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Antholz – quo vadis?: Mobilität im Fokus
ANTHOLZ – QUO VADIS? Mobilität im Fokus
Das Glück und der Reiz, in einem der schönsten Fleckchen der Erde zu leben, inmitten teils noch unberührter Natur, haben aber bekanntlich auch ihre Schattenseiten. Als beliebte Tourismusdestination hangelt sich Südtirol – das Pustertal macht dabei keine Ausnahme – ständig an der Schwelle zwischen Bewahrung der Naturlandschaft und der Zufriedenstellung der Gästebedürfnisse dahin. Auch das Antholzertal beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit diesem Dilemma. Als Zentrum des Biathlonsports weltbekannt, als Ausflugziel mit dem Antholzer See äußerst begehrt, als Durchfahrtsgebiet mit dem Staller Sattel als Verbindung zum österreichischen Defereggen viel genutzt, stellt sich das beschauliche Tal die Frage, wohin die Entwicklung denn nun führen soll. Unlängst hat die Gemeinde Rasen-Antholz im Rahmen des Interreg-Projektes „BBB-MMM/sich besser in Bergregionen bewegen - muoversi meglio nelle montagne” zu einer Veranstaltung rund um das Thema der grenzüberschreitenden Mobilität geladen, um sich mit Zukunftsperspektiven in Hinsicht auf den Antholzer See und den Staller Sattel auseinanderzusetzen.
Südtirol, der begehrteste nachhaltige Lebensraum Europas im Jahre 2030 – so lautet die Vision, ja das Ziel für Südtirol im Tourismussektor. Doch wie gestaltet sich dieses Ziel konkret in den einzelnen Destinationen? Wie lassen sich Hotspots, Gästeströme, zunehmendes Verkehrsaufkommen, sensible Ökosysteme und Nachhaltigkeit miteinander vereinen? Frei nach dem Motto „Antholz sucht Zukunft” machte sich die Gemeinde Rasen-Antholz in einer entsprechenden Veranstaltung – übertitelt mit „Wissensvermittlung und Denkwerkstatt“ – an die Aufgabe, gemeinsam an entsprechenden Denkanstößen zu arbeiten. Im Medienzentrum des Biathlonzentrums Antholz setzen sich interessierte Bürger*innen, Mitglieder des Gemeinderats und Vertreter*innen der Schulterschluss-Gemeinden von Rasen-Antholz, Hopfgarten in Defereggen und Val di Zoldo, unter anderem vertreten durch die beiden Bürgermeister, Franz Hopfgartner und Camillo De Pellegrin, mit künftigen Möglichkeiten in punkto Mobilität in Bezug auf den Antholzer See und den Staller Sattel auseinander.
STATUS QUO UND VISIONEN
Die Referenten und Vortragenden beim Gruppenbild für die PZ. jst
derators Daniel Campisi von LETSMOVE, Kompetenzzentrum für die Elektromobilität in Südtirol und im Alpenraum, stand der Vormittag mit verschiedenen Vorträgen und Projektpräsentationen zunächst im Zeichen der Wissensvermittlung. Markus Pescollderungg vom iPM Ingenieurbüro in Bruneck stellte mit dem Projekt „Mit der Seilbahn auf den Staller Sattel” als alternative Lösung für eine nachhaltige Mobilität im Antholzertal eine seilbahntechnische Anbindung auf den Staller Sattel als künftige Möglichkeit zur Diskussion in den Raum. Eine Verkehrsreduzierung sei durchaus notwendig, so Pescollderungg, eine öffentliche Verkehrsanbindung wünschenswert, eine Seilbahnanbindung – sei es eine Gruppenbahn, sei es eine innovative 3SBahn, diese zwei Varianten wären vorgesehen – aus umwelttechnischer Sicht sicherlich mit einigen Pro und Contras versehen, man müsse das Ganze aber im Verhältnis zur derzeitigen Situation betrachten. Ingenieur Winfried Theil vom Studio Theil in Bozen erörterte anschließend das „Mobilitätskonzept Antholzer See 2018“, welches sich, basierend auf dem vorhergehenden aus dem Jahre 2004, mit der besonderen Ausgangslage des Talschlusses befasst. Das aktuelle Konzept konzentriert sich dabei lediglich auf die Sommermonate und fasst im Wesentlichen drei mögliche Szenarien ins Auge, von einer Mauterhebung für den Staller Sattel über eine Aufwertung des Seebereichs durch Abgrenzung bis hin zu einer allgemeinen Verkehrsberuhigung – letzteres, die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen vorausgesetzt, wohl am ehesten umsetzbar laut Theil. Der Abteilungsdirektor vom Straßendienst im Ressort Infrastruktur und Mobilität der Südtiroler Landesverwaltung, Philipp Sicher, gab indes allgemeine Einblicke in die Verkehrsflusserhebung, die Steuerung des Verkehrs und entsprechende Maßnahmen von Seiten des Landes anhand bereits bestehender Projekte und Anfragen. Grundlegend für eine Planung in Sachen Mobilität sei es, so Sicher, sich zunächst einmal Evidenz über die Verkehrszusammensetzung zu verschaffen. Dann gäbe es unterschiedliche Lösungen und verschiedene Möglichkeiten einer Verkehrssteuerung, wobei die Landesverwaltung eine einheitliche Herangehensweise im Land ganz klar begrüßen würde. Ganz allgemein über die Frage und die Begrifflichkeit der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität, sowohl im Hinblick auf die einheimische Bevölkerung als auch für >>
Gäste, als wichtige Referenz für künftige Entscheidungen, referierte im Anschluss Professor Thomas Bausch, Direktor des Kompetenzzentrums Tourismus und Mobilität der Freien Universität Bozen in Bruneck. Südtirol sei nach wie vor Projektionsfläche für das Schöne, so Bausch. Im Bereich Verkehr seien die Probleme, nicht zuletzt auch was den Lärm betrifft, aber mittlerweile so offensichtlich – auch für die Gäste! –, dass man sie nicht mehr weglügen könne. Seine Schlussfolgerung: Die ständige und unreflektierte Benützung des Autos - auch im Alltag - ist ein Kernproblem, das gilt nicht nur für die Touristen, sondern auch für die einheimische Bevölkerung, selbst wenn vielfach das Bewusstsein dafür fehlt – ein Plädoyer für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs, im Übrigen auch als nicht zu unterschätzende Grundlage sozialer Kontakte… Das Schlagwort Nachhaltigkeit, mit Betonung auf eine glaubhafte Nachhaltigkeit, stand abschließend auch im Fokus der Ausführungen des Marketing Direktors von Dolomiti Superski, Marco Pappalardo, der die Positionierung und Kommunikationsstrategie von Dolomiti Superski erläuterte, fußend auf einer entsprechenden Wertediskussion, aus der sich schlussendlich sieben Werte herauskristallisiert hätten, neben der glaubhaften Nachhaltigkeit beispielsweise Vielfalt und Authentizität oder Sicherheit, Verlässlichkeit und Qualität.
EINE GEMEINSAME VISION
Bevor es am Nachmittag in Workshops um die Ausformulierung von Zielen beziehungsweise der nächsten Schritte ging, konnten sich die Teilnehmer*innen vor einem gemeinsamen Mittagessen im Biathlonzentrum im Zielschießen üben. Das Ziel im Fokus, lautete die Devise, ein guter Startschuss also für die anschließenden Gruppenarbeiten. Dabei ging es nicht um konkrete Lösungen, wie Bürgermeister Thomas Schuster unterstrich, sondern um Grundsatzfragen in Bezug auf die künftige Ausrichtung und Maßnahmen in Hinblick auf den Antholzer See und den Staller Sattel. Welche Ziele soll sich Antholz setzen? Welche Rolle sollen der Antholzer See und der Staller Sattel spielen? Muss der Staller Sattel erreichbar sein, für jede/n und jederzeit, und welchen Zweck soll die Verbindung haben? Ein Grundtenor war bei der Vorstellung der Workshop-Ergebnisse dabei klar ersichtlich: Die besondere und wertvolle Naturlandschaft, sei es am Antholzer See als auch auf dem Staller Sattel, darf ihren Status als Ruhegebiet nicht verlieren. Eine Verkehrssteuerung sei wünschenswert, eine Reduzierung des Individualverkehrs erstrebenswert. Vorschläge wie eine Kontingentierung oder der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel mit verschiedenen ShuttleLösungen oder ein Auffangparkplatz am Taleingang wurden diesbezüglich beispielsweise genannt. Der größte Diskussionsbedarf kam beim Thema „Winter“ zum Vorschein. Da der Staller Sattel derzeit von Südtiroler Seite aus nur im Sommer befahren werden kann, stellt sich die Frage einer womöglich künftigen ganzjährigen Mobilitätslösung - zum Zwecke des kulturellen Austausches mit Defereggen einerseits durchaus attraktiv, in Bezug auf Nachhaltigkeit aber nicht ganz unproblematisch. Der Grundstein zu weiteren Diskussionen über Kontrollen, Verkehrssteuerung und Mobilitätslösungen wurde im Rahmen dieses Interreg-Projekts also gelegt, welcher Weg im Antholzer Tal schlussendlich eingeschlagen wird, soll im Sinne von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen und Maßnahmen nach einer Vertiefung der Thematik schrittweise definiert werden. // jst
Etwas Spaß darf ruhig sein: Die Akteure beim Zielschießen im Biathlonzentrum. jst
Antholz sucht Zukunft – diverse Positionen, diverse Vorschläge, diverse Lösungen… Wie sieht die Zukunft der alpinen Mobilität im Antholzer Tal denn nun aus? Die PZ hat nachgehakt und Bürgermeister Thomas Schuster zum Interview gebeten:
PZ: Noch gilt das Antholzer Tal nicht als DER Mega-Hotspot, aber attraktive und beliebte Ausflugziele wie der Antholzer See, der Staller Sattel oder auch das Biathlonzentrum ziehen stetig immer mehr Besucher*innen an, mit der Folge, dass der Verkehr zunimmt… Haben Sie denn Angst vor Horrorszenarien à la Pragser Tal/
Pragser Wildsee?
Thomas Schuster: Mit der Sehnsucht nach Rückzugsgebieten in Kombination mit der Reichweite der digitalen Medien und dem Konsumverhalten unserer Freizeitgesellschaft nimmt die Begehrlichkeit und Attraktivität der genannten Ausflugsziele unbestritten zu. Etwas beruhigend wirkt vielleicht ein Vergleich in Bezug auf die Zahl der Parkplätze, welche beim Antholzer See im Vergleich zu Prags nur ein Zehntel beträgt. Dennoch ist ein antizipatives Planen für zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Verkehrs- und Besucherlenkung wichtig. Im Fokus der Kritik steht in der Gemeinde öfters der Durchzugsverkehr über den Staller Sattel und damit etwas andere Gegebenheiten als in Prags.
PZ: Lassen sich Ihres Erachtens nach
Tourismus und entsprechende Besucherströme mit Lebensqualität und
Nachhaltigkeit überhaupt in Einklang bringen? Und wie?
Thomas Schuster: Mobilität ist Teil des Tourimus, vermehrt aber auch Teil des Urlaubserlebnisses. Unabhängig von den weiteren technischen Entwicklungen braucht es neue Kommunikationsinstrumente in Kombination mit einer Besucherlenkung, um das Erlebnisbedürfnis des Gastes und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbinden.
PZ: Gerade in Bezug auf eine mögliche
Befahrbarkeit des Staller Sattels auch während der Wintermonate scheinen sich die Geister doch sehr zu scheiden – wird diese Frage zum großen Tauziehen werden?
Thomas Schuster: Eine Befahrbarkeit der Straße im Winter bis zum Grenzübergang ist keine Option und nicht Gegenstand von Überlegungen. Der Wunsch einer ganzjährigen Mobilitätslösung für den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den zwei Talschaften ist bereits älter. Auch die vermehrten Unterbrechungen und
Schwierigkeiten auf der Staller Sattel Straße aufgrund von Naturereignissen haben einen Denkanstoß ausgelöst. Im Rahmen des Interreg Projekts mit den Gemeinden Hopfgarten und Val di Zoldo ergab sich die Möglichkeit, die technische Machbarkeit einer Seilbahnverbindung vom Biathlonzentrum zum Staller Sattel zu überprüfen. Die Fragestellung ist folgende: Welches nachhaltige Verkehrsmittel ist für einen ganzjährigen öffentlichen Personentransport geeignet? Nachdem die Zweifel hinsichtlich der Verträglichkeit dieser Mobilitätslösung mit dem unberührten Talschluss im Winter als auch die Befürchtungen einer weiteren touristischen Erschließung überwiegen, werden die aufgezeigten Möglichkeiten wohl weit in die Zukunft rücken oder möglicherweise verstummen.
PZ: Sie haben es bereits angesprochen, als Gemeinde Rasen-Antholz stehen
Sie in regem Austausch mit den Gemeinden Hopfgarten/Defereggen und
Val di Zoldo – in wie weit ist die gemeinsame Diskussion - gerade in Hinsicht auf Mobilität in den Alpen-interessant/befruchtend?
Thomas Schuster: Besonders im Bereich der Mobilitätslösungen heißt es immer wieder über den Tellerrand zu schauen, und oft liegen interessante Ansätze recht nahe. Persönlich war der Meinungsaustausch und der Einblick in das jeweils andere Gemeindegeschehen sehr aufschlussreich und lehrreich. Die Gemeinde Val di Zoldo (Belluno) ist Hauptträger des Interreg Projekts. In Mittelpunkt steht das sehr interessante und kapillare Mobilitätskonzept im Defer-
Bürgermeister Thomas Schuster zeigt unterschiedliche Lösungsansätze auf. jst
eggental. Dort ist es gelungen, den öffentlichen Personennahverkehr zunächst durch ein Ruftaxi, also einen Kleinbus mit Voranmeldung, als Teil des öffentlichen Nahverkehrs zu ergänzen. Als drittes Element der öffentlichen Mobilität konnte ein Zusatzangebot nur für die einheimische Bevölkerung in Form eines Gemeindemobils (E-Auto) mit ausschließlich ehrenamtlichen Fahrern (50 Personen in drei Gemeinden) umgesetzt werden. Besonders das letztgenannte Angebot mit seinen hohen sozialen Multiplikatoren wäre für viele ländliche Gemeinden interessant, vorausgesetzt die rechtlichen Möglichkeiten und ein starkes Volontariat sind gegeben.
PZ: Das Ziel dieser Veranstaltung war es, sich frühzeitig mit der Thematik rund um künftige Lösungen auseinanderzusetzen – wie soll es nun konkret weitergehen? Wie sieht das procedere aus?
Thomas Schuster: Ja, richtig, wobei die Thematik im Kontext und als Teil des noch zu erarbeitenden Mobilitätskonzepts im Rahmen des Gemeindeentwicklungsplans gesehen werden muss. Wir befinden uns daher derzeit auf einer Konzeptebene. Im Bereich der Alltagslösungen stehen am Talschluss andere kurz- und mittelfristige Vorhaben im Vordergrund. Hierzu zählt die Umsetzung eines Verkehrsmonitorings mit dem Landestraßendienst, um eine fundierte Datenlage aller Verkehrsflüsse zu erhalten und damit die gemeindeinternen Verkehrsbewegungen von den Besucherströmen zum Biathlonzentrum und Antholzer See und dem Durchzugsverkehr über die Grenze analysieren und differenzieren zu können. Ein Verkehrsknoten beim Biathlonzentrum mit Erneuerung der Bushaltestellen, auch für einen angedachten Busshuttle hinter dem See beziehungsweise Staller Sattel, ist ein weiteres Vorhaben. Nicht unerwähnt sollen auch die Vorhaben im Bereich des Radwegenetzes in Rasen und Antholz bleiben. Ein wichtiges Verbindungsstück zwischen Antholz Mittertal bis zum Antholzer See ist Teil einer möglichen Finanzierung aus Mitteln für die olympischen Winterspiele 2026.
// Interview: Judith Steinmair
Die Ortspolizei informiert!
Besetzung öffentlichen Grundes
Das Staatsgesetz Nr. 160/2019 sieht vor, dass ab dem Jahr 2021 unter anderem die Gebühr für die Besetzung öffentlichen Grundes durch die Vermögensgebühr für Konzessionen, Ermächtigungen oder Werbemaßnahmen und für Konzessionen für Besetzungen auf Märkten ersetzt wird.
Mit Beschluss des Gemeinderates der Stadtgemeinde Bruneck vom 29.12.2020, Nr. 41 wurde die entsprechende Verordnung genehmigt. Die Verordnung über die Vermögensgebühr ist somit seit 01.01.2021 in Kraft.
Die Einführung der Vermögensgebühr bei der Besetzung öffentlichen Grundes hat keine größeren Änderungen mit sich gebracht. Weiterhin ist es notwendig bei der Besetzung von öffentlichem Grund eine entsprechende Genehmigung einzuholen. Die Zuständigkeit für Bruneck liegt hier bei der Ortspolizei Bruneck. Vor allem bei privaten und öffentlichen Bauvorhaben ist es oft unumgänglich, dass öffentlicher Grund besetzt werden muss. Spätestens bei den Grabungsarbeiten für den Anschluss an die primären und sekundären Infrastrukturen ist dies dann notwendig. Einschränkungen entlang von Straßen und Wege sind dann unumgänglich.
Um die Besetzung öffentlichen Grundes zu beantragen ist es notwendig das entsprechende Antragsformular auszufüllen. Dieses kann von der Homepage der Stadtgemeinde Bruneck heruntergeladen werden. Alternativ ist es natürlich auch möglich im Lizenzamt bei der Ortspolizei Bruneck das Antragsformular abzuholen. Auch können dort die Mitarbeiter eventuelle Fragen zum Thema Besetzungen beantworten.
Die Ortspolizei Bruneck
STRASSEN Auf sicheren Wegen
Die Instandsetzungsarbeiten an der Straße von Uttenheim nach Mühlbach und Tesselberg sind abgeschlossen. Die Haidenberg-Straße ist wiederum zur Gänze auf der ursprünglichen Trasse befahrbar.
Die Provinzstraße Nr. 81, sie führt von Uttenheim nach Mühlbach und weiter über Tesselberg und Amaten nach Percha, präsentierte sich nach dem Winterausklang in keinem guten, abschnittsweise geradezu in einem erbärmlichen Zustand. Dies traf u. a. auch auf den Abschnitt durchs Dorf Mühlbach zu, worüber die PZ in dieser Rubrik zweimal, fotografisch untermauert, berichtet hatte. Mittlerweile wurde der diesbezügliche Bereich auf einer Länge von rund 300 Metern neu asphaltiert (Bild a.). Daneben wurden im Zuge der schon vorher durchgeführten Ausbesserungsarbeiten weitere stark beschädigte Straßenabschnitte, zusammengenommen in etwa 700 Meter, neu asphaltiert; die vielen Risse, Löcher sowie Senkungen an anderen Stellen wurden hingegen gestopft und überteert. Seitdem ist die Bergstraße wiederum einigermaßen gut befahrbar. Freilich, ein Muster zum Herzeigen ist sie deswegen noch lange nicht, wie sie es beispielsweise 1997 war, als die Akteure des 80igsten Giro d’Italia die 19te Etappe von Predazzo nach Pfalzen fuhren und in der Schlussphase, bei widrigsten Wetterbedingungen, den Weg von Percha über Mühlbach (Bild c.) nach Uttenheim radelten, bevor sie über Gais nach Bruneck
a.)
b.)
hetzten, um von dort aus den letzten Anstieg zum Ziel in Pfalzen hochzusteigen, wo sich der Spanier Josè Luis Rubiera im Alleingang als Erster ankam. Die Lehre daraus: Straßen sollten in erster Linie den Anforderungen des täglichen Lebens entsprechen; genügen sie darüber hinaus jenen der Radprofis, ist das dann und wann, wenn sie durchs Land radeln, wohl von sektoralem Vorteil, der vor allem der hiesigen Fremdenverkehrswirtschaft zugutekommt. Diesbezüglich geht Regierungspräsident Arno Kompatscher denselben Weg, den schon sein Vorgänger gegangen war: den Giro immer wieder nach Südtirol zu holen.
Ob Kompatscher dabei ebenso erfolgreich wie Luis Durnwalder sein wird, bleibt abzuwarten. Mit dem Etappenziel in Antholz (2020) machte er schon mal einen guten Fang. Zu Zeiten Durnwalders beherbergte
das Pustertal bzw. das Gadertal den Giro verhältnismäßig oft: St. Vigil, Olang, Pfalzen, Bruneck, Sexten, Innichen, Alta Badia, Toblach etc. 2021 mied der Giro unsere Provinz. Für 2022 ist die Tür noch einen Spaltbreit offen. Ob sie sich ganz auftut, das hängt wohl von der Zahlungsbereitschaft der Bewerber ab; der Tarif für ein Etappenziel liegt bei rund 200.000 Euro. Keine Kleinigkeit also, insbesondere zu Pandemiezeiten nicht. Doch das ist der Preis. Gerechtfertigt wird der tiefe Griff in die Steuerschatulle in der Regel mit dem hohen Werbeeffekt der Italienrundfahrt. Insbesondere die Tourismusbranche ist daran sehr interessiert. Apropos Straßen: Der wegen Steinschlags seit quasi vier Jahren gesperrte erste Abschnitt der Zufahrtsstraße hinauf zum Almdorf Hai-
SKIHIMMEL MACHT AUF
Der Spätherbst leuchtet dem Winter, er steht bereits an der Tür, den Weg (Bild 1a.). Nach zwei coronabedingt teilweise bzw. total verwirkten Wintersaisonen (2019/020 bzw. 2020/021) liegen alle Hoffnungen der Tourismuswirtschaft nun in der bevorstehenden. Sie hat bereits begonnen: in Sulden am 25. Oktober, am Kreuzbergpass geht’s am Samstag, dem 13. November los; mit 27. November, wann der Winter seine Falttür dann quasi zur Gänze zusammenklappt und somit den Blick auf den Skizirkus provinzweit freimacht, klappt die Tourismusindustrie die Kassadeckel in der Hoffnung hoch, deren leeres Gähnen während der letzten beiden Jahre möge alsbald im Geldfluss ersaufen, darin im Überfluss ersticken. Und die Voraussetzungen sind vielversprechend: Die Schneefälle denberg ist seit Sommer wiederum befahrbar (Bild b.). Der Hang wurde von allem nicht fest mit dem Boden verbundenen Fels- und Gesteinsmaterial befreit; eingesammelt, aufgearbeitet und abgeräumt wurde zugleich das wirr verstreute Schadholz, sodass sich der Hang zurzeit zwar nackt, doch dank zweier auf unterschiedlicher Höhe in den Boden gebauter Auffanggräben steinschlagsicher präsentiert. Die erforderliche Verkehrssicherheit der darunter vorbeiführenden Straße ist damit fraglos gegeben; in der Folge wurde die Sperre von Bürgermeister Martin Ausserdorfer aufgehoben und die Umleitung mitten durch Stefansdorf zur Freude der Anrainer außer Kraft gesetzt, zumal aufgrund der Erweiterung des Almdorfes um vier „Hütten“ mit Beginn der Wintersaison ein höheres und von Nachhaltigkeit geprägtes Verkehrsaufkommen zu erwarten ist. // wp
1a.)
anfangs November waren recht ergiebig (Bild 1b); das kalte Wetter die Tage gleich nachher ließen die vielen Schneekanonen entlang der Pisten von hoch oben bis ins Tal hinab aus ihrem Sommerschlaf erwachen. Das Rudel spuckte seither aus vollem Rohr. Das giganteske Karussell von nahezu 400 Aufstiegsanlagen (Seilbahnen, Umlaufbahnen, Standseilbahnen, Sessellifte, Schlepplifte, Schrägaufzüge) kann somit verheißungsvoll angeschoben werden. Des Winters über transportieren sie zusammen im Normalfall weit über 100 Millionen Gäste. Dagegen spricht auch für den bevorstehenden Winter nichts, es sei denn, Corona breitet wiederum seinen schwarzen Mantel über die Tourismuswirtschaft aus, den strahlenden Skihimmel über Südtirol verfinsternd. Die Neuansteckungen in jüngster Zeit geben jedenfalls zur Sorge Anlass. // wp
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Einmal mehr war der Bahnlinie von Bruneck ins obere Pustertal für einen längeren Zeitraum, und zwar vom 30. Oktober bis 6. November 2021 für jeglichen Verkehr gesperrt. Die lokalen Medien begründeten die Sperre etwas vage mit Instandhaltungsarbeiten. Dabei ging es allein um die Vollendung der Arbeiten bei den in Olang 2019 und beim Westtor des Puenland-Tunnels (Rienzschlucht bei Bruneck) 2020 eröffneten Baustellen. In Olang (Achmühle) wurde das Schienenbett damals (Nov. 2019) von zu Tale stürzenden Wassern unterspült und die Geleise dadurch freigelegt; in der Rienzschlucht wurden sie hingegen im November des Jahres drauf (2020) von einer Mure verlegt. Außerdem brach beiderorts talseitig des Schienenbettes der Hang weg, weshalb die Tragfähigkeit arg kompromittiert war. Die Schadensstelle bei der Achmühle (Olang) war zu Beginn der Biathlon-WM in Antholz (15. Feber 2020) so weit hergerichtet, dass der Zugverkehr nach dreimonatigem Ausfall wiederum aufgenommen werden konnte.
2b.)
ZERSTÖRUNGSWUT
Einerseits bemühen sich Gemeinde- und Fraktionsverwaltung, Tourismus- und Alpenverein unter beträchtlichem Aufwand an Geld und Arbeitsstunden um eine korrekte Auszeichnung und Beschilderung der Wanderwege in Ortsnähe und davon weitab, andererseits gibt es Übeltäter, die ohne Sinn und Verstand das Resultat dieser mühsam und in den meisten Fällen unentgeltlich verrichteten Arbeit mutwillig zerstören. In St. Sigmund, wo das Foto geschossen wurde, scheint der Auslöser der üblen Entgleisung in falsch verstandener Heimatliebe zu suchen sein. Der Verweis auf den Duce ist nicht mehr als ein plumper Versuch, die Untat irgendwie zu begründen. Gerechtfertigt wird sie damit keineswegs. // wp
2a.)
Die damals provisorisch errichtete Brücke wurde nun durch eine neue, stabilere ersetzt (Bild 2a.). Der Hangbruch in der Rienzschlucht ereignete sich im November 2020. Wiederum war davon der „Skiexpress“ ins obere Pustertal betroffen. Ob der Instandsetzungsarbeiten fiel der Eisenbahnverkehr bis Mitte Januar 2021 zur Gänze aus. Busse übernahmen wie schon während der Sperre des Jahres zuvor (November 2019 – Feber 2020) den Personentransport. Heuer, in der Woche nach Allerheiligen, wurde nun das Entwässerungssystem komplettiert, indem entlang des Schienenbettes bergseitig ein Wasserkanal verlegt wurde. Dieser soll das Terrain künftig vor Durchnässung schützen und so Hangbrüche, wie gehabt, verhindern (Bild 2b.). Wie auch immer, in Anbetracht dessen, dass die Pustertalbahn vor 150 Jahren in nur 26 Monaten Bauzeit auf Schiene gebracht wurde, erscheint es unverständlich, warum man unter Zuhilfenahme modernster Gerätschaft heutzutage nahezu denselben Zeitaufwand betreibt, um zwei Schadenstellen aus der Welt zu schaffen. Aus zeitlicher Ferne lassen grüßen die Riggertalschleife und die Doppelgleisigkeit! // wp
ANGLEREI
So einfach ist das Fischen nicht, wie manche glauben möchten. Abgesehen davon, dass für die Ausübung dieses Hobbys die bestandene Fischerprüfung Voraussetzung ist, wird von der Fischerin bzw. dem Fischer ein umfassendes Wissen hinsichtlich der Fischarten, deren Vorkommen und Schonzeiten abverlangt. Um erfolgreich zu sein, muss man drüberhin hinsichtlich des jeweils zu verwendenden Köders Bescheid wissen. Von ausschlaggebender Bedeutung ist außerdem die richtige Wahl der Angelschnur. Würde sie nämlich reißen, wenn ein Prachtexemplar anbeißt, würde das den Fischer um seinen Lohn bringen. Die Beißwahrnehmung empfängt der Angler über seine aushängende Rute. Sie fest einzuklemmen ist deshalb wichtig; ein extrem großer Fisch könnte sie ihm sonst entreißen und samt ihr davonschwimmen. // wp
DENKE STÄNDIG ICH BETRÜGE MEINEN MANN
ZWANGSGEDANKEN (Teil 1)
Mein Mann und ich haben vor zwei Jahren geheiratet. Nun hat sich in den letzten Monaten plötzlich bei mir der Gedanke ausgebreitet, dass ich meinen Mann betrügen könnte. Ständig kommt mir dieser Gedanke und ich kriege ihn nicht mehr aus meinem Kopf. Auch wenn ich lediglich auf Facebook bin und das Profil von einem anderen anschaue, kommt sofort der Gedanke, ich könnte ihn mit diesem Mann betrügen oder wenn ich mit meinem Arbeitskollegen spreche, ist es dasselbe.
Dieses ständige Denken selbst kommt mir schon wie ein Betrug vor. Ich will meinen Mann aber gar nicht betrügen und ich weiß nicht, weshalb ich ständig diesen Gedanken habe. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber laut meiner Internetrecherche glaube ich, dass ich einen Zwang habe. Ich hatte als Jugendliche schon mal für ein paar Jahre Zwänge, aber die sind dann besser geworden. Dieser Gedanke jedoch macht mich fertig. Es ist mir unverständlich, wie ich so denken kann, obwohl ich es Dr. Egon Mair gar nicht will und manchmal denke ich, ich bin nicht mehr richtig im Kopf. Ich hoffe, Sie können mir helfen und sagen, wie ich ihn wieder loswerden kann. (Frau 32)
Ihre Recherche im Internet hat sehr wahrscheinlich zu dem richtigen Ergebnis geführt. Aufgrund Ihrer Beschreibung würde ich auch auf Zwangsgedanken schließen.
Zwangsgedanken äußern sich in Form von aufdringlichen Ideen und Gedanken, die Betroffene selbst gar nicht haben möchten und zumindest bis zu einem gewissen Grad als unstimmig oder unsinnig erkennen. Die Inhalte sind häufig angsteinflößender Natur oder aggressive als auch sexuelle Impulse. Manchmal sind es auch einfach Gedanken, die dazu dienen, ein inneres Gefühl zu beruhigen. Angsteinflößende Gedanken oder Befürchtungen können z.B. im Gedanken bestehen, dass einer nahestehenden Person (z.B. Elternteil, Partner, Kind) etwas Schlimmes zustoßen könnte, oder auch Fehler gemacht zu haben, die schlimme Konsequenzen haben. Aggressive Impulse können sich in Form von Zwangsgedanken beispielsweise darin äußern, dass eine Person ein Messer (z.B. Küchenmesser) sieht und plötzlich den Gedanken hat: Was wäre, wenn ich mit diesem Messer meinem Mann/Frau/Kind etwas antun würde? Sexuelle Impulse können sich beispielsweise in einem pädophilen Gedanken äußern, obwohl die Person gar keine pädophile Neigung hat oder z.B. in Gedanken wie Sie sie oben beschrieben haben. Alle anderen Inhalte von Zwangsgedanken, dienen meistens dazu, ein inneres Gefühl (meist Angst) zu beruhigen. So kann eine Person beispielsweise versuchen, immer wieder bestimmte zukünftige Situationen positiv durchzudenken, damit sicher nichts Schlimmes geschehen wird oder vergangene Situationen wiederholt durchzugehen, um zu überprüfen, ob sie in der Situation sicher nichts Falsches/ Schlimmes getan hat. Je öfter diese Situationen durchgespielt werden, desto größer wird in der Regel die Unsicherheit. Ein weiteres Beispiel wäre das ständige Wiederholen bestimmter Sätze, um sich innerlich zu beruhigen.
Ein wesentlicher Punkt ist, dass Personen die solche Zwangsgedanken haben, die Ideen „nie“ umsetzen würden. Der bloße Gedanke macht ihnen bereits große Angst. Das „Nie“ wurde unter Anführungszeichen gestellt, da es natürlich sein kann, dass auch eine Person mit entsprechenden Zwangsgedanken mal ihren Partner betrügen kann. Falls sie jedoch so handeln würde, wäre es letztlich aus genau denselben Gründen, welche auch bei allen anderen Personen zu einem Seitensprung führen. Alle anderen genannten aggressiven und sexuellen Impulse üben Betroffene von Zwangsgedanken nie aus. Nun stellt sich bei Ihnen bzw. bei den meisten Lesern vermutlich die Frage: weshalb nicht? Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, sich die Dynamik von Zwangsgedanken genauer anzusehen. Zwangsgedanken entstehen durch die Unterdrückung von inneren Gefühlen. Ein Beispiel kann dies verdeutlichen: Eine Mutter ist genervt und zornig, weil ihr kleines Baby ständig schreit. Sie unterdrückt diese Wut unbewusst, aber als ihr Blick auf das Küchenmesser fällt, kommt ihr sehr kurz der Gedanke, was wäre wenn sie dem Baby etwas antun würde. Der Gedanke erschreckt die Mutter sehr, denn sie liebt ihr Kind und könnte ihm niemals etwas antun. Sie kritisiert sich für diesen Gedanken und unterdrückt ihn. Je mehr sie den Gedanken jedoch unterdrückt, desto öfter kommt er ihr in den Sinn. Sie meidet von nun an das Küchenmesser, da sie Angst hat, sie könnte unter Umständen die Kontrolle verlieren. Zwangsgedanken sind folglich ein Teufelskreis. Durch die Unterdrückung eines Gefühls, welches an und für sich völlig normal ist, entsteht eine innerer Konflikt. Meist wird aggressive oder sexuelle Gefühlsenergie unterdrückt – diese erzeugt einen hohen Druck, der immer wieder durchbricht und Angst erzeugt. Durch Kompensationshandlungen oder Kompensationsgedanken wird diese Angst zu kontrollieren versucht. Eine Person mit Zwangsgedanken ist folglich nicht gefährdet, den Impuls ihrer Gedanken auszuleben, sondern sie ist eine Person, die bewusst oder/und unbewusst ihre Gefühle übermäßig zu kontrollieren versucht. Deshalb verstehe ich, dass Sie sich gefragt haben, ob Sie nicht mehr „richtig im Kopf“ sind. Wie Sie jedoch sehen, ist eine Person mit Zwangsgedanken eine ganz normale Person, die weder verrückt noch gefährlich ist, sondern lediglich unbewusst gelernt hat, ihre Gefühlsenergie zu stark zu unterdrücken bzw. zu kontrollieren. Die Lösung besteht etwas vereinfacht ausgedrückt darin, die Gefühle nicht mehr in dem Ausmaß zu unterdrücken, sondern die Gefühlsenergie freier fließen zu lassen. Auf die Möglichkeiten dazu werde ich aus Platzgründen in der nächsten Ausgabe eingehen.
Wenn Sie eine Frage stellen möchten, können Sie diese anonym schriftlich oder telefonisch an unsere Redaktion richten oder Sie deponieren Ihre Frage direkt bei
Dr. Egon Mair
Psychologe - Psychotherapeut - Coach - Supervisor Stadtgasse Nr. 53, 39031 Bruneck; Tel.: 340/4026948 • www.psychologie.it