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Bibliothek: Bücher sind echte Kulturwerte

STADTBIBLIOTHEK BRUNECK Bücher sind echte Kulturwerte

Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. (Jean Paul 1763-1825). Soweit müsste es gar nicht sein. Ist ja schon schön, wenn man wandern kann in einem fernen Teil von Südtirol. Weil ehrlich gesagt: zu Fuß von der eigenen Wohnung aus oder von der Grenze des Gemeindegebietes … die Möglichkeiten sind dann doch beschränkt. Aber im Buch, da kann man reisen. Über die Grenzen hinaus. Wohl dem, der sich in einer Geschichte wiederfindet, als wäre er ein Teil derselben. Lesen geht immer. Ganz besonders gut in der Stube. Ab sofort auch draußen auf dem Balkon. Und noch besser mit Büchern aus der Stadtbibliothek Bruneck. Kleiner Tipp: Beachten Sie die Buchausstellungen im 1., 2. und 4. Stock oder holen Sie sich ein gutes Buch bei einer der Bibliothekarinnen.

LIZA MARKLUND:

DIE PERLENFARM

List 2020, 447 Seiten

Die junge Kiona lebt auf einer kleinen Insel in der Südsee und arbeitet dort als Taucherin in der familieneigenen Perlenfarm. Die Sonne scheint, das Essen schmeckt köstlich und bis auf einen Todesfall in der Familie kann nichts das tropische Inselglück wirklich trüben. Das ändert sich schlagartig, als eines Tages der schwedische Banker Erik schwer verletzt mit seinem Segelboot vor der kleinen Insel strandet. Zusammen mit ihrer Mutter pflegt Kiona ihn monatelang gesund und verliebt sich dabei in den geheimnisvollen Fremden. Als dieser plötzlich von seinen „Arbeitgebern“ gesucht wird

mittagstisch

und die Insel fluchtartig verlassen muss, beginnt für Kiona das große Abenteuer quer über die Kontinente. Ein wunderbares Buch. Eine gelungene Mischung aus tropischem Traumroman, Robinsonade und spannendem Thriller – eine derartige Kombination habe ich noch nie gelesen! Ein perfektes Buch für reisefreie Lockdown-Zeiten!

(Empfohlen von Marion Schmiedhofer)

JESSICA KASPER KRAMER:

DIE GESCHICHTENSAMMLERIN

Wunderraum 2020, 349 Seiten

Der Roman spielt in Rumänien kurz vor dem Fall des Diktators Ceaușescu, der das Land mit eiserner Hand gewissermaßen als Alleinherrscher regiert. Es fehlt den Menschen an allem: Lebensmittel, Strom, warmes Wasser sind knapp; Nachrichten aus dem Ausland verboten, die Spitzel des Staates nahezu allgegenwärtig. Niemand kann sich sicher fühlen. In diesem Klima der Angst und des Misstrauens wächst die Geschichtenerzählerin Ileana auf. Sie lebt mit Vater und Mutter, er Universitätsprofessor, sie Übersetzerin, in der Hauptstadt. Ileana erfindet Geschichten, unkonventionelle Geschichten, die dem Regime nicht gefallen würden. Als ihr Onkel Andrej, Autor und Widerständler, verhaftet wird, fürchten Ileanas Eltern um ihr Leben. Das Mädchen wird zu den Großeltern aufs Land geschickt. Doch bald stellt sich heraus, dass auch dieses abgelegene Dorf, das bisher für das Regime ziemlich uninteressant war, nicht mehr sicher ist: Die Securitate hält auch dort Einzug. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bricht eine schwere Zeit an. Was wird Ileana schon ausrichten können gegen die Übermacht der Feinde? Ein lesenswertes Buch, das in anschaulicher Form Einblick in eine äußerst dunkle und schwierige Zeit Rumäniens gibt.

KOMM MIR NICHT ZU NAH

Verlag Freies Geistesleben 2016, 174 Seiten

BETWEEN YOUR WORDS

Ein Buch, das hauptsächlich aus nächtlichen Telefongesprächen besteht, ist doch mal was ganz anderes. Erna Sassen, bekannt für ihre Leidenschaft für komplexe Thematiken, erzählt die Geschichte zweier ungleicher Schwestern.

Mal liebevoll, mal verzweifelt, mal genervt hört sich Marjolin an, was ihre Schwester Reva so zu erzählen hat. Und das ist meistens ganz schön heftig. Reva hat Probleme an der Schauspielschule, mit Männern, mit ihren Eltern und vor allem mit dem Essen – eigentlich ist ihr ganzes Leben ein großes Problemfeld. Sie fühlt sich unsichtbar, ist gleichzeitig aber allgegenwärtig und ganz schön anstrengend. Eine raffinierte, aus der Sicht der Schwester geschriebene Geschichte, die keine Lösungen bietet oder Fragen beantwortet, aber viele Denkanstöße liefert. Was um Himmels Willen ist passiert, dass Reva so geworden ist, wie sie ist?

LYX 2021, 463 Seiten

(empfohlen von Michaela Grüner) Thea hat die zweitschlimmste Amnesie in der Geschichte der Medizin. Alle fünf Minuten macht ihr Gehirn eine Art „Neustart“: Ihr Kurzzeitgedächtnis wird gelöscht und sie vergisst alles wieder, was in dieser Zeitspanne passiert ist. Aber auch an die Zeit vor dem Unfall hat sie keine Erinnerungen mehr. Für alle um sie herum ist sie ein hoffnungsloser Fall – bis der neue Hilfspfleger Jim in ihr Leben tritt. Er ist der Einzige, der Theas versteckte Hilferufe in ihren Kunstwerken aus Wortketten erkennt und an sie glaubt. Trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Dann, eines Tages, taucht eine neue Ärztin in Theas Leben auf – und mit ihr eine neue und riskante Behandlungsmethode. Diese könnte Thea aus ihrem Fünf-Minuten-Gefängnis befreien, aber was bedeutet das für ihre Beziehung zu Jim? Ein nachdenklich stimmender, tiefgründiger Roman über Identität und Erinnerung, über die Schatten der Vergangenheit, über Risiken und Träume. Die Geschichte wird abwechselnd aus Theas und Jims Sicht erzählt, sodass man als Leser*in die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven erlebt. Lädt zum Mitfiebern und (Wieder-)Entdecken der eigenen Lebenslust ein. (empfohlen von Silvia Griessmair)

Vom Gehorsam zur Verantwortung

Ob Erziehung und Schule gelingen, hängt im Wesentlichen davon ab, welche Qualität die Beziehung der Kinder zu den Eltern oder Lehrpersonen hat. Gehorsamskultur in Elternhaus und Schule hat längst ausgedient.

Sowohl Kinder als auch Erwachsene haben ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Würde. Das Verhalten der Kinder dient als Signal und Wegweiser für die Erwachsenen. Tägliche Konflikte und destruktives Verhalten stellen Eltern und Lehrpersonen vor eine Zerreißprobe. Häufig haben Disziplinlosigkeit und Ungehorsam eine Ursache: einen oft unterschätzten Beziehungskonflikt zwischen Erwachsenen und Kindern. Kinder wollen lernen und Kinder wollen kooperieren! Voraussetzung dafür ist ein respektvoller und gleichwürdiger Umgang mit ihnen. Kinder können die für sie notwendige Empathie erlernen. Wird ihre persönliche Integrität und Individualität anerkannt, geschätzt und gewahrt, wollen Kinder Verantwortung übernehmen und sie können daran wachsen. Oft werden wir im Umgang mit Kindern von unseren eigenen Erfahrungen geleitet. Es fällt uns schwer, ein Kind ernst zu nehmen und ihm Respekt zukommen zu lassen, wenn wir selbst nicht Respekt erlebt haben. Wenn wir in Konflikten mit Kindern nicht weiterwissen, dann ist „konsequente Machtausübung“ oft das erste Mittel, das uns Eltern und Lehrpersonen einfällt. Doch wie sehen Alternativen aus? Und was bedeutet Verantwortung in der Erziehung? Wie können wir im Alltag mit Kindern und Jugendlichen eine Umgebung schaffen, in der sich Aufmerksamkeit, Empathie, Bewusstsein, Spontaneität, Lebensfreude und innerer Frieden entwickeln können? Der Bildungsausschuss Toblach, der Schulverbund Pustertal, BIWEP, Netzwerk Kinderzeit, Bündnis für Familie laden zu folgenden Online-Vorträgen ein, mit:

Helle Jensen, Psychologin, Familientherapeutin, Autorin (DK)

Wie Empathie Kinder stark macht

am Di. 27. April 2021 online um 20 Uhr

Vom Gehorsam zur Verantwortung

am Mi. 28. April 2021 online um 20 Uhr Anmeldung per E-Mail an info@biwep.it

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