© publicateur 2014
Oktober 2014 | unabhängige veröffentlichung von publicateur im handelsblatt
IT-GIPFEL 2014
Internationales Ranking Wie gut ist die Digitale Wirtschaft in Deutschland? Seite 5
Digitalisierung
Welche Chancen und Risiken birgt die totale Vernetzung? Seite 8
Transform IT. Be thrilled. Anspruchsvolle IT Projekte suchen analytische Macher http://karriere.senacor.com
Datenschutz
Wie Cyberkriminelle die Wirtschaft zerstören Seite 10
big data
Die Zukunft der Daten Seite 12
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Impressum
liebe leserinnen und leser,
publicateur GbR Geschäftsführung Alan David & Anna Penseler
eine starke und innovative digitale Wirtschaft ist die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum aller Branchen in den nächsten Jahren. Bereits heute tragen Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit rund 25 Prozent maßgeblich zum gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum in Deutschland bei. Im internationalen Vergleich der führenden IKT-Standorte liegt Deutschland auf Rang fünf. Klarer Spitzenreiter sind die USA, vor Südkorea und Japan. Die Digitalisierung der Wirtschaft, insbesondere der Industrie ist für Deutschland eine Chance, die IT-Kompetenz zu stärken, Innovationen für die Produktion der Zukunft zu entwickeln und damit den Standort Deutschland zu stärken. Der Nationale IT-Gipfel 2014 steht unter dem Motto „Arbeiten und Leben im digitalen Wandel – gemeinsam.innovativ.selbstbestimmt“. Der diesjährige Gipfel setzt Schwerpunkte bei der nachhaltigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit mittels Infrastrukturausbau, intelligenter Vernetzung und Industrie 4.0. Zudem werden wir über Transparenz, Sicherheit und Vertrauen sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und das Gesundheitswesen sprechen. Damit greift der IT-Gipfel gleichzeitig Kernthemen der Digitalen Agenda 2014-2017 der Bundesregierung auf. Doch das strategische Ziel besteht nicht darin, die Digitalisierung ohne Wenn und Aber voranzutreiben. Es geht vielmehr um eine Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt zum Nutzen und Wohle der Menschen. Wir müssen gemeinsam darauf achten, die vielfältigen, von der Digitalisierung betroffenen Interessen zu berücksichtigen und sachgerecht auszugleichen. Dazu gehört es auch, die Auswirkungen der digitalen Technologien auf die Beschäftigung, den Gesundheitsschutz sowie die Unternehmensorganisation in den Blick zu nehmen und gemeinsam mit den Sozialpartnern neue, gleichermaßen sozial- und wirtschaftsverträgliche Lösungsansätze für das Wirtschaften und Arbeiten in der digitalen Welt zu entwickeln.
Schwedter Straße 23 10119 Berlin Mitte Tel.: +49 (0) 30 702 436 04 Fax: +49 (0) 30 702 436 07 mail@publicateur.com www.publicateur.com
chefredaktion Markus Kemminer (V. i. S. d. P.)
Autoren Barbara Fuchs Jost Burger Vera Weith sigmar gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
layout & Grafik Christian Pannicke www.christianpannicke.de
Illustration Bene Rohlmann www.benerohlmann.de
Druck Axel Springer SE Druckhaus Spandau
Anzeigenverkauf Alan David, Anna Penseler
Politik und Wirtschaft wollen die Chancen und Herausforderungen der tief greifenden Veränderungen für Arbeiten und Leben der Menschen in einer digitalisierten Welt gestalten. Mit der Digitalen Agenda hat die Bundesregierung diesen Gestaltungsauftrag angenommen. Wir laden alle gesellschaftlich relevanten Gruppen ein, sich in die Debatten zu ihrer Umsetzung einzubringen. Der IT-Gipfel wird künftig das zentrale Podium für diesen Austausch sein. Dieses einzigartige Netzwerk aus hochrangigen Vertretern von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird gestärkt, für weitere relevante Gruppen geöffnet und auf die sieben Handlungsfelder der Digitalen Agenda ausgerichtet. Bei den Fragen der Digitalisierung der Wirtschaft werden wir unsere traditionellen starken Anwenderindustrien wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilbau stärker in die Diskussionen einbeziehen. Wir wollen ein offenes, freies und sicheres, globales Internet als Raum der Meinungsvielfalt, Teilhabe und Innovation. Wir wollen das Internet als Motor für Wirtschaftswachstum und Arbeit schützen und weiter ausbauen. Regeln und Rahmenbedingungen für das globale Netz müssen nicht nur auf nationaler Ebene gesetzt werden; wir müssen darauf achten, dass sie europäisch und international eingebettet und flankiert werden. Einige der Grundfragen des Managements des Internets – etwa die Vergabe und Koordinierung kritischer Internetressourcen – werden auf globaler Ebene entschieden. Deutschland wird sich daher sowohl auf internationaler als auch europäischer Ebene noch stärker als bisher in die dort laufenden Verhandlungs- und Diskussionsprozesse einbringen. Unser Ziel ist es, Deutschland eine Führungsrolle bei der konsequenten, sozialverträglichen und vertrauenswürdigen Digitalisierung von Leben, Arbeiten und Wirtschaften zu ermöglichen. Ihr
3 Huawei
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Der Schritt ins digitale Zeitalter Mit der Digitalen Agenda ist der Rahmen für die Zukunft gesteckt. Politik und ITK-Industrie müssen nun gemeinsam die Ärmel hoch krempeln und die selbst gestellten Hausaufgaben zügig abarbeiten.
it der Digitalen Agenda hat die Bundesregierung ihr Arbeitsprogramm vorgestellt, durch das sie Deutschland in die digitale Zukunft führen möchte. In Folge der Veröffentlichung haben kritische Stimmen bemängelt, dass vieles noch zu unkonkret sei und manches zu spät komme. Nun neigt man in Deutschland manchmal dazu, dass Glas eher als halbleer denn als halbvoll zu sehen. Entscheidend ist, dass Politik und ITK-Industrie nun gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und die selbst gestellten „Hausaufgaben“ zügig abarbeiten, welche die Digitale Agenda formuliert.
Die Industrie steht wiederum in der Pflicht, durch k onsequente Innovationen die Kosteneffizienz der Breitbandtechnologien voranzutreiben. Hierbei spielen aus Sicht von Huawei Technologies der LTE-Mobilfunk und die technische Weiterentwicklung LTE- Advanced eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist es durch die Vectoring-Technologie möglich, bestehende Kupfer-Infrastrukturen effizienter zu nutzen. Als nächste maßgebliche Evolutionsstufe von Kupfertechnologien zur Bereitstellung hoher Bandbreite steht bereits die sogenannte G.fast-Technologie in den Startlöchern.
Wir als Industrie sollten dabei nicht nur Forderungen an die Politik stellen, sondern uns konstruktiv einbringen und uns auch fragen, welchen Beitrag wir aktiv leisten können. Manche anstehende Heraus forderung lässt sich von Seiten des Marktes unter Um ständen besser bewältigen, als es staatliche Regulierung vermag.
Für den Einsatz der genannten Technologien sind allerdings Glasfaseranschlüsse Voraussetzung. Langfristig ist daher für eine flächendeckende Versorgung Deutschlands mit hohen Internetbandbreiten die Errichtung von umfassenden Glasfasernetzen anzustreben.
Konsens besteht sicherlich über Folgendes: Der Schritt ins digitale Zeitalter kann nur gelingen, wenn es gleichermaßen starke und sichere Netze und IT-Infrastruktur gibt. Ohne starke Netze wird die Vision von Industrie 4.0 nicht Wirklichkeit werden. Gleichzeitig wird es ohne ein Höchstmaß an Sicherheit kein Vertrauen in die neuen technologischen Möglichkeiten geben und sie werden nur halbherzig oder gar nicht genutzt werden.
Starke Netze Walter Haas, Chief Technology Officer (CTO) Huawei Technologies Deutschland GmbH
Starke Netze bedürfen einer Intensivierung unserer Bemühungen beim Breitbandausbau. Der Aufbau eines flächendeckenden und leistungs fähigen Breitbandnetzes ist wichtige Grundlage für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland und Ausgangspunkt für neues Wirtschaftswachstum. Studien zeigen, dass eine Erhöhung der Breitbandnutzung um zehn Prozent das Bruttosozialprodukt um 1,3 Prozent steigert.
Die Politik muss hier ihren Beitrag leisten, indem sie für ein stabiles und anreizorientiertes Regulierungsumfeld mit langfristiger Planbarkeit sorgt. Die zunehmende Nutzung des mobilen Internets, gerade auch im Zuge der zunehmenden Digitalisierung, lässt den Mobilfunkfrequenzen sowie einer unterstützenden und vor allem vorausschauenden Frequenzpolitik eine Schlüsselrolle zukommen. Durch die rasante technische Entwicklung werden Funkfrequenzen ein zunehmend knappes „physisches“ Gut, welches eine bedarfsgerechte Verteilung und Nutzung erfordert. Gerade die zukünftige Verwendung des Frequenzbereichs von 700 Megahertz für mobiles Breitband bietet den Mobilfunkanbietern die Möglichkeit, ländliche Räume zeitnah und vergleichsweise kostengünstig mit hohen Bandbreiten zu versorgen. Es zeichnet sich ab, dass das 700 Megahertz-Band in Europa und der ganzen Welt eine wichtige Rolle spielen wird, da es über gute Ausbreitungsmerkmale verfügt und das Potenzial hat, zu einem fast weltweit harmonisierten Band zu werden. Dies würde insbesondere zu erheblichen Skaleneffekten und damit preislichen Vorteilen für die Industrie und den Verbraucher führen. Deutschland sollte – als europäischer Vorreiter – diese Gelegenheit nutzen, um die Harmonisierung dieses Bandes für LTE in großen Teilen der Welt zu beschleunigen.
Sichere Netze und Infrastruktur Von Sicherheit im IT-Bereich können wir sprechen, wenn die Vertraulichkeit, die Authentizität und die Integrität von Daten gewährleistet ist. Huawei plädiert entsprechend dafür, die Diskussion um Cybersicherheit nicht auf einzelne Bereiche oder Bedrohungen zu beschränken, sondern ganzheitlich zu führen. Da die Digitalisierung und auch die Lieferketten der entsprechenden Technologien ihrem Wesen nach global sind, brauchen wir letztlich globale Lösungsansätze und nicht solche, die nur für einzelne Länder, Branchen oder Unternehmen funktionieren. Ein Grundproblem auf globaler Ebene besteht darin, dass die IT-Sicherheitsstandards nicht „standardisiert“ sind. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, meint, dass es eine Vielzahl an Regeln und Normen im Sicherheitsbereich gibt, die allerdings nicht breit akzeptiert sind. Eine zentrale Herausforderung wird sein, dass sich alle Akteure auf breit akzeptierte globale Standards einigen. Staatliche Maßnahmen für mehr Sicherheit sollten sich vor dem Hintergrund des Machbaren messen lassen und risikobasiert sein. Der Ansatz, den die Bundesregierung mit ihrem IT-Sicherheitsgesetz gewählt hat, ist daher sehr zu begrüßen. Der Schutz der kritischen Infrastrukturen muss gesichert werden, da hier der größte Schaden entstehen kann. Die geplanten Mindeststandards und die Meldepflicht für ein besseres Lagebild können dabei helfen. Neben staatlicher Regulierung setzt Huawei aber auch auf einen marktgetriebenen Ansatz für mehr Sicherheit. IT-Einkäufer der Firmen brauchen Instrumente, um beurteilen zu können, ob Liefer anten und ihre Produkte hohe Sicherheitsstandards erfüllen. Nichts ist letztlich so mächtig wie Kundenwünsche und Einkaufsmacht: Je höher die von den Kunden verlangten Standards und je größer die Transparenz, desto stärker wird der marktgetriebene Wettbewerb um die sichersten Lösungen sein. Politik und Industrie müssen jeder für sich ihre Hausaufgaben machen und gleichzeitig gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Voraussetzungen der starken und sicheren Netze für ein starkes digitales Deutschland schaffen. Der IT-Gipfel wird hierbei noch weiter an Bedeutung gewinnen. Weitere Informationen unter www.huawei.de
4 BITKOM
Zurück auf die GewinnerstraSSe Die Digitalisierung eröffnet nicht nur Deutschlands Industrie ein gigantisches Potenzial. Jetzt geht es darum, das Land schnellstmöglich auf Gewinnerkurs zu bringen.
eutschland steht am Scheideweg. In der Vergangenheit haben einzelne Disruptionswellen verschiedene Sektoren verändert. Von der ehemals starken Fotoindustrie oder der Unterhaltungselektronik ist danach nicht mehr viel übrig geblieben. Und in der Kommunikationstechnik arbeiten heute nur noch 20.000 Menschen statt ehemals 200.000. Man kann es nicht anders sagen: Zuletzt ist Deutschland bei diesen rasanten technologischen Veränderungen stets der Verlierer gewesen. Aktuell stehen wir vor einer neuen und der bislang wohl größten Disruptionswelle. Die Digitalisierung trifft den Maschinen- und Anlagenbau ebenso wie die Automobilindustrie, die Elektrotechnik, das Verlagswesen, den Einzelhandel oder die Banken. Diesmal muss es uns gelingen, als Gewinner durchs Ziel zu kommen. Die Bundesregierung hat das erkannt, das sichtbare Zeichen dafür ist die „Digitale Agenda“. Erstmals werden ressortübergreifend die Chancen der Digitalisierung benannt, der wir allein 2012 hierzulande rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze und einen Wachstumsimpuls von rund 145 Milliarden Euro verdanken – so das Ergebnis einer aus der AG 1 des IT-Gipfels hervor gegangenen Studie des Forschungsinstituts Prognos. Mit dem IT-Gipfel gibt es die geeignete Umsetzungsplattform für diese ambitionierten Ziele: einen Ort, an dem Entscheider auf Entscheider treffen.
Vorwärtsgang einlegen Doch die Möglichkeiten zu sehen, Maßnahmen zu benennen und miteinander zu diskutieren ist das Eine. Zu Handeln ist das Andere. Wir dürfen nicht ängstlich auf Unternehmen schauen, denen es gelungen ist, die Veränderungen zu gestalten und zu nutzen. Wir dürfen unsere Energie nicht darauf verschwenden, überholte Geschäftsmodelle zu verteidigen und unausweichliche Veränderungen aufzuhalten. Das haben wir bei Streetview Prof. Dieter Kempf, versucht und unsere Innenstädte Präsident des BITKOM - Bundesim Internet verpixelt, wir haben ein verband InformationswirtLeistungsschutzrecht eingeführt, wir schaft, Telekommunikation und verhindern gerade neue Taxiangebote. neue Medien e.V. Wir tun alles dafür, zu Exoten in der Digitalen Welt zu werden. Diesen rückwärtsgewandten Weg müssen wir verlassen und schnellstmöglich den Vorwärtsgang einlegen. Dafür kann die Digitale Agenda der Bundesregierung die Blaupause sein, wenn wir es schaffen, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Breitbandausbau beschleunigen An drei Stellen sollte es uns gelingen, besser voran zu ommen. Zum ersten müssen wir den Breitbandausbau weiter k beschleunigen. Schnelle Netze sind die Grundlage, um Deutschland fit zu machen für die Gigabit-Gesellschaft. Wir brauchen sie für breitbandiges Internet, aber auch für den Aufbau intelligenter Netze, etwa für Verkehr und Energie. Die Industrie ist bereit, ihren Beitrag zum Breitbandausbau zu leisten, das zeigen in den vergangenen Jahren getätigte Investitionen von mehr als 100 Milliarden Euro. Allerdings muss die Politik darauf achten, den Unternehmen nicht auf andere Weise zu tief in die Tasche zu greifen, wenn diese weiter investieren sollen – und
es wird Regionen geben, in denen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen die Erschließung nicht zu finanzieren ist, weil die enormen Kosten sich nicht zurückverdienen lassen. Hier sind auch Politik und Verwaltung gefordert, gemeinsam mit den Anbietern entsprechende Lösungen zu finden.
Start-ups stärker fördern Zum zweiten müssen wir Start-ups in Deutschland stärker fördern. Gerade die Wachstumsfinanzierung stellt viele junge, innovative Unternehmen vor große Probleme. Wir brauchen viel mehr mutige Gründer mit ihren Ideen und ihrer unternehmerischen Energie. Sie sind der zentrale Motor künftigen Wachstums neben den Flaggschiffen und großen Unternehmen sowie unserem dynamischen und flexiblen IT-Mittelstand. Er macht das Herz der IT-Branche aus: Rund 8.800 deutsche IT-Mittelständler mit fast 375.000 Beschäftigen erwirtschaften jährlich einen Umsatz von mehr als 55 Milliarden Euro. U nser Ziel muss es sein, alle drei – Start-ups, Mittelständler und große Unternehmen – noch besser als bisher miteinander zu vernetzen. Auch der IT-Gipfel mit dem Young IT-Day am Vortag ist dazu eine wichtige Plattform.
Von der Datensparsamkeit zum Daten reichtum Zum Dritten geht es um Datensicherheit und Datenschutz. Es muss uns gelingen, vom bislang handlungsleitenden Prinzip der Datensparsamkeit zu einem Prinzip des Datenreichtums zu kommen. Einem Datenreichtum, der mit einem Datenschutz verknüpft ist, der deutlich schärfer ist, als wir ihn heute kennen, der aber zugleich nicht über das Ziel hinausschießt und neue Geschäftsmodelle nicht von vornherein als Bedrohung sieht und ausschließt. Durch Anonymisierung, Pseudonymisierung, Privacy by Design, organisatorische Maßnahmen und neue Verschlüsselungs-Technologien können wir den Datenschutz auf ein extrem hohes Niveau bringen und Daten gleichzeitig zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen einsetzen. Dabei darf es uns nicht nur um Deutschland gehen, ins Zentrum gehört auch Europa. Mit der Ernennung eines Digital-Kommissars gibt es die Chance, die verschiedenen nationalen Initiativen wie die Digitale Agenda der Bundes regierung oder die Initiative Frankreichs „France Numérique“ zusammenzuführen. Am Ende könnte ein Digitaler Binnenmarkt stehen, von dem wir alle profitieren würden. Es liegt an uns, welchen Weg wir einschlagen. Wir haben die Chance, diesmal wieder Gewinner technologischer Veränderungen zu werden. Wir sollten sie nutzen, wir müssen sie nutzen.
Redaktioneller Gastbeitrag | bitkom
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Digitale Wirtschaft stabil Auch in diesem Jahr haben TNS Infratest und das ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie die Studie „Monitoring-Report Digitale Wirtschaft“ erneut aktualisiert. Der Report stellt zentrale Kennzahlen der deutschen Digitalen Wirtschaft dar und gibt Auskunft darüber, wie sich der Standort im internationalen Ländervergleich positioniert. Der vollständige Bericht wird Anfang Dezember auf einer Pressekonferenz vorgestellt. publicateur sprach mit Dr. Sabine Graumann, Senior Director bei Business Intelligence, den Marktanalysten der TNS Gruppe, über die wichtigsten ersten Ergebnisse der Untersuchung.
Leistungsfähigkeit der standorte im internationalen vergleich
Warum ist die Digitale Wirtschaft so wichtig für Deutschland? Auch wenn das in der Öffentlichkeit selten so gesehen wird: Die Digitale Wirtschaft stellt einen bedeutenden Zweig der deutschen Wirtschaft dar. Mit einem Anteil von 4,7 Prozent an der gewerblichen Wertschöpfung liegt sie gleichauf mit dem Automobilbau und vor der Traditionsbranche Maschinenbau. Auch bei den Investitionen liegt die Digitale Wirtschaft im Branchenvergleich ganz vorne: 15,4 Milliarden Euro wurden im Jahr 2013 investiert und damit knapp 3,6 Prozent aller Investitionen der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland. Die Digitale Wirtschaft in Deutschland muss sich also im Branchenvergleich wahrlich nicht verstecken.
USA Japan Deutschland Finnland China Italien Spanien Indien 0
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Index 2012 Index 2013
Quelle: TNS/ZEW, Monitoring-Report Digitale Wirtschaft 2014
dr. Sabine Graumann
Wie steht es um die Internetwirtschaft? Die Umsätze der Internetwirtschaft liegen bei knapp 85 Mrd. Euro. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt entspricht dieser Wert einem Anteil von rund drei Prozent. Sowohl wertmäßig als auch gemessen am BIP-Anteil ist die Internetwirtschaft im Zeitraum 2011 bis 2013 stetig gewachsen. In Deutschland gibt jeder Internetnutzer im Schnitt gut 390 Euro im Jahr für Online-Shopping aus. 32 Prozent der deutschen Onliner kaufen regelmäßig, also mindestens einmal die Woche, im Netz ein. Kann der Standort im internationalen Wettbewerb mithalten? Ja, das kann er. Zwar gehört der deutsche Standort nicht der Spitzengruppe an, kann sich aber als erster Verfolger etablieren. Im 15-Länder-Vergleich behauptet Deutschland seinen guten fünften Platz. Spitzenreiter bleiben natürlich unangefochten die USA. Auch bei den IKT-Umsätzen steht Deutschland gut da und erreicht mit einem Anteil von 4,3 Prozent an den weltweiten Umsätzen auch hier Platz fünf.
Redaktioneller Gastbeitrag | TNS
Wir müssen jetzt handeln Die digitale Transformation stellt Wirtschaft und Gesellschaft vor immense Herausforderungen. Statt durch Reglementierung zu lähmen, müsse sich Deutschland jetzt auf eine seiner Kern tugenden besinnen, die Innovationskraft, meint Achim Berg, Vizepräsident des BITKOM und Vorstandsvorsitzender der arvato AG.
Einige Vorstandschefs von großen IT-Unternehmen sprechen mit Bezug auf die Stimmung in Deutschland inzwischen vom „Biedermeier des 21 Jahrhunderts“. Schließen Sie sich dieser Meinung an? Ganz so düster würde ich das nicht sehen. Wir Deutschen haben in den vergangenen Jahren sicherlich ein paar Chancen liegen lassen und uns vielleicht auch ein wenig von der guten wirtschaftlichen Entwicklung täuschen lassen. Aber die Gefahr, die einer solchen Haltung innewohnt, ist meiner Meinung nach inzwischen klar erkannt und mit der Digitalen Agenda der Bundesregierung benannt und adressiert. Erkannt und benannt heißt aber noch lange nicht gebannt! Da haben Sie natürlich Recht. Mit dem Internet der Dinge hat die nächste industrielle Revolution unsere Türschwelle bereits übertreten und stellt Wirtschaft und Gesellschaft vor immense Heraus forderungen. Wir müssen zwar weiterhin mit einander reden, aber wir müssen jetzt vor allem handeln und uns auf eine unserer Kerntugenden besinnen: Innovationskraft. Der Erfindergeist unzähliger Ingenieure und die Tatkraft mutiger
Unternehmen haben Deutschland zu einer der führenden Wirtschaftsnationen der Welt gemacht. Genau diese Eigenschaften sind jetzt wieder gefragt, denn nur mit Warten und Verhindern, werden wir unseren Spitzenplatz nicht verteidigen können. Wie meinen Sie das? Wir haben uns in den vergangenen Jahren eher darauf konzentriert, Innovation zu verhindern, statt auf den fahrenden Zug aufzuspringen und gute Ideen intelligent weiterzuentwickeln. Das letzte Beispiel in einer viel zu langen Reihe ist die einstweilige Verfügung gegen die Chauffeur-App Uber. Natürlich brauchen wir moderne ordnungspolitische Rahmenbedingungen, die einen fairen Wettbewerb für alle Anbieter sicherstellen. Aber wenn neue Geschäftsmodelle auf den Markt kommen, dann dürfen wir nicht als erstes nach Vater Staat rufen und an Reglementierung denken, sondern daran, wie wir dieses Modell optimieren und weiterentwickeln können. Also nicht copy and paste, sondern copy and accelerate? Auf jeden Fall copy and accelerate. Das allein wird aber nicht ausreichen, um den Abstand zu den
Achim Berg, Vizepräsident des BITKOM, Vorstandsvorsitzender der arvato AG
Amerikanern zu verringern. Unser Ziel muss es sein, nicht nur Export-, sondern auch Innovationsweltmeister zu werden. Die Hightech-Strategie der Bundesregierung liefert aus meiner Sicht eine sehr solide Basis, für den Bau der digitalen Fabrik von morgen müssen wir jetzt alle gemeinsam sorgen.
Redaktioneller Gastbeitrag | Bitkom
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„Die digitalen Netze sind am Anschlag“
Prof. Michael Rotert, Vorstandsvorsitzender des eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.
Wo steht Deutschland bezüglich der digitalen Netze im internationalen Vergleich? Deutschland liegt in Europa hinsichtlich der Verfügbarkeit und Schnelligkeit der digitalen Netze allenfalls im unteren Mittelfeld. Das passt nicht zur Digitalen Agenda, die die Große Koalition ins Leben gerufen hat und nach der Deutschland einen Spitzenplatz einnehmen soll.
schaltet, hinzu kommt die Medien industrie mit Unterhaltung, Nachrichten auf Abruf und so weiter. Geräte in den Haushalten werden digitalisiert und sprechen mit Servern. Die Netze sind dann von ihrer Kapazität her am Ende. Dabei ist die Geschwindigkeit eher nachrangig, es geht vor allem um Bandbreite, dass also mehr Informationen gleichzeitig übertragen werden können.
Worin besteht das Hauptproblem? Vor allem in den ländlichen Gebieten ist das Netz unzureichend. Die Provider wollen dort nicht investieren, weil es sich für sie nicht lohnt, und der Staat nimmt kein Geld in die Hand, um Abhilfe zu schaffen, obwohl die Steuergelder sprudeln. Das wäre aber nötig, damit Deutschland auf europäischer Ebene wenigstens ins obere Drittel kommt. Dazu kommt, dass einige Netzbetreiber versuchen, die alten Kupferkabel weiter auszureizen, statt das Glasfasernetz massiv auszuweiten. Hier wird in veraltete Technologie investiert, statt gleich etwas Vernünftiges zu machen. Was ließe sich noch tun, um die Situation zu verbessern? In sehr abgelegenen Gebieten könnten gute Mobilfunkverbindungen einen Ausgleich schaffen. Es gibt auch kreative Lösungen zur Finanzierung des Breitbandausbaus, etwa Aktiengesellschaften, an denen nur der Provider und die Bürger beteiligt sind und die zum Beispiel auf zehn Jahre angelegt sind. Solche Initiativen verbreiten sich aber nicht per Latrinenparole, da sind die gewählten Volksvertreter gefragt. Und natürlich sollte, wie erwähnt, der Staat Geld in die Hand nehmen – wie es in anderen Ländern in Europa auch der Fall ist.
Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Mobilfunknetze? Die Netze sind am Anschlag. Die Frequenzen sind limitiert und die Kapazitäten lassen sich nicht unendlich steigern. Man könnte zusätzliche Frequenzen versteigern, aber auch das wäre nur temporär eine Entlastung, denn der Umfang mobil übertragener Daten wird massiv zunehmen.
„Die Frequenzen sind limitiert und die Kapazitäten lassen sich nicht unendlich steigern.“ Man denke nur an die Machine-to-Machine-Kommunikation, an deren Anfang wir erst stehen. Die Lösung kann nur sein, die Daten in Festnetze abzuleiten. Dazu müsste man die Funkzellen untereinander mit Glasfasern verbinden. Warum sind leistungsfähige digitale Netze eigentlich so wichtig? Je mehr Kapazitäten verfügbar sind und je schneller die Netze sind, desto mehr neue Geschäftsideen kommen auf. Es geht um Innovationen, um Kreativität. Wenn die Technologien grundsätzlich da sind, dann sollten neue Ideen nicht am mangelnden Ausbau der Netze scheitern. Ohne leistungsfähige Netze wird man abgehängt. Zumal die Netze immer stärker belastet werden: Auch die normale Telefonie geht bald übers Internet, die Telekom stellt entsprechend um. In der Medizin werden Röntgenbilder übers Internet ausgetauscht, Spezialisten per Videokonferenz zuge-
Innovationen stammen häufig von Start-ups. Wie sehen Sie deren Chancen in der digitalen Wirtschaft? Start-ups sollten möglichst wenige Steine in den Weg gelegt werden, beispielsweise beim bürokratischen Aufwand. Zudem wäre es hilfreich, die Datenschutzbestimmungen europaweit zu harmonisieren. Für Start-ups in der digitalen Wirtschaft sind gut ausgebaute Netze mit hoher Bandbreite natürlich besonders vonnöten. Wer im Bereich Big Data arbeiten will, also mit riesigen Datenmengen, kann sein Unternehmen gleich vergessen, wenn er nicht die entsprechende Bandbreite hat. Zudem ist die Netzneutralität wesentlich. Es kann nicht sein, dass es zwei verschiedene Netze gibt und man für den Zugang zum besseren viel Geld bezahlen muss. Ein Start-up, das ein halbes Jahr nach Geschäftsgründung durchstartet, ist tot, wenn es mehr Bandbreite braucht, sich einen solchen Zukauf aber noch nicht leisten kann. Netzneutralität ist unter anderem für eine gesunde Start-up-Szene unabdingbar.
Redaktioneller Gastbeitrag | ECO
Oracle
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Chancen für ein digitales Deutschland in einer vernetzten Welt Informationstechnologien sind heute wesentlicher Bestandteil aller Lebensbereiche . Die vernetzte Welt ermöglicht einen enormen, insbesondere branchenübergreifenden Informationsaustausch, der große Chancen für Wettbewerb, Innovation und Wachstum ermöglicht.
IT-Plattformen spielen in einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft eine zentrale Rolle. Durch sie wird ein Abgleich von Datenmodellen zwischen unterschiedlichen Domänen (beispielsweise in der Verwaltung, Energie, Bildung, Gesundheit oder im Verkehr) überhaupt erst möglich. Sicherheit ist dabei nicht nur für die Akzeptanz ein entscheidender Faktor, sondern auch für die Funktionsfähigkeit, Verfügbarkeit und Integrität von Daten. Neben dem Einatz von sicherer Soft- und Hardware auf rein technischer Ebene müssen mit gleicher Priorität auch Sicherheitsmaßnahmen in den Prozessen und in der betrieblichen Organisation implementiert werden. Aus unserer Sicht muss deshalb der Einsatz sicherer Informations- und Kommunikationstechnolgien mit einem umfassenden Sicherheitskonzept in Prozessen, Abläufen und der eigenen Organisation einher-
gehen. Dies ist insbesondere beim Aufbau kritischer Infrastrukturen und deren Digitalisierung ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor. Schon heute ließen sich technologisch viele Nutzen potenziale für Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger aus einer stärkeren digitalen Vernetzung der Industrien heben. Unzählige und sehr komplexe Szenarien wären heute technologisch umsetzbar und hätten enorme gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Vorteile. Deshalb muss gemeinsam zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine grundlegende Debatte angestoßen werden, wie wir künftig leben und arbeiten wollen und welche zeitgemäßen Rahmenbedingungen es dazu braucht. Wollen wir aus Deutschland
Jürgen Kunz, Senior Vice President Northern Europe & Managing Director Germany heraus Innovationen aktiv oder passiv gestalten? Die meisten Unternehmen agieren heute global und profitieren maßgeblich von globalen Wertschöpfungsketten. Darauf müssen und sollten sich auch Informations- und Kommunikationstechnologien abbilden lassen. Dieser Ansatz wird uns in Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich viele Vorteile bringen, die wir für den Standort Deutschland nutzen sollten.
7 Cisco
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Industrie 4.0: Große Chance für die deutsche Wirtschaft Rund 78 Milliarden Euro an zusätzlichem Wertschöpfungspotenzial bis 2025 erwartet der Branchenverband BITKOM in Deutschland durch Industrie 4.0-Technologien.
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ie künftige Produktion wird stark individualisierte Artikel herstellen. Dies funktioniert mit hochflexiblen Prozessen, einer Integration von Geschäftspartnern und Kunden in Business- und Wertschöpfungsprozesse sowie der Koppelung von Herstellung und hochwertigen Dienstleistungen. Somit wachsen im Rahmen von Industrie 4.0 die Produkte und Services sowie reale und virtuelle Welt zusammen. Dazu ist jedoch eine umfassende Vernetzung erforderlich, wodurch die Relevanz der IT für die deutsche Wirtschaft erheblich steigt. Durch das Internet der Dinge erhalten Maschinen, Fahrzeuge, Produkte und Sensoren eine eigene IP-Adresse. Wenn alles mit allem verbunden ist, sind jedoch erheblich schnellere, leistungsfähigere, flexiblere und intelligentere Netzwerke nötig. Cisco ist dabei, diese Plattform der Zukunft aufzubauen.
Neuartige Szenarien durch IoE Die Vision von Cisco dafür ist das Internet of Everything (IoE), das Menschen, Objekte, Prozesse und Daten miteinander verbindet. Gemeinsam mit Innovationen wie mobile Anwendungen, Cloud Computing und Big Data ermöglicht das IoE neuartige Szenarien: Autos kommunizieren mit Ampeln, Pakete mit Lieferwagen. Intelligente Straßenbeleuchtung unterstützt Städte beim Energiesparen und der Verbrechensbekämpfung. Produktionsmaschinen sprechen mit der hergestellten Ware und kündigen selbstständig ihren Wartungsbedarf an. Gerade in Deutschland als Kernland der Industrie eröffnen sich dadurch große Chancen, vor allem in Schlüsselbranchen wie Maschinenbau und Elektrotechnik. Umfassende Vernetzung kann nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Auch für andere gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich Lösungsansätze finden. Dazu gehören die Bewältigung der Energiewende, der fortschreitenden Urbanisierung oder des steigenden Altersdurchschnitts der Bevölkerung.
Lösungen von Cisco Cisco verbindet hierfür Informations- mit Betriebstechnologien, also IT und OT (Operations Technologies). Dies gewährleistet durchgängige Netzwerkarchitekturen für hohe Sicherheit, effizientes Management und neuartige Funktionen. Zudem bietet Cisco speziell auf industrielle Bedürfnisse angepasste Produkte an. Dazu zählen etwa Industrie-Switches, robuste Wireless-Lösungen für den Außen einsatz, domänenübergreifende Routing-Lösungen, EnergyWise für effizientes und nachhaltiges Energiemanagement sowie intelligente Lösungen für vertikale Branchen inklusive M2M (Machine-to-Machine)-Lösungen. Um den optimalen, reibungslosen Einsatz auch in Kombination mit Lösungen anderer Hersteller zu gewährleisten, arbeitet Cisco mit zahlreichen Partnern zusammen. Zudem ist Cisco Mitglied in verschiedenen Branchengremien und -verbänden wie SmartFactory DFKI, Plattform Industrie 4.0, BITKOM, Nationaler IT-Gipfel, VATM und eco.
Derzeit arbeitet Cisco gemeinsam mit Partnern an den ersten Use Cases in Deutschland. Auf der Cisco Connect werden mehr als 20 Showcases und Vorträge präsentiert, die sich mit konkreten IOT-Anwendungsfällen beschäftigen. Damit weitere Unternehmen schnell folgen, eröffnet Cisco im kommenden Jahr das IoE Innovation Center openBerlin. Hier arbeiten dann Kunden, Branchenpartner, Startup-Unternehmen, Experten sowie Vertreter von Behörden und Universitäten zusammen, um Innovationen rund um das Internet of Everything zu beschleunigen und vorzustellen.
Künftige Herausforderungen Diese Aktivitäten sind notwendig, um die künftigen Herausforderungen im Rahmen von Industrie 4.0 zu bewältigen. Dazu zählen die Entwicklung eines einheitlichen Kommunikationsstandards, Gewährleistung von Cyber Security, Austausch veralteter Systemen und Maschinen sowie die Ausbildung von IoT-Spezialisten für intelligente Netze. Die Notwendigkeit einheitlicher Kommunikationsstandards ergibt sich logisch aus der umfassenden Vernetzung. Als Netzprotokoll wird voraussichtlich IPv6 zum Einsatz kommen, doch künftige Anwendungen benötigen auch einheitliche Schnittstellen, Übertragungsprotokolle oder Datenformate. Die entsprechende Standardisierung wird in Branchengremien derzeit vorangetrieben. Doch zur Bewältigung der neuen Herausforderungen sind auch neue Berufsbilder nötig. Hierfür sind Techniker zu IT-Spezialisten weiterzubilden oder IT-Experten zu Industrie 4.0 Managern. Ein konkretes Weiterbildungsangebot hat Cisco vor kurzem mit dem Lehrgang IoE Smart Grid für Elektriker und Elektro ingenieure an seiner Networking Academy vorgestellt. Die optimale Anbringung intelligenter Stromzähler inklusive Fernzugriff steht ebenso auf dem Programm wie Fehlerbehebung und Sicherheitsaspekte. Die Teilnehmer können dann neue Infrastrukturen und Anwendungen für intelligente Stromnetze erstellen.
Mehr auf der Cisco Connect Detaillierte Informationen zu den Visionen und Ansätzen von Cisco für In dustrie 4.0 und das Internet of Everything gibt es auf der Cisco Connect. Diese findet am 20. und 21. November 2014 in Berlin statt. Die Teilnehmer erleben hier zahlreiche konkrete Anwendungsszenarien und erfahren, wie Unternehmen von den künftigen Entwicklungen profitieren können. Mehr zur Veranstaltung gibt es unter: www.ciscoconnect.de.
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Digitalisierung
Schöne vernetzte Welt Die digitale Revolution schreitet rasch voran. Und der Trend ist ungebrochen. Die Vernetzung virtueller Medien mit der Offline-Welt birgt ungeahnte Möglichkeiten – aber auch einige Gefahren.
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ie Welt tindert. Über 850 Millionen Mal wurde die Dating-App bereits auf Smartphones rund um den Globus installiert. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Zugang gibt es über das Facebook-Profil, von dem auch Vorname, Alter und Profilfotos in die App geladen werden. Dann sehen die Nutzer Bilder anderer Tinder-User, die sich gerade in der Nähe aufhalten. Ein Wisch nach links heißt: „Der Nächste bitte“, das Bild verschwindet. Wisch nach rechts: interessant. Wischen beide Personen nach rechts, entsteht ein „Match“, und es gibt die Möglichkeit zum Chat. Tinder funktioniert also wie das virtuelle Flanieren in der Fußgängerzone: Nur Sekunden entscheiden darüber, ob wir jemanden attraktiv finden oder nicht, ob wir einen unverfänglichen Kontakt herstellen oder wieder in der Masse verschwinden. Doch nicht nur Tinder läuft gut. Auch andere Dating-Apps wie Badoo oder Lovoo erfah-
So weiß der Handel dank Predictive Analytics und Data Mining, was Kunden wollen, noch bevor diese es selbst wissen. Individuelle Angebote und personalisierte Einkaufslisten kommen direkt auf das Smartphone, die Basis dafür bilden Daten der vorherigen Einkäufe. Am Ende des Einkaufes wird das intelligente Telefon dank Mobile-Payment zur Geldbörse.
Vernetzt unterwegs Die Einkäufe werden dann direkt im Klein wagen verstaut und nach Hause transportiert. Und dabei muss das nicht einmal das eigene Auto sein – Carsharing-Angebote machen es möglich, über das Handy ein freies Fahrzeug zu finden und zu reservieren. Neue Angebote gehen aber noch einen Schritt weiter. Sie zeigen nicht nur das nächste freie Fahrzeug eines Anbieters, sondern kombinieren Verkehrsmittel und zeigen so eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. Die jeweiligen Tickets lassen sich künftig über die Apps auch gleich buchen.
scannen, sondern auch dabei helfen, vermeintliche Schwächen auszuhebeln.
Weitreichende Veränderungen für die Wirtschaft Doch nicht nur unser privates Leben wird von der digitalen Revolution erfasst. Auch die Wirtschaft muss sich auf weitreichende Veränderungen einstellen. In Zukunft werden digitale und physische Geschäftsmodelle zusammenwachsen, meint die Studie „Leading a Digical Transformation“ der internationalen Managementberatung Bain & Company. Aus der Vernetzung von Online- und Offlinewelt ergeben sich für immer mehr Branchen neue Chancen – aber auch Gefahren. Denn digitale Geschäftsmodelle drohen, ihre analogen Vorgänger vom Markt zu drängen. Erfolgreiche Unternehmen nutzen digitale Ansätze, um ihre physischen Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und schaffen so eine gute Basis für ein anhaltend profitables Wachstum in den kommenden Jahren, heißt es in der Studie. „Wir stehen erst am Anfang“, sagt Bain-Deutschland-Chef Walter Sinn. „Noch hat die Digitalisierung nur wenige Branchen wie die Medien oder die Telekommunikation mit voller Wucht erfasst. Aber in zehn Jahren wird die Welt ganz anders aussehen.“ Ob Automobil- oder Maschinenbau, Pharmaindustrie oder Finanzdienstleister – neue Technologien und ein verändertes Kundenverhalten zwingen die Unternehmen schon heute zum Handeln.
Flexibel in der Cloud
ren regen Zulauf und verfügen über mehrere Millionen Mitglieder. Auf der Suche nach Flirts in Clubs oder Cafés zu gehen, scheint nicht mehr angesagt. Das Smartphone ersetzt mit seiner Social-Media- Vernetzung die schüchternen Blicke an der Bar.
Alltag volldigital Doch die digitale Revolution mischt nicht nur die Partnersuche gehörig durch. Unser gesamter Alltag verändert sich und wird in den kommenden Jahren voll digital. Ob im Beruf oder privat, auf Reisen oder im Supermarkt – smarte Technologien vernetzen jeden und alles.
Doch die neuen Technologien optimieren in Zukunft nicht nur unseren Alltag, sie optimieren auch uns. Dank neuer Überwachungstools und digitaler Gadgets halten wir jede Aktivität unseres Körpers, jede Eigenschaft, jede Handlung und sogar Gefühle fest. Vernetzte Wearables, die wir am Körper tragen, überwachen Schlaf, Fitness oder Diät-Erfolg. Im Jahr 2030 wird das automatisierte Puls-, Bewegungs- oder Blutdruck-Scanning zur Alltagsausrüstung gehören, meinen auch die Zukunftsforscher Eike Wenzel und Oliver Dziemba in ihrem Buch „#Wir – Wie die Digitalisierung den Alltag verändert“. Danach gehört die Zukunft den Mess instrumenten, die nicht nur unsere Gesundheit
Dabei macht die Digitalisierung die Arbeitswelt auch flexibel. Denn bereits heute ermöglicht das Cloud-Computing, von überall zu arbeiten. Unterlagen liegen nicht mehr auf dem Firmenrechner oder gar noch auf dem Schreibtisch im Büro. Sie sind in der virtuellen Cloud gespeichert – Arbeit ist jederzeit und überall möglich. Für Mitarbeiter und Unternehmen birgt die Cloud aber auch Gefahren. Denn sind sensible Daten in der Cloud, lockt das auch Wirtschaftsspione an, die sich ebenfalls Zugriff verschaffen können. Bleibt nur noch die Frage, wie der Mensch mit dieser Entwicklung umgeht. Denn mit der Nutzung all dieser neuen Technologien hinterlassen wir digitale Spuren im Netz, die uns angreifbar machen. Deshalb geht es bei der Digitalisierung nicht nur um die Vernetzung aller Lebensbereiche, sondern um einen Gesellschaftsentwurf – und um digitale Selbstbestimmung.
Redaktion Barbara Fuchs
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Fachkräftemangel bremst den Mittelstand Deutsche IT-Mittelständler zählen 13.000 unbesetzte Stellen. Damit der Jobmotor der Republik nicht ins Stocken gerät, braucht es mehr Initiativen wie „erlebe IT“, die Jugendliche für eine Karriere in der Branche begeistern.
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m internationalen Wettbewerb geht es heute mehr denn je um schnelle Innovationen. Maßgebliche Bedeutung kommt dabei – quer durch alle Branchen – der IT zu. Smartphones und Tablet Computer prägen unseren privaten und b eruflichen Alltag. Big Data ist dabei, Handel, Logistik und Medizin grundlegend zu verändern. Die klassische Produktion wandelt sich zur Industrie 4.0. G erade mittelständische IT-Unternehmen sind mit ihrer ausgeprägten Innovationsfreude und Flexibilität an diesen Entwicklungen beteiligt. Rund 8.800 deutsche IT-Mittelständler erwirtschaften jährlich einen Umsatz von mehr als 55 Milliarden Euro und beschäftigen fast 375.000 Mitarbeiter. Oder anders ausgedrückt: IT-Mittelständler stehen für mehr als jeden zweiten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz in der Branche.
will die Beschäftigtenzahl konstant halten. Das ist eine große Herausforderung, hat doch gerade der IT-Mittelstand ganz besonders mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. 13.000 Stellen für IT-Spezialisten sind aktuell im IT-Mittelstand unbesetzt – das entspricht 80 Prozent aller offenen und schwer zu besetzenden Stellen für Fachkräfte in der gesamten IT-Branche. Die IT-Mittelständler könnten noch mehr Arbeitsplätze schaffen und noch schneller wachsen, wenn sie freie Stellen leichter besetzen könnten. Angesichts dieses Expertenmangels könnten Arbeit und Beschäftigung ins Ausland verlagert werden. Durchaus auch dauerhaft.
Expertenmangel verhindert stärkeres Wachstum
Auch deshalb muss es uns gelingen, mehr junge Menschen für einen Beruf in der IT-Branche zu begeistern. Initiativen wie erlebe IT – die aus dem IT-Gipfel hervorgegangen ist – leisten dabei hervorragende Arbeit. Aber wir brauchen mehr. Ein Pflichtfach Informatik ab der Sekundarstufe I ist längst überfällig. Eine deutliche Mehrheit der Lehrer und der Eltern wünscht sich, dass Informatik-Wissen allen Schülern vermittelt wird. Das ist auch konsequent: IT prägt unseren Alltag, Wissen über IT gehört inzwischen zur Allgemein-
Der IT-Mittelstand hält nicht nur die Wirtschaft in Schwung, er war und ist auch ein bedeutender Jobmotor für die deutsche Wirtschaft. Aktuell stehen die Mittelständler sehr gut da. Vier von fünf mittelständischen IT-Unternehmen rechnen damit, dass ihre Umsätze im zweiten Halbjahr steigen werden. Und rund zwei Drittel der Unternehmen planen Neueinstellungen, jedes vierte
Pflichtfach Informatik ist überfällig
Ulrich Dietz, Vizepräsident des BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
bildung. Wir müssen zudem die Informatik-Ausbildung an den Hochschulen verbessern und vor allem alles dafür tun, damit die weiterhin hohe Abbrecherquote von rund 50 Prozent zurück geht. Und darüber hinaus werden wir auch verstärkt Zuwanderung brauchen, um den hohen Fach kräftebedarf kurz- und mittelfristig zu decken. Und um dafür zu sorgen, dass der IT-Mittelstand weiter wachsen kann und zusammen mit Flaggschiffen, großen Unternehmen und Start-ups die deutsche Wirtschaft innovativ und international wettbewerbsfähig hält.
Redaktioneller Gastbeitrag | Bitkom
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IT
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Digitalisierung braucht Datenschutz Gehackte E-Mails, geklaute Nutzerprofile – immer mehr Verbraucher machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Identität im Netz. Nach diversen Pannen trauen sie den Unternehmen, die Zugangsdaten von ihnen verwalten, immer weniger. Doch das ist schlecht für die Wirtschaft, die jetzt eigentlich mit Digitalisierungsstrategien in die Offensive gehen will.
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dentität geklaut? Jeder fünfte Deutsche hat es schon erlebt, berichtete der Branchenverband BITKOM kürzlich im „Bundeslagebild Cybercrime“. Haben die Hacker einmal die Zugangs daten ausspioniert, wird die schöne neue Welt für ihre Opfer schnell zum Albtraum. Sei es, weil Gauner in fremdem Namen shoppen gehen oder mit immer ausgebuffteren Tricks versuchen, von den E-Mail-Kontakten ihrer Opfer Geld zu ergaunern. Doch die wachsende Zahl der Cyberkriminellen kann nicht nur dem Einzelnen gefährlich werden. Die zunehmende Digitalisierung macht die Gesellschaft als Ganzes immer angreifbarer. Vom intelligenten Heim über das selbstfahrende Auto bis hin zur digitalen Fabrik – je mehr Bereiche des täglichen Lebens das Internet der Dinge vernetzt, umso wichtiger wird die sorgsame Verwaltung der Identitäten. Bis 2020 sollen laut den IT-Analysten von Gartner bereits 25 Milliarden Geräte miteinander über Internet und Cloud Computing verbunden sein. Billionen von Passwörtern werden existieren und Trillionen von Einfallstoren sind gegen Hackerangriffe zu schützen.
Unternehmen auf allen Ebenen zugenommen hat, ist der Schutz vor IT-Risiken seit drei Jahren sogar rückläufig. Schutzmaßnahmen beim E-Mail-Versand haben um sieben Prozentpunkte auf 43 Prozent abgenommen. Und jedes vierte Unternehmen ergreift gar keine Maßnahmen, wie die Initiative Deutschland sicher im Netz (DsiN) erfragt hat. Dabei ist das Sicherheitsbewusstsein der Deutschen im internationalen Vergleich sogar relativ hoch. Die Enthüllungen von Edward Snowden über die Aktivitäten der NSA hätte nur in Deutschland wirklich hohe Wellen geschlagen, weiß Fraunhofer-Expertin Claudia Eckert. Verbraucher wie Unternehmer haben eine Viel zahl von Anlaufstellen, die sie mit hilfreichen Tipps und Checklisten ver sorgen – sei es die Initiative Deutschland sicher im Netz oder das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Cyberkriminalität bremst Sektor aus „Die Sorge vor Cyberkriminalität führt dazu, dass viele Verbraucher auf die Nutzung bestimmter Online-Dienste verzichten“, sagt BITKOM-Präsident Dieter Kempf. Laut Verbandsumfrage verschicken 47 Prozent der Deutschen vertrauliche Dokumente nicht mehr per E-Mail, fast ein Drittel verzichtet auf Online-Banking und ein Viertel auf das Einkaufen im Internet. Ebenfalls ein Viertel macht einen Bogen um soziale Netzwerke, ein Fünftel nutzt keine Cloud-Dienste und 17 Prozent buchen weder Reisen noch Mietwagen im Netz. „Das sind alarmierende Zahlen, weil dieser Trend die digitale Entwicklung bremst“, sagt Kempf. Die Konsequenz ist klar: Datensicherheit ist das Top-Thema einer sich digitalisierenden Gesellschaft. Über Internet und Smartphones könnte theoretisch jeder, der sich ausreichend Know-how aneignet, in Wohnungen, Büros und Fabriken eindringen. Die Abhängigkeit von Computern, Smartphones und Tablets hat sich zur Achillesferse des modernen Alltags entwickelt. Sichere Identitäten werden damit zu einem zentralen Element des Systems. „Die Verschlüsselung von E-Mails ist ein wichtiger Schritt zur sicheren Kommunikation, aber allein das reicht natürlich nicht aus“, sagt Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Der Diebstahl von Identitäts- und Zugangsdaten, die häufig ungesichert übertragen oder auf mobilen Geräten ungesichert abgelegt werden, ist nach wie vor ein gravierendes Problem. Smartphones, Tablets und Notebooks reisen ständig mit, doch ihre Besitzer haben sich selten ausreichend gegen Datenklau abgesichert.
Aufklärung schützt Wie wichtig das Bewusstsein eines jeden Einzelnen für Schutz und Sicherheit im Netz ist, betont auch die Digitale Agenda der Bundesregierung. Bis zu 80 Prozent der Cyberangriffe könnten schon heute über eine bessere Aufklärung der Bürger abgewehrt werden, schätzt Michael Littger, Geschäftsführer der Initiative Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN), einem produktneutralen und herstellerübergreifenden Zusammenschluss aus Unternehmen, Vereinen und Branchenverbänden unter Schirmherrschaft des Bundesinnen ministeriums. Und auch die Unternehmen könnten aktiver sein: Die IT-Sicher heit empfinden sie zwar als wichtig. Doch der Tatendrang könnte größer sein. Obwohl die Vernetzung in kleinen und mittleren
Kleinunternehmer und Mittelständler werden noch dazu von den regionalen Industrie- und Handelskammern mit Tipps und Tricks versorgt. Firmen, für die ein Standardschutz ausreichend ist, finden dazu hilfreiche Leitlinien, Grundschutzkataloge und Software-Tools beim BSI. Und auch das Bundeswirtschaftsministerium ist dabei, mit der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft einen großen Pool an Best-Practice-Beispielen aufzubauen, an denen sich ratsuchende Firmen orientieren zu können.
Informationsdschungel lichten Herstellungen gibt es bereits Unzählige. Einzig: „Es ist fast des Guten zu viel“, bemängelt Eckert. Statt einer zentralen Anlaufstelle gibt es viele kleine Initiativen zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung. So gut die Absichten sind, Deutschland und auch ganz Europa laufen Gefahr, sich mit den vielen kleinen Initiativen zu verzetteln und dabei die Entwicklung von strategischen Schlüsseltechnologien zu vernachlässigen. Dabei sei die sichere Digitalisierung das, wovon die Entwicklung des Kontinents in Zukunft abhängen werde. „Wir brauchen Mut zu einem wirklich großen Wurf – vergleichbar mit dem der Homeland Security Initiative in den USA“, sagt Eckert. „Das sollte uns unsere digitale Zukunft wert sein.“
Redaktion Vera Weith
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Netzausbau wird zur Schlüsselfrage Der kluge Ausbau digitaler Netze ist für die Zukunft des Standorts Deutschland essenziell. Doch die Infrastrukturanbieter alleine können ihn nicht stemmen. Auch der Staat und die internationalen Internetgiganten müssen ihren Beitrag zum Ausbau der Datenautobahnen leisten. Es braucht neue Wege, das globale Ungleichgewicht zwischen europäischen Infrastrukturanbietern und US-Konzernen zu beseitigen.
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igitale Netze sind das Nervensystem unserer Gesellschaft – aus Alltag und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Bei einem digitalen Netzausfall stünde Deutschland still: Wir müssten Autorouten wieder auf verknitterten Papierkarten finden, für jede Überweisung papierne Träger ausfüllen und bei Verabredungen mit Freunden zig Mal das Telefon bemühen, bevor wir dann endlich zusammen kommen. Die Wirtschaft würde kollabieren: Ganze Produktionsstraßen wären lahmgelegt, Paketautos und LKW-Kolonnen irrten ziellos umher, der Handel im ganzen Land bräche ein – allein unter der Last derer, die versuchen, Millionen von Aufträgen und Angeboten durch ihre antiquierten Faxgeräte zu schleusen. Und: US-Giganten wie Facebook, Google und Co. hätten auf einmal Sendepause und verlören einen ihrer wichtigsten Absatzmärkte. Jenseits vom großen Blackout ist das ein nicht ganz realistisches Szenario. Es zeigt aber dennoch drei Dinge: Wie lebenswichtig die digitalen Netze der deutschen Infrastrukturanbieter bereits heute sind. Wie essenziell deren kluger Ausbau für unsere Zukunft ist, um als Industrienation auch volkswirtschaftlich weiter vorne mitzuspielen. Und wer die größten Netz-Profiteure der digitalen Infrastruktur in Deutschland sind.
Was die deutsche Regulierung aber nicht alleine lösen kann, ist ein globales Ungleichgewicht zwischen europäischen Infrastrukturanbietern und US-amerikanischen Konzernen. Deutsche Unternehmen wie Vodafone werden durch immer schärfere nationale und europäische Gesetzgebung eingeschränkt, während US-amerikanische wie Google und Facebook hierzulande zumeist unreguliert und ohne Schranken agieren können. Hinzu kommt: Allein Vodafone steckt jährlich Milliarden in den Ausbau der deutschen Datenautobahnen – und wird in Zukunft noch mehr investieren müssen, um Deutschland digital voranzutreiben. US-amerikanische Konzerne sind die größten Nutznießer dieser Datenautobahnen. Während deutsche Kunden sich zumindest durch ihre monatlichen Beiträge am Infrastrukturausbau beteiligen und so auch dafür sorgen, dass deutsche Unternehmen weiter investieren können, zahlen US-Internetgiganten für die Nutzung der deutschen Netze keinen Cent. Die Umsätze, die sie mit ihren Diensten auf deutschen Datenautobahnen machen, wandern über den Atlantik direkt in ihre Taschen.
Deutschland hat Datenhunger Seit Jahren hat Deutschland Datenhunger. Wir sind nicht am Anfang, sondern inmitten einer digitalen Revolution. Die Menschen lässt sie immer größere Datenmengen durch die Netze jagen, die Maschinen lässt sie sich immer stärker vernetzen. Schon heute beflügelt das die deutsche Wirtschaft – durch intelligente Stromund Verkehrsnetze, effiziente Logistik- und Produktionsprozesse genau wie erste eHealth Lösungen, die Patienten das Leben einfacher machen. Dieser Trend zu immer mehr Vernetzung auch bei Maschinen ist global nicht mehr aufzuhalten.– und Deutschland muss hier weiter vorne mitspielen. Menschen und Maschinen erzeugen auch in Zukunft immer mehr Daten. Das stellt die Infrastrukturanbieter vor große Herausforderungen. „Allein die mobile Datennutzung wächst jährlich um fast 100 Prozent“, so Vodafone Deutschland Chef Jens Schulte-Bockum. „Wären wir ein Flughafenbetreiber, müssten wir jedes Jahr die Anzahl unserer Landebahnen verdoppeln – nur, um dem Ansturm der Passagiere und Flugzeuge gerecht zu werden.“
Fünf Milliarden für die Infrastruktur Dafür müssen sich Telekommunikationsunternehmen wappnen. Und dafür muss die Politik die richtigen R ahmenbedingungen in Deutschland setzen. Denn Telekommunikationsunternehmen und ihre Netze sind schon längst zu einer Schlüsselindustrie in diesem Land geworden. „Wie gut Deutschland künftig vernetzt ist, wird entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg dieses Landes beitragen. Dafür investiert Vodafone zusammen mit Kabel Deutschland in den kommenden zwei Jahren fünf Milliarden Euro in seine deutsche Infrastruktur – und damit in die Zukunft dieses Landes“, so Schulte-Bockum. „Das kann aber weder Vodafone noch die Indus trie alleine tun. Hier muss auch der Staat seinen Beitrag leisten. Und weiterhin vor allem Investitionen fördern und nachhaltigen Wettbewerb gewährleisten. Das neue Kursbuch der Bundesregierung ist hier ein guter erster Aufschlag hin zu einer Regulierungspolitik, die Deutschlands Zukunft aktiv gestaltet.“
Leistungsklassen im Netz dringend nötig Die Einführung von Leistungsklassen im Netz könnte d iesen Zustand beheben. Eine Idee, die derzeit in der Branche und in Berlin diskutiert wird. Sie sieht mit dem so genannten „best effort“-Ansatz eine schnelle, bestmögliche Grundversorgung für alle Nutzer im Netz vor, die durch so genannte „Premium Angebote“ ergänzt wird. Diese „Premium Angebote“ garantieren interessierten Personen und Unternehmen gegen Entgelt dauer hafte Hoch geschwindigkeitsstandards im Netz, mit denen sie ihren Kunden in Zukunft zum Beispiel besonders datenaufwändige HD-Dienste anbieten können. Die Branche empfindet einen solchen Ansatz nicht nur als gerecht, sondern sieht ihn für künftige mobile Anwendungen als dringend notwendig: „Eine solche bedarfs- gerechte Versorgung ist für die Zukunft unserer Netze e ssenziell“, sagt Jens Schulte-Bockum. „Sie führt nicht nur dazu, dass sich Telekommunikationsunternehmen und globale Internet-Giganten gemeinsam am Ausbau der Netze beteiligen können. Sie schafft auch die Voraussetzung dafür, dass künftige, zum Teil lebenswichtige Dienste im Bereich der Sicherheit, Gesundheit und Mobilität die schnellen Geschwindigkeiten auch bekommen, die sie für ihr Funktionieren benötigen. Mit einer solchen bedarfsgerechten Versorgung kommen Investition und Innovation im digitalen Deutschland weiter voran.“
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Big Data
Die Zukunft der Daten Maschinen unterhalten sich, Menschen posten Fotos, Unternehmen recherchieren Adressdaten – die Menschheit erzeugt eine unglaubliche Masse an Daten. Entscheidend ist, was wir damit anfangen.
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eit es die menschliche Zivilisation gibt, erzeugt sie Daten. Schon die Sumerer ritzten vor über 5000 Jahren Informationen über die Bierproduktion in Tontafeln. Ein Heer von Beamten verwaltete den preußischen Staat – auf Papier. Heute produzieren wir alle auf Schritt und Tritt Daten: mit jedem Online-Geschäft, jedem auf Instagram geposteten Bild, aber auch mit den GPS-Daten, die unsere Smartphones ständig senden. So entsteht ein Datenwust, der bis 2020 weltweit auf 44 Billionen Gigabyte anwachsen soll, wie das Marktforschungsunternehmen IDC schätzt.
GroSSe Datenmengen gekonnt auswerten Wohin in Zukunft mit all den Daten – und vor allem, was anstellen mit ihnen? Der Begriff Big Data macht längst die Runde, also das Sammeln und Auswerten all dieser Datenmengen, um damit geschäftlichen Gewinn zu erzielen. Große Online-Händler machen es bereits vor: Sie analysieren das Kaufverhalten von Millionen Kunden und unterbreiten ihnen individuelle Angebote. Die Rechnerkapazität ist da, Experten rufen bereits das nächste Zeitalter aus: Smart Data ist angesagt, denn entscheidend ist, was man mit all den Informationen macht. Mittlerweile steht vor allem die Entwicklung intelligenter Algorithmen zur Auswertung der Datenmassen im Vordergrund. Gerade in punkto Kundenwissen wird die Datenanreicherung immer wichtiger. Bei dieser Dienstleistung geht es darum, Adressen von potentiellen Firmenkunden mit zusätzlichen Informationen zu versehen: Ansprechpartner im Einkauf oder der Geschäftsführung zum Beispiel, Branchencodes, Mitarbeiteranzahl, Umsätze oder auch die Bonität. Dienstleister, die solche Daten recherchieren und aktuell halten, bieten mittlerweile an, ihre Datenbanken direkt mit den Datenbanken ihrer Firmenkunden zu verbinden. Im Idealfall merkt dann die Marketingabteilung kaum, dass eine für Werbezwecke gekaufte Adressliste mit Daten des Dienstleisters angereichert wird. Auch im Privatkundengeschäft ist solch ein automatischer Abgleich üblich. Wer etwa per Ratenzahlung ein Handy kauft, dessen Bonität kann noch im Laden per Datenleitung abgefragt werden.
Auch Maschinen kommunizieren Nicht nur Menschen erzeugen Daten, auch Maschinen tun es. Vom Internet der Dinge spricht man, und meint damit, dass Produkte und Gegenstände miteinander kommunizieren. Nicht immer, aber oft nutzen sie dafür das Internet. Bekannt sind aber auch Postpakete, die sich über RFID-Chips selbst ihren Weg durch ein Verteilerlager suchen. Im Einsatz sind Transportwannen, die über einen Sender Kontakt mit einer Zentrale halten. Die weiß dann immer, wo sich eine Sendung gerade befindet und ob ein Auftrag ausgeführt ist. Das Internet der Dinge ist auch Teil eines neuen Paradigmas in der Produktion. In der so genannten Industrie 4.0 kommunizieren Werkstücke mit den bearbeitenden Maschinen und teilen ihnen mit, welches Werkzeug zu benutzen sei. Droht ein Vorrat an Teilen zur Neige zu gehen, bestellt die Maschine automatisch im Lager Nachschub. Bereits heute im Entstehen begriffen ist eine weltweit vernetzte und teil automatisierte Produktion. Daten aus der Entwicklungszentrale in den USA gehen zur Beschaffung in Südafrika, welche Herstellung und Transport von Teilen in der ganzen Welt und die Endmontage in China organisiert. Getestet und vertrieben werden die fertigen Produkte wiederum von Europa aus. Dabei werden Kunden, unabhängige Entwickler und sogar die Konkurrenz in ein weltweites, virtuelles Entwicklernetz eingebunden. Auch das ist eine Zukunft des Datenmanagements. Daten waren schon immer auch Produkt. Aber nicht nur in Form angereicherter Adressen. 3D-Drucker zum Beispiel werden immer günstiger. Nicht mit ihnen machen Firmen das Geschäft, sondern mit den Datensätzen, welche die Drucker zur Herstellung eines Gegenstandes brauchen. Auch das ist eine Zukunft der Daten, die bald Normalität sein wird. Eine Übersicht über den Bierbestand wird sich die Menschheit allerdings ebenfalls weiterhin beschaffen wollen. Denn das nehmen wir doch lieber „in echt“ und nicht in Form von Daten zu uns.
Redaktion Jost Burger
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13 Freudenberg IT
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Erfolgskritischer Faktor: Der Schutz von Daten Schon das zweite Jahr in Folge beleuchtet der „IT Innovation Readiness Index“ die IT-Durchdringung im industriellen Mittelstand. Wichtigstes Ergebnis: Die Industrie-4.0-Bereitschaft nimmt kontinuierlich zu.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Industrie 4.0 stellt heute niemand mehr infrage. Offen blieb jedoch die Frage, inwieweit die IT-Systeme im produzierenden Gewerbe auf die vierte industrielle Revolution vorbereitet sind. Erste Antworten lieferte der Studien-Report 2013, für den das Marktforschungsinstitut Pierre Audoin Consultants im Auftrag der Freudenberg IT rund 140 Fertigungsbetriebe
unterschiedlicher Größe und Branche befragte. Während die erste Untersuchungswelle noch eine reine Zustandsbeschreibung bot, lässt die aktuelle Follow-up-Befragung auch Entwicklungslinien erkennen: Seit 2013 wuchs der Innovationsindex im industriellen Mittelstand von 4,9 auf 5,4. Dieser Wert ergibt sich auf einer Skala zwischen 0 und 10 als Mittelwert der Indexzahlen für wichtige Megatrends wie Industrie 4.0, Cloud Computing, Mobility und Big Data, die für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Fertigungsindustrie eine entscheidende Rolle spielen.
Mehrheit der Firmen setzt auf Industrie 4.0 Den größten Einfluss auf das Gesamtergebnis hat mit 6,6 der Industrie-4.0-Index – 0,3 Indexpunkte mehr als im Vorjahr. In diesem Anstieg spiegelt sich unter anderem die veränderte Haltung der Branche gegenüber quasi selbststeuernden Fertigungsprozessen wider: Fast 70 Prozent der befragten Firmen nutzen diese bereits oder haben Interesse daran. 2013 waren es erst 49 Prozent. Überdies binden deutlich mehr Fertiger ihr Manufacturing Execution System
(MES) an kaufmännische Systeme an. Dies ist insofern ein bedeutsamer Industrie-4.0-Indikator, weil das MES als Basis der intelligenten Fabrik eine Brücke zwischen Top Floor und Shop Floor schlägt und somit die Integration von Geschäfts- und Fertigungsprozessen vorantreibt.
Mehr Vertrauen für die Cloud Gravierenden Nachholbedarf deckt der Report beim Thema Cloud Computing auf: Mit 0,6 Indexpunkten weist der Cloud-Index zwar die höchste Steigerungsrate aller betrachteten Megatrends auf, doch liegt der Absolutwert mit 3,4 nach wie vor am niedrigsten. Bedenklich ist die schleppende Cloud-Adaption, weil die autarke Kommunikation zwischen intelligenten Werkstücken und vernetzten Anlagen unweigerlich zu einem explosionsartigen Datenwachstum führt, das mit konventionellen Non-Cloud-Architekturen nicht mehr beherrschbar ist. Als folgenschweres Hindernis offenbart die Studie mangelndes Vertrauen in die Datensicherheit. Immer neue Berichte über Spähaktionen ausländischer Dienste dürften dieses Vertrauen zusätzlich erschüttert haben. Umso dringlicher ist es, über die Sicherheitseigenschaften deutscher Cloud-Infrastrukturen aufzuklären, deren Betreiber nicht dem US-amerikanischen Patriot Act unterliegen. Gelingt es nicht, neues Vertrauen in die Cloud aufzubauen, droht die Transformation von Geschäfts- und Fertigungsprozessen ins Stocken zu geraten – und Deutschland könnte den Anschluss an die vierte industrielle Revolution verlieren.
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E-Government
Digitale Verwaltung muss attraktiver werden Während digitale Angebote aus der Wirtschaft längst viel Zuspruch finden, zeigen sich die Bürger bei Online-Behördengängen zögerlich. Dabei könnten passgenauere Angebote das Leben eines jeden Einzelnen deutlich vereinfachen.
Onlinebanking, Bus- und Bahn-Apps gehören für viele Deutsche längst zum Alltag dazu. Doch wie steht es eigentlich um das E-Government? Fünf Behördenkontakte zählen die Statistiker im Schnitt für jeden Bürger pro Jahr. 2,4 davon finden bereits online statt. Doch die Entwicklung stagniert: Mit 45 Prozent nutzen heute genauso viele Deutsche digitale Services der Behörden wie vor zwei Jahren. In Österreich und Schweden sind es dagegen bereits über 70 Prozent, in der Schweiz 61 Prozent, wie der eGovernment Monitor 2014 des Institute for Public Information Management (ipima) und der Initiative D21 erfragt hat. „Wir müssen die Attraktivität der Angebote dringend verbessern“, fordert Helmut Krcmar. Er ist Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München, Wissenschaftlicher Leiter des ipima und Vorsitzender des Nationalen E-Government-Kompetenzzentrums (NEGZ). Das heiße nicht unbedingt, dass mehr Angebote geschaffen werden müssten. Die Dienstleistungen müssten vielmehr immer passgenauer auf die Anforderungen des einzelnen Bürgers zugeschnitten werden.
Drei Wünsche bis 2030 Pauschale Bürgerwünsche gebe es hier nicht, meint der Wirtschaftsinformatik-Professor. Viel mehr hätte jeder Einzelne drei zentrale und berechtigte Wünsche, die das E-Goverment bis 2030 erfüllen sollte. Die Services müssten hoch personalisiert sein, sodass jedem Bürger die für ihn relevanten Verwaltungsdienstleistungen proaktiv angeboten werden – sei es, dass frisch gebackene Eltern Informationen zum Kindergeld bekommen, oder ein Steuerzahler darüber benachrichtigt wird, dass seine Einspruchsfrist in Kürze abläuft. Der zweite Wunsch betrifft die Sicherheit: Die Enthüllungen von Edward Snowden und der milliardenfache Identitätenklau bei Großunterneh-
men haben die Deutschen skeptisch gemacht. Während Datenschutzbedenken vor 2012 noch so gut wie keine Rolle spielten, hatten dem aktuellen eGovern ment Monitor zufolge in diesem Jahr 65 Prozent der Befragten Angst vor Datendiebstahl. E-Government müsse daher sicher sein und dem Bürger Souveränität über seine Daten gewährleisten, fordert Krcmar.
Neue Datenschutz Diskussion gefordert Der dritte Wunsch ist der nach leichter Zugänglichkeit: Die Verwaltung müsse sich von einer Black Box zu einer für den einzelnen Bürger transparenten, offenen und – wenn gewünscht – partizipativen Verwaltung entwickeln. Keine einfache Aufgabe, denn die Forderungen greifen tief in die internen Strukturen der Verwaltung ein. Und nicht nur das: „Wir brauchen eine neue Datenschutzdiskussion“, meint Krcmar. „Es ist höchst fraglich, ob die heutigen Gesetze noch angemessen sind, denn sie stehen vielen praktischen Angeboten im Wege.“ Sollen die Dienste personalisiert werden, dann müssten Behörden auch mehr über den einzelnen Bürger wissen und die Möglichkeit haben, die Daten von der einen in die andere Anwendung weiterzureichen. Mit dem E-Government-Gesetz hat auch die Bundesregierung einen ersten Anstoß für die Öffnung dazu gegeben. Im September hat sie noch dazu das Programm „Digitale Verwaltung 2020“ beschlossen, dass das neue E-Government-Gesetz im Bund koordiniert umsetzen soll. Ein wesentlicher Schritt da bei ist der konseque nte Wechsel von der Papier- zur E-Akte innerhalb des Bundesverwaltung. Interne Prozesse sollen durchgängig
digitalisiert, vernetzt und medienbruchfrei gestaltet werden. IT-Branchenverbänden ist das Gesetz jedoch nicht weitreichend genug. Das Programm sei an einigen Stellen zu halbherzig, kritisiert BITKOM-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Für die Umstellung auf die E-Akte seien Investitionen von 242 Millionen Euro notwendig, entsprechende Gelder tauchten jedoch im Programm nicht auf. Zudem sei die Chance vertan worden, Online Behördengänge durchgängig zu vereinfachen. So ist es heute nicht nur die mangelnde Bekanntheit, die viele davon abhält, E-Govern ment Angebote zu nutzen, sondern auch die Komplexität des Angebots. So könnte beispielsweise der neue elektronische Personalausweis (nPA) das digitale Leben in Zukunft um einiges leichter, bequemer und sicherer machen. Schon heute könnte er es ermöglichen, über das Internet eine Kfz-Versicherung a bzuschließen, ein Bankkonto zu eröffnen oder eine Meldebescheinigung zu beantragen. Doch um die Identifikationsfunktion zu nutzen, braucht der Bürger nicht nur die Software, sondern auch entsprechendes Lesegerät. So zeigen sich die Deutschen auch hier zurückhaltend: Nur jeder Zehnte besitzt einen nPA mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion. „Betrüblich“ – meint Helmut Krcmar. Denn erst wenn sich der Einzelne in der digitalen Welt einwandfrei identifizieren könne, werde die Vision eines sicheren und bequemen digitalen Lebens greifbar.
Redaktion Vera Weith
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2. – 3. Dezember 2014 Estrel Convention Center, Berlin 18. Fachmesse und Kongress Strategie und Best Practices für IT, Personal und Finanzen Themenschwerpunkt „IT & Organisation“ Big Data, Dokumentenmanagement, Mobile Computing, IT-Sicherheit, CRM oder BOYD sind nur einige der Stichworte – die Themeninnovation im öffentlichen Sektor hat sich rasant entwickelt und ist schnell gewachsen. Auf MODERNER STAAT präsentieren die führenden Anbieter von Soft- und Hardwarelösungen die neuesten Trends und Entwicklungen – seien Sie dabei!
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Was führende Köpfe bewegt.
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16 Millionen digitale Identitäten gestohlen
Ausweis App2
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Erfolgskritischer Faktor: Der Schutz von Daten Digitale Identitäten brauchen Schutz. Technisch ist das Verfahren bereits ausgereift. Die Zwei-Faktor-Authentisierung, wie sie im neuen Personalausweis angelegt ist, macht ihren Nutzern den Identitätsnachweis nicht nur sicher, sondern auch einfach. Denn er funktioniert ganz ohne postalische Ident-Verfahren. „16 Millionen digitale Identitäten gestohlen“, „Identitätsdiebstahl betrifft 3 Millionen Deutsche“ – nicht erst seit diesen Schlagzeilen ist deutlich geworden, dass digitale Identitäten gefährdet sind und der besonderen Verantwortung unterliegen. Während 2012 lediglich eine Cyberattacke, bei der mehr als 10 Millionen Identitäten gestohlen wurden, vermeldet wurde, ist diese Zahl in 2013 auf acht Vorfälle angestiegen, so ein Bericht des Security-Anbieters Symantec. Neben Regierungsorganisationen, Automobilindustrie und Großkonzernen richteten sich die Angriffe aber auch gegen zahlreiche mittelständische Betriebe, die gerne als Einfallstor in Richtung größerer Unternehmen genutzt werden. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr sehr deutlich, wie wichtig der Schutz digitaler Identitäten inklusive der z ugehörigen Zugangsdaten auch für interne Systeme ist.
Sicherer Online-Identitätsnachweis Immer mehr Geschäftsvorfälle und Transaktionen werden elektronisch oder online abgewickelt. In puncto Identitätsnachweis sind die meisten Transaktionen jedoch nur bedingt vertrauenswürdig. In der Konsequenz werden Prozesse unter Umständen durch zusätzliche Sicherheitsmecha nismen, wie ein postalisches Identverfahren, zu nicht mehr ganz medienbruchfreien Abläufen. Eine
Ein-Faktor-Authentisierung gerät aus den bereits erwähnten Gründen mehr und mehr in Misskredit. Zwei-Faktor-Authentisierungen – wie beispiels weise mit der Online-Ausweisfunktion des Personal ausweises und Aufenthaltstitels, wurden eigens konzipiert, um einen sicheren Identitätsnachweis führen zu können. Die seit 2010 verfügbare Infrastruktur für die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises und elektronischen Aufenthaltstitels gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit und Vertraulichkeit und lässt sich über sichere Schnittstellen in vorhandene IT-Landschaften problemlos einbinden. Zwar sind die Nutzungszahlen auch nach vier Jahren noch überschaubar, Fakt ist aber, dass spätestens im Jahr 2020 jeder Bundesbürger die Möglichkeit hat, die Online-Ausweisfunktion zu nutzen. Die Kombination aus sicheren Infrastrukturkomponenten – Server, Client, Berechtigungszertifikate etc. - und der Zwei-Faktor-Authentisierung – Wissen und Besitz – lässt sicherheitstechnisch nach aktuellem Stand der Technik keine Wünsche offen.
Online Verträge abschließen Hinzu kommt, dass das im vergangenen Jahr verabschiedete sogenannte E-Government-Gesetz die Hürde zum Thema „Schriftformerfordernis“
herabgesetzt hat. Demzufolge können nun online Geschäftsvorfälle durchgeführt werden, für die bislang der Einsatz einer elektronischen qualifizierten Signatur erforderlich war, sofern über die Online-Ausweisfunktion die Identität nachgewiesen wurde. So können beispielsweise Verträge online abgeschlossen werden, ohne dass eine qualifizierte elektronische Signatur oder das Post-Identverfahren bemüht werden muss.
Die neue AusweisApp2 des Bundes Governikus entwickelt derzeit im Auftrag des Bundesinnenministeriums einen neuen, schlanken und zukunftsfähigen Client für den schnellen und performanten elektronischen Identitätsnachweis: die AusweisApp2 des Bundes. Die AusweisApp2 steht ab 01.11.2014 für die Erprobung und den Einsatz mit den Betriebssystemen Windows 7 und 8 sowie OS X 10.9 zur Verfügung. 2015 folgen Versionen für die mobile Anwendung mit iOS- und Android-Betriebssystemen.
16 Hasso-Plattner-Institut
Ausbildung im Zeitalter von Industrie 4.0
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n den vergangenen beiden Dekaden ist das Internet zur grundlegenden Kommunikationsinfrastruktur der modernen Gesellschaft geworden. Eine zunehmende Vernetzung unserer Welt ist die Folge. Der Einzug des Internets der Daten, Dinge und Dienste in die Fabrik und die Fabrikationsprozesse ist die nun vor uns stehende Herausforderung. Diese unter dem Begriff Industrie 4.0 bekannte Entwicklung hat nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Informatisierung der Industrie die automatische Vernetzung von einzelnen Produktionsschritten und -abläufen auch über die Grenzen eines einzelnen Unternehmens hinweg im Blick. Die daraus resultierende weltweite Vernetzung von Unternehmen bietet ein riesiges Innovationspotenzial, ist allerdings auch Ursache für eine nie gekannte Komplexität, die ohne ganz neue Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern nicht zu meistern ist. Um die Herausforderung der Industrie 4.0 zu meistern, sind neue Formen der Weiterbildung gefragt. Die erforderlichen Aus- und Weiterbildungsangebote müssen kosteneffizient, ortsunabhängig und flexibel bereit gestellt werden. Damit dies gewährleistet werden kann, verdient eine neue, hochinteressante Form der Wissensvermittlung besondere Aufmerksamkeit, nämlich die Wissensvermittlung via sogenannter MOOCs (Massive Open Online Courses). Das sind interaktive Online-Kurse mit Zehntausenden von Teilnehmern, die über soziale Medien eine hochmotivierte
virtuelle Lerngemeinschaft ausbilden. Weltweit bieten renommierte Universitäten und inzwischen auch kommerzielle Anbieter solche MOOCs an und machen damit Wissen für jedermann in einer sehr effizienten Weise zugänglich. Unternehmen wie SAP haben diese Innovation aus der akademischen Welt bereits für sich entdeckt und bieten ihrerseits ein viel beachtetes MOOC-Angebot zur globalen Schulung von Mitarbeitern, Kunden und Interessenten an. Wissensvermittlung im Zeitalter von Industrie 4.0 sollte im Hinblick auf die Ausbildung der Fachkräfte von morgen aber nicht erst mit der betrieblichen oder universitären Aus- und Weiterbildung beginnen. Vielmehr muss IT-Kompetenz wie Lesen und Rechnen auch auf dem Stundenplan jedes Schülers stehen. Kinder und Jugendliche müssen bereits in der Schule erleben können, wo und wie ihre Alltagswelt überall durch IT und Technik bestimmt ist. Ein solcher praktischer Bezug steigert ihre Lust auf die MINT-Fächer, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Auch hier können MOOC-Angebote, wie zum Beispiel der MOOC-Kurs „Spielend programmieren lernen“ auf openHPI Lust auf MINT-Fächer und -Wissen machen.
Prof. Dr. Christoph Meinel, Institutsdirektor des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam Das Institut bietet mit seiner MOOC-Plattform openHPI seit 2012 kostenlose Online-Kurse im Bereich der Informationstechnologie an. Weitere Informationen unter https://open.hpi.de
Redaktioneller Gastbeitrag Hasso-plattner-institut
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Das World Wide Web erreicht neue Branchen, neue Sektoren und neue Industrien Redaktioneller Gastbeitrag | W3C
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n diesem Jahr feiert das World Wide Web seinen 25. Geburtstag. Am 19. August 1989 hat Tim Berners-Lee am CERN die Quelltexte seines verteilten Hypertext-Systems zur Verfügung gestellt. Einige Jahre später gründete er das World Wide Web Consortium (W3C), das 2014 mit seinem 20-jährigen Bestehen ebenfalls ein Jubiläum feiern kann. Dessen Ziel ist es, die vollen Möglichkeiten des World Wide Web zu erschließen, indem Protokolle und Standards entwickelt werden, die das langfristige Wachstum des Web sichern. Bislang hat sich das W3C insbesondere um die Standardisierung von Basistechnologien gekümmert – zu den wichtigsten gehören HTML, CSS sowie XML. Immer häufiger werden mittlerweile von der globalen IT-Industrie auch Bedarfe für Standards angemeldet, die die <html> Verknüpfung vertikaler Branchen und Industrien mit der Open Web Platform <title>25 Jahre World (OWP) ermöglichen. Hierzu zählt zum Wide Web </title> Beispiel die Fahrzeugindustrie, denn auch vor dem Auto macht das Internet </html> nicht halt (Stichwort: Connected Car). Vor Kurzem haben sich Unternehmen wie Jaguar, Ford, Porsche, Hyundai und General Motors in einer W3C Business Group zusammengeschlossen, um künftige Standards in diesem Bereich zu planen. Das deutsch-österreichische W3C-Büro organisierte Anfang September 2014 in Berlin eine Reihe von Gesprächen mit aus gewählten Industrievertretern, um aktuelle und künftige Bedarfe an branchen- und segmentspezifischen Standardisierungsaktivitäten zu diskutieren. Dr. Jeff Jaffe (CEO des W3C), Prof. Wolfgang Wahlster (CEO des DFKI), Dr. Georg Rehm (Leiter des am DFKI beheimateten W3C-Büros Deutschland/Österreich) sowie technische Experten des W3C diskutierten mit mehr als 30 Teilnehmern in Sessions zu den Themen „E-Commerce und Web Payments“, „Web of Things und Industrie 4.0“ sowie „Digital Publishing, TV und Media“. Neben den Mitgliedsorganisationen Deutsche Telekom, IBM und Siemens nahmen Repräsentanten interessierter Firmen wie die Bundes druckerei, Condat, Cornelsen Schulverlage, Deutsche Bank, Giesecke & Devrient, IRT, Harting, NXP Semiconductors, RBB, Springer Science+Business Media, Wooga und Zalando an der Veranstaltung teil. Vertreter von BITKOM, DIN und VDI brachten die Expertise wichtiger nationaler Gremien ein. Die Erweiterung der Standardisierungsaktivitäten auf vertikale Industrien bringt neue und komplexe Herausforderungen mit sich. Im Zentrum der Aktivitäten befindet sich die Open Web Platform als Dreh- und Angelpunkt, um die Devices und Services neuer Industrien und Branchen konzeptionell in das WWW zu integrieren. Zur Illustration ein weiteres Beispiel: Traditionelle Fernsehgeräte, Computer, mobile Endgeräte und Online-Dienste verschmelzen zusehends. Fernseh- und Rundfunkanstalten sowie Gerätehersteller sehen derzeit einen großen Bedarf für die Standardisierung von Discovery-Verfahren, sodass Second Screens – speziell Mobiltelefone und Tablets – in einem lokalen Netzwerk Online-Dienste identifizieren und nutzen können, die von einem entsprechenden Fernseher zur Verfügung gestellt werden. Auch die Adressierung von Medienfragmenten wird vermehrt nachgefragt. Im Bereich Digital Publishing geht es unter anderem um die Nutzung HTML5, CSS und JavaScript zum Zwecke als Containerformat von E-Books und anderen Formen interaktiver Publikationen basierend auf Standards wie EPUB. Dieses verbreitete Format wurde
Dr. Georg Rehm, Leiter des W3C-Büros Deutschland/Österreich
bislang vom International Digital Publishing Forum (IDPF) vorangetrieben. Da HTML und CSS für EPUB wichtige Basistechnologien darstellen, findet die Diskussion und weitere Standardisierung derzeit immer intensiver im W3C statt – in enger Kooperation mit dem IDPF. Im Hinblick auf Web Payments und E-Commerce sollen Verfahren entwickelt werden, um sichere Transaktionen so als generischen Dienst in die OWP zu integrieren, dass die zahlreichen proprietären Lösungen schon bald der Vergangenheit angehören werden. Gerade eine sichere Identifizierung und Authentifizierung wird von der deutschen Industrie als wichtige Voraussetzung für den Datenschutz angesehen.
Für Web of Things und Industrie 4.0 wird eine g emeinsame Entwicklungsplattform benötigt, um die Brücke zu schlagen zwischen dem seit Jahrzehnten etablierten WWW und generischen Connected Devices im Internet der Dinge, seien es Sensoren, Thermostate, Haushaltsgeräte oder – im Industrie 4.0-Paradigma – die komplexen Maschinen ganzer Fertigungsstraßen. Auch hier kann die OWP eine geeignete und etablierte Basistechnologie und Schnittstelle zur Außenwelt zur Verfügung stellen. Allerdings sind diverse Erweiterungen notwendig, zum Beispiel in Bezug auf seine Echtzeitfähigkeit, Benachrichtigungen, Sicherheitsaspekte und die automatische Integration der Dienste, die von neu mit einem Netzwerk verbundenen Geräten bereitgestellt werden. Eine besondere Herausforderung ist im Falle von Industrie 4.0 die Koordinierung der Entwicklung von Standards, da bereits jetzt eine ganze Reihe von Standardisierungsorganisationen an Richtlinien arbeiten, die für Industrie 4.0 relevant sind. Ein ausreichend großes Interesse der deutschen Wirtschaft vorausgesetzt, kann das W3C in diesem Zusammenhang eine koordinierende und federführende Rolle spielen. Derzeit wird der Arbeitsplan der neuen Web of Things-Aktivität des W3C vorbereitet und im Laufe des Herbsts vorgestellt. Unternehmen, die mehr über das W3C wissen möchten oder Interesse an einer aktiven Mitarbeit haben, sind herzlich eingeladen, sich an Dr. Georg Rehm, den Leiter des W3C-Büros, zu wenden. E-Mail: georg.rehm@w3.org
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Hauptsache Online E-Commerce ist ein riesiges Wachstumsfeld. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen den Verkaufskanälen ebenso wie jene zwischen nationalen und internationalen Marktplätzen. Start-ups können auf eine spezialisierte Venture Capital-Geber-Szene setzen.
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b Schuhe, Bücher, Notebooks oder Tierfutter: Die Deutschen sind begeisterte Online shopper. Rund zwei Drittel aller Internetnutzer kaufen hierzulande mindestens einmal im Monat online ein. Laut dem Kölner Institut für Handelsforschung und dessen E-Commerce-Ableger ECC betrug das Marktvolumen des deutschen Onlinehandels 2013 rund 37,5 Miliarden Euro - ein sattes Plus von 14 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Für Unternehmen bietet das große Chancen. Klassische stationäre Händler stehen vor der Aufgabe, ihre Klientel nicht nur vor Ort zu bedienen, sondern Einkaufsmöglichkeiten auf allen Kanälen zu bieten. Wobei ihnen einige der Platzhirsche des Onlineuniversums wenig Chancen einräumen. So ließ Oliver Samwer, CEO des äußerst erfolgreichen, aber auch durchaus kontrovers diskutierten Berliner Online-Incubators Rocket Internet vor wenigen Wochen verlauten: „80 Prozent der Offline-Händler werden nicht überleben.“
Off- und Onlinehandel vernetzen sich Das glauben nicht alle. Sie setzen auf die kluge Vernetzung von Off- und Onlinehandel. Stichwort Cross-Channel-Marketing: ein durchgängiges Kauferlebnis vom Shop vor Ort bis zur App auf dem Smartphone. Etwa, indem sich ein Kunde im Laden per App als derjenige zu erkennen geben kann, der vor einer halben Stunde vom heimischen PC aus Interesse an einem Produkt im Onlineauftritt gezeigt hat und nun doch einmal einen direkten
Redaktion jost burger
Produktcheck machen will. Wie der Kauf dann zustande kommt, ist letztlich egal. Viele junge Unternehmen der E-Commerce-Szene setzen dagegen ganz auf den Online-Verkauf, mit riesigem Erfolg. Allein der Klamotten-Verkäufer Zalando setzte laut Branchenstatistik des ECC im vergangenen Jahr 702 Millionen Euro um. Allerdings landete er – wenig erstaunlich – weit hinter Branchenprimus Amazon, der mit den Deutschen im selben Jahr Geschäfte im Umfang von fast 5,8 Milliarden Euro machte.
Topseller Bekleidung Und was kaufen die Leute hierzulande im Internet? Die Zahlen, die der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) für das Jahr 2013 veröffentlicht, passen zu den genannten Werten. An erster Stelle steht Bekleidung mit 7,09 Milliarden Euro, gefolgt von Büchern mit 5,02 Milliarden Euro, Unterhaltungselektronik mit 3,82 Milliarden Euro, Schuhen (2,87 Milliarden Euro) und Bild- und Tonträgern mit 2,84 Milliarden Euro. Bleibt die Frage: Wo findet E-Commerce eigentlich statt? Die Antwort lautet: immer noch vor allem daheim. 64 Prozent der Onlinekäufer tun das (auch) im stationären Internet, also über die heimische Internetverbindung, wie der Branchenverband Bitkom verlautbart. Interessant ist aber ein Blick auf die benutzten Endgeräte. Zwar nutzt gut die Hälfte der digitalen Shopper zusätzlich die Möglichkeit, von unterwegs online einzukaufen. Zugleich genießen sie es aber auch, per Smartphone oder Tablet von zuhause aus einzukaufen – insgesamt über
84 Prozent shoppen vom heimischen Sofa aus. Im Ergebnis bedeutet das: Egal, mit welchem Gerät, egal wo – die Trennung zwischen E-Commerce und mobilem (M-)Commerce verschwindet. Entscheidend ist: online.
Milliardengeschäfte im Netz Eine E-Commerce-Plattform aufzubauen, ver schlingt Unsummen. Ohne Venture-Kapital wagt sich in der längst professionalisierten Szene kaum noch ein Unternehmen ins Geschäft. Demgegenüber stehen Venture-Kapitalgeber, die sich seit Jahren erfolgreich gerade auf die europäische – und deutsche – Start-up-Szene konzentrieren. Allein der in München ansässige Geldgeber Acton – einer der größten – will seinen Heureka II-Fond in diesem Jahr auf rund 200 Millionen US-Dollar anwachsen lassen. Acton konzentriert sich auf europäische Start-ups unter anderem im Bereich E-Commerce. Dass E-Commerce keine rein deutsche oder europäische Sache ist, liegt allerdings in der Natur des Internets. Und wird deutlich an der Zusammenlegung von fünf global vertretenen online Bekleidungshändlern, an denen die eingangs erwähnte Rocket Internet führend beteiligt ist. Unter anderem finden sich Dafiti aus Lateinamerika, Jabong aus Indien und Zalora (Australien) demnächst unter dem Dach einer neuen Holding namens „Global Fashion Group“ (GFG) wieder – geschätzter Wert: 2,7 Milliarden Euro. Mehr Zahlen braucht es eigentlich nicht, um die Zukunft des weltweiten E-Commerce zu beschreiben.
7,09 Bekleidung
5,02 Bücher
3,82 Unterhaltungselektronik
2,87 2,84 Schuhe
Bild- und Tonträger
19 Neue Mediengesellschaft Ulm
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E-Commerce als Job-Motor Die Digitalisierung kurbelt die Beschäftigung an, doch es fehlt an qualifizierten Fachkräften. Weiterbildung soll diese Lücke schließen.
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ie Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft erweist sich als Job-Motor. Die zunehmende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien führt laut Branchenverband Bitkom zu zusätzlichem Wirtschaftswachstum, steigenden Exporten und mehr Beschäftigung. Allein im Jahr 2012 sorgte die Digitalisierung in Deutschland für 1,46 Millionen Arbeitsplätze. Doch die digitale Wirtschaft kommt kaum mit Fachkräften nach. Branchen-Experten sind sich einig, dass sich die Nachfrage nach Fachkräften besonders in den letzten zwölf bis 18 Monaten verschärft hat, da mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche ein regelrechter Run auf Online-Spezialisten stattgefunden hat.
Messen als Know-how-Börsen Aktuelle Studien zu Weiterbildungstrends belegen, dass Unternehmen derzeit noch bereit sind, Abstriche bei den Anforderungen an Bewerber zu machen. Dies führt aber mittelfristig zu einem steigenden Weiterbildungsbedarf. Die berufsbegleitende Weiterbildung gewinnt daher an Bedeutung, viele Personalmanager wollen so der Fachkräfte-Knappheit begegnen. Weiterbildungsmaßnahmen werden vor allem dann genutzt, wenn das eigene Unternehmen zukunftsfähig gemacht werden soll. Sie gelten als Investition in die Zukunft und werden in vielerlei Hinsicht positiv bewertet: Sie helfen, das Know-how und die Kompetenzen der Mitarbeiter weiterzuentwickeln und tragen dazu bei, Fachkräfte zu binden.
Nicole Rüdlin, Leitung Kongresse & Messen, Neue Mediengesellschaft Ulm mbH Know-how-Börsen wie Fachkonferenzen und Messen zu digitalen Themen erleben daher im Moment eine enorme Nachfrage; Angebote und Besucherzahlen steigen ständig. Das zeigt sehr deutlich die Entwicklung der Internet World, Europas führender E-Commerce-Messe, deren Besucher- und Ausstellerzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Konferenzen und Messen helfen, vorhandene Wissens- und Erfahrungslücken zu schließen. Besucher profitieren vom Austausch mit Experten und erhalten anhand von Best-Practice-Beispielen und erfahrenen Referenten Inspiration für ihr eigenes Unternehmen.
ePages
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Das Internet wird zum Freund des stationären Handels Ladengeschäfte profitieren von informierten Internetnutzern. Zwar entgehen dem stationären Handel sechs Millarden Euro Umsatz durch Kunden, die sich ein Produkt im Laden anschauen, es dann aber online kaufen. Dem stehen allerdings 68 Milliarden Euro von Kunden gegenüber, die sich vor dem Kauf im Geschäft im Netz informieren. Doch die Ladengeschäfte müssen sich auch online zeitgemäß präsentieren.
Wilfried Beeck, CEO der ePages GmbH
Händler müssen „Touchpoints“ auf allen Kanälen offerieren, um dem Kunden das gesamte Shoppingerlebnis zu bieten. Aufgrund der steigenden N utzung von Smartphones und Tablets verbringen Kunden immer mehr Zeit im Internet. Wer sich als stationärer Händler dort nicht zeitgemäß präsentiert, wird irgendwann auch keine Kunden mehr im Ladengeschäft haben. Zu den Touchpoints gehört zwingend die gute Auffindbarkeit bei Google und Face book, empfehlungen gut gepflegte Brancheneinträge und auch ein eigener Online-Shop, um mit dem packstation gesamten Sortiment präsent zu sein. Einzelhändler können heute online, telefon offline und mobil nicht mehr voneinander trennen, denn ihre Kunden tun tv- & print Werbung es schon lange nicht mehr. Moderne E-Commerce-Lösungen wie die von produktinformation lieferung ePages, erhältlich bei Partnern wie zum Beispiel 1&1 und Strato, bieten marktplätze Händlern die Chance, diesen Schritt zu gehen. preisvergleich produktinformationen
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Fragt man nach den Gründen für sinkende Umsätze im Einzelhandel, so wird als Argument häufig der Verlust von Kunden an den Onlinehandel genannt. Das sogenannte Showrooming – ein Kunde schaut sich ein Produkt im stationären Handel an und führt den Kauf dann aber online durch – sei ein starker Verlustbringer, so heißt es. Dies ist allerdings zu kurz gedacht und verstellt den Blick für die positiven Aspekte, die das Internet dem Handel bieten kann. abholung Tatsächlich bringt das Internet auch dem stationären Handel bereits einen Großteil seiner Umsätze, weil sich viele Kunberatung den vorab online informieren, bevor sie im Laden kaufen. Immer mehr Kunden kombinieren die Stärken beischaufenster/display der Verkaufskanäle für sich: Auf der
inen Seite die grenzenlose Verfüge barkeit an Produktinformationen im Inter net, rund um die Uhr, bequem von zu hause mit dem Tablet auf dem Sofa; auf der anderen Seite das Shoppingerlebnis im Ladengeschäft wo man Produkte noch mal probieren und facebook anschließend sofort mitnehmen kann. Website bewertungen Eine Studie von Roland Berger zeigt, dass e-mail Showrooming zwar durchaus Auswirkungen hat. Den dadurch entstehenden Umsatzein google bußen für den Einzelhandel von 6 Milliarden Euro in 2012 standen allerdings Umsätze von 68 Milliarden Euro gegenüber, die durch Kunden generiert wurden, onLInE die sich vorab im Internet informiert hatten. Branchenexperten sind daher überzeugt, dass der stationäre Fachhandel auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Es gilt jedoch, die sogenannte „Customer Journey“ genau zu verstehen und optimal zu begleiten.
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Mehr Informationen unter www.epages.com
Abbildung: Beispiel für eine Customer Journey: Der Kunde infomiert sich online über verschiedene Touchpoints und kauft das Produkt schließlich im Laden.