
4 minute read
Im Zuge der Corona-Pandemie: Kampf gegen den kulturellen Kahlschlag
Jan Gasperi vom Brunecker Stadttheater hat die Südtiroler Landesregierung im Zuge der Corona-Krise zum raschen Handeln aufgefordert. Denn die derzeitige Lage bringt auch große – ja sogar existentielle – Probleme für die Kulturschaffenden auf allen Ebenen. Ein erstes Hilfspaket für Kunstschaffende ist nun umgesetzt worden. Wer auf die digitale Plattform wechselt, erhält eine Beihilfe von 600 Euro. Da braucht es aber noch mehr.
Um den großen Einschränkungen beziehungsweise dem Stillstand zu begegnen, den das kulturelle Leben in Südtirol angesichts der Corona-Krise erfährt, hat das Land erste Hilfsmaßnahmen vorbereitet. So wird es für selbständige und freiberufliche Künstlerinnen und Künstler, die digitale Produktionen oder Projekte veröffentlichen, eine einmalige Beihilfe in Höhe von 600 Euro brutto geben. Das Geld erhalten alle, die auf den virtuellen Raum ausweichen und trotz Corona ihrer künstlerischen und kulturellen Arbeit nachgehen. Das Angebot richtet sich an alle Künstler, die in der bildenden Kunst, der Musik, Theater, Tanz und Literatur bis hin zu Film und Medien tätig sind. Wichtig ist allerdings, dass die produzierten Inhalte der Öffentlichkeit über digitale Plattformen oder über soziale Medien zur Verfügung gestellt und somit allen allgemein zugänglich gemacht werden.
SCHNELL UND UNBÜROKRATISCH Um die Verfahren und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen und die einzelnen Kunstschaffenden zu entlasten, werden die Ansuchen über Sammelanträge der jeweiligen Verbände abgewickelt. Abgerechnet wird die Förderung mit einem Arbeitsbericht und der Dokumentation der veröffentlichten Arbeit. Künstlerinnen und Künstler, die nicht über einen Verband organisiert sind, können den Antrag jedoch auch direkt an das Amt für Kultur richten. Jan Gasperi vom Stadttheater Bruneck: Rasches Handeln eingefordert. rewe
GROSSE PROBLEME WARTEN NOCH Allerdings sind derzeit alle Veranstaltungen abgesetzt bzw. aufgeschoben, was die Kassen der Kulturschaffenden und Bühnen Landesminister Philipp Achammer sagte Unterstützung zu.

arg belastet. Nun fehlen die entsprechenden Einnahmen. Darüber hinaus schwebt ein weiters Damoklesschwert bedrohlich über den Köpfen der Verantwortlichen. Die

Darüber hinaus wird an einem Modell einer geförderten Pensionsvorsorge für Kunstschaffende gearbeitet und für wertvolle Filme wurden bereits die Beihilfen verdoppelt. So soll den derzeit geschlossenen Kinos unter die Arme gegriffen werden, indem für die Projektion wertvoller Filme in deutscher Sprache die vorgesehenen Beihilfen verdoppelt werden. Das kündigte der zuständige Landesminister Philipp Achammer an.
Kulturvereine und -verbände haben wegen der geltenden Vorschussregelung im Schnitt bereits 80 Prozent der fix eingeplanten Landesfinanzierung schon erhalten. Es wäre der absolute Todesstoß, wenn die Bühnen und Kulturschaffenden diese Beträge nun zurückzahlen müssten. Darauf hat übrigens auch Jan Gasperi (Stadttheater Bruneck) hingewiesen. Daher arbeitet das Land derzeit daran, dass die Führungs- und Personalkosten auch für den Zeitraum ohne oder mit reduzierter Tätigkeit anerkannt werden können. Da braucht es jedenfalls noch viel Engagement, um das Schlimmste abzuwenden. // rewe
Was die ehrenamtliche Kulturarbeit angeht, verweist Philipp Achammer auf das Dekret „Cura Italia“ Nr. 18 vom 17. März 2020, mit dem zum einen die Maßnahmen der Lohnausgleichskasse auf den Dritten Sektor ausgedehnt werden. Arbeitgebende können demnach für ihre Mitarbeitenden bis zu neun Wochen Lohnausgleichskasse beanspruchen. Darüber hinaus ist für Freiberufler eine einmalige Unterstützung in Höhe von 600 Euro für den Monat März 2020 vorgesehen. Die Termine zur Anpassung der Satzungen der Organisationen des dritten Sektors und zur Genehmigung der Jahresbilanzen werden auch verlängert und Zahlungsaufschübe bis Ende Mai sind bereits fix. Schließlich sieht Artikel 89 einen staatlichen Fonds zur Unterstützung von Kulturorganisationen vor, der vorerst für 2020 mit 130 Millionen Euro dotiert ist. Es ist anzunehmen, dass sich auf diesem Gebiet noch einiges tut. // jw
GESCHLOSSENE MUSEEN
DER VIRTUELLE MUSEUMSRUNDGANG
Wer in Zeiten des Coronavirus und der Quarantäne nicht auf ein bisschen Kultur verzichten will, kann mehrere Südtiroler Landesmuseen von zu Hause aus virtuell besuchen. Darunter auch das Museum Ladin „Ciastel de Tor“ mit beiden Ablegern.
Das Touriseum und Schloss Trauttmansdorff haben ihre digitalen Angebote ausgeweitete. Das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus führt auch virtuell auf eine Zeitreise, die 200 Jahre Tourismusgeschichte aus der Sicht der Reisenden wie der Gastgebenden erzählt. Wer sich darauf einlässt, erfährt wie aus einem Land, durch das vor Jahrhunderten Handelsleute, Pilgernde und Kunstschaffende zu Fuß, mit der Postkutsche oder mit der Extrapost zogen, ein modernes Tourismusland wurde. Virtuell besucht werden kann auch die Schlossgeschichte mit den historischen Räumen und die Ausstellung „Sie wünschen? Desidera?“ (http:// touriseum.itconcept.it/data/index.html). Der Zugang erfolgt über die Webseite des Museums www.touriseum.it. Die Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert ist hingegen das Thema des virtuellen Rundgangs „360° – Turm der Erinnerungen“, den Schloss Tirol in seinem Bergfried anbietet. Ein spezielles Augenmerk ist dabei auf die Didaktik gelegt: Neun fiktive Biographien, die sich auf wahre geschichtliche Ereignisse beziehen, erzählen den Schicksalsgang der Geschichte anhand konkreter Lebensentwürfe. Zugang über www.schlosstirol.it.
DIE LADINISCHEN MUSEEN Auch das Museum Ladin bietet seit einigen Jahren virtuelle Touren durch seine beiden Strukturen: Das Museum Ladin Ciastel de Tor präsentiert dabei die Kultur der über 30.000 Ladinerinnen und Ladiner, deren Sprache und die einzigartige Gebirgslandschaft der Dolomiten. Der virtuelle RundDas Museum Ladin Ciastel de Tor ist mit seinen beiden Ablegern im virtuellen Raum zugänglich. Die Ötzi-Rekonstruktion kann man im Südtiroler Archäologiemuseum auch virtuell bestaunen.

gang durch das Museum Ladin Ursus ladinicus hingegen ist dem prähistorischen Höhlenbären, dessen Lebensraum vor rund 40.000 Jahren und der Geologie der Dolomiten gewidmet. Informationen zum Museum Ladin gibt auch die App des Museums: Sie richtet sich an Familien und Jugendliche und vermittelt die Inhalte des Museums auf spielerische Weise. Zugang über www.museumladin.it. Digital können Interessierte auch das Südtiroler Archäologiemuseum besuchen und zwar über eine Audioguide-App für Erwachsene und eine, die sich speziell an Kinder richtet (http://www.iceman.it/de/audioguide-app/). Die Audioguide-App für Erwachsene (Android und iOS) kostet 1,99 Euro, die Kinder-App (Android und iOS) ist kostenlos. Beide Hörgeschichten führen auf eine spannende Reise in Ötzis Zeit, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen. // vg
