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Hans Peter Schraffl: Fit bleiben für den Tag X

Im Bruchteil einer Sekunde änderte sich das Leben von Hans Peter Schraffl. Seit einem Unfall vor dreieinhalb Jahren sitzt der 38-Jährige aus Olang im Rollstuhl. Im Interview erzählt er, wie er Stück für Stück in ein neues Leben fand, wie wichtig Familie und Freunde dabei waren und was er sich von der Forschung erhofft. Über einen, der sich und anderen Mut macht.

Im Garten steht ein kleines Holzhaus mit bunten Kinderbildern drauf. Daneben ein Spielzeugbagger. Max ist mit der Patentante unterwegs, er bekommt die erste Schultasche. Clara bringt Gläser und stellt sie auf den Terrassentisch. Ida schaut verschmitzt hinter dem Vorhang heraus. Mama Marion stellt ein Tablett mit Kaffee auf den Tisch. Dann kommt Hans Peter nach draußen. „Tata”, schreit Ida und strahlt. Es ist Ende März, die Sonne scheint und die Schraffls sind das, was man eine wunderbare, ganz normale Familie nennt. Das war nicht immer so.

PZ: Im August 2017 hattest du einen schweren Bikeunfall. Von einem Moment auf den anderen war nichts mehr wie vorher. Was sind die Erinnerungen an diese Zeit?

Hans Peter Schraffl: Vielleicht ist es nur eine Quetschung und die Beine kommen wieder? Mit dieser Hoffnung bin ich durch die erste Zeit gegangen. Als ich in die Reha-Klinik nach Murnau kam, war der Ausgang noch offen. Man kann in der Computertomografie nicht immer erkennen, ob die Nerven im Rückenmarkskanal durchtrennt sind oder nicht. Der Kanal war bei mir nicht beschädigt. Wäre das der Fall gewesen, hätte ich gleich gewusst, dass ich nicht mehr gehen werde können. Mein Glück war, dass ich Wir bieten … Reparaturdienste Wir bieten … Reparaturdienste sonst keine Verletzungen hatte und deshalb für Geräte der Marken für Geräte der Marken gleich mit der Therapie anfangen konnte. Miele, Siemens, Bosch Miele, Siemens, Bosch und viele mehr … und viele mehr … REPARATURDIENSTE für Geräte der

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Hans Peter Schraffl, Jahrgang 1982, wächst in Geiselsberg auf. Nach dem Besuch der Handelsoberschule in Bruneck macht er eine Ausbildung in Onlinemarketing. 2009 macht er sich mit webSuccess selbstständig und arbeitet hauptsächlich im Onlinemarketing für Hotels. Die Tourismusbranche kennt er gut, schließlich ist er im Berghotel Zirm in Olang aufgewachsen. Im August 2017 verletzt er sich bei einem Unfall so schwer, dass er seither im Rollstuhl sitzt. Die Hoffnung, irgendwann vielleicht wieder gehen zu können, gibt er nicht auf. Doch im Moment ist es ihm wichtig, dass es der Familie im Hier und Jetzt gut geht. Schraffl lebt mit seiner Frau Marion und den drei gemeinsamen Kindern in Olang. //

Du hast einen sehr positiven Zugang zu deinem Handicap. Wie lange hat es gedauert, bis du das annehmen konntest?

In der Klinik in Murnau habe ich sehr schwere Fälle gesehen, wo die Atmung nicht geklappt hat oder die Betroffenen die Hände und Arme nicht bewegen konnten. Ich konnte mich recht bald im Rollstuhl bewegen und sogar in die Bar fahren, um ein Bier zu trinken. Da habe ich mir schnell gesagt: nochmal gut gegangen. Natürlich wäre es für mich besser, wenn die Läsion etwas weiter unten im Rückenmark lokalisiert wäre. Dann hätte ich mehr Bauchmuskeln und könnte vieles noch besser schaffen. Aber es hätte eben auch weiter oben sein können… Als ich im Dezember zurück nach Hause gekommen bin, habe ich schnell gesehen, dass ich

Gemeinsam stark: Schraffl (2.v.r.) mit Freunden am Kronplatz. Nach dem Unfall beschlossen Marion und Hans Peter: Wir heiraten.

ohne Hilfe Fußball schauen kann und keine Unterstützung bei sehr vielen Dingen brauche. Diese Autonomie ist mir sehr wichtig.

Seine Frau Marion erinnert sich noch genau an den Moment, als die Chefärztin ihrem Mann zwei Monate nach dem Unfall mitteilte, dass seine Lähmung irreversibel sei. „Da hat es bei ihm Klick gemacht”, sagt sie.

Wie lange war die Hoffnung da, dass es noch wird?

Die Ärzte sagen dir am Anfang, dass in den ersten zwei Monaten noch etwas zurückkommen kann. Das macht einem natürlich Hoffnung, aber gleichzeitig auch Druck. Mein Zimmernachbar in Murnau war auch gelähmt. Über Nacht spürte er dann plötzlich seine Beine wieder. Ich habe gehofft, dass es bei mir auch so sein könnte. Das klare Wissen, dass ich nicht mehr werde gehen können, war dann im Grunde auch eine Befreiung.

Ist man leer in so einem Moment?

Ich habe versucht, von Moment zu Moment zu leben. Meine Familie hat mir sehr geholfen. Und auch die Freunde. Sie haben inzwischen den Umbau im Haus organisiert. Der Aufzug war bestellt, aber noch nicht eingebaut, als ich im Dezember nach Hause kam. Wenn du von Anfang an wüsstest, was alles auf dich zukommt, dann würde dich das überrollen. Ich wollte mich auch nicht ständig damit beschäftigen, was alles passieren kann. In Murnau gab es am Wochenende oft Vorträge, in denen über Folgen für Querschnittgelähmte berichtet wurde. Ich saß da und dachte: Was, das kann alles kommen? Da beschloss ich, nicht mehr hinzugehen. Wenn ich zu viel nachgedacht hätte, dann hätte ich mehr Sorgen und Angst vor der Zukunft gehabt.

Was hat dich durch diese Zeit getragen? Ablenkung. Ich hatte meinen Laptop dabei und arbeitete vom Bett aus. Das ist für den

Im Exoskelett lernt Hans Peter Schraffl aufrecht zu stehen und zu gehen. Seine Frau Marion hilft ihm dabei.

Kopf sehr wichtig. Meine Frau, die Kinder und meine Mama sind alle nach Murnau gekommen und haben mich dort jeden Tag besucht. Diese Routine hat mich unheimlich aufgebaut. Am Vormittag standen Therapien an, am Nachmittag kamen die Kinder. Sie nehmen ja keine Rücksicht und hüpfen einfach auf das Bett hinauf, umarmen dich. Da lehnst du dich nicht zurück in deinem Frust, sondern reißt dich auch für sie zusammen. Am Wochenende kamen immer Freunde und Familie auf Besuch. Wochenenden sind lang im Krankenhaus...

Kinder haben eine besondere Art mit schwierigen Situationen umzugehen.

Wie haben es Clara, Max und Ida aufgenommen?

Sie haben am wenigsten Probleme mit dieser neuen Situation gehabt. Ich konnte mit ihnen reden, sie halten und auf den Schoß nehmen. Das war wichtig. Wann kann er wieder gehen, Mama? Solche Fragen kommen immer wieder. Aber im nächsten Moment wollen sie dann wissen, was es am Abend zu essen gibt. Dieser natürliche Umgang nimmt viel Druck von einem.

Was ist das größte Problem für einen

Rollstuhlfahrer?

Viele meinen, es ist die Tatsache, im Rollstuhl zu sitzen. Aber das stimmt nicht. Es sind die vielen Nebenerscheinungen. Du musst auf deine Haut aufpassen. Wenn ich einen neuen Schuh kaufe, muss ich nach einem Tag schauen, dass ich keine Druckstellen habe, weil ich sie nicht spüre. Eine Druckstelle am Hintern bedeutet, gut und gerne einen Monat auf dem Bauch liegen zu müssen, damit das wieder heilt. Heikel sind auch Verdauung und Blase.

2017 war nicht nur wegen des Unfalls ein besonders herausforderndes Jahr für die Schraffls. Clara war damals drei Jahre alt, Max 2. Ida kam im Frühjahr als Frühchen auf die Welt und musste fast zwei Monate im Krankenhaus Bozen betreut werden. „Mein Mann”, sagt Marion Huber, „war mental immer schon der stärkste Mensch, den ich kenne. Er hatte immer die Kraft, in kleinen Schritten zu denken und nicht zu weit nach vorne zu schauen. Das war unsere Rettung.” >>

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T E TE C C H N I K HNIK

Du hast ein Video auf deine Facebookseite gestellt, in dem unter anderem gezeigt wird, wie du ganz am Anfang versuchst, aus dem Bett in den Rollstuhl zu kommen. Wie schwierig war dieses Training?

Der Rollstuhl ist mein Hilfsmittel weiterzukommen. Über einen Bordstein oder auf zwei Rädern fahren oder wieder hineinkommen, wenn es dich mal raushaut: All das musst du lernen. Das kostet am Anfang viel Kraft. Der Alltag und die Kinder sind mein Training.

Hast du dich vor dem Unfall mit dem

Thema Behinderung auseinandergesetzt?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. In Bozen stellte ich mein Auto einmal schnell auf einem Behindertenparkplatz ab. Ist ja nur für ein paar Minuten, dachte ich. Ich habe dafür eine saftige Strafe von den Carabinieri erhalten und mir wurden Punkte abgezogen. Heute weiß ich, was so ein Verhalten für einen Betroffenen bedeutet… Letzthin wollte ich etwas auf der Handelskammer in Bruneck vorbeibringen. Es gibt dort keinen Aufzug. Umso wichtiger ist, bei öffentlichen Bauten Menschen mit Behinderung nicht zu vergessen. Der Zahnarzt in unserem Dorf zieht demnächst in eine neue Praxis. Er hat mich gefragt, ob die Toilette, die rechtlich bereits den Anforderungen entspricht, auch wirklich gut geplant ist. Auch die Olanger Seilbahn hat mich beim Bau der neuen Talstation um meine Einschätzung zur Barrierefreiheit gebeten, genau wie meine Schwester beim letzten Hotelumbau. Das finde ich eine tolle Haltung: Jene fragen, die es besser wissen müssen.

Was war das Schwierigste, das du seit deinem Unfall geschafft hast?

Hans Peter Schraffl mit seinen Freunden beim Junggesellenabschied.

Das Aufstehen und gehen im Exoskelett ist sehr schwierig. Dieses Therapiegerät soll mir irgendwann ermöglichen, kurze Strecken aufrecht zu gehen. Im Moment ist es hartes Training, was auch daran liegt, dass ich kaum Bauchmuskeln habe. Skifahren im Monoski zu lernen war auch eine Herausforderung. Das hat mir Michael Stampfer gezeigt. Überhaupt war er so etwas wie unser Mentor. Er hat fast die gleiche Verletzung wie ich und ist seit einem Arbeitsunfall 2002 gelähmt. Skifahren oder Handbiken sind gute Aktivitäten, um etwas mit der Familie zu unternehmen, deshalb ist mir das beides unheimlich wichtig.

Du musstest dir deine Autonomie hart zurückkämpfen. Wie sehr haben dich die Einschränkungen der Pandemie seit dem vergangenen Jahr getroffen?

Der Sommer ist zum Glück recht gut gegangen. Im Winter ist es manchmal schon langweilig gewesen. Der viele Schnee macht es für einen Rollstuhlfahrer auch nicht gerade einfacher. Auf der anderen Seite sind wir froh, dass die Kinder immer zur Schule und in den Kindergarten gehen konnten und ich arbeiten konnte.

Hat sich die Beziehung zu deiner Frau verändert?

Wir haben geheiratet. Wir sind noch mehr zusammengewachsen.

Marion Huber schaut ihren Mann an. „Das, was passiert ist, verändert einen von Grund auf”, sagt sie. „Es hat sich nicht mehr richtig angefühlt zu sagen: Das ist mein Freund.“ Hans Peter Schraffl nickt.

Hast du dich verändert?

Ich bin ein bisschen weniger unterwegs als früher und familiärer geworden. Meine Familie war mir immer wichtig, aber jetzt schätze ich alles mehr. Ein gemeinsamer Radeltag, ein Ausflug, das ist heute etwas Be-

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Eine ganz normale Familie: Marion und Hans Peter mit Clara, Ida und Max.

sonderes. Überhaupt plane ich heute mehr, auch, weil ich das muss. Wenn ich Ski fahre, muss ich wissen, wo ich einen Stopp einlegen kann. Auf der Geiselsberger Hütte habe ich beim Chef einen Rollstuhl geparkt. Den holt er dann aus dem Keller, wenn ich komme.

Die Freunde sind in deinen Erzählungen neben der Familie sehr präsent.

Sie schauen auf mich und achten jetzt auch darauf, wie gut sich ein Rollstuhlfahrer irgendwo zurechtfinden kann. Auf der Geiselsberger Hütte schimpfen sie, wenn sie sehen, dass jemand die Behinderten-Toilette einfach so benutzt. Sie haben mich schon damals in der Klinik zum ersten Ausflug abgeholt. Vergangenen Sommer sind wir nach Kitzbühel gefahren, um Tennis zu schauen. Da hätte ich unten in einer Ecke bei den Rollstuhlplätzen sitzen sollen. Meine Kollegen haben mich dann auf einen Platz auf der Tribüne getragen. In unserem Bayern-FanLokal in Olang treffen wir uns im 2. Stock. Da tragen sie mich halt die Treppe hoch. Sie sind einfach da. Unbezahlbar ist auch die Hilfe der Familie, besonders meine Mama und Schwiegermutter unterstützen uns und die Kinder sehr.

2019 startete Schraffl mit anderen Läufern beim Wings for Life World Run in München. Ein unvergessliches Erlebnis.

Am 9. Mai finden im Pustertal drei „Wings for Life“-Läufe statt. Was bedeutet dir die Initiative?

Es gibt viel zu wenig Geld für die Rückenmarksforschung. Die Initiative sammelt Geld, um die Forschung in dem Bereich voranzutreiben, was mir sehr wichtig ist. Jeder kann sich anmelden und auch von Zuhause aus loslaufen. Es wird alles über eine App aufgezeichnet.

Wie hoffnungsvoll blickst du auf die

Entwicklungen in der Forschung?

Es gibt schon ein paar Lichtblicke. Ein Betroffener konnte mit elektrischen Impulsen so stimuliert werden, dass er halbwegs mit einem Rollator wieder laufen konnte. TeslaChef Elon Musk hat eine andere Vision. Er möchte über einen Chip im Gehirn die Funktionen wieder steuern. Wie das ethisch einzuordnen ist, ist zu klären. Aber es bewegt sich was. Wenn es in zehn Jahren eine Möglichkeit zur Heilung gäbe, könnte ich mir das nie verzeihen, wenn ich mich hätte gehen lassen. Mein Ziel ist also klar: für den Moment X fit zu bleiben.

// Interview: Verena Duregger

WINGS FOR LIFE

Als der Sohn des Motocross-Weltmeisters Heinz Kinigadner nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, beschließt dieser mit seinem Freund, Red-Bull-Ikone Dietrich Mateschitz, Geld für die Rückenmarksforschung zu sammeln, um Querschnittlähmungen irgendwann heilen zu können. Die beiden gründen Wings for Life, eine gemeinnützige Stiftung. Mit den Spendengeldern werden weltweit aussichtsreiche Forschungsprojekte gefördert und klinische Studien vorangetrieben. Beim Wings for Life World Run starten Teilnehmer weltweit, um Spendengelder zu sammeln. Drei Läufe finden 2021 auch im Pustertal statt. Um 13 Uhr geht es in Welsberg, Ahrntal und Olang los. Die Startgebühr von 20 Euro je Läufer geht zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung. Wer nicht laufen, aber trotzdem Gutes tun möchte, kann auch einfach „nur” spenden. Infos: wingsforlifeworldrun.com

Dr. Sandro Villani Facharzt für Kieferorthopädie und Kieferchirurgie

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