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RADELN MIT MEERBLICK
Unterwegs auf dem Ostseeküstenradweg
HART AM WIND
Die Kieler Woche ist ein riesiges Segelevent
KÜSTENPERLE
Matjes und Muße im Seebad Warnemünde
WOODSTOCK DES NORDENS
Erinnerungen an Jimi Hendrix auf Fehmarn
SCHÄTZE DER OSTSEE
MUSEEN: MEER UND MEHR
BILDER FÜR DIE SEELE Auf den Spuren von Caspar David Friedrich
Himmel über der Ostsee: In Großenbrode segeln die bunten Lenkdrachen der Kitesurfer den weißen Wolken hinterher
Der 1100 Kilometer lange Ostseeküstenradweg verbindet einsame Strände und quirlige Städtchen
TEXT: ANNEKE FRÖHLICH
Hafen. Die Altstadt hat, was andernorts vielfach verloren gegangen ist: Es gibt noch die gemütlichen Gassen, in denen Kletterrosen an Backsteinfassaden emporranken. Inhabergeführte Läden laden zum Bummeln ein, beim Wochenmarkt rund ums Rathaus herrscht Trubel, und vor allem Kinder entwickeln schnell ein feines Näschen für eines der Highlights der Stadt: die Bonbonkocherei. In der gläsernen Schauküche wird eigentlich immer gekocht, gerührt, geknetet, gewalzt und geschüttelt.
Geräuchertes: Kieler Sprotten haben eine lange Tradition Wem der Sinn nach Herzhafterem steht, der besucht das Museum Alte Fischräucherei. Es erinnert an die frühere Tradition Eckernfördes, „aus Silber Gold zu machen“, indem kleine Heringe, die Sprotten, durch das Räuchern eine goldene Farbe erhielten (siehe Seite 32). Als Hochburg für Fischräucherei erwarb sich die Ostseestadt damals Ruhm, vor 100 Jahren gab es fast 40 Räuchereien für die „Kieler Sprotten“, die von Kiel aus in alle Welt exportiert wurden. An Schautagen und bei Führungen lädt das Museum dazu ein, das stilechte Verspeisen der Sprotten zu lernen: Kopf abtrennen, Fisch an Bauch und Rücken leicht drücken, Schwanz mit der Hauptgräte herausziehen – und ab in den Mund.
Auch wenn man nur einmal im Kreis fährt: Unbedingt den Umweg wert ist der Schlenker über Fehmarn, die nach Rügen und Usedom drittgrößte deutsche Insel. Etwas über 40 Kilometer sind es von Großenbrode auf dem Festland bis zum Fährhafen Puttgarden auf Fehmarn. Das erste Highlight ist die Fahrt über den „Kleiderbügel“, wie die knapp einen Kilometer lange Fehmarnsundbrücke ihrer Form wegen liebevoll genannt wird.
Die Verkehrsverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen über Fehmarn ist auch als Vogelfluglinie bekannt. Zugvögel nutzen diese Achse zwischen ihren Überwinterungsgebieten im Süden und den Brutplätzen in
Sylt ist mehr als ein Schickimicki-Reiseziel. Auf der Insel kann man viel Natur erleben und in die nordfriesische Geschichte eintauchen
TEXT: ANNEKE FRÖHLICH
Der nördlichste Punkt
Deutschlands: Leuchtturm
List-Ost auf der Sylter Halbinsel Ellenbogen
Määh! Bääh! Was für ein vielstimmiges Konzert der Freude! Endlich öffnen sich die Türen des engen Stalls, und es geht hinaus auf die Weiden und Wiesen. Gierig stürzen sich die Schafe auf das Büfett, das die Natur wieder für sie angerichtet hat: jede Menge Grün und würzige Kräuter – pures Schafsglück. Nicht nur wir Menschen, auch Weidetiere fiebern dem Frühjahr entgegen. Der Appetit der Schafe dient aber auch einem wichtigen Zweck: Ohne Beweidung würden offene Flächen rasch verbuschen und verwalden. Die sanften Rasenmäher, die sich selbst von steilem und steinigem Gelände nicht abhalten lassen, betreiben Landschaftspflege und erhöhen damit die Biodiversität. Indem schnell wachsende Pflanzen zuerst in ihre Mägen wandern, haben andere mehr Licht und Raum.
Schafherden wie diese im hessischen Naturpark Rhein-Taunus zeichnen ein Bild der Ruhe und Idylle – vor allem, wenn sie mit Schäfer und aufmerksamen Hunden durch die Lande ziehen. Leider gibt es immer weniger Wanderschäfer. Sie werden uns fehlen. Freuen wir uns über die verbliebenen. daheim
Unterwegs im Osnabrücker Land zu prächtigen Gärten, bildschönen Bauernpalästen, einer historischen Schlacht und einem wegweisenden Friedensschluss
TEXT:ANNETTE LÜBBERS
Ein Stück England bei Bad Essen: Das private Schloss Ippenburg begeistert mit seinen Gärten
Von bewaldeten Höhen bis zur Saarschleife erstreckt sich die Region Saar-Hunsrück, in der Edelsteine geschliffen werden und Wildkatzen durchs Dickicht streifen
TEXT: ANDREAS STEIDEL
Die Kunst der schönen Aussicht: Eine Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs führt über den Erbeskopf mit seiner imposanten Windklangskulptur
Zwiebeln und Knoblauch sind die heimlichen Stars der Küche. Ohne sie würde vielen Gerichten etwas fehlen
TEXT: DOROTHEE FAUTH
Der Rotfuchs ist nicht mehr nur in Wald und Flur anzutreffen. Er hat sich zu uns in die Stadt gesellt – und angepasst
TEXT: DAVID KRENZ
Nicht nur Sparfüchse nutzen in unserer Hauptstadt den öffentlichen Nahverkehr. Im vergangenen Sommer bemerkte eine Berliner Busfahrerin im Rückspiegel einen wilden Rotfuchs. Das Tier hockte auf einem Sitz und blickte sie mit großen Augen und gespitzten Ohren an. Viele Städte melden inzwi-
schen solche kuriosen Fuchssichtungen, etwa aus Einkaufspassagen, U-Bahn-Stationen oder von Schulhöfen. Die Busfahrerin fotografierte ihren ungewöhnlichen Fahrgast und bewegte ihn mit einem Pfiff zum Aussteigen –schließlich hatte er kein Ticket gelöst. Traditionell gilt der Rotfuchs, die einzige in Deutschland heimische Fuchsart, als Bewohner von Wäldern, Wiesen und
Feldern. Doch seit einigen Jahrzehnten fühlt er sich auch im Großstadtdschungel wohl. Schätzungen zufolge leben sogar zehnmal mehr Füchse im urbanen als im ländlichen Raum. An die 12 000 Füchse sollen Berlin bevölkern. Sie zählen heute zum tierischen Hauptstadtinventar wie Taube, Ratte und Spatz. Mit seinen großen Lauschern registriert der Fuchs Geräusche, die Menschen
gar nicht wahrnehmen, etwa ein zartes Rascheln und helles Piepsen aus dem Gebüsch. Der Jäger weiß: Hier wuselt eine Maus. Er legt den Kopf schief, dreht die Ohren, um die Beute präzise zu orten – und schießt im bogenförmigen Sprung hoch. Punktgenau landet er mit den Vorderpfoten auf den Leckerbissen.
Der Rotfuchs zählt zu den Allesfressern und jagt nicht nur, sondern sam-
melt auch. Er schlabbert genüsslich Fallobst, zupft Beeren von Sträuchern, gräbt nach Regenwürmern – und steckt seine spitze Schnauze gern auch in Mülleimer, Tüten mit Dönerresten und Pizzakartons. Innenstädte bieten ihm kulinarisch allerhand. Trotzdem lässt der Stadtfuchs das Mausen nicht. „Die Nager bleiben seine Hauptnahrungsquelle“, sagt Sophia Kimmig.
Auf Achse: Im Schutz der Dunkelheit streifen Füchse ganz selbstverständlich durch den urbanen Dschungel
Die junge Biologin hat das Leben der Füchse in der Hauptstadt erforscht und ihr Wissen in dem Buch „Von Füchsen und Menschen“ festgehalten. Es lässt sich als Plädoyer lesen, unseren Rotfuchs nicht länger als Hühnerdieb oder Krankheitsüberträger zu verteufeln, sondern sein faszinierendes Wesen zu erleben. Ein Zusammenspiel verschiedener Entwicklungen bewog die Füchse zum
Tankstelle für die Seele: Blick vom Gipfel des Watzmanns über ein wildes Felsenmeer bis hinab zum Königssee
Der Königssee und ein königlicher Berg sind die Hauptattraktionen im Berchtesgadener Land. In den Seitentälern findet man Ruhe und zauberhafte Natur
TEXT: ANDREAS STEIDEL
SCHLOSS
Spektakulär thront es über dem Abgrund, direkt an der Kante des Albtraufs, dem Steilabfall der Schwäbischen Alb: das Märchenschloss Württembergs, das kleine schwäbische Neuschwanstein mit seinen Zinnen, Türmen und neugotischen Fenstern. Tatsächlich ist auch Schloss Lichtenstein ein romantischer Mittelaltertraum. Allerdings wurde es fast 30 Jahre vor der prominenten bayerischen „Ritterburg“ Ludwigs II. errichtet (1840–1842) – und zwar nach der Vorlage von Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“.
Schlossherren sind heute die Nachfahren des Erbauers Wilhelm Graf von Württemberg. Man kann die reich ausgestatteten Innenräume mit ihren prunkvollen Möbeln, Wandmalereien, Gemälden, Vertäfelungen und der Waffensammlung besichtigen. Am besten verbindet man den Besuch mit einer Winterwanderung am Albtrauf. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass dabei Schnee unter den Stiefeln knirscht. Wenn sich dazu die Sonne glühend verabschiedet, wirkt die überzuckerte Szenerie wie gemalt. Schöner hätte das auch Caspar David Friedrich nicht hinbekommen. daheim