The Red Bulletin AT 03/24

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H E RO ES

DON ESTEBAN

ist im Echt-Leben Unternehmensberater. Doch was heißt hier Echt-Leben? Als einer der besten Cosplayer Europas verkörpert er Gaming-Figuren – und macht so die Virtualität real: verkleidet, um sich selbst zu finden. TEXT ISABELLA GROSSSCHOPF

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Gesang ist nichts für ungeübte Stimm­ bänder. Und so blieb dem Drummer für die Getränkebestellung danach nur ein krächzendes Flüstern. Nachgerade m ­ afiös, wie ein Bandkollege befand und der Kellnerin zuraunte: „Der Don möchte ein Bier.“ – „Esteban“ kam dann schnell dazu, weil „Don Corleone“ schon vergeben war. Das Schwert des Anstoßes „Begonnen hat alles mit einem einfachen Spielzeugschwert. Das habe ich nach und nach modifiziert.“ Endlich konnte der Don in Stefan ausleben, was früher, im Werkunterricht im steirischen Hartberg, eher nicht so gefragt war. „Da mussten wir alle das Gleiche machen. Wenn ich etwas abwandeln wollte, gab es dafür eine schlechtere Note. Das konnte schon frustrierend sein.“ Doch das Craften, also etwas mit eigenen Händen zu erschaffen, ist es, was ihn bis heute fasziniert. Also machte er sich eines schönen Tages an die Herstellung seines eigenen Lichtschwertes. Was natürlich nicht auf Anhieb geklappt hat. „Das Motto ist wie so oft im Leben: Probieren und – erst mal – scheitern.“ Doch die Cosplay-Community ist nicht vom Konkurrenzneid zerfressen, man hilft einander, wo es geht. So martialisch die große Verkleidung manchmal auch wirkt, so friedlich ist das Ansinnen dahinter. „Einerseits ist es der künstlerische Aspekt, es vom einfachen Ver­ kleiden auf ein hochprofessionelles Level zu schaffen. Und andererseits motiviert mich die Community. Wenn ich auf einer Convention Menschen treffe, die mich ein halbes Jahr später mit den Worten ‚Danke, du hast mich motiviert‘ anschreiben – dann treibt das auch mich an.“ Aber ist Cosplay auch eine klimpernde Money-Maschine? „Man kann schon Geld generieren und groß rauskommen dabei“, sagt Stefan. Etwa durch Auftragsarbeiten.

„Manche stellen auch ihre Schnittmuster oder 3D-Modelle von ausgefallenen Kos­ tümen online.“ Aber nur die wenigsten können tatsächlich davon leben. Muss Don Este­ban auch nicht. Und das, was er in der Champions League des Masken­ spiels lukriert – etwa auch als Juror bei Wettbewerben –, kommt wohltätigen Zwecken zugute. Und der ganz private Zweck? Ent­ fachen Don Estebans Lichtschwerter auch im Leben des Stefan Kuntner so etwas wie Leidenschaft? Immerhin meckert die Freundin nicht, wohl weil sie auch selbst immer wieder ein Cosspielchen wagt. „Anders würde das auch gar nicht funk­ tionieren“, sagt der Don. Support fürs schwarze Schaf Früher, bei seiner Familie in Hartberg, war das anders. „Meine Eltern konnten mit Cosplay lange Zeit gar nichts anfangen“, sagt Stefan. „Ich war ein bisschen das schwarze Schaf in der Familie, aber mitt­ lerweile unterstützen sie mich.“ Und so wird er sich auch weiterhin ­verkleiden, um sich selbst zu finden. „Mit Fasching, wie wir ihn kennen, hat das kaum etwas zu tun. Worum es mir geht, ist dieser Reiz: die Entwicklung meiner Figuren – bis sie einen ganz speziellen Spirit haben, der mich selbst zum Staunen bringt.“ Und auch die gute alte Echt-Welt staunt: Virtuelle Helden, plötzlich aus Fleisch und Blut und statt aus dem Netz frisch aus der Steiermark – wo gibt’s denn so was? Gewinne Tickets samt Anreise und Übernachtung für das Gaming-Event Red Bull For The Win am 12. 4. am Red Bull Ring! Hier geht’s zum Quiz.

THE RED BULLETIN

VIKTORIIA NORITAIGA/@NORITAIGA.PHOTO

In der Cosplay-Szene ist der gebürtige ­Steirer Stefan Kuntner längst ein big player. Und die Cosplay-Szene boomt: Auf TikTok bringt es der entsprechende Hashtag be­ reits auf knapp 217 Milliarden Aufrufe; auf Instagram drängeln sich 64 Millionen Beiträge zum Thema; und gut 10.000 Österreicherinnen und Österreicher sind bereits selbst als Cosplayer aktiv. Aber was genau ist überhaupt Cosplay? Karneval für Fortgeschrittene? Auch, und doch viel mehr: „Costume“ und „play“ ergeben ein aufwendiges Kostümspiel, bei dem die Teilnehmer eine Figur aus der Gaming-Welt oder dem Film-, Comic- und Anime-Kosmos darstellen. Egal ob Super­ held oder Bösewicht, Hauptsache, Auf­ tritt, Kostüm, Maske und Accessoires sind so nah wie möglich am Original. Die Rückreise von der Virtualität in die Realität ist die hohe Kunst, die in Asien ­ihren Ursprung hat. Und in der es Kuntner, heute 35, im Jahr 2018 zum Europameis­ ter brachte – als Geralt von Riva, besser bekannt als The Witcher. Kuntners Witch-Switch vorausgegan­ gen waren unzählige Stunden akribischer Handarbeit. „Ich habe alles selbst gefertigt – ohne diesbezüglich eine Ausbildung zu haben“, sagt er. Kuntner kommt eigentlich aus der Kommunikationswissenschaft und ist erfolgreicher Unternehmensberater mit Sitz in Wien. Nebenberuflich, und das ist kein Widerspruch, ist er auch Bandit: In der Cosplay-Community firmiert er ­unter „Don Esteban“. Wobei der Name eher durch Zufall ent­ stand, und das lange vor seiner Karriere als Cosplayer. „Ich habe mit achtzehn in einer Band Schlagzeug gespielt, und wir hatten einen Auftritt in Graz. Der Sänger war ­erkrankt, also sind wir abwechselnd für ihn eingesprungen.“ Nur – harter Metal-


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