Glauben und Wissen 07/2014 Leseprobe

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Editorial

Abergläubisch wider Willen K

ürzlich kam ich auf dem Heimweg aus der Redaktion an einer Leiter vorbei, die an einer Hauswand lehnte. Sie gehörte einem Fensterputzer, der gerade Lappen und Eimer im Auto verstaute. Für einen Moment war ich versucht, unter der Leiter hindurchzugehen. Dann aber stockte ich, für den Bruchteil einer Sekunde vielleicht, und ging außen herum. Ich bin gewiss kein abergläubischer Mensch, hatte ich zumindest immer gedacht. Und trotzdem scheint es, als hätte sich der Mythos, dass es Unglück bringt, unter Leitern hindurchzugehen, irgendwie in meinem Unterbewusstsein festgesetzt.

in den Sinn, wenn Sie ein Hufeisen sehen? Macht es Sie nicht wenigstens für einen klitzekleinen Moment nervös, wenn der Kalender „Freitag, der 13.“ zeigt? Aberglaube steckt unterbewusst in uns drin, es kommt nur darauf an, wie viel Bedeutung wir ihm beimessen. Mehr zum Aberglauben und seinen Ausprägungen lesen Sie in der Titelgeschichte dieser Ausgabe. Sollten Sie sich jetzt noch fragen, was aus Andreas Mayer geworden ist, der sonst an dieser Stelle schreibt: Der ist unter der Leiter durchgegangen … und hat den Arbeitsplatz gewechselt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieser Ausgabe von Glauben & Wissen.

Titel: Sarah Bielak/G&W

Ihr Solche und ähnliche Situationen kennt jeder von uns. Es muss ja nicht die Leiter sein. Haben Sie noch nie versucht, auf einer Wiese mit reichlich Klee ein vierblättriges Kleeblatt zu erspähen? Was kommt ihnen als Erstes

Andreas Ohlberger Redakteur

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Ausgabe 07/2014

Glauben & Wissen

Wissen KompaKt 06 im Fokus Homophobe „Götter in Weiß“: Christliche Ärzte erklären Homosexualität für heilbar 08 + Fragen & antworten 128 Spannendes und Skurriles aus der Welt der Religionen 120 Zitate des monats Bemerkenswerte Statements mit Glaubensbezug

Glauben & Wissen 18 Heim für Geister Geisterglaube ist in Thailand weit verbreitet. Wieso die Thai Geistern Häuser und Essen bereitstellen 76 leben in der Vergangenheit? Eine Viertelmillion Amish gibt es in den USA und Kanada. Wie leben sie, woran glauben sie? 102 tierisch gläubig Tiere haben in der Bibel wichtige Funktionen. Auch Tierrechte spielen dort bereits eine Rolle 118 buddhas lehrrede Das Fest Asalha Puja (13. Juli) erinnert an Buddhas erste Lehrrede und damit an die Gründung der buddhistischen Lehre

interVieW 32 nachgefragt mohammad imran sagir Der Geschäftsführer des muslimischen Seelsorgetelefons über die Sorgen der Anrufer 114 Hand aufs Herz eddi Hüneke Das Gründungsmitglied der „Wise Guys“ über seinen Glauben, Freundschaft und Musik 4

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TITelsTory

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Titelthemen sind rot markiert

Inhalt

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20 Faszination aberglaube Weltweiter Aberglaube ist nicht nur nach wie vor präsent, er wächst sogar. Immer mehr Menschen vertrauen übernatürlichen Kräften und hoffen, ihr Schicksal beeinflussen zu können. Wo verbirgt sich abergläubisches Denken, und woher kommt die Bereitschaft, sich darauf einzulassen?


Inhalt

sPurensuche

50 Mr. T Man kennt ihn in Militärklamotten, mit Irokesenschnitt und kiloweise Goldschmuck um den Hals. Nur die Frisur ist heute noch dieselbe. Der beliebte Actionstar aus den 80er Jahren ist heute als Prediger unterwegs

KULTUr

Die grössten PäPste aller Zeiten NEUE SEriE

36 papst pius iX. Er hält den Rekord des längsten Pontifikates der Kirchengeschichte, war Gegner des neuen Nationalbewusstseins Italiens und setzte sich für eine inhaltliche Stärkung der Kirche ein

STÄTTEN DES GLAUBENS 44 Elephanta Der heilige Höhlentempel auf einer indischen Insel 48 Konyas Mausoleum Grabstätte des muslimischen Mystikers Rumi in Anatolien

90 Literatur Die Gesellschaft ist schuld! Heinrich von Kleists Universalkritik mit seiner Erzählung „Das Erdbeben in Chili“ 94 Architektur Mallorcas „Lichtkathedrale“ Das eindrucksvolle Gotteshaus der beliebten spanischen Insel 98 Kunst Der schreiende papst Francis Bacons unheimliches Bild von Papst Innozenz X. 100 Musik „Jesu, meine Freude“ Freudiger Text, traurige Melodie: Das bekannte Kirchenlied

grosses Wissen

104 Märtyrertum Sie ließen Folter und Qualen über sich ergehen und nahmen ihren Tod in Kauf – für Gott und ihren Glauben. Die bekanntesten Märtyrer im Porträt

EiNBLicKE 122 Katholikentag In Regensburg wurde fünf Tage am Stück gebetet, gesungen und gefeiert

KörpEr & SEELE 78 Klarträume Es ist möglich, zum Regisseur der eigenen Träume zu werden 82 „Tu ma lieber die Möhrchen“ Über die Lebens- und Ernährungsweise des Veganismus

Weitere rubriken LESEzEichEN 86 Lydia – purpurhändlerin in philippi (roman) Die Lebensgeschichte der ersten Christin Europas

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Bilderwissen Rätsel Meditation Vorschau/Impressum

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Wunder der Schรถpfung

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Bilderwissen

Des Teufels Badewanne Das „Wai-O-Tapu Thermal Wonderland“ ist ein Gebiet mit geothermischer Aktivität im nördlichen Teil der Nordinsel Neuseelands. In der Sprache der Maori bedeutet Waiotapu „heilige Wasser“. Das Gebiet ist übersät mit kollabierten Kratern, heißen und kalten Seen, Schlammtümpeln und dampfenden Fumarolen. Aussonderungen von Mineralien versehen die ohnehin schon pittoreske Landschaft mit bunten Farbtupfern. Daher auch „Devil’s Bath“ – die Badewanne des Teufels.

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Fotos: IMAGO

Stellen mit gelblichen Verfärbungen deuten auf Schwefel hin.

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Sakrale Bauten

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Bilderwissen

Schulterblick Für die Arbeiter, die die Statue und den Blitzableiter in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ist es längst nichts Besonderes mehr, von der Schulter des „Cristo Redentor“ in Rio de Janeiro herabzublicken. Nur wenigen ist es gestattet, die Gerüstkonstruktion im Inneren des 38 Meter hohen Wahrzeichens auf dem Berg Corcovado zu erklimmen und diesen besonderen „Schulterblick“ zu genießen. Für Wartungsarbeiten gedachte Luken finden sich überall an der Statue. Die höchste befindet sich auf dem

Fotos: Getty Images

Scheitel des „Cristo“.

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Ein Heim für

Geister

Die San Phra Phum, auch „Geisterhäuschen“ genannt, sind fester Bestandteil der thailändischen Kultur. An zahlreichen Stellen finden sich die kleinen Bauten, die Geistern und Ahnen einen Unterschlupf bieten und diese besänftigen sollen. David Vinzentz [text]

Fotos: IMAGO(1), pa/dpa (1)

Dieses Geisterhäuschen hat alles, damit sich ein Geist wohlfühlen kann. Neben bunten Schleifen, Blumen und Räucherkerzen sind frische Früchte und Getränke zubereitet.

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Glauben & Wissen

Was sind „Geisterhäuschen“? Die thailändische Bezeichnung „San Phra Phum“ bedeutet „Schrein der Erdgeister“. Diese auch oft unter dem Namen „Geisterhäuschen“ bekannten kleinen Häuser werden in Thailand an vielen Orten für Naturgeister errichtet, von denen man annimmt, dass sie den Lauf der Welt bestimmen. Der weitverbreitete Glaube der Thai an die ständige Präsenz der Geister – die sie an nahezu allen Orten vermuten – bezieht sich auf eine alte animistische Religion. Glück und Unglück hängen nach diesen Vorstellungen davon ab, ob Geisterhäuschen errichtet und gepflegt werden. Wird ein Gebäude neu errichtet, sollte der dort ansässige Geist mit einem Schrein besänftigt werden. Die Größe

der Schreine für die Geister ist standortabhängig. Meistens sind die kleinen Häuschen – die von der Form her aussehen wie Miniaturausgaben thailändischer Tempelgebäude – aus Holz oder Gips und werden auf einem Pfahl aufgestellt. Kleine Figuren, die im Innern platziert werden, sollen symbolisch die verstorbenen Verwandten darstellen oder zur Unterhaltung der an dem Ort ansässigen Geister dienen. Neben verschiedenen Opfergaben wie Speisen oder kleinen Geschenken werden auch regelmäßig Räucherkerzen entzündet, um die Geister und Ahnen günstig zu stimmen. Vom Buddhismus wird die Ausübung dieses alten Glaubenskultes toleriert.

Wo werden sie aufgestellt? Da die Geister nach dem Glauben der Thai überall leben können, lassen sich die für sie errichteten Geisterhäuschen auch an ganz verschiedenen Orten finden. Bei Neubauten – gerade bei größeren wie Hotelbauten, aber auch staatlichen Gebäuden wie Botschaften – beraubt man den dort wohnenden Geist nach der animistischen Glaubensvorstellung seines Wohnraumes. Mit den kleinen Schreinen bittet man daher um Vergebung und bietet den Geistern gleichzeitig einen neuen Wohnraum. Geisterhäuschen in Privatbesitz werden vermehrt zur Ehrung der Ahnen gebaut. Sie können sich jedoch auch an Orten wie Bäumen, Seen oder Höhlen befinden, die als besonderer Ort angesehen werden. Sind bunte Bänder an Bäumen angebracht, ist dies ein Hinweis, dass hier ein Geist wohnt. Auch an Straßen mit auffällig vielen Verkehrsunfällen lassen sich regelmäßig Geisterhäuschen entdecken. Aufstellen allein reicht jedoch nicht: In einer speziellen Zeremonie muss das Geisterhäuschen von einem Fachkundigen – häufig Brahmanen oder hinduistische Priester – eingeweiht werden. Dabei werden Lotusblütenkränze an dem Häuschen angebracht. Es folgt die Hoffnung auf den Einzug des Geistes.

Wissensplus

Was isst ein Geist? Fester Bestandteil des Kultes um die Geisterhäuschen ist die regelmäßige Versorgung der Geister mit Nahrung. Dabei gibt es in der Regel keinerlei Einschränkungen. Nicht selten wird jeden Tag für die Geister bzw. Ahnen mitgekocht, und fertige Mahlzeiten werden in das Häuschen gestellt. Ist das Geisterhäuschen für bestimmte Ahnen errichtet worden, geht man meist auch auf deren Vorlieben beim Essen ein, welche sie zu Lebzeiten hatten. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn sich zur Besänftigung oder Ehrung der Geister eine frisch gekühlte Flasche Thaibier im Schrein befindet.

Wer kommt als Mieter infrage? Für die Thai gibt es zahlreiche Geister, gute wie böse. Das thailändische Wort für sie ist „Phi“. Die „Phra Phum“ – nach denen die Geisterhäuser benannt werden – sind eine Gruppe dieser Geister. Die Häuschen werden also entweder für verstorbene Verwandte und Freunde – die Ahnen – aufgestellt oder zur Besänftigung von Geistern, die an unterschiedlichsten Orten leben können. Wie ernst es den Thai mit dem Glauben an die Macht der Geister ist, die auf alles Einfluss nehmen können, zeigt sich an der häufigen Verwendung der Geisterhäuschen, aber auch an den zahlreichen Amuletten, welche die Thai zum Schutz vor den Geistern tragen. Auf Bangkoks Straßen fährt wohl kaum ein Taxi ohne ein schützendes Amulett oder einen Schrein in Miniaturausgabe.

Auch Geister haben menschliche Vorlieben: Ein frisches ChangBier wird den Geistern gereicht.

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FASZINATION

ABERGLAUBE Der Aberglaube ist stark. Fast unbemerkt schleicht sich abergläubisches Denken und Handeln in den Alltag ein. Wie entsteht der Glaube an wissenschaftlich nicht erklärbare Zusammenhänge, die das Schicksal beeinflussen sollen, und warum greifen immer mehr Menschen auf Glücksbringer, abergläubische Riten und Gebräuche zurück? David Vinzentz [text]

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Titelgeschichte

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H

aben Sie schon mal versucht, bei einem Flug mit der Fluggesellschaft Lufthansa einen Platz in der Sitzreihe 13 zu bekommen? Es wird Ihnen nicht gelingen, dann die dreizehnte Sitzreihe gibt es in Flugzeugen der Lufthansa nicht! Auch Condor verzichtet gänzlich auf die in vielen Ländern der Welt als Unglückszahl geltende 13. Auf die Reihe zwölf folgt die 14. Dieses Phänomen lässt sich auch in zahlreichen Hotels, Krankenoder Hochhäusern beobachten. Der 13. Stock fehlt. Die Formel 1 vergibt aus dem gleichen Grund – der vermeintlichen Unglücksge-

fahr – bei der Nummerierung der Fahrzeuge keine 13. Wie weit die Angst vor der Unglückszahl gehen kann, zeigt sich in der Medizin. Denn der (Aber-)Glaube an die Macht der Zahl 13 kann krankhafte Formen annehmen, und diese sind medizinisch belegt. Nimmt diese Zahl zu großen Einfluss auf das Leben eines Menschen – Termine werden an diesen Tagen abgesagt oder man traut sich erst gar nicht aus dem Bett – sprechen Mediziner vom Krankheitsbild der Triskaidekaphobie, der Angst vor der Zahl 13 und ihrer Unglück verheißenden Macht. Als nahezu unglaublich mutet die tatsächliche Existenz sogenannter Quatorzième (franz.: der/die Vierzehnte) an. Dies war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris die Berufsbezeichnung für bezahlte Gäste, die in privaten –

meist vornehmen – Gesellschaften eingeladen wurden, um zu verhindern, dass an einer Tafel 13 Gäste saßen. Denn dem 13. Gast war ein unheilvolles Schicksal bestimmt, so die Annahme. Warum die Zahl 13 eigentlich Unglück bringen soll, weiß niemand so genau. Es gibt zwar verschiedene Theorien dazu, aber belegt ist ein konkreter, Unheil verheißender Grund nicht. Nicht selten wird der biblische Verräter Judas in diesem Zusammenhang genannt, da er der 13. Anwesende beim letzten Abendmahl von Jesus war. Etwas wahrscheinlicher – wenn auch nicht eindeutig belegt – erscheint eine Bezugnahme auf die Monatszahlen der Kalender. Der gregorianische Sonnenkalender und der islamische Mondkalender zählen

Heute begrüßt man mit Feuerwerk das neue Jahr. In animistischen Religionen wollte man früher mit Licht und Lärm Geister vertreiben.

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Titelgeschichte

beispielsweise immer zwölf Monate. Mehrere Völker, die als heidnisch galten, richteten sich nach dem sogenannten Lunisolarkalender, dem zufolge manche Jahre 13 Monate haben mussten. Aus diesem Grund wurde auch die Zahl 13 als heidnische Zahl angesehen. Ob dies jedoch der Grund für den noch heute währenden sorgenvollen Blick auf den Kalender und den 13. jedes Monats ist, bleibt fraglich. WACHSENDER ABERGLAUBE Freilich ist die Zahl 13 nur eines von unzähligen Phänomenen, die man mit dem Aberglauben verbindet, deren Ursprung sich aber nicht mehr eindeutig klären lässt. Ihre Herkunft geht häufig auf alte Riten und Gebräuche zurück, verliert sich aber in fast allen Fällen im Dunkel der Geschichte. Dem Glauben an die übernatürliche Macht der Zahlen oder andere Einfluss nehmende Symbolik tut die nicht erklärbare Herkunft keinen Abbruch. Sie behalten ihre mystische Macht, von der Menschen heute ihr Schicksal abhängig glauben. Unser Alltag ist geradezu durchsetzt vom Glauben an wissenschaftlich nicht nachweisbare Kräfte, die auf den Menschen wirken. Es ist ein Wunsch nach der übernatürlichen Einflussnahme auf das eigene Schicksal. Wer drückt seinem Lieblingsteam nicht die Daumen, wer kennt nicht das Ritual, auf Holz zu klopfen, um Unglück abzuwenden, oder den Satz „Wenn du nicht aufisst, dann gibt es morgen schlechtes Wetter!“? Schwarze Katzen erzeugen noch immer bei vielen Menschen Unbehagen. Entdeckt man hingegen im Nachthimmel eine Sternschnuppe, ist die Freude groß, und ein stiller Wunsch wird getätigt. Dass Menschen

Unglückszahlen Der Aberglaube in Verbindung mit Zahlen ist weltweit in zahlreichen Kulturen zu finden. Aus ganz unterschiedlichen – und manchmal auch nicht mehr nachvollziehbaren – Gründen stehen mehrere Zahlen für Unglück und beeinflussen wesentlich den Alltag der Menschen. Die Zahl 13 ist vermutlich die bekannteste Zahl in diesem Zusammenhang, aber bei Weitem nicht die einzige.

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(Ostasien) „Tetraphobie“ heißt die abergläubische Angst vor der unheilvollen Macht der Zahl Vier. Von dieser Phobie lässt sich durchaus im ostasiatischen Raum sprechen. In China, Vietnam, Japan, Taiwan, Nord- und Südkorea wird streng darauf geachtet, diese Zahl nach Möglichkeit im Alltag zu vermeiden. Im Vokabular der Sprachen der genannten Länder kann das Wort für die Zahl Vier auch für das Wort „Tod“ stehen oder hat eine große Ähnlichkeit in der Aussprache. Gerade an Festtagen versucht man, die Zahl zu umgehen, Häuser überspringen die Hausnummern oder Stockwerke, Ereignisse wie Hochzeiten oder Festivitäten werden nicht an Tagen mit der Zahl gefeiert. Die 14, 24 und 42 gelten ebenso als Unglückszahlen, da sie die Vier enthalten.

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(Afghanistan) Woher die panische Furcht vor der Zahl 39 in Afghanistan kommt, ist nicht eindeutig belegt. Sie wird aber häufig mit Prostituierten bzw. Zuhältern in Verbindung gebracht. Demnach empfinden viele Afghanen die Zahl als Unglückszahl und sehen ihre Verwendung als eine Schande. Es wird vermieden, die Zahl in Telefonnummern oder auf Autokennzeichen abzubilden. Taxifahrer decken die Zahlenkombination auf ihren Nummernschildern ab.

17

(Italien) Die Herleitung in Italien für die Unglückszahl 17 ist hingegen recht deutlich belegt. Die römischen Ziffern für die Zahl 17 sind XVII. Diese lassen sich nach einigem Schieben zu dem Wort „VIXI“ verändern, was lateinisch für „Ich bin tot“ steht. Der Aberglaube ist in Italien sehr weit verbreitet, der 17. gilt als Unglückstag, und der Renault 17 kam erst gar nicht in Italien auf den Markt. Er heißt dort „Renault 117“.

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In dem Roman „Illuminatus“ von Robert Anton Wilsons wird die Zahl 23 – sowie ihre Quersumme fünf – als Zahl des Unglücks, der Zerstörung und sogar der Illuminaten selbst genannt. Auf viele Menschen hatte der Roman großen Einfluss, und somit etablierte sich in mehreren westlichen Ländern die Zahl 23 als Unglückszahl. Auch mehrere Filme widmeten sich dem Thema.

Auf Nummer sicher: Bei diesem Aufzug fehlen die „Unglückszahlen“ 4, 13 und 14.

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sich von derartigen Phänomenen beeinflussen lassen, wird oft mit dem Begriff des Aberglaubens beschrieben. Umfragen zeigen, dass der irrationale Glaube an gute oder schlechte Vorzeichen in Deutschland in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Das Wort „Aberglaube“ fällt schnell, und wenn man fragt, „Bist du abergläubisch?“, wird man in den meisten Fällen ein klares „Ja“ oder „Nein“ zu hören bekommen. Aber wie konkret lässt sich dieser Begriff überhaupt definieren bzw. eingrenzen, und wo hat er seinen Ursprung? SUPERSTITION: UNGLAUBE UND UNVERNUNFT Das Wort „Aberglaube“ ist eine sogenannte Lehnübertragung des lateinischen Begriffs „superstitio“ ins Deutsche – das heißt, alle Teile des Fremdwortes werden wörtlich übersetzt. Die wörtliche Übersetzung „Überglaube“ wandelte sich in den Begriff „Aberglaube“. Ab dem 15. Jahrhundert ist eine Verwendung des Begriffs „Aberglaube“ im deutschsprachigen Raum belegt. Die etymologische Bedeutung des Wortbestandteils „aber“ war ursprünglich „nach, wider, hinter“ und ist als abschätzig zu verstehen. Im religiösen Kontext war unter Aberglaube der „falsche“ – also jeder von der christlichen Glaubenslehre abweichende – Glaube zu verstehen. Ursprünglich hatte der Begriff „superstitio“ allerdings keinen religiösen Bezug und bezeichnete einen Zustand des Außer-sichSeins. Erst in römischer Zeit nahm das Wort eine religiöse – und auch bereits eine negative – Bedeutung an. Es war der genutzte Gegenbegriff zum Wort „religio“, welches die pflichtbewusste und gewissenhafte Befolgung der kultischen Bräuche meinte, um die Götter zu ehren. Mit 24

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Auch über den Wolken macht der Aberglaube nicht Halt. In mehreren Fluglinien gibt es keine Sitzreihe 13, da die vermeintliche Unglückszahl zu vielen Menschen Unbehagen bereitet.

„superstitio“ bezeichneten die Römer also ein Abweichen von diesen Regeln, ein Auflehnen gegen das Göttliche. Hier wird bereits die auch heute noch häufig zu findende Bezugnahme zum Mystischen und Übernatürlichen in Verbindung mit dem Aberglauben deutlich. Nach diesen Vorstellungen wurde bei abergläubischen Handlungen nicht mehr auf ein von Gott gesteuertes Leben vertraut, sondern eher übernatürlichen Zusammenhängen, aus denen man das eigene Schicksal vorherzusehen glaubte. Der „Aberglaube“ mit dem Komplex aus Werten und Begriffen wurde vom Christentum dankend übernommen, um teuflisches Wirken erkennen zu können. Das Wort wurde im Mittelalter zum konkreten Gegenbegriff zur christlichen Religion. Dem Begriff verlieh – auch im Hinblick auf die heutige Bedeutung – Augustinus von Hippo Konturen, einer der wichtigsten Kir-

chengelehrten während des Übergangs von der Antike zum Mittelalter. In seiner Abhandlung „Über die Divination der Dämonen“ (verfasst zwischen 406 und 411) beschrieb er die Existenz von Dämonen und deren übernatürliche Fähigkeiten. Reizvoll erscheinen sie für die Menschen – so Augustinus –, weil sie ihnen vermeintliche Macht und Allwissenheit anbieten und ihre Lügen immer mit einem kleinen Funken Wahrheit anreichern, um die Menschen zu täuschen. Augustinus benennt in seiner Schrift über die Existenz von Dämonen ein Inventar an abergläubischen Praktiken, mit denen Menschen von sich aus in Kontakt mit Dämonen treten und einen Pakt mit ihnen schließen können. Er rät daher allen Christen, diese Praktiken niemals auszuüben. Aus diesen Verhaltensweisen, die Augustinus aufzählt, lassen sich bereits Ähnlichkeiten zu heutigen abergläubischen Prakti-


Titelgeschichte

ken erkennen, auch wenn diese nicht mehr mit einer Hinwendung zu Dämonen verknüpft werden. Zum Inventar des Aberglaubens zählt Augustinus astrologische Praktiken und das Tragen von Amuletten. Die Geste, die gegen Schluckauf empfoh­ len wird, nämlich den linken Daumen mit der rechten Hand zu halten, zählt er ebenso zu einer Hinwendung zum Übernatürlichen und somit Dämoni­ schen wie die Interpretation eines zu­ ckenden Körpergliedes als schlechtes Vorzeichen oder das Klopfen an einer Türschwelle vor dem Betreten eines Raumes als gutes Zeichen. Zur Zeit der Aufklärung verlor der Begriff „Aberglaube“ – auch durch die Schriften Immanuel Kants – sei­ ne religiöse Bezugnahme. Hier sah man in ihm eher ein Abweichen von der Vernunft und führte ihn auf so­ ziale Bildungsprobleme zurück. Nach wie vor ist das Wort „Aber­ glaube“ – aus der zuvor beschrie­ benen Tradition heraus – abwertend gemeint. Der Aberglaube wird oft synonym für den Begriff „Volksglau­ be“ benutzt, der in der Regel einen regional verbreiteten Glauben an etwas beschreibt. Eine eindeutig definierte Trennung der beiden Begriffe gibt es aber nicht. Wie sehr abergläubisches Denken verbreitet ist, zeigt die weltweite Präsenz und auch das Entstehen in verschiedenen Kulturen unabhän­ gig voneinander. Heute versteht man darunter meistens Praktiken und Glaubensansätze, deren ver­ meintliche Wirkung sich wissen­ schaftlich nicht begründen lässt. Eine religiöse Bezugnahme ist wei­ testgehend verblasst. Herkunft unbekannt Die Herkunft der meisten aber­ gläubischen Vorstellungen ist unbe­ kannt. Warum umgeht man Un­ glück, wenn man mit dem rechten

Sportlich und abergläubisch Die WM in brasilien ist in vollem Gange, und im Sport – gerade im fußball – sind abergläubische rituale weit verbreitet. Sei es das ritual, den Platz mit einem bestimmten fuß zuerst zu betreten, sich Gewinner- oder Verliererbärte wachsen zu lassen oder das „Versiegeln“ des tores vom torwart, indem er vor Spielbeginn mit dem fuß gegen beide Pfosten tritt. Der aberglaube vermittelt vielen Spielern vor beginn ein Gefühl der Sicherheit, und so finden sich zahlreiche Geschichten abergläubischen Verhaltens im fußball. Der bekannteste fall ist wohl der blaue Pullover von Udo Lattek. In der Saison 1987/88 trägt der Sportdirektor des 1. fC köln bei bundesligaspielen stets ein und den selben blauen Pullover. Der fC verliert 15 Spiele am Stück nicht, ehe die Glückssträhne reißt. Der Glückspulli wird später versteigert. auch Joachim Löw und Hansi Flick setzten einige Zeit (erfolglos) auf die Magie blauer Pullover. John Terry zieht seit Jahren dieselben Schienbeinschoner an und vertraut auf deren Macht. nach einem Spiel in barcelona suchte er noch Stunden nach dem Spiel nach ihnen, da sie kurzzeitig verlorengegangen waren. Miroslav Klose betritt den Platz mit dem rechten fuß

Fuß zuerst aufsteht, warum bringt das Klopfen auf Holz Glück, und wa­ rum sollte ein Wunsch in Erfüllung gehen, wenn man nachts eine Stern­ schnuppe sieht? Die Gründe vieler abergläubischer Praktiken oder Vor­ stellungen vermutet man in der im Mittelalter weit verbreiteten und ständig präsenten Furcht vor dem Teufel, Dämonen oder bösen Geis­ tern. Ruß galt lange Zeit als prakti­ kables Abwehrmittel gegen Hexen und Geister. Das Glück verheißende Berühren eines Schornsteinfegers, der mit Ruß überdeckt ist, hat ver­ mutlich darin seinen Ursprung.

zuerst – wie Christiano Ronaldo auch – und zieht auch den rechten Schuh immer als ersten an. Marco Reus bevorzugt den linken fuß zum betreten des Platzes, um Glück für das Spiel zu sammeln. Daniele de Rossi spielte bei der eM 2012 für Italien mit einem langen und einem kurzen Ärmel, auch klopfte er vor jedem Spiel an die kabinengangdecke. 1986 gab es bei der WM auf Verordnung des trainers Carlos Bilardo für die argentinische nationalmannschaft fünf Wochen lang kein Hühnerfleisch, da er davon ausging, dass es unglück bringe.

udo Lattek in seinem legendären Pullover, der köln für 15 Spiele Glück brachte.

Auch Glücksbringer aller Art stehen in Verbindung mit abergläubischer Denkweise. Hinter vielen Glücks­ bringern lässt sich die positive Be­ deutung im Zusammenhang mit dem materiellen Wert vermuten. Schweine waren im Mittelalter ein wertvolles Gut, und das Glücks­ schwein ist noch heute beliebt. Hufeisen gelten auch heute noch als die ultimativen Glücksbringer. Denn nicht nur Pferde waren wertvoll, auch Eisen an sich war im Mittelalter sehr teuer. Fand man ein Hufeisen – man durfte nicht gezielt danach suchen – bot es dem Finder Schutz und Glauben & Wissen 07/2014

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Mit dem Slogan: „Ein Notruf für die Seele – ein Gespräch kann Welten öffnen“ startete 2009 das Muslimische SeelsorgeTelefon unter seinem Geschäftsführer Mohammad Imran Sagir (Foto), der auch selbst Dienste am Telefon übernimmt.


NACHGEFRAGT

Mohammad Imran Sagir

„Da sind Muslime am Apparat“ Seit 2009 gibt es das in Berlin ansässige Muslimische SeelsorgeTelefon (MuTeS), das von der humanitären Hilfsorganisation „Islamic Relief“ getragen wird. Der Geschäftsführer Mohammad Imran Sagir beantwortet Fragen zur Entstehung und der Arbeit bei MuTeS. Anna Hambach [IN TE RVIEW]

Wie entstand die Idee für ein muslimisches SeelsorgeTelefon? Mohammad Imran Sagir: Die Idee

entstand vor etwa acht Jahren bei einer relativ zufälligen Begegnung auf einem Fundraising-Kongress. Ein Vertreter von Islamic Relief traf hier auf den Fundraiser der Kirchlichen TelefonSeelsorge. Diese hatte vor etwa 13 Jahren von der damaligen Ausländerbeauftragten des Berliner Senats, Barbara John, den Auftrag erhalten, sich um ein türkisches, ein russisches und ein englisches Seelsorgetelefon zu kümmern. Das türkische Telefon kam dann nicht zustande. Der Fundraiser der Kirchlichen TelefonSeelsorge konnte den Vertreter von Islamic Relief als Ansprechpartner für dieses Anliegen gewinnen. Die beiden haben dann das Projekt angeschoben, doch bereits in der Anfangsphase war klar, dass es kein türkisches, sondern ein muslimisches Seelsorgetelefon werden soll. In der Regel wird deutsch gesprochen, dienstags sind zusätzlich türkischsprachige Ansprechpartner erreichbar.

Was geschah von der Idee bis zur Gründung von MuTeS?

Wissensplus

Telefonseelsorge Die Hilfseinrichtung Telefon­ seelsorge wurde ursprünglich als Suizidprävention einge­ richtet. 1892 werden protes­ tantische Pfarrer in New York auf eine erhöhte Suizidrate in Großstädten aufmerksam und bieten daraufhin Telefonseel­ sorge als Krisendienst an. Nach dem Zweiten Weltkrieg begehen kriegstraumatisierte Soldaten in England vermehrt Suizid. So wird auch hier in protestantischen Pfarrhäusern Telefonseelsorge eingerichtet, damit diese durch ein Seel­ sorgegespräch vom Suizid ab­ sehen. In Deutschland wird als erstes Seelsorgetelefon 1956 die Telefonseelsorge Berlin e.V. gegründet.

Zunächst sollten die Gremien von Islamic Relief überzeugt werden. Und auch die Träger der Kirchlichen TelefonSeelsorge, Diakonie und Caritas, mussten ihre Zustimmung geben. Zwischen Islamic Relief als alleinigem Träger und den beiden Kooperationspartnern Diakonie und Caritas wurde dann ein Kooperationsvertrag geschlossen. Wie waren Ihre ersten Erfahrungen mit der Arbeit bei MuTeS?

Sehr gut, die Leute haben sehr schnell verstanden, dass das eine Stelle ist, wo sie mit ihren Sorgen hinkommen können und ausprobieren können, wie es sich anfühlt, über ihre Probleme zu sprechen. Von Anfang an gab es natürlich auch die Einsamkeitsanrufer. Wie viele Ehrenamtliche sind mittlerweile für MuTeS tätig?

Zurzeit sind es 73 Ehrenamtler, man braucht allerdings etwa 80, um eine Leitung 24 Stunden täglich zuverlässig bedienen zu können, denn Glauben & Wissen 07/2014

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Teil III

Pius IX.

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Serie – Die größten Päpste aller Zeiten

König Kriegsherr und Kirchenfürst Sein Pontifikat, mit 32 Jahren das längste der Kirchengeschichte, fiel in eine Zeit des Umbruchs: Pius IX. war als letzter Papst auch König und stand damit in erbitterter Konkurrenz zum erwachenden Nationalbewusstsein Italiens. Sein Bestreben, die Kirche inhaltlich zu stärken, wurde kontrovers aufgenommen. Friederike Brauneck [text]

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elbst der Trauermarsch mit seinem Leichnam wurde durch die politischen Unruhen jener Zeit gestört: Republikaner und Gegner des Kirchenstaates bewarfen den Sarg des Verstorbenen mit Steinen. Immer wieder gab es Anschläge auf das Grab von Pius IX. Sein Pontifikat polarisierte wie keines zuvor. Seine Anhänger aber hofften auf Heiligsprechung. Im Jahr 2000 sprach Papst Johannes Paul II. ihn selig, gemeinsam mit Papst Johannes XXIII. Geboren als Giovanni Conte Mastai-Ferretti am 13. Mai 1792 in Senigallia an der Adria

bei Ancona, gehörte seine Familie zum kleineren Provinzadel. Als Kind litt er an einer schwächlichen Gesundheit mit epileptischen Anfällen. Mit 23 Jahren bewarb er sich 1815 bei der päpstlichen Nobelgarde – einer inzwischen abgeschafften Leibgarde, die aus Adeligen bestand – und wurde, vermutlich wegen seiner Krankheit, abgelehnt. 1816 entschloss sich Giovanni für das Priesteramt und studierte in Rom. In den Jahren von 1918 bis 1983 verweigerte das amtliche Gesetzbuch der katholischen Kirche, der Codex Juris Canonici, an Epilepsie erkrankten Männern die Priesterweihe. Giovanni

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teil iii

Pius iX.

jedoch konnte die Weihe 1819 empfangen, und offensichtlich blieben weitere Anfälle bei ihm aus. Bis an sein Lebensende wurde jedenfalls von keinerlei Vorkommnissen mehr berichtet. Prägend soll für Giovanni ein Aufenthalt 1823 in Chile gewesen sein: Nachdem die Chilenen im Unabhängigkeitskrieg die spanische Herrschaft abgeschüttelt hatten, half er, die zunächst unübersichtlichen kirchlichen Verhältnisse neu zu ordnen. Es war für ihn zeitlebens die einzige Reise ins Ausland. Anschließend kehrte er nach Rom zurück und konnte aufgrund seines einnehmenden Wesens, seines Engagements, seines Organisationstalents und seiner liberalen Haltung schnell Karriere machen. 1827 wurde er zum Erzbischof von Spoleto geweiht. 1832 wurde MastaiFerretti zum Bischof von Imola ernannt, 1840 zum Kardinal. Immer versuchte er, einen mittleren Kurs zwischen Liberalen und Reaktionären zu finden, ohne dabei die päpstliche Herrschaft zu gefährden. Um seine Entwicklung später als Papst zu verstehen, muss man einen Blick auf die Geschichte Italiens jener Zeit werfen. Ein jungEr HoffnungsträgEr Beim Konklave 1846 nach dem Tod von Papst Gregor XVI. einigte man sich bereits nach zwei Tagen auf Mastai-Ferretti als Kompromisskandidaten. Sein Gegenkandidat war der von Österreich protegierte, reaktionäre Kardinal Lambruschini. Aber 36 der 50 Kardinäle hofften auf einen ausgleichenden Papst in Zeiten schwelender Konflikte um die österreichische Vorherrschaft in Italien. Während die Amtszeit seines Vorgängers von den unversöhnlichen Gegensätzen zwischen althergebrachtem und liberalem 38

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Der bekannte italienische Priester und ordensgründer Don Bosco wurde von Pius iX. unterstützt. seinen orden „salesianische mitarbeiter Don Boscos“ gibt es noch heute.

Gedankengut gekennzeichnet war, schien nun mit dem 54-jährigen und damit ungewöhnlich jungen Papst eine aufgeschlossenere Haltung Einzug zu halten. Er wählte seinen Namen in Erinnerung an Papst Pius VII., der erfolgreich und versöhnlich gegen Napoleon I. um die Erhaltung des Kirchenstaates gekämpft hatte. Jeden Donnerstag gab der junge Papst öffentliche Audienzen, erließ eine Amnestie für politische Gefangene und legte einige höhere Staatsämter in weltliche Hände, indem er sie an Laien vergab. Er stand für eine tiefe Frömmigkeit, die ihn auf die Führung Gottes vertrauen ließ. Und er ließ Nähe zu: Auf Spaziergängen gewann er die

Menschen aus dem einfachen Volk mit Charme und Humor. Ein Humor, der manchmal allerdings auch in verletzende Ironie umschlagen konnte und gebündelt mit seiner impulsiven Art in schwierigen Zeiten ein Hindernis darstellte. sEHnsucHt nacH EinEm gEEintEn italiEn Was man in Italien begeistert begrüßte, stieß im Nachbarstaat Österreich auf wenig Gegenliebe: Fürst Metternich, österreichischer Kanzler, stand auf der Seite der konservativen Kräfte und bemühte sich, traditionelle Machtgefüge zu erhalten. Daher stockte er prompt die österreichischen Besatzungs-


Serie – Die größten Päpste aller Zeiten

truppen in Ferrara auf, die auf der Basis des Wiener Kongresses von 1814/1815 dort stationiert waren. Italien protestierte, der Wunsch nach italienischer Einheit und Eigenständigkeit wurde neu angefacht, der Papst stellte sich hinter die Bewegung – und wurde regelrecht zum Nationalhelden. Extreme Strömungen unter den Nationalisten hätten gerne den Papst an ihrer Spitze gesehen. Im Januar 1848 stellten sie einen Katalog mit Forderungen wie Pressefreiheit und Bewaffnung der Bürgerwehr auf, auf die Pius sich nicht einließ. Er sah sich als Papst aller Völker. Das Echo in der Öffentlichkeit war massiv und verheerend. Er büßte enorm an Beliebtheit ein, und man sah in ihm sogar einen Vaterlandsfeind. Der Mythos vom liberalen und aufgeschlossenen Papst zerbrach. Die Lage spitzte sich zu, als am 15. November 1848 bei der Eröffnung des Abgeordnetenhauses der päpstliche Ministerpräsident Pellegrino Rossi ermordet und der Papst im Quirinalspalast belagert wurde. Die Nationalisten forderten von ihm eine Kriegserklärung an Österreich, die Proklamation der italienischen Einheit und die Einsetzung einer neuen Regierung. Pius verweigerte das mit dem Hinweis, dass es seiner Würde als Oberhaupt eines Staates und der Weltkirche widerspräche, sich von Rebellen Bedingungen diktieren zu lassen. Es kam zu blutigen Unruhen, die etliche Menschenleben forderten. Mit Hilfe der Gesandten aus Frankreich und Bayern gelang Pius – als Mönch verkleidet – die Flucht nach Gaèta, unter die Fittiche von König Ferdinand von Neapel. Hier im Exil vollzog sich wohl endgültig die Wende: Liberales Gedankengut war von nun an für Pius eine Bedrohung

der kirchlichen und staatlichen Ordnung. Die europäischen Machthaber von Frankreich bis Russland waren sich in ihrer Solidarität mit Pius einig. DAS EnDE DES PoLiTiSchEn KiRchEnSTAATES Derweil wurde am 9. Februar 1849 die römische Republik ausgerufen – für 62 Tage. Auf Bitten von Pius entsandte Frankreich 10.000 Soldaten, die aber von dem italienischen Nationalisten und Volkshelden Giuseppe Garibaldi im April vor Rom dramatisch geschlagen wurden. Dennoch gelang den Franzosen in einem zweiten Versuch die Übernahme der Stadt, wodurch die junge Republik aufgelöst und die päpstliche Herrschaft wiederhergestellt wurde. Am 12. April 1850 kehrte Pius nach Rom zurück.

Wissensplus

Was ist eine Enzyklika?

Diese nach dem griechischen Wort „Enkyklios“ – „im Umkreis“ – benannten Rundschreiben von Päpsten sind an die Bischöfe und Gläubigen des Erdkreises, also der Weltkirche gerichtet. Sie werden nach den ersten Worten benannt. Sie können zu Amtsantritt programmatische Aussagen des neuen Papstes enthalten, aber auch während der laufenden Amtszeit als päpstliche Lehrschreiben grundsätzliche Themen der Glaubensverkündigung darlegen.

Diese Szene zeigt die Ausweisung des russischen Diplomaten Felix von Meyendorff durch Papst Pius iX. Streitpunkt war die Behandlung der katholischen Kirche in Polen. Glauben & Wissen 07/2014

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Das berühmteste Relief aus der Haupthöhle in Elephanta: Mahadeva – der Gott Shiva, repräsentiert durch drei seiner Aspekte und damit als großer Gott identifiziert. Eine kunsthistorisch einzigartige Darstellung aus dem 6. Jahrhundert.

ELEPHANTA Sakraler Raum und Monument


Stätten des Glaubens

Der Höhlentempel auf der Insel Elephanta, Indien, birgt kunstvolle Reliefs des Gottes Shiva. Der bereits im 6. Jahrhundert aus dem Fels geschlagene Tempel ist heute ein beliebtes Touristenziel und UNESCO-Weltkulturerbe. Anna Hambach [text]

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lf Kilometer vor der indischen Millionenstadt Mumbai liegt die Insel Elephanta. Eine nur zwei Quadratkilometer große Insel mit zwei Hügeln, die von einem engen Tal getrennt werden. Im 16. Jahrhundert fanden portugiesische Eroberer hier einen steinernen Elefanten und benannten die Insel nach ihm. Der massive Elefant wurde zerteilt, nach Mumbai transportiert und in den „Victoria Gardens“ aufgestellt, wo er heute noch zu sehen ist. Ursprünglich wurde die Insel Gharapuri genannt, was so viel wie „Stadt der Höhlen“ bedeutet. Je nachdem, ob man die

Nebenhallen berücksichtigt oder nicht, lassen sich sechs bis acht Höhlen auf Elephanta zählen. Höhle eins wird dabei häufig als Haupthöhle bezeichnet. Sie ist das Ziel vieler Pilger und Touristen. Es heißt, dass jährlich mehr Touristen Elephanta und die Höhlen besichtigen als Mumbai, nämlich mehr als 700.000 Besucher. Die Höhlen gehören seit 1987 zum UNESCO-Welterbe und werden vom „Archeological Survey of India“ verwaltet. Letzteres zeigt, dass hier ein ursprünglich sakraler Raum zum Monument und damit zum Besichtigungsobjekt geworden ist. Das hindert Tausende Pilger nicht

Durch die Darstellung von Balken an der Decke wird Holzarchitektur nachempfunden (Blick aus der Höhle, Stich aus dem 19. Jahrhundert). Glauben & Wissen 07/2014

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„Wer Jesus hat,

muss keine Angst haben“ Militärklamotten, Irokesenschnitt und kiloweise Goldschmuck um den Hals – so ist er bekannt geworden. Die Frisur ist heute noch dieselbe, doch ansonsten hat sich viel verändert bei Mr. T. Der beliebte Actionstar der 1980er Jahre ist heute als Prediger unterwegs. Andreas Ohlberger [text]

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Spurensuche

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uletzt war es still geworden um Mr. T. Gerüchten zufolge soll er angeblich sogar verstorben sein. Mitnichten. Am 5. April 2014 erscheint er anlässlich seiner Aufnahme in die „Hall of Fame“ des Profi-Wrestlings quicklebendig auf der Bühne der New Orleans Arena. Adrett im Smoking schlendert der 61-Jährige, angekündigt von seinem Sohn „T Junior“, zur Titelmelodie der TV-Serie „A-Team“ aufs Podium. In den Händen: ein Notizbuch, ein mehrseitiges Manuskript und eine große Flasche Wasser. Ob die Veranstalter hier schon ahnten, was nun kommen würde? Am Rednerpult angekommen, beginnt er seine Dankesrede mit den üblichen Floskeln. Doch nach etwa einer Minute hält er inne: „Lassen Sie mich an dieser Stelle aufhören, um zu beten und Gott dem Allmächtigen zu danken, der mir dies alles ermöglicht hat.“ Applaus brandet auf, erst zaghaft, dann immer lauter. „Himmlischer 2014 wird Mr. T in die „Hall of Fame“ der WWE aufgenommen und Vater“, spricht Mr. T weiter, „im Namen Jesu danke ich überzieht mit seiner Ansprache die ihm zugedachte Redezeit. dir für die Gelegenheit, dich zu ehren und zu preisen. Ich danke dir für meine Gesundheit und meine Stärke, Verkörperung des B.A. Baracus in der Fernsehserie ich danke dir für deine Gnade und Barmherzigkeit.“ 20 „A-Team“ weltweite Berühmtheit erlangte. Mr. T Minuten dauert die Ansprache, bis ihn die TV-Macher kommentiert das Geschehen in den USA und der Welt, von World Wrestling Entertainment (WWE) unterbre- verteilt gute Wünsche an christlichen Feiertagen, postet chen. Dabei hätte man den Redeschwall erwarten kön- seine favorisierten Bibelstellen. nen. „In der Show hat er nur zwei Sätze pro Stunde „Nennen Sie mich einfach einen guten Christen“, erzählt gesprochen, im wahren Leben hat er die ganze Zeit er dem „Stern“ 2007 in einem der wenigen Interviews gequasselt und nie den Mund gehalten“, erinnert sich in deutschen Medien, als er nach seiner aktuellen BeA-Team-Kollege Dirk Benedict. rufsbezeichnung gefragt wird. An dieser Aussage lässt Am nächsten Tag nimmt er mit Hilfe seines Twitter- er sich bis heute messen. Wie aber kommt dieser WanAccounts zu diesem Vorfall Stellung und bekundet, wie del von „Amerikas härtestem Türsteher“ – diesen Titel enttäuscht und traurig hatte er als Jungspund mit Mitte zwanzig in einer er war, dass seine Fans TV-Show errungen – zum den Rest seiner Rede bibelfesten Prediger zunicht mehr hören durfstande? ten. „Allen NominierDer Reihe nach: Mr. T ten ist gesagt worden, wird 1952 als Lawrence dass ihr, die Fans, unTureaud in Chicago gesere Geschichte hören boren. Er wächst als wollt, wir uns Zeit laszweitjüngstes von zwölf sen und den Moment Kindern in den Robert genießen sollen. Eure Mr. T Taylor Homes, einem ArUnterstützung in dem Moment, als mir das Wort abgeschnitten wurde, hat menviertel in Chicago, auf. Der Vater Nathaniel Tureaud mich tief bewegt, und ich danke euch für eure Unter- Sr., ein Priester, verlässt die Familie, die nun von der stützung“, twittert der einstige Actionstar im sozialen Sozialhilfe leben muss. Die Mutter, eine gläubige Frau, die das kümmerliche Auskommen mit einer Anstellung Netzwerk. Hier lesen 148.000 Menschen die Mitteilungen des als Haushaltshilfe aufzubessern versucht, opfert sich auf, Mannes, der durch seine Rolle als Clubber Lang im um ihre Kinder durchzubringen. Die Hingabe der Mutdritten Teil der Rocky-Reihe und danach mit der ter erweist sich als prägend. Heute noch wird Mr. T nicht

„Gott ist auf meiner Seite, und das ist alles, was ich brauche.“

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Spurensuche

müde, seiner Mutter dafür zu danken, ihr Beispiel zu loben und sich für die Belange aller sozial benachteiligten Mütter einzusetzen. 1984 nimmt er den Rapsong „Treat Your Mother Right“ auf, der allerdings nur mäßig erfolgreich ist. Aus LAwrence TureAud wird Mr. T Lawrence wächst in den Slums von Chicago auf, umgeben von Armut, Gewalt und Kriminalität. Um dort nicht unterzugehen, ermutigen ihn seine älteren Brüder, mit dem Krafttraining anzufangen. Von einem Vorfall irgendwann zwischen dem fünften und siebten Schuljahr einmal abgesehen, ist er ein braves Kind. Er macht sich viel zu sehr Sorgen, wie seine Mutter sich fühlen würde, wenn er Ärger machen oder sogar im Gefängnis landen würde. Deshalb geht er potenziellen Schwierigkeiten meistens erfolgreich aus dem Weg. Seine schulischen Leistungen sind durchschnittlich. „Die meiste Zeit starrte ich aus dem Fenster und träumte vor mich hin“, erinnert sich Mr. T. Seine Zurückhaltung im Klassenzimmer steht in krassem Gegensatz zu seinem Ehrgeiz in der Sporthalle. Im Sport erkennt er schon früh für sich die Chance auf sozialen Aufstieg und ein besseres Leben. So beginnt er an seiner Schule mit dem Ringen. Lawrence betreibt einen hohen Aufwand, trainiert wie besessen und ist schon bald der beste Ringer der Schule. Er qualifiziert sich für Wettkämpfe außerhalb der Schule und gewinnt dreimal in Folge den Stadtmeistertitel von Chicago. Von knapp 100 Kämpfen, die er bestreitet, verliert er nach eigenen Angaben nur einen einzigen. Doch das Ringen ist ihm schon bald nicht populär genug. Deshalb wechselt er zum Football. Drei Jahre bekleidet er durchaus erfolgreich die Position des Halfbacks im Team der Dunbar Vocational High School. Nach dem Schulabschluss nimmt er ein Stipendium der Prairie View A&M University in Texas an, die sich seine Dienste als Football-Spieler sichern will. 1971 schreibt er sich in Prairie View für ein Mathematikstudium ein, wird jedoch schon nach einem Jahr der Hochschule verwiesen. Jetzt ruft Uncle Sam: Mr. T wird zum Militär einberufen und beendet mit Auszeichnung seinen Dienst als Militärpolizist. Zurück im zivilen Leben, erhält er eine Einladung, sich bei den Green Bay Packers, einem Profi-Team aus Wisconsin, zu beweisen. Jedoch ohne Erfolg, eine Knieverletzung beendet die FootballKarriere, bevor sie richtig beginnen kann. Lawrence ist Anfang zwanzig, als er beginnt, als Türsteher zu arbeiten. Fortan nennt er sich zunächst Lawrence Turo und später Mr. T. Der Grund ist kurios und

simpel zugleich: „Ich dachte an meinen Vater, der ‚Boy‘ genannt wurde, mein Onkel wurde ‚Boy‘ genannt, auch mein Bruder wurde, als er aus Vietnam zurückkehrte, ‚Boy‘ genannt. Also fragte ich mich: Was muss ein schwarzer Mann tun, damit er als Mensch respektiert wird? Als ich 18 Jahre alt war, alt genug, um zu kämpfen und für mein Land zu sterben, alt genug, um zu trinken, alt genug, um zu wählen, sagte ich, dass ich auch alt genug bin, um wie ein Mann behandelt zu werden. Ich nannte mich selbst ‚Mr. T‘, sodass das erste Wort aus jedem Mund ,Mister‘ ist. Das ist ein Zeichen von Respekt, den mein Vater nie bekommen hat und den auch mein Bruder nicht bekommen hat.“ Seine Tage als Militärpolizist verhelfen ihm rasch zu einer guten Reputation. Schnell gilt Mr. T als einer der härtesten Türsteher der Stadt. Seit dieser Zeit trägt er seinen charakteristischen Irokesen-Haarschnitt, zu dem ihn das Foto eines Mandinka-Kriegers aus Mali

weihnachten 1983 im weißen Haus: First Lady nancy reagan auf dem schoß von „santa T“. Glauben & wissen 07/2014

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WILLKOMMEN

IM 18. JAHRHUNDERT Die christliche Religionsgemeinschaft der Amish People bewohnt abgeschiedene, ländliche Gegenden der USA und Kanada. Über 250.000 Menschen insgesamt leben dort so wie vor 300 Jahren: die Männer meist mit Hut, die Frauen stets in Kleidern oder Röcken. Martin Mölder [text]

Fotos: Archiv (1), Getty Images (2), IMAGO (1)

Das Erkennungsmerkmal der Amish People ist die Kutsche. Eine Pferdestärke reicht ihnen aus, um sich fortzubewegen.

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Wer sind die Amish People? Martin Luther konnte nicht ahnen, welche Blüten die von ihm begonnene Reformation auch jenseits des großen Teiches treiben würde. Die amerikanischkanadische Bewegung der Amish People ist zwar wesentlich jünger als Luther, hat aber ihre Wurzeln in der Reformation, genauer der reformatorischen Täuferbewegung des 17. Jahrhunderts. Damals entstand die Gemeinschaft der Mennoniten. Es kam zum Streit zwischen einem der führenden Mennoniten, dem Schweizer Jakob Ammann, und anderen Köpfen der Bewegung. Ammann wollte ein wesentlich näher an der Bibel orientiertes Leben, eine kompromisslose Hinwendung zu Christus und damit eine Abkehr von allem Weltlichen. Amman scharte einige Gleichgesinnte um sich und gründete 1693 die nach ihm benannte Gemeinschaft der Amish People.

Wie leben die Amish People? Wer in eine Siedlung der Amish People zum Beispiel in die US-Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania oder Indiana kommt, hat meist das Gefühl, gerade einer Zeitmaschine entstiegen zu sein. Die Amish leben meist abgeschieden von der Zivilisation in einer eigenen Welt. Keine Elektrizität, kein Anschluss ans Gasnetz, kein Fernseher, kein eigenes Telefon, kein Handy und schon gar kein Internet. Die Amish People fahren Kutsche statt Auto und pflügen ausschließlich mit Pferden ihre Äcker. Die Frauen tragen dunkle Röcke oder Kleider mit Schürzen. Ledige Frauen erkennt man an einem weißen, verheiratete Amish-Frauen an einem schwarzen Häubchen auf dem Kopf.

Die Männer tragen überwiegend dunkle, einfarbige Hosen und Mäntel und sind stets „behütet“. Im Sommer und bei der Arbeit ziert ein Stroh-, an Sonntagen ein schwarzer Filzhut ihren Kopf. Die Amish People glauben, dass die schlichte Kleidung Gottes Wille ist.

Wie leben die Amish ihre Religion? Die Amish People sind sehr fromm und glauben an die wörtliche Interpretation der Bibel. Jede Familie lebt in ihrem Alltag nach bestimmten religiösen Regeln. Das mehrmalige tägliche Gebet gehört ebenso wie das Lesen aus der Bibel und der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes dazu. Die finden in manchem Gemeinschaften nicht nur in einer Kirche, sondern auch in den privaten Häusern der Amish People statt. Meist dauern diese Feiern vier Stunden und länger. Alleine die teils gesprochene, teils gesungene Predigt nimmt oft mehr als zwei Stunden in Anspruch. Männer und Frauen sitzen getrennt. Die Kinderbetreuung ist während des Gottesdienstes wie sonst auch ausschließlich Aufgabe der Frauen.

WISSENSPLUS

„Rumspringa“: die Probierzeit

In den meisten AmishGemeinden wird den Heranwachsenden, sobald sie 16 Jahre alt geworden sind, nahegelegt, einmal ihre Welt zu verlassen und die „Welt da draußen“ kennenzulernen. Dieses Angebot nehmen die meisten jungen Amish an und beginnen die sogenannte „Rumspringa“, eine Zeit, in der all das ausprobiert werden darf, was innerhalb der Amish strikt verboten ist: Alkohol, Sex und Autofahren zum Beispiel. Manche jungen Amish gehen in dieser Zeit in die Großstadt, nach New York oder Los Angeles und kosten eine Zeitlang das unbeschwerte Leben dort in vollen Zügen aus. Sie besuchen Basketball- oder Football-Spiele, feiern wilde Partys, trinken heimlich Bier und wachen manchmal sogar am nächsten Morgen in einem fremden Bett auf. All das toleriert die Familie für diese Zeit. Wie lange diese dauert, entscheiden die jungen Amish selbst. Irgendwann aber müssen sie sich entscheiden: für oder gegen ein Leben in der Amish-Gemeinde. Die meisten entscheiden sich dafür.

WISSEN GLAUBEN &

Mehr zu den Mennoniten erfahren Sie hier: www.glauben-und-wissen.com/mennoniten

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Das Erdbeben in Chili Ersterscheinung: 1807, Erz채hlung von Heinrich von Kleist

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Literatur In „Das Erdbeben in Chili“ stürzt eine gesamte Stadt in sich zusammen und mit ihr die Moral der Gesellschaft, während zwei Liebende versuchen, ihr Glück zu finden. Hinter Heinrich von Kleists verstörender Erzählung verbirgt sich eine Art Universalkritik. Er rechnet mit einer skrupellosen Gesellschaft, seinen Zeitgenossen und der Kirche als weltlicher Institution ab. Als Religionskritik ist sein Werk jedoch nicht zu verstehen. David Vinzentz [text]

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leists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“ (1807) beginnt – wie fast alle seine Erzählungen und Dramen – mit einem Paukenschlag:

„In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1674, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Ver­ brechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn ein­ gesperrt hatte, und wollte sich erhenken.“

Bereits der erste Satz ist gefüllt mit Dramatik und lässt den Leser unmittelbar in das Hand­ lungsgeschehen eintauchen. Der Lehrer Jeronimo unterhält eine verbotene Liebes­ beziehung zu seiner Schülerin Josephe. Als diese von ihm schwanger wird und ein Kind bekommt – während sie in einem Kloster lebt – werden beide zum Tode verurteilt. Der Fall erregt großes Aufsehen in der Stadt, und zahl­ reiche Schaulustige wohnen der bevorstehen­ den Exekution bei. Kleists Erzählung lebt von Doppeldeutigkeiten und zynischen Wider­ sprüchen. Das wird deutlich, als Josephe auf den Richtplatz geführt wird und ihre Kloster­ schwestern, die der Szene beiwohnen, wie folgt beschrieben werden: „Die frommen Töchter Glauben & Wissen 07/2014

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Studie nach Velazquez’ Porträt von Papst Innozenz X. Francis Bacon, 1953, 153 x 118 cm, Öl auf Leinwand


Kunst

EINS AUS Religiöse Motive finden sich in Werken des irischen Malers Francis Bacon (1909–1992) besonders häufig. Seine Studie nach Velazquez’ Papstporträt zeigt Innozenz X. schreiend und entstellt. Andreas Ohlberger [text]

fien, Zeichnungen, Gemälden – zu Papstfigur wird eins mit dem Hinneuen Grauensvisionen seiner Fan- tergrund, ist nur noch schemenhaft tasie. In diesem konkreten Fall ver- zu sehen. Im unteren Bereich ist der schmilzt das Velazquez-Porträt mit Zerfall – einer Detonation gleich – einer Szene aus Sergej Eisensteins bereits in vollem Gange. Krampfhaft Stummfilm „Panzerkreuzer Potem- klammert sich Innozenz an die kin“, die eine schreiende Kinderfrau Armlehnen seines Sessels. Doch mit zerbrochener Brille zeigt, sowie den allgemeinen Prozess der Auflömit einem Foto von Papst Pius XII. sung kann er nicht mehr aufhalten. auf einer Sänfte. Die Figur hat jeglichen räumlichen Das Ergebnis ist das Bild eines sich Halt und Bezug zur Umwelt verlozersetzenden Papstes. Dessen zum ren. Eine unwirkliche Szenerie, die Schrei aufgerissener Mund kündet als Machtverlust und Zusammenvon Angst und Ohnmacht ob des bruch etablierter Werte gedeutet eigenen Zerfalls. Bacon versetzt den werden kann. Papstthron in einen transparenten Käfig aus Linien, der losgelöst im dunklen Raum zu schweben scheint. Der Vorhang im Hintergrund, abgeMehr zum Leben und Schaffen von schaut von einem Tizian-Porträt, Francis Bacon lesen Sie unter vermittelt bedrückende Enge. Die www.glauben-und-wissen.com/bacon

WISSEN GLAUBEN &

Papstporträt im Original Diego Rodríguez de Silva y Velazquez (Foto rechts), ein spanischer Maler des Barock, zählt zu den wichtigsten Porträtmalern seiner Zeit. Das Porträt von Papst Innozenz X. (links) malte der Andalusier 1650 in Italien. Zuvor machte er als Maler am Hof des spanischen Königs Philipp IV. von sich reden. Dort porträtierte er zahlreiche Mitglieder der königlichen Familie und Angehörige des Hofes. Ab dem frühen neunzehnten Jahrhundert wird Velazquez‘ Werk zum Vorbild für zahlreiche Maler.

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Fotos: IMAGO (1), Wikimedia (4)

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rancis Bacon wird am 28. Oktober 1909 als Sohn britischer Eltern in Dublin geboren. Seiner Homosexualität wird er sich früh bewusst. Bacons Biografie berichtet von einer Jugend zwischen Halbund Unterwelt. Von Verführungen durch Stallburschen in Dublin, von illegalem Glücksspiel und zwielichtigen Etablissements in Berlin und Paris. In der französischen Hauptstadt lebt er ab seinem 18. Lebensjahr. 1929 dann die Rückkehr nach England, wo er beginnt, als Autodidakt Ölbilder zu malen. Im Zweiten Weltkrieg wird er wegen seines Asthmas vom Kriegsdienst befreit und zum Zivilschutz einberufen. Seine Aufgabe: Abtransport der Toten nach Bombenangriffen. Er entwickelt eine Faszination für Blut, Kadaver und Tod, die sich in seinen Werken niederschlägt. „Wir sind Fleisch, potenzielle Kadaver“, erklärt er einmal. So werden Tod und Zerfall sichtbare Themen seiner Kunst. Sie prägen auch seine Studien nach Velazquez’ Porträt von Papst Innozenz X. Ab 1949 variiert er dieses Motiv insgesamt 45 Mal. Vorlage für die Bildidee ist ein Foto des berühmten Porträts von Papst Innozenz X., das Velazquez im Jahr 1650 gemalt hat. Typisch für Bacon: Er bildet nie unmittelbar die Natur oder den Menschen ab, sondern kombiniert Motive aus alten Vorlagen – Fotogra-

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M채rtyrer

Sterben f체r den Glauben

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Niemand kennt ihre genaue Zahl. Waren es Hunderttausende oder sogar Millionen Gläubige, die ihren Gott auch dann nicht verleugneten, als ihnen der Tod drohte und sie grausam gefoltert wurden? Besonders im Christentum spielt das Thema Märtyrer eine wichtige Rolle und ist nach wie vor aktuell. Martin Mölder [text]

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V

iel Blut ist geflossen in mehr als zweitausend Jahren Christentum. Und das „nur“ deshalb, weil Menschen übermenschlich ihren Glauben verteidigten, ihren Gott und ihre Überzeugung. Dafür ließen sie sich quälen, martern, steinigen, enthaupten, köpfen, erschießen und vergasen. Die Kirche verehrt sie als Märtyrer, das bedeutet aus dem Griechischen übersetzt „Zeuge“. Viele Tausend Märtyrer haben allein in der Geschichte des Christentums Zeugnis abgelegt für ihren Gott und mit ihrem Leben für dieses Zeugnis bezahlt. Auch andere Religionen kennen Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind (siehe Kasten), auch wenn sie den Begriff Märtyrer in ihrer Sprache nicht verwenden. Fakten, Mythos und Legenden Weil viele der bedeutendsten Märtyrer, die in der katholischen Kirche verehrt werden, schon 1700 Jahre oder länger tot sind, ist die Beweisführung der Echtheit all der Heldentaten und Gräuel, die beispielsweise Barbara, Margareta und Dorothea erlitten haben und die ihnen zugeschrieben werden, unmöglich. Dennoch gibt es bei den zehn Märtyrern, die im Folgenden stellvertretend für alle anderen etwas genauer vorgestellt werden, gute Gründe dafür, an die wichtigsten Eckdaten ihres Lebens und Leidens zu glauben. Gehen wir also davon aus, dass Hunderte Historiker und Theologen nicht irren können, wenn sie übereinstimmend davon berichten, dass der Apostel Thomas im Irak, Iran und in Südindien missionierte und aufgrund dessen verhaftet, gefoltert und ermordet wurde. Bei Schilderungen der Folter wie beim heiligen Georg hingegen,

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in denen sehr bildhaft beschrieben wird, wie „sich seine Eingeweide auf dem Boden verteilen“ oder „milchweißes“ Gehirn austritt, liegt der Verdacht nahe, dass mit den Jahren doch einiges zur Georgslegende hinzugedichtet wurde.

„Unsere Sprache kennt sonderbare Heilige. Wer alte Heiligen- und Märtyrerlegenden liest, kann den Eindruck gewinnen, die Christen der ersten Jahrhunderte seien völlig verrückt gewesen.“ Prof. dr. Manfred Becker-huberti

das PLinius-trajan-reskriPt Die Verfolgung und Tötung von Christen wird bereits im 2. Jahrhundert offiziell geregelt. Im sogenannten Plinius-Trajan-Reskript, einer römischen Rechtsnorm, die bis zu den Christenverfolgungen unter Kaiser Decius (249 bis 251 n. Chr.) bestehen blieb. Alle, die in dieser Zeit behaupteten: „Christianus sum“ (übersetzt „Ich bin Christ“), mussten fürchten, von den römischen Herrschern verhaftet zu werden. Blieb der Verhaftete bei seiner Aussage, Christus nachzufolgen und an ihn zu glauben, folgte mit Sicherheit die Todesstrafe, meist durch Enthauptung. Die Begründung dafür war stets dieselbe: Hochverrat! Damals galt: Nur ein toter Christ ist ein guter römischer Staatsbürger. Der Kaiser hatte stets das Gefühl, nur die zweite Geige zu spielen, hinter diesem ominösen Gott, den die Christen verehrten. Und illoyale Untertanen waren eben unerwünscht. Vor allem beweisen aber die vielen Morde an Christen damals die Angst der jeweiligen römischen Herrscher vor diesem Jesus Christus, seiner Botschaft und seiner Macht, die trotz aller Verfolgungen so viele Menschen in ihren Bann zog. Und so stark war, dass selbst der Tod viele nicht von ihrer Überzeugung abbringen konnte. sture Christen Warum aber verhalten sich Christen so halsstarrig, so kompromisslos, so stur? Die Erklärung liegt im Jenseits, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die versprochene Ver-


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heißung des jüngsten Tages, des Paradieses, des Himmels in Ge­ meinschaft mit Gott und allen Hei­ ligen, hat seit jeher die Christen miteinander verbunden. Der feste Glaube daran, dass der Tod nicht das Ende ist, bildet für gläubige Christen das Fundament ihres Glaubens. Damals wie heute. Nur dass die Konsequenzen damals, vor allem im 3. und 4. Jahrhundert, in den meisten Teilen der Erde we­ sentlich grausamer waren, als das heute der Fall ist. Aber alle chris­ tenhassenden Herrscher der Welt vermochten nicht, das Christentum zu vernichten. Das Gegenteil passierte. Je grausamer die Folter­ ungen und Tötungen der unbelehr­ baren Christen ausfielen, desto größer war die Faszination, die sie auf die Menschen ausübten. Bei vielen Märtyrergeschichten wird von Massentaufen berichtet, die der Tod des Märtyrers zur Folge hatte. MäRTyRER HEUTE Wer über Märtyrer unseres Jahr­ hunderts redet, hat schnell Bilder von islamistischen Selbstmord­ attentätern vor Auge, die sich für Allah in die Luft sprengen und denen dafür das Paradies und viel­ leicht sogar die berühmten 99 Jung­ frauen verheißen werden. Aller­ dings sind es nur wenige Muslime, die solche Taten als Martyrium beschreiben würden. Schließlich ist der Selbstmordattentäter aktiv an seinem und dem Tod anderer, unschuldiger Menschen beteiligt. Märtyrer erleiden dagegen all die Qualen, die ihnen zugefügt werden, und werden getötet. Das passiert auch heute noch, auch wenn die Namen und Geschichten derer, die für Gott ihr Leben lassen, wohl nie mehr so populär werden wie die der folgenden zehn bekanntesten Märtyrer der Kirchengeschichte.

Märtyrer in den Weltreligionen In jeder Religion gibt es Menschen, die besonders verehrt werden, weil sie nahezu übermenschlich ihren Glauben vertreten haben und sogar bereit waren, dafür zu sterben. Die Heiligen- und Märtyrerverehrung und damit einhergehend die besondere Faszination der Reliquien dieser Heiligen ist besonders stark im Christentum zu finden. Christentum Innerhalb des Christentums gibt es Unterschiede in der Verehrung von Märtyrern und Heiligen. In der katholischen und der orthodoxen Kirche gehören sie seit Jahrhunderten selbstverständlich zum Glau­ ben dazu. Dagegen ist ein Heiligenkult in der evangelischen Kirche nicht zu finden. Begründung: Menschen können nicht beurteilen, wen Gott als heilig anerkennt und wen nicht. Daran ändert auch der gewaltsame Tod für den Glauben nichts. Dennoch genießt beispiels­ weise der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer (s. Artikel) hohes, nahezu heiligenähnliches Ansehen bei den meisten Protestanten.

Judentum Ein Märtyrerglaube wie im Christentum findet sich im heutigen Judentum nicht. Das war früher anders. Im frühen Judentum gehörte die Verehrung von Märtyrern zum Glauben dazu und begann sogar früher als die der Christen. Die ersten überlieferten Märtyrer sind demnach die Makkabäer, die sich im 2. Jahrhundert v. Chr. den damals übermächtigen Griechen und deren Streitkräften nicht erge­ ben wollten und stattdessen den Freitod wählten, um nicht gegen ihre religiösen Gesetze verstoßen zu müssen. Eine ähnliche Massen­ selbsttötung von rund 960 Männern, Frauen und Kindern wird mit der Belagerung Masadas durch die Römer im Jahr 73 n. Chr. in Verbin­ dung gebracht. Grund hierfür war aber wohl mehr der Freiheitswille der Juden als ihre Religion.

Islam Auch wenn es im Islam keine Heiligen gibt – den Begriff Märtyrer findet man dort, meist aus dem Arabischen übersetzt mit „Zeuge“. Ein Märtyrer bezeugt durch sein Martyrium die Wahrheit. Die Defini­ tion eines Märtyrers ist in der islamischen Welt nicht einheitlich. So werden Selbstmordattentäter, die für ihren Glauben sich selbst und andere töten, also aktiv ihren Tod herbeiführen, nur von wenigen islamistischen Gruppierungen als Märtyrer verehrt. Im Gegensatz dazu definieren die meisten Muslime einen Märtyrer als einen von ihnen, der bei der Ausübung seiner Religion getötet wird. Auch musli­ mische Pilger, die auf der Reise nach Mekka und Medina sterben, und Mütter, die bei der Geburt ihres Kindes sterben, gelten bei den meis­ ten Vertretern des Islam als Märtyrer.

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Stephanus Er gilt als der erste christliche Märtyrer überhaupt. Stepha­ nus war einer von sieben Diakonen der christlichen Urge­ meinde in Jerusalem. „Von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit“ sollten sie damals, wie die Apostelgeschichte berichtet, die Apostel in ihrer Mission, die Lehre Christi zu verbreiten, unterstützen. Bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat in Jerusalem soll Stephanus Jesu Absicht erklärt haben, den Tempel zu zerstören und die jüdischen Bräuche zu verändern. Auf die Frage des Hohe­ priesters, ob er das wirklich so gesagt habe, antwortet Stephanus mit einer Wutrede, in der er die Lehre Christi verteidigt und die Mitglieder des Hohen Rates „halsstarrig“ nennt. Er fragt sie: „Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben.“ Zu guter Letzt wirft er ihnen vor, ihre eigenen Gesetze nicht befolgt zu haben. Das ist zu viel für die Mitglieder des Hohen Rates. Sie grei­ fen sich Stephanus, führen ihn vor die Tore der Stadt und steinigen ihn. Bei der Vollstreckung des Urteils legt der tobende Mob seine Kleider zu Füßen eines gewissen Sau­ lus, der sich später zu Christus bekennt und als Apostel Paulus missioniert. Übrigens: Die Dominosteine, die in der Adventszeit gebacken werden, erinnern an die Steine, mit denen Stephanus ermordet wurde. Gedenktag: 26. Dezember Patron und Schutzheiliger: der Pferdeknechte, Kutscher, Steinhauer, Maurer, Zimmerleute, Weber, Schneider und Küfer

Thomas

Der Zweifler unter den Aposteln. So wird der heilige Thomas, dessen Name aus dem Aramäischen abgelei­ tet „Zwilling“ bedeutet, oft bezeichnet. Grund dafür ist die in der Bibel überlieferte Geschichte, die der Evange­ list Johannes erzählt: Als sich Jesus nach seiner Aufer­ stehung eines Tages den Jüngern zeigt, zweifelt Tho­ mas daran, dass es wirklich Jesus ist, der ihm gegenübersteht, und verlangt, seine Hand in die Wund­ male Jesu legen zu dürfen. Später bekennt Thomas bei einer weiteren Erscheinung des Auferstandenen seinen Glauben und wird fortan zum glühenden Missionar. Sein Weg führt ihn vor allem in den Irak, Iran und nach Indien. Thomas verkündet Gottes Wort und wirbt für das Christentum. Er vergleicht es mit einer Augensalbe, die die Augen wieder gesund macht; mit einem Trank, der die fleischliche Lust reinigt; mit einem Pflaster, das die Wunden der Sünden heilt, und mit einer Speise, die die Menschen auch im größten Hunger sättigt. Damit zieht er viele Menschen in den Bann, und manch einer lässt sich taufen. Aber Thomas macht sich auch viele Feinde. Im Süden Indiens endet dann seine Missions­ tätigkeit. Bei Mailapur soll er um das Jahr 70 durch ein Schwert oder eine Lanze getötet worden sein. An dem vermeintlichen Ort seines Martyriums, dem heutigen Thomasberg bei Mailapur, wurde 1547 eine Kirche errichtet, in der das 1574 entdeckte Thomaskreuz auf­ bewahrt wird. Gedenktag: 3. Juli Patron und Schutzheiliger: der Architekten, Maurer, Zim­ merleute, Bauarbeiter, Steinhauer, Feldmesser, Theologen

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Großes Wissen

Barbara Lange Zeit galt ihre Geschichte als nicht heldenhaft genug, als dass sie in den Kreis der Märtyrer aufgenommen werden konnte. Erst bei Symeon Metaphrastes aus Byzanz kommt im 10. Jahrhundert die grausame Geschichte der heiligen Barbara in seiner Auflistung besonderer Heiliger und Märtyrer vor. Über den genauen Zeitpunkt ihres Martyriums streiten sich die Historiker bis heute. Entweder im 3. Jahrhundert (um 230 n. Chr.) oder im 4. Jahrhundert (um 305 n. Chr.) soll sich die Geschichte der unbeugsamen Barbara zugetragen haben, die fast kriminalistische Züge hat. Entgegen dem Plan ihres Vaters Dioskuros, wonach sie früh heiraten und Kinder bekommen soll, entscheidet sich Barbara für ein zölibatäres, jungfräuliches Leben im christlichen Glauben. Heimlich lässt sie sich taufen, als ihr Vater auf Geschäftsreise weilt. Als der das bei seiner Rückkehr erfährt, lässt er seine Tochter foltern und schwer misshandeln, um sie zur Umkehr zu bewegen. Ohne Erfolg. Außerdem sperrt er sie in einen Turm. Aber die Engel des Herrn heilen nachts Barbaras schlimme Wunden. Doch selbst dieses Wunder beeindruckt Barbaras Vater und den Landpfleger Martian wenig. Im Gegenteil: Martian verurteilt Barbara zum Tode durch Enthauptung, die ihr Vater höchstpersönlich vornimmt. Barbara stirbt an einem 4. Dezember, genauso wie ihr wahnsinniger Vater, der sofort nach der Tat von einem Blitz erschlagen wird. Gedenktag: 4. Dezember Patronin und Schutzheilige: der Bergleute, Gefangenen, Architekten, Glöckner und Glockengießer

Johannes der Täufer Er soll fast gleich alt wie Jesus von Nazareth gewesen sein. Lediglich sechs Monate vor Jesus, vermutet Lukas in seinem Evangelium, soll Johannes der Täufer das Licht der Welt erblickt haben. Allein seine Geburt war schon ein Wunder, denn seine Eltern, Zacharias und Elisabeth, hatten eigentlich schon alle Hoffnung auf Nachwuchs aufgegeben. Erst im hohen Alter, manche Quellen sprechen von fünfzig Jahren, soll Elisabeth schwanger geworden sein – ein Geschenk Gottes, sind Johannes’ Eltern überzeugt. Johannes folgt um das Jahr 28/29 dem Ruf Gottes, predigt in der Wüste und in der Nähe Jerusalems. Er ist ein begnadeter Redner, überzeugend und authentisch. Tag für Tag kommen mehr Menschen, um ihn zu hören. Auch an jenem Tag am Jordan, als er Jesus begegnet, sind viele bei ihm, um ihn zu hören und sich von ihm taufen zu lassen. Als Jesus zu ihm kommt, erkennt ihn Johannes und weist seine Jünger darauf hin, dass Jesus der Messias, der Auserwählte sei. Das Ende von Johannes verläuft ähnlich grausam wie das Barbaras. Auch Johannes wird enthauptet, nachdem ihn König Herodes erst hat gefangen nehmen und in den Kerker sperren lassen. Dennoch schätzt König Herodes den gelehrten und klugen Johannes und genießt dessen Gesellschaft. Wahrscheinlich hätte Herodes ihm auch kein Haar gekrümmt. Doch Herodias, seiner Tochter, ist der fromme Johannes ein Dorn im Auge. Sie will Blut sehen und überlistet ihren Vater, der ihr daraufhin einen Wunsch erfüllen muss. Herodias wünscht sich den Kopf Johannes’ auf einem Silbertablett. Und den bekommt sie auch. Gedenktag: 24. Juni (Geburt), 29. August (Todestag) Patron und Schutzheiliger: der Hirten, Färber, Gerber, Kürschner, Schneider, Sattler, Bauern, Winzer, Gastwirte, Fassbinder, Musiker, Sänger, Tänzer, Kinobesitzer, Architekten, Steinmetze, Maurer, Zimmerleute, Kaminfeger und Schmiede

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TAG DER LEHRE

WISSEN GLAUBEN &

Eine Übersicht über buddhistische Festtage finden Sie unter: www.glauben-und-wissen.com/buddhismus_feste

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Glauben & Wissen

Was ist Asalha Puja? Im Theravada-Buddhismus wird am Fest Asalha Puja die erste Lehrrede Buddhas nach seiner Erleuchtung gefeiert. Die Theravada-Schule ist die älteste, aber kleinere der beiden großen buddhistischen Richtungen – Mahayana heißt die andere. Vor fünf Zuhörern in einem Hirschpark in Sarnath, bei Varanasi, hält Buddha diese erste Lehrrede, in der er zentrale Themen der buddhistischen Lehre verkündet. Hauptsächlich in Thailand, aber auch in anderen buddhistischen Ländern wie Myanmar, Sri Lanka, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Indonesien, Vietnam und China wird dieser Tag der Lehre gefeiert. Gläubige bringen Räucherstäbchen, Blumen und weitere Opfer in Tempeln dar. Vor allem Mönche hören an diesem Tag Predigten, häufig über den Inhalt der Lehrrede Buddhas. Am nächsten Tag folgt die dreimonatige Regenzeit Vassa, die in fast allen buddhistischen Schulen und Ländern eine besondere Zeit ist.

Was hat Buddha verkündet? Zentrale Inhalte der buddhistischen Lehre hat Buddha bereits in dieser ersten Lehrrede verkündet. Hierbei handelt es sich vor allem um die vier edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad. Die Erkenntnis, dass das Leben und der Kreislauf der Wiedergeburten leidvoll ist, bildet die erste der vier Wahrheiten. Die zweite Wahrheit lautet, dass die Ursachen des Leids die drei Geistesgifte Verblendung, Hass und Begehren oder Gier sind. Die dritte Wahrheit bildet die Erkenntnis, dass sich ein Zustand ohne Leiden nur durch Auslöschung dieser Ursachen erreichen lässt. Und die vierte

Wahrheit besagt, dass der achtfache Pfad zum Erlöschen des Leids und somit zur Erkenntnis des vollkommenen Glücks führt, also zur Befreiung bzw. Erleuchtung. Die acht Schritte zur Erleuchtung beschreibt der achtfache Pfad wie folgt: rechte Erkenntnis und Einsicht (1), rechte Gesinnung und Absicht (2), rechte Rede (3), rechtes Handeln (4), rechter Lebenswandel (5), rechtes Streben, Üben und rechte Anstrengung (6), rechte Achtsamkeit und Bewusstsein (7), rechte Versenkung und Meditation (8). So hat Buddha das Rad der Lehre in Gang gesetzt.

Was ist ein Sangha? Nachdem Buddha seine erste Lehrrede beendet hatte, fragte einer der fünf Zuhörer, ob er Buddhas Schüler werden könne. Der Legende nach ist dies die Gründung des ersten Sangha, der ersten Mönchsgemeinde. Wörtlich bedeutet Sangha „Schar“ oder auch „Gemeinschaft“. In erster Linie ist damit die Mönchsgemeinde oder die Gemeinschaft der Nonnen gemeint. Aber auch Laien, die um ein Kloster herum wohnen, zählen häufig zum Sangha. Manchmal wird auch die weltweite buddhistische Gemeinschaft als Sangha bezeichnet. Glauben & Wissen 07/2014

Fotos: IMAGO

Thailändische Mönche feiern Asalha Puja mit Gebeten und Predigten am Tag, an dem das Rad der Lehre in Gang gesetzt wurde.

Das in Thailand und anderswo gefeierte Fest Asalha Puja erinnert an die erste Lehrrede Buddhas und damit an die Begründung der buddhistischen Lehre. Der auch DammaTag, also Tag der Lehre, genannte Tag wird in diesem Jahr am 13. Juli begangen. Anna Hambach [text]

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Fragen & Antworten

Wo fahren viele Aufzüge automatisch?

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ie Halacha, das jüdische Gesetz und Regelwerk für den Alltag, bestimmt, wie sich gläubige Juden zu verhalten haben und was verboten ist. Historisch ist die Halacha ein Teil des Talmuds. Sie gehört zur sogenannten mündlichen Überlieferung, die nach der Zerstörung des ersten Jerusalemer Tempels und im babylonischen Exil festgehalten wurde. Das Regelwerk enthält 613 Vorschriften, 365 Verbote und 248 Gebote, die – teilweise angepasst an die heutigen Gegebenheiten – immer noch Anwendung findet. So wird etwa das ursprüngliche Verbot, am Sabbat Feuer zu machen, heute so ausgelegt, dass keine elektrischen Geräte bedient werden dürfen. Das Verbot macht auch vor dem Betätigen eines Fahrstuhlknopfes nicht halt. Aus diesem Grund werden viele Aufzüge in Israel von Freitag- bis Samstagabend „automatisiert“. Sie fahren selbstständig und bleiben automatisch in jedem Stockwerk stehen, sodass niemand einen Knopf drücken muss.

SPASSRELIGION

Wer glaubt an ein unsichtbares Einhorn? Das unsichtbare rosafarbene Einhorn ist die weibliche Gottheit einer Spaßreligion, die damit theistische Glaubensansichten parodieren will. Zentrales Element ist ein Paradoxon: Die Einhorngestalt der Göttin soll sowohl unsichtbar als auch rosafarben sein. In der englischsprachigen Newsgroup alt.atheism wird das Einhorn am 18. Juli 1990 zum ersten Mal erwähnt. Ihr „Bekenntnis“ verstehen die Erfinder als satirische Kritik am Götterglauben. Sie soll verdeutlichen, wie schwierig es ist, den Glauben an Phänomene außerhalb der menschlichen Wahrnehmung zu widerlegen.

Wer war der heilige „Sturmi“?

Fotos: IMAGO (3), Wikimedia (1)

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turmi“, auch als Sturmius, Sturmis oder Sturm bekannt, kommt um das Jahr 700 als Sohn einer westbayrischen Grundherrenfamilie zur Welt. Der Schüler des heiligen Bonifatius wird in Fritzlar im Kloster ausgebildet und 739 zum Priester geweiht. Zunächst wirkt er als Missionar, dann lebt er drei Jahre lang als Einsiedler, bis Bonifatius ihn mit der Missionsarbeit in Hessen beauftragt. Sturmi sorgt dafür, dass die Gebeine des Bonifatius nach dessen Tod in Fulda beigesetzt werden, wodurch die Bedeutung des dortigen Klosters erheblich steigt. Im Jahr 774 erhält das Kloster Fulda von Karl dem Großen den Königsschutz und damit verbunden den Status einer Reichsabtei. Sturmi begleitet daraufhin Karl den Großen auf einem Feldzug nach Sachsen, wo er jedoch erkrankt. Sturmi stirbt recht bald nach seiner Rückkehr und wird neben Bonifatius beigesetzt. 1139 spricht ihn Papst Innozenz II. offiziell heilig. Sein Gedenktag ist der 17. Dezember. Glauben & Wissen 05/2014


Wissen kompakt

Hat Gott Anspruch auf Urheberrecht? Diese Frage behandelte kürzlich das Oberlandesgericht Frankfurt. Das Urteil lautet: Nein.

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as Urheberrecht für „überirdische Eingebungen“ liege nicht bei Gott, sondern beim Verfasser des Textes. Zu diesem Urteil kommt das Frankfurter Oberlandesgericht am 13. Mai 2014. Zuvor hatte eine amerikanische Stiftung einen deutschen Verein wegen urheberrechtswidriger Veröffentlichung von Textpassagen aus dem Buch „A Course in Miracles“ verklagt. Der Text wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren von einer US-amerikanischen Professorin für Psychiatrie niedergeschrieben. Sie gab zu Lebzeiten an, der Text sei ihr in aktiven Wachträumen von Jesus von Nazareth eingegeben worden. Die Stiftung, der nach dem Tod der Autorin die Rechte an den Texten übertragen wurden, reichte eine Unterlassungsklage gegen die öffentliche Wiedergabe von Textstellen im Internet durch den beklagten Verein ein. Die Argumentation des Vereins, nicht die Psychiaterin, sondern Jesus Christus sei Urheber des Textes, wies das Gericht zurück: „Die Behauptung, das von einem menschlichen Schöpfer hervorgebrachte Werk verdanke seine Entstehung ausschließlich metaphysischen Einflüssen, stehe einer Zuordnung des Werkes zu seinem menschlichen Schöpfer und der Zubilligung von Urheberrechtsschutz nicht entgegen“, so das Gericht in der Urteilsbegründung. Der Verein kann diese Entscheidung nun noch vor dem Bundesgerichtshof anfechten.

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Erschien Jesus auf einem Pfannkuchen? Am Abend des Gründonnerstags beschließt Karen Hendrickson, Inhaberin des Cowgirl Cafés in Norco, Kalifornien, noch zu beten. An Karfreitag hat sie eine Erscheinung: Beim Zubereiten eines „Micky-Maus-Pfannkuchens“ sieht sie statt der Disney-Figur das Konterfei von Jesus Christus auf dem Eierkuchen. „Es sieht wirklich aus wie ein Bild von Jesus, der auf uns herunterblickt“, erzählte Karens Ehemann Gary fassungslos. Der Pfannkuchen wird nicht verkauft, sondern im Tiefkühlfach der Hendricksons für die Nachwelt konserviert. Im Cowgirl Café ist ein Foto ausgestellt.


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