The Red Bulletin Jänner 2015 - DE

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DEUTSCHLAND

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

EISBERGALARM

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Snowboarden in der Antarktis

STUNDEN PARTY

DANIEL KEHLMANN

SO ÜBERSTEHST DU 200.000 BASS-SCHLÄGE

JANUAR 2015

€ 2,50

schreibt in The Red Bulletin

MADS MIKKELSEN

HANNIBAL Und was wir von Dr. Lecter lernen können


o r F . e e n Sch ? d n Na u er Audi D . n e g n u g fek te Bedin r nd e p d in s n men im La ge n m u o g lk in il d e W . B Alle nd Dynamik u n io is z ä r für mehr P

t 8,5–4,9; km: kombinier 0 10 l/ in h uc ra Kraftstoffverb niert 199–129. in g/km: kombi en on si is m -E CO2


. s i E . st Technologie o r t t a u q r weisende e/quattro d i. Q5 mit weg d u a r e t o. Mehr un von quattr



DIE WELT VON RED BULL

28 SNOWBOARD ANTARCTICA

Atemberaubende Bilder eines eiskalten Snowboard-Trips ans südliche Ende der Welt.

RED BULL MEDIA HOUSE, KENNETH WILLARDT/CORBIS OUTLINE (COVER), TERO REPO, HEIKO LASCHITZKI

WILLKOMMEN! „Abgesehen von seinen Ernährungs­ gewohnheiten ist Hannibal Lecter kein ­typischer Psychopath. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu reduzieren!“ Sätze wie diese machen Mads Mikkelsen zum Glücksfall eines Interview-Partners: schlagfertig, ironisch, ernsthaft, offen. Beim Red Bulletin-Termin in London war der Däne zudem rührend um unser aller Fortkommen bemüht. Er verriet etwa, wie man jene Stufe der Weisheit erreicht, auf der man „nur den eigenen Gedanken und der ­inneren Musik“ zu folgen gelernt hat: „durch Radfahren“ nämlich. Mehr ab Seite 42. Viel Vergnügen mit diesem Heft! Die Redaktion THE RED BULLETIN

„Verteidigern davonzulaufen ist bis heute meine Stärke.“ YUSSUF POULSEN, SEITE 58

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JANUAR 2015

AUF EINEN BLICK BULLEVARD 16 CHANGE Das Leben ist Veränderung. (Auch wenn man sein Leben ändert.)

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FEATURES 28 Snowboard Antarctica Wie man Eisberge mit dem Snowboard befährt: hier die Bilder.

MADS MIKKELSEN

Der Däne ist Hannibal Lecter. Und mag ihn sogar. Ein Interview über Leben und Tod.

Europas aktuell größter (und fleißigster) Filmstar im Exklusiv-Interview.

48

48 Streif

Sprüche, Stürze, Anekdoten: das Beste aus 74 Rennen.

56 Stéphane Peterhansel liebt Dakar, wo immer Dakar ist.

58 Yussuf Poulsen

schießt RB Leipzig nach oben.

76 30 STUNDEN PARTY

200.000 Bass-Drum-Schläge, 20 DJs, 8500 Tänzer: Wenn das Fabric in London Geburtstag feiert, dann ordentlich.

60 221,072 km/h

The Red Bulletin an Bord des 24-Stunden-Weltrekord-Mazda6.

STREIF: ZUM 75ER

Volle Hosen, niedergerannte Zäune, 50.000 Weißwürste: das Special zum Jubiläum des Abfahrts-Klassikers.

60 56 WELTREKORDJAGD

221,072 km/h. In einem Serien-Mazda. 24 Stunden lang. Wir blicken hinter die Kulissen eines Weltrekords. 6

STÉPHANE PETERHANSEL

„Unterm Helm bist du immer allein“: Der elffache Dakar-Sieger ist 49. Und fährt den Jungen immer noch davon.

ACTION! 70 71 72 73 74 76 82 83 84 86 88 90 93 96 98

PROFI-GEAR  Danny MacAskill TRAINING  NBA-Star Harrison Barnes TRAVEL  Schweizer jumpen Woopy CITY-GUIDE  Auf nach Danzig! WINGS FOR LIFE WORLD RUN Winterfit NIGHTLIFE  Party-Marathon im Fabric CLUB  Lürzer Alm, Obertauern MUSIK  Pop-Genie Ariel Pink AUTO  Der selbstfahrende Audi RS 7 GAMING  Wie Gott in der Sandkiste SAVE THE DATE  Was so ansteht TV-HIGHLIGHTS  Red Bulls TV-Fenster READ BULL  von Daniel Kehlmann IMPRESSUM MAGIC MOMENT

THE RED BULLETIN

KENNETH WILLARDT/CORBIS OUTLINE, ALEX DE MORA, JUERGEN KLECHA, JÜRGEN SKARWAN, FLAVIEN DUHAMEL/RED BULL CONTENT POOL

42 Mads Mikkelsen


Jeep mit ®

51° 04´ 31˝ N 115° 04´ 09˝ W

Mammatus-Wolken Alberta, Kanada

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Naturphänomene, wie die spektakulären Mammatus-Quellwolken, gibt es viele auf der Welt. Gehen Sie mit dem Jeep® Grand Cherokee, Jeep® Renegade, Jeep® Cherokee oder dem Jeep® Wrangler auf Entdeckungsreise. Jetzt bei Ihrem Jeep® Partner.

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CONTRIBUTORS MIT AN BORD IM JANUAR

„Ich hing am Tandem-Para­ gleiter-Piloten und fotografierte die Eisberge der Antarktis von oben.“ Tero Repos Ausflug hat sich gelohnt. „Snowboard Antarctica“, Seite 28.

HEIKO LASCHITZKI

TERO REPO

WERNER JESSNER

Seit 15 Jahren arbeitet der Berliner Fotograf für inter­ nationale Magazine wie den „Rolling Stone“ und lichtete Musikstars von Harry Bela­ fonte bis Placebo ab. Eine ganz neue Herausforderung stellte für ihn dar, RB LeipzigStürmer Yussuf Poulsen (Interview auf Seite 58) bei Anbruch der Dunkelheit in der Red Bull Arena zu porträ­ tieren: „Sobald er einen Ball vor den Füßen hatte, musste er damit herumspielen“, sagt Laschitzki, „die beste Lösung war, ihn einfach auf den Ball zu setzen.“

Dass er als Finne kein beson­ deres Problem mit Kälte hat und als langjährig erfahrener Freerider ein Gefühl für Tief­ schnee, waren nur zwei Vor­ aussetzungen, um diesen Job zu meistern: eine SnowboardExpedition per Segelboot in die Antarktis („Snowboard Antarctica“, ab Seite 28). Für den 36-Jährigen hielt der Trip dennoch eine echte Heraus­ forderung bereit: „Wir hatten einen Tandem-Paragleiter dabei. Ich hing am Piloten dran und fotografierte wäh­ rend unseres Flugs die Eis­ berge von oben.“

„Einen Weltrekord sollte jeder in seiner Biografie haben“, findet Werner Jessner, der mit sieben weiteren (Renn)fahrern in einem Mazda6 auf Papen­ burgs Ovalkurs den Geschwin­ digkeits-Weltrekord über 24 Stunden brach: 221,072 km/h Schnitt ist die neue Bestmarke in der Kategorie Serien-DieselPKW zwischen 2,0 und 2,5 Liter Hubraum. Der alte Best­ wert, 209,824 km/h, aufge­ stellt vor zehn Jahren, wurde klar überboten. Damals eben­ falls am Steuer des Honda Accord war … Werner Jessner. „km/h 221,072“, Seite 60.

THE RED BULLETIN WELTWEIT

The Red Bulletin erscheint in elf Ländern. Im Bild: das Winterspecial-Cover in den USA

BACKSTAGE

Fotoshoot des Monats mit Alex de Mora „Dass ein Club 30 Stunden offen hat, ist verrückt. Dort 30 Stunden zu shooten ist noch verrückter“, sagt der Londoner Fotograf Alex de Mora über seinen jüngsten Job in Londons Partytempel Fabric, wo er Samstag bis Drei Tage wach beim Partymarathon Montag Gäste und DJs knipste. „Zum Glück hält dich der konstante Techno-Rhythmus wach. Bei Folkmusik hätte ich nie so lange durchgehalten.“ „30 Stunden Party“, Seite 76.

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30 Stunden feiern: ­ utor Florian Obkircher A (li.) und Musikfotograf de Mora in London

THE RED BULLETIN


CAPRA CF comp 1 | 3.499,00 EUR

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K AL AHARI -WÜ STE , S Ü DAFRI K A

BLITZSTART „Du, dein Auto und der Horizont“ – mit diesem Slogan lockt die Kalahari Desert Speedweek seit 2012 Oldtimer-Fans aus der ganzen Welt in die ­Trockensavanne. Das Versprechen: Gas geben ohne Verkehrsregeln – ob im Klassiker-Boliden oder auf dem Bike. Die Jagd nach dem Speed-Rekord startet im südafrikanischen Teil der Wüste. Vorteil der ­Location: Sie ist doppelt so groß wie Spanien. Platz zum Ausrollen gibt’s also genug. www.speedweeksa.com Bild: Tyrone Bradley

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LO N D O N , G RO S S B RITAN N I EN

STREET-STYLE Das Konzept der Red Bull Local Heroes-Tour ist simpel: Vier BMX-Profis bereisen Großbritannien auf der Suche nach lokalen Skateparks und Talenten. Fehlt der Skatepark, trickst man auf artfremdem Terrain – etwa der Westminster Bridge vor dem britischen Parlament. Die Radwege-Markierungen werden dabei mitunter optimistisch ausgelegt, wie die Pros Anthony Perrin, Simone Barraco, Bruno Hoffmann und Kriss Kyle (v. li.) zeigen. www.redbull.com/bike Bild: Rutger Pauw/Red Bull Content Pool

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YU C ATÁN , M E XI KO

FALL-STUDIE Ein gigantisches Tauchbecken mitten im Dschungel? Diese für Mexiko typischen „Cenotes“ entstehen, wenn Decken von Kalksteinhöhlen einstürzen und sich der ­Krater darunter mit Süßwasser füllt. Ein perfekter Ort für das Finale der Red Bull Cliff Diving World Series 2014. Im Bild sehen Sie die Aufwärmsprünge der Athleten. ­Abgesprungen wurde in 19 Meter Höhe, der zu dem Zeitpunkt bereits als Weltmeister feststehende Gary Hunt (GBR) rotiert als Zweiter von links. www.redbullcliffdiving.com Bild: Romina Amato/Red Bull Cliff Diving

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B U L L E VA R D

* Sagt Mark Twain. (Der übrigens seinen Namen geändert hat.)

REVOLUTION

JETZT BIST DU DRAN!

NST DIE D U K A NÄ N D E R N . W E LT H S E L B S T. C O D E R DZI W E I T E I S T D A S I E R I G E R .* SCHW

Der Schnellsprecher als Buchautor: Russell Brand macht der Welt Lust auf politischen Aktivismus. In seinem früheren Leben ging er als Terrorist verkleidet zur Arbeit, war heroinabhängig und prahlte öffentlich mit ­seinen Bettgeschichten. Heute scheint Russell Brand geläutert: Das britische Multitalent isst vegan, praktiziert Transzendentale Meditation. Und nimmt sich jetzt die Welt zur Brust: In seinem Buch „Revolution“ ruft der Jesus unter den Comedians zum radikalen Wandel des politischen Systems auf. Und wie? Fang am besten bei dir selbst an! BUCHTIPP: Russell Brand, Revolution. Erschienen bei Cornerstone, 2014.


BULLEVARD

DEINE ENTSCHEIDUNG

Sexy Seitenwechsel

MUSST DU DICH VERÄNDERN? NIMM ES IN DIE HAND!

Die wichtigsten Fragen im Leben lassen sich einfach beantworten. Wenn du ehrlich bist.

Demonstranten weltweit zeigen: Wenn du etwas bewirken willst, musst du auch etwas tun. Das:

BIST DU UNGLÜCKLICH?

J

N

N

ZEIG GRÖSSE! Aktivisten gegen das Freihandelsabkommen TTIP schleppen schwer an ihrem „Chlorhuhn“.

WÄRST DU GERNE GLÜCKLICH?

J

WILLST DU DEIN LEBEN VER­ ÄNDERN?

J

ZIEH DICH AUS! Da Radfahren in Madrid immer gefährlicher wird, entblättern sich Radler für mehr Radwege.

MACH WEITER WIE BISHER.

N

N

BIST DU BEREIT, FÜR EINEN NEU­ START ZU LEIDEN? SO RICHTIG?

N

J

THE RED BULLETIN

Nein

SCHREIB ES AUF! FEMEN demonstrieren gegen sexuelle Aus­ beutung von Frauen. Da schaut kein Polizist weg.

WIE? ERFÄHRST DU AUF DEN NÄCHSTEN SEITEN.

N

Lass dich überraschen! Andreja Pejić heißt dieses Model aus Australien, das es liebt, unsere Vor­ stellungen von „männlich“ und „weiblich“ durch­ einanderzuwirbeln. Geboren und aufgewachsen als Junge, entdeckte Andrej als Teenager seine weibliche Seite und eroberte schließlich die Laufstege von Paris – in Männer- und in Frauenmode. Vom Männer­ magazin „FHM“ unter die 100 Sexiest Women gewählt, lebt die 23-Jährige heute ganz offiziell als Frau.

CHANGE YOUR LIFE!

Ja

MACH STUNK! Misthaufen vorm Ber­ liner Reichstag: ATTACGlobalisierungsgegner haben die Nase voll.

J

DEAN CHALKLEY, GETTY IMAGES, FOTOLIA, REUTERS(4), CORBIS

J

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BULLEVARD

1 2 3

ENTDECKE DEIN WAHRES ICH UND ENTFALTE DEIN VOLLES POTENTIAL Wir zeigen dir, wie du in sieben Tagen zu einem völlig neuen Menschen wirst. Und zu einem viel, viel besseren.

MONTAG

DIENSTAG

MITTWOCH

FINDE DEN FEHLER!

SUCHE DEN SINN!

RAUS AUS DEM ALLTAG!

Kein Mensch ist perfekt. Und du schon gar nicht, oder? Antwortest du auf nur EINE dieser Fragen mit JA, dann bleiben dir nur noch sechs Tage, endlich NEIN sagen zu lernen.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Hinterfrag deinen Alltag und sei ehrlich zu dir selbst. So wirklich ehrlich!

Das Leben beginnt erst außerhalb der Komfort­ zone. Also: Geh raus und mach genau das Gegenteil von all dem, was du sonst machst. Spür den Wind of Change!

DU … …  bist zu schüchtern, dein eigene­s Spiegelbild anzuspreche­n? …  aktualisierst deine Status­ meldungen nur noch per Copy and Paste? …  stehst morgens nur auf, damit du dich am Abend wiede­r hinlegen kannst? …  schaffst es nicht mal im ­Sitzen, deine Zehen zu ­berühren? …  betrachtest den abwechseln­ den Verzehr von Fertigpizza und Chicken Nuggets als ­ausgewogene Ernährung? …d enkst bestenfalls dann an Neustart, wenn dein Com­ puter abstürzt?

Dann wird’s höchste Zeit, die Ärmel hochund dein Leben ­umzukrempeln.

1. Wenn du eine Sache an dir schlagartig ändern könntest, wäre das: A   mein Körper B   mein Charakter C   meine Intelligenz

Und änderst du im Alltag jetzt schon was d ­ aran?

2. Gibt es eine Sache, die du ­immer schon tun wolltest, aber nie ­getan hast – obwohl sie kein Geld kostet? A  Ja.

Worauf wartest du also? B  Nein.

Weil du so einfallslos bist?

3. Hast du ein Geheimnis, das deine Beziehung gefährdete, wenn es öffentlich würde?

Ist dein Geheimnis so krass oder deine Beziehung so schwach? B  Nein. Ist deine Partnerin/dein Partner so verständnisvoll oder dein Leben so glatt­ gebügelt?

A   Weltberühmt,

aber unglücklich. B   Steinreich, aber unbeliebt. C   Im Beziehungsglück, aber

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Geh in eine Boutique, zieh in der Garderobe alle deine Kleider aus, lege sie ins Regal neben der Kasse, zwinkere der Verkäuferin „Stimmt so!“ zu und spaziere nackt bei der Tür hinaus.   Sag deinem Chef, du würdest ernsthaft dar­ über nachdenken, sein Gehalt zu kürzen.   Ruf deine Mutter an und ­erkundige dich, ob sie immer brav ihren Teller leer isst.   Frag deine Freundin, was sie gerade denkt. Wenn du keine hast, frag deine Therapeutin.

A  Ja.

4. Welches dieser Schicksale würdest du wählen?

Nur wer seinen eigenen Stil findet, kann mit beiden Beinen im Leben stehen.

Schleich dich in eine Selbst­ hilfegruppe für ehemalige Sektenmitglieder ein und stell dich als ihr neuer A ­ nführer vor.

mittellos. Und welches der drei kommt deinem echten Leben am nächsten? Wirklich C? Bist du dir sicher?

„Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.“ LEO TOLSTOI (1828 – 1910)

THE RED BULLETIN

FOTOLIA(2), REUTERS, CORBIS

DER PERFEKTE WOCHENPLAN


BULLEVARD

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DONNERSTAG

FREITAG

SAMSTAG

SONNTAG

KNÜPFE KONTAKTE!

BEWEG DEINEN HINTERN!

AKZEPTIERE DEINE LASTER!

WILLKOMMEN IM NEUEN LEBEN!

Soft Skills sind eine harte Währung: Nur wer seine Mitmenschen begeistert, kann sein Sozialkapital maximieren. Also, misch dich unters Volk!

Widme diesen Tag deinem Körper. Geh Rad fahren. Oder schwimmen. Mach einen Klimmzug. Oder lauf zumindest die letzten zehn Meter zum Bus.

Fünf Schritte vorwärts, ein Sprung zurück: Komm dem Jo-Jo-Effekt zuvor und schließ Frieden mit deinem inneren Schweinehund!

Und, spürst du schon, wie die Kraft deines neuen Selbst in deinen Adern pulsiert? Dann lass dich einfach fallen und genieße jeden Moment!

Schmeiß den Ofen an und leg eine Pizza ein – belegt mit Chicken Nuggets.   Trink vierzehn Flaschen Wein wie Gérard Depardieu. Wenn du dann noch stehen kannst (zwinker!), hab ­hemmungslosen Sex.   Am Ende des Tages schreibst du einen Brief an dich selbst. Die Zeilen erinnern dich dar­ an, dass du für dein früheres Leben zu alt geworden bist.

Entblöße dein wahres Ich – und deine Mitmenschen werden auf dich fliegen!

EISBRECHER

FOTOLIA(2), REUTERS, GETTY IMAGES, NASA

Betretenes Schweigen ist dein Markenzeichen? Bald nicht mehr! Versuche heute, mit fünf wildfremden Leuten ins Gespräch zu kommen. SMALLTALK-TIPPS   Streue interessante Fakten ein, am besten übers Wetter. Beispiel: „Wussten Sie, dass über 80 Prozent der Men­ schen, die vom Blitz getrof­ fen werden, Männer sind?“   Mach deinem Gegenüber ein nettes Kompliment. Etwa: „Schickes Toupet! Darf ich das mal anprobieren?“   Interessante Fragen halten jedes Gespräch am Laufen: „Wann haben Sie zuletzt über die Endlichkeit Ihrer Existenz nach­ gedacht?“

THE RED BULLETIN

ENTSPANNUNG MIT YOGA Die Skorpion-Übung in drei einfachen Schritten: 1  Einatmen. 2  Ausatmen. 3   Skorpion-Stellung

einnehme­n.

Am Montag sehen wir uns wiede­r !

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BULLEVARD

QUANTIFIED ART

LESE-STOFF Für Karrieristen: Diese Klassiker führen dich zur Macht. Merk dir jeweils nur einen Satz!

NICCOLÒ MACHIA­VELLI: IL PRINCIPE „Die Menschen sind so einfältig und hängen so sehr vom Eindruck des Augenblicks ab, dass ­einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen lässt.“

ES GIBT IMMER EIN ERSTES MAL

AVANTGARDE IM ALLTAG Joggen, Hände waschen, T-Shirts tragen: Ja, auch diese Dinge mussten erst erfunden werden. Unser Dank den drei Helden.

IGNAZ SEMMELWEIS Der Budapester Arzt bat seine Kol­ legen, sich vor OPs die Hände zu waschen. Und erntete Spott dafür.

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JERRY MORRIS Konnte in den 1950ern nach­ weise­n: Regelmäßig laufen ist ge­ sund. Und nicht bloß anstrengend!

ROBERT GREENE: 48 LAWS OF POWER „Von Wagemut ver­ ursachte Fehler lassen sich durch noch mehr Wagemut korrigieren. Alle bewundern den ­Tapferen; niemand ver­ ehrt den Feigling.“

DEIN NEUES, ECHTES SELFIE Mit Bewegungsdaten lässt sich einiges anstellen: Missbrauch oder Kunst. Schritte, Likes, Suchanfragen: Alles, was wir tun, lässt sich in Zahlen messen. Oft ohne unsere Zustimmung. Die USKünstlerin Laurie Frick macht das Beste aus ihren Daten, nämlich Kunst. Für alle, die es ihr gleichtun wollen, hat sie eine App entwickelt, die den Blick auf dich verändern wird. FRICKbits ­sammelt deine Standortdaten. Je mehr du dich bewegst, desto bunter werden die Bilder.

Du kannst deine Kunst mit ande­ ren teilen. Oder sie löschen. Mit­ samt deinen Da­ ten, hoffen wir.

KOBAL COLLECTION, GETTY IMAGES, IMAGO

MARLON BRANDO trug in „A Streetcar Named Desire“, was damals als Unter­ wäsche zu verbergen war: ein weißes T‑Shirt. Heute ist es total normal.

DALE CARNEGIE: HOW TO WIN FRIENDS AND INFLUENCE PEOPLE „Sprechen Sie zu den Menschen über sie selbst, und sie werden Ihnen stundenlang zuhören.“

THE RED BULLETIN


24 Stunden. 20 Weltrekorde. 1 Team. Mazda gratuliert den Rekordjägern. 18. Oktober 2014. ATP-Hochgeschwindigkeits-Oval in Papenburg. Am Start: drei Mazda6 SKYACTIV-D 175 Serienfahrzeuge mit revolutionärer SKYACTIV Technologie. Nach 24 Stunden brechen sie 20 Weltrekorde 1, einer davon: 221,072 km/h – höchste Durchschnittsgeschwindigkeit mit einem Diesel-Serienfahrzeug 2. Herzlichen Glückwunsch ans gesamte Team. Die rekordbrechende SKYACTIV Technologie können Sie übrigens selbst erleben – bei einer Probefahrt mit dem Mazda6. Ihr Mazda Vertragshändler erwartet Sie. Mehr unter mazda.de. MAZDA. LEIDENSCHAFTLICH ANDERS.

Kraftstoffverbrauch (innerorts/außerorts/kombiniert): 5,5 / 3,9 / 4,5 l/100 km; CO2-Emissionen (kombiniert): 119 g/km. 1) www.mazda.de/rekordversuch 2) FIA-Rekord für Diesel-Serienfahrzeuge von 2.000 bis 2.500 cm3 vorbehaltlich der Anerkennung durch die FIA (Subject to FIA homologation).

Auch über

www.mazda.de


BULLEVARD

KARRIERE-KNICK

ZURÜCK AN DEN START

MICHAEL JORDAN beendete 1993 seine Basketball-Karriere, um, ja, BaseballProfi zu werden. 1995 war er zurück in der NBA.

Nicht jeder Kurswechsel führt an bessere Ufer. Wir lesen immer nur von Mensche­n, die ihr Leben komplet­t geändert und so zum Erfolg gefunden haben. Doch bei diesen Berühmtheiten ist es genau umgekehrt gelaufen – vielleicht, weil sie ihre wahre Berufung schon längst entdeckt ­hatten.

NAOMI CAMPBELL wollte auch als Sängerin durchstarten, doch ihr DebütAlbum floppte. Wer es anhört, weiß, warum.

LUDWIG WITTGENSTEIN fühlte sich zum Lehrer berufen – fünf mühsame Jahre später war er wieder Philosoph. Logisch.

„Das Leben ist nirgends leicht.“ LUDWIG WITTGENSTEIN (1889 – 1951) FRANKIE MUNIZ beschloss 2006, eine Karriere als Profi-Rennfahrer einzuschlagen. Und gewann prompt – einen Fairness-Award.

BEZIEHUNG

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GETTY IMAGES(4)

DIETMAR KAINRATH

KAINRATH – DAS KLEINE 2  ×   2

ERZIEHUNG

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Schneeweisse

Glücksgefühle!

• 489 PISTEN-KM • 1 SKIPASS


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UPDATE FÜRS LEBEN

Mehr Zukunft ins Heute! Bitte.

GIBT’S DA KEINE APPS DAFÜR?

Wie sollen wir unser Leben ändern, wenn es diese Dinge noch immer nicht gibt? Okay, das mit der Liebe: Liebe gibt es, fehlt nur der Mut.

BEAMEN STATT FLIEGEN Spart Zeit und vielleicht auch Energie. Doch die TomatensaftLobby ist einfach zu mächtig.

MUND AUF, DAMIT WAS AUS DIR WIRD!

Doch. Hier sechs Buttons, die dein Leben besser machen.

Diese drei Delikatessen verändern dich von innen. Glaub uns das!

SCHÖNER Diese Hanfsamen be­ rauschen zwar nicht, lie­ fern aber den perfekten Proteinflash. Dein Körper verbrennt kein Gras, sondern Fett – und wird schön schlank und fit.

STÄRKER In Asien ranken sich Mythe­n um Schlangen­ blut, das neben der Immun­abwehr auch die Manneskraft stärken soll. Harte Fakten freilich gibt es dazu kein­e. Bleibt nur der Selbstversuch.

SCHWITZEN Sieben Minuten am Tag reichen für den Adoniskörper. Mit „FitnessCoach“.

WINGMAN „BroApp“ schickt deiner Freundin SMS, wenn du es vergessen hast.

ARSCHTRITT Egal welches Ziel du hast: „Beemin­ der“ erinnert dich, am Ball zu bleiben.

STECHUHR „Toggl“ misst deine Arbeitszeit und merkt genau, wenn du herumtrödelst.

ENDLOS-PARTY Findet immer de­n besten Club, die beste Bar in deiner Nähe: „event0“.

GLÜCKSBRINGER Beginne den Tag positiv mit einem Eintrag im „Five Minute Journal“.

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FREIE LIEBE Es lebe die Polyamorie! Wie man mit nur einem Partner ewig glücklich wird, bleibt uns nämlich ein Rätsel.

ALLESKÖNNER Waschmaschine und Computer waren ein guter Anfang. Aber wo bleibt er denn nun, der Haushaltsroboter?

Und was bringt das neue Jahr?

CORBIS(3), FOTOLIA(3), GETTY IMAGES(3)

NACHWUCHS Mit ihnen hätten wir gut lachen: Zähne, die ewig nachwachsen. Kann doch kein Problem sein, Biotech-Nerds!

DIETMAR KAINRATH

DIALOG DER DOSEN

KLÜGER Weinbergschnecken sind das Brain Food schlecht­ hin. Ihre Omega-3-Fett­ säuren regen das Ge­ dächtnis an, und das Schilddrüsenhormon T3 steigert unsere Hirn­ aktivität. Blitzschnell!

THE RED BULLETIN


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INSPIRED PERFORMANCE

Abgebildetes Modell: Infiniti Q50 Eau Rouge Concept. Dieses Modell ist ein Konzeptfahrzeug und nicht im Handel erhältlich. Serienfahrzeuge können von der Studie abweichen. Für mehr Informationen zum Infiniti Q50, besuchen sie www.infiniti.eu


BULLEVARD

WIRKLICH GUTE VORSÄTZE

TU DAS IM NEUEN JAHR! Mit dem Rauchen aufhören, weniger trinken, mehr Sport: Gähn! Wir haben fünf echt hilf­ reiche Tipps für den Rest deines Lebens.

Ach du heilige Schei*e! Auf diese Gadgets können wir gern verzichten.

Denkkappe Kraniale Neurostimulation, so nennen Wissenschaftler das, was dieses Ding mit dir anstellt. Einfacher gesagt: Foc.us regt mit Stromstößen dein Gehirn an und soll dich so leistungsfähiger machen. Elektro-schockierend!

Nervensäge

HAB VIERMAL SEX! (RELAX – PRO WOCHE!) Eine griechische Studie zeigt: Menschen, die ­mindestens viermal die Woche Sex haben, verdienen um drei Prozent mehr als solche, die nur einmal in der Woche dürfen. Oder wollen. Oder können.

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LASS DICH NICHT BEFÖRDERN! Wer mehr kann, als sein Job ihm abverlangt, wird befördert. So lange, bis die Stufe seiner Unfähigkeit erreicht ist. Besagt das sogenannte Peter-Prinzip – und so mancher Chef ist der lebende Beweis.

PROKRASTINIERE – ABER RICHTIG! Schiebst du gern Dinge auf? Wissenschaftler haben herausgefunden: Das muss nichts Schlechtes bedeuten. Wer bewusst vertagt, kann mit Druck besser umgehen. Und surft auf der Adrenalinwelle.

HAPIfork schlägt Alarm, wenn du zu viel Essen in dich hineinschaufelst. Wer sich von der Gabel nicht bevormunden lassen will, muss mit der Hand essen. Das macht wirklich happy!

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VERLASS DICH NICHT AUF DEIN BAUCHGEFÜHL! Intuition führt in die Irre, weil wir uns auf unsere Umwelt nicht verlassen können. Deshalb: Nur überlegte Entscheidungen treffen! Nobelpreisträger ­Daniel Kahneman hat darüber lange nachgedacht.

Fotokanone Wiegt 20 Gramm, ist nicht viel größer als ein Daumennagel und schießt pro Minute zwei Fotos. „Narrative Clip“ speichert also jeden Moment deines Lebens. Da vergeht einem das Lächeln. CORBIS(5)

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TRAG MEHR ROT! Psychologen haben festgestellt, dass Menschen auf Fotos mit rotem Rahmen attraktiver wirken. Kein Glück in der Liebe? Dann helfen im neuen Jahr ein paar rote Klamotten. Spätestens rote Boxer-Shirts!

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SNOWBOARD

„Dieses Bild schoss ich in den ersten Tagen der Reise“, erzählt Tero Repo. „Ich blieb am Hauptschiff, während die Jungs im Schlauchboot zu diesem Eisberg gefahren sind. Sie mussten sich beeilen – raufklettern, ein paar Schwünge machen, und dann nichts wie runter. Denn Eisberge können verdammt instabil sein.“


ANTARCTICA

EISBERGE RUNTERZUFAHREN IST DIE EINE SACHE. RIDER BEIM RUNTERFAHREN VON EISBERGEN ZU FOTOGRAFIEREN DIE ANDERE. FOTOGRAF TERO REPO ÜBER EIN EISIGES ABENTEUER. TEXT: PAUL WILSON

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„ D IESES FOTO MACHTE ICH ALS PASSAGIER IN EINEM TANDEM-PARAGLEITER.“ 30


„Wir hatten Christoph dabei, ­einen Piloten, und seinen ­Tandem-Paragleiter. Er flog, ich hing mit ihm drin und habe fotografiert. Auf diesem Foto aus der Paragleiter-Perspektive sieht man Lucas und Xavier auf ihren Splitboards (ein Snowboard, das sich in zwei Skier teilen lässt, Anm.). Splitboards waren durchaus sinnvoll, weil man auf langen ebenen Strecken auf Skiern viel schneller vorankommt, als würde man das Snowboard herumtragen.“


E s gibt drei Dinge, die man als Fotograf bei extremen Reisen in Schnee und Eis beherzigen sollte. „Meide jedes Risiko, das du meiden kannst. Hol dir keine Frostbeulen. Und bleib am Leben.“ Das sagt Tero Repo. Und Tero Repo weiß, wovon er spricht. Er fotografiert seit Jahren Snowboard- und Ski-Expeditionen in aller Welt. „Ich war schon oft in gefährlichen ­Situationen“, sagt der 36-jährige Finne – Lawinenabgänge, schwere Stürze, ernsthafte Verletzungen der Rider. „Je mehr Zeit du in den Bergen verbringst, desto mehr schlimme Dinge erlebst du.“ Der jüngste, einmonatige Trip in die Antarktis hätte besser nicht verlaufen können: lange Tage, viel Sonne, die Snow­ boarder Xavier de Le Rue aus Frankreich und Lucas Debari aus den USA konnten Eisberge und Inseln nach jungfräulichen Abfahrten erkunden. Repo war früher selbst Skifahrer. Mittlerweile fühlt er sich hinter der Kamera wohler. „Zum bloßen Vergnügen fahre ich kaum noch Ski. Jetzt nütze ich meine Skills, um meine Arbeit besser machen zu können.“

Links: „Der Ausblick am Morgen von unserer ‚Golden Fleece‘. Ein schweres, 19 Meter langes Segelboot. Kein Eisbrecher, aber eine 20 Zentimeter dicke Schicht kann sie durchbrechen. Wir haben sie auf den FalklandInseln gekauft.“ Oben: „Links Lucas, in der Mitte Xavier, rechts der Kapitän des Schiffs, Jérôme Poncet.“ Rechte Seite: „Im Schlauchboot der Erste Offizier, Lucas ist am Klettern, bereits oben sind Xavier und unser Reiseführer Tony ­Lamiche. Der Eisberg war ein ziemlich großes Ding.“

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THE RED BULLETIN


„DER KAPITÄN WAR NICHT BEGEISTERT DAVON, DASS WIR AUF EISBERGE KLETTERN. ‚SIE FALLEN OFT IN SICH ZUSAMMEN‘, MEINTE ER.“


„ D IE MEISTEN ABFAHRTEN WAREN SEHR STEIL UND GEFÄHRLICH, ABER WIR HATTEN MIT DEM WETTER IRRES GLÜCK.“

Links: „Ich habe auch ein paar gute Bilder ohne Snowboarder gemacht, zum Beispiel dieses hier von einer Pinguin-Kolonie.“ Oben links: „Dieses Bild ist an Land entstanden, nicht auf einem Eisberg. Xavier und ­Lucas klettern gerade die besichtigte Line hinauf. Sie trugen während des Trips immer die gleiche Montur: Xavier Gelb, ­Lucas Blau. Hinter ihnen, das sind keine Pinguine, sondern Antarktikscharben, glaube ich, eine Art Kormoran.“

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THE RED BULLETIN


„Wir sind meist ein oder zwei Tage an einem Ort geblieben, um zu sehen, wo die Sonne auftrifft. Das war wichtig, denn es war 22 Stunden am Tag hell. Zu früh am Tag war der Schnee zu hart, zu spät war er zu weich. Jeder kleine Fehler hätte böse enden können, also haben wir uns Zeit für alles genommen. Und jedes Risiko vermieden, das sich vermeiden ließ.“

THE RED BULLETIN

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Oben: „Mit einem Bier in den Sonnenuntergang. Aber natürlich erst nach den Aufnahmen, zurück am Schiff.“ Rechts: „Unser Reiseführer Tony macht Lucas eine Art Bandage. Bei einem Sturz war eine alte Handgelenksverletzung wieder akut geworden.“ Hauptbild: „Lucas bei einem Frontside 360. Für ihn kein ­besonders aufwendiger Trick, aber in dieser Landschaft sieht er einfach unglaublich aus.“

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„IN DIESER LANDSCHAFT SIEHT JEDER TRICK EINFACH UNGLAUBLICH AUS.“ THE RED BULLETIN

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„ D AS LICHT DER ANTARKTIS IST GENIAL FÜR EINEN FOTOGRAFEN.“

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„Das Schlauchboot bei der Rückkehr zur ‚Golden Fleece‘. Das war ein Platz, an dem wir übernachteten. Dank dem Wetterglück waren die Vor­ bereitungen der Shootings ganz einfach. Wir mussten nicht für ein paar Augenblicke Licht durch die G ­ egend jagen. Wir konnten einfach jeden Tag zwischen vier Uhr nachmittags und zehn Uhr abends fotografieren.“


„ S O KNAPP AM MEER SUCHST DU DIR DEINE LINES GANZ ­B ESONDERS SORGFÄLTIG AUS.“

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Oben: „Xavier bei einer Abfahrt an Land. Wir kehrten übrigens auch tagsüber immer wieder aufs Schiff zurück. Wir waren insgesamt zu zehnt auf dem 19 Meter langen Segelboot.“ Links: „Lucas bei unserer Schwimm-Session. Wir sprangen einfach von Deck. Das ­Wasser hatte ein paar Grad über null – es fühlte sich gar nicht so kalt an, wirklich.“ Linke Seite: „Wieder Xavier. Wir suchten nach Lines wie dieser, mit Kanten, auf denen ich ­sicher stehen und doch einen guten Eindruck von der Steilheit geben konnte.“ terorepo.com

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WAS MAN VON HANNIBAL LECTER LERNT Mads Mikkelsen geht im Red Bulletin-Interview die ­größeren Themen an: Leben und Tod, Gott und die Welt. Und das Radfahren. INTERVIEW: RÜDIGER STURM B I L D E R : K E N N E T H W I L L A R D T/ CORBIS OUTLINE 42



„ Abgesehen von seinen Ernährungsgewohnheiten, ist Hannibal Lecter kein typischer Psychopath. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu reduzieren!“


M ads Mikkelsen, 48 Jahre, Däne, Sohn einer Krankenschwester und eines Gewerkschaftsfunktionärs, wahrscheinlich derzeit der größte europäische Filmstar. Zum Red Bulletin-Gespräch erscheint er ein ­wenig ungekämmt, unrasiert, das Hemd lose in die Jeans gestopft, aber hellwach und blendend gelaunt. „Bevor wir beginnen, sollte ich Sie vorwarnen“, sagt er. „Wir Dänen sind sehr gut darin, über uns zu ­lachen. Hinter allem, was wir sagen, steckt ein böser Sinn für Humor.“

the red bulletin: Herr Mikkelsen, Sie waren Bond-Bösewicht, Michael Kohlhaas, Held im ­Wilden Westen und der griechischen Mythologie, aktuell sind Sie Hannibal Lecter. Woher kommt Ihr Faible für extreme Charaktere? mads mikkelsen: Die Antwort ist ganz einfach: Mein Leben ist langweilig. Also muss ein Projekt dramatisch sein, aufregend, verrückt. Ich brauche diesen Kontrapunkt. Komödien zum Beispiel mag ich eigentlich gar nicht. Außer sie sind wirklich durchgeknallt. Keine ausgesprochene Komödie ist „Hannibal“. Aktuell drehen Sie die dritte Staffel der extrem ­erfolgreichen Serie. Hatten Sie gar keine Bedenken, diese legendäre Rolle zu übernehmen? Nicht nachdem ich Bryan Fuller getroffen hatte, den kreativen Kopf der Serie. Er wollte mir die Geschichte in zehn Minuten präsentieren. Nach zwei Stunden sprach er immer noch. Er schwärmte von Hannibal wie von einer Liebesaffäre. Nach diesem Gespräch war mir klar: Mit diesem verrückten Kerl gemeinsam will ich das machen. Wie sehr muss man sich und wie sehr darf man sich auf die Rolle einlassen, wenn man einen ­Kannibalen spielt? Hahaha, Sie meinen, ob ich …?

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Mann mit Ausdauer: Seinen Durchbruch als Schauspieler feierte Mads Mikkelsen erst mit siebenunddreißig im dänischen DogmaStreifen „Für immer und ewig“.

… nicht bis in die letzte Konsequenz, natürlich. Abgesehen von seinen Ernährungsgewohnheiten, ist er kein klassischer Psychopath. Hannibal Lecter ist keine eindimensionale Bestie. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu reduzieren. Er liebt Kunst, Musik, ­Essen, Sprachen – und eben auch das Töten. Das ist eine Leidenschaft für ihn. Es liegt sogar eine gewisse, hm, Liebe darin. Die versuche ich auch zum Ausdruck zu bringen … Klingt das jetzt zu verrückt? Vielleicht wollen Sie diesen Gedanken ja ein wenig erläutern. Er ist eines der schrecklichsten Monster, die wir je ­gesehen haben. Klar. Aber wir können, abgesehen von dieser Grausamkeit, viel von Hannibal lernen. Dass das Leben an der Schwelle zum Tod interessanter ist, zum Beispiel. Weil wir uns dadurch bewusst werden, dass wir das Leben jeden Tag voll auskosten sollen. Hannibal hat auch keine Zeit für Banalitäten, er verschwendet keine Zeit für dumme Menschen. Von ­einer solchen Einstellung kannst du lernen. Dazu kommt, dass mich persönlich sein immenses Selbstbewusstsein einfach fasziniert. Wieso? Weil ich ein unsicherer Mensch bin. Ich bin unsicher, jedes Mal, wenn ich etwas ausprobiere, jedes Mal, wenn ich arbeite. Das Gefühl der Unsicherheit ist ein ständiger Begleiter. Jetzt flunkern Sie. Nein, keineswegs! 46

„ Wenn ich merke, dass ich nachzudenken beginne: ganz schlecht. Dann muss ich die Einstellung wiederholen. Egal was der Regisseur sagt.“ Unsicherheit könnte ja hilfreich sein, wenn Sie ängstliche, zweifelnde Typen spielen. Aber Sie spielen Helden. Wie können Sie zugleich unsicher sein und einen Helden darstellen? Ich muss die Unsicherheit vergessen. Ich weiß, das klingt einfacher, als es ist. Mein Weg ist, zu versuchen, beim Spielen in eine Art Flow-Zustand zu kommen. Dann denke ich nicht, dann bin ich. Wenn ich nachzudenken beginne, wenn mir bewusst wird, was ich tue: ganz schlecht. Sobald ich merke, dass so etwas passiert, muss ich die Einstellung wiederholen. Außer der Regisseur ist begeistert. Keine Ausnahme, nein, ich bestehe darauf, sie zu wiederholen. Ich weiß dann, dass es nicht gut war. Ich weiß das, verstehen Sie? Da kann der Regisseur noch so zufrieden sein. Neigen Sie ein wenig zum Einzelgängertum? THE RED BULLETIN


Unser Job ist auf besondere Weise zugleich sehr ­sozial und sehr antisozial. Wenn wir arbeiten, sind wir nonstop von Leuten umgeben. Sonst könnten wir unseren Job gar nicht machen. Gleichzeitig durchlebt man als Schauspieler seinen ganz eigenen Prozess. Du musst ein fremdes Leben in dir finden und aus­ loten. Dabei muss man komplett allein sein, und man muss das auch können, egal wie viele Leute rund um einen sind. Das muss man lernen. Wenn man mal ­gelernt hat, nur den eigenen Gedanken zu folgen und nur der inneren Musik zuzuhören, dann hat das etwas enorm Inspirierendes. Wie lernt man so was? Innere Reife? Meditation? Durch Radfahren. Ah. Mache ich jeden Tag. Ein oder zwei Stunden allein, länger, wenn ich in einer Gruppe bin. Radfahren ist meine Droge. Sie können jeden Marathonläufer oder Triathleten fragen – wir alle kennen dieses Gefühl. Wenn du auf deinem Rad sitzt und fast Blut spuckst, dann produziert dein Gehirn diese Endorphine. ­Tolle Dinger. Nach denen wirst du süchtig. Wenn ich ein paar Tage nicht Rad fahren kann, bin ich ein verzweifelter Mensch. Herr Mikkelsen, Sie legen gerade ein Drogen­ geständnis ab! Hahaha, bis zu einem gewissen Grad, ja. Natürlich gibt es Fälle, wo du vor Erschöpfung einfach nur schwach wirst und dir eine Grippe einfängst. Das ist dann ein schlechter Trip, wenn Sie so wollen. Aber meistens bekommst du einfach eine feine Dosis ­Adrenalin ab. Manche Leute brauchen die Gefahr für diesen Kick und klettern Berge hoch. Das finde ich überhaupt nicht interessant. Was mich inter­ essiert, ist, mich bis zu jener Grenze zu puschen, an der wirklich nichts mehr geht. An der ich einfach nicht mehr kann. Das erfüllt mich. Was daran, genau? Ich habe schon drüber nachgedacht, was es ist. Aber ich weiß es nicht. Ehrlich. Ich bin wohl tatsächlich einfach süchtig nach Sport. Selbst wenn ich nicht auf dem Rad sitze, mache ich irgendeinen Ballsport –

Fußball, Handball, Tennis. Und wenn ich Pause ­mache, schaue ich Sportfernsehen. Ein Rad-Trip, an den Sie sich besonders erinnern? Das war in Los Angeles. Ein Freund hatte zwei Renn­ räder dabei und forderte mich zu einer Wettfahrt ­heraus. Ich war davor einige Zeit nicht gefahren, aber machte mir trotzdem keine Gedanken. Ich bin ja üblicherweise ordentlich in Form. Dann fuhren wir los … die Hügel rund um Los Angeles rauf und runter. Und es war elend. Ich bin fast gestorben. Aus­ sichtslos, ihn zu schlagen. Fürchterlich frustrierend. Nach dem Rennen sagte ich zu mir: Das kannst du nicht auf dir sitzen lassen. Also kaufte ich mir ein Rennrad, bereitete mich vor, und als ich wiederkam, machte ich ihm die Hölle heiß. Das war ein Heiden­ spaß, ich sag’s Ihnen. Man darf sich das so vorstellen, dass Mads Mikkel­ sen rund um Los Angeles auf öffentlichen Straßen private Radrennen gegen seine Freunde fährt? (Lacht.) Nicht als Alltagsbeschäftigung. Aber da war es mir ein echtes Anliegen, die Scharte auszuwetzen. Das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen! Ich will Ihnen nicht nahetreten. Aber es hat einen Sinn, dass Straßen für Rennen gesperrt werden. Es war auch gefährlich, muss ich zugeben. Mitten auf der Straße gibt es in Los Angeles ja diese riesigen Abflussgitter fürs Regenwasser. Die sind zu groß, als dass du mit dem Rad drüberfahren könntest. Da bleibt dein Vorderrad stecken. Das kann auch bei ­geringeren Geschwindigkeiten als 50 Stundenkilo­ metern unangenehme Folgen haben. Aber ich raste mit knapp 50 Sachen auf so ein Gitter zu. Und sah es zu spät, um ausweichen zu können. Ich wusste: Jetzt gibt es entweder eine kapitale Bruchlandung, oder ich schaffe es drüberzuspringen. Das ist mir dann zum Glück auch tatsächlich gelungen. Das Gitter ­erwischte nur einen kleinen Teil meines Hinterrads. Das war wirklich ziemlich knapp damals. Dankt man in solchen Situationen dem Schicksal, seinem Schutzengel? Ich bin so was von unreligiös, unreligiöser geht gar nicht. Klar, es wäre schön, wenn es ein gütiges höheres Wesen gäbe. Aber bis wir in diesem Punkt Gewissheit haben, sollten wir unser Leben besser selbst in die Hand nehmen. Eigene Taten, eigene Verantwortung, ich halte es lieber so. Muss dennoch ein herrliches Gefühl gewesen sein, nach so einem Schock heil geblieben zu sein … Überhaupt nicht! Ich war verärgert und erschrocken. Ich sagte doch vorhin schon: Ich bin nicht an Gefahren interessiert. Mir gibt das keinen Kick. Aber Sie meinten auch, dass das Leben an der Schwelle des Todes interessanter sei. Was nicht heißt, dass du es fahrlässig riskieren sollst. Herr Mikkelsen, bei allem Respekt, Sie sagen das, während Sie eine Zigarette rauchen. Punkt für Sie, hahaha. Ich hab auch versucht auf­ zuhören. Hat aber nicht geklappt. Überlegen Sie doch mal, wem aller Sie auf dem Rad mit sauberer Lunge die Hölle heiß machen könnten. Sie haben recht. Würde ich aufhören, könnte ich möglicherweise schneller fahren. Vielleicht gelingt’s mir ja, wenn ich es so sehe. 47


75 HAHNENKAMM-RENNEN

Hermann Maier konnte sich 2001 in die AbfahrsSiegerliste eintragen.

HÖLLEN

12. Die Streif ist nach jenem Bauern benannt, der die Alm seinerzeit bewirtschaftete. Ein kleiner orthografischer Fehler: Denn der Bauer schreib sich Straiff.

75 Streiflichter zum Jubiläum des härtesten Skirennens der Welt

1. 1. „Ich hatte durchaus Todesangst-Gefühle.“ Stephan Eberharter über sein Streif-Debüt 1991 2. „Das soll die schwerste Abfahrt der Welt sein? Da geht es doch zweimal sogar bergauf.“ Hermann Maier, 1999 3. „Is eh lei a Einbahnstraßn. Da kimmt da koana entgegn.“ Werner Grissmann zu einem leicht bangen Hansi Hinterseer, bevor dieser 1975 auch zur Abfahrt antrat

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4. „Ich hatte die Hose­n voll.“ Fritz Strobl zu seiner ersten Streif-Fahrt 5. „Man muss sich nur am Start überwinden, danach kann man eh nicht mehr stoppen.“ Fritz Strobl klingt nach seinem Sieg im Jahr 2000 schon anders. 6. „Meines Erachtens sind die alle ein bisschen lebensmüde.“ Boris Becker, Tennis­ legende und Streif-Fan 7. „Die Streif ist wie ein guter Actionfilm – bis zum Schluss spannen­d.“ Arnold „I’ll be back“ Schwarzenegger, Kitzbühe­l-Dauergast 8. „Als ich das erste Mal am Start stand,

STRECKE  START: 1665 M

STRECKEN­ LÄNGE: 3312 M

ZIEL: 805 M hätte ich das Starthaus am liebsten wiede­r nach hinten verlassen. Aber ich wollte auch nicht derjenige sein, der mit der Gondel ins Tal fährt.“ Didier Cuche, fünffacher Streif-Sieger

9. 9. „Monaco ist das verrückteste Formel-1und Kitzbühel das verrückteste Abfahrtsrennen – beide führen den Menschen an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.“ Niki Lauda, lebendes F1‑Denkmal

13. Der Ursprung des Hahnenkammrennens ist ein Werbelauf des Kitzbüheler Wintersportvereins. Der wählte einen Termin Ende März, um der Welt zu demonstrieren, dass am Hahnenkamm Skifahren auch dann noch möglich ist, wenn in ­anderen Wintersport­ orten schon der Frühling Einzug gehalten hat. 14. 1950 beginnt der Kitzbüheler Ski Club mit der Ausschreibung des 12. Hahnenkammrennens. Wie er damals auf die Zahl 12 kommt, kann heute niemand ­erklären – Historikern zufolge stimmt diese Zählung nämlich nicht. 15. Der erste Gewinner auf der heutigen Abfahrtsstrecke über die

Streif ist 1937 der Kitzbüheler Thaddäus Schwabl. Auf seinen Holzski benötigt er 3:53,1 Minuten. 16. Früher wollten die Pistenchefs mit möglichst wenig Toren auskommen. Das sparsame Ausstecken der Strecke lässt die Rennfahrer kreativ werden: In den 1950er Jahren suchen sie sich ihre eigene Linie am Hang um die Kirschbäume herum. Auch Egon Schöpf und Christian Pravda dürfte­n davon profitiert haben: Ihre Rekorde in den Jahren 1949 und 1951 bzw. 1954 können sie deshalb aufstellen, weil sie unterhalb des alten Bauernhauses am Oberhausberg eine neue Linie finden, die ihre Strecke ent­ scheidend verkürzt. 17. Die Streif hat eine Länge von 3312 Metern. In den Anfangsjahren des Hahnenkamm­ rennens ist die Abfahrt noch um gut ein Drittel ­länger (4500  Meter). 18. Mit einem Geländewagen käme man auf der Streif wohl nur bis zum Zielhang. Dort ginge es vermutlich nicht mehr weiter. Da Werner Grissmann nicht in Kitzbühel wohnt, hat das nämlich noch keiner ausprobiert.

APA /PICTUREDESK.COM(2), KSC

11. „Bei Olympia kann es auch mal einen Zufalls­sieger geben. Auf der Streif dagegen gewinnen immer die Besten.“ Aksel Lund Svindal, A ­ bfahrtsweltmeister und Super-G-Olympiasieger. Sein bestes ­Ergebnis auf der Streif: ein 2. Platz 2014

10. „Für die Streif reiche­n 95 Prozent nicht. Du musst alles geben können, um sie zu fahren. Sonst wirft sie dich ab.“ Erik Guay, trotz 100 % reichte es 2013 nur für Platz zwei auf der Streif. THE RED BULLETIN


Hannes Reichelt (AUT) triumphier­t 2014 trotz eines Bandscheiben­ vorfalls, opfert für den Sieg sogar seine Olympiateilnahme.


„Da hilft nur Gift.“ Der Zweitplatzierte Henri Duvillard (FRA) über die einzige Möglichkeit, Karl Schranz 1972 in Kitzbühel zu schlagen

Trotz Schrecksekunde – der zuvor gestürzte ­Italiener Stefano Anzi quert die Piste – holt sich Karl Schranz 1972 seinen ­dritten Streif-Sieg.

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Fast 100.000 Zuschauer verfolgen Jahr für Jahr die Hahnenkammrennen hautnah. Die Hälfte davon lockt allein die Abfahrt auf der Streif an.

25. 29.

PRESSEFOTO ULMER, JUERGEN KLECHA/KSC, CORBIS

%

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22. Nach der „Mause­ falle“ wartet mit dem „Karussell“ die nächste Herausforderung auf die Rennfahrer: Eine S-Kombination mit 180-Grad-Kurve führt in den Steilhang hinein

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20. Die berüchtigte „Mausefalle“ wird ­Anfang der 1950er Jahre eingerichtet. Den Namen hat Anton Sailer sen., der Vater der Skilegende Toni Sailer, geprägt. „Iatz schaug amoi, des is wia a Maustrappei“, soll er gesagt haben, weil die Skifahrer in ­diesen steilen Hang wie eine Maus in eine alte Drahtmausefalle hin­ unterstürzen.

MAUSEFALLE: 86 %

%

19. Der Start liegt auf eine­r Seehöhe von 1665 Metern, das Ziel auf 805.

STEILE STRECKE 86

19.

21. Das Starthaus auf 1665 Metern kann ganz­ jährig besucht werden. Dessen Ausblick liefert den Vorgeschmack ­darauf, was die Renn­ läufer auf den nächsten Metern erwartet: Die Ab­ fahrt beginnt mit einem Gefälle von 50 Prozent, nach Bormio (63 %) der zweitsteilste Start im Weltcup. Die ersten 160 Meter werden in durchschnittlich 7,5 Sekunden zurück­ gelegt.

MAX.

ZIEL

TOP-SPEED

153 KM/H

Arnie, immer back in Kitzbühel: „Die Streif ist wie ein guter Action­film – bis zum Schluss spannen­d.“

– dahinter warten be­ reits die Fangnetze. Die­ se Kurvenkombination überhaupt in vollem Tempo fahren zu kön­ nen ist erst seit der ­Erfindung der Carving­ ski möglich. 23. Die Sprünge über die Mausefalle gehen im Schnitt 60 Meter weit. 80 Meter lang war der weiteste gestandene Sprung in der Mause­ falle. 24. 1983 wurde erst­ mals Kunstschnee mühsam auf den ­Hahnenkamm gekarrt – umsonst. Das Rennen fiel aus. Insgesamt sechs Mal wurde die ­Abfahrt wegen Wärme, Neuschnee, Sturm oder Nebel abgesagt.

25. 2007 werden sogar 2000 Tonnen Schnee vom Großglockner in LKW herbeigekarrt. Kosten: rund 350.000 Euro. Aber aller Auf­ wand bleibt umsonst. Schuld ist der Orkan „Kyrill“, der warme Luft und die Veranstalter um ihren Lohn bringt. 26. Ein Streif-Abfahrer muss einstecken können – nämlich harte Schläge, die dem Zehnfachen des Körpergewichts entsprechen. Solchen Kräften sind sonst nur Kampfpiloten aus­ gesetzt. 27. 21, so alt sind die jüngsten Streif-Abfah­ rer Roland Collombin (SUI, 1973) und Franz Klammer (1975), die es aufs Stockerl schaffen. 28. Mit über 37 holt sich Didier Cuche 2012 als ältester Streif-Siege­r die Gams-Trophäe.

29. Etwa 1,3 Millionen Zuschauer werden das Wettrennen auf der Streif live im TV verfolge­n. 30. Bei der ersten ­Abfahrt auf der Streif 1937 bewältigen die Rennfahrer den Steil­ hang nicht in Schuss­ fahrt, sondern in kurzen Schwüngen. 31. 1951 bleibt Christian Pravda vom Kitzbüheler Ski Club mit 2:57,0 als Erster unter drei Minuten. 32. 1961 findet das letzte Damenrennen auf der Streif statt. Siegerin: Traudl Hecher. Dann sperrt man die Strecke aus Sicherheitsgründen für Damenbewerbe. 33. 1987, das letzte wirkliche Duell: In der Kombination siegte ­Pirmin Zurbriggen vor Andreas Wenzel. Sie wa­ ren die einzigen Starter.

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Ein Sturz an der Hausbergkante 1999 beendete die Karriere von Olympiasieger Patrick Ortlieb.

35. Mit zwei Abfahrtssiegen, drei Siegen im Slalom und vier Kombinationstriumphen wird Anderl Molterer zum „Weißen Blitz von Kitz“ – 1958 gewinnt er sogar Abfahrt und Slalom. Ein Erfolg, der nur fünf weiteren Sportlern gelingt, das letzte Mal dem Franzosen JeanClaude Killy 1967.

36. 36. Der „Schwarze Blitz von Kitz“ ist Toni Sailer, zweimaliger Hahnenkammsieger (1956, als er auch den Slalom gewinnt, und 1957). Nach seiner ­Skikarriere wird er ein international gefeierter Film- und Medienstar. 37. Der „Arlberg-Express“, Karl Schranz, siegt dreimal auf der Streif. Nachdem er acht Mal erfolglos angetreten ist, gewinnt er das erste Mal 1966 in der damals neuen Rekordzeit von 2:16,63. 1969

STRECKENREKORDE 1937 1966 1997

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THADDÄUS SCHWABL AUT 03:53,10 KARL SCHRANZ AUT 02:16,63 FRITZ STROBL AUT 01:51,58

und 1972 folgen seine beiden weiteren Siege. 38. 1975 geht ein Stern strahlend auf: Auf der Streif feiert Franz Klammer seinen fünften Abfahrtssieg in Folge – der Startschuss einer großen Karriere für den damals 21-jährigen Kärntner.

41.

39. 1982 schraubt Harti Weihrather als Erster den Streckenrekord auf unter zwei Minuten – 1:57,20. Sein Rekord hält zehn Jahre lang.

41. 2004 geht Stephan Eberharter als Trainingsschnellster ins Rennen, fährt eine Linie, die bis dato niemand gewagt hat, und zeigt nach einhelliger Meinung aller Experten die perfekte Fahrt auf der Streif. Es ist sein zweiter Sieg, nach 2002.

40. 1975, 1976 und 1977 siegt Franz Klammer auf der Streif. Danach folgen sieben wahrlich magere Jahre – bis er 1984 mit einem sensationellen Comeback seinen vierten Hahnenkammsieg erringt. Die Begeisterung der Zuschauer kennt keine Grenzen: Die Zäune im Zielraum werden niedergetreten, Klammer wird mit Sprechchören gefeiert.

42. Nachdem er seinen Rücktritt vom Skisport bekannt gegeben hat, gewinnt Didier Cuche 2012 zum fünften Mal die Streif und krönt sich zum „König von Kitz“. Keiner hat öfter gewonnen. Bester Österreicher ist Franz Klammer (4 Siege), erfolgreichster Deutscher der zweimalige Hahnenkammsieger Sepp Ferstl (1978 und 1979).

43. Dem Sieger auf der Streif winkt mit 70.000 Euro (2014) das höchste Preisgeld im Weltcup. Preisgelder wurden erst 1992 eingeführt. Der Sieger bekam damals 18.000 Schweizer Franken (was rund 20.000 D-Mark entsprach).

44. 44. Ein echter Hahnenkammsieger ist streng genommen aber nur, wer in der bis 2013 gewerteten Kombination aus Abfahrt und Slalom die Nase vorn hat. Der gebürtige Kitzbüheler Andreas Molterer, der Norweger Kjetil ­André Aamodt und der Kroate Ivica Kostelic´ schaffen das vier Mal. 45. Jeder Sieger auf der Streif ist in weißer Schrift auf einer roten

Die Streif ruft. Und gibt es keinen Schnee, gibt es noch Hansi. Seilbahngondel am Hahnenkamm verewigt. Reihenfolge gibt es keine, weder alphabetisch noch chronologisch. Nur die Nummer eins ist fix vergeben: Sie gehört der Kitzbüheler Ski­ legende Toni Sailer. 46. Im Jahr 2005 animiert Hansi Hinterseer 6000 Menschen zu ­einer Wanderung auf die Streif. Die Belohnung für die Strapazen der Wanderer: Hansi singt auf dem Hahnenkamm. Er selbst reist übrigens mit der Gondel an. THE RED BULLETIN

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34. „Kitzbüheler Wunder­team“ werden die Lokalmatadoren ­Anderl Molterer, Toni Sailer, Ernst Hinterseer, Hias Leitner, Christian Pravda und Fritz Huber genannt. Die sechs Skirennläufer dominieren in den 1950er Jahren die HahnenkammRenne­n.


10 STÜRZE: DIE STREIF VERZEIHT KEINEN FEHLER 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 1 0.

KLAUS GATTERMANN GER BRIAN STEMMLE CAN PETER RZEHAK AUT FRANZ HEINZER SUI PIETRO VITALINI ITA PATRICK ORTLIEB AUT HANS KNAUSS AUT THOMAS GRAGGABER AUT DANIEL ALBRECHT SUI HANS GRUGGER AUT

1985 HAUSBERGKANTE 1989 STEILHANGAUSFAHRT 1992 MAUSEFALLE 1994 SEIDLALMSPRUNG 1995 ZIELSCHUSS 1999 HAUSBERGKANTE 2001 SEIDLALM 2005 HAUSBERGKANTE 2009 ZIELSCHUSS 2011 MAUSEFALLE

47. 52. 47. Prominente Opfer. Die Streif ist ein bocki­ ges Ross. Abgeworfen hat sie bereits praktisch jeden Rennläufer, der Rang und Namen hat. Oben eine absolut sub­ jektive Liste der spekta­ kulärsten Stürze, chro­ nologisch geordnet. 48. Entlang der Streif gibt es 150 Toilettenhäuschen – beheizt, weil sonst die Rohre einfrieren würden, und ans Kitzbüheler Kanal­ system angeschlossen.

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49. Robert Redford spielt 1969 die Haupt­ rolle in „Downhill ­Racer“, der zum Teil auf der Streif gedreht wird. 50. Die erste TV-LiveÜbertragung des ­Hahnenkammrennens gibt es 1959. 51. Der Seidlalmsee wird 1994 für die künstliche Beschneiung ­angelegt. Heute leben darin Fische, die aber niemand fischen darf.

52. Die bisher höchste Geschwindigkeit wird im Jahr 2006 gemessen: Michael Walchhofer ­erreicht im Zielhang 153 km/h. 53. 1966 wird entlang der Streif Skigeschichte geschrieben: Auf der „Seidlalm“ entsteht die Idee des Weltcups. 54. 1999 verfolgen 100.000 Zuschauer an drei Tagen die Kitz­ bühel-Rennen live an Ort und Stelle – ein bis dato ungebrochener Rekord. Durchschnitt­ lich werden 15.000 Zu­ schauer beim Super-G, 25.000 Zuschauer beim Slalom und 45.000 beim Abfahrtslauf (in Summe: 85.000) erwartet. 55. An den Renntagen sind mehr als 1450 Personen rund um den Hahnenkamm direkt und indirekt für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung im Einsatz.

56. Durchschnittlich 45 TV-Stationen und 30 Radio-Stationen berichten über die G ­ eschehnisse rund um den Hahnenkamm. 57. Rund 9700 Meter Fangnetze und Rennzäune (1700 m A-Netze, 6500 m B-Netze und zirka 1500 m G-Zäune) werden aufgebaut und mit 5500 Stück PC/ PVC-Stangen montiert.

Die Experten sind sich einig: Stephan Eberharters Sieglauf 2004 war die per­ fekte Fahrt. „Ich ­hätte nicht gedacht, dass man die Streif so runterfahren kann“, wunderte sich Eberharter selbst.

58. Rund zwölf Kilo­ meter Zuschauerzäune werden an rund 8000 Befestigungsstangen entlang der Renn­ strecken angebracht.

Einst Trost für Profis, jetzt im Topf für Promis. Die 5000 Stanglwirt-Weißwürste.

Franz Klammer, Österreichs Nr. 1 auf der Streif. Nur Didier Cuche gewann öfter.

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59. 65. 60. Der Name Kitz­ bühel hat übrigens gar nichts mit Paarhufern zu tun, sondern mit „Chizzo“, einer bajuwarischen Sippe, die sich hier um das Jahr 800 auf einer Anhöhe („Bühel“) ansiedelte.

61. KITZBÜHELER STREIF-SCHUSS

„Streif – One Hell of a Ride“: eine Dokumentation über Angst, Risiko, Temporausch und Demut von Skistars auf der schwierigsten Abfahrt der Welt. Zur 75. Auflage der Hahnenkammrennen erscheint die 115-minütige Dokumentation „Streif – One Hell of a Ride“, die profunde Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt einiger der weltbesten Abfahrer gibt. 18 Kamerateams begleiteten Aksel Lund Svindal, Erik Guay, Max Franz und Hannes Reichelt ein Jahr lang (zwischen Januar 2013 und Januar 2014) bei deren Vorbereitung auf das wichtigste Weltcuprennen der Saison. Neben den persönlichen Schicksalen

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versucht Regisseur Gerald ­Salmina anhand beispiellos eindringlicher Bilder (entlang der Strecke kamen 14 Film­ kameras, Seilkameras und eine CamCat über den spektaku­ lären Zielsprung zum Einsatz) den Mythos der Streif einzufangen, zeigt die schlimmsten Stürze und die packendsten Duelle wie jenes zwischen ­Felix Neureuther und Marcel Hirscher. Kinostart in Deutschland: 15. Januar 2015 Das Making of: „Streif inside“ am 15. 12. um 23.45 Uhr bei ServusTV

61. Obwohl Kitzbühel gerne als Münchner Vorort (vor allem von Münchnern) gesehen wird, gibt es in Kitzbühel keine Weißwürste (Ausnahme: s. u.). Statt­ dessen werden im Ziel­ raum „HahnenkammWürste“ verkauft. Sehen aus wie Frankfurter, schmecken aber natür­ lich viel delikater. 62. Kitzbühel hat rund 8200 Einwohner. Zieht man allerdings die Zweitwohnsitzler ab, würden alle Kitzbüheler ins Olympia-Eisstadion von München passen. 63. In Kitzbühel gibt es insgesamt über 6000 Gästebetten und einen Campingplatz mit 50 Stellplätzen. 64. Was 1991 als Auf­ heiterungsversuch für (nieder)geschlagene Skiprofis in kleiner ­Runde begann, mau­ serte sich zur größten ­Après-Ski-Party des Hahnenkamm-Wochen­ endes. Mehr als 5000 Weißwürste werden all­ jährlich beim „Stanglwirt“ für rund 2000 Gäste aufgetischt, der Promifaktor ist bei Ein­ trittspreisen ab 125 Euro bereits inkludiert.

65. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Streif stieg von 88,4 km/h in den 1960er Jahren auf über 105 km/h im neuen Jahrtausend. 66. Die steilste Stelle der Streif ist die Mause­ falle mit 86 Prozent Gefälle. 67. Der Zielhang hat dem gegenüber „nur“ 68 Prozent Gefälle. 68. Den knappsten Sieg gibt es 1975: Franz Klammer gewinnt drei Tausendstelsekunden ­(entspricht 10  Zentime­ tern) vor Gustav Thöni. Echt hart für den Süd­ tiroler, finden auch die Rennrichter und begnü­ gen sich fortan mit auf Hundertstelsekunden genauer Zeitmessung.

69. 69. Dreimalige Hahnen­ kammsieger werden mit der einmaligen Hahnen­ kamm-Nadel in Gold mit Brillanten geehrt. 70. Seit 1937 führt das Hahnenkamm-Rennen über die Streif. Der ­aktuelle Strecken­ rekord liegt bei 1:51,58 Minuten und wurde 1997 von Fritz Strobl aufgestellt. Theoretisch, gemäß Computer­ modellen, seien sogar 1:30,00 möglich. 71. „Feuer und Eis“, ein Streif-Film mit ­wenig Handlung, aber viel Action über den ExSkifahrer, Ex-Stuntman und Modeschöpfer Willy Bogner. Er wurde 1986 in Kitzbühels Tennis­ halle präsentiert. 72. Mit dem Snowboard braucht man üb­ rigens rund zwei Minu­ ten für die Streif, mit dem Zipflbob dauert es 9:30 Minuten und mit dem Mountainbike zehn Minuten. Geübte

Die Sehnsucht aller Abfahrer: eine „WaldeGams“-Trophäe Läufer schaffen die Strecke im Sommer in 39 Minuten – bergauf. 73. Die Streif hat e­ inen eigenen Marsch. Er heißt „HahnenkammFanfare“ und stammt vom Kitzbüheler Kom­ ponisten und Stadt­ kapellmeister Josef Gasteiger. Im „Take Five“ – dem Kitzbüheler VIP-Nachtclub schlecht­ hin – wird er allerdings nie gespielt. 74. Die erfolgreichste Hahnenkamm-Combo heißt HahnenkammTrio. Ihr bekanntestes Lied, „Du, i möchte dir gern Danke sagen“, landete in der Jahres­ wertung des ORF-Lan­ desstudios Tirol 1986 auf Platz 1 der meist­ gespielten Titel sämt­ licher Musikrichtungen. 75. Angelehnt an das Kitzbüheler Wappentier, erhalten die Sieger der Hahnenkammrennen die berühmte „WaldeGams“ (1933 von Maler Alfons Walde entwor­ fen). Seit vier Jahrzehn­ ten werden die Trophäen von der Kitzbüheler Goldschmiede-Familie Schroll gefertigt. Die Abfahrts-Siegergams ist 76 Zentimeter hoch und wiegt 4971 Gramm. Grundmaterial ist Mine­ ralharz, das nach der Fertigung mit Blattgold vergoldet wird. THE RED BULLETIN

KSC(3), WOLFGANG JANNACH

59. Jedes Jahr errei­ chen zwischen 10 und 15 Prozent der Starter nicht das Ziel. Zwar hat es in über acht Jahr­ zehnten noch keinen Todesfall gegeben, doch die Liste der Stürze ist beachtlich lang.


silvretta-montafon.at


Name Stéphane Peterhansel Geburtsdatum/-ort 6. August 1965 in Échenozla-Méline, Haute-Saône Dakar-Debüt 1988 auf Yamaha Dakar-Erfolge 1991, 1992, 1993, 1995, 1997 und 1998 auf Yamaha in der Bike-Kategorie. Wechsel zu den Autos 1999. Siege 2004, 2005 und 2007 auf Mitsubishi, 2012 und 2013 auf Mini. Zusätzlich zwei zweite und ein dritter Platz. Bei 25 Starts nur 2 (!) Ausfälle.


„Wird Ihnen die Dakar eigentlich nie fad, Herr Peterhansel?“ 25-mal am Start, 11-mal als Erster im Ziel. Kein Pilot in der Geschichte der ­legendären Rallye war erfolgreicher als der 49-jährige Franzose Stéphane ­Peterhansel. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Was treibt ihn an?

FLAVIEN DUHAMEL/RED BULL CONTENT POOL

Text: Werner Jessner

the red bulletin: Also, haben Sie i­ nzwischen nicht schon alles gesehen? Seit 1988 fängt Ihr Jahr gleich an. stéphane peterhansel: Ach, meine große Leidenschaft ist das Erkunden ­neuer Länder. Da sich die Streckenführung jedes Jahr ändert, gab es bislang noch ­immer etwas Neues zu entdecken. Aber dazu müsste man nicht unbedingt Rallyefahrer werden. Stimmt. Im September habe ich zum ­Beispiel Lesotho mit dem Fahrrad durchquert. Warum das? Lesotho wird komplett von Südafrika ­umschlossen. Ich war da noch nie, und da die Dakar in Südamerika fährt, wird sie mich auch nicht so schnell hinbringen. Warum mit dem Fahrrad? Irgendwie muss man sich ja körperlich auf die Dakar vorbereiten. Trotzdem: 25 Dakar-Starts … Meine zweite Leidenschaft ist eben Motorsport. Für mich ist die Dakar die perfekte Kombination. Irgendwann wird man es dann trotzdem gesehen haben, im Wesentlichen. Die Dakar in Afrika bin ich 19 Mal gefahren. Jedes einzelne Mal war der Himmel anders, vom Sand und den Gerüchen ganz zu schweigen. Wo war es am schönsten? Landschaftlich hat mir Algeriens Süden sehr gut gefallen. Als komplette Ver­ anstaltung war die Route von Paris nach Kapstadt am abwechslungsreichsten. In Südamerika ist alles rund um die Kordilleren sehr spektakulär. Nass, trocken, extreme Höhe: Als Reisendem wird dir da schon was geboten. THE RED BULLETIN

Das ideale Alter, die Dakar zu gewinnen? Als ich 35 Jahre alt war, habe ich meinen Landsmann Jean-Louis Schlesser (geb. 1948, Rallye-Dakar-Sieger 1999 und 2000; Anm.) für einen alten Mann gehalten. Heute bin ich noch immer jünger als er bei seinem letzten Sieg. 49 ist doch kein Alter! Im Kopf bin ich noch jung, und körperlich fühle ich mich auch tadellos. Wie lange fahren Sie noch? Einen sechsten Sieg in der Auto-Kategorie hätte ich schon noch gerne. Am Bike habe

„Algeriens Süden gefiel mir sehr gut, die Kordilleren auch. Da wird dir als Reisendem was geboten.“ ich auch sechsmal gewonnen. Das ergäbe ein rundes Bild. Mein Vertrag mit Peugeot Sport läuft jedenfalls über drei Jahre. Haben Sie einst aus Angst Motorrad ­gegen Auto getauscht? Eher aus Überlebensinstinkt. Bei zehn Starts am Bike hatte ich keinen einzigen schweren Unfall. Ich habe Fahrer vor mir sterben sehen, andere sitzen im Rollstuhl. Subjektiv hatte ich immer das Gefühl, ­alles unter Kontrolle zu haben. Doch das war vielleicht trügerisch. Und dann war noch diese Langeweile … Langeweile?!? Ja. Unter deinem Helm bist du immer ­allein, im Himmel und in der Scheiße. Im

Auto kannst du deine Gefühle mit dem Copiloten teilen. Ihr Lieblingsauto? Ich hatte immer sehr schnelle Autos, lauter Allradler. 2015 starte ich zum ersten Mal mit einem heckgetriebenen Buggy, dem Peugeot 2008 DKR. Selbst wenn ich jetzt, drei Monate vor dem Start, nicht das Gefühl habe, dass das Auto schon siegfähig ist, ist es doch jenes, das mir am meisten Spaß macht. Muss der Werksfahrer wohl sagen. Im Ernst! Buggys gesteht das Reglement mehr Federweg als den allradgetriebenen Autos zu, das kommt meinem weichen, ruhigen Fahrstil entgegen. Je schlechter die Piste, desto besser der Peugeot. Wer wird eigentlich schneller sein: Teamkollege Carlos Sainz oder Sie? Derweil noch er. Er hat schlicht mehr ­Erfahrung mit Buggys. Sie könnten ja immer noch auf Trucks umsteigen. Hab ich letztes Jahr einmal probiert. Da geht nix weiter. Kann man mit Autofahren nicht vergleichen. Kein Bedarf! Oder Skateboard. Zum letzten Mal bin ich vor zehn Jahren geskatet, als ich beim Aufräumen der ­Garage über mein altes Board gestolpert bin. Es ging zwar noch ganz gut, aber der Sport hat sich seit meiner Blütephase vor fast vierzig Jahren doch sehr verändert. Wir sind noch Slalom-Bewerbe gefahren. Der junge Mensch von heute weiß gar nicht mehr, dass es das einmal gegeben hat. Ein Eingeständnis des Alters? Eher, dass man ständig dranbleiben muss, will man den Zug nicht verpassen. www.peugeot-sport.com

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YUSSUF POULSEN

„Weltklasse-Stürmer denken schneller“ Dänemarks Team-Stürmer Yussuf Poulsen soll RB Leipzig in die Bundesliga schießen. Ein Gespräch über den Denksport Fußball und das Erwachsenwerden als Profi. Interview: Andreas Rottenschlager, Bild: Heiko Laschitzki

the red bulletin: Herr Poulsen, was macht einen guten Stürmer zu einem Weltklassestürmer? Yussuf Poulsen: Er muss schneller ­denken als seine Gegenspieler. Was heißt schneller denken im Fußball? Die Laufwege der Verteidiger kennen. Wissen, wo die Flanke hinkommt, wenn der Ball noch in der Luft ist. In den Straf­ raum sprinten und ahnen, wo der Pass landet. Wenn du diesen Instinkt hast, ­haben die Verteidiger kaum eine Chance. Wer ist aktuell der schnellste Denker im Weltfußball? Cristiano Ronaldo. Obwohl ich das nicht gerne sage. Warum? Weil ich seit meiner Jugend FC-BarcelonaFan bin. Mir haben die schnellen Stürmer dort immer gefallen: Patrick Kluivert, ­Samuel Eto’o, Thierry Henry. Mit Weltfußballer Ronaldo haben Sie außerdem noch eine Rechnung offen. Stimmt. Wir spielen mit Dänemark in der­ selben EM-Qualifikationsgruppe wie Por­ tugal. Das Hinspiel verloren wir in Däne­ mark 0:1. Torschütze in der 95. Minute: Cristiano Ronaldo. Im Oktober steigt das Rückspiel. Unser Team will Revanche. Ihr Vater stammte aus Tansania (er ­verstarb 1999; Anm.), Ihre Mutter ist Dänin. Sie sind in Kopenhagen auf­ gewachsen. Hatten Sie schon als Kind die Anlagen zum Torjäger? Nein. Als kleiner Junge hatte ich eine mi­ serable Schusstechnik. Dafür lief ich je­ dem Verteidiger davon. Das ist bis heute meine Stärke. Die Schnelligkeit habe ich von meinem Vater geerbt, er war ein ­begabter Hobbykicker. 58

Sie spielten für den dänischen Zweit­ ligisten Lyngby BK, als Leipzigs Sport­ direktor Ralf Rangnick 2013 auf Sie aufmerksam wurde. Worüber sprachen Sie beim ersten Treffen? Ralf Rangnick kam nach Kopenhagen. Er erzählte mir, dass Leipzig in die Bundes­ liga will. Ehrlich gesagt war ich skeptisch. Von einer Stadt namens Leipzig hatte ich noch nie gehört. Und der Verein spielte damals in der vierten Liga. Sie hatten Angebote von deutschen Bundesliga-Vereinen. Warum haben Sie sich für Leipzig entschieden?

„Integration ist ein großes Thema im Fußball. Passt das Umfeld nicht, leidet dein Spiel.“ Mein erster Besuch hat mich überzeugt. Ich habe mir Stadion und Trainingsplätze angesehen. Ich kannte deutsche Bundes­ liga-Stadien – der VfB Stuttgart hatte mich ein Jahr zuvor eingeladen. In Leipzig wurde für eine höhere Liga geplant, das konnte man sofort sehen. Außerdem wollte ich mich sportlich weiterentwickeln. Und dafür brauchst du Einsatzzeit. Leipzig stieg 2013 in Liga 3 auf, zahlte 600.000 Euro Ablöse für Sie. Sie waren als Neunzehnjähriger der teuerste Ein­ kauf in der Geschichte der dritten Liga. Wie geht man mit diesem Druck um? Indem man ihn nicht wahrnimmt. Das nehme ich Ihnen nicht ab.

Ich dachte wirklich nicht dran. Ich wollte einfach nur Fußball spielen. Das Drum­ herum war mir nie so wichtig. Vielleicht ist man mit neunzehn einfach noch zu jung, sich groß Gedanken zu machen? Im Gegenteil. Als Profisportler wirst du schneller erwachsen. Du bist neunzehn, wechselst zum ersten Mal ins Ausland. Kommst in eine fremde Stadt, musst eine neue Sprache lernen. Integration ist ein großes Thema im Fußball. Passt das Um­ feld nicht, leidet dein Spiel. Ihnen scheint das nichts ausgemacht zu haben. Sie sind Top-Torjäger Ihres Vereins. Überrascht es Sie, dass sich Leipzig als Zweitliga-Aufsteiger in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt hat? Ja, weil wir Aufsteiger sind und nicht wussten, wie unser ­Niveau im Vergleich zu den etablierten Vereinen sein wird. Bisher ist unsere Philosophie recht gut aufgegangen: schnell in die Tiefe spielen, aggressives Gegen­pressing. Sie sagten in einem Interview, der deut­ sche Fußball sei körperbetonter als der dänische. Lieben Sie Zweikämpfe? Klar, Zweikämpfe liegen mir. In Deutsch­ lands 2. Bundesliga kannst du hart in die Zweikämpfe gehen. In Dänemark pfeifen sie gleich alles ab. Werden Sie im kommenden Jahr Zwei­ kämpfe in der 1. Bundesliga bestreiten? Wir spielen unsere erste Saison in der zweiten Liga, wollen uns etablieren. Der Aufstieg ist kein Muss. Aber wir haben in der Hinrunde gesehen, dass wir fast alle Teams schlagen können. Und ein ­volles Stadion gegen die Bayern? Die ­Vorstellung gefällt mir. www.dierotenbullen.com THE RED BULLETIN


Name Yussuf Yurary Poulsen Geburtsdatum/-ort 15. Juni 1994 in Kopenhagen Vereine 2012 – 2013: Lyngby BK, seit 2013: RB Leipzig (16 Tore in 42 Spielen, Stand: November 2014) Video-Tipp „Als Jugendlicher habe ich die Tricks des Brasilianers Robinho trainiert. Seinen Fersenheber findet man auf YouTube. Suchanfrage: ,Robinho Trick vs. Barcelona‘.“



5305,745 KILOMETER AN EINEM EINZIGEN TAG: SCHNELLER KANN MAN MIT EINEM NORMALEN AUTO NICHT FAHREN. DAS RED BULLETIN WAR BEIM JÜNGSTEN 24-STUNDEN-GESCHWINDIG­ KEITSWELTREKORD DABEI, AUF­ GESTELLT IN EINEM MAZDA6. T E X T: W E R N E R J E S S N E R BILDER: JÜRGEN SK ARWAN

KM/H

221,072

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F ür pedantisch veranlagte Zeitgenossen sind Geschwindigkeitsweltrekorde mit Serienautos eine traumhafte Sache. Was es da alles zu beachten, zum Richtig­ machen und zum Überwachen gibt! Die FIA, oberste Motorsport-Behörde der Welt, kennt da keine Gnade und vor allem keine Grauzone, ja nicht einmal einen leichten Schleier. Bei Weltrekorden muss alles ­seine Ordnung haben, auf Punkt, Beistrich und letzte Stelle hinter dem Komma. Als Serienauto gilt nur, was direkt vom Band kommt. So weit, so logisch. Aller­ dings steht das Band, von dem in diesem Fall die Mazda6 kommen, in Hiroshima, Japan. Also reist ein FIA-Mann dorthin, zeigt im Mazda-Werk wahllos auf neun fertig produzierte Autos, die hierauf ein­ gesammelt und unter Verschluss gebracht werden. Niemand darf sich ihnen mehr nähern, es könnte ja getrickst werden. In

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plombierten Containern werden die aus­ erwählten Probanden nach Europa ver­ schifft. Von diesen neun Autos darf sich der Hersteller drei aussuchen und nach präzisen Vorgaben zusätzliche Sicherheits­ ausstattung einbauen, sonst aber nichts modifizieren. Serie muss Serie bleiben! Es gibt zwei Orte in Europa, wo man Speed-Rekorde aufstellen kann: Nardò an Italiens Stiefelabsatz und Papenburg in Nordwestdeutschland. Letzteres Areal wird von allen großen Herstellern genutzt, Geheimhaltung ist oberste Prämisse. Keine Maus schafft es unbemerkt aufs Gelände, dessen Herzstück ein 12,3 Kilometer langer Ovalkurs ist, der seine zwei Geraden mit zwei erhöhten Kurven verbindet. „Seiten­ kraftneutral“ heißt das im schönen Tech­ niker-Sprech, und es bedeutet, dass man auch in den Kurven absolut volle Mutti durchballern kann. Einzig limitierender Faktor sind die Tankstopps mit Fahrer­ wechsel: Alle 85 Minuten steht das Auto für 75 Sekunden. So lange dauert es, bis der Tank von der (serienmäßigen!) Tank­ anlage wiederbefüllt ist. Jeder Weltrekord steht für sich, das liegt in seiner Natur. Manche sind beein­ druckend, andere skurril. Man glaubt ja gar nicht, was für Kategorien es gibt. Man unterteilt bei Fahrzeugen in absolute Rekorde (etwa die höchste je an Land er­ zielte Geschwindigkeit: 1227,985 km/h, aufgestellt 1997), weiters Zeit- und Dis­ tanzrekorde, alles säuberlich aufgeteilt in diverse Hubraumklassen. Sehr schön auch die Kategorie A I Klasse 6 über 50.000 ­Kilometer, aufgestellt von sechs wackeren Polen, die 1973 in Wrocław (Breslau) ­exakt 15 Tage, 1 Stunde und 37 Minuten mit durchschnittlich 138,270 km/h im

Drei identische viertürige Mazda6 Skyactiv-D, 175 kW stark, drei FahrerCrews mit sieben bzw. acht Mann. Zwischen schnellstem und langsamstem Auto lagen nach 24 Stunden bloß 0,5 km/h in der Durchschnitts­ geschwindigkeit.


ERST MONATE SPÄTER WIRD DER REKORD ­O FFIZIELL. DAVOR GILT: „VOR­ BEHALTLICH DER ANERKENNUNG DURCH DIE FIA.“


DIE KONTROLLEURE PROTOKOLLIEREN JEDEN FAHRER­ WECHSEL. ES KANN MATERIAL-STICH­ PROBEN BIS HIN ZUR FEUERFESTEN UNTER­ WÄSCHE GEBEN.

Mit einer gewissen Berechtigung lässt sich sagen, dass ein Weltrekordversuch wie dieser seine Spuren eher am Menschen als an der Maschine ­hinterlässt. Auch der 50.000-Kilometer-­ Rekord wäre wohl kein Problem für ­dieses Auto.


Kreis gebrettert sind (in einem Renn-­ Polski-Fiat, wie der Fachmann aus der Klassifizierung in Gruppe A ersieht). Die drei Mazda6 mit Skyactiv Technology hingegen treten in der Kategorie B III Klasse 10 (Serien-PKW mit Turbodieselmotor und einem Hubraum zwischen 2000 und 2500 ccm) an. Den bestehenden Rekord hält Honda mit dem Accord, er ist genau zehn Jahre alt und steht auf 209,824 km/h, plus/minus. Plus/minus? Man stellt bei einem 24‑Stunden-Weltrekord nämlich nicht ­einen einzelnen Rekord auf, sondern rund zwanzig. Beispiele? Höchste Durchschnitts­ geschwindigkeit nach einem Kilometer, nach zehn, nach 100, nach 500, 1000 und 5000. Das Ganze gibt’s auch in Meilen und Stunden (eine, sechs, zwölf und natürlich 24 Stunden, die Königsdisziplin). Nur akkreditierte Mechaniker dürfen die Autos betanken, nur lizenzierte Fahrer sie bewegen. Die Kontrolleure protokollieren jeden Fahrerwechsel, es kann MaterialStichproben bis hin zur Unterwäsche ­geben (feuerfest nach FIA-Zertifizierung; gilt selbstredend auch für die Socken). Selbst wenn die Autos serienmäßig sind, sorgen Überrollkäfig und SechspunktSicherheitsgurt doch für Rennfeeling. Helmpflicht herrscht sowieso, der Fahrer ist per Funk mit der Box in Verbindung und sieht an einem extern installierten GPSEmpfänger die präzise Geschwindigkeit zusätzlich zu der am Tacho angezeigten (die rund fünf Prozent höher liegt als die tatsächliche). Ein Reifendruck-Kontroll-

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Je höher oben im Oval, desto schneller. Wir sehen hier also eine nicht ganz optimale Linienwahl.

system überwacht die bis zum maximal erlaubten Wert von 3,7 bar aufgepumpten vier Pirellis; Leichtlauf ist alles. Haben die Fahrer, aus der Box kommend, die Höchstgeschwindigkeit im sechsten Gang einmal erreicht, müssen sie eigentlich nur noch Kilometer runterspulen und warten, bis der Tank leer ist. Falsch.

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ie in jeder Disziplin gibt es gut und exzellent, und je enger das Reglement, desto präziser muss das Individuum arbeiten, um einen Unterschied machen zu können. Je weiter oben du die Steilkurven fährst, desto schneller bist du. Wir kennen das Phänomen aus NASCAR, wo in vergleichbaren – wenngleich viel kleineren – O ­ valen gefahren wird. Hältst du das Auto bei Tempo 230 eine Handbreit unter der Leitschiene, zeigt dir das GPS am Ende der 29 Sekunden dauernden Kurvenfahrt um 1 km/h mehr an, als wenn du einen halben Meter Sicherheitsabstand hältst. Derlei frisst Konzentration. Es hilft die alte Extremsport-Weisheit: Schau, wohin du fahren willst, notfalls mit einem Auge. Das zweite ist ein Backup-Scanner, der sich um andere Dinge kümmert, ­suizidale Vögel etwa, die sich vor den Mazda stürzen wollen. Grundsätzlich könnte man die Steilkurven freihändig fahren. Das Auto sucht sich seinen eigenen Weg. Bloß am Übergang zu den Geraden musst du leicht die Lenkung öffnen, ganz sanft, um nur ja nicht zu viel Weg zurückzulegen. Wir sprechen hier von Zentimetern. Eine Runde dauert 3 Minuten und 14 Sekunden, je nach Wind vielleicht eine halbe Sekunde

kürzer oder länger. Gute Fahrer schaffen es, ihre Rundenzeit während des kom­ pletten 85-Minuten-Stints auf drei Zehntel­ sekunden präzise abzuspulen. Wer 24 Stunden lang im Kreis fährt, erlebt alles: tief stehende Sonne, finstere Nacht, in diesem Fall sogar einen kleinen Regenguss. Das alles hat die Fahrer aber nicht daran zu hindern, das zu tun, wofür sie hier sind: Vollgas zu geben, und zwar zu jeder Sekunde. Die Motoren schnurren, in Summe werden sie nach den 24 Stunden kaum ­einen Viertelliter Öl verbraucht haben. Auch die Fahrer sind brav, es gibt keine Konzentrationsfehler. Selbst die Fauna ­Papenburgs, namentlich die fliegende, verhält sich unauffällig und stürzt sich nicht in die roten Geschosse, die konstant vorbeisausen. Am Ende trennen das schnellste und das langsamste Auto nach 24 Stunden weniger als 0,5 km/h Durchschnitts­ geschwindigkeit. In Summe sind 20 Weltrekord-Marken aufgestellt, davon die wichtigste: 221,072 km/h nach 24 Stunden. Weil aber alles seine Ordnung haben muss, werden die Autos sofort nach Zieldurchfahrt verplombt, in eine Werkstatt gebracht und von FIA-Technikern auf ihre ­Regelkonformität überprüft. Erst wenn die ihren Segen geben, beginnt die Papierkram-Abteilung zu arbeiten. Rund drei Monate wird es dauern, bis die Best­ marken offiziell anerkannt sind. Da sollten die drei Weltrekord-Fahrzeuge bereits auf dem Weg zu ihren endgültigen Destinationen sein: Eins geht ­zurück nach Hiroshima ins Werksmuseum, eins kommt in die Zentrale von Mazda Deutschland, und das dritte hat sich ein schlauer Händler gesichert: Ein Welt­ rekord-Fahrzeug im Showroom, das ­können echt nicht alle. www.mazda.de/rekord

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Unglaublich, aber Raab.

SCHLAG DEN RAAB SAMSTAG 20.12. // 20:15 WE LOVE TO ENTERTAIN YOU.


Das sind Ihre Begleiter, wenn es mal wieder richtig laut wird. Seite 83

Ihr Programm im Januar

AC T I O N ! REISEN / EQ U I PM ENT / PARTY / WO RKO UT / C ITY GU I D E / M USI K / EVENTS / TV

Power Ranger

ANSTECKENDE BEGEISTERUNG: MOUNTAINBIKE-TRIAL-HERO DANNY MacASKILL LIEBT DIE STROM-KTM.

MARCO CAMPELLI

PROFI GEAR, Seite 70

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ACTION!

PROFI-GEAR

DANNY ’S STUFF VOM GLEICH­ GEWICHTS-GURU EMPFOHLEN Hinterbremse Dort, wo bei Benzin-Bikes die Kupplung ist.

Akku Wiegt rund 28 Kilo, ist in einer Minute getauscht. Power für bis zu zwei Stunden.

SENNHEISERHEADPHONES

Kein Auspuff Leise, umweltfreundlich – und: Man kann sich nicht verbrennen.

Ein altes Modell, das nicht mehr produziert wird, aber auch nicht ­kaputtgeht. Über die Jahre sind wir zusammen­ gewachsen. sennheiser.com

Motor Leistet bis zu 22 PS. Reicht im Gelände!

RUMBLE ROLLER Sehr unkomfor­ tabel. Massiert das Bindegewebe ­wunderbar. Habe ich bei der Reha entdeckt, hilft aber auch nach einem langen Bike-Tag.

Ladegerät Nachtanken an der Steckdose ohne Ausbau.

rumbleroller.com

Megaskill & Kilowatt KTM FREERIDE E  TRIAL-SUPERSTAR DANNY MacASKILL IST VERLIEBT IN SEIN MOTORRAD, DAS MIT STROM FÄHRT. Danny MacAskill, der 28-jährige Trial-Profi aus Schottland, ist nun auch motori­ siert unterwegs.

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Die KTM Freeride E machte mir als Radfahrer den Umstieg denkbar leicht. ­Keine Gänge, keine Kupplung, kein heißer Auspuff, am Lenker zwei Brems­hebel wie beim Fahrrad. Nach ein paar Tagen fuhr ich schon Wände hoch! Andere Dinge, die ich am Fahrrad blind kann, etwa Fakie Manuals, brauchen mit der

KTM eine perfekte ­Abstimmung. Ich ­benutze die KTM Freeride E, um Trails frei zu fahren, auf denen ich dann mit meinem Mountainbike trainiere. Ob es je ein Motorrad-­ Video von mir geben wird? Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt. Dafür muss ich aber noch ein wenig üben!  www.ktm.com

FIVE TEN FREERIDER Der Schuh mit dem perfekten Grip in allen Lebenslagen, auch im schotti­ schen Regen. Und er trägt meinen Namen! fiveten.com

THE RED BULLETIN


ACTION!

WORKOUT

Warum Harrison Barnes Schnellkraft trainiert? Darum.

Harrison Barnes, 22, ist Small ­Forward des NBATeams Golden State Warriors.

Hochsprung BASKETBALL  SO BRINGT SICH HARRISON BARNES, FORWARD DER GOLDEN STATE WARRIORS, FÜR DIE NBA-SAISON IN FORM. „Die Fähigkeit, das Maximum aus dem Körper rauszuholen, unterscheidet die ­außergewöhnlichen von den guten Ath­ leten“, sagt NBA-Profi Harrison Barnes. „Im Profi-Basketball heißt das vor allem: Explosivität und Schnelligkeit.“ 2013, in seiner ersten Saison beim Team aus ­Oakland, Kalifornien, erreichte Barnes in den Playoffs einen 16-Punkte-Schnitt. Nach einer durchwachsenen Folgesaison sicherte sich der 2,03 Meter große Forward die Dienste von Personal Coach Travelle Gaines, der über 300 Football-Profis be­ treute und auch Stars wie Sean „P. Diddy“ Combs fit machte. Sein Hauptaugenmerk: die Beinarbeit und der schnelle Übergang von der Defensive in die Offensive. „Wir trainieren viele Sprungkraft- und Lauf­ übungen“, so Gaines. „Entscheidend: star­ ke Knöchel und Zehen für einen schnell­ kräftigen Absprung.“  www.nba.com

I N D I E K N I E! „Kniebeugen mit Schulterdrücken sind ein großartiges Ganzkörper-Workout“, schwärmt Coach Gaines. „Die besten Ergebnisse erzielt man mit 2 bis 3 Sätzen zu 12 bis 15 Wiederholungen.“

Trainieren wie ein NBA-Profi. In einem Video gibt Harrison Barnes Einblicke in sein persönliches Workout. Jetzt auf www.redbulletin.com

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FUSSFESSEL

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HERI IRAWAN

SKLZ LATERAL RESISTOR „Dieses Widerstandsband habe ich immer ­dabei“, sagt Gaines. „Einfach über den Knöcheln fixieren und für einige Sekunden hochintensive Schrittmuster – z. B. Sidesteps, Sternschritte, Ausfallschritte – ausführen … das kräftigt die Hüften und verbessert die Schnellkraft.“

THE RED BULLETIN

Aufrechter Stand, Füße hüftbreit, Kurzhanteln auf Schulterhöhe, Arme nah am Körper

Kniebeuge ausführen, Oberkörper bleibt aufrecht, Knie über den Füßen

Beim Hoch­ kommen Hanteln über den Kopf stoßen. Zum Abschluss in die Ausgangs­ position zurückkehren

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ACTION!

TRAVEL

Eine zunehmend beliebte Art, den Belag des Wintersportgeräts zu schonen

HÖHEN & TIEFEN ADRENALIN-RAUSCH AUF SCHWEIZER ART

GESCHÜTTELT Sich einmal wie James Bond in „Golden­Eye“ fühlen? Der 220-MeterBungee-Jump vom Locarno-Damm im Südschweizer Tessin macht’s möglich. trekking.ch

Big Air, aber sehr Snowboard- oder Ski-Spaß, kombiniert mit dem ­Adrenalinkick des Drachenfliegens? Gibt es seit ein paar Jahren. Nennt sich Woopy Jump und bekommt in den Schweizer Alpen mehr und mehr Aufwind – und Anhänger, die mit rund 50 km/h einen eisigen Hang runterbrettern, Board oder Ski an den Füßen und ­einen deltaförmigen, aufblasbaren Flügel auf den Rücken geschnallt. Damit verwandeln sie Sprünge in schwerelose Segelphasen mit bis zu 30 Sekunden Airtime. „Es fühlt sich an, als würde man fliegen“, erzählt Emma Shore, eine kanadische Snowboarderin, die Woopy Jumping im Westschweizer Skigebiet Schwarz­ see (Lac Noir; Kanton Freiburg) ausprobiert hat. „Der Drachen ist federleicht, und während des Gleitens fühlt man sich einfach schwerelos.“ Noch steckt der Sport in den Kinderschuhen. Nur eine Handvoll Wintersportresorts in der Schweiz, der Heimat des Woopy Jumping, bieten entsprechende Kurse und Leih-Equipment. Aber die Begeisterung derjenigen, die ihre ersten Höhenflüge schon hinter sich haben, ist riesig. „Ich bin schon viel geboardet und habe einige Jumps hinter mir“, sagt Shore. „Aber mit einem Drachen auf dem Rücken ist das was ganz anderes. Es ist wirklich der Hammer.“ jump.woopyjump.com

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INSIDER-TIPP GANZ ODER GAR NICHT „Das Wichtigste ist, dass du dich zwischen Schnee und Luft entscheidest“, sagt Emma Shore. „Denn wenn du beim Abheben zögerst, klappt es nicht. Also lass dich auf den Drachen ein und flieg los!“

GESPRUNGEN Helikopter-Rundflug über die Alpen, Ausstieg auf 4500 Metern für einen atemberaubenden Tandem-Fallschirmsprung. helicopterskydive.com

Die Guten schaffen bis zu 30 Sekunden Airtime.

Und so lenkt man

„Es gibt zwei Arten zu lenken“, sagt Laurent de Kalbermatten, Erfinder des Woopy-Drachens. „Entweder wie beim Drachenfliegen den Schwerpunkt verlagern oder unabhängig an den Steuerbügeln ziehen und so den ­Neigungswinkel des Drachens verändern.“

GEPICKELT Sich in Gletscherspalten abseilen und selbst wieder rausklettern – ­unter Anleitung der erfahrensten Eiskletter-Guides der Schweiz ein unvergessliches Erlebnis. swissalpineguides.ch

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GETTY IMAGES(2), FOTOLIA(2)

W OOPY JUMPING  LUFTIGE IDEE: SNOWBOARDEN ODER SKIFAHREN MIT DRACHENFLIEGEN VERBINDEN.


ACTION!

MY CITY

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„Eine Million gute Bekannte“ DANZIG  FEINER JAZZ, IRRE ARCHITEKTUR, FAMILIÄRES FLAIR – WAS DIE POLNISCHE HAFENSTADT ZUM REISE-GEHEIMTIPP MACHT.

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„Auf den ersten Blick erinnert Danzig an westeuropäische Hafenstädte wie Amsterdam oder Brügge“, sagt der polnische Star-DJ Tomek Hoax über seinen Geburtsort, „wegen der Backsteinkirchen und der Kanäle hier. In Wahrheit aber ist Danzig einzigartig: Es bildet mit den Nachbar-Citys Sopot und Gdynia die aufregende ‚Dreistadt‘ (‚TrÓjmiasto‘), die für ­jeden Geschmack etwas parat hat: Sopot, die Party­ metropole, Gdynia, die Ruheoase, Danzig, die Altstadt mit Cafés, Pubs und Jazzbars. Die Menschen? Eine Million Dreistädter leben hier, und jeder scheint jeden zu kennen. Zu den Touris ist man offen, und denen gefällt’s: Es werden von Jahr zu Jahr mehr.“

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1 SFINKS 700 Al. Franciszka Mamuszki 1 „Danzigs bester Club. Hier spielen internationale wie lokale Top-DJs. Chef ist der welt­ berühmte Jazzpianist Leszek Moz˙dz˙er. Er ist oft vor Ort und improvisiert gern am Piano mit den DJs. Einzigartig.“

EXTR A KI C K ACTION IN UND UM DANZIG

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2 KRUMMES HAUS Jana Jerzego Haffnera 6 „Touristisch – aber ein Mustsee: das irre Konstrukt bauten zwei polnische Architekten, inspiriert von bizarren Grafiken des Schweden Per Dahlberg. Innen? Shops, Kneipen, Spielhallen … und viel Trubel.“

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Resident DJ: Tomek Hoax, 35, aus Danzig

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3 MURALE Stadtteil Zaspa „Ein Bezirk mit einmaligem Flair: Hier verzierten Street-­ Artists die grauen kommunistischen Wohnblocks mit riesigen Graffiti. Wer alle sehen will, sollte zwei Stunden Gehzeit einplanen. Es zahlt sich aus.“

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4 NEIGHBOUR’S KITCHEN Szafarnia 11 „Frage: Essen in Danzig? Antwort: Neighbour’s Kitchen. Der Laden ist mega-beliebt und bietet Luxusmenüs wie auch Burger – für hohe Ansprüche: Selbst die Burger-Brötchen werden hier selbst gemacht.“

5 FOOD TRUCKS Dreistadt

„Unsere Food Trucks sind ­legendär. Es sind mobile und knallbunte Imbisswagen, die dort auftauchen, wo was los ist. Mein Lieblings-Truck? ‚Mukabar‘ mit seinen genialen Falafel-Sandwiches.“

EISSEGELN

WRACKTAUCHEN

WINTER-SKATEN

Segelboote auf Kufen, blankes Eis, Speed … Die zugefrorenen masurischen Seen sind ein ­Paradies für Eissegler.

Versunkene Meeresschiffe tauchend erkunden? An der Danziger Küste ist dies auch im Winter möglich.

Der 1500-m²-Outdoor-Skate­ park ist neu. Dank des milden Meeresklimas macht Skaten hier sogar im Winter Spaß.

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balticdive.pl

abiskatepark.pl

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ACTION!

WINGS FOR LIFE In Form kommen für den Wings for Life World Run: Nütze die Nacht.

GOOD GEAR EIN PAAR AUS­ REDEN WENIGER: SO MACHT LAUFEN IN DER NACHT SPASS.

PETZL TIKKA XP Stirnlampe mit bis zu 160 Lumen, 85 g leicht, rote und weiße Lichtfarbe und konstantes Licht auch bei ­abnehmender ­Batterieleistung: petzl.com

7   W INGS FOR LIFE WORLD RUN  IN DEN WINTERMONATEN LEGT MAN DAS FUNDAMENT FÜR GUTE FORM IM FRÜHJAHR. 10 TIPPS, UM RECHTZEITIG ZUM WINGS FOR LIFE WORLD RUN IN BESTFORM ZU SEIN. Trotze der Dunkelheit. Lang im Büro, draußen ist es finster, und die ewig gleiche Joggingrunde ver­ lockt so gar nicht? Probiere es trotzdem aus. Die bekannte Umgebung wirkt in der Dunkelheit völlig anders. Das Gehirn kompensiert fehlende optische Reize. Plötzlich bist du hellwach. Das Altbekannte wird wieder spannend.

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Zieh dir was an. Angst vor einer Ver­ kühlung? Kluge Kleidung, in Zwiebelschichten getragen, hält die Körpertemperatur im grünen Bereich. Wichtig: Ohren, Hände und vor allem Füße nicht vergessen! Richtig fies sind ­kalte und nasse Zehen. Dagegen ­helfen gute Outdoor-Lauf­ schuhe und Gore-Tex-Socken.

Sei sichtbar. Reflektoren auf Jacke, Hose und vor allem an den Schuhen geben Autofahrern eine faire Chance, dich recht­ zeitig zu sehen. Ähnliches gilt auch für Waldläufer, von denen der eine oder andere von einem ambitionierten Jäger schon mit einer Wildsau verwechselt worden sein soll. Siehe dazu auch Punkt 6.

Schau genau. Dunkelheit ist nicht gleich Dunkelheit: Schon ein kleiner Schritt abseits des ­planierten oder asphaltierten Weges kann ausreichen, um böse umzuknöcheln. Moderne LED-Stirnlampen wiegen nur ein paar Gramm, stören so gut wie gar nicht und erleuchten deinen Pfad.

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Orientiere dich. Dunkelheit verändert das Gefühl für Raum und Zeit. Verlasse dein vertrautes Terrain in konzentrischen Kreisen, um im Zweifelsfall rasch genug wieder nach Hause zu gelangen. Night Running bemisst sich eher in Zeit als in Strecke.

Lass Schlafende schlafen. Nicht einmal das größte Formtief rechtfertigt es, in tiefster Winternacht quer­ feldein durch den Wald zu hetzen. Vor allem Hase, Hirsch und Reh sehen das genauso: Läufer haben in der Nacht im Wald nichts verloren. (Das gilt im Übrigen auch für die Jägerschaft. Und Tourengeher. Und Mountainbiker. Und ­Hunde.)

DER WELTLAUF

Ein Startschuss für sechs Kontinente: Am 3. Mai 2015 steigt der zweite globale Laufbewerb der Sport­geschichte. Die ­Zielgruppe: alle, die sich mit der ganzen Welt messen wollen. Mehr Infos: www.wingsforlifeworldrun.com

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Neigungsgruppe Nachtaktiv. Training in der Gruppe ist ein großartiger Motivator. Es gibt weniger Ausreden, ­weniger Gründe, dem Schweine­ hund die Oberhand zu über­ lassen. Nie ist das Gemeinschaftserlebnis stärker als in der Nacht.

Laufe ein Rennen. Es gibt mehr davon, als du glaubst. In vielen Städten haben sich Organisatoren gefunden, die Läufern wie dir einen Wettkampf in der Dunkelheit bieten. Es gibt bei weitem mehr Nachtläufer, als der ein­ sam Trainierende ahnt. 20.000 Starter und mehr sind keine Seltenheit (Wien).

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Tu dir was Gutes. Die heiße Dusche hinterher, das Prickeln auf der Haut, der Tee mit Honig, das Stück Lebkuchen auf dem Sofa: Wer in der Nacht draußen spielen war, wird die heimatliche Höhle umso mehr genießen. Alle jene, die, statt zu laufen, mit Lebkuchen in der Hand auf dem Sofa lümmeln & krümeln, sollten zu Recht ein schlechtes Gewissen haben …

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THE RED BULLETIN

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Night Running

Hör zu. Okay: Du bist gewohnt, mit Kopfhörern zu laufen. Ohne Musik geht bei dir gar nichts. Probiere es bei Dunkelheit trotzdem ohne. In der Nacht sind deine Ohren auf maximalen Empfang gestellt. Die Nacht klingt anders als der Tag.


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30 Stunden Seth Troxler (oben) ist einer von 20 hochkarätigen DJ-Gratulanten. Beim Fabric-Geburtstag spielt er zwei Sets: die Frühschicht um zehn Uhr morgens und die Afterparty 20 Stunden später.


PARTY

200.000 Bass-Drum-Schläge, 8500 Tänzer, 20 DJs, drei Floors: Im Oktober feierte Londons bester UndergroundClub Fabric seinen 15. Geburtstag. Mit einem Party-Marathon von Samstagnacht bis Montag früh. Text: Florian Obkircher  Bilder: Alex de Mora

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Samstag, 23:00

Oliver Bourke ist gerüstet. Im Jutebeutel hat er Zahnbürste, Haargel und Sonnenbrille da­ bei. „Ungewöhnliche Nächte verlangen nach ungewöhn­ lichen Maßnahmen“, sagt er. Der 25-jährige Grafikdesigner ist hier, um zu feiern. 30 Stun­ den lang. Denn Londons bester und größter Underground-Club Fabric ­feiert sein 15-jähriges Bestehen mit einem Party-­ Marathon bis Montag früh. Seit einer Stunde steht Bourke in einer 150-MeterSchlange an. „Seit ich 18 bin, komme ich her. Die DJs im ­Fabric haben mich musikalisch erzogen“, sagt er. „Und heute sind 20 der weltbesten am Start: Ricardo Villalobos, Seth Troxler, Craig Richards …“

23:02

Ein dreistöckiges viktoriani­ sches Backsteingebäude, ­dezenter „Fabric“-Schriftzug über der schweren Metall­ doppeltür, davor Absperrgitter. 78

Rechts werden die Karten­ besitzer abgefertigt, links drängen sich die, deren Namen auf der Gästeliste stehen. Und die, die darauf hoffen. „Hier!“, brüllen vier Leute der zier­ lichen jungen Frau mit GlitzerMake-up entgegen, Jo Neill, 25, unter der Woche Architek­ tin, samstags Wächterin an der Party-Himmelspforte. „Name?“ „Andy Harris.“ „Leider nicht auf der Liste.“ „Aber … Seth Troxler hat mir versprochen …“ „Sorry, Darling, bitte stell dich auf der anderen Seite an.“ In normalen Nächten ­stehen 300 Namen auf Neills Liste, heute sind es 842. Wer Neill passiert hat, muss durch einen Metalldetektor, bevor die Leibesvisitation durch den kastengroßen Türsteher folgt, samt Taschenkontrolle.

Sonntag, 00:14

Der Spitzname des Clubs ist Labyrinth, und das nicht ganz ohne Grund. Die drei unter­

irdischen Dancefloors sind durch zwei breite BacksteinTreppengewölbe miteinander ­verbunden. Es sind die Haupt­ verkehrsadern des Clubs. ­Dazwischen Balkons, Bars, ­Toiletten – und ausreichend verwinkelte Wendeltreppen und enge Gänge, um sich gründlich zu verlaufen. Be­ schilderungen gibt es keine. „Raum 3? Hier links, durch den Gang rechts, die Treppe hoch. Alles klar?“

00:18

In Raum 3 lehnt Keith Reilly an der Bar. Kurzhaarschnitt, Dreitagebart, schwarzes T‑Shirt, der Fabric-Chef. Nach dem 19. Oktober 1999 befragt, schmunzelt er. „Die erste Nacht war chaotisch. Drei Stunden vor Einlass hatten wir noch keinen Strom“, sagt der 55-Jährige. „Am Ende der Party stellten wir fest, dass keiner von uns wusste, wie man das Gebäude verriegelt. Also blieben wir einfach und feierten weiter.“

Reillys Idee damals war, e­ inen Underground-Club von Musikliebhabern für Musik­ liebhaber zu betreiben. „Einen Ort, an dem der Besucher nicht nach seinem Outfit be­ urteilt wird“, sagt er. „Und das zu einer Zeit, als es in London fast nur Schnösel-Clubs gab, in denen HandtäschchenHouse lief.“ Über 4000 Künstler traten seither bei 2600 Events auf, annähernd fünfeinhalb Millio­ nen Besucher tanzten in dem ehemaligen Fleischkühlhaus. Allein beim Geburtstagsfest werden 8500 erwartet. 2007 und 2008 wurde das Fabric vom Szene-Organ „DJ Magazine“ zum besten Club der Welt gewählt. Nach dem Erfolgsrezept befragt, sagt Reilly nur ein Wort: Authen­ tizität. Und führt aus: „Die Guettas und Aviciis dieser Welt legen nicht bei uns auf, auch wenn viele dieser gelackten Superstar-DJs gerne würden. Wir buchen nur DJs mit Vision und Leidenschaft.“


01:15

Raum 1 ist das Zentrum der Party-Kathedrale. Zehn Meter hohe, unverputzte Ziegel­ wände, über die Decke ziehen sich dicke Metallrohre. Grüne Laserstrahlen schneiden durch die Nebelwand. Die DJ-Kanzel ist kaum erhöht und von einem zwei Meter hohen Metallgitter umgeben, sodass man den DJ eigentlich nicht sieht. Soll auch so sein. Denn der Star hier ist die Musik. Und die schießt aus vier riesigen hängenden Lautsprechern aus ­allen Ecken auf die hunderte Tänzer nieder. Der Fußboden ist mit 400 Sensoren aus­ gestattet, die Schallwellen in Vibrationen umwandeln. Der Bass wumst so arg, dass beim Tanzen die Knie schlottern.

04:15

Ein bulliger Security-Typ ­bewacht die Metalltür neben dem clubeigenen Bankomaten. Nur wer ein goldenes Plastikarmband mit der Aufschrift „Rockstar“ trägt, darf passieren. Der Backstage-Raum. Wer hier rumhängt, ist wichtig. Oder fühlt sich so. An die 40 Szenegestalten drängen sich in dem 15 Quadratmeter großen, dunkelrot ausgemalten Zimmer. Es ist stickig und heiß. Der kleine Ventilator in der Ecke heillos überfordert.

04:18

Tatsächlich ein Rockstar unter den Rockstar-Band-Trägern ist Normski. Angegrauter Vollbart, kratzige Stimme, leuch­ tende Augen. Ständig klopft

„DIE GUETTAS UND AVICIIS DIESER WELT LEGEN NICHT BEI UNS AUF, AUCH WENN SIE DAS GERNE WÜRDEN.“

ihm jemand auf die Schulter, immer wieder wird er umarmt. Vielen der hier Anwesenden brachte Normski bei, was House-Musik ist. In den späten 1980er Jahren moderierte er die erste Dancemusic-Sendung im britischen Fern­sehen. Das selbstbewusste Lebensmotto des Party-Vete­ranen: „Ich brauch das Nachtleben nicht, das Nachtleben braucht mich.“ Im Fabric ist er seit 15 Jahren Stammgast. „Äußerlich hat sich der Laden kaum ver­ ändert, er ist immer noch so abgefuckt wie am Anfang“, sagt er. „Und das ist gut so, die Leute kommen wegen der Musik. Um die Champions League der DJ-Welt spielen zu sehen. Frag britische DJs nach ihrem Karriereziel. Die Antwort ist immer die gleiche: einmal hier aufzulegen.“

Bei der größten Party des Jahres arbeiten 245 Leute im Fabric. Vom Barpersonal über den Pizzabäcker bis zu den DJs. Einer davon ist Craig Richards (Mitte, oben). Seit der Eröffnungsnacht vor 15 Jahren steht er ­jeden Samstag hinter den Plattenspielern in Raum 1. Rechts unten: DJ James Jackson und Szene-Veteran Normski plaudern im Backstage-Raum über die Anfangstage des Super-Clubs.

09:32

Super Marios kleiner HipsterBruder betritt den BackstageRaum: Seth Troxler. Lockenkopf, Schnauzbart, Hüftgold. 79


„Seth! Seth!“ Zwei hübsche Frauen fallen ihm zur Begrüßung um den Hals. Der US-DJ sieht erschöpft aus, obwohl sein Set erst in einer Stunde beginnt. Wie plant man einen Gig um 10.30 Uhr? Schläft man vor oder gleich gar nicht? „Letzteres. Ich komme direkt vom Flughafen. Vor ein paar Stunden hab ich noch bei ­einem Festival in Amsterdam aufgelegt.“

11:45

Laut Plan hätten Marcel Dettmann und Ben Klock schon vor zwei Stunden abdrehen sollen. Die beiden Stamm-DJs aus Berlins legendärem Club Berghain schwitzen seit elf Stunden hinter den Plattenspielern in Raum 2. Als Abschluss­ nummer spielen sie „Idioteque“ von Radiohead. Als Dettmann von der Kanzel steigt, wirkt er erstaunlich frisch. „Die ersten drei Stunden haben sich etwas gezogen, aber dann ist die Zeit verflogen“, sagt er. War das heute das längste Set seiner 80

Karriere? „Nein. Im Berghain hab ich einmal 16 Stunden am Stück gespielt.“ Die Dienst­ woche ist für ihn noch nicht zu Ende. In drei Stunden geht sein Flieger nach Amsterdam, weiter zur nächsten Party.

14:00

Halbzeit. 15 Stunden Party sind geschafft, Zeit zu verschnaufen: Drei junge Frauen machen auf den Lederfutons in Raum 2 Yoga-Übungen. In Raum 1 hockt eine Gruppe junger Männer an der Wand, wie Embryos, Beine angewinkelt, Kopf zwischen den Knien. Einer von ihnen ist Oliver Bourke. Seine Augen sind klein und rot. Er muss nicht erwähnen, dass er vergessen hat, Deo-Spray in seine Tasche zu packen. Er ist entschlossen durchzuhalten. „200.000 Bass-Drum-Schläge“, murmelt er. „Ich hab’s mir ausgerechnet. 30 Stunden Techno. Das bedeutet zirka 200.000 BassDrum-Schläge. Ich will keinen einzigen verpassen.“

16:05

Wie stärkt man sich beim ­Party-Marathon, wenn man den Club nicht verlassen will? Im Raucherhof gibt’s einen Pizza-Truck. An die 100 Pizzas hat der Koch mit gezwirbeltem Schnurrbart in den letzten drei Stunden gebacken. Der Bestseller bislang: „Smokey Seth“ mit würzigen Schweinefleischstreifen und scharfer Jalapeño-Salsa-Sauce, nach einem Rezept Seth Troxlers. „Deftige Kost“, sagt der Koch beim Anblick von Bourke. „Vielleicht nimmst du besser ein Stück Margherita, das verträgt der Magen leichter.“

19:00

Ein Pharao mit Dreadlocks und Sonnenbrille schleppt

Pappkartons auf die Tanz­ fläche. Der Inhalt: Perücken in allen Farben der Geschmacksverweigerung, Bauarbeiter­ helme, Pferdemasken, Zwergmützen, Priesterkutten, Riesenschnuller. Eine Geburtstagstradition im Fabric: Es ist die einzige Nacht des Jahres, in der Kostüme im Club erwünscht sind. Die kleine Geste hat großen Effekt: Binnen weniger Minuten drängen sich die Gäste wie kleine Kinder um die Kisten und kramen darin. Die Müdigkeit des Nachmittags ist wie verflogen. Normski steckt in einem engen roten Cocktailkleid, sein Oberkörper glänzt vor Schweiß. Er schreit mit heiserer Stimme: „Ich brauch noch eine Perücke, gebt mir eine Perücke!“

„30 STUNDEN TECHNO. DAS BEDEUTET 200.000 BASS-DRUM-SCHLÄGE. UND ICH WILL KEINEN VERPASSEN.“


21:05

Ein Hase betritt die Bühne und stellt sich an eine Burg aus analogen Synthesizern: Mathew Jonson, kanadischer Techno-Spezialist. Der Beat kickt los. Wie besessen schraubt er an den Reglern. Beim Headbangen fällt ein Ohr seines Hasenkostüms ab.

22:00

Der Wahnsinn bricht los: Ein zwei Meter großer rosa Barbapapa klettert auf die Bühne und fordert den Ein-Ohr-­Hasen zum Tanzen auf. LederhosenBayern messen sich mit Obenohne-Bauarbeitern im Breakdance. Seth Troxler tanzt im Publikum – mit Babyhaube und Stripperinnen-­Negligé. „Herrlich!“, brüllt Bourke. Er trägt ein Batman-Kostüm. „So muss es damals im Studio 54 zugegangen sein.“

Montag, 01:32

Die 26 Party-Stunden machen sich bemerkbar: Der Fußboden

klebt, es riecht nach Schweiß, das Balzverhalten junger Männer verliert letzte Hemmungen. Sie strecken den Kopf wie ­Gockel nach oben und suchen angestrengt den Augenkontakt vorbeitanzender Frauen.

04:59

Die letzte Minute bricht an, der chilenische Minimal-TechnoPionier Ricardo Villalobos spielt seinen größten Hit: „Easy Lee“. Viele strecken Smartphones in die Luft, um den finalen Moment des PartyMarathons auf Video einzufangen. Drei … zwei … eins … uuund? Nichts passiert. Der Beat poltert weiter.

05:20

Bourke, dem man den Batman mittlerweile nicht mehr abnimmt, sagt: „Beim Endspurt einer Party schaltest du in den Marathonläufer-Modus: nicht denken, einfach weitermachen.“ Sein Blick legt die Vermutung nahe, dass er in diesem Modus angelangt ist.

06:10

Der DJ dreht den Platten­ spieler ab. Der Beat wird langsamer und endet in einem dumpfen Grollen. Das Licht geht an. Die Tänzer blinzeln und zucken zusammen, ­Vampire bei Sonnenaufgang. Bourke zückt seine Sonnenbrille und verabschiedet sich, verschwitzt und überglücklich. Die Party ist aus – nach 32 Stunden.

Die längste DJ-Schicht der Marathon-Party haben die Berliner Techno-DJs Marcel Dettmann und Ben Klock (unteres linkes Bild auf dieser Seite) ausgefasst: satte elf Stunden, von ein Uhr nachts bis zwölf Uhr mittags. Das Durchhalterezept? „Am Nachmittag vor­ schlafen“, sagt Dettmann und grinst.

06:30

Raum 1 ist leer, der Putztrupp längst im Einsatz. Es ist still, abgesehen von diesem Piepsen im Ohr. Da geht die BackstageTür auf. Eine kleine Gruppe übriggebliebener Goldarmbandträger taucht auf, zieht um in Raum 3. Auf der Tanzfläche stehen Kartons mit ­Getränken bereit – das Barpersonal ist schon auf dem Heimweg. Seth Troxler eröffnet die After-Party mit einer sexy Space-Disco-Platte. www.fabriclondon.com

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ACTION!

FEIERABEND Feiern in der Edelweissalm: mit DJs, Tänzerinnen und Konfetti

KURIOSE CLUBS UNTER WASSER, AUF EIS, IM BAUM: DIE UNGEWÖHNLICHSTEN BARS DER WELT.

SUBSIX

Niyama, Malediven 6 Meter unter der Meeresoberfläche: Im weltweit ersten Unterwasser-Club können Besucher beim Tanzen Fischschwärme durch die Glaswände ­beobachten.

Dirndl-Dance   L ÜRZER ALM  DIE LÜRZER-BRÜDER SIND DIE ERFINDER DES MODERNEN APRÈS-SKI. IN IHREN LOKALEN IN OBERTAUERN TRINKEN UND TANZEN 3500 GÄSTE. TÄGLICH.

LÜRZER ALM Ringstraße 51 5562 Obertauern www.luerzer.at

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CHILLOUT

INSIDER-INFO GERHARD LÜRZER, 46, BETREIBT U. A. DIE LÜRZER ALM UND LEBT IN OBERTAUERN.

DIE BESTE SKIPISTE IN OBERTAUERN IST … … Gamsleiten 2, eine der steilsten Buckelpisten Europas. Auch super: Nachtskifahren am Montag und Donnerstag bis 22 Uhr. DER BESTE ORT FÜRS ERSTE DATE IST … … die Kaminstube der Lürzer Alm. Abseits des PartyLärms, für romantische Stunden am offenen Feuer. DIE OBERSTE REGEL BEIM APRÈS-SKI IST … … Einteilung. Zwischendurch Wasser trinken und sich im Hotel ausruhen – nur so schafft man es durch die Nacht.

Dubai, Vereinigte Arabische Emirate Eine Eisbar in der Wüstenstadt: eine Raumtemperatur von 6 Grad unter null, 40 Grad kälter als draußen. Am Eingang erhalten die Besucher Mäntel und Mützen.

TREE BAR

Limpopo, Südafrika 1700 Jahre alt, 47 Meter Durchmesser: Einer der ältesten und größten Affenbrotbäume der Welt beherbergt in seinem ­Inneren eine Bar. Und bis zu 15 Gäste.

THE RED BULLETIN

ALEXANDER MARIA LOHMANN(5), FOTOLIA(3)

Bis 1986 war es üblich, dass in Skiorten zweimal pro Woche Unterhaltungsbands zum Fünfuhrtee aufspielten. Gerhard ­Lürzer und seine zwei Brüder erkannten 1986 das Potential des Kränzchens. Und verwandelten es in eine Party: Sie ersetzten die Band durch einen DJ, der fortan allabendlich die Lürzer Alm rockte. Das war die Geburtsstunde des modernen AprèsSki. „Für die Gäste war’s eine Sensation. Und für uns praktisch: Der DJ war billiger als die Live-Kapelle“, sagt Lürzer. In der Folge bauten sich die Brüder ein Gastronomie-Imperium in Obertauern auf. In vier Betrieben versorgen sie heute 3500 Gäste täglich: vom Frühstück bis zum Absacker um vier Uhr morgens. Getanzt wird nachts zu Schlagern (People Bar), Après-Ski-Hits (Edelweissalm, Lürzer Alm) und HouseBeats (Mundwerk). Und: zu Beatles-Songs. Als Tribut. 1965 drehte die Band ihren Film „Help!“ in Obertauern. Paul McCartneys Pisten-Double war ein lokaler Skilehrer: Herbert Lürzer senior, der Vater der drei.


ACTION!

LADEN & LAUSCHEN

DURCHBRUCH Als Jugendlicher nahm Ariel Pink schräge FolkPunk-Songs auf Kassette auf, die Beats kamen aus seiner Achselhöhle. 2003 wurde er von den US-Indie-Stars Animal Collective entdeckt, die sogar ein Plattenlabel gründeten, um Pinks Musik groß herauszubringen. Nun erscheint das zehnte Album des letzten begnadeten Wirrkopfs der Popmusik: „Pom Pom“ ist ein durchgeknalltes Sammelsurium aus New Wave, Schnulzen, Werbemelo­ dien und räudigem Freak-Rock. Pinks Querschlägerstil wird mittlerweile auch im Mainstream geschätzt: Madonna lud ihn ein, Songs für ihr nächstes Album zu schreiben. Als Tribut wählt er fünf Songs der Pop-Queen, die seine Jugend prägten.

Ariel Marcus Rosenberg alias Ariel Pink, 36, durchgeknalltes Pop-Genie aus Los Angeles

KaugummiKirchenmusik  PLAYLIST  VON ANTONIO BANDERAS BIS MICKY MAUS: MADONNAS NEUER SONGSCHREIBER ARIEL PINK UND SEINE FÜNF LIEBLINGSHITS DER POP-QUEEN.

1 Madonna

2 Madonna

3 Madonna

Eigentlich war Madonna in meiner Schule als MädchenMusik ver­ rufen, aber mir war das egal. Dieser Song verkörperte für mich als Kind Glückseligkeit. Wenn er im Radio lief, schloss ich meine Augen. Ich stellte mir vor, dass Micky Maus zu mir singt – vermutlich wegen Madonnas Stimme – und dass meine Eltern mit mir Spielzeug kaufen gehen. Herrlich!

Was hat mich dieser Song als Teenager gepackt! ­Madonna singt über ihre Jugend, den Tod der Mutter, die Konflikte mit dem Vater, das Ausbrechen aus dem katholischen Umfeld. Das Stück ist autobiografisch – und das spürt man. Kommerziell gesehen war die Single ein Flop. Aber ich halte sie für ihren berührendsten Song überhaupt.

Wieder ein trauriger Song, und wieder ein unglaublich schöner. Sie ist eigentlich nicht für ihre Balladen bekannt, dennoch ist ab dem ersten Takt klar: Das ist Madonna. Unverkennbar. Egal dass sie ihre Produzenten damals wechselte wie ihre Liebhaber. Ihr Gefühl für simple, griffige Melodien war in den Anfangsjahren unwiderstehlich stark.

4 Madonna

5 Madonna

Niemals klang eine Urlaubsphantasie sinnlicher. Wenn ich „La Isla Bonita“ höre, möchte ich mit Antonio Banderas am Strand von Cancún Martinis trinken. Natürlich strotzt der Song nur so vor Klischees: Flamenco-Gitarren, spanische Textfloskeln. Es lohnt, die auszublenden. Dahinter liegt einer der besten Popsongs der achtziger Jahre.

Für mich der letzte große Madonna-Klassiker, 1989 erschienen. Als ich mit der Schule fertig war und in ­einem Plattenladen arbeitete, interessierte ich mich statt für MTV und Madonna-Songs für Thrash Metal und noch abartigere ­Musikgenres. Zeitlos großartig: Durch den gospelartigen Chor klingt es wie per­fekte Kaugummi-Kirchenmusik.

„Borderline“

„La Isla Bonita“

SASHA EISENMAN, WARNER MUSIC, ROGER SARGENT

www.ariel-pink.com

THE RED BULLETIN

„Oh Father“

„Cherish“

DIESE DREI NEWCOMER WERDEN 2015 RICHTIG DURCHSTARTEN.

ILOVE­ MAKONNEN Von Miley Cyrus verehrt, von Drake gefördert: Der 25-jährige Rapper vermählt verträumte Klangflächen mit hartem Hip-Hop. Für Fans von: Future, Drake. ­Anspieltipp: „Tuesday“

„Live to Tell“

FAT WHITE FAMILY Nacktauftritte, Raufereien mit Fans: Das BluesPunk-Sextett ist Englands wildeste neue Live-Band. Für Fans von: Nick Cave, The Fall. Anspieltipp: „Bomb Disneyland“

LÄ R M S C H UTZ GADGET DES MONATS

DUBS Die ersten High-Tech-Ohrenstöpsel der Welt: DUBS blockieren den Schall nicht einfach, ein Frequenz-Filtersystem in den Silikon-Polymerschaum-Stöpseln erhält das Original-Klangbild, reduziert es aber um 12 Dezibel. Perfekt für laute Clubs und Konzerte. www.getdubs.com

TINASHE Model, Schau­ spielerin, Sängerin: Mit düsteren R & BBalladen stürmt die 21-Jährige direkt in die Superstar-Liga. Für Fans von: Aaliyah, Weeknd. Anspieltipp: „Pretend“

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ACTION!

AUTO-PILOT Sie nannten ihn Bobby: Sogar auto­ nom fahrende Fahr­ zeuge brauchen einen menschlichen Namen.

FA H R EN LASSEN DREI PIONIERE DES PILOTIERTEN FAHRENS MIT UNTER­ SCHIEDLICHEN ­ANSÄTZEN.

DARPA GRAND CHALLENGE Die Pioniere: 2004 hat das US-Ver­ teidigungsministe­ rium unbemannte Fahrzeuge erstmals auf die Reise ge­ schickt. Die Lehren von damals steu­ ern noch heute.

Ohne Fahrer   A UDI RS 7 CONCEPT  HERR BIELA LENKT HIER NICHT: EINE FAHRERLOSE RUNDE IN DER MOTORSPORT ARENA OSCHERSLEBEN.

Das Video mit Frank Biela am Bei­ fahrersitz des fahrerlosen Audi RS 7 mit Live-Kommentar exklusiv auf: www.redbulletin.com

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Sicherheitshalber rot: der Not-Aus-Knopf

FRANK BIELA DER FÜNFFACHE LE-MANSSIEGER UND DTM-GEWINNER VON 1991 ÜBER DEN SELBSTFAHRENDEN AUDI.

ANGST HATTE ICH … … eigentlich zu keiner ­Sekunde, selbst wenn die ­Situation allein im Auto freilich ein wenig unheimlich war. Aber die Audi-Jungs wissen schon, was sie tun.

Linienwahl: Fährt nicht über Curbs.

GOOGLE-CAR

ERSTAUNT HAT MICH … …wie vehement das Auto beschleunigt und bremst. GEFREUT HAT MICH … … dass ich im Endeffekt doch deutlich schneller war als der pilotierte RS 7. www.frank-biela.de

Die Autoerfinder fuhren 125 Jahre nach der Pionier­ fahrt der großen Bertha Benz deren erste Reise nach – pilotiert. Route wie einst: von Mannnach Pforzheim.

Gut gefüllt: der Kofferraum

Wie sich ein Inter­ net-Konzern die Zukunft der Mobi­ lität vorstellt. Op­ tisch bizarr; weil das Lenkrad fehlt, nach aktuellem Ge­ setzesstand illegal. Immerhin: Man spricht darüber.

THE RED BULLETIN

AUDI AG (3), BERNHARD HUBER (2), DARPA, DAIMLER AG, GOOGLE

Pilotiertes (vulgo: autonomes) Fahren gilt als Fortbewegung von morgen. Entspannt im Stau, souverän in der Kolonne, selbständig beim Pendeln. Wie gut diese Technologie, die schon existente Fahrdynamik-, -sicherheits- und -orientierungssysteme konsequent vernetzt, bereits funktioniert, bewies jetzt Audi, als man einen 560 PS starken RS 7 ohne Fahrer auf die Oschersleber Rennstrecke schickte. Profi Frank Biela saß am Beifahrersitz. Da es geregnet hatte, hielten die Techniker das viertürige Coupé an der kurzen Leine. Bremspunkte, Beschleunigung, Linienwahl: Viele der menschlichen Vergleichsgrößen hatten dennoch Mühe, die Zeiten des pilotierten RS 7 zu übertreffen. Auffällig bloß, wie sich der RS 7 von den Curbs fernhielt. Die Zukunft des Rennfahrens? Nein. Aber eine Demonstration dessen, was aktuell möglich ist. Größtes Problem des pilotierten Fahrens derzeit: Wer haftet, wenn’s knallt?

MERCEDES S‑KLASSE


Love is a beast.

BEAUTY & THE BEAST NEUE STAFFEL DONNERSTAGS AB 20:15 Ganze Folgen auf sixx.de

©2014 The CW Network, LLC. All rights reserved.


ACTION!

GAMES

Unendliche Weiten – und unendliche Möglichkeiten

CHIC KLICK RAUMSCHIFF ODER GAMING-MAUS? SCHAUT NICHT SO AUS, ABER: MAUS.

TT ESPORTS LEVEL 10 M Tt eSports ent­ wickelt Keyboards und Mäuse für ­Profi-Gamer – für dieses Schmuckstück aus Alu hat man Unterstützung von der BMW-­ Designabteilung bekommen.

Das Universum im Sandkasten   U NIVERSE SANDBOX ²  WER WÜRDE NICHT GERNE MAL GOTT SPIELEN? DIESER WELTRAUM-SIMULATOR MACHT’S MÖGLICH. Was passiert, wenn plötzlich ein riesiger Asteroid am Himmel erscheint und auf Kollisionskurs mit der Erde geht? Beim Ein­ schlag produziert er einen Krater größer als Australien. Und eine Feuerwand, die um die Erde rast, alles Leben auslöscht und die Ozeane verdampfen lässt. Was von unserem Planeten übrigbleibt, ist ein lebloser Fels mit der Temperatur eines Pizza­ ofens. Klingt nicht unbedingt nach einem gelungenen Sonn­ tagnachmittag – außer es passiert bei „Universe Sandbox ²“. Darum geht es bei allen Sandbox-Spielen: die Freude am Erschaffen – und Zerstören! Da gibt es keine Punkte, Levels oder Endgegner. Die brauchen Kinder im Sandkasten schließ­ lich auch nicht, um Spaß zu haben. Bei „Universe Sandbox ²“ ist, wie der Name schon sagt, das ganze Universum der Sand­ kasten. Doch da lassen sich keine Sandburgen zertrampeln – sondern Asteroiden auf die Erde schießen oder ganze Gala­ xien ineinander krachen. 2008 ist der erste Teil von „Universe Sandbox“ erschienen, als Freizeitprojekt eines einzelnen Pro­ grammierers: Dan Dixon aus Seattle. Dass so viele Menschen Spaß daran hät­ ten, Sonnensysteme aufzubauen (und wieder kaputtzumachen), hat ihn selbst überrascht. Drei Jahre hat er jetzt mit ­einem Team, darunter ein Astronom und eine Klimatologin, an der Fortsetzung ge­ arbeitet: „Universe Sandbox ²“. Und eines Universe Sandbox ² für ist klar: Alles Leben auf der Erde auszu­ Windows, Mac & Linux löschen hat nie schöner ausgesehen. 86

MEHR SANDKÄSTEN IM WELTRAUM LOGITECH G502 PROTEUS CORE Für Chirurgen­ hände: Die Proteus Core ist mit einer Abtastrate von 12.000 dpi derzeit die präziseste Maus am Markt – und sieht zudem aus, als würde sie gleich abheben.

„Space Engineers“ Raumschiffe und -stationen bauen mit realistischer Technologie, wie sie vielleicht in 50 Jahren kommt: Das ist mit „Space Engineers“ möglich. Derzeit ist das Spiel noch in der Early-Access-Phase, es wird laufend verbessert und erweitert. Und es spielt sich ein bisschen wie „Minecraft“ im Weltraum.

„Kerbal Space Program“ Die Kerbals sind kleine ­grüne Männchen vom ­Planeten Kerbin, und von dort aus starten sie ein ambitioniertes Raumfahrtprogramm. Aber die Raketen dafür müssen erst mal ent­ worfen und getestet werden. Raketenwissenschaft hat nicht gerade den Ruf, einfach zu sein, aber mit diesem Spiel macht sie überraschend viel Spaß.

MAD CATZ R.A.T. 9 Wenn es um irres Design geht, ist Mad Catz die erste Adresse – und bei diesem kabellosen Monster von einer Maus lassen sich noch dazu Gewicht und Griffe individuell einstellen.

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ACTION!

EVENTS

Benny Urban, Red Bull The Station-Mitveranstalter, ist auch Snowboard-Pro. Wie man sieht.

20. und  21. 12., Skigebiet Alpspitzbahn, Nesselwang (Allgäu)

Red Bull The Station Eröffnungsevent für einen europaweit einzig­ artigen Snowpark: Ab Dezember werden in Nessel­ wang Obstacles wie ein New Yorker Taxi, eine (nachgebaute) US-Polizeistation, Graffiti-Walls oder ein umgekipptes US-Polizeiauto Snow­ boardern als Playground dienen: „Als würdest du inmitten der Bronx fahren, ein unvergleichliches Setup“, sagt der deutsche Snowboard-Pro Benny Urban, Mitwirkender des Snowparks. OpeningProgramm: „Stuff for Tricks“-Contest für jeder­ mann um attraktive Sachpreise, Nitro-Produkte zum Testen, Party … und als Flutlicht-Highlight: der Night-Jib-Contest mit europäischen TopSnowboardern.  redbull.com/thestation 88

27. 12., Stuttgart; 28. 12., Frankfurt; 29. 12., Oldenburg

Broilers live Punkrock aus Düsseldorf? Kommen da nicht auch Die Toten Hosen her? Korrekt: Campino und Co zählen zu den Entdeckern der Broilers und nahmen sie 2012 mit auf Tour. ­Mittlerweile ist die mit dem ost­ deutschen Ausdruck für Brathähnchen bezeichnete Band längst aus dem Schatten ihrer prominenten Förderer getreten. Ihr Album „Noir“ belegte im Februar 2014 Platz eins der d ­ eutschen Album-Charts, ihre 2011 erschienene Scheibe „Santa Muerte“ verkaufte sich bis zum ­heutigen Tag über 100.000 Mal. www.broilers.de

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22. 12., Red Bull Arena Leipzig

3. 1., SACHSENarena, Riesa

RB Leipzig – TSV 1860

Super­ Enduro

Schlagerspiel der 2. Fußball-Bundesliga: In der letzten Runde vor der Winterpause empfangen die Roten Bullen den Münchner Traditionsklub. Die Fans freuen sich auf ein Duell zweier Top-Torjäger: RB-Star Yussuf Poulsen (Bild unten) netzte in den ersten 13 Saisonspielen sechs Mal, Rubin Okotie von 1860 gelangen sogar acht Treffer.  www.dierotenbullen.de

Erster Deutschland-Stopp in der Geschichte der Maxxis FIM SuperEnduro-Weltmeisterschaft. Das Teilnehmerfeld ist gespickt mit den großen Stars der Szene – etwa Taddy Błażusiak (re.). Der 31-jährige Pole ist fünffacher SuperEnduro-Champion und fünffacher Gewinner des berüchtigten Erzberg­ rodeo-Eintagesrennens, des Red Bull Hare Scramble. Auf ihn und seine Kontrahenten wartet eine selektive Strecke mit Wasserdurchfahrten, Sprunghügeln und Steilkurven. Im Ticketpreis inkludiert: abschließende Race-Party mit allen Stars und Autogrammstunde im Fahrerlager.

Ab 1. 1. deutschlandweit

Kinostart: „Herz aus Stahl“ 68 Millionen US-Dollar Budget, Brad Pitt und Shia LaBeouf in den Hauptrollen: ErfolgsRegisseur David Ayer („End of Watch“, „Sabotage“) sorgt mit seinem Zweiter-WeltkriegDrama für einen opulenten Start in die Kinosaison 2015. Handlung: Die 5-­köpfige Crew eines US-M4-Sherman-Panzers kämpft kurz vor Kriegsende hinter den feindlichen Linien ums Überleben.

www.superenduro-germany.de

WEITERE PFLICHTTERMINE IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN

3

JANUAR

TOUR DE SKI In Oberstdorf fällt der Startschuss zur härtesten Langlaufserie der Welt. Am Start: Topstars wie Therese Johaug oder Martin Johnsrud Sundby. Oberstdorf: www. tour-de-ski.info

6

JANUAR

BIATHLON WELTCUP

12. 12., Olympia-Eisstadion, München

München vs. Mannheim

LORENZ HOLDER/RED BULL CONTENT POOL, JESSIKA WOLLSTEIN, SONY, FUTURE 7 MEDIA/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES(2), FOX

SAVE THE D ATE

Erstes Deutschland-Rennen der Saison in Oberhof. Bis 11. Januar finden in der DKBSki-Arena zehn Rennen statt, die 200.000 Besucher live an der Strecke verfolgen werden.

Duell zweier Titelaspiranten der Deutschen Eishockey Liga: Die Bullen halten sich seit ­Saisonstart konstant im oberen Tabellendrittel, während Mannheim anfangs die Meisterschaft nach Belieben dominierte und 13 von 16 Spielen gewann. Schlüsselspieler der Münchner: Garrett Roe, 26-jähriger US-Amerikaner, als Center für wichtige Scorer-Punkte zuständig. Bei den Adlern glänzt der 40-jährige Ex-NHLStar Glen Metropolit (u. a. Boston Bruins) als Spielmacher (re., Nr. 50).  www.redbullmuenchen.de

www.weltcup-­ oberhof.de

29 DEZEMBER

Ab 25. 12., deutschlandweit

10. 1.; Live Music Hall, Köln

9. – 11. 1., Dortmund

Filmstart: „Exodus“

Royal Blood live

ADAC Supercross

Ridley Scott hat einige der größten Hollywood-Block­ buster gedreht – man denke an „Gladiator“ oder „Alien“. In der epochalen Bibelverfilmung „Exodus“ erzählt er die Geschichte von Moses (Christian Bale) und Pharao Ramses (Joel Edgerton). Im Bild: María Valverde. Die 27-jährige Spanierin spielt Moses’ Frau Zippora.

Das Brightoner BluesrockDuo erfreut sich gerade eines globalen Hypes: 2013 gegründet, bereits für den „BBC Sound of 2014“ nominiert, in diesem Jahr mit dem Album „Royal Blood“ auf Platz eins der UK-Charts. Markenzeichen der Briten: Sie kreieren ihren Sound mit nicht mehr als ­Vocals, Bass und Drums.

Alljährlich wird die Westfalenhalle beim finalen Showdown der ADAC Supercross-Winter­ serie zum Hexenkessel: Vor 30.000 Fans kämpfen hundert Cross-Stars auf dem 300 Meter langen Kurs um den Titel des „Königs von Dortmund“. Und beim Red Bull Freestyle zeigen Freestyle-Motocrosser atemberaubende Manöver.

THE RED BULLETIN

4-SCHANZENTOURNEE 5,5 Millionen deutsche Fernsehzuseher verfolgen die Skisprungserie jährlich live. 2014 gelang dem Österreicher Thomas Diethart mit dem Gesamtsieg eine Riesensensation. www.vierschanzentournee.com

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ACTION!

TV-HIGHLIGHTS

M UST SEE

Volles Programm

HELDEN AUF IHREM BILDSCHIRM

DAS RED BULL TV-FENSTER BEI SERVUS-TV Freeskier Bene Mayr (Bild) startet mit den anderen „Wild Ones“ ins Finale der 2. Staffel.

ALEXANDER MAZZA lässt für Sie das Jahr 2014 Revue passieren und präsentiert die Highlights aus 365 Tagen Red Bull TV. 20. 12., 9.15 Uhr

startet in Sydney in die 8. Saison der Extreme Sailing Series. 22. 12., 0.35 Uhr

Samstag, 20. 12., 12.00 Uhr

Wild Ones – Staffelfinale Zum Finale der 2. „Wild Ones“-Staffel nimmt Sie Red Bull TV noch einmal in die professionelle und private Welt fünf aufstrebender Spitzenathleten mit. Die Sportler Maya Gabeira (BRA/Big-Wave-Surfen), Bene Mayr (GER/ Freeskiing), Peter Henke (GER/Mountainbiken), Ken Roczen (GER/Motocross) und Andi Mikkelsen (NOR/Rallye) ließen sich zehn spannende Epi­ soden lang auf ihrem harten Weg an die Spitze ihrer jeweiligen Sportart ­begleiten – am 20. 12. erfahren Sie, ob sie dort auch angekommen sind. Mittwoch, 10. 12., 21.15 Uhr

Mission to Mars

Montag, 15. 12., 23.50 Uhr

Mittwoch, 17. 12., 21.15 Uhr

Mittwoch, 7. 1., 21.15 Uhr

Diamond Series

Der KrokodilFlüsterer

Sieben Mal Ewigkeit

In der „Diamond Series“ messen sich die weltbesten Freestyle-Mountainbiker. Red Bull TV zeigt die Highlights der Saison 2014.

Nachdem ein Costa-Ricaner einem Krokodil das Leben rettete, entsteht eine beispiellose Freundschaft zwischen Mensch und Tier.

Der renommierte Physiker und Astronom Dr. Francisco Diego erzählt die unglaubliche Geschichte des ­Lebenszyklus der Sterne.

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Nach Expeditionen zum Mond und zur International Space ­Station bleibt die Besiedlung des Mars einer der großen Menschheitsträume. Ein Traum, der ­zugleich eine gewaltige Herausforderung ist – allein die Reise zum Roten Planeten würde derzeit gut drei Jahre dauern. In der Dokumentation „Mission to Mars“ kommen nun Wissenschaftler der NASA zu Wort, die erklären, wie sie Astronauten diese Reise dennoch ermöglichen wollen.

JOSH SHEEHAN feiert gemeinsam mit seinen Mitkämpfern den 50. Stopp der Red Bull X‑Fighters. 27. 12., 9.30 Uhr Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 THE RED BULLETIN

PALLY LEARMOND/RED BULL CONTENT POOL, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL, ROGER HORROCKS, BBC(2), MARCO RIEBLER, MARK TEO/RED BULL CONTENT POOL, PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL

ROMAN HAGARA


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1

Musthaves! 1

ENICE BACKPACK VON V NITRO SNOWBOARDS

Der Venice aus der neuen Urban Collection von NITRO Bags fasst 28 Liter und besticht durch seine coole Retro-Optik. Das Außenmaterial ist aus robustem, wasserabweisendem Premiumstoff hergestellt. Außen mit ­Lederapplikation und Magnetverschlüssen, innen mit Tunnelzugsystem und genügend Stauraum für den alltäglichen Bedarf. nitrousa.com/de 2

2

J OY – HEADS NEUE ­DAMEN-SKIKOLLEKTION

Graphene (dt.: Graphen) – hart wie Diamant, 300-mal so stark wie Stahl, so dünn wie ein Atom: dies brachte den Entdeckern den Nobelpreis für Physik. Für den Skibau bedeutet das: außerordentliche Leichtigkeit, neuartige Möglichkeiten der Balanceverteilung und perfekte Kontrolle beim Fahren. Dafür gab es den ISPO Award 2014. www.head.com 3

AATTACK – A PARK & PIPE ACTION

Freeskier bevorzugen eine Ausrüstung, die ihnen Kontrolle, Performance und einfache Handhabung bietet. Um diese Wünsche zu erfüllen, kombiniert die AAAttack-Bindung von TYROLIA moderne Architektur und perfekte Funktionalität. Das ideale Werkzeug für jeden Skifreak. www.tyrolia.com www.aaa-series.com 4

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R E A D BULL

Im schönen Haus Von Daniel Kehlmann

HEJI SHIN

Daniel Kehlmann Geboren 1975 als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann und der Schauspielerin Dagmar Mettler in München. 1981 kam er mit seiner Familie nach Wien, wo er das Kollegium Kalksburg, eine Jesuitenschule, besuchte und danach an der Universität Wien Philosophie und Germanistik studierte. 1997 erschien sein erster Roman „Beerholms Vorstellung“. Daniel Kehlmann hatte Poetikdozenturen in Mainz, Wiesbaden und Göttingen inne und wurde mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, seine Rezen­ sionen und Essays erschienen in zahlreichen Magazinen und ­Zeitungen. Sein Roman „Ich und Kaminski“ war bereits ein inter­ nationaler Erfolg, der Nachfolger „Die Vermessung der Welt“ wurde – in bisher 40 Sprachen übersetzt – zu einem der erfolg­ reichsten deutschen Romane. Kehlmann lebt als freier Schrift­ steller in Wien und Berlin. THE RED BULLETIN

N

achdem seine Frau ihn mit der schwer abweis­ baren Begründung verlassen hatte, daß er zwar liebenswürdig sei, aber für ein erfülltes Leben zu langweilig, beschloß der Steuerberater Karl Kredel aus Duisburg, alleine Ferien zu machen. Es war das erste Mal in seinem Leben: Als Kind war er mit den Eltern gereist, später mit seinen Freunden Martin und Klaus (Klaus war inzwischen Anwalt in Köln, Martin hatte er schon lange aus den Augen verloren), dann mit seiner ersten Freundin und danach, als er seine erste Freundin geheiratet hatte, mit seiner Frau. Sie hatten keine Kinder gehabt. Die Jahre waren schnell ­vergangen. Er war weder glücklich gewesen noch besonders unglücklich. Das unerwartete Alleinsein hatte auch Vorteile: Zum Beispiel war da jetzt morgens keine Person, die er Tag für Tag fragen mußte, ob sie gut geschlafen hatte. Andererseits fiel es ihm unerwartet schwer, sich daran zu gewöhnen, daß er jetzt überall hindurfte, ohne jemand anderem die Entscheidung überlassen zu können. Aber irgendwohin mußte man ja reisen im Sommer, also flog er, ohne eigentlich selbst zu wissen, warum, nach Kopenhagen. Dort tat er alles, was ihm der Lonely Planet vorschlug. Er ­spazierte zwischen den bunten Gebäuden von Christiania, er besuchte Museen, die aussahen wie alle Museen, in denen er gewesen war, und natürlich machte er eine Führung durch den königlichen Palast. Er nahm einen Bus und fuhr eine Dreiviertel­ stunde zu jenem Kunstmuseum am Meer, von dem der Lonely Planet sagte, daß man es auf keinen Fall versäumen dürfe, aber leider zeigte die Ausstellung bloß Ziegelsteine, die ein Konzept­ künstler in einer gewaltigen Halle verteilt hatte. Nicht weit vom Museum konnte man das Haus einer großen dänischen Dichterin besichtigen; der Lonely Planet gab ihm bloß zwei von fünf ­Sternen, aber Karl ging hin, kaufte einer ältlichen Frau, die mit hochgesteckter Frisur an der Kasse saß, eine Eintrittskarte ab und schlenderte durch die Räume. Es war ein schönes Haus. Nicht zu groß war es und nicht zu klein, alles darin fühlte sich richtig und passend an. Die große Dichterin hatte noch vor nicht allzu langer Zeit hier gelebt, eine berühmte und gefürchtete Dame, sehr alt, sehr dünn, geistreich, exzentrisch und reich. Es gab alte Fotos von ihr als Mädchen im kolonialen Burma, es gab ein Bild von ihr mit Ernest Hemingway, es gab Urkunden in fünf Sprachen, und es gab Vitrinen mit Manu­ skriptblättern in spinnwebdünner Handschrift. Die Sofas waren bespannt mit teuer aussehendem Stoff. Da war ein sehr weich aussehender Polsterstuhl und natürlich ein Schreibtisch, von dem aus ein Fenster den Blick aufs weit aus­gespannte Blau des Meeres freigab. An den Decken hingen Luster, auf Tischchen standen chinesische Lampen, und weil kein Wächter zu sehen war, faßte Karl sich ein Herz und schaltete eine davon ein. Zu seiner Überraschung leuchtete die Glühbirne folgsam auf. Karl wußte selbst nicht, was ihn überkam. Er war sonst immer so zurückhaltend. Doch plötzlich setzte er sich in den Lehnstuhl. Er schloß die Augen. Ganz still war es. Er war der einzige Besu­ cher. Draußen hörte man ein Auto starten, hupen, davonfahren. Ein Vogel schrie. Dann hörte man nichts, für eine ganze Weile. Knarrendes Parkett weckte ihn. Eine junge Frau ging langsam vorbei. Sie betrachtete die Blätter in der Vitrine, betrachtete ein Bild an der Wand, betrachtete ihn einen Augenblick mißbilligend, betrachtete die Lampe und ging in den nächsten Raum. Fünf Minuten später ging sie wieder durchs Zimmer, auf dem Weg zum Ausgang. Karl sah auf die Uhr. Er hatte über eine Stunde geschlafen. Er fühlte sich ausgeruht und fast zufrieden. Zögernd stand er auf. Er dachte an seine Frau, er dachte an die letzten Ferien, die sie in Neapel verbracht hatten. Es war viel zu heiß gewesen. Aus Gewohnheit versuchte er, sie zu vermissen, 93


R E A D BULL

aber auf einmal fehlte sie ihm weniger als in all den Wochen zuvor. Karl sah zum Fenster: Es war Abend. Er ging zur Haustür und bemerkte mit einer Freude, die ihn selbst überraschte, daß er eingeschlossen war. Er hatte vier Müsliriegel in seinem Reiserucksack, drei davon aß er, einen hob er auf. Er probierte die Toilette aus: Sie war ­sauber, und es gab frische Handtücher, so daß man sich waschen konnte. Danach setzte er sich in den Lehnstuhl.

A

m nächsten Morgen kam eine Putzfrau, wischte, kehrte, schrubbte und achtete nicht auf ihn. Er streckte sich. Er hatte sehr tief geschlafen. Wenig später sah er durchs Fenster die ältliche Dame, von der er gestern die Eintrittskarte gekauft hatte, aufs Haus zugehen. Er zog sich ins Arbeitszimmer zurück. Auf dem Meer tanzten Lichtreflexe, die Sonne schwebte feurig über dem Horizont. Er hörte die alte Dame durchs Wohnzimmer gehen; er öffnete eine weitere Tür und trat in den Korridor. Als sie ins Arbeitszimmer kam, wich er in die Bibliothek aus. Er hörte sie etwas zurechtrücken, dann ging sie wieder zu ihrer Kasse beim Eingang. Den ganzen Vormittag las Karl in einem Buch der großen Dichterin. In der großen Bibliothek gab es nämlich nur Bücher von ihr, auf Dänisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Griechisch, Serbisch und Chinesisch. Karl zog eines heraus. Es handelte von zwei Männern und zwei Frauen. Jeder war auf verwickelte Art verliebt in jeden der drei anderen, es gab lange Spaziergänge und Gefühlsausbrüche und Diskussionen. Während er las, kamen manchmal Besucher herein. Als zwei Kinder nicht aufhörten, auf dem Parkett Fangen zu spielen, fühlte Karl sich gestört, als wären sie in seinem eigenen Wohnzimmer. Also ging er zu den Auto­ maten in der ehemaligen Garage, wo noch das alte Auto stand, das die große Dichterin besessen, wenn auch nie selbst gefahren hatte. Ein Automat verkaufte ihm drei Wasserflaschen, ein ­anderer einen Becher mit heißem Café, ein dritter ein Schinkensandwich in durchsichtigem Plastik. Das Sandwich war alt und trocken. Karl aß es mit Genuß. Am nächsten Morgen entdeckte ihn die ältliche Dame. Er hatte wieder im Lehnsessel übernachtet. Wieder hatte er so tief geschlafen, daß er völlig überrascht war, als sie plötzlich vor ihm stand und ihn fragte, zuerst auf Dänisch und dann auf Englisch, ob er um Himmels willen die Nacht hier verbracht habe. Karl nickte. Die Frau war imposant. Er fragte sich, ob sie wohl mit der Dichterin verwandt war, eine Enkelin gar. Mit spitzer Stimme kündigte sie an, daß sie die Polizei rufen werde. Karl zeigte seine Eintrittskarte und fragte, ob sie eigentlich die Geschäftsbedingungen ihres Museums kenne. Er habe sie durchgelesen, sie seien ja neben der Tür angeschlagen, und in ihnen stehe nur, daß der Kauf einer Karte bloß zu einmaligem Besuch, nicht zur Rückkehr berechtige. Von einem Limit der Dauer stehe dort nichts. Außerdem stehe da ausdrücklich, daß es verboten sei, Schubladen zu öffnen oder Papiere aus den Vitrinen zu nehmen, was aber wiederum per Implikation bedeute, daß es nicht verboten sei, die Möbel zu benützen. Zudem stehe dort, daß man nicht telefonieren dürfe, auch daran habe er sich gehalten, sein Telefon sei seit vorgestern ausgeschaltet. Die alte Dame fragte, ob er verrückt sei. Das, sagte Karl, sei ein dehnbarer Begriff. Wortlos ging sie hinaus. Durchs Fenster sah er sie auf dem Kiesweg auf und ab gehen und in ihr Telefon sprechen. Er rieb sich die Augen, holte ein anderen Buch der großen Dichterin aus der Bibliothek und las bis in den frühen Nachmittag. Zu seiner Verblüffung tauchten keine Polizisten auf. Nur einmal schlenderten drei Besucher durchs Zimmer. Karl ging zu den Automaten, kaufte vier Wasserflaschen, einen Becher Tee und drei Schinkensandwiches. Er dachte an seine Frau. Wo sie 94

Er ging ins Schlafzimmer. Das Bett der Dichterin war staubig, aber die Matratze war angenehm hart. jetzt wohl war? Als er ihr zu ihrem Geburtstag einen Glückwunsch aufs Telefon geschickt hatte, hatte sie nicht geantwortet. Erst am Abend kam die alte Dame zurück und kündigte mit scharfer Stimme an, daß das Museum nun schließen würde. Karl zuckte die Achseln. Sie wies auf die Tür.

K

arl lächelte höflich. Er wollte keinen Streit. Aber es war spät, und er hatte kein Hotel, und ihm war, als müsse er noch ein wenig vom Arbeitszimmer aus aufs Meer sehen, damit seine Seele gesund würde. Also schüttelte er den Kopf. Die alte Dame ging wortlos hinaus, aber nach einigen Minuten kam sie mit einer zweiten alten Dame zurück. Die beiden flüs­ terten und starrten ihn wütend an. Karl ging ins Arbeitszimmer. Das Meer sah heute dunkel und metallisch aus; er stellte sich vor, wie es wäre, immer hier zu sein, von morgens bis abends, im Winter und im Sommer, im Herbst und im Frühling. Schließlich hörte er die Frauen hinausgehen und die Tür versperren, und als er das Licht einschalten wollte, merkte er, daß sie den Strom unterbrochen hatten. Aber Wasser gab es noch. Während es dunkel wurde, wusch er sich sorgfältig. Dann ging er ins Schlafzimmer. Das Bett der großen Dichterin war staubig, aber die Matratze war angenehm hart, und die Bettwäsche bezogen mit teurer Seide. In einem ­Seidenbett hatte er noch nie geschlafen. In Unterwäsche legte er sich hin und deckte sich zu und grinste in die Dunkelheit. Auf die Geschäftsbedingungen zu verweisen, das hatte er sich vorher nicht überlegt, das war ihm einfach so in den Sinn gekommen, er hatte sie nicht einmal gelesen. Steuerberater sein, das hatte ­Vorteile. Stolz wie lange nicht schlief er ein. Am nächsten Morgen warf er seinen Rucksack über die ­Schulter. Die alte Dame brachte gerade eine neue Version der Hausordnung neben der Eingangstür an und blickte verblüfft, ja beinahe enttäuscht auf, als er mit kurzem Gruß an ihr vorbeiging. Der Kiesweg knirschte unter seinen Schuhen, eine Allee führte flirrend vor Licht auf das Blau des Meeres zu. Heute ­nachmittag ging sein Flug zurück. Die Ferien waren schnell ­vergangen. Er war nur froh, daß er so bald nichts mehr von der großen dänischen Dichterin lesen mußte, ihre Bücher waren doch ziemlich langweilig. Während er zur Bushaltestelle ging, holte er sein Telefon heraus, wählte unter den gespeicherten Nummern jene seiner Frau und betrachtete sie eine Weile, als wollte er sie auswendig lernen, bevor er sie mit einem bedächtigen Knopfdruck löschte.

READ BULL Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal ist es der deutsch-österreichische Bestsellerautor Daniel Kehlmann. Der aktuelle ­Roman Kehlmanns, „F“ (Verlag Rowohlt), handelt virtuos von Lüge und Wahrheit, von Familie, Fälschung und der Kraft der Fiktion.

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THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Paul Wilson Redaktion Florian Obkircher, Ruth Morgan Lektorat Nancy James, Joe Curran Country Project & Sales Management Sam Warriner Anzeigenverkauf Georgia Howie, +44 (0)203 117 2000, georgia.howie@uk.redbulletin.com Redaktionsadresse 155-171 Tooley Street, London SE1 2JP, +44 (0)20 3117 2100

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MAGIC MOMENT

Golden, British Columbia, Kanada, 25. März 2014

„ 4000 Watt Lila. 3 Uhr nachts. Pep fuhr seine Linie.“ Fotograf Mike Brown über die „Afterglow“-Aufnahmen in British Columbia

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 13. JANUAR 2015. 98

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AFTERGLOW SCREENGRAB

Zehn Monate Arbeit und vier Tonnen Equipment stecken im Kurzfilm „Afterglow“, der Lichtkunst und Freeskiing eindrucksvoll vereint. „Wir bestrahlten Hänge mit 4000-Watt-Scheinwerfern in verschiedenen Farben“, erzählt der ­kanadische Fotograf Mike Brown. „Free­ skier Pep Fujas jagten wir um drei Uhr früh über den in Lila erstrahlenden Berg.“ www.sweetgrass-productions.com


DANKE SEBASTIAN. Sebastian Vettel und Infiniti Red Bull Racing haben eine einmalige Erfolgsgeschichte im Motorsport geschrieben. Mit Kraftstoffen und Motorenöl von TOTAL, unserem Know-how und unserer Leidenschaft waren wir Teil dieses Abenteuers. Sebastian, wir wünschen dir viel Erfolg für die Zukunft!

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www.volkswagen-amarok.de

Felix Baumgartner

3-facher Weltrekordhalter im Basejumping und Weltraumspringer

Bis zum 31.1 2.2014

3.000,– €1 spa re

n.

„Ich bin für Abenteuer gemacht. Genau wie der Amarok Canyon.“ Der Amarok Canyon mit Allradantrieb 4MOTION. Der ideale Partner für jede Herausforderung: der Amarok Canyon. Mit seinem Allradantrieb 4MOTION und der optionalen Anhängerkupplung bringt er bis zu 3.200 kg Anhängelast selbst bei Steigungen von bis zu 12 % sicher ans Ziel. Auch beim Design überzeugt er: mit seiner Sonderlackierung in Copper Orange Metallic, dem optionalen Lampenbügel und dem hochwertigen Interieur. Den Amarok Canyon gibt es bis zum 31.12.2014 mit der Actionprämie von 3.000,– € 1. Eine gute Gelegenheit, sich selbst von den Vorzügen des Amarok zu überzeugen.

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Kundenprämie (brutto) gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers für alle Amarok

DoubleCab Modelle, den Amarok Canyon, Amarok Dark Label und den Amarok Ultimate. Gültig bis zum 31.12.2014. Bei allen teilnehmenden Partnern. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.


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