Mobilität im Fokus Zukunftsszenarien in Bezug auf den Antholzer See und den Staller Sattel Das Glück und der Reiz, in einem der schönsten Fleckchen der Erde zu leben, inmitten teils noch unberührter Natur, haben aber bekanntlich auch ihre Schattenseiten. Als beliebte Tourismusdestination hangelt sich Südtirol – das Pustertal macht dabei keine Ausnahme – ständig an der Schwelle zwischen Bewahrung der Naturlandschaft und der Zufriedenstellung der Gästebedürfnisse dahin. Auch das Antholzertal beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit diesem Dilemma. Als Zentrum des Biathlonsports weltbekannt, als Ausflugziel mit dem Antholzer See äußerst begehrt,
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üdtirol, der begehrteste nachhaltige Lebensraum Europas im Jahre 2030 – so lautet die Vision, ja das Ziel für Südtirol im Tourismussektor. Doch wie gestaltet sich dieses Ziel konkret in den einzelnen Destinationen? Wie lassen sich Hotspots, Gästeströme, zunehmendes Verkehrsaufkommen, sensible Ökosysteme und Nachhaltigkeit miteinander vereinen? Frei nach dem Motto „Antholz sucht Zukunft” machte sich die Gemeinde Rasen-Antholz in einer entsprechenden Veranstaltung – übertitelt mit „Wissensvermittlung und Denkwerkstatt“ – an die Aufgabe, gemeinsam an entsprechenden Denkanstößen zu arbeiten. Im Medienzentrum des Biathlonzentrums Antholz setzen sich interessierte Bürger*innen, Mitglieder des Gemeinderats und Vertreter*innen der Schulterschluss-Gemeinden von Rasen-Antholz, Hopfgarten in Defereggen und Val di Zoldo, unter anderem vertreten durch die beiden Bürgermeister, Franz Hopfgartner und Camillo De Pellegrin, mit künftigen Möglichkeiten in punkto Mobilität in Bezug auf den Antholzer See und den Staller Sattel auseinander.
STATUS QUO UND VISIONEN
Nach Grußworten von Seiten des Bürgermeisters, Thomas Schuster, und des Mo-
als Durchfahrtsgebiet mit dem Staller Sattel als Verbindung zum österreichischen Defereggen viel genutzt, stellt sich das beschauliche Tal die Frage, wohin die Entwicklung denn nun führen soll. Unlängst hat die Gemeinde Rasen-Antholz im Rahmen des Interreg-Projektes „BBB-MMM/sich besser in Bergregionen bewegen - muoversi meglio nelle montagne” zu einer Veranstaltung rund um das Thema der grenzüberschreitenden Mobilität geladen, um sich mit Zukunftsperspektiven in Hinsicht auf den Antholzer See und den Staller Sattel auseinanderzusetzen.
Die Referenten und Vortragenden beim Gruppenbild für die PZ.
derators Daniel Campisi von LETSMOVE, Kompetenzzentrum für die Elektromobilität in Südtirol und im Alpenraum, stand der Vormittag mit verschiedenen Vorträgen und Projektpräsentationen zunächst im Zeichen der Wissensvermittlung. Markus Pescollderungg vom iPM Ingenieurbüro in Bruneck stellte mit dem Projekt „Mit der Seilbahn auf den Staller Sattel” als alternative Lösung für eine nachhaltige Mobilität im Antholzertal eine seilbahntechnische Anbindung auf den Staller Sattel als künftige Möglichkeit zur Diskussion in den Raum. Eine Verkehrsreduzierung sei durchaus notwendig, so Pescollderungg, eine öffentliche Verkehrsanbindung wünschenswert, eine Seilbahnanbindung – sei es eine Gruppenbahn, sei es eine innovative 3SBahn, diese zwei Varianten wären vorgesehen – aus umwelttechnischer Sicht sicherlich mit einigen Pro und Contras versehen, man müsse das Ganze aber im Verhältnis zur derzeitigen Situation betrachten. Ingenieur Winfried Theil vom Studio Theil in Bozen erörterte anschließend das „Mobilitätskonzept Antholzer See 2018“, welches sich, basierend auf dem vorhergehenden aus dem Jahre 2004, mit der besonderen Ausgangslage des Talschlusses befasst. Das aktuelle Kon-
SOZIALES & GESUNDHEIT TITELTHEMA
ANTHOLZ – QUO VADIS?
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zept konzentriert sich dabei lediglich auf die Sommermonate und fasst im Wesentlichen drei mögliche Szenarien ins Auge, von einer Mauterhebung für den Staller Sattel über eine Aufwertung des Seebereichs durch Abgrenzung bis hin zu einer allgemeinen Verkehrsberuhigung – letzteres, die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen vorausgesetzt, wohl am ehesten umsetzbar laut Theil. Der Abteilungsdirektor vom Straßendienst im Ressort Infrastruktur und Mobilität der Südtiroler Landesverwaltung, Philipp Sicher, gab indes allgemeine Einblicke in die Verkehrsflusserhebung, die Steuerung des Verkehrs und entsprechende Maßnahmen von Seiten des Landes anhand bereits bestehender Projekte und Anfragen. Grundlegend für eine Planung in Sachen Mobilität sei es, so Sicher, sich zunächst einmal Evidenz über die Verkehrszusammensetzung zu verschaffen. Dann gäbe es unterschiedliche Lösungen und verschiedene Möglichkeiten einer Verkehrssteuerung, wobei die Landesverwaltung eine einheitliche Herangehensweise im Land ganz klar begrüßen würde. Ganz allgemein über die Frage und die Begrifflichkeit der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität, sowohl im Hinblick auf die einheimische Bevölkerung als auch für >> PZ 2 2 | 11. N OV E M B E R 2021
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