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MK Toblach: 200 Jahre und kein bisschen leise

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Veranstaltungen

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MUSIKKAPELLE TOBLACH 200 Jahre und kein bisschen leise

Das 200-Jahr-Jubiläum hat sich die Musikkapelle Toblach etwas anders vorgestellt. Kein Festkonzert, kein Jubiläumsfest, irgendwie gar nichts, was geplant war, dafür viel Improvisation, sich an die Gegebenheiten anpassen, verschieben, umorganisieren, absagen. Ein Programmpunkt wurde - ein bisschen zeitverzögert zwar, aber trotzdem - wie geplant durchgezogen: die Eröffnung der Musikmeile.

Normalerweise erstellen Musikkapellen Festschriften zu runden Jubiläen – so auch bei der Musikkapelle Toblach schon zweimal geschehen – nach 200 Jahren schien die Zeit aber reif für etwas Neues – und so entstand die Idee zur Musikmeile. Eine eigene Arbeitsgruppe Musikmeile zusätzlich zur Arbeitsgruppe „200 Jahre Musikkapelle Toblach“ setzte die Idee, die irgendwann vor zwei Jahren geboren wurde, in die Tat um. Mit Luis Seiwald fanden sie einen kongenialen Künstler-Partner, der ziemlich schnell eine Vorstellung davon hatte, wie die Musikmeile aussehen sollte. Gestartet wurde die erste Begehung wie es sich gehört am Schulplatz bei der Stele Nummer 1. Obmann Stefan Taschler enthüllte das Kunstwerk im Beisein des Künstlers und seiner Frau Barbara Seeber. Die Musikkapelle spielte den Marsch “Fanfarenklänge” von Julius Fucik. “Im Schritt – Marsch” ging es weiter zum Binta-Hof, dem Heimathaus des Gründers Sebastian Baur. Nachdem es aus den Anfängen leider keine Noten mehr gibt, hat Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner Musik aus der Zeit gewählt, u. z. den ersten

Eröffnung des Festaktes vor dem neuen Probelokal, wo die erste Stele aufgestellt wurde.

Satz aus der Serenade in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Originalbesetzung aus der Gründerzeit – 2 Trompeten, 2 Hörner, 2 Klarinetten, 1 Fagott – mutete dem zahlreich erschienenen Publikum doch etwas kurios an.

DIE GESCHICHTE DER KAPELLE

Die zweite Stele hat die Geschichte der Musikkapelle als Schwerpunkt. Es würde jeglichen Rahmen sprengen, hier auch nur wenige Stationen aus der 200-jährigen wechselvollen Historie aufzuzählen. Moderatorin Michaela Grüner verwies für nähere Informationen auf die QR-Codes direkt auf den Stelen und auf die in deutscher und italienischer Sprache erschienene Begleitbroschüre „Auf der Musikmeile unterWEGs“, die sie zusammen mit der Toblacher Schlagzeugerin Elisabeth Rienzner geschrieben hat. Nicht unerwähnt sollen an dieser Stelle die fast lückenlose Chronik und die fast lückenlose Tätigkeit der Musikkapelle bleiben. Sogar während der Weltkriege und während der Corona-Pandemie hat der Klangkörper – wenn auch reduziert – musiziert. Die dritte Stele am Rathaus trägt den Titel „Verein & Dorf“ und hat die Organisationsstruktur der Kapelle zum Inhalt. An der Spitze steht der Obmann, ihm zur Seite ein siebenköpfiger Ausschuss, als 9. Mitglied kommt der Kapellmeister dazu. Der Aus-

Auf der Musikmeile unterwegs

Die Turmbläser in Aktion. Im Schritt – Marsch!

Michaela Grüner und Elisabeth Rienzner (Moderation und Broschüre).

schuss wird alle 3 Jahre neu gewählt, die letzte Wahl liegt erst einen Monat zurück. Jahrzehntelang, was heißt jahrzehntelang – mehr als 1 ½ Jahrhunderte war die Musikkapelle Toblach ein reiner Männerverein. Erst 1985 spielte zum ersten Mal eine Frau mit. Dass das eine verwirrende Erfahrung war, zeigt der Eintrag ins Chronikbuch aus Anlass eines Konzertauftritts in Dorf Tirol. Der Chronist vermerkte in seiner gewohnt korrekten Art: „Es waren anwesend: 50 Mann + Astrid Hell“. Heutzutage wäre es verwirrender, wenn es keine Frauen gäbe. Aktuell stehen 47 Männern 37 Frauen gegenüber. Musikalisch gab es an der dritten Stele den 2. und 3. Satz aus der Serenade in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart – diesmal in einer Bearbeitung für Holzbläserensemble.

STÄNDIG IM „EIN-KLANG“

Die 4. Stele ist bei der Pfarrkirche aufgestellt. Das von Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner eigens für den Anlass komponierte Werk „Ein-Klang“ für 6 Turmbläser, Kirchenglocken und großes Blasorchester erlebte seine Uraufführung und gleichzeitig wohl auch seine für lange Zeit letzte Aufführung. Das Publikum zeigte sich begeistert vom Zusammenspiel der verschiedenen Elemente und erlebte einen Hörgenuss, den es wohl nicht allzu oft geben wird. Raphael Steinwandter dirigierte das Blasorchester beim Rathaus, Sigisbert Mutschlechner die Turmbläser und Glockenspieler hoch oben auf dem Kirchturm. Auf dem Weg zur 5. Stele beim Tourismusverein setzte leichter Nieselregen ein, was dem Publikum aber gar nichts ausmachte. Die Zuschauer erlebten neben wundervoller Musik auch noch phantastische >> Suchen Mitarbeiter Mitarbeiter

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Die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten bringen sich ein. Am Bahnübergang im flotten Marschschritt.

Marschformationen. So zeigten die Toblacher, wie man gut durch die – für Fünferreihen etwas enge - Unterführung kommt. Die Stele beim Tourismusverein befasst sich mit der Bekleidung der Toblacher Musikantinnen und Musikanten. Moderatorin Elisabeth Rienzner erzählte über die Toblacher Eigenart, immer mal wieder die so genannte Uniform bestehend aus Rock und Hut anstelle der Festtagstracht zu tragen. Die musikalische Gestaltung übernahmen die Jungmusikanten, die das erste oder zweite Jahr im Klangkörper mitspielen.

Zum Abschluss am Grand Hotel Toblach zeigte sich das Wetter wieder freundlicher. Moderatorin Michaela Grüner sprach mit Künstler Luis Seiwald über die Vorberei-

Künstlerpaar Barbara Seeber und Luis Seiwald v.l.n.r. Obmann Stefan Taschler, Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner, Bürgermeister Martin Rienzner, Künstler Luis Seiwald, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Musikmeile Hermann Rienzner.

tung und die Realisierung des Projektes. Seiwald hat das Logo der Musikkapelle Toblach – entworfen vor vielen Jahren von Toni Walder – in seine Versatzstücke zerlegt und aus Inox und Cortenstahl mit Hilfe von Maximilian Baur und Hannes Bergmann neue Kunstwerke geschaffen. Mit dem „Toblacher Musikantenmarsch“ des vereinseigenen Trompeters Matthias Kiniger wurde der musikalische Spaziergang beendet. Für Interessierte gibt es in der Begleitbroschüre „Auf der Musikmeile unterWEGs“, erhältlich beim Tourismusverein in deutscher und italienischer Sprache, noch Genaueres nachzulesen. // mig

Die Begleitbroschüre

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