PRIDE 164/Juni 2018

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164/Juni 2018

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Pink Triangle Vom Rosa Winkel zur Regenbogenfahne Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG

S. 10 – 14


MIT

LICHER FREUND

G VON

TÃœTZUN

UNTERS

GRAZ PARADE ab 12 Uhr sgarten

Oper - Griesplatz - Volk

Sa,

23. Juni

PARKFEST ab 13 Uhr Volksgarten

www.csd-graz.at


Editorial

PRIDE

Vom Rosa Winkel zur Regenbogenfahne

D

er Juni ist das PRIDE-Monat. In Österreich wird zum Beispiel in Klagenfurt, Bregenz, Graz, Linz oder Wien bei Paraden, Straßenfesten und CSDs sexuelle Vielfalt sichtbar. Gerade in Österreich haben wir aber auch eine his­ torische Verantwortung im Umgang mit Minderheiten. Daher zeigt ein Projekt wie pinktriangleissue.com klar auf, wo wir heute im Blick auf die tragische Vergangenheit während und nach der Zeit des Nationalsozialismus diese Verantwortung übernehmen müssen. Jetzt werden in vielen Teilen der Welt Lesben, Schwule und Transgenderpersonen verfolgt, missbraucht, mit Todesstrafe bedroht. Wir in Europa haben daher die Verantwortung, hier zu helfen, jetzt für Auf-

klärung zu sorgen und aktiv gegen diese Diskriminierungen zu arbeiten. Jeder Schritt in der Öffentlichkeit, der hilft, sexuelle Minderheiten sichtbar zu machen ist ein wichtiger. Ob das mit viel Stolz, mit viel Lärm, mit viel sichtbarer Sexualität oder mit viel Lebensfreude gemacht wird ist egal. Nur mit Sichtbarkeit wird Vielfalt ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Der rosa Winkel erinnert an die unmenschlichen Gräueltaten von Menschen gegen Schwule – und auch Lesben – der Regenbogen ist ein jetzt gelebtes Symbol für Vielfalt. „Never hiding. Lets go out!“ Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner

Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: Homosexuelle Initiative Linz, Schillerstraße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanzreferent: Marco Graf, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Stv. Vorsitzende: Caro Milinkovic, Kassier: Chris Skutelnik, Stv. Kassier: Michael Fuchs, Schriftführer: Andy Strick, Stv. Schriftführer: Peter Beck, BeirätInnen: Feiner-Wuthe Michaela, Christof Geramb, Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Chris Skutelnik, Vorsitzender stv. Peter Beck, Kassier: Alex Groß, Schriftführer: Joe Niedermayer), beide: Annenstr. 26, 8020 Graz Grundlegende Richtung: basierend auf

den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der VerfasserIn müssen

der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 164/Juni 2018 Cover: pinktriangleissue.com Foto: Olaf Blecker Layout: Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterIn­nen: (Redaktion Stmk) Michael Fuchs, Monika Gratzer, Stefanie Horvath, Andy Joe, Mario Lindner, Joe Niedermayer, Flo Schmidl, Chris Skutelnik, Markus Tritremmel, Hans-Peter Weingand; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner, Florian S. Niederseer, Gernot Wartner Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 165/2018: Sa., 25.06.2018 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500

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PRIDE

Inhalt PRIDE Nr. 164/Juni 2018

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IDAHOT in Leibnitz

Vor 2o Jahren

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Vom IDAHOT zum IDAHOBIT 33

Meinungen

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Highlights CSD-Graz

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„Ich will meinen Fetisch nicht verstecken.”

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Aus Geburtstagen lernen ...

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Der lange Weg zur Gleichbehandlung

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Vom Rosa Winkel zum Regenbogen

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Pink Triangle Issue

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Österreich „Ich fühle mich wie ein Mensch.”

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Queer im Polizeirevier

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„Meine sexuelle Orientierung spielt unter den KollegInnen keine Rolle.” 22 Vielfalt als Stärke

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Splitter

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Ausland Ende der Toleranz

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Historische Rede

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Kultur Glaube Liebe Hoffnung

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„Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …”

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Jeder verdient eine große Liebesgeschichte!

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Crossing Europe

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Albumtipp: Clara Luzia

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„All aboard”

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Gesundheit HIV-Heimtest 51

Oberösterreich forty nine 28 Splitter: forty nine, ESC Party, Famous, FEM Party 30

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Editorial & Impressum

100 Jahre Österreich/Titel

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Queer Unifest

Steiermark Team mit Frauenpower

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Termine & Kontakte Oberösterreich / HOSI Linz

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Stmk / RosaLila PantherInnen 53 Kontakte 54


PRIDE

Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren... PRIDE Nr. 44/Juni 1998

rosalila buschtrommel 3/1998

Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand

Großen Platz bekam die LeserInnenumfrage aus der vorherigen Ausgabe bzw. deren Auswertung. Inhalt, Format, Layout und Artikellänge wurden mit über 80% positiv bewertet. 34% wollten PRIDE weiter kostenlos beziehen, 21% wären bereit gewesen, 30 Schilling dafür zu zahlen (etwa 2,20 Euro – ca. 2,60 Euro nach heutigem Wert; der derzeitige Verkaufspreis liegt bei 2,50 Euro!). Aber auch online war PRIDE nunmehr erreichbar: Die HOSI Linz präsentierte ihren ersten Webauftritt im Internet, und auch PRIDE hatte eine eigene Unterseite. Mit Nationalratspräsident Heinz Fischer nahm erstmals ein hochrangiger Politiker an der Gedenkfeier vor dem Gedenkstein für die homosexuellen KZ-Opfer in der Gedenkstätte Mauthausen teil. Fischer betonte in einer berührenden Rede die „unbeschreibbare Situation für Lesben und Schwule, wenn 53 Jahre nach dem Wahnsinn der NS-Diktatur Homosexuelle immer noch nicht als Opfergruppe anerkannt werden.“ Diese Situation bekräftigte umgehend die ÖVP. Deren Justizminister Nikolaus Michalek brachte eine Strafrechtsreform ein, die wieder einmal den § 209 StGB unverändert ließ. ÖVP-Justizsprecherin Maria Fekter kommentierte Kritik mit: „Wir können eine Weiterentwicklung in Richtung mehr Zustimmung oder Förderung von homosexuellen Lebensgemeinschaften nicht erkennen und daher auch nicht unterstützen.“ Sie wurde Trägerin des Grottenolms dieser Ausgabe; 20 Jahre später ist auch die Ehe für Lesben und Schwule möglich.

Zu vermelden gab es einen Schub an jungen Leuten. Die Generalversammlung hatte mit Felix Moser einen sehr jungen Vorsitzenden gewählt, um den sich VertreterInnen aller Gruppen scharten: „Das sind 9 Leute von den Silberfüchsen, den Frauen, der Uni- bzw. Jugendgruppe, dem Büro- und Thekenteam, die den Verein mit all seinen Facetten ziemlich gut widerspiegeln.“ „Endlich gibt es auch in Graz eine schwule Unigruppe.“ C.I.gAy war deren Name und man traf sich zweimal im Monat zunächst im feel free bzw. im Club-Cafe BARcelona. Dann galt es, anlässlich der Landesausstellung 1998 YOUgend in Bad Radkersburg für Juli ein internationales Summermeeting anzukündigen. Eine Tradition, die dann lange Jahre in Oberösterreich weitergeführt wurde. In Koproduktion zwischen Wien, Linz und Graz gab es einen Jugend-Folder. Die Kronen Zeitung war zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden, weil sie die RosaLila Villa der gewalttätigen linken Szene zugeordnet hatte. Aufgrund einer Rundfrage gab es in Österreich erste Versicherungen, die Pakete für gleichgeschlechtliche Paare schnürten. Es gab einen Artikel zum Thema Fetisch-Lust mit Verweisen auf Angebote in Österreich zu SM, Lack und Leder. In der neuen Kolumne „rosa leinwand“ wurde der Film „Besser geht’s nicht“, eine Filmkomödie mit Jack Nicholson und Helen Hunt, besprochen. Der hatte zwar zwei Oscars bekommen, der Kritiker sollte jedoch recht behalten, dass „dieser Film nicht in die Geschichte eingehen wird“.

Fotos PRIDE-Archiv

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Meinungen Leserbrief zu „Schockierend” PRIDE Nr. 163/April Pharisäer mit sardonischem Lächeln Meine lebenskluge 96jährige Großmutter bezeichnete frömmelnde Artgenossen deren private Wortmeldungen und Handlungen unter dem Deckmantel des Katholizismus oft extrem unchristlich ausfielen, gerne als „Leute mit dem Betbüchl in der Hand und dem Teufel im Sack”! Der PRIDE -Bericht betreffs des Salzburger Altbischofes Laun über „Sünde, Segnung und KZ” ließ diese großmütterliche Lebensweisheit wieder einmal erschreckend real vor meinem inneren Auge auferstehen. Andreas Laun in seiner rechtslastigen Homophobie betätigt sich schon seit Jahrzehnten immer wieder als sprachlicher Zündler und kleiner Großinquisitor an den noch immer glimmenden Scheiterhaufen der katholischen Kirche, die gottseilob­unddank als „erste Moralinstanz des Staates” schon lange jegliche Glaubwürdigkeit und dadurch auch jede Menge Mitglieder verloren hat. Weihbischof Laun ist das Sprachrohr einer veralteten, aber in Restbeständen leider noch immer existenten Kirche welche Hexenverfolgung, Kreuzzüge, Waffensegnungen, Kindesmissbrauch, widernatürliches Zwangszölibat, Negierung von fundierten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und vieles mehr auf ihr zweitausendjähriges Schuldenkonto und Sündenregister geladen hat und bis heute absolut nichts daraus im Sinne einer „Beflatterungsbelehrung” durch den „heiligen Geist” gelernt hat. Er und seine realitätsfernen Brüder und Schwestern im (Un-)Geiste sehen sich selber irrtümlich primär nur dann als gute, wertkonservative Katholiken , wenn sie „päpstlicher als der Papst” sind und betrachten durch ihren einseitigen Tunnelblick jeden

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für sie willkommenden Rück- als ihren persönlichen Fortschritt . Es ist eine, oftmals Menschen und ihre zeitgemäßen Bedürfnisse verachtende Kirche in trostloser schwarz-weißer Einfältigkeitsmalerei bei der Buntheit, Offenheit und Vielfältigkeit keinen Platz hat und als „feindlich, böse, schlecht und damit sündhaft” bekämpft wird. Hassprediger übelster Sorte gibt es nicht nur vereinzelt unter den Moslems, sondern wie wir immer wieder sehen und hören können, auch in den eigenen, katholischen Reihen der Vorvorgestrigkeit. Eigentlich müßte man/n/frau als gläubiger Christ der aus vielen mehr oder minder guten Gründen zum amtskirchenungläubigen, passiven Taufscheinkatholiken geworden ist, sofort zur reformierten und wesentlich lebendigeren , evangelischen Kirche H.B. konvertieren, allerdings glaube ich , daß wie es einst selbst der Verfassungsgerichtshof im Zuge des nachträglichen Militärdienstverweigerns (ich bin so ein früher Fahnenflüchtiger...) beschlossen hat, „Gewissen wandelbar ist”. Oder anders ausgedrückt: ICH GLAUBE nicht nur an einen (fried-)liebenden Gott und „Jesus Christ Superstar” mit seinem zwischenmenschlich überaus engagierten, christlich-öko-sozialen Bodenpersonal aus Klerus und Laien sondern auch daran, daß die Hoffnung bekanntlich zuletzt, wenn überhaupt, stirbt und das Revolutionen zum Besseren meist von der Basis her passieren! Mit ungebrochen zweckoptimistischen , HuG-ianischen Grüßen, Euer Gerhard M.


Aus Geburtstagen lernen ...

100 Jahre

Österreich

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m Jahr 2018 gibt es in Österreich viel zu gedenken, viel zu erinnern und auch etwas zu feiern: nämlich unseren Geburtstag! In diesem Jahr geht das 100. Jubiläum unserer Republik über die Bühne: ein lange erkämpfter Traum, der am Ende erst auf den Ruinen des 1. Weltkriegs verwirklicht werden konnte. Gerade bei solchen Gedenken mit all ihren Staatsakten und Fernsehdokumentationen stellt sich oft die Frage, was das alles noch mit unserem heutigen Leben zu tun hat. Hat die Geschichte der Republik eigentlich irgendeinen Einfluss auf den Alltag der Menschen, die heute leben? Zur Antwort darauf muss man nicht lange in verstaubten Geschichtsbüchern stöbern. Denn neben vielem anderen gibt es an unserer 100-jährigen Geschichte etwas ganz Simples, das unser Land bis heute prägt: unsere Grundrechte. Viel von dem, was wir heute als Selbstverständlichkeit betrachten, ist von anderen lange erkämpft worden. Und das betrifft schon so grundlegende Fragen wie das Wahlrecht. Erst 1907 gab es in der damaligen Habsburgermonarchie zum ersten Mal ein allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht ... für Männer. Und es dauert noch weitere elf Jahre, bis die erste Verfassung der Republik auch Frauen endlich dieses Recht einräumte. Die Jahre bis 1918 waren geprägt vom Kampf von Frauen (und solidarischen Männern) für ihre Grundrechte – von harter Überzeugungsarbeit, mutigen Akti-

onen und teilweise gefährlichen Protesten. Und das alles gegen Vorurteile und erbitterte Widerstände in fast allen Teilen der Gesellschaft. Doch diese beinharte Arbeit hat sich ausgezahlt. Sie hat die Diskussion verschoben und neue Mehrheiten in unserer Gesellschaft zusammengeschweißt, die Österreich schließlich zu einem der ersten Länder Europas machten, die Frauen das volle Wahlrecht zugestanden. Lange Rede, simpler Sinn: Die Arbeit dieser VorkämpferInnen im 19. und frühen 20. Jahrhundert hat nicht nur ein Grundrecht erkämpft, das unsere Gesellschaft bis heute prägt – sie haben uns auch gezeigt, wie man etwas möglich machen kann, das noch ein paar Jahre zuvor völlig unwahrscheinlich schien. Einen Grundsatz, den man wohl am besten mit diesem Sprichwort zu­ sammenfassen kann: „Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Welt verändern!“ Genau diese Einstellung machte einige der größten gesellschaftlichen Reformen unserer Republik möglich – von der Legalisierung von Homosexualität oder der Einführung der Fristenregelung bis hin zur Eingetragenen Partnerschaft. Das alles ist nicht der Erfolg einzelner, sondern das Werk unzähliger Personen aus den verschiedensten Gruppen und mit verschiedensten Hintergründen. Sie zeigen auch uns heute, wie wir gemeinsam das „Angesicht der Welt“ verändern können.

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FOTO © DANIEL KLEIN

Ein Kommentar von Mario Lindner

Mario Lindner ist Abgeord­neter zum Nationalrat und Gleich­ stellungs- und LGBTIQ-Sprecher der SPÖ. Seit 2017 ist er Bundesvor­ sitzender der sozialdemokratischen LGBTIQOrganisation SoHo.


100 Jahre

Österreich

Der lange Weg zur Gleichbehandlung 100 Jahre Österreich: Vom Frauenwahlrecht zur Ehe für alle – gesellschaftspolitische Umbrüche Teil 2: Zweite Republik

Erst ab den 1970er-Jahren begann sich die Gesellschaft langsam von diesen traditionellen Rollen zu verabschieden. Beispiel Schule: Seit 1975 gilt die Koedukation an öffentlichen Schulen – Buben und Mädchen sind in allen Schularten gemeinsam zu unterrichten. 1979 wird in den Volkschulen der gemeinsame Werkunterricht für Mädchen und Buben eingeführt, seit 1987 ist in Hauptschulen „Hauswirt-

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FOTO: STICHWORT

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chnell wird nach dem Zweiten Weltkrieg die traditionelle Ordnung wieder hergestellt. Frauen, die während des Krieges in der Produktion die Männer ersetzen mussten, wurden wieder nach Hause geschickt. Hergestellt wurde wieder das traditionelle Familienbild: ein alleinverdienender Mann, der gut genug verdient, um eine Hausfrau und mehrere Kinder zu erhalten. Der ist Haushaltsvorstand, ohne seine Zustimmung darf seine Frau keinen Pass holen und keine Arbeit annehmen.

FOTO: SPÖ FRAUEN

Text Hans-Peter Weingand

schaft“ und „Geometrisches Zeichnen“ für beide Geschlechter verpflichtend. Grete Rehor (ÖVP) wurde 1966 die erste Ministerin Österreichs. Die Stadt Wien beschäftigte 1970 erstmals eine Frau als Straßenbahnfahrerin. Bewegung Anfang der siebziger Jahre entstand auch in Österreich eine neue Frauenbewegung. Frauen erkannten, dass ihre Probleme nicht persönlicher Natur sind, sondern in Zusammenhang stehen mit den Strukturen der Gesellschaft. Gleichheitsgrundsatz in Verfassung und in Gesetzen sind wichtig, beseitigen aber Ungleichbehandlung noch lange nicht. Einige Meilensteine konnten durch klassische sozialdemokratische Modernisierungspolitik gesetzt werden: 1975 wurde der Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Bedingungen straffrei, und durch die Familienrechtsreform durften Frauen ohne Zustimmung des Mannes arbeiten.


1990 wurde Dohnal erste Frauenministerin Österreichs, eine deutliche politische Aufwertung. 1993 regelte das Gleichbehandlungsgesetz hinsichtlich Geschlecht, dass gleicher Lohn nicht nur für gleiche, sondern auch für gleichwertige Arbeit zu bezahlen ist. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz gilt als Diskriminierung. Die Benachteiligung teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmerinnen gegenüber vollzeitbeschäftigten (Anspruch auf aliquote freiwillige Sozialleistungen, Berücksichtigung regelmäßiger Mehrarbeit bei Sonderzahlungen) wurde verboten. Das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz trat in Kraft mit einem Frauenförderungsgebot: Beispielsweise sind Frauen in Bereichen, in denen sie unterrepräsentiert sind, bevorzugt aufzunehmen, sofern sie „nicht geringer geeignet sind als der bestgeeignete Mitbewerber“.

Österreich

Theorie und Praxis 1997 startete ein Frauenvolksbegehren mit bis heute nur zum Teil erfüllten Forderungen, letztlich mit 645.000 Unterschriften. 1998 wurde das ausdrückliche Bekenntnis zur Gleichstellung von Frauen und Männern Bestandteil der Verfassung, 2000 wurde mit dem Eherechts-Änderungsgesetz klargestellt, dass auch in einer Ehe, in der eine Person nicht erwerbstätig ist, die erwerbstätige Person in ihrer Freizeit zur Mithilfe an der Haus- und Versorgungsarbeit verpflichtet ist. Ziel ist die volle Ausgewogenheit der geleisteten Beiträge zur Haushaltsführung, Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung. 2002 wurde auch die Karenzgeldregelung durch das Kinderbetreuungsgeld abgelöst, doch die Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung ist minimal. Sie macht nur ca. 5% aus, was auch daran liegt, dass in einer Partnerschaft Männer meistens mehr verdienen. Ungleichheiten bei der Bezahlung von Arbeiten halten sich hartnäckig. Die Rollenschemata bei Kindern werden eher ausgeprägter, und Mädchen geraten immer früher in eine rosarote Welt. Spielzeug erscheint heute mehr stereotyp als zur Zeit der Großelterngeneration in den 1960er-Jahren.

FOTO: SAMMLUNG TRAIMER

FOTO: ÖNB/WENZEL JELINEK

Durch Initiative der Gemeinderätin Johanna Dohnal entstand 1978 das erste Frauenhaus in Wien. Bruno Kreisky holte sie ein Jahr später als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen in die Regierung und sie setzte zahlreiche gesetzliche Verbesserungen vor allem für die berufstätigen Frauen durch. Bei manchen Änderungen ist man erstaunt, wie spät diese erst erfolgt sind. Erst seit 1989 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Erst seit 1989 sind unverheiratete Mütter verheirateten gleichgestellt, denn vorher bekamen ledige Mütter die Vormundschaft für ihr Kind nur über Antrag. Erst seit 1991 sind un­ eheliche Kinder hinsichtlich ihres Erbrechts ehelichen Kindern gleichgestellt.

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100 Jahre

Österreich

Vom Rosa Winkel zum Regenbogen Die Entwicklung der LGBT*-Bewegung war mühsam, aber immer von mutigen Menschen getragen.

Text Gernot Wartner Fotos PRIDE-Archiv

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m Schatten der Frauenemanzipationsbewegung in den 1970er Jahren entstanden – zuerst auf Universitäten – auch rasch Schwulengruppen. Auslöser waren auch die Stonewall Riots, die erstmals zeigten, dass Unterdrückung nichts Gottgewolltes sein muss, dass man sich auch wehren kann, ja muss, auch und weil man in einer kriminalisierten gesellschaftlichen Abseitsposition leben muss. Aber auch die Aufbruchsstimmung des Jahres 1968 und der folgenden Zeit, das allgemeine Hinterfragen von Strukturen und gesellschaftlichen Normen sorgte für Rückenwind. Und weil diese Emanzipationsbewegung in den geschützten Räumen der Universitäten entstand, wo in diesen Jahren in zahllosen Debattierzirkeln linker Studierendenverbindungen die Kritik an der Gesellschaft als kritischer Diskurs und linkstheoretische Debatte stattfand. Die noch nicht so lange zurückliegende, die Elterngeneration prägende Erfahrung der NS-Zeit, die in eine erdrückende, einengende Gesellschaft mündete, die den sozialen Aufstieg durch Anpassung und Schweigen über die Vergangenheit zu erreichen trachtete, fand ihren Widerhall im Vietnamkrieg, der unter dem vorgeblichen Ziel des Kampfes gegen den kommunistischen Vietkong immer mehr zum brutalen Mord an einem ganzen

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Volk wurde. Und die Universitäten waren auch insofern ein geschützter Ort, da außerhalb auf Homosexualität immer noch Haftstrafen und gesellschaftliche Ächtung drohten. Linksstehender Widerstand Unter diesen Vorzeichen war es nur logisch, dass der Widerstand der aufkommenden Schwulenbewegung ein politisch linksstehendes Projekt wurde. Es ging gegen die staatliche und gesellschaftliche Repression durch die existenzbedrohende Stigmatisierung und Kriminalisierung Homosexueller, gegen eine Unterdrückung, die sich nahezu nahtlos aus der NSZeit fortsetzte. Was damals in den Konzentrationslagern nur allzu oft mit dem Tod endete, war jetzt der gesellschaftliche Tod, die Ächtung in der Familie, im beruflichen und sozialen Umfeld. Berufsverbote, Arbeitsplatzverlust und anderes waren die Folgen, deren sich ein schwuler Mann vergewärtigen musste, sollte sein Schwulsein öffentlich werden. Niemand kann sich heute den Mut jener Männer ausmalen, dessen es bedurft hatte, damals als Schwuler öffentlich aufzutreten. Zuspätkommen Das Going Public war wohl die maximale Form des Widerstandes gegen die gesellschaftliche Repression


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Österreich

und gipfelte in der Vereinsgründung der HOSI Wien 1979 – der ersten in Österreich -, denn was in London, Stockholm, Kopenhagen, Amsterdam und Berlin bereits seit längerem möglich war, kam in Österreich um Jahre später. Und dieses Zuspätkommen ist das wohl markanteste Zeichen der österreichischen Lesben- und Schwulenbewegung. Aller gesellschaftlicher und politischer Fortschritt, der schwer erreicht, mühsam errungen, hart erkämpft werden konnte, kam in Österreich Jahre nach anderen Ländern. Die letzte Strafbestimmung fiel in Österreich erst 2002 – 34 Jahre nach 1968, 23 Jahre nach der Gründung des ersten Lesben- und Schwulenvereins. Lesbenpolitik als frauen­ politische Bewegung Und wo waren die lesbischen Frauen? Die waren in der gut vernetzten, aufblühenden und engagierten Frauenbewegung unterwegs und verstanden Lesbenpolitik vor allem als Teil einer umfassenden frauenpolitischen Bewegung. Dennoch sollten sich schon bald auch Frauen in den entstehenden Vereinen der LGBT-Community einbringen, zumal rasch offenbar wurde, dass die fehlende Kriminalisierung lesbischer Sexualität eigentlich eine besonders perfide Facette einer patriachalen Gesellschaft und deren Diskriminierung war. Vom Rosa Winkel zum Regenbogen Was in den 1970er Jahren unter dem Zeichen des Rosa Winkels entstand – als Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit und als Zeichen für die andauernde Unterdrückung und Diskriminierung – steht heute unter dem bunten Leuchten des Regenbogens. Wenn wir uns heute des Mutes jener

Menschen der ersten Stunde der österreichischen Lesben- und Schwulenbewegung erinnern, dann sollten wir daran denken, dass, auch wenn vieles bereits erreicht wurde, auch noch so viele Regenbogenfahnen die immer noch bestehende, vielfach subtilere Diskriminierung nicht überdecken kann. Wir sollten in unserem Erinnern auch den Blick in jene Länder werfen, in denen Lesben, Schwule, Trans- und Intersexuelle noch weit davon entfernt sind, gleichberechtigt und frei leben zu können, ja oftmals noch nicht einmal ohne Gefahr für Leib und Leben dafür eintreten oder gar kämpfen können. Wir sollten dabei an jene denken, die wegen Unterdrückung und Verfolgung, nur weil sie anders sind, ihre Heimat, ihre Familie, ihre FreundInnen verlassen müssen – kein leichter Schritt, keine Entscheidung, die man ohne große Not trifft. Und wir sollten uns dabei auch klar darüber sein, dass das, was in Österreich und in Europa in vielen Jahren und Jahrzehnten erreicht wurde, all die Freiheiten und Rechte, die errungen werden konnten, die der Gesellschaft abgetrotzt werden mussten, fragil und schnell wieder abgeschafft sein können. Russland, die Türkei, aber auch Ungarn und Polen zeigen uns, dass wir uns in der Bequemlichkeit des Erreichten nicht allzu sicher fühlen sollten. Es wird auch weiter Mut brauchen, es wird auch in Zukunft mutige Frauen und Männer brauchen und eine starke Bewegung, die sich für diese Rechte und Freiheiten einsetzt. Und wir alle müssen diese Bewegung sein!

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Österreich

Pink Triangle Issue Ein Zeichen gegen Homophobie Text Gernot Wartner Fotos David Meran, Olaf Blecker für VangardistMagazin

Webtipps pinktriangle issue.com mauthausenmemorial.org vangardist.com

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or achtzig Jahren wurde das Konzentrationslager Mauthausen errichtet. Dort wurden auch homosexuelle Männer gefangen gehalten und gezwungen, einen dreieckigen Stoffaufnäher – den sogenannten Rosa Winkel – als Kennzeichen ihrer Homosexualität zu tragen. Am 7. April 2018 reisten 80 Menschen aus zehn Ländern zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen nach Österreich und formten gemeinsam einen Rosa Winkel. An der Spitze des Dreiecks stand die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, DDr.in Barbara Glück, mit dem Chef­ redakteur des Vangardist-Magazins, Julian Wiehl, sowie Sudeene – ein Mitglied der LGBTQI+ Community – der der Folter in Jamaika mithilfe von Rainbow Railroad entkommen konnte. Als Symbol der Solidarität trugen alle TeilnehmerInnen einen rosa Winkel. Hommage an die LGBTQI+ Community Die Aktion am 7. April war eine Hommage an die LGBTQI+ Community, die während des Zweiten Weltkriegs in Mauthausen und anderen Konzen-

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trationslagern verfolgt und gefoltert wurden, sowie an diejenigen, die in den heutigen Gesellschaften noch immer verfolgt werden. Die Aktion wurde in Foto- und Filmaufnahmen festgehalten, die den Ausgangspunkt für eine weltweite Kampagne darstellen. Der renommierte Fotograf Olaf Blecker hielt die ergreifenden Bilder in einer Serie fest. Die Filmaufnahmen machte Regisseur Christoph Kuschnig, ein vielfach ausgezeichneter Regisseur und Fulbright-Stipendiat, dessen Kurzfilme bei Festivals rund um die Welt gezeigt werden. Homophobie gehört der Vergangenheit an Zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai präsentierte Vangardist in der Gedenkstätte Mauthausen eine gedruckte Sonderausgabe des Magazins mit dem Titel: „Pink Triangle Issue“. Julian Wiehl, Herausgeber und Chefredakteur von Vangardist, erklärt das Engagement des Online-Magazins: „Wir gedenken den homosexuellen Opfer von Mauthausen. Als Zeichen des Respekts vor ihrem ungerechtfertigten Tod, fordern


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wir heute ein breites Engagement gegen Homophobie. Denn Homophobie gehört der Vergangenheit an, nicht unserer Zukunft.” Zwischen 1938 und 1945 wurden rund 190.000 Menschen aus über 40 Nationen im KZ Mauthausen, KZ Gusen oder in einem der Nachbarlager interniert. Mindestens 90.000 Menschen verloren dort ihr Leben. Historische Verantwortung Heute ist Mauthausen eine interna­ tionale Gedenkstätte und ein Ort der historischen und politischen Bildung. Dass eine Gedenkstätte an einem Projekt wie The Pink Triangle Issue teilnimmt, ist eher ungewöhnlich und zeugt von dem Bewusstsein, dass die aktuellen Probleme der Verfolgung von LGBTQI+ Personen in vielen Ländern der Welt angesprochen werden müssen, da sie eine beunruhigende Wiederholung der Minderheitenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs darstellen. Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte, meint: „Der Kampf für die Rechte von Homosexuellen in Europa und der ganzen Welt ist in unserer heutigen Zeit sehr wichtig. Es geht nicht nur um einen Kampf für die Menschenrechte, sondern auch um eine historische Verantwortung, der wir gerecht werden müssen. Obgleich die Verfolgung von Homosexuellen in Europa im Nationalsozialismus gipfelte, ist sie sehr viel tiefer verwurzelt. In vielen Teilen der Welt gibt es sie noch heute. Obwohl die Anerkennung als Gruppe von Nazi­opfern in Österreich zu spät erfolgte, war es dennoch ein wichtiger Schritt, Verantwortung für die Verfolgung von Homosexuellen in der Vergangenheit zu übernehmen und auf deren gesellschaftliche Gleichstellung hinzuarbeiten.“ Es sei wichtig, so die IdeengeberInnen hinter Pink Triangle Issue, die Geschich-

te zu nutzen, um die gefährlichen Auswirkungen der Gegenwart auf die Zukunft zu veranschaulichen. Die Tatsache, dass es viele positive schwule, lesbische und trans­sexuelle Vorbilder in der Popkultur gibt, lenkt die Aufmerksamkeit der Welt von all den Hassverbrechen gegen die LGBTQI+ Gemeinschaft ab. „Man glaubt, alles hätte sich weiterentwickelt, bis man plötzlich merkt, dass die Einstellungen alles andere als fortschrittlich sind.“ Verfolgt, inhaftiert, gefoltert oder sogar getötet Denn auch lange nach der Befreiung wissen nur wenige Menschen von der Folterung Homosexueller in nationalsozialistischen Lagern und von den aktuellen homophoben Hassdelikten auf der ganzen Welt. Leider endete die homophobe Gewalt nicht mit der Befreiung der Konzentrationslager, sondern ist weiterhin Alltag in vielen Ländern. Und obwohl bis 2017 weltweit nicht wenige positive Schritte für die LGBTQI+ Community unternommen wurden, haben viele Länder auf dem Gebiet der Menschen­rechte Sudeene Ein Mitglied der LGBTQI+ Community, der der Folter in Jamaika mithilfe von Rainbow Railroad entkommen konnte.

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Im Gedenken DDr. Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, und Aus­ stellung im BesucherInnenzentrum in

einige Rückschritte gemacht. Im Jahr 2018 werden LGBTQI+ Personen in mehr als 70 Ländern der Welt, darunter Tschetschenien, Ägypten, Indien, Indonesien, Jamaika, Malaysia, Sudan und Uganda, zunehmend verfolgt, inhaftiert, gefoltert oder sogar getötet. Für viele besteht die einzige Hoffnung darin, aus diesen Gebieten zu fliehen. Aber nur vier Länder weltweit bieten den Betroffenen Asyl. The Pink Triangle Issue soll auf die Problematik aufmerksam machen und finanzielle Mittel für die Arbeit von „Rainbow Railroad“ sammeln, um Betroffene in Sicherheit zu bringen und sie dabei zu unterstützen, Asyl zu erhalten. „Rainbow Railroad“ ist eine kanadische Nichtregierungsorganisation, die LGBTQI+ Personen in der Karibik, im Nahen Osten, in Afrika und Osteuropa dabei hilft, der Verfolgung zu entkommen. Bobby Hrehoruk von „Rainbow Railroad“ erklärt: „‚Rainbow Railroad’ eine einzigartige, basisdemokratische und internationale Organisation, die sich der Unterstützung von LGBTQI+ Per-

Teil des Projekts werden Hier gibt es den Pink Triangle Issue Film: youtube.com/watch?v=26XijO98mYc Durch den Besuch der Website pinktriangleissue.com und die Registrierung über Facebook Connect haben die UnterstützerInnen von The Pink Triangle Issue die Möglichkeit, Teil der ersten globalen visuellen Petition zu werden, indem ihr Foto in das virtuelle Pink Triangle aufgenommen wird

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sonen widmet, die einen sicheren Hafen vor staatlich geförderter oder aktivierter Gewalt suchen. Seit unserer Gründung im Jahr 2006 haben wir über 300 Personen die Ausreise finanziert, wobei allein im Jahr 2017 200 Personen an einen sicheren Ort reisen konnten. Wir erkennen die gegen LGBTQI+ Personen gerichteten Grausamkeiten an, die in Mauthausen stattfanden, und glauben, dass jeder Mensch eine grundlegende Würde und Sicherheit verdient, nur weil er liebt, wen er liebt. Wir fühlen uns geehrt, für das Pink Triangle Issue ausgewählt worden zu sein und hoffen, vielen LGBTQI+ Personen dadurch eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“ Weltweite virtuelle Petition In der Folge wurde eine weltweite 'virtuelle Petition gestartet, um Homophobie endgültig zu beenden sowie finanzielle Mittel für die Arbeit von „Rainbow Railroad“ zu sammeln. Die Petition soll UN-Generalsekretär António Guterres dazu bewegen, sich bei den Vereinten Nationen für eine Abschaffung homophober Gesetze einzusetzen. Die Petition fordert Guterres auf, Rechte für Menschen aus der LGBTQI+ Community in Artikel 2 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen aufzunehmen. Auch die HOSI Wien und die HOSI Linz, die bei der Präsentation des Projektes in Mauthausen durch ihre Vorstände ver­ treten waren, unterstützen diese Petition und die Arbeit von „Rainbow Railroad“.


100 Jahre

Österreich

= E L L A R Ü EHE F ? E L L A R Ü F SEGEN

0 0 : 9 1 | 8 1 0 2 i Mi, 27. Jun z n i L s u a h t a R Altes rschiedener reterInnen ve iskutieren Vert Am Podium d n. en und Kirche g n tu h c ri s n e b Glau

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SA 30.6.2018 LINZPRIDE

NZPRIDE! Triff uns am LI er Parade auf d Geh’ mit uns h’ uns am AEC uc es b mit und ßenfest. eck beim Stra 15 PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 Mai| nd


Österreich

„Ich fühle mich wie ein Mensch.” Adam kam vor drei Jahren aus dem Irak nach Österreich. Er ist geoutet, hat eine Arbeit und fühlt sich jetzt wie ein Mensch. Ein Rück- und Ausblick Interview Gerhard Niederleuthner Foto Daniel Teubenbacher

„Ich bin stolz, dass ich schwul bin! Eigentlich heiße ich Ali. Aber jetzt heiße ich Adam. Ich bin 26 Jahre alt und komme aus Basra im Irak.

I

ch bin Flüchtling. Ich habe noch zwei jüngere Geschwister, einen Bruder und eine Schwester; beide sind verheiratet und leben, wie auch meine Eltern, noch im Irak. An der Technischen Universität in Basra habe ich Chemie studiert. 2009, im zweiten Jahr meines Studiums, lernte ich Rona kennen, ein hübsches, traditionell aufgewachsenes Mädchen, eines der schönsten an der Universität. Sie liebte mich, wollte mich später heiraten und eine Familie mit mir gründen. Ich war der erste Mann, mit dem sie sprach, aber all die Zeit, die wir zusammenwaren, haben wir nie versucht, uns zu küssen. Meine Familie besuchte Ronas Familie, weil sie wollte, dass ich sie heirate, denn für sie ist es wichtig, dass ich verheiratet werde und eine Familie gründe. Und sie schafften es auch, Ronas Familie zu überzeugen.

Doch immer, wenn wir zusammen waren, überkam mich ein seltsames Gefühl. Adam

Damals lernte ich auf der Uni Raad kennen. Zwischen uns entwickelte sich ein sehr enges Verhältnis. Ich übernachtete oft bei ihm, wir lernten und verreisten gemeinsam. Doch immer, wenn wir zusammen waren, überkam mich ein seltsames Gefühl. Wenn

FOTO: GERHARD NIEDERLEUTHNER

FLUCHT UND VERFOLGUNG

mich seine Hand zufällig berührte, durchlief mich ein Schauer der Erregung. Ich war in ihn verliebt, aber ich wollte nicht, dass er es bemerkt. Da es im Irak nicht als normal betrachtet wird, homosexuell zu sein, hatte ich Angst, er wolle nichts mehr mit mir zu tun haben, sobald er es erfährt. Daran änderte sich auch nichts, als er eine Freundin findet und sie später heiratet. Ich konnte ihm gegenüber nicht zugeben, dass ich schwul bin und ihn liebte, und ich belog mich selbst. Gehört zum guten Ton Es gehört im Irak zum guten Ton, eine Freundin zu haben, und ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen. Nach Ende des Studiums fuhr ich mit einem Freund in den Iran auf Urlaub. Er schlug vor, zu Prostituierten gehen, denn es gibt dort geheime Etablissements. Das Problem war, dass die Frauen dort alle sehr hübsch waren. So konnte ich mich nicht rausreden, suchte mir eine aus und ging mit ihr aufs Zimmer. Ich konnte ihre Sprache nicht, aber irgendwie machte ich ihr klar, dass ich sie bezahle und sie nicht darüber sprechen dürfe, dass nichts gelaufen war. Ich empfand einfach gar nichts für sie. Nun musste ich mir eingestehen, dass ich wirklich schwul bin. Ich empfand es als Krankheit. Im Koran gibt es Texte über Homosexualität. Sie haben mit einem Propheten namens Lot zu tun, von welchem auch die arabischen Begriffe für homosexuelles

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FLUCHT UND VERFOLGUNG

de depressiv. Ich hörte auf, mit Menschen zu sprechen, mich mit Leuten zu treffen. Ich ging manchmal an der Moschee vorbei, aber niemals mehr hinein. Ich ging zu einer Stelle am Fluss, um mit mir selbst zu sprechen, weil es niemanden gab, mit dem ich sprechen konnte.

Ich ging manchmal an der Moschee vorbei, aber niemals mehr hinein.

Adam beim LINZPRIDE

Adam

2016

Verhalten und Homosexuelle abstammen. Diese Stellen verfolgten mich in jener Zeit fast täglich. Immer wieder musste ich daran denken, war ich doch ein gläubiger Mensch. Will Allah mich prüfen? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich hoffte, dass ich mich durch Religion heilen könnte und betete nun mehrmals am Tag. Ich lernte viele Männer kennen Kurz nach der Iranreise, erklärte Ronas Vater, dass er mir seine Tochter zur Frau geben wolle, dabei wollte ich eigentlich, dass er ablehnt. Ich log weiter, aber ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was ich jetzt machen sollte. Glücklicher Weise bekam ich einen neuen Job und musste für vier Monate nach Singapur. Dort entdeckte ich eine neue Welt für mich, den „gay lifestyle“. Ich ging in Saunas, Klubs und hatte auch zum ersten Mal Sex mit einem Mann. Ich lernte viele Männer kennen, einer davon wurde für ein paar Monate mein fester Freund. Zurück aus Singapur, beschloss ich, dass ich aufhöre zu versuchen, mich von dieser „Krankheit“ zu heilen. Ich rief meine Freundin an und erklärte ihr, dass ich mit ihr Schluss mache. Sie verstand es nicht. Meine Mutter fragte mich, was geschehen sei und warum ich so traurig wäre, denn ich wur-

Mein bester Freund, den ich seit fünf Monaten nicht mehr gesehen hatte, war ebenfalls besorgt. Ich wollte ihm gerne alles erzählen, hatte aber zu viel Angst davor, dass er mich wegstoßen würde. Ich fühlte mich beschissen und hatte ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber. Ich wollte nicht mehr leben. Ich schnitt mir die Pulsadern auf, wurde aber rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht. Ich dachte, ich müsste sterben Über Facebook lernte ich dann einen Mann aus meiner Stadt kennen. Er hatte eine ähnliche Geschichte wie ich, aber er sah noch dazu sehr weiblich aus. Irgendwie mochten und trafen wir uns schließlich. Wir setzten uns in mein Auto und küssten uns. Doch jemand hatte uns dabei gesehen. Plötzlich kam ein Mann mit einer Pistole auf uns zu und ließ uns aus dem Auto steigen. Im Irak gibt es so etwas wie eine religiöse Miliz. Sie sind gegen Alkohol, Huren und Homosexuelle. Sie haben schon Menschen zu Tode gesteinigt, und nun hatten sie uns ertappt. Mehrere Männer zwangen uns in ein Auto und stülpten uns einen Sack über den Kopf. Ich dachte, ich müsste sterben. Noch heute träume ich manchmal davon: Ich liege mit dem Gesicht nach unten am staubigen Boden. Eine Gruppe von 

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PRIDE: Du bist seit drei Jahren in Österreich: Adam: Ja, genau im Mai 2015 bin ich nach Österreich gekommen. Im Rückblick gesehen, wann war für dich der Punkt, an dem du gesagt hast, jetzt geht es mir gut, jetzt ich bin glücklich? Als ich zum Arbeiten angefangen habe. Wenn du an dein schwieriges Interview denkst, was kann da in Zukunft verbessert werden? Eigentlich ist es bei mir sehr gut gegangen. Außer, dass ich nicht Asyl bekommen habe, sondern nur sub­si­ diären Schutz. Aber ich bin darüber sehr glücklich, was ich bekommen habe. Endlich kann ich arbeiten, ich bin in einem Chemielabor, mache, was ich gelernt habe, und kann wie alle anderen auch Spaß haben – ich fühle mich wie ein Mensch. Wie hast du die Arbeit ge­funden? Ich hab Glück gehabt, es gab einen Kurs vom AMS – es heißt KompetenzCheck. Es war mit Elektrik – es hat nichts mit Chemie zu tun gehabt. Ich war lästig, hab gesagt, ich habe Chemie studiert, kenn mich mit solchen Sachen nicht aus – ich will entweder eine Ausbildung oder einfach

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arbeiten. Die Betreuerin war echt brav, hat viele Firmen angerufen, ich hab ein Praktikum bekommen und mit fünf Firmen telefoniert. Und die Chefin (jener Firma, in der Adam jetzt arbeitet) war nett am Telefon und ich habe ja gesagt. Ich wusste nicht, dass es so weit weg ist (Meggenhofen liegt cirka eine Stunde Zugfahrt von Linz entfernt). Ich war dort, habe geglaubt, ich schaffe das von der Strecke nicht, sie waren aber sehr nett und ich war immer pünklich in der Arbeit. Wie hast du dich auf die Arbeit vorbereitet – war dein Wissen noch aktuell? Wie laufen die Arbeits­ prozesse ab – aber auch der Umgang mit KollegInnen? Das ist ein Problem für viele Flüchtlinge, hier in die Arbeit reinzugehen. Hier hilft ein Praktikum, das auch angeboten werden muss. Alle Firmen sollen das machen, die können sich dann kennenlernen und dann wird es leichter. Hast du Ängste gehabt, ob die Sprache und dein Wissen ausreichen? Ja, da hab ich Angst gehabt, dass mein Wissen nicht mehr aktuell ist. Ich war ja drei Jahre ohne Arbeit.


Österreich Ich hab mich dann an viel erinnert und nach zwei Monaten – maximal – war ich wieder Chemiker. Was sind deine Pläne, beruf­ lich und privat – wo willst du in drei Jahren stehen? Ich habe nicht gewusst, dass ich einmal einen Job als Chemiker bekomme. Ich habe mit der Zeit die Hoffnung verloren. Aber Lisa und Michael (seine MitbewohnerInnen) haben mir immer geholfen. Ich war zwar glücklich, als ich den subsidiären Schutz bekommen habe, aber so nach zehn Tagen hab ich mich einfach leer gefühlt. Ja, ich hab als Kellner gearbeitet, aber es war schwierig, das war nicht meine Sache. Zu etwas ganz anderem: Gibt es Dinge in Österreich, wo du sagst, ich verstehe das nicht? Ja, zuerst hatte ich nicht viele Freunde, weil ich nicht ausgehen konnte, weil ich kein Geld hatte. Jetzt hab ich viele Freunde, gehe aus, treffe mich mit Freunden. Jetzt kenn ich wirklich die Österreicher. Und jetzt geht auch das Deutsch besser. Weil ich viel höre. Du redest auch schon ein bisschen Dialekt… Ja, ich verstehe die Öster­reicher auch besser, jetzt. Ich weiß, wenn sie nein oder na sagen würden, auch wenn sie es nicht sagen. Ich verstehe jetzt, wann sagt man nein, wann sagt man ja. Im PRIDE-Interview 2016 hast du gemeint, Österrei­ cher sind authentischer – die Iraker wollen immer was anderes sein… wie siehst du das heute?

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Wordrapp: Song zum Munterwerden: Monster Love Fußball: Liebe Kino: Hobby Lieblingsessen: Alles was vorkommt Fitnessstudio: Sport Irak ist… keine Ahnung Österreich ist… 2. Heimat Glaube: Respekt Beziehung: Zukunft


Österreich Ja, es ist sehr kompliziert! Aber ich fühle mich sehr angepasst hier. Ich esse Schweinefleisch – oder auch viele andere Sachen –, ich hab kein Problem damit. Ich bin selbst auch aufgeschlossener geworden. Aber man muss immer vorplanen, zB. am Samstag müssen wir das machen, am Sonntag das… Das machen wir im Irak nicht so. Das machen wir immer spontan. Ja, jetzt weiß ich, vorher müssen wir immer ausmachen, was wir dann gemeinsam machen. Wie ist dein Kontakt zu deiner Familie? Meine Mutter ruft mich jeden Tag an und mit zwei Geschwistern bin ich in Kontakt. Wie wichtig ist dir deine Muttersprache? Ich benutze meine Muttersprache sehr selten, weil ich keine arabischen Freunde hab. Aber glücklicherweise hab ich kürzlich einen Freund gehabt – einen Araber – ich wollte einfach in meiner Sprache sprechen, mit jemanden einfach reden und so. Aber es gibt so viele Unterschiede, ich kann mich da nicht mehr anpassen – also mit meinem Land, mit meinen Leuten, weil ich schon so weit bin. Vielleicht zu weit weg – keine Ahnung.

mich selbst akzeptiere. Und ich habe viel Unterstützung bekommen, von meinem Umfeld hier. Meine Empfehlung an andere: „Never hiding“ – wir müssen rausgehen. Wir müssen keine Angst haben. Du kennst ja selbst auch schwule Österreicher, die nicht geoutet sind…. Ja, ich hab einen Freund gehabt, der nicht geoutet ist. Ich will, dass er mich jetzt hört! Und sage: Wir brauchen keine Angst haben, wir müssen leben, was wir wollen, nicht was die anderen wollen. Es betrifft uns! Obwohl ich Angst habe, dass ich meine Familie verlieren kann – ich sag dann, teilweise ist mir das egal, teilweise denk ich mir, das ist meine Familie, das ist wichtig. Aber mein Leben ist auch wichtig. Also der Kontakt zu deiner Familie ist wichtig, aber sie müssen nicht alles wissen? Ja, ich will das auch nicht, ich würde gerne, dass die Sachen, die ich hier sage, hier bleiben und nicht weitererzählt werden. Aber so weit ist es noch nicht, ich habe keinen Freund. Ich hab mir immer gewünscht, dass ich einen Freund habe und wir hei­raten – wie die anderen auch.

Hast du Heimweh? Ja bissl Heimweh hab ich schon, hab meine Familie und Freunde fünf Jahre nicht gesehen, die fehlen mir.

Ja, nächstes Jahr ist das auch in Österreich möglich... Ja, dann drücken wir die Daumen! (Adam lacht)

Du bist sehr mutig, warst beim LINZPRIDE 2017 auf der Bühne hast die Goldene Panthera 2017 bekommen – weil du offen schwuler lebst. Wie kannst du anderen schwu­ len Flüchtlingen helfen? Also Vorbild bin ich nicht. Also ich hab mein Bestes gemacht – damit ich

Noch ein letztes Wort: Ja ich bedanke mich bei allen, die mich unterstützt haben. Und ich sage einfach zu allen, die Angst haben, die Flüchtlinge, aber auch Österreicher: „Never hiding. Lets go out!“

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Danke für deine offenen Worte.


HAPPY PRIDE! Setzen wir gemeinsam ein Zeichen für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz – im PRIDE Monat Juni und an jedem anderen Tag! SOLIDARITY WINS. BUNT STATT SCHWARZ-BLAU. Jetzt aktiv werden soho.or.at/get-active „Der PRIDE Monat Juni ist da. Mit Festen und Paraden feiern wir im ganzen Land die Erfolge der LGBTIQ-Bewegung und zeigen auf, wie viel noch für echte Gleichstellung zu tun ist. Denn gerade in Zeiten wie diesen dürfen wir uns nicht ausruhen – Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung dürfen im Jahr 2018 keinen Platz mehr in unserem Land haben. Genau dafür gehen wir auf die Straße! HAPPY PRIDE! Mario Lindner, Abgeordneter zum Nationalrat www.mariolindner.at / fb.com/MarioLindner


Österreich

Queer im Polizeirevier Chefinspektorin Edith Elmenreich setzt sich gemeinsam mit Bezirksinspektor Josef Hosp für Homo­ sexuelle und Transgender im österreichischen Polizeidienst ein. Text Stefanie Horvath Fotos GayCopsAustria

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a, es gibt sie – lesbische, schwule und transgender BeamtIn­ nen in der Polizei. Im Dienst trauen sich aus Angst vor Diskriminierung jedoch nur wenige, sich bei KollegInnen zu outen. Um den Umgang mit diesem Thema sowohl innerhalb der Polizei, als auch im täglichen BürgerInnenkontakt konfliktfreier zu machen, wurde der Verein GayCopsAustria gegründet. GayCopsAustria Mit rund 35 ordentlichen Mitgliedern, also PolizistInnen, 35 außeror-

GayCopsAustria beim Empfang des Bundes­ präsidenten

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dentlichen sowie einigen fördernden Mitgliedern feierten die GayCopsAustria letztes Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Der Verein engagiert sich mit Obmann Josef Hosp und Obmann-Stellvertreterin Edith Elmenreich für queere Kolleginnen und Kollegen und möchte das Vertrauen der LGBTIQ+ Community in die Polizei und ihre Arbeit stärken. Dabei stehen die Sichtbarkeit und ein positives Selbstbild im Vordergrund. Berührungsängste in Bezug auf sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten sollen unter KollegInnen und BürgerInnen sensibilisiert werden.


Österreich Nationales und internationales Netzwerken

Dafür leisten die Gay Cops so einiges an Öffentlichkeitsarbeit, veranstalten regelmäßige Vereinstreffen und sind Anlaufstelle für KollegInnen bei dienstlichen ComingOuts oder in Fällen von Diskriminierung oder Mobbing und wollen Opfer homo- und transphober Straftaten dazu ermutigen, diese zur Anzeige zu bringen. Letztes Jahr Im Mai war der Verein zu einem Empfang beim Bundespräsidenten eingeladen und nahm am „Runden Tisch“ bei Bundeskanzler Kern teil. Auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Chris­topher Street Day in Innsbruck, Graz und Bregenz und bei der Regen­ bogenparade in Wien waren die Gay Cops im vergangenen Jahr mit Infoständen vertreten. „Dieses Jahr werden wir beim Grazer CSD-Parkfest neben der Initiative GEMEINSAM. SICHER einen Stand haben. Darauf freue ich mich schon!“, so Edith Elmenreich. Ein europaweites Vernetzungstreffen mit LGBTIQ+ PolizeiVereinen wie VelsPol (Deutschland) und PinkCop (Schweiz) findet dieses

GayCopsAustria kämpft gegen die Diskrimi­nierung homosexueller, bi-, lesbischer und transsexueller PolizistInnen.

Josef Hosp, Obmann der GayCopsAustria Jahr in Zürich statt. Dort sollen die aktuelle Lage besprochen und gemeinsame Aktivitäten geplant werden. Aufruf für neue Mitglieder Aktuell haben die GayCops zwar in allen Bundesländern Mitglieder, viele haben jedoch Angst, sie könnten – wenn sie zu einem Treffen kommen – geoutet werden. Eine Mitgliedschaft setzt kein Outing voraus, der Verein respektiert jede individuelle Entscheidung und sorgt dafür, dass der Datenschutz gewahrt bleibt. Insbesondere in der Steiermark wird laut Edith Elmenreich noch Unterstützung gebraucht. „Dabei wäre es so wichtig, aktiv dabei zu sein. Und es ist nicht notwendig, an die Öffentlichkeit zu treten – es gibt auch ‚hinter den Kulissen’ eine Menge zu tun!“ Etwa die Beantwortung von E-Mails, die Wartung der Website oder die Betreuung der Facebook-Seite zählen zu den offenen Aufgaben, die die ehrenamtliche Arbeit des Vereins umfasst. Die GayCopsAustria freuen sich immer über neue Mitglieder! PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Kontakt Für alle, die im Polizeidienst sind oder BürgerIn, die Fragen zum Verein haben, Rat oder Hilfe suchen: vereingca@ gmail.com facebook.com/ GayCops Austria


„Meine sexuelle Orientierung spielt unter den KollegInnen keine Rolle.”

Österreich

Im Interview erzählt Edith Elmenreich von ihren Erfahrungen als lesbische Person im Polize­beruf, und wie KollegInnen damit umgehen. Interview Stefanie Horvath Foto GayCopsAustria

Ü

ber das Internetforum ist sie damals auf die GayCops aufmerksam geworden. Heute ist Chefinspektorin Edith Elmenreich im Vorstand des Vereins und möchte mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit „ein gutes Klima schaffen, das sich positiv auf alle auswirkt“. PRIDE: Wann hast du beschlos­ sen, dich im beruflichen Umfeld zu outen? Edith Elmenreich: Nun, im Grunde war mein Outing eher unfreiwillig. Eine Kollegin hat mich kurz vor der Dienstprüfung – das ist also noch während der Ausbildung in der Polizeischule – direkt angesprochen und gefragt. Und ich habe mir vorgenommen, nicht zu lügen oder irgendwelche Dinge in meinem Leben zu erfinden, wie etwa einen Freund. Also habe ich ihr die Wahrheit gesagt – allerdings hat das dann recht schnell die Runde gemacht. Später im Außendienst war es ein Gerücht, das mir so-

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zusagen vorausgeeilt ist. Tatsächlich geoutet habe ich mich immer nur in meinem persönlichen Umfeld – bis zu jenem Moment, als ich beschlossen habe, offen und als Kontaktfrau für gleichgeschlechtliche Lebens­weisen aufzutreten. Wie haben deine KollegInnen auf dein Outing reagiert? Im persönlichen Gespräch haben eigentlich alle ganz entspannt reagiert. Einige wollten mehr wissen, gerade Männer sind immer sehr daran interessiert, wie das eigentlich funktionieren kann, so sexuell… Und eine Kollegin hat sich plötzlich nicht mehr getraut, sich neben mir in der Umkleide umzuziehen – bis ich das Gespräch mit ihr gesucht habe und ich ihr versichern konnte, dass ich ihr nichts wegschaue. Ich habe auch schon einmal die Frage gestellt bekommen, ob ich denn wie ein Mann sei. Ich meinte darauf, dass ich ja trotzdem eine Frau bin und im Übrigen deswegen ja auch nicht jede andere Frau attraktiv


finde. Im Allgemeinen habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Outing immer eine enorme Erleichterung bringt – man braucht nichts mehr verstecken, man kann zum Beispiel im Streifenwagen (dort sitzt man ja 6 oder 12 Stunden nebeneinander und bespricht so einiges) endlich auch darüber reden, dass man die freien Tage mit der Freundin verbracht hat oder wo man den nächsten gemeinsamen Urlaub verbringt. Die Menschen schätzen die Offenheit und das Vertrauen im persönlichen Gespräch. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass Gerüchte – die vor einem selbst die neue Dienststelle erreichen – eher hinderlich sind. Hast du Anfeindungen hin­ sichtlich deiner Sexualität, sei es beruflich oder privat, erlebt? Beides ja. Abwertende Bemerkungen kommen innerhalb der Kollegenschaft vor, die aber sozusagen nicht mich persönlich betreffen – also etwa „ma, des schaut schwul aus“. Aber ich habe von KollegInnen auch über abwertende Bemerkungen erfahren, die hinter meinem Rücken stattgefunden haben. Privat wurde ich – in Wien – mehrmals und vor allem in den Öffis von Männern verbal angegriffen. Das sind keine besonders erinnernswerten Momente. Du bist ja LGBTIQ+ Beauftragte. Was kann man sich darunter vorstellen? Ich bin Kontaktfrau im Sinne des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes – das heißt, KollegInnen können sich an mich wenden, wenn sie sexuell belästigt oder auf Grund ihres Geschlechtes oder einer anderen Kerndimension (Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, Ethnie, Weltanschauung, Religion) diskriminiert wurden. Das heißt, dass ich – sozusagen auch in meiner „Doppelfunktion“ als GayCops-Vorstandsmitglied – im Inneren für betroffene Personen als Ansprech-

person fungiere. Dies ist leider nicht allen bekannt, obwohl es wichtig wäre und auch genutzt wird! Darfst du als Polizistin in Uni­ form auf Community Events? Leider gibt es dazu keine generelle Erlaubnis, wir müssen für jedes Event gesondert ansuchen und leider fehlt dabei oft das persönliche Gespräch, um erklären zu können, worum genau es geht. Ich habe aber die Hoffnung, dass wir in Zukunft mit GEMEINSAM.SICHER öfter die Möglichkeit haben werden, uns auch in Uniform zu präsentieren. Vor allem wenn es internationale Treffen gibt, zu denen andere LGBTIQ+ Cops in Uniform kommen und wir aus Österreich dann in Zivilkleidung auftreten, finde ich es schade, dass wir dahingehend oft lange auf Entscheidungen warten müssen. Bringst du als Vortragende das Thema LGBTIQ+ auch in den Unterricht ein? Das Thema bringe ich mehrfach und ganz unkompliziert ein – ich stelle mich selbst vor, ich erkläre meine Funktion als Kontaktfrau und Ansprechperson für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, aber auch in den einzelnen Unterrichtsfächern kommt das Thema vor. Grundsätzlich nehmen die SchülerInnen das Thema sehr gut auf, teilweise gibt es Diskussionen und nur ganz selten spüre ich, dass es jemandem wirklich unangenehm ist. Aber ich halte es für wichtig und sehe es als Teil der Allgemeinbildung zu wissen, wie Gesellschaft funktioniert und wie sie sich zusammensetzt. Deine Botschaft an die Community? Keine Angst vor der Polizei – sie ist für die Bevölkerung da, also für euch! Meldet euch, wenn ihr etwas braucht, und bewerbt euch, wenn ihr etwas verändern wollt! PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Zur Person Edith Elmenreich ist als dienstführende Beamtin die hauptamtliche Vortragende im Bildungszentrum in Graz und unterrichtet angehende PolizistInnen unter anderem in Verfassungsrecht, Menschenrechten und Ethik. Sie ist landesweit die einzige LGBTIQ+ Beauftragte in der Polizei. Bei Familie und Freunden hat sie sich bereits mit 19 geoutet, ihre KollegInnen wissen seit ihrer Ausmusterung über ihre sexuelle Orientierung Bescheid. Im Dienst hat sie auch ihre derzeitige Lebenspartnerin kennengelernt.


Österreich

Vielfalt als Stärke Neues Team in der HOSI Wien Text Gernot Wartner Foto HOSI Wien

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ie Generalversammlung der HOSI Wien am 5. Mai brachte etliche Über­ raschungen mit sich. Statt Christian Högl, der nach 22 Jahren Obmannschaft nicht mehr zur Wahl angetreten ist, wurde Moritz Yvon mit 82% zum neuen Obmann gewählt. Yvon ist seit 2009 in der HOSI Wien und seit 2010 im Vorstand, war viele Jahre für die Jugendarbeit und das Antifaschistische Komitee verantwortlich und ist seit 2011 Mitglied des Organisationsteams von Regenbogenparade und Regenbogenball. Wieder in den Vorstand gewählt wurden hingegen Lui Fidelsberger als Obfrau, Paula Gludovatz und Markus Steup als KassierInnen und Barbara Fröhlich und Michael Richter als SchriftführerInnen. Zur Überraschung vieler wurde HOSIWien-Urgestein Kurt Krickler nicht mehr zum Generalsekretär gewählt, der daraufhin auch als Chefredakteur der LAMBDA-Nachrichten zurücktrat.

gabe auch erst im Sommer erscheinen wird.

Der neue Chefredakteur Fabian Wingert hat nun die Aufgabe, ein neues Konzept für die Zeitschrift zu erarbeiten, weshalb die nächste Aus-

Der neue Vorstand der HOSI Wien möchte daher der gesamten Community und ihren FreundInnen die Hand reichen. „Wir werden nicht immer und überall einer Meinung sein, das ist auch nicht nötig – aber wir wollen miteinander im Gespräch bleiben und so gut wie möglich zusammenarbeiten. Unsere Community ist immer dann stark gewesen, wenn wir unsere Vielfalt als Stärke gesehen haben. Wir freuen uns schon auf den Austausch!“ Die Redaktion wünscht dem neuen Vorstandsteam viel Erfolg!

Webtipps hosiwien.at viennapride.at regenbogenparade.at

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In einer ersten Reaktion dankte der neue Obmann Moritz Yvon Christian Högl und Kurt Krickler für ihre großen Verdienste um den Verein. Er freute sich auch über die starke Beteiligung der Mitglieder an der demokratischen Willensbildung in der Generalversammlung. „Ihre klare, eindeutige Entscheidung für eine Öffnung und Modernisierung des Vereins und das große Vertrauen ist gerade in Zeiten wie diesen wichtig. Es gibt nämlich viel zu tun: Wir haben eine große Vienna Pride 2018 vor uns und die EuroPride Vienna 2019 steht auch fast schon vor der Tür. Das passiert zu einer Zeit, in der in ganz Europa rechtsautoritäre Parteien erstarken, und auch die neue Bundesregierung keine Freundin der Community ist“, so Yvon. Deshalb müssten alle jetzt noch mehr zusammenhalten und an einem Strang ziehen.


Österreich

Splitter Queer OÖ

und Intersexuellen zu bieten. Wir betreiben Öffentlichkeitsarbeit in Form von Presseaussendungen, Diskussionsveranstaltungen, Infotischen etc., um der gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber anders l(i)ebenden Menschen zu fördern und auf Missstände und Diskriminierungen hinzuweisen“, informiert der Verein auf Facebook und im Internet. Demzufolge gibt es einen Queer Boot Stammtisch jeden Freitag und Samstag ab 19:30 und regelmäßige Aktivitäten, die aber nichts näher beschrieben sind. Auch Termine sind noch keine bekannt.

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Rund um die früheren Vorstände der HOSI Linz Stefan Thuma und Björn Zahn hat sich ein neuer Verein in Linz gegründet: Queer OÖ „Wir mitein­ ander“. Der Verein will sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und intersexuellen Personen stark machen. „Wir setzen uns für die Gleichstellung und Antidiskriminierung aller Lebensformen ein, auf individueller, politischer und gesellschaftlicher Ebene. Der Verein hat sich 2018 auf gemeinnütziger Basis gegründet, um eine Anlaufstelle für Lesben, Schwule, Bi- , Transgender

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Österreich

Absurde Fragestellungen WIEN. Die ZIB2 berichtete Anfang Juni über absurde Fragestellungen bei Interviewterminen mit LGBTIQGeflüchteten. Da entschieden zum Beispiel das Wissen über die Bedeutung der einzelnen Farben der Regenbogenfahne über die Schicksale der Betroffenen. Der Staat Österreich hat die menschenrechtliche Pflicht, AsylVerfahren fair und mit Anstand abzuwickeln – das trifft ganz besonders auf verfolgte Gruppen wie Schwule oder Lesben zu.

Auskunft zur Situation von LGBTIQFlüchtlingen in Österreich und zum Umgang mit diesen im Asyl-System geben. „Allein der Fakt, dass nach Angaben des Justizministeriums 42% aller negativen Asylbescheide aus 2017 in der zweiten Instanz aufgehoben wurden, zeigt, welche massiven Mängel hier vorliegen. Innen- und Justizminister haben die Pflicht, sicherzustellen, dass die zuständigen SachbearbeiterIn­nen und DolmentscherInnen ein Mindestmaß an Schulung und Ausbildung haben, um die Situation von LGBTIQ-Geflüchteten nachvollziehen zu können“, so Lindner abschließend.

Nationalratsabgeordneter Mario Lindner (Bundesvorsitzender der SoHo) stellte eine Anfrage an den Justiz- und Innenminister – bis 19. Juni müssen diese nun wahrheitsgemäß

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michaela schoissengeier psychotherapeutin


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Wien

r e b

m u N

Gayradio

*

DANKE!

* Quelle: phonostar.de Radioranking

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Oberösterreich

forty nine Am 21. April eröffnete die HOSI Linz ihr neues Domizil in der Schillerstraße 49 mit einer Riesenparty.

Text Gernot Wartner Fotos Gerhard Niederleuthner, Archiv

HOSI Linz Schillerstr. 49, 4020 Linz hosilinz.at ooe@hosilinz.at Queer Bar forty nine Jeden Fr. u. Sa. 21:00 hosilinz.at/fortynine fortynine@hosilinz.at

N

ach langer Suche und gewaltigen Anstrengungen der ehrenamtlichen AktivstIn­nen und vieler SpenderInnen verfügt die HOSI Linz endlich wieder über ein geeignetes Vereinszentrum. Als eine der Komponenten im gemeinnützigen Gesamtangebot der HOSI Linz gibt es nun auch ein kommerzielles Vereins­lokal, das forty nine; benannt nach der neuen Adresse in der Schiller­straße 49. Das neue Zentrum in der Schillerstraße ist drei Mal so groß wie das Kellerlokal in der Goethestraße, ist ebenerdig, hell und freundlich, wenn auch nicht behindertengerecht. Freilich kann es sich aber nicht mit dem längst verflossenen HOSI-Haus in der Fabrikstraße (2009-2012) messen, das die Stadt mit Unterstützung des Landes der HOSI hatte erbauen lassen – bevor die Förderungen fast versiegten, die Betriebskosten sich ver-

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vielfachten und das Vorzeigeprojekt aufgegeben werden musste. Der gegen Ende letzten Jahres neu gewählte Vorstand stand von Anfang an voll hinter dem Projekt Schillerstraße und dankte daher im Rahmen der Eröffnungsparty ganz herzlich allen AktivistInnen für die gigantische Arbeit, die in die Schillerstraße 49 gesteckt worden ist, und den zahlreichen UnterstützerInnen, die eine geeignete Infrastruktur für die HOSI mit ihren Spenden erst ermöglicht haben. Bisher noch keine Förderungen Leider war es trotz Bemühungen seit dem vergangenen Sommer bislang nicht möglich, von der öffentlichen Hand eine Förderung für dieses zentrale Projekt der Lesben- und Schwulenbewegung in Oberösterreich zu erhalten. Jede weitere Unterstützung ist wichtig und richtig.

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Oberösterreich 2018: Opening Party

„Das Gesamtkonzept der HOSI Linz – sie versteht sich als Kristallisationspunkt der politisch unabhängigen lesbisch/schwulen Bewegung in Oberösterreich – ist sehr breit gefasst. Dazu bedarf es auch einer für die zahlreichen Aktivitäten passenden räumlichen Infrastruktur. Wenn wir mit Umbau und Einrichtung bzw. Ausstattung fertig sind, haben wir das hier in der Schillerstraße“, zeigt sich Vereinssprecher Richard Steinmetz erfreut.

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Lebe dein Leben!

Danke an die Supporter:

In den nächsten Wochen und Monaten soll, je nach finanzieller Lage, nach und nach die noch fehlenden Möbel und technischen Ausstattungen angeschafft, aufgestellt und montiert werden. Das neue HOSI-Zentrum in der Schillerstraße 49 mit dem Lokal forty nine wird das Motto der HOSI Linz effektiv umsetzen helfen: „Lebe dein Leben!“

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€ 5.400,00 über Crowdfunding € 5.700,00 über Kontozahlungen € 1.860,00 über Barzahlungen Summe: € 12.960,00 (Stand: Mai)


Oberรถsterreich

Fotos Gerhard Niederleuthner

forty nine 21.04.2018: #fortynine #hosilinz #baustellenparty #openingparty @fortynine

ESC Party 12.05.2018: #ESC #Party #hosilinz @fortynine

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Oberรถsterreich

Famous 28.04.2018: #Queerclubbing #DjJerryJ.Kriz @Vanilli

FEM Party 30.05.2018: #FEMevents #DJane Crackstreetgirls @fortynine

Fetish Party 09.05.2018: #Vorstellung #Mr.Fetish2018 @fortynine PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Steiermark

Team mit Frauenpower Text Monika Gratzer Foto RLP

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m 2. Mai 2018 wählten die Mitglieder des Vereins der RosaLila PantherInnen einen neuen Vorstand. Unterstützt wird der wiedergewählte Obmann Joe Niedermayer von einem wunderbaren Team, das sich aus altbewährten sowie neu hinzugekommenen Mitgliedern zusammensetzt. Caro Milinkovic als neue stellv.

Obfrau, Michaela Feiner und Monika Gratzer als Beirätinnen. Kassier Chris Skutelnik und Stv. Kassier Michi Fuchs obliegen die finanziellen Belange des Vereins, und für die Protokolle sorgen Schriftführer Andy Strick sowie Stv. Schriftführer Peter Beck. Christof Geramb macht als Beirat den Vorstand komplett.

Queer Unifest Text Chris Skutelnik

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nd wieder mal feierten die queer Referate den „fast“ Abschluss des Sommersemesters. Es sind noch einige Wochen hin zu den Prüfungen, doch das Feiern darf nicht zu kurz kommen. Wegen der Nicht Verfügbarkeit der Unis, gab es wieder keine CampusLokation. Deswegen wurde im Hei-

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senberg gefeiert du es waren wie immer jede Menge Menschen vor Ort. Mit DJane Miss Sugarwave tanzte man am Regenbogen Boulevard und die Bässe klangen weit über die Milky Way hinaus. Klingt alles nach „Lucy in the Sky“, doch abgehoben ist uns niemand. Alle Fotos findest du auf facebook.at/qrgraz


Steiermark

IDAHOT in Leibnitz

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um Internationalen Tag gegen Homo-, Trans- und Biphobie haben sich die Rosa­ Lila PantherInnen entschlossen, Graz einmal hinter sich zu lassen, und sind mit einer kleinen Delegation nach Leibnitz aufgebrochen, wo sie vor dem Rathaus einen Infostand betreuten. Ziel der Aktion war es, die Anliegen homo-, transund bisexueller Personen auch in ländlichen Gebieten sichtbar zu machen, da es hier oftmals an Berührungspunkten fehlt. Einen ganzen Vormittag lang wurden so die Projekte und Vorhaben der PantherIn­ nen vorgestellt. Die Aktion war ein voller Erfolg, zeigte jedoch auch,

wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung trotz bevorstehender rechtlicher Gleichstellung immer noch sind. In der Zukunft wird es daher sicher noch weitere Aktionen außerhalb von Graz geben.

Text Andy Joe Fotos Andy Joe

Vom IDAHOT zum IDAHOBIT

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en queer Referaten Graz war es ein zusätzliches Anliegen, neben Homo-, Biund Trans*phobie ebenfalls auf die A- und Inter*feindlichkeit aufmerksam zu machen. Daher fanden am 17. Mai und den darauffolgenden Tagen viele Veranstaltungen von den queer Referaten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten in Graz statt. So wur-

de am 15. Mai der Film „The Da­ nish Girl“, der von einer Transperson in den 1930er handelt, gezeigt. Bei einem Artist Talk im Künstlerhaus am Tag darauf ging es um queere Identitäten und Schönheit. Zum Themenkomplex Bi* wurde am 17. Mai eine Veranstaltung an der Uni abgehalten. Abschluss war das Queeriot im Forum Stadtpark unter dem Motto „(f)empower_Me” von 18. bis 19. Mai. PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Text Flo Schmidl


Steiermark

Highlights CSD-Graz

Fotos Andy Joe

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m Freitag, den 22. Juni, startet wieder der CSD in Graz. Von 15:00 bis 17:00 pendelt die CSD-Tram zwischen Jakominiplatz und Laudongasse. Um 18:30 lädt die HuG in die Heilands­ kirche am Kaiser-Josef-Platz zum CSD-Gottesdienst ein. Um 20:30 folgt die Vorpremiere von „Love, Simon“. Am nächsten Tag tourt die fünfte CSD-Parade, organisiert von den Queer Referaten Graz. Der Umzug beginnt vor der Oper, bewegt sich über den Griesplatz und endet im

Grazer Volksgarten, wo die Rosalila PantherInnen für ein ausgelassenes Fest sorgen. Moderiert von Miss Desmond stehen KünstlerInnen, wie „We are Diamonds“, „Karin Rabhansl“ und „Blinded by Stardust“ auf dem Programm. Bischof Wilhelm Krautwaschl wird ebenfalls Grußworte entrichten. Ab 22:00 lädt „The FAGtory Club“ zum Clubbing auf den 1st Floor der Post­garage, und am Sonntag ab 10:00 geht’s weiter zum CSD-Frühschop­ pen im Sterz im Mohrenwirt.

LESBISCHWULE/TRANSGENDER CSD-TRAM WEICHENSTELLUNG FÜR GLEICHSTELLUNG

22. JUNI 2018

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15:00 – 17:00 UHR

AUFTAKT ZUM GRAZER CSD!

Jakominiplatz - Laudongasse Start: Vor dem Steirerhof

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Texte Michael Fuchs


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Steiermark

Text Andy Joe Fotos Thorsten Buhl

„Ich will meinen Fetisch nicht verstecken.” Jährlich wird in Österreich der Mr. Fetish gewählt.

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liver ist 50 Jahre alt, gebürtiger Bremer und zugezogener Grazer. Der gelernte Koch begeistert sich für die schwule Fetischszene und möchte diese in Graz wieder beleben. Im PRIDE-Interview erzählt er von seinem Leben, seinem Zugang zum Fetisch, warum er sich zur Wahl zum Mister Fetish Austria 2018 als Kandidat aufstellen ließ und welche Pläne er für eine Wiederbelebung der Szene in Graz hat. Wie hat es dich in die Fetischszene verschlagen? Das war durch puren Zufall. Vor zwei Jahren, bevor ich nach Graz gekommen bin, habe ich in Gröbming gearbeitet, einer sehr kleinen Stadt mit nur zwei Gasthäusern, und ich hatte dort als zugezogener Deutscher kaum Freunde. Also musste ich einfach mal raus und bin für vier Tage nach Berlin zum CSD gefahren. Dort hatte ich direkt meinen ersten Kontakt mit der Fetischszene und war sofort davon begeistert. Wie würdest du die FetischSzene beschreiben? In Berlin war natürlich diesbezüglich einiges los. In Österreich gibt es die größte Szene nach wie vor in Wien. Da bin ich durch einen Kumpel aus Graz reingekommen, der hat mich

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Steiermark zum LMC Wien gebracht, und da bin ich jetzt auch Mitglied. In Graz ist ja leider gar nichts mehr los. Das meiste spielt sich auf privaten Partys ab, aber da werden halt auch nur die Bekannten und Freunde eingeladen. Auch ich bewege mich da mittlerweile, aber als Außenstehender kommt man da so gut wie nicht hinein. Was genau ist eigentlich dein Fetisch? Meine Fetische sind hauptsächlich Leder, Neopren, Sneaker, Socks und Sports. Ich interessiere mich aber auch für Latex und Rubber. Ich bin eigentlich für alle Fetische offen. Die Szene ist ja riesengroß, denn jeder hat einen eigenen Fetisch. Welchen Stellenwert hat dein Fetisch in deinem Leben? Ich habe kein Problem damit, meinen Fetisch offen zu zeigen. Ich laufe in Graz auch im Fetischoutfit in die Mausefalle. Das ist das, was ich sagen will, und dazu stehe ich. Ich bin nicht einer, der nur am Wochenende oder nur zu einem Treffen in Leder geht, ich hab immer was dabei, wie meine Lederbänder oder meinen Harnisch, den ich unter meinen Sachen trage. Ich will mich nicht verstecken. Wie reagiert dein persönliches Umfeld darauf? Familie habe ich in dem Sinne nicht und meine Freunde sind eigentlich nur aus der Schwulenszene. Die wissen also selbstverständlich Bescheid und stehen hinter mir. An meinem Arbeitsplatz weiß mein Chef auch Bescheid. Er unterstützt mich ebenfalls und war sogar bei der Vorstellung der Kandidaten zum Mister Fetisch Austria in Graz dabei. Wie kam es zu deiner Kandida­ tur zum Mister Fetish Austria?

Ich hatte in den letzten Jahren drei plastische Operationen und habe jetzt insgesamt 68 Kilo weniger. Für mich wäre die Wahl zum Mister Fetish Austria der krönende Abschluss. Mir gefällt auch der Wettbewerb sehr gut. Wenn ich jetzt in Graz unterwegs bin, dann kommt es schon vor, dass mich Leute erkennen und zu mir kommen und Fragen stellen, allein aufgrund meiner Kandidatur und der Werbung, die ich gemacht habe. Aber selbst, wenn ich nicht Mister Fetisch Austria werde, möchte ich mich in die Szene einbringen. Welche Ideen hast du für die Wiederbelebung der Szene in Graz? Es gibt noch nichts Konkretes, ich stelle mir aber eine Art Stammtisch vor. Ich möchte gern etwas machen, was Schwule und Fetisch gemischt anspricht. Leute, die Interesse haben, sollen sich treffen, sich erkundigen und untereinander austauschen können. Ich will erst in kleinem Rahmen anfangen und schauen, wie sich alles entwickelt. Wie sehen deine Pläne in nächster Zeit aus? Da ich von Montag bis Freitag jeden Tag arbeite und (noch) für den Wahlkampf eingespannt bin, möchte ich einfach einen Schritt nach dem anderen machen. Erst kommt die Kandidatur, die will ich abschließen, bevor ich etwas Neues angehe. Ich habe ja keinen großartigen Plan. Ich hoffe, es werden sich allein durch die Gespräche, wenn ein Stammtisch zustande kommt, Ideen ergeben. Es nützt ja auch nichts, Vorschläge zu machen, die dann niemand umsetzen will. Ich lass die Sache einfach auf mich zukommen, schau was passiert, und dann kann man immer noch reagieren.

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Mister Fetisch Die Wahl zum Mister Fetisch Austria 2018 fand am 1. Juni in Wien statt. Bei Fragen, Ideen und Vorschlägen zu einem Männerstammtisch in Graz ist Oliver unter seiner Mailadresse erreichbar: ollibiza@ eclipso.at


Ausland

Ende der Toleranz Im Libanon scheint die Zeit der Toleranz vorbei zu sein. Eine konservative Kehrtwende. Text Gernot Wartner Foto beirutpride.org

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iele Jahre galt der Libanon als Vorreiter für die Rechte homo- und transsexueller BürgerInnen im arabischen Raum, war doch der Libanon im vergangenen Jahr das erste arabische Land, das eine „Gay Pride”-Woche zuließ. Beirut galt immer als so etwas wie der sichere Hafen für Homo- und Transsexuelle in der Region. Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in den repressiveren Ländern der arabischen Nachbarschaft verfolgt wurden, fanden in der libanesischen Hauptstadt Zuflucht. Gay Pride verboten

Flyer der Opening Night

Doch die Toleranz fand heuer ein jähes Ende. Denn am dritten Tag der Pride-Woche, die von 12. bis 20. Mai hätte dauern sollen, wurde die Gay Pride abgebrochen und verboten. Die Lesung eines französischen Anti-Homophobie-Stücks wurde von der Zensurbehörde abgesagt und der Veranstalter der Pride-Woche am Veranstal-

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tungsort, einem kleinen Beiruter Alternativtheater, wegen mutmaßlicher Unsittlichkeit sowie „Erregung öffentlichen Ärgernisses” zum Verhör mitgenommen. Dabei ist bis heute nicht klar, ob Homosexualität im Libanon verboten ist. Artikel 534 des Strafgesetzbuches verbietet wider­ natürlichen Geschlechtsverkehr. Der Artikel wird zwar regelmäßig verwendet, um Homosexualität im Land zu kriminalisieren, aufgrund der fehlenden Detaildefinition hängt die Umsetzung dieses Artikels jedoch vom einzelnen Richter ab. 2011 entschied ein Richter im nordlibane­si­schen Batrun erstmals gegen die Anwendung des Artikels in einem Verfahren gegen Homosexuelle. Im Jahr 2013 war die Libanesische Psychiatriegesellschaft der erste Fachverband der arabischen Welt, der Homosexualität nicht mehr als psychische Störung klassifizierte. Trotz der ungeklärten gesetzlichen Lage führen innere Sicherheitskräfte immer noch häufig Razzien in Lokalen durch, die bekanntlich von homosexueller Kundschaft frequentiert werden. Darüber hinaus bleibt die stark kritisierte Anwendung von analen Untersuchungen bei mutmaßlich homosexuellen Männern eine fortwährende Polizeipraxis. Aber das Ergebnis der Parlamentswahlen Anfang Mai stärkte den konservativen Stimmen im Land den Rücken, was jetzt zum Verbot der Pride-Woche und zur Verhaftung des Organisators Hadi Damien geführt hat.


Ausland

Historische Rede Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entschuldigt sich beim Festakt „Zehn Jahre Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen”.

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uszüge aus der Rede des Bundespräsidenten vom 03. Juni 2018 in Berlin:

„[…] Heute erinnern wir uns an die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Wir gedenken der vielen zehntausend Menschen, deren Privatheit, deren Leben, deren Liebe, und ja, deren Würde auf niederträchtigste Weise angetastet, geleugnet und verletzt wurden. Wir gedenken der über 50.000 Männer, die nach dem nationalsozialistisch verschärften Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches verfolgt wurden. Sie wurden eingesperrt. Sie wurden vorgeführt. Ihre Existenzen wurden vernichtet. Man hat sie gefoltert, in Zuchthäuser und in Konzentrationslager geschickt. Tausende dieser Männer kamen ums Leben. Ihrer gedenken wir heute. […] Zu unserem Gedenken muss aber auch die Zeit nach 1945 gehören. Denn in der jungen Bundesrepublik, da gab es noch kaum jemanden, der es besonders eilig damit hatte, das Erbe von Hirschfeld wiederherzustellen. Für all diejenigen, deren Sexualität schon vor 1945 als eine Straftat galt, für sie persönlich war der 8. Mai 1945 nicht der Tag der völligen Befreiung. Denn auch unter dem Grundgesetz waren sie weiterhin dem Paragraphen 175 ausgeliefert, wie auch in der DDR. In der Bundesrepublik galt er mit dem seit 1935

unveränderten Wortlaut weiter. […] Mehr als 20 Jahre lang wurden zehntausende Männer in der Bundesrepublik noch nach dem Paragraphen 175 verhaftet, verurteilt und eingesperrt. Sie mussten sich weiter verstecken, wurden weiterhin bloßgestellt, haben weiterhin ihre wirtschaftliche Existenz riskiert. Oft genügte schon ein Ermittlungsverfahren. Die neue freiheitliche Ordnung in unserem Land, sie blieb über viele Jahre für viele noch unvollkommen. Die Würde von Homosexuellen, sie blieb antastbar. Zu lange hat es gedauert, bis auch ihre Würde etwas gezählt hat in Deutschland. Und die Jahre bis dahin, sie waren für Opfer und Aktivisten ein langer Weg, mit mühseligen Auseinandersetzungen. […] Unsägliches Leid haben Homosexuelle während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erfahren. Und auch nach 1945 blieb ihr Schicksal lange, zu lange verschwiegen. […] Ihnen allen hier am Denkmal, und allen Schwulen, Lesben und Bisexuellen, allen Queers, Trans- und Intersexuellen in unserem Land, Ihnen allen rufe ich heute zu: Auch Ihre sexuelle Orientierung, auch Ihre sexuelle Identität stehen selbstverständlich unter dem Schutz unseres Staates. Auch Ihre Würde ist so selbstverständlich unantastbar, wie sie es schon ganz am Anfang hätte sein sollen […]“ PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Kultur

Glaube Liebe Hoffnung Queere Sichtweisen bietet das Kunsthaus in Graz

„800 Text HansPeter Weingand Fotos © Universal­ museum Joanneum / N. Lackner

Jahre Diözese Graz-Seckau“ sind für das Kunsthaus Graz und das Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten der Anlass für eine ungewöhnliche Kooperation, die das Verhältnis zwischen Religion und Gegenwartskunst beleuchtet. Dabei geht es auch um „Aberglauben“, heidnische und christliche Rituale, aber auch um das Spiel von Identitäten und Geschlechterrollen. Mit über 50 Werken werden verschie-

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dene Sichtweisen rund um die Begriffe Glaube, Liebe und Hoffnung thematisiert. Ungebändigte Sexualität Der polnische Künstler Karol Radziszewski ließ sich in seiner Installation von Maria Padilha („Königin der Marien“) inspirieren, eine zentrale Figur, die in den lateinamerikanischen Kulten der Umbanda und Candomblé auftaucht, die wiederum der Synthese von Katho-


Kultur

lizismus und afrikanischen Naturreligionen entsprungen sind. Götter erhielten eine heidnisch-katholische Doppelidentität, die bis heute überdauert hat. Maria Padilha steht für eine ungebändigte Sexualität und verkörpert die unabhängige Verführerin, was sich auch in der Art der Opfergaben – u. a. Champagner, Lippenstift, Parfüm, rote und schwarze Kerzen, Bänder, Rosen – spiegelt. Queere Formen des Glaubens

titäten und Geschlechterrollen kreisen“, so Kuratorin Barbara Steiner: „Interviews mit lokalen VertreterIn­ nen der LGBTQ-Communities geben Einblick in verschiedene, teilweise höchst individuell praktizierte Formen des Glaubens. Radziszewski setzt auf die befreiende Kraft der Aneignung und Umdefinition – und das ist ‚queering‘ im besten Sinn –, verstanden als Emanzipation von zugewiesenen und konstruierten Rollen­ zuschreibungen.“

„Diese Figur bildet den Ausgangspunkt für Radziszewskis Installation, ergänzt durch Leihgaben aus dem Grazer Volkskunde- und Diözesanmuseum, die um Aberglauben, heidnische und christliche Rituale, aber auch um das Spiel von Iden-

So nimmt es auch nicht Wunder, wenn er und viele andere angesichts der bärtigen „heiligen Kümmernis“ im Zentrum eine Leihgabe des Diözesanmuseums nicht an die italienische Heilige denken, sondern an Conchita Wurst. Glaube Liebe Hoffnung museumjoanneum.at/ kunsthaus-graz/

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Kultur

„Ich hab ja nichts ge Slam Poem von Florian S. Niederseer

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ch hab ja nichts gegen Schwule, aber – Schau’, hier kann ich dich schon stoppen. Nicht weil mich dein Atem stört oder deine Meinung nicht interessiert, aber ich weiß, dass sie einfach falsch ist. Und falsch nicht im Sinne von richtig oder falsch, sondern einfach falsch. Auch wenn richtig und falsch stets vom Blickwinkel ausgehen, so können wir doch davon ausgehen, dass das, was du sagen wolltest, falsch ist. Du kannst gleich weitersprechen. Ich werd’ dir auch was sagen. Worte sind wie Einschläge. Sie haben Einschlagskraft. Auch wenn du sie schon von weit her kommen siehst, so ist das An-

Kritisiere nicht was eine Person ausmacht, sondern was sie macht.

Florian S. Niederseer Künstler, Creator, SlamPoet und Model florianniederseer. com/ facebook.com/ florian.niederseer

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kommen doch noch stärker. Zierlich geschrieben, formal gesprochen, lautlos geflüstert oder gellend geschrien. Ich weiß, dass, was aus deinem Mund in der nächsten Sekunde kommen würde, nicht nur dich, sondern alle anderen sich unangenehm fühlen lassen wird. Nicht, weil wir alle ein Haufen spezieller Schneeflöckchen sind, sondern weil es falsch ist. Schau’, bei Menschen gilt die fünf-Minuten-Regel. Nicht, dass du sie ab fünf Minuten am Boden nicht mehr essen darfst, sondern es geht um fünf Minuten, um sie zu ändern. Das Jackett schief? Sag es! Eine Wimper im Gesicht? Tu sie mir weg! Die Haarfarbe unpassend? Gerade schwer änderbar. Ich bin zu schwul? Der nächste Termin zur Konvertierungstherapie wäre erst in paar Monaten frei. Nicht nur, dass man der anderen Person ein Gefühl von Unsicherheit ver-


Kultur

gen Schwule, aber …”

Und darum stoppe ich dich. Nicht weil mich dein Atem stört oder deine Meinung nicht interessiert, aber ich weiß, dass sie einfach falsch ist. Es mag zwar Meinungsfreiheit sein und deine Meinung sein, aber es kann in keiner Welt richtig sein, anderen ein Gefühl von Minderwertigkeit zu geben. Ließe ich dich dasselbe nun tausendmal wiederholen und würde ich nichts sagen, bist du von mir zwar ignoriert, aber auch dem kleinen Jun-

Es mag zwar Meinungsfreiheit sein und deine Meinung sein, aber es kann in keiner Welt richtig sein, anderen ein Gefühl von Minderwertigkeit zu geben.

mittelt, dass sie das Problem nicht schnell lösen können, es ist auch einfach fucking rude. Kritisiere nicht, was eine Person ausmacht, sondern was sie macht. Wer wir sind, ist wer wir sind. Wie falsch und wie richtig das ist, kommt stets von all dem um uns herum. Darum hieß es auch noch im kleinen Flo’s Kopf: “A Diandl gheat zu an Buam und a Bua zu an Diandl. Und do gibt’s nix ondas!” Und auch wenn ich damals eine Freundin hatte und heute so straight wie ein Regenbogen bin, so war es für mich selbst, ich selbst zu sein, einfach falsch. Keiner sprach dagegen, sondern nickte oder war verstummt.

gen, der beim Vorbeigehen zufällig mithört, würde ich ohne ein Wort als Antwort klarmachen, dass a Diandl zu an Buam gheat und a Bua zu an Diandl und es nix ondas gibt. Sprich jetzt weiter, wenn du dich traust. Du kannst jetzt weitersprechen. Ich werd’ dir auch sagen, dass ich ja eigentlich nichts gegen dich habe, aber...

Die Haarfarbe unpassend? Gerade schwer änderbar. Ich bin zu schwul?

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Kultur

Jeder verdient eine große Liebesgeschichte! Schwules Coming Out im Mainstream-Kino Text Andy Joe Fotos Centfoxfilm

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ilme, die sich des Themas Coming Out annehmen, gibt es viele. Dass es ein solcher Film bis ins Mainstream-Kino schafft und dort auch noch ein breites Publikum anzieht und begeistert, ist hingegen schon etwas ungewöhnlicher. Genau das ist aber der Fall bei „Love, Simon“, der in den letzten Monaten mit durchschlagendem Erfolg und hervorragenden Kritiken in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien im Kino gelaufen ist. Am 29. Juni startet der Film nun auch in Österreich.

da nicht dieses eine Geheimnis: Simon ist schwul und hat bisher noch nicht den Mut gefunden, sich zu outen. Wie sich jedoch heraus stellt, ist er nicht alleine damit. Als sich einer seiner Mitschüler online unter dem Pseudonym Blue outet, markiert das den Beginn eines regen Austausches per Mail, wobei sich Simon, der wiederum anonym als Jacques auftritt, langsam immer mehr in Blue verliebt. Als jedoch der Klassenclown Martin Simons Mailverlauf entdeckt, und beginnt, ihn zu erpressen, wird sein Leben völlig durcheinander gewirbelt.

Mitreißende Liebesgeschichte Eine Hollywood Produktion

foxfilm.at/ love-simon

Die Handlung dreht sich um ein schwules Coming Out, das in eine mitreißende Liebesgeschichte verpackt ist. Simon Spier ist siebzehn Jahre alt und eigentlich gar nicht so anders als seine Freunde und Schulkollegen. Sein Leben dreht sich um seine etwas verrückte Familie, Abhängen mit seinen Freunden und Proben für das anstehende Schulmusical. Alles in allem würde Simons Leben völlig normal verlaufen, hätte er

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„Love, Simon“ basiert auf dem Buch „Simon vs. the homo sapiens agenda“ (dt. „Nur drei Worte“) von Becky Albertalli, das 2015 veröffentlicht wurde. Die Coming Out-Geschichte, die sich vorwiegend an Teenager und junge Erwachsene richtet, wurde bereits bei ihrem Erscheinen hoch gelobt und bald wurden auch Stimmen laut, die an einer Verfilmung des Stoffes interessiert waren. Die Rech-


Kultur Mit dem Coming Out kämpfen

te sicherte sich schließlich 20st Century Fox. Damit ist „Love, Simon” der erste Film, welcher sich thematisch mit dem Coming Out eines Minderjährigen befasst, der von einem gro­ ßen Hollywood-Filmstudio produziert wird. Dies spiegelt sich auch im Casting wieder, das neben Nick Robinson als Hauptdarsteller auch bekannte Namen wie Jennifer Garner und Josh Duhamel als Simons Eltern umfasst. Als Regisseur konnte unterdessen der offen homosexuell lebende Greg Berlanti gewonnen werden. Kostenlose Filmvorführungen „Love, Simon“ feierte seine Premiere am 27. Februar auf dem Mardi Gras Film Festival und zeigte schnell sein Potential, ein breites Publikum anzusprechen. Sowohl junge Menschen wie auch deren Eltern zeigten sich begeistert und sorgten für volle Kinosäle. Zudem mieteten zahlreiche Prominente, darunter Neil Patrick Harris, ganze Kinos, um den Menschen zu ermöglichen, den Film kostenlos anzusehen, und um seine Botschaft zu verbreiten. Und diese ist in der Tat eine bedeutende. Das Thema Coming Out wurde zwar schon oft in verschiedensten Variationen in filmischer Form verarbeitet, doch die Tatsache, dass mit „Love, Simon“ nun auch Hollywood auf das Thema Coming Out aufmerksam macht, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor darin, dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Akzeptanz wird trotz aller Widrigkeiten, mit denen sich Simon herum- schlagen muss, spürbar in Szene gesetzt. Große Dramen, die auch leider immer noch zur Realität eines Coming Out gehören, können bis zu einem Bruch mit FreundInnen und/ oder Familie reichen, werden im Film zwar doch eher umschifft, nichtsdestotrotz zeigt „Love, Simon“, wie sehr junge Menschen oftmals mit ihrem Coming Out zu kämpfen haben, selbst wenn eigentlich im gesamten Umfeld nichts dagegen sprechen würde. Gerade gesellschaftlich können so durch Filme wichtige Botschaften vermittelt werden, und einerseits ein Zugang für Personen geschaffen werden, die noch nicht mit Homosexualität in Berührung gekommen sind, andererseits (jungen) Menschen, die ihr Coming Out noch vor sich haben, der Mut vermittelt werden diesen Schritt zu unternehmen. Insofern ist der Einfluss von Filmen, die sich thematisch mit Homosexualität auseinander setzen, nicht zu unterschätzen. Da Filme einen wichtigen Teil unserer modernen Kultur darstellen, ist es durchaus an der Zeit, dass das Thema Coming Out auch im Mainstreamkino seinen Platz findet.

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Kultur

Crossing Europe „Pausenimpressionen” vom Filmfestival Crossing Europe. Text & Fotos Gerhard Niederleuthner

„Soldiers. A Story From Ferentari” Einer der Eröffnungsfilme ist eine berührende schwule Beziehungsstudie über sanfte Machos, Obdachlosigkeit und ein Leben nach der Haft.

Christine Dollhofer Die Festivalleiterin schafft ein gesellschaftspolitisch relevantes Festival, mit hohem künstlerischem Anspruch und vielen ernsten und gleichzeitig unterhaltsamen Filmen.

Art and Cinema Feines Rahmenprogramm mit dem OÖ Kulturquartier: Isaac Juliens bewegende Installation „The Leopard“ über Trauma und Migration – abstrakt, emotional und tänzerisch.

Vorschau: Crossing Europe 25-30 April 2019: crossingeurope.at

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„Mr. Gay Syria“ Nach dem bewegenden Dokufilm über schwules Coming Out in Syrien – intensive Gespräche mit Produzentin Christine Kiauk.

Albumtipp Clara Luzia: „When I Take Your Hand”

15 Jahre Jubiläumsfestival – 15 Jahre intensive Vernetzungsarbeit von Filmschaffenden, Filminteressierten und Menschen, die über die eigenen Grenzen blicken wollen.

Netzwerken Ein Festival zum Reden, Diskutieren, Vernetzen – einfach, unkompliziert und gemütlich.

Französische Leichtigkeit „Ma Vie avec James Dean“ – Regisseur Dominique Choisy und Schauspieler Tancredi Volpert beim Gespräch nach einer intelligenten, ernsten und heiteren Komödie. Kino von seiner besten Seite.

Clara Luzias neues, mittlerweile siebtes Album „When I Take Your Hand” könnte als ein Rückzug ins Privatleben interpretiert werden – zumal sie nicht nur ein Liebeslied an ihre Frau (und Schlagzeugerin) Catharina formuliert und ihrer Urgroßmutter gedenkt, sondern auch ihren inneren Dämonen die Rute ins Fenster stellt und damit die Türen weiter öffnet als bisher. Aber der jüngste Longplayer der Wiener Songwriterin und mehrfachen Preisträgerin des Amadeus Awards will weder Nabelschau noch Aufruf zum Rückzug sein, sondern nur eine beinahe willkürliche Liedersammlung als Chronik seiner Zeit. Wo genau diese zu verorten ist, lässt sich dann ohnehin erst im Rückblick entscheiden. Bis dahin ist Händchenhalten nicht die schlechteste Option und durchaus auch eine politische Handlungsanweisung.

20.06. | Baulückenkonzert, Wien 17.08. | Rostfest, Eisenerz 26.10. | OKH Vöcklabruck  claraluzia.com

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FOTO: CHRISTOPH LIEBENTRITT

Kultur


Kultur

„All aboard” Nervenkitzel pur, so lässt sich das Finale des 63. Eurovision Song Contest am besten beschreiben. Text & Fotos Markus Tritremmel

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nter diesem Motto „All Aboard!“ fand der Musikwettbewerb Mitte Mai in der portugiesischen Metropole statt. 43 Länder hatten sich zur heiteren Schifffahrt angemeldet und am Ende konnten Teilnehmer aus 26 Nationen das heiß ersehnte Ticket zur Finalfahrt des ESC-Schiffes „lösen“. Sieger der Wettfahrt – in diesem Fall Siegerin – konnte es am Ende nur eine geben: Den Eurovisionspokal darf nun Netta Barzilai aus Israel ihr Eigen nennen. Die liebenswerte Interpretin galt mit ihrem Song „Toy“, der von der #MeToo-Debatte inspiriert worden war, bereits wochenlang als DIE haushohe Favoritin auf den Sieg. So sollte es dann auch kommen: Mitfavorit Zypern mit seiner tanzfreudigen Eleni Foureira, dem „BeyoncéShakira-Verschnitt der Eurovision“, wie sie liebevoll von der ESC Fan Base betitelt wird, wurde eindeutig auf Platz zwei verwiesen. Die 25-Jährige Israelin verhalf ihrem Land damit zum insgesamt vierten Sieg seiner ESC-Geschichte. Nun bleibt abzuwarten, ob Jerusalem im kommenden Jahr zum dritten Mal Gastgeberstadt des geschichtsträchtigen Song Contest sein wird. Und unser Cesár Sampson? Der 34-jährige Linzer ließ das Schiff nicht kentern und belegte den sensationellen dritten Platz. Was für ein Ergebnis für Österreich – und das nur vier Jahre nach Conchitas Triumph

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von Kopenhagen! Besonders die na­ tionalen Fachjurys – überwiegend bestehend aus MusikjournalistInnen und KünstlerInnen – waren begeistert, sie hatte ihn zwischenzeitlich auf Rang eins gehievt und somit die eigentliche „Königsdisziplin“ gewinnen lassen. Man kann ja in der über 60-jährigen Geschichte der Eurovision nicht gerade auf eine lupenreine österreichische Erfolgshistorie verweisen. Gleich nach Norwegen, Belgien, Deutschland und Finnland findet sich unser Land im Ranking der letzten Plätze wieder. Abgesehen von den beiden Siegen durch Udo Jürgens und Conchita hatte es bis dato noch kein anderer österreichischer Titel auf das Siegespodest der Eurovision geschafft und auch sonst musste sich die Musiknation mit nur vier fünften Plätzen (u.a. Thomas Forstner) und einem vierten Platz durch ESC-Legende Udo Jürgens selbst begnügen. Daher, danke, Cesár, für die erste Bronzemedaille beim ESC. Ahoi!


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Gesundheit

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Gesundheit

HIV-Heimtest Nun ist es fix. Seit Juni 2018 gibt es den HIV Schnelltest für zu Hause.

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ezeptfrei bei führenden Apotheken erhältlich kann nun ähnlich einem Schwangerschaftstest in den eigenen vier Wänden auf eine mögliche HIV-Infektion getestet werden.

nachgewiesen werden kann, beträgt beim Heimtest 12 Wochen. Doppelt so lange wie bei einem HIV-Test im Labor, bei einem Arzt oder Ärztin oder bei einer AIDS-Hilfe in Österreich.

Wie funktioniert der Test?

Nicht nur das diagnostische Fenster, sondern vor allem der Zeitpunkt eines Tests soll richtig gewählt werden. Eine ruhiger Moment, um Schritt für Schritt den Test durchzuführen, schließt schon mal eine hohe Rate an Fehlerquellen aus, die das Ergebnis verfälschen können. Ebenfalls muss durchaus mit einen positiven Ergebnis gerechnet werden, sodass man die eigene psychische Verfassung berücksichtigen sollte. Obwohl die Tests sehr zuverlässig sind, können Anwendungsfehler nie ganz ausgeschlossen werden. Daher sollte ein positives Tester­gebnis durch einen Labortest bestätigt werden.

Prinzipiell ist der Test für Laien gut verständlich, nur ist vor der Durchführung die Gebrauchsanweisung zu beachten. Mittels einer beigelegten Lanzette sticht man sich in die Fingerkuppe und entnimmt ein bis zwei Tropfen Blut. Dieses wird in die Öffnung der Testkasette getropft und anschließend mit einer Puffer­lösung vermischt. Das Er­gebnis kann nach fünf bis 20 Minuten abgelesen werden. Vorteil Gerade bei diesem heiklen Thema kommt das Angebot einer anony­men Testung der AIDS-Hilfe vielen gelegen. Doch gerade im ländlichen Gebieten ist ein HIV-Test meist nur beim gut bekannten Arzt möglich. Mit dem HIV-Heimtest erweitert sich nun die Möglichkeit, sich anonym Gewissheit zu verschaffen. Nachteil

Den passenden Zeitpunkt abwarten

Test als Kondomersatz? Man könnte nun meinen, vor dem Sex ein schneller Test könnte das Kondom ersetzten. Jedoch ist aufgrund des diagnostischen Fensters eine HIVInfektion nicht auszuschließen. Viel mehr ist zu beachten, dass es noch andere sexuell übertragbare Krankheiten gibt, denen man mit Safer Sex entgegnen kann.

Das diagnostische Fenster, also jener Zeitraum, den es benötigt, bis das HIVirus nach einer Infektion im Blut

PRIDE | Nr. 163 | April 2018 |

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Text Chris Skutelnik Foto autotest-vih.eu


Oberösterreich Mach mit! Die HOSI Linz sucht für den ehrenamtlichen Bardienst neue MitarbeiterInnen. Bei Interesse: ooe@hosilinz.at

HOSI Treff Der gemütliche Treff für alle Interessierten; alle zwei Wochen; jeweils 19:00 Die nächsten Termine: Fr., 13.07., Fr., 27.07.2018

Termine Juni Mi., 27.6.2018/19:00 Ehe für alle = Segen für alle? Am Podium diskutieren VertreterInnen verschiedener Glaubensrichtungen und Kirchen. Ort: Altes Rathaus Linz; VA: Grüne Andersrum OÖ Fr., 29.6.2018/18:00 1. Linzer Dyke March Treffpunkt: HOSI Linz (Schillerstraße 49) – gemeinsames Marschieren zum AEC Platz und gemütliches Ausklingen. Let’s March, Dykes*! Infos: dykemarchlinz@gmx.at

Linzpride 2018 Sa. 30.6.2018 All together – stronger than ever!

7. Christopher Street Day (CSD) in Linz

14:30 Parade Martin-Luther-Platz – Hauptplatz – Maindeck Bisher fix zugesagte ParadenteilnehmerInnen: Ann & Pat, Bollywood Dance Linz, FEM Events, Feminismus und Krawall, Fetish Community OÖ, Grüne Andersrum OÖ, HOSI Linz, Linz gegen Rechts, Queeriosity, SoHo OÖ, YOUnited, uvm. Ab 17:00 Straßenfest AEC Maindeck Programm: Crackstreet Girls, DJ Mark Neo, Jürgen Pendl (Moderation), Karan d’Ache, Jacky Dolls Sa., 30.6.2018/22.00 Linzpride-After-Party mit DJane S.Stereo & DJ

Mart.i; Ort: Club Spielplatz € 8,- VVK(€ 10,- AK) € 7,-VVK (€ 9,- AK) für Mitglieder; Vorverkauf jeden Fr. & Sa. in der HOSI Linz.

Juli Do., 5.7.2018/16:00 Turteln am Taubenmarkt Programm: Beatboxerfii & Syannah & Freezy Trap & Adrianna, Bella Diablo (Rap), Cherry T Joystick & Giselle Bordelle (Drag Show), Dunarea (Folk), Gausl (Comedy Jonglage), Louis Sanou & Bouba Keita (Percussion), Elements of Style: Rize Rockerz & Verein The Only Kingz Crew (Breakdance); Ort:

Taubenmarkt in Linz VA: AIDSHILFE OÖ

Homosexuelle Initiative Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz

Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz

Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/fortynine E fortynine@hosilinz.at HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz

Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung)

Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck W hosilinz.at/voecklabruck

Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen

Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees

YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited

Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. 19:00 im Restaurant Zur Brücke,

/hosilinz

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| PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018


Termine Juni Mo., 18.06.2018/20:00 Queer Stammtisch Eschenlaube

Steiermark

Fr., 22.06.2018/20:30 Ausgayn -Women & Friends Frauenclubbing Harrachg.22, 8010 Graz

Do., 21.06.2018/19:00 FEM* Stammtisch Die neue Frauengruppe als Treffpunkt zum Plausch und Kennenlernen; Ort: La Meskla Fr., 22.06.18/ab 15:00 CSD Tram durch Graz Gratis mitfahren steig ein! Fr., 22.06.18/ab 18:30 CSD Gottesdienst Kirche bietet Platz für LGBTIQ! Heilandskirche

Sa., 23.06.18/ab 13:00 CSD Graz Die Parade starten vor der Oper und führt über den Griesplatz zum Volksgarten. Dort findet wieder das Parkfest bis 22:00 Uhr statt.

Fr., 22.06.2018/20:30 Vorpremiere "Love, Simon" UCI Annenhof Saal 4 Eintritt frei! Anmeldung unter info@homo.at

Sa., 23.06.18/ab 22:00 FAGtory Clubbing Pride Night Postgarage 1st floor VVK: homo.at/tickets

Mi., 11.07.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Alle sind herzlich willkommen!

So., 24.06.18/ab 10:00 CSD Frühschoppen Frühstück wahlweise mit Kaffee oder Bier! Sterz im Mohrenwirt

Do., 19.07.2018/19:00 FEM* Stammtisch Sommerliche Gespräche im Gastgarten La Meskla

Mi., 27.06.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Wir freuen uns auf dich. Komm vorbei!

Mi., 25.07.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Wir freuen uns auf dich. Komm vorbei!

Juli Fr., 06.07.2018/ab 16:00 ausufern Jugend­ gruppentreff Picknick im Stadtpark So., 08.07.2018/17:00 Transgender Selbst­ hilfegruppe feel free

RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – Schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Vertretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free

ausufern Jugendgruppe Unsere Termine kommen auch spontan zustande. Alle Infos auf Facebook.

TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free

FEM* Stammtisch Jeden 3. Donnerstag im Monat ab 19:00 Uhr im La Meskla, Kaiserfeldgasse 19

L-Ways Lesbenwanderungen Programm und Details im RLP-Kalender sowie unter: facebook.com/L_ways

PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018 |

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Webtipp Alle Veranstal­ tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!


Kontakte

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Mit PRIDE gratis Leute kennen zu lernen. TG sucht TG Ich möchte eine mit einen Penis und evtl eine Vagina. Chiffre: 4751

Hinweis: Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen (z.B. mit unsafem oder rassistischem Inhalt) ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Die Texte der Anzeigen werden in der Form veröffentlicht, wie sie an die Redaktion geschickt werden. Es werden keine inhaltlichen oder grammatikalischen Änderungen vorgenommen. Anzeige aufgeben:

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Antwort Die Anonymität der InserentInnen der kostenlosen Kleinanzeigen wird auf Wunsch gewahrt; für Herkunft, Inhalt, Qualität und Wahrheitsgehalt der in den Anzeigen angebotenen, nicht kommerziellen Waren, Dienstleistungen oder Mitteilungen bzw. für die direkten und indirekten Folgen ist die Redaktion nicht verantwortlich. Inserate, die ausschließlich oder überwiegend kommerzielle Zwecke verfolgen, können wir nicht kostenlos abdrucken. Auf Anfrage übersenden wir aber gerne unsere aktuelle Anzeigenpreisliste. 0900-Nummern sind kostenpflichtig. Bei gewünschter Veröffentlichung der Telefonnummer muss der Redaktion eine Kopie der letzten Telefonrechnung vorliegen, bei Veröffentlichung der Adresse ist eine Kopie des Personalausweises/Reisepasses notwendig (per FAX: 0732/70 04 74-4 oder per Post: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz, Kennwort: „Kontakte“). Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen ohne Angabe von Gründen abzulehnen sowie Kontakt­a nzeigen zu kürzen oder bei Platz­m angel in der folgenden

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Ausgabe zu veröffentlichen. Pro Person und Ausgabe wird nur eine Kontaktan­z eige geschaltet. So antwortest Du auf Chiffre-Kleinanzeigen: 1. Antwortbrief in ein Kuvert stecken, zukleben und entsprechend frankieren. (Unterschiedliche Gebühren bei In- und Ausland!). Die Chiffre-Nummer mit Bleistift auf das Kuvert schreiben. 2. Das Kuvert steckst du nun in ein 2. Kuvert, klebst es ebenfalls zu, frankierst es und adressierst es an die Redaktion: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz Und nicht vergessen: Chiffre-Nummer un­ bedingt draufschreiben und Brief aus­ reichend frankieren! Nicht ausreichend frankierte Antwortbriefe können nicht weitergeleitet werden! Bei Zusendungen im Ausland höhere Portogebühren beachten!

| PRIDE | Nr. 164 | Juni 2018



linzpride

Sa. 30.06.18 14:30 parade

All together – stronger than ever! 7. Christopher Street Day (CSD) in Linz Ein Fest für Lesben, Schwule, Trans* & Friends

22:00 afterparty Club Spielplatz

Martin-Luther-Platz – Hauptplatz – Maindeck

17:00 straßenfest Maindeck AEC hosilinz.at/csd

DJ Mark Neo Crackstreet Girls

Jürgen Pendl

Karan d’Ache

Jacky Dolls

DJ Mart.i

DJane S. Stereo

linzpride.at


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