Quart Nr. 15

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Quart Heft für Kultur Tirol Nr. 15/10 E 13,–


Der Erste macht das Licht an.



INDEX Das Grafikbüro NORM hat die linken Seiten dieses Heftes gestaltet:

H

S. 130

Analyse / Texte 1 – 10 Der Lesetext der rechten Seiten wird mittels verschiedener digitaler und analoger Methoden analysiert. Aus den 48 rechten Seiten entstanden 11 Analysen und 37 Darstellungen.

T1

S. 16

Analyse / S. 17–21

T2

S. 22

S. 42

Analyse / S. 53–61

T5

S. 62

S. 72

Analyse / S. 73–83

T7

S. 86

Analyse / S. 87–91

T8

S. 92

Analyse / S. 123–131

Seite 4/5

D3

D4

D5 D6

S. 110

S. 24

S. 54

D14

S. 26

S. 28

S. 30

D15

D23

S. 56

Vergleich / Sonderzeichen S. 111–119

D24

D35

D25 D26

Vergleich / Ziffern (0–9) S. 17–131

Kombination / Vokale (ae, ea, ao, oa, …) S. 87–91

D16

D27

S. 60

D7

D18

D29

Vergleich / Durchschnittliche Satzlänge S. 17–131

Durchschnitt / Farbwert (%) S. 67

Liste / Alle Wörter S. 93–99

D8

D19

D30

D9

D10 D11

S. 68

Vergleich / Farbkanäle (CMYK) (%) S. 69

S. 46

D20

S. 70

Liste / Wörter mit x Zeichen Auswahl D10 S. 17–131

D31

Menge / häufigste Farbe (%) S. 71

Vergleich / Zeichen S. 111–119

D21

D32

S. 74

D22

S. 90

Menge / Druckfarbe S. 77

S. 94

S. 96

S. 98

S. 112

S. 114

Vergleich / Buchstaben (Aa–Zz) S. 111–119 S. 76

D33

S. 126

D37

S. 128

Vergleich / Grossbuchstaben S. 17–131

Längstes Wort S. 93–99

Menge / Druckfarbe S. 73–83

S. 48

S. 88

D28

S. 66

D36

Häufigkeit / Wörter mit x Zeichen S. 17–131

D17

Häufigkeit / Wörter Rang 1–10 S. 93–99

S. 44

S. 82

Kombination / Zeichen Rang 1–5 (en, ne, LZe, …) S. 87–91

S. 64

S. 124

Häufigkeit / Wörter Rang 1–10 S. 125

Vergleich / Sonderzeichen S. 17–131

Durchschnitt / Grauwert (%) S. 65

S. 34

S. 80

Verhältnis / Zeichen zu Leerzeichen S. 17–131 S. 58

D34

S. 118

Länge / Pfad aller Zeichen S. 79

Vergleich / . / ! / ? zu Wörter S. 17–131

S. 32

S. 78

Verhältnis / Zeichen zu Leerzeichen S. 17–131

Anzahl / Buchstaben (Aa–Zz) S. 17–131

Liste / Alle Wörter S. 17–131

S. 122

S. 50

Vergleich / Zeichen S. 17–131

Häufigkeit / Wörter Rang 1–10 S. 17–131

Analyse / S. 111–119

T10

D13

S. 20

Vergleich / Zeilen S. 17–131

Analyse / S. 93–99

T9

D2

Vergleich / Leerzeichen S. 17–131

Analyse / S. 63–71

T6

Längstes Wort S. 17–131

Vergleich / Ziffern S. 17–131

S. 52

D12

Vergleich / Bild und Text S. 1–140

Vergleich / Buchstaben (Aa–Zz) S. 17–131

Analyse / S. 43–51

T4

S. 18

Vergleich / Seiten S. 17–131

Analyse / S. 23–35

T3

D1

S. 116

Vergleich / Ziffern (0–9) S. 111–119


Inhalt

Markus Schinwald „Untitled“ Halotech Lichtfabrik NorM Inhaltsverzeichnis Markus Schinwald „Untitled“ Geschichten und Falten Stephan Hilpold über Markus Schinwald und den Akt der Verhüllung Stille mit Herzklopfen und Durst Fridolin Schley in den Fußstapfen des großen W. G. Sebald

1/140 2/3 4 5 6 –15

Siggi Hofer originalbeilage Nr. 15

84/85

Stand-Haft Die Statue in der Altstadt und was sie bewegt. Von Manuela Kerer 86–91 „Ein Einzelner kann recht haben.“ othmar Costa erzählt und Gunter Schneider hört zu. 92–99

16–21

Aufwachsgegend Schwarzweiß und nostalgiefrei: Georg Salner fotografiert im Paznaun.

100 –107

22–35

Landvermessung No. 3, Sequenz 2 Vom Krimmler Achental ins Zillertal. Carla Haas sieht die reichenspitze.

108–119

Eigenwerbung

120/121

restbestand Corinne L. rusch fotografiert Grand Hotels.

36– 41

Eine eigene Ewigkeit Der Sänger Dietrich Henschel sucht Gustav Mahler im Toblacher Schnee.

„Kopf, Herz und Hand, ein jedes schwillt“ Gerhard ruiss über den Häftling oswald von Wolkenstein 122–131

42–51

Höfle offsetdruckerei Hypo Tirol Bank

Brenner-Gespräch (5): „Yes und nice“ Stefan Zweifel im Gespräch mit dem Galeristen Thaddaeus ropac

132 133

Tirols Architekten und Ingenieurskonsulenten 134 Tirol Werbung 135 52–61

Gutachten. Diesmal: Die zweite Identität Vier Multiplikationen von robert Woelfl, Margret Wibmer, Götz Spielmann und Pauhof Architekten

62–71

Lichtverhältnisse am Berg Der Schriftsteller Christoph Peters und der Fotograf, der in die Kälte ging

72–83

Besetzung, Impressum

136/137

Mühlmann

138/139












T1 T1.1

T1.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

3 Seiten 1748 Wörter 11971 Zeichen (mit LZ) 10248 Zeichen (ohne LZ) 12627 Anschläge 1723 Leerzeichen 9913 Buchstaben 585 ABC 9328 abc 26 Ziffern 309 Andere Zeichen 24 Blindzeilen 48 Zeilenumbrüche 269 Zeilen

Seite 16 / 17

Anzahl

Anteil

LZ

1723

14.3%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

515 150 269 471 1675 119 235 391 854 6 124 378 177 975 199 75 0 678 593 641 327 71 111 15 9 95

4.3% 1.2% 2.2% 3.9% 3.9% 1% 2% 3.3% 7.1% 0% 1% 3.1% 1.5% 8.1% 1.7% 0.6% 0% 5.6% 4.9% 5.3% 2.7% 0.6% 0.9% 0.1% 0.1% 0.8%

ä ö ü

50 39 67

0.4% 0.3% 0.6%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

47 36 4 51 24 45 20 19 13 8 42 22 32 12 3 28 5 16 85 14 8 19 18 3 0 11

0.4% 0.3% 0% 0.4% 0.2% 0.4% 0.2% 0.2% 0.1% 0.1% 0.3% 0.2% 0.3% 0.1 0% 0.2% 0% 0.1% 0.7% 0.1% 0.1% 0.2% 0.1% 0% 0% 0.1%

Ä Ö Ü

3 3 1

0% 0% 0%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

3 8 0 1 0 0 2 3 2 7

0% 0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0.1%

Analyse S. 17–21

, . - ß : ? ( ) & # / > $ % + < @ * [ \ ] ^ _ „ ‚ { | } ¡ ¢ £ ¤ ¥ ¦ § © ª « ¬ ® ° ± ² ³ µ ¶ ¹ º » ¼ ½ ¾ ¿ À Á Â Ã ; Å Æ Ç È É Ê Ë Ì Í Î Ï Ð Ñ Ò Ó Ô Õ × Ø Ù Ú Û

126 110 12 12 7 3 3 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1% 0.9% 0.1% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

= Ý Þ à á â ã å æ ç è é ê ë ì í î ï ð ñ ò ó ô õ ! ÷ ø ù ú û ý þ ÿ ZU

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

48

0.4%

T1.3

T1.5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

562 186 273 522 1699 164 255 410 867 14 166 400 209 987 202 103 5 694 678 655 335 90 129 18 9 106

5.8% 1.9% 2.8% 5.4% 17.5% 1.7% 2.6% 4.2% 8.9% 0.1% 1.7% 4.1% 2.2% 10.1% 2.1% 1.1% <0.1% 7.1% 7% 6.7% 3.4% 0.9% 1.3% 0.2% <0.1% 1.1%

Wort/Wörter

die der und in von den das schinwald ein er ist sich eine mit auf des zu als auch nicht um für sind wie sie es einen schinwalds

Anzahl ↓

97 59 37 35 30 25 23 19 19 19 19 17 17 17 15 15 14 14 13 13 13 13 13 12 11 11 10 10

T1.4 T1.6 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

(Erstes und letztes Wort im Alphabet)

Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

126 471 180 211 138 264 92 87 82 57 53 26 15 9 4 3 6 4 2 0 2 1

Abfolge zwölf

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Geschichten und Falten

Über Markus Schinwalds Arbeit für Quart. Von Stephan Hilpold Einer der ältesten Texte über Malerei beschreibt einen Wettstreit im antiken Griechenland zwischen Xeuxis und Parrhasios und geht so: Xeuxis hatte so realistische Trauben gemalt, dass die Vögel herbei flogen, um die Früchte anzupicken. Das spornte den Eifer von Parrhasios an, der daraufhin einen Vorhang malte. Als Xeuxis das fertige Bild sah, bat er Parrhasios, den Vorhang beiseitezuschieben, damit er das Bild betrachten könne. Da erkannte er seinen Fehler und gab bereitwillig seine Niederlage zu. Er selbst hatte zwar die Vögel, Parrhasios aber ihn selbst getäuscht. Spricht Markus Schinwald über seine jüngste, für Quart geschaffene Arbeit, dann kommt er auf diese Geschichte aus der „Historia Naturalis“ von Plinius des Älteren zurück. In der Antike waren Wettkämpfe unter Künstlern nichts Seltenes. oft ging es dabei um die Frage, wer die Natur am wirklichkeitsgetreuesten darstellen könne. Eine Frage, die heute in der Kunst niemand mehr stellt. Auch Markus Schinwald nicht. Der in Wien lebende Künstler ist unter anderem für seine Aneignung von Bildern bekannt, in denen die Frage nach der Wirklichkeitstreue zentral ist. Wuchtige Ölschinken und kleine Lithografien aus dem 19. Jahrhundert versieht er mit Zusätzen. Mal sind es Lederbänder, die er über den nackten, muskulösen rücken eines Mannes spannt, mal mysteriöse Plastikaufsätze, die das halbe Gesicht bedecken, mal sind es bauschige Tücher, die er über das Haupt einer porträtierten Kauffrau wickelt. Arbeiten wie die letztere stehen auch am Anfang der Konzeption seiner Kunststrecke für Quart. Um das zu verstehen, muss man ein wenig ausholen. „Mit alten Bildern und Lithografien zu arbeiten“, sagt Schinwald, „ist wie eine Fremdsprache zu sprechen. Erst in einer Fremdsprache kann man manchmal Sachen sagen, die man in der eigenen Sprache nicht artikulieren kann.“ Schinwalds Fremdsprache

sind die Lithografien von Josef Kriehuber (1800– 1876), einem der gesuchtesten und bestbezahlten Wiener Porträtisten in der Zeit des Biedermeier. Von ihm sagte man, dass er die Männer bedeutender und die Frauen schöner darstellte, als sie in Wirklichkeit waren. Heute ist er genauso vergessen wie die Menschen, die er porträtierte. Genau deswegen hat ihn sich Schinwald ausgesucht. „In Kriehubers Lithografien geht es um die dargestellten Personen, nicht um den Maler. Allerdings kenne ich die Personen nicht. Das erzeugt eine Distanz, die meine Arbeiten erst ermöglicht.“ Die auf breiten Polstermöbeln thronenden oder steif am Kaminsims stehenden Honoratioren bearbeitet Schinwald am Computer so lange, bis sie nur mehr von Falten und rüschen umgeben sind. Die Gesichter sind zur Gänze verhüllt. Nur hie und da blicken ein oder zwei Hände aus den Textilien hervor. Diese Praxis hat der 1973 im barocken und alles andere als rüschen-feindlichen Salzburg geborene Schinwald schon des Öfteren angewendet. Anders als bei jenen Porträts, die er mit eigenartigen, Prothesen-artigen Gebilden versieht, geht es ihm hier nicht darum, einen Mangel zu beheben, indem er etwas hinzufügt, sondern um den Akt der Verhüllung. Ein Vorgang, der in unserer Kultur von vielfältigen religiösen, moralischen und sexuellen Bedeutungsfeldern durchwoben ist. Wobei Schinwald sich auf einen Aspekt konzentriert: „Mich interessiert, inwieweit das Verhüllte das Nichtverhüllte betont.“ Im Falle der bearbeiteten Lithografien sind dies die weiten Capes, die kuppelförmigen röcke in Form einer Tischglocke oder die trichterförmigen Pagodenärmel. All diese Kleidungsstücke eint ein Detail: die Falten, die sie werfen. Ihre Struktur bestimmt die Dynamik der Bilder, sie verwischen die Grenzen des Körpers und erschaffen neue. Die Entität des Körpers wird durch die Faltenwürfe außer Kraft gesetzt.


D1

Bild

Seite 18 / 19

Text

Analyse S. 1–140

Datensatz H1.1

Vergleich Bild und Text


„Wenn man will,“ erklärt Schinwald, „lässt sich die Geschichte der Kunst als die Geschichte der Falte erzählen.“ Diese, könnte man behaupten, beginnt bei den Faltenwürfen des Vorhangs von Parrhasios und jenen der altrömischen Togas, erreicht einen Höhepunkt in den überbordenden rüschen des Barock und rokoko und endet in den Leinwandschnitten eines Lucio Fontana. In der Falte offenbart sich die Meisterschaft eines Malers – und dessen Fähigkeit, mit ihrer weitläufigen Metaphorik umzugehen. „Man muss nicht die Psychoanalyse bemühen, um die versteckten Bedeutungen der Falte zu erkennen.“ Eine Falte ist ein sexuelles Symbol, sie steht genauso für die Vulva wie für den Geburtsvorgang. Nicht von ungefähr spielt die Falte im Denken der Poststrukturalisten eine herausragende rolle. Gilles Deleuze etwa hat ihr ein ganzes Buch gewidmet. Markus Schinwald hat zur Falte aber noch einen ganz eigenen Zugang, und zwar jenen über die Mode. Dort liegen die Ursprünge des Absolventen einer Linzer Modeschule. Das 1997 geschaffene „Jubelhemd“, in dem der Träger nicht anders kann, als seine Arme zum Jubilieren (oder Kapitulieren) zu erheben, gilt als eines der ersten Werke Schinwalds. Es folgten Schuhe, in denen der Träger nicht gehen kann, später auch Fotostrecken mit Artisten in Modemagazinen. In all diesen Arbeiten ging es Schinwald weniger um die Kleidung an sich als um ihre Bedeutung für den Körper. Wie verändert sie uns? Ist sie eine bloße Hülle oder ein Gerüst? Und inwiefern sind die Spuren von Kleidung an unseren Körpern ablesbar? Fragen, die sich bei den von Schinwald bearbeiteten Lithografien, in denen Textilien eine so maßgebende rolle spielen, natürlich auch stellen. Insbesondere da die den Arbeiten zugrunde liegenden Bilder aus dem 19. Jahrhundert stammen, einer Zeit, die für einen besonders restriktiven Umgang mit dem Körper steht. Gleichzeitig ist das 19. Jahrhundert aber auch ein Zeitalter der Pornografie. „Es gibt aus dieser Zeit Marien-Darstellungen,“ sagt Schinwald, „die haben die Form einer Vulva.“ Die bürgerlichen und religiösen Konventionen der Zeit schufen ein Klima, in dem nur hinter vorgehaltener Hand über den Körper

gesprochen wurde. Das praktizierte man dafür – wie der französische Theoretiker Michel Foucault gezeigt hat – umso intensiver. Die Falte, um die Schinwalds Denken kreist, ist genau dafür ein Symbol: Sie steht für eine Kultur des Verbergens und Versteckens – für eine Kultur der sexuellen Anspielungen, die ihren Gegenstand aber nie beim Namen nennen darf. Aber kehren wir zu dem Cover und den sechs von Schinwald geschaffenen Doppelseiten für dieses Heft zurück. Auf ihnen ist auf den ersten Blick nichts von den Biedermeier-Bildern zu sehen, von denen bisher die rede war. Wie Bleistiftschattierungen ziehen sich Schlieren über den Falz der Seiten, manchmal verdichten sie sich an einem Punkt, meist in der Mitte der Seite. Auf anderen Doppelseiten hat Schinwald „schwarze Löcher“ auch abseits des Falzes geschaffen. Was man wissen muss: Die Schattierungen in der Mittelfalte der Seiten und die „schwarzen Löcher“ sind Details aus Schinwalds Bearbeitungen von Kriehubers Biedermeier-Porträts. Außer auf der Titelseite sind keine Einzelheiten der Bilder mehr erkennbar. Sie wurden in einzelne graphische Bestandteile aufgelöst. Das Cover zeigt dagegen in der oberen linken Ecke eine Hand, die sich ein Stück Stoff krallt. Die Hand deckt gewissermaßen das Geheimnis des Heftes auf. Während Schinwald in seinen Biedermeier-Lithografien einen Akt des Verhüllens zeigt, stellt er an den Anfang des Heftes einen Akt des Enthüllens. Das ist natürlich durch und durch ironisch gemeint, genauso wie die Aussage Schinwalds, dass es sich bei dem von ihm gestalteten Quart um ein „perverses“ Heft handle. Die sexuellen Anspielungen sind auf den zwölf Seiten kaum zu übersehen. Falten und Löcher dominieren das Innere eines Heftes, das sehr minimalistisch und abstrakt gehalten ist. Die Details aus den Bildern sind nicht mehr zuordenbar. Die Funktion von Schinwalds Eingriffen


D2

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Datensatz T1.1; T2.1; T3.1; T4.1; T5.1; T6.1; T7.1; T8.1; T9.1; T10.1

Vergleich Seiten

T10

Seite 20 / 21

Analyse S. 17–131


in das Heft ist, die vorhandenen Blattstrukturen zu betonen. In erster Linie natürlich jene des Mittelbugs. „Die meisten Künstler, die in der Vergangenheit für Quart gearbeitet haben, haben schlichtweg vergessen, dass es sich dabei um eine Zeitschrift handelt. Ihre Kunstwerke hätten auch an einer Wand hängen oder in einem raum stehen können,“ erklärt Schinwald. Seine jetzige Arbeit funktioniert stattdessen ausschließlich in der charakteristischen Struktur eines Magazins. Genauer gesagt: Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der grundlegenden Struktur von Zeitschriften und Büchern. Und Schinwalds Mittel sind – richtig – Falten und Löcher. Damit schließt sich ein Kreis, der eine ganze reihe von Fragestellungen beinhaltet. Ästhetischer, psychoanalytischer, sexueller und literarischer Natur. Eine Ästhetik der Fülle, die Schinwald in den von ihm bearbeiteten Lithografien noch verstärkt, wird in das Feld äußerster reduktion transportiert. oder anders gesagt: Die opulenz der rüschen trifft auf die Kargheit eines weißen Blattes Papier. Um Schinwalds Kunststrecke näher zu erkunden, ist es sinnvoll, einen weiteren Exkurs zu machen. Als der Künstler im vergangenen Jahr das Kunsthaus Bregenz mit einer großen Ausstellung bespielte, stand dabei an zentraler Stelle das Prinzip der Spiegelung. Auf drei Stockwerken hatte Schinwald unterschiedliche räume installiert, in denen kurze Sitcoms gedreht wurden. Im ersten Stock, der mit Schinwalds eigenen Prothesen-Ölgemälden behängt war, waren die räume selbst gespiegelt, im zweiten Stock arbeitete er mit gespiegelten Personen, der dritte Stock war mit Spiegeln vollgestellt. Die Kameras, mit denen er die dort agierenden Turner filmte, filmten sich teilweise also selbst. Ein Prinzip, das im Film, der seine eigene Machweise am liebsten vollständig verschleiert, verpönt ist, und die verstörende Natur dieser KunstSitcom noch einmal verstärkte. Ein Spiegel fordert nicht nur zur Auseinandersetzung der Protagonisten mit sich selbst auf, sondern auch der Betrachter. Die kleinen Verschiebungen sind es dabei, die veränderten Blickwinkel und Unregelmä-

ßigkeiten, die ins Auge stechen. Die Vertrautheit mit der eigenen Umwelt und mit sich selbst ist plötzlich dahin. Nichts anderes passiert auch in der Kunststrecke, die Schinwald für dieses Heft konzeptioniert hat. Die Leere der Seiten wirkt unheimlich. Die Doppelseiten ähneln einem Spiegelkabinett. Nicht von ungefähr bezeichnen Zeitungs- und Buchmacher die Abfolge von Seiten auch als „Blattspiegel“. Dass sich die aufgeschlagenen Seiten wie ein Spiegel zueinander verhalten, vergisst man allzuoft. Auch die Trennlinie, die zwischen den Seiten steht. Selbst bei Hochglanzheften, die mit ausladenden Bilderstrecken arbeiten, ob Kunst, Mode, Design oder Architektur, wird der Falz oft nur als notwendiges und lästiges Element behandelt. „In Wahrheit ist er ein harter Bruch, der die Seite in zwei teilt, und Bildern, die über die Doppelseite gehen, ein verstörendes Element hinzufügt“, sagt Schinwald. Nahe liegend ist der Gedanke an die Schlitze in der Leinwand, mit denen Lucio Fontana arbeitete. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf das Arbeitsmaterial von Künstlern. Eine ähnliche Sexualisierung wie Fontana betreibt auch Schinwald, der vom Falz (im Gegensatz zum Buchrücken) ironisch als „Bucharsch“ spricht. Er fügt den Schlitzen und Falten noch ein weiteres Element hinzu. Auf manchen Seiten haben die Details aus Kriehubers verformten Porträts die Funktion von Löchern. Wie Falten, die den Zugang zu verborgenen Schichten anzeigen, signalisieren Schinwalds schwarze Löcher auf dem weißen Papier eine geheimnisvolle Tiefe. Marcel Duchamp hat Mitte der 1960er Jahre Abgüsse von Waschbecken-Stöpseln hergestellt – genauso wie Abgüsse von Vaginas. Auf sie bezieht sich Schinwald dezidiert. Die De-Kontextualisierung, die Duchamp mit seinen ready-Mades betrieb, ist eine Strategie, die auch Schinwald nicht fremd ist. Sein Anliegen ist die Bewusstmachung von Strukturen, die als selbstverständlich angesehen werden – ob von Körpern, die als natürlich ausgegeben werden, oder von Druckwerken, die tagtäglich konsumiert, aber selten näher angesehen werden.


T2 T2.1

T2.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

7 Seiten 5429 Wörter 35967 Zeichen (mit LZ) 30566 Zeichen (ohne LZ) 37560 Anschläge 5401 Leerzeichen 29675 Buchstaben 1500 ABC 28175 abc 72 Ziffern 819 Andere Zeichen 27 Blindzeilen 54 Zeilenumbrüche 750 Zeilen

Seite 22 / 23

Anzahl

Anteil

LZ

5401

15%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

1519 476 1079 1359 4905 453 755 1476 2223 31 347 1060 760 3151 657 142 1 2046 1557 1598 1144 208 372 5 9 312

4.2% 1.3% 3% 3.8% 13.6% 1.3% 2.1% 4.1% 6.2% 0.1% 1% 2.9% 2.1% 8.7% 1.8% 0.4% 0% 5.7% 4.3% 4.4% 3.2% 0.6% 1% 0% 0% 0.9%

ä ö ü

153 77 217

0.4% 0.2% 0.6%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

96 80 8 53 48 101 85 86 45 26 96 51 70 49 25 41 1 47 228 66 18 32 105 0 1 42

0.3% 0.2% 0% 0.1% 0.1% 0.3% 0.2% 0.2% 0.1% 0.1% 0.3% 0.1% 0.2% 0.1% 0.1% 0.1% 0% 0.1% 0.6% 0.2% 0% 0.1% 0.3% 0% 0% 0.1%

Ä Ö Ü

3 2 3

0% 0% 0%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

8 23 10 9 6 2 2 0 3 9

0% 0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Analyse S. 23–35

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(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

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Anteil

1615 556 1087 1412 4953 554 840 1562 2268 57 443 1111 830 3200 682 183 2 2093 1785 1664 1162 240 477 5 10 354

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T2.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

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Anzahl ↓

402 1545 563 699 542 368 287 218 214 172 113 74 30 26 15 22 3 5 3 1 1

Wort/Wörter

und der die in ich den von dem zu des auf wie als ein das sich im mich mit an nicht eine sie es noch nach war so aus einem über er nur einer mir für zum am auch vor durch bis unter mehr dass ihr um zur eines ist immer hatte

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T2.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abdrücke zögen

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

Anzahl

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Stille mit Herzklopfen und Durst W. G. Sebald (1944–2001) legt im vierten Abschnitt seines Buches „Schwindel, Gefühle“ unter dem Titel „Il ritorno in Patria“ zu Fuß den Weg vom oberjoch – dem Übergang Tannheimer Tal ins Allgäu – nach Wertach zurück, wo er aufgewachsen ist. Fridolin Schley auf der Spur des großen Schriftstellers: ein Nachreisebericht.

Bei uns in Wertach treffen Sie immer wieder auf Kapellen, Wegkreuze und religiöse Bildstöcke. Zeichen, dass die Wertacher immer schon auf Gott ihr Vertrauen setzten, dass Er ihnen wichtig war in Freud und Leid; denn Wertach hat auch viel Leidvolles erlebt. In den letzten 500 Jahren ist der Ort samt Pfarrkirche fünfmal abgebrannt. Zweimal überzog die Pest den Ort mit Schrecken und Leid. Broschüre Wertacher Pfarrkirche St. Ulrich

Vielleicht hätte ich mich nicht an einem 13. auf die Suche nach S. machen sollen, schon gar nicht an einem Freitag. Aber es war November, wie an dem Tag 22 Jahre zuvor, als S. diesen Weg ging, und auch die Ziffer 13 schwebt als flammendes Fanal über seinem Werk. Gut bekommen ist sie seinen Figuren meist nicht. Henri Beyle, so schreibt S., befindet sich im Herbst des Jahres 1813 in anhaltend elegischer Stimmung, der zurückliegende russlandfeldzug Napoleons sucht ihn nächtens heim, im Fieber verwirren ihm Bilder des großen Brandes von Moskau die Sinne und Mal um Mal sieht sich Beyle auf dem Gipfel eines Berges, abgeschnitten von aller Welt und umgeben von den Flammen, die ringsum aus den Dächern der Häuser schlagen. Kafka ergeht es kaum besser; im September 1913 schickt S. ihn auf die Badereise nach riva, wo es ihm meist äußerst unwohl ist und er sich beim Blick aus dem Fenster des Öfteren wünscht, drei Stockwerke tiefer zerschmettert zu liegen. Salvatore, des Erzählers Freund aus Verona, liest nicht zufällig die Erzählung „1912 + 1“ von Leonardo Sciascia; 1913, das Unglücksjahr, das nicht benannt sein darf, das Jahr, in dem Luisa Lanzberg ihren Verlobten verliert und Ambros Adelwarth, der ausgewanderte Großonkel von S., mit seinem Geliebten Cosmo auf eine reise nach Jerusalem geht, von der sie gesund nicht heimkehren werden. 1913 wendet sich die Zeit, der Große Krieg schickt seine Boten voraus, und wie eine Natter durchs Gras läuft der Funken die Zündschnur entlang. Die 13 leuchtete S. auch den Erinnerungsweg in seine Kindheit. Die Erzählung von der rückkehr in die Heimat mündet in eine Untergangsvision; die letzte Zeile besteht nur aus einer Zahl: 2013. Seinen Aberglauben wollte sich S. nicht nehmen lassen, wie überhaupt das „Aber“ die Triebkraft sei-

nes Schaffens war, das zwischen Kunst und Wissenschaft nicht unterschied und eins wurde unter dem Zeichen des Widerstands, des Widerwortes. Er, der in der Kindheit noch seinen Großvater ehrfürchtig den Hut vor einem Hollerbusch hatte ziehen sehen, suchte Zugang zur Sprache des Aberglaubens, zu einer uns verschütteten ordnung unterhalb der oberfläche der Vernunft; im Aberglauben fand er eine demütige Geste der Diskretion, die dem Schreiben viel von seiner Würde zurückgibt, einer Würde des Festhaltens an verlorenen Positionen, dem Untergegangenen, dem Vergessenen und Unheimlichen. Die „Heimat“ war ihm unheimlich unter all der Patina des Begriffs, er wagte sie nur in einer Fremdsprache anzurufen: Il ritorno in Patria. Herkunft braucht immer die Distanz und die Illusion des Zurückkommenden, den Blick aus der Ferne, um zur Heimat zu werden. Sie entsteht erst im Moment des Verlusts, noch in der Abkehr gibt sie dem Niemandsland einen Namen, selbst in der Vertreibung, selbst in der Flucht. In oberjoch, das mir ein auskunftsfreudiger Sandler mit Tiroler Hut in kaum verständlichem Dialekt als das höchstgelegene Bergdorf Deutschlands anpries, blickte ich weit über das von Sonne geflutete Tannheimer Tal, das S. einst so unwirtlich empfangen hatte. Noch auf der nächtlichen Anreise hatte ich in seinem Buch gelesen, wie ihn an gleicher Stelle eine dunkle Wolkendecke niederzudrücken drohte und lichtlos und verlassen nicht das geringste sich hier gerührt hatte, wo ich selbst nun umgeben war von ankommenden oder davonrollenden Autos auf der im Tal sich verlierenden Straße, vom Gebimmel eines mobilen Souvenirstandes und den verschiedenen Sprachen eifrig schwatzender Wandersleute, die, ausgerüstet mit nietenverkleideten rucksäcken, allwettertauglicher Funktionskleidung und silbern verspiegelten Sonnenbrillen irrlichternd ihre Aluminiumstöcke beidseitig in die feuchten Moorwiesen rammten. Ich wünschte mir Nebel herbei, in den sie hineinsteigen und verschwinden könnten, und war dankbar, dass S. dieser Anblick erspart blieb. Ich hatte Durst. Als wären es meine eigenen Erinnerungen, und nicht Zeilen und Buchstaben, die hier getrogen hatten, fürchtete ich schon jene Schwindelgefühle, von denen S. so oft berichtet hat, in mir aufwallen und mich niederstrecken, und ich drehte mich, wie


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ich es als Kind in den Bergen oft getan habe, langsam zu allen Seiten, die Hand ausgestreckt in die vor mir sich dehnende und mit den Augen nicht zu vermessende Weite. Als Junge habe ich immer geglaubt, den Schnee auf den entfernten Wipfeln wie Sahne mit dem Finger abstreifen zu können, so unbegreiflich war mir der gewaltige offene raum. Lange Zeit haben mir die Berge Angst gemacht. Und dann war da eine Wüste und Ödnis, durch deren Täler der Wind den Staub trieb der Steine. Die Natur, für S. ist sie das vor uns aufgeschlagene Buch der Geschichte. Wie ein kosmischer Friedhof wuchert und gedeiht sie auf uns Moribunden, die wir an ihr ein Wirtstier haben, in ihr sind die Evolution und das ephemere Dasein des Einzelnen gleichermaßen aufgehoben. Was können angesichts ihres Gleichmuts unsere Wahrheiten anders sein als erfunden, und was des schwarzen Hundes rastlose Spurensuche anderes als eine nicht sterben wollende Hoffnung, dass die Abdrücke, welche die Völker auf ihren Wanderungen hinterlassen, endlich zu Mustern sich schließen, aus denen ein Sinn ablesbar würde. Was ist noch Kunst, was ihr Grund, wenn das Leben zerfällt, fragte S.; Wege durch die Natur sind ihm abschüssige Bahnen durch Verlusträume, in denen ein unergründlicher Bastler haust, in der Natur muss er verlorengehen, alles nimmt ab in ihr, niemand weiß, wo es hinausgeht und die einzige Erlösung im Leben ist jene vom Leben. Über dem Studium der Karte beruhigte ich mich wieder. Minutenlang senkte und hob ich den Kopf, nieder zu meinem Faltplan und hinauf zur Landschaft, um den Namen darauf Späne von Wirklichkeit zuzuordnen, dem rehbichler Wald seine schwarzblauen Fichten, dem Heuort Pfronten seinen barocken Glockenturm. Krummenbach, Unterjoch, Enge Plätt und Pfeiffermühle hatte ich mir in S.’ Buch angestrichen und verband die entsprechenden Stellen auf der Karte nun mit einem Stift zu einer grob skizzierten route, fragte mich aber angesichts der heillos einander durchkreuzenden Pfeile, Markierungen und Notierungen, ob mein Gekritzel auch nur den geringsten Wert ergäbe oder ob es mich nicht eher um den letzten rest meines von Kindheit an verkümmerten orientierungssinns brächte. Ich verstaute den Plan in der Innentasche meines viel zu leichten Herbstmantels und suchte Mut darin, dass auch S., soweit ich wusste, beim Wandern stets nur seiner Nase gefolgt war und sich dem schnüffelnden Hund, der instinktsicher, mal links, mal rechts ausreißend und doch immer wieder auf den geraden Weg zurückfindend,

seiner Fährte durchs hohe Weizenfeld folgt, näher fühlte als den meisten Exemplaren des sogenannten modernen Menschen. Natürlich ist der Hund das traurigste aller Tiere. Nicht umsonst brechen im August (jenem Monat, in dem S. seine südenglische Wallfahrt antrat), wenn die Hitze den Tagen das Leben ausdörrt, die Hundstage an, und als Hundsstern ist auch der Saturn bekannt, unter dessen Zeichen die Melancholiker geboren werden. Ein Tier ist der Mensch, schreibt S., in tiefe Trauer gehüllt, in einen schwarzen Mantel, mit Pelzwerk gefüttert. Etwa einen Kilometer unterhalb von oberjoch folgte ich am verwaisten Grenzwieslift einem Wegweiser richtung Alpsteigtobel und gelangte über die obere Tiroler Salzstraße zur alten Zollstation am Pass. Ich ging für Stunden allein, ich kann nicht sagen, wie lange. Im Bachlauf, den ich zuvor bei Schattwald noch in den enttäuschend wenig Wasser tragenden Vilsfall hatte münden sehen, spiegelte sich der Gipfel des Tobel, der S. seinerzeit so bedrohlich überragt hatte, und wie damals wehte der Wind feine Güsse aus Tropfwasser von den schwarzgrünen Kronen der bald hundert Jahre alten Fichten. An einer vom Sturm entwurzelten, blattlosen Buche, auf deren feuchtem Geäst ein letzter Sonnenschein lag, machte ich rast, aß das in meinen Taschen schutzlos verstaute und halb zerdrückte obst und blätterte noch einmal in S.’ Aufzeichnungen, die, je öfter ich sie las, umso schwerer zu entziffern für mich waren, als fielen sie langsam zurück in ein vorzeitliches Stammeln oder in die unheimliche Sprache eines noch unentdeckten Landes. All das hat er gesehen, dachte ich, und auch wenn die untere Hälfte des Tobels fast ausgeholzt und durch neu angelegte Holzwirtschaftstrassen verunstaltet war, horchte ich hinein in mich, ob die von der Natur mühelos vollzogene Vernichtung der Zeit mich S. näherbrachte. Doch so sehr ich auch versuchte, seinem Blick durch die endlos hinaufragenden Bäume bis in den langsam sich verfinsternden Himmel zu folgen, so schwer ging mich mit einem Mal die Gewissheit an, dass ich mich einem längst vergangenen Leben aufdrängte. In zunehmendem Maße verspürte ich ein Gefühl der Beklemmung in meiner Brust, und es war mir, als ob das modrige Wurzelwerk, auf dem ich saß, nach meinen Knöcheln tastete und Moos in meine Haut sich fraß. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft gefunden hätte aufzuspringen, oder ob ich mich nicht eher ganz der Furcht überlassen hätte (und der Neugier, ihrer schönen Zwillingsschwester), wenn nicht plötzlich ein reiter wie aus dem Nichts auf dem Weg aufgetaucht wäre, ein zwergwüchsiger Tatar mit roter Kopfbinde und einer weißen gekrümmten Feder dar-


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in, und im Galopp auf mich zugehalten hätte, so dass ich den hämmernden Hufen der hellbraunen, an Nüstern und rücken weißgescheckten Stute nur ausweichen konnte, indem ich mich rückwärts vom Stamm und in den unter mir schmatzenden Morast fallen ließ. Für einen kurzen Augenblick fühlt sich Fallen an wie Fliegen. Diese Sehnsucht in seinen Zeilen nach dem Fliegen, nach dem Schwerelosen, Flüchtigen; immer wieder der Blick von oben hinab, aus weiter Ferne und zugleich so nah; wie ein rochen schwebt in der Tiefe des Meers, schreibt S., so glitt ich lautlos, kaum einen Flügel rührend, hoch über die Erde hin. Seine Sehnsucht nach Wasser, nach Steinen, nach dem Anorganischen als der geheimen Zielform des Lebens, jenseits aller Zeitlichkeit, als erhoffte er sich dort die Erlösung von einer Schuld, von dem schuldhaften Wunsch, die Schönheit der Natur zu bannen im Blick des Betrachters, der sie im Anschauen schon unterwirft, sie verewigt im Stillleben, als utopische nature morte, als poetischen Katalog der letzten Dinge. Nach der Natur zu schreiben, ihr nach- und sich ihr einzuschreiben, bedeutet bereits, sie zu überwinden im Nachruf. Von tiefer Azurbläue war nun der Himmel, zu dem ich, noch immer in der kalten Fäulnis liegend, aufsah, lehmig mein Hinterkopf, nass die Kleidung, über mir hing wie Efeu der regen des Morgens an den Ästen. Blätter rauschten im Wind, als loderten sie in Flammen. Kein Geräusch mehr von dem ross, und ich horchte, als wollte ich es zurückkehren hören und sein Werk vollenden und ihm schwarze und rote Häher folgen sehen, Krähen und stelzenbeinige Vogeltiere, die mit reißenden Schnäbeln und menschlichen Händen schreiend an meinen Gedärmen zerrten. Im undurchsichtiger werdenden Dunst zwischen Bäumen und Wiese richtete ich mich auf, ich konnte nicht sagen, wieviel Zeit vergangen war, und stützte mich auf dicke Polster aus Moos. Fast war ich daran, tiefer einzubrechen in den Wald und immer nur weiterzugehen, hinein in die kühle Wildnis. In der Ferne sah ich plötzlich den graugrünen Widerschein eines ozeans und einen Strand am Ufer liegen, grasüberwachsene Dünen landeinwärts, auf denen Mammuts grasten, bis hoch auf ein Schattenplateau unter schneehellen Bergen, ein Landstrich aus weißem kristallinischen Marmor, der in ruhigen Linien zum Meer sich senkte. Dort trieb eine Wand aus Wasser ein Schiff in die Felsen, verkeilt lag es da, eine Weile im Gestein ächzend, als hätte es sich in der Todesnot noch an Land

retten wollen. Manchmal leuchtete am versinkenden Bug noch der Name des Schiffes auf, Yamoussoukro, weißfleckige Land- und Seekarten wogten zwischen Holzwerkzeugen, Kleidungsstücken und Weinkisten, dahinter Walfische, die von Seevögeln flankiert dem Wrack sich näherten und Wasserfontänen hoch in die salzige Luft sprühten; um sie herum überall haifischund lindwurmartige rachen, Zahnschlünde und aufgeworfene rümpfe, aus denen Lava von rotz rann, flossenförmige, kaltlappige Flügel, Haar und Hörner, Haut wie nach außen gekehrtes Gekröse, und in der obersten Höhe das bunte Gefieder des Drachens Ikarus, segelnd inmitten der Ströme des Lichts. Ich verlor mich. Zaunkönige sprangen bereits auf meinem zur Hälfte versteinerten Leib herum, als ich mich erhob und taumelnd zurück auf den Weg trat. Es war das Knirschen von feinem weißen Kalkschotter unter meinen Schuhen, das mich zurückbrachte. Als ich ein aufgelassenes Viadukt passierte und dahinter eine verwilderte Scheune, über deren nur noch in einer rostigen Angel hängender Schwingtür ein von Asseln und Schnecken überwuchertes und wie zum Anruf im Wind klapperndes Schild zum Oklahoma Naturtheater hereinbat, meinte ich für einen Moment aus dem Inneren eine von blechernden Hornsignalen und orgelgeläut begleitete Tannhäuser-Arie zu hören. Mein Mund war trocken vor Durst, es roch nach Schwefeldunst. Das Land brennt schon, dachte ich und beschleunigte meinen Schritt. Am Ende des Tobels erst bremste mich Seitenstechen, ich stützte meine Hände auf die Knie und blickte über den Wiesengrund, der so ruhig vor mir lag, als sei er eine riesige rastende Kreatur und der langsam sich senkende Nebel ihr Kälteatem. Ich begann zu frieren, mein schweißnasses Hemd fasste mich wie eine kalte Hand am rücken an. Doch als ich, kaum mehr als einen Steinwurf entfernt, auf die offenbar erst kürzlich restaurierte, weiß leuchtende Krummenbacher Kapelle stieß, in der S. einst vor dichter werdendem Schneefall Zuflucht gefunden und sich der Vorstellung hingegeben hatte, er triebe sicher in einem Kahn auf überschwemmtem Gebirge, fand ich sie zu meinem Schrecken verschlossen, und auch die von S. beschriebenen, seinerzeit von Schimmel überzogenen Kreuzwegminiaturen eines wenig begabten Provinzmalers waren, wie ich bei einem Blick durch das Fenster meinte erkennen zu können, mit weißen Laken behelfsmäßig und hastig (wie in Panik) verhängt worden, als sollte der tobende Geisterkampf, den S. in den auf ihnen abgebildeten Grausamkeiten ausgemacht hatte, auf diese Weise gebannt und Un-


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glück vom nahen Dorfe abgewendet werden. Lange Zeit schien niemand im Innenschiff sich aufgehalten zu haben. Nur auf dem Boden vor dem Eingang lag erdverschmiert eine kleinformatige Trauerkarte mit dem Foto einer älteren Dame, die unter einem hoch sie überragenden Gipfelkreuz sitzt, Wind im kurzgelockten Haar und Quellwolken hinter ihr über den fernen, beschneiten und wie ineinander verkeilt gestaffelten Gebirgszügen. Die Spitze des Kreuzes stößt über den Bildrand hinaus in den sich bedeckenden Himmel. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Zur lieben Erinnerung an Annemarie Mühlegg, gestorben am 29. September 2009, geboren am 18. Mai 1945, genau ein Jahr nach S. Ich fröstelte, ich hatte Hunger, und doch verspürte ich, als ich kurz darauf in Unterjoch auf erste Menschen wieder traf, ein junges in häßlich-neumodische Tracht gekleidetes Paar, dem ich einige Minuten durch den ort folgte und das sich, bevor ich es ansprach, über den wohl für den Abend angedachten Besuch des Hindelanger Bauerntheaters unterhielt, seltsam heftigen Ekel und gleich darauf keine geringe Erleichterung, als es mir mitteilte, der Hirschwirt, in dem ich, wie S. es getan hatte, mich aufzuwärmen, eine Brotsuppe und ein Glas Tiroler zu mir zu nehmen geplant hatte, sei ihnen nicht bekannt. Dabei musterten sie mich von oben bis unten, als hätte ein nie zuvor gesehenes Tier zu ihnen gesprochen. Die Natur, für S. war sie die Heimat, aus der wir für immer ausgewandert sind. Nur in der Kunst ist sie uns noch zugänglich und bereitet uns Schmerz und Angst wie der Anblick eines offenen Grabes. Die Verwüstungen der Seele fand S. in der Natur wieder, in ihren Versehrtheiten, die wir ihr zufügen, als wollten wir uns rächen für ihren Gleichmut, als wollten wir uns nicht anerkennen als das flüchtige Experiment ihrer Schöpfungsmacht, die, wie S. schreibt, schon ausschlachtet, was ihr gerade erst gelang. Ihr einziges Ziel ist ein Sprossen und Sichforttreiben, auch in und durch uns. ruinen, Katastrophenräume – der Mensch kann die Geschichte der Natur nicht erzählen ohne jene seiner Hybris, des Verlusts der gemeinsamen Sprache; sie zu lernen bedeutete für S., sich zu verlieren in ihr wie in einem Labyrinth oder dem Schneesturm, durch den K. dem Schloss sich nähert und der Heimat und der Liebe und dem Tod, allesamt Spielarten desselben Schwindels. Dass ich, der ich mich noch in den eigenen vier Wänden verlaufe, nach Einsetzen der Dunkelheit meinen Pfad durch den Tannenwald und bis zur nach

Wertach führenden Straße ohne Furcht, ja geradezu heiter und ohne den geringsten weiteren Umweg fand, erschien mir, während ich die kühle Nachtluft mit jedem Schritt tiefer einsog, so selbstverständlich wie eine gerechte Fügung, die ich so wenig anzweifelte wie man auch einen Schmerz nicht in Frage stellt. Müdigkeit und Hunger waren mit dem Abendnebel verflogen, und ich kann nicht ausschließen, sogar ein Lied angestimmt zu haben, während ich immer wieder, wie ein sich auf vertrautem Terrain vorwärtstastender Blinder, sanft über die rechterhand aufragenden Felswände strich. Niemand begegnete mir auf dem letzten Stück des Plätt, entlang des Flusses und der ersten anliegenden Gehöfte, niemand außer einer Gruppe von vier jungen Männern, dem Knabenalter kaum entwachsen, von denen einer, den die anderen Alois nannten, mit bayerischer Färbung sprach, und die mit rußgeschwärzten Gesichtern und alten, an abgewetzten Lederriemen hinter den Schultern hängenden Jagdgewehren freundlich grüßend und feixend an mir vorbei bergauf in die Schwärze des Waldes gingen als zögen sie übermütig in ein letztes Gefecht. Der Berg warf das Echo ihres Lachens noch lange auf mich zurück wie eine ungute Erinnerung. Auf der Steinbrücke über der Ach verweilte ich ein letztes Mal, so wie S. es getan hatte, und horchte auf das Klirren der Kälte. Doch während er an dieser Stelle vor Müdigkeit kaum mehr hatte gehen können, fing ich trotz meines Durstes plötzlich an zu laufen, den Lichtern Wertachs entgegen, vorbei am Schuttanger, auf dem in den Sommermonaten der Nachkriegsjahre Zigeuner ihr Lager errichtet hatten, und von denen S. schreibt, dass kaum ein Einheimischer je ein Wort an sie gerichtet hätte. Ich rannte und meine Schritte lärmten in der Nacht wie zum Alarm, erst am ortsschild hielt ich inne, klappte keuchend vornüber, stützte mich ab am Pfosten, endlich ruhig, endlich leicht. Fallen fühlt sich an wie Fliegen, für einen kurzen Augenblick. Heimat als Chiffre eines früheren Lebens bedeutet, Wir sagen zu dürfen, sie lockt mit der Wahrheit einst empfundener Zugehörigkeit und bleibt doch ein brüchiges, nie zu greifendes Trugbild. Der Tod, das wusste S. von Kafka, war dem Menschen stets die wahre, die andere Heimat, der eigentliche gute ort, er nimmt ihn auf, den ewigen Fremdling und Pilger zwischen den Welten. Heimat fand S. wie alle Ausgewanderten nur im Gedanken-Gang, im Wandern selbst, als Vor- und Nachspiel der Emigration. Im Flanieren des Lesens und Schreibens überwand er das geduckte Schweigen seines begradigten, betonierten Vaterlandes, das nur ein Liebender so anmutig verachten kann.


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Alles Gewicht fiel von mir ab. So schwebend ging ich durch die nächtlichen, nur spärlich beleuchteten und schon zu dieser frühen Abendstunde von kaum einer Menschengestalt mehr bevölkerten Straßen, als hätte ich keinen Tagesmarsch in den Beinen, sondern sei eben aus langem Schlaf erwacht. Jedes Haus, jede Einfahrt wollte ich einzeln bedenken, wie in Kindertagen, wenn ich nach rückkehr von einer Sommerreise andächtig durch alle Zimmer unseres Hauses geschritten war, um sie zu begrüßen, um mich ihnen zu zeigen, halb odysseus, halb verlorener Sohn. Ich war noch niemals hier gewesen, und doch erinnerte mich alles an alles. Als ich im Schein meines Feuerzeugs auf einer historischen Tafel kurz hinter dem ortseingang las, dass Wertach 1423 zum Markt erhoben worden war, meinte ich, als Junge jedes Jahr schon Wochen vorher auf die Viehscheid hingefiebert zu haben, wenn zum Ende des Herbstes hin die Tiere zum Überwintern von den Almen ins Tal und in die Stallungen der Höfe getrieben wurden, und es mit der Mutter, die niemals sonst so ausgelassen war, zum Krämermarkt ging, wo wir bei Josef und Anton Breitreiner hausgebrannten Waldbeerlikör tranken und Weißlacker Bierkäse kauften, von dem die Brüder stolz behaupteten, er sei einst der erste patentierte Käse der Welt gewesen. oft ganze Nachmittage hatte ich unter ihrer geduldigen obhut in der Käserei das Brennen der Bruchmolke verfolgt, das Ablöschen mit Salzwasser, das Anreichern mit Kälberlab und Gießen in runde Käseformen, und ebenso groß war immer die Sorge am Abend gewesen, den Worb beim Pressen über Nacht sich selbst zu überlassen, wie am Morgen das Staunen, wenn der dickgelegte Bruch wie durch ein Wunder die Größe von Weizenkörnern erreicht hatte. Manche behaupteten, allein der Gestank des Weißlackers habe 1866 die rasenden Preußen in die Flucht geschlagen. Alles duckte sich verlassen zusammen. In der ortsmitte die dunklen Scheiben einer Touristeninformation, eine Büste König Ludwigs im Schaufenster, dessen Widergänger S. einst in Italien aufgelauert hatte; reklame für „Gipfelerlebnistouren“ und „heilsames Singen“, für Kutschfahrten, Trommelkurse und Skisauna, für Jodlerprobe und den „Kraftplatz Steinlabyrinth“. Durst, ich hatte solchen Durst. Gegenüber, unter trauernden Kastanien, die türkis gestrichene Fassade des Engelwirts, in dem S. vor zweiundzwanzig Jahren vier Wochen lang gewohnt und seine heimatliche rückkehr niedergeschrieben hatte, in seiner Kindheit noch, schreibt S., ein übel beleumdetes Wirtshaus, in dem die Bauern die Winternächte bis zur Besinnungslosigkeit durchtranken. Vorbei an der Sennerei grüßte ich drei als Hofkadetten verkleidete Buben, die wohl zum Fasnachtsfest richtung

Vorderschneid abbogen, mit einem vertrauten „Servus“, obwohl ihre Gesichter zu Fratzen geschminkt waren und mich als Kind die Faschingsmasken oft noch monatelang bis in die Träume verfolgt hatten. So zielsicher, als wandelte ich im Schlaf, bog ich in den Grünen Weg ein und stand schließlich vor dem zwischen Bäckerei und Adlerhof zurückgesetzten Seefelderhaus, in dessen Dachwohnung, die sein Großvater bewohnte, S. im Mai 1944 geboren worden war. Noch immer prangte im ersten Stock ein breiter Erker mit hohen, weißlackierten Fensterkreuzen über zwei doppeltürigen Holzeinfahrten, hinter denen der Schmied Ure Seefelder in den Jahren vor dem Krieg eine Maschinenhandlung eingerichtet hatte, und in dem nun anscheinend der Fuhrpark eines Taxiunternehmens seine Nachtstatt gefunden hatte. Die Fenster im Wohngeschoss waren noch hell erleuchtet und an den Vorhängen glaubte ich für einen kurzen Moment zwei ineinander verschlungene menschliche Schemen auszumachen, einen Mann in der Haltung eines mühsam gegen den Wind angehenden Menschen und eine Frau, die mehr und mehr ihm entgegenrückte, bis sie zusammen nur noch eine einzige, nicht mehr unterscheidbare Form bildeten. Links und rechts des Erkers schmückte eine matte Malerei die Wand unter dem Zimmerfenster, wobei ich nicht erkennen konnte, ob die rückenansicht Götz von Berlichingens und die ihm zur Seite stehende Kanone samt dreier Kugeln noch jene Fresken des Malers Josef Hengge waren, deren erdfarbige Darstellungen von Krieg und Landarbeit, von Holzern und Schnitterinnen, den Knaben S. so tief beunruhigt hatten, dass er nur mit abgewandten Augen daran hatte vorbeigehen können. An der Wand der raiffeisenbank flatterte ein Plakat, das den neuen Film im Kemptener Kino anpries: „2012“. Ich begegnete kaum jemandem, sprach mit keinem, kehrte nirgends ein. Zäher weißer Speichel war in meinen Mundwinkeln zu krustigem Schorf geronnen. Ich lief herum, bis ich gefunden hatte, was ich brauchte; ich weiß nicht, wie lange. Alles war viel einfacher, als ich es mir, hätte ich auch nur eine Minute darüber nachgedacht, vorgestellt hätte. Im zum Geräteschuppen umfunktionierten alten Schober eines Teppichfabrikanten fand ich zwei große leere Plastikkanister, und dass es mich nur drei flüchtige Blicke durch den hinteren Teil des raumes kostete, um ein passendes und ausreichend langes Stück alten Gartenschlauchs zu entdecken, wunderte mich nicht im Geringsten. Am längsten dauerte es, genügend Autos mit unabgeschlossenen Tankdeckeln zu finden, aber Eile war ebenso wenig geboten wie überbordene Vor-


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Vergleich Durchschnittliche Satzlänge


sicht; einmal sogar fragte ich einen mich mißtrauisch beobachtenden Herrn, der auf einem Waldhörnchen seinen Stumpen rauchte, ob er mir eben zur Hand gehen und den Kanister halten könne, während ich den Schlauch einführte. Anschließend verabschiedete ich ihn augenzwinkernd in die Nacht. „Falsches Benzin getankt“, sagte ich, bevor er fragen konnte, „meine Frau übt noch.“ Es schwindelte mir langsam vor Durst und bei jedem Fahrzeug aufs Neue musste ich mich dazu anhalten, nicht gierig hinunterzuschlucken, wenn das angesaugte Benzin beißend scharf in meinen Mund schoss. Als die Kanister voll waren, ging ich zurück zum Seefelderhaus, hier natürlich musste es beginnen. Die Flamme stach zu mir auf wie eine zustoßende Giftschlange; und wie diese schlängelte sie sich sogleich lautlos die ausgelegte Zündspur entlang, unter der Holztür hindurch in die Garage, die sich nach einer langen Weile, während derer nur schüchtern etwas rauch unter dem Spalt hervor in die Kälte quoll, widerstandslos den Flammen überließ. Die gewaltige Detonation des Taxitanks hörte ich nur noch aus der Ferne, da brannten bereits die Teppiche des Fabrikanten und der Schnaps im Adlerhof. In der Gaststube des Engelwirts loderte bald die Holztäfelung, über der die ausgestopften Marder, Luchse und Geier darauf lauerten, endlich rache zu nehmen. Selbst den meterdicken Kastanienstamm an der Auffahrt zum Parkplatz hatte ich bis auf Kopfhöhe entzündet. Wie von einer riesigen Lichtorgel orchestriert leucheten nun überall die Zimmer auf, aus dem Schlaf gerissene Kinder heulten an den Fenstern. Je mehr Menschen aus ihren Häusern liefen, in Schlafkleidung noch und eilig übergeworfenen Jacken, brüllend und rennend, während irgendwo eine Sirene ertönte, desto unbehelligter, ja unsichtbarer wandelte ich mitten unter ihnen durch die Gassen und stimmte noch ein in ihren Chor, Zum Adlerwirt, zur Wagnerei!, so als trüge auch ich zwischen all den schwappenden Eimern und nassen Decken, die nun von allen Seiten an mir vorbei gewuchtet wurden, Löschwasser in meinen Kanistern zu den Brandstellen. Um uns der Widerschein, ich sah das Feuer wachsen mehr und mehr. Es war nicht hell, sondern ein blutig böses Lohen, Krachen und dumpfe Schläge von überall, Wellen in der Luft. Kisten und Körbe, Schellen und Stricke, Felle und Honigrahmen warfen sich in seit Jahrzehnten getrockneten Dachböden dem Feuer in die Arme, und inmitten des Tosens erklang in der Ferne eine reihe kurzer hoher Seufzer, als lösten sich schwere Messingsaiten von einem einst virtuos gespielten Kontrabass. Wieder meinte ich Schwefel zu riechen, als ich einen brennenden Ast auf den Walmdachstuhl einer kleinen geschindelten Villa schleuderte

und wartete, bis die Flammen auch am Hirschgeweih über dem Eingang und am Namensschild, das Familie Fürgut verhieß, fingerten. Ich machte einen Bogen um Kaplanhaus und Bürgermeisteramt und zerwarf kurz unterhalb des Abzweigs nach oberellegg mit einem flachen Stein das Schaufenster einer Kurz- und Kolonialwarenhandlung. Mieder, Garne und Gardinenstoffe verdampften nur Augenblicke später. Eine alte Schneiderpuppe mit hechtgrauen Beinkleidern und passendem Jägerrock, dessen Kragen, Aufschläge und Vorstöße einmal von grasgrüner Farbe gewesen sein mussten, ging innerhalb von Sekunden in Flammen auf, als erfüllte sich ihr ein langgehegter Wunsch. Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, bis ich das Plateau der Pfarrkirche St. Ulrich erreichte, deren tonnengewölbtes Langhaus und filigran gerippter Zwiebelturm mich wie ein Bannstrahl auf die Anhöhe geleitet hatten. Aber ich erinnere mich daran, vorher im Saal eines offenstehenden Laientheaters noch so lange die für die nächste Probe zurechtgelegten ritter-, räuber- und Zaubererkostüme betrachtet zu haben, bis auch die letzte Pfauenfeder versengt war. Ich erinnere mich an mein Staunen über die gleichmütige Gerechtigkeit, mit der im Klassenzimmer eines benachbarten Volksschulhauses die Flammen sich der Tischdecken, des Weihnachtsschmucks und der gestickten Alpenlandschaften unterschiedslos annahmen und anschließend der in Leinen gebundenen Folianten und dramatischen Schriften. Skatkarten, die auf einem gläsernen Beistelltisch in akkuraten Fächern lagen, als sollte ein nur kurz unterbrochenes Spiel sogleich neu aufgenommen werden, wellten und rollten sich, stoben der reihe nach in die Höhe und sanken zurück wie zum entscheidenden Stich. Im Bottich des Hammerschmieds siedete das Wasser. Durch das Fenster des Cafés Alpenrose sah ich türkischen Honig in einem verrußten Silbertopf Blasen werfen, bevor dieser barst, und auf der Anrichte für die Fasnacht gebackene Krapfen unter einem Glassturz zu kristallenem Brei zerlaufen. Auf der Bergstraße musste ich zum zweiten Mal an diesem Tag einem tollgewordenen Pferd ausweichen, einem schwarzen, in irrer Angst austretenden rappen, dessen lodernde Mähne im Laufwind einen weithin sichtbaren Fackelschweif hinter sich herzog. Nur die Uhrwerke des reparateurs Ebentheuter tickten noch gleichgültig, während ihre Gehäuse, Hunderte von Standuhren, regulatoren, Wohnzimmer- und Küchenuhren, Weckern, Taschen-, Sack- und Armbanduhren (als könne ein Ziffernblatt allein nicht genug Zeit zerstören), bereits hell erglimmten. Auch das Transformatorenhäuschen hielt lange stand, aber als es schließlich nachgab, versank der ganze ort in vollkommenster Dunkelheit,


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Vergleich Zeilen

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zerrissen nur von leuchtenden Feuergarben, von aus den Nachbargemeinden heranheulenden Notarztund Spritzenwägen und von wilden, wie von Urzeittieren ausgestoßenen Schreien. Lange bin ich dann über den zum Südeingang der Kirche gelegenen alten Pestfriedhof gelaufen, an dessen Ende der Heilige Georg mit dem Spieß einem greifartigen Vogeltier den rachen durchbohrt. Hinter der Glut der Dächer zeichnete sich der offene Talgrund ab bis zu den bewaldeten Vorbergen, hinter denen sich der Felsgrat des Sorgschrofen mächtig erhob. Am Himmel waren wieder Wolken aufgezogen und zweimal meinte ich, Flockengestöber hervorbrechen zu sehen. Meine Finger rochen nach verbranntem Horn. Unweit läuteten Kuhglocken friedlich und die Schellen junger Geißen. Im warmen Schein des nun langsam verebbenden Feuers versuchte ich die Inschriften der Grabsteine zu entziffern, bis mein von der Anstrengung des Aufstiegs heftig schlagendes Herz sich beruhigt hatte. Vor allem die alten, längst nicht mehr gebräuchlichen Berufsbezeichnungen führten mich von einem Grab zum nächsten; ein rudolf rambousek war Hantzkemacher gewesen, eine rosina Zobel Küfergehilfin, ein Hans Schlag Flösser, und ich klopfte meine Taschen nach Bleistift und Notizheft ab, um sie in meiner Erschöpfung nicht zu vergessen. Zwischen den Grabstellen waren in Stein eingefasste und mit zum Teil gesprungenem Glas geschützte Holzreliefs biblischer Ikonographien errichtet worden, und auf das von zwei einander sich zuneigenden Birken überdachte Grab eines Kindes hatte man Sand zu einem winzigen Strandstück aufgeschüttet. Darin steckten eine kleine rote Blechschaufel, eine hölzerne Sonne, ein Engel aus Gips und ein Windrad, welches sich mal zur einen, mal zur anderen Seite drehte, so unentschlossen wie ein gelangweiltes Kind beim sonntäglichen Kirchgang. Ich sank mehr ins Innere der Kirche, als dass ich eintrat. Im Portalvorbau wischte ich mit letzter Kraft Prospekte von hölzernen Anrichten, angerissene Aushänge und Einladungen zu Bibelgesprächskreisen, Besinnungswochenenden und Pilgerreisen, und gelangte durch eine mit geschwungenem Messingbeschlag verzierte Tür ins Hauptschiff, wo mich augenblicklich fast völlige Finsternis und eine solch erlösende Stille umgaben, dass ich es kaum mehr auf eine der hinteren Sitzreihen schaffte vor lauter Tränen. Keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. rücklings lag ich ausgestreckt auf einer erdig-süß nach lebendigem Holz riechenden Kirchenbank und horchte in die Lautlosigkeit hinein, bis in den ovalen,

oben und unten halbkreisförmig geschlossenen Fenstern erstes Dämmerlicht die Glasmalereien sichtbar machte. Plötzlich dachte ich wieder an S. Daran, wie er als Junge von diesem Platz aus so neugierig wie ängstlich ob der da vorne undurchsichtig sich vollziehenden rituale zum Tabernakel am Hauptaltar und auf den Cherub der beiden Seitenaltäre geblickt haben mochte, neben ihm der Großvater und hinter ihm, unter den Wendelaufgängen zu orgel- und Chorempore, die jährlich um diese Zeit eintreffenden Josefwallfahrer. Ich dachte daran, wie er jede Woche aufs Neue der tief raunenden Predigt des Pfarrers nicht lange hatte folgen können und seine Augen versanken im golden leuchtenden relief Jerusalems hinter dem Altarkreuz, den Ähren und Früchten in den kleinen rosafarbenen Händen der Putten, in der Strahlenmonstranz, über deren Fuß sich die Figur des Erzengels Michael über den Teufel erhebt und mit erhobenen Armen die vielstrahlige Sonne stemmt. Ich stellte mir vor, wie S. sich Sonntag für Sonntag jedes Detail des Altargemäldes, auf dem die heilige Familie aus Ägypten zurückkehrt, einzuprägen versuchte, und jede Schwingung des muschelförmigen Taufbeckens aus rotem Marmor, und wie er es mied, den überlebensgroßen Apostelfiguren in die Augen zu sehen, so lebendig und strafend gingen stets ihre Gesichter ihn an – wie auch die der linker- und rechterhand auf Gewölbezwickeln stehenden Kirchenväter, von denen ihm Ambrosius, mit Bienenkorb und Geißel, von jeher die größte Furcht bereitet hatte. Ich sah ihn in ordentlicher Ledertracht und kratzenden, bis auf die Knöchel herabgerutschten Kniestrümpfen, wie er sich, sobald die orgelpfeifen erklangen, in einen der Beichtstühle wünschte, damit seine Kameraden ihn nicht ergriffen sahen, von der Musik; wie er, weil vor dem Kirchgang das Frühstück verschmäht wurde, vor Hunger nach den geschnitzten Trauben hätte greifen wollen und wie er, der von klein auf keine geschriebene Zeile ungelesen liegen lassen konnte, mitten im Gebet den Kopf schräg legte, um mit verengten Augen an der rückwand der Kanzel die Aufschriften an den Gesetzestafeln des Moses zu entziffern. Ich überlegte, wie es wäre, alles aufzugeben außer dem Schauen. Und erst als das frühe Morgenlicht den Blick freigab auf den dreiachsigen Chor und die Stichkappen, die über den Fenstern ins Gewölbe eingreifen, erst als ich mich in den von Bögen unterteilten Gewölbejochen hoch über mir verlor, als deckten sie mich zu von dort, und ich meine Augen nicht mehr abwenden konnte von einer der Fresken an der Decke, die den Tod des Josef zeigt, ruhend im Schoß Mariens, während Christus ihm in seiner Agonie die Hand hält, dem heiligen Josef, dem Schutzpatron für einen guten Tod, da fand ich endlich Schlaf.



Restbestand Corinne L. rusch fotografiert in Grand Hotels aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende: im Hotel Laurin in Bozen (diese Doppelseite), im Badrutt’s Palace in St. Moritz (nächste Doppelseite) und im Hotel Post Hirsch in Spondinig / Prad am Stilfserjoch (übernächste Doppelseite).






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T3.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

5 Seiten 3655 Wörter 25012 Zeichen (mit LZ) 21387 Zeichen (ohne LZ) 26263 Anschläge 3625 Leerzeichen 20673 Buchstaben 1109 ABC 19564 abc 26 Ziffern 688 Andere Zeichen 29 Blindzeilen 58 Zeilenumbrüche 539 Zeilen

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Anzahl

Anteil

LZ

3625

14.5%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

1062 326 638 850 3391 280 548 1079 1676 24 254 665 525 1969 513 134 3 1524 1272 1185 697 138 242 6 23 204

4.2% 1.3% 2.5% 3.4% 13.5% 1.1% 2.2% 4.3% 6.7% 0.1% 1% 2.7% 2.1% 7.9% 2% 0.5% 0% 6.1% 5.1% 4.7% 2.8% 0.6% 1% 0% 0.1% 0.8%

ä ö ü

99 58 129

0.4% 0.2% 0.5%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

83 50 3 82 77 48 47 32 48 29 61 46 102 25 13 28 0 27 136 49 9 24 69 0 0 21

0.3% 0.2% 0% 0.3% 0.3% 0.2% 0.2% 0.1% 0.2% 0.1% 0.2% 0.2% 0.4% 0.1% 0.1% 0.1% 0% 0.1% 0.5% 0.2% 0% 0.1% 0.3% 0% 0% 0.1%

Ä Ü Ö

2 2 0

0% 0% 0%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

6 7 1 1 0 0 0 3 1 7

0% 0% 0% 0 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Analyse S. 43–51

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287 210 46 37 19 18 7 7 7 4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1.1% 0.8% 0.2% 0.1% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

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0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

58

0.2%

T3.3

T3.5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

1145 376 641 932 3468 328 595 1111 1724 53 315 711 627 1994 526 162 3 1551 1408 1234 706 162 311 6 23 225

5.6% 1.9% 3.2% 4.6% 17% 1.6% 2.9% 5.5% 8.5% 0.3% 1.6% 3.5% 3.1% 9.8% 2.6% 0.8% <0.1% 7.6% 6.9% 6.1% 3.5% 0.8% 1.5% <0.1% 0.1% 1.1%

T3.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Anzahl ↓

251 962 522 371 353 238 174 165 145 130 77 58 51 33 26 26 10 11 6 1 2 1

Wort/Wörter

der die in ist ich das und ein den zu im mahler nicht es von des er man war auf für als dem hat auch an mit wie sie eine mir seiner nach noch sich dass zum einer muss vor toblach mahlers sein mehr haben wenn seine mich zur einen werk hier habe also schon durch

Anzahl ↓

110 108 70 59 53 50 49 46 43 41 38 32 31 30 30 29 27 26 25 24 22 21 21 20 20 20 20 20 19 19 19 18 18 17 17 17 17 16 16 15 13 13 12 12 12 12 11 11 11 11 10 10 10 10 10 10

T3.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abend zwischen

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Eine eigene Ewigkeit Der Sänger Dietrich Henschel begibt sich auf Spurensuche in Toblach: Dort hat Gustav Mahler seine letzten Sommer verbracht. Nachdem Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Südbahn ausgebaut worden war, hatte sich Toblach zur beliebten Sommerfrische der Wiener entwickelt. Ich bereise es nun, hundert Jahre nach Mahlers letztem Aufenthalt, zur „falschen“ Jahreszeit. Nach einer ereignisreichen Woche, die mir nacheinander die erstmalige Aufführung von Mahlers „Lied von der Erde“ als Sänger und die Uraufführung eines auf dem Schubert’schen Schwanengesang fußenden Theaterstückes abverlangt hat, kommt mir die Aufforderung der redaktion wie eine geistige Erholungsreise vor: Suchen Sie Mahler in Toblach und schreiben Sie einen Artikel darüber. Mahler – was für ein Gigant. Ein Komponist, dessen Werk alle bestehenden Dimensionen gesprengt hat. Der in der großen Form der Symphonie ebenso bahnbrechend war wie in der relativ kleinen Form des Liedes. Der in seinem Werk so unmittelbar wie niemand vor ihm Biographisches verarbeitet hat. Der bis heute nur entweder entschiedene Gegner oder entschiedene Verfechter unter den Musikern hat. Kalt lässt er niemanden. Mahlers Werk war nicht von Anfang an der Selbstläufer, den es jetzt als ein Kernbestandteil des internationalen orchesterrepertoires darstellt. Erst seit den frühen sechziger Jahren, in denen vor allem durch die legendären Interpretationen durch Leonard Bernstein Mahler dem Publikum nahegebracht wurde, ist seine Bedeutung für das Konzertgeschehen stetig gestiegen; heute ist sie schwindelerregend hoch. Es gibt wohl kaum einen verlässlicheren Publikumsgaranten für einen Konzertveranstalter als den zu Lebzeiten durchaus streitbaren und umstrittenen KomponistenDirigenten. Es ist also kein Wunder, dass ein ort wie Toblach, der in den letzten drei Lebensjahren des Genies zur Produktionsstätte erwählt war, den Namen Mahlers zur Werbung für sich verwendet; auch ein MahlerFest muss es hier natürlich geben. Malerisch – ohne h – ist das einzig angemessene Wort für diese Landschaft. Und, vergleicht man Fotos von der letzten Jahrhundertwende mit Bildern von der gerade zurückliegenden, stellt man fest, dass bei aller Veränderung der Aspekt „Idylle“ durchaus nicht klein geworden ist: Es ist schön hier. Suchen wir also, wenn auch zur Winterszeit, die originalschauplätze

Mahler’scher Gegenwart auf, versuchen wir die Geister seiner Inspiration vor ort zu erspüren. Das Jahr 1907 – hat es einen Sinn, immer in Jahreszeiträumen zu denken? Ich finde: ja, auch im rückblick auf mein eigenes Leben hilft mir das Jahresraster bei der orientierung. Es war ein schreckliches Jahr für Mahler, das Jahr 1907. Wenn ich versuche, mir seine Situation vorzustellen, lehnt sich alles in mir dagegen auf: Der Komponist der traurigsten und tragischsten Lieder, die ich überhaupt kenne, nämlich der Kindertotenlieder nach Gedichten von rückert, erlebt zwei Jahre, nachdem er diese geschrieben hat, den Tod seiner Tochter Maria durch Diphterie. Sein eigenes Werk muss ihm wie eine Prophezeihung vorgekommen sein. Der Biograph Jens Malte Fischer beschreibt, wie sich in Mahler danach ein psychischer Verdrängungsprozess durchsetzte, dass in den Briefen Mahlers nach dem Tod Marias kaum von ihr die rede ist und er eine gewisse erzwungene Leichtigkeit aufgesetzt zu haben scheint. Aber in seinem Innersten muss es verheerend ausgesehen haben. Den bisherigen Sommeraufenthalt in Maiernigg ertragen die Mahlers nicht mehr, und so wird Toblach die neue Sommerfrische, ein ort, der ihnen von früheren Wanderausflügen bekannt war. Fünfzehn Gehminuten richtung Alt-Schluderbach, im Trenkerhof, mietet man ein Stockwerk und richtet sich ein. Bis zu diesem Zeitpunkt war Mahler ein Mensch gewesen, den man nach heutigen Begriffen als einen Hobby-Extremsportler einstufen müsste; zum Ausgleich seiner geistig-schöpferischen Arbeit hatte er physische Erschöpfung auf Bergtouren und beim Schwimmen gesucht; die Komponierarbeit, die er im Wechsel mit der während der Theaterspielzeit ausgeübten Dirigiertätigkeit jeden Sommer betrieb, war für ihn immer eng mit sportlichem Ausgleich verbunden. Auf stundenlangen Wanderungen lüftete er den Kopf und fand Inspiration durch Nähe zur Natur. Sehr hart traf ihn also die im Zusammenhang mit dem Tod seiner Tochter erfolgte ärztliche Diagnose einer Herzerkrankung, aufgrund der ihm Sport künftig untersagt wurde. Dieses war der nächste Schicksalsschlag des Jahres 1907, wohl auch seinetwegen fiel die Wahl auf Toblach, das nicht an einem großen Badesee gelegen ist, der Mahler zum Schwimmen verlockt hätte. In Toblach also suchte er Distanz von dem schrecklichen Erlebnis und Wiederherstellung seiner Gesundheit.


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die der und in das er ich dem ist zu Seite 44 / 45

Analyse S. 17–131

Datensatz H5

Häufigkeit Wörter Rang 1–10


Einsamkeit, ruhe für die Seele, Trost in der Natur. Und vor allem: ruhe für seine Arbeit. Toblach ist heutzutage im Winter ein Wintersportort. Es gibt gut gespurte Loipen, Lifte, ein Stadion, alles ist perfekt eingerichtet. Auf einer Loipe wandere ich zu Fuß zur Gustav-Mahler-Stube, das Lokal im Trenkerhof, direkt unter den räumen, die die Mahlers in den Sommern 1908, 1909 und 1910 angemietet hatten. Im anliegenden Wildpark befindet sich die Kultstätte der Mahlerpilger, das Komponierhäuschen des Meisters. Im Trenkerhof die Enttäuschung: die räumlichkeiten der Mahlers sind nur im Sommer zu besichtigen, im Winter geschlossen. Nein, auch in meinem Fall gibt es keine Ausnahme. Schauen Sie sich doch das Komponierhäusl an, das ist ganzjährig geöffnet. Eintrittskarte für den Wildpark an der Bar. Na gut, nix zu machen; wenn man Mahler in Toblach besuchen will, muss man eben dann kommen, wenn auch er kam: im Sommer. Schauen wir uns also das Häusl an. Von der Bar über die Straße zum Wildpark, das Gittertor wird automatisch geöffnet, als ich davor stehe. Vorbei an Miniponys, die im Schnee liegen und sich wohlfühlen. In der kleinen Voliere daneben halten zwei Prachtuhus meinem Blick stand. Das kleine Häusl danach ist nicht die Komponierstube Mahlers, sondern die Wohnung vom Hängebauchschwein, das lautstark versucht, eine Konversation mit mir aufzunehmen. Fünfzig Meter weiter dann: das Allerheiligste, das kleine Blockhaus, vielleicht drei auf drei Meter Grundfläche, dreiseitig befenstert. Im Innern leer geräumt, ausgestattet lediglich mit einer Zeittafel und ein paar etwas unmotiviert zusammengestellten Zeitdokumenten an den Wänden. Immerhin ist das Häuschen baulich sehr hübsch, mit einigem Aufwand gezimmert, mehr als nur ein Bretterverschlag. Einen Vorteil bietet der Winter: der Schnee dämpft die Geräusche, die vor allem von der weiter unten gelegenen Straße herauftönen. Im Sommer sind die sicherlich viel lauter. Mahler könnte es hier heute nicht mehr aushalten. Die Lage des Häuschens war damals ein Garant für perfekte Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Mahler hat sogar einen Zaun drum herum errichten lassen, um totale ruhe zu finden. In den ungefähr komponierhäuschengroßen Wildtierhütten nebenan ist Füttern erlaubt, Futter an der Bar erhältlich. Einige von den Bewohnern zeigen sich, andere nicht; im Mahlerstall ist keiner drin. Als ich zum ersten Mal die „Kindertotenlieder“ hörte, war ich ungefähr vierzehn Jahre alt. Ich habe die Situation noch im Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen: radioübertragung eines Konzertes aus dem Herkulessaal der Münchner residenz mit Bri-

gitte Fassbaender. Eines der Hörerlebnisse, die prägend waren – es gibt Werke, bei denen man, wenn man sie zum ersten Mal gehört hat, hinterher ein anderer Mensch ist. Die „Kindertotenlieder“ haben mich erschreckt und fasziniert, die Schönheit und Großartigkeit des Leidens, das sie beschreiben, haben in meinem jugendlichen Gemüt fast etwas wie Verstörung ausgelöst. Die überwältigende Ästhetik des Schmerzes in einer so erbarmungslos schönen Komposition bewirkt, dass man diesen Liedern restlos verfallen kann. Ich habe später – während des Gesangsstudiums – begonnen, mich mit ihnen interpretatorisch zu beschäftigen. Erst Jahre nachher habe ich sie erstmals öffentlich gesungen, im rahmen meiner Aufnahme mit Kent Nagano und dem Hallé-orchester Manchester, danach noch einige Male in Konzerten. Seit ich Kinder habe, habe ich sie nur noch einmal interpretiert; immer wenn ich nach Mahler-Programmen gefragt werde, gebe ich anderen Liedern den Vorzug. Ich kann sie nicht mehr aushalten. Der Gedanke an den Tod der Kinder ist mir zu schrecklich. Wie muss Mahler sich gefühlt haben, als seine Tochter starb! Er muss sich als der Augur und künstlerische Vorausverwerter des Todes seines Kindes vorgekommen sein. Ich kann mir kein schlimmeres Gefühl vorstellen; dieses Schicksal hat mindestens die Dimension einer klassisch-griechischen Tragödienfigur. Seine Gefühlswelt muss innerlich zerstört gewesen sein (was auch aus den erhaltenen Briefen hervorgeht); zu der emotionalen Katastrophe kam noch der Eindruck des beginnenden, eigenen körperlichen Zerfalles, der Zwang, alle Lebensgewohnheiten umzustellen … Mahler zerbrach nicht; noch nicht. Seinem Genie war es noch möglich, die Krise zu verarbeiten. Er war in der Lage, sich künstlerisch neu zu erfinden. Es entstand ein neuartiges Werk, ein Liedzyklus in Form einer Symphonie: „Das Lied von der Erde“. Ich beschließe, mich auf einen Mahler-rundgang zu begeben, nicht auf den vom Fremdenverkehrsbüro vorgesehenen Gedenkgang, den ich wohl durch meinen Gang hierher zum Häuschen sowieso schon abgeschritten habe, sondern hier, hinter dem Haus den Berg hoch in den Wald und in die Natur. Im Schnee. Mahler ist hier sicher oft entlanggegangen, allerdings, aufgrund seiner Diagnose, immer in Sorge um sein Herz. Alle paar hundert Meter soll er stehen geblieben sein, um den Puls zu messen. Sein Hang zur Hypochondrie, der nach Jens Malte Fischer wohl schon lange evident gewesen sein muss, wurde jetzt durch die Herzkrankheit zusätzlich befördert.


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Hundert Meter oberhalb des Hauses sieht man vom Weg auf die Wiese, heute mit Skilift. Sieht irgendwie verlockend aus: Seit 23 Jahren war ich nicht mehr Skilaufen! Keine Zeit mehr gefunden und die opernhäuser sehen es sowieso nicht gern, wenn ein Solist sich auf die Piste begibt: zu gefährlich. Seit meinem letzten Bühnenunfall vor zwei Jahren, bei dem ich mir die Kreuzbänder des linken Knies riss, weiß ich zwar, dass die Bühne mindestens genauso gefährlich ist wie eine Skipiste, aber der Gedanke an Wintersport ist für mich natürlich durch den Unfall in noch weitere Ferne gerückt. Jetzt und hier, sozusagen angesichts der „Gustav-Mahler-Skipiste“ kommt aber doch sehr große Lust in mir auf. Der Weg führt mich tiefer in den Wald hinein. Ich bin hierher nach Toblach angereist ohne die passende Ausstattung, habe während der letzten Woche Theater- und Konzertproben gehabt und mit mir außer meinen Theaterstiefeln und den Konzertschuhen nur ein einziges weiteres Paar Halbstiefel mitgebracht, die auch schon einige Jahre auf dem Buckel bzw. auf den Sohlen haben. Wie ich jetzt feststelle, sind sie für Bergwanderungen eher nicht geeignet. Im Schnee schon gar nicht: Jetzt, wo er tiefer wird, sinke ich oft wadentief ein, wobei der Schnee von oben in die Schuhe dringt. Außerdem löst sich links die Sohle ab, der linke Fuß ist schon durchnässt. Trotzdem habe ich, opernsängeruntypisch, keine Sorge vor einer Erkältung, der Kreislauf ist ja gut in Gang. Im Schnee ist nur eine einzige Fußspur zu sehen, die mir entgegenkommt, abwärts führt. Folglich muss es einen begehbaren rundweg geben. Ich laufe in der Fußspur nach oben, dadurch sinke ich weniger tief ein. „Ich suche ruhe für mein einsam Herz.“ Wieder und wieder singt es in mir; die berühmte Phrase, die ich vor fünf Tagen im Konzert singen durfte, geht mir nicht aus dem Kopf. Hier geschrieben, hier gefunden! Bergauf. Dolomiten, die roten Berge. oder die weißen Berge? Für beides ließe sich Argumente finden … An ein paar Stellen schaut der Felsen durch den Schnee: weiß und rot. Über den jungfräulich unberührten Schnee stakst auf hohen Beinen eine Spinne: Ich hätte nicht gedacht, dass die winterfest sind. Die Sonne scheint, es ist einfach herrlich. Nach ungefähr einer Stunde ist mein Aufstieg zu Ende. Die Spur, in der ich aufwärts stapfe, verschwindet, hört einfach auf. Wie ist das möglich? Ich versuche, selbst weiter zu spuren, aber ich sinke bei jedem Schritt hüfttief ein, ohne Schneeschuhe ist hier definitiv kein Weiterkommen möglich. Zurück also. Ich stelle fest, dass meine Hose, die ich auch zum Proben getragen habe, zwei große risse am linken, oberen Hosenbein hat. Der rückweg geht dement-

sprechend schneller: Um der Kälte zu entgehen, renne ich bergab. Unten angekommen ist mir wärmer. Es gehört zum Allergrößten, „Das Lied von der Erde“. Man kennt dessen Einiges. Die Zauberflöte. Die Winterreise. Monteverdis Marienvesper. Bruckners Fünfte. Seine Achte. Brahms’ zweites Klavierkonzert. Seine Zweite, seine Vierte. Beethovens Symphonien, Streichquartette und Klaviersonaten. Bachs Gesamtwerk. Ist schon richtig: alles Allergrößtes; trotzdem ist die Mär vom Allergrößten gleichzeitig ein plattes, dummes Klischee. Das Allergrößte: für einen ausführenden Künstler immer das eben gerade auszuführende Kunstwerk. Das aber ist eine genauso leere, klischeeartige Phrase … Beim Ausführen des Allergrößten hat man nur die Alternative, an dessen Größe zu scheitern, oder sie im Moment der Ausführung insofern zu ignorieren, als dass man sich selbst auf eine Ebene mit ihm, dem Allergrößten, stellt. Das ist auch der einzige Weg, ihm gerecht zu werden. Ein Allergrößtes, das nicht mehr ausführbar ist vor Größe, ist nicht mehr groß. Zur Ausführung gehört ein menschliches Maß. Einige Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts hatten und haben damit ein Problem. Nicht so Mahler: An der Ausführbarkeit seiner absurd großen Werke war ihm, dem Praktiker, dem Dirigenten, sehr gelegen. Er hat kein einziges Werk endautorisiert, bevor er es nicht ausprobiert und menschlichen Dimensionen angepasst hat. Aus seinen Briefen geht hervor, wie sehr er Wert auf die Endkontrolle, die Anpassung aller Vortragsanweisungen an die realistischen Konzertbedingungen legte, bevor das Werk gedruckt werden durfte, bevor er sein „Imprimatur“ darunter schrieb. Im „Lied von der Erde“, genau wie in seiner neunten Symphonie und natürlich auch im Fragment der „Zehnten“ – eben allen in Toblach entstandenen Kompositionen –, fand die exemplarische Uraufführung unter seiner eigenen Leitung nicht mehr statt. Der Komponist, dessen Partituren eine bis dato unerreichte Exaktheit hinsichtlich aller aufführungspraktischen Elemente darboten, hinterließ seinen Schwanengesang ungeprüft, unautorisiert. Dies hat gravierende Konsequenzen hinsichtlich ihrer Aufführbarkeit. Die Anforderungen an die Sänger des „Liedes von der Erde“ sind ungeheuer. Der Tenor muss gleichzeitig flexibel und lyrisch sein, aber über ein absurd lautes orchester tönen. Der Alt (oder Bariton) muss in allen Lagen sprechend, flexibel und, wie Fischer-


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Dieskau sagen würde, „verschattet“ singen können. Er muss in allen registern zu jeder Dynamik fähig sein, muss, auch wegen der nicht mehr vom Komponisten redigierten Vortragsanweisungen, mitunter gegen das orchester anschreien und dabei trotzdem den ppp-Charakter seiner Phrasen, der vom Komponisten ausdrücklich verlangt wird, beibehalten. Als Sänger habe ich diese Aufgabe hinausgeschoben, um ihr wirklich gerecht werden zu können (bis zum vergangenen Donnerstag; war kein schlechtes Konzert, für ein erstes Mal …); als Dirigent habe ich die Herausforderung dieses Stückes schon vor einiger Zeit angenommen. Im Bewusstsein der unrealistischen weil unredigierten dynamischen Anweisungen der Partitur habe ich als Dirigent eine der überlieferten Anweisungen Mahlers gegenüber seinen Adepten (Mahler war eben auch einer der größten Dirigenten seiner Zeit) wörtlich genommen: Wenn die Partitur eines Werkes Dinge vorgibt, die nicht realisierbar sind, obliegt es dem Dirigenten, sie zu ÄNDErN. Dynamik muss realistisch sein. Über ein klingendes Fortissimo der versammelten Blechbläser kommt kein Sänger der Welt, vor allem, wenn noch dazu seine eigene notierte Dynamik ein Piano ist. Man muss also intervenieren. Man muss von den orchestermusikern verlangen zu akzeptieren, was jedem Liedpianisten geläufig ist: Ein geschriebenes Fortissimo kann bedeuten, dass ein Pianissimo im Charakter eines Fortissimo die einzige Alternative ist. Jenseits solcher aufführungspraktischer Gedanken fordert „Das Lied von der Erde“ das philosophische Verständnis des Interpreten. Mahler schuf eine Symphonie des Abschieds. Selbst die jugendlich-trunkenen Charaktere sind hier Abschiednehmende. Das „Trinklied vom Jammer der Erde“ ist ein Gesang, in dem der Protagonist inmitten einer dionysischen Gesellschaft geradezu zwanghaft immer wieder auf die Ausweglosigkeit des Daseins gestoßen wird: „Dunkel ist das Leben, ist der Tod.“ In den folgenden Liedern – die Einsamkeit, die Jugend, die Schönheit, die Trunkenheit: Stadien des Werdegangs des Menschen. Sie münden in das mit „Abschied“ überschriebene, inhaltlich wie durch seine ästhetische Gestalt überwältigende Schlusslied der Symphonie. Alles ist genau kalkuliert in diesem Gesang. Mahler hat zwei Gedichte aus seiner Vorlage (Die chinesische Flöte, übersetzt von Hans Bethge) zusammengefasst. In erzählendem Tonfall wird die Situation dargestellt. Der Protagonist wartet inmitten einer symbolischen, sprechenden, gewaltigen Natur auf die Ankunft seines Freundes. Nachdem ihn die Stimmen der Natur und seiner Emotionen in überwältigendem Einklang

in seiner Erwartungshaltung erfüllt haben, kommt der Freund herangeritten, was wiederum in erzählendem Tonfall (Mahler verlangt als Votragsanweisung: „ohne Ausdruck“, was nota bene ein ganz starker, eigener Ausdruck ist) berichtet wird. Er nimmt für immer Abschied von der Welt, in der ihm kein Glück beschieden war. Er bricht auf, eins zu werden mit Erde und Natur, „und ewig blauen licht die Fernen, ewig, ewig.“ Das Ewige, vielleicht sollte man genauer sagen: das Abstrakt-Ewige, von niemandem ist es nachdrücklicher evoziert worden, als von Monteverdi, Schubert und Mahler. Jeder der drei hat eine eigene Ewigkeit gefunden; Mahlers „Ewig, ewig“ jedoch stellt gleichzeitig den Schlusspunkt einer musikgeschichtlichen Entwicklung dar. Nach diesem „Ewig, ewig“ musste die Musik neu erfunden werden. Zurück im Hotel stelle ich fest, dass meine Schuhe nicht mehr zu retten sind: Hackleder, komplett perforiert und zerrissen. Ich muss neue Schuhe kaufen gehen, ziehe mir zum Einkaufen meine Konzertschuhe an und begebe mich auf die Suche. Es ist gerade Winterschlussverkaufsbeginn, ich sollte also was finden. Zwischen Pfützen und Schneematschhalden hüpfe ich in Lackschuhen zum Sportgeschäft. Wenn Mahler das sehen könnte! Schubert und Mahler haben allerhand gemeinsam. In Konzertprogrammen kombiniert man daher die beiden Wiener immer wieder, deren Klangsprache so rückhaltlos emotional ist. Beide sind dem „Volkston“ nahestehend. Beide haben eine sensitive, unmittelbare Art, ihre Gefühle musikalisch auszuschütten, so dass man im Innersten berührt ist. Beide haben die Fähigkeit gehabt, die Zeit anzuhalten. Im Schubert’schen „Schwanengesang“, der sein letztes Werk ist, gibt es, wie im vorletzten vollendeten Werk Mahlers, ein Lied namens „Abschied“. Wenn ich die beiden Stücke nebeneinander betrachte, haben auch sie allerhand gemeinsam. Vor allem: sie haben eine unwahrscheinliche Distanz zur Welt, obwohl sie ihre Protagonisten mitten im Leben zeigen. Mitten im Leben und doch schon weit entfernt: reisende soll man nicht aufhalten. Während man bei Mahler noch verstehen kann, dass er sich von der Welt zu verabschieden im Sinn hatte – schließlich war er als schwer herzkrank diagnostiziert –, so steht man beim einunddreißigjährigen Schubert doch etwas befangen vor der Frage, woher dieser wohl die Inspiration zum Abschied erfahren haben mag. Er führt ihn jedenfalls konsequent in Verbindung mit dem Begriff der Selbsterkenntnis zusammen, mündend in das Lied „Der Doppelgänger“, ein unglaubliches Kunstwerk, ein


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Lied, das seiner Zeit um hundert Jahre vorauseilt, das vielleicht radikalste Lied, das je geschrieben wurde. Mit diesem Lied kann man die Lehren Freuds begreiflich machen; umgekehrt kann man dieses Lied mit Freud verstehen lernen. Mahler seinerseits hat Freud noch aufgesucht, von Toblach aus, in der heftigsten Ehekrise von Alma zu jenem geschickt … Schubert hat Freud vorweggenommen (natürlich muss man an dieser Stelle auch den Dichter des Liedes erwähnen: Heinrich Heine). Abermals im Geiste in der Intensität des Schubert’schen wie auch – gleichzeitig – des Mahler’schen Weltabschieds gefangen, begebe ich mich zu Bett. Morgen ist auch noch ein Tag. Meine gestrige Erkundung war erfolgreich. Mit meinen neuen Bergschuhen an den Füßen begebe ich mich zum Fuße des Toblacher Hausbergs, des Sarlkofel, um mir ein Paar Leihski anpassen zu lassen. Die neuen Bergschuhe, gestern Abend in freundlicher Beratungssitzung ausgewählt und zum Schnäppchenpreis erstanden, machen beim Gehen Geräusche. Gestern war mir das nicht aufgefallen. Sie knarren, aber nicht in der Tonlage, in der Schuhe normalerweise knarren, sondern viel höher. Man müsste eher sagen: Sie singen. Soll man von den Schuhen eines opernsängers anderes erwarten? Ich hoffe und bete, dass das nach einer Weile aufhört, denn es macht mich wahnsinnig. Aber sie sind ja noch ganz neu, kein bisschen eingelaufen, es wird schon noch verschwinden … Mit den Skiern an den Füßen rutsche ich zum Lift hinunter. Etwas mulmig ist mir schon: nach einem halben Leben wieder auf Brettern. Etwas holprig wackle ich zum Skillift und lasse mich, nun doch erstaunlich unbefangen, nach oben ziehen. Geht doch! Zunehmend sicherer entscheide ich mich nach der ersten Fahrt für den Sessellift. Nach erneuter Abfahrt konstatiere ich, dass ich in den letzten dreiundzwanzig Jahren außer künstlerisch auch sportlich gereift zu sein scheine: Ich finde, ich fahre besser denn je! Die dritte Abfahrt dann zur anderen Seite: hinunter zum Trenkerhof. Wenn Mahler das sehen könnte! Das letzte Werk, das Mahler in Toblach vollendet hat – man sollte vielleicht besser sagen: zu Ende entworfen, denn die Vollendung der Partitur hat er ja immer erst nach praktischer Aufführungserfahrung vorgenommen –, sein letztes vollendetes Toblacher Werk also ist die Neunte Symphonie. Ein Werk zwischen den Welten. In seiner Art nicht so innovativ wie „Das Lied von der Erde“, aber sehr offensichtlich eine Art künstlerische Essenz seiner Kompositionskunst. Sehr berührend, sehr gut durchdacht. Dass für bahnbrechende Kunstschöpfung die Krise

notwendige Voraussetzung ist, ist eine feuilletonistische Binsenweisheit. Jedoch bleibt einem im Falle Mahlers in Toblach gar nichts anderes übrig, als eben diese Binsenweisheit ins Feld zu führen. Denn er hat hier noch ein Kunstwerk geschaffen, das in seiner radikalität dem Schubert’schen „Doppelgänger“ an die Seite zu stellen ist. Und dies eben auch in seinem letzten Werk, wodurch die innere Verwandtschaft Schuberts und Mahlers noch einmal betont wird. Die Krise war ausgelöst durch ein reichlich überfälliges Ereignis: Alma war fremdgegangen. Die junge, schöne, vollblütige Frau hatte bisher an der Seite des egozentrischen, überhaupt nicht männlich-überlegenen Genies gelebt und hier ihre eigene, weiblich-überlegene Natur verleugnet. Es war überfällig, dass die vor innerer Energie berstende Schönheit ihr recht zu leben einforderte. Mahler war darauf nicht vorbereitet und der Situation auch nicht wirklich gewachsen. Die Krise war verheerend, die reaktion Mahlers war einerseits die Flucht in kindisches Benehmen, andererseits die Flucht in schöpferische Tätigkeit. Das fragmentarische resultat dieser Tätigkeit, das Adagio aus der Zehnten, ist ein im selben Maße erschütterndes wie erstaunliches Kunstwerk. Der taumelnde Melodienverlauf dieses überwältigenden sinfonischen Satzes mündet zweimal in einer Akkordneuschöpfung; der dabei im Verlauf der musikalischen Entwicklung zusammengesetzte Nonenakkord hat eine emotionale Kraft von atemberaubender Größe, ist der Ausdruck im wahrsten Sinne des Wortes „unermesslichen“ Schmerzes. Mit ihm ist das tonale musikalische Material ausgereizt, er stellt einen Höhepunkt dar, der gleichzeitig die Tür aufstößt für ein neues Musikverständnis. Mahler hat nur noch das Adagio instrumentiert. Der rest der Symphonie ist als Particell, also als reduzierte Partiturversion, mehr angedeutet als ausgeführt. Vielleicht ist es gut, dass er nicht mehr fertig geworden ist. Das, was er noch fertiggestellt hat, ist von einer unbegreiflichen Größe. Dieses Adagio ist das erste Manifest der Umsetzung der oben erwähnten Notwendigkeit, nach dem „Ewig, ewig“ die Musik neu zu erfinden. Das Adagio ist neu, verstörend neu. Mein Aufenthalt in Toblach geht zu Ende. Ich bin dem Konzertalltag für ein paar Tage entkommen, habe die Abwechslung genossen, meinen Gedanken raum gegeben, Natur genossen, in Maßen Sport betrieben; jetzt ruft und drängelt mich das Musikerleben wieder in meine Funktionen. Da geht es mir also genau wie weiland Mahler … Ich werde wieder herkommen –


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5 Seiten 3689 Wörter 23303 Zeichen (mit LZ) 19651 Zeichen (ohne LZ) 24520 Anschläge 3652 Leerzeichen 18834 Buchstaben 1039 ABC 17795 abc 65 Ziffern 752 Andere Zeichen 36 Blindzeilen 72 Zeilenumbrüche 513 Zeilen

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Analyse S. 53–61

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Wort/Wörter

und die der das in zu ich von er mit ist man den nicht hat es eine dem auch sich auf als ein sie wie wir mich bei dass dann war immer nur so aber warhol vor oder werk wenn da kann künstler einen im für über habe doch kunst wird wo ganz des einer diese selbst um anfang was ja weil noch

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T4.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) aber zwischen

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

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Brenner-Gespräch (5): „Yes und nice“ So viele Leute fahren über die Alpen. Quart bittet herausragende Persönlichkeiten an den Straßenrand zu einer Jause und einem Gespräch. Folge 5: Stefan Zweifel im Gespräch mit dem Galeristen Thaddaeus ropac. Da die beiden Tirol nie zeitgleich kreuzten, beschlossen sie kurzerhand ein Zusammentreffen in Paris. Im Café de Flore will mich Thaddaeus ropac empfangen, da, wo einst Guillaume Apollinaire saß, von jungen Bewunderern umringt – den künftigen Surrealisten, deren Werk er mit seinem Zauberstab bereits angestoßen hatte. Da saß er und in seinem Kopf trug er eine Granatsplitter-Wunde des Wunderbaren, einen Spalt, durch den er in die Zukunft schauen konnte, der große Kunstkenner und Kunstbenenner – den Kubismus taufte er und den Sur-realismus auch. Apollinaire. Wer sitzt heute noch so da, in sich ruhend und nachdenkend? Wo doch alle von Messe zu Messe jagen, von Art zu Art über jene Kotkugel, auf der Damenstrümpfe und Gauguins verkauft werden, wie Walter Serner in „Letzte Lockerungen“ höhnt, wobei man Damenstrümpfe wenigsten begreifen könne, Gauguins dagegen nicht … Eine hysterische Hatz, um Managern auf Bankenfotos einen farbigen Fleck auf der Wand zu verkaufen … Ist Kunst nur noch Foto-Dekor? Doch als ich Thaddaeus ropac im Café de Flore gegenüber sitze, scheint er ganz in sich zu ruhen, sich zu freuen wie ein Kind auf eine Stunde des GedankenSpielens, wenn man Thesen aufbaut und zuschaut, wie sie mit der nächsten Wortwelle in sich zusammensinken – ganz Kind auch freut er sich auf den Atelierbesuch am nächsten Tag bei Anselm Kiefer, für dessen Haus A.E.I.o.U. in Salzburg er gerade kämpft. Er sitzt da, neben ihm die Presse, aufgeschlagen ein Artikel über Munch, ein anderer über Alex Katz, den er jetzt dann gleich in New York besucht, „für 2 Wochen“, sagt er und korrigiert sich: „für 2 Tage“ – also auch Hatz zu Katz? Er besitzt die Kunst, Zeit zu dehnen – (Das Gespräch, nur ein wenig länger als eine Stunde, erkundet viel, vieles auch, was hier nicht aufgezeichnet werden konnte, das Zusammenspiel der Künste in Salzburg etwa, wo er mit roberto Longo und Gérard Mortier Projekte verwirklichte, seine „Ferndiagnose“ über den Wälzer von Jonathan Littell, den er aber für „spektakulär und vielleicht auch spekulativ“ hält, über Bruno Ganz bei den Proben am Burgtheater, als von Kiefers Bühnenbild der Staub rieselte, und ja, auch darüber, dass er noch viel über Arbeiten auf Papier lernen müsse, da er spontan eher von großen Werken angezogen werde.)

So entfaltet er eine Gedankenwelt, eine mental map wie von Franz Ackermann. Im Hintergrund und Hinterkopf die Karte von Paris mit seinen Fixpunkten, dem restaurant Voltaire, der Buchhandlung Fischbach oder eben dem Flore, ein psychogeografisches Schweifen durch jene Stadt, die er bei der Gründung seines Außenpostens 1990 London vorgezogen hat – was damals viele für einen Fehler hielten, während des british art hypes. Aber gerade der Umstand, dass hier die Zeit von Apollinaire und der großen KunstBewegungen vorbei ist, erlaubt es ihm, mit seiner Galerie Impulse zu setzen. Ich eröffne mit einer wirren Frage: Stefan Zweifel: Wenn ich mich recht erinnere, hat Andy Warhol 1964 hier in Paris … (Doch noch bevor ich den Satz ausspreche, habe ich mich in zwei Erinnerungsschlaufen verfangen. Denn mit dem Satz: „Wenn ich mich recht erinnere“, beginnt rimbaud seine „Zeit in der Hölle“. Wie kommen wir aus dieser Hölle heraus, dass immer schon alles gesagt ist?) Nun, ich möchte dennoch mit dem Satz anfangen: Wenn ich mich recht erinnere …, hat Andy Warhol 1964 in Paris eine Pressekonferenz abgehalten und verkündet, er sei jetzt nicht mehr Künstler. Kommt man aus der Hölle heraus, wenn man heute das Künstler-Sein aufkündigt, weil Kunst gar nicht mehr möglich ist? oder wäre das nur noch Zitat? Zierrat? Da frage ich mich: Gibt es uns überhaupt? Kann es Sie, sehr verehrter Herr ropac, als Galeristen, der mit heutigen Künstlern zusammenarbeitet, überhaupt geben, oder sitzen wir hier nur als Traumsplitter von Warhol, also als Splitter eines Traums, den Warhol in jener Nacht von 1964 nach seiner Pressekonferenz in Paris hatte? Thaddaeus Ropac: Es ist natürlich sehr gefährlich, irgendetwas, was Warhol über Kunst gesagt hat, a) auf die Kunstwelt als solche und b) auf Warhol selbst zu beziehen, der immer mit Sprachfunken umgegangen ist, die sich befeuert und dann selbst ausgelöscht haben. Er hat ja auch gesagt: Jeder Mensch werde in Zukunft für 15 Minuten berühmt sein und hat sich dabei ja nicht ausgenommen. Denn in jener Zeit war es ihm selbst ein Anliegen, wenigstens einmal für 15


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Minuten berühmt zu sein. Doch dank seiner radikalität hat er dann einen Einfluss ausgeübt, den er selbst nie erahnt hat. Die Bedeutung von Warhol kann man im Gesamtbild erst jetzt wirklich begreifen. Das ist auch der Grund, weshalb Warhol heute relevanter ist als beispielsweise 1964, als er diese Pressekonferenz gab, oder zur Zeit seines Todes, 1987. Mit dieser Ankündigung wollte Warhol die Aufgabe des Künstlers andeuten, sich ständig neu erfinden zu müssen. Aufhören!, sich selbst abschaffen!, um sich dann wieder neu zu erfinden und dadurch die repetition auszuschließen. Und so das erklärte Ende der Kunst dem Neuanfang der Kunst vorauszuschieben. Z.: Warten Sie rasch: Ich habe gelesen, dass es bei Interviews mit Ihnen oft zu Ausfällen der recorder komme … so, und ich schalte nun, voilà, das zweite Aufnahmegerät ein, obwohl Artaud einmal sagte: „Da wo die Maschine ist, ist der Tod.“ Hoffend, dass bei zwei Geräten der Tod den Tod aufhebt und wir durch die dialektische Nacht von Kunst und Kommerz ins Lebendige der Anschauung vorstoßen. Freilich: Wo die Aufnahmemaschine ist, ist auch die Wiederholung schon programmiert. Wie will man im reich der re-Präsentation ins ganz Gegenwärtige gelangen, in die reine Präsenz? Viele der von Ihnen vertretenen Künstler arbeiten genau damit: mit Wiederholungen, mit Allusionen, Anspielungen, Anverwandlungen. Dies auf der einen Seite, auf der andern: Künstler, die wie etwa Anselm Kiefer vehement einen neuen Anfang suchen, besessen von der Idee, dass man wieder an einen Anfang kommen kann. r.: Das ist mir zu unklar, dieser „Anfang“. Das klingt mir zu schwärmerisch, weil alles immer ein Anfang ist. Ich weiß nicht, wie das jetzt präzise gemeint ist … ich kann jetzt mit dem Anfang nichts anfangen … Z.: Es gibt seit rousseau die Vorstellung, dass das Wissen, die Zivilisation, uns immer weiter vom Anfang oder vom Ursprünglichen wegzieht. Andererseits gibt es auch die Hoffnung, dass man über die Wiederaneignung von Wissen zurückfindet, zur vorsokratischen Philosophie, wo der Anfang noch greifbar ist: Eine seltsame Bewegung ... r.: Nun, bei Kiefer hat der Anfang eine ganz eigene Bedeutung, weil er das Wort selbst, das Wort „Anfang“, zum Thema gemacht hat. Wir haben 2003 in Salzburg eine Ausstellung gemacht, die hieß: „Am Anfang“. Er hat einfach diesen Anfang zuerst in Fra-

ge gestellt und dann neu zu definieren versucht. Und zwar nicht durch eigene Einsichten, sondern durch Zitate eines Wissens, das er in sich aufgenommen, erinnernd verinnerlicht hat. Es war ihm wichtig, die Frage des Anfangs nicht selbst zu definieren, sondern nur zu interpretieren. Insofern spielt der Anfang bei ihm eine ganz spezifische rolle. Bei den anderen Künstlern, mit denen wir arbeiten, kann ich das jetzt nicht so sehen, da ist eher das Im-Fluss-Sein wichtig … Z.: Wir sitzen im Café de Flore, und bei Ihnen in der Galerie hängt das Bild eines polnischen Künstlers, auf dem Sartre im Café de Flore sitzt: Wie sehen Sie diesen rück-Bezug, wenn man eine Geste von früher – also Brassaïs Foto von Sartre – übernimmt, wie reagieren Sie auf die Geste des Wiederaufnehmens? r.: Kunst kann nicht anders funktionieren. Man kann Landschaftsbilder malen und selbst diese sind Zitate von bereits vorhandenen. oder man kann Porträts malen, und da wiederum kann man sich auf die Gegenwart oder die unmittelbare Umgebung beziehen wie Alex Katz, wo kein historischer Bezug besteht, doch selbst bei ihm heißt ein Werk „Utamaro“ nach diesem japanischen Künstler aus dem 18. Jahrhundert. Solche rückbezüge sind unvermeidbar und auch erwünscht. Man ist Teil eines Zusammenhangs. ohne den kann Kunst gar nicht existieren. Überwältigend bei Kiefer ist, wenn er etwa ganz bestimmte und gewaltige Themen der Geschichte aufnimmt und im Werk „Wege der Weltweisheit“ große Denker in Szene setzt oder sich auf die Spuren von Leuten wie Chlebnikow macht, dem russischen Denker, Mathematiker und Philosophen. Künstlern geht es oft darum, bestimmten Figuren der Vergangenheit eine neue Bühne zu geben. Das war immer Teil jeder Generation, das ist sicher nicht neu … Z.: Sie bemerkten, dass Warhol in den 80er Jahren, als Sie ihn vertreten haben, nicht so einflussreich war wie jetzt? r.: Ja, absolut. Als ich Warhol anfangs der 80er Jahre kennenlernte, hatte er – vor allem was seine Bedeutung, seinen Einfluss auf die jüngeren Künstlern anging – fast seine gesamte relevanz eingebüßt. Er wurde von den Kunstkritikern, aber auch von den Kuratoren und einer ganzen Generation jüngerer Künstler kaum mehr beachtet. Hat er sich doch den Porträts von Berühmten, Halb-Berühmten, reichen und Sehrreichen zugewandt und dadurch die Bedeutung, die er davor hatte – gerade durch solche radikalen Ges-


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ten wie damals bei der Pressekonferenz in Paris –, verloren. Die Künstler haben ihm dieses Flirten mit dem Glamour, der ursprünglich radikal gewirkt hatte, nicht mehr abgenommen. Meine Bekanntschaft mit Warhol begann aber viel früher: Ich war etwa 17 Jahre alt und wir sind mit der Schule nach Wien gefahren, weil die republik Österreich damals eine Sammlung angekauft hatte, die sogenannte Sammlung Hahn. Dieser Ankauf war umstritten, es ging um viel Geld, und die Zeitungen haben darüber sehr polemisch geschrieben. All das habe ich als sehr junger Mensch natürlich nur am rande mitbekommen. Wir sind also in dieses neu gegründete Museum des 20. Jahrhunderts getrieben worden, als Klasse. Ich war fasziniert. Und das hat sich dann später vertieft: etwa als ich die große Installation „Nasse Wäsche“ von Beuys sah, die die republik gekauft hat. oder beim ersten Blick auf Warhols Brillo-Boxen. Das hat mich irritiert, verärgert. Ich war unglaublich in den Bann gezogen. Und so war es Warhol, der in meiner Jugend diese unglaubliche Neugier auf Kunst der Gegenwart ausgelöst hat. Z.: Warhol hat, wenn wir schon hier vor diesen zwei Aufnahme-Geräten sitzen, davon geträumt, selber eine Maschine zu sein. Haben Sie ihn selbst als Maschine erlebt? Als Kunstmaschine oder Konzeptmaschine? r.: Für mich als 20-Jährigen Warhol zu begegnen – das bedeutete: jemanden mit einer unglaublichen Distanz zu erleben. Man konnte Warhol überhaupt nicht nähertreten. Da wurde so viel dazwischen geschaltet. Da gab’s in der Factory einen Empfang mit einem Pult, hinter dem Frauen saßen, die teilweise gestrickt und sich mit irgendwelchen obskuren Dingen beschäftigt haben. Dann wurde man in den nächsten raum geführt, wo der damalige Manager Fred Hughes die Besucher einteilte wie ein Arzt im Vorzimmer. Man saß auf einer Bank und hat sozusagen eine Nummer erhalten, wer wann und in welcher reihenfolge vom großen Meister seine 15 Minuten bekommt – die meistens nur 5 Minuten lang dauerten ... Er hat eigentlich immer nur Ja gesagt, Jaaa, Yes … Yes, that’s interesting. Viel mehr kam da nicht raus. Es stand sein Werk da, doch er als Figur blieb völlig abgeschottet. Da war kein Kontakt möglich, über dieses Yes, it’s nice hinaus. Und er hat ganz leise gesprochen, man konnte ihn kaum hören und ich, sehr aufgeregt bei dieser Begegnung, die unglaublich lang erwartet und kostbar war, hatte nie verstanden, was er gesagt hatte. Dabei hat er nur gesagt: Yes und nice.

Dann habe ich diese kleine Ausstellung gemacht von den Jewish Portraits, 1984 in Salzburg: Da kam er selber vorbei – für ihn war dieser Salzburg-Aufenthalt überhaupt kein Erfolg. Für mich schon. Für mich war es ein unglaublicher Erfolg, ihn dazu gebracht zu haben, diese Werke zu zeigen, in meiner ersten Ausstellung, obwohl ich keine einzige Zeichnung verkauft habe. Ich war damals wahnsinnig jung und unerfahren. So war es für mich natürlich ein wichtiger Schritt, Beuys und Warhol zu zeigen … und zu sehen, wie das Werk dieser beiden die letzten dreißig Jahre wesentlich geprägt hat und heute – nach dem späten posthumen Triumph von Warhol – ganze Generationen von Künstlern nicht einfach nur beeinflusst, sondern die Kunstszene geradezu definiert ... Z.: Wie ist das Verhältnis zu einem einzelnen Bild, wenn man es aus dem Zusammenhang einer Werkgruppe, einer Künstlerbewegung herausnimmt und davor steht? Allein? Sicher stehen Sie oft so allein vor einem einzelnen Werk – was passiert da? r.: Das ist sehr unterschiedlich: Es gibt die Welt der Künstler, die man gut kennt und regelmäßig im Atelier besucht – ein gutes Beispiel ist Kiefer, der eine halbe Stunde vor Paris sein Atelier hat. So oft ich da auch hinkomme, er ist immer wieder in der Lage, mich völlig zu überraschen, mich vor ein völlig neues Werk zu setzen. Und doch ist es Teil einer vertrauten Sprache, die man erlernt hat. Man geht mit dem Künstler weiter, man lernt, wie sich das Werk entwickelt – dadurch entsteht eine Vertrautheit. Und trotzdem, vor jedem Werk wird man irgendwie allein gelassen, man hat dann nur noch das Werk und die eigene reaktion darauf, die übrigbleibt – und diese könnte nicht unterschiedlicher sein. Ich denke überhaupt wenig in Schulen. Das wird auch mein Galerieprogramm widerspiegeln – wir haben uns nie auf eine bestimmte richtung festgelegt. Minimal Art, Conceptual Art oder figurative Malerei ... natürlich muss ich eingestehen, dass es diese verschiedenen richtungen gibt. Aber vieles wird einfach zusammengefasst, um das Begreifen leichter zu machen. Und da widerfährt vielen Künstlern Unrecht. Ein gutes Beispiel ist Alex Katz, der immer fälschlicherweise der Pop Art zugerechnet wird. Wirklich fälschlicherweise. Das ist der Kunstwelt auch nicht auszureden: Wir brauchen offenbar solche Schulen, dieses Denken in Schulen. Pop Art, sagt man dann, bedient sich vorhandener images, ob das eine Suppendose ist oder ein Porträt von Marilyn Monroe: Das image wird auf die Leinwand übertragen – und


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dadurch wird das ursprüngliche Bild-Ereignis hinterfragt und hintangestellt. Katz aber nimmt einfach ein Modell aus seinem Umfeld, also nicht jemanden Berühmten, den man wiedererkennt. Deshalb spielt das Wiedererkennen in der reibung mit dem neuen Bild-Ereignis bei ihm überhaupt keine rolle. Er malt ganz klassische Porträts in Öl, und doch gilt er als Pop Artist. Auch wir konnten dieses Vorurteil nicht ausräumen, weil einfach zu gern in Schulen, richtungen gedacht wird. Ich habe immer versucht, mich dem zu entziehen. Dafür wurden wir auch öffentlich angefeindet. Dass wir keinen klaren Stil hätten ... dabei ist dieses Schul-Denken nicht nur für die Betrachter eine Falle, sondern auch für die Künstler. Nehmen wir einmal die Leipziger Schule, die dabei ist, wieder out zu werden. Viele distanzieren sich nun von ihr. Mit recht, denn es wurden zu viele offensichtliche Fehlgriffe gemacht. In dieser Absetzbewegung wird jetzt auch vieles weggekehrt, was weiterhin beachtet werden sollte. Das passiert halt immer wieder. Ich wollte nie eine Galerie haben, die einer Schule verpflichtet ist. Ich wurde dafür kritisiert, dass ich mich nicht an ein Programm hielt, sondern sozusagen „richtungslos“ ein paar der sogenannten Neuen Wilden auswählte, aber zur gleichen Zeit Minimal Art zeigte, Carl Andre und andere Künstler, die das Gegenteil verkörperten. Mich selbst hat eben immer die Vielfalt interessiert. Und aus der Vielfalt heraus wiederum die Einzelfigur. Nicht die Strömung. Z.: Wenn Sie jetzt von der singulären Erfahrung vor einem Bild sprechen – was heißt das als Kunsthändler? Wenn man mit einem Käufer vor einem Bild steht, stellt sich die Frage: Wie wird das Inkommensurable, das Unvergleichbare der eigenen Erfahrung vergleichbar? Und dabei muss man als Händler den Künstler vor dem falschen Käufer und den Käufer vor dem falschen Kaufentscheid schützen. r.: Nun, da möchte ich mich zunächst wehren: Es gibt einen Unterschied zwischen Kunsthändler und Galeristen. Uns geht es darum, einen Künstler in seinem Universum fassen zu können und ihn dann vermittelnd in den sogenannten Markt einzuführen. Der Käufer ist erst das letzte Glied. Der Kunsthändler hingegen ist jemand, der zuerst den Käufer hat, als erstes Glied, und der dann das passende Werk sucht und anbietet. Bei uns ist die Kette völlig anders. Erst der Künstler, das Werk, dann der Käufer. Z.: Ich habe gerade bei vielen Leuten einen Balthus hängen sehen und mir gesagt: Das ist aber traurig,

dass dieser Balthus ausgerechnet hier hängt, bei diesem Menschen, der doch so offensichtlich keinen Zugang hat. r.: Das reine Verschwinden in Privatsammlungen wird von uns nicht angestrebt. Und ich werde sogar von meinen Künstlern zum Teil heftig kritisiert, weil ich das ganz offen und transparent benenne. Manchmal bestimme ich, wenn wir eine Ausstellung eröffnen, dass ein Teil der Bilder nur für Museen verfügbar ist. Und da gebärden sich private Käufer zum Teil überaus unerfreulich, weil sie nicht verstehen, dass es solche restriktionen gibt. Aber zum Glück können wir uns das leisten, solche Vorgaben zu machen – eben um zu vermeiden, dass wichtige Werke in Privatsammlungen enden, wo sie nicht das entsprechende Umfeld genießen und der Öffentlichkeit entzogen bleiben. Wir fühlen uns dem Künstler verpflichtet – weniger dem Sammler. Das ist keine Kritik am Sammler. Denn gerade über die Arbeit mit Museen kamen wir mit Sammlern in Kontakt, die wissen, dass Sammeln nicht nur eine Dekoration von leeren Wänden ist oder das Präsentationsfeld von individuellem Geschmack, sondern dass Sammeln mit Vermittlung zu tun hat – und nicht mit der Demonstration eines finanziellen Vermögens. Z.: Wenn Sie nun von Kiefer auf verschiedene Denker geführt werden, sagen wir Celan, beginnen Sie sich dann, mit deren Werken zu beschäftigen? r.: Also ich muss sagen: Mit Kiefer und von Kiefer habe ich am meisten gelernt. Es gibt kaum einen Künstler, der mich gezwungen hat, mich mit so vielen Dingen zu beschäftigen, der mir so viele Welten eröffnet hat. Den erwähnten Chlebnikow etwa, der ist mir vorher nie untergekommen und mittlerweile habe ich viel über ihn gelernt. Celan ist mir als Österreicher natürlich schon vertraut gewesen, schließlich haben wir schon in der Schule die „Todesfuge“ auswendig gelernt. Und auch Ingeborg Bachmann war mir vertraut, das ist ja Standardliteratur. Doch die jüdische Kabbala war mir nicht vertraut, ich wusste nicht, was die „Merkaba“ ist … Ich muss sagen: Ich habe überhaupt so vieles oder das meiste über und von meinen Künstlern gelernt, aber von keinem so viel wie von Kiefer. Z.: Sich dem Alten zuwenden, den Anfang wiederholen, fremde Anfänge wiederholen: Anselm Kiefer hat ja auch Bühnenbilder gemacht – „Ödipus auf Kolonos“ am Burgtheater. Ein Stück, in dem es um


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Datensatz H2

Vergleich Sonderzeichen


Ödipus geht, der vertrieben ist und heimkommt in den heiligen Bezirk der Gastfreundschaft und sich dem Tod gegenübersieht – sind nicht die Ateliers auch eine Art heiliger Bezirk, wo das Eintreten mit heiligem Schauer einhergeht? r.: Das ist sicher so, man muss nur aufpassen und darf das nicht zu sehr mystifizieren. Das wird automatisch getan. Auch von mir. Ich erlebe Atelierbesuche ja so intensiv, dass ich damit sofort eine Mystik verbinde. Aber es kann auch eine Gefahr sein, wenn man die präzise reaktion verliert. Denn den Künstlern geht es mehr um die präzise reaktion, als um die schwärmerische Bewunderung. Sie wollen schon beides haben, aber wenn man sie vor die Entscheidung stellen würde, was ihnen letztendlich wichtiger wäre, dann wäre ihnen die präzise reaktion des Betrachters wichtiger als die reine Bewunderung. Z.: In der Geschichte der Kunst spielt der Tabubruch und Widerstand gegen äußere Zwänge seit je eine große rolle. Georges Bataille meinte, 1930 seien alle äußeren, gesellschaftlichen Tabus gebrochen worden. Danach aber bleiben innere Tabus, die „innere Erfahrung“, die dem Werk eine irritierende Vibration verleiht. Von außen betrachtet hat man das Gefühl, heute würden immer wieder die gleichen Tabus gebrochen. Wie sehen Sie das bei Gilbert & George mit ihren Shit-Kreuzen – bleibt das voll innerer Kraft oder ist es nur noch äußere Pose? r.: Ich kenne die beiden seit 25 Jahren und habe gesehen, wie ihre Haltung immer extremer, wie die Künstlichkeit ihrer erfundenen Figur „Gilbert & George“ immer intensiver wurde und dieses Brechen der Tabus zu einer eigenen Sprache geworden ist, zu einer Sprachfindung. Manchmal fragt man sich, ob das wirklich notwendig ist, ob sie gewisse Tabus überhaupt noch erfolgreich ansprechen können. Sie wurden zunächst von der englischen Gesellschaft abgelehnt, wegen gewisser Tabubrüche. Bis das drastisch gewechselt hat: Dann hat man sie bewundert. Auf einmal hat ihre Ausstellung in der Tate alle Besucherrekorde gebrochen. Darauf mussten sie reagieren, wobei in diesem Künstler-Kollektiv, das sie geschaffen haben, der Tabubruch Grundlage der Kreation blieb. Entstanden sind dann diese Shit- und Pissbilder, um diesen erhofften neuen Tabubruch zu erzeugen, der ihnen auch irgendwie gelungen ist. Z.: Kiefer sagte einmal: Wer heute auf Dada macht, ist ein Spießer.

r.: Ja. Z.: Dada kann man nicht wiederholen. Und Courbets „L’origine du monde“? Kommt ja immer wieder als Zitat vor, aber dann bleibt auch der Tabubruch Zitat … r.: Das kommt ganz darauf an, wie der Künstler es einsetzt. Sie sprechen wohl den englischen Künstler Philippe Bradshaw an, der „L’origine du monde“ umsetzt in einen Wand-Vorhang aus kleinen farbigen Kettenteilen und darauf ein Video projiziert, wo er Trampolin springt, in diese Vagina hinein- und herausspringt. Fast ironisch, aber trotzdem mit viel respekt vor dem original. Natürlich hat das neue Werk bei Weitem nicht mehr die gleiche Wirkung – es kommt eine Verspieltheit dazu und man kann die Gewaltsamkeit der ursprünglichen Problematik kaum mehr nachvollziehen. Diese Wucht des Tabubruchs erlebten wir mit unserer Ausstellung mit iranischen Künstlern im Frühling 2009, die dann auf die Watchlist des regimes kamen – doch anstatt ihre Arbeit zu glätten, haben sie nun beschlossen, in ihrer Kritik an den Mullahs noch radikaler zu werden, wohl wissend, damit hinter sich die letzten Brücken abzubrennen – und das brennt sich auch dem Werk ein. Z.: Kürzlich sah ich einen Film mit Philippe Soupault, der aufgefordert wurde, die Hände vor die Augen zu legen und zu beschreiben, welches Bild ihm vor den Augen erscheint. Das war ein Gemälde des Zöllners rousseau. Wenn Sie nun – das müssen Sie hier im Café natürlich nicht machen, weil es blöd ausschaut – die Hände vor die Augen legen würden, welches Bild würde dann erscheinen? r.: Die Frage nach dem favorite artist – das habe ich immer abgelehnt. Aber ein solches Bild wie Soupault zu benennen, ist ja eine Spielerei – und ich kann mich auf die Spielerei einlassen … und um einigermaßen originell zu sein sage ich jetzt: Brâncuşis „Bird in Space“, weil wir ja in Kürze in Salzburg unsere neuen räume eröffnen, spaces … Brâncuşis Werk berührt mich besonders, weil er mit space immer auch die Unendlichkeit beschreibt. Die Geburt der Unendlichkeit.


T5 T5.1

T5.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

5 873 5584 4723 5865 861 4557 253 4304 15 151 7 19 110

Seiten Wörter Zeichen (mit LZ) Zeichen (ohne LZ) Anschläge Leerzeichen Buchstaben ABC abc Ziffern Andere Zeichen Blindzeilen Zeilenumbrüche Zeilen

LZ

861

15.4%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

250 74 142 223 697 53 123 211 381 5 33 126 149 483 99 45 1 264 244 302 182 24 55 5 7 61

4.5% 1.3% 2.5% 4% 12.4% 0.9% 2.2% 3.8% 6.8% 0.1% 0.6% 2.2% 2.7% 8.6% 1.8% 0.8% 0% 4.7% 4.4% 5.4% 3.2% 0.4% 1% 0.1% 0.1% 1.1%

ä ö ü

23 13 21

0.4% 0.2% 0.4%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

23 7 2 40 12 16 10 11 16 9 5 8 7 4 2 12 1 4 26 9 7 9 8 0 0 5

0.4% 0.1% 0% 0.7% 0.2% 0.3% 0.2% 0.2% 0.3% 0.2% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0% 0.2% 0% 0.1% 0.5% 0.2% 0.1% 0.2% 0.1% 0% 0% 0.1%

Ä Ö Ü

0 0 0

0% 0% 0%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

4 1 3 0 1 2 0 1 2 1

0.1% 0% 0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Seite 62 / 63

Analyse S. 63–71

Anzahl

Anteil

, . ß : - ! „ _ % $ & > * / ; # ? @ ‚ < ( + [ \ ] ^ = ) { | } ¡ ¢ £ ¤ ¥ ¦ § © ª « ¬ ® ° ± ² ³ µ ¶ ¹ º » ¼ ½ ¾ ¿ À Á Â Ã Å Æ Ç È É Ê Ë Ì Í Î Ï Ð Ñ Ò Ó Ô Õ × Ø Ù

69 63 8 8 7 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1.2% 1.1% 0.1% 0.1% 0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Ú Û Ý Þ à á â ã å æ ç è é ê ë ì í î ï ð ñ ò ó ô õ ÷ ø ù ú û ý þ ÿ ZU

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

19

0.3%

T5.3

T5.5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

273 81 144 263 709 69 133 222 397 14 38 134 156 487 101 57 2 268 270 311 189 33 63 5 7 66

6.1% 1.8% 3.2% 5.9% 15.8% 1.5% 3% 4.9% 8.8% 0.3% 0.9% 3% 3.5% 10.8% 2.3% 1.3% <0.1% 6% 6% 6.9% 4.2% 0.7% 1.4% 0.1% 0.2% 1.5%

Wort/Wörter

du ich und in dir die mich nicht mit hast ein

(Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abend zweite

(Anzahl Wörter mit x Zeichen)

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

42 28 25 19 17 13 13 12 10 10

T5.6

T5.4

Zeichen

Anzahl

97 179 143 130 95 45 52 27 23 9 13 4 3 12 1 1 0 0 2 1 1 0 0 1

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Hier die Fortsetzung der Serie „Gutachten“: In dieser rubrik werden Vertreter einer oder verschiedener Berufsgruppen eingeladen, auf einer einzigen Heftseite kompakte Bestimmungen einer zeittypischen Erscheinung zu entwerfen.

Diesmal: Die zweite Identität

Zeittypische Erscheinung: Persönlichkeitswechsel als Massenphänomen reizwörter: My Space, Twitter, Facebook, Internet-Dating, Datenschutz, Privatsphäre, Pishing, öffentliches Profil, Freunde-Liste, Flashmobs, Newsgroups, online-Community, Cybersex, Fake-Name, Blog, Anonymität, Avatar, Personensuchmaschine, Secondlife. Aufgabenstellung: Es steht Ihnen eine Quartseite zur Verfügung – schaffen Sie sich eine zweite Identität! Vier Beiträge von robert Woelfl, Margret Wibmer, Götz Spielmann und Pauhof Architekten


D17

K=9

Seite 64 / 65

Analyse S. 65

Durchschnitt Grauwert (%)


Wenn du mich nach meinen Daten fragst, nach diesen

Und du erzählst, dass du den ganzen Tag in der Fußgän-

personenbezogenen Daten einer natürlichen Person,

gerzone auf dem Boden sitzt und Flöte spielst. Du er-

werde ich irgendwelche Daten erfinden. Ich werde dir

zählst, dass dich die Passanten für einen griechischen

nicht meine richtigen Daten nennen. Du versuchst, mir

Hirten halten und dir Münzen hinwerfen. Und am Abend

die Daten zu entlocken, die mich unverwechselbar ma-

sammelst du die Münzen ein, so, als würdest du auf

chen, aber die werde ich dir nicht geben. Du kannst dir

diese Weise dein Geld verdienen. Du kannst nicht als

personenbezogene Daten einer natürlichen Person in

Hirte in der Fußgängerzone dein Geld verdienen, wenn

Delhi oder Johannesburg kaufen. In Delhi kostet ein ge-

du zur selben Zeit ein Luxusauto besitzt. Außerdem hat

stohlener Datensatz fünf Euro. Kauf dir dort personen-

sich deine Stimme verändert. Plötzlich sprichst du mit

bezogene Daten. Wenn du zu mir sagst, dass du etwas

einer viel höheren Stimme. Du sprichst jetzt eindeutig

für mich empfindest, dann weiß ich, du sagst das nur,

mit einer höheren Stimme und so kann ich dir nicht ver-

um an meine Daten zu kommen. Du empfindest nichts

trauen. Dabei hast du doch immer gesagt, dass es um

für mich oder empfindest es nur so lange, bis ich dir

Vertrauen geht. Gestern hattest du eine ganz andere

meine Adresse und meine Sozialversicherungsnummer

Stimme. Ich verstehe nicht, warum sich deine Stimme

genannt habe. Damit willst du dann im Netz Kontakte

so schnell verändern kann. Sprich wieder mit der tiefe-

knüpfen und einkaufen gehen. Und willst Kredite auf-

ren Stimme. Verdammt. Sprich wieder mit der tieferen

nehmen und pornographische Inhalte ansehen. Du

Stimme und sieh aus wie James Stewart. Verdammt.

willst mit meinem Leben pornographische Inhalte an-

Jetzt, in diesem Fell und mit dieser Flöte in der Hand,

sehen, aber dafür kann ich dir mein Leben nicht geben.

sagst du wieder zu mir, dass du etwas für mich emp-

Gestern hast du mich zu einer Autofahrt eingeladen und

findest. Aber das glaube ich dir nicht. Denn ich habe

ich habe diese Einladung angenommen, denn ich war

dir diesen Satz gestern geglaubt, als du ihn in deinem

neugierig, welches Auto du besitzt. Und dann bist du

großen, schwarzen Auto zu mir gesagt hast. Wir sind

mit diesem riesigen, schwarzen Auto gekommen, das so

durch die Stadt gefahren und haben uns die Blitze am

unglaublich viel kostet. Schon seit langer Zeit wünsche

Horizont angesehen. Und währenddessen hast du die

ich mir, einmal in einem dieser Tarnkappenautos mitzu-

ganze Zeit gesagt, dass du etwas für mich empfindest.

fahren, hinter deren dunklen Scheiben man nie etwas

Und ich habe es geglaubt. Denn ich liebe Gespräche,

erkennen kann. Nie weiß man, wer hinter diesen Schei-

in denen es um Empfindungen geht. Ich bin von diesen

ben sitzt und welche Verträge da gerade ausgehandelt

Gesprächen, in denen es um Empfindungen geht, ma-

werden. Du hast mir die hohe Lebensqualität in diesem

gisch angezogen. Es kann natürlich sein, dass du mit

Auto gezeigt. Du hast mich in diesem Auto das Flair von

Empfindungen nur irgendwelche Daten gemeint hast,

Individualität und Karriere spüren lassen. Du hast mich

aber ich habe dir geglaubt. Jetzt aber will ich dir nicht

in deinem Tarnkappenauto mitgenommen und jetzt bin

glauben, jetzt in diesem Hirtenkostüm glaube ich dir

ich nur noch begieriger nach solchen Autos. Aber heu-

nichts. Ich weiß, ich bin nur ein Jobangebot für dich.

te sprichst du nicht mehr davon, jetzt tust du so, als

Ich bin nur deine Selbstverwirklichung und deine be-

würdest du so ein Auto gar nicht besitzen. Den ganzen

ruflichen Ziele. Es tut mir leid. Ich kann dir die Daten,

Tag denke ich an dieses Auto und warte darauf, dass du

die mich unverwechselbar machen, nicht geben. Du

mich fragst, ob ich wieder mitfahren will. Gestern hast

musst dir ein anderes Jobangebot als mein Leben su-

du einen blauen Anzug getragen. Dieser Anzug in die-

chen. Fahr nach Delhi oder Johannesburg. Kauf dir dort

sem ungewöhnlichen Blau hat mich an James Stewart

einen Datensatz. So viel Geld hast du doch. Verbring ein

in einem bestimmten Hitchcock-Film erinnert, den ich

paar schöne Tage in Delhi und leiste dir dort einen Da-

unlängst gesehen habe. In deinem blauen Anzug hast

tensatz. Vielleicht werde ich das auch einmal machen

du mich an James Stewart erinnert. Heute trägst du

und ein paar Tage mit einem anderen Leben leben. Das

den Anzug nicht mehr, sondern trägst plötzlich einen

täte mir gut. Einmal mit einem anderen Leben ein paar

alten weißen Pullover, der aussieht wie ein Fell. Heute

Tage lang glücklich sein.

trägst du plötzlich ein Fell und das verstehe ich nicht.

Robert Woelfl


D18

C=47 M=45 Y=45 K=6

Seite 66 / 67

Analyse S. 67

Durchschnitt Farbwert (%)


Margret Wibmer Titel: machine memory Entstehungsjahr: 2008 c-print auf Dibont, 70 Ă— 80 cm


D19

C (K=68)

Seite 68 / 69

M (K=58)

Analyse S. 69

Y (K=49)

K (K=55)

Vergleich Farbkanäle (CMYK) (%)


Gรถtz Spielmann


D20

C=18 M=13 Y=13 K=0 62,016 mm2

Seite 70 / 71

Analyse S. 71

Menge häufigste Farbe (%)


PAUHOF: Stadt-Modular 412 m × 52 m × 95 m


T6 T6.1

T6.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

6 Seiten 4015 Wörter 26911 Zeichen (mit LZ) 22901 Zeichen (ohne LZ) 28121 Anschläge 4010 Leerzeichen 22044 Buchstaben 1158 ABC 20886 abc 13 Ziffern 844 Andere Zeichen 4 Blindzeilen 8 Zeilenumbrüche 555 Zeilen

Seite 72 / 73

Anzahl

Anteil

LZ

4010

14.9%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

1169 372 664 897 3784 335 543 1050 1610 33 315 717 452 2179 486 137 1 1619 1216 1464 724 110 344 9 6 240

4.3% 1.4% 2.5% 3.3% 14.1% 1.2% 2% 3.9% 6% 0.1% 1.2% 2.7% 1.7% 8.1% 1.8% 0.5% 0% 6% 4.5% 5.4% 2.7% 0.4% 1.3% 0% 0% 0.9%

ä ö ü

165 50 137

0.6% 0.2% 0.5%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

74 71 3 78 100 84 74 48 21 10 50 35 43 32 9 19 3 23 211 32 18 30 74 0 0 16

0.3% 0.3% 0% 0.3% 0.4% 0.3% 0.3% 0.2% 0.1% 0% 0.2% 0.1% 0.2% 0.1% 0% 0.1% 0% 0.1% 0.8% 0.1% 0.1% 0.1% 0.3% 0% 0% 0.1%

Ä Ö Ü

1 2 3

0% 0% 0%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

7 2 1 2 0 1 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Analyse S. 73–83

, . ß : - ? ; ! é & $ ( ‚ * „ < / _ + > @ [ \ ] ^ ) { | } ¡ ¢ £ ¤ ¥ ¦ § © ª « ¬ ® ° ± ² ³ µ ¶ ¹ º » ¼ ½ ¾ ¿ À Á Â Ã Å Æ Ç È É Ê Ë Ì Í Î Ï Ð Ñ Ò Ó Ô Õ × Ø Ù Ú Û

439 271 52 26 23 9 2 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1.6% 1% 0.2% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

= Ý Þ # à á â ã å æ ç è ê ë ì í î ï ð ñ ò ó ô õ % ÷ ø ù ú û ý þ ÿ

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

ZU

8

0%

T6.3

T6.5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

1243 443 667 975 3884 419 617 1098 1631 43 365 752 495 2211 495 156 4 1642 1427 1496 742 140 418 9 6 256

5.8% 2.1% 3.1% 4.5% 18% 1.9% 2.9% 5.1% 7.5% 0.2% 1.7% 3.5% 2.3% 10.2% 2.3% 0.7% <0.1% 7.6% 6.6% 6.9% 3.4% 0.7% 1.9% <0.1% <0.1% 1.2%

T6.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Anzahl ↓

372 975 498 494 453 322 231 165 146 106 96 46 27 19 14 6 12 4 2 0 2

Wort/Wörter

die er der und in das den sich ein es zu dem auf aus nicht an eine hatte ihn färber mit sie war ihm wie noch von vor als dass einen des nichts für um kein wenn im jetzt oder keine sein was dann schnee nur hier würde seine auch wurde aber einer

Anzahl ↓

143 110 97 60 55 54 52 52 50 48 47 34 33 32 30 29 19 28 28 27 27 26 26 24 24 22 22 22 20 19 18 17 16 16 16 15 15 15 14 14 14 13 13 13 12 12 12 12 12 12 11 10 10

T6.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abbruch zwischen

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Lichtverhältnisse am Berg

Genaugenommen lesen Sie hier die Landvermessung dieses Heftes in der Version b. Ihr Autor Christoph Peters sah sich außerstande, von Berlin aus in die Berge aufzubrechen, und schickte stellvertretend einen Fotografen auf die reise. Das schmucklose Holzkreuz im osten markierte eine Kuppe, die vom Tal aus ein Gipfel war. Färber befand sich auf 3000 Metern Höhe, ohne einen Schritt gestiegen zu sein. Unten hatte es genieselt, aber der Monitor in der Talstation, der das Standbild einer Videokamera auf dem Joch zeigte, hatte bereits vermuten lassen, dass er sich hier in einem Streifen zwischen zwei Wolkenfeldern befinden würde. Am Schalter war keine Schlange gewesen, vor ihm lediglich ein älteres Ehepaar mit Skiern. Trotzdem hatte ihn die Frau an der Kasse nicht als Person wahrgenommen. Ihre Augen waren den Bewegungen der eigenen Hände gefolgt – beim Eingeben des Tarifs, beim Geldzählen, als sie das Ticket durch den Schlitz schob: Kein einziges Mal hatte ihr Blick seinen gekreuzt. Er stand an der niedrigen Mauer, die das Gebäude der Station und den Gletscher voneinander trennte. Scharfe Böen schnitten ihm ins Gesicht. Vor ihm lag ein erst sanft, dann steiler ansteigender Eishang, der beinahe ganzjährig als Piste genutzt wurde. Ein Schlepplift zog einzelne Skifahrer in den Nebel hinauf. Jetzt, Mitte November, herrschte kaum Betrieb. Auf der anderen Seite, richtung Tal, schwebten blaue Sesselschalen aus dem Dunst und in ihn zurück, geleitet von farbigen Stangen in orangefarbenen Quadern, die dort lagen wie das Spielzeug außerirdischer riesenkinder. Färber schaute durch seine Nikon D3, sie war groß und schwer, 12,5 Megapixel, die beste, die zur Zeit gebaut wurde. Das objektiv surrte – kurze, abrupt endende Visiergeräusche, denen kein Foto folgte. Er ließ die Kamera sinken, zog den rechten Handschuh aus, stopfte ihn in die Jackentasche, schaute erneut durch den Sucher. Endlich drückte er den Auslöser, immer noch halbherzig, setzte ab, prüfte das Bild auf dem Display, anschließend die Histogrammkurven, damit er tatsächlich wusste, wie das Licht sich auswirken würde, insbesondere in den extrem hellen und den ganz dunklen Partien. Das Display selbst war zu

klein, als dass er allein anhand der Fotodarstellung hätte erkennen können, was später auf dem StudioBildschirm oder im Ausdruck zu sehen sein würde. Nicht weit entfernt glitt das Ehepaar, das vor ihm an der Kasse gestanden hatte, langsam zurück richtung Lift. Er erkannte die Frau an ihrer grellgelben Skibrille mit dem leuchtend violetten Sichtfeld, neben der ihre gebräunte Wangenhaut wie antikisiertes Leder wirkte. Vieles konnte misslingen. Vor allem durfte es keine toten Bereiche geben, keine Fehlstellen oder undifferenziert körnigen Flächen. Für Bedingungen, wie sie hier herrschten, fehlten ihm Erfahrungswerte. Er hatte nie mitten im Schnee gearbeitet, umgeben von reinem Weiß, das einen früher oder später blind machte. Wenn er länger hinschaute, flimmerten winzige Punkte in allen Farben des Spektrums. Dann wieder schlug die Helligkeit ins Negativ um, oder es schoben sich phosphoreszierende Flecken durchs innere Auge wie Wanderlöcher in brennendem Papier. Er erinnerte sich an Kindheitswinter, an Schlittenrennen, schmerzende Kälte im Gesicht, Sekundenbruchteile totalen orientierungsverlustes, während er sich überschlagen hatte. Dass er jetzt hier stand, hatte nichts mit alten Empfindungen zu tun. Er wollte keine Erinnerungen ausgraben: weder Sentimentalität noch Bewältigung. Nicht nur der Schnee, auch die Wolken waren weiß, eine Nuance dunkler zwar, aber weit entfernt von Grau. Unmittelbar über ihm hatten sie eine andere Beschaffenheit als der Schnee zu seinen Füßen. Weiter oben, in einer für das Auge nicht abschätzbaren Entfernung, löste sich die Grenze zwischen beiden Bereichen auf. Kein Unterschied zwischen festem Boden und nasser Luft. Er stellte sich vor hineinzufallen – nicht in das, was dort war, sondern in das, was seine Augen ihm vorgaukelten: schwerelosen, unbegrenzten raum aus Licht. Die Wolken verteilten es gleichmäßig. Nichts und niemand warf Schatten. Der Schnee reflektierte


D21

Seite 74 / 75

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die Helligkeit ohne erkennbaren Intensitätsverlust. Ein unendliches Hin und Her wie zwischen zwei Spiegeln, nur dass nicht die Gestalt eines vierzigjährigen Mannes mit Kamera ins Unendliche wiederholt wurde – kein „Ich“. Statt dessen Leere, Formlosigkeit. Er schaltete auf Unterbelichtung, löste aus, kontrollierte erneut, schüttelte den Kopf. Was unter diesen Bedingungen funktionierte oder eben nicht funktionierte, würde er erst zu Hause feststellen. Sein Studio lag zweieinhalb Autostunden von hier entfernt. Um diese Jahreszeit konnte die Fahrt leicht doppelt so lange dauern. Schon deshalb musste er alles tun, damit sich das, was er mitbrachte, als Arbeitsgrundlage verwenden ließ. Färber wusste nicht, wie die Bilder am Ende aussehen sollten. Es gab keine Botschaft, die irgendein Werbekunde mit ihnen transportieren wollte, es gab gar keinen Auftrag, nur etwas in seinem Innern. Er hätte es nicht „Vision“ genannt, obwohl das Wort vielleicht sogar passend gewesen wäre: Er hatte etwas gesehen, das es nirgends zu sehen gab, und von dem er weder wusste, wie es sich herstellen ließ, noch was seine konkrete Gestalt war: etwas wie den Kern einer Sichtweise, die er mittels Versuch und Irrtum am rechner herausfiltern würde. Was die Bilder auf keinen Fall vermitteln durften, wusste er hingegen genau: weder Wintersportsgeist, noch Aprés-Ski-Laune, kein Bergsteigerpathos, kein Naturidyll, keine alpine Volkstümelei. Er probierte es jetzt: Überbelichtungen, um aus den Durchschnittswerten herauszukommen, die der Apparat wählte. Solche Fehlbelichtungen ließen später andere Korrekturmöglichkeiten zu. Wenn in den Dunkelheiten jedoch überhaupt keine Daten mehr waren, konnte er auch nichts verstärken. In unmittelbarer Nachbarschaft des Schnees sah das Programm die Felsformationen als reines Schwarz. Tatsächlich bildete der Fels aber komplexe Linienstrukturen, ein Geschiebe aus schweren Farben und Grauschattierungen. Das aufgeworfene, zerborstene, in sich verkeilte Gestein bezeugte Verwerfungen, die vor Jahrmillionen stattgefunden hatten, während einer erdgeschichtlichen Epoche, die vorbei gewesen war, lange ehe es Menschen gegeben hatte, um sie zu bezeugen. Was sich vor ihm erhob, war der Brustkorb eines riesenorganismus, der den Atem anhielt. Natürlich wurde in Wirklichkeit überhaupt nichts

angehalten, der menschliche Wahrnehmungsapparat war nur einfach unfähig, das allmähliche Heben und Senken zu erkennen. Selbst eine Zeitrafferkamera wäre darüber an ihre Grenzen gestoßen: ein Bild pro Jahr, um zweieinhalb Zentimeter Absacken des Bergrückens festzuhalten. Fünfundzwanzig Bilder pro Sekunde verrechnete das Gehirn zu einer flüssigen Bewegung. Vier Sekunden Film in hundert Jahren, während derer das komplette Massiv etwa zweieinhalb Meter an Höhe verlor. Das Auge erfasste nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Spektrum der Geschwindigkeiten. Es konnte nicht einmal folgen, wenn eine Knospe sich allmählich entfaltete: Sie war geschlossen, sonst nichts. Dann einen Spalt weit geöffnet, ganz still. Schließlich das Stadium der Blüte: Eine-Rose-ist-eine-Rose-ist-eine-Rose. Das Einzige, dem er zuschauen konnte, war das Fallen eines welken Blütenblatts, wenn er Glück hatte oder lange genug wartete. Färber kehrte aus Sekundenbruchteilen Unendlichkeit zurück. Der Wind nahm an Härte zu, riss die mechanischen rhythmen der Liftanlagen auseinander, wehte Halbsätze zu ihm herüber, die nicht ihm galten. Sein rechter Zeigefinger wurde steif. ohne Handschuh zu fotografieren war aussichtslos. Er zog ihn wieder an, büßte sein Fingerspitzengefühl ein, überlegte, das Ganze abzublasen, in die nächste Sitzschale zu steigen und zurück ins Tal zu fahren. Im Frühjahr konnte er wiederkommen. oder es lassen. Er hatte genug bezahlte Arbeit: Werbekampagnen für Banken, Porträts von Berühmtheiten, restaurantführer, Kochbücher. Letzteres kam ihm besonders entgegen. Es gab erstklassiges Essen, und die Mädchen, die er fotografierte, während sie so taten, als würden sie Gemüse schneiden oder einen Klecks Püree kosten, hatte er selbst ausgewählt. Färber wickelte sich den Schal um den Kopf, so dass nur noch ein Schlitz für die Augen frei blieb, stellte fest, dass die feuchte Luft aus Mund und Nase in der Strickwolle zu einer eisigen Nässe wurde, die sich ekelhaft anfühlte und stank, schob den Schal zurück unters Kinn. Im Grunde verabscheute er Natur. Fragte jemand danach, sagte er, sie interessiere ihn einfach nicht, weder beruflich noch privat. Doch letztlich war es Abscheu, und an dessen Grund Angst, eine wahnsinnige, nur mit Mühe in Schach gehaltene Angst vor dem Unbe-


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herrschbaren. Er ging auch nicht gerne zu Fuß. Für das kurze Stück Weg zwischen seiner Wohnung und dem Studio nahm er den Wagen und verwandelte sieben Minuten Gehen in zwei Minuten zum Aus- und Einparken, ein bis drei Minuten vor roten Ampeln und viereinhalb für die eigentliche Fahrt. Das Wetter hatte mit dieser Gewohnheit nichts zu tun. Zu Fuß war jedes Wetter schlecht. Wenn es regnete, wurde er nass, bei Eis und Schnee konnte man sich das Genick brechen. Abgesehen davon fror er, sobald er die eigenen räume verließ, es sei denn, draußen herrschten über dreißig Grad Sommerhitze. Der Wind ließ die Flaggen an die Aluminiummasten knallen: Europa blau mit gelbem Sternkreis; Österreich rotweiß, drei Streifen; Tirol rotweiß, zwei Streifen. Die obere Wolkendecke wurde auseinandergetrieben, so dass Lichtkegel durchbrachen, obwohl sich kein blauer Himmel zeigte. Ein Anstieg, der aus Schichtungen schwarzen Gesteins bestanden hatte, leuchtete in ocker und Ziegeltönen. Auf Schneehängen überlagerten sich die Schatten von Felsvorsprüngen und dichteren Wolken, wurden mit großer Geschwindigkeit ineinandergetrieben. Färber machte Bild auf Bild, kontrollierte die Ergebnisse. Für zweite Versuche blieb nie Zeit, denn im nächsten Augenblick erstarrte der Ausschnitt, der gerade noch belebt gewirkt hatte, statt dessen geriet ein Stück tote Steilwand in Bewegung. Neben hellen randlosen Schwaden erschienen jetzt dunkelgraue mit sauber zerfetzten Konturen. Der Sturm nahm immer noch zu. Das Windrad auf dem Dach der Station rotierte, als wollte es mitsamt Gebäude abheben. Die Aufheiterung war längst verflogen, es verfinsterte sich. Färber schaute auf die Uhr, sie zeigte fünf nach drei. Unwahrscheinlich, dass es bereits dämmerte. Die Sesselschalen an den Drahtseilen schaukelten bedenklich. Weiter oben peitschten Schneeböen Slalomtore. Dann plötzlich ein Abbruch, ein kurzer Moment, in dem alle Geräusche verstummten, um sich neu sortieren: verschiedene Stimmen des Windes im Fels, scharf bremsende Skikufen, Gelächter. Etwas fehlte, er sah es jetzt: Beide Lifte standen still. Aus den Lautsprechern, die am Gebäude montiert waren, meldete sich ein Knacken, ehe eine für hiesige Verhältnisse hochdeutsche Stimme sagte: „Verehrte Gäste, da die Sicherheit der Anlage infolge der Wind-

stärke nicht mehr gewährleistet ist, wurde der Liftbetrieb eingestellt. Wir bitten um Ihr Verständnis. Die Seilbahn von der Sommeralm verkehrt weiterhin.“ Färber merkte, wie ihm trotz Kälte der Schweiß ausbrach, unmittelbar gefolgt von Panik. Er lief zum Stationsgebäude, warf die Schwingtür auf, stürmte hinein, hielt inne, sah sich um. Der Kiosk, an dem man vorhin noch Tee, Schnaps und Wiener Würstel hatte kaufen können, war geschlossen. Er klopfte an die Scheibe, obwohl dahinter kein Licht mehr brannte. Die zuständige Person war bereits gegangen. Er schlug gegen Türen, rief „Hallo“ und „Entschuldigung!“ Nirgends ein Mensch, der für die Steuerung der Anlage zuständig war, auch sonst keiner. Bei den Toiletten fand er eine Gegensprechanlage, darüber ein Schild mit der Aufschrift Notruf. Neben einem größeren Kreis aus gestanzten Löchern und einem kleineren, hinter dem das Mikrophon steckte, zeigte ein grünes Lämpchen an, dass das Gerät eingeschaltet war. Färber drückte die Sprechtaste, hörte Knistern und rascheln, dann eine unfreundliche Männerstimme: „Was gibt es denn?“ „Dass der Lift aus ist“, sagte Färber, „wegen des Wetters, aus Sicherheitsgründen wurde gesagt, das kann ja sein, aber wie kommen die Leute jetzt wieder ’runter?“ „Wie sonst auch: auf die Ski.“ „Aber wenn man keine Ski hat?“ „Dann müssen’s halt laufen.“ „Wissen Sie, was hier oben für ein Wind geht?“ „Eben darum ist der Lift aus.“ „Und wann wird er wieder eingeschaltet?“ „Heuer nimmer.“ „Aber wenn sich eine Lawine löst, während ich dort bin?“ „Lawinen hat’s da herunter keine.“ „Ich meine: Wenn doch?“ „Dann kommt die Bergrettung mit’m Hubschrauber.“ Der Mann lachte schadenfroh, sagte: „Grüß Gott“, und brach den Kontakt ab. Färber starrte den Lochkreis an, hinter dem es jetzt totenstill war, zog reflexartig sein Mobiltelefon aus der Hosentasche. Es hatte Empfang, wenn auch schwachen. Seine Stimmung hob sich kurz, bis er einsah, dass das Telefon ihm nichts nützte. Er könnte allenfalls versuchen, irgendwie an die Nummer der


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Bergrettung zu gelangen – die deutsche Auskunft funktionierte hier nicht –, und dann tatsächlich den Hubschrauber rufen. Das würde ihn an die 10.000 Euro kosten, die keine Versicherung übernähme. Er schloss die Augen, lehnte sich gegen die eisige, mit rot lackierten Stahlblechen verkleidete Wand, dachte, seine Knie hätten alles recht nachzugeben, entschied sich dann aber stehen zu bleiben. Er stellte sich seinen Tod im Eis vor. Gestorben für die Kunst, bei dem Versuch, eine neue Sicht auf die Berge zu finden. Immerhin nicht für ein Luxus-Hotel oder einen Camping-Ausstatter. Er hatte sich eigens Skiunterwäsche gekauft, ein himalajaerprobtes Mikrofaser-Hemd sowie eine textiltechnisch optimierte Version der Daunenjacke. Die Sachen würden ihn im Ernstfall nicht retten. Wenn er stürzte, sich den Knöchel verstauchte oder brach, würde er liegen bleiben und erfrieren. Morgen früh hätte der Neuschnee ihn zugedeckt. Er wäre ein Hubbel oder eine Schanze, die für kleinere Sprünge taugte. Färber trat hinaus. Von der oberen Piste kam eine fünfköpfige Gruppe Skifahrer heruntergerast. Sie verlangsamten das Tempo, fuhren einen weiten, eleganten Bogen um das Gebäude herum, schwenkten in den nächsten Abschnitt ein. Die beiden Vorderen nahmen mit ein paar kräftigen Stößen der Stöcke neue Fahrt auf, gingen in die Hocke und schossen davon, während die hinteren in lässigen Schwüngen folgten. Nicht nur als Fotograf fehlte ihm jede Erfahrung im Schnee, er hatte auch keine Vorstellung, wie lange er zu Fuß für den Abstieg benötigen würde. Die Station auf der Sommeralm, wo der Gondelbetrieb trotz des Windes fortgesetzt wurde, lag hinter einem Hang, mitten in einer Wolke. Färber hielt die Kamera umklammert, als wäre sie sein einziger Halt, schaute an sich hinunter: Er trug Halbschuhe, die zwar Profilsohlen hatten, aber nicht über die Knöchel reichten. Nach wenigen Schritten würde Schnee von oben eindringen, die Socken durchnässen. Er dachte an den Bergsteiger Messner, den er vor einigen Monaten fotografiert hatte. Wenn es ganz schlecht lief, konnten seine Zehen erfrieren und müssten amputiert werden. Es war jetzt zwanzig nach drei, in anderthalb Stunden würde es stockdunkel sein. Er ging los, folgte den Stangen, den orangen Quadern, die die Piste mar-

kierten. Der Sessellift nahm einen anderen Weg, über schroffe Felshänge, nacktes Gestein. Die Strecke wäre kürzer gewesen, ließ sich aber zu Fuß kaum bewältigen. Weitere Skifahrer überholten ihn. Das Geräusch der Bretter im vereisten Schnee hatte etwas Gewalttätiges, wie Schwertstreiche, nur dass kein Kopf rollte. Es war glatt, er rutschte aus, ruderte mit den Armen, um die Balance zu halten, fiel dann doch, konnte den Sturz nicht abfangen: Mehr als alles andere musste die Kamera vor Schnee und Stößen geschützt werden. Ein stechender Schmerz am Steißbein schoss bis in seine Brust, nahm ihm den Atem. Er saß da, sammelte sich. Ein Snowborder raste haarscharf an ihm vorbei, schrie etwas, das er nicht verstand, wedelte mit dem Mittelfinger. Färber dachte einen Moment, wie es wäre, einfach liegen zu bleiben und das Ende abzuwarten. Zu Erfrieren – hatte er in einem Buch über den Selbstmord gelesen – sei eine der angenehmsten Erscheinungsformen des Todes, vor allem, wenn man vorher eine Flasche Whisky getrunken habe. Bei dem Gedanken schüttelte es ihn. Auch wollte er jetzt heute nicht unbedingt sterben. Meistens ging es ihm gut oder zumindest nicht schlecht. Nur manchmal brach er ein, dorthin, wo kein Grund hielt – dann sah alles anders aus. Doch da waren die Bilder. Sie würden zwar nichts ändern, weder am Zustand der Welt, noch an dem seines Innenlebens, aber sie wollten gemacht werden und sie hatten bestimmt, dass er dafür zuständig sei. Färber rappelte sich auf, ging weiter. Vor ihm zog eine weitere Wolke aus dem Abgrund über den Hang. Er entfernte sich einige Schritte von der Piste, um nicht von einem der Ski-Irren zum Krüppel gefahren zu werden. Auf den mit Neuschnee überzogenen Firnflächen, die weder planiert noch festgefahren waren, fand er besseren Halt. Das Licht bekam jetzt eine Schwere, die er nie zuvor gesehen hatte. Seine Schritte knirschten. Das Geräusch hallte im Kopf nach, es erinnerte an etwas Bestimmtes, das ihm nicht einfiel. Zu seiner rechten trat jetzt ein mächtiger, scharfer Grat aus der Nebelwand. Er stieg steil an und mündete in eine glatte, schroff aufragende Felsspitze. Der Schnee hatte dort kaum Halt gefunden. Sie stand da als ein klar geschnittener Winkel aus blankem Fels, schwarzviolett, von schmalen, geometrisch ineinandergefügten Eiskanten geordnet. So sah ein Gipfel aus, auf dem nie ein Bergsteiger gewesen war – kei-


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ner hätte es gewagt. Einen Augenblick lang versuchte Färber an dieser Illusion festzuhalten: Frühere Generationen hatten gewusst, dass Dämonen dort hausten, die der Mensch nicht stören durfte. Andernfalls brach Unglück über die Bewohner des Tals herein. Beispiele gab es genug, sie waren zu Geschichten geronnen, die in Winternächten erzählt wurden, den Kindern zur Warnung. Die geschnitzten Wurzelholzmasken und Waldschratfiguren mit Strohbärten in den Souvenirläden zeugten noch davon, sonst nichts mehr. Färber vertraute weder auf überirdische Schicksalsmächte, noch glaubte er an Berggeister. Aber er hätte es gern gehabt, wenn ein paar orte übrig geblieben wären, die nach Geheimnissen aussahen, selbst wenn dort keine waren. Der Mensch gehörte hier nicht her. Weder weil das Edelweiß geschützt werden musste, noch wegen der Steinbockpopulation. – Hier war die Todeszone. Nackter Fels, Eiswüste, Ödnis. Die Skifahrer hatten hier nichts zu suchen. Auch er hatte hier nichts zu suchen. Er starrte die Bergspitze an, deren Namen er nicht kannte, und ahnte, worauf die Bilder hinauswollten. Es befand sich außerhalb oder jenseits der Begriffe. Das, was für sich war, sich selbst genügte, dem er nichts hinzufügen konnte, vor dem die Leute der Vergangenheit sich niedergeworfen hatten, auf die Knie gefallen waren. Das Andere, das Unbekannte. Es wandte all seine Macht auf, um ihn fernzuhalten. Ihn und die Sportler, die Touristen, die sich keinen Deut darum scherten. Deshalb gab es gelegentlich Tote. Wieder und wieder fotografierte er die Bergspitze, wartete neue Wolkenbänke ab, änderte die Belichtung, den Ausschnitt, die Brennweite. Erneut kamen zwei Skifahrer auf ihn zu gerast, machten unmittelbar vor ihm eine scharfe Kehre, so dass ihm der Schnee bis an die Hüfte spritzte, jagten richtung Sommeralm davon. Er schrie ihnen etwas nach, kein Wort, einen ungeformten Laut aus vollem Hals, der wie ein Fluch klang und verhallte. Färber schnaufte, stolperte mehr als er ging den Hang hinunter. rechterhand die dunkle Spitze, die mit jedem Schritt, den er abwärts tat, höher aufragte. Links, durch ein steiles Geröllfeld unerreichbar fern, öffnete sich jetzt eine breite Abfahrt, in der ein Slalom-Parcours gesteckt war, bunte Stangen, die ebenso lächerlich wie bösartig wirkten, dazwischen eine Gruppe Skifahrer, offenbar ein Kurs. Sie lernten gerade, wie

man quer zur Steigung hinaufstapfte. Auf der gegenüberliegenden Seite sah Färber weitere Sesselliftstrecken vor einer gewaltigen Steilwand. Sie standen ebenfalls still. Der Schnee auf Felskanten, natürlichen Terrassen zeichnete ineinander gezwungene Strukturen nach, schälte gegenstandslose Formen heraus, die mal klar und hart, dann wieder wie verwischt aus dem Weiß traten. Inmitten des Geschiebes die ansteigende Gerade des Stahlseils mit im Wind schaukelnden Sesselschalen. In regelmäßigen Abständen setzen Stützpfeiler einen Taktstrich, an dem das Seil geknickt wurde. Die Plateaus, auf denen sie standen, waren in den Grund gesprengt, eingeebnet, die Fundamente und Sockel aus Beton. Färber fotografierte auch das. Nicht nur die Erhabenheit des unbezwingbaren Berges, auch die Nadelstiche des Zwergenvolks, dem er selbst angehörte. Das Gegeneinander der rhythmen, die aus unterschiedlichen Sphären stammten. Keine Anklage, kein Vorwurf, bloße Formen, die einander kommentierten, ohne eine Meinung zu haben. Und hinter all dem Entsetzen. Sein Abscheu vor der Natur zog jetzt, da er sich in wirkliche Angst zurückverwandelt hatte, einen regelrechten Hass auf die Wintersportindustrie nach sich, die alles zu Schanden machte. Zugleich hoffte er nichts dringender, als dass die Seilbahn von der Sommeralm hinunter zur Talstation noch in Betrieb wäre, wenn er dort ankäme. Er schwitzte, seine Knie zitterten, aber er fotografierte weiter. Der Atem schmerzte in der Lunge, die Füße krampften vor Kälte, jeder Schritt war ein Schritt, der noch vor ihm lag, dann ein Schritt, der ihn der totalen Erschöpfung näher gebracht hatte. Das Heulen des Sturms trieb ihn vorwärts, als stammte es von Wölfen. Er zweifelte, ob es überhaupt zu schaffen wäre, ob er es schaffen könnte. Der Windgriff in seinem Genick wollte ihn zu Boden zwingen, ihn in den Schnee werfen, sein Gesicht hineinpressen, ihn ersticken. Seine Jacke wurde von den Böen gestaucht wie unter Schlägen. Färber dachte jetzt nichts mehr, er stolperte, taumelte, fing sich mal mit dem Knie, mal mit der Hand ab, schaute gleichzeitig durch den Sucher und drückte ab, drückte ab, drückte ab. Die Kamera war sein Auge, sie hielt alles fest, sah, was er selbst nie gesehen hatte und nie sehen würde. Sein Auge aus Fleisch und Blut war längst blind. Es brannte, sonderte unkontrolliert Tränen ab, hinter denen alles verschwamm. Der


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nächste Skifahrer, der von oben käme, müsste Hilfe schicken, doch es kam keiner. Färber fotografierte wie im Wahn. Es sicherte sein Überleben. Deshalb hatte er seinerzeit damit angefangen: um nicht unterzugehen. Solange er fotografierte, konnte ihm nichts passieren. Die Bergformationen wurden zu Ausschnitten, Fragmenten, die keine Ähnlichkeit mit Landschaftsbildern, mit Naturdarstellung mehr hatten. Was auf dem Chip war, würde überdauern, ganz gleich, wie dieser Abstieg endete. Spätestens morgen fände man ihn. Und neben ihm läge die Kamera. ohne, dass er ihn hatte kommen sehen, begann plötzlich ein Anstieg. Färber zweifelte an seinem Gleichgewichtssinn, traute den eigenen Füßen nicht. Er erstarrte, weil er dachte, dass er sich verlaufen hätte. Doch links waren immer noch die Stangen, die die Abfahrt markierten. Ein unfassbarer Gedanke platzte in seinem Kopf: Die Skifahrer hatten sie umgesteckt, um ihn in die Irre zu führen. Man wollte ihn umbringen, einfach so, aus Spaß. Er musste die Kuppe erreichen, um sich neu zu orientieren. Das würde er schaffen. Vielleicht gewänne er von dort einen Überblick. Seine oberschenkel schmerzten bei jedem Schritt, die Versuchung wuchs, einfach stehen zu bleiben, zu verweigern wie ein Springpferd vor dem Hindernis. Es war weniger ein Gedanke als ein körperlicher Impuls. Dann plötzlich schaute er über den Scheitelpunkt der Kuppe hinweg. Es dauerte einige Sekunden, bis er die Höhen und Größenverhältnisse des raums um sich herum wieder begriff. Das unüberwindliche Geröllfeld, das ihn von der Schulpiste getrennt hatte, war, nachdem er es aus dem Blick verloren hatte, immer schmaler geworden, schließlich in einem spitzen Winkel ausgelaufen. Färber ging jetzt geradewegs auf die Teilnehmer des Skikurses zu, die in ihren albernen Leuchtwesten rechts-Links-Schwünge übten, anschließend wieder ein Stück Hang hinaufkraxelten, und so in einem fort. Kurz hinter dem Ende der Slalompiste, nur noch zwei-, höchstens dreihundert Meter weit entfernt, sah er jetzt auch den aberwitzigen Gebäudekomplex der Sommeralm: Eine grausilberne Metallkapsel, in der sich die Seilbahnstation befand, hatte sich wie ein raumschiff in einen alten Tiroler Berggasthof gebohrt. Färber gelangte auf den Höhenwanderweg, auf dem die Urlauber während des Sommers die Alm erreichten. Er traf wiederum auf ein Kreuz, kein Gipfel-, sondern ein Wegkreuz diesmal.

Es hatte ein kleines Ziegeldach und ein geschnitztes, farbig gefasstes Kruzifix hing daran, das Blut aus den Wunden schimmerte frisch. Unmittelbar dahinter war einer der orangefarbenen Quader aufgestellt, damit kein Skifahrer aus Versehen hineinraste. Eine Gondel schwebte aus dem Stationsgebäude hinunter richtung Tal, kurze Zeit später kam ihr eine zweite entgegen. Färber atmete durch, ohne noch richtig zu begreifen, was geschehen war – weder jetzt, wo er sich in Sicherheit befand, noch während der vergangenen dreiviertel Stunde. Er betrat die Terrasse, auf der bei Sonnenschein die Skifahrer unter Wolldecken lagen und tranken. Der ebene Boden unter seinen Füßen irritierte ihn einen Moment. Anders als sonst, hatten die rotweißen Fensterläden, die geblümten Vorhänge nichts mit Alpinkitsch zu tun. Er öffnete die Tür zum Schankraum, hörte Gelächter und Schlagermusik. Von der gegenüberliegenden Wand starrten ein Mufflon und ein Gamsbock ihn unverwandt an. Darunter hingen gerahmte Auszeichnungen mit Goldsiegeln, signierte Postkarten bekannter Persönlichkeiten, die schon hier gewesen waren. Ein gutes Dutzend Menschen, mehr Männer als Frauen, saßen in drei Gruppen an blank gescheuerten Holztischen, hatten Tassen, Bier und Schnapsgläser vor sich, Teller mit Wurst oder Kuchenresten. „Die Seilbahn fährt noch länger?“, fragte Färber den Wirt hinter der Theke, ehe er sich setzte. „Vor der letzten Gondel sag’ ich Bescheid.“ „Eine heiße Zitrone dann bitte.“ Er streifte Handschuhe und Mütze ab, öffnete die Jacke, ließ sich auf einen Stuhl beim Fenster fallen. Das Gespräch der Männer am Nachbartisch verstummte. Sie schauten ihn an, tauschten Blicke, denen zu entnehmen war, dass sie ihn für einen Idioten hielten. Schließlich strich sich einer die verklebten Haarsträhnen aus der Stirn und sagte: „Ah, der Herr Bergwanderer …“ Färber sah kurz auf und nickte. „’s ist kein Spaß ohne Ski heute, oder?“ Er hob die Schultern mehr, als dass er mit ihnen zuckte, und vermied, jemandem in die Augen zu sehen. „Jeder wie er’s mag halt.“ Da er noch immer nicht antwortete, setzten sie ihre Unterhaltung ohne ihn fort.


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Siggi Hofer Originalbeilage Nr. 15

„Das Boot. Das Boot dürfte leer sein, dies ist am geringen Tiefgang abzulesen. Es muss sich um eine verunglückte, nicht geglückte reise bzw. Überfahrt handeln, also um den Versuch einer Überfahrt, aber doch eine reise. Allerdings bleibt uns der Blick in das Innere des Bootes verwehrt. Der mögliche Inhalt , würde eventuelle recherchen vorantreiben. Aber was können wir mit Fug und recht behaupten? Erstens, es handelt sich um ein Boot, es ist braun, also wahrscheinlich handelt es sich um ein hölzernes Boot. Es ist ein 2 bis 3 Mann/Frau Boot. Es hat keinen Antrieb. Das heißt es hat kein Segel, kein ruder und auch keinen Motor. Und viertens ,es hat auch keinen Namen. Es treibt im Wasser . ob das Wasser ein Meer oder ein See ist ,bleibt unklar. In der Vorstellung des Autors ist es ein Meer. Das Boot wird zufällig entdeckt, und das rätselraten nimmt seinen Lauf. In der Überlegung des Autors ist es die Summe komplizierter Gedankengänge, also für ihn so etwas wie der einzige mögliche Ausgang, eine gefundene, erarbeitete Lösung . In gewisser Weise das rätsel als Lösung oder Lösung und rätsel zugleich. Nun werden wir der Sache mal auf den Grund gehen......... wir nehmen dieses Ding vorsichtig heraus, vorsichtig falten wir es auf und halten es jeweils mit Zeigefinger und Daumen an den Ecken fest, eine Armlänge vom Körper weg gestreckt betrachtend. Und wir denken . Und man kann es wenden und drehen wie man will, der Text bleibt und ist überflüssig. Und vor allem bleibt er holprig und unschlüssig, da der Sinn des Vorhabens in letzter Sekunde abhanden gekommen ist. Und es bleibt selbst ein rätsel, ob der Text in eine richtung lenkt, eine Fährte auslegt , ergänzt oder eben andere, interessante Zugänge auch ausschliesst. Nun beginnt aber ohnehin der Part der Anderen. Der Part des Finders, Herausnehmers, Auffalters, Nachdenkers und Beurteilers. Der Part des Fragers, des um Antwort ringers. Eine Beilage ist kein Geschenk, eher die Übertragung einer Beschäftigung und in weiterer Folge die Übertragung einer Verantwortung. Es gibt Sachen, Dinge, die ich in der Kunst nicht besonders schätze, die aber eine Lesbarkeit erleichtern würden, das sind in erster Linie raffinesse, Funktionalität ,Schönheit und Konsequenz. Und im besten Fall kommt ein Künstler nicht auf die Idee. Und herrlich funktionierende Künstler gibt es wie Sand am Meer. Alles das erklärt warum das alles so ist ,wie es ist. Immer eine Abneigung und Abgrenzung beinhaltend, mit äusserster, qualvoller Zurückhaltung und dem unbedingten Willen nicht auf die Suche gehen zu wollen führten schlussendlich doch zu einem nicht angestrebten Ziel. Einem Ziel das man eigentlich nicht erreichen wollte und das sich Wehren dagegen war von Beginn an zum Scheitern verurteilt . Wer und was dieses Boot bringt und kann ,bestimmt nicht der Autor, und seine Fantasien sind die eines Betrachters. Nach dem wir jetzt also alle Boote mit vereinten Kräften gezimmert und sie ans Wasser gebracht haben, schicken wir sie jetzt hinaus ins offene Meer, unsere Bötchen der Begierde. ohne Botschaft oder Nachricht, ohne Inhalt ,ohne Antrieb lassen wir sie treiben …..zu neuen Ufern oder bis sie untergehen. Wir warten bis und ob was passiert, und ob wir etwas von den möglichen, wahrscheinlichen Ausgängen erfahren, und wir hoffen, dass die reise nicht ohne Erbarmen, und ohne irgend einen Ton des Mitleids von irgend jemand gestoppt wird . So wie damals Alda Merinis grosser Albatros, dem man die Kehle durchschnitten hatte …... Ahoi, ahoi, ahoi“ Siggi Hofer (Dieser Text ist Teil der originalbeilage und wurde auf Wunsch des Künstlers unredigiert abgedruckt.)


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Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

743 263 352 452 1700 156 290 548 935 18 145 417 369 1037 271 89 2 810 776 725 383 61 183 1 6 114

6.9% 2.4% 3.3% 4.2% 15.7% 1.4% 2.7% 5.1% 8.6% 0.2% 1.3% 3.8% 3.4% 9.6% 2.5% 0.8% <0.1% 7.5% 7.2% 6.7% 3.5% 0.6% 1.7% <0.1% <0.1% 1.1%

T7.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

240 509 378 329 208 131 106 84 79 38 31 14 7 9 6 1 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1

Wort/Wörter

Anzahl ↓

er mario die ist das und der nicht in sich hat aber wenn zu dann ein leute auch es eine sein auf wird leben immer im da sie für gut von ich an mit als nur

99 55 55 51 48 39 34 32 29 27 26 24 23 22 21 20 18 18 17 17 16 16 13 12 12 12 12 11 10 10 10 10 10 10 10 10

T7.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) ab zweitens

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Stand-Haft Mario arbeitet als Statue in der Altstadt. Um 17 Uhr macht er Pause und erzählt aus seinem Leben. Von Manuela Kerer Ein ehemaliger Astronaut? Ein arbeitsmüder Schauspieler? Ein gescheiterter Politiker? Ein getarnter Bankräuber? Wer mag sich wohl hinter dieser Maske verbergen, die vor dem McDonald’s in der Innsbrucker Altstadt Löcher in die Luft starrt? Sobald sich das japanische Blitzgewitter endlich von der silbernen Figur auf das Goldene Dachl verlagert, pirsche ich mich an. „Ich weiß, Sie dürfen eigentlich nicht sprechen, äh … aber ich würde Sie gern interviewen … für einen Bericht, für ein Kulturmagazin …“ stammle ich, mich in Anbetracht der Nicht-reaktion meines Gegenübers immer doofer anstellend. Während ich langsam zum Gedanken übergehe, ins Englische zu wechseln, starren mich zwei riesige Augen von oben an und ein nahezu unbeweglicher Mund sagt: „Um fünf. Hier. Geht das?“ Entschlossen, konsequent, gewissenhaft, zäh, eisern, hartnäckig, starrsinnig, ausführlich, verbissen, beharrlich, fest, konstant, umfangreich, widerstandsfähig, entschieden, insistierend, stetig, umfassend, resistent, durchhaltend, fleißig, krampfhaft, beständig, unbeirrbar. Wahnsinn, wie viele Synonyme es für das Wort „standhaft“ gibt. Zielbewusst, felsenfest, starr, widerborstig, störrisch, unbeirrt, unbeugsam, zielsicher, eigensinnig, verbohrt, halsstarrig, rechthaberisch, ausdauernd, unverdrossen, resolut, folgerichtig, starrköpfig, widersetzlich, trotzig, unentwegt, unerschütterlich, erbittert, kompromisslos, verständnislos, stur, geduldig, zielstrebig, willensstark, unnachgiebig, steifnackig, widerspenstig, zielbewusst, unermüdlich. Es scheint gar nicht mehr aufzuhören. Ich denke an solche Eigenschaften, wenn ich sogenannte lebende Statuen in der Stadt sehe. Sie bespielen ganze Plätze, stieren stundenlang statisch, bewegen sich praktisch nicht, verziehen keine Miene, haben ihren Körper unter absoluter Kontrolle, zucken scheinbar nie. Bis zu jenem einen magischen Moment, in dem der rubel rollt, in dem die Moneten fließen, in dem der Taler im Hut sich regt, in dem die Passanten „schmeißen“. Da kommt Leben auf, da passiert was, da ist was los. Ansonsten betreiben lebende Statuen „Dastehende Kunst“. Überfrohen Mutes begebe ich mich um fünf zu meinem Interviewpartner. Frustriert merke ich, dass er

nicht mehr da ist. Von wegen standhaft. Die reinste Zeitverplemperung. Da schauen mich zwei riesige Augen aus gleicher Höhe an und ein nahezu unbeweglicher Mund in einem ungeschminkten Gesicht sagt „Hallo“. Name: Mario Boho. Beruf: Statue. Alter: 24. Schuhgröße: 44. Körpergröße: keine Ahnung. Körpergröße der Figur, die er darstellt: auf Grund des Sockels etwas größer als Mario. Arbeitszeit: immer. Arbeitsort: überall. Herkunft: Slowakei. Mario kann man: für Feiern oder ähnliches buchen. Mario hört: alles. Mario liest: nichts. Mario kleidet sich gern normal. Dann fällt er nicht so auf. Das ist aber ganz anders bei der Arbeit. Da muss er ja auf sich aufmerksam machen. Deshalb steht er auch auf einem Sockel. Erstens ist das für eine Statue ganz normal und zweitens kann er da über die Köpfe der Leute hinwegsehen. Er kann die Leute beobachten und „Kundschaft wittern“. Heute war Mario eine silberne Figur, mit weitem wallenden Gewand, Kapuze und silbern bemaltem Gesicht. Die Kostüme näht und repariert er selbst. Ab und zu leiht er ein Kostüm von seinem Cousin aus, der auch als Statue arbeitet, genau wie Marios Bruder. Die Kostüme seines Cousins sind die schönsten. Eine genau definierte historische Figur oder eine Persönlichkeit stellt Mario aber nie dar. Mario verleiht lieber der Phantasie der Menschen Flügel, als sie selbst anzulegen. Mario lauscht, was die Passanten sagen. Da schnappt er Gesprächsfetzen auf und formt Geschichten daraus. Die verstrickt er in seine Gedanken an Geld, Autos oder womit er sich sonst ablenkt. Ablenken muss er sich nämlich dann, wenn die Leute nicht schmeißen. Dann ist es langweilig. Dann denkt Mario auch an die Kälte. Die ist oft ziemlich hemmungslos, auch wenn er unter dem Kostüm viel anzieht. Wenn die Leute aber schmeißen, ist ihm warm. Dann spürt er auch die Hitze im Sommer nicht. Jedenfalls braucht


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Analyse S. 87–91

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Kombination Vokale (ae, ea, ao, oa, …)


er im Sommer viel mehr Schminke. Fast eine Tube Wasserschminke pro Tag, weil er den ganzen Kopf bemalt. Im Winter trägt er meist eine Kapuze, passend zum Kostüm, das ist wärmer. Ganzkörperkostüme mag er gar nicht. Mario schwitzt im Sommer und friert im Winter. Mario spricht sehr leise, freundlich und höflich. Beim Arbeiten versucht er das Sprechen zu vermeiden. Wenn ihn Passanten aber etwas fragen, antwortet er meistens. Er will ja nicht unhöflich sein. Wirklich gesprächig ist er aber mit Sicherheit nicht. Er teilt sich derzeit ein Zimmer mit einem Freund. Mit dem redet er oft. Wirklich viel redet er nur, wenn er getrunken hat. Das kommt aber selten vor. Er hätte gern mehr Freunde, aber das ist nun mal nicht so leicht. Er geht gern fort, aber nicht wirklich oft. Irgendwann wird er eine eigene Wohnung haben, was bald der Fall sein wird, dann wird er auch öfter weggehen und Leute treffen. Mario genießt Gesellschaft nämlich. Mario ist normal. Dieses Wort fällt immer wieder und ist ihm sehr wichtig. Sein Beruf ist normal, sein Lebensstil ist normal, sein Charakter ist normal. Seine Jeans sind normal, Nase, Haarschnitt: alles normal. Sein Leben ist normal. Schließlich wollen wir alle das Gleiche: Geld verdienen. Denn Geld macht das Leben leichter. Geld macht mobil. Das haben wir alle gemeinsam. Das ist normal. Dass jemand sein Leben für außergewöhnlich halten könnte und das durchaus im positiven Sinne? Mario glaubt das nicht. Mario kann von seiner Arbeit gut leben. Im Winter geht das besonders gut, weil es der Konkurrenz meist zu kalt ist. Die trauen sich dann nicht raus. Mario aber ist immer da. Er hat keinen freien Tag, das haben viele Menschen in anderen Berufen schließlich auch nicht. Das ist also normal. Nur bei regen stellt er sich nicht hin. regen macht frei. Bei Schnee arbeitet er aber sehr wohl. Sein Durchschnittstag ist selbstverständlich auch ganz normal. Um 8.30 Uhr steht er auf, dann geht er bis ca. 10.30 Uhr spazieren. Von 10.30 bis 16.15 Uhr arbeitet er. Mittagessen geht er nicht. Was er am Abend macht? Fernsehen? Wenn, dann nur Nachrichten. Was in der Welt passiert ist wichtig. Versichert ist Mario nicht. Wenn er zum Arzt muss, dann geht er hin und bezahlt die Behandlung. Das klappt jetzt problemlos und wird auch in Zukunft klappen. Überhaupt spielt sich vieles in Marios Zukunft ab: Ein Handy? Das wird er bald haben.

Eine eigene Wohnung? Die wird er bald haben. Einen Fernseher? Den wird er bald haben. ob er ins Kino geht? Bald wird er das. Wenn er eine Freundin hat. Und die wird er bald haben. Auch eine Familie. Das wird sich dann ergeben. Dann wird er auch ein Bankkonto haben. Das Geschäft läuft recht gut. Ein Tag ist besser, der andere schlechter. Insgesamt pendelt sich das ein. Die Leute wollen überrascht werden. Sie wollen wissen, was sich Mario ausdenkt, wenn sie schmeißen. Das verrät er aber nicht. Das ist sein Geheimnis. Die Leute sollen kommen und es herausfinden. Mario spürt die Finanzkrise auf diese Weise nämlich nicht. Mario wuchs in der Slowakei auf. Seine Mama starb, als er sechs war. Sein Vater kam dann nicht mehr klar mit den Kindern. Also war das Kinderheim die einzige und letzte Lösung. Marios Augen sprechen mehr als seine Lippen, die das Thema schnell abhaken. Heute hat er keinen Kontakt mehr zu seinem Vater. ob er nach Hause fährt? Wo ist nach Hause? Die Schule hat er abgebrochen, er hatte zu wenig Zeit dafür. Gelernt hat er auf der Straße, das ist die beste Schule. Da hat er mehrere Sprachen gelernt, je nachdem, in welchem Land er gerade sein Kostüm auspackte. Wenn er wohin fährt, dann nimmt er den Zug. Weg fährt er aber nur um zu arbeiten. Mario braucht keinen Urlaub. Mario lebt jetzt in Innsbruck. Seit einem Monat. Aber von nun an für immer. Immer an seinem Platz. Immer an der Ecke in der Altstadt. Beim McDonald’s. Mario braucht keine extra Standgenehmigung in Innsbruck. Das ist bei Pantomimen anders als bei Straßenmusikern. Er muss auch nicht laufend seinen Platz ändern. Mario schminkt sich immer im McDonald’s ab. Dafür braucht er nur 5 Minuten und etwas Wasser. Das Kostüm zieht er auf der Straße aus. Wenn die Leute ihn fragen, was er macht, sagt er „Pantomime“. Wie er nach Innsbruck gekommen ist? Mit dem Zug. Er hat es einfach versucht, dann hat es ihm gefallen, jetzt will er bleiben. Für immer. Dabei hat er schon einige orte auf dieser Welt besucht. Aber am besten gefällt es ihm in Innsbruck. Das hängt sicher damit zusammen, dass die Leute hier viel schmeißen. Überhaupt sind die Österreicher und die Deutschen die Großzügigsten. Mario findet die Menschen in Ungarn am schönsten. Mario riecht gut. Sehr gut sogar. Das fällt trotz respektsabstand sofort auf. Bei der Frage nach seiner letzten größeren Investition lüftet er das Geheimnis.


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LZ

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I

Seite 90 / 91

Analyse S. 87–91

R

Kombination Zeichen Rang 1–5 (en, ne, LZe, …)

LZ = Leerzeichen


Heute morgen hat er sich ein Parfüm gekauft. Hugo Boss. Ab und zu leistet er sich gerne etwas, aber ansonsten spart er. Mario isst heute auch keinen Kuchen. obwohl ich den gern bezahlen würde. Er hat aber gerade gegessen. Außerdem soll ich auch sparen. Man könne ja nie wissen. Gegessen hat er kurz vor unserem Gespräch, und zwar hat er gekocht. Mario kocht alles und isst alles. Ganz unkompliziert. Mario kocht gerne. Mario würde gern mit Nicolas Cage essen gehen. Fragen würde er ihn gar nicht so viel. Er würde ihm bloß sagen, dass er ein toller Schauspieler ist. Auch Mario kann schauspielern. Das zeigt sich besonders, wenn er ernst bleibt, obwohl die Leute ihn zum Lachen bringen wollen. oder wenn sie ihm eine Münze einen Millimeter unter die Nase halten, das kommt immer wieder vor. Darauf nicht zu reagieren benötigt viel Disziplin und Selbstbeherrschung. Mario ist eben standhaft. Das Wort kann man aber auch anders lesen, denn das Stehen ist manchmal wie eine Haft. Und eine Standhaft ist sehr anstrengend. Haft bedeutet Freiheitsentzug. Seine Bewegungen sind bei der Arbeit nicht frei. Sie hängen von der Großzügigkeit der Leute ab. Wenn sie viel schmeißen, ist das wie eine Befreiung. Aber schließlich hat er sich ja frei zu diesem Beruf entschieden und macht ihn gern. Mario liebt es, sein eigener Herr zu sein. Mario braucht trotz der körperlichen Anstrengung keine Thrombozytenaggregationshemmer gegen Thrombosegefahr, Physiotherapie oder Blutdrucksenker. Da kann er nur lachen. Sicher tut ihm ab und zu etwas weh. Natürlich ist es anstrengend, den ganzen Tag zu stehen, sich wenig zu bewegen, fast nicht und wenn, dann nur unbemerkt zu blinzeln. Aber das ist ja nur so, wenn die Leute nicht schmeißen. Wenn die Münzen klingen, spürt er die Anstrengung nicht. Mario versucht, ganz einfach zäh zu sein. Mario betont, dass er glücklich ist. ob ich wisse, wie schön Österreich sei? Wie schön das Leben hier sei? In der Slowakei ist alles schlecht. oder vieles. Jedenfalls ist das Leben dort schlecht. Deshalb will er auch nicht mehr zurück. Nur auf Besuch. Mit den Taschen voller Geld. Schmeißen bedeutet für Mario Glück. Dieser Moment verwandelt den scheinbar ewigen Stillstand in Menschlichkeit. Zeit ist ein wesentlicher Baustein im Leben einer Statue. Mario kann die Zeit verwandeln. Mario malt mir seine bisherige Lebenskurve auf. Es ist gar keine Kurve. Es ist eine Linie, die steil nach

oben geht, quer über das Blatt. Er befindet sich derzeit auf ungefähr der Hälfte der Linie. Es war hart in der Vergangenheit. Aber es ging aufwärts. Und das wird auch in Zukunft nicht aufhören. Sein Tag sieht übrigens so ähnlich aus. Der beginnt bescheiden, wird immer besser – bis es nur mehr steil bergauf geht. Mario hat ein Super-Leben. Ein Super-Mario-Leben. Er hat seinen Traumberuf gefunden. Er weiß, dass er besser und glücklicher lebt als viele andere Menschen. Mario will nichts anderes machen, nie im Leben. Mario wehrt sich. Denn nicht immer ist das StatueSein nur schön. Schon zweimal hat man versucht, ihn zu bestehlen. Beide Male hat er die Polizei gerufen und beide Male konnten die Diebe gestellt werden. Die haben sich dann wenigstens entschuldigt. Im Prinzip hat Mario aber ständig schöne Erlebnisse mit Passanten. Ein besonders schönes zu erzählen fällt ihm dennoch schwer, aber wenn die Leute lächeln oder lachen, ist das wunderbar, und wenn sie dann noch schmeißen, ist die Welt in ordnung. „Statue gelernt“ hat Mario von seinem Bruder. Der arbeitet jetzt in Genua. Den hat Mario gern. Wenn es so was überhaupt gibt, dann ist er seine Familie. Er hat ihn zu diesem Statuen-Beruf gebracht. Er hat gesagt: „Wenn du gut bist, kannst du gutes Geld verdienen.“ Seit er 18 Jahre alt ist, arbeitet Mario nun als Statue. Mario ist gut. Aber er ist alleine gut. Es gibt nämlich Kollegen, die sich mit anderen lebenden Statuen zusammenschließen und so gemeinsam ein größeres repertoire entwickeln. Mario arbeitet lieber als Einzelgänger. Das macht keine Probleme. Mario wird gebucht. Für Stadtfeste, Feiern oder ähnliches. Da kann man sich eine Figur aussuchen, die er darstellen soll. Er hat keine Karte. Die Leute sprechen ihn an und engagieren ihn. Von der Straße weg. Du bist gut oder du bist nicht gut. Die Leute sehen das. Mario ist auf Youtube unter „Pantomime in Lindau“ zu finden. Mario hat eine Lebensphilosophie und die ist herrlich einfach und einleuchtend. Wenn die Leute schmeißen, ist es nicht langweilig. Wenn die Leute schmeißen, tut ihm nichts weh. Wenn die Leute schmeißen, ist alles gut. Dann sind sie und er glücklich, denn dann passiert etwas, er bewegt sich. Geld macht beweglich, Geld mobilisiert, sagt Mario. „Aber wenn ein hübsches Mädchen vorbeikommt, dann bewege ich mich auch, ohne dass jemand schmeißt – vielleicht sogar schöner und besser …“ Mario lächelt.


T8 T8.1

T8.2

(Global)

(Alle Zeichen)

Anzahl

Was

Zeichen

4 Seiten 2869 Wörter 18526 Zeichen (mit LZ) 15684 Zeichen (ohne LZ) 19633 Anschläge 2842 Leerzeichen 14674 Buchstaben 988 ABC 13686 abc 352 Ziffern 658 Andere Zeichen 26 Blindzeilen 52 Zeilenumbrüch 393 Zeilen

Seite 92 / 93

Anzahl

Anteil

LZ

2842

15.3%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

904 239 415 607 2121 154 345 671 1210 20 201 514 387 1319 379 98 4 1069 991 891 539 94 198 10 10 118

4.9% 1.3% 2.2% 3.3% 11.4% 0.8% 1.9% 3.6% 6.5% 0.1% 1.1% 2.8% 2.1% 7.1% 2% 0.5% 0% 5.8% 5.3% 4.8% 2.9% 0.5% 1.1% 0.1% 0.1% 0.6%

ä ö ü

46 31 83

0.2% 0.2% 0.4%

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53 55 22 81 66 30 39 20 47 21 62 69 87 17 29 38 2 27 70 40 33 20 45 0 0 15

0.3% 0.3% 0.1% 0.4% 0.4% 0.2% 0.2% 0.1% 0.3% 0.1% 0.3% 0.4% 0.5% 0.1% 0.2% 0.2% 0% 0.1% 0.4% 0.2% 0.2% 0.1% 0.2% 0% 0% 0.1%

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1 1 1

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0.2% 0.5% 0.2% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.4%

Analyse S. 93–99

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1.3% 1.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

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52

0.3%

T8.3

T8.5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

957 294 437 688 2187 184 384 691 1257 41 263 583 474 1336 408 136 6 1096 1061 931 572 114 243 10 10 133

6.6% 2% 3% 4.8% 15.1% 1.3% 2.65% 4.8% 8.7% 0.3% 1.8% 4.0% 3.3% 9.2% 2.8% 0.9% <0.1% 7.6% 7.3% 6.4% 4% 0.8% 1.7% <0.1% <0.1% 0.9%

T8.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

311 783 372 388 259 180 121 108 106 66 60 28 19 14 12 3 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1

Wort/Wörter

und der das die in ist nicht ich man von er hat mit es ein war musik sie dass auch für sich den aber eine des haben muss zu im hab was nur kann sehr wenn tirol orf als auf da über am um

Anzahl ↓

80 77 65 62 58 43 37 35 34 34 28 27 26 25 23 23 22 21 20 19 19 19 19 18 18 17 16 16 15 15 15 13 12 12 12 12 11 11 11 11 10 10 10 10

T8.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) aber zwischen

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


„Ein Einzelner kann recht haben.“

Der Musiker othmar Costa in direkter rede: was den Komponisten Leonhard Lechner mit der Lederhose verbindet, unter welchen Umständen die Alte Musik eine Geisteskrankheit ist und warum Kultur nur allmählich wirkt. Aufgezeichnet von Gunter Schneider.

Sehr wichtig war in meiner Wiener Studienzeit der Maler Wilfried Kirschl. Der war bei allen Dingen dabei, obwohl er sich für Musik eigentlich wenig interessiert hat. Auch sein ganzes Umfeld war wichtig. Da gehörten auch Ludwig von Ficker und der „Brenner“-Kreis dazu. Die Nähe zu Kirschl hängt, glaube ich, damit zusammen, dass ich ja von der bildenden Kunst her komme. Großvater und Vater waren Bildhauer. Kirschl wusste auch literarisch sehr viel, obwohl er keine besondere Bildung hatte. Aber er kannte Hölderlin sehr genau. Und er hatte alle Briefe von van Gogh gelesen.

Später wurde natürlich Bert Breit wichtig. Mit dem hab ich viel geredet. Und bis heute auch mit Peter Zwetkoff. Durch ihn hab ich eine völlig andere Welt kennengelernt, die kommunistische. Ich hab spät angefangen, Karl Marx zu lesen. Das kann ich nur empfehlen. Man versteht sehr viel. Spät hab ich Hobsbawm2 entdeckt. Da versteht man den Zusammenhang von Ökonomie und Kultur. Krenek war ein bedeutender Mensch. Ich hab mich mit ihm sehr gut verstanden. Er hatte hier in Tirol verwandtschaftliche Beziehungen. Und dann ist er natürlich sehr gern in die Berge gegangen. 1973 lud ich ihn für eine Musik im Studio ein, in der er eigene Werke dirigierte, am Klavier die junge Edita Gruberová begleitete und einen Vortrag über seine Musik hielt3. Ich hab einmal mit ihm in Seefeld, wo er gerne abstieg, ein langes, mehrstündiges Interview gemacht. Dabei haben wir reichlich Weißwein getrunken. Er war ein sehr guter Weißweintrinker. Wichtig war mir an ihm eigentlich das Literarische. Er hat nach seiner Emigration nach Amerika – er wurde ja von den Nazis wegen seiner oper „Jonny spielt auf“ als entarteter Künstler behandelt – mit nur 40 Jahren eine Autobiografie geschrieben4. Das hat mich sehr beeindruckt. Krenek hatte als Leitspruch das Dollarzeichen, die zwei Striche und das S, die verschlungene Linie mit der Aufschrift „plus oultre“, „immer weiter“. Man muss immer weiter gehen.5 Es gibt keine endgültige Erkenntnis. Talsma kam eigentlich wegen der Ebert-orgel in den 70er Jahren nach Innsbruck. Hier lernte er Bernhard

1 Für weitere Fakten und zur Biografie othmar Costas siehe: Gertrud Spat, Das Tiroler Portrait: othmar Costa, in: Das Fenster 66, 1998, S. 6262 – 6276. 2 Eric Hobsbawm (geb. 1917) ist ein einflussreicher englischer Sozialhistoriker und Sozialwissenschaftler. Am bekanntesten wurde seine Analyse des „kurzen 20. Jahrhunderts“, The Age of Extremes: A History of the World 1914 – 1991, dt: Das Zeitalter der Extreme: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts 1914 – 1991, Hanser, München-Wien, 1995. 3 Ernst Kreneks „reisebuch aus den österreichischen Alpen“ (1929) wurde 1982 von Michael Inghan (Bariton) und Carolyn

Horn (Klavier) in einer „Musik im Studio“ aufgeführt. 4 Ernst Krenek, Selbstdarstellung, Zürich, Atlantis, 1948. 5 „Plus oultre“, später „plus ultra“ war der persönliche Leitspruch Karls V. und wurde in sein Wappen integriert. Mit der Erweiterung des spanischen reiches über das Mittelmeer hinaus wurde dieses auch zum Wappen der spanischen Könige. Die zwei Striche bedeuten die Säulen des Herakles, die Meerenge von Gibraltar, das „Non plus ultra“ der alten Welt. Also „plus ultra“, darüber hinaus, immer weiter. Krenek schrieb 1932 / 1933 die oper „Karl V.“ Die Herleitung des Währungssymbols für den Dollar aus „plus ultra“ ist nicht verbrieft.

Othmar Costa, 1928 in St. Jakob im Defereggental in Osttirol geboren, hat das Musikleben in Innsbruck, Tirol und darüber hinaus über mehrere Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt: als Chef der Abteilung EMusik im ORF-Landesstudio Tirol, als Leiter des Kammerchores Walther von der Vogelweide, als Förderer und Forderer, als scharfsinniger Beobachter und Kommentator. In der Konzertreihe „Musik im Studio“ hat er seit 1972 die Alte und die Neue Musik, die einheimische und die internationale Szene präsentiert, hat zahlreiche Uraufführungen ermöglicht und vielen, oft jungen Musikern die Chance geboten, sich mit Zeitgenössischem auseinanderzusetzen. In einer Schallplatten-, Kassetten- und (später) CD-Edition veröffentlichte er Dokumente der Musik in Tirol von Leonhard Lechner über Silvio Lazzari bis Emil Berlanda, Erich Urbanner, Heinzpeter Helberger, Bert Breit und Peter Zwetkoff.1


D28

und der das die in ist nicht ich man von er Seite 94 / 95

Analyse S. 93–99

Datensatz T8.5

Häufigkeit Wörter Rang 1–10


Handel kennen, der sich in Tirol als erster um historische Klaviere kümmerte und sie auch spielen konnte. Talsma war zur Überzeugung gekommen, dass man die Musik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts heute in falschen Tempi spielt: einfach gesagt, die schnellen Stücke zu schnell und die langsamen zu langsam. Er war der Meinung, dass man das Tempogefühl zurückdrehen könne. Das war aber ein Irrtum. Das kann man nicht. Und das ist entscheidend, in der Praxis und theoretisch auch. Unser Tempogefühl hat sich durch die Entwicklung der Maschinen und dass wir mit Maschinen leben in jeder Beziehung geändert. Es hat keinen Sinn, das zurückdrehen zu wollen. Interessant ist ja die Beobachtung, dass auch in der Szene der Alten Musik in unserer Zeit das Tempo enorm zugenommen hat. Die können ja noch schneller spielen als die Klassiker. Ich habe mich sehr intensiv mit Talsmas Ideen beschäftigt, weil sie in Amerika, in Deutschland, in Japan, überall diskutiert wurden. Aber sie haben sich nicht durchgesetzt. Da ist keiner mitgegangen. Und heute weiß man nicht einmal, wo Talsma begraben ist. Talsma hatte in Innsbruck eine gewisse Bedeutung. Er spielte auch sensationell Clavichord. Virtuosität ist etwas anderes als Schnelligkeit. Es geht um den richtigen Vortrag. Man muss so spielen, dass der Hörer wahrnimmt, was man spielt. Nicht nur der Spieler soll wissen, um was es sich handelt, sondern der Hörer soll empfinden, wie das geht, wo der Schwerpunkt liegt und wo die Entlastung. Vielleicht wäre Talsmas Idee gut für die Musikerziehung. Die hat es aber nie aufgegriffen.6

weil es Geld gegeben hat. Trotzdem musste ich immer raufen und kämpfen. Fritz Astl8 sagte einmal über mich: Der erreicht alles – im Lauf der Zeit. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Man muss ziemlich viel machen, damit etwas dabei ist, was von Bedeutung ist. Und kein Mensch weiß, ob etwas dabei ist. Das zeigt die Geschichte, und das soll man ohne weiteres herankommen lassen, warum denn nicht. Wenn die Dinge nicht gemacht werden, ist das der größte Fehler. Man darf nicht Angst haben, vielleicht keinen Erfolg zu haben. Der Erfolg kann sich nach Generationen einstellen. Aber gewisse Dinge dürfen nicht sterben, drum bin ich auch so dagegen, dass es derzeit keine Musikstelle im orFLandesstudio gibt.9

1967 kam ich zum orF. Das war in der ersten Ära Bacher 7. Das war eigentlich eher eine goldene Zeit,

Wir neigen heute dazu, nur nach Einschaltquoten zu gehen. Und das ist sicher falsch. oft hört man das Argument der Internationalität. Man meint, „international“ sei besser; das stimmt nicht. Wichtig ist die Qualität. Und die kann natürlich lokal sein, aber sie darf nicht nur lokal sein, sie darf nicht alpenländisch sein, denn alpenländisch ist oft ein Schwachsinn. Es war immer mein Grundsatz, das Lokale mit dem Internationalen zu konfrontieren. Ich hab ja auf die einheimische Szene gesetzt und unter anderem die großen Tiroler Solistenkonzerte veranstaltet. Das Interessante aber war, die Leute haben nur Klassisches gewählt, sie haben nie was Neues gewählt, aber sie haben die Gelegenheit gerne wahrgenommen, ein Standardwerk zu interpretieren. Die Musiker haben sich grundsätzlich für sich selber interessiert, nicht für andere. Das ist auch symptomatisch, finde ich. Aber das ist woanders genau gleich. Die Neue Musik kommt nicht vor. Wenn man sich heute das radioprogramm anschaut, da gibt’s nur Klassik. oder das Neue ist irgendwo am rande. Und in der Stadt oder

6 Willem retze Talsma (1927–2005?) war ein holländischer Musiker und Musikforscher, lebte und wirkte in den 70er und 80er Jahren in Innsbruck und veröffentlichte seine Forschungen auf dem Gebiet des Tempos in der (klassischen) Musik in dem viel beachteten Buch „Wiedergeburt der Klassiker, Band 1, Anleitung zur Entmechanisierung der Musik, Innsbruck, Wort und Welt Verlag, 1980. othmar Costa hat als Leiter der Abteilung E-Musik im orF Landesstudio mehrere Produktionen mit Talsma, heimischen und international renommierten Künstlern realisiert. Auf seine Anregung hin und mit finanzieller Unterstützung des orF wurde in diesem Zusammenhang auch ein Tafelklavier des Tiroler Landesmuseums restauriert. Vgl. dazu: Doppelt so

schnell, halb so gut? Michael Cede über Willem retze Talsma und die „Entmechanisierung der Musik“. Ein Nachruf?, in: Quart Heft für Kultur Tirol Nr. 8 / 06, 72–79. 7 Gerd Bacher (geb. 1925) war mehrmals Generalintendant des orF: 1967 bis 1974, 1978 bis 1986 und 1990 bis 1994. 8 Fritz Astl (1944–2000), von 1989 bis 2000 Tiroler Landesrat für Kultur und Schule. 9 Nach der Pensionierung von Wolfgang Praxmarer als Leiter der E-Musikabteilung am orF-Landesstudio Tirol wurde dieses ressort bisher nicht nachbesetzt. Niemand ist seit Anfang 2010 am orF in Innsbruck hauptberuflich für E-Musik angestellt und zuständig.

***


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stimmt Stunde erster Talsma langes Costas damals Umfeld Tirols meines status wissen hielt3 liegen falsch nahmen machte wahrer Fakten Studio raufen damals obwohl einmal einmal Inghan obwohl Briefe kommen fuehrt oultre Talsma treibt bleibt falsch machen Chance Kultur Spruch Schule keinen Ficker Othmar Musica kannst sofort dieser einmal derart lernte machen Othmar wirkte erlebt kennen stimmt kommen werden wurden Leiter Talsma Gewinn Othmar Studio konnte machen steckt sofort machen abends ganzes Othmar Kultur weiter Krenek Koenig wieder weiter jemand stimmt nichts Berlin Erfolg keinen Boulez Talsma Othmar gesagt Landes dieses Werner koenne vielen wollte Werner Kaiser dieses wusste machen Anfang Dollar weiter spielt Lokale Kultur Talsma spielt weiter Maazel oultre besser bisher Ludwig passts Verlag Willem Irrtum Julson horcht Donald azione beides gebaut andere Krenek wissen machen Julson jungen meiner dieses stellt Gunter Studio werden Leiter neigen machst Nehmen hinaus Bacher Jahren Geiger Mensch diesem hinaus Leiter Wappen andere ersten einmal Kultur einmal Wappen wollte Brixen findet selber Blanka seinen Erfolg gleich konnte Dieses keinen nichts Lieder heraus glaube Landes selber kannst Hanser Othmar kurzen Krenek Fehler Sachen Lebens wenige machen Krenek Kultur Vortrag Karajan Claudio ohnehin spaeter mehrere Spaeter gemacht Wichtig welchen grosses Phyllis muessen weitere Gertrud genuegt Kirschl spaeter Problem glauben Doppelt sondern ascolto Karajan kapiert Bildung wichtig Talsmas geredet Tiroler anderen Kantate Lechner sinnlos Buecher gelesen Wohnung Nachruf Amerika mehrere schrieb fruehen Musiker gegeben anderer Edition History Berio10 gesetzt niemand Carolyn Klavier Klavier Fenster quinque Reiches Luciano schauen langsam bekommt Walther schafft spielte einfach wichtig kapiert Michael wichtig Kreneks kriegen Analyse gegeben voellig gesetzt Gabriel Lechner muessen gemacht Lechner wichtig Schlern gewisse Schlern handelt einiger Lechner ascolto Striche Talsmas koennen fuehren Niemand Zuerich derzeit Grabmal Venedig Kirschl spielen Brenner Vortrag Antwort wichtig Phyllis drinnen Spieler anderes gezahlt duerfen schnell Musiker gewisse geredet Lechner braucht dagegen Ressort Zukunft sterben Klavier kapiert sondern gemacht Musiker Einsatz capella spielen Antwort erhielt Schluss gemacht Wichtig Walther koennen anderes Meinung geboren dagegen Lazzari Klassik Preis18 Charles Letzten anderen Bariton zweimal Seefeld abstieg Walther Michael Tiroler geboten leitete koennen Saeulen Lechner grossen schnell gewisse koennen Kantate unserer kapiert Prior16 Stuecke Extreme Sprache Koenige anderem Kirschl Tiroler Passion goldene spielen Leidens einigen Griffes spaeter Striche koennen Amerika Charles Tiroler Lechner Alberto Charles moeglich Desaster gekommen Urbanner aufbauen Urbanner 19141991 Ambraser Zwetkoff Pirchner gegangen brauchte Atlantis Leonhard Berlanda irgendwo begraben anschaut entdeckt versteht Einzelne Leonhard bekommen Hobsbawm zusammen Klaviere Salzburg Kollegen versteht zwischen glaeubig Meerenge Herakles gekostet gewaehlt Leonhard schreibt zusammen bekommen goutiert gesungen Leonhard Leistung Historia bedeuten Lechners gefunden Extremes 19141991 kaempfen Buechler erreicht Dirigent Berlanda erreicht gewaehlt bedeutet Wahrheit gewaehlt Rundfunk erfunden Bescheid weiteres Berlanda falschen Muenchen Hobsbawm Musikers direkter passiert musicale gefunden verkauft riesiges Pirchner Musikers Forderer schauend kuemmern Leonhard Leonhard mehrmals Berlanda Aufnahme Tirolern 19211996 groesste Musikern Beispiel Groessen gesessen Zeitlang Geschrei ziemlich Konzerte Aufnahme Muenchen Programm ueberall Wilfried Wolfgang Bernhard intensiv darueber bezahlen Trentino erschien Urbanner Anregung darueber Messiaen gegangen studiert darueber vergeben Argument Portrait Osttirol Trotzdem woanders intensiv Studio11 folgendes Zeitalter Kuenstler verstehen Bedeutung Schneider Wirkliche Klassiker Maschinen passieren engagiert Schrift13 richtigen Lederhose Grundsatz Festessen Komponist misslinge Vergleich Lederhose Kassetten Innsbruck Innsbruck kulturell studieren Einzelner geaendert Anleitung zeitliche Innsbruck Foerderer Praxmarer Zwetkoff1 Politiker Abteilung Lederhose wichtigen Landesrat verbindet schnellen Reisebuch Bloedsinn Friedrich vorwaerts vergessen besonders behandelt begleitet vorwaerts Suedtirol Innsbruck derjenige wahrnimmt vergessen Hauptwerk Interview Literatur Gibraltar schneller empfinden kuemmerte Kuenstler langsamen Abteilung reichlich empfehlen besondere Biografie Qualitaet Dokumente bildenden Kriterium Einzelner Messiaens Gegenwart verbrieft Klassiker Denkweise Innsbruck Maschinen Schilling Weisswein Innsbruck Bildhauer Berlandas Beziehung getrunken Komponist begleitet wichtigen Magdalena Schriften einzelnen ignoriert Oekonomie gehoerten notwendig Erloesers bedeutend Innsbruck zufrieden Bedeutung Dokumente Berlandas Helberger Programme Suedtirol Teutschen Landesrat Collegium Umstaenden ausgegeben auftreiben natuerlich Ausbildung Gruberová aufzubauen Einerseits Leitspruch spanischen kulturelle einstellen Vogelweide zahlreiche Augenblick Augenblick Entstehens vielleicht Mittelmeer Giacometti Emigration historisch zugenommen Entlastung Geschichte vielleicht Geschichte entarteter eigentlich spanischen Salzburger Festspiele ausgedehnt Religionen definieren Leitspruch Leistungen gegruendet englischer natuerlich Geschichte Volkskunde Geographie Erreichten Grossvater integriert Beobachter Fortgelebt Aufschrift Erkenntnis gekuemmert Maximilian Sutherland eigentlich ueberhaupt Kammerchor eigentlich vielleicht erschienen Erkenntnis Hoelderlin orientiert beachteten fokussiert natuerlich Giacometti vielleicht Herleitung Highlights Salzburger eigentlich angestellt Clavichord Verdienste Vielleicht zustaendig mitnichten Salzburger Heinzpeter angefangen eigentlich Vogelweide diskutiert erweiterte Repertoire zahlreiche begleitete Gruberová gegruendet Telefunken vielleicht Kammerchor Vogelweide dirigierte Jahrzehnte Musikleben heimischen garantiert Gescheites Kuenstlern realisiert verstanden natuerlich Intensitaet Philosophen weitergehen Landespreis 1965–1989 Komponisten endgueltige beschraenkt sportlicher allmaehlich kulturellen Klebelsberg aufgefuehrt Komponisten vorgespielt ermoeglicht Erweiterung Kommentator Bewusstsein bedeutender aufgefuehrt Suedtiroler literarisch geschrieben Bezeichnend Bewusstsein rueckwaerts beeindruckt Bewusstsein Sopranistin norwegische Studienzeit herankommen Beobachtung Musikstelle restauriert Deutschland Schwerpunkt Forschungen mitgegangen klassischen Interessant Schwachsinn Mietwohnung Lautstaerke Festspielen historische nachbesetzt Gelegenheit Entwicklung theoretisch Klassisches Plattentext initiierten uebernommen grosszuegig Landespreis allmaehlich bedeutender Gregorianik Beziehungen Barockmusik mitgepraegt Widerspruch Bewusstsein Auffuehrung Rundfunkauf ueberzeugen Tempogefuehl produzierten Landesstudio ueberzeugend Generationen Gesellschaft Ueberzeugung zusaetzliche menschlichen Kapitalismus praesentiert entscheidend Interessante interessiert wahrgenommen Zusammenhang Standardwerk Minderheiten veranstaltet Tempogefuehl einheimische Endgueltiges Tafelklavier programmiert einheimische persoenliche beschaeftigt Jahrhunderts entscheidend Vogelweidern Jahrhunderts Jahrhunderte Interessante Kammerchores Landesstudio sensationell interessiert Landesstudio Virtuositaet Seligmachers Jahrhunderts Literarische beschaeftigt andererseits finanzieller renommierten Hauptproblem Konzertreihe Groessenwahn interessiert bekanntesten Produktionen Landesstudio Wiedergeburt Zusammenhang durchgesetzt Wirklichkeit verschwindet symptomatisch Radioprogramm zurueckdrehen Landesmuseums international Pensionierung Musikforscher aufgegriffen6 Schnelligkeit Urauffuehrung zurueckdrehen kennengelernt konfrontieren Aufgezeichnet international argumentieren Defereggental Dollarzeichen philosophisch Autobiografie unterschaetzt verschlungene verschwindend kuenstlerisch widersprechen urspruenglich Schallplatten philosophisch argumentieren Passionsmusik alpenlaendisch scharfsinniger hauptberuflich alpenlaendisch jahrzehntelang identifizieren Musikabteilung Schriftenreihe interpretieren Unterstuetzung Massenauflagen kaufmaennische kommunistische grundsaetzlich hollaendischer mehrstuendiges Musikerziehung internationale Weltgeschichte Johannespassion veroeffentlicht verhaengnisvoll Kunstgeschichte Urauffuehrungen Schlosskonzerte Kulturabteilung einflussreicher Internationalen Einschaltquoten Solistenkonzerte Waehrungssymbols Generalintendant zeitgenössische Weissweintrinker veroeffentlichte veroeffentlichte Vergaenglichkeit Geisteskrankheit Geisteskrankheit Sozialhistoriker Musikwissenschaft Selbstdarstellung oesterreichischen Entmechanisierung Zeitgenoessischem zusammengebrochen Entmechanisierung gegenuebergestellt Internationalitaet Schwarzmanderkirche auseinanderzusetzen Selbstverstaendlich verwandtschaftliche Sozialwissenschaftler Landeshauptmannstellvertreter

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Analyse S. 93–99

Datensatz T8.4

Liste Alle Wörter


***

Eine Gesellschaft kann sich nur über die Kultur definieren oder identifizieren, sonst geht’s nicht! Jetzt wird großes Geschrei gemacht wegen sportlicher Leistungen, in einem Jahr sind sie vergessen. In der Kultur ist es nicht so. Die kommt allmählich. Tirol lebt vom kulturellen Größenwahn einiger Leute. Nehmen wir zum Beispiel Kaiser Maximilian. Was hat der denn getan? Er hat sich überhaupt nicht um das Land gekümmert, das halbe Land an das Stift Brixen verkauft; er wollte nur Geld haben, um seinen Krieg in Venedig führen zu können. Und er hat sich ein riesiges Grabmal gebaut (die Schwarzmanderkirche, Anm.). Fortgelebt hat er also nur in der Kultur. Es braucht das Bewusstsein für die Zukunft. Ich rede aus der Sicht des Musikers. Alle Musik passiert im Augenblick. Im Augenblick ihres Entstehens verschwindet sie auch wieder in der Zeit. Daher ist das zeitliche Bewusstsein des Musikers besonders wichtig. Einerseits rückwärts, andererseits vorwärts schauend. Man darf nicht vergessen, vorwärts zu schauen. Man muss sich darum kümmern, was kommt, nicht, was ist. Dieses Bewusstsein meine ich. Wirkliche kulturelle Größen hat es in Tirol im Lauf der Jahrhunderte wenige gegeben. Bezeichnend ist folgendes: Es gibt eine Schlern-Schrift13 über die Geschichte der Lederhose, aber keine über Leonhard Lechner 14. Kein Mensch kennt Leonhard Lechner, die Lederhose kennt jeder. Lechner war ein sehr bedeutender Komponist, weit unterschätzt und von der Musikwissenschaft und eigentlich auch von den Tirolern ignoriert. Ich habe das Meiste von ihm aufgeführt. Ich war vielleicht derjenige, der über Lechner am besten Bescheid wusste. Aber das ist nicht einmal bei den Vogelweidern15 goutiert worden. Die

10 Luciano Berio (1925–2003), Un re in ascolto (ein König horcht), azione musicale, UA 07. 08. 1984, Salzburger Festspiele, Dir. Lorin Maazel, regie Götz Friedrich. 11 In der Musik im Studio am 14. 03. 1979 sang Phyllis BrynJulson, am Klavier von Donald Sutherland begleitet, Lieder von Gabriel Fauré, Charles T. Griffes, Charles Ives, Charles Boone und Messiaens „Poèmes pour Mi“. 12 Die Aufnahme der Kantate „Des Lebens Vergänglichkeit“ erschien 1974 auf der von othmar Costa initiierten und von der Kulturabteilung des Landes Tirol und dem orF produzierten LP Dokumente, Musik in Tirol, Emil Berlanda 1905–1960. 13 Schlern-Schriften, Schriftenreihe zu Geschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde und Geographie Tirols, 1923 von r. Klebelsberg gegründet, ursprünglich auf Südtirol beschränkt, ab 1925 (Band 9) auf Nord-, ost- und Südtirol sowie auf das Trentino ausgedehnt.

14 Leonhard Lechner, um 1553–1606, Südtiroler Komponist, historisch bedeutend vor allem wegen seiner „Teutschen Lieder“ und der „Historia der Passion und Leidens unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christ“, zusammen mit seiner „Missa tertia quinque vocum“ von othmar Costa mit dem Kammerchor Walther von der Vogelweide und dem Collegium Pro Musica 1976 auf einer LP in der Serie „Das Alte Werk“ veröffentlicht (Telefunken 6.42000AW). Im Plattentext schreibt othmar Costa am Schluss: „Die Passionsmusik Leonhard Lechners ist ein Hauptwerk der a capella-Literatur. Ihre Aufführung bedeutet für jeden Chor die Stunde der Wahrheit.“ 15 Der Kammerchor Walther von der Vogelweide wurde 1946 von Bert Breit gegründet, othmar Costa leitete ihn von 1961 bis 1994 und erweiterte das repertoire von der Gregorianik bis hin zur Musik der Gegenwart und machte zahlreiche rundfunkaufnahmen; seit 2009 ist Claudio Büchler Dirigent.

in einer Mietwohnung kannst du um 11 Uhr abends nicht mehr Musik hören, denn eine gewisse Lautstärke ist notwendig. Ich war ja 15 Jahre für den orF bei den Salzburger Festspielen. Selbstverständlich hab ich in Salzburg erlebt, dass die Kollegen vom Salzburger orF-Studio sich an den Highlights orientiert haben. Die waren stolz, wenn sie zum x-ten Mal den Herrn Karajan programmiert haben. „Un re in ascolto“ von Berio10 wollte niemand. Wenn ich die Wahl hatte zwischen Karajan und Berio, hab ich Berio gewählt. Das hat mich mehr interessiert. Ich hab das natürlich studieren müssen. Ich hab einmal die norwegische Sopranistin Phyllis Bryn-Julson mit „Poèmes pour Mi“ von Messiaen engagiert. Die kam dann in Berlin mit Boulez groß heraus. Da waren fast keine Leute, aber es war eines der besten Konzerte der reihe „Musik im Studio“11. Man darf also nicht danach gehen, ob viele Leute kommen oder nicht. Es ist ein Kriterium, dass man viele Leute erreicht, aber es muss nicht sein. Ich hab Edita Gruberová zweimal hier am rundfunk gehabt. Der kaufmännische Leiter war damals sehr dagegen, weil sie, ich weiß nicht, vielleicht 10.000 Schilling gekostet hat. Um den Preis hat man sie schon ein paar Jahre später nicht mehr bekommen. 1973 hat sie – wie schon gesagt – Krenek gesungen, 1974 Emil Berlandas Kantate „Des Lebens Vergänglichkeit“12. Ich habe die Aufnahme Magdalena Berlanda, der Witwe des Komponisten, vorgespielt. Und die ist fast zusammengebrochen, sie ist eine Zeitlang da gesessen und konnte nichts sagen, so wild war das.


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Analyse S. 93–99

Datensatz T8.4

Längstes Wort


Johannespassion von 1593 begleitet mich Zeit meines Lebens. Das Interessante ist, ob man gläubig ist oder nicht, wenn man sich so intensiv mit dieser Sache beschäftigt, wird sie zur Wirklichkeit. *** Anton von Webern hat Ludwig Senfl studiert, und darum hab ich in einem Programm Webern und Senfl gegenübergestellt, aber das haben einige nicht kapiert. Ich hab auch mit rené Jacobs darüber geredet und mit anderen, dass es ein Problem ist, Programme nur mit alten Sachen zu machen. Innsbruck hat jahrzehntelang auf die Alte Musik gesetzt. Das ist eine Geisteskrankheit. Es genügt nicht, dass jemand anderer Neue Musik macht. Man muss beides machen! Man kann die Alte Musik machen, man kann das Zeug für die Masse machen, wo es garantiert keinen Widerspruch gibt. Bei der Barockmusik wäre es ja ohnehin sinnlos zu widersprechen. Man muss aber auch was Neues machen! Und wenn du Neue Musik machst, musst du sie sehr überzeugend machen. Dann passt’s vielleicht. Doch alle kannst du nie überzeugen. Das ist nicht möglich. Man muss wissen, dass die wichtigen Dinge – philosophisch, kulturell – immer bei Minderheiten passieren. Das Bewusstsein ist immer eine Sache von einzelnen. Die wichtigen Bücher sind nie – oder fast nie – in Massenauflagen erschienen. Einzelne vielleicht schon. Wenige. Man kann nicht sagen, je mehr Leute für etwas sind, desto mehr haben sie recht. Das stimmt nicht. Es kann ein Einzelner recht haben. Und es können alle anderen falsch liegen. Letzten Endes ist das die Denkweise des Kapitalismus, dass man sagt, wo viel ist, muss mehr sein. oder dass man sagt, der Gewinn muss immer gemacht werden, wo etwas ist, muss etwas dazu kommen. Das führt in ein Desaster.

es eine Uraufführung, ich glaub von Paul Engel, und es ist noch nicht sehr gut gegangen, es brauchte noch eine zusätzliche Probe. Prior hat’s gezahlt. Das gibt’s heute nicht mehr. oder: Ich hatte Geld bekommen von Emil Berlandas Witwe. Ich wusste, dass der Geiger Peter Lefor – damals in Ausbildung in München – seine Wohnung nicht bezahlen konnte. Und da haben wir den Berlanda-Preis18 erfunden. Und Prior hat ihn sofort übernommen. Das war seine Leistung, dass er das sofort kapiert hat. Der Spruch, wer zahlt, schafft an, ist verhängnisvoll. Der gilt aber in Tirol. Das ist ein Blödsinn. Ein Politiker muss nichts verstehen, aber er muss Geld auftreiben, und wenn er großzügig ist, treibt er genug Geld auf. In der Kultur ist das noch immer verschwindend wenig im Vergleich zu dem, was sonst ausgegeben wird. *** Der Künstler muss in erster Linie an sich selber denken. Er muss fokussiert sein. Er kann nur, wenn er was Gescheites macht, an sich selber glauben. Und, wenn er etwas mit wahrer Intensität macht, mit allem menschlichen Einsatz. Dann bleibt was. Und sonst wird nix. Alberto Giacometti sagte, jede Arbeit misslinge ihm. Aber sie sei gut genug, um drauf aufzubauen. Auch da steckt dieses „Immer weiter“ drinnen. Man darf sich mit dem Erreichten, mit dem status quo, nicht zufrieden geben. Das ist philosophisch und künstlerisch so. Wenn Philosophen und auch die religionen sagen, sie haben etwas Endgültiges gefunden, so stimmt das nicht. Sie müssen weitergehen. Aber, das ist so wie bei Giacometti, jede Erkenntnis ist derart, dass man darauf aufbauen kann. Es ist nicht wichtig, dass man eine Antwort auf eine Frage findet, sondern dass man, wenn man eine Antwort gefunden hat, eine neue Frage stellt.

*** Ich glaube, das Hauptproblem ist, dass die Leute nicht argumentieren können. Und wenn sie nicht argumentieren können, haben sie keine Sprache. Prior16 konnte das. Prior hat auch was kapiert. Da war einmal ein Festessen der Ambraser Schlosskonzerte in der Villa Blanka. Und da hieß es, den Landespreis für Kunst bekommt Erich Urbanner. Ich hab gesagt: mitnichten! Den Preis muss Werner Pirchner kriegen. Prior hat das sofort kapiert.17 Ein anderes Mal gab

16 Dr. Fritz Prior (1921–1996), Landeshauptmannstellvertreter und Landesrat für Kultur und Schule 1965–1989. 17 Werner Pirchner (1940–2001) erhielt den Landespreis für Kunst 1986, Erich Urbanner (geb. 1936) 1993. 18 Der Emil-Berlanda-Preis des Landes Tirol wird seit 1981 alle zwei Jahre für Verdienste um die zeitgenössische Musik vergeben.



Aufwachsgegend TalBild, oder: Zwiesprache mit alten Fotografien des Paznaun. Von Georg Salner








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a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

736 216 678 599 2443 268 391 895 1345 11 200 616 450 1407 303 107 4 1151 812 985 587 76 152 1 3 183

3.6% 1.1% 3.3% 3% 12% 1.3% 1.9% 4.4% 6.6% 0.1% 1% 3% 2.2% 6.9% 1.5% 0.5% 0% 5.7% 4% 4.9% 2.9% 0.4% 0.7% 0% 0% 0.9%

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113 47 125

0.6% 0.2% 0.6%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

89 62 7 172 90 53 65 81 73 15 96 46 70 53 15 31 1 67 186 65 25 38 104 0 0 33

0.4% 0.3% 0% 0.8% 0.4% 0.3% 0.3% 0.4% 0.4% 0.1% 0.5% 0.2% 0.3% 0.3% 0.1% 0.2% 0% 0.3% 0.9% 0.3% 0.1% 0.2% 0.5% 0% 0% 0.2%

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Analyse S. 111–119

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T9.3

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(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

825 278 685 771 2533 321 456 976 1418 26 296 662 520 1460 318 138 5 1218 998 1050 612 114 256 1 3 216

5.1% 1.7% 4.2% 4.8% 15.7% 2% 2.8% 6% 8.8% 0.2% 1.8% 4.1% 3.2% 9.0% 2% 0.9% <0.1% 7.5% 6.2% 6.5% 3.8% 0.7% 1.6% <0.1% <0.1% 1.3%

T9.4 (Anzahl Wörter mit x Zeichen) Zeichen

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

Wort/Wörter

die der ich und das auf den in ist im mit sich zu wolf nicht mich sie von er ein krimmler nach mir durch weg meine dem eine über es aus schnee wird nur vor

Anzahl ↓

150 97 96 71 60 54 53 50 45 37 30 30 25 24 24 23 22 22 19 19 18 17 17 15 14 14 13 13 13 12 11 11 11 10 10

185 933 403 406 362 238 182 102 102 72 40 43 20 16 14 3 4 1 0 1 1 0 0 0 0 1

T9.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abbiegung zwischen

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Die Reichenspitze Landvermessung No. 3, Sequenz 2 Vom Talschluss des Krimmler Achentales nach Gerlosberg im Zillertal Geschichten kann man auch durch geometrische operationen auf der Landkarte generieren: In Quart folgen unterschiedliche Autoren mit unterschiedlicher Kondition unterschiedlichen Linien (s. Übersichtskarte auf S. 108/109). Derzeit befinden wir uns auf einer Geraden, die von obermauern im osttiroler Virgental nach Garmisch-Partenkirchen führt. In der aktuellen Folge hat Carla Haas der Kälte getrotzt. DEr MorGEN graut kalt. Meine Hände umklammern den roten Plastikschaber. Hastig kratz ich das Eis von der Scheibe. Schnee rieselt vom Dach. Ich schnaub ihn weg. Meine Haut erstarrt in der Feuchte. Ich zieh die Jackenärmel vor. Wische mit weiten Armbewegungen das Pulver zu Boden. Es stäubt. Auf dem rücksitz liegen die Handschuhe. Meine Finger sind klamm. Die Haut spannt. Auf den Kuppen und Beugen bilden sich kleine risse. Mit Verzögerung gehorchen die Hände meinem Hirn. Der Kontakt ist gestört. Ameisen in den Fingern kribbeln die Arme hoch. Stechen wie Nägel. Beiß ich auf die Zähne, knirschen sie. Ich halt den Mund geschlossen. Die Kälte steht geballt davor. Nur durch die Nase atme ich. Weite krampfhaft ihre Flügel. Schreckhaft ziehen sie sich zusammen. Streifen der Verkrustung sträuben sich hartnäckig gegen meine flinken Hände. Prustend setz ich mich auf den Fahrersitz. Schlag die Tür zu. Klatsch schwungvoll in die Hände. Sie bleiben starr. Meine Atemwolke nimmt mir die Sicht. Der Zündschlüssel am Anschlag, nichts passiert. Langsam stottert der Motor beim zweiten Versuch, stirbt ab. Ich gedulde mich einige Sekunden. Entschieden dreh ich den Schlüssel. Der Motor heult auf, surrt verdächtig, rattert. Ich gebe Gas. DAS LICHT nimmt zu. Hinter der Nebelwand leuchtet schwach das Sonnenrund. Die Temperatur verharrt im Minus. Eisblatern schecken die Straße. Ich mäßige das Tempo. Kraftfahrzeuge spritzen den salzigen Matsch vom Boden hoch. Die Brühe erstarrt in Sekundenbruchteilen auf der Windschutzscheibe. Die Wischanlage verschmiert anstatt zu säubern. Angestrengt starr ich durch die zufällig entstehenden Sichtlöcher. Ducke mich um Kopfeslänge. recke den Hals.

Nicht lange, und der gebeugte rücken schmerzt. Bei der nächsten Tankstelle halte ich. Der Winterscheibenreiniger verspricht Verhinderung der Eisbildung bis minus sechzig Grad und freie Sicht. Ich sprühe die ätzende Lösung auf. Sie wirkt ein. Steigt mir in die Nase und reizt meine Schleimhäute. Alle Autofahrer kämpfen mit den Minusgraden. Keine günstigen Bedingungen. Mit roten Fingern starte ich, schalte die Heizung hoch, öffne das Gebläse, lege Musik auf. Straßendreck verklebt in kleinen Punkten die Fernsicht. Mein Atem beschlägt die Scheibe von innen. Im Stundentakt halt ich und sprüh die Sicht rein. Die Sonne bleibt verhangen. Vereinzelter Schneeregen weicht die Frostkruste auf. Die Scheibenwischer kippen den Dreck weg. Kurz darauf bildet sich wieder Eis. Und bleibt. Meist ist es trocken. DEr VErKEHr wird dicht. Ich komme schlecht vorwärts. Die A1 zwischen Bern und Zürich strotzt vor Schlaglöchern. Zürich vorbei. Bald St. Gallen. Nach St. Margrethen die Grenze. Dritter Halt. Die Kühlflüssigkeit steht auf dem Minimum. Ich kaufe welche und fülle nach. Im Kopf geh ich die route durch. Schlotternd steig ich wieder ein, dreh die Heizung auf, kurbel das Fenster runter. Zur Abhärtung mut ich mir die Kälte zu. Der Weg zieht sich. Komm ich nicht besser vorwärts, wird es Nacht. Dann kann ich nicht in die Höhe. Die Fahrbahn wird breiter. Einige Sonnenstrahlen stelzen durch die Wolkendecke. Der Himmel bricht auf. Ich gebe Gas. Fahr schneller als zulässig. Der Wechsel von Licht und Dunkel ermüdet mich. Im Arlbergtunnel drossle ich die Geschwindigkeit. Berge überall. Hoch aufragend. Bald Innsbruck. Dann ist es nicht mehr weit. Nach der Abbiegung Achensee folgt die ins Zillertal.


D31 Buchstaben

Andere Zeichen

Ziffern

Leerzeichen

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Analyse S. 111–119

Datensatz T9.1

Vergleich Zeichen


DIE STrASSE wird kurvig. John, sag ich mir, schlaf nur nicht ein. Ich schlucke Höhenmeter. Fahr auf Schnee. Die reifen haften. Die Scheibenwischer quietschen regelmäßig. Der Tag schwindet. Tannen ragen zum Himmel. Föhren oder Arven, frag ich mich. Egal. Links der große Achensee. Keine Abzweigung ins Zillertal. Nur Nacht. Vor dem Grenzzeichen der Europäischen Union brems ich ab. Falsch, falsch, falsch. Das Zillertal liegt südlich. Idiot. Hab ich doch gesagt. Das waren mehr als zwanzig Kilometer, nuschelt Wolf. Halt die Fresse. Genervt wend ich die Blechkiste. Dreh Deutschland den rücken zu. In harten Wechseln drück ich Bremse und Gaspedal. Pass auf, japst Wolf. Ich krieg jede Kurve, polter ich. Wolf verkrümelt sich. Meine Augen brennen. Weiter, denk ich. Hör nicht auf Wolf. Der checkt nichts. Wär er nicht hier, schlief ich ein. VoN DEr WArNSDorFEr HÜTTE käm ich per Umweg über die 2666 Meter hohe Birnlücke nach Südtirol der reichenspitze näher. Im Sommer stärkt ich mich auf der Brinlückenhütte mit Kalterersee und Polenta. Dann folgt ich dem alten Krimmler Tauern Saumweg. Lyrisch asiatisch hoher Berg, steht das Wort hier für den Gang über eine Grenze. Bis zur Beschließung der Europäischen Union ist die Passhöhe auf 2633 Metern beidseitig bemannte Zollstation. Die italienische Flagge wird immer wieder mit der Südtiroler ausgewechselt. Auch heute noch. Von Norden nach Süden transportieren Säumer Leder, Lodenstoffe, eine Art Jutte, und das Hauptgut Salz. Von Süden nach Norden Gewürze, Südtiroler Wein und Schmuck. Im 18. und 19. Jahrhundert ziehen Bauern nach der Ernte im oktober und November los. Mit Handel bessern sie ihr Gehalt auf. Scheuen sich nicht vor den Elementen. Die Wanderer bleiben in den warmen Stuben. Die Gewichtseinheit Sam sind je 75 Kilogramm links und rechts auf ein Pferd gepackt. Von Schmugglern red ich nicht. DIE DUNKELHEIT nimmt mir die Sicht. Wolf schweigt mürrisch. Statt gegen Süden sind wir nach Norden abgebogen. Die Straße ist schlecht über den Gerlospass, sagt mir der Tankwart. Letzte Nacht war

Wind und Sturm. Bitte volltanken. Passt, gibt er zurück und hantiert mit dem Schlauch. Die Litermenge und Eurozahlen drehen sich. Das Tanksäulenglücksspiel. Dacht ich als Kind. Versunken starr ich auf den Kreisel. Er ist mein Verhängnis. Wag ich es und die Passstraße ist gesperrt, muss ich den Morgen abwarten. Die Straße über Kitzbühel und den Pass Thurn nach Mittersill ist trocken, meint der Tankwart locker. Wolf murrt. Er hat Hunger. Ich sage nichts. Mein Magen knurrt auch. WIr FrESSEN Kilometer. Das Ziel verrutscht. Ich fahre drum herum. Tausende Juden meiden im Spätsommer 47 die von Engländern und Franzosen besetzten Zonen. Den Vernichtungslagern und ihren Folgen entkommen, haben die Displaced Persons Erez Israel als Ziel. Sie kehren Europa den rücken. Von Kitzbühels Hahnenkamm mit seiner Adrenalin heischenden Abfahrtsstrecke seh ich nichts. Jeder Skifahrer ist froh, kommt er ans Ziel. ohne gebrochene Knochen. Erreich ich Krimml, atme ich auf. Wolf schweigt. Er hat sich verabschiedet. Der Exodus entspringt in Polen und wuchert in ganz Europa. Der Franzos und der Engländer versperren die Übergänge nach Süden. Andere Schlupflöcher finden sich. Eines ist im Spätsommer 47 der Krimmler Tauern. Die Amerikaner sehen weg. Wär ich am Weg, säh ich, das Schuhwerk der Flüchtlinge ist berguntauglich. Die Kleidung zu leicht. Der Zug schleicht langsam die Hohen Tauern hinauf. Von der Gegenseite käm ihnen in einer Frühsommernacht das Südtiroler Vieh entgegen. Wohin gehn all die Tiere. Die letzte Hürde der Natur nach Schändungen und Demütigungen ist der schon von römern genutzte Alpübergang. Auf der Passhöhe ragt ein Kreuz zum Himmel. Wer trägt es. Die Frage ist der Preis für den Weg hinaus. Im Himalaya nähern die Menschen sich mit Steinmännern den Göttern. Jeder legt seinen Stein auf den letzten. Der Weg öffnet sich. In Genua wartet das Schiff. Kaum einer würde sich den Aufstieg durch das Krimmler Achental über den Krimmler Tauern noch einmal antun. Die Juden ziehn weiter. Einige von Palästina nach Amerika. Das gelobte Land ist ein unruhiges Pflaster.


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Datensatz T9.3

Vergleich Buchstaben (Aa–Zz)


DAS SÜDTIroLEr VIEH steigt zu den Krimmler Achentaler Almen ab. Früher vierzehn, werden jetzt noch zwei im Sommer von Südtiroler Bauern betrieben. Die Tiere fahren heute in Lastkraftwagen den Umweg über den Brenner. Sie haben im Winter und Frühling zu wenig Auslauf. Sommer und Herbst verbringen sie im Krimmler Achental. Die Krimmler Ache durchfließt die vom Mensch gerodete Ebene. Bisweilen büchst sie aus. Tritt aus den Fugen und sprudelt ungeduldig talwärts, über die drei Stufen der Krimmler Wasserfälle. Im Winter stürzt sich das Wasser in Bewegung, zu Eis erstarrt, in die Tiefe. Nur einzelne halten es auf einem Bild fest. Die reisenden kommen, sobald es taut. Im Spätsommer 1987 reißt die Ache Holz, Felsbrocken und allerlei Getier mit. Im Tosen dröhnen die rotorblätter eines Hubschraubers. Er birgt die Wirtsleute des Krimmler Tauernhauses und deren Gäste. Das Jungvieh wartet dichtgedrängt auf der Brücke auf ruhigere Stunden. An Allerheiligen erklimmen die Tiere die Hohen Tauern. Sie stapfen durch Schnee. Trittsicherer ist die weiße Decke als ungestümes Geröll. Die Alttiere kennen den Weg. Um zwei Uhr nachts bricht der Zug bei Vollmond auf. Gegen zehn ist er auf der Tauernpasshöhe. Ziehn sie los, eilen Helfer hinzu. Der Abschied ist ein Fest. Der Glocken Hall scheppert fröhlich durch das Tal. Mit der Stille hält hoher Schnee und der bitterkühle Winter Einzug. Die Displaced Persons gehen lautlos durch die Nacht. Von ihnen spricht kaum einer. DAS KrIMMLEr TAUErNHAUS kann ich mir heute abschreiben. Da komm ich nicht hoch. Schon gar nicht zu Fuß. Ich kenn die Gegend nicht. Verstrick mich im Wegnetz. Mit Krimml werd ich Vorlieb nehmen müssen. Die Sicht ist zu. Eine Wand weißer Watte schwimmt mir im Dunkeln vor Augen. Flocken tanzen auf die Scheibe. Ich acht nicht auf sie. Unbill und Müdigkeit sprudeln aus mir heraus. Was ich tu, bringt nichts. Anstelle Höhenmeter abzulaufen, fahr ich auf Asphalt Kilometer ab. Das einzige ganzjährig bewohnte Haus im Krimmler Achental wird nicht mein Lager sein. Das Ziel ist verrutscht. Jetzt merk ich. Ich hab eins. Die reichenspitze. Schnee und Wind frieren meinen Ehrgeiz ein.

ÜBEr DEN KrIMMLEr TAUErN käm ich über die Windbachscharte zur richterhütte. Vor hundert Jahren wählt der Gast zwischen diversen Zigarrensorten und feinsten Single Malts. Jetzt schlürfte ich gern einen rauchigen Caol Ila, qualmte eine romeo y Julieta dazu und pickte feinen Speck mit Brot. Wolf schnalzt mit der Zunge. Tut er immer, wenn ihm nicht geheuer ist. reisen verrückt die Grenzen. Ich steh mir auf den Füßen. Dafür bin ich zu weit. Keine Erwartungen heischen. Dann klärt sich die Sicht. Die reichenspitze säh ich schon gern. Das ist eine. Warum gerade sie. Es gibt noch 121 andere Spitzen. Falls der Himmel sich öffnet. Das wird er. In meinem Kopf oder vor meinen Augen. Einerlei. Neukirchen. Wo schlafen wir, quietscht Wolf. Werden schon was finden, antwort ich spröd. Morgen mach ich mich kundig. Von der richterhütte soll die reichenspitze mit den Augen bei Sonnenschein zu fassen sein. Das letzte Stück Aufstieg über nackten Fels am Seil fordert im Sommer solide alpine Kenntnisse. Vergiss es, denk ich. Jetzt ist Winter. Da ist nichts zu machen. KrIMML rechts abbiegen. Die Straße ist schneebedeckt. Die Hinterreifen scheren aus. Der Wagen schlenkert. Ich dreh das Steuer in Gegenrichtung. Wolf japst auf. Spinnst du. ruhig Blut. Alles klar. Keine Panik. Bitte. Malerische Häuser und ein spitzer, überdimensional hoher Kirchturm stechen weiß in die Nacht. Ich fahre durch den Kern. Er ist das ganze Dorf. rechts den Berg hinauf. Im dritten Haus nähern sich Schritte, als ich klingle. Die Dame weicht scheu zurück. Wolf. Benimm dich. Der Schlüssel in meiner Hand öffnet die Tür. Ein Bett. Ein Klo. Eine Dusche. Ich streck mich aus und schau mir ins Gesicht. Müde seh ich aus. Erleichterung zeichnet weiche Züge. Nach einer Pizza und einem Glas Wein übergeb ich mich den Träumen. FrÜH AM MorGEN leckt Wolf mir den Arm. Der Fensterblick rahmt winterlichen reiz. Manch einer reist Tage, um im Zauber zu sitzen. Schillernd ragen die Kogel auf in der Sonne. Blau gekrönt und Tannen übersät. Verschiedenförmige Spitzen auf allen Seiten und knirschende Schritte im Schnee. Ich steh auf.


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Analyse S. 111–119

Datensatz T9.2

4

Vergleich Ziffern (0–9)

5


Stell mich nackt unter den heißen Strahl. Er weckt meine Geister. Semmeln und Butter zu schwarzem Kaffee tun das Übrige. Die Karte erschließt mir die Landschaft. Die Bilder fehlen. Die Eindrücke sind Papier. Der Berg fordert seinen Weg. Der Umwege genug. Wolf schnürt die Schuhe. Brav wartet er auf das Zeichen. Ich wandere zurück nach Neukirchen. Schichten Kleider und Fett auf der Haut. Die Temperatur weilt im Minus. Lawinenpipser, Schaufel und Erfahrung sind ein Muss. Die hol ich mir. Der Weg zur Warnsdorfer Hütte im oberen ostwinkel des Krimmler Achentals ist wenig abwechslungsreich. Geradeaus und das letzte Stück steile sechshundert Höhenmeter ansteigend. Die reichenspitze ist nur von der Dreiherrenspitze zu sehn. Wolf murrt. Schon gut. Das westliche rainbachtal steigt stetig. Die Lawinengefahr ist mäßig. Die Kälte wird die Herausforderung sein. Heute minus fünfzehn Grad. Morgen ist noch kälter angesagt. Mit Sonne. Das Vorhaben ist verrückt. Nicht unmöglich. Wagen wir es. Abgemacht. DEr BUS geht um fünf. Handschuhe, Kappe und Sonnenbrille verschließen mich. Stimmen und Klänge dringen dumpf an mein ohr. Der rollkragen über dem Kinn richtet den Hals auf. Nur der Mund verschwendet wärmende Atemwolken. Wolf lauscht aufmerksam jeder Bewegung. Ich bin in mich gekehrt. Die Kälte beschränkt. Genaues Abmessen der Schrittlänge. Mäßig ausholen. Das Knie nicht zu hoch heben. Keine langen Pausen einlegen. Der Wärmeverlust ist zu massiv. Heißen Tee mittragen. Nicht zu schnell gehen. Schwitzen ist fatal. Der Hitze folgt gefahrbringende Abkühlung. Erfrieren ist nicht mein Tod. Eine zappelige Unruhe zieht durch meinen Körper. Meine Muskeln sind gespannt. Zum Sprung bereit. Das raupenfahrzeug rattert langsam die neue Straße hoch, den Krimmler Wasserfällen entlang. Vor wenigen Jahrzehnten noch wird das zum Leben Notwendige in Tragkörben geschultert. Der in Stein gehauene Tunnel verschluckt die Sicht auf Zirbeln im Schnee. Das helle kleine Loch tanzt auf und ab, wird größer und gibt uns wieder frei. Wolf sitzt artig. Er schaut. Dunst verklärt die Sicht. Lustiges Geplapper

erfüllt den raum. Stimmen nähern sich einander mit Bekanntem an. ES DUNKELT. Das Krimmler Achental liegt still da. Kein Laut, nur unsere eigenen Schritte. Vielleicht gluckst in ihrem Eisbett die Ache. Die Berge thronen vor dunkelblauem Firmament. Ihr Mantel aus Schnee glänzt, über ihnen im Schwarz die Sterne. Das Krimmler Tauernhaus ist eine stattliche Siedlung im leeren Tal. Nur die Wirtsleute hausen hier im Winter. Der Weg fordert Willen und Körper. Mit ihren Kräften herrscht die Natur. Der Mensch harrt aus. Sein Kopf braucht Futter. Geschichten drehen sich in den Mündern. Wein schäumt sie auf. Kaffee dämmt die Wogen. Die Stube knarrt. Das Holz ist wettergekerbt. Die Haut altert erhaben mit Falten und ritzen. Fünfeckige Sterne versprechen Gesundheit und wehren Dämonen ab. Dem Bösen versperren sie den Weg. In einigen Pinselstrichen streiten zwei Frauen sich um eine Hose. Welchem Mann gehört sie? Kreise umfassen Punkte. Vollkommenheit umschreibt die Seele. In der Natur ist jeder nur eine Linie und endet in sich selbst. Durch die Natur. Demut vermählt sich mit Aberglauben. Auch hier an den Wänden verlässt das Vieh die Almen. Die Glocken klingeln fern und Metallgeklirr mischt sich dazu. Kriegsmüde Männer werfen ihre Waffen am 28. April 1945 in die Büsche. Fröhliche Buben spielen das alte Spiel. räuber flieht vor dem Polizist. Hier mit scharfen Waffen. Eine Brieftasche wartet auf dem Gestell in der Ecke auf seinen Besitzer. Er wurde abgeführt. Die Wärme in Küche und Stube trügen über die Einsamkeit und die Abgeschiedenheit hinweg. In meinen dicken Hosen schwitze ich. Graukäs von Schokolade umfasst zergeht mir auf der Zunge. Wolf schmatzt freudig und schlägt sich mit Apfelstrudel und Palatschinken voll. DAS SECHSUHrGELÄUT schüttelt mich aus dem Schlaf. Wolf hört nichts. Er grunzt zufrieden. Im Traum rennt er Gämsen hinterher. Sie zersetzen sich in seinem Bauch. Das gestrige Mahl mundete köstlich. Mein erstes Wild. In der Luft zabberln Wolfs Beine. Kleine Schreie durchschneiden die Nacht. Ich packe Schokolade, Vitaminriegel und Landjäger in


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Analyse S. 111–119

Datensatz T9.3

Vergleich Sonderzeichen


meinen rucksack. Die Wirtin wird die Thermosflasche mit gezuckertem Tee füllen. Zwiebelartig hüll ich meine Wärme in Schichten. Nur Wäsche vom Vortag trag ich. Soll Blasen verhindern, sagt Wolf. Ich weiß es nicht und will ihm glauben. ob ich den Aufstieg schaff. Ich kenn die Kälte über Stunden nicht. Weiß nicht, wie ihr standhalten. Die Angst weicht dem Willen, die Spitze des reiches zu sehen. Mich ihr zu nähern. Um sieben knabbert sich blaue Helle durch das Schwarz. Die Luft ist kristallklar. Ich freu mich, sie mit Schritten zu durchschneiden. Müsli und hofeigene Milch schaffen den Boden dazu. Kaffee muntert mich auf. Bei der Kappelle seh ich die Zeiger auf sieben Uhr vierunddreißig. Die Zeit verliert Wert. Die Sonne gebietet. Wir stapfen los. Die Schneeschuhe knirschen im hohen Schnee. Der Gang von Enten den Berg hinauf. Die Steigung ist steil. Ich drossle das Tempo. Meine Bewegungen richte ich nach meinem Atem aus. Das Herz schlägt regelmäßig den Takt. Ziel ist, nicht schnell und doch schnell genug vorwärtszukommen. Nicht schwitzen und nicht abkühlen. Wolf jagt durch die Zirbeln, die wir in der Schweiz Arven nennen. WIr DUrCHSCHrEITEN eisige Schatten. Überlebenskünstler der Natur, treiben die Zirbeln ihre Wurzeln dahin, wo sie finden, was sie brauchen. Das Tal windet sich zwischen den Bergfüßen hindurch. Büsche und kleine Föhren liegen auf dem Schneeweg. Löcher klaffen sekundenschnell auf. Ein Bein klemmt in der Tiefe. Wolf gräbt mich fürsorglich aus. Herbe Spitzen ragen weißgekrönt ins wolkenlose Himmelblau. Das Morgenlicht schattiert die Farben weich. Die reichenspitze steht leicht hinter dem Gabler. Er eskortiert sie. Ein dunstiger Schleier umflockt ihren Gipfel. Ich geh weiter. Meine Schritte verrücken den Berg. Nähe tauscht sich mit Ferne ab. Das Spiel der Ansicht lässt mich frohlocken. Wärme pulsiert im Kopf und in den Zehen. Wolf komm, sieh, wie schön. Der Wald. Dort einige Gämse. Nein, Wolf, bleib. Lass sie. Wolf sprengt senkrecht den Hang hinauf. Der Übermut ist stärker als das Haushalten mit seinen Kräften. Das ist Leben. Ausschreiten ist Verschwendung. Meine Kraft verpufft. Ich saug die Schritt für

Schritt verrutschenden Bilder in mich. Sie richten mich auf. Bereichern mich mit Luft und Farben. Der Grund gleitet manchmal auf Eis ab. Das Poltern des rainbachwassers unter mir hallt in meinen Gliedern. Ich erschauere. Gewalt und Schönheit. Kein Diamant glitzert wie kristallener Schnee in der winterlichen Höhensonne. WoLF FoLGT MIr auf Schritt und Tritt. Die blinkenden Hotelschriftzüge laden in Gerlos zum Verweilen ein. Geld ist der Preis. Ich seh weg. Die Linie. Ein wandernder Punkt. Um ihn dreh ich mich. Schöpfe von allem in jeder Bruchteilsekunde. Klein bin ich. Niemand kommt uns entgegen. Der Weg ist von unseren Schritten flachgetretener Schnee. Ich überschreit eine Grenze. Das Atmen dünner Luft in klirrender Kälte ist ein Aufstieg in mir. Die richterhütte: eine geschlossenen rote Tür siebenhundertzweiundfünfzig Meter höher gelegen als das Krimmler Tauernhaus an einem Samstag im Februar zehn bei einer durchschnittlichen Temperatur von minus zwanzig Grad. Beim Abstieg flieg ich durch weißes Pulver. Dünne Luft reichert sich bei fallenden Höhenmetern mit Sauerstoff an. Weit offen speisen Farben an der Grenze des Wahrnehmbaren meine Augen. Schattengrün auf hellem Grauweiß. Um zwei Uhr nachmittags nimmt der Tag ab und bittet die Kälte herzu. raue Luftströme durchziehen das Tal. Der Weg drallt sich im Abfallen zusammen. Gleichzeitig dehnt er den Aufstieg im Unwissen. Noch einmal rollt das Auge alles auf. Sieht Gleiches anders und prägt die Kehrseite ins durchlüftete Hirn. Der Hof lädt zu Kaffee und Kuchen ein. GLÜCKSTrÄNEN. Ich schließ das Fenster. Wolfs warmer Atem auf der Haut rieselt mich in tiefen Schlaf. Die Linie ist ein Kreis. Eisblumen blühn zum Valentinstag.


Quart Nr. 01– 14: Nathan Aebi, Andreas Altmann, Architekten Moser Kleon, Clemens Aufderklamm, Ludovic Balland, Thomas Ballhausen, Susanne Barta, Othmar Barth, Christoph W. Bauer, Ruedi Baur, Wolfgang Sebastian Baur, Gottfried Bechtold, Sven-Eric Bechtolf, Johanna Bodenstab, Julia Bornefeld, Kurt Bracharz, Maria E. Brunner, Markus Bstieler, Daniel Buren, Ferdinand Cap, Ernst Caramelle, Michael Cede, Günther Dankl, Hans Danner, Marco Dessi, Georg Diez, Dimitré Dinev, Klaus Doblhammer, Moritz Eggert, Fred Einkemmer, Olafur Eliasson, William Engelen, EOOS, Carsten Fastner, Werner Feiersinger, Friederike Feldmann, Thomas Feuerstein, Ellinor Forster, Katja Fössel, freilich landschaftsarchitektur, Martin Fritz, Daniel Fügenschuh, Marta Fütterer, Heinz Gappmayr, Michael Glasmeier, Rolf Glittenberg, Christian Gögger, Peter Gorschlüter, Martin Gostner, Barbara Gräftner, Franz Gratl, Georg Gröller, Walter Grond, Sabine Gruber, Gebhard Grübl, Egyd Gstättner, William Guerrieri, Ernst Haas, Georg Friedrich Haas, Händl Klaus, Marlene Haring, Jens Harzer, Michael Hausenblas, Krista Hauser, Clementina Hegewisch, Werner Heinrichmöller, Heinz D. Heisl, Peter Herbert, Ralf Herms / Rosebud, Margarethe Heubacher-Sentobe, Klasse Hickmann, Christoph Hinterhuber, Richard Hoeck, Candida Höfer, Robert Holmes, Anton Holzer, Stefanie Holzer, Heidrun Holzfeind, Johann Holzner, Albert Hosp, Johannes Huber, Sebastian Huber, Barbara Hundegger, Stefan Hunstein, Helmut Jasbar, Ivona Jelcic, Peter Stephan Jungk, Ulrike Kadi, Fabian Kanz, Bernhard Kathan, Leopold Kessler, Walter Klier, Gerhard Klocker, Margit Knapp, Peter Kogler, Alfred Komarek, Moussa Kone, Andreas Kriwak, Florian Kronbichler, Gustav Kuhn, Martin Kus̆ej, Ulrich Ladurner, Bernhard Lang, Patrizia Leimer, Paul Albert Leitner, Clemens Lindner, Christine Ljubanovic, Ove Lucas, Fritz Magistris, Brigitte Mahlknecht, Sepp Mall, Andreas Maier, Urs Mannhart, Dorit Margreiter, Raimund Margreiter, Barbara Matuszczak, Friederike Mayröcker, Milena Meller, Bernhard Mertelseder, Klaus Merz, Thomas Mießgang, Lydia Mischkulnig, Wolfgang Mitterer, Philipp Mosetter, Walter Müller, Paul Nagl, Olga Neuwirth, the NEXTenterprise architects, Walter Niedermayr, Michaela Nolte, Thomas Nußbaumer, Peter Oberdorfer, Nick Oberthaler, Walter Obholzer, Ulrich Ott, Walter Pamminger, Thomas Parth, Karin Pernegger, Hans Karl Peterlini, Robert Pfaller, Andreas Pfeifer, Marion Piffer Damiani, Hans Platzgumer, Jorge Reynoso Pohlenz, Wolfgang Pöschl, Gerald Preinfalk, Manuela Prossliner, Irene Prugger, Carl Pruscha, Thomas Radigk, Gottfried Rainer, Bernhard Rathmayr, Helmut Reinalter, Robert Renk, riccione architekten, Alice Riegler, Katharina Rutschky, Peter Sandbichler, Benedikt Sauer, Susanne Schaber, Hans Schabus, David Schalko, Lukas Schaller, Peter Scheer, Simon Schennach, Elisabeth Schlebrügge, Eva Schlegel, Nikolaus Schletterer, Fridolin Schley, Birgit Schlieps, Hanno Schlögl, Ferdinand Schmatz, August Schmidhofer, Wendelin Schmidt-Dengler, Gunter Schneider, Roland Schöny, Fred Schreiber, Franz Schuh, W. G. Sebald, Christian Seiler, Walter Seitter, Peter Senoner, Q. S. Serafijn, Martin Sieberer, Christoph Simon, Alessandro Solbiati, Gertrud Spat, spector cut+paste, Clarissa Stadler, Thomas Stangl, Martina Steckholzer, Esther Stocker, Karl Stockreiter, Bernhard Studlar, Sylvia Taraba, Rudolf Taschner, Paul Thuile, Susanne Titz, Ernst Trawöger, Heinz Trenczak, Ilija Trojanow, Thomas Trummer, Wolfgang Tschapeller, Erdem Tunakan, Sandra Unterweger, Roman Urbaner, Katrien van der Eerden, Andrea van der Straeten, Rens Veltman, Joseph von Westphalen, Klaus Wagenbach, Martin Walde, Peter Warum, Peter Waterhouse, Vitus H. Weh, Hans Weigand, Lois Weinberger, Oliver Welter, Gabriele Werner, Günter Richard Wett, Roman Widholm, Martin Widschwendter, Erika Wimmer, Robert Winkel, Heinz Winkler, Franz Winter, Robert Woelfl, Erich Wucherer, Erwin Wurm, Anton Würth, Andrea Zanzotto, Jörg Zielinski, Stefan Zweifel 120/121


Wer Quart abonniert, bekommt sicher ein Heft (bevor es vergriffen ist, was vorkommt). Soweit Argument Nummer eins. – Zweitens: Es kommt billiger! Zwei Hefte kosten € 19,– (statt € 26,–). Und drittens gibt es als Abogeschenk 3 Highlights aus der ersten österreichischen Taschenbuchreihe (siehe Rückseite der eingeklebten Postkarte). Wenn Sie einen neuen Abonnenten werben, gibt’s gleich 2 Geschenke: eines für den neuen Abonnenten und eines für Sie!


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5 Seiten 2807 Wörter 18936 Zeichen (mit LZ) 16177 Zeichen (ohne LZ) 19956 Anschläge 2759 Leerzeichen 15519 Buchstaben 890 ABC 14629 abc 129 Ziffern 529 Andere Zeichen 47 Blindzeilen 94 Zeilenumbrüche 462 Zeilen

Seite 122 / 123

Anzahl

Anteil

LZ

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14.5%

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696 246 476 722 2432 213 473 686 1222 19 134 632 323 1678 413 56 1 1106 946 860 560 125 181 5 5 167

3.7% 1.3% 2.5% 3.8% 12.8% 1.1% 2.5% 3.6% 6.4% 0.1% 0.7% 3.3% 1.7% 8.8% 2.2% 0.3% 0% 5.8% 5% 4.5% 2.9% 0.7% 1% 0% 0% 0.9%

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44 61 2 26 41 70 61 44 39 13 37 40 34 21 30 13 2 34 60 47 13 70 73 2 0 13

0.2% 0.3% 0% 0.1% 0.2% 0.4% 0.3% 0.2% 0.2% 0.1% 0.2% 0.2% 0.2% 0.1% 0.2% 0.1% 0% 0.2% 0.3% 0.2% 0.1% 0.4% 0.4% 0% 0% 0.1%

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Analyse S. 123–131

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1.5% 0.7% 0.1% 0.1% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

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T10.3

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(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

740 307 478 748 2473 283 534 730 1261 32 171 672 357 1699 443 69 3 1140 1006 907 573 195 254 7 5 180

4.9% 2.0% 3.1% 4.9% 16.2% 1.9% 3.5% 4.8% 8.3% 0.2% 1.1% 4.4% 2.3% 11.1% 2.9% 0.4% <0.1% 7.5% 6.6% 5.9% 3.8% 1.3% 1.7% <0.1% <0.1% 1.2%

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Anzahl

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

206 778 380 297 265 152 148 123 130 94 68 34 36 18 15 2 9 3 1 1 5 0 1 0 0 0 0 1

Wort/Wörter

und der von die in den ich er nicht mit des dem als ein zu nach wolkenstein oswald iv vellenberg im das auf friedrich seine sich nur mich für auch tiroler an burg ist es zur tirol mir oder bei noch durch wie seiner einem man ihm um

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T10.6 (Erstes und letztes Wort im Alphabet) Abschluss zwischen

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


„Kopf, Herz und Hand, ein jedes schwillt“

Eine kaum noch vorhandene Burg im westlichen Mittelgebirge und ein prominenter Gefangener, der dort in einem Loch gefangen gehalten wurde: „… an zwei Eisen, eng und schwer, hält man mich fest, ich sag kein Wort.“ – Gerhard ruiss über oswald von Wolkenstein und das Vellenberglied. Sucht man nach Vellenberg, stößt man auf zwei gegensätzlicher nicht mögliche Darstellungsweisen eines nur noch aus Vorstellungen bestehenden ortes. Für das Tagestourismus- und Ausflugsportal „Sonntagsausflug.at“ präsentiert sich der ehemalige Gerichtsund Jagdsitz Vellenberg in der Nähe von Innsbruck bei Götzens als Ausflugsziel ins Grüne: „Besichtigung nur von außen möglich“, in der Bewertung durch die Tirol-Werbung eignet sich Vellenberg auch als Schlechtwetterbesuchsprogramm: „Also, lassen Sie sich in das Mittelalter verführen und ergründen Sie die Geheimnisse, die hinter den Mauern dieser Burg versteckt sind!“ Der folgende Beitrag erzählt ein Stück Tiroler Geschichte, wie sie in dieser Form und Zusammenstellung üblicherweise nicht erzählt wird, weil einerseits selten sowohl literarische als auch protokollarische Belege zu historischen Vorgängen und Ereignissen vorliegen und andererseits geschichtliches Erzählen zumeist fortlaufend aus nur einem Blickwinkel geschieht. Vellenberg steht nicht mehr, in der Sprache der Ausflugsempfehlungen „grüßt“ die Burg aber dennoch weiter von ihrem „steilen Hügel zur Straße herüber“. Immerhin unterschlägt das Sonntagsausflugsportal nicht, dass Burg Vellenberg als Gefängnis für die Gegner des Tiroler Landesfürsten Friedrich IV. gedient hat. Tirol-Urlauber, die hingegen dem Tirol-Führer der Tirol-Werbung folgen wollen, erfahren nur noch, dass Vellenberg „um 1500 ein beliebter Jagdsitz Kaiser Maximilians I.“ war. Weder im einen noch im anderen Fall ist etwas über die Bedeutung von Vellenberg bei der Festigung der Macht der Habsburger durch Friedrich IV. in Tirol und über die rolle, die oswald von Wolkenstein dabei gespielt hat, zu erfahren. Wie die Gefangenschaften in Vellenberg ausgesehen haben, ist anhand der heute knapp über dem Boden endenden reste der Burg schwer einzuschätzen. Vom

zweiten Turm, dem Bergfried, der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Gefängnisturm umgebaut wurde, ist heute nichts mehr vorhanden. oswald von Wolkenstein, einer der drei bekannten Vellenberg-Gefangenen – neben Heinrich von rottenburg und Aldriget Castelbarco – berichtet von einem „Loch“. Vielleicht in Anspielung auf die seit Mitte des 14. Jahrhunderts bestehenden „Lochgefängnisse“ Nürnbergs, jene Gefangenenzellen, in denen Untersuchungshäftlinge gefoltert wurden und Todesurteilskandidaten einsaßen. Vielleicht meint er aber auch nur ein solches „Loch“ wie das Gefängnis auf der elterlichen Trostburg, in das man mehrere Etagen bis zu einem mit Brettern abgedeckten untersten Keller hinunterstieg, wo niemand mehr aufrecht stehen konnte. Die Voraussetzungen, unter denen Friedrich IV. sein Amt als Tiroler Landesfürst antrat, hätten nicht schlechter sein können. Im Zug der Habsburger Erbteilung fiel ihm das westliche Habsburger Herrschaftsgebiet, Vorarlberg und Tirol, zu, in dem er von 1405–1410 zunächst erfolglos mit den einfallenden Appenzellern und den aufständischen Tiroler und Trientiner Adeligen beschäftigt war. Der eine, Friedrich IV., kann gar nicht genug in Tirol anwesend sein, der andere, oswald von Wolkenstein, kann sich gar nicht oft und weit genug weg von Tirol entfernen. Stand Lissabon in Septa bei, half, es den Mauren wieder abzuringen, mancher von ihnen war so frei, den Weg hinaus zur Hintertür zu finden. Granada hätt ich gern besucht, da würd der rote König mich empfangen, in meinem schönsten ritterschmuck, die Knappen wären hinter mir gegangen, und nicht ich einem Stubenheizer die Tischgesellschaft danken.*


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und der von die in den ich er nicht mit Seite 124 / 125

Analyse S. 125

Häufigkeit Wörter Rang 1–10


Federführend im Widerstand gegen die Politik Friedrichs IV. waren die im „Elefantenbund“ von 1406 vereinigten Starkenberger, Wolkensteiner und zahlreiche andere und die im „Falkenbund“ von 1407 unter der Führung Heinrichs von rottenburg zusammengeschlossenen Adeligen. Im Trentino kam es zu Aufständen aller Stände. Wirklich Fuß fassen konnte Friedrich IV. in Tirol erst nach dem rückzug der Appenzeller 1408 und nach seinem Sieg über Heinrich von rottenburg und die mit ihm verbündeten Bayern bzw. nach dessen Gefangennahme und Einkerkerung von 1410–1411 auf Burg Vellenberg. Kurz nach der Freilassung verstarb Heinrich von rottenburg vermutlich an Gift und ein Großteil seiner Güter fiel an Friedrich IV. In Nordtirol bleibt es nach den Friedensschlüssen mit den Appenzellern und den Bayern ruhig, in Südtirol bleibt die Lage unsicher. obwohl ich manchen harten Streit geführt, erlitten hab und ausgefochten, einen nicht, hat man mir gezeigt, wie man die Fesseln schnürt bis auf die Knochen, die Kunst, von der ich noch nichts sah, habe ich ohne Schaden nicht gelernt, klag’s Gott, wer was zu klagen hat, was hat mich von Hauenstein1 nur je entfernt, ich fürcht den Weg nach Wasserburg2, bei Nacht, was man nicht sieht und hört.* Die königlich-kaiserliche Zentralmacht funktionierte schlecht, die regionale Zentralmacht funktionierte auch nicht besser. Der König erhielt von den Kurfürsten nur wenig Unterstützung, der Landesfürst keine von den Tiroler Adeligen. oswald von Wolkenstein war als Zweitältester durch die Einhaltung des Prinzips des Ältestenerbrechts und des ungeteilten Erbes bei den Wolkensteinern schon ein paar Jahre länger als sein Landesfürst und der 1410 neu eingesetzte römisch-deutsche König Sigmund von Luxemburg auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für 1 Hauenstein: späterer Wohnsitz oswalds von Wolkenstein, s. weiter unten im Text 2 Wasserburg: entweder am Bodensee oder in Bayern, s. weiter unten im Text

eine standesgemäße Existenz. Friedrich IV. fiel durch seine Unterstützung des falschen Papstkandidaten (in der Folge in der Papstgeschichte nicht gereihten Johannes XXIII.) zur Beseitigung des Großen Schismas während des Konstanzer Konzils 1415 beim König in Ungnade, wurde gefangen genommen, konnte 1416 fliehen und wurde erst 1418 unter Entrichtung eines Bußgeldes, mit dem er sich freikaufte, und unter der Vorbedingung der Amnestierung der gegen ihn rebellierenden Tiroler Adeligen vom König wieder in seine rechte eingesetzt. Zugleich mit der Wiedereinsetzung Friedrichs IV. in seine landesfürstlichen rechte bezieht oswald von Wolkenstein, beim Konstanzer Konzil zum Gefolgsmann des Königs geworden, gemeinsam mit seiner schwäbischen Frau Margarethe die ihm nur zu einem Drittel gehörende Burg Hauenstein bei Seis am Schlern. Die ihm und seinen Miteigentümern zustehenden Erträge aus den zur Burg Hauenstein zählenden Gütern nimmt er allein für sich in Anspruch. Die Voraussetzungen für eine rund ein Jahrzehnt andauernde, erbitterte Auseinandersetzung um Hauenstein sind damit geschaffen. 1420 verlegt Friedrich IV. seinen regierungssitz von Meran nach Innsbruck. 1421 nehmen die unmittelbaren Kontrahenten im Besitzstreit um Hauenstein oswald von Wolkenstein gefangen und halten ihn auf der Fahlburg bei Prissian und in Schloss Forst fest. Es gibt Hinweise, dass Friedrich IV. von Anfang an in die Gefangennahme von oswald von Wolkenstein involviert war, nachgewiesen ist seine Beteiligung aber erst ab Ende 1421 mit der Überstellung oswalds von Wolkenstein in den fürstlichen Gewahrsam nach Innsbruck zur Beilegung des Streits. In einem Winkel siech ich fort, zu Vellenberg, an zwei Eisen, eng und schwer, hält man mich fest, ich sag kein Wort, in Gedanken daran, was wohl schlimmer wär. Mich zu bitten, vorzutreten, mit solchen Sporen, das möcht sicher reichen, ausgelassen aufzujuchzen, in einem schweren, tiefen, langen Ächzen. Wie ich wen verwunschen hab, will ich lieber nicht berichten.*


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Analyse S. 17–131

Datensatz H4

Häufigkeit Wörter mit x Zeichen

Breite (x) = Anzahl Zeichen Höhe (y) = Anzahl Wörter


oswald von Wolkenstein wird zur regelung der Angelegenheit gegen eine Kaution von 6.000 Gulden entlassen, die einem Gegenwert von rund zehn Prozent der ergiebigen jährlichen Tiroler Erträge aus dem Kupfer-, Silber- und Salzabbau und den Zolleinnahmen entsprechen und für die seine Verwandten bürgen, an die er seine gesamten Mittel verpfändet. Er entzieht sich jedoch in weiterer Folge jedem regelungsversuch. Als sich 1426 die Brüder von Spaur dem Fürsten unterwerfen, die mehrjährige Belagerung von Greifenstein durch die Kapitulation der Starkenberger zu Ende geht und Parzival von Weineck seine Burg Fragenstein bei Zirl und die dazugehörigen Besitztümer an Friedrich IV. verkaufen muss und er ihm Gefolgschaft schwört, ist es mit der Tiroler Adelsopposition und dem Bewegungsspielraum sowie den Stützpunkten für oswald von Wolkenstein vorbei. Meine Not an all den Tagen, kein König könnte sie mir je vergolden, mit der großen Angst im Nacken, man muss selbst büßen ohne ein Verschulden. Von oben, unten, hinten, vorn, in Schach gehalten von um mich Postierten: Achtung, sonst kommt er uns davon! Und die Mühe war umsonst und alles Schinden. Sperr die ohren auf, sagt dein Fürst, um sie dir vollzusingen.* „Lieber Getreuer“, lautet die Anrede einer Ladung zum Landtag, die Friedrich IV. oswald von Wolkenstein für den 16. März 1427 in Bozen zustellen lässt, an dem Friedrich IV. selbst teilnehmen oder einen bevollmächtigten rat als seinen Stellvertreter schicken will. Als Grund für die Vorladung wird angegeben: „Es geht um allerlei Vorgänge und Missstände, die unsere Lande und Leute erheblich belasten. Wir legen dir auf das dringlichste nah, dich zum genannten Termin einzufinden und dabei mitzuhelfen, diesen Missständen ein Ende zu setzen, sowie eine regelung zu treffen, mit der im Land wieder Friede und ruhe hergestellt werden können. Unterlasse es nicht! Dies ist unser Wille!“** Es wissen ohnehin alle Beteiligten, was geregelt werden soll, also müssen die Einzelheiten erst gar nicht angesprochen werden. Es wissen auch alle, die mit

der Angelegenheit zu tun haben, dass ein anderes Ergebnis zur Beilegung des Besitzstreits um Hauenstein und der Konflikte zwischen oswald von Wolkenstein und dem Landesfürsten sowie der Loyalitätskonflikte oswalds von Wolkenstein gegenüber seinem König und dem Landesfürsten nicht möglich ist, als eines, das auf Kosten oswalds von Wolkenstein geht und seine Unterwerfung unter den Willen des Landesfürsten zur Folge hat. Eine Lösung des Konfliktes schien angesichts der Zustände in Vellenberg nur ratsam: Ein alter Schwabe namens Plank war stets um mich, wohin ich mich auch drehte, ach Gott, wie bitterlich er stank, als ob ich nicht genügend Sorgen hätte. offen am Bein, das übel roch, streng quoll ihm die Atemluft heraus zum Mund, dazu stieg ihm von hinten hoch ein Höchstausmaß an schlechtester Verdauung. Wenn er im rhein verloren ging, dem rhein hilft das nicht mehr als ihm.* oswald von Wolkenstein entschließt sich zur Flucht, entweder nach Wasserburg am Bodensee („denke ich an den Bodensee, sogleich tut’s mir im Beutel weh“) oder nach Wasserburg in Bayern, jedenfalls aus dem Macht- und Einflussbereich Friedrichs IV. Er wird auf der Flucht aufgegriffen, gefangen genommen und nach Vellenberg gebracht. Den Peter Heizer und sein Weib, den Plank und einen Schreiber, stets betrunken, die hielt mir niemand mehr vom Leib, hieß es, das Brot gemeinsam einzutunken. Der eine spie’s, der andre hielt’s bei sich, um’s laut und lang herauszuschießen, ob’s ihn zerriss, blieb ungewiss bei soviel Pulver in so schwachen Büchsen. So viel, so weit zu guten Sitten, die niemandem was nützen.* Vom König, der sich mit Friedrich IV. ausgeglichen hat, nicht mehr unterstützt, unter den Tiroler Adeligen politisch auf sich allein gestellt, diktiert ihm Friedrich IV. die Bedingungen seiner Freilassung und


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Vergleich Grossbuchstaben

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Seite 128 / 129

Analyse S. 17–131


Wiederaufnahme in seine Gunst als Landesfürst. oswald von Wolkenstein muss sich zum Kriegseinsatz gegen die Hussiten verpflichten (an dem sich der Tiroler Adel nur schwach bis gar nicht beteiligte) und für seine widerrechtlichen Nutzungen von Hauenstein 500 Golddukaten Entschädigung leisten. Dafür verbleibt ihm von da an unbestritten Hauenstein. Der wesentliche Inhalt der Unterwerfungserklärung oswalds von Wolkenstein zum Abschluss seiner Gefangenschaft auf Burg Vellenberg lautet: „Ich soll und werde, solange ich lebe, keinen Kontakt zu anderen Fürsten, Herren und Gemeinden suchen, ihnen meine Dienste versprechen oder ein Bündnis mit ihnen schließen, ohne Willen und Wissen meines hier genannten gnädigen Herren von Österreich. Insbesondere soll und will ich seinen Angehörigen und Erben, die gleichfalls meine Herren sind, willig, gehorsam und getreulich dienen. (...) Falls ich, der hier genannte Wolkensteiner, oder jemand in meinem Dienst, dieses Versprechen in seiner Gesamtheit oder zum Teil brechen würde, falls ich den Eid, den ich geschworen habe vergessen, nicht beachten oder vernachlässigen sollte, so soll und werde ich allerorts und vor aller Welt, allen Gerichten, geistlich oder weltlich, als ehrloser und pflichtvergessener Mann gelten. In diesem Fall kann mein gnädiger Herr von Österreich oder derjenige, dem er es schriftlich aufträgt, mit mir als einem solchen wie oben bezeichneten Mann verfahren, mit oder ohne Anwendung des rechts, allein nach seinem Willen, vor dem mich kein Einspruch in Schutz nehmen kann, den wer ersinnen oder vorbringen könnte, vielmehr verzichte ich hiermit ausdrücklich auf Beistand und Hilfe ausnahmslos aller Fürsten, Herren, Landschaften und sonstiger Personen.“** Die Herrn von Kreig und Greisenegg, der Moll Truchsess, ein jeder tat das Beste, der Salzmeier, der von Neidegg, Freie, Grafen, der Seldhorn, Freunde, Gäste, sie alle traten ein dafür, ein Fürst, reich, mächtig, schon dazu geboren, was will so jemand noch von mir, als viel zu viel in seinem übereilten Zorn. Das saß, das sah er ein, einer wie ich wächst nicht auf dem Baum.*

oswald von Wolkenstein ist durch seine Unterwerfungserklärung zwar jede andere Gefolgschaft und jedes rechtsmittel bei durch den Landesfürsten festgestellten Verstößen untersagt, er wird aber dennoch 1431 beim reichstag in Nürnberg in den Drachenorden erster Klasse der engsten königlichen bzw. kaiserlichen räte von Sigmund aufgenommen und zudem 1434 durch die Übernahme des Anteils der Schwangauischen reichslehen seiner Frau in den Stand eines reichsritters erhoben. Er wird aber auch nach dem Tod Friedrichs IV. 1439 bis zu seinem eigenen Tod 1445 in Meran einer der Garanten der Tiroler Landschaft zur Wahrung der rechte und Besitztümer des noch unmündigen Sigmund des Münzreichen, des Nachfolgers von Friedrich IV. Dessen Vormünder, die Habsburger Herzog Friedrich V. und der spätere römisch-deutsche Kaiser Friedrich III., entlassen Sigmund den Münzreichen nach sieben Jahren Vormundschaft 1446 in die Selbständigkeit zum Antritt seiner regentschaft in Tirol. Eigentlich gibt es nicht nur ein Vellenberglied oswalds von Wolkenstein, sondern zwei Lieder, in denen Vellenberg namentlich genannt wird. Eines über die Ungewissheit seiner Situation als Gefangener, mit dem dieser Beitrag abschließt, und ein ausführliches zweites, mit dem er eine seiner Lebensbilanzen zieht und seine Situation in Vellenberg und den daraus folgenden Neubeginn behandelt, und das diesen Beitrag hindurch zitiert wird. Wie sehr sich auch sein Treueeid durch zahlreiche Zeugen und Zusatzdokumente zur Staatsaffäre hochstilisiert darstellen mag, in seinem Lied über seine Gefangenschaft und Freilassung aus dem landesfürstlichen Gefängnis in Vellenberg ist von diesem – wohl auch für die Geschichtsbücher mitformulierten – staatstragenden Ernst nicht mehr viel übriggeblieben. Nun, sagte der Fürst, was ist denn, dunsten soll er, schwitzen, büßen, gut und schön, soll er immer weiter liegen, und sonst gibt es gar nichts mehr zu tun für ihn? Was hilft er mir als Trauernder, könnte ich mir die Zeit mit ihm vertreiben, wir beide sängen fa so la, die schönsten Liebeslieder kann man schreiben.


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48 Seiten 30426 Wörter 200170 Zeichen (mit LZ) 170008 Zeichen (ohne LZ) 210825 Anschläge 30162 Leerzeichen 163408 Buchstaben 9684 ABC 153724 abc 762 Ziffern 5838 Andere Zeichen 250 Blindzeilen 6088 Zeilenumbrüche 4344 Zeilen

H1.1 (Seitenübersicht S. 1–140) Anzahl

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Anzahl

Anteil

LZ

30071

15%

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

8685 2660 5223 6936 26064 2276 4150 7823 12953 202 1920 5734 3991 16072 3749 993 17 11572 9440 9703 5853 1052 2063 64 88 1688

4.3% 1.3% 2.6% 3.5% 13% 1.1% 2.1% 3.9% 6.5% 0.1% 1% 2.9% 2% 8% 1.9% 0.5% 0% 5.8% 4.7% 4.8% 2.9% 0.5% 1% 0% 0% 0.8%

ä ö ü

856 423 1092

0.4% 0.2% 0.5%

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

636 514 67 719 534 507 491 380 352 152 586 373 579 236 142 267 16 307 1162 372 171 272 630 5 8 208

0.3% 0.3% 0% 0.4% 0.3% 0.3% 0.2% 0.2% 0.2% 0.1% 0.3% 0.2% 0.3% 0.1% 0.1% 0.1% 0% 0.2% 0.6% 0.2% 0.1% 0.1% 0.3% 0% 0% 0.1%

Ä Ö Ü

14 18 28

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0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

105 204 69 40 67 37 44 41 45 110

0.1% 0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0.1%

Analyse S. 17–131

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2487 2208 333 194 159 64 42 40 39 28 20 11 5 2 2 2 2 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1.2% 1.1% 0.2% 0.1% 0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% <0.1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

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0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

250

0.2%

H3

H5

(Gross- und Kleinbuchstaben)

(Häufigste 10 Wörter)

Buchstaben Anzahl ↓

Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz

Anteil

9321 5.8% 3174 2% 5290 3.3% 7655 4.8% 26598 16.6% 2783 1.7% 4641 2.9% 8203 5.1% 13305 8.3% 354 0.2% 2506 1.6% 6107 3.8% 4570 2.8% 16308 10.2% 3891 2.4% 1260 0.8% 33 <0.1% 11879 7.4% 10602 6.6% 10075 6.3% 6024 3.8% 1324 0.8% 2693 1.7% 69 <0.1%% 96 <0.1% 1896 1.2%

Wort/Wörter

die der und in das er ich dem ist zu

(Erstes und letztes Wort im Alphabet) ab zwölf

(Anzahl Wörter mit x Zeichen)

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Anzahl ↓

2478 8156 3960 3739 3047 2152 1600 1237 1160 834 613 378 230 167 109 73 51 31 17 5 14 2 1 1 0 1 0 2 1

ABC = Grossbuchstaben abc = Kleinbuchstaben

921 797 747 554 437 344 298 214 191 97

H2.6

H4

Zeichen

Anzahl

LZ = Leerzeichen ZU = Zeilenumbrüche


Es genügt, wenn er Gefolgschaft schwört, der rest kann unterbleiben.* oswald von Wolkenstein verschafft sich mit seiner Unterwerfung als letzter der aufständischen Tiroler Adeligen nicht nur selbst die Freiheit, sondern darf auch noch einen weiteren Gefangenen von Burg Vellenberg, für den er bürgt, mit sich nach Hause nehmen, Aldriget Castelbarco, entfernter Verwandter der von Wolkenstein, Adeliger aus einer der bedeutendsten Familien des Trentino und laut oswald von Wolkenstein bis dahin bereits seit achteinhalb Jahren in der Gefangenschaft des Fürsten. Dann bat ich ihn noch dies und das, für meinen Freund, dass er ihn auch befreie, den man im Kerker fast vergaß, dort zog er viele Jahre seine Kreise. Er sagte, führ ihn halt mit heim, er soll bei seinen Freunden Beistand suchen, ich kam zurück nach Hauenstein, nie wieder will ich auf den Fürsten fluchen. Ach, großer, unsichtbarer Gott, du hast so wunderbar viel auserkoren, man ist nicht frei ganz ohne Not und ist gefangen auch nie ganz verloren. Sei’s Überheblichkeit, sei’s mehr, er braucht kein Wasser, um die Gier zu löschen, zieht es mich hin, so zieht er her, trumpfe ich auf, wird er mich übertrumpfen. Um den Verstand brachte die Liebe mich und gleich auch noch um jeden Groschen.

te aber zwei Jahre später auch die seit 1274 in Meran beheimatete Münzstätte nach Hall in Nordtirol ab und begann die Innsbrucker Hofburg auszubauen. Der Etschtaler Stammsitz Schloss Tirol verfiel und rückte erst wieder im 19. Jahrhundert, in der Folge der Tiroler Freiheitskämpfe, als „Wiege des Landes“ ins Blickfeld der Aufmerksamkeit. Vom landesfürstlichen Gefängnis Burg Vellenberg sind im Wesentlichen nur noch die beiden Lieder oswalds von Wolkenstein über seine dortige Haft erhalten geblieben: Der Schmerz, der bleibt, hält meinen Leib zusammen, fest gebunden, Kopf, Herz und Hand, ein jedes schwillt, Furcht, Angst in mir, tief unten haben sie ihren festen Sitz. Mit Grauen ist mir Nacht für Nacht beschwert. Mich überzeugt, hinter vier dicken Mauern weggeschlossen, lang wie die Nacht, elend der Tag, kein Sehnen mehr und Hoffen. Nur manchmal schreck ich auf und hab von keiner Seite Hilfe, die mich hört. Vor dieser Welt habe ich Angst, woran ich schuld soll sein, und nicht vor Gott, der mich schon lang erschuf als Wolkenstein. Der mich tröstet, mir mein rückhalt, macht Vellenberg mir jede Freude kalt.***

Leider ist das letzte nur zu wahr. Der Wolkensteiner hat gesprochen.* Die Absiedlung wichtiger Einrichtungen von Südnach Nordtirol war mit der Verlegung des regierungssitzes 1420 nach Innsbruck noch nicht abgeschlossen. Meran blieb zwar bis 1848, dem Jahr der Flucht Kaiser Ferdinands I. vor der bürgerlichen revolution in Wien und der Verlegung der kaiserlichen residenz nach Innsbruck, die Hauptstadt Tirols, und Sigmund der Münzreiche errichtete 1475 die Landesfürstliche Burg, den etwas kleingeratenen städtischen Wohnsitz der Tiroler Landesfürsten in Meran, siedel-

* Quelle: Gerhard ruiss / oswald von Wolkenstein, „Herz, dein Verlangen“, Lieder, Nachdichtungen, Band 2, Folio Verlag, Wien-Bozen, 2008, „Was ich erlebte, Berg und Tal“. ** Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen durch den Autor. *** Quelle: Gerhard ruiss / oswald von Wolkenstein, „Herz, dein Verlangen“, Lieder, Nachdichtungen, Band 2, Folio Verlag, Wien-Bozen, 2008, „Gelobter Gott“.


Besetzung

Carla Haas, Bern → Lausanne: Schriftstellerin; studierte in Lausanne, Leipzig und Bern, bevor sie 1998 ihre eigene Company „Le Théâtre L.“ gründete, mit der sie Texte der klassischen Moderne adaptiert und inszeniert; übersetzt ihre Werke selbst ins Deutsche. „Der Zweifel“ (Ammann Verlag, Zürich 2009) ist ihr erster roman. Dietrich Henschel, Berlin → Berlin: Sänger; Engagements an den wichtigen opernbühnen Europas. CD-Aufnahmen (Auswahl): Lied – Beethoven, Schubert, Wolf, Mahler, Korngold; oper – „Doktor Faust“ von Busoni (hierfür erhielt er einen Grammy); oratorium – „Die Schöpfung“ von Haydn (Colin Davis), „Die Jahreszeiten“ von Haydn (rené Jacobs), Bach-Kantaten (John Eliot Gardiner), Bach-Matthäuspassion (Nikolaus Harnoncourt). Seit einiger Zeit tritt Dietrich Henschel auch als Dirigent auf. Stephan Hilpold, Brixen → Wien: Journalist; studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien und Berkeley/USA. Arbeitete als freier Kulturjournalist für in- und ausländische Medien, seit 2005 verantwortet er die Mode in der Tageszeitung „Der Standard“. Siggi Hofer, Bruneck → Wien: Bildender Künstler; Msgr. otto Mauer Preis 2009. Zuletzt: „Heilige Freiheit“, Einzelausstellung in der Kunsthalle Krems. Manuela Kerer, Brixen → Innsbruck: Komponistin, Psychologin und Juristin; Österreichisches Staatsstipendium 2008, Kompositionsstipendium der Stadt Innsbruck 2008, Walther-von-derVogelweide-Preis 2009; Preis und Kurzopernauftrag des Festivals „A·DEvantgarde“, München 2009. NorM, Zürich: Grafikbüro; 1999 von Dimitri Bruni und Manuel Krebs gegründet, 2005 ergänzt durch Ludovic Varone und 2010 durch Jonas Hegi. NorM gestaltet und publiziert Bücher und Schriften. Pauhof Architekten, Wien: Michael Hofstätter und Wolfgang Pauzenberger gründeten 1986 PAUHoF Architekten. Das Architekturbüro PAUHoF entwirft urbanistische Studien, wagt architektonische Experimente, beteiligt sich an Wettbewerben, national wie international, baut Architekturen. Christoph Peters, Kalkar am Niederrhein → Berlin: Schriftsteller; studierte Malerei und debütierte 1999 erfolgreich mit seinem roman „Stadt Land Fluß“, für den er u. a. auch den AspekteLiteraturpreis des ZDF und den Georg-K.-Glaser-Preis erhielt. 2001 erschien sein Erzählband „Kommen und gehen, manchmal bleiben“ (Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main), 2004 der roman „Das Tuch aus Nacht“ (btb), 2006 „Ein Zimmer im Haus des Krieges“ (btb), 2009 „Mitsukos restaurant“ (Luchterhand, München).

Volkskundemuseum Wien; „nightmare angels of the highway“, das weisse haus, Wien; „juggling wolves“, Photowall Kunsthalle Wien; „suitetalk“, Galleria Laurin Zürich. Gruppenausstellungen u. a.: „real lives, real stories“, Kunsthalle project space Wien; „ich ist eine andere“, MoMENTUM Wien; „Plateau raum für 2“, Forum Stadtpark Graz; „Make believe“, Bieler Fototage, Biel. Preise und Stipendien: Förderpreis für künstlerische Fotografie des BMUKK Wien, Förderpreis Kanton Appenzell Innerrhoden, Förderpreis Graubünden, Atelier Lardelli, Cité des Arts Paris, MAK-Schindlerstipendium, Kulturförderstipendium Graubünden. www.corinnerusch.com Georg Salner, Galtür → Wien: Bildender Künstler, Fotograf; 1977– 1982 Studium der Grafik an der Akademie der bildenden Künste/Wien. Zahlreiche Ausstellungen in in- und ausländischen Privatgalerien und Institutionen, u. a.: 2003 Kunsthalle Wien projectwall, Wien; 2003 Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien; 2008 MUMoK Wien, „Genau und Anders – Maß, Zahl und Proportion von Dürer bis Sol LeWitt“; mehrere bildnerische Interventionen im Kontext mit Architektur, siehe: www.georgsalner.net Markus Schinwald, Salzburg → Wien, Los Angeles: Bildender Künstler; 1993–1999 Studium an der Hochschule für Künstlerische und Industrielle Gestaltung Linz sowie der Kulturwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin. Einzelausstellungen (Auswahl): Aspen Art Museum (2006); Augarten Contemporary, Vienna (2007); Migros Museum, Zürich (2008); Kunsthaus Bregenz (2009); Kunsthalle Budapest (2009); Gallery Yvon Lambert, New York (2010). Gruppenausstellungen (Auswahl): Berlin Biennale III (2006); „Timer 01“, Triennale Milano (2007); „Held together with Water“ – Sammlung Verbund Museum für Angewandte Kunst, Wien (2007); „Talking Pictures“, K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2007); „The world is a stage“, ICA, Boston (2008); „Western Motel.“ Edward Hopper and Contemporary Art, Kunsthalle, Wien (2008); „Choral Visual“, Palacio Nacional de las Artes, Buenos Aires (2009); „Best of Austria“, Lentos Museum, Linz (2009); Kataloge (Auswahl): „Wanishing lessons“, Kunsthaus Bregenz (2009); „Markus Schinwald“, hrsg. von JrP/ringier, Zürich (Ausstellungskatalog, Belvedere, Wien und migros museum für gegenwartskunst, Zürich, 2007); „Markus Schinwald“, hrsg. von Markus Heinzelmann und Nicolaus Schafhausen, Lukas & Sternberg, New York (2004) Fridolin Schley, München → New York: Schriftsteller; Studium der Germanistik in München und Berlin sowie an der Hochschule für Fernsehen und Film; bisher erschienen der roman „Verloren, mein Vater“ und die Erzählbände „Schwimmbadsommer“ und „Wildes Schönes Tier“; mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Tukan-Preis; derzeit Promotion über das akademische Werk von W. G. Sebald in New York City.

Gerhard ruiss, Ziersdorf/NÖ → Wien: Autor, Musiker, Schauspieler, regisseur, Lehrbeauftragter und Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren (Berufsvertretung österreichischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller). Verfasser zahlreicher Hand- und Sachbücher zur Literatur, u. a. „Handbuch für Autoren und Journalisten“ und „Literarisches Leben in Österreich“. Aktuellste literarische Veröffentlichungen: Die dreibändige Gesamtausgabe der Lieder oswalds von Wolkenstein in Nachdichtungen im Südtiroler Folio Verlag. Band 1: „Und wenn ich nun noch länger schwieg’“, 2007; Band 2: „Herz, dein Verlangen“, 2008; Band 3: „So sie mir pfiff zum Katzenlohn“, 2010.

Gunter Schneider, Bludenz → Innsbruck: Musiker; studierte Gitarre und Musikwissenschaft in Innsbruck und unterrichtet an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Als Gitarrist hat er in ganz Europa, in den USA und in Japan konzertiert und sich im weiten Feld der Neuen Musik als Interpret und als Improvisator einen Namen gemacht. Als Komponist hat er neben Stücken für Gitarre Kammer- und orchestermusik geschrieben. Aktuelle CD: Barbara romen, Gunter Schneider „Traditional Alpine Music from the 22nd Century“, Musik für Hackbrett und Gitarre, EX 840-2. Aktuelles Projekt: „quadrat:sch“ mit Barbara romen, Alexandra und Christof Dienz.

Corinne L. rusch, Guatemala City → Wien: Bildende Künstlerin; Einzelausstellungen u. a.: „Solo1“, Fotogalerie Wien; „metaphors in nature“, Visual Arts Platform London; „Spaceinvasion“

Götz Spielmann, Wien: Autor und regisseur; zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen österreichischen Autorenfilmern. 2008 „revanche“ (Nominierung für den oscar als Bester fremdspra-

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chiger Film). Februar 2010 – Premiere des Theaterstückes „Imperium“, Schauspielhaus Graz (Text und regie: Götz Spielmann). Margret Wibmer, Lienz → Amsterdam: Bildende Künstlerin; Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Seit 1990 Atelier in Amsterdam. Arbeitet in den Bereichen objektkunst, Performance und Fotografie. Gründete ihr eigenes Label IMoTo, eine Plattform für experimentelle Interventionen. Entwicklung performativer Installationen. Dozentin an der Kunstakademie AKI – ArTEZ in Enschede. Ausstellungen, Workshops und kuratorische Tätigkeit in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien. www.margretwibmer.eu robert Woelfl, Villach → Wien: Schriftsteller; Studium der Bildhauerei am Mozarteum Salzburg, Universität für angewandte

Kunst in der Meisterklasse für Freie Grafik bei oswald oberhuber, Ernst Caramelle und roy Ascot. Für seine während dieser Zeit entstandenen Videoessays erhielt er 1991 den Österreichischen Videokunstpreis. Nach dem Studium konzentrierte er sich ganz auf die schriftstellerische Arbeit. Ab 1995 entstanden die ersten Theaterstücke, für die er in den folgenden Jahren mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. So erhielt er zum Beispiel für „Dem Herz die Arbeit, den Händen die Liebe“ den reinholdLenz-Preis für neue Dramatik (2000) und für „Kommunikation der Schweine“ den Autorenpreis der deutschsprachigen Theaterverlage (2001). Stefan Zweifel, Zürich → Zürich: Publizist mit den Schwerpunkten Philosophie und Literatur, de-Sade-Übersetzer, Ausstellungskurator und Mitglied des Literaturclubs im Schweizer Fernsehen. Im Mai 2009 erhielt er den Berliner Preis für Literaturkritik.

Quart Heft für Kultur Tirol

Herausgeber: Kulturabteilung des Landes Tirol Anschrift der redaktion: Circus, Kochstraße 10, A-6020 Innsbruck, office@circus.at Chefredaktion: Heidi Hackl, Andreas Schett Anschrift des Verlags: Haymon Verlag, Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck, T 0043 (0)512 576300, order@haymonverlag.at, www.haymonverlag.at Geschäftsführer / Verleger: Markus Hatzer Aboservice: T 0043 (0)1 740407814, aboservice@haymonverlag.at Bezugsbedingungen: Quart Heft für Kultur Tirol erscheint zweimal jährlich. Jahresabonnement: E 19,– / SFr 32,90 · Einzelheft: E 13,– / SFr 23,50 (Preise inkl. MwSt., zuzügl. Versand) Die Bezugspreise unterliegen der Preisbindung. Abonnement-Abbestellungen müssen spätestens 3 Monate vor Ende des Kalenderjahres schriftlich erfolgen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Carla Haas, Dietrich Henschel, Stephan Hilpold, Siggi Hofer, Manuela Kerer, NorM, Pauhof Architekten, Christoph Peters, Gerhard ruiss, Corinne L. rusch, Georg Salner, Markus Schinwald, Fridolin Schley, Gunter Schneider, Götz Spielmann, Margret Wibmer, robert Woelfl, Stefan Zweifel Kuratoren: ruedi Baur, othmar Costa, Karin Dalla Torre, Eduard Demetz, Georg Diez, William Engelen, Martin Gostner, Helmut Groschup, Franz Hackl, Hans Heiss, Stefanie Holzer, Sebastian Huber, Gabriele Kaiser, otto Kapfinger, Walter Klier, Martin Kofler, Gustav Kuhn, Christoph Mayr-Fingerle, Milena Meller, Walter Methlagl, Wolfgang Mitterer, Walter Niedermayr, Thomas Nußbaumer, Dominique Perrault, Wolfgang Pöschl, Helmut reinalter, robert renk, Arno ritter, Benedikt Sauer, Benno Simma, Gerhard Steixner, Vitus H. Weh, Lois Weinberger, Maria Welzig u. a. Linke Seiten – Inhalt und Konzeption: NorM Visuell-editorisches Basiskonzept: Walter Pamminger Farbkonzept: Peter Sandbichler Grafische realisation: Circus, Büro für Kommunikation und Gestaltung, www.circus.at Druck: Höfle offsetdruckerei Ges. m. b. H., Dornbirn Verwendung der Karte „Tirol-Vorarlberg 1 : 200.000“ auf den Seiten 108/109 mit freundlicher Genehmigung von Freytag-Berndt u. Artaria KG, Kartografische Anstalt. Sämtliche inhaltlichen Beiträge dieses Heftes sind Ersterscheinungen, Auftragswerke, Uraufführungen. ISBN 978-3-85218-628-3 · © Haymon Verlag, Innsbruck-Wien 2010 · Alle rechte vorbehalten.



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