NOVEMBER 2015 | UNABHÄNGIGE VERÖFFENTLICHUNG VON PUBLICATEUR IM HANDELSBLATT
IT Gipfel 2015
WIRTSCHAFT IM WANDEL Digitalisierung setzt Innovationskraft und Schnelligkeit voraus — SEITE 4
VIRTUELLE RECHNER AUS DER DATENWOLKE
AUF NEUEN WEGEN IN DIE ZUKUNFT
ÖFFENTLICHKEIT HAT IHREN PREIS
Cloud-Computing fördert die Flexibilität
Industrie 4.0 revolutioniert die gesamte Wirtschaft
Die vernetzte Gesellschaft muss geschützt werden
— SEITE 10
— SEITE 15
— SEITE 21
2
IT GIPFEL 2015
Vorwort SIGMAR GABRIEL BUNDESMINISTER FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE
Die Digitalisierung verändert die Welt, in der wir leben, tiefgreifend. Der Wandel ergreift unsere Wirtschaft, unsere Arbeit, unseren Alltag. Alle Betriebe sind betroffen: der kleine Handwerksbetrieb um die Ecke, das Handels- oder Dienstleistungsunternehmen, der große Industriekonzern. Einzelhandel, Verlage, Musikindustrie, Tourismus haben bereits einschneidende Veränderungen erfahren. Andere werden folgen. Wir suchen nach politischen Antworten auf drei Fragen: Wie gestalten wir die umfassende digitale Transformation? Wie sorgen wir dafür, dass keine unnötigen Hemmnisse die digitale Innovation behindern? Und wie sichern wir unsere digitale Souveränität? Darauf haben wir unsere Wirtschaftspolitik ausgerichtet. Bei der Digitalen Transformation unserer Volkswirtschaft kommt es darauf an, dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, Gesellschaft und Gewerkschaften gemeinsam agieren. Unser zentrales Instrument dafür ist der Nationale IT-Gipfel und sein großes Netzwerk, in dem über das Jahr Projekte entwickelt werden, die die Digitale Agenda der Bundesregierung voranbringen. Das BMWi unterstützt die deutschen Unternehmen künftig noch effektiver beim digitalen Wandel. Nach dem Prinzip „Sensibilisieren – Unterstützen – Fördern“ bieten wir vor allem mittelständischen Unternehmen konkrete Hilfen, damit sie die neuen Herausfor derungen erfolgreich angehen können. Die BMWi- Plattform „Innovative Digitalisierung der Wirtschaft“ identifiziert prioritäre Aufgaben und beschleunigt kollektive Lösungen. Die Plattform „Industrie 4.0“ präsentiert nun zum IT-Gipfel rund 250 Anwendungsbeispiele der digitalen Industrie. Das Forum „Europäische und internationale Dimension der Digitalisierung“ fördert die Diskussion aus inter nationaler Perspektive.
Neue Ideen treiben die Digitale Innovation voran. Sie kommen oft von Start-ups und Forschungseinrichtungen. Mit gezielten Programmen für Forschung und Entwicklung setzen wir dort an, wo neue ITTrends sichtbar werden. Wir helfen dabei, dass die deutsche Wirtschaft bei neuen Entwicklungen ganz vorne mitspielen kann. Ein Beispiel ist unser neues Technologieprogramm Smart Service Welt, mit dem auf Datenauswertung basierende Plattformen zum Beispiel zur Gesundheitsvorsorge oder zur Maschinen fernwartung entwickelt werden. Wir fördern inno vative Gründer, unterstützen sie in der Wachstums phase und sorgen dafür, dass sie gezielt mit etablierten Unternehmen zusammenarbeiten können. Wir wollen eine Digitale Transformation, die wir maßgeblich selbst mitgestalten können. Das erfordert nach unserem Verständnis unsere digitale Souveränität und damit die Hoheit über unsere Daten. Deshalb brauchen wir IT-Systeme, die sicher und vertrauenswürdig sind. Wir müssen die Schlüssel- technologien beherrschen, um sicherzugehen, dass Datenschutz und Datensicherheit gewahrt sind. Deshalb arbeiten wir an einem neuen, innovationsoffenen Ordnungsrahmen für die digitale Welt, der Sicherheit und Vertrauen bei der Nutzung digitaler Dienste stärken soll. Mit diesem Dreiklang aus Transformation, Innovation und Souveränität wollen wir dazu beitragen, den Standort Deutschland und den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes auch in der digitalen Zukunft zu sichern.
Inhalt WIRTSCHAFT IM WANDEL 4 Schnelligkeit ist Trumpf STAAT 4.0 7 Souverän, Digital, Innovativ DER DIGITALE BEHÖRDENGANG 8 E-Government in deutschen Ämtern RECHNER AUS DER 10 VIRTUELLE DATENWOLKE Cloud-Computing und Desktop- Virtualisierung IM VIRTUELLEN 12 WILLKOMMEN KLASSENZIMMER E-Learning für barrierefreie Bildung NEUEN WEGEN IN DIE 15 AUF ZUKUNFT Industrie 4.0 revolutioniert Wirtschaft und Gesellschaft GEWUSST WIE 16 Auf dem IT-Gipfel zeigen Experten, wie die Digitalisierung gelingt
Ihr
ZUM VORREITER 19 DEUTSCHLAND DER DIGITALISIERUNG MACHEN Unternehmen und Gesellschaft sind gut gerüstet HAT 21 ÖFFENTLICHKEIT IHREN PREIS Schutz trotz Vernetzung ÜBER DAS LEBEN DER ANDEREN 23 Cyber-Versicherungen schützen
ZEICHENERKLÄRUNG
Text der Redaktion
Redaktioneller Gastbeitrag
IMPRESSUM publicateur GbR Geschäftsführung Alan David & Anna Penseler Schwedter Straße 23 10119 Berlin Mitte t +49 (0) 30 702 436 04 f +49 (0) 30 702 436 07 mail@publicateur.com publicateur.com
QR-CODE SCANNEN, UM ONLINEAUSGABE DES MAGAZINS ZU LESEN. ITGIPFEL2015.PUBLICATEUR.COM
CHEFREDAKTION Markus Kemminer (V.i.S.d.P.) AUTOREN Daniel Guillé Markus Kemminer Katja Reichgardt Jörg Klingele Ava Matusova Günter Weihrauch LEKTORAT Simone Lindow Projektleitung / Anzeigenverkauf Alan David, Anna Penseler
GESTALTUNG Simon Störk simonstoerk.com ILLUSTRATION Bene Rohlmann benerohlmann.de DRUCK Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH
vor Schaden durch Datenklau DER DIGITALISIERUNG 24 CHANCEN FÜR INTELLIGENTE MOBILITÄT Intelligente Systeme benötigen hochwertige Daten KLICK – WIE DAS INTERNET 26 DAS EINKAUFEN VERÄNDERT Handel auf dem Prüfstand GUT VORBEREITET? 27 ARBEIT 4.0 KOMMT. Schöne neue Arbeitswelt
IT GIPFEL 2015 | ANZEIGE
3
→ HUAWEI
Digitale Souveränität braucht Pragmatismus, nicht Ideologie Die Bundesregierung und der Branchenverband BITKOM haben der Frage nach der digitalen Souveränität in einer vernetzten Gesellschaft auf dem diesjährigen IT-Gipfel viel Raum eingeräumt. Doch es braucht Ergebnisse – und zwar auf europäischer Ebene.
QUELLE: HUAWEI TECHNOLOGIES DEUTSCHLAND
AUTOR TORSTEN KÜPPER VICE PRESIDENT DIRECTOR CORPORATE & PUBLIC AFFAIRS HUAWEI TECHNOLOGIES DEUTSCHLAND GMBH
EUROPÄISCHES FORSCHUNGSZENTRUM VON HUAWEI IN MÜNCHEN
Auf dem diesjährigen IT-Gipfel in Berlin wird das Thema der digitalen Souveränität unter anderem im Rahmen einer eigenen Fokusgruppe behandelt. Bisherige Diskussionen der Fachexperten und Entscheider aus Wirtschaft und Politik zeigen. Es ist wenig zielführend, sich lange mit ideologischen Grabenkämpfen an einem letztlich ziemlich unbestimmten Begriff abzuarbeiten. Huawei begrüßt, dass sich die Akteure des IT-Gipfels nun frühzeitig darauf verständigt haben, die möglichen Handlungsfelder, die der Begriff digitale Souveränität impliziert, zu diskutieren. Grundlegende Fragen sind: Was ist im Sinne einer innovationsförderlichen Standortpolitik unter den Prämissen Globalisierung sowie Disruption bei Innovationen und Geschäftsmodellen zu tun? Wie lassen sich legitime Sicherheitsinteressen sowie die digitale Mündigkeit der Bürger berücksichtigen? Digitalisierung ist global Die Analysten des Marktforschungsinstituts Gartner haben jüngst ermittelt, dass im vergangenen Jahr weltweit bereits 3,8 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden waren. Im Jahr 2020 sollen es schon rund 25 Milliarden sein. Der BITKOM rechnet daher mit einem Wertschöp fungspotenzial von bis zu 700 Milliarden Euro. All diese Geräte funktionieren mit einer Vielzahl von Technologien verschiedener Anbieter. Sie beinhalten Komponenten weltweiter Lieferanten, die wiederum selbst globale Lieferketten haben. Das macht deutlich: In einer globalen Welt mit internationalen Märkten kann Autarkie nicht der angestrebte Weg sein. Vielmehr gilt es, eine intensive Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie
aus dem In- und Ausland herbeizuführen. Hierdurch können die durch die voranschreitende Digitalisierung freigesetzte Wertschöpfung gehoben und mögliche Gefahren minimiert werden. Insbesondere die Bereiche IT-Sicherheit und Datenschutz stellen globale Herausforderungen dar. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die Medien- und IT- Kompetenz der Nutzer zu fördern, sondern auch international zu kooperieren und durch das Teilen von Best Practices voneinander zu lernen. Rahmenbedingungen vereinheitlichen Die Politik sollte dies durch eine Optimierung der existierenden rechtlichen Rahmenbedingungen und Standards unterstützen. Um die Bedingungen länderübergreifend zu vereinheitlichen, muss die europäische Cybersicherheits-Richtlinie (NIS) möglichst schnell umgesetzt werden. Denn für globale Technologieanbieter wie Huawei stellt die unübersichtliche Vielfalt an Standards und Verfahren große Herausforderungen dar. Huawei beschäftigt beispielsweise allein mehr als 400 qualifizierte Rechts experten in einer großen Vielzahl von Jurisdikationen, welche kontinuierlich die anwendbaren Gesetze und Vorschriften der jeweiligen Absatzmärkte untersuchen. Auf diese Weise gelingt es Huawei, alle anerkannten Standards für Produkte in deren Entwicklungsprozesse zu übernehmen. Eine Vereinheitlichung würde nicht nur den Entwicklungs- und Zertifizierungsaufwand von Produkten verkürzen und Innovationen schneller an den Markt heranführen, sondern auch den deutschen und europäischen Markt gegenüber den Mega-Märkten in Nordamerika oder dem Pazifikraum stärken.
Digitale Standortpolitik statt nationaler Industriepolitik Huawei ist seit 2000 in Europa aktiv und beschäftigt knapp 10.000 Mitarbeiter in 44 Niederlassungen. Europa ist neben China der wichtigste Markt und gerade Deutschland bietet ein besonders gutes Geschäftsumfeld, dessen Stärke auch von den Investitionen globaler Unternehmen mit Hauptsitz außerhalb Deutschlands anerkannt wird. Deshalb hat Huawei sein Europäisches Forschungszentrum in München eingerichtet – auch um dort mit Partnern die IKT-Technologien der Zukunft zu erforschen und die Erkenntnisse direkt in die Produktentwicklung einfließen zu lassen. Davon profitieren auch die deutschen Industriepartner von Huawei. Diese setzen die mit deutschem Know-how mitentwickelten Lösungen frühzeitig in Pilotversuchen ein und integrieren sie in die eigene Produktentwicklung. Dies gilt insbesondere für Mobilfunknetze der nächsten Generation (5G), aber auch für Glasfasernetze, Industrie-4.0-Anwendungen aus dem Bereich Internet der Dinge (IoT) oder Cybersicherheitslösungen. Unser Engagement und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit nationalen Champions aus Forschung und Industrie zeigen: Digitale Souveränität im Sinne einer digitalen Standortpolitik ist erfolgsentscheidend. Innovative Investoren, die unabhängig von ihrer Herkunft ein attraktives Umfeld und eine Willkommenskultur vorfinden, leisten einen entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung und Technologieführerschaft in Deutschland. Huawei beabsichtigt daher, seine Aktivitäten an den deutschen Standorten auch in Zukunft weiter auszubauen und dazu beizutragen, dass der deutsche Wirtschaftsstandort zu den attraktivsten der Welt zählt.
4
IT GIPFEL 2015
Wirtschaft im Wandel
D
ie Digitalisierung stellt die deutsche Wirtschaft auf den Kopf. Für die Unternehmen ergeben sich neue Chancen, aber auch große Herausforderungen. Wichtig ist vor allem eines: Schnelligkeit.
Einzelstückfertigung zu Massenware konditionen, 3-D-Drucker, die in privaten Haushalten Kleinteile selbst herstellen und Roboter, die eigenständig selbstfahrende Autos bauen – die Digi talisierung verändert unsere Gesell schaft und mit ihr unsere Wirtschaft. Doch die deutschen Unternehmen müssen sich aktiv auf diesen Wandel einstellen, sonst verpassen sie den Anschluss, warnen die Autoren der Studie „Digitalökonomie Strategie 2030“, die vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in Zusammenarbeit mit der Berenberg Bank erstellt wurde. „Wir dürfen die digitale Veränderung nicht einfach nur als technologischen Fortschritt verstehen“, warnt Henning Vöpel, der als Direktor des HWWI maßgeblich an der Studie beteiligt war. Die radikale Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft stelle Deutschland stattdessen vor neue Herausforderungen, die wir noch gar nicht richtig verstehen würden. NEUE HERAUSFORDERUNGEN Entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland sei nach Ansicht der Ökonomen, dass sich die deutschen Unternehmen auf die nächste Stufe des digitalen Umbruchs einstellen. Diese werde vor allem von zwei großen technologischen Entwicklungen geprägt sein: die vernetzte Produktion, bei der Maschinen miteinander und mit den herzustellenden Produkten kommunizieren – auch Industrie 4.0 genannt – und die Verarbeitung und Auswertung großer Datenmengen – kurz Big Data. „Die deutsche Wirtschaft ist für den digitalen Wandel grundsätzlich gut aufgestellt“, schreiben die Experten der Digital-Studie. Die Industrie könne sich schließlich schnell und flexibel an sich verändernde Strukturen anpassen. Doch die Digitalisierung setze die bekannten marktwirtschaftlichen Mechanismen außer Kraft und stelle die Unternehmen vor große Herausforderungen. So bevorzuge die digitale Wirtschaftswelt beispielsweise Märkte, auf denen lediglich das jeweils erfolgreichste Unternehmen den Markt beherrscht. Als Beispiel sei hier Google genannt, das die Internetsuche revolutioniert hat und nach wie vor die Quasi-Monopol stellung innehat. Das schaffe einen enormen Konkurrenzdruck, bei dem alle Beteiligten alles daransetzen, Nummer eins in ihrem Markt zu werden. Das schafft jedoch Abhängigkeiten unter den Akteuren angegliederter Wirtschaftszweige, denen auch die deutschen Unternehmen entgehen müssen. Nicht zuletzt deshalb schlossen sich die Autobauer BMW, Mercedes und Audi zusammen und übernahmen im Sommer den Kartendienst Nokia Here, dessen Technik auch für die Vernetzung von Fahrzeugen oder für selbstfahrende Autos immer wichtiger wird. Mit der Übernahme wollen die Autobauer verhindern, dass IT-Konzerne wie Google oder Apple die Kontrolle über künftige Schlüsseltechnologien gewinnen.
VORTEIL DURCH INNOVATION Wenn also die Nummer zwei einer Wirtschaftsbranche trotz eines guten oder vielleicht sogar überlegenen Produktes von den Konsumenten gar nicht mehr wahrgenommen wird – einfach weil die Nummer eins den Markt umfassend dominiert – werden Schnelligkeit und Innovationskraft zu den entscheidenden Wettbewerbsvorteilen in der digitalen Ökonomie. Doch gerade hier muss Deutschland aufholen. Zu träge gewordene Konzerne agieren nicht schnell genug, Innovationen werden durch zu starre Arbeitsabläufe verhindert. Kleine und mittlere Unternehmen verfügen oftmals nicht über genügend Know-how im Innovationsmanagement, um Planung, Realisierung und Markteinführung innovativer Produkte zielgerichtet zu steuern, heißt es im Global Innovation Index 2015. Im internationalen Vergleich der Innovationsfähigkeit belegte Deutschland nur den zwölften Platz. Damit hat sich die Bundesrepublik im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar um einen Platz verbessert, noch immer hinken jedoch die Bildungsausgaben im Verhältnis zum BIP, die Zahl der Unternehmensgründungen sowie die Trainingsausgaben in Unternehmen hinterher. Der Index, für den 141 Länder auf 79 verschiedene Indikatoren getestet werden, wird von der Cornell University, der französischen Business School INSEAD und der World Intellectual Property Organization (WIPO) der Vereinten Nationen herausgegeben. Die Spitzenposition nahm in diesem Jahr die Schweiz ein, gefolgt von Großbritannien und Schweden. Finnland stieg von Rang vier im Vorjahr auf Rang sechs ab, dadurch konnten die Niederlande und die USA auf Rang vier und fünf aufrücken. Ebenfalls in den Top 10: Singapur, Irland, Luxemburg und Dänemark. MEHR GELD FÜR FORSCHUNG UND GRÜNDUNG Großer Pluspunkt für Deutschland: An kreativen Ideen mangelt es hierzulande nicht. Bei den Patententanmeldungen je Einwohner liegt Deutschland recht weit vorne. Zudem schloss die Bundesregierung bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit 2,85 Prozent des BIP verhältnismäßig gut ab. Jedoch: Aus einer neuen Idee ein junges Unternehmen zu formen, ist in Deutschland nicht so leicht. So landete die Bundesrepublik in der Kategorie Einfachheit der Unternehmensgründung nur auf Rang 93, bei der Anzahl tatsächlicher Unternehmensgründungen je tausend Einwohner auf Rang 59. Es fehlt vor allem an Wagniskapitalgebern, die jungen Gründern auf die Beine helfen und während der ersten Jahre Vertrauen in die zukünftige Firma haben. In Berlin, der Start-up-Hauptstadt, hat sich in den vergangenen Jahren allerdings eine rege Venture-Capital-Szene entwickelt. Es gibt also noch viel zu tun – und die Eckpunkte der folgenden Agenda werden auch auf dem diesjährigen IT-Gipfel in Berlin diskutiert werden.
TEXT MARKUS KEMMINER
IT GIPFEL 2015 | ANZEIGE
5
→ SAP
Industrie 4.0 – mehr als nur ein Schlagwort Den Mittelstand mitnehmen AUTORIN DR. TANJA RÜCKERT EXECUTIVE VICE PRESIDENT INTERNET OF THINGS (IOT) & CUSTOMER INNOVATION SAP SE
Industrie 4.0 verändert grundlegend die Art und Weise, wie wir produzieren, konsumieren, arbeiten und leben. Wir sehen viele Beispiele, in denen Unternehmen konkret an der Digitalisierung ihrer Wertschöpfungsketten arbeiten und damit bisherige Produktivitätsgrenzen wesentlich steigern und neue Geschäftsmodelle implementieren. Digitalisierung ist der Schlüssel zu innovativen Geschäftsmodellen – nicht erst in der Zukunft, sondern bereits heute, wie das Unternehmen Kaeser zeigt. Bei dem bekannten Kompressorenhersteller sind Produkte mittlerweile mit intelligenten Sensoren ausgestattet. Basierend auf den Daten der Kompressoren lassen sich völlig neue Abrechnungssysteme und wiederkehrende Umsatzströme verwirklichen. Durch Kombinieren von Sensoren mit Software kann Kaeser heute den umfassenden Service „komprimierte Luft“ verkaufen und nicht mehr nur die eigentlichen Kompressoren. Nicht allein das Erzeugnis, sondern ein ganzheitlicher Service rund um das Produkt steht im Mittelpunkt. Damit eröffnen sich neue Abrechnungsmethoden wie „Pay-as-you-use“ oder Servicemodelle wie automatische Wartungsintervalle ohne Service-Unterbrechung.
| ANZEIGE
Das Entstehen horizontal integrierter Wertschöpfungsketten über Unternehmensgrenzen hinweg bietet auch für kleine und mittelständische Unternehmen die Chance, am digitalen Wandel teilzuhaben. Die Herausforderung, neue automatisierte und digitalisierte Prozesse sowie Geschäftsmodellinnovationen strukturiert einzuführen, stellt sich für alle Unternehmen. Ein Einstieg in kleinen Schritten hilft, die Implementierungshürde zu überwinden. Weil Maschinen nicht von heute auf morgen ausgetauscht werden, liegt die Lösung im gezielten Nachrüsten, dem sogenannten Retrofitting. Zudem lassen sich Fragen zu Standardisierung, Sicherheit und Rechtsnormen im Verbund der Unternehmen, zum Beispiel in der Plattform „Industrie 4.0 in Deutschland“, beantworten. Von deren Ergebnissen profitieren auch kleinere Unternehmen. Die Komplexität beherrschen
zum großen Ganzen. SAP verfolgt mit der SAP HANA Cloud Platform den Kurs, komplementäre Technologien für unterschiedliche Einsatzgebiete anzubieten und dabei die Integration mit bestehenden und neuen Geschäftsanwendungen zu gewährleisten. Die Offenheit der Plattform ist dabei ein wichtiges Erfolgskriterium. Eigenständige Systeme – im Ermessen des Nutzers Nicht in einem Atemzug genannt, aber dennoch im Zusammenhang mit Zukunftsszenarien für Industrie 4.0 kann das Thema „Künstliche Intelligenz“ gesehen werden. Darunter fällt ein weites Spektrum an Technologien: Beispiele, die heute schon in Verbindung mit SAP-Software zu sehen sind, finden sich im Bereich von selbstlernenden Systemen oder der Textanalyse, wie beispielsweise der SAP HANA Sentiment Intelligence. Letztlich liegt es im Ermessen der Nutzer, wie viel Eigenständigkeit sie Systemen zugestehen und welche Entscheidungen von den Systemen getroffen werden können.
Durch neue Technologien zur Digitalisierung von Geschäfts Lebenslang lernen prozessen steigen die Anforderungen an integrierte IT-Systeme. Mit der Integration von Sensorendaten in Nicht zuletzt sollten wir eines nicht vergessen: Industrie Wertschöpfungsketten lassen sich Entscheidungsprozesse 4.0 ist kein rein technologiegetriebenes Thema, es bringt in Unternehmenssoftware weiter automatisieren. Von der auch eine Entwicklung hin zur Arbeit 4.0 mit sich. Enttechnischen Infrastruktur und Hardware über mobile scheidend ist, Mitarbeiter interdisziplinär auszubilden und Technologien wie Cloud-Computing bis hin zur Verarbei- auf die Verschmelzung von Produktion und IT vorzubereiten. tung von Massendaten und Intelligenz durch Analyse- Lebenslanges Lernen gewinnt weiter an Bedeutung. Software kommt es künftig verstärkt darauf an, Informationen der realen Welt vom Sensor bis zum Endnutzer zu integrieren. Ein integrierter Ansatz, basierend auf offenen und einheitlichen Standards, ist der Schlüssel zur einfachen Kombination verschiedener Technologieteile
→ ERICSSON
5G: Die Chancen des digitalen Wandels nutzen
AUTOR STEFAN KOETZ VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG ERICSSON GMBH
Nach der Verbesserung der Breitbandversorgung steht mit der Digitalisierung der Wirtschaft das nächste wichtige ITK-Thema auf der Agenda. 5G, die Mobilfunkund Netztechnologie der nächsten Generation, bietet die Chance, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auch im Bereich der „Industrie 4.0“ weiter zu stärken. Forscher und Entwickler von Ericsson arbeiten in Deutschland bereits mit Hochdruck an künftigen Anwendungsszenarien. Die Verbesserung der Breitbandversorgung in Deutschland ist in vollem Gange: Bis 2018 sollen alle Haushalte schnelle Internetzugänge mit einer Datenübertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde nutzen können. Doch das Jahr 2018 ist lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg zur vernetzen Gesellschaft und digitalisierten Wirtschaft. So erwartet Ericsson nach seiner jüngsten Studie bis zum Jahre 2020 bereits 28 Milliarden vernetze Geräte weltweit.
Der stärkste Anstieg wird aus industriellen Anwendungen stammen. 5G, die kommende Mobilfunk- und Netztechnologie, wird diese Entwicklung noch einmal beschleu nigen, wenn sie voraussichtlich im gleichen Jahr kommerziell verfügbar wird. Diese neue Mobilfunk- und Netztechnologie wird eine der tragenden Säulen der Industrie 4.0 bilden. Technikausrüster, Netzbetreiber, aber auch zahllose Unternehmen aus Anwender-Industrien wie der Automobilbranche arbeiten heute daran, die Voraussetzungen für den 5G-Einsatz zu schaffen. Ericsson versteht sich dabei nicht nur als Innovationsmotor für die Entwicklung der Netzwerktechnologie. Als weltweit führender Netzausrüster untersucht das Unternehmen gemein sam mit Netzbetreibern, führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Partnern aus der Industrie, welche Möglichkeiten 5G für neue Geschäftsmodelle und eine zusätzliche Wertschöpfung bietet. 5G for Germany Als europäisches Unternehmen hat Ericsson in diesem Bereich einen seiner Arbeitsschwerpunkte auf Deutschland gelegt, das mit seiner starken Stellung bei der verarbeitenden Industrie, bei der Automobilbranche und den Herausforderungen der Energiewende ganz besonders
von der digitalen Transformation der Wirtschaft profitieren kann. So werden etwa über das Forschungs- und Entwicklungszentrum Eurolab bei Aachen zahlreiche Kooperationen im Rahmen der Initiative „5G for Germany“ betrieben. Gleichzeitig wird über die führende Mitarbeit beim IT-Gipfel der Austausch mit Netzbetreibern und Netzausrüstern, führenden Industrie-Unternehmen und Verbänden sowie Vertretern aus Wissenschaft und Politik über die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft vertieft. Die Ankündigung des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, eine Teilstrecke der A9 zum „Digitalen Testfeld Autobahn“ zu machen, unterstreicht, dass hier alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Bedeutung von 5G und Industrie 4.0 wird in den nächsten Jahren beim IT-Gipfel eher noch zunehmen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Diskussionen über Datenschutz und Sicherheit. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen wird Ericsson weiter beitragen.
6
IT GIPFEL 2015
| ANZEIGE
Digitale Verwaltung – jetzt oder nie
KARL-HEINZ STREIBICH VORSITZENDER DES VORSTANDS DER SOFTWARE AG
Die deutsche Verwaltung hat gerade jetzt die historische Chance, den digitalen Wandel zu meistern, sagen Klaus Vitt, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik, und Karl-Heinz Streibich, Vorsitzender des Vorstands der Software AG. Auf dem nationalen IT-Gipfel teilen sie sich den Vorsitz der Plattform „Digitale Verwaltung und Öffentliche IT“ und arbeiten gemeinsam mit den anderen Plattformen daran, die zentralen wirtschaftlichen und politischen Gestaltungsaufgaben für eine moderne, digitale Gesellschaft voranzutreiben. Herr Streibich, Ihnen gegenüber sitzt der seit dem 1. Oktober frisch bestellte „Bundes-CIO“ Klaus Vitt. Welche Herausforderungen kommen auf die Bundesregierung durch die Digitalisierung zu? Karl-Heinz Streibich: Eine der zentralen Herausforderungen wird die aktive Gestaltung des digitalen Wandels in der öffentlichen Verwaltung und somit in unserer Gesellschaft sein. Damit dies gelingt, müssen Staat und Verwaltung rechtssichere, digitale Lösungswege anbieten. Denn eines ist klar: Die Digitalisierung ist längst in vollem Gange. Die Menschen haben sich schon jetzt daran gewöhnt, digital zu arbeiten, im Netz einzukaufen und elektronisch zu kommunizieren. Von Unternehmen und Staat erwarten sie daher zu Recht, dass sie ihre Dienstleistungen ebenfalls digital anbieten. Deshalb hängt insbesondere die Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands davon ab, inwieweit und vor allem wie schnell es der öffentlichen Hand gelingt, die notwendigen Services für die wachsende Nachfrage nach digitalen Angeboten bereitzustellen. Herr Vitt, stimmen Sie dem zu und was würden Sie ergänzen?
Stelle aufwändig nochmals erfasst werden müssen. Dadurch werden die Verfahren unnötig verlängert und der Bearbeitungsaufwand deutlich erhöht. Der Daten- und Informationsaustausch zwischen den Behörden muss also dringend verbessert werden. Wir haben dieses Thema im IT-Planungsrat aufgegriffen und werden es dort entschlossen angehen. Dem Bund kommt dabei aufgrund seiner zentralen Verantwortlichkeit für das Asylverfahren eine besondere Rolle zu. Könnte man das also als Gelegenheit bezeichnen, die digitale Vernetzung der verschiedenen Verwaltungsebenen voranzutreiben? Klaus Vitt: Ganz richtig. Der Handlungsdruck könnte nicht größer sein. Gleichzeitig ist auch der politische Wille aller Beteiligten vorhanden. Und am Ende könnten die Lösungen, die wir hier erarbeiten, als Blaupause für andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung dienen. Herr Streibich, kann die Wirtschaft in solchen Fällen Hilfestellung leisten? Und wenn ja, wie? Karl-Heinz Streibich: Sie kann nicht nur, sondern sie muss sogar. Die deutschen IT-Anbieter können für eine derartig groß angelegte Prozess-Integration die nötige Lösungskompetenz einbringen. Dazu gehören die Erstanalysen und die Methodik, aber auch die Unterstützung beim Aufsetzen und der reibungslosen Integration der Prozesse. Eine Voraussetzung dafür sind agile und hochperformante digitale Behörden-Plattformen. Diese sind notwendig, um die Prozesse zum Laufen zu bringen. Hier ist die deutsche IT-Wirtschaft führend und damit bestens aufgestellt, der öffentlichen Hand zur Seite zu stehen. Übrigens stehen auch die deutschen Unternehmen unter enormem Handlungsdruck. Schließlich muss sich jede Organisation digital transformieren, um in Zukunft bestehen zu können.
Klaus Vitt: Ich kann dem nur beipflichten. Wir müssen die Digitalisierung des öffentlichen Sektors aktiv gestalten Herr Vitt, wenn die technischen Voraussetzung also und forcieren. Für den Bund sehe ich hier drei Schwervorhanden sind, wie planen Sie die nächsten Schritte punkte, die wir schnellstmöglich anpacken müssen: und konkreten Maßnahmen? die Konsolidierung der Rechenzentren des Bundes, den Ausbau der IT-Netze und die Gewährleistung der IT- Sicherheit. Aktuell kommt noch ein vierter Punkt dazu: Klaus Vitt: Kurzfristig müssen wir uns auf die Stabili Wir müssen die administrative Bewältigung der Flücht- sierung und die Optimierung der vorhandenen Systeme lingskrise mit modernen und vernetzten IT-Verfahren und konzentrieren, um mit punktuellen Verbesserungen schnell eine spürbare Entlastung zu ermöglichen. Wir durchgängigen, digitalen Prozessen unterstützen. gehen das bereits mit Nachdruck an und haben hierfür Was macht die Flüchtlingskrise aus Verwaltungssicht Projektstrukturen mit allen Beteiligten etabliert. Wenn wir die drängendsten Probleme erledigt haben, werden so kompliziert und wie wollen Sie dem begegnen? wir uns intensiv mit der weiteren Digitalisierung des Klaus Vitt: Wir sind mit der Aufgabe konfrontiert, den Asylverfahrens beschäftigen. Hierzu werden wir einen Zustrom der großen Zahl von Flüchtlingen effizient zu Wissensaustausch zwischen Forschung und Wirtschaft verwalten, damit den Menschen geholfen wird und die sowie politischen Entscheidungsträgern etablieren. GenauBearbeitungszeiten deutlich reduziert werden. Eine große so, wie es auf dem von der Bundesregierung initiierten Herausforderung liegt darin, dass die IT-Verfahren der IT-Gipfel bereits geschieht. In den verschiedenen Plattforbeteiligten Behörden zu wenig vernetzt sind. Das führt men beraten alle Beteiligten intensiv, um Lösungen für dazu, dass Daten, die bereits erfasst wurden, an anderer die wichtigsten Herausforderungen der Digitalisierung zu finden. KARL-HEINZ STREIBICH — QUELLE: SOFTWARE AG
KLAUS VITT STAATSSEKRETÄR BUNDESMINISTERIUM DES INNERN UND BEAUFTRAGTER DER BUNDESREGIERUNG FÜR INFORMATIONSTECHNIK
Herr Streibich, gibt es schon State-of-the-Art-Projekte, an denen sich die deutsche Politik in solchen Fällen orientieren und messen kann? Karl-Heinz Streibich: Speziell im E-Government-Bereich können wir uns viele Impulse vom europäischen Musterschüler Estland holen. Auch Österreich ist uns hier oft schon voraus. Mit der Software AG haben wir übrigens schon intensive Praxiserfahrung gesammelt. In Deutschland gibt es hier noch deutlich Luft nach oben. Wir müssen das schnell ändern, damit wir auch das digitale Wachstum unserer Wirtschaft nicht ausbremsen. Klaus Vitt: Hier ist in der Tat noch einiges zu tun – auch was unsere Agilität angeht. Am Beispiel der Bewältigung des Flüchtlingsstroms sehen wir ja nur zu deutlich, dass neben den Schnittstellen zwischen den Behörden auf Bundes- und Landesebene vor allem auch einheitliche Verfahren und gemeinsame Standards fehlen. Deshalb arbeiten wir bereits mit Hochdruck daran, die Umsetzung erheblich zu beschleunigen und damit eine Signalwirkung für andere Bereiche zu erzielen. Sind fehlende Schnittstellen nur auf Verwaltungsebene ein Problem oder auch in der freien Wirtschaft? Karl-Heinz Streibich: Von besserem Wissensaustausch und Prozessoptimierung kann jede Organisation profitieren. Die Möglichkeiten dazu bestehen längst. Wer diese nicht nutzt, also nicht digitalisiert, ist über kurz oder lang weg vom Fenster. Damit stehen Industrie und öffentliche Hand vor den exakt gleichen Herausforderungen. Lassen Sie uns zum Abschluss den Spieß unserer ersten Frage umdrehen: Herr Vitt, was wünschen Sie sich von Herrn Streibich als Vertreter der deutschen IT-Wirtschaft? Klaus Vitt: Um die öffentliche Daseinsvorsorge auf hohem Niveau zu gewährleisten, ist der Staat besonders auf eine funktionierende IT-Infrastruktur angewiesen. Wichtig dafür ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Staat und IT-Wirtschaft. Deshalb wünsche ich mir zielgerichtete Unterstützung für die besonderen Anforderungen, die sich aus der öffentlichen Daseinsvorsorge ergeben. Karl-Heinz Streibich: Ich kann Ihnen hier die Unterstützung der deutschen IT-Wirtschaft zusichern. Denn die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen öffentlichen Verwaltung ist entscheidend für die Zukunft des Standortes Deutschland. Und ich bin der festen Überzeugung, dass die digitale Transformation der Verwaltung nur durch den Einsatz modernster Technologien und im Zusammenspiel aller Beteiligten gelingt.
KLAUS VITT — QUELLE: BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT / CHANDRA MOENNSAD
IT GIPFEL 2015
7
| ANZEIGE
Staat 4.0 – Souverän, Digital, Innovativ! Den Wandel zu einer digital ausgerichteten Gesellschaft in einer globalisierten Welt zu begleiten, ist eine der zentralen wirtschaftlichen und politischen Gestaltungsaufgaben. Die IT-Gipfel-Plattform „Digitale Verwaltung und Öffentliche IT“ verfolgt das Ziel, die Potenziale der Digitalisierung der deutschen Verwaltung für Bürger und Unternehmen zu analysieren und konkrete Handlungsempfehlungen aufzuzeigen. Dies erfordert einen konstruktiven Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Mit der Digitalisierung beziehungsweise der digitalen Transformation erleben wir eine Revolution in unserer Arbeits- und Lebenswelt. Dies betrifft auch die öffentliche Verwaltung, die bei der Entwicklung neuer Konzepte, Organisationsformen und Ablaufstrukturen die Möglichkeiten moderner IT nutzen muss. Dabei stehen Staat und öffentliche Verwaltung vor einer besonderen Herausforderung: Behörden und Einrichtungen müssen ihre Prozesse nicht nur digitalisieren. Um den sich stetig und immer schneller wandelnden Anforderungen gerecht werden zu können, müssen sie die Abläufe auch dynamischer und flexibler gestalten. Ziel ist es, die Digitalisierung des öffentlichen Sektors aktiv zu gestalten und zu forcieren. Das erfordert, sich von bestehenden Denkmustern zu trennen und langwierige Umsetzungsprozesse zu vermeiden. Die aktuelle Problematik bei der administrativen Bewältigung der Flüchtlingskrise zeigt eindrücklich, wie starr die bestehenden Prozesse sind und wie wenig vernetzt die beteiligten Behörden agieren. Die öffentliche Verwaltung der Kommunen, Länder und des Bundes muss in der Lage sein, schnell, vernetzt und effizient gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen zu bewältigen, hierfür neue Lösungen, Organisationsformen und Prozesse – auch über Verwaltungsebenen und -grenzen hinweg – zu finden und diese mit intelligenter IT zu unterlegen. Vor diesem Hintergrund steht eine konsequente Nutzerorientierung – also eine Benutzer- beziehungsweise Bürgerzentrierung – über moderne digitale Angebote im Mittelpunkt der Handlungsempfehlungen der Plattform „Digitale Verwaltung und Öffentliche IT“: 1. Empfehlung: Konsequente Nutzerausrichtung der öffentlichen Angebote Während sich Online-Angebote der Wirtschaft immer stärker verbreiten, wird das E-Government-Angebot in Deutschland trotz stetigen Ausbaus von immer weniger Menschen genutzt. Beim Einkauf im Netz sind die Vorteile offensichtlich: Sichtbarkeit, kundenorientierte Angebote und Liefertreue führen zu starken Steigerungen im OnlineHandel. Diese Anreizmechanismen stehen auch der öffentlichen Verwaltung bei ihren Angeboten zur Verfügung. Daher müssen Politik und Verwaltung hier ähnliche Wege gehen, wenn sie wollen, dass die Menschen die Online Angebote der Verwaltung stärker nutzen. Die Nutzung digitaler öffentlicher Angebote muss einen erkennbaren Mehrwert bieten. Gleichzeitig bedarf es einer intensiven Diskussion mit E-Government-Entscheidern, wie Bürgermeistern und Behördenleitern, über neue Anreizsysteme, die zur Nutzung von digitalen Angeboten der Verwaltung motivieren. So könnte über Gebührenermäßigungen bei der Verwendung von Onlineverfahren ein Teil der Einsparungen der Verwaltung an die Verwaltungskunden weitergereicht werden. Regulatorische Hürden für solche innovativen Vorgehensweisen müssen seitens der Politik abgebaut werden.
2. Empfehlung: Schaffung moderner personalisierter Verwaltungszugänge Moderne, sichere und von Zuständigkeiten unabhängige Wege zur Verwaltung ermöglichen es Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, zusammenhängende Anträge zu bündeln und bereits vorhandene, von den Bürgern beziehungsweise Unternehmen im Vorfeld freigegebene Daten zur Vereinfachung der Antragstellung zu nutzen. Um dies zu verwirklichen, müssen Politik und Verwaltung folgende Rahmenbedingungen schaffen: →
Digitale Angebote der Verwaltung müssen über zentrale, interoperable Zugänge erreichbar sein. Sie müssen so gestaltet werden, dass sie leicht auffindbar, intuitiv nutzbar, gleichzeitig umfassend, an jedem Ort verfügbar und sicher sind.
→
Sie müssen einen personalisierten Service anbieten, der an den individuellen Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen ausgerichtet ist und Mehrwerte bietet, zum Beispiel in Form eines Servicekontos. Die Identifizierung am Servicekonto muss benutzerfreundlich und je nach Schutzbedarf erfolgen und die Erkennung des Nutzers im Internet als eindeutige Person ermöglichen. Die entsprechenden Aktivitäten des IT-Planungsrats zu Servicekonten für Bürger und Unternehmen weisen hierzu den richtigen Weg.
→
Vom Bürger und Unternehmen freigegebene Daten werden nicht nochmals bei der Antragstellung erhoben, sondern über Smart Services von den Behörden selbst ermittelt.
3. Empfehlung: Mit Personalausweis und Smartphone rechtssicher digital unterschreiben Einfache und intuitiv nutzbare Online-Angebote müssen auch mobil verfügbar sein, weil immer mehr Menschen ausschließlich Smartphones und Tablets zur Kommuni kation im Internet verwenden. Soweit Schriftformerfordernisse zu erfüllen sind – also die Notwendigkeit, digital zu unterschreiben – muss die Nutzerfreundlichkeit verbessert werden. Darüber hinaus müss es künftig möglich sein, mit dem Smartphone von jedem beliebigen Ort – bei Beibehaltung eines hohen Sicherheitsniveaus – rechtssichere und verbindliche Unterschriften zu leisten. 4. Empfehlung: Transparente, einfache und sichere Ende-zu-Ende-Sicherheit: Digitale Souveränität Bei der Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung erwarten Bürger wie Unternehmen transparente und benutzerfreundliche Sicherheit auf angemessenem Niveau. Politik und Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen sollten daher für die Kommunikation mit den Bürgern und der Wirtschaft neuartige Sicherheitslösungen entwickeln. Derzeit gibt es keine Ende-zu-Ende-Sicherheitslösungen, die zugleich benutzerfreundlich sind, eine hohe Performance bieten und wirtschaftlich sowie infrastrukturunabhängig betrieben werden können. Sichere Anwendungsumgebungen müssen dabei auf bestehenden Infrastrukturen aufsetzen. Zudem müssen abgestufte Sicherheitsniveaus flexibel gewährleistet werden. Für besonders schutzwürdige Daten muss ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet werden, ohne Abstriche bei Bedienkomfort und Performance machen zu müssen. Der Bund sollte die Möglichkeiten des ressortübergreifenden Forschungsrahmenprogramms
der Bundesregierung zur IT-Sicherheit nutzen, um über Forschungsvorhaben die Entwicklung solcher Sicherheitskonzepte zu fördern und damit zu einer nachhaltigen Stärkung des Vertrauens bei Bürgern und Wirtschaft beizutragen. Politik und Verwaltung bei Bund, Ländern und Kommunen sowie die IT-Wirtschaft sollten die Informationsund Aufklärungsarbeit zum Themengebiet „Vertrauen und Sicherheit“ verstärken. Hierzu sollte unter anderem eine Web-Plattform als Informations- und Austauschforum geschaffen werden. 5. Empfehlung: Stärkung der ebenen- und gebietsübergreifenden Zusammenarbeit Daten und Informationen werden von Verwaltungen vielfach über Organisationsebenen und -grenzen hinweg verarbeitet. Für zahlreiche Vorgänge werden die Daten hierbei aufwändig mehrfach erhoben und verarbeitet. Ursachen sind dabei fehlende technische Standards und Infrastrukturen sowie rechtliche Barrieren. Der demo grafische Wandel mit abnehmenden Mitarbeiterzahlen und die Entwicklung in den städtischen und ländlichen Gebieten stellen die Verwaltungen vor zusätzliche Herausforderungen. Gleichzeitig erwarten Gesellschaft und Wirtschaft, dass staatliche Leistungen bürgernah, qualitativ hochwertig und flächendeckend erbracht werden. Die Lösung bietet Government as a Service (GaaS) durch standardisierte ebenen- und akteursübergreifende Prozesse und Services – zum Beispiel in Form des Baukastenprinzips. Es wird künftig möglich sein, flächendeckend Leistungen unter anspruchsvollen Bedingungen und über föderale Ebenen sowie Gebietsgrenzen hinweg bereitzustellen. Hierzu sind die entsprechenden Rahmenbedingungen wie Rechtssicherheit und Interoperabilität notwendig. Besondere Bedeutung erlangen hier Experimentierklauseln, die Freiräume für eine Anpassung und innovative Digitalisierung von Verfahren und Prozessen schaffen. 6. Empfehlung: Stärkung der kommunalen Ebene bei der Digitalisierung Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist ein Prozess, der vor allem vor Ort in den Kommunen und Regionen erlebt wird. Den digitalen Wandel vor Ort zu gestalten, ist die zentrale Herausforderung. Ihr Erfolg steht und fällt mit der Einbindung der Betroffenen und Beteiligten. Daher braucht jede Kommune – wie jedes Land und der Bund – eine digitale Agenda, die zu den Lebensverhältnissen vor Ort, den wirtschaftlichen und soziolkulturellen Rahmenbedingungen passt und alle Interessen berücksichtigt. Jede Kommune muss in einem solchen Prozess ihre eigenen Schwerpunkte setzen. Bund und Länder müssen diese Prozesse flankieren. Die Plattform „Digitale Verwaltung und Öffentliche IT“ unterstützt diesen Selbstorganisationsprozess vor Ort mit Regionalkonferenzen. Sie schaffen eine Plattform, um lokale Akteure und Stakeholder zusammenzubringen, kommunale Agenda-Prozesse anzustoßen, Digitalisierungsprojekte vor Ort zu initiieren und mit dem Prozess des Nationalen IT-Gipfels zu verzahnen.
8
IT GIPFEL 2015
Der digitale Behördengang
D
ie Steuererklärung mit wenigen Klicks erstellen, Schulnoten online abrufen oder kostenfreies WLAN überall, selbst in abgelegenen Regionen nutzen – was für uns nach Zukunftsmusik klingt, ist in Estland längst Realität. Doch E-Government soll bald auch das Verwaltungswirken in Deutschland vereinfachen.
Lange Schlangen vor Bürgerämtern oder Verwaltungen sind in e-Estonia – so nennen die Esten ihren digitalen Staat – längst Geschichte. Dafür sorgen elektronische IDs, mit denen sie sich im Internet ausweisen können und die in vielen Fällen einer Unterschrift gleichkommen. Die Esten sind stolz auf ihre Vorreiterrolle im digitalen Alltag. Zu den gefragtesten E-Diensten gehört neben der elektronischen Steuererklärung die Erstellung digitaler Rezepte vom Arzt. Was in Estland heute schon Realität ist, soll bald auch in Deutschland funktionieren. Hier lenkt das Bundesministerium für Inneres die E-Government-Angelegenheiten, zu denen sämtliche Informationen und Dienste von Behörden, die über das Internet genutzt werden, zählen. Ziel ist es, auch in der Bundesrepublik mit neuen Online-Angeboten Bürokratie abzubauen und veralteten Verwaltungsapparaten ein modernes Gesicht zu geben.
DEUTSCHLAND HINKT IM EU-VERGLEICH NOCH HINTERHER In Deutschland gestaltet sich der Übergang zur digitalen Verwaltung jedoch etwas langwieriger. Bereits seit über zehn Jahren gibt es Bemühungen, die Kommunikation zwischen Bürger und behördlichen Institutionen zu vereinfachen. Trotzdem haben im vergangenen Jahr nur 39 Prozent der Deutschen die Möglichkeiten der elektronischen Dienste genutzt. Einem digitalen Bürgerkonto stehen aber fast 60 Prozent der Bürger in Deutschland positiv gegenüber. Was macht die Umsetzung der neuen Techniken in Deutschland so langwierig? Hauptgrund für die fehlende Akzeptanz ist der Mangel an Transparenz bei den entsprechenden Prozessen, insbesondere beim Umgang mit persönlichen Daten. Bei knapp 51 Prozent der Deutschen überwiegt die Angst vor Datendiebstahl beim E-Govern ment. Seit dem NSA-Skandal lässt sich in der Bundesrepublik ein generelles Misstrauen gegenüber digitalen Diensten feststellen, das nur langsam abnimmt. Benutzerfreundlichkeit und Zeitaufwand sind weitere Faktoren, die viele Deutsche bisher von der E-Government-Nutzung abgehalten haben. Zudem sind viele der Angebote noch weitestgehend unbekannt und nicht überall in der Gesellschaft angekommen: Laut „eGovernment-Monitor 2015“ wissen 71 Prozent der Deutschen gar nicht, dass sie Behördengänge auch online durchführen können. Sobald die Online-Angebote präsenter werden, dürften auch die Nutzerzahlen steigen.
Deutschland gehört immerhin zu den digital fortschrittlichsten Ländern weltweit, eine Digitalisierung der Behördengänge ist da nur schlüssig. Für steigende Popularität soll vor allem die Regierung sorgen, die mit Werbung Transparenz und Vertrauen schaffen kann. Auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sieht die Bundesregierung hier in der Aufklärungspflicht: „Oft werden neue elektronische Dienste in der Verwaltung eingeführt, es hapert dann aber an entsprechender Werbung dafür.“ VORTEILE SICHERER ONLINE-BEHÖRDENGÄNGE Dabei sind Online-Behördengänge praktisch und mit einem minimalen Zeitaufwand verbunden. Für einen sicheren Umgang mit Daten sorgt unter anderem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Behörden sind sogar gesetzlich verpflichtet, einen Zugang für die Übermittlung elektronischer Daten zu eröffnen. Mit diesem Gesetz hat der Bund entscheidende Impulse gesetzt und die digitale Interaktion von Bürgern und Wirtschaft vorangetrieben. Stetig verbessern die Behörden nun ihr elektronisches Angebot und auch die Sicherheit ihrer Dienste mittels Datenverschlüsselung und Cloud-Speicher. „Ein gutes Beispiel dafür ist das Bürger- beziehungsweise Service-Konto, das hierzulande derzeit intensiv diskutiert wird“, erläutert Marc Reinhardt, Leiter des Public Sector bei Capgemini in Deutschland. „Durch die zentrale Hinterlegung von Stammdaten und amtlichen Bescheiden in einer sicheren Cloud der öffentlichen Hand profitieren die Nutzer von automatisch ausgefüllten Formularfeldern und somit einer schnelleren und komfortableren Abwicklung.“ Ein weiterer Schritt in Richtung E-Government ist der neue Personalausweis, der integrierte elektronische Identitäts- und Signaturfunktionen besitzt. Das Potenzial dieser Funktionen wird allerdings noch nicht vollständig ausgeschöpft. Ungenutztes Potenzial steckt auch im Ausbau mobilfähiger Webseiten. Obwohl viele Bürger mobile Endgeräte besitzen, nutzen die öffentlichen Einrichtungen diesen Zustand nicht zur Personalisierung ihrer Angebote. Dabei zeigen Best-Practice-Beispiele, dass die Nutzeranzahl tatsächlich stark wächst, sobald die Seite für mobile Endgeräte optimiert wurde. Und trotzdem, Deutschland ist auf einem guten Weg: Behörden sind über die Gesetzesanforderungen informiert und passen ihre Verwaltungen den digitalen Standards an. So werden wir in wenigen Jahren auf dem gleichen Stand wie e-Estonia sein. TEXT KATJA REICHGARDT
IT GIPFEL 2015 | ANZEIGE
→ GOVERNIKUS
E-Government-Stra onale tegi e Nati
Herausforderungen des E-Governments meistern
g
eID
rn
tio n S u it e u nic a
mm
tz
Co
ese -G
ce s ti
Se
cu
Ver- und Entschlüsselung
- Ju
ve
20 20
Signatur und Verifikation
Sichere Datenübermittlung
re
Beweiswerte Langzeitaufbewahrung
te Go S ui E ata un S e c u re D alt erw le V ita Dig
QUELLE: GOVERNIKUS
eIDA SV ero rd nu n
re Identity Suite Secu
g
9
me
E
n t-
Ge
set
ze
a nd ge eA l a it Dig
GOVERNIKUS-PORTFOLIO IM KONTEXT NATIONALER UND INTERNATIONALER GESETZESVORGABEN
Sehr viel ist in Bewegung rund um E-Government und E-Justice. Und das nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit und grenzüberschreitend. Digitalisierung und Prozessoptimierung gewinnen innerhalb der Verwaltung beziehungsweise Justiz an Bedeutung, aber auch an den Schnittstellen zu Bürgern und Unternehmen. Wie soll die elektronische Abwicklung von Verwaltungsangelegenheiten über das Internet weiterentwickelt und vorangetrieben werden? Mit genau dieser Frage haben sich Bund, Länder und Kommunen gemeinsam bereits vor fünf Jahren beschäftigt und im September 2010 die Nationale E-Government-Strategie (NEGS) beschlossen. Flankiert wird diese Strategie durch die Digitale Agenda der Bundesregierung sowie das Regierungsprogramm Digitale Verwaltung 2020. Und auch das 2013 beschlossene E-Government-Gesetz bildet den rechtlichen Rahmen zur Umsetzung dieser dringend nötigen Entwicklung. Parallel dazu beschloss auf europäischer Ebene die EU-Kommission die sogenannte eIDAS-Verordnung (elektronische Identifizierung, Authentifizierung, Signaturen), die sich über die namensgebenden Attribute hinaus auch mit vertrauenswürdigem Datentransport – also verschlüsselt und nachweisbar – im Internet beschäftigt. Ziel ist es, den Verwaltungen in Deutschland und Europa einheitliche, elektronische Handlungsrichtlinien an die Hand zu geben – sprich durchgehende digitale, sichere Workflows ohne Medienbrüche.
Um dieses Ziel zu erreichen, sieht die Nationale E-Govern Justiz. Und auch die intelligente De-Mail-Integration, Signament-Strategie sechs zentrale Aufgaben vor: turanwendungskomponenten sowie die beweiswerterhal tende Langzeitaufbewahrung gemäß TR-ESOR sind mit 1. Orientierung am Nutzen für Bürger, Unternehmen der Software einfach anwendbar. und Verwaltung Aktuell stehen dem Bund sowie 15 Ländern und 2. Wirtschaftlichkeit und Effizienz deren Kommunen mit der Anwendung des IT-Planungs3. Transparenz, Datenschutz und Datensicherheit rates zahlreiche Komponenten aus dem Gesamtportfolio 4. Gesellschaftliche Teilhabe von Governikus zur Verfügung, wobei die Weiterentwicklung 5. Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit in enger Abstimmung mit Vertretern aus Bund, Ländern 6. Leistungsfähige IT-Unterstützung und Kommunen vorangetrieben wird – natürlich auch mit dem Blick nach Europa. Zudem forciert der IT-Planungsrat zahlreiche E-Government-Vorhaben, die insbesondere den Aspekt verfolgen, Seit 1999 etabliert die föderale Arbeitsteilung und fachübergreifende ZusamDie Governikus KG ist ein IT-Lösungsanbieter für Sicherheit menarbeit zu stärken. Neben Projekten und Maßnahmen und Rechtsverbindlichkeit elektronischer Kommunikation stehen Bund, Ländern und Kommunen insgesamt sechs und elektronischer Dokumente. Gegründet als bremen Anwendungen des IT-Planungsrates zur Verfügung – eine online services im Jahr 1999 beschäftigt sich Governikus davon ist die Anwendung Governikus. intensiv mit dem Schutz personenbezogener Daten. Als Pionier im E-Government- und E-Justice-Bereich liegt der Daten und Dokumente schützen Fokus des Portfolios auf der Unterstützung der DigitaliDas Governikus-Portfolio liefert wichtige Bausteine für sierung der Verwaltungsprozesse, die auch im Rahmen den gesamten Lebenszyklus elektronischer Dokumente der Digitalen Agenda der Bundesregierung gefordert wird. und Daten. Dazu gehören die Themenfelder eID, sichere Datenübermittelung, Ver- und Entschlüsselung, Signaturen Weitere Informationen: www.governikus.de und ihre Verifikation sowie die beweiswerterhaltende Langzeitaufbewahrung von Dokumenten und Akten. Innerhalb der Suiten „Secure Identity“, „Secure CommuAUTORIN PETRA WALDMÜLLER-SCHANTZ nication“ und „Secure Data“ liefert Governikus beispielsHEAD OF PUBLIC RELATIONS weise Komponenten, Produkte und Lösungen für die GOVERNIKUS GMBH & CO. KG Authentisierung mit dem Personalausweis, den im E- Government etablierten OSCI-Protokollstandard für eine starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in und mit der Verwaltung beziehungsweise im EGVP-Verbund (Elektronischer Gerichts- und Verwaltungspostfach-Verbund) der ANZEIGE
1. VOICE Entscheider-Forum Das „VOICE Entscheider-Forum“ unter dem Motto „Innovation meets Operational Excellence: IT Applied“ ist die erste Plattform im DACH-Raum, in der Entscheider aus Politik, Anwenderunternehmen, Lösungs- und ITK-Anbietern sowie der Wissenschaft in den Bereichen Digitalisierung | Innovationen | Business & IT auf Einladung von VOICE e. V. auch unterjährig zusammenarbeiten werden. Vom 21.-23. September 2016 werden in Wien unter Leitung eines eigens für das Entscheider-Forum eingesetzten Beirats die Schwerpunkte „Innovation & Disruptive Technologies“, „Operational Excellence“ und „Process Technology Drivers“ aus dem Blickwinkel angewandter IT bearbeitet. Der Beirat setzt sich aus namhaften Repräsentanten der Verbände VOICE und Bitkom sowie
aus hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft (DAX-Unternehmen), Politik und Wissenschaft zusammen. • Interaktion & Dialog • Auftakt in eine verbindliche, unterjährige Zusammenarbeit • 100 % Businessfokus • Anwenderformate – kombiniert mit – Anbieterformaten Das neue Netzwerk der Digitalisierungs-Entscheider nutzt Wissen und Energie der Branchen, bearbeitet die Interdependenzen und bietet Entscheidern, auch auf Ebene der Unternehmensleitung, die Plattform zur Neugestaltung und Steuerung. In Kooperation mit:
Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen sind Iris Vogtmann und Christoph Hecker vom VOICE – Bundesverband der IT-Anwender e.V. Tel.: +49 30 2084 964 70 | Fax: +49 30 2084 964 79
www.voice-ev.org
10
IT GIPFEL 2015
Virtuelle PCs aus der Datenwolke
K
napp die Hälfte aller deutschen Unternehmen verwendet inzwischen Cloud-Computing – um die Kosten zu senken, aber auch um mehr Flexibilität zu erreichen. Desktop-Virtualisierungslösungen sorgen dabei dafür, dass den Mitarbeitern ihre gewohnte Arbeitsumgebung weiterhin zur Verfügung steht.
Die Datenwolke gehört für viele Privatanwender zum Alltag. Sie speichern Fotos und Dokumente aller Art nicht mehr auf dem eigenen PC, sondern in der Cloud – und damit auf einem Internet-Server. So können sie mit unterschiedlichen Geräten wie PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones auf ihre Daten zugreifen. In Unternehmen hat Cloud-Computing noch viel mehr Potenzial: Denn hier geht es um die gemeinsame Nutzung von IT-Ressourcen über das Internet oder über ein Intranet. Ressourcen sind dabei sowohl Hardware – also Server, Speichersysteme und Netzwerke – als auch Software – also Programme, Anwendungen und Dienste. Welcher Wandel tatsächlich mit Cloud-Computing einhergeht, verdeutlicht die Planung beim größten deutschen Softwarehersteller SAP. Bis 2018 sollen die Umsätze mit Diensten aus der Datenwolke das klassische Lizenzgeschäft übertreffen. Schon jetzt treiben die neuen Geschäftsmodelle das Wachstum kräftig voran. Im dritten Quartal kletterten die Erlöse des Konzerns um 116 Prozent auf 600 Millionen Euro. Kein Wunder, wenn auch kleinere Anbieter gute Geschäfte mit Cloud-Diensten wittern. PRIVATE CLOUD SCHAFFT SICHERHEIT Grundsätzlich können Unternehmen zwischen der Public und der Private Cloud wählen. Bei einer Public Cloud nutzt das Unternehmen IT-Ressourcen eines Cloud-Anbieters. Solche Lösungen sind kostengünstig und lohnen sich vor allem für kleinere Firmen. Bei einer Private Cloud dagegen verwendet das Unternehmen eigene IT-Ressourcen. Das sorgt für eine höhere Datensicherheit, ist jedoch kostspieliger in der Anschaffung und aufwendiger in der Verwaltung. Im Vergleich zur Nutzung herkömmlicher IT-Infrastruktur bietet Cloud-Computing handfeste Vorteile: So steht vor allem bei der Public Cloud die Kostenersparnis im Vordergrund, die dadurch entsteht, dass Unternehmen hier ihre IT-Infrastruktur auslagern. Wenn ein Unternehmen kurzfristig mehr Rechenleistung oder mehr Speicherplatz benötigt, ist das kein Problem. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand, fasst zusammen: „Einmalige Anwendungen werden erschwinglich, und ungenutzte Kapazitäten können freigegeben werden, so dass sie keine weiteren Kosten verursachen. Dadurch entstehen zahlreiche Spar- und Investitionsmöglichkeiten, die dem Mittelstand ein ganz neues Handlungsfeld eröffnen und ein enormes Innovations- und Wachstumspotenzial mit sich bringen.“ Doch auch mit der Private Cloud lassen sich die Kosten senken – und zwar durch die optimale Auslastung der vorhandenen IT-Ressourcen. „Das Zusammenfassen der Anforderungen vieler Nutzer beim Cloud-Computing führt dazu, dass Cloud-Lösungen effizienter sind als herkömmliche IT-Anlagen“, erläutert Oliver Dehning, Leiter der TeleTrusT-Arbeitsgruppe „Cloud Security“. Nicht zuletzt ermöglicht Cloud-Computing Mitarbeitern, mittels mobiler Geräte von beinahe überall auf Daten und Anwendungen zuzugreifen.
44 PROZENT DER DEUTSCHEN UNTERNEHMEN NUTZEN DIE CLOUD All diese Vorteile haben dazu geführt, dass sich Cloud-Computing zu „einer der zentralen Technologien der digitalen Welt“ entwickelt hat, so Bitkom- Vizepräsident Achim Berg bei der Vorstellung des „Cloud-Monitor 2015“. Laut dieser Studie haben 2014 in Deutschland 44 Prozent aller Unternehmen Cloud-Computing eingesetzt – vier Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern sind es sogar 68 Prozent. Auch die Sicherheitsmaßnahmen pro fitieren von der gemeinsamen Nutzung der IT-Ressourcen: „Vereinfacht gesagt, bekommt man beim Cloud- Computing mehr Sicherheit für das gleiche Geld“, erklärt Oliver Dehning von TeleTrusT. Andererseits jedoch entstehen neue Risiken: einfach deshalb, weil vertrauliche Firmen- und Kundeninformationen über das Internet übertragen und unter Umständen auf Servern des Cloud-Anbieters gespeichert werden. Daher bevorzugen viele Unternehmen die Private Cloud statt der Public Cloud. Relativ verbreitet sind auch Misch formen, bei denen für manche Zwecke zwar eine Public Cloud zum Einsatz kommt, geschäftskritische Daten und Anwendungen aber in der Private Cloud bleiben. DESKTOP-VIRTUALISIERUNG Dank des Cloud-Computing lassen sich auch Desktop-Virtualisierungslösungen implementieren. Dabei laufen Betriebssystem und Anwendungsprogramme nicht mehr auf den einzelnen Computern der Mitarbeiter, sondern auf den Cloud-Server-Computern. Der PC am Arbeitsplatz dient nur noch als Bedienungsoberfläche. Für Unternehmen ist es weniger aufwendig, einige zentrale Server zu verwalten, statt viele unabhängige Computer zu aktualisieren, abzusichern und instand zu halten. Auch ist als Arbeitsgerät für den Mitarbeiter kein komplett ausgestatteter PC mehr nötig. Stattdessen reicht ein sogenannter „Thin Client“ aus – also ein abgespeckter Computer, der nur über die nötigsten Hardware- Komponenten verfügt und dadurch weniger Strom verbraucht und auch weniger reparaturanfällig ist. Ein Thin Client verwendet in der Regel ein spezielles Betriebssystem, das sehr schnell startet und herkömmlichen Viren gegenüber immun ist.
TEXT JÖRG KLINGELE
IT GIPFEL 2015 | ANZEIGE
11
→ DELL
Es gibt viele gute Gründe für Desktop-Virtualisierung. Geringere Wartungskosten, mehr Produktivität und höhere Flexibilität sind Argumente für eine Lösung, die Mitarbeitern immer und überall einen vollwertigen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt – sicher, zuverlässig und einfach. Unternehmen stehen im Umfeld ihrer Client-Umgebungen heute vor beachtlichen Herausforderungen. Dazu gehören mobile Anwender, die im Laufe eines Arbeitstages mit unterschiedlichen Endgeräten produktiver arbeiten wollen. Gleichzeitig muss die vorhandene Endgeräte-Infrastruktur effizient und sicher verwaltet werden, wobei die Anfor derungen der Anwender und der Fachabteilungen stetig steigen. Die Desktop-Virtualisierung ist ideal geeignet, um diese Herausforderungen zu meistern. Das Konzept der Desktop-Virtualisierung ist be stechend einfach: Alles, was sich in der herkömmlichen PC-Welt an Anwendungen und Daten auf einer lokalen Festplatte befindet, wird im Rechenzentrum abgelegt und von dort aus den verschiedenen Desktoprechnern, Notebooks, Tablets, Smartphones und Thin Clients überall und jederzeit bereitgestellt. Die Anwender müssen lediglich eine Verbindung zum Server herstellen – und sind bei den von ihnen eingesetzten Endgeräten nicht mehr an eine bestimmte Hardware gebunden.
| ANZEIGE
Flexibilität und Sicherheit Mit virtuell bereitgestellten Arbeitsplatzumgebungen erzielt die Unternehmens-IT höchste Flexibilität und durch die einfache Einrichtung und Verwaltung auch mehr Effizienz und Leistungsfähigkeit. Thin- und ZeroClients von Dell verbinden die gesamte Vielseitigkeit eines modernen Desktop-PCs mit der hohen Sicherheit und einfachen Administration zentral bereitgestellter Applikationen und Daten. Die Wyse-Clients von Dell verfügen über speziell für die Desktop-Virtualisierung optimierte Embedded- Betriebssysteme. Sie bieten darüber hinaus das derzeit wohl sicherste und in weniger als zehn Sekunden bootende Client-Betriebssystem Wyse ThinOS, das gerade einmal rund acht Megabyte groß und immun gegen Viren und Malware ist. Da die Thin und Zero Clients keine Festplatten enthalten, sind auch die Gefahren des Datenverlusts eliminiert.
DELL WYSE Z90D7 THIN CLIENT
AUTOR HAGEN DOMMERSHAUSEN MARKETING SR. MANAGER CLOUD CLIENT-COMPUTING, DELL
BILDQUELLE: DELL
Desktop-Virtualisierung bietet Computing auf jedem Endgerät
Virtualisierungssoftware und Services, schnell von den Vorteilen der Client-Virtualisierung zu profitieren. Wie jede andere IT-Investition benötigt auch die Desktop-Virtualisierung eine entsprechende Vorbereitung. Die IT-Abteilung sollte eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Ressourcen und deren Nutzung vornehmen und festlegen, welche Services am sinnvollsten über Virtualisierung ist nachhaltig virtuelle Desktops angeboten werden können. Das bereits Thin und Zero Clients sind langlebig, kompakt und ver- vielfach bewährte Dell Future Workplace Assessment hilft brauchen nur sehr wenig Energie. Neben den standard- Unternehmen bei der Planung einer Virtual-Desktop- mäßigen Produktivitäts-Anwendungen lassen sich heute Infrastructure (VDI)-Strategie unter Berücksichtigung der selbst anspruchsvollste CAD- oder datenintensive be- aktuell existierenden IT-Infrastruktur. Befreit von bisherigen triebswirtschaftliche Applikationen in virtuellen Desktop- aufwändigen Verwaltungsroutinen und abgesichert durch Umgebungen nutzen. So bietet Dell zum einen eine breite eine zentral administrierte Infrastruktur können sich Auswahl an Thin und Zero Clients, die für jede Anwendung IT-Abteilungen neuen strategischen Initiativen widmen. die richtige Leistung bereitstellen. Zum anderen helfen Der Vorteil für Endanwender: Sie profitieren von der vorkonfigurierte und umfassend getestete VDI-Infrastruk- Flexibilität, immer und überall mit dem Endgerät ihrer turlösungen, bestehend aus Servern, Storage, Networking, Wahl arbeiten zu können und steigern so ihre Produktivität.
→ msg systems ag
Interaktion mit Kunden schafft neue Geschäftsmodelle
AUTOR FRANK PLECHINGER Mitglied im Vorstand msg systems ag
Unternehmen müssen sich künftig noch stärker in die Nutzerperspektive versetzen – vor allem, wenn der digitale Wandel gelingen soll. Die Digitalisierung ist in aller Munde, Unternehmen aller Branchen sind gefordert, dieser Entwicklung zu folgen, statt sich von ihr überholen zu lassen. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: So sind etwa Telekommunikationsanbieter und Energiedienstleister teilweise schon weiter als die Finanzbranche. Zurücklehnen kann und darf sich dennoch niemand. „Kurze Lunte, lauter Knall“ – so lautet das Risiko für viele. Als neue Wettbewerber werden häufig Google, Apple,
Amazon oder Facebook genannt. Sie sind Profis im digitalen Geschäftsverkehr, nah am Kunden und können dadurch ihren Nutzern auch Produkte anbieten, mit denen sie etablierten, nicht-digitalisierten Unternehmen verschiedenster Branchen Konkurrenz machen. Sei es das selbstfahrende Auto, an dem Google arbeitet, oder Versicherungsprodukte bei Amazon. Damit stellen sie für die Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Gefahr, aber auch die Chance auf neue Geschäftsmodelle und -Felder dar. Was aber bedeutet Digitalisierung genau? Digitalisierung bedeutet zum einen eine Anpassung der Geschäftsmodelle: Sie sind künftig viel stärker auf den Kundennutzen und die neue Art des Kundenverhaltens auszurichten. Die Nutzerperspektive konsequent einzunehmen, ist für die Unternehmen teilweise sehr herausfordernd.
Dennoch ist sie notwendig, um das eigene Geschäftsmodell adäquat weiterentwickeln zu können. Zum anderen bedeutet Digitalisierung, dass unternehmensintern die Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um diesen Kundennutzen tatsächlich bieten zu können. Die Systems of Record müssen eng mit den Systems of Engagement im Sinne von Fast- oder Open-IT kommunizieren. Die Interaktion mit dem Nutzer – Kunden oder Partner – oder mit dem Internet der Dinge (IoT) steht dabei im Vordergrund. Bisher ausschließlich innerhalb eines Unternehmens verlaufende Prozesse müssen geöffnet werden, um diese Interaktion zu ermöglichen und allen Beteiligten einen Nutzen zu bieten. Die Verknüpfung von Wissen und Methoden anderer Branchen wird der Erfolgsfaktor für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle – und damit auch die Chance, künftig im Wettbewerb zu bestehen.
IT GIPFEL 2015
70%
Willkommen im virtuellen Klassenzimmer
60%
A
n deutschen Schulen kommen nur selten moderne digitale Technologien zum Einsatz. An den Schülern liegt das aber nicht, sie sind der Technik gegenüber aufgeschlossen. Dabei haben die E-Learning- Programme durchaus das Potenzial, die Welt des Lernens zu revolutionieren.
TEXT AVA MATUSOVA
40% 35 PROZENT DER DEUTSCHEN HABEN E-LEARNING-ERFAHRUNG
%
30%
VIRTUELLE KLASSENZIMMER 12
PODCASTS 16
BLENDED LEARNING
APPS 29
26
FOREN ODER ONLINE-COMMUNITYS 34
SPIELBASIERTES LERNEN
ONLINE-TRAININGS 52
20%
27
COMPUTER-TRAININGS
ANTEIL DER E-LEARNING-NUTZER IN DEUTSCHLAND, DIE FOLGENDE E-LEARNINGMETHODEN VERWENDET HABEN
57
STUDENTEN RUND UM DEN GLOBUS ERREICHEN Dabei könnte das Metier der Informationsvermittlung wie kaum ein anderes Feld von der IT profitieren. Moderne Informationstechnologie erhöht gleichzeitig die Reichweiten und die Präzision der übermittelten Botschaft. E-Learning – also der informatik gestützte Lernprozess – besticht mit Effizienz und Effektivität: Digitale Sprachlernprogramme schonen Karteikarten und indi vidualisieren die Interaktion. Eine einmal aufgezeichnete Vor lesung kann beliebig oft heruntergeladen und angesehen werden. Ein schwedischer Professor zum Beispiel kann mithilfe von MOOCs – Massive Open Online Course, also freizugängliche und kostenlose Onlinekurse auf Universitätsniveau – oder via virtuellem Klassenzimmer bei Second Life Studenten in Australien, Botswana, China, Deutschland, Ecuador und den Fiji-Inseln die Relativitätstheorie auf mehreren Metaebenen näherbringen. Informationstechnologien können sowohl Alleinunterhalter sein, als auch Nebenrollen im Lernprozess besetzen. Beim adaptiven Lernen steuert ein digitaler Lernassistent den individuellen Prozess. Das Blended Leaning bezeichnet eine Mischform aus Präsenz- und Distanzunterricht: Kursteilnehmer treffen sich zum Auftakt, lernen Zuhause über Lernplattformen – sogenannte Learning Management Systems –, tauschen sich in Onlineforen aus und versammeln sich zur Prüfung wieder physisch. Und die Immersive Education lässt Schüler über virtuelle Realitäten – zum Beispiel mithilfe von 3D-Brillen oder Hologrammen – ganz tief in die Materie eintauchen und multidimensionale Themen mit allen Sinnen erleben.
35 ONLINE-NACHSCHLAGEWERK
Laut der Studie „Kinder und Medien 2015“ des Zentraleninstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen nutzen bereits 49 Prozent aller Schulanfänger im Alter von sechs bis sieben Jahren regelmäßig Computer in ihrer Freizeit. Bei den Zehn- bis Elfjähigen sind es 84 Prozent und bei den 16- bis 18-Jährigen gar 94 Prozent. Von Berührungsängsten also keine Spur. Dennoch stehen deutsche Schulen bei der Computernutzung in der internationalen Vergleichsstudie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) ganz am Ende der Liste. Laut Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn und Leiterin der ICILS-Studie, liegt das schlechte Abschneiden Deutschlands im internationalen Vergleich aber nicht nur an fehlenden Geräten in den Bildungseinrichtungen. Vor allem der mangelnde Einsatz von digitalen Technologien während der Lehreraus- und -weiterbildung sei Grund für den verzagten Einsatz im Unterricht.
50%
70
12
10%
%
QUELLE: BITKOM/FORSA
IT GIPFEL 2015
13
Unternehmen benötigen neue Prozesse
NEUE ORGANISATIONS- UND BUSINESSMODELLE MACHEN TECHNOLOGIE ERFOLGREICH Die Erfindung der Fließbandfertigung hat die erste industrielle Revolution eingeleitet; die weltweite Verbreitung des Computers in den 90er Jahren brachte die Geschäftsprozessoptimierung. Personalisierung von Produkten und Selbststeuerung von Maschinen oder Autos treiben nun den Nutzen der Digitalisierung.
A
nhand von neun Thesen erklärt Professor Dr. August-Wilhelm Scheer, Unternehmensgründer der Scheer GmbH und imc AG, wie die Digitalisierung die Gestaltungswirklichkeit der Unternehmen verändert
REDAKTIONELLER GASTBEITRAG PROF. DR. AUGUST–WILHELM SCHEER
OPTIMISTISCHE ZUKUNFTSAUSSICHTEN Die Digitalisierung wird unsere Wohnungen sichern, Behinderte durch Roboter unterstützen, die Produktvielfalt erhöhen und die Preise senken, neue Geschäftsmodelle und Unternehmen erzeugen, medizinische Operationen vereinfachen, lebenslanges Lernen unterstützen und insgesamt den Wohlstand steigern. GRENZKOSTENLOSE DIGITALE PRODUKTE VERDRÄNGEN BESTEHENDE Telefonieren übers Internet, Fotografieren mit Smartphones, Speichern und Versenden von Nachrichten, Lernen übers Internet; viele Leistungen gibt es heute schon zum Nulltarif. DISRUPTIVE INNOVATOREN BEDRÄNGEN BESTEHENDE MÄRKTE Der Fotodienst Instagram wurde von 16 Personen gegründet. Das Weltunternehmen Kodak hatte 160.000 Mitarbeiter. Es ging bankrott. Das Start-up Amazon wurde zum Weltunternehmen, das einstige Vorzeigeversandhaus Quelle musste Insolvenz anmelden.
Vom Hörsaal auf den Chefsessel Wie ein Potsdamer IT-Institut den Start-up-Boom nährt REDAKTIONELLER GASTBEITRAG HANS-JOACHIM ALLGAIER HASSO-PLATTNER-INSTITUT
B QUELLE: HASSO-PLATTNER-INSTITUT
erlin ist Deutschlands Start-up-Hauptstadt. Hier entstehen beinahe täglich neue Jungunternehmen. Unterstützt werden die Gründer von erfahrenen Unternehmern und Investoren. Doch auch die vielfältige Wissenschaftslandschaft trägt zum Gründungsboom bei.
AUF DER STADTGRENZE VON BERLIN UND POTSDAM: AM HASSO-PLATTNER-INSTITUT WIRD DER GRÜNDERGEIST VON IT-INGENIEUREN UND INNOVATOREN GEFÖRDERT
DIGITALISIERUNG SCHAFFT SMART SERVICES Mit jeder Investition in Digitalisierung wird das Fünf- bis Siebenfache für Organisationsentwicklung und Ausbildung benötigt. Der Zugang zu Leistungen wird wichtiger als das Eigentum an den sie erzeugenden materiellen Produkten. AUSBILDUNG ALS ERFOLGSFAKTOR Je höher die Ausbildung, umso höher sind die Gehaltssteigerungen von Mitarbeitern. Geringqualifizierte sind die Verlierer der Digitalisierung. Lebenslange Ausbildung ist ein Muss! WER SILBER ERREICHT, VERLIERT GOLD The winner takes it all. Die globalen digitalen Märkte erzeugen Superstars von Unternehmen und Unternehmern wie Microsoft, Google, Facebook, Amazon oder SAP mit ihren Gründern. Die Schere zwischen Superreichen und Durchschnittsverdienern spreizt sich. INNOVATOR`S DILEMMA VERMEIDEN Ein Risiko für erfolgreiche Unternehmen besteht darin, dass sie zu lange an ihrem alten Geschäftsmodell festhalten, weil sie dessen Kannibalisierung durch Einstieg in ein digitales Geschäftsmodell befürchten. Konsequentes Umdenken und der Aufbau einer neuen, unabhängigen Geschäftseinheit sind gefragt. INDUSTRIE 4.0 IST MEHR ALS FABRIKAUTOMATISIERUNG Ziel der Anwendung des IoT und cyberphysischer Systeme ist die Selbststeuerung der Fabriken mit hoher Flexibilität. So sollen künftig Einzelstücke zu den Kosten der Massenproduktion herge stellt werden. Dies ermöglicht die Individualisierung der Produkte und fordert eine Beschleunigung der Produktentwicklung. Mehr Komponenten werden von mehr Lieferanten bezogen, die Logistik muss sich auf diversifizierte Einheiten einstellen – das gesamte Unternehmen benötigt neue Prozesse.
Fast 100 Unternehmen haben die Absolventen des Hasso-Plattner- Instituts (HPI) in den vergangenen 16 Jahren gegründet. Vor allem Studierende der Bereiche IT-Systems-Engineering und Design Thinking verwirklichen sich mit einer eigenen Firma. Und ihre Ausgangsposition ist günstig: Denn die 1999 gegründete Innova tionsschmiede liegt im Grenzgebiet zwischen Berlin und Potsdam – und damit im Schmelztiegel der digitalen Gründerszene. ENTREPRENEURSHIP INKLUSIVE Hier bekommen junge Visionäre alles, was sie für den Aufbau des eigenen Start-ups benötigen: Know-how, Kapital und Unterstützung aus einer Hand. „Wir gehören zu den wenigen Institutionen, die ihre Studierenden nicht nur für eine Karriere als Software-Architekt, Projektleiter oder für eine wissenschaftliche Laufbahn ausbilden, sondern ihnen gleich auch das nötige Rüstzeug mitgeben, um mit einer eigenen Geschäftsidee ein konkurrenzfähiges Unternehmen gründen zu können“, betont HPI-Direktor Christoph Meinel die Sonderrolle. In Lehrveranstaltungen zum Entrepreneurship vermitteln erfahrene Dozenten die Besonderheiten der Existenzgründung im IT-Sektor sowie Führungs- und Management-Wissen. Und etablierte Start-up-Unternehmer berichten von ihren Praxis-Erfahrungen auf dem Weg zur eigenen Firma. Gemeinsam mit dem Wagniskapitalfonds Hasso Plattner Ventures veranstaltet das Institut alle zwei Jahre einen Businessplan- Wettbewerb. 2015 gab es gleich zwei Gewinnerteams, die sich über Startkapital und Sachunterstützung im Wert von jeweils rund 100.000 Euro freuen konnten. Alle Informationen über seine Angebote im Entrepreneurship-Bereich bündelt das HPI in seinem Karriereportal http://hpi.de/connect
14
IT GIPFEL 2015
IT GIPFEL 2015
15
Auf neuen Wegen in die Zukunft D
ie Vernetzung von Produkt, Maschine und Werkzeug verspricht für die deutsche Wirtschaft große Chancen. Neue Geschäftsmodelle und intelligente Lösungen entstehen, Branchengrenzen verschieben sich. Innovative Unternehmen haben gute Chancen, zu den Gewinnern der vierten industriellen Revolution zu zählen.
Zuerst kam die Dampfmaschine. Es folgte das Fließband und danach die Elektronik. Nun rollt die vierte industrielle Revolution heran. Die deutsche Wirtschaft hat einen passenden Begriff dazu gefunden: „Industrie 4.0“. Dieses Schlagwort steht für das Zusammenwachsen von Maschinenbau und Elektrotechnik unter Einbeziehung modernster Informations- und Kommunikationstechnologie zu einer intelligent vernetzten Fertigung. Kernelement dieses Konzeptes ist die intelligente Fabrik. Material, Maschinen und logistische Systeme kommunizieren in diesen smarten Produktionsstätten in Echtzeit über das Internet miteinander, tauschen Informationen aus und treffen autonome Entscheidungen. Dafür sind in die Dinge sehr kleine Computer und Sensoren eingebaut und zu einem Netzwerk zusammengeschaltet. Eine Folge: Maß geschneiderte und nach individuellen Kundenwünschen gefertigte Produkte werden bis hin zur Einzelfertigung wirtschaftlich rentabel und in hoher Qualität auf dem Markt erhältlich sein. INDUSTRIESTANDORT DEUTSCHLAND IST HERVORRAGEND AUFGESTELLT Jürgen Gausemeier sieht den Industriestandort Deutschland weltweit führend auf dem Gebiet der Industrie 4.0. „Mit dem Schulterschluss aus Fabrikausrüstern, produzierenden Unternehmen und anwendungsnaher Spitzenforschung können wir zunehmend konkrete Lösungen für die vernetzte Produktion liefern“, sagt der Vorsitzende des Clusterboards it´s OWL. Gerade in Branchen wie dem Anlagen- und Maschinenbau, der Elektroindustrie oder dem Automobilbau glänzt die Bundesrepublik durch eine hohe Wett bewerbsstärke. Das sind gute Voraussetzungen, im Rahmen der nächsten industriellen Entwicklungsstufe eine Spitzenposition im globalen Wettbewerb zu sichern. Allerdings besitzen nicht alle Branchen diese Wettbewerbsstärke. Das betrifft etwa Unternehmen in der deutschen Informations- und Kommunikationstechnologie, eine Schlüsselbranche für den digitalen Wandel in den nächsten Jahren. Hier beherrschen momentan große Firmen aus den Vereinigten Staaten wie Google oder Cisco den Markt. Diese Unternehmen wissen bestens, wie man Datenströme gezielt auswerten und daraus lukrative Geschäfte entwickeln kann.
UNTERNEHMEN MÜSSEN UMDENKEN Für den Weg in das neue Zeitalter steht heute schon fest: Die Digitalisierung stellt für die Industrie einen großen Umbruch dar. Prozesse, Produktion, Produkte und Services werden sich radikal verändern. Entsprechend entstehen im Zuge von Industrie 4.0 große Potenziale für innovative Lösungen sowie zahlreiche Anknüpfungspunkte für neue Geschäftsmodelle – und das quer durch alle Branchen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb. „Auch aus vermeintlich kleinen Innovationen können dadurch schnell große Chancen entstehen“, appelliert auch Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML. Viele neue Ideen, die den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft vorantreiben, kommen von Start-ups. Zugleich gibt es im deutschen Mittelstand zahlreiche innovationsstarke Weltmarktführer. Nach Meinung von Experten kann das Potenzial des Konzeptes Industrie 4.0 erst dann vollkommen ausgeschöpft werden, wenn diese beiden Gruppen gemeinsam mit den traditionellen Industrieunternehmen durch die Bildung von Kooperationen und Netzwerken voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren. INNOVATIONSFELD LOGISTIK Übrigens ist ein entscheidender Baustein auf dem Weg zur smarten Fabrik der Zukunft im betrieblichen Wertschöpfungsprozess die Logistik. Produktion und Materialversorgung werden künftig miteinander vernetzt. Das gilt sowohl für die innerbetriebliche wie für die überbetriebliche Logistik. Innerbetrieblich gehören in einigen Jahren intelligente Behälter, zellulare Transportfahrzeuge und Cloud-Lösungen zur Grundausstattung, überbetrieblich verknüpft sich der Produktionsprozess mit Zulieferern und Kunden. Im Zeitalter von Industrie 4.0 werden sich auch Lösungen im Rahmen eines ganzheitlichen Supply-Chain-Managements mit den Kernelementen Technik, Technologie, Management und IT rasant weiterentwickeln. Gefragt ist in diesem Kontext ebenfalls der Blick über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg.
TEXT GÜNTER WEIHRAUCH
16
IT GIPFEL 2015
Gewusst wie
TEXT GÜNTER WEIHRAUCH
U
nternehmen beginnen damit, vernetzte Fabriken in Betrieb zu nehmen. Diese Werkstätten zeigen schon heute, wie industrielle Lösungen in Zukunft aussehen werden. Eine der zentralen Forderungen für eine erfolgreiche Gestaltung dieses Wandels sind verlässliche Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft. Darum geht es auch beim IT-Gipfel der Bundesregierung.
IT-GIPFEL PRÄSENTIERT ANWENDUNGSBEISPIELE Die Entwicklung solcher Lösungen steht in der Industrie derzeit hoch im Kurs. Viele Unternehmen nutzen daher auch den diesjährigen IT-Gipfel der Bundesregierung am 18. und 19. November in Berlin als Teilnehmer. Spitzen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren auf der zweitägigen Veranstaltung über die digitale Zukunft des Landes. Die Plattform „Industrie 4.0“ ist Teil der Arbeitsstruktur des nationalen IT-Gipfels und einer der Es gibt sie schon: Industrielle Lösungen, die erahnen lassen, wie Schwerpunkte bei der Umsetzung der digitalen Agenda der Bunsich die Welt durch die Vision „Industrie 4.0“ verändern könnte. desregierung. Durch die Plattform sollen im Dialog Antworten Eine Produktionsstätte der Zukunft steht im fränkischen Amberg. etwa auf die Frage gegeben werden, wie der Produktionsstandort Im Elektronikwerk von Siemens funktioniert die Fertigung Deutschland mit Industrie 4.0 seine Wettbewerbsfähigkeit weiter weitgehend automatisiert. 75 Prozent der Wertschöpfungskette steigern kann. Dabei entwickeln die beteiligten Akteure gemeinsam bewältigen Maschinen und Computer eigenständig, ein Viertel der Lösungen zu Themen wie Referenzarchitektur, Standardisierung Arbeit wird von Menschen erledigt. Sämtliche Bauteile tragen und Normung oder Sicherheit vernetzter Systeme. Ziel der Plattform einen Strichcode. Roboter lesen die Codes aus und bauen daraus „Industrie 4.0“ ist es, Deutschland als Leitanbieter für cyberphysische elektronische Steuerungen zusammen, die sich in Bordsystemen Produktionssysteme zu etablieren. von Kreuzfahrtschiffen ebenso wie in der Automobilindustrie oder auch in Skiliftanlagen wiederfinden. Nach Angaben des Unter SCHUHE UND SITZBEZÜGE WERDEN IN EINER FABRIK GEFERTIGT nehmens produziert das Werk 99,99885 Prozent Qualität. „Die Einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dieses Zieles liefert auch Digitalisierung eröffnet produzierenden Unternehmen ganz neue das Technologieprogramm „Autonomik für Industrie 4.0“ des Möglichkeiten, Produkte und Lösungen schnell und effizient zu ent- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Das BMWi fördert mit dieser Forschungsinitiative 14 Projekte mit rund wickeln und zu fertigen“, erklärt Anton S. Huber. „Wer diese Chancen konsequent nutzt, besitzt entscheidende Wettbewerbsvorteile“, fügt 100 Partnern aus Industrie und Wissenschaft. Eines dieser Projekte der CEO der Division Digital Factory bei der Siemens AG hinzu. hat den Namen „Speedfactory“. Hier entwickelt die Adidas AG als Konsortialführer gemeinsam mit der KSL Keilmann Sondermaschinenbau GmbH und der RWTH Aachen eine automatisierte ZUSAMMENARBEIT FÜHRT ZUM ERFOLG Einzelstückfertigung, in der Menschen und Roboter in gemein Intelligente Lösungen für die industrielle Welt, daran arbeiten heute viele Konzerne in Deutschland. Und ein wichtiger Partner samer Arbeitsumgebung Sportartikel sowie Bezüge für Autositze für sie ist dabei der Walldorfer Software-Konzern SAP. So lassen produzieren. Unter Nutzung aktueller Technologien und optimaler sich zum Beispiel auf Basis dessen HANA-Technologie offene Mensch-Roboter-Interaktionen sollen sehr kurze Taktzeiten mit Cloud-Plattformen zur Analyse großer Datenmengen in der Industrie höchster Flexibilität erreicht werden. „Speedfactory wird in den nächsten drei Jahren unser Instrument sein, um herauszufinden, aufbauen. Diese erleichtern den Unternehmen den Einstieg in das Internet der Dinge und die Industrie 4.0. Die Idee dahinter: wie wir die Produktion der Zukunft gestalten können“, erklärt Jan Softwareentwickler können über offene Schnittstellen auf die Hill, Senior Development Engineer bei Adidas. Erst die Anwendung Plattform zugreifen und sie für eigene Dienstleistungen und innovativer Sensorik, Umgebungsintelligenz und Kognition sowie Analysen nutzen – beispielswiese zur Online-Überwachung von der Einsatz von Augmented Reality ermöglichen diesen Produktions weltweit verteilten Werkzeugmaschinen, Industrie-Robotern oder prozess ohne Wertschöpfungseinbußen. Willkommen im Zeitalter Industrie-Ausrüstung wie Kompressoren und Pumpen. von Industrie 4.0.
44
GUT VIER VON ZEHN UNTERNEHMEN (44 PROZENT) IN DEN INDUSTRIELLEN KERNBRANCHEN NUTZEN BEREITS HEUTE INDUSTRIE-4.0-ANWENDUNGEN
%
ANTEIL DER BRANCHEN DIE BEREITS INDUSTRIE 4.0 NUTZEN
53% AUTOMOBILBAU
QUELLE: BITKOM
48% ELEKTROTECHNIK
42% CHEMISCHE INDUSTRIE
41% MASCHINEN-/ ANLAGENBAU
IT GIPFEL 2015 | ANZEIGE
17
→ SIEMENS
Digitalisierung eröffnet große Chancen
Digitalisierung durchdringt die physikalische Welt Wir haben uns als Unternehmen klar ausgerichtet und die In nur 16 Monaten auf dem Markt: Ghibli, das neue Modell des italienischen Autoherstellers Maserati. Digitalisierung als einen unserer größten Wachstums Dafür sorgte Technologie von Siemens. Sie bringt die virtuelle und die reale Welt zusammen. treiber identifiziert, mit dem wir Siemens in eine erfolg reiche Zukunft führen wollen. Unsere Strategie basiert und der Erprobung in Testinstallationen bis hin zu konkreten Offenheit für Neues dabei auf zwei Säulen, auf denen wir die Digitalisierung und bereits erfolgreich laufenden Projekten, die zeigen, vorantreiben und dadurch profitables Wachstum in all An dieser Stelle kommt nun die zweite Säule ins Spiel, dass Industrie 4.0 schon deutlich mehr ist als eine Vision. unseren Geschäften erzielen möchten. denn technologische Fähigkeiten allein reichen nicht aus. In Berlin werden wir im Rahmen des IT-Gipfels darüber Zum einen geht es um die technologische Kompo Um langfristig erfolgreich sein zu können, entwickeln berichten. nente – digitale Angebote wie datenbasierte Service- wir Siemens konsequent in ein „digitales Unternehmen“ leistungen, Asset-Management, Anlagenoptimierung weiter. Das ist die zweite Säule unserer Digitalisierungs Erfolgreich nur im Schulterschluss und branchenspezifische Industriesoftware. Neue strategie – unsere Prozesse und unsere Unternehmenskultur Geschäfts chancen entstehen beispielsweise dadurch, auf die neue, die digitale Welt einstellen: Wir bereiten Eines ist klar: Siemens wird den Weg zu einem digitalen dass Elektrifizierung und Automatisierung zunehmend uns in der Aus- und Weiterbildung auf neue Arbeits Unternehmen weiter konsequent gehen. Das ist unser digitalisiert werden. Denken Sie etwa an Themen wie selbst- methoden vor. Wir definieren die Art und Weise, wie wir Anspruch, und daran arbeiten unsere weltweit rund lernende Automatisierung, Selbstdiagnose und zustands- das Unternehmen aussteuern und miteinander arbeiten, 340.000 Mitarbeiter jeden Tag mit Engagement und basierte Wartung – all das ist wichtig für die industrielle neu, beispielsweise in der Zusammenarbeit über unter- Tatkraft. Darüber hinaus werden wir uns im engen Wertschöpfung. schiedliche Disziplinen und Abteilungen hinweg. Und wir Schulterschluss mit anderen Unternehmen, Gewerkschaften, Wir übertragen die Chancen, die die Digitalisie- beschreiten neue Wege, wie wir mit externen Partnern Wissenschaft und Politik dafür einsetzen, dass sich die rung – also die virtuelle Welt – mit sich bringt, in unsere zusammenarbeiten. Hier lernen wir viel aus unserer welt- Rahmenbedingungen für Unternehmen weiter verbeskonkreten Anwendungsfelder in der realen Welt und erfüllen weiten Kooperation mit Start-ups. Denn zusätzlich zur sern – in Deutschland und in aller Welt. Denn nur so kann dort die Qualitätsanforderungen, die wir als Unternehmen Offenheit für Neues sind Schnelligkeit, Flexibilität und das Potenzial, das sich uns vor allem im Kontext von der Spitzentechnologie brauchen, zum Beispiel wenn es Anwenderfreundlichkeit wichtige Erfolgsfaktoren dieser Industrie 4.0 bietet, auch optimal genutzt werden – im um die höchstmögliche Verfügbarkeit von Produkten geht. agilen Unternehmensgründer. produzierenden Gewerbe genauso wie bei den sich darum Dabei spielt die Forschung eine zentrale Rolle. Aber wir blicken nicht nur auf uns selbst, wir bringen gruppierenden Dienstleistungen. In diesem Sinne freue So unterstützt unsere zentrale Forschungsabteilung uns auch extern ein. Unser Engagement im Rahmen der ich mich auf viele interessante Gespräche auf dem Corporate Technology die Geschäftseinheiten des gesamten Plattform Industrie 4.0, in der ich unser Unternehmen IT-Gipfel in Berlin. Unternehmens mit neuen Methoden und innovativen vertrete, zeigt das beispielhaft. Die Plattform verfolgt das Lösungen. Diese helfen beispielsweise dabei, Indust- übergeordnete Ziel, die internationale Spitzenposition riesoftware in deutlich kürzeren Zyklen und in enger Deutschlands in der produzierenden Industrie zu sichern Zusammenarbeit mit den Kunden zu entwickeln. Zudem und auszubauen. Konkret arbeiten die beteiligten UnterAUTOR erarbeiten wir Plattformen, die unternehmensweit die nehmens- und Verbandsvertreter im Dialog mit der PROF. DR. SIEGFRIED RUSSWURM Entwicklung datengetriebener Servicedienstleistungen Politik daran, die Rahmenbedingungen für produzierende SIEMENS AG
QUELLE: SIEMENS
befördern. Und das sehr erfolgreich: Unsere Einheit Unternehmen zu verbessern und Impulse für globale Mobility kann auf dieser Basis zum Beispiel ihren Bahn- Standards zu geben. Auch diskutieren wir Sicherheitsankunden maßgeschneiderte Partnerschaftsmodelle für den forderungen für die vernetzte Produktion, sind sie doch ein Service anbieten, etwa für eine hohe Verfügbarkeit erfolgskritischer Faktor für die Umsetzung von Industrie aufgrund eines sichereren, planbaren Einsatzes, statt wie 4.0 bei Herstellern und Betreibern wie auch bei den Professor Siegfried Russwurm, Mitglied des Vorstands früher nur schnelle, plötzlich anfallende Reparaturen im Anwendern. Und schließlich beschäftigen wir uns mit der und Chief Technology Officer der Siemens AG, über Schadenfall. Aus dem digitalen Datenstrom von Motoren Frage, welche Auswirkungen der digitale Wandel auf die die digitale Transformation und das Engagement im und Fahrgestellen machen wir durch den Vergleich mit Arbeitswelt beziehungsweise die rechtlichen Rahmen Rahmen der Plattform Industrie 4.0 den Simulationsdaten aus der Fahrzeugentwicklung bedingungen hat. Ganz klar: Bis zur vollständigen Umset„Smart Data“, also Daten, die uns nicht nur Auskunft über zung von Industrie 4.0 wird noch einige Zeit vergehen, Noch nie war die Welt so stark vernetzt wie heute. Ob den aktuellen Zustand der Komponenten und Systeme aber wir können heute schon zeigen und werden das auf Gasturbinen, Züge, Fertigungsanlagen oder medizinische geben, sondern mittels Algorithmen und Prognosemodellen dem IT-Gipfel in Berlin auch tun, dass es bereits viele Bildgebungstechnologien: Unsere reale Welt wird um eine auch über in Zukunft anstehende Reparaturen. Das zahlt erfolgreiche Industrie-4.0-Lösungen in unserem Land digitale Dimension reicher. Indem die reale und die digitale sich aus: Wir erreichen beispielsweise zusammen mit gibt – Lösungen, die in unterschiedlichen Varianten zum Welt stärker zusammenwachsen, ergeben sich bisher Bahnbetreibern auf ausgewählten Strecken eine außerge- Nutzen von Kunden und Anwendern eingesetzt werden. ungeahnte Potenziale – technologisch und geschäftlich. wöhnlich hohe Verfügbarkeit von 99,9 Prozent. Dabei reicht das Spektrum von ersten Forschungsprojekten Siemens ist gut aufgestellt, diese Chancen zu nutzen. Als Mitglied der Plattform Industrie 4.0 setzt sich unser Unternehmen aktiv dafür ein, die Rahmenbedingungen für digitale Innovation in Deutschland zu verbessern. Erste Ergebnisse sind nun auch auf dem IT-Gipfel in Berlin zu besichtigen. Wer sich die Chancen der Digitalisierung zunutze machen will, braucht spezielle Fähigkeiten und Kenntnisse. Dabei geht es um mehr als technisches und fachliches Wissen. Es geht um digitales Know-how, mit dem sich die eigenen Prozesse entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette verbessern lassen. Denn es reicht nicht aus, sich nur einzelne Aspekte davon anzuschauen, es kommt vielmehr auf eine ganzheitliche Betrachtung an. Siemens setzt hier mit der vollständigen Integration aller Schritte des Produktentwicklungs- und Produktionsprozesses Maßstäbe – und dies seit Jahren.
18
IT GIPFEL 2015
Digitalisierung verändert die Kommunikation
I
n der Digitalisierung nimmt die Bedeutung der Kommunikation als Führungsaufgabe zu und ihre Art verändert sich. Es gilt aber weiterhin das Prinzip, dass der Sender die Verantwortung für seine Botschaft trägt.
Die digitale Transformation führt zu einer radikalen Veränderung von Arbeitsund Rollenmodellen und wirkt sich auf alle Bereiche, Betriebsabläufe und Geschäftsmodelle in den Unternehmen aus. Die „Digital Natives“ kommunizieren anders als die klassische Führungskraft über 50. Doch in der Kommunikation mit den Mitarbeitern von morgen geht es weniger um die Botschaft als mehr um die Art und Weise der Übertragung: Führungskräfte müssen schneller und persönlicher – man könnte auch sagen: lockerer – kommunizieren. So wie zum Beispiel WhatsApp und Twitter lebhafter, fixer und zwangloser sind. Mit der Nutzung von Videocasts erschließen sie eine zusätzliche Ebene der digitalen Kommunikationswelt: YouTube und Co. haben für viele Teenager heute schon das Fernsehen ersetzt.
In der Welt eines agilen Projektmanagements mit Scrum und User Stories ändert sich das Zusammenspiel von Projektteams und Führungskräften. Der finale Entscheider muss sich einbringen oder die Verantwortung für ein Thema abgeben. Ein zurücklehnendes Verhalten in Lenkungsausschüssen ignoriert die Geschwindigkeit der digitalen Welt! VERTRAUEN IN DIE MITARBEITER Um die digitalen Veränderungsprozesse in den Unternehmen voranzutreiben, sollten smarte Digital Leader auch über innovationsfördernde Führungskompetenzen verfügen. Neben der Kommunikation gehören ein reger Wissensaustausch, Feedback und Offenheit dazu. Die Kreativität und damit auch Produktinnovationen müssen gefördert werden. Das heißt auch als Führungskraft loslassen und Mitarbeitern vertrauen!
REDAKTIONELLER GASTBEITRAG RALF STREHLAU (VIZEPRÄSIDENT) BUNDESVERBAND DEUTSCHER UNTERNEHMENSBERATER BDU E. V.
| ANZEIGE
→ KERKHOFF GROUP
JETZT ANMELDEN
Digitale Revolution im Stahlhandel
Erleben Sie Klöckner-CEO Gisbert Rühl und andere Top-Manager am 27. November 2015 bei der Konferenz Unternehmen 4.0 in Düsseldorf! www.kerkhoff-group.com/veranstaltungen
Klöckner & Co treibt die vollständige Digitalisierung der Liefer- und Leistungskette in der Stahlindustrie voran. Der Konzern setzt dabei auf Konzepte aus dem Silicon Valley.
QUELLE: KLÖCKNER
Der traditionelle Stahlhandel steht unter Druck. Dafür sorgen Überkapazitäten, ein intensiver Wettbewerb, stark schwankende Stahlpreise und fragmentierte Märkte. Hinzu kommt, dass der Informationsfluss in der Stahl industrie hochgradig ineffizient ist. Wie vor Jahrzehnten bestellen die Kunden überwiegend per Telefon und Fax oder seit einigen Jahren auch per E-Mail. Von einem durchgängig digitalen Order- und Prozessmanagement
keine Spur. Mit dem Ergebnis, dass meist am Bedarf der Stahlverbraucher vorbeiproduziert und viel zu viel Stahl gelagert wird. Stahl- und Metallprodukte werden außerdem zu häufig umgelagert. Auch ist der gesamte Zeitaufwand von der Produktion bis zur Lieferung an den Kunden zu hoch. Dies erzeugt nicht nur erhebliche Logistikkosten, sondern macht auch große Lagerbestände erforderlich, die zu einer hohen Kapitalbindung führen. Klar ist: So kann es in einem Geschäft, in dem die Margen aufgrund der globalen Überkapazitäten ohnehin ständig unter Druck sind, nicht weitergehen. Die Stahlbranche braucht einen Game Changer, der diese Ineffizienzen bereinigt und dem Stahlhandel hilft, wieder ein profitables Ertragsniveau zu erlangen. Doch wie kann diese Veränderung vonstattengehen? Für Klöckner & Co ist die Antwort klar: Nur durch die durchgängige Digitalisierung der Liefer- und Leistungskette kann die Effizienz gesteigert werden. In letzter Konsequenz führt dies zu einer vollständigen Vernetzung aller Marktteilnehmer über eine Industrieplattform. Das mag in vielen Ohren wie Zukunftsmusik klingen; insbesondere in einer Branche, die sich in den vergangenen 50 Jahren kaum verändert hat. Aber längst hat die digitale Revolution in die Stahlbranche Einzug gehalten. Klöckner & Co hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht, um diese voranzutreiben.
Zur weiteren Steigerung der Dynamik bündelt Klöckner & Co alle Digitalisierungsprojekte seit Januar dieses Jahres unter dem Dach der kloeckner.i GmbH, direkt im Herzen der Start-up-Szene Berlins. Mit mittlerweile 15 Mitarbei tern steuert kloeckner.i die internationale Entwicklung und Implementierung anwenderorientierter digitaler Lösungen. Dabei greift kloeckner.i auf im Silicon Valley erprobte Konzepte wie Design Thinking und den Lean Startup Approach zurück. Das Erfolgsrezept von kloeckner.i ist die Kombination aus über hundertjähriger Erfahrung und Branchenkompetenz mit unternehmerischer Agilität und radikal nutzerzentrierter Denke. Digitale Tools werden in direkter Zusammenarbeit mit Kunden erarbeitet, sofort auf ihren Nutzen getestet und ständig optimiert. Erste Lösungen sind bereits am Markt – zum Beispiel eine Kontraktplattform, auf der Kunden direkt online den Status ihrer Kontraktpositionen einsehen, Material abrufen und neue Kontrakte abschließen können. Die Plattform ist einfach zu bedienen und hochperformant. Das kommt an, ist aber nur der Anfang. Zukünftig sollen Kunden und Lieferanten über eine Service-Plattform sämtliche Bestellungen, Lieferungen, Rechnungen, Werkszeugnisse und weitere Dokumente verwalten können. Bis zur Entwicklung einer branchenweiten Industrieplattform ist es dann nicht mehr weit.
IT GIPFEL 2015
Deutschland zum Vorreiter der Digitalisierung machen REDAKTIONELLER GASTBEITRAG THORSTEN DIRKS BITKOM-PRÄSIDENT
D
ie digitale Transformation ist nicht aufzuhalten – Traditionelle Branchen müssen sich darauf einstellen. Doch die deutsche Wirtschaft ist gut gerüstet, Gesellschaft, Forschungslandschaft und Politik flankieren den Prozess.
Um die Zukunft zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Es gab eine Zeit, in der Menschen zum Schneider gingen, um sich dort den Sonntags anzug schneidern zu lassen. Eine einmalige Investition fürs Leben. Diese Philosophie prägte jede Anschaffung, egal ob Tisch oder Stuhl. Nicht jeder konnte sich das leisten und häufig genug musste man sich entscheiden, ob man vernünftige Kleider tragen oder aber an einem hochwertigen Tisch sitzen wollte. Dann kam die industrielle Massenfertigung und machte Produkte des Alltags breiten Bevölkerungsschichten zugänglich. Alles war erschwinglich, aber nichts mehr besonders.
3D-DRUCK FÜR DIE MASSE Die Digitalisierung wird beides verknüpfen. Maßanfertigung für die Masse, Individualität für jeden. Der „Handwerker“ wird in diesem Fall ein 3D-Drucker sein, der den Tisch oder Stuhl genau nach persönlichen Vorstellungen ausdruckt. In den kommenden beiden Jahren werden wir hier neue Technologien erleben, die rein gar nichts mehr mit dem zu tun haben, was wir heute unter 3D-Druck verstehen. Das ist keine Zukunftsmusik, das funktioniert in den Entwicklungslabors einiger Bitkom-Firmen heute schon: In Kürze gehen die Angebote an den Markt. Die Folge sind enorme Herausforderungen und Risiken – vor allem aber riesige Chancen für uns alle am Standort Deutschland. Die Digitalisierung senkt Hürden für den Markteintritt neuer Player und beschleunigt Prozesse; Wertschöpfungsketten werden verkürzt. Wir Endverbraucher ändern unser Verhalten und treten direkt mit Herstellern in Kontakt. Die kommende Phase der Digitalisierung erfasst dabei alle Wirtschaftszweige, immaterielle ebenso wie materiellen. Die Plattformökonomie des 21. Jahrhunderts verändert bestehende Strukturen durchgreifend, sie revolutioniert diese. Die Wirtschaft wird in gewisser Hinsicht demokratisiert. Die großen Tech- Unternehmen werden nicht in Forschungszentren, sie werden in Garagen geboren: Was heute ein kleines Start-up ist, kann morgen schon ein Weltkonzern sein. MIT TRADITIONEN BRECHEN Traditionelle Branchen und Berufe müssen sich auf den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft einstellen. Fertigungsbetriebe müssen sich zur Industrie 4.0 wandeln, Automobilhersteller mit autonomen Fahrzeugen zu intermodalen Mobilitätsdienstleistern werden. Europas Ärzte werden schon bald mit telemedizinischen Gesundheitszentren in Asien konkurrieren, Banken müssen sich mit der Abwicklung des Online-Zahlungsverkehrs durch Web-Dienste auf der einen und schnellen Fintech-Start-ups auf der anderen Seite auseinandersetzen. Was beim stationären Handel begann, wird beim Handwerker nicht enden. Die erfolgreiche Ein- und Umstellung auf allen Ebenen wird nur dann wird nur dann erfolgreich gelingen, wenn wir die Menschen auf diesem Weg besser mitnehmen. Bei allen nachvollziehbaren Ängsten müssen wir uns vor Augen führen: Der technologische Wandel hat bislang stets sehr viel mehr Jobs geschaffen als vernichtet. Die Digitalisierung wird diesen Trend noch verstärken. Zugleich werden
monotone Aufgaben abgelöst von Berufen, in denen hohe Qualifikation und Kreativität ausschlaggebend sind. Das wiederum wird die Anforderungen an Berufstätige erhöhen: Eine entscheidende Aufgabe ist deshalb neben Schule und Hochschule die künftig lebenslange Aus- und Weiterbildung. MEHR CHANCEN ALS RISIKEN So groß die Herausforderungen auch sein mögen: Gerade wir hier in Deutschland haben keinen Grund, uns vor der digitalen Revolution zu fürchten. Wir verfügen über einen herausragenden Maschinenbau, die nach wie vor stärksten Automobilhersteller, beeindruckend leistungsfähige Logistiker und Retailer sowie eine führende Medizintechnik – um nur einige unserer Vorzeigebranchen zu nennen. ZUSAMMEN IN DIE DIGITALE ZUKUNFT Aber wir müssen unsere Kräfte bündeln. Nur so können wir es schaffen, funktionierende digitale Ökosysteme in unseren Leitbranchen aufzubauen. Wir brauchen Knotenpunkte der Digitalisierung, die als Vorreiter die Transformation unserer Gesellschaft mit anschieben. Hier müssen die Flaggschiffe unserer Wirtschaft ihr internationales Gewicht einbringen und der Mittelstand sein Spezialwissen. Start-ups müssen ihre disruptive Kreativität, Hochschulen und Wissenschaftszentren ihre Forschungsergebnisse und Investoren ihr Geld beisteuern. Diese „Hubs“ werden die Orte sein, von denen aus die digitale Transformation unserer Wirtschaft permanent Impulse erhält. Und zwar in jeder Branche, von Automobil bis Automation, von Logistik bis Landwirtschaft. In der digitalen Wirtschaft gelten ganz andere Regeln als in der analogen Welt. Es geht um Netzwerkeffekte statt um Skaleneffekte. Mit Small is beautiful kommen wir nicht weiter, Größe wird zum Wert an sich. Und: The winner takes it all. Eine erfolgreiche Internationalisierung und ein schnelles Wachstum zu global relevanter Größe sind deshalb heute wichtiger als jemals zuvor. POLITIK MUSS MÖGLICHKEITEN SCHAFFEN Die Aufgabe der Politik ist es dabei, den Weg für die Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle mutig freizuräumen. Das bezieht sich zum einen auf ein zeitgemäßes Bildungssystem, den passenden Rechtsrahmen sowie leistungsfähige digitale Infrastrukturen. Zum anderen benötigt jeder Hub im Rahmen einer Public Private Partnership aber auch die Flankierung der Politik. Sie kann auf vielen Feldern einen Beitrag leisten: Räume bereitstellen, Akteure ver netzen, Anschubfinanzierungen ermöglichen oder beispielsweise die Grundlage schaffen, neue Technologien praktisch zu erproben. Ich bin überzeugt, dass wir mit unternehmerischem Weitblick, persönlichem Einsatz und politischer Flankierung die digitale Revolution in Deutschland nicht nur erfolgreich bewältigen werden – wir werden sie vorantreiben.
19
20 | ANZEIGE
IT GIPFEL 2015 → TÜV SÜD
Trügerische Sicherheit – Honeynet-Projekt deckt hohes Gefährdungspotenzial auf AUTOR DR. ARMIN PFOH VICE PRESIDENT INNOVATION MANAGEMENT TÜV SÜD
Wer keinen bekannten Markennamen hat, ist für Hacker nicht interessant. Mit dieser Überzeugung wiegen sich viele kleine und mittlere Unternehmen in Sicherheit – eine trügerische Sicherheit. In einem Honeynet-Projekt hat TÜV SÜD nachgewiesen, dass auch kleine und unbekannte Umgebungen im Netz ausgeforscht und angegriffen werden.
„Ein Honeynet ist ein System, das Angreifer anlocken und die genaue Analyse der Zugriffs- und Angriffsaktionen ermöglichen soll“, sagt Armin Pfoh, Vice President Innovation Management bei TÜV SÜD. Durch den Einblick in die Vorgehensweise, Werkzeuge und Methoden von Angreifern können wirksame Schutzmaßnahmen entwickelt und optimiert werden. Alle werden gesehen
Das High-Interaction-Honeynet von TÜV SÜD kombinierte reale Hard- und Software mit der simulierten Umgebung eines kleineren Wasserwerks. In der achtmonatigen Laufzeit des Projekts wurden mehr als 60.000 Zugriffe aus 150 Ländern verzeichnet. „Damit konnten wir nachweisen, dass selbst eine relativ unbedeutende Infrastruktur im Netz wahrgenommen und ausgeforscht wird“, erklärt Thomas Störtkuhl, Teamleiter Industrial IT Security bei TÜV SÜD. Ein Teil der Zugriffe erfolgte über verdeckte oder verschleierte IP-Adressen. Sowohl für Betreiber von Infra strukturen, als auch für produzierende Unternehmen von Bedeutung ist die Erkenntnis, dass die Zugriffe nicht nur über Standardprotokolle der Büro-IT, sondern auch über Industrieprotokolle wie Modbus TCP oder S7COMM erfolgten. Für Thomas Störtkuhl ist damit klar, dass Lücken in der Sicherheits architektur von Steuerungsanlagen entdeckt werden und Systeme damit anfällig für mögliche Angriffe sind. DAS HIGH-INTERACTION-HONEYNET VON TÜV SÜD KOMBINIERTE REALE
Die Ergebnisse des Honeynet-Projekts von TÜV SÜD sind ein deutliches Warnsignal: „Auch kleine und unbekannte Umgebungen beziehungsweise Unternehmen werden gesehen, weil ständig Ausspäh-Aktionen im Internet laufen“, betont Störtkuhl. Damit können auch Unternehmen Opfer einer Angriffswelle werden, die nicht gezielt ausgeforscht wurden. Wenn Unternehmen erst einmal auf den Monitor von potenziellen Angreifern geraten sind, wird dadurch ein gezielter Angriff zu einem späteren Zeitpunkt erleichtert. Schaden ist immens Das Schadenspotenzial solcher Angriffe ist gewaltig. Es reicht von der Ausspähung von Betriebsgeheimnissen bis zur Sabotage einer kompletten Infrastruktur. Davon sind auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Im Umfeld der diesjährigen CeBIT hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) darauf hingewiesen, dass im Januar 2015 ein Drittel aller gezielten Angriffe gegen Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern gerichtet war. „Das zeigt, dass viele mittelständische Unternehmen sich in einer trügerischen Sicherheit wiegen“, warnt Armin Pfoh. „Ohne eine Anpassung ihrer Schutzmaßnahmen fahren sie ein hohes Risiko.“ Wesentliche Bestandteile dieser Schutzmaßnahmen sind ein gezieltes Monitoring zur realistischen Einschätzung der eigenen Gefährdungslage und die Einführung eines Information Security Mangement Systems (ISMS) nach anerkanntem Standard wie ISO/IEC 27001.
HARDWARE UND SOFTWARE MIT DER SIMULIERTEN UMGEBUNG EINES WASSERWERKS. QUELLE: TÜV SÜD
Digitale Transformation Von innovativer Technologie zur Innovation in der Wirtschaft
D
ie Digitalisierung erfasst alle unsere Lebensbereiche und wirbelt sie ganz schön durcheinander. Das sorgt für immer neue Innovationen – und stellt etablierte Unternehmen vor Herausforderungen.
Am Anfang war es nur das Rechnen. Bald darauf folgten Fotos, Musik, Massenmedien und fast die gesamte technisch vermittelte Kommunikation. Der Wandel vom Analogen zum Digitalen erfasst nach und nach alle Lebensbereiche. Wir sprechen von der digitalen Transformation. Das Geld, der Handel, das Wissen und die öffentliche Verwaltung: Alle sind sie mittlerweile – mehr oder weniger – digital organisiert. Ein Kennzeichen der digitalen Transformation ist, dass zunächst die klassischen Prozesse und Abläufe digital nachgebildet werden. Man macht das, was man kennt, nur eben auf der Basis von Nullen und Einsen. Wie bei der Überweisung per Online-Banking statt mit dem Zahlungsformular. Und Dokumente archiviert man nicht mehr in A4-Ordnern, sondern auf Festplatten und Servern. DIGITALE REVOLUTION Das allein ist noch keine Revolution, denn das Nebeneinander von alter und neuer Technologie ist grundsätzlich möglich. Spannend wird es aber, wenn die Digitalisierung neue Möglichkeiten und Mehrwerte schafft, weil Dienstleistungen und Produkte entstehen, die es bis dahin nicht gab, wie Cloud-Plattformen, Smartphone-vermittelte Mikrokredite
und Community-Marktplätze. Die Innovation steckt dabei nicht nur in der Technologie, für die die angewandte Forschung ihren Teil leistet, sondern auch in den Geschäftsmodellen und Prozessen und somit im vorausschauenden Handeln der Unternehmen. Produktion und Logistik im digitalen Zeitalter folgen nun den Prinzipien der Industrie 4.0. In jedem einzelnen Bereich hat die Digitalisierung dazu geführt, dass sich die Art, wie wir Dinge tun und mit ihnen umgehen, grundlegend gewandelt hat. Ein weiteres Kennzeichen ist, dass mit den neuen Möglichkeiten auch neue Player entstehen, die die Bedürfnisse der Kunden besser bedienen können. Oft bleiben dabei diejenigen, die an den klassischen Methoden festhalten, auf der Strecke. „Alle Branchen und alle Prozesse werden digitalisiert. Es wird keine analogen Nischen geben“, prognostiziert Thomas Bendig, Geschäftsführer des Fraunhofer IUK-Verbunds. POTENZIALE ERKENNEN Innovation in den Unternehmen geschieht nicht automatisch. Diejenigen, die frühzeitig das Potenzial erkennen und sich damit befassen, wie Forschungsergebnisse und Technologien ihre Prozesse verbessern helfen, können die ersten Schritte vor der Konkurrenz machen. Und wer berücksichtigt, dass das Thema IT-Sicherheit mitgedacht werden muss, bevor die erforderlichen Steuerungskomponenten entwickelt werden, hat die Nase noch ein Stück weiter vorn. Aktuell sind Autos, Energie und die medizinische Versorgung an der Reihe. Die Technologien für autonomes Fahren, smarte Stromnetze und digitale Diagnoseverfahren stehen bereit. Den größten Nutzen daraus werden die Unternehmen erzielen, die den Mut haben, schon jetzt in Forschungs- und Entwicklungskooperationen die Weichen für die digitale Zukunft zu stellen. REDAKTIONELLER GASTBEITRAG HENNING KÖHLER FRAUNHOFER-VERBUND INFORMATIONSUND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIE
IT GIPFEL 2015
Öffentlichkeit hat ihren Preis
D
ie totale Vernetzung lässt die Sicherheitsfrage immer dringender werden. Vor allem die Industrie muss angesichts der fortschreitenden Digitalisierung nach Lösungen suchen. Die Anbindung ihrer Produkte und Maschinen über die Strukturen des Internets macht das Schließen von Einfallstoren, die Cyberkriminelle nutzen können, schwierig.
Es war zunächst ein Schock für Autofahrer auf der ganzen Welt: Erstmals war es Sicherheitsexperten in den USA gelungen, ein fahrendes Automobil aus der Ferne unter ihre Kontrolle zu bringen. Im Juli war bekannt geworden, dass die IT-Spezialisten es schafften, die Bremsen, die Geschwindigkeit, die Klimaanlage sowie das Radio eines Jeep Cherokee zu steuern, ohne dass der Fahrer – ein Journalist des US-Magazins „Wired“ – dies verhindern konnte. Auch wenn der Hersteller für Europäer schnell Entwarnung geben konnte, weil das GSM-Mobilfunk-Modul, über das die Hacker einfielen, hier nicht verbaut wird, war die Botschaft unmissverständlich: Autohersteller haben in puncto Sicherheit ein weiteres, höchst sensibles Thema auf dem Tisch. Die Kunden der Fahrzeugindustrie müssen sich noch keine großen Sorgen machen. Dennoch: Mit der zunehmenden Vernetzung im Verkehr könnten künftig weitere Einfallstore für Manipulationen von außen geschaffen werden. So muss in der EU spätestens im Jahr 2018 in allen neuen Fahrzeugen die Funktion „eCall“ integriert sein, für die eine Kommunikationseinheit mit integriertem SIM-Modul eingebaut sein muss. Car-to-car-Kommunikation und autonomes Fahren sind weitere Trends, die Einzug die Automobile halten werden. DIGITALISIERUNG VERSCHÄFT DIE PROBLEMATIK In jedem Fall zeigt die Sicherheitslücke in den amerikanischen Jeeps, dass das Thema Sicherheit in der IT eine neue Dimension erhalten hat. Und es geht dabei nicht nur um die Autoindustrie. Die Digitalisierung steht in allen Branchen auf der Agenda. Mittlerweile arbeitet ein großer Teil der Unternehmen an entsprechenden Strategien. Im Zuge dessen werden digitale Services entwickelt, die dem Kunden in Verbindung mit dem klassischen Produkt verkauft werden. Und das heißt: In der digitalen Zukunft werden immer mehr Güter online sein. So könnten beispielsweise Fahrstühle Fehlermeldungen über das Internet an einen Wartungsdienst senden und darin gleich mitteilen, welche Ersatzteile benötigt werden. Bevor sich der Techniker auf den Weg macht, werden mit diesen Informationen die neuen Teile für den Austausch sofort bereitgestellt. Resultat: Der Techniker spart eine Tour und damit Zeit. Die Kosten sinken. Doch mit welchen potenziellen Sicherheitslücken geht dieser Fortschritt einher? NEUE ANGRIFFSZIELE FÜR CYBERCRIME Autos, Fahrstühle, Arzneimittel, medizinische Geräte: Die Liste der Produkte, bei denen die Anbieter auf keinen Fall eine Beeinträchtigung der Sicherheit zulassen können, kann beliebig verlängert werden. Hinzu kommen die gesamten Produktionsanlagen, die im Zuge der Industrie 4.0 vernetzt werden – nicht nur innerhalb einer Fabrik, sondern auch unternehmensübergreifend. Doch damit besteht auch hier die Gefahr, dass sie zu Angriffszielen von Cyber kriminellen werden. Selbstverständlich zählt IT-Sicherheit auch auf dem IT-Gipfel zu den Kernthemen. Als Handlungsfeld mit der Nummer sechs hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie „Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft“ auf die Digitale Agenda gesetzt.
Angesichts der Zahlen, die der IT-Verband Bitkom im April veröffentlicht hat, ist es eher verwunderlich, dass die Sicherheit nicht höher auf der Agenda platziert ist. Eine repräsentativen Umfrage zufolge waren 51 Prozent der deutschen Unternehmen bereits von Datendiebstahl, Sabotage oder Spionage betroffen. Weitere 28 Prozent der in 1074 Unternehmen befragten Führungskräften und Sicherheitsexperten vermuten, dass es bei ihnen im Haus bereits zu einem solchen Vorfall gekommen ist. Schätzungen zufolge beläuft sich der Schaden daraus auf jährlich 51 Milliarden Euro. IT-SICHERHEITSGESETZ SCHAFFT NEUE PFLICHTEN Einer der beiden Vorsitzenden des Handlungsfeldes sechs auf der Digitalen Agenda ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Aus seinem Haus kommt auch das am 25. Juli 2015 in Kraft getretene IT-Sicherheitsgesetz. „Der technische Fortschritt hat uns auch verwundbarer gemacht“, hat de Maizière erkannt. Auch wenn es im Detail Kritik an der Reform gibt und der Bundesverband der Deutschen Industrie die daraus resultierenden Kosten für die Wirtschaft moniert, herrscht doch weitestgehend Einigkeit über die Notwendigkeit einer solchen Gesetzgebung, die beispielsweise von Betreibern kritischer Infrastrukturen die Umsetzung branchen spezifischer Mindeststandards fordert und die Meldung von Sicherheitsvorfällen zur Pflicht macht. Schließlich steht fest, dass die Digitalisierung der Sicherheits frage in der IT noch einmal eine sehr viel höhere Dringlichkeit verleiht. Cloud-Dienste und die Mobilisierung der Internet-Nutzung stellen neue Herausforderungen dar. Zunehmende E-GovernmentAnwendungen verlangen auch von den staatlichen Stellen eine höhere Aufmerksamkeit für das Thema. Und in der Wirtschaft steht ohnehin eine Mammutaufgabe an: Der Schutz und die sichere Identifikation von unzähligen Objekten, die im Internet der Dinge im Austausch miteinander stehen. Konzepte sind dringend gesucht. Orientierung – zum Beispiel für die Verbraucher – bieten Zertifzierungen. So werben heute beispielsweise schon Hosting-Dienstleister mit der Zertifizierung ihrer Rechenzentren. Standardisierungen vereinfachen ebenfalls die Etablierung von Sicherheitslösungen, fallen der Industrie im internationalen Rahmen jedoch oft schwer. Je näher das Thema IT-Sicherheit zudem in den Kern der Industrie vordringt, umso mehr beschäftigen sich Ingenieure statt ITler mit der Thematik. Und die gehen anders an die Suche nach Auswegen heran. Statt Software einzusetzen neigen sie dazu, die sicherheitskritischen Bereiche physisch von öffentlich zugänglichen Netzen zu trennen. Doch das treibt die Kosten nach oben. Die Welt wartet also weiter auf einen Geniestreich, der das weltweite Netz sicher macht. TEXT MARKUS KEMMINER
21
22
IT GIPFEL 2015
| ANZEIGE
→ SAMSUNG
QUELLE: SAMSUNG
Mit Samsung KNOX TM Geschäftsdaten schützen
Mobile Sicherheit wird für Unternehmen immer wichtiger. Samsung KNOX™ Workspace bietet die Möglichkeit, Samsung Smartphones und Tablets* gleichzeitig für persönliche Belange sowie sensible Geschäftszwecke sicher zu nutzen. SICHERHEIT FÜR FIRMENDATEN, GESTALTUNGSFREIHEIT FÜR MITARBEITER: SAMSUNG KNOX™ WORKSPACE BIETET UNTERNEHMEN BEIDES. Einerseits dürfen vertrauliche Geschäftsdaten unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten. Andererseits sollte die private Nutzung nicht in ihrem Funktionsum fang beschnitten werden. Samsung KNOX™ Workspace vereint diese Anforderungen, indem der Mitarbeiter einfach zwischen dem privaten Bereich und dem KNOX™ Container, dem abgesicherten Arbeitsbereich für die Abwicklung von Geschäftsaufgaben, hin und her wechseln kann. GESCHÜTZTER BEREICH Im KNOX™ Container können nur die vom Administrator als sicher eingestuften Apps verwendet werden. Bereits vorinstalliert sind Programme etwa zur Verwaltung von E-Mails, Terminen, Kontakten sowie Kamera und Galerie, Browser, Notizfunktion und Hancom Office Viewer. Der private Bereich kann dagegen weiterhin individuell gestaltet werden, ohne die Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens zu verletzen. So sind die Daten und Funktionen innerhalb des Containers vor versehentlich installierter Malware aus dem privaten Bereich geschützt. Umgekehrt ist es beispielsweise nicht möglich, Daten aus dem KNOX™ Container in die Zwischenablage zu kopieren und dann im privaten Bereich wieder einzufügen. Dank dieser konsequenten Trennung sind Informationen jeweils nur in dem Bereich nutzbar, in dem sie erstellt wurden. Administratoren können den KNOX™ Container des jeweiligen Geräts genau auf die Sicherheitsrichtlinien für ihre jeweilige IT-Infrastruktur hin anpassen und damit nicht zugelassene Funktionen oder Aktionen blockieren.
SICHERE VERBINDUNGEN
UNSERE EINLADUNG IN DIE MOBILE ZUKUNFT
Samsung KNOX™ Workspace arbeitet mit führenden VPN-, E-Mail- und MDM-Lösungen zusammen, was enorme Flexibilität und Individualisierbarkeit ermöglicht. Zum Beispiel können VPN-Verbindungen für den gesamten Container, einzelne Apps oder das ganze Gerät eingerichtet werden. E-Mails sind immer noch eines der am häufigsten genutzten digitalen Kommunikationsmittel. Deshalb kann der E-Mail-Client im KNOX™ Container mit beliebigen Konten verwendet werden und erlaubt Verschlüsselungen sowie Zertifikatssignaturen. Für die reibungslose Integration von Smartphones in die bestehende IT-Infrastruktur eines Unternehmens wird effizientes „Gerätemanagement“ via MDM-Lösungen (Mobile Device Management) angeboten. Das Gerät kann einfach mit den zahlreichen Sicherheitsrichtlinien in Einklang gebracht werden, nachdem es über eine MDM-Konsole registriert wurde.
Das Engagement von Samsung im Bereich der mobilen Zukunft geht weit über die Unternehmenslösung Samsung KNOX™ hinaus. Und wir möchten Sie herzlich einladen daran teilzuhaben: Auf vier zweitägigen Konferenzen zum Thema „Mobility Future“ zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 werden wir gemeinsam mit Ihnen ausleuchten, was die augenblickliche neue Phase der digitalen Transformation für Ihr Unternehmen bedeutet, welche Lösungen bereitstehen und welche Strukturanpassungen vonnöten sind. Führende Köpfe aus den Sektoren Automotive & Manufacturing, Retail & Logistics, Hospitality & Media, Finance & Insurance sowie der digitalen Wirtschaft werden dazu ihre Erfahrungen und Ansichten zur Diskussion stellen. Samsung-Partner begleiten das Ganze und führen in Demo-Areas innovative Lösungen vor, die die digitale Zukunft von Unternehmen aller Branchen wesentlich mitprägen werden. Am ersten Tag der Konferenzen stehen vorrangig Aspekte der mobilen Datensicherheit im Fokus, während sich am zweiten Tag alles um den Einsatz digitaler Technologien in Vertrieb, Marketing und Produktion sowie um die vielgestaltigen Möglichkeiten der Optimierung der Geschäftsprozesse dreht.
UMFANGREICHE SCHUTZMASSNAHMEN Samsung KNOX™ ist darauf ausgelegt, durch mehrschichtige Schutzmaßnahmen hohe Sicherheit im Geschäfts betrieb zu bieten. So werden alle unterstützten Geräte durch einen autorisierten Softwarestart und Kernelschutz überwacht und gesichert. Sämtliche Schlüssel, Zertifikate sowie der Kernel selbst sind in Echtzeit vor unberechtigtem Zugriff und Veränderung geschützt. Außerdem werden alle Geschäftsdaten mit AES256-bit verschlüsselt, sobald sich der Nutzer vom KNOX™ Arbeitsbereich abmeldet. Und sollte ein Gerät verloren gehen oder gestohlen werden, lassen sich alle Daten im KNOX™ Container via MDM sperren und löschen. Auch eine Root-Manipulation kann erkannt und durch das Auslösen einer eFuse der Zugriff auf den KNOX™ Container verhindert werden. Erfahren Sie mehr über die zahlreichen Sicherheits funktionen von Samsung KNOX™ Workspace unter: samsung.de/knox-workspace
Weitere Infos, alle Konferenztermine sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter: www.samsung.de/mobilityfuture * UNTER SAMSUNG.DE/KNOX-WORKSPACE FINDEN SIE UNSERE LISTE DER UNTERSTÜTZTEN SAMSUNG-GERÄTE, DIE MIT SAMSUNG KNOX™ WORKSPACE KOMPATIBEL SIND.
www.samsung.de
60%
FINANZ - UND VERSICHERUNGSWESEN
angebotenen Versicherungslösungen gehen oft noch am tatsächlichen Bedarf der Unternehmen vorbei und sind bei überschau baren Limits oftmals sehr teuer“, meint Thomas Harder, Mitglied der Geschäftsleitung von Funk zu den Gründen für das verhaltene Interesse. Ist die Diskrepanz zwischen den Angeboten und den Bedürfnissen der Unternehmen erst einmal behoben, werden Versicherungen gegen Hacker-Angriffe und Datendiebstahl für Firmen so normal wie heute die Feuerversicherung gegen den Brand der Fabrik. CYBERPOLICEN SCHÜTZEN UNTERNEHMEN VOR SCHADEN Bei der Weiterentwicklung der Konzepte müssen die Assekuranzen aber auch beachten, dass der Versicherungsschutz sich an den individuellen Bedürfnissen der Unternehmen orientieren sollte. Während Online-Händler die Absicherung von Daten ihrer Kunden in den Vordergrund stellen, interessiert sich ein metallverar beitendes Unternehmen eher für eine Versicherung gegen einen Produktionsausfall aufgrund von Cyberkriminalität. Immer mehr Versicherungsgesellschaften haben solche Policen für gewerbliche Kunden im Angebot. Zu den versicherbaren Schäden zählen zum Beispiel die Beschädigung und der Diebstahl von Daten, Betriebsunterbrechungen oder auch die Kosten für eine professionelle Krisenkommunikation nach einem Cyber-Angriff. Optional sind im Rahmen eines umfassenden Risikomanagements im Zusammenhang mit Cyber-Risiken auch Industrie-Spionage oder Strafrechtsschutz versicherbar. Nicht zuletzt lassen sich dank dieser Policen auch die zivil- und strafrechtlichen Verantwortlichkeiten des Managements begrenzen. UMFASSENDE SICHERHEIT SCHAFFEN Neben der finanziellen Absicherung gegen die Schäden durch Cyber-Kriminalität werden in Zukunft effektive Schutzmaßnahmen für IT-Systeme an Bedeutung gewinnen. Dazu gehört zum Beispiel die regelmäßige Überprüfung des eigenen Systems auf Sicherheitslücken oder die Einbeziehung der Firmenmitarbeiter. „Da die Netzkriminalität alle Unternehmensbereiche betreffen kann, sollten alle Mitarbeiter für diese Gefahren sensibilisiert werden“, empfiehlt Manfred Hader, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger. Auch auf diese Weise lässt sich das Risiko durch Cyber-Kriminalität verringern. TEXT GÜNTER WEIHRAUCH
ANZEIGE
66%
CHEMIE-/PHARMABRANCHE
Datenklau, Wirtschaftsspionage oder Sabotage: Mit der zunehmenden Digitalisierung drohen für Unternehmen schwer kalkulierbare finanzielle Risiken und rechtliche Fallstricke. Fällt die Produktion aufgrund gehackter Anlagen aus, drohen Einbußen in Milliardenhöhe; werden dagegen Daten entwendet und für betrügerische Aktivitäten benutzt, leidet in kürzester Zeit das Firmenimage. Dennoch sind viele Unternehmen nicht gegen Cyberkriminalität geschützt. Zwar gaben in einer Befragung der auf Risikomanagement spezialisierten Beratungsgesellschaft Funk RMCE 70 Prozent der Unternehmen an, bereits einmal Opfer von Cyber-Attacken gewesen zu sein. Doch lediglich fünf Prozent der befragten Unternehmen haben bereits einen adäquaten Versicherungsschutz gegen Cyber-Risiken abgeschlossen; drei Prozent der Unternehmen planen die Unterzeichnung einer eigenständigen Cyber-Versicherung. 30 Prozent der befragten Unternehmen haben sich dagegen noch gar keine Gedanken über einen Schutz vor Cyber-Attacken gemacht und 40 Prozent der Manager schließen eine solche Versicherung zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ihr Unternehmen gar aus. Der Grund: Auch wenn fast drei Viertel der befragten Unternehmen bereits einmal einen Angriff verzeichnen mussten, so könnten jedoch lediglich ein Fünftel der Unternehmen einen nachweisbaren und quantifizierbaren Schaden beziffern. Noch haben also erst wenige Unternehmen einen spürbaren finanziellen Schaden davon getragen. Mit der immer rasanteren Ausweitung digitaler Produktionsprozesse und Unternehmensstrukturen wird sich das aber in den kommenden Jahren drastisch ändern. Nach Einschätzung des weltgrößten Rückversicherers MunichRe wird sich das weltweite Geschäft mit den Cyber- Versicherungen in den kommenden fünf Jahren von derzeit rund drei Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Doch auch die Versicherer sind in der Pflicht – sie müssen ihre Cyber-Policen auf die Bedürfnisse der Unternehmen zuschneiden. „Die aktuell am Markt
68%
SCHADEN DURCH DATENDIEBSTAHL, WIRTSCHAFTSSPIONAGE ODER SABOTAGEAKTE FÜR DIE GESAMTE DEUTSCHE WIRTSCHAFT PRO JAHR
DIE AM STÄRKSTEN GEFÄHRDETEN WIRTSCHAFTSZWEIGE (ANTEIL DER BETROFFENEN UNTERNEHMEN IN PROZENT)
C
yberkriminalität birgt nicht nur für Privatpersonen große Gefahren. Durch die verstärkte Digitalisierung stehen auch Unternehmen schnell vor unkalkulier baren Risiken. Abhilfe gegen Schäden wie Computersabotage oder das Ausspähen von Daten schaffen Cyberpolicen. Optional können sich so auch Unternehmenslenker finanziell absichern.
51
Milliarden Euro
23
AUTOMOBILBRANCHE
Über das Leben der Anderen
IT GIPFEL 2015
QUELLE: BITKOM
24 | ANZEIGE
IT GIPFEL 2015 → TÜV RHEINLAND
Chancen der Digitalisierung für intelligente Mobilität
QUELLE: © MAKSYM YEMELYANOV - FOTOLIA
Informationshindernisse beseitigen
Intelligente Verkehrssysteme und Innovationen für eine sichere, effiziente und nachhaltige Mobilität benötigen hochwertige Daten. Wie die Datennutzung intelligenter Mobilität in Zukunft aussehen kann, hat TÜV Rheinland gemeinsam mit der Fokusgruppe Smart Data für intelligente Mobilität beim nationalen IT-Gipfel erarbeitet. Die Empfehlungen sollen in den Stakeholder-Prozess des Bundesverkehrsministeriums zur digitalen Vernetzung im Öffentlichen Verkehr einfließen und in nationale Rahmenvorgaben für Intelligente Verkehrssysteme münden.
Dabei böte die zunehmende Digitalisierung zahlreiche Chancen für intelligente Mobilität. Wie sich diese besser nutzen lassen, hat TÜV Rheinland gemeinsam mit der Fokusgruppe Smart Data für intelligente Mobilität im Rahmen der Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ erarbeitet. Das Ergebnis sind elf Empfehlungen zu Datenqualität, Datenverfügbarkeit, Anonymisierung sowie Identifizierung, die darauf abzielen, die heutigen Informationshindernisse zu beseitigen. Unter anderem geht es darum, bereits verfügbare „Daten-Schätze“ durch Vernetzung der Daten zu heben – etwa vom Breitbandatlas bis zu Mobilitätsapps – und dort, wo erforderlich, die Datenlage systematisch zu ergänzen: beispielsweise mit Informationen über Zustand und Auslastung der Verkehrsinfrastruktur, über Hindernisse und Verzögerungen im Verkehrsnetz oder über den Verschleiß kritischer Teile bei Verkehrsmitteln. Daten müssen immer und überall verfügbar sein
Daneben sollten Daten genau und jederzeit verfügbar sein, denn die daraus abgeleiteten Informationen, durchgängig erhoben über alle Verkehrsträger und in Bezug auf Wer für sein Fortkommen von A nach B nicht nur auf das wesentliche Umfeld- und Umweltbedingungen, sind von Auto setzt, sondern auch Bahn und Fahrrad nutzt, der ist großem Vorteil für unterschiedlichste Nutzergruppen: bereits intermodal unterwegs. Bei Verkehrsstörungen ist nicht nur für die Verkehrsteilnehmer selbst, sondern auch die sorgfältige Reiseplanung allerdings schnell dahin. für Verantwortliche und Betreiber von Verkehrssystemen, Der Abruf nahtloser Anschluss- oder Alternativrouten ist für den Industrie- und Dienstleistungssektor bis hin zu aufgrund sogenannter Informationshindernisse an den Forschung und Entwicklung. Dies gilt für den IndividualGrenzen regionaler Verkehrsverbünde und Bundesländer verkehr, den öffentlichen Verkehr wie für die Logistik. noch zu selten möglich: Adressdaten sind nicht flächen Eine flächendeckende Verfügbarkeit allerdings macht deckend und gebäudescharf verfügbar, Wegenetze weder nicht nur abgestimmte Qualitätskriterien und das Schaffen harmonisiert noch durchgehend routingfähig, Bike-Sharing- von Schnittstellen im Informationsnetz, sondern auch Stationen noch nicht in einen durchgängigen Zahlungs allgemein verbindliche Regeln für den Zugang und die verkehr (eTicketing) integriert. Auch mobilitätsrelevante Einhaltung des Datenschutzes erforderlich. Auskunftssysteme sind noch nicht interoperabel.
| ANZEIGE
Die Empfehlungen der Fokusgruppe beschreiben, wie sich einheitliche Qualitätskriterien für Mobilitätsdaten definieren und Standards für den sicheren Datenaustausch zwischen den Verkehrssystemen entwickeln lassen. Datenbestände werden durch sogenannte Datenkoordinatoren zusammen geführt und in bestehende Lösungen eingebunden. Eine Funktion, die unabhängige Dritte wie etwa TÜV Rheinland wahrnehmen könnten. Dabei sollte die Qualität der Daten mit gesicherter Datenverarbeitung verknüpft und auch die für grenzüberschreitende Mobilität notwendige interna tionale Standardisierung und Anwendung im Fokus stehen. TÜV Rheinland arbeitet im nationalen IT-Gipfel, um die Sicherheit und Qualität von Anwendungen, die digital werden, weiter voranzutreiben. Dabei bringt er seine Kompetenzen in den Bereichen Cyber Security, IT Services
QUELLE: © ZHU DIFENG – FOTOLIA
und Telekommunikation sowie seine umfassende Expertise in Mobilität und Industrie mit ein. Denn es geht nicht nur darum, die Chancen des digitalen Wandels für jeden Einzelnen, die Gesellschaft und die Industrie zu erkennen und zu nutzen, sondern zugleich auch die Integrität, Vertraulichkeit und Sicherheit von Daten, Prozessen und Systemen in unserer digital immer stärker vernetzten Welt sicherzustellen. Mehr über TÜV Rheinland unter: www.tuv.com/forschungsmanagement
→ HISCOX
Cyber Gefahren absichern
Q U E L L E : © H I S C OX
Wir leben in einer Welt des Wandels – vor allem aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, die aktuell vor kaum einer Branche halt machen will. Die damit einhergehenden Chancen sind immens, aber die Risiken auch. Cyberkriminalität ist neben geopolitischen, wirtschaftlichen und klimabedingten Risiken eine der Top- Gefahren für Unternehmen. Hackerangriffe und ihre Folgen rücken zunehmend ins Bewusstsein der deutschen Unternehmen. Eine angemessene Risikoabsicherung ist allerdings bisher Mangelware, wie nun der DNA of an Entrepreneur Report 2015 des Spezial versicherers Hiscox aufdeckt: Lediglich jeder zwölfte Befragte gab an, in irgendeiner Form gegen Cyberrisiken abgesichert zu sein – so auch in Deutschland. Dabei können die Folgen einer Attacke aus dem World Wide Web verheerend sein, wie ein beispielhafter Schaden
AUTOR TOBIAS WENHART MANGER PRODUCTS & UNDERWRITING HISCOX
von Hiscox zeigt: Satte 2,8 Millionen Euro Schaden musste ein Hotel verbuchen, nachdem über mehrere Monate rund 700 Kreditkartendaten von Hotel- und Restaurantgästen gestohlen beziehungsweise kopiert wurden. Bewusstsein ja, Cyberschutz nein Eine Cyberversicherung ist aber nicht nur aus finanziellen Gründen im Ernstfall empfehlenswert. Als Partner an der Seite der Unternehmen hat auch der Versicherer großes Interesse daran, Cyberangriffe möglichst zu vermeiden und stellt deswegen jedem Unternehmen einen Krisenplan zur Verfügung und bietet präventive Maßnahmen. Versicherungsschutz gegen Cyberrisiken ist also weit mehr als nur das letzte Sicherheitsnetz für den schlimmsten Fall und sollte deshalb viel stärker im Fokus von Unternehmen stehen.
IT GIPFEL 2015
25
Digitalisierung im Handel REDAKTIONELLER GASTBEITRAG STEPHAN TROMP HANDELSVERBAND DEUTSCHLAND (HDE)
S
tephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), rechnet für 2015 mit einem Umsatzplus von zwölf Prozent – allein im Online-Handel. Denn immer mehr Einzelhändler setzen auch auf das Internet.
Rahmenbedingungen stimmen. Der Einzelhandel behauptet sich im E-Commerce zunehmend auch auf dem europäischen oder sogar globalen Markt. Grenzüberschreitend tätige Unternehmen brauchen deshalb einen zumindest EU-weit harmonisierten Datenund Verbraucherschutz. Dabei sollten aber die unternehmerischen Freiheiten der Die Digitalisierung verändert den Einzelhandel grundlegend und Online-Händler nicht zu stark eingeschränkt werden. Die Preiseröffnet neue Chancen für die Branche. Der Trend geht zum Multi- setzungshoheit und die Entscheidung, in welche Länder verkauft Channel- und Cross-Channel-Handel, also der Kombination aus und geliefert wird, liegen beim Händler. Die Unternehmen dürfen E-Commerce und stationärem Handel: Immer mehr stationäre Händler nicht gezwungen werden, in alle EU-Staaten zu liefern oder in bauen ein Online-Geschäft auf und suchen ihre Chance im Internet. ganz Europa den gleichen Web-Auftritt zu haben. Deshalb ist bei Gleichzeitig drängen zunehmend reine Online-Händler in die stati- dem derzeit in Brüssel diskutierten Verbot des sogenannten Geoblockings Augenmaß gefragt. Für die stationären Händler ist onäre Handelswelt. Die Verbraucher springen schon heute ganz nach Bedarf zwischen den verschiedenen Kanälen hin und her. entscheidend, dass die WLAN-Störerhaftung entfällt. Nur dann können Einzelhändler rechtssicher innovative Services anbieten, die auf der Verfügbarkeit des Internets basieren. ONLINE BIRGT POTENZIAL Damit die Unternehmen diesen durch die Digitalisierung ausgelösten Strukturwandel erfolgreich bestehen und die Potenziale des Online-Handels voll ausschöpfen können, müssen die gesetzlichen
IT-Sicherheit leicht gemacht REDAKTIONELLER GASTBEITRAG PROFESSOR MICHAEL ROTERT ECO – VERBAND DER INTERNETWIRTSCHAFT
S
icherheit ist wichtig – doch Sicherheit muss auch einfach sein. Das beste Schloss schützt nicht, wenn der Besitzer nicht damit umgehen kann. Was an der Wohnungstür noch trivial erscheint – nämlich Eindringlinge fernzuhalten – wird in der IT zum komplexen Problem: Denn Sicherheitssoftware muss gegen viele verschiedene Angriffs arten schützen, dabei aber gleichzeitig leicht bedienbar und verständlich sein. Gerade in der IT wird die Sicherheit noch immer vernachlässigt. Die Verschlüsselung von E-Mails gehört nach wie vor genauso wenig zum Standard wie eine eindeutige Absenderidentifikation oder eine umfassende Sicherheitssoftware. Das Problem: Während ein Wohnungseinbruch nicht zu übersehen ist, schleichen sich Cyberkriminelle oft unbemerkt in unsere Privatsphäre und spähen mit Spyware und Schadprogrammen über Monate persönliche Daten und Passwörter aus. eco - Verband der Internetwirtschaft e. V. arbeitet deshalb täglich daran, ein Bewusstsein bei Internetnutzern zu fördern, das die Nutzung von Verschlüsselungsprogrammen und Sicherheitssoftware so selbstverständlich werden lässt, wie das Schloss an der Wohnungstür.
DEN NUTZER EINBEZIEHEN Der Knackpunkt: Sicherheitssoftware muss nicht nur einen ausreichenden Schutz gegen Cyberkriminelle bieten, sie muss auch in der Bedienung simpel und für jedermann verständlich sein. Derzeitige Lösungen sehen Sicherheitsprogramme isoliert vom Nutzer und denken seine Perspektive viel zu wenig mit, die größte Unsicherheitskomponente ist aber nach wie vor der Mensch. Dies führt dazu, dass hochgradig sichere Lösungen nicht oder falsch angewendet werden und der Sicherheitsaspekt im Endeffekt auf der Strecke bleibt. Gerade im Hinblick auf das Internet der Dinge, in dem hunderte Millionen zusätzlicher Geräte ins Netz aufgenommen werden sollen, ist Sicherheit das oberste Gebot. Sicherheit und einfache Bedienbarkeit müssen langfristig genau den gleichen Stellenwert bei der Produktentwicklung erhalten, wie das Design und die User Experience, um den Schutz persönlicher Daten zu gewährleisten. Nur so wird die Nutzung neuer Technolo gien in der Zukunft ohne große Einschränkungen möglich sein.
26
IT GIPFEL 2015
KLICK—
Wie das Internet das Einkaufen verändert Pionierunternehmen wie Amazon oder eBay sind der Grund dafür, warum traditionelle Händler klagen. Mit disruptiven Unternehmensmodellen haben es beide Onliner geschafft, den Handel radikal zu verändern. Die Rewe Group steigt massiv in das Online-Geschäft ein mit dem Ziel, der führende Anbieter von Online-Lösungen in allen für Rewe relevanten Märkten zu werden. Eine Kampfansage an Amazon und Co. Doch dabei wird es nicht bleiben: Beinahe im Monatstakt schießen neue E-Commerce-Start-ups aus dem Boden, um den Handel mit ihren digitalen Geschäftsideen zu revolutionieren. Zalando gehört zu den wenigen deutschen Internetunternehmen, die es geschafft haben: Das Berliner Start-up, 2008 gegründet, gilt heute als Marktführer im Online-Modeversand und zählt seit 2012 zu den 500 größten Unternehmen Deutschlands. ERFOLGSFAKTOREN FÜR DEN KANALÜBERGREIFENDEN HANDEL Was alle erfolgreichen Online-Händler auszeichnet, ist die sogenannte Kanalexzellenz. „Online-Händler müssen über den gesamten Informations- und Kaufprozess hinweg überzeugen und den hohen Ansprüchen der potenziellen Kunden gerecht werden“, erklärt Svenja Lambertz, Projektmanagerin am IFH. Wie das geht? Die Unternehmen müssen die Shop-Attraktion steigern und ein profiliertes Leistungsversprechen abgeben, Social-Media-Plattformen nutzen, schnelle Selbstbedienungs-, Service- und Suchlösungen anbieten, eine personalisierte Kundenansprache wählen, über ast 460 Milliarden Euro Umsatz, Das Internet ist zum Lebensmittelpunkt der hohe Sicherheits-Standards verfügen und alle relevanten Medien mehr als drei Millionen Beschäftigte – Menschen geworden: Fast 80 Prozent der berücksichtigen; neben einem Sourcing-Konzept sollten Händler der deutsche Einzelhandel ist für Deutschen nutzen es nahezu täglich – am auch strategische Allianzpartnerschaften eingehen. Europas größte Volkswirtschaft von liebsten zum Einkaufen. Laut einer Studie Um am Markt langfristig erfolgreich zu sein, ist ein konkurzentraler Bedeutung. Seit geraumer Zeit des Statistischen Bundesamtes kaufen deutrenzfähiges Geschäftsmodell notwendig. „Händler ermöglichen jedoch steht das Geschäftsmodell des sche Online-Shopper im Internet am liebsten den Konsumenten mit einem integrierten und einzigartigen Handels auf dem Prüfstand. Der Grund: Kleidung und Sportartikel. 66 Prozent der Produkt- und Serviceangebot über alle Einkaufskanäle hinweg überdie fortschreitende Digitalisierung. befragten Deutschen schoben im vergangenen ragende Einkaufserlebnisse“, formuliert PwC knapp. Dazu müssen Der strukturelle Veränderungsprozess Jahr Laufschuhe, Wintermantel und Business- Händler ihre Organisation neu strukturieren, Geschäftsprozesse und lässt sich nicht mehr aufhalten. Anzug in den virtuellen Warenkorb. Auf Platz Logistik weiter verbessern, in die IT-Infrastruktur investieren und zwei folgten mit 51 Prozent Gebrauchsgüter das Customer Relationship Management (CRM) weiterentwickeln. wie Möbel, Spielzeug oder Geschirr und auf Platz drei mit 50 Prozent Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. NO-LINE-HANDEL Skeptisch dagegen sind die Deutschen bei Lebensmitteln und GüWenn alle Absatzkanäle maximal vernetzt und integriert sind und tern des täglichen Bedarfs – lediglich 15 Prozent der Befragten kauon- und offline für den Konsumenten zu einem grenzenlosen Shopfen diese Produkte im Netz. pingerlebnis verschmelzen, spricht man von No-Line-Systemen. Bei Dabei shoppen die Deutschen nicht nur am heimischen PC. Auch dieser höchsten Evolutionsstufe des Multi-Channel-Handels unterdas mobile Shopping nimmt stetig zu. So bestellte rund ein Viertel scheiden Kunden nicht mehr zwischen den verschiedenen Kanälen, der Verbraucher mindestens einmal im Monat per Smartphone oder erhalten auf allen Wegen die gleichen Informationen und können Tablet. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Total Retail 2015 – Wie ihre Kauf-, Rückgabe- und Umtauschprozesse in gleicher Art und disruptive Faktoren den deutschen Handel herausfordern“ des Weise abwickeln. Es existieren schon heute erfolgreiche No-LineBeratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC). Händler im englischsprachigen Raum; sie heißen Williams-Sonoma, John Lewis Partnership, Argos oder Best Buy. Und auch im deutschen HANDEL IM WANDEL Raum experimentieren Einzelhändler wie Tchibo oder H&M Kaum eine Branche ist so stark von der digitalen Transformation mit dem durchgängigen Vertriebskonzept. Josef Sanktjohanser betroffen wie der deutsche Handel. „Derzeit erleben wir einen vom Handelsverbands ist deshalb optimistisch für die Branche: Umbruch, der weitreichender ist als der Übergang vom Tante-Emma„Der Handel bleibt, aber anders.“ Klick – willkommen im neuen Laden zum Supermarkt oder das Aufkommen der Discounter“, sagt No-Line-Handel. der Präsident des Handelsverbands Deutschland, Josef Sanktjohanser. Die Digitalisierung hat das Geschäft der Einzelhändler regelrecht auf den Kopf gestellt. Der Einkauf per Mausklick boomt in Deutschland, seit Jahren wächst der Online-Handel zweistellig. Jeder zehnte Euro werde online ausgegeben, in wenigen Jahren kann es jeder vierte sein, prognostiziert Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH). E-Commerce ist der Wachstumstreiber, der stationäre Handel leidet dagegen: sinkende Kundenfrequenzen, geringere Umsätze, niedrige Margen – im schlimmsten Fall droht TEXT DANIEL GUILLÉ die Insolvenz.
F
HISTORISCHE PHASEN DER ARBEIT
IT GIPFEL 2015
Gut vorbereitet? Arbeit 4.0 kommt. 21
M
JHD.
aschinen, die selbstständig arbeiten, in Sekundenschnelle auf Änderungswünsche von Kunden reagieren und sich selber optimieren: Was vor wenigen Jahren noch in undenkbar weiter Ferne lag, ist heute längst Realität in vielen Unternehmen und Betrieben. Wie genau sieht die Arbeitswelt von morgen aus? Welche Bereiche profitieren am meisten von der Industrie 4.0 und welche Hürden müssen noch bewältigt werden? Im Zuge der Industrie 4.0 wandelt sich unsere Arbeitswelt, die Zukunft der Arbeit wird unter dem Namen Arbeit 4.0 von Bund, Ländern und Angestellten gleichermaßen diskutiert. Bereits heute verändert Digitalisierung unser Leben und unsere Arbeit in einem rasanten Tempo. Crowdsourcing wirbelt den gesamten Arbeitsmarkt durcheinander, Online-Bankportale machen Vermögensberater überflüssig und die globale Vernetzung schafft neue Arbeits zeitmodelle. Die Technologien und Fortschritte im Rahmen der Industrie 4.0 bergen enormes Potenzial für Wirtschaft und den gesamten industriellen Sektor. Gleichzeitig ändern diese Fortschritte die Art, wie wir arbeiten und lernen. „Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 bieten Arbeitgebern und Arbeitnehmern enormes Potenzial für Entwicklung und Wachstum. Der deutsche Mittelstand – tragende Säule des Arbeitsmarktes in Deutschland – ist auch insofern treibende Kraft“, so Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz, der vor allem die positiven Effekte der digitalen Arbeitswelt sieht. Um dem Mittelstand die neuen Technologien näherzubringen, stellte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erst vor wenigen Monaten mehr Mittel für Fortbildungseinrichtungen zur Verfügung. Insgesamt wurde der bisherige Etat für Informations- und Kommunikationstechnologien um 3,8 Millionen Euro erhöht.
20
JHD.
19
JHD.
DIGITALE FORTBILDUNGEN FÜR DIE ARBEIT DER ZUKUNFT Neben neuen Ausbildungsmodellen, wie sie bereits an vielen Universitäten und in Betrieben angeboten werden, verändern und verschieben sich auch die Aufgabengebiete von Mensch und Maschine. Fort- und Weiterbildungen sind laut Durz der Schlüssel für eine reibungslose Adaption der neuen Arbeitswelt: „Das A und O für einen erfolgreichen Übertritt in die digitale Arbeitswelt werden Ausbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter sein. Insbesondere die Unternehmen müssen ihre Beschäftigten auf allen Ebenen für die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt schulen und in Forschung und Entwicklung investieren – zahlreiche tun dies bereits erfolgreich“.
18
JHD.
TEXT KATJA REICHGARDT
Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland von heute etwa 50 Millionen auf voraussichtlich etwa 42 Millionen zurückgehen. Hochqualifi zierte – sogenannte Wissensarbeiter – können sich ihre Arbeitgeber dann aussuchen. Von einer schnellen Adaption und Weiterbildung im Bereich digitaler Arbeitsprozesse können also alle profitieren. In der neuen Arbeitswelt werden viele Prozesse automatisiert. Das beschleunigt vieles, bedeutet für die Angestellten aber auch ein Umdenken und einen sachkundigen Umgang mit der neuen Technik. Ihre Einsatzgebiete werden sich deutlich ändern: Menschen werden keine manuellen oder sich ständig wiederholenden Arbeitsschritte mehr tätigen oder für nur einen Produktionsschritt zuständig sein. Stattdessen werden sie den gesamten Ablauf von Produktionsbeginn bis Auslieferung sowie das reibungslose Funktionieren der intelligenten Maschinen begleiten und steuern. SCHÖNE NEUE ARBEITSWELT Von der modernen Arbeitswelt erhoffen sich viele Arbeitnehmer und -geber wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Neue flexiblere Arbeitsformen, Geschäftsmodelle und veränderte Führungsund Unternehmensstrukturen wecken auch Unsicherheiten und werfen viele Fragen auf. Auf diese versuchen die Regierung und Forschungsinstitute wie das Fraunhofer Institut Antworten zu finden. Mit dem Grünbuch tat die Bundesregierung den ersten Schritt zur Transparenz und Aufklärung über die geplanten und zwangsläufig eintretenden Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Dass die Arbeitswelt 4.0 noch nicht überall Realität ist, zeigt eine von der Deutschen Bank in Auftrag gegebene Umfrage. Demnach ist ein Drittel der Arbeitnehmer mit dem Umgang der neuen Technologien überfordert. Der Wille zum richtigen Umgang mit Computer, Smartphone und Tablet ist allerdings vorhanden: So nimmt fast jeder Zweite an Fortbildungen zu dem Thema teil und versucht, sich digital auf dem neuesten Stand zu bringen. Mehr als zwei Drittel der Befragten stehen den neuen Technologien auch positiv gegenüber und sehen das Potential der voranschreitenden Digitalisierung des Arbeitsmarkts. Bei allen Veränderungen will der Bund für verbesserte Arbeitsbedingungen sorgen: „Es wird sehr wichtig sein, die Arbeitsautonomie, die Arbeitsintensität und eine nachhaltige Balance von Arbeits- und Lebenswelt, die sich immer mehr ‚verflüssigen‘, für die Beschäftigten positiv zu gestalten“, fordert Erika Mezger, stellvertretende Direktorin der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen.
ARBEIT 1.0
ARBEIT 2.0
ARBEIT 3.0
ARBEIT 4.0
→ Beginnende Industriegesellschaft und neue Gesellschaftsstrukturen
→ Massenproduktion
→ Mehr Arbeitsnehmerrechte
→ Anfänge des Wohlfahrtsstaates
→ Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft
→ Arbeit wird vernetzt, digital und flexibel
→ Einsatz von Dampfmaschinen und mechanischen Produktionsanlagen
→ Neue soziale Probleme und Einführung der Sozialversicherung
QUELLE: BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES
27
→ Seit den 1980er Jahren erfolgt der Einsatz von Informationstechnologie und Elektronik
→ Zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine → Neue Produkte und Diensteistungen → Kultureller und gesellschaftlicher Wandel