The Red Bulletin_0310_GER

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www.redbulletin.com

Ein fast unabh채ngiges Monatsmagazin / m채rz 2010

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de.redbulletin.com/print2.0 Dieses Heft surft, fliegt, kratzt die Kurve und gibt Vollgas.

Reggie Bush

Superbowl backstage

Erykah Badu

Die Soul-Diva im Red Bull Sound Clash

Eigo Sato

FMX made in Japan

Die Geburt eines Champions

der neue RB6 ist da. Papa Adrian ist happy. Onkel Bernie gratuliert. Red Bull Racing will mit ihm die F1-WM 2010 gewinnen.


kunde


Bullhorn

Willkommen!

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http://de.redbulletin.com/print2.0 Auf diesen Doppelseiten erwartet Sie das Multimedia-Erlebnis.

Coverbild: Rick Guest/Red Bull Racing

Reggie Bush hatte bereits fünf „Sports Illustrated“-Cover hinter sich. Sein erstes Red Bulletin-Cover im Oktober 2009 freute ihn dennoch besonders: Guter Anlass für eine Party, befand er. Schließlich weiß man ja nie, wie oft man während einer harten National Football League Season Grund zum ­Feiern hat – zumal Reggies New Orleans Saints als ziemliche Underdogs in die Saison 2009/10 gingen. Also lud Reggie ein paar Freunde ein, unter ihnen Snowboarder Travis Rice und BMX-Pro Terry Adams, und hatte Spaß. Spaß hatte Reggie auch, als er die Titelstory über sich las: „Hey, die Jungs vom Red Bulletin haben mir die Super Bowl als Ziel gesteckt.“ Da schüttelte er leise den Kopf. Ein paar erstaunliche Monate sind seither vergangen. Reggie Bushs New Orleans Saints blockten, warfen, fingen und rackerten sich, für eine stetig größer werdende Überraschung sorgend, durch die NFL-Saison. Bis sie schließlich am Abend des 7. Februar in Miami das Endspiel, die Super Bowl XLIV, gewannen, gegen alle Prophezeiungen der Football-­Experten, gegen die hoch favorisierten Indianapolis Colts und ein bisschen auch gegen „Katrina“, jenen Hurrikan, der im August 2005 ihre Heimatstadt verheert hatte. New Orleans feierte in der Nacht auf den 8. Februar eine wunderbare ­Auferstehungsparty. Der märchenhafte Sieg der New Orleans Saints aus der Perspektive jenes Mannes, dem wir seit Oktober ganz besonders die Daumen gedrückt haben: Seite 56. Reggie ist am Ziel, Sebastian, Mark und all die anderen bei Red Bull Racing stehen am Start. Vor ihnen liegt ihre wahrscheinlich erfolgreichste und ziemlich sicher schwierigste Saison: Red Bull Racing war in den letzten ­Jahren im Windschatten des milliardenschweren Wettrüstens der großen Konzerne zu einem schlauen, witzigen, sympathischen Herausforderer gereift – der nur positiv überraschen konnte. Bis das Team aus Milton Keynes 2009 aus dem Windschatten heraus zu einem atemberaubenden Überholmanöver ansetzte … und 2010 plötzlich zu den Favoriten zählt. Inklusive damit verbundener Erwartungshaltung, von außen und von innen. Wie die Formel-1-Bullen mit ihrer neuen Rolle umgehen, haben wir in unserem kleinen Special Red Bull Racing-Chef Christian Horner und Superhirn Adrian Newey gefragt. Auch Formel-1-Dirigent Bernie Ecclestone kommt in einem seiner seltenen Interviews zu Wort (ab Seite 48). Und nachdem die ganze Sache bei Reggie Bush so gut funktioniert hatte, dachten wir uns, wir heben Red Bull Racing vor Saisonbeginn aufs Cover. Mal sehen, was dabei rauskommt. Viel Spaß mit diesem Heft! Die Redaktion

Red Bulletin + Webcam + Internet­ anschluss = Multimedia-Erlebnis! Red Bulletin Print 2.0 in diesem Heft, das heißt: mit Red Bull Air Race-Weltmeister Paul Bonhomme abheben, mit Sébastien Buemi eislaufen, mit FMXHero Eigo Sato über die Rampe gehen, den neuen RB6 auf seinen ersten ­Metern Richtung WM-Titelkampf begleiten und mit Robby Naish auf den wildesten Wellen reiten.

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B u l l e va r d

Ihr Red Bulletin kann noch mehr, als Sie denken. Alle Infos auf Seite 7 oder gleich auf: de.redbulletin.com/print2.0

Webcam an und los:

Credits

Freestyle-Motocross nach Red Bull X-FightersArt: Seite 32/33.

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B u l l e va r d

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Credit bild: flohagena.com/Red Bull Photofiles

Credits

Das neuartige Multimedia-Erlebnis. Wo immer Sie das Auge des Bullen sehen!

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i n h a lt

Die Welt von Red Bull im März Ob heulende Motoren oder satte Beats, lauter Torjubel oder stilles Skiwachseln: Der Sound passt, einfach nur einmal reinhören.

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de.redbulletin.com/print2.0 Best of Augmented Reality im März 2010.

Bullevard

08 Kainraths Kalenderblatt 10 Fotos des Monats

16 Paul Bonhomme Wie der Red Bull Air Race-Weltmeister fliegen lernte. 21 Anna Bader Die deutsche Klippenspringerin im Ganzkörpercheck. 22 Einst & Jetzt Wie aus einem zwölf Kilo schweren mobilen Telefon ein High-Tech-Tool mit 135 Gramm wurde 24 Pinnwand Kurz & dennoch einzigartig. 26 Alec Baldwin Die Welt eines Hollywood-Veteranen. 28 formelsammlung Warum sprintstarke Leichtathleten die besten Bobfahrer sind. 30 Die zahlen des Monats Diesmal: des Ultramarathons, von 2 bis 200.000.

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Heroes

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34 Dorian Paskowitz hatte neun Kinder, einen Campingwagen und zwei Jahrzehnte Sommer. Die unglaubliche Geschichte der berühmtesten SurferFamilie der Welt. 38 Eigo Sato lernt noch immer dazu. Dabei ist er der älteste Rider bei den Red Bull X-Fighters. 42 Marc Possover hat mehr für die Lebensqualität von Querschnittsgelähmten getan als Elvis Presley für die Musik. 6

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i n h a lt

Action

48 Formel 1 2010 Zum Saisonstart: Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner blickt in die Zukunft, Designer Adrian Newey erklärt den RB6. Plus: Eine Audienz bei Bernie Ecclestone. 56 The Reborn Saints Reggie Bushs Super-Bowl-XLIV-Tagebuch. 60 High Noon in Texas Eine Electro-Punk-Band und Erykah Badu treten gegeneinander an? Ergibt ein lautstarkes Match beim Red Bull Soundclash. 66 Die Alchimisten Spätnachts im Keller werden die wirklich wichtigen Skirennen entschieden. 70 sag niemals soccer Glauben Sie es oder nicht: Nirgendwo in der Welt lebt der Fußball wie in New York. bilder: David Lang/Red Bull Photofiles, flo hagena/Red Bull Photofiles, getty images, Matthew Salacuse, rick guest, philipp horak, thomas butler; illustration: albert exergian

More Body & Mind

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80 Robby Naish isst im Hangar-7 Pasta und plaudert dabei über Facebook, Reisen und die Welt. 81 Küchengeheimnisse Der deutsche Starkoch Heiko Nieder ­lüftet drei von seinen. 82 Auf dem roten Teppich Fit bleiben im Blitzlichtgewitter. 84 Red bull Air Race 2010 Acht Rennen auf fünf Kontinenten! 86 Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster auf ServusTV. 88 Hot spots Was rund um die Welt los ist. 90 Die Macht der Nacht Live aus Chicago, Singapur, London, Paris. 98 Geist mit Körper Christian Ankowitschs Kolumne belebt.

the red Bulletin Print 2.0 Movies, Sounds, Animationen in Ihrem Red Bulletin. Überall, wo Sie dieses Zeichen sehen. 1

de.redbulletin.com/ print2.0 Im Browserfenster sehen Sie das MagazinCover. Klicken Sie auf „Starten Sie Bull’s Eye!“.

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Webcam zulassen Sie benötigen eine Webcam. Sollte sich ein Auswahlfenster öffnen, klicken Sie auf „Zulassen“.

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Red Bulletin vor die Webcam halten Es erwarten Sie Multimedia-Inhalte wie Movies, Soundfiles oder Animationen.

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K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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Bild: Beat Kammerlander/red bull photofiles

Bullevard Befl端gelndes in kleinen Dosen.

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Ga st e i n e rta l , Ö st e r r e i c h

Unwiederbringlich Dieses Foto wird es nie wieder geben, einfach weil es diesen Eisfall nie wieder geben wird. Selbst wenn noch einmal eine Seilschaft die Babylon-Route im Gasteinertal schaffen sollte, die als eine der schwierigsten Routen im Alpenraum gilt, wird es anders sein als bei der Erstbegehung in diesem Winter. Die drei Gas­ teiner Jungs Gerald Zussner (37), Alexander Holleis (21) und Rudolf Hauser (27, im Vorstieg) sind diesen 250 Meter hohen Eisfall in diesem Jahr komplett frei geklettert, ohne Bohrhaken, nur mit Eiskeilen. Ein Fehler hätte im günstigsten Fall 35 Meter freien Fall bedeutet – wenn die nächste Sicherung gehalten hätte. Zu kneifen kam für die Seilschaft nicht in Frage: „Wer weiß schon, ob das Eis in den nächsten paar Jahren jemals wieder so gut sein wird.“ Eisklettern, ein flüchtiges Vergnügen. Bullevard-Pics downloaden: www.redbulletin.com/wallpaper/de


m e x i co c i t y, m e x i co

retour bei parkour

Bullevard

Ryan Doyle aus Liverpool ist, lebt, atmet Parkour. Schon in der Schule wurde der heute 25-Jährige mit dem Free-Running-Virus infiziert, 2007 konnte er mit dem Sieg beim Red Bull Art of Motion den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere als Free Runner verzeichnen. Der Preis dafür war hoch: Ein Bein- und Schlüsselbeinbruch setzten den athletischen Eng­ länder längere Zeit außer Gefecht. Um ein Haar wäre seine Karriere vorbei gewesen. Ryan aber hat sich durchgebissen. Inzwischen ist er bereits beinah wieder der Alte, wie er hier am Gelände der olympischen Schwimmhalle in Mexico City beweist. Was man vom Free Running fürs Leben ­lernen kann? „Wenn du stürzt, steh auf und mach es noch einmal.“

Beflügeltes in kleinen Dosen.

bild: Mauricio Ramos/Red Bull Photofiles

credit

Ryans Videos auf www.airbornentertainment.co.uk

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Foto d e s m o n at s (1)

Headline_01 Igna ad modipsumsan venisl delit ulput autatin estie magnim dolore dolortionsed diat aute feum nonsequis nullamet nulla alit lorem nit alis esto eros dolum adio eui bla adiam, sequisit nulput praessit adip et, quat. Ut in exer sendipi smodole sequisim zzriliqui euiscillaore eum nos esequis dunt laorperate et vulla feugiat. Ibh erit ilisi tem zzrilisit lutat. To dolorer at augiam doloborper se modolobore dolestrud min utpat, sumsandre ex exercilis nibh esto et utpatet, qui blan vulputa tionum volorem augiame tueraesed te delit ulput atuero do eu feugue min henis nostis do coreetuer inim adio enit wisi. Verortung Termin Weblink

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M a lu n g, S c h w e d e n

Artgerecht Volvo an die Chinesen verkauft, Saab an die Holländer: alles nicht so schlimm. Das adäquate Fortbewegungsmittel für einen ­gestandenen Schweden ist im Winter ohnehin das Snowmobile. Dass Daniel Bodin auf unserem Foto die Giebelhöhe einer schwedischen „stuga“, eines Sommerhauses, locker übertrifft, kann den 25-jährigen Freestyler, der auch ein höchst talen­ tierter FMXer ist, kein bisschen schrecken: Er ist mit seinem Snowmobile schon 45 Meter weit gesprungen – und hat dabei einen Backflip gemacht. Mehr auf: www.danielbodin.com

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Bild: Johan St책hlberg/Red Bull Photofiles


b u l l e va r d

Zurück zum Ursprung „Versuche nicht, zu rennen, bevor du gehen kannst.“ Diesen Ratschlag, aufgeschnappt am White Waltham Airfield, hat er beherzigt. Heute ist Paul Bonhomme Weltmeister. White Waltham, anno 1978. Paul (Mi.) mit Bruder Steve (li.) und Freund Chris Beal vor der stylischen Pitts S-1 von ­Richard Goode.

White Waltham, ein heimeliger Flugplatz westlich von London. Hier stand schon 1978 die Zeit still, und das scheint sie immer noch. Das Rollfeld aus weichem Gras, der Tower eine Kons­truktion, die viel eher an einen Hochsitz erinnert als an ein Kontrollzentrum. Hier hat inzwischen der West London Aero Club seinen Sitz. Seit 1977 ist White Waltham eine Spielwiese von Paul Bonhomme. „Anlässlich der 25-Jahr-Feier der Krönung von

Königin Elizabeth II. fand hier eine Flugschau statt. Ich war 13 Jahre alt, stand hier auf dem Feld und staunte einfach nur. Eine VC10 flog rauf und runter, das Rothmans Aerobatic Team, ein Harrier … es war großartig.“ Paul war zu diesem Zeitpunkt bereits flugbegeistert, erbbedingt. Der Vater Vollblutflieger, Militär- und später Linienpilot, die Mutter eine Zeitlang Flugbegleiterin. „Es war aber diese Flugschau, die meine Faszination für die

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de.redbulletin.com/print2.0 Erhebendes über die Karriere des Weltmeisters.

Bilder des Monats

Moment mal!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird ein druckfrisches Buch zum erfolgreichen Kinofilm „Mount St. Elias“, der in Österreich über 100.00 Besucher in die Kinosäle lockte, verlost. Gewinner aus Heft 02/2010: Daniel Treiber

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Kingston Anders als im kalten Europa konnten die Ballartisten auf Jamaika unter freiem Himmel tricksen. James Marlon, Red Bull Street Style


bilder: Thomas butler, carascosa fotografos s.l., markus kucera (4), privat (6)

b u l l e va r d

Als Teenager traf ich mal einen Piloten, der im Zweiten Weltkrieg Spitfires geflogen hatte. Er erzählte von damals und meinte, dass er ­eines bereut: nicht in meinem Alter zu sein, um alles noch mal zu machen. Das war der Moment. Ich wollte so sein wie er. Matt Hall (AUS)

Fliegerei gefestigt hat.“ White Waltham rief den pubertierenden Paul wie eine Sirene zu sich. Nach der Schule, an den Wochenenden … „Ich habe Flieger geputzt und darauf gewartet, im Gegenzug mitfliegen zu dürfen.“ Die Piloten nahmen Paul mit, ließen ihn starten, fliegen, landen. Die erste Landung, woran er sich nicht erinnert, schaffte er wohl im Beisein seines Vaters. Und das offizielle Papier, das ihn zum Fliegen berechtigte, holte er sich mit siebzehn in Amerika ab. Damals stand der Dollarkurs gerade günstig. „Man hört Leute immer wieder sagen: ‚Also, ich habe 1981 fliegen gelernt.‘ In der Fliegerei hört man nie auf zu lernen!“ Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal wollen. Das langsame Heranpirschen an Ziele hat ihm ein Fliegerfreund ans Herz gelegt. „Versuche nicht, zu rennen, bevor du gehen kannst.“ Paul war vor seiner jetzigen Berufung Fluglehrer, Flugtaxipilot für Jockeys, er flog Freizeitverunfallte von griechischen Inseln zurück in die Heimat, saß 1987 am Steuer einer Boeing 737 der walisischen Fluglinie Awyr Cymru und landete ein Jahr später, mit 24 Jahren, im Pilotensessel der British Airways. Dann waren da noch die Kunstfliegerei und Flugshows. Eine dieser Airshows wird er nie vergessen. Das, was sich 1994 über White Waltham abspielte, hat ihn geprägt. Nachhaltig. „Ich flog die Jak-

Tampere Früh übt sich. Nicht umsonst sind f­ innische Eishockeyspielerinnen die erfolgreichsten Europas. Rami Lappalainen, Red Bull Open Ice

Du bist fünfzehn und hängst irgendwo am Himmel herum, tausend Meter über dem Tal. Musst mit deiner Unsicherheit umgehen. Ich habe durchs Hängegleiterfliegen die Fliegerei, das Abenteuer, das damit verbunden ist, entdeckt. Hannes Arch (AUT) Mein erster Soloflug im Segelflugzeug: Ich war vierzehn, wurde auf 600 Meter hochgezogen und flog 15 Minuten. Das Gefühl war so geil! Von da an wusste ich, das ist es, was ich machen will. Matthias Dolderer (GER) Ich habe Flieger gezeichnet, sie aus Holz ­geschnitzt, Drachen gebastelt. Pilot zu werden war mein Traum. Mit vierzehn habe ich im Fliegerklub von São Paulo erstmals abgehoben. Was den Wunsch nur noch stärker machte. Adilson Kindlemann (BRA) Für mich bedeutet das Fliegen Freiheit, in jeder Hinsicht. Das habe ich bereits als Kind gespürt. Sich in drei Dimensionen zu ­bewegen, mit hoher Geschwindigkeit, nur wenige Meter über dem Boden, das ist Freiheit und Leidenschaft. Sergey Rakhmanin (RUS)

Auckland

Es ging so richtig zur Sache. Die Zuschauer erlebten packende Rad-an-Rad-Duelle beim Motocross-Finale. Steve Smith

18T, ein russisches Flugzeug, und machte einen Fehler mit der invertierten Treibstoffversorgung. Der Motor versagte fünf Meter über dem Boden.“ Drei Sekunden waren es, in denen er dachte, dass es das nun war. „Ich habe laut ‚Scheiße!‘ geschrien.“ Was danach kam, war ein lauter Knall. „Es ist eigentlich gut, dass mir das passiert ist. Das war eine Mahnung, dass ich nicht unbesiegbar bin. Ich war zu selbstsicher gewesen.“ Zum einen das, und Paul war an besagtem Tag auch Direktor der Flugschau, hatte den Event organisiert. „Dazwischen stieg ich in den Flieger.“ Eine Stunde vor den Rennläufen im Red Bull Air Race ist Paul Bonhomme gerade wegen dieser Erfahrung nicht mehr zugänglich. Er zieht sich zurück, denkt über seinen Flug nach, über alle Eventualitäten. „Wenn du beim Fliegen nur ein Detail übersiehst, kann es sein, dass es kein Morgen gibt.“ Es war die Flugschau anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeit für Queen Elizabeth II., die ihm den Kick gegeben hat, sein Hobby zum Beruf zu machen, und es war der eine Flug, der ihm gezeigt hat, dass er sehr wohl ans Limit, jedoch nie dar­ über hinausgehen darf. White Waltham, ein Stück Erde, das viel zu dem beigetragen hat, was Paul Bonhomme heute ist. Red Bulletin Print 2.0 lädt zu einer beflügelten Zeitreise. Alle aktuellen Infos zum schnellsten Motorsport der Welt: www.redbullairrace.com

Salzburg Hier entstehen in weiterer Folge die Stickerei-Logos auf Textilien und Kappen der Red Bull-Athleten. Sigram Jäger

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b u l l e va r d

Vereint in der Wand

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de.redbulletin.com/print2.0 Racingday on Ice.

Ein voller Erfolg war im Vorjahr die Premiere des ebenso einzig- wie neuartigen Team-Kletterbewerbs Challenge the Wall: Ein Profi bildet mit einem ­lokalen Amateur ein Team, die in der Folge gemeinsam erzielten Punkte entscheiden über die Platzierung im Endklassement. 4000 begeisterte Fans strömten in die Kletterhallen der fünf Austragungsorte und sorgten für ausgelassene Stimmung während des Wettkampfes und bei den After-Contest-Partys. Bei der diesjährigen Neuauflage werden bei allen sechs Stopps in vier verschiedenen Ländern wieder am Start sein: die vielfachen Weltmeister und Weltcupsieger Angela E ­ iter, Anna Stöhr, Kilian Fischhuber und ­David Lama. Dazu gesellen sich bei ­jedem Bewerb nationale Klettergrößen wie Jonas Baumann (GER) oder Jorg Verhoeven (NED). Auftakt der Tour ist am 4. März im DAV-Kletterzentrum in München. Die weiteren Termine: Darmstadt (5. 3.), Stuttgart (6. 3.), Amsterdam (18. 3.), Zürich (19. 3.) und zum Abschluss Wien (20. 3.).

red Bull Frozen One In Abwandlung eines alten Sprichworts sagen wir: Es gibt keine schlechten Bedingungen. Nur falsche Reifen. Theoretisch gibt es geeignetere Winter­ autos. Aber Diesel-SUVs mit Sitzheizung kann ja jeder fahren. Was ein echter Bulle ist (Sébastien Buemi zum Beispiel), der traut sich selbst mit einem 800 PS starken Formel-1-Auto aufs Eis. Zur Feier der Rückkehr des Kanada-GP in den WM-Kalender zauberten unsere dortigen findigen Freunde nämlich eine 1:1-Nachbildung des legendären Circuit Gilles Villeneuve auf den zugefrorenen Lac-à-l’Eau-Claire im Norden Québecs (ursprünglich hatte man die Strecke überhaupt im Olympiabecken von Montréal nachbauen wollen, aber da spielten die Temperaturen nicht mit). ­Sébastien Buemi und die Red Bull Racing-

Newcastle Die Reading University Breakdance Cru hat sich nach getaner Arbeit eine belebende ­Pause redlich verdient. Dan Dewhirst 18

Crew gingen die Sache mit aller gebotenen Professionalität an, die Partner detto. Bridgestone etwa fertigte extra eine Garnitur Formel-1-Winterreifen vom Feinsten an: 420 Wolfram-Spikes an den Vorderrädern, 588 hinten – über mangelnden Grip konnte sich Buemi jedenfalls nicht beklagen. Die buckelige Oberfläche war schon eher ein Problem, zudem die grimmigen Temperaturen: „Zum Schluss wurde es schon frisch im Cockpit. Umso mehr freue ich mich jetzt auf Montréal.“ Wir auch.

www.challengethewall.com

Red Bulletin Print 2.0 zeigt: Sébastien Buemi ist der wahre Iceman der Formel 1. Heißer geht’s beim Formel-1-Saisonauftakt zu: 14. März 2010, International Circuit, Bahrain

Rotorua

Die Four-Cross-Biker versuchten bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft die Gesetze der Gravitation auf­ zuheben. Mike Peffers

Perth

Unter der Motorhaube dieses mächtigen Trucks verbergen sich keine Pferde-, sondern geballte Bullenstärken. Carl Reynolds

bilder: rainer eder, david lang/red bull photofiles

Challenge the Wall steigt mit Angie, David und Co.


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serie: FuSSball 2020

Text: Andreas Jaros; Illustration: Heri Irawan

Wie alle Welt den Fußball verändert: Sechs Thesen zur Zukunft des globalen Sports Nr. 1. These 2: Die Rückkehr der Philosophie.

Ein 1702 errichtetes Bauernhaus als Angelpunkt einer Philosophie: La Masia in Barcelona.

Wilhelmsburg Felix Baumgartner möchte die Stratosphäre erobern. Und Red Bull vielleicht bald den Mond? Helmuth Berger

Flachau FMXer Busty Wolter durfte Dakar-Teilnehmer Mark Miller bei einem Sprung mit dessen VW Touareg als Copilot assistieren. Bodo Kräling, Dakar on Snow

„Das Geheimnis von La Masia“: Was klingt wie eine Telenovela-Episode, ist der Titel eines der wichtigsten ­Vorträge, die derzeit im Weltfußball zu hören sind. Vortragender: Albert ­Capellas, Jugend-Koordinator des FC Barcelona, der gemeinsam mit Arsenal London nicht nur an der Spitze der besten Klubs der Welt steht, sondern auch eine einzigartige KlubPhilosophie verkörpert. Inhalt von Capellas’ geheimnisvollem Vortrag: der Alltag in La Masia, der nur äußerlich altmodischen Talenteschmiede (ein Bauernhaus, errichtet 1702) gleich beim Nou Camp. „Wir gönnen uns zwölf Nachwuchsteams, von 8 bis 22 Jahren“, verrät Capellas, „kein Training dauert länger als 90 Minuten. Die Schwerpunkte sind Ballkontrolle und Passspiel, der Fokus liegt auf Verbesserung des schwächeren Fußes der Buben, auf einem kreativ-offensiven Stil und Spielintelligenz. Ziel ist es, dass die Hälfte der Ersten aus La Masia kommt.“ Wieso das in einer Welt der Millionentransfers gelingt? Auch darauf hat Capellas eine Antwort: „Alle Teams bis rauf zur Kampfmannschaft spielen dasselbe System, entweder ein 4-3-3 oder das offen­sivere 3-4-3 – das erleichtert es den Jungen, im A-Team Fuß zu fassen.“ Der aktuelle Barça-Erfolgstrainer hat das System verinnerlicht wie kein Zweiter. Pep Guardiola, 39, war selbst La-Masia-Zögling (Einstieg mit dreizehn). Er schoss zum Kapitän in Johan Cruyffs Dream-Team-Ära hoch, wurde Nachwuchstrainer und dann Boss des Elite-Teams, mit dem er 2009 alles gewann, was es zu gewinnen gab. Achtelfinale der UEFA Europa League: 11. und 18. März 2010; www.uefa.com

Oslo Aus einem traditionellen skandinavischen Fortbewegungsmittel wird ganz schnell eine Rennmaschine. Gali Anikeyev, Red Bull Sparkstøtting Supercross

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Österreich im Bild

Am Gipfel des Triumphs Auf diesen Moment hat Karina Hollekim über drei Jahre lang hingeschuftet: Die norwegische Ausnahmesportlerin schnallte sich zum ersten Mal wieder die Skier an. „Ich habe so lange von diesem Tag geträumt! Als ich dann endlich oben auf dieser Skipiste in Hemsedal in Norwegen stand, musste ich richtig weinen!“ Es waren Tränen des Glücks, gesteht die Freeskierin und BASE-Jumperin tief bewegt, nach einer langen, entbehrungsreichen Periode voller Schmerzen und Selbstüberwindung. Kurze Rückblende: Es war im August 2006, als sich bei einer Skydive-Show im schweizerischen Lausanne Hollekims Fallschirm nicht öffnete. Binnen 20 Sekunden änderte sich das Leben der Extremsport­ lerin vollkommen. Knapp dem Tod entronnen, wurde ihr von den Ärzten zunächst prophezeit, dass sie als Folge ihrer verheerenden Verletzungen nie wieder würde ­gehen können. „Und? Ich kann wieder laufen!“, sagt sie heute freudestrahlend. Ein Erfolg, der auch ihrer starken Willenskraft 20

und ihrem Traum, auf jeden Fall wieder Sport zu treiben, zuzuschreiben ist. Dass sich Hollekim jemals wieder auf Skiern durch den Schnee schwingen würde, hielt niemand, vor allem nicht die Mediziner, für möglich. „Das letzte Mal spurte ich vor vier Jahren für einen Film in Alaska über völlig unberührte Hänge, die noch nie ­zuvor von einer Frau befahren worden ­waren. Dabei bezwang ich 100 Meter hohe Felsen!“ Ein Glücksgefühl, das sie ebenso wie die wenigen Sekunden des freien Falls beim BASE-Jumpen einmal so beschrieb: „Waren Sie schon einmal verliebt? Dann wissen Sie: Es ist überwältigend!“ Klar, dass man diesen Moment der Freude wieder erleben will. Klar auch, dass Karina Hollekim alles dafür tat und dabei fast übermenschliche Kräfte entwickelte, um sich erneut die Bretter anzuschnallen. Anfang Februar war es also so weit. Und als Hollekim da oben am Berg stand, war es auch ein Moment des großen Triumphs. Einer, der sie sprachlos machte und dessen geballte Wucht sich in einem durchdringenden „Yiiiihaaaa!“ entlud. Alle Infos über Karina Hollekims Weg zurück und ihre Fortschritte auf: www.karinahollekim.com

Im Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von R ­ obert Musil heißt ein Kapitel „Eine Berührung der Wirklichkeit“. Dabei geht es um die Auseinandersetzung von Alltagswelt und imaginären Phantasien. Genau das ist auch eines der Themen, mit denen sich junge Künstler in Österreich derzeit in ihren Ateliers beschäftigen. Im Salzburger Hangar-7 werden jetzt die Werke von vier Frauen und fünf Männern gezeigt, die ihr Zuhause in der figurativen Malerei sehen und dabei zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit experimentieren. Kevin A. Rausch etwa aus Wolfsberg, Kärnten, befasst sich mit der Entfremdung des heutigen Menschen von seinem Planeten. Der vielseitig Begabte – Rausch malt, macht Objekte und Installationen, 8-mm-Filme, Videos und spielt Ziehharmonika – wird die Kunstwelt genauso erobern wie die ebenfalls aus Wolfsberg stammende Künstlerin Iris Kohlweiss (Bild oben). Zu sehen auch Bilder der Nachwuchskünstler Markus Bacher (Kitzbühel), Uwe John Bardach (Amstetten), Alfredo Barsu­ glia (Graz), Robert Muntean (Leoben), Ingrid Pröller (Schärding) sowie der Französin Karine Fauchard und der ­Georgierin Natia Kalandadze, die beide in Wien leben und arbeiten. Eine Berührung der Wirklichkeit – junge österreichische Malerei im Hangar-7, Salzburg: noch bis 14. April 2010 Arbeiten zwar nicht zusammen, stammen aber beide aus Wolfsberg: Iris Kohlweiss und Kevin A. Rausch.

bilder: Johan Wildhagen/Red Bull Photofiles, Marius W Hansen, Markus Krottendorfer (2)

Im Hangar-7 zeigen junge Künstler ihre Werke.


b u l l e va r d

Mein Körper und ich

Anna Bader

Die 26-jährige deutsche Klippenspringerin rast mit 80 km/h auf die Wasser­oberfläche zu. Sie kam bisher mit zwei blauen Augen davon, mulmig wird ihr aber immer noch.

High Speed

Wenn wir von über 20 Meter Höhe springen, müs­ sen wir immer mit den Füßen voran im Wasser landen, weil der Aufprall so heftig ist. Wir errei­ chen beim Sprung eine Geschwindigkeit an die 80 Stundenkilometer und werden beim Eintau­ chen auf null heruntergebremst. Dafür braucht man nicht unbedingt starke Muskeln. Nur die ­inneren Beinmuskeln müssen trainiert sein, weil man beim Aufprall die Beine eng zusammenhal­ ten muss, sonst werden sie wie bei einem Spagat auseinandergedrückt. Und das tut ordentlich weh! Bei den letzten Red Bull Cliff Diving Series wurde von mindestens 26 Metern gesprungen. Ich bin aber für solche Höhen wegen des wuch­ tigen Aufpralls noch nicht bereit.

text: ruth morgan; bild: Ray Demski/Red Bull Photofiles

Blauauge

Einmal landete ich nach einem 10-Meter-Sprung auf dem Gesicht. Keine wirkliche Höhe, trotzdem ist das Wasser beim Aufprall bretthart. Ich hatte sofort Nasenbluten, zwei blaue Augen und sah schrecklich aus! Es sollte ein zweifacher Salto mit einer halben Drehung aus dem Handstand werden – kein leichter Sprung, damals beherrschten ihn weltweit nur drei Menschen. Leider war ich beim Absprung ein bisschen zu langsam. Beim nächs­ ten Wettkampf aber wusste ich genau, wie diese Figur anzugehen war – es war ein Triumph!

Gerad e Haltu ng

Nach jedem Klippensprung tut dir dein Körper weh, vor allem Rücken, Nacken und Beine. Dar­um hängt die Zahl der Sprünge pro Tag von Höhe und Schwie­ rigkeitsgrad ab. Wir haben ja keine Schutzausrüs­ tung wie Helme oder Ähnliches, also muss ich mich ganz auf mich selbst verlassen und auf meinen ­Körper hören. Am wichtigsten sind der Rücken und die Bauchmuskeln, damit du sicher und stabil im Wasser landest und dir nicht das Genick brichst. Gerätst du auch nur ein kleines bisschen aus deiner geraden Haltung, gibt’s zumindest starke Prellun­ gen. Knochen habe ich mir noch keine gebrochen, aber Muskelzerrungen hatte ich schon oft.

Kopfl astig

Ganz wichtig beim Cliff Diving ist der Kopf. Ähn­ lich wie bei einer Meditation musst du auf Körper und Seele hören, so wie auf eine innere Stimme. Wenn du dich nicht gut fühlst, solltest du nicht springen. Immer, wenn wir eine Location erst­ mals ausprobieren, ist mir etwas mulmig, ich bin mir des Risikos schon deutlich bewusst. Das ist wie bei einem Drahtseilakt: Schaff ich’s oder schaff ich’s nicht? Und irgendwann kommt der Punkt, wo ich mir sage: Klar kann ich das schaf­ fen! Und genau dann ist der richtige Zeitpunkt, um zu springen. In der Sekunde, wo ich in der Luft bin, sind alle Zweifel wie weggeblasen. Ich konzentriere mich nur noch auf meine Bewegun­ gen. Ein toller Moment und komplett angstfrei!

Fünf-Tage-Woche

Es ist schwierig zu beschreiben, wie ich so einen Klippensprung anlege. Er ist das Ergebnis von ­jahrelangem Training, eingelernten Bewegungen, Schwungkraft und Drehungen. Es muss einfach alles im richtigen Moment zusammenpassen. Ziemlich komplex, doch ich denke darüber nicht mehr nach. Es wird zum Gefühl, und ich weiß, was ich zu tun habe. Und ich trainiere sehr viel. Im ­Winter mache ich drinnen Gymnastik. Sobald es jedoch wärmer wird, bin ich draußen und springe fünf Tage in der Woche vom 10-Meter-Brett. Das liebe ich, das ist meine ganze Leidenschaft. Mehr Cliff Diver, mehr Background-Info: www.redbullcliffdiving.com

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B u l l e va r d

EINST UND JETZT

Am Apparat Wie in 25 Jahren aus einem (mehr oder minder) mobilen Telefon ein High-TechKommunikationstool wurde.

63 mm

330 mm

High-Speed-Internet, Videofunktion, MP3Player, Digitalkamera, Fernseh- und Navigationsgerät – ach ja, selbstverständlich kann man damit auch telefonieren (und zwar 3,5 Stunden lang bei einer Stand-by-Akkulaufzeit von 13 Tagen). Die Gegenwart mobiler Kommunikation beherrschen multifunktionale Smartphones wie das neue, 135 Gramm 22

leichte Red Bull MOBILE RBM2: Hinter dem 3,5-Zoll-Touchscreen lauern Bilder, Videos und Musik der Red Bull Records-Bands Black Gold und Twin Atlantic. Und alles, was man in der modernen Medienwelt benötigt: AndroidBetriebssystem mit Google Service, GPS, schnelles WLAN und HSDPA. Eine spezielle Neuheit ist der Red Bull Hot Spot Viewer.

Der Anwender kann die Kamera des RBM2 auf jeden beliebigen Punkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz richten und erhält blitzschnell Fotos und Videos von Red Bull-Events, die in seiner Nähe stattfinden, oder Wikipedia-Informationen zu Sehenswürdigkeiten und interessanten Orten. www.redbullmobile.at

Text: Ulrich corazza

RBM2, 2010


bilder: kurt keinrath

Kapsch ATC-90, 1985 Ab 1984 entwickelte sich in Deutschland und Österreich das kleinzellige C-Netz – es läutete das Ende des analogen Mobilfunks ein. In Deutschland war es in der Endausbaustufe für nur 800.000 Teilnehmer konzipiert, in Österreich gar nur für 50.000. Um der Bezeichnung „Mobiltelefon“ gerecht zu werden, wurden die schicken Köfferchen des

Kapsch ATC-90 mit einem Tragegurt versehen. Einschränkungen der Mobilität blieben dennoch: Das „Handy“ wog 12 Kilo, nach nur 45 Sprechminuten war der telefonbuchgroße Akku leer. Ebenfalls recht bescheiden: die Stand-by-Zeit von zwei bis drei Stunden. Mobiltelefone waren mindestens ebenso prestigeträchtig wie zweckmäßig: Zwar erreichte

Kapsch mit dem damals revolutionär schlanken Design eine Kostenreduktion um 50 Pro­ zent – dennoch blieb ein Anschaffungspreis von 3500 Euro (Grundgebühr: 33 Euro pro Monat) übrig. Danach musste man mit Gesprächsgebühren von 17 Cent pro Minute rechnen – wenn man angerufen wurde. ­Aktiv fielen 45 Cent an. www.kapsch.net 23


b u l l e va r d

Briefe an die Redaktion.

kurz & dennoch einzigartig Ein Blick in die Ergebnislisten, und was darf man entdecken? Erfolg auf allen Linien.

Taddy Błaz˙usiak (POL), 26, dominierte den FIM Indoor Enduro World Cup 2010. Der KTMPilot – auch Sieger beim Saisonfinale in Barcelona – triumphierte bei 13 von 15 Läufen und holte sich überlegen die Gesamtwertung vor dem Spanier Iván Cervantes.

Wo kann man das Red Bulletin abonnieren? Jetzt liegt immer so viel Mist im Postkasten, aber diese wirklich geile Zeitschrift bringt der Briefträger nicht. Sabina Lechner, per E-Mail Gerne können Sie unser Magazin abonnieren – ein Mail an sammelbox@redbulletin.at ­genügt, und wir antworten prompt. Die Red.

Ben Townley (NZL) feierte einen StartZiel-Sieg in der neuseeländischen Super­ cross-Meisterschaf t. Der 25-jährige ehemalige MX2-Weltmeister kämpfte sich nach einer langwierigen Schulterverletzung zurück an die Spitze.

Zuerst ein dickes Lob für Ihre Zeitschrift, ich lese sie mit großer Begeisterung. Und: Ich bin begeisterter KTM-990Supermoto-Fahrer und möchte mir einen neuen Helm ­kaufen – und zwar im Red Bull-Design. Gibt es da eine Möglichkeit? Horst Pfeifer, Graz, Steiermark Als einzige Chance, so einen Helm zu bekommen, empfehlen wir Ihnen die Homepage www. kini.at. Wertvoller Nebeneffekt: Mit einem Kauf unterstützen Sie Heinz Kinigadners Wings for Life-Stiftung. Die Red. Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E‑Mail-Adresse enthalten. Die Redak­ tion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

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Bilder: ANDRES JARAMILLO BOTERO, KTM images, Graeme Murray/Red Bull Photofiles, Christian Pondella/Red Bull Photofiles

Die 21-jährige Kaya Turski (CAN, links) ­sicherte sich bei den 14. Winter X Games in Aspen ihre erste Goldmedaille im Ski-Slope­ style. Ebenfalls Gold gab es für den Amerikaner Heath Frisby im Snowmobile-BestTrick-Bewerb.

Filip Polc (SVK), 27, startete erfolgreich in die neue Saison. Der Spezialist für Mountainbike-Downhill-City-Races gewann das „Feria Extrema de Manizales 2010“ in Kolumbien, obwohl er nach Materialdefekten nur drei Trainingsläufe absolvieren konnte.

Der Zufall warf mir – ich bin eigentlich kein großer Motorsportfan, auch wenn mich die F1-Erfolge von Red Bull in meiner Underdog-Mentalität freuten und mich grinsen ließen – die Red Bulletins von Dezember 2009 und Januar 2010 auf den Tisch. Besonders die Reportagen gehören zum Besten, was ich in den letzten Jahren in Deutschland gelesen habe, Chapeau! Dietrich Leiching, Gilching, Bayern


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Wir w端nschen Ihnen bessere Unterhaltung.


b u l l e va r d

Meine Welt

alec baldwin

Stammgast in Talkshows und Tratschblättern, bei Oscar-Verleihungen und im Boxring: Der Hollywood-Veteran besticht durch gepflegte Streitkultur. Vom Aviator zum Governator

Ein seltsam es Paar

Alec studierte Jus und kokettierte mit einer Karriere als Politiker. Das Leben brachte ihn auf eine andere Fährte, und so landete er Mitte der 1980er Jahre in der US-Super-Soap „Knots Landing“ („Unter der Sonne Kaliforniens“). Nach 25-jähriger Leinwandpräsenz – u. a. in „Jagd auf Roter Oktober“, „Glengarry Glen Ross“ und „Aviator“ – kehrt er nun zu seiner ursprüng­ lichen Idee zurück und möchte ­Gouverneur von Ohio werden.

Diese Paarung klingt vielversprechend: Im aktuellen Film-Hit „Wenn Liebe so einfach wäre“ machten sich die Hollywood-Veteranen Alec Baldwin und Steve Martin schon einmal warm fürs Witzeln, um am 7. März gemeinsam durch die Oscar-Nacht zu führen. Deswegen absolvieren sie zurzeit einen Talkshow-Marathon, wobei Martin mit 15 Auftritten bei „Saturday Night Live“ den Rekord hält.

Speck an den Hüften

Direkt verneint hat Baldwin die Frage nach Schönheits-OPs nie, zum „US Weekly“-Magazin sagte er nur lapidar: „Sie glauben doch nicht, dass ich täglich mit dem Gedanken aufwache, ich möchte so, so oder so aussehen?“ Für eine Nacktszene mit Meryl Streep in der aktuellen Komödie „Wenn Liebe so einfach wäre“ ließ er sich allerdings doubeln.

Rosenkrieg 1993 heiratete Baldwin Film-Beauty Kim Basinger, sie bekamen nach zwei Jahren Tochter Ireland, doch schon bald wurden heftige Auseinandersetzungen des Ehepaars publik. Auch nach der Scheidung 2002 wurde weiterhin fleißig öffentlich Schmutzwäsche gewaschen und um das Sorgerecht ­gekämpft. Bisheriger Höhepunkt: eine 2007 im Internet veröffentlichte Telefon­ nachricht an seine Tochter, in der er sie als „Schwein“ und seine Exgattin als „absolut letztklassig“ beschimpfte.

Post von Alec

Yes we can!

Eines muss man Alec Baldwin lassen: Er scheut sich nicht, seine Meinung zu sagen, und veröffentlicht diese in seinem Blog bei der Onlinezeitung „The Huffington Post“ zu allen möglichen Themen von Tierschutz bis Politik. Sein öffentliches Nachdenken, ob die Wiederwahl von George W. Bush im Jahr 2004 ein ebenso verheerender Schlag wie 9/11 war, erhitzte die Gemüter. Und nach einem Witz über eine philippinische Katalog-Braut musste er sich via Blog bei den Philippinern entschuldigen. Trotzdem hat er bis dato Einreiseverbot.

Intimere Kenner Baldwins sind über die Wahl seines liebsten Sports nur wenig verwundert: Boxen. Er trainiert mit ProfiCoaches in jenem Gym in Miami, in dem sich schon Muhammad Ali u. a. auf seinen ersten Kampf gegen Sonny Liston vorbereitet hatte, und matchte sich als humoristische Einlage mit den US-Komikern Jimmy Fallon und Garry Shandling. Ein noch leidenschaftlicherer Fighter ist aber Alecs Bruder Stephen: Er lud Barack Obama während dessen Wahlkampf zu einer Begegnung im Ring ein.

Brüder unter sich

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Recht oder ungerecht? Serien mäSSiger Einbau

Seit er in der Kultserie „30 Rock“ (läuft seit Herbst 2006) Jack Donaghy verkörpert, zeigt Baldwins Karrierekurve wieder steil nach oben. Eigentlich wollte er ja nur sechs Episoden ab­ drehen, mittlerweile stehen wir bei 70 – in der 4. Staffel. Davor absolvierte Baldwin Gastauftritte in den Serien-Hits ­„Friends“ und „Will & Grace“.

Nebenbei betätigte sich Baldwin auch als Autor und veröffentlichte 2008 „A Promise to Our­ selves“: eine stürmische Anklage der seiner Meinung nach katastrophalen US-Familienrechtsprechung. Als Abrechnung mit seiner Ex fabrizierte er diesen Scheidungsratgeber (Untertitel: „A Journey Through Fatherhood and Divorce“), der nur Abgebrühten als Urlaubslektüre empfohlen sei. Oscar-Nacht in Los Angeles: 7. März 2010 www.oscars.com

illustration: lie-ins and tigers

Von den vier schauspielenden Baldwin-Brüdern Alec, Daniel, William und Stephen ist Alec (Jahrgang 1958) der älteste. Aufgewachsen ist das Quartett gemeinsam mit den beiden Schwestern in Long Island, New York. Ihr Verhältnis ist mehr von geschwisterlicher Rivalität als von Bruderliebe geprägt: „Er hat dauernd was zu jammern“, gab William unlängst über Alec zu Protokoll. Dieser wiederum krachte mit Stephen wegen dessen Ablehnung von Hochzeiten für Homosexuelle zusammen.


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Olympische Winterspiele Turin 2006: Bob USA I mit Pilot Steven Holcomb – inzwischen regierender Weltmeister im Viererbob –, Bill Schuffenhauer, Lorenzo Smith III und Bremser Curtis Tomasevicz.

Formelsammlung

Ganze Kerle

Die gesuchtesten Passagiere im Viererbob sind sprintstarke Leichtathleten. Wobei leicht das falsche Attribut ist: Das Reglement erlaubt 420 kg Zuladung, die stets ausgenutzt ­werden. Auch aus physikalischen Gründen, was sich wissenschaftlich* beweisen lässt.

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Im Bobsport fällt die Entscheidung über die Platzierung fast ­immer bereits in der Anlaufphase: Deshalb müssen die Anschieber ganze Kerle sein. In Spitzenmannschaften warten diese mit 100-Meter-Zeiten von deutlich unter elf Sekunden auf und ­leisten in der Anschubphase zusammen mehr als sieben PS. Sehen wir uns die Sache genauer an. Kraft ist Masse mal Beschleunigung, also F = ma. Nehmen wir vereinfacht an, dass es sich bei der Anlaufphase um eine gleichmäßige Beschleunigung handelt. Dann gilt s = (a/2)t² oder a = (2s)/t², wobei s der zurückgelegte Weg ist und t die benötigte Zeit. Nun setzen wir in F ein und lösen nach t auf. Weil die ­Anlaufstrecke für alle gleich ist und die Masse von Viererbob und Mannschaft mit 630 kg (davon 210 kg der Bob) beschränkt, können wir s und m aus der Gleichung nehmen, und es ergibt sich die Proportion: t ~ √1/F. Was bedeutet das?


bild: imago; illustration: mandy Fischer

b u l l e va r d

Größere Anschubkraft verursacht logischerweise eine geringere Zeit für die Anschubphase. Das hätte man auch ohne Formel gewusst. Es ist aber die Wurzel zu beachten! Eine um zehn ­Prozent höhere Kraft bedeutet unterm Strich eine um rund fünf ­Prozent kürzere Anschubzeit. Nun ist es aber so, dass die Uhr erst nach 15 Metern gestartet wird, also die Anschubphase ­eigentlich gar nicht gemessen wird. Warum ist es dann trotzdem wichtig, dass schnell angeschoben wird? Das hat damit zu tun, dass bei geringerer Beschleunigung in der Anschubphase auch die Endgeschwindigkeit geringer ist. Bei gleichmäßigen Beschleunigungen gilt nämlich auch v = at. Weil F ~ a ist und v ~ Ft, gilt unterm Strich v ~ √F. Wenn die Kraft um zehn Prozent geringer ist, dann ist die Endgeschwindigkeit um fünf Prozent geringer. Und mit dieser geringeren ­Geschwindigkeit beginnt die Zeitmessung zu laufen.

Die geringere Geschwindigkeit bei Beginn der Zeitmessung führt zunächst zu einer schlechteren Startzeit – gemessen nach den ersten 50 Metern – und läppert sich dann bis ins Ziel zusammen. Sie kennen das vom Skisport: Vermasselt man die Einfahrt in ein Gleitstück, summiert sich aufgrund der geringeren Geschwindigkeit der Zeitrückstand in diesem Abschnitt dramatisch. Im Bobsport drücken sich ein paar Hundertstelsekunden mehr bei der Startzeit in der Regel gleich in einigen Zehntelsekunden Rückstand im Ziel aus. Und deshalb braucht es zum Anschieben ganze Kerle. * Mag. DDr. Martin Apolin, 44, promovierter Physiker und Sportwissenschafter, arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor am Institut für Sportwissenschaft in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

Alle Formeln auf: redbulletin.com/formel/de

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B u l l e va r d

Zahlen des Monats

Ultramarathon

200.000 SCHIESTER

Ein Ultramarathon gilt dann als solcher, wenn mehr als die traditionellen 42,195 Marathon-Kilometer zu überwinden sind. Unterschieden werden dabei zwei Kate­ gorien: Distanzrennen (also zum Beispiel 50 Kilometer, 100 Meilen) oder auf Zeit ­basierende, wie 24-Stunden- oder 10-TageRennen. Ihren Charme gewinnen die Rennen nicht allein durch das Ausmaß der zu überwindenden Zeit respektive Distanz, sondern auch durch deren Qualität: Austragungsorte sind oftmals nur eingeschränkt wirtlich, Beliebtheit erfreuen sich (Eis-)Wüsten, Dschungel oder Gebirge.

IZZARD

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100

Kilometer legte Extremläufer Christian Schiester beim Antarctic Ultra Race 2007 zurück – er war der einzige Mann, der das Ziel sah. Der heute 42-jährige Österreicher bewältigte den südlichsten und kältesten Ultralauf in 19:58:24 Stunden. Mehr als zwei Stunden nach Schiester erreichte die Britin Susan Holliday das Ziel und ist damit die einzige Frau, die jemals diese ­Distanz in der Antarktis schaffte. Nächsten ­November stellt sich Schiester zum Abschluss des „4 Deserts Cup“ (vier Ultramarathons zu je 250 km) wieder der Herausforderung, sinnigerweise „The Last Desert“ genannt. Davor finden das Atacama Crossing (Chile) im März, der Gobi March (China) im Juni und das Sahara Race (Ägypten) im Oktober statt.

51

Tage bleiben den Athleten zwischen Juni und August Zeit für das „Self-Transcendence 3100 Mile Race“ – den offiziell längsten Laufbewerb der Welt. Für die umgerechnet 4989 Kilometer müssen die Teilnehmer 5649 Runden zu jeweils 883 Meter um einen Häuserblock im New Yorker Stadtteil Queens abspulen. Der Deutsche Wolfgang Schwerk hatte es im Jahr 2002 etwas eiliger und absolvierte die landschaftlich vergleichsweise wenig abwechslungsreiche Strecke in 42 Tagen, 13:24:03 Stunden.

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Schritte läuft man im Durchschnitt während eines 100-Meilen-Rennens, dabei werden rund 12.600 Kalorien verbrannt. Pflicht daher ­während des Laufens: ein stetiger Ausgleich des Energiehaushalts mit protein- und kohlenhydratreicher Nahrung, Obst und Wasser. Bei deutschen Ultramarathons darf es ruhig auch einmal ein kleiner Schnaps gegen die Schmerzen sein. Üblicherweise werden die Athleten von einem Betreuerteam begleitet, das für medi­zinische Versorgung und frische Ausrüstung ver­ant­ wortlich ist. Bei Straßenrennen sind alle 5 bis 15 Kilometer Versorgungsstationen eingeplant.

Paar Laufschuhe verschliss Jesper Olsen bei seiner ersten „Earth on Foot“. Der Däne legte bei der Per-pedes-Weltumrundung 22 Monate lang täglich durchschnittlich 45 Kilometer zurück. Nach 26.323 Kilometern erreichte er im Oktober 2005 seinen Ausgangspunkt London. Die Rekordstrecke führte Olsen durch vier Kontinente. Das war dem heute 38-Jährigen aber nicht genug. An geplanten Ruhetagen nahm Olsen während seiner Tour auch an Ultramarathonbewerben wie dem Cliff Young 6-Day Race in Australien – welches er auch gewann! – teil. Derzeit befindet er sich mitten in seinem World Run II: 40.000 km in rund 800 Tagen.

HOLLIDAY

OLSEN

KOUROS

134

Weltrekorde hält der beste Ultraläufer aller Zeiten, Yiannis Kouros, 54. Der Grieche führt alle Bestenlisten von der 100- bis zur 1000-Meilen-Distanz sowie von 24-Stunden- bis 10-Tage-Rennen an. Beim 6-Tage-Rennen von New York 1984 verbesserte er 16 Weltrekorde, die aus dem Jahr 1888 datierten. 2005 nahm Kouros bei einem australischen 6 Day Race dem Zweitplatzierten 133 Meilen ab, umgerechnet 535 Runden einer 400-m-Laufbahn. 2008 stellte der Musiker und Poet weitere sechs Bestmarken auf und steigerte seine 48-Stunden-Leistung auf 433,1 km.

Atacama Crossing: 7. März 2010, Chile www.racingtheplanet.com

Text: Ruth Morgan; Bilder: Mike King, picturedesk.com, PA Wire/Press Association Images, Red Bull Photofiles, REUTERS

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Ein Marathon ist für Extremläufer nur eine leichte Aufwärmübung. Für sie müssen es schon Wüsten sein – oder gleich die ganze Welt.


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Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Auf ein, zwei, drei Sprünge vorbeischauen: Best of Red Bull X-Fighters!

Credit

Die neue Saison der Red Bull X-Fighters startet am 16. April in Mexico City. Einer der weniger geheimen Geheim­ favoriten kommt aus Japan und heißt Eigo Sato. Porträt ab Seite 38.

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Heroes Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.

bild: flo hagena

34 Dorian Paskowitz 38 Eigo Sato 42 Marc Possover


Heroes

Dorian Paskowitz Neun Kinder, ein Campingwagen und zwei Jahrzehnte Sommer: Die unglaubliche Geschichte von „Doc“ Paskowitz, der berühmtesten SurferFamilie der Welt und einer Utopie, die zu schön war für die Wirklichkeit. Text: Alex Lisetz

Geburtsdatum/-ort 3. März 1921 in Galveston, Texas Familienstand Verheiratet mit Juliette, neun Kinder, siebzehn Enkelkinder Berufe Arzt; Profisurfer; Buchautor („Surfing and Health“); Gründer des Paskowitz Surf Camp Web www.paskowitz.com www.alohadoc.com

Wenn Dorian „Doc“ Paskowitz spricht, spiegelt sich der Ozean in seinem Gesicht. Faltentäler brechen sich dann an pazifikblauen Augen, und sein Redefluss reißt mit, was nicht fest genug vertäut ist. Geld? „Wurzel allen Übels.“ Erfolg? „Was leichtfällt, ist nichts wert.“ Krieg? „Folge von schlechtem Sex.“ Paskowitz ist 89, Surfer, Jude, Träumer, Despot, Revolutionär, Samariter, alles gleichzeitig und mit Leidenschaft. Vor allem aber ist Doc der Ehemann von Juliette und Vater von David, Jonathan, Abraham, Izzy, Moses, Adam, Salvador Daniel, Navah und Joshua Ben. Zwei Jahrzehnte lang zog er mit ihnen in einem winzigen Campingwagen durch Amerika, immer auf der Suche nach guten Wellen. Wo es ihm gefiel, brachte er seinen Kids Surfen bei – so gründlich, dass die Paskowitz’ in den 1970er Jahren nicht nur die berühmteste Surferfamilie der Welt waren, sondern auch landesweit die Nachwuchs-Contests dominierten. Sonst gab es nicht viel zu tun. Docs Tochter Navah und die acht Söhne erlebten eine Kindheit ohne Schule, ohne Hausaufgaben, ohne Stress. Ein endloses Sommercamp. Doc schenkte seinen Kindern das Paradies auf Erden. Oder zumindest: seine Vorstellung vom Paradies auf Erden. „Wir waren glücklich, als wir nichts hatten. Erst als wir anfingen, etwas zu wollen, begann die Misere“, sagt Doc in der ersten Einstellung von „Surfwise“, der brillanten Filmdoku über sein Leben. Eilige haben damit schon die Inhaltsangabe seiner Biografie erhalten. Denn Dorian „Doc“ Paskowitz erklärte das Nichts-­ haben-Wollen zur Lebensmaxime. Die sechziger und siebziger Jahre verbrachten die Paskowitz’ als Surfnomaden, fernab von Bankkonten, Hypothekenzahlungen und Nachbarschaftsstreits. Nachts war ihre Wohnadresse ein 7,2 Meter langer Camper, der einmal in Waikiki Beach parkte, dann wieder in Malibu. Tagsüber war sie der Ozean. Statt zur Schule schickte Doc seine Kinder in das, was er Lebensschule nannte: Die acht Jungs und ihre Schwester lernten Surfen, Respekt vor anderen, Respekt vor dem eigenen Kör-

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per. „Gesundheit gibt es nicht in Flaschen, man muss für sie arbeiten“, dozierte Doc, der promovierte Arzt, Tag für Tag. „In einer normalen Familie hieß es: Geh zur Schule, aber sei vorsichtig beim Schwimmen, das ist gefährlich. Bei uns hieß es: Schwimm ruhig mit den Haien, aber halt dich von der Schule fern, die ist gefährlich“, sagt Salvador, heute 43. Der Ruf der Paskowitz-Familie verbreitete sich übers ganze Land. Ihr Beispiel wurde für die Surf-Community zum Ideal ­eines kompromisslosen Lebens in Freiheit und Abenteuer. „Wir führten ein Leben, um das uns andere Kinder beneideten“, sagt Navah, „es verging kaum ein Tag, an dem wir nicht irgendwas Aufregendes ­gemacht hätten.“ Dorian Paskowitz war Anfang dreißig, als sich sein Freiheitsdrang, seine Abscheu vor einem bürgerlichen Leben nicht länger unterdrücken ließen. Man schrieb die 1950er Jahre: Doc hatte eine Karriere als Arzt vor, zwei gescheiterte Ehen hinter und tiefe Unzufriedenheit in sich. Dann passierten drei Dinge. Als Erstes fuhr er nach Israel und ging „wie Jesus von Nazareth und all die anderen durchgeknallten Spinner“ in die Wüste, um ein paar Wochen lang „wie ein Tier zu ­leben“. Dann entdeckte er das Surfen. Und schließlich den Cunnilingus, „der mein Leben massiv veränderte“. Den Entschluss, seine bislang kaum entfaltete ­Sexualität fortan enthusiastisch auszuleben, setzte er ähnlich gewissenhaft um wie alle seine anderen Vorhaben: Doc, damals Rettungsschwimmer und Frauenschwarm, wollte hundert Frauen erobern und ­deren Qualitäten kühl-objektiv wie ein Wissenschaftler evaluieren. Nach Nummer 25, die er in seinen Aufzeichnungen mit der maximal möglichen Punkte­ anzahl bewerten musste, war Schluss: Juliette wurde Ehefrau Nummer drei, verbrachte die nächsten zehn Jahre „pausenlos schwanger oder stillend“ und ist noch heute Docs große Liebe. Das lebhafte Liebesleben der Eltern war nur eine von vielen Prüfungen, die der zwanzig Jahre währende

bild: courtesy of Magnolia Pictures

Name Dorian „Doc“ Paskowitz


Dieser Mann hatte eine sehr inspirierende Erkenntnis: Wenn man lieber surfen gehen mĂśchte als ins BĂźro, muss man es einfach tun.


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Campingurlaub für die Paskowitz-Kinder bereithielt. Docs größtes Handicap: Dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben könnten als er selbst, übersteigt seine Vorstellungskraft. Doc würde für seine Kinder sterben, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber ihnen zuhören? Das vertrug sich nicht mit seiner Weltsicht – und wohl auch nicht mit dem sozialen Experiment eines bedürfnislosen Lebens in scheinbarer Freiheit. Jonathan war der Erste, dem das Paradies nicht genug war. Mit achtzehn verließ er die Familie, versuchte, in der normalen Welt Fuß zu fassen, auf die keiner von ihnen vorbereitet war. „Wir hatten keine Schulbildung, keine Zeugnisse. Als Karriereoptionen blieben uns nur Surfprofi, Rockstar oder Penner“, ­erkannte er. Es waren dann auch tatsächlich die ­Berufswege, die jedes der Paskowitz-Kinder in unterschiedlicher Reihenfolge einschlug. Dem Einfluss­ bereich ihres übercharismatischen Vaters konnte sich dabei keines entziehen: Auch nicht Docs Erstgeborener David, der als Geschäftsmann ein entspannteres Verhältnis zu Geld, der Wurzel allen Übels, entwickelte als sein Dad. In einer beklemmenden Szene des Films zitiert er, inzwischen fünfzigjährig, einen Songtext: „Nichts wird gut, solange es ihn gibt.“

tig, sonnengegerbt und trotz seiner Wehwehchen topfit. Die Medikamente, die ihm verschrieben wurden, verweigert er. Und die Idee, eine Doku über sein Leben zu drehen, machte ihn „stinkwütend“, weshalb er den fertigen Film auch noch immer nicht angesehen hat. Denn erstens sei sein Leben nichts Besonderes. Und zweitens sei es noch viel zu früh für ein derartiges Vermächtnis. Tatsächlich startete Paskowitz unmittelbar nach der letzten Klappe sein nächstes ehrgeiziges Projekt: Mit Kelly Slater, einst sein Angestellter im Paskowitz Surf Camp, heute neunfacher Surfweltmeister, versorgte er nach langwierigen Verhandlungen mit der israelischen Regierung Kids im Gaza-Streifen mit Surfboards.

Doc denkt freilich noch längst nicht daran abzutreten. Er ist alt geworden, doch er ist noch immer drah-

„Surfwise“, die Film-Doku über Dorian Paskowitz und die berühmteste Surfer-Familie der Welt, am 7. März auf ServusTV

„Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht“, sagt Doc. „Ja, ich habe meinen Kindern großartige Möglichkeiten gegeben. Aber ich war zu streng, zu radikal, zu engstirnig mit ihnen. Ein Mann sollte sich selbst unter Kontrolle haben, nicht seine Kinder.“ Er nimmt sein Surfboard, wie an jedem Morgen seit fast sechzig Jahren, er paddelt hinaus, er surft, ein bisschen wackelig schon, doch mit der Selbstverständlichkeit desjenigen, der nie etwas anderes getan hat. Die Wellen tragen ihn Richtung Strand, behutsam und voller Respekt.

bilder: courtesy of Magnolia Pictures (4)

Die Welt des Doc Paskowitz ist in klare Sektoren unterteilt: Wichtig sind Familie, Surfen, Natur und Religion. Unwichtig ist der Rest.


DERSHOT, DERFLU¨GEL VERLEIHT.

KLEINGENUG FU¨RDIE SPORTHOSE, STARKGENUGFU¨RDIE ZIELGERADE. Körperliche Ertüchtigung – eigentlich genau das Richtige nach einem hektischen Tag. Zumindest theoretisch, denn manchmal ist der Geist nicht willig genug und das Fleisch zu schwach. Wohl dem, der einen motivierenden Trainingspartner kennt: den neuen Red Bull Energy Shot ohne Kohlensäure. Mit einem Schluck belebt er Geist und Körper

und da er nicht gekühlt werden muss, ist er – genau wie Ihre Wasserflasche – jederzeit griffbereit: im Fitnessstudio, am Fahrrad oder auf der Marathonstrecke. Mit dieser zusätzlichen Energiereserve stellt sich nur noch die Frage, um wie viel Sie Ihr Trainingsziel übertreffen – denn Sie wissen ja: Red Bull verleiht Flüüügel.


Heroes

Eigo Sato

ist der älteste Rider bei den Red Bull X-Fighters. Eigentlich sollte der alte Mann doch irgendwann nachlassen? Mitnichten. Er lernt noch immer dazu.

Name Eigo Sato Geburtsdatum/-ort 30. Oktober 1978, Iwaki, Präfektur Fukushima, Japan Wohnort Nakaso, Präfektur Fukushima, Japan Beruf FMX-Professional Bike Yamaha YZ 250 Standard-Trick keiner; Eigo macht sie alle Resultate Red Bull X‑Fighters 2009 Platz 2 in Kanada und Mexiko, Platz 4 in den USA, Platz 7 in London, Platz 9 in Spanien. Gesamt: Platz 3 Lieblingsessen chinesisch Web www.mx-vilus.com

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Der Ort, an dem Eigo geboren wurde und aufgewachsen ist, liegt rund drei Autostunden nördlich von ­Tokio und heißt Iwaki. Die Region kann mit Schloss AizuWakamatsu auf eine blühende Geschichte als Fürstenstadt zurückblicken, außerdem gibt es dort, zwischen Pazifischem Ozean und den Bergen, ein imposantes Kohlebergwerk. Ähnlich betulich war lange Jahre die japanische Motocross-Szene, nicht vergleichbar mit jener in Amerika oder Europa. In den Achtzigern ging ein Mikro-Boom los, zur Japan Super Cross Series wurden internationale Topfahrer nach Japan einge­ laden. Eigo Satos Vater wurde infiziert, gab das MXVirus an Eigos um zwei Jahre älteren Bruder weiter, und Eigo, der Jüngste im Bunde, mit drei Jahren zum ersten Mal am Bike, wollte natürlich nicht der Langsamste sein. „Mein Held als Knirps war Rick Johnson. Der war immer spektakulär und sah einfach nur stark aus. Wenn er gewann, sprang er immer einen ActionJump. Genau so wollte ich auch immer werden.“ Der Weg zur MX-Karriere war vorgezeichnet. Mit achtzehn beantragte Eigo eine IA-Lizenz, um an der japanischen Meisterschaft teilnehmen zu können. Im Folgejahr flog er alleine über den Pazifik, um in den USA zu lernen. Er wollte im Mutterland des Motocross jene Skills erlangen, die ein Racer benötigt. Eines Tages stieß er bei einer kleinen Musikveranstaltung in den Suburbs von Südkalifornien auf FMX, Freestyle-Motocross. Das änderte alles. Brian Deegan und Ronnie Faisst hießen dort die Stars, und FMX war auch in den USA gerade erst geboren worden. Selbst viele Amerikaner kannten die spektaku­ lären Stunts gerade einmal von Videos. Mehr als die Action faszinierte Eigo der in der Rennszene völlig undenkbare Punk-Style: „Ich wurde damals von Yamaha unterstützt und fuhr die japanische Cross-Meisterschaft. Allerdings wollte Yamaha keine Action-Jumps, ich sollte einfach nur schnell fahren. Ich als Profi empfand es jedoch als meine Pflicht, die Zuschauer zu begeistern. Deswegen ­wurde ich Privatfahrer. Jetzt konnte ich endlich ­machen, was ich wollte.“

Zurück in Japan, fing Eigo parallel zu seiner Rennkarriere mit FMX an. Letzteres gewann schnell die Oberhand. Mit gleichgesinnten Fahrern und der Hilfe lokaler Streckenbetreiber fing er an, die amerikanischen Videoaufnahmen zu imitieren. Schwer zu sagen, ob der Videorekorder oder Eigos Körper damals stärker beansprucht wurde: Zurück­spulen, Zeitlupe, Ausprobieren, Stürzen, Aufstehen. Eigo war ein Pionier mit allem, was dazugehört. ­Damals benutzte er sowohl für die Rennen als auch für FMX die gleiche Maschine, eine Viertakt-Yamaha YZ 250. Eigo war damals wahrscheinlich der einzige FMXer der Welt, der mit einer schweren Viertaktkiste in die Luft ging. (Mittlerweile hat sich das ein wenig geändert, und Levi Sherwood oder Blake Williams fahren auch Viertaktmaschinen.) Als quasioffizielles Geburtsjahr des FreestyleMotocross in Japan gilt 2000, als Eigo nach amerikanischem Vorbild den „Mosh Ride“ veranstaltete, ein Event mit FMX und Musik. Die anfänglichen dirt-todirt-Strecken wurden durch Rampen ergänzt, die er auf eigene Kosten bauen und auf dem Laster von Show zu Show verfrachten ließ. Langsam schlug die Idee des FMX in Japan Wurzeln, und Eigo verbrachte die meiste Zeit im Jahr on the road. 2001 wurde das erste japanische ProfiFMX-Team „MX-Virus“ gegründet. Es bestand aus neun Freestylern, genauer gesagt Eigo und einigen der Fahrer, die damals mit ihm das FMX angeschoben hatten. Eigo gab das Racing endgültig auf und wurde zum ersten FMX-Pro Japans. 2002 starte er erstmals in den USA, bei der Qualifikation für die X Games: „Ich glaube, ich bin Dreizehnter geworden, unter­ irdisch jedenfalls. Wenn ich mir das heute überlege, war mein Level so niedrig, dass ich nicht wusste, was ich gut konnte und was nicht. Der Unterschied zu den damaligen Profis aus Amerika war wesentlich größer, als ich mir selbst eingestanden hatte. Aber man war ja so besessen und auch obendrein noch so naiv, dass man sich den Unterschied kleinredete und alles versuchte, um die anderen einzuholen.“

bild: Ian Hylands/Red Bull Photofiles

Text: Hitoshi Kajino


Heroes Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Freestyle-Motocross meets FreestyleEnglisch: das Eigo-Sato-Porträt.

Der grimmige Eindruck gehört zur Show: Ohne Helm ist Eigo Sato einer der nettesten und freundlichsten Menschen, die man überhaupt treffen kann.

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Performances wie ­diese bei den Red Bull X‑Fighters in Mexico City machten Eigo Sato nicht nur zum ­Publikumshelden, sondern bescherten ihm im Vorjahr den dritten Gesamtrang der besten Freestyle-Motocross-Serie der Welt.

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Schon damals war jedoch Eigos spezieller Stil zu erahnen. Es ging ihm nicht nur um den Schwierigkeitsgrad, sondern um den Ausdruck seiner Persönlichkeit. Satos Hobbys Surfen, Snowboarden und BMX drückten sich in seinen Sprüngen aus. Ähnlich breiten Horizont beweist er, wenn es gilt, sein geliebtes FMX in Japan populär zu machen: Er organisiert Events, beliefert Medien und betreibt das „Banzai Magazine“, das erste japanische FMX-Mag. Eigo interviewt selbst regelmäßig internationale Topfahrer. Auf seinem Heimkurs, dem Motopark Forest, tummeln sich Nachwuchsfahrer, und durch das Abhalten der Japan-Tour „Go Big Competition“, die er selbst initiiert hat, versucht er das Niveau der japa­ nischen Fahrer zu steigern und die Fangemeinde zu vergrößern. Das trägt Früchte: Der 25-jährige FMXer Takayuki Higashino vom gerühmten Stamm der Metal Mulisha zum Beispiel wurde stark von Eigo beeinflusst. „Um wei­tere Fahrer in die Welt zu schicken“, konzipiert Eigo auch einen Rookies-Ausbildungsplan. Wäre Eigo frühzeitig ins Ausland gegangen, hätte er sich viel schneller einen Namen in der internationalen Szene gemacht. FMX würde in Japan dann aber noch immer in den Kinderschuhen stecken. Noch heute, mit 31 Jahren, trainiert Eigo mit jungen Fahrern und gibt ihnen Tipps, absorbiert aber in gleichem Maße d ­ eren Anregungen. Vielleicht ist es genau diese Aufrichtigkeit, die Bereitschaft, andere Fahrer anzuerkennen, die ihn so besonders machen. Zeigt ein Fahrer in einem Contest einen außergewöhnlichen Trick oder Style, zollt Eigo Sato neidlos Anerkennung. Dabei ist egal, ob es sich um eine kleine Show daheim handelt oder um einen Auftritt bei den Red Bull X-Fighters: „Dass ein Fahrer über seine Grenzen geht, verdient höchste Anerkennung.“ Eine

Geste, die einfach gesagt, jedoch alles andere als einfach getan ist. Trotz seines provokant rockigen Helmdesigns mit Mohikanerfrisur behält er stets die nötige Höflichkeit und Seriosität. Eine typisch japanische Tugend, die er in den Jahren nicht verlernt hat. „Mein Blickfeld hat sich mit den Jahren sehr ­erweitert. Am Anfang habe ich tatsächlich nur die X Games im Sinn gehabt und, ehrlich gesagt, nicht viel von Europa gehalten. Allerdings hat mir die Teilnahme an europäischen Events schließlich die Augen geöffnet, und ich fand es dann eine schöne Sache. Wo es mir am besten gefällt? Amerika ist schon cool, aber die Nähe zum Publikum wie in Europa gefällt mir auch sehr gut. Es scheint sich mein Horizont tatsächlich erweitert zu haben, und ich glaube jetzt auch in etwa die Richtung zu kennen, die ich im FMX zu gehen habe. Was sich im Vergleich zu früher nicht verändert hat, ist der Spaß am FMX. Es ist zwar wichtig, den Wettbewerb mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zu verfolgen, aber der Spaß darf niemals auf der Strecke bleiben. Das ist und bleibt meine Philosophie.“ Auch wenn Eigo ein Drittel des Jahres im Ausland verbringt, um an Demos und Wettbewerben teilzunehmen, und sich in Japan neben der Fahrerei außerdem um andere Geschäfte kümmert, wohnt er immer noch in Iwaki in der beschaulichen Präfektur Fukushima. Im Jahre 2008 hat er geheiratet und letztes Jahr im Dezember einen lang ersehnten Sohn bekommen. Auch wenn sein künftiger Traum das Motorradfahren mit dem Junior sein mag, kündigt der große alte Mann des FMX für die Red Bull X-Fighters Tour 2010 selbstbewusst an: „Ich werde weiter angreifen!“ Das Sato-Videoporträt im Print-2.0-Angebot des Red Bulletin. Alle Infos zur weltweiten Tour der besten Freestyler der Welt auf: www.redbullxfighters.com

bild: Jörg Mitter/Red Bull Photofiles

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Marc Possover

ist nicht Jesus, selbst wenn er Querschnittsgelähmten auf die Beine hilft. Was noch viel wichtiger ist: Er gibt ihnen die Kontrolle über ihre Blasen- und Darmfunktion zurück. Text: Werner Jessner, Bild: Philipp Horak

Name Prof. Dr. Marc Possover Geburtsdatum/-ort 22. Januar 1963, Nancy, Frankreich Wohnort Zürich, Schweiz Beruf Chirurg Erfolge Begründer der Neuropelveologie, Gutachter für „Best Doctors“, Mitglied der „Leader Surgeons of the World“ Web www.possover.de

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Haben Sie sich je überlegt, was Ihnen nach einer ange­ messenen Phase des Zorns auf alles (Schicksal, Gott, menschliches Unvermögen, die Pizza in der Reha-Kli­ nik) im Falle einer Querschnittslähmung am meisten auf die Nerven gehen würde? Dass Sie nicht Fußball spielen könnten? Dass Sie das Buch nicht ohne fremde Hilfe aus dem Regal kriegen würden? Der kleine Marc Possover, damals fünf Jahre alt, hatte aus eigener An­ schauung eine Vorstellung: Der beste Freund seines Vaters war nach einem Arbeitsunfall querschnittsge­ lähmt. Das ewige Klopfen auf die Blase eines nackten Körpers, damit die sich entleerte, war dem kleinen Marc unangenehm. Den Rollstuhl, den fand er nicht schlimm. Der war bloß ein lustiges Fahrrad für ihn. Dann vergaß er das Thema auch schon wieder, und zwar für die nächsten zehn Jahre. In diesen zehn Jah­ ren machte er die Reifeprüfung. Er übersprang dabei drei Klassen und überholte in der Schule nicht nur sei­ ne Zwillingsschwester (heute Sportlehrerin), sondern auch seine zweite, um zwei Jahre ältere Schwester. Mit fünfzehn stand er mit beiden Beinen im Medi­ zinstudium, das er bis auf eine kurze Ausnahme in der Jugend stets angestrebt hatte: „Die Alternative wäre Leistungsschwimmer gewesen, aber ein paar Jahre bevor ich mich ernsthaft hätte entscheiden müssen, ist das Schwimmbad abgebrannt.“ Vater Possover war Schneider, die Mutter zwar medizinisch inter­ essiert, aber nach dem Krieg war da – zumal für eine Frau – nichts zu machen gewesen. Marc kriegte diese Chance und hatte das Glück einer guten Ausbildung, nicht selbstverständlich in der Medizin: Seine Lehrer waren gut. Genauso war das Medizinstudium in Frankreich zu jener Zeit. Man musste sich nicht früh spezialisieren wie heute, jede Station hatte drei, vier Monate Gewicht. Mit 22 Jahren war Marc Possover Doktor Marc Possover, abgeschlossen selbstverständ­ lich summa cum laude. Um sich als Herzgefäßchirurg nicht der Gefahr ei­ ner Unterforderung auszusetzen, wurde er auch noch Gynäkologe. Warum soll nun ausgerechnet ein – zu­ gegeben hochbegabter – Gynäkologe und Herzgefäß­

chirurg die Lösung für eines der drängendsten Pro­ bleme von Querschnittsgelähmten sein? Erstens: weil er’s kann. Zweitens: weil er nicht in medizinischen Kategorien denkt. „Ich bin stets von Patienten und ihren Problemen ausgegangen. Wie kann ich ihr Le­ ben verbessern? Wir wissen und können noch längst nicht alles, was den menschlichen Körper betrifft.“ Konkrete Probleme und Lösungen interessierten ­Possover stets mehr als die Frage, ob seine Art der Forschung ins System passte. Da er als Gynäkologe bald zu den weltbesten sei­ ner Profession zählte, landeten die heiklen Fälle bei ihm: Gebärmutter- und Gebärmutterhalsentfernun­ gen, Darmresektionen. Mehr als 2000 solcher Opera­ tionen hat Marc Possover, inzwischen Professor, durchgeführt. Das menschliche Becken, vor allem der untere, engere Teil, wurde sein Zuhause. Die Evolution hat besonders schützenswerte Teile in der Obhut des größten menschlichen Knochens zusammengefasst, darunter lebenswichtige Nerven, von millimeterdünn bis fingerdick. Possover nennt das kleine Becken „den Carrefour des Körpers“. Als Gynäkologe war ihm klar, dass sich ein Eindringling in dieser heiklen Region möglichst behutsam verhalten müsse. Im Schnitt hat ein Querschnittsgelähmter auch heute noch zwei Harnwegsinfekte pro Jahr. Nicht nur, dass sich solche Entzündungen negativ auf die Narbe im Rückenmark auswirken: Nierenversagen galt bis in die 1970er als verbreitetste Todesursache querschnittsgelähmter Menschen. Der schleichenden inneren Vergiftung begegnet man bis heute mit Dau­ erkathetern, aber auch relativ rustikalen Operatio­ nen, die zwar Blasenstörungen beheben, allerdings irreversibel sind, weil dabei Nervenbahnen zerstört werden. Inakzeptabel für Possover: „Wenn ich den Apfel am Baum pflücken will, kann ich entweder eine Leiter holen oder den Baum fällen. Den Apfel kriege ich so oder so. Aber was bedeutet das für die Zu­ kunft? Die oberste Maxime eines Chirurgen muss ­Respekt heißen.“ Schon als Gynäkologe war für ihn


Dieser Mann hat mehr für die Lebensqualität von Querschnitts­ gelähmten getan als Elvis für die Musik.


Heroes

Marc Possover mit Markus Gfatterhofer: „Seine Kraft ist ansteckend.“

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4 2 1

Die Nerven 1 Nervus pudendus 2 Nervus femoralis 3 Plexus sacralis 4 Nervus gluteus inferior 5 Nervus ilioinguinalis Nervus iliohypogastricus Nervus cutaneus femoris lat. Nervus genitofemoralis

Das kleine Becken Im unteren, trichterförmigen Teil des menschlichen Beckens sind nicht nur besonders schützenswerte Organe zusammengefasst, sondern auch acht lebensnotwendige Nervenstränge (mehr Nerven hat der Mensch nur in Gehirn und Rückenmark). Die Nerven des kleinen Beckens (siehe oben) steuern nicht nur Blasen-, Darm- und Sexualfunktion, sondern auch das Gehen und das Gleichgewicht. Je nachdem, wie viel Strom nun in welcher Intensität fließt, ist ein und derselbe Nerv für unterschiedliche Vorgänge zuständig. Dabei werden die Nerven über einen Herzschrittmacher angesteuert. Technisch wäre auch die Steuerung über ein Body-Brain-Interface machbar, ähnlich dem, das Amputierten die Kontrolle über ihre Prothesen per Gedankenkraft ermöglicht. Da das System aber nicht verwechslungssicher funktioniert, sieht man davon noch ab.

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logisch, dass man dem einen Ziel (etwa: Entfernung eines Tumors) nicht andere Funktionen opfern dürfe (zum Beispiel: Kontinenz). Er kombinierte seine bei­ den Spezialgebiete und arbeitete auch im Becken ­minimal invasiv, mit optischen Geräten durch die Bauchdecke. Man nennt es Laparoskopie. Über jenen „Fällen“, die der Gynäkologe Possover operierte, schwebte stets die Gefahr von Blasen- und Darmentleerungsstörungen. Die Patientinnen vergif­ teten sich von innen heraus. Einer von ihnen implan­ tierte er Elektroden direkt auf jene Nerven, die für Blasen- und Darmentleerung zuständig sind. Es funk­ tionierte. Da fiel ihm Vaters gelähmter Freund ein und das unwürdige Klopfen auf die Blase, damit diese sich endlich entleerte. Eine logische Verknüpfung für Marc Possover, Neuland für die Medizin. So begründete er die Neuropelveologie. Wer in ­Griechisch und Latein nur halb so gut aufgepasst hat wie der gebürtige Franzose Possover, findet die Wor­ te für Nerven und Becken in diesem Ausdruck, und in Kenntnis dessen ergibt sich ein breites Feld. Neben den oben angesprochenen Nerven kann man mit Elek­ troden auch die Beine ansteuern, bei Männern zusätz­ lich die Sexualfunktion aktivieren. Infolge der Reize degenerieren Muskeln und Nerven unterhalb der Ver­ letzungsstelle nicht, das Problem des Wundliegens ­minimiert sich. Knapp zwanzig solcher Operationen haben Marc Possover und sein Team in der Zürcher Klinik Hirslanden in den letzten Jahren durchgeführt. Warum in einer Schweizer Privatklinik? Zuvor hatte Professor Possover doch in Köln gelebt und, ja­ wohl, gewirkt. In Deutschland muss eine Operation, um von der Krankenkasse akzeptiert zu werden, vom System anerkannt sein. Ist sie das nicht, gibt es sie für die Kasse nicht. Nach der zweiten OP, die Possover aus eigener Tasche hatte bezahlen müssen, übersie­ delte er in die Schweiz und versuchte nun von Zürich aus, den neuen Bereich der Neuropelveologie weiter zu etablieren: „Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich die Chance auf eine Operation haben. Auch sozial schlechter gestellte Patienten sollen die Chance auf eine Laparoskopie kriegen. Wings for Life war die einzige Stiftung, die uns in diesem Zusam­ menhang Geld für klinische Studien gegeben hat. Das kann man nicht hoch genug bewerten.“

illustration: sascha bierl

Herzgefäßchirurgie und Gynäkologie: eine logische Verknüpfung für Marc Possover, Neuland für die Medizin.


bild: nikolaus similache

Heroes

Noch ist jeder, der sich bei Professor Possover der knapp zweistündigen Operation unterzieht, ein ­Pionier. Einer von ihnen ist der 18-jährige Markus Gfatterhofer aus St. Martin am Tennengebirge, Salz­ burg. Markus ist Paraplegiker. Das heißt, er kann sei­ ne Arme und teilweise die Rumpfmuskulatur kontrol­ lieren. Über die Website www.wingsforlife.com kam es zum Erstkontakt der beiden, danach fuhr Markus in die Schweiz zum „gegenseitigen Beschnüffeln“. Schon nach einer Stunde war für Markus klar: „Das mache ich! Selbst wenn es nichts hilft, werden durch die Operation keine Nerven geschädigt, die OP dau­ ert kaum zwei Stunden, und nach drei Tagen kann ich wieder nach Hause.“ Wenn Possover seine revolutionäre Operation ­beschreibt, klingt das wie Lego-Bauen: Er führt eine Sonde durch einen winzigen Schnitt in die Bauch­ decke ein und platziert Elektroden auf den Nerven, für die Blasenfunktion beispielsweise am millimeter­ dünnen Nervus pudendus: „Man muss sie nicht ­einmal befestigen, sie bleiben durch den Druck im Becken an Ort und Stelle.“ Links am Bauch implan­ tierte er einen münzgroßen Herzschrittmacher als Steuergerät, „das ist noch nicht das Optimum, aber das Beste, was wir derzeit haben. Wenn die Industrie spezielle Geräte entwickelt, wird noch viel mehr möglich sein.“ Dennoch kann man schon heute modulieren; die Spannung variiert zwischen 0,1 und 12 Volt, die Frequenz von 1 bis 1000 Hertz und die Pulsbreite von 10 bis 1000 Mikrosekunden. Über eine Fernbe­ dienung kann Markus seine Funktionen steuern, in­ dem unterschiedliche Ströme an die Nerven angelegt werden. So kann er beispielsweise auf Knopfdruck aufstehen. Andere Patienten von Marc Possover kön­ nen Rad fahren oder – mit steifen Knien – gehen. Mit normalem Gehen hat das freilich nichts zu tun: Jeder Schritt, den wir tun, ist ein unglaublich komplizierter Prozess mit ungeahnt vielen Rechenoperationen: „Für Querschnittsgelähmte fühlt sich elektroden­ gesteuertes Gehen an wie Fliegen, weil sie den Boden ja nicht spüren.“ Das Ziel von Marc Possover ist aber ohnehin nicht, Rollifahrer zu ferngesteuerten Marathonläufern zu machen, sondern ihre Lebensqualität und vor allem ihre Autonomie zu erhöhen. Markus Gfatterhofer ist ein perfektes Beispiel für Autonomie, selbst in absoluten Maßstäben: Seit ei­ nem Jahr hat der Achtzehnjährige den Führerschein, in diesem Jahr ist er 70.000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Er geht in die Abendschule und trainiert von Umfang und Intensität wie ein Spitzensportler, damit sein Körper an jenem Tag X bereit ist, wenn Querschnittslähmung reversibel sein wird. Nur weni­ ge Monate nach seinem Unfall war er mit Kumpels auf Urlaub in Kalifornien, er klettert und fährt Ski. Selbst die Zeit des Interviews hat er zum Training ­genutzt. Als wir fertig sind, holt er ein Zippo-großes Steuergerät aus der Tasche und führt es zur linken Bauchseite: „Jetzt muss ich meine Beine wieder aus­ schalten“, sagt er. Seine Oberschenkel waren die ­ganze Zeit über angespannt gewesen. www.neuropelveologie.ch www.wingsforlife.com

I n t e rv i e w

Heinz Kinigadner Der Motocross-Weltmeister und Wings for Life-Gründer über den Stand der Forschung auf dem langen Weg zu einer Welt ohne Rollstühle. Nachträglich alles Gute zum fünfzigsten Geburtstag. Wie wird dein querschnittsgelähmter Sohn Hannes, heute 25 Jahre alt, seinen Fünfziger feiern? Hannes’ Unfall ist mittlerweile sieben Jahre her. Ehrlich gesagt hatte ich damals damit gerechnet, dass wir schneller eine Heilung für Rückenmarksverletzungen finden würden. Zwar hatte ich durchaus in Jahren kalkuliert, mir aber gedacht, dass die Fortschritte der Forschung größer und schneller sein würden. Alles, was sich bei Hannes seit Juli 2003 verbessert hat, hat er sich selbst durch diszipliniertes Training erarbeitet. Wir mussten akzeptieren, dass das Tempo in der Forschung mit jenem eines Sportlers nicht vergleichbar ist. Dennoch: An seinem fünfzigsten Geburtstag wird Hannes nicht mehr im Rollstuhl sitzen. Was macht dich so sicher? Schon 2003 war viel theoretisches Wissen vorhanden. Schon damals gab es Projekte, die das Potenzial hatten, am Menschen ­erprobt zu werden. Warum kam es bis heute nicht dazu? Klinische Studien verschlingen viel Geld und noch mehr Zeit, der öffentliche Druck ist gering. In der Praxis scheitert der große Schritt aus dem Labor in die Klinik oft an den nötigen Summen. Wir bewegen uns im zweistelligen Millionenbereich. Noch entscheidender: Für viele Forscher war die ­Arbeit bisher noch im Labor zu Ende. Eine belastbare klinische Studie ist noch immer Neuland und sehr schwer durchführbar. Wings for Life ist eine der wenigen Rückenmarksstiftungen, die in klinische Forschung investieren, also ausgehend von vielversprechenden Laborergebnissen die Übertragbarkeit auf den Menschen testen. ­Warum interessiert das sonst keinen? Diese Art von Forschung ist teuer und wird kaum gefördert. Folglich ist es für Forscher einfacher, sich in ihr Spezial­gebiet zu verbeißen und sich im Extremfall bloß noch für ihr Molekül zu interessieren. Im Zuge dieser – sicher notwendigen – Spezialisierung rückt die klinische Anwendung oft in weite Ferne. So kann man heute zum Beispiel Teile des Rückenmarks nachbauen, aber keiner hat sich überlegt, wie man das fertige Ding ins Rückenmark bringt. Das ist als Betroffener nur sehr schwer verständlich. Wings for Life weitet Flaschenhälse, damit Wissen durchdringt, und macht Druck, dass Sachen zu Ende gebracht werden. „Zu Ende“ bedeutet im konkreten Fall, dass auf Basis von Laborerkenntnissen nun auch klinische Studien gemacht werden. Dazu muss allerdings zuerst ein Studiendesign etabliert werden, um Ergebnisse

Heinz Kinigadner, eine Stiftung und ihr personifiziertes Ziel: Wings for Life will Querschnittslähmung heilbar machen. vergleichbar zu machen. Für aussagekräftige Studien braucht es viele Fälle, da die Querschnittslähmungen extrem unterschiedlich sind. Wir gleichen uns dabei mit dem internationalen Dachverband ICCP ab, um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Die Christopher & Dana Reeve Founda­ tion operiert mit dem 10- bis 20fachen Budget von Wings for Life. Warum sollte gerade Wings for Life erfolgreich sein? Grundsätzlich arbeiten wir alle am gleichen Ziel. Die Christopher & Dana Reeve Foundation hat viel für den Fortschritt der letzten zwanzig Jahre getan. Wings for Life ist hochflexibel, effizient organisiert und dient anderen Stiftungen teils als Vorbild. Unser Advisory Board ist sehr breit auf­ gestellt und kann dadurch präzise evaluieren, welche Projekte unterstützenswert sind. Wir haben den Überblick über die weltweit meistversprechenden Projekte. Insgesamt bewegen sich gut zwanzig Wissenschafter im Nahbereich von Wings for Life, darunter die knapp zehn weltweit führenden Rückenmarksforscher. Das Wichtigste aber ist: Wings for Life setzt an der Wurzel des Problems an. Wir wollen Querschnittslähmung heilbar machen. Andere Stiftungen haben auch zum Ziel, das Leben Querschnittsgelähmter zu verbessern. Natürlich sind Spasmen oder Wundliegen gewaltige Probleme, deren Behebung allerdings bei den Symptomen statt bei den Ursachen ansetzt. Achtzig Prozent aller Betroffenen haben im Falle einer Lähmung ein soziales Netz, das sie auffängt. Eine behindertengerechte Wohnung, ein adaptiertes Auto machen das Leben bequemer, lösen aber das Problem nicht. Gibt es schon konkrete Ergebnisse? In den letzten vier Jahren haben wir ins­ gesamt 36 Projekte unterstützt. Wings for Life trägt dazu bei, dass Wissen durchdringt, vernetzt wird und Projekte endlich zu Ende geführt werden. Aus den klinischen Studien auf Basis der weltweit inter­ essantesten Projekte der letzten Jahre ­erwarten wir uns den nächsten Schritt.

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Bild: Jonathan Daniel/Getty Images

Wie man Super-Bowl-Hero wird, zeigt uns hier Reggie Bush von den New Orleans Saints (das ist der Bursche mit dem Ei in der Hand). Der Herr mit der geringen Reiseflughรถhe ist Clint Session (106 kg, 183 cm) von den Indianapolis Colts.


Action Ganz schön was los: Was uns diesen Monat bewegt.

48 Formel 1 56 Super Bowl hautnah 60 Red Bull Soundclash 66 Skiwachseln 70 FuSSball in New York City


Action

RB6

Neu, neuer,

Newey

Mit den Worten seines Erfinders. 1. Motor „Unsere Partnerschaft mit Renault war immer sehr gut. Wir wurden immer gleich behandelt wie das Werksteam. Bisher gab es ein, zwei Motoren, die unserem punkto Leis­ tung überlegen waren. Der Haupt­ grund dafür war, dass Renault den reglementbedingten Entwicklungs­ stopp sehr genau respektiert hat, während andere Hersteller in den letzten Jahren wahrscheinlich gleich viel in die Motorenentwick­ lung investiert haben wie eh und je. Heuer sollte Renault jedenfalls ­wieder voll konkurrenzfähig sein.“

Start in die Formel-1-Saison 2010: Red Bull Racings Chefingenieur Adrian Newey erklärt den RB6, Teamchef Christian Horner das Team. Oh, und wir haben einen netten ­Vormittag mit F1-Chef Bernie Ecclestone ­verbracht. Steigen Sie ein!

2. Kühler

Aus Gut mach Besser: Der RB6 ist mehr als nur eine Evolution des erfolgreichen Vorgängers. Eine exklusive Einführung von Adrian Newey. Text: Matt Youson

Veränderung macht Adrian Newey froh. Je weißer das Blatt Papier ist, von dem aus der Chief Techni­ cal Officer von Red Bull Racing starten kann, desto glück­ licher ist er. (Ja, er zeichnet tatsächlich auf Papier). Manchen mag es wie Ketzerei klingen, am D ­ esign des zum Ende der letzten Saison schnells­ ten Autos herumzubasteln, jenes Autos, das die Konkurrenz so eifrig abgepaust hat. Newey ist das gewöhnt. Zwar waren die reglementbedingten Änderungen von 2009 auf 2010 nicht so groß wie in den Jahren zuvor, doch gibt es auch ­in dieser Saison viel unbeackertes Land. Die seis­ mischen Änderungen des Vorjahres brach­ ten jedenfalls das Beste in Newey zum Vorschein: „Je stabiler die Regeln, desto entscheidender ist das Detail. Während dieser fast zehn Jahre dauernden Phase waren jene Teams am erfolgreichsten, die 48

sich die meisten Varianten ihres Designs leisten konnten. Natürlich kann man so arbeiten, aber ich mag die Herausforde­ rung völlig neuer Rahmenbedingungen.“ 2010 ist also das zweite Jahr in Serie, in dem Hirnschmalz wertvoller ist als Geld, selbst wenn die Änderungen nicht so ­massiv sind wie letztes Jahr: Verbot des Nachtankens, schmälere Vorderreifen – klingt nicht dramatisch, wird der F1 aber ein neues Gesicht geben (und das gilt nicht nur für die 5-Sekunden-Boxenstopps). Noch kann man die genaue Kraftver­ teilung im Feld nicht abschätzen, auch Newey hat „bis jetzt nur einen oberfläch­ lichen Blick auf die Autos der Konkurrenz geworfen“. Ein paar Details sind seinem geschulten Auge freilich doch aufgefal­ len: „Ferrari und Mercedes (die Stutt­ garter haben bekanntlich das WeltmeisterTeam Brawn übernommen, Anm.) sind Evolutionen des Vorjahresautos, haben aber die V-Form des Chassis übernom­ men, die wir im Vorjahr mit dem RB5 ­gebracht haben. Der McLaren wirkt sehr kompliziert – vor allem am Heck. Die ­haben sich ausgiebig mit dem Design des Diffusors beschäftigt.“ Auf Spekulationen bezüglich der heu­ rigen Kraftverteilung in der Formel 1 lässt sich der Techniker jedenfalls nicht ein: „Ich bin sicher, dass wir unsere Aufgaben erledigt haben. Ob andere Teams weiter gegangen sind und bessere Lösungen ge­ funden haben, weiß ich nicht. Diese Frage kann man frühestens nach dem ersten Rennen beantworten.“

3. Unterboden „Man muss den Unterboden in Kombination mit dem Heck ver­ stehen. Ausgehend von den zwei Evolutionsstufen, die wir im Vor­ jahr am RB5 gebracht haben (in Silverstone, Juni, und Singapur, September, Anm.), konnten wir diese Richtung beim RB6 weiter ausfeilen. Auch, weil wir bestimm­ te Dinge ändern konnten, die beim RB5 unverrückbar waren, etwa die Form des Getriebegehäuses.“

4. Reifen und Balance bilder: Getty Images, rick guest

Racing Baby

„Der größere Tank macht die ­Positionierung im Auto schwierig. Das Auto muss also in die Länge oder in die Breite wachsen, um das größere Reservoir unter­ zubringen. Theoretisch wäre Zuwachs in der Breite besser, allerdings hätte das kleinere Kühler zur Folge, was wiederum den Motor stärker belasten wür­ de. Beim RB6 haben wir einen Kompromiss g ­ ewählt: geringfügig mehr ­Radstand, geringfügig klei­ nere Kühler.“

„Größerer Tank hin oder her: Man soll den Einfluss der schmäleren Vorderreifen nicht außer Acht lassen. Autos werden heuer mehr zum Untersteuern neigen als bis­ her. Wir begegnen dem beim RB6, indem wir mehr Gewicht nach hinten gepackt haben.“


F1

SAISON

2010

5. Diffusor

Print 2.0

„Bis auf drei Teams haben im ­Vorjahr alle Teams den DoppelDiffusor erst im Nachhinein ans Auto gebastelt. Auch der RB5 war ursprünglich ohne Doppel-Diffusor konzipiert. Heuer konnten wir von einem weißen Blatt Papier weg an einem Heck arbeiten, das perfekt auf den Doppel-Diffusor abge­ stimmt ist.“

de.redbulletin.com/print2.0 Sebastian und Mark lernen ihren neuen Dienstwagen kennen.

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6. Hinterachse „Wir haben das Pull-Rod-Design aus dem RB5 beibehalten, auch wenn es wegen des Doppel-Diffusors schwerer ins Auto zu packen ist als noch im Vor­ jahr. Wir haben auch ein konventionel­ les Push-Rod-Design erwogen, aber unterm Strich hat Pull-Rod noch im­ mer Vorteile. Das einzige Team, das bislang unser Design aufgegriffen hat, war Toro Rosso. Deren Vorteil ist, dass sie auf die Erfahrungen mit dem RB5 zurückgreifen können und daher um Stärken und Schwächen Bescheid wissen.“

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7. Benzintank „Wegen des Nachtank-Verbots ist der Tank heuer fast doppelt so groß wie im Vorjahr. Weil man das Setup zwischen Qualifying und Rennen nicht ändern darf, müssen Autos sowohl mit wenig Sprit in der Quali als auch mit vollem Tank beim Rennstart gut funktionieren.“

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8. Bremsen „Mehr Sprit bedeutet mehr Gewicht, das heißt stärkere Beanspruchung der Bremsen, vor allem zu Rennbeginn. Bremsverschleiß wird dieses Jahr einer der bestimmen­ den Fak­toren sein. Da­r­um haben wir auf die Kühlung der Bremsen besonderes Augenmerk gerichtet.“


Action

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F1

action

SAISON

2010

Es gibt nur ein Ziel Christian Horner ist Teamchef von Red Bull Racing. Er will sich keine Pause gönnen, bis er den WM-Titel gewonnen hat.

bild: Neil Bridge/Red Bull Photofiles

Text: Anthony Rowlinson Am Bradbourne Drive scheint die Luft dichter als im Rest von Milton Keynes. In dieser unscheinbaren Anliegerstraße zu einem unscheinbaren Industriekomplex dieser unscheinbaren Stadt geschieht Be­ merkenswertes. Das spürt man. In einer Woche wird zum ersten Mal je­ nes Auto montiert, das für Red Bull Racing den WM-Titel einfahren soll. Jede einzelne Komponente wurde dafür von Grund auf neu entwickelt oder überarbeitet, auf Basis tausender Teststunden im teameigenen, mi­ litärstandardkonformen Windkanal. Ähn­ licher Zeitaufwand wurde am Bildschirm für CFD aufgewendet, Computitional Fluid Dynamics – eine hoch spezialisierte Com­ putersimulation, bei der die Ingenieure Windströme modellieren können, ohne auf realen Wind angewiesen zu sein. Wenn Sie diesen Text lesen, kennt man das Potenzial des RB6 bereits: Sebastian Vettel und Mark Webber werden ihn dann bereits im südspanischen Jerez und am Circuit de Catalunya vor den Toren Barce­ lonas getestet haben. Die flirrende Luft Kuala Lumpurs oder der Regen von Japan scheinen an diesem dunklen britischen Winterabend unend­ lich fern. Techniker wuseln zwischen den beiden Gebäuden hin und her, Team Ma­ nager Jonathan Wheatley ist in eine Konfe­ renz mit seiner Crew vertieft. Und da, das ist Christian Horner. So jung, wie er aus­ sieht, traut man ihm kaum zu, bereits die Schule abgeschlossen zu haben, geschwei­ ge denn ein Formel-1-Team zu führen. Be­ vor er Zeit für uns hat, zerstört er unser Phantasiebild magischer Wunderwelten mit profaner Alltäglichkeit: Er bestellt an der Rezeption Pizzas und chinesische ­Menüs. „Macht 74,60 und 24,50“, flötet Thelma Spragg hinter dem Pult, „und könnten Sie’s bis 18.30 liefern? Danke! Sonst wird das Auto nicht rechtzeitig fer­ tig“, zwinkert sie und legt den Hörer auf. Horner ist aufgekratzt und voller Elan, Eigenschaften, die er schon Ende 2004 als Sportdirektor ins Team einbrachte. (Er wurde dann bald zum Teamchef beför­ dert.) Er war der jüngste Team Manager der Formel 1 (und sah voller Respekt zu Silberrücken wie Ron Dennis oder Sir Frank Williams auf), bewies aber schnell,

dass er der richtige Mann für diesen Job ist: Gleich der erste Grand Prix von Red Bull Racing in Australien brachte mit den Plätzen vier und sieben WM-Punkte für David Coulthard und Christian Klien. Am Ende des Jahres standen WM-Rang sieben und mehr als passable 34 Punkte zu Buche. Seit damals legte das Team gehörig an Größe und Muskelmasse zu. Am meisten Aufsehen erregte das Engagement von ­Adrian Newey, dem meistrespektierten technischen Vordenker der F1. Man arbei­ tet zielstrebig am großen Ziel, eines Tages den WM-Titel zu gewinnen. red bulletin: Mr. Horner, wird es dieses Jahr klappen? christian horner: Die WM-Trophäen sind die einzigen, die noch in unserer Sammlung fehlen. Natürlich haben wir großen Respekt vor den verdienten Kon­ kurrenten, die wir haben. Wir nehmen sie ins Visier, wie sie uns ins Visier genommen haben. Im Vorjahr starteten drei Teams, da­r­ unter der spätere Titelgewinner Brawn, mit dem sogenannten Doppel-Diffusor. Ihr Team hielt diese Entwicklung für nicht regel­ konform, bis es grünes Licht von den Offi­ ziellen gab und Sie einen eigenen designten. Ist Ihnen der Titel gestohlen worden? Der Doppel-Diffusor hat uns in der ers­ ten Saisonhälfte eine Menge Punkte gekos­ tet – er hat wirklich einen großen Unter­ schied gemacht. Ein Team (Brawn, Anm.) hat das Schlupfloch im Reglement genützt und steht als Sieger in den Geschichtsbü­ chern. Das muss man akzeptieren. Heuer wird das hoffentlich anders aussehen. Der Betrieb scheint rund um die Uhr zu laufen. Wie viele Stunden arbeiten Sie? Mein Tag beginnt vor 8 Uhr, wenn ich mit Österreich telefoniere, und endet zwi­ schen 20 und 20.30 Uhr. Untertags habe ich jede Menge Meetings, abends beant­ worte ich meine E-Mails. Was ist das Beste an der Formel 1? Dass du alle zwei Wochen Kopf an Kopf mit der Konkurrenz um den Sieg kämpfen musst. Dieser Sport ist unbarmherzig – du kannst niemals Atem holen oder locker­ lassen. Die Konkurrenz stellt dich vor eine gewaltige Herausforderung. Gewinnen ist die einzige Option. Du musst so viel inves­ tieren, um siegen zu können, das macht es auch so reizvoll. Das ist die Essenz der Formel 1. Sie ist beinhart, belohnt aber alle Mühen. Wenn du wirklich einen Grand Prix gewinnst (wie das Red Bull ­Racing 2009 sechsmal gelungen ist, Anm.), weißt du, wofür du gearbeitet hast. Und ein richtig mieser Arbeitstag? Jeder Tag hat Herausforderungen. Mir macht Spaß, was ich tue, und mir ist noch nichts untergekommen, was meine Begeis­ 51


Action terung, meine Entschlossenheit und mei­ nen sportlichen Ehrgeiz gedämpft hätte. Aber die F1 muss doch auch unangeneh­ me Seiten haben. Was ist das Schlimmste? Einige politische Aktionen in den letz­ ten Jahren waren unerfreulich. Es gab ein paar Vorfälle, aber der Sport gleicht alles aus. Es war schade, dass wir aufgrund der globalen finanziellen Situation Teams verloren haben, aber daraus entstanden auch wieder neue Möglichkeiten. Die F1 ist für die Zukunft gut gerüstet – die Kos­ ten sind limitiert worden, und wir haben mehr konkurrenzfähige Teams. Sie haben die Politik erwähnt. Muss ein Formel-1-Teamchef Politiker sein? In der Vergangenheit haben wir immer versucht, Politik beiseitezulassen und mit offenen Karten zu spielen. Wir wollen auf sportliche Weise gewinnen und uns nicht an den taktischen Spielchen beteiligen. Dieses Team wurde gegründet, um ehr­ geizig, aber sportlich und fair für seine Ziele zu kämpfen. So sehen wir das. Wer sind für Sie die herausragenden Persönlichkeiten unter den Teamchefs? Ron Dennis (McLaren, Anm.) und Flavio Briatore (vormals Renault und Benetton, Anm.) haben auf sehr unterschiedliche Weise und mit sehr unterschiedlichen Ma­ nagementmethoden eine Menge erreicht. Keiner von ihnen wird heuer ein Team leiten. Wird die F1 sie vermissen? Oder Max Mosley, den einstigen FIA-Präsidenten? Anfangs ja, aber die Zeit bleibt nicht stehen. Die Formel 1 erlebt jetzt eine neue Ära, eine neue Morgendämmerung. Bernie Ecclestone, der Patriarch der Fa­ milie, ist freilich noch sehr präsent. Können Sie sich eine F1 nach Bernie vorstellen? Vielleicht in 50 Jahren, sollte er sich dann zur Pensionierung entschließen. Dann ist er um die 130, vielleicht kommt dann ja das Interesse an anderen Dingen. Vielleicht. Aber es ist eine interessante Frage. Er hat die F1 zu einem gigantischen Sport- und Showereignis ausgebaut. Sein Nachfolger wird in enorme Fußstapfen treten müssen. Der Erfolg d ­ ieses Sports ist allein seinem starken Führungsstil zu verdanken. Es fällt mir schwer, mir vorzu­ stellen, wie ein Komitee das auf die Reihe kriegen soll. Ich hoffe, wir haben ihn noch eine Weile unter uns. Fühlen Sie sich in Ihrer sechsten Saison schon wie ein Veteran? Die Zeitspanne reicht zumindest, so hoffe ich, dass die Leute nun meine Mei­ nung respektieren. Aber ich repräsentiere die Interessen von Red Bull, nicht die von Christian Horner. Ich bin überzeugt da­ von, dass sich Red Bull in diesem Sport als glaubwürdiges Team etabliert hat, das den Respekt all seiner Mitspieler genießt. Und Red Bull hat diesen Respekt auch verdient. 52

„Ich bin überzeugt davon, dass sich Red Bull Racing in diesem Sport als glaub­ würdiges Team etabliert hat.“ Und Ihre persönlichen Gefühle? Ich fühle mich hier sehr wohl und ar­ beite gerne hier. Bis jetzt hat sich meine Art zu arbeiten in dieser und auch in den anderen Rennserien gut bewährt. Haben Sie sich als Formel-1-Teamchef je überfordert gefühlt? Nein. Als ich begann, war die F1 am Höhepunkt eines Machtkampfes zwischen Teams und Veranstalter. Es sah aus, als würde sich eine eigene Serie abspalten. In Indianapolis mussten wir 2005 mit der Si­ tuation zurechtkommen, dass allen Teams auf Michelin-Reifen (inklusive Red Bull Racing, Anm.) der Start verwehrt wurde. Es war eine bewegte Zeit, und ja, ich wur­ de ins kalte Wasser geschmissen. In so ei­ ner Situation muss man eben schwimmen lernen – oder man geht unter. Bevor Sie zu Red Bull kamen, waren Sie erfolgreicher Teamchef von Arden Racing, eine Stufe unterhalb der Formel 1, Sie waren selber Rennfahrer. Vermissen Sie das? Nicht mehr, nein. Mir kommt vor, als wäre das schon Ewigkeiten her. (Horner beendete seine Rennfahrerkarriere 1998 mit 24, Anm.) Aber ich habe viele wert­ volle Lektionen gelernt, sowohl in den ­guten wie auch in den schlechten Teams. Für mich war das eine Ausbildung, von der ich noch heute zehren kann. Wie hilft Ihnen Ihre Erfahrung als Rennfahrer heute? Der wichtigste Aspekt ist die Beziehung zu den Piloten, besonders zu den auslän­ dischen, mit denen es manchmal Verstän­ digungsschwierigkeiten gibt, weil sie sich nicht so gut ausdrücken können, wie sie das möchten. Da kann ich einspringen und bei der Kommunikation ­helfen. Meine ­Erfahrung kommt mir auch an der Boxen­ mauer zugute und bei der Rennstrategie – wenn es darum geht, ein Rennen zu lesen. Kein Rennfieber mehr …? So gut wie nie. Gegen Adrian Newey bin ich einmal ein Rennen mit Citroën 2CVs am alten Nürburgring gefahren. Die Dinger sind kaum die Steigungen raufge­ kommen. Ich glaube, ich habe gewonnen, obwohl Adrian 60 Trainingsrunden zur Vorbereitung hatte. Er ist in allem, was er macht, professionell und ehrgeizig. Es wird spät und dunkel in dieser namen­ losen Ecke Nordwesteuropas. Zeit, zu ge­ hen. Herzliche Verabschiedung, Horner eilt zum nächsten Termin. An der Rezep­ tion wartet ein Bote mit Pizzakartons.

Audienz bei Mr. E. Eigentlich hat Bernie Ecclestone keine Zeit für Interviews, weil er die Formel 1 mit starker Hand führen muss. Für uns hat er eine Ausnahme gemacht. Text: Norman Howell


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Das Einfachste an einem Interview mit Bernie Ecclestone ist, sein Büro in der Princess Gate direkt am Hyde Park zu fin­ den. Das mit schwarzem Glas verkleidete Haus sticht aus der Reihe der eleganten weißen Häuser im georgianischen Stil des 18. Jahrhunderts heraus. Einmal im Inne­ ren, gibt es einen langen Gang, der zwei Konferenzräume verbindet. Ein kurzer Gang endet im Allerheiligsten: in Bernie Ecclestones Büro. An den Wänden hängt großflächige moderne Kunst, überall ­stehen Skulpturen. Die geschmackvoll ausgesuchte und stil­ voll präsentierte Kunst trifft den Besucher unerwartet, passt sie doch genauso wenig zum Stereotyp des lauten Motorsports wie die prachtvolle Innenausstattung. In der Princess Gate Nummer 6 schlägt das Herz der Formel 1. Es sorgt dafür, dass Geld, schnelle Autos, Dramen, Skandale, Helden und Schurken wie von Zauberhand

an zwanzig glamourösen Orten auf der ganzen Welt auftauchen und im Rekord­ tempo Geld, Benzin und manchmal den guten Ruf verbrennen. Es ist eine Magical Mystery Tour, und ihr fast achtzigjähriger Tourdirektor trägt passenderweise noch immer diesen neckischen Beatles-Pilzkopf. Da ist er auch schon, pfeift aus dem ei­ nen Konferenzraum raus und in den ande­ ren rein. Er eskortiert eine Besuchergruppe raus und sieht mich: „Geh in mein Büro. Du kennst den Weg.“ Die Sakristei. Ja, ich kenne den Weg. Ich kenne auch Mr. E., diesen mysteriösen, schwer fassbaren Mann. Nein, eigentlich kenne ich ihn nicht, selbst wenn ich eine Zeitlang für ihn gearbeitet habe und den Weg in sein Büro sehr oft gegangen bin. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er hinter dem Schreibtisch ­gestanden ist, Reißwolf zu seiner Linken, und dauernd läutete das Telefon. Ich war nie lange in seinem Büro: Mr. E. ver­

schwendet weder Worte noch Zeit. Ja oder Nein, kaum je einmal: „Schauen wir mal.“ In all der gemeinsamen Zeit war ich kein einziges Mal allein in seinem Büro gewesen. Jetzt stehe ich da, unsicher, und weiß nicht, ob ich mich setzen soll, und wenn ja, wohin. Zwei lange Sofas, dazu ein langer Couchtisch. Mehr Bilder, mehr Skulpturen. Ein ziemlich teuer wirkender Polstersessel. Ich kenne Mr. E. gut genug, um zu wissen, dass jedes Stück „wichtig“ ist oder zumindest eine Geschichte hat. Bei einigen Dingen war das offensichtlich. Ein Fußball, von Pelé signiert. Fotos mit Widmungen, die Bernies engen Kontakt zu den Großen, Mächtigen und Wichtigen der Welt zeigen. Dann die Skulptur zweier Hände: Die eine hält eine Handgranate, die andere einen Schlagstock. Das ist Bernies Humor. In einem der Konferenz­ räume befinden sich, so erinnere ich mich, Bilder und Skulpturen, die über die 53


Action Presse spotten und das Gerücht am Leben halten, dass Bernie das Haus einst bar ge­ zahlt habe. Das Handy am Tisch bimmelt, Klingel­ ton ist das Leitthema von „The Good, the Bad and the Ugly“, Sergio Leones berühm­ tem Western, wird immer lauter, unüber­ hörbar. Mr. E. flitzt rein, hebt ab, und als er fertig ist, schaut er mich an: „Zeit?“ – „Selbstverständlich.“ – „Aber ich nicht.“ Weg ist er. Ich stehe noch immer. Angeblich können Männer nicht zwei Dinge zugleich tun. Bernie Ecclestone weiß davon nichts. Ich vermute, dass in den beiden Konferenzräumen unabhängig voneinander rechtliche Verhandlungen vor sich gehen und der Zirkusdirektor von der einen zur andern saust. Dazu das Spa­ ghetti-Western-Telefon, der wartende Re­ porter – noch bevor ich darüber nachden­ ken kann, wie er das wohl alles zugleich auf die Reihe bringt, kommt er schon wie­ der reingeflitzt, diesmal hat er eines der großen Tiere der Formel 1 dabei. Das gro­ ße Tier starrt mich aus großen Augen an. „Das ist Norman“, sagt Mr. E. „Norman hört gar nicht zu.“ Ich schüttle dem gro­ ßen Tier die Hand, danach verlege ich mich darauf, wichtig am Diktiergerät rum­ zumachen, meinen Laptop zu bearbeiten und ganz, ganz fest wegzuhören. Nach einer Weile kommen die beiden überein, sich später am Tag noch einmal zu treffen, „wenn ich mit Norman fertig bin“. Das ist das Startsignal. Offenbar bin ich jetzt dran. Ich habe für diesen Mann gearbeitet, habe ihn in formellen und informellen Si­ tuationen erlebt und in solchen, die weder das eine noch das andere waren. In jedem Gespräch, bei jedem Meeting versucht er, das Ruder an sich zu reißen. Er ist der Großmeister der Destabilisierung. Heute ist er besonders busy, pendelt zwischen zwei Meetings und einem Gast, hat mir gesagt, dass er keine Minute zu verschen­ ken hat, dem großen Tier hat er verspro­ chen, mich schnellstmöglich loszuwerden. Außerdem steht ein Mittagstermin in sei­ nem Lieblingspub an. Hui. Nervös? Ich?? Wie kommt ihr auf die Idee??? Ich stehe auf, um meine alte Position auf der anderen Seite des Tisches einzu­ nehmen, doch er winkt ab: Ich soll doch sitzen bleiben. Er setzt sich neben mich. Lachen, Witze, Scherzchen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Operation gelungen: Ich fühle mich destabilisiert. Seine Laune wird noch besser, als wir über die ersten Tests der Saison 2010 re­ den: 38.000 Spanier sind bei Fernando Alonsos erster Ausfahrt im Ferrari dabei („magisch“), ich erzähle ihm, dass der Ser­ ver von autosport.com unter der Last von 1,5 Millionen Usern kollabiert ist, die die 54

Mr. E. flitzt rein: „Zeit?“ „Selbstverständlich.“ „Aber ich nicht.“ Weg ist er. Rundenzeiten des Tests abrufen wollten („Wirklich? Phantastisch! Wunderbar!“). Mir fällt kein besserer Start für den ­offiziellen Teil des Interviews ein als das übliche „Mr. E., eine neue Saison steht vor uns. Wie schätzen Sie …“, da fällt er mir schon ins Wort, dem Gespräch wie immer um drei Fragen und drei Antworten vor­ aus: „Der Hype um Michael [Schumacher] war groß, und das ist auch logisch, weil er so ein Superstar ist. Die Gefahr, die ich sehe, ist die riesige Erwartungshaltung, die sich zum Saisonstart hin noch steigern wird. Einerseits ist das natürlich gut. Auf der anderen Seite lässt das den Faktor Auto unberücksichtigt. Die Tests vor Sai­ sonbeginn sagen nicht viel. Im richtigen Auto können viele Weltmeister werden. Aber wer das richtige Auto hat, kann man erst nach zwei, drei Rennen sagen.“ Aber … aber die Menschen in den Autos? „… natürlich will Michael Weltmeister werden. Würde er das nicht wollen und nicht glauben, dass er es noch immer kann, wäre er nicht zurückgekommen. Jetzt liegt es am Auto.“ Botschaft angekommen, Mr. Brawn? Wenn Schumacher nicht gewinnt, ist das Auto schuld: Die Aura des siebenfachen Weltmeisters dringt selbst in Mr. E.s Büro. Würde er Schumacher oder Vettel ver­ pflichten, wäre er selbst noch Teambesit­ zer? Er zögert keine Sekunde: „Sebastian.“ Pause. „Wir wissen nicht, wie lang Michael das tun will, was er tun will. Sebas­tian wird so lang da sein, bis er alles erledigt hat; hoffentlich so lang wie Michael jetzt. Ich bin ein großer Fan von ihm.“ Er nennt alle Fahrer beim Vornamen, redet in herzlichem, nahezu väterlichem Ton von ihnen. Aus seinem Mund klingen sie alle sehr jung – was sie ja auch sind, vor allem in Relation zu ihm selbst: 79 Jahre, man muss sich immer wieder da­r­ an erinnern. Nicht nur sein Energie-Level ist erstaunlich, auch seine Präzision, Schlagfertigkeit, geistige Wachheit, sein spitzbübischer Humor sind es. „Michael nimmt alles sportlich“, sagt Ecclestone. „Der will immer und überall der Beste sein. Dabei ist er charmant und einzigartig, ein sehr netter Mensch. Nur Menschen, die ihn nicht kennen, können ihn für abgehoben halten. Fernando [Alonso] ist ein anderer Cha­ rakter, was vielleicht mit seiner Herkunft zu tun hat. Er ist sehr spanisch in seinem Wesen. Ich persönlich komme gut mit ihm

aus, er ist ein enger Freund. Fernando ist ein netter, sensibler, verlässlicher Mensch, der moralische Standards sehr hoch hält. Jenson [Button] ist Jenson. Für mich ist er ein Racer alter Schule. Nett, charmant, ein super Typ. Ein würdiger Weltmeister, aber ist er so talentiert wie andere, die die Krone geholt haben? Ich weiß es nicht. Das wird sich heuer im Duell mit seinem Team­ kollegen Lewis Hamilton herausstellen. Lewis ist genauso einzigartig wie seine Karriere. Sein außerordentliches Talent hat ihn dort hingebracht, wo er heute ist. Schön, dass er und seine Leute so nette Menschen sind, das sind sie wirklich. Die­ sen rassistischen Mist, als ihn Fernandos Landsleute in der gemeinsamen Zeit bei McLaren beschimpft haben, hat er gut weggesteckt. Heute steht er da drüber, und niemand denkt mehr, dass Lewis ­irgendwie anders als die anderen wäre.“ So viel zu den Fahrern, seinen „Kin­ dern“. Und seine im Unfrieden geschiede­ nen Langzeit-Weggefährten, der ehema­ lige Renault-Boss Flavio Briatore und Max Mosley, langjähriger FIA-Präsident? Bernie Ecclestone ist nicht für seine Senti­ mentalität berühmt. Andererseits hält er Loyalität sehr hoch. „Flavio ist ein Cha­ rakter, wir haben ihn in der Formel 1 ­gebraucht. Er hatte immer was zu sagen. Die Presse mochte das. Max war ewig dabei, wir werden ihn vermissen. Man hat ihn für Dinge kriti­ siert, die er getan hat, und dabei Einzel­


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SAISON heiten rausgepickt, auf denen man rum­ hacken konnte. Jeder macht Fehler, aber Max hat auch sehr viel richtig gemacht. Das hat die Presse vergessen und sich nur auf die Fehler gestürzt. Man wird noch draufkommen, dass Max der F1 fehlt.“ Pause. Er richtet sich auf. „Wir sind Freunde, und wir bleiben Freunde, auch wenn ich mich ihm gegenüber nicht son­ derlich loyal verhalten habe, als er damals sein Problem hatte. Ich habe mich dafür bei der FIA entschuldigt. Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich mich von ­Menschen dazu überreden ließ, Max den Rücktritt nahezulegen.“ Wir bewegen uns jetzt im Dickicht der Skandale, die zu Briatores und Mosleys Abschied aus der Formel 1 geführt haben. Bei Mosley waren es pikante Details sei­ nes Sexuallebens, die an die Öffentlich­ keit gelangt waren und Teilen des konser­ vativen Establishments der Formel 1 missfielen. Diese Kreise drängten Eccle­ stone darauf, sein beträchtliches Gewicht für einen Rücktritt Mosleys in die Waag­ schale zu werfen. Plötzlich wurden viele alte Rechnungen fällig gestellt. So fand sich Ecclestone, einer von Max Mosleys ältesten und besten Freunden, in der ­undankbaren Position, sich zwischen der Zukunft der F1 und der Zukunft seines Freundes entscheiden zu müssen. Vermutlich konnte Mr. E. in diesem Fall gar nicht anders handeln und musste die kommerziellen und sportlichen Inter­ essen der Formel 1 über die Freundschaft stellen. Vermutlich darf man ihm nicht böse sein. „… aber ich hätte Max privat zur Seite nehmen können: ‚Max, ich stehe massiv unter Druck, du musst zurücktre­ ten.‘ So einfach hätte es sein können. Ich hätte es nicht der Presse gegenüber sagen sollen – oder die hätte es nicht schreiben dürfen. Aber ich versuche keine Entschul­ digungen zu suchen.“ Erstaunlich eigentlich, dass sich die personifizierte Formel 1 in einer Position wiederfindet, in der sie dermaßen unter Druck gesetzt werden kann. Wer hat jetzt das Sagen in der Formel 1? „Formula One Management (FOM, eine von Ecclestones Firmen, Anm.) be­ treibt die Formel 1. Sie hat die wirtschaft­ liche Hoheit. Die FIA stellt – unter Berück­ sichtigung der Meinungen der Teams – die Spielregeln auf und kontrolliert, dass sie eingehalten werden.“ Eigentlich ganz einfach. In der F1 ist aber nichts einfach und wird stetig kom­ plizierter. Ecclestone ist kein Freund der allgegenwärtigen Komitees, die es an­ scheinend braucht, um das Rad am Lau­ fen zu halten. Meetings sind für ihn „unnötige Zeit­ verschwendung, erdacht von Menschen,

„Wer einmal mein Vertrauen missbraucht hat, macht in seinem ganzen Leben keinen Deal mehr mit mir.“ deren Hobby es ist, in Meetings zu sitzen. Ich hätte gern die Mineralwasser-Konzes­ sion dafür. Steinreich würde ich werden. Die Menschen, die in den Meetings sitzen, sind nicht diejenigen, welche die Rech­ nung bezahlen. Darum denken sie anders. Die Technical Working Group (eine Gruppe verdienter Ingenieure, die die Zukunft der Formel 1 vorgeben soll, Anm.) gibt es aus genau e­ inem Grund: J­ eder, der dort drin sitzt, will das Beste für sein Team raus­ schlagen. Dafür tun sie alles. Es interes­ siert sie nicht, ob es gut für die Formel 1 ist. Mit diesen Menschen wird es nie eine Lösung im I­ nteresse des Ganzen geben. Sie machen Business mit uns, verhalten sich aber so, als ob sie nicht das Geringste mit uns zu tun hätten.“ Mit manchen seiner Schäfchen erlebt Mr. E. also nicht die reinste Freude. Kennen Sie übrigens Lektion eins als Formel-1-Journalist? Es gibt eine Frage, die man Mr. E. nicht stellen darf. Sie lau­ tet: „Was kommt nach Ihnen?“ Man weiß, dass etliche große Tiere der F1 auf den Job des Zirkusdirektors scharf sind. Kan­ didaten wurden lanciert und verschwan­ den wieder. Mr. E. ist noch immer da. Nähern wir uns der verbotenen Frage an diesem schönen Tag doch probehalber über die Hintertür: „Mr. E., wenn Sie sich einen Nachfolger maßschneidern könn­ ten, welche Qualitäten hätte er?“ Hinter seiner Brille blitzt es. Falten bil­ den sich um seine Augen. Dann ein brei­ ter Grinser: „Ich würde mich nach einem ­Gebrauchtwagenhändler umsehen.“ ­Genauso hat seine eigene Karriere im Süd­osten Londons einst begonnen. Wir ­suchen also einen fixen Denker, flexibel … Er unterbricht, sein Ton ist ernster: „Wenn ich nicht mehr da bin, wird wahr­ scheinlich Folgendes passieren: Die Firma wird wie eine Firma geführt werden. Ich könnte das nicht. Man müsste also jeman­ den finden, der die Leute zusammenhält und führen kann. Wir haben exzellentes Personal, lauter Hochkaräter. Solche Menschen sind nicht leicht zu führen. Mein Vorteil ist, dass ich schon so lange im Geschäft bin und allen, mit denen ich Geschäfte mache, in die Augen schauen kann. Wir vertrauen einander, wir ver­ suchen uns gegenseitig zu helfen. Es braucht Zeit, bis man verlässliche Part­ nerschaften aufgebaut hat. Man kann kein Verhältnis zu Firmen aufbauen, nur zu Menschen. Man muss einfach den rich­

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tigen Mann finden. Und den wird man auch finden, allerdings jetzt noch nicht. Wäre er nämlich wirklich so gut, müsste ich mich täglich mit ihm streiten. Wäre er nicht so gut, könnte ich ihn nicht in meiner Nähe dulden. In diesem Fall wäre er nämlich ein Zeit-Dieb. Man braucht ­jemanden, der Entscheidungen trifft und sie dann durchzieht. Oder die Größe hat, einen Fehler zuzugeben: Sorry, diesmal habe ich danebengehauen. Rudern wir zurück und fangen von vorn an. Wenn ich einmal gehe, in welche Richtung auch immer (wieder dieses Blitzen hinter der Brille), gibt es hier genug Leute, die den Laden so lang schmeißen können, bis der richtige Nachfolger gefunden ist.“ Bleibt der Handshake. Macht er Deals noch immer ohne Vertrag? Rhetorische Frage. Als er mich damals eingestellt hat, habe ich ihn nach einem Vertrag gefragt. Da hat er sich über den Tisch gelehnt, über diesen Tisch in diesem Büro, hat mir seine rechte Hand entgegengestreckt, ins Auge geschaut und gefragt: „Ist das ge­ nug?“ Natürlich war es genug. Handshake – das ist auch der Grund, warum das alte Schwarzweißfoto von Enzo Ferrari noch immer in seinem Büro hängt: „Er war ein Mann, dessen Hand­ schlag galt. Vertrauen ist das Um und Auf. Ich mache keine Deals mit Menschen, ­denen ich nicht ­vertrauen kann.“ Das Blitzen in den Augen ist weg, ­kalter Stahl blickt mich an: „Wer einmal mein Vertrauen missbraucht hat, macht in seinem ganzen Leben keinen Deal mehr mit mir.“ Wie der RB6 aussieht und klingt: in Print 2.0. Die Formel 1 auf www.redbullracing.com

Rennkalender 2010 12.–14. März Bahrain (Sakhir)

23.–25. Juli Deutschland (Hockenheim)

26.–28. März Austra­lien (Melbourne)

30. Juli–1. August Ungarn (Budapest)

2.–4. April Malaysia (Kuala Lumpur)

27.–29. August Belgien (Spa-Francorchamps)

16.–18. April China (Schanghai)

10.–12. September Italien (Monza)

7.–9. Mai Spanien (Barcelona)

24.–26. September Singapur (Singapur)

13.–16. Mai Monaco (Monte Carlo)

8.–10. Oktober Japan (Suzuka)

28.–30. Mai Türkei (Istanbul)

22.–24. Oktober Korea (Yeongam)

11.–13. Juni Kanada (Montréal)

5.–7. November Brasi­lien (São Paulo)

25.–27. Juni Europa (Valencia)

12.–14. November Abu Dhabi (Yas Marina Circuit)

9.–11. Juli Großbritannien (Silverstone)

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aller heiligen

Von „Katrina“ 2005 verwüstet, im Super-Bowl-Triumph 2010 wiederauferstanden: New Orleans und seine Saints sind zurück, und wie. Red Bulletin-Hero Reggie Bush und sein Fototagebuch eines historischen Sieges.

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1  Montag, 1. Februar: Sieben Tage vor dem „Super Sunday“ beginnt für die New Orleans Saints die bedeutendste Mission ihrer Vereinsgeschichte – Super Bowl Nummer 44, Miami. Gegner: die hoch favorisierten Indianapolis Colts aus Indiana mit ihrem Superstar, Quarterback Peyton Manning. 2+3  Dienstag, der traditionelle Media Day für das komplette Team. Zwei Stunden stellen sich die Spieler den Fragen von Journalisten aus der ganzen Welt, 3500 sind akkreditiert. 4  Zeit für die Fans? Nur auf dem Weg zum Training. 5  Tägliches Training auf dem Campus der University of   Miami – theoretisch. Wegen starken Regens müssen die Saints in die Trainingshalle der Miami Dolphins ausweichen. 6  Sonntag, 7. Februar 2010: Super Bowl Sunday ist der – inoffiziell – höchste amerikanische Feiertag. Wer eines der 75.000 Tickets hat (eine Million Menschen hatten sich um eins bemüht), feiert schon vormittags vor dem Stadion. 7  16:40 Uhr, noch knapp zwei Stunden bis zum Kick-off:   Das Stadion beginnt sich mit New-Orleans-Fans zu füllen … 8  … die Reggie Bush, den wertvollsten Allrounder ihrer   Saints, schon beim ersten Aufwärmen anfeuern wollen. 9  17:22 Uhr. Die Fans aus New Orleans verwandeln das   Stadion in Miami beinah in ihren Superdome: „Who dat! Who dat! Who dat say dey gonna beat dem Saints?“

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10  17:42 Uhr. Running-Back-Idol Emmitt Smith mit letzten Tipps für Bush: „Zeit, durch ein paar Leute durchzurennen.“ 11–14  Ab 18:31 Uhr. New Orleans findet nur langsam ins Spiel. Mit dessen Fortdauer stellt die variable Saints-Offensive die Gegner aus Indiana vor immer größere Probleme. 15  21:46 Uhr. 31:17 für die Saints, der größte Erfolg in der Klubgeschichte steht fest. Unglaubliche Begeisterung – der Sieg versinnbildlicht die Wiederauferstehung der ganzen US-Golfregion nach der „Katrina“-Katastrophe von 2005. 16+17  21:48 Uhr. Direkt nach dem Spiel tröstet Reggie zunächst den Punter der Colts, Pat McAfee. Dann gibt es den verdienten Siegerkuss von Freundin Kim Kardashian. 18+19  21:56 Uhr. Während sich schon das ganze Land mit New Orleans über den historischen Sieg freut, kommt die 3,2 Kilogramm schwere Vince Lombardi Trophy fast nicht bis zu Tom Benson durch. Dem 83-jährigen Teambesitzer wird die Trophy traditionsgemäß von NFL-Commissioner Roger   Goodell überreicht, er gibt sie weiter an Head Coach Sean ­Payton, der an sein Team. Der Rest ist grenzenloser Jubel. 20–22 22:19 Uhr. „Es ist ein göttlicher Segen, Teil der Geschichte zu werden“, sagt Reggie in den Interviews nach dem Sieg – und lässt sich von seinen Fans feiern. 23 23:21 Uhr. In der Kabine: Reggie und sein neuer Liebling.

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High Noon in Texas

Was passiert, wenn eine Electro-Punk-Band und Erykah Badu in den Ring steigen? Und wenn sich die Soul-Diva als Country-Queen versucht? Willkommen beim Red Bull Soundclash, wo kein Genre sicher ist und ein einziges Dezibel ßber Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Text: Gretel C. Kovach, Bilder: Matthew Salacuse

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Am Vorabend des großen American-Football-Matchs der Universitäten von Dallas und Oklahoma wird der Städte-Fight musikalisch ausgetragen: Lokalheldin und Neo-Soul-Diva Erykah Badu (u.) tritt mit ihrer Band The Cannabinoids beim Red Bull Soundclash gegen die ungestümen Electro-Punks von Shiny Toy Guns an.

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ie Dämmerung legt sich über Dallas, wirft ihr zart rötliches Licht in die innerstädtische Häuserschlucht zwischen zwei verglasten Wolkenkratzern. In der Schlucht selbst wimmelt es an diesem milden Oktoberabend auch nach Ladenschluss von jungen Menschen. Die überdimensionalen Videowalls und Boxentürme am Platz haben eine Menge Neugierige angelockt, andere zeigen mit Transparenten und Fan-Shirts, dass sie genau wissen, warum sie hier sind. Auf den beiden einander gegenüberliegenden Bühnen wird noch gearbeitet: Stagehands stimmen die Gitarren, stellen die Instrumente ein. Ein Tontechniker läuft hektisch mit seinem Funkgerät her­ um, letzte Soundchecks. Wenig später: Daumen nach oben, die Stagehands ­nicken, verlassen die Bühnen. Alles scheint bereit, alles wartet auf die Protagonisten der Nacht. Diese wärmen sich noch in den weißen Zelten backstage auf, sie wirken nervös. Erstaunlich nervös, bedenkt man, dass es sich bei den beiden Bands eigentlich um routinierte Live-Performer handelt. Doch das hier, das ist kein normaler Gig: Red Bull Soundclash ist ein akustischer Boxkampf mit Ironie. Ein Boxkampf zweier Kontrahenten aus verschiedenen Musik-Genres, die im Zweikampf Kreativität und Showqualitäten unter Beweis stellen müssen. Wie im Ring stehen sie sich auf zwei Bühnen gegenüber, dazwischen das Publikum, das den Champion kürt. Ein Applausometer als Siegesindikator, die Instrumente als Boxhandschuhe, das ­Mikrofon als Mundschutz. Die Gegner des heutigen Fights: In der einen Ecke die Electro-Punks Shiny Toy Guns aus Oklahoma, in der anderen die New-Soul-Diva Erykah Badu mit ihrer Psychedelic-Band The Cannabinoids aus Dallas. Jeremy Dawson, Keyboarder der Shiny Toy Guns, wirkt fast besorgt: Werden die Guns-Fans auch wirklich auftauchen? Zwar sind viele ihrer Bekannten und Freunde in der Stadt, schließlich steht morgen hier das große American-FootballDuell zwischen den Universitäten von Dallas und Oklahoma auf dem Programm. Aber gerade darum gibt’s an jeder Straßen­ 61


Vor einem Jahr fragte Erykah Badu (o.) via Twitter, was denn „Cannabinoid“ bedeute. Im Wissen, dass es sich dabei um den Effekt handelt, den Marihuana auf den Körper hat, wollte die SoulQueen mit diesem Eintrag eigentlich ihre neue Band präsentieren. The Cannabinoids, ein Team aus DJs, Produzenten und Beatbastlern aus Dallas, unterstützen Badu seitdem bei LiveShows und arbeiten derzeit an ihrem Debütalbum.

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ecke Vorab-Partys und andere Verlockungen, dazu geeignet, vom Red Bull Soundclash abzulenken. „Manchen Bands ist das Publikum ja egal“, sagt Dawson. Nicht so den Shiny Toy Guns. „Wir sind quasi ohnmächtig, wenn da nur fünf Leute vor der Bühne stehen.“ Die Cannabinoids werfen sich inzwischen nebenan in Schale. Tweed-Anzüge, schicke Hüte, fingerfreie Handschuhe. Keyboarder und Band-Mastermind RC Williams schlüpft gar in eine Weste im Gladiator-Stil. Während die Band auf die Ankunft ihrer Frontfrau Badu wartet, quält sich Turntablist A One noch mit dem Text von „Le Disko“, einem Stück der Shiny Toy Guns, das die Cannabinoids heute covern werden. Weil ihre Rivalen mit Chad Petree und Sisely Treasure ein vokales Doppelgespann am Start haben, kommt auch der DJ heute am Mikrofon zum Handkuss. „Ich muss einsetzen, wenn Erykah die Melodie ändert und woo-oohooh singt. Das kann ich mir merken … aber wie zum Teufel ging noch einmal mein Text?“ In diesem Moment betritt die wichtigste Person der Band das Zelt. „Yo! Erykah ist da!“, ruft A One seinen Kumpanen zu. Kurz später erfolgt der Anpfiff, der Gongschlag zum großen Kampf. Runde 1: The Cover Nach dem Warm-up, bei dem beide Acts außer Konkurrenz drei ihrer eigenen Songs performen, kramt der DJ auf der Seitenbühne in seiner Tasche, blättert durch seine Platten, fischt eine heraus, legt sie auf den Teller, behutsam senkt er die Nadel auf die Platte. Kurzes Knistern, dann ertönt der Jackson-Five-Klassiker „Never Can Say Goodbye“. Badu lächelt, als sie den Song hört, wippt im Takt, streift langsam, genüsslich einen Silberhandschuh ab und eröffnet das Feuer. Es ist eine betörende, Gänsehaut bereitende Reverenz, die die Soul-Diva dem King of Pop erweist. Eine Reverenz, angesichts deren auch die Konkurrenz auf der Bühne gegenüber neidlos nickt. Bevor die Guns zurückschießen. Mit einer opulenten, krachigen Version, die so klingt, als hätte der Song schon immer auf eine rockige Interpretation gewartet. „Wow, Michael Jackson freut sich da oben gerade“, sagt der Moderator und bittet beide Fanblöcke zur Abstimmung. Ohrenbetäubender Jubel. Zuerst schnellt die rote Digital­anzeige

auf der Seite der Cannabinoids nach oben. 129, 130, 131. Doch der Beifall der ShinyToy-Guns-Fans ist noch lauter: 132 Dezibel! Die Guns gewinnen. Zumindest die erste Runde. „Mit einem normalen Konzert kann man das hier nicht vergleichen“, sagt Organisator Oren Avineri. „Für einen Red Bull Soundclash brauchst du Acts, die ihr Handwerk perfekt beherrschen. Und sie müssen bis an ihre Grenzen gehen wollen.“ Das trifft auf beide Kontrahenten zu. Die Shiny Toy Guns unterbrechen für die Show die Aufnahmen an ihrem kommenden Album, Badu ist gerade von ihrer USTour heimgekehrt. Und obwohl ihr drittes Kind gerade mal ein Jahr alt ist und die Soul-Ikone nun täglich mit ihrer Band Cannabinoids im Studio steht, hat sie sich diesen Abend frei geschaufelt. Runde 2: The Takeover Badu legt mit ihrem Hit „On & On“ los, das Publikum singt mit, kennt jede Zeile. „Oh what a day!“, rufen die Fans, über­ tönen dabei die Sängerin selbst. Nach einigen Takten unterbricht Badu abrupt. „Was habt ihr zu bieten, Sisely?“, ruft sie in Richtung der anderen Bühne, „c’mon, Shiny Toy Guns!“ Die lassen sich nicht lange bitten. Schon die erste krachige Keyboard-Salve von Dawson stellt klar, mit Soul hat das Quartett nicht viel am Hut. Dafür rockt „On & On“ wie nie zuvor. Sehr zur Freude von Badu: Mit verschränkten Armen und einem breiten Grinsen lauscht sie der Fremdinterpretation ihres Songs. Im Gegenzug wagen sich die Cannabinoids an eine räudige Rock-Hymne der Guns, „Le Disko“. Von den verzerrten Gitarren des Originals bleibt nicht viel übrig, das achtköpfige Kollektiv verwandelt den Track in ein psychedelisches Funk-Feuerwerk, über das Badu – und ihr erstaunlich textsicherer DJ A One – ihre Stimme legen. „We’re gonna ride the race cars!“, singt Badu, „supersonic overdrive, hello hello.“ Die Shiny Toy Guns kontern sofort. Mit ihrer Version von Badus Klassiker „Tyrone“, einem souligen Pamphlet gegen all die üb­ len Typen dieser Welt, dem die Band eine Dosis Rock im Geiste ihrer Helden Pixies verabreicht. Ihre Fans jubeln, so laut sie können. Aber das Applausometer ist unerbittlich – angesichts von 140 Dezibel – und erklärt Badus Band zum Sieger. 63


„Zwei total unterschiedliche Acts covern sich gegenseitig, machen einen Song der anderen Band zu ihrem eigenen“, beschreiben Shiny Toy Guns (li. u.) ihr persönliches Highlight beim Red Bull Soundclash. Und tatsächlich, obwohl sich die beiden Künstler beim OpenAir-Konzert als Rivalen gegenüberstehen (re. u.), dominiert hinter der Bühne die Harmonie, das gemeinsame Jammen (oben).

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bild: Mark Polito/Red Bull Photofiles

„Red Bull Soundclash ist etwas, wovon Künstler träumen“, sagt Badu in der kurzen Pause. „Für mich ist es nicht wie ein Kampf oder ein Wettbewerb, für mich ist es eigentlich ein Zusammenspiel, eine kreative Kollaboration.“ Als man sie trotzdem fragt, wer gewinnen wird, zieht Badu nur die Augenbraue hoch. Die Frage bedarf offenbar keiner Antwort. Bleibt zu hoffen, dass die Cannabinoids nicht verlieren. „Denn falls doch“, meint die Diva mit diabolischem Grinsen, „nehmen wir den Laden hier auseinander!“ Runde 3: The Clash Der DJ spielt drei verschiedene musikalische Genres an, die Bands müssen diese weiterspinnen. Die Guns steigen zuerst in den Ring. „Shiny Toy Guns, Dub ist gefragt!“, verkündet der Moderator. Wohl etwas zu optimistisch. Denn später, nach dem Konzert, wird Sänger Petree freimütig bekennen: „Eigentlich weiß ich noch immer nicht genau, was Dub ist.“ Die Cannabinoids dagegen sind ganz in ihrem Element, eröffnen auf der gegen­ überliegenden Seite mit klassischem Synth-Reggae, den Badu mit Textzeilen ihres Songs „Love of My Life“ unterlegt, um dann in Dawn Penns Dancehall-Klassiker „You Don’t Love Me (No, No, No)“ überzugehen. Wirklich interessant wird es, als der DJ einen Johnny-Cash-Song anspielt: It’s country time! Während sich Petree schon mit einem schwarzen Cowboyhut gewappnet hat und einen Song mit Akustikgitarre anstimmt, können sich Badu und ihre Band nur bedingt mit dem Genre anfreunden, hat Country doch gerade in den Südstaaten wegen der Zeit der Sklaverei einen üblen Beigeschmack. „Okay, los geht’s! Yeehaw everybody!“, ruft Badu dennoch und dreht einfach den Spieß um. „Dey be trying to hide the history“, singt sie im Südstaaten-Slang und gibt dabei dieser Zeile ihres Songs „Sol­ dier“ eine ganz neue Bedeutung. Bei der Abstimmung danach ergibt sich ein Gleichstand. So verkündet der Moderator: „Und der Gewinner dieser Runde ist … George W. Bush!“ Runde 4: THE Wild Card In der Finalrunde bitten beide Bands einen Gast auf die Bühne. Auf der Seite der Cannabinoids ist es Tim DeLaughter von der Band Polyphonic Spree, der seine

Freunde mit einem Xylophon und dem Mini-Synthesizer-Stylophon unterstützt. Den Shiny Toy Guns steht der skandinavische Battle-DJ Billy Sexcrime an den Turntables zur Seite. Nach dem letzten Akkord steigt die Spannung: Nach drei Runden liegen beide Acts gleichauf, diese Runde muss die Entscheidung bringen. Die Moderatoren bitten zur Abstimmung für die Gäste aus Oklahoma, das ­Dezibelmeter schießt auf 132. Dann die Fans der Cannabinoids. Die Anzeige klettert nach oben. 131, 132, 133. Es steht fest, der Red Bull Soundclash-Titel von Dallas geht an Erykah Badu und die Cannabinoids – ein einziges Dezibel hat entschieden. Die Shiny Toy Guns erweisen sich als gute Verlierer, spenden ihren Kontrahenten Applaus. Und laden die Gewinner noch zu sich auf die Bühne. Die kämpfen sich im Freudentaumel durch die Menge an Gratulanten über den Platz und stimmen eine Freistil-Zugabe an. Nach dieser Jamsession torkelt Petree erschöpft und verschwitzt von der Bühne. Satz bringt er keinen heraus, will er auch nicht. Stattdessen lächelt er zufrieden und fasst den Abend mit nur einem Wort zusammen: „Wow.“ Die besten Szenen vom Battle Badu vs. Shiny Toy Guns: www.redbulletin.com/soundclash_dallas/de Alle Termine auf: www.redbullsoundclash.com

Erykah Badu

kommt 1971 als Erica Abi Wright in Dallas zur Welt. Ihren Vornamen verändert sie als Teenager, sie sieht ihn durch die Sklaverei vorbelastet. „Badu“ ist ein fiktives Lieblingswort, das sie beim Singen endlos wiederholt. 1997 nimmt sie ihr Debüt „Baduizm“ auf, für das sie im selben Jahr einen Grammy erhält. Sie gilt als Queen des Neo-Soul, als politische Aktivistin, das stellt schon der Titel des neuen Albums „New Amerykah Part Two (Return of the Ankh)“ klar, das Ende März erscheint.

Shiny Toy Guns

werden 2002 von den Jugendfreunden Jeremy Dawson (Keyboard) und Gregori Chad Petree (Gesang) gegründet. Die Marschrichtung ist von Anfang an klar: Elektronische Beats treffen auf Punk-Gitarren, hysterischer Gesang trifft auf große Melodien. Mit Erfolg, denn schon ihr erstes Album „We Are Pilots“ heimst eine GrammyNominierung ein. Humor beweist das Quartett aus Oklahoma mit seiner aktuellen Single: einer Coverversion des NDW-Klassikers „Major Tom“ von Peter Schilling.

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Ernst Habersatter (li.) und Edi Unterberger an jener Schl端ssel足 stelle, an der die 足entscheidenden 足Hundertstelsekunden geholt werden.


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Die Alchimisten Die wirklich wichtigen Skirennen werden spätnachts entschieden, in Kellern. Dort tüfteln Edi Unterberger und Ernst Habersatter an der Verwandlung von Wachs und Skibelag in Gold, Silber und Bronze. Text: Alex Lisetz, Fotos: Philipp Horak

„Sind Sie“, sagt der Mann in der Gondel, „am Ende einer von den Serviceleuten?“ „Hrm“, sagt Edi, wobei „sagen“ viel­ leicht ein bisschen übertrieben ist, er at­ met einfach ein paar Töne aus, quasi als Empfangsbestätigung der Frage. Von Edis Hals baumelt ein Funkgerät, auf seinem Anorak prangt das Logo seiner Skifirma in tellergroßen Lettern, und er hat vier Paar Rennski dabei, auf denen „A. Svindal“ steht. „Ach, vom Svindal?“, sagt der Mann. „Hrm“, sagt Edi. „Jetzt“, sagt der Mann und deutet ­hinunter auf die blauen und roten Riesen­ slalomtore, „beginnt eh gleich das ­Rennen, oder?“ „Hrm“, sagt Edi. „Muss ich nachher meiner Frau erzäh­ len“, sagt der Mann, „dass ich mich grade mit einem echten Servicemann unter­ halten habe.“ Edi heißt mit vollem Namen Eduard Unterberger, ist 39, Salzburger und, man ahnt es, kein Mann großer Worte. Dabei gibt es Themen, über die er so kompetent parliert wie kaum ein Zweiter. Als Laie kann man, wenn er dann mal loslegt, aber nur schwer folgen. „Nehmen wir den 141er mit und lassen wir den V7 weg“, hat er zum Beispiel zwölf Stunden vorher in der Tiefgarage des Hotels Regina zu Aksel

Lund Svindal gesagt. Und der hat ihm bei­ gestimmt: „Ja. Und den 15 Schrägstrich 83 auch.“ Edi ist, das erkennen sogar Skitouris­ ten, Servicemann im alpinen Skiweltcup. Das klingt auf Anhieb nicht ganz so spek­ takulär, wie es tatsächlich ist. Denn ob ein Rennläufer eine halbe Sekunde vor den anderen liegt, eine Sekunde hinter ihnen oder nach dem ersten Tor im Fangnetz: das prägt der Wachsler ganz entscheidend mit. „Servicemänner sind die meistunter­ schätzten Leute im ganzen Skizirkus“, sagt Atomic-Rennsportchef Rudi Huber, „die Heinzelmännchen im Hintergrund, ohne die nichts ginge.“ Huber ist Unterbergers Chef, wenn auch praktisch nur am Papier: In der Rea­ lität ist jeder der fünfzig, sechzig Profi­ wachsler, die weltweit im alpinen Skiwelt­ cup arbeiten, sein eigener Herr. Ungebun­ dener Pendler zwischen den Kontinenten, Teil einer standesbewussten Männerwelt, die sich wahrscheinlich mit Cowboys und Truckern eine Gewerkschaftsfraktion teilt. Viele von ihnen sind ehemalige Nachwuchsläufer, durch eine Verletzung darum betrogen, selbst ein Kjus, Maier oder Svindal zu werden. Servicemänner sind die Renningenieure des alpinen High-Tech-Rennsports. Den­ noch täuscht sich, wer sie in einer klinisch 67


Bügeln, bürsten, Kanten schleifen: In der Boxenstraße der besten Skirennläufer der Welt wird auch 2010 noch alles mit der Hand gemacht.

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sauberen Welt aus USB-Sticks, Laptops und Staubschutzmasken erwartet: Edi Unterbergers Welt sieht ein bisschen so aus, als wäre sie vor zwanzig, dreißig Jah­ ren stehen geblieben. „Vor zwanzig, dreißig Jahren war alles ganz anders als heute“, sagt dagegen Edi, der seit 19 Jahren Servicemann ist. Nicht nur die Skitechnologien seien völlig ande­ re geworden. Auch der Aufwand, der für jedes Rennen betrieben wird: „Früher ist man mit vier, fünf Paar Ski zu den Über­ seerennen geflogen. Heutzutage sind es fünfzehn pro Athlet.“ Heute hat Edi seinen Arbeitsplatz in der Tiefgarage des Mannschaftshotels aufgebaut. Hinter der Eingangstür, auf

der jemand ein Schild mit der Aufschrift „Beware. No entrance except with beer“ montiert hat, ist die Rasanz des technolo­ gischen Fortschritts nicht auf den ersten Blick erkennbar. Das modernste Arbeits­ gerät im Raum ist ein Bügeleisen. Mit diesem wird das Grundwachs auf den Skibelag aufgetragen, und zwar in einem Tempo und einer Menge, die hau­ benkochgerechtes Feingefühl erfordert. Die aufgetragene Schicht entfernt Edi gleich im Anschluss wieder mit der Ab­ ziehklinge, die Reste werden mit einer Messingbürste beseitigt. Danach muss der Ski auf Schnee aus­ gefahren werden, dann wieder gewachst, gefahren, gewachst, gefahren, gewachst,


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gefahren, immer wieder. Eine Sisyphus­ arbeit. Aber nur so verbinden sich Wachs und Belag wirklich dauerhaft zu einer gleitfähigen Oberfläche. Und dann ist da noch das Einfeilen. Je nach Disziplin und Fahrer müssen boden­ seitiger und seitlicher Kantenwinkel mit der Feile zehntelgradgenau individuell getunt werden. „Individuell“ bedeutet in diesem Fall, so Edis Kollege Ernst, dass „der Benni [Raich] mit dem Ski vom Ak­ sel [Svindal] sofort in den Wald abbiegen würde“. Mit Ernst Habersatter, der noch einmal zehn Jahre länger dabei ist, teilt sich Edi die Betreuung der norwegischen Allroun­ der Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, den winzigen Arbeitsraum und den CDPlayer. Dieser ist ein Quell ewiger Diskus­ sionen. Ernst meint, nur Country, Blues und Siebziger-Rock machten Skier richtig schnell. Edi hält Support durch Herbert Grönemeyer für effektiver. Außerhalb musikalischer Glaubensfra­ gen sind die beiden ein perfekt eingespiel­ tes Team: Jeder von ihnen trägt die Daten hunderter aktueller Rennskier im Kopf, jeder von ihnen weiß, welche Schneever­ hältnisse auf welchem Hang zu erwarten sind. Bei der Kombination von, sagen wir, Beaver Creek/Neuschnee/–10 °C können beide aus dem Gedächtnis eine Liste mög­ licher Einsatzwaffen ausspucken. Diese Liste ist das Ergebnis einer Mischung aus fachlicher Logik, Bauchgefühl und jahr­ zehntelanger Erfahrung und selbst für den abgefeimtesten Industriespion nicht anzapfbar. Zwar sind die Daten aller Ski, die Edi und Ernst in dieser Saison für den Renneinsatz vorbereitet haben, in einem A4-Heft handschriftlich vermerkt. (Es sind rund 25 pro Athlet und Disziplin.) Die hauseigenen Codes für Taillierung, Flex, Belag und Struktur jedes einzelnen Skis könnte aber kein fremder Service­ mann entschlüsseln. Jeder Ski, den Edi neben seiner Werk­ bank an die Wand gelehnt hat, wurde vor der Saison bei unterschiedlichen Schnee­ verhältnissen auf Herz und Nieren geprüft. Am leichtesten geht das mit Abfahrtsski­ ern: Für sie werden auf einer schnurgera­ den, 500 Meter langen Strecke mit flachem Auslauf sieben Zwischen­zeiten gemessen, die Aufschluss über ­Beschleunigungs- und Gleiteigenschaften geben. Das ist wissen­ schaftlich korrekt und bringt reproduzier­ bare Ergebnisse, die nur einen Nachteil haben: Sie können lediglich als Entschei­ dungsgrundlage ­dienen, vor allem bei ­Abfahrtsrennen mit langen, flachen Gleit­ passagen, etwa Gröden. In Beaver Creek bringt ein Abfahrtsski, der in den Kurven schnell ist, viel mehr als ein guter Gleiter,

und bei technischen Disziplinen sind die einwirkenden Faktoren für objektive Messmethoden ­ohnehin viel zu komplex: Da ist der Computer noch nicht erfunden, der es mit Edis oder Ernsts Fingerspitzen­ gefühl aufnehmen könnte. Diese Aura des Nebulösen prägt die druidenhafte Machtposition der Service­ männer im Skizirkus. „Meine Serviceleute sind für mich fast wichtiger als mein Trai­ ner“, sagt Aksel Lund Svindal. Das Vertrauensverhältnis zwischen Athlet und Servicemann ist ein durch viele gemeinsam durchlebte Siege und Nieder­ lagen zusammengeschweißtes. Im Som­ mer friert man miteinander auf südame­ rikanischen Gletschern, um die Modelle der kommenden Saison zu testen. Im Winter tüftelt, philosophiert und streitet man noch Minuten vor dem Start über den idealen Ski für das Rennen. „Die Arbeit mit Aksel ist einfach, weil er die Schwächen und Stärken eines Skis nicht nur erfühlen, sondern auch artiku­ lieren kann“, sagt Edi. Das ist nicht bei ­jedem Athleten so. „Manchmal“, erzählt Ernst, „verändert man etwas am Ski und erzählt dem Athleten das Gegenteil. Wenn er den angeblichen Effekt gemerkt haben will, weiß man für die Zukunft, was von seinem Feedback zu halten ist.“

USB-Sticks? Laptops? Weit gefehlt: Das modernste Werkzeug im Raum ist ein Bügeleisen.

Abends an der Hotelbar werden solche Geschichten ausgetauscht. Von Hermann Maier zum Beispiel, dessen Servicemann Edi früher war: Maier achtete so genau auf jedes Detail seiner Ausrüstung, dass er oft noch bis frühmorgens vor dem Ren­ nen an der Abstimmung seiner Skischuhe feilte. Von Marc Girardelli, der Ernst am Renntag immer schon vor Sonnenauf­ gang auf die Piste bestellte, um gemein­ sam die Verhältnisse zu studieren. Oder von dem französischen Polizisten, der, Ordnung muss sein, in Val d’Isère den Transport von Rennskiern in den Start­ bereich verhindern wollte. „Wir haben ihn dann auf die Seite schieben müssen“, sagt Edi. Im Rest der Geschichte kommen noch Worte wie „Meinungsverschieden­ heit“ und „Arrest“ vor. An der Hotelbar werden selbst Serviceleute ­gesprächig. Am Morgen vor dem Rennen wird dann nicht mehr viel gesprochen. Die Wett­ kampfskier sind jetzt mit einem Spezial­ wachs der nächstjährigen Generation präpariert. Ein Vertreter der Wachsfirma hat es am Vorabend mit Verschwörermiene vorbeigebracht. Weil der Wetterbericht keine Über­ raschungen erwarten ließ, stand die Wahl des Rennskis da bereits fest. Eine Aus­ nahmesituation, normalerweise macht man drei, vier Paar rennfertig und ent­ scheidet sich erst unmittelbar vor dem Start für das passende. Edi fährt von der Gondel zum Startbereich, den Siegerski in spe auf der Schulter, auf der anderen Schulter die möglichen Alternativen für den zweiten Lauf. Während im Zielbereich 12.000 Fans feiern, VIPs die frisch geschliffenen Nasen in die Gletschersonne halten und hoff­ nungsvolle Vorläufer ihre Ruhmsekunden vor den Live-Kameras genießen, wird oben am Start professionell die Zeit bis zum Start totgeschlagen: Hinter dem rus­ tikalen Starthäuschen trotzen die welt­ besten Skifahrer dem Wind, massieren noch einmal ihre Oberschenkel. Edi hilft Aksel beim Einsteigen in die Skier, die er auch beim zweiten Lauf verwenden wird. Beiden steht die gleiche Anspannung ins Gesicht geschrieben, der gleiche Opti­ mismus, als Aksel im ersten Durchgang eine aussichtsreiche Zeit ins Ziel bringt, die gleiche Enttäuschung, als er im zwei­ ten Durchgang ausfällt. „Mach dir nichts draus“, sagt ein Be­ treuer und klopft Edi auf die Schulter, „bis zur Zwischenzeit hat man zumindest gesehen, wie gut der Ski läuft.“ „Hrm“, sagt Edi. FIS Ski-Weltcup 2009/2010: Saisonfinale in Garmisch-­Partenkirchen, Deutschland, 10. bis 14. März

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Sag niemals soccer

Sympathische Underdog-Sportart der jungen Intellektuellen, Heimweh-Medizin der Südamerikaner, Afrikaner und Europäer, Boomsport: Nirgendwo in der Welt lebt Fußball wie in New York. Text: Lars Jensen, Bilder: Kevin Trageser, Gerhard Stochl, Peter Sutherland


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Name: Jason Goodman, 38 Herkunft: Pennsylvania, USA Beruf: Regisseur

Bevor sie zu ihren Jobs in die Agenturen, Kanzleien und Ateliers aufbrechen, kicken sie ein, zwei Stunden. Ganz gleich, ob es schneit, hagelt oder stürmt.

Name: Gerhard Stochl, 36 Herkunft: Wien, Österreich Beruf: Fotograf

n jedem Morgen bietet sich am südlichen Ende der Chrystie Street das gleiche Bild: Chinatown versinkt im Chaos. Wie vor hundert Jahren verkaufen Händler ihr Gemüse und getrockneten Fisch, bieten Wahrsager und Masseusen ihre Dienste an; am nördlichen Ende der Straße liegt die Lower East Side, die mit ihren überschätzten Restaurants, Wohnungen zu Wucherpreisen und überambitionierten Galerien das New York des 21. Jahrhunderts verkörpert. Zwischen diesen beiden Extremen, in einem kommunalen Park, den die Stadt in den 1980er Jahren einrichtete, um Crackdealer zu vertreiben, können Passanten jeden Morgen großen Sport beobachten. Wenn die grauhaarigen Chinesinnen im Morgengrauen ihre Tai-Chi-Übungen ­beenden und den Fußballern weichen, die ungeduldig darauf warten, die Kunstrasen­ plätze betreten zu können: Dann linst schon mal der eine oder andere Obdachlose amüsiert durch den Zaun, und auch andere Passanten bleiben stehen – weil sie mitspielen wollen. Auf einem der Plätze entlang der Chrystie Street treffen sich auch die Spieler des Chinatown Soccer Club, des CSC, wie sie ihn nennen. Bevor sie zu ihren Jobs in Agenturen, Kanzleien und 71


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Fankultur mal zwei: der CSC-Kader im echten Stadion beim Gastspiel des FC Barcelona bei den Red Bulls (oben) und Szenerie im Nevada Smith’s, dem Fußball-Multikulti-Pub (Mitte, unten).

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Darauf legt der CSC Wert: Dieser Klub steht nicht nur zugezogenen Künstlern, Fotografen, Werbetextern offen, sondern auch den Gemüsehändlern und Wahr­ sagern, die südlich der Chrystie Street wohnen. Jeder ist herzlich eingeladen, der zwei gesunde Beine hat. Schließlich liegt der wohl größte Reiz des Fußballsports darin, dass sich Menschen aus jedem Land und jeder Kultur dafür begeistern. Nachgezählt hat noch niemand, aber es gehören um die vierzig Spieler aus zwanzig Nationen zum CSC. Einige wurden bei unterklassigen europäischen Vereinen ausgebildet, andere improvisieren auf dem Feld. Bei Gegnern wie Mitspielern als besonders gefährlich gilt der chinesische Mittelfeldrecke Kang. Die Kameraden schätzen sein Alter auf sechzig Jahre, und was Kang zur Bedrohung macht, sind seine halsbrecherischen Tricks, die er meist selber nicht versteht. Vor acht Jahren kletterten Stochl und seine Kumpels Vikram Kansara, Ryan McGinness und Jason Goodman erstmals über den zehn Meter hohen Zaun an der Chrystie Street, um nach den nächtlichen Live-Übertragungen von der WM in Japan und Südkorea das Bier auszuschwitzen. Damals galt Fußball unter Manhattans Hipstern als so sexy wie Brennball in engen Baumwollhosen. Fußball galt als Sport, der sich für Mädchen in der neunten Klasse eignet, aber nicht für junge Männer, die auf Manhattans Straßen eine lässige Figur abgeben wollten. Fußball bedeutete: die Rebellion der Nerds gegen die Basketballer. Denn Basketball war auf den kleinen Sportplätzen, die tausende Straßenecken, Parks und Baulücken mit Leben füllen, unbestritten der populärste Sport. Auf ­einigen größeren Flächen spielten die Leute auch mal Rollhockey. Oder übten mit ihren Skateboards. Niemand hatte ahnen können, dass der Fußball so schnell den Basketball als beliebtesten Straßensport ablösen würde. Heute kann man in jedem New Yorker Viertel zu jeder Tageszeit (und in einigen Hallen auch nachts) ein paar Jungs oder Mädchen zum Kicken finden. Im Osten Manhattans breiten sich die Kunstrasenplätze unter den großen Brücken entlang des East River aus; im Westen spielen dutzende Teams auf den Dächern der alten Lagerhallen oder im Sportzentrum an den Chelsea Piers. Im Central Park haben Fußballer den Baseball von einigen Wiesen vertrieben. Auch in Queens und Brooklyn findet Fußball immer mehr Anhänger.

Ungenutzte Flächen – Verkehrsinseln, Baulücken, Wiesen – stattet die Stadt nicht mehr automatisch mit Teer­böden und Körben aus, sondern immer öfter mit Kunstrasen und Kleinfeldtoren. Warum sich Fußball in New York in weni­ gen Jahren vom spleenigen Zeitvertreib einer belächelten Minderheit zur ange­ sagten Sportart entwickelte, können auch Insider wie Stochl nicht schlüssig erklären. Natürlich hilft die Bevölkerungsstruktur: Fast zwei Drittel der gut acht Millionen Einwohner wurden außerhalb Amerikas geboren, und für viele Afrikaner, Latein­amerikaner und Europäer wirkt das Fußballspiel wie eine Art Medizin gegen das Heimweh. Aber als Grund für den Fußballboom taugt diese Beobachtung

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Ateliers aufbrechen, kicken sie ein oder zwei Stunden. Ganz gleich, ob es schneit, hagelt oder stürmt. Was während der WM 2002 als spontaner Spaß begann, hat sich inzwischen für die Teammitglieder zu einem Lebensgefühl entwickelt. Am Zaun steht der Coach, der den schönen österreichischen Namen Gerhard Stochl trägt. Im echten Leben arbeitet er als Fotograf und trägt zur schwarzen Brille mit Woody-Allen-Fassung am liebsten Wollmütze. Hier an der Chrystie Street sieht man ihn im schwarz-rot-gelben Dress des CSC. „Die meisten Spieler leben im Viertel“, sagt Stochl, der beim CSC auch als Manager, Zeugwart, Pressesprecher und Schatzmeister agiert. „Deswegen war es uns von Anfang an wichtig, auch die Alteingesessenen, die Ureinwohner mit einzubeziehen.“


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Name: Mark Gonzales, 40 Herkunft: Los Angeles, USA Beruf: Skateboarder und Künstler

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Name: Denise Vasel, 28 Herkunft: New Jersey, USA Beruf: Rechtsanwältin

Name: Zach Korman, 33 Herkunft: Washington, D. C., USA Beruf: Creative Director

Ein Regisseur, ein Agenturbesitzer und ein Marketing-Spezialist vor Dienstbeginn: Chinatown Soccer Club in Action. Im Hintergrund Chinatown.


Name: Justin Fines, 33 Herkunft: Detroit, USA Beruf: Designer

Name: Peter Bici, 36 Herkunft: New York, USA Beruf: Feuerwehrmann

nicht, denn Ausländer lebten in New York schon immer. Auch die New Yorker Fußballtradition kann nicht allzu viel zur Beliebtheit des Sports beigetragen haben. New York Cosmos, jenes Fußballballett, das Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre mit einem glamourösen Team um Pelé, Franz Beckenbauer, Johann Neeskens und Ivan Buljan die Massen unterhielt, ging 1984 mit der North American Soccer League pleite. Sportlich gingen es die ehemaligen Weltklassespieler lässig an. Aber nachts drehten sie auf – in der Disco Studio 54 mit Bianca Jagger und Grace Jones. Die Partyfotos in den Zeitungen trugen zum legendären Ruf der Truppe bei, die nicht selten 70.000 Menschen zu Heimspielen lockte. Bis 2006 mühten sich die New York/ New Jersey MetroStars meist vergeblich um sportliche Erfolge, erst danach über­ nahmen die Red Bulls New York das schwere Erbe. Die Massenmedien ignorieren „Soccer“ ohnehin – es sei denn, David Beckham führt ein neues Tattoo vor oder die Frauen­ nationalmannschaft der USA gewinnt Olympia. Aufmerksamkeit und das große Geld teilen sich weiterhin die vier Publi­ kumssportarten Basketball, Baseball, Eishockey und American Football. Doch gerade in dieser Außenseiterrolle des Fußballs liegt vielleicht eine Erklärung für seinen Erfolg. Wer einmal im Madison Square Garden ein Basketballspiel der New York Knicks verfolgte, die gefühlten zweitausend Werbepausen und die Lustlosigkeit der Millionäre auf dem Platz ertragen musste, verbringt seine Abende in Zukunft lieber auf einem Bolzplatz mit dem Leder am Fuß. Die Drogen- und Waffen­skandale der Superstars in NBA und NFL, die Dopingseuche in MLB und NHL verderben selbst den eingefleischtesten Fans den Spaß. 74

Name: Dan Funderburgh, 31 Herkunft: Seattle, USA Beruf: Designer

Name: Ryan McGinness, 37 Herkunft: Virginia Beach, USA Beruf: Künstler


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Name: Vikram Kansara, 32 Herkunft: London, England Beruf: Werbestratege und Autor

Name: Everard Findlay, 38 Herkunft: Trinidad und Tobago Beruf: Künstler und Philanthrop

Von dieser Sinnkrise des amerikanischen Sports profitiert der Fußball. Über siebzehn Millionen Amerikaner spielen organisiert „Soccer“ – und machen den Sport zum populärsten des Landes. Fußball gilt in Amerika als die sympathische, unkommerzielle, moralisch überlegene Alternative.

Fußball erobert die Stadt: Wo früher nur Base- oder Basketball gespielt wurde, wird nun gekickt, wie hier im Central Park.

Mitte Januar, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Sporthalle des Borough of Manhattan Community College: Durchs Fenster schimmern die Lichter der Baustelle am Ground Zero. Schnee rieselt. Auf den Hartplätzen spielen ein Dutzend Mannschaften den dritten Spieltag der Hallensaison der Urban Soccer League aus. Immer mittwochs treffen die Betriebsmannschaften der Finanzindustrie aufeinander. Citigroup gegen Goldman Sachs, Deutsche gegen Bank of America, Wachovia gegen Chase. Eine von hunderten Ligen, in denen sich die Freizeitfußballer New Yorks selbst organisieren. Die Spieler treten aggressiver und ernsthafter auf als die Jungs vom China­town Soccer Club: „Hier will jeder gewin­nen“, sagt T. J. Johnson, der für den HedgeFonds D. E. Shaw antritt. „Das liegt in der Natur der Charaktere.“ Jede Subkultur pflegt ihren eigenen Fußballstil. Die Künstler daddeln friedlich auf dem Kuns-

trasen umher; Feuerwehrleute und Polizisten (jede Wache hat ihre Mannschaft) streiten den längsten Teil der Spielzeit auf Spanisch über Fehlentscheidungen; schwul-lesbische Teams freuen sich besonders, wenn der Gegner ein schönes Tor schießt; Australier und Iren haben meist ein Bier in der Hand; die Banker treten in der Urban Soccer ­League nur aus einem Grund an: Sie wollen gewinnen. Eines der ältesten Klischees über New York handelt von der Vielfalt der Mentalitäten in der Stadt. Um zu begreifen, dass dieses Klischee die Wahrheit spiegelt, braucht der Besucher sich nur auf den Fußballplätzen zwischen Bronx und Staten Island umsehen. Oder er kann ins East Village fahren, um der Kneipe Nevada Smith’s an der Dritten Avenue zwischen Elfter und Zwölfter Straße einen Besuch abzustatten. 1995 öffnete Besitzer Jack Keane die Bar. Heute kaum noch vorstellbar, wie damals ausländische Fußballfans, die sich in New York aufhielten, Ergebnisse ihres Teams am Telefon erfragen mussten. Oder zwei Tage nach Abpfiff in der Tages­ zeitung lasen. Das Internet war noch nicht im Bewusstsein der Menschen, und amerikanische Fernsehsender zeigten keinen Fußball. Keane investierte viel Geld in eine komplizierte Satellitenanlage und begann 75


Name: Mike Messenie, 37 Herkunft: Newport Beach, USA Beruf: Weinimporteur

Name: Kang, 60 Herkunft: China Beruf: Fußballkünstler

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Name: Andrew Sutherland, 32 Herkunft: Michigan, USA Beruf: Künstler

Keine Doppelgänger, sondern die Originale: Die AC-MilanStars Gennaro Gattuso, Andrea Pirlo und Alberto Gilardino im Sommer 2005 beim Kickerl gegen den CSC.

Ostasiaten ihre Mannschaften an. In einer Zeitzone nach der anderen werden die Spiele angepfiffen, und dementsprechend ändert sich das Publikum im Nevada Smith’s. Inder, Perser, Araber schauen am Morgen vorbei, Europäer und Afrikaner um die Mittagszeit, am Abend schließlich die Amerikaner. Besonders stolz ist Keane darauf, dass er in all den Jahren noch ­keine Schlägerei schlichten musste. Zurück zur Chrystie Street, wo an einem Dienstagmorgen um neun die Jungs vom Chinatown Soccer Club über das vereiste Geläuf hoppeln. Nicht jeder Pass kommt wie geplant an, die Füße wollen manchmal nicht, wie der Kopf es ihnen vorschreibt. Aber, hey, der Untergrund ist schwer zu spielen, und sowieso: Es geht beim CSC darum, Spaß zu haben und dabei gut auszusehen. Dies ist schließlich keine Landesligamannschaft, sondern ein New Yorker Straßenkick. So gut sehen die Spieler des CSC aus, dass während eines Sommerturniers sogar die Vertreter von Adidas aufmerksam wurden und anfragten, ob sie nicht gemeinsam mit dem CSC einen Fußballschuh entwickeln dürften. „Da haben wir zugesagt“, sagt Gerhard Stochl. „So ein Angebot bekommt man nicht oft.“ Offenbar sieht sogar ein Konzern wie Adidas im New Yorker Straßenfußball eine Chance, den Kontakt zu den Wurzeln des Sports aufrechtzuerhalten.

bilder: Getty Images, imago

Die guten alten New-York-Cosmos-Zeiten: Franz Beckenbauer und Pelé brachten den ersten Hauch der großen, weiten Fußballwelt nach New York. Freilich auch nach Abpfiff.

die Spiele der englischen Liga und seines Klubs Manchester United zu zeigen. Dann schrieb er folgenden Satz an die Fenster­ scheibe: „Where Football is Religion“. „Wir sagen hier nicht ‚Soccer‘“, erklärt er, „denn das Weltspiel ‚Football‘ sollte nirgends wie ein Bürger zweiter Klasse auftreten müssen.“ Fünfzehn Jahre später ist Keanes Bar das Epizentrum aller fußballerischen ­Aktivitäten in New York. Er zeigt alle wichtigen und auch die meisten unwich­ tigen Spiele der großen Ligen in Europa und Lateinamerika. Über hundert Begeg­ nungen pro Woche, auf siebzehn Bild­ schirmen. Das Nevada Smith’s dient als Zentrale für die örtlichen Fanclubs von Olympique Marseille, PSG, dem HSV, Juve, AC und Inter Mailand sowie fast ­allen englischen Klubs. Nur die Fans des FC ­Liverpool lassen sich hier nicht blicken. Das verbietet die Rivalität. Doch die amüsantesten Spieltage im Nevada Smith’s finden alle vier Jahre statt, wenn die Qualifikation zur WM in die entscheidende Phase geht und am ­selben Tag auf allen Kontinenten gespielt wird. Dann drängeln sich vorm Nevada Smith’s 24 Stunden lang die Fans und hoffen, vom Türsteher eingelassen zu werden. Als Erste feuern ab Mitternacht die


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Die neue Arena der New Yorker Bullen Im Großraum New York leben fünf Millionen Fußball­ spieler und -fans. Jetzt haben sie endlich ein Zuhause.

30 Monate Planungs- und Bauzeit, Eröffnung im März: die Red Bull Arena in New Jersey.

Das Sondermodell heißt Top Sala CSC, und präsentiert wurde das Schühchen im Sommer 2008 mit einem leckeren Barbecue an der Chrystie Street. Gleichzeitig veröffentlichten die Sportartikelfirma und der CSC eine elegant fotografierte und gestaltete Broschüre. Stochls Fotos zeugen von den Schlachten, die an der Chrystie Street geschlagen wurden. Aufgeschürfte Knie, geplatzte Augenbrauen. Dazu bringt der Verteidiger Laijon Liu seine Liebe zum Fußball in mehreren Gedichten zum Ausdruck.

bilder: getty images, Tom Kaminski/WCBS 880

Soccer in my heart and mind; Soccer my love and life; Soccer I wake up and play; Soccer I hold it to sleep; Soccer I get the yellow and red card; Soccer my moves and stop; Soccer my endless thought; Soccer my very last breath. Fußball, mein allerletzter Atemzug. Hat es jemals ein Dichter treffender gesagt? Laijon, du Genie. In wenigen Zeilen gelingt es dem Verteidiger des CSC auszudrücken, was wir alle empfinden, die den Fußball lieben. Ein universelles Gefühl, das die Jungs von der Chrystie Street mit den Spielern auf jedem Bolzplatz New Yorks und im Rest der Welt teilen. CSC-Infos: chinatownsoccerclub.com Der CSC-Blog: arkitipintel.com/reporters/csc/

Im März startet die Saison 2010, und für die New York Red Bulls bedeutet der erste Spieltag einen Quantensprung. Der neue Manager Erik Soler, ehemaliger Nationalspieler Norwegens, heuerte den schwedischen Trainerveteranen Hans Backe an, und gemeinsam tauschten sie das halbe Team aus. Kapitän Juan Pablo Ángel sagt: „Backe hat sehr viel Ahnung.“ Besondere Hoffnungen setzt der Verein in Mittelfeldspieler Tony Tchani, eines der begehrtesten Talente Nordamerikas, neu verpflichtet vom Fußballprogramm der Universität Virginia. Doch das schönste Geschenk an die New Yorker Fußballgemeinde wird die neue Red Bull Arena in Harrison, New Jersey. ­Hinter ihrer schlauchbootförmigen Fassade bietet die Anlage den Besuchern all den Komfort, den sie im ungemütlichen Giants Stadium vermissten, in dem die Bullen bis zur vergangenen Saison ihre Heimspiele austragen mussten. Die steilen Tribünen reichen so nahe an den Spielfeldrand, dass man den Atem der Spieler hören kann. Mit gut 25.000 überdachten Sitzplätzen und 30 Logen ist das Stadion intim genug, um den New Yorker Schlachtenbummlern ein Fußballerlebnis zu bieten, wie sie es bisher nur in TV-Übertragungen aus Deutschland oder England bestaunen konnten. Zwar liegt auch die neue Heimat der Red Bulls in einem Vorort jenseits des Hudson River in New Jersey. Doch die Bauherren achteten bei der Wahl des Grundstücks darauf, dass es von Manhattan aus schnell zu erreichen sei: Der Vorortzug PATH fährt in zehn Minuten vom West Village nach Harrison und stoppt vor den Toren des Stadions.

Nun hoffen die Red Bulls, demnächst vor gefüllten Rängen zu spielen. Obwohl die lokalen Medien dem Fußball nach wie vor weniger Berichte zugestehen als Lacrosse oder Bowling und die Konkurrenz durch neun Profiteams in den amerikanischen Publikumssportarten brutal ist. Erfahrungen aus anderen Städten beweisen, dass es trotzdem genug Kundschaft für den Profifußball gibt. Die neuen Stadien in Columbus und Los Angeles, Seattle und Salt Lake City melden immer öfter: ausverkauft. Besonders Mädchen im Teenageralter und Lateinamerikaner begeistern sich für die Spiele der Major League Soccer. Die Red Bulls haben es selbst in der Hand, ob sich die New Yorker Mädchen und Latinos schon bald in den PATH-Zug nach Harrison setzen. Webcam, Stadion-News und -Details gibt’s auf: www.redbullarena.us

Leitbulle mit erfolgreicher Vergangenheit in Premier League und kolumbianischem Nationalteam: Juan Pablo Ángel.

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bild: Naish/Red Bull Photofiles

Das ist der ber端hmteste Surfer aller Zeiten. Sie wussten jedoch bisher nicht, dass er das Fleisch gern unter Nudeln versteckt, zum Beispiel: Robby Naish im Hangar-7Interview, Seite 80.


More Body&Mind Belebendes für Körper und Geist.

80 Robby Naish im Hangar-7 81 Köche und ihre Geheimnisse 82 Oscar-reif 84 Red Bull Air Race 86 Red Bull TV-Fenster 88 Tag & Nacht 98 Kolumne


Print 2.0

Hangar-7-Interview

de.redbulletin.com/print2.0 The Life of Robby: das Video-Profil des berühmtesten Surfers der Welt.

Robby Naish Im Windsurfen und später im Kitesurfen war er über Jahre die Nummer eins. Mittler­ weile spricht Robby Naish ­lieber übers Essen, das Reisen und dass es ihn nicht stört, auf Facebook dreizehn Doppelgänger zu haben.

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Robby Naish ist wie immer äußerst entspannt. Der Mann aus Hawaii kämpft einzig mit dem ausgefallenen Besteck des Hangar-7 sowie den 25 Grad Temperaturunterschied zwischen Salzburg und daheim.

wegschieben muss, um so fokussiert und motiviert zu sein wie der frühere Schumi. Es ist wie bei mir: Ich habe mittlerweile eine Familie und ein Unternehmen, das ich führe. Mir muss immer klar sein: Eine dumme Entscheidung trifft nicht nur mich, sondern auch die siebenund­ zwanzig Familien meiner Angestellten. Belastet das? Nein, ich muss mir nur darüber im Klaren sein, dass ich sechsundvierzig bin und nicht alles ausklammern kann, nur um ­irgendwelche Ziele in meinem Sport zu erreichen. Es ist gut für mich, dass ich ­erwachsener geworden bin. Wie zeigt sich das? Ich kann zum Beispiel endlich mit jüngeren Surfern rausgehen, ohne denken zu müssen: „Die mach ich fertig!“ Ich kann ihnen helfen, besser zu werden, und muss mich nicht mit ihnen vergleichen. Als Athlet muss man immer versuchen, besser als jeder andere zu sein. Das braucht man, um zu gewinnen. Allerdings frisst es dich auf, da alles andere um dich herum bedeutungslos wird.

Und was hat eigentlich der Weihnachtsmann gebracht? Bei mir sollte der Weihnachtsmann lieber ein paar Sachen mitnehmen … Wirklich gar nichts? Okay, ich habe mich mit einem neuen Porsche beschenkt. Ich habe zwar schon einen, der wird aber seit eineinhalb Jahren in Kalifornien repariert. Also habe ich mir den neuen Panamera geleistet. Den ersten auf Hawaii. Eine schöne Art, sich fortzubewegen. Wie war Robby Naish vor dreißig Jahren unterwegs? Ich bin überall mit dem Auto hingefahren und habe auch darin geschlafen. Ich war damals echt verrückt: Wenn ich nach Europa musste, bin ich immer nach München geflogen, um von dort aus meine Reisen mit dem Auto zu starten – egal, ob meine Contests in La Torche in Frankreich (in der Bretagne; Anm.) oder im spanischen Tarifa (westlich von Gibraltar; Anm.) stattfanden. So habe ich die Welt entdeckt. Und heute? Schlafe ich immer noch gerne in meinem

bild: philipp horak

RED BULLETIN: Dann kommen Nudeln mit schwarzen Trüffeln … robby naish: … wow, das ist so lecker, unglaublich! Ich bin ein totaler Pasta-Fan! Kochen Sie selber? Jeden Abend. Ich probiere immer wieder neue Sachen aus, aber am liebsten alle ­Arten von Pasta. Orientalisch, italienisch, chinesisch, koreanisch, einfach alles … Ich serviere eigentlich nie Fleisch am Stück, ich verstecke es gern im r­ estlichen Essen. Das werden Ihre Kühe gerne hören. Wie geht es denen? Super, die würde ich niemals essen. Ich bin nicht so ein klassischer American-Barbecue-Typ. Irgendwie find ich die Grillerei ekelig. Ihre Pläne für 2010? So wenige Termine wie möglich zu haben! Bisher stehen nur ungefähr drei auf meinem Kalender … Geburtstag inklusive? Nicht mal der, nur drei wirklich wichtige Arbeitstermine, wie Vertragsverlänge­ rungen etc. Ansonsten versuche ich mich zu keinem festen Termin überreden zu lassen, um immer auf gute Bedingungen ­reagieren zu können. Mein Lieblingswort dabei ist „vielleicht“. Wie sieht ein Motorsportfan wie Sie die Chancen von Michael Schumacher für die neue Formel-1-Saison? Sehr gut. Natürlich hat er das Talent – Michael ist einer der besten Rennfahrer, die es je gab. Es wird aber auch schwierig für ihn, da er nun die schönen Seiten des Lebens erlebt und Freundschaften und Beziehungen zu Menschen und Dingen aufgebaut hat, die er jetzt wieder komplett


bilder: Jürg Waldmeier

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Wagen. Wenn ich nicht mit meiner Frau unterwegs bin, ziehe ich den Autositz dem Hotelbett vor. Sie haben die ganze Welt gesehen: Was hat Sie am meisten beeindruckt? Die Extreme, egal ob gute oder schlechte. Zum Beispiel New York City: Jeder sollte diese einzigartige, lebende, atmende Stadt in seinem Leben gesehen haben, gleichgültig, ob man sie mag, sie hasst oder eingeschüchtert ist. Oder Südostasien, such dir einfach ein Land aus. Aber auch Hongkong in den Achtzigern, diese brodelnde Arbeitsstadt mit all den Fabriken, man konnte die Arbeit förmlich riechen. ­Außerdem Tokio, das ist einzigartig. Haben Sie jemals einer Berühmtheit das Surfen beigebracht? Am berühmtesten war sicher Steffi Graf. Sie kam so ungefähr 1988 zu mir nach Hawaii, um einen wirklich privaten Urlaub zu erleben. Wir hatten uns anlässlich des Kitzbühler Hahnenkamm-Skirennens beim Stanglwirt kennengelernt, und danach rief sie mich an und fragte, ob sie vorbeikommen könne – sie war echt talentiert. Apropos Berühmtheit, was halten Sie vom „Massen-Exhibitionismus“ im Netz à la Twitter oder Facebook? Ich war noch nie bei Twitter. Wen inter­ essiert schon das „Heute morgen war ich auf der Toilette …“, ich verstehe es nicht. Wenn ich am Computer sitze, dann nur, um zu arbeiten. Es kamen aber extrem viele Leute auf mich zu und sagten: „Du bist mein Freund auf Facebook!“ Allerdings konnte das nicht sein, dass sie dort eine Seite von mir gefunden hatten, ich war nämlich noch nie bei Facebook. Doch dann wollte ich mir das natürlich einmal anschauen, dafür muss man sich dort anmelden und eine Seite einrichten. Ich bin jetzt Robby Naish Nr. 14, denn da gab es schon dreizehn riesige Robby-Naish-Seiten, die Fans von mir dort hineingestellt haben. Ja, und jetzt bekomme ich all diese Nachrichten auf meine Seite: „Hey, wie geht’s dir?“ und „Wir kennen uns von der Highschool, bla, bla, bla“. Aber ich habe dafür echt keine Zeit und vor allem keine Lust. Was wäre übrigens aus Robby Naish ­geworden, wenn es mit der Surfkarriere nicht geklappt hätte? Ein Grafiker. Ich entwerfe bei meinem Unternehmen alles selbst, vom Logo bis zu den Mustern auf den Brettern. Ich wollte an der Universität Grafik studieren. Während der Highschool habe ich mich viel mit Airbrush beschäftigt und war bei einem Künstler in der Lehre, und da wollte ich in diesen Bereich gehen, a ­ llerdings kam das Surfen dazwischen. de.redbulletin.com/print2.0 hat Robbys Leben. www.naish.com hat mehr Infos.

Kreativ und dennoch bodenständig ist die Küchen­linie von Heiko Nieder. Nach dem Motto „Warum sollen wir wie vor hundert ­Jahren kochen?“ begeistert er sich für neue Küchentechniken. „Molekularküche ist eine Weiterentwicklung wie ABS beim Auto.“

Geschmackssache: Die Geheimnisse der Spitzenköche

Alles nur Handarbeit! Drei Fragen an den deutschen Sterne-Koch Heiko Nieder (derzeit im Zürcher Dolder Grand Hotel) – und drei interessante Antworten. Worauf kann er nicht verzichten? „Auf meinen Geflügelfond“, antwortet Heiko Nieder so prompt, als müsste er nicht einmal eine Zehntelsekunde darüber nachdenken. Klar, denn in seiner Küche benutzt er ihn als Basis für nahezu alle Speisen, darum werden im Dolder Grand Hotel bis zu 120 Liter pro Woche davon hergestellt. Kraftvoll und neutral muss der Fond sein, und dafür braucht Heiko Nieder neben dem Suppenhuhn reichlich Zwiebeln, Lorbeerblätter und Petersilienstängel. Was hat ihm erst nach längerer Anlaufphase geschmeckt? Im Gegensatz zur vorigen Frage muss der

Koch diesmal lange überlegen. Seine Oma sei Köchin auf einem Schlachthof gewesen, erzählt er dann, und habe immer für ihn gekocht. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam, die Frage, ob etwas schmeckt, hat sich also nie gestellt. Das wichtigste Gerät in der Küche? „Meine Hände!“, hat der Spitzenkoch, der einst das „Vau“ in Berlin zum Hotspot der Gourmetszene kochte, einmal geantwortet. Auf Nachfragen geht er dann aber doch mehr ins Detail: Es sind seine Messer, ohne die er nicht arbeiten kann. Sechs Lieblingsstücke hat er, drei davon sind schon seit seiner Lehrzeit in seinem Gepäck. Zwanzig Jahre sind diese mittlerweile alt und wurden so oft geschliffen, dass sie schon um einiges dünner sind, als sie ursprünglich waren. Bei guter Qualität ist das aber kein Problem. Heiko Nieder ist im März 2010 Gastkoch im Restaurant Ikarus im Salzburger Hangar-7. www.hangar-7.com

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Hollywoods kleine Geheimnisse Überraschenderweise zur Oscar-Verleihung eingeladen? Keine Angst: So machen Sie sich trickreich fit für den roten Teppich.

FÜR IHN Abendanzug von Dunhill. Hemd von Marc Jacobs. Krawatte von Dior Homme. Schuhe von Paul Smith. Uhr und Manschettenknöpfe von Dunhill. Haartrockner von Wam. Haartönung von Just For Men. Haarpuder-Spray von Bumble and Bumble. Selbstbräuner von Fake Bake. Haarspray von Elnett. Mundspray von Boots. Augentropfen von Optrex. Zahnweißer von Boots. Schuheinlagen von Orthotics Online. FÜR SIE Abendkleid von Ashley Isham. High Heels von Rupert Sanderson. Vintage Clutch.

Bild: Will Thom; Styling: Beth Dadswell. Speziellen Dank an das May Fair Hotel, London

Straffungscreme von Bliss. Parfum „Very Hollywood“ von Michael Kors. Deodorant von Perspirex. Gesichtshaar­­bleich­mittel von Jolen. Wachsstreifen zur Haarentfernung von Nads. Antifaltencreme von Tri-Aktiline. Gel-Pads für High Heels von Apara. Falsche Wimpern von MAC. Lippenstift von Chanel. Körperformende Control Pants von Wacoal. Silikon-BH-Einlagen chicken-fillets.co.uk.

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more body & mind Noch einmal Matt Hall, Barcelona 2009: In der katalanischen Hauptstadt wird in dieser Saison nicht geflogen, dafür erstmals über New York, Lissabon und über dem EuroSpeedway Lausitz nahe Berlin.

Im Anflug auf Big Apple Acht Rennen auf fünf Kontinenten und mit New York eine spektakuläre neue Location: Das Red Bull Air Race wird auch 2010 die Welt erobern.

Alle Daten und Fakten zum Red Bull ­Air Race auf www.redbullairrace.com

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Red Bull Air Race 2010: Termine und Veranstaltungsorte 1 Abu Dhabi, VAE, 26./27. März 2 Perth, Australien, 17./18. April 3 Rio de Janeiro, Brasilien, 8./9. Mai 4 Windsor, Kanada, 5./6. Juni 5 New York, USA, 19./20. Juni 6 EuroSpeedway Lausitz, Deutschland, 7./8. August 7 Budapest, Ungarn, 19./20. August 8 Lissabon, Portugal, 4./5. September

bild: David Blundell/AP Images, Markus KuČera/Red Bulletin

2009 war Rookie Matt Hall die Sensation im Red Bull Air Race: Der Australier belegte in der Gesamtwertung Rang drei. 2010 gehen zwei Neulinge in die Luft: der Brasilianer Adilson Kindlemann und der Tscheche Martin Šonka.

Mit dem Schauplatz New York ist dem Red Bull Air Race ein spezieller Coup gelungen. Entsprechend stolz ist Air Race-CEO Bernd Loidl, der sich damit für jahrelange Professionalität belohnt sieht: „Sowohl Sicherheit als auch Qualität haben bei uns Priorität, das wird auf höchstem Niveau durchgesetzt. Wir haben das entsprechende Gehör und die Offenheit gefunden, so etwas Tolles und Einmaliges umzusetzen. New York soll ein Fixpunkt im Kalender werden.“ Der Rennkurs – geflogen wird über dem Hudson River vor dem Liberty Park in Sichtweite der Freiheitsstatue und Manhattans – wurde mit der Luftfahrtbehörde und den Verantwortlichen der New Yorker Flughäfen definiert und ist die perfekte Arena, schwärmt Loidl: „Die Leute sind nah dran an der Action.“ Auch das Deutschland-Comeback, das über dem EuroSpeedway Lausitz südlich von Berlin stattfindet, bietet einen speziellen Reiz. Loidl: „Wir werden uns so weit wie möglich an die Renn­ strecke anlehnen und den Zuschauern einen ganz anderen Blickwinkel bieten.“ Das deutsche Rennwochenende soll zu einem Festival des Motorsports werden, nicht nur in der dritten Dimen­ sion: Es soll auch Präsentationen und Showruns geben sowie Wettkämpfe in verschiedenen Klassen des „normalen“ Motorsports. Lausitz ist übrigens seit Inter­ laken 2007 das erste Rennen, das wieder über festem Boden stattfindet. Die Rennkurse in den Stadtzentren, wo das Zuschauen für die Fans am komfortabelsten ist, werden sämtlich über dem Wasser ausgetragen.


kunde

Wir w端nschen Ihnen bessere Unterhaltung.


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Volles Programm

Red Bull TV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm. So sind Sie im Bild

1. Via Kabel (die Liste aller Kabelnetze in Österreich, Deutschland und der Schweiz finden Sie unter www.servustv.com). 2. Via digitale Antenne (DVB-T): Um ServusTV in Ihre Programmliste aufzu­ nehmen, müssen Sie lediglich den Sendersuchlauf starten. 3. Direkt und unverschlüsselt via Satellit (DVB-S). Zum Empfang benötigen Sie nur eine digitale Satellitenanlage mit ent­ sprechendem Empfänger. Zusätzlich zur Verbreitung in der gängigen Standardauflösung können Sie ServusTV auch im hochauflösenden HD-Standard empfangen. Dazu benötigen Sie einen HD-tauglichen ­Satellitenempfänger sowie ein HD-fähiges Fernsehgerät. Um ServusTV/ServusTV HD auf Ihrem Satellitenempfänger zu installieren, haben Sie drei Möglichkeiten: 1. Automatisches Update. Viele Satellitenempfänger erkennen neue Sender selbst­ tätig und aktualisieren Ihre Programmliste entsprechend. 2. Sendersuchlauf. Verfügt Ihr digitaler Satellitenempfänger über die Möglichkeit eines Sendersuchlaufs, werden automatisch alle neuen Sender in die Programmliste aufgenommen. 3. Manuelle Suche. Die dafür notwendigen Empfangsdaten lauten: für ServusTV Sat Satellit Astra 19,2 Grad Ost; Frequenz 12.663 GHz, Polarisierung horizontal, Symbolrate 22.000, FEC 5/6 bzw. für ServusTV HD Satellit ­Astra 19,2 Grad Ost, Frequenz 11.303 GHz, Polarisierung horizontal, Symbolrate 22000, FEC 2/3, Modulation 8PSK, Übertragungsart DVB-S2. Alle Infos dazu unter www.servustv.com/empfangen.html

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The B Samstag, 6. März, 00.00 Uhr Snowboarden at its best – in den Großstädten dieser Welt und im Backcountry in den Bergen von Alaska und Neuseeland. Samstag 6. März 22.30 Mentawai Dreams Episode 3: in between Rookie and Pro

Sonntag 7. März 22.00 Ultimate Ride Robbie Maddison & Rhys Millen, Teil 2

the Beckoning Silence Sonntag, 14. März, 22.35 Uhr Bergsteiger-Doku über die dramatischen Ereignisse rund um die gescheiterte Erstbesteigung der Eiger-Nordwand 1936. Samstag 13. März 22.30 Mentawai Dreams Episode 4: A Difference Made

23.00 Best of Highlights „Crashing Mountain“: Freeskierin Andrea Binning gerät bei einem ­Doku-Dreh in eine Lawine.

23.00 Highlights Red Bull House of Art

23.30 Highlights „White Style“: Schnee, Holz, Mountainbikes und die ­besten Fahrer der Welt

23.45 Classic Highlights Red Bull Art of Can

00.00 Adventure Circus „The B“: der neue Snowboard-Film aus der Teamschmiede von Burton 00.45 Cliptomaniacs Entertainment-Show 01.15 Nightflight Kitz ’n’ Glamour in Kitz­ bühel mit Sebastian Vettel 04.15 Cliptomaniacs (WH) 04.45 Best of Highlights „Crashing Mountain“ (WH)

23.15 Highlights Red Bull Sound Clash Dallas

22.30 The Film Festival in Your Living Room „Surfwise“ 00.15 Talking Music: The Documentary Red Bull Music Academy: Dublin, Teil 1 00.45 Talking Music: The Lecture Bun B 01.45 Talking Music: The Documentary (WH) 02.15 Talking Music: The Lecture John Dent 03.15 Talking Music: The Documentary (WH)

05.15 Highlights „White Style“ (WH) 05.45 Mentawai Dreams (WH) 06.15 Adventure Circus „The B“ (WH)

03.45 Talking Music: The Lecture Bun B (WH)

Sonntag 14. März 22.00 Ultimate Ride 22.35 The Film Festival in Your Living Room „The Beckoning Silence“ 00.05 Talking Music: The Documentary Red Bull Music Academy: Dublin, Teil 2

00.00 Adventure Circus The Pursuit: eine neue Generation von Surfern geht ans Limit. Was treibt sie an? 00.35 Talking Music: The Lecture Junior Boys 01.15 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show

01.35 Talking Music: The Documentary (WH)

01.45 Nightflight Full Moon Party im Alumbra Club, Melbourne

02.05 Talking Music: The Lecture Arthur Baker

04.45 Cliptomaniacs (WH)

03.05 Talking Music: The Documentary (WH)

05.15 Highlights Red Bull House of Art (WH) 05.30 Highlights Red Bull Sound Clash Dallas (WH) 06.00 Classic Highlights Red Bull Art of Can (WH)

04.45 The Film Festival in Your Living Room „Surfwise“ (WH)

06.15 Mentawai Dreams (WH)

06.30 Ultimate Ride (WH)

06.45 Adventure Circus The Pursuit (WH)

03.35 Talking Music: The Lecture Junior Boys (WH) 04.35 The Film Festival in Your Living Room „The Beckoning Silence“ (WH) 06.05 Ultimate Ride (WH)

Bilder: The beckoning Silence/Courtesy of the banff Centre, Red Bull Music Academy, Red Bull Photofiles(3)

Das Red Bull TV-Fenster auf ServusTV ist auf drei Arten zu empfangen:


Bouncing Cats Wie ein Breakdance-Projekt in Uganda Kindern hilft, aus ihren katastrophalen Lebensumständen auszubrechen. Sonntag, 21. März, 22.35 Uhr. 2006 startete der Aids-Waise Abraham „Abramz“ Tekya einen Hip-Hop-Workshop in Ugandas Hauptstadt Kampala, mit dem er auf Anhieb 300 Kinder begeisterte. Angetan vom Enthusiasmus der Kids, übernahm B-Boy-Legende Crazy Legs eine Klasse. Der Film folgt ihm auf seiner Reise durch Uganda und zeigt, wie sich die Hip-Hop-Kultur positiv auf das soziale Leben auswirkt.

The Fine Line Samstag, 20. März, 00.00 Uhr Eine cineastische Winterreise inklusive Tipps von Tanner Hall und Co, was man jenseits präparierter Pisten beachten muss. Samstag 20. März 22.30 Young Guns Rising Unterwegs mit den jungen Wilden des Red Bull ­Rookies Cup, Episode 1 23.00 Highlights Red Bull Open Ice 2010 23.30 Highlights Extreme Sailing Series Asia

Sonntag 21. März 22.00 Ultimate Ride 22.35 The Film Festival in Your Living Room Bouncing Cats 00.05 Talking Music: The Documentary Red Bull Music Academy: London 2010, Teil 1

Moto – The Movie Samstag, 27. März, 00.00 Uhr Das gesamte Spektrum des Dirt Bike Riding – von Enduro über Trial Biking bis zu Freestyle-Motocross. Samstag 27. März 22.30 Young Guns Rising Unterwegs mit den jungen Wilden des Red Bull ­Rookies Cup, Episode 2 23.00 Highlights Red Bull Drifting World Championship

00.00 Adventure Circus Believe

Bilder: Getty Images/AFP, Red Bull Music Academy, Red Bull Photofiles (4)

22.00 Momentum – What drives you Bjørn Dunkerbeck 22.30 The Film Festival in Your Living Room Ten – A Cameraman’s Tale: ein Blick hinter die Kulissen von Ski- und Snowboardproduktionen mit Guido Perrini 23.10 The Film Festival in Your Living Room Steep – Steil am Limit

00.25 Red Bulls New York (USA) - FC Santos (BRA) Live (1. Halbzeit) 01.15 Red Bull Crashed Ice Quebec Live 02.45 Red Bulls New York (USA) - FC Santos (BRA) Zusammenfassung

00.35 Talking Music: The Lecture Cosey Fanni Tutti

03.00 Adventure Circus The Fine Line

01.35 Talking Music: The Documentary (WH)

04.00 Adventure Circus Believe (WH)

02.05 Talking Music: The Lecture Roska

04.25 Highlights Red Bull Open Ice 2010 (WH)

03.05 Talking Music: The Documentary (WH)

04.55 Highlights Extreme Sailing Series Asia (WH)

03.35 Talking Music: The Lecture Cosey Fanni Tutti (WH)

05.25 Young Guns Rising (WH)

04.35 Talking Music: The Documentary (WH)

05.55 Adventure Circus The Fine Line (WH)

05.05 The Film Festival in Your Living Room Bouncing Cats (WH)

06.55 Adventure Circus Believe (WH)

Sonntag 28. März

06.35 Ultimate Ride (WH)

23.30 Highlights Freeride World Tour, Squaw Valley 00.00 Adventure Circus Moto –The Movie 00.55 Cliptomaniacs Entertainment-Show

00.45 Talking Music: The Documentary Red Bull Music Academy: London 2010, Teil 2 01.15 Talking Music: The Lecture 02.15 Talking Music: The Documentary (WH) 02.45 Talking Music: The Lecture

Cape Horn Sonntag, 4. April, ab 23.10 Uhr Für dieses Abenteuer riskierten sie ihr ­Leben: Die verrücktesten Windsurfer der Welt wagten den Ritt um das Kap Hoorn. Samstag 3. April 22.30 Young Guns Rising Unterwegs mit den jungen Wilden des Red Bull ­Rookies Cup, Episode 3 23.00 World Champion­ ship Tour Surfing Gold Coast, Australien 23.15 Highlights Oakley Arctic Challenge 23.30 Highlights Red Bull Project Air 00.00 Adventure Circus Futureproof: 2005 gedreht, aber bereits ein Klassiker der Snowboardfilme! 00.45 Cliptomaniacs Entertainment-Show 01.15 Nightflight Fedde Le Grand im Spazio in Rom 04.15 Cliptomaniacs (WH)

01.25 Nightflight Gatecrasher Club in Birmingham

03.45 Talking Music: The Documentary (WH)

04.45 World Champion­ ship Tour Surfing Gold Coast, Australien (WH)

05.25 Cliptomaniacs (WH)

04.15 Talking Music: The Lecture (WH)

05.00 Highlights Oakley Arctic Challenge (WH)

05.15 The Film Festival in Your Living Room Ten – A Cameraman’s Tale (WH)

05.15 Highlights Red Bull Project Air (WH)

05.55 The Film Festival in Your Living Room Steep – Steil am Limit (WH)

06.15 Adventure Circus Futureproof (WH)

05.55 Highlights Red Bull Drifting World Championship (WH) 06.25 Highlights Freeride World Tour, Squaw Valley (WH) 06.55 Adventure Circus Moto: The Movie (WH)

05.45 Young Guns Rising (WH)

Sonntag 4. April 22.00 Momentum – What drives you 22.30 The Film Festival in Your Living Room Inside – A Week in Teahupoo: in den Monsterwellen von Tahiti 23.10 The Film Festival in Your Living Room Cape Horn 00.10 Talking Music: The Documentary Red Bull Music Academy: Live-Session Neuseeland 00.40 Talking Music: The Lecture 01.40 Talking Music: The Documentary (WH) 02.10 Talking Music: The Lecture 03.10 Talking Music: The Documentary (WH) 03.40 Talking Music: The Lecture (WH) 04.40 The Film Festival in Your Living Room Inside – A Week in Teahupoo (WH) 05.20 The Film Festival in Your Living Room Cape Horn (WH) 06.20 Momentum – What drives you (WH)

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hot SPOTS Die besten Events des Monats rund um die Welt.

European Freeski Open 3. – 6. 3. 2010

NASCAR Sprint Cup Series 7. 3. 2010

Die besten Slopestyle- und Halfpipe-Amateure haben wieder die Möglichkeit, sich für das Finale zu qualifizieren, um dort die gesetzten Pro Rider zu fordern. Laax, Schweiz

Das Kobalt Tools 500 geht über 325 Runden bzw. 500,5 Meilen (805,3 km). 2009 siegte Kurt Busch, 2008 sein jüngerer Bruder Kyle Busch. Atlanta Motor Speedway, USA

Red Bull Discesa Libera 5. 3. 2010

HAWKSTONE INTERNATIONAL 7. 3. 2010

Das Konzept dieses StraightDownhills ist simpel: Der Erste, der das Ziel erreicht, ist auch der Sieger. Selva di Valgardena, Italien

Einige der weltbesten Motocrosser haben ihren Start zugesagt. Max Nagl wird in der MX1-Klasse antreten, Jungstar Ken Roczen und Lokalmatador Shaun Simpson in der MX2-Kategorie. Hawkstone International, Großbritannien

Bilder: Australian GP Corporation/Sutton Motorsport Images, Red Bull Photofiles (3)

WRC Corona Rally México 5. – 7. 3. 2010 Heuer wieder im Rennkalender (fiel im Vorjahr aus, weil hier die Rally of Nations ausgetragen wurde). Gejagt wird Sébastien Loeb, der auf dem mittelamerikanischen Kies bei drei Siegen in Serie liegt. León, Mexiko

Mika Kallio Ice Speedway Invitational 6. 3. 2010 Mika Kallio lädt einige MotoGPPiloten zu einem freundschaftlichen Eisspeedway-Rennen ein. Die Strecke wird dabei eine Kopie von Kallios LieblingsMotoGP-Strecke sein. Helsinki, Finnland

Pro-x Extreme games 6./7. 3. 2010 Bereits zum dritten Mal werden sich lokale und internationale FMX-, Skateboard-, BMX-, Mountainbike- und WakeboardingStars auf die Suche nach dem eigenen Limit begeben. LiveMusik und DJs sorgen für den nötigen Soundtrack. Kapstadt, Südafrika

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ASP World Tour 27. 2. – 10. 3. 2010 Mick Fanning geht als Titelverteidiger in die neue Surf-Saison. Gold Coast, Australien

Ästhetiker Wängl Tängl 2010 10. – 13. 3. 2010 Die Zuschauer erwartet bei der achten Auflage nicht nur ein top-besetzter Freestyle-Snowboarding-Bewerb, sondern auch ein hochkarätiger SkateboardContest, Street-Art-Fotografie, Poetry Slams und vieles mehr. Mayrhofen, Österreich

FIS-Ski-WeltcupFinale 10. – 14. 3. 2010 Ein letzter Bewerb in vier Diszi­ plinen am Schauplatz der Alpinen Ski-WM 2011. Danach werden die Kristallkugeln für die Weltcupsieger vergeben. Garmisch-Partenkirchen, Deutschland

Snowkajak-WM 13. 3. 2010 Wer sagt, dass man sich mit einem Kajak nur im Wasser fortbewegen kann? 2007 wurden in Osttirol erstmals die Weltmeister der Schneepaddler gekürt. Lienz, Österreich

Formel-1-GRand-Prix von Australien 28. 3. 2010 Im Vorjahr ging Red Bull Racing leer aus, Toro Rosso brachte beide Boliden in die Punkteränge. Albert Park Circuit, Melbourne, Australien


more body & mind Österreich

Boston Celtics – Denver Nuggets 24. 3. 2010 Formel-1-Grand-Prix von Bahrain 14. 3. 2010 Red Bull Tag Air 7. 3. 2010 Ambitionierte Amateure erhalten die Möglichkeit, sich mit FreeskiPro Shinji Osada zu messen. Niigata, Japan

Nach Sebastian Vettels Vizeweltmeistertitel und dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM 2009 ist das Ziel heuer der WMTitel. 13 Teams und 26 Fahrer stehen beim Saisonauftakt am Start. Darunter auch der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher, der sein Comeback feiert. Bahrain International Circuit

Red Bull Upspring 17. – 21. 3. 2010 Die fünfzehn besten 13- bis 16-jährigen deutschen Snowboardtalente dürfen fünf Tage lang hautnah von erfolgreichen Profi-Snowboardern wie Mack McKelton, Marco Smolla, Heikki Sorsa oder Marc Swoboda lernen. Flachauwinkl, Österreich

FIS Snowboard Weltcup 17. – 21. 3. 2010 Die Snowboard-Elite beschließt ihre Saison mit einem ParallelRiesenslalom, Snowboard-Cross und einem Halfpipe-Bewerb (Damen und Herren) sowie einer Herren-Big-Air-Konkurrenz. La Molina, Spanien

FIS Skiflug Weltmeisterschaft 19. – 21. 3. 2010 Für die Skispringer wartet mit der Einzel- und Team-Skiflug-WM ein letzter Saisonhöhepunkt. Der Letalnica-Bakken ist die größte Flugschanze der Welt. Wackelt heuer der Skiflugrekord von 239 Metern (B. E. Romøren, 2005)? Planica, Slowenien

Eisspeedway Weltcup 20./21. 3. 2010 Fünfte und letzte Station der Weltmeisterschaftsentscheidung. Im Vorjahr holte Franky Zorn in Deutschlands Hauptstadt einen dritten und einen vierten Platz heraus. Berlin, Deutschland

Month of Mayhem 7. 3. 2010 Vorletzter Stopp der vierteiligen Mountainbike-Dirt-Jam-Serie. Frews Farm, Canterbury, Neuseeland

Spitzenmatch mit den Topteams der Atlantic und der Northwest Division. Aufpassen heißt es auf Denvers Small Forward Carmelo Anthony, der bislang eine ganz starke Saison mit hohem Punkte­ schnitt spielt. TD Banknorth Garden, Boston, USA

IBU Biathlon Weltcup 25. – 28. 3. 2010 Auch die Biathleten beenden ihre Weltcupsaison. 2011 wird in der russischen Stadt die Biathlon-Weltmeisterschaft ausgetragen. Chanty-Mansijsk, Russland

Red Bull Air Race 26./27. 3. 2010 14 Piloten jagen VorjahresChampion Paul Bonhomme (GBR). Neu im Starterfeld sind der Brasilianer Adilson Kindlemann und der Tscheche Martin Šonka, die Mike Mangold (USA) und Glen Dell (RSA) ersetzen. Abu Dhabi, VAE

Byron Ferguson live 28. 3. 2010 Die lebende Legende des Bogensports wird dem staunenden ­Publikum u. a. zeigen, wie er mit seinem Langbogen ein durch die Luft fliegendes Aspirin zweiteilt. Hotel Novapark, Graz, Österreich

Red Bull X-Fighters Jams 3. 4. 2010 Vor der einzigartigen Kulisse der Ruine der Inkafestung Sacsayhuamán zeigen die FreestyleMotocross-Profis ihre spekta­ kulären Stunts. Cuzco, Peru

FIM Motocross World Championship 4. 4. 2010 Die Red Bull-Motocrosser Anto­ nio Cairoli (ITA) und Marvin Musquin (FRA) starten als Titelverteidiger der MX1- bzw. MX2Klasse in die neue Saison. Sevlievo, Bulgarien

Red Bull Salzburg – SK Sturm Graz 24. 3. 2010

Red Bull Thomas Öhler Tour 5. – 7. 4. 2010

Das Spitzenspiel der 26. Bundes­ liga-Runde in den englischen Wochen. Die Bullen treffen auf das starke Team von Sturm Graz. Red Bull Arena, Salzburg,

Thomas Öhler zeigt an Univer­ sitäten und auf öffentlichen Plätzen, was man alles mit einem Trialbike anstellen kann. Manama, Bahrain

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Die Macht der Nacht

Joe Shanahan Der Mann, der mit seinem Club die Independent-Szene der Stadt geprägt hat, weiß auch sonst, wo es langgeht in der Windy City (S. 92). Chicago, USA

Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden. Skepta 2. 3. 2010

Bilder: brett kramer, James Pearson-Howes, ross hiller, Thomas Butler/Red Bull Music Academy

Vom DJ zum „Bad (Poster) Boy“: Joseph Junior Adenuga startete seine Karriere 2000 an den Plattentellern, doch schon bald dürstete es den Briten nach mehr. Seitdem produziert er seine Grime-Beats selbst und hat das Mikrofon fest im Griff. Ganz nebenbei betreibt er mit dem Grime-Gott Wiley das Label „Boy Better Know“ – ein echter Tausendsassa also. The Plug, Sheffield, Großbritannien

Black Box Revelation 3. 3. 2010 Wie es klingt, wenn man die White Stripes und Mick Jagger in einen Mixer wirft? Die bel­ gischen Blues-Rocker Black Box Revelation geben eine Antwort darauf. Mit wüsten DrumSalven, dreckigen Gitarrenriffs und ihrem aktuellen Album „Set Your Head on Fire“. Merleyn, Nijmegen, Niederlande

5 Days Off Festival 3. – 7. 3. 2010 Dixon, Hot Chip, Floating Points, Pantha du Prince. Alle vier Artists gelten als Visionäre ihrer Genres, von Deephouse über Pop-Electronica bis Dubstep. Der zweite gemeinsame Nenner: Alle vier konzertieren mit achtzig weiteren ElektronikArtists beim 5 Days Off Festival in Holland. Verschiedene Locations, Amsterdam, Niederlande

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Echo Verleihung 4. 3. 2010 Depeche Mode, U2, Xavier Naidoo, Annett Louisan oder die Black Eyed Peas: Wer bei der wichtigsten deutschen MusikAward-Show mit einer Trophäe auf der Bühne strahlen wird, steht noch in den Sternen. Wer die Bühne live entern wird, ist hingegen schon fix: Jan Delay und Soul-Grande-Dame Sade mit ihrer Comeback-Single „Soldier of Love“. Messegelände Berlin, Deutschland

Red Bull Music Academy: Rollerskating Jam 4. 3. 2010 Rein in die Leggings, rein in die Legwarmers – Rollschuh-Disco is back! Moodymann, Meister des holprigen House, bringt neben seiner Plattentasche die besten Rollerskater seiner Heimatstadt Detroit mit, um den Londonern zu zeigen, was eine Disco-Pirouette ist. Renaissance Rooms, London, Großbritannien

Dorian Concept 5. 3. 2010 Der Synthie-Wunderknabe Dorian Concept vermag sogar BBC-Beau Gilles Peterson zu Joe-Zawinul-Vergleichen hinzureißen. Wenn der Wiener seine Finger über die Tastatur seines Mini-Synthesizers schnellen lässt, wenn er in atemberaubendem Tempo an den Knöpfchen

Institubes Große Krise bei den Platten­ firmen. Überall? Nein, ein kleines französisches Label ist mit neuen Ideen erfolgreich (S. 96). Paris, Frankreich


more body & mind Secretsundaze 7. 3. 2010

Tony Nwachukwu Seine Clubnacht CDR ist ein Spielplatz für Elektronik­ musiker. Ein Ort, an dem sich Ideen entfalten und wo Karrieren beginnen (S. 95). London, Großbritannien

schraubt, dann haben sowohl Ohren als auch Augen Schwierigkeiten, seinem genialen Future-Jazz zu folgen. De Kreun, Kortrijk, Belgien

Red Bull Music Academy: A Taste Of Sónar 5. 3. 2010 Mit einer Absolventengalerie, die Flying Lotus, Hudson Mohawke oder J-Wow von Buraka Som Sistema umfasst, darf sich die Red Bull Music Academy getrost als kleine Talentschmiede elektronischer Musik bezeichnen. Das weiß auch das katalanische Sónar Festival, das der Red Bull Music Academy alljährlich eine Bühne zur Verfügung stellt. Einen Vorgeschmack bietet diese Nacht der Highlights. The Roundhouse, London, Großbritannien

The Lost Weekend Festival 5. – 7. 3. 2010

Goldfish 7. 3. 2010 Live-Saxophon, Jazz-Vocals und Funk-Breaks – ein Rezept, mit dem das Dance-Duo Goldfish derzeit die Strände von Ibiza und seiner Homebase Kapstadt erobert. Kirstenbosch National Botanical Garden, Kapstadt, Südafrika

Giles Smith und James Priestley alias Secretsundaze sind Gilbert & George der Londoner Clubszene. Zumindest sehen sie dem Künstlerpaar ähnlich. Und an Fame mangelt es auch dem Techno-und-House-Duo nicht, das bei seinen Dach­ terrassenpartys schon Größen wie Osunlade und Ricardo Villa­ lobos begrüßen durfte. Diesmal laden die beiden Teilnehmer der Red Bull Music Academy hinter die Decks. Paramount, London, Großbritannien

DâM-FunK 10. 3. 2010 In Kalifornien gilt er als Botschafter des Boogie Funk, seine Funkmosphere-Partys in Los Angeles sind legendär. Und dennoch zählt DâM-FunK zu den Newcomern des vergangenen Jahres, war das Album „Toeachizown“ schließlich sein Debüt. Gefüllt mit Modern Soul und Electro-Funk, erwärmt DâM-FunKs Sound die Herzen all derer, die sich von Prince seit dessen TAFKAP-Namensänderung irgendwie im Stich gelassen fühlen. Bowery Ballroom, New York, USA

Panda Bear 10. 3. 2010

Nein, mit dem gleichnamigen Billy-Wilder-Film von 1945 hat dieses Festival nichts zu tun. Abgesehen davon, dass die Hauptrollen dieses OutdoorSpektakels Down Under mit Dinosaur Jr., The Thermals und Deerhoof ebenfalls prominent besetzt sind. Ivory Rocks, Brisbane, Australien

Wie schafft Noah Lennox das bloß? Einerseits gilt der USAmerikaner als Mastermind der zu Recht gehyptesten Band des Planeten, Animal Collective, andererseits erschafft er mit seinem Solo-Pseudonym Panda Bear psychedelisch abgedrehte Popwelten und greift für Freunde wie Pantha du Prince oder Atlas Sound zum Mikrofon. Cabaret Sauvage, Paris, Frankreich

Paradise After-Hour 7. 3. 2010

Deerhoof 11. 3. 2010

Wenn die Vögel ihr morgend­ liches Konzert anstimmen, dann ist das für die einen Müßig­ gänger ein Grund, den Heimweg anzutreten. Für die Fans der Paradise After-Hour in São Paulo dagegen heißt das, die Party hat gerade erst begonnen. Seit genau elf Jahren macht die legendäre Clubreihe den Tag zur Nacht, zum Geburtstag lädt man sich die housigen Lokalhelden von Buenissimos an die Plattenteller. D-Edge, São Paulo, Brasilien

Festnageln lässt sich die kalifornische Band nicht. Den Weg von experimentellen NoiseAttacken zu beschwingtem Twee-Pop, von soliden IndieRiffs zu psychedelischen Klangexpressionen legt die Band um Sängerin Satomi Matsuzaki abrupt, binnen Sekunden zurück. Was sie nicht zu Everybody’s Darling macht. Dafür aber zum sympathisch verschrobensten Quartett der Rock-Sphäre. Kings Arms, Auckland, Neuseeland

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Resident Artist

Indie City

joe SHANAHAN CHICAGO

Er hat die Independent-Kultur Chicagos geprägt wie kein anderer: Joe Shanahan, Gründer des legendären Live‑Clubs Metro, zeigt uns seine Windy City.

Chicago ist eine Stadt der vielen kleinen Nachbarschaften. Und in jeder dieser Nachbarschaften findest du mindestens eine Bar, in der du dich wie zu Hause fühlst. Mein verlängertes Wohnzimmer heißt Hopleaf (2), ein Lokal im Andersonville-Viertel. Großes Biersortiment, bodenständig, gute Musik. Und dazu gleich ums Eck. Was will man mehr? Eine andere Bar, die ich wärmstens empfehle, heißt Hideout. Sie ist unscheinbar, schlummert wie eine Perle verloren am Rand des Stadtzentrums, dort, wo sonst die Müllmänner ihre Trucks parken. Ein Ehepaar hat den Laden vor ein paar Jahren als kleinen Konzertclub neu eröffnet, und wann immer ich Freunde zu Besuch habe, bringe ich sie dorthin. Vor kurzem habe ich da Glen Hansard und Markéta Irglová live gesehen, ein Songwriter-Duo, das für seinen Soundtrack zum Film „Once“ 2008 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Ich meine, das Hideout ist wirklich unscheinbar, aber wenn sogar Oscar-Preisträger dort absteigen? Das will doch was heißen, oder? In Chicago leben Musik und bildende Kunst in wilder Ehe. Es gibt unzählige Galerien und Plattenläden in direkter Nachbarschaft. Eine der besten Soundquellen der Stadt heißt Dusty Groove (3). Dort durch die CD-Neuheiten zu blättern, mich durch alte Vinyl-Klassiker zu wühlen, Musik eben haptisch zu erleben, das bedeutet mir heute sehr viel. In puncto Kunst gibt’s etliche gehobene Galerien wie die von Rhona Hoffman, mir persönlich gefallen aber die kleinen, von jungen Künstlern betriebenen Art-Lofts rund um Wicker Park besser. Dort gedeiht das Neue, dort findet man die jungen Wilden. Mein Lieblingsrestaurant ist momentan das Publican. Mit seiner Dreifaltigkeit Bier, Austern und Schweinefleisch, oder gerade deswegen. Für Snacks hingegen empfehle ich den kleinen, feinen Outlaw-Hotdog-Stand 92

Hot Doug’s (5) an der North Side. Outlaw deswegen, weil der Betreiber seinen Kunden dort Entenwurst mit Stopfleber ohne Genehmigung serviert. Er streckt den Behörden den Mittelfinger entgegen, riskiert täglich 200 Euro Strafe. Ein wahrer Punk unter den Hotdog-Verkäufern! Zum Entspannen ziehe ich mich gern ins Violet Hour (4) zurück. Benannt ist die Bar nach einer Zeile aus T. S. Eliots langem Gedicht „The Waste Land“, und das passt. Hier ist es ruhig wie in einer Bücherei, außerdem gibt’s diesen phantastischen Longdrink, Hemingway. Die genaue Rezeptur kenne ich nicht, aber eines kann ich euch sagen: Es ist Rum drinnen, sehr viel Rum! Wer in Chicago guten Jazz hören will, geht ins Green Mill in Uptown. Legendärer Laden!

In den frühen 1930ern als Treffpunkt für Al Capones Gangstertruppe eröffnet, welcher der Laden während der Prohibition als hoch­ prozentiges Schlupfloch diente, hat das Green Mill kaum etwas von seinem alten Charme eingebüßt. Und sieht noch immer so aus wie in jenen guten alten Speakeasy-Tagen. Meine Frau und ich gehen gerne hin, um Live-Jazz zu lauschen. Zu lauschen wohlgemerkt, denn während der Konzerte herrscht striktes ­Redeverbot, den Tratsch muss man sich für die Konzertpausen aufheben. Und da wir gerade bei Live-Venues sind: Am Metro (1), meinem Baby, kommt hier kein Musikliebhaber vorbei. Als ich den Club 1982 eröffnete, hatte ich vier Live-Wunschkandidaten vor Augen. Ich dachte, wenn ich die für meinen Laden kriege, dann hab ich’s


Pepepe 11. 3. 2010 Die Hornbrille des mexikanischen Musikers ist mindestens so groß wie sein musikalisches Spektrum. Und das erstreckt sich von frickeligen IDM-Sounds über Exotica bis Weirdo-Pop. El Imperial, Mexiko City, Mexiko

BLOC 2010 Festival 12./13. 3. 2010

Im Green Mill hört man guten Jazz, im Metro spielten jede Menge Rock-Giganten auf, und im Violet Hour gibt’s Cocktails mit mehr als einem Schuss Rum.

Das Butlins Resort in Minehead ist eigentlich ein Feriendorf. Mit Wasserrutsche, Kegelbahnen und anderen familienfreundlichen Freizeitmöglichkeiten. Beim BLOC Festival allerdings wird das Areal von der britischen Jugend geentert und mutiert für ein Wochenende mit Acts wie Skream, Benga, Zinc und Grandmaster Flash zur Funky Town. Butlins Resort, Minehead, Großbritannien

Bilder: Matt Carmichael/Getty Images, Brett Kramer, Mark Susina, Anna Szabo; Illustration: Andreas Posselt

Mushug 13. 3. 2010

1 Metro, 3730 North Clark Street 2 Hopleaf Bar, 5148 North Clark Street 3 Dusty Groove, 1120 North Ashland Avenue 4 The Violet Hour, 1520 North Damen Avenue 5 Hot Doug’s, 3324 North California Avenue

geschafft: George Clinton, James Brown, Iggy Pop und Keith Richards. 28 Jahre später haben zumindest drei von ihnen bereits im Metro gespielt. Eine aufregende Zeit, ich erinnere mich genau: 1982 hatte ich New Order gebucht. Und die Jungs meinten damals, sie würden selber gerne einen Club machen. Schon wenige Zeit später gab’s einen regen DJ-Austausch zwischen dem Metro und ihrem neuen Venue, der Hacienda in Manchester. Wir brachten ihnen in der Folge Chicago-House, und sie schickten uns den Madchester-Sound zurück. Die britischen DJs zu der Zeit begeisterten mich sehr, ihre Sets waren neu, aufregend. Diese Faszination für frische Sounds habe ich mir übrigens bis heute bewahrt. Zuletzt hab ich mir Grizzly Bear angeschaut, außerdem freue ich mich auf die Simian-Mobile-DiscoShow demnächst. Ach ja, der Einzige meiner Top-Vier, der noch nicht im Metro aufgetreten ist, ist Keith Richards. Aber auch das bereitet mir keine schlaflosen Nächte, denn ich führe nebenbei noch diesen anderen, kleineren Club namens Double Door. Und die Rolling Stones wollten eben lieber dort auftreten. Mehr von Joe Shanahan, seiner Musik und seiner Geschichte auf www.metrochicago.com/history/

Eigentlich hat es das Genre 2-Step nie wirklich über die britischen Grenzen hinaus geschafft. Dass nun ein junger portugiesischer Produzent namens Mushug den breakigen House-Stil neu entdeckt und ihm eine Frischzellenkur verordnet, spricht eventuell für eine Renaissance. Und vielleicht klappt’s ja diesmal auch auf dem Kontinent. Opart, Lissabon, Portugal

Benji B 13. 3. 2010 Er hat mit Gilles Peterson die legendäre Radio-Show „Worldwide“ gegründet und war der jüngste Produzent im Dienste der BBC. Außerdem kennt Benji B die Londoner NuJazz-Broken-Beat-Szene wie kein Zweiter, was ihn als DJ zum musikalischen Botschafter seiner Heimatstadt macht. Brama Jazz Cafe, Stettin, Polen

The Dead Weather 17. 3. 2010 Es klingt wie der feuchte Traum jedes Rockfans: Alison Mosshart (The Kills), Jack White (The White Stripes), Dean Fertita (Queens of the Stone Age) und Jack Lawrence (The Raconteurs) gemeinsam auf einer Bühne. Letztes Jahr ist dieser Traum wahr geworden, das Quartett, quasi das A-Team des Bluesrock, firmiert als The Dead Weather und tourt durch die Welt. Logan Campbell Centre, Auckland, Neuseeland

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World’s Best Clubs

James Pants 17. 3. 2010 Von Post-Punk zu Synthie-Funk im Bruchteil eines Stücks: Angenommen, Musik sei ein See, James Pants wäre garantiert der schnellste Fisch darin. Denn der Kalifornier hechtet so rasch von einem Genre ins andere, dass selbst die Ohren ins Schwitzen kommen. Van Krahl, Tallinn, Estland

High Places 19. 3. 2010

In der Hitze der Nacht In Singapur kann man ganz schön ins Schwitzen kommen. Vor allem im Zouk Club, wo die besten DJs der Welt auflegen.

High Places ist eine dieser neuen Bands aus Brooklyn, eine derjenigen Bands also, ohne die kein HipsterMusik-Blog dieser Tage mehr auskommt. Ein Umstand, den die ­experimentellen, gebrochenen Lo‑Fi-Synth-Perlen des Duos aber absolut rechtfertigen. The Echo, Los Angeles, USA

Onra & Nosaj Thing 19. 3. 2010 Ein Franzose und ein Kalifornier – die beiden Produzenten trennt geographisch eine halbe Welt. Und dennoch finden sie einen musikalischen Nenner: Beide zerlegen Hip-Hop in seine Einzelteile, lassen den Beat holpern, jonglieren mit alten Samples, drehen diese durch den digitalen Fleischwolf. Außerdem gelten die zwei als die heißesten Newcomer im Wonky-Olymp. Icon, Berlin, Deutschland

Zouk Club Singapur

Off Festival Club 24. 3. 2010 Das Off Festival lässt Polen jeden Sommer aufs Neue erbeben. Mit noisigem Punk, krachigem DIY-Pop und räudigem Indie-Rock. Um die Vorfreude auf den großen Clash zu schüren, laden die Off-FestivalVeranstalter schon jetzt die USHelden Mount Eerie und No Kids zum gemeinsamen Lärmen. Alchemia, Krakau, Polen

Ultra Music Festival 26./27. 3. 2010 Miami ist die Seniorenhauptstadt der USA. Doch für eine Woche im März haben Rollstühle dort alljährlich Fahrverbot. Genauer gesagt weichen sie dem internationalen Dance-Jetset, der sich dort zur Winter Music Conference trifft. Das Ultra Music Festival stellt dabei den Hauptevent dar, bei dem kein großer DJ von deadmau5 über Diplo bis Skream fehlen darf. Bicentennial Park, Miami, USA

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Der Zouk Club heizt nicht nur drinnen ein. Zum Zouk Out wird an den Strand gepilgert (Mi.).

Es ist heiß hier. Brennend heiß. Wie in einem Backofen drückt die flirrende Hitze auf die belebten Straßen von Singapur, wo unzählige Restaurants Aircondition und viel zu teures Essen anbieten. Voll mit hektischen Menschen, die vor der Hitze flüchten, während alle anderen draußen versuchen, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Das ist Singapur, Asiens kultureller Schmelztiegel und erste Wahl für Freigeister mit Lust auf Abenteuer. Später, wenn sich die Nacht über die moderne, penibel saubere Stadt breitet, stauen sich Taxis endlos durch die Straßen, voll mit erwartungsfreudigen Musikfans und gestylten Youngstern aller Nationen und unterschiedlichster Kulturen. Und alle scheinen sie nur ein Ziel zu haben: den Zouk Club, in dem die Hitze der Nacht noch nicht zum Schlagwort verkommen ist. Wo vor achtzehn Jahren noch drei alte Lagerhäuser am Singapore River vor sich hin verstaubten, befindet sich heute Asiens hipster House Club. Große Namen legen hier auf und drehen sich schneller an den Decks, als man das schweißgetränkte T-Shirt wechseln kann. Mitten in der Stadt gelegen, erwartet der Zouk Club die begeisterte Menge jeden Abend mit seinem spektakulären Interieur, aber auch das „Draußen“ ist sehenswert. Allein die schrägen Neon-Skulpturen sorgen für Kurzweil beim ausgedehnten Warten in der langen Schlange. „Wir möchten der Dance Club Nummer 1 der Welt sein“, erklärt Sofie Chandra vom Zouk Club unumwunden. „Deshalb wollten wir ein einzigartiges Clubbing-Erlebnis schaffen und stellten als Erste die asiatische Dance-Music-Szene an vorderste Stelle.“ Jedes Wochenende ziehen erstklassige DJs und magische Sets das Publikum in ihren Bann. Der Höhepunkt der Nacht wird erst lange nach Mitternacht erreicht, wenn die Menge ekstatisch zu den kristallklaren Klängen aus dem Soundsystem abtanzt. Und das bis sieben Uhr morgens, obwohl laut Sofie Chandra auch schon mal bis elf Uhr heftig gerockt wurde. Das Soundsystem wurde von Gary Stewart designt, der ab und an zum Finetuning vorbeischaut. Ein Service, der auch internatio­ nale DJs immer wieder zurück in den Club lockt, weil sie ihre Produktionen einmal in einem perfekten Klang-Surrounding hören möchten. „Es ist vermutlich das beste Sound­ system der Welt“, erklärte Paul Oakenfold bereits 2006. Dem schlossen sich bislang Infected Mushrooms, Too Many DJs, Paul van Dyk und Armin van Buuren an – um nur einige der Ikonen zu nennen, die sicher wieder­ kommen werden, um der Crowd einzuheizen und sie zum Schwitzen zu bringen. Denn es ist heiß hier. Brennend heiß. Zouk Club, 17 Jiak Kim Street, Tel.: +65 6738 2988, www.zoukclub.com

Bilder: Zouk (3)

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Tony Nwachukwu London

Green Room

Work in Progress Bild: Thomas Butler/Red Bull Music Academy

Vom Heimstudio direkt in den Club: Tony Nwachukwus Londoner Clubnacht CDR ist die erste Anlaufstelle für junge Musiker und deren frische Ideen. Ein eisiger Wind pfeift durch die Curtain Road, die sonst so lebendige Straße im Herzen des Londoner Stadtteils Shoreditch ist in dieser kalten Winternacht ziemlich leergefegt. Nur vor einem spärlich beleuchteten Kellerabgang hat sich eine kleine Traube von Menschen gebildet, über der Gittertür steht in unscheinbaren Lettern „Plastic People“. Hastig kramt einer der Bande in seiner Manteltasche, zieht eine CD heraus und betritt den Club. Er ist extra anderthalb Stunden

aus Uxbridge angereist, so wie jeden zweiten Donnerstag im Monat. Eine junge Frau nimmt diese entgegen und reicht ihm im Gegenzug einen kleinen Zettel. „Bergs“, schreibt er darauf, „Track 4, Untitled.“ Im Inneren des kleinen, schwach beleuchteten Clubs steht ein großer, kräftiger Typ hinter dem DJ-Pult, vor ihm an die 300 Tänzer. Er nickt im Takt, drückt sich die rechte Seite des Kopfhörers ans Ohr, mit der linken Hand wühlt er sich durch einen Stapel

CDs. Durch einen Stapel, in dem auch die Deephouse-Disc von Bergs wenig später landen wird. Der DJ heißt Tony Nwachukwu, mit seinem Partner Gavin Alexander betreibt er Londons wichtigsten Monatstreff für junge Elektroniker: die CDR-Night. „Das Prinzip ist einfach: Musiker bringen ihre neuen Tracks direkt aus dem Heimstudio in den Club. Oft sind es ziemlich ausproduzierte Stücke, oft aber auch nur Ideen, Skizzen. Gerade Letztere sollen bei CDR-Nächten Platz finden, schließlich ist ein Stück Musik nie abgeschlossen, es befindet sich in einem permanenten Entwicklungsprozess“, erklärt Nwachukwu. Jeden zweiten Donnerstag im Monat bekommen junge Produzenten hier im Plastic People Club die Möglichkeit, ihre neuen Kreationen auf einem der besten Soundsysteme der Stadt anzuhören. Sie können sich mit Gleichgesinnten über ihre Stücke unterhalten und neue Allianzen schmieden, herausfinden, ob der frische Track am Dancefloor einschlägt oder die Bassspur vielleicht doch noch etwas zu laut abgemischt ist. Nwachukwu kennt die Bedürfnisse des Nachwuchses, er ist selbst Musiker. Mit seinem Trip-Hop-Project Attica Blues hat er Platten auf Londons einst renommiertester Elektronik-Plattenschmiede Mo’ Wax ver­ öffentlicht, seine aktuelle Deephouse-Single „T Times Too“ ist auf dem Schweizer Label Drumpoet Community erschienen. Diese Vielseitigkeit und Offenheit spiegelt sich in den CDR-Nights wider. Dubstep, Nu-Jazz, House, Soul, Hip-Hop – den Produzenten, die ihre Musik beisteuern, sind keinerlei stilistische Grenzen gesetzt. Was für Nwachukwu, den DJ der Nacht, regelmäßig eine Herausforderung darstellt. „Ich bin jedes Mal dem Herzinfarkt nahe. Statt mit meiner eigenen Plattentasche lege ich mit einem Stapel CDs auf, die ich nicht kenne. Aber gerade darin liegt der Reiz, eine musikalische Reise entsteht. Von Ambient-Tracks, bei denen das Publikum eher zuhört, bis hin zu UptempoPartykrachern“, sagt Nwachukwu. 2002 hat er die Clubnacht ins Leben gerufen, sein Archiv an Tracks, die ihm Musiker persönlich oder übers Internet anvertraut haben, hat gerade die Fünftausendergrenze überschritten. Die Karriere so manches Produzenten lässt sich anhand dieser Sammlung nachzeichnen, sagt er. Und so manche Karriere hat hier begonnen: Floating Points, Simbad, Daisuke Tanabe oder eben Bergs, um nur einige zu nennen. Und das Projekt CDR wächst. Mittlerweile gibt’s Außenstellen in Städten wie Sydney, Tel Aviv oder Barcelona, die Compilation-Serie „Burntprogress“ trägt die Momentaufnahmen aus dem Club in die Welt hinaus. CDR Night, Red Bull Music Academy Special: 11. März, Plastic People; www.burntprogress.com

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Institubes Paris Lokalaugenschein

Bureau de Change Kunst, Musik und innovative Technologien: In Zeiten der Krise sind neue Ideen und Allianzen gefragt. Das weiß niemand besser als die Jungs vom französischen Dance-Label Institubes.

Emile Shahidi kramt sich durch einen Berg von Flyern und Vinyl-Promos auf seinen Schreibtisch. Auf der Suche nach einem Öffner. Nach einigen Minuten gibt er auf, nimmt eine Wasserflasche, hält sie an die Tischkante, schlägt mit der Handfläche ruckartig auf den Verschluss. Es zischt, die Kohlensäure steigt auf. Nicht schlecht, der Talentscout und Promotion-Manager des französischen Elektronik-Labels Institubes würde also auch einen guten Pfadfinder abgeben. „MSTRKRFT haben mir das beigebracht“, sagt er und nimmt einen Schluck. Der Achtundzwanzigjährige hat das kanadische Dance-Rock-Duo auf dessen letzter Konzertreise begleitet. „Das Tour-Leben macht eben erfinderisch!“ Der Franzose mit dem Vollbart und dem strähnig langen Haar steht zwischen mannshohen Schallplattenstapeln. Kreatives Chaos, sagt er. Ordnung jedenfalls ist bei Institubes offenbar nicht das Allerwichtigste. Die winterliche Nachmittagssonne wirft ihre 96

Strahlen an die Wände des Erdgeschossbüros im Pariser Stadtteil Montmatre, tauchen die Bilder des Labelmanagers Jean-René Etienne in sanftes Rot. Es sind großflächige Grafiken, surrealistische, kitschige Fantasy-Motive, die an Prog-Rock-Plattencover der 1970er erinnern. Sein Design-Label, House of Kids, das durch die Arbeiten von Lola Raban-Oliva unlängst international für Aufsehen sorgte, zeigt seine Arbeiten derzeit in der Red BullGalerie 12Mail im 2. Arrondissement. Etienne und seine Freunde Jérôme Echenoz sowie Julien Pradeyrol alias Teki Latex – besser bekannt als Freistil-Dance-Weirdo Tacteel – haben Institubes 2003 gegründet. Um ihre Passion für avancierte Elektronikmusik zum Beruf zu machen. 2010, eine Dekade nachdem Napster und Co die Musik­ industrie nachhaltig umgekrempelt haben, zögern viele große Plattenfirmen noch immer, ihren Kunden neue Anreize für den Kauf physischer Tonträger zu bieten. Labels wie Institubes aber, die ihren Betrieb erst

nach der digitalen Revolution aufgenommen haben, sehen den oft beschworenen Niedergang der Industrie als neue Chance. „Alle jammern darüber, dass heute niemand mehr Geld für Platten ausgibt“, sagt Teki Latex, der den digitalen Arm von Institubes, Sound Pellegrino, leitet. „Deshalb müssen junge Labels neue Wege aufzeigen. Das MP3-Format muss aufgewertet werden, darum gibt’s einige unserer Tracks nur in digitaler Form, natürlich jedes mit speziellem, individuellem Artwork.“ Shahidi sieht den wachsenden digitalen Markt als natürliche Reaktion auf die schnellen Veränderungen der elektronischen Musik dieser Tage. Der Erfolg eines anderen französischen Labels, Ed Banger, und von dessen Schützlingen Justice hat das mehr als deutlich gezeigt. Kurz nach deren Überhit „D.A.N.C.E“ wurde der Markt von billigen Imitaten überschwemmt. „Die Jungs von Ed Banger sind Freunde von uns“, sagt Shahidi. „Ihr Büro ist gleich um die Ecke, Gaspard Augé von Justice de-

Bilder: James Pearson-Howes (5)

Emile Shahidi in seinem kleinen Reich, der Institubes-Zentrale in Paris. Hinter ihm stapeln sich Kartons, Bücher und natürlich Platten seiner Zöglinge Rob, Chateau Marmont und Surkin.


Sound:Frame Festival 26. 3. – 18. 4. 2010 Der VideoJockey (VJ) ist eine nachtaktive Spezies. Sein Einsatzort ist der Club, sein Job die kunstvolle Verschmelzung von Sound und Video. Weil der VJ jedoch häufig ein Dasein im Schatten des DJs fristet, stellt das Sound:Frame Festival seine visuelle Kunst ins Rampenlicht. Diverse Veranstaltungsorte, Wien, Österreich

Time Warp 27. 3. 2010 „Und jetzt hier, gude Laune!“, rief ein überdrehter Sven Väth 2006 von der DJ-Kanzel des Time Warp. Und hat damit quasi einen Slogan für diese traditionsträchtigen Mega-Raves geprägt. Übrigens: Sven ist natürlich auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie, genauso wie andere Techno-Helden u. a. Richie Hawtin, Villalobos oder Loco Dice. Maimarkthalle, Mannheim, Deutschland

Dizz1 27. 3. 2010

Die Institubes-Familie (von li.: Shahidi, Surkin, Para One) auf Studiovisite: Hier entstehen Para Ones (o.) ver­ trackte Elektronik-Epen, die dann von seinem Labelboss Teki Latex (re.) auf den Dancefloor losgelassen werden.

signt die Plattencover unseres Acts Surkin. Aber die Ed-Banger-Jungs haben momentan das Problem, dass sie durch den Erfolg und die Imitate auf einen bestimmten Sound reduziert werden. Wir dagegen können noch immer machen, was wir wollen. Und unsere digitalen Sublabels wie Stunts für Rap-Releases oder Unsunned für unsere Indie-RockActs unterstreichen das. Wir könnten bei all der guten Musik momentan ohnehin nicht alles auf Vinyl veröffentlichen.“ Breit ist der Institubes-Katalog ohnehin schon angelegt. Erstreckt er sich doch von Para Ones verschrobenen InstrumentalEpen bis hin zu den Rapplatten Tekis und seiner Gruppe TTC. Vom verschnörkelten Prog-Rock-Dance der Australier Midnight Juggernauts bis zu den minimalistischen Chicago-House-Tracks von Surkin oder Bobmo. „Alle unsere Acts sind gute Freunde“, erklärt Etienne, „und bei jeder Entscheidung beziehen wir sie mit ein. Bei unseren Releases steht nicht das Label im Vordergrund,

sondern der Künstler selbst. Jeder hat seinen eigenen Stil.“ Eine Einstellung, die sich bezahlt macht. denn es scheint, als würde es ein gutes Jahr für Institubes werden. Im März erscheint die neue Platte des französischen Popstern­ chens Alizée, das drei der Sprösslinge von Etienne produziert haben: Chateau Marmont, Para One und Tacteel. „Es klingt, als hätte Kylie Minogue den britischen IDM-Gott Aphex Twin gebeten, ihre Songs durch den Reißwolf zu jagen“, sagt er und grinst hämisch. Annäherungen an den Mainstream? Warum nicht, aber nur zu eigenen Bedingungen. Eine Devise, die sich im Selbstverständnis von Jean-Baptiste de Laubier widerspiegelt, der als Para One das Aushängeschild des ­Labels ist: „Ich liebe es, Platten zu machen, die total verschieden sind. Ich brauche ständig neue Herausforderungen.“ Videos und Soundproben: www.institubes.com Die Ausstellung „House of Kids“ ist derzeit in der Pariser Galerie 12Mail zu sehen: www.12mail.fr

Mit acht Jahren hat der Australier erstmals zu den Drumsticks gegriffen, mit siebzehn hat er seine erste Platte gescratcht, seit sieben Jahren produziert er Beats. Hip-Hop-Beats, die wabern, holpern, hinken. Beats, die er mit nervösen Fiepsern, Synth­ flächen und Alltagsgeräuschen unterfüttert und für die ihm das ­britische Radio BBC1 Rosen streut. The Forum, Sydney, Australien

Autechre 28. 3. 2010 Neben ihrem Label-Kollegen Aphex Twin zählen die beiden Jungs aus Manchester wohl zu den wichtigsten Elektronikmusikern der neunziger Jahre. Ihre verfrickelten, verzweigten Tracks klingen wie ein LSD-Trip, wie Musik aus Starkstrom. Mit seinem neuen Album „Oversteps“ geht das Duo auf Europa-Tour. Kino Šiška, Ljubljana, Slowenien

Mayer Hawthorne 30. 3. 2010 Eine verlorene Aufnahme von Smokey Robinson? Oder singt da gar Marvin Gaye aus dem Jenseits zu uns? Nein. Der junge Kalifornier mit der Goldstimme heißt Mayer Hawthorne und hat mehr Soul im kleinen Finger als so mancher Sammler im Plattenregal. House of Blues, Cleveland, USA

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Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Gedankenspiele Welchen Einfluss das Denken beim Joggen auf das Joggen hat. Und was „Dissoziation“ heißt. Eine der großen Menschheitsfragen lautet bekanntlich: „Was denken die Menschen bloß?“ Wo immer wir auch unterwegs sein mögen – irgendwann taucht sie unter Garantie auf: im Gedränge an der Bus­ haltestelle zum Beispiel, während hitziger Debatten mit Vertretern eigenartiger Meinungen oder auf der Autobahn, wenn wir selber schon ein wenig zu schnell dahingleiten und uns dennoch einer über­ holen will. Meist bekommen wir keine Antwort auf unsere Frage, so dringlich wir sie auch stellen mögen. Nur gut, dass es Sportschuhfabrikan­ ten gibt. Einer von ihnen ist nämlich los­ gezogen und hat 3500 Jogger aus sieben europäischen Ländern gefragt, was sie während des Laufens so denken. „Rea­ sons to run“ heißt die Studie, erschienen ist sie vergangenes Jahr. Ihr Ergebnis ist eine Mischung aus Erwartbarem und Überraschendem, je nachdem, unter wel­ chem Blickwinkel man sie liest. Europaweit gesehen denken die meis­ ten Läufer an das Naheliegendste, näm­ lich an das, was sie sehen (43 %) bzw. an ihre Atmung, ihren Rhythmus und ihre Geschwindigkeit (33 %). Dann kommen freilich schon die abgelegeneren Themen, denn rund 30 Prozent denken an ihre Be­ ziehung und 25 Prozent an all die Dinge, die sie noch erledigen müssen. Geht man ein wenig in die Details und durchsucht die Daten nach spezifischen

Vorlieben, ergibt sich folgendes Bild: An die To-do-Listen denkt man am liebsten in den Niederlanden, ans Geld sowie ans Ziel in Großbritannien, während 19 Pro­ zent der Männer an Frauen denken und 15 Prozent der Frauen daran, was wohl die anderen über sie denken mögen. Nun höre ich Sie förmlich denken, liebe Leserinnen und Leser: „Was hat er sich denn dabei gedacht, der Kolumnist, als er uns auf diese kleine statistische Rei­ se mitgenommen hat? Will er ein wenig National- und Geschlechterpsychologie betreiben?“ Keine Angst, das will ich nicht! Vielmehr will ich die Steilvorlage dieser Unter­suchung nutzen, um auf die eigentliche Frage meiner aktuellen Kolumne zu kommen: Welchen Einfluss hat es denn aufs Joggen, wenn wir an bestimmte Dinge denken? Hilft es oder schadet es, etwa an To-do-Listen zu denken? Dazu gibt es diverse spannende ­Untersuchungen. Und alle weisen sie in dieselbe Richtung: Wir könnten durch bestimmte Gedanken die Leistungsfähig­ keit unseres Körpers markant beeinflus­ sen – positiv wie negativ. Mit welchen konkreten Gedanken wir uns um wie viel Prozent steigern bzw. verschlechtern –

um die Antwort auf diese Frage machen die Psychologen zwar (zu Recht) einen großen Bogen, aber sie wissen, wie es grundsätzlich geht: Wir sollten, so emp­ fehlen sie, an alles denken, nur nicht ans Große und Ganze und Unbequeme. Weder daran, dass es noch 721 Kilometer bis ins Ziel sind, noch, dass uns die Beine weh tun und es sicher bequemer wäre, zu Hause ein gutes Buch über neue Trai­ ningsmethoden fürs Joggen zu lesen und dabei ein Bierchen zu zischen. Stattdessen sollten wir vielmehr ver­ suchen, uns gedanklich vom Joggen zu distanzieren. Ein wenig zumindest. So sollten sich Läufer, die längere Strecken zurücklegen wollen, auf das Unmittelbare konzentrieren, um sich anzuspornen: ihre Armbewegungen zählen, den Hinterkopf des Vorläufers studieren, die Frequenz des Atems mit jener der Schritte synchro­ nisieren. In eine ähnliche Richtung geht die Empfehlung, sich Bilder in den Kopf zu zaubern, die die eigenen Kräfte stär­ ken, sich also beispielsweise vorzustellen, man schwebe schwerelos dahin bzw. ein sanfter Wind schiebe einen vorwärts. „Dissoziation“ nennt die Psychologie diese Methode und versteht darunter die geistige Distanzierung von dem, was wir eben tun. Wir sollen also laufen, ohne ­dabei mental mitzumachen. Aber weil unser Gehirn ein ganz wun­ derbarer Apparat ist, jederzeit dazu bereit, uns zu überraschen, kann es geschehen, dass wir unbemerkt aus diesem distan­ zierten Zustand gleiten – um ganz in unse­ rem Tun aufzugehen. Wir vergessen das Laufen, das Sich-davon-Distanzieren, die schmerzenden Beine. Und wir gehen ganz in unserem Tun auf. Mit einem Wort: Wir werden wie die Belgier. Die stellen näm­ lich die größte Gruppe derer, die beim Laufen bloß an eines denkt: an nichts. Christian Ankowitsch, 50, ist ein öster­ reichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Susie Forman, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Nadja Žele Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Christoph Rietner Grafik Claudia Drechsler, Miles English, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg, Catherine Shaw Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter Tom Hall, Norman Howell, Andreas Jaros, Lars Jensen, Hitoshi Kajino, Gretel C. Kovach, Alex Lisetz, Ruth Morgan, Anthony Rowlinson, Paul Wilson, Matt Youson Illustratoren Mandy Fischer, Heri Irawan, Lie-Ins and Tigers Augmented Reality Martin Herz, www.imagination.at Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Internationale Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Regina Köstler Projektmanagement Jan Cremer, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Gruner + Jahr AG & Co KG, G + J Media Sales, Am Baumwall 11, D-20459 Hamburg, Heiko Hager (Anzeigenleiter), Henrike Kahl (Anzeigenverkauf) Telefon +49 40 3703-2538 Fax +49 40 370317-2538 E-Mail kahl.henrike@guj.de Office Management Martina Bozecsky, Sabrina Pichl Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 14 Soho Square, W1D 3QG, UK Telefon +44 20 7434-8600 Fax +44 20 7434-8650 Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland: Münchner Merkur, tz. Das Red Bulletin liegt auch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei. In Großbritannien: The Independent. In Irland: Irish Independent. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Südafrika: Cape Argus, Daily News, Pretoria News, The Star. In Neuseeland: The New Zealand Herald. Gesamtauflage 3 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 6. April 2010.

illustration: albert exergian

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