PRIDE NR. 153/August 2016

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Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

We are Orlando! S. 14-23 Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | GZ 02Z031968 S | Österreichische Post AG | Sponsoring Post


EL GRAZ S IN R U M # T 0TH AUGUS 2 # Y A D R U #SAT

16:00

#EINTRITT FREI!!!

23:00


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Editorial We are Orlando!

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ie Sommermonate standen ganz im Zeichen von CSDParaden und Aktionen, die Lesben, Schwule und Transgender sichtbar und spürbar gemacht haben. Wie schnell aber die Bedrohung, die Homophobie in physische Gewalt umschlagen kann, hat leider das Massaker von Orlando gezeigt. Ob in Wien, in Graz oder Linz – Orlando war immer ein Thema, das betroffen, das traurig, das aber auch kämpferischer gemacht hat (Seite 14 bis 23).

der Bühne (Seite 14) und der Präsident des Bundesrates, Mario Lindner, hatte sein offizielles Coming Out als Schwuler (Interview Seite 6/7) – bleibt nur zu hoffen, dass den Worten und Gesten auch klare politische Taten folgen. Denn die schwulen Flüchtlinge, die aus Todesangst bis nach Österreich flüchten und wie zum Beispiel Adam, der beim LINZPRIDE offen über sein Schwulsein sprach, erwarten sich zu Recht Sicherheit und Rückendeckung, nicht nur von Österreich, von der gesamten EU (Seite 32 – 38).

Bei der Regenbogenparade gab es positive signalhafte Gesten: Bundeskanzler Christian Kern zeigte sich solidarisch und sprach auf

In diesem Sinne – We are Orlando! Gerhard Niederleuthner

IMPRESSUM Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, VorsitzenderStellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: GZ 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: HomosexuelleInitiative Linz, Goethe­straße 51, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Stefan Thuma, Finanzreferent: Björn Zahn, Organisationsreferentin: Elisabeth Landl); RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzende: Martina Weixler, stellv. Vorsitzende: Johannes Niedermayer, Kassier: Chris Skutelnik, stellv. Kassier: Alexander Groß, Schriftführer: Raphael Rainer, stellv. Schriftführer: Michaela Feiner, Beiräte: Felix Moser, Eberhard Feiner-Wutha, Alexander Ofner) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Chris Skutelnik, stellv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Johannes Niedermayer, Schriftführerin: Martina Weixler), beide: Annenstr. 26, 8020 Graz

Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme

Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der VerfasserIn müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 153/August 2016 Cover: Bundeskanzler Kern beim Gedenkort zu Orlando bei der Regen­ bogenparade; Foto: BKA/Andy Wenzel Layout: Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Thomas Koller, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterInnen: Rainer Bartel, Eberhard Feiner-Wuthe, Joe Nieder­ mayer, Gerhard Niederleuthner, Sebastian Pay, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand, Martina Weixler Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 154/Oktober 2016: Sa., 09.09.16 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500 n

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PRIDE Nr. 153/August 2016 Editorial & Impressum 03 Vor 20 Jahren 05 Österreich „Die Politik muss ein Vorbild sein!” 06 Unzucht 08 Unrecht fortschreiben 09 Welche Seite der Geschichte? 10 Hofer Vs. Bellen 11 Splitter 12 Anerkennung des dritten Geschlechts 13

CSD 2016 – We are Orlando! Regenbogenparade 14 We shall overcome 16 49 Opfer 19 Grenzenlos 20 Jede Person ist gleichermaßen unantastbar 21 LINZ PRIDE 2016 22 Oberösterreich LINZ PRIDE 2016 22 Queer Dancing 24 Feierlaune 24 A7 sexfrei 25 Szenesplitter 20 Szene Salzburg: PRIDE Boat Burgenland: Homalo

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26 26

Steiermark Tango Argentino 28 Rainbow Island 29 Lob für Heinz 30 Neues Team 30 Stolpersteine 31 Flucht und Verfolgung „Ich bin stolz, dass ich schwul bin.” Irak ohne Zukunft Mobbing im Heim

32 36 38

Ausland Nationaldenkmal 39 Splitter 40 Gesellschaft Der Sex der Generation What Die Erde ist rund – das Leder auch? Queer Athletes

42 44 46

Kultur Cameron Carpenter 48 Donauwellen 48 Erlesenes: „Diffuses Licht” 49 Gesundheit „Quickie Check” 50 Turteln 50 Ohne Kommentar 50 Aus für Blutspendeverbot? 51 Termine & Kontakte Oberösterreich / HOSI Linz 52 Stmk / RosaLila PantherInnen 53 Mixed Kontakte 54

FOTO: GERHARD NIEDERLEUTHNER

Inhalt


PRIDE

HTETE DARÜBER BERIC HREN... PRIDE VOR 20 JA HOSI Info Nr. 33/August 1996

buschtrommel 4/1996

Die lachsfarbene Augustausgabe des Jahres 1996 stand vor allem unter dem Eindruck der im Oktober bevorstehenden ersten Wahl der österreichischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament und der Landtagswahl in Wien. Kurt Krickler, langjähriger Aktivist und Generalsekretär der HOSI Wien, hatte zuvor in den Lambda Nachrichten gefordert, erstmals keine Wahlempfehlung für die SPÖ zu abzugeben. Die Liste der Versäumnisse, die er aufführte war lang. PRIDE analysierte die Ausgangslage der Wahlen kritisch – gerade auch, weil für November im Nationalrat eine Änderung des Strafrechts geplant war. Und da würde es dann darauf ankommen, wie sich die SPÖ verhält. Immerhin Grüne und Liberale warben öffentlich für die ersatzlose Streichung der Lesben und Schwule diskriminierenden Strafrechtsparagrafen. Die FPÖ war kategorisch dagegen und die ÖVP fiel durch etwas eigenwillige, in der Sache aber ebenfalls ablehnende Wortspenden auf. So stand die SPÖ nun vor der Frage der Koalitionstreue einerseits und der Frage nach dem Wert ihres Parteiprogramms. Unter dem Titel „Aufwachen, liebe SPÖ…“ erging ein eindringlicher Appell an die Partei, sich auch der Rechte der Lesben und Schwulen ernsthaft anzunehmen und Österreich damit auch ein Stückchen an die europäische Realität heranzuführen. Es mutet eigenartig an, dass sich heute, nach 20 Jahren, an diesem Bild der Zerrissenheit der SPÖ wenig geändert hat. Denken wir nur an die ergebnislosen Versuche, ein Levelling-Up beim Diskriminierungsschutz zu bekommen.

Tunte mit Schnurrbart und Hut zierte im Sommer das Cover der Ausgabe 4/1996 der buschtrommel. Berichtet wurde über die erste Regenbogenparade, zu der sich ca. 40 Gruppen angesagt hatten. Über 5000 hatten sich in Wien aktiv beteiligt, über 40.000 Leute schauten zu: „Beinahe unbeschreiblich ist das Gefühl, sich als Lesbe, sich als Schwuler in einer solch grossen Masse wiederzufinden; die konkrete Erfahrung, daß wir nicht allein oder nur ein kleines Grüppchen sind. Durchdringend, erfüllend und einzigartig war das Erlebnis, ein Teil von diesem bunten, lebendigen Haufen zu sein.“ Es gab große inhaltliche Artikel zum Thema Bisexualität, Transsexualität und zu Russland, wo es nach dem Zerfall der Sowjetunion zu ersten Zeichen von Öffnung kam… In Graz beteiligte sich die Initiative Homosexualität und Glaube HuG am Symposion „Kirche und Demokratie“, im Rechbauer­ kino wurden im Sommer zwanzig Filme von und über Frauen gezeigt. Im Bang gab es Schaumpartys und nach der ersten Renovierungsphase Ende Juli eine Baustellenparty im neuen Zentrum der Rosalila PantherInnen. „Jubelmeldung“: Mit dem Sitz in der Rapoldgasse 24 endete für den Verein die Durststrecke in verschiedenen Gasthäusern und zuletzt im Frauennotruf: „So, nach fast fünfjährigem Bemühen ist es also endlich gelungen! Wir haben ein eigenes Zentrum, über das wir selbst verfügen können.“ Dr. Peter Scheucher, 1983 Gründungs­ obmann der HOSI Steiermark, war am 14. August mit 39 Jahren an den Folgen von AIDS gestorben, nachdem er 1992 seinen Partner Gerhard verloren hatte. n

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Österreich

„Die Politik muss ein Vorbild sein!“ Mario Lindner, seit 1. Juli Präsident des österreichischen Bundesrates, über Mobbing im Alltag und Zivilcourage

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ch bin Steirer. Ich bin Sozialdemokrat. Und ich bin schwul.“ So startete Mario Lindner seine Rede auf der diesjährigen Regenbogenparade – und sorgte damit für jede Menge Aufsehen. Denn seit 1. Juli ist der 34-Jährige auch Präsident des österreichischen Bundesrates und wird in dieser Funktion noch im Herbst unser nächstes Staatsoberhaupt angeloben. Im PRIDE-Interview spricht der Steirer über die Beweggründe seines Coming Out und den langen Weg zur echten Gleichberechtigung. PRIDE: Herr Lindner, seit Anfang Juli sind Sie Präsident des österreichischen Bundesrates. Warum kam Ihr Coming Out genau zu diesem Zeitpunkt? Lindner: Für mich war die Entscheidung, öffentlich zu sagen „Ja ich bin schwul – und

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das ist auch gut so“ eine sehr persönliche. Ich wollte den richtigen Zeitpunkt treffen. Aber auch ein Zeichen setzen. Der direkte Auslöser war natürlich der fürchterliche Angriff in Orlando. Als dort Menschen niedergemetzelt wurden, nur weil sie jemanden bestimmten liebten, war für mich klar, dass es höchste Zeit ist, ein Zeichen zu setzen. Und zum Glück hatte ich auf der Wiener Regenbogenparade dazu die Chance. PRIDE: Aber setzt man mit einem Coming Out heute noch ein Zeichen? Verändert das in Zeiten von Conchita und Co. noch etwas? Lindner: Natürlich tut es das. Und das haben mir die Reaktionen nach meiner Rede auch gezeigt. Ich glaube, wir alle müssen Vorbilder sein. Für Politiker gilt das umso mehr. Es ist einfach wichtig, dass Schwule


ÖSTERREICH und Lesben, Inter- und Transsexuelle in der Öffentlichkeit auftauchen. Denn damit zeigen wir, dass Vielfalt in unserer Gesellschaft alltäglich und positiv ist.

das Thema auf eine neue Ebene zu heben. Deshalb habe ich meine Präsidentschaft im Bundesrat unter das Thema Zivilcourage gestellt. Denn worum es mir geht, ist eine ganz klare Überlegung: Diskriminierung betrifft uns alle. Da geht es nicht nur um Homophobie. Da geht es genauso um Sexismus, um Hass gegen Flüchtlinge und um die Ausgrenzung einkommensschwacher Familien. Wenn einer von uns diskriminiert wird, dann schadet das allen von uns. Und ein Klima des Hasses beeinträchtigt das Leben von jeder und jedem in Österreich. Deshalb müssen wir gemeinsam für gleiche Rechte und Chancen für ALLE von uns kämpfen! Am Ende des Tages haben wir alle dasselbe Ziel.

Lindner: Ich bin überzeugt, dass da gerade viel im Umbruch ist. Immer mehr Menschen sehen, dass sexuelle Vielfalt Alltag und Normalität wird. Aber natürlich braucht es auch Personen, die im Rampenlicht stehen – Schauspieler, Sportler oder eben Politiker – , die sich offen dazu bekennen. Und wenn ein öffentliches Outing auch nur einem jungen Menschen hilft, seine Gefühle nicht mehr vor Freunden und Familie zu verstecken, dann hat man etwas richtig gemacht.

PRIDE: Und für all diese Probleme ist Zivilcourage die richtige Lösung? Lindner: Natürlich. Ich bin überzeugt, dass Gesetze, Regeln und Verbote unsere Probleme nur zum Teil lösen können. Wenn wir es aber schaffen, besonders junge Menschen zu motivieren, gegen Diskriminierung aktiv zu werden, dann können wir wirklich etwas verändern. Gemeinsam mit vielen anderen arbeite ich daher an einer Plattform, die Menschen dabei unterstützt, im Alltag einen Unterschied zu machen – gegen Hasspostings, alltägliches Mobbing und unterschwellige Diskriminierung aktiv zu werden. Wir wollen eine Veränderung von unten schaffen! n

Lindner: Das stimmt. Und wir erleben es Tag für Tag. Der Junge, der in der Klasse als „Schwuchtel“ beschimpft wird. Die Studentin, die nach dem Outing keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat. Die TransgenderFrau, die in ihrer Wohnsiedlung gemieden wird. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen – wir haben in Österreich wirklich viel erreicht. Darauf können wir stolz sein. Aber das ist erst der Anfang. Die „Ehe für alle“ ist wichtig und muss besser heute als morgen kommen – aber es gibt noch mehr. Ausgrenzung und Mobbing zum Beispiel, und dabei dürfen wir nicht zusehen. PRIDE: Wie wollen Sie daran auf Dauer etwas ändern? Hat die Politik überhaupt den Einfluss, um wirkungsvoll gegen Mobbing vorzugehen? Lindner: Die Politik kann das nicht allein – aber sie kann einen Anstoß liefern und Vorbild sein. Was ich dazu beitragen möchte, ist,

LEUTHNER

PRIDE: Sie haben in Ihrer Rede auch gesagt, dass echte Gleichberechtigung für viele Menschen noch weit entfernt ist.

FO TO: G. NIEDER

FOTO: SPÖ/KLEINFERCHER

PRIDE: In Deutschland und anderen Ländern ist es längst normal, dass sich auch Spitzenpolitiker outen – warum ist das in Österreich bis auf einige wenige Ausnahmen noch so eine Besonderheit?

ZUR PERSON Mario Lindner (* 1982) ist seit 1. Juli Präsident des österreichischen Bundesrates. Bei der Regenbogenparade in Wien outete sich der SPÖ-Politiker als homosexuell.

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ÖSTERREICH

FOTOS: AGNE S MEISINGER

Unzucht

Tagung zum Umgang mit Homosexualität(en) in Österreich im 20. Jahrhundert

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ie Universität Wien lud – 45 Jahre nach der Aufhebung des Totalverbots für homo­ sexuelle Handlungen in Österreich durch die sogenannte „Kleine Strafrechtsreform“ – Ende Juni zu einer inter­ nationalen Tagung. In sieben Panels diskutieren ExpertInnen zivilgesellschaftliche Interventionen gegen die Strafverfolgung, den rechtlichen Umgang mit Homosexu­ alitäten, Erinnerungspolitiken sowie Lebenswelten und Handlungsräume historischer AkteurInnen. Bis 1971 untersagte das österreichische Strafrecht einvernehmliche sexuelle Handlungen, wenn die Beteiligten dasselbe Geschlecht hatten, weil diese Kontakte als „unsittlich“ bewertet wurden. Die Möglichkeit der vorzeitigen Tilgung einschlägiger Vorstrafen eröffnete der Gesetzgeber erst im Vorjahr. Die Tagung hatte zum Ziel, historische Aspekte der Strafverfolgung wegen „Unzucht wider die Natur“ (§ 129 Ib des Strafgesetzes von 1852), deren Nachwirken bis in die Gegenwart und die diesbezügliche Erinnerungskultur zu untersuchen. Neben österreichischen wurden auch internationale Entwicklungen in ihren Einflüssen auf die österreichische Gesellschaft und insbesondere auf das Rechtssystem thematisiert. Am Ende der Tagung stand eine Podiumsdiskussion im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts für Strafsachen – jenem historischen Ort der

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Verfolgung homosexueller Menschen, wo am 21. Juli 1971 die letzte Verurteilung wegen „gleichgeschlechtlicher Unzucht“ erfolgte. Hier wurde diskutiert, was die umfassende – und auch nach 1971 bis 2002 partiell fortbestehende – Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Beziehungen für Lebensrealitäten und für politischen Aktivismus bedeutete: Wie gingen Betroffene mit der Gefahr drohender Strafverfolgung um und welche Restriktionen für verschiedene aktivistische Formen resultierten aus der Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte im Verlauf des 20. Jahr­ hunderts? „Aus unserer Sicht war die Tagung jedenfalls ein großer Erfolg: mehr als 100 Anmeldungen, und bei jedem Panel waren zwischen 70 und 90 ZuhörerInnen anwesend“, zog Mag. Johann Kirchknopf für das Organisationsteam vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bilanz. „Die Feedbacks der Vortragenden und der TagungsteilnehmerInnen waren durchwegs positiv. Dabei wurden besonders der interdisziplinäre Ansatz und die Vielfalt der bezogenen Perspektiven gelobt.“ n Text: Hans-Peter Weingand


ÖSTERREICH

Unrecht fortschreiben Ex-Polizist war vor 40 Jahren ausschließlich aufgrund des Paragrafen 209 StGB verurteilt worden – seine Rente wird weiterhin gekürzt.

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ine Richterin am Bundesverwaltungsgerichts hat einem 1976 wegen homosexueller Handlungen gefeuerten Polizisten vorgeworfen, eine der „denkbar schwersten Pflicht­ verletzungen“ begangen zu haben. Damit wird seine Rente weiterhin straf­weise um ein Viertel gekürzt. Rechtsanwalt Helmut Graupner von der LGBT-Organi­s ation Rechtskomitee Lambda (RKL), der den Polizisten vor Gericht vertritt, zeigte sich schockiert und hofft nun, dass die Höchst­ gerichte anders urteilen werden. Der betroffene Ex-Polizist, ein mehrfach belobigter Revierinspektor, war vor 40 Jahren ausschließlich aufgrund des Paragrafen 209 StGB, verurteilt worden. Die sexuellen Kontakte hatten nur im Privatleben des damals 32-Jährigen stattgefunden. Die Sondergesetzgebung für schwule Männer sah damals ein Mindestalter von 18 Jahren für sexuelle Kontakte unter Männern vor, während es für Heterosexuelle und Lesben bereits 14 Jahre betrug. Der Polizist wurde aufgrund dieses Gesetzes zu drei Monaten Haft verurteilt. Strafverschärfend wurde ein Fasttag pro Monat verhängt. Die Folgen für den jungen Polizisten waren gravierend: Er wurde aus dem aktiven Polizeidienst entlassen. Seine wegen seiner Dienstzeit ohnehin geringe Rente ist bis heute um ein Viertel reduziert. Die Richterin bestätigte nun dieses Urteil und erklärte, der Mann sei nicht diskrimi-

niert worden. Er habe vielmehr „eine der denkbar schwersten Pflichtverletzungen“ begangen, die „bei jedem anderen Beamten zu denselben disziplinarrechtlichen Folgen geführt hätten“. Dabei ignoriert die Richterin, dass dieselben Handlungen für Heterosexuelle damals legal gewesen wären. „Wir sind schockiert“, kommentiert Rechtsanwalt Helmut Graupner das Urteil. „Selbstverständlich hätten entsprechende heterosexuelle Handlungen von heterosexuellen Kollegen nie zu deren Entlassung geführt, und die Disziplinarkommission hatte die Entlassung sogar ausdrücklich mit der ‚abwegigen Neigung‘ Homosexualität begründet“. Er wolle nun in die nächste Instanz gehen, damit der inzwischen über 70 Jahre alte Polizist „endlich Gerechtigkeit erfährt“. Der Polizist kämpft bereits seit Jahren um sein Recht: 2012 hatte er vor dem Verwaltungsgerichtshof noch einen Sieg eingefahren. Die Versicherungsanstalt musste daraufhin über die Nachzahlung seiner Pension entscheiden, die sie aber 2015 viel zu niedrig berechnet habe, wie Anwalt Graupner erklärte. So habe die Anstalt den Dienstausfall nach 1976 unter den Tisch fallen lassen. Dagegen legte der Polizist Einspruch ein. Er berief sich bei seiner Klage auf die Europäische Menschenrechtskonvention und auf die EU-Antidiskriminierungsrichtlinie (2000/78/EG). n Text: Gernot Wartner

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Welche Seite der Geschichte? Die BürgerInneninitiative „Ehe Gleich! zur Aufhebung des Eheverbots für gleichgeschlechtliche Paare“ wird auf die lange Bank geschoben.

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ach einer Vertagung in der letzten Sitzung, in der die BürgerInneninitiative „Ehe Gleich! Aufhebung des Eheverbots für gleichgeschlechtliche Paare“ behandelt wurde, fand Ende Juni im Pe­t itionsausschuss des Parlaments ein weiteres Hearing dazu statt.

die Ehe-Öffnung votierten, hat die SPÖ bislang aus Koalitionsgründen mit der Blockadepolitik der ÖVP mitgestimmt, obwohl die Sozialdemokratie immer betont, für gleiche Rechte für alle einzutreten, wie dies auch der neue Bundeskanzler Christian Kern bei der Abschlussveranstaltung der Regenbogenparade betonte.

Dabei erklärte der Erstunterzeichner Dr. Helmut Graupner vom „Rechtskomitee Lambda“, dass es Österreich den zahlreichen westlichen Staaten gleichmachen und gleiche Eherechte auch für gleichgeschlechtliche Paare schaffen soll. Denn, so Graupner, der als Anwalt mit klagenden Personen zahlreiche Gleichstellungsschritte vor Höchstgerichten erkämpft hat, es gibt sachlich keine Rechtfertigung für das bestehende Eheverbot für gleichgeschlechtliche Paare – im Gegenteil. Gleiche Rechte für alle bedeutet ein mehr an Freiheit und Demokratie für alle und den bestmöglichen Schutz der Interessen von Kindern in Regenbogenfamilien, deren Eltern heiraten möchten, dies aber nicht dürfen.

In den Stellungnahmen zur Initiative betonte – neben Grünen und NEOS – auch die SPÖ, dass diese für die Ehe-Öffnung eintrete, währenddessen die ÖVP-Abgeordneten festhielten, laut Urteilen des „Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte“ nicht gezwungen werden zu können. Damit machte die ÖVP erneut deutlich, dass sie im Grunde die Verantwor-

Auch entkräftete Graupner das oft vorgebrachte Argument von GleichstellungsgegnerInnen, dass die Ehe auf Kinder ausgelegt sei. So ist die Zeugungsfähigkeit und/oder der Wille, Kinder in der Ehe zu zeugen, keine Voraussetzung zur Schließung einer Ehe. Während Grüne und NEOS schon mehrfach in der laufenden Legis­laturperiode für

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tung der Gestaltung längst an die (Höchst-) Gerichte abgegeben hat, denn zahlreiche Gleichstellungsschritte der jüngeren Geschichte, die die ÖVP nicht umsetzen wollte und/oder blockierte, wurden von Höchstgerichten angeordnet. Graupner dagegen betonte, dass auch zahlreiche ÖVP-Abgeordnete ihm gegenüber sich deutlich für die Öffnung der Ehe ausgesprochen hatten. So sei auch der Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner persönlich durchaus offen für diesen Schritt. Die Partei als Ganzes dürfte dafür nicht bereit sein, zu groß scheint wohl der Einfluss der römisch-katholischen Kirche und anderer reaktionär-konservativer Kreise, wie auch die parteiinterne Förderung fundamental-katholischen VertreterInnen vermuten lässt. So stellte beispielsweise die Wiener Landtagsabgeordnete Gudrun Kugler mehrfach die krude These auf, dass gleiche Rechte für Lesben und Schwule zur Diskriminierung von ChristInnen führen würde. Im September 2015 schließlich begrüßte Kugler gar die Diskriminierungsmöglichkeit, nachdem die ÖVP erneut einen vollumfassenden Diskriminierungsschutz („Levelling-Up“) von Lesben und Schwulen verhinderte. Die Grundfrage wird also lauten, ob die ÖVP es schafft, das Laster der Diskriminierung abzuschütteln, und ob sie schließlich auf der richtigen Seite der Geschichte stehen wird. Der Petitionsausschuss des Parlaments hat daraufhin beschlossen, weitere Stellungnahmen vom Bundeskanzleramt sowie den Bundesministerien für Gleichstellung, Soziales und Inneres einzuholen. Noch steht nicht fest, wann sich der Petitionsausschuss mit der BürgerInneninitiative „Ehe gleich“ erneut beschäftigen wird. Jedenfall wird dies jedoch erst nach der Sommerpause im Herbst der Fall sein. n Text: Gernot Wartner

HOFER VS. BELLEN Thema: Gesetze unterzeichnen

Norbert Hofer

„Niemand hat das Recht auf ein Kind. Ein Kind hat aber ein Recht auf Vater und Mutter.“

Alexander Van der Bellen

„Wenn bei Gesetzes-(novellen), der Weg Richtung Gleich­ stellung erkennbar ist, dann ist es ein Schritt in die richtige Richtung.“

Thema: Öffnung der Ehe

Norbert Hofer „Ich bin der Überzeugung, dass Sexualität Privat­s ache ist. [...] Dieses Rechts­i nstitut dient in erster Line dem Schutz der Kinder.“

Alexander Van der Bellen „Ich halte es für nicht nachvoll­z iehbar, dass Unterschiede z.B. bei Eingetragener Partnerschaft und Ehe aufrecht er­halten werden.“

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Splitter Lesben und Schwule werden diskriminiert Eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen steht homosexuellen Eltern positiv und aufgeschlossen gegenüber – glaubt aber, dass es die restliche Gesellschaft nicht ist. Ähnlich ist die Einstellung gegenüber Lesben und Schwulen allgemein. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Familienministeriums hervor.

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Das Institut Mindtake hat dazu tausend ÖsterreicherInnen repräsentativ ausgewählt und online befragt. Beim Bild eines homosexuellen Paares mit Kind klafften die Werte besonders stark auseinander: So sehen 48 Prozent der Befragten schwule und lesbische Eltern selbst als „posi-

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tiv“ oder „sehr positiv“. Allerdings glauben insgesamt 68 Prozent, dass die österreichische Gesellschaft dieses Paar eher oder gar nicht akzeptiert. Auf die Frage, welche Personengruppen in Österreich diskriminiert werden, kamen Lesben und Schwule mit 57 Prozent auf den ersten Platz, noch vor Flüchtlingen mit 53 Prozent oder Ausländer aus muslimischen Ländern mit 52 Prozent. Das Familienministerium will aufbauend auf der Befragung eine Kampagne gegen diese Vorurteile starten. „So bunt und vielfältig die Lebensentwürfe der Österreicherinnen und Österreicher sind, so breit muss auch die Akzeptanz der Menschen sein. Nur ein buntes Österreich ist ein familienfreundliches Österreich“, meint dazu Ministerin Sophie Karmasin. n

Inter* „Intergeschlechtliche Menschen erfahren gesellschaftliche Tabuisierung. Sie sind in politischen Debatten absolut nicht präsent. Das wollen wir ändern”, sagt Bundes­rätin Ewa Dziedzic (Die Grünen). Die Situation von intergeschlechtlichen Menschen in Österreich ist völlig unerforscht. Es gibt keinen gesellschaftspolitischen Diskurs und keinerlei Zahlen, wie viele Menschen betroffen sind. Aktuell geht es um den Fall von Alex Jürgen in Oberösterreich, eine der ganz wenigen öffentlich sichtbaren intergeschlechtlichen Personen (Filmtipp: „Tintenfischalarm” von Elisabeth Scharang). Alex Jürgen pocht auf eine selbstbestimmte Geschlechtsidentität und möchte einen Eintrag im Geburtenregister als Inter* erwirken. Dies wird Alex Jürgen verwehrt. Die Grünen brachten deshalb eine Parlamentarische Anfrage an den Innenminister ein. n


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OGEN

GEDANKEN UNTER DEM REGENB Anerkennung des dritten Geschlechts – mehr als nur eine Formalität Ein Kommentar von Martina Weixler

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FOTOS: PRIVAT, RLP

in wegweisender Gerichtsfall für die Rechte intergeschlechtlicher Menschen in Österreich: Das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich entscheidet über die Anerkennung eines dritten Geschlechts! Intergeschlechtliche Personen – Menschen, die hinsichtlich ihres chromosomalen, gonadalen oder anatomischen Geschlechts sowohl männliche als weibliche Merkmale aufweisen und somit keiner dieser beiden Geschlechtskategorien zugeordnet werden können – gibt es seit jeher auf der Welt. Zusätzlich wird in vielen Kulturen der Welt ein drittes Geschlecht neben Mann und Frau gesellschaftlich und rechtlich anerkannt – so etwa die Hijras in Indien, die Berdachen in einigen Stämmen amerikanischer UreinwohnerInnen, die Muxes und Marimachas in Mexiko, die Burrneshe Albaniens, die Fa'afafine auf der polynesischen Insel Samoa und teilweise die Kathoey in Thailand. Doch was ist das dritte Geschlecht? Eine physiologische Anormalität? Eine psychische Störung der Geschlechtsidentität? Ein soziales Konstrukt, um der dualen Geschlechterordnung einen Strich durch die Rechnung zu machen? Oder eine natürliche geschlechtliche Ausprägung der

menschlichen Natur, die bei uns bislang – zu Unrecht - ignoriert, pathologisiert, verspottet oder abgewertet wurde? Im Präzendenzfall vor dem Landesverwaltungsgericht Oberösterreich geht es nun um die Berichtigung des Geschlechtseintrages eines jungen Menschen im Geburtenbuch auf eine Bezeichnung wie "inter", "anders" oder "X" anstelle von „männlich“ oder „weiblich“. Es geht dabei jedoch um viel mehr als um eine bürokratische Formalität in einem amtlichen Dokument. Es geht um die Anerkennung, Akzeptanz und Wertschätzung eines Menschen mit seiner Geschlechtsidentität! Ungeachtet dessen, wie es dazu kommt, ob ein Mensch als männlich, weiblich oder eben als intergeschlechtlich geboren wird und wie sich sein Leben in Hinblick auf seine Geschlechtszugehörigkeit gestaltet – es ist das mindeste, die Realität anzuerkennen und zu benennen! Es ist die Aufgabe von uns als Gesellschaft, über die duale Geschlechterordnung hinauszudenken und jedem Menschen alle erdenklichen Möglichkeiten zu eröffnen, das Maximum an persönlicher Freiheit, Gesundheit, Entfaltung und Glück zu erfahren. n

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Regenbogenparade

Die Parade selbst war eine spannende Mischung aus Nichtregierungsorganisationen, kleinen privaten Gruppen, Szenelokalen und politischen Organisationen. Auch gab es passend zur parallel verlaufenden Fußball-Europameisterschaft eine Gruppe „Fußballfans gegen Homophobie“, aber auch lesbisch/schwule LehrerInnen und MedizinerInnen setzten ein sichtbares Zeichen. Die Paraden-jury kürte SiegerInnen in drei Kategorien: In der Fußgruppen überzeugten „Enough Is Enough – Open Your Mouth“ mit einer großen bunten Regenbogen­fahne.

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Bei den Kleinfahrzeugen wurde der gemeinsame Beitrag von VIMÖ (Verein intergeschlechtlicher Menschen Österreich), ORQOA (Oriental Queer Organisation Austria), Türkis Rosa Lila Villa, Queer Base (Welcome and Support for LGBTIQ Refugees), Teˆkos˛ˆı n LGBTI˙, Queeramnesty Österreich und LGBTIQ Refugees verdienterweise aus­gezeichnet. Und bei den Sattelschleppern konnte wieder einmal der Wagen der AIDS-Hilfe Wien gewinnen. Viel politische Prominenz auf der Bühne bei der Abschlusskundgebung zeigte, wie wichtig in Wien die Anliegen der Queer Community gesehen werden. Ein besonderes Bekenntnis legte Mario Lindner, Präsident des österreichischen Bundesrates seit 1. Juli, ab: Er outete sich als homosexuell. (Siehe dazu Interview auf Seite 6/7). Erstmals in der Geschichte der Regenbogenparade war auch ein amtierender Bundeskanzler auf der Bühne: Christian Kern zeigte sich begeistert und fand klare Worte: „Ihr seid viele, und gemeinsam seid ihr noch mehr!“ n Text: Gerhard Niederleuthner

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

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und 130.000 Menschen setzten bei der 21. Regenbogenparade am 18. Juni 2016 über der Wiener Ringstraße ein starkes Zeichen gegen Homophobie, Diskriminierung, Hassund Gewaltverbrechen. Das „Ausweichquartier“ am Votivpark hat sich besonders vor und nach der Parade als gemütlicher, kommunikativer und ausgelassener Ort gezeigt, bei dem viel getanzt, gefeiert und relaxt wurde. Der Gedenkort für die Opfer des Massakers von Orlando am Eingang zum Park stand unter dem Motto „Liebe ist stärker“. Neben Bundeskanzler Christian Kern legten viele BesucherInnen Blumen nieder oder zündeten Kerzen an.

FOTOS: BKA/ANDY WENZEL

CSD 2016 WE ARE ORLANDO!


CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

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FOTOS: WWW.HRC.ORG

CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

#weareorlando PRIDE 16 153 Aug. 2016


CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

We shall overcome 49 Tote, mindestens ebensoviele Verletzte. Das ist die niederschmetternde und schmerzvolle Bilanz der Bluttat von Orlando, Florida, am 12 Juni.

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s ist schlicht unvorstellbar, wie ein Abend voller Lebensfreude und Spaß als tödlicher Anschlag enden kann.

Es war ein Anschlag, der einer ganz bestimmten Gruppe galt: der LGBTI-Community. „Pulse“ war ein Club für Schwule und FreundInnen. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt – der Beginn des Pride-Monats, in dem weltweit Paraden und öffentliche Feste gefeiert werden. Und weil Lesben und Schwule für viele radikalreligiös aufgeladene Menschen ein Zeichen dafür sind, dass ihre ultrakonservativen Lebensvorstellungen von immer weniger Menschen geteilt werden. Für diese Menschen – und egal welcher Religion sie dabei angehören – stehen die LGBTI-Communities und deren letztlich erfolgreicher Kampf für immer mehr Rechte und mehr Gleichstellung stellvertretend für alles Böse, das ihre Vorstellung von Welt und Gesellschaft bedroht.

der schwerbewaffnete Attentäter im Klub etwa keine homophoben Beleidigungen von sich gegeben. Bereits Ende Juni hatte das FBI bestritten, dass der Attentäter ein schwules Doppel­ leben geführt haben könnte. Für die viel diskutierte These, der 29-jährige Massenmörder sei mit seiner eigenen Homosexualität nicht klar gekommen, wurden keine Indizien gefunden. Ebenfalls keinen Beleg gibt es für einen direkten Kontakt zum „Islamischen Staat“, auf den sich Mateen während der Tat berufen hatte.

Das Motiv des Orlando-Attentäters Omar Mateen bleibt zwar weiter rätselhaft. Nach Angaben des ermittelnden FBI wurden keine Hinweise gefunden, dass der 29-jährige aus Homophobie dieses Massaker angerichtet hat.

In Orlandos queerer Community gibt es Zweifel an den neuen Aussagen des FBI. Einige Stimmen befürchten, dass LGBT bewusst unsichtbar gemacht werden sollen. Schließlich hatten sowohl Omar Mateens Vater als auch seine erste Ehefrau kurz nach dem Attentat in Interviews berichtet, dass sich der 29-Jährige mehrfach homophob geäußert habe. Selbst der FBI-Direktor und der Generalstaatsanwalt der USA hatten das Massaker im vergangenen Monat als „Hassverbrechen“ verurteilt. Dass Omar Mateen regelmäßiger Besucher des „Pulse“ war, bestreitet bislang allerdings auch das FBI nicht.

„Die Untersuchungen haben allerdings nicht ergeben, dass er das ‚Pulse’ ausgewählt hat, weil es ein Gay-Club ist“, zitiert die „Washington Post“ einen leitenden Ermittlungsbeamten. Das FBI berief sich bei dieser Aussage auf die Untersuchung von Mateens Smartphone und Computer, die Auswertung seiner Chats sowie Zeugenaus­sagen. So habe

Für viele Menschen, die über die Lebens­ situation von Lesben und Schwulen nichts wissen, ist vielleicht nicht gleich nachvollziehbar, welche Bedeutung solche Bars und Klubs für Lesben und Schwule haben und wie tief diese Bluttat daher alle Lesben und Schwulen, egal wo sie leben, überall auf der Welt, trifft. 

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CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

 Sicherer Hafen

FOT O: TED EYTAN

Klubs und Bars sind für die LGBTI-Community nicht einfach ein beliebiger Ort zum Feiern. Sie sind viel mehr. Sie sind ein sicherer Hafen, schon seit Generationen. Vom „Stonewall Inn“, das 1969 bei den Stone­ wall Riots ein Ort der Zuflucht war, bis zu Bars und Clubs heute: Sie sind ein Treffpunkt und trotz Internet eine gute Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, der auch so ist, wie man selber. Und sie bilden ein soziales Umfeld, wo man FreundInnen treffen kann, Spaß haben kann, mit anderen ins Gespräch kommen kann. Und wo man seine alltäglichen Sorgen und seine Diskriminierungserfahrungen für ein paar Stunden

Gedenkfeier in Orlando

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vergessen kann. Es sind Orte, wo man unter Gleichen ist, Orte an denen man sich nicht verstecken muss, Orte an denen man so sein kann, wie man ist. Und sie waren immer Orte des Widerstands. Nicht umsonst feiern Ende Juni Lesben und Schwule weltweit jene Ereignisse, die ihren Ausgang in der New Yorker Bar „Stonewall Inn“ nahmen und die zum Gründungsmythos der zweiten Lesben- und Schwulenbewegung wurden. Anschläge und Terrorismus funktionieren, weil sie die Menschen glauben machen, sie müssten vor ihren Mitmenschen Angst haben. Lassen wir, als Lesben und Schwule, nicht zu, dass diese Strategie aufgeht. Wenn es auf den Anschlag vom 12. Juni in Orlando eine Antwort geben kann, dann nur diese: 


CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

49 OPFER • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Edward Sotomayor Jr., 34 Stanley Almodovar III, 23 Luis Omar Ocasio-Capo, 20 Juan Ramon Guerrero, 22 Eric Ivan Ortiz-Rivera, 36 Peter O. Gonzalez-Cruz, 22 Luis S. Vielma, 22 Kimberly Morris, 37 Eddie Jamoldroy Justice, 30 Darryl Roman Burt II, 29 Deonka Deidra Drayton, 32 Alejandro Barrios Martinez, 21 Anthony Luis Laureano Disla, 25 Jean Carlos Mendez Perez, 35 Franky Jimmy Dejesus Velazquez, 50 Amanda Alvear, 25 Martin Benitez Torres, 33 Luis Daniel Wilson-Leon, 37 Mercedez Marisol Flores, 26 Xavier Emmanuel Serrano Rosado, 35 Gilberto Ramon Silva Menendez, 25 Simon Adrian Carrillo Fernandez, 31 Oscar A Aracena-Montero, 26 Enrique L Rios, Jr, 25 Miguel Angel Honorato, 30

• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Javier Jorge-Reyes, 40 Joel Rayon Paniagua, 32 Jason Benjamin Josaphat, 19 Cory James Connell, 21 Juan P Rivera Velazquez, 37 Luis Daniel Conde, 39 Shane Evan Tomlinson, 33 Juan Chevez-Martinez, 25 Jerald Arthur Wright, 31 Leroy Valentin Fernandez, 25 Tevin Eugene Crosby, 25 Jonathan Antonio Camuy Vega, 24 Jean C Nives Rodriguez, 27 Rodolfo Ayala-Ayala, 33 Brenda Lee Marquez McCool, 49 Yilmary Rodriguez Sulivan, 24 Christopher Andrew Leinonen, 32 Angel L Candelario-Padro, 28 Frank Hernandez, 27 Paul Terrell Henry, 41 Antonio Davon Brown, 29 Christopher Joseph Sanfeliz, 24 Akyra Monet Murray, 18 Geraldo A Ortiz-Jimenez, 25

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THNER FOT O: G. NIEDERLEU

CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

Gedenkminute beim LINZPRIDE 2016  Wir lassen uns nicht vertreiben. Wir lassen uns nicht verjagen. Wir gehen nicht zurück ins Geheime, ins Unsichtbare und ins Schweigen. We are out. We will not go back into closets. And we keep on marching! Die LGBT Community ist unglaublich kreativ, solidarisch und stark. Unzähligen AktivistInnen weltweit ist es in fast 50 Jahren gelungen, aus „Riots”, also aus den gewaltsamen Unruhen in den 1960er-Jahren, eine weltweite Bewegung voller Hoffnung, Liebe und Akzeptanz zu machen. Aus Diskriminierungserfahrungen wurde politisches Engagement und eine selbstbestimmte, organisierte Bewegung. Diskriminierungserfahrungen auch in Österreich Wir haben in einigen Teilen der Welt die Eheöffnung erreicht, manche Staaten schützen uns gesetzlich vor Diskriminierungen, und Regenbogenfamilien bekommen Stück für Stück mehr Rechte. Die Welt ist an vielen Orten in den letzten Jahrzehnten besser geworden. Gleichzeitig ist Homosexualität in manchen Ländern nach wie vor kriminalisiert – bis hin zur Todesstrafe. Aber auch bei uns gibt es noch einiges zu tun: In Wien haben zum Beispiel nach einer aktuellen Studie der Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt) 30% der Befragten in den letzten zwölf Monaten Diskriminierungen im öffentlichen Raum erfahren, nur weil sie lesbisch, schwul, trans oder inter* sind. Und auch die rechtliche Gleichstellung ist in Österreich längst noch nicht vollständig. Im Angesicht der Bluttat von Orlando können wir die Stärke unserer Community

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wieder zeigen. Besinnen wir uns auf den Geist von Stonewall. Erinnern wir uns an die Kraft von Pride-Paraden jedes Jahr, die ganzen Generationen von jungen LGBTs Hoffnung gegeben haben und ihnen zeigten: Du bist nicht alleine. Du wirst geliebt und hast die gleichen Rechte wie alle anderen verdient. Du bist einer von uns! We keep on marching! And we shall overcome, some day. n Text: Gernot Wartner

GRENZENLOS Unter dem Motto „Vielfalt verdient Respekt. Grenzenlos“ fand am 10.7.2016 der Christopher Street Day in München statt. Zahlreiche Aktionen und Feierlichkeiten setzen ein Zeichen gegen Respektlosigkeit und für Gleich­ berechtigung. Da das Thema auch den Profi-Sport betrifft, unterstützt die Allianz-Arena den CSD mit einer besonderen Aktion: In der Nacht leuchtet das Sportstadion in Regenbogenfarben. „Ich hoffe, dass sich die symbolische Aktion auch in konkrete Maßnahmen umsetzt, damit Lesben und Schwule im Profi­sport endlich akzeptiert werden“, zeigte sich Thomas Niederbühl, Stadtrat der Rosa Liste und Politischer Sprecher des CSD München, optimistisch. n


CSD 2016 WE ARE ORLANDO!

Jede Person ist gleichermaßen unantastbar Shauki Allam, der 19. Großmufti von Ägypten und Leiter einer der anerkanntesten Institutionen des sunnitischen Islam, hat sich gegen die Todesstrafe für Schwule und Lesben ausgesprochen. „Auch wenn wir Homosexualität als religiöse Sünde ansehen, gibt das niemandem die Freiheit, einen anderen in irgendeiner Weise zu verletzten, jede Person ist gleichermaßen unantastbar“, erklärte der Leiter des ägyptischen FatwaAmtes in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Manche Denkschulen haben sich dahingehend geäußert“, räumte Allam ein. „Aber wir leben in einem Rechtssystem und haben es zu respektieren.“ In dem Gespräch verurteilte der Großmufti das Attentat auf den queeren Klub „Pulse“ im vergangenen Monat: „Was in Orlando geschah, ist völlig inakzeptabel. Wir dürfen das Recht nicht in unsere Hände nehmen.“ Doch auch für Shauki Allam, der als Vertreter eines „moderaten Islam“ gilt,

ist Homosexualität „keine akzeptierte Praxis im korrekt ausgelegten Islam“. Bei seiner ablehnenden Haltung berief er sich auf andere Religionen: „Der Islam ist nicht alleine darin, Homosexualität zu ver­urteilen. Der Papst der koptischen Kirche in Ägypten hat die Bibel zitiert und Homo­sexualität verurteilt.“ Todesstrafe In Ägypten ist Homosexualität laut Strafgesetzbuch zwar nicht explizit illegal, gleichwohl werden andere allgemeinere Strafgesetze herangezogen, um homosexuelle Handlungen mit Haft zu bestrafen. Zu dieser Menschenrechtsverletzung äußerte sich der Professor für islamisches Recht nicht. In den vier islamischen Ländern Iran, Saudi-Arabien, Somalia und den Vereinigten Arabischen Emiraten droht derzeit die Todesstrafe bei gleichgeschlechtlichem Sex – sie wird auch verhängt und ausgeführt. In fünf weiteren Ländern (Afghanistan, Jemen, Nigeria, Mauretanien, Sudan) steht sie zumindest im Gesetz, wird aber nicht angewendet. n

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LINZ PRIDE 2016 Bei extremer Hitze ist das fünfte Straßenfest zum Christopher Street Day am Maindeck des AEC erfolgreich über die Bühne gegangen.

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VertreterInnen der HOSI Salzburg, der RosaLila PantherIn­nen Graz und der HOSI Wien, für die Obmann Christian Högl extra nach Linz gekommen war. „Ich bin begeistert“, freute sich Vereinssprecher Stefan Thuma, „so viele Menschen sind unserem Aufruf gefolgt, gemeinsam ein Zeichen für die Menschenrechte für LGBT-Personen zu setzen. Ich hoffe, die PolitikerInnen haben dieses Zeichen auch wahrgenommen: Die Diskriminierung von Lesben und Schwulen muss ein Ende haben. Vorfälle wie in Orlando können nur dadurch verhindert werden, dass Politik und Gesellschaft laut sagen: So nicht! Nicht mit uns!“ Nach dem platzregenbedingten vorzeitigen Ende des mehrstündigen Festes feierten hunderte BesucherInnen in der Stadtwerk­ statt bei einer After-PRIDE Party noch bis zum Morgengrauen weiter. n

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

D

ie Veranstaltung stand vor allem im Schatten des Anschlags von Orlando eine Woche zuvor. In einer feierlichen Gedenkkundgebung mit Schweigeminute gedachten die TeilnehmerInnen der Opfer. Auch die VertreterInnen der Politik gingen in ihren Ansprachen auf die Bluttat in Florida ein. ÖVP-Fraktionsobmann Martin Hajart und die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger betonten die Notwendigkeit von Toleranz und Zusammenhalt für die Gesellschaft. Beide verwiesen auf die Notwendigkeit eines funktionierenden Beratungsangebots für Lesben und Schwule in Linz. Während die Grünen dazu einen Antrag in die nächste Gemeinderatssitzung eingebracht haben, will die ÖVP die HOSI bei der Suche nach Räumlichkeiten unterstützen, die besser für die Beratungstätigkeit geeignet sind. Ebenfalls mit der Linzer LGBTCommunity mitgefeiert haben Bundesrätin Ewa Dziedzic und Fraktionsobfrau Ursula Roschger (beide GRÜNE) sowie


OBERÖSTERREICH

Halloween LIVE IN

KONZERT

Coy und Band – der geplante Hauptact, der wetterbedingt nicht mehr auftreten konnte – wird am 5. November 2016 ab 21:00 in der StWSt ein Konzert geben – mit anschließender Disko.  hosilinz.at

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OBERÖSTERREICH

Queer Dancing TSC Wechselschritt, österreichs größter Tanzclub für gleichgeschlechtliches Tanzen, startet am Donnerstag, 6.10. 2016, im Volkshaus Keferfeld-Oed wieder ein Training für AnfängerInnen. Acht Mal jeweils 18:30 bis 20:00. Preis: 75,- pro Person für alle 8 Termine (für HOSI-Mitglieder, SchülerInnen, Studierende, Zivildiener: 65,-). Eine paarweise Anmeldung ist nicht nötig, es können sich auch gerne Solopersonen anmelden. Anmeldungen unter club@tsc-wechselschritt.at Info: tsc-wechselschritt.at

Als besonderes Service für lesbisch/schwule Flüchtlinge wird dieser Kurs kostenlos für sie angeboten. Infos dazu über die HOSI Linz: ooe@hosilinz.at

Walzerkönig? Sambaqueen?

Halloween FEIERLAUNE Am 30. Juli lud HOSI-Linz-Vereins­ sprecher Stefan Thuma zu seiner Geburts­tagsparty. Ausgelassen gefeiert wurde bei fetziger Musik, gemütlichem Plaudern mit FreundInnen und natürlich mit einer Geburtstagstorte. Alles Gute auch von der PRIDE Redaktion!

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FO TOS: GERHAR

D NIEDERLEUTH NER

OBERÖSTERREICHS 1. TANZSPORTCLUB FÜR GLEICHGESCHLECHTLICHE PAARE IN STANDARD- UND LATEINAMERIKANISCHEN TÄNZEN.


OBERÖSTERREICH

A7 sexfrei Die Asfinag sperrte die Rastplätze auf der A7 beim Franzosenhausweg in beide Fahrtrichtungen.

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er während einer Autofahrt dringend ein WC benötigt und deshalb den Autobahnparkplatz beim Franzosenhausweg auf der A7 nutzen möchte, erlebt seit Anfang Juli eine unangenehme Überraschung. Die Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag sperrte die Rastplätze in beide Fahrtrichtungen. Regelmäßig hätten Unbekannte in den vergangenen Monaten und Jahren den Platz verwüstet und verschmutzt. „Unter anderem wurden die Trennwände zwischen den Toilettenanlagen beschädigt“, heißt es seitens der Asfinag. „Wir haben beim Franzosenhausweg einen absoluten Hotspot.“ Trotz Anzeigen bei der Polizei konnten die Zerstörer nicht ausgeforscht werden. Aus diesem Grund entschieden die Asfinag-Verantwortlichen, keine finanziellen Mittel in den Autobahnparkplatz im Linzer Stadtgebiet zu investieren, sondern eine Sperre zu verhängen. „Kein Problem“ mit der Sperre hat die Polizei, die den Parkplatz regelmäßig für Kontrollen benützt und diese Praxis weiterführen wird. Dass es immer wieder zu Verwüstungen gekommen sei, bestätigt auch die zuständige Autobahnpolizei Haid. Tatsache ist: Das Gelände rund um den Parkplatz Franzosenhausweg war ein beliebter

Treffpunkt für Homosexuelle aus Österreich und aus dem benachbarten Ausland. Auch heterosexuelle Pärchen ließen hier ihrer Lust freien Lauf, genauso wie Spanner. Und das nicht nur in der warmen Jahreszeit. „Standlicht oder Blinker beim Auto einschalten, das ist ein eindeutiges Signal“, erklärt dazu die Web-Kontaktbörse 6km.at. Die Polizei weiß Bescheid, ist aber machtlos. „Uns sind die Hände gebunden. So lange sich niemand aufregt, können wir nichts tun“, heißt es bei der Polizei. Heuer hat es in Sachen Parkplatzsex am Linzer Franzosenhausweg noch keine einzige Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses (§ 183a, StGB) gegeben. Die Autobahnpolizei Haid sei zwar regelmäßig auf Streife, doch das schrecke die nach Sexabenteuern Suchenden nicht ab. Die Entscheidung hatte aber auch wirtschaftliche Gründe. „Ein weiterer Betrieb würde sich hier nicht rechnen“, gibt die Asfinag zu. „Die Sache ist sehr unangenehm. Wir können solche Vorfälle leider nicht verhindern.“ Der zur Asfinag gehörenden Autobahnmeisterei Ansfelden bleiben nur die „Aufräumarbeiten“. Zum Beispiel müssen ständig die herumliegenden Präservative entsorgt werden. Das Ganze sei jedenfalls ein sensibles Thema. Sex am Franzosenhausweg wird's also wohl nicht mehr geben. User „Zivi20“ aus Deutschland, der zum Beispiel auf parkplatzerotik.de schrieb, dass er sich schon riesig auf seinen nächsten Linz-Besuch freue: „Ein Abstecher zum Franzosenhausweg muss auf jeden Fall drinnen sein. Da ist immer was los.“ Da wird er sich jetzt wohl ein anderes Reiseziel suchen müssen. n Text: Gernot Wartner

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Szene

Update! PRIDE BOAT Am Samstag, dem 3. September, legt die MS Mondseeland an der Schiffsanlegestelle der Robert-Baum-Promenade 1 ab. Und zwar bei jedem Wetter! Mr. Leather Austria 2016 Gernot lädt zur alljährlichen Schifffahrt am Mondsee, heuer mit besonderem Line-Up und speziellen Gästen. Programm: 17:00 Meet&Greet mit Mr. Leather Austria 2016 und Mr. Bear Austria 2016, Mirabellplatz Salzburg 17:00 Abfahrt nach Mondsee (Bustransfer € 7 oder selbst fahren) 18:00 Ankunft Bootsan­ legestelle Mondsee, Robert-Baum-Promenade 1, 5310 Mondsee 18:15 Warm-up mit Prosecco auf der Seeterrasse 19:15 Abfahrt PrideBoat

 Party mit DJ Chris Avid (Salzburg), DJ The Wash (Wien), DJ Skin (Wien)  Bademöglichkeit in der Mitte der Fahrt (Badesachen/Handtücher mitbringen)  Getränke und Snacks sind auf dem Schiff erhältlich 22:30 Afterparty mit den DJs auf dem Schiff/ an der Bootsanlegestelle 24:00 Rückfahrt Salzburg: Ankunft ca. 00:45 01:00 Bartour mit Mr. Leather und Mr. Bear Austria + friends Tickets: € 20,– Vorverkauf, € 25,– Abendkasse Bustransfer: € 7,– Salzburg <-> Mondsee <->Salzburg Tickets: office@hosi.or.at bzw. online auf prideboat.eu oder direkt in der HOSI Salzburg, Gabelsbergerstr. 26

LAGERFEUER/GRILLEREI Sa, 20.08.2016, ab 19.00 Uhr Die Gruppe Homalo spielt mit dem Lagerfeuer in Burgauberg – spielt mit! Programm:  Coole Freiluft-Location  Chilliges Beisammensein  Live Band (Outtookwise)  Geile Drinks Women Only Kulinarisch wird es Schmankerln vom Grill geben – für Pflanzenund Fleischesserinnen.

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Ort: Gasthof Trummer, Grazer Straße 25, 8291 Burgauberg; bei Schlechtwetter findet das Fest im „Stadl“ statt  facebook.com/diehomalos/


DER SOUNDTRACK FÜR EUER LEBEN

Die Community im Ohr


Tango Argentino Das ist leidenschaftliche Musik, elegante Körperhaltung, getanzter Dialog …

D

sischen Tangounterricht mit Solo Tango – Tango allein getanzt, um sich selbst und die Musik zu spüren, um zu fühlen, was es braucht, um in das Tangofeeling zu kommen. Und wie wäre es mit Tango in der Silvesternacht? WomenFairTravel aus Berlin ver­ anstaltet eine Tangoreise mit AdanzaS nach Umbrien – eine Kombination aus italienischem Lebensgefühl und Tango Argentino. n  www.adanzas.at

HomoNormal Für Frauen Events Chat

www.homalo.lol PRIDE 28 153 Aug. 2016

.AT

HOMALO FO TOS: ADANZAS

ANZEIGE

ie beiden Tangotänzerinnen Andrea Tieber und Sigrid Mark haben für diese Leidenschaft ihren Beruf aufgegeben und wurden Tangostraßenkünstlerinnen. Als AdanzaS stehen sie in der Tradition der Herrendarstellerinnen und tanzen – beide in der Herrenrolle – Geschichten. Diese wo/men tango acts sind im öffentlichen Raum auf Straßen und Plätzen zu sehen, können aber auch für Feste, Feiern, Events … gebucht werden. Die Leidenschaft zum Tango geben sie auch gerne weiter, wenn sie Tango unterrichten. Dabei verbinden sie den klas-


STEIERMARK

Halloween RAINBOW

ISLAND

Die Jugendgruppe „Ausufern“ und die Rosalia PantherInnen verwandelten am 23. Juli die Grazer Murinsel mit einem queeren Sommerclubbing wieder einmal zu einem Hotspot in der Grazer Partyszene. Traumhaftes Wetter und die Musik von DJ Chris Avid sorgten für Super-Stimmung bis zum frühen Morgen.

FO TOS: A

NDY JOE

 facebook.com/ ausufern.jugendgruppe

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Lob für Heinz

Ü

berraschungen gelingen ja selten – diesmal hat es aber geklappt: Anlässlich des traditionellen HuG-Picknicks am Grazer Schlossberg tauchte plötzlich der Vorstand der Rosalila PantherInnen auf und bedankte sich bei Heinz Schubert für dessen nunmehr über 20-jähriges Engagement für die Gruppe „Homosexualität und Glaube“ in Graz. Schon der Beginn dieser Aktivitäten war spektakulär: konnte die „buschtrommel“ doch exklusive Interviews mit den neuen Bischöfen der evangelischen Kirche und der Katholischen Kirche in der Diözese Graz Seckau veröffentlichen. Und gleich zu Beginn galt es mit der Internationalen ökomenischen Versammlung in Graz die lesbisch/schwulen Anliegen rund um eine internationale Großveranstaltung zu stemmen.

FOT OS: PRIDE-ARCHIV

STEIERMARK

Neben dem steten religionspolitischen Engagement vor allem im Rahmen der christlichen Glaubensgemeinschaften war die HuG mit Heinz Schubert aber stets auch eine laute politische Stimme – vor allem gegenüber jenen verblendeten Menschen, die glauben, aus religiösen Gründen gegen Homosexuelle ins Feld ziehen zu müssen. Auch die Mitglieder der Gruppe bedankten sich und überreichten einen HuG-Kalender der ganz besonderen Art. Es war sogar gelungen, die Fotoshoot­ ings und wochenlangen Vorbereitungen geheim zu halten. Auch PRIDE gratuliert herzlich und wünscht noch viel Spaß für weitere Aktivitäten. n

Am 7. Juli ist im Zuge der Generalversammlung der RosaLila PantherInnen einstimmig ein neues Vorstandsteam gewählt worden. Das Kernteam mit Joe Niedermayer und Michaela Feiner als (stellv.) Vorsitzende und Chris Skutelnik wird unterstützt von Michael Hammer, Raphael Rainer, Alexander Groß, Peter Beck, Eberhard Feiner-Wuthe und Andreas Strick. Dazu kommen noch viele Menschen aus dem GLBTBereich, welche die PantherInnen tragen bzw. sich in den zahlreichen Initiativen und Gruppen engagieren. Besonders gewürdigt wurde „Alt“-Vorsitzende Martina Weixler, die sich nach fünf Jahren in der Funktion als RLP-Vorsitzende auch wegen des absehbaren Endes ihres Studiums nun zurückgezogen hat. Für sie gab es ein

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Fotoalbum zur Dokumentation der vielen Aktivitäten, die sie initiiert bzw. begleitet hatte. Das neue Team geht jedenfalls gleich mit viel Engagement heran: „Wir freuen uns bereits auf das kommende Jahr und auf die Aufgaben und Herausforderungen, die auf uns warten!“, so RLPVorsitzender Joe Niedermayer. n

FOTO: PRIDE-ARCHIV

Halloween NEUES TEAM


STEIERMARK

Stolpersteine

A

uf Initiative der grünen Gemeinderätin Daniela Grabe beteiligt sich Graz seit 2013 am Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Der „Verein für Gedenkkultur in Graz“ verlegt sichtbare Erinnerungszeichen für Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum: auch bei den letzten Wohnadressen von Homosexuellen in Graz, die durch die Verfolgung in der NS-Herrschaft zu Tode gekommen sind.

Nach dem Absitzen einer Haftstrafe von zehn Monaten überstellte die Grazer Kriminalpolizei Gutmann Ende Juni 1941 in das KZ Flossenbürg. Er wurde dort als „ASOHäftling (§175)“, also als asozialer Homosexueller eingestuft. Bereits drei Monate später, am 29. September 1941, ist der dort gestorben. Da diese NS-Opfer meist keine Verwandten haben, ist die Community die Familie: Die Rosalila PantherInnen beteiligten sich zahlreich mit bunten Regenbogenfahnen. n

FO T OS

-ARCHIV : PRIDE

Aufgrund der Recherchen von Hans-Peter Weingand von den Rosalila PantherInnen konnte heuer am 16. August an der Adresse Rankengasse 24 bereits zum dritten Mal eines homosexuellen NS-Opfers gedacht werden: Emmerich Gutmann war 1940 bei „Unzucht“ im Volksgarten ertappt worden. Ihm wurde zum Verhängnis, dass

er als arbeitsloser Kellner im Obdachlosen­ asyl wohnte. Rankengasse 24 ist auch heute noch das Männerwohnheim der Stadt Graz und besteht als „Heim der Obdachlosen” schon seit 1903.

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Eigentlich heiße ich Ali. Aber jetzt heiße ich Adam. Ich bin 26 Jahre alt und komme aus Basra im Irak.

I

ch bin Flüchtling. Ich habe noch zwei jüngere Geschwister, einen Bruder und eine Schwester; beide sind verheiratet und leben, wie auch meine Eltern, noch im Irak. An der Technischen Universität in Basra habe ich Chemie studiert. 2009, im zweiten Jahr meines Studiums, lernte ich Rona kennen, ein hübsches, traditionell aufgewachsenes Mädchen, eines der schönsten an der Universität. Sie liebte mich, wollte mich später heiraten und eine Familie mit mir gründen. Ich war der erste Mann, mit dem sie sprach, aber all die Zeit, die wir zusammenwaren, haben wir nie versucht, uns zu küssen. Meine Familie besuchte Ronas Familie, weil sie wollte, dass ich sie heirate, denn für sie ist es wichtig, dass ich verheiratet werde und eine Familie gründe. Und sie schafften es auch, Ronas Familie zu überzeugen.

Doch immer, wenn wir zusammen waren, überkam mich ein seltsames Gefühl. Adam

Damals lernte ich auf der Uni Raad kennen. Zwischen uns entwickelte sich ein sehr enges Verhältnis. Ich übernachtete oft bei ihm, wir lernten und verreisten gemeinsam. Doch immer, wenn wir zusammen waren, überkam mich ein seltsames Gefühl. Wenn

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FOT O: GERHARD NIE

„Ich bin stolz, dass ich schwul bin!

DERLEUTHNER

FLUCHT UND VERFOLGUNG

mich seine Hand zufällig berührte, durchlief mich ein Schauer der Erregung. Ich war in ihn verliebt, aber ich wollte nicht, dass er es bemerkt. Da es im Irak nicht als normal betrachtet wird, homosexuell zu sein, hatte ich Angst, er wolle nichts mehr mit mir zu tun haben, sobald er es erfährt. Daran änderte sich auch nichts, als er eine Freundin findet und sie später heiratet. Ich konnte ihm gegenüber nicht zugeben, dass ich schwul bin und ihn liebte, und ich belog mich selbst. Gehört zum guten Ton Es gehört im Irak zum guten Ton, eine Freundin zu haben, und ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen. Nach Ende des Studiums fuhr ich mit einem Freund in den Iran auf Urlaub. Er schlug vor, zu Prostituierten gehen, denn es gibt dort geheime Etablissements. Das Problem war, dass die Frauen dort alle sehr hübsch waren. So konnte ich mich nicht rausreden, suchte mir eine aus und ging mit ihr aufs Zimmer. Ich konnte ihre Sprache nicht, aber irgendwie machte ich ihr klar, dass ich sie bezahle und sie nicht darüber sprechen dürfe, dass nichts gelaufen war. Ich empfand einfach gar nichts für sie. Nun musste ich mir eingestehen, dass ich wirklich schwul bin. Ich empfand es als Krankheit. Im Koran gibt es Texte über Homosexualität. Sie haben mit einem Propheten namens Lot zu tun, von welchem auch die arabischen Begriffe für homosexuelles


FLUCHT UND VERFOLGUNG

de depressiv. Ich hörte auf, mit Menschen zu sprechen, mich mit Leuten zu treffen. Ich ging manchmal an der Moschee vorbei, aber niemals mehr hinein. Ich ging zu einer Stelle am Fluss, um mit mir selbst zu sprechen, weil es niemanden gab, mit dem ich sprechen konnte.

Ich ging manchmal an der Moschee vorbei, aber niemals mehr hinein. Adam

DE 2016 Adam beim LINZPRI

Verhalten und Homosexuelle abstammen. Diese Stellen verfolgten mich in jener Zeit fast täglich. Immer wieder musste ich daran denken, war ich doch ein gläubiger Mensch. Will Allah mich prüfen? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich hoffte, dass ich mich durch Religion heilen könnte und betete nun mehrmals am Tag. Ich lernte viele Männer kennen Kurz nach der Iranreise, erklärte Ronas Vater, dass er mir seine Tochter zur Frau geben wolle, dabei wollte ich eigentlich, dass er ablehnt. Ich log weiter, aber ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was ich jetzt machen sollte. Glücklicher Weise bekam ich einen neuen Job und musste für vier Monate nach Singapur. Dort entdeckte ich eine neue Welt für mich, den „gay lifestyle“. Ich ging in Saunas, Klubs und hatte auch zum ersten Mal Sex mit einem Mann. Ich lernte viele Männer kennen, einer davon wurde für ein paar Monate mein fester Freund. Zurück aus Singapur, beschloss ich, dass ich aufhöre zu versuchen, mich von dieser „Krankheit“ zu heilen. Ich rief meine Freundin an und erklärte ihr, dass ich mit ihr Schluss mache. Sie verstand es nicht. Meine Mutter fragte mich, was geschehen sei und warum ich so traurig wäre, denn ich wur-

Mein bester Freund, den ich seit fünf Monaten nicht mehr gesehen hatte, war ebenfalls besorgt. Ich wollte ihm gerne alles erzählen, hatte aber zu viel Angst davor, dass er mich wegstoßen würde. Ich fühlte mich beschissen und hatte ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber. Ich wollte nicht mehr leben. Ich schnitt mir die Pulsadern auf, wurde aber rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht. Ich dachte, ich müsste sterben Über Facebook lernte ich dann einen Mann aus meiner Stadt kennen. Er hatte eine ähnliche Geschichte wie ich, aber er sah noch dazu sehr weiblich aus. Irgendwie mochten und trafen wir uns schließlich. Wir setzten uns in mein Auto und küssten uns. Doch jemand hatte uns dabei gesehen. Plötzlich kam ein Mann mit einer Pistole auf uns zu und ließ uns aus dem Auto steigen. Im Irak gibt es so etwas wie eine religiöse Miliz. Sie sind gegen Alkohol, Huren und Homosexuelle. Sie haben schon Menschen zu Tode gesteinigt, und nun hatten sie uns ertappt. Mehrere Männer zwangen uns in ein Auto und stülpten uns einen Sack über den Kopf. Ich dachte, ich müsste sterben. Noch heute träume ich manchmal davon: Ich liege mit dem Gesicht nach unten am staubigen Boden. Eine Gruppe von 

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FLUCHT UND VERFOLGUNG

 vermummten Männern steht um mich, sie schreien durcheinander und schlagen mit Stöcken auf mich ein. Wenn ich zur Seite blicke sehe ich verschwommen einen weiteren Mann am Boden liegen. Auch er wird verprügelt, aber ich kann sein Gesicht nicht sehen … Nur noch weg aus diesem Land Ich weiß nicht genau, wie lange sie mich in ihrer Gewalt hatten und schlugen. Irgendwann bin ich im Krankenhaus aufgewacht. Meiner Familie konnte und wollte ich nicht erzählen, was mit mir passiert war. Ich wollte nur noch weg aus diesem Land, in dem ich nicht sein durfte, was ich war, und begann, meine „Flucht“ zu planen. 2014 bin ich als Tourist in die Türkei geflogen, in der Hoffnung, ich könnte dort bleiben. Aber nach drei Monaten war ich illegal im Land, denn ich hatte kein Dauervisum bekommen. Ein ganzes Jahr war ich so in der Türkei – zuerst in Ankara, dann in Istanbul. Aber ohne Visum bekommt man keine Arbeit. Also habe ich nach vier Monaten das erste Mal probiert, nach Europa zu kommen. Mehrmals versuchte ich, zu Fuß nach Bulgarien und Griechenland zu kommen, aber die Polizei hat mich immer wieder aufgegriffen und nach zwei Tagen wieder freigelassen. Ein Mann schlug mir vor, mich illegal mit einem Flugzeug nach Europa zu bringen. Er würde mir ein Ticket besorgen und am Zoll vorbeischleusen. Ich habe ihm alles Geld, das ich hatte, gegeben und dann nichts mehr von ihm gehört. All mein Geld war dafür draufgegangen. Ich wollte mich umbringen. In meiner Verzweiflung habe ich meine Familie angerufen und meine Mutter hat mir dann Geld geschickt. Erst beim siebten Versuch ist es mir gelungen, mit einem Boot von Bodrum nach Kos zu kommen. Auf Kos war ich zwei Tage, dann hat mich die griechische Polizei nach Athen gebracht, wo ich dann drei Monate war.

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Einige Leute hatten uns erzählt, wir könnten gegen Bezahlung mit einem LKW über die Grenze gebracht werden. Wir haben nach einiger Zeit das Geld aufgebracht. Schließlich stellte sich heraus, dass der Wagen Baumwollstoff geladen hatten und trotzdem noch 20 Personen transportiert werden. Es war eng, stickig, heiß und dunkel in den Wagen. Aber wir konnten nicht mehr zurück; das Geld war schon weg und die Schlepper bedrohten uns mit Waffen. Schon nach 20 Minuten Fahrt stoppte uns die Polizei. Worte können gar nicht meine Gefühle beschreiben Wir haben dann nochmals Geld für die Schlepper bezahlt. So schafften wir es schließlich durch Bulgarien und Serbien. Es war sehr schwierig. Worte können gar nicht meine Gefühle beschreiben, wenn ich daran denke, was wir auf dieser Reise erlebt und gesehen haben. Wir sind dann im Mai 2015 in einem KleinLKW durch Ungarn gebracht worden – in genau so einem Wagen und genauso wie jene Leute, die dann im August bei Parndorf im Burgenland erstickten. Wir sind bis vor Wien gebracht worden; dort habe ich mich bei der Polizei gemeldet, bin dann nach Traiskirchen gekommen und habe Asyl beantragt. Für sieben Tage kam ich nach Salzburg und dann für drei Monate in eine mit 100 Flüchtlingen besetzte Schule in Grieskirchen. Seit

ZUR PERSON Adam kam im Mai 2015 nach Österreich. Er absolvierte ein Praktikum in einem Linzer Chemieunternehmen. Hätte er einen Aufenthaltsstatus, würde er angestellt werden. Adam hat bis jetzt kein Erstinterview bekommen. Er macht gerade – mit privaten Spenden finanziert – den Deutschkurs B1 und B2.


FLUCHT UND VERFOLGUNG

FOTOS: PRIVAT

positiv, wir sind immer bei dir, sagen sie, wenn ich wieder einmal traurig bin.

einiger Zeit habe ich jetzt ein Zimmer in einer Privatunterkunft in Linz. Michael und Lisa, er Lehrer und sie Sozialarbeiterin, haben ein Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung gestellt. Sie sind sehr nett und ich mag sie gern. Ich bin sehr dankbar und wir sind fast so etwas wie eine Familie geworden. Sie haben auch kein Problem damit, dass ich schwul bin. Ich habe es ihnen von Anfang an gesagt, denn ich hatte über Planet Romeo einen Mann kennengelernt, der dann öfter bei mir war.

Ich glaube nur mehr an Menschen, aber nicht mehr an Gott. Adam

Ich konnte auch ein Praktikum bei einem Chemieunternehmen in Linz machen. Würde ich endlich meinen Asylbescheid bekommen, möchte ich noch an der Uni den Master machen und dort gern in meinem Beruf arbeiten. Aber ich habe bis jetzt noch keinen Bescheid. Es macht mich traurig, nichts machen zu können. Ich fühle mich oft allein und vermisse meine Familie. Über Whatsapp habe ich noch Kontakt mit meiner Mutter; zu meinem Vater ist mein Verhältnis nicht so gut. Leider kann ich ihr nicht erzählen, warum ich wirklich geflohen bin. So bleiben mir momentan nur Michael und Lisa. Sie kümmern sich wirklich um mich, unterstützen mich und bauen mich auf. Sei

Hier ist alles freier als im Irak. Die Menschen sind gebildeter, nett und freundlich: Selbst wenn Menschen keine Flüchtlinge oder Schwulen wollen, sind sie zwar zurückhaltend, aber dennoch freundlich. Im Irak herrscht Gewalt gegen alle, die anders sind, die man nicht mag. Es gibt keine Gewalt hier – ein gutes Gefühl. Ich mag die Männer hier und ich darf hier Männer mögen und lieben – das gefällt mir. Auch das Verhalten der Menschen hier ist ziemlich anders als im Irak. Dort wollen viele Menschen immer mehr sein, als sie sind. Sie spielen etwas vor, leben in einer Rolle. Hier kommen mir die Menschen viel authentischer vor. Und ich mag das Essen in Öster­ reich – auch Schweinefleisch schmeckt mir. Moslem und schwul zu sein, geht nicht zusammen Ja, eigentlich bin ich Moslem, zumindest war ich das, bevor ich wusste, dass ich schwul war. Moslem und schwul zu sein, geht nicht zusammen. Auch nichtreligiöse, gebildete Iraker, die z.B. Alkohol trinken oder sonst Dinge tun, die im Koran verboten sind, halten es nicht aus, dass jemand schwul ist. Sie können das einfach nicht akzeptieren und glauben, dass man krank ist und eine Therapie braucht. Ich glaube jetzt nicht mehr. Ich glaube nur mehr an Menschen, aber nicht mehr an Gott. Ich würde gerne hierbleiben, würde gerne hier eine Familie haben, einen Lebenspartner. Ich würde gerne hier leben und arbeiten; ich würde gerne diesem Land etwas zurückgeben. Ich bin stolz, dass ich schwul bin! Und auch deswegen bin ich jetzt Adam! n Text: Basierend auf einem Interview mit Ger­ not Wartner und eigenen Aufzeichnungen

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Irak ohne Zukunft

Irak – ein Land mit großer Tradition: Das Spiralminarett der großen Moschee von Samarra

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rbil, Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Norden des Irak, ist eine Boom Town. Erbil ist aber auch in anderer Hinsicht anders als andere Städte im Irak. In Erbil werden Homosexuelle nicht verhaftet, solange sie sich nicht in der Öffentlichkeit erwischen lassen. Die Autonomieregierung weiß, dass es Schwule gibt, aber sie werden weitgehend in Ruhe gelassen. Aber entspannt ist dort trotzdem kein Schwuler, denn Homo­ sexualität ist illegal. Die US-Besatzung setzte zudem ein Gesetz von 1969 wieder in Kraft. Nach diesem wird gem. § 393 I bestraft, wer mit einem Mann oder einer Frau mit oder ohne deren Zustimmung Analverkehr hat. „Im Irak wird es keine schwule Identität geben, solange alle am Islam, der Religion, der Tradition festhalten. Unter Saddam war es im Vergleich besser – er hatte ja einen schwulen Sohn, viele wussten das auch unter der Hand. Es gab offen lebende Transen in Bagdad, Bars, Clubs“, heißt es von Seiten Iraqi LGBT, der einzigen exis­ tierenden Organisation, die ihren Sitz in London hat. Todesgefahr für Schwule Doch auch unter Saddam Hussein wurde Bagdad in den 1990er Jahren konservativer, der Alkoholverkauf wurde eingeschränkt,

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Bars wurden geschlossen. Die Todesgefahr für Schwule im Irak entstand jedoch erst in jenem Sicherheitsvakuum, das nach dem Sturz Husseins entstand. Etwa durch jene Milizen, die sich statt um die allmählich in die Hände der irakischen Polizei zurückgegebene Sicherheit nun um die Moral kümmern. Kopfgelder auf Schwule aussetzen. Ihnen die Genitalien abschneiden, glühende Kohlen oder Besenstiele in den Anus stopfen. Junge Milizionäre fahnden in Internetforen nach Schwulen, verabreden sich mit ihnen, um sie dann zu töten. So kam es auch, dass ein Schwuler aus Bagdad, der in einem australischen Magazin abgebildet war, danach erschossen wurde. Im Oktober 2005 hat der schiitische Groß­ ayatollah Ali al-Sistani eine so genannte Fatwa erlassen, in der der Tod auf möglichst schwere Weise für alle Schwulen und Lesben gefordert wurde. Diese Fatwa gilt als Gründungsaufruf für Todesschwadrone, die den Badr Corps zugerechnet werden. AlSistani drängte auf eine „sexuelle Säuberung“ des Iraks von homosexuellen Menschen, und dieser Aufruf wurde und wird von der Polizei und von Sicherheitskräften des Innenministeriums geduldet. „Auch die ausländischen Besatzungstruppen im Irak sahen der Verfolgung Homosexueller tatenlos zu“, so ein Vertreter von Iraqi LGBT. „Die

FOTOS: PRIRDE-ARCHIV, RIVAT

Die Lage für Homosexuelle verschlimmert sich. Nach den vielen Eroberungen des IS ist das Leben für Lesben und Schwule nahezu unmöglich.


FLUCHT UND VERFOLGUNG

Faszinierendes Sumpfland in der Wüste südlich von Basra. Lage verschlimmert sich für Homosexuelle zunehmend. Für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgenderpersonen existieren demokratische Rechte und Menschenrechte nicht.“ Für den Gesamtirak hat Amnesty International seit dem Jahr 2005 achthundert Fälle dokumentiert, bei denen Schwule von islamistischen Milizen gefoltert und abgeschlachtet wurden. Ein Pogrom auf Raten. In der Autonomen Region Kurdistan müssen Schwule „nur“ Todesangst vor ihrer eigenen Familie haben. Ehrenmorde, die in keiner Statistik auftauchen und juristisch unter Berücksichtigung mildernder Umstände geahndet werden: ein Jahr Haft für den Täter, es ging schließlich um die Familien­ehre. Mildernde Umstände, die für einen Ehrenmord an Frauen in Kurdistan zumindest offiziell nicht mehr gelten, wohl aber bei Homosexuellen. Passiver Analverkehr Die schwule Welt ist in Städten wie Erbil, Bagdad oder Basra auch deshalb so schwer zu erkennen, weil sich alle Männer für euro­ päische Umgangsformen unfassbar nahe sind. Sie berühren einander stetig, gehen liebevoll miteinander um, im Westen wäre so viel Nähe höchstens auf dem Fußballplatz

WEBTIPPS IraQueer  iraqueer.org Amnesty international  amnesty.org/en/countries/ middle-east-and-north-africa/iraq Queer refugees welcome (Infos in Englisch, Französisch, Deutsch, Farsi, Paschtu und Arabisch)  hosilinz.at/category/refugees

erlaubt. In Gesellschaften, die von der Trennung der Geschlechter geprägt sind – kein Mann darf eine Frau vor der Heirat berühren –, gehört gleichgeschlechtliche Liebe meist zum Alltag. Man behilft sich untereinander. Es gibt im Irak wie in den meisten muslimischen Ländern sehr viel Sex unter Männern. Für junge Männer ist es auch kein Problem, sich zu prostituieren, es ist nicht ehrenrührig. Eine Schande ist es nur, passiven Analverkehr zu haben. Wer passiv ist, also penetriert wird, verliert seinen Status als Mann, er wird zur Frau. Und da, wo Sex unter heterosexuellen Männern zum Alltag gehört, darf es Homosexualität auf keinen Fall geben. So wie es den Sex unter Männern gar nicht gibt, weil es ihn nicht geben darf. Man trifft sich im Hamam, ganz unter Männern, geht danach in ein Hotel oder in eine Wohnung, in der gerade niemand zu Hause ist. Save Houses Es gab in Bagdad früher Parks und Plätze, an denen sich Schwule trafen. Heute verabredet man sich übers Internet oder über Mundpropaganda. Die Organisation Iraqui LGBT organisiert von London aus sogenannte Save Houses in Bagdad, geheime Orte, an denen verfolgte Schwule und Transgender Schutz suchen können. Unterstützt wird Iraqi LGBT dabei unter anderem von der niederländischen NGO Hivos. Die Schwulen Iraks leben in digitalen Katakomben, im Internet. Es bietet Schutz und verhindert zugleich, dass sie sichtbar werden und eine Infrastruktur aufbauen. Gerade jüngere Schwule meiden sogar zunehmend die wenigen Treffpunkte, die Hamams und Parks. Und seit der Islamische Staat große Teile des Irak erobert hat und die Menschen, die nicht geflohen oder umgebracht worden sind einer aberwitzigen, extremen Aus­ legung der Scharia unterworfen hat, ist es für Schwule im Irak nahezu unmöglich geworden, zu überleben. n Text: Gernot Wartner

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m i e H m i g n i b b o M

t r aus der syrischen Stad Ein schwuler Asylwerbe ften s Flüchtlingsunterkün au ch rfa eh m de ur w Aleppo bt. in Bayern herausgemob

N

eben seiner sexuellen Orientierung galt in den Unterkünften offenbar auch als Problem, dass er vom Islam zum Christentum konvertiert war. „Als Moslem durfte ich vieles nicht. Meine Homosexualität war verboten, ich sollte mich anders anziehen, meine Haare auf bestimmte Weise schneiden. Ich will einfach frei sein“, erklärte er gegenüber der bayrischen Regionalzeitung „Donaukurier“ . Nach einem Aufenthalt im Erstaufnahmelager in München kam er in die oberbayerische Gemeinde Reichertshausen, rund zehn Kilometer von Pfaffenhofen entfernt. In der Unterkunft wurde er von einigen seiner Mitbewohner offenbar wegen seiner bunten Kleidung gemobbt, dann geoutet und deswegen bedroht. Auch bei der nächsten Unterkunft kam es Angaben des Landratsamtes zu „zwischenmenschlichen Konflikten“, die „ihre Ursache in den sexuellen Neigungen“ des Mannes hatten. In einer Unterkunft in Pfaffenhofen, in der pakistanische Muslime lebten, sei er danach kurz vor Beginn des Ramadans unerwünscht gewesen, so eine ehrenamtliche Helferin. Es gab offenbar unter anderem Streit um den Konsum von Schweinefleisch,

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zudem konnte sich der 29-Jährige kaum mit den Pakistanern verständigen, da diese kaum Englisch sprachen. Schließlich kam der Mann dem in der rund 20 Kilometer entfernten Kleinstadt Geisenfeld in einem Einzelzimmer unter. In diesem Flüchtlingsheim sind Anhänger verschiedener Religionen untergebracht. Trotzdem versteckt er einen Teil seiner Identität: „Diesmal habe ich niemandem erzählt, dass ich homosexuell bin.“ Wegen der besonderen Probleme und Bedürfnisse homo- und transsexueller Flüchtlinge sind inzwischen in Deutschland in Berlin und Nürnberg spezielle LGBT-Asylwerberheime eingerichtet worden. Die Planungen hatten teilweise schon vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen begonnen, da es etwa bereits unter russischsprachigen Flüchtlingen zu Gewalt gegen LGBT gekommen war. Auch sonst stellen sich in Deutschland für LGBT-Flüchtlinge spezielle Herausforderungen. So sind sie oft in Kleinstädten teilweise weitab von Be­ ratungs- und Kontaktmöglichkeiten untergebracht oder treffen bei Anhörungen auf unsensible Bearbeiter oder homophobe Dolmetscher. Ähnliches kann auch für die Lage schwuler Flüchtlinge in Österreich festgestellt werden. n Text: Gernot Wartner

FOT O: ISTOCK.COM

FLUCHT UND VERFOLGUNG


Ausland Nationaldenkmal

AUSLAND

US-Präsident Barack Obama hat Ende Juni die historische Bar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street zum „National Monument“ erklärt.

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ies ist somit die erste nationale Gedenkstätte der LGBT-Bewegung in den USA. Mit der Einstufung als Nationaldenkmal soll an den Stonewall-Aufstand vor 47 Jahren erinnert werden, hieß es in einer vom Weißen Haus verbreiteten Erklärung.

führte dazu, dass sich LGBT-Gruppen organisierten und sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erfolgreich gegen die Kriminalisierung von Homosexualität wehrten und für gleiche Rechte kämpften. Der Name „Christopher Street Day“ (CSD) erinnert noch heute an das „Stonewall Inn“ und die Unruhen in der Christopher Street.

„Die berühmte Bar ist das erste Nationaldenkmal der USA, das die Geschichte des Kampfs für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern erzählt“, sagte Obama. „Damals galt es als obszön, illegal oder sogar geisteskrank, schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender zu sein“, so der US-Präsident. „Razzien wie diese waren nichts Neues, aber diesmal hatten die Besucher genug. Also erhoben sie sich und sagten ihre Meinung. Die Krawalle wurden zu Protesten, die Proteste wurden eine Bewegung und die Bewegung wurde letztendlich ein wesentlicher Teil Amerikas.“

LER / FOTOMA

Im „Stonewall Inn“ in der Christopher Street 51-53 wehrten sich am 28. Juni 1969 Schwule, Lesben und Transsexuelle gegen teils gewalttätige Schikanen der Polizei. Nach einer Razzia lieferten sie sich tagelang Straßenschlachten mit den Beamten. Das

Text: Gernot Wartner

FOT O: THOMAS KOL

Die Stadt New York hatte bereits im vergangenen Jahr die Bar, die immer noch geöffnet ist, unter Denkmalschutz gestellt. Obamas Schritt schützt nun auch den in der Nähe der Bar liegenden Christopher Park im Greenwich Village, wo schon jetzt ein Denkmal an den Stonewall-Aufstand erinnert, sowie angrenzende Straßen.

Derzeit gibt es 121 Nationalmonumente in den USA, die meisten davon im Westen des Landes. Sie können – im Gegensatz zu Nationalparks – vom Präsidenten ohne Zustimmung des Kongresses ausgewiesen werden. Geschützt werden damit insbesondere wertvolle Naturräume oder historisch bedeutende Einrichtungen. Zum ersten Nationalmonument wurde 1906 der Härtling Devils Tower erklärt (bekannt aus dem Spielberg-Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“). Weitere bekannte Denkmäler sind die Mammutbäume „Giant Sequoia“ in Kalifornien, Mount St. Helens im Bundesstaat Washington oder die Freiheitsstatue in New York.

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AUSLAND

Splitter Marine-Schiff nach Harvey Milk benannt WASHINGTON. Die US-Marine wird einen neuer Öltanker nach dem Schwulenrechtsaktivisten Harvey Milk benennen. Der Vorkämpfer für die Rechte von Homosexuellen war 1977 in den Stadtrat von San Francisco gewählt worden und damit der erste offen schwule Politiker in den USA, der die Wahl zu einem öffentlichen Amt gewann. Harvey Milk, der aus einer Familie von See-

leuten stammte und während des KoreaKriegs als Marineoffizier gedient hatte, wurde 1978 von einem Stadtratskollengen erschossen. Der Öltanker, der „USNS Harvey Milk” heißen soll, ist ein Versorgungsschiff mit einer zivilen Besatzung. In der amerikanischen Marine werden alle Typen dieser Schiffsklasse nach US-BürgerrechtlerInnen benannt.

Polizeigewalt am CSD Istanbul

Die Veranstalterin der Gay Pride Parade, LGBT Istanbul, schrieben auf Facebook, Gouverneur Vasip S¸ahin habe die Parade ohne Vorwarnung verboten. Als Begründung wurde der für Muslime heilige Fastenmonat Ramadan angegeben; das war allerdings im vergangenen Jahr ebenfalls der Fall und hatte damals keine Konsequenzen. Sie schrieben: „Wir rufen den Istanbuler Gouverneur Vasip S¸ahin dazu auf, sich an die Verfassung der Türkischen Republik zu halten, die Angriffe sofort zu stoppen und eine öffentliche Erklärung abzugeben.“ Trotz der Angriffe sammelten sich am Abend mehrere Tausend Schwule und Lesben auf der Einkaufsmeile I˙stiklal Caddesi, um für

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mehr Toleranz zu demonstrieren. An der Demonstration nahmen auch deutsche Politiker teil, darunter der grüne Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck und der Berliner Linkspartei-Abgeordnete Hakan Tas¸. Auch mehrere türkische Abgeordnete der Republi­k anischen Volkspartei (CHP) marschierten mit. Die größte türkische Oppositionspartei hat erst vor wenigen Wochen ein Antidiskriminierungsgesetz ins Parlament ein­gebracht, scheiterte aber am Widerstand an Erdogans AKP.  istanbullgbti.org/lgbtt/

FOTO: PRIDE-ARCHIV

ISTANBUL. Die türkische Polizei ist in Istanbul gewaltsam gegen eine Demonstration für die Rechte homosexueller Menschen vorgegangen. Mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen trieben sie Tausende TeilnehmerInnen der Gay Pride Parade auseinander, die sich friedlich auf dem zentralen Taksim-Platz versammelt hatten.


AUSLAND

Erstes lesbisches Paar „verheiratet“ ROM. Eine 45-jährige Buchhalterin und ihre um ein Jahr ältere Partnerin feierten in der Nähe von Bologna ihre standesamtliche „Hochzeit“. Sie sind somit das erste Paar, das 50 Tage nach Eintreten des Gesetzes zur Einführung von eingetragenen homo- und heterosexuellen PartnerInnenschaften sich das Ja-Wort gegeben hat. Dass das Gesetz auch für homosexuelle Paare gilt, war ein Kompromiss zwischen der Demokratischen Partei (PD) von Minister­präsident Matteo Renzi und dem rechtskonservativen Koalitionspartner NCD.

Zwar werden eingetragene PartnerInnenschaften – eben auch lesbische und schwule – vor Gericht, am Finanzamt oder im Krankenhaus wie Eheleute behandelt. Der umstrittene Passus des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare wurde allerdings gestrichen.

Premier Trudeau bei Parade Trudeau mischte sich unter die TeilnehmerInnen, machte Selfies und schüttelte Hände am Straßenrand. Unterstützung bekam er von Torontos Bürgermeister John Tory und der Ministerpräsidentin der Provinz Ontario, Kathleen Wynne – der ersten bekennend lesbischen Poli­tikerin in diesem Amt –, die auch an der Parade teilgenommen haben.

FOTOS: PRIDE-ARCHIV, RLP

MONTREAL. Als erster amtierender Regierungschef des Landes nahm Premierminister Justin Trudeau an einem Umzug von Schwulen und Lesben teil. Bei der Gay-Pride-Parade in Toronto, an der zehntausende BesucherInnen teil­nahmen, schwenkte Trudeau eine Regenbogenflagge.

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GESELLSCHAFT

Der Sex der Generation What Im zweiten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit der Sexualität der „Generation What“. Wie tickt die junge Generation zwischen 16 und 34 Jahren? Gibt es frappante Unterschiede zu den über 34-Jährigen?

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ie bereits im letzten Teil angesprochen gibt es keine statistischen Daten für hetero-, homo-, inter- oder bisexuelle TeilnehmerInnen an der Studie. Wir betrachten die Daten daher von einem queeren Ansatz. Einiges kann sicher auch auf die LGBTI-Liebenden übertragen werden. Verhütung ist Frauensache Gleich beim ersten Thema handelt es sich um eines, mit dem sich in erster Linie heteround bisexuelle Personen beschäftigen. Auf die Frage „Könntest du ohne Verhütungsmittel glücklich sein?“ antworten quer durch Europa die Männer zwischen 16 und 34 Jahren mit einem Ja. Noch eindeutiger wird es bei den über 34-jährigen Männern, von denen bis zu drei von vier Befragten mit Ja antworten. Bei den Frauen sieht das jedoch anders aus: Bis auf Italien, die Tschechische Republik und die Slowakei sind zwischen 50 und 75 Prozent der Frauen der Generation What ohne Verhütungsmittel unglücklich. Bei den über 34-jährigen Frauen kann eine Mehrheit in Europa gut ohne Verhütung leben. Ausnahmen stellen nur Frankreich, Belgien, Irland und das Vereinigte Königreich dar. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass über 34-jährige Frauen eher in stabilen Beziehungen leben. Die häufigste Form der Verhütung stellt die Pille dar und nicht das Kondom, somit ist Verhütung meist Frauensa-

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che. Überlegungen zu „safer sex“ bleiben hier einfach unbeantwortet im Raum stehen, da nur das Kondom auch ausreichenden Schutz vor HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten bietet. Sichtbare Unterwäsche Frauen aller Altersgruppen quer durch Europa stört es, wenn man die Unterwäsche sieht: egal ob bei einer Frau oder bei einem Mann. Tolerant diesbezüglich sind nur die deutschen, französischen und spanischen Frauen der Generation What, wenn es sich um die Unterwäsche bei einem Mann handelt. Bei den Männern ist das anders. Geht es um die sichtbare Unterwäsche bei einer Frau, haben sie europaweit (eher) in allen Altersgruppen nichts dagegen. Betrifft es die sichtbare Unterwäsche bei Männern, stoßen sie sich in der Mehrzahl schon daran. Eine Ausnahme bilden hier nur die jungen Männer der Generation What aus Italien und Spanien, denen das durchaus gefällt.

INFOS Für Meinungen, Denkanstöße oder Kritik bitte ein Email an: eberhard@homo.at Quellen:  www.generation-what.at (28. Juli 2016) Frauen und Männer in verschiedenen Lebensphasen (Statistisches Bundesamt)


GESELLSCHAFT

Glücklich ohne Sex Die Frage, ob man ohne Sex glücklich sein kann, wird wirklich von Frauen und Männern alter Altersgruppen in allen Ländern Europas sehr klar mit einem Nein beantwortet. One-Night-Stand Der One-Night-Stand wird in ganz Europa als eine zufällige Begegnung angesehen. Nur in wenigen Ländern wird er von Männern aller Altersstufen als etwas betrachtet, das sie immer wieder brauchen. Auffallend ist, dass in der Generation What sowohl Frauen und Männer in Polen als auch Männer in Por­ tugal einen One-Night-Stand kategorisch ablehnen. Sex mit mehreren Personen und Partnertausch Frauen aller Altersgruppen in ganz Europa sind an Sex mit mehreren PartnerInnen nicht interessiert. Ihnen ist ein/e PartnerIn beim Sex genug. Die meisten Männer würden dies gerne irgendwann einmal ausprobieren, bis auf die Polen und Portugiesen. Partnertausch ist in ganz Europa für alle Frauen und Männer aller Altersstufen etwas, an dem die Mehrheit nicht interessiert ist. Sex an einem öffentlichen Ort Auf den ersten Blick ist Sex an einem öffentlichen Ort für die meisten Frauen nicht so erstrebenswert. Männer sind diesbezüglich geteilter Meinung. Geht man hier aber etwas tiefer und trennt die Generation What vom Alter her auf, dann stellt man etwas sehr Verblüffendes fest: Sowohl Frauen als auch Männer ab 26 Jahren sagen, dass sie schon mal Sex an einem öffentlichen Ort hatten und es ihnen auch gefallen hat. Nur die Polen sind in allen Altersgruppen dagegen.

Selbstbefriedigung Auch wenn sich Cyndi Lauper 1984 mit dem Song „She Bop“ eher der weiblichen Masturbation gewidmet hat, so kann man den Refrain hier doch für bare Münze nehmen: she bop, he bop and we bop, i bop, you bop and they bop. Egal ob Frau oder Mann, egal welches Alter: Jede/r tut es und es gefällt ihr/ihm. Sexspielzeug In Deutschland, Österreich, der Schweiz und in der Tschechischen Rebuplik haben Frauen und Männer aller Altersgruppen schon Sexspielzeug probiert und haben es gut gefunden. Im Rest Europas verwenden eher Frauen ab 26 Jahren Sexspielzeug und genießen dies auch. Nur Italienerinnen verwenden es nicht. SM & Pornos „50 Shades of Grey“ war zwar der Renner auf den Büchertischen, aber mehr als Lesestoff war es dann wohl doch nicht. Weder Frauen noch Männer egal welcher Altersstufe sind mehrheitlich daran interessiert. Die Ablehnung liegt immerhin bei hohen 66 bis 81 Prozent. Wer hätte das gedacht! Männer aller Altersstufen in ganz Europa halten Pornos für Privatsache. Bei den Frauen ist die Meinung hier viel differenzierter. Polinnen finden Pornos generell ekelhaft. Ebenso sehen das Französinnen und Österreicherinnen zwischen 16 und 17 Jahren. Österreicherinnen werden aber mit zunehmendem Alter aufgeschlossener, so finden sie gemeinsam mit ihren deutschen und spanischen Geschlechtsgenossinnen Pornos ab und zu auch interessant. Gleich wie Frauen ab 26 Jahren in Frankreich, Irland, Belgien und im Vereinigtem Königreich. Die Freude währt bei den Französinnen aber nur kurz, denn ab 34 Jahren finden sie Pornos wieder ekelhaft. Im nächsten Teil werden wir uns mit den Beziehungswünschen der Generation What beschäftigen.  Text: Eberhard Feiner-Wuthe

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GESELLSCHAFT

Die Erde ist rund – das Leder auch?

FOTO: RLP

Kaum ist die Europameisterschaft ausgefochten, beginnt die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. In welchem Sport? Dumme Frage: im Fußball! Aber läuft alles rund in dieser emotional am stärksten besetzten Sportdisziplin?

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GESELLSCHAFT

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as Erfreuliche an der heurigen Fußball-EM ist, dass es keine größeren Grenzüberschreitun­ gen gegenüber Fußballspielern gegeben hat – zumindest nicht in der Medienöffentlichkeit. Die UEFA hat mit „Respekt“ eine publikumswirksame Initiative lanciert. Es ist noch nicht lange aus, hat es sehr unschöne Vorkommnisse gegeben, die sich gegen die Homosexualität von Spielern richteten. Zugegeben, UEFA und Vereine arbeiten in einem schwierigen Einsatzbereich: In der Masse schwimmen Erstens blühen Nationalismus und Chauvinismus in so genanntem Massenverhalten auf; das heißt, dass sich Emotionen in Großveranstaltungen rasch potenzieren und die Masse etwas tut, wofür sich das Individuum für sich allein kaum entschieden hätte; Denken und bewusstes Entscheiden werden durch das wohlige Gefühl verdrängt, in der Masse zu schwimmen und sich deren Emotion ganz hinzugeben: Euphorie, Depression oder Hass. Sexualisierung Zweitens ist der Fußballsport sexualisiert, indem er gesellschaftlich fast nur männlich besetzt ist. Frauenfußball spielt nicht wirklich eine Rolle in der Gesellschaft, nicht einmal in der breiten Sportwelt der Medien. Das versinnbildlicht die allgemeine Dominanz des Männlichen in einem

patriarchalen Gemeinwesen. Wer meint, solche Zeiten seien vorbei, übersieht, dass Frauen trotz ihrer zahlenmäßig leichten Überlegenheit im gesellschaftlichen Leben systematisch benachteiligt sind. Das Männliche ist die Norm. Und wenn ein Mann diese Norm nicht erfüllt, wird er verbreitet als abnormal abgestempelt: etwa als „Schwuli“. Große Unterschiede Drittens gibt der Erfolg oft einem jeden Recht. Andersrum sind Erfolglose für Übergriffe besonders offen und verletzlich, besonders von Seiten des Rassismus und Sexismus. Wie hoch wäre die Woge der Schwulenfeindlichkeit geschlagen, hätte Conchita beim Song Contest einen Platz eingenommen ähnlich wie unsere VertreterInnen üblicherweise! Farbige und Schwule dürfen unbeeinträchtigt farbig oder schwul sein und zu uns gehören, wenn sie für die Nation siegen. Da werden große Unterschiede gemacht, wer von denen wann dazugehört oder eben Freiwild ist. Toleranz wird von Fall zu Fall geübt, aber Akzeptanz fehlt in einer sexuell oder rassisch konstruierten Gesellschaft systematisch. Wie sollen Schwule, angefangen vom Hobbyfußballer bis hin zum Fußballprofi, mit dieser Situation umgehen? Soll man sich als Schwuler fußballbegeistert geben, wenn man es nicht ist? Kann man ungehindert schwul leben, wenn man sich für Fußball interessiert oder diesen Sport selbst ausüben will? Mit solchen Fragen werden sich PRIDE, Fußballverbände, homosexuelle Initiativen und Politik auseinanderzusetzen haben. n Text: Rainer Bartel

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GESELLSCHAFT

Queer Athletes 44 – so viele geoutete lesbisch/schwule AthletInnen wie noch nie nehmen an den Olympischen Spielen teil.

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nabhängig von den sportlichen Aktivitäten, die bei den Olympischen Sommerspielen in Rio für Begeisterung sorgen, zeigen sich die heurigen Spiele besonders vielfältig. Erstmals ist ein internationales Flüchtlingsteam am Start, und an die 44 geouteten

AthletInnen zeigen auch, dass im Hochleistungssport Lesben und Schwule als sichtbare Vorbilder möglich sind. Hier eine Auswahl von fünf AthletInnen. Text: Gerhard Niederleuthner

TOM DALEY Turmspringen, Großbritannien Bereits mit 18 Jahren gewann er bei den Olympischen Spielen 2012 in London eine Bronze­ medaille und outete sich ein Jahr später als schwul. Sein Freund Dustin Lance Black gewann den AcademyAward für das Drehbuch zum Film „Milk“.

ALEXANDRA LACRABÈRE Handball, Frankreich Eine der Topspielerinnen aus der Region Pau in Frank-­ reich, sie gewann 2011 die Silbermedaille bei der „Worlds Woman Handball Championship“. Ihr Coming out war für sie selbstverständlich, sah sie es damit auch umso besser, dass es hilft, bei den Menschen damit die Vorurteile abzubauen.

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GESELLSCHAFT

CARL HESTER Dressurreiten, Großbritannien

JEFFREY WAMMES Leichtathletik, Niederlande Der 29-jährige Athlet ist bereits seit 2005 als Sportler aktiv und hat sich 2011 geoutet. Er will in Rio gemeinsam mit den anderen LGBT-AthletInnen ein Zeichen für mehr Toleranz setzen.

Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 gewannen Hester und sein Pferd Uthopia als Teil der britischen Mannschaft die Mannschaftsgoldmedaille. Er war mit dem international Dressurreiter Spencer Wilton liiert.

LARISSA FRANCA Beach Volleyball, Brasilien Gewann 2012 eine Bronzemedaille bei der Olympiade und hat heuer gute Chancen auf Gold. Ist seit 2013 mit ihrer Frau auch offiziell verheiratet.

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Kultur Cameron Carpenter Der junge queere Künstler zählt zweifellos zu den schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Orgelszene und fasziniert sein Publikum mit eigenwilligen Bearbeitungen und virtuosen Darbietungen, dafür wurde er mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. Beim Brucknerfest wird er mit seiner, für ihn konstruierten Touring Organ das Brucknerhaus mit Werken von Wagner, Bach, Piazzolla und Bruckner elektrisieren. n Mi., 28.09.2016/19:30 – „Revolution auf der Orgel” Int. Brucknerfest, Großer Saal – Brucknerhaus  cameroncarpenter.com

Beim Open Air „AHOI! The full Hit of Summer“, vom Posthof am 12. Juli 2016 an der Donaulände in Linz organisiert, traten neben Bands wie Ásgeir und Beirut der Hauptact Sigur Rós aus Island auf. Eine Flut an Naturmetaphern, wie sonst nur bei Landsfrau Björk im Einsatz, visualisierten in einer fantastisch fein abgestimmten Bühnenshow die elegischen, wie aus einer anderen Welt stammenden, Klänge. Sänger und Gitarrist Jón Þór „Jónsi“ Birgisson sang mit Falsett vorgetragener Kunstsprache und behandelte seine Stromgitarre mittels Cellobogen. Birgisson hat Musik immer dazu verwendet, um

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nicht in den kalten Winternächten in Island depressiv zu werden. Er hält nichts von den „klassischen stereotypisch homosexuellen Dingen“, er hat aber seine kreative Energie immer daraus gewonnen, „der einzige Schwule im Dorf zu sein“, meinte er in einem Interview im Out Magazin. Diese Erfahrungen waren eine gute Lektion für sein Leben. Er musste die Wirklichkeit überdenken, die Norm hinterfragen und konzentrierte sich darauf, daraus neue Dinge zu schaffen. Das ist seine Art, wie er mit seinem Schwulsein umgeht. Das Ergebnis ist mehr als be­eindruckend. n  sigur-ros.co.uk

FOTO: GERHARD NIEDERLEUTHNER, PRIDE-ARCHIV, HEIKO LASCHITZSKY

DONAUWELLEN


KULTUR

Olav Meyer-Sievers:

„Diffuses Licht”

240 Seiten, 20 x 12 cm ISBN/EAN: 9783863001896 Männerschwarm Verlag Nach der Scheidung der Eltern lebt Tom mit seiner Mutter wie in einer Wohngemeinschaft zusammen, und mit Till hat er auch die Hürde des Coming Out locker überstanden. Die Frischverliebten fahren in den Urlaub, doch als sie zurückkommen, ist etwas Furchtbares geschehen: Toms Mutter hat Selbstmord begangen. Tom lernt, dass Nähe und Verlust zusammengehören, und aus Angst vor weiteren Enttäuschungen zieht er sich in seine Kifferträume zurück.

Und der Sex darf auch nicht zu kurz kommen, alleine, mit anderen oder in offenen Beziehungen – sei es als „Liebessex“ oder „Sexsex” oder „Vordemeinschlafenmachenwirhaltsexsex”. Vielleicht hat der Autor zu viele Themen untergebracht (Depression, Selbstmord, Kinderkriegen,…), aber die Darstellung, wie komplex Freundschaften und Beziehungen sich entwickeln, auseinanderleben oder doch auch funktionieren können, wird in dieser scheinbar leichten Sommerlektüre doch klar aufgezeigt. Am Ende -indet Tom mehr Klarheit, doch anders als erwartet. Text: Gerhard Niederleuthner

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Flokatis, Jimi Hendrix und leichte Drogen und auch viel Sex: Die „fetten“ 1970er und 1980er Jahre nehmen in diesem Roman noch einmal Gestalt an. Meyer-Sievers hat mit Tom einen charmanten Antihelden geschaffen, der sich am liebsten ein Pfeif-

chen reinzieht und den großen Durchblick sucht. Mit einfachen Sätzen, die den Zustand des pubertierenden Jugendlichen gut charakterisieren, wird erst allmählich klare Sicht ins diffuse Leben von Tom möglich.

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„QUICKIE CHECK“

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ie neue Kampagne der AIDSHilfen Österreichs vermittelt relevante Infos zu sexueller Gesundheit für schwule, bisexuelle und transgender Personen. Mit dem „Quickie Check“ werden Schwule auf spielerische Weise vor allem auf Datingund Community-Seiten angesprochen. Auf quickiecheck.at kann man einen kurzweiligen und spaßigen Quickie-Test machen und erfahren, wie hoch Risikoverhalten und Buddyfaktor sind – je nach Beantwortung der Fragen ist man ein „höllischer Sexrebell“ oder „Mr. Right“. Zusätzlich kann man einen coolen Beutelrucksack gewinnen. Unter queerhiv-info.at findet man Antworten auf Fragen rund um HIV und AIDS – von PEP, der Pille danach, bis zum Präserl. n

MENTAR

OHNE KOM asfasdf

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

TURTELN asfasdf Bereits zum fünften Mal ging Turteln am Taubenmarkt über die Bühne. Die AIDSHILFE OBERÖSTERREICH bot neben Infos zu HIV/AIDS durch MitarbeiterInnen ein breitgestreutes künstlerisches Programm: Rap von Average, beswingter Sound von Bye Maxene, eine fantastische Lucy McEvil in Begleitung von Martin Kratochwil, Orientalisches von Orwa Saleh & FRIENDS und quirlige Breakdancer Rize Rockaz Crew. DJ MR. WHITE sorgten für coolen Sound, und ein gutgelaunter Tom Pohl führte durch den Nachmittag. Ein die verschiedenen Communities verbindender, toller Event. n

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Realitätscheck: In diversen Onlinechats kommt beim Erstkontakt die Frage nach „bare ficken“ oftmals vor. Man kennt sich einander nicht, aber Sex ohne Kondom scheint wie selbstverständlich. n


GESUNDHEIT

Aus für Blutspendeverbot? Der deutsche Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat angedeutet, dass auch in Deutschland das totale Blutspendeverbot für schwule Männer fallen könnte.

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ach Ansicht des CDU-Politikers müsse überprüft werden, ob „neuere Testverfahren für Blutproben und eine bessere Einschätzung des Ansteckungsgeschehens einen befristeten Spenderausschluss – wie auch in den USA angekündigt – als Schutzmaßnahme ausreichend erscheinen lassen", sagte Gröhe den Zeitungen der FunkeMediengruppe. In Deutschland – wie auch in Österreich – darf derzeit kein Mann Blut spenden, der mindestens einmal Sex mit einem Mann gehabt hat – dabei spielt keine Rolle, ob der betreffende Mann Safer Sex praktiziert oder nicht. Begründet wird diese Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung mit dem höheren Risiko, dass das Blut bei schwulen und bisexuellen Spendern eher mit HIV infiziert sein könnte und die bei jedem Spender durchgeführten Bluttests eine frische Infektion übersehen könnten. In den letzten Monaten hatten mehrere Länder, darunter neben den von Gröhe erwähnten Vereinigten Staaten auch Frankreich und die Niederlande, ihre Richtlinien so angepasst, dass schwule Männer nach einem Jahr Enthaltsamkeit spenden dürfen. Das Blutspendeverbot kann allerdings in Deutschland nicht vom Gesundheitsmi­ nister, sondern nur von der Bundesärztekammer aufgehoben werden. Die Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung

prüft bereits seit mehreren Jahren, ob das Blutspendeverbot aufgrund der sexuellen Orientierung von Spendern noch zeitgemäß ist – bislang aber ohne Ergebnis. Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert jedoch schon seit Jahren eine Neuregelung, da „viele Heterosexuelle zumindest zeitweise höhere Infektionsrisiken“ aufweisen würden, aber wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht mit denselben Sanktionen belegt sind. Auch mehrere deutsche Landtage haben das Ende des Verbotes gefordert, zuletzt Anfang des Jahres das saarländische Parlament. Der von den Abgeordneten aller Landtagsfraktionen mitgetragene Antrag kritisiert unter anderem, dass Homosexuelle mit dem totalen Verbot „unter Generalverdacht“ gestellt werden würden. Mit Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien behandeln derzeit immerhin sechs der 28 EU-Staaten homo-, bi- und heterosexuelle Männer vollständig gleich – in diesen Ländern wird nur das individuelle Risikoverhalten der Spender abgefragt, nicht aber deren sexuelle Orientierung. Eine Änderung in Österreich ist nicht in Sicht – Gesundheitsministerin Dr.in Sabine Oberhauser hat verschiedentlich durch­ blicken lassen, dass sie keine Änderung befürworte, solange Blutspendeorganisationen wie z.B. das Rote Kreuz dagegen seien. n Text: Gerhard Niederleuthner

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OÖ Termine FR & SA Open House @ HOSI Linz Schaut am Freitag oder Samstag ab 21:00 in der HOSI Linz vorbei! Zu jeder vollen Stunde wird der Pokéstop in der Goethestraße 51 für 30 Minuten zum Hotspot! Fange in diesen 30 Minuten ein Rossana in der HOSI Linz und du bekommst ein Getränk gratis!

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Sa., 05.11.2016/21:00 Live in Concert Coy und Band – der geplante Hauptact von LINZPRIDE 2016, der wetterbedingt nicht mehr auftreten konnte – wird in der Stadtwerkstatt (StWSt) ein Konzert geben – mit anschließender Disko. > hosilinz.at

HOSI LINZ HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. HOSI Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Goethestraße 51, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz Beratung Telefonisch & per Mail: Mo, Do 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung)

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Lesbentreff „Lesbresso – what schall‘s“ am 1. Fr. / Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited Regenbogenstammtisch Jeden Do. 19:00 im Restaurant Zur Brücke, Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck W hosilinz.at/voecklabruck

Queerer Stammtisch Jeden 1. Mi. 19:00 Gasthaus „In’s Kulinari”, Wilhelm-von-Auersperg-Str. 2, 4523 Neuzeug Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe in fünf Sprachen: W hosilinz.at/category/refugees Spendenkonto (VKB Bank) Kto.-Nr. 10711174 / BLZ: 18600 IBAN: AT761860000010711174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz find us on facebook:

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Stmk Termine August Di., 16.08.2016/17:00 Stolpersteinverlegung Treffpunkt: feel free Sa., 20.08.2016/15:00 Selbsthilfegruppe trans-austria Café Erzherzog Johann Sa., 20.08.2016/18:00 ausufern – Eis essen Treffpunkt: feel free Sa., 20.08.2016/16:00 #buenas vibras clubbing Grazer Mursinsel

September Fr., 02.09.2016/17:00 ausufern – Lagerfeuer auf der Pfadfinderwiese Treffpunkt: feel free So., 04.09.2016/10:00 L-Ways – Riessachsee Treffpunkt: Rohrmoos, Gast-

STEIERMARK

haus Riesachfall (Parkplatz) Mi., 03.09.2016/19:00 Frauenstammtisch – Women Only La Meskla

Oktober

Sa., 10.09.2016/14:00 GAYvengers – Paintball und Buschen-schank Treffpunkt: feel free So., 11.09.2016/17:00 TransgenderSelbsthilfegruppe feel free Mo., 12.09.2016/19:30 HuG-Plan- und Plauschabend Evangelische Heilandskirche Fr., 16.09.2016/19:00 ausufern – Get-together im feel free Sa., 24.09.2016/22:00 ROSY Postgarage

Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 10:00 - 18:00 Mittwoch 13:00 - 17:00 Donnerstag 13:00 - 17:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

So., 02.10.2016/10:00 GAYvengers – Wandern am Schöckl Treffpunkt: feel free So., 02.10.2016/10:00 L-Ways – Heiligengeistklamm bei Leutschach Treffpunkt: Schlossberg südlich von Leut-schach (Kaufhaus Repolusk) Mi., 05.10.2016/19:00 Frauenstammtisch – Women Only La Meskla Mo., 10.10.2016/19:30 HuG – Gruppentreffen Evangelische Heilandskirche Fr., 21.10.2016/16:00 GAYvengers – Minigolf im Center West Treffpunkt: feel free

Mo., 26.09.2016/19:30 HuG-Plan- und Plauschabend feel free

ROSALIL A PANTHERINNEN RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz

Fr., 30.09.2016/19:00 ausufern – Get together im feel free

RLP-Teambesprechung Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – JedeR ist willkommen mitzuarbeiten! Frauenstammtisch – Women only Jeden 1. Mittwoch im Monat um 19:00 im LaMeskla. ElternStammtisch Jeden 2. Dienstag im Monat um 18:00 im LaMeskla.

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Sommeröffnungszeiten Bis 9. September ist Mittwoch und Donnerstag 13:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Montag ist in dieser Zeit geschlossen.

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free. Transgender-Selbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free. GAYvengers Programm und Details im RLPKalender sowie unter: facebook. com/thegayvengers Männerstammtisch Ankündigung der nächsten Treffen unter: facebook.com/ Maennerstammtisch Alle Veranstaltungen findest du auch auf homo.at/kalender Am Handy abonnierbar!

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abzulehnen sowie Kontakt­a nzeigen zu kürzen oder bei Platz­mangel in der folgenden Ausgabe zu veröffentlichen. Pro Person und Ausgabe wird nur eine Kontaktanzeige geschaltet. So antwortest Du auf ChiffreKleinanzeigen: 1. Antwortbrief in ein Kuvert stecken, zukleben und entsprechend frankieren. (Unterschiedliche Gebühren bei In- und Ausland!). Die Chiffre-Nummer mit Bleistift auf das Kuvert schreiben. 2. Das Kuvert steckst du nun in ein 2. Kuvert, klebst es ebenfalls zu, frankierst es und adressierst es an die Redaktion: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz Und nicht vergessen: Chiffre-Nummer unbedingt draufschreiben und Brief ausreichend frankieren! Nicht ausreichend frankierte Antwortbriefe können nicht weitergeleitet werden! Bei Zusendungen im Ausland höhere Portogebühren beachten!



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