Madonna / Sir Edmund Hillary / Jennifer Lawrence / Ivan Origone / The Magnetic Fields / Robbie Maddison
Das Magazin abseits des Allt채glichen
m채rz 2012
Red Bull Stratos
So 체berlebt Felix Baumgartner minus 60 Grad Von null auf eis
Die Bobbahn St. Moritz feiert jedes Jahr ersten Geburtstag Toro Rosso
Der neue Vettel-J채ger heiSSt JEV
Gainsbourg
forever
Charlotte, wie sie keiner kennt iPa jetz d-App dow t grat nloa is den !
Foto: Quirin Leppert
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Bullhorn
willkommen! diese Weltmeisterschaft verlangt ihren Teilnehmern zuallererst einmal hohes nomadisches Talent ab: Zunächst wird deutschland als austragungsort ausgerufen, doch dort ist es auch fünf Tage vor dem geplanten ersten lauf zu warm. also estland … oder doch nicht: zu viel schnee. also Polen! nein, zu kalt. Tatsächlich treffen sich die besten Eissegler der Welt dann in schweden. Örebro. ihre boote erreichen 130 stundenkilometer spitze, ab 100 sind Manöver kaum noch möglich, wird der Pilot zum Passagier seines geschosses. bremsen gibt’s nicht. „Flag is up!“, ab Seite 50. „Meinem vater fiel es leichter, einem Journalisten zu sagen, dass er mich liebt, als es mir direkt zu sagen.“ Charlotte Gainsbourg Charlotte Gainsbourg hatte um einen ruhigen raum im Interview, ab Seite 42. für ihr interview mit dem red bulletin gebeten, und in der ruhe entfaltete sich dann mit red bulletin-redakteur christophe couvrat ein zauberhaftes gespräch über verletzlichkeit, Weiblichkeit, langsamkeit. „ich ziehe es vor, mich nicht so wichtig zu nehmen“, ab Seite 42. der countdown zu Red Bull Stratos, Felix baumgartners Mission Eine Coverstory entsteht: Charlotte Gainsbourg, flankiert von Erik Turek (li.), Creative Director des an die menschlichen grenzen, läuft. Red Bulletin, und Autor Christophe Couvrat. der zweite Teil unserer – der dimension des vorhabens angepassten – serie widmet sich jener Kapsel, in der Felix auf gut 36 Kilometer Höhe steigen wird. Faszinierende High-Tech, auf 183 Zentimeter durchmesser verdichtet. „Kein raumfahrer sonst hat eine so gute aussicht“, ab Seite 8. Red Bulletin-App jetzt downloaden! gute unterhaltung mit dieser ausgabe! NEU, AUFREGEND, KOSTENLOS: Red Bull Stratos: die redaktion
coverbild & bild: nicolas guerin
„ Zufrieden sein? Ein furchtbarer Gedanke!“
Das Weltraum-Kapsel-Video. Red Bull Supernatural: Snowboard-Freestyle, hautnah. Formel Eis: Die irre Welt der Eissegler.
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DIE WELT VON RED BULL
I N H A LT
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IM MÄRZ
08 42 34 50
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BILDER: THOMAS BUTLER, PHILIPP FORSTNER, NICOLAS GUERIN, OSKAR KIHLBORG, JÖRG MITTER/RED BULL X-FIGHTERS, PALANI MOHAN (2), CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL STRATOS NEWSROOM
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EXTRA 08 RED BULL STRATOS Teil zwei der Serie über Felix Baumgartners Rekordsprung aus der Stratosphäre: Der exklusive Blick in die Raumkapsel.
Bullevard 20 KURZMELDUNGEN Häkeln extrem, ein Rockstar zeichnet Comics, Red Bull Music Academy in NYC. 26 IVAN ORIGONES KÖRPER Stählerner Body, aerodynamische Hose: Italiens Speedski-König hautnah. 28 HERO: JENNIFER LAWRENCE Wie sich ein Ausnahmetalent in Hollywoods erste Liga spielt. 30 FORMEL: RED BULL MINI DROME So bleibt man auf der kleinsten Radrennbahn der Welt in Schwung. 32 GLÜCKSZAHLEN: X GAMES Alle Fakten zum winterlichen AdrenalinGipfel in Tignes, Frankreich.
Action 34 IM RAUSCH DER FARBEN Wenn zig Millionen Inder „Holi“ feiern … 42 GAINSBOURG FOREVER! Frankreichs Multitalent über Freiheit, Frauenmode und Fallschirmsprünge. 50 FORMEL EIS Segeln auf Kufen, bei Minusgraden. 56 DIE REIFEPRÜFUNG Formel-1-Newcomer Jean-Éric Vergne erlebt seinen ersten Arbeitstag – mit Ihnen.
84 Auf und davon Miami Music Week: sieben Tage Beat-Gewitter im Sunshine State. 86 Die weltbesten Köche Ryan Clift im Hangar-7. 87 Geschmack von Welt Philippinisches Hühnchen. 88 Workout Wie Freestyle-Motocrosser Robbie Maddison seine Stunts trainiert. 90 The World’s Best Clubs Das „Emo’s East“ in Austin.
66 DIE WIEDERGEBURT DER WELT Dr. Rachel Armstrong rettet Venedig.
91 Take Five Was die Indie-Rocker The Magnetic Fields privat hören.
72 „ICH MAG SCHMERZ“ Das Biathlon-Wunder Miriam Gössner.
92 Top Spots Wichtige Termine, weltweit.
74 WIR BAUEN ST. MORITZ Bobbahn-Wartung auf Südtiroler Art.
94 Save the Date Top-Events in Österreich.
Standards 06 KAINRATHS KALENDERBLATT 98 IMPRESSUM
96 Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV. 98 Kolumne Lebenshilfe mit Christian Ankowitsch. 5
K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t
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pepejeans.com
Das Ei des Felix
2 D
as herz von red bull stra tos schlägt in lancaster, Kalifornien, knappe zwei autostunden nördlich von los ange les in der high desert gelegen. hier, unweit der edwards luft waffenbasis, ist eine aeronautik Firma mit dem pfiffigen namen sage Cheshire aerospace zu hause, zu deutsch: kluge Grinsekatze. art thompson und sein erstaun lich kleines team von nicht einmal zwanzig spezialisten arbeiten dort in zwei unscheinbaren hallen am stadt rand an red bull stratos, einer Mis sion, die die Grenzen der Menschheit ein kleines stück weiter hinaus ins all verschieben wird. Text: Werner Jessner Bilder: Balazs Gardi
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Kern des Projekts Red Bull Stratos ist die Kapsel, Felix Baumgartners wichtigste Schutzhülle auf seiner Reise in den Himmel, von wo aus er im freien Fall und per Fallschirm aus über 36.000 Metern auf die Erde zurückkehrt. Auf wenigen Kubikmetern ver dichtet die Stratosphärenkapsel HighTech in einer Art, wie sie im Zivilleben nur selten vorkommt (höchstens Militär oder Raum fahrt können dem noch etwas entgegensetzen – wenn sie denn dürfen). Die Konstrukteure der Kapsel zeigen uns exklusiv Baum gartners Logenplatz und weihen uns ein in die Geheim nisse dieses außergewöhnlichen Stücks Hochtechnologie.
ZUSATZBILD: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL STRATOS
Reale Be dingungen
Credit:
Bis zu –60 °C und ein so geringer Außendruck, dass das Wasser im Blut zu „kochen“ beginnen würde: In der Druckkam mer werden diese Belastungen für Kapsel und Raum anzug simuliert.
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2.0 ProLoG
ZUSATZBILDER: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL STRATOS, JÖRG MITTER/RED BULL STRATOS
Credit:
raumschiff oder ballon?
M
anchmal ist der zufall der größte Konstrukteur. abgesehen von meiner arbeit in der aeronautik, zum beispiel in tra gender rolle für northrop Grumman am „stealth“bomber b2 und vergleichbaren Projekten für air Force und nasa (die zu ihrer zeit selbstverständlich hoch geheim und am letzten stand der Wissenschaft waren), habe ich stets die leichte tech nische Muse gepflegt. Meine Firma, die dafür zuständig ist, trägt den einfach zu merkenden namen a2zFX und baut Film requisiten der anspruchsvollsten art für hollywood. unsere Kreationen sind etwa in „batman“, „stirb langsam“, „XFiles“ oder „Contact“ aufgetreten. Mein Freund arnold schwarzenegger, den ich durch meine arbeit für den Film kannte, veranstaltete die taurus stunt awards, und Felix baumgartner war einer
der Preisträger für seinen Flug über den Ärmelkanal. arnold stellte mich Felix vor. das war sehr freundlich von ihm. Mit Felix verstand ich mich auf anhieb. schon ein paar Monate später flog ich nach linz zu art of Kart, einem Kartrennen zugunsten von Wings for life, wo ich für das team usa startete und Felix für team austria. (ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wer gewonnen hat.) danach ging es weiter an den hungaroring, wo Felix ein paar runden in einem Formel1 Gerät fuhr und ich Kumpels besuchte, die es sich mit Porsches besorgten. ein paar tage später, ich war zurück in Kalifornien, läutete das telefon, es war sechs uhr abends bei mir. Felix war dran. „art, wenn du Joe Kittingers rekord sprung aus 31 Kilometer höhe überbieten wolltest: Wie würdest du das angehen?“ – „Ähm, Felix, bei dir ist es drei in der Früh?“ – „Ja, ich weiß. ich verlasse gerade das haus meiner Freundin.“ so ist Felix: Wenn ihn etwas beschäftigt, dann ist er 24 stunden pro tag am ball. es war also zeit für ein paar telefonate mit Kumpels aus früheren zeiten: als ers ten holte ich rick searfoss an den hörer, einen nasaCommander, der auf den space shuttles „Columbia“ und „atlantis“ geflogen war und außerdem erfahrung als testpilot mitbrachte. nach seinem ab schied von der nasa war er Chief Judge beim ansari XPrize, einem Wettbewerb für den ersten privaten raumflug. Mein zweiter anruf galt eric, einem designer. Wir erarbeiteten zwei lösun gen, wie man einen Menschen höher als 30 Kilometer in die stratosphäre bringen könne: entweder ganz klassisch mit bal lon und Kapsel oder mit einem raumflug zeug ähnlich dem XPrize. rick meinte, um erfolgreich zu sein, müsste man die hülle von scaled Composites und den raketenantrieb von XCor kaufen, beides spezialisierte unternehmen, die in der MojaveWüste daheim sind und an priva ten Weltraumfahrzeugen arbeiten. bei
Art Thompson, technischer Projektleiter, erklärt, wie es zum Design der Kapsel kam und welche Alternativen es gegeben hätte.
2.0 ProLoG
Raumschiff oder Ballon?
der berechnung der Kosten wurde uns schwindlig. außerdem gab es eine reihe ungelöster – vielleicht sogar unlösbarer – Probleme: Wir hätten Felix in 36 Kilo metern aus dem raumschiff katapultieren, danach die luke wieder dicht kriegen und den Piloten samt Fahrzeug wieder sicher zu boden bekommen müssen. Gemeinsam mit Felix und red bull entschieden wir uns für die altmodische, romantische, klassische Variante per bal
lon in seiner höchsten entwicklungsstufe: Viel höher als 36 Kilometer kann man in einem ballon nicht fahren, denn alles, was darüber hinausgeht, ist kaum noch kalkulierbar: schon unser ballon ist höher als eine Kathedrale! Was noch größer ist, wird absurd schwierig im handling. Wir können also ziemlich sicher sein, dass es niemandem gelingen wird, unsere Mission jemals unter vergleichbaren bedingungen zu toppen.
Luftmischer Die Atmosphäre im Inneren der Kapsel besteht aus einem SauerstoffStickstoff Gemisch, das Felix manuell justiert. Im Inneren der Kapsel herrscht 0,5 bar Überdruck. Da der Außendruck während des Aufstiegs permanent abnimmt, muss Felix auch den Kabinen druck sukzessive reduzieren.
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2.1 Technik
kapsel
zusatzbild: Christian Pondella/red bull stratos
D
as layout der Kapsel von red bull stratos wird von der Physik diktiert: die Über lebenszelle, die während des gesamten Fluges einen Überdruck von 8 psi (0,5 bar) behält, ist kugelförmig. der Grund: eine Kugel ist die stabilste Form, um druck zu widerstehen. die Größe (sechs Fuß im durchmesser, etwa 183 cm) wurde durch die notwendigkeit einer 4Fußtür (122 cm) diktiert, damit Felix mit rauman zug und Fallschirm bequem und sicher aussteigen kann. die ursprüngliche idee, diese Kugel aus Carbon zu fertigen, muss te sehr schnell verworfen werden: bei extremer Kälte und unter nahezu völligem sauerstoffabschluss hätte sich eine Car bonKugel ausgedehnt, während die tür – gefertigt aus transparentem Kunststoff auf acrylbasis – unter solchen bedingungen geschrumpft wäre. daher wurde die Kugel ganz altmodisch aus Fiberglas gefertigt. nicht weniger als genial in seiner schlichtheit und effizienz ist der Öff nungsmechanismus der tür: letztere rollt auf einer etwas größeren schiene unten und einer etwas kleineren oben, lehnt so mit um zehn Grad nach hinten. Wodurch das Öffnen sehr einfach ist und kaum Kraftaufwand erfordert. noch einen Vor teil hat diese simple Konstruktion, deren dichtheit auf bloßem Überdruck und drei silikonsiegeln beruht: sollte der druck im inneren – aus welchem Grund auch im mer – abfallen, kann Felix seine Füße ein fach gegen das türinnere stemmen, und die atemluft, die aus dem anzug strömt, dichtet die Kapsel durch den entstehen den Überdruck wieder ab.
die Überlebenskugel wird oben und unten von rohren aus ChromMolybdän stahl getragen, einem einfach zu verarbei tenden, gut zu schweißenden, robusten Material, das sich vom Mountainbike bis zum stockCarracing millionenfach bewährt hat. die Milchkannenform der gesamten einheit wird vom zusätzlichen Platzbe darf diktiert. im unteren teil, gleichsam im schatten der Kugel, sind die sechs weltraumgetesteten 12Voltbatterien für die bordspannung untergebracht. Jede hat das Format einer lKWbatterie und ist aus Gründen thermischer isolierung dick in styropor eingepackt. außerdem versammeln sich hier auf minimalem raum leitungen, sauerstoff und stick stoffreserven sowie sämtliche hardware, die keine schutzatmosphäre zum Funk tionieren benötigt. Wichtig zum Verständnis: die Kapsel besteht aus zwei komplett voneinander getrennten „Welten“. die eine im inneren der Kugel hat eine (atembare) atmosphäre, die äußere ist temperatur und atmo sphärenabfall bei steigender höhe schutz los ausgeliefert. Man musste sich bei der Konstruktion sehr genau überlegen, wel che Komponenten man nach außen pa cken durfte und welche nach innen in die Kugel verfrachtet werden mussten. natur gemäß sind besonders die Übergänge von der einen in die andere Welt potentielle Gefahrenherde, jedes Kabel, jede leitung, die außen und innenwelt verbinden. da her hält man die anzahl dieser Übergänge so gering wie möglich. der zylinder, der der Kugel aufgesetzt
ist, beherbergt das hirn der Kameras und kann in etwa so viel wie ein 36tonnen Übertragungswagen vor dem Fußball stadion (siehe seite 20). die seitliche beplankung besteht aus etwa zehn zenti meter dickem styropor, das mit hartem Kunststoff überzogen ist. die einzelnen Platten lassen sich ganz einfach abneh men, wie überhaupt die Konstruktion der außenhülle an einen Messestand gemahnt. Mehr konstruktive Finesse ist hier allerdings nicht gefragt, warum denn auch: Weder im aufstieg noch beim abstieg am Fallschirm (auch die Kapsel kehrt per Fallschirm zur erdoberfläche zurück) kommen besondere belastungen auf die außenhaut zu. Wir müssen uns an dieser stelle von der Vorstellung von Keramikfliesen ver abschieden, wie sie space shuttles als hitzeschild beim Wiedereintauchen in die atmosphäre getragen haben. Felix wird mit ein paar Metern pro sekunde steigen, das ist mit Flugkörpern, die aus dem orbit zurückkommen, nicht zu ver gleichen. auf den bildern nicht zu sehen ist das CrushPad auf der unterseite der Kapsel: etwa 50 zentimeter Karton in Wabenform dämpfen den aufprall bei der landung, wenn nach Felix’ ausstieg die Verbindung zum ballon per Fernsteuerung gekappt wird, die Kapsel nach unten saust und, von einem Fallschirm gebremst, landet. bei ersten tests hat das ausgezeichnet funktioniert: die Wucht des aufpralls lag mit gemessenen 6,8 g am unteren ende der berechneten belastung, die bis 10 g im grünen bereich liegen würde.
Größe zählt Die Ausstiegsöffnung ist mit 122 cm Durchmesser gerade groß genug, um Felix mit Druckanzug und Fallschirm einigermaßen bequem aussteigen zu lassen. Während des Fluges verhindern ein Mechanismus im Raumanzug und ein Beckengurt das Durchstrecken des Körpers. Erst im Freien kann sich Baumgartner aufrichten.
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2.2 innenLeben
kommandozentrale User’s Manual
Minibar
Der Getränkehalter hat Platz für fünf Trinkflaschen, die wegen der dehydrieren den Wirkung des reinen Sau erstoffs absolut notwendig sind. Im Raumanzug kann ich sie in dieser Position gerade noch erreichen.
Atmosphäre
In dieser Konsole befinden sich die beiden Ventile für Sauerstoff und Stickstoff, außerdem Druckanzeigen, die mir Höhe und Zusam mensetzung der Luft im Inneren meiner Kapsel anzeigen.
Sie wollten schon immer einmal in die Haut von Felix Baumgartner schlüpfen? Zumindest bei der Kapsel ist das möglich: Felix zeigt uns seinen Arbeitsplatz und erläutert die Funktionen. Selbstverständlich kennt er Funktion und Position jedes einzelnen Schalters auswendig. Er hat das in Tests unter verschiedensten Bedingungen mehrhundertfach geübt.
Ausstieg
Ohne diesen Hebel gibt es kein Entkommen aus der Kapsel: Er gibt den Tür mechanismus frei. Mit einer roten Klappe am Boden (hier verdeckt) fixiere ich danach die geöffnete Tür in ihrer Position.
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Kontrolle
Das ist mein Armaturenbrett und Rückspiegel zugleich: Die kleine Anzeige zu meiner Linken liefert Basisdaten zu meiner Position, im Monitor daneben kann ich unter neun Kamerapositionen wählen.
Ballon
Links oben liegen die Ventile für die Ballonkontrolle, ge sichert durch Klappen, um unabsichtliches Bedienen auszuschließen. Normaler weise sollte ich hier nichts zu tun haben.
Unterbrecher
Auf zwei Panele verteilen sich die rund achtzig Schal ter, mit denen sich jeder einzelne Stromkreis in der gesamten Kapsel unter brechen (und wieder neu starten) lässt.
Funk
Während meiner Mission stehe ich in permanenter Verbindung mit der Boden station. Am anderen Ende spricht Joe Kittinger – und nur er. Der Funk ist doppelt vorhanden und dual ausge legt: Ich kann also gleichzei tig sprechen und empfangen.
2.2 Kommandozentrale
W
ir wollten Felix am Weg nach oben etwas zu tun geben“, lächelt Marle hewett, 74. der amerikaner könnte ein gemütlicher Pensionist sein, wären da nicht diese augen. sie haben viel gese hen, denn der heutige red bull stratos Program Manager und senior Flight test engineer war testpilot, hat das aerospace engineering department der us naval academy geleitet, war navy Commander und hat genau wie Joe Kittinger in Viet nam als Pilot gekämpft. einen wie Marle hewett kann so schnell nichts beeindru cken. er ist gewohnt, dass Menschen in seinem umfeld funktionieren. allein die tatsache, dass einer wie hewett an bord ist, zeugt von der Professionalität dieser Mission. Für amateure in seinem arbeitsumfeld hätte ein Veteran wie er wenig Verständnis. hewetts urteil über Felix fällt nahezu euphorisch aus: „smarter bursche, lernfähig, willig, belastbar, fokussiert. in der luft beeindruckend, man merkt seine helikoptererfahrung. der richtige Mann für diese Mission.“ Felix baumgartners arbeitsplatz hat mehrere ebenen, die räumlich und inhalt lich klar voneinander getrennt sind (siehe vorhergehende doppelseite). da er sich wegen des raumanzugs kaum bewegen kann, war gute ergonomie des Cockpits entscheidend. die FactFinding Missions für den ersten Prototyp waren echte Pionierarbeit: in einem ei aus schichtholz wurden ein iKeabürostuhl und schaum stoffblöcke so lang herumgerückt, bis man ein stimmiges, ergonomisch funktio nelles layout erarbeitet hatte. erst dann
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Kontrolle
Redundanz
Die Verantwortung liegt bei der Mission Control am Boden. In der Luft führt Felix nur Befehle aus.
Jedes System ist mindestens doppelt ausgelegt. Es gibt Fern und manuelle Steuerung.
Nur im Fall eines Problems würde Felix von seiner Position in der Kapsel aus aktiv eingreifen können. Der Pilot ist das Backup.
Die gesamte Mission folgt einer hoch präzisen Checklist. Allein die Ausstiegs prozedur umfasst 36 Punkte, deren letzter „Jump!“ heißt.
ging es an die tatsächliche umsetzung. Wichtig dabei: obwohl die Mission red bull stratos im Großen und Ganzen von der Kommandozentrale am boden aus gesteuert wird, muss Felix baumgartner jederzeit in der lage sein, vom sitz in sei ner Kapsel aus selber einzugreifen. Jedes system an bord ist redundant ausgelegt, also doppelt vorhanden. die deutschen spezialisten der Firma riedel Communications sorgen für die Verbin dung zwischen Kommandozentrale und stratosphäre, ein Puzzlesteinchen, dessen bedeutung für das Gelingen von red bull stratos gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. der große Kasten im bereich des linken Knies sind rund achtzig unterbrecher, mit denen man jede einzelne Funktion der gesamten Kapsel ein und wieder aus schalten kann. sollte also etwas schief gehen oder auch nur nicht hundertpro zentig nach Plan laufen, kann Felix hier manuell eingreifen und einzelne schalt kreise deaktivieren oder neu starten. es gilt die gute alte Weltraumweisheit: Keep it simple (und denk an ein backup). selbst wenn die komplette Mission red bull stratos vom boden aus ferngesteuert wird, muss Felix dennoch jederzeit Posi
Alte Weltraumweisheit: Keep it simple (und denk an ein Back-up).
tion und Funktion jedes einzelnen unter brechers auswendig kennen und ihn blind erreichen können. direkt über diesem eindrucksvoll kompliziert wirkenden schaltkasten gibt es ein klappbares Kontrollpanel, in das die wichtigsten Werte der ballonfahrt ein geblendet werden. am Monitor daneben kann Felix zwischen neun Kamerapositio nen umschalten. das ist wichtig, denn durch seine eingeschränkte Mobilität im raumanzug ist er ohne Kameras nahezu blind (und das trotz der drei spiegel in der Kapsel und eines weiteren auf der außenseite des handschuhs). am boden links ist Platz für eine zu sätzliche sauerstoffflasche mit atemluft für eine halbe stunde: sie stellt die Ver sorgung auch im Falle eines kompletten ausfalls aller anderen systeme sicher. der hebel am boden rechts dekom primiert die Kapsel, die tür lässt sich zur seite rollen und mittels einer roten Klappe am Grund des unteren ringes arretieren, damit sie nicht – etwa durch eine erschüt terung beim aufstehen aus dem sitz – zu rückrollen kann. zu Felix’ rechter befindet sich die steu erung der innenatmosphäre: Über zwei Ventile reguliert er luftdruck und zusam mensetzung. Felix atmet reinen sauerstoff ein. die luft, die er in den anzug und dann weiter in die Kapsel ausatmet, hat somit noch immer einen hohen sauerstoff anteil. die zusammensetzung der Kapsel luft darf jedoch maximal 22 Prozent sauerstoff beinhalten, alles andere wäre zu gefährlich: ein Funken bloß, und die
zusatzbild: JÖrG Mitter/red bull stratos
innenLeben
Kapsel würde lichterloh brennen. daher muss Felix stickstoff als neutralisator zumischen. sollte ein bordfeuer ausbre chen, gäbe es eine einzige Möglichkeit zu löschen: ist der ballon bereits hoch genug gestiegen, würde ein Öffnen der tür die Flammen ersticken, da ihnen im beinahe Vakuum der zum brennen notwendige sauerstoff entzogen würde. rechts hinter dem sitz stehen in hal terungen am boden fünf trinkflaschen mit halmen, die durch eine luftdicht abschließende Klappe in den helm eingeführt werden können. die mensch liche lunge kann luft mit 100 Prozent Feuchtigkeit am besten veratmen. reiner sauerstoff trocknet den Körper von der lunge beginnend dramatisch schnell aus, daher muss Felix permanent trinken, um nicht zu dehydrieren. Was in den Körper reingeht, muss auch wieder raus, daher trägt er unter dem raumanzug eine art Kondom, das mittels schlauch mit einem reservoir auf der unterseite des sitzes verbunden ist. der sitz selbst stammt aus einem trophy truck, den stabilsten Fahrzeugen, die es im usrennsport gibt. damit Felix mit dem Fallschirm am rücken darauf sitzen kann, wurde die sitzfläche um einen knappen halben Meter nach vorn verlängert. die längsverstellung (der Griff dazu liegt auf der rechten seite des sitzes, schräg hinter der türentriegelung) ist nötig, damit Felix mit seinem druckanzug aus der Kapsel klettern kann. Was noch? drei Kameras (siehe auch folgende seiten) und ein stilvolles deckenlicht aus einem teppich blauer ledleuchten. den hatte sich die Film und Fotocrew gewünscht, sonst hätte der Kontrast zwischen der aufgehenden sonne in 36 Kilometer über Grund und dem relativ dunklen Kapselinneren die Kameras überfordert. „dabei habe ich ohnehin schon drei Fenster eingebaut“, lächelt art thompson. „Kein anderes raumfahrzeug hat eine derart prächtige aussicht.“
Marle Hewett, Program Manager von Red Bull Stratos, war wie Joe Kittinger Pilot in Vietnam. Danach hat der Techniker in leitender Position für U.S. Navy und NASA gearbeitet.
an borD
2.3 kameras
Dreifaches Auge Eine Fotokamera, eine HD und eine Digitalkamera nehmen Red Bull Stratos von den Auslegern am Kapsel äußeren auf. Sie sollten die spektakulärsten Bilder liefern. Während des Aufstiegs schießt die Fotokamera alle 10 Sekunden ein Bild. Wenn Felix aussteigt, schaltet sie auf Dauerfeuer.
a
ls brotundbutter Kamera dient uns beim Projekt red bull stratos eine weltraumtaugliche highdefinition Kamera, die wir nach unseren bedürf nissen modifiziert haben. normale Kondensatoren kannst du in der stra tosphäre vergessen: Wir mussten alle gegen für den orbit geeignete exemp lare austauschen. die kannst du nicht im shop kaufen, sondern nur bei spe zialisierten zulieferern, die mit dem Militär oder der nasa kooperieren. außerdem haben wir die standard einstellungen der Kameras über arbeitet, etwa die Verschlusszeit auf ein normales Maß runtergedreht, um diesen stakkatolook à la „saving Private ryan“ zu vermeiden. es soll
möglichst natürlich aussehen, mit einem gesunden Maß an bewegungs unschärfe. insgesamt haben wir neun stück dieser hdKameras an bord. zwei davon befinden sich im inneren der Kapsel: eine ist von vorn auf Felix gerichtet, eine schaut ihm über die schulter. das gibt erstens spektakuläre bilder und erlaubt es zweitens dem team, Felix’ ausstieg zu überwachen. sollte sich etwa der Fallschirm ver heddern, sieht das die Mission Control anhand der bilder dieser Kamera und kann Felix warnen. zwei hdKameras trägt Felix am anzug, eine ist nach oben, die andere nach unten gerichtet. am Chest Pack, das er umgeschnallt hat, ist außerdem eine GoPro montiert, die in 110Grad bildwinkel einen blick auf Felix wäh 17
an borD rend des Freifalls erlaubt. es ist dramaturgisch und für das Ver ständnis der zuschauer wichtig, dass man dem Mann während seiner Mission ins auge sieht (oder zumindest aufs beschlagene Visier) und später mitverfolgen kann, wie sich der Fallschirm öffnet. Von den Kameras außen möch te ich vor allem jene herausheben, die sich auf auslegern in luftdich ten aluGehäusen befinden. Wir haben jeweils eine hdKamera, eine Fotokamera (Canon 5d mit 14mmWeitwinkeloptik) und eine red in ein Gehäuse gepackt. die red macht 4Kaufnahmen, also solche, die man sogar für iMaX verwenden könnte. die red liefert die höchste derzeit überhaupt darstellbare Qualität. unsere redKameras haben wir dahingehend modifiziert, dass wir normale Canonspiegelreflex optiken verwenden können. es ist ganz schön eng in diesen aluzylindern, von denen einer 25 Kilo wiegt und dem dreifachen jenes drucks standhalten kann, dem er während der Mission ausgesetzt sein wird. Wir ziehen sämtlichen sauerstoff und alle Jay Nemeth ist für die Bilder von Red Bull Stratos, ob Film oder Foto, zuständig. Seit 25 Jahren filmt er alles, was fliegt. Er ist als ei ner von wenigen Men schen weltweit „zero g“qualifiziert, hat also Schwerelosigkeit selbst erfahren.
Feuchtigkeit aus den zylindern und schaffen eine 100Prozent stickstoffatmosphäre. das ist nötig, um ein beschlagen zu verhindern. Vor allem die red Kameras produzieren enorm viel hitze, und die Ventilatoren brauchen eine art von luft, die sie fächeln können. der Wärme tauscher funktioniert auf Glykol
Bilderzentrale Das Herzstück der Dokumentation von Red Bull Stratos kann so viel wie ein Übertragungstruck und hat doch am Kapseldach Platz. Die Aufnahmen werden 3 Terabyte an Daten generieren. Die Speicherrate wurde von technisch möglichen 100 auf 50 Megabyte pro Sekunde reduziert, um mit dem verfügbaren Speicher auszukommen.
basis. die technologie dafür ist an sich nicht neu – man verwendet sie auch, um zum beispiel einen rake tenstart von unten zu filmen –, aber in 36 Kilometer höhe hat meines Wissens nach noch niemand damit gearbeitet. sämtliche informationen, die die Kameras aufzeichnen, laufen im oberen teil der Kapsel zusammen. Was wir hier haben, entspricht etwa der technik eines kompletten Über tragungswagens samt Mikrowellen downlink. neun hdrecorder, neun KameraKontroller, Multiplexer, Konverter, audioelemente, span nungsrichter, Circuit breaker, tele metrie, Kühlung, Fernsteuerung für alles: ich glaube, dass noch nie zuvor so viele elemente auf so wenig raum untergebracht worden sind. das Verkabeln des dings ist eine Großtat: Mittels 128bitinterface ist die Kameraunit mit dem Kon trollpanel im inneren der Kapsel verbunden. Wir wollen Felix diese arbeit zwar ersparen, aber sollte es Pro bleme mit der Fernsteuerung geben,
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muss er in der lage sein, die manu elle steuerung der Kameras zu über nehmen. dazu haben wir die recor der so modifiziert, dass sie entweder ferngesteuert arbeiten oder aber automatisch in den aufnahmemodus gehen, sobald strom angelegt wird. Wir arbeiten hier mit einem back up fürs backup: Wir können es uns einfach nicht leisten, dass nichts auf den Chips gespeichert ist, nachdem Felix gesprungen ist … insgesamt generieren wir allein durch die onboardKameras drei terabyte an daten, die speicherrate haben wir von technisch möglichen 100 auf immer noch 50 Megabyte pro sekunde reduziert. selbstredend sind konventionelle Festplatten mit beweglichen teilen tabu. in der stratosphäre würden sie nicht funktionieren, befinden sie sich doch außerhalb der Kapsel atmosphäre, sind also damit einem beinaheVakuum und tiefsten tem peraturen schutzlos ausgeliefert. daher wir arbeiten ausschließlich mit solidstatespeichermedien. www.redbullstratos.com
In der nächsten Ausgabe lesen Sie alles über den Ballon, mit dem Felix Baumgartner in den Himmel steigt.
Jetzt Am Kiosk
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M채nner sind so.
Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen
Wohltuend Wie man anderen hilft? Zum Beispiel, indem man extrem gut läuft, Rad fährt oder klettert.
LAUFEN FÜR MICHAEL J. FOX 4260-Kilometer-Spendenmarathon zugunsten der Michael J. Fox Foundation zur Parkinson-Forschung: Sam Fox (24, USA) rannte von Kanada nach Mexiko. www.runwhileyoucan.org
FRAU WOLLE Die in New York lebende Polin Olek (33) ist Verpackungskünstlerin. Mit ihren Häkelnadeln. Nachts zieht sie los, durch die Straßen ihrer Wahlheimat New York. Doch statt einer Spraydose hat Olek Häkelnadeln und Wolle dabei, statt auf Häuserwände hat es die polnische Künstlerin auf Stadtmobiliar abgesehen: Einkaufswägen, Statuen, Autos. Ihre Wohnung ist völlig eingehäkelt, gern verpasst sie auch Freunden ein Kostüm aus Fäden. „Yardbombing“ nennt sich diese neue Street-Art-Form. Am liebsten häkelt Olek, wenn sie Filme schaut – und lässt sich von der Handlung beeinflussen. „Was meine Kunst offenbaren will?“, fragt sie. „Zieh am Ende des Fadens und finde es selbst heraus!“ Aktuelle Ausstellungen: www.agataolek.com
RADELN FÜR AUTISTEN Im März setzte sich Adam Biel (24, CAN) in Argentinien aufs Rad. Und stieg 100 Tage und 22.500 Kilometer später in Alaska wieder ab. Die Erlöse kommen einer Autismus-Stiftung zugute. www.cyclepanamerica.com
Es muss nicht immer Socke sein: Olek macht Häkeln zur Street Art.
BILDER DES MONATS
MOMENT MAL!
KLETTERN FÜR KINDER Karo Steinberg und Jenny Staiger (27 und 28, SUI) erklommen lateinamerikanische Gipfel zugunsten einer Gruppe bolivianischer Straßenkinder. www.moun10ear.com
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Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an: phototicker@redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.
Costa Rica Beim „Red Bull Blast from the Past“ ging es darum, ganz im Stile der siebziger Jahre zu surfen. Tony Roberts
Schlagt zu! Achtung: Hier wird scharf geschossen.
Red Bull Music Academy: Studio und DJ-Sessions.
BILDER: GREG CONSTANTAKIS, KARL GIANT, JENNSTARR PHOTO, COURTESY MOUN10EAR, NHLI/GETTY IMAGES, AGATA OLEK, BEN SALVETTI, SPORTS ILLUSTRATED/GETTY IMAGES, MATTHEW STOCKMAN/GETTY IMAGES, DAN WILTON/RED BULL CONTENT POOL. ILLUSTRATIONEN: COURTNEY TAYLOR-TAYLOR
Beats basteln in New York Dem Alltag den Rücken kehren und mit seinen Idolen ungestört im Soundstudio tüfteln. Für Musiker klingt das wie der Himmel. Ist es auch. Allerdings einer, dessen Tore weit offen stehen – und der den Namen Red Bull Music Academy trägt. Seit 1998 bereist das Musik-Camp den Globus und schlägt sein Quartier alljährlich für vier Wochen in Metropolen wie Kapstadt, Berlin, Toronto oder zuletzt Madrid auf. Im Gepäck: neuestes SoundEquipment und sechzig wissenshungrige Musiker aus aller Welt. Ihnen zur Seite stehen einige der Größten der Zunft. Techno-Pionier Carl Craig, Mark Ronson oder Dubstep-Meister Skream – Helden, die nicht bloß zum Vortrag bei der Academy vorbeischauen, sondern bleiben, nicht selten tagelang. Für Studio-Sessions und angeregte Diskussionen, vom Frühstück bis zum Nachtsnack. Im Herbst (ab 30. 9.) findet die Red Bull Music Academy in New York statt, der Geburtsstätte von Hip-Hop. Interesse? Musiker, DJs, Vokalisten und Produzenten – egal aus welchem Genre – sind eingeladen, sich für diese einmalige Reise zu bewerben. Die Frist läuft bis 2. April. Unterlagen auf: www.redbullmusicacademy.com
IVO KARLOVIC 251,4 km/h Der 2,08 Meter große Kroate schlug im März 2011 im DavisCup-Doppel gegen Deutschland das schnellste Service.
DENIS KULJASCH 177,6 km/h Der russische Verteidiger stellte im Rahmen des KHL All-Star Game 2011 den aktuellen Schussrekord auf.
ROCK ’N’ COMIC Courtney Taylor-Taylor zeichnet nicht nur für die Dandy Warhols verantwortlich. Er ist Frontmann der USRocker Dandy Warhols: cooler Blick, raue Stimme, ein „bohemian like you“. Nun zeigt sich Courtney TaylorTaylor von einer neuen Seite: als Autor eines Comics, das im düsteren Berlin der siebziger Jahre spielt. Im Zentrum: eine fiktive Synthesizer-Band, die zwischen die Fronten der Baader-Meinhof-Gruppe und der Regierungsbehörden gerät – und plötzlich verschwindet. Wie kam’s zu der Thematik? Ich liebe deutsche Musik aus den Siebzigern, Kraftwerk und so. Dadurch bin ich auf die Rote Armee Fraktion gestoßen. Als ich auf Tour in
Deutschland war, hab ich mit Zeitzeugen gesprochen und versucht, ein Gefühl für diese Zeit zu bekommen. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Ich schaue gerne Hip-Hop-Filme. Diese Typen haben Knarren, es gibt Gangs und Polizei – pure Action! Aber gute RockFilme? „Spinal Tap“, ja, aber sonst? Ich wollte einen echten Rock-Film schreiben. Am Ende ist dann aber doch ein Comic daraus geworden. Wie geht’s weiter? Im April erscheint das neue Dandy-Warhols-Album, und es wird ordentlich gitarrenlastig. Ganz anders als die Band in „One Model Nation“. www.onemodelnation.com
JASON ZUBACK 328 km/h Der Amerikaner ist 5facher „Long Drive Champion“ und beschleunigte den Golfball auf 328 km/h.
DAS GEWINNERBILD
St. Johann
Franky Zorn (vorn im Bild) schaffte bei seinem Heimrennen die Qualifikation für die WM-Bewerbe. Félix Rioux
San Francisco Jazz-Saxophonist Gary Bartz und SoulsängerAloe Blacc jammen auf der Red Bull Music Academy-Bühne. Lauren Crew
Sydney Jorge Ferzuli, David Colturi, Steve LoBue und Blake Aldridge (v. li.) qualifizierten sich für die Red Bull Cliff Diving World Series. Dean Treml 21
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Es rappelt im Karton Es frickelt, zischt, surrt. Seit fast zwanzig Jahren machen Mouse on Mars elektronische Musik, die klingt, als wäre das Inventar des Kinderzimmers zum Leben erwacht. Wenn Kraftwerk für eine strenge Version von Zukunftsmusik stehen, dann sind es im Fall des Düsseldorfer Duos eher japanische Spielzeugroboter, die als Klanginspiration dienen. Ihr gefeiertes Meisterwerk „Autoditacker“ erschien 1997, darauf vermengen sie blubbernde
Graffiti-Pionier Fedor Wildhardt alias CanTwo
KUNST AUS DER DOSE
: Wie bist du zu deiner Kunst gekommen? : 1982, vor genau dreißig Jahren, wurde durch Afrika Bambaataas Single „Planet Rock“ meine Begeisterung für Hip-Hop und Graffiti geweckt. Ein Jahr später mopste ich Sprühdosen aus dem Keller meines Vaters und sprühte das erste Bild an meine Schule. Richtig los ging’s, als 1986 „Style Wars“ im ZDF lief. Einer der Protagonisten dieser Doku war der weltberühmte Künstler Seen, du wurdest sogar in dessen legendäre Crew United Artists aufgenommen. 1997, als ich zum ersten Mal in New York war, lernte ihn über Freunde kennen – seit dem Film mein absoluter Held. Ein Jahr später kam er nach Deutschland, und wir malten gemeinsam. Er fragte mich, ob ich nicht der Crew beitreten möchte. Das war das Größte, was ich zu diesem Zeitpunkt erreichen konnte. … und deine eigenen Projekte? 1992 hatte ich mich mit einigen Freunden zusammengeschlossen und meine eigene Crew gegründet – die Stick Up Kids. Viele bewundern die Figuren, die du malst. CanTwo-Charaktere sind ein Begriff in der Szene, Nachwuchskünstler versuchen sie zu kopieren … Die habe ich über die Jahre entwickelt. Viel mit Farben und harten Schattierungen experimentiert. Für meinen Begriff sind die jetzt fertig. Du hast an der Aktion „Tischdekoration“ von RB Leipzig teilgenommen. Beim Splash!-Festival durften einige Künstler Tischkicker bemalen. Mein Beitrag bestand in einigen Schriftzügen zum Thema Fußball.
Klänge mit komplexen Beats zu einem Sound, der damals unerhört frisch war. Schnell gab es Nachahmer – Mouse on Mars zogen weiter. Sie nahmen mit Alt-Punk Mark E. Smith (The Fall) ein Album auf und interpretierten die Musik des Komponisten Karl-Heinz Stockhausen live mit Orchester. Diese Eindrücke lassen Mouse on Mars nun in ihre neue Platte „Parastrophics“ einfließen. Das heißt: mehr Gesang, mehr Bass, näher am Dancefloor – und dennoch meilenweit von House oder Techno entfernt. „Live lassen wir’s krachen. Auf Platte wollen wir beide Seiten zeigen. Unsere krude wie auch die leichtfüßige. Kann jeder abgehen, wozu er will“, sagt MoM-Hälfte Jan St Werner. www.mouseonmars.com
Amsterdam
Mit einer kleinen JamSession wurden die Red Bull Studios in den Niederlanden eröffnet. Arenda de Hoop
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www.cantwo.com
Oslo
Ohne Kompromisse stürzten sich die Teams beim Red Bull Sparkstøtting Supercross den Grefsenkollen hinunter. Gali Anikeyev
Guadalajara Früh übt sich, was eines Tages ein echter Skateboard-Meister werden will. Miguel Angel López Virgen, Red Bull Drenaje
BILDER: CANTWO, SEBASTIAN SZARY (2)
Ein Song aus den Achtzigern ließ Fedor Wildhardt zu einem der berühmtesten Sprayer Deutschlands werden.
Jan St Werner (li.) und Andi Toma frickeln auf „Parastrophics“ (Monkeytown).
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Meine Welt
Madonna
Neues Album, neuer Film, Star der Super-Bowl-XLVI-Halbzeit-Show: 2012 könnte das Jahr von Madonna werden – wie schon so viele zuvor.
Öffe ntlic he Lie be
Tän zeri n
n Madonnas Heirat mit Sea n Penn war ein ebenso großes Medienth ema wie die Scheidung 1989. Von 2000 bis 2008 war sie mit Regisseur Guy Ritchie ver heiratet. Ihr aktueller Partner ist ein 24-jähr iger Tänzer, ihr Liebesleben sorgt stets für Schlagzeilen. „Wird das Thema den Leu ten denn nie langweilig?“, fragte sie im Jän ner.
Am 16. August 1958 um 7.05 Uhr brachte Madonna Louise Fortin Ciccone im Bay City Mercy Hospital in Michigan ihre Tochter Madonna Louise Ciccone zur Welt. Die Mutter starb, als Little Nonni fünf Jahre alt war. Die Kleine wurde Cheerleaderin, weil sie nur eines wollte – tanzen. Brach das College ab, um in New York als Profi-Tänzerin zu arbeiten, gründete eine Band, später eine weitere und brachte 1982 ihre erste Single heraus: „Everybody“.
Bestse lle r
Madonna ist die kommer ziell erfolgreichste Solokünstlerin aller Zeiten. Acht große Konzert- und vier kleinere PromoTouren (allein die „Sticky & Sweet“Tour 2008/09 spielte mit 85 Auftritten vor 3,5 Millionen Fans in 32 Ländern 407,7 Millionen US-Dollar ein), dazu 300 Millionen verkaufte Tonträger, das ergibt ein geschätztes Vermögen von einer halben Milliarde Dollar.
Ikone der Achtz iger
Mit „Lucky Star“, „Material Girl“ oder „Like a Virgin“ stieg Madonna unter die großen drei der 1980er auf – neben „Jacko“ und Prince – und verhalf MTV zum Durchbruch. 1985, an ihrem 27. Geburtstag, heiratete sie Sean Penn, im selben Jahr spielte sie ihre erste Filmrolle in „Susan … verzweifelt gesucht“ und war zu dieser Zeit die berühmteste Frau der Welt.
Au fr eg er -V id
text: Paul wilson. illustration: lie-ins and tigers
Hitfab rik
Man kann von Madonna halten, was man will – ihr Einfluss auf die Popmusik ist unbestritten. Madonna hatte im Lauf ihrer über dreißig Jahre währenden Karriere in jeder Dekade Nummer-1-Hits. Beispiele: „Papa Don’t Preach“ (1986) , „Vogue“ (1990), „Music“ (2000). Ohne Madonna gäbe es im Pop keine Girl Power, keine Brit ney Spears … und keine Lady Gaga.
Wie der geb urt
Im Kino
2011 erschien „W. E.“, der zweite Film, in dem Madonna Regie führte. In Kritiken des Streifens wurde ihre Filmkarriere als Ganzes unfreundlich kommentiert – zu Unrecht: Ihre Leistungen in „Susan … verzweifelt gesucht“, „Dick Tracy“ und „Eine Klasse für sich“ waren durchaus überzeugend. Und „Im Bett mit Madonna“ ist eine der besten Musik-Dokus, die je gedreht wurden.
eo
s Madonna-Videos sin d gut inszeniert: kein Wunder bei Regisseuren wie etwa Da vid Fincher („Seven“, „Verblen dung“), der für die Videos von „Vogue“ und „Express Yours elf“ verantwortlich zeichnete. Der Vatikan verurteilte das Video von „Like a Prayer“ als blasp hemisch.
Poesie 1994 schrieb der Schriftsteller Norman Mailer für das „Esquire“-Magazin eine Cover-Geschichte über Madonna. Darin verglich er ihre Videos mit Poesie. „Interessant“, wunderte sich Madonna. „Das kam mir selber bislang noch nie in den Sinn.“ Womit sie wohl den meisten aus der Seele sprach.
Über die Jahre veränderte Madonna ihren Sound niemals zur Gänze, sie ging jedoch stets mit der Zeit. Sie arbeitete mit den angesagtesten Produzenten und Künstlern, etwa William Orbit (der „Ray of Light“ produzierte) oder dem fran zösischen Elektro-Künstler Martin Solveig (beim neuen Album „MDNA“, auf dem auch M.I.A . und Nicki Minaj zu hören sind). Im März erscheint Madonnas neues Album „MDNA“; www.madonna.com
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EINST UND JETZT
ALPINJACKEN
LEGENDE ROBERT-LAWRIE-ALPINJACKE, 1953 Mount Everest, 29. Mai 1953: Als der Neuseeländer Edmund Hillary als erster Mensch den höchsten Berg der Welt bezwingt (mit seinem Begleiter, dem Sherpa Tenzing Norgay), trägt er eine maßgeschneiderte Jacke des Londoner Ausrüstungsspezialisten Ro24
bert Lawrie. Lawrie, selbst versierter Kletterer und Amateur-Rennfahrer, hatte bereits in den 1930er Jahren begonnen, Bergschuhe, Alpin-Equipment und Bekleidung zu produzieren. Ihre Jacken fertigte die Firma Lawrie Ltd. damals aus eng gewobener Baumwolle.
„In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Kleidung State of the Art: relativ wasserfest und leicht“, erinnert sich Edmund Hillarys Sohn Peter. Er trug die EverestJacke seines Vaters später regelmäßig im Skiurlaub. www.aucklandmuseum.com
TEXT: ANDREAS ROTTENSCHLAGER
Ein englischer Hobby-Rennfahrer hatte die Kleidung für Edmund Hillarys Everest-Expedition vor knapp 59 Jahren genäht. Heute vertrauen Top-Alpinisten auf Hightech made in Bayern.
BILDER: ROSS BROWN, KURT KEINRATH
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LEICHTGEWICHT SCHÖFFEL-TOURENJACKE ROPE, 2012 K2, 23. August 2011: Gerlinde Kaltenbrunner gelingt ihr schwierigster Gipfelsieg – im siebten Anlauf bezwingt die österreichische Alpinistin den 8611 Meter hohen Berg an der Grenze zwischen Pakistan und China. Kaltenbrunner ist somit die erste Frau, die
alle 14 Achttausender ohne Zuhilfenahme künstlichen Sauerstoffs bestiegen hat. Mit im Gepäck am K2: Kaltenbrunners Tourenjacke Modell „Rope“ des bayrischen Alpinausrüsters Schöffel. Gewicht: schlanke 395 Gramm, Kapuze und Kinnschutz inklusive.
Das Obermaterial der Schöffel-Jacke ist aus wind- und wasserdichtem dreilagigem GoreTex-Pro-Shell-Material gefertigt (genauer gesagt aus 72 Prozent Polyamid, 24 Prozent PTFE [vulgo Teflon] und 4 Prozent Elastan). www.schoeffel.com
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MEIN KÖRPER UND ICH
IVAN ORIGONE
260 km/h auf Skiern hält er für „fahrbar“: Der bald 25-jährige Italiener tritt an, den Speed-Weltrekord seines Bruders Simone zu brechen. Angst? Kennt er nicht.
FAM ILIEN ZUSA MME NHA LT
Mit drei Jahren stand ich erstmals auf Skiern. Mit sieben nahm ich an den ersten Rennen teil – und wollte von da an Profi werden. Mit fünfzehn folgte ich meinem siebeneinhalb Jahre älteren Bruder Simone ins SpeedskiLager. Unsere Eltern machen sich Sorgen wegen unseres Berufs. Dafür sind wir zu zweit und können einander in schwierigen Situationen beistehen. Das beruhigt sie ein bisschen.
DER SCHNE LLSTE MANN
Meine größten Erfolge bisher? Der Gesamtweltcupsieg 2008 und der Jugend-Weltrekord von 250,7 km/h im Jahr 2006. Mein Ziel: Simones 251,4-km/h-Bestmarke von 2006 zu verbessern. Er ist vierfacher Speedski-Weltmeister und wäre darüber sicher nicht erfreut. Andrerseits sind Rekorde ja da, um gebrochen zu werden … und so bliebe der Rekord wenigstens in der Familie.
AM LIMIT
Ich glaube, dass es möglich ist, auf Skiern 260 km/h zu fahren. Dazu braucht es allerdings einen Ausnahmeathleten und perfekte Bedingungen. Das Skiresort Les Arcs in den französischen Alpen (Département Savoyen) ist so ein Ort. Die Strecke ist sehr lang, ohne tiefe Spuren, liegt komplett in der Sonne. Außerdem hat das Organisationsteam viel Erfahrung mit High-SpeedPräparierungen der Piste.
FLEIS CH AU F DE N RI
PP EN
Ich wiege 78 Kilo. In meinem Sport ist es wichtig, nicht zu leicht zu sein. Generell achte ich auf einen guten Ausgleich zwischen Proteinen, Kohlenhydrate n und Fett, nur in der Aufbauphase liegt der Schwerpunkt auf Eiweiß. Am liebsten esse ich Fleisch und Pasta. Nur eines hasse ich: Pfefferoni.
AUS FLU G IN DEN WA LD
in Mein schlimmster Crash geschah 2009 end währ ich wo ont, Champoluc im Piem eines Trainings einen Ski verlor. Da entt lang der Piste keine Fangnetze angebrach ein waren, rauschte ich mit 140 km/h in Wäldchen. Ich brach mir drei Rückenerlitt wirbel, den Oberarm, eine Rippe und frakMikro eine sowie schwere Prellungen rte tur des Beckens. Die Genesung daue eine ist en blieb ckge Zurü fast ein Jahr. s große Narbe am Arm, in dem bis letzte n. ware setzt einge n aube Jahr Schr
STAR K IM KO
PF Die größten Belastungen beim Speedskiing wirken auf den Kopf. Du mu sst also deinen Nacken trainieren. Was du auch brauchst: eine starke Bein- und Bau chmuskulatur. Die nötige Fitness erarbeite ich mir mit Krafttraining – wegen meiner Rückenschmerzen beschränke ich mich jedoch auf Übungen mit eigenem Körpergewicht .
FURC HTLO S
Angst kenne ich nicht – schon gar nicht bei einem Rennen. Ich fürchte auch den Tod nicht, nur schwere Krankheiten. Mentaltraining mache ich keines. Ich kann mich aber sehr gut konzentrieren und vor einem Rennen von der Außenwelt komplett abschotten.
Termine und Ergebnisse auf: www.fis-ski.com
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TEXT: ULRICH CORAZZA. BILD: STEFANO CATTELAN
ADRENALIN PUR Ich bin ein echter Speed-Junkie! Ich mag schnelle Autos und Motorräder. Unlängst durfte ich auf der Motorrad-Rennstrecke von Mugello (in der Toskana) einige Runden auf einer Ducati drehen – ein großartiges Erlebnis. Auf der anderen Seite bin ich sehr naturverbunden, fahre gerne Fahrrad oder gehe mit meinem Hund Balu spazieren.
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ACTION ON DEMAND
Red Bull TV als Internet-App für HD-Fernseher: ab sofort in der Schweiz und in Deutschland.
ILLUSTRATION: DIETMAR KAINRATH
Lust auf eine Surf-Expedition im Südpazifik, den lässigsten Club in der Karibik, die heißeste Party in Brasilien, aber kein Flugticket in der Tasche? Kein Problem, mit Red Bull TV holen Sie sich die spannendsten Events an den aufregendsten Destinationen ins Wohnzimmer – in Deutsch-
land und der Schweiz ab sofort auch rund um die Uhr in HD auf Ihrem TV-Gerät. Alles, was Sie dazu brauchen, ist eine Internetverbindung und eine Set-Top-Box von Red Bull-Partner VideoWeb – und schon kann’s losgehen: die besten Live-Shows und Action-Clips zu Snowboarden,
Red Bull TV in HD als Livestream und Video on Demand auf Ihrem TV-Gerät.
Surfen, Breakdance, Motorsport und vielem mehr im Loop zum Zurücklehnen und Mitstaunen und Vollversionen unserer beliebtesten TV-Serien als Video on Demand. Mit Robbie Maddison und den Motocross-Freestylern der Red Bull X-Fighters durch Ägypten jagen, mit Red Bull Cliff Diving-Star Orlando
Duque von den Klippen der Osterinsel springen, hautnah dabei sein, wenn Formel-1Champion Sebastian Vettel erzählt, was ihn wirklich antreibt. Sie haben die Wahl. Willkommen in der Welt von Red Bull. Infos zum Programm unter: www.redbull.tv; Infos zur Set-TopBox unter: www.videoweb.de
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In ihrem neuen Streifen kämpft Lawrence ums Überleben.
MIT PFEIL UND BOGEN
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TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILDER: LIONSGATE FILMS
JENNIFER LAWRENCE
Oscars war ich ständig besorgt, dass ich mich bekleckere oder Schweißflecken ins Kleid mache (lacht). Wie gehst du heute damit um? Zum Glück habe ich Leute, die mir bei der Kleiderauswahl helfen. Als ich noch Independent-Filme gemacht habe, ging es hauptsächlich darum, den Text Ihr großes Talent bewies sie in „Winter’s Bone“. Mit ihrem auswendig zu lernen. Von dieser anderen Seite meineuen Film wird die bodenständige Einundzwanzigjährige nes Jobs hatte ich keine Ahnung: Wenn du ein Kleid nun in Hollywoods oberste Schauspielliga aufsteigen. von Designer A trägst, wird Designer B nicht mehr mit dir arbeiten. Du trägst also ein Kleid, das dir gar nicht Mit der Rolle eines zähen Mädchens vom Land begeisgefällt, nur um einen Designer nicht zu verärgern. terte sie Hollywood: 2010 spielte Jennifer Lawrence Das klingt ja fast ein wenig nach deiner Rolle in die Hauptrolle in dem Drama „Winter’s Bone“. Darin „Die Tribute von Panem“ … verkörpert sie eine Jugendliche im kargen BundesTotal! Vor den Dreharbeiten hab ich dem Regisseur Geburtsort/-datum staat Missouri, die sich allein um ihre Geerzählt, dass ich mich etwas fremd in 15. August 1990, Louisschwister und die psychisch kranke Mutter dieser neuen Welt fühlte. Wie eine Puppe, ville, Kentucky, USA kümmert. Starker Tobak, welcher der der man Kleidchen und Stöckelschuhe anJugend heute 21-Jährigen eine Oscar-Nominierung zieht. Der Protagonistin Katniss geht’s in Nach dem Highschooleinbrachte – und einen Umzug nach Hollydem Film ja sehr ähnlich. Abschluss zog sie als wood nahelegte. Mit ihrem neuen Streifen Wie hast du dich auf die vielen StuntVierzehnjährige nach New York, um Schau– der Film-Adaption des Fantasy-Bestsellers Szenen in dem Film vorbereitet? spielerin zu werden. „Die Tribute von Panem“ – steht ihr nun gar Ich hatte sechs Wochen lang Pfeil-undErfolg der Durchbruch in die Superstar-Liga der Bogen-Training. Aber das war’s. Ich hab Für ihre Rolle in „Winglamourösen Filmstadt bevor. Lawrence während des Films so viel gegessen wie ter’s Bone“ war sie 2010 spielt darin die 16-jährige Katniss, die im noch nie. Das war wichtig, weil ich bei all als beste Hauptdarstelpostapokalyptischen Nordamerika an einem der Anstrengung Energie brauchte. lerin für den Oscar Ab 23. 3. im Kino: „Die tödlichen Wettbewerb, einem Mittelding Aufgrund der Bestseller-Vorlage wird nominiert – als bislang Tribute von Panem“ zwischen Reality-Show und Gladiatorendem Film ein Riesenerfolg prophezeit. zweitjüngste Schauspielerin in dieser Kategorie. kampf, teilnehmen muss, um ihre Schwester zu retten. Bist du bereit für ein Leben als Superstar? Natürlich denk ich mir gelegentlich, oh Gott, nach Aktuell Grade hat sie die Komö : Hast du dein erstes Jahr im diesem Film kann ich nicht mal mehr in eine Bar gedie „The Silver Linings Rampenlicht genossen? hen ohne Paparazzi im Nacken. Aber ich gehe abends Playbook“ an der Seite : Am Anfang war es schon unohnehin ungern aus und suche stets nach Ausreden, Robert De Niros und gewohnt – gerade die Preisverleihungen. Ich komme daheim bleiben zu können. Und nach diesem Film hab Bradley Coopers abgeaus Kentucky, 100.000-Dollar-Kleider mit Schleppe ich dann vielleicht eine gute: Sorry, ich bin berühmt! dreht. Der Film kommt Den Trailer gibt’s auf: www.dietributevonpanem.de zu tragen gehört da nicht gerade zum Alltag. Bei den im Winter in die Kinos.
NEU: FLU¨GEL FU¨R JEDEN GESCHMACK.
GESCHMACK – CRANBERRY, LIMETTE ODER HEIDELBEERE. WIRKUNG – RED BULL.
Biker gegen Biker im 25-Meter-Oval: Red Bull Mini Drome ist packender Radsport am physikalischen Limit bei minimalem Platzbedarf.
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formelsammlung
Drehwurm
bild: Vincent curutchet/red bull content pool. illustration: mandy fischer
Red Bull Mini Drome ist die kleinste Radrennbahn der Welt. Um nicht aus der Umlaufbahn katapultiert zu werden, geht’s an die Grenzen der Physik*. Kampf der Kräfte im red bull mini drome wird mit fixed-Gear-bikes gefahren, also eingangrädern ohne freilauf. Welches maximaltempo ist möglich? nehmen wir an, die höchste umdrehungszahl, die man wegen der geringen abmessungen des mini-Velodroms erreichen kann, liegt bei 110 u/min. das vordere Zahnrad (Kettenblatt) hat 42 Zähne, das hintere (ritzel) 16. Wenn sich das Kettenblatt einmal gedreht hat, dann muss sich auch das ritzel um 42 Zähne gedreht haben, also etwa 2,6-mal. tritt der fahrer mit 110 u/min, dann dreht sich das hintere rad mit knapp 289 u/min. das rad (28 Zoll) hat samt reifen einen durchmesser von etwa 68 cm. nach U = dπ errechnet sich ein umfang von knapp 2,14 m. rotiert das hinterrad mit 289 u/min, ergibt das eine Geschwindigkeit von rund 617 m/min. das entspricht etwa 10,3 m/s oder 37 km/h. diese schätzung bewegt sich auch in der Größenordnung der tatsächlich gemessenen Werte. und dann sind da noch die lästigen Kurven. Wie groß sind die beschleunigungen, die in diesen Kurven auftreten? die Zentripetalbeschleunigung (aZP), die den biker auf der Kurvenbahn hält, berechnet sich durch aZP = v²/r. den Kurvenradius kann man mit 2 m abschätzen. Je nach tempo ergeben sich daher bis zu 50 m/s², also bis zu 5g (siehe Grafik links oben). und die schräglage? die Zentripetalkraft (FZP) wird durch die Gravitationskraft (FG ) und die bodenreaktionskraft (FBR) verursacht (s. Grafik links unten). letztere ist eine folge des dritten newtonschen axioms: Kraft ist gleich Gegenkraft. in unserem fall drückt das bike auf den boden, der boden drückt mit gleich großer, aber entgegengerichteter Kraft auf das bike. aus der abbildung kann man herauslesen, dass folgender Zusammenhang gilt: tan = FG /FZP und somit = arctan(FG /FZP). Weil sich die Zentripetalkraft mit FZP = mv²/r berechnet und die Gravitationskraft mit FG = mg, kann man auch = arctan(mg/(mv²/r)) = arctan(rg/v²) schreiben. setzen wir für den radius 2 m ein und für g 10 m/s², ergeben sich für den Zusammenhang zwischen fahrgeschwindigkeit und schräglage die Werte in der illustration oben. bei maximaler Geschwindigkeit beträgt die schräglage zur horizontalen ( ) dann nur noch rund 12°: man liegt also schon beinahe waagrecht. König der Kurve „ich bin noch nie zuvor auf so einer kleinen bahn gefahren“, sagt der engländer chris akrigg, sieger des red bull mini dromeevents in london 2011. „lustigerweise ist mir während der Qualifikation nach ein paar runden schwindelig geworden, bei den platzierungsrennen, wo zwei fahrer auf der strecke sind, aber nicht.“ seine schnellste runde fuhr akrigg in 3,232 sekunden, sein top-speed betrug 36,23 Kilometer pro stunde. akriggs tipps für das kleine oval: „Vertrau auf deinen Grip, versuch dein tempo zu halten und, am allerwichtigsten, hab spaß!“ Red Bull Mini Drome: 14. 4. 2012, Charlotte (NC), USA; www.chrisakrigg.com * Mag. DDr. Martin Apolin, 46, promovierter Physiker und Sportwissenschaftler, arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor an der Fakultät für Physik in Wien und ist mehrfacher Buchautor.
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ZAHLEN DES MONATS
WINTER X GAMES
Von 14. bis 16. März findet im französischen Tignes die dritte Europa-Ausgabe der Winter X Games statt. In den USA schreiben die wagemutigen Freestyle-Wintersportler schon länger Geschichte.
Seit 1997 werden bei den Winter X Games in den USA (seit 2002 durchgehend in Aspen, Colorado, zu Gast) alljährlich die weltbesten Wintersport-Freestyle-Athleten ermittelt. Das europäische Pendant findet von 14. bis 16. März zum bereits dritten Mal in Tignes im Département Savoyen statt. 150 Weltklasse-Freestyler aller Kontinente werden in acht Bewerben (Ski- und Snowboard-Superpipe sowie Ski- und SnowboardSlopestyle) um Medaillen kämpfen.
Shaun White
Chas Guldemond
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Mark McMorris
Die Premiere der Winter X Games fand 1997 am Big Bear Lake (Kalifornien) statt. Zur Austragung gelangten damals auch noch Bewerbe wie Schnee-Mountainbiking und Eisklettern. Die Schwedin Jennie Waara markierte in diesem ersten Jahr einen bis zum heutigen Tag unerreichten Rekord: Sie holte mit Gold im Snowboard X, Silber in der Halfpipe und Bronze beim Slopestyle insgesamt drei Medaillen.
100
Shaun White ist „Mister X Games“: „The Flying Tomato“ schnappte sich bisher 12-mal Gold, 3-mal Silber, 2-mal Bronze. Der letzte große Coup gelang dem Kalifornier bei der diesjährigen, 16. X-Games-Ausgabe (26. – 29. 1.) im Snowboard-Superpipe-Bewerb, den er mit der erstmals in der Geschichte vergebenen (maximalen) Anzahl von 100 Punkten gewann. „Auf diesen einen perfekten Lauf habe ich mein gesamtes Leben gewartet“, sagte White, der damit auch den bislang bestehenden X-Games-Rekord von Landsmann Chas Guldemond (99,33 Punkte, aufgestellt in Tignes 2011) ausgelöscht hat.
Nate Holland Sebastien Toutant
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Hatte Snowboard-Crosser Nate Holland bei Olympischen Spielen bislang nicht allzu viel Fortüne – Vierzehnter in Turin 2006, Vierter in Vancouver 2010 –, ist er bei den X Games das Maß der Dinge. Von 2006 bis 2012 holte der US-Amerikaner mit Ausnahme von 2011 (Platz drei) in diesem Bewerb sechs Goldmedaillen. Mit fünf Triumphen in Folge hält Holland auch die längste Siegesserie in einer X-Games-Disziplin.
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2011 zeigte es der australische FreestyleMotocrosser Jackson Strong bei den Summer X Games in Los Angeles vor: Der erste Frontflip der Geschichte brachte ihm die Goldmedaille im „Moto X Best Trick“-Bewerb ein. 2012 zeigte der Amerikaner Heath Frisby das gleiche Kunststück – allerdings auf einem Snowmobil. Frisby hatte seine Pläne für diesen äußerst gewagten Sprung bis zuletzt geheim gehalten. „Diesen Sprung gestanden zu haben bedeutet mir alles“, sagte ein strahlender Frisby hinterher im Beisein seiner Eltern und Großeltern.
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Achtung, Teenager-Alarm! 2011 holte sich der damals 18-jährige Kanadier Sebastien Toutant bei seiner X-Games-Premiere die Goldmedaille im Snowboard-Slopestyle-Bewerb. Das „jüngste Podest“ der Geschichte komplettierten Toutants 17-jähriger Landsmann Mark McMorris – der nach Torstein Horgmo (NOR) als zweiter Athlet der Geschichte einen Triple Backflip stand – und der ebenfalls erst 17-jährige Tyler Flanagan (USA).
Ergebnisse und Videos auf: www.espn.go.com
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TEXT: ULRICH CORAZZA. BILDER: ESPN IMAGES (4), GETTY IMAGES (1)
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AFRO COFFEE
EIN HAUCH VON AFRIKA.
In Kaffa, im äthiopischen Bergland, wuchs Kaffee ursprünglich wild. Heute kommen von hier die besten Bohnen Afrikas und werden mit Sorten aus anderen Kontinenten veredelt – für ein ganz besonderes Geschmackserlebnis: Afro Coffee. Edler Arabica, verfeinert mit hervorragendem Robusta für eine noch feinere Crema, schonend geröstet und selbstverständlich FAIRTRADE-zertifiziert. Genießen Sie Afro Coffee zu Hause oder unterwegs in allen OMV Stationen mit VIVA – als kleinen Zwischenstopp in Afrika.
Action
Im Rausch
DER FARBEN Sieg des Guten über das Böse, ein missgünstiger Gott und Frühlingsbeginn: das sind drei gute Gründe für Millionen Inder, sich tagelang mit Farben zu bewerfen. Willkommen beim Holi-Festival. Text: Arkadiusz Piątek, Palani Mohan; Bilder: Palani Mohan
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Holi Die Städte in einem Farbenmeer, Menschenmassen auf den Straßen, ganz Indien im Ausnahmezustand. Es ist der Beginn des Monats Phalguna, und man feiert Holi, das Fest der Farben. Eines der fröhlichsten und spektakulärsten Feste des Landes. Und das bunteste. Tagelang vertreibt man böse Wintergeister, zelebriert den Triumph der Farben über das Grau, den Sieg des Guten über das Böse. Die wichtigsten Zutaten dafür: Farbpulver und gefärbtes Wasser. So viel wie möglich. Die Stadt Nandgaon im Holi-Fieber: Männer schützen ihre Gesichter vor herabfallendem Pulver.
Action
Die legenDe Um die Ursprünge des Holi ranken sich zahlreiche Legenden. Nur ein Beispiel: Einst soll der junge Hindu-Gott Krishna neidisch auf den hellen Teint seiner Gefährtin Radha gewesen sein. Seine Ziehmutter Yashoda habe ihm daraufhin geraten, das Gesicht seiner Geliebten mit Farbe zu bemalen. Was er auch getan habe. Und dies wird heute von Millionen feierlich nachgeahmt. Oben links: Ein Geistlicher zelebriert Holi. Rechts: Feiernde im Farbenregen. An sich sind Signalfarben (oben) typisch für das Festival, in der Stadt Dugi (unten) greift man auch zu – etwas – zurückhaltenderen Farbtönen.
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Im Farbenmeer Die Holi-Regeln sind rasch erklärt: In dieser Farbenschlacht ist jeder Opfer und Täter zugleich. Zumindest jeder, der sich auf die Straßen wagt. Im dichten Gedränge werden Freunde und Fremde, Bekannte und Touristen mittels Farbpistolen und gefärbten Puders unkenntlich gemacht. Übrigens: Geschäfte und Büros bleiben während der je nach Region zwei bis sechzehn Tage dauernden Feierlichkeiten vorsichtshalber geschlossen.
Vereintes Volk Bei aller Ausgelassenheit: Das Holi ist kein sinnentleertes Spektakel. Die Festivitäten bringen das Volk nicht nur auf die Straßen, sie führen es auch zusammen: Mit dem gemeinsamen Farbenspiel sollen Streitigkeiten ausgeräumt werden, die sozialen Grenzen verschwimmen, das rigide Kastensystem löst sich auf. Zumindest für einige Tage. Gemeinsam den Winter vertreiben: Im Nandagram-Tempel von Nandgaon im Bundesstaat Uttar Pradesh im Norden Indiens setzt man dabei auf die Frühlingsfarbe Grün.
Action
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VrinDaVan Ursprünglich im Norden Indiens gefeiert, verbreitete sich die Tradition des Holi über das ganze Land. Heute gilt es als Attraktion sowohl für Nicht-Hindus als auch für Touristen. Das religiöse Epizentrum des Festes liegt jedoch in Vrindavan (im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh), einer heiligen Stadt, drei Autostunden südlich der Metropole Delhi gelegen. Dort soll Krishna der hinduistischen Mythologie zufolge seine Jugend verbracht haben. Bis heute werden dort die für das Fest vorgesehenen Farben gesegnet. Oben: unmöglich, dass einem das Farbpulver ausgeht. Dafür sorgen die unzähligen Straßenverkäufer, die ihre Ware in Plastikbeuteln anbieten. Links: So fällt man am Holi-Fest nicht auf. Das Farbpulver (Gulal) wurde früher aus Blüten und Kräutern hergestellt, heute wird auch künstliches Puder verwendet.
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ZUSATZBILD: CHARLIE MOHAN
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eim Holi-Fest hautnah dabei, und das schon zum dritten Mal in Folge, war unser Fotograf Palani Mohan: „Am Höhepunkt des Festes lässt du dich am besten von der Masse treiben. Dir einen eigenen Weg zu bahnen, das kannst du vergessen. Dafür ist das Gedränge zu dicht. Du entkommst der Farbe nicht. Pulver und Bomben gefärbten Wassers kommen von allen Seiten geflogen. Nicht nur aus deiner unmittelbaren Nähe, auch von Balkonen, Dächern und Fenstern. Auf der Straße bietet sich einem stets dasselbe Bild: Wildfremde Menschen verpassen einander mit bloßen Händen eine Farbpulver-Abreibung. Brüllend vor Lachen, schreiend und nicht immer nur liebevoll. Du hast bei solchen Angriffen keine Chance. Das Puder dringt in jede Pore deines Körpers. Und sogar in die Kamera. In Vrindavan strebt die jubelnde Masse einem gemeinsamen Ziel zu: dem Krishna-Tempel, dem Zentrum der Feier. Schon von weitem hört man den Lärm: Gesänge, Klatschen und das hämmernde, trommelartige Stampfen tausender Füße auf Marmorböden. Die Menge reißt einen weiter mit. Vorbei an den Straßenverkäufern, die auf klapprigen Tischen ihre Farben feilbieten. Ich dränge mit tausenden Menschen in den Tempel. Die Farbwolken hier drin wirken, so das noch möglich ist, noch intensiver als draußen. Gelbe, grüne und rote steigen empor und hüllen uns ein. Es ist überfüllt und stickig. Doch alle tanzen mit erhobenen Händen zu Ehren Krishnas. Sein Antlitz ist hinter einem Vorhang verborgen, den die Priester nur gelegentlich für kurze Zeit lüften. Woraufhin die Menge jedes Mal noch mehr tobt. Meine drei Tipps für alle, die das Holi-Fest hautnah erleben wollen: Nicht die neueste Kleidung tragen. Sonnenbrille mitnehmen. Und ja nicht glauben, dass man ungefärbt davonkommt.“ Beginn des Holi-Festivals 2012: 8. März. Mehr auf: www.holifestival.org
Der Holi-Höhepunkt in Vrindavan: Tausende feiern im Shri-Banke-BihariTempel. Die Menge versinkt in einem Meer aus gefärbtem Pulver und Blüten.
Der Fotograf. Palani Mohan,
geboren in Chennai, dem früheren Madras, der bereits mit Reportagen über indische Kushti-Ringer und RikschaFahrer in Kalkutta brillierte, liefert mit diesem Beitrag eine weitere Probe seines Könnens. 41
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Den Begri≠ „E∞zienz“ mag ich nicht. Ich mag … 42
Charlotte Gainsbourg – Sängerin, Schauspielerin, Stil-Ikone wider Willen – sagt: „Für mich ist wichtig, dass ich das tun kann, wovon ich träume.“
Fashion: Balenciaga Production: thierry KauFFmann stylist: cecile garnier hair: cyril laloue/Jed root maKe-uP: audrey gaultier/Box management retouching: la souris
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… die Ruhe.
Wenn deine Eltern Jane Birkin und Serge Gainsbourg heißen, kann es passieren, dass du lange brauchst, um zu erkennen, wer du bist. Charlotte Gainsbourg über das Aufwachen und den Mut zur Langsamkeit. Text: Christophe Couvrat, Bilder: Nicolas Guerin
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harlotte gainsbourg hat nur einen einzigen Wunsch für unser interview: einen ruhigen raum. an unserem treffpunkt, einem studio am östlichen stadtrand von Paris, erscheint die schauspielerin und sängerin (oder umgekehrt) ungeschminkt. ihr lächeln gefriert, als unser Fotograf unbekümmert loslegt und Blitzlicht den raum zerhackt. erst nach und nach wird sie wieder lockerer. „ich brauche immer ein wenig Zeit“, sagt sie leise. auch nach „l’effrontée“, mit dem sie 1986 als verheißungsvollste nachwuchsschauspielerin den césar, den Preis der französischen Filmindustrie, gewann, und „stage Whisper“, ihrer jüngsten Platte, einem doppelalbum mit live-Versionen ihrer bekannten sowie studioaufnahmen neuer songs (und, in der special-edition, einer dVd mit Konzertmitschnitten ihrer 2010er-tournee), hat sich charlotte gainsbourg das Verträumte in ihrem Blick bewahrt. Äußerlich unverkennbar, ist sie die tochter der englischen aktrice Jane Birkin und des französische chansonniers serge gainsbourg. aber auch für Knalleffekte ist sie gut, etwa für ihren auftritt in lars von triers Film „antichrist“, für den ihr 2009 bei den Filmfestspielen in cannes der Preis der besten darstellerin verliehen wurde. charlotte, vierzig Jahre alt, ist mutter dreier Kinder, von denen das jüngste, der im Juli letzten Jahres geborene Joe, in
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unserem – wie bestellt, ruhigen – Zimmer einschläft, als das interview beginnt. red bulletin: Im Gegensatz zu Ihrem Halbbruder Lulu (Lucien Gainsbourg, geb. 1986; Anm.) haben Sie keine Lieder Ihres Vaters in Ihre Alben über nommen. Dabei singen Sie Serges Songs doch bei Konzerten. charlotte gainsbourg: sie erwähnen die lieder meines Vaters, als ob es meine Pflicht wäre, sie zu übernehmen. ich halte es für ganz normal, wenn ich nicht so vorgehe. ich habe meinen eigenen künstlerischen Weg … Sie pochen auf Ihre Eigenständigkeit und schirmen sich gleichzeitig ab, zei gen sich in Ihrer Eigenständigkeit also nicht … und ich habe kein Problem damit. ich musste mich schützen, und ich muss es immer noch. Für mich ist wichtig, dass ich das tun kann, wovon ich träume, und ich hoffe, dass es so weitergeht. Auf Ihrem Album gibt’s einen Song mit dem Titel IRM (Abkürzung von Image rie par Résonance Magnétique/Magnet resonanztomographie; Anm.). Wieso? der titel steht in Zusammenhang mit einem unfall, den ich hatte. ich musste etliche „irms“ über mich ergehen lassen, und das sollte teil des albums werden. damals war das mein alltag. das war ich. die geräusche, die einen bleibenden eindruck bei mir hinterlassen hatten, sollten mit einfließen. „Just Like a Woman“ ist die Cover version eines BobDylanSongs, in dem Frauen ziemlich schlecht wegkommen. mir gefällt der gedanke sehr gut, dass er von einer Frau gesungen wird. diesen song als Frau zu singen hat etwas absurdes. ich mag diese diskrepanz. Je schwieriger die Dinge sind, desto mehr fühlen Sie sich angezogen? ich versuche eher, mich selbst zu überraschen, nicht den einfachsten Weg zu gehen, denn das würde mich langweilen. das soll nicht heißen, dass ich nach hindernissen suche, das ist nicht mein ding, und außerdem ist es sehr überheblich, so zu reden. ein genialer spagat ist zum Beispiel der vom Kino hin zur Bühne. Sind Sie lieber Schauspielerin als Sängerin? ich möchte keinem den Vorzug geben. Beides macht mir sehr viel Freude. Sie sind also vollauf zufrieden? das ist ja ein furchtbarer gedanke! glücklicherweise ist man nie zufrieden. ich finde, dass ich jede menge Fehler mache. ich bin nicht zufrieden mit mir. Kann man sagen, Sie stellen hohe An sprüche an sich? 45
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Ja, ich habe lust, etwas unerreichbares zu erreichen. das ist mein Ziel. es ist manchmal gut, wenn etwas nicht in reichweite liegt. Was war das Verrückteste, was Sie in Ihrem Leben angestellt haben? ein Fallschirmsprung. ich war neunzehn und hatte nicht viel zu verlieren. ich sprang im rahmen eines anfängerkurses allein aus 1000 meter höhe – und das sehr schlecht, ich fand mich in einer Position wieder, in der ich mit dem Kopf nach unten mit den Füßen in den Fallschirmseilen verheddert war. ich brauchte eine gefühlte ewigkeit, meine Beine zu befreien, schrecklich! es war eine richtige dummheit, die aus einer fixen idee heraus entstanden war. dieses gefühl, aufgehängt zu sein. sich selbst in einen albtraum zu stoßen. Verrückt! Beim snowboarden brach ich mir eine rippe. Beim Wasserskifahren fiel ich so unglücklich auf den Kopf, dass ich innere Blutungen erlitt! extreme dinge, die ich getan habe, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Was trifft für Sie am ehesten zu: a) Sie sind die französische Sofia Coppola, b) Sie haben das Charisma einer Catherine Deneuve in den Siebzigern oder c) die Seelentiefe von Françoise Hardy? ich glaube nicht, dass ich so weit bin. aber es ist sehr schmeichelhaft! sofia coppola gehört zu meiner generation, und wir haben etwas gemeinsam: Wir sind beide töchter berühmter Väter.
Was Françoise hardy macht, mag ich, aber ich kann mich nicht mit ihr vergleichen. deneuve bewundere ich, aber ich bin weder so schön wie sie, noch habe ich eine derartige Karriere gemacht. Sind Sie eine Tiefstaplerin? ich höre ständig, dass ich mit meiner selbstunterschätzung aufhören soll. aber ich unterschätze mich nicht, ich denke, dass ich sehr realistisch bin. ich habe keine meisterwerke geschaffen. eines tages wird es vielleicht so weit sein, aber momentan bin ich da noch nicht, auch wenn „melancholia“ (Gainsbourgs aktueller Film, wieder unter Lars von Trier; Anm.) ein sehr schöner Film ist. Wie sehen Sie heute diese Pressekonfe renz anlässlich der Vorstellung des Films in Cannes (Gainsbourg saß rechts neben Regisseur Lars von Trier, als dieser sagte: „Ich verstehe Hitler …“; Anm.)? lars hat sich verstrickt … es gibt dinge, die sich nicht gehören. aber ich denke, das ganze wurde aufgebauscht. er hat mist geredet, aber erst später gemerkt, wie schwerwiegend seine aussage war. er provoziert gerne und fühlt sich bei Pressekonferenzen unwohl. es war keine große Überraschung, dass alles aus dem ruder gelaufen ist. Für ihn sind solche Veranstaltungen sehr anstrengend. es geht mir nicht unbedingt darum, ihn zu verteidigen … (Sie macht eine Pause.) eigentlich doch. nach allem, was man gehört hat, würde ich ihn gerne verteidigen, ich finde es schlimm, was er gesagt hat, aber er hat nicht gesagt, dass … (Noch eine Pause.) nun, was er gesagt hat, ist einfach furchtbar. allerdings fiel das ganze umfeld aus dem rahmen … Warum ist keiner der an diesem tag anwesenden Journalisten aufgestanden? das ganze hat erst danach unglaubliche ausmaße angenommen. selbst wir, und das soll keine entschuldigung für mich sein, sind sehr angespannt bei Pressekonferenzen. Was soll man tun? Weggehen? sagen, dass man nicht einverstanden ist? ich komme mir vor wie eine geisel. daran ist er schuld. Bevor das ganze ungeheuerliche aus-
maße annimmt, soll er sich rechtfertigen, falls er an seinen aussagen festhält. Bedauern Sie, nicht eingeschritten zu sein? nein, ich bedauere das nicht. ich bin so, ich bin langsam, ich habe nicht spontan reagiert, erst aufgrund der nachfolgenden interviews begann ich zu begreifen. Was heißt das, Sie sind langsam? nun, ich begreife langsam, ich verdaue tatsachen nur langsam, und ich passe mich nur langsam an. ich bin langsam in meiner Wahrnehmung der dinge. das heißt nicht, dass ich auch in der ausführung langsam bin. Ist das eine Art Gegenposition zur Schnelllebigkeit unserer Welt? ich lasse mir gerne Zeit. ich mag die ruhe, weil effizienz nicht meine sache ist. das ist ein Begriff, den ich gar nicht mag. etwas äußerst professionell durchdachtes. dabei kommt nichts gescheites heraus. ich mag es nicht, wenn etwas effizient ist. Wie denken Sie über die Welt von heute? es herrscht weniger Freiheit als in den achtziger Jahren … weniger Phantasie. Wir sind alle formatiert, die menschen reagieren weniger spontan. ich hoffe einfach, dass wir aufwachen und dieses „systematisch durchdachte“ unwichtiger wird. ich kenne das auch von mir selbst und finde es äußerst ärgerlich. Wie denken Sie darüber, dass Sie seit Ihrer Kindheit in den Medien vermark tet wurden? das war irgendwie normal. ich bin mit der Prominenz meiner eltern aufgewachsen und habe sie mit ihnen gelebt. sie gehörte zu unserem leben. meinem Vater fiel es leichter, einem Journalisten gegenüber zu erwähnen, dass er mich liebt, als
Ich habe Lust, etwas Unerreichbares zu erreichen. 47
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Ich brauchte vierzig Jahre, um zu erkennen, was ich will und wer ich bin. es mir direkt zu sagen. das öffentliche leben hatte genauso viel Bedeutung wie das private. das war seine art, mit den dingen umzugehen. er hat es an mich weitergegeben … … das Privatleben öffentlich auszu breiten? ich stehe ganz anders dazu. ich wollte meine Privatsphäre wahren und eben nicht so viel über meine gefühle mitteilen, ich wollte das für mich behalten. sicherlich war es eine reaktion auf all die Jahre, in denen wir uns alle zusammen oft als Familie gezeigt hatten. mir war nicht danach, meine Familie in die Öffentlichkeit zu ziehen. ich habe sehr jung angefangen, interviews zu geben, und die Fragen der Journalisten betrafen immer meine eltern, wie sie sind, wie ich mit ihnen lebe usw. ich habe den eindruck, dass man in mein Privatleben eindringen wollte, und das auf schamloseste Weise. das hat mich sehr bedrückt. ich habe schnell eine mauer um mich aufgebaut und wollte nicht mehr viel sagen. Über meine Familie hinaus gab es nicht viel zu erzählen. als vierzehnjährige schauspielerin hatte ich zu nichts eine meinung. die interviews waren für mich eine sehr unangenehme Übung, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. 48
Wären Sie lieber in einer anderen Familie zur Welt gekommen? meine Familie hat viele Fehler und Qualitäten. Wie alle Familien. ich nehme das an, was ich habe. als Jugendliche, ja, da war das so. ich wollte so normal wie alle anderen sein, ich wollte meistens unbemerkt bleiben. heute macht mich das, was ich habe, glücklich. Ihr Kleidungsstil ist ein Streifzug durch die Jahrzehnte, und viele Frauen orien tieren sich daran. Frauen jedes Alters möchten so aussehen wie Sie. das ist sehr schmeichelhaft, aber es geht zum einen ohr hinein und zum anderen sofort wieder hinaus. ich finde solche aussagen ziemlich übertrieben. ich möchte leben können, ohne mich ständig selbst beobachten zu müssen. ich höre oft, dass
ich mehr auf mich schauen soll, aber ich ziehe es vor, mich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Stehen Sie jetzt eher zu Ihrer Weiblich keit als früher? Ja, ich fühle mich viel wohler. irgendwie bedauere ich es, nicht noch einmal dreißig sein zu können, denn das wäre jetzt viel einfacher. na ja! Warum? ich könnte besser zu mir selbst stehen. ich habe vierzig Jahre gebraucht, um zu wissen, was ich will, und nicht dem traum hinterherzujagen, unbedingt jemand anderes sein zu wollen. sich selbst suchen und erkennen, wer man ist … das braucht eben Zeit. News, Fotos, Videos, Tournee-Daten gibt es auf: www.charlottegainsbourg.com
3,65 Meter lange „Schlitten“ mit 5,57 Quadratmeter Segelfläche: Kein windgetriebenes Fahrzeug ist am Boden schneller als diese Geschosse.
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Auf messerscharfen Kufen in wenigen Sekunden von null auf hundert, Top-Speed 130 km/h: Die schnellsten Segler der Welt bevorzugen Wasser in seiner festen Form. Text: Arkadiusz PiÄ…tek, Bilder: Oskar Kihlborg
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Spannend: Die liegende Position und der ständig notwendige Kontrollblick nach vorn fordern der Halsmuskulatur das Äußerste ab.
Bleiben vorerst Schweden und Polen. Letzteres muss passen, weil es einfach zu kalt ist, sagt Jörg: „Bei minus 22 Grad und Bootsgeschwindigkeiten von über 100 km/h bekommen selbst die Abgehärtetsten von uns Frostbeulen.“ Also pilgern die 185 WM-Starter aus 18 Nationen mit ihren Kleintransportern, Anhängern und Wohnmobilen schließlich ins kleine Städtchen Örebro in Schweden und schlagen ihr Lager in einer Bucht des Hjälmarensees auf. Masten werden aufgestellt, Kufen montiert, dazwischen wundern sich verirrte Wanderer über den neu entstandenen Wald, Segel in der schneebedeckten Landschaft. Die Truppe ist bunt zusammengewürfelt. An Berufen ist vom Baggerfahrer bis zum Unternehmer alles vertreten. Christian Seegers, ein bekannter Hamburger Anwalt zum Beispiel, gehört ebenso dazu
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uf der Liste der ungewöhnlichsten Sportarten steht Eissegeln ganz oben. Zum Beispiel deshalb: Zwei Tage vor der offiziellen Weltmeisterschaft 2012 weiß niemand, wo sie stattfinden wird. Verantwortlich dafür? Das Wetter. „Der Sport ist sehr witterungsabhängig“, erklärt WM-Organisator Jörg Bohn. „Bis knapp vor dem Start suchen wir nach dem Ort mit den besten Wind- und Eisbedingungen.“ Bohn ist der Europa-Commodore des deutschen Eissegelverbandes, und auf der Jagd nach dem optimalen Revier steigt er mit einer Cessna in die Luft und fliegt mal eben den Norden des Kontinents ab. In dieser Saison gestaltet sich die Suche besonders schwierig: Die erste Wahl, der deutsche Müritzsee (in Mecklenburg), nicht zugefroren. Der Ausweichort Haapsalu in Estland komplett zugeschneit.
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Auf die Plätze: Bug an Bug sind die Eisboote in einer Linie ausgerichtet. In wenigen Augenblicken fällt das Kommando zum Start.
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„DaS iSt ein SpOrt fÜr freaKS … iDealiSten.“ wie der Schweizer Star-Orthopäde Pierre Bachelin oder der US-amerikanische Mastbauer Jeffrey Kent. Der älteste Teilnehmer ist 79, der jüngste 17. Was sie vereint, ist der „ultimative Kick“, wie der Österreicher Niklas MüllerHartburg schwärmt: „Wenn du fast geräuschlos über das Eis fliegst, empfindest du tiefes Glück. Und es ist ein Kampf. Gegen dich, die Natur und deine Gegner.“ Aber die Kälte? „Ist nicht so schlimm“, schmunzelt er. „Dagegen hilft das Adrenalin.“ Niklas, von Beruf Projektbetreuer, ist seit 26 Jahren Eissegler. Idealist, wie alle hier. „In unserem Sport gibt es keine Zuschauer und keine Sponsoren und kein Preisgeld zu gewinnen“, sagt er. „Und das ist gut so. Das hier ist eine Sache für Freaks. Und nichts für Selbstdarsteller.“ Ständig werkeln die Starter an ihren Schlitten Marke Eigenbau herum und fachsimpeln übers Material. Die Kufen zum Beispiel sind Wissenschaft und Mysterium zugleich. Welche hat Niklas denn jetzt montiert? „Schweinekufen“, grinst er. „Die nennen wir so. Die sind nur zum Stehen. Die haben hier alle, wegen des Drecks am Boden. Erst weit draußen auf dem Eis kommen die empfindlichen Rennklingen drauf.“ Und diese hat hier jeder Fahrer
gut behütet im Koffer, in der Tasche oder im weichen Etui. Maximal neun Kufen, jeweils mit Kontrolletikett versehen, darf jeder Teilnehmer pro Rennen in seinen taktischen Manövern einsetzen. Eine Art sind die bis zu 920 Millimeter langen, scharf geschliffenen „Slots“, die bremsende Schneeschichten durchschneiden. Oder man wählt die etwas kürzeren, breiteren „Plattenläufer“, die optimal übers Eis gleiten. „Und manchmal“, erklärt der Segler nebenan, „läuft eine alte, verrostete Kufe am besten von allen, und keiner weiß, warum.“ „Wer hier gewinnen will, muss die perfekte Abstimmung zwischen Mast, Planken, Segel und Kufen finden“, mischt sich der siebenfache Weltmeister Karol Jabłoński aus Polen ein. „Passt einer dieser Faktoren nicht, kannst du es vergessen.“ Gesegelt wird in-Booten der genormten DN-Klasse: 3,65 Meter lang, mit 5,57 Quadratmeter Segelfläche. Mit einer Steuerkufe vorne und zwei seitlichen an der Planke ergibt das eine Speedmaschine, die, sobald entsprechender Wind aufkommt, nach kurzem Anschieben in weniger als fünf Sekunden auf hundert beschleunigen kann und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreicht. „Ab Tempo hundert“, sagt der Pole Łukasz Zakrzewski, Nummer zwei der Weltrangliste, „musst du schon verdammt aufpassen. Ein zu abruptes Steuern kann einen Dreher zur Folge haben. Oder die Fliehkraft befördert dich aus dem Boot, und du schlitterst 200 Meter übers Eis.“ Und wenn ich für ein Manöver langsamer werden will? „Dann bleibt nur eins: Segel lockern und abwarten.“ Bremsen? Gibt’s keine. Genug gefachsimpelt. Jetzt wird Ernst gemacht. In drei verschiedenen Flotten, gemäß Weltrangliste unterteilt, werden hier die Starter um Qualifikationsplätze für den nächsthöheren Bewerb fighten. Die traditionell starken Polen, die Esten mit dem ehrgeizigen Nachwuchs, die gefährlichen Schweden mit Heimvorteil …
Variantenreich: Für jedes Eis gibt es eigene Kufen.
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„Seine Kufen verfehlten mein GeSicht nur Knapp.“
Wenn der Wind zupackt, beschleunigt das Boot binnen Sekunden auf Top-Speed.
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Am Ende gesellen sich 12 Qualifikanten zu den 38 fix gesetzten Fahrern in der sogenannten Goldflotte, der EissegelSuperliga. Darunter unser Gesprächspartner von vorhin, Karol Jabłoński, und die US-amerikanische Eissegel-Ikone Ron Sherry, der nur zwei WM-Titel weniger am Konto hat. Viele erwarten hier ein spektakuläres Duell der beiden im Finale. Zu den Rennen geht es heute raus auf den See. Weit raus. Wer keine Eislaufschuhe dabei hat, marschiert eine halbe Stunde zum Startplatz. Viele tragen zwei Eispickel an einem Band, das sie um den Hals gehängt haben. Für den Fall, dass sie im Eis einbrechen und keiner da ist, der sie wieder rauszieht. Die Piloten haben sich draußen versammelt, schrauben an ihren Geschossen. Welche Wantenspannung? Welche Mastund Segeltrimmung? Auf dem Eis liegt eine dünne Schneeschicht, die Fläche ist nicht porös, sondern spiegelglatt. Welche Kufen? Plötzlich wird es totenstill. Ein einzelner Mann in einer dicken roten Jacke mit Kapuze hat vor der DFlotte Aufstellung genommen. Er hebt die Rennflagge und brüllt: „Flag is up!“ Ihm gegenüber eine Armada aus 44 Booten, Bug an Bug, in einer Linie aufgestellt. Die Piloten stehen neben ihren Schlitten, in Spikeschuhen, Bobanzügen, Rennhelmen und Skibrillen, warten auf das Startsignal. Sie gehen leicht in die Knie, eine Hand am Mast, die andere am Steuer. Dort und da bekreuzigt sich einer, andere trippeln nervös, ihr Atem ist sichtbar, es hat minus 15 Grad Celsius.
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ie Flagge fällt. Die Fahrer sprinten los, schieben die Boote vor sich her, springen nach 30 Metern in die Schlitten, reißen die Segel dicht. Der Wind packt zu, die Boote beschleunigen auf die erste der beiden Markierungstonnen zu. Dreimal müssen sie den 1,8 Kilometer langen Kurs durchsegeln. Am Wind brauchen die Piloten für das Dichtholen und -halten des Segels ordentlich Kraft in den Armen. Auch die Halsmuskeln sind enorm gefordert. Die Fahrer liegen flach im Boot, müssen ihren Kopf anheben, um nach vorne zu sehen. „Ohne Training hältst du die Rennen nicht durch“, sagt Karol Jabłoński, „dein Kopf fällt zurück, du siehst nur noch den Himmel. Gar nicht gut bei hundert Sachen.“ Karol schindet sich dafür in der Kraftkammer. Andere Piloten legen sich in dieser Position zu Hause vor ihr TV-Gerät und sehen grundsätzlich nur so fern.
Der Startplatz der Rennen ist heute weit draußen auf dem See.
Die D-Flotte erreicht die erste Tonne. Sofort herrscht ein geradezu kriminelles Gedränge. Vorrangregeln gibt es zwar, höllisch aufpassen muss trotzdem jeder. „Heutzutage“, sagt unser Nachbar, „wird härter und rücksichtsloser gesegelt.“ Abrupte, halsbrecherische Manöver bei einem Affentempo, bei mitunter nur Zentimetern Abstand zwischen den Booten und den scharfen Kufen überall. „Einmal schleuderte es mich aus dem Boot“, erinnert sich Jabłoński. „Ich hielt mich an der Schot (Segelleine; Anm.) fest, schlitterte um das Boot herum. Von hinten kam ein anderer Schlitten. Seine Kufen verfehlten mein Gesicht nur knapp.“ Erzrivale Ron Sherry krachte bei Tempo 80 mit einem Konkurrenten zusammen. „Voll in die Seite rein“, erzählt der US-Amerikaner, „unser Boote waren Kleinholz, die Splitter am Eis verstreut. Ich hatte Riesenglück, erlitt nur ein paar Schrammen.“ Commodore Jörg Bohn erwischte es erst vor kurzem. Bei der letzten EM in Estland wurde ihm ein Materialfehler zum Verhängnis: „Mein Boot brach während eines Laufs einfach auseinander. Dabei war ich drauf und dran, den Lauf zu gewinnen.“ Ziemlich riskant, dieser Sport? „Solche Unfälle kommen selten vor“, sagt Bohn. Das Finale beginnt. Alle Augen sind auf Jabłoński und Sherry gerichtet. Der US-Amerikaner gibt sich souverän: „Ich muss nur locker sein, um zu gewinnen.“ Im ersten der drei Goldflotten-Läufe verliert er den Sieg aber rasch aus den
Augen. Die falsche Kufenwahl wirft ihn zurück, er landet auf dem katastrophalen 22. Platz – immerhin noch fünf Plätze vor Jabłoński, dessen Kufen selbst „mehr bremsen als fahren“, wie dieser sagt. Nach dem Lauf geht es heiß zu. Karol werkelt verbissen am Boot – man sollte ihn in solchen Augenblicken nicht ansprechen, bemerken wir. Sherry tobt wie Rumpelstilzchen. Der Fall ist klar: Die beiden Champs brauchen einen guten Plan. Ron Sherry zieht dünne Slippers-Kufen auf und zischt dem Feld davon, brüllt vor Freude in den Kurven, grinst sich durch die Abschnitte, in denen er fast umkippt, und überrundet Jörg Bohn in einem riskanten Manöver bei der Tonne, haarscharf innen vorbei. Start-Ziel-Sieg. Jabłoński? Bricht das Rennen wegen deprimierender Aussichtslosigkeit seiner Position ab. Beim dritten Lauf hat Ron Pech: „Mein Nebenmann lief mir beim Sprint über den Weg, ich musste nach links ausweichen. Zeitverlust.“ Und den Sieg verpasst. Kein guter Tag für die Favoriten. Weltmeister wird Tomasz Zakrzewski, der mit den Plätzen 3, 2, 2 im Schnitt die besten Positionen ersegelte. „Ich hab meine Konkurrenten ganz gut ausgebremst“, kommentiert der Pole seinen Triumph bescheiden. Neben seinem Job für eine Aktiengesellschaft unterrichtet Zakrzewski in einer Eissegelschule in den polnischen Masuren. Gut möglich, dass Privatstunden mit ihm jetzt ein wenig teurer werden. www.eissegeln.at
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FeuerStuhl Jean-Éric Vergne freundet sich mit dem Carbon-Monocoque an, seinem Arbeitsplatz im Jahr 2012, im nackten Chassis seines Toro Rosso STR7. Motor, Sitz, Lenkrad und der Rest kommen später dazu.
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DIE REIFE-
PRÜFUNG Der französische Formel-1-Newcomer Jean-Éric Vergne startet mit beeindruckendem Lebenslauf und entsprechenden Vorschusslorbeeren in seinen neuen Job bei der Scuderia Toro Rosso. Das Red Bulletin begleitete den Franzosen auf den ersten Kilometern seiner ersten F1-Saison: Momentaufnahme eines Champions in spe. Text: Anthony Rowlinson, Bilder: Thomas Butler
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08:30 der neue iSt da Nach einer Stunde Fahrt vom Flughafen Bologna mit Partner, Freund und Manager Renaud Derlot kommt „JEV“ in der Toro RossoZentrale in Faenza an.
die Bremsen dieses mietwagens wussten nicht, was heute auf sie zukommt ...
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ie italienische Autobahn A14 zieht sich von Bologna im vor Industrie brummenden Norden über die Rückseite des Stiefels die Adria entlang bis runter nach Taranto auf der Innenseite des Absatzes. 750 Kilometer Pasta und Amore quer durch die Emilia Romagna, zunächst Richtung Küste zum lieblichen Pescara, dann hinunter, vorbei an Bari, schließlich zum Mittelmeer. Unsere heutige Fahrt wird der male rischen Route nicht ganz gerecht: Wir brettern direkt vom Flughafen in Bologna auf schnurgerader Reise bis zur hin gewürfelten Anlage von Fabriksgebäuden in Faenza, in denen das Formel1Team Scuderia Toro Rosso sein Zuhause hat. Für Nervenkitzel ist dennoch gesorgt: JeanÉric Vergne, der jüngste Neuzugang bei Toro Rosso, hat heute seinen ersten Arbeitstag. Und das Red Bulletin darf auf der Rückbank jenes Mietwagens Platz nehmen, der JEV – wie ihn alle nennen – und seinen Kumpel Renaud Derlot zum Arbeitsplatz bringt. Derlot, zugleich Chauffeur von JEV, ist selbst erfolgreicher
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Rennfahrer in der GTLangstreckenserie. Und wie jeder Vertreter seiner Zunft kann er ein Auto nur auf eine Art bewegen: schnell. Unser fahrbarer Untersatz mag ver gleichsweise schwachbrüstig motorisiert sein, doch Derlot holt heraus, was mög lich ist: Die Gänge werden bis zum letzten Drehzahlstrich ausgereizt. Die Bremsen … nun, sagen wir so: Sie wussten nicht, was heute auf sie zukommen würde. Für einen Rennfahrer ist derlei Alltags kram: JEV sitzt unbeeindruckt am Bei fahrersitz und bearbeitet die Anrufe und Kurzmitteilungen auf seinem BlackBerry. Wir kommen zügig voran. Genau darauf kommt es für Fahrer wie JEV im Red Bull JuniorProgramm an. Wer auf der Rennstrecke schnell ist, ist es auch beim Aufstieg auf der Karriere leiter. Wer in den unteren Rennserien (Formel 3, Renault World Series) das von Teamchef Dr. Helmut Marko gesetzte Ziel erreicht, rückt eine Klasse höher. Wie das im Idealfall funktioniert, hat Sebas tian Vettel vorgemacht. Heute mit Red Bull Racing zweifacher Weltmeister, war Vettel vor vier Jahren ziemlich genau das, was Vergne heute ist: ein vielversprechen der F1Rookie, der sich beweisen muss. JEV weiß das ebenso wie sein künftiger Toro RossoTeamkollege, der Australier Daniel Ricciardo, der seinen Arbeits besuch in Faenza ein paar Tage zuvor
die Belohnung: ein Cockpit im Weltmeister-team red Bull racing. absolvierte. Beide haben ab heute die Aufgabe, den anderen zu schlagen. Beide müssen sich nicht nur als der schnellere, der aggressivere Pilot beweisen, sondern auch als der intelligentere Teamplayer; als der Fahrer, der eine ganze Saison lang konstant Leistung bringt, der Unfälle auf ein Minimum beschränkt und bereit ist, zu lernen, zu lernen, zu lernen. Die Beloh nung könnte ein Cockpit im Weltmeister Team Red Bull Racing sein. Irgendwann. JEV ist ein selbstbewusster junger Mann, und das ist er an diesem Punkt
09:50 allein perFekt iSt gut genug Die Qualitätskontrolle ist eines der wichtigsten Departments jeder Formel-1-Schmiede: Hier wird getestet, wie nah jedes Teil an den Wert „perfekt“ herankommt. Ergebnisse unter 100 Prozent gelten als „nicht genügend“. Matteo Piraccini, Chef der Bereiche Hydraulik, Getriebe und Qualitätskontrolle, führt uns durch sein Reich. JEV schüttelt die Hand des „Mechanical Inspector“ Romano Cai.
09:51 Flügelmann Matteo Piraccini zeigt JEV einen Teil des FrontflügelAufbaus.
seiner Karriere zu Recht. Mit gerade mal 21 Jahren bringt er genau den richtigen Lebenslauf für seine aktuelle Position mit. Meistertitel in der französischen Formel Renault: 2008 abgehakt. Meistertitel in der Britischen Formel 3: 2010 abgehakt. Meistertitel in der Renault World Series: um ein Haar verpasst. JEV beendete die Saison 2011 mit etwas Pech als Zweiter. Für den Moment – bevor das Testen und das Rennfahren so richtig losgehen – kann sich JEV der süßen Vorstellung hingeben, genauso schnell Auto fahren zu können wie seine 23 Mitstreiter, mit de nen er sich in diesem Jahr messen wird. Ob in ihm ein zukünftiger Weltmeister steckt? Natürlich denkt er das, muss er das denken. Ob er das Zeug dazu hat, wird er – und werden wir – aber erst wis sen, wenn am 18. März auf Melbournes Albert Park Circuit die Lichter der Start ampel auf Grün springen. 59
14:40 der VorgÄnger Das 2012er-Rennchassis war noch in Konstruktion, als JEV das Werk besuchte. Der Racing-Junior inspiziert einstweilen den 2011er-Boliden. Dieses Auto erreichte in der letzten Saison zweimal Rang sieben.
14:15 hinSetZen! Links: Die Einstellungen für JEVs Sitzposition werden mit CAD-Technologie optimiert. Rechts: JEVs erste Begegnung mit Renningenieur Andrea Landi. Von der Qualität ihrer Beziehung wird im Rennen sehr viel abhängen.
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15:00 muttern, high-teCh JEV inspiziert unfassbar kompliziert und aufwendig gefräste Kunstwerke – oder, wie man auch sagen könnte: Radmuttern.
„er gewinnt radan-rad-duelle, ohne das auto zu beschädigen. er ist einer der Burschen, die immer alles geben.“ trevor Carlin Name Jean-Éric Vergne (auch: „JEV“) Geburtsdatum/-ort 25. April 1990, Pontoise, Val-d’Oise, Frankreich Wohnort Milton Keynes, England
15:30 BolidenBaCkoFen
Größe, Gewicht 1,83 m, 70 kg Erster Kontakt mit Motorsport mit vier Jahren im Kart
Diese Maschine ist ein sogenannter Autoklav. In ihm werden Carbon und Harze unter hohem Druck zu den superleichten und ultrastabilen Komponenten „gebacken“, die in der Autokonstruktion eingesetzt werden.
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ieser große Tag liegt freilich noch in weiter Zukunft, als JEV und Derlot vor dem nüchternen Toro Rosso Gebäudekomplex vor fahren, irgendwo in einer unscheinbaren Fabrikgegend am Stadtrand von Faenza. An der Rezeption stellt sich Vergne mit der Bestimmtheit eines Mannes vor, der sich das Recht erworben hat, hier zu sein: höflich, zielstrebig, selbstbeherrscht und von ruhiger Entschlossenheit, ganz so, wie es seinem Ruf auf der Rennstrecke entspricht. So benimmt sich nur jemand, der seine Zukunft, an der er so hart gear beitet hat, schon wittern kann – jemand, der entschlossen ist, seine Ziele kompro misslos zu verwirklichen. Mit Entschlossenheit und Kompromiss losigkeit kennt sich auch sein ehemaliger Teamchef Trevor Carlin gut aus. Carlin hat JEV durch die Britische Formel 3 und, im vergangenen Jahr, durch die Renault World Series dirigiert. Diese Rennserien sind wahre Brutstätten für hochbegabten
Erstes Rennen mit zehn Erster Sieg mit zehn (französischer Mini-Champion) Erste Formel-1-Tests Abu Dhabi 2010
MotorsportNachwuchs. Hier graduieren nur die größten Talente mit Auszeich nung. Für Carlin, der auch Vettel am Beginn von dessen Karriere betreute, gehört Vergne zu den Allerbesten. „Er hat echt was drauf, wisst ihr?“, strahlt er und fügt noch hinzu, dass Vergne einer der aufregendsten Fahrer ist, die ihm jemals über den Weg gelaufen sind – obwohl er nun wahrlich genug Newcomer auf deren Weg an die Spitze begleitet hat. „JeanÉric ist unglaublich zielstrebig und ehrgeizig. Gewinnt er nicht, ist er unzufrieden. Lauter Eigen schaften, die einen potentiellen Cham pion auszeichnen.“ Eines von Vergnes besonderen Kenn zeichen: Sobald es im Rennen richtig zur Sache geht, läuft er zur Hochform auf – eine Stärke, die über reinen Speed weit hinausgeht. Sie hat mit der angeborenen Lust am Wettkampf zu tun, der Weige rung, sich mit Niederlagen abzufinden. „In einer Rennsituation ist er knallhart. Er setzt sich immer durch. Es ist unglaub
Mittagessen mit dem don Vergnes Audienz beim Technischen Leiter Giorgio Ascanelli. 25 Jahre Motorsport in einer Person vereint: Der Mann ist eine Legende.
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lich, er gibt einfach nie auf“, sagt Carlin. „Letztes Jahr startete er beim World SeriesRennen in Barcelona nach dem Qualifying vom neunten Rang aus. Ins Ziel kam er als Zweiter, aber nicht etwa, weil jemand vor ihm ausgefallen wäre. Er gewinnt RadanRadDuelle, ohne das Auto zu beschädigen. Er ist einer von den Burschen, die immer alles geben.“ Vergnes neuer Boss, Toro RossoTeam chef Franz Tost, wird sich von diesen Qua litäten schon bald selbst ein Bild machen können. In einem stillen Moment äußerte Tost bereits Zweifel, ob seine zwei Youngs ter imstande sind, ihre Autos im Ganzen zurück zur Box zu bringen: „Wir wissen, dass wir mit Crashs zu rechnen haben. Das ist nun einmal so mit jungen Fahrern. Aber wir hoffen auch auf ein paar gute Resultate.“ Für Diskussionen über gebrochene Frontflügel, verbogene Radaufhängungen und leichtsinnige Überholmanöver wird in Zukunft noch genug Zeit sein. Heute begrüßt Tost den Neuen warmherzig, freundlich, erwartungsvoll. Sein knacki ger Händedruck lässt auf JEVs Gesicht ein breites, unschuldiges und ein wenig unsicheres Grinsen entstehen. Tost kennt diesen Ausdruck. Er steht für Zuversicht.
09:30 der oBerCheCker JEV mit einer der Schlüsselfiguren des Teams: Chefingenieur Laurent Mekiès.
09:35 Quadrat mit plan JEV lässt sich die hintere Spritzwand des Monocoque erklären, an der unter anderem Motor und Getriebe andocken.
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Bisherige erfolge: Vergne und Ricciardo im Vergleich VERGNE
RICCIARDO BRITISCHE FORMEL 3
13 11 20 13 43,3
Siege Pole-Positions Podiumsplätze Schnellste Runden Siege %
7 6 13 5 35
FORMEL RENAULT 3.5 4 4 9 1 23,5
Siege Pole-Positions Podiumsplätze Schnellste Runden Siege %
4 8 8 4 23,5
JEVs Lotse durch das Toro Rosso Labyrinth (ursprünglich eine altmodische Fabrikshalle, an die immer mehr Elemen te angebaut wurden) ist Chefingenieur Laurent Mekiès, ein Formel1Veteran, seit zwölf Jahren im Geschäft. Schlank und durchtrainiert, mit Ziegenbärtchen und DesignerSonnenbrillen, schießt er die Infos in auf den knappen Zeitplan abgestimmtem Tempo heraus: „Siehst du den Raum da? Das ist die Fertigung. Da drüben auf der rechten Seite ist die HydraulikAbteilung. Und das da am Ende die Qualitätskontrolle.“ Unsere klei ne Reisegruppe ist jetzt an dieser einen „superwichtigen“ Ecke angelangt, wo sich ein mit Gelenk ausgestatteter FaroLaser Arm einem Frontflügel widmet. „Insge samt kümmern wir uns um 16.000 Teile“, bemerkt Mekiès. Die meisten wurden ausschließlich für das diesjährige Auto designt und gebaut.
ZUSATZBILD: PETER FOX/GETTY IMAGES
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ormel 1 ist kein gefühls duseliger Sport. Für den Umgang mit Newcomern gilt das ganz besonders. Für Smalltalk über Ehrgeiz und Erwartungen ist nur wenig Zeit. Denn jetzt wartet Arbeit, und sie beginnt mit einem Rundgang durch die stetig wachsende Toro RossoAnlage und einer kurzen Vorstellungsrunde bei den wichtigsten Kollegen, die das Vehikel bauen sollen, an dem Vergnes Schicksal hängen wird. In den nächsten zwei Tagen führt man JeanÉric durch sämtliche Abteilungen: von der Teilefertigung bis zur Qualitäts kontrolle; von der Entwicklungsabteilung bis zu den Renningenieuren; vom Design Department bis zur Werkstätte. Er wird an mehr als 250 Leuten vorbeigeschleust (keiner von ihnen kann sich dabei der magischen Aura entziehen, die einen For mel1Piloten umgibt). Das ist eine Menge Personal, sogar für ein ambitioniertes Mit telklasseteam, und vor allem ist es mehr, als Vergne zuvor je erlebt hat. „Ein Mee ting mit mehr als vierzig Leuten fühlt sich ein bisschen komisch an“, sagt er, „bisher kannte ich so etwas nur mit zweien oder dreien. Jetzt, wo ich weiß, wie viele Leute am Erfolg des Teams mitarbeiten, stachelt das meinen Ehrgeiz umso mehr an. Das ist Druck, aber ein positiver.“
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10:40 JetZt geht’S loS JEV schlüpft in den Rennanzug. In ein paar Minuten geht’s ab zum ersten Probesitzen im nackten Carbon-Monocoque des nagelneuen STR7-Chassis.
10:50 daS Ziel im BliCk Die ersten Momente am neuen Arbeitsplatz, dem Monocoque des STR7. Von hier aus wird JEV dieses Jahr beweisen müssen, was er draufhat.
Formel-1rennkalender 2012 18. März 25. März 15. April 22. April 13. Mai 27. Mai 10. Juni 24. Juni 8. Juli 22. Juli 29. Juli 2. September 9. September 23. September 7. Oktober 14. Oktober 28. Oktober 4. November 18. November 25. November
Australien/Melbourne Malaysia/Kuala Lumpur China/Shanghai Bahrain/Sakhir Spanien/Barcelona Monaco/Monte Carlo Kanada/Montréal Europa/Valencia Großbritannien/Silverstone Deutschland/Hockenheim Ungarn/Budapest Belgien/Spa-Francorchamps Italien/Monza Singapur/Singapur Japan/Suzuka Südkorea/Yeongam Indien/Neu-Delhi Abu Dhabi/Yas Marina USA/Austin Brasilien/São Paulo
erSte auSFahrt Nur wenige Tage nach dem ersten Kennenlernen drehte Jean-Éric Vergne auf der Rennstrecke im spanischen Jerez de la Frontera die Premierenrunden mit dem neuen STR7. Die ersten Erkenntnisse sind positiv: Der Wagen zeigt eine gute Balance, und die Zeiten, verglichen mit jenen der Konkurrenz, können sich sehen lassen.
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Vergne schlendert herum, hält die Augen offen, hört zu, stellt hin und wie der eine präzise Frage. „Wie viele Renn ingenieure?“, will er wissen. „Sechs“, ist die Antwort. Der Höhepunkt der Führung steht nun kurz bevor: ein erstes Probesit zen im nackten CarbonMonocoque des völlig neuen STR7Chassis, das 2012 bei allen zwanzig angesetzten Grands Prix zum Einsatz kommen soll. Vergne schlüpft aus seiner Alltagskleidung (Asics, Diesel Jeans, Hoodie) und in den Rennanzug. Bevor er im Rennauto Platz nimmt, bleibt gerade noch Zeit, mit der Pressebeauftrag ten Marieluise Mammitzsch zu scherzen: „Willst du meine Bauchmuskeln sehen?“ Sollte er jetzt nervös sein, lässt er sich das nicht anmerken. Er schlüpft in die schwarze Hülse, die schon bald, in Ver bindung mit Motor, Getriebe, Radaufhän gung, Rädern und weiterem Zubehör, vom statischen Objekt zum lenkbaren Projektil werden soll. Er zeigt nicht den Anflug eines Lächelns, auch nicht in den Augen, die durch die Helmöffnung blicken. JEV ist jetzt ganz Profi, während er mit einem imaginären Lenkrad Drehbewegungen simuliert – links, rechts –, die Schultern bewegt und unsichtbar den linken und rechten Fuß durchtritt, als würde er auf Gas und Bremspedal steigen.
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ittagessen in Faenza kann nur eines bedeu ten: das Restaurant Tana del Lupo, einein halb Kilometer von der Fabrik entfernt. Es ist größer geworden (mehr Formel1Münder zu stopfen), doch die Portionen sind großzügig wie eh und je. Das bestätigt auch ein Blick auf die Taillen der Esser im Speisesaal. JEV und Derlot teilen sich einen Tisch mit Tost und dem legendenumwobenen Technischen Direktor Giorgio Ascanelli. Der war einst Ayrton Sennas Renninge nieur, peitschte seine Teams zu (bislang) neun Meistertiteln in verschiedenen Kate gorien und ist definitiv schwer zu beein drucken. Ein Grünschnabel entlockt ihm nicht einmal ein Lächeln. Dieser Mann hat wirklich schon alles gesehen. Doch heute ist die Stimmung locker, es wird viel gescherzt. Man kommt gut voran, es sind noch zehn Wochen bis Saisonbeginn, der Zeitdruck ist überschaubar. Mit einem Wort: genug Zeit, den Moment zu genie ßen und sich eine Minute zu nehmen, JEVs Weg nachzuskizzieren – und sich das schicksalhafte Telefonat mit Red Bull Motorsportchef Dr. Helmut Marko im Dezember 2011 in Erinnerung zu rufen, der Vergne in die Königsklasse des Motor sports gebracht hat.
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Bevor JeV im rennauto platz nimmt, bleibt gerade noch Zeit, die pressedame anzugrinsen: „Willst du meine Bauchmuskeln sehen?“ „Wie alles begonnen hat?“, wiederholt JEV die Frage, „Dr. Marko rief mich eines Morgens an und fragte: ‚Wo würdest du 2012 gerne sein?“, und ich sagte: ‚In der Formel 1.‘ Darauf er: ‚Okay, dann lass uns die Formel 1 in Angriff nehmen.‘ Ich konnte es nicht glauben!“ Ein paar Stunden vergingen, in denen Vergne die Neuigkeit mit Freunden und Familie teilte, dann begann sein Telefon zu klingeln und hörte nicht mehr damit auf. Das Presseteam von Toro Rosso hatte die Neuigkeiten veröffentlicht, dass es 2012 zwei neue Fahrer geben sollte, „und von da an läutete mein Handy ohne Pause. Wir schafften es in Frankreich sogar in die TVHauptnachrichten.“ Am selben Abend feierten JEV, Derlot, sein Anwalt Didier Poulmaire, sein Trai ner Philippe Lucas und die rumänische Schwimmerin Camelia Potec, die auch von Lucas gecoacht wird, im berühmten Restaurant Porte d’Auteuil in Paris. Der Smalltalk führte von JEVs Anfän gen im ersten Kart, das ihm sein Vater gekauft hatte, bis zu seiner Krankheit als Teenager, als er wegen einer medika mentenbedingten Hepatitis nach der Ent fernung seiner Gallenblase beinahe das Rennfahren aufgeben musste. „Ich war in Barcelona im Kranken haus“, sagt er, allein die Erinnerung daran wühlt ihn immer noch merkbar auf, „sechs Monate lang konnte ich über haupt nichts tun.“ Für einen zarter be saiteten Charakter als ihn hätte das wohl das Ende der Karriere bedeutet. Doch JEV hat schon in jungem Alter gelernt, Schwierigkeiten zu überwinden. „Als ich klein war, hatte ich eine Heidenangst vor Wasser“, gesteht er, „wenn ich eine Dusche nehmen musste, war das immer ein Riesentheater. Also sagte mein Vater zu mir: ‚Sobald du schwimmen gelernt hast, kaufe ich dir ein Gokart.‘ Er dachte wohl, da hätte er eine Menge Zeit. Aber als ich in den Sommerferien zu meinen
Großeltern fuhr, konnte ich schon nach ein paar Tagen schwimmen. Von da an unterstützten mich meine Eltern in jeder Hinsicht.“ Unter anderem kauften sie im Nordwesten von Paris ein billiges Stück Land und bauten dort eine Kartbahn. Sie ist heute die größte in Europa.
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enau hier, auf der Kartbahn von Cormeilles in Boissy l’Aillerie, drehte JEV seine ersten Runden unter der Aufsicht eines gewissen Jean Alesi, damals Kapitän einer Art Nationalteam des französischen Motor sportverbandes. Vergnes Potential fiel Alesi sofort auf: Hier war ein Talent, das ein natürliches Gefühl für Speed als auch Nerven besaß. „Jean ist fast ein Ziehvater für mich“, sagt Vergne, „er war auch einer der Ersten, die mir dazu gratulierten, dass ich es in die Formel 1 geschafft habe.“ Doch das ist alles lange her. Nun steht Vergne vor neuen Herausforderungen, wahrscheinlich den härtesten, denen er sich je stellen musste. Eine davon ist Daniel Ricciardo, dessen bisherige Er folgsbilanz ähnlich glanzvoll ist wie die von Vergne – ein Teamkollege, der genau so vor Ehrgeiz brennt, genauso hungrig ist und genauso schnell wie Vergne selbst. Was der Vorstellung, die sich Dr. Marko vom idealen Junior Team macht, ziemlich nahe kommen dürfte. „Es wird genial“, freut sich Trevor Carlin, der beide Fahrer unter seinen Fittichen hatte, „beide werden ihr Bestes geben,und beide sind brillante Piloten – wenn auch mit unterschiedlichen Qua litäten. Daniel geht möglicherweise das Qualifying einen Hauch besser von der Hand, dafür kann JEV im Rennen alles auf den Kopf stellen. Es ist unheimlich aufregend. Es ist das Beste, was der For mel 1 seit Jahren passiert ist.“ Diese beiden Youngster wissen alles über die Stärken und Schwächen des jeweils anderen, seit sie 2008 am selben Tag ins Red Bull Junior Team aufgenom men wurden. „Ich freue mich, dass sich unsere Wege wieder gekreuzt haben“, lächelt JEV, „aber mir ist klar, dass wir beide unter Druck stehen.“ So war es immer: in den frühen Kart Tagen, als er seinen Vater beeindrucken wollte; bei seinen nationalen Erfolgen; beim 20PilotenShootout am Rundkurs von Estoril in Portugal Ende 2007. „Da mals haben sie nur zwei ausgewählt“, erinnert sich JEV, „Daniel und mich.“ Jetzt kommt die Reifeprüfung. Alles über die ersten Testfahrten der 2012erModelle von Toro Rosso und Red Bull Racing finden Sie in der iPad-Ausgabe des Red Bulletin.
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AB 1. MÄRZ 2012 IM HANDEL www.easports.de/ssx
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Die WieDergeburt Der Welt Rachel Armstrong möchte nicht nur den Planeten retten. Die streitbare Wissenschaftlerin will auch das Denken der Menschen über das Wie verändern. Ihre Mission beginnt in Venedig.
bild: robert w k styblo. illustration: christian kerrigan (2)
Text: Anthony Rowlinson
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Dem oberflächlichen Betrachter bietet Venedig ein Bild ewiger Schönheit, aber unter seinem Labyrinth an Kanälen verrotten die Holzpfähle, auf denen die Stadt gebaut ist, und bedrohen so ihre Existenz. Der Ausweg, wie Dr. Rachel Armstrong (links) ihn sich vorstellt: Milliarden Protozellen – das sind die weißen Flecken im Foto rechts – werden in das Wasser eingebracht und bilden mit der Zeit eine riffartige Schutzstruktur aus.
Venedig im Trockenen
2012
Venedig unter Wasser
2061?
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an diesem lauen Frühsommernachmittag nach Venedig geführt, in die nähe des Ponte dei Penini in Venedigs ehrwürdigem Viertel arsenale. die wissenschaftlerin überwacht aufmerksam, wie die schale der muschel naomi mit klebstoff, Zahnpasta und Öl eingerieben, in ein becken mit venezianischem kanalwasser getaucht und ordentlich durchgeschüttelt wird. bei allem respekt, Frau dr. armstrong: wofür soll denn das gut sein? „um Protozellen zu produzieren“, antwortet sie auf die beiläufigste art. Protozellen sind der schlüssel zum denken und handeln der arbeit von rachel armstrong. es sind organische Zellstrukturen, die aus Fettsäuren aufgebaut sind. im klassischen wissenschaftlichen Verständnis sind sie nicht „lebendig“, aber sie reagieren auf gewisse reize so komplex wie lebende systeme. es gibt Protozellen in großer Vielfalt: solche, die empfindlich auf licht reagieren oder auf dunkelheit. oder solche, die durch das absorbieren von kohlendioxid aus der luft an oberflächen eine kruste bilden können. wieder andere können gewebeartige strukturen formen, die zur selbstregeneration fähig sind. und: man kann Protozellen der unterschiedlichsten
Venedig kann ohne Ziegel und mörtel gerettet werden, mit einer ganz und gar organischen lösung.
Dr. Rachel Armstrongs Protozellen sind lebende Bausteine (ähnlich wie jene links): im Grunde normale Zellen, die jedoch so verändert wurden, dass sie eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Die Protozellen für Venedig sollen sich an die hölzernen Tragwerke unter den Häusern klammern und dort eine Kruste entstehen lassen, ähnlich jener, wie sie Korallen ausbilden. Diese Struktur kann verhindern, dass die Häuser in den Kanälen versinken.
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eigenschaften durch kontrollierte chemische reaktionen erzeugen. Zu nah am Wasser. Venedigs untergang hat einerseits mit dem steigen des meeresspiegels der adria zu tun, um ein bis zwei Zentimeter pro Jahrzehnt. und andererseits mit morschen holzstützpfeilern und modrigen kellergeschossen. die situation ähnelt jener einer kerze, die von beiden seiten brennt: Venedig versinkt, das wasser steigt. rachel armstrong meint, Protozellen könnten diesen Prozess auf natürliche art und weise aufhalten: denn die Zellen sind, vereinfacht gesagt, zunächst in der lage, ein künstliches riff zu schaffen – und damit die stadt vom meeresgrund aus zu stützen, nachhaltig und natürlich, ganz ohne den bau neuer, gigantischer dämme und schleusen und die damit unweigerlich verbundenen Folgeschäden für die natur. darüber hinaus könnten gewisse Protozellen – ebenjene, die armstrong gerade in ihrem Zahnpasta-muschel-experiment erzeugt – in einer chemischen reaktion mit kohlendioxid und meerwasser eine organische kruste aus kalkstein bilden. eine kristalline bio-Versiegelung, die den Vermoderungsprozess der holzpfähle, des eigentlichen Fundaments der vom untergang bedrohten stadt, stoppen könnte. Protozellen, richtig programmiert und eingesetzt, könnten in der lage sein, beschädigte gebäude zu erhalten – und zwar in aller welt, nicht nur in Venedig. und es könnten neuartige bio-gebäude entstehen, gebäude, die natürlich wachsen. ist organische architektur damit gar die architektur der Zukunft? armstrong schränkt ein: wie ein natürliches korallenriff würde auch das möglicherweise rettende künstliche riff unter Venedig nicht von heute auf morgen entstehen. obwohl der chemische Prozess nachweislich funktioniert, steckt die technologie dahinter nach wie vor in den kinderschuhen. Jahre intensiver Forschungs- und entwicklungsarbeit werden notwendig sein, um das Verfahren reif zu machen für den praktischen einsatz im großen stil. und selbst dann würde es lange dauern, ausreichend Protozellen für ein stabiles riff zu produzieren. der Plan zur biologischen rettung Venedigs könnte wohl nur sehr langsam umgesetzt werden; dass die Protozellen krusten bilden, ist die eine sache – dass sie diese vom menschen kontrolliert bilden, die andere. es gilt eine menge hindernisse auf dem weg zu einer schöneren neuen welt zu meistern. aber wenn man rachel armstrong heißt, dann sieht man darin kein Problem, sondern eine herausforderung.
bild: rachel armstrong. illustration: christian kerrigan (3)
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m Venedig vor dem untergang zu bewahren, braucht es ein aquarium, dazu Zahnpasta, klebstoff und eine muschel namens naomi. die Frau, die unter Zuhilfenahme dieser erkenntnis zunächst Venedig retten will und danach den rest der welt, heißt rachel armstrong. sie ist 42 Jahre alt, gerne von kopf bis Fuß in elegantes schwarz gekleidet, die blonden locken hochgesteckt, ein hauch von rot auf den lippen. Zudem hat sie ein Faible für individuelle stiefel. armstrong ist im engeren sinn studierte medizinerin, chemikerin und architektin, Vortragende und autorin (wissenschaftlicher Fachpublikationen sowie eines science-Fiction-romans, „the gray’s anatomy“), im weiteren sinn universalgenie. (nämlich in der art, dass sie nach ihrem oxford-abschluss dachte: „Jetzt, wo du schon mal in Fahrt bist, kannst du gleich noch einen zweiten abschluss machen.“ sie promovierte danach in cambridge.) ihre begeisterung für kunst und architektur und ihr hang, sich über gesellschaftliche und wissenschaftliche normen hinwegzusetzen, haben rachel armstrong
Die Vision: In den Kanälen von Venedig wächst organisches Material heran, erzeugt von Protozellen. Um die Holzpfähle zu verstärken, die vielen venezianischen Häusern als Fundament dienen, brauchte es allerdings Milliarden davon.
Rückenwind Tourismus. es gibt gute gründe, warum sich rachel armstrong gerade Venedig für ihre Forschungsarbeit ausgesucht hat. hier ist ihr jene weltweite aufmerksamkeit sicher, die sie für notwendig hält, um die Vorstellung der menschen von nachhaltigem umweltschutz zu verändern. hier will sie vor den augen von touristen aus aller welt demonstrieren, dass ihre idee einer symbiotischen Verbindung von umwelt und technik mehr ist als ein hirngespinst. mit ihren innovativen wissenschaftlichen Projekten möchte sie eine greifbare alternative zu konventionellen Problemlösungsstrategien in puncto nachhaltigkeit schaffen – was bedeutet, nicht weiterhin die symptome des Patienten erde zu bekämpfen, sondern das Problem an der wurzel zu packen. rachel armstrong möchte nichts geringeres erreichen, als die menschen dazu zu bewegen, den schutz und erhalt des Planeten erde als wichtigste zivilisatorische aufgabe überhaupt zu betrachten. sie dazu zu motivieren, bisherige strategien zum schutz der umwelt fundamental zu überdenken. eine globale kulturelle revolution einläuten, im Zuge derer die menschen ihren Platz in der welt und auf der erde überdenken und neu definieren. 70
„Die Wissenschaft muss sich neu aufstellen. Wir müssen konsequenter sein: ich habe richtig lust Zu kämpfen.“
sie spricht, beispielsweise, über das „krebsgeschwür technologie“ und erzählt von einem für sie besonders prägenden ausflug nach new york – einer stadt, in der jeder wohnblock und jedes bürogebäude mit mindestens einem klimaanlagensystem ausgestattet ist. „was ich dort gesehen habe, war wie eine epidemie, eine technologie-epidemie“, sagt sie, sichtlich erschüttert. „allein in new york schleudern millionen von klimaanlagen tagein, tagaus giftige und umweltschädliche treibhausgase in die atmosphäre.“ rachel armstrong steckt voller ungeduld und intellektueller angriffslust – als ausdruck von Überzeugungen, die sie über die Jahre gewonnen hat. etwa jener Überzeugung, dass die menschheit aufhören muss, sich auf maschinen zu verlassen. als ausgewiesener science-Fictionroman-Junkie ist sie zwar fasziniert von moderner technik. und das Problem sei auch gar nicht die technik als solche, sondern die menschen, die sich blind auf sie verlassen würden. „die annehmlichkeiten, die uns die maschinen bieten, haben uns faul und verantwortungslos werden lassen. wir haben verlernt, logisch zu denken. stellen wir uns nur eine minute lang vor, maschinen wären zum beispiel
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Erste Tests von Dr. Rachel Armstrong und dem dänischen Chemiker Martin Hanczyc bewiesen: Das Wasser der Lagune ist geeignet, um nach dem ProtozellenPrinzip eine sandsteinartige Struktur zu erzeugen. In einem größeren Maßstab könnte das Projekt somit die Stadt retten. Venedigs Kanäle (links unten) müssen ständig gewartet werden, um ihren Verfall zu verlangsamen. Löcher zu stopfen ist nur auf kurze Sicht ausreichend; um die Stadt dauerhaft über Wasser zu halten, bedarf es ausgeklügelterer Lösungen.
bilder: oliVer mark, daniele resini For insula sPa
Pferde. Pferde, deren mist uns tötet. was würden wir tun? wir würden alle hebel in bewegung setzen, um das zu ändern. aber maschinen sind keine Pferde – das, was sie ausstoßen, ist dennoch tödlich. was tun wir? nichts. Fakt ist, dass die menschen irgendwann an dem dreck, den sie hinterlassen, sterben werden – aber wir legen weiterhin die Füße hoch und verlassen uns auf das, was die industrielle revolution einst versprochen hat: dass das leben ähnlich funktioniert wie eine maschine.“ Was passiert wirklich? wer rachel armstrong eine Frage stellt, sollte darauf gefasst sein, eine nicht ganz einfache und recht umfassende antwort zu erhalten. wir fragen trotzdem. und zwar, was genau sie denn nun an diesem venezianischen kanal treibt, bewaffnet mit Pipetten, umringt von allerhand seltsamen utensilien und einer niedrigen lebensform, der sie den namen naomi gegeben hat. „wir müssen zunächst zu akzeptieren lernen, dass es dinge gibt, die maschinen tun können, und dinge, die sie nicht tun können. darauf aufbauend müssen wir unser denken radikal verändern. im grunde immer
wieder dieselben lösungen für dieselben Probleme zu präsentieren ist keine option für eine Zukunft voller ökologischer herausforderungen“, erklärt sie uns. „wir machen heute doch genau dieselben dinge, die wir schon in den 1970ern gemacht haben. Vielleicht sind wir ein bisschen schlauer geworden und hinterlassen am ende ein bisschen weniger müll und Zerstörung, aber qualitativ hat sich nicht wirklich etwas getan. solarenergie und windkraft wurden schon vor vierzig Jahren genutzt. wollen sie mir ernsthaft erklären, dass das auch heute noch die besten ideen sind, die wir zu bieten haben?“ während sie das sagte, hat rachel armstrong kein einziges mal luft geholt. ihre stimme überschlägt sich beinahe, so aufgewühlt ist sie. sie hat Fahrt aufgenommen, Fahrt genug für einen zwanzigminütigen funkelnden, brillanten intellektuellen rundumschlag: es geht um leonardo da Vinci, dessen ausstellung in der national gallery in london sie höchst inspirierend fand. um Jacques derrida, den französischen Philosophen und dekonstruktivisten. um den wissenschaftler und umweltaktivisten James e. lovelock, Vater der gaia-hypothese zur Physiologie der erde. um den russischen Philosophen und kritiker michail bachtin, die japanische shinto-religion, den buddhismus. ein bunter mix, dessen tatsächliche Zusammenhänge sich normalen menschen wohl nur mit viel mühe, wenn überhaupt, wirklich erschließen. doch genau diese Zusammenhänge machen rachel armstrong so einzigartig: ihre Fähigkeit, interdisziplinär und visionär zu denken, unterschiedlichste wissenschaftliche disziplinen und erkenntnisse miteinander zu verknüpfen und, darauf aufbauend, lösungen zu erarbeiten, die ihrer ansicht nach notwendig sind, um „nicht nur Venedig, sondern auch die Zukunft der menschheit zu retten“. wer rachel armstrongs venezianisches experiment in der nähe des Ponte dei Penini nicht mit den augen eines wissenschaftlers verfolgt, der wartet vergeblich auf ein heureka-erlebnis. alles, was wir als laien erkennen können, ist eine wachsende ansammlung kleiner weißer Pünktchen, jedes einzelne kaum größer als ein staubkorn. dr. armstrong hingegen ist vom resultat der bemühungen höchst angetan – beweise es doch, erklärt sie uns, dass die chemischen komponenten mit dem sensiblen und einzigartigen Ökosystem der lagune positiv reagierten. damit sei ihrer meinung nach auch der beweis erbracht, dass es eine echte alternative zum umstrittenen Projekt mose (Modulo Sperimentale Elettromeccanico/experi-
mentelles elektromechanisches modul) gebe. hinter diesem akronym versteckt sich ein kostspieliges megaprojekt zur rettung Venedigs. seit 2004 werden schleusen auf dem meeresgrund errichtet, um die stadt vor den regelmäßigen Überflutungen zu schützen. das unter der leitung eines ingenieursteams des Fiat-konzerns stehende Vorhaben repräsentiert auf exemplarische weise all das, was dr. armstrong mit ihren Protozellen zu bekämpfen sucht. denn es ist ein Projekt, in dem maschinen das sagen haben. ein Produkt industriellen denkens, dessen Folgeschäden für die umwelt niemand absehen kann und das dennoch als sicherster und effizientester weg gesehen wird, Venedig zu schützen. allen ökologischen Zweifeln zum trotz. als wir uns später auf der suche nach einem geeigneten ort für unser Fotoshooting auf den weg durch die engen gassen und kanäle Venedigs machen, können wir uns die Frage nicht verkneifen, ob jemand, der so rastlos, wissenshungrig und engagiert ist, überhaupt jemals schläft. die Frage scheint sie zunächst zu irritieren und auch ein wenig zu kränken. „ich brauche nicht besonders viel schlaf, nein“, gesteht sie zögernd und ein bisschen beschämt. „aber ich schlafe gut.“ am frühen abend unterhalten wir uns im schatten der sieben meter hohen, massiven Ziegelmauern von Venedigs arsenal, dessen ursprünge fast neunhundert Jahre zurückverfolgt werden können. das arsenal schützte nicht nur Venedigs bewohner vor militärischen Feinden und spionen, sondern galt auch als der größte industriekomplex europas, lange bevor die industrielle revolution mit all ihrem kohlenstaub, dampf und stahl den kontinent erfasste. im arsenal wurde unter anderem eine technik entwickelt, die den schiffsbau revolutionierte, weg von der reinen handarbeit, hin zu einem Vorläufer automatisierter Fließbandproduktion. ausgerechnet hier, im arsenale di Venezia, liegen die ursprünge moderner industrieller Produktion – jener entwicklung, die nach armstrongs Überzeugung hauptverantwortlich dafür ist, dass der welt das wasser bis zum hals steht. es wäre eine schöne ironie, würden ausgerechnet rachel armstrong, ihre muschel naomi, ein wenig Zahnpasta und klebstoff dafür sorgen, dass dieses unwiederbringliche denkmal der geschichte der nachwelt erhalten bliebe. Momentum – What drives you: Das Porträt von Rachel Armstrong, am 18. März um 22.05 Uhr auf ServusTV; www.servustv.com
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„ Ich mag Schmerz“
Sie wollte alpine Rennläuferin werden, ist halbe Norwegerin und arbeitet noch an ihrer Trefferquote. Miriam Gössner, 21, ist Deutschlands ungewöhnlichste Biathlon-Hoffnung.
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Miriam Gössner, norwegische Bayerin und bayrische Norwegerin, liebt Herausforderungen.
www.redbull.de/miriamgoessner
Empfinden Sie es als Belastung, dass so viele Fans von Ihnen erwarten, die durch das Karriereende des deutschen Biathlon-Superstars Magdalena Neuner entstehende Lücke zu schließen? Im Gegenteil! Ich finde es schön, dass so viele Menschen Vertrauen in mich haben. Biathlon ist ein sehr taktischer Sport. Haben Sie Tricks, mit denen Sie die Konzentration während des Rennens aufrecht halten? Man sollte immer fokussiert sein, aber manchmal hat man so viel Zeit zwischendurch … Da höre ich ein Lied und summe es mit. Oder ich denke, mir ist so heiß, jetzt hätte ich gern was zu trinken. Oder mir fällt ein, dass ich nachher etwas nicht vergessen darf oder wie ich dann nach Hause komme nach dem Rennen. Am Schießstand sind solche Gedanken aber komplett weg. Was sind Ihre Lieblingsbedingungen? Ich mag minus fünf bis zehn Grad – kalt! Ich mag’s überhaupt, wenn es stürmt und schneit. Wenn die Welt untergeht, dann fühle ich mich wohl. Genauso im Sommer, wenn es total schüttet, gehe ich raus joggen. Ich mag schlechtes Wetter. Was gibt Ihnen noch Glücksmomente? Wenn man über die Grenze gehen musste
Ist es eine Belastung, als Nachfolgerin von Magdalena Neuner gehandelt zu werden? „Im Gegenteil! Ich finde es schön, dass so viele Menschen Vertrauen in mich haben.“
INTERVIEW: JAN CREMER. BILDER: PHILIPP FORSTNER. MAKEUP UND HAARE: ALICE RETZL
: Frau Gössner, reizen Sie Herausforderungen? : Ja! Wieso denn? Im Langlauf wären Sie Weltspitze. Sie bleiben aber beim Biathlon, obwohl das Schießen nicht so richtig klappen will … Die Herausforderung mit der Waffe, gerade das macht es aus. Dieser Wechsel, dich auf der Strecke total zu verausgaben, um dann in der nächsten Minute komplett abgeklärt am Schießstand zu stehen. Außerdem weiß ich, dass ich das kann! Ihre gesamte Biathlon-Karriere scheint außergewöhnlich … am Anfang stand ja ein Zahnarztbesuch, nicht? Beim alpinen Skifahren hatte ich mir das Gesicht gebrochen und zwei Zähne ausgeschlagen. Die Zahnarzthelferin hat mich dann gefragt, ob ich nicht mal Biathlon probieren will. Sie ist die Frau meines jetzigen Trainers Bernhard Kröll. Ein Glückstreffer für den BiathlonBundestrainer … … und mich! Biathlon macht Riesenspaß. Spitzensport auf Weltklasseniveau hat aber nicht immer mit Spaß zu tun? Natürlich gibt es mal Trainingseinheiten, bei denen gar nix mehr geht, wenn man nur noch heulend am Schießstand steht. Was tut man dann? Tränen abwischen, weiterschießen, weiterrennen? Als mir das mal passiert ist, bin ich nach Hause gefahren. Habe mich zwei Tage hingelegt, dann mit Mama gebacken, denn ich backe leidenschaftlich gerne. Und wenn die Batterien ganz leer sind und ich die Zeit habe, fahre ich zu meinen Verwandten nach Norwegen. Ihre Mutter ist Norwegerin sind, Sie sind zweisprachig aufgewachsen, haben beide Staatsbürgerschaften. Was kann man als Deutscher von Norwegern lernen? In Deutschland gibt es sehr viel Hektik, Stress und Konkurrenzdenken. Norweger sind naturverbundener, entspannter.
und im Ziel ist. Ich mag den Schmerz, den man dann in den Beinen spürt! Über die Grenzen gehen macht Spaß? Auf jeden Fall. Der Trainingsalltag im Ausdauersport ist nicht gerade abwechslungsreich … Wenn du so zwei, drei Stunden durch die Gegend rollerst oder fünf, sechs Stunden auf dem Rad sitzt, dann denkst du schon mal, boah, jetzt habe ich eine Stunde geschafft, sind immer noch fünf …! Aber nachher bist du jedes Mal glücklich. Ich bin auch selten alleine unterwegs. Ich habe, seitdem ich Biathlon mache, den gleichen Trainingspartner, den Hannes Schandl, der ist so alt wie ich. Wir sind ein tolles Team, sechs Stunden Fahrradfahren ist da nichts. Wenn der zum Beispiel was erzählt, wo es mich fast vom Radel haut. Worüber redet man denn nach vier, fünf Stunden auf dem Rad? Irgendwann wird’s ja auch eine Frage des verfügbaren Gesprächsstoffes … Im Training bekommen wir meistens Hunger, und dann reden wir übers Essen, zum Beispiel: Ein Döner wäre jetzt schön. Ein Döner? Als Leistungssportlerin? Ich ernähre mich gesund und ausgewogen, weil es mir schmeckt. Ich esse aber eben auch mal einen Döner oder Pizza. Ich mach mich da nicht verrückt.
„Wenn du sechs Stunden trainierst, denkst du schon mal: Boah! Aber nachher bist du glücklich.“
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Wir bauen St. Moritz Die 채lteste Bobbahn der Welt ist auch in anderer Hinsicht einzigartig: Jedes Jahr wird sie von einer Mannschaft handverlesener Spezialisten aufs Neue in die gr체ne Wiese gestellt. Text: Emil Bischofberger, Bilder: Gian Paul Lozza 74
in St. mORitz tRaGen Sämtliche kuRven namen: hieR RaSt ein BOB auS Sunny cORneR, DeR eRSten SchlÜSSelStelle nach Dem StaRt.
D iese Geschichte beginnt jeden November in Südtirol, gut hundert Kilometer östlich des engadins. Aus Naturns und Umgebung fahren Jahr für Jahr fünfzehn Männer nach St. Moritz. Sie haben eine Mission: den Olympia Bob run St. Moritz. Ohne die vierzehn wackeren Arbeiter (und ihren Koch), die sommers auf dem Bau, dem Bauernhof, der Alp oder im Wald tätig sind, wäre der Bahnbau eine illusion. eine illusion aus 5000 Kubikmeter Schnee und 4000 Kubikmeter Wasser. Sagt Christian Brantschen, der die Südtiroler als Bauchef beaufsichtigt. dem einheimischen Brantschen obliegt seit 22 Jahren die Verantwortung über den Bahnbau. das gibt ihm die Gelassenheit, oberhalb der Zielkurve zu stehen, den durch den eiskanal herunterdonnernden Bobs zuzuschauen und zu sagen: „es ist ja nur Schnee und eis.“ 76
Brantschen ist kein Lautsprecher, kein großer Kommandeur. er setzt beim Bau ganz auf den Zusammenhalt innerhalb der Südtiroler Bauequipe. „Ohne ein echtes team entsteht hier gar nichts“, sagt er und rühmt die Homogenität der Gruppe, in der es keinen Leader, keinen Anführer gebe. Schaut man dem team beim Aufbau zu, wirkt es auf den Beobachter wie ein tatzelwurmartiger Organismus. Aufgereiht stehen sie hintereinander. Kaum ein Wort fällt, jeder weiß, was er zu tun hat: schaufeln. Zwar wird der Kunstschnee mit dem Pneubagger herangebracht. Verarbeitet wird er hernach aber ausschließlich von Hand. Und als ob die Aufgabe – 5000 Kubikmeter Schnee herumzuschaufeln – nicht anstrengend genug wäre, wird das „Baumaterial“ mit insgesamt 4000 Kubikmeter Wasser zu Pflotsch gemacht. es soll am ende schließlich eine eis- und keine Schneebahn werden. Zweieinhalb Wochen schaufeln die tapferen vierzehn, bis kurz vor Weihnachten die – in Worten – eintausendsiebenhundertzweiundzwanzig Meter lange Bahn für den Betrieb bereit ist. Viele der Bahnarbeiter sind seit Jahren dabei. Am längsten die Brüder Alfred und Konrad Nischler, sie waren schon vor dreißig Jahren am Bau der Bahn beteiligt. der 51-jährige Alfred ist der älteste im Bauteam. eigentlich wollte er diesen Winter nicht mehr im engadin verbringen. doch seine Kollegen beknieten ihn so lange, bis er eben doch wieder anreiste. Zurück ließ er für eine weitere Wintersaison seine Frau und die drei Kinder. „das macht den Abschied schon schwer“, sagt er, der im Sommer mit der Familie zur Alp fährt. denn um die freien tage abzuzählen, an denen man die Familie besuchen könnte, braucht es nicht einmal eine ganze Hand. Pausiert wird am 25. dezember, ansonsten gilt vom Baustart ende November bis zum Saisonschluss anfangs März: Arbeitsbeginn gegen 6.30 Uhr – wenn es in der Nacht geschneit hat, früher –, Feierabend zwölf oder vierzehn Stunden später. die Südtiroler wollen sich nicht beklagen über die langen tage. ihnen gefällt ihre Aufgabe. „Sie passt mir gut – schaffen muss man ja überall“, sagt Alfred Nischler. daran ändert auch ein Umstand nichts, den er in seinem Südtiroler dialekt bekennt: „die G’lenke tun scha weh.“ die anstrengende Arbeit war einst den einheimischen zu viel. Nischler erinnert sich mit einem Lächeln: „in den Achtzigern waren ein paar Mal auch Schweizer dabei. Aber nach vier, fünf tagen verschwanden sie jeweils wieder. Sie hatten das Jahr durch mit der Schaufel zu wenig Kontakt.“
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LEAP, MARTINEAU, PORTAGO Diese drei Kurven bilden den schwierigen Zielabschnitt, wo die Bobs ein Höchsttempo von rund 140 km/h erreichen.
Olympia BOB Run St. mORitz
Frizzonis Finish-Lodge
Führt von St. Moritz bis hinunter in den Nachbarort Celerina, vorbei am Golfplatz Kulm links vom Sunny Corner und durch einen Wald namens God da Ruinatsch. Straße während der Saison gesperrt
St. Moritz Sunny Corner Sunny House
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Start
Celerina Ziel
Leap Bridge Corner
Gunter Sachs Lodge
P
Snake Corner
Gunter Sachs Corner Tree Corner
Monti’s Bolt Nash-Dixon Corner
Portago Corner
Speed
Devils Dyke Corner Shamrock
Telephone Corner HorseShoe Bar
Wall Corner
Martineau
Horse-Shoe
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Aus „Grün“ wird Weiß: oben die Startgerade mit dem ersten Anlehner vor Wall Corner; unten die Einfahrt in den Gunter Sachs Corner – benannt nach dem ehemaligen Präsidenten des St. Moritz Bobsleigh Club.
Wer will es ihnen verübeln: Acht Stunden Schauflerei pro tag sind nicht jedermanns Sache. Und auch der Hauptgrund, warum in St. Moritz die letzte Natureisbobbahn der Welt steht. Alle anderen Schauplätze des Weltcups sind künstlich errichtete Betonwannen. Anders in St. Moritz, wo ein großer teil der Strecke im Sommer als Wander- und Forstweg dient und sich die Bahn Jahr für Jahr unterschiedlich fährt. Bauchef Brantschen sagt: „90, 95 Prozent können wir beeinflussen, der rest ist Natur.“ die Streckenführung ist größtenteils noch identisch mit der ursprünglichen von 1904. damals wurde die Bahn durch die engländer vom Saint Moritz Bobsleigh Club gebaut. das macht den Olympia Bob run (der erste teil des Namens erinnert an die Austragungen der Winterspiele 1928 und 1948) zur ältesten Bahn, die noch in Betrieb ist. ende Herbst, wenn Schnee und eis noch fern sind, ist es nur schwer vorstellbar, wie die Passage durch den Wald hinunter ins Nachbardorf Celerina im Winter Herzrasen und Adrenalinausstöße verursachen soll. dafür erscheint das Gefälle viel zu gering: Auf den knapp zwei 78
Kilometern überwindet der Spazierweg, der im Winter das trasse der Bobbahn bildet, gerade einmal 130 Höhenmeter. entsprechend beeindruckend ist, was eine eisbahn, kombiniert mit einem 170 Kilogramm schweren Bob, daraus macht: in der langgezogenen Zielkurve erreichen die sich holpernd und polternd ankündigenden Gefährte nach gut einer Minute Fahrzeit tempi von über 140 km/h. Für Bob-Profi Beat Hefti, der bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften Medaillen gewonnen hat, ist die Zielkurve „nur“ eine weitere Kurve. dennoch ist die St. Moritzer Natureisbahn für ihn etwas Besonderes, nicht nur weil es die Schweizer Heimbahn ist. „es ist sehr speziell, so nah an den Bäumen vorbei den Wald hinabzufahren“, sagt Hefti. der effekt verstärke sich noch, wenn auf den Bäumen Schnee liege – der ab und zu auf die Bahn falle –, denn „das gibt es sonst nirgends“. Gerade die Profis sorgen dafür, dass an
DaS Gefälle DeR Bahn iSt GeRinG, DennOch eRReichen Die BOBS in DeR zielkuRve 140 km/h.
der Strecke den vierzehn Bahnarbeitern die Arbeit nicht ausgeht. Nach jedem Bob werden die entstandenen rillen weggekratzt, wird die Bahn mit Wasser und eisabrieb ausgebessert. Jeder der vierzehn hat einen Bereich zugeteilt, für den er die ganze Saison über verantwortlich ist. Wenig verwunderlich, steht ausgerechnet der routinierte Alfred Nischler beim HorseShoe. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke liegt diese hufeisenförmige Schlüsselstelle, die ihren Namen der Form der Kurve verdankt. Hier wirken die größten Fliehkräfte auf die Bobfahrer, bis zu 5 g (das fünffache Körpergewicht). Zudem holt man sich hier mit einer geglückten Ausfahrt Schwung für die untere Streckenhälfte. die aufwendige Handarbeit sorgt für eine weitere eigenheit: die Bahn verändert sich über die Saison. Pilot Hefti sagt: „im Weltcup im Januar ist sie anders zu fahren als noch bei den Schweizermeisterschaften im dezember. die ruppigen Passagen werden nach und nach ausgebessert. dadurch wird die Bahn runder, was es nicht einfacher macht, schnell zu fahren.“ Auch im Wettkampf verhält sich die Bahn durch die stete Pflege anders: „Während die Zeiten bei allen anderen
HANDARBEIT AN DER IDEALLINIE Paul Wiethaler (links) und Alfred Nischler (rechts) sind zwei der vier zehn Südtiroler Spezialisten, welche die Bobbahn aufbauen und über die Saison ständig betreuen. Wobei ständig heißt: Nach jeder Fahrt wird Hand angelegt. Die Balken über der Bahn – hier in Devils Dyke – bilden das Stützgerippe für die Sonnen segel, die bei hohen Temperaturen die Bahn vor der direkten Einstrah lung schützen.
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pilOten GeSucht Weniger ist mehr: Mag sein, die Zukunft des Bobsports liegt in der Monovariante.
DIE LETZTE IHRER ART Was macht die Bobbahn von St. Moritz speziell? Zum einen die Lage im Wald, weshalb in Kurven wie Telephone Corner und Shamrock (oben) bzw. Wall Corner (unten) auch Routiniers ein wenig konzentrierter an den Steuerseilen ziehen. Zum anderen ist St. Moritz als letzte existierende Natureisbahn ein lebender Organis mus: Trotz liebevoller Betreuung durch Hansjörg Pircher (links) und Manfred Ladurner (oben) ändert sie mit jeder Fahrt ein wenig ihren Charakter.
Bobfahrer? Das sind bullige Athleten, die mit ihren muskulösen Körpern den 170 bis 210 kg schweren Bob auf das Tempo eines 100-Meter-Sprinters beschleunigen. Die es mit den eisigen Elementen auf- und die g-Kräfte mit einem Schulterzucken hinnehmen. Das alles stimmt – und doch nicht ganz. Seit diesem Winter ist es in St. Moritz jedermann möglich, einen Bob durch den Eiskanal zu steuern. Und nicht nur während einer „Taxifahrt“ als passiver Passagier hinten im Vierer zu hocken. Monobob heißt die Kreation, die den Bobsport ab sofort näher zum Publikum bringt und mittelfristig auch im Weltcup Fuß fassen soll. In St. Moritz werden seit diesem Winter zweitägige Monobob-Lehrgänge angeboten, nach denen jedermann berechtigt ist, den Olympia Bob Run allein zu absolvieren. Gregor Stähli ist der erfahrene Instruktor; insgesamt dreimal wurde er Skeleton-Weltmeister. An einem Tag im Januar hat Stähli einen aufmerksamen, wenn auch anfangs etwas reservierten Schüler. Doch als René Wildhaber im Monobob Probe sitzt, ist die Skepsis rasch verschwunden. Der Schweizer MarathonDownhill-Biker findet Gefallen am Gefährt, das sich so sehr von seinem Mountainbike unterscheidet. Nur das Eis ist für den Biker nicht ungewohnt, allerdings kennt es Wildhaber bloß senkrecht, vom Eisklettern. Der Monobob, realisiert Wildhaber im Handumdrehen, funktioniert simpel. Mit zwei Seilen lassen sich die Kufen steuern, die Fußbremse braucht es erst im Ziel. 30 Minuten nach der Einweisung sitzt Wildhaber bereits im Bob und wird beim unteren Start von Stähli angeschoben. Eine weitere Minute später (Wildhaber: „Die gefühlte Fahrtdauer ist viel länger“) erreicht er das Zielhaus, unterwegs über 110 km/h schnell. Das Lächeln ist breit, als Wildhaber den Helm abnimmt. „Das Fahrgefühl im Bob ist runder, als ich gedacht hätte“, findet der Biker, der vom Downhill mehr Rumpler gewohnt ist. Und: „Der Druck in den Kurven ist toll. Und obwohl eigentlich nichts passieren kann – eine gewisse Überwindung braucht es schon.“
Bahnen mit jedem Schlitten langsamer werden, ist es in St. Moritz umgekehrt.“ ist vom Horse-Shoe die rede, zeigt sich ein weiterer Unterschied zu allen anderen Bobbahnen. Während deren Kurven schlicht durchnummeriert sind, hat beim Olympia Bob run jede einen Namen. direkt nach Horse-Shoe folgt etwa der telephone Corner. dort war einst das einzige telefon installiert, mit dem der Starter über in der Schlüsselstelle gestürzte Bobs informiert werden konnte. Viele andere Kurvennamen sind selbsterklärend: Wall Corner, Snake Corner, tree Corner, Bridge Corner. dazu kommen Kurven, die nach einstigen Präsidenten des Bobclubs sowie Bobpiloten benannt sind. die erste Herausforderung für jeden Piloten stellt der Sunny Corner dar, die jeweils früh von der Sonne beschienene Kurve nach etwa einem drittel der Fahrzeit. Für sie ist Manfred Ladurner zuständig. der Vierzigjährige gehört seit zehn oder zwölf Jahren zum Bahnteam, genau weiß er das nicht mehr. So viel Zeit er an der Bahn verbringt, so wenig reizt ihn die Fahrt auf dieser. Fünf Jahre sei es bereits her seit dem letzten Mal, sagt er. Auch er spürt die Kälte an diesem dezembermorgen, obwohl seine Kurve „Sunny“ heißt. Ladurner, im Sommer Maurer, stört sich aber nicht daran: „Kalt ist gut. dann hält das eis besser.“ die Piloten würden ihm da nicht zustimmen, zu tiefe temperaturen erlauben keine Spitzenzeiten. Am besten laufen die Schlitten bei etwa minus fünf Grad Celsius. dann gleiten die Kufen auf dem entstehenden Wasserfilm ideal übers eis, ähnlich wie beim Curling. im Winter profitiert die Bahn von der Lage des engadins, trotz Klimaerwärmung hatten die Betreiber noch nie Probleme. „Wir liegen hier auf 1800 Meter. in davos, 200 Meter tiefer, hätte ich bereits Zweifel“, sagt Bobbahn-direktor roberto triulzi. der ehemalige eishockeyprofi hat, seit er den Posten 2006 angetreten hat, den Bereich der touristenfahrten („taxifahrten“) stark ausgebaut. inzwischen kommen über alle disziplinen (Bob, rodel, Skeleton) 7000 Fahrten pro Winter zusammen, an 75 Betriebstagen. der Bau und Unterhalt der Bahn, 600.000 Franken pro Winter, will ja auch finanziert sein. triulzi ist denn auch einer der eifrigsten Fürsprecher des Bob run. Ganz Werber, nennt er die Bahn „das größte eiskunstwerk, das es gibt“. das größte vergängliche, bleibt anzufügen. in der Frühlingssonne ist es bald verschwunden. Auf dass die Südtiroler Baucrew kommenden November auf ein Neues losziehen kann. www.olympiabobrun.ch
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Die weLT vOn servus giBT’s auCh im fernsehen.
Jetzt neu
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Foto: Quirin Leppert
in Bayern
natur und garten. essen und Trinken. wohnen und wohlfühlen. Land und Leute. Brauchtum und mythen. servus in sTaDT & LanD, das magazin für ein ursprüngliches Lebensgefühl.
JeDen mOnaT neu enTDeCKen.
ÜBeraLL, wO es zeiTsChrifTen giBT!
Inhalt 84 REISE-TIPP Music Week in Miami 86/87 KULINARIK Ryan Clift, „Chicken Adobo“ 88 TRAINING Robbie Maddison 90 CLUB & CD 91 TAKE 5 The Magnetic Fields 92 TOP-SPOTS 94 SAVE THE DATE 96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV
BILD: JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL
98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch
Die Red Bull X-Fighters heben wieder zu ihrer World Tour ab, erster Stopp: 13. April in Dubai. Wie sich Mitfavorit Robbie Maddison vorbereitet, erfahren Sie auf Seite 88.
MORE BODY & MIND
MIAMI IM TANZSCHRITT
AUF UND DAVON DER REISE-TIPP DES MONATS
Ein Winternachtstraum
Im März trifft sich die DJ-Elite in Miami. Ein Fest für alle, deren Herz im Takt der Bassdrum schlägt. MIAMI MUSIC WEEK.
Samba-Fans fahren im Februar zum Karneval nach Rio, Freunde der elektronischen Tanzmusik im März nach Miami. Zwischen 16. und 25. treffen sich dort die größten DJs, die coolsten Labels und die besten Elektronikmusiker der Welt zur alljährlichen Werkschau. Kommende Sommerhits erhalten hier ihre Feuertaufe, neue Musik-Software wird vorgestellt, viele Newcomer präsentieren sich zum ersten Mal einem großen Publikum. Und natürlich wird gefeiert. Ordentlich. Zehn Tage lang, jeweils 24 Stunden – wer’s durchhält. Am Strand, am Pool, auf Yachten und den besten Clubs, die Miami zu bieten hat. 403 Events fanden letztes Jahr statt, 1400 Musik-Acts traten auf – mehr als 300.000 Fans reisten an. In dieser Woche verwandelt sich Miami zur Party-Hauptstadt. Zu einem magischen Ort, an dem du deinen Lieblings-DJ am Frühstücksbuffet deines Hotels triffst oder dir mit ihm ein Taxi zur nächsten Party teilst. Alle sind da, alle feiern, alle sind greifbar. Wo die Stars abhängen, wo du durchatmen kannst und wo Vinyl zur Kunst wird, erfährst du hier. Alle Party-Termine auf: www.miamimusicweek.com
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1. PARTY AM POOL Arkadia Poolside im Fontainebleau Hotel 4441 Collins Avenue Miami Beach, FL 33140 www.arkadiamiami.com Schon James Bond hat hier im Film „Goldfinger“ Cocktails geschlürft: Zwischen der gewölbten Hotelfront und dem Strand liegt ein imposanter Garten mit 3700-Quadratmeter-Pool. Während der Music Week verwandelt er sich in einen Freiluft-Club, bespielt von DJs wie Afrojack und Roger Sanchez. 2. RÜCKKEHR EINER LEGENDE Amnesia 136 Collins Avenue Miami Beach, FL 33139 www.amnesiamiami.com Bis zu seiner Schließung vor zehn Jahren war das Amnesia der heißeste Schuppen der Stadt. Im letzten Oktober erweckte ihn Star-DJ Bob Sinclair aus dem Dornröschenschlaf – um dem legendären Club mit der besten Soundund Lichtanlage Miamis einen zweiten Frühling zu bescheren. 3. HOCHBURG DER HIPSTER Grand Central 697 North Miami Avenue Miami, FL 33136 www.grandcentralmiami.com Der Hipster trägt Kassengestellbrillen, Vollbart, Karohemd und steht auf Underground-Bands – lange bevor der Normalsterbliche davon erfährt. Finden tut man ihn im Grand Central, dem besten Live-Club der Stadt. Einem umgebauten Bahnhof, der, ganz seiner Klientel entsprechend, die frischesten Künstler von Diplo bis Skrillex einlädt. 4. INSIDER UNTER SICH Bardot 3456 North Miami Avenue Miami, FL 33127 www.bardotmiami.com Kein Hinweisschild am Gebäude, keine Kameras im Inneren erlaubt: Das Bardot ist ein gut gehütetes Geheimnis im Nachtleben von Miami – und gerade deshalb bei Szene-Promis sehr beliebt. James Murphy beispielsweise, Frontmann der Band LCD Soundsystem, steht hier oft unangekündigt hinterm DJ-Pult.
5. REFUGIUM FÜR GLAMOURÜBERDRÜSSIGE Mamushka’s 31 NW 36th Street Miami, FL 33128 Der Club ist zu schmuddelig, um eine Website zu haben Wer genug hat von der Glitzerwelt Miamis, der fährt nach Wynwood. Ein ehemals raues Viertel, das nun von jungen Künstlern belebt wird. Neben neuen Galerien gibt’s hier das Mamushka’s: Junge ArtschoolBands stehen auf der Bühne, coole Kunststudenten nippen am Bier. Wie seine Klientel ist der Club viel zu cool, um glamourös zu sein. 6. HOTSPOT DER HOUSE-MEISTER Shelbourne Hotel 1801 Collins Avenue Miami Beach, FL 33139 Das Hotel mit der höchsten Superstar-DJ-Dichte: Hier chillen Club-Legenden wie Carl Cox oder John Digweed am Pool. Das frisch renovierte Shelbourne ist der perfekte Ort, um seinen Lieblings-DJ abseits des Clubs in ein Gespräch zu verwickeln. Plattenwünsche sollte man sich aber trotzdem verkneifen. 7. FRITTEN ZUM FRÜHSTÜCK Big Pink 157 Collins Avenue Miami Beach, FL 33139 www.mylesrestaurantgroup.com Der Morgen nach der Party: Übelkeit, Durst und allmählich einsetzender großer Hunger. Das Big Pink ist der perfekte Ort, um sich mit einem späten Frühstück, einem deftigen Hamburger mit Fritten und einem Alka-Seltzer von der letzten Nacht zu erholen – oder sich für die nächste zu stärken. Praktisch: das Amnesia (Tipp 2) liegt gleich ums Eck.
8. NUR FÜR MITGLIEDER Soho Beach House 4385 Collins Avenue Miami Beach, FL 33140 www.sohobeachhouse.com Pharrell Williams und Produzentenlegende Arthur Baker legen gemeinsam für 40 Tänzer am Pool Platten auf. Der feuchte Traum eines Elektronik-Fans? Realität im Soho House! Um reinzukommen, braucht man eine Mitgliedskarte – oder einen Mitgliedskartenbesitzer als Freund. Socializing vor dem Club zahlt sich also aus, angesichts der Überraschungsgäste während der Music Week. 9. BESTER CLUB, UM KEINE ELEKTROMUSIK ZU HÖREN Club Play 1045 5th Street Miami Beach, FL 33139 www.clubplaysouthbeach.com Nach verschwitzten Nächten am Dancefloor, nach Stunden der hämmernden HouseBeats braucht jeder mal eine Verschnaufpause. Diese muss man nicht unbedingt im Hotelzimmer verbringen. Wer Lust auf einen akustischen Tapetenwechsel hat, schaut im Club Play vorbei, dem besten Hip-Hop-Laden der Stadt. Dort gibt’s Hip-Hop statt House, Tupac statt Tiesto. 10. MUSIK IM MUSEUM Ausstellung „The Record“ im Miami Art Museum 101 West Flagler Street Miami, FL 33130 www.miamiartmuseum.org Wie Museen und Clubmusik zusammenpassen? Man erhebt einfach die Schallplatte zum Kunstobjekt – im Rahmen einer großen Ausstellung über Vinyl-Kultur. Die besten Covers, aufwendiges Schallplatten-Design, zeitgenössische Werke, die sich mit DJ-Kultur befassen – von Künstlern wie David Byrne oder Laurie Anderson. Ein guter Grund, mal früher aufzustehen. Die Ausstellung läuft bis 10. Juni.
TEXT: ESTHER PARK. BILDER: GETTY IMAGES (3), GENE OGAMI/COURTESY OF THE ARTIST AND SUSANNE VIELMETTER LOS ANGELES PROJECTS, TABATHA FIREMAN, C FLANIGAN/FILMMAGIC, WORLDREDEYE.COM
10 Tipps für die Music Week
MORE BODY & MIND
DIE BESTEN PARTYS DER MIAMI MUSIC WEEK
Wachbleiben!
Sie sind die Roboter: Kraftwerk am Ultra Music Festival. Freestyle-DJ Diplo serviert in Miami Platten am Pool.
1. ULTRA MUSIC FESTIVAL 23.– 25. März 2012 www.ultramusicfestival.com Seit Wochen ausverkauft. Aber wenn es eine Party gibt, bei der man die Securitys bestechen sollte, dann ist es das dreitägige Ultra Music Festival. Immerhin spielen die Elektronik-Götter Kraftwerk eines ihrer raren Konzerte. 2. SWEDISH HOUSE MAFIA 23. März 2012 www.masquerademotel.com Als beste Nacht ihres Lebens bezeichneten die Jungs von der Swedish House Mafia ihren Gig letztes Jahr im Masquerade Motel. 2012 soll’s noch besser werden, meint SHM-Chef Steve Angello. 3. CHICKEN N BEER im Standard Hotel 23. März 2012 www.jillionairesucks.com www.standardculture.com Die Karacho-House-Meister von Diplos Mad-Decent-Label machen zum dritten Mal einen Familienausflug nach Miami. „Chicken n Beer“ servieren die DJs nachmittags am Pool des Standard Hotel. Lecker, genau wie ihre Beats: fried chicken.
4. LIV NIGHTCLUB im Fontainebleau Hotel 21.– 25. März 2012 www.livnightclub.com Der LIV Club ist ein Monster. Groß, geil und garantiert gute Musik. Von House-Stars wie Afrojack oder Axwell. Diese stehen auch im Fontainebleau Hotel an den Decks, wo das LIV während der Music Week sein Soundsystem aufschlägt. 5. HOT CREATIONS CRUISE auf der „Biscayne Lady“ 23. März 2012 www.myspace.com/hotnatured Nichts für Seekranke: Treffpunkt für Raver ist 15 Uhr im Bayfront Park, dann geht’s rauf auf die Yacht und raus in die Bucht. Die DJ-Kapitäne vom Londoner House-Label Hot Creations navigieren die Feier in den Sonnenuntergang.
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DIE BESTEN KÖCHE DER WELT ZU GAST IM HANGAR-7
„… dass man weinen möchte“
RYAN CLIFT. Ein Engländer in Singapur ist Asiens hippster Koch.
Ryan Clift war vierzehn, als er daheim in England als Tellerwäscher seine gastronomische Karriere begann – in einem Michelin-Stern-Restaurant, „und ich war von allem hier auf Anhieb fasziniert“. Gut zwei Jahrzehnte später betreibt er in Singapur seinen großartigen Tippling Club – und gilt als Asiens hippster Koch. 2008 verschlug es ihn nach Singapur – der Liebe wegen. Allerdings – „mein Leben ist Kochen“ – ist hier die Liebe zu den Zutaten gemeint. „Asien bietet sensationelle Zutaten“, sagt Ryan Clift. „Es ist meine Mission, immer wieder neue zu entdecken und sie zu neuen Geschmackserlebnissen zu kombinieren.“ Ryan Clift beeindruckt nicht nur durch Hingabe, Kreativität und Qualitätsfetischismus. Er ist auch ein Genie im Einsatz verschiedenster Kochtechniken, wie „Ikarus“-Executive-Chef Roland Trettl erzählt: „Bereits bei den ersten Grüßen aus der Küche bei meinem Besuch in Singapur fing ich an zu grübeln, wie er das bloß macht … und so etwas passiert mir sehr, sehr selten.“ Clifts Küchenphilosophie zeigt sich in seinen Schottischen Messermuscheln mit Knoblauchsuppe, Petersilie und Schnittlauch. Trettl: „Das Gericht hat mich umgehauen. Ohne Tricks und doppelten Boden, aber so rund, so harmonisch und so voll Produktqualität und Geschmack, dass man weinen möchte.“ Taube, Rote Bete, Quinoa, Himbeeren
MEIN RESTAURANT Tippling Club 8D Dempsey Road Singapur 249672 enquiries@tipplingclub.com www.tipplingclub.com „Die Wahl der Location war unsere einfachste!“, erinnert sich Ryan Clift. Das Restaurant ist eine Oase inmitten Singapurs, nur wenige Minuten vom hektischen Treiben der Wolkenkratzer des Central Business District gelegen – inmitten riesenhafter Turmbäume in einem Stück Regenwald-Paradies.
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Cocktails statt Wein „Fine Dining und Cocktails – mit oder ohne Alkohol – passen besser zusammen als Fine Dining und Wein! Wein macht man nun mal aus Trauben. So toll deren Geschmacksfacetten auch sein mögen, Cocktails mit ihren letztendlich grenzenlosen Mixbestandteilen können unübertrefflich genau aufs Essen abgestimmt werden.“ Aufregung und Anregung „Unser Menü soll für unsere Gäste eine Reise voller Überraschungen sein – aufregend, anregend, und manchmal wollen wir sie auch erschrecken. Man weiß bei uns nie, was als Nächstes kommt!“ Einmaliges Abenteuer „Ganz wichtig: Unsere Gäste sollen ein kulinarisches Abenteuer erleben, das sie zu Hause auch in einer Million Jahren nicht selbst reproduzieren könnten.“
Die Gastköche im Hangar-7 Monat für Monat gastiert ein anderer internationaler Spitzenkoch im „Restaurant Ikarus“ des Salzburger Hangar-7 und kreiert dort gemeinsam mit dem Küchenteam ein einzigartiges Menü. Gastkoch im März 2012 ist Ryan Clift, Chef des „Tippling Club“ in Singapur. Informationen zu „Ikarus“ finden Sie unter www.hangar-7.com sowie auf www.facebook.com/hangar7, Reservierungen sind telefonisch (unter +43 662 2197-77) und via E-Mail möglich: ikarus@hangar-7.com „Zu Gast im Ikarus“: Ryan Clift, 14. und 21. 3., 19.45 Uhr bei ServusTV
BILDER: HELGE KIRCHBERGER/RED BULL HANGAR-7, MARK TEO/RED BULL CONTENT POOL (3)
MEINE PHILOSOPHIE
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GESCHMACK VON WELT
GESCHMACK VON WELT
NATIONALGERICHTE ZUM NACHKOCHEN
NATIONALGERICHTE ZUM NACHKOCHEN
Saurer Proviant Auf den Philippinen sorgt Essig für Würze und Haltbarkeit von Headline beliebten Schmorgerichten. TEXT: KLAUS KAMOLZ. BILD: FOTOSTUDIO EISENHUT & MAYER XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
CHICKEN ADOBO.
GUE VENIAMET od min Hühnerfl eisch ist auguerat. eine tragendeRem Säulequi der esto philippinischen hendre te euis er aut voloreetue veliqua mcoKüche, Adobo eine weit verbreitete Zubereitungsart. Im Grunde beschreibt das Wort eine Marinade, die das null andigna feuipissi. Gericht würzt und haltbar macht. Ihr wesentlichster On vendrer ist alitEssig; praestis dion et, quipit ing ea alis advon el Bestandteil er verhindert die Vermehrung ut aliquat. Ut praestrud digna facipsummy non velis Bakterien. Adobo-Gerichte waren deshalb früher eine elesequisi tat, sent nulla velenit volor susciliquis beliebte Wegzehrung füramcon Reisende. In früheren Zeiten nim es venisim volum quat aut nosto eugiat. Unt odiowar allerdings auch üblich, Hundefl eisch zuadio Adobo nulla feugait wisDer non eugiat, vero od essi.Ex et zu verarbeiten. Begriff Adobo ist ercidunt in der philippiniacilla feum Ed min dolore magniss schen Kücheveleniat. mittlerweile so et dominant, dass er equiscilla auch als augiam, sit, commy num velesto conse modit irit lumBeschreibung für bestimmte Geschmacksrichtungen molobore mod prat. Am, verwendet wirdtincidunt – ähnlichiusci wie tet in Japan, wo commolorero bestimmte elesto erci blaortisit wisi. Liqui tet voloreetummy nim Geschmäcker von Nahrungsmitteln als umami bezeichzzriliquip enim dolortio odwerden tet loborperilis nullupnet werden. Aufquatie den Philippinen deshalb auch tatue diat, conum quation nonsecte consed Convenience-Produkte wiesequamet Cracker oder Suppen mit tet praesequi enibh eliquat.Ulputpat irilit ate eraber alissi. Gait, Adobo-Geschmack vertrieben. Keineswegs darf quamconse dolor suscipi scilit niat. Ullavöllig commy niscil dabei der Essig vorschmecken; er muss verkochen inisitsich ut ad min et adit alit nisl erotypischen od del iustis nit und mit denhenis anderen Zutaten zum säuervero commy nulputpate dolor ipsum augait. lich-salzigen Adobo-Aroma verbinden.
DAS REZEPT DAS REZEPT
Zutaten für 4 Personen: 0,25 l Hühnersuppe 1 kg Hühnerbrust 3 EL süße Chilisauce Zutaten fürund 4 Personen: 4 Lorbeerblätter (ohne Haut Knochen) 2 Bananen 1150 Huhn, mit Knochen in 3 g Speck 50ELg Pflanzenöl gesalzene Erdnüsse 8 Stücke geschnitten 1 TL bisGaram 2 TL Maisstärke 200 g Champignons Masala (optional) 1 kleine ganze Zwiebel Knolle Knoblauch Salz Pflanzenöl 2 bisl Schlagobers 3 EL Sojasauce 2 TL schwarze Pfefferkörner 0,2 Salz 100 Milliliterfraîche Reis- oder 2 grüne Triebe von 0,1 l Crème Pfeffer Weißweinessig Jungzwiebeln 200 Milliliter Wasser Ip essi. Lis nis ametum irillan drercipis nos amconsenisi tat niatuer susciduis nullam irit vulla con hendre do dolorpero etuer alit vero od Essig, Wasser, Knoblauchzehen und min et Sojasauce, lute verat, quisi bla Lorbeerblätter, corperostrud tat2 nos ex ero odit, volortie Pfeffer aufkochen, 10 Minuten köcheln undvelestrud dann auskühlen lassen. erciliquisl ut ute dignim vel et vel ea feugue modolob orHühnerteile einefaccumsan Schüssel geben, Marinade darübergießen perilla facil utinulla eum quatin venisit num zzrit loreund mod zugedeckt 24 Stundennum ziehen lassen. Huhn ausnisl derinMarinade tat. Dui tie minciliquis dipis dio consequis vulputemnehmen und wieder erhitzen. Huhn heniam in einer augait irittrockentupfen. wiscilisl ipit ut Marinade wismolenis nismodo et, sumsan tiefen Pfanne mit etwas restliche Knoblauchniam ad tem dolor acinisiÖl tisscharf alis exanbraten, ercilis ating ex esenisl ea consezehen schälen, invenim grobezzrit, Stücke schneiden und mit dem do Huhn in prader qui blaore dolum sustie dolore feum eugiate dunt Pfanne Marinade darübergießen und etwa 30 Minuten esto od bräunen. dunt aliquisis alit, conulput nim aliquipis aliquatue ea corpeköcheln. in etwas Saucebla verrühren in nisl die Pfanne rit dui eroStärke digna at lor suscidui faci tat. und Ut wis dolor gießen. Kurz reduzieren, Jungzwiebelstiele feine Ringe schneiden, über suscipsum zzrit lortinit wisl ulputat.in Hent etuerciduis am velisim indas Huhnodstreuen ibh esto tissi. und das Ganze mit Reis servieren.
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Im Infight mit der Angst Die Fitness seiner Psyche ist für Robbie Maddison ebenso wichtig wie jene seines Körpers.
Sprungkraft
workout Trainieren wie die Profis
Robbie Maddison. Nach seinem spektakulären Neujahrssprung in Kalifornien ist der australische Freestyle-Motocross-Star Robbie Maddison bereit für die Red Bull X-Fighters World Tour 2012.
Niemand würde auf die Idee kommen, dass es Freestyle-Motocrossern an Tollkühnheit mangelte. Aber wie fit müssen diese Herren der Lüfte sein, wenn sie 15 Meter über dem Boden auf ihren Maschinen den Körper verrenken und oft kopfüber durch die Luft wirbeln? „Es ist unheimlich intensiv“, antwortet Robbie Maddison. Wie körperlich Robbie fordernd ist so ein 1½-Minuten-Run bei den Red Maddison Bull X-Fighters nun tatsächlich? „Ich glaube, dass wir dieselbe Energie aufwenden wie ein Boxer während einer Runde. Oft ist man derart auf alle Kleinigkeiten bei der Ausführung des Tricks fokussiert – die Streckung des Körpers, den richtigen Abstand des Körpers zum Bike und die Position des Motorrades in der Luft … da vergisst man schon einmal aufs Atmen und bekommt zu wenig Sauerstoff. Man muss wirklich fit sein!“ Denn: Wenn man nicht fit ist, wird’s gefährlich. Der dreißigjährige Australier Maddison, der im Rahmen des „Red Bull: New Year. No Limits“ in San Diego den offiziellen Weltrekord für den weitesten Sprung auf einem Motocross-Bike um gut acht Meter auf 115,44 Meter verbesserte, freut sich bereits auf den Auftakt der Red Bull X-Fighters World Tour 2012 in Dubai diesen April. „Ich hatte vergangenes Jahr einen tollen zweiten Platz in Brasilien, erlitt aber leider auch einige Verletzungen, die mich zurückwarfen. Für dieses Jahr werde ich top vorbereitet sein, hoffentlich verletzungsfrei bleiben … und dann schauen wir einmal, was die Saison bringen wird!“ Robbie in Action: „Motoboys Sao Paulo“ am 31. 3. um 17 Uhr bei ServusTV www.robbiemaddison.com; www.redbullxfighters.com
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„Bei weiten Sprüngen spielt Angst sicher eine Rolle – aber die muss man kontrollieren. Manchmal passiert es, dass man sich bei einem Trick plötzlich unsicher fühlt. Ich versuche dann, meine Gedanken anzuhalten. Dies geht am besten mit Meditation. Wenn man diese Methode der Beruhigung beherrscht, lernt man, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Eine wichtige Rolle spielt auch das Selbstvertrauen. Wenn man weiß, dass man viele Stunden investiert hat und gut vorbereitet ist, geht man viel sicherer an die Sache heran.“
Fit im Flug Wer mehr Zeit im Flugzeug verbringt als auf dem eigenen Motorrad, muss manch unkonventionelle Trainings methode anwenden, beschreibt Robbie Maddison. „Ich fliege knapp 500.000 Kilometer im Jahr rund um die Welt. Daher ist es schwierig, einen regelmäßigen Trainingsplan einzuhalten. Ich muss oft improvisieren, um jede Minute gut zu nützen – manchmal tatsächlich im Flugzeug! Ich lege mich auf den Boden, mache Übungen oder dehne meinen Rücken. Das Hauptaugenmerk in meinem Training lege ich auf die Stabilisierung der Rumpfmuskulatur und Stärkung des Rückens – mit Lat-Ziehen (für den breiten Rückenmuskel = Latissimus dorsi; Anm.) auf der Kabelmaschine und 20 Klimmzügen. Danach mache ich eine Pilates-Übung namens „Swan Dive“– eine Ganzkörperübung, hervorragend speziell für die Schultern. Im Anschluss Kniebeugen und Kurzhantelheben. Eine meiner Lieblingsübungen ist der „Reptile Crawl“ – dabei bewegt man sich wie eine Echse auf allen vieren über den Boden. Ich kann leider nicht laufen, da ich in einem Knie Arthritis und in beiden keine vorderen Kreuzbänder mehr habe. Zum Ausdauertraining verwende ich ein Straßen- oder BMX-Rad. Eine lustige KardioÜbung ist, mit BMX-Bikes aus einer Schaumstoffgrube zu starten – das ist wirklich hart, wie Treibsand!“
Robbies private Trainingsstrecke
TEXT: JuSTIN HYNES. BILDER: JöRg MITTER/RED BuLL X-FIgHTERS, gARTH MILAN/RED BuLL cONTENT POOL, JOE TRELEVEN
Robbie Maddison vor den CorumbáWasserfällen nahe Várzea Grande, Brasilien.
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MUST-HAVES! 1
1 QUALITÄT TRIFFT DESIGN Die EDIFICE EFR- 513SP vereint elegante Optik und hochwertiges Material. So ist der stilvolle Chronograf unter anderem mit einem echten Karbonzifferblatt ausgestattet — eine gelungene Hommage an den Rennsport, wo dieses extrem widerstandsfähige Material Verwendung findet. Perfekte Verarbeitung, dynamisches Design und vielfältige Funktionen machen die EF - 513SP zum idealen Begleiter für alle Rennsportfans.
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2 GELÄNDEGÄNGIGER FREIZEITSCHUH Trendiges Design verbindet der McKinley „4 Seasons“ mit Funktionalität. Er ist Outdoor-, Reise- und Freizeitschuh in einem. Die Vibram-Sohle ermöglicht perfekten Halt auf vielen verschiedenen Untergründen. Der 4 Seasons ist aus atmungsaktivem Leder gefertigt und hat eine extra lange Schnürung. Exklusiv bei Intersport in drei Farben erhältlich.
www.intersport.at 3 LEATHERMAN REBAR Unter den full-sized tools von Leatherman könnte man den Rebar fast als kleinen Bruder des Super Tool 300 bezeichnen. Mit seinen 17 Funktionen kann er anderen Tools in seiner Kategorie mühelos das Wasser reichen, ist aber dennoch kleiner und leichter. Zahlreiche Funktionen wie Säge, Holz-/Metallfeile oder austauschbare Drahtschneider vereinen sich in einem Tool, um für alle Arbeiten im In- und Outdoor-Bereich gerüstet zu sein. Besonderes Highlight sind die benutzerfreundlichen Griffschalen, welche ein problemloses Arbeiten mit Handschuhen ermöglichen. Erhältlich ab Mai im Fachhandel.
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www.leatherman.at 4 14 GRAMM SUPERLIGHT Red Bull Racing Eyewear bringt mit der Carbon Sonnenbrillen-Kollektion die Innovation in Sachen technologischer Revolution an den Start. Die Sonnenbrille profitiert durch Technik und Design, vereint in einem Material: Kohlenstofffaser. Dank des leichten, aber dennoch doppelt so harten Materials ist sie mit ihren 14 Gramm superleicht – ein Must-Have für spektakuläre Auftritte mit hohem Designfaktor. Be spectacular!
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5 DOSH WALLETS – NEW „AERO“ SERIES Die neue Serie der DOSH Brieftaschen aus Sydney/Australien! Top-Design — bewährte Qualität und Funktion — für weltweit alle Währungen! Ein weiterer Eye-Catcher im City-Jungle, ein weiteres Must-Have beim Einsatz im Extremsport, weil handlich und wasserfest! Alle Modelle ab sofort erhältlich im CEEPLE-LIFESTYLE-STORE!
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NORTHLAND STORM TECH EARL JACKET Superleicht, wasserdicht 10.000 mm, atmungsaktiv 10.000 g/m²/24 hours und winddicht, ist diese nautische Jacke aus elastischem Softshell. Der Frühling steht vor der Tür, die Segelsaison rückt näher — und diese Jacke ist ein Must-Have für jeden Turn. 6
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Post-InternetGeneration
OUT NOW
FRISCHWARE AM PLATTENTELLER
GRIMES. Die Multitaskerin aus Kanada hat in zwei Jahren mehr gute Musik gemacht als andere in ihrer ganzen Karriere.
IM HERZEN DER DISCOKUGEL
Wo Fernseher fliegen EMO’S EAST, AUSTIN. Im März beim Festival South by Southwest bevölkern 2000 (!) Bands Austins Bars und Straßen. Die besten Gigs gibt’s im Emo’s East.
Ihr betreibt euren Club in Austin, Texas, … … weil es nirgendwo auf der Welt bessere Live-Konzerte gibt als in unserer Stadt. Der Name bezieht sich auf … … den Vorbesitzer Eric „Emo“ Hartman. Er hat zunächst als Detektiv für Bars gearbeitet. Den Kellnern auf die Finger geschaut, ob sie zu viel einschenken und dadurch mehr Trinkgeld kassieren. Mit diesem Hintergrundwissen hat er das „Emo’s“ aufgesperrt. Von außen sieht der Laden aus … … wie ein umgebautes, auffrisiertes Einkaufszentrum. Ein legendärer Club, der für euren Pate stand … … ist das Metro in Chicago. Ein Club, in dem die IndieVeteranen R.E.M. und HouseLegenden wie Frankie Knuckles ihre ersten Gigs spielten. Das Interieur erinnert an …
… den Film „Blood Simple“ von den Coen-Brüdern. Los geht’s um … … 22.30 Uhr. Platz ist … … laut Vertrag für 1700 Leute, aber, ganz unter uns, wir hatten auch schon 2000. Das verrückteste Konzert … … hat eine Band namens Gordon Solie Motherfuckers gespielt. Mehlsäcke und der Fernseher aus dem BackstageRaum sind im Publikum gelandet, Mistkübel durch den Raum geflogen. Rauferei gab’s aber zum Glück keine. Die Tänzer drehen durch … … wenn der DJ „Enter the Ninja“ (Die Antwoord) oder „I’m on Boat“ (The Lonely Island) auflegt. Wenn ich müde vom Tanzen bin … … kannst du dich auf unserer Stadiontribüne ausruhen, die wir der Highschool im Ort abgeluchst haben. Interview: Jason Sabala, General Manager des Clubs Emo’s East 2015 E Riverside Drive Austin, Texas, USA +1 (512) 505-9999 www.emosaustin.com
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Grimes: „Video, Musik? Womit soll ich anfangen?“
TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILDER: TIMOTHY S. GRIFFIN (2), RAPHAEL OUELLET
BEST CLUBS
Songwriting, Auf„Post-Internet“. nahme, Albumcover, Was bedeutet das? Musikvideo – Claire Dass ich mit dem Boucher alias Grimes Musik-Überfluss von macht am liebsten alNapster aufgewachles selbst. Nicht weil Synthie-Pop zwi- sen bin. Dadurch schen Rihanna habe ich nie gewisse sie müsste, sondern und Aphex Twin Genres bevorzugt. weil die 23-jährige Kanadierin wegen ihrer Während meiner Schulzeit Agilität und Kreativität war ich gleichzeitig Fan von gar nicht anders kann. So OutKast und Marilyn Manwar Grimes in ihrer erst son. Rap und Gothic-Rock zwei Jahre jungen Karriere – in meiner Generation kein bereits mit Lykke Li auf Widerspruch. Das spiegelt Tour und hat drei Platten sich in meiner Musik wider. veröffentlicht. Ihr neues Neben Musik auch Videos Werk „Visions“ mutet schilzu machen scheint für dich lernd an, wie der Eispalast ganz natürlich zu sein. in einem Fantasy-Film mit Elektronisches Musizieren Kate Bush in der Hauptrolle ist per se sehr visuell: Du und dem durchgeknallten verschiebst Blöcke am MoniElektroniker Aphex Twin als tor. Deshalb ist das VideoSoundtrack-Komponist. machen nichts Fremdes für : Vier Platmich. Ich mag es eigentlich ten in zwei Jahren, keine sogar lieber. Musikmachen schlechte Bilanz … ist das Hauptgericht, die : Ich mache einVideoarbeit das fach viel Musik – und süße Dessert. bin recht ungeduldig. Es schlummern imGrimes’ „Visions“ (4AD) erscheint am mer noch zirka 12. März. Tourdaten 1200 Songs auf und Hörproben auf meiner Festplatte. www.grimesmusic.com Du bezeichnest deine Musik als
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TAKE FIVE
„Meine Mutter hasst mein neues Album“
WELCHE MUSIK MUSIKER HÖREN
THE MAGNETIC FIELDS. Stephin Merritt gilt als Intellektueller des Indie-Rock. Mit Witz und Esprit vermählt er große PopSongs mit ausgefallenen Synthesizer-Sounds. Ganz nach dem Vorbild seiner persönlichen Helden von Nico bis Stereolab.
Einfach nur ein paar Songs zu einem Album zusammenzufassen, das ist Stephin Merritt bei weitem nicht genug. Der 45-Jährige gilt als letzter großer Konzeptkünstler im IndieRock-Zirkus. Weil er es als lohnende Herausforderung ansieht, sich auf ein Thema zu beschränken. Seit den neunziger Jahren schafft der Autor und Musiker mit seiner Band The Magnetic Fields Platten, die textlich oder musikalisch nur um ein Thema kreisen. Sein Opus magnum erschien 1999: ein Dreifachalbum über die Liebe. In 69 Etappen beleuchtet er das ewige Thema gewitzt von allen Seiten. Und
TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILD: MARCELO KRASILCIC
Songwriting-Genie Stephin Merritt (links hinten) im Magnetfeld seiner Band.
so clever, dass viele Musikmagazine „69 Love Songs“ zu einem der besten Alben der Neunziger wählten. Danach folgten eine Platte, bei der alle Songtitel mit einem „I“ beginnen, eine Noise-Pop-Sammlung namens „Distortion“ und ein Varieté-Folk-Album – allesamt wiederum Teil seiner sogenannten „No Synth Trilogy“. Auf seinem neuen Werk „Love at the Bottom of the Sea“ hat Merritt nun die Elektronik wiederentdeckt, es zischt und flirrt in allen Winkeln. Eine Platte zwischen packenden wie bittersüßen Liebesliedern und SynthesizerExperimenten. Welche großen Platten dafür Pate standen, verrät Merritt hier.
The United States of America: „The United States of America“ Als Teenager stieß ich in einem Second-Hand-Plattenladen auf dieses Album. Ich hatte schon von der Band gehört, vor allem das Cover faszinierte mich: Der Violinist der Band sitzt an einem alten Synthesizer, mit dem er seine Geigenklänge elektronisch moduliert – auf einer Platte, die 1968 erschien! Joseph Byrd und seine Band veröffentlichten leider nur ein Album. Aber dieses eine ist legendär, weil darauf Synthesizer nicht als melodische Instrumente verwendet werden, sondern als abstrakte, expressionistische Klangerzeuger.
Nico: „The Marble Index“ Meine Mitmusikern Shirley liebt Nico. Allerdings hasst sie dieses Album. Weil sie findet, dass John Cale es ruinierte. Mit all den schnörkeligen Geräuschen und komischen Sounds, die Nicos Velvet-Underground-Kollege auf der Platte beisteuerte. Absichtlich, vermutet Shirley, weil Nico ihn angeblich kurz vor den Aufnahmen wegen Lou Reed verlassen hatte. Ich dagegen liebe „The Marble Index“ ja genau wegen dieser experimentellen Ansätze. Auf „Love at the Bottom of the Sea“ versuchte ich ebenfalls, Pop-Songs leicht zu entstellen. Meine Mutter hasst mich dafür, aber zumindest beschwerte sich Shirley nicht darüber.
The Red Krayola: „Parable of Arable Land“ Schon ihre rockigen Songs sind verschroben. Richtig psychedelisch klingen aber die Stücke, die The Red Krayola mit ihren Freunden aufgenommen haben. Sie erinnern an die Tape-Loops der ersten Pink-Floyd-Platte. Dieses übersehene Meisterwerk erschien aber sogar davor.
The High Llamas: „Cold and Bouncy“ Die Songs auf „Cold and Bouncy“ klingen verspielt, sind großartiger Pop im Geiste der Beach Boys. Allerdings mit einem Element im Vordergrund, das Band-Kopf Sean O’Hagan als „wobbly“ (dt. wackelig) bezeichnet. Damit beschreibt er den Sound des Moog-Synthesizers, der auch auf meiner neuen Platte viel im Einsatz ist.
Stereolab: „Dots and Loops“ Filter-Effekte und SampleLoops kann ich nicht ausstehen. Gerade in der DanceMusik klingen diese Effekte so austauschbar! Ganz anders bei Stereolab. Obwohl einige einwenden werden, dass „The Noise of Carpet“ ihre beste Platte ist, möchte ich diese hier nennen. Weil sie beweist, dass der Filter kreativ einsetzbar und kein Werkzeug des Teufels ist. The Magnetic Fields: „Love at the Bottom of the Sea“ www.houseoftomorrow.com
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Top Events
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März 2012
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SPORT, MUSIK UND PARTY: HIER EINIGE OBLIGATORISCHE ZWISCHENSTOPPS FÜR DIE NÄCHSTE WELTREISE.
Sport 9. – 11. MÄRZ, ATAKÖY ATHLETICS ARENA, ISTANBUL, TÜRKEI
Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften Ein Rekordteilnehmerfeld aus 160 Nationen wird bei der ersten IAAF Leichtathletik-HallenWM auf türkischem Boden erwartet. Die 26 Einzelentscheidungen finden in der eigens für die Weltmeisterschaft errichteten, 7500 Zuschauer fassenden Ataköy Athletics Arena statt. Die US-amerikanische Hürdensprinterin LoLo Jones könnte über 60 Meter Hürden das Triple schaffen. In Valencia 2008 holte sie Gold, 2010 in Doha fixierte sie mit 7,72 Sekunden auch den bestehenden WM-Rekord.
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18. MÄRZ, ALBERT PARK CIRCUIT, MELBOURNE, AUSTRALIEN
Formel-1-Grand-Prix von Australien Mit geplanten 20 Rennen könnte die kommende, 63. Formel-1-Saison die längste der Geschichte werden. Der Startschuss fällt wie im Vorjahr in Australien. Ein guter Boden für Sebastian Vettel, der auf seinen dritten WM-Titel in Folge losgeht: Der deutsche Red Bull Racing-Pilot holte sich 2011 die Pole-Position und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein.
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Tischtennis-TeamWeltmeisterschaften Die ITTF Team-WM im tischtennisbegeisterten Ruhrgebiet wird nicht nur die Fans vor Ort verzücken: Weltweit werden über eine Milliarde TVZuseher erwartet. Bei der letzten WM in Moskau durchbrachen Singapurs Damen die chinesische Vorherrschaft nach acht Triumphen in Folge. Bei den Herren ist China seit nunmehr fünf Turnieren unbesiegt. Erste Herausforderer der Asiaten könnten ausgerechnet die Gastgeber rund um Borussia-Düsseldorf-Star Timo Boll werden, die vor zwei Jahren in Moskau den Chinesen erst im Finale mit 1:3 unterlagen.
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WRC Rallye Portugal
17. MÄRZ, QUEBEC, KANADA
Der vierte Stopp der Rallye-Saison wartet an der portugiesischen Südküste mit einigen Neuerungen und Highlights auf: 22 Sonderprüfungen auf 434,77 Wertungskilometern (vorwiegend Schotterpisten), drei Nachtsonderprüfungen und eine Power Stage. Den mit Spannung erwarteten Auftakt macht die Showwertungsprüfung „World Rally Sprint“ auf einem der legendärsten Streckenabschnitte der RallyeGeschichte in Fafe im Norden des Landes. Im Vorjahr gab es übrigens einen Citroën-Doppelsieg: Sébastien Ogier gwann vor Landsmann Sébastien Loeb.
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Red Bull Crashed Ice 2
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25. MÄRZ – 1. APRIL, WESTFALENHALLE,
29. MÄRZ – 1. APRIL, ALGARVE STADION , FARO, PORTUGAL
LoLo Jones peilt ihre dritte Goldmedaille an.
Kanada gilt als die Wiege des Eishockeysports. Ein würdiger Austragungsort also für den vierten und letzten Saisonbewerb der Red Bull Crashed IceWeltmeisterschaft. Besonders heiß auf den Sieg vor über 120.000 Fans ist Lokalmatador Kyle Croxall, der schon die ersten zwei Saisonbewerbe in Saint Paul (USA) und Valkenburg (NED) für sich entschied und auf heimischem Eis bereits 2010 triumphiert hatte.
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Citroën holte im Vorjahr einen Doppelsieg.
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10 Afro-Soul-Star Zahara konzertiert in Kapstadt. 16. – 19. MÄRZ, DUBLIN, IRLAND
St. Patrick’s Festival Kleeblätter und grüne Kostüme, so weit das Auge reicht: Am 17. März ehren die Iren ihren Nationalheiligen, Sankt Patrick. In Dublin herrscht in den Tagen davor und danach Volksfeststimmung: Über 500.000 Menschen tummeln sich auf den Straßen, es gibt bunte Paraden, Live-Bands, Film- und Kabarettbühnen sowie Rummelplätze und das Himmelsfest – ein großes Feuerwerk vor der Skyline der Stadt. Und mit etwas Glück findet man auch einen Bierzapfhahn.
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24./25. MÄRZ, TOKIO, JAPAN
International Anime Fair
30./31. MÄRZ, KAPSTADT, SÜDAFRIKA
International Jazz Festival Jazz hat in Kapstadt große Tradition. In den sechziger Jahren waren es visionäre Musiker wie Abdullah Ibrahim oder Basil Coetzee, die amerikanischen Jazz mit südafrikanischer Folklore mixten und damit den Stil „Cape Jazz“ prägten. Im Geist dieser Melange lädt das renommierte Jazz Festival von Kapstadt vierzig lokale und internationale Künstler ein, um gemeinsam zu musizieren. Von Youngsters wie der Afro-Soul-Sängerin Zahara bis hin zu alten Helden wie US-Gitarren-Maestro Mike Stern.
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Letztes Jahr wurde sie wegen des Erdbebens und der AKW-Katastrophe in Fukushima abgesagt, 2012 ist die größte Messe für japanische Animationsfilme zurück: Aus aller Welt reisen die Verlage, Zeichner und über 100.000 Fans an, um ihre Helden mit den Riesenaugen und Stupsnäschen zu feiern. Die Fans sind übrigens nicht nur Kinder: Japans Unterhaltungsindustrie erwirtschaftet pro Jahr an die 80 Milliarden Euro Umsatz mit den animierten Filmen.
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BILDER: PICTUREDESK.COM (4), IMAGO, GALLO IMAGES
Timo Boll fordert die chinesischen Favoriten.
Kultur
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Anime-Fans: zwischen Trickfilm und Realität.
9. – 18. MÄRZ, AUSTIN, TEXAS, USA
SXSW
30./31. MÄRZ, SANTIAGO, CHILE
Festival South by Southwest (vgl. S. 90) ist 6 Das das Sundance Festival der Popkultur. In sämtlichen Live-Clubs der Stadt spielen neben etablierten Künstlern wie Built to Spill oder Talib Kweli vor allem frische Bands aus aller Welt. Zum SXSW eingeladen zu werden stellt für junge Künstler eine Art Ritterschlag dar. Viele erleben hier ihre Feuertaufe vor der internationalen Presse, für viele ist es der erste Schritt zur großen Karriere. Vielversprechende Newcomer in diesem Jahr sind Grimes, War on Drugs und Theme Park.
1991 von Jane’s-Addiction-Frontmann Perry Farrell ins Leben gerufen, galt das US-Festival als Woodstock der neunziger Jahre. Lollapalooza war so populär, dass ihm sogar eine „Simpsons“-Folge gewidmet wurde. Und der Kult hält an: Im März macht der Rock-’n’-Roll-Zirkus Station in Chile, mit im Bandbus sind Alternative-Music-Helden wie die Foo Fighters, Björk, MGMT und die Arctic Monkeys.
Lollapalooza 10
Viele Farben auf der Grünen Insel: St. Patrick’s Day.
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Save the Date März 2012
WINTERAUSKLANG MIT SCHNEEBRETT- UND KRAFTRADARTISTEN, MUSIK UND WUNDERSAMEN FLUGOBJEKTEN.
22. MÄRZ, UNIVERSUM, STUTTGART
Fiva & Das Phantom Rapperin Fiva MC überzeugt mit tiefgründigen Texten. Nun holte sich die Münchnerin musikalische Unterstützung vom Phantom Orchester und tourt mit „Die Stadt gehört wieder mir!“ durch Deutschland. Alle Tour-Termine auf: www.fivasolo.de 13. BIS 18. MÄRZ, NEBELHORN, OBERSTDORF
Red Bull SKiLLS
Red Bull UpSprings
10. MÄRZ, SAP ARENA, MANNHEIM
Für fünfzehn Top-Rookies aus Deutschland, Österreich und der Schweiz heißt es im März zum vierten Mal: „Ride & Live with the Pros!“ Erstmals werden die Elf- bis Sechzehnjährigen von Snowboard-Pros allerdings nach Deutschland eingeladen. Bei diesem einzigartigen Snowboardprojekt fahren die Nachwuchstalente gemeinsam mit Top-Ridern wie Marco Smolla, um deren Können aus allernächster Nähe zu erleben und jede Menge von ihnen zu lernen. Aber auch abseits der Piste stehen die Pros, die mit den Teilnehmern auch zusammenwohnen, für Ratschläge jedweder Art zur Verfügung. Ein besonderes Highlight der Woche: Neben neuen Snowboard-Tricks werden die Kids auch noch jede Menge Erfahrung vor und hinter der Kamera sammeln!
… sucht die Meisterin/den Meister der Rennpisten. Es gilt auf einer einzigen Strecke in Super-G, Slalom, Abfahrt und Riesenslalom zu bestehen. Jetzt bewerben – und vielleicht schon bald gegen einen Skistar fahren. Mehr unter: www.redbullskills.ch
Lindenbergs „Ich mach mein Ding“-Tour Udo Lindenberg und das Panikorchester: Er ist ein absolutes Multitalent und einfach Kult. Ob als Sänger, Schriftsteller oder Maler sogenannter „Likörellen“ (mit Eierlikör gemalter Bilder), der Mann mit dem Hut macht sein Ding, und das sehr erfolgreich. Im März konzentriert sich der 65-Jährige wieder auf seine Ursprünge – das Singen – und startet seine Live-Tour in Mannheim.
Udo Lindenberg tourt durch Deutschland.
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www.redbull.de/upsprings
31. MÄRZ/1. APRIL, FÜRSTLICH DREHNA
ADAC MX Masters Fürstlich Drehna liegt im wunderschönen brandenburgischen Spreewald. Dieser Ort bietet die perfekte Kulisse für das Auftaktrennen einer der erfolgreichsten Motocross-Serien Europas (acht Bewerbe stehen 2012 am Programm). Für zahlreiche internationale Talente war diese Veranstaltung bereits ein Karriere-Sprungbrett. Letztes und eindrücklichstes Beispiel dafür ist Ken Roczen, aktuell jüngster Weltmeister der MX2-Geschichte. www.adac-mx-masters.de
Wurde bei den MX Masters groß: Ken Roczen
BILDER: STEVE BAUERSCHMIDT/MX-PHOTOS.DE, HANS HERBIG/RED BULL CONTENT POOL, GARTH MILAN/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK.COM
31. MÄRZ, LENZERHEIDE, SCHWEIZ
11. MÄRZ: EINSENDESCHLUSS FÜR BEWERBUNGEN ZUM
7. Red Bull Flugtag in Mainz Der spektakulärste Flughafen Deutschlands wird am 28. Mai 2012 in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt eröffnet. Wer selbst eine Flugerlaubnis für den Event in der Karnevalshochburg anstrebt, kann sich noch bis zum 11. März bewerben. Dafür benötigen die Fluglotsen von Red Bull: • eine Skizze mit der Beschreibung des Fluggeräts, • ein einminütiges Video, das die Teammitglieder, die Planungen, das Crew-Outfit etc. vorstellt, • ein Foto der Mannschaft, • einen ausgefüllten Fragebogen. Aus den Bewerbungen werden achtzig Teams ausgewählt, deren Videos von 19. bis 25. März in die Webvoting-Show kommen. Die vierzig Glücklichen mit den meisten Votes dürfen beim 7. Red Bull Flugtag an die Startrampe treten. Alle Infos gibt es auf: www.redbullflugtag.de
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Volles Programm DIE HI G H LI G HTS D E S M O nATS
Sonntag, 18. März, 22.05 UHr
MittwocH, 28. März, 21.15 UHr
Momentum: Rachel Armstrong
The Windsurfing Movie II
Rachel Armstrong ist eine visionäre Biologin, die sich einer schier unmög lichen Herausforderung stellt: die Lagunenstadt Venedig vor dem drohenden Untergang zu retten. In „Momentum“ zeigt sie, wie sie anhand künstlich generierter Kleinstorganismen das morsche Fundament Venedigs festigen möchte. Ein kühner Vorstoß in der Biologie und der vielleicht entscheidende Schritt, dieses einmalige Kulturerbe für die Menschheit zu bewahren.
Aufbauend auf dem Erfolgsfilm von 2007, erzählt „The Windsurfing Movie II“ einzigartige Geschichten rund um die herausragenden Persönlichkeiten des Windsurfens. neben Superstars wie Jason Polakow und der lebenden Legende Robby naish präsentiert der Film auch das inzwischen 19jährige nachwuchs talent Kai Lenny. Die Dokumentation überwältigt mit atemberaubenden Bil dern und Einblicken in das Leben ganz besonderer Extremsportler.
MittwocH, 7. März, 21.15 UHr
DienStag, 13. März, 22.30 UHr
SaMStag, 17. März, 16.30 UHr
Everest – Shooting …
Hugh Hefner
Red Bull Tops
Das DokuDrama „The Wildest Dream“ (2010) war der erste Kinofilm, der auf dem Mount Everest ge dreht wurde. Das Makingof „Everest – Shooting the Impossible“ zeigt die Strapazen des Drehs.
Der „Playboy“Gründer war auf seine Art ein Pio nier und ist bis heute ein Aktivist gegen verkrustete Moralvorstellungen. Die Doku zeigt Aufnahmen und Interviews eines ungewöhnlichen Menschen.
Die Formel 1 mal anders: Fernab der Rennstrecke kämpfen Fahrer um den ersten Platz in den Top 10. Wer wird gewinnen? Sebastian Vettel beim Schafe scheren? Oder doch Jaime Alguersuari am Strand?
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Bilder: Jimmy ChiN/alTiTude Films lTd, PasCal GuyoT/aFP/PiCTuredesk.Com, TraCy kraFT/red Bull CoNTeNT Pool, daVid laNG/ red Bull CoNTeNT Pool, roBerT sTyBlo
Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm!
more body & mind
MäRz Donnerstag, 1. März
Bilder: NaBil eNderkiN/red Bull, FuelTV, GeTTy imaGes, keiTh hariNG, doN holTz PhoToGraPhy, daNiel kolodiN/red Bull Crashed iCe, ChrisTiaN PoNdella/red Bull CoNTeNT Pool, mark WaTsoN/red Bull CoNTeNT Pool
22.55 FilmFestival in your living room Foo Fighters – Back and Forth musikdokumenta tion, usa 2011
Yamakasi Generation – Helden des Parkour Dokumentation, Fra, 2007 23.30 Snowboard Chronicles snowboard World Championship Montag, 5. März 22.45 nASCAR Sprint Cup Series 2012 Phoenix, arizona, usa 23.45 aDventure CirCus Claim Dienstag, 6. März
Freitag, 2. März 16.00 Snowboard Chronicles super natural 16.15 HigHligHts Jhal Magsi Desert Challenge Pakistan 16.30 HigHligHts Airborne – The Life of Chuck Berry 23.15 Snowboard Chronicles snowboard World Championships oslo 23.15 Slideways surfing the snow 00.00 Burton Canadian Open Samstag, 3. März 09.20 Bubba’s World the Compound
22.05 FilmFestival in your living room Chevolution Dokumenta tion, usa 2010 Mittwoch, 7. März 21.15 Everest – Shooting the Impossible Behind thescenesDokumenta tion, uK 2011 Donnerstag, 8. März
10.15 Focused speed riding
Freitag, 9. März 16.00 Snowboard Chronicles snowboard World Championships oslo
16.30 HigHligHts Red Bull Show Car Run KhardungLa 23.15 Snowboard Chronicles Burton european open 2012
16.30 Red Bull Tops Knochenbrecher und Draufgänger 17.00 HigHligHts Jhal Magsi Desert Challenge
23.30 Slideways Finding Friends 00.00 About Freeriding Samstag, 10. März 09.20 Bubba’s World the nap
00.30 HigHligHts Jhal Magsi Desert Challenge
09.50 Momentum – What drives you? lilou
00.45 Talking Music – Lecture Blue & exile
10.15 Focused norwegian gods of thunder
Sonntag, 4. März 22.05 FilmFestival in your living room
17.00 HigHligHts Michel Bourez in Tea hupoo Big Wave surfing in Frankreich Sonntag, 11. März 16.00 Everest – Shoo ting the Impossible 22.05 FilmFestival in your living room The Wildest Dream – Conquest of Everest Dokumentation, usa 2010 23.40 Snowboard Chronicles Burton euro pean open 2012 Montag, 12. März 22.45 nASCAR Sprint Cup Series 2012 las vegas, nevada, usa
10.40 HigHligHts Red Bull Show Car Run KhardungLa
Samstag, 17. März 09.20 Bubba’s World the Call 09.50 Momentum – What drives you? Ken roczen 10.15 Focused How the West Was Won 10.40 HigHligHts Jenny Lavarda 11.05 Slideways episode 4 16.00 Cliptomaniacs 16.30 Red Bull Tops Best of Formel 1
Sonntag, 18. März
23.45 aDventure CirCus Forum or Against Em Dienstag, 13. März 16.00 Slideways surfing the snow 22.30 FilmFestival in your living room Hugh Hefner – Playboy, Activist and Rebel Doku mentation, usa 2009 Mittwoch, 14. März 21.15 The City Dark Dokumentation, 2011 Donnerstag, 15. März
23.50 FilmFestival in your living room Hugh Hefner – Playboy, Activist and Rebel Doku mentation, usa 2009 Freitag, 16. März
16.00 Red Bull Crashed Ice World Championship 2012 Québec, Kanada 22.05 Momentum – What drives you? rachel armstrong
Montag, 19. März 22.45 nASCAR Sprint Cup Series 2012 Bristol, tennessee, usa 23.45 aDventure CirCus Hard to Earn Dienstag, 20. März 22.00 Slideways episode 4 22.30 FilmFestival in your living room The Universe of Keith Haring Dokumentation, usa 2009
16.15 HigHligHts Surf in Cuba
23.15 Snowboard Chronicles Freeride World tour 2012 – stop roldal 23.30 Slideways episode 4
Mittwoch, 28. März
23.15 Snowboard Chronicles Burton us open
21.15 The Windsurfing Movie II
00.00 Burton European Open Samstag, 24. März 09.20 Bubba’s World the game 09.50 Momentum – What drives you? Zak noyle 10.15 Epic Conditions Jaws – Big Wave surfing 10.40 HigHligHts Goldi Talente Cup 2012 11.05 UCI Mountain Bike World Cup 2012 Pietermaritzburg
Mittwoch, 21. März 21.15 62 Days at Sea Donnerstag, 22. März 23.00 Burton Canadian Open
Donnerstag, 29. März 23.00 Burton European Open Freitag, 30. März 23.15 Snowboard Chro nicles Freeride World tour Fieberbrunn 23.30 Red Bull Crashed Ice World Champion ships 2012 Highlight Québec Samstag, 31. März 9.20 Bubba’s World thetrip 09.50 Momentum – What drives you? ryan sheckler
16.30 Red Bull Tops elemental! 17.00 HigHligHts Cyril Despres Portrait Sonntag, 25. März 16.00 62 Days at Sea 22.05 FilmFestival in your living room Bouncing Cats Doku mentation, usa 2009
10.15 Epic Conditions steamboat skiing 10.40 HigHligHts Epic 5 Challenge 11.05 Burton European Open 16.30 Red Bull Tops two Wheeled Wonders
22.35 FilmFestival in your living room Loving the Beast Doku mentation mit Hollywood star eric Bana, 2009
16.00 Snowboard Chronicles Burton european open 2012
16.30 HigHligHts Jenny Lavarda
Freitag, 23. März
23.30 UCI Mountain Bike World Cup 2012 Pietermaritzburg
17.00 HigHligHts Surf in Cuba
22.00 Slideways Finding Friends
11.05 Slideways the evo lution of snow Boarding
23.30 Red Bull Crashed Ice World Championship 2012 Highlights aare, sWe
16.30 Red Bull Tops Pushing the limit
23.50 FilmFestival in your living room Chevolution Dokumen tation
10.40 HigHligHts Airborne – The Life of Chuck Berry
16.00 Cliptomaniacs
16.00 Cliptomaniacs
22.00 Slideways the evo lution of snowboarding
16.15 HigHligHts Michel Bourez in Tea hupoo Big Wave surfing in Frankreich 09.50 Momentum – What drives you? travis Pastrana
11.05 Slideways Finding Friends
17.00 HigHligHts Motoboys Sao Paulo 23.25 Snowboard Chronicles Burton us open Montag, 26. März 22.45 nASCAR Sprint Cup Series 2012 Fontana 23.45 aDventure CirCus Lines Dienstag, 27. März 23.00 FilmFestival in your living room Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde
APRIL Sonntag, 1. April 16.00 The Windsurfing Movie II 22.05 FilmFestival in your living room Going Vertical 23.35 Snowboard Chronicles Freeride World tour Fieberbrunn Montag, 2. April 22.45 nASCAR Sprint Cup Series 2012 martinsville, virginia, usa
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laubt man aktuellen Forschungsergebnissen zu unserem heutigen Thema, dann wird unser Appetit von vielem beeinflusst, nur durch eines nicht: was es konkret zu essen gibt. Vielmehr ist alles eine Frage der Wahrnehmung. Es genügt nämlich bereits, dass wir Fotos einer verführerisch glänzenden Schokotorte oder eines frisch zubereiteten Müslis sehen – und schon bekommen wir Hunger. Schuld daran ist unser Gehirn. Kaum nimmt es Bilder von gut schmeckenden Speisen wahr, sorgt es dafür, dass das Hormon Ghrelin ausgeschüttet wird. Dieser Botenstoff bestimmt nicht nur, wie viel wir essen, sondern auch, wie unser Körper das frische Müsli bzw. die Schokotorte anschließend verwertet. Bemerkenswert ist diese neue, soeben vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München publizierte Erkenntnis aus folgendem Grund: Bisher war man davon ausgegangen, unser Essverhalten werde vor allem durch den aktuellen Energiestatus unseres Körpers geregelt. Das heißt: Hunger bekämen wir vor allem dann, wenn uns die Energie ausgehe und unser Körper Nachschub brauche. Sonst eher nicht. Falsch, wie die Münchner Wissenschaftler festgestellt haben. Nicht nur die erwähnten inneren, sondern auch äußere, rein visuelle Reize können uns hungrig machen. Und zwar auch dann, wenn wir eigentlich satt sind. Wer also in Magazinen blättert, in denen es dampfende Nudelgerichte zu sehen gibt, oder an Plakatwänden vorbeigeht, auf denen gigantische Pizzaschnitten affichiert sind, bekommt Hunger – ohne dass er etwas dagegen tun könnte. Der Mechanismus sei so mächtig, dass wir „bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren“ begännen, so Petra Schüssler, Mitautorin der Studie.
Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist
Besser nicht hinsehen! Warum kleine rote Teller die Rettung vor Übergewicht und Tortenbilder des Teufels sind. Unter diesem Blickwinkel bekommt eine Reihe früherer Untersuchungen eine neue Dringlichkeit. Denn dass unser Auge mitisst, das hatten die meisten von uns ja immer schon vermutet. Nun wissen wir, dass es stimmt. So haben zum Beispiel Untersuchungen gezeigt, dass wir uns – sobald wir unseren vollen Teller leergegessen haben – wohlig satt fühlen. Klingt erst mal naheliegend, hat aber einen entscheidenden Haken, denn: Das Gefühl stellt sich immer ein, egal wie groß die verwendeten Teller waren. Bekamen also
die Versuchspersonen gut gefüllte kleine Teller vorgesetzt, waren sie anschließend genauso zufrieden wie jene Menschen, denen man gut gefüllte große Teller vorgesetzt hatte. Das heißt: Wir sind nicht immer so weitsichtig, wie wir zu sein glauben – aber das dürften die meisten von uns schon geahnt haben. Es muss also nicht immer zu unserem Nachteil sein, dass unser Hungergefühl durch rein optische Reize gesteuert wird. Dass wir davon auch profitieren können, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Psychologie an der Uni Basel. Darin haben Wissenschaftler untersucht, welchen Einfluss Farben auf unser Essverhalten haben. Und siehe da: Je nachdem welche Farbe ihre Teller hatten, knabberten die Probanden unterschiedlich viele Snacks. Wirkungslos blieben weiße und blaue Teller; wer hingegen seine Brezeln auf roten Tellern bekam, verzehrte nur halb so viel wie die anderen. Ein Phänomen, das in einem zweiten Versuch bestätigt wurde: Wer seine süße Limonade in einem roten Becher bekam, trank davon bloß halb so viel wie jene, die blaue Gläser erhielten. Die Signalfarbe Rot wirkt offensichtlich als unbewusstes Stoppsignal. Wer also mit seinem Gewicht kämpft, hat deutlich mehr Möglichkeiten, als angsterstarrt vor einem Wiener Schnitzel zu sitzen und zu flehen, er möge standhaft bleiben. Er könnte sich vielmehr winzige Tellerchen kaufen, rot gefärbtes Besteck besorgen und – während er ein (rezeptloses) Architekturmagazin liest – überlegen, wie meine Kolumne übers Essen mit einem garantiert WienerSchnitzel-freien Schlussgag endet. Christian Ankowitsch, 52, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.
THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Alexander Macheck (Stv.) Geschäftsführung Mag. Alexander Koppel, Rudolf Theierl Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Creative Photo Director Susie Forman Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitender Redakteur Werner Jessner Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arkadiusz Pia˛tek, Andreas Rottenschlager Mitarbeiter Stefan Wagner Grafik Patrick Anthofer, Martina de Carvalho-Hutter, Miles English, Ken Ulrich Paasche, Esther Straganz Fotoredaktion Valerie Rosenburg, Catherine Shaw, Rudolf Übelhör Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer Corporate Publishing Boro Petric (Ltg.); Christoph Rietner, Nadja Žele (CR); Dominik Uhl (AD); Markus Kucˇera (FD); Lisa Blazek (Red.); Christian Graf-Simpson (iPad) Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher, Thomas Posvanc Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Omar Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Mag. Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Lukas Scharmbacher, Johanna Troger; Matthias Preindl, Martina Ripper (Design); Klaus Pleninger (Vertrieb); Peter Schiffer (Abo); Nicole Glaser (Abo- und Vertriebsmarketing) Anzeigenverkauf Frauke Landi (Ltg.), Thomas Hutterer, Marcus Zinn; anzeigen@at.redbulletin.com Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Anna Jankovic (Ltg.), Manuela Geßlbauer IT Michael Thaler Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Ein Produkt des Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Der Standard, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten. In Deutschland: wird The Red Bulletin an Hochschulen vertrieben. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Irland: The Irish Times. In Frankreich: L’Équipe. In Südafrika: Independent on Saturday, Saturday Star, Weekend Argus. In Neuseeland: The New Zealand Herald. In Kuwait: Kuwait Times. In Mexiko: Milenio Diario. In der Schweiz und Großbritannien: alternativer Vertrieb. Gesamtauflage 3,6 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com
DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 3. APRIL 2012.
ILLUSTRATION: ALBERT EXERGIAN
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