Quart Nr. 5

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Quart Heft für Kultur Tirol Nr. 5/ 05 E 12,–



Fotografie:Günter Richard Wett

HALOTECH L I C H T F A B R I K

B u c h h a n d l u n g

W i e d e r i n

-

S p a r k a s s e n p l a t z

,

I n n s b r u c k

I N N S B R U C K


Verzeichnis

* Orte, Namen und andere Bezeichnungen im Text- und Bildspeicher: Bei der Gestaltung dieses Heftes wurden Begriffe von der Textseite rechts an denselben Ort auf der linken Seite übertragen. Im Schlagwortkatalog des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Innsbruck fanden sich dazupassende Karteneinträge.

Ferdinandeum Karteineintrag: Zur Geschichte Bilderraub im Museum Ferdinandeum Innsbrucker Nachrichten, Nr. 243 (1922), S. 5. Exzerpt: »In den letzten Tagen ist im Museum Ferdinandeum der Diebstahl eines wertvollen Gemäldes entdeckt worden. Ein Van Dyck zugeschriebener Frauenkopf, ist aus dem Rahmen gelöst worden und verschwunden. Der Dieb hat sich wahrscheinlich abends im Museum einschließen lassen und in der Nacht den Diebstahl verübt. Der Rahmen wurde unter einem Plüschsofa versteckt gefunden. Mit Hilfe eines Feuerwehrschlauches hat sich dann der Dieb aus dem Dachfenster in den Hofraum hinter das Museum geflüchtet und ist spurlos verschwunden. Erst nach einiger Zeit wurde man auf den vom Dachfenster herunterhängenden Schlauch aufmerksam. Das geraubte Bild ist kein zweifellos echter Van Dyck, doch stammt es jedenfalls aus seiner Schule. Da seine Beschreibung bei allen maßgebenden Stellen bekannt ist und die Sicherheitsbehörden eifrig nach dem Täter fahnden, hofft man, das wertvolle Gemälde wieder zustande zu bringen.«

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Inhalt *

Walter Obholzer „Fragezeichen“ Halotech Lichtfabrik Ferdinandeum Katalog Inhalt Die Fünf vom Brunnenplatz Ulrich Ladurner über die Welt der Spitznamen Hochbehälter Nikolaus Schletterer fotografiert Wasserspeicher „Zu viel denken kann man nie.“ Gerald Preinfalk im Gespräch mit dem Komponisten Beat Furrer Fragezeichen Hans Platzgumer über Walter Obholzers Arbeiten

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6 –17

18–29

30–37

38– 43

Schriftführer Musil Der Jahrhundertschriftsteller als Chefredakteur der Soldatenzeitung. Von Roman Urbaner 54– 67

Gutachten. Diesmal: Augenblick. Vier Versuche etwas festzuhalten. Von Gebhard Grübl, the next ENTERprise – architects, Rudolf Taschner und Bernhard Lang

78–87

Zollhaus Paul Thuile zeichnet an die Wand

88–99

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Walter Obholzer „4 OTAKU“, „OTAKU 4Farben“, „ZAUN“, „ZAUN t-shirt“, „gefüllt“, „Blotstreamer“, „Blue Dumpling“, „Blotstreamer Kreise“, „Rosetten“, „Rosetten 2b“ 44 – 53

Martin Walde Originalbeilage Nr. 5

Raum kneten Bernhard Leitner schafft Ton-Architektur, Milena Meller hat ihn besucht

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Abrißatmen. Eine Beklemmung Von Heinz D. Heisl

100 –105

Eigenwerbung

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Landvermessung No. 1, Sequenz 5 Stefanie Holzer und Walter Klier in Osttirol

108–123

Mi-Magazin zu Gast

124 / 125

Atelier Hofinger Freie Universität Bozen

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Tirols Architekten und Ingenieurkonsulenten Zukunftszentrum Tirol

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RLB Kunstbrücke ART Internationale Kunstmesse

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Swarowski Kristallwelten Pupille Optik Schwaz, Tirol Werbung

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Mahler Winter Tage Toblach, Studienverlag Hypo Tirol Bank

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Alpina Druck Der Standard

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Besetzung, Impressum 70–77

Walter Obholzer „Rufezeichen“

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Namenstage

Kaffee

Exzerpt: »Wenn echter Kaffee in flüssigem Zustand mit Eisen in Verbindung kommt, so büßt derselbe sofort sein gutes Aroma ein, und seine schöne braungelbe Kaffeefarbe verwandelt sich in eine schwarze und bei Mischung mit Milch in ein dunkelaschgraues unappetitliches Colorit.«

Exzerpt: »Ein schöner Zug im Charakter der Zillertaler ist unbestrittenermaßen das makellose Festhalten an ihren von den Vätern übernommenen Bräuche und Überlieferungen, auch wenn es Geld kostet. Ein von altersher übernommener ist jener der Totenzehrung.« Dieser Brauch, der anfangs dazu diente, die an Begräbnissen teil-

Tod nehmenden »Berger« vor dem Aufstieg zu verköstigen, uferte bereits in grauer Vorzeit in ausgiebige Wirtshausgesellschaften aus, die sich »die Erben kaum mehr leisten« können. »Die Abschaffung erfolgt nicht mittels Verbotes, sondern im Wege der Versteuerung. Wer Zehrung halten will, kann auch zahlen.«

Wein

und zerschmetterte darin mehrere Fässer […]. Der Eigentümer, welcher glaubte, sein Wein sei verdorben, verkaufte denselben anfänglich zu nur 10 Centime je Liter, drei Monate später jedoch fand er sein Getränk ausgezeichnet und verkaufte es zu 60 Centime je Liter.« Dieser Vorfall setzte den Eigentümer in das größte Erstaunen und veranlasste Versuche, die das Phänomen erklären sollten. Das Ergebnis der Untersuchungen ergab, dass »fast ungenießbare Weine zu zarten und sehr angenehmen Weinen umgewandelt und alle harten Weine, die ein Monat lang elektrisiert wurden, merklich verbessert« werden konnten. Das Verfahren ist sehr einfach – eine konstante Batterie liefert den Strom, der über zwei Elektroden in das Weinfass abgegeben wird. Es werden gegenwärtig auch in Tirol Versuche durchgeführt und der Leser informiert werden.

Exzerpt: »Was auch die Wanderer, die Reisenden, die Touristen gegenseitig von einander denken und reden mögen, im Grunde muß man doch dem Einen gerade so viel Freiheit lassen wie den Anderen. Die bitteren Klagelieder über den ›Reisepöbel‹ der jetzt die Welt durchschwärmt, die lächerlichen Geschichten, die die Reisebeschreibungen erzählen, die Sarkasmen, die sich manche Feuilletonisten erlauben, ihretwegen bleibt keiner zu Hause […] Die Menschheit, vor allem die germanische, ist einmal entschlossen sich in unserem Welttheil umzusehen, und dieses Streben ist nicht mehr zu verhindern – glücklich, wenn wir es leiten können.«

Touristen

Exzerpt: »In das Haus eines Weinbesitzes zu Digne in Frankreich schlug der Blitz ein; das elektrische Fludium drang bis in den Keller

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Die Fünf vom Brunnenplatz

Warum heißt hier niemand so, wie er wirklich heißt? Von Ulrich Ladurner An einem Sonntagvormittag kam F. in das Kaffee Brunnenplatz. Er stellte sich an die Theke. Die Gäste, die an einem Ecktisch saßen, betrachteten ihn aufmerksam. Sie grüßten ihn mit einem knappen Nicken. Er grüßte zurück. Man kannte sich. F. wandte sich der Kellnerin zu. Bevor er bestellte, machte er eine Pause, drehte sich noch einmal zu den Männern um. Sie schwiegen. Ein gespannter Ausdruck lag auf ihren Gesichtern. „Jaa …“, sagte F. zur Kellnerin, „Was soll ich jetzt wohl bestellen?!“ „Das weiß ich nicht … vielleicht ein Glas Roten?!“ F. wiegte den Kopf hin und her. Dann sagte er: „Nein. Gib mir eine Spuma!“ Er hatte einen triumphalen Ton angeschlagen, als hätte er einen Sieg errungen. „Spumele! Spumele!“, kam es laut aus der Ecke. Die Männer lachten. F. hob das Glas und trank. Seit diesem Sonntag nannten die Männer F. einfach „Spumele“. Den Namen hat er nie mehr losbekommen. Der Spumele ist gestorben, hieß es, als die Nachricht von seinem Tod sich unter den Männern verbreitete. Wie er wirklich hieß, daran konnte sich schon kaum einer mehr erinnern. „Der Spumele?“ „Ja, du weißt schon, der war so reich, dass er die halbe Stadt hätte kaufen können. Und dann trank er immer nur eine Spuma. Niemals Wein, niemals Bier, niemals einen Schnaps. Immer nur eine Spuma, eine einzige Spuma!“ So war das. F. war reich und geizig, was sich an seiner bescheidenen Trinkgewohnheit (eine Spuma, das billigste Getränk, das zu haben ist, Anm. d. A.) an Sonntagen im Kaffee Brunnenplatz ausdrückte. Er hatte freilich immer geleugnet, dass er Geld besaß wie Heu. Aber die Männer schüttelten nur den Kopf. Sie

wussten es besser. Selbst, wenn er ihnen sein Bankkonto offen gelegt hätte, sie hätten ihm nicht geglaubt. Die Wahrheit interessierte nicht. Wichtiger war, was behauptet wurde. Die Männer behielten Recht. F. war reich, nur weil sie es so sagten. Sie hatten die Macht, es zu bestimmen. Wie kommt es nun, dass eine Hand voll Männer etwas durchsetzen kann, das den Tatsachen nicht entspricht? Wie kann es sein, dass einer als reich gilt, ohne es wirklich zu sein, oder ein anderer als dumm, wenn er doch intelligent ist, oder als faul, schlau, gerissen, böse, gutmütig und was man sonst noch dem Menschen für Eigenschaften zuschreiben kann, ohne dass all dies zutreffend wäre? Wie ist es möglich, dass sich diese Zuschreibungen gegen die Realität behaupten können? Warum heißt in dieser Geschichte keiner, wie er wirklich heißt? Und warum riskiert jeder, der noch unter seinem richtigen Namen bekannt ist, bald schon einen neuen verpasst zu bekommen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, muss man sich zuerst einmal des Ortes vergewissern, an dem dies stattfindet. Der Brunnenplatz liegt in Obermais, einem Stadtteil von Meran. Wer Schlösser und Burgen mag, der wird den Platz schön nennen. Denn in seiner unmittelbaren Umgebung befinden sich vier prächtige Schlösser, weitere zwei sind vom Brunnenplatz aus zu sehen, oben auf dem Berghang, der die meiste Zeit des Jahres sonnenüberflutet ist und daher von den Touristen geliebt wird. Dort oben liegt Schenna, bis vor vierzig Jahren noch ein armes Dorf, das heute blüht und gedeiht wie kaum ein anderes. Hotels, Pensionen, Garnis überall. Es heißt, dass es kein einziges Haus mehr gibt, das nicht Zimmer anzubieten hätte. Schenna ist gespickt mit Balkonen, über deren Rand die Geranien quellen, als müssten sich die Häuser selbst,


Namenstage

Schenna

Demokratie

»Giebelzier am Pföstlhof in Schönna bei Meran«

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Exzerpt: »Die Ereignisse der Jahre 1809, mehr wohl noch die Deutung und Bewertung dieser Ereignisse beeinflußten das Demokratieverständnis im Land Tirol.«


erstickend an der eigenen Pracht und Fülle, dauernd übergeben. Trotzdem, Schenna ist Land geblieben, ein Dorf, bevölkert von Gscherten. Diesen Ausdruck jedenfalls benutzen viele Meraner, wenn sie von den Bewohnern Schennas reden. Worin dieses Gschertsein besteht, kann kein Städter genau definieren, aber es hat was mit der Art des Sprechens und sich Bewegens zu tun. Beides ist beim Gscherten schwerfälliger als beim Städter, der sich selbst freilich als verfeinert empfindet. Am Gscherten ist irgendwie alles zu breit, zu laut, zu groß. Die Worte, die Schritte, die Gesten, die Blicke. Der Gscherte ist unverschämt raumgreifend, während der Städter alles mit wohlbedachtem Maß zu setzen weiß. Der Brunnenplatz selbst war einmal Dorf gewesen, das Herz von Obermais. Die Städter allerdings rücken dem Platz schon seit mehr als einem Jahrhundert auf den Leib. Kaum dass sich einige unter ihnen Luxus leisten konnten, wurde Obermais zum Objekt ihrer Sehnsüchte. Der Brunnenplatz fand sich bald eingeschnürt von den Begehrlichkeiten der Vermögenden. Villa folgte auf Villa. 1923 wurde Obermais eingemeindet. Heute leben hier die Reichsten der Reichen aus Meran. Sie genießen die beste Luft des Luftkurortes Meran, die schönste Aussicht auf den Talkessel von Meran und auf die drei Täler, die auf Meran zulaufen, das Vinschgau, das Passeier- und das Etschtal. Obermais ist ein wahrlich herrschaftlicher Sitz. Hier haben sich die Menschen niedergelassen, die vom Dorf die Ruhe schätzen, nicht aber die Dorfbewohner. Menschen, die zwar dörfliche Stille lieben, nicht aber den Lärm eines Wiesenfestes. Menschen also, welche die Gscherten gerne als Stadtler bezeichnen. Ein abschätzige Bezeichnung auch dies. Sie soll eingebildetes Stolzieren durch die Welt bedeuten, ahnungslose Arroganz, die vergessen macht, dass man sich die Hände buchstäblich dreckig machen muss, um ein halbwegs an-

ständiges Leben führen zu können. Der Stadtler ist in den Augen des Gscherten im besten Fall ein harmloser Luftmensch, im Schlimmeren ein Ausbeuter, der von anderer Menschen Arbeit reich wird. Auf dem Brunnenplatz prallen die Gegensätze aufeinander, oder besser: sie fließen ineinander, ohne sich wirklich zu vermischen. Denn es ist nicht so, dass die Menschen sich hier laut stritten, dass sie sich mit kaum verhohlener Verachtung begegneten und sich die jeweiligen Vorurteile entgegenschleuderten. Sie versuchen auch nicht, zu überzeugen. Sie leben nebeneinander her. Gscherte und Stadtler, die Worte liegen wie schwere Steine in den Taschen. Niemals werden sie geworfen. Der Brunnenplatz ist deshalb kein Platz im mediterranen Sinne, kein Ort des Austausches, kein Hort der Demokratie, in der nach Herzenslust gestritten wird, um ein besseres Leben zu erreichen. Und doch findet im Verborgenen ein hartnäckiges, dumpfes Ringen um die Vormacht statt. Es geht um Lebensstile und Weltanschauungen. Wer setzt sich am Brunnenplatz durch? Die Stadt oder das Land? Oder ist es am Ende etwas Drittes, für das noch kein Name gefunden ist? Die Auseinandersetzung findet im Wesentlichen an drei Schauplätzen statt. Das Kaffee Brunnenplatz, der Gasthof Kirchsteiger und die Bar, die keinen Namen hat, aber die alle nur „Luis“ nennen, weil sie dem Luis gehört. Es handelt sich bei ihm um einen bebrillten Mann mittleren Alters, der meist guter Laune ist, manchmal aber einen derart dichten Unwillen verströmt, dass selbst die Gäste, die nur schnell einen Caffè Macchiato trinken wollen, die Bar aus Atemnot schnell wieder verlassen müssen. Ob von Osten oder Westen, ein Glasl beim Luis schmeckt immer noch am besten Dieser Spruch hängt neben der Eingangstür. Es ist eines der wenigen Zeichen, das einen Stadtler dazu


Namenstage

Mobiliar

»Wirtsstube aus Pfalzen-Issing (Leistengetäfel)«

Autos

Exzerpt: »Können nun die Pferdebesitzer nun zeitlich genug abrüsten? Mit nichten. Erstens schon aus dem Grunde nicht, weil zur Besorgung des Lohnfuhrwerkes auch nach andern Richtungen hin doch immerhin Pferde und das ganze Beiwerk nötig sind, und zweitens hauptsächlich deshalb nicht, weil die ganze, wenn noch so bewunderungswürdige Automobiltechnik dermalen noch keine Type hervorgebracht hat, die dauernde Betriebsstörungen ausschließt.«

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verleiten würde, dem „Luis seine Bar“ den Gscherten zuzuschlagen. Ansonsten ist alles beim Luis modern, die Einrichtung, die Kaffeemaschine, die Beleuchtung. Der Cappuccino, den er serviert, ist so vollendet in Geschmack und Aussehen, dass er mühelos mit jedem römischen Caffè konkurrieren kann. Der Luis ist über die Zeitungen, die er zum Verkauf anbietet, mit der Welt verbunden. Er hat fast alle Publikationen, und was er nicht hat, das kann er auf Bestellung besorgen. Einem in der Nähe wohnenden Journalist zum Beispiel besorgt der Luis täglich die International Herald Tribune. Manchmal wird auf den wenigen Tischen im hinteren Teil der Bar über Weltpolitik diskutiert. Dann wird US-Präsident George W. Bush durchaus kompetent gerupft, der Russe Putin kriegt sein wohlverdientes Fett ab und der Namen Osama bin Laden fällt hier auch, und nicht nur als Schimpfwort. Mühelos werden die Parallelen geschlagen, von den Erfahrungen vor Ort und dem Lauf der Geschichte irgendwo im hintersten Winkel des Erdballs. Bush, Putin, Osama, sie alle finden beim Luis kurzfristig eine Heimstatt. Die Leute kennen sich eben aus, bei sich zu Hause und in der Welt. Nein, der Luis ist eindeutig Stadt, allerdings gibt es im Laufe des Tages Ausnahmen. In den mittleren Morgenstunden und am frühen Nachmittag übernimmt der Gscherte die Herrschaft beim Luis. Er bleibt etwas länger als der Stadtler, der zumeist schnell einen Kaffee trinkt, oder gar nur die Zeitungen oder Zigaretten kauft. Der Gscherte, sagt der Stadtler abschätzig, braucht eben bei allem, was er tut, mehr Zeit, weil er nun einmal langsam ist und schwer von Begriff. Aber das ist nur die Rache dafür, dass er sich beim Luis breit macht. Der Luis liegt von allen drei Lokalen am verkehrsgünstigsten. Vier Straßen laufen nahezu direkt auf ihn zu, drei aus Meran und eine aus Schenna. Wer an der Bushaltestelle wartet, der sieht die Bar vom Luis, wer zur Sparkasse am Brunnenplatz geht, der läuft

am Luis vorbei – und fällt hinein, auf einen Kaffee, ein Glas Roten, ein Bier. Das Kaffee Brunnenplatz und der Kirchsteiger sind in dieser Hinsicht benachteiligt. Man sieht sie nicht auf den ersten Blick und sie haben auch keine Zeitungen im Angebot mit deren bunten Erscheinung sie in den Fensterauslagen um Aufmerksamkeit werben könnten. Die beiden sind älter, ehrwürdiger als der Luis. Der Kirchsteiger trägt die Züge eines Landgasthofes. Das Mobiliar ist schwer und dunkel, den ganzen Tag über brennt Licht, dass man denken könnte, draußen herrsche immerzu kalter Winter oder es gehe ein Feind umher, vor dem man sich verbergen müsse. Der Kirchsteiger hat sich mit der Zeit in eine Pizzeria verwandelt und durch die Qualität seiner Pizza einen guten Ruf erlangt. Die Gäste kommen spät abends und sie bleiben lang. Da ist mitunter viel los beim Kirchsteiger, nachts. Aber nachts zählt nicht, den nachts ist kein Leben am Brunnenplatz, die paar vorbeibrausenden Autos ausgenommen. Beim Kirchsteiger kann man tagsüber Sprüche hören wie: „Da kam einer in die Bar und sagte: ‚Schade, ich habe den Sack voll Geld, aber keinen Durst!‘“ Es folgt schallendes Gelächter – und der nächste Spruch. So etwas hört man beim Luis nicht, und im Kaffee Brunnenplatz ist es ebenfalls eher die Ausnahme. Dieses Lokal liegt zwischen der den Zeitungen geschuldeten Mondänität des Luis und der saftigen Erdverbundenheit des Kirchsteiger. Es ist von allem ein bisschen. Pensionierte und aktive Politiker kommen zu Besuch und drücken ihm den Stempel der Wichtigkeit auf, eine in Schönheit gealterte Dame, Tochter eines k. u. k. Offiziers, umweht ein Hauch der verflossenen Monarchie, der Ladenbesitzer von nebenan sorgt mit seiner Anwesenheit für eine gewisse Verankerung des Kaffees in den ökonomischen Realitäten. Politik, Ökonomie, Kultur – das Kaffee Brun-


Namenstage

Exzerpt: »Falsche Gerüchte um Luis Trenker. Die ›Frkft. Ztg.‹ schreibt: In einem französischen Blatt wird Luis Trenker, der mit seinem Film ›Der Kaiser von Kalifornien‹ auf der letzten Bienale in Venedig den Mussolini-Pokal erringen konnte, der Vorwurf gemacht er habe einen früheren Film ›Berge in Flammen‹ in zwei verschiedenen Fassungen gedreht. In der Italienischen Version, so wird von dem Blatt behauptet, siegen am Schluß die Italiener, in der deutschen die Österreicher.«

Feuer Weihnachten

Luis Trenker

Exzerpt: »Die langen Abende des Advents vereinen die Familie in der Stube. Nähen, Spinnen und Basteln für die Weihnachtskrippe, Erzählen und Singen füllen am Lande die Zeit. Manchmal wird auch aus einem guten alten Hausbuch vorgelesen. Reimmichls Volksbuch ›Weihnacht in Tirol‹ ist dafür besonders geeignet.«

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nenplatz hat ein wenig von allem. Während der Luis den Stadtlern zuneigt, der Kirchsteiger den Gscherten, befindet sich das Kaffee Brunnenplatz in einem unsicheren Schwebezustand. Das Kaffee Brunnenplatz ist ein Zwitter. Er trägt die Hauptlast des Kampfes zwischen Stadtlern und Gscherten. Das ist auch der Grund, warum gerade hier die Protagonisten dieser Geschichte mit Vorliebe sitzen. Die Männer, die eifrig Spitznamen verteilen und allen, derer sie mit ihren Augen und ihrer Phantasie habhaft werden können, ein imaginäres Schild an die Brust heften. „Spumele!“, das ist ihre Erfindung. Am produktivsten sind diese Männer an Sonntagen, so gegen Mittag, wenn sie vom Kirchgang kommen und vor dem Nachhausegehen sich noch einmal zusammensetzen. Die Schuldigkeit gegenüber Gott ist getan, das Diesseits darf wieder genossen werden. Die Geschichten fliegen zwischen ihnen hin und her. Ein Schnattern ist zu hören, ein Tuscheln und Murmeln, immer wieder von dröhnendem Gelächter unterbrochen. Die Männer sind meist zu fünft. Auf der Topographie des Brunnenplatzes sind sie eindeutig den Gscherten zuzuordnen. Das erkennt man daran, dass sie nach wie vor auf die eine oder andere Weise der Erde verhaftet sind. Entweder sind sie noch Bauern oder sie haben irgendetwas mit den Erzeugnissen dieser Erde zu tun, als Holzhändler zum Beispiel. Die Gesichter erinnern Touristen mit Gewissheit an den knackigen Luis Trenker, der Stadtler allerdings denkt nur an den von ihm mit stiller Inbrunst verachteten Gscherten. Sonntags errichten sie an einem Ecktisch ihr kleines Reich. Sie werfen ihre Netze aus und ziehen immer irgendjemand an Land, den sie nach ihrer Lust und Laune benennen. Einen Spumele finden sie immer. Warum sie das tun? Darauf haben sie keine Antwort. Es ist einfach so, es war immer schon so. Sie selbst sind doch die ersten

Opfer dieser Namensgebung. Keiner von ihnen ist nämlich unter seinem wirklichen Namen bekannt. Es lohnt sich, sie der Reihe nach durchzugehen, damit man ihr Geheimnis ein wenig lüften kann. Der Hammer, hat sich diesen Namen verdient, weil er immer auf alle einschlägt und alles besser weiß. Er ist auch bekannt dafür, dass er innerhalb kürzester Zeit über jeden beliebigen Menschen der Umgebung alles Interessante in Erfahrung bringen kann. Freilich dient das Erfahrene nur dazu, den Betroffenen fertig zu machen. Der Hammer ist eine Art lokaler KGB mit eingebauten, automatisierten Fallen für jedermann. Keiner hat bei ihm eine Chance. Die anderen machen sich ein Vergnügen daraus, Zeugen dieser verbalen Vernichtungsfeldzüge zu sein. Dem Hammer fehlt jede Sentimentalität, durch sein grausames Urteil erscheinen die Menschen bar jeden edlen Gefühls, getrieben nur von niedrigen Instinkten. Der Hammer schlägt so lange zu, bis diese bittere Wahrheit sichtbar wird. Tata, bedeutet so viel wie Vater. Der Tata ist ein lediger Bauer. Er hat nie eine passende Frau gefunden. Er heißt so, weil er das, was er einer Familie nicht geben konnte, seiner Umgebung gegeben hat. In seiner Jugend war er ein Feuerwehrhauptmann – immer da, wenn es brannte. Ein Musterbeispiel gesellschaftlichen Engagements. Zu Weihnachten lädt der Tata Leute zu sich ein. Er ist nicht gerne allein am Heiligen Abend. Er baut sich eine Familie zusammen, für ein paar Stunden jedenfalls. Er kümmert sich väterlich um seine Gäste und er kümmert sich um sich selbst. „Das Essen schmeckt dem Tata!“, sagen Freunde. Der Speck vor allem und natürlich der Wein. Der Sack, hat diesen Namen bekommen, weil er irgendwann vor langer Zeit gerne Pluderhosen trug. Das fiel natürlich auf. „Sack!“, sagte einer, und seitdem heißt er Sack. Vielleicht hat er sich diesen Namen auch verdient, weil er in seiner Jugend in der


Namenstage

Krankheit

Exzerpt: »Wie bei den primitiven Völkern noch heute, so gab es auch einmal bei uns einen Krankheitsdämonenglauben, dessen Reste in den volkstümlichen Krankheitsnamen und Krankheitsbezeichnungen, im volkstümlichen Heilverfahren, im Volksaberglauben und teilweise auch in der Medizinischen Begriffswelt weiterleben. […] Es gab vor allem zwei Methoden mit denen ein Dämon dem Menschen eine Krankheit anzauberte: das Blasen und das Schießen.« Das Anhauchen der Dämonen bewirkte Kopfschmerzen und umnebelte die Sinne. »Das Kopfweh hieß ›Anwaht‹ […] Der bekannteste Beleg für die Vorstellung vom Dämonenschuß ist der Hexenschuß und neben ihm gab es den gleichbedeutenden ›Drachenschuß‹. Wenn die Hexen ein Stück Vieh umbrachten, hatte es einen ›Schuß‹ bekommen […].«

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Jäger

Exzerpt: Frage 5: »Was für eine Wirkung soll ein gutes Geschoß haben?« Antwort: »Es muß eine schnell tötende Wirkung haben. Dies wird erreicht, wenn das Geschoß beim Auftreffen die nötige Energie, eine große lebendige Kraft, in Verbindung mit der nötigen Stauchung hat.« Frage 95: »Welche Grundsätze sind bei der Verwertung von Wildbretes zu beachten?« Antwort: »Das Wild ist richtig aufzubrechen und dann auszukühlen zu lassen. […] Bei Hasen und Kaninchen müssen durch Streichen der Bauchseite die Blasen entleert werden. […] Bei Federwild ist mittels eines Hölzchens und eines gebogenen Drahtes die Schleimhaut des Darmes herauszuziehen und vom Weidloch abzureißen.«


Schweiz gearbeitet hat. Die Schweiz gilt selbst unter diesen Männern als besonders gschert. Sack, das ist ein grobes Wort, auch unter den Groben des Kaffee Brunnenplatz. Nachdem er in der Schweiz genügend Geld verdient hatte, eröffnete er unten in der Stadt einen Obststand. Sein Obst war teuer wie kein anderes. Eifrig polierte er jeden Morgen die Äpfel und Birnen, bis sie glänzten wie Spiegel. Von den geblendeten Touristen erhielt er gutes Geld. Das verschwand sehr schnell in seinem Sack, den er nur selten, und wenn, nur zum eigenen Vergnügen aufmachte. Wahrscheinlich hat er sich auch deshalb den Namen Sack wie eine Krankheit zugezogen. Der Lumpi, hat Verwandtschaft mit dem Spumele. Er besitzt nämlich nachweislich den größten Hof in Obermais. Fünfzehn Hektar Äpfel. Geld hatte er immer. Schon in den dreißiger Jahren hatte er eine bemerkenswerte Erbschaft gemacht. Dabei ist er sparsam und gibt selten einen aus, auch nicht seinen Freunden im Kaffee Brunnenplatz. Der Lumpi ist tiefreligiös und pilgert zwei Mal im Jahr nach Süditalien zu dem Heiligen Padre Pio. Wenn ihn die Wut packt, das passiert manchmal, dann schimpft er auf die Freimaurer, die seiner Meinung nach an allen Missständen schuld sind. Bei allem Glück des Geldes und Besitzes hat er jedoch ein Problem. Er hat fünf Töchter und er weiß nicht, wem er einmal seinen Hof vererben soll. Nur eine der Töchter ist verheiratet. Mit einem Chauffeur! Soll der etwa seinen Hof übernehmen?! Kann gut sein, dass er sich deshalb wirklich als Lumpi fühlen wird, wenn er ins Grab steigen muss – als einen, dem nichts mehr bleibt als seine Lumpen, weil er seinen Hof nicht in gute Hände geben konnte. Der Kuckuck, hat seinen Namen verpasst bekommen, als alle besoffen waren. Irgendwo in Lazag, einem Viertel, das zu Meran gehört aber schon an Schenna grenzt, haben sie gefeiert. Das liegt sehr lange zurück.

Als sie wieder bei sich waren, hieß er für alle Kuckuck. Wie? Warum? Das weiß keiner mehr. Kann sein, dass er in seinem Rausch den Kuckuck nachgeahmt hat, kann sein, dass er eine Geschichte erzählt hat, die mit einem Kuckuck zu tun hatte, vielleicht hat ihm jemand ein Kuckucksei gelegt. Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, das ist alles, was blieb von jener Nacht. Diese im Alkoholnebel halb versunkene Episode reichte, um ihn fürs Leben zu markieren. Das also sind die Hauptdarsteller dieser Geschichte. Ein scheinbar harmloses Rudel alter Männer. Denn sie stellen eine Art öffentliche Meinung her, die jenseits oder unterhalb der allgemein bekannten besteht. Sie haben die Kraft, Neues zu erfinden. Sie sind Schöpfer und Schöpfungen zugleich. Das Kaffee Brunnenplatz ist ihr bevorzugter Versammlungsort. Nur hier trifft man sie alle gleichzeitig an, sonntags. Dann sichten und besprechen sie die Informationen, die sie gesammelt haben. An Wochentagen nämlich streifen sie wie emsige Jäger auf dem Brunnenplatz umher. Sie wandern, einzeln, vom Kirchsteiger zum Luis, vom Kaffee Brunnenplatz zum Kirchsteiger, vom Luis zum Kirchsteiger. Sie spitzen ihre Ohren und halten die Augen offen. Nichts entgeht ihnen. Sie sind so penibel in ihrer Beobachtung, dass man meinen könnte, sie erfüllten eine Pflicht. Und vielleicht ist es ja genau das. Sie haben eine Aufgabe: Sie sind die Protokollanten des Alltages auf den Brunnenplatz. Natürlich halten sie sich nicht an die Regel, dass man das Forschungsobjekt sine ira et studio zu betrachten hat. Wie sollten sie auch? Das hat ihnen niemand beigebracht. Warum müssten sie auch? Sie gehören zur Partei der Gscherten. Sie müssen sich nicht zurückhalten. Selbst wenn sie diese Zuordnung vehement ablehnten. Sie hätten keine Chance auszubrechen. Die Stadtler sorgen schon dafür, dass es für die Männer aus ihrem Gschertsein kein Entkommen gibt. Ohne den


Namenstage

digtster herr und furst, als Euer kunigkliche Majestaet mir kurtz verschinen tagen geschriben und mir geschafft hat, coniuraciones, die gaist ze pannen, mit sambt ainem meiner conventbrueder, der damit handeln kunde, furderlich zu schicken, sueg ich Euer kunigklichen Majestaet darauff diemuetich zu wissen, als sich dann des nachstvergangnen herbst große strengkait der pestilentz in funderhait hie zu Stams gehalten hat, dadurch acht meiner brueder auß dem convent und under denselben auch die, so in den bemeldten sachen lange zeit gehandelt haben, von dieser welt geschaiden sein, dergleichen warlich ditzsmals kainer mer in solchen geuebet hie vorhanden ist. […] capplan Bernhardt abbt zu Sanct Johanns ze Stams“ S. 392f.

Gespenst Tata

Schürze

Exzerpt: Kaiser Maximilian (damals noch König) hatte erfahren, dass im Stifte Stams Mönche wohnten, die Geister bannen oder beschwören konnten und sich hiezu gewisser Beschwörungsformeln bedienten, und richtete nun an den Abt das schriftliche Ersuchen, ihm einen in diesen Dingen geübten Klosterbruder an seinen Hof zu senden. Darauf antwortete der Abt am 4. Mai 1496 mit folgenden eigenhändigen Schreiben: »Allerdurchleuchtigster, großmächtiger Kunig, […] Allergnä-

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»Varianten der Bezeichnung Vater«


Gscherten gibt es keinen Stadtler. Ohne den Derben als Gegenstück kann der Zivilisierte nicht sein. Dieses existenzbegründende Vorurteil hält alle in seinem eisernen Griff fest. Nachdem die Männer ihr Material aufgenommen und protokolliert haben, beginnt ihr eigentliches Werk, das sie im Kaffee Brunnenplatz zur Vollendung führen. Sie reduzieren die gehörten Geschichten und Geschichtchen, die Gerüchte und das Gerede auf einen einfachen Begriff. Sie produzieren Schlagworte, Schlagzeilen für eine Zeitung, die nie erscheinen wird und nur in ihren Köpfen existiert: Das Brunnenplatzer Alltagsblatt. Die Zeitung lesen können nur diese Männer. Sie haben den Schlüssel zu den Geschichten in der Hand. Sie sind die Wächter eines Schatzes, der allerdings unbeachtet bleibt. Das wissen sie durchaus. Die Gscherten sind nämlich zum Aussterben verdammt. Natürlich dürfen sie noch vorkommen als Ornament für den Brunnenplatz. Auf die Touristen wirkt es herzerfrischend, wenn einer dieser Männer, schweren Schrittes und in blaue Schürze geworfen, an ihnen vorbeitrottet. Die Gäste warten auf den Bus, der sie in die Berge bringen wird, wo sie noch mehr Exemplare solch scharfwürziger Menschen zu sehen hoffen. Der Anblick auf dem Brunnenplatz bereitet ihnen deshalb Vorfreude. Die Männer wehren sich auf ihre Weise. Sie bestehen auf ihrem Gschertsein mit grimmiger Entschlossenheit. Sie tun es, indem sie in ihren Worten „mitschreiben“, während draußen die offizielle Geschichte des Landes, der Stadt, des Viertels, sich entfaltet. Sie bringen alles Schwierige, Unerklärliche und Verwirrende mit ihrer unbeholfenen Feder auf einen einfachen Begriff. Sie wehren sich gegen die Realität, weil diese zu komplex ist; sie wehren sich, weil für sie keine Rolle mehr vorgesehen ist, außer die eines folkloristischen Kurzauftritts in einer Welt, die nur mehr modern, nur mehr Stadt sein will.

Der Kampf ist schon entschieden. Der Stadtler wird am Brunnenplatz den Sieg davontragen. Jeden Sonntag werfen sich die Männer im Kaffee Brunnenplatz gemeinsam mit all ihrem Gewicht in die Waagschale. Immer wieder aufs Neue. Sie beanspruchen ihren Platz, ihr Recht auf eine Existenz, ihren Anspruch, eine Geschichte zu haben, gelebt zu haben. Sie stemmen sich gegen die Wirklichkeit. Es gelingt ihnen noch, sie umzubenennen. Aber es wird nicht viel helfen. Der Gscherte wird bald nur mehr ein herumirrendes Gespenst sein, das keiner mehr erkennt. Spumele, Hammer, Tata, Sack, Lumpi, Kuckuck – das werden nur mehr Begriffe ohne Bedeutung sein. Geräusche. Keiner wird sie mehr verstehen. Bevor die Männer für immer verstummen, nehmen sie noch ausgiebig Rache an der unerbittlichen Gegenwart. Die Spitznamen lauern schon in ihren Köpfen. Mit jedem Tag, an dem der Tod sich nähert, werden sie spitzer. Es gibt keine Ruhe, bis zum Ende nicht. In einer fernen Zukunft wird vielleicht ein Archäologe diese Worte irgendwo aufgeschrieben finden, in einem Tagebuch, auf einer Karte oder einer Mitteilung. Es wird ihm obliegen, die Welt dieser Männer zu entziffern. Mit etwas Glück und Vorstellungsvermögen wird er den Ecktisch im Kaffee Brunnenplatz wiederauferstehen lassen, die derben Männer mit ihren Bosheiten, ihren Indiskretionen und ihrem Erfindungsgeist. F. wird hereinkommen. Er wird sich eine Spuma bestellen. „Spumele! Spumele!“ wird es aus der Ecke kommen. Und sie werden noch mal laut lachen, auf dass alle es hören.


Nasszellen

Karteneintrag: Muehlau allgemein Das Raritaetenkabinett von Muehlau Tiroler Nachrichten, Nr. 123 (1967), S. 3. Exzerpt: >>Besuch bei einem alten Innsbrucker Original. Vor einigen Jahren hat den ehemaligen Ochsenfuehrer von der Rauchmuehle, Philipp Brandstaetter, 68, die Sammlerleidenschaft gepackt. [...] Wuerdevoll empfangen den Besucher zur Linken Kaiser Franz Joseph in zweifacher Ausfuehrung, umgeben von russischen Hoheiten, aufgelockert durch kuenstliche Maigloeckchen und kleine Trachtenpueppchen.<<

Mühlau

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Karteneintrag: Gemeindewesen 1. > Statistik Erzherzog Johann: Tirolensien a. d. J. 1703-1854. Die Bevoelkerung, der Viehstand etc. in Tirol i. Jahre 1784, Innsbr. Stadt und Gericht Wilten betreffend FB 2074 (FBK) Exzerpt: >>Total-Ausweis ueber die Bevoelkerung, Viehstand, Zahl der Haeuser, wie auch ueber den Flaechen-Inhalt des saemmtlich eigenthuemlichen Grund und Bodens in allen GerichtsBezirken des Landes Tyrol, ausgezogen aus den Acten der im Jahre 1784 zu Ende gebrachten all-

Bevölkerung gemeinen Steuerbereitung. Steuer-Viertel: Ober-Innthal, Nro Currens: 3., Nahmen der Gerichts-Bezirke: Hoertenberg, Seelen (4.270 maennlich, 4.856 weiblich), GroßVieh (515 Pferde, 327 Ochsen), Haeuser (19 Stadt- und Markthaeuser, 1.115 Bauernhaeuser), 894 Jauch à 1.000 Klafter Ackerstaett, 98 große Grasrechte, 2.264 Morgen à 500 Klafter Waldungen.<<


Hochbehälter

Nikolaus Schletterer hat in Innsbruck die Innenräume von Wasserspeichern fotografiert: Hinter unscheinbaren Hüllen in vollständiger Dunkelheit liegende Wannen, unbekannter Aufbewahrungsort des Lebensnotwendigen, für einen Moment erleuchtet – Die folgende Fotostrecke zeigt die Trinkwasserspeicher von: Hochbehälter Igls (S. 20 / 21)

Hochbehälter Hungerburg (S. 26/27)

Speichergröße [m3]: 1.800 Durchschnittliche Abgabe (Jahresmittel) [ l /s]: 8,23 Baujahr: 1998 Versorgungsgröße des Behälters [% der Bevölkerung]: 1,96

Speichergröße [m3]: 490 Durchschnittliche Abgabe (Jahresmittel) [ l /s]: 32,26 Baujahr: 1953 Versorgungsgröße des Behälters [% der Bevölkerung]: 7,68

Hochbehälter Mühltal/Aldrans (S. 22 / 23)

Hochbehälter Angerle/Hötting (S. 28/29)

Speichergröße [m3]: 100 Durchschnittliche Abgabe (Jahresmittel) [ l /s]: 2,49 Baujahr: 2002 Versorgungsgröße des Behälters [% der Bevölkerung]: 0,59

Speichergröße [m3]: 1.500 Durchschnittliche Abgabe (Jahresmittel) [ l /s]: 19,62 Baujahr: 1963 Versorgungsgröße des Behälters [% der Bevölkerung]: 4,67

Hochbehälter Mühlau (S. 24/25) Speichergröße [m3]: 26.400 Durchschnittliche Abgabe (Jahresmittel) [ l /s]: 345,66 Baujahr: 1953 Versorgungsgröße des Behälters [% der Bevölkerung]: 82,25












Notabene

Ohr Karteneintrag: Medizin > Augen, Ohren, Zähne – HNO Über die Herstellung eines Hörrohres für Schwachhörige Innsbrucker Wöchentliche Anzeigen, Nr. 10 (1799). Exzerpt: »[…] Allein das Ohrenhörnlein beständig anzuhalten, ist nicht nur allein ungelegen, sondern auch in einer Gesellschaft unter mehrern Leuten, z.B. in einer Predigt, unschicklich. Die Lobosine, vermuthlich weil sie nicht tief genug in das Ohr hineingehet, muß immer abgeändert werden, wie die Ohren selbst mit der Zeit immer schwächer werden.«

Karteneintrag: Vereine > Arbeitsgemeinschaft für Volks- und Brauchtum Volkstumpfleger als Helfer bei Fest und Feier Tiroler Tageszeitung, Nr. 27 (1965), S. 3. Exzerpt: »Volks- und Brauchtum sind in Tirol ganz besonderen Gefahren ausgesetzt, und es ist verständlich, daß sich immer mehr verantwortungsbewußte Frauen und Männer in unseren Gemeinden darum bemühen, bei Fest- und Feiergestaltung der Pflege unverfälschter Werte unserer Heimat besonderes Augenmerk zu schenken. Lied, Musik, Tanz, Spiel und Tracht sind Ausdruck unserer Wesensart, dienen dem Leben der Gemeinschaft und verdienen deshalb eine besonders behutsame Pflege, weil sie in einem Reiseland wie Tirol auch dem Kommerziellen dienen müssen.«

Tradition

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„Zu viel denken kann man nie.“ Der Komponist und sein Interpret: Beat Furrer war zu Gast bei den „Klangspuren“, dem Schwazer Festival für Neue Musik, Gerald Preinfalk spielte beim Klangforum Wien als Saxophonist Furrers Musik. In einer Pause trafen sich die beiden zu einem Gespräch über die Kopflastigkeit Neuer Musik, das Mysterium von Zwölfteltönen und die Frage, ob Regelmäßigkeit banal ist. Gerald Preinfalk: Gibt es in der so genannten „Neuen Musik“ ein typisches Klangbild? Ist „Neue Musik“ eine Stilform?

Da kann ich vielleicht sehen: Aha, das bin ich! Aber im Moment des Komponierens ist das, was ich mache, eigentlich nur eine Notwendigkeit. Ich höre so.

Beat Furrer: Man muss den Begriff auseinander nehmen. Ich finde, die schönste Metapher für das Schaffen von Musik ist in Ovids Metamorphosen zu lesen: Fama baut sich an der Grenze zwischen Himmel, Meer und Erde ein Haus aus Erz. Es hat offene Fenster und Türen. Alles, was gesprochen und gesungen wird, alles, was einfach erklingt, vermischt sich in diesem Haus zu einem Klang. Und Fama hört. – Ich sehe das so: Diesen Raum, den wir Musik nennen, gilt es zu erweitern. Weniger in dem Sinn, dass ich immer neue Klänge erfinden müsste, sondern indem ich einfach mit offenen Ohren durch die Welt gehe und versuche, diese Welt hörend zu durchdringen, zu begreifen.

P.: Gut, das heißt: Es – die Neue Musik – passiert ungewollt.

P.: Jeder Komponist wird beeinflusst von dem, was ihn umgibt. Aber warum kommt dabei ausgerechnet bei dir Neue Musik heraus? Du bist ja geradezu Stil prägend in diesem Bereich. Gibt es da eine spezielle Klangästhetik? Wenn ich das Repertoire der letzten 10 Jahre überblicke, gibt es sehr wohl eine Spielart, in der ich ein Stück Neue Musik zu spielen habe: Es gibt so oft Töne, die aus dem Nichts kommen sollen, schneller werdende Triller … und nach einer Weile soll der Ton wieder ins Nichts verschwinden … F.: Natürlich hat sich mittlerweile ein Vokabular gebildet, klar. Ein Vokabular, das ständig erweitert wird, und das in verschiedenen Partituren immer wieder auftaucht. Aber diese fixen Formen der Neuen Musik müssen natürlich immer wieder hinterfragt werden – und das bedeutet nicht, dass ich vermeide, was andere getan haben. Ich gebe einer musikalischen Gestalt einen neuen Sinn, einen neuen Zusammenhang und schaffe sie somit wieder neu. Jeder Komponist durchläuft seine Geschichte. Der Beginn ist Imitation, und irgendwann nach 25 muss man darüber hinauskommen. Dann erst kristallisiert sich eine ganz persönliche, stark individuell geprägte Sprache heraus. Darauf hat man eigentlich wenig Einfluss. Wie das Eigene entsteht, wird erst im Rückblick sichtbar.

F.: Ich stelle gewisse Bedingungen an meine Arbeit. Wenn ich sie begreife als eine Projektion in die Zukunft – mit Materialien der Gegenwart – erwarte ich von Musik mehr als bloßes Entertainment. Sie ist für mich Erkenntnis auf einer anderen, nicht sprachlichen Ebene, in der Sprache der Musik eben. Es gibt Momente im Laufe einer Arbeit, in denen ich das Gefühl habe, dass sich mir etwas eröffnet, eine neue Welt. Das ist meine Motivation. P.: Woran erkennt ein Zuhörer Neue Musik? Ist das eine bestimmte Rhythmik oder Dynamik, sind das bestimmte harmonische Verläufe? F.: Der Begriff „Neue Musik“ ist nicht mehr als eine Schublade. Da schwingen gewisse Präferenzen mit, die sich auch wieder verändern werden. Heute lächeln wir ja auch, wenn wir Mozart-Interpretationen aus den 50er Jahren hören. Es gibt in der Neuen Musik so viele Erscheinungsformen. Die Positionen heute sind nicht mehr so ideologisch gefärbt wie noch in den 60er oder 70er Jahren, wir machen keine Schlachtpläne mehr. Wir kreieren Formen, die nicht vorherbestimmt sind und gehen mit verschiedenen Materialien ganz selbstverständlich um. Man kann nicht einmal mehr sagen: Neue Musik zeichnet sich durch eine spezifische Behandlung der Harmonik aus. Es gibt viele Möglichkeiten des Zugangs. Wir haben nicht einfach alles über Bord geworfen … die Tradition, auch die Tonalität nicht. Es ist nicht so, dass einfach alles passé wäre und wir ohne Gepäck durch einen luftleeren Raum fliegen. P.: Aber warum sind dann bestimmte Dinge in der Neuen Musik so verpönt, durchgehende Rhythmen etwa – oder alles, was man im herkömmlichen Sinn als Groove bezeichnen würde?


Notabene

Karteneintrag: Gewerbe > Maurer Othmar Aschauer, Tirolische Wanderbauhandwerker aus dem 17.–19. Jahrhundert aus dem Ausserfern Westfälische Forschung, Bd. 20, Münster i. Westfalen 1967, S. 151–163. Exzerpt: »Zahlreiche Außerferner Bauhandwerker wurden in den Wanderzielgebieten seßhaft, indem sie sich dort verheirateten und als Bürger einkauften. Es ist nachzuweisen, daß Mißernten in der Heimat die Heiratslust in der Fremde förderten und sich Abwanderungen in solchen Zeiten mehrten.« S. 152.

Handwerk

Karteneintrag: Musikinstrumente Klarinetten und Flöten für das Bundesheer aus Tirol Tiroler Tageszeitung, Nr. 236 (1956), S. 3. Exzerpt: »Wie bereits kurz gemeldet, wird in absehbarer Zeit auch in Innsbruck eine Musikkapelle des Bundesheeres aufgestellt werden. Obwohl darüber noch keine Einzelheiten bekannt sind, weiß man doch bereits, daß es nicht leicht sein wird, einen geeigneten Musikkapellmeister im entsprechenden Alter und mit dem unerläßlichen militärischen Auftreten zu finden.« Flöte

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F.: Ich glaube, das ist mittlerweile nicht mehr verpönt. P.: Meine Erfahrung ist: Es gibt ein paar musikalische Parameter, die in der Neuen Musik fehlen. Wenn ein Stück von A bis Z leise ist, schafft es zwar eine eigene Welt, aber es fehlt etwas. F.: Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob etwas aus ideologischen Gründen fehlt, oder ob es sich um eine bewusste Aussparung handelt. Wenn ich einen rhythmischen Puls habe, den ich jedoch in den Hintergrund schiebe, habe ich ihn als Möglichkeit mitgedacht. Dann habe ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich habe zwar einen Ausschnitt, aber in dem Ausschnitt ist alles enthalten. Ich glaube, das ist schon ein Unterschied! Wenn ich hingegen sage: Es darf nichts wiederholt werden, weil der Lehrer hat gesagt, es gibt ein Wiederholungsverbot – das wäre eine rein ideologische Barriere. In der seriellen Musik hat es geheißen: Regelmäßigkeit ist banal, also darf man das nicht machen. Das ist ein abgeschlossenes System. Aber Musik muss so weit geöffnet sein, dass auch das Banale darin Platz findet. Ein gewisse Regelmäßigkeit gibt es ja auch im Jazz, aber nicht im mechanischen Sinne. Dort erzeugt die Regelmäßigkeit einen Drive, es gibt Abweichungen. Das ist höchst komplex! P.: Noch in den 70er Jahren hast du in Jazzspelunken Keyboards gespielt. Wie war dein Weg vom improvisierenden zum komponierenden Musiker? F.: Ich habe im Jazz grundlegende Erfahrungen gesammelt, die meinen Weg bestimmt haben. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mich im Kreis drehe, dass Komponieren und Improvisieren sich gegenseitig die Kraft nehmen und ich mich entscheiden muss. Improvisierend kam ich nicht mehr weiter – höchstens in Richtung technischer Perfektionierung. Das war aber nicht das, was mich interessierte. P.: Es wundert mich, wie man von der Freiheit des Improvisierens Abstand nehmen kann. F.: Diese Freiheit konnte ich auch in meiner kompositorischen Arbeit gewinnen! P.: Kann man eigentlich sagen: Jazz oder improvisierte Musik kommt eher aus dem Bauch, während die Neue Musik kopflastiger ist, da sie sich vermehrt mit Hochgeistigem auseinandersetzt? F.: Da bin ich vehement dagegen. Ich würde das nicht reduzieren auf das Gegensatzpaar Kopf – Bauch. Das

ist gefährlich. Auch im Jazz gibt es sehr intellektuelle Musiker! Ich denke, der einzige Unterschied ist, dass der Jazz von Instrumentalisten entwickelt worden ist. Es ist Musik aus dem Geist des Instrumentes, oft sind das gerade jene Instrumente, die in der Klassik wenig eingesetzt worden sind, Saxophon und Schlagzeug etwa. Die haben erst im Jazz eine richtig große Entwicklung durchgemacht, als eine eigene Musik für sie geschrieben wurde. Da gibt es noch eine Einheit zwischen dem Physischen der Klangerzeugung und dem Denken. P.: Es wird aber der Neuen Musik sehr oft nachgesagt, dass sie kopflastig sei. Irgendwo muss das ja herkommen! F.: Prinzipiell glaube ich: Zu viel denken kann man nie. Kopflastigkeit wäre für mich ein hermetisches Arbeiten. Kopflastig ist etwas, wo eine Intention, wo ein Wille fehlt. Zum Beispiel jetzt beim Musikfestival der Biennale in Venedig: so viel Musik, die so dahinplätschert und technisch sehr schön gemacht ist. Dann kommt Francisco Guerrero (spanischer Komponist, 1951–1997, Anm.) und man merkt sofort, da ist eine große Kraft dahinter, der will noch weiter! Das ist für mich eine Qualität. Und ich glaube nicht, dass der Guerrero weniger gedacht hat als die anderen. Denken tun sie alle, aber der eine hat mehr Kraft. Verstehst du? Ein Komponist, der sein Handwerk versteht … P.: Genau, Handwerk! Was gehört in deinen Augen zum Handwerk eines Komponisten? F.: Ich denke, das müsste noch viel umfassender gedacht werden. Handwerkliches Können bedeutet auch, dass man sich in einen Instrumentalisten, der bestimmte Klänge spielt, hineinversetzen kann. Handwerk ist das Nachvollziehen-Können eines physischen Vorganges, die Einsicht, dass alles Physische auch das Klangliche bedingt, dass jeder Klang so ist, wie er erzeugt wird. Ich hab einmal Salvatore Sciarrino gefragt: Warum schreibst du so toll für Flöte? Bist du ausgebildeter Flötist? Er sagte: Nein, ich habe überhaupt kein Instrument gespielt. Sciarrino instrumentiert unheimlich gut, er behandelt Instrumente nicht wie abstrakte Maschinen, er kann den Produktionsvorgang des Klanges nachvollziehen. Gutes Handwerk ist in meinen Augen, wenn sich jemand die Zusammensetzung eines Klanges wirklich präzise vorstellen kann. Darüber kann man nie genug wissen, ich glaube, dass man sich ein Leben lang damit beschäftigen muss. Zu wissen, der notierte Tonumfang


Notabene

Oper Karteneintrag: Musiktheater > Opern, Operetten, Singspiele »Liebe in Tirol« – eine Tiroler Operette aus Wien in Musicalform von Juan Delgada Tiroler Nachrichten, Nr. 24 (1960), S. 5. Exzerpt: »Liebe in Tirol – jetzt international. […] Das Interesse des Auslandes für die neue österreichische Operette ist überraschend groß, schon in der Woche nach der Premiere wurden Verträge mit England, Schweden und Finnland abgeschlossen.«

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eines Saxophons reicht vom kleinen B bis zum drei gestrichenen F – das kann jeder! Das ist zu wenig. P.: Als Musiker bekommt man oft Stimmen vorgesetzt, von denen auch der Komponist weiß, dass man sie nicht notengetreu wiedergeben kann. Ist das auch ein Konzept der Neuen Musik, mit dem Unmöglichen zu spielen? Für einen Musiker ist das jedenfalls furchtbar. F.: Wenn ich wüsste, das ist nicht spielbar, was ich da schreibe, wäre das für mich sehr unbefriedigend, weil daraus eine gewisse Ungenauigkeit entsteht. Bei Stücken von Brian Ferneyhough ist das öfters der Fall, dass die Grenzen des Spielbaren erreicht werden und er dadurch einen Gestus kreiert, der so nur am Rande der Spielbarkeit entstehen kann. Aber man muss trotzdem ganz genau wissen, wo die Grenze ist. Alles andere finde ich ärgerlich. P.: Wo liegt für dich die Grenze zwischen Kunst und Scharlatanerie? F.: Ich glaube, was sich in der Musik vermittelt, ist die Freiheit des Komponisten. Ich geh diesen Weg und ich weiß, dass es noch andere Möglichkeiten gäbe, aber ich entscheide mich genau dafür. Das ist durchdacht. Die Grenze liegt dort, wo das Mögliche nicht mehr in Betracht gezogen wird, wo ein Komponist Dinge anhäuft, die er nicht durchschaut. – Ein Extremfall: Bei einem Ferienkurs hat kürzlich ein Komponist einfach eine Tabelle von Mehrklängen abgeschrieben, einen nach dem anderen. Er hat geglaubt, das wäre ein Stück. Das ist natürlich triste Papierverschwendung! Noch viel öder ist, wenn gesagt wird: Dieses Stück ist gut gemacht. Das ist eigentlich ein schlechtes Urteil, weil ich das Gemachte ja höre. Ich höre die Nähte, ich höre wie das gestrickt ist. Ich höre eine Verliebtheit in das Material … aber wo ist die Musik? Das, was ich zwischen den Zeilen als das Resultat, als das Nicht-Gemachte erfahren möchte? P.: Wie soll sich das Publikum dabei zurechtfinden? F.: Das erfordert vom Publikum Mut und Selbstvertrauen. Viele fragen sich: Werde ich da jetzt verarscht oder ist das etwas ganz tolles Neues? Es ist für ein Publikum schwer zu unterscheiden, was Qualität und was Scharlatanerie ist, das ist sicher eines der großen Probleme bei der Rezeption Neuer Musik. Aber ich denke, das war zu keiner Zeit anders … P.: Ich hatte da eine wirklich prägende Erfahrung: Wir haben ein Stück einstudiert, es gab ein 8-taktiges The-

ma, wirklich schön geschrieben, und alle 4 Takte war es um einen Zwölftelton verschoben. Was haben wir alles gemacht! Ich hab mir die Stelle mit meinem ProTools-Programm am Computer ausrechnen lassen, aber live war das ein Mysterium! Wir haben versucht, uns an irgendeinen Mitspieler zu halten, von dem wir geglaubt haben, er sei richtig. In Wahrheit war es nicht möglich, diesen Part zu auszuführen, nicht einmal der Dirigent hat es gehört und der Komponist auch nicht – und ich weiß, dass dieser Mann alles andere als ein Scharlatan ist. Aber einen Zwölftelton, wer hört das? F.: Ja … ja – P.: Oder, ein noch anschaulicheres Beispiel: Bei der Probe für die Wiederaufnahme einer Oper hat niemand, wirklich niemand gehört, dass die ohnedies transponierte Partitur vom Verlag nochmals transponiert und genau so an die Musiker verteilt worden war. Erst nach einer halben Stunde Probe wurde durch die korrigierende Frage eines Musikers herausgefunden, wo der Hund begraben lag. F.: Oh Gott! … gut, das ist noch einmal ein anderer Fall wie das Beispiel mit den Zwölfteltönen vorhin. Es gibt natürlich eine Grenze. Ich hab zum Beispiel bei einem Stück – einfach, weil ich gewisse Frequenzverhältnisse übernommen habe, die im natürlichen Spektrum liegen – zu bestimmten Tönen dazugeschrieben: „+ 12 Cent“ oder „– 14 Cent“. Jetzt kann man sagen, okay, ob das jetzt minus 14 oder minus 12 ist, hör ich nicht, das wäre nur mit einem Stimmgerät möglich. Die Musiker ärgern sich vielleicht, dachte ich. Ich hab es trotzdem stehen lassen, weil es das natürliche Verhältnis ist. Es funktioniert auch, mit dem Orchester der Oper Zürich hat das wunderbar geklappt. P.: Aber das ist okay, das ist die Naturterz! F.: Genau … na ja, das ist natürlich auch ein gewisses Risiko, das man eingeht. Es gibt Komponisten, die gerade in diesen Mikrotönen das Neue suchen, bei ihnen ist Musik immer ein harmonisches Konzept. Für mich ist Harmonik eine Sache, aber dann gibt es noch die Geste, die Bewegung eines Klanges. Bei „nuun“ (das Stück, das bei den Klangspuren aufgeführt wurde, Anm.) gibt es eine konstante chromatische Aufwärtsbewegung, jede Klanglichkeit definiert ihre eigene harmonische Bewegung. Harmonik äußert sich als Gemeinsamkeit eines dynamischen Prozesses. Das ist Bewegung immer irgendwo anders hin, ein Durchgang mit Ziel- und Anfangsklängen. Es ist so, wie wenn verschiedene Stimmen über dasselbe Thema


Notabene

Schnitzler Karteneintrag: Schnitzler Arthur Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler im Pustertal von Georg Kierdorf-Traut Der Schlern, Nr. 6 (1985), S. 345– 347. Exzerpt: »Nur wenigen Literaturfreunden ist bekannt, daß Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal im Sommer 1907 in Welsberg / Pustertal während eines Erholungsaufenthaltes im Badhotel ›Waldbrunn‹ zusammentrafen. […] Das Badhotel Waldbrunn über dem Bahnhof von Welsberg war schnell zu erreichen und als Sommerfrischort seit der Jahrhundertwende in Mode gekommen. Wohl deshalb hatten sich auch Arthur und Olga Schnitzler zu einem siebenwöchigen Sommeraufenthalt in Welsberg entschieden.«

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sprechen, ein und denselben Text, aber nicht synchron … oder wenn jede Stimme für sich etwas spricht. P.: Da wir jetzt so konkret bei der Harmonik angelangt sind, habe ich eine Frage, die ich schon lange beantwortet haben wollte: Wo ist für dich die Verbindung zwischen einem abstrakten Stoff, von dem man im Musiktheater ausgeht, und der Note Fis der Klarinettenstimme, sagen wir in Takt 231? F.: Das ist gar nicht so abstrakt. Beim Musiktheater gehe ich im Prinzip von den Figuren aus und stell sie mir vor. Ich arbeite gerade an einem Stück, das Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“ zur Grundlage hat. Ich habe das Fräulein Else aus dem Text herausgeschnitten, es bleibt wirklich nur das übrig, was mich an dieser Figur interessiert. Alles andere lass ich weg, den Zeitkolorit der Jahrhundertwende, alle anderen Figuren. Ich möchte nur die Bewegungsimpulse dieser einen Figur verstehen. Das ist eine ganz junge Frau, die sich über Projektionen definiert. Einmal träumt sie: Sie heiratet einen Amerikaner, hat eine Villa am Mittelmeer und liegt nackt auf den Marmorstufen. Und dann stellt sie sich wieder vor, dass sie doch den anderen heiraten und ein ganz anderes Leben führen würde. In dem Stück geht es auch um die Verdinglichung der Erotik, es dreht sich immer alles um Zahlen und Geld … Diese Figur untersuche ich. Das ist nicht abstrakt. Ich frage mich: Wie bewegt sich die Figur in einem ganz bestimmten Raum, wie kann sie sich auf der Bühne entwickeln, wie kann ich sie verwandeln? Wie ist das Verhältnis Sprache/Musik? Ich versuche, aus der Sprache heraus die Musik zu entwickeln und dann suche ich die Mittel dazu. Dann finde ich die harmonischen, rhythmischen, technischen Möglichkeiten, um eine Verbindung zu schaffen. Ich hab aus dem Schnitzler-Text ein Libretto zusammengestrichen und jetzt bin ich dabei, die Musik zu konkretisieren. Da gibt’s manchmal eine plötzliche Idee für die Anfangsszene, ich hab einen bestimmten Klang im Ohr, etwas sehr Starkes, Voluminöses: Die Figur ist rundherum immer in Bewegung, man hört sie nicht an einem bestimmten Ort, sie kreist im Raum. Und dann folgt eine Bewegung hin auf die Stimme dieser Frau. Das wird der Mittelpunkt des Stückes sein. Mir kommen einfach plötzlich von da und dort konkrete klangliche Ideen. P.: Das heißt: Du schickst diese Frau durch den Raum und sofort kommen tausend musikalische Bilder? F.: Ja, dadurch entsteht die Musik. Ich kann nicht eine Oper schreiben und eine Fraustimme irgendeinen

Text singen lassen. Ich muss untersuchen, was diese Frau darstellt. Ist das eine Schauspielerin, die das Fräulein Else spielt, oder ist es wirklich Fräulein Else oder ist das eine Frau, die sich an ihre Jugend erinnert? Es ist ganz wichtig, dass ich das weiß, ganz genau weiß. Diese Figur muss ich angreifen können. P.: Gut, die Frau ist jetzt da. Was ist der nächste Schritt? Welches musikalische Vokabular verwendest du? F.: Man möchte ja auch immer das machen, was man noch nie gemacht hat. Es wird sozusagen etwas fortgeschrieben. Ich hatte bei dieser Arbeit am Anfang eine Idee: Dort, wo meine letzte Oper „Begehren“ aufgehört hat, würde jetzt das neue Stück beginnen. Bei „Begehren“ gibt es zwei Figuren, die sich kreuzen, aber in unterschiedlichen Räumen, wie wenn ein Glas dazwischen wäre. Die eine hat als Eurydike begonnen – ganz stilisiert, wie eine Figurine in einem Museum – und war am Ende eine Frau von heute. Und der andere sagt: „Ich war mal Orpheus! Ich hab diese Erfahrung gemacht: Ich bin hinuntergegangen in die Unterwelt und habe gesungen.“ Irgendwo gibt es eine Szene, wo sie sich fast ineinander verlieren. Und dann gehen sie wieder auseinander. Sie sprechen nicht dieselbe Sprache. Es sind immer Beziehungen, die im Entstehen sind. P.: Und diese Beziehungen legst du dann 1:1 auf die Musik um? Hab ich das richtig verstanden: Die Figuren werden zuerst visualisiert, dann instrumentiert? F.: Das passiert nicht so streng hintereinander. Es gibt oft Dinge, die musikalisch sofort klar sind. Es ist ein Zusammenfügen von Bausteinen. Irgendwann hat man das Gefühl: Jetzt hab ich eine Form gefunden, die dieser Idee einer Figur genau entspricht. P.: Du hast viel Musik geschrieben, darunter auch drei Opern, die vierte ist im Entstehen. Was gibt es noch Größeres für den Komponisten Beat Furrer? F.: Sagen wir so: Komponierend erforsche ich den Zwischenraum zwischen Stimme und Sprache. Für mich ist die Beschäftigung mit der Stimme etwas Zentrales, mit der Stimme an sich, in der sich Körperlichkeit so stark vermittelt – noch viel stärker als bei jedem Instrument. Das fasziniert mich immer wieder. Die Stimme versucht, etwas vorsichtig zu verbergen, sie ist unsicher oder wütend oder … Das kann auch jeder Mensch hören! Du hörst sofort in meiner Stimme, in welchem Zustand ich bin. Das ist ja eine unglaubliche Leistung!


Musterbeispiel

Karteneintrag: Gemeindewesen 1. > Kunsthandel 1900. Die Tugendwaechter von Innsbruck Gedicht (Beanstandete Bilder) Die Tugendwaechter von Tirol Scherer, Nr. 6 (1900), S. 5. Exzerpt: >>Wir koennen Nacktes in den Kuensten lieben Mitunter auch sogar in Wirklichkeit Doch dies Capitelchen ist nicht geschrieben Fuer alle in das Buch der Lebenszeit. Auch Raffael das Nackte gerne malte, Man hat den Kuenstler damals nicht verbrannt, Der Papst ihm Scudi fuer die Bilder zahlte: Da sieht manĂ&#x;s ja:- Wir sind ja tolerant<< KĂźnste

Obholzer Karteneintrag: Obholzer Walter Ausstellung in der Galerie Annasaeule, Innsbruck Tiroler Tageszeitung, Nr. 152 (1979), S. 8.

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Exzerpt: >>Annasaeule: Zeichnung als eigenstaendiges Medium. Wichtige Ausstellung des Forums fuer aktuelle Kunst - Blaetter von Oberhuber, Blaas, Prandstetter, Puempel, Weiler, Obholzer, Baur. (...) Ohne Zeichnenkoennen geht nichts. Auch ausgepraegte malerische Talente und vor allem die Bildhauer haben sich immer wieder in der Zeichnung zu pruefen und zu entwickeln. (...) Hier beschraenken wir uns auf die Impressionen eines Spaziergangs durch die Annasaeulen-Galerie. (...) Walter Obholzer: Totaler Realist, der mit Bleistift und malerischer Spritztechnik Lichtbilder >faelscht< und in jenem Blatt am staerksten ist, in dem sich eben diese voellige Illusion von >Foto-Wirklichkeit< mit erkennbarer Zeichnung bindet.<<


Fragezeichen

Doppelte künstlerische Kraft, äußere Form und innere Vielfalt und: Was ist ein Otaku? Hans Platzgumer, profilierter Vertreter der aktuellen elektronischen Musikszene, über Walter Obholzers Arbeiten. Diese Ausgabe von „Quart“ beginnt im Interrogativ und endet im Imperativ: Auf der Titelseite – gestaltet von Walter Obholzer – bilden farbige Ringe in scheinbar zufälliger Anordnung die schnell erkennbare, symbolkräftige Form eines bunten Fragezeichens auf weißem Hintergrund. Für die Rückseite lassen die verschieden gefärbten, transparenten oder deckenden Kreise seiner „Blood Streaming“-Serie auf schwarzem Hintergrund ein Rufezeichen entstehen, welches jenen Erfahrungsprozess beschließt, den jedes Öffnen einer Kulturzeitschrift im besten Falle auszulösen vermag.

Bei näherer Betrachtung verlieren diese Werke – ähnlich wie sich die Gestalt des Fragezeichens auf der Titelseite erst auf den zweiten Blick eröffnet – sogleich ihre verführerische, optische Leichtigkeit, ihre Verspieltheit und scheinbare Oberflächlichkeit und stehen als Frage und Antwort zugleich: über die ganze Kraft, über Sinn und Zweck der Kunst im Allgemeinen. Die großartigen Möglichkeiten und erkennbaren Grenzen der abstrakten Kunst werden diesem „Quart“ sozusagen bereits auf den Umschlag gebunden und über die im Heftinneren abgedruckten Arbeiten Obholzers weiter elaboriert.

Das Titelsymbol des Fragezeichens kann hier, für jeden Betrachter individuell verschieden, eine ganze Kette sich eröffnender Fragen aufwerfen. Für Walter Obholzer, den in Tirol aufgewachsenen und in Wien lebenden Künstler und Professor für Abstraktion an der Akademie der Bildenden Künste, trägt es vorerst nur seinen ursprünglichen Charakter der Fragestellung. Es verkörpert rein den Wissensdurst und die Neugier, die ein Leser bekundet, indem er dieses Heft in die Hand nimmt, aufschlägt, betrachtet, liest (oder wenigstens durchblättert) bis er am Ende das in seiner ganzen banalen Pracht so überzeugende ‚Aha‘Symbol des Ausrufezeichens erreicht. Und genau auf diesen Weg von purer Neugier zu unterschiedlicher persönlicher Erkenntnis (denn laut Obholzers im Gespräch mit Hans-Ulrich Obrist 1992 gewonnener Überzeugung können Bilder nur so klug sein wie der, der sie betrachtet) wird der Leser über Walter Obholzers Arbeiten geschickt. Denn sein anfänglich so klar und einfach erscheinendes Werk schafft es, den Interessierten schnell in einen Sog des Hinterfragens und der Vertiefung in die elementaren Prinzipien der zeitgenössischen Kunst hineinzuziehen.

Denn genügt sich das Fragezeichen bereits in dieser seiner ästethisch clever gelösten Form? Reicht allein schon sein ansprechendes Design, weder irritierend oder verstörend noch belanglos oder lieblich, weder sachlich trocken noch kitschig überladen? Hat es nur durch seine gestalterische Kraft, durch seine ästethische Wirkung schon genügend Daseinsberechtigung? Besonders bei einem Künstler, der (entgegen seiner eigenen Definition) beständig der Ornamentik zugeordnet wird, stellt sich diese Frage nach der Mehrdimensionalität der Kunst. Neben dem unschuldigen Dienst der Verschönerung kann das Ornament über plakative Symbolik hinaus als Ausschmückung, als Rand und Begleiter monumentaler Kunst oder Architektur seine dekorative Bedeutung längst umgehen, wenn es als Mittel der Gliederung, der Abgrenzung und Betonung verstanden wird und somit dem Transport neuer Inhalte dient. Es erhält eine immense Aufgabe, indem es Einheiten bildet, Trennlinien zieht und dadurch Konzentration schafft in einer diffusen, vielschichtigen Umgebung.


Musterbeispiel

Karteneintrag: Trachten-Mode Drueber und Drunter. Wiener Damenmode von 1900-1914. Katalog zur Ausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Hermesvilla, 11. April 1987 bis 28. Februar 1988, Wien 1987, S. 30. FB 64131 Korsett

Karteneintrag: Mathematik > Geometrie Die Quadratur des Kreises Tiroler Bote, Nr. 26 (1843), S. 103. Exzerpt: >>Fuer Techniker. Im Bothen v. u. f. T .u. V. Nr. 89 v. J. wird im Anhange ein Zeugniss angefuehrt, vermoeg welchen ein von Kirchhof in Maribo auf Falster erfundener Massstab die Quadratur des Kreises heraus zu bringen, eben so richtig als sinnreich und fuer Handwerker als praktisch nuetzlich erklaert wird, die ein einfaches und leicht anwendbares Mittel brauchen, um mit einer fuer die praktische Thaetigkeit hinreichenden Genauigkeit Zirkel und Zylinder auszumessen. (...) << Rechtecke

Umweltschutz Wissenswertes fuer Hundebesitzer. Eine Informationsbroschuere der Landeshauptstadt Innsbruck. Amt fuer Umweltschutz, o. J., S. 14. Exzerpt: >>Gern gesehener Liebling seiner Umgebung. Zum Beginn dieser Broschuere wurde auf den Wert und die Bedeutung der Hundehaltung nicht nur fuer den Besitzer des Tieres, sondern auch fuer die Gesellschaft hingewiesen. Andererseits ist es unbestritten, dass es auch Kreise der Bevoelkerung gibt, die in wachsendem Masse Vorbehalte und Unwillen gegenueber der Hundehaltung zum Ausdruck bringen. Dies mag damit zusammenhaengen, dass einerseits die Hundehaltung stark zunimmt und damit auch die Verschmutzung der Gehsteige, Freizeitanlagen und Kinderspielplaetze durch Hundekot groesser geworden ist, und andererseits damit, dass eine Reihe von Hundehaltern bei ihren Tieren eine Verhaltensweise tolerieren, die keine Ruecksicht auf die Umwelt kennt und fuer die Mitmenschen schlichtweg eine Zumutung ist.<< Umwelt

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Und hat das Ornament diese verdiente Wichtigkeit (zurück)erlangt, so wird es – wie die Kunst an sich – in seiner primären Funktion nicht mehr in Ruhe gelassen. Nicht länger darf es in seiner angebrachten Freiheit gedeihen und rein dem Auge und den Sinnen seiner Betrachter dienen, es wird benutzt, interpretiert, missbraucht und zerredet. Kunst muss politisch sein, auch wenn sie es nicht will, so scheint es fast. Nicht mehr rein ob ihres künstlerischen Gehalts wird sie wertgeschätzt, sondern primär nach theoretischen Inhalten und Konzepten durchsucht und abschließend beurteilt. Die allgegenwärtige politische Kraft der Kunst gönnt ihr selbst keine Verschnaufpause mehr und zwängt sie in ein Korsett der Theorie und Interpretation, in einen Überbau aus Fachwissen und erzwungener Bedeutsamkeit. Dieser Frage nach dem grundlegenden Sinn und nach der Freiheit der Kunst stellt und entzieht sich Walter Obholzer auf geschmeidige Weise, indem er dekorative Kunst erschafft, die rein optisch ergreift und auch in zweiter Instanz politisch und theoretisch fundierte Fragen stellt, ohne Antworten vorzugeben, ohne Lösungen parat haben zu müssen. Obholzers Fragezeichen bedient den emotionalen und kognitiven Bereich gleichermaßen und löst einen Denkprozess aus für die Menschen, die sich damit auseinandersetzen wollen. In keinem Fall erzwingt Obholzers Arbeit diese Reflexion; sie genügt sich schon auf der äußersten, dünnschichtigen Ebene, einfach und erstaunlich anziehend. Noch deutlicher als bei den Interpunktionszeichen, die dieses Heft wie eine wohlwollende, ja schützende Hand umschließen, wird Obholzers doppelte künstlerische Kraft in seiner im Heftinneren gezeigten „Otaku“-Reihe (S. 44 / 45), die sich auf ein streng geometrisch durchdachtes, am Computer verwirklichtes Design-Prinzip stützt. Die Maße seiner „Otaku“-Rechtecke bestimmen sämtliche Winkel und Proportionen ihrer inneren Bestandteile. Das dabei entstehende Muster kann an nahezu jegliche äußere Vorgabe angepasst werden, ohne seinen distinktiven

Charakter zu verlieren. Sogar in willkürlich entnommenen Detailaufnahmen bewahren die (errechneten) „Otaku“-Werke noch ihre charakteristische Aussagekraft. Über diese von traditioneller Ornamentik inspirierte Technik verbindet Walter Obholzer nun Elemente seines Wissens über Kunstgeschichte mit Paradigmen unserer heutigen Gesellschaft, indem er die Arbeit über ihren Titel auf eine sozialkritische Ebene holt. „Otaku“ (japanisch für „Zuhause“ bzw. „Eigenheim“) bezeichnet jenes Mitte der 1990er Jahre von japanischen Medien beschriebene Gesellschaftsphänomen der nahezu autistisch anmutenden, fanatischen Absonderung japanischer Jugendlicher, die sich durch völliges Spezialisieren auf ein einziges Interessengebiet in eine, der Außenwelt immer unverständlichere, selbstgeschaffene Sphäre zurückziehen und ihr gesamtes Leben von dieser einmal gewählten Dimension bestimmen lassen. Mit Beginn des Internetzeitalters haben solche ‚klassischen‘ Otakus (wie Heavy Metal- oder Hardcore-Manga-Fanatiker) über das WWW wieder Zugang zu einer gewissen Außenwelt bekommen und werden inzwischen „Hikikomoris“ („Zurückgezogene“, „Eingesperrte“) genannt. „Otaku“ (als Ausdruck in den offiziellen japanischen Wortschatz eingegangen) spannt also einen Bogen zum Interrogativ der Titelseite, zur Frage der politischen Verantwortung elitär gewordener Kunst. Denn im immer abgeschirmteren, selbstgesponnenen Netz der nach außen immer transportunfähigeren eigenen Wichtigkeit wird eine gegenseitige Befruchtung mit dem Fremden immer unwahrscheinlicher und der überlebensnotwendige Dialog mit Andersartigkeiten bleibt notgedrungen auf der Strecke. Der sich völlig isolierende Otaku kann – ähnlich dem religiösen Fanatiker oder klassisch abgehobenen Chauvinisten, ähnlich einer, in nur mehr eigenen, elitären Zirkeln verstandenen Kunst – keine Kommunikation mit seiner Umwelt mehr aufbauen und muss sich im Endeffekt in sich selbst verlieren (eine Entwicklung, die durchaus höchst interessante Extreme erreichen kann).


Musterbeispiel

liche Arbeiter haben sich eines ordentlichen, anstaendigen Betragens zu befleissigen, Zaenkereien und Raufereien und heftige Wortwechsel untereinander zu vermeiden und den Anordnungen ihrer Vorgesetzten Folge zu leisten. Das Herbeiholen von Getraenken ausser den Arbeitspausen, sowie das Tabakrauchen und das unnoetige Anbrennen von Zuendhoelzchen ist auf dem ganzen Arbeitsrayon verboten.<< Arbeit

Karteneintrag Suedtirol > Optantenfrage Oesterreich und die Suedtiroler Optanten Tiroler Tageszeitung, Nr. 136 (1945), S. 2. Exzerpt: >>Rund 80.000 Suedtiroler sind seinerzeit auf Grund des sehr starken nazistisch-faschistischen Druckes aus der angestammten Heimat abgewandert. Der groesste Teil davon befindet sich in Oesterreich, denn auch von rund 25.000 nach Deutschland abgewanderten Umsiedlern ist ein Grossteil wieder nach Oesterreich zurueckgeflutet. Die meisten dieser Ungluecklichen haben keinen geregelten Lebensunterhalt und fristen nur kuemmerlich ihr Leben.

Karteneintrag: Gemeindewesen 1. > Gewerbe > Baugewerbe 1905 Arbeits-Ordnung der Genossenschaft der Baugewerbe in I. und Umgebung. Regolamento di lavoro ... (deutsch-ital.), Innsbruck 1905. W 5459 (FBK) Exzerpt: Arbeits-Ordnung der Genossenschaft der Baugewerbe in Innsbruck und Umgebung (...) Saemt-

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Frage (...) Staats- und voelkerrechtlich gesehen, erhebt sich die Frage, ob das beruechtigte Umsiedlungsabkommen Hitler-Mussolini fuer das heutige Oesterreich rechtsverbindlich ist.<<


Obholzers Interrogativ ist somit als grundlegender Beitrag zur Frage, ob Kunst als Ausdruck einer politischen Kritik überhaupt geeignet ist, sofern sie durch ihre intellektuelle Limitation die Grenzen ihrer ohnehin schon gleichgesinnten Betrachterschaft nicht überschreiten kann – eine Frage, die sich besonders bei den Wandmalereien stellt, welche durch ihre Anlehnung an martialische Symbolik eine aktuelle Kritik an politischen Tendenzen übten. Wenn Kunst nur so klug wie ihr Betrachter sein kann, dann bleibt die Überlegung, welche Wirkung sie überhaupt zu erzielen im Stande ist. Obholzers Arbeiten beantworten diese Polemik indem sie, ähnlich beharrend und konsequent wie ihr politischer Gegner, nicht aufgeben, sich durch ihre offensichtlich abgesteckten Grenzen nicht beirren lassen und somit einen, wenn auch kleinen und leisen und trotzdem wichtigen Beitrag zur politischen Diskussion darstellen. Formell begrenzt in Obholzers „Otaku“-Reihe also die äußere Form die innere Vielfalt, politisch umgelegt bestimmt damit die Peripherie ihren eigenen Inhalt. Diese philosophisch umgesetzte, freiwillige Einengung, diese Konzentration auf eine eigene, kleine Hierarchie (Hegemonie könnte man überspitzt sagen) zeigt der Künstler als eine offensichtliche Konsequenz einer heutigen, verwaschenen Gesellschaftsstruktur und begibt sich damit auf ein Feld, das weit über den dekorativen Rahmen seiner Kunst hinausgeht und endgültig den rein optischen Bereich seiner Arbeit hinter sich lässt. Obholzer ortet eine generelle Unklarheit in der modernen, medial dominierten Gesellschaft, in welcher eindeutige Werte und Grenzen, Eckpunkte und Trennlinien, über die sich der Mensch noch selbst definieren könnte, großteils fehlen. Längst ist ein Che Guevara kein Sozialrevolutionär mehr, ein Punk kein Rebell. In dieser Verwischung der Begriffe bleiben nur noch wenige Positionen der Eigenständigkeit und des Idealismus‘, selten können Tabus noch gebrochen

werden und wenig Spielraum für Provokation bleibt dem Individualisten, will er Grenzen erkennen zwischen Verbot und Gebot oder Aktion und Reaktion. Obholzer zeigt in seiner künstlerischen Arbeit mehrere Modelle für einen Ausweg aus dieser zermürbenden Unklarheit: Die streng formelle, beinahe asketische Flucht in die eigene Behausung seiner „Otaku“-Serie, die lustvolle Verspieltheit und Leichtigkeit seiner Blood Streamings oder das symbolhaft Fundamentale und in sich selbst Verwobene in seiner Arbeit mit Rosetten (S. 52/ 53). Obholzer lässt uns die organische, ursprüngliche Kraft seiner Wandmalereien und T-Shirt-Aufdrucke spüren (S. 46/ 47), wo bereits die Zick-Zack-Linien der zu Grunde liegenden Handzeichnungen die Bedeutung einer späteren Farbauswahl relativieren, da sie in ihrer Formgebung bereits einen Naturalismus, eine tiefe Körperlichkeit entstehen lassen. Und er zeigt uns – bewusst das Ornamentale verlassend – im Bild mit dem Titel „gefüllt“ (S. 48) Ringe, die an den Computerspiel-Klassiker Tetris denken und in ihrer gekünstelten Zufälligkeit ewige Muster und Assoziationen entstehen lassen. Walter Obholzer hat die Wellenform seines Fragezeichens im Endeffekt geglättet, ohne konkrete Antworten geben zu müssen – ähnlich wie auch der Hikikomori schon als bloßes Gesellschaftsphänomen eine rethorische Frage aufwirft. Wie jede gute Frage führt Obholzers Interrogativ zu einer solchen Komplexität der Beantwortung, dass allein das Auslösen eines möglichen Erkennungsprozesses als politische Legitimierung reicht. Das Fragezeichen hat seinen Zweck durch seine reine Fragestellung bereits erfüllt. Und so darf sich dann schließlich auch der Betrachter der Werke Obholzers nach intensiver Reflexion einem, wenn auch abstrahierten, Ausrufezeichen gegenübergestellt sehen.


4 OTAKU


OTAKU 4Farben


ZAUN


ZAUN t-shirt


gefĂźllt


Blotstreamer


oben: Blue Dumpling; rechts: Blotstreamer Kreise




links: Rosetten; oben: Rosetten 2b


Schützenhilfe

Tiroler Karteneintrag: Politik > Austro-Faschismus Berg-Isel-Wacht. Das Patriotische Kampfblatt Jungtirols, hrsg. v. F. Holzer, Innsbruck 1934. FB 32257/ 2 Exzerpt: »Tiroler ist man noch nicht, wenn man in Tirol seinen Amtssitz hatte oder zufällig in Innsbruck pensioniert worden ist. Der Name Tirol verpflichtet zur Treue, Offenheit und christgläubiger Gesinnung.« S. 1.

Hygiene Karteneintrag: Medizin > Hygiene Hygiene der sitzenden Berufe Dolomiten, Nr. 259 (1951), S. 6. Exzerpt: »Mangel an Bewegung bedingt einen mangelhaften Kreislauf, dieser wieder einen mangelhaften Stoffwechsel im Gewebe. Die weiteren Folgen sind eine allgemeine oder lokale Unterentwicklung oder Unterfunktion. Die Funktion bildet das Organ. Die ungenügende Beanspruchung führt zu einer Erschlaffung der Muskeln, Gelenken, Herzmuskel, Kreislauf, Lunge und Verdauungskanal. Hand in Hand mit der Erschlaffung kommt es, noch begünstigt durch einseitige Zwangshaltungen, zu Stauungen allgemeiner oder lokaler Art: Krampfadern, Hämorrhoiden, Blähsucht, kalte Füße usw. Außerdem leidet die Ausscheidungsfunktion von Lunge, Darm und Haut, so daß es zu einer schleichenden Selbstvergiftung des Organismus kommt. Demzufolge können wir viele Krankheiten und Leiden auf die sitzende Lebensweise zurückführen.«

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Schriftführer Musil

Im Frühsommer 1916 kehrte Oberleutnant Robert Musil den Schützengräben den Rücken, um an der Propagandafront den Umbau der morschen Donaumonarchie zu einem „Neuen Österreich“ vorzubereiten. Die Artikel, die der spätere Autor des unvollendeten Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“ 1916/17 als Chefredakteur der (Tiroler) Soldaten-Zeitung in Bozen verfasst hat, sind heute, selbst von der Musilforschung, weitgehend vergessen. Dabei handelt es sich bei dieser überraschend willfährigen – und wortmächtigen – Agitationsprosa um wahre Raritäten aus der Feder dieses ideologischen Einzelgängers, der sich sonst so ungern in die Karten seiner komplexen politischen Weltsicht blicken ließ. Hintergründe und Kostproben von Roman Urbaner „Ich habe mich zeitlebens der Politik ferngehalten, weil ich kein Talent für sie spüre“, erklärte Robert Musil 1935 beim „Internationalen Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der Kultur“ in Paris: „Den Einwand, daß sie jeden für sich anfordere, weil sie etwas sei, das jeden angehe, vermag ich nicht zu verstehen. Auch die Hygiene geht jeden an, und doch habe ich mich niemals über sie öffentlich geäußert, weil ich zum Hygieniker ebenso wenig Talent verspüre wie zum Wirtschaftsführer oder zum Geologen.“1 Diese Selbstcharakterisierung als missmutiger Pessimist, der den Geschäften der Politik mit Verachtung begegnet, verstellt bis heute den Blick auf weniger distanzierte Momente.2 Denn entgegen seinem politischen Abstinenzpostulat, mit dem er die antifaschistischen Kulturkämpfer in Paris vor den Kopf stieß, hielt sich der Großmeister der Differenz beileibe nicht immer an sein politisches Schweigegelübde. Auch Musil, der sich mit seinem ausufernden Romanfragment posthum in den Pantheon der literarischen Moderne katapultiert und dort seinen Stamm-

platz neben den Giganten Kafka, Joyce und Proust gesichert hat, war im August 1914 nicht frei von jener ideologischen Verwirrung, die einen Großteil der Dichter und Denker von Wien bis Berlin dazu verleitet hatte, den Kriegsausbruch lauthals zu begrüßen. Die herbeigesehnte Katharsis des Krieges riss auch den unterkühlten Skeptiker, damals Redakteur in Berlin, mit ins kollektive „Fieber“. Das utopische Transzendenz-Versprechen, dessen er im Tosen des Krieges habhaft zu werden glaubte, ließ Robert Musil für einige Zeit jedes Distanzgebot vergessen. Doch während sein Berliner Essay „Europäertum, Krieg, Deutschtum“ zu den berühmten Zeugnissen jener „Augusteuphorie“ zählt,3 mit der gerade die bürgerliche Intelligenz dem Weltenbrand entgegenfieberte, blieb Musils spätere Propagandatätigkeit für die Soldaten-Zeitung in Bozen (und später für die Heimat in Wien) bis heute nahezu unbemerkt. Die Aufmerksamkeit, die man diesen seltenen Tiroler Fundstücken bisher zu schenken bereit war, reichte kaum über flüchtige Erwähnungen, beiläufige Subkapitel und studentische Arbeiten hinaus.4 Noch immer ist der Großteil der von Musil ver-

1 Nachlassmappe VI/1, 89, zit. nach Walter Fanta, „Ich kann nicht weiter“, in: <http://www.musilmuseum.at/ichkannnichtweiter.rtf>. 2 Vgl. Kurt Marko, Robert Musil – ohne political correctness gelesen, in: Musil-Forum, 21/22 (1995/96), 184–207; David Heald, ‚Ein konservativer Anarchist‘’ – Robert Musil on politics, in: ebenda, 240–253. 3 „Der Tod hat keine Schrecken mehr, die Lebensziele keine Lockung“, heißt es da etwa: „Die, welche sterben müssen oder ihren Besitz opfern, haben das Leben und sind reich: das ist heute keine Übertreibung, sondern ein Erlebnis, unüberblickbar aber so fest zu fühlen wie ein Ding, eine Urmacht, von der höchstens Liebe ein kleines Splitterchen war.“ Nachdruck in: Adolf Frisé (Hg.), Robert Musil. Tagebuch, Aphorismen, Essays und Reden, Hamburg 1955. 4 Beachte v. a.: Karl Dinklage, Musils Herkunft und Lebensgeschichte, in: ders. (Hg.), Robert Musil. Leben – Werk – Wirkung, Wien 1960, 187–264; Elena Giovannini, Robert Musils Beiträge in der „Soldatenzeitung“, Diss., Pescara 1986/87; bzw. als Kurzfassung: dies., Der Parallel-Krieg. Zu Musils Arbeit in der „Soldatenzeitung“, in: Musil-Forum, 13–14 (1987/88), 88–99; Michelle Ryckewaert, Robert Musils Beiträge in der „Soldatenzeitung“, Maitrise-Arbeit, Saarbrücken 1973.


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Karteneintrag: Heimatschutz Zwölf Gebote des Heimatschutzes. Gedicht von Rudolf Kurz Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs, 9. Jg. (1912), S. 143f. G8

Heimat

»1. Du sollst nicht dienen dem Mammon allein, Auch anderes soll dir noch heilig sein, Sollst heilig vor allem den Himmel halten – Im Geiste der Zeit, doch treu dem Alten. 2. Die Schönheit, die ihr Gott verliehn Und treu bewahrt der Väter Sinn, Der Schöpfung seltne Kunstgebilde: Beschütze sie mit deinem Schilde! 3. Mit Schwert und Lanze fahre drein, Will man der Heimat Bild entweih’n Mit Kahlschlag, Steinbruch, Schlotfabriken, Mit ›Grandhotels‹ und derlei Stücken.«

Soldat Karteneintrag: Erster Weltkrieg > Allgemein Alice Schalek, Tirol in Waffen, 1915. FB 24111 Exzerpt: »Im Schützengraben leben die Standschützen, die beinahe so ›gestellt‹ aussehen, wie die Deffregger-Bilder. Einige sind auch von Egger-Lienz und manche von den Holzschnitzern aus dem Grödental. Mit ihren derben Schuhen und ihren harten, schweren Gesichtern, mit den großen Bärten und den kindlichen Blauaugen sehen sie fast unwirklich aus. Daß sie echt sind, lebendig und beweglich, will man anfangs kaum glauben. Erst wenn sie ausspucken und ›Grüaß Gott!‹ sagen und plötzlich ein schlau verstohlenes Zwinkern ins Auge hängen, daß man sie ja nur nicht für dumm kaufen möge, dann fühlt man, wie jeder Mann für sein Volk symbolisch auftritt.« S. 51f.

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fassten Artikel nicht wieder publiziert worden; im besten Fall wurde im Laufe der Jahrzehnte der eine oder andere Artikel an entlegenen Orten neu abgedruckt und kommentiert.5 Nur in Italien hat man sich bereits vor Jahren dazu aufgerafft, Musils gesamte Tiroler Kriegspublizistik – allerdings nur auf italienisch – neu aufzulegen.6 Bereits im Sommer 1914 war Musil einberufen und bald zur Grenzsicherung ins Trentino abkommandiert worden. Nach einem mehrwöchigen Lazarettaufenthalt in Bruneck, Innsbruck und Prag, der Anfang 1916 auf den Einsatz im Stellungskrieg gefolgt war, wurde der frisch genesene Musil am 20. April 1916 dem Kommando7 in Bozen zugewiesen, wo er sein neues Betätigungsfeld finden sollte: am Schreibtisch der Tiroler Soldaten-Zeitung.8 Zu diesem Zeitpunkt stand das Heeresorgan unmittelbar vor seiner Neukonzeption. Es war im Juni 1915 – schon bald nach dem Kriegseintritt Italiens – als Armeezeitung ins Leben gerufen worden, um Ersatz für die stockende Versorgung der Front mit Lesestoff zu schaffen.9 Doch die reich bebilderte und mit einer „Literarischen Beilage“ versehene Kriegszeitung sollte nicht bloß zur Zerstreuung und patriotischen Erbauung der Soldaten beitragen, sondern auch der

zivilen Presse als Artikellieferantin dienen, um die Leserschaft fernab der Front „mit jenem eisernen Patriotismus [zu stärken], der vorn zuhaus ist“.10 Vor allem jedoch versuchte das Militär, durch eigens geschaffene Zeitungen den Einfluss auf die Soldaten zu wahren. Mit dem Erstarren der Fronten wuchs das Lesebedürfnis der Truppen; viele begannen wahllos jeden verfügbaren Lesestoff und „jeden Zeitungsfetzen aufzugreifen“11 – nicht zuletzt, weil zwischen den antiquierten Vorstellungen vom heldenhaften Kampf, die die Mannschaften aus der Heimat mitgebracht hatten, und der Realität der modernen Materialschlachten eine Lücke klaffte, die mit adäquateren Deutungsangeboten gefüllt werden musste. Dies klingt auch in einem Musil zugeschriebenen Artikel an, in dem er unter dem Titel „Kameraden, arbeitet mit!“ die Soldaten aufruft, doch selbst dem „niemals Erdenkbaren“ Form und Sprache zu verleihen: Denn – ohne Uebertreibung – ist doch das, was man an der Front seit zwei Jahren erlebt hat, rein als Erlebnis betrachtet, das noch nicht da war, etwas Ungeheures. [...] Man muß nicht Verse machen können, um ein Dichter zu sein; ein Dichter sieht die Dinge wie zum erstenmal, jeder Soldat der sich unbefangen von dem Rechenschaft gibt, was er sieht, wird ein Dichter.12

5 Karl Corino, Robert Musil. Aus der Geschichte eines Regiments, in: Studi Germanici, N.S., 11. Jg, Nr. 1–2, 1973, 109–115; „Herr Tüchtig und Herr Wichtig“, in: Musil-Forum, 4, H. 2 (1978), 187–192; „Seiner Hochwohlgeboren“, in: Dinklage 265–268; „Vermächtnis“, in: Dinklage 268–272; „Eine österreichische Kultur“, in: Marie-Louise Roth, Robert Musil. Ethik und Ästhetik. Zum theoretischen Werk des Dichters, München 1972, 391–394. 6 Erstmals erschienen 1987 bei Reverdito; kürzlich wieder neu aufgelegt bei Nicolodi: Robert Musil, La guerra parallela, A cura di Fernando Orlandi u. a., Rovereto 2003. 7 Heeresgruppenkommando (HGK) GO Erzherzog Eugen. Zu Musils Kriegszeit: Josef Rampold, Robert Musil und das Trentino, in: Per Aldo Gorfer. Studi, contributi artistici, profili e bibliografia in occasione del settantesimo comleanno. A cura dell’Assessorato all’Istruzione, Attività e Beni culturali della Provincia Autonoma di Trento, Trento 1992, 769–787; Georg Kierdorf-Traut, Robert Musil in Südtirol, in: Schlern, 1977, 556–559; ders., Südtirol und Trentino im Werk Robert Musils, in: Schlern, 2001, 1022–1030 8 Bald darauf hat auch Musils Frau Martha in Gries in der Villa Theodora Quartier bezogen. Dinklage 225–227; Alessandro Fontanari / Massimo Libardi, La guerra come sintomo. Esperienza e scrittura: Robert Musil 1916 – 1917, in: Robert Musil, La guerra parallela, Trento 1987, 201– 255, hier 216. 9 Die erste Ausgabe erschien am 2. 6. 1915. Hrsg. wurde die Tiroler Soldaten-Zeitung vom Landesverteidigungskommando (LVK) in Innsbruck; später vom HGK Eugen; vgl. Tiroler Landesarchiv (TLA), St. / Pr. XII 78c1, 1917, 1594. Zusätzlich wurde die SoldatenZeitung offenbar auch in einer italienischen und ungarischen Parallelausgabe (Tiroli Katona-ujság) gedruckt; siehe: Österr. Staatsarchiv (ÖStA), NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9/35–87, 1 bzw. 35–51. Die Soldaten-Zeitung bot auch vielen Tiroler Autoren und Künstlern (Karl Schönherr, Albin Egger-Lienz, Arthur von Wallpach, Bruder Willram, Hans Josef Weber-Tyrol, Artur Nikodem u.a.) ein willkommenes Betätigungsfeld. Auch Franz Karl Ginskey und Alfred Kerr zählten zu den Mitarbeitern. Zur Zeitung selbst siehe: Roman Urbaner, „... daran zugrunde gegangen, daß sie Tagespolitik treiben wollte“?. Die „(Tiroler) Soldaten-Zeitung“ 1915– 1917, in: eForum zeitGeschichte, 3/ 4 2001, <www.eforum-zeitgeschichte.at>. 10 Tiroler Soldaten-Zeitung, 6. 8. 1916, Nr. 9, 3. 11 Börsenblatt, 1915, Nr. 235, S. 1357; zit. nach: Inge Ehringhaus, Die Lektüre unserer Frontsoldaten im Weltkrieg (= Neue Deutsche Forschungen, Abt. Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Bd. 30) Berlin 1941, 74. 12 „Wenn ein Dichter eine Utopie geschrieben hätte [...]: die Kühnheit seiner Dichterphantasie hätte nicht ausgereicht, um [...] etwas so Unglaubwürdiges zu behaupten.“ Aus: „Kameraden, arbeitet mit!“, Soldaten-Zeitung (zit. als: S-Z) v. 6. 8. 1916, Nr. 9, 3f.


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Welt Karteneintrag: Die Welt ein unendliches Kunstwerk Ludwig Psenner, Christlich Soziales Programm, Wien 1902. FB 12039 / Nr. 6 Exzerpt: »In der Welt sehen wir nicht bloß überall Zweckmäßigkeit, sondern auch Schönheit […] Die Welt ist eine Harmonie, eine Symphonie, ein unendliches Kunstwerk, das ganz zu beschreiben, ganz zu erfassen, kein Mensch im Stande ist. Wo aber das Kunstwerk da ist, muß auch ein Künstler vorhanden sein, eine denkende Persönlichkeit, die dasselbe geschaffen hat. Der Künstler aber, der die Schönheit der Welt gemacht, kann niemand Anderer sein, als der Schöpfer derselben, ist das ewig Wahre, Gute und Schöne, ist Gott. Die Schönheit der Welt ist also ein weiterer Beweis für das Dasein eines persönlichen höchsten Wesens, für das Dasein Gottes.« S. 19–21.

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Die Tiroler Soldaten-Zeitung, die im Gefolge des LVK13 zunächst von Innsbruck nach Bozen und dann nach Trient übersiedelt war, wurde schließlich wieder nach Bozen verlegt, wo die Redaktion schon im Juli 1916 ihre Räumlichkeiten beziehen konnte. Hinter dem Umzug stand die Neuformulierung der publizistischen Strategie, die den jüngst entfachten politischen Ambitionen des Militärs Nachdruck verleihen sollte.14 Bereits im Juni 1916 waren nämlich die Weichen für eine Umgestaltung der an der Südwestfront erscheinenden Armeezeitungen gestellt15 und Musil bald darauf die Leitung der Tiroler Soldaten-Zeitung übertragen worden – allerdings hatte er noch nicht gänzlich freie Hand, sondern war „in allen Angelegenheiten Major-Auditor Dr. Schager unterstellt“.16 Unter Musils Regie ging man nun daran, der Zeitung, die bislang „lediglich harmlose Soldatengeschichten“ enthalten hatte, ein scharfes politisches Profil zu verpassen.17 Der Qualitätssprung war, wie der Musilbiograf Dinklage ausführt, „augenscheinlich. Das Blatt entbehrte vorher im allgemeinen sogar eines Leitartikels und war nur ein Sammelbecken von Soldatenberichten. Nun ist es eine straff und einheitlich geführte Zeitung, [...] ein Organ, das sich erlaubt, Zeitkritik zu üben.“18 Deutliches Anzeichen des gewandelten Selbstverständnisses und des überregionalen Geltungsanspruchs war auch die Namensverkürzung auf Soldaten-Zeitung im August 1916.19

Politisch wagte sich das Blatt jetzt auf überaus dünnes Eis vor. Die Zensur reagierte irritiert auf den Richtungsschwenk, und sogar die Zentralstellen in Wien wurden auf den neuen Kurs aufmerksam.20 Als die Soldaten-Zeitung im August 1916 unbeanstandet die Reaktivierung des Parlaments und die überfällige „Neuordnung im Inneren“ fordern konnte, ließ dies etwa auch die Sozialdemokraten in Graz aufhorchen.21 Vor allem war es aber die antiirredentistische22 Stoßrichtung der Artikel, die immer wieder für Aufsehen sorgte. Im Herbst 1916 brachte ein versehentlich publizierter Angriff auf die Statthalterei die Zivilbehörden in Rage, zumal sie sich (und die Person eines späteren Statthalters) durch den Abdruck vertraulicher Akten kompromittiert sahen. Erst die Entfernung von Musils Vorgesetzten Schager – von nun an zeichnete Musil auch formell als Chefredakteur – konnte die Affäre schließlich aus der Welt schaffen.23 Für Musils Redaktion bedeutete dieses Einlenken jedoch keine Abkehr von ihrer streitbaren Schreibweise. So reizten ihre Attacken gegen den „slowenischen Irredentismus“ Ende 1916 die slowenische Presse zu wahren Proteststürmen, die dem Blatt „eine aufhetzende Absicht und Störung des nationalen Burgfriedens“ vorwarfen.24 Aus Laibach warnte man eindringlich vor den Folgen, die der von Musil eingeschlagene Kurs haben würde; denn die Soldaten-Zeitung drohe die „Nationalitätenfehde im Süden der

13 Landesverteidigungskommando von Tirol. 14 ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9 / 35–14; vgl. dazu ausführlich: Gerd Pircher, Militär, Verwaltung und Politik in Tirol im Ersten Weltkrieg (= Forschungen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs in Tirol, Bd. 1), Innsbruck 1996. 15 Die Soldaten-Zeitung u. die Karnisch-Julische Kriegszeitung in Villach; ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9/35–1/2/3. 16 Dinklage 227; vgl. ÖStA, NFA / KA, K. 492, SW-Front (I), 1916; 16–9 / 35–12. 17 TLA, St. / Pr., XII 78c1, 1917, 1594. 18 Dinklage 228. Dem damaligen Schriftsetzerlehrling Alfons Gabloner blieb die Umstellung ähnlich in Erinnerung: Durch die Umgestaltung der Zeitung, die „unter der neuen Führung sogleich spürbar an Format“ gewonnen habe, ergab sich auch für die Bozner Druckerei so manche Neuerung: „Vorher war’s nur ein Frontblattl – nichts als Soldatenberichte. Und nun auf einmal die aufwendigsten Kunstdruckbeilagen – unter Einsatz der besten Künstler der Zeit.“ (Dietmar Grieser, Musil, „Grigia“ und das Fersental, in: Das Fenster, H.17, Winter 1975 / 76, 1750–1756; hier 1752) 19 S-Z, 18. 8. 1916, Nr. 10. Die Auflage der Soldaten-Zeitung ließ mit bis zu 24.000 Stück alle anderen Blätter des Kronlandes – mit Ausnahme des Tiroler Volksboten – hinter sich. ÖStA, NFA / KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9 / 35–87, 3 bzw. 35–21; 57– 2 bzw. Roman Urbaner, Presse und Krieg, Die Tiroler Presse im Ersten Weltkrieg – Ein Arbeitsbericht, in: Relation, Vol. 7, Nr. 1/2 (2000), 145–167, hier 166f. 20 TLA, St. / Pr., XII 78c1, 1917, 1594. 21 „Bisher sind die fürs Zivil schreibenden Zeitungen konfisziert worden, wenn sie gegen die Ausschaltung des österreichischen Parlaments auftraten. Nun hat sich die Erkenntnis von der Unrichtigkeit dieser Politik auch in den Armeekreisen durchgesetzt.“ (Arbeiterwille, 6. 9. 1916, Nr. 245, 2. Aufl., S. 1–2.). 22 Irredentismus bezeichnet die politische Strömung, die die nationale „Erlösung“ der italienischen Gebiete der Habsburgermonarchie durch Vereinigung mit Italien anstrebte. Die Soldaten-Zeitung übertrug den Begriff auch auf andere Nationen. 23 ÖStA, NFA / KA, K. 492; SW-Front (I) 1916, 16–9 / 35–67, – 68, – 69; TLA, St. / Pr., XII 78c1, 1917, 1594. 24 ÖStA, NFA / KA, K. 1852; HGK Conrad, 1917, P 274 bzw. K. 492; SW-Front (I), 1916, 16–9/35–84 I (bzw. III)


Schützenhilfe

Landesausschuss Karteneintrag: Landesregierung > Verwaltung Personalstandesausweis der tirolischen Landes-Verwaltung 1918, Innsbruck 1918. Exzerpt: »Der Landesausschuß Vorsitzender: Josef Schraffl Stellvertreter: Dr. Max Kapferer Dr. Gabriel Corradini Landesausschuß Beisitzer: Dr. Paul Freiherr v. Sternbach Dr. Anton Winkler Peter Peterlongo Dr. Aemilian Schoepfer Dr. Max Kapferer Dr. Gabriel Corradini Dr. Franz Stumpf Dr. Heinrich Conci« S. 14f.

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Monarchie von neuem zum Ausbruche zu bringen“.25 Als schließlich sogar der Landesausschuss von Krain zu einer Protestsitzung zusammentrat, hatten die Behörden alle Hände voll zu tun, um ein weiteres Eskalieren zu verhindern.26 Angesichts dessen schien ein vorzeitiges Ende der Zeitung nur eine Frage der Zeit. Und in der Tat: Bereits am 15. April 1917 verließ die letzte Ausgabe der Soldaten-Zeitung die Druckerei. Ein „Vermächtnis“ übertitelter Abschiedsartikel setzte die Leser ohne Angabe von Gründen über die plötzliche Einstellung in Kenntnis. Der von Musil selbst verfasste Artikel liest sich – der aktuellen Entwicklung zum Trotz – wie eine retrospektive Programmatik: Die Rechnung, dass man im Vertrauen auf das „Kräftespiel der widereinanderstreitenden Parteien [...] von selbst zu einem alle Bedürfnisse leidlich abwägenden Gleichgewichtszustand“ gelangen würde, sei nicht aufgegangen, „weil ein Hauptbestandteil nie richtig eingesetzt wurde: der Staat.“ Das habe die Zeitung versucht, „mit schwachen Kräften [...] verständlich zu machen“.27 Doch ihre Auflösung war nicht, wie die Tiroler Presse argwöhnte, die vorhersehbare Quittung für den 10monatigen Konfrontationskurs; die Soldaten-Zeitung war nicht „daran zugrunde gegangen [...], daß sie Tagespolitik treiben wollte“,28 sie war vielmehr erst den Umgruppierungen an der Südwestfront zum Opfer

gefallen. Schließlich hatte das Kommando die Blattlinie auch angesichts empörter Gegenreaktionen noch monatelang mitgetragen. Die hohen Wogen, die das Vorpreschen der neuen Leitung geschlagen hatte, mögen aber dazu beigetragen haben, dass die Bemühungen, die Zeitung weiterzuführen, eher halbherzig betrieben wurden.29 Mit der Arbeit der Schriftleitung zeigte man sich jedenfalls zufrieden: Die Beförderung, Belobigung und Auszeichnung Musils sowie seine Laufbahn beim Kriegspressequartier bzw. beim Wiener Militärblatt Heimat30 zeigen, dass man die Schwierigkeiten, die das Blatt den Militärs beschert hatte, nicht ihm anlastete.31 Die wahre Natur der Soldaten-Zeitung bringt Karl Corino in der Analyse eines der ersten Aufsätze Musils, der noch im Juli 1916 erschienenen Gefechtsschilderung „Aus der Geschichte eines Regiments“, auf den Punkt: Der Text ist „in propagandistischer, agitatorischer, im weitesten Sinne politischer Absicht geschrieben: er sollte die Kampfmoral heben (das moralische Niveau also senken), er war ein Akt psychologischer Kriegsführung.“ Für ihn ist der Artikel – nebenbei bemerkt „wahrscheinlich das einzige Stück erzählender Prosa“, das Musil während des Krieges veröffentlicht hat – zugleich „ein Kapitel aus der Geschichte manipulierender Rede, [...] alles in allem ein Exzeß, den man einem Autor seiner moralischen Sensibilität nicht ohne weiteres zugetraut hatte“:32

25 ÖStA, NFA/KA, K. 492; Kmdo der Südwest-Front (I), 1916, 16–9/35–84 I. 26 Sogar das Kriegsministerium in Wien hatte sich mittlerweile in die Affäre eingeschaltet. Ebenda; 16–9/35–84 bzw. – 84 I. 27 Man wollte Wege zur „Veränderung der inneren Ordnung“ aufzeigen „zum Beispiel alles was eine zentralistisch gedachte Staatsgewalt gegenüber der föderalistischen Praxis stärken könnte, oder eine nüchtern rücksichtslose Behandlung der Irredentafragen, endlich eine Unterordnung der nationalen Probleme unter die des Staates. Aus diesem Grunde waren wir auch verurteilt, vorwiegend zweifelnd und verneinend zu erscheinen, indem wir zuerst auf die Hindernisse hinweisen mußten, die sich [...] einer [...] Behandlung aller dieser Probleme entgegenstellen.“ (S-Z, 15. 4. 1917, Nr. 45, 3– 4). 28 Die Innsbrucker Nachrichten (17. 4. 1917, Nr. 87, Mi, 1) begrüßten zwar, dass die Soldaten-Zeitung „von Deutschen, ja sogar von nationalen Deutschen gemacht“ worden sei, doch hätte sie „ihre Grundsätze gleichsam ex cathedra [verkündet], und ein Widerspruch der Leute, denen sie deren Aufnahme zumutete, war ausgeschlossen. Die Blätter des Hinterlandes freilich hatten dafür desto mehr auszusetzen.“ Der Tiroler Anzeiger (17. 4. 1917, Nr. 173, Mi, 4) wollte „schon seit einiger Zeit dieses Ende erwartet haben. Seit es die Redaktion nämlich für gut fand, in hoher Politik zu machen und in schärfster Form für den Zentralismus und gegen die Länderautonomie Stellung zu nehmen, konnte ihr Ende für besiegelt gelten.“ 29 TLA, St. / Pr., XII 78c1, 1917, 1594; ÖStA, NFA / KA, K. 633, SW-Front (II), 1917, 16–10/3; vgl. Dinklage 230. 30 Siehe: Karl Corino, Profil einer Soldatenzeitung aus dem 1. Weltkrieg, „Heimat“, und ihres Herausgebers Robert Musil, in: Musil-Forum, 13–14 (1987 / 88), 74 –78. 31 Dafür spricht etwa auch der Umstand, dass Musil nicht zögerte, sich, Jahrzehnte später, mit einem Bittschreiben an seinen früheren Vorgesetzten General Alfred Krauss zu wenden, in dem er auf seine Leistungen für die Soldaten-Zeitung verwies, die „immer in einer sehr freimütigen Weise und, wenn ich nicht irre, in Ihrem Sinne für den engsten Anschluß an Deutschland eingetreten“ sei. (Briefentwurf, April / Mai 1938, in: Robert Musil, Briefe 1901–1942, hrsg. v. Adolf Frisé, 2 Bde., Reinbek b. H. 1981, 815; vgl. S. 819f., 1228). Vgl. Dinklage 230–233. 32 Corino, Geschichte, 109–115; siehe auch: Paul Zöchbauer, Der Krieg in den Essays und Tagebüchern Robert Musils (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Bd. 316), Stuttgart-Feuerbach 1995, 29–32.


Schützenhilfe

Kolben Karteneintrag: Landwirtschaft Sage vom Türkenkolbenanbau in Tirol, in: Beiträge zur deutschen Mythologie, hrsg. v. Fridrich Panzer, München 1848. Exzerpt: »Die Tiroler erzählen als uralte sage folgendes über den türkenanbau: in frühjahr stiegen immer große riesen aus den bergen hervor, und riefen in das thal: ›bauts türken, türken bauts!‹, und hernach bauten die bauern den türken, der sehr gut gedieh. Die bauern achteten jedoch nicht mehr auf die riesigen bergmänner, die sich dann in ihre schluchten zurückzogen.« S. 65.

Schaufel Karteneintrag: Haus und Hof > Werkzeug Geräte Egon Tschernikl, Ein alttirolisches Inventar. Was braucht man auf einem Bauernhof?, in: Tiroler Heimatblätter, Jg. 10 (1932), S. 403– 405. Exzerpt: »Gemaine Varnüßen. Auffn Stadl: […] Sieben Raumb Rechen / Vier Mißtgablen / Ain Schaufl und ain Kreill … 1fl. 30 kr. […]« S. 404.

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Die erste Reihe wird vom Hieb der Maschinengewehre niedergemäht, neue stürzen hervor. Einer sinkt von einem Brustschuß getroffen in die Knie und arbeitet weiter, bis er den tödlichen Kopfschuß erhält. [...] Mit hocherhobenem Kolben springt Oberleutnant D… zu den halbdurchschnittenen Drähten, [...] um ihn blitzen Handgranaten und Minen auf, aber schon ist die Bresche frei und neben dem aus drei Wunden blutend zusammengesunkenen Oberleutnant drängt seine Kompagnie mit wildem Kampfgeschrei vorbei. [...] Da nimmt Feldwebel K… einen Spaten, nichts sonst, kriecht trotz der hageldicht einschlagenden Geschosse unter dem Drahthindernis durch, stürzt sich allein auf die Bedienung des Maschinengewehrs und macht den ersten Italiener mit einem einzigen Schlag der kleinen Schaufel nieder.33

gängen“ also ganz den Vorgaben seiner Vorgesetzten – entsprochen haben.36 Daher könnten Musils Arbeiten für das Militärblatt, das schließlich auch die Handschrift seines Chefredakteurs trug, sogar die Rolle von Schlüsseltexten zu seinem politischen Denken zufallen. Denn als eifriger Kriegsagitator des Heeres redete Musil einer neuen Nachkriegsordnung das Wort, in der eine zentralistische Staatsmacht die politischen Zügel endlich fester in der Hand haben sollte. Der Ruf nach einem „Neuen Österreich“, das den Nationalitätenstreit des Vielvölkerreiches in die Schranken weisen würde, durchzieht als Leitmotiv die Artikel der Soldaten-Zeitung. Ihr Kurs war eine Kampfansage an die innere Zerrissenheit der Monarchie, gegen Klientelwirtschaft und Irredentismus, Parteienzank und die Lähmung der Politik.

Musil hat sich also „offenbar tatkräftig im Sinne der ihm gestellten Aufgaben eingesetzt“.34 Die Zuschreibung der Artikel bleibt jedoch ein größtenteils ungelöstes Problem. Musil selbst scheint sich als Chefredakteur in erster Linie mit der Leitung des Blattes begnügt und „nur einen gewissen und keineswegs großen Anteil von eigenen Arbeiten“ beigetragen haben. Allerdings können heute einige der anonym gebrachten Texte mit hoher Wahrscheinlichkeit Robert Musil zugeordnet werden. Die Frage nach der genauen Anzahl der von ihm selbst verfassten Artikel hingegen wird von der Musil-Forschung unterschiedlich beantwortet. Die Angaben reichen von 19 bis zu 33 Musil zugeschriebenen Beiträgen.35

Auf die Frage „Bin ich Oesterreicher?“ antwortet Musil mit dem Ruf nach einem einheitlichen Staatsbegriff. Während Karl Kraus zur selben Zeit die Herrschaftsphrasen des Krieges gnadenlos demontiert, zeigt sich Musils Sprachkritik als Handlangerin der Agitation:

Sein lebenslanges Lavieren zwischen allen politischen Polen entzieht Musils Anschauungen jeder eindeutigen Etikettierung. Zwar verfolgten seine Arbeiten für die Soldaten-Zeitung als „militärische Pflichtübungen“ dezidiert agitatorische Ziele; deren inhaltliche Konturen dürften jedoch im Grunde „durchaus seinen gesellschaftlich-politischen Anschauungen“ – und seine „beißende Kritik an den innenpolitischen Vor-

Frage nur einen Bauern in Galizien, einen Schuster in Krain, einen Advokaten in Böhmen [...], was sie sind. [...] Kein einziger wird auf deine so einfache Frage ebenso einfach antworten: „Ich bin ein Oesterreicher!“ [...] Wenn sich aber ein Oesterreicher korrekterweise statt „Oesterreicher“ nennen muß: „Staatsbürger der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, dann darf man sich nicht wundern, wenn er sich lieber nach seiner Umgangssprache kurz als Deutscher, Italiener, Ruthene, Tscheche usw. bezeichnet, wenn der Begriff „Nationalität“ die Oberhand über den Begriff „Staat“ erhalten hat. [...] Das Fehlen einer faßbaren Bezeichnung für den Staat hat daher wesentlich dazu beigetragen, daß der österreichische Staatsgedanke verloren gegangen ist, ja daß die einzelnen Nationen und Stämme Oesterreichs den Staat als etwas wesensfremdes ansahen.37

33 Tiroler Soldaten-Zeitung, 26. 7. 1916, Nr. 194–196, 2f. 34 Stefan Howald, Ästhetizismus und ästhetische Ideologiekritik. Untersuchungen zum Romanwerk Robert Musils (= Musil-Studien, Bd. 9), München 1984, 93. 35 Dinklage 228f. Bei der Einschätzung der einzelnen Texte gehen die Meinungen der Experten z.T. auseinander; auf Zitate der weniger sicheren Zuordnung wurde hier deshalb verzichtet. Roth 528; Helmut Arntzen, Musil-Kommentar sämtlicher zu Lebzeiten erschienener Schriften außer dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, München 1980, 178 –180; Giovannini, Beiträge, 44f.; bzw. Fernando Orlandi, Nota editoriale, in: Musil, La guerra parallela, 9–11. 36 Giovannini, Parallel-Krieg, 92; bzw. dies., Beiträge, 117–122; vgl. 124 –135. 37 „Bin ich Oesterreicher ?“, S-Z, 10. 8. 1916, Nr. 11, 2f. Auch in „Eine österreichische Kultur“ (S-Z, 10. 12. 1916, Nr. 27, 2f.) be-


Schützenhilfe

Kakanien Patriotismus Karteneintrag: Politik > Austro-Faschismus Berg-Isel-Wacht. Das Patriotische Kampfblatt Jungtirols, hrsg. v. F. Holzer, Innsbruck 1934. FB 32257 / 2 Exzerpt: »Durch ein Dreifaches sind unsere Aufgaben bestimmt: Wir sind Tiroler. Tirol gehört zu Österreich. Österreich ist ein deutscher Staat. Auf Tiroler Boden hat uns die Mutter geboren. Stolz und freiheitsdurchglüht ist die Geschichte unseres Landes. Wissen müssen wir, daß das Gesicht und die Geschichte Tirols vom Lande her, von der Bauernschaft, und nicht durch das mitternächtige Gerede liberaler städtischer Stammtischpolitiker bestimmt werden. Trotzig steht des toten Sandwirts Standbild auf dem Iselberg. Allzeit vor Augen zu halten haben wir uns, wofür er und seine Leute in den Kampf gezogen und gestorben sind. Das ist die Freiheit und die Unversehrtheit der alten Rechte unseres Landes gewesen. In Tirol sollen die Bodenständigen in allen Schicksalsfragen des Landes das entscheidende Wort sprechen.« S. 2

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Karteneintrag: Erster Weltkrieg > Kriegserinnerungen Photosammlung FB 62177


Was fehlt, sei deshalb die „Erziehung zum Staat“, die schon von Kindesbeinen an zeigt, dass man „seine Wünsche zurückzustellen hat, damit das Ganze keine Stockung erleidet“: „Eine Volkschule – Schule des ganzen Volkes – müßte nicht mehr und nicht weniger lehren, als ein kleiner Mensch braucht, um ein Oesterreicher, ein brauchbarer Angehöriger unseres Staates zu werden.“38 Immer wieder fordert Musil ein Bekenntnis zum einheitlichen Staat, verteufelt aber jeden hohlen Patriotismus. In „Sonderbare Patrioten“ schickt er einen Frontsoldaten auf einen satirischen Streifzug durch eine Typologie falscher Patriotismen. Dieser Inflation geheuchelter Loyalität (von „Zungen- und Lungenpatrioten“ ist da die Rede, von „Fang-du-an-“ und „Geschäftsbelebungspatrioten“) stellt Musil den „echten“ Patriotismus gegenüber.39 Aus allen Artikeln spricht die Sehnsucht nach klaren Verhältnissen, denen der Krieg endlich zum Durchbruch verhelfen soll. Erst das „in der Bluttaufe verjüngte Oesterreich“40 könne den Ballast des Vergangenen über Bord werfen; denn all die lieb gewonnenen Relikte der alten Zeit, die die Donaumonarchie gedankenlos mit sich schleppe, „strömen in ihrer Abgestorbenheit [...] doch eine leise Ungesundheit aus.“41 Das „Neue Österreich“ aber werde den Staat „wieder auf den Boden der Wirklichkeit“ stellen und der Klientelwirtschaft und Korruption, der persönlichen Einfluss- und Vorteilnahme all der „Nutznießer von Stellungen“ und „parteiwillkürlicher Begönnerung“ ein rasches Ende bereiten: Wo man mehr auf den Namen dessen hört, der empfiehlt, als auf das, was er zu sagen hat, wo nichts unternommen wird, ohne sich vorher persönlicher Beziehungen zu versichern, wo man eine unbekannte und von keinem vermittelte Sache zu behandeln geneigt ist wie eine Sache von dunkler Herkunft; dort

beginnt die persönliche Beziehung zum Laster zu entarten.42 Jetzt endlich könne man den Staat auf ein festes Fundament stellen: „Der Krieg hat uns zu der Entfaltung jener Anlage gezwungen, die allein aus den Kräften etwas herauszuholen vermag: zur Organisation.“43 Es sei an der Zeit, für das träge Kakanien eine straffe Form zu finden, die mit dem alten „System der Ausbeutung des Staates durch die Länder[,] und der Ausbeutung der Länder durch herrschende Parteien“, mit der inneren Zerrissenheit, mit Irredenta und Nationalismus aufräumt. Die Soldaten-Zeitung fordert, sehr zum Ärger der Tiroler Presse, ein Ende der föderalen Struktur, denn „ein oder zwei Jahrzehnte tüchtiger Staatserziehung im zentralisierten Staat wird es allen österreichischen Völkern sicherlich klarmachen, daß sie bisher in ihrem Auseinanderstreben falschen Trieben gefolgt sind“.44 Nicht zimperlich will Musil auch mit jenen Politikern verfahren, die sein zentralistisch-autoritäres Staatskonzept nicht teilen. Die „Entfernung von Politikern [...], denen das Staatsinteresse so viel weniger bedeutete [,]als das nationale“, sei jedoch als „vorpolitische Reinigungsarbeit“, nicht als politischer Eingriff zu verstehen – denn „sie desinfiziert erst den Boden wieder, auf dem sich Politik entfalten soll“.45 Wenn Musil in „Das Schlagwort“ ausgerechnet über Sinn und Funktionsweise propagandistischer Sprache räsoniert, entbehrt dies, auf den Seiten eines Propagandaorgans, nicht einer gewissen Ironie: Ein Schlagwort? Mein Gott, das schwankt zwischen bewußter Entstellung, vorsätzlicher Lüge und bloßer Uebertreibung. Liegt in der Mitte zwischen der Dummheit eines Nachplapperers, die geblendet werden will, und der den Nagel auf den Kopf treffenden

klagt Musil dieses Identitätsdefizit und den angeblichen Niedergang Wiens, das Konkurrenz bekommen habe: „Prag, Agram, Laibach sind Mittelpunkte und Mittelpünktchen von nationalen Kulturbestrebungen, die von Wien nichts wissen wollen und von denen man in Wien wenig sieht. [...] Wie kann eine österreichische Kultur entstehen, wenn alle Richtungen auseinanderstreben ? [...] man soll sich nicht etwas auf österreichische Kultur zugute tun und sie nicht haben.“ 38 „Die Erziehung zum Staat“, S-Z, 3. 9. 1916, Nr. 13, 4f. 39 „Sonderbare Patrioten“, S-Z, 15. 10. 1916, Nr. 19, 4f. 40 „Positive Ziele“, S-Z, 11. 3. 1917, Nr. 40, 2. 41 „Seiner Hochwohlgeboren“, S-Z, 4. 3. 1917, Nr. 39, 3f.; danach zit. aus: „Neu-Altösterreichisches“, S-Z, 25. 2. 1917, Nr. 38, 5. 42 „Eine gute persönliche Beziehung“, S-Z, 26. 11. 1916, Nr. 25, 4f. 43 „Positive Ziele“, S. 2; nachfolgend zit. aus: „Neu-Altösterreichisches“, 5. 44 „Föderalismus oder Zentralismus“, S-Z, 14. 1. 1917, Nr. 32, 2; und im Anschluss zit.: „Zentralismus und Föderalismus“, S-Z, 07. 1. 1917, Nr. 31, 2f.


Schützenhilfe

Karteneintrag: Krieg Erster Weltkrieg > 1915 Alice Schalek, Tirol in Waffen, 1915. FB 24111 Exzerpt: »So ist der Krieg in den Tiroler Bergen. Überall herrscht Feiertagsstimmung. Es ist, als ob ein endloser Sonntag über dem Land läge. […] Einer heroben ist Doktor der Philosophie, und einer ist Fabrikant. An Schreibpulten haben sie ihr Leben verbracht. Jetzt ist das Abenteurertum über sie gekommen und sie kosten den Reiz der Gefahr. [...] Und sie schmecken es, was es heißt, frei sein von Luxus; sie staunen selbst über ihre Glückseligkeit darüber, ohne die Bürde des Komforts, ohne die Ketten der Bequemlichkeit, ohne die Last des Etikette zu sein.« S. 54f.

kriegsweihnachtlich Karteneintrag: Tiroler Soldaten Zeitung (1916) Widmung

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Knappheit eines alten Spruchs. Hat etwas von der Reklame an sich, die kein Mensch für Wahrheit hält, von der sich aber trotzdem jeder beeinflussen läßt. [...] Schlagworte sind nie ganz wahr und selten ganz falsch; darauf beruht ihre Möglichkeit, über so viele Menschen Gewalt zu bekommen.46 Immer wieder plädiert Musil für eine Politik des großen Wurfs und zeigt dabei wenig Verständnis für die demokratischen Mechanismen des pragmatischen Interessenausgleichs. Gegen den „schlechten Kompromiß“ („soviel Konzessionen zu machen, daß am Schluß keiner was hat“) stellt er das Ideal des „starken Kompromisses“: Es muß etwas Neues darstellen nicht bloß etwas, das übrig bleibt, wenn man mit der Scheere [sic] des Kompromißgedankens alles Nichtgemeinsame wegschneidet. Es darf nicht aus einander widerstrebenden Kräften eine mittlere Kraft bilden wollen, sondern muß eine neue, eigne Kraft sein, welche alle anderen in ihre Richtung biegt. [...] Auch vor uns steht ein großer Kompromiß: das neue Oesterreich.47

nicht, sich in den Regen daneben stellen, um das Haus zu schützen. Heißt, nicht springen müssen, wenn es ein anderer anschafft; Semmeln nur in der Erinnerung essen, Frauen nur im Traum umarmen; Tanz, Weib, Kind, Kaffeehaus, Eisbahn, Theater nur wie ein fernes, unklar-rosig verschlungenes Märchen kennen. [...] Europa war noch nie so einig[,] wie jetzt in dem einen Punkt: sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Friede wäre. Dennoch: Musil hat sich als Propagandaoffizier bis zuletzt mit ganzer Kraft dem Zusammenbruch des Habsburgerreichs entgegengestemmt.49 Die Zäsur des Krieges und der Kollaps Kakaniens bilden den realen Horizont jenes Untergangsszenarios, von dem sein „Mann ohne Eigenschaften“ zehrt; der Krieg ist der Fluchtpunkt, auf den alles in ihm unabwendbar zusteuert. Und sogar das fiktionale Propagandaunternehmen der „Parallelaktion“ hat seine Analogie in Musils Kriegsbiografie: in der Agitation der Soldaten-Zeitung.

Der „Schwung eines großen Gedankens“ beginne sich bereits allerorts zu regen: „das Staatsbewußtsein, das durch diese ernste Zeit in uns wachgerüttelt wurde“. Das politische Heil kommt also auch für Musil aus der „großen Zeit“. Doch selbst im engen Korsett militärischen Durchhaltedrills fand Musil bisweilen auch zu ganz anderen Tönen, die man zu diesem Zeitpunkt – fast zwei Jahre vor Kriegsende – viel eher auf einem sozialistischen Flugblatt als in einem Heeresorgan erwartet hätte. Im Artikel „Heilige Zeit“ kippt die kriegsweihnachtliche Stimmungsprosa in offene Friedenssehnsucht:48 Friede heißt: Bei Tag wachen und bei Nacht schlafen und nicht umgekehrt. Heißt, in einem Bett liegen und nicht in einer Lehmgruben. Heißt, wenn es regnet sich von einem Haus schützen lassen und

45 „Vorpolitische Reinigung“, S-Z, 4. 2. 1917, Nr. 35, 4f. 46 „Das Schlagwort“, S-Z, 27. 8. 1916, Nr. 12, 5. 47 „Das Kompromiß“, S-Z, Weihnachten 1916, Nr. 29, 1. 48 „Statt Christbaumkerzen Leuchtkugeln. Statt Watteflocken auf geputzten Bäumchen drei Meter Schnee, aus dem kaum die grünen Spitzen herausragen. Willst Du Bleigießen und eine Frage an das Schicksal stellen, so geh hin, wo vorn bei den Posten im Dunkel da und dort ein Gewehreinschlag aufspritzt. Statt Engelschören zieht von Zeit zu Zeit eine Granate singend durch die Luft. So feiern die Schützengräben Weihnacht und Jahreswende.“ („Heilige Zeit“, S-Z 31. 12. 1916, Nr. 30, 3f.) 49 Vgl.: Karl Corino, Musils pazifistische Gewaltphantasien nicht zu belegen, in: Musil-Forum, 23 / 24 (1997 / 98), 35–37.


Kühlerfigur

Das dünne Wachsblatt (mit Folie!) in das *** Tiefkühlfach geben. Nach ca. 30 Minuten aus dem Kühlschrank nehmen: zwischen der Folie und dem Wachsblatt bildet sich eine Schicht aus Kondenswasser, die das Ablösen der Folie ermöglicht. Trotzdem Vorsicht! An den Randstellen bleibt das Wachs gerne kleben und reißt ein.

Das Wachsblatt möglichst in kaltem Zustand formen! (Es muss ja nicht unbedingt eine Rose sein.) Auf das beigelegte Stück Draht stecken. In den Kühlschrank geben.

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Martin Walde Originalbeilage Nr. 5

Jedem Exemplar dieser Ausgabe von Quart liegt ein Unikat bei: eine vom Künstler Martin Walde hergestellte „Fridgerose“. Es bedarf nur weniger Handgriffe (siehe nebenstehende Gebrauchsanleitung) und schon ist das beiliegende Wachsblättchen in eine Fridgerose verwandelt. Fridgeroses sind aus rotem BABY BEL Käsewachs geformt (das Sie womöglich vom sog. „Geheimratskäse“ kennen); sie sind so dünn und fragil, dass sie nur in der Kälte des Kühlschranks überleben können. Seit 1985 transformiert und recycled Martin Walde Produkte des alltäglichen Gebrauches: Er verpackt Seifen in Schokoladepapier oder füllt Spiritus in Cola-Flaschen. Im Vergleich dazu sind Fridgeroses gesundheitlich völlig unbedenklich. Und auf emotionaler Ebene verändert sich allemal etwas beim Anblick eines Kühlschrankes, in dem eine Wachsrose blüht.


Gutachten

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Hier die Fortsetzung der Serie „Gutachten“: In dieser Rubrik werden jeweils Vertreter einer oder verschiedener Berufsgruppen eingeladen, auf einer einzigen Heftseite kompakte Bestimmungen einer zeittypischen Erscheinung zu entwerfen.

Diesmal: Augenblick

Zeittypische Erscheinung: Schnelligkeit (erwünschte, unerwünschte) Reizwörter: Anti-Aging, Botox, Potenzmittel, Ruhepuls, Hochgeschwindigkeitszug, Billigflieger, Bestzeit, Datengeschwindigkeit (…) Aufgabenstellung: Halten Sie auf einer Quartseite einen Augenblick fest! Dazu die folgende Anmerkung: Wie lange ist ein Augenblick?, wurden Wissenschaftler kürzlich gefragt. Ihre Antwort war: 100 Attosekunden. Das ist die kürzeste jemals registrierte Zeitspanne, der milliardste Teil einer Milliardstel Sekunde. Wären 100 Attosekunden so lange wie eine Sekunde, würde eine Minute ca. dem Alter des Universums entsprechen (14 Milliarden Jahre). Vier Beiträge von Gebhard Grübl (Physiker), the NEXTenterprise – architects (Ernst J. Fuchs, Marie-Therese Harnoncourt), Rudolf Taschner (Mathematiker) und Bernhard Lang (Komponist).


Gutachten

Was ist Zeit? Wenn sogar der heilige Augustinus antwortete, dass er es sehr wohl wisse – solange ihn niemand danach frage, was Wunder, wenn auch die moderne Physik eine kurze, einfache Antwort schuldig bleibt. Derart fundamentale Begriffe sind nur durch die Art ihrer Verwendung innerhalb eines theoretischen Schemas implizit erklärt. Es gibt keinen von jeglicher Theorie losgelösten Zeitbegriff. In der Physik vor 1905 ist die „Weltgeschichte“ eine geordnete, eindeutige Aneinanderreihung von Umständen, analog jener der Punkte einer endlosen Geraden. Zu einem Augenblick existiert kein letzter vor ihm liegender oder ihm unmittelbar nachfolgender Augenblick. Zwischen zwei Augenblicken liegen unendlich viele Augenblicke, eine Zeitspanne, deren Dauer durch Naturgesetze eindeutig bestimmt ist. Was Zeit ist, das formuliert die Physik durch eine Vielzahl von Sätzen der Art „Von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang schwingt heute dieses Pendel 1000 mal.“ Vorgänge, vom Tumult der Welt bestmöglich entkoppelt, dienen einerseits als Uhren und andererseits als steuernde Taktgeber. Stetig werden sie zur Eingrenzung von Zeitspannen einer immer kürzeren und stabileren Dauer fortentwickelt, was sich heute zum Beispiel in der steigenden Arbeitsgeschwindigkeit von PCs niederschlägt. Indirekt können sogar mittlere Lebensdauern von instabilen Elementarteilchen, bis unter den tausendmilliardsten Bruchteil des Milliardstels einer Sekunde ermittelt werden. Keinesfalls ist jedoch ein einzelner Augenblick selbst auflösbar. Eine Krise, welche die Physik zwischen 1870 und 1900 beutelte, machte zunächst klar, dass die alten Theorien der Physik wahrscheinlich falsch sind, und brachte dann Quanten- und Relativitätstheorie hervor. Letztere führte um 1905 zu einem besseren Verständnis mancher damals neuen Beobachtungen, indem Raum und Zeit zu einem untrennbaren Ganzen, der Raumzeit, vereint wurden. Welche Vorgänge in einer fernen Galaxie gleichzeitig zu unserem Heute sind, wurde so zu etwas „Relativem“, zu etwas, das auf die gewählte raumzeitliche Vermessungsprozedur Bezug nimmt und von dieser abhängt. Was zukünftig und was vergangen ist, das ist ohne weitere Angaben nicht eindeutig festgelegt. Definitiv für uns vergangen ist nur, was uns beeinflussen kann. Bis heute bestehen Schwierigkeiten, die Zeit der Relativitätstheorie mit jener der Quantentheorie in Einklang zu bringen. Der wissenschaftliche Disput darüber, ob das, was als „Beamen“ durch die Medien geistert, ein tatsächlicher Prozess oder bloße Fata Morgana schlechter Theorie ist, zeugt davon. Vielleicht wird diese Kontroverse eines Tages Auslöser einer Verbesserung beider Theorien sein. Augenblick und Zeit werden dabei nicht ungeschoren davonkommen. Denn auch die Zeit geht mit der Zeit!

Gebhard Grübl



Gutachten

der raum ist fortlaufend, seine begrenzung ist lediglich komprimierte betrachtungsmaterie die verflüchtigenden charakter besitzt bewusstseinskur — freigeisterei — zustandssinne — liebe — weiße flecken — intensitätspuren — haptik — emotion — gefühlsschreck — lust — hirnsegel — assoziative lektüre — fernraum — mutantenohr — olie — schattenraum — windfährte — flanierdrift — körperdrall — blickfantasie — augenhaut — audiodurstig — eigentümliche bewegung wird spürbar

the next ENTERprise – architects


Der unfassbare Augenblick Die banale Definition, Zeit sei, was man mit der Uhr misst, genügt allein denjenigen, die Zeit eben auf das Messbare reduzieren wollen. Diejenigen aber, welche dem Phänomen „Zeit“, „Dauer“ und „Augenblick“ als solchem nachzuspüren trachten, erfahren daraus fast nichts. Allein soviel: Messend versuchen wir die Zeit im Bild einer geraden Linie, einer „Zeitskala“ zu fassen. Eine Uhr nennt die Zeit, indem ihr Zeiger auf einen Punkt der Geraden weist. Um diesen Punkt benennen zu können, wurde die Gerade zuvor geeicht, d.h. zwei voneinander verschiedene Punkte wurden willkürlich als „null Uhr“ und als „ein Uhr“ benannt – die Eintragung der weiteren Markierungen in dieser Skala ergibt sich daraus von selbst. Es ist bloß eine Vereinfachung, wenn in den meisten Uhren diese Gerade auf einen Kreis mit zwölf Markierungen „aufgerollt“ wird; das geometrische Bild bleibt bestehen. Auch die seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Mode gekommenen Digitaluhren konnten es nicht verdrängen: das analoge Bild des die Skala entlanglaufenden Zeigers steht uns näher als seine digitale Umsetzung. Auch ein Kalender ist in diesem Sinne nichts anderes als eine etwas anders skalierte Uhr: In ihm sind die Tage die als kurze und die Jahre die als lange Markierungen eingetragenen Einheiten. Allerdings verhindert das geometrische Bild der Zeit, den Lauf der Zeit zu verstehen. Denn die gerade Linie als solche ist da, die Zeitskala liegt vor uns ausgebreitet. Wir können auf ihr (wenigstens in Gedanken) an eine beliebige Stelle tippen, vorwärts und rückwärts laufen. – Aber was, wenn wir immer nur den gegenwärtigen Augenblick, den einen unaufhaltsam vorwärtsschreitenden Punkt der Skala, erleben, diesen aber nicht halten können? Wir sind gezwungen, die Markierungen auf der geraden Zahlenskala richtig, nämlich als Zahlen zu lesen. Wir müssen verstehen, wie wir, als Wesen, die dem Lauf der Zeit unterliegen, die zeitlosen Zahlen erfahren. Wir hören den Schlag der Turmuhr: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Dann herrscht Stille. Sieben ist die Zahl, welche die Turmuhr uns als Zeit mitteilt. Wir verstehen dies, weil wir zählen können. Es ist wichtig, dieser scheinbar so banalen Einsicht in ihrer Tiefe nachzuspüren: Auch der siebente Schlag der Uhr klingt wie der erste oder der vierte, aber im Zählen bis sieben vergegenwärtigen wir uns, dass eins oder vier bereits gezählt sind, dass der erste oder der vierte Schlag der Uhr bereits der Vergangenheit angehören. Der siebente Schlag der Uhr war der letzte – dies hätte nicht der Fall sein müssen. Wir wissen um die Möglichkeit, dass auf sieben die Zahl acht folgt, dass allgemein keine Zahl die letzte ist. Wir brechen das Zählen nicht willkürlich mit sieben ab, wir hören vielmehr, ob die Uhr weiter schlägt und uns zum Weiterzählen zwingt. In diesem Hören vergegenwärtigen wir uns die Erwartung der Zukunft.


Gutachten

Im Zählen erfahren wir, dass Zahlen nicht so einfach verfügbar sind, wie es das zu simple Bild der geradlinigen Skala mit den eingetragenen Markierungen nahelegt. Mit der Nennung einer Zahl verbinden wir geistig die Gesamtheit aller Zahlen, die ihr, beginnend mit eins, vorangingen, und wir wissen, dass auch die eben genannte Zahl nie die letzte ist. Bei der Zeit ist es ebenso. Im bewussten Erfassen des Augenblicks ist uns klar: Dieser steht nicht für sich isoliert, sondern entspringt aus der Folge der vergangenen und muss keineswegs der letzte sein. So gesehen ist es prinzipiell einerlei, ob wir die Zeit am Schlag des eigenen Pulses, an der Schwingung eines Pendels oder am Aufgang eines Sterns am Himmel in ihrem Fluss zu verfolgen trachten. Zeit manifestiert sich im Fundament aller Rhythmen, in der Basis auf der alle periodischen Vorgänge gründen: dem Zählen. Deshalb ist Zeit ein zutiefst menschlicher Begriff, der dem Kosmos aufgeprägt wird. Dies ist die fundamentale Gemeinsamkeit, welche die Begriffe Zahl und Zeit verbindet: sie scheinen uns bloß als etwas „von außen“ Gegebenes, das wir wie einen Sinneseindruck erfahren. Tatsächlich sind sie nichts Natürliches, nirgendwo im Universum sind Zahl oder Zeit aufzufinden, sondern sie sind Vernünftiges, Kategorien unseres Denkens und Bewusstseins. Der Augenblick als Punkt einer geraden Linie: Er trennt sie in den Teil der Linie links von ihm, die Vergangenheit, und den Teil der Linie rechts von ihm, die Zukunft. Ein Bild, das schon der heilige Augustinus entwarf und dabei mit unerhörtem Scharfsinn eine Frage aufwarf, die modern formuliert so lautet: Wie können die beiden essentiell verschiedenen Begriffe, der nadelstichartige Punkt und die sich kontinuierlich erstreckende Linie, die geometrischen Übersetzungen des blitzartigen Augenblicks und der „durée“ Henri Bergsons, in ein und dieselbe Kategorie „Zeit“ verwoben werden? Augustinus antwortet mit seiner genialsten Entdeckung – der „memoria“: Unser Bewusstsein ist dafür verantwortlich, dass sich die Folge von Augenblicken vor dem Hintergrund eines Kontinuums aneinanderreiht. Die Mathematik der sogenannten Intuitionisten Henri Poincaré, Luitzen Egbertus Jan Brouwer und Hermann Weyl hat ein ganz analoges Bild entworfen: Die gerade Linie ist weit mehr als die Versammlung der auf ihr sich befindlichen Punkte, ja es ist gar nicht möglich, die Gerade als „Folge der auf ihr liegenden Punkte“ zu verstehen. Die Gerade ist – ganz im Sinne des Aristoteles, dem das Ganze mehr war als die Summe seiner Teile – in Wahrheit ein Kontinuum, ein „viskoses“ eindimensionales Gebilde. Dies bedeutet: Am Beginn stehen einzelne, in gleichen Abständen voneinander entfernte, idealisierte Punkte, die ganzen Zahlen, will heißen: die imaginierten Augenblicke, an denen die Sonne immer wieder von neuem aufgeht. Sodann gelingt es unserem Bewusstsein, der „memoria“ des heiligen Augustinus, diese Punkte in ein einheitliches Kontinuum zu verweben, durch sie die „Zahlengerade“ zu legen, will heißen: die Augenblicke als Elemente der Zeit zu verstehen. Schließlich erfahren wir, dass der willentlichen Fixierung eines beliebigen Punktes auf der Geraden, so als ob man ihn festhalten und isolieren könne, das Wesen der Geraden, kontinuierlich zu verlaufen, entgegensteht. Mit anderen Worten: Nicht physiologisches Unvermögen, sondern das Bewusstsein von Zeit nimmt uns die Kraft, den Augenblick zu fassen.

Rudolf Taschner


MOMENTS2GO „der tod ist die weisse spitze der leidenschaft“ christian loidl, ICHT other —help thinking its —sky ———Though —Though our —Though —winner for —prozac. Waiting for —stuck —but i know —remains I want —hourglass the final ——love with ——Though our ——children I ———Though our —the —a —say —music —our songs so —know you That’s just —him — Oh-oh-oh-oh Magic, oh-oh-oh —see, up —music —loving every ———here all this —chances we take —me Give me —Though our —will —come ——can’t help thinking —by moment Our —Though —love with —everything’s alright I’m — Everything I wanna —the door Eats her —you need —a —Though our —found — Moment by —live my life —Though our love —Though our ——decided to grow —hesitate ——moment And —what I’ve learned From — get out —momomomomoment I’m not —vibe with —aways —alive I’ve been restless —were numbered —fuck did —time When —him —and —love And you’re —I — now.. i’m falling —a song ———moment to —treating me, it’s —feel ————Though our love ——you —the —than a summer —Though our ———destiny Then in that —the line The —that’s safe and —sweet I —to — Though —life I wish ——all night, that’s —just let’s his —you I’m —in love At the —Though —it’s time ——a passenger And —want you ——such —take ——ride —affectin’ our —it —my heart Can’t wait —all I’ve —right here in —in a feeling —Though our ———for But when I —quite sure —this moment to ——Though our ——the night runs —of glory Moment of —to —one where nothing —Though our love —standing ————raise a ——the —he just ——Uncle —Though our love —————Lately those rainbow —moment —your eyes —Though —the bastards the —Though our love ——years —Though our —glad —to ——my soulsit tight ——get of my ——Though —a million —fuck did this ——Though —Though our love ———turns the radio ——handguns That’s why these —got to —a —go She just had —to say so —Though —what you ———you, —Though —and not quite —can relate, I ———bed. And that’s —up ‘till now —Though our love —Though our —Though ——Though —in — Whenever I hold ————“for —one Right beside —Though our love —I think ———my You’ve got —Though —always care. Through —moment The — Magic, oh-oh-oh ——let it show To —Though ——you —moment The choices —there’s —all I do ——you —Though our love —Though our love —you’d only told —us platinum Now —of our sinking —somedays are gone —and I (I) oooh ——Though our love —you’re gone I don’t —a —minuteBut when we’re —least, I was —a limit What’s going —in a feeling Like ——Though our love —Though our —can’t help thinking —feel ————Though our —are opening —life-time ——I fall I’m waiting ——Though our love —Though our —to anywhere World with —moment —regurgitate the tired anthem —a moment And —a glorious night ————later —let ——face —ok (The world’s —Though our —kids be —those rainbow ———Though our —tired anthem of ———you’re —Though our —it’s ——half —right —of glory called —you’re stuck —the night —from the page And —literal, and —turns ——have with me ———i let —see him walking —with, i declare i ———the only thing ——of it And if —realest niggas ——in —to think i —just for today, —learn ——is waiting right —it to all —the dream —they —could last another —fall I’m ———the river Could it —free, I’m —Though our —Started —the egg shell Standin ——Though our —know what —standing here —the —Though ——moment of —out, —the ride has —se 3] They say —Though our —Though our love ——Though —life Here ——Time to ———Though our ——go I ——long do —Though —Though —I —how the fuck can —person for it Better —ass But then these ——sweet I ———bring me —you think you ——judge’s daughter —feel what I —by a —can —gone Just let ——could last forever —so he’s —to find A decent —the —of —till ——Though our love ——my —walking —or so. If —get myself over ——treat you —Though our —our silence Looking in —Though our —Though our love —ideas are nightmares —Though our ——in love ——be A day —onto i’m —destiny Then —you —too Well if it —disappear At the —of —right a moment of ——will not ——moment And I won’t —the moment —of silence ——incomplete i’ll —Though our love ——cry —be — Scared —it Don’t say ——you ——momomomomoment yeah You’d better —only one But ———i’ll get sued See —eyes —lacking ——say has —in everything you —I carelessly ——Though —people) And —like a —forever —will —proud oh, oh, —on the edge Uncut —the short way —a —Though ——down my —a —Though our —long —for these —me doin —fill —with you —Though —Though our love —Though our ——there. —Though our love ——can’t get myself ———much time we —make —to anywhere World —but you —Though —oooh oooh ahhh —Though our —political, if —my You’ve got to —see your —the —in front of —bible get —me doin —love ——on her sleeve But —the eyes of ———just you and —Though —of my dreams —dream —that i —to myself —Though our love —with me, —endin Listen close you —time —you tried Now I —you —there —we need is ——by —but —dreams —around I was around hese —in —miracle —Though our love —moment And I won’t —make it all —moment You decide to —clarity This moment —now —want to ———as you’re —Though —love —alright I’m seeing things ——kept —lights down —ship had —run —Though our love —what you ——inside, i’ll find ———Though our —the chance Here —take away your —Though —we —pass —Though our ——the only —Though —you ——the —loser —than a —the road —in nothing i ——are a mothafucka they ——in love with —love forever And —— A moment in ———throw at —Though —for —Though our love —company I ————Though our love —Though our ——Though our love —deep inside, —get enough Of —Though our love ——standing here —out if —for —he ——of all i’ve —hand to you —need to have ——Though our love —me ——lasted —it all This much ——Though our ——talk We —but —to make things ————many times Well maybe —of —all on —Though our —feel ——turns —Though our love —with no one ————lips —she —turned —the moment When —just let’s ——changed —what it —to the ———a moment to —all —fall Yet through it —the —Though our love —Though our love —to me I ——but his —you i’m —(Turn ——get ————never —Though our —make —thought you —end of —Though —your tears Hold on —don’t need to ——Though —answers —to —Though —gray —Though —that ———things —right In —hard The way you’re ——Though our ——or so. If —as ——about His —Though our love —Though our —until you ——but —themselves. ———and —Though our ——more in ———Though ——hide Here in ———a poem and —one of you ——will be —moment And now —that I —Though ——just —Though our —runnin’ ——world that could —I live I want —Though —to eye with, —you like a —what i’m about Nigga —— For moment, —losers the liars —now It might —get myself over —Though our love ——much to —headphones blaring Alone in —you’re the reason ——there —when I saw —you out —played I’d —it —waiting right outside ——Though our love —going nowhere baby You’ve —Though our ——Though —wait to start You ————forever Forever —Though —make you —one moment in ———that —i’m scared —Though our love ——as —never get enough Of —Though our —a summer night —Though our love ——every moment —be To hear —could go —really just protectin’ —Though —all my heart Can’t —I ——ever changed —think that I’ve —lonely people) And —Though our —that I’ve ——me Give —they call —Though our ——ever changed The —shine Give me one —Though our love ——but your stories —(sweeter —we —a place —true I’m —Though our ——but then Just as —is ——Though our —for that ——Though —Though our love —how don’t nobody ——at —Though our love —tears —back to you —————scared —Though ——the drain ————Though our love ——with ——earlier today —just explain —on ——wanna have ———I used —if —volume of my —her sleeve At least, —gone I don’t think —say so —state of —hit you... [CHORUS] [Ver se —the prozac. Now —Though our —the ——time My —Though our —again I leave —on things ————— Sweeter —and those ———mine has —hardly even know —can’t help ———our songs —to ——Though our ——time I will — Depend on ——of ———this ——will take you away... [Verse —can’t help —with destiny Then —there’s no —let’s call —pain I rise ———brothers —nothing —Though our —waiting on ——this —— Depend —Though —me I’m —heard Once —will be I —moment in —one Right beside you —Though our —back And —while — Here in —don’t —love you with every —if it’s —but —by moment The —everybody just feels —one —around And now —your hands —kids, —anything —people) And it shows (The ——need is —Though our —Though —do With every —loving ———living in a —till the —you’d only ——a dude Just —Though our —Though our love —assault a dude Just —in your eyes I ———are —out if —and tired, get ——Though our love —feelin’s turned —hit —Though our love —bible This ——killers, ——my life I —practically —a fuckin’ —low on things —moment of truth, ——Though our love ——you I’m —him —Though —come and —all? before they —control Involved in a —Though our love —singing —it and ——for ——anywhere World with the —Though our love —see, —Though our love —on) What’s going on When —Lord —child A —a million —be —bible This ———war deplore ignored an —you but —with —this ——miracle say, —Though our —yourself —it ——you for —by snip I’m oozing —And that’s —a —that i live —all up ——and —do-rags —vibe with no —everyone is —but —Though —Though our —never died, ——Though our love —to ——forever Breathe silently Walking by —than ——time My Gift —than a summer —Though our —mother and father —early age Faces —touch, do we ——Though our —Though our love ——the ———to me Will go —pessimists and ——day I die —in this —Though our love —get, and nothing ——for the very ——this —choice but to —say has no ———Though our —ever —Though ———no —help —but —other Talk and re-meet —Though ——to you but —Though our love —street and it’s — I’m gonna vibe —go —seems —we —get out —bird in —is —— to see each ———Though —decent ——yelling at me. —moment I can take — Depend on The —a gun up —mans —me I can take —a moment ——Though —get of —Though our —the love of —your hands —you filled with —Though our ——intertwinin’ with —Though our love —Though our love —and I —Though our love —all up to —been —don’t —trust —a —Though our ——Though our —go of all —mind Buildings —i fault That Uncle ——in this moment ——next time —they can be —is —Though our —you ———calling tonight Another —just my ——have met —Though our —go anywhere Here —my time But —love with you —Though ———of truth, —taking it Step ——to understand It’s the —I won’t forget —must draw the —or —been all evening If —Though our —Though our —lasted forever But ——through It wasn’t all —when we’re together, —Though our —by a moment ———Though our —waste much —Though our love ——Though —leave She just wore ——I ——Though —Though our love —moment in —you are ———like —away Nothing seems ——Though our —your eyes World Searching —ship us — in —over —Though our —Though our love —here with —a long way —no —time after —me one —start You and I ——they will last uninspired —Though —moment ———we’re —see the world —what i’m —and not —Though our ————Though —Though our love —Though our —you do I —died that ——it Step by step Boy —Though our love —leave you ———evolution Could I see —fall through ———grey At the moment The —you do I —Though our —s] {C’mon}, sing with ——Though our love ——can degrate, —grey At the moment The —Though —Though our love —Though ——moment of ——Life —I saw —does —be When all of —Though our —my —and now [Chorus:] We’re caught —Though our love —realest niggas —Though —fly into —a summer night) ——— From —we’ll —the mail It’s fucked —my truths [Verse One] When —So —agree I’m ——has only —senses runnin’ wild Now —give anything and —and one for —control at some point ——it’s reason-I’m —see the —Though our love —Though our love —Though ——away —Though our love —i’m running ——kept —moment but —Though our ——I will —Though our love —problem child And what —time with you —my —when my —can’t get —have heard You ——beat of —song —take control of — now.. i’m falling —summer —Though our —Though our —feeling (involved in ——and reason —others i —the energy —the crowd It —with me It’s —Though our ——Though our love —fading down ——moment And ——the party ———momomomomoment I’m not afraid Of —Though our love ——to go She —Though —really just protectin’ —Though —same —Though —by ——Though —with the —it —decent melody A song —Though our love —animals will talk We —kids, who ——earlier —moment ——years Is —have heard You —until —cynicists, the —this time Spread —get ——I’m —Though our —know the —Ray —Though our love —one But not alone My —from and everybody’s laughing —beauty of —Though —the one Right —Though our —divine So take me —of ———for —forever —Though our —day to give The ——stories they ———or so —me right —my heart Is where —Though our —up and —Though our ——to —Though our —that —Though our love —gone —moment —have met You ———what —Though our love —Though ——Though our love —Though our —for truth —saving every —Frank-ectomy though, —zone, ———— letting go of —through our ——of ———feel Grabbing me Leads —else —my soul sit tight —walls all —are a —say so i —bible This —don’t think ————heartbeat away And the —i Started —a conversation I —little —of my rainbow Nowhere —you’re got —of —I keep —can throw —with — Till —little ——Though —in —Though our love —him walking around ——you —one for —could last — While your —incomplete i’ll take ———find a limit What’s ——if —air what’s it like — Here in this —to —else —Though ——weight These tears are ——Though our ——made —Though our love ———I’m sick and —by moment I —where to —Though our —a ——bottle too ——let —one —Though our love —Though our —a woman ‘Cause —head —is calling tonight Another ——damn —they say (The —was around I —themselves. There ——degrate, or —moment —stand in your —I have —the room. ——Though our ———back, —Though our love —this time Now we —eyes World Searching for —Though our —answers are all —so we can... [CHORUS —changing Starving —of us My dreams ——moment I will ——take the —Though our love —can alter moods —go and —headphones —by moment ——me on my —everyday Deep in —truce, —away, —only one But not —falter Along the stony —why I’m —Though our —Though ———party —was all ——holding it in —One] When —but i’d like —go She —more ——a conversation I —Though our —by —Though our — hanging by a —caught in a —moment on From —Though our love ——Though —Though our love —I ——but i’d like —like ——Though ———their ——loving every —hit him, so ———to —been Where does all —wanna —get —your mind Buildings —the energy to —Though our —thing Except —— i’m living ——I saw —i know ——Though our —eye (eye) And —at you You gotta —belt —me, — Until —helped — Seems —Though our —it could have —that prozac moment, —have no faith, —that is ——{sing}, sing for —my life. At —to —Though our ——moment in time When ——up, get —she’s —believe —assured why does it —just a moment ——journalists try to ——Though —— A —not quite ————I promise you —Though our love —long —hanging —this moment —me Give ——all looking —Though —Though our love —(this magic —I —that ——make me — Oh-oh-oh-oh-oh Oh-oh-oh-oh Magic, —drifters ——help thinking —Though our love —Though our —moment —Though our ——so long —moment ——Though our love —to —Though our —Though our —Though our —miracle I can’t help —Black ——rubber lovin ——I will always —me I listen through —and Drip by —it Bit by bit I’m —you fall? i don’t —moment of truth, —seen — To hit —i declare i —of ———dispute won’t —to get —Though our ———our lyrics that —Though our —Though our love —tight —Though our ——of no ——long do you —Though —pessimists —changing my mind And ——cock it —have —pessimists and —is —changing —that we’ll ever —Though our love —someone else? or —of —up, get —the ——Though —everything ————I could last —Though our —Though ——look like —If —it’s Make or break Boy —with you —if —Though our love —you need ——the —ooooh —let it show To —dream that’s comin’ ——Though ——down —fall Yet ———they —that’s ———Though our —i’m —was my ———a —dreams —us Two —you feel — Our lifetime goes —here with —now ——Though our —Though our ——Though our love ———Though —Though —the ——finally come —sags his —admit ——of all i’ve —glory —I —Knock Life time My —moment And you —changed I see —we do need —Though —forever Forever —held onto i’m —could ——with ——Though our —so themselves. There — will feel I —Though our love —Though our —damn that ——you like —Though —forever But it’s ——Though our ——their lives Till they —is warm ‘til —in a —to spare You touched —but —cling —thought I ——him all —day and up —in —in everything you ——you’re down, I —moment And now ———was cruising down —moment So different ———Though —I keep ——hypocrite oh! —you, journalists —i tip ——Though our —help thinking ——moment —re-meet each other Save —Though —in love At the ——wouldn’t be —my heart.) —Though our —waiting —to the —up and who —to get —scary —to have with —Though our —Though our —rappers ——a moment —Though our ——Though —up, get up you ———prozac —think that —you’re wondering Where —will be I —only —the exact —a million —bridge — Is all I’ve —can’t help ——of joy This side ——— Was like any —last —to the ——— i’m standing —draw the line The —to see each —believe you —Though our love ———let — You’re the —bible This is a —arrive, that ——moment you leave —remember ——me move —homie Only —down ———and i know —Though our love —quickly But —moment —Though —count As —my —i’m —left Is to —the shit —ready to, you —a conversation I —Though —I want —plus all —the edge Uncut my —Though ————cried these tears And ———got everything to —could change my —other —Though — Two drifters with —Though our love —— It’s —it I will not —have Whenever I —slow forever Breathe silently Walking —Though our —could take what ——have heard You ——over you The —Though our —moment When all is —you —Though —Though our —Though our ——true, I think ———Though our love ——the —Though our —moment And —heart and Drip by —Though our —sales With that ——and once again ———my mind than this —my —it Don’t say ——and it ——Though our —the —weight These tears ———sorrow, for better —you ——again Cause —moment in a ———million years —wouldn’t —Though our love ——Though our —they —through it all This —thinking its a —with you I know —don’t think that —oooh oooh ——too as —I ———one melody is —to —— Everything I —their lives Till ——Though —long do ————me I want to — Forever till the —you’re treating me, —night (softer —in —of —Though our —see the ——look —me Give me one ——Though our love —in a house ——Though —runs —in the moment Gently —world ——Though our love —Though our —with you but ——Though ——by moment The —years Called life (Woooooo) (Yeah) ——Though our love —the ——caught And to the —Though our love ——where i —to anywhere World with ——by a moment —a love forever And ——scared for the —blink of —in love with —Though our love —on I —choices —dealing out —all This much remains I —i let —the shit’s —Though —change my mind there —the beauty of —this moment to —long do —at me. Take —Though —free I —Though our love —Though our love ——off Without leavin’ here —Though our love —affectin’ our —walking —Though —pain I ———i —baby dealing out justice... This —thing —sick and — Deep ———Though —Though our love —earlier today — Till —Though our love —Though our love —fades, —freedom Like angels are —explode At the moment You —Though —pass the —see him ——Though —Though —me Nothing —better person for ———she’s looking —the —remains I want —in love —see, up —a place in —Though our love —so —Though our ———it show To bring —Though —in that one ——make — Until the —years Is all —your —you’re wondering Where I’ve —all the answers ——learn to agree I’m —strong I —laughing —all ——about His fuckin’ —don’t ——Though our —Though our love —or break Boy ——Though our love —see ———losing ——your lips are ———always —day and —ignoramus But music is — the reason —gave —Though ——help thinking —the chance they show —just for today, ——Though —heard I’m just ————someone ———Though —the —I tried ——Though —you I’m saving —you to understand It’s —long do you —her sleeve But at —racing with destiny Then ——Though our love —— hanging —heartbeat away And the —can’t get —out ——lady I may not ———just had —a fall It’s a —later will be —want you to —well. ——company I ——upset with ——so themselves. —had control at some —with —Though our love ——moment in time Make —me That I —thieves the ——so —you had I wanted —Though our ———Though our love —Though —anything and everything —Though our love —it Bit —of the —game i —Though our —ok (The world’s ——the prozac. Waiting —of a —in your arms Spoon-feed —moment You decide to —the ——for —Though our love —that magic —Though our —Though our love ——Though —Though —————baby I would ——happened It ——Though our love —it, and then —are all —Though our ——by —Ellen makes the ——till —the —too soon —Though —agree I’m willing to —I been looking —to apologize Because I ——Though our love —to make it ——Though —so deep And I —walkin’ —Though ———drain but i —your fears Hold —you Fans turn on —Though our love —time for ———with the —is ——in —to ——of self, —last chance to —a moment And I —to see —Though our love ——draw ———by —Though our ——you, ——they worship —this time Now —long way —the line The —shedding all —want it —hear you —intertwinin’ with —but then Just ——your own weight These —wayward —rock and rap He —guess i have —Though our love ——Though —true because of —the devil finally —make me —affectin’ our ——have no —with you, can’t —the ——are opening —baby I would ———a passenger And the —Though our love —as you’re ready ——tired anthem of —me That —work So a smirk —Though our ——Though our —help thinking its —ooooh oooh oooh ahhh —I — Of uncertainty —of war deplore ignored an —the dream —to ——time you mad So —like a loner Gettin’ —are my —with ——Though ——was all on ——now —arms Spoon-feed my heart —Though our love —take —arrive, ——it all comes —moment The trees —oh... i —colors —out —bottle and —Though our —moment The —in a —might be beautiful —bad that —life. —it Don’t say that ——and —here ——way too much —Though our love —me, but let’s ———Though our love —the west, you —do is hear ——Down all —holding it ——to me religiously, —the end ——Though our love —the laughter, sing ——time ——Though our love —to make ——this metamorphosis —heart.) —calling — You’re the reason —Now —regurgitate the tired anthem ————the memories We —Though our love —know it’s tough And ——know that —finally come —the —deeper, losing my —beginnings To that Black —life-time or so. —Though our love —anymore i gave ——Though our love —Though —to all my —and strength, happiness —and father ———moment by —glad we —want —a hypocrite oh! —go i ——Now’s the time, —person for it Better — Until ——beat ——everything, open ——Though ——want to make ——the moment —Though our love —they —Though —see It’s the best ——his headphones blaring Alone —Though —be When —when he talks —lights ——your ———Though our love ——a wayward —me right into ——Though our —convict —your happiness And —days were numbered —looking through old —magic —happening ——I’m ——my —Though our love ————you have —thing —but i ——bed At the moment When —father proud oh, oh, ——that —lonely people) But when —Though ————Though our —you’re stuck in ———sure where to —half asleep The water ——your hands you —Though —Though —Though our love —of ———Though our —relax and —a — —your tears Hold ——Though ———Though ——waiting —full of joy This —time But you —and me ——sanctum Holy or —good get —think that ——only thing i ——all i’m —me Found —here —since I have ——of glory called —this won’t —future arrives Moment —like —blew —, and —Though ——of me I’m —memories I’ve, —long as I —moment And I won’t —momomomomoment yeah You’d better —loud your last —at the tabernacle Rather —alive. Time —Though our ——Though our —Though our —Though —Though our —of joy This ——of ———find a limit Each ————summer night —————side of —Though our love ——from —called evolution Could I ——Though —they say (The world’s —Though our —by being —glory called —Though our love ——Though our —lifetime ——very first —pessimists ———door Eats her dinner —they worship us, —of —want one moment —kids, who don’t —feeling Like ——everything, open —Though ——my bible This —answers —control I’m down your —it go I am ——chance Here —soul sit —for ——a place —Though ———help thinking —you ——the —Time —moment I have —around I was —you filled —all the shit ——loud your —as free —you —you lose it ——everything Open ——brought to me I —of me I’m ————than ——back it’ll —disappear At the ——Though our love —Though our love ——they —inside? they have nothing —Though our love —Though our love —time after time —like —B It’s all political, —too —have ———from up —wine —you You’re hidden in —tried —gonna get, —will not —to last ——in —Though our —song And it —let it —eyes of —up ——of being —hate It’s —Though —feel it’s —liars the bastards ———moment And now you —you filled with —I —just —a ——the world that —full of —all evening If —it on her —wouldn’t —i’m running low ———Though our —Though our ——to you Well can ——home ——you could —your own weight These ——me I —They — The chances we ——forget Until ———here“, —can I —Though ——— Deep in —hidden in a ——a better —mind Buildings ——never thought you —don’t know what —Though our ——asked to ——Though our ——Though our —you but ifyou’d —Though our love ——back Talkin’ —— our sinking —full —tears Hold on —they —want ————lonely people) And —this —say has —nothing left —my truths [Verse One] When —another —decent melody A song ————small promises —at us ——diving into just hanging —Though our ——can sing In my —I’m strong and I’ve —has —Though —fuckin’ shit —Though ——Though our love —home I’ll be ———give —Though —Though our ——will be —hear I want —i tip it —incomplete i’ll —Though our love ———Though ——in the moment I — i’m standing —you —love, look at —Though our ——a state of —to you with —try to —I ——nothing in the — i’m —let it go —a moment And —turns ——Though —start You and I —Though our love —so. If —bring me —our —Though —Though our ——Though —vibe —her —you kept ——us Two —out i’m —have with ——bearing, it’s ———is pace around ————Though our love —Though our love ———soul Snip ——time ——Though our love ——when he —try —Though our —to go I —live only for —joy This side of ——million years —on (what’s going — and i —{sing}, sing for —Though our love —losing faith ————the dream in —Though ——Though our love —Though our love —Though our —of glory go away —————me one —in time Make it —it It meant —on her —fuckin’ shit —i tip it —we do —nothing i never met —————moment —me —tired —this time [repeat —Though our —nothing i —you —Though our love —Though our love —of all —Though —the drain —to —know it’s —night) Everything I —Though our love —Though ——Though ——what it —point —with dyed —glory called —or cried these ——belt ——dream that’s —Though —trains collide Suns explode At ——Though our love — There is a —the —Though —for the laughter, — But it’s ——with dyed hair —had I —of ——begun From this moment ——heaven Belongs —Though —it Bit by bit I’m —other Talk and re-meet ——what —down to nothing ——Though our love ——again he’d —i’m sick —a —of it Don’t —are my —Though our love —the fuckin’ —destiny Then ——Though our —me ——(I) oooh —on I —got stuck —Though ——let ———your —Though our ——Though our —Though our love ——you —go of all —Though our love — like —it’s Make or ——above All we need —cd’s while police fingerprint —own weight These tears — completely incomplete i’ll ——chills from —truths Through my Hard —————Though —you ——you don’t need —————will be there, —I could last —Though our ——Though —can hear I want —worse, I will —soul Snip —Though our love —in love with —than wine (sweeter —— —with you, can’t —hourglass the final mayday ——Though our love —Though our —are such a —come —mind Communication A new —until ——all is ——over And —— I give my —turn at —we’ll ————more —Though ——true Lovin’ everything ———every second You —end of —sing for the ——than wine (sweeter —small promises you ———say so i —answers are all —you — It gave me —winnin everytime I —control (my control) Involved —Though our —what i’m diving —take —with you but —on the —Though our ——than wine) —me, swearing —Though our love ——will be I will ——I live I ——feel —blink ———with me ———let’s call it —give my —take —Though —oh, —in time Make —Though our love —for —you That’s just — fool To —Though our love —be great Or they —Though —does it —but i’d —Though our —get out ——Though our love ————much to hope —for ——world There’s nothing you —a single thing —other Save —Though —make —Though —Though — It’s time — hanging by a —a moment.. hanging —Though our love —Though our love —let it —sing for —I ——can feel ——a limit Each ———by a moment —Though —can go before ——time ——we ——Though our —is one It’s —how —if she wanted ——reason —Though our love —Though our — You’re the — like —gonna vibe —we wanted That’s why ——they just cut —no one —out —you —adore that magic —Though our love —Though —world that could —to have any ———you For —is just —this —finally found the —you there’s nothing —the —all i’ve —now I’ve —Though —the —and unlocks —turns —see the —need me, I’m —Though —one moment —here with you just —long do you —still my —Though —to being —is you’re —heartbeat —like to —bout —— From this —fall through it All ——lips are ——want it all No —staring at —to —Though our love ——— i’m —much time we won’t —to me Give ——much to hope —edge Uncut my soul Snip —I feel In ———you’re not a ——know —got yourself stuck —world that could —deep And ——bible get out —— Depend ——in your eyes World Well —you —the moment The —already wasted —————caught And to —night runs —fall Yet through it —on things to —Though our love ————get out of ———can relate, —know you’ll be —a ——rubber lovin and —this From this —Though our —say that later —running and not —pass the ——hanging by a ———Though —— go ——and —hold you tight —Though our —think that ———from ——as I —the —— Chasing —by a —moment —faith ———it when —relax —by a —you, journalists try —moment life has —remains I ———alright I’m seeing things ——make some dreams —Though ——free I will be I —the memories We —i didn’t ————for the time We ———try to burn ————seen ————Though our love —a wayward son —Though our —Though our love —time ——Though our ————I —Though ——Though —been so —a miracle I —time to —you can feel ——know the ——falling even —make Depend —it slip Emotional I —you want Take me —exact moment —years {Sing —want ——won’t forget —the moment —it never grows ——by being —patient Well —Though our —up ain’t it How —guess —a feeling Like the —just my way, —Though our ——it —but ——Though —be listenin’ to —answers —bed. ——Though our —Though —disappear At the —realest niggas —can’t get —the river Could —Though our love ———the blink —can —far —and father —struggle I ——Though our —and not ——Though our —you lose it —fault That Uncle Ray —chorus....] Do you realize —saving every ———can never —they say (The —like —to be —Though —Though our —soul Snip by —moment I was ——lose And the —else ——eye And ——need to say Just —Though our —move i’m hanging ——Though our love ——me That I —Though our —from —glory go ———Though ——Though our —saving —Though ——in a place —have one homie Only —was just —let it go I ——Though ———could be no —Though our —Though —Though —Though ——in a — A moment ——Though our —Though our ——feel —heartbeat away And —Though —that one moment —of us My dreams ——Though our love ——incomplete i’ll take —plans Now —the stony —Though our love —lose —that —Though our love —what away ——Though our —Though our —Though —Though our love —could stay together Wanna —Though —— i’m —Though our —lifetime ——it and —me: —falling —to come —Though —take —full —Though our love —and passed oh! —up ain’t —is —a challenge —see It’s the ——and broke his —tried —Though our —the best —Though ——you That’s —just way ———Though our —Though our —hypocrite oh! —see —Though —and not —Though —beyond —go Or fall in —truth, and it’s —world’s —are gone Look —Though our —Though —Though our ——can’t get —Though our love —you’re not a —to me —at all You’ve got —where to —I ———end —have, they ——Though ——me I listen through —asked —of lonely ——Though our —more It —say has ———Though our love — I —I keep changing ——it when —Though our ——gotta stand —Though —together And I —Though —to get —for —are close to —door Eats —need to say Just —open And you —Though our —away And the ——belly is —to all ——moment ——Though our love ——Though our love —one else, —that prozac moment —Though ————my truths I ——Though our love —again I leave —at me That —of mine has —Though our love —moment here with —Though our —to —allows no ——Though our love —my —if you —I —destiny Then in — For moment —calling tonight Another —lose And the —him out If ——Though our —never get enough Of —for you You’re ——live through It — ———in, everybody’s yelling —later will —and hold it Cause we ——quickly But all they ——come —seems ——up and who can — Here in ———political, —Though our love —other Until I —————Though ——moment here with ——have Whenever ——saving every —Though ——we —you’re —not —road —her —called —Though ——Though —caught And to the —pass the —prozac moment to —— So different and —— To make —in the world that —let —Though —like —got to ——a battle but i’m —being —that —the —the revolution’s years ——by —a — much time we won’t —one —it show To ——that —explode At ——people) But when we —anywhere World with ——die A moment —a rainbow earlier ———magic —favorite rappers and —be free Mary cries —in ——home, there’s ———me when —moment When all —this ——him that well Between —it all This —Though our love ——bring me —music is —Though —they’d die Till they ——place where —I promise —to anywhere World —your way too —made From the —that you —Though our —struggle —I —alive I’m alive I’ve ——Though our love —feel —I have met —your hands you —out of —I —wanted that moment —me If —Though —gonna vibe with —changin’, —dance the losers —Though —answers are —where everyone is —everything to lose —one But not alone My —Though —want to know ——state of —Though our —be great Or they —one for me —I decided to ———years To make —made the bed At —senses ——took ——be ——exact moment when ——bring me —the moment ——wouldn’t —Though ——Though —gave you volume —diving into just hanging ———Though —earlier today —Though — Though our love ———going —a —Though our love ——moment —adore that —Though ——Though our —love —Though our ———you —Though our love —Though —Though our —a fall It’s ——two of us My —cut so deep And —Though our love —got —and i’m running ——Though our love —Though our love —Though our ——fly —else can I ——find a —moment of —laughing loud your last —with you —near I’m closer to —here I’ve ——that —Though ————game —think that —was —face So pop —meet forever Finally —Though —then —Though our — Though our love —to say so i ——I —tried ——the —— Our lifetime goes ——yourself together You’ve —Though our love ——to —a million years —won’t forget —the —a dream, —it like to ————your hands —Though our love —Though our ———disappear At the —children I will —every moment with —can —don’t know what —Though our love —you, journalists —Though our love —Though our —Though our ————Though our —I’m here“, —in ——reason why I’m —alright I’m seeing —me to go She —Though —a eye And the —laundromat Down the street —moment of —loser and —with you I’m living —hidden in a —I —on —baby I would have —hates —Though our love ——you volume ——I wanna —we’ll just wait —for that prozac —because of —be home ——my last breath From —of shit —place where —to have —Though — It’s just ——Though our love —Though —egg ——to arrive, —it Don’t —new destination The planet —Though —to —and a hypocrite oh! —————the —Though our love ——choice but —long do —you hear what —Though ——will —see each —Though — A —Though our —in —Though our love —and —Though —Though our love ——catch me when —down if she —need —Though ——seen ——a moment here —you stay —Though our love — A moment in —in your —Though our —I wanna —ahhh ooooh —and hope it —where i Started —she wanted me ——control Involved in —racing —through It wasn’t —in ——Though our love ——I’d —died that —don’t —Though —when we she ——say has —changing Starving for —miracle I can’t —to apologize Because I —liars the bastards —Though ———thinking its ——I thought —a feeling) Like ——moment And I —it, squeeze ———arrive, that —Though ——Though our —the —you —moment here —think —own ——Though our love —more ——together You’ve got stuck — But we?re —running —million ——get out —on to —upset with me, ——down your —by a ——love To stay ——your eyes ——Though our —love, look at —darling —is free just —Though our love —that —on The chances —moment, moment by —to —i’ll —they say (The world’s —Though our love ——than wine —inside? they —the —you to understand It’s —Though our —of —moment I —go Or fall ——one —— —in a moment And —Though our love —need a —million years —egg —you ——slowly fading ——safe and true Lovin’ —like my face So —with ——half —moment in a —Though our —wrong but „if you —Though our —hear I ———way too —same ——thinking —————it —shine Give me one —Though — Two drifters —— Depend on —by sip I —have one homie Only ——can’t wait to —Though our love ——that —choices —Though our love —Though —stay together Wanna —of —save my life. At —Though our love —————see him walking —kept the ——got ——never —look like —Though our love — Spread ——i’m a —i’m sick and ——to —Though our ——of time I will ———time —worry like you —Though —restless —what ——damn —carelessly wasted my —Though ——in ——Though our ——fuckin’ menace, —I’m ——————everyone —— i’m standing here —take a —when my —can’t help —moment to arrive, ——will love —they can relate, —moment —years {Sing —what —my heart Is where ——i tip it —my mind And I ——moment —this There is —eyes World Will go anywhere Here —a —into —to let —in, ——Though our love —moment —the —since I —Though our love —we run —I —Though ———take control of —Though —something’s so strong I —I’m —to ——the fuckin’ ——Though our love ——one moment of —a place where —Though —pessimists —Though our —moment —night i —’til you discover —of glory —belongs —Though our love —through ——Though —can —a —Though our ——it Don’t say —Though —away with ——Though —you For all —blessed I —our —control — It gave me ———a rainbow —can alter —moment Gently suddenly —I ————Though our —feelin’s turned ——too late now So —truth ——on her sleeve But —it was — From this —you filled —to go She just —of lonely —need to say Just —Though our love ———have left —heart of mine —a —Though our —a american I can’t —senses —Though —be no —revolution’s years away i’m —to —they can degrate, —you —Though our —Though our love —they —Though our —control at —had to —Though our —night —and —go A moment ———it is —think you can —moment in a —, —at ———me believe You —you don’t need —can’t —if she wanted —Though our love —it’s the short —moment —could ————was just like —just ——all right a —(sweeter ——want to know —me one moment —And that’s as —a momomomomoment Just —out of —that —black, brainwashed from —and father ——blocks —never did —feelin’s —has —a single —Though our love ——this time Now —Though our love —I haven’t already —Though —of mind I’m —years To —Though our love —by the —Though our love ———of —pushed, —glory called —crowd It —Though our —only told me —take control of —with a ——the laundromat Down —ever self assured why —my —momomomomoment —take —Though our —Though our —you —but then Just as —Though our love ——moment of truth, —dream that’s —Though our —evolution Could —on her sleeve At —live through It —just my ——the —the ———show —right a —promise you —all comes —Though —will ———for all Nothing —we take Oh,for —pessimists and ——into your heart I —Though our love ——you —just —for these kids, —Though —brought to me I —me Will —big brothers —that —enough Of what —our sinking —a —visions is calling —eyes but you look ——forever Breathe ——Though our —want —a mothafucka they —Though our —Though ——Though —moment You —finally let me —keep ——you —passenger And the —work So a ——Though our —happening yet. —of time I —up you can’t —every second You hold ———with you letting ————make up an — A ——a place that’s —singing a song ——and tired, —small promises —have left —sick and —father —am falling deeper, ——dinner on —what ——the moment — Though —you and I —because of —away, slide away Caught —with —many others —I could —just hates him —open And you ———we got to ——Though —Though our love —on things —alone My finest —time, but all —are singing —me it seems But ——turns —you have been ——sure where to ——disappear At the —woman ‘Cause ——Though —feel my truths Through —myself There’re all ——see —go Or —it Oh —you’ll be there ——a Reasonable Doubt (Yall —slide away Caught ——trun my —exact moment when —that —Though our love —draw —its a — ———when the —all —of —of mind I’m ——called —the egg shell Standin —that —in a ——music up ——Though our —out Cause ——Though our —i —Though —let it —the devil finally —sit ——strictly just to —years {Sing it}, —moment of time I —to —Though our love —I should —to leave She ——Though our —— Here in —I could —show To bring —pop —glorious —tomorrow To make it ——Though —than wine —Though ———all —Though our love ———Though —one melody —moment —in the —now you —Though our love —Though our —do —lifetime goes on ——want you to —i’ve held —take —take me ——here and —with you —too —Though our love —took me —sorrow, for better ——fill my —i guess —is rushing —and Drip —decent melody A —what i’m diving —we —than wine —brought — i’m falling —love —Though our love —from —won’t let ——best —with your —than —want you to ————is —back at —don’t touch, —the love —disappear At the —to myself I’m —I —mayday of —help —will be I will —Though our love —you can’t —mad so he’s —come true —long ——Though ——probably — in —to be, —full ——Though —and father —need —moment in ———choice but to —Though ——that —your —to —see It’s —and a hypocrite oh! —wanna have —Though our love —with dyed hair —pass (I do swear ——place ——thinking its a —Though our love ———by —quite sure where —I saw —come together And I —walls all —think i ——kids, who ———me —Though —this ——move i’m —memories I’ve, retraced —hit —already wasted ——Though our ———lost —I’m not lost I’m —her sleeve But ——Though our love ———Though —makes the moment —just —oh my You’ve —that I —all? before they call —now I —time Now we must —in ——to —Though our love ——all alone I —Though —Though our ——(this magic moment) —love you with every —Though our —miracle I —Though our love —onto —are ——away And the answers —Though our ——you.. I saw —we —me Will go anywhere Here —him —have —a limit Each —need —Though our —respect It’s too —love —Though —and —and I —much —Though our —way should —happen From standin’ on —no one —radio on Every singer —me free, I’m — the line The ——Though our — for better or —bottle too as —I die A —Though our —Though our —it All I —a —Though our —were numbered and —night) Everything ———Uncle Ray lost My ——of self, —Though our love —Though our love —you —Though our —we’ll —when we —Though —me Misplaced —moment count As —I’m —never —let it show To —Though our love —go —Though our —see Every road ———fades, the tears —dreams come true —Though our ——themselves. There they —— i’m —Though our ——me to go She —I live I will —moment And —father —been ——have —back- ————laundromat Down the street —a stocking —————glory —fault That Uncle ———one moment of —the —the —to make things —some other plans if —show To bring —changing —Though our love —of truth, —is changin’, —Though —i’m about Nigga ——million years —back —the —Though our —moment when —little —there by —Though — Here in —house that allows no —I want to ——you make me —thieves the cynicists, —losing —there. —Though ——Though our —tonight —sweet I face the —mother —moment And you can’t —say that later ——a minute —Though our —out —why I’m —hold on baby ‘Cause —got ——moment —day won’t —on your — Here in this ——with you ————to —Though —you letting —struggle I have —to go i —one moment ——blessed I live only —Though our love ——Though —it —if our way —Though our love —light And not —mad So they —it with —Though our —in sight All my —a ———more in —last another minute But —to be —fire that —the light And —I run — i’m falling —a momomomomoment Just relax —Though —in their —go I —I’m sick —that well Between him — Oh-oh-oh-oh Oh-oh-oh-oh Oh-oh-oh-oh ——— I’m —to ——answer to my —Though our love — For moment by ———Though our —a —away, slide away Caught —like a —the memories We shared —to ———near I’m closer —hang on ——lost my soul sit —we make Like they ——Though our love —myself over —me —forever ———to the —it’s reason-I’m prayin’ You ——the answers Don’t ———else? or do you —shine Give me —Though our love —in —over And if the —Though — Look ——hear I want your —I can —be Chorus I’m —she wanted —Though ———being —gave ——live From this moment —Though our ——I —Though our love ——in —Though our —running from and everybody’s ——learned From all the ——how the —mind there is nothing —Though —and —Though our ———back to —treat you —Though our love —land —myself I’m —Though —(sweeter than —minute But —years —took ——bearing, it’s so —me, —half —him —i’m falling ——Though our love —Though our love ——Though —point but i — To ——day I —Though —can’t get out — — Here —Though our love —Though our ———song —draw the —Though —Though our love ——with your hands —yelling at me. —no —me I want to —oh-oh-oh Magic, oh-oh-oh ——away And the answers — Oh-oh-oh-oh ——forever It’s time ——Though —future arrives A moment —one —Though our love ——live through It —to me I can —Though —hypocrite oh! to have —go I am —Though our ——kids hang —always care. Through —this time [repeat —Though —that I’ve played I’d —it never ——at least, I ———Though our love —pain I rise ——eyes are opening —one moment in —some —I do is —don’t really need —probably ——Though our —that he blocks —cap His —Though our ——my mind than this ———Though our love —get to —need a Dr. ———anthem —night (softer —from the midnight As —better person —zone) [Chorus] Thank God —Though —— While your lips —Though our —hourglass the final —Though our love ——would try to ——on) What’s going on Each ——cap His step-father hit —Though our love ——moment —time to go —the future arrives Moment —this —a poem —years ——baby? but still my —bitchin bout —my Blueprint —I —Though ————Though our ——are right ——control Involved in —swearing —is warm ‘til —but then Just as ——will —true I’m lost in ——i’m —ways you feel —Though our —here I can’t ——got to —a summer night) —my life. I —than —baby ‘Cause it’s reason-I’m —my heart Can’t —to lose —quite sure —Though our love —when we’re —together And I —that —have Whenever ————hang —Though our —we — Everything I wanna ——we —to go —lost My big —Though ——Though our ———more kissin’ ——no —Though —Though our love —you I’m ——back ——cd’s while police —Though our —way —Though our love —forever —so many —I’m more ——post pin-up pictures —hide Here in this —moment of clarity This —to get yourself —all —the —swallows me And —we need is —Though our love ——Though our love ——and re-meet —are going nowhere —Though our love —Though our love —my life. I — Till one —ever find a ——a stocking ——me to —hypocrite oh! to have —help —you Fans turn —sinking ship had ——you I know —Though our love —— you —— for better ———Though our — Chasing after you —see you’re —the energy —here until you —cd’s while police ——Though ——Though our —Though —Though our love —I do —do I love you I’m —is you’re running —forever And —so ——no one —Though — I’m —saw you I —Though our —in —long ——to —while police —Though our love —show —away with your —think —going on) What’s —him ———to ——chorus....] Do you —he just —don’t —in —was ——Though our —— i’m —I’m more —’til you —draw —down the drain ———in this world There’s ——The Curse I —i didn’t see —music ——the only —no ———Though our —all ——world that —your own weight These —Though —heard I’m just —moment, that prozac ———know? —Though our love —a —when —Though our —road ——time it’s —and —turned cold. Your stare —full of joy This —Though our —of lonely people) And ———world’s full of —Though our love —to —Though our love —to ————they —you Spread ——pop died Didn’t cry Didn’t —out, when he —a —want to —up —one ——feel my truths Through —the reaper —slide ———state of — Oh,for moment, moment —Though our —in —the river Could —Though ——to be —Though —me/ What —today, —as —to —first time My eyes ——world —all my ——singing —and —good as ———will feel eternity I’ve —and father proud oh, ———Though our —Though our love —me —Though our —Though ——one moment in —through It wasn’t all —of —Though our —a master plan I —Though —Though our —I can’t get —Though our —Though our love —happening yet. —Though our —tried to believe ——comes out, ——baby I —in — —racing with —Though our ——with me It’s —that —do you —mind Communication A —ideas are nightmares —how —running from and ———Though our —treat —the —moment in time Make —know —have made some —for anyone who’s —on —Though our ——Though our —Though our ——he —you Fans ——know? I ———Though our —all —the room. So —be great Or they —a ——bit I’m taking —the —glory called —seems so long I’m —changed I —Though our love —under ——Though our —this moment ——Though our —a ——waiting for ——nothing ——a —Though our —alive I’ve been —than I ——sick —by moment I ——I —all alone I —that I could —one moment of —quite —Though our love ——future arrives A —than a summer —Though —glory Moment of glory go —you —would —years Called life (Woooooo) (Yeah) ———day long Idolize they —take your —Though —turn on —Though —sing your tu-rah-loo-rah-loo —you there’s —discover how deep I —me ——much —night) Everything —and everything and ——Though our ———Though our ——find it’s hard The —while police fingerprint me They’re —come this ——signs and nothing was —me. Take the ———a —reason I believe —moment but —it —Though our ——moment, that ———on I give —Though our —that Black —do I love ——Though our love —of shit ———stony pass It’s just ————Though our love ——i’m such a ——they —a conversation I —Though —the —you from —Though our ——running from and everybody’s —of ——what —page And they say (The —you to understand It’s —loud your —I should try —to go —Though —and they —Though our —with —you like —Though our —only —trains co

Bernhard Lang „MOMENTS2GO“


Lautstärke

Raum Karteneintrag: Raumplanung - Stadtplanung - Urbanistik - Flaechenwidmung > Raumplanung

Raumordnung ist ein politisches Anliegen Generalversammlung der Oesterreichischen Gesellschaft fuer Raumordnung und Raumplanung in Innsbruck Tiroler Tageszeitung, Nr. 92 (1968), S. 3. Exzerpt: >>Den Staat definierte der Referent als die Synthese zwischen einem Stueck Erdoberflaeche und dem darauf lebenden Volk. Raumordnung sei eine uebernationale Aufgabe. Oesterreich sei in der gluecklichen Lage, Energieplan, Bildungsplan, Verkehrskonzept und andere detaillierte Entwuerfe mit dem Raumordnungsgutachten in Einklang zu wissen.<<

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Raum kneten

„Ich sehe Sound als skulpturales, bildnerisches Material, mit dem man erstmals in der Geschichte wirklich Raum formen und gestalten kann wie mit Stein, Holz oder Glas.“ – Bernhard Leitner schafft Ton-Architektur, Milena Meller hat ihn im Atelier besucht. Bernhard Leitner, aus einer Tiroler Familie stammend, 1938 in Feldkirch geboren, in Innsbruck aufgewachsen, in Wien zum Architekten ausgebildet, in New York von 1969 bis 1982 als Städteplaner im New Yorker Stadtplanungsamt und als Architekturprofessor an der New York University tätig, in Wien seit 1987 Professor für Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, permanente Installationen, Teilnahme u. a. an Documenta 7 und Biennale 1986. Vorstellung und Wirklichkeit Es geht im Folgenden um Dinge, die wir uns nur vorstellen können. Es geht um eine Idee und ihre Realisation – verbal nur annähernd nachzuvollziehen: Seit 1969 verfolgt Bernhard Leitner die Idee, Klang als ein Baumaterial aufzufassen, mit Tönen zu bauen, mit akustischem Material skulptural-architektonisch zu arbeiten. Er entwickelt anhand zahlreicher Skizzen zunächst eine Vorstellung von der Umsetzbarkeit dieser Idee, die nur durch ein Bewegen von Ton im Raum möglich wird. Es folgen empirische Untersuchungen, vorerst etwa mit 6 Meter langen mobilen Holzelementen, an denen Lautsprecher befestigt werden können. Versuchsanordnungen und Ergebnisse werden präzise notiert und dokumentiert, schließlich Objekte und Installationen gebaut. „Es gab keinerlei Technologien, die Ton-Bewegungen ermöglicht hätten – außer, ich hätte 50 Leute aufgestellt, jeder mit einer Pauke vor sich und diese 50 ‚Tonorte‘ hätten sich linear zeitversetzt jeweils durch einen Paukenschlag räumlich artikuliert – dann hätte ich die Bewegung einer ‚Ton-Linie‘ gehört. Für ein Nacheinander-Ansteuern einer größeren Zahl von Lautsprechern musste 1971 erst eine technische

Vorrichtung erfunden und gebaut werden. Also habe ich zusammen mit einem Bekannten in New York ein einfaches System entwickelt, ein elektro-mechanisches Kreis-Relais, das mithilfe einer Handkurbel mehrere Lautsprecher ansteuern konnte. Zudem konnte für jeden Lautsprecher separat ein dynamischer Wert eingestellt werden. Insgesamt 20 Lautsprecher konnten an dieses Relais angeschlossen und jeweils an- und ausgeschaltet werden. Klänge wurden eingespeist, die ich mit einer Kurbel auf diese 20 Lautsprecher verteilen konnte. Hatte ich beispielsweise eine aus 20 Lautsprechern bestehende gerade Linie am Boden ausgelegt, dann konnte ich Töne mit der Kurbel über 20 Tonorte vom Lautsprecher 1 bis zum Lautsprecher 20 bewegen. Es gab bei einer so erzeugten Ton-Linie natürlich keine Übergänge (crossfades), was bei perkussivem Material allerdings kein Problem war und ist: Der perkussive Klang floss ganz langsam die 20 Lautsprecher entlang. Wenn die Lautsprecher je 2 Meter auseinander platziert wurden, ergab dies eine Linie von 40 Metern, die ich aber auch – durch eine schnelle Kurbeldrehung – in 2 Sekunden ablaufen lassen konnte. Bei einer Linie mit 10 Lautsprechern in einem Halbkreis am Boden und weiteren Lautsprechern, die einen Torbogen bildeten, konnte ich mit der Kurbel den Klang zunächst am Boden laufen, dann aufsteigen lassen, den Torbogen hörbar machen und die Ton-Linie auf der anderen Seite wieder absinken lassen. Wurde die Kurbel rückwärts gedreht, so stieg der Klang wieder auf – wie ein Film, den man zurückspult – bewegte sich rückläufig bis zum ersten Lautsprecher. Selbstverständlich konnte ich mit der Kurbel auch nur Teilstrecken in Bewegung setzen, in unterschiedlicher Geschwindigkeit, anhalten, etwas zurückbewegen, Teilstücke wiederhole. usw.


Lautstärke

Augen Karteneintrag: Medizin > Augen, Ohren, Zaehne - HNO Erste Operation zur Heilung des Schielens in Tirol von Dallago Tiroler Bote, Nr. 45 (1841), S. 180. Exzerpt: >>Der in Trient wohnhafte Wundarzt und Operateur, Doktor Dallago von Cles, hat vor wenigen Tagen die erst vor Kurzem durch Dr. Dieffenbach eingefuehrte Operation des Strabismus zur Heilung des Schielens mit dem gluecklichsten Erfolge ausgefuehrt.<<

Karteneintrag: Musikinstrumente Prospekt von Barockposaunen FB 51908

Posaune

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Das heißt, ich konnte etwas erproben, was ich so mit heutiger Computertechnologie gar nicht so einfach und spontan realisieren kann: Ich konnte vielkanalige Ton-Linien im Raum live ‚spielen‘! Allerdings nur live. Erst in jüngster Zeit ist das Speichern einer vielkanaligen akustischen Raum-Form möglich geworden, über die 24, 48 oder 96 (usw.) Einzelausgänge einer Harddisc beziehungsweise einer Harddisc-Kette. Damals konnte ich tatsächlich Ton-Linien im Raum dazu bringen, sich so zu bewegen wie Gestiken eines Tänzers. Und die Harddisc von damals war mein Logbuch, mein Notationsbuch.“

metrisch auf zwei Spuren zusammengeführt, das Material ist perkussiv, ein Art Gewebe von sehr spitzen Tönen. Diese sind relativ lang verhallt, sodass es besonders dadurch noch zu einer Maßstabsveränderung des Schirm-Kuppelraumes kommt und man akustisch einen ganz anderen Maßstab erlebt als das, was das Auge sieht oder was der Körper spürt, wenn man unter diesem Ton-Schirm steht: Der Schirm wird zu einer sehr weiten Kuppel, einem fast kosmisch fernen Raum.“

Augen und Ohren

Die Wahl der Klänge und ihre Gestaltung gehören zur Arbeit des Klangarchitekten. Ton-Räume können spezifische, neuartig architektonische Eigenschaften entwickeln. Können etwas, was Räume aus Holz und Stein nicht können.

Sichtbar ist die materielle Form, die Skulptur, an der Lautsprecher befestigt sind, die Schallwellen reflektieren, bündeln, streuen. Unsichtbar ist das Gebilde, das im Raum entsteht, ein immaterieller Raum, der dennoch real-körperlich erfahrbar ist. – „Ton-Schirm“, 1990: „Der Ton-Schirm ist zunächst ein Schirm, wie er vor den Hotels in New York in den 70er und 80er Jahren von den Portieren verwendet wurde, besonders groß, ein schönes Objekt. In jedes zweite der sechzehn Felder wurde ein Hochtöner eingenäht, um hohe Töne in die Mitte dieses Schirmes, den ich als Kuppel verstehe, zu projizieren. Wenn sich zwei Lautsprecher gegenüberliegen und die Töne monophon aus diesen Tonorten zueinander projiziert werden, dann ist der Klang in der Mitte zu orten, wenn sie aber in einem anderen Winkel zueinander abgestrahlt werden, dann trifft sich die Projektion dieser Klänge nicht in der Mitte, sondern in einem andern Punkt der Kuppel. Durch verschiedene Kombinationen solcher Klangprojektionen aus den Hochtönern erziele ich, zusätzlich noch kombiniert mit verschiedenen Lautstärken, eine Klangerscheinung, bei der die Punkte an ganz verschiedenen Orten im Kuppelraum auftauchen. Ich kann mich mit meinem Kopf bewegen und sie schwirren in der Kuppel herum. Es ist eine Zweikanal-Komposition, die 8 Lautsprecher sind asym-

Holz und Stein

„Als ich vor dreißig Jahren gesagt habe: Sound ist heute verfügbar, exakt produzierbar und reproduzierbar, deshalb sehe ich Sound als skulpturales, bildnerisches Material, mit dem man erstmals in der Geschichte wirklich Raum formen und gestalten kann wie mit Stein, Holz oder Glas, da haben besonders die Leute, die beim Wort Ton oder gar beim Wort Klang gewohnheitsmäßig in ihrem Gehirn sofort auf Musik geschaltet haben, gesagt: Mit Klang bauen? Da ist irgendetwas nicht in Ordnung mit seinem Gehirn.“ „Wenn ich einen Ton im Raum bewege, dann erzeuge ich vollkommen andere Raumaussagen als die sogenannte klassisch-visuelle Architektur. Ich kann dann wirklich von ‚führenden Räumen‘ sprechen, von ‚schwingenden‘, ‚sich wölbenden‘, ‚niedersinkenden‘, ‚aufsteigenden‘, von ‚schnellen‘, ‚nervösen‘, ‚prickelnden‘ und ‚gekneteten‘ Räumen. Wenn ich drei Posaunenspuren organisch gekrümmt so durch den Raum ziehe, dass sie sich mischen wie eine geknetete Masse, dann höre und spüre ich mich körperlich mitten drinnen wie eine geknetete Person. Der Raum knetet mich. Ich nenne das Raum-Kneten oder gekneteter Raum.“


Lautstärke

Himmel Karteneintrag: Volders Entdeckung und Freilegung eines bronzezeitlichen Urnenfeldes in Volders und der Raetersiedlung am >>Himmelreich<< Bote f. Tirol und Vorarlberg, Nr. 50 (1956), Beilage Kulturberichte, Folge 94/95, S. 10. Exzerpt: >>Das >Himmelreich<, die bewaldete Felskuppe mit der hinter ihr verborgenen freundlichen Wiesenmulde, zwischen Volders und Wattens ist besonders seit den DreiĂ&#x;igerjahren [...] bekannt geworden. [...] Die interessanteste Entdeckung, ja ein Unikum fuer unser Land ist die 11 Meter tiefe Zisterne, die mit eisernen Werkzeugen aus dem anstehenden Felsen gehauen ist; die vollkommen saubere Freilegung dieses senkrechten Schachtes, der bis zur halben Hoehe mit Wasser gefuellt, in der oberen mit Schutt und jahrhundertealten Abfaellen aus dem Hochscharzhof ausgefuellt war, muĂ&#x; wohl die schwierigste und gefaehrlichste Arbeit des Ausgraebers gewesen sein.<<

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Forte und Piano Klänge werden bewegt, ziehen Spuren, Linien, die einen hörbaren in den sichtbaren Raum zeichnen. Aus der Klangmasse modelliert Leitner akustische Gestalten. „Die Lautstärke ist ein wichtiges Element, um Raum zu formen. Eine Wölbung kann, muss aber nicht die ganze Zeit hindurch gleich laut sein: sie kann forte sein in der Basis, leiser werden beim Aufsteigen zum Scheitel hin, den Scheitel piano artikulieren und abfallend zur gegenüberliegenden Basis wieder an Lautstärke, also an Gewicht zunehmen. Durch die Lautstärkeregelung kann ich im akustischen Raum Maßveränderungen setzen, je nachdem, wie ein crescendo oder ein diminuendo skulptural im Raum gesetzt werden. Eine Wölbung wird sehr steil aufsteigen, wenn der Scheitelpunkt als pianissimo gehört wird; ist der Scheitelpunkt akustisch kräftig, wird die Wölbung zu einer akustisch drückenden, eher schwerfälligen Form. Fast wie eine romanische Wölbung.“

lische Geste. Die Entwicklung der Technologie erlaubt mir heute eine subtilere und genauere Formgebung: Mit ‚pitch shifting‘ kann der aufsteigende Klang in der oberen Ton-Ebene um (z. B.) 28 Cents angehoben werden. 28 Cents sind noch kein Viertelton (50 Cents), d. h. für das Gehirn noch nicht als musikalischer Schritt erkennbar. Hörpsychologisch wird dadurch der Unterschied zwischen unten und oben im Raum ganz deutlich, doch hat dieser vertikale Tonschritt keine Konnotation im konventiell-musikalischen Sinne. Solange ich nur mit Lautstärkereglern gearbeitet habe, war es schwierig, denselben Klang in der vertikalen Körperachse unten und oben klar zu orten. Pitch shifting gibt mir die Möglichkeit, einen akustisch-vertikalen Raum klarer und architektonisch-skulptural präziser zu gestalten.“ Himmel und Erde Zuweilen scheint ein Ton-Raum den fest gebauten Raum aufzureißen, seine Grenzen zu verschieben, aufzuweichen und aufzulösen. – „Tonhöhe“, Kollegienkirche Salzburg, 1996:

Oben und unten Der Schallwellen-Raum kann den fest gebauten Raum zum Schwanken bringen. – „Vertikaler Tonraum für eine Person“, 2002: Der Raum dehnt sich nach oben, wird höher und höher, die Basis ist dunkel grundiert; unter den Sohlen klingender Boden. „Der akustisch-vertikale Raum hat mich von Anfang an, also seit 1970, sehr interessiert. Ein räumlich aufsteigender Ton beginnt unterhalb der Person, wird mit den Fußsohlen gehört, bewegt sich durch den Körper nach oben, wo oberhalb des Kopfes eine Tonquelle montiert ist, die mit der Schädeldecke gehört wird. Die frühen vertikalen Räume habe ich durch dynamische Abstufungen gestaltet. Die Form und die Erfahrung einer solchen akustischen Raumhöhe wollte ich aber ganz bewusst nicht durch einen musikalischen Tonhöhen-Schritt verdeutlichen, beispielsweise von einem c zu einem cis. Für unser hörendes Gehirn ist das ein aufsteigender Halbton, eine musika-

„‚Tonhöhe‘ war eine akustische Intervention auf Einladung der Fischer von Erlach-Gesellschaft zum 300Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung der Kollegienkirche. Nach dem Studium der Pläne, hauptsächlich der Schnitte, habe ich festgestellt, dass das Außerordentliche an dieser Kirche ein unglaublich interessanter vertikaler Raum über der Vierung ist. In der Vierung hat Fischer von Erlach ein sehr raffiniertes Mosaik angebracht, das aus jeder Blickrichtung eine andere Bewegung für das Auge erzeugt. Über diesem Mosaikkreis hat er einen Raum hochgezogen, durch den Tambour durch, in die Kuppel hinein, der beim Okulus, also, wo die Laterne ansetzt, eine Höhe von ca. 50 Metern hat. Es schaut im Schnitt wirklich wie eine Rakete aus. Ich habe in diese vertikale Weltachse einen akustischvertikalen Raum hineingestellt, der in eine Art Dialog mit dem visuellen vertikalen Raum des Fischer von Erlach getreten ist, bestehend aus einer Zweikanal-Komposition, wobei ein Tonort in der Mitte des


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Klang Karteneintrag: Musikgeschichte K. Senn, Psychologie des Klanges von Rob. Mayrhofer Innsbrucker Nachrichten, Nr. 141 (1908), S. 7. Exzerpt: >>Auf dem Gedanken des Dualismus fußt nun auch die von Robert Mayrhofer, einem in Brixen lebenden Musikschriftsteller, auf Grund peinlich genauer Forschungen versuchte neue Gruendung der Klang(Harmonie)Lehre. >Psychologie des Klanges< nennt sie der Verfasser, weil er auf Grund der Selbstbeobachtung zu seinen Schluessen kommt.<<

Fischer von Erlach Karteneintrag: Johann Bernhard Fischer von Erlach Ausstellung Graz - Wien - Salzburg 1956/1957 Hans Aurenhammer, Katalog der Ausstellung, Wien/Muenchen 1956. Exzerpt: >>Zu einer Zeit, als in Rom und Paris, den großen europaeischen Zentren der Baukunst des 17. Jahrhunderts, die barocke Baubewegung bereits ausklang, wurde Wien durch Fischer Werk zu einem Ort entscheidender architektonischer Leistungen. [...] Der Zug zur Synthese, der fuer alle großen oesterreichischen Kuenstler typisch zu sein scheint, birgt die Gefahr des Eklektizismus in sich, der Fischer auch zum Teil von der Nachwelt vorgeworfen wurde.<< S. 3f.

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Anzug Karteneintrag: Trachten-Mode > Trachten Tiroler Gewand oder Steirer Anzug Innsbrucker Nachrichten, Nr. 36 (1937), S. 7. Exzerpt: >>In den letzten Tagen hat eine weitere Oeffentlichkeit durch eine Mitteilung des Pressedienstes erfahren, daß wir nun auch in Tirol eine sozusagen amtliche Tracht haben. [...] Ueberhaupt keine Tiroler Tracht, sondern der alte >Steirer Anzug< wurde zum >Tiroler Gewand< ernannt! Das ist fuer Tirol mehr als beschaemend und stellt ein unverdientes Armutszeugnis fuer das Kunstgefuehl des Landes dar.<<


Mosaiks platziert war: eine Zylinderscheibe mit einem Durchmesser von 2 Metern und ca. 50 Zentimeter hoch, auf 4 kleinen Holzbasen ruhend. Darin war die eine Tonquelle montiert. Die zweite Tonquelle war die Kuppel selbst, d.h. ein Lautsprecher in einem der 4 Fenster der inneren, gemauerten Kuppelschale. Wenn ich aus diesem Fenster einen Klang in die Kuppel hineinprojiziere, ist der Klang ja in der Kuppel gefangen. In der vertikalen Raumkomposition habe ich nun den Klang aus dem Mosaik nach oben aufsteigen lassen, ihn in der Kuppel sogar noch, was den Nachhall betrifft, verlängert – die natürliche Nachhallzeit sind 6 bis 8 Sekunden, was ich mit einem Hallprogramm bis über 40 Sekunden verlängert habe –, sodass die Kuppel akustisch entgrenzt wurde (was die barocken Maler mit Malerei gemacht haben). Den künstlichen Nachhall der Kuppel habe ich wiederum herunter auf den Boden gezogen, sodass der Nachhall der Kuppel kurz im Mosaik zu hören war, um dann wieder 50 Meter nach oben, in die Kuppel aufzusteigen. Es war ein Gespräch über Vertikalität mit verschiedenen Sinnen – zwischen Fischer von Erlach und mir, über einen Zeitraum von 300 Jahren hinweg. Das Klangmaterial war z.B. ein Posaunenton, den ich aufsteigen ließ, der oben in der architektonischen Kuppel auf eine ganz bestimmte Art und Weise crescendiert und verhallt wurde. Mit dieser Klangbearbeitung ist eine riesige Kuppel entstanden, wesentlich größer als jene, die man sieht. Andererseits konnte man mit zwei Didgeridoo-Klängen, die im oberen und im unteren Bereich der Vertikale gleichzeitig eingespielt wurden, feststellen, dass man akustisch die Raumbegrenzungen oben und unten tatsächlich gleichzeitig wahrnehmen kann, während sich das Auge abwechselnd nach unten und nach oben wenden muss!“ Kopf und Kragen Die eindringliche Wirkung der Ton-Räume von Leitner hat zu tun mit der Eindringlichkeit von Klang, der unmittelbar „unter die Haut“ geht, einwirkt. „Die Haut ist keine undurchlässige Schutzschicht, sondern eine durchlässige Membran, sehr filigran. Wenn

nun Klang – was ja nichts andres als Schalldruck ist – den Körper erreicht, dann trifft der ja nicht nur auf die Ohren, sondern genauso auf das Kinn, auf die Schultern, auf die Brust und auf den Magen! Er trifft auf die Knochen, auf die Muskeln, geht durch, wird gebremst oder blockiert usw. Wir hören mit dem Körper, mit den Ohren und vor allem mit dem Gehirn.“ Arbeit und Spiel Manipulation und Modifikation der Sinne. Zusammenspiel des Sichtbaren, Hörbaren und Spürbaren, wechselseitige Irritationen, bemerkenswerte Wahrnehmungs-Erlebnisse. – „Ton-Anzug“, 1975: „Zunächst habe ich ja viele Skizzen architektonischer und urbaner Maßstäblichkeit gemacht, habe mich dann aber sehr intensiv mit dem Körper und seinen akustischen Sensoren auseinandergesetzt. Man kann den Klang am Körper ansetzen, er dringt in den Körper ein. Wenn man mehrere Tonquellen am Körper anbringt, dann kann Klang am Körper, um den Körper herum und im Körper bewegt werden. Dabei entdeckt man etwas sehr Aufregendes: das akustische Räume, akustische Grenzen nicht nur über uns, unter uns und um uns herum sind, sondern auch durch den Körper direkt durchgehen können. Der Ton-Anzug ist ein amerikanischer Arbeitsanzug, auf dem ein Netz aufgenäht wurde, um den Körper mit einem Raster zu bedecken, in den ich an jeder beliebigen Stelle eine Tonquelle einhängen kann. Ich definiere vorher nicht, an welchen Punkten der Klang körperlich hörbar werden soll. Weil der Overall eine Rasteroberfläche hat, kann ich z. B. 5 Lautsprecher lediglich im Bereich des Oberkörpers einhängen. Ich kann auch mehrere Lautsprecher als vertikale TonLinie über die ganze Körperlänge oder eine Spirale aus 10 Lautsprechern um den Körper herum in diesen Raster (der nichts anderes als ein Fischernetz ist) einhängen. Diese große Flexibilität entspricht auch irgendwie dem Raster von New York, wo auch innerhalb des urbanen Rasters eigentlich alles passieren kann, was die Geschichte der Stadt sehr deutlich macht. Die Lautsprecher-Chassis am Ton-Anzug, mit


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Fenster Karteneintrag: Das Fenster im >>Fenster<<, in: Das Fenster, Jg. 30 (1996) H. 60/61, S. 5903.

Karteneintrag: Gemeinde-Wesen 1. > Hebammen 1529 Aufnahme der Hebammen zu Innsbruck 1529, Innsbrucker Ratsprotokolle, fol. 11 re+ve. FB 1220 (FBK) Exzerpt: >>Am 10 Juni 1529. Hebammen. Ein ehrs. Rath hat die Elsbeth Poechtin in der Vorstadt zu gemeiner Hebame aufgenommen, und ihr die gewoehnliche Besoldung alle Quatember-Sonntag vier Pfund Berner zugesagt; sie soll auch aller Steuer, Reis und Wachgeld frei sein. Entgegen soll sie um ziemliche Belohnung den Armen und den Reichen bei Tag und Nacht zu aller Zeit willig und gewaertig sein, auch ihrem Dienst treulich auswarten.<<

Geburt

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einer Plexiglashalbkugel abgedeckt, sind mit der Schallrichtung zum Körper gerichtet. Man kann nun mit der Bewegung einer Cello-Linie sehr schön z.B. eine Spirale um den Körper herum aufsteigen oder absinken lassen – den Körper akustisch-räumlich durchkomponieren.“ Innen und außen Im mehrstöckigen Atelier von Leitner sind zahlreiche Gerätschaften, Klangobjekte und -installationen aufgebaut. Man kann z.B. durch den knietiefen KlangSumpf des ‚Ton-Feldes‘ waten oder Verengung und Erweiterung zwischen schwingenden Metallplatten erfahren, deren Klangschleusen man passiert. Man kann staunend (projizierte) Geräusche aus einem imaginären Fenster in einer weißen Wand vernehmen oder sich zwischen die Flügel eines flugmaschinenähnlichen Objektes setzen und bemerken, wie Schallwellen in einen hinein schwappen und wieder hinausfluten. – „Ikarus / Innen-Weiten / Selbstvermessung“, 2002: „Die Arbeit ist eine Dreikanal-Komposition aus vier Sperrholzplatten, zwei Metallblechen, einem Sitzobjekt in der Mitte und vier Lautsprechern. Die Sperrholzplatten und die Metallbleche kann man sich wie ein aufgeschlagenes Buch vorstellen, wobei der Sitz in der Mitte dieses aufgeschlagenen Buches ist, zwischen den zwei nach innen geneigten Keilräumen symmetrisch angeordnet. Im oberen Bereich des Keilraumes wird der Klang beidseitig durch je einen nach innen gerichteten Lautsprecher monophon in die Keilspitze projiziert, sodass die darüberliegenden Metallflächen den Klang zur Mitte hin abstrahlen müssen. Ohne eine direkte Tonquelle vor oder hinter sich zu haben, wird die sitzende Person vom Klang erfüllt. Die Mitte wird zum Innen, zur Innenwelt. Aus dem unteren Keilraum wird Klang stereophon über je einen nach außen gerichteten Lautsprecher horizontal in den Raum projiziert, sodass sich das Hörerlebnis einer enormen Weite ergibt. Damit sind die Grenzen zwischen Innen und Außen permanent verschoben, sie lösen sich de facto auf. Es ist auch die Gleichzeitigkeit verschiedener oder vieler Grenzen. Man sitzt exakt in der Mitte und hört sich selbst zu, wie man

weiter und weiter wird und wie man intimer und enger wird, sich im eigenen Zentrum, als Selbst akustisch-sinnlich begreift.“ Kunst und Natur In der Natur, sagt Leitner, sind Raum und Klang identisch: Der Klang einer Pappelallee „macht“ einen Raum, ist ein Raum. – „Wasserspiegel“, 1997: „Der kleine Donautempel in Donaueschingen, etwas mehr als 2 Meter im Quadrat, innen keine 4 Meter hoch, steht auf einem Böschungssockel, aus dem die noch junge, kanalisierte Donau in die Brigach fällt. Wenn man den Tempel betritt, hört man nichts. Erst wenn man sich ganz vorne über das Geländer beugt, hört man das Geräusch des einige Meter tiefer gelegenen Wasserfalles. Die Schallquelle ist die Donau selbst. Diese natürliche Klangquelle verändert sich als Klang andauernd, was das Faszinierende am Wasserrauschen ist. Hier habe ich nun nichts anderes getan, als durch das Einhängen einer flachen Metalltonne zwischen den vier Säulen, einer Art Tonnendecke in der Höhe von 2,50 Metern, den Klang der in die Brigach fallenden Donau zu bündeln und zu verstärken. Ohne jede Elektronik wird die Donau selbst in den Tempel projiziert, sodass man bereits beim Betreten des Tempels über sich, in der Wölbung, das Rauschen der noch jungen Donau hört.“ Raum und Zeit Ton-Räume sind Räume, die ständig im Entstehen und Vergehen begriffen sind. Sie sind performative und temporäre Räume. Klang erklingt und verklingt, im Raum, in der Zeit. Bewegung spielt sich ab in Raum und Zeit. Klang als Bewegung von Schallwellen macht einen Raum in der Zeit. Ein Ton-Raum lässt Raum und Zeit eins werden, da er als Raum nur in der Zeit und durch sie entsteht. „In meiner Arbeit ist die Zeit der Raum und der Raum ist die Zeit! Der Raum ist eine Geburt, ein Kind der Zeit, die Zeit gebiert den Raum.“


Randbemerkung

Karteneintrag: Wetter Gemeindewesen 1. > Witterung Franz v. Zallinger, Witterungsbeobachtungen nebst einigen Höhenmessungen mit dem Barometer, 1784. FB 10 (FBK) Exzerpt: »Anmerkungen über die Verbindung des Barometers mit dem Wetter, und beyder mit dem Monde. Man hält es für ein Zeichen eines annahenden schönen Wetters, wenn das Quecksilber in dem Barometer steigt, und für ein Zeichen eines trüben oder regnerischen Wetters, wenn selbes fällt. Den Grad der Wahrscheinlichkeit dieser Regel beyläufig zu bestimmen, suchte ich, wie so oft in meinen siebenjährigen Beobachtungen das Barometer über seiner Mittleren Höhe 27’’. 0’’’. 4 Wien. stand: dieß geschah 1284mal; bey diesen Fällen war das Wetter heiter 698, wölkicht 326, regnerisch 260male.«

Karteneintrag: Gemeindewesen 1. > Latrinenreinigung 1545 Latrinenreinigung in Innsbruck Innsbrucker Stadtratsprotokoll, 1545. FB 1220 (FBK) Klo

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Exzerpt: »Todtengraber. Ist erfordert, und ihm verwiesen worden, daß er des Hippen und Herrn von Brandiß Kloaken geraumt, und das Sterkus gleich vor der Frauen Trautsonin Haus unter ihrem Fenster in den Bach geschüttet, und ihr das ganze Haus dermassen erstankt, daß sie nirgend bleiben mögen, daß sie sich zum höchsten beschwert. Darauf beschlossen, ihn und solches zu strafen, Ursach, daß er Herr Burgermeister fürgehalten, er wolle das Koth zum Thor aus in den Inn tragen, derselben ihm Oeffnung des Thors zu vergönnen. Aber solches nicht gethan.« fol. 88 re+ve.


Zollhaus

Paul Thuile geht nah an die Wand und zeichnet aus dieser Perspektive mit Minenbleistift seinen Raumblick auf den Mauerputz. Für „Quart“ war er am Brenner, im untenstehenden Text beschreibt er seine Arbeitsweise, deren Ergebnisse auf den folgenden Seiten zu sehen sind. Dazugehörend (ab S. 100): Heinz D. Heisl über Wörter, die in Wänden gespeichert sind. Der Peter sagt: „Zieh dich warm an, das Wetter am Brenner ist unberechenbar.“ Österreichisches Zollhaus: Das Gesuch für die Schlüssel muss erst einmal nach Wien. Italienisches Zollhaus: 1 kg Schlüssel. Leere sterile Büroräume, Inventarlisten, von den Möbeln sind nur noch die Tresore da, zu schwer, um weggebracht zu werden. Ein Tresor ist der Ort, um wichtige Papiere, Dokumente, Ausweise aufzubewahren. Ich stelle mir vor, wie die Beamten hier gearbeitet haben: gehasster Ort für die italienischen Beamten, Strafversetzung, Kälte, deshalb viele große Heizkörper. Draußen fuhren früher einmal die Autos vorbei, über die Grenze. Angst ertappt zu werden, zu viel Schokolade aus Österreich dabei, Mamma hat Stroh-Rum eingekauft. Jetzt fahren nur noch Motorräder vorbei und Autofahrer, die sich die teure Autobahnmaut sparen wollen. Vis-à-vis das legendäre Café „Terminus“, früher die Anfahrtsstelle für den ersten italienischen „Caffè“. Heute kommen um 12 die Straßenarbeiter das Arbeitermenü essen, viele reservierte Tische für Stammgäste; 3 Flaschen Prosecco für 4 Euro 50; „Tris von Nudeln“ als Teller des Tages. Der Ferdinand Plattner kümmert sich um die öffentlichen Klos, er gibt mir auch die Erlaubnis für elektrischen Strom. Der Herr Plattner ist Angestellter der Gemeinde Gossensass auf italienischer Seite, er darf

aber den Garten vor dem österreichischen Zollhaus bewirtschaften. Ich gehe skeptisch zu Fuß über die Grenze, schaue mich um, irgendwo muss doch ein Zollbeamter aus einem Fenster schauen und mich beobachten. Ich suche Orte in dem Haus, wo ich auf die Wände zeichnen kann. Ich komme mir vor wie ein Insekt, das aus seinem Sehtrichter die Welt erkundet. Beim Zeichnen verzerrt sich der Blick noch mehr, ich bin ganz eng vor der Wand oder sitze wie eine Grille auf ihr. Der Tresor wird zum Berg. Meine Wahrnehmung ist bruchstückhaft, ich nehme Teile war, nie das Ganze. Ich bin neugierig, gehe immer wieder durch die Räume. Muffiger Geruch. Die Geräusche vom Autoverkehr und vom Bahnhof. Im Wald oberhalb arbeiten Holzfäller. Gestern war es warm, kurzes T-Shirt; heute ist es kühl. Am Abend ist alles wie ausgestorben. Einen Tag lang fotografieren mit dem Augustin. Kamera aufstellen, ausleuchten, Polaroid, noch ein Polaroid. Der einmalige Ausschnitt. Wir dokumentieren, „nicht zu viel fotografieren“, sage ich dem Augustin. Wenig Schatten, wir machen keine Atmosphäre oder Stimmung. Das Insekt, der Zeichner ist dem Fotografen vorausgegangen, hat schon in die Räume geschaut. Beim Fotografieren mache ich einen Schritt zurück, werde ich zum „objektiven“ Beobachter. Zehn Bilder, mehr als eine Stunde pro Foto. Ich verlasse den Ort, aber noch habe ich die Schlüssel …












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Abbruch

Baustellen

Karteneintrag: Bautätigkeit 480 Studenten als freiwillige Arbeiter in Tirol Tiroler Tageszeitung, Nr.184 (1955), S.3. Exzerpt: ”Pater Werenfried von Straaten, genannt der ’Speckpater’; gründete bekanntlich in den ersten Nachkriegsjahren den ’Bauorden’ mit dem Ziel, den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen zu Wohnungen zu verhelfen. Der ’Bauorden’ verpflichtet dazu alljährlich katholische Studenten als Arbeitskräfte, die sich freiwillig bereit erklären, mindestens 48 Stunden in der Woche unentgeltlich zu arbeiten. Sie erhalten dafür freie Unterkunft und Verpflegung, für die wiederum der ’Bauorden’ aufkommt.”

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Karteneintrag: Medizin Prof. Dr. L. Franz, Tirols ältester Knochenbruch. Tiroler Tageszeitung, Nr.134 (1950), S.3. Exzerpt: Frühmittelalterlicher Knochenfund in Pfaffenhofen ”Ob er eine ’Skihaxe’ darstellt oder ob ihn ein gewöhnlicher Fehltritt verursacht hat, wird für allezeit in Dunkel gehüllt bleiben. Der Mann, dem der Bruch widerfuhr, ist seit rund 1300 Jahren tot, kann daher von der Ursache seines Pechs nichts erzählen, aber daß er ein Schienbein brach und daß er dieses wieder ausheilte, wissen wir genau.”

Rauchpause Karteneintrag: Tabak Einiger Worte über das Tabakrauchen in früher Jugend Tiroler Bote, Nr.25 (1843), S.100. Exzerpt: ”Es ist gewiss schon Menschen unangenehm aufgefallen, Knaben mit der Tabakpfeife im Munde, und ihr Pfeifchen gleich einem 6 Zoll hohen Lilliputer rauchen zu sehen. Diese Erscheinung ist seit einigen Jahren in den Städten und auf dem Lande, im Tälern und auf Bergen ungleich häufiger, als Sie es früher war. Wenn man das Tabakrauchen solcher Kinder als eine bloße Spielerei oder kindische Großthuerei ansehen könnte, so wäre vielleicht darüber hinaus zu gehen, und die Sache höchstens zu belächeln, allein diese üble Gewohnheit kann und darf nicht so leicht genommen werden. Vorzüglich zwei Rücksichten sind es, welche das Tabakrauchen bei Knaben und unmündigen Jungen wirklich sehr bedenklich machen, diese sind: Feuergefährlichkeit und nachteilige Wirkungen des Tabakrauchens auf die Gesundheit der zarten Jugend.”


Abrißatmen

Eine Beklemmung. – Von Heinz D. Heisl Der Mann, hieß es, soll nichts als Wörter eingeatmet haben. Und er soll nichts anderes im Sinn gehabt haben, als Wörter einzuatmen. Ich möchte nur die Wörter einatmen, soll er gesagt haben, nachdem man ihn gefragt hatte, weswegen oder weshalb er denn andauernd in der Nähe von Baustellen anzutreffen sei. Wörter einatmen …?, hatte der Frager gemeint und dabei den Kopf geschüttelt. Jawohl …, Wörter einatmen, denn aus Wörtern und nichts als aus Wörtern bestehe der Mensch. Und aus nichts als aus Wörtern wäre eigentlich alles gemacht und also entstanden. Ohne die Wörter sind wir nichts, und ohne die Wörter ist nichts, soll er gesagt haben, hieß es. Wir bestehen aus Wörtern, wie alles in Wahrheit aus nichts anderem als aus Wörtern bestehen würde. Die ganze Welt wäre eine Wörterwelt … und das Leben ein Wörterleben … und der Mensch mit seinem Wörterleben in der Wörterwelt nicht mehr als eine Wörterexistenz. Natürlich könnte dies alles bloß auch ein Gerücht gewesen sein. Andererseits aber, und das zeigt ja die Erfahrung, steckt hinter der Existenz eines Gerüchtes nicht selten die Existenz einer tatsächlich nachvollziehbaren Wahrheit. Und diese Wahrheit deckt sich dann mit dem, wovon vorher gemeint worden war, daß es sich um nicht viel mehr als ein Gerücht handle. Anfangs also dachte man, der Mann wäre rein zufällig dort oder begebe sich sozusagen zu seinem Zeitvertreib in die Nähe der Baustellen. Übrigens alles Abrißbaustellen; jene Häuser und Gebäude sowie Gebäudekomplexe, vor denen er aufzutauchen pflegte, waren Häuser und Gebäude und auch Gebäudekomplexe, die für einen Abriß vorgesehen und also unmittelbar vor den Abrißarbeiten, also der Durchführung des geplanten Vorhabens, gestanden waren. Ausschließlich im sogenannten Nahbereich (aber außerhalb der Gefahrenzone) von Abrißobjekten sei der Mann zu sehen gewesen, hieß es. Und er soll plötzlich, wie aus dem Nichts, hatte jemand gemeint, und wie aus dem Nichts haben naturgemäß dann alle anderen auch gesagt, auf der Innsbrucker und später der ganzen Tiroler sowie gesamten Süd-

tiroler Baustellenszene (sofern die Baustellentätigkeit den Abbruch und demgemäß das Entfernen eines Hauses oder Gebäudekomplexes bedeutete) erschienen sein. Gegenüber des für die Körperschaft ausgedient habenden Personalhauses der Italienischen Staatsbahnengesellschaft in der Speckbacherstraße in Innsbruck wäre er zum ersten Mal (gewissermaßen) aufgefallen. Das Zur-Kenntnis-Nehmen des Mannes habe zwar, wie man meinte, in der Innsbrucker Speckbacherstraße seinen Anfang genommen, aber man könne keineswegs und mit letzter Sicherheit behaupten, daß jener nicht vorher schon an der einen oder anderen Hausniederbringung zusehenderweise teilgenommen hätte. Und daß man, hieß es, in der Speckbacherstraße gerade mit dem Entladen von schwerem Baugerät beschäftigt gewesen sei, als der Mann einem (eine Rauchpause einlegenden) Baustellenarbeiter aufgefallen wäre (überdies soll der bereits schon seit dem frühesten Morgen, also vor dem Einsetzen des Berufsverkehrs, im Schatten des Torbogens der Hofeinfahrt des gegenüberliegenden Speckbacherstraßenwohnhauses gestanden haben, wußte einer der Anrainer der Ergänzung halber zu berichten). Der Mann hätte, wurde gesagt, so lange in der Speckbacherstraße unter dem Torbogen der Hofeinfahrt des Speckbacherstraßenwohnhauses ausgeharrt, bis von jenem zu entfernenden Personalhaus der Italienischen Staatsbahnengesellschaft (den Mauern, den Dachbalken und Dachbalkenverstrebungen, Türstöcken und Fensterkreuzen) bloß noch ein riesiger Schutthaufen zu sehen gewesen war. Der (eine Rauchpause eingelegt habende) Bauarbeiter (Franz Hechenbichler; oder Hechenblaikner?, aus Nassereith) hatte als erster davon gesprochen, nachdem ihm, wie er sich ausdrückte, der Mann, diesmal bei der Abrißbaustelle in der Erlerstraße – vorher anläßlich der Abrißarbeiten am Südtiroler Platz, also anläßlich der sogenannten Hauptbahnhofabrißarbeiten, und davor eben ganz in der Nähe jener Bau- und also Abbruchbaustelle in der Innsbrucker Speckbacherstraße – unter die Augen gekommen war (wobei es sich bei die-


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Karteneintrag: Hechenblaikner Über den Ursprung der – Alpenburg: Mythen und Sagen, S.186. FB 1499

Hechenblaikner

Karteneintrag: Erlerstraße Erlerstraße Innsbruck - Straßennamen Herbert O. Glattauer, Innsbrucker Straßennamen erzählen, Innsbruck 1994. Exzerpt: ”Erlerstraße Die ist nach Magistratsrat Georg Erler (17941848) benannt - und nicht etwa nach dem großen Tiroler Porträtmaler Josef Erler (1804-1844). Wird schon einen Grund haben.” S.42

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Exzerpt: ”Das Wort ’hohe Blaike’ (Hochblick) wurde in ’Heachenblaike’ verstümmelt, und dann ging vom Besitz der Name auf die Besitzer über, die sich zahlreich mehrten, daher der Familien Name Hechenblaikner jetzt sehr verbreitet ist und häufig begegnet.”


ser Äußerung Hechenbichlers in Wahrheit um einen Irrtum handeln mußte, da der Bauhilfsarbeiter bereits auf der Baustelle in der Speckbacherstraße das Anwesendsein dieses Mannes zur Sprache gebracht hatte, wie man weiß, und obendrein unmittelbar vor Beginn der Hauptbahnhofsgebäudekomplexabbrucharbeiten neuerlich auf ihn aufmerksam gemacht hatte; bei der Abbruchbaustelle in der Erlerstraße hatte er den Mann zum ersten Mal – und nach heutigem Ermessensstand das einzige Mal – angesprochen gehabt). Morgens gegen sechs Uhr dreißig – als die Baubetriebsarbeiter an deren Arbeitsstätte aufmarschierten, um die Baumaschinen und Werkzeuge, also die Abbruchs- und Verräumungsmaschinen und Abbruchs- und Verräumungswerkzeuge in Betrieb zu nehmen – soll der Mann stets schon vor Ort gewesen sein, so Hechenbichler. Immer außerhalb der Gefahrenzone; jedoch wäre der Mann (nach und nach, wie man bemerkte), immer näher an das Gebäudeund also das Mauerverräumungsgeschehen herangerückt. Er, der Hechenbichler wie auch seine Bauarbeiterkollegen hätten sich (mit der Zeit) an ihn gewöhnt gehabt und sich keineswegs mehr viel gedacht dabei. Demzufolge gab es auch für ihn, den zusehenden Mann, so der zu sehende Mann, als Hechenbichler ihn (in der Erlerstraße) nach dem Grund seines Näherkommens befragt hatte, keinerlei Veranlassung, sich weiterhin in benachbarten Hauseingängen oder in den Torbögen der Hofeinfahrten herumzudrücken. Und der Mann soll, nachdem weitergefragt worden war, sich dahingehend geäußert haben, hieß es, daß jedes in den Gebäuden einmal gesagte Wort für alle Zeit in den Mauern vorhanden bleiben würde, und sowie man ein Gebäude entferne, das Mauerwerk also schleife, so der Mann, ließe das Ausführen der Arbeiten und Zertrümmern des Bauwerks ein Freisetzen der im Gemäuer eingelagerten Gespräche in Gang kommen. Durch das Einatmen atme der Mensch die wieder in Bewegung geratenen Wörter ein und würde alles je einmal in den Räumen, Zimmern, Kammern, Gängen, Dachböden oder auch Kellern und Kellergewölben sowie Lagerhäusern, Lagerräumen, Geschäftskontoren Gesprochene neuerlich (und im großen und ganzen völlig un-

verfälscht) in seine Gedanken bekommen; mit der Einatmungsluft würden die Wörter in die Lunge geraten und mit dem Sauerstoffaustausch und der Blutzirkulation ins Gehirn und in die Gedanken transportiert, hätte der Mensch behauptet, hieß es. Ein Verrückter, ein Spinner, soll daraufhin Franz Hechenbichler (oder doch Hechenblaikner?) gerufen haben (und ein Verrückter und ein Spinner hätten dann alle anderen diesem Ruf und also der Aussage Hechenbichlers hinterdrein gesprochen). Aus Wörtern würde der Mensch bestehen. Und aus Wörtern würde die Welt bestehen. Man spreche also in einer Welt aus Wörtern mit Menschen aus Wörtern und rede mit Wörtern auf Wörter und nichts als auf Wörter ein. Der Himmel, zwischen den Hausdächern in einer Baulücke gefangen, nicht mehr als ein Wort. Und BLAU nur weil man ihm das Wort BLAU anhängen würde. Und der Mensch sei nur Mensch, da ihn das Wort Mensch als Menschen kennzeichne, obwohl der Mensch bei weitem nicht das wäre, was dieses Wort MENSCH belegen können sollte. Allerdings verhalte es sich dergestalt, daß, wenn man dem Wort MENSCH die Wortfolge ist Abschaumundverkommenundwiderwärtigundniederträchtigundverlogenundalsountragbar voranstelle, das Wort MENSCH ins bessere und der Tatsache und den Tatsachen entsprechende Licht gerückt werden würde. Im Verlaufe der Hauptbahnhofsgebäudekomplexabrißtätigkeit habe er ihn mehrmals aufgeregt gesehen, so Hechenbichler (der auf der Hauptbahnhofsgebäudekomplexabbruchbaustelle als Beobachter zum Beobachten des Beobachters abkommandiert worden war). Im Gegensatz zur Speckbacherstraße, wo er regungslos im Schatten des Torbogens der Hofeinfahrt gestanden habe, wechselte er nun nahezu ununterbrochen den Standort; hin und her sei er gelaufen, hin … und her …, vom einen Beobachtungsplatz zum anderen Beobachtungsplatz, so der Beobachter des Beobachters (und der Beobachtungsbauhilfsarbeiter Hechenbichler soll, während er immer wieder hin und her gerufen hätte, hin … und her …, mit den Armen energisch vor sich die Luft geschlagen haben). In jenem Moment, als die Wände des großen Wartesaales des sogenannten Hauptwartesaales in sich zusammenfal-


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Fassaden Karteneintrag: Hausbau - Fassadenmalerei Tiroler ”Lüftlmaler” schuf größte Sonnenuhr der Welt. NTZ, Nr.228 (1979), S.6 Exzerpt: ”Das Kellermeisterhaus der Sektkellerei Kattus wurde mit einer 14 Meter breiten und sieben Meter hohen Sonnenuhr verziert. Das Werk stammt vom Sistranser Kunstmaler Rudolf Winkler, der zum einen sämtliche Stile und Arbeitstechniken beherrscht und zum anderen aufgrund seiner atemberaubenden Arbeitsgeschwindigkeit im Guinness Buch der Rekorde als ’schnellster Lüftlmaler der Welt’ geführt wird. Um sich das lästige Leiterweiterrücken zu sparen, schwingt der Meister mit der rechten wie mit der linken Hand der Pinsel.” Karteneintrag: Politik - Austro-Faschismus Berg-Isel-Wacht. Das Patriotische Kampfblatt Jungtirols, hrsg. v. F. Holzer, Innsbruck 1934. FB 32257/2 Exzerpt: ”Was unser Haller Chronik alles schreibt: Liebe Berg-Isel-Wacht! (...) Hall ist auf sieben Hügel erbaut, gerade so wie weiland Rom und Konstantinopel – und der Wind bläst mit Schaudern durch die krummen Gassen. Unsere Stadt besteht aus 20 Maschinensätzen mit 2000 Kilowatt, die 300 Bügeleisen, fünf Futterdämpfer (Landes-Irrenanstalt) und ein Solbad heizen. Außerhalb der Spitzenstunden

Hall wird auch manchmal das Rathaus erleuchtet, obwohl dort in der Regel ägyptische Finsternis herrscht. (...) Überhaupt dieses Krankenhaus. Wie ein Alpdruck lastet es auf der Bevölkerung und animiert uns Haller geradezu krank zu sein. Weg damit! – Das haben die meisten Stadtväter richtig erkannt und das Kranksein mit Gemeinderatsbeschluß vom 17. Oktober d. J. abgeschafft.”

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lend eine ausgedehnte Staubwolke hochschießen haben lassen, hätte er, der Mann, so der Beobachtungshilfsarbeiter, hieß es, die haushohe Staubfontäne, die Staubfontänensäule, in sich hinein gesogen; wie eine Fahne, welche ihm in die Mund- und in die Nasenlochöffnungen hineinwehe, hätte es sich angesehen. Kleine Schweißperlen sollen in dichter Reihe dem Mann auf Stirn wie auch auf der Oberlippe gestanden sein. Und hin und wieder wäre ein Tropfen von der Oberlippe oder der Stirn abgefallen. Die Partie unterhalb der Augen verschattet. Und die Augen – und also der Blick in die Augen – hätten erkennen lassen, daß der Mann sich außerhalb des Sichtkreises der anderen fühlte, als stiege er über eine Treppe in sich hinein und in sich hinunter, so der Beobachtungsbauhilfsarbeiter. Nachdem man Hechenbichler aber um eine Beschreibung des Mannes gebeten hatte, soll dieser gemeint haben, hieß es, daß jener schwer zu beschreiben wäre und eigentlich gar nicht zu beschreiben sei, da er nicht wisse, wie er zu beschreiben wäre, obwohl er ihn – als unumstößliche Tatsache gelte dies – inzwischen doch so oft zu Gesicht bekommen hätte. Und das Nicht-beschreiben-Können verunsicherte ihn. Und das Nicht-beschrieben-worden-Sein verunsicherte diejenigen, welche Erkundigungen oder Erhebungen bezüglich des Mannes anstellten. Der Bauhilfsarbeiter Hechenbichler würde (gegenüber dem Bauleiter Hermann Kranewitter) gemeint haben, daß er mit einem Male von der Sorge, nein …, sogar der Angst befallen worden wäre, in die Sonderbarkeit, die dieser Mann verkörpert, hätte hineingezogen zu werden. Der Wörtereinatmer (so nannten ihn inzwischen alle) sei inmitten des Gespräches, in welches er, der Hechenbichler, ihn verwickelt habe, mehrmals zu einem Wort geworden und hätte sich dann also zwischen den von ihm gesagten Wörtern verborgen gehalten. Die Wörter und Sätze – sie gingen rücksichtslos in einen hinein, soll er zu Hechenbichler gesagt haben, und daß die Wörter und Sätze in ihrer Rücksichtslosigkeit schön wären und die Wörter und die Sätze in ihrer Rücksichtslosigkeit aber auch abgrundtief häßlich sein könnten. Alles gehe hinein in einen. Mit jedem Atemzug gehe es hinein. Nichts solle je verschwinden aus den Gebäuden. Erst

wenn diese vernichtet würden, entwichen die Wörter und Sätze und Schreie (ja, auch die Schreie) wieder, um sich aber in den Mauern der Fassaden, also den Außenwänden, der Außenhaut, hatte der Mann gesagt, der Gebäudeaußenhaut jener in der Nachbarschaft noch bestehenden Bauwerke festzusetzen. Dort steckten auch die Wörter, die vorübergehende Passanten ihrem Munde entweichen hätten lassen, oder auch das, was es vor einem Haus, der Hausfassade stehend zu bereden oder zu schreien gegeben hätte. Liebesgeflüster …, Lippengestolper …, Verdächtigungen …, Haßtiraden … Nur die Gebäude aus Glas – vornehmlich Banken- und Versicherungsgebäude – jene hellen, vom Licht durchfluteten Verlogenheitsbauwerke, deren Glas dem Betrachter eine Durchsichtigkeit und eine Klarheit vermitteln solle, zeigten sich gegen das Eindringen der Wörter resistenter; das Eindringen könne zwar nicht ganz verhindert, dennoch aber erheblich vermindert werden, habe der Mann zu Hechenbichler gesagt, hieß es. Die Verlogenheitsabsprachen und Hinterhältigkeitsabmachungen und Betrugsvereinbarungen und das Geldherauslockungs- und Geldvernichtungsgerede, das die Lebens – und Daseinsqualität des Einzelnen in unendlichem Maße zu beeinträchtigen wisse, würden von Generation zu Generation schwieriger auszumachen und also wiederzuhören sein. Als man den Mann ob solchen Geredes verhaften lassen habe wollen, soll dieser sich in einem Wort aufgelöst haben und deswegen wäre an Stelle dieses Mannes der Bauhilfsarbeiter Franz Hechenbichler (oder doch Franz Hechenblaikner …?) aus Nassereith von der Staatsbehörde für eine genaue Befragung in Verwahrung genommen und später zur weiteren Beobachtung in das allgem. Landesnervenkrankenhaus nach Hall verbracht worden sein. Diesen Bericht soll der Verfasser angeblich, als er – während das Zeitungsverlagshaus in der Erlerstraße abgerissen wurde – durch die Erlerstraße zum Café Central gegangen war, plötzlich in seinem Kopf gehabt haben. Besagter Bericht sei in den Redaktionsräumen mehrmals besprochen, jedoch aber nie zum Abdruck gelangt …


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© Freytag-Berndt u. Artaria, 1231 Wien


Linientreue

Tunnel Karteneintrag: Verkehr > Allgemein > Bahn- u. Straße > Tunnel Brenner-Tunnelprojekte werden genau geprüft Komitee für Brennerverkehr tagte in Verona Tiroler Tageszeitung, Nr. 275 (1962), S. 3. Exzerpt: »In der Frage der Errichtung eines Eisenbahntunnels unter dem Brennerpaß wurde beschlossen, die Ergebnisse der geologischen Untersuchung abzuwarten.«

Karteneintrag: Virgen Virgen Gerhard Heilfurth, Bergbau und Bergmann in der deutschsprachigen Sagenüberlieferung Mitteleuropas, Bd. I Quellen, Marburg 1967. FB 37024 Exzerpt: »Das walisch Mannl, auch Goldmannl, ist in das Virgenthal gekommen. Beim Bildstöckl vor Virgen hat es einen Bergspiegel herausgezogen und dann gesagt. Du reicher Berg, du armes Thal, Zu wenig Futter überall, Aber zwischen Wan und Ochsenbug Gibt es Gold und Silber g’nug. Vor kurzem lebten noch Leute in Virgen, welche das walisch Mannl gesehen haben.« S. 898.

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Karteneintrag: Walter Steinhauser »Die Ortsnamen als Zeugen für das Alter deutscher Herrschaft und Siedlung in Südtirol«, in: Hans Voltelini et a., Deutschsüdtirol, Leipzig 1926, S. 26–40. FB 80987

Steinhauser


Landvermessung No. 1, Sequenz 5 Reisen auf Linie Obermauern / Virgental, Obere Seebachalm / Defereggental

Geschichten kann man auch durch geometrische Operationen auf der Landkarte generieren: Stefanie Holzer und Walter Klier folgen seit der ersten Ausgabe von „Quart“ südlich des Alpenhauptkammes einer pfeifgeraden Linie, die vom äußersten Winkel des Südtiroler Vinschgaus zur Wallfahrtskirche von Obermauern im Osttiroler Virgental führt. Hier das fünfte (und letzte) Teilstück: über Schafzuchtgeheimnisse auf der Islitzer Alm, die Maße, die ein Grabmal keinesfalls überschreiten darf, und die genaue Funktionsweise eines Steyr CVT Exklusiv 6190. „I want to live like this forever. Hmmhm“, sang im Felber-Tauern-Tunnel das „Tunnelradio“1. Wir sehnten uns eher nach Veränderung, das hieß in diesem Fall, endlich das Südportal zu erreichen. Auch wenn die Tunnels immer mehr werden und unzweifelhaft praktisch sind – gerade der Felber Tauern wäre ohne einen solchen schwierig zu überwinden –, hält man sich höchst ungern darin auf. Den fünften und letzten Teil unserer Reise „auf Linie“ gingen wir von Norden her an. Er führte uns in jenen Tiroler Landesteil, der manchen als der schönste gilt, dessen Bewohner sich von der Landeshauptstadt chronisch als zu wenig beachtet empfinden und dies, gefragt oder ungefragt, auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit kundtun. Bei Matrei i. O.2 bogen wir ab ins Virgental. Als halbgebildeter Wörterkundler bildet man angesichts des Ortsnamens Virgen3 flugs die Hypothese, der Name könnte was mit virgo, virginis, Jungfrau, zu tun haben. Die altehrwürdige Wallfahrtskirche in Obermauern heißt immerhin „Zu unserer Lieben Frau

Maria Schnee“. Doch davon wollen die zuständigen Autoritäten nichts wissen. Virgen, so schreibt der Tiroler Namenskundler Karl Finsterwalder, „kann“ aus dem Slawischen kommen; „tschechisch brh“ stehe für „Heuschober, Höhle“ und russisch beregu bedeute „hüten, bewahren“. In unserem RussischKurs auf der Volkshochschule heißt u beregu zwar „am Ufer“, und obwohl das Russische immer für Überraschungen gut ist, ist uns bisher noch kein Verbum untergekommen, das im Infinitiv auf -u endet. Aber „Univ. Prof. Dr. W. Steinhauser (Wien)“ wird hoffentlich gewußt haben, was er seinerzeit Karl Finsterwalder mitteilte.4 Die Pfarrkirche von Virgen wurde, und hier wird die namenskundliche Verwirrung total, 1514 dem Hl. Virgilius geweiht. „Virge“ wird aber schon 1164 als Pfarre genannt. In Tirol kreuzen sich überdies die Wege des Hl. Virgilius mit denen des Hl. Vigilius. Letzterer wurde, geboren in Rom, um etwa 380 Bischof in Trient, während der in Irland geborene Virgilius knapp 400 Jahre später in Salzburg als Bischof

1 Der Name des Senders, den man während der Fahrt im Tunnel empfangen kann. Außerhalb desselben hört er auf „Ö3“. 2 Einst „Windisch Matrei“. 3 „Als Kind habe ich noch Würgen gesagt.“ Helmuth Schönauer, Vaterlandsdichter sucht Vaterlandsorte. Einer der, wenn nicht der liebevollste Text über Osttirol überhaupt, zuerst veröffentlicht in: Thurntaler 17/1987, dann in: Gegenwart 16/1993. 4 Karl Finsterwalder, Tiroler Orstnamenkunde. Gesammelte Aufsätze und Arbeiten. Hrsg. von Hermann M. Ölberg und Nikolaus Grass. 3 Bde. Universitätsverlag Wagner Innsbruck 1990 ff. Natürlich denkt man bei Virgen auch unwillkürlich an den Orts- bzw. Flurnamen Wörgl und Wörge und dessen problematischen Zusammenhang mit dem mhd. twerch für quer (Finsterwalder Bd. 1, S. 271). In diesem Zusammenhang muß auch gesagt werden, daß Finsterwalder nur Etymologien mit landwirtschaftlichem Hintergrund gelten läßt und von „heiligen“ Namen, ob christlich oder unchristlich, nichts wissen will.


Linientreue

Karteneintrag: Meteorologie > Wetter Maria Rehsener, Wind, Wetter, Regen, Schnee u. Sonnenschein in Vorstellung u. Rede des Tiroler Volkes, in: Zeitschrift für Volkskunde, Berlin 1891, S. 67ff. Exzerpt: »Der Wind ist ein Lotter (ein Landstreicher), der von

Wind Haus zu Haus geht. Man derhängt ihn nicht an; man ist froh, wenn er geht: denn wenn er fahrt, derstellt man ihn nicht aus […] Wenn die Hennen krähen, kommt der Wind. Er muss so lange gehen bis er blutet; daher soll man nichts Böses auf ihn sagen. […] Anno zwölfundachzig ist der Wind so gegangen, dass er den Leuten das Haar von den Köpfen gerissen hat. Viel Wind, viel Krieg! Hat der alte Wechsler allem gesagt.«

Huben

Karteneintrag: Viehzucht > Schafzucht Aufschreibung des Rofnerbauern aus dem »neuen Schreibkalender 1825« FB 11475

Karteneintrag: Huben > Osttirol Merkwürdige Vogelart in Huben/Osttirol Tiroler Nachrichten, Nr. 32 (1956), S. 4. Exzerpt: »Seit einigen Tagen konnte man in Huben (Osttirol) in den Hausgärten ein Vogelschar beobachten, welche mit großer Emsigkeit die Johannesbeersträucher abpickte. Es kann sich hierbei kaum um eine heimische Vogelart handeln. Diese Vögel haben die Größe einer Kohlmeise, sind an Kopf, Brust und Bauch schmutzigweiß gefiedert, Flügel und Rücken sind mit braunschwarzen Längsstreifen durchzogen. Der lange, schmale Schwanz ist ebenfalls braunschwarz.« Exzerpt: »Ich hab dem Höfler Schaf göbn: Gstreine … 15 öbn [Mutterschafe] … 4 das bar umb … 8 fl Er hat mir darauf göbn … 8 fl 6 kr.

Schaf Er soll zahle das halbe auf Michaeli und das halbe auf beinäch [Weihnachten] und lotn [Loden] zboy [zwoy] öllen und ain fiertl. Ain öllen nicht zahlen.«

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wirkte und von dort aus vor allem im Kärntner Raum tätig war. Die erste lokale Besonderheit des Virgentals sticht dem Reisenden vom Straßenrand her ins Auge: An den weißen Begrenzungspflöcken aus Plastik hängen auf der straßenabgewandten Seite kleine orangerote Kreuze an einer Stahlkette. Diese kleinen Kreuze baumeln frei im Wind. Auf Anfrage informieren die zuständigen Stellen5, es handle sich um „Wildwarnreflektoren“. Das Licht der Autoscheinwerfer werde von den orangen Kreuzen reflektiert, was die Tiere in ihrem Bestreben, die Straße zu überqueren, innehalten lasse. Der zuständige Straßenmeister berichtet, daß die Reflektoren seit knapp drei Jahren im Virgen- und im Defereggental, in Kals, an der Bundesstraße zwischen Huben und Matrei und zwischen St. Johann im Walde und Huben an den Begrenzungspflöcken baumeln. Der Erfolg sei unbestreitbar, die Zahl der Unfälle mit Wild signifikant gesunken. Von überall her kämen Jäger, um sich ein Bild von der Wirksamkeit dieser Einrichtung zu machen. Die Holländer hätten eine Versuchsstrecke eingerichtet. In der „Deutschen Jagdzeitung“ ist von einer Unfallreduktion um 20 bis 40 % die Rede. Kurios ist, daß sich in erster Linie Jagdpächter für diese Reflektoren interessieren und weniger Kfz-Versicherungen oder Autofahrerclubs. In Mitteldorf behinderten Erntearbeiten den touristischen Verkehr. Ein drei Wagen umfassender SilageKonvoi hemmte die brausende Fahrt, sodaß man in aller Ruhe bewundern konnte, wie stilsicher Mitteldorf den Streifen Erde zwischen Gehsteig und Fahrbahn verschönt: Nicht irgendeine der üblichen „dankbaren“ Gründeckerpflanzen war hier zum Zug gekommen, sondern ein reizend buntes Gemisch aus Mohn, Margeriten und Kornblumen. An der ersten Straße rechts annoncierte ein Schild den für Osttirol doch ziemlich auffälligen Namen „Brontë House“. Vor Ort trafen wir eine Dame in kurzen Hosen und Sonnenbrille bei der Gartenarbeit an. „Kann 5 Gendarmerie, Baubezirksamt. 6 In Oberndorf bei Kitzbühel.

ich Sie helfen?“ fragte sie uns, bevor wir fragen konnten, weshalb das Haus so heiße. „Weil ich bin aus Yorkshire“, lautete dann bündig tirolisch die Antwort. Nicht direkt aus Haworth, aber aus der unmittelbaren Nähe des Brontë-Heiligtums bei Keighley. Wie sollen Hotels und Gasthäuser heißen? Berühmte Häuser in Tirol heißen „liebes Rot-Flüh“ oder „Trofana Royal“. Bei Pensionen inspirieren oft herausragende Gipfel oder die Alpen als ganzes, häufig ist der Vorname der Dame des Hauses ausschlaggebend. Restaurants hierzulande heißen schon einmal „El Greco“6, nicht nach dem Maler, sondern um auf spanisch darauf hinzuweisen, daß es sich um ein griechisch kochendes Lokal handelt. Kein Mensch käme hierzulande auf die Idee, sein Haus nach einer Schriftstellerin oder einem Maler zu benennen. Komponisten werden als einzige mit dieser Ehre bedacht. Wenn man es genau bedenkt, dann ist es eigentlich ein Komponist, der mit dieser Ehre bedacht wird: Mozart. Ein paar Häuser nach dem „Brontë House“ annoncierten Schilder das „Beach-Stüberl“ und die Café-Pension „Schöne Welt“. Wir rollten das Tal von hinten auf. Bis zum gebührenpflichtigen Parkplatz im treffend benannten Hinterbichl fuhren wir durch und gingen das kurze Stück zur Islitzer Alm, wo gerade die ersten Schafe von der Alm geholt wurden. Ein unglaubliches Drama rollt ab, wenn Schafe nach einem Sommer in Freiheit wieder nach Hause ins Tal müssen. Weiße und braune Bergschafe bunt gemischt mit schwarz-grauen Steinschafen stehen Leib an Leib im Pferch. Männer von kräftiger Statur drängen sich zwischen sie, um die ihrigen herauszusuchen. Kaum ist ein eigenes an der Ohrmarke erkannt, stemmt sich der Eigentümer mit beiden Beinen in den Boden und zieht das Schaf an seinem dicken Fell aus der schützenden Mitte der anderen heraus. Oder einer der Jungbauern will zeigen, wie stark er ist, dann schnappt er ein halbwüchsiges Schaf, hebt es hoch und trägt es hinaus zum Wagen wie einen mittelgroßen wolligen Bären. Das Schaf haxelt wehrhaft und versucht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen, sodaß die Bauern zu wahrhaft beeindruckenden körper-


Linientreue

Karteneintrag: Landmaschinen Fritz Weiler, Der Kleinbauer und sein Traktor, in: Tiroler Bauernkalender 1958, S. 269f. Exzerpt: »Es scheint etwas Widersinniges zu sein: der Kleinbauer

Traktor mit seinen paar Hektar Aecker und Wiesen, einem kleinen Häuschen und dazu ein Traktor. Der Traktor, der den Zweischarenpflug kraftvoll durch weitflächige Aecker zieht, der mit schweren Wagen, hochbeladen in die geräumige Scheune fährt, der Traktor, der mit dem Mähdrescher über goldgelbe Weizenfelder zieht – was hat er wohl am Kleinbauernhof zu suchen? Man ruft nach dem Betriebswirtschafter, daß er zum Rechten sehe und, falls es möglich wäre, schiene es am besten, ein Gesetz zu erlassen, das dem Kleinbauern den Traktor glattweg verbietet.«

Alm Karteneintrag: Alm> Landwirtschaft Der Wirklichkeitsgehalt der Almlieder. Sänger und Musikantenzeitung Nr. 3, 16. Jg. (1973), S. 45–50. Z 988 Exzerpt: »Im Thål då håts an Nöbl’, auf dem Ålmen ist’s klår, Und wås d’Leut unt’n röd’n, ist’s hålbi nit wåhr.« S. 46

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lichen Höchstleistungen gebracht werden. Einer kam aus dem Pferch und hielt sich den Kopf. Nach ein paar Minuten war er wieder zurück im Getümmel, ein ziemlich großes Pflaster zierte seine Stirn dort, wo ihn ein Horn oder ein Huf getroffen haben dürfte. Dennoch waren die Bauern nicht die stärksten am Platz. Das war ein gigantomanischer Traktor aus dem bewährten Hause Steyr, im Eigentum des Stadtlerhofs in Dölsach: Ein Steyr CVT Exclusiv 6190. Dieses Ungetüm ist etwa drei Meter hoch, wiegt knapp sieben Tonnen und hat 192 PS. Es kostet, man ist versucht zu sagen und gibt dieser Versuchung für einmal nach, schlappe 90.000 Euro. Die Marke ist brandneu; in ganz Tirol gibt es erst drei oder vier davon.7 Wir wanderten noch ein Stück iselaufwärts zu einem Meilenstein in der Geschichte des Naturschutzes, den einst schwer umkämpften Umbalfällen. Schier unfaßliche Wassermassen stürzen hier schäumend zutal und formen aus dem anstehenden Gestein Skulpturen. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie jedem TIWAG-Menschen die Seele weh tut, sprich der Geldzählfinger nervös zu pochen beginnt, wenn er solche Naturgewalt sieht, aus der kein Geld entsteht, oder nur mittelbar: Denn die Wanderung entlang auf

dem Wasserschaupfad ist bei den Gästen beliebt. Aus Osttiroler Sicht bleibt das so erwirtschaftete Geld wenigstens gleich im Land. Der Strom kommt sowieso aus der Steckdose. Wieder unten bei der Islitzer Alm waren die Bauern immer noch damit beschäftigt, Schafe zu sortieren. Wir schauten eine Weile zu. Ein ziemlich alter, ziemlich gut erhaltener Bauer mit grünem Hut auf dem Kopf und einem zwei Meter langen Hüterstab erklärte uns, daß um 1840/50 die Gemeinde Schlaiten die Alm nördlich der Clara-Hütte gekauft habe, weil einheimische Bauern ihre Steuern nicht mehr zahlen konnten. Jemand, der von sich aus über eine weit zurückliegende Zeit wie das 19. Jahrhundert zu sprechen anhebt, der, so dachten wir, weiß auch über Neueres bescheid. So fragten wir ihn, wie die Schafzüchter sicherstellten, daß nicht am Ende des Sommers gefleckte Schafe, braun, weiß und schwarz auf die Welt kämen, also statt der erwarteten rassereinen lauter Promenaden- oder soll man sagen Almwegmischungen? Solche Fragen lieben Bauern. Er rammte seinen Hüterstab in den Boden und meinte: Da paßt der Hüter schon auf, daß nichts passiert. Er lachte dabei so, daß man seine 36 im Originalzustand erhaltenen Zähne

7 Kraftpaket CVT. „Jeder CVT-Traktor von STEYR wird von einem emissionsarmen 6,6 l Turbo-Dieselmotor mit Intercooler angetrieben, der die EUAbgasnorm Tier II erfüllt. Alle Modelle haben ein elektronisch gesteuertes, stufenloses, hydro-mechanisches Getriebe mit Kriechgeschwindigkeiten. Die 4-fach-Heckzapfwelle gehört zur serienmäßigen Ausstattung. Außerdem können alle fünf Traktoren dieser Serie mit Frontzapfwelle geliefert werden. Das Hydrauliksystem zeichnet sich durch ein starkes Hubwerk und die automatische Schwingungstilgung ‚Ride Control‘ aus. Mit dieser Funktion wird ein Aufschaukeln des Traktors mit Anbaugerät bei hohen Fahrgeschwindigkeiten verhindert. Allradantriebs- und Differenzialsperren-Management sind serienmäßige Funktionen. Je nach Modell hat der Kunde die Wahl zwischen verschiedenen Vorderachsen, unter anderem auch eine gefederte Vorderachse. Diese und nasse Scheibenbremsen sorgen für zusätzliche Sicherheit beim Straßentransport schwerer Lasten. Der Komfort des CVT. Die Liebe zum Detail macht sich überall am neuen CVT bemerkbar, speziell in der gefederten Komfortkabine von STEYR. Als erstes fällt natürlich die ausgezeichnete Rundumsicht ins Auge, aber diverse andere Funktionen sind einfach unübersehbar. Da wären zum Beispiel der Traktormonitor mit neuester Spitzentechnologie (integriert in der Instrumententafel), der Leistungsmonitor (an der ASäule), das neue zentral positionierte Bedienpult für die Arbeitsscheinwerfer mit Speicherfunktionen und ein Joystick für die Einstellung der Teleskoprückspiegel (sofern Teil der Ausstattung). Klimaanlage, integrierte Kühlbox, der genau einstellbare Komfortsitz mit Lendenwirbelstütze und die höhen- und neigungsverstellbare Lenksäule sichern einen stressfreien Arbeitstag. Die Bedienelemente des CVT. Die Bedienelemente sind in der rechten Armlehne und auf dem rechten Bedienpult logisch und ergonomisch angeordnet. Mit ihren komplett programmierbaren Funktionen - beispielsweise das Feld-Ende-Management Easy Tronic, Timerfunktion für alle Zusatzsteuergeräte, Motor-Management; hinzu kommen noch der elektronische Tempomat, das Allradantriebs- und Differenzialsperren-Management – hat der Fahrer wirklich alles unter Kontrolle.“ (www.steyr.traktoren.com)


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Karteneintrag: Erster Weltkrieg > Kriegserinnerungen Photosammlung FB 62177

Karteneintrag: Erster Weltkrieg > Allgemein Alice Schalek, Tirol in Waffen, 1915. FB 24111

Ersten Weltkrieg Sommerfrische

Stacheldraht

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Karteneintrag: Kurorte > Medizinisch Otto Fried, Zur Wahl der Sommerfrische. Eine hygienische Plauderei, Innsbruck 1904. W 1986 Exzerpt: »Ahnungslos sitzt der Hausherr eines schönen Tages bei seinem Morgenkaffee, da naht sich mit süßem Lächeln die Gattin, die teure, und nach einigen einleitenden, nichtssagenden Redensarten platzt sie nun etwa mit folgenden Worten heraus: ›Es ist schön, daß ich dich jetzt allein sprechen kann. Ich wollte dich schon längst etwas fragen. Wohin gehen wir denn heuer in die Sommerfrische?‹ [...] Mit einem aus dem tiefsten Tiefen des Herzens stammenden Seufzer gibt er seine Einwilligung. Er weiß und ahnt, was ihm nun alles bevorsteht.« S. 3f.


in voller Schönheit bewundern konnte. Ein Bild von einem Menschen, aber glauben konnte man ihm offenbar kein Wort. Beim zweiten Versuch, dieses zentrale Schafzuchtgeheimnis zu lüften, wandten wir uns an einen der vielen blonden, hoffentlich weniger schlitzohrigen Jungbauern. Doch er verwies uns gleich an einen älteren, grauhaarigen, der gerade ein Schaf aus dem Pferch schob und zog. Der lachte auch, als er hörte, was wir wissen wollten. Das ist wie bei dir, sagte er, so wie dein Mann auf dich aufpaßt, passen die Böcke auf ihre Schafe auf. Nun lachten alle. Die Nachfrage, ob das auch wahr sei, brachte sie alle noch mehr zum Lachen. In dem seit 1606 bestehenden Gasthof Islitzer im Prägratner Ortsteil Hinterbichl quartierten wir uns auf die Empfehlung des altbewährten Standardwerks „Wo ißt Österreich?“ hin ein, der die Küche dieses Gasthofs wärmstens empfiehlt. Den linken Oberarm der für uns zuständigen Kellnerin zierte eine Tätowierung, die eine Stacheldrahtgirlande vorstellte, das rechte Bein ein gleichermaßen appliziertes chinesisches Schriftzeichen und, als das T-Shirt nach oben rutschte, durften wir an ihrem Rückgrat die Ausläufer von etwas bewundern, das von weiter unten heraufkam, in dieser fragmentarischen Form aber nicht identifiziert werden konnte. Überdies war die junge Dame traditionell (Ohren) und modisch (Augenbraue) gepierct. Gern hätten wir die lebensfroh wirkende Maid gefragt, was sie dazu bringt, sich so existentialistisch, ja beinah nihilistisch zu schmücken. Doch das wagten wir nicht. Auch wenn die junge Dame uns eine verstörend synkretistische Zusammenstellung von Symbolen präsentierte, konnte man sie nicht gut fragen, was sie sich dabei gedacht habe. Was, wenn die Dinge keine tiefere Bedeutung hatten, wenn sie also den Stacheldraht „nur so“ ausgesucht hatte? Dann hätten wir uns zum zweiten Mal an einem Tag zum Narren gemacht. Also lassen wir es mit der Beschreibung dieses modernen Osttiroler Bilderrätsels bewenden. Eine Übernachtung beim Islitzer ist so empfehlenswert wie die Gastronomie des Hauses. Besser, man

bleibt gleich zwei oder besser drei Nächte. Denn der Wildbach vor dem Haus rauscht mit solchem Getöse in der ansonst wundersam stillen Nacht, daß sich im Schlafenden die sonderlichsten Dinge tun. Das Unterbewußtsein versucht die ungewohnte Geräuschkulisse abzuwehren, indem es das Rauschen, Zischen und Brausen zu Starkregen uminterpretiert. Man träumt sich Erklärungen zurecht, damit man nicht aufwachen muß. In den schön getäfelten altmodischen Zimmern gibt es richtige Tuchenten, die duch ihr Gewicht und die Wärmeentwicklung die Träume zusätzlich anheizen. Um 8 Uhr früh stand eine der Kellnerinnen, die am Abend an der Bar verkündet hatte, morgen sei ihr freier Tag, da gehe sie ins Gebirge, in Wanderkleidung vor dem Haus. Der Alte mit dem Hüterstab leistete ihr Gesellschaft, bis sie mit dem Hüttentaxi talein verschwand. Welche Geschichten er ihr auftischte – sie lachte mehrfach schallend – konnte man ebenso wenig hören wie ihr Lachen, der Bach, der einst die noch vorhandene Islitzer-Mühle angetrieben hatte und jetzt, siehe oben, leidergottes kein Kraftwerk, übertost an dieser Stelle alles andere. Das erste Hotel in Hinterbichl war übrigens das „Hotel Wiener Sängerknaben“. Die Sängerknaben waren in der Zeit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg alle nicht besonders stramm, was die musikalische Qualität offenbar so beeinträchtigte, daß man die Buben in die Sommerfrische schickte. Die bis dahin im Virgental vorhandene Unterbringungsmöglichkeit war den blassen Knaben aber gar zu ländlich, also entschloß man sich kurzerhand nach der Fertigstellung der ersten Straße bis nach Prägraten im Jahr 1928, wohin vorher nur ein Karrenweg geführt hatte, eben hier in Hinterbichl das „Hotel Wiener Sängerknaben“ zu bauen. 1950 veräußerten die Sängerknaben ihr Hotel, denn normale Hotelgäste vertrugen sich auf Dauer schlecht mit dem „Knabenkonvikt“. Nicht lange danach brannte es auch noch ab und wurde unter dem Namen „Hotel Niederrhein“ wiedererrichtet. Versprengte Ex-Sängerknaben kommen bis heute nach Hinterbichl, um das Idyll ihrer Kindheit und Jugend wiederzusehen.8 Wer Schwierigkeiten hat,


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Kriegerdenkmäler Karteneintrag: Kriegerdenkmäler Eine Kriegerdenkmal-Enthüllung am Tummelplatz Innsbrucker Nachrichten, Nr. 114 (1924), S. 5f. Exzerpt: »Eine Kriegerdenkmal-Enthüllung am Tummelplatz. Innsbruck, am 19. Mai. Die idyllisch gelegene Ruhe- und Gedenkstätte an die fürs Vaterland gefallenen Helden, unser waldumrauschter Tummelplatz war gestern der Mittelpunkt einer erhebenden Gedenkfeier. Der Männergesangverein Pradl hat zum immerwährenden ehrenvollen Andenken an die acht im Weltkrieg gefallenen Helden aus seinen Mitgliederreihen ein Kriegerdenkmal errichtet, dessen feierliche Enthüllung und Einweihung am gestrigen Sonntag am Tummelplatz stattfand. […] Acht weißgekleidete Mädchen schmückten das Denkmal mit frischen Alpenblumen. […] Nach der Enthüllungsfeier zogen die Festteilnehmer zum Denkmal des Männergesangvereins Wilten, wo Ehrenvorstand Lener im Namen des Brudervereines Pradl mit sinnigen Gedenkworten einen Kranz niederlegt zum Zeichen kameradschaftlicher Sängertreue.«

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Krebse Karteneintrag: Krebse > Krebsrisiko Kurier, Nr. 22 (1990), S. 15. Exzerpt: »Smog-Demonstration der ›Aktion Atemnot‹ gestern in der Innsbrucker Innenstadt. Ärzte warnen vor einem erhöhten Krebsrisiko. […] Mit einer Smog-Demonstration sollte gestern auf die schlechten Luftwerte aufmerksam gemacht werden. […] Die Reaktion der Passanten und Autofahrer war mitunter sehr heftig. ›In China wär’ das nie passiert‹, einer der Fußgänger im O-Ton.«


sich vorzustellen, was die beiden Weltkriege in kleinen Orten wie Prägraten, das heute etwas mehr 1200 Einwohner zählt, bedeutet haben, der möge die allgegenwärtigen Kriegerdenkmäler einer kurzen Inspektion unterziehen. Im Ersten Weltkrieg verlor Prägraten 24 Söhne, im Zweiten 37. Seither verlieren diese Gemeinden ihre jungen Männer in erster Linie durch das Autofahren. Man könnte den Namen und Fotos der Gefallenen die der seit 1945 Verunglückten auf einer dritten Tafel hinzufügen. Für diese Toten stimmt der martialische und holpernde Reim in der Kriegergedächtniskapelle vielleicht eher: „Rann hier auch unser Herzblut rot, Seid stolz, wir starben den schönsten Tod.“ In der Pfarrkirche zum heiligen Andreas9 mahnt der Pfarrer mittels Verlautbarung an der Sakristeitür zur Stille. Die Kirche sei kein Museum, stellt er fest – falsch. Die Kirche ist natürlich auch Museum. Diese Tatsache sollte allerdings ebenfalls zur Stille anhalten. Es klingt nur oberflächlich paradox, aber unpassendes Geräusch hindert nicht nur am Gebet, son-

dern auch am konzentrierten Betrachten. Man sieht im Museum schlechter, wenn die Ohren über Gebühr beschäftigt und abgelenkt werden. Ein ganz besonders schönes Museum ist die Wallfahrtskirche „Zu unserer lieben Frau Maria Schnee“ in Obermauern. Exakt diese Kirche ist der Punkt im Virgental, der auf unserer vorgegebenen Linie liegt und ihren Endpunkt bezeichnet. An der Außenwand ist neben bemerkenswerten Reliefs (Petrus mit Schlüssel, die Heiligen drei Könige) unter anderem ein imposantes Christophorus-Fresko zu sehen. Der Schutzpatron der Reisenden steht wie immer mitten im Fluß. Um seine Waden schwimmen nicht nur Fischlein, Krebse und Seepferdchen, sondern auch eine kleine Königin oder Prinzessin mit einem hübschen Krönchen. Eigentlich sieht Christophorus wie ein Flußgott aus, der sich in den Dienst eines rein äußerlich zwar kleineren, aber ungleich mächtigeren – Jesus wiegt so schwer, daß er ihn kaum tragen kann! – Gottes stellt. Der Urheber des Freskos aus dem Jahr 1486 kann kein Osttiroler gewesen sein, sonst wären die Berge

8 Vgl. Alexander Witeschek, Hinterbichl, das Paradies der singenden Engel. Merian Osttirol, 1962. Darin überhaupt viel Lesenswertes und Kurioses, etwa zur Rolle Virgens in der Filmgeschichte; hier wurde 1930 der erste deutsche Tonfilm im Freien gedreht: Der unsterbliche Lump mit Gustav Fröhlich, Liane Haid und Adalbert von Schlettow. Oder auch (zwar abseits unserer Linie, aber wenn wir gerade dabei sind) zur arabischen Inschrift auf der Kirche St. Justina bei Anras. 9 Auszug aus der Friedhofsordnung der Gemeinde Virgen. §17 Gestaltungs- und Erhaltungspflicht. 1. Die Grabstätten sind spätestens sechs Monate nach einer erfolgten Beisetzung in einer der Würde des Ortes entsprechenden Weise zu gestalten. 2. Es dürfen nur solche Pflanzen gepflanzt werden, die andere Grabstätten oder öffentliche Wege und die allgemeine Anlage nicht beeinträchtigen. Bäume und winterfeste Sträucher dürfen nur mit Bewilligung der Gemeinde gepflanzt werden. 3. Die Verwendung künstlicher Blumen, das Bestreuen der Grabstätten oder der Flächen dazwischen mit Kies oder ähnlichen Materialien ist nicht gestattet. 4. Verwelkte Blumen, Kränze udgl., Kerzen, Metall und sonstiger Restmüll sind in die dafür vorgesehenen Behälter (Container) zu verbringen. 5. Unpassende Gefäße, wie Blechdosen, Flaschen, Einsiedegläser und dgl. oder unpassende Vasen zur Aufnahme von Schnittblumen sind nicht gestattet. Sie können vom Friedhofwärter ohne vorherige Mitteilung an den Nutzungsberechtigten entfernt werden. § 18 Grabmale. 1. Die Aufstellung eines Grabmales bedarf der Bewilligung der Gemeinde Virgen. 2. Grabmale müssen standsicher und dauerhaft errichtet sein. 3. Die Sockel sollen den bisherigen Sockelformen angepaßt werden und dürfen die folgenden Maße nicht überschreiten: Länge: 0,70 m, Breite: 0,20 m, Tiefe: 0,40 m. 4. Grabkreuze dürfen (mit Sockel) eine Höhe von 1,80 m, gehauene Steine eine Höhe von 1,00 m nicht übersteigen. Wird ein Kreuz nur auf die Umrandungssteine aufgesetzt, muß es mindestens 1,50 m hoch sein (ausgenommen Kindergräber). Der Querbalken des Kreuzes darf die Grabbreite von 0,70 m nicht überschreiten.


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Tiroler Karteneintrag: Einzelne Typen > Volkstypen >Allgemein > Originale > Tiroler Originale Granichstaedten Tiroler Heimatblätter Jg. 10 (1932) H. 11, S. 144–146; HB u. Z 1273 Exzerpt:

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Karteneintrag: Welzenbacher Christl Tiroler Tageszeitung, Nr. 25 (1958), S. 3.

Welzenbacher Exzerpt: »Eine junge Innsbruckerin gondelt rund um die Welt. Christl Welzenbacher auf Weltreisen. […] Drei junge Mädel sind in diesen Tagen von Zürich per Anhalter nach Genua abgereist, um rund um den Globus zu gondeln. Unter den drei unternehmungslustigen Mädel befindet sich auch eine junge Innsbruckerin, und zwar die Sprachstudentin und Tochter des verstorbenen Architekten Lois Welzenbacher, Christl Welzenbacher. […] Von Indien wollen die drei ›Globetrotterinnen‹ über Tibet nach Ceylon, Indonesien, die Philippinen nach Hongkong. […] Die drei Mädel haben schon in den Lappenzelten Nordschwedens geschlafen, in Marokko mit den Eingeborenen gelebt und sogar beim Kalifen von Tetuan und bei der Zigeunerkönigin von Granada ihre Aufwartung gemacht.«

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»1. Josef Untergasser, geboren 1832 in Klauses, gestor-ben daselbst am 4. März 1914, war 50 Jahre lang Nachtwächter und Totengräber in Klausen, diente wegen seiner originellen Tracht vielen Malern und Bildhauern als Modell und hieß beim Volke ›Tschetterer-Sepp‹. 2. Jakob Gilber, geboren 15. September 1825 in Ainet, gestorben 1. Februar 1917 in Leisach, war ein bekannter Bildhauer, der, 90 Jahre alt, noch lustig jodelte und sich dabei auf seiner ›Klampfen‹ flott begleitete. […] 6. Maria Faßnazer, geboren 28. Februar 1879 in Ridnaun bei Sterzing, gestorben daselbst am 4. Dezember 1917, wurde wegen ihrer Körpergröße ›Riesen-Mariedl‹ oder ›Ridnauner-Moidl‹ genannt. 7. Georg Kelderer, geboren 1856 in Bozen, gestorben daselbst am 11. November 1913, wurde ›Vorbeter Jörgele‹ genannt, weil er durch 30 Jahre sein Leben durch Almosen für das Vorbeten bei Begräbnissen fristete.«


im Hintergrund eindeutig steilwandiger ausgefallen – denkt man, bis einen die Inschrift, die er hinterlassen hat, eines besseren belehrt: „das gemel hat gemach sebastian maller purger zu luntz 1468.“ 10 Im üppig geschmückten Kircheninneren sind die Fresken des Südtiroler Malers Simon von Taisten (ca. 1460–1530) die zentrale Attraktion: Simon von Taisten hieß eigentlich Simon Marenkl, er stammte aus Taisten bei Welsberg im Gsieser Tal. Er war der Hofmaler beim letzten Görzer Landesherrn Leonhard und seiner Gattin Paola Gonzaga in Lienz. Die sehr gut erhaltenen, farbintensiven Fresken erzählen vom Leiden und Sterben Jesu und seiner Mutter Maria. Neben andern kleineren Themen sind die reizvolle Schutzmantelmadonna und der sellenvoll ruhig dreinblickende Hl. Sebastian zu erwähnen, den zwei ebenfalls abgebildete Armbrustschützen schon mit 21 Pfeilen durchbohrt haben. Taisten hat wohl als Knabe zumindest mit einer Steinschleuder geschossen; er wußte, daß nicht jeder Pfeil trifft: Der Baum, an den der Heilige gebunden ist, hat auch vier Treffer abbekommen. Freunde der sakralen Freskenkunst seien auf die an Ernst Nepo erinnernden Deckenfresken des Schwazer Malers Karl Rieder aus dem Jahr 1937 hingewiesen: Eine moderne Hl. Cäcila spielt in der Orgelempore der Virger Pfarrkirche. Als Kontrast kann man dann in der Kirche von Huben, 1924 /28 erbaut nach Plänen von Lois Welzenbacher, sehen, wie ein Künstler im Alter, nach dem Zeitgeist schielend, aus den Augen verlieren kann, wo seine Stärke liegt: Der älter gewordene Rieder wurde am Eigenen irre und verlor sich in farbiger Patzerei. Apropos Fresken: Eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art offeriert die Pfarrkirche von St. Jakob im

Defereggental11: Der Bruder des Schriftstellers Josef Georg Oberkofler, Johann Baptist Oberkofler (1895– 1969), war Priester und Maler. Von ihm stammt das große Deckenfresko im Langhaus (fertiggestellt 1935), das zeigt, wie die vier Erdteile, dargestellt durch Indianer, Afrikaner, Chinesen und Tiroler, Christus als König verehren. Es dürfte eines der ganz wenigen erhaltenen künstlerischen Bekenntnisse nicht nur zum Ständestaat, sondern gar zum Legitimismus sein, also zur Auffassung, nach der die Habsburger immer noch das legitime Staatsoberhaupt stellten: Zu ihrem Schöpfer aufblickend stehen beisammen der kürzlich seliggesprochene Kaiser Karl I., der damals gerade ermordete Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, Heimwehrführer Ernst Rüdiger von Starhemberg und der dubiose Emil Fey, der während der dramatischen Stunden des 25. 7. 1934 im von den Nazi-Putschisten besetzten Bundeskanzleramt herumgegeistert war, zu dieser Zeit Innenminister, danach Präsident der DDSG12 und am 16. 3. 1938 durch Selbstmord geendet.13 Der Punkt, wo unsere Linie das Defereggental schneidet, liegt ziemlich weit hinten im Tal, knapp hinter der Oberen Seebachalm. Im Gasthof Alpenrose in Erlsbach stärkten wir uns zunächst mit hervorragenden Schlipfkrapfen, die wir brüderlich mit einigen noch sehr jugendlichen Spatzen, die zutraulich auf dem Boden herumhüpften, teilten. Das Auto blieb bei der Oberhaus-Alm zurück. Von hier ging es in Gesellschaft einiger Wanderer und aller nur denkbaren Rinderrassen (hauptsächlich Fleckvieh, Grauvieh, Pinzgauer, Schwarzbunte und sogar ein paar Pustertaler Sprinzen waren dabei14) in Richtung Seebachalm. Man konnte hier beobachten, daß der Pinzgauer Ochse seinen breiten Stierschädel und den stämmigen Hals trotz Kastration bewahrt, wäh-

10 Sebastian Gerumer, dem auch die Fresken in der Franziskanerkirche zu Lienz zugeschrieben werden. 11 „Bis etwa 1548 gehörte St. Jakob zu Virgen. ‚Man erzählt, daß man die Leichen der im Winter Verstorbenen dort selbst, weil der Weg im Winter fast ungangbar ist, gefroren aufbewahren mußte, bis man sie im Frühjahr zum Begräbniß zur Pfarr hierher bringen konnte.‘“ (Virger Zeitung, 2002) Diese Geschichte wird auch über Hintertux und Galtür erzählt; möglicherweise soll sie zeigen, wie hart früher die Winter waren. 12 Das längste Wort im Deutschen, das auf diese Weise auch einmal den Weg ins Quart findet: Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. 13 Ausgezeichnete Charakterskizzen dieser Zeitgenossen (und dazu noch vieles andere Ausgezeichnete) findet man in Gordon BrookeShepherd, Österreich. Eine tausendjährige Geschichte. Übersetzt von Edith Haßlacher, Paul Zsolnay Verlag, Wien 1998.


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Karteneintrag: Bier Bier > Bierbrauen Verbot des Bierbrauens Innsbrucker Stadtratsprotokoll, 9. Nov. 1571. FB 1221 Exzerpt: »Am 9. November 1571. Sind einem ehrs. Rath zwei Befehle zugekommen, deren der eine daß man die Baugüter und Acker unbebaut nicht lassen soll, und der andere, daß man bei der Getreidetheuerung das Bierbrauen abstellen solle.« fol. 387 re+ve

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rend der Kopf des Fleckviehochsen dem einer Kuh gleicht. Die Anwesenheit der Ochsen – der „Almochsen“ – belegt, daß sich die werbliche Initiative der Fleischwirtschaft bis an die Basis durchgesprochen hat. Abgesehen von den Rindern müßte der Tannenhäher hier das markanteste Tier sein, denn das hinterste Defereggental prunkt mit Europas größtem geschlossenem Zirbenwaldgebiet15. Wir sahen aber keinen einzigen und hörten auch keinen; vielleicht legen Tannenhäher am späten Nachmittag eine Ruhepause ein. Die Seebachalm ist in Südtiroler Besitz, was man nicht nur daran merkt, daß auf dem Talweg ununterbrochen kleine staubige Autos mit Bozener targa16 talein und talaus rasen und weitere Unmengen Staub aufwirbeln. In Nord- und Osttirol versteht sich fast ein jeder Almeler auch als Wirt; der südtirolische dagegen ist nur Bauer, er grüßt keinen Wanderer, und ausgeschenkt wird auch nichts. An der Stallmauer der Alm kann man Jahreszahlen und rätselhafte Buchstabenkombinationen bewundern. Trotz drohenden Regens wagten wir uns im verschärften Schnellwanderschritt noch weiter talein. Dort liegt die berühmte Jagdhausalm auf etwas über 2000 Metern, „ein ‚Pueblo‘, wie wir nach erster Überraschung feststellen. Urplötzlich fühlen wir uns in eine fremde Welt versetzt, die in gesundem Rhythmus die Stille und den Frieden atmet.“17 Sie ist ebenfalls in Südtiroler Besitz. Vor einer der 16 steinernen Hütten weht eine rot-weiße Fahne. Vor dem Haus sitzen zwei von der Sonne halbgedörrte Männer und trin-

ken jeder ein Bierchen aus der Flasche. Möglicherweise handelt es sich hierbei um die Jausenstation, die die Wanderkarte vermerkt. Doch die zwei Aborigines machen eindeutig den Eindruck, als zögen sie es vor, das hier gelagerte Bier selber zu trinken. Mit Fremden sprechen auch sie nicht. Gesprächiger ist dann die Almerin, die wir ein paar Hütten weiter antreffen. In Frühling kommen 340 Stück Vieh und fünf Aufsichtspersonen mit dem LKW aus Rein18 zur Alm. Im Herbst dagegen gehen die Tiere zu Fuß nach Hause, nach einem Sommer im Gelände sind sie der Reise konditionell gewachsen. Früher, erzählt die Frau, waren im Sommer alle Hütten bewohnt und manche selbst über den Winter.19 Sie wundert sich selber, es müßte wohl hier heroben Wald gestanden sein, damit man Holz zum Heizen hatte. Jetzt befindet man sich hier eine Gehstunde über der Waldgrenze. Die Gebäude wirken zum Teil recht ramponiert. Es gibt, abgesehen vom Jagdschloß in Hinterriß, im ganzen weiten Bundesland Tirol kaum ein bemerkenswertes Bauwerk, das frank und frei dem Verfall entgegengeht, und den Betrachter befällt eine Art von mentalem Juckreiz: Da müßte man doch etwas dagegen tun.

Ende.

14 Nur die schottischen Hochlandrinder, die sich im Alpenraum immer größerer Beliebtheit erfreuen, fehlten hier ausnahmsweise. 15 Nach anderen Angaben Mitteleuropas bzw. der Ostalpen. Gibt es außerhalb von Mitteleuropa überhaupt Zirben? 16 Italienisch (auch südtirolerisch) für Autokennzeichen. 17 Walter Mair, Hohe Tauern – Südseite. Auswahlführer. Bergverlag Rudolf Rother, München 1981. 18 Vgl. Reisen auf Linie, Teil 4, Quart 4. Dort übrigens der „höchstgelegene Zirbenbestand der Ostalpen“. 19 Die Jagdhausalm hat eine bescheidene Kapelle, darin ist ein vergilbter Zettel angeschlagen: „Bischöfl. Ordinariat Brixen Brixen den 13. 5. 1955 An das Hochw. Pfarramt in Rain. Mit Reskript der hl. Pönitentiarie vom 6. des Monats n. 3765/55 wird hiemit das Indult, in der Jagdhauskapelle den Portiunkulaablaß zu gewinnen, auf weitere 7 Jahre verlängert. Dr. J. Untergasser Generalvikar“


Raumaufteilung


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Besetzung

Ernst J. Fuchs, Anras → Wien: Architekt. Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2000 Gründung von „the next ENTERprise – architects“ (mit Marie-Therese Harnoncourt). Lehraufträge: TU Wien, Universität für Kunst und Design Linz, Gastprofessur für experimentelle Architektur an der Universität Innsbruck. Preise: Preis für experimentelle Tendenzen in der Architektur 1996, Kulturpreisträger für Architektur des Landes Niederösterreich, Förderpreis für Architektur der Stadt Wien. Gebhard Grübl, Salzburg → Innsbruck: Mathematiker, Physiker. Seit 1990 Lehrbefugnis für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck (Ao. Univ. Prof.). Arbeitsschwerpunkte: Quantenfeldtheorie, Bohmsche Mechanik und mathematische Physik. Marie-Therese Harnoncourt, Graz → Wien: Architektin. Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2000 Gründung von „the next ENTERprise – architects“ (mit Ernst J. Fuchs). Lehraufträge: TU Wien, Universität für Angewandte Kunst Wien, Universität für Kunst und Design Linz. Preise: Preis für experimentelle Tendenzen in der Architektur 1996, Kulturpreisträgerin für Architektur des Landes Niederösterreich, Förderpreis für Architektur der Stadt Wien. Heinz D. Heisl, Hall → Hall und Zürich: Schriftsteller. Ab 1986 erste literarische Arbeiten. Stipendien und Preise: u. a. ReinhardPriessnitz-Preis (2000), Großes Stipendium des Landes Tirol (2002). Letzte Veröffentlichungen: u. a. „die paradoxien des herrn guadalcanal“, Haymon, Innsbruck (2000); „das oraltorium“, Haymon, Innsbruck (1998). Stefanie Holzer, Ostermiething → Innsbruck: Freie Schriftstellerin. 1989 –97 Herausgeberin der Literatur- und Kulturzeitschrift „Gegenwart“ (gemeinsam mit Walter Klier). „Gumping. Eine Chronik“, Neuauflage, Mandelbaum Verlag, Wien (2004). Mitherausgeberin des Bandes Johanna Felmayer: „Hubert Gerhard in Innsbruck und das Grabmal Maximilians des Deutschmeisters“ (erscheint Ende 2004 im Studienverlag, Innsbruck). Walter Klier, Innsbruck → Innsbruck: Freier Schriftsteller, Literaturkritiker, Essayist und Übersetzer. 1989–97 Herausgeber der Literatur- und Kulturzeitschrift „Gegenwart“ (gemeinsam mit Stefanie Holzer). Zuletzt erschienen: „Der Fall Shakespeare. Die Autorschaftsdebatte und der 17. Graf von Oxford als der wahre Shakespeare“ (bisher bekannt als „Das Sheakespeare-Komplott“), Verlag Uwe Laugwitz, Buchholz in der Nordheide (2004). Mitherausgeber des Bandes Johanna Felmayer: „Hubert Gerhard in Innsbruck und das Gabmal Maximilians des Deutschmeisters“ (erscheint Ende 2004 im Studienverlag, Innsbruck). Ulrich Ladurner, Meran → Hamburg: Journalist. Arbeitet als Auslandsreporter für die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“. Sein neues Buch ist soeben erschienen: „Tausendundein Krieg, Begegnungen am Persischen Golf“, NP-Buchverlag, St. Pölten. Bernhard Lang, Linz → Wien /dzt. Bamberg: Freischaffender Komponist. Ao. Prof. für Komposition der Kunstuniversität Graz. Zuletzt Uraufführung „Das Theater der Wiederholungen“ beim Steirischen Herbst. Teilnahme an wichtigen Festivals: Moskau Modern, Wien Modern, Darmstädter Ferienkurse, Donaueschinger Musiktage, Salzburger Festspiele, Wittener Tage für Neue Kammermusik etc. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Milena Meller, Innsbruck → Rum bei Innsbruck: Musikwissenschaftlerin. Journalistische Tätigkeiten für ORF, Tagespresse, Festival „Klangspuren“ sowie diverse Kulturzeitschriften wie „Das Fenster“, „Quart Heft für Kultur Tirol“. Arbeiten über Zeitgenössische Musik. 138/139

Walter Obholzer, Ebbs → Wien: Bildender Künstler. Seit 2000 Professur für Abstraktion an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, u. a.: Galerie Meyer & Kainer, Wien; Baumgartner Gallery, NYNY; Secession, Wien; House a/d Werft, Utrecht; Art Connexion, Lille; Kunsthalle Wien; Shanghai Modern Art Museum; Fondation Beyler, Basel. Hans Platzgumer, Innsbruck → München und Bodensee: Musiker, Komponist, Produzent. Musikstudium am Konservatorium Innsbruck und an der Wiener Musikhochschule. Gründet 1989 in New York „HP Zinker“, schließt sich 1995 den „Goldenen Zitronen“ an und beginnt parallel vielfältige Electronica zu produzieren. Seit 1997 in München und am Bodensee sesshaft, von wo aus er regelmäßig die meisten Erdteile mit seinen zahlreichen Projekten bereist (Queen Of Japan, Cube & Sphere, Shinto, Convertible, HP. Stonji etc.) und in verschiedensten Kollaborationen und unter zahlreichen Pseudonymen CDs, Platten, Soundtracks für Theater und Film, Hörspielarbeiten, Klanginstallationen oder Texte und Webdesign veröffentlicht. Gerald Preinfalk, Zulissen → Wien: Musiker. Saxophonstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Gaststudien u. a. am Berklee College of Music und am Conservatoire Romainville in Paris. Mitglied des Klangforum Wien. Im Bereich der klassischen und der zeitgenössischen Musik Zusammenarbeit u. a.: RSO Wien, Wiener Philharmoniker, Ensemble „Die Reihe“ Wien. Jazzprojekte in Zusammenarbeit mit: Vienna Art Orchestra, Motley Mothertongue (Christian Muthspiel), Nouvelle Cuisine, The Snow is dancing (Wolfgang Muthspiel), Saxofour, Elliot Sharp, Rodney Holmes, Terry Bozzio, Don Byron, Peter Herbert, Wolfgang Puschnig und Kurt Ostbahn. Hans-Koller-Jazz-Preis „Newcomer of the year“ (2001). Nikolaus Schletterer, Kufstein → Innsbruck: Bildender Künstler, Fotograf. Der Band „orte blicken landschaft“ (Archiv und Publikation über europäische Aussichtspunkte, Architektur und Landschaft) erschien 2003 in der Edition Fotohof, Salzburg. Seit 2004 Arbeit an einem Video- und Fotoarchiv als Ausgangspunkt zu einer Publikation über (Wasser-)Speicher. Rudolf Taschner, Ternitz → Wien: Mathematiker. Autor von „Der Zahlen gigantische Schatten“, Verlag Vieweg, Wiesbaden (2004), lehrt konstruktive Mathematik an der Technischen Universität Wien und leitet den „math.space“ im MuseumsQuartier Wien. Paul Thuile, Bozen-> Gargazon: Bildender Künstler. Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Seit 1998 Dozent an der Universität Bozen und Akademie für Design in Bozen. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, u. a.: Galerie Elisabeth und Klaus Thoman, Innsbruck; Galerie Heidi Reckermann Photographie, Köln; Galerie Photology, Mailand; Galerie Thomas Huber Régine Goueffon, München; Galeria d’Arte Moderna, Bologna; Stadtgalerie Bozen; NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, St. Pölten. Roman Urbaner, Sillian → Graz: Historiker, Lektor und Journalist. Herausgeber des E-Journals „eForum zeitGeschichte“. Arbeitet an einer Studie zur Tiroler Presse 1914 –18. Martin Walde, Innsbruck → Wien: Bildender Künstler. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, u. a.: Aperto, Biennale Venedig; Museum van Hedendagse Kunst, Gent; Biennale Istambul; Biennale Montreal; Secession, Wien; dokumenta X, Kassel; Villa Arson, Nizza; Salzburger Kunstverein; Tokyo Opera City Art Gallery, Tokyo; Fuchu Art Museum, Tokyo.


Quart Heft für Kultur Tirol

Herausgeber: Kulturabteilung des Landes Tirol Anschrift der Redaktion: Circus, Kochstraße 10, A-6020 Innsbruck, office@circus.at Abobestellungen und Anzeigen: Skarabaeus c /o Studienverlag, A-6020 Innsbruck, Amraser Straße 118 T 0043 (0) 512 / 39 50 45, F 0043 (0) 512 / 39 50 45-15, order@studienverlag.at, www.skarabaeus.at oder Skarabaeus c/o Studienverlag, I-39010 Frangart, Pillhof 25, T 0039 0471 / 63 39 29, studienverlag@tin.it Chefredakteur: Andreas Schett Stv. Chefredakteurin: Heidi Hackl Geschäftsführer / Verleger: Markus Hatzer Redaktionssekretariat: Carmen Ferrada Mitarbeiter dieser Ausgabe: Ernst J. Fuchs, Gebhard Grübl, Marie-Therese Harnoncourt, Heinz D. Heisl, Stefanie Holzer, Walter Klier, Ulrich Ladurner, Bernhard Lang, Milena Meller, Walter Obholzer, Hans Platzgumer, Gerald Preinfalk, Nikolaus Schletterer, Rudolf Taschner, Paul Thuile, Roman Urbaner, Martin Walde. Kuratoren: Othmar Costa, Karin Dalla Torre, Eduard Demetz, Georg Diez, William Engelen, Martin Gostner, Helmut Groschup, Franz Hackl, Hans Heiss, Gabriele Kaiser, Otto Kapfinger, Martin Kofler, Gustav Kuhn, Christoph Mayr-Fingerle, Walter Methlagl, Wolfgang Mitterer, Walter Niedermayr, Thomas Nußbaumer, Dominque Perrault, Wolfgang Pöschl, Robert Renk, Arno Ritter, Helmut Reinalter, Benedikt Sauer, Benno Simma, Gerhard Steixner, Vitus H. Weh, Lois Weinberger, Maria Welzig u. a. Konzeption und Gestaltung der linken Seiten: Circus. Büro für Kommunikation und Gestaltung, Innsbruck Recherche linke Seiten: Ellinor Forster, Patrizia Leimer, Bernhard Mertelseder Visuell-editorisches Basiskonzept: Walter Pamminger Farbkonzept: Peter Sandbichler – Die Reihenfolge der Farben in diesem Heft wurde gewürfelt (s. Heft 1/ 03) Grafische Realisation: Werner Deutsch, Michaela Wurzer / Circus Druckvorstufe und Druck: Alpina Druck GmbH & CoKG, Innsbruck Verwendung der Karte „Tirol – Vorarlberg 1:200.000“ auf den Seiten 108/109 mit freundlicher Genehmigung von Freytag-Berndt u. Artaria KG, Kartografische Anstalt. Sämtliche inhaltlichen Beiträge dieses Heftes sind Ersterscheinungen, Auftragswerke, Uraufführungen. Dank: an die Mitarbeiter der Bibliothek Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, an Armin Gattermaier und Dipl. Ing. Dr. Bernhard Hupfauf / Innsbrucker Kommunalbetriebe AG.



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