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Toblach: Kammermusik vom Feinsten

GUSTAV-MAHLER-MUSIKWOCHEN TOBLACH Kammermusik vom Feinsten

Vom 17. bis zum 29. Juli 2021 gehen die Gustav-Mahler-Musikwochen wieder in gewohnter Manier über die Bühne. Noch im Vorjahr musste die 40jährige Jubiläumsausgabe covidbedingt abgesagt und in digitaler Version abgehalten werden. Daher ist die Vorfreude heuer besonders groß.

Die geplanten Orchesterwerke von Gustav Mahler, die das schöpferische Schaffen des böhmischen Komponisten auszeichnen und von denen die letzten drei hier in Toblach in den Sommermonaten zwischen 1908 und 1910 entstanden sind, können pandemiebedingt nicht in der gewohnten Form aufgeführt werden. Nichtdestotrotz präsentiert als Auftakt der Gustav-MahlerMusikwochen 2021 – die unter der künstlerischen Leitung von Josef Lanz stehen - am 17.7. das Thomas Christian Ensemble Mahlers Symphonie Nr. 4 in der Fassung für Kammerensemble von Erwin Stein. Solistin ist Sopran Kathy Kelly, eine Tochter der legendären The Kelly Family, die in den 90er Jahren als generationsüberschreitende Musikgruppe in Europa sehr berühmt war. Am 19.7. folgt der Auftritt des Klangforum Wien, ein 1985 vom Komponisten und Di-

„Radio ist das Begleitmedium Nr. 1 und damit mitten unter uns!“

Albert Dejaco (Radiomoderator)

Kathy Kelly gibt sich die Ehre. rigenten Beat Furrer gegründetes Solistenensemble für Neue Musik mit Sitz im Wiener Konzerthaus, mit Werken von Hindemith, Schönberg, Busoni, Mahler und Uraufführungen der Südtiroler Komponisten Simon Öggl und Hannes Kerschbaumer. Am Dirigentenpult Emilio Pomàrico, die Solistin ist Mezzosopra n Christina Daletska.

EIN REICHHALTIGES PROGRAMM

Am 20.7. folgt ein Konzertabend mit der Geigerin Marie RadauerPlank und der Pianistin Henrike Brüggen. Auf dem Programm: Werke von Mozart, Beethoven und Enescu. Am 21.7. spielt das deutschtürkische Piano-Duo (und Ehepaar) Herbert Schuch & Gülru Ensari 4-händig Werke von Mozart, Brahms, Hindemith, Tschaikowsky und Hubert Stuppner. Das Amatis Piano Trio gastiert am 22.7. mit dem

Radauer-Plank und Brüggen ist Teil des umfangreichen Programmes.

Klarinettisten Ib Hausmann und Werken von Brahms, Beethoven, Mendelssohn. Mit Spannung erwartet wird das Konzert mit der Camerata RCO, die von Mitgliedern des berühmten Amsterdamer Royal Concertgebouw Orchestra (RCO) gegründet wurde. Am 23.7. auf dem Programm der Langsame Satz von Webern und das Oktett in FDur von Schubert. Mit einem Liederabend am 24.7. feiert der weltberühmte Bariton Thomas Hampson das 35. Jubiläum seines Debuts bei der 6. „Gustav Mahler Musikwoche“ 1986, als er am Anfang seiner fulminanten Karriere stand. Begleitet von Wolfram Rieger erklingen Lieder von Mahler, Dvořák, Zemlinsky und Ives. Den Abschluss des Mahler’schen Konzertreigens bildet am 29.7. das Konzert des Gustav Mahler Orchestra Toblach unter der Leitung von Sybille Werner, das 2019 aus dem Gedanken heraus entstand, in der von Mahler so geschätzten Toblacher Atmosphäre seine Musik zu erleben und zu erarbeiten. Auf dem Programm steht Bachs Konzert für 2 Violinen mit dem renommierten Geiger Marco Serino und seiner 15-jährigen Tochter Yuki Serino, das Adagietto aus Mahlers 5. Symphonie und Mozarts Symphonie Nr. 40.

MAHLER IM DIALOG

Prof. Federico Celestini, Verantwortlicher der Vortragsreihe: „Der Ausbruch der Covid-Pandemie hinderte uns daran, im Sommer 2020 vierzig Jahre „Gustav Mahler Musikwochen“ zu feiern. Wir lassen uns aber diese Freude nicht nehmen und werden die diesjährige Vortragsreihe „Mahler im Dialog“ diesem Anlass widmen. Wir wollen an die großen Momente der vergangenen Jahre denken, aber auch über die Entwicklungen in der Mahler-Rezeption, an der die Toblacher Musikwochen beteiligt waren und sind, gemeinsam reflektieren und diskutieren. Und wir wollen auch an die Zukunft denken und über die kommenden Projekte und Ideen, die um Mahler und Toblach kreisen, sprechen“. // Erika Laner

DIE AUSSTELLUNG

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Gustav Mahler Musikwochen Toblach wirft eine Ausstellung einen Blick auf die Geschichte des Festivals: Auf namhafte Sänger*innen und Instrumentalist*innen, die als noch junge Talente oder am Höhepunkt ihrer Karriere in Toblach aufgetreten sind; auf die Kammermusik und die zeitgenössische Musik, von Anfang wichtige Bestandteile des Programms; und auf die vielen national und international anerkannten Orchester und weltberühmten Dirigenten, die die Orchesterwerke Mahlers hier präsentierten. Darüber hinaus werden renommierte Persönlichkeiten der Mahlerforschung und des Musiklebens vorgestellt, die die Welt und das Werk des Komponisten dem Publikum näherbrachten. Abgerundet wird die Ausstellung durch Dokumente, Plakate und repräsentative Objekte. //

Thomas Hampson ist ebenfalls eingeplant. Jiyang Chen

Das bekannte Duo Gülru Ensari und Herbert Schuch.

TOBLACH 17.–29.07.

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SCHLOSS BRUCK IN LIENZ Helle Lichträume

Das Museum der Stadt Lienz hat die Sommersaison 2021 bereits eröffnet. Mit faszinierenden neuen Ausstellungen, einem lebendigen Kulturprogramm und genussvollen Momenten der Entspannung bietet das Museum ein paar Stunden Urlaub vom Alltag -unter anderem „grenzen|los“, „Lichträume“ sowie die kleine Schau zu Franz von Defregger. Die Gedenkschau „Lichtträume“ über Wilfried Kirschl wird bis zum 26. Oktober 2021 zu sehen sein. Dieser Künstler prägte die Zeit nach 1945 in ganz Tirol auf eine ganz besondere Weise.

Wilfried Kirschl (1930 – 2010) hat wie wenige andere als Maler, Kunstschriftsteller, Ausstellungskurator, Sammler und „graue Eminenz“ im Kulturbetrieb die Kunst nach 1945 in Tirol geprägt. Zu Schloss Bruck und seiner Egger-Lienz-Galerie steht Kirschl in einer besonderen Beziehung, widmete er dem Osttiroler Maler doch eine umfassende, bahnbrechende Mono-grafie. „Es freut uns außerordentlich“, so Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, „dass wir nun diese beiden Künstler vereint in Lienz zeigen können, den expressiven Vollblutmaler Egger-Lienz und den mehr analytischen, ganz um die Nichtfarbe Weiß kreisenden Kirschl.“

BREITER KÜNSTLERISCHER QUERSCHNITT

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum/Stadtarchiv Innsbruck entstand, präsentiert einen Querschnitt durch das gesamte malerische Schaffen Wilfried Kirschls von den frühen 1950er Jahren bis in die Zeit kurz vor seinem Tod im Jänner 2010. Es ist – bei allen Kontinuitäten – ein weiter Bogen, der sich hier spannt. Am Anfang stehen die farbintensiven Werke aus der Zeit während und kurz nach dem Wiener Akademiestudium. Es folgen ein kubistischer Umweg durch das Studium bei André Lhote in Paris und vor allem die Resonanzen seiner zahlreichen Reisen im Mittelmeerraum, insbesondere auf die griechischen Inseln, die Kirschls ganz eigene verhaltene Bildsprache entscheidend prägen. Hinzu kommen Arbeiten, die von seinen Aufenthalten in New York, Paris und London inspiriert wurden, und schließlich die „Erinnerungsbilder“ der letzten Periode. Ergänzend zu Kirschls Werken sind in der Ausstellung auch Beispiele seiner Reisebegleiter und Weggefährtinnen und -gefähr-

ten einbezogen, u. a. von Anton Tiefenthaler, Norbert Drexel, Gerhild Diesner und Jutta Katharina Kiechl.

VERDICHTUNG UND VERTIEFUNG

„In Kirschls Schaffen gibt es keine großen Sprünge oder Zäsuren, vielmehr ging es ihm um Variationen von Grundgedanken, um Verdichtung und Vertiefung“, führt Ausstellungskurator Carl Kraus aus. Neues entwickelte sich stets aus dem zuvor mit großer Konsequenz Erarbeiteten – mit einer zunehmend entmaterialisierten Farbigkeit. Die griechische Inselwelt mit ihren kubischen „Architekturstillleben“ bot ihm dabei die zentrale Inspiration, um daraus jene magischen Lichträume zu schaffen, in denen das Dingliche jegliche Schwere verliert: „Ich könnte das, worum es mir tatsächlich geht, am ehesten mit einer Formel von Le Corbusier abgrenzen: espace, lumière, volume (Raum, Licht, Volumen). Ich glaube, dass diese Dreiheit, ob sie sich nun in einem Stillleben manifestiert oder in einer LandWilfried Kirsch, Garten, Tinos, schaft, das eigentliche Thema ist.“ (Wilfried 1989, Privatsammlung Kirschl) Als „Katalog“ zur Ausstellung dient die im Wir suchen Mitarbeiter für Produktion u. Montage letzten Herbst im Tyrolia-Verlag erschienene umfangreiche Monografie über Wilfried Kirschl. // Stefan Weis

AUSSTELLUNGEN

Grenzen|los. Von Trennlinien und Überwindungen Lichträume. Wilfried Kirschl – das malerische Werk Der Meister. Defregger und Egger-Lienz

bis 26. Oktober 2021: Mittwoch bis

Sonntag & Feiertag 10 – 16 Uhr //

Wilfried Kirschl, Labyrinth, 1991, Privatsammlung Wilfried Kirschl, Stillleben mit Metronom, 1960

MUSEUM LADIN Das Mühlental neu entdecken

Ab sofort organisiert das Museum Ladin in St. Martin in Thurn geführte Wanderungen durch das Mühlental. Bis zum achten September wird dies besondere Wanderung jedem Mittwoch angeboten. Das Mühlental mit seinen acht restaurierten und zum Teil heute noch benutzten Mühlen ist eine besondere Attraktion in Campill, einer Fraktion von St. Martin in Thurn im Gadertal. Bei den geführten Wanderungen, die das Museum Ladin dort an jedem Mittwoch im Sommer anbietet, sehen die Teilnehmenden diese Mühlen, eine davon auch von innen, und einen Kalkofen, in dem früher Kalk gebrannt wurde. Die Führungen finden an jedem Mittwoch bis 8. September statt. Die Teilnahme kostet zehn Euro, nur der Rundgang am Vormittag hingegen fünf Euro. Anmeldung werden im Museum unter der Telefonnummer 0474/524020 oder mit Mail an die Adresse info@museumladin.it bzw. in einem der Tourismusvereine des Gadertals entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.museumladin.it. // rewe

Die geführten Wanderungen durch das Mühlental kommen gut an. Museum Ladin

Dem Geruchssinn auf der Spur

Der Geruchssinn ist entwicklungsgeschichtlich der älteste unserer Sinne. Wir empfinden keine Wahrnehmung so unmittelbar wie das Riechen, da diese direkt in den „Riechkolben“ des Gehirns gelangt. Denn im Gegensatz zum Sehen, Hören, Fühlen und Schmecken umgeht der Geruchssinn den Thalamus, das „Tor zum Bewusstsein“.

Im Alltag schenken wir den Düften um uns herum oft kaum Beachtung. Wir bemerken sie meist erst, wenn sie besonders angenehm oder zu stark sind. Dabei ist unsere Nase aber im Stande fast 20.000 verschiedene Gerüche zu unterscheiden. Unser Geruchssinn wird bereits im Mutterleib ausgebildet und ist bei der Geburt fast vollständig ausgereift. Babys verlassen sich auf ihre Nase: Sie schaffen es aus eigenem Antrieb sich zur Brust der Mutter zu bewegen, um zu trinken. Dabei werden sie durch die Duftstoffe der Mutter angelockt. Bereits hier wird klar, wie wesentlich der Geruchssinn ist. Andererseits warnt er uns vor verdorbenen Speisen, giftigen Gasen oder Rauch. Steigt uns der Duft einer wohlriechenden Blume in die Nase, bleibt uns dieser in Erinnerung. So zitierte Oscar Wilde „Nichts in der Welt macht Vergangenes so lebendig wie der Geruch“. Meist sind diese Erinnerungen mit starken Emotionen verbunden, mit großer Freude oder Angst, Ekel und Verlangen, Zuneigung oder Abscheu. Eine besondere Herausforderung stellt der Verlust des Geruchssinnes dar. Erst sein Fehlen macht uns klar, welche Bedeutung er für unsere Wahrnehmung hat. Menschen können gewisse Gefahren nicht mehr wahrnehmen oder sie vermissen alltägliche Dinge wie den Duft eines guten Essens oder eines liebgewonnenen Parfüms. Ist unser Geruchssinn aber intakt, können wir unsere Geruchsempfindung durch achtsames Riechen mehr ins Bewusstsein holen. Idealer Ort dafür ist die freie Natur, wie eine Blumenwiese oder der Wald. Schließen wir kurz die Augen und lassen wir die Düfte auf uns wirken: Sind diese frisch, erdig, würzig, blumig, fruchtig? So kommen wir ganz im Moment an.

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