5 minute read
Philipp Ausserhofer: Knallharter Trailrunner mit großen Ambitionen
„Von zu Hause fortzugehen und alles, was einem so vertraut ist – seine Heimat, seine Familie, die Menschen, die man liebt – zurückzulassen und all das für seinen Traum zu riskieren erfordert Mut. Es erfordert Mut aufzubrechen und loszuziehen, um einen Weg zu gehen, dessen Verlauf noch nicht gezeichnet ist, auf einer Karte voller Möglichkeiten, aber dessen Ziel längst in seinem Herzen feststeht. Ist es nicht die Magie, alles für einen Traum zu riskieren, den keiner kennt, außer man selbst?“
Diese philosophischen Worte stammen vom Ahrntaler Philipp Ausserhofer, dem 28 Jahre alten Extremsportler, der Anfang Juli mit seinem „Homerun“, einem Lauf über 160 Kilometern mit 11000 Höhenmetern rund um das Ahrntal aufhorchen ließ. Den Titel des Rennens hat Philipp dem Baseball entlehnt und für seinen Lauf frei interpretiert: all das Gelernte nach Hause zu bringen! Von Sand in Taufers über den Kellerbauerweg zur Chemnitzerhütte, über die Schwarzensteinhütte zur Birnlücke, weiter zur Lenkjöchlhütte und vorbei am Magerstein zur Rieserfernerhütte, um dann in Sand wieder anzukommen – und dies alles in unvorstellbaren 34 Stunden. Begleitet und dokumentiert von einem Filmteam rund um seinen Jugendfreund Manuel Kottersteger. Es war nicht nur eine grandiose sportliche Leistung, es war ein extremer Lauf voller Emotionen für den jungen Ahrntaler. Philipp Ausserhofer ist Apotheker, arbeitet, lebt und trainiert seit zehn Jahren in Innsbruck und dem Stubaital. Dort hat er ideale Trainingsbedingungen für seine Leidenschaft, das Trailrunning vorgefunden. Mittlerweile ist er Teil des internationalen Athletenteams von Scarpa und Karpos, wird zu großen Wettkämpfen eingeladen und hat den Traum, von und für seinen Sport leben zu können.
EIN GESPRÄCH ÜBER DAS LAUFEN, DIE HEIMAT, MOTIVATION, SALBEITEE UND SALATGURKEN UND DAS LEBEN ALS WANDERKARTE…
PZ: „Homerun“, ein Lauf rund um das
Ahrntal, wie kommt man auf so eine verrückte Idee?
Philipp Ausserhofer: Es ist die Geschichte eines Traumes, einer Entwicklung und eine der wichtigsten Entscheidung meines Lebens. Vor zehn Jahren habe ich mich für das Pharmaziestudium in Innsbruck entschieden. Ich musste dafür meine Heimat und damit meine geliebten Hausberge verlassen. Fernab meiner Heimat habe ich dort neben meinem Studium und der Ausbildung zum Apotheker auch meine Berufung, den Geländelauf - das Trailrunning - gefunden. Inspiriert wurde ich vom Buch des spanischen Ausnahmeläufers Kilian Jornet, das den bezeichnenden Titel „Run or die“ (lauf oder stirb) trägt. An seine Grenzen gehen, das eigene Leistungsvermögen ausloten, dabei etwas zu erleben, über sich hinauszuwachsen und möglichst viel Zeit draußen zu verbringen… all dies bietet dieser herausfordernde Sport für mich. Und all diese Emotionen haben sich in diesem Extremlauf vereint, noch dazu in meiner Heimat, wo ich jeden Berg und jeden Weg kenne… und letztlich doch während dem Lauf so viel Neues entdeckt habe.
Welche Emotionen haben dich im Projekt begleitet?
Einer der schönsten Momente war, als ich beim Tristenspitz, meinem Hausberg mit vielen Erinnerungen an meine ersten Bergläufe in Weißenbach vorbeigelaufen bin! Einer der schwierigsten Momente war am Tauernjoch, als mich ein Gewitter voll erwischt hat. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, die Strecke abzuändern. Doch die mentale Stärke hat mir geholfen alles wie geplant durchzulaufen. Einer der unvergesslichsten Momente war jener, als ich am Magerstein in der prallen Sonne am Gletscher meine Trink- und Essensvorräte aufgebraucht hatte und einen Bergsteiger um Wasser gebeten habe. Er gab mir Salbeitee und eine am Morgen in seinem Garten geerntete Salatgurke. Salbeitee mit Salatgurke – eine extravagante Kombination, die mich wieder zu Kräften kommen ließ!
Aufgeben war nie eine Option?
Nein, aufgeben war keine Option. Ich war aber sehr froh, dass mich während der Nachtstunden mein Vinschgauer Freund Daniel Jung, selbst Profitrailrunner, begleitet und unterstützt hat. Nach den beiden Gewittern war es beruhigend einen Freund zur Seite zu haben. Aber klar gab es schwierige Momente, wo ich mich überwinden musste weiterzumachen. Ich sehe Schwächeperioden jedoch auch als Chance: Dadurch, dass man sie überwindet, wird man immer stärker, nicht nur physisch sondern vor allem mental. Ich glaube das Projekt ist hierbei ein Sinnbild für meine Entwicklung der letzten Jahre: am Anfang habe ich zu viel gewollt, meinem Körper zu viel abverlangt und dies mit Verletzungen bezahlt. Ich habe gelernt auf meinen Körper zu hören und ihm zu vertrauen. Jetzt bin ich auf einem guten körperlichen Niveau, durfte dieses Jahr an tollen Wettkämpfen teilnehmen und konnte tolle Ergebnisse erlaufen: 1. Platz beim Dolomiti Extreme, 3. beim Garda Trentino Trail, 2. Platz beim Suisse Alps100, 1. Platz beim Mozart100. Ich hoffe diese Form auch in den kommenden Rennen bestätigen zu können. Die Ziele sind groß.
Wer hat Dich auf diesen Weg gebracht?
Ich bin in einer sehr sportlichen Umgebung aufgewachsen mit Fußball und Skifahren, mit sportlichen Eltern, Onkeln und Tanten, dies hat mich geprägt. Meine Familie ist mir eine große Unterstützung, sie hat immer an mich geglaubt! Als Vorbild möchte ich den Spanier Kilian Jornet nennen, durch die Lektüre seines Buches bin ich motiviert und begeistert worden. Aber auch Daniel Jung, mit dem ich mittlerweile gut befreundet bin, inspiriert mich mit seiner Art des Laufens. Und…es ist ein besonderes Gefühl, wenn einstige Idole zu Kontrahenten und sogar zu Freunden werden! Und dann ist da noch meine Freundin Verena, die mir im Wettkampf und Leben eine große Stütze ist.
Wie siehst Du Deine Zukunft?
Aktuell versuche ich den Spagat zwischen meinem Beruf als Apotheker und dem Läuferdasein, so gut wie möglich zu schaffen. Ich arbeite mittlerweile in Teilzeit, um Training, Wettkämpfe und alles was dazugehört, abdecken zu können. Doch ich sehe das Leben als Wanderkarte, mit eingezeichneten Pfaden, vielen Wegweisern und damit auch vielen Möglichkeiten eine Richtung einzuschlagen. Der Weg geht weiter, die Zukunft ist offen, ich möchte meine Träume Wirklichkeit werden lassen. Ich bin dankbar dafür, dass meine Familie und Sponsoren diesen Weg derart unterstützen und vor allem, dass sie daran glauben. Wer weiß, was die Zukunft für mich bereithält. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben um Träume wahr werden zu lassen und die Freude am Laufen nie zu verlieren.
// Interview: Monika Gruber
DIE GRÖSSTEN ERFOLGE VON PHILIPP AUSSERHOFER
• 1. Platz Mozart 100 (Ultra Trail World
Tour, erster Weltcupsieg!) • 1. Platz Dolomiti Extreme Trail • 2. Platz SwissAlps100 • 1. Platz Innsbruck Alpine Trailrunning
Festival • 3. Platz Garda Trentino Trail
Wir suchen Mitarbeiter für Produktion u. Montage