Produkt 3/2022

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© Dusan Petkovic/shutterstock.com

Lokalaugenschein

Die Brauwirtschaft hat zwei harte Jahre hinter sich. Nun, wo die Zeichen doch zumindest in Sachen Pandemie recht stark Richtung Öffnung zeigen, ist es Zeit, Bilanz zu ziehen.

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ede Menge Schließzeiten in der Gastronomie und pandemiebedingt mangelnde Feierlaune haben den Bierkonsum der Österreicher:innen und somit auch die Geschäfte der Brauereien 2021 wieder maßgeblich beeinflusst, insgesamt betrachtet allerdings zum Glück bei weitem nicht mehr in dem Ausmaß wie 2020. „Der Bierkonsum hat sich stabilisiert, aber die Absatzwege haben sich verschoben“, fasst Sigi Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien, zusammen. Tobias Frank, Geschäftsführer Technik und 1. Braumeister bei Ottakringer, erläutert die Entwicklungen am Beispiel von Ottakringers Heimatbundesland: „Die Wienerinnen und Wiener haben zwar zuhause mehr Bier getrunken, der Handel konnte das Umsatzminus aus dem Gastronomie- und Veranstaltungsbereich aber bei weitem nicht ausgleichen.“ Hinsichtlich des Inlandsabsatzes weist der Verband der Brauereien für 2021 im Vergleich zum Jahr davor ein Plus in Höhe von 1% auf 8,342 Mio. HL aus. Der Gesamtausstoß (inkl. Exporte, die sich positiv entwickelt haben) belief sich auf fast 9,9 Mio. HL, was einem Zuwachs von 3% entspricht. Dass die Situation in der Gastronomie dennoch weiterhin äußerst schwierig ist, beweisen folgende Zahlen: 2021 wurden knapp 145.000 HL weniger Fassbier verkauft als im ohnehin schon schwachen

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Jahr 2020, der Rückgang betrug weitere 15%. Auch Tobias Frank von Ottakringer bestätigt: „Der Gastro-Bereich ist im Vorjahr sogar noch geringfügig stärker unter Druck gewesen als im ersten Jahr der Corona-Krise. Für dieses Jahr sind wir aber nun wieder vorsichtig optimistisch.“ Rosig ist die Lage freilich noch nicht. „Die Fehlmengen in der Gastronomie bereiten uns nach wie vor Kopfzerbrechen“, konstatiert Brauereiverbands-Obmann Sigi Menz, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der generellen Preisanstiege in allen branchenrelevanten Bereichen. „Die Gesamtmengen – auch wenn sie langsam wieder wachsen – bedeuten noch nicht automatisch wirtschaftlichen Erfolg“, so Menz. DETAILS. Was die Absatzmengen angeht, so bleibt wenig überraschend weiterhin das Lager- bzw. Märzenbier die beliebteste Sorte, die mit einem Zuwachs auf rund 5,8 Mio. HL letztes Jahr um 4% zugelegt und einen Marktanteil von rund 70% hat. Spezialbiere (-6%) und Pils (-5%) entwickelten sich 2021 rückläufig, ebenso wie alkoholhaltige Radler (-20%) sowie Weizenbier (-13%). Betrachtet man die Mengen hinsichtlich der Gebinde, so zeigte sich wie bereits eingangs erwähnt bei Fassbier ein erneuter Rückgang. Führend ist die 0,5L-Glasflasche mit einem Anteil von 52%,

Food

die 0,33L-Flasche machte unverändert 10% des Marktes aus. Rund 64% des im Inland verkauften Bieres wird in Mehrwegflaschen angeboten. „Wir sind stolz auf den konstant hohen Mehrweganteil – und darauf, dass seit vielen Jahren vor allem die heimische Brauwirtschaft die gesamtösterreichische Mehrwegquote bei Getränken stabil hält“, so Florian Berger, Geschäftsführer des Verbandes der Brauereien. Er kündigte im Rahmen der Verbands-Pressekonferenz Anfang März auch an, dass sich die Branche bei der Einführung des Einweg-Pfandsystems mit ihrer langjährigen Erfahrung entsprechend einbringen wird. Zudem regte er aber auch an, die Pfandhöhe auf Mehrwegflaschen preislich anzupassen. REDUZIERT. Und was wird 2022 bringen? Bei vielen offensichtlich weniger Alkohol. „Der Trend zu alkoholfreien und alkoholreduzierten Bieren hält nach wie vor an“, ist Ottakringer-GF Tobias Frank überzeugt. Passend dazu wird Ottakringer auch heuer wieder seinen Saisonradler anbieten. „Und der wird wieder besonders fruchtig“, so Frank. Leichte News gibt´s auch aus der Brau Union. „Ein ausgewogener Lebensstil mit bewusstem Alkoholkonsum wird für viele Menschen quer durch alle Altersgruppen immer wichtiger. Bei Bier greift man besonders gerne zu süffigen, gut trinkbaren und gleichzeitig auch etwas leichteren Produkten“, so Michael Wallner, Marketing Director der Brau Union Österreich, der auch gleich einen entsprechenden Launch verkündet: „Das neue ‚Gösser NaturHell 4%‘ vereint, was viele Konsument:innen sich von Bier wünschen: vollmundig, süffig und weniger herb ist es gut und leicht trinkbar mit nur 4% Alkohol.“ Die In-

PRODUKT 03 2022


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