Print & Publishing 200

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MAGAZIN FÜR DIGIT@LE UND GEDRUCKTE KOMMUNIKATION

Jänner/Februar 2013 Folge 200 23. Jahrgang Euro 5,– issn 1018 8054

200. p.b.b. VERLAGSORT: 1120 WIEN, 12Z039233 M

JUBILÄUMSAUSGABE Hat Print Zukunft? Statements von Helmut A. Gansterer, Benny Landa, Guy Gecht, Bernd Zipper …


BESUCHEN SIE UNS AN UNSEREM STAND IM FOYER


Termine ƒ Februar bis Oktober 2013

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M oldawien

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Serbien u. Mo ntenegro

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Bulga rien Albanien

Mazedonien

Griechenland

11. 02. – 15. 02. Hunkeler Innovationdays 2013 LUZERN, SCHWEIZ http://innovationdays.hunkeler.ch

22.04. – 24.04. Usetec 2013 Weltmesse für Gebraucht-Technik KÖLN, DEUTSCHLAND | www.usetec.com

www.mailingtage.de

14.03. – 17.03. Leipziger Buchmesse Erlebnis Buch LEIPZIG, DEUTSCHLAND www.leipziger-buchmesse.de

07.05. – 11.05. Grafitalia Converflex MAILAND, ITALIEN www.grafitalia.biz | www.converflex.biz

www.fespa.com

17.04. – 20.04. graphispag_digital Internationale Fachmesse für die Druckvorstufe, graphische Digital-Technologie & Siebdruck BARCELONA, SPANIEN www.graphispag-digital.com

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www.tuyap.com.tr

17.05 – 22.05. Printtek 2013 ISTANBUL, TÜRKEI

www.ifraexpo.com

19.06. – 20.06. Mailingtage NÜRNBERG, DEUTSCHLAND

25.06. – 29.06. Fespa 2013 LONDON, ENGLAND

07.10. – 09.10. IfraExpo 2013 BERLIN, DEUTSCHLAND

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Inhalt

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PEOPLE &EVENTS

10 _ Ein Garten für das 21. Jahrhundert 10 _ 20. GC Führungssymposium TOP-Management 11 _ Estermann öffnet Büro in Wien

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BUSINESS &MARKT

12 _ Ueberreuter Korneuburg Mit Lean Production zur Kostenführerschaft 17 _ 580.000 Tonnen: UPM fährt in Europa Kapazitäten runter 18 _ Verband Druck & Medientechnik Umfrage soll Neuorientierung bestärken 19 _ Konica Minolta: Neues Office in Graz 20 _ Arbeit 2020: Der Arbeitsmarkt der Zukunft

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MEDIEN KOMMUNIKATION DESIGN

36 _ Weber’s Analytics: Warum und wieso im Kommunikationsmarkt Irritationen entstanden sind

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DIGITALER ROLLENDRUCK ZUM GREIFEN NAH

22 _ Hunkeler Innovation Days 2013 in Luzern

24 _ Digital druck maschinen in Luzern 26 _ Hunkelers Highlights 27 _ adphos Digital Printing Neue NIR120 M-Serie 27 _ Kodak »Digital Your Way«

28 _ Atlantic Suisse Tec und Bograma 30 _ Horizon Weltpremiere für neuen PUR-Klebebinder 30 _ KBA mit RotaJET 31 _ Kama Lösung zum Rillen, Falten, Kleben 31 _ Mondi mit erweitertem High-Speed Inkjet-Portfolio 28 _ Atlantic Suisse Tec und Bograma 30 _ Horizon Weltpremiere für neuen PUR-Klebebinder 30 _ KBA mit RotaJET 31 _ Kama Lösung zum Rillen, Falten, Kleben 31 _ Mondi mit erweitertem High-Speed Inkjet-Portfolio 32 _ W+D: Den Briefumschlag aufwerten 32 _ Ricoh: Mit „Print and Beyond“ Geschäftslösungen 34 _ Müller Martini und Presto II Digital: Sammelgeheftete Produkte und Digitaldruck 35 _ Heidelberg: Digital und konventionell gedruckte Aufträge weiter verarbeiten 35 _ Canon »See The Better Picture«

Die nächsten Ausgaben und deren Schwerpunkte

PRINT & PUBLISHING 201

PRINT & PUBLISHING 202

Special: Was das Web dem Druck bringt? Und ist... »be a digital printer« wirklich ein Vorteil? | Messen: Grafitalia – Mailand Erscheinungstermin: 29. MÄRZ 2013 Redaktions- und Anzeigenschluss: 15. MÄRZ 2013

Special: Digitales Publizieren: Wie und vor allem … was bringt es? Erscheinungstermin: 06. MAI 2013 Redaktions- und Anzeigenschluss: 22. APRIL 2013

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Inhalt ƒ

Editorial 07 _ Positiv denken …

CONTENT

Herausgeberbrief 08 _ Druck 2050: Wie innovativ kann Print noch sein?

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PRODUKTION &TECHNOLOGIE

38 _ Digitaldruck im B2-Format: Der Kampf ums Reich der Mitte 44 _ Aus der Praxis eines Gutachters: Warum lösen sich Buchrücken beim Transport?

Impressum EMGroup GmbH . Rotenmühlgasse 11/10/7, A-1120 Wien Telefon +43(0)1/983 06 40 . Fax +43(0)1/983 06 40-18 ADMINISTRATION E-MAIL office@printernet.at REDAKTION E-MAIL edit@printernet.at . INTERNET www.printernet.at HERAUSGEBER (e.h.) Prof. Dr. Werner Sobotka CHEFREDAKTEUR | GESCHÄFTS-/VERLAGSLEITUNG Michael Seidl VERLAGSASSISTENZ/PRODUKTION Rainer Gruber AUTOREN Rainer Gruber, Stefanie Hermann B.A., DI Klaus-Peter Nicolay, Dr. Colin Sailer, Michael Seidl, Dr. Werner Sobotka, Andreas Weber, Kurt K. Wolf GASTKOMMENTATOREN Karl Ammerer, Daniel Broglie, Ing. Rudolf A. Cuturi, Helmut A. Gansterer, Guy Gecht, Roland Henn, Thomas Kralinger, Marcel Kiessling, Sandra Kolleth, Lois Lammerhuber, Benny Landa, Manel Martínez. Wolfgang Pfarl, Klaus Schmidt, Mag. Franz Schöny, Jörg Spreitzer, Bernd Zipper LAYOUT Zeitmassdesign, Robert Sabolovic DRUCK »agensketterl« Druckerei GmbH, 3001 Mauerbach COVERVEREDELUNG Simsa GmbH., 1100 Wien

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200. JUBILÄUM

48 _ Helmut A. Gansterer: Pharao Print – Was es braucht, ihn als Herrscher zu bewahren 50 _ Bernd Zipper: »Schluss mit dem Jammern – her mit dem neuen Selbstbewusstsein der Print-Media-Industrie!« 53 _ Thomas Kralinger: Partnerschaft von Zeitungen und Papier ist nach wie vor erfolgreich 54 _ Benny Landa: Breathe new life into the industry 55 _ Guy Gecht: Continuous transition to digital technology 56 _ Marcel Kiessling: Bereit sein für Veränderungen 57 _ Jörg Spritzer: Druck muss »smart« werden 58 _ Karl Ammerer: Mehr Kreativität, mehr Qualität, mehr Flexibilität 59 _ Daniel Brogli: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit … 60 _ Manel Martínez: Print ganzheitlich vermarkten 61 _ Sandra Kolleth: Just-in-time – die Individualisierung des Drucks 62 _ Klaus Schmidt: Print und Online im Duett 63 _ Lois Lammerhuber: 3.000 Schriftzeichen lange Gedanken übers Büchermachen … 64 _ Wolfgang Pfarl: Quo vadis Print? 64 _ Ing. Rudolf A. Cuturi 65 _ Roland Henn: Härterer Wettbewerb verlangt nach neuen Geschäftsmodellen 66 _ Mag. Franz Schöny: Unternehmen müssen sich richtig positionieren

PRINT & PUBLISHING ERSCHEINT IN DEN JEWEILIGEN LANDESSPRACHEN IN ÖSTERREICH, POLEN SOWIE UNGARN UND UNTERHÄLT MEDIENKOOPERATIONEN IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, SLOWAKEI, RUSSLAND UND INDIEN. INTERNATIONALE KOORDINATION EMGROUP GMBH, ROTENMÜHLGASSE 11/10, A-1120 WIEN, TELEFON +43(0)1/983 06 40, FAX +43(0)1/983 06 40-18, E-MAIL OFFICE@PRINTERNET.AT Offenlegung gemäß §25 MedG: Medieninhaber und Verleger ist die EMGroup GmbH mit Sitz in 1120 Wien, Rotenmühlgasse 11/10. Gesellschafter sind Mag. Izabela Kwiatkowska (47%) und Dr. Werner Sobotka (53%) | Betriebsgegenstand: Die Herausgabe, der Verlag, der Druck und Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften sowie sonstiger Medien auch online, die Verlagstätigkeit überhaupt und alle in das Verlagsfach fallenden einschlägigen Geschäfte. | Grundlegende Richtung der Zeitschrift PRINT & PUBLISHING: Unabhängiges und überparteiliches Magazin für die digitale und gedruckte Kommunikation.

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KBA Bogenoffsettechnologie

Warum KBA?

Wenn jeder Bogen zählt... Warum dann KBA? Die neue RAPIDA-Generation von KBA im Mittel- und Großformat hat die höchsten Produktionsgeschwindigkeiten, die schnellsten Jobwechsel dank simultaner Rüstprozesse, überlegene Systeme für die Inline-Qualitätskontrolle, eine Bogenanlage ohne Ziehmarke und weitere Alleinstellungsmerkmale.

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Das alles bekommen Sie von einem finanziell gesunden und profitablen Hersteller und vom Technologieführer im Bogenoffset. Bleibt nur die Frage: Warum nicht KBA? KBA-Mödling AG Tel. 02236 8090-0, md-verkauf@kba.com, www.kba.com


Editorial ƒ

200 JUBILÄUM

EDITORIAL

Positiv denken …

In der aktuellen Meinungsumfrage auf www.printernet.at zu den Erwartungen für das Jahr 2013 überwiegen mit 36 Prozent knapp jene, die dem Jahr 2013 eine bessere Entwicklung im Vergleich zu 2012 zutrauen. Das ist gut so. Mehr positives Denken ist angesagt, auch wenn es angesichts der Rahmenbedingungen manchmal nicht leicht fällt. 33 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass es heuer schlechter wird und 32 Prozent sind der Meinung, dass es gleich bleiben wird.

Auch wir gehen das Jahr positiv an, indem Sie mit der vorliegenden Ausgabe die Nummer 200 in Ihren Händen halten. Was Sie hoffentlich ebenso positiv bemerken, ist, dass unser Grafiker, Robert Sabolovic vom Atelier Zeitmasss sich intensiv Gedanken über ein neues Layout gemacht hat. Das Ergebnis seiner Interpretationen sehen Sie auf den nachfolgenden Seiten. Gedanken haben wir uns auch über die Heftstruktur gemacht, die wir nun auf fünf Hauptbereiche vereinfacht haben, um so für mehr Übersicht und Ordnung zu sorgen. Innerhalb dieser fünf Hauptbereiche werden wir uns in Zukunft bewegen und die gesamte Bandbreite der visuellen Kommunikationsindustrie abbilden. Dazu gehört Design, Medien, Publishing genauso wie die Berichterstattung über Menschen, Geschäftsmodelle und Technologie. Ebenso werden wir auch mehr Raum für Ihre Meinungen einplanen. Wir laden Sie herzlich ein, uns zu Themen, die Sie bewegen, Beiträge oder Kommentare zu senden. Somit glauben wir, werden wir noch besser die Entwicklungen in der Branche reflektieren.

Dieses Heft hat trotz der »neuen Ordnung« diesmal zwei zusätzliche Hauptbereiche. Zum einen den Part zum 200. Heft mit Gastkommentaren vieler Persönlichkeiten zum Thema »PrintZukunft«. Zum anderen stehen die Hunkeler Innovationdays vor der Tür, denen wir uns mit einem Special widmen. Beginnt doch das an Messen eher schwächere Jahr mit einer Top-Veranstaltung im schweizerischen Luzern. PRINT & PUBLISHING Österreich, PRINT & PUBLISHING Polen und PRINT & PUBLISHING Europe sind übrigens ausgewählte Medienpartner der Hunkeler Innovationdays. Eine Wertschätzung, die uns sehr freut. Was uns ebenso sehr freut, ist, dass wir mit Andreas Weber einen anerkannten Kommunikationsexperten als weiteren regelmäßigen Kolumnisten gewinnen konnten. Er wird Sie in Zukunft mit ausgewählten Kommentaren versorgen und hoffentlich auch begeistern. Es freut uns weiters, dass Helmut A. Gansterer einen Beitrag in diesem Heft für uns gestaltet hat. In diesem positiven Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Schmökern in dieser 200. Ausgabe und ebenso viel Erfolg im heurigen Jahr. Herzlichst Michael Seidl m.seidl@printernet.at

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ƒ Herausgeberbrief

DRUCK 2050 WIE INNOVATIV KANN PRINT NOCH SEIN? TEXT . Dr. Werner Sobotka FOTOS . Fotolia

Die neu etablierten, privat wirtschaftlich organisierten elektronischen Medien haben ökonomisch und kulturell enorm an Bedeutung gewonnen, so dass sich wegen dieses medienkulturellen Wandels ein Anpassungsdruck für die traditionellen Medien ergibt. Aufgrund des Booms der neuen Medien, wie auch ihrer immer stärker zunehmenden ökonomischen Bedeutung in der Medienbranche, kann vom Entstehen einer globalen standortunabhängigen »Mediengesellschaft« gesprochen werden.

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ie Zahl der Medien und die Angebotsformen haben sich verändert; vor allem das Angebot an elektronischen Medien hat sich vervielfacht, neue Formen, wie etwa Zielgruppenzeitschriften, Spartenkanäle und Netzmedien, haben sich herausgebildet. Die Vermittlungsleistung und Geschwindigkeit von Informationen und Dienstleistungen durch die Medien hat enorm zugenommen. Es stehen rund um die Uhr Nachrichten zur Verfügung, Aufträge werden bereits innerhalb von Stunden vom Auftraggeber zum Kunden abgewickelt. Das Internet ist von einem allgemein belächelten Kuriosum zu einer täglichen Notwendigkeit – auch für die klassischen Printmedien – geworden und treibt die klassischen Medien vor sich her. Die Ausbildungsstrukturen haben mit den Medienentwicklungen jedoch nur teilweise Schritt gehalten, und vor allem die Printmedien sind ihrer Zeit immer einen Schritt hinten nach. Strategisches Handeln gewinnt für die Medien unter ökonomischen Wettbewerbsdruck immer mehr an Bedeutung. Gibt es eigentlich noch eine Eigenständigkeit der Druckindustrie in einer globalen Mediengesellschaft, oder hat sie sich von einem Akteur des späten 20. Jahrhunderts zu einer nur reagierenden Branche gewandelt?

Akteure der modernen Medienwelt Medienleistungen sind aber nicht allein das Ergebnis von Handlungen innerhalb eines Betriebes oder einer Redaktion, sondern sind abhängig von den Beziehungen zu anderen Medienunternehmen (so etwa von » Zuliefern« und » Kunden«) oder vom Zugang zu den innovativen, neuen Informationen einer Branche. Zudem muss auch von den im Medi-

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enbereich agierenden Verbänden, deren Zeitmäßigkeit hinterfragt werden. Sie werden sowohl von gesellschaftlichen wie auch staatlichen Akteuren beeinflusst, da diese durch Regelungen stark auf die Produktionsund Kooperationsbedingungen einwirken. Letztere treffen durch Gesetze auch rechtliche Entscheidungen und machen damit inhaltliche Vorgaben für Medienunternehmen, die vor allem in Österreich sicherlich eine Internationalisierung oder einen besseren EU-Wettbewerb eher erschweren als erleichtern. Bislang dominieren hier leider die politischen Akteure, die stärker durch gesellschaftliche Organisationen ergänzt und ausgetauscht werden sollten. Vor allem in der Druckindustrie bedarf es neuer Akteure. Die Mediengesellschaft erfordert eine medienpolitische Neuordnung. Die Traditionen, wie sie in der Druckindustrie gepflegt und institutionalisiert wurden, sind im Aufbrechen oder bereits verschwunden. Die starke Präsenz der Druckmaschinen- und Zulieferindustrie wird immer ineffizienter um innovative Erneuerungsprozesse der Branche in die Tat umzusetzen. Ohne Zweifel boomen die neuen Medien und verursachen den guten alten Printmedien dadurch Kopfzerbrechen. Doch trotz des extremen Hypes ist die Schlacht noch nicht vollkommen verloren, denn Zeitungen, Zeitschriften und vor allem schöne Bücher liegen in der Beliebtheitsskala noch immer im Spitzenfeld. Doch die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter arbeiten ohne Unterlass an einer noch stärkeren Medienpräsenz als bisher. Die jüngere Generation, also die Zukunft der Druckindustrie, bevorzugt es schon heute, die neuesten Informationen aus dem 200 … 2013


Herausgeberbrief ƒ Netz zu ziehen. Den Status Quo hält man alleine durch die älteren Menschen, die den neuen Medien noch nicht wirklich ihr Vertrauen schenken und die nötige Seriosität noch nicht erkennen können. Der künftige Stand der Printmedien ist nicht wirklich prognostizierbar. Viele Menschen bevorzugen noch immer das Original und sehen gewohnte, traditionelle und lieb gewonnene Dinge nur ungern aussterben.

Fazit Mit Sicherheit müssen Printmedien in Zukunft auf den Thron verzichten. Doch inwiefern sie in 50 Jahren noch relevant sein werden, lässt sich heute noch nicht genau einschätzen. Man kann nur hoffen, dass hier innovative Geister tätig werden. Man muss sich wirklich einiges einfallen lassen, um in Sachen Aktualität mit dem Internet konkur-

rieren zu können. Es fehlen vielfach die richtigen Programme, Tools und Vertriebsstrukturen, die den Printvorgang beschleunigen und dadurch die gute alte Zeit moderner gestalten können. Im Moment überwiegen jedoch die Vorteile der neuen Medien gegenüber der stark mit dem Markt kämpfenden Print-Fraktion. Wie lautet nun der richtige Weg zum Erfolg in einer nahezu übermächtigen Elektronikwelt? In Zeiten von viralem und Guerillamarketing mutet die klassische Printkampagne etwas veraltet an. Doch man könnte durchaus mit Nachhaltigkeit statt kurzfristigem Denken zu punkten versuchen. Anzeigen in Zeitschriften und Magazinen sind immer noch nachhaltiger und intensiver in ihrer Wirkung auf das Leserpublikum. Vor allem das anspruchsvolle Magazin und das aufwendig gestaltete Buch wird von Le-

sern doch öfter als einmal geöffnet und als Informationsmedium genutzt. Vor allem durch die Einbettung in ein Umfeld von hochwertigen Inhalten lässt sich ein viel höherer Qualitätsanspruch demonstrieren, der in anderen Werbeumfeldern nur sehr schwer erzielt werden kann. Es sollte die Werbung im Print durch weitere Werbemöglichkeiten ergänzt werden. Die klassische Druckerei ist bereits Geschichte und muss durch einen umfassenden Medienbetrieb ersetzt werden, der den Kunden ein komplettes Service anbieten kann. In Zukunft wird der klassische analoge Druckbetrieb langsam aber sicher aussterben und durch Mischformen ersetzt werden, die vor allem das allumfassende Know-how der Druckindustrie für neue Angebote gezielt einsetzen können. Die Tatsache, dass die Zukunftsprognose der reinen Printmedien sehr düster ausfällt, lässt sich nicht wegleugnen. Wenn man aber versucht die evidenten Vorteile des Gedruckten in die neuen Medienwelten überzuführen, wird der Druckmarkt der Zukunft sehr wohl weiter eine bedeutende Rolle spielen. Wichtig wäre, dass für diese durchaus schmerzlichen Prozesse Innovatoren gefunden werden könnten, deren Kompetenz nicht nur im Bewahren von Bewährtem und lieb gewonnenen Märkten besteht, sondern die als Integratoren auftreten, die die neuen Medien mit den alten Printmedien so verbinden, dass vollkommen neue Organisationsformen und Betriebe entstehen, die auch 2050 noch ihre Daseinsberechtigung haben und mit ihren Dienstleistungen entsprechende Gewinne erzielen. 1

Die Vermittlungsleistung und Geschwindigkeit von Informationen und Dienstleistungen durch die Medien hat enorm zugenommen.

professional news Canon unterstützt mobiles Arbeiten & Cloud-Scanning mit neuen Lösungen Die neuen Lösungen zur Dokumentenerfassung ermöglichen sowohl mobilen oder extern arbeitenden Mitarbeitern als auch Anwendern in Büros und Geschäften, gescannte Dokumente direkt an Apple iOS und Android Geräte zu senden. Die Scans lassen sich sofort an Cloud-Anwendungen oder vordefinierte Office-Workflows übermitteln.Damit haben Unternehmen jeder Größenordnung die Möglichkeit, Daten am Punkt der Erfassung einzulesen, zu verarbeiten und zur Verfügung zu stellen – ganz gleich, ob im Büro, im Geschäft oder unterwegs. www.canon.at

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ƒ People & Events

GARTEN FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT EIN

GEORG GRABHERR IST DER ÖSTERREICHISCHE »BLUMENKLAUBER«

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eorg Grabherr, seines Zeichens Botaniker und Ökologe, hat eines der originellsten Bücher in der Edition Lammerhuber veröffentlicht und ist Österreichs »Wissenschaftler des Jahres 2012«. Der stellvertretende Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ehemalige Naturschutzprofessor an der Uni Wien erhielt diese Auszeichnung von den Mitgliedern des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten. Mit der Ehrung wollen die Bildungsund Wissenschaftsjournalisten vor allem das Bemühen von Forschern würdigen, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Image der österreichischen Forschung zu heben. Dem »Blumenklauber«, wie er sich selbst bezeichnet, ist es wichtig mit seinen Themen »Naturschutz und Liebe zu den Pflanzen in die Gesellschaft hineinzugehen«, wie er erklärte. »Mir ist die Natur wichtig, aber primär geht es mir um die Pflanzen, und

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ich habe das Glück gehabt, die Faszination der Pflanzenwelt kennenzulernen – das möchte ich vermitteln und schützen«, sagte Grabherr. Die Ehrung beim Golden Pixel Award 2012 zeigt deutlich, dass dieser Preis weit über die Druck- und Herstellungsqualität hinaus das Gesamtwerk einer Produktion ehrt und auch entsprechend berücksichtigt. Bei seinen naturschützenden Bemühungen kommen Grabherr Funktionen wie der Vorsitz im Vorarlberger Naturschutzrat oder im Österreichischen Nationalkomitee des UNESCO-Programms »Man and Biosphere« zugute. Stolz ist er dabei es geschafft zu haben, »jedes Jahr mit der vollständigen Vorarlberger Landesregierung einen Nachmittag eine Exkursion in die Natur zu machen.« Eine Stunde Moorpredigt genügt um klarzustellen: »Die Natur ist vielfältig, sie ist fantastisch und wir haben Verantwortung.« Eine Verantwortung, die auch der Golden Pixel Award und die Edition Lammerhuber gewürdigt haben. Wir gratulieren herzlich. 1

news 20. GC FÜHRUNGSSYMPOSIUM TOP-MANAGEMENT Das 20. GC Führungssymposium am 14. bis 15. März 2013 im Kempinski Hotel Airport München – eine ganz besondere Veranstaltung! Besonders ist der maximale Nutzen für die Teilnehmer – dies ist der Anspruch des Veranstalters GC Graphic Consult GmbH. TOP-Management lautet der Titel, inhaltlich bekommt man die besten Tipps von den besten Referenten zur weiterhin erfolgreichen Ausrichtung von Unternehmen präsentiert. Chancen entstehen durch einzigartige Unternehmenspositionierung, Verkauf im Verdrängungswettbewerb, durch cross-mediale Geschäftsmodelle sowie der Schaffung einer ganz besonderen Führungskultur. Folgende Keynote-Speaker konnten die Verantwortlichen gewinnen:

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People & Events ƒ

PEOPLE &EVENTS news Estermann öffnet Büro in Wien Dank der stetig wachsenden Auftragslage aus dem Osten Österreichs öffnet die Druckerei Estermann aus dem Oberösterreichischen Aurolzmünster nun ein neues Büro im 23. Wiener Gemeindebezirk. Michaela Burg (45) übernimmt die Leitung der Wiener Dependance und ist dort für die Kundenberatung zuständig. Nach Absolvierung des Hochschullehrgangs für Werbung & Verkauf war sie in zahlreichen nationalen und internationalen Werbeagenturen tätig. Sie kann auf über 20 Jahre Erfahrung, unter anderem in namhaften Agenturen wie Young & Rubicam, Grey Austria und Publicis zurückblicken. Verstärkung bekommt die Geschäftsstelle durch Martin Horvath (29). Der gebürtige Burgenländer und gelernte Offsetdrucker begann seine Karriere bei der Firma Gutenberg in Wiener Neustadt. Als Absolvent des Kollegs an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr und Versuchsanstalt in Wien mit Fachrichtung Medientechnik und Medienmanagement unterstützt er in Wien die Geschäftsleiterin in der Kundenberatung.

Michaela Burg | Martin Horvath

x © . GC Consult

Hermann Scherer: Mit Exzellenz zu Spitzenleistung – Warum manche lebenslang Chancen suchen – und andere sie täglich nutzen. Rüdiger Nehberg: Unmögliches erreichen – und es geht doch! Die Geschichte des Goldenen Buchs. Die besten Referenten aus 19 Jahren Führungssymposien berichten aus heutiger Sicht, was eine erfolgreiche Unternehmensführung ausmacht. Oliver Cynamon, Geschäftsführer targetmedia Gruppe: Verstehen – Verändern – Verkaufen. Ein Erfahrungsbericht. Florian Kohler, Geschäftsführer Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG: Gefühlt – gekauft. Ein leidenschaftliches Plädoyer für das Druckprodukt im crossmedialen Kontext. Steffen Schnizer, Vorstand und Leiter Marketing CD Cartondruck GmbH: Ganz einfach konsequent Chancen nutzen. Das Unternehmen in sich stetig verändernden Märkten weiterentwickeln. Peter Sommer, Geschäftsführer Sommer Corporate Media GmbH & Co. KG: Mit Drucken

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Geld verdienen! Gestern.Heute.In Zukunft. Peter Stämpfli, Geschäftsführer Stämpfli AG: Alles beginnt bei mir. Zwischen Vision und paranoider Detailversessenheit Weiters der Gewinner des 16. GC Management Awards, der im Rahmen des 20. GC Führungssymposiums für besondere Leistungen in diesem Bereich ausgezeichnet wird. Zudem präsentieren GC Experten aus ihrem umfassenden Erfahrungs-

schatz Ihre persönlichen Tipps für ein TOP-Management: Peter Jeschke & Dr. Wolfgang Jeschke: Den Besten geht es immer gut. Die wichtigsten Faktoren für erfolgreiche Unternehmensführung aus jahrelanger Projekterfahrung. INFO: 0043 89 896056-0 ODER ONLINE AUF WWW.GC-ONLINE.DE ZUR BEANTWORTUNG IHRER FRAGEN STEHEN IHNEN FRAU SCHILCHER UND FRAU RIENKS GERNE ZUR VERFÜGUNG. 1

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ƒ Business & Markt

UEBERREUTER KORNEUBURG

MIT LEAN PRODUCTION ZUR KOSTENFÜHRERSCHAFT

Ueberreuter im niederösterreichischen Korneuburg hat als erste Druckerei Österreichs eine Speedmaster XL 106-8-P, 18.000 Bogen pro Stunde von Heidelberg installiert. Die neue Maschine ist Bestandteil einer Unternehmensphilosophie, die vehement auf Lean Management setzt und die in den letzten Jahren im Unternehmen implementiert wurde.

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000. Für Manfred Schmid ist diese bloße Zahl eine Bestätigung. Eine Bestätigung dafür, dass die Drucker verstanden haben, worum es ihm, dem Geschäftsführer der Druckerei Ueberreuter in Korneuburg, wirklich geht. 6.000 Bogen nämlich, das ist der Schwund an Papier in diesem Jahr. Nur 6.000 Bogen wohlgemerkt. »Das ist nichts«, freut sich Schmid und macht an dieser Zahl einen Kulturwandel fest, der in dem Unternehmen Platz gegriffen hätte: »Ich staune über das Verantwortungsbewusstsein unserer Mitarbeiter, über ihre Ehrlichkeit und bin glücklich darüber, wie begeistert sie unseren Weg mitgehen. Und dieser Weg führt nur an ein Ziel: eine möglichst effiziente, dem Lean-Ideal nahe Produktion«, sagt Schmid lächelnd. Wer bloß 6.000 Bogen Papier pro Jahr als Schwund einbuchen muss, hat seine Prozesse schon ziemlich gut im Griff, und weiß, wie Vorstufe, Druck und Weiterverarbeitung ineinander greifen müssen, um ein verkaufbares Druckprodukt erzielen zu können.

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Vorzeigemodell Stadtdrucker Rund um Lean, rund um eine möglichst hohe Standardisierung der Prozesse zirkelt die gesamte Philosophie von Ueberreuter – und das gilt nicht nur für das fein komponierte Räderwerk innerhalb des Drucksaals. Vielmehr hat der Lean-Gedanke das Leitbild des Unternehmens durchwoben. Seit Manfred Schmid im Herbst 2012 gemeinsam mit der Druckerei Edelbacher, der Ueberreuter-Schwester Print Advice und den Druckwerkern die Marke »Stadtdrucker« etabliert hat, ist offensichtlich, welche strategischen Ziele im Rahmen der Ueberreuter Druckgruppe verfolgt werden: jene des Integrators in der heimischen Druckszene, der Vertriebs- und Produktionskapazitäten bündelt, maschinelle Infrastrukturen säubert, kleinere Druckereien in einen schlagkräftigen Verbund aufnimmt. Die »Stadtdrucker« sind gleichsam der Prototyp dieses Tuns. Am Sitz der Stadtdrucker, der bisherigen Druckerei Edelbacher im 18. Wiener Gemeindebezirk, wird nur noch im Digitaldruck sowie

Die neue Speedmaster XL 106 bei Ueberreuter: 18.000 Bogen pro Stunde als Wohlfühlgeschwindigkeit. mit Offsetmaschinen in den kleineren Formatklassen produziert, die ganz großen Aufträge werden ausschließlich in Korneuburg mit Ganzbogen-Maschinen und der hohen Industrialisierung in der Fertigung übernommen. »Ich weiß nicht, ob wir im Ganzbogen-Bereich die effizientesten sind. Aber wir sind schon sehr effizient«, rechtfertigt Schmid die Arbeitsteilung und verbindet das simple, aber durchaus nachvollziehbare Argument mit einer Einladung an andere Druckereien, sich dem Verbund anzuschließen (siehe dazu auch das Interview).

Das Maschinenpotenzial voll ausnutzen Wenn Manfred Schmid über die Visionen für das Druckunternehmen Ueberreuter spricht, so weiß er sich im Einverständnis mit seinem neuen Kollegen in der Geschäftsführung, der Druckereien lange aus anderer Perspektive analysiert hat. Robert Plaschko, bisher Geschäftsführer von Heidelberg Austria, ist seit Anfang 2013 in der Ueberreuter-Geschäfts200 … 2013


Business & Markt ƒ

BUSINESS &MARKT

führung für Vertrieb und Marketing zuständig. Er wird dafür Sorge tragen, dass im Rahmen der Ueberreuter Druckgruppe, passend zum Maschinenpark, auch die Vertriebsaktivitäten stimmig organisiert werden. Plaschko ist auch zuversichtlich, dass gerade Ueberreuter die technologischen Vorteile der neuesten Investition, einer Wendemaschine vom Typ Speedmaster XL 106 mit acht Farben, auch in betriebswirtschaftliche Stärke ummünzen kann: »Die heutigen Maschinen können schon irrsinnig viel, aber es kommt eben darauf an, was das Management einer Druckerei daraus macht. Wenn eine Maschine, die 18.000 Bogen pro Stunde produzieren kann, nur mit 14.000 Bogen pro Stunde gefahren wird, weil das die Wohlfühlgeschwindigkeit der Drucker ist, so wird sich das Investment eben nicht auszahlen«, so Plaschko. Gerade bei Ueberreuter liegt die Wohlfühlgeschwindigkeit aber nahe an den Kapazitätsgrenzen der Maschine. »Wir überlegen gezielt, was wir vor und nach der Maschine anders machen müssen, damit der Drucker 200 … 2013

Manfred Schmid und Robert Plaschko vor der XL 106: Vertriebssteuerung und Produktion im Einklang.

die volle Leistung ausschöpfen kann«, sagt Manfred Schmid. »Sind die Platten ideal vorbereitet, ist das Papier, wo es gebraucht wird, sind genügend Ressourcen bei der Weiterverarbeitung vorhanden – das sind Fragen, die wir uns bei so einer Investition stellen«, erläutert Manfred Schmid. Beantworten können all diese Fragen nur die Menschen an der Maschine – und in deren Arbeitsumgebung wird bei Ueberreuter auch investiert. »Wir veranschlagen jährlich einen 5-stelligen

Betrag für ergonomische Verbesserungen. Wenn ein Mitarbeiter dieses Zimmer betritt«, sagt Schmid in seinem Büro, »und er braucht etwas, um schneller und effizienter arbeiten zu können, so wird er es bekommen. Da gibt es keine Kompromisse.« Umso mehr gilt das für die neue Speedmaster XL 106.

Gebaut für industrielle Anwendungen Schnell, das ist sie wirklich, die Speedmaster

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ƒ Business & Markt XL 106-8-P mit 18.000 Bogen pro Stunde bei Ueberreuter – übrigens die erste Maschine dieser Bauart in ganz Österreich. Sie ist gebaut für Werbedrucker, die hochindustriell arbeiten und jährlich mehr als 40 Millionen Bogen produzieren. Das Zusammenspiel von Preset-Funktionalität, dem simultanen Plattenwechsel mit Auto Plate XL und Prinect Inpress Control sorgt für einfache Bedienung. Doch Ueberreuter will mehr als Vorsprung durch Technik. Ueberreuter will die Speedmaster XL 106-8-P zum Kern eines Druckunternehmens machen, das Produktivität kompromisslos ausreizt, um Deckungsbeiträge zu erzielen. Manfred Schmids Ideal dabei: Online-Druckereien. »Die haben eine Standard-Fertigung. Die Kunst, die wir vollführen müssen, liegt darin, unsere Auftragsfertigung möglichst nah an den Grad dieser Standardisierung heran zu führen«, so Schmid. Die Speedmaster XL 106 hat ihren Anteil daran – etwa durch die hohe Substratvielfalt, die sie bewältigen kann: »Wir können auf dieser Wendemaschine Substrate von 60 bis zu 600 Gramm Flächengewicht drucken. Das funktioniert nur, weil die Wendung, die Heidelberg verbaut hat, so etwas zulässt.« Für Schmid ist Heidelberg ein »konservatives Unternehmen«, sehr zugunsten des Kunden: »Heidelberg testet sensible Komponenten wie die Wendung wirklich lange, bevor sie für den Markt freigegeben werden«, sagt Schmid. Diese Verlässlichkeit und die einfache Bedienung der Maschine sind wiederum ein kleiner Stein im großen Puzzle des Manfred Schmid, das in letzter Konsequenz ein stimmiges Bild hoch industrieller Produktion ergibt: »Wir können uns bei dieser Maschine drauf verlassen, dass ein Drucker einer anderen Maschine recht schnell einspringen und auf ihr arbeiten kann, wenn mal jemand aus der StammMannschaft ausfällt. Solche Überlegungen gehören dazu, wenn man in drei Schichten praktisch rund um die Uhr produzieren will und produzieren muss.«

Für Rollenabwicklung vorbereitet Der niedrige Papierschwund von 6.000 Bogen war für das Management der Druckerei Ueberreuter der Testfall, ob die Lean-Philosophie durchsetzbar ist. Nun, nachdem der Beweis angetreten ist, kommt dem Papier eine weitere Rolle zu. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Speedmaster XL 106-8-P bei Ueberreuter ist schon für einen Rollenanleger vorbereitet. Wenn das Papierlager umgerüstet ist, können Rollenpapiere etwa für Magazinproduktionen eingesetzt und damit wieder Kosten gespart werden. Was schließlich auch für den angestrebten Druckerei-Verbund und die Bündelung von Kapazitäten für große Produktionen förderlich sein könnte. 1

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interview MEHR MITEINANDER ALS GEGENEINANDER Viel ist über Ueberreuter in den letzten Jahren gesprochen, gemutmaßt und gemunkelt worden. Die Verantwortlichen haben sich davon nicht beeindrucken lassen und die Zeit genutzt, dem Unternehmen eine neue Perspektive zu geben. Wenn dann noch der Eigentümer voll hinter neuen Konzepten steht, dann gibt das auch die Sicherheit, um manchmal auch schwierige Veränderungen zu überstehen. Ueberreuter-Eigner Thomas Salzer, Geschäftsführer Manfred Schmid und Neo-Geschäftsführer Robert Plaschko sprachen mit PRINT & PUBLISHING Chefredakteur Michael Seidl über aktuelle Veränderungen im Unternehmen als auch den Weg, den man zukünftig beschreiten will. Umsatz 2012: 21 Millionen Euro Mitarbeiter 2012: 120 Druckwerke 2012: 28 im Format 70 x 100 v.l.n.r. Manfred Schmid, Thomas Salzer und Robert Plaschko. PRINT & PUBLISHING: Herr Robert Plaschko ist seit Anfang Jänner neu bei Ueberreuter, was haben Sie sich dabei gedacht bzw. was sind Ihre Überlegungen dazu? Thomas Salzer (schmunzelt): Natürlich haben wir uns dabei etwas gedacht. Herr Plaschko ist ein exzellenter Kenner der Druckbranche. Ueberreuter hat in den letzten Jahren große Veränderungen durchgemacht. Wir haben uns mehr in Richtung industriellen Druck und professionellerer Abwicklung entwickelt. Wir haben aber noch Veränderungsbedarf primär im Vertriebsbereich auf mehreren Ebenen: Zum einen Stärkung des bestehenden Vertriebes aber auch Überlegungen, wie wir uns in Zukunft weiter entwickeln können. Dazu haben wir ein Modell gestaltet, das auch anderen Unternehmen die Möglichkeit gibt, mit uns zu kooperieren. Dazu passt Robert Plaschko sehr gut, und ich bin mir sicher, dass wir uns mit ihm sehr gut weiter entwickeln werden.

P&P: Sie haben damit das Konzept der Stadtdrucker angesprochen, das am Standort in Wien Digitaldruck und kleinformatigen Offsetdruck anbietet? Thomas Salzer: Das ist ein Beispiel dafür, ja. Aber dazu muss man sagen, dass wir für uns selbst ein Konzept entwickelt haben, bei dem die Produktion unabhängig vom Vertrieb agiert und daher hocheffizient und professionell arbeiten muss, um so für unterschiedli-

che Vertriebspartner attraktiv zu sein. Dieses Konzept ist ausbaubar und die Stadtdrucker sind ein Modell dafür, besser formuliert, ein erweitertes Modell. Die Stadtdrucker konzentrieren sich auf Aufträge im Kleinformat, großformatige Produkte werden zentral in Korneuburg produziert.

P&P: Sie haben in den letzten Jahren massive Veränderungen in Ihrem Unternehmen durchgeführt. Können Sie uns diese skizzieren? Manfred Schmid: Ja, das ist richtig. Wir sind vor drei Jahren angetreten und haben unsere strategischen Ziele für die Produktion formuliert. Diese waren die effizienteste Ganzbogendruckerei in Ostösterreich werden zu wollen. Damit haben wir unsere Produktionskapazitäten so verändert, dass wir jederzeit am Markt als Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Preisen auftreten können. In Korneuburg gab es dazu drei große Veränderungen: Die Trennung zwischen Vertrieb und Produktion war der erste Schritt. Der zweite Schritt war eine Modernisierung des Maschinenparks und eine räumliche Neuorganisation inklusive eines neuen Materialflusskonzeptes. Der dritte Part war die Konzentration auf das Ganzbogengeschäft und damit der Weg in Richtung Standardisierung und industrieller Fertigung. Thomas Salzer: Wenn man bedenkt, dass wir vor Jahren noch einen bunten Mix an Druck200 … 2013


Business & Markt ƒ

P&P: Sie hatten eingangs von Vertriebsdefiziten gesprochen, die Sie nun angehen zu lösen. Wie wird das vonstattengehen? Thomas Salzer: Zum einen haben wir durch die optimierte Produktion die Basis dafür gelegt, und es ist klar, dass wir den Vertrieb danach ausrichten werden um noch erfolgreicher zu sein. Wir haben ja schon viel umgesetzt. Dazu gehören der Verpackungsdruck, die Übernahme von Stiepan oder die Stadtdrucker. Da haben wir schon einige Akzente gesetzt, die sich am Markt positiv entwickeln. Trotzdem ist der Markt in einem ständigen Wandel und einer Veränderung. Die OnlineDruckereien entwickeln sich stark. Die Frage, die sich dabei stellt: Wie kann man diesem Wettbewerb entgegenwirken ohne selbst eine Online-Druckerei sein zu wollen? Deshalb bieten wir lokalen Partner Service plus günstigen Preis plus hohe Leistung an. Wir wissen, dass hier noch viel zu tun ist. Es gehören neue Konzepte entwickelt, die wir gemeinsam mit Robert Plaschko umsetzen wollen. 200 … 2013

P&P: Und diese neuen Konzepte gibt es schon oder arbeitet man gerade noch daran? Robert Plaschko (schmunzelt): Wir werden natürlich darüber reden, wenn die Zeit dafür reif ist. Heute sprechen wir darüber, was die letzten Jahre geschaffen wurde. Wir werden keine Ankündigungspolitik betreiben. Manfred Schmid: Um die effiziente Produktion muss man natürlich eine tolle Vertriebsstruktur installieren, die teilweise durch unsere eigene heterogene Struktur schon vorhanden ist. Thomas Salzer: Wir müssen einfach etwas Neues probieren, das kann man an dieser Stelle schon sagen. Wir können kleineren, lokalen Druckern helfen wettbewerbsfähig zu bleiben, indem sie nicht mehr alles selber produzieren. Da sehe ich eine große Chance in einem fraktalen aufgeteilten System, wo

zusammen gearbeitet wird und die jeweiligen Stärken mit eingebracht werden. Wir wollen mit Partnern zusammen arbeiten, die vielleicht auch die Kraft nicht haben, sich große Maschinen anzuschaffen, geschweige diese dann auch mit Aufträgen zu füllen. Der Irrsinn der letzten 15 Jahre war doch der, dass sich viele Druckmaschinen hingestellt haben, die sie nie füllen konnten. Unser Ziel ist es, den Vertrieb mit neuen Ideen »bunter« zu gestalten und Variationen zu finden, um die Kunden richtig abzuholen.

P&P: Das Konzept des »Außer Haus drucken lassen« bzw. bei einem Partner drucken zu lassen ist im Prinzip ja nicht neu. Sehr oft scheiterte dies jedoch am Vertrauen, da Drucker immer wieder Sorge haben, dass ihnen dann der Auftrag abspenstig gemacht wird.

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Wir gratulieren herzlich ... … zur 200. Ausgabe von Print & Publishing. Viel Erfolg, journalistischen Spürsinn und weiterhin Objektivität für die kommenden 200 Ausgaben. Agfa Graphics ist der kompetente Partner für moderne Druckbetriebe. Mit Lösungen, die heute Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern. Mit Forschung und Entwicklung, die sich auf die Anforde­ rungen von morgen konzentrieren. Chemiefreie Agfa Computer­to­Plate­Systeme, innovative Workflow­Software und komplette Lösungen für die Druckvorstufe sind Beweis dafür.

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maschinen in Bezug auf Formate, Farbigkeit, Wendung und Hersteller hatten, so hat sich das Bild komplett gewandelt. Heute haben wir uns auf einen Hersteller fokussiert und arbeiten ausschließlich mit der XL Generation von Heidelberg. Wir haben damit begonnen den Markt aktiv zu konsolidieren und sind der einzige Anbieter, der Kapazitäten rausgenommen hat. Wir haben heute 26 Druckwerke, zuvor hatten wir in Korneuburg 33 Druckwerke und haben zusätzlich 15 Druckwerke von Unternehmen, die wir übernommen haben, still gelegt. Robert Plaschko: Ueberreuter ist auch ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man sich vor den Investitionen sehr genau überlegt hat, welchen Weg man gehen will und hat dazu ein Konzept aufgesetzt, wie man die Prozesse bereinigt, um dies dann auch sinnvoll nutzen zu können. Die schönste Maschine hilft nichts, wenn die Prozesse rundherum nicht passen. Deswegen kann das Potenzial der Maschinen nun optimal ausgenutzt werden. Thomas Salzer: Wir haben ja wirklich alles angegriffen. Vom Workflow bis zur Endfertigung ist jeder Teilprozess im Unternehmen durchleuchtet worden, sonst könnten wir die Kapazitäten der Anlagen so nicht nutzen. Manfred Schmid: Wir schaffen es heute mit weniger Personal in der Produktion einen deutlich höheren Ausstoß als zuvor zu haben. Und das nicht nur wegen der Maschinenmodelle, sondern in erster Linie wegen unserer schlanken Fertigung. Auch die neue Maschine (siehe Bericht dazu in dieser Ausgabe) bringt uns jetzt wieder mit einem Leistungsplus von 20 bis 25 Prozent einen großen Schritt vorwärts.

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ƒ Business & Markt Wie gehen Sie mit dem Thema um? Thomas Salzer: Das ist natürlich ein Thema, das uns am Anfang sehr wohl beschäftigt hat. Tatsache ist, dass heute einige Drucker bei uns drucken. Durch die strikte Trennung von Produktion und Vertrieb bei uns haben wir das von Ihnen angesprochene Problem gelöst. Durch eine spezielle EDV-Lösung stellen wir sicher, dass die Vertriebsmitarbeiter nicht wissen, welche Fremdaufträge gerade abgearbeitet werden. So befindet sich zum Beispiel unsere Ueberreuter Druck Vertriebsunternehmung in einem eigenen Gebäude, um so auch diese Trennung sicher zu stellen. Manfred Schmid: Wenn ich heute einen Drucker frage, für wen wir gerade einen Auftrag drucken, weiß er es nicht. Die Produktion ist vollkommen neutral gestaltet, und das funktioniert so sehr gut. Damit ist auch gewährleistet, dass immer eine hohe Qualität sichergestellt wird. Darüber hinaus werden alle Kunden gleich behandelt – es wird niemand bevorzugt oder benachteiligt.

P&P: Sie sind bei mit ihrem Verpackungsbereich auf Faltschachtel und Karton ausgerichtet. Denken Sie da an eine Erweiterung des Segmentes? Thomas Salzer: Wir wollen natürlich wachsen, aber zuerst werden wir das nutzen, was wir haben und uns auf die Stärken konzentrieren, wo wir gut sind und vor allem was wir können. Ueberreuter ist gewachsen und wächst auch 2013. Wir setzen auf den Faktor Druck und glauben, dass man in absehbarer Zukunft noch gute Geschäfte machen kann. Wichtig dabei ist das Team, das diesen Weg mitgeht und auch den entsprechenden Freiraum bekommt, um Neues bewusst zu gestalten. Als Eigentümer bin ich natürlich sehr am Wohlergehen des Unternehmens interessiert, das tägliche Geschäft verantworten die Geschäftsführer, die ihre Aufgabe sehr gut wahrnehmen. Und das ist, so denke ich,

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derzeit unsere Stärke im Vergleich zu anderen Druckereien, wo die Eigentümer zu stark involviert sind und auf Grund ihrer Persönlichkeit es eben schwieriger ist, oftmals gravierende Veränderungen vorzunehmen.

P&P: Die Entscheidung für Herrn Plaschko wurde ja sehr schnell getroffen …? Robert Plaschko: Ich würde sagen, dass es natürlich eine gemeinsame Entscheidung war. Es gehört ein Unternehmen dazu, das jemand für eine solche Position sucht. Und natürlich muss man sich in einer solchen Aufgabe auch wiederfinden. Ich komme natürlich als nicht gänzlich Unbekannter zu Ueberreuter. Sie kennen meinen Werdegang und wissen, dass ich die Branche ja schon länger begleite. Was mir hier gefallen hat, ist die Tatsache, dass es eine klare Ausrichtung gibt. Etwas, was vielen Druckereien fehlt, wenn es um deren strategische Linie geht. Deswegen denke ich, dass hier ein Konzept verfolgt wird, das zum Erfolg führt. Wir haben den nötigen Freiraum aktiv unseren Markt bewegen zu können. Mir gefällt der positive Ansatz hier im Vergleich zu der schon weit verbreiteten Jammerei. Wir wollen an unserer Zukunft aktiv arbeiten. Ich habe viele Druckereien gesehen, die vom Olymp in das Tal der Tränen gefallen sind und dann wieder zum Olymp zurückkehren wollten. Und dann gibt es welche, die das Tal der Tränen gesehen haben und versuchen auf einen anderen Berg zu kommen bzw. auf dem Weg zu einem neuen Gipfel sind. In so ein Unternehmen bin ich nun gekommen. P&P:Die Neuausrichtung des Unternehmens haben Sie selbst entwickelt oder in Zusammenarbeit mit Beratern? Thomas Salzer: Wir haben das selbst im Hause in einer Vielzahl von Gesprächen selbst entwickelt und im Laufe der Jahre verfeinert. Und es wird sicher auch weiterentwickelt werden

durch die Menschen, die darin eingebettet sind.

P&P:Wenn es um die Zukunft des Drucklandes Österreich geht, was ist Ihre Meinung dazu? Wie wird sich die Branche entwickeln? Wird es nun zu weiteren Konsolidierungen kommen? Thomas Salzer: Ich bin davon überzeugt, dass es zu weiteren Konsolidierungen kommen wird. Ich hoffe, dass es solche sind, wo die Vernunft vorherrscht. Manfred Schmid: Ich denke, dass kleinere Unternehmen es derzeit sehr schwer haben sich zu reorganisieren und neu aufzustellen. Dazu bedarf es an Kapital, das auch aufgrund der vorsichtig gewordenen Banken nicht leicht zu bekommen ist. Dadurch ist die technische Weiterentwicklung nicht einfach umzusetzen. Ich bin davon überzeugt, dass es zu einer Bereinigung zwischen industriell angesiedelten Ganzbogendruckern in Ostösterreich kommt, die sich knapp unter der Rolle positionieren. Und dann wird es die feinen Spezialisten geben, die interessante und profitable Nischen gefunden haben. Robert Plaschko: Man darf auch eines nicht vergessen, dass eine quasi unauffällige Konsolidierung schon stattgefunden hat. Viele Druckereien haben in den letzten Jahren ihre Tätigkeit eingestellt, ohne dass es der Öffentlichkeit groß aufgefallen wäre. Diese Dinge passieren oft im Kleinen, beispielsweise auch wenn Druckereien keine Nachfolger haben. Thomas Salzer: Ich sehe auch für uns derzeit keinen Bedarf mit einem unserer Wettbewerber zu kooperieren, da es de facto keinen Sinn macht. Wir sind besser mit unserem Konzept unterwegs, Nicht-Großformat-Druckern eine entsprechende Partnerschaft anzubieten, die für beide Seiten attraktiv ist. Ich denke, damit sind wir gut für eine positive weitere Entwicklung aufgestellt. 1

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news 580.000 TONNEN: UPM FÄHRT IN EUROPA KAPAZITÄTEN RUNTER Die anhaltend schwierige europäische Wirtschaftslage hat den Papierverbrauch signifikant beeinträchtigt. Verstärkt durch strukturelle Veränderungen bei Papierendanwendungen führte dies zu einem weiteren Nachfragerückgang von grafischen Papieren in Europa. Das hohe Kostenniveau und die enorme Überkapazität stellt die Industriebetriebe der Branche in Europa auch weiterhin vor Herausforderungen. UPM plant daher die dauerhafte Reduzierung der Kapazität in Europa um weitere 580.000 Tonnen grafischer Papiere. Die Reduzierungen sind in Finnland, Deutschland und Frankreich geplant. Das Geschäftsumfeld mache auch eine Straffung der Organisationen im Papiergeschäft und bei globalen Funktionen notwendig, um mit dem neuen Geschäftsumfang wettbewerbsfähig zu bleiben. Anfang Januar schloss UPM den Informations- und Beratungsprozess im Werk Stracel in Frankreich ab, der eine Kapazitätsreduzierung von 270.000 Tonnen gestrichener Magazinpapiere zur Folge hatte. Zusammen mit dieser Maßnahme und den heutigen Plänen würde UPM 2013 eine Reduzierung der Kapazität von etwa 850.000 Tonnen grafischer Papiere vornehmen. Im Detail plant das Unternehmen folgende Maßnahmen: – dauerhafte Schließung der Papiermaschine 3 des Werks UPM Rauma in Finnland

x © . UPM –

dauerhafte Schließung der Papiermaschine 4 des Werks UPM Ettringen in Deutschland – Verkauf bzw. anderweitiger Ausstieg aus der Papierfabrik UPM Docelles, Frankreich – vorbehaltlich weiterer Analysen die Straffung der Organisationen im Papiergeschäft und bei den globalen UPM Funktionen Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen würde die Anzahl der Mitarbeiter um etwa 860 reduzieren. Gemäß den Planungen würden die Produktionslinien in Rauma und Ettringen zum Ende des ersten Halbjahrs 2013 dauerhaft geschlossen. Auf beiden Maschinen können jährlich insgesamt 420.000 Tonnen ungestrichene Magazinpapiere hergestellt werden. Der Prozess zum Verkauf von UPM Docelles beginnt sofort. Dem Prozess werden sechs Monate eingeräumt. Am Standort Docelles werden jährlich etwa 160.000 Tonnen ungestrichene holzfreie Papiere hergestellt. 1

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ƒ Business & Markt

VERBAND DRUCK & MEDIENTECHNIK

UMFRAGE SOLL NEUORIENTIERUNG BESTÄRKEN TEXT . Dr. Werner Sobotka

Der Verband Druck & Medientechnik hat seine Mitglieder befragt. Die Ergebnisse dieser Umfrage – durchgeführt von Spectra Marktforschung – lassen Rückschlüsse für die zukünftige Arbeit zu. 316 Mitglieder hat der Verband. Die Rücklaufquote von 112, also etwa ein Drittel, kann als durchaus repräsentatives Ergebnis angesehen werden.

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er Verband Druck & Medientechnik steht, und das war das wichtigste Ergebnis, für die »Interessenvertretung« einer Branche, die sicherlich kein einfaches Dasein in der Mediengesellschaft einnimmt. Solange in Österreich noch die Gewerbeordnung zielführend zu sein scheint, sind Lohnverhandlungen und Kollektivverträge das vorrangigste Interesse der Mitglieder. Ob dies auch für eine globale Mediengesellschaft zielführend ist, wurde nicht hinterfragt. So erwarten die befragten Unternehmen entsprechende Auskünfte durch den Verband, vor allem im Bereich der Kollektivvertragsverhandlungen und über rechtliche und betriebswirtschaftliche Belange. Man sieht den Verband auch als Sprachrohr für die Branche, der nach Auskunft der Mitglieder diese Agenden sehr gut wahrnimmt. 92 Prozent der Befragten sind mit der Kommunikation zwischen Verband und Mitgliedern durchaus zufrieden.

Druckertag Neu Das bekannteste Großereignis des Verbandes ist eindeutig der Druckertag, den 91 Prozent der Mitglieder kennen. Mehr als die Hälfte nimmt aktiv daran teil. Der Druckertag soll durch ein neues Format heuer auch für Nichtmitglieder und die Presse geöffnet werden. Dazu ist der Samstag vorgesehen, der zu einem Meeting der Branche mit drei Schwer-

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© . VDM

Sind mit dem Ergebnis der Umfrage durchaus zufrieden: Mag. Werner Neudorfer, Geschäftsführer Verband Druck & Medientechnik und Mag. Christian Handler.

punkten gestaltet werden soll: Exportoffensiver Druck, Märkte der Zukunft und neue Medien. Apropos Medien: Die Wahrnehmung der Medien ist in dieser Branchenumfrage für PRINT & PUBLISHING sehr positiv ausgefallen und zeigt, dass gut gemachte Fachmedien ein wichtiger Informationsgeber für die Branche sind.

Mehr Lobbyarbeit Die Mitglieder haben auch ihre Gedanken und Wünsche eingebracht, von denen beispielsweise »Lobbying für Gedrucktes« verstärkter durchgeführt werden soll. Ebenso wird die Unterstützung des Verbandes beim Thema Umweltschutz als sehr wichtig erachtet. Interessant ist, dass es im Verband kein wirklich durchgängiges Ausbildungskonzept gibt und für Weiterbil-

dung die Kooperation vor allem mit dem bayerischen Druckverband angeboten wird. Österreich ist scheinbar zu klein oder auch nicht wirklich interessiert, eine Ausbildungsschiene von der Universität über die Fachhochschule, den HTLs bis hin zur Lehrlingsausbildung zu formulieren. Man überlässt dies den einzelnen Bildungsinstitutionen hier aktiv zu werden. Abschließend nochmals zur Umfrage…. beinahe vier von zehn Mitgliedern haben an der Befragung teilgenommen. Alle Sparten, Betriebsgrößen und Bundesländer sind repräsentativ vertreten, sodass Aussagen über die gesamte Branche möglich sind. Interessant wäre es natürlich noch jene Betriebe zu befragen, die nicht Mitglieder sind, um so ihre Beweggründe dafür zu eruieren. 1

Der Verband Druck und Medientechnik hat in seiner Meinungsumfrage auch die Mediennutzung seitens der Verbandsmitglieder veröffentlicht. Eines gleich vorweg: Wir werden uns nicht am darauf ausgebrochenen Aussendungsgalopp über Positionen und Platzierungen beteiligen bzw. uns mit Teilaussagen der Umfrage brüsten. PRINT & PUBLISHING gehört zu den Top 3 Medien der Branche (inklusive Deutscher Drucker), das genügt uns als Bestätigung für unser Engagement. Wenn, dann sei eine Bemerkung gestattet: Am liebsten lesen die Befragten den Deutschen Drucker hierzulande. Das sollte uns aus rot-weiß-roter Sicht motivieren und nicht veranlassen die Zeit mit »Positionsaussendungen« zu verschwenden. MS

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news KONICA MINOLTA NEUES OFFICE IN GRAZ Der neu eröffnete Standort im Herzen der steirischen Landeshauptstadt verdeutlicht die Geschäftsstrategie des Unternehmens: Fokus auf die heimischen Klein- und Mittelunternehmen und IT-Services. Damit bietet Konica Minolta »alles aus einer Hand« – ganz gleich ob Drucker, IT-Services oder IT-Konsolidierung und dazu Vor-Ort Service in ganz Österreich. Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Büros waren rund 80 Gäste anwesend, unter ihnen Ing. Josef Herk, WKO Präsident Steiermark und Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft sowie Kunden und Partner wie AT&S, Steiermark Tourimusverband, MACO Trieben, BIT, APS. »Wir sind tagtäglich in ganz Österreich bei unseren Kunden vor Ort und kennen die Wünsche der heimischen KMU: Lösungen aus einer Hand und ein kompetenter Ansprechpartner vor Ort«, betonte Johannes Bischof, Geschäftsführer Konica Minolta Business Solutions Austria GmbH. 1

x © . Konica Minolta v.l.n.r.: Markus Roth, Bernd Sakotnik, Johannes Bischof, Angelika Ertl, Karl Orthaber und Josef Herk.

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ƒ Business & Markt

ARBEIT 2020 DER ARBEITSMARKT DER ZUKUNFT Mit der Änderung der Altersverteilung in der Bevölkerung stellen sich auch beim Anwerben neuer Mitarbeiter große Herausforderungen. Arbeitgeber sehen sich mit einem massiven Lehrlingsmangel konfrontiert – Lehrlingscastings schießen wie Schwammerl aus dem Boden. Bei Druckmaschinehersteller KBA setzt man auf umfassende Lehrlingausbildung.

TEXT . Stefanie Hermann FOTOS . KBA, Fotolia

Was hat es mit dem Fachkräftemangel auf sich? Welche Herausforderungen bringt der demografische Wandel für Unternehmen mit sich? Wieso gehen Überalterung und Ausschluss älterer Arbeitnehmer vom Arbeitsmarkt Hand in Hand? Sind überdurchschnittliche Gehälter wirklich das Non-plus-Ultra in punkto Mitarbeiterbindung? Ist Employer Branding ein Luxus oder unverzichtbarer Bestandteil moderner Recruiting Strategien? Und was haben Stammtische und Facebook eigentlich gemeinsam? Antworten auf diese und andere Fragen soll unsere neue Serie »Arbeitsmarkt der Zukunft« bieten. Den Anstoß zu diesem überaus spannenden Thema gab der PPV mit seinem Symposium »Arbeitsmarkt 2020«.

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emografischer Wandel, veränderte Spielregeln, neue Anforderungen der Arbeitnehmer an die Arbeitgeber sowie die nach wie vor fortschreitende Technologisierung lassen kaum einen Stein auf dem anderen. Das bedeutet jedoch nicht nur Änderungen für die Arbeitnehmer sondern verstärkt auch für Unternehmen, die auf der Suche nach qualifiziertem Personal unter erhöhten Druck geraten. »Eine Maschine anzuschaffen ist heute kein Problem mehr. Man holt sich Geld von der Bank. Die Fachkräfte zu haben, die die Maschine bedienen können – das ist die Herausforderung«, brachte Harald Dür, Leiter Verkauf, Einkauf und Logistik bei Giko, die Situation anlässlich des PPV-Symposiums auf den Punkt. Auch Erich Pichorner, Geschäftsführer der ManpowerGroup Österreich, stößt in dasselbe Horn. Bei der Personalvermittlung durch Manpower machen Arbeiter nur noch 50 Prozent der Vermittlungen aus. Gesucht werden verstärkt auch Ingenieure und hochqualifizierte Mitarbeiter. Kurz: Die Ansprüche werden spezifischer, das Angebot knapper. »Der Zugang zu Talent ist heutzutage wichtiger als der Zugang zu Kapital«, betont auch Pichorner.

Von Mädchen und Migration Dabei werden das Erschließen von brachliegenden Talenten, das Ausbrechen aus altbackenen Rekrutierungsmaßnahmen sowie das Finden neuer Strukturen zur Erhöhung der Mitarbeiterbindung immer wichtiger. Ein Hauptproblem, mit dem Österreich in dieser Hinsicht unbestritten nach wie vor zu kämpfen hat, ist die mangelnde Expertise in punkto Diversity Management, also der Kunst

soziale Vielfalt konstruktiv zu nützen. Sei es nun, dass man nicht in der Lage ist die Gehälter von Frauen jenen von Männern anzupassen, junge Mädchen ausreichend für technische Berufe zu begeistern oder dringend benötigte Experten im Land zu halten: best practice sieht anders aus. In weiten Teilen Europas existiert das gleiche Problem: Spezialisten – so sie denn überhaupt angeworben werden können – kehren Europa kurze Zeit später den Rücken, um sich in Richtung Neue Welt aufzumachen. Im Vergleich: in der EU liegt der Anteil aller Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss, die aus dem Ausland kommen, bei zirka zwei Prozent, in Kanada bei zehn Prozent. Der Wettbewerb um die besten Köpfe hat also auch international schon längst gestartet und Europa hinkt drastisch hinterher – obwohl man bis 2030 rund 45 Millionen ausländische Arbeitskräfte bräuchte. Ein Grund hierfür ist der hohe Geburtenrückgang und die damit einhergehende Überalterung der Bevölkerung. Die Personengruppe des sogenannten zentralen Erwerbsalters, also jene der 30- bis 54-Jährigen wird der Statistik Austria zufolge in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr zunehmen. Im Gegenteil. Bereits ab 2015 ist hier sogar mit Rückgängen zu rechnen, 2030 wird sie nur noch rund 2,9 Millionen Personen umfassen und somit 10 Prozent weniger als noch 2010 (3,13 Millionen). Zudem werden sich die Verhältnisse auch innerhalb der Gruppe der Erwerbstätigen verschieben. Die Gruppe der Menschen im späten Erwerbs- bzw. frühen Ruhestandsalter (55- bis 64-Jährige) wird deutlich zunehmen. 2020 wird sie im Vergleich zu 2010 bereits um 30 Prozent mehr Menschen umfassen. 200 … 2013


Business & Markt ƒ Demografischer Wandel Mit der Änderung der Altersverteilung in der Bevölkerung stellen sich auch beim Anwerben neuer Mitarbeiter große Herausforderungen. Arbeitgeber sehen sich mit einem massiven Lehrlingsmangel konfrontiert – Lehrlingscastings schießen wie Schwammerl aus dem Boden. Beim Verpackungscluster v-pack hat man sich darauf verlagert, Lehrlinge aktiv anzuwerben – Kinospot inklusive. Am Arbeitsmarkt lässt sich also ein neuer Trend beobachten: es sind nicht mehr nur die Arbeitnehmer, die sich bei Unternehmen, sondern umgekehrt auch die Arbeitgeber, die sich bei ihren zukünftigen Mitarbeitern bewerben müssen. Generell buhlen die Unternehmen dabei eher um Jüngere und stellen ihre Rekrutierungsmaßnahmen verstärkt und mal mehr, mal weniger gelungen, auf eine junge Zielgruppe ab. Ältere Arbeitnehmer klagen hingegen darüber, dass ihre Bewerbungen oftmals gänzlich unbeantwortet blieben. »Ältere Arbeitnehmer werden von Unternehmen als (finanzielle) Last, selten als Chance und Träger von Erfahrungswissen wahrgenommen«, bestätigt auch der Altersforscher Heinrich Geißler gegenüber karriere.at. In der Bevölkerungsgruppe der über 55-Jjährigen ist die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie bei den unter 55-Jährigen. Zeit-

gleich ist es aber auch die Gruppe der über 50-Jährigen, die am schnellsten wächst – sie wird demnächst über 30 Prozent der österreichischen Dienstnehmer stellen. Die in Österreich so beliebte Exit-Strategie der Frühpension wird in sehr naher Zukunft keine Lösung mehr darstellen. Und auch die alternde Bevölkerung konstant als Problem darzustellen ist alles andere als zielführend. Gefragt wäre also eher ein Umdenken der Unternehmen, um das Potenzial, die Erfahrung, das Wissen und nicht zuletzt auch die tatsächliche Arbeitskraft älterer Arbeitnehmer als wertvolle Ressource zu verstehen. Ein weiterer weitgehend ungenutzter Ressourcenpool findet sich in der weiblichen Bevölkerung. Laut einer von der OMV in Auftrag gegebenen Studie arbeiten derzeit nur 15 Prozent der berufstätigen Frauen in technischen Berufen. Teilweise schuld daran sind nach wie vor hartnäckige Rollenbilder, sowie Vorurteile gegenüber technischen Berufen. Unterschiedlichste Inititativen wollen dem entgegenwirken, um vermehrt Mädchen und Frauen für eine Karriere in diesen Bereichen zu begeistern. Das Programm »Frauen in Handwerk und Technik« (FiT) des AMS soll Frauen gezielt den Sprung in technische Berufe erleichtern, indem es eine berufliche Erstorientierung bietet und teilweise auch die

Ausbildungskosten übernimmt. Die OMV versucht mit der Initiative »Österreich sucht die Technikqueens« Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren für technische Berufe zu begeistern. Die Initiative soll Karrierechancen aufzeigen, Förderungen anbieten und so den Anteil an Frauen in der Technik langfristig fördern. Dies ist dringend nötig – im Bereich Maschinenbautechnik etwa beträgt der Frauenanteil derzeit nur fünf Prozent.

Zugzwang Für Druckereien sind vor allem die Anforderungen hinsichtlich der Qualifikationen ihres Personals stark im Wandel begriffen; kein Wunder, führt man sich vor Augen wie sich das Berufsbild des Druckers von damals – zu Zeiten Gutenbergs – bis heute verändert hat. Auch in den kommenden Jahren werden IT-Kompetenzen verstärkt nachgefragt werden, da aktuelle Kommunikationstrends sich wohl nicht nur halten, sondern weiter festigen werden. Weitere Schlüsselanforderungen, die verstärkt nachgefragt werden, stellen einem Bericht des Intergrafs zufolge zwischenmenschliche Kompetenzen, sowohl im Bereich Kundenbetreuung als auch auf Führungsebene, dar. Aber wie erreicht man qualifiziertes Personal? … Mehr dazu in der nächsten Ausgabe. 1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

HUNKELER INNOVATIONDAYS 2013 IN LUZERN

TEXT . Kurt K. Wolf FOTOS . Luzern Tourismus

Von 11. bis 15. Februar 2013 finden in Luzern die Hunkeler Innovationdays statt. Als weltweiter Marktführer für Weiterverarbeitungssysteme für digitalen Rollendruck zeigen auch die bekanntesten Hersteller von digitalen Inkjet-Rollendruckmaschinen ihre neuen Modelle im praktischen Einsatz, was Fachleute aus der ganzen Welt anzieht.

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as 1995 als kleine Veranstaltung von Hunkeler in Wikon begann, hat sich zu einer Hausmesse in Luzern entwickelt, die vor zwei Jahren mehr als 5.000 Fachbesucher an den vier Ausstellungstagen nach Luzern brachte. Nachdem 2013 keine große Fachausstellung für den Hochgeschwindigkeits-Digitaldruck angekündigt ist, dürften die diesjährigen Hunkeler Innovationdays noch mehr Besucher anziehen, zumal sie auf fünf Tage verlängert wurde. Der Erfolg dieser Entwicklung hat verschiedene Ursachen: – Hunkeler will den Besuchern und Kunden seine neuesten Entwicklungen zeigen und erfahren, welche Entwicklungen sich diese Kunden wünschen.

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– Die wichtigsten Hersteller von Rollendruckmaschinen können ihre neuen Maschinen zeigen, aber immer live mit der Herstellung von Produkten auf Hunkeler-Systemen. – Die Wettbewerber von Hunkeler dürfen auf ihrem Stand ebenfalls ihre größte Neuheit zeigen. Pitney Bowes, HP, KICM, Heidelberg, GUK, Müller Martini, Böwe, Kern, Horizon und Bograma /Atlantic Zeiser haben in diesem Jahr Stände gebucht. Die größte Basis des Erfolgs liegt darin, dass die ganze Ausstellung in nur einer Halle stattfindet. Das begrenzt die Zahl der Aussteller und die Zahl der Ausstellungsobjekte. Dafür bekommt der Fachbesucher konzentrierte Informationen für seinen Interessenbereich, so dass er an einem bis zu zwei Tagen einen guten Überblick bekommt. 200 … 2013


Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

DIGITALER ROLLENDRUCK ZUM GREIFEN NAH

Die Hochgeschwindigkeits-Inkjetdruckmaschinen

Die verwirrende Menge von mehr als 20 Inkjetdruckmaschinen auf der drupa wird erst übersichtlich, wenn man sie nach ihren Einsatzgebieten einteilt. – Transaktionsdruck in Schwarz/Weiss und Farbe – Personalisierte Werbung für Finanzunternehmen wie Banken und Versicherungen. – Hochauflagige Mailings auf dünnen Papieren in höchster Auflage – Hochqualitätswerbung für Direct Mail – Schwarz/Weißer Bücherdruck für Erstauflagen oder Nachauflagen – Vollfarbiger Bücherdruck als Ersatz für den Offsetdruck in Kleinauflagen – Vollfarbiger Zeitungsdruck als Print-on-demand in Kleinauflagen Bei den Herstellern kennen wir Firmen, die mit mehreren Maschinentypen mehrere der oben gezeigten Einsatzgebiete bedienen können. Da sie aber nur beschränkten Platz bei den Hunkeler Innovationdays haben und eine interessante Weiterverarbeitungslösung mit Hunkeler-Modulen zeigen sollen, müssen sie sich auf ein Modell beschränken, das für die Zielgruppe der Besucher wichtig ist. Deshalb kann man in Luzern zwar Maschinen für alle Einsatzgebiete sehen, erhält aber keine Marktübersicht wie auf Fachmessen ohne Platzbeschränkungen. Hingegen senden die Hersteller ihre kompetentesten Produkt- und Vertriebsmanager auf ihren Stand, so dass Besucher eine gute Gelegenheit haben, ihre Fragen beantwortet zu bekommen. 200 … 2013

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

DIGITAL DRUCK MASCHINEN IN LUZERN Die Fachbesucher können sich an den Maschinen im Detail informieren und finden kompetente Partner von Hunkeler und den Ausstellern der Drucksysteme.

Digitaldruckmaschinen in Luzern In der Vorschau wurden von Hunkeler dreizehn verschiedene Digitaldrucksysteme von elf verschiedenen Anbietern angekündigt. Wir wollen sie hier kurz besprechen.

Kodak Prosper 1000XL Kodak produziert von Rolle zu Rolle auf der Prosper 1000XL Buchsignaturen mit 200 Metern pro Minute. Die einfarbig bedruckten Signaturen werden auf einer Book-on- demand-Linie auf dem Hunkeler-Stand zu Büchern verarbeitet. Im schwarzweißen Bücherdruck liegt man gemäß Kodak mit der Prosper 1000 nach eigenen Erfahrungen bei bis zu 3.000 Exemplaren unter dem Offsetdruck, mit der Prosper-Hunkeler-Buchproduktionslinie erhöht sich das auf bis zu 7.000 Bücher unter dem Offsetdruck.

Ricoh InfoPrint 5000 GP Die InfoPrint 5000 GP druckt vollfarbige Bücher- und B2-Poster mit einer Geschwindigkeit von bis zu 128 Meter pro Minute. Die Rolle-Blatt-Verarbeitung ermöglicht Formatlängen bis 28 Zoll (711,2 Millimeter), also im bekannten B2-Format. Das Schneidemodul CS6-II kann einen Rundumbeschnitt und Rausschnitt mit dem doppeltem Querschneidezylinder für allseitig randabfallende Motive ausführen. Die InfoPrint 5000-Modelle sind OEM-Produkte von Screen.

Ricoh InfoPrint 5000 MP Die InfoPrint 5000 MP druckt schwarzweiße Bücher und Mailings von der Rolle mit kombinierter Pflugfalz- und Merger-Funktion. Das Schneidemodul CS6-I erzeugt den Querund Längsschnitt mit anschließender Stapel-

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bildung und Ausgabe der Stapel auf einem Stauband. Die gedruckten Inhalte werden auf der Vorder- und Rückseite der Abschnitte mit dem Single Line Controller überprüft.

Impika iPrint Compact Impika zeigt die iPrint Compact, die in einem Druckturm vierfarbig auf Rollen von bis zu 47,4 Zentimeter Breite mit wasserbasierten Pigmenttinten mit CMYK Farben in der Auflösung 600 x 600 dpi 127 Meter pro Minute druckt. Die Weiterverarbeitung wird gezeigt in zwei Produktionslinien, als flexible Loseblattproduktion sowie als Falzproduktion für Zeitungen oder Signaturen.

Xerox CiPress 500 SED Die vollfarbige Transpromo-Produktion von Rolle zu Rolle demonstriert Xerox auf der CiPress 500 SED (Single Engine Duplex) mit 150 Metern pro Minute Bahngeschwindigkeit. Die Tinte aus einem granularen Harz ist wasserfrei und zieht nicht in das Papier ein. Das System hat ein Druckwerk, das pro Minute 152 Meter oder bis zu 1.025 Farbseiten DIN-A4 ausgibt.

Screen Truepress 520 EX Die Truepress 520 EX ist das Einstiegsmodell der 520er Serie und druckt schwarzweiße Bücher, die als Signaturen für die NearlineVerarbeitungslinie mit Abwickel-, Schneidemodul, zwei Taschenfalzmaschinen und Bündler von Horizon verarbeitet werden. Die verwendeten Epson-Köpfe drucken mit wasserbasierten Farbstofftinten mit bis zu 64 Meter pro Minute auf Rollen bis zu 520 Millimeter Breite.

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Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

Screen Truepress Jet520ZZ

Xeikon 8000

Die Truepress Jet520ZZ ist das Spitzenmodell und druckt vollfarbige Bücher mit einer Bahngeschwindigkeit von 220 Meter pro Minute. Die Verarbeitung zu Buchsignaturen geschieht auf einer Nearline-Verarbeitungslinie mit Abwickel-, Schneidemodul, zwei Taschenfalzmaschinen und Bündler von Horizon.

Das Unternehmen zeigt auf dem 5-Farben Duplex-Rollendrucker Xeikon 8000 den Sicherheitsdruck mit Laserstanzung. Die Rolle-Blatt-Weiterverarbeitung erfolgt mit dynamischem Einstanzen von Sicherheitsmustern im integrierten Lasermodul HL6 auf dem Hunkeler Stand.

Océ/Canon CS 3900 Die Océ ColorStream 3900 druckt mit 127 Metern pro Minute. Dies entspricht 857 Seiten im DIN-A4-Format pro Minute bei einer Single-Einheit oder 1.714 Seiten in der TwinKonfiguration. Sie druckt mit der wahrgenommenen Druckqualität von 1.200 dpi für Bilder und Halbtöne unter Einsatz der Multilevel-Funktion der Océ DigiDot-Technologie auf eine maximale Druckbreite von 540 Millimetern. Das Spitzenmodell der ColorStream 3900 Linie zeigt auf zwei Weiterverarbeitungslinien den Druck von Book-on-demand und Transpromo-Drucksachen.

HP Indigo w7250 Die in Luzern gezeigte HP Indigo w7250 ist für die Herstellung hochwertiger Fotobücher, Buchumschläge, Postkarten oder Mailings in Vollfarbenqualität, auf Bedruckstoffen bis 300 Gramm pro Quadratmeter im Einsatz. Ein Schneidemodul mit bis zu fünf Längsschneidemessern und doppeltem Querschneidezylinder für Printerzeugnisse mit allseitig randabfallenden Motiven wird verwendet, der variable Rausschnitt ist im CS6-II stufenlos zwischen 3,2 und 70 Millimeter wählbar. Variable Schnittlängen für die Produktion im HP Monochrome Mode. 200 … 2013

Graph-Tech Monocube Das Schweizer Unternehmen zeigt einen neuen Inkjetdrucker von Domino Printing, der von Rolle-zu-Rolle auf Rollenbreiten bis zu 780 Millimeter mit 1.200 dpi und Geschwindigkeiten von bis zu 150 Meter pro Minute drucken soll.

KBA RotaJET 76 KBA zeigt die vollfarbige Rolle-Rolle-Produktion auf dem KBA RotaJET 76 mit 150 Metern pro Minute. Das Primer-Auftragsmodul von Hunkeler wird als OEM im Druckersystem integriert. Die Zulieferung der bedruckten Rollen im 30-Zoll-Format ist für die Buchblockproduktion und im 26-Zoll-Format für die Zeitungslinie auf dem Hunkeler Stand.

Bograma/Atlantic Swiss Tec Bograma zeigt ein integriertes Druck- und Stanzsystem für die Herstellung kleinauflagiger Faltschachteln mit bis zu 300-grammigem Karton. Der Karton wird von der Rolle in das Druckmodul von Atlantic Zeiser geführt und von dort im Schneidemodul mit Quer- und Längsschnitt zur Stanzung im Doppelnutzen geführt.

Neben diesen 13 digitalen Inkjetdrucksystemen dürfte der Stand der Schweizer Imaging Solutions aus Regensdorf interessant sein, die eine Buchblocklinie für Fotobücher in Premiumqualität zeigen. Das Unternehmen zeigt die Premium Layflat Lösung »fastBlock« mit Rollenabwicklung oder Flachstapelanleger, Barcodemanagementsystem und einzigartiger Hotmelt-Klebetechnologie, die hochwertige Layflat-Buchblöcke produziert. In einem Arbeitsschritt entsteht ab einzelnen Blättern oder ab Rolle ein fertiger Buchblock. Alle notwendigen Arbeitsschritte wie Schneiden, Rillen, Falzen, Pressen und Kleben werden mit einem Knopfdruck ausgelöst. Die Book-on-demand-Linie leistet mehr als 2.000 Klebezyklen in einer Stunde und fertigt über 100 Buchblöcke in der Stunde.

Das Rahmenprogramm Wie schon in den Vorjahren hat auch diesmal Doxnet wieder zu einem Vortragsnachmittag Doxnet-vor-Ort eingeladen, der am Donnerstag, den 14. Februar 2013 um 13 Uhr im Hotel Schweizerhof beginnt. Zusätzlich werden am Dienstag, den 12. Februar ab 13 Uhr im Restaurant Schützenhaus von der EBDA in Kooperation mit PODi die Fachvorträge »CloudPrint 2013« angeboten, die zeigen, wie man durch »Cloud Computing« die Produktionsprozesse in der Druckindustrie maßgeblich verbessern kann. 1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

HUNKELERS HIGHLIGHTS Neben den Weiterentwicklungen an den einzelnen Modulen kündigt Hunkeler auf seinen Ständen folgende Produkte als Highlights an:

Das bereits vor zwei Jahren in Entwicklung gezeigte Book-on-demand-Produktionssystem wird nun mit 200 Metern pro Minute gezeigt. Es arbeitet mit 30 Zoll (760 Millimeter) breiter Papierbahn und verarbeitet sie zu 4-, 6- oder 8-Seiten-Signaturen im Doppelfalz für die Nonstop-Buchblockproduktion mit 200 Metern pro Minute. Damit produziert sie z.B. 2.245 Bücher pro Stunde im Format A5 mit 192 Seiten Umfang. Das Book-on-demand-Produktionssystem produziert nun mit 200 Metern pro Minute Signaturen mit 4-, 6- oder 8-Seiten im Doppelfalz. Damit produziert es bis zu 2.245 DIN A5-Bücher pro Stunde mit 192 Seiten Umfang.

Ein neuer Primer-Coater mit dem NIRTrocknersystem ermöglicht die Rolle-BlattVerarbeitung mit vollflächiger DispersionsSchutzlackierung. Dank guter Übereinstimmung der Strahlungsenergie mit dem Absorptionsspektrum von Dispersionslacken wird der Bedruckstoff trotz Lackauftrag von bis zu 4 Gramm pro Quadratmeter nur geringfügig erwärmt.

Das neue Lasermodul HL6 für Sicherheitsstanzungen und Sicherheitsperforationen bei der Check-, Coupon- und Mailingproduktion arbeitet auf Papierbahnen bis 150 Meter pro Minute, im 1-up- oder 2-up-Modus.

Gezeigt wird als Technologiestudie ein neuartiges Laserverfahren für Sicherheitsmerkmale. Das Lasermodul HL6 stanzt und perforiert bedruckte Rollen für die Check-, Coupon- und Mailingproduktion. Mit dem von Hunkeler patentierten Laserverfahren für Anwendungen auf Papierbahnen können diese mit bis zu 150 Meter pro Minute im 1-up- oder 2-up-Modus verarbeitet werden.

Der Vergleich eines Offsetdrucks mit dem Inkjetdruck der Kodak Prosper 6000xl zeigt keine Farbunterschiede

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Vertriebsleiter Erich Hodel zeigte die Druckqualität von Mailings, die mit 150 Meter pro Minute gedruckt wurden.

Eine neue digitale Zeitungslinie für die Broadsheet-Produktion bestehend aus Abwickel-, Schneid- und Sammelmodul wird vorgestellt für die Herstellung individualisierter Tabloid-Produkte mit exemplarweise frei wählbarem Umfang (bis 96 Seiten mit 4-Seitensprung). Die Rückenleimung erfolgt durch dynamischen Klebstoffauftrag oder die Ausgabe von Produkten mit mehreren im Rücken geleimten und ineinandergesteckten Sektionen.

Als weiteres Highlight wurde die Vorstellung der ersten Module von der neuen Maschinengeneration von Hunkeler angekündigt.

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news ADPHOS DIGITAL PRINTING NEUE NIR120 M-SERIE Die adphos Digital Printing GmbH hat ein neues, extrem kompaktes und außerordentlich leistungsfähiges Trocknungsmodul entwickelt. Die NIR120 M-Serie erlaubt beste Trocknungsergebnisse bei geringstem Platzbedarf (auf 220 Millimeter und 350 Millimeter Länge) und extrem reduziertem Energiebedarf (teilweise sei eine Halbierung des Leistungsbedarfes gegenüber anderen Trocknungssystemen möglich). Mit den Trocknungsmodulen können höchste Druckgeschwindigkeiten bei geringstmöglicher Papier- und Bandaufheizung erzielt werden. Die NIR120 M-Serie ist für alle Inkjet Druckköpfe bis Druckbreiten von 120 Millimeter geeignet und erlaubt nun auch das Trocknen von wasserbasierten Inkjet Farben auf Plastikkarten und anderen Kunststoffsubstraten. Eine einfache, kompakte Universalhalterung ist für eine einfache Montage optional erhältlich. 1

Für Druckereien mit Sinn für Qualität:

HP Indigo Digital Press

x © . adphos Digital Printing

¬ digitaler Offsetdruck ¬ Deckweiss und Mattlackeffekte ¬ On demand-Druck - praktisch ohne Materialeinschränkung ¬ problemlose Einbindung in ein gängiges Workflow-Umfeld ¬ wirtschaftliches Drucken kleiner bis mittlerer Auflagen ohne Zwischenschritte ¬ 97% des Pantone-Farbumfangs

news

¬ Druckveredelung ¬ Sicherheitsdruck ¬ Proof auf Original-Bedruckstoff

KODAK »DIGITAL YOUR WAY« Das Unternehmen wird einige Neuigkeiten im Bereich der Prosper Druckmaschinenfamilie bekannt geben und über sein gesamtes Digitaldruck- Programm informieren. An der digitalen Nexpress Produktionsfarbdruckmaschine werden die Vorteile der Langformatoption hinsichtlich Job- Flexibilität und Durchsatz demonstriert. Außerdem führt man zum Beispiel von Buchumschlägen und Direktmailings die attraktiven Produktionsmöglichkeiten vor, die sich mit der erweiterten Palette an Dry Inks für besondere Gold-, Metallic- und Perlglanz-Druckeffekte ergeben. Kodak bringt auch seine Zusammenarbeit mit Partnern zum Ausdruck. So wird auf der Prosper 1000 Druckmaschine in Verbindung mit einer Hunkeler Finishing-Linie die Herstellung von schwarzweiß gedruckten Fach- und Lehrbüchern demonstriert. Außerdem steht das Prosper S5 Eindrucksystem mit CMYK im Mittelpunkt von Anwendungen für die Bereiche Einzelhandels- und Direktwerbung. Das Unternehmen wird zudem seine erfolgreichen Partnerschaften mit Tec-Lighting für die Nexpress Druckmaschine sowie mit Adphos, Matti und Unigraphica für das S5 Eindrucksystem hervorheben. 1

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www.chromos.ch

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

ROLLTOPACK:

ATLANTIC SUISSE TEC UND BOGRAMA

VON DER WEISSEN ROLLE ZUM FERTIGEN PRODUKT

FOTO . Bograma

Der Digitaldruck – unabhängig der verwendeten Technologie – hat das Experimentierstadium überwunden und entwickelt sich zunehmend zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zur herkömmlichen Drucktechnologie, stellvertretend von Offset- oder Flexodruck. Der Kunde hat heute die Wahl, das Druckverfahren einzusetzen, das seinen Bedürfnissen in der Produktion am nächsten kommt. Dabei wird oftmals nicht das beste, sondern das geeignetste Druckverfahren favorisiert.

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edoch müssen dabei im Vorfeld diejenigen Fragen seriös diskutiert und gegeneinander abgewogen werden, die Aufschluss geben über: Losgrößen, Umrüstzeiten, Jobgrößen, Verfügbarkeit, Lieferbereitschaft, Machbarkeit, Flexibilität, Weiterverarbeitung, Partnering (CPS – customized production sharing), und last but not least, auch die Kostenfrage pro fertiggestelltem Produkt inkl. Druck. Dieser letzte Punkt wird jedoch oftmals vernachlässigt. Es wird nämlich keine Vollkostenrechnung über den gesamten Prozess angestellt, welche die Antwort liefert über die veränderten Voraussetzungen in der digitalen Welt der Produktion. In diese Vollkostenrechnung gehört unter anderem die Reduktion der Logistik-, Platz-, AVOR-, Personal-, Fix- und Investitionskosten, kurz – die gesamte SCM Frage (Supply Chain Management). Aber auch der Gewinn an Flexibilität, Image sowie die spezifischen Marketing Fragen – die immer wichtiger werden – gehören da berücksichtigt.

Thema Faltschachtel differenzierter betrachten Genau für diese Fälle gibt es neue, im Detail erprobte Lösungen, mit einem sehr guten Kosten-Nutzen-Verhältnis und einer enormen Flexibilität. So z.B. das Projekt Roll to

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Pack – von der weißen Rolle zum fertig bedruckten und gestanzten Flachzuschnitt – das die beiden Hersteller und Lieferanten Bograma und Atlantic Suisse Tec an den Hunkeler Innovationdays vorstellen werden. Der Fokus erstreckt sich dabei im Wesentlichen auf folgende Zielmärkte: Endkunden, sprich die Hersteller von Verpackungen aus Pharma, Medizin, Kosmetik, Food & Beverage, Industrial Tooling, kleineren Verbrauchsgüter jeglicher Art, wie aber auch die klassischen Verpackungsdrucker, Lohnfertiger, Druckweiterverarbeiter oder Druckereien generell, die sich an dem schnell wachsenden digitalen Verpackungsmarkt eine Diversifikation ihrer Tätigkeiten erarbeiten möchten. Die Kombination von Digitalem DoD UV-Inkjetdruck mit den Farben CMYK (weitere zwei Zusatzfarben sind möglich) von Atlantic Suisse Tec, gedruckt auf eine weiße Rolle und der Inline-Weiterverarbeitung mit der rotativen Stanzmaschine BSR 550 Servo von Bograma mit patentierter Bogen Synchronisation (Patent pending), gibt genau die Antwort auf das veränderte Kundenbedürfnis. Die Stanzmaschine BSR 550 arbeitet mit dem Halbformat, also max. 550 Millimeter Bogenbreite und max. 750 Millimeter Bogenlänge und einer maximalen Papierdicke von 0,5 Millimeter. Die Arbeitsbreite der 200 … 2013


Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

BSR 550 ist somit ideal auf die DoD Druckbreite von 216 bis 540 Millimeter abgestimmt. Verschiedene Features wie: zerkleinern und abführen des Abschnittgitters, ausbrechen der Innenstanzungen sowie die diversen Auslage- oder Weiterverarbeitungsmöglichkeiten machen die Maschine äußerst flexibel in der Produktion.

Einfaches Handling Der Kundennutzen dieser integrierten Technologie liegt klar im einfachen Handling. Angefangen bei kurzen Umrüstzeiten, einfachsten Jobwechseln, Stanzblechwechsel mit Einzugshilfe, bis zum individuellen Auslegen mit Schuppenauslage, Label Stacker oder Abstapler. Aber auch in speziellen Kundenlösungen, die eine direkte Übergabe in eine Weiterverarbeitung ermöglichen, kurz – innerhalb von 5 bis 15 Minuten – je nach Komplexität des Produktdesigns, ist der neue Job eingerichtet und es kann weiter produziert werden. Im B2B Kundenhandling zum Beispiel, bedeuten kurze Reaktionszeiten »heute bestellen morgen liefern« folglich einen klaren Endkundennutzen. Reduktion der Lagerkosten, Senkung des Stückpreises, der individualisierte Druckprozess als solcher (Drucken – Kennzeichen – Personalisieren), Drucküberwachung mit einer Kamera (Track & Trace und Serialisierung) in einem 200 … 2013

Durchgang, sind ebenfalls Argumente, die für diese Lösung sprechen. Sie ermöglichen flexibel zu reagieren, sich schnell auf ändernde Kundenwünsche einzustellen und dies alles mit einer Investitionsgröße, die weit unter den Beschaffungspreisen von herkömmlichen Standardmaschinen liegt. Natürlich stellt sich da die Frage: Was war denn bis heute falsch in der Art wie herkömmlich Faltschachteln produziert wurden? Nichts, denn die Frage nach dem Entweder – Oder stellt sich so gar nicht, sondern es offenbaren sich zusätzliche Antworten auf eine neue, gewünschte Ergänzung, die den Fächer des Angebotsspektrums öffnet. Klassisch werden die Bögen heute meist im Vollformat (70 x 100) im Bogenoffset-Druck gedruckt, abgestapelt und palettiert. Im nächsten Schritt werden die Bögen wieder angelegt und mit einer Flachstanze oder Autoplatine ausgestanzt, gerillt, perforiert, geschlitzt, wieder abgestapelt und palettiert, um die »Verpackungsstanzlinge« so herzurichten, dass sie im nächsten Schritt geleimt und aufgerichtet werden können. Damit sich diese Art der Produktion lohnt, sprechen wir von einer minimalen Auflagenhöhe von 50.000 bis 100.000 Bögen. Dies sind jedoch vielmals Losgrößen, die nicht den Bedürfnissen des Endkunden entsprechen, und kleinere Auflagen sind dann

recht teuer. Aufgrund der stark wechselnden Produktevielfalt, Lancierung von neuen Produkten zum Markttest, Promo-Aktionen, gezielten innovativen Mailings, variablen Daten (Produkt Tracking), länderspezifischen Kennzeichnungen (LSC), Kundenvielfalt mit gleichem Produktinhalt (customized printing), etc. wird der Anspruch auf niedrige Losgröße der Verpackungseinheiten, auf vielmals weit unter die 5.000 Stück Grenze, immer größer. Der digitale Verpackungsmarkt ist in Bewegung und zeigt umsatzmäßig nur in eine Richtung. Und genau da liegt der Ansatz Roll to Pack – von der weißen Rolle zum fertig bedruckten und gestanzten Flachzuschnitt, bereit zum Leimen und Aufrichten. In Österreich wird das System übrigens von der PPS-Samhaber GmbH vertrieben. 1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

HORIZON

WELTPREMIERE FÜR NEUEN PUR-KLEBEBINDER FOTO . Horizon

MARISA DÜTSCH

Die gelernte Buchbindermeisterin ließ Ihr Fachwissen in die Entwicklung des BQ-280PUR maßgeblich einfließen.

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er neue BQ-280PUR wird neben dem bewährten BQ-270 als eigenständiges System positioniert, das insbesondere für kleinere Auflagen mit ganz individuellen Anforderungen geeignet ist, die eben nur PUR leisten kann. Auch die Neuent-

wicklung ist vollautomatisch einstellbar – dank der Horizon Touch&work-Technologie mit verbessertem Interface. Jedoch lassen sich nun auch Spinnerwalze und Anpresstisch über den großzügigen Touchscreen bedienen und sorgen somit für ein komfor-

tables Einrüsten in kürzester Zeit bei hervorragender Qualität – gerade bei Kleinstauflagen ein wichtiger Aspekt für rentables Arbeiten. Die maximale Buchrückenlänge beträgt stolze 385 Millimeter und ist dadurch gerüstet für zukünftige Aufgaben. Zeitspa-

news KBA MIT ROTAJET SPRUNGHAFT GESTEIGERTE DRUCKQUALITÄT

Die zur drupa 2012 erstmals von KBA als Prototyp mit sehr positivem Feed-

x © . KBA . Seit der Premiere des Prototyps zur drupa 2012 hat KBA

back vorgestellte Inkjet-Rotation KBA RotaJET 76 wird als eine in vielen Details technisch weiter entwickelte High Volume-Anlage live zu sehen sein. Es werden Buchsektionen, Zeitungen und andere vierfarbige Printprodukte in einer seit Mai 2012 sprunghaft gesteigerten Druckqualität produziert. Als weltweit anerkannter Hersteller von Bogen- und Rollenoffsetmaschinen bietet das Unternehmen mit der im Stammwerk Würzburg entwickelten und produzierten RotaJET 76 nunmehr auch für den Wachstumsmarkt Digitaldruck eine voll einsatzfähige Anlage an. Nach den in engem Dialog mit potenziellen Erstanwendern durchgeführten Optimierungsarbeiten bei Farbzuführung, Tintensystem, Screening und

die RotaJET 76 technisch weiter optimiert. Inzwischen liefert die Anlage eine exzellente Druckqualität und ist voll einsatzfähig.

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Trocknung liefert die Inkjet-Rolle nunmehr auch die exzellenten Druckergebnisse, die der Markt von einem renommierten Druckmaschinenbauer erwartet. In Luzern produziert die RotaJET mit einem von KBA neu entwickelten Trockner und Wiederaufwickler (Rewinder), wobei erstmals eine neue Tintengeneration auf Polymer-Basis eingesetzt wird. 1

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Hunkeler Innovationdays … Special ƒ rend und sauber wurde zudem das Handling des Beckens gelöst, das mit einem Lift ganz leicht nach unten aus der Maschine geführt werden kann. Alles ist bis ins Detail durchdacht und auf die Besonderheiten von PUR abgestimmt. Parallel stellt Horizon verschiedene Systeme in den Focus, mit denen auch direkt von der Rolle automatisch weiterverarbeitet werden kann. Zudem wird der Dreimesserautomat HT-1000V gezeigt, der auf der drupa 2012 seine Premiere feierte. Mittlerweile hat er sich in mehreren Feldtests erfolgreich behauptet und ist nun mit interessanten Leistungsmerkmalen serienreif. Variable Endformate aus verschiedenen Ausgangsformaten in einem Durchlauf sind seine besondere Stärke. So können dank Barcodelesung individualisierte Einzelexemplare in einem Arbeitsgang gemeinsam mit anderen Aufträgen wirtschaftlich und in hoher Qualität gemischt verarbeitet werden. Für die Hunkeler Innovationdays sieht Marisa Dütsch, Produktleiterin für Klebebinden und Schneiden, Horizon insgesamt gut aufgestellt: »Komplexe Jobs mit stark variierenden Auflagen und Formaten aus verschiedenen Druckprozessen ohne Zeitverlust zügig weiterverarbeiten, das ist unsere Stärke. Darum ist dieser Branchentreff mit seiner anspruchsvollen Zielgruppe eine ideale Plattform für uns!« 1

news KAMA LÖSUNG ZUM RILLEN, FALTEN, KLEBEN Rillen und Perforieren inklusive: Erstmals präsentiert Kama die flexibel einsetzbare Falt-/Klebemaschine ProFold 74 mit Rill- und Perforiereinrichtung. Das neue Modul mit eigens dafür konstruiertem Schrägrollentisch integriert Rill- und Perforieraufgaben direkt in die ProFold 74. Die benötigten Falt- und Klebeprozesse schließen sich nahtlos an. Auf diese Weise können zahlreiche Produkte nach dem Druck zeit- und kostensparend an der patenten Falt-/Klebemaschine in einem Durchlauf fertiggestellt werden. »Die ProFold 74 bringt die nötige Flexibilität für die Digitaldruckbranche mit«, meint Kama Geschäftsführer Marcus Tralau. »Die neue Einrichtung bietet sich beispielsweise an zum Rillen und Falten von Klappkarten, Zuschnitten und Displays oder zum Perforieren von Antwortkarten und Gutscheinen.« Die gewünschte Rill- oder Perforierbreite ist am eingebauten universellen Rillund Perforierwerkzeug von Technifold schnell einstellbar. Auch der schwenkbare Schrägrollentisch macht die Fertigung flexibel: Die Zuschnitte können wahlweise an der linken oder rechten Kante ausgerichtet werden. Der geradlinige Trans-

port ohne Ausrichtung ist ebenfalls möglich. Auf dem Gemeinschaftsstand in Luzern zeigen die Partner Heidelberg, Polar, ATS-Tanner und Kama den kompletten Workflow für eine A5-Broschüre, die alle beteiligten Lösungen im kurzen Steckbrief vorstellt. Auf der ProFold 74 entsteht der Umschlag für die Broschüre: Zur Verstärkung von Frontcover und Rückseite wird der Umschlagbogen von beiden Seiten gerillt, gefaltet und mit Heißleim geklebt. 1

x © . Kama . ProFold 74: Gemacht für die Anforderungen der Digitaldruckbranche.

news MONDI MIT ERWEITERTEM HIGH-SPEED INKJET-PORTFOLIO Mondi möchte sich auch im Jahr 2013 verstärkt auf den Markt des Digitaldrucks konzentrieren. So wird man sein erweitertes High-Speed Inkjet-Portfolio vorstellen, das ein reichhaltiges Angebot an Flächengewichten und Erscheinungsbildern für den wachsenden Markt des High-Speed InkjetDrucks umfasst. »Im vergangenen Jahr haben wir unser Portfolio an HighSpeed Inkjet-Papieren erweitert, um Unternehmen und Druckern noch mehr Vielfalt und zusätzliche Optionen zu bieten. Die aktuellen Anforderungen an den Druck, mit Anwendungen von TransPromo über Direct Mailing bis zum Buchdruck, verlangen nach einem Portfolio, das unterschiedlichsten Ansprüchen an Optik, Haptik, Umwelterfordernissen und Zertifizierungen gerecht werden kann«, meint Johannes Klumpp, Vertriebs- und Marketingleiter von Mondi Uncoated Fine Paper. Mondi zeigt seine Palette an glatten, hochweißen, naturweißen, gestrichenen und Recyclingpapieren für den High-Speed Inkjet-Druck, die für Farbstoff- und Pigmenttinten gleichermaßen optimiert wurden. Dazu zählen DNS high-speed inkjet CF (coated feel), DNS high-speed inkjet NF (natural feel), das zu 100 Prozent recycelte Nautilus high-speed inkjet, Bio Top3 highspeed inkjet und DNS enhanced color inkjet, bei dem es sich um das erste High-Speed Inkjet-Papier von Mondi mit einer pigmentierten Oberfläche handelt.

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x © . Mondi Um der steigenden Nachfrage nach einer Kompensation der CO2-Emissionen in der Druckbranche gerecht zu werden, bietet Mondi auch CO2-neutrale Optionen für alle High-Speed Inkjet-Papiere und das zu 100 Prozent recycelte Nautilus SuperWhite. Das von Mondi angebotene Farblaserpapier Color Copy ist vollkommen CO2-neutral. Alle angebotenen Papiere sind Teil der »Green Range«-Produktfamilie von umweltschonenden Papieren, die FSC- oder PEFC-zertifiziert, zu 100 Prozent recycelt oder total chlorfrei gebleicht (TCF) sind. 1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

W+D

BRIEFUMSCHLAG

DEN AUFWERTEN

FOTO . W+D

W+D möchte an seinen Erfolg im Jahr 2012 anknüpfen und präsentiert deshalb sein Portfolio mit preisgekrönten Mail-Lösungen. Auf dem Stand von W+D sehen Besucher vier zentrale Produkte – darunter die TIMOS Totally Integrated Mail Output Solution – in detaillierten Präsentationen, mit denen der Hersteller die Stärken des Briefumschlags und die Wirksamkeit von Werbedrucksachen demonstriert.

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eit dem Debüt auf der drupa 2012 hat W+D TIMOS – das Herstellen, individuelles Bedrucken und Kuvertieren von Briefumschlägen und Versandtaschen in einem Arbeitsgang bietet – in der Industrie schnell Anerkennung gefunden. Das System hat einen IF Product Design Award in der Kategorie »Industrie / Handwerk« gewonnen und kam in die Endausscheidung der 2012 Postal Technology Awards in der Kategorie Automatisierung. Die Juroren lobten den »Wettbewerbsvorsprung« der Maschine und ihre »nachweislichen betriebswirtschaftlichen Vorteile«. Zudem hat sie in Chicago einen Good Design Award 2012 in der Kategorie Industrieprodukte gewonnen, und IMail – die schnellste individualisierte Werbedrucksache in einem realen Briefumschlag, hergestellt mit W+D TIMOS – wurde von der Deutschen Post zertifiziert. Mail-Lösungen von W+D bieten Unternehmen für Mail-Produktion und Akzidenzdruckereien eine wirkungsvollere Alternative zu personalisierten elektronischen Mailings. Auf dem Stand von W+D wird ferner das W+D

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320 präsentiert. Dieses hochwertige Briefumschlag-Produktionssystem eignet sich zum Inline-Schneiden, -Folienkleben, -Vorbrechen und -Perforieren von Briefumschlägen und Versandtaschen für Kleinauflagen mit Geschwindigkeiten bis 21.000 Umschlägen pro Stunde. Darüber hinaus ist die W+D 234d zu sehen. Diese robuste industrietaugliche Vierfarb-High-Speed-Inkjet-Druckmaschine kann bis zu 30.000 Umschläge pro Stunde bedrucken. Die W+D BB700 ist das schnellste Kuvertiersystem in der Produktpalette des Unternehmens, das Formate von C6 bis B4 mit 16.000 Zyklen pro Stunde verarbeiten kann. Thorsten Jost, stellvertretender Leiter Vertrieb und Marketing bei W+D Direct Marketing Solutions, merkt an: »Mit dem gezielten Einsatz von Werbedrucksachen lassen sich nachweislich wirksame Reaktionen bei Adressaten erreichen, wie etwa eine unabhängige Untersuchung von Nielsen belegt. Die Studie zeigt, dass der bedruckte Briefumschlag im Vergleich zu E-Mails, Selfmailern, Versandhüllen und gewöhnlichen Umschlä-

gen die wirkungsvollste Mailing-Variante ist. Er hat den höchsten Wiedererkennungswert und bietet mit 84,5 Prozent die höchste Öffnungs- und Lesequote aller Medien. Zudem motiviert keine andere Mailing-Variante die Empfänger so sehr, Inhalte an Freunde und Bekannte weiterzugeben. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich Herstellern von Werbedrucksachen und Marketingdienstleistern große Chancen beim Steigern der Qualität und Produktivität von bedruckten Briefumschlägen bieten, und dass sich die Wirksamkeit mit raffinierter Personalisierung noch erhöhen lässt.« Thorsten Jost fährt fort: »Die Hunkeler Innovationdays sind ein ideales Umfeld zur Präsentation unserer Lösungen und unserer Vision zum Aufwerten des Briefumschlags.« 1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

RICOH

Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

»PRINT AND BEYOND«

MIT GESCHÄFTSLÖSUNGEN

FOTO . Ricoh

Das Unternehmen wird eine breite Palette von Anwendungen, Softwareprogrammen und Geräten vorstellen, die Unternehmen dabei unterstützen sollen, ihren Geschäftsbereich über die traditionellen Druckleistungen hinaus zu erweitern. Dazu gehören Lösungen von Akzidenzdruck über den Buchdruck bis hin zum Transaktionsdruck.

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as Flaggschiff der Inkjet-Produktfamilie InfoPrint 5000 wurde speziell mit Blick auf die Anforderungen von Akzidenz-, Buch- und Transaktionsdruckereien entwickelt. Dieses System wird in Europa zum ersten Mal mit dem optionalen Extended Media Dryer gezeigt. Ebenfalls angeboten wird der Schwarzweiß- und OnDemand MICR-Druck. Wie alle Modelle der InfoPrint 5000 Produktfamilie bietet auch diese Plattform Kunden eine hohe Konfigurationsflexibilität und weniger CO2-Emissionen als die meisten anderen Geräte auf dem Markt. Mit der Softwarelösung Ink Savvy können die Anwender zudem ihre Investitionsrendite erhöhen, indem sie Farbdateien optimieren, um den Tintenverbrauch zu verringern, ohne das allgemeine Erscheinungsbild des Dokuments zu beeinträchtigen. Es werden farbige Schulbücher eines italienischen Verlegers sowie Kalender und Direct-MailPoststücke auf der InfoPrint 5000 GP gedruckt. Hierbei wird der neue Trockner zum Einsatz kommen, der es ermöglicht, eine 200 … 2013

breitere Palette von Medien zu verarbeiten, und der gleichzeitig die wahrgenommene Druckqualität erhöht.

InfoPrint 5000 MP Monochrome Diese Plattform besitzt eine kleinere Stellfläche als die InfoPrint 5000 GP und erlaubt Akzidenz- und Transaktionsdruckereien, jetzt auch Bücher, Kontoauszüge, Handbücher und andere Dokumente schwarzweiß zu drucken. Zusätzlich besteht die Möglichkeit auf Farbe umzurüsten. In einer hybriden Konfiguration aus InfoPrint 5000 MP Monochrome in Verbindung mit einem Modul InfoPrint 5000 GP ‚Mono plus MICR‘ kann dieses System für die Produktion von SchwarzweißProdukten mit MICR-Daten genutzt werden. Im ersten Quartal 2013 wird das Portfolio an Einzelblattdruckern um ein neues Modell erweitert, das ebenfalls auf den Hunkeler Innovationdays gezeigt werden wird. Auf der Veranstaltung wird die neue Lösung Marketing- und Direct-Mail-Anwendungen drucken und ihre führende digitale Farbproduktion unter Beweis stellen.

Ricoh ProcessDirector Express Diese jüngste Erweiterung des TotalFlow Workflow-Pakets stellt Kunden eine einfach zu bedienende durchgehende WorkflowSoftwarelösung zum Management von Transaktionsdatenströmen im Adobe PDFFormat zur Verfügung. Sie bietet mittelständischen Unternehmen das Leistungspotenzial und die Modularität der bewährten Ricoh ProcessDirector Software. Damit können

diese Firmen nun auch von den jahrzehntelangen Erfahrungen profitieren, die Ricoh mit größeren Akzidenz- und Transaktionsdruckereien gesammelt hat.

TotalFlow Cadence for Publishing Das neue Angebot umfasst einen Einzelsystem-Workflow für die Kleinstauflage von Büchern. Es soll Akzidenzdruckereien und Buchherstellern eine zuverlässige und automatische Lösung zur Verfügung stellen, um auf den neuen Trend der Buchproduktion in Kleinstauflagen zu reagieren.

TotalFlow DocEnhancer Dieses Plug-in für Adobe Acrobat X Pro versetzt die Druckereien in die Lage, neue Dienstleistungen wie Dokumentenkorrektur und Cross-Media-Marketing anzubieten, um den Kunden entgegenzukommen, die im Rahmen ihres Adobe PDF-Workflows noch in letzter Minute Änderungen an PDF-Dateien ausführen müssen.

Digital or Offset Calculator Dieser neue Rechner vergleicht Digital- und Offsetdrucktechnologien und steht allen Mitgliedern des Ricoh Business Driver Programme exklusiv und kostenlos zur Verfügung. Er ermittelt, welcher Druckproduktionsprozess für einen bestimmten Auftrag am besten geeignet ist. Mit dem Digital or Offset Calculator können die Druckereien gewährleisten, dass ihre Offset- und Digitaldruckmaschinen optimal und möglichst rentabel eingesetzt werden.1

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ƒ Special … Hunkeler Innovationdays

MÜLLER MARTINI UND PRESTO II DIGITAL

SAMMELGEHEFTETE PRODUKTE UND DIGITALDRUCK

FOTO . Müller Martini

Der leistungsfähige Inkjet-Digitaldruck hat sich, wie die drupa 2012 eindeutig aufzeigte, auch im hochwertigen Farbdruck etabliert und bietet damit neben dem bisherigen Einsatz im Transaktions-, Mailing- und Buchbereich neue Möglichkeiten für sammelgeheftete Printprodukte.

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enn auch Zeitschriften, Magazine und Broschüren weisen eine Tendenz zu sinkenden Auflagen und gleichzeitig steigender Produktvielfalt auf. Zusätzlich werden die Durchlaufzeiten kürzer und die zunehmende Personalisierung sammelgehefteter Produkte bietet neue Chancen für Herausgeber. Eine Marktentwicklung, die den Digitaldruck auch in diesem Bereich in den Fokus rückt. Mit dem Presto II Digital stellt Müller Martini eine kompakte Lösung für sammelgeheftete Produkte vor. Das bewährte, hochautomatisierte Sammelheft-System wurde bereits an der drupa mit neuer Steuerung als digital-ready vorgestellt und wird nun in Luzern für die industrielle Weiterverarbeitung digital gedruckter Printprodukte präsentiert. In Kombination mit einer Abrollung, einem Fold/Mergemodul sowie einem Querschneider von Hunkeler stellt Müller Martini den Presto II Digital mit einem leistungsfähigen Durchlauffalzer, zwei Bogenanlegern, einem Umschlagfalzanleger, der Heftmaschine und einem Dreischneider aus. Auf dem Messestand werden live und im Lauf

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kontinuierlich drei verschiedene Produkte produziert. Der Umschlag kann bei Bedarf Exemplar genau abgezogen werden.

Erstklassige Heftqualität ist gefragt »Die Qualitätsansprüche an die im Digitaldruck hergestellten, sammelgehefteten Produkte sind gleich hoch wie an konventionelle Druckprodukte«, betont Dragan Volic, Marketingleiter Druckverarbeitungs-Systeme bei Müller Martini. »Mit dem Presto II Digital können wir die gewohnt erstklassige Heftqualität sowie sämtliche Fertigungsmöglichkeiten unseres flexiblen Baukastensystems bieten.« Hohe Schnittqualität, Mittelschnitt, Folierung und Palettierung sind nur einige Beispiele der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten, die Müller Martini für die Produktgestaltung digital gedruckter Produkte gewährt.

Hoher Investitionsschutz Der Presto II Digital bietet als ideale Lösung für kleine und mittlere Betriebe einen hohen Investitionsschutz. Ein für den konventionellen Einsatz mit Bogenanlegern ausgestatteter

MÜLLER MARTINI

präsentiert den Sammelhefter Presto II Digital für die professionelle Weiterverarbeitung digital gedruckter Produkte.

Sammelhefter kann jederzeit für den Einsatz im Digitaldruck ausgebaut werden. »Stets möglich ist auch der Wechsel zwischen beiden Produktionsarten sowie kombinierte Produkte, also eine Verbindung digital gedruckter Signaturen, konventionell gedruckter Bogen sowie selektiver Umschlagzuführung«, erklärt Dragan Volic. »Die modulare Bauweise ermöglicht elegante Ausbauschritte und bereitet den Presto II Digital auch auf zukünftige Anforderungen des Inkjet-Digitaldrucks vor.« Als erste Konfiguration kann der Presto II Digital sowohl ab vorbedruckter Rolle beschickt, mit Falzmodulen auch für mehrseitige Signaturen versehen oder für die Einzelblattverarbeitung ausgerüstet werden. Natürlich kann der Sammelhefter auch als vollintegrierte Inline-Lösung (Digitaldruck mit Weiterverarbeitung) eingesetzt werden. Hier kann das Daten- und Prozessmanagement-System Connex von Müller Martini seine Vorteile voll ausspielen, indem es ein nahtloses Zusammenspiel und eine optimale Steuerung aller Aggregate bewirkt. 1 200 … 2013


Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

news HEIDELBERG DIGITAL UND KONVENTIONELL GEDRUCKTE AUFTRÄGE WEITER VERARBEITEN Gemeinsam mit seinen Partnern Hunkeler, ATS, Kama und Polar zeigt Heidelberg einen flexiblen Maschinenverbund, mit dem live eine komplette Broschüre hergestellt wird, die aus digital gedrucktem Inhalt (Rollendruck) und Umschlag besteht, mittels PUR-Klebstoff gebunden wird und in einem Arbeitsschritt den finalen Dreiseitenbeschnitt erhält. Einzigartig bei dieser Konfiguration ist die durchgehende Kontrolle von Inhalt und Umschlag per Barcode. Alle beteiligten Aggregate nutzen das gleiche Barcodesystem, um jederzeit sicherzustellen, dass das Produkt korrekt zusammengestellt und produziert wird. Die Anlage besteht aus einem Hunkeler UW6-Abwicklungsmodul, dem anschließenden Querschneider CS6-I und der direkt daran angeschlossenen Heidelberg Inline-Falzmaschine Stahlfolder TH 56, welche die Bogen falzt und als gesammelte Stapel einem ATS Bündler FAB A560 übergibt. Im Bündler wird mit Hilfe des Barcodes sichergestellt, dass jeder Satz vollständig zusam-

mengetragen wurde. Der Umschlag mit Klappseite wird von der Kama Falt- und Klebemaschine ProFold 74 vorbereitet: Sie rillt die Umschläge und legt im gleichen Durchlauf die Klappen um, damit der Umschlag anschließend im Heidelberg Eurobind 1300 PUR optimal verarbeitet werden kann. Auch hier wird über den Barcode sichergestellt, dass Umschlag und Inhalt zusammenpassen. Der finale Dreiseitenbeschnitt erfolgt automatisch im Polar Dreiseitenschneider BC-330, wobei wieder der Produktionsbarcode gelesen wird. Ein fehlerhaftes Produkt wird nicht beschnitten und gelangt dadurch auch nicht zur Auslieferung. Die gezeigte Lösung ermöglicht es, eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten im Kleinauflagenbereich herstellen zu können, ohne aufwändige Umrüstungen vornehmen zu müssen. Auch können sowohl digital als auch konventionell gedruckte Aufträge je nach Bedarf verarbeitet werden. 1

Hunkeler Innovationdays … Special ƒ

news CANON »SEE THE BIGGER PICTURE« Mit dem größten Stand auf der Messe möchte Canon sein Engagement auf dem kommerziellen Druckmarkt präsentieren. Dank der Fähigkeit, die wichtigsten Trends beim Übergang vom Offsetzum Digitaldruck, bei der On-Demand-Produktion, Automatisierung und qualitativ hochwertigen Farbanwendungen anzugehen, wächst digitales Drucken rapide. Inkjet-Drucke in Hochgeschwindigkeit bieten völlig neue Möglichkeiten in Bereichen, die früher nur dem Offset-Druck vorbehalten waren. Mit der Präsentation von Continuous-Feedund Einzelblatt-Lösungen möchte das Unternehmen zeigen, warum es als einer der führenden Anbieter integrierter und workflow-übergreifender Lösungen ein idealer Partner ist, um das Wachstum seiner Kunden zu steigern. Herzstück des Standes wird die Océ ColorStream 3900 sein: das Spitzenprodukt aus dem Sortiment von Canon an Endlos-Inkjetdrucksystemen, das qualitativ hochwertige Drucke von bis zu 127 Meter pro Minute bietet. Das System wird so konfiguriert, dass zwei verschiedene Anwendungsbereiche abgedeckt werden: – Roll-to-Roll mit Inline-Dokumentverarbeitung durch ein dynamisches Perforier- und

200 … 2013

Stanzmodul von Hunkeler, um unterschiedlichste Transaktions-/Direct- Mail-Dokumente darzustellen; – Roll-to-Fold zu Cut-/Stack-Inline-Produktion charakteristischer Buchblöcke für OfflineSoftcover-Einbände und qualitativ hochwertige Broschüren. Canon wird auf seinem Stand außerdem die Océ PRISMA Software für Transaktions- als auch Graphic-Arts-Anwendungen vorführen. Durch die einfache Integration in bestehende Umgebungen bietet sie höchsten Investitionsschutz und ist voll skalierbar, um die Bedürfnisse von Kunden zu befriedigen. Sie bietet außerdem eine zentralisierte Workflow-Automatisierung und -Kontrolle für maximale Effizienz. Zudem wird es Galerien mit verschiedenen Applikationen geben, durch die sich Besucher auf den Transaktions- und Direct-Mail-Märkten sowie dem Graphic Arts Markt inspirieren lassen können. Darüber hinaus werden Fallstudien von Kunden zur Verfügung stehen, die zeigen, wie Canon in Unternehmensberatungen Continuous- FeedLösungen und einzigartige Dienstleistungen eingesetzt hat, um die Geschäftsergebnisse dieser Kunden zu steigern. 1

035


ƒ Medien . Kommunikation . Design

WEBER’S ANALYTICSWARUM UND WIESO IM KOMMUNIKATIONSMARKT IRRITATIONEN ENTSTANDEN SIND

W

enn Medien nach wie vor wichtig bleiben, aber die Digitalkompetenz bei der Herstellung und Distribution von Medienprodukten relevant wird, fällt eines auf: Ein Irrtum, der korrigiert werden muss, hat sich im Kommunikationsmarkt breit gemacht. Technologien prallen aufeinander, digital schlägt analog, könnte man fälschlicherweise annehmen. Denn: Apple kämpft gegen Google, Microsoft, Nokia, HP und andere um die beste, marktbeherrschende Technologie. Otto.de agiert gegen Amazon. Und Print kämpft gegen Online. Doch STOP: Bezogen auf digital gedruckte Printmedien sind die eingesetzten Technologien gar nicht anders als bei digitalen Online-Medientechniken. Nur: Für die Printmedien-Herstellung sind die Technologien viel komplexer und aufwändiger als für ›Online pur‹. Print ist damit im Vorteil, weil technologisch überlegen – was uns aber kaum bewusst wird. Fakt ist: Es gibt keinen Technologiekonflikt zum Nachteil von Print. Wohl aber gibt es ein Akzeptanzproblem. Print wirkt wie ein Ding, das ›aus der Zeit gelaufen‹ zu sein scheint. Zu Unrecht!

Bloß nicht: Alles über Bord werfen! Der Wandel im Print geht einher mit den Trends im Kommunikationsmarkt. Alle, die als Profis im Kommunikationsmarkt im Umgang mit innovativen, digitalen Technologien erheblich besser auf die Veränderung der Bedürfnisse von Menschen, Firmen, Organisationen einstellen. Bedürfnisse orientieren sich an Werten, die unverändert Gültigkeit haben. Und umgekehrt: Die Bedeutung der Werte orientiert sich an den Bedürfnissen. Wertesysteme, die grundlegend die Art und Weise, wie wir mit Werten umgehen, bestimmen, haben sich durch den Einsatz von Technologien verändert. Das war immer so und wird immer so sein. Dies zeigen die wissenschaftlichen Studien des Psychologen Prof. Abraham Maslow: Die über Generationen bewährte Bedürfnis-Hierarchie, wie Maslow sie vor rund zwei Generationen als statische Pyramide darstellte, hat sich durch die Digitalisierung grundlegend und irreversibel verändert.

036

Aber: Maslow gehörte noch der GutenbergÄra an. In der Social Media Ära sind ökonomische Interessen in den Vordergrund gerückt. Durch jeden von uns lassen sich im ›Global Village‹ dank Digitaltechnik globale und lokale Märkte gleichermaßen erreichen. Aus Maslows Selbstverwirklichungs-Streben entstehen Wachstumszwänge, fundiert durch Existenzbestreben und Vernetzung/Beziehungen. Die Technologieentwicklung hat sich längst darauf eingestellt: Im Fokus stehen digitale Techniken, die Kommunikation und Transaktion zusammenführen. Klassische Medien- resp. Verlags- und Agenturleistungen, die eine Mittlerfunktion zwischen Angebot und Nachfrage, Verkäufer und Käufer inne hatten, werden durch digitale Technologieszenarien substituiert. Die Folge ist: Was wir als Social Media bezeichnen, weitet sich schnell zu Social Business aus. Anbieter und Nachfrager finden (in hohem Maße) automatisiert zueinander. Geschäftsprozesse, Serviceleistungen, Produktangebote und Kommunikation werden gleichermaßen transparent und interaktiv.

Social Media-Funktionalität trifft die Bedürfnislage optimal Diese durch digitale Technologien getriebenen Bedürfnis- und Wertesystemveränderungen bedingen eine Verschiebung bei der Technologie- und Mediennutzung: Konnte ehe-

dem in der Maslow-Welt zunächst Print (hergestellt in der traditionellen Art und Weise und quasi per Monopol) im Laufe der Jahrhunderte alle Bedürfnisebenen kontinuierlich erobern und abdecken, so sind neue digitale, intuitiv zu bedienende Kommunikationssysteme durch ihre Social Media-Funktionalität blitzartig von oben nach unten in die Bedürfnis-Hierarchie eingedrungen. Mit dem Ziel, auch die Basis-Bedürfnisse ansprechen zu können. Social Media-Funktionalität erlaubte auf breiter Front die Ebene der Selbstverwirklichung mühelos zu erobern: Blogs, Communitys, Wikipedia und anderes mehr sind gemäß den Open Source-Bestrebungen für jeden (kostenfrei) nutzbar, um sich mitzuteilen, Ideen zu teilen, Eigenes zu publizieren. Von der Bedürfnisspitze kommend sinkt Social Media-Funktionalität auf alle Bedürfnisebenen hinunter, gestärkt durch die multimediale Gestaltung von Inhalten. Der Effekt, der entstand, ist ökonomisch höchst relevant. Man führt heutzutage nicht nur massenhaft digitale Konversationen über Text, Bild, Sound, Bewegtbild. Kommunikation und Transaktion werden so nah wie möglich (einen Klick entfernt) in einem integrierten Prozess zusammengeführt. Ganz nach dem Prinzip der App ›Shazam‹ oder besser noch: der ›Tweet Cards‹ bei Twitter. Die persönliche Botschaft über ein Produkt oder einen Service

Das Value Werte- und Bedürfnis-Modell zeigt, wie Kommunikation künftig gestaltet werden muss: Hybrid, persönlich – und damit relevant. / © Andreas Weber, Value Communication AG, Mainz/Deutschland

200 … 2013


Medien . Kommunikation . Design

ƒ

MEDIEN KOMMUNIKATION DESIGN TEXT . Anderas Weber

In seiner ersten einer Reihe exklusiver Gast-Kolumnen in PRINT & PUBLISHING beschäftigt sich Andreas Weber mit den durch Social Media und die Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungen. Der Autor gilt international als renommierter Analyst für Unternehmenskommunikation und Innovationsexperte. Er arbeitet seit über drei Jahrzehnten in der Gutenberg-Stadt Mainz.

wird um Zusatzinformationen aus der Originalquelle ergänzt und automatisch mit einem Verkäufer gekoppelt. Smarter geht es kaum.

»Ade, schöne alte Medienund Werbewelt« Wozu noch, entkoppelt von einem solch fulminanten, durchgehenden Prozess, Reklame für etwas machen, indem klassisch Mittler eingesetzt werden, die klassisch Medieninhalte und -produkte herstellen und distribuieren? Erinnert das doch nicht sehr an den ›Ich-trage-Gürtel-aber-zur-Sicherheit-nochHosenträger‹-Effekt? Wenn dem so ist, dann heißt es: Ade, schöne alte Medien- und Werbewelt. Doch STOP: In der Wirkung können digitale Social Media-Effekte noch erheblich verstärkt werden, wenn es durch transmediale/intermediale Vernetzung von Social MediaFunktionalität mit den analogen Erscheinungsformen von Inhalten gelingt, dem Virtuellen etwas Reales, Haptisches hinzuzufügen (und umgekehrt). Die simpelste Form sind gedruckte Codes, die durch Smartphones gescannt und interpretiert werden, 200 … 2013

um direkt auf Online-Angebote zu führen. Vom Print zum Web. Den maximalen Wirkungsgrad erreicht man, wenn man vom Web wieder zum Print führen kann. Nutzer-generierte, digitale Inhalte können selektiert werden und gemäß ihrer Relevanz durch Print in ›Anfassbares‹ gewandelt werden. Blogger drucken Bücher, ebenso wie dank PediaPress Wikipedia-Nutzer ihre Artikelsammlungen in Buchform gedruckt erhalten können. Fotobücher, Kalender, Grußkarten, Poster und vieles mehr lassen sich nach dem iPhoto-Prinzip von jedem Einzelnen problemlos herstellen. Neuerdings können über Websites auch Produktverpackungen z. B. für Bier, Kaugummi und Schokolade oder Pralinen vom Käufer individuell gestaltet werden. Diese Form der hybriden Kommunikation mit Online und Print ist unschlagbar in ihrer Wirkungskraft. Digital und analog im Team treffen unsere Bedürfnisse nicht nur ›ganz gut‹, sondern perfekt! Dieses Momentum haben Agenturen sowie Medienhäuser/Verlage und ihre Produktionspartner (noch) nicht verstanden. Unterneh-

men/Anbieter und Kunden/Käufer aber sehr wohl.

Fazit Unsere Bedürfnis- und Werte-Welt hat sich durch digitale Technologien irreversibel gewandelt. Wir brauchen nach wie vor Medien und damit auch Gedrucktes, aber ebenso digitale Kompetenz und die Bereitschaft, was wir tun, neu zu sortieren. Das Value Werteund Bedürfnis-Modell veranschaulicht, welcher Wandel durch digitale Technologien eingetreten ist und wie durch hybride Szenarien zeitgemäß Bedürfnislagen und Wertevorstellungen angesprochen werden. Hinweis: Die weiteren Kolumnen beschäftigen sich mit den Auswirkungen des oben beschriebenen Szenarios auf die Unternehmen/Werbetreibenden, die Agenturen und Verlage sowie last but not least die Druckereien. 1

Kontakt Twitter: @zeitenwende007 E-Mail: a.weber@value-communication.com

037


ƒ Produktion & Technologie

DIGITALDRUCK IM B2-FORMAT DER KAMPF UMS REICH DER MITTE TEXT . Dipl.-Ing Klaus-Peter Nicolay FOTO . Messe Düsseldorf

Digitaldrucksysteme bis zum A3-Überformat können quasi auf Knopfdruck fertige Drucksachen wie Broschüren oder Flyer herstellen – Just-in-time und On-Demand. Damit haben sie sich seit knapp 20 Jahren zum Teil ihren eigenen Markt geschaffen. Zur drupa 2012 wurden jedoch neue Digitaldruckmaschinen im Format 50 x 70 Zentimeter vorgestellt, die nicht nur für den Digitaldrucker erhebliche Veränderungen mit sich bringen, sondern auch den Offsetmarkt umkrempeln könnten.

038

200 … 2013


Produktion & Technologie ƒ

PRO DUKTION &TECHNO LOGIE A

ls eine eindeutige Kampfansage an den Offsetdruck muss die neue Digitaldruckmaschinen-Generation der B2-Klasse verstanden werden. Denn mit der Formatklasse 50 x 70 Zentimeter haben die Hersteller von Digitaldrucksystemen einen Markt im Visier, der über Jahre und Jahrzehnte hinweg ausschließlich Territorium des Offsetdrucks war. Das Ziel ist eindeutig: der untere Auflagenbereich im Mittelformat. Doch wie ernst sind die digitalen Systeme für diesen Formatbereich wirklich zu nehmen? Und welche Produktionen sind für den mittelformatigen Digitaldruck überhaupt geeignet?

Der Zielmarkt Bei allem Hype um die Maschinen, die zur drupa angekündigt und vorgestellt wurden, zeigt der Blick zurück allerdings, dass der Schritt zum größeren Format gar nicht so neu ist, wie es viele glauben möchten. Schon 1998 führte Xeikon sein Rollen-Digitaldrucksystem mit einer Breite von über 50 Zentimeter (und nahezu beliebiger Länge) ein und blieb damit lange Zeit alleine in dieser Formatklas200 … 2013

se. Denn die im Jahr 2000 von Indigo als XB2 präsentierte Schwarz-Weiß-Bogenmaschine ging nie in Produktion. Xeikon hat die Vorteile des größeren Formates jedoch nie ernsthaft für den Akzidenzmarkt vermarktet, und so machte Fujifilm zur drupa 2008 mit seiner Bogenmaschine Jet Press 720 im Format 50 x 70 Zentimeter Furore und auf den neuen Zielmarkt aufmerksam. Die Erstpräsentation der Fujifilm-Maschine war aber offensichtlich erst der Startschuss für ein Rennen, das erst zur letztjährigen drupa Fahrt aufgenommen hat. Denn bis zum Verkaufsstart des Inkjet-Systems von Fujifilm, von dem inzwischen 19 Systeme in der Praxis arbeiten sollen, dauerte es hierzulande noch bis Ende 2011. Doch kaum waren die Betatests abgeschlossen und erste Maschinen installiert, kündigte der japanische Hersteller eine weitere Maschine auf gleicher Basis für den Verpackungsmarkt an, die in der zweiten Hälfte 2013 auf den Markt kommen soll. Auch HP Indigo lüftete wenige Wochen vor der drupa 2012 sein wohl gehütetes B2-Geheimnis, wenngleich es in der Branche längst Gerüchte um ein entsprechendes

System gab. Die wirkliche Überraschung gelang HP Indigo allerdings dadurch, dass neben der HP Indigo 10000, die für den Akzidenzdruckmarkt konzipiert ist, mit der Indigo 20000 ein Rollensystem für den Label- und Etikettenmarkt und mit der Indigo 30000 eine weitere Maschine für die Faltschachtelproduktion angekündigt wurde. Dabei handelt es sich bei allen drei Modellen um Maschinen, die auf der Elektro-Ink-Technologie aufsetzen, bei der die von Indigo bekannten pastösen Farben eingesetzt werden. Je näher die drupa 2012 rückte, umso mehr Hersteller kündigten neue Maschinen im B2-Format an. Zur Düsseldorfer Messe zählten wir dann ein knappes Dutzend an Anbietern von digitalen B2-Bogenmaschinen. Allerdings werden nicht alle Maschinen auch im mitteleuropäischen Raum angeboten. Und vor allem: Von Fujifilm abgesehen hat erst Screen eines seiner Modelle verkauft und installiert. Die Maschinen von HP Indigo sind zurzeit bei zehn Kunden im Betatest. Die ersten Erfahrungen sollen aber dem Vernehmen nach sehr positiv sein. »Das Programm startete im September weltweit. Wir sind von

039


ƒ Produktion & Technologie

Hersteller

Fujifilm

Fujifilm

HP Indigo

HP Indigo

Produktname Druck-/Bebilderungssystem

Jet Press 720

Jet Press F

HP Indigo 10000

HP Indigo 30000

Inkjet

Inkjet

HP Liquid Electrophotography

HP Liquid Electrophotography

1.200 x 1.200 dpi

1.200 x 1.200 dpi

2.438 x 2.438 dpi

2.438 x 2.438 dpi

wasserbasierte Vivida-Inks

wasserbasierte Vivida-UV-Inks

pastöse HP ElectroInk*

pastöse HP ElectroInk*

4/0

4/0

CMYK + 3 Farben*

CMYK + 3 Farben*

530 x 750 mm

530 x 750 mm

530 x 750 mm

530 x 750 mm

520 x 720 mm

520 x 720 mm

510 x 740 mm

510 x 740 mm

gängige Offsetpapiere

Karton

gestrichene und Karton, Wellpappe, ungestrichene Papiere metallisierte Kartonarten

127 – 300 g/m2

300 – 600 g/m2

65 – 400 g/m2

200 – 600 µm

2.700 / –

k. A. / –

3.450 / 1.725**

3.450 / –**

10.800 / –

k. A. / –

13.800 / 6.900

–/–

keine

keine, opt. Lackwerk

keine

keine

730 x 270 x 200 cm

k. A.

800 x 470 x 240 cm

1.100 x 470 x 240 cm

14.000 kg

k. A.

11.000 kg

13.000 kg

seit Ende 2011

2. Hälfte 2013

März 2013

Ende 2013

Stapelhöhe Anlage 800 mm, Auslage: 600 mm.

Maschine ist für den Verpackungsdruck ausgelegt.

*CMYK plus drei Sonderfarben (Orange, Violett, Grün) sowie HP IndiChrome Ink Mix und 97% der Pantone-Farben. **4.600 Bg. im EPM-Modus.

*CMYK plus drei Sonderfarben (Orange, Violett, Grün) sowie HP IndiChrome Ink Mix und 97% der Pantone-Farben. **4.600 Bg. im EPM-Modus.

Auflösung Druckfarbe Farbkonfiguration Bogenformat Druckformat Substrate

Flächengewichte g/m² (µm) Bogenleistung/h 4/0 / 4/4 A4-Äquivalent 4/0 / 4/4 Verarbeitung Länge, Breite, Höhe Gewicht ca. Verfügbarkeit Bemerkungen

der Qualität positiv überrascht, denn das Format einer Druckmaschine zu skalieren, ist eine nicht so triviale Angelegenheit. Vor allem der konstante Farbauftrag und der Papierlauf stellen Herausforderungen dar«, sagt Manel Martínez, Vice President & General Manager bei EMEA Graphics Solutions Business von HP, über den Stand bei der Entwicklung des B2-Formats. »Aber es sieht sehr gut aus und wir werden den Betatest für die HP Indigo 10000 im März 2013 abschließen. Danach startet der Verkauf.«

040

Bisher nur Ankündigungen Noch ohne jede praktische Referenz hingegen sind die weiteren Modelle, die zur drupa 2012 angekündigt beziehungsweise gezeigt wurden. So etwa der vom französischen Hersteller MGI in Aussicht gestellte Alphajet oder das von Konica Minolta und Komori präsentierte Partnerschaftsprojekt B2-Bogenmaschine. Die beiden Unternehmen zeigten mit der KM1 (Konica Minolta) und der Impremia IS29 (Komori) zwei baugleiche Modelle, die

unter unterschiedlichen Brands vermarktet werden sollen. Interessant auch, dass sich mit Ausnahme von HP Indigo praktisch alle Hersteller auf Inkjet-Technologien konzentrieren. Trockentoner scheint in diesem Formatsegment keine Rolle zu spielen. Dabei kommt als weitere Technologie jedoch nun der sogenannte Liquid-Toner (Flüssigtoner) ins Spiel. Miyakoshi und Ryobi zeigten einen B2-Prototypen, der 4/0-farbig 8.000 Bogen pro Stunde bei 1.200 dpi produzieren soll. Und Xeikon wiede200 … 2013


Produktion & Technologie ƒ

Konica Minolta / Landa Komori*

Landa

MGI

Ryobi / Miyakoshi

Screen

KM-1

Landa S10

Alphajet

Digital Press 8000

Truepress Jet SX

UV-Inkjet-Technologie Nanografie

Nanografie

UV-Inkjet

Elektrofotografie

Inkjet

1.200 x 1.200 dpi

600/1.200 x 600 dpi

1.200 x 1.200 dpi

1.200 x 1.200 dpi

1.440 x 1.440 dpi

UV-Inkjet-Tinte CMYK NanoInks*

NanoInks*

UV-Inkjet-Tinten

Liquid Toner

CMYK Tinte

4/0

4 - 8*

4 – 8*

6/0 plus Lack

4/0

4/0

530 x 750 mm

530 x 750 mm

750 x 1.050 mm

520 x 740 mm

788 x 600 mm

530 x 740 mm

520 x 730 mm

520 x 740 mm

730 x 1.040 mm

k. A.

765 x 580 mm

516 x 730 mm

Papiere

alle gängigen Papiere, Plastik etc.

alle gängigen Papiere, Pastik etc.

Papiere und Karton

Papiere

Papiere

0,06 – 0,45 mm

60 - 350 g/m2

60 – 400 g/m2

bis 500 g/m2

64 - 360 g/m2

80 - 400 g/m2

3.300 / 1.650

12.000 / 6.000

13.000 / 6.500

3.000 / –

8.000 / –

1.620 / k. A.

13.200 / 6.600

48.000 / 24.000

104.000 / 52.000

12.000 / –

32.000 / –

6.480 / 3.240

keine

keine

keine

UV-Lackierung

keine

keine

500 x 270 x 240 cm

439 x 325 x 185 cm

865 x 366 x 185 cm

k. A.

k. A.

764 x 210 x 200 cm

6.800 kg

8.100 kg

18.500 kg

k.A.

k. A.

7.600 kg

noch offen

2014

2014

noch offen

noch offen

seit 2012

Landa S7

600/ 1.200 x 600 dpi

*Die Maschine ist eine *CMYK plus Spot- und gemeinsame Entwick- Spezialfarben. lung von Konica Minolta und Komori.

rum kündigte die Trillium-Technologie an, die auf Grundlage eines hochviskosen Toners die Lücke zwischen Toner und Inkjet schließen soll. Wann die Maschine auf den Markt kommt, ist allerdings ebenso offen wie die Frage, ob es wirklich eine »Game-Changing«Technologie ist, wie Xeikon behauptet. Das Spiel ändern könnte dagegen die Nanografie des Indigo-Gründers Benny Landa. Nach seinen Ausführungen hat die Nanografie gegenüber anderen Verfahren einen größeren Farbraum, schärfere Raster200 … 2013

*CMYK plus Spotund Spezialfarben. Die Landa S10 ist als weitere Version für Verpackungen vorgesehen.

punkte, einen geringen Farbverbrauch und ist insgesamt kostengünstiger. So kündigte er gleich sechs Modelle an: Bogenmaschinen im B3-, B2- und B1-Format sowie Rollenmaschinen mit Bahnbreiten von 560 Millimeter bis 1.020 Millimeter. Aber wie bei Landa ist auch bei den anderen Herstellern vieles noch Zukunftsmusik. Und bis die avisierten Systeme wirklich stabil produzieren, sollte man die Jahre 2014 bis 2016 als Zeitfenster im Auge behalten. Schließlich benötigte auch Fujifilm gut drei

Infrarot-Trockner.

Jahre, bis die ersten Maschinen im Markt installiert wurden. Auch die Indigo 10000 hat HP Indigo nicht so nebenbei aus dem Hut gezaubert: Bereits 2006, also vor gut sechs Jahren, wurde das Projekt mit einer kleinen Mannschaft angeschoben, an dem mittlerweile weit über 400 Ingenieure arbeiten. Die HP Indigo 10000 soll im März 2013 verfügbar sein, auf die Modelle für Labels und Faltschachteln müssen potenzielle Anwender allerdings noch warten. Auch bei den Technologie-Studien oder Prototypen im B2-Format

041


ƒ Produktion & Technologie Mit der HP Indigo 10000 begann für das US Unternehmen der digitale Einstieg in das B2-Format. © . HP

wird es mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bevor man marktnahe oder produktionsreife Modelle sehen wird.

Technologien im Wettbewerb Sind diese Maschinen dann aber erst einmal verfügbar, könnte es zu Verschiebungen, zumindest aber zu einem erheblichen Wettbewerb, in dieser Formatklasse zwischen Offset- und Digitaldruckmaschinen kommen. Denn die digitalen Systeme treten gegen die Offsetmaschinen von Heidelberg, KBA, Komori, manroland, Ryobi etc. an, die ihrerseits die Auflagengrenze einer wirtschaftlichen Druckproduktion immer weiter nach unten gedrückt haben. Als Beispiele sind in diesem Zusammenhang vor allem die KBA Rapida 75 oder die Speedmaster Anicolor 75 von Heidelberg zu nennen. Doch die Digitaldruckmaschinen im B2-Bogenformat von Fujifilm, HP Indigo, Komori, Konica Minolta, Landa, Miyakoshi, Ryobi, MGI und Screen stehen ihrerseits im Wettbewerb gegen andere digitale Drucksysteme. Gerade die digitalen Rollen werden samt entsprechender WeiterverarbeitungsPeripherie ein gehöriges Wörtchen mitreden, ob sich das B2-Format wirklich ausschließlich im Bogenbereich etabliert. Schließlich können die schnellen Inkjet-Rollensysteme von Herstellern wie KBA, Xeikon, HP, Kodak, Impika, Océ und Ricoh entweder gleich fertige Produkte liefern oder via Querschneider auch Bogen auslegen.

Arbeitsabläufe neu definieren Damit stellt sich für potenzielle Anwender natürlich die Frage nach dem sinnvollsten Workflow. Für klassische Offset-Drucker

042

könnte das größere Format den Vorteil bieten, den Digitaldruck in den vorhandenen Arbeitsablauf unter Nutzung der bestehenden Weiterverarbeitungsmaschinen zu integrieren. Digitaldruck im B2-Format bedeutet nämlich für fast alle Anwendungen, dass die Produktion nicht mehr inline durchgeführt werden kann, sondern im günstigsten Falle »nearline«. An entsprechenden Lösungen arbeiten die Hersteller Horizon und MBO bereits mit HP Indigo zusammen. Diese dürften jedoch frühestens mit der Verkaufsfreigabe der HP Indigo 10000 auf den Markt kommen. Sollten diese Maschinen nur mit der HP Indigo kompatibel sein, müssen Anwender anderer Maschinen die klassische Weiterverarbeitung nutzen. Damit ändert sich für einen Digitaldrucker der Produktionsablauf grundlegend und die bisherigen Vorteile des Digitaldrucks einer schnellen Inline-Produktion lösen sich in Luft auf. Zwar ist nicht (wie im Offset) mit einem Zeitverzug durch Trocknungszeiten zu rechnen, doch werden sich die zusätzlichen Arbeitsschritte in der Buchbinderei bei der Kalkulation einer Drucksache bemerkbar machen müssen. In diesem Kontext muss auch die Produktivität der neuen Digitallösungen gesehen werden. Die Fujifilm JetPress 720 etwa produziert 2.700 Bogen pro Stunde, wobei kein Wendebetrieb möglich ist. Die Produktivität einer HP Indigo 10000 liegt beim einseitigen, vierfarbigen Druck bei 3.450 Bogen pro Stunde (doppelseitig 1.725), was nicht einmal einem Viertel einer Offsetmaschine entspricht. Da wird man genau abwägen müssen, ob dieser Nachteil durch das Personalisieren aufgewogen werden kann.

Allerdings ist der beidseitige Druck als wesentliches Feature zu betrachten. Zudem könnte gerade die HP Indigo 10000 ihre Vorteile bei der Flexibilität der Farbwahl ausspielen. Bis zu sieben Farben in einem Durchgang – und das auch beidseitig – sind ein nicht zu übersehender Pluspunkt. Denn im Offsetdruck hat man in diesem Format eher selten von einer 14-Farben-Wendemaschine gehört.

Anwendungen nehmen zu Auf jeden Fall haben die Digitaldruckmaschinen mit dem Schritt in die höhere Formatklasse ihr »Copyshop-Image« endgültig abgelegt: Es sind ausgewachsene, industrielle Produktionssysteme, die es in Größe, Gewicht und auch im Preis mit ihren analogen Pendants aufnehmen können. Und neben den Investitionskosten liegt auch die Qualität durchaus auf Offset-Niveau (soweit es heute zu beurteilen ist). Dies bietet natürlich interessante Perspektiven für Druckereien wie Drucksacheneinkäufer. Denn es erschließen sich dem Digitaldruck neue Anwendungen, die aufgrund der bisherigen Formatbeschränkung nicht realisierbar waren, beispielsweise im Verpackungsdruck, bei Postern oder Buchumschlägen. Das größere Format erlaubt zudem das Drucken mehrerer Nutzen auf einem Bogen, was die Produktivität der Maschinen erhöht und die Auflage, ab wann ein Job gegenüber dem Offsetdruck ökonomisch ist, neu definiert. Daneben eignen sich die Maschinen aber auch generell für alle Akzidenzaufträge mit kleinem Volumen, für Bücher aller Art oder für anspruchsvolle Jobs, die im Offsetdruck bisher nicht kostengünstig in kleinen Auflagen herzustellen waren. 200 … 2013


Produktion & Technologie ƒ Außerdem können die einzigartigen Eigenschaften des Digitaldrucks wie die Personalisierung oder Individualisierung voll genutzt werden. Allerdings ist die Nachfrage nach individualisierten Drucken bis heute eher zurückhaltend. Individualisierte Druckprodukte sind (von Fotobüchern abgesehen) bisher eher die Ausnahme als die Regel. Nur höchstens 10 Prozent aller digital gedruckten Drucksachen werden personalisiert. Dies wird sich wohl auch durch das größere Format nicht so schnell ändern. Gewinner des Kampfes um das B2- Format werden folglich auf jeden Fall die Drucker von Fotobüchern sein, die vom größeren Format profitieren – sofern sie über ein entsprechendes Know-how in der Druckweiterverarbeitung verfügen. Schließlich drucken sie individualisiert Auflage 1 und müssen die Drucke anschließend in hoher Qualität binden.

Und was kostet der Spaß? Aus technischer Sicht könnten Digitaldruck-

Das B2-Modell heißt bei Komori Impremia... © . P&P

maschinen der B2-Klasse für klassische OffsetDrucker, Gemischtbetriebe mit Offset- und Digitaldruckmaschinen und reinrassige Digitaldrucker ihren Reiz ausüben. Qualitätsnachteile sind so gut wie nicht mehr auszumachen, und die Arbeitsabläufe sollten auch beherrschbar sein. Lässt sich also unbekümmert in entsprechende Digitaldrucksysteme investieren? Eine gewisse Skepsis scheint angebracht. Denn mehr Qualität und Produktivität sagt noch nicht viel über die wirtschaftliche Seite dieser Entwicklung aus. Wenn es aber um die Wirtschaftlichkeit geht, zählen Faktoren jenseits der Technik. Die neue Generation an Digitaldrucksystemen ist zwar leistungsfähig, aber auch sehr teuer. Teilweise sind die angekündigten oder bereits verfügbaren Modelle sogar teurer als die Konkurrenz aus dem Offsetbereich. Eine Fujifilm JetPress 720 soll immerhin etwa 1,5 Millionen Euro und eine HP Indigo 10000 rund 1,5 Millionen Dollar (je nach Peripherie auch mehr) kosten. Selbst die angekün-

digten Maschinen anderer Anbieter dürften nicht unter 1 Million Dollar erhältlich sein. Das mag sich zwar in der absehbaren Wettbewerbs-Situation noch relativieren, doch müssen die Hersteller ihre Entwicklungskosten erst einmal wieder einspielen – sonst wird sich das Angebot schnell ausdünnen. Auf der anderen Seite müssen die Anwender sehr genau rechnen müssen, ob das Geschäftsmodell digitaler B2-Druck passt. Denn nachdem der Digitaldruck das über Jahre als ausreichend definierte A3-Überformat verlässt und sich den Formatbereich 50 x 70 Zentimeter vorgenommen hat, müssen Druckereien noch genauer kalkulieren, wann sich welches Verfahren oder System für welche Anwendung bei welcher Auflage rechnet. Der Kampf zwischen Offset- und Digitaldruck erhält damit eine neue Qualität und geht in die nächste Runde. Und sicherlich stehen wir jetzt an der Schwelle, wo der Digitaldruck wirklich zum ernsthaften Konkurrenten des klassischen Offsetdrucks wird. 1

... und bei Konica Minolta KM1. © . P&P

FRISCHE SEMMERL VOM BÄCKER, FRISCHE NEWS VON

www.printernet.at 200 … 2013

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ƒ Produktion & Technologie

AUS DER PRAXIS EINES GUTACHTERS

WARUM LÖSEN SICH BUCHRÜCKEN BEIM TRANSPORT? Der Versand technischer Tabellenbücher gestaltete sich buchstäblich zur Odyssee, zu einer »langen Irrfahrt«. Trotz sorgfältiger Verpackung bei der Buchbinderei kamen manche Bücher beim Kunden mit abgelösten Buchrücken an, andere Bücher aus demselben Verpackungskarton hingegen waren offensichtlich in Ordnung. Der Vertrieb an die Endverbraucher gestaltete sich zur weiteren Odyssee, da Bücher, die vor dem Versand an die Endkunden in Ordnung waren, plötzlich einen – zumindest teilweise – abgelösten Buchrücken aufwiesen. Dieser Umstand ist umso ärgerlicher, da es sich bei dem Buch um ein Nachschlagewerk handelt, welches beim Endkunden mechanisch stark belastet wird.

Dr. Colin Sailer Der Autor ist von der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Bogen- und Rollendruckmaschinen, Offset- und Tiefdruckverfahren. Er zeichnet für eine Vielzahl von Bewertungen und Expertisen verantwortlich. WWW.PRINT-UND-MASCHINENBAU.DE

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a der Schaden bereits im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich lag, wurde unser Sachverständiger mit der Ursachenfindung beauftragt. Diese war umso schwieriger, da man qualitativ gute Exemplare von geschädigten Exemplaren hinsichtlich ihrer Zerstörungsquelle zuordnen musste. Nur dadurch ist es möglich, den zusammenhängenden Schadensmechanismus eindeutig zu finden.

In der Buchbinderei Versuche an fertigen Büchern zeigten keinerlei Anzeichen von mangelhafter Klebebindung im Bereich des Buchrückens. Dabei wurden direkt aus der Produktionslinie nach Fertigstellung der Bücher an fünf verschiedenen Tagen einhundert Exemplare nach dem Zufallsprinzip entnommen, um mit diesen statische Belastungstests am Buchrücken durchzuführen. Auch die detaillierte Begut-

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achtung der Buchbindereimaschinen, wie Fadenheftmaschine für die Buchrücken und Klebebinderanlage lieferten keine brauchbaren Anhaltspunkte für Sachmängel, welche auf die mögliche fehlerhafte Buchrückenbindungen zurückzuführen wären.

Statische Belastungstests Die aus der Produktion entnommenen einhundert Bücher wurden speziellen mechanischen Belastungstests im Bereich des Buchrückens unterzogen. Dabei wurden mit Hilfe von Prüfmaschinen Zug-, Schub- und Torsionsbelastungstests durchgeführt. Die gemessenen mechanischen Belastungswerte bis zum Bruch bzw. Versagen des Buchrückens wurden sorgfältig dokumentiert und mit den Werten von entsprechenden Rückstellmustern vergleichbar hergestellter Bücher verglichen. Es zeigten sich keinerlei gravierende Unterschiede in den Messwerten der statischen Festigkeit des Buchrückens.

Mikroskopische Untersuchungen Da ganz offensichtlich die Buckrücken immer erst nach einem Transport teilweise zerstört waren, niemals jedoch nach der Buchbindung selbst, hat unser Sachverständiger im Labor den fadengehefteten und gebundenen Rücken mit Hilfe des Mikroskops untersucht. Zunächst wurde der Buchumschlag sorgfältig vom Innenteil abgetrennt. Es zeigte sich jetzt, dass der fadengeheftete Buchblock nicht vollständig und durchgängig vom Kopf bis zum Fuß mit einer konstanten,

durchgängigen Klebstoffschicht versehen war. Die Schichtdicke des Klebstoffs variierte erheblich vom Kopf mit zu wenig Kleberauftrag, bis hin zum Fuß des Buchrückens mit hinreichend viel Kleberauftrag.

Die Auswertungen Anhand der mikroskopischen Untersuchungen der Ausprägung der Kleberschicht war schnell klar geworden, dass am Buchrückenkopf eine unzureichende Klebstoffmenge am Klebebinder aufgetragen wurde, die vorhandene Klebstoffmenge am Buchrückenfuß jedoch in Ordnung war. Anhand von Erfahrungswerten von intakten Klebebindungen und aufgrund von Vorgaben des Herstellers des Klebstoffes wurde die Schichtdicke des ausgehärteten Klebstoffs mit der vorgefundenen Schichtdicke verglichen. Bestätigt werden konnte hier eindeutig, dass vom Buchrückenkopf bis ungefähr zur Mitte hin viel zu wenig Klebstoff aufgetragen wurde. Bedingt dadurch war die dynamische Festigkeit des Buchrückens in diesem Bereich drastisch reduziert. Vergleiche mit Ergebnissen und Messwerten aus der Literatur bestätigten die mangelhafte dynamische Festigkeit im Bereich des Buchrückenkopfes bei dem dort vorhandenen zu geringen Klebstoffauftrags. Die statische Festigkeit war noch ausreichend vorhanden, was durch die durchgeführten statischen Belastungstests verifiziert werden konnte. 200 … 2013


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Buchrücken intakt (oben) und abgelöst (unten).

Kleberauftrag am Buckrückenkopf (oben) und am Buchrückenfuß (unten).

Fazit Erst beim Transport der Bücher wurde, bedingt durch die ständigen Rüttelbelastungen, die Klebung im Bereich des Buchrückenkopfes abgelöst. Statische Belastungstests im Labor waren hier nicht aussagekräftig genug. Es hat sich nachträglich noch gezeigt, dass beim Einlaufen der Buchblöcke in das Beschichtungsbecken der Kleberanlage kein gleichmäßiger Kontakt des Buchrückens mit den Klebstoffauftragswalzen gewährleistet war. Die Folge war, dass stellenweise die Beleimung am Rücken der Buchblöcke und das Hinterklebematerial (Gaze) nur schwach und partiell haftete. 1 200 … 2013

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WASMORGEN KOMMT

DRUCKEN IN NEUEN DIMENSIONEN TEXT . Michael Seidl FOTOS . ESA | P&P

Wenn Sie die nächsten Seiten aufmerksam lesen und nicht nur durchblättern, werden Sie sehen, dass viele unserer Gastkommentatoren zu dieser 200. Ausgabe von PRINT & PUBLISHING sich grundsätzlich positiv über die Zukunft von Print äußeren. Viele meinen jedoch, dass man sich mehr bemühen wird müssen, um weiter erfolgreich zu sein. Frische Ideen sind gefragt, weg von den eingefahrenen Modellen also.

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ugegeben, es ist nicht einfach, sich zu verändern und Gewohntes zu verlassen. Ist ja eigentlich auch bequemer, sich auf eingefahrenen Schienen zu bewegen. Wer so denkt, wird in der herausfordernden Druck- und Medienlandschaft nicht bestehen können. Es gibt schon einige Bereiche, die es wert sind, sich dafür zu interessieren. Zum einen ist das nach wie vor der Verpackungsdruck mit all seinen vielen Facetten und einer ungeheuren Anwendungsvielfalt. Doch Vorsicht: Sich Maschinen dafür anzuschaffen und zu glauben, dass es damit getan ist, ist ein Irrglaube. Der Verpackungsdruckmarkt hat seine eigenen Gesetze im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man an die Bereiche Lebensmittel oder Pharma denkt. Zudem hat dieser Markt auch extrem an-

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spruchsvolle und sensible Kunden, die man erst für sich und das neue Angebot gewinnen muss. Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein Thema mit Zukunft. »Eine Innovationswelle, die wegen der anstehenden Probleme rund um Ökonomie und Ökologie heiß herbeigesehnt wird, sollte auf ressourceneffizienten und klimaverträglichen Produkten und Diensten basieren«, meinen etwa die meisten Experten in Thinktanks wie der KonradAdenauer-Stiftung (KAS). Sei es bei neuen Werkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, bei energiesparenden Verfahren, erneuerbaren Energien oder Elektroautos, die mit Strom aus Erneuerbarem betrieben werden. Green-Business- und Low-Carbon-Investitionen sind bei diesen Zukunftsvisionen keine

Zukunft pur: die ESA plant den Bau von Mondhabitats mit Einsatz von 3-D Druck.

Nische mehr, sondern »der größte Wachstumsmarkt der Weltwirtschaft«, so das KAS . Das eröffnet in diese Richtung forschenden Unternehmen in Österreich noch positive Wachstumsaussichten. So macht es Sinn, sich als produzierendes Unternehmen wie das einer Druckerei im grünen Bereich zu engagieren. Viele Behörden oder Markenartikler verlangen den Nachweis einer nachhaltigen Herstellung ihrer Produkte. Der Druck ist ein Teil der gesamten Wertschöpfungskette und wird von immer mehr nachhaltig agierender Unternehmen genauer unter die Lupe genommen. Das industrielle Drucken gehört auf jeden Fall zu den angesagten Wachstumsmotoren der Druckindustrie. Es klingt zwar sehr speziell, ist es aber nicht mehr. Firmen wie Durst setzen seit geraumer Zeit auf dieses Wachstumspotenzial in Form von Fliesenund Keramikdruck, das Bedrucken von Glas bzw. forschen in Leoben nach neuen Anwendungen für den Digitaldruck. Was immer mehr an Wahrnehmung zunimmt, ist der 3D-Druck, dem Analysten eine große Zukunft vorrausagen. Denn 3D-Drucker haben 200 … 2013


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200. JUBILÄUM Beispiel eines Druckproduktes aus einem Objet Drucker.

das Potenzial, Produktionsprozesse neu zu gestalten. Spezialteile können so relativ einfach erneuert werden. 3D-Printing steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch die Technologie könnte viele Branchen auf den Kopf stellen. Dass Drucker Gegenstände ausspucken können, ist so neu nicht. Bereits in den 1980er-Jahren gab es erste Versuche von Auto- und Flugzeugherstellern, passgenaue Bauteile herzustellen. Nun gehen auch immer mehr Designer und Architekten zum 3DDruck über, wenn sie fertige Entwürfe plastisch vor sich haben wollen. Doch dass Konsumenten per Mausklick zu Hause ein neues Abflussrohr für das Waschbecken oder bunte Bauklötze für die Kinder drucken, war bisher kaum denkbar. Dafür kosteten die Maschinen zu viel. Das war bei den ersten PCs auch so: sehr groß, sehr teuer und vergleichsweise leistungsschwach. Und heute? 3D-Printing trägt den Keim in sich, vieles zu revolutionieren. Schicht für Schicht, genauso wies sie das Druckprodukt herstellen. Selbst mit Körperzellen wird inzwischen drucktechnisch experimentiert. Natur200 … 2013

wissenschaftler arbeiten daran, menschliche Zellen in 3D-Druckern zusammenzusetzen. Biologen ist es vor kurzem gelungen, Adern und funktionierendes Herzgewebe zu drucken. »Irgendwann könnte die Produktion kompletter Organe möglich sein«, schrieb kürzlich »Der Spiegel«.

Mondbasis aus dem 3D-Drucker Passend zum 3D-Drucktrend passt ein Projekt der europäischen Weltraumbehörde ESA (www.esa.int) gemeinsam mit Industriepartnern und den Architekten Foster + Partners (www.fosterandpartners.com). Es wird dabei die Möglichkeit untersucht eine Mondbasis mittels 3D-Druck zu bauen. Das Konsortium zielt insbesondere darauf ab, dazu mit robotischen Druckern Mond-Regolith - lockeres Oberflächengestein - als Baumaterial zu verwenden. Denn das hat den Vorteil, dass es vor Ort praktisch frei verfügbar ist und nicht erst teuer von der Erde herangeschafft werden müsste. »Terrestrische 3D-Druck-Technologie hat ganze Strukturen geschaffen«, so ESAProjektleiter Laurent Pambaguian. Daher lag es nahe zu untersuchen, ob der Ansatz auch

zum Aufbau eines Mond-Habitats geeignet ist. Foster + Partners hat dazu mit Partnern ein Design für ein Vier-Personen-Haus entwickelt, bei dem nur ein röhrenförmiges Grundmodul per Rakete zum Mond befördert werden muss. Aus einem Ende kommt dann eine aufblasbare Kuppel, die den weiteren Aufbau stützt. Der Plan ist, mit robotischen 3D-Druckern schichtweise Regolith über die aufblasbare Kuppel anzulagern und so eine wirklich stabile, schützende Struktur zu erhalten. Das Design ist Foster + Partners zufolge geeignet, Schutz vor Meteoriten, Gammastrahlung und starken Temperaturschwankungen, wie sie auf weiten Teilen der Mondoberfläche üblich sind, zu bieten. Die Struktur setzt dabei auf einen hohlen zellularen Aufbau ähnlich Schaumstoff. Das soll strukturelle Stärke sicherstellen, ohne viel Bindemittel zu erfordern. Der Bau soll nahe dem Mond-Südpol erfolgen, da hier praktisch ständig Licht ist und sich Temperaturschwankungen in Grenzen halten. Die Druck-Zukunft ist da … 1

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HELMUT A. GANSTERER

PHARAO PRINT

WAS ES BRAUCHT, IHN ALS HERRSCHER ZU BEWAHREN

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as Fachmagazin »Print & Publishing« feiert seine 200. Ausgabe. Eine wunderbare Nachricht. Erstens, weil man Durchhaltevermögen in einer Zeit schätzt, die flüchtig wirkt. Zweitens, weil das jubilierende Magazin sehr gut gemacht ist: »Mittelmäßiges gibt der Welt Bestand«, sagte Spinoza, »und Hervorragendes gibt ihr Wert«. Drittens gefällt mir einfach, dass dieses Produkt auf Papier gedruckt ist. Ich glaube ans Überleben der Printmedien. Wie übrigens ausnahmslos jeder in meinem Freundeskreis. Print wird zunächst Marktanteile verlieren, so wie einst die Malerei im Kampf gegen die Fotografie. Aber später, so wie diese, umso stärker wieder auftreten. Vorausgesetzt, man gibt sich Mühe, setzt auf höchste Qualität und erfindet sich immer wieder neu – wie die Malerei. ƒ Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) produzierte jüngst eine Broschüre, »um den demokratiepolitischen Mehrwert der heimischen Printmedien transparent und umfassend darzustellen.« Ich schlug gleich einmal vor, übermütige Formulierungen wie diese zu lassen. Sie sind zu nahe an der Politikersprache. Und zu weit weg von der journalistischen Schreibsprache, die unsere Zeitungen und Magazine zu den wichtigsten Flugkörpern für Information und Geist machten.

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Es mag sinnvoll sein, bei der Sprache anzusetzen. Ihre Qualität entscheidet unser Schicksal. Sie ist der Punkt des Archimedes, um die Welt aus den Angeln zu heben. Die existenzielle Macht der Sprache begriff nicht erst Ludwig Wittgenstein. Er hat sie als Philosoph nur radikal vertieft. Im Prinzip begriffen sie schon die ersten Zeitungsverleger des 17. Jahrhunderts. Und vor ihnen jene, die Gutenbergs Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern für Flugblätter und Kleinserien-Bücher nützten. Bis heute macht die Sprachqualität die Druckmedien unverzichtbar – siehe späteres Kapitel dieses Essays. ƒ Seit den ersten Zeitungen ist der Geist der Zeit unverlierbar. Das gilt zwar auch für früheste Schriftwerke, die auf dem ewig haltbaren Trägermaterial Papier (und dessen Vorgängern wie Papyrus) überliefert sind, aber diese waren nur für Privilegierte gedacht. Die modernen Zeitungen schufen die Demokratie der Information. Nun aber fürchtet man eine dramatische Zäsur. Die Print-Medien könnten von körperlosen Medien wie Online und TV vernichtet werden. Ich glaube dies nicht. ƒ Das häufigste Argument, das für Print-Medien (auch Papier-Bücher) genannt wird, ist gewiss nicht das schlechteste: Haptik. Der 200 … 2013


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»ALLES FÜRCHTET SICH VOR DER ZEIT, ABER DIE ZEIT FÜRCHTET SICH VOR DEN PYRAMIDEN.«

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ÄGYPTISCHES SPRICHWORT taktile Reiz. Das Wohlgefühl, Papier in der Hand zu spüren. Und ohne Umstände zu be-greifen, wo der Anfang und das Ende ist. Das blitzschnelle Auffinden der ZeitungsRubriken Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Reise, Feuilleton, ohne wie in Videos vorspulen und zurückspulen zu müssen oder in unruhigen Online-Oberflächen den richtigen Klick zu finden. Die Qualität einer auf Papier gedruckten Story fährt im Wege der Osmose über die Haut direkt ins Herz und ins Hirn. Von Bildschirm-Storys hingegen bleibt eine Distanz, etwas kühles Fremdes. Das ist ein Argument jener, die heute 20 Jahre und älter sind und Papier-Medien lieben lernten. Es garantiert aber nicht, dass künftige Kinder, die vielleicht mehr Bildschirm als Papier sehen, dies weiterhin so empfinden. ƒ Zukunftssicherer scheinen mir drei Vorzüge der Papier-Medien, über die man bisher wenig oder nichts hörte. Erstens: »Wiederholbarkeit«.Falls du etwas nicht verstanden hast, kannst du auf Papier beliebig oft zurückblättern. Das gilt auch für Online-Texte, nicht aber für TV. Dafür müsstest du alles, was du im Fernsehen siehst, mit Videorecorder aufzeichnen. Das tut sich nicht einmal ein Rentner an. Zweitens »Archivierbarkeit«. PapierMedien sind kompakt. Magazine sowieso, aber auch Zeitungsseiten, die man in Ord-

nern ablegt und aufgrund ihres Designs schnell wiederfindet, ohne komplizierten Index. Online-Storys sträuben sich. Sie brauchen zu viele Stichworte. Und wer sie ausdruckt, um sie zu archivieren, verdient Mitleid. Viel Papier und oft wenig Substanz zwischen den Kleinanzeigen von tschechischen Masseusen. Drittens »Flüchtigkeit«. Print-Storys sind Atolle im aufgewühlten News-Ozean von Online und TV. Deren 24-Stunden-Hektik führt in Abstumpfung und Beliebigkeit. Und führte zum Slogan: »Wir sind over-newsed und under-informed«. Viertens: »Knappheit«. Papier-Medien kennen eine noble Hürde. Sie haben nur begrenzten Platz. Jede Seite ist teuer. Online hingegen ist offen und billig. Hier schließt sich der Kreis zur anfangs genannten SprachLiebe. Die wertvollen Print-Seiten verlangen Extra-Qualität. Wo in Online und TV auch schlichte, schnelle Info akzeptiert wird, muss in der gedruckten Zeitung zusätzlicher Geist geboten werden. Im Wesentlichen eine Interpretation des Stattfindenden, begleitet von Kolumnisten, die notfalls gegen den Mainstream der Redaktion schreiben, und attraktiv verpackt von Meisterwerken ihrer Grafiker, LayoutDesigner und Fotografen, die endlich an Gewicht gewinnen, nachdem sie lange Zeit im Schatten selbst der schlechtesten Schreiber froren.

Fazit: Print-Medien, die nur gedruckte Versionen von Online und TV-News sind, werden zu Grunde gehen. Jene, die ihre zahlreichen Vorzüge nützen, werden bald besser dastehen als je zuvor. Ich schreibe dieses Bekenntnis zu Print zunächst aus befangener Affenliebe zu Magazinen wie trend, profil, autorevue und schau, und herzlicher Verbundenheit mit Tageszeitungen wie Kurier, NÖN, OÖN, VN, Kleine Zeitung, Standard und Presse, für die ich ab und zu da bin, wenn sie grad keinen Besseren finden. Tatsache ist aber, dass ich auch alle ergänzenden Medien klasse finde, als Mitspieler von Radio und TV. Die Onlineorientierte Axel-Springer-Akademie in Berlin schenkte mir sogar eine Auszeichnung. Ich habe sie eitel genossen und überall herumerzählt, werde aber trotzdem nichts schreiben, das nicht auch gedruckt wird. Die VÖZ-Initiative zur Print-Aufwertung habe ich spontan begrüßt. Endlich, so dachte ich, meldet sich die Print-Zunft selbstbewusst zurück. Ich suchte einen Satz, um dies zu würdigen und fand diesen: »Print ist nicht alles, aber ohne Print ist alles nichts.« In diesem Sinne gratuliere ich »Print & Publishing« zum frohen Jubiläum, als Symbol für Qualitäts-Print-Produkte und Fahnenträger einer besonders intelligenten, schnell fortschreitenden Industrie. 1

»PRINT IST NICHT ALLES, ABER OHNE PRINT IST ALLES NICHTS.« 200 … 2013

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BERND ZIPPER CEO VON ZIPCON CONSULTING UND E-BUSINESS PRINT EXPERTE Wussten Sie das? Die Druckindustrie hat im Jahr 2011 weltweit mehr als 640 Milliarden US-Dollar Umsatz (Automobilindustrie, weltweit – 432 Milliarden) gemacht. Die Online-Printer in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im Jahr 2012 – nach Erhebungen von zipcon consulting – mehr als 1,7 Milliarden Euro Umsatz generiert, und dabei wurden weltweit mehr Druckaufträge umgesetzt, als in irgendeinem Jahr zuvor. Und was macht die Druckindustrie? Sie jammert und kränkelt. Sorry, aber ich kann es nicht mehr hören. Warum, fragen Sie? Weil es noch nie so viele Chancen für ein Print-Media-Unternehmen gab Produkte zu vertreiben und neue Märkte zu öffnen – aber leider mangelt es vielen »Unternehmern« an Fantasie und Kreativität, oder schlicht dem Mut neue Wege zu beschreiten.

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icher. Die goldenen Zeiten eines einfach zu lebenden Geschäftsmodells sind vorbei. Und auch die Wertschöpfung und die Margen haben sich massiv für alle Branchenteilnehmer – ob nun Drucker, Maschinenhersteller oder Zulieferer – reduziert, aber was bleibt? Kopf in den Sand und warten bis »das mit dem Internet« vorbei ist? Eine neue Maschine kaufen um »mitzuhalten«? Oder schlicht aufgeben und dem Wettbewerber das Feld überlassen? Wohl kaum. Aber haben Sie schon mal drüber nachgedacht, was gerade mit unserer Gesellschaft passiert? Klar, jetzt kommen sofort Ihre Überlegungen bezüglich »alle wollen, dass wir umsonst drucken«, »Druck ist nichts mehr wert« oder auch »… die Bösen Internetdrucker machen alle Preise kaputt« usw. – aber wenn wir uns darauf einigen, dass Sie mal für fünf Minuten das Klagen und Schimpfen einstellen, dann lohnt es sich die nachfolgenden Zeilen zu lesen …

Neue Regeln – neues Business Ursache für die Veränderung unserer Gesellschaft ist das Internet, als populäre und relativ einfach zugängliche Kommunikationsplattform, und die fortscheitende Digitalisie-

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rung unserer Kommunikation – etwa E-Mail, Chat, einfache Individualisierung und breiter Zugang zu bisher elitärem Wissen. Internet und Digitalisierung setzen neue Regeln und Werte – nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Amazon, Zalando und Co. sorgen mit ihrem umfangreichen Serviceangebot dafür, dass sich auch für angrenzende Branchen die Regeln ändern. 24-Stunden-Service, weitgehende Umtauschund Wandlungsregeln, einfache Bezahlverfahren, schnelle Bestellung, Stand-by-Hotline mit E-Mail und Chat, umfangreiche Services (in Bezug auf Print zum Beispiel Web-to-Print, Print-Onlineshop etc.), einfach zugängliches Expertenwissen und vor allem Transparenz der Prozesse – all das sind die »neuen Werte« des Internets. Hinzu kommt aber noch ein anderer »Wert«: Das Produkt fängt schon beim Shop an. Schrecklicher Satz, oder? Kurz erklärt: Mangels »persönlicher Erfahrung« nehmen Internet-Anwender einen Onlineshop erst dann richtig ernst, wenn er »komplett« ist. D.h. den Regeln des Internets in Gänze entspricht. Schlechtes Design, unvollständige Warenangebote, miese Preise oder gar ein Mangel an Kontaktaufnahmemöglichkeiten via Chat oder Hot-

line sind ein »No go«. Auch wenn das Unternehmen sonst nicht im Internet aktiv ist (Stichwort: Xing, Facebook und Co.), oder mit einem – für Experten ansehnlichen – Maschinenpark prahlt, führt dies eher zur Ablehnung eines Onlineangebotes. Wie im echten Leben sind die ersten zwei Sekunden entscheidend für Sympathie oder Antipathie.

»Billigheimer« Internet? Ebenso, wie im echten Leben, ist natürlich auch der Preis ein entscheidender Faktor für die Kaufentscheidung des Shopbesuchers (Stopp, lieber Leser: Weiterlesen, wir hatten uns auf fünf Minuten »nicht klagen« geeinigt). Hier haben sich erstaunliche Mechanismen durchgesetzt. So werden »politische Produkte« – sprich Produkte, die auch bei einem Onlinewettbewerber zu finden sind – oft zum Kampfpreis angeboten. Notfalls werden diese Produkte sogar subventioniert, da erfahrene Onlineanbieter wissen: Es bleibt meist nie bei diesem einen Produkt im Warenkorb. »Upselling« ist hier das Stichwort. Hat der Anwender einmal sein Wunschprodukt erwählt, die Daten hochgeladen und ist sich gewiss, dass alles in seinem Sinne funktioniert, ist er offen für weiterführende Angebote oder gar Veredelungsvarianten seines 200 … 2013


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»SCHLUSS MIT DEM JAMMERN – HER MIT DEM NEUEN SELBSTBEWUSSTSEIN DER PRINT-MEDIA-INDUSTRIE!«

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Produktes. Mehr noch, der Kunde wird, wenn er mit der Gesamthandhabung (kurz: Usability) zufrieden ist, zu einem loyalen Kunden. Sicherlich gibt es auch, sogenannte »PreisHopper« – also Anwender, die nur Schnäppchen jagen – aber ist ein Kunde mit einer Online-Dienstleistung zufrieden, kommt er wieder. Dieses System haben auch die erfolgreichen Print-Onlineshops schon lange für sich entdeckt und verdienen damit bare Münze.

Viele nicht erfolgreiche Shops, bzw. deren Betreiber, träumen noch weiter davon, dass sie alles richtig gemacht haben und nur die bösen Kunden schuld sind. Ok, dies als kleiner Exkurs in das Thema »Online verkaufen«. Deutlich kann man an dem zuvor geschilderten Kaufverhalten und den »neuen« Regeln verstehen, worum es geht: Ab mit alten Zöpfen – her mit neuen Wegen für den Vertrieb von Print, her mit neuen Produkten. Und hier kommen wir

direkt zum nächsten Spannungsfeld. Anders als ein Kaufmann, der sich überlegt, welches Produkt attraktiv genug für seinen Absatzmarkt ist, überlegt ein Drucker zunächst, welche Produkte er mit seinem Maschinenpark produzieren könnte. Na? Kommt Ihnen das bekannt vor? Glauben Sie mir, dem Internetkunden – egal, ob End- oder Businesskunde – ist es echt egal was für tolle Maschinen Sie haben. Der Internetkunde kennt nur eines: »Her mit meinem Produkt.« Moderne

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ƒ 200 Internetshops á la Zalando verführen hier gerne mit Lifestyle-Produkten oder besonders schön gestalteten Artikeln. Design zählt eben.

Her mit dem neuen Selbstverständnis! So. Die fünf Minuten sind rum! Jetzt dürfen Sie sich fragen: Was hat das um Gottes Willen mit einem »neuen Selbstbewußtsein« der Print-Media-Industrie zu tun? Die Antwort liegt auf der Hand. Lernen Sie die neuen Spielregeln des Marktes und wenden Sie diese Regeln an. Und damit es einfacher von der Hand geht – hier ein paar Beispiele: Fördern Sie! Oft sind Ihre Mitarbeiter schon längst online unterwegs und haben Erfahrungen, die Sie nutzen könnten. Fördern Sie insbesondere Ihre Auszubildenden – Sie werden sehen, da kommen oft gute Ideen in Sachen Internet. Kommunizieren Sie! Klar via Facebook verkaufen Sie keine Visitenkarte mehr – aber Facebook und Co. sind der Marktplatz der Informationen. Wer dort nicht präsent ist, findet »digital nicht statt«. Wäre doch schade, wenn nur über Ihre Wettbewerber gesprochen werden würde, oder? Schaffen Sie Transparenz! Beschweren Sie sich nicht darüber dass über Ihr Unternehmen schlecht auf Facebook oder in anderen Blogs diskutiert wird – machen Sie das Beste draus und kommunizieren Sie mit. Nur wenn Sie Kritik annehmen, Prozesse transparent machen, den Kunden in die Produktion mit einbeziehen und offen informieren, werden Sie Teil der Online-Community. Alles andere ist »old fashion« und landet irgendwann auf dem Trödel. Automatisieren Sie! Wenn Sie irgendwann mal online gehen möchten, müssen Sie oft erst mal Hausaufgaben erledigen. Also raus mit dem Turnschuhnetzwerk und her mit MIS und Produktionsautomatisierung wie Workflows und automatisches Ausschießen. Lassen Sie sich beraten! Klar, Berater sind teuer (und glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede) – aber meistens bringen Berater einen wichtigen Blick »von außen« mit. Scheuklappen und Betriebsblindheit sind die größten Innovationshemmer. Sorgen Sie dafür, dass Sie einen neutralen Berater an Ihrer Seite haben – dann können Sie Ihre Ideen mit einem externen Sparringspartner kontrovers diskutieren. Sicherlich geht das auch mit Mitarbeitern –

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aber denken Sie immer dran… würden Sie Ihren Chef kritisieren, wenn´s letztlich um Ihren Job geht? Kooperieren Sie! Schließen Sie sich mit anderen – ergänzenden – Druckdienstleistern zusammen und setzen Sie gemeinsam einen Onlineshop auf. Kooperationen helfen in puncto Kosten und können Produktionslücken prima schließen. Erfinden Sie! Kaum eine Branche kann so viele unterschiedliche Produkte herstellen, wie die Druckindustrie. Wir sind Weltmeister im Bereich Maschinen-Patente – aber neue Produkte? Fehlanzeige. Erfinden Sie den Kalender der »next Generation« oder intelligente Visitenkarten – der Markt wird es Ihnen danken. Schaffen Sie Nähe! Renovieren Sie Ihre Unternehmenswebsite und verstehen Sie Internet als Marketing und vor allem als Vertriebsplattform. Das heißt im Klartext: Informieren Sie schick designt und mit aktuellen News über Ihre Aktivitäten und Leistungen. Lernen Sie Design! Im Internet zählt, was Aufsehen erregt – machen Sie mit. Investieren Sie ein paar Euro in ein schickes Design und Ihr Kunde wird es Ihnen danken. Denken Sie Marketing! Mit dem Kundenblättchen im Jahr und der Flasche Wein ist es nicht mehr getan. Nutzen Sie Ihre Website, Facebook und Xing um Ihren Kunden stetig (!) Informationen über Sie und Ihr Unternehmen zu übermitteln. Diskutieren Sie mit Ihren Kunden, machen Sie Ihre Website zur Austauschplattform oder zum Einstiegsmedium für Ihre persönliche Crossmedia-Kamapagnen.

er moderne Wege zur Kommunikation sucht? Wenn Sie Ihrem Kunden stetig neue Produkte zeigen und neue Dienstleistungen oder gar Online-Services anbieten, steigt nicht nur die Kompetenzvermutung Ihres Kunden Ihnen gegenüber, sondern auch die Loyalität. Fazit: Es liegt wieder mal nur an Ihnen! Na ja – und diese Liste könnte noch munter weitergehen. Es gibt hunderte von Ansatzpunkten, wie Sie zu einem neuen Selbstbewusstsein kommen können, wenn Sie wollen. Wichtig ist, dass bei all diesen »tollen, neuen Möglichkeiten« Sie nie vergessen, wo Sie herkommen. Die Fähigkeiten eines »Jüngers der schwarzen Kunst«, die Umgangsweise mit Papier, Typo und den Werten der Druckindustrie sollte uns stets in Erinnerung sein, damit wir dieses Wissen weitergeben können. Aber wenn dieses Wissen nicht aktualisiert wird, wenn wir unsere Branche nicht attraktiv gestalten , dann werden kommende Generationen über das Thema »Drucken« nur noch lesen können. Im Internet.

Über den Autor Bernd Zipper ist CEO der zipcon consulting, Partner der inpetto:zipcon Wien und Lehrbeauftragter der Bergischen Universität Wuppertal für den Bereich E-Business Print. Der anerkannte Experte liebt es zu fokussieren, zu provozieren und sich Feinde zu machen. Er liebt Druck wie Internet und sieht seine Mission darin beide Welten zusammen zu führen. Bernd Zipper freut sich über Kritik und Feedback zu seinen Artikeln. Nutzen Sie die Gelegenheit ihm zu antworten. Die ersten 10 Einsendungen an bernd.zipper@ zipcon.de erhalten von zipcon consulting das Infografik-Poster »Print lebt!« kostenfrei zugesendet. 1

Öffnen Sie sich! Auch wenn präpotente Berater aus Deutschland vielleicht nicht diejenigen sind, denen Sie nicht zutrauen Ihre Zukunft zu gestalten: Manchmal haben die Damen und Herren Berater doch Recht (sonst) wären die längst weg vom Fenster). Lernen Sie neue Ideen anzunehmen und ernsthaft »durchzuspielen«. Ad acta legen können Sie verworfene Ideen immer noch. Vergessen Sie … … den Spruch: »Mein Kunde braucht das nicht.« Dieser Satz aus den 80er Jahren hat seine Gültigkeit verloren. Glauben Sie immer noch, dass Ihr Kunde zu Ihnen kommt, wenn 200 … 2013


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THOMAS KRALINGER, PRÄSIDENT DES VERBANDES ÖSTERREICHISCHER ZEITUNGEN

PARTNERSCHAFT VON ZEITUNGEN UND PAPIER IST NACH WIE VOR ERFOLGREICH

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m Jahr 2026 erscheint laut Newspaper Extinction Timeline, die im Internet kursiert, die letzte Zeitung in Österreich. Derzeit überschlagen sich die Weltuntergangsprognostiker mit Hiobsbotschaften, die das nahende Ende der Zeitungen und Magazine scheinbar kaum erwarten können. Doch die Faktenlage spricht eine andere Sprache: Tageszeitungen erreichen konstant 72 Prozent der Bevölkerung, gemeinsam mit den Magazinen und Wochenzeitungen sogar acht von zehn Österreichern, damit ist unser Land in der Riege der Top-5-Zeitungsnationen Europas. Das Interesse der Leser an unseren Inhalten ist ungebrochen, und diese erreichen wir noch immer zum überwiegenden Teil über das Trägermedium Papier. Die Partnerschaft zwischen Papier und Medienhäusern ist also allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor erfolgreich. Zeitungen und Magazine befinden sich in Österreich, wie also die nackten Zahlen belegen, keinesfalls in einer Leserkrise, jedoch in einem ökonomischen Dilemma. Mehr als jeder vierte Werbeeuro wird hierzulande derzeit in Werbung in Tageszeitungen investiert, ein im internationalen Vergleich beachtlicher Wert. In Deutschland ist der Anteil der Zeitungen mit knapp 18 Prozent am Gesamtwerbekuchen deutlich niedriger. In den USA nahm der Suchmaschinengigant 200 … 2013

Google 2012 erstmals mehr Werbeerlöse ein als alle Printmedien zusammen. US-amerikanische Zeitungen und Magazine haben in den vergangenen vier Jahren 41 Prozent ihrer Werbeeinnahmen verloren. Österreichs Werbemarkt ist zwar noch mehr oder weniger eine Insel der Seligen, wird aber nicht auf Ewig dieser globalen Entwicklung Einhalt gebieten können. Europaweit einzigartig ist in Österreich die Ungleichbehandlung von Printund Online-Werbung. Printmedien müssen eine Werbeabgabe von fünf Prozent entrichten, allein die Tageszeitungen führen deshalb jährlich zirca 50 Millionen Euro an den Fiskus ab. Online-Werbung ist von dieser Abgabe ausgenommen. Die größten Nutznießer dieses Anachronismus sind US-amerikanische Konzerne wie Google und Facebook, die gewichtige Teile des heimischen Online-Werbemarktes quasi steuerfrei abschöpfen. Dieser Ungerechtigkeit wäre durch die komplette Abschaffung der Werbeabgabe Einhalt geboten, ist jedoch realpolitisch schwer umsetzbar. Daher fordert der Verband Österreichischer Zeitungen eine Ausweitung der Werbeabgabe auf Online.

Die dadurch erzielten Einnahmen sind kein zusätzliches Körberlgeld für die Finanzministerin, sondern für die Förderung des Qualitätsjournalismus zweck zu widmen. Und auch bei der Presseförderung gibt es dringenden Handlungsbedarf. Sie wurde in den vergangenen Jahren sukzessive gekürzt und betrug 2012 weniger als 11 Millionen Euro, mit denen 14 Tageszeitungen, 36 Wochenzeitungen, 2 Magazine sowie Ausund Fortbildungsmaßnahmen gefördert wurden. Auch 2013 wird das Fördervolumen wieder sinken, wenn die Regierung nicht gegensteuert. Vor zwanzig Jahren waren die Probleme der Branche ungleich kleiner, das Fördervolumen der Presseförderung jedoch doppelt so groß. Daher fordern wir eine deutliche Anhebung der Presseförderung. Wenn wir die ökonomischen Rahmenbedingungen für Zeitungen und Magazine in diesem Land verbessern können, bin ich überzeugt, dass gedruckte Zeitungen weiterhin eine starke Stellung am heimischen Medienmarkt haben werden. Printprodukte haben aus zahlreichen Gründen eine vielversprechende Zukunft, diese Zukunft wollen wir aktiv gestalten. 1

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BENNY LANDA, CEO LANDALABS

BREATHE NEW LIFE INTO THE INDUSTRY A

lot has happened in the printing industry in the past 35 years. In 1977, I founded Indigo and then in 1993 we shook the industry to its foundation because no commercial printer had ever seen digital printing and its innovative capabilities. But digital printing has only managed to nibble at 2 percent of the entire potential of print. The other 98 percent presents a huge untapped opportunity. That is where Nanography comes in. When we unveiled our Nanographic Printing presses at drupa 2012, the industry was excited. It was the first time that a digital technology had the format, the speed and economics to profitably print the short- to medium-size run lengths that are most in demand. Nanography has also created great expectations. So during the past months we have devoted ourselves to continuing product development, improving print quality and system reliability as well as building our manufacturing infrastructure. We want to make sure we deliver presses that best meet the needs of our customers. Our efforts are paying off – we are making good progress and expect to deliver our first B1 format beta units as promised, at the end of 2013. Why has Nanography excited the market so much? Let’s look back at the industry on the eve of drupa 2012. Gone were the days when the printing industry was booming, equipment sales were dynamic and competition was healthy. The past ten years, especially the

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past five, have seen a steep decline. Demand for printing has not declined precipitously, but customers have stopped buying offset presses for a number of reasons:

1. 2. 3. 4. 5.

Fear that digital media will replace printed media Inability to secure financing Pricing pressures from web-to-print players Decline in run-length and inability to be profitable for shorter runs Fear that someone like us is going to come along with a digital press and make any purchase of an offset press obsolete.

These factors have caused numerous closures and consolidations in the market. For many of the survivors, revenue is half of what it was five years ago and there is little or no profit margin to be made – forcing print vendors to reduce their capital expenditure. Their dramatically reduced market value created an air of pessimism with respect to the future of the industry. In this morose environment, we launched Nanography. So what does the future hold? Will Nanography be the ultimate printing technology? No it won’t. But that doesn’t mean that it won’t be the best technology for

the jobs that are most frequently requested by customers – the short-to-medium run lengths. Nanography will enable print service providers to produce short to medium run lengths of up to 10,000 pages – at offset speeds. That’s what we mean when we say that Landa Nanographic Printing brings digital to the mainstream. Will Nanography replace offset? No. For the foreseeable future, offset printing will continue to be the preferred method for producing run lengths of tens of thousands or hundreds of thousands. As for the future of our industry, I believe that although publishing will be overshadowed by digital media, and despite the slow decline in the west, still the size of the market there is huge. Also, in the developing urbanizing countries, commercial printing and packaging are growing fast. So I believe this industry will see many decades of prosperity before we see its demise. After all, man has been communicating with paper for over 5,000 years – and with printed paper for almost 600 years. It will take many decades for print to be eclipsed by digital media – during which time the commercial opportunities for print and for presses that help print profitably will be staggering. All it takes is the vision and courage to go after them. I believe that Nanography will breathe new life into the industry. And I, for one, am happy to be back, doing what I most love in an industry that is my work, my hobby and my active retirement for many years to come.1 200 … 2013


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GUY GECHT, CEO EFI

CONTINUOUS TRANSITION TO DIGITAL TECHNOLOGY

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cross the printing industry we are seeing the continuous transition to digital technology which we predicted more than decade ago. This is great news for EFI as it brings our products into a very clear focus for existing and new customers, from our industry leading Fiery digital frontends (DFE) through to our business automation and workflow software. The move from analogue production is also reflected in the sales growth for EFI’s wide-format and superwide-format production printer families and Jetrion label systems. We also expect to see our move into industrial inkjet expand with EFI’s Cretaprint solution for ceramics printing. Automation continues to grow in importance across all print sectors, along with the desire for companies worldwide to become more environmentally aware and grow into greener working practices, technologies and materials. But people need the right levels of productivity to be ready for the future, and this is reflected in their demand for tighter integration throughout all processes, making businesses more efficient and resulting in greater profitability. From EFI’s perspective, we continue to be ahead when we respond to changing markets and customer expectations and it’s no 200 … 2013

surprise to us that this year’s EFI Connect has been the best attended ever. The drivers behind this successful event include the growing wish for our user base to learn more about the ability to automate processes they work with, and to be able to network with other businesses. But delegates also benefit from industry leader keynote sessions, educational break-outs and user group meetings which all combine with bringing the industry the latest technologies and the right tools to drive them forward. Ease of communication continues to dominate the printing industry, from the use of social media through to using the latest web-to-print solutions. We live in a fastmoving world, which increasingly is cloud based. Our innovative EFI PrintMe Mobile is a great example of our approach to modern-day technologies and the need to network to output devices anywhere, any time. In the same way, we expect to see continued upsurge in use of our Digital StoreFront as growing numbers of applications are generated across the Internet, freeing up the constraints of data handling. At EFI, we have always used the premise of staying one step ahead of new developments and this is reflected in the way our customers benefit seamlessly from our inno-

vation and growth philosophies. Among EFI’s successes in 2012 were significant milestones such as the fact that we shipped more than one million litres of UV-curable ink in just eleven months, and that our award-winning products continue to receive global acclaim across all sectors of the graphic arts and industrial printing. We realise that we need to continue to work hard and innovate for our customers to keep our business growing. Using EFI’s experiences and growth patterns during the past few years, it is the power of digital technology which will bring the greatest value to print companies in 2013, helping them to become more proactive and generate greater levels of business. Key to this is our innovative approach and our use of new technology so that it caters for greater flexibility and versatility, shorter lead-times, the growth in on-demand and customised print expectations which dominate today. Behind these innovations is our understanding that in any worldwide economy, good or weak – we need to continue to stay focused on being able to help our customers become more efficient and reap greater profits from their businesses by using the cost-effective, high quality solutions. 1

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MARCEL KIESSLING, VORSTAND VERTRIEB & SERVICES HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN AG

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BEREIT SEIN FÜR VERÄNDERUNGEN

iele sogenannte Experten haben die Printmedien-Industrie bereits abgeschrieben. Zu Recht? Fakt ist: Das Image der Branche ist schlechter als ihre tatsächliche Verfassung. Selbst auf der Höhe der Krise im Jahr 2009 ist das weltweite Druckvolumen nicht gesunken. Mittlerweile steigt es sogar wieder leicht und wird im Jahr 2015 bei rund 430 Milliarden Euro erwartet. Treiber dieses Wachstums sind weltweit der Verpackungsdruck und in den Schwellenländern auch der Werbedruck. Dagegen stagniert in Industrienationen der Werbedruck. In manchen Märkten schrumpft er sogar. Fakt ist damit auch: Die Branche befindet sich im strukturellen Wandel. Die Zuwachsraten sind bestenfalls moderat. Ihre wichtigste Aufgabe ist es daher, sich im digitalen Zeitalter richtig zu positionieren und die Weichen für eine profitable Zukunft entsprechend zu stellen. Für Druckdienstleister bedeutet dies, dass sie sich eindeutig positionieren und gegebenenfalls bereit für Veränderungen sein müssen: Prinzipiell sehe ich drei Möglichkeiten, wie sich Druckereien ausrichten können, um langfristig erfolgreich sein zu können:

1.

Als Kostenführer: Diese Unternehmen müssen größtes Augenmerk auf schlanke Prozesse und eine hohe Produktivität legen, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.

2.

Als Spezialanbieter: Hauptsache anders sein, um einen ganz bestimmten Zielmarkt oder eine ganz bestimmte Branche bedienen zu können.

3.

Als Differenzierer: Hier liegt der Fokus auf dem optimalen Angebot mit dem höchsten Kundennutzen. Das kann Dienstleistun-

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gen rund um den Druck einschließen. Diese übergeordneten Geschäftsmodelle lassen sich dann je nach Zielgruppe und Marktsegment, sei es Werbe- oder Verpackungsdruck, weiter verfeinern. Dabei ist es wichtig, aktuelle Trends und Wachstumsfelder unsere Branche zu erkennen und zu bedienen, sei es im Verpackungsdruck oder im Bereich Web-to-Print oder Onlineshops oder in Bezug auf Möglichkeiten einer ökologisch ausgerichteten Druckproduktion. Dabei gilt es, sowohl technologisch als auch in Bezug auf das im Unternehmen vorhandene Knowhow immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Zudem bieten kreative Dienstleistungskonzepte eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung. Sicherlich werden Druckunternehmen, deren Geschäftsmodell eher auf »Nische« oder »Full-Service« abzielt, einen umfangreicheren Dienstleistungsansatz haben, als wenn das Geschäftsmodell »Kostenführerschaft« lautet. Prinzipiell sind Dienstleistungen jedoch für Druckereien

eine gute Möglichkeit für zusätzliches Geschäftspotenzial. Ein Ansatzpunkt kann z.B. sein, komplette Lösungen für unterschiedliche Kommunikationskanäle anzubieten, d. h. den Seiteninhalt nicht nur über ein Druckprodukt, sondern eben auch über das Internet oder auf einem iPad anzubieten. Als »Herr der Inhalte« sind Druckunternehmen dazu grundsätzlich in der Lage. Aber auch die Hersteller in der Printmedien-Industrie müssen sich wandeln. Für uns als Heidelberg bedeutet dies beispielsweise: Wir müssen uns in allen Geschäftsbereichen so ausrichten, dass wir auch auf Basis des aktuellen Marktvolumens Geld verdienen können. Das ist nicht zuletzt auch im Interesse unserer Kunden. Konkret bedeutet dies, dass sich das Unternehmen künftig noch stärker auf die Wachstumsregionen und -segmente unserer Branche, also z. B. die Schwellenregionen sowie auf den Ausbau des Verpackungs- und Digitaldrucks und des Geschäfts mit Verbrauchsmaterialien, konzentrieren wird, jedoch ohne die Kunden in den industrialisierten Märkten zu vernachlässigen. Denn auch in Zukunft werden wir hier rund 60 Prozent unserer Umsätze tätigen. Ich fasse zusammen: Alle Rahmendaten unsere Branche weisen darauf hin, dass es für die richtig aufgestellten Unternehmen viele unterschiedliche Geschäftsmodelle gibt, mit denen sich auch in Zukunft mit Printerzeugnissen und den entsprechenden Produktionsmaschinen gut Geld verdienen lässt. Der Branche geht die Arbeit also nicht aus. Es geht darum, sich den Herausforderungen aktiv zu stellen und für Veränderungen, auch wenn sie schmerzhaft sind, bereit zu sein. Das gilt für Druckdienstleister wie für uns als Hersteller gleichermaßen. Beherzigen wir das, müssen wir uns um die Zukunft der Branche keine Sorgen machen.1 200 … 2013


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JÖRG SPREITZER, CEO JWT WIEN

DRUCK MUSS »SMART« WERDEN

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n der Druckbranche hat in den vergangenen Jahren ein unglaublicher Preiskampf gewütet. Die Druckvolumina gingen zurück, Druckereien unterboten sich gegenseitig massiv, Online-Druckereien, meist mit Produktionsstätten im Ausland, knabberten sich ihren Teil am Auftragsvolumen ab. Inhouse rüsteten sich die Druckereien technisch hoch, im Glauben, damit die Konkurrenz in Schach zu halten. Doch manche übernahmen sich bei den Investitionen. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Betriebe Federn lassen mussten und im schlimmsten Fall schließlich vom Markt verschwanden. Marktbereinigungen sind für die Betroffenen sehr schmerzhaft, umgekehrt aber, wie der Begriff schon sagt, auch reinigend. Aus unserer Sicht waren die Preise früher teilweise irreal und kaum nachvollziehbar. Die Beschleunigung der Branche und die höhere Transparenz durch stärkere Konkurrenz haben hier für Werbetreibende auch Gutes gebracht. Neuer »Druck« kommt vom technologischen Universalinstrument Smartphone. Mehr und mehr spielt sich das Leben virtuell und digital ab. In vielen Bereichen ersetzen Screens die gedruckte Alternativen. Das bestätigt auch unserer heuer bereits zum achten Mal durchgeführte Studie zu den »10 Top Trends« fürs kommende Jahr. Vier von zehn Trends fußen dabei auf neuen Möglichkeiten durch Smartphones. Zudem werden Gegenstände des Alltags, ob Laufschuhe, Brillen oder Uhren ebenfalls intelligent, was spannende und nützliche Interaktionen möglich macht. Damit auch die Druckbranche aus dieser Entwicklung Potenzial schlagen kann, wird auch Gedrucktes »smart« werden müssen. Einerseits durch die Verschmelzung von haptischer und virtueller Welt, was teilweise mit cross-medialen Kampagnen schon erreicht wird. Andererseits mit dem Aufdruck 200 … 2013

von IT, zum Brückenschlag zwischen den zwei Welten. Dabei hat meiner Meinung nach die Druckbranche ausreichend Innovationskraft, um sich hier auch in Zukunft seinen Stellenwert zu erkämpfen. So zeigen erste Betriebe bereits vor, wohin die Reise gehen könnte: Druck ist nicht mehr nur das Handwerk, Farbe aufs Papier zu bringen, sondern wird viel breiter, wie zum Bespiel einzelne Betriebe mit dem Aufdruck von RFID-Chips oder Solarzellen auf Papier gezeigt haben. Ein weiterer Trend in unserer Studie ist neben Digitalisierung auch die weitere Individualisierung. Noch nie standen uns so detaillierte Informationen über den Kunden zur Verfügung wie heute. Die Menschen erwarten sich als Gegenleistung zur Datensammlung aber auch mehr personalisierte Ansprache. Diese Individualisierung bedeutet auch für die Druckbranche, dass der Markt der Zukunft individuell gestaltbarer Digitaldruck heißen wird. Ein letzter Trend, der sich aus unserer Studie auf die Druckbranche ableiten lässt, ist der steigende sensorische Anspruch des

Kunden. So wird auch die Druckbranche sich über Vielfalt und Qualität behaupten müssen. Und zwar mit kleineren Auflagen und höherem Veredelungsgrad, die die Sinne ansprechen und so ihren Stellenwert langfristig neben elektronischen Medien behaupten. Das Kerngeschäft, also das Drucken an sich, ist nicht mehr das ausschlaggebendste Argument für Aufträge. So wird es für die verbleibenden Betriebe unumgänglich sein, neben neuer Technologien auch neue Geschäftsmodelle zu erschließen und bestehende mit zusätzlichen Services und professioneller Weiterverarbeitung oder Distribution rund um das Druckprodukt aufzuwerten.1

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KARL AMMERER, GESCHÄFTSLEITUNG AMMERER GMBH

MEHR KREATIVITÄT, MEHR QUALITÄT, MEHR FLEXIBILITÄT

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ch nenne diese drei aus meiner Sicht wesentlichen Schlagworte und verzichte dabei ganz bewusst auf ein »mehr an Auflage oder auch ein mehr an Geschwindigkeit«; da sich die beiden letztgenannten in den vergangen Jahrzenten wohl nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch aufgrund der strukturellen Gegebenheiten in der Medienlandschaft totgelaufen haben dürften. Es geht daher meines Erachtens um einen kreativen Zugang, welcher nicht nur vernetztes Denken und Handeln voraussetzt, sondern auch Qualität im erweiterten Sinne implementieren sollte. Ein qualitativ hochwertiges Druckprodukt mit entsprechend hochwertigem Finishing alleine wird nicht ausreichen, um sich in den kommenden Jahren an der Speerspitze zu positionieren. Selbstverständlich wird es nicht nur ein, sondern mehrere richtige Konzepte geben, welche von den dienstleistenden Branchenkollegen auch unterschiedlich wahrgenommen werden. Die in der jüngeren Zeit mancherorts fast panisch zum einen betrieben; und zum anderen die gefürchtete Flucht ins

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»Billige« macht vielleicht bei Onlinedruckern Sinn, welche sich jedoch zumindest teilweise auf dünnem Eis bewegen: Zumal der Preis als Alleinstellungsmerkmal zwar eine Möglichkeit darstellt, diese jedoch leicht austauschbar ist. Für wesentlich schwieriger und daher auch nicht so leicht austauschbar erachte ich es den Kunden zu verstehen. Ganzheitlich zu denken und dem Kunden ein umfassendes Produkt für seine Problemstellung anbieten zu können. Print ist dabei dann vielleicht nur ein Teil im Puzzle der Medien. Daher wird es um übergreifende Konzeptionen gehen, welche punktgenau jenen Mehrwert liefern, die im Zuge einer Kampagne intelligente Druckprodukte unersetzbar machen. Hierbei wird das nutzbar machen von Datenbanken zunehmend an Bedeutung gewinnen. Individualität im Content wird dem Digitaldruck weitere Möglichkeiten bieten. Dabei wird es auch nötig sein, dass zunehmend ohne Ausschuss produziert wird, bzw. ein Nachdruck aufgrund von Vergleichslesungen produktionstechnisch keinen

»worst case« darstellt. Und auch, dass der Maschinenpark für höchstmögliche Flexibilität auch bei Kleinstauflagen gerüstet ist. Wir bei Ammerer konnten in der jüngeren Vergangenheit starkes Interesse an multifunktionalen Maschinen orten, welche oben genannte Benchmarks erfüllen. Mit unseren herstellenden Partnern, welche als Marktführer zu betrachten sind, wenn es um die Entwicklung von innovativen Lösungen für die zukunftsorientierte Druckweiterverarbeitung geht, freue ich mich auf die Herausforderungen in unserer Branche, welche nach vielen Jahrzehnten weg von engem Denken und Handeln, hin zu einer neuen, durchaus als sehr spannend zu bezeichnenden Ära der Medienwelt geht. 1

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DANIEL BROGLI, CEO CHROMOS AG

WER NICHT MIT DER ZEIT GEHT, GEHT MIT DER ZEIT …

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weifellos befindet sich die Print Branche im Wandel. Das ist aber nichts Neues, sondern gehört zu unserem Arbeitsalltag. Man denke an die Einführung von Computer to Plate, wo der erste Belichter an der Ipex 1993 ausgestellt wurde und Abläufe grundlegend veränderte. Heute ist dieser ständige Wandel Alltag mit der Folge, eine unserer Werbungen für HP Indigo zitierend , dass »wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit«! Wohin der Trend der nächsten Jahre geht, zeigt unsere 66-jährige Firmengeschichte als Familienunternehmen deutlich: Im Jahr 2000 betrug unser Gesamtumsatz für Maschinen und Material im Bereich Offset 60 Prozent. Der Bereich Verpackung folgte mit 20 Prozent und die Bereiche Weiterverarbeitung und Service mit je 10 Prozent. Heute sind die Bereiche Offset, Verpackung und Digital mit je 30 Prozent gleich gross, der Bereich Service beträgt nach wie vor 10 Prozent. Den anhaltenden Vormarsch im Digital- und Verpackungsdruck belegen auch unabhängige Pira- und Infotrend-Stu200 … 2013

dien. Aufgrund der Verkleinerung der eigenen Lagerkapazitäten sowie der Möglichkeit von immer aktualisierteren Daten werden die Auflagen weiter sinken. Eine Firma lässt heute lieber 3 x 500 Exemplare statt 1 x 1.500 drucken. Zudem muss es immer rascher gehen, bis ein Druckprodukt fix und fertig beim Kunden sein darf. Am österreichischen Markt zeigt sich dieser Trend besonders deutlich im Bereich Etikettendruck, wo wir mit unserem Rollensystem von HP Indigo klarer Marktführer sind. Bereits hat auch der Verpackungsdruck mit unseren digitalen Systemen begonnen, Kleinauflagen für flexible Verpackungen erfolgreich herzustellen. Zudem verkaufen wir im Verpackungsdruck statt Tiefdruckmaschinen mit Zylindern immer erfolgreicher Reihenbausysteme unseres Herstellers Omet mit der Möglichkeit des kombinierten Drucks. Im Vergleich zum deutschsprachigen Europa sind unsere Digitaldrucksysteme in Österreich im Akzidenzbereich noch untervertreten. Der Grund liegt meiner Ansicht nach darin, dass sich die Akzidenzbetriebe

im Digitaldruck immer noch zu sehr auf den Preis und mindere Qualität konzentrieren und nicht nachvollziehen können, dass der digitale Offsetdruck mit HP Indigo oder auch die schnelle Trocknungszeit mit Ryobi LED deutlich bessere Lösungen bieten, als eine billige, digitale Kopiererlösung auf xerografischer Basis. Ein weiterer Trend neben dem Digitalund Verpackungsdruck wird der Bereich Service sein. Wer Mehrwert bieten will, kann seinem Kunden nicht mehr einzig ein Produkt liefern. Der Kunde erwartet eine Rundumbetreuung, bei welcher man auf seine individuelle Situation eingeht. Gerade darin liegt die Stärke der Chromos AG. Denn wir gehören nicht einfach einem Hersteller und führen nur dessen Sortiment. Dank unserem vielseitigen Wissen zu den verschiedenen Druckverfahren und Materialien verfügen wir über eine umfassende Beratungskompetenz für den Bereich Druck. So ist sichergestellt, dass wir unseren Kunden diejenige Lösung bieten, die am besten zu ihnen passt. 1

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MANEL MARTÍNEZ, VICE PRESIDENT & GENERAL MANAGER EMEA GRAPHICS SOLUTIONS BUSINESS BEI HP

PRINT GANZHEITLICH VERMARKTEN D

ie Veränderung im grafischen Markt vom konventionellen zum digitalen Druck hat im letzten Jahr an Fahrt aufgenommen, der Fokus unserer Kunden verschiebt sich. In Zukunft wird es weniger darum gehen, wie etwas gedruckt wird, sondern was gedruckt wird. Neue Möglichkeiten entstehen auch für Druckdienstleister in nahezu jedem Anwendungsfeld. Um einen Vorteil aus diesen Möglichkeiten zu ziehen, ist es wichtig zu erkennen, dass der eigentliche Druckprozess nur ein erster Schritt zum Erfolg ist. Die größte Herausforderung im Jahr 2013 und danach wird es sein, die aufstrebenden Märkte anzusprechen und Inhaber von Marken und Inhalten aufzuzeigen, was digitales Drucken für sie erreichen kann. Die neueste Generation von digitalen Druckmaschinen besteht aus herausragenden Systemen, die Druckqualität, Spezialeffekte, Geschwindigkeit, Vielseitigkeit und Profitabilität bieten, wie es vor zwei Jahrzehnten kaum vorstellbar war. Bei der drupa 2012 haben wir neue und vielseitige HP Indigo Digitaldruckmaschinen vorgestellt, unter anderem die HP Indigo 10000 Digital Press mit einem größeren 75 Zentimeter Format, neue HP Indigo und HP Color Inkjet Web Maschinen für den Druck von Publikationen, Direktmailings und Transpromo-Anwendungen, innovative Maschinen für den flexiblen Verpackungsdruck und Faltschachteln sowie unser umfangreiches Portfolio von HP Latex Druckern.

Den Weg ebnen Die Beta-Testphase des HP Indigo 10000 geht gut voran, wir erhalten positives Feedback von den Einsatzorten auf der ganzen Welt, und das große Interesse an der Druckmaschine hat seit der drupa sogar zugenommen. Die Maschine bietet eine völlig neue Flexibilität, große Benutzerfreundlichkeit,

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neue Anwendungsmöglichkeiten und optimierte Arbeitsabläufe. Daher bin ich davon überzeugt, dass die HP Indigo 10000 den breiten Markt für den Digitaldruck weiter öffnen wird. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt den Druckdienstleistern gedankt – denn sie erreichen Industrie, Handel und Endverbraucher. Genau deshalb müssen Hersteller von Druckmaschinen Autoren und Kreative über den traditionellen technischen Support hinaus unterstützen. Dies tun wir mit Programmen wie Capture, der Latex University und Dscoop.

der ersten HP Color Inkjet Web Press im Jahr 2009 wurde das Portfolio stetig vergrößert. Inzwischen werden drei verschiedene Formatvarianten angeboten sowie zahlreiche Erweiterungen für Farbmanagement, Geschwindigkeit, Workflow und Finishing. Die Web Press ist nun fest integriert im Markt für Direktmarketing, Buch- und Transaktionsdruck. Die massive Steigerung des Druckvolumens von 660 Milliarden Druckseiten in Q4 2011 auf 1.648 Milliarden in Q4 2012 zeigt, wie hervorragend diese Technologie vom Markt angenommen wurde.

Die Weichen stellen

Ein Blick in die Zukunft

Trotz – oder gar wegen – aktueller wirtschaftlicher Unsicherheiten können Druckdienstleister neue Marktsegmente erschließen, indem sie ihre Geschäftsbereiche erweitern und ihren Kunden ein breiteres Produktspektrum anbieten. So verzeichnet beispielsweise der Bereich der HP Indigo oder HP Color Inkjet Web-Maschinen ein zweistelliges Wachstum, und auch im Bereich des Latexdrucks werden neue, fortschrittliche Anwendungen – z.B. individuelle Textilien oder Wandausstattungen im Bereich Innendekoration – immer beliebter. Mehr als 12.500 Systeme wurden ausgeliefert, seitdem sie auf dem Markt sind, und das Druckvolumen wurde von Q3 2011 bis Q3 2012 um 50 Prozent gesteigert. Ähnliches gilt für die HP Indigo Digitaldruckmaschinen 10000, 20000 und 30000, die mit der Möglichkeit, größere Formate zu drucken, immenses Potenzial für kommerzielle Druckbetriebe und Unternehmen der Verpackungs- und Faltschachtelindustrie bergen. Im Bereich von Sign & Display werden als Reaktion auf eine gesteigerte Nachfrage neue großformatige Drucklösungen auf den Markt gebracht. Seit Einführung

Der Kernpunkt für die Zukunft ist die Entwicklung von herkömmlicher statischer zu variabler Datenproduktion von Kundenkatalogen und Direktmailings. Diese Entwicklung – und die daraus resultierende Steigerung des Onlinevertriebs – haben die Erträge erheblich in die Höhe getrieben. Dies zeigt das neue digitale Paradigma in Aktion: Neue innovative Lösungen ermöglichen Druckdienstleistern wie auch ihren Kunden, sich auf eine regelrechte »Wertschöpfungsreise« zu begeben. Der erste Schritt beinhaltet eine Kostenersparnis durch verringerte Set-Up-Zeiten und weniger Makulatur. Der nächste Schritt ist breiter angelegt und ermöglicht niedrigere Gesamtkosten aufgrund der digitalen Produktion inklusive Kosten für Lagerung, Versand und Recycling. Schließlich bringt der Digitaldruck einen Mehrwert durch personalisierte und somit profitablere und ansprechendere Inhalte. Diese Schritte bedeuten einen ganzheitlichen Ansatz bei der Vermarktung von Print im anbrechenden Jahr und die Entwicklung des digitalen Druckmarktes in Richtung höhere Qualität, größere Auswahl und günstigere Preisen. 1 200 … 2013


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SANDRA KOLLETH, STV. GENERAL MANAGER, XEROX AUSTRIA

JUST-IN-TIME: DIE INDIVIDUALISIERUNG DES DRUCKS

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ie Geschichte des Drucks – oder besser der gedruckten Informationsverbreitung – unterlag in ihrer Entwicklung starken Paradigmenwechseln, die nachhaltige Veränderungen in der Gesell200 … 2013

schaft auslösten. Handschriftliche Bibeln, Drucken mit beweglichen Lettern und OffsetTechnologie sind nur einige Schlagworte. Zuletzt revolutionierte der Digitaldruck mit Anwendungen wie Books on Demand, Fotound Verpackungsdruck, Direct Marketing und Transaktionsdruck sowie Kombinationen dieser Anwendungen sowie das Internet unser aller Leben. Heute kann sich niemand mehr eine Welt ohne Digitaldruck vorstellen. Für jeden dürfte der Gedanke an händische Abschriften von Dokumenten einem Albtraum gleichen. Glücklicherweise ist es Chester F. Carlson nach vielen Experimenten 1938 gelungen erstmals ein Duplikat eines Schriftstücks anzufertigen – die Xerographie war geboren und wird heuer 75 Jahre alt! Einen runden Geburtstag feiert auch Xerox Austria. Xerox hat in den 50 Jahren seines Bestehens in Österreich eine dynamische Erfolgsgeschichte aufzuweisen und die Branche nachhaltig geprägt. Den Schritt in die digitale Welt hat Xerox nicht nur mit dem Druck, sondern auch mit umfassendem »Dokumentenmanagement« getan und sich seither von einem Hardware-Lieferanten zu einem führenden Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Wenn wir die immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen seit Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg über den Offsetdruck und der Xerographie sowie die Revolution des Internets betrachten, können wir sicher sein, dass die rasante Entwicklung der Technologien und Anwendungsmöglichkeiten sich fortsetzen wird. Die Anforderungen des Marktes und die zunehmende Digitalisierung fordern auch eine weitergehende Individualisierung, die eine wichtige Wachstumschance für die grafische Industrie bietet: Druck nach Bedarf, Just-in-time, hochindividualisierte

Dokumente, Kleinstauflagen und Transaktionsdruckanwendungen stehen ebenso hoch im Kurs wie Verpackungs- oder Fotodruck. InfoTrends prognostiziert Europa bis 2016 ein Wachstum der digital gedruckten Seiten von 25 Prozent auf 420 Milliarden Seiten im Produktionsdruck. Der Fokus für Unternehmen der grafischen Industrie wird daher auf der Effizienzsteigerung mit vollautomatisierten Lösungen für den Workflow für den gesamten Druckprozess liegen: Druckjobs werden schneller und fehlerlos von der Erstellung und Übermittlung bis zum fertigen Produkt abgewickelt. Dabei werden unterschiedliche Drucktechnologien und Ausgabekanäle – Offset, Digitaldruck, Internet, E-Mail, SMS und Sprachübermittlung – angesteuert. Technologien wie QR Codes oder Augmented Reality verbinden gedruckte und digitale Medien miteinander und erweitern die praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Die Zukunft gehört also weiterhin jenen, die Innovationen großschreiben. Grafische Unternehmen, die sich ihrer jeweiligen spezifischen Stärken wie Qualitäts-, Kosten-, Innovations- oder Nischenführerschaft bei klassischen oder Online-Dienstleistungen bewusst sind, werden auch in einem harten Wettbewerbsumfeld erfolgreich sein. Dienstleistern, die die gesamte Wertschöpfungskette inklusive neuer Medien und Cross Media Anwendungen professionell beherrschen, wird es gelingen die Partnerschaft mit ihren Kunden gewinnbringend auszuweiten. Xerox bietet seinen Kunden sowie Partnern innerhalb seines Premier Partner Netzwerks eine Fülle an Konzepten, Ideen und Tools wie dem ProfitAccelerator sowie das nötige Know-how, um ein erfolgreiches und nachhaltiges Geschäft auf- und auszubauen. Ganz im Einklang mit unserem Motto: Ready for Real Business! Auch die nächsten 50 Jahre. 1

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KLAUS SCHMIDT, DIREKTOR MARKETING UND CORPORATE COMMUNICTIONS, KOENIG & BAUER AG (KBA)

PRINT UND ONLINE IM DUETT

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ie Rolle von Print im Medienmix wird gerade neu definiert. Entsprechend befinden sich die Druckbranche und die dazugehörige Lieferindustrie in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der mit Ausbruch der Finanzkrise auch durch das veränderte Verhalten der Banken noch an Intensität und Tempo gewonnen hat. Bei schnellen und fundamentalen Marktveränderungen gibt es immer Gewinner und Verlierer. Dies betrifft die einzelnen Printgattungen und die Unternehmen, die diese herstellen oder die dafür notwendige Technik liefern. Auch namhafte Unternehmen unserer Branche sind in schwere Turbulenzen bis hin zur Insolvenz geraten, wurden übernommen oder sind ganz aus dem Markt ausgeschieden. Am besten haben sich diejenigen geschlagen, die sich schon vor der Branchenkrise breiter und flexibler aufgestellt haben oder sich nach dem Nachfrageeinbruch aus eigener Kraft schnell und konsequent an die neuen Marktrealitäten angepasst haben. Beides trifft glücklicherweise auf KBA zu. In

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der europäischen Druckereiszene gibt es neben den in der Presse zumeist hervorgehobenen Problemfällen sehr viele positive Beispiele für erfolgreiche Unternehmen jeglicher Größenordnung und Ausrichtung. Darunter sind Akzidenz-, Bücher-, Digital-, Internet-, Verpackungs- und sogar Zeitungsdrucker, erfreulicher Weise auch viele gut geführte Familienbetriebe. Das von prominenten Schwarzmalern, der lautstarken Internet-Lobby, für aktuelle Hypes oft anfälligen Politikern, Consultants oder Journalisten zuweilen etwas einseitig gezeichnete Negativbild von Print beeinflusst natürlich auch die Wahrnehmung der Branche in der Öffentlichkeit, in der Agenturszene und bei den Banken. Dies schafft zusätzliche Probleme bei der Sicherung des Fachkräftenachwuchses, bei der Verteilung von Werbebudgets und bei der Finanzierung von Investitionen. Zur notwendigen Imagekorrektur können die Meinungsbildner der Branche selbst einen Beitrag leisten, indem sie trotz des heute zweifellos notwendigen crossmedialen Engagements Print nicht die Zukunft absprechen, sondern die Stärken des Gedruckten und damit erzielbare unternehmerische Erfolge häufiger herausstellen. In diesem Zusammenhang sind Paywalls der Zeitungsindustrie für online abrufbare Artikel ein wichtiges Signal. Qualität gibt es nicht umsonst. Es gibt Ansätze in Richtung Gattungsmarketing für Print, aber noch nicht mit der notwendigen Intensität und Geschlossenheit. Bekannte Marken, z.B. aus der Automobil- und Reisebranche, und sogar große Online-Player wie Google, Amazon oder Zalando haben inzwischen erkannt, dass OnlineBanner, YouTube Videos und die Präsenz in sozialen Netzwerken alleine für die Markenbildung und Kundenbindung nicht ausreichen. In Kombination mit gedruckten Zeitschriften, Katalogen oder in ihrer Werbe-

wirksamkeit viel besser messbaren Print-Anzeigen entfalten sie eine deutlich nachhaltigere Wirkung. Der jüngste Siegeszug der Smart Phones und Tablets mit ihren kleinen Bildschirmen erschwert die Gestaltung und die Akzeptanz von Online-Werbung zusätzlich, wie man an der Kursentwicklung der Facebook-Aktie ablesen kann. Print liegt nach seriösen Umfragen in punkto Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit deutlich vor Online. Online ist zwar aktueller und schneller, aber eben auch schneller vergessen oder schneller weggedrückt. An diesen Fakten kommen die Werbewirtschaft und ihre Auftraggeber nicht vorbei. Was liegt also näher, als die Stärken beider Gattungen zu kreuzen. Unter dem Schlagwort »Augmented Reality« gibt es bereits zukunftsträchtige Ansätze zur Vernetzung der Print- mit der Online-Welt. QR-Codes in gedruckten Anzeigen, Katalogen und Prospekten sind nur der Einstieg. Die Irrungen und Wirrungen der Propheten und Akteure auf beiden Seiten in den letzten Jahren sind angesichts der kaum exakt vorhersehbaren Auswirkungen neuer Medienkanäle auf das Informations- und Kommunikationsverhalten der Konsumenten fast normal. Dabei dominiert bisher häufig das Prinzip »Trial and Error«. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass die Schlussbilanz lauten wird: »Online und Print: Gemeinsam sind wir stärker«. In dieses Duett sollte sich die Branche aktiv und selbstbewusst einbringen. Dies gilt für publikations- und werbeorientierte Druckprodukte bis hin zu intelligenten Verpackungen. Dort wächst der Markt für Gedrucktes ohnehin. Hinzu kommen neue Möglichkeiten durch den Digitaldruck und weitere Zukunftsmärkte, wie z.B. die gedruckte Elektronik. Trotz aktueller Herausforderungen besteht also durchaus Anlass für einen gewissen Branchenoptimismus.1 200 … 2013


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3.000 SCHRIFTZEICHEN LANGE GEDANKEN VON LOIS LAMMERHUBER

ÜBERS BÜCHERMACHEN …

I

ch bin Verleger und Fotograf. Ich mache Bücher. Ich nehme Themen ernst. Und ich übernehme Verantwortung, wenn mir ein Thema treuhändisch für eine kurze Weile übereignet wird. Und ja: es ist mir eine Ehre, Inhalte in Bücher formen zu dürfen. Daher bekam ich weiche Knie – und irgendwie habe ich sie immer noch, obwohl es schon eine Weile her ist – seit im legendären Jahr 1999 die einflussreiche Sunday Times die Liste der wichtigsten Persönlichkeiten des gerade verstrichenen Jahrtausends veröffentlichte. Der Name »on top of the list«: Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks.

Das war um 1450. Und seither sind Bücher nicht mehr aus unser aller Leben wegzudenken. Aus meinem sowieso nicht. Ein paar tausend besitze ich. Für gut hundert Bücher hatte ich die fordernde Aufgabe die Bilder zu finden und zu fotografieren. An die 50 Bücher habe ich bis jetzt als Verleger zu verantworten.

Ich gestalte also Bücher. Bildbände um genau zu sein. Was für ein schlichter, leicht hin gesagter, nichts beschreibender Begriff! Diese Art Bücher zu ersinnen ist lustvoll. Und zugleich ungeheuer anstrengend. Es fordert mich bis an die Gren200 … 2013

zen meiner Existenz. Bücher zu machen bedingt unbezähmbare Neugier, unbefangene Gedankenspielereien, vielfältiges Wissen und grafische Intelligenz. Und dazu den Mut zu kreativen Entscheidungen, die endgültig sind, sobald das Buch gedruckt ist. Getrieben von Ausdauer und Hartnäckigkeit ist es eine der verrücktesten schöpferischen Herausforderung, die es heute gibt.

Bücher wie ich sie verstehe

sind keine Ware im eigentlichen Sinn und daher nicht ausschließlich kaufmännisch zu betrachten. Bücher sind eine Kulturtechnik. Und vor allem: Bücher sind Kunstwerke. Gesamtkunstwerke aus Inhalt, Konzept, Text, Fotografie und Design. Um das Zusammenspiel all dieser Elemente zu ermöglichen bedarf es einer Bühne. Diese Bühne besteht aus Papier.

Mit dem Titel »Buchwunderkammer« hat Christian Gutschi eine Geschichte versehen, in der er beschreibt, was ich so treibe. Ohne Papier und Druck wäre diese Wunderkammer allerdings leer und öd. Was sich auf Papier ereignet, ist ein magischer Vorgang, der die Unendlichkeit unserer Farbenwelt in nur vier Farben auflöst. Wenn man Bildbände druckt, ist das als würde man einen Ozean in eine Pfütze zwingen wollen. Es ist der Magie des Verschmelzens von Papier und Druck zu danken, dass diese Übung gelingt und aus vielen kreativen Einzelteilen ein Gesamtkunstwerk erwächst. Ein Wunder des Wissens, der Schönheit und haptischer Sinnlichkeit, leicht verständlich verschlüsselt im Speichermedium Papier, dem verlässlichen Archivar für viele kommende Jahrhunderte. Print wird alle Zeitenläufe überdauern. 1

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WOLFGANG PFARL, PRÄSIDENT AUSTROPAPIER

QUO VADIS PRINT?

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er kennt nicht die journalistische Grundregel: only bad news are good news. Dass diese Maxime von den Meinungsmachern in den Printmedien auch auf jene Äste, auf denen sie mit Schreibblock oder Laptop sitzen, angewandt wird, nimmt sich für ihre Zunft geradezu selbstmörderisch aus: Großes Zeitungssterben! Niedergang der Printmedien! In Zukunft wird nicht mehr auf totem Holz gedruckt! Einer der großen österreichischen Verleger, dessen sehr einträgliches Geschäftsmodell durch den »Online-Hype« inzwischen bereits erheblich ramponiert ist, meinte beinahe resignierend zu diesem Lamento, dass die Damen und Herren Journalis-

ten eben nicht aus ihrer Haut heraus könnten. Da liest sich ein Interview, das dieser Tage der Vorstandschef von Burda der FAZ auf die gezielte Frage zur Zukunft des gedruckten Magazins gab, ganz anders. Paul-Bernhard Kalle schließt definitiv aus, dass die Printmedien in seiner ja nicht gerade kleinen und den elektronischen Medien besonders aufgeschlossenen Unternehmensgruppe nur noch Beiwerk werden könnten. Eine bemerkenswerte Aussage, die er mit der Auffassung unterstrich, dass die gedruckte Zeitschrift ein gegenüber online unvergleichliches Leseerlebnis biete und in der Wahrnehmung der Leser die mit Abstand angenehmste, positiv wirkende und wirksamere Werbeform bietet. Nicht weniger bedeutsam scheint mir die Einschätzung von Boris Schramm, seines Zeichens maßgebender Manager der größten Medienagentur Deutschlands, zu sein, wenn er die Ergebnisse der jüngsten Studie im Ad Impact Monitor aus seiner Sicht kommentiert. Ja, es stimme schon, dass der Anteil der Werbung in gedruckten Medien zuletzt ganz erheblich, in manchen Fällen dramatisch zurückging, das hätte aber ihrer Effizienz keinen Abbruch getan. Nachweislich sind Anzeigen in Zeitung und in Zeitschriften jenen auf Bildschirmen, inklusive iPad,

immer noch und sogar zunehmend an Effizienz überlegen. Und es wäre eigentlich hoch an der Zeit, diese Effizienz deutlicher zu machen. Gleiches gilt, ohne Frage, auch für so gut wie alle anderen Ausformungen von Printmedien: Direct Mail, Prospekte, Kataloge, Bücher, Außenwerbung usw. Die Digitalisierung, die längst in so gut wie alle Lebensbereiche vorgedrungen ist, wird zwar die Kommunikation im weiteren wie im engeren Sinn zunehmend verändern. Dessen ungeachtet – vielleicht sogar deswegen – bleiben gedruckte Informationen und Kommunikation in einer im Übrigen heute schon weit entwickelten Verschwisterung mit den elektronischen Medien unverzichtbar. Panik ist unbegründet, und wider jede Vernunft. Papier und Druck werden nicht obsolet und Unternehmer entlang der Wertschöpfungskette vom Papier über den Druck bis zu den Verlegern müssten sich nicht auf Last-man-standing-Strategien einstellen. Wichtig ist eine Abkehr vom Krankjammern. Wichtig ist die begründete Zuversicht, dass die Printmedien, ob Zeitschrift, Buch oder Prospekt, so fabelhafte Eigenschaften haben, dass man allen Erfindergeist zusammentragen müsste um sie zu entwickeln, wenn es sie nicht längst schon gäbe. 1

ING. RUDOLF A. CUTURI, PRÄSIDENT VERBAND DRUCK & MEDIEN

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n einer derzeit eher pessimistischen Einschätzung für die Lage der Printmedien passt vielleicht eine einigermaßen optimistische Zukunftsvision fast nicht dazu. Aber dennoch glaube ich, dass es mittelfristig mit der Zukunft der Tageszeitungen, insbesondere der Regionalzeitungen, gar nicht so schlecht bestellt ist. Sicher wird die Wanderung der Leserinnen und Leser ins Internet fortgesetzt. Aber diese Migration wird langsamer als befürchtet erfolgen. Im Printbereich wird sich die Lage auch etwas entspannen, aber der Umwandlungsprozess ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Damit meine ich, dass die noch

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immer beachtliche Überkapazität reduziert werden sollte, insbesondere bei kleinen Druckereien könnten sinnvolle Kooperationen ein brauchbarer Weg sein. Dasselbe gilt für die Druckindustrie, die der Auslandskonkurrenz nur durch extreme Rationalisierung sowie einer Steigerung der Produktivität Paroli bieten können wird. Auch eine Anpassung der Rahmenbedingungen an den europäischen Mitbewerb durch einen entsprechenden Kollektivvertrag wird unausweichlich folgen müssen, wenn wir ein Auswandern der Druckstandorte ins Ausland verhindern wollen. 1 200 … 2013


200 ƒ

200 JUBILÄUM

ROLAND HENN, GESCHÄFTSFÜHRER MÜLLER MARTINI ÖSTERREICH

HÄRTERER WETTBEWERB VERLANGT NACH NEUEN GESCHÄFTSMODELLEN

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ünf Jahre sind es her, seit MicrosoftCEO Steve Ballmer die grafische Branche mit seiner gewagten These geschockt hat. Nun haben wir 2013 und liegen quasi in der Halbzeit der ominösen Prognose. Natürlich wird sich unsere Industrie bis 2018 weiter verändern. Doch ich bin mir heute schon sicher: Steve Ballmer liegt daneben. Printprodukte werden bis weit über diesen Zeitraum hinaus einen hohen Stellenwert behalten. Und trotzdem: Druckereien und Buchbindereien müssen sich auf einen härteren Wettbewerb einstellen, der geprägt ist von neuen Geschäftsmodellen, sinkenden Auflagen, kürzeren Terminfenstern und kleineren Margen. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, müssen die grafischen Betriebe meines Erachtens drei Aspekte besonders im Auge behalten. Neue Geschäftsfelder anpeilen: Ausruhen auf den Lorbeeren ist vorbei. Der grafische Markt bietet viele Chancen für neue Businessmodelle. Welche Möglichkeiten 200 … 2013

habe ich, um die Aufmerksamkeit des Lesers für ein gedrucktes Produkt zu steigern? Auf diese Frage antworte ich den Herausgebern von Büchern, Magazinen und Zeitungen: Unterscheiden Sie sich und setzen Sie auf Innovation, um anders zu sein als die große Masse, um eine Message bleibend zu platzieren oder um die Kosten minimal zu halten. Ich bin überzeugt: Wir werden in Zukunft vermehrt neue Geschäftsmodelle sehen, welche die Attraktivität von Printprodukten steigern – zum Beispiel spezielle Veredelungsschritte oder die Personalisierung der Inhalte. Neben der Masse zählt zukünftig vermehrt der individuell offerierte Wert des Endproduktes für den Leser und den Werbekunden. Kostenpotenziale nutzen: Einrichtzeiten minimieren, Produktivität steigern, Wirtschaftlichkeit erhöhen – dem optimierten Einsatz der Betriebsmittel kommt eine immer größere Bedeutung zu. Makulatur darf keine anfallen, heute muss schon das erste produzierte Exemplar verkaufsfähig sein. Und: Moderne WeiterverarbeitungsSysteme – wie beispielsweise unser neuer Klebebinder Alegro von Müller Martini – sollten »digital ready« sein, um den Kunden einen hohen Investitionsschutz zu bieten. Weil wir auf die zukünftige Koexistenz von

Offset- und Digitaldruck zählen, verstehen wir unter »digital ready«: Maschinen, die heute als Standardsystem gekauft werden, können später auf den Betrieb hinter einer Digitaldruckmaschine ausgebaut werden. Maschinenpark optimieren: Der Aspekt »Service« bekommt in der grafischen Branche eine immer wichtigere Bedeutung. Damit Anlagen während der gesamten Lebensdauer optimal betrieben werden können, sind neben Neuinvestitionen auch regelmäßige Wartungen, Nachrüstungen oder Ausbauten Voraussetzungen für eine hohe Produktivität und Profitabilität. Mit dem umfangreichen Life-Cycle-Programm MMServices deckt Müller Martini sämtliche Kundenbedürfnisse entlang der Lebenskurve einer Maschine ab. Gerade weil für viele grafische Betriebe angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds derzeit keine Neuinvestition ins Haus steht, ist es umso wichtiger, ihnen aufzuzeigen, wie sie ihren Maschinenpark optimieren und an neue Anforderungen anpassen können. Wir decken entlang der Lebenskurve einer Maschine sämtliche Kundenbedürfnisse ab – sei es bezüglich Erhöhung von Leistungsfähigkeit und Endprodukt-Qualität, Verkürzung der Rüstzeit, Optimierung der Produktionssicherheit oder Aufzeigen neuer Produktionsmöglichkeiten.1

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MAG. FRANZ SCHÖNY, GESCHÄFTSFÜHRER HEIDELBERG AUSTRIA

UNTERNEHMEN MÜSSEN SICH RICHTIG POSITIONIEREN

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ie österreichische Druckindustrie wird sich auch in Zukunft gut behaupten können. Natürlich wird das Marktumfeld weiterhin nicht einfach sein und auch der strukturelle Wandel wird sich fortsetzen. Daher wird es für die Unternehmen immer wichtiger sein, sich in der fortschreitenden Digitalisierung der Medienlandschaft und zunehmender Industrialisierung der Druckbranche richtig zu positionieren. Verbesserte Produktivität, höchste Kundenorientierung und Flexibilität, sowie schlanke Prozesse und damit erreichte Kostenoptimierung werden über die positive Zukunft der Druck- und Weiterverarbeitungsdienstleister entscheiden. Erfolgreiche Unternehmen werden auch weiterhin eine für sie optimale Strategie konsequent umsetzen – egal ob sie sich in Richtung Kostenführerschaft oder Spezialanbieter weiterentwickeln. Entscheidend wird sein, Wachstumsfelder und aktuelle Trends zu erkennen und umzusetzen. Weiterhin wird auch Nachhaltigkeit bzw. Ökologie und ein immer größer werdendes Serviceangebot weiter in den Vor-

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dergrund treten. Dabei werden erfolgreiche Unternehmen vermehrt Dienstleistungen von ihren Kunden übernehmen und in eigene Geschäftsprozesse einbinden. Dies kann durch Komplettlösungen für unterschiedliche Kommunikationskanäle sein als auch die Übernahme von z. B. Datenpflege und IT Dienstleistungen. Die Herausforderung wird sein, all diese Punkte in der gesamten eigenen Wertschöpfungskette zu optimieren um nicht in einzelnen Bereichen erreichte Wettbewerbsvorteile zu verlieren. Dies gilt nicht nur für die eingesetzten modernen technischen Produktionsmittel und Anwendungs- Knowhow sondern auch für Workflow und Softwarelösungen. Erfolgreiche Unternehmen im grafischen Gewerbe werden aufgrund zunehmender Prozessintegration von Verkauf, Produktion und Administration mehr Transparenz in der gesamten Auftragskalkulation und Kostenstruktur erreichen. Damit werden Einsparungspotenziale einfacher eruiert aber auch ertragreicher Produkte bzw. Dienstleistungen leichter identifiziert und konsequent

ausgebaut. Um all diese vielfältigen Anforderungen erfüllen zu können, kann es für einzelne Unternehmen durchaus sinnvoll sein, überbetriebliche Kooperationen einzugehen. Die Wahl eines verlässlichen Partners als Lieferanten von Produktionsmitteln, Workflow, Verbrauchsmaterial und AnwendungsKnow-how über die gesamte Wertschöpfungskette bilden ebenfalls einen wichtigen Erfolgsfaktor. Für die Printmedien wird auch in Zukunft ein sehr großes Betätigungsfeld vorhanden sein, indem gutes Geld verdient wird und sich auch künftig verdienen lässt. Gut aufgestellte Unternehmen mit der richtigen Strategie und der Bereitschaft sich auf aktuelle Entwicklungen und Veränderungen einzulassen – oder noch besser selbst mitzugestalten – werden auch in Zukunft auf diesen herausforderten Markt erfolgreich sein.1 200 … 2013


Abonnement ƒ

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Abonnement Bestellung Ja, ich bestelle ein Jahresabonnement (9 Ausgaben) von Print & Publishing zum attraktiven Abopreis in der Höhe von Euro 49,50 Inland (Euro 65,00 Ausland) inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten.

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Die Laufzeit des Abonnements verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht einen Monat vor Ablauf schriftlich beim Verlag gekündigt wird. 200 … 2013


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