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Ein Puschtra Bui kehrt in seine Heimat zurück
HEINRICH OBERLEITER Ein Puschtra Bui kehrt in seine Heimat zurück
Nach der Ende 2021 erfolgten Begnadigung durch den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella kehrte der Puschtra Bui Heinrich Oberleiter Ende Juli zum ersten Mal seit fast 60 Jahren nach Südtirol zurück. Zusammen mit der Tochter Sonja Buchzik, dem Rechtsanwalt und ehemaligen Politiker Karl Zeller und der Historikerin Martha Stocker erzählte er über seine Vergangenheit.
von Samuel Schneider
Der gebürtige Ahrntaler Heinrich Oberleiter wuchs in einer Zeit auf, in der das Land Südtirol unter der Unterdrückung des italienischen Staates litt. Trotz Autonomiestatus, welcher im Jahr 1948 verliehen wurde, verbesserte sich die Situation für die Einheimischen kaum. So kam es dazu, dass sich viele dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS), anschlossen. Auch Oberleiter schloss sich mit den drei Gesinnungsgenossen Sepp Forer, Heinrich Oberlechner und Siegfried Steger dieser Gruppe an. Sie sahen darin den Weg zu einem besseren Leben mit Autonomie und Freiheiten. Mit Anschlägen auf Sacheigentum mit symbolischem Gehalt, wie Denkmäler aus der Zeit des Faschismus, Strommasten oder Sozialwohnbauten für zuziehende Italiener versuchte die Gruppe sich gegen die italienische Regierung aufzulehnen. Den Höhepunkt erreichten diese Anschläge in der „Feuernacht“, der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1961, in welcher in der Umgebung von Bozen 42 Freileitungsmasten gesprengt wurden.
DIE HINTERGRÜNDE
Damals sah man keine Erfolge hin zu einer Besserung in der Politik und entschloss sich daher, die Segel selbst in die Hand zu nehmen, erklärt Oberleiter. Auf die Frage, was sie bewegt habe solche Anschläge zu verüben, antwortet er: „Es war damals eine schwierige und rechtlose Zeit. Wegen jeder Kleinigkeit […] wurde man verhaftet […] dann war es auch so, dass viele Menschen keine Arbeit bekommen haben. Die mussten dann ins Ausland und dort ihr Brot verdienen. Wir haben damals die Volkspartei als zu schwach gesehen, weil sie zu wenig erreicht hat in unseren Augen. […] Die Volkspartei verhandelte, aber richtete nichts aus, dann fuhren Sie nach Rom und kamen wie-
Der Heimkehrer Heinrich Oberleiter mit Tochter Sonja. Die Freude war groß. Alfred Stolzlechner
der ungerichteter Dinge zurück.“ Und so sahen die Südtiroler Einheimischen in der Gewalt ihre letzte und einzige Lösung. Besonders der Pfunderer Prozess im Jahr 1957 sorgte bei der Bevölkerung für Empörung. Es ging um eine Wirtsrauferei zwischen zwei italienischen Beamten und acht jungen Männern aus Pfunders, die mit dem Tod von Raimondo Falqui, dem aus Sardinien stammenden Staatsbediensteten, endete. Der Fall sorgte vor allem deshalb für Aufsehen, weil den Verteidigern viele Schritte verwehrt wurden. Beispielsweise wurde die Leiche vom Tatort weggebracht, ohne dass zuvor Spuren gesichert oder Aufnahmen von der Lage dieser gemacht wurden. Der Mann hatte zudem 1,7 Promille Alkohol im Blut und die Angeklagten hatten in ihrem Dialekt Aussagen gemacht, die sinngemäß nicht mit der italienischen Übersetzung übereinstimmten und sich daher belastend für sie ausgewirkt hätten. Schlussendlich wurden sieben der acht Beschuldigten für haftbar erklärt. Dieses Unrecht entsetzte die Bevölkerung, erzählt Oberleiter: „Dieser Prozess war so ungerecht, da konnte man nicht mehr glauben, dass man von der italienischen Justiz noch Recht bekommen würde.“ Und es war diese Ungerechtigkeit, welche die Puschtra Buibm veranlasst hat, Anschläge auszuüben.
GROSSARTIGE KINDHEIT
Die Tochter von Oberleiter, Sonja Buchzik, die in Bayern aufgewachsen ist, spricht über ihre Kindheitstage nur in den höchsten Tönen. Sie und ihre zwei Brüder wuchsen auf einem Hof auf, wo ihre Eltern alles selbst herstellten und verkauften und hätten dort eine großartige Kindheit gehabt. Später wie Oberleiter und seine Frau sich dazu entschieden zwei Kinder mit Behinderung aufzunehmen, waren sie gezwungen den Hof zu verlassen und zogen in eine Behinderteneinrichtung, was ihren Horizont enorm erweiterte, erzählt Buchzik. Über ihre Eltern spricht sie nur von den höchsten Tönen. „Meine Mutter war eine der mutigsten Personen, die ich gekannt habe und mein Vater hat sich immer für uns Kinder Zeit genommen - wir waren bei ihm immer an erster Stelle.“

Viele Pressevertreter waren zur ersten Pressekonferenz erschienen. Heinrich Oberleiter signiert sein Buch. Alfred Stolzlechner

Er war für seine Tochter ein großes Vorbild als Pädagoge und sie ist ihm sehr dankbar, dass er nie ein Feindbild geschürt hat. „Wir haben in unserem Leben viele und einfach auch tolle Italiener kennengelernt“ Buchzik betont, dass für sie seine politische Zeit nicht das Größte war, sondern die Pflege seiner demenzkranken Frau, die er 20 Jahre lang begleitet und gepflegt hat. Er hat ihr Bücher vorgelesen, ihre Windeln gewechselt und ihr Lieder vorgesungen und dafür ist ihm seine Familie unfassbar dankbar.
DIE BEGNADIGUNG
Dadurch, dass Oberleiter aufgrund verschiedener Sprengstoffanschläge in den 1960erJahren von den Schwurgerichten in Bologna und Florenz zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, erwies sich der Fall als deutlich schwieriger als bei den anderen 33 Südtiroler Aktivisten, die der Anwalt und langjährige SVP-Senator Karl Zeller gerichtlich rehabilitiert hat. Diejenigen, die zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt wurden, haben lediglich zwei Möglichkeiten, ihr Urteil rückgängig zu machen: Amnestie oder Gnade. Für die Amnestie, dem Erlass oder der Milderung der Strafe braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit vom Parlament, was laut Zeller in solch einem Fall ausgeschlossen sei. Also blieb nur noch das Gnadengesuch. In den 2000er-Jahren traf sich Zeller mit den drei lebenden Puschtra Buibm und teilte ihnen dies mit. Doch mit dem Gnadengesuch war auch ein indirektes Schuldeingeständnis impliziert, zu dem aber die Puschtra Buibm – darunter auch Oberleiter – nicht bereit waren. Als Tochter Sonja jedoch erfuhr, dass auch sie als enges Familienmitglied für ihren Vater ein Gnadengesuch beantragen könne, hat sie nicht lange gezögert und mit seinem Einverständnis im Jahr 2017 das auch getan. Weil Oberleiter keinen Tag seiner Haftstrafe abgesessen ist, war laut Zeller eine Begnadigung jedoch deutlich schwieriger. Denn Mattarella hat noch nie jemanden begnadigt, der nicht zumindest einen Teil seiner Haftstrafe abgebüßt hatte. Am Ende klappte es aber dann doch. Ausschlaggebend war laut dem Rechtsanwalt der vorbildliche Lebenslauf von Oberleiter. „Er war nie mehr politisch aktiv, er hat sich für seine Familie eingesetzt, hat behinderte Kinder bei sich aufgenommen und Bibelstunden gegeben.“

Anwalt Karl Zeller, Heinrich Oberleiter, Sonja Buchzik und die Historikerin Martha Stocker. sam
Die größte Hürde war die Generalstaatsanwaltschaft in Brescia. Bevor ein Fall nicht von dieser geprüft wird, spricht der Staatspräsident Mattarella keine Begnadigung aus. Nachdem die Staatsanwaltschaft sich durch die Akten von den 60er-Jahren durchgearbeitet hat, kamen sie zum Schluss, dass
bei den Taten, die dem ehemaligen Puschtra Bui zu Last gelegt wurden, kein Mensch starb. Sie sollen laut Zeller geschrieben haben: „Es ist kein Mensch zu Schaden gekommen, außerdem hat er einen vorbildlichen Lebenslauf seit 50 Jahren; dazu noch haben ihm die Angehörigen der Opfer verziehen.“ Der letzte entscheidende Punkt für die Begnadigung vom Staatspräsidenten war der Brief, in welchem Oberleiter sein Bedauern über die Opfer beider Seiten ausdrückte und in dem er der Gewalt abgesagte. Nachdem die Begnadigung ausgesprochen war, kannten Freude und Begeisterung kaum Grenzen. Nach fast 60 Jahren konnte Oberleiter zusammen mit seiner Familie wieder in sein geliebtes Ahrntal zurückkehren. Dort wurde ihm ein Ein gemütlicher Ratscher im familiären Umfeld – zu Hause! schöner Empfang bereitet. //

DIE BOTSCHAFT AN SÜDTIROL
Die Botschaft, welche der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella mit der Begnadigung von Heinrich Oberleiter an die Südtiroler schicken wollte, ist für Martha Stocker klar. Es sei ein Signal der Versöhnung und Anerkennung. Karl Zeller ist überzeugt, dass diese Begnadigung zeigt, dass es Gerechtigkeit gibt und dass der italienische Staat heute anders ist als vor 60 Jahren. „Wichtig war, dass man den Hass sich nicht angewöhnt hat, denn der Hass ist das Schlimmste. Alles andere geht, doch den Hass wird man nicht mehr los“, sagte zum Abschluss auch Heinrich Oberleiter. // sam
PZ Nr. 13 vom 30.06.2022
Der Titel hätte wohl besser Total neben der Spur lauten sollen. Das Titelbild ist emblematisch. Die zwei Herren mit Krawatte auf Wahlkampf und Schönrede-Tour und die beiden Bürgermeister in Arbeitskluft bei einem Abstecher, denn sie brauchen nichts schönzureden, da sie ihre Arbeit gut machen und wirklich für die Bürger der beiden Gemeinden Nachhaltiges tun. Da nehmen die beiden Herren aus Bozen das Wort „Intermodalität“ in den Mund und das ist blanker Hohn und Schönrederei gegenüber den vielen Bus- und Zugbenützern, die derzeit an der Nase herumgeführt werden. Da behauptet Daniel Alfreider doch glatt in der FF vom 1.Juni 2022: „Übernahme geglückt“. Bezug nehmend auf den Öffentlichen Nahverkehr. Die Situation: Gelbe, grüne, rote, weiße, graue Busse vielfach ohne Entwertungsgeräte. Als Hinweisschild für die Destination gibt es ein handgeschriebener Karton. Die Busse sind oft kaum für den Überlandverkehr geeignet, da nur wenige Sitzplätze und die größtenteils Stehplätze. Diese werden oft von Fahrern gelenkt, wo man lieber nach 100 Metern als bei der nächsten Haltestelle wieder aussteigen möchte. Bezüglich Intermodalität ist das Wunschdenken der beiden Herren. Es fallen nämlich jede Menge Züge und Busse aus (siehe Screenshot). Ich bin Mitarbeiter von Essen auf Rädern und hatte vorletzte Woche Dienst. Normalerweise kann ich meinen Dienst nach der Fahr mit dem Zug von Ehrenburg nach Bruneck Nord antreten. Vorletzte Woche ist der geplante Zug aber gleich drei Mal ausgefallen und ich musste notgedrungen mit dem eigenen Auto fahren. Zum Mobilitätszentrum selbst: Dass bei so einem protzigen Mobilitätszentrum das größte Gebäude das eines privaten Fahrradverleihs ist und weder ein Informationsschalter noch ein öffentliches WC Platz gefunden hat, kann beim besten Willen nicht nachvollzogen werden.
Walter Kupa · Ehrenburg
Öffentliche Bedienstete warten lange auf die Auszahlung ihrer Abfertigung. Während im Privatsektor die Abfertigung mit Ende des Arbeitsverhältnisses ausbezahlt wird, warten öffentliche Bedienstete bei Eintritt in den Ruhestand derzeit bis zu 27 Monate auf die erste Rate der Auszahlung ihrer Abfertigung. Bereits Im Jänner 2020 wurde im Südtiroler Landtag ein Beschlussantrag des Team K genehmigt. Darin ist vorgesehen, die Möglichkeit der Einrichtung eines Rotationsfonds zur Vorstreckung der Abfertigung für die öffentlichen Bediensteten zu prüfen und bei positivem Ergebnis diesen einzurichten. Seit November 2020 liegt ein positives Rechtsgutachten vor, umgesetzt wurde leider noch nichts. Aus diesem Grund wurde im Nachtragshaushalt neuerlich die Forderung eingebracht, diesen Rotationsfond endlich einzurichten und den öffentlichen Bediensteten die Abfertigung vorzustrecken. Dies wurde jedoch von der SVP/Lega Mehrheit im Landtag abgelehnt, obwohl eine genehmigter Beschlussantrag aus dem Jahr 2020 vorliegt. Die Begründung des Landeshauptmanns war: „Abgesehen von den Finanzmitteln für die kommenden Jahre, muss zuerst ein strategi-
DER SCHNAUZER

scher Plan ausgearbeitet werden, denn wichtiger als die notwendigen Finanzmittel sind die bereitzustellenden Personalressourcen, die in den betroffenen Ämtern bereitgestellt, besetzt und eingearbeitet werden müssen, um eine so große Anzahl an Abfertigungen zu bearbeiten und auszuzahlen“. Ich bin sehr enttäuscht, die Vorstreckung der Abfertigung für öffentliche Bedienstete wird es weiterhin nicht geben, obwohl der Landtag den Beschlussantrag bereits Anfang 2020 genehmigt hat.
Maria Elisabeth Rieder · Team K
Einige wichtige Überlegungen
Wenn wir kaum noch den regen spüren, wenn bei glühenden Sonnenstrahlen das Nass dem Erdboden fehlt, wenn zunehmend die Gehirnzellen vertrocknen, erst dann wird uns bewusst werden, dass dem Größenwahn des Menschen mit seiner unumschränkten Ausbeutung von Naturressourcen die Grenzen seines Daseins aufgezeigt werden. Friedrich Janach · Innichen
Hoffnung auf einen besseren Morgen
Die ehrenamtliche Organisation „Hoffnung auf einen besseren Morgen“ von Petra Theiner organisiert auch heuer wieder einen mehrtägigen Flohmarkt in Bruneck. Diesmal findet er in der Alten Turnhalle am Rathausplatz statt und zwar von Freitag, 12.08.2022 bis Montag, 15.08.2022 sowie von Freitag, 19.08. bis Samstag, 20.08.2022 - jeweils von 9 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr.
Der Erlös kommt verschiedenen Projekten in Indien zu Gute. Vor allem für die Unterstützung der Straßenkinder, den Schulbau und die Errichtung von Wasserbrunnen werden die Geldmittel verwendet. Genauere Infos über die Organisation und die Projekte gibt es im Internet (www.petratheiner.org). Andrea Steger
Mit Schulende (Mitte Juni 2022) wurde der neue Busbahnhof (Bild 1a) mit quasi einem Jahr Verspätung auf den ursprünglich ins Auge gefassten Termin in Betrieb genommen. Zugleich wurde der Radverleih sowie in Ergänzung zur Bahnhofsbar des Alfons Winkler ein Imbiss eröffnet. Der Parkplatz für 230 PKWs war schon im Spätfrühjahr zugänglich. Einen Kiosk, wo sich die Reisenden mit Lesestoff (beispielsweise Zeitungen) versorgen könnten, gab‘s seit gar einigen Jahren nicht mehr und gibt es auch heute nicht. Ebenso wird übers Fehlen adäquater Sanitäranlagen geklagt. Von Seiten der Stadtgemeinde Bruneck wurde an die STA, der Eigentümerin des Grundes und des Mobilitätszentrums in einem Brief auf den Missstand aufmerksam gemacht – gekoppelt am Vorschlag, so rasch wie möglich eine provisorische WC-Anlage zu errichten. Bis es so weit ist, werden sich die zahlreichen Bahnreisenden bei kumuliertem Bedarf weiterhin anstellen und in Geduld üben müssen (Bild 1b), einmal abgesehen von der wirklich wenig präsentablen Einrichtung, deren Betreten ohnehin eine Portion an Überwindung fordert, von den Frauen noch mehr als von den Männern. Mütter mit Kindern sehen sich ob der spartanischen Ausstattung zumal arg in Bedrängnis versetzt. Das wirft kein gutes Licht auf die renommierte Tourismusstadt. Ganz gelöst wird dieses Problem dann mit der Sanierung des alten Bahnhofsgebäudes. Bis zur vollständigen Verwirklichung des Mobilitätszentrums dürfte es aber noch ein gutes Stück Zeit hin sein. Neben der Sanierung des alten Bahnhofgebäudes (6 Millionen Euro) ist noch die Anbindung des Stegner-Marktplatzes über die Ahrn hinweg an die Pfalzner-Straße zu bauen (4 Millionen plus). Bisher wurden 7,5 Millionen ins Mobilitätsprojekt investiert. Ob die Arbeiten zu den beiden verbliebenen Baulosen tatsächlich, wie angekündigt, im Herbst beginnen, bleibt abzuwarten. Die bestehende Straße über den Stegner-Marktplatz soll im gleichen Zuge nach Süden zum Bahndamm hin verlegt werden. Summa summarum dürften die drei Baulose des Mobilitätszentrums zusammen an die 20 Millionen (plus IVA) verschlingen – salvo imprevisti! // wp
1b.)

ANDERE ZEITEN


„Begegnen sie Weidetieren mit Respekt…!“, so die Aufforderung der großen Organisationen (SBB, HGV, LTS, AVS, Provinz) am Weidezaun (Bild 2a). Ein Apell, der an die Schulzeit von anno dazumal erinnert, wo einem von zu Hause täglich Ähnliches mit auf den Weg gegeben wurde: „Seid Fremden gegenüber stets höflich und respektvoll!“. Damals waren’s die spärlich gesäten „Fremden“, denen man respektvolle Distanz und höflichen Umgang schuldete. Heute sind es an ihrer Stelle die Rindviecher. Ausgenommen davon sind allein die Mistfliegen, die den Kühen nach Belieben auf der Nase herumtanzen dürfen (Bild 2b). Nun die „Fremden“ gibt’s seit der europäischen Verbrüderung, seit dem Fall der Grenzen und der allgemeinen 2a.) Freizügigkeit ohnehin nicht mehr, ebenso wie’s den Fremdenverkehr nicht mehr gibt. An seiner statt ist der Tourismus getreten. „Fremde“ wurden zu „Gästen“, das Fremdenverkehrsgewerbe zur nimmersatten Industrie. Folgenlos blieb diese Entwicklung nicht. Die Invasion (ca. 8 Millionen Ankünfte im Jahr) zog viele Belastungen nach sich und brachte die Tourismusakzeptanz bei der Bevölkerung arg ins Wanken. Der „Gast“ wird wiederum und immer häufiger als „Fremder“, ja sogar als unerwünschter Eindringling empfunden. Temporas mutantur, et nos mutamur in illis (Zeiten verändern sich, und wir verändern uns ihnen). Ob da Schulers Notbremse mit dem Bettenstopp nicht doch zu spät kommt?! // wp

2b.)

Heißer Sommer und große Trockenheit, doch zwischendurch gab’s da und dort sehr wohl heftige Niederschläge, vereinzelt sogar echte Regenbomben, welche Auslöser für Bachübertritte, Erdrutschungen, Murenabgänge, Baumstürze und andere grobe Schadensereignisse waren: unterbrochene Verkehrswege, isolierte Siedlungen, beschädigte Bauwerke, zerstörte Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, nebst den üblichen Kellerüberschwemmungen, die bei jedem stärkeren Regenfall die Feuerwehren zu zahlreichen Einsätzen rufen. Doch auch „Bike Parks“ kommen an solchen Tagen nicht schadlos davon. Abgebrochene Äste und Wipfel, Invasionen von Erdreich… könnten sich Downhillern (Bild 3a) unerwartet in den Weg stellen und zu folgenschweren Unfällen führen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Die ordentliche und außerordentliche Instandhaltung der Pisten obliegt dem Bike-Park-Halter. Ähnlich wie bei Skipisten ist dieser für die ordnungsgemäße Führung und den intakten Zustand der Trails verantwortlich. Das setzt die ständige Überwachung und Instandhaltung des entsprechend ausgezeichneten und klassifizierten Pistensystems voraus (Bild 3b); allein für dieses und nicht auch für Pfade und Wege außerhalb dieses Netzwerkes trägt der Halter die Verantwortung. Es werden deshalb regelmäßig Kontrollabfahrten seitens des zuständigen Personal durchgeführt, dies geschieht speziell nach Gewittern oder Windstürmen.
3b.) Der Kronplatz bedient sich solcher Park-Hüter. Sie machen Kontrollfahrten und legen gleich dort Hand an, wo es durch Erdreich, Gehölz oder durch Ausschwemmungen hervorgerufene Gefahrenfallen zu entschärfen bzw. zu beseitigen gilt (Bild 3c). // wp
3c.)



GELUNGENE ERNEUERUNG
Dietenheim darf sich nun eines erweiterten, modernisierten und mit Kunstrasen neu ausgelegten Fußballplatzes erfreuen, der zudem mit einer potenten Flutlichtanlage ausgestattet ist (Bild 4a). Kostenpunkt um die zwei Millionen Euro, inklusive Iva. Die Modernisierung des Clubgebäudes dürfte mit einer weiteren halben Million (plus IVA) zu Buche schlagen. Damit verfügt der Amateursportverein Dietenheim-Aufhofen nun eine zeitgemäße Fußballanlage. Der Platz wurde 1988/1989 als Hartplatz gebaut. 15 Jahre später wurde das Spielfeld mit Kunstrasen ausgelegt. Dieser wurde
nun im Zuge der Platzerweiterung erneuert. Der ASV Dietenheim/Aufhofen wurde 1981 gegründet. Sein erster und über mehrere Perioden wirkende Präsident war der Olanger Daniel Felder (Bild 4b); er war Lehrer an der landwirtschaftlichen Schule in Dietenheim und später Direktor der Pustertaler Saatbaugenossenschaft. Heute genießt er seinen Ruhestand in Dietenheim. Dem Verein sitzt derzeit steht Michael Kaneider als Präsident vor. Der ASV Dietenheim/Aufhofen spielt in der dritten Amateurliga, mischte aber auch in der zweiten mehrere Jahre erfolgreich mit. In Sachen Frauenfußball leistete der Verein außerdem Pionierarbeit. // wp

LUFT NACH OBEN
„Ahria pura“ heißt ein großes Appartmenthaus hoch über Sand in Taufers, das wir auf diesen Seiten in der letzten Ausgabe gezeigt hatten. Auf demselben Platz hatte früher das Hotel/Cafe Panorama gestanden. Sand in Taufers atmet also „Ahria pura“, doch wer sich damit allein immer noch nicht zufriedengeben kann, fährt kurzer Hand weiter taleinwärts. In Drittelsand, etwa einem Kilometer nach der Burg Taufers, weht bei der Speikboden-Talstation (Bild 5a) dann ein völlig neuer Wind: „Ahria nova“, so verspricht das priva5a.) 4b.)
AKTUELLES

BRUNECKER BRIEFKÖPFE

Im Sommer 2022 zeigt das Stadtarchiv Bruneck eine Ausstellung über Brief- und Rechnungsköpfe von Brunecker Firmen und Gewerbetreibenden. Sowohl im Internet als auch in der Brunecker Stadtbibliothek LibriKa sind 180 Brief- und Rechnungsköpfe aus der Zeit zwischen 1850 und ca. 1920 zu sehen - in der LibriKa werden sie als Faksimiles gezeigt. Die Ausstellung in der LibriKa ist noch bis zum 30. September 2022 zugänglich, der Eintritt ist frei. Die Online-Ausstellung ist te Schild am Straßenrand. (Bild 5b) Es zeigt in Richtung Zielhang der Speikboden-Talabfahrt, wo die „Ahria nova“ von neuen touristischen Wohnstrukturen gefangengehalten wird. Seit vielen Jahren nichts getan hat sich hingegen in Bezug auf die Zusammenlegung des Seilbahn-Parkplatzgeländes und die damit verbundene Verlegung der Ahrntaler-Straße zur Ahrn hin. Eine Verlegung, welche die Speikboden AG seit langer Zeit offenbar vergeblich betreibt, dabei hatte sich „Karol, der Baggerpapst“ vor zwei Jahren auf der Terrasse beim Mühlbacher Badl diesbezüglich noch sehr zuversichtlich geäußert. Präsident der Speikboden AG ist übrigens sein Sohn Franz. Dabei wäre die Verlegung im Interesse der Fahrgäste der Seilbahn sehr wichtig, denn die viel befahrene Staatsstraße mitten durch den Parkplatz birgt ein hohes Gefahrenpotential. // wp


hingegen auf der Homepage des Stadtarchivs abrufbar. Der Link zur Online-Ausstellung: https://www.archiv-bruneck.it/de/stadtgeschichte/dokumente/ ansichtssachen/briefkoepfe // ev