The Red Bulletin F1 Daily AT 02/21

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FREITAG, 2. JULI 2021

EIN FAST UNABHÄNGIGES FORMEL-1-MAGAZIN

FAST AND FURIOUS

DIE SPIELBERG-EDITION


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The Red Bulletin  2. Juli 2021

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F1 Red Bull Ring Bullseye 3

s in die Tasche t griff Valtteri Botta ar St m de r vo en ut Entsetzen, dass Zehn Min bemerkte zu seinem d un lls ra ve -O nn nga anzuziehen. seines Re inen feuerfesten Ta se , tte ha n se es rg er ve

HALLO, STEIERMARK!

GETTY IMAGES, MOTORSPORT IMAGES

JUSTIN HYNES

Exklusives und superseriöses Material aus dem Fahrerlager: Hier sind die heißesten Bilder des vergangenen Wochenendes.

Emotionaler Wirkungstreffer von Max, als er den beiden Ferrari-Fahrern vor dem Rennen eröffnete, dass sie ihm während des gesamten Rennens nie mehr so nahe kommen dürften wie vor dem Start: „Social distancing, boys, ihr kennt die Regeln!“

Lance Stroll un terhält seine Cre w beim Track W mit humorigen alk gern Geschichten au s dem bescheid seines Vaters: „Z en en Le um Geburtstag Golfschläger ge habe ich mir ein ben wünscht (engl.: paar go macht er? Kom mt mit den Schl lf clubs; Anm.). Aber was üsseln für Augu Royal County D sta National, own, St. Andrew s und Turnberr y daher!“


4 Bullseye F1 Red Bull Ring

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2. Juli 2021  The Red Bulletin

Lewis Hamilt o die Aufmerks n versuchte verzweifelt, amkeit der M odeverkäufe zu erreichen rin : „En hier echt nur tschuldigung, gibt es ei ne Kinderabte Hamiltons H ilung?“ und Roscoe, ebenfalls höch modea≠in, tr st ug in aus Hundeled Spielberg Lederhosen er. Was für ei n Styler!

Die beiden linken Fotografen versteckten sich während des gesamten Rennwo chenendes erfolgreich vor Carlos Sainz (im Auto). Der Spanier hatte ihnen beim ­Frankreich-Grand‑Prix eine Woche zuvor Geld geborgt, und nun wollte er es zurück …

GETTY IMAGES, MOTORSPORT IMAGES, PICTUREDESK.COM, PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL JUSTIN HYNES

Deal, er einen guten üb ch si te eu fr i Nicholas Latif rnando Alonso lweltmeister Fe cherbeln. als er mit Doppe auf eBay zu vers ollte ich n ih um , te ch Helm taus tmeister: „S grübelte der Al Währenddessen n von irgendwoher kennen?“ diesen jungen Fa


The Red Bulletin  2. Juli 2021

„Wie viele Bälle könnt ihr sehen? Drei? Zwei? Zählt noch mal nach!“ Daniel Ricciardo verbindet die Fingerfertigkeit eines Jongleurs mit der Gewitztheit eines Hütchenspielers.

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F1 Red Bull Ring Bullseye 5

„Hallo? Wollt ihr di e Pasta wirklich oh ne uns … macht so Was, Arrabiata gib fort das Tor auf! t’s? He, was soll da s?!? Aufmachen!“ Ch und sein Assistent arles Leclerc bekamen bei Ferra ri eine Ahnung, wie mit Sebastian Vette he rzlos 2020 l umgegangen word en war.

Mark Webber hat das Regelbuch für TVExperten offensichtlich gründlicher gelesen als Ex-Teamkollege David Coulthard: „Lies nach, auf Seite 15 steht eindeutig: Niemals socken­ los vor eine Kamera!“

Der Tennisspieler Dominic Thiem nutzte ­seine Verletzungspause klug zur Horizont-Erweiterung: „Sp ort, ein Buch­ stabe plus Ziffer … ATP … nein. Stimmt nicht. Burschen, habt ihr eine Idee?“

IMPRESSUM Chefredakteur Alexander Müller-Macheck Stv. Chefredakteure Justin Hynes, Werner Jessner Creative Director Erik Turek Art Directors Marion Bernert-Thomann, Miles English, Kasimir Reimann Head of Photography Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Project Management Bernhard Schmied (Ltg.), Sara Varming, Anna-Lucia Wilczek Executive Creative Director Markus Kietreiber Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Josef Mühlbacher Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Paul Keith Druck 1a druck Judenburg, Aichfelder Druck Ges.m.b.H., A-8750 Judenburg Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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In Spielberg bekamen wir einen ersten Eindruck vom s ab künftigen Reglement, da geht i rar Fer d. wir ten 2022 gel ge, dabei radikal neue We ! wie es scheint. Viel Erfolg


6 Interview F1 Red Bull Ring

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2. Juli 2021  The Red Bulletin

YUKI ATTACKI

Er ist der schnellste Japaner seit Gō Mifune aus dem Manga „Speed Racer“, spuckt deftigere Worte als die meisten Mechaniker und hat mit seinen 21 Jahren mehr Ahnung vom Essen als fast alle: Der großartige YUKI TSUNODA bringt Leben in die Formel 1. Interview WERNER JESSNER

Auf Social Media ist aber der Bär los … Stimmt. Dabei finde ich selbst Social Media gar nicht so wichtig. Es gehört zu den Dingen, die ich an der Formel 1 am wenigsten mag. Gerade wenn es nicht läuft, schlagen einige über die Stränge und sagen Dinge, die sie mir vielleicht nicht unbedingt ins Gesicht ­sagen würden. Aber das gehört halt zum Job. Was du an der Formel 1 am meisten magst, hast du ja deutlich kundgetan: das Essen im Fahrerlager.

Stimmt. Wobei ich damit nicht sagen wollte, dass das Fahrerlager-Essen in den kleineren Klassen schlecht war, auf keinen Fall. Uns interessiert heute ohnehin das Zweitbeste an der F1. Reifenwärmer! Die sind genial. Mit perfekt gewärmten Reifen kann man ab der ersten Runde attackieren, während man in den kleineren Kategorien immer warten musste, bis sie auf Temperatur waren. Fährst du auch im Alltag schnell? Ja, wenn keiner da ist. Das fahrtechnisch Anspruchsvollste in Milton Keynes sind die Kreisverkehre. Aber selbst da muss man aufpassen. Die wenigsten anderen Verkehrs­ teilnehmer haben eine Superlizenz.

SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL

the red bulletin: Um mit einem Rock-Klassiker vor deiner Zeit zu be­ ginnen: Wie big bist du in Japan? yuki tsunoda: Kann ich leider nicht sagen, da ich seit Dezember nicht mehr daheim war.


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F1 Red Bull Ring Interview 7

DRESS FOR SUCCESS

Yuki Tsunoda macht sich bereit für den Red Bull Ring.


8 Interview F1 Red Bull Ring

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2. Juli 2021  The Red Bulletin

„DAS NETTESTE, WAS HELMUT MARKO ZU MIR GESAGT HAT? DASS ER MEINE LANGEN HAARE MOCHTE.“

Seit 2018 und seinem Formel-4-Titel ist Yuki Teil des Projekts Honda Formula Dream.

Sind Pinzgauer nicht fürchterlich langsam für einen F1-Fahrer? Da geht es mehr um Fahrpräzision als um Geschwindigkeit, gerade im Gelände und gerade mit dieser alten Technik. Ich mag Präzision.

Yuki Tsunoda: zwei Top-10-Platzierungen in seinen ersten sechs F1-Rennen. So kann eine Karriere durchaus beginnen.

Was ist dein Alltagsauto? Ein Honda NSX mit 581 PS. Wow. Ja, sehr spektakulär. Wirklich ein cooles Auto für einen 21-Jährigen. Einer der Vor­ teile, mit Honda in der Formel 1 zu sein. Du bist inzwischen das dritte Jahr in Euro­pa, hast in der Schweiz und Italien gewohnt und lebst jetzt in Großbritannien. Wohin würdest du deine Landsleute bei einem Besuch als Erstes schicken? In die Schweiz. Da habe ich in der Nähe von Lausanne gelebt. See, Berge, perfekt fürs Training mit dem Fahrrad. Gute Küche, französisch inspiriert. Das Essen in Italien mag ich auch sehr, selbst wenn die Region

rund um Faenza, wo mein Team beheimatet ist, angeblich nicht die allerschönste Italiens ist. Vielleicht sollte ich das nächste Mal nicht fliegen, sondern über die Alpen fahren. Apropos Österreich: In Spielberg wird es wieder Zuschauer geben, nachdem deine Heldentaten in der F2 im letzten Jahr vor leeren Tribünen stattgefunden haben. Ach wo, Heldentaten! Ich wollte bloß Punkte für die Superlizenz sammeln, die für die F1 erforderlich ist. Immerhin eine Pole-Position, einmal auf Platz zwei … Stimmt schon. Natürlich wird der Red Bull Ring im AlphaTauri eine Art Heimrennen für mich werden. Du merkst, dass die Menschen

Was steckt hinter deiner Startnummer 22? Ich wollte die Nummer 11, weil ich mit der meine ersten Kartrennen gefahren bin. Damals war ich vier Jahre alt. Ging aber nicht, denn die 11 gehört Checo Pérez. Dann wollte ich die Nummer 7, aber auf der sitzt Kimi. Schließlich habe ich 11 einfach verdoppelt. Kimi ist ein gutes Stichwort. Der ist auch einfach er selbst, und die Fans lieben ­genau das. Ein wenig erinnert er da an den jungen Tsunoda-San: Kam von ­Anfang an als Yuki in die F1, mit allen Ecken und Kanten. Danke, das sehe ich als Kompliment. Ich versuche tatsächlich, mich nicht zu verstellen. Wer Yuki will, kriegt Yuki.

JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES/RED BULL CONTENT POOL

Hast du sonst einen Bezug zu Österreich? Ich mag Schnitzel. Das ist der zweite Ausdruck, den ich neben „Danke schön!“ auf Deutsch sagen kann. Diesen Frühling sind wir mit zwei Pinzgauern, so alten Offroad-­ Autos, quer durch die Berge gefahren. Sehr schön! Viel Natur. Insofern der Schweiz sehr ähnlich, finde ich.

WERNER JESSNER

in Österreich eine besondere Beziehung zu allen Fahrern haben, die mit einem Red Bull-Auto fahren, selbst in kleineren Klassen. 2019 in der F3 durfte ich das glücklicherweise bereits erleben.


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F1 Red Bull Ring Interview 9

Du fluchst auch mit großer Freude. Manchmal sogar am Funk, und dann zum Gaudium der Weltöffentlichkeit. Ich weiß. Das kommt vielleicht daher, dass es auf Japanisch keine Worte wie „F***!“ oder „S***!“ gibt und man das alles viel komplizierter ausdrücken muss. So ein kurzes, prägnantes Wort, das die Stimmungs­lage ­beschreibt, finde ich sehr praktisch. Kommt daher deine Popularität bei ­europäischen Fans? Eher daher, weil ich ganz passabel Englisch spreche und mich daher traue, offen zu sein, und mich nicht fürchte, von einem Fettnapf in den nächsten zu stolpern. Als ich nach Europa gekommen bin, hatte ich Sprach­ probleme, aber ich bin sie offensiv angegangen und b ­ esuche bis heute Kurse. Und du hängst mit den Mechanikern ab, was dein Fachvokabular an Schimpf­ wörtern erklärt. Eher mit Ingenieuren. Es ist wie alles andere Übungssache. Anfangs musste ich alles im Kopf von Japanisch ins Englische übersetzen. Inzwischen denke ich oft direkt auf Englisch. Franz Tost sagt, du seist ein sehr schneller Lerner. Also: generell, nicht nur sprach­ lich. Wenn ich meine Ziele erreichen will, muss ich mich verbessern. Fortschritt macht ja auch Spaß. Was war das Netteste, was Helmut Marko je zu dir gesagt hat?

Yuki Tsunoda wurde von seinem Vater, einem Mechaniker und Hobbyrennfahrer, mit dem Motorsport-Virus infiziert. 2019 wechselte der schnelle Japaner nach Europa und steht seither auf eigenen Beinen.

Dass er meine langen Haare mochte und es schade findet, dass ich sie geschnitten habe. Seither lasse ich sie wieder wachsen. Warst du vor deinem ersten F1-Start ­nervös? Nein, warum? Ich hatte mich darauf gefreut. Die Erwartungen an mich als Rookie sind ohnehin, dass ich lernen soll und darf. Dass es bei der Premiere gleich mit Punkten geklappt hat, war natürlich schön. Was bedeuten die gestiegenen ­Erwartungen für deine Saisonziele? In den Top Ten der Fahrermeisterschaft zu landen wäre gut. Unser Auto gibt das her. Dein Selbstvertrauen erinnert an Max Verstappen. Danke! Das ist ein schönes Kompliment. Wenn ich mir einen Teamkollegen aus­ suchen könnte, dann wäre es Max. Ich kann viel von ihm lernen, und er scheint ein netter Kerl zu sein. Was verbindet dich mit ihm? So lange kennen wir uns noch nicht, aber in Monaco hat er mir gezeigt, wie man einen vernünftigen Gin Tonic mischt und trinkt. Und du bringst ihm im Gegenzug Kochen bei? Max sag, er mag keinen Fisch. Ich würde ihn gern wirklich gutes Sushi probieren lassen, damit er auf den Geschmack kommt. Aber Gin Tonic passt da leider nicht dazu.

Der bislang letzte Japaner in der Formel 1 war Kamui Kobayashi 2014 im schneckenlangsamen Caterham. Andere bemerkenswerte Karrieren von Yuki Tsunodas Landsmännern? Bitte einmal umblättern!

Woher kommt deine Liebe zum Essen? Ich wollte das lernen, weil ich allein wohne. Ich betrachte es als Projekt: mich gut und mit Freude zu ernähren.

„ICH VERSUCHE, MICH NICHT ZU VERSTELLEN. WER YUKI WILL, KRIEGT YUKI.“ Du bist sportlich vielseitig interessiert. Gibt es Athleten, die du eines Tages treffen möchtest? Es gibt Fußballer und E-Sportler, die mich interessieren. Das sind ja auch Sportarten, die ich selbst betreibe. Noch mehr interessieren mich allerdings Sportler aus Disziplinen, die ich nicht selbst aktiv ausübe. Mountainbike-Downhill finde ich supercool. Mit 90 km/h den Berg runter – herrlich! Die beherrschen ihr Sportgerät wirklich. Und was Marc Márquez auf seiner Honda in der MotoGP macht, finde ich unglaublich. Er ist der Beste. Ich drücke ihm bei jedem Rennen die Daumen. Keiner hat einen Style wie er. Würdest du sein Bike probieren wollen? Ich habe leider keinen Motorrad-Führerschein. Aber beim Monaco-GP hatte ich einen 50-Kubik-Scooter zur Verfügung, und habe versucht, ob ich in den Kurven mit dem Knie den Boden berühren kann. Und? Hat leider nicht geklappt, aber ich gebe nicht auf! Kann es sein, dass du alles, was du machst, mit einem gewissen sportlichen Anspruch betreibst? Ja, das war schon immer so!


10 Legenden F1 Red Bull Ring

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2. Juli 2021  The Red Bulletin

Schnell, furchtlos und oftmals undurchschaubar – japanische Fahrer waren schon immer Lieblinge der Fans und haben der Formel 1 im Laufe der Jahre einige höchst außergewöhnliche Momente beschert. Hier sind unsere Top 5. 1. KAZUYOSHI HOSHINO GROSSER PREIS VON JAPAN 1976

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JUSTIN HYNES

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VINZ SCHWARZBAUER

Vom ersten Japan-GP in Fuji 1976 wird wohl nur die letzte Runde des legendären Titelkampfes zwischen Niki Lauda und James Hunt in Erinnerung bleiben – außer für Kazuyoshi Hoshino. Bei seinem Formel-1-Debüt im Tyrrell 007 von Heros Racing kämpfte sich Hoshino bis auf den dritten Platz vor, bis ihn Reifenprobleme zur Aufgabe zwangen. Er sollte danach nur noch einmal in der Formel 1 starten, und zwar im folgenden Jahr in Fuji. In ­seiner Heimat blieb er jedoch noch jahrelang erfolgreich, etwa als mehrfacher japanischer F3000-Meister.


The Red Bulletin  2. Juli 2021

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F1 Red Bull Ring Legenden 11

2. TAKI INOUE GROSSER PREIS VON UNGARN 1995

3. AGURI SUZUKI GROSSER PREIS VON JAPAN 1990

Im bunten Mosaik der F1-Geschichte schillern etliche großartige Leistungen japanischer Fahrer – und ein paar epische Misserfolge. Wir könnten auf Yuji Ide ver­ weisen, dem 2006 nach nur vier Rennen die Superlizenz entzogen wurde, aber der Gedenkstein für die größte Panne muss an Taki Inoue gehen. Nachdem er 1995 nur eines der ersten neun Rennen mit dem grottenschlechten Footwork-Auto beenden konnte, dachte Inoue, dass es beim nächsten ­Rennen in Ungarn so weitergehen würde. Genauso war es auch: Sein Motor ging nach 13 Runden hoch. Doch es kam noch schlimmer. Als er nach einem Feuerlöscher laufen wollte, wurde er prompt angefahren – vom Medical Car. „Peng! Jemand hat mich sehr hart getroffen“, erinnerte er sich. „Aber ich bin perfekt auf meinen Füßen gelandet. Ich gebe mir dafür 9,9 von 10 Stil-Punkten.“

Es dauerte 14 Jahre, bis es ein japanischer Fahrer in der Formel 1 auf das Podium ­schaffen sollte, und das am Steuer eines Under­dog-Autos, dem Larrousse Lola LC90. Das angeschlagene Team hatte Ende 1989 eine Finanzspritze von einem japanischen Chemiekonzern bekommen und konnte somit Lokalmatador Aguri Suzuki ins Cockpit hieven. Für Larrousse-Maßstäbe war das 1990er-Auto ungewöhnlich konkurrenz­ fähig. Bei seinem Heim-Grand-Prix, der von der frühen Kollision zwischen Alain Prost und Ayrton Senna überschattet war, ­kletterte Suzuki dank Null-Boxenstopp-­ Strategie hinter Nelson Piquet und Roberto Moreno als Dritter aufs Podest. 2006 ­kehrte er in die F1 zurück, und zwar als Eigen­tümer des F1-Zwerges Super ­Aguri. Somit kommen wir zu …

4. TAKUMA SATO GROSSER PREIS VON KANADA 2007

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Wir hätten uns für Satos Podiumsplatz beim US-GP 2004 mit BAR entscheiden können, aber Satos eigentliche Sternstunde in der F1 war seine heldenhafte Fahrt auf die sechste Position mit dem schwachen Super Aguri beim Großen Preis von Kanada 2007. Drei Runden vor Schluss lieferte sich Sato am Steuer des unterlegenen Autos ­einen sehenswerten David-gegen-Goliath-­Kampf mit dem amtierenden Weltmeister Fernando Alonso im McLaren. Satos Banzai-­Attacke war mutig, kühn und überraschend präzise. Er drängte den Weltmeister ab, erkämpfte sich den sechsten Platz und sicherte Super Aguri die beste Platzierung in den drei ­Jahren von dessen Existenz.

5. KAMUI KOBAYASHI GROSSER PREIS VON JAPAN 2012 Kobayashi startete ab 2010 bei Sauber und sammelte bei seinen 58 Starts mit dem Team über drei Saisonen 122 Punkte. Seinen größten Moment erlebte er 2012 auf heimischem Boden. Es gelang ihm nicht nur, dem starken Druck von Jenson Button im McLaren standzuhalten, sondern auch den ­Erwartungen der japanischen Fans. Zusätzlich ignorierte er die Tatsache, dass ihn sein finanziell klammes Team gekündigt hatte. Unter diesen harten Bedingungen erkämpfte sich unser Mann seinen einzigen F1-Podiumsplatz, um später sein Glück bei Langstreckenrennen zu finden.


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2. Juli 2021  The Red Bulletin

IN DEN HAUPTROLLEN: Sir Lewis C. D. Hamilton als Detective „Rico“ Tubbs, Max Emilian Verstappen als Detective „Sonny“ Crockett und Stefano Domenicali als Detective Lieutenant „Marty“ Castillo. IN WEITEREN ROLLEN: Sergio Pérez Mendoza als Jenko, Terry Bottas als Schmidt und Juan Pablo Montoya als Der Burger King, Fernando Alonso als „beliebiger europäischen Verbrecher“, Daniel Ricciardo als „lakonischer Australier“, Lando Norris als „nervig übermotivierter, aber im Grunde netter Wesley-Crusher-Typ-Teenie“, Yuki Tsunoda als Kampfsportexperte und Kimi Räikkönen als Polizist, „der wirklich zu alt ist für diese Scheiße“, Andreas Seidl als Hans Gruber, Toto Wol≠ als der Mann mit der weißen Katze, Günther Steiner als er selbst, George Russell als der letzte Pfadfinder, Mick Schumacher als Tango und Nikita Mazepin als Cash. GASTROLLEN: Ron Dennis als Phil Collins und Mattia Binotto als Michael Madsen. MUSIK: der Kassettenrekorder Ihres Vertrauens. DREHBUCH: vom Praktikanten, der vor Spielbergs Haus pennt. REGIE: Michael Masi. EINE FOM-PRODUKTION. Vor Ort in Miami gedreht … aber nicht dort, wo Sie gehofft haben. In diesem Film kamen keine Egos zu (allzu großem) Schaden.

INTERFOTO, GETTY IMAGES, MOTORSPORT IMAGES, ADOBE STOCK

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12 Fiktion F1 Red Bull Ring


The Red Bulletin  2. Juli 2021

Die Formel 1 kommt 2021 nach Miami! Und wir wissen alle, was das bedeutet: ein unsägliches Revival pastellfarbener Jacken mit hochge­krempelten Ärmeln im Groove von „Wickie, Slime und Paiper“ – sowie, hallo, Miami!, die schlimmsten Verbrechen, die ein F1-Fan sich vorstellen kann. Vorhang auf: Hier kommt der Plot zur Thrillerserie des Jahres, in der Spoiler (auf Autos!) sogar erwünscht sind. schaften steckt. Wer ist dieses bösartige Brain, das Formel-Einser aus ihrem vertrauten Biotop lockt, mit menschenunwürdigen Knebelverträgen für immer an die Indys ­kettet und an die Meistbietenden verkauft?

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as sagenumwobene Detectives-Duo Max „Sonny“ Crockett und Lewis „Rico“ Tubbs kehrt aus dem Ruhestand zurück, um undercover in ­einem neuen Fall zu ermitteln: Eine skrupellose Schlepperbande lockt ahnungslose Formel-1-Stars nach Miami und zwingt sie für die zwielichtige F1-Konkurrenz-Organisation „IndyCar“ zu arbeiten. Nach dem Verschwinden eines Franzosen, von dem bestenfalls der Vorname Sébastien und der Codename „Chaot der ersten Runde“ bekannt sind, entdecken Crockett und Tubbs, dass diese Schlepperroute schon seit längerem aktiv ist. Zahllose ehemalige F1-Fahrer werden seit Jahrzehnten in dieser Indy-Hölle, ­bestehend aus prachtvollen Villen mit Segelyachten und Jet-Skis, gefangen gehalten. Crockett und Tubbs haben im Laufe ihrer kriminalistischen Karriere in so manchen Grand Canyon menschlicher Abgründe geblickt. Doch was sich hier vor ihnen auftut, ist eine völlig neue Kategorie des Grauens: Einstige F1-Spitzenpiloten werden von den IndyCaristos gezwungen, ausschließlich Linkskurven zu fahren! Max und Lewis krempeln die Ärmel ihrer blütenweißen Armani-Jackets bis zu den Ellbogen hoch, schieben mit flamingoid pastelliger Ironie „No Jacket Required“ von Musik-Folterknecht Phil Collins ins Kassettendeck und infiltrieren ­dieser Art getarnt den mutmaßlichen Tatort des nächsten Schlepperschlags: das Fahrerlager der „Hard Rock Arena“, VorRon Dennis hof des IndyCar-Unwesens. aka Phil Collins Ihre Mission: die F1-Piloten befreien und herausfinden, welcher größenwahnsinnige Schurke hinter diesen Machen-

F1 Red Bull Ring Fiktion 13

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it sockenlosen Slippern und Ray-BanWayfarer-Brillen bewaffnet, nehmen Crockett und Tubbs ihre Ermittlungen in einem dem Medienzentrum benachbarten Kabuff auf, das sich über mangelnde Körperhygiene und schlechte Ernährung erheben möchte, aber nicht kann (verdammte Journalisten!), kämpfen sich von dort durch Schwärme pelikangroßer Moskitos, ertragen Luftfeuchtigkeit, die Singapur wie den ­Nürburgring im November erscheinen lässt, entern einen antiken VW Passat, der eigentlich als Heckklappenparty-Location diente, und rasen zu recht guten Zeiten im zweiten Training.

Informant: Marcus Ericsson

Mafiaboss: Juan Pablo Montoya

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chuld an diesem ganzen Irrsinn ist der kolumbianische Mafiaboss Juan Pablo Montoya, der Kopf der Schlepperschlange. In einer verzichtbar drögen Rückblende erfahren die Zuseher von „Miami Nice“, wie Don Montoya so tief sinken konnte. Juan ­Pablo war einst selbst ein großer Name in der Formel 1. Er mutierte schlagartig zum F1-Feind, als ihm ein kontrollsüchtiger Teamchef den Genuss von Fast Food untersagte. Und an ebendieser Schwachstelle hängen Crockett und Tubbs ihre Strategie auf. Sie nützen eine der ebenso lähmenden wie unvermeidlichen Indy-Rennunter­ brechungen und locken Montoya mit einer absolut übertriebenen Mahlzeit in einem der zahlreichen Fast-Food-Lokale der Hard Rock Arena aus seinem Versteck. Ihr Plan, Montoya mit K.-o.-Tropfen auf den Zwiebelringen zu betäuben, geht schief, als der stattdessen Crocketts Curly Fries mopst. Nach einer Schießerei mit unsachgemäß gesicherten Heißgetränkebehältern schleppen sie ihn schließlich vor die Rennleitung, die ihn umgehend an die als besonders schnell bekannte australische Justiz übergibt. Job erledigt. Großes Finale: Max und Lewis schaffen es rechtzeitig vor dem Neustart zurück in die Boxengasse, klettern in den Passat und gewinnen dieses verdammte IndyCar-Race.

REZENSIONEN Erfolg verbindet, heißt es, also freunden sich unsere beiden Helden mit dem auch in der Schlepperszene hervorragend platzierten und überraschend lebenslustigen Kripo-­Spitzel Marcus Ericsson, genannt „der Schwede“, an. Dieser führt sie ins Herz des indygenen Verbrechens, wo sie die Bekanntschaft verschollener F1-Stars machen, für die jede Rettung beinah zu spät kommt. Die ExF1-Pros sind bereits dermaßen „ex“, dass sie den Indy-Kram cool finden. Sie denken, dass die Rennen „spannend“ sind, die Technik „geil“ und die Medienheinis „weniger aggro“. ­Klarer Fall von Stockholm-Syndrom.

„Großartig! Viel realistischer als ‚Drive to Survive‘, mit besseren Schauspielern, realistischerer Handlung und jugend­ freier Sprache.“ „Auf jeden Fall plausibler als das Ende von ‚Lost‘!“ „Die Handlung stammt direkt von der ersten Seite des Drehbuchs eines anderen, besseren Films.“ „Das ‚Sharknado‘ dieses Jahres!“ „Besser als ‚Driven‘!“ „Die F1 ist in der Hard Rock Arena genauso richtig am Platz wie ein 20 Tonnen schwerer Gorilla auf dem Empire State Building!“


14 Meine Helden F1 Red Bull Ring

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2. Juli 2021  The Red Bulletin

DANIEL RICCIARDOS

PODIUM -PARADE

Der McLaren-Star wählt seine Top 3, plaudert über seine Leidenschaft für Bagger, Schnitzel und kurze Shorts und verrät einiges über Max Verstappen. TOP-3-DINGE, DIE NUR AUSTRALIER TUN

SSTEN TOP 3 DEINER GRÖ DER -TEAMS SPORTHELDEN O

Komisch reden, in Shorts super aus ­sehen und bei extrem hohen Temperaturen im Sand laufen – nein, wart mal, es gibt noch ein paar andere Orte, wo Leute das mac hen. Streich das. Mit Krokodilen ringen. Das können nur wir.

ichael Jordan Valentino Rossi, M r Federer. ge und, hmmm, Ro

, TOP-3-STRECKENICHT N AUF DENEN DIE F1SOLLTE ER B A FÄHRT, ES

ieren, aber auf dem Wird wohl nie pass au! Dann müsste Stadtkurs von Mac Mugello erwähnen ich normalerweise ztes Jahr e­ igentlich – das haben wir let sage aber trotzschon erledigt. Ich das austra­lische dem Mugello. Und so. Bathurst – einfach

TOP 3 DER F1-ZIELE, WAS GUTES ESSEN ANGEHT Austin, Montreal und Italien. Moment, Schnitzel! Ich ­liebe Schnitzel – mmmh. Okay, Austin, Montreal … nein. Endgültige Antwort: Austin, Italien, Österreich.

SZIELE TOP-3-AUSFLUG ACO IN UND UM MON

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N TOP-3-DINGE, MIT DENE LST IE SP RM FA DU AUF DEINER

wahrscheinlich mit der Dirt Bikes, Buggys und ­ uchstäblich Frontlader, der b ­„Maschine“. Das ist ein ugs bauen, Sprünge – nur zum Spielen da ist: Ze ich n durchaus sagen, dass was auch immer. Man kan t. ha tor en Mo mit allem spiele, was ein

E DU TOP-3-DINGE, OHNE DI ÄSST RL VE US NICHT DEIN HA iPod, Reisepass, Snacks

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Hahaha … Er kommt immer zu spät. Er kennt s­ eine ­Grenzen nicht und gibt zu viel Geld aus. Vergiss nicht, zu schreiben, dass ich bei ­dieser Antwort gelacht habe.

TOP-3-RENNEN, DIE DU ALS DEINE PER TRIPLE CROWN GERN GEWINNEN SÖNLICHE WÜRDEST Das Daytona 500, den Grand Prix von Melbourne und, ­natürlich: die 24 Stunden von Le Man s.

TOP-3-SONGS AUF DEINER PLAYLI ST VOR EINEM RENNEN

„Ditto“ von Aries, „My Life“ von J Cole , und – oh, das ist schwierig, sorry, ich überlege noch, ich hab’s gleich. Ich sag mal: „Aluminum Union“ von Strike Anywhere.

MATT YOUSON

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TOP 3 SCHLECHTER ANGEWOHNHEITEN VON MAX VERSTAPPEN

GETTY IMAGES, PRESS HANDOUT

aco ist Außerhalb von Mon wunderat rr Saint-Jean-Cap-Fe en Tag in ­ e r fü schön, wenn man liebe st lb se o rauswill. In Monac ng tla en e st ich es, an der Kü il ’A -d ap ­ C m nach Westen zu nd ra St m zu zu laufen, hinunter n. hö sc h lic rk von Mala, das ist wi rt do nd eu Fr Drittens hat ein mit Dach­ ein Appartement ich sehr ng terrasse. Da hä e cool. ist s gerne ab. Da


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L E R D N U O C S

oat s-old, a European speedb ar ye 35 s wa r te es Qu an Dieter uring car champion and champion, a European to a lifelong dream and signed up d F2 driver when he fulfille Austrian Grand Prix. to compete at the 1974

2 July, 2021  The Red Bulletin

18. August 1974 Quester’s driving skills were not in question but the same could not be said for the car at his disposal for his 1974 home Grand Prix. The Surtees TS16 he drove was uncompetitive. Tyre-manufacturer Firestone was due to leave the sport at the end of the seas on and was out of motivation. Financially, the team was on the brink of collapse and so entered four cars instead of the agreed two, with team boss John Surtees happy to accept Quester’s sponsorship money. However, Quester was at the bottom of the driver pecking order within the team. The mechanics even left a toolbox on the track at the start of the race. After the race, in which Quester was the only Surt ees driver to finish (in ninth), he calle d the team boss a scoundrel on TV, lead ing Surtees to annul Quester’s three-ra ce contract. Countryman Helmuth Koin igg signed up for the team but he was killed two races later in a crash at Watkins Glen. By contrast Quester continued racin g touring cars for another 40 years.

WERNER JESSNER

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Boschkurve, Österreichring 1974: Dieter Quester in the Surtees TS16 briefly leads McLaren’s Denny Hulme.

ARCHIV DIETER QUESTER, MOTORSPORT IMAGES

16 Magic Moments F1 Red Bull Ring


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