der englischen Form Blackface. Seit 2009 bezieht es sich immer häufiger auch auf deutsche

Theateraufführungen und die Form wandelt sich zum nur noch oberflächlich englischen Blackfacing. In jüngerer Zeit wird es verstärkt auch in Zusammenhängen außerhalb des Theaters verwendet, 2014 etwa in Bezug auf die Tradition des Sternsingens, auf eine Saalwette bei „Wetten, dass..?“, bei der die Zuschauer sich mittels Schuhcreme als Kinderbuchfigur Jim Knopf verkleiden sollten, oder auf deutsche Fußballfans, die sich beim WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana schwarz schminkten. Dabei findet sich vereinzelt auch schon ein im Deutschen gebildetes Verb, blackfacen (blackfacete, geblackfacet). Blackfacing bzw. Blackface wurde in Deutschland 2014 zum Anglizismus des Jahres gekürt. 

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ÖSTERREICH

Splitter Ehe gleich

2. ge

Auf la

In Niederösterreich wird Paaren, die die Eingetragene PartnerInnenschaft abschließen wollen, die Zeremonie außerhalb der Amtsräume – an schöneren Orten – verwehrt, obwohl dies den verschiedengeschlechtlichen Hochzeitspaaren gewährt wird. In dieser Diskriminierung sieht RKLAktivist RA Helmut Graupner ein weiteres Argument für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Immerhin bestehen noch 32 Unterschiede zwischen Ehe und EP. Graupner ist Erstunterzeichner der BürgerIn­ neninitiative „Ehe gleich!“, die dafür schon etwa 50.000 Unterschriften gesammelt hat (knapp 15.000 auf Papier, der Rest elektronisch). Nun liegt die Sache im Petitionsausschuss des Nationalrats. Viel Wirbel ist um die medienwirksame Unterzeichnung derBürgerInneninitiative durch Bundespräsidentschaftskanditatin Irmgard Griss entstanden. Für die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs (KAV) bedauerte Helmut Kukacka (ÖVP) den Schritt von Griss als politisch unverständlich und sachlich ungerechtfertigt. Unter den Mitbewerbern von Griss dürften Alexander van der Bellen (Grüne) und Rudolf Hundstorfer (SPÖ) das Volksbegehren politisch ebenso unterstützen. Das lesbisch

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Nr. 150A

WIEN. ST.PÖLTEN. In Österreich haben gleichgeschlechtliche Paare dieselben gesetzlichen Familiengründungsrechte wie verschiedengeschlechtliche Paare. Das sind Stiefkindadoption, Fremdkindadoption, medizinisch unterstützte Fortpflanzung, „automatische Elternschaft“ für den samenspendenden Vater, „automatische gemeinsame Elternschaft“ bei eingetragenen lesbischen Paaren und Mutterschaftsanerkennung bei nicht eingetragenen lesbischen Paaren analog der Vaterschaftsanerkennung bei unehelichen Kindern. Allein die (zivile) Ehe ist gleichgeschlechtlichen Paaren nicht geöffnet; Kinder, die selbst in eine Eingetragene PartnerInnenschaft (EP) hineingeboren werden, können daher keine ehelichen Kinder sein. Am Landesverwaltungsgericht Oberösterreich wird nun eine Klage gegen das „Eheverbot“ verhandelt, die von einem Mädchen und ihren beiden Müttern eingebracht wurde. D.h., die Regenbogenfamilie begehrt die staatliche Trauung der Partnerinnen und damit gleichsam die Ehelichwerdung des Kindes. „Das Landesverwaltungsgericht kann das Gesetz verfassungs- und grundrechtskonform interpretieren und das Standesamt anweisen, die beiden Frauen zu verheiraten, oder beim Verfassungsgerichtshof den Antrag stellen, das Eheverbot aufzuheben“, schreibt das Rechtskomitee Lambda (RKL).

2.

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EP-Schließungen Wie aus den vorläufigen Daten von Statistik Austria hervorgeht, wurden in Österreich im Jahr 2015 417 eingetragene Partnerschaften begründet, davon 16 im Ausland. Etwas mehr als ein Drittel (39,8%) aller eingetragenen Partnerschaften wurde von in Wien wohnhaften Paaren geschlossen. Im Jahr 2014 haben insgesamt 402 gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft bei der dafür zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde eintragen lassen, 2013 waren es 368 Paare. Nach Wien mit 164 Paaren sind die stärksten Bundesländer die Steiermark (62), Niederösterreich (51) und Oberösterreich (39).

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INNSBRUCK. Die Grünen Andersrum feierten ihren „runden Geburtstag“ in der Innstadt und gaben sich bei dieser Gelegenheit ein neues Führungsteam an der Bundesspitze. Bundesrätin Ewa Dziedzic und Thomas Lechleitner, Obmann der Grünen Anders­r um Tirol, wurden als NachfolgerInnen von Lisa Rücker und Marco Schreuder gewählt. Arbeitsschwerpunkt soll in diesem Jahr die Unterstützung der BürgerInnen­ initiative „Ehe gleich!“ sein.

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ÖSTERREICH

Preis für Diversität WIEN. Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft hat den von ihm neu eingerichteten Diversitätsmanagement-Preis „Diversitas“ (Latein: Verschiedenheit) ausgeschrieben. In der Auslobung heißt es: „Die Auszeichnung wird an österreichische Hochschul- und Forschungseinrichtungen für eine herausragende, innovative Leistung auf dem Gebiet des Diversitätsmanagements verliehen. Prämiert werden sowohl umgesetzte und gelebte als auch konkret vorbereitete Maßnahmen. Mit der Auslobung dieses Preises im Gesamtwert von € 150.000,- soll die Sensibilisierung und Schärfung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die diversitätsorientierte

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und diskriminierungsfreie Kultur in den Organisationsstrukturen an österreichischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen gefördert werden.“ Der Ansatz erscheint vielversprechend und lässt auf eine aufschlussreiche Prämierung hoffen. n

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ÖSTERREICH

„Happiness is open to all“ PfadfinderInnen setzen auf aufklärende Jugendarbeit

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etreu dem Motto ihres Gründers Robert BadenPowell und dem Bekenntnis zu einer offenen, gleichberechtigten und von Partizipation getragenen Kinder- und Jugendarbeit, die Vielfalt als Chance in einer modernen Gesellschaft versteht, verfügen die PfadfinderInnen nun über ein umfassendes Methoden­paket rund um das Thema Homosexualität. Im Februar 2012 hat eine engagierte Gruppe „Rainbow Scouting Austria“ ins Leben gerufen und legte nun nach drei Jahren intensiver Arbeit für Pfad-

Auch der Regenbogen hat bei den PfadfinderInnen seinen Platz.

finderInnen-Gruppen Material vor, mit dem LeiterInnen Fragen der lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Lebensweisen (LGBT) altersgerecht mit den Kindern und Jugendlichen bearbeiten können. Derzeit wird das Material in ganz Österreich an die Gruppen verteilt und soll bald auch international ver­fügbar sein. „Wenn Kinder und Jugendliche etwas nicht gut finden, werden nicht selten abwertende Statements gesetzt. Dabei werden natürlich jene, die es betrifft, verletzt, beleidigt und herabgewürdigt. Unsere Aufgabe ist es, den Kids zu vermitteln, dass Gleichbehandlung und Wertschätzung eines Menschen die Eckpfeiler einer Demokratie und eines friedlichen Miteinanders sind – und erst recht Eckpfeiler der Pfadfinderei sind“, ist angesichts der Präsentation auf der offiziellen PfadfinderInnen-Website zu lesen. Die Gruppe erntete nicht nur freundliche Reaktionen – aber auch Unterstützung von PfadfinderIn­nen aus ganz Österreich. Nur deshalb konnten mit Workshops und Vernetzungstreffen Erfahrungen gesammelt werden, die dann bestmöglich in die Methodenbox eingearbeitet worden sind. Das Material, das auch für LehrerInnen und alle, die mit Kids zu tun haben, geeignet ist, kann auch auf der Website rainbowscouting.at heruntergeladen werden. n

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Mit zwei Jahren voll dabei

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Goethestraße 51 gut angefreundet. Für Kommunikation und Feste ist es recht gemütlich. Fürs Arbeiten und die Beratung eher ein kleiner „Horrorladen“. Der große Hit ist das Bar-Team, das die BesucherInnen in die Kommunikation einbindet und Gemeinsamkeit fühlbar macht (Danke!), und das jeden Freitag und Samstag ab 21 Uhr. n  hosilinz.at

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER, HOSI LINZ

as Vereinslokal der HOSI Linz ist nun zwei Jahre alt. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einer großartigen Party, einer leckeren Geburtstagstorte von Patrick (Danke!) und einem flotten DJ. Nach dem Verlust des HOSI-Hauses mit Ende 2012 und einem Jahr Obdachlosigkeit haben sich die HOSI Linz und ihre GästInnen mit den kleinen Vereinsräumlichkeiten im Altbau-Souterrain der

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hosilinz.at | aec/stwst

OBERÖSTERREICH SAM FÜ R TE G E M E IN ENRECH MENSCH

Sa. 25.06.2016

LI N Z PR I D.1E6

5. Christopher Street Day in Linz 15:00 @aec/maindeck #csd 22:00 @stwst #party

25.06

COY. | Jordan Hanson | Call Me Astronaut | Karan d´Ache | Musical – Theater in der Innenstadt Moderation | Jürgen Pendl Co-Moderation | Queen G. & Safari Calamari

DJ Hearing System | Djane S.Stereo | DJ Gerry Verano

hosilinz.at/csd

Moin! Moin!

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munity-T

reff punk

HOSI Linz goes Hamburg – 20.-23.10.2016

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uf Grund mehrerer Anfragen heißt es nun: „HOSI Linz geht auf Reisen“. FriendZcorner – der Community-Treffpunkt der HOSI Linz organisiert daher den ersten Ausflug, der die BesucherInnen von Donnerstag 20.10. bis Sonntag 23.10.2016 in die Hansestadt Hamburg führt. Der Flug ist ab Wien am Donnerstagvormittag (genaue Flugzeiten werden zu späteren Zeitpunkt bekanntgegeben). Preis 160,00 € pro Pers. In Hamburg ist das A&O Hostel “Hauptbahnhof“ Amsinckstraße 2-10 reserviert (Doppel und Einzelzimmer jeweils Übernachtung und Frühstück). Preis (Übernachtung und Frühstück): 140,00 € pro Pers. Es besteht auch die Möglichkeit für einen Musicalbe-

such am Donnerstagabend in das Stück „König der Löwen“. Preise pro Person: Kategorie 0: 154,08 € / Kategorie 1: 135,69 € / Kategorie 2: 124,19 € / Kategorie 3: 106,94 € Am Programm steht auch am Freitag- oder Samstagabend eine Kiezführung mit (oder durch das Team von) Olivia Jones Preis: 35,00 € pro Person. Es bestehen noch viele weitere Möglichkeiten, was man so in Hamburg alles machen kann wie z.B. Hafenrundfahrt mit Käpten Schwarz, Michl, Miniaturwunderland, Fischmarkt usw., aber das sind Sachen, die wir vor Ort dann kurzfristig entscheiden können. Infos und Anmeldung (bis zum 30.04.2016)  hosilinz.at

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OBERÖSTERREICH

Halloween APRÉS SKI Populär-Party @ Linzer Alm / 27.03.2016

Halloween INFAMOUS Party @ Vanilli / 13.02.2016

Halloween FASCHINGSSAUSE

Halloween ALLES NEU

...

…macht nicht nur der Mai sondern auch der März. Arnold Ober hat nämlich den beginnenden Frühling zum Anlass genommen, den Toiletten des Musikcafé Sax ein Facelifting zu verpassen. Wir sagen nur: Gefällt uns!

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FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER (9), GERNOT WARTNER (1)

Party @ HOSI Linz / 06.02.2016


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DANKE Fร R EURE TREUE

Dank euch konnten wir die Hรถrerzahlen im letzten Jahr verdoppeln!

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TITEL

Die HOSI Linz hat am 19.März gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Linz zum großen Hobbyturnier geladen. Stadträtin Eva Schobesberger begrüßte persönlich die sieben Teams aus Oberösterreich, Wien, Salzburg und der Steiermark, die um den Turniersieg kickten. „Wir freuen uns riesig, dass dieses Jahr gleich vier Bundesländer vertreten sind“, meint Organisatorin Lisi Landl. Die zweite Auflage

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des Turniers war ein voller Erfolg! Den Fans wurden spannende Spiele, viele Tore und große Emotionen geboten. Der Turniersieg ging dieses Jahr in einem packenden Finalspiel an das Linzer Team FEM. Platz 2 ging an die Grazer Spielerinnen des FC BALLaver. Platz 3 teilen sich nach einem spannenden Sieben-Meter-Schießen das Wiener Team der GAYnialen mit den Stahlstadt Kickerinnen aus Linz. Wir freuen uns schon auf KICK IT! 2017.

FOTOS: GEHRAD NIEDERLEUTHNER, KICKIT!

Frauenfußballturnier KICK IT!


TITEL

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Ehe gleich! Warum dürfen die Kinder homosexueller Paare keine ehelichen Kinder sein?

Romana Mayr (40, Allgemeinärztin) und Bettina Mayr (37, Sozial- und Heilpädagogin) sind seit 17 Jahren ein Paar, seit 2011 leben sie in einer Eingetragenen Partnerschaft. Der Wunsch, eine Familie zu gründen, erfüllte sich mit einer Samenspende in München – die dreijährige Valentina vervollständigt nun die Familie. Die beiden haben nicht nur das Recht auf generelle Adoption für gleichgeschlechtliche Paare erfolgreich eingeklagt (in Österreich seit 1. Jänner 2016 möglich), sondern kämpfen nun auch auf rechtlichem Wege für die Ehe-Öffnung.

Vertreten durch Dr. Helmut Graupner vom Rechtskomitee Lambda haben sie eine Klage beim Landesverwaltungsgericht Oberösterreich eingebracht. Auch Valentina soll das Recht haben, ein eheliches Kind zu sein! „Wir freuen uns sehr, Familie Mayr mit der Goldenen Panthera 2016 auszeichnen zu dürfen! Das sind zwei liebevolle und fürsorgliche Mütter, dich sich mit Herzblut dafür einsetzen, als Frauenpaar heiraten zu dürfen und ihr Familienleben zum Wohl ihrer Tochter rechtlich abzusichern. Dieses Engagement entfaltet Vorbildwirkung und verdient größten Respekt“, betonte Martina Weixler, Obfrau der RosaLila PantherInnen. Warum das überhaupt wichtig ist? Der Teufel steckt oft im Detail, so wurde zum Beispiel der Wunsch nach einer Familienkarte im Schwimmbad erst einmal von der Kassiererin abgewiesen. Noch komplizierter sind die Amtswege: Es war nicht möglich, dass Romana Mayr als zweiter Elternteil in Valentinas Geburtsurkunde eingetragen wird, weil sie nicht der Vater des Kindes ist. Im Formular zur Entbindung musste andererseits eingetragen werden, ob Bettina Mayr ledig oder verheiratet ist. Für sie gilt aber beides nicht, da die Eingetragene Partnerschaft eben nicht als Ehe gilt. Diese Schwierigkeiten zeigen die Einschränkungen in den Rollenverhältnissen auf: „Das ist einfach unfair“, bringen es Bettina und Romana Mayr auf den Punkt. n Text: Hans-Peter Weingand

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FOTOS: J.J. KUCEK

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it der Goldenen Panthera wurden 2016 zum zweiten Mal in der Geschichte des Tuntenballs Menschen geehrt, die sich couragiert für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen engagieren. Der diesjährige Preis ging an Familie Mayr aus Braunau, die sich für die Öffnung der Ehe einsetzt.


STEIERMARK

Für unsere Töchter! Donna Lila wollte es am Weltfrauentag genau wissen! keine gute Ausbildung und hatten keinen Führerschein. Allerdings ist sie froh, dass ihre Enkeltöchter heutzutage vielseitigere Möglichkeiten haben und selbst entscheiden können. Ein Tag im Jahr reicht Maria bei Weitem nicht aus, um auf die Anliegen der Frauen aufmerksam zu machen. Ihrer Meinung nach sollte jeden Tag und in allen Bereichen wie beispielsweise in der Wissenschaft, in den Medien und in der Kunst auf die Forderungen der Frauen hingewiesen werden. Simone wünscht sich mehr Freiheit für Frauen in Ländern, in denen Frauenrechte noch ein Fremdwort sind. Die Benachteiligung von Frauen in der Berufswelt sieht Brigitte in erster Linie in der schlechteren Entlohnung und dass in Führungspositionen wesentlich mehr Männer tätig sind.

Caroline sieht noch viel Handlungsbedarf und dass Veränderungen nur gemeinsam erkämpft werden können. Die zweifache Mutter Christa schätzt die Unabhängigkeit, die ihr die Berufstätigkeit bietet, und erkennt darin auch die Möglichkeit, dass Frauen sich aus Beziehungen, in denen sie unglücklich sind, befreien können. Der größte Wunsch von Isabella wäre es, wenn der Weltfrauentag gar nicht mehr notwendig wäre, da dies bedeuten würde, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Allerdings ist sie sich bewusst, dass dies noch ein langer Weg sein wird. Für Waltraud ist der Weltfrauentag ein Feiertag, an dem die Leistungen der Frauen anerkannt werden. Sie wünscht sich Wertschätzung für die Frau, egal ob diese als Hausfrau die Familie versorgt oder als berufstätige Karrierefrau tätig ist. Helga erinnert sich noch an eine Zeit, in der der Mann seiner Ehefrau verbieten konnte, einer Berufstätigkeit nachzugehen und die Frau in erster Linie für die Kindererziehung zuständig war. Die meisten Frauen verfügten über

Eines hat dieser Weltfrauentag mit Sicherheit gezeigt: Frauenrechte – dazu zählen unter anderem das Recht auf ein Leben ohne Gewalt, das Recht auf Beruf und Familie sowie das Recht auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit – sind noch längst nicht selbstverständlich! Text: Michaela Feiner

­ „Da darf man auf keinen Fall locker lassen, da muss man dran bleiben, damit es unsere Töchter besser haben. Ich finde es wichtig, dass es weiterhin Aktionen zum Weltfrauentag gibt und dass sich Frauen immer wieder Gehör verschaffen. Das geht vielleicht besser, wenn man einen speziellen Tag hat, an dem man darauf hinweist. Natürlich reicht das nicht, aber es ist zumindest ein Tag, an dem das immer wieder thematisiert wird und präsenter ist.“ (Brigitte)

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FOTO: MICHAELA FEINER

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m 8. März gab es zahlreiche Veranstaltungen – doch wie sieht es mit gesellschaftspolitischen Aktionen aus? Als feministische Politaktivistin wollte Donna Lila von den Frauen aus Graz wissen, welche Bedeutung dieser Tag für sie hat und ob dieser, wie oft behauptet, obsolet geworden ist. Dazu hat sich Donna Lila auf den Weg gemacht und diejenigen darauf angesprochen, die es betrifft: die Frauen. Und zwar direkt auf der Straße, andere wiederum zu Hause. Den ganzen Tag postete Donna Lila im Internet alle 90 Minuten verschiedene Sichtweisen, Erfahrungen, Sehnsüchte und Forderungen von Frauen aus Graz – für Frauen auf der ganzen Welt. Nachzulesen unter facebook. com/RLP.DonnaLila.


STEIERMARK

Mutti und Mama Kinderwunschgruppe für lesbische Frauen

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In Kooperation mit FAMOS und den Rosalila PantherInnen bietet nun in Graz das Frauenberatungszentrum eine Kinderwunschgruppe an. Dabei geht es um Erfahrungsaustausch und um Information. Themen sind unter anderem: Wie ist die rechtliche Situation in Österreich zu medizinisch unterstützter Fortpflanzung, Elternschaft, Stiefkindadoption? Was gibt es überhaupt für Möglichkeiten, ein Kind zu bekommen? Wer bekommt das Kind? Private

Samenspende oder Samenbanken? Wie gehen wir damit um, wenn es länger nicht klappt? Empfohlene Ärzt/Innen, Kliniken? Das nächste Treffen findet am Do., 2. Juni 2016, von 18.00 - 20.00 Uhr im Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 1. Stock, 8010 Graz statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, Information und Anmeldung bei der Moderatorin: Mag. a Christine Hirtl, christine.hirtl@fgz.co.at, 0316/83 79 98-21.

FOTO: FRAUENGESUNDHEITSZENTRUM

er Weg zum Wunschkind für lesbische Paare und allein lebende Frauen ist nicht leicht. Denn bis es so weit ist, gibt es jede Menge Fragen zu klären und ein paar Hürden zu überwinden. Der Erfahrungsund Informationsaustausch in der Gruppe soll lesbische Frauen ermutigen, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen, und in praktischen und rechtlichen Fragen unterstützen.

Nach den langen und finsteren Monaten von Graz ohne Rosy feierten Robert und sein Team am 5. März in der Postgarage ein göttliches Mitternachts-Mysterium inmitten Gender-Fluidity, TransgenderTransparenz und Drag Queen Dramaturgie! Oh what a Bombshell – Marilyn gives gorgeous face and serves that boyish body. GASP! Unsere Göttin der Schönheit hat viele Facetten, denn schon die alten Griechen definierten Liebe, Schönheit und Lust fortschrittlicher als wir heutzutage!

PRIDE 30 151 April 2016

God is a Girl, oder zumindest eine Drag Queen Fashionista! Wie dem auch sei, das Universum bietet uns eine Vielzahl an Möglichkeiten. Und so gab es wie aus Stein gemeißelte Gogos, eine sündhaft(sch)leckere Deko und opulent-obszöne, aber wunderschöne Visuals by VJ Boy! Und natürlich irre Verkleidungen, augenbetäubende Outfits & elitäre Erscheinungen: ein Hoch auf unsre Aphrodite Lady im Seashell Bikini, alle Marilyn Tomboys und Inbetweeners – VENUS AS A BOY!

FOTO: ROSY

VENUS AS A BOY


STEIERMARK

DER SAMMLER Leider nur 72 ist Norbert Krapf geworden. Mitglieder des alten Chores der „Panther“, Aktivisten der Friedensbewegung, Liebhaber alter Bücher und kurioser Papiere begleiteten seinen Partner Hans auf Norberts letztem Weg. Der ausgebildete Volkskundler und Historiker war beruflich einer der letzten Buchbinder mit Liebe zum historischen Detail. Seine Kenntnisse waren umfassend. Seine Sammlungen sind es auch. Es bleibt mehr als nur blasse Erinnerung.

Peter Kotynkowiecz und Matthias Kramer haben mit neuem Konzept den Klassiker „Mohrenwirt“ in der Mariahilferstraße wachgeküßt. In den behutsam renovierten Gewölben gibt es nun in beinahe jedem Gericht eine der vielen Sterzvarianten: Brennsterz zum Tafelstück, Heidensterz zum Brüstl usw. Früher ein Armeleuteessen mit Schmalz und Grammeln feiert der Sterz ein „Comeback“ auch in der gehobenen Gastronomie wie vor zehn Jahren der Kürbis. Das gilt, wer den „alten“ Mohrenwirt kannte, auch für die Preise. Qualität gibt es halt nicht umsonst.  sterz-mohrenwirt.at

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Kein PRIDE Village

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eit 2011 veranstaltet der Verein „CSD Vienna“ das Pride Village und koordiniert die über den Ring ziehende Demonstration in Form der „Regenbogenparade“, traditionell von der HOSI Wien organisiert. Beide Teile ergänzten sich in den letzten Jahren zunehmend gut und tragen neben dem Phänomen Conchita Wurst maßgeblich zur LGBTIQ-freundlichen Wahrnehmung der Stadt Wien bei. Aufgrund der EM-Qualifikation der österreichischen Fußballnationalmannschaft und des seitens des ORF und der Stadt Wien gewünschten Public Viewings am Rathausplatz änderte sich sehr kurzfristig die Planung des Pride Village. Die Wahl des Standortes fußt laut Mitteilung der Organisationsverantwortlichen des Public Viewings mit Verweis auf die Erfahrungswerte der Euro 2008 darauf, dass der Rathausplatz der ein-

zig verfügbare, innerstädtische Platz ist, an dem mit Blick auf die zu erwartenden Menschenmengen (und Sicherheitsbestimmungen) eine Veranstaltung dieser Größenordnung durchgeführt werden kann. Es standen somit zwei Alternativen für das Pride Village zur Auswahl, eine terminliche und eine örtliche Verschiebung. Alles in allem zieht der Vorstand des CSD Vienna daraus die Konsequenz, im Jahr 2016 kein Pride Village zu veranstalten. Die Straßenbahnbeflaggung durch den CSD Vienna, ein Warm-Up vor der Parade, die Regenbogenparade, eine Celebration nach der Parade – organisiert von der HOSI Wien am 18. Juni 2016 – finden aber wie geplant statt. Ein Pride Village und eine Vienna Pride in bekanntem und geschätztem Umfang soll es aber 2017 wieder geben. 

VILLA OHNE WILLENDORF Das Lesben- und Schwulenhaus Rosa Lila Villa wird nun ohne „die warme Küche in der villa“ auskommen müssen. Auf der Homepage des beliebten CaféRestaurants Willendorf heißt es: „Liebe Gäste*innen! Gekämpft, gehofft und doch verloren. Schweren Herzens mussten wir den Betrieb des Café Willendorf Ende Februar 2016 aus wirtschaftlichen Gründen einstellen. Wir möchten uns bei Euch Allen für die guten Abende, Tage, rauschenden Feste, … bedanken.“ Die Angebote des Rosa Lila Tipp bleiben davon allerdings

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unberührt und werden der Community und allen Rat Suchenden auch weiterhin zur Verfügung stehen. Dennoch werden wir das Willendorf vermissen; es war leider nicht älter als 21 geworden. Wir hoffen aber auf ein würdiges Nachfolgelokal. n


Volker Beck mit Crystal Meth erwischt

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er deutsche Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Bündnis90/ Die Grünen) ist am 1. März im Berliner Stadtteil Schöneberg gegen 23 Uhr von der Polizei kontrolliert worden. Dabei wurden Drogen bei ihm gefunden. Das bestätigte auch ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft gegenüber den Medien: „Bei ihm wurden 0,6 Gramm einer betäubungsmittelsuspekten Substanz aufgefunden“. Angeblich soll es sich dabei um Crystal Meth gehandelt haben. Beck wurde nach Feststellung der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt. Er leistete keinerlei Widerstand und verhielt sich „kooperativ”. Am darauffolgenden Morgen zog Beck die Konsequenz und legte alle seine politischen Ämter in der Fraktion nieder. Er war innenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe

des Deutschen Bundestages und Sprecher für Religionspolitik seiner Fraktion. Auf seiner Webseite schrieb Volker Beck: „Hiermit stelle ich meine Ämter als innenund religionspolitischer Sprecher meiner Fraktion und Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, die mir die Fraktion verliehen hat, der Fraktion zur Verfügung. Ich habe immer eine liberale Drogenpolitik vertreten. Zu den gegen mich erhobenen Vorwürfen wird mein Anwalt zu gegebener Zeit eine Erklärung gegenüber der Staatsanwaltschaft abgeben. Ich werde mich dazu öffentlich nicht einlassen.“ Der deutsche Bundesrat hat in der Zwischenzeit seine Immunität aufgehoben. Volker Beck gilt neben Manfred Bruns als Urheber der Eingetragenen Lebenspartnerschaft in Deutschland. n

Crystal Meth Crystal Meth ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Methamphetamin, eine synthetisch hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe der Phenylethylamine. Methamphetamin gehört zur Substanzklasse der Amphetamine, der etliche weitere psychotrope Substanzen angehören, unter anderem Amphetamin und das in der Natur vorkommende Ephedrin. Es ist ein Stimulans und indirektes Sympathomimetikum, d. h. es regt die sympathischen Teile des vegetativen Nervensystems an. Es unterdrückt Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerz. Es verleiht kurzzeitig Selbstver-

trauen, ein Gefühl der Stärke und dem Leben eine ungewohnte Geschwindigkeit. Zu den Nebenwirkungen gehören Persönlichkeitsveränderungen, Psychosen und Paranoia. Nierenschäden, Abmagerung, Zersetzung der Schleimhäute in Mund und Nase, Ausfall der Zähne, verminderten Speichelfluss, Angststörungen, Depressionen und Methamphetamin-induzierte Psychosen sind die Folgen eines Konsums über einen längeren Zeitraum. Herstellung, Besitz oder Inverkehrbringen von Methamphetamin ist in Österreich und den meisten europäischen Ländern strafbar.

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INDLER – FOT O: N MATHIAS SCH CC BY-SA 3.0

Ausland Ermittlungen

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Splitter Papst-Brief VATIKAN. Der Vatikan hat am 8. April das apostolische Papst-Schreiben „Amoris Laetitia“ (Freude der Liebe) zu Familie und Sexualität vorgestellt, das die aktuellen Positionen festschreibt. „Jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung“, solle „in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden“. Es sei sorgsam zu vermeiden, ihn „in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen“ oder ihm gar „mit Aggression und Gewalt zu begegnen“. Doch

gleichzeitig macht Papst Franziskus klar, dass an eine Billigung gleichgeschlechtlicher Ehe seitens der katholischen Kirchen nicht einmal zu denken ist: „Was die Pläne betrifft, die Verbindungen zwischen homosexuellen Personen der Ehe gleichzustellen, gibt es keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.“

Guido Westerwelle 1961-2016 Er war der erste deutsche Parteichef und Minister, der schließlich – 2004 – wie selbstverständlich mit seinem Lebenspartner und späterem Ehemann in der offiziellen Öffentlichkeit staatlicher Politik auftrat. Nie wurde Guido Westerwelle deshalb angefeindet oder angegriffen. Er selbst war als Jurist, Politiker und Liberaler als ehrgeizig und angriffslustig, selbstverliebt und eitel sowie als Führungspersönlichkeit ohne viel Lust am Teilen der Macht bekannt: Er war beliebt wie auch unbeliebt. Westerwelle brachte es bei den Freien Demokraten (FDP) zum Generalse­kretär, Parteivorsitzenden und schließlich ersten Kanzlerkandidaten seiner Partei. „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt – und das bin ich“, untermauerte er seine Posi-

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tion in der FDP. Im Kabinett von Angela Merkel war er Vizekanzler und Außenminister. Seinem kometenhaften politischen Aufstieg folgte ein rascher und tiefer Fall. „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt, und das bin ich – jetzt nicht mehr“, war sein Spruch beim Abgang. 2014 wurde zufällig seine schwere Leukämieerkrankung entdeckt. Er scheute auch ein – tapferes, beeindruckendes – Auftreten mit seinem enormen Gesundheitsproblem in der Öffentlichkeit nicht; sei es im Fernsehen gewesen oder mit seinem Buch darüber. Mögen wir seinen politischen Positionen wie auch immer gegenüberstehen, Westerwelle war doch eine Galionsfigur des Liberalismus und mit seinem Leben ein Vorbild für die Community. Titelgeschichte PRIDE Nr. 112/Okt. 2009


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Vom Regen in die Traufe

FOTO: MARDI GRAS

CANBERRA. Nima und Ashkan sind schwul. Aus ihrem Herkunftsland, dem Iran, wo Homosexualität ein Todesurteil sein kann, gelang ihnen die Flucht bis Australien, wo homosexuelle Neigungen und Kontakt legal und akzeptiert sind. Doch die Verfolgung der beiden Flüchtlinge hat noch kein Ende gefunden. Australien verweigerte ihnen die Aufnahme, geschweige denn ein menschenrechtskonformes Asylverfahren. So wurden Nima und Ashkan auf eine Insel abgeschoben, wo Homosexualität unter Erwachsenen illegal ist. Dort wurden sie angegriffen und

gequält – ohne den Schutz der dortigen Exekutive und Justiz. All Out, eine international tätige Hilfsorganisation, ähnlich wie Amnesty International, aber auf den schwul/lesbischen Bereich konzentriert, ebenso wie die australische Hilfsorganisation No Pride in Detention machten den Skandal publik und erzeugten ein gewaltiges Medienecho. Denn zeitlich fiel der Aufruhr mit dem Mardi Gras zusammen, ein Fest, an dem die lesbisch/ schwule Community ihre Pride-Feierlichkeiten abhält. Trotzdem zeigte sich die Politik, so auch Premierminister Malcolm Turnball, unbeeindruckt und abweisend, und der Protest flaute rasch ab. Nun ist eine weitere Aktion der Lesben- und Schwulenbewegung geplant: Ein LKW mit einer gigantischen Plakatwand mit der Aufschrift „Get Nima and Ashkan to safety!“ soll vor dem Amtssitz des Premiers auffahren – sobald die Aktion durch Spenden finanzierbar ist. Grundsätzlich ist die amtierende Regierung lesben- und schwulenfreundlich, doch in Asylfragen offenbar blind und taub.

Einst und jetzt SYDNEY. Der heurige Mardi Gras mit seiner riesigen Pride Parade der Lesben und Schwulen Australiens umfasste 170 Trucks und einige Premieren: nämlich erstmals die Auftritte von Australiens Premierminister Malcolm Turnball, von ESC-Queen Conchita Wurst und von Rugby-, Olympia- und Para-Olympia-Vereinen. Die Teilnahme von VertreterInnen von Sportvereinen auf eigenen Fahrzeugen soll zeigen, dass auch im Bereich des Sports, wo es gerade beim rauen Männersport Rugby noch erhebliche Vorurteile gegen Schwule und allgemeine Homophobie gibt, eine beginnende und erstarkende Bewegung in Richtung von Akzeptanz diverser Lebensstile existiert. Auf diesem Mardi Gras wur-

de die Hilfsorganisation No Pride in Deten­ tion, die sich für den Schutz sexueller Minderheiten in Gefängnissen und Auffanglagern einsetzt, von der Politik ans Ende der Parade verbannt, um ihren Protest gegen die unrechtmäßig schlechte Behandlung schwuler Flüchtlinge abzuschwächen. Das erinnert an die ersten Pride-Paraden in Australien vor bis zu 38 Jahren, als die TeilnehmerInnen noch von der Polizei verprügelt und verhaftet worden waren, während sich der heute amtierende Premier erstmals dafür entschuldigte. Wie lange wird es dauern, bis er oder seine NachfolgerInnen sich für den inakzeptablen Umgang mit schwulen Flüchtlingen entschuldigen werden?

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„Sicher“ ist nicht sicher

FOTO: EUROPÄISCHES PARLAMENT

BRÜSSEL/STRASSBURG. Das Europäische Parlament (EP) nahm mehrheitlich einen Bericht über die Probleme von weiblichen sowie speziell auch von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intersexuellen (LGBTI) Flüchtlingen an. Unter dem Zustrom von Flüchtlingen nach Europa neigen EUStaaten und EU-Kommission dazu, manche Herkunftsländer der Flüchtenden als „sichere Herkunft“ einzustufen. Dabei wird nicht bedacht, dass die Gefährdungssituation für spezielle Bevölkerungsgruppe sich ganz anders darstellt, als bei undifferenziert allgemeiner Betrachtung. Der Bericht spricht von einem

„signifikanten Anteil von LGBTI unter den Flüchtlingen und Asylsuchenden“, die in den als sicher bezeichneten Ländern, vor allen Balkanstaaten und Türkei, „Missbrauch ausgesetzt“ seien und daher einen „legitimen Wunsch nach Schutz“ hätten. Angesichts dessen stellte das EP fest, dass es einen „Bedarf an angemessener Schulung“ der AsylantragsbearbeiterInnen, einschließlich der BefragerInnen und ÜbersetzerInnen, gebe. Schließlich betonte das EP, dass „Gewalt gegenüber LGBTI-Personen in Aufnahmeeinrichtungen sehr üblich ist“ und dies daher „die Notwendigkeit diesbezüglich einfühlsamer Aufnahmeinstitutionen unterstreiche“. Ulrike Lunacek, Kovorsitzende der Parlamentarischen Intergruppe für LBGTI-Rechte im EP: „Aus Situationen kommend, wo es alles andere als sicher ist, LGBTI zu sein, ist es äußerst wichtig, dass sich LGBTI-Personen in Asylzentren wirklich sicher fühlen können. Wie das EP festgestellt hat, ist es lebenswichtig, dass die Aufnahmeeinrichtungen volle Sicherheit gewähren können. Wenn das nicht gewährleistet werden kann, sollte eine individuelle Lösung gefunden werden, die eine Einzel­unterbringung bedeuten mag.“  www.lgbt-ep.eu/

Schwuler Sex in der Hamas – ein Todesurteil GAZA STADT. Der bewaffnete Arm der militanten Partei Hamas im Gazastreifen kennt bei homosexuellen Kontakten in ihren Reihen kein Erbarmen. Einer ihrer führenden Offiziere, der 34-jährige Mahmoud Ishtiwi, wurde in Gerüchten gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen und des Diebstahls bezichtigt. Die Hamas selbst verkündete seine Hinrichtung wegen moralischer Verderbtheit. Bislang hatte die Hamas Todesurteile hauptsächlich wegen Spionage für Israel

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verhängt und ausgeführt. Ishtiwis Familie protestierte entsetzt und bezeichnete den Skandal als Folge einer Begleichung offener Rechnungen innerhalb der Führungsstruktur. Doch egal, was es war, Homosexualität darf kein Grund für Strafe oder gar Todesstrafe sein, schon gar nicht ohne rechtsstaatliches Gerichtsverfahren. In Österreich wurde die Todesstrafe 1968 aufgehoben, das Totalverbot homosexueller Handlungen 1971.


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Überstimmt LISSABON. Im Dezember 2015 beschloss das portugiesische Parlament das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare, doch der scheidende konservative Präsident Aníbal Cavaco Silva legte sein Veto ein. Das Parlament

überstimmte nun im Februar 2016 das Veto und zwang somit den Präsidenten als eine seiner letzten Amtshandlungen, das Adoptionsrecht einzuführen. Präsident Aníbal Cavaco Silvas Amtszeit endete am 8. März.

Rückschritt WASHINGTON. Ein halbes Jahr nach der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben gibt es in der Hälfte der US-Staaten Pläne, die Uhren wieder ein wenig zurückzudrehen – mit absurden Gesetzentwürfen. Amerikanische LGBT-AktivistInnen werden in diesem Jahr viel Arbeit haben: In 27 der 50 Bundesstaaten, sind in diesem Jahr Gesetze zur Einschränkung der Rechte von Schwulen, Lesben oder Transsexuellen geplant, die Aussicht auf eine Mehrheit haben. Die größte Anzahl

der Gesetzentwürfe will Privatpersonen, Geschäftsleuten und sogar RegierungsbeamtInnen erlauben, aus religiösen Gründen Schwule und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren zu dürfen. Im vergangenen Jahr sind derartige Entwürfe nach Protesten in mehreren Staaten abgeschwächt worden oder gescheitert. Außerdem planen mehrere Staaten, Transsexuellen unter Androhung von Haftstrafen die Nutzung bestimmter öffentlicher Toiletten zu verbieten.

Schritte in Richtung der Normalität ROM. Ministerpräsident Matteo Renzi und seine federführende Senatorin Monica Cirinna, beide von der führenden MitteLinks-Partei Partiti Democratico, haben ihr Gesetz zur Einführung eheähnlicher Lebenspartnerschaften erfolgreich durch den Senat gebracht. Dafür mussten sie ihren ursprünglichen Entwurf, der eigenen Angaben zufolge ohnehin nicht sehr radikal war, verwässern, indem sie etwa das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare wieder strichen. Denn ihr Koalitionspartner in der Regierung, die rechtskonservative Partei NCD, verhinderte jede annähernde Gleichstellung der eheähnlichen Lebensgemeinschaft mit der Ehe. Cirinna und Renzi verkauften ihren politischen Durchbruch in der Öffentlichkeit dennoch als großen Erfolg, zumal sich Italien zuvor,

was die Gleichberechtigung aufgrund sexueller Orientierung betrifft, in einer „schändlichen“ Schlusslichtposition in der EU befunden hatte. Dessen ungeachtet kritisierten die homosexuellen Initiativen den endgültigen Gesetzesinhalt und protestierten vor dem Senatsgebäude dagegen – umsonst. Der Vorsitzende der Linskpartei SEL und zugleich Aktivist der Lesben- und Schwulenbewegung, Nichi Vendola, beschritt aufgrund der restriktiven Gesetzeslage in Italien gemeinsam mit seinem Partner einen Umweg. In Kanada bekamen die zwei ein Kind, das durch eine Indonesiern mit US-Staatsbürgerschaft als Leihmutter ausgetragen und geboren worden war. Matteo Salvini, Chef der Rechtspartei Lega Nord, kritisierte die frisch gebackenen Väter als „abscheulich egoistisch“. n

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Homo und rechts Von „Berufshomos“ und der Angst vor dem Fremden

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chwul und rechts – kann’s das geben? Klar. Zumindest, wenn es nach der „Alternative für Deutschland“ (AfD) geht. „Es ist ein typisches Vorurteil, dass alle Homosexuellen grün, links oder liberal wählen müssten“, erklärte gerade erst der Saarbrückner AfD-Politiker Mirko Welsch dem SPIEGEL. Und er steht mit dieser Meinung nicht allein da. Seit Monaten machen vor allem in Deutschland Aussagen von Schwulen und Lesben die Runde, die offen zu ihrer Homosexualität UND ihrer Unterstützung für diese Rechts-außen-Partei stehen. Sie ärgern sich über „linksgrüne Berufshomos“ und schwulenfeindliche Muslime, haben Angst vor „Überfremdung“ und fast genausosehr vor „Gender-Wahn“. Schwulen und Lesben in rechten, rassistischen Parteien sind heute keine Seltenheit mehr. Und während in Europa Geschlecht und sexuelle Orientierung noch immer eine der Hauptursachen für Diskriminierungen sind, lautet die Frage heute: Wie kann ein Schwuler, der oft selbst Opfer von Vorurteilen ist, eine rassistische und oftmals offen homophobe Partei unterstützen? Schwul und rechts – warum geht das? Gegensätze, die zusammenpassen – die AfD Kaum eine neue Partei sorgte in den letzten Monaten für so viele Schlagzeilen wie die AfD. Während in ganz Europa rechtsextreme Bewegungen seit Jahren auf dem Vormarsch sind, schien Deutschland gegen diese Form von Populismus immun. Bis jetzt. Bei drei deutschen Landtagswahlen im März erzielte die AfD Rekordergebnisse. Sogar 23 Prozent der Menschen wählten sie beispielsweis in Sachsen-Anhalt. Im politischen Establishment ließ das die Alarmglo-

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cken schrillen. Die AfD betreibe Hetze ohne Lösungen, sie sei rassistisch, frauenfeindlich und, ja, homophob – das hört man in Berlin in Dauerschleife. Umso erstaunlicher scheint da ein Artikel, der am Morgen nach den letzten AfD-Erfolgen auf der deutschen Plattform gaystream. info erschien. Unter dem Motto „Warum ich mich als schwuler Mann über die Wahlergebnisse (...) freue“ schrieb sich dort der Chefredakteur seinen Frust über die „gleichgeschalteten Homo-Magazine und ihrer Jüngerschaft“ von der Seele. SPD und Grüne würde echte Gleichberechtigung für Schwule und Lesben sowieso nur in Wahlkampfzeiten interessieren, für Merkel und ihre CDU hätte das Thema keine Priorität. Und damit habe die Kanzlerin Recht, so der Autor. Denn die wahren Probleme der Commun­ity seien nicht gleiche Ehe oder offene Adoption, sondern Muslime. Gewalt­ tätige, homophobe und intolerante Migranten (sic!), das sei das wahre Problem. „Gender-Mainstreaming als ‚politische Geschlechtsumwandlung’” Er und viele andere, die sich gerade in letzter Zeit im Internet zu Wort melden, sind zu WortführerInnen der Meinung geworden, dass die AfD und andere rechte Parteien auch für Homosexuelle nicht nur wählbar, sondern die beste Wahl seien. Vom offen lesbischen Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel bis in viele Landesverbände hinein verfügt die AfD heute über ein breites Netzwerk schwul/lesbischer PolitikerInnen. Sogar eine eigene Initiative „Homosexuelle in der AfD“ gibt es. Gleichzeitig erklärte Parteichefin Frauke Petri erst vor kurzem, dass es sich bei Gender-Mainstreaming um „po-


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Total retro und gefährlich BERLIN. Die noch recht junge politische Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat in den jüngsten Regionalwahlen in Rheinland-Pfalz, BadenWürt­temberg und Sachsen-Anhalt teils enorme Erfolge erzielt. Im BadenWürttemberg hatte die AfD Folgendes im Wahlprogramm 2016 (S. 30): „Schulbücher, welche die Familie relativieren und zugleich gesellschaftlich kaum relevante Konstellationen (LSBTTIQ) überhöhen, sollen für den Gebrauch an öffentlichen Schulen nicht zugelassen werden.” Informationen über und Darstellungen von sexuellen Praktiken wären aus dem Unterricht zu verbannen. Die Thüringer AfD verlangte sogar eine Zählung aller Homosexuellen im Land. Der litische Geschlechtsumwandlung“ handle. Ihre Partei will Kinder vor „Frühsexualisierung“ und „zwangserzogener Toleranz“ durch gleichgeschlechtliche Paare schützen. Das Spiel mit den Ängsten Doch schwul/lesbisches Engagement in rechten Parteien beschränkt sich keineswegs nur auf die AfD. Unvergessen ist bis heute der tragische Versuch der FPÖ 2010 mit der Aussage „Wir sind die einzige Partei, die 17 Jahre von einem Schwulen geleitet wurde“ zu werben. In ganz Europa finden rechte und rechtsextreme Bewegungen immer mehr Zulauf in einer Bevölkerungsgruppe, die bisher als „sicher“ gegen derlei Versuchungen galt. Doch was tun? Zur zentralen Frage wird dabei immer mehr der Fremdenhass. Die Angst vor intoleranten MigrantInnen, gewaltbereiten

Verein Campact e.V. ordnet dies so ein: „Die Partei fordert ein Verbot von Lehrbüchern, die sich mit Homosexualität oder Transgender beschäftigen. Die AfD will Menschen Vorschriften machen, wie sie ihr Leben z.B. als Frau oder als Mann zu leben haben. Doch wo selbst im erzkatholischen Irland seit 2015 die Homo-Ehe gilt, verweigert sich die AfD der gesellschaftlichen Realität. Mit der schockierenden Anfrage zur Zählung von Homosexuellen und Transgender in Thüringen macht die AfD klar, dass sie Homosexuelle für eine unnormale Minderheit hält. Doch in einer Demokratie werden keine Zählungen über die sexuelle Orientierung von Menschen durchgeführt. Das gab es schon mal – im Nationalsozialismus.“ Muslimen (sic!) und importiertem Machoismus hat in der LGBT-Gemeinschaft schon lange Fuß gefasst. Hand in Hand mit genereller Politikverdrossenheit wird sie jetzt an die Oberfläche gespült. Dass Schwule und Lesben sich heute offen hinter Parteien stellen, deren Weltbild für die vielen Diskriminierungen steht, unter denen unsere Community noch immer leidet, muss ein Weckruf sein. Einerseits für die etablierten Parteien, die in der Gleichstellung Homo-, Bi- und Transsexueller endlich mehr Mut beweisen müssen. Andererseits für uns alle: Wir müssen endlich Antworten finden, auf Intoleranz, Angst und Generalverdacht gegen einzelne Bevölkerungsgruppen. Denn es waren und sind eben diese düsteren Gedanken, die bis heute die Ursache für Ungerechtigkeiten sind, unter denen wir alle leiden! n Text: Sebastian Pay

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Haft wegen Homosexualität Marokko und Tunesien inhaftieren einmal mehr schwule Bürger.

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n Marokko sind im Februar 2016 zwei Männer zu Haftstrafen verurteilt worden, weil sie schwul sind: Hamza M. und Osman A. wurden lokalen Medienberichten zufolge wegen homosexueller Handlungen jeweils zu einer 18-monatigen Haftstrafe und einer Geldstrafe in der Höhe von 2.000 Dirham, etwa 190 Euro, verurteilt. Das erstinstanzliche Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

gesetz als „unnatürliche Handlung mit Mitgliedern des gleichen Geschlechts“ und kann gemäß Paragraf 489 mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Angewandt wird das Gesetz verhältnismäßig selten, gerade in Tourismusgebieten wie Marrakesch, Agadir oder Tanger wird Homosexualität größtenteils toleriert.

Im Prozess hat einer den Vorwurf, homosexuell zu sein, zurückgewiesen. Der andere legte ein „Geständnis“ ab. Der Vorfall ereignete sich in Tiznit im Süden Marokkos. Die beiden Männer wurden in der vergangenen Woche von der Polizei festgenommen. Homosexualität gilt im marokkanischen Straf-

Ein Freibrief für schwulen Sex ist das aber nicht: Mitte Jänner sollen zwei Studenten verhaftet worden sein, weil in sozialen Netzwerken ein Video aufgetaucht ist, auf dem sich die beiden jungen Männer küssen. Im Jahr 2014 sorgte die Verhaftung eines schwulen Engländers für diplomatische

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Kein Freibrief


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FOTO: ISTOCK

Verstimmungen zwischen Marokko und dem Vereinigten Königreich. Und letztes Jahr landete ein kanadischer Tourist nach schwulem Sex in einem Gefängnis des nord­ afrikanischen Königreichs. Aber auch in Tunesien sind sechs Studenten zu langen Haftstrafen verurteilt, weil sie schwul sein sollen. Wie die Zeitung „Kapitalis“ berichtete, sind in Kairouan, einer der wichtigsten Pilgerstädte des Islam, alle sechs Angeklagten zur Maximalstrafe von drei Jahren Haft verurteilt worden. Einer von ihnen muss noch sechs weitere Monate im Gefängnis bleiben, weil die Behörden auf seinem Computer „unmoralische Filme“ gefunden haben. Außerdem dürfen sich die Männer nach ihrer Entlassung fünf Jahre lang nicht in Kairouan aufhalten. Verhaftet wurden die Männer, weil ihre Nachbarn sie bei der Polizei denunziert hatten. Diskriminierung durch den Staat Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) kritisiert das Urteil als „schockierendes Beispiel einer tiefverwurzelten Diskriminierung durch den Staat“. Für Amna Guellali, Regionaldirektorin für Human Rights Watch (HRW), ist die Verurteilung der „schwerwiegende Fall einer Übertretung des Privatlebens und der physischen Integrität von Menschen“. Denn im Zuge der Ermittlungen soll die Homosexualität der Angeklagten auch durch Anal-Zwangstests „bewiesen“ werden: Dabei wurde den Männern auf Geheiß der Staatsanwaltschaft ein eiförmiges Metallobjekt in den Enddarm eingeführt. So sollte der Arzt feststellen, ob sie Analsex hatten. Ärztever-

bände machen seit Jahren darauf aufmerksam, dass so ein Test medizinisch sinnlos ist, zudem verstößt er gegen die Anti-FolterKonvention der Vereinten Nationen. Auch die tunesische LGBT-Organisation „Shams“ kritisiert die Verurteilung der sechs Männer scharf. Sie fordert deren sofortige Freilassung. Weiters wollen sie gemeinsam mit 12 weiteren tunesischen Menschenrechtsorganisationen Paragraf 230 des tunesischen Strafgesetzbuches aufheben, der Homosexualität unter Strafe stellt. Im Land selbst gibt es über die Streichung des Paragrafen eine Debatte. Angestoßen wurde sie im September: Da wurde ein Student in Sousse wegen Homosexualität zu einem Jahr Haft verurteilt. Auch er wurde anal untersucht, derzeit läuft das Berufungsverfahren. 94 Prozent Im Zuge des Verfahrens forderte der damalige Justizminister Mohamed Salah Ben Aïssa, den Paragrafen ersatzlos zu streichen. Er begründete die Streichung damit, dass als Folge des Islamischen Frühlings eine neue Verfassung den Schutz der Privatsphäre der Bürger Tunesiens schütze – und ein solcher Paragraf damit nicht vereinbar wäre. Im Parlament in Tunis scheut man sich aber, das Thema anzugehen. Offenbar haben die Abgeordneten Angst um ihre Wiederwahl in dem zutiefst muslimischen Land. Denn in der Bevölkerung hat das Gesetz breiten Rückhalt: Einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2013 glauben 94 Prozent der Tunesier, dass Homosexualität in der Gesellschaft nicht akzeptiert werden dürfe. n Text: Gernot Wartner

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Brokeback Mountain modern Die österreichische Erstaufführung der zeitgenössischen Oper von Charles Wuorinen im Salzburger Landestheater kann auf vielen Ebenen begeistern.

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er kennt sie nicht, die Liebes­ geschichte der Cowboys Jack Twist und Ennis Del Mar, die im Jahr 2005 mit dem Oscar-preisgekrönten Film „Brokeback Mountain“ von Ang Lee Millionen KinobesucherInnen begeisterten, aber auch für vielfache Diskussionen sorgten. Der Auftrag, den Filmstoff zur Oper zu machen, stammt von Impresario Gerard Mortier, der die österreichische Erstaufführung exklusiv mit dem Landestheater vereinbarte. Komponist Charles Wuorinen, einer der bedeutendsten amerikanischen Komponisten der Gegenwart, fertigte eigens für das Landestheater eine neue Kammerfassung an. Ursprünglich war die Oper für das

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Festspielhaus geplant, die Adaptierung für das kompakte Salzburger Landestheater hat dem Stück aber sehr gut getan. „Brokeback Mountain“ basiert auf einer Kurzgeschichte der kanadisch-amerikanische Schriftstellerin Annie Proulx, die besonders Interesse an den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in ländlichen Gemeinschaften entwickelt. Sie verfasst auch das Libretto für die Kammerfassung in Salzburg. Die Geschichte setzt sich aus vielen Beobachtungen zusammen, die sie im Laufe der Jahre gesammelt haben. Für Proulx gibt es einen zentralen Kern: „Der schlichte, aber stimmige Einfall, dass zwei einheimische Landburschen, deren Ansichten und Selbsterkenntnis


KULTUR

Produkt ihrer Umgebung sind, sich unversehens in einer emotionalen Situation wiederfinden, über die sie schließlich die Kontrolle verlieren…“ Leidenschaftliche Liebesbeziehung Die Geschichte beginnt in den 1960er Jahren: Jack und Ennis lernen einander bei ihrer Arbeit als Schafhirten auf dem Brokeback Mountain kennen. Aus anfänglicher Kameradschaft entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Nach ihrer gemeinsamen Zeit beschließen beide, wieder ein „normales“ Leben zu führen. Sie gründen Familien, bauen Häuser, werden Väter und kommen doch nicht voneinander los. Die beiden Hauptrollen werden gesungen von Florian Plock und Mark Omvlee; letzterer übernahm bereits bei der deutschen Erstaufführung in Aachen die Rolle des Jack Twist. Regie führt Jacopo Spirei, dessen Neueinstudierung von „Don Giovanni“ gerade das Salzburger Publikum begeistert. Gemeinsam mit dem Mozarteumorchester Salzburg entführt Dirigent Adrian Kelly in Wuorinens Klangwelten. Musikalisch mutiges Zeichen Die BesucherInnen werden auf vielen Ebenen gefordert: Die komplexe Musik von Wuorinen, die erst im zweiten Teile die Emotionen und Gefühlsschwankungen in vielen Facetten besser aufzeigen kann – manches Mal fast zu laut; das intelligente, variationsreiche und die vielen (Emotions)ebenen

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us der Geschichte zweier Cowboys, die sich auf dem Brokeback Mountain inein­ ander verlieben, eine Oper zu machen, hielt ich anfangs für eine Schnapsidee. Doch Wourinen überzeugt mich tatsächlich, wenn auch weniger durch die moderne, teils überlaute und hämmernde Komposition. Das Bühnenbild, der Brokeback Montain, ist gekonnt, wie ein roter Faden in jeder neuen Szenerie eingebaut. Mehr noch als in der filmischen Vorlage jedoch berührt mich die viel emotionaler angelegte Rolle des Ennis. Dem rauhen unerreichbaren und überaus attraktiven Kerl, den sich jeder von uns an seine Seite träumt, um genau so geliebt zu werden, bis über den Tod hinaus. Auf jeden Fall eine moderne Oper, die mir auch in Linz am Musiktheater gut auf dem Spielplan gefallen würde.  Text: Karsten Klapp sichtbar machende Bühnenbild; die Sänger Mark Omvlee und Florian Plock, die die emotionalen Blockaden zwischen Jack und Ennis sehr deutlich zeigen – in vielen Passagen als Sprechgesang vorgetragen. „Brokeback Mountain“ ist keine leichte Kost, aber wer sich auf die Musiksprache und die kompakte Darstellung einlässt, kann sogar mehr an Emotionen und Berührungen mitnehmen, als im bildgewaltigen Film von Ang Lee. Ein musikalisch mutiges Zeichen des Salzburger Landestheaters.  Text: Gerhard Niederleuthner

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FOTO: © ANNA-MARIA LÖFFELBERGER (3)

KOMMENTAR


KULTUR

Crossing Europe Das diesjährige Filmfestival behandelt brisante politische Themen filmisch – es bietet aber auch viel Freiräume für Gespräche und zum Feiern.

Text: Gerhard Niederleuthner

VERLOSUNG PRIDE verlost einen Festivalpass und 2 x 2 Freikarten  pride.at/verlosungen CROSSING EUROPE Filmfestival Linz 20. bis 25. April 2016  crossingEurope.at

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G EUROPE FO TOS: CROSSIN

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uch 2016 ist es Festivalleiterin Christine Dollhofer und ihrem Team ein Anliegen, die Ansprüche eines Fachpublikums und eines regionalen Kinopublikums zusammenzuführen. Das Festival schafft einen lebendigen Ort zur Präsentation und Diskussion für zeitgenössisches, manchmal auch unbequemes oder künstlerisch exzentrisches, gesellschaftspolitisches AutorIn­ nenkino aus Europa. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der ökomischen Zwänge sind bei vielen aktuellen Filmschaffenden abzulesen – der Druck auf den Einzelnen steigt stetig an und die Solidargesellschaft scheint sich aufzulösen. Zudem wirft die „Festung Europa“ ihren langen Schatten auf den Alltag, was sich thematisch in zahlreichen filmischen Arbeiten widerspiegelt. Auch gibt es ein paar queere Filmmomente, die wir hier gerne vorstellen.

DEPARTURE Regie: Andrew Steggall, GB/FR 2015, 109 min, eOF, Spielfilm Programmsektion: Competition Fiction Der Sommer geht zu Ende. Und im Süden von Frankreich bereiten Beatrice und ihr Sohn den Verkauf ihres Ferienhauses vor. Was hier innerhalb der kurzen Zeitspanne von nur einer Woche jedoch tatsächlich passiert, hat für die englische Mittelklassefamilie weit schwerwiegendere Folgen: Während der fünfzehnjährige Elliot mit seiner Sexualität und der damit einhergehenden Abnabelung von seiner Mutter zu kämpfen hat, realisiert Beatrice, dass es in ihrer Ehe mit Philip inzwischen keine Liebe mehr gibt. Kurz: Ihr Leben, wie sie es einmal kannten, ist zu Ende. Ehe und Kindheit ebenso. Und als mit Clément ein enigmatischer Teenager aus der Gegend auftaucht, können Mutter und Sohn ihren Sehnsüchten endlich nachgeben.


KULTUR

DIE GESCHWISTER / BROTHER AND SISTER

JÁ, OLGA HEPNAROVÁ / I, OLGA HEPNAROVÁ

Regie: Jan Krüger, DE 2016, 89min, OmeU, Spielfilm Programmsektion: European Panorama Fiction

Regie: Tomásˇ Weinreb, Petr Kazda, CZ/PL/SK/FR 2016, 104 min, OmeU, Spielfilm Programmsektion: European Panorama Fiction

Neukölln, ein Berliner Trendbezirk. Wohnungen sind knapp hier. Ohne Bürgschaft, Bonitäts- und Gehaltsnachweis geht schon lange nichts mehr. Thies kennt das Spiel; er arbeitet für eine Immobilienverwaltung und wacht über die Einhaltung der Regeln – bis er Bruno und Sonja trifft. Unter der Hand besorgt er dem ungleichen Geschwisterpaar eine kostenlose Wohnung. Und beginnt eine Affäre mit dem Bruder. Schritt für Schritt taucht er tiefer in das Geheimnis der „Geschwister“ ein. Ein Berlin-Film über einen Einzelgänger, der sich verstrickt. Über ein Paar mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus. Über eine Stadt, in der alle wohnen wollen.

Olga ist eine komplizierte junge Frau, die sich von ihrer gefühlskalten Familie und gesellschaftlichen Konventionen freizu­ schwimmen versucht. Kettenrauchend lässt sich der Louise-Brooks-artige Tomboy von einem Arbeitsplatz zum nächsten treiben, bis sie als Lkw-Fahrerin ihre Bestimmung gefunden zu haben scheint. Es gibt Liebhaberinnen, aber keine Beziehung, ständig kommt es zu Konfrontationen, sprachlosen Gefühlsausbrüchen und Ausnahme­ zuständen. In konzisen Einstellungen und elegischem Schwarz-Weiß erzählt der Film die kurze Lebensgeschichte einer radikal einsamen jungen Frau, die zur Massen­ mörderin wird. n

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KULTUR

Erlesenes Andreas Brunner:

Das schwule Wien.

Der Guide zu Kunst, Kultur & Szene 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Metroverlag, 19,90 Euro

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ndreas Brunner ist seit über 20 Jahren bei der Erforschung der schwul/lesbischen Geschichte Wiens engagiert. Als Autor und geprüfter Fremdenführer liegt ihm besonders die Vermittlung am Herzen. Mit dem handlichen Buch „Das schwule Wien“ legt er die Ergebnisse seiner Recherchen vor: locker lesbar präsentiert er über 140 Orte. Die Bandbreite ist dabei enorm und reicht von historischen Schauplätzen bis hin zum aktuellen queeren Leben

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der Stadt, von touristischen Attraktionen bis zu Party, Kultur und Shopping. Ein Buch also nicht nur für interessierte BesucherInnen, sondern vielmehr für die „Einheimischen“, die mehr über diese Stadt erfahren und stolz weiter erzählen wollen – man denke an die bekannte Tatsache, dass die „Fremden“ das Besondere einer Stadt ja oft bewusster wahrnehmen und zu schätzen wissen als der uninformierte Hiesige. Durch die vielen ganz kurzen Beiträge ein idealer Lesestoff für eine Bahnfahrt, zum Nachschlagen vor dem nächtlichen Szenestreifzug und durch das elegante schwarze Hardcover auch ein schönes Präsent: sei es für touristisch vernetzte Menschen oder einfach nur für Leute, die man mag. n


KULTUR

Meine Nase läuft … Ein Stück, das einen originellen und witzigen Streifzug durch Politik, Aktivismus und die queere Szene wagt.

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Die SchauspielerInnen Banafshe Hourmazdi, Frederik Müller und Golschan Ahmad Haschemi unternehmen in ihrem Stück einen originellen und witzigen Streifzug durch Politik, Aktivismus und die queere Szene. Ein Abend, an dem Hass mit Hass bekämpft, Blut verspritzt und Liebe ganz groß geschrieben wird. Musik und festliche Ballons unterstützen das Publikum dabei, diese Erfahrungen zu verarbeiten. Banafshe Hourmazdi wurde 1990 geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. 20092012 studierte sie Schauspiel an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und wirkte währenddessen in Kurzfilmen der Filmakademie Ludwigsburg mit. Frederik Müller wurde 1988 in Bad Driburg geboren, aufgewachsen in Wachenheim an der Weinstraße, wohnhaft in Berlin. Regisseur für Theater und Film, Autor, Zinemaker und Performancekünstler. Frederik arbeitet mit unterschiedlichen

Medien zu girl culture, queer marxism und Britney Spears. Golschan Ahmad Haschemi wurde 1985 in Isfahan geboren. Sie studierte Politikwissenschaften sowie Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis. Ihre Arbeit changiert an der Schnittstelle zwischen künstlerischer, politischer und wissenschaftlicher Theorie und Praxis im Bereich (Anti-)Rassismus, Feminismus und (Post-)Kolonialismus. n FOTO: © TECHNOCANDY

as Siegerstück des Jurypreises des Nachwuchs-Wettbewerbes 2015 feiert am 25. April in der Bar&Co des Theater Drachen­ gasse Premiere. Das Berliner Ensemble technocandy stellt sich mit der Neubearbeitung des Stücks „Meine Nase läuft. Deine Stars hautnah“ einer neuen Herausforderung: Die militante Menschengruppe Johanna Mikki-Leiter, HC Sprache und Philip Rouge ist untergetaucht. Im Liebescamp der Nationalstars reflektieren sie über ihr Leben und Wirken. Das Herz haben sie am rechten Fleck, aber hilft ihnen das, den rachsüchtigen ApokalyptikerInnen zu entkommen?

VERLOSUNG PRIDE verlost 2 x 2 Freikarten für die Premierenvorstellung am 25. April 2016.  pride.at/Verlosungen „Meine Nase läuft – Deine Stars hautnah“ – eine Koproduktion von technocandy und Theater Drachengasse Uraufführung: 25. April, 20 Uhr Theater Drachengasse, Bar&Co, Fleischmarkt 22, 1010 Wien Weitere Aufführungen: 26. April – 7. Mai, Di - Sa, 20 Uhr  drachengasse.at

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OÖ Termintipps April Sa., 30.04.2016/14:30 Ordentliche 34. Generalversammlung d. HOSI Linz Gasthaus Keferfeld; Nur für HOSI Linz Mitglieder Sa., 30.04.2016/21:00 Youtube Karaoke Party VA: Queer Move & HOSI Linz @HOSI Linz

Fr., 13.05.2016/19:00 LESBRESSO – Überraschungsfilmnacht: Wir wünschen – wir spielen Wegen Feiertag, 2. Fr im Monat; Ort: AfZ Sa., 14.05.2016/20:00 Public Viewing Song-Contest in der HOSI Linz

Mai

So.,15.05.2016/21:00 Fetisch Party Strikter Dresscode

So., 01.05.2016/17:00 5. ROSA STAD’L Donaualm - @Urfahraner Markt; Programm: Chris Bertl, Schoarfe Schuhplattler, DJ Joshua Grey; Abendkassa: € 12.Vorverkauf: € 10.- @HOSI Linz

So.,15.05.2016/10:00 Befreiungsfeier Ehemal. KZ Mauthausen Feier vor dem Gedenkstein für die homosexuellen Opfer des NS-Regimes; (Abfahrt Linz 8:00; Rückfahrt ca. 12:00)

So., 01.05.2016/23:30 Afterparty Rosastadl in der HOSI Linz; LIVE ON The Turntables DJ Jerry J. Kriz

Sa., 21.05.2016/21:00 Regenbogenfest Café Behrens, Tabakfabrik VA: Grüne Andersrum OÖ

LI N Z PR I D.1E6 25.06

Sa., 04.06.21:00 PreParty Linz Pride 2016 in der HOSI Linz DJ Matt an den Turntables Sa., 25.06.2016/15:00 Linz PRIDE 2016 CSD-Straßenfest am Maindeck (AEC) Programm:  COY. mit Band (Rock)  Jordan Hanson (Pop)  Call Me Astronaut (Indie)  Karan d´Ache (Soul) Moderation: Jürgen Pendl, assistiert von Queen G. & Safari Calamari Sa., 25.06.2016/22:00 After Party  Dj Hearing System  Djane S.Stereo  DJ Gerry Verano Ort: StWSt

HOSI LINZ HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. HOSI Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Goethestraße 51, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz Beratung Telefonisch & per Mail: Mo, Do 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung)

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Spotlight – Filmabend Mittwoch, 2-wöchentlich, ab 19:00 / rauchfrei! Offen ist ab 19:00 – der Film startet um 20:15 Lesbentreff „Lesbresso – what schall‘s“ am 1. Fr. / Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited

Regenbogenstammtisch Jeden Do. 19:00 im Restaurant Zur Brücke, Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck W hosilinz.at/voecklabruck

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Queerer Stammtisch Jeden 1. Mi. 19:00 Gasthaus „In’s Kulinari”, Wilhelm-von-Auersperg-Str. 2, 4523 Neuzeug Spendenkonto (VKB Bank) Kto.-Nr. 10711174 / BLZ: 18600 IBAN: AT761860000010711174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz find us on facebook:

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Stmk Termine April Fr., 22.04.2016/22:00 Out ’n’ Loud Die Thalia Mo., 25.04.2016/19:30 HuG – Zu Gast beim neuen Diözesanbischof (Diskussionsabend) feel free Fr., 29.04.2016/18:00 ausufern – AIDS-Hilfe Workshop feel free Sa., 30.04.2016/20:00 Donna Lila - Coy on Island Murinsel

Mai So., 01.05.2016/10:00 L-Ways – Keltenweg bei Kapfenberg Treffpunkt: Parkplatz hinter ECE

STEIERMARK

So., 01.05.2016/14:45 Kultur- und Freizeitgruppe – Lager Wagna 1914-1963 Römermuseum Flavia Solva So., 08.05.2016/10:00 GAYvengers – Wanderung zum Grünen See Treffpunkt: feel free Fr., 13.05.2016/19:00 queer Referate, ausufern, Donna Lila & Kultur- und Freizeitgruppe – Stadtspaziergang mit H.-P.Weingand Treffpunkt: feel free Sa., 21.05.2016/10:00 GAYvengers - Rafting Treffpunkt: feel free Sa., 21.05.2016/13:00 ausufern – Zotter Schokoladenfabrik Treffpunkt: feel free

Juni Sa., 04.06.2016/14:00 GAYvengers Hochseilklettern Hilmteich

ROSALIL A PANTHERINNEN RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 10:00 - 18:00 Mittwoch 13:00 - 17:00 Donnerstag 13:00 - 17:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

RLP-Teambesprechung Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – JedeR ist willkommen mitzuarbeiten! Frauenstammtisch – Women only Jeden 1. Mittwoch im Monat um 19:00 im LaMeskla. Kultur- und Freizeitgruppe Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat Programm und Details im RLPKalender sowie unter: facebook.com/RLP.Kultur ElternStammtisch Jeden 2. Dienstag im Monat um 18:00 im LaMeskla.

So., 05.06.2016/9:30 L-Ways – Josersee Hochschwabgebiet Treffpunkt: Gasthof Bodenbauer, Thörl So., 05.06.2016/18:00 Kultur- und Freizeitgruppe – Film-Vortrag von HansPeter Weingand: Kulturgeschichte des schwulen Pornos „Yeah, suck my Dick“ feel free (Ab 16 Jahren!) Di., 07.06.2016/17:00 Donna Lila - Rainbowcocktail La Meskla Mi., 08.06.2016/20:00 SoHo-Filmabend zum CSD: „Stonewall" von Roland Emmerich (2015) Rechbauerkino (Eintritt frei!) So., 11.06.2016/ganztägig CSD-Parkfest Volksgarten Sa., 17.06.2016/18:00 Beachvolleyball Landessportzentrum

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free. Transgender Selbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free. GAYvengers Programm und Details im RLPKalender sowie unter: facebook. com/thegayvengers Männerstammtisch Ankündigung der nächsten Treffen unter: facebook.com/ Maennerstammtisch Alle Veranstaltungen findest du auch auf homo.at/kalender Am Handy abonnierbar!

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PRIDE bietet gratis eine Möglichkeit, Leute kennen zu lernen. Diverses Urlaub von Frauen für Frauen, aber nicht nur, auf autofreier sizilianischer Vulkan­ insel Alicudi. Etwas Abenteuerlust und gutes "Fusswerkzeug" sind Voraussetzungen. Infos unter info@streckerblue.de oder frikaspe@gmx.at Neue Anzeigen: online eintragen: www.pride.at/kontaktanzeigen/

ANTWORT Die Anonymität der InserentInnen der kostenlosen Kleinanzeigen wird auf Wunsch gewahrt; für Herkunft, Inhalt, Qualität und Wahrheitsgehalt der in den Anzeigen angebotenen, nicht kommerziellen Waren, Dienstleistungen oder Mitteilungen bzw. für die direkten und indirekten Folgen ist die Redaktion nicht verantwortlich. Inserate, die ausschließlich oder überwiegend kommerzielle Zwecke verfolgen, können wir nicht kostenlos abdrucken. Auf Anfrage übersenden wir aber gerne unsere aktuelle Anzeigenpreisliste. 0900-Nummern sind kostenpflichtig. Bei gewünschter Veröffentlichung der Telefonnummer muss der Redaktion eine Kopie der letzten Telefonrechnung vorliegen, bei Veröffentlichung der Adresse ist eine Kopie des Personalausweises/Reisepasses notwendig (per FAX: 0732/70 04 74-4 oder per Post: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz, Kennwort: „Kontakte“). Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen ohne Angabe von Gründen

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HINWEIS Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen (z.B. mit unsafem oder rassistischem Inhalt) ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Die Texte der Anzeigen werden in der Form veröffentlicht, wie sie an die Redaktion geschickt werden. Es werden keine inhaltlichen oder grammatikalischen Änderungen vorgenommen.

abzulehnen sowie Kontakt­a nzeigen zu kürzen oder bei Platz­mangel in der folgenden Ausgabe zu veröffentlichen. Pro Person und Ausgabe wird nur eine Kontaktanzeige geschaltet. So antwortest Du auf ChiffreKleinanzeigen: 1. Antwortbrief in ein Kuvert stecken, zukleben und entsprechend frankieren. (Unterschiedliche Gebühren bei In- und Ausland!). Die Chiffre-Nummer mit Bleistift auf das Kuvert schreiben. 2. Das Kuvert steckst du nun in ein 2. Kuvert, klebst es ebenfalls zu, frankierst es und adressierst es an die Redaktion: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz Und nicht vergessen: Chiffre-Nummer unbedingt draufschreiben und Brief ausreichend frankieren! Nicht ausreichend frankierte Antwortbriefe können nicht weitergeleitet werden! Bei Zusendungen im Ausland höhere Portogebühren beachten!


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2016

PARKFEST

Sa, 11. Juni

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