PRIDE Nr. 163/April 2018

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163/April 2018

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Let's Play Rachel Estrella Cloud – Miss Tuntenball 2018

S. 14 & 32

Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG


GE

S. STEREO &

STELLA DESTROY

DESIGN BY CHRSITOF GERAMB

POS

TG AR A

AK: 10€ / EINLASS: 23:00 / EVERYONE IS WELCOME

14 APRIL


Editorial

PRIDE

100 Jahre

D

as Jahr 2018 ist ein Jahr des Gedenkens. Wir starten eine Serie über 100 Jahre Republik – im Teil 1 geht es vom Frauenwahlrecht bis zur Ehe für alle (S. 6-13). Klar ist, in den 100 Jahren hat sich vieles verändert, aber es braucht stets Wachsamkeit, um das Erreichte auch zu erhalten. Rachel Estrella Cloud – Miss Tuntenball 2018 gibt ehrliche Antworten im Interview auf Seite 14 – über Hinfallen und Aufstehen und die Weltherrschaft. Wir werfen natürlich auch einen Blick zum Tuntenball 2018 (S. 34/35). Wie heftig auflagenstarke, kleinformatige Tageszeitungen noch immer gegen Schwule anschreiben zeigt ein konkreter Fall über eine Schwulenbar im Wohngebiet (S.18-20).

Die RosaLila PantherInnen blicken weit in die Welt hinaus und habe ihre Coming-out Broschüre jetzt auch auf Arabisch übersetzt. (S. 28) Die HOSI Linz wiederrum hat allen Grund zu Feiern. Am 21. April wird das neue HOSI Zentrum mit der Queer Bar forty nine eröffnet (Seite 30/31). Aus der Schillerstraße 49 wird noch vieles zu hören sein. Die Kultur darf auch nicht zu kurz kommen – wir berichten über das kom­plexe Alphabet von Keith Haring (Seite 42/4) und Schrilles von Ralf König (Seite 49). Das Crossing Europe Filmfestival feiert 15. Geburtstag und PRIDE verlost Karten und einen Festivalpass (S. 44-46). Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner

Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: Homosexuelle Initiative Linz, Schillerstraße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanzreferent: Marco Graf, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Johannes Niedermayer, stellv. Vorsitzende: Michaela Feiner, Kassier: Chris Skutelnik, stellv. Kassier: Alexander Groß, Schriftführer: Raphael Rainer, stellv. Schriftführer: Eberhard Feiner-Wuthe, Beiräte: Peter Beck, Michael Hammer, Andreas Strick, Mag. a Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Chris Skutelnik, stellv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Johannes Niedermayer, Schriftführerin: Martina Weixler), beide: Annenstr. 26,

8020 Graz Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-GenderPersonen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen

ist möglich; Name und Anschrift des/der VerfasserIn müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 163/April 2018 Cover: Rachel Estrella Cloud – Miss Tuntenball 2018 – Foto: Andy Joe Layout: Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterIn­nen: (Redaktion Stmk) Anna Drusko, Lukas Hartleb, Kathrin Hiller, Andy Joe, Mario Lindner, Joe Nieder­mayer, Christoph Skutelnik, Hans-Peter Weingand; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Stefanie Moser, Gerhard Niederleuthner, Gernot Wartner Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 164/2018: Sa., 02.05.2018 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500

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PRIDE

Inhalt PRIDE Nr. 163/April 2017

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Steiermark

Editorial & Impressum

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Let's Play!

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Vor 2o Jahren

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Jahresbericht 2017, Verleihung fee-Award

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Gelebte Vielfalt, 8. März-Demo

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Thema: 100 Jahre Österreich Erkämpfte Frauenrechte

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Teuer erkämpft

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Kommentar: Deine Zukunft ist meine Zukunft.

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Bounty Killer

Gleichheit 12 Österreich

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Love is love

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Drittes Geschlecht vor Anerkennung

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Weil's in der Krone steht

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Flächenwidmung „Wohngebiet” 19

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Schockierend 22 Vielfalt im Beruf

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Splitter 26 „Coming-out auf Arabisch”

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28

39

Referendum 40 Wonderful World, Beautiful People

41

Kultur Mehr als Strichmännchen

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15 Jahre Blick auf Europa

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Erik & Erika

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„Mystery of Love”

48

„Abraham!!!” 49 Porn Film Festival Vienna

50

Gesundheit Was geht's uns an?

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Termine & Kontakte

Oberösterreich forty nine 30

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Ausland

Oberösterreich / HOSI Linz

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Comic Party, Kick it! 2018, Schmusn Party

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Gaytic –Easter Special XXL, Abschiedsparty, #checkit

Stmk / RosaLila PantherInnen 53

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Kontakte 54

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PRIDE

Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren... PRIDE Nr. 43/April 1998

rosalila buschtrommel 2/1998

Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand

Anfang Jänner 1998 outete der ORF in der Sendung „Thema“ den katholischen Pfarrer von St. Georgen an der Gusen, Franz Benezeder. Angeblich unabsichtlich und nur im Kontext ersichtlich. Allerdings sprang dann Radio Oberösterreich auf und interviewte Mitglieder der Pfarrgemeinde, was sie denn davon hielten, einen schwulen Pfarrer zu haben. Damit war die Bombe mitten im Ort geplatzt. Doch der Pfarrer stieß auf eine ungeahnte Welle der Solidarität und Sympathie in seiner Gemeinde, wie er PRIDE für die April-Ausgabe im Interview schilderte. Dass sich angesichts des seit Jahren schwelenden Skandals um Kardinal Hans Hermann Groer der ORF versuchte, hier als großes Aufdeckermedium zu beweisen, ist zwar verständlich, aber in der Sache unlauter. Es lief auf eine billige, persönliche Diffamierung hinaus, die zwar ausnahmsweise folgenlos blieb, aber weder einem seriösen Medium ansteht, noch dem Leitmedium in Österreich. Die Redaktion verlieh dem Landesstudio Oberösterreich dafür auch prompt den Grottenolm der aktuellen Ausgabe. Thema dieser Ausgabe war auch die eher turbulente Generalversammlung des ÖLSF in Innsbruck, in deren Zuge die RosaLila PantherInnen den Dachverband verließen. Ab jetzt sollte es mit dem ÖLSF bergab gehen. Im Kulturteil widmete sich die Redaktion so unterschiedlichen Künstlern wie Keith Haring, Sepp of Vienna und Francis Bacon. Und auch ein Fragebogen war beigeheftet, in dem die Redaktion wieder einmal die Resonanz der LeserInnen suchte.

In Graz bereitete die lesbischwule Jugendgruppe „fatal normal“ ein europa weites Jugendtreffen QUEERYOUgend im Rahmen des offiziellen Begleitprogramms anlässlich der Landesausstellung YOUgend in Radkersburg vor. Die HuG plante ein bundesweites Treffen der Homosexualität und Glaube/KircheGruppen in Judenburg. Das EU-Parlament forderte Österreich auf, endlich das diskriminierende Mindestalter für sexuelle Beziehungen von 18 bei Männern aufzuheben. Madame Uferlos brachte eine Besprechung der vier (!) Lokale in Graz. Mit „Honigbrot“ gab es im Grazer „Theater im Bahnhof“ Österreichs erste schwule Sitcom – live. Die PantherIn­nen luden für April ein zum ersten FFFFF – zum Frauen-FreitagFest im feel free. Und gemeinsam mit dem Lokal BARcelona und am Tuntenball wurde Geld gesammelt und Günter Tolar ein Scheck über 10.000 Schilling (Kaufkraft heute ca. 1.030 Euro) für „Positiv leben“ überreicht, ein Fonds für HIVPositive und Aids-Kranke. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Internet behandelte ein Artikel Besonderheiten bei der neuen Form der Kommunikation, wie Emoticons, Soundwörter (Aaaaah! *platsch*). Spannend die damalige Einschätzung: „Internet ist praktisch, um einmal un­erkannt zu schauen, was es da so Schwules gibt bzw. um sich mit irgendwelchen Leuten zu treffen (billiger als Inserate). Sicher ist jedoch: Eine nette Rammelei ersetzt der Cyberspace nicht und eine dauerhafte Beziehung schon gar nicht. Außer man steht auf Computer.“

Fotos PRIDE-Archiv

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100 Jahre

Österreich

Erkämpfte Frauenrechte

100 Jahre Österreich: Vom Frauenwahlrecht zur Ehe für alle – gesellschaftspolitische Umbrüche Teil 1: Erste Republik Text Hans-Peter Weingand Fotos RLPArchiv

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as Wahlrecht gab es zunächst nur für Besitzende und Gebildete, wodurch einige wenige privilegierte steuerzahlende Frauen auf Gemeinde- (ab 1849) und Landesebene (ab 1861) bzw. für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates (ab 1873) ein Wahlrecht besaßen. Dieser Umstand führte dazu, dass ab den 1880er-Jahren bei Wahlreformen sogar diesen Frauen ihre Rechte entzogen wurden. Zunächst erhielten immer mehr Männer das Stimmrecht und 1907 war für den Reichsrat das allgemeine und gleichen Wahlrecht für Männer erreicht. Umgekehrt war damit

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der Ausschluss der Frauen von jeglicher politischeren Mitbestimmung auf dem Höhepunkt. Aktives und passives Wahlrecht Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie wurde am 12. November 1918 die Republik Deutschösterreich ausgerufen und Frauen das aktive und passive Wahlrecht zuerkannt – für alle Ebenen des Wahlrechts (Gemeinde, Landtag, Parlament). Nach der Ausrufung der Republik kamen bereits 1918 zwölf Frauen in Wien in eine politische Funktion – im Gemeinderat. Bei der Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 konnten erstmals alle Frauen gleichberechtigt mit Männern ihr Wahlrecht wahrnehmen. Frauen waren nun zu einem entscheidenden und noch unbekannten Faktor in der Politik geworden. Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges spiegeln sich deutlich bei den Wahlberechtigten: Bei den Nationalratswahlen 1919 waren 53,5% der Wahlberechtigten weiblich, 1923 und 1927 waren es noch 53%, der Frauenüberhang schrumpfte langsam. Konservative Kreise waren davon ausgegangen, dass die meisten Frauen ohnehin den Wahlurnen fernbleiben würden. Das war nicht der Fall: 1919 wählten 87,0% der Männer und 82,3% der Frauen. Von den 159 Abgeordneten der National-


100 Jahre

Österreich

versammlung waren damals acht Frauen: sieben dieser acht Frauen stellte die Sozialdemokratie. Sieben dieser acht Frauen kamen aus Wiener Wahlkreisen. Frauen wählen anders Im Vergleich zur Ersten Republik hat sich das Wahlverhalten geändert: Heute wählen Frauen eher links als Männer, ein Phänomen, das schon in den 1980er-Jahren recht ausgeprägt war. Vor hundert Jahren und während der gesamten Ersten Republik bekamen Männer und Frauen verschiedenfärbige Stimmzettel, leider wurde aus Kostengründen das Abstimmungsverhalten im Detail kaum ausgewertet. Jedenfalls wählten die Frauen damals deutlich konservativer als die Männer. So erreichte bei den Nationalratswahlen 1927 die bürgerlich-konservative Einheitsliste 85 der 165 Mandate, die Sozialdemokratische Partei 71 und der Landbund 9 Mandate. Hätten nur die Frauen gewählt, wäre die Mandatsverteilung 94 zu 63 zu 8 gewesen, hätten nur die Männer gewählt, hätte die Mandatsverteilung 78 zu 76 zu 11 gelautet. Dieses Phänomen war keineswegs nur in ländlichen Regionen zu beobachten, es zog sich durch ganz Österreich, unabhängig von der Gemeindegröße. Die Wahlbeteiligung war 1927 bei den Frauen mit 88% etwas niedriger als bei den Männern mit 91%. Nur sechs Frauen zogen 1927 in den Nationalrat ein, der Frauenanteil von 3,64% war denn auch der niedrigste Wert in der Parlamentsgeschichte. Aber erst 1986 stieg der Frauenanteil über 10%, erst 1994 über 20% erst 2002 über 30%.

100 Jahre 2018 ist ein Jahr des Gedenkens. Zwischen 170 Jahre März-Revolution und 50 Jahre 68er-Bewegung liegen immerhin auch das 100-Jahre-Jubiläum der Republikgründung, aber auch der 80-te Jahrestag der Auslöschung der 1. Republik. Mit der Unterbrechung durch das NS-Regime wird also unsere Republik heuer 100 Jahre alt. Was hat diese Republik für uns gebracht? PRIDE wird sich in den kommenden Ausgaben dieses Jahres dieser Frage widmen.

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100 Jahre

Österreich

Teuer erkämpft Nichts fällt uns in den Schoß. Was wir heute an Rechten und Freiheiten besitzen, ist teuer erkämpft worden.

Text Gernot Wartner Foto PRIDEArchiv, Gerhard Niederleuthner

Fortsetzung von Seite 07

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rst 1918 – 70 Jahre nach den Männern – erhielten auch alle Frauen in Österreich das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht zu allen Gebietskörperschaften. In manchen Kantonen der Schweiz mussten die Frauen bis in die 1970er-Jahre noch darauf warten! Und es ist nicht so, dass die Männer die Einführung des Frauenwahlrechts aufgrund besserer Einsicht oder aus schlechtem Gewissen zugelassen haben, nein, es war reines Machtkalkül und der besonderen Situation nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung durch das Ende der europäischen Monar-

chien geschuldet. Überall in Europa (aber auch den USA) waren schon seit den 1880er-Jahren Vorkämpferinnen der Frauenemanzipation mit der Forderung nach der gleichen Teilhabe an der gesellschaftlichen und politischen Gestaltung auf die Straße gegangen – erfolglos allerdings bis dahin.

Im Zuge der Reform der Sozialversicherung wurden in den 1920erJahren für die verschiedenen Berufsgruppen sehr unterschiedliche Mutterschutzbestimmungen erlassen. Die umfassenden Regelungen – sechswöchiger Schwangeren- und Wöchnerinnenschutz mit Krankengeld bei Arbeitsenthaltung – gelten nur für jene Bereiche, die einen starken Zustrom an weiblichen Arbeitskräften verzeichnen.

treibungsverbotes im § 144 Strafgesetz: Neben der medizinischen Indikation sollte durch die soziale Indi­ kation der Frau der Schwangerschaftsabbruch legal möglich sein, „wenn die sozialen Verhältnisse unter denen die Mutter lebt, ihr die Aufzucht des Kindes nicht erlauben“. „Der besitzlosen Frau muss die Abtreibung unter den angeführten Bedingungen in öffentlichen Spitälern ermöglicht werden.“ Im selben Jahr gab es im Justizausschuss von den SozialdemokratInnen auch die Forderung nach Entkriminalisierung homosexueller Handlungen. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse scheiterten beide Initiativen – sie konnten erst 40 Jahre später politisch umgesetzt werden!

Abtreibungsverbot und Entkriminalisierung homo­s exueller Handlungen 1932 beantragt die Sozialdemokratin Adelheid Popp die Änderung des Ab-

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Plötzlich Souverän Überhaupt war die demokratische wie republikanische Ausgestaltung des neuen Staatswesen in Österreich wie anderswo keine allgemeine Herzensangelegenheit. Man war daran gewöhnt, dass es einmal die da oben


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Österreich

gab, die Besitz und Titel hatten und qua Geburtsrecht mit mehr Rechten, Freiheiten und Möglichkeiten ausgestattet waren, und die Masse des Volkes, die im Schweiße ihres Angesichts für die da oben schuften durfte und die vielleicht, mit viel Glück, es sich im Leben ein klein wenig verbessern konnte. Und über allem wachte ein gütiger Kaiser und eine mächtige, einflussreiche Kirche. Die Idee, plötzlich Souverän zu sein, das eigene Schicksal selbst bestimmen zu können, ja zu müssen, Verantwortung für die Gesellschaft und den Staat als solchen zu übernehmen, war vielen nicht geheuer. Demokratie will gelernt und eingeübt sein; RepublikanerIn wird man nicht durch Geburt, sondern durch Überzeugung und durch die Erkenntnis, dass die Republik eben eine res publica, eine öffentliche Sache ist, die jede und jeden angeht, die bzw. der ihr unterworfen und die bzw. der somit aufgerufen ist, sie mitzugestalten.

zelne müsse nicht nach dem eigenen, sondern nach dem Glück für die anderen streben. Wenn dies alle Menschen beherzigten, würde dem Einzelnen durch das gleiche Streben durch die anderen ebenso das Glück zuwachsen. Diese rationale Größe jenen einfachen Menschen abzuverlangen, die gerade einen Weltkrieg mit knapper Not überlebt hatten, womöglich kriegsversehrt und jedenfalls seit Jahren ohne Lohn und Brot waren und mitten in einer Hyperinflation nicht wussten, wovon sie am nächsten Tag leben sollten, war wohl eine zu große Zumutung. Am Ende sind diese Ideen von Demokratie und Republik fast überall in Europa gescheitert – spätestens zu Beginn der 1930er-Jahre feierten autoritäre, faschistische wie sozialistische, Ideen überall in Europa ihren die Menschenwürde verachtenden Durchbruch. Die Folgen sind ebenso bekannt wie fatal.

Nach dem Glück für die anderen streben

Aus diesem Scheitern der republikanischen und demokratischen Ideen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in den meisten westeuropäischen Staaten die Konsequenzen gezogen. Mit der Wiedererrichtung der re­publikanischen und demokratischen Verfasstheit der europäischen Staaten nach 1945 ging auch ein

Über 100 Jahre zuvor hat der deutsche Philosoph Immanuel Kant nicht nur den kategorischen Imperativ für das Zusammenleben der Menschen grundgelegt, sondern auch für dieses Zusammenleben gefordert, der Ein-

Sozialstaat

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100 Jahre

Österreich Bekenntnis zum Sozialstaat einher. Denn ohne umfassende soziale Absicherung, die die Menschen von ihren existenziellen Nöten und Ängsten befreit, ist Demokratie nicht machbar. Doch auch der Sozialstaat, wie wir ihn heute kennen, ist nicht einfach so entstanden. Aus bescheidenen, wenn auch ambitionierten Anfängen wurde er nach und nach ausgebaut – und auch hier nicht immer aufgrund besserer Einsicht oder aus schlechtem Gewissen, sondern durch jahrzehntelangen Kampf gegen immense Widerstände. Denken wir nur daran, wie lange es gedauert, wie viele Anläufe es gebraucht hat und wie viele Demonstrationen nötig waren, um die Abtreibungsfrage durch die Fristenlösung zumindest grundsätzlich zu lösen. Und selbst heute ist dieses Thema noch immer auf der Agenda einer radikal-konservativen Minderheit. Zivilgesellschaft und Höchstgerichte Auch alle Errungenschaften, Rechte und Freiheiten der neuen Lesben- und Schwulenbewegung, die in Öster­reich mit Beginn des Jahres 2019 in der Öffnung der Ehe gipfeln könnten, sind nicht dadurch eingeführt worden, dass sich die PolitikerInnen einem modernen, zeitgemäßen und den Idealen des Humanismus verpflichteten Gesellschaftsmodells verbunden gefühlt hätten, sondern durch den Druck der Zivilgesellschaft und letztlich durch die Höchstgerichte. Auch hier bedurfte es Demonstrationen wie die Regenbogenparade, Petitionen und schier endlose Gespräche, Veranstaltungen und politisches Lobbying. Nein, es waren die Lesben und Schwulen selbst, die sich ihrer Sache annahmen und ihr Leben in dieser Gesellschaft zunehmend selbstbewusster zu ge-

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stalten versuchten – ganz im Sinne der res publica, der öffentliche Sache, die jede und jeden angeht und die bzw. der somit aufgerufen ist, sie auch aktiv mitzugestalten. Angst vor diesen Veränderungen Nein, es fällt uns nichts einfach so in den Schoß. Das hat es nie und das wird es auch in Zukunft nicht. Die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft fordert uns. Sie will täglich aufs Neue erkämpft sein. Alle paar Jahre wählen zu gehen, ist eine Möglichkeit, die Politik und damit die Gesellschaft zu gestalten, zivilgesellschaftliches Engagement eine andere, sogar nachhaltigere. Ob bei Rettungsdiensten, in Flüchtlingseinrichtungen, in LGBT-Organisationen, in Umweltorganisationen oder in Friedensinitiativen – der tägliche Einsatz unzähliger Menschen ist der permanente Versuch, die Welt, unseren Staat, unsere Gesellschaft ein kleines Stück weit besser, gerechter und lebenswerter zu machen. Entgegen allen Widerständen, entgegen allen, die meinen, dass sich ja nichts ändern solle, weil sie Angst vor diesen Veränderungen haben. Aber, wenn sich nichts ändert, kann es jedenfalls nie besser werden. Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts leben wollten, die, hätte sich nichts geändert, unver­ ändert Bestand haben würde.


100 Jahre

Österreich

Ein Kommentar von Mario Lindner

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sterreich feiert Geburtstag. Unsere Republik wird heuer 100 Jahre alt. Gerade in Zeiten wie diesen schadet es daher nicht, zum Jubiläum einmal inne zu halten und nachzudenken, was wir aus dem letzten Jahrhundert lernen können. Schauen wir uns einmal die Zeit an, in der wir gerade leben. Seit Dezember hat Österreich eine neue Regierung. Schwarz-Blau hat sich in den ersten Monaten im Amt vor allem durch massiven Sozialabbau und unzählige große und kleine Skandale ausgezeichnet – von der Abschaffung von Jobprogrammen für ältere Arbeitslose, über die Kürzung von Integrationsmaßnahmen (während gleichzeitig ein Kopftuchverbot gefordert wird), bis zur ganzen Causa um den Verfassungsschutz. All diese Aktionen lassen erahnen, wie es mit dem gesellschaftlichen Fortschritt in unserem Land in den kommenden Jahren weitergehen könnte ... im wahrscheinlichsten Fall Stillstand, im schlimmsten Fall im Rückwärtsgang. Für alle, denen ein weltoffenes, modernes, buntes Österreich ein Anliegen ist, MUSS das ein Weckruf sein. Wir haben schon viel zu oft erlebt, dass die Freiheitsrechte, die über Jahrzehnte erkämpft wurden, nicht in Stein gemeißelt sind. Und genau deshalb sollten wir alle – die LGBTIQ Community genauso wie viele andere Gruppen – diesen Moment nutzen, um zu überlegen, was unser aller Weg vorwärts ist. In was für einem Land wollen wir leben? Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor? Gerade erst hat das neue Frauenvolksbegehren schon in der ersten Phase schon fast 250.000 Unterschriften gesammelt. Nehmen wir das doch zum Anlass, einmal auf die Gleichberechtigung von Frauen in unserem Land zu schauen: Vor 100 Jahren, am Ende des 1. Weltkriegs, hatten Frauen noch nicht einmal das Recht zu wählen. 1919 durften sie zum ersten

FOTO © DANIEL KLEIN

Deine Zukunft ist auch meine Zukunft.

Mal gleichberechtigt zu den Urnen schreiten. Und erst in den 1970er-Jahren konnten von der Zivilgesellschaft und den progressiven Regierungen der Zeit zentrale Schritte für mehr Gleichberechtigung erkämpft werden – die Fristenregelung, das Ende der Geschlechtertrennung in Schulen, die Schaffung des Gleichbehandlungsgesetzes und vieles mehr. Erst 1989 wurde die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt. Und trotz all dieser Erfolge und den vielen, die seit dem noch dazukamen, haben wir auch in diesem Bereich noch viel zu viel zu tun. Gerade deshalb zeigt das Frauenvolksbegehren uns vor, wie wir auch in Zukunft schlagkräftig für mehr Offenheit und Vielfalt in Österreich kämpfen können: Nämlich indem wir über den Tellerrand unserer eigenen Interessen hinausschauen ... und damit erkennen, dass die Probleme, mit denen wir selbst zu kämpfen haben, in Wahrheit auch viele, viele andere betreffen. Höchstwahrscheinlich sogar Menschen und Gruppen, von denen wir es uns nie gedacht hätten. Denn dieses Volksbegehren hat es geschafft zu zeigen, dass eine gerechtere, fairere Gesellschaft besser für ALLE von uns ist – egal ob Mann oder Frau, schwul, lesbisch oder hetero. Mit Forderungen wie der fairen Verteilung von Arbeit, dem Aufbrechen von Rollenbildern und der Förderung von Vielfalt zeigt es uns den Weg zu einer modernen, offenen Zukunft für alle Menschen in Österreich. Und genau so geschieht gesellschaftlicher Fortschritt: Wenn neue Allianzen entstehen und Menschen miteinander arbeiten, die sich sonst wahrscheinlich kaum begegnet wären ... wenn sie verstehen, dass „meine Zukunft“ auch von „deiner Zukunft“ abhängt. Mario Lindner ist der Sprecher der SPÖ für Gleichbehandlung, Diversität und LGBTIQ.

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Österreich

Gleichheit Warum wir den internationalen Frauentag feiern (sollen)

Text Rainer Bartel

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orderungen nach Gleichberechtigung können verschiedene Inhalte meinen, aber auf wesensgleiche Ursachen zurückgehen. Gleichberechtigung unbeschadet der sexuellen Orientierung und Identität ist eine Forderung, die ebenso offensichtlich und stark ist wie die nach Gleichberechtigung der Geschlechter. Beide Forderungen sind eigentlich Selbstverständlichkeiten, beruhen sie doch auf dem nicht zu rechtfertigenden Missbrauch menschlicher Geschlechtlichkeit. Machtgefälle nutzen In beiden Diskriminierungsbereichen geht es nämlich letzten Endes darum, Überlegenheit zu entwickeln, das Machtgefälle egoistisch zu nutzen und die eigene Bevorteilung zu wahren. Diskriminierungen, die auf Geschlechtlichkeit beruhen, haben sich in die Gesellschaft so eingefressen, dass es meist pure Gewohnheiten, bloße Vorurteile, vernunftmäßig längst überholte, aber immer noch verkrustete Normen sind, die das Patriarchat – die Männerherrschaft – schützen und Frauen auf den zweiten Rang verweisen. Die dahintersteckende Absicht verwischt sich so. Bei Lesben und Schwulen ist es speziell das gesellschaftliche Prinzip der Heteronormativität, das Diskriminierung ermöglicht. Es meint nicht nur den mal mehr und mal weniger starken Zwang, heterosexuell zu leben, sondern meint zugleich auch, das Patriarchat zu akzeptieren. Dabei ver-

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stößt die Heteronormativität – übersteigert ausgedrückt: die Zwangsheterosexualität – gegen das Grundrecht auf Privatheit und somit auch auf sexuelle und familiale Selbstbestimmung. Aktionismus und Widerstand Gerade in einer Zeit, wo reaktionäre Kräfte Grundrechtsinstitutionen angreifen und damit die Akzeptanz oberster Rechtsnormen und die Legitimität höchstgerichtlicher Erkenntnisse unterminieren, werden Aktionismus und Widerstand ganz besonders zur Pflicht. Wie sonst sollen sachliche Haltlosigkeiten effektiv und rasch haltlos gemacht werden? Geschlecht wird biologisch zweifach konstruiert: zum ersten einerseits skandalös, indem das Geschlecht intersexueller Kinder durch vorschnelle operative Eingriffe eindeutig gemacht wird, oft mit verheerenden Folgen, und andererseits erfreulich, indem geschlechtsanpassende Operationen die Harmonie zwischen Psyche und Körper herstellen. Zum zweiten wird Geschlecht sicherlich auch sozial konstruiert: Ein Mädchen hat mit dem zu spielen, das anzuziehen, sich so zu verhalten, hat eine Ehefrau zu werden und einen de-inierten Frauenberuf zu ergreifen – nichts Anderes soll infrage kommen. Der britische Sozial- und Wirtschaftswissenschafter Lord Robert Skidelsky schrieb jüngst, „Geschlecht wird zusehends als sozial konstruiert angese-


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Österreich

hen, und daher sollten Kinder ermutigt werden, ihr soziales Geschlecht selbst zu wählen“, denn „wirkliche Geschlechtergleichheit wird erst erreicht, wenn die Bildung von Vorlieben und Gewohnheiten nicht mehr Geschlechterklischees unterworfen sind“, und „es ist nur eine Frage der Zeit, dass das, was grundsätzlich akzeptiert ist, auch Praxis wird“. Genau diese Emanzipation aus haltlosen, machtfestigenden, ungerechtfertigten Zwängen ist der fundamentale Zweck des Frauenvolksbegehrens ebenso wie des Aktivismus lesbisch/schwuler Organisationen. Speziell die Ehe für alle ist freilich hart umkämpft. Für Konservative, Reaktionäre und Rechtspolulist­Innen wird nämlich mit der Öffnung der Ehe das bedeutendste der noch verbliebenen Bollwerke der Heteronormativität und somit des Patriarchats fallen. Sichtbarkeit des frei gewählten Lebensstils Harvey Milk, der erste offen schwule Bezirksstadtrat San Franciscos, konnte in den 1970ern seinen politischen Erfolg dadurch erringen, dass er diskriminierte Minderheiten aller Art solidarisch vereinte. Er machte ihnen klar, dass ihre jeweiligen Diskriminierungen systematisch zusammenhingen und es sich daher lohne, gemeinsam gegen das gesellschaftliche Ordnungsprinzip Diskriminierung einzutreten. Starke Werkzeuge für gesellschaftliche Zwänge sind Scham und Schande. Der bislang größte Erfolg der Frauenbewegung wie auch der Lesben- und Schwulenbewegung ist es, das offen selbstbewusste und selbstbestimmte Frausein, Lesbischsein oder Schwulsein immer mehr zu verbreiten, ge-

sellschaftsfähig zu machen und Normalität werden zu lassen, es aus dem Mief von Scham und Schande, Abnormität und Verstecken herauszuholen. In diesem Sinn ist die Sichtbarkeit des frei gewählten Lebensstils von größter Bedeutung. Die Argumente sind auf Seiten von Frauen, Lesben und Schwulen, doch bei der Umsetzung werden wir verständlicherweise immer ungeduldiger und fordernder. Es geht doch immerhin um Menschenrechte und Lebenszufriedenheit, konkret um nicht weniger als um zentrale Werte wie Freiheit, Solidarität und Chancengerechtigkeit: alles mit dem Ziel gesellschaftlichen Fortschritts. Freilich ist gesellschaftlicher Fortschritt vielfältig und divers interpretierbar. Doch dabei dienen die Grundrechte als Wegweiser, die konkreten Ziele als Argumentationshilfen. So sind etwa die Aufrechterhaltung der überkommenen Ordnung, die Durchsetzung kirchlicher Gebote und Verbote sowie die Blutund Bodenmentalität im Heimatbegriff zwar konservative und rechtspopulistische, revisionistische und reaktionäre Ziele, aber nicht wirklich zu argumentierende Inhalte. Zielvorstellungen Selbstverwirklichung, liberale Demokratie und solidarische Gemeinschaft sind dagegen die schlagenden Argumente. In einem solchen Wertesystem hat Diskriminierung von Frauen, Lesben, Schwulen und anderen sozialen Gruppen sicher keinen Platz. Die Faktenlage ist daher immer wieder aufzuzeigen: sowohl die Ideale und Grundrechte als auch die Diskriminierungen und ihre Widersprüche zu den in den obersten Rechtsnormen erklärten Zielvorstellungen.

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Webtipp  socialeurope. eu/next-stagewomensemancipation


Österreich

Love is love Rachel Estrella Cloud – Miss Tuntenball 2018 – über mutig und bunt Sein, Hinfallen und Aufstehen und die Weltherrschaft. Text Kathrin Hiller Fotos Andy Joe

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nter tosendem Applaus wurde am Ballabend die neue Miss Tuntenball 2018 gekrönt. Rachel Estrella Cloud wird ein Jahr lang würdevoll das hohe Amt übernehmen. Die 29 Jahre junge Drag Queen wohnt in Vor­arlberg. Die Kunstfigur Rachel Estrella Cloud gibt es schon seit 2012 und seit her ist sie immer wieder auf CSDs und verschiedensten Partys unterwegs. Was sie alles vor hat und worauf sie sich am meisten freut, erfahrt ihr hier: 29 Jahre jung und lebt seit Anfang Februar im wunderschönen Vorarlberg. Was bedeutet es für dich, Miss Tuntenball zu sein? Für mich bedeutet der Titel sehr viel. Vor ein paar Wochen lebte ich noch in Tirol, jetzt in Vorarlberg, und da habe ich als Dragqueen nicht wirklich die Möglichkeit, groß nach außen sichtbar zu sein wie in Wien oder Graz.

Deshalb war die Wahl für mich eine Chance zu zeigen, wer ich bin und was ich kann, und das Ganze dann noch zu gewinne, das war der Oberknaller für mich. Es ist doch eine Art Bestätigung, dass man was kann, aber für mich hört die Arbeit hier nicht auf, man kann immer noch was besser machen und an sich arbeiten. Worauf freust du dich während deiner Zeit als Miss Tuntenball am meisten? Eigentlich auf alles, ich weiß ja nicht, was so alles auf mich zukommt. Aber das finde ich gerade so spannend. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, viele neue Menschen kennenzulernen, neue Erfahrungen zu sammeln und das eine oder andere Booking zu erhalten. Welche Ziele hast du dir gesteckt? Meine Ziele sind ganz klar, den Tuntenball zu vertreten und die Liebe in die Welt zu tragen. Ich will für ein friedliches Miteinander einstehen und den Menschen Mut machen, das zu tun, was sie lieben. Offen zu sein für neue Erfahrungen. Mut zu machen, dass man so sein darf wie man ist. Was bedeutet Drag für dich? Drag ist für mich nicht nur eine Kunstform. Ich kann durch das Drag so viel mehr sein als nur ein Mann.

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Rachel Estrella Cloud – Miss Tuntenball 2018 mit Miss Desmond Ich kann meine weibliche Seite ausleben, ich kann bunt sein, ich kann laut sein. Alles das, was man im normativen Leben als Mann nicht sein darf oder soll. Und genau das finde ich so toll an Drag, man kann alle Grenzen sprengen. Was fasziniert dich an der Draqszene? Die Vielfalt. Drag lässt sich nicht nur in eine Schublade stecken. Es gibt so viele verschieden Formen und Farben des Drag. Und alles hat und darf Platz finden und das finde ich so toll daran. Wie stehen deine FreundInnen und deine Familie zu dir als Drag Queen? Meine Freundinnen und Freunde und meine Familie finden das großartig, was ich mache. Ich lass mich nicht unterkriegen und mache immer weiter, nach dem Motto „hin-

fallen, aufstehen, Krone richten und weitermachen“, diese Stärke bewundern sie, und oh Mann, ich bin wirklich oft hingefallen, aber sie stehen immer hinter mir. Ich finde es auch extrem wichtig, dass man den Rückhalt der Freunde und Familie hat. Sie sind für mich eine Art Berater und Jury, und diese Jury ist wirklich hart, aber das ist genau das Gute daran – nur so kann ich es besser machen. Was wünscht du dir für dieses Jahr als Miss Tuntenball? Ich wünsche mir, dass ich den Menschen Mut machen kann, Mut, so zu sein und zu leben, wie sie es wollen. Ein Vorbild sein für junge Queens, die sich noch nicht so trauen, den Schritt ins Rampenlicht zu wagen. Ich wünsche mir, die Welt ein wenig bunter und friedlicher zu machen. Nach dem Motto: Love is love. Und vielleicht, wie Miss Desmond sagte, zuerst der Titel der Miss Tuntenball und danach die Weltherrschaft. PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

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Drittes Geschlecht vor Anerkennung Mit Beschluss vom 14. März 2018 hat der Verfassungsgerichtshof das Verfahren zur Aufhebung der staatlichen Registrier ung des Geschlechts eingeleitet. Text Gernot Wartner Foto RLP

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ine intergeschlechtliche Person, die weder männlich noch weiblich ist, hatte am Standesamt Steyr beantragt, ihren Geschlechtseintrag im Geburtenregister auf „inter”, „anders”, „X” oder eine ähnliche Bezeichnung zu berichtigen. Nach Ablehnungen durch das Standesamt und das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich hat der Verfassungsgerichtshof der intergeschlechtlichen Person nun vorläufig recht gegeben. Mit seiner Entscheidung folgt der Verfassungsgerichtshof dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), der bereits 2003 festgestellt hat, dass die selbstbestimmte Wahl der Geschlechtsidentität ein fundamentales Menschenrecht ist. Die 14 VerfassungsrichterInnen halten fest, dass die geschlechtliche Identität und Selbstbestimmung zu einem der intimsten Bereiche des Privatlebens gehören und die Registrierung des Geschlechts im staatlichen Geburtenregister (und die damit verbundene Ausweisung dieses Geschlechts in staatlichen Urkunden und Ausweisen) somit auch identitätsstiftend wirkt. Individuelle Entscheidung Der Verfassungsgerichtshof geht daher davon aus, dass Menschen nur

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jene Geschlechtszuschreibungen durch staatliche Regelungen akzeptieren müssen, die ihrer Geschlechts­ identität entsprechen. Die Verfassung schütze den Einzelnen vor fremdbestimmter Geschlechtszuweisung, wobei dies in besonderem Maße für Menschen mit alternativer Geschlechtsidentität gilt. Insbesondere intergeschlechtliche Menschen stellen auf Grund ihrer geringen Zahl und ihres „Andersseins“ eine besonders verletzbare Gruppe dar. Der Staat muss daher die individuelle Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Geschlecht akzeptieren. Realer Bezugspunkt im sozialen Leben Der Staat sei, so der Verfassungsgerichtshof, nicht verpflichtet, das Geschlecht zu registrieren, die Verfassung verbiete diese staatliche Registrierung aber auch nicht. Wenn der Staat sich für eine Registrierung des Geschlechts entscheidet, macht er damit einen zentralen und intimen Aspekt des privaten Lebens öffentlich sichtbar und muss daher sicherstellen, dass die Geschlechtseinträge die jeweilige individuelle Geschlechtsidentität reflektieren und es auch ermöglichen, den Geschlechtseintrag, insbesondere bei Kindern, bis zu einer selbstbestimmten Zuordnung offen zu lassen. Zugleich stellt der Ver-


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fassungsgerichtshof klar, dass ein verfassungsgesetzlicher Anspruch selbstredend nur auf solche Geschlechtsangaben besteht, die einen realen Bezugspunkt im sozialen Leben haben und nicht frei erfunden sind. Die Angst der Familien vor Stigmatisierung indiziert, so die VerfassungsrichterInnen eindeutig und in Übereinstimmung mit der Bioethik-Kommission, keinesfalls Eingriffe in die geschlechtliche Entwicklung.

spektieren, ihnen insbesondere zu ermöglichen, einen Geschlechtseintrag jenseits von bloß „männlich“ oder „weiblich“ zu wählen. Und auch die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat am 22.04.2015 die Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, die Ermöglichung einer dritten Geschlechtsoption für jene zu erwägen, die eine solche wünschen. 2017 haben sich sowohl die österreichische Bioethik-Kommission als auch die Volksanwaltschaft dieser Forderung angeschlossen.

Dritte Geschlechtsoption 2015 hat der Menschenrechtskommissar des Europarates in einem Bericht über die Lage intergeschlechtlicher Personen dazu aufgerufen, bei der Ausstellung von Personenstands­ urkunden und Ausweisen die geschlechtliche Selbstbestimmung intergeschlechtlicher Menschen zu re-

Der Verfassungsgerichtshof hat die Bundesregierung zur Äußerung innerhalb weniger Wochen aufgefordert. Die Endentscheidung in dem vom Rechtskomitee LAMBDA (RKL) vertretenen und auch vom Grün-Alternativen Verein zur Unterstützung von Bürgerinitiativen unterstützten Verfahren fällt frühestens im Juni.

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Weil’s in der Krone steht Österreichs größte Tageszeitung reitet wieder. Immer wenn es gegen Lesben und Schwule geht bzw. wenn Anstand und Sittlichkeit in Gefahr geraten, ist die Kronen Zeitung auch schon zur Stelle. Text Gernot Wartner Foto ohnezwang.at

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emeinsam mit FPÖ-Politi­ kerInnen und angeblich besorgten BürgerInnen wird heftig Stimmungs­ mache betrieben. „Mitten in Wohnsiedlung – „HomoTreff“ sorgt für Wirbel in Freindorf“ – so titelte die OÖ-Ausgabe der Krone am 06.03.2018. „In Ansfelden – genauer gesagt in Freindorf – gehen derzeit die Wogen hoch! Dort suchte nämlich ein Unternehmer aus Kirchberg ob der Donau um eine Betriebserlaubnis für ein Café für 30 Personen an. Welches sich nach genauerer Recherche nun als ein spezieller ‚Männerclub’ mit Privatkabinen und mehr entpuppte... Freindorf hat zwar keinen Lebensmittelmarkt mehr, aber

bekommt zumindest ein neues Café! Eine grundsätzlich positive Nachricht, die aber einige Anrainer sofort aufhorchen ließ. Denn dass in dem heruntergekommenen Haus in der Schenterstraße 2 ein Kaffeehaus mit 30 Sitzplätzen entstehen soll, war nicht nur den unmittelbaren Nachbarn dort alles andere als geheuer. Club zum Spielen und Cruisen Und nach genauerer Recherche haben sich diese Bedenken dann auch bestätigt. Denn obwohl der Hausbesitzer dort noch keine Betriebserlaubnis erhalten hat, war bis Freitag seine Homepage online, auf der er seinen neuen Club OZ (Ohne Zwang) bereits bewarb. Dabei war von ‚einem neuen, sicheren Ort für die Community in Linz-Ansfelden‘ zu lesen. Mit Privatkabinen, Dark Room und der Möglichkeit zum ‚Spielen‘ und ‚Cruisen‘. Letzteres steht in der HomosexuellenSzene für die aktive Suche nach potenziellen Sexualpartnern. Anrainer entsetzt ‚Wir sind bei der Verhandlung vom Hauseigentümer eindeutig getäuscht worden und über die eigentlich geplante Verwendung der Räumlichkeiten wurde kein Wort verloren‘,

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Flächenwidmung „Wohngebiet“ Stellungnahme des Büros des Bürgermeisters, Manfred Baumberger (SPÖ):

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s handelte sich dabei um eine Bauverhandlung, bei welcher der Bürgermeister nicht das zuständige Organ ist. Bei der stattgefundenen Gewerbe­verhandlung der Bezirkshauptmannschaft Linz Land kommt der Stadtgemeinde Ansfelden lediglich Parteistellung zu. Das bedeutet, dass wir als Gemeinde nur eine Stellungnahme zum geplanten gewerberechtlichen Vorhaben abgeben können. Kurze Erläuterung zur Vorgehensweise: Die Gewerbebehörde informiert sich bei der Baubehörde – also der Stadtgemeinde Ansfelden – über die Flächenwidmung. Das betroffene Grundstück weist die Flächenwidmung „Wohngebiet“ auf, in welcher das eingereichte Lokal nicht zulässig ist. Ob die Gewerbebehörde diese Feststellung in ihrem Verfahren mitberücksichtigt hat, wissen wir momentan nicht. Im Bauverfahren sind wegen des Widerspruchs zur Flächenwidmung jedenfalls nicht alle für eine Baubewilligung notwendigen Auflagen erfüllt.

Bewohnerinnen und Bewohner des Wohngebietes) ansprechen soll. (Anmerkung: Es dürfen im Wohngebiet gemäß § 22 Abs. 1 Oö. ROG 1994 andere Bauwerke als Wohngebäude nur dann errichtet werden, wenn sie wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Bedürfnissen vorwiegend der Bewohnerinnen bzw. Bewohner dienen und ihre ordnungsgemäße Benützung keine Gefahren, erheblichen Nachteile oder erheblichen Belästigungen für die Bewohner mit sich bringt. Bei dieser regionalen Einschränkung darf nicht auf einen erweiterten Einzugsbereich abgestellt werden. Es darf nur – also ausschließlich – auf die Bedürfnisse der Bewohner des betreffenden Wohngebietes abgestellt werden. Diesbezüglich wurden unsererseits mehrere Rechtsauskünfte eingeholt. Auch wurde mit dem Amt der Oö. Landes­ regierung – Abteilung Raumordnung – gesprochen.)

Bedürfnisse der BewohnerInnen

Die Baubehörde befindet sich derzeit noch im Ermittlungsverfahren. Nach dem derzeitigen Stand kann keine Bauverhandlung ausgeschrieben und auch keine Bewilligung erteilt werden (§ 22 Abs. 1 Oö. ROG und § 30 Abs. 6 Oö. BauO).

Ja, es wurden Besprechungen abgehalten und Vorprüfungen (Bauberatung) vorgenommen, allerdings wurde erst im Rahmen des notwendigen Ermittlungsverfahrens festgestellt, dass kein Café, sondern ein Lokal, mit überregionalen Einzugsbereich, errichtet werden soll, welches nur eine bestimmte Gruppe (und nicht wie laut Flächenwidmung vorgesehen, hauptsächlich

Wir können Ihnen versichern, dass wir als Stadtgemeinde Ansfelden ausschließlich auf Grundlage be­ stehender Gesetze agieren – uns geht es vorab um eine rechtliche Klärung des Sachverhaltes. Homophobie wird am Stadtamt in keiner Art und Weise geduldet. Auf die Berichterstattung der Kronenzeitung haben wir keine Einflussmöglichkeit.

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sind die Anrainer entsetzt, dass direkt neben einer Einfamilienhaussiedlung nun ein derartiges Etablissement eröffnen soll. Ins gleiche Horn bläst auch der Ansfeldener FP-Vizestadtchef Christian Partoll: ‚Wir brauchen in Freindorf weitere Nahversorger und andere Betriebsansiedelungen. Eine solche Verwendung ist abzulehnen und darf keine Genehmigung bekommen!‘“

gearbeitet zu haben und auch verschiedene, im Zuge des Behördenverfahrens aufgetauchte Probleme gelöst und erfolgte Auflagen umgesetzt zu haben. Nicht zuletzt wäre der Bürgermeister als letztzuständige Behörde von Beginn an involviert gewesen. Jetzt sei das Projekt seitens der Stadt dennoch plötzlich abgelehnt worden; Homepage und FB-Auftritt seien daher bereits vom Netz genommen.

Was aber ist der Skandal?

Es ist beschämend, dass hier sofort die homophobe Karte gezogen wird und auch die SPÖ-regierte Stadt Ansfelden umgehend vor der FPÖ und dem vermeintlichen, von der Krone getrommelten Volkswillen umfällt. Das ist der eigentliche Skandal in diesem Fall: Dass die Homophobie der FPÖ und der Kronenzeitung selbst SPÖ-PolitikerInnen zu willfähriger Diskriminierung veranlassen kann. Der Bericht der Kronenzeitung insinuiert einen Sündenpfuhl, und diese Behauptung wird von den behördlichen EntscheidungsträgerInnen unbesehen übernommen. Was ist an der kolportierten „aktiven Suche nach potenziellen Sexualpartnern“ so schlimm? Heterosexuelle suchen sich ihre Sexualpartner ja nie aktiv, oder? Es wird gleich vorab angenommen, es ginge dort nur um „schmutzigen“ Sex. In der Kronenzeitung wird folgerichtig von einem „Etablissement“ gesprochen – der unausgesprochene Bezug zum Rotlichtmilieu schwingt deutlich mit: Prostitution, also käuflicher Sex. Was seitens der Betreiber vehement ausgeschlossen wird – aber wen interessiert das offenbar? Jedenfalls nicht die Kronenzeitung und nicht die FPÖ: „Eine solche Verwendung ist abzulehnen!” Allerdings: Nur weil’s in der Krone steht, muss es noch lange nicht stimmen – davon kann unter anderem die HOSI Linz ein langes Lied singen …

Dass ein Unternehmer meint, mit einem speziellen Angebot an Schwule Umsatz zu machen? Dass eine Schwulenbar in einem Vorort von Linz aufsperrt (die geplante Location wäre etwa 500 m jenseits der Stadtgrenze)? Ansfelden ist ja nicht gerade Afiesl – und selbst dort sollte es jeder und jedem unbenommen bleiben, ein solches Angebot aufzumachen, also warum nicht in Ansfelden. Wenn alle Auflagen erfüllt werden, eine Betriebs­anlagengenehmigung vorliegt und ein Gewerbe angemeldet und genehmigt wurde, ist es egal, ob dort ein türkisches Café, eine Schwulenbar oder ein Schützenverein eröffnet. Bei geplanten 30 Sitzplätzen und Öffnungszeiten zwischen 14 und 22 Uhr ist auch eine allfällige Störung der NachbarInnen eher auszuschließen. Und welche Rolle spielt es, welchen Zustand das Haus äußerlich aufweist? Dessen Zustand dürfte dem Betreiber wohl bewusst sein, und solange dieser darin keinen Nachteil für seinen Betrieb sieht, sollte es niemanden interessieren, in welchem Zustand die Hausfassade ist. Erfolgte Auflagen umgesetzt Seitens der Betreiber heißt es, im Vorfeld mit den zuständigen Stellen des Stadtamts durchaus gut zusammen-

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Schockierend Weihbischof Laun über Sünde, Segnungen und KZ

Text Gernot Wartner Foto Josef Kuss

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ieder einmal zeigte der emeritierte Salzburger Weihbischof Dr. Andreas Laun, dass er mit seelsorgerischer Empfindsamkeit, also pastoraler Sensibilität, aber auch historischer Erkenntnis trotz langem akademischen Studiums und mittlerweile beachtlicher Lebenserfahrung so gar nichts am Hut hat. Sünder und Sünde In einem Online-Beitrag des OnlinePortals kath.net erklärte Laun nämlich Anfang Februar, „man kann eine homosexuelle Verbindung nicht segnen“. Den Segen Gottes könne man für Sünder, aber nicht für die Sünde erbitten. „Also könnte man kein Bordell einweihen, kein KZ oder Waffen segnen, die nicht ausschließlich zur Jagd oder zur legitimen Verteidigung bestimmt sind“, so Laun. Laun antworte damit auf eine Über­ legung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Segnung homosexueller Paare in Einzelfällen in Erwägung zu ziehen. Laun entschieden: „Darum ist klar, man darf auch nicht eine Verbindung segnen, die sündhaft ist, nicht die Mafia, keinen Segen für Vereinigungen oder Einrichtungen geben, die Abtreibung fördern und durchführen oder glaubensfeindliche Ideologien verbreiten, antisemitische Inhalte und andere Formen rassenfeindlichen Denkens.“ Und Laun weiter: „Es gibt nur eine katholische Antwort: Nein! Und eure Zufügung ‚im Einzelfall’ ist absolut wertlos, hat

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keine argumentative Kraft. Was hätte Johannes der Täufer gesagt, wenn Herodes, als er sich die Frau seines Bruders nahm, sich entschuldigend als ‚Einzelfall’ bezeichnet hätte.“ Schon Jesaja habe die Idee sündhaftes Verhalten zu segnen, höchst anschaulich beschrieben. „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen“, zitierte Laun. Und es wäre nicht Andreas Laun, würde er in seiner Kritik vor dem Papst halt machen. „Wenn man auf ein Glas mit sauren Gurken eine Etikette ‚Honig’ klebt, bleiben die Gurken sauer. Das können auch segnende Bischöfe nicht ändern. Und auch der Papst nicht, in dem er eine kulturelle Revolution fordert, zumal er nicht erklärt, was er damit genau meint. Er sagt, er ‚erlaube sich’ so zu sprechen – aber wenn man etwas wagt, kann man zwar gewinnen, aber auch abstürzen“, adressierte Laun an Papst Franziskus. Gänzlich unangemessen Vom Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, erhielt Laun zwei Tage später einen Rüffel. Es sei „inakzeptabel“, dass Laun die Segnung von Homosexuellen mit jener von KZ’s oder Bordellen verglichen habe. Launs Äußerungen „machen betroffen“, hielt auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner fest: „Wortwahl und Vergleich sind gänzlich unangemessen.“ Es sei un-


Österreich verständlich, wie man systematische Verbrechen gegen die Menschheit in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlichen Lebensformen bringen kann. Verhetzung Scharfe Kritik an den „abstrusen“ Aussagen übte auch der Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B., Thomas Hennefeld. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst zeigte sich Hennefeld schockiert und erinnerte daran, dass die Evangelische Kirche H.B. in Österreich 1999 die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschlossen hat. Mit den Aussagen zur Homosexualität stelle Laun die Pfarrer und Pfarrerinnen der evangelisch-reformierten Kirche, die solche Segnungen vornehmen, „auf eine Stufe mit jenen Menschen, die nationalsozialistische Konzentrationslager gutgeheißen haben“. Hennefeld ortet in den Aussagen Verhetzung und schloss sich der Forderung der Homosexuellen Initiative Salzburg nach einer strafrechtlichen Prüfung an. Laun ruderte dann rasch zurück. Er habe niemanden beleidigen oder verletzen wollen, schrieb er am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber „Kathpress“, die an die „Mitglieder der LGBT Community” gerichtet war. „Wenn es jemand so empfindet, tut es mir natürlich leid und in diesem Sinn kann ich mich auch entschuldigen.“ Bloß, der Schaden war schon angerichtet. Und angesichts der vielen beleidigenden und herabwürdigenden Aussagen gegenüber Homosexuellen, die Andreas Laun gesamtes Wirken wie ein roter Faden durchziehen, ist die Entschuldigung auch nicht recht glaubwürdig. Also bis zum nächsten Ausritt des alten Bischofs.

„ „

Man kann eine homosexuelle Verbindung nicht segnen.

Also könnte man kein Bordell einweihen, kein KZ oder Waffen segnen, die nicht ausschließlich zur Jagd oder zur legitimen Verteidigung bestimmt sind.

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Vielfalt im Beruf Die HOSI Salzburg hat für die LGBTIQA*-Bildungs­ initiative für Erwachsene ein Crowdfunding gestartet.

Fotos HOSI Salzburg

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chon länger gibt es „Schule der Vielfalt“, ein Bildungsprojekt der HOSI Salzburg und mittlerweile auch der HOSI Tirol. Jugendlichen wird im Rahmen von Workshops LGBTIQA*Grund­wissen weitergegeben. Ziel ist es, mit Vorurteilen aufzuräumen und über persönliche Begegnung einen respektvollen Umgang mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu ermöglichen. In der Arbeit mit SchülerIn­nen wurde schnell eines klar: Die Jugendlichen sind neugierig und interessiert – aber haben nach den Workshops keine Anlaufstelle mehr. LehrerInnen, SozialarbeiterInnen und andere Bezugspersonen aus dem psychosozialen Unterstützungssystem wollen zwar besser zu LGBITQA*-Themen informiert sein, würden aber selbst gerne Fortbildungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, um kompetent mit Themen wie Coming Out oder Homophobie umgehen zu können. Bei genauem Hinsehen merkt man, dass es in der Arbeitswelt allgemein hakt: Nur die Hälfte aller LGBTIQA* Personen ist out im Job, und selbst da nur bei direkten KollegInnen. Das gezielte verheimlichen der eigenen

Lebensrealität führt dabei zu großen psychischen Belastungen. Auch SchülerInnen, Lehrlinge und Studierende berichten von Diskriminierungen. Gewaltvolle Übergriffe werden nur in 14% der Fälle gemeldet, da Angst durch Diskriminierung von öffentlichen Stellen besteht. Gleichzeitig gibt es kaum Weiterbildungsmöglichkeiten. Genau hier setzt „Vielfalt im Beruf” an. Mit Fortbildungen für Erwachsene soll ein offeneres Klima am Arbeitsplatz geschaffen werden, dabei geht es um Betreuungspersonal, Personen im öffentlichen Dienst und Betriebe. Kathleen Schröder ist als Koordinatorin für die Organisation verantwortlich und es gab schon einige erfolgreiche Workshops. Trotz der bisherigen Förderungen durch die Hil Foundation und durch Unterstützung von Land und Stadt Salzburg ist aber noch vieles offen. Vor allem Geld für die Betreuung des Teams, für Super­ visionen und Fortbildungen, aber auch Materialkosten für die Workshops ist bisher nicht gegeben. Gerade wenn das Projekt auf lange Sicht gut Anlaufen soll, müssen diese Kosten gedeckt sein. Dafür hat die HOSI Salzburg ihr Crowd­f unding gestartet. Bis 30. April kann man online bzw. per Überweisung spenden. Neben Geldspenden gibt es auch „Pakete“ für das Team zu kaufen; von Supervisionen und Fortbildungen über Flyer zu Bürokaffe ist damit vieles abgedeckt. Jedes bisschen hilft und jede Spende wird dazu verwendet, das Projekt aufzubauen und auf lange Sicht zu etablieren.

Vielfalt im Beruf. Akzeptanz. Bildung. Empower­ement. Infos zum Crowdfunding: gg.me/at/ vielfaltimberuf

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Splitter Schwuler Kicker

Text Hans-Peter Weingand Foto ORF

Vor einem Jahr outete sich Oliver Egger exclusiv im PRIDE. Die Folge waren Zeitungsartikel, eine breite Diskussion unter Fußballfans und nun die Doku „Der Tag wird kommen – Homosexualität im Fußball“. Oliver Egger spielt als rechter Verteidiger in der Oberliga im FC Gratkorn. Der 25-jährige Steier hat sich als erster österreichischer Fußballer zu seiner Homosexualität öffentlich bekannt. Sein größter Wunsch, den er mit anderen Betroffenen teilt, ist, dass seine sexuelle Orientierung bald kein Thema sein wird – weder im Verein noch unter Fans und schon gar nicht bei Funktionären. Die Filmdokumentation „Der Tag wird kommen – Homosexualität im Fuß-

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ball“ von Erwin Schwischay setzt sich am Beispiel dieses Sportlers mit der Frage auseinander, was Homophobie in der Fußballwelt für betroffene Spieler bedeutet und warum nur wenige den Mut finden, sich öffentlich als schwul zu bekennen. Der ORF strahlte die Doku am 26. Februar auf SPORT+ aus. Die Doku soll auch bald online verfügbar sein.

Kongress Der vom Vorarlberger Verein Go West organisierte LGBTIQ*-Kongress für ein vielfältiges Österreich fand vom 16. bis 18. März 2018 in Bregenz statt. Neben aktuellen Themen wie der Ehe-Öffnung, umfassenden Schutz vor Diskriminierung nicht nur am Arbeitsplatz oder Aufklärungskampagnen in Schulen, diente der nationale LGBTIQ*Kongress zusätzlich als Vernetzungstreffen aller 90 eingeladenen NGOs, Bündnisse, Vereine, Parteien und Interessensvertretungen. Gemeinsame Ideen, Projekte und die Erarbeitung eines Positionspapiers standen am Programm.  gowest.or.at

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Österreich

„Coming-out auf Arabisch“ PantherIn­nen in die Hände unsicherer und neugieriger Jugendlicher gelangt, ist gefüllt mit wertvollen Informationen und persönlichen Erfahrungsberichten Betroffener. Das von der Abteilung für Bildung und Integration finan­z ierte Medium gibt es mittlerweile schon auf Deutsch, Englisch, Albanisch, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Serbokroatisch, Tschechisch und Türkisch. Homosexualität und Migration – die Coming-out-Broschüre der RosaLila PantherInnen gibt es jetzt auch in Arabisch

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Die Broschüre, die schon seit Jahren dank dem Engagement der

michaela schoissengeier psychotherapeutin Ich bin umgezogen: * praxis: kreuzstraße 4 / 1. stock * 4040 linz * 0664-32 10 918 * www.schoissengeier.info * michaela@schoissengeier.info psychotherapie einzel-/paargespräche: * trans*identitäten * inter*geschlechtlichkeit * suchterfahrung (substanzgebunden) * psychische erkrankungen * LGBTQIA* friendly

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Mit der zehnten Übersetzung, dem Arabischen, deckt die Broschüre nun mehr als zwei Drittel der Welt ab. Ohne den Übersetzter Firas, einem neuen Mitglied der PantherInnen, wäre das aber nicht möglich gewesen. Der gebürtige Iraker kam im Jahr 2015 nach Österreich und bemüht sich sehr, mit Deutschkursen und vielen österreichischen FreundInnen seine Integration zu fördern. Firas, der noch immer auf sein Interview wartet, ist es wichtig, auch etwas zur Gesellschaft beizutragen, und so gelangte er zum gemeinnützigen Verein der Rosalila PantherInnen: „Es ist mir sehr wichtig, die PantherInnen zu unterstützen, da ich der Gemeinschaft helfen möchte – und dazu gehört auch die schwule Gemeinschaft.“ Durch Joe Niedermayer, Obmann des Vereins, konnte Firas einen besonderen Beitrag leisten: die Coming-outBroschüre ins Arabische übersetzen. Ein wichtiger Schritt in Richtung einer offeneren Gesellschaft, so Niedermayer: „Wir helfen nicht nur fremdsprachigen Menschen bei ihrem Coming-out. Wir fördern mit unserer Präsenz auch Toleranz in migrantischen Communities in Graz.“


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Wien

r e b

m u N

Gayradio

*

DANKE!

* Quelle: phonostar.de Radioranking

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Oberösterreich

forty nine Das neue HOSI-Zentrum und die Queer Bar forty nine werden am 21. April 2018 offiziell in Betrieb gehen.

Text Gerhard Niederleuthner Fotos Gerhard Niederleuthner, Alex Handlbauer

HOSI Linz Schillerstr. 49, 4020 Linz hosilinz.at ooe@hosilinz.at Queer Bar forty nine Jeden Fr. u. Sa. 21:00 hosilinz.at/fortynine fortynine@hosilinz.at

B

ereits im April wurde zwischen den Umbauarbeiten bereits fleißig gefeiert. Bei zwei Baustellenpartys konnte schon erste Eindrücke über die neue Bar und die neuen Beratungsund Büroräume gewonnen werden. Trotz zahlreicher sehr fleißiger Hände und tatkräftiger Hilfe von vielen Seiten geriet der Zeitplan auch auf Grund der Grippewelle in leichte Verzögerung. So wird zur Eröffnung noch nicht alles fertig sein – aber die Bar steht und die Kühlung der Getränke ist gewährleistet und auch die EDV im Büro läuft bereits auf Hochtouren. Kernkompetenzen Mit den neuen Räumen in der Schillerstraße 49 werden aber die eigentlichen Kernkompetenzen der HOSILinz wieder stärker sichtbar und erlebbar werden. Neben der persönlichen und anonymen (Coming-Out)

Bar bei Erstbesichtigung

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Beratung stehen auch Workshops, Vorträge und Liveacts am Plan. Auch zeigte die Einbindung von mehr Frauen bereits bei der ersten Baustellenparty zum Weltfrauentag Erfolge. Die FEM-Events werden in Zukunft im fortynine stattfinden. forty nine Die Queer Bar in der HOSI Linz wird angelehnt an die Adresse Schillerstraße 49, schlicht forty nine heißen. Auch hier gab es einen kreativen Namenfindungsprozess bei den HOSITreffs, über Facebookumfragen oder bei internen Workshops. Aus mehr als 75 Vorschlägen destillierte sich der Name heraus. Die Bar wird weiterhin mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen besetzt und hat jeden Freitag und Samstag ab 21:00 geöffnet. Als besondere Vorteile für HOSI Mitglieder werden 20% Rabatt auf antialkoholische Getränke und 10% Rabatt auf

Entrümpelung


Oberösterreich Neuer Boden in der Beratung

Erste Möbel im Archiv

Baustellenparty #01

Baustellenparty #02

Bier und Wein angeboten werden. Mithilfe beim Barteam oder bei anderen Aktivitäten der HOSI Linz sind gerne willkommen und mit einer finanziellen Unterstützung kann die HOSI Linz weiterhin ihre vielfältigen Aktivitäten umsetzen (hosilinz.at/ mitgliedwerden).

Mit Stand 4. April 2018 wurden folgende Spenden erzielt:

12.000 Euro Spenden „Wir sind überwältigt von dieser Resonanz und sagen einfach vorerst mal schlicht Danke!“, zieht Organisationsreferent Wolfgang Zehetmayer erfreut Bilanz über die extra für das neue Vereinszentrum ins Leben gerufene Crowdfunding-Aktion. Parallel dazu kamen auch viele Spenden herein.

Renovierungsarbeiten

über Crowdfunding € 5.400,00 über Kontozahlungen € 4.780,00 über Barzahlungen € 1.860,00

Vereinsprecher Richard Steinmetz bedankt sich bei allen HelferInnen

€ 12.040,00

Summe

An dieser Stelle ein herzliches Danke an die vielen SpenderInnen! Jede weitere Spende hilft: hosilinz.at/support-hosi/ Öffnungszeiten Ab 21. April 2018 hat das fortynine jeden Freitag und Samstag geöffnet. Die Beratung ist weiterhin am Montag und Donnerstag von 20:00 bis 22:00 erreichbar.

Provisorisch aufgebauter Barbereich

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Oberรถsterreich

Fotos Gerhard Niederleuthner

Comic Party 17.03.2018: #comicparty #RalfKรถnig #DameEdithMegastar #CherryTJoystick #LadyNutjob #DJJerryKriz @ SchuledesUngehorsams @Tabakfabrik

Kick it! 2018 17.02.2018: #kickit #Frauen fussballturnier @NMSHarbach

Schmusn Party 24.02.2018: #QueerParty #J'aimeJulie #JeanetPierre @Solaris

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Oberösterreich

Gaytic – Easter Special XXL 01.04.2018: #DjaneS.Stereo#DjJerryJ.Kriz @ClubSpielplatz

Fotos Gerhard Niederleuthner

Abschiedsparty 31.03.2018: #lastparty #Goethestraße #melancholisch @hosilinz

KENNST DU DEINEN HIV-STATUS? Philip Cal, Student

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checkit 02.03.2018: #Younited #hiv #AIDS @AnnandPat #neuesVideo #checkit


Steiermark

Let’s Play! Text Anna Drusko Fotos Andy Joe

A

m 24.02. lud der Grazer Tuntenball presented by T-Mobile unter dem Motto „Let‘s play“ zum Spielen. Er bot den GästInnen nicht nur eine bunte Nacht voller Liebe, Toleranz und Lebensfreude, sondern verwandelte den Congress Graz in eine außer­ gewöhnliche Spielwiese.

deren MitspielerInnen bei der „Reise nach Tuntigam“ oder dem „DildoWettsaufen“ stellen, während bei den Tuntathletischen Winterspielen Geschick beim Handtaschen-Curling und Apres-Ski Posen gefragt war. In Barbie’s lebensgroßem Traumhaus gab es außerdem Gogo-Perfomances zu bewundern.

Über 2000 VIPs machten den Abend außergewöhnlich und den Congress zum buntesten Catwalk der Saison. HerzkönigInnen, Stofftierkleider, Luigis, Marios und jede Menge Lack, Leder und nackter Haut – die viel­ fältigen Interpretationen des Themas, ließen BesucherInnen mit Klischees spielen, sich austoben und spielerisch etwas Neues zu probieren. Bei Dutzi’s bunter Stunde konnte man sich an-

Eröffnungsshow

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In einer pompösen Eröffnung ent­ fachten die TänzerInnen des Wiener Staatsopernballett, der Akkrosphäre und der Tanzschule Conny & Dado das olympische Feuer im Stefaniensaal. Miss Alexandra Desmond, in einer prachtvollen weißen Robe, eröffnete den Abend: „Kommt meine Lieben, kommt meine Süßen. Werft euch


Steiermark

in Prunk und Strass, denn Tuntenball muss sein…“, erstmals einen selbstgeschriebenen Text singend. Sie rief dazu auf, Sorgen zu vergessen, sich an der bunten Pracht zu erfreuen und Hoffnung zu haben. „Auch, wenn zurzeit alles in Eis und Schnee erstarrt – sowohl meteorologisch als auch politisch – auch, wenn es momentan nicht so wirkt – der Frühling kommt“, ist sich die Tuntenballmutti sicher.

rungen ermittelt. Der Couragepreis Goldene Panthera zeichnet ihn als „Hete des Jahres“ aus – eine Ehrung mit Nachmach-Faktor. In seiner berührenden Rede dankte er seinem Cousin, der ihn nominiert hatte, und betonte, dass jeder Mensch einen Beitrag für ein liebevolles Miteinander leisten kann.

Verleihung der Goldenen Panthera

Der Wienerin Miss Candy wurde feier­ lich der Titel „Tuntenball-Patronesse“ verliehen. Patronesse wird man, wenn man etwas Hervorragendes in Stöckelschuhen geleistet hat.

Preisträger Tom Lohner wurde dieses Jahr durch öffentliche Nominie-

Tuntenballpatronesse

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Steiermark

Jahresbericht 2017

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b sofort ist der Jahresbericht der RosaLila PantherInnen online unter www.homo.at/ downloads verfügbar. Und nein, wir gendern nicht! Dieses Mal wurde der Jahresbericht in weib-

licher Form verfasst und alle Männer dürfen sich mitgemeint fühlen. Hier sind einige Infos aus dem Jahr 2017, die euch zum Weiterlesen verleiten sollen. Viel Spaß beim Schmökern.  homo.at/downloads

Verleihung fee-Award

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m Dienstag, 27. Februar 2018, wurde zum 2. Mal der „feeAward" für ehrenamtliches Engagement verliehen. Unter 28 Nominierungen konnte eine unabhängige Fachjury, geleitet von Joe Niedermayer, des Vereins der RosaLila PantherInnen zwei Preis­ träger in zwei Kategorien auswählen.

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Die „fee", freiwillig – ehrenamtlich – engagiert, wurde 2015 ins Leben gerufen. Die Online-Plattform unterstützt den Kontakt zwischen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und Vereinen und Organisationen, die Unterstützung benötigen.  graz.at/ // Suche: fee Award


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Steiermark Fotos und Text Andy Joe

Gelebte Vielfalt

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icht nur am Tuntenball wurde in dieser Saison Diversität gelebt und gefeiert. Auf Initiative von Herbert Winterleitner moderierte Tuntenballmutti Alexandra Desmond in diesem Jahr erstmalig den Ball der Vielfalt in Graz, der sich schwerpunktmäßig der Inklusi-

on von Randgruppen der Gesellschaft verschrieben hat. Auch Joe Niedermayer war als Vorsitzender der RosaLila Panther­ Innen eingeladen und begleitete zwei glückliche GewinnspielTeilnehmerinnen, die sich über die ersten Karten für den Tuntenball 2019 freuen durften.

8. März-Demo

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rfreulich präsent war bei der Grazer Kundgebung am 8. März zum Internationalen Frauentag auch der Regenbogen: Natürlich nahmen auch engagierte Frauen und Männer der Rosalila PantherInnen an der Kundgebung teil. Denn der Kampf gegen patriachale Strukturen liegt ja nicht nur im Interesse von Frauen: Nichts ist z.B. für schwule Männer lebens­ bedrohlicher als ausgeprägte patriachale Gesellschaftsstrukturen.

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Lesben sind in solchen Gesellschaften wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Orientierung diskriminiert und somit doppelt benachteiligt. Schwule gelten wegen der Verletzung der zugeschriebenen Männerrolle als zu bekämpfender Feind. Aber auch heterosexuellen Männern tut der Kampf gegen das Patriachat gut: ist das Abschütteln archaischer Gesellschaftsvorstellungen ja auch für sie in vielen Bereichen eine Befreiung.


Bounty Killer

Ausland

Bounty Killer, ein Hass-Sänger aus Jamaika, der seit Jahren zur Ermordung Homosexueller aufruft, soll Anfang Mai in Wien auftreten.

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in Auftritt in Deutschland steht bereits in der Kritik, der Sänger selbst distanziert sich unterdessen von den Mordaufrufen in seinen eigenen Texten. So ist für den 3. Mai ein Konzert von Bounty Killer im Wiener „Reigen” geplant. Organisiert wird es vom Veranstalter Bunfiresquad. Im Falle von Bounty Killer heißt es in der Konzert-Beschreibung: „Kaum einer im Dancehall-Geschäft nennt die Dinge so konsequent und offen beim Namen wie Bounty Killer“ – das bringe ihm „schon seit Jahren den Respekt und die Hochachtung der Globalen Dancehall-Massive ein“. Hass auf Homosexuelle Zu den Dingen, die Bounty Killer „so konsequent und offen“ beim Namen nennt, gehört der Hass auf Homosexuelle: Er ruft in seinen schwulenfeindlichen Songs, so genannten „Battyman-Tunes“, unter anderem zum Verbrennen von Lesben und Schwulen auf. So lautet etwa eine Liedzeile des Songs „Man a Badman“ aus dem Album „Riddim Driven: Juice“: „We blaze it for you stinky chi chi man and parasite. Jamaica never mek fi

dem and spoil we paradise.“ Was auf Deutsch heißt: „Wir entfachen ein Feuer für euch stinkende Schwuchteln und Parasiten. Jamaika wird niemals zulassen, dass ihr unser Paradies beschmutzt.“ Eine Woche nach seinem Wien-Konzert soll Bounty Killer übrigens im deutschen Regensburg auftreten. Dort regt sich bereits Widerstand – nicht nur, weil am Tag darauf in der gleichen Location eine LGBT-Party stattfinden soll. Der Arbeitskreis (AK) queer an der Universität Regensburg bezeichnet das Konzert als „Fehlgriff der besonders geschmacklosen Art“. „Es ist ein No Go, dass man jemandem ein Forum bietet, der offen zum Mord an Schwulen aufruft“, sagt AKMitglied Annika Gruber gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung. Seit dem Jahr 2003 werden in Europa Konzerte von Bounty Killer nach Protesten der LGBT-Community immer wieder abgesagt. So fand 2008 ein in Wien geplantes Konzert nicht statt, nachdem die Location, in der das Konzert stattfinden sollte, auf Druck der Öffentlichkeit die Vereinbarung mit dem Veranstalter kündigte. Zuletzt wurde 2012 ein Konzert in Hamburg abgesagt. PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

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Text Gernot Wartner Foto PRIDEArchiv


Ausland Gegenüber dem deutschen OnlineMagazin queer.de betont der belgi­ sche Manager von Bounty Killer mittlerweile, dass der Dancehall-Star nicht mehr homophob sein will. Er verwende „keine Liedtexte mehr, die Hass oder Gewalt gegenüber Schwulen verbreiten“, betont Mike De Herdt. Er verweist auf eine Vereinbarung, die im Jahr 2012 zwischen mehreren lokalen LGBTI-Organisationen und Reggae-Künstlern geschlossen wurde.

Mit dieser solle „homophobe Hass­rede endlich – und vorzugsweise weltweit – aus der Reggae-Musik eliminiert werden“. Im Gegensatz zu anderen umstrittenen Dancehall-Sängern aus Jamaika hat Bounty Killer bis heute nicht den „Reggae Compassionate Act“ (RCA) unterzeichnet, mit denen sich die Künstler zumindest offiziell von früheren Werken distanzieren und versprechen, diese nicht mehr aufzuführen.

Referendum

Sozialdemokraten stellen in Rumänien eine Debatte über eingetragene Partnerschaften in Aussicht.

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One World 11. Auflage des Festivals „One World Romania“ (OWR) International Human Rights & Documentary Festival oneworld.ro

n Rumänien könnte das seit mehr als einem Jahr angedrohte Referendum zur Beschränkung der verfassungsrechtlichen Definition der „Familie“ nun doch noch angesetzt werden. Wie der sozialdemokratische Vizepremierminister Paul Stanescu nach einem Treffen der Regierungspartei bekanntgab, könnte das umstrittene Referendum im Mai stattfinden. Gegenwärtig definiert die rumänische Verfassung die Ehe nicht als ausschließliche Verbindung von Mann und Frau, sondern als Bund zwischen Eheleuten; gleichgeschlechtlichen Partnern wird die Ehe allerdings durch ein Gesetz verboten. Um dieses Ehevebot auch in der Verfassung zu verankern, sammelte eine auf „Koalition für die Familie“ getaufte Allianz von rund zwei Dutzend Verbänden und Nichtregierungsorganisationen 2016 mehr als drei Millionen Unterschriften. Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei von der

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Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Senatspräsident Calin Popescu Tariceanu stellte nun seinerseits klar, dass die Regierungskoalition diese drei Millionen Unterschriften „nicht ignorieren“ könne. Der Vorsitzende der regierenden Sozialdemokraten, Liviu Dragnea, brachte indes ein Trostpflaster für die LGBT-Community zur Sprache: Man dürfe nicht so tun, als gäbe es keine sexuelle Minderheiten, sondern versuchen, Gesetzesregelungen für deren „Lage“ zu finden. Er werde entsprechend eine Debatte zum Thema eingetragener Partnerschaften anstoßen, so der PSD-Chef und amtierende Präsident des Unterhauses. Bei der einflussreichen RumänischOrthodoxen Kirche eckte jedoch auch dieser Vorschlag an. Ein Sprecher des Patriarchats verlautete Ende März prompt, dass sich die Rumänisch-Orthodoxe Kirche auch gegen eingetragene Partnerschaften ausspricht, weil diese die „wilde Ehe legalisieren“ würden.


Wonderful World, Beautiful People *

Ausland

Das Lebensgefühl der Karibik – wie durch die Reggae-Musik – ist für schwule, lesbische und transidente Menschen nicht mit Lebenslust verbunden.

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omoexuelle Menschen und eben auch Transpersonen werden diskriminiert, mit Mord bedroht und in die Unsichtbarkeit gedrängt. Antigua und Barbuda, Barbados, Dominica, Grenada, Jamaica, St. Kitts und Nevis, St. Lucia sowie St. Vincent und die Grenadinen haben noch immer Gesetze aus der Kolonialzeit, die sich gegen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen Homosexuellen richten. Dabei wird Zuwiderhandeln mit bis zu lebenslanger Haft bedroht. Mitte März veröffentlichte die NGO „Human Rights Watch“ (HRW) einen Bericht, für den 41 homo-, bi- und transsexuelle Menschen inter­viewt wurden. Sie alle erzählen von Mobbing durch Familienmitglieder, Gewalt in der Gemeinschaft. Viele der Betroffene würden auch auswandern . Auch die Popkultur unterstützt die hasserfüllte Rhetorik auf Homosexuelle. Vor allem Chart-Hits aus Jamaica rufen unter anderem dazu auf, Schwulen und Lesben in den Kopf zu schießen, oder verharmlosen die Vergewaltigung lesbischer Frauen. Auftrittsverbote homophober ReggaesängerInnen oder RapperInnen und Konzertabsagen in Europa konnten daran ebenso wenig ändern wie Aufrufe der Vereinten Nationen. Ebenso trägt die Rolle der katholischen Kirche auf den Inseln zum homo- und transphoben Klima bei. Wobei laut

Einschätzung die kirchlichen Vertreter auf den Inseln nicht unisono gegen Homosexuelle predigen. So hätte der Bischof auf Barbados vor einigen Monaten einen respektvollen Umgang mit Homosexuellen gefordert. Doch das sei einfach nicht wahr­ genommen worden. HRW kritisiert: „Es kostet den Menschen viel Kraft, ihre Identität und sexuelle Orientierung zu verstecken.” Dabei fehle es gleichzeitig an einem psychosozialen Netz. Viele Verstoßene würden auf der Straße landen. Außerdem finde oft eine erneute Traumatisierung statt, wenn Betroffene Missbrauch bei der Polizei melden wollen. Schulung von Polizeibeamten, die gemeinsam mit lokalen LGBTOrganisationen organisiert werden, bieten spezielle Trainings im Umgang mit homo- und transsexuellen Personen. Die AktivistInnen hoffen zudem, dass Großbritanniens Queen Elizabeth II. als Oberhaupt des Commonwealth ihren Einfluss nutzen könne, um die Gesetzgebung zu ändern. Beim Commonwealth-Treffen im April in London will HRW die Lage der Homo- und Transsexuellen in der Ostkaribik auf die Agenda hieven. Ein Umdenken würde aber bereits jetzt passieren, erzählt der HRW-Mitarbeiter: „Die junge Bevölkerung ist viel vernetzter und denkt liberaler." Oder um es mit Bob Marley & the Wailers zu sagen: „Get Up, Stand Up!“

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Text Gernot Wartner

Buchtipp: Patrick Helber: Dancehall & Homophobie, Postkoloniale Perspektiven auf die Geschichte und Kultur Jamaikas, transcriptverlag.de * „Wonderful World, Beautiful People“ ist ein ReggaeTitel von Jimmy Cliff


Mehr als Strichmännchen

Kultur

LINKS: KEITH HARING ANDY MOUSE, 1985 // RECHTS: OHNE TITEL, 1982

Die visionäre Zeichensprache von Keith Haring – von hastigen U-Bahn Graffitis bis zu albtraumartigen komplexen Bildern – zu sehen in der Albertina

Text Gerhard Niederleuthner Fotos © The Keith Haring Foundation (8) © Gottfried Helnwein (1)

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ie ALBERTINA widmet Keith Haring (1958–1990), der 2018 60 Jahre alt geworden wäre, eine umfassende Ausstellung. Sie beleuchtet das Werk des amerikanischen Ausnahme­ künstlers sowohl aus kunsthistorischer als auch aus formaler Sicht. Haring war einer der Ersten, der mit

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einfachen, comicartigen Figuren komplexe soziale und politische Themen sichtbar machte. Von seinen Graffiti in U-Bahnen und auf Hausfassaden gelangte er schnell in wesentliche Galerien und Museen. Seine Homosexualität wie auch seine HIVInfektion waren zentrale Themen in seinen Arbeiten. In der Anfangsphase


SELBSTPORTRAIT, 1985

OHNE TITEL, 1981

der zuerst als „Schwulen“-Krankheit abgestemplten AIDS-Krankheit war und ist Haring ein Wegbereiter für viele Aktivisten der AIDS- und Schwulenbewegung. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Harings einzigartiger Zeichensprache, die sich als künstleri­ sches Alphabet wie ein roter Faden durch sein Schaffen zieht. Seine UBahn-Bilder, Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen sind Botschafter für soziale Gerechtigkeit. Die Ausstellung zeigt schön auf, wie Haring aus biografischen Erfahrungen eine komplexe, immer wieder neu kombinierbare Zeichensprache entwickelt. Das Ufo, das Strahlen sendet, die für ihn positive Energie darstellen, das „Radiant Baby“, ebenfalls positiv aufgeladen, das mit seiner Naivität Vorbildwirkung hat, wie Haring selber

meint: „Babys stellen die Möglichkeit der Zukunft dar, ein Bild der Vollkommenheit, so wie wir sein könnten. An einem Baby ist nie etwas Negatives.“ Immer sieht er auf die Welt als Außenseiter, der Konflikte im menschlichen Zusammenleben klar aufzeigt. Das ist die Bedrohung durch Atomgewinnung, mögliche Gefahren von neuen Medien, Tabuisierung von Sexualität/Homosexualität, aber auch die großen Themen von Liebe, Krieg und Kirche. Am Ende seines kurzen Lebens bündelt er seine gesamte Kraft und am Ende der Ausstellung sind bedrückende, angstdurchzogene, albtaumhafte Zeichen- und Symbolbilder sichtbar, die die damalige Bedrohung durch AIDS und HIV drastisch darstellen. Wie eine Pop-ArtVersion des „Garten der Lüste” von Hieronymus Bosch. Die Ausstellung zeigt ein kraftvolles Alphabet, das heute gut lesbar und gültig ist.

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GOTTFRIED HELNWEIN, 89/14

OHNE TITEL, 1980

OHNE TITEL, 1982

OHNE TITEL, 1985

OHNE TITEL, 1981

Kultur

Keith Haring „The Alphabet” Albertina Bis 24.06.2018 albertina.at/ ausstellungen/ haring/


Kultur

15 Jahre Blick auf Europa Text Gerhard Niederleuthner Fotos crossingeurope.at

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Viele queere Sichtweisen auf Europa beim Filmfestival Crossing Europe – PRIDE verlost Freikarten und einen Festivalpass.

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m Jahr 2018 steht ein kleines Jubiläum an: Mit 245.000 BesucherInnen, 1.500 FilmgästInnen und 415 Weltpremieren seit 2004 präsentiert sich CROSSING EUROPE auch bei der 15. Festivalausgabe als cineastisches Schaufenster Europas und vertraut auf die Strahlkraft und Diversität des europäischen Filmschaffens. Hier ein Überblick über Filme, die aus queerer Sicht die Vielfalt Europas und darüber hinaus aufzeigen.

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SILVANA M. Gustafson O. Kastebring, C. Tsiobanelis, SE 2017, 90 min, Eröffnungsfilm | Dokumentarfilm (01) Die Raps der schwedische Rapperin Silvana Imam sind roh und auto­ biographisch angelegt. Sie thematisie-

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ren ihren Background als Immigrantin – syrischer Vater, litauische Mutter – genauso wie den gesellschaftspolitischen Zustand Schwedens. Das dokumentarische Portrait begleitet ihren raschen Aufstieg als lesbische, feministische und antirassistische „Punk-Rapperin“, die kein Blatt vor den Mund nimmt, aber auch den Verlauf ihrer Beziehung zur schwedischen Pop-Künstlerin Beatrice Eli. Soldiers. A Story From Ferentari Ivana Mladenovic, RO 2017, 119 min, RO., Eröffnungsfilm | Spielfilm (02) Ivana Mladenovic wurde mit ihrem semi-dokumentarischen Spielfilmdebüt zu den renommierten Festivals in San Sebastián und Toronto eingeladen. Sie erzählt eine moderne schwule Romeo-und-Julia Geschichte zwischen einem Anthropologen und einem Ex-Häftling, angesiedelt im Umfeld der Roma-Community im titelgebenden berüchtigten Viertel Bukarests. MR GAY SYRIA Ayse Toprak, F/D/Türkei 2017, 87 min, arabisch/engl./dt./türkisch, Dokumentarfilm (04)


Husein, ein Barbier in Istanbul, führt ein Doppelleben zwischen seiner konservativen Familie und seiner schwulen Identität. Omar ist ein fröhlicher Koch, Mahmoud ist der Gründer der syrischen LGBTI-Bewegung und lebt als Flüchtling in Berlin. Was sie alle eint, ist ein Traum: An einem internationalen Talentewettbewerb teilzunehmen. Denn ja, schwules Leben in Syrien existiert, aller Unterdrückung zum Trotz. Wird sich der Traum erfüllen? THE MARRIAGE Blerta Zeqiri, Kosovo/Albanien 2017, 97 min, albanisch, Spielfilm (05) Die Hochzeit soll schon in zwei Wochen stattfinden, Anita und Bekim sind bei den letzten Vorbereitungen für ihren großen Tag. Aber als dann Nol, Bekims heimlicher schwuler Geliebter, unerwartet aus dem Ausland zurückkehrt, wird die Lage kompliziert – vor allem, weil Bekim klar wird: Nol ist immer noch verliebt in ihn. Das Hochzeitsbankett wird zum Schauplatz intensiver Spannungen. ANCHOR AND HOPE Carlos Marques-Marcet, ES/GB 2017, 111 min, Spielfilm (06) Die beiden Mittdreißigerinnen Eva und Kat leben bescheiden, aber sorglos in einem Hausboot in London. Doch dann eröffnet Eva Kat, dass sie ein Kind möchte. Kat will ihr bequemes Leben nicht aufgeben, aber als Kats bester Freund Roger aus Barcelona zu Besuch kommt, spielen die drei mit der Idee, doch gemeinsam ein Baby zu bekommen. Eva genießt die Schwangerschaft, und Roger versteigt sich zu wilden Ideen, was seine Rolle in seiner neuen Familie betrifft. Dann aber nimmt die Dynamik eine ganz andere Wendung ... THE LONG SUMMER OF THEORY Irene von Alberti, DE 2017, 82 min, Spielfilm (07) Nola, Katja und Martina sind drei

junge Künstlerinnen, die im Niemandsland hinter dem neuen Berliner Hauptbahnhof in einer WG wohnen. Auf der Suche nach Diskursen für ihren Film trifft die Filmemacherin Nola (reale) SoziologInnen, HistorikerInnen, Kulturschaffende und TheoretikerInnen und lässt sie zu den Debatten des Jetzt zu Wort kommen. MY LIFE WITH JAMES DEAN Dominique Choisy, FR 2016, 110 min, Spielfilm (08) Der junge Regisseur Géraud Champreux wird eingeladen, seinen ersten Spielfilm einem kleinen Festival an der Küste der Normandie vorzustellen. Doch vor Ort widmet er sich lieber der Natur und anderen Ablenkungen, von Fischertrips zu durchzechten Nächten, wodurch er fast seine eigenen Filmscreenings verpasst. Die Inspirationen, die er hier findet, am Ende der Welt, sind ihm allerdings wichtiger und machen, ganz unerwartet, alles andere entbehrlich ... THELMA Joachim Trier, NO/SE/FR/DK 2017, 110 min, Spielfilm (09) Thelma verlässt ihre streng religiöse Familie an der idyllischen norwegi­ schen Westküste, um in Oslo ein Studium zu beginnen. Als Thelma ihre Kommilitonin Anja kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden eine starke Anziehungskraft.

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Kultur

CROSSING EUROPE Filmfestival Linz 25. – 30.4.2018 Festivalzentrum OÖ Kultur­ quartier, OK-Platz 1, 4020 Linz, T. 0680 – 506 1 506 crossingEurope.at

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Kultur

Verlosung PRIDE verlost 1 Festivalpass und 2 x 2 Freikarten pride.at/ verlosungen

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Gleichzeitig beginnt Thelma unter unerklärlichen, epilepsie­ artigen Anfällen zu leiden, die an Intensität zunehmen, je mehr sie ihre Freiheit auskostet. WAJIB / DUTY Annemarie Jacir, PS/FR/DE/CO/NO/ QA/UAE 2017, 96 min, Spielfilm (10) Abu Shadi, ein geschiedener Vater und Lehrer Mitte sechzig, lebt in Nazareth. Nachdem seine Tochter heiraten wird, wird er allein leben. Sein Sohn Shadi kehrt nach vielen Jahren aus Rom zurück, um seinen Vater bei der eigenhändige Übergabe der Einladungen zu helfen – so wie es die lokale palästinensische Tradition verlangt. Als das entfremdete Paar den Tag zusammen verbringen wird, werden die Spannungen zwischen ihnen wieder auftauchen. DREAM BOAT Tristan Ferland Milewski, DE 2017, 92 min, Dokumentarfilm (11) Es regnet Männer. Sie kommen aus 89 Nationen und treiben auf einem Kreuzfahrtschiff entlang der spanischen Ostküste: Sonne, Meer, nackte Haut und viel Testosteron. Der Countdown läuft für sieben Tage Jagd nach Liebe, Glück und ewiger Jugend: das Versprechen des Traumschiffs für schwule Männer. Zum ersten Mal durfte ein Filmteam die einzige

Nightline MITTWOCH, 25. April Live: Silvana Imam (SE), Selbstlaut (AT) DJ: Kapazunda (AT) MONTAG, 30. April Live & DJs: FEMME DMC (AT) Femme DMC: Dacid Go8lin, Dj Countessa, Samy, Vjane Mjane Femme DMSisters: Bella Diablo, Gal Code, Miranda Medusa Ort: OK Mediadeck

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11 schwule Kreuzfahrt Europas auf dem Mittelmeer begleiten und in den Mikrokosmos an Bord eintauchen. TEAM HURRICANE Cinema Next Europe | Spielfilm Ida, Sara, Eja, Maja, Zara, Mathilde und Ira sind eine Teenagermädchengruppe, die noch enger zusammenrückt, als Lokalpolitiker die Schließung des lokalen Jugendzentrums planen. Der Jugendclub ist ihr Versteck vor der Außenwelt. Team Hurricane ist ein Punk-Chick-Flick, das hochstilisierte, fiktionale Elemente mit Dokumentarischem mixt: Einsamkeit, Pussy-Power, Graffiti, Vibratoren, Resting Bitch-Face, Kaugummi, Anorexie, Nail Art, Geheimtage­ bücher. Radikale Mädchen in einer normalen Welt! THE WILD BOYS Nachtsicht | Spielfilm (12) Wie eine Gemme aus dem unendlichen All, zur Erde geschossen von einer schöneren, besseren Welt, funkelt Bertrand Mandicos elementar gefährliche Fantasie: Anfang des 20. Jahrhunderts werden die Titel gebenden wilden Jungs zwecks Domestikation auf eine Galeere geladen und auf eine geheimnisvolle Insel mit üppiger Vegetation gebracht. Spuren von Jean Genet, Kenneth Anger und Guy Maddin tanzen durch diesen irre flirrenden Film, in dem alles, auch die Geschlechter, im unentwegten Fluß sind.


Kultur

Erik & Erika Reinhold Bilgeri hat Österreichs prominentesten Fall von Intersexualität verfilmt.

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er Kärntner Bauernbub Erik Schinegger, der 1966 als Erika in der Damenmannschaft für Österreich Gold als Abfahrtsweltmeisterin holte, ist die reale Vorlage für einen be­hutsamen Film, der ganz auf die schweren Tage in den Jahren 1967/68 konzentriert ist. Bei einem neu eingeführten Sextest stellte sich 1967 heraus, dass der Star des Damenschikaders, das burschikos wirkende Mädchen Erika, vom Chromosomensatz her ein Mann ist. Darauffolgende Untersuchungen zeigten die Existenz aller männlichen Genitalien, die sich, wie bei einem umgestülpten Handschuh, im Bauchraum befanden. Überfordert waren mit dieser Lage in den 1960er-Jahren alle: die Mutter, die der Tochter einen BH ausstopft, damit das busenlose Mädchen nicht so auffällt. Der Schiverband, der noch am Tag des Testergebnisses die Weltmeisterin zur Unterschrift auf einem Rücktrittsformular drängte. Der ÖSV wollte, dass „Erika“ aus der Öffentlichkeit verschwand und möglichst schnell zur Frau „umoperiert“ werden sollte. Denn nur dann hätte Öster­ reich die Medaille behalten können, wären die ÖSV-Funktionäre nicht unter Betrugsverdacht gestanden. Und im Vertuschen und Weg­tauchen war man im ÖSV bekanntlich ja immer gut.

wurde der junge Bursche jedoch geschnitten: im Elternhaus unverstanden, im Dorf gemieden. Eine Szene, in der man in der Kirche dem jungen Erik den Platz in der Kirche bei den Männern verweigert, illustriert dies recht gut. In der österreichischen Herrenmannschaft wurde er benach­ teiligt, wo es nur ging, und mit allen Tricks aus dem Schizirkus gedrängt. Heute betreibt der 70-jährige Vater und Großvater eine Skischule in seinem Heimatort Agsdorf in Kärnten. Dem Nachwuchsschauspieler Markus Freistätter gelingt es, die Verwirrungen und Ängste des jungen Menschen dazustellen. Abgeschottet und mit falschen Namen ist es im Film die Klosterschwester Sigberta (Marianne Sägebrecht), die Verständnis aufbringt und Rückhalt gibt. Schön die Szene mit wahrem Hintergrund, in der Erik seine Goldmedaille in einem Kuvert per Post an die 1966 zweitplatzierte Marielle Goitschel nach Frankreich schickt.

Nach der operativen Richtigstellung des Geschlechts des Mannes Erik PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

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Text Hans-Peter Weingand Fotos ORF/Sündhofer, Constantin Film


Kultur

„Mystery of Love” Neulich im Kino – persönliche Eindrücke über den Film „Call Me By Your Name”

Text Lukas Hartleb Fotos Constantin Film

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nfang März war ich mit einer guten Bekannten im Kino, um einen Film anzusehen, an den ich nicht viel Erwartungen hatte, ehrlich gesagt. „Wieder mal ein Film über zwei Schwule, die sich verlieben,“ dachte ich mir. Als wir dann im Saal saßen und den Film anschauten, war ich zuerst verwirrt, weil ich vieles nicht verstand. Als dieser dann zu Ende war, ließ er mich emotional tief getroffen zurück. Schon lange habe ich keinen Film, keine Musik oder etwas anderes Kulturelles gesehen/gehört, das mich wirklich im Herzen berührt hat.

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„Call Me By Your Name“ ist die Geschichte des Mysteriums der Liebe – „Mystery of love“, wie auch der zentrale Song des Films lautet. Das Besondere an diesem Film ist der Charakter dieser Liebesgeschichte. Es ist nicht ein weiterer Film aus Hollywood, der uns Liebe als vorgeformte, idealisierte Erfahrung präsentiert. Es ist nicht die uns von der Kulturindustrie eingehämmerte lineare Abfolge von Kennenlernen-Verlieben-Happy End. Was diese Story ausmacht und mich berührt hat, ist die Entwicklung einer tiefen Beziehung, geistiger und sexueller Natur, zwischen zwei so unterschiedlichen und doch so stark verbundenen Menschen. Liebe mit all ihren Gesichtern: Bewunderung, Unklarheit, Ablehnung, Verzweiflung, Nähe, Distanz, Vertrauen, Tiefe, Schmerz. „Call Me By Your Name“ hat sich den Oscar und die Erwähnung im PRIDE gleichermaßen verdient. Also ab auf die Couch und Film ab!


Kultur

„Abraham!!!“ Gottes Werk erzählt von Ralf König im Rahmen des Nextcomic Festivals

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ine Lesung von Ralf König ist eine tolle Mischung aus theatralischen Dialogen, lustigen Gekreische und subtilen Wimmern. Nach einer solchen Lesung liest man die Kultcomics mit ganz anderen Ohren. Auf Einladung der Schule des Ungehorsams und mit kollegialer Begrüßung durch Gerhard Haderer führte Ralf König am 17. März durch die Weltgeschichte der Kirche. Immer direkt, oft bösartig, stets unterhaltsam und auch fein philosophisch wurden altbekannte und neue Comics zum Besten gegeben. Als Zugabe gab es noch die Versuchung des Heiligen Antonius geschrieben und vorgetragen (!) im Wiener Dialekt – König hat sich das von einem Bekannten aus Gayromeo übersetzen lassen – und er musste selbst beim Vorlesen schmunzeln.

Im Anschluss wurde noch mit lustigtrashiger Travestieshow von Cherry T Joystick, Lady Nutjob und coolen Beats von DJ Jerry Kriz in der Tabakfabrik gefeiert. Unter anderem mit Dame Edith Megastar, Gottfried Gusenbauer (Organisator Nextcomic Festival) und Gerhard Haderer. Die Einnahmen der Lesung wurden von der Schule des Ungehorsams an die HOSI Linz für das neue Zentrum gespendet. Die Bibel-Trilogie (Prototyp – Archetyp – Antityp) von Ralf König ist noch bis 30.6.2018 in der Schule des Ungehorsams zu sehen: Tabakfabrik Linz, Peter-Behrens-Platz 5-9 (Bau 1).  schuledesungehorsams.at

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Text Gerhard Niederleuthner Fotos Gerhard Niederleuthner, Martin Bruner


Kultur

Porn Film Festival Vienna ganz offensichtlich eine Nachfrage nach explizitem Sex auf der Leinwand, der den Menschen dabei hilft, selbstbestimmte Entscheidungen, ganz ohne Schamgefühle, treffen zu können.“

Text Gerhard Niederleuthner Filmstill Eduardo Casanova’s Debütfilm Pieles.

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as Porn Film Festival Vienna (PFF Vienna) ist das erste und einzige Festival seiner Art in Österreich und fand vom 1 bis 3. März 2018 in Wien statt. Der Fokus des Festivals lag auf alternativer Pornographie als Kunstform, um den Blick auf Feminismus, Gendersowie PostPorn-Thematiken zu richten. Das Programm umfasste 93 Filme, 15 Nebenveranstaltungen sowie 25 Screenings, die insgesamt von ca. 4.000 Menschen besucht wurden. „Wien ist hungrig”, sagte Festivaldirektor und -gründer Yavuz Kurtulmus. „Es gibt

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Die drei Creative Directors des Festivals, Jasmin Hagendorfer, Gregor Schmidinger und Saif Can haben ein vielfältiges Programm zusammengestellt, unter anderem mit dem deutschen Filmemacher Jürgen Brüning, Jennifer Lyon Bell, sowie Adrineh Simonian. GewinnerInnen sind Benjamin Teske mit „Strawberry Bubblegums” (Fiction), Matt Lambert mit „Flowers” (Shorts), „Fallen flowers, thick leaves” von Laetitia Schoofs (Documentary) und „I think we have something in common” von Alexander Martinz (Austrian Shorts). Das 2. PFF Vienna findet vom 4. bis 8. April 2019 statt.  pornfilmfestivalvienna.at


Gesundheit

Was geht’s uns an? Die Zahlen der HIV.Neuinfektionen in Österreich ist steigend – das Risiko einer Infektion wird unterschätzt.

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it der durchaus provokanten Frage: „AIDS! Geht uns das noch was an?“ lud die AIDS-Hilfe Steiermark am 12. März zu einem interessanten Vortrag ein. Frau Dr. in Flora Hutz führte den TeilnehmerInnen vor Augen, welche Risiken bei ungeschütztem Verkehr bestehen und wie viele Verbindungen man indirekt über die eigenen Sexpartner zu anderen Personen herstellen kann. Doch dies ist nicht der einzige Grund für die Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten. Ein wichtiger Punkt bleibt der bewusste Umgang mit Safer Sex. Im direkten Zusammenhang stehen die kürzlich erschienenen Zahlen der HIV-Neuinfektionen in Österreich. Im Bericht der Austrian HIV Cohort Study werden nicht nur die

Anzahl der Neuinfektionen gelistet, sondern diese auch nach Bundesländern unterteilt. Seit 2013 ist ein deutlicher Anstieg zu vermerken. Über 40% der Diagnosen werden in Österreich zu einem Zeitpunkt gestellt, zu dem das Immunsystem schon geschwächt ist. Diese späte Erkennung hat nicht nur schlechtere Behandlungschancen zur Folge, sondern eine unbewusste Weitergabe des Virus wird so erst möglich. Zudem kommt die Tatsache, dass noch immer über 50 % der Neu­ infektionen der Gruppe MSM zuzuordnen sind. Damit können wir durchaus sagen, HIV ist nicht nur ein Problem, das uns alle beschäftigen sollte, sondern vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen das Risiko einer Infektion nicht unterschätzen. PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

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Text und Foto Stop AIDS


Oberösterreich Mach mit! Die HOSI Linz sucht für den ehrenamtlichen Bardienst neue MitarbeiterInnen. Bei Interesse: ooe@hosilinz.at

HOSI Treff Der gemütliche Treff für alle Interessierten; alle zwei Wochen; jeweils 19:00 Die nächsten Termine: Fr., 20.04., Fr., 04.05., Fr., 18.05.2018

Termine April

Sa. 21.04.2018/21:00 Opening-Party Das forty nine wird eröffnet. Music by _iMat & Djane VanIce Komm vorbei und feiere mit. Queer Bar forty nine, Schillerstraße 49 Fr. 27.04.2018/18:00 YOUnited & TSC Wechselschritt – Let's Dance! Thomas & Peter, Profitänzer vom queeren Tanzsportclub, werden in einfachen Schritten zeigen, wie man zu Walzer & Co das Tanzbein schwingt. Dauer: ca. 1 Stunde, gratis, Veranstalterin: YOUnited, Ort: Ann and Pat; Infos: tsc-wechselschritt.at

Sa. 28.04.2018/22:00 Famous-Queer Club Vol. 2 10 Hours strictly House Music by Jerry J. Kriz Ort: Club Vanilli Veranstalter: Gaytic – Queer Clubbing

Femme DMC: Dacid Go8lin, Dj Countessa, Samy, Vjane Mjane; Femme DMSisters: Bella Diablo, Gal Code, Miranda Medusa Ort: OK Mediadeck

25. – 30.04.2018 CROSSING EUROPE Filmfestival Linz OÖ Kultur­quartier, OKPlatz 1, 4020 Linz, crossingEurope.at Siehe Bericht auf Seite 44

Mi. 09.05.2018/21:00 Fetish Party Mit Vorstellung der Kandidaten zum Mr. Fetish-Austria 2018. Strikter Dresscode! Men only! Garderobe vorhanden! Fotografieren/filmen verboten. Ort: forty nine

Nightlines: Mi., 25. April Live: Silvana Imam (SE), Selbstlaut (AT) DJ: Kapazunda (AT) Mo., 30. April Live & DJs: FEMME DMC (AT)

Mai

Mi. 16.05.2018/19:00 Treffen der Grünen Andersrum OÖ Ort: Grünes Haus, Landgutstraße 17, 4040 Linz

Homosexuelle Initiative Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz

Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz

Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/fortynine E fortynine@hosilinz.at HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz

Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung)

Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck W hosilinz.at/voecklabruck

Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen

Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees

YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited

Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. 19:00 im Restaurant Zur Brücke,

/hosilinz

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| PRIDE | Nr. 163 | April 2018


Termine April Mo., 23.04.2018/17:00 HuG – Homosexuelle und Glaube Führung durch den Botanischen Garten Mi., 26.04.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Komm vorbei! Wir reden über neue Projekte und du kannst dich gerne einbringen. Fr., 27.04.2018/19:00 ausufern Jugend­ gruppentreff Karaoke – Ob Lady Gaga Fan oder Justin Bieber Double: zeig uns was du kannst und sing mit.

Mai Mi., 02.05.2018/18:00 RLP Generalversammlung Schon wieder sind zwei

Steiermark

Jahre um und wir laden dich ein, bei der GV vorbei zu kommen. Fr., 04.05.2018/19:00 ausufern Jugend­ gruppentreff Seifenworkshop feel free Sa., 05.05.2018/09:30 L-Ways Wanderung: Bärenschützklamm verpflichtende An­meldung zur Wanderung unter l-ways@homo.at Mi., 09.05.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Wir freuen uns auf dich. Komm vorbei! So., 13.05.2018/17:00 Transgender Selbsthilfegruppe feel free

Juni

Mo., 14.05.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube EHG-Raum MartinLuther-Haus

Fr., 22.06.2018 CSD Gottesdienst Heilandskirche Sa., 23.06.2018 ab 13:00 CSD Graz Die Parade starten vor der Oper und führt über den Griesplatz zum Volksgarten. Dort findet wieder das Parkfest bis 22:00 Uhr statt. Eintritt frei!

Do., 17.05.2018 I.D.A.H.O.T Aktionstag gegen Homophobie und Transphobie Mi., 23.05.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Komm vorbei! Wir reden über neue Projekte und du kannst dich gerne einbringen.

Sa., 23.06.2018 ab 22:00 FAGtory Clubbing Pride Night Postgarage 1st floor VVK: homo.at/tickets

Fr., 25.05.2018/19:00 ausufern Jugendgruppentreff Grillen auf der Auwiese feel free Mo., 28.05.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube feel free

RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – Schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Vertretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!

Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free

ausufern Jugendgruppe Unsere Termine kommen auch spontan zustande. Alle Infos auf Facebook.

L-Ways Lesbenwanderungen Programm und Details im RLP-Kalender sowie unter: facebook.com/L_ways

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG,

TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free

homo.at/kalender

PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

Webtipp Alle Veranstal­ tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!

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Kontakte

Kontakte

Mit PRIDE gratis Leute kennen zu lernen. Er sucht ihn

Hinweis:

Netter und lieber Grazer sucht seinen Traummann (also dich) Aussehen ist jetzt nicht so wichtig der Charakter zählt und du solltest max 40 Jahre sein. Wenn du aus der Steiermark bist super aber auch Männer aus anderen Bundesländern gern willkommen (solang man mit dem Zug zu dir kommen kann. Freu mich auf deine Nachricht. Chiffre: 4500 Linz, OÖ. Ich heiße Martin, bin 48 Jahre, NR, 1,60 m groß, schlank und suche auf diesem Weg einen treuen, ehrlichen Freund. Ich mag Musik, gutes Essen und tolle Gespräche. Ich liebe kuschel und zärtlichen Sex. Eigene Wohnung ist vorhande. Bin gehbehindert. Nette Grüße! Tel. 0732/710544

Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen (z.B. mit unsafem oder rassistischem Inhalt) ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Die Texte der Anzeigen werden in der Form veröffentlicht, wie sie an die Redaktion geschickt werden. Es werden keine inhaltlichen oder grammatikalischen Änderungen vorgenommen.

Anzeige aufgeben: Kontaktanzeige kostenlos online bestellen: pride.at/kontaktanzeigen

Antwort Die Anonymität der InserentInnen der kostenlosen Kleinanzeigen wird auf Wunsch gewahrt; für Herkunft, Inhalt, Qualität und Wahrheitsgehalt der in den Anzeigen angebotenen, nicht kommerziellen Waren, Dienstleistungen oder Mitteilungen bzw. für die direkten und indirekten Folgen ist die Redaktion nicht verantwortlich. Inserate, die ausschließlich oder überwiegend kommerzielle Zwecke verfolgen, können wir nicht kostenlos abdrucken. Auf Anfrage übersenden wir aber gerne unsere aktuelle Anzeigenpreisliste. 0900-Nummern sind kostenpflichtig. Bei gewünschter Veröffentlichung der Telefonnummer muss der Redaktion eine Kopie der letzten Telefonrechnung vorliegen, bei Veröffentlichung der Adresse ist eine Kopie des Personalausweises/Reisepasses notwendig (per FAX: 0732/70 04 74-4 oder per Post: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz, Kennwort: „Kontakte“). Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen ohne Angabe von Gründen abzulehnen sowie Kontakt­a nzeigen zu kürzen oder bei Platz­m angel in der folgenden

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Ausgabe zu veröffentlichen. Pro Person und Ausgabe wird nur eine Kontaktan­z eige geschaltet. So antwortest Du auf Chiffre-Kleinanzeigen: 1. Antwortbrief in ein Kuvert stecken, zukleben und entsprechend frankieren. (Unterschiedliche Gebühren bei In- und Ausland!). Die Chiffre-Nummer mit Bleistift auf das Kuvert schreiben. 2. Das Kuvert steckst du nun in ein 2. Kuvert, klebst es ebenfalls zu, frankierst es und adressierst es an die Redaktion: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz Und nicht vergessen: Chiffre-Nummer un­ bedingt draufschreiben und Brief aus­ reichend frankieren! Nicht ausreichend frankierte Antwortbriefe können nicht weitergeleitet werden! Bei Zusendungen im Ausland höhere Portogebühren beachten!

| PRIDE | Nr. 163 | April 2018



forty nine QUEER BAR | HOSILINZ

opening party Sa. 21.4.2018 | 21:00 Music by _iMat & Djane VanIce

Die neue Queer Bar Schillerstraร e 49 | 4020 Linz

Ab 21.04.2018 Das forty nine ist jeden Freitag und Samstag ab 21:00 geรถffnet. hosilinz.at/fortynine


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