The Red Bulletin_1204_CH

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Woodkid / Scarlett Johansson / Yannick Granieri / Leonardo da Vinci / Alexis Thompson / Felix Baumgartner

DAS MAGAZIN ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

APRIL 2012

iPa jetz d-App run t gra t ters a ug i s en!

SEIN LEBEN NACH DEM STAUBSAUGER

JAMES DYSON Auf dem Rad durch die Zeit RENÉ WILDHABERS PHANTASTISCHE REISE DURCH DIE SCHWEIZ

BOARDER LINER UNTERWEGS MIT DEN SURFERN VON GAZA DER UNMÖGLICHE BERG SO BEFREITE SICH DAVID LAMA VOM CERRO TORRE


2012

iXS DOWNHILL CUP RACE SCHEDULE

iXS EUROPEAN DOWNHILL CUP 28.-29.04 #1 MONTE TAMARO (SUI) 26.-27.05 #2 LEOGANG (AUT) 16.-17.06 #3 INNERLEITHEN (GBR) 04.-05.08 #4 PILA (ITA) 11.-12.08 #5 ŠPIČÁK (CZE) 08.-09.09 #6 CHÂTEL (FRA) 22.-23.09 #7 TODTNAU (GER)

iXS SWISS DOWNHILL CUP

02.-03.06 #1 MORGINS 18.-19.08 #2 WIRIEHORN (SM) 25.-26.08 #3 ANZÈRE 06.-07.10 #4 BELLWALD

iXS GERMAN DOWNHILL CUP

19.-20.05 #1 WINTERBERG 09.-10.06 #2 STEINACH AM BRENNER (AUT) 07.-08.07 #3 ILMENAU (DM) 21.-22.07 #4 BAD WILDBAD 29.-30.09 #5 THALE

iXS ROOKIES CUP

17.05 #1 WINTERBERG (GER) 28.-29.07 #2 OCHSENKOPF (GER) 15.-16.09 #3 STEINACH (GER) facebook.com/iXS.Downhill.Cup


DIE WELT VON RED BULL

April 17

IM KOPF VON SCARLETT JOHANSSON Seit zwanzig Jahren zählt der einstige Kinderstar zu Hollywoods Fixgrößen. Ein Blick auf die Karriere der wandelbaren Blondine, die in ihrem neuen Blockbuster die Welt rettet.

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YANNICK GRANIERI: DIE GEBURT EINES TRICKS Wenn Freestyler, Dirtjumper und Slopestyler ihre Tricks in Contests zeigen, müssen sie saucool, babyleicht und voll smooth wirken. Mountainbike-Shootingstar Yannick Granieri gestattet uns einen Blick in seine Trick-Fabrik, und wir finden dort … harte Arbeit.

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COVERBILD: JÜRGEN SKARWAN. BILDER: CIRQUE DU SOIR, DOM DAHER, TIM DE WAELE/DPPI, PICTUREDESK.COM

Willkommen! Die Geschichte des James Dyson ist ein unterhaltsamer Beleg für die individuelle Gestaltbarkeit von Erfolg. Sir James, der sich selbst als „stur wie ein Esel“ bezeichnet, absolviert offizielle Fototermine bevorzugt in einer Art Pyjama. Er wurde dadurch zu einem der 500 reichsten Menschen der Welt, dass er sich in eine grundsätzliche Opposition zum Alltag begab: Dyson hinterfragte Schubkarren, Staubsauger, Waschmaschinen und Händetrockner so lange, bis er Schubkarren, Staubsauger, Waschmaschinen und Händetrockner neu erfunden hatte. Red Bulletin-Autor Herbert Völker hat den Selfmade-Milliardär zu einem launigen Gespräch getroffen, inklusive der Erörterung des Betrachtens von ganz speziellen menschlichen Hinterlassenschaften (ab Seite 40). Gute Unterhaltung mit dieser Ausgabe! Die Redaktion

REISETIPP DES MONATS: EUROPAS LEGENDÄRE BERGSTRASSEN

Ruhm und Kehre: acht Anstiege, die in keiner Radfahrer-Vita fehlen dürfen – vom spanischen Alto de Angliru bis zur Großglocknerstraße.

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DIE WELTBESTEN CLUBS

Artisten, Cocktails, ein eigener Rummelplatz: Wer in London außergewöhnlich ausgehen will, taucht ein in die bunte Welt des Cirque du Soir.


DIE WELT VON RED BULL

April 56

„DTM-RENNEN GEWINNST DU MIT DEM POPOMETER“ Er fuhr aus dem Schatten seines Vaters und dann der Konkurrenz davon. Der regierende DTM-Champion Martin Tomczyk über sein neues Leben als Alpha-Tier und warum Formel-1-Piloten bei den Deutschen Tourenwagen Masters den Kürzeren ziehen.

18 DER KREATIVBERSERKER

Videos für Katy Perry, Lipton und „Vogue“ zu drehen reicht ihm nicht mehr. Yoann Lemoine alias Woodkid will die totale Kontrolle. Neben Film, Animation & Fotografie macht er nun auch selbst Musik.

20 DIE EVOLUTION DER HELMKAMERA

Aus einer klobigen Stahlbox wird ein federleichtes HD-Gerät. Eine Entwicklung in Bildern.

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RED BULL STRATOS: VÖLLIG ABGEHOBEN Der Heliumballon von Red Bull Stratos fasst 850.000 Kubikmeter, überragt beim Start die Spannweite dreier Boeing 777 und wird Felix Baumgartner auf die dreifache Reiseflughöhe eines Passagierflugzeugs steigen lassen.

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COVERSTORY:„KEINE E-MAILS IM BÜRO“ James Dyson erfand die Welt neu bzw. die Art, wie wir über sie denken und sie dabei lebenswert erhalten. Der innovative Milliardär über Ausdauer, Handarbeit und seine Pläne für 2027.


DIE WELT VON RED BULL

86 DIE AUSRÜSTUNG DER PROFIS Im Vorjahr gewann die erst 17-jährige US-Amerikanerin Alexis Thompson drei Profi-Turniere und platzte damit mitten hinein in die Weltklasse – mit Stil, wie ein Blick in ihre Golftasche zeigt.

68 VERLORENE JUGEND

Musik im Breitwandformat, Songs als Soundtracks: Anthony Gonzalez alias M83 konserviert Erinnerungen und verwandelt sie in funkelnde Synthesizer-Hymnen.

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Alexis Thompson:

„ Meine Motivation?

BILDER: SÉBASTIEN AGNETTI, LINCOLN CLES, SUKI DHANDA/GUARDIAN NEWS & MEDIA, ANDREAS JAKWERTH, KURT KEINRATH, JOERG MITTER/RED BULL STRATOS NEWSROOM, KARIM SADLI, ROBERT SNOW/RED BULL CONTENT POOL

Am iPod laufen Rap und Heavy Metal.

David Lama: Ganz oben wurde es dann doch ein bisschen feierlich. Spätestens als mein Kletterpartner Peter Ortner nackt am Gipfel tanzte.

BOARDER LINER

In Gaza ist die Freiheit eine Welle am Horizont. Zu Besuch an einem Ort, an dem Wellenreiten mehr bedeutet als Spaß, Sonne und Strand.

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SIEG AM CERRO TORRE Ein alpinistischer Meilenstein, eines der letzten großen Abenteuer: Im dritten Anlauf schafft der Tiroler Kletterer David Lama als Erster die freie Besteigung des mystischen Cerro Torre in Patagonien.

14 Kurzmeldungen: Radketten zu Kunstwerken, Mega-Talente im Anmarsch, Cypress Hill reloaded 22 Brandon Semenuks Körper 44 René Wildhabers rasanter UNESCO-Trip


DIE WELT VON RED BULL

April

Wüsste ich, was den perfekten Song ausmacht, wäre ich schon reich. Michael Kiwanuka

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FRISCHE WARE AM PLATTENTELLER Auf seinem neuen Album „Home Again“ beweist der britische Jungmusiker Michael Kiwanuka: Die beste Popmusik basiert noch immer auf simplem Soul.

KULINARIK

Ein einzigartiges Talent für Harmonien: Die Schweizerin Tanja Grandits kocht diesen Monat im Salzburger Hangar-7.

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GESCHMACK VON WELT

Nationalgerichte zum Nachkochen: Pho Bo aus Vietnam – eine Frühstückssuppe und ihr weltweiter Siegeszug.

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TRAINIEREN WIE DIE PROFIS

„Es geht um Balance, nicht um Kraft“: Michal Navratil, tschechischer Titelanwärter bei der diesjährigen Red Bull Cliff Diving World Series, verrät uns seine Tipps für ein schwindelfreies Sprungtraining.

08 Fotos des Monats 95 Kainraths Kalenderblatt 98 Impressum

BILDER: ROMINA AMATO/RED BULL CLIFF DIVING, FOTOSTUDIO EISENHUT & MAYERM GETTY IMAGES, JÜRG WALDMEIER/RED BULL HANGAR-7


Mehr als nur ein Spiel:

FC Barcelona – Real Madrid am 21./22.04. als LIVE-Stream! www.laola1.tv


DES MONATS

AltA Ve r ApA z , G uAte mAl A

FelsenFest

Credits

Wo andere ihr Kletterzeug auspacken, beginnt für Petr Kraus der Bike-Spaß. Auf seiner Guatemala-Reise fetzte der tschechische Rad-Akrobat erst die Aschepiste am Vulkan Pacaya hinunter („Fühlt sich an wie Snowboarden“) und widmete sich danach der Höhlenforschung per Trial-Bike („matschig, rutschig, ein tolles Erlebnis“). Was er aus Zentralamerika mit nach Hause nimmt? „Einen Platten und viele unvergessliche Eindrücke. Wie ich immer sage: Fremde Länder erkundet man am besten auf zwei Rädern.“ Die Foto-Story: www.redbull.com; Suchwort „Petr Kraus“ Bild: Agustín Muñoz/Red Bull Content Pool

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Credits


DES MONATS

N e w Yo r k , u SA

KopFgeburt

Credits

Schon einmal schickte der Fotograf Romain Laurent einen ungewöhnlichen Protagonisten im Dienste der Kunst durch New York. Für seine Fotoserie „L’Horizon“ ließ er einen Surfer an einer Ampel auf grünes Licht warten – halbnackt auf einem schwebenden Board. Ähnlich surreal: der Seifenblasenmann, den Laurent für seine Serie „Something Real“ knipste. Die Botschaft: „Die Bilder symbolisieren einen Moment im Leben, in dem die Person von der Realität abgekoppelt und trotzdem ein Teil von ihr ist.“ Alle Bilder der Serie: www.romain-laurent.com Bild: Romain Laurent/Bransch Europe

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Credits


pAr i S , Fr AN kr e i c h

sacré bleu!

Heftiges Gewitter + Turm aus Eisen = tolles Bild. Zwar schlagen regelmäßig Blitze in Frankreichs 324 Meter hohes Wahrzeichen ein, Aufnahmen wie diese gelingen allerdings nur selten. Besucher der Turmplattformen brauchen sich übrigens nicht zu ängstigen: Die Metallkonstruktion wirkt wie ein schützender Faradayscher Käfig. Den Eiffelturm besuchen: www.tour-eiffel.fr Erstes bekanntes Blitzfoto aus dem Jahr 1902: wikipedia.org/wiki/eiffeltower Bild: Bertrand Kulik/Caters News

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DES MONATS


Teva Trick Showdown, Freitag Slopestyle Qualifikation & Finals, Samstag Dakine Freezestyle Night, Samstag Abend Tent Village mit TSG Kids Parcours und Rivella Active Zone


Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

I’m your fan Prominente beim Mitfiebern und Daumendrücken: Stars und ihre sportlichen Leidenschaften.

KYLIE & DANNII MINOGUE Die australischen Pop-Schwestern versuchen Landsmann Mark Webber bei Formel-1-Rennen durch Charme zu beschleunigen.

JOHN CUSACK Der US-Mime steht bei Spielen der Chicago Cubs in der ersten Reihe. Um die Homeruns seiner Helden aus nächster Nähe zu feiern.

KETTENANTRIEB Fahrradketten sind der Rohstoff für die Skulpturen von Seo YoungDeok. Eines vorweg: Seo YoungDeok ist kein Radfahrer. Dennoch investiert der Südkoreaner Jahr für Jahr den Wert eines Mittelklassewagens in Fahrradketten. Umgerechnet 30.000 Euro waren es allein für sein Projekt „Nirvana“: ein überdimensionaler Kopf, in dem ein Jahr Arbeit und Radketten in der Gesamtlänge von gut 1,5 Kilometern stecken. Das geschweißte Meisterwerk ist nur eine von vielen komplexen Körper(teil)-Nachbildungen aus Young-Deoks Kollektion „Dystopia“, die nun erstmals die Reise in den Westen antreten wird: Demnächst kann man sie in der SODA-Galerie in Istanbul bewundern. youngdeok.com

BEN STILLER Ob Wimbeldon oder US Open, der Schauspieler folgt dem Tennisball. Begleitet von Ehefrau Christine Taylor – oder Owen Wilson.

JAY-Z Der Rap-Gigant hat die New Jersey Nets kürzlich in Brooklyn Nets umbenannt. Als großer Fan und Miteigentümer kein Problem.

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Young-Deoks „Dystopia“: Körperformen aus Metall

BILDER DES MONATS

MOMENT MAL!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an: phototicker@redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Wellington

Die Breakdancer präsentierten bei Neuseelands Homegrown Festival ihre Moves. Sean Aickin, Red Bull Lab Stage


Starpotential Drei Namen, die man sich merken sollte.

Jonny Greenwood (li.), Krzysztof Penderecki (re.)

BILDER: GETTY IMAGES (3), DDP, MOGIGUSANT/SOLENT NEWS, MARCIN OLIVA-SOTO, IMAGO, PORTLAND JUNIOR PIRATES, CHRISTOPH SCHÖCH, CYPRES HILL (2)

Von der Stromgitarre zur Geige Rock-Fans erstarren in seiner Gegenwart vor Ehrfurcht: Jonny Greenwood, Gitarrist der Indie-Götter Radiohead, Komponist monumentaler Film-Soundtracks wie „There Will Be Blood“. Doch als Greenwood zum ersten Mal dem polnischen Avantgarde-Komponisten Krzysztof Penderecki (78) gegenüberstand, war es umgekehrt: Dem Sound-Genie schlotterten die Knie. „Ich bin ein Riesenfan von Krzysztof“, sagt er. „Ich liebe seine Musik.“ Es sind Pendereckis radikale Frühwerke aus den frühen 1960er Jahren, die Greenwood geprägt haben. Nach einem gemeinsamen Orchester-Konzert im September verarbeiteten die beiden Musiker ihre Aufnahmen zu einem Album. Mit Stücken wie Pendereckis legendärem „Polymorphia (for 48 Strings)“ sowie Greenwoods Huldigung „48 Responses to Polymorphia“. Ein orchestrales, modernes Werk mit der Anmut eines Stanley-Kubrick-Films: episch, detailreich – und gespenstisch schön. Penderecki & Greenwood: „Threnody for the Victims of Hiroshima“ etc., www.nonesuch.com

TAKEFUSA KUBO Der Zehnjährige spielt seine (älteren) Gegner schwindelig. Im Vorjahr verpflichtete Barcelona das japanische Ausnahmetalent.

OLIVER WAHLSTRÖM Der elfjährige Schwede wurde durch zwei spektakuläre PenaltyTore zum YouTube-Star.

KELLY SILDARU Die erst zehnjährige trickreiche Estin behauptet sich bereits bei den Juniorinnen und gilt als großes Versprechen in der Freeski-Szene.

MASSIG BASS! Ein junger Brite verpasst den Rap-Veteranen Cypress Hill eine Frischzellenkur. Cypress Hill sind die Könige des Underground-Hip-Hop – und das seit zwanzig Jahren. Entspannte Beats, Texte mit Witz und grünem Daumen. Nun wagt sich das Trio auf die Tanzfläche. Mit dem britischen Jungmusiker Rusko haben die Kalifornier eine Platte produziert: eine basslastige Scheibe, inspiriert vom jüngsten Dancefloor-Trend Dubstep. Die Genre-Speerspitze Skrillex hat mit dem Sound gerade sechs Grammys eingeheimst – die Rap-Veteranen liegen mit ihrem neuen Kurs also goldrichtig. Wie kam’s zur Kollaboration? Sen Dog: Eigentlich wollten wir nur einen Track produzieren, aber die Arbeit mit Rusko lief so gut, dass daraus eine

ganze Platte geworden ist. Bevor wir Rusko trafen, hatten wir zwar von Dubstep gehört, aber keine Ahnung, wie stark und intensiv diese Musik ist. War es ein Aufeinanderprallen der Generationen? Dubstep und Hip-Hop sind nicht so verschieden. Aber als wir das erste Mal unsere Stimmen über den wuchtigen Beats hörten, klang es sehr natürlich. Klar, Rusko ist 26 Jahre alt, wir sind alle um die 45. Aber wir hatten keine Scheu, mit jungen Musikern zu arbeiten, und verstanden uns prima. Wie tanzt man zu Dubstep? Weiß ich noch nicht. Hip-HopWackeln kann ich ja, aber ich brauch etwas Neues. Vielleicht nackt tanzen? Mal sehen. Hörproben aus „Cypress × Rusko“ gibt’s auf www.cypresshill.com

Generationentreffen: Rusko (2. v. re.) mit DJ Muggs, B-Real und Sen Dog (v. li.).

DAS GEWINNERBILD

Hokkaido Der Le-Mans-Start ist weit über die Grenzen des Motorsports hinaus verbreitet. Hiroyuki Nakagawa

Abu Dhabi

Abdo Feghali bringt seine Reifen zum Rauchen und sein Auto in (Dreh)bewegung. Naim Chidiac, Red Bull Car Park Drift

Kapstadt

Südafrika – zumal vor der beeindruckenden Kulisse des Tafelbergs – ist ein wahres Kitesurf-Paradies. Craig Kolesky, Len10 Megaloop

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B U L L E VA R D

Snowboarden mit 13 PS

Bedroht: Stuttgarts Skateboardmuseum

Heimat der Skateboards

IN WINDESEILE In diesem Winter ging die berühmt-berüchtigte „Grinch Winch“ auf Deutschland-Tour. Snowboarder im ganzen Land hatten somit die Gelegenheit, in ihrer jeweiligen Heimatstadt richtig Spaß mit ihrem Brett zu haben. Die 13 PS starke Winde (wie sie beim Wakeboarden zum Einsatz kommt) kann die Rider auf bis zu 70 km/h beschleunigen. Zusammen mit einem aus Schnee geformten Kicker erlaubt diese Konstellation spektakuläre Flugeinlagen. So wurde Urban-Snowboarding – ganz ohne Berg! – in Marburg, Schwäbisch Hall, Nürnberg, Frankfurt, Eggenfelden und Kempten ermöglicht. Die Teilnehmer und Zuschauer genossen es bei passendem Sound und einem Barbecue. Im Anschluss an jeden „Red Bull Winch dir was“Event durfte sich je ein Fahrer außerdem über ein brandneues NitroBoard freuen – die Auszeichnung für den besten Trick des Tages. Fotos und Videos auf: www.redbull.de

Lucca

Der Brite Johnny Walker war bei der letzten „Hell’s Gate“-Sektion auf tatkräftige Hilfe angwiesen. Olaf Pignataro

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Antigua MTB-Trial-Champion Petr Kraus fand im Hochland von Guatemala zahlreiche traumhafte Plätze zum Biken (vgl. S. 8/9). Agustín Muñoz

Maskat

Hagara/Steinacher erreichten mit ihrer Crew zum Saisonauftakt der Extreme Sailing Series 2012 im Oman Platz vier. Sabine König

BILDER: HANS HERBIG, SKATEBOARD MUSEUM STUTTGART (3)

Alles begann mit einer Ausstellung zum Thema Skateboarding, für die Jürgen Blümlein und Daniel Schmied Exponate aus den Anfangstagen des Skatens (ca. 1880) bis heute zusammentrugen. 2003 fanden die beiden Hobby-Skater eine dauerhafte Heimat für ihre Lieblinge und eröffneten im Keller des Stuttgarter Filmhauses auf 400 Quadratmetern das erste und immer noch einzige Skateboardmuseum Europas. Mittlerweile ist das Gebäude allerdings nicht mehr im Besitz der Stadt, und die Kosten bedrohen die Existenz dieses besonderen Projekts. Daher rufen die Macher auf ihrer Website zu dessen Unterstützung auf, um ein Stück Skateboardgeschichte bewahren zu können. www.skateboardmuseum.de


b u l l e va r d

Meine Welt

Scarlett JohanSSon

Seit beinah zwanzig Jahren zählt der einstige Kinderstar zu Hollywoods Fixgrößen. Anfang Mai rettet die wandelbare Blondine im Action-Blockbuster einmal mehr die Welt. Matc hb all Ve rw

Mit gen en Von dän en

erte t Woody Allen nahm Scarlet t bisher dreimal unter Vertrag: in „Match Point“ , „Scoop – Der Knüller“ und „Vicky Cristina Barcelo na“. In „Match Point“ sprang Kate Winslet so kur zfristig ab, „dass Woody mich auch genommen hät te, wäre ich mit einer Irokesenfrisur am Set aufgetaucht“, scherz te Johansson. Die Rolle bra chte ihr die vierte GoldenGlobe-Nominierung ein.

Am 22. November 1984 brachte Melanie Johansson Tochter Scarlett Marie zur Welt, drei Minuten später Sohn Hunter Austin. Den skandinavischen Nachnamen (und die Gene) verdanken Scarlett und ihre insgesamt drei Geschwister ihrem Vater Karsten, einem in Dänemark geborenen Architekten. Ihr Schauspieltalent stammt wohl von dessen Vater, einem Drehbuchautor und Regisseur.

Far ben spi el

7 + 20 = 27 …

Nur wenige Kinderstars halten sich dauerhaft in Hollywood. Umso bemerkenswerter, dass die mittlerweile 27-jährige Scarlett bereits das 20. Jahr im Filmgeschäft arbeitet. Ein kleiner Dämpfer aus dem Jahr 1993 ist als süßer YouTube-Clip verewigt: ihr erfolgloses Casting für den Film „Jumanji“.

Im September 2008 heiratete Scarlett ihren Kollegen Ryan Reynolds. Nach heroischen Leinwandauftritten – 2010 spielte Scarlett die Black Widow in „Iron Man 2“, ihr Ehemann 2011 Green Lantern – gab’s letzten Juli den Blues für Schwarz und Grün: Scheidung.

si ng star

2008 veröffentliche Scarlett, ein wenig überrasch end, ein Album mit Cover versionen von Tom-Waits -Songs. „Anywhere I Lay My Head“, so berichtete Scarl ett stolz, sei auch bei Waits selbst auf Wohlwollen gestoße n. Auf zwei Tracks des Albums ist übrigens auch David Bowie zu hören.

text: Paul wilson. illustration: lie-ins and tigers

… un d 13 = 30

Nach ihrem Filmdebüt 199 4 in „North – Eltern, nein danke!“ und der Rolle als älterer Schwester des MacaulayCulkin-Nachfolgers in „Wieder allein zu Haus“ (1997) erhielt Johansson 1998 ihre erste Hauptrolle: Hauptdarsteller und Reg isseur Robert Redford zeigte sich von ihr in seinem Melodram „Pferd eflüsterer“ beeindruckt: „Sc arlett ist eine Dreizehnjährige, die sich wie eine Dreißigjährige verhält.“

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Bis 2003 war Scarlett vor allem als Mädchen („Der Pferdeflüsterer“) und Highschool-Außenseiterin („Ghost World“) bekannt. Aber am Ende des Jahres reifte sie in „Lost in Translation“ zur jungen Frau – ihre vielleicht stärkste Rolle brachte ihr 2004 eine Golden-GlobesNominierung und einen BAFTA Award als beste Hauptdarstellerin ein.

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iM besten alter Sie hatte bereits mit Robert Redford, Sean Connery, Bruce Willis und Bill Murray gearbeitet – aber 2004 gestand Johansson, eigentlich nur von zwei Superstars beeindruckt zu sein: von Bill Clinton und Patrick Swayze. Ihr Faible für Herren in etwas reiferem Alter manifestierte sich auch 2011, als sie fünf Monate lang mit Sean Penn (Jahrgang 1960) liiert war.

Anfang Mai eröffnet „The Avengers“ die Actionkinosaison. Zahlreiche Marvel-Superhelden tummeln sich dabei unter der Leitung von Nick Fury zur Rettung der Welt auf der Leinwand: darunter Thor, Captain America, Iron Man und Hulk; eine rothaarige Scarlett ist erneut als Black Widow zu sehen. Allein ihr hautenger Catsuit ist noch atemberaubender als ihr Todesgriff. Kinostart „The Avengers“: Anfang Mai

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b u l l e va r d

Tausendsassa

Woodkid

Woodkids „Iron“-Video: ein martialischer Bildersturm mit Fanfaren und polternden Beats.

Die neue Single „Run Boy Run“ erscheint bei Green United Music.

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Auf seiner Kundenliste stehen lana del rey, taylor Swift, moby oder Katy Perry: Yoann lemoine hat mit ende zwanzig einiges an ruhm, ehre und Preisen angehäuft. Zum beispiel ganze fünf löwen beim Cannes lions international Advertising festival, dem wichtigsten Wettbewerb für Werbefilmer. furore machte er in den letzten Jahren auch als regisseur von musikvideos. besonders bildmächtig war zuletzt ein Clip mit tiger-Zwillingen, die in einem majestätischen barockgewölbe die neue Queen of retro-Pop flankieren: „born to die“ von lana del rey, mit der lemoine vor kurzem auch auf der bühne stand – als Sänger. denn eigentlich startet der franzose erst richtig durch – als musiker. 2011 erschien „iron“, die erste eP unter seinem decknamen Woodkid. der bilderreigen in Schwarzweiß, der das fanfarenschmettern des titelsongs begleitet, zeigt, was Sache ist, wenn Yoann lemoine vom ersten ton bis zum letzten Standbild alles selbst unter Kontrolle hat. Perfektionismus! Gesamtkunstwerkalarm!

text: Arno rAffeiner. bilder: KArim SAdli (2), WoodKid

Videos für Katy Perry, Lipton und die italienische „Vogue“ zu drehen genügt ihm nicht mehr. Ein Kreativberserker wie Yoann Lemoine will die totale Kontrolle. Neben Film, Fotografie und Animation macht er jetzt also auch selbst Musik.


b u l l e va r d

lemoine ist polnischer Abstammung, aufgewachsen in lyon und heute als pausenlos beschäftigter Kreativarbeiter in Paris und new York zu Hause: ein tausendsassa, der vor Ausdruckswut fast zu platzen scheint. Und der daher jeden sich bietenden fluchtweg für kreative energien sofort ausnützt, egal in welchem feld. „Avenues of expression“ nennt er das. es wirkt wie ein artistischer Spagat in mindestens vier richtungen, wenn er pausenlos zwischen film und musik, fotografie und illustration, zwischen lukrativer Auftragsarbeit und Selbstverwirklichung herumturnt. Aber lemoine winkt lässig ab: „Schwierig ist das nur für meinen terminkalender. Vom denken her ist es kein Problem, für mich hängt alles miteinander zusammen. Wenn ich mit Klängen arbeite, habe ich bilder im Kopf, und wenn ich bilder erschaffe, habe ich musik im Kopf. das ist ganz natürlich.“ Woodkids erstes Album, das im Spätsommer erscheinen soll, ist so gut wie im Kasten. „the Golden Age“ wird es heißen, ein kunstvoll durchkomponiertes Werk über das erwachsenwerden und den Verlust der Unschuld. lemoine spricht darüber wie ein romantiker, der noch an das echte, Unverfälschte in uns allen glaubt:

Geburtsort/-datum 16. März 1983 in Tassinla-Demi-Lune bei Lyon Millionen-Klicks-Mann Legendär: die GraffitiAnimation für eine AidsAufklärungskampagne. Dabei erweckt Lemoine Toilettenschmierereien zum Leben und lässt sie es bunt treiben. Der in Cannes ausgezeichnete Clip steht derzeit bei zehn Millionen Klicks auf YouTube. Schlüssel zum Erfolg Auf seine Unterarme hat Lemoine je einen großen Schlüssel tätowieren lassen. Einen für Bild, einen für Ton, könnte man spekulieren. Sicher ist: Die lässt er sich nicht nehmen.

„bei Woodkid geht es wirklich darum, das wilde Kind in dir selbst zu finden.“ bei den Aufnahmen für das Album wurde lemoine vom Pariser nationalorchester ebenso unterstützt wie von Sebastian, dem electrorabauken vom label ed banger. Aber er könnte es wohl auch alleine. im Grunde schätzt lemoine das einfache – perfekt in form gebracht. Seine musik orientiert sich an klassischem Songwriting, doch selbst schlichte Akkordfolgen sind opulent arrangiert, mit bläsern, Streichern, Pauken, dem ganz großen Getrommel. Cinemascope eben. Genau wie seine Videoclips, die man eher Kurzfilme nennen müsste, die dabei aber viel eher ein Gefühl erzählen als eine konventionelle Geschichte. nicht umsonst ist lemoines erklärtes großes Ziel ein Spielfilm. „ich habe immer gesagt, ich will meinen ersten langfilm machen, bevor ich dreißig bin. inzwischen weiß ich, das wird nicht klappen, aber das ist schon in ordnung. lieber produziere ich einen sehr guten ersten Spielfilm, als überstürzt bloß mist abzuliefern. Vor der filmkunst habe ich mehr respekt als vor allen anderen Sparten, in denen ich mich versuche. das ist wirklich etwas Heiliges für mich!“

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B U L L E VA R D

EINST UND JETZT

HELMKAMERAS

Näher dran sein geht nicht: Filmaufnahmen aus der Ich-Perspektive katapultieren den Zuseher mitten ins Geschehen. Statt klobiger Metallboxen halten heute smarte Alleskönner die Action fest.

Mehr als 70 Unternehmen soll der amerikanische Flugzeugkonstrukteur und Erfinder Sherman M. Fairchild zu Lebzeiten (1896 bis 1971) gegründet haben. Nachdem seine Kameras ab 1920 die Luftbildfotografie revolutioniert hatten, wechselte Fairchild während des Zweiten Weltkrieges ins militärische Fach. Seine Fairchild Aviation Cor20

poration stattete die Flugzeuge der U.S. Air Force mit sogenannten „Gun Cameras“ aus. Betätigte ein Jagdflieger die Bord-Maschinengewehre, hielt die Kamera den folgenden Luftkampf auf 16-Millimeter-Film fest. Die Urversion einer Helmkamera im Bild oben stammt aus der Sammlung des LeicaShops in Wien und zeigt mit großer Wahr-

scheinlichkeit ein Einzelstück, das dem Basteldrang eines unbekannten US-Soldaten – offenbar Mitglied eines Spähtrupps – entsprang. Eine 16-mm-Fairchild-Gun-Camera mit Bausch & Lomb-Objektiv wurde hier auf einem (englischen) Infanteriehelm befestigt. Das Gesamtgewicht der Konstruktion: 2,164 Kilogramm. www.leicashop.com

TEXT: ANDREAS ROTTENSCHLAGER

HEAVY-METAL FAIRCHILD 16-MM-„GUN CAMERA“, 1940


B U L L E VA R D

BILDER: KURT KEINRATH

HIGH-TECH GOPRO HD HERO 2, 2012 Die Geschichte moderner Helmkameratechnik beginnt mit einem fundamentalen Problem: Woher aufregende Bilder nehmen, wenn das Geld für den Profi-Knipser fehlt? Als der Kalifornier Nick Woodman im Jahr 2002 an den Stränden Australiens surft, nervt ihn genau dieser Umstand: die Stunden am Wasser – unvergesslich; die Schnapp-

schüsse seiner Freunde – zu vergessen, weil vom Strand aus fotografiert. Also beginnt Woodman zu experimentieren, montiert Kameras auf sein Surfbrett und gründet eine Firma: GoPro. Mittlerweile filmen Woodmans Kameras die Abenteuer von Amateur- und Profisportlern auf der ganzen Welt (hier im Bild die GoPro Hero 2 am Helm des Moun-

tainbikers Paul Basagoitia. Gesamtgewicht: 1,421 Kilogramm). Das Modell Hero 2 wird mit entsprechendem Zubehör als Outdoor-, Surf- oder Motorsport-Edition geliefert, fotografiert mit 11 Megapixel, filmt in HD-Qualität und ist – der Entstehungsgeschichte Rechnung tragend – bis zu 60 Meter Tiefe wasserdicht. www.gopro.com 21


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MEIN KÖRPER UND ICH

BRANDON SEMENUK

Der Titelverteidiger der Freeride Mountainbike World Tour hätte gern ein bisschen mehr Speck auf den Rippen, sitzt täglich auf dem Bike und betrachtet Narben als Teil des Geschäfts.

Ich esse alles. Damit meine ich allerdings nicht Junkfood, sondern die schiere Menge – an Obst, Gemüse und Fleisch. Mexikanisch liebe ich besonders. Leider bleibt an meinen Rippen nichts hängen, was Segen und Fluch zugleich ist: Ein bisschen mehr Naturprotektoren in Form von Fettgewebe wären in meinem Sport manchmal ganz nützlich, aber das wird wohl nichts mehr … Wenn ein Stunt in die Hose geht, muss ich also versuchen, mich irgendwie katzengleich rauszutricksen, anstatt den Crash zu nehmen.

KEI NE BABYHAUT

Eine wichtige Aufgabe meines Körpers am ist die Produktion von Narbengewebe und vorn nkeln rsche Unte den Becken, auf wiehinten, wenn die Bärentatzen-Pedale , der einmal ihre Spuren ins Fleisch ritzen en und allen anderen schlecht gepolstert en Körperpartien. Zu viele Protektoren würd uns Freeride-Pros in der Beweglichkeit einschränken, daher fahren wir mit einem Bull Minimum an Schutz. Sogar bei der Red rt T-Shi mit ich Rampage bin und Short ausgekommen.

FEIN E BEIN E

Meine Anfänge auf dem Mountainbike hatten nichts mit Freeriden zu tun, im Gegenteil: Ich bin Cross-Country-Rennen gefahren (und habe dafür auch wirklich brav trainiert). Von der Basis, die ich damals gelegt habe, zehre ich bis heute: Noch immer sind meine Beine stärker als mein Oberkörper. Genau deshalb nimmt bei meinem Training die Arbeit an Oberkörper, Rücken und Armen mehr Zeit in Anspruch als die für die untere Körperhälfte.

WE ITE R GE HT ’S IM

ME

R Meine Verletzungen bish er? Beide Schlüsselbeine und ein Handge lenk gebrochen, eine permanent ausgerenk te Rippe, eine Handvoll gerissener Bän der – habe ich was vergessen? Ich lasse den Körper seine Arbeit tun und versuche Verletzungen tatsächlich ausheilen zu lass en. Der Körper weiß am besten, wie er mit Problemen umzugehen hat, selbst wenn einzelne Körperpartien vielleicht nicht me hr so zusammenwachsen, wie sie einst war en. Sitze ich erst am Bike, behindert mich das nicht mehr.

BRA NDO N UNB RAN DED

Fällt euch etwas auf? Nein? Genau: weil da nämlich nichts ist. Ich habe kein einzi eher ges Tattoo, was in meiner Profession zum ungewöhnlich ist. Andreu Lacondeguy s GeBeispiel ist inzwischen ein wandelnde re samtkunstwerk, und das eine oder ande auf der Motiv hat sich so gut wie jeder Rider bin FMB-Tour machen lassen. Ich hingegen gut völlig natur. Nicht, weil ich Tattoos nicht noch finden würde, sondern weil ich bislang so auf kein Sujet gekommen wäre, das mir aller Ende ans bis es ich dass lt, gut gefäl te. Tage unter meiner Haut tragen möch

SHUT UP AND RID E!

Seit ich ein Teenager bin, springe ich meine Tricks zuerst daheim in die Schnitzelg rube. Ich versuche jeden Tag am Bike zu sitze n. Meine Heimatstadt Whistler in British Columbia ist das Freeride-Paradies schle chthin, da willst du ohnehin nichts anderes als rauf auf den Berg und fahren. Weil Moun tainbiken ein dermaßen vielfältiger Spor t ist, trainiere ich damit automatisch eine Vielzahl von Muskelpartien. Die Extra einheiten für meinen Oberkörper bestehen aus Serien von Liegestützen und Klimmzüge n.

FMB Freeride Mountainbike World Tour live: www.redbull.com/bike

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TEXT: WERNER JESSNER. BILD: CHRISTOPHER J. MORRIS

TREI BSTO FF


Die NASCAR Rennen. Bei ServusTV.

NASCAR Sprint Cup Series 2012 Jeden Montag, 22:45 Uhr

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Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.


B U L L E VA R D

ZAHLEN DES MONATS

MOUNTAINBIKE

Bereits eine ganze Generation ist mit dem genialsten und vielseitigsten aller Sportgeräte aufgewachsen. Ungebärdig, wie es ist, lässt es sich kaum in Zahlen zwingen. Wir haben’s trotzdem versucht.

Bei der ersten MTB-WM 1990 in Durango, Colorado, stand der Amerikaner Greg „H-Ball“ Herbold mit dem Prototyp einer gefederten Gabel am Start des Downhill-Rennens – und siegte dank sagenhafter 50 Millimeter Federweg. Kurz danach kamen die ersten Exemplare der Rock Shox RS-1 in den Handel. Der Rest ist Geschichte.

Markus Stöckl

Anne Caroline Chausson

1990

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Die extremsten technischen Auswüchse gab es zur Jahrtausendwende. Der italienische Hersteller Marzocchi legte mit der „Super Monster“ eine Federgabel der Superlative vor: 30 Zentimeter Federweg – um 10 mehr als heute noch gebräuchlich –, 5,8 kg schwer und garantiert ruinös für jede Geometrie. Der Spuk verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.

Greg Herbold

1988

Die Mountain Bike Hall of Fame steht in Crested Butte, Colorado. Seit 1988 wurden 120 Personen ausgezeichnet, und zwar in den Kategorien „Advocacy“, „Industry“, „Journalism“, „Pioneers“, „Promotion“ und „Racing History“. Pro Jahr kommen drei bis sieben neue dazu. Im Gründungsjahr ehrte man zehn, darunter Jacquie Phelan, die Dominatorin früher Rennen und eine von 17 dekorierten Frauen.

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Sprünge waren Hopser, Rampen Schanzen, Scheibenbremsen und Vollfederung inexistent, als der Niederösterreicher Walter Arthofer 1990 den ersten „Rückwärtssalto“ mit dem Mountainbike sprang. Als Schutz dienten Strohballen auf einer Kuhweide. Arthofer schaffte es damit bis in „Wetten, dass …?“. 2011 stand der Neuseeländer Jed Mildon den ersten Dreifach-Backflip.

Marzocchi Super Monster

1896

Ein Jahrhundert lang tüftelten Ingenieure an der Verbindung Mann–Pedal. Der US-Firma Sager wurde bereits im Jahr 1896 ein Patent auf Haken mit Lederriemen erteilt, ein System, das sich Jahrzehnte hielt. Bernard Hinault gewann die Tour de France 1985 erstmals mit Look-Bindungspedalen, Shimano stellte 1990 sein geländetaugliches SPD-System vor.

Bernard Hinault

4418

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Im Jahr 2000 stellte der Franzose Éric Barone in Les Arcs (FRA) auf einem aerodynamisch optimierten Prototyp mit 222 km/h den bis heute gültigen Geschwindigkeitsweltrekord für Mountainbikes auf. Ärger noch sind die 210 km/h des Tirolers Markus Stöckl von 2007, gefahren mit einem Serienbike auf chilenischem Schnee.

12fache Welt- und 8fache Europameisterin im Downhill, 4fache Welt- und doppelte Europameisterin im Dual-Slalom, 55 Siege im UCI-Mountainbike-Weltcup: Die 34-jährige Französin Anne Caroline Chausson ist am MTB die Größte aller Zeiten. Damit nicht genug, qualifizierte sie sich 2008 für Olympia in Peking und holte sensationell BMXGold. Heute dominiert sie Downhill-Marathons.

Das längste MTB-Rennen der Welt ist die Tour Divide entlang der amerikanischen Wasserscheide: 4418 Kilometer von Banff in Alberta (CAN) nach Antelope Wells, New Mexico. Matthew Lee, Sieger 2010, benötigte 17 Tage, 16 Stunden, 10 Minuten. Von 43 Gestarteten schafften es 23 ins Ziel, der Letzte mit über 10 Tagen Rückstand. Mountain Bike Hall of Fame

UCI MTB Worldcup, IXS-Cup und die FMB Freeride Tour live auf: www.redbull.com/bike

TEXT: WERNER JESSNER. BILDER: MAURICO RAMOS/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES (2), DPPI, MARZOCCHI, MTN BIKE HALL OF FAME & MUSEUM

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pepejeans.com


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Boarder Liner In Gaza ist die Freiheit eine Welle am Horizont. Text: Ruth Morgan Bilder: Andrew McConnell/Panos

Während sich Surf-Pionier Mohammed Abu Jayab in der Dämmerung die letzten Wellen holt, geht hinter ihm in der Stadt Gaza die Straßenbeleuchtung an.

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„Die Leute in Gaza waschen ihre Pferde jeden Tag im Meer“, erzählt Fotograf Andrew McConnell. „Nach dieser Aufnahme stieg dieser Bursche auf sein Pferd und ritt los. Er hatte herumgealbert, Spaß gehabt, auch das Pferd schien es genossen zu haben. Das Meer steht für Befreiung. Die Menschen gehen liebend gerne hinein.“


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ie selbst nennen ihre Heimat „das größte Open-Air-Gefängnis der Welt“. Von außen betrachtet, gebar die unerbittliche (Nicht-)Vergabe von Ausreisegenehmigungen eine Masse dicht bevölkerter Flüchtlingslager. Von innen erlebt, sind es Vorhöllen der Blockadepolitik Israels. Bewegungsfreiheit? Für die Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen schmeckt dieses Wort fremd und bitter. Eine kleine, eingeschworene Gruppe von Burschen, Männern und Mädchen jedoch fand einen weitere Nuance: Salz. Die Freiheit schmeckt auch nach Salz. „Als ich zum ersten Mal von den Gaza-Surfern hörte“, erzählt der irische Fotograf Andrew McConnell, „musste ich hinfliegen und diese Menschen treffen. Surfen in Gaza klingt zunächst nur überraschend. Wenn du aber genauer hinsiehst, erkennst du: Es passt perfekt. Wo sonst würde ein Gefühl der Freiheit dringender gebraucht als hier?“ Während seiner Reportage in Gaza-Stadt kam McConnell bei einer Familie im Norden des Gazastreifens unter. „In der Nacht hörte ich Panzer durch die Stadt rollen, Raketen, die in unmittelbarer 29


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Mohammed Abu Jayab mit seinen Kindern in einer der engen Verbindungsgassen zum

Asch-SchatiFlüchtlingslager, auch bekannt als das „Beach Camp“.

Surfer präparieren ein Board mit Kerzenwachs. Echtes Surfwachs ist in Gaza unmöglich zu bekommen. Jedes Einwachsen verbraucht zwölf Kerzen und dauert eine Stunde.

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Mohammed Abu Jayab 端bt zu Hause mit seinem Sohn.

Surfer Ali Ayrhim beim Gebet. Danach nimmt er sein Board und macht sich auf den Weg zum ScheichChazdien-Strand.


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umgebung Richtung Israel abgefeuert wurden, wenig später die Detonationen des unvermeidlichen Gegenschlags.“ In einem krieg an einem Ort ohne Parks oder Gärten, ohne Wälder, ohne Refugium vor dem Beton, bleibt nur das Meer als zufluchtsstätte. So war das auch für Mohammed Abu Jayab. Er ist Fischer, tischler – und Surfpionier. Sein erstes Board zimmerte er Mitte der 1980er Jahre aus Holz, nachdem er im Fernsehen Menschen beim Wellenreiten gesehen hatte. Es war ein schrecklich schweres, steinhartes Ding, dennoch blieb er ihm viele Jahre treu. „Heute gibt es hier an die dreißig Surfer“, berichtet Andrew McConnell. „Diese zahl wird diktiert von der zahl verfügbarer Boards.“ In Gaza selbst bekommt man keine Ausrüstung. Die Surfer sind abhängig von ausländischen Hilfslieferungen, „die der zoll in tel Aviv gerne mal zwei Jahre und länger einfriert“, so der Fotograf, „oder gleich wieder zurückschickt an den Absender“. Als Sport steckt Surfen daher selbst nach drei Jahrzehnten noch in den kinderschuhen. „Doch wenn die Menschen hier hinaus auf die Wellen paddeln, lassen sie die Probleme der Stadt hinter sich“, sagt McConnell. „Alle Surfer, mit denen ich hier sprach, erzählen von diesem überwältigenden Gefühl der Freiheit. Einer sagte mir, wenn er eine Welle erwischt, ist es, als würde er fliegen. Die Surfer verlassen Gaza, bewegen sich auf den Horizont zu und entfliehen ihrem Gefängnis. zumindest für kurze zeit.“ www.gazasurfclub.com

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„Es ist Freitagabend, der Scheich-ChazdienStrand ist gerammelt voll“, sagt Fotograf McConnell. „Im Sommer liegen hier Familien mit Kindern dicht an dicht.

Du siehst hier kaum Frauen,

weil die es nicht mögen, wenn du sie fotografierst. Was du hingegen siehst: Ali Ayrhims Name auf seinem Board. Das Design ist rot, grün, schwarz und weiß, wie die palästinensische Flagge. Bei den Türmen der Strandwächter hängen Surfer herum – und HamasPolizisten.“



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„Die Surfer ernten kritische Blicke“, sagt McConnell. „Es ist letztlich immer noch so, dass sie etwas tun, was hier kein Mensch sonst tut.“ So wie Amer ad-Dous, der hier aufs Meer hinauspaddelt.

Sabah Abo Ghanem und Kholoud Abo Ghanem, Gazas einzige Surferinnen. Sie sind zehn und elf Jahre alt, haben sich die Boards ausgeborgt. Wenn sie in die Pubertät kommen, müssen sie ihren Sport aufgeben. Wie ihre älteren Schwestern vor ihnen. Surfen ist als Hobby für Frauen inakzeptabel.

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Momen Abo A’ase, 13, taucht vor Gazas Strand aus dem Wasser auf.

Mohammed Shamalak auf der Suche nach der nächsten Welle.


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Andrew McConnell Andrew McConnell, Ire, geboren 1977, begann seine Karriere als Pressefotograf mit Berichten über den Nordirland-Konflikt. 2004 wechselte er ins Reportagen-Fach und arbeitete auf allen Erdteilen, auch in Afrika, wo er mittlerweile lebt. Seine Fotos erschienen, u. a., in „National Geographic“, der „New York

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Times“, dem „Guardian“, in „Vanity Fair“ und dem „Spiegel“. Seine Porträts des Nomadenvolkes der Sahawari an der Grenze von Marokko und Algerien wurden bei den World Press Photo Awards 2011 mit dem ersten Preis in der „Portrait Story“-Kategorie ausgezeichnet. www.andrewmcconnell.com

ÜBERSEtzuNG: AlExANDER MACHECk

Surfen im letzten Licht des Tages vor der Skyline von GazaStadt.


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„Wir gehen nicht zur Arbeit, um e-mAils zu senden“ James dyson erfand die Welt neu bzw. die Art, wie wir über sie denken und sie dabei lebenswert erhalten. Der innovative Milliardär über Ausdauer, Handarbeit und seine Pläne für 2027. 38

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r ist 64, engländer und „stur wie ein esel“. in einem jahr­ zehntelangen kampf setzte James dyson ein völlig neues technisches Prinzip des Staubsaugers auf dem Markt durch und findet sich dafür erfreulicherweise auf der liste der 500 reichsten Menschen der welt. dabei kam ihm zugute, dass alle möglichen Part­ ner und investoren nicht an die Sache glaubten, so dass der störrische Mann seine Firma selber zusammenkaufen musste und sie heute allein besitzt. Gebrauchsgegenstände wie heizer, Venti­ latoren, händetrockner weisen den weg in die high­tech­Zukunft der smarten, kleinformatigen alltagsüberraschungen. die Queen hat James dyson geadelt. Meet Sir James, amused and extremely relaxed.

bild: Suki dhanda/Guardian newS&Media ltd 2011

Text: Herbert Völker



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meilensteine des erFinders James Dyson und seine Entwicklungen im Zeitraffer

1970 / SEA TRUCK Als Student übernahm Dyson das Management für das Projekt „Sea Truck“, ein flottes Schiff für schwere Lasten. Davor war Dyson im Möbeldesign zu Hause; der Erfolg des Sea Truck brachte ihn zum Maschinenbau.

1974 / LASTENBALL Dyson ersetzte das Rad durch einen Ball und erfand damit die Schubkarre neu. Die Investoren entzogen dem damals finanziell benachteiligten Erfinder die Kontrolle über das Projekt. Ein Fehler, den Dyson nie wieder beging.

bilder: dYSOn (6), reX FeatureS, GettY iMaGeS (2),

RED BULLETIN: Wollen wir über Staubsauger reden? JAMES DYSON: klingt spannend. Sie haben ein Ding entscheidend verbessert – zu einer Zeit, als wir uns kaum vorstellen konnten, dass es anders funktionieren könnte, als wir es seit ewig gewohnt waren. Kann sich die Welt auf weitere Überraschungen dieser Art einstellen? Ja, das wird nie enden – schon wegen des frischen umweltbewusstseins. wir stel­ len mit weniger Materialien effizientere Produkte her, die besser funktionieren, aber weniger Strom und wasser brauchen – und erzeugen sie mit weniger energie. deshalb macht das entwickeln neuer Geräte heute viel mehr Spaß, ist viel inter­ essanter, viel komplexer und viel schwie­ riger als je zuvor. es ist eine tolle Zeit, um techniker oder wissenschaftler zu sein. Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Menschen, der an solche Dinge glaubt? Man muss überzeugt davon sein, dass das neue ding besser als das bisher da­ gewesene ist. Man kann niemanden um rat fragen, denn niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird, ob sich eine idee umsetzen lässt. Man muss diese entschei­ dung selbst treffen. Man weiß nichts – man vermutet nur etwas. wobei dieser Prozess auch nicht völlig intuitiv ist. Man kann logisch argumentieren, aber logik ist endend, wenn man etwas völlig neues entwickelt. Man kann nicht wissen, ob die leute ein Produkt mögen werden – nur weil man es selbst mag. Man muss stur und hartnäckig wie ein esel sein. die anderen leute gehen grundsätzlich davon aus, dass neue dinge sich nicht durchset­ zen werden. beispiel: unsere Staubsauger sind transparent, man kann den Schmutz darin sehen. das hat anfänglich viele irri­ tiert – handelsbetriebe wollten uns des­ halb nicht in ihr Sortiment aufnehmen. „tut mir leid – aber mein Staubsauger ist eben so“, habe ich dann gesagt. Die Sichtbarkeit der eigenen Ausscheidung ist ja ein interessantes Tabu. Die amerikanische Autorin Erica Jong hat einmal ihren Schock beschrieben, als sie zum ersten Mal auf einem deut-

schen Klo saß und vor dem Spülen ihre Hinterlassenschaft sah. Mich hat es am anfang auch schockiert. ich dachte, die Muschel sei falsch herum montiert worden. das wasser vorne, die Pfanne hinten. aber es war trotzdem ein interessantes erlebnis. „Der Blick zurück“ wird übrigens zunehmend von Ärzten empfohlen, zum Verständnis unserer Körperfunktionen. Ist ja letztlich eine blitzblanksaubere Metapher auf all das Zeug, was man hinter sich lässt, im Staubsauger, in der Mülltonne oder im Wasser. Aber wir sind jetzt ein bisschen abgeschweift … Reden wir über Sie und Ihre „Sturheit und Hartnäckigkeit eines Esels“. Die Kunst des Langstreckenlaufens war sicher hilfreich. langstreckenlaufen ist eine sehr einsame Sache. Man tut es allein – alles hängt von dir selbst ab. die meisten werden lang­ samer, wenn sie sich müde fühlen. Man muss aber schneller laufen, wenn man müde wird – schließlich werden die an­ deren auch müde. auch im echten leben geben die Menschen meistens auf, kurz bevor sie erfolg haben könnten. wenn man einen durchbruch schaffen will, etwas, das noch niemand zuvor gemacht hat, muss man die Schmerzbarriere überwinden. auch wenn man im Ziel kollabiert. Von herb elliott (australische Mittelstreckenlegende, Olympiasieger von Rom 1960 über 1500 Meter, seine damalige Weltrekordzeit von 3:35,6 gehört zu den Marksteinen der Leichtathletikgeschichte; Anm.) hab ich mir abgeschaut, Sand­ dünen rauf­ und runterzulaufen. das ist unglaublich schmerzhaft. ich bin in nord­ norfolk aufgewachsen, einer landschaft, die der norddeutschen küste ähnelt. dort gibt es hohe Sanddünen, die ich immer hinaufgelaufen bin. Ihre nächsten Helden waren Philosophen, Erfinder, Architekten, von Francis Bacon über Edison bis Buckminster Fuller. Holen Sie uns beispielhaft einen Ihrer Giganten auf die Bühne, bitte. da wähle ich brunel (Isambard Kingdom Brunel war ein visionärer englischer Ingenieur des 19. Jahrhunderts: Eisenbahnen, Brücken, Dampfschiffe; Anm.). ich mag ihn besonders, weil er das krankhafte Verlangen hatte, alles selbst zu erfinden. er konnte nichts wiederholen, war nicht an dingen interessiert, die jemand schon gemacht hatte. das bewundere ich un­ gemein. alles, was er schuf, sah wunder­ schön aus, extrem elegant. er hat zwar nie darüber gesprochen, aber was ich von ihm lernen konnte: dass die ingenieur­ wissenschaften und technische neuent­ wicklungen schön sind. Man muss nicht

1978–1983 / DER GROSSE SCHRITT Die armselige Performance von Staubsaugern brachte Dyson zum folgenreichsten Schritt seines Lebens: über die Umzäunung einer Sägemühle, deren Staubabsaugmechanismus er studierte. Dyson und sein Team hatten 5127 Prototypen eines beutellosen Staubsaugers gebaut, ehe ihnen ein Gerät gelang, das mit guter Leistung brillierte.


„ Für einen durchbruch muss man die schmerzgrenze überwinden. herb elliott lief sanddünen rauf und runter. ich tat dasselbe.“ „ich liebe den mini und dessen designer Alec issigonis. mir imponiert, dass dieses Auto so aussieht, weil es wegen seiner technik so aussehen muss.“ „ isambard Kingdom brunel hatte das krankhafte Verlangen, alles selbst zu erfinden. er konnte nichts wiederholen, was schon jemand getan hatte. das bewundere ich ungemein.“

1986 / G-FORCE

1993 / DC01

Der erste beutellose Staubsauger ging in Japan auf den Markt. Dyson hatte die Lizenz an eine Firma verkauft. Die Gewinne aus diesem Deal erlaubten es Dyson, auf das nächste Ergebnis seines Zeichentischs endlich seinen eigenen Namen zu setzen.

Der DC01, erzeugt und verkauft in Großbritannien für 200 Pfund pro Stück – mit durchsichtigem Staubbehälter. Der Einwand von Kritikern, „Wer will den ganzen Dreck sehen?“, erwies sich als irrelevant: Zwei Jahre später war der DC01 der meistverkaufte Staubsauger des Vereinigten Königreichs.

2000 / CR01 Nach Kämpfen um Patentrechtsverletzungen in Britannien und den USA präsentierte Dyson sein zweites Putzgerät – eine 2-TrommelWaschmaschine, die sich an den e∞zienteren Bewegungen beim händischen Waschen orientierte. Zu teuer, entschieden die Konsumenten. Die Produktion wurde 2005 eingestellt.

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2003 / DC11

2006 / AB01

Der erste Dyson-Staubsauger für Haushalte mit wenig Stauraum. Mit seinem Teleskopstab am Ende seines extralangen Schlauchs war dieses Gerät auch als Autostaubsauger für den Einsatz z. B. in der Garagenauffahrt gedacht.

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2011 / AM04 Dysons jüngste Erfindung: Der „Hot Heater“ verwendet viele der Funktionsprinzipien des „Air Multiplier“ (siehe unten) und heizt Räume schnell und e∞zient auf.

2009 / AM01

Der „Airblade“, Dysons Trockner, bläst Luft mit 640 km/h auf nasse Hände. Es gab heftige Diskussionen um die Hygiene dieses Geräts, in jedem Fall jedoch ist der Airblade billiger im Betrieb und umweltfreundlicher als Papiertücherspender und andere Händetrockner.

Vermutlich das Dyson-Produkt mit dem größten Wow!-Faktor: Der „Air Multiplier“, vulgo Ventilator, presst komprimierte Luft durch spezielle Formen. Dabei findet ein Balanceakt statt, der dem Vogelflug abgeschaut ist.

2006 / DDM (DYSON DIGITAL MOTOR) Ist Dysons am wenigsten bekannte Erfindung vielleicht seine beste? Nach sieben Jahren Entwicklung hält dieser kleine kohlenstaubfreie Elektromotor viermal so lang wie seine Vorgänger. Wurde erstmals im Airblade eingesetzt.

Credit:

elektromotors beträgt 87 Prozent, wir verschwenden also nur 13 Prozent der energie. der Stand der technik ist bei 46­prozentiger effizienz für die besten Motoren. batterien würden bei den neu­ en Motoren also fast doppelt so lange halten. außerdem gibt es keinen kohlen­ stoffstaub. herkömmliche Motoren haben bürsten, wir haben keine. das Signal wird elektronisch mit einem Chip übermittelt. es gibt somit keine Materialabnutzung. die Motoren haben eine lebenszeit von 3000 bis 4000 Stunden, die herkömmli­ chen nur 600 Stunden. keine emissionen, kein aggressiver Staub, die Motoren sind kleiner, daher brauchen wir viel weniger Materialien, kaum kupfer. aber schnell zu sein ist sehr schwierig. wenn da etwas mit der balance nicht stimmt, entsteht eine lateralkraft von 40 tonnen. die Motoren bei solchen touren zusammenzuhalten ist wirklich schwer. Wer entwickelt das für Sie? das machen wir selbst, unsere 800 inge­ nieure. robotertechnologie, akkus, elektrische Motoren, kohlenstoff­nano­ röhren … und viele dinge, über die ich hier nicht sprechen kann. auf all diesen Gebieten forschen wir selbst. da wir ein Privatunternehmen sind, können wir sehr langfristig denken und planen. weil nie­ mand in unsere Firma investieren wollte, bilder: MatthiaS ClaMer/COrbiS Outline, reX FeatureS, dYSOn (5)

versuchen, etwas zu designen, wenn die Maschine an sich schon schön ist. Wie kann man sich die Arbeit vorstellen, wenn es um so unbescheidene Ziele wie Technologiesprünge geht? Intuitiv, empirisch, vom Wahnsinn gebissen? langsam, langsam. Man darf natürlich immer nur eine Veränderung nach der anderen vornehmen, da man sonst nicht herausfinden kann, warum etwas besser oder schlechter funktioniert. Man muss verstehen lernen, wie man dorthin ge­ kommen ist. deshalb geht es nur Schritt für Schritt. Man muss empirisch testen. es ist noch immer das edison­Prinzip. Das klingt ja wie aus dem Lehrbuch der Formel 1. Ich bin sicher, Adrian Newey würde das sofort unterschreiben. Vor ein paar Jahren haben Sie in eine Waschmaschine Kugellager eingebaut, wie sie in der Formel 1 verwendet wurden. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten zwischen Staubsaugern, Waschmaschinen und Grand-Prix-Autos? Ja, natürlich. als wir eine sehr spezi­ elle waschmaschine mit zwei riesigen trommeln bauten, brauchten wir das absolut beste kugellager, das wir kriegen konnten, um mit den enormen Seiten­ kräften fertig zu werden. es kam aus dem rennsport. es war sehr teuer, aber auch wunderschön. Mclaren hat es jedenfalls verwendet. auch bei der aerodynamik gibt es berührungspunkte, etwa beim erzeugen von unterdruck durch schlaue Führungen des luftstroms. das gilt für unseren neuen Ventilator genauso wie für den diffusor eines F1­wagens. Oder das Problem mit den hohen dreh­ zahlen. ein Ferrari­Motor dreht 19.000­ mal pro Minute, die elektromotoren unseres händetrockners kommen auf 110.000 umdrehungen pro Minute. der Vorteil der Geschwindigkeit ist, dass wir alles kleiner machen können, kleiner und viel effizienter. die effizienz unseres


Action

dyson schläft täglich zehn stunden: „ich funktioniere wie ein früher teenager.“

„Wir arbeiten derzeit an geräten, die in 15 Jahren auf den markt kommen.“

besitze ich sämtliche aktien. wir stecken sehr viel Geld in die Forschungs­ und ent­ wicklungsarbeit. wir arbeiten an Geräten, die in 15 Jahren auf den Markt kommen. Da denkt man doch gleich an Autos, zum Beispiel auf dem Sektor des regenerativen Bremsens. Das wäre doch Ihre Art von technischer Phantasie … Stimmt. wir entwickeln etliche techno­ logien in dieser richtung, auch wenn wir nicht auf ein konkretes Produkt hinarbeiten. Welche Art von Auto mögen Sie selbst? ich habe immer schon den Mini geliebt. Mein jetziger ist allerdings der länge nach durchgeschnitten, damit man sehen kann, wie er funktioniert. ich war ein großer Fan seines entwicklers alec issigonis. was mir besonders gut an ihm gefällt, ist, dass er das layout des Minis dreidimensional zeichnete, während er auf einem balkon in Cannes saß und Gin trank. Jedenfalls, diese art, ein auto zu entwickeln, das hat mir schon extrem imponiert – und der um­ stand, dass es so aussieht, weil es wegen seiner technik eben so aussehen muss. Da wären wir ja auch schon beim Dyson-Rezept für Design … ein gutes Produkt soll auch super aus­ sehen. aber das design sollte nicht von

der Marketing­Seite kommen, sondern eine Funktion ausdrücken. das design sollte bereits integraler bestandteil sein, wenn man ein Produkt entwirft und ent­ wickelt. nicht etwas, um das man sich erst kümmert, wenn das Gerät bereits fertig ist. design ist keine isolierte an­ gelegenheit, sondern ein fortlaufender Prozess im rahmen der entwicklung und Fertigung von neuer technik. Skizzieren Sie Ihre Entwicklungen selbst? Ja, meine techniker und ich machen das mit der freien hand. So können wir ein­ ander schnell unsere ideen näherbringen. Jeder von uns hat einen block, auf dem wir unsere ideen skizzieren, und spricht mit den anderen dann darüber. die besten ingenieure und designer sind auch die, die am besten zeichnen können. Hört sich nach Computermuffel an … Manchmal sind die Zeichnungen sehr unausgereift, einige macht man ja sehr schnell – aber man braucht natürlich auch sehr genaue. Zuerst muss eine Zeichnung eine idee vermitteln – das ist das wichtigste. Verweigern Sie immer noch E-Mail? ich wollte nicht, dass man Sklave seiner e­Mails wird, dass man glaubt, alle be­ antworten zu müssen. e­Mails versenden und beantworten ist nicht kreativ, des­ wegen geht man nicht zur arbeit. Man geht zur arbeit, um mit anderen Men­ schen zu interagieren, seine ansichten und ideen zu diskutieren, wie man dinge ändern und verbessern kann. e­Mails fördern das aber nicht. Wir sind irritiert von Menschen wie Napoleon, der ja mit vier Stunden Schlaf auskam. Sie bekennen sich zu an die zehn Stunden. Ein ungemein tröstlicher Gedanke. ich funktioniere auf die art eines frühen teenagers. Schlafengehen um halb elf, aufstehen um halb acht. es gibt kein Ge­ heimnis dahinter, ich schlafe eben ganz gern. es kann nicht so falsch sein. Haben Sie ein Museum auf Ihrem Werksgelände? nein, uns interessiert die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Sammeln Sie wenigstens privat irgendwelche Trophäen der Technikgeschichte oder der alten oder neuen Kunst? ich hasse Sammlungen. ich finde es merk­ würdig, wie ein eichhörnchen dinge zusammenzutragen. das interessiert mich nicht. ich wollte als bub auch keine briefmarkensammlung haben. Man sollte dinge verwenden – nicht sammeln, um sie nicht zu verwenden. www.dyson.co.uk

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1975 begann die UNESCO eine Liste zu führen. Mit Orten, Bau­ werken und Natur­ monumenten von universaler Bedeu­ tung für die Mensch­ heit. Und zwar aus dem Wunsch her­ aus, dieses Erbe zu bewahren. 1976 wurde René Wildhaber geboren, und ein paar Jahr­ zehnte danach will er einige der elf Schweizer Welterbe­ stätten besser kennenlernen. „Ich komme viel in der Welt herum“, sagt der Mountain­ bike­Profi, „doch viele wichtige Orte meiner Heimat kenne ich nur aus der Ferne.“ Und weil René gast­ freundlich ist, lädt er seinen Freund Ross Schnell aus Colorado ein, mit ihm die UNESCO­ Stätten der Schweiz zu beradeln. Es wird ein Bike­Trip durch Raum und Zeit. Text: Stefan Michel Bilder: Christophe Margot 44

Das Rad

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Jungfrau­ Aletsch

der Zeit

Der Aletschgletscher ist der größte und mit 23 Kilometern längste Gletscher der Alpen, auch wenn sich der Eisstrom stetig zurückzieht. René Wildhaber: „Seine Masse ist immer noch beeindruckend, aber vergleicht man ihn mit alten Fotografien, merkt man, wie viel in den letzten hundert Jahren weggeschmolzen ist.“ Ein schlimmes Zeichen für den Zustand unseres Planeten, doch immerhin auch eine neue Perspektive für Biker wie Wildhaber, der ihn erstmals als Bike-Areal für sich entdeckt: Der schwindende Riese gibt Felsen frei, die Jahrtausende unter Eis lagen. Das ermöglicht hochalpine Erstbefahrungen mit Seitenblicken in die Gletscherspalten.


Action

Bereits im Mittelalter begannen die Bauern, das Land entlang des Genfersees zu terrassieren, um den Weinbau zu optimieren. Heute ist Lavaux eines

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der größten zusammenhängenden Weinbaugebiete der Welt. „Faszinierend, wie sie die Landschaft gestaltet haben“, findet René, „die geschwungenen Linien der Rebberge sind eine Augenweide, besonders in Kombination mit der Aussicht auf See und Alpen.“ Ein Abflug in die Vegetation kostet hier im Wortsinn eine Flasche Wein, denn die kostbaren Trauben lassen, als Aufprallschutz benutzt, unweigerlich ihren Saft. Weiter oben in den Alpen gibt es mehr Trails, dafür ist der Fahrtwind hier herunten mit Traubenduft versetzt – was dem Trip eine besondere Note verleiht. Genießbar ist er allerdings nur, wenn der Weinbauer einverstanden ist.

Als Auf­ prallschutz benutzt, lassen die Trauben unweiger­ lich ihren Saft.

Credit

Weinregion Lavaux


Bellinzona

Credit

Seit den Schlachten des Spätmittelalters hat das Castello di Sasso Corbaro nicht mehr so viel Action erlebt. „Bellinzona war einst das Tor zum Süden“, spielt René Reiseführer für seinen amerikanischen Gast. „Hier bündelte sich ein halbes Dutzend Verkehrsrouten über die Alpen. Wer diese Stadt kontrollierte, konnte Zölle eintreiben. Eine wichtige Geldquelle für die damals entstehende Eidgenossenschaft“ (Vorläufer der heutigen Schweiz, Anm.). Immer wieder wurde Bellinzona angegriffen, belagert, eingenommen, zurückerobert. „Schön, dass man heute hier unbeschwert reisen kann“, so René. Auf Fels gebaut, entpuppt sich die höchste der drei Burgen Bellinzonas als Funpark mit reicher Auswahl an Lines. In der Dunkelheit heizen René, seine Freundin Katja und Ross über die Abhänge, Steinstufen und griffigglatten Felsen, bis die Akkus ihrer Leuchten erschöpft sind.


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Vor Jahrmillionen war Sardona der Meeresboden. Heute tummeln sich hier die Biker.


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Sardona

Die Tektonik-Arena Sardona ist das attraktivste Bike-Gebiet unter den Schweizer UNESCo-Stätten. René kennt sich hier so gut aus wie am Bauernhof seiner Eltern: „Hier habe ich schon als Kind fossile Versteinerungen gefunden.“ Vor Jahrmillionen lag der ort am Grund des Meeres. Als die Kontinentalplatten aufeinanderprallten und die Alpen auffalteten, schoben sich hier jüngere Platten unter ältere. Spektakulär fürs Auge und eine Goldgrube für Geologen, die bis heute neue Erkenntnisse aus der „Glarner Hauptüberschiebung“ gewinnen. Auf Biker wirkt Sardona nicht minder anziehend: Die verblockten Trails mit ihren engen Kehren werden unter Wildhabers Rädern fast schon zu Flow-Trails. Wer nicht mit Renés Fahrtechnik gesegnet ist, wird die Abfahrt eher als harte TrialStrecke mit fiesen Vorderradfallen in Erinnerung behalten.

La Chaux­ de­Fonds

Credit

Ein bislang weißer Fleck auf Renés Schweizer Karte ist die Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds. Die Stadt auf 1000 Meter Seehöhe überrascht mit steilen Treppen und streng rechtwinkeligem Straßenmuster. So konnte genug Sonnenlicht in die Uhrmacherateliers gelangen, als Licht, bedingt durch die Jahreszeit, noch eine knappe Ressource war. Die Uhrenindustrie bestimmt hier bis heute das wirtschaftliche Leben. René verwandelt für einen Tag die rechten Winkel und steilen Treppen in seinen Spielplatz. Er und Ross droppen nach Herzenslust Absätze, perfektionieren Manuals auf Gehsteigen und streicheln Hausecken mit ihren Rädern. Nur gut, dass an diesem verträumten ort fast niemand im Freien unterwegs ist.

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ACTION

DIE GEBURT EINES

TR IC K S Wenn Freestyler, Dirtjumper und Slopestyler ihre Tricks in Contests zeigen, müssen sie saucool, babyleicht und voll smooth wirken. Frankreichs Shootingstar Yannick Granieri gestattet uns einen Blick hinter die Kulissen, und wir finden dort … harte Arbeit. Text: Werner Jessner, Bilder: Dom Daher

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ine Turnhalle bei Lyon, Craponne heißt das Nest. Craponne ist berühmt für seine Turner. Franck Rousson, hager, schütteres kurzes Haar, ein Ausbund an Körperspannung, war französischer Meister am Trampolin mit der Mannschaft, jetzt trainiert er den Nachwuchs. Eines der größten Talente, die er je trainierte, war ein 14-jähriger Struwwelpeter namens Yannick, bis sich der am Vorabend eines wichtigen Bewerbs bei einer missglückten Sprungkombination aus dem Trampolin katapultierte. Diese Verletzung war das Ende der Turnerkarriere des Wildfangs (außerdem ging ihm das sture Abliefern einstudierter Programme sowieso auf den Wecker – wo bleibt der Ausdruck eigener Kreativität?!?). Er entflammte für das Mountainbike und war mit kaum 20 Jahren in der Freeride-Weltspitze angekommen. Heute, mit 25, gehört er zu den großen Namen im Business und lag in der Gesamtwertung der FMB World Tour 2011 lange Zeit unter den Top 3, bevor ihn eine verkorkste zweite Saisonhälfte auf Platz 7 zurückbombte. Yannick Granieri gehört zu den spektakulärsten Ridern auf der Tour, zu den unberechenbaren. Red Bull Rampage 2010: Er wählt die Big Balls Line über den Icon Sender, einen 15-Meter-Drop. Er steht die Landung, lässt

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Das erstaunliche Nachtleben eines Freeride-Pros: Yannick Granieri in der Turnhalle. Um Mitternacht wird er derjenige sein, der sie zusperrt.


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unmittelbar darauf einen Backflip folgen, steht ihn, kugelt danach aber unvermittelt in die Dornenbüsche. Andere wären geknickt ins Tal gerollt. Nicht er: Unser Freund springt, rein aus Spaß an der Freude, noch einen Backflip und geht schwer zu Boden. Aus so hartem Holz sind nur wenige geschnitzt. Sich nichts anmerken zu lassen, unverwundbar, ja unsterblich und saucool zu sein, Party zu machen, Chicks abzustauben und auch sonst ein strahlendes Vorbild für die Jugend zu sein: Das ist die Job-Description für Freeride-Pros. Jetzt aber ist es 21 Uhr, die letzten Turner haben das Training beendet und nur einen strengen Geruch zurückgelassen. Beim großen Trampolin brennt noch Licht, der Einzige in der Halle ist Franck Rousson. Er wartet auf seinen verlorenen Sohn. Turner trifft Freerider, eine seltene Kombination. Gemeinsam erarbeiten sich die beiden hier neue Tricks. Aktuelles Thema ist ein Backflip-360, also eine Drehung um die Längs- und eine um die Hochachse, wobei sich die beiden Rotationen natürlich überlappen müssen. Vom Trampolin bis zur Hallendecke sind es sieben Meter, es fällt auf, dass es just an dieser Stelle keine Scheinwerfer gibt: „Die mussten wir demontieren“, grinst Yannick. „Sonst hätte ich sie abrasiert.“ Ein Backflip-360 ist die Eintrittskarte in die Welt der Spitzenplätze. „Das Trampolin bietet viele Vorteile: Würde ich den Sprung mit dem Bike in die Foampit (Schnitzelgrube, eine mit Schaumstoffwürfeln gefüllte Grube/Kiste; Anm.) machen, bräuchte ich pro Versuch fünf Minuten – optimistisch gerechnet. Raufschieben, bereit machen, springen, Bike aus der Foampit bergen, selber rausklettern, verschnaufen, wieder raufschieben:

Freund der Lüfte

Am Trampolin wird Yannicks Sicherheit bei Sprüngen offenbar. Er kennt seine Position zu jeder Zeit. Tipp an uns Laien: „Immer die Augen offen halten. Und ein Purzelbaum in der Luft ist noch kein Backflip. Die Rotation soll erst nach dem Absprung beginnen.“

Am Trampolin springe ich zwanzig Backflips-360 pro Minute, wenn ich will. Bei jedem Wetter, das ganze Jahr. Weiters ist die Verletzungsgefahr in der Turnhalle geringer. Drittens: Das Trampolin verzeiht weniger Fehler. Nein, falsch: Franck verzeiht weniger Fehler als Dirt.“ Der Trainer achtet penibel darauf, ob sein wilder Schützling den Sprung exakt in gerader Linie landet: „Am Trampolin

gibt es nur zwei Möglichkeiten, einen Sprung zu beenden: exakt in Absprungrichtung oder präzise in Gegenrichtung.“ Yannick: „Am Bike ist seitlicher Versatz bis zu einem gewissen Winkel möglich, weil man den Lenker als Korrekturmöglichkeit hat.“ Wer gewohnt ist, selbst schwierigste Tricks präzise wie am Trampolin zu exekutieren, hat bei unvorhergesehenen Zwischenfällen (einer Windbö, rutschigem

„Oooh!“ auf Raten Was war das jetzt genau? Weil es für den Zuschauer oft kaum noch möglich ist, die mannigfaltigen Trickkombinationen mit freiem Auge zu erkennen, sezieren wir hier einen Backflip-360.

Yannick Granieri, 25: Der ExTurner gehört zu den stylischsten Ridern auf der FMB World Tour.

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Der Absprung muss relativ gerade sein. Erst wenn beide Räder in der Luft sind, wird die Längsrotation eingeleitet.


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„ Am Bike ist seitlicher Versatz möglich. Das Trampolin verzeiht keine Fehler.“ oder weichem Absprung) mehr Reserven und überzeugt zweitens die Judges durch saubere Ausführung. Um ein Gefühl für Bewegung und Position in der Luft zu bekommen, springt Yannick neue Tricks zuerst ganz ohne, wie früher, als er ganz altmodisch Turner war. Im nächsten Schritt nimmt er einen alten BMX-Lenker in die Hand: „Damit bekomme ich ein Gefühl für meine Quer-

achse und wie sich das später unter richtigen Bedingungen anfühlen wird.“ Ernster wird es bei der Simulation der Position um die Längsachse, für die sich Granieri einen Schaumstoffquader zwischen die Beine klemmt. Das erfordert nicht nur mehr Kraft, sondern ist auch punkto Koordination anspruchsvoller. Jedes Winkelgrad einer schrägen Landung wird schonungslos sichtbar.

Finale Eskalationsstufe ist das Training mit einem (gepolsterten) Rahmen ohne Räder. Nun kann Granieri nicht mehr einfach Sprung an Sprung reihen: Jede Landung endet auf einer Matte, die Franck bei der Landung unterschiebt, um ein Zurückfedern des Trampolins zu unterbinden. Die Landung wird förmlich eingefroren, was abermals der Kontrolle dient. Schonungslos offenbart sich, dass die Fehlerquote derzeit noch zu hoch ist, dass Yannicks Backflip-360 zwar grundsätzlich klappt, aber nicht verlässlich und unter allen Umständen. Franck hält seinen Schützling dazu an, mit der Rotation um die Längsachse früher zu beginnen, was der allerdings ablehnt: „Das klappt nur am Trampolin, aber nicht am Bike. Ich muss bei meiner Bewegung die Masseträgheit durch die Rotation der Laufräder mitberechnen und die Tatsache, dass ich die Rotation am Bike erst einleiten kann, wenn das Vorderrad den Absprungort verlassen hat. Ich will am Trampolin nicht schummeln.“ Wie so oft in der dunklen Jahreszeit werden die Lichter in der Turnhalle erst um Mitternacht ausgehen. Irgendwann in dieser Saison wird Yannick Granieri auf der FMB-Tour einen Backflip-360 aus dem Köcher zaubern, und es wird leicht aussehen, ganz leicht. Er wird nicht an die Nächte im Schweißdunst der Turnhalle denken, nur an den Kick, den ihm sein Run gibt, an das Adrenalin, an die Show und an die Judges. Franck wird inzwischen vor seinem Laptop im Büro der Turnhalle sitzen, den Lauf analysieren, sich freuen und den einen Fehler finden oder den anderen, den man bei der nächsten Trainingssession ausmerzen wird, ganz sicher. Die Freeride Mountain Bike World Tour live auf: www.redbull.com/bike

Fertig. Am Trampolin könnte man jetzt wieder bei Bild 1 weitermachen. Auf Dirt wartet der nächste Absprung.

Jetzt Richtung machen: die Längsrotation beschleunigen, dabei schon mit einem Auge den Landeplatz checken.

Und runter damit: Landung in Absprungrichtung. Eventuelle Goodies wie No-Foot, Barspins etc. bitte rechtzeitig beenden.

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LEONARDO!

Eine kurze Geschichte der Renaissance und wie das Fahrrad ins Bild kam.

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Von Herbert Völker

olche Sachen erfindet man nicht, da ist der Respekt zu groß. Für folgenden Auftritt gab es einen Zeugen, der flugs alles niederschrieb und sich wohl dachte, das könnte die Leute in fünfzig Jahren auch noch interessieren. Vielleicht sogar in fünfhundert. Also: Wie das halt in der Renaissance so war, ein paar kluge Köpfe sitzen vor dem Palazzo Spini Feroni in Florenz und diskutieren über einen Text von Dante. Sie wollen dazu die Meinung von Leonardo da Vinci, der eben vorbeikommt. Leonardo hebt an, wird aber ungeduldig und sagt, da kommt Michelangelo, den könnt ihr fragen. Michelangelo, der junge Spund, erwartet nichts Gutes von Leonardo, fängt gleich zu keppeln an, quasi, du hast ja nicht einmal dein Pferd (ein Reiterstandbild Francesco Sforzas, Anm.) zu Ende gebracht, da oben in Mailand. Leonardo in seiner abgekühlten Wut schreibt in seine fliegenden Blätter: Die Geduld schützt vor der Beschimpfung wie die Kleider vor der Kälte, aber so warm kann er sich im Moment gar nicht anziehen. Er hat keinen guten Lauf. Dass die Mailänder aus der Bronze für sein riesiges Reiterstandbild in aller Eile Kanonen machen mussten – Pech gehabt. Dafür gaffen jetzt alle in Florenz auf den knackigen Hintern der David-Skulptur, fünf Meter hoch, sechs Tonnen Marmor! Alle reden von Michelangelo, er ist 23 Jahre jünger als Leonardo.

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o wunderbar die anmutigsten Details belegt sind, so fehlen zwischendurch auch ganze Brocken aus der Historie. Wir bleiben im Florenz des Jahres 1504, nun mit kleinen Sidesteps vom gesicherten Pfad, allemal im Sinne Leonardos, hoffen wir mal. Leonardo ist 52, ein Greis aus Sicht der Zeit. Allerdings ist er gut beisammen (er weiß, warum: kein Fleisch, wenig Wein, keine Frauen; alles davon ist ihm leichtgefallen). Er kraxelte unlängst gar in den Alpen herum, weil er in der Höhe über der Erde totale Finsternis vermutete, aber gar so hoch ist er dann doch nicht gekommen. Die außerordentliche Schönheit, die man am jungen Leonardo rühmte, hat sich nun in Würde gewandelt. Das weiße Haupthaar fließt in die Kaskaden des mächtigsten Bartes der Stadt, jedenfalls des gepflegtesten, ohne Filz und Strähne, in eleganten Wellen. Um ihn herum ist meistens Krieg gewesen, Florenz gegen Pisa, Venedig gegen die Türken, Mailand gegen die Franzosen, Cesare Borgia gegen alle, und ein Mann seiner Talente war natürlich oft genug darin verwickelt. Eigentlich war er Militäringenieur, als er das „Letzte Abendmahl“ schuf, jeder Mensch braucht ein Hobby. Im Endeffekt liebte er den Frieden, und die allerwildesten seiner Erfindungen blieben geheim auf

seinen Skizzen – „wegen der Bösartigkeit der Menschen“. Kann man denen einen Torpedo in die Hand geben, um Galeeren zu versenken? Er kam in letzter Zeit viel zu wenig zum Malen, ist eher Produktentwickler für Heeresbedarf und tausenderlei Hirngespinste ohne Nährwert. Ohne Nährwert? Uhrwerk und Bohrmaschine, mechanische Spindel und Wagenheber lassen sich ja ganz gut gebrauchen, aber das andere Zeug – die Vogelmaschine, der Fallschirm, die Atemmaschine unter Wasser, wozu denn? Sein jüngster Spleen ist die Anatomie. Es gibt ja bloß die Mutmaßungen der alten Griechen, wie der Körper im Inneren funktioniert, Leonardo muss da selber Leichen obduzieren, um Klarheit zu bekommen. Da kann ihm keiner helfen, der elegante Herr wühlt in stinkenden Eingeweiden, zerlegt Muskelstränge, zersägt Knochen – und zeichnet daraufhin die Innenschau des Körpers, Faser für Faser, trunken vor Begeisterung über die Geheimnisse, die er da aufspürt und in makelloser Schönheit nach außen stülpt. Die passenden Leichen hält man ihm im Hospital Santa Maria Novella parat, Leonardo nimmt Junge und Alte, Frauen und Männer, wie sie halt von der Pflegestation zur Totenbeschau geschoben werden. Der Weg von seinem Atelier, das auch Wohnraum für ihn und seine Schüler ist, führt ihn durchs Gequietsche und Geknarre des städtischen Verkehrs. Die Maultierkarren rumpeln auf ärgerlichste Weise, Leonardo hat ja schon längst ordentliche Radlager entworfen, aber er kann nicht jedem einzelnen Gemüsehändler erklären, wie er seine Karre aufbrezeln soll. Immerhin holpern die Gefährte nicht in den tiefen Rillen der Erdwege herum, die Republik Florenz hat etliche ihrer wichtigsten Straßenzüge mit Steinplatten ausgelegt. Verstopft sind die Gassen trotzdem von den breiten Karren und der nervenden Behäbigkeit, mit der sie einander nicht aus dem Weg gehen. Maultiere sind ja nicht so hilfreich, was das Ausweichen betrifft. An der Vigna Vecchia wartet schon ein Vogelhändler auf Leonardo. Der kauft ihm immer ein Exemplar ab. Leonardo wählt einen leicht zerrupften Buchfinken und schaut ihm beim Wegfliegen zu. Er liebt Tiere, vom Spatzen bis zum Pferd. Im Ospedale haben sie ihm die beste Leiche schon zur Seite geschoben, reichen ihm den schwarzen Kittel, Säge und Meißel, den Zollstab. Kurze Skizzen genügen ihm, seine immer klarer werdende Vorstellung von den Zusammenhängen wird er im Atelier festhalten. Wie er den Gestank in der Leichenkammer ertragen könne, wird er öfter gefragt. Welchen Gestank, sagt er, nun wieder im rosafarbenen Tuch. Ungeduldig strebt er nach Hause, immer dieser Ärger mit den Karren und Maultieren. Man bräuchte ein schlankeres

„IMMER DIESER ÄRGER MIT DEN KARREN UND MAULTIEREN. MAN BRÄUCHTE EIN SCHLANKES VEHIKEL, FLINKER ALS DIE TROTTENDEN VIECHER.“

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Vehikel, flinker als die trottenden Viecher. Würde man das RäderBeim Schieben wählst du sowieso die Richtung. Und sobald paar des einachsigen Karrens nicht breitseits, sondern längs du in Schwung bist, verlagerst du dein Körpergewicht, wie du es anordnen, natürlich nicht so plump und starr … da müsste es brauchst. Die Maschine wird dir folgen. aber gleich eine maultierlose Variante sein, und schon schweift Ob der Meister nicht mitkommen wolle? er ab zu seinen Zahnrädern und den Schrauben und den Ketten, Nein, er möchte nur hören, wie es geklappt hat. die ihm ja das allerliebste Spielzeug sind. Was er da schon alles alai kam lange nicht zurück. Zwei Maultierführer hatten gebaut hat, vom Hammerwerk bis zur Endlosschraube. ihn in die Enge getrieben und ordentlich verprügelt. Er Daheim im Atelier, das er Bottega nennt – und so schaut es hatte nur ein ganz leichtes Gefälle probieren können. Tataus, auch Schlafstatt für seine Schüler –, gibt’s die übliche sächlich, das Lenken hatte auch mit dem fix befestigten VorderBrotsuppe mit reichlich Majoran und Lorbeer. Er erzählt Salai rad funktioniert. Aber dann, sagte Salai, brauchen wir noch von seinen einspurigen Überlegungen. Salai ist sozusagen sein eine Lösung zum Stehenbleiben, sonst knallst du dauernd in die Einserschüler. Sozusagen deswegen, weil das niemand ganz Maultiere, die sind immerhin noch weicher als die Hausmauern. genau wissen will. Salai ist ein sehr hübscher Jüngling, als Maler Leonardo hatte Dringenderes zu tun, als eine Bremse zu nur mäßig begabt, als Diener unzuverlässig, dafür eine freche erfinden. Salai verkaufte die beiden Karrenräder und hob das Rübe mit einem Talent zum Diebstahl. Leonardo hat ihn als Kind Holzgestell für die kühlen Tage im Herbst auf, der Meister würde aus der Gosse geholt, und jetzt wird er schon wissen, warum er sich über das mächtige Herdfeuer freuen. sich so viel von ihm gefallen lässt. Leonardo malte den Karton von der Frau des SeidenhändOb ein Mensch wohl das Gleichgewicht halten könne auf lers fertig, er verwischte die letzten Spuren (na ja, nicht ganz), einem Karren mit bloß je einem Vorder- und Hinterrad? Beine die noch an Salais Gesichtszüge erinnerten. abstellen und immer wieder anschieben? Klar, Dennoch wurde der Gemahl der Dame ein wie sonst. Wenn da nicht seine Vernarrtheit in wenig pampig, irgendetwas störte ihn an den all das Ketten- und Zahnräderzeugs wäre. Der Mundwinkeln des Porträts. Man einigte sich einspurige Karren wäre eigentlich eine ein… werden wir nie erfahren, zehntausende auf Aufhebung des Auftrags, in aller Ruhe. fache Übung. Gelehrte in aller Welt sind sich uneins. Alles hängt an einer Kreidezeichnung, die Leonardo malte die Kartonvorlage aber später sehr wohl ins Jahr 1504 passt, also in die alai hat den Bogen überspannt. Er hat doch in Öl und nahm das Bild mit auf den Zeit der „Mona Lisa“. Diese Skizze im einwieder einmal dreißig Soldi aus der dreimonatigen Weg zum Schloss Amboise, deutig identifizierten Schatz von LeonarHaushaltskasse gestohlen, war auch als die Pässe schneefrei waren. Der König von dos fliegenden Blättern ist unbeholfen, zickig beim Modellstehen, hat saublöde Frankreich hatte ihn gerufen. ein Schüler muss sie nach einer Vorlage Grimassen geschnitten. Leonardo will den Leonardo da Vinci hatte noch nie einem Leonardos übertragen haben. Tatsächlich ist sie stimmig mit dem Ideengut des Karton gar nicht fertig zeichnen, geschweige seiner Werke einen Namen gegeben. Das Meisters zu jener Zeit, inklusive Zahndenn das echte Bild malen. Er vermischt das besorgten immer gleich die Zeitgenossen, rädern und Kette. Auch die Lenkfähigkeit Salai-Porträt mit den Skizzen von der Frau des „Letztes Abendmahl“, „Anbetung der Könige“, durch Gewichtsverlagerung funktionierte Seidenhändlers. Die bleibt jedenfalls still beim in anderen Maschinen Leonardos. Das „Dame mit dem Hermelin“ und so weiter. Modellstehen, kommt aber irgendwie ziemlich Holzmodell, das jüngst für das LeonardoFrançois I. von Frankreich, „der Ritterfad rüber. Sie ist ja auch nicht mehr ganz jung, Museum in Vinci (25 km westlich von könig“, war entzückt über das Geschenk. Und Florenz) gebaut wurde, bestätigte das 25 oder 26. Der Schalk in den Salai-Skizzen der Name des Gemäldes? Leonardo konnte freudige Erwarten der Fangemeinde. macht die Kartons der Dame etwas pfiffiger. keinen nennen, aber es handle sich um Lisa, Unsere Story bleibt brav im historiLeonardo würde sie in etwa zwei Monaten die Frau des Francesco del Giocondo. schen Kontext, die Phantasie macht wieder aufsuchen. Also nannten sie es La Gioconda. In Italien, sich nur dort selbständig, wo es um den Salai, der die fliegenden Papiere des Meiswo ihnen jahrhundertelang nur das HörenBau und die Erprobung des Geräts geht. ters in Ordnung halten soll, hat sich heimlich sagen von der Schönheit eines rätselhaften Es blieb seinerzeit wohl bei Leonardos Skizze (Original verschollen) und ihrer mit der Skizze des schmalen Karrens zum Bildnisses verblieb, sagten sie Mona Lisa. Die patscherten Kopie, ohne Prototyp. Tischler aufgemacht, ob der das Ding nicht Gleichgewichtsmaschine blieb vierhundert Gegen die große Historie steht eine bauen könne. Leonardo hat die Andeutungen Jahre ohne Namen. Dann war Fahrrad irgenderst vor 14 Jahren vorgebrachte These, von Zahnrädern und Riemen unfertig stehen wie naheliegend. dass sich ein Mönch beim Katalogisieren lassen, er weiß ja, wie es geht. Salai hat rasch der Leonardo-Blätter in den 1960er Jahfertig gezeichnet, aber ziemlich tollpatschig. ren einen Scherz erlaubt hätte. Wissenschaftliche Untersuchungen sind kaum Egal, die Mechanik im Kraftschluss wäre mehr möglich, da alle Blätter mittlerfür den schlichten Handwerker sowieso zu weile in Kunststoff eingeschweißt sind. kompliziert, es geht jetzt einmal nur um die Aber irgendwie passt uns der fürwitzige Gleichgewichtsmaschine. Mönch ohnehin nicht so recht ins Bild. Im Frühjahr überrascht Salai den Meister mit einem etwas ungeschlachten Holzgestell über zwei Karrenrädern. Leonardo ist gerührt, obwohl wesentliche Dinge seiner Idee noch fehlen. Er schickt Salai ein paar Häuserblocks weiter, wo die feinen Straßen mit den Steinplatten beginnen, Giulio soll ihn begleiten, wegen der Maultiere. Du wirst ihnen ausweichen können, das ist das Besondere an der Maschine. Wie soll das funktionieren?

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Die volle Wahrheit …

ILLUSTRATION: FACSIMILAR REPRODUCTION/GIUNTI EDICTION/CODEX ATLANTICUS

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BMW M3 DTM: der Arbeitsplatz von Martin Tomczyk in den Deutschen Tourenwagen Masters 2012, hier noch in Tarnlackierung.

„DTM-Rennen gewinnsT Du MiT Er fuhr aus dem Schatten seines Vaters und dann der Konkurrenz mit einer alten Kiste davon. Der regierende DTM-Champion Martin Tomczyk über sein neues Leben als Alphatier bei BMW und warum Formel-1-Piloten bei den Deutschen Tourenwagen Masters den Kürzeren ziehen. Text: Marcus Lacroix, Bilder: Andreas Beil

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it Schmähungen und Vorurteilen kennt sich Martin Tomczyk aus. Jahrelang fuhr er in der DTM sprichwörtlich in der zweiten Reihe. Zwar war er schnell, und gelegentlich gewann der Bayer sogar ein Rennen, doch Champion-Gene sprachen ihm die meisten Beobachter ab, ob56

wohl er schon 2007 bis zum letzten Rennen Chancen auf die Meisterschaft gehabt hatte (am Ende wurde es Rang drei). Im Winter 2010/2011 folgte der nächste Rückschlag: Tomczyk musste sein Cockpit bei Abt Sportsline, dem vermeintlichen A-Werksteam von Audi, räumen und bei Phoenix Racing mit einem drei Jahre alten Fahrzeug vorliebnehmen.

Doch was kaum einer für möglich gehalten hätte, trat in der Saison 2011 ein: Tomczyk, Phoenix und der gegenüber den neueren Fahrzeugen um 25 Kilogramm leichtere 2008er-Audi A4 DTM erwiesen sich als konkurrenzfähige Kombination, zumal sie perfekt mit den neuen HankookEinheitsreifen harmonierten. Schon das dritte Rennen auf dem Red Bull Ring bei Spielberg in der Steiermark


DeM

PoPoMeTeR“

gewann der heute Dreißigjährige, mit einem zweiten Streich zwei Wochen später auf dem Lausitzring war er erstmals Tabellenführer. Und sicherte sich im dramatischen Duell mit Mercedes-Star Bruno Spengler bereits im vorletzten Rennen in Valencia den Meistertitel. Nach einer Saison zum Einrahmen: drei Siege, in jedem der zehn Rennen in den Top-5 – in einer vermeintlich chancenlosen alten Kiste.

red bulletin: Sieg in der DTM 2011 – wer hätte das vor Saisonbeginn gedacht? martin tomczyk: Wohl keiner, mich eingeschlossen. Ich hatte mir nur vorgenommen, bester Jahreswagen-Pilot zu werden, mich aber auch an den Neuwagen zu orientieren und sie möglichst oft zu ärgern. Ist das Gefühl, DTM-Champion zu sein, mittlerweile Routine?

Es ist ein bisschen in den Hintergrund gerutscht, weil die momentane harte Arbeit alles überlagert. Ich werde nach wie vor viel darauf angesprochen, und wenn ich wo als „der aktuelle DTM-Champion“ angekündigt werde, geht das noch immer runter wie Öl. Aber so schön es ist, so schnell wird’s leider doch Routine. Du hast als Sohn von ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk gut ein Jahr57


20 JahRe nach DeM abschieD aus DeR DTM kehRT bMw zuRück in Die TRaDiTionsklasse.

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(Lacht.) Nein, nein! Natürlich verlässt man nicht einfach so eine perfekte Konstellation, wie ich sie letztes Jahr mit Phoenix hatte, und eventuell hätte sich mein Standing bei Audi auch zum Positiven entwickelt. Also haben viele gefragt: Wieso geht er denn, wenn nicht aus Rache? Es war aber tatsächlich so, dass mein Vertrag auslief und ich nach elf tollen Jahren bei Audi, die ich nicht missen möchte, beschlossen habe, dass ich in meiner Karriere noch etwas anderes erleben möchte. Hat der Titel etwas geändert, etwa deine Einstellung? Nicht wirklich. Mit dem Wechsel zu BMW habe ich ja ohnehin ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen. Wir bauen bei BMW ein komplett neues DTM-Projekt auf, und daraus ergibt sich fast automatisch eine geänderte Herangehensweise. DTM-Champion zu sein oder nicht ist da sekundär, es zählt vor allem Erfahrung. Spürst du jetzt eher Druck, den Titel bestätigen zu müssen, oder eher Gelassenheit, dass du keinem mehr etwas beweisen musst? Als Rennfahrer will man es sich immer selber beweisen. Ich glaube nicht, dass ich noch jemandem beweisen muss, dass ich

schnell Auto fahren kann. Aber selbstverständlich will man die Eins auf dem Auto behalten, wenn man sie schon mal hat. Bei BMW bist du nun erstmals Alphatier – man richtet sich nach dir, baut auf deine Erfahrung. Ich war über viele Jahre der stille Beobachter von Nummer-1-Fahrern (Laurent Aïello, Mattias Ekström und Timo Scheider; Anm.) – und letzte Saison war ich erstmals selber einer. Dadurch ist mein Standing bei BMW von Anfang an ein anderes: weniger, weil ich der aktuelle Champion bin, sondern vielmehr, weil ich elf DTMSaisonen auf dem Buckel habe. Was genau ist deine Rolle? BMW ist so lange erfolgreich im Motorsport unterwegs, dass die sehr genau wissen, wie man ein schnelles Rennauto baut. Und ich darf schon mal verraten: Auch unser M3 DTM ist schnell, das haben die ersten Testfahrten gezeigt. Nun gilt es, diese gute Basis den Anforderungen eines DTM-Wochenendes anzupassen. Und dabei kann meine Erfahrung wertvoll sein. Geht’s ein bisschen genauer? Man stellt sich immer dieselben Fragen: Wie muss ich das Auto auf welcher Strecke und bei welchen Bedingungen im Detail abstimmen? Wie gehe ich mit den Reifen um? Welche Strategie ist die richtige? Wie läuft so ein Rennwochenende ab? Wann

MaRTin ToMczyk Geboren am 7. Dezember 1981 in Rosenheim, Bayern

Familie Verlobt mit Christina Surer, Vater Hermann ist ADAC-Sportpräsident, Wohnt in Aesch bei Basel, Kanton Bruder Tobias ist Martins Manager Basel-Stadt, Schweiz

Erlernter Beruf Bürokaufmann Erfolge Deutscher KartSlalom-Meister 1994 Portugiesischer Formel-

ADAC-Meister 1999 DTM-Champion 2011 DTM-Statistik: 112 Rennen, 7 Siege, 7 PolePositions, 6 schnellste Rennrunden

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zehnt lang gegen Vorurteile anrennen müssen, mit dem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen zu sein … Diese Stimmen gab’s immer, aber ich habe mich nie sehr von ihnen beeinflussen lassen. Wir haben die Situation von Anfang an so gehandhabt, dass mein Vater nie bei den Rennen dabei war, sondern immer nur mein Bruder (Tobias Tomczyk, der ihn auch managt; Anm.). Fluch oder Segen? Ja mei – ich hab mich durchgekämpft bis an den Punkt, an dem ich jetzt bin. Und heute schreiben ja viele schon „Hermann Tomczyk, der Vater des DTM-Champions“ statt „Martin Tomczyk, der Sohn des ADAC-Sportpräsidenten“ … Du bist in der DTM ins kalte Wasser geschmissen worden: Der Einstieg 2001 im Alter von 19 Jahren kam eigentlich zu früh … Bis in die Formel ADAC verlief mein Werdegang ganz normal. Danach wären zwei oder sogar drei Saisonen in der Formel 3 üblich gewesen – ich hatte nur eine, und die war ziemlich hart, zumal mein Teamkollege (Giorgio Pantano; Anm.) Deutscher Meister wurde. Im Nachhinein kann man sagen, es hat ja letztlich alles gepasst. Aber mit neunzehn in die DTM einzusteigen war zur damaligen Zeit sehr früh. Andererseits: Wer ein solches Angebot ablehnen würde, wäre nicht bei Trost. Dem ersten Paukenschlag, dem Gewinn des Meistertitels 2011, folgte sechs Wochen später der nächste: der Wechsel von Audi zu DTM-Rückkehrer BMW. Die Rache für die Degradierung, oder?

Für jedes Rennen die richtige Taktik: Martin Tomczyk mit Entwicklungsingenieur Andreas Seidl (li.) und Technik-Direktor Jan Hartmann (Mi.)


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Martin Tomczyk vor seinem BMW M3 DTM: Das bewusst eng definierte technische Korsett der Serie macht die Rennen spannend und den Fahrer zum entscheidenden Faktor.

machen wir welche Meetings? Wer ist jeweils dabei? Wie koordinieren wir den Einsatz von sechs Rennautos? Das Schlüsselwort lautet „Effizienz“: Wie kitzle ich 100 Prozent aus meinem Paket heraus, ohne Leerläufe und Reibungsverluste? DTM-Rückkehrer BMW hat sich mit dir und Bruno Spengler die 2011 bestplatzierten Piloten von Audi und Mercedes geangelt. Aus Rivalen wurden damit Markenkollegen, zudem seid ihr in eurer Wahlheimat Schweiz fast Nachbarn: Wie klappt’s zwischen euch beiden? Es hat etwas holprig begonnen, das kann man ja offen zugeben. Ich meine, jahrelang haben wir uns bekämpft, und jetzt müssen wir versuchen, gemeinsam das Beste für BMW rauszuholen. Aber mittlerweile klappt das prima, und es macht auch unheimlich viel Spaß. Die DTM wird oft als Abstellgleis für jene Fahrer gesehen, die ihre ganz große Karriere hinter sich haben. Doch egal ob Jean Alesi, Mika Häkkinen,

Heinz-Harald Frentzen oder auch die aktuellen Mercedes-Topstars Ralf Schumacher und David Coulthard – jeder von ihnen tat oder tut sich in dieser Rennserie schwer. Warum ist das so? Das technische Reglement der DTM lässt dir beim Bau deines Rennautos sehr wenige Freiheiten. Daraus ergibt sich eine enorme Leistungsdichte. Es kommt auf jedes Zehntel, Hundertstel, Tausendstel an, das ich gewinne, wenn ich mein Set-up um eine Nuance besser hinbekomme als mein Gegner. So eine Leistungsdichte sind die Jungs aus der Formel 1 nicht gewohnt. Du musst jederzeit alles perfekt auf den Punkt bringen, willst du gewinnen. Im DTM-Auto gibt’s im Vergleich zur Formel 1 auch weniger zu verstellen … Die Rundenzeit kommt beim DTM-Auto fast ausschließlich über die Feinabstimmung. Du hast bei weitem nicht so viele Stellschrauben wie in einem F1-Wagen. Obwohl auch die DTM ab 2012 mit Wippenschaltung fährt, haben wir es immer noch mit ganz puristischen Rennautos ohne elektronische Fahrhilfen zu tun. Für die entscheidenden Tausendstel ist das berühmte Popometer zuständig.

Deine Motorsport-Karriere wird immer untrennbar mit der DTM verbunden sein. Was verbindest du emotional mit dieser Rennserie? Leidenschaft und extrem hartes Fighten. Trotz aller marketingrelevanten Aspekte, die so ein Hersteller-Engagement mit sich bringt, kommt das Racing nicht zu kurz. In der DTM kommt es auf perfektes Teamwork an, und das macht wahnsinnig viel Spaß. War es eigentlich schwer, als junger Fahrer zu akzeptieren, dass es womöglich mit der Formel 1 nicht klappt? Nie. Mit dem Angebot von Abt und Audi im Winter 2000/2001 wusste ich, dass mein Weg der Tourenwagensport sein würde. Ich habe mich dort sehr schnell sehr wohl gefühlt. Formel 1 war nie mehr ein Thema. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich eine Testfahrt mit einem F1-Auto aus der Red Bull-Familie ablehnen würde. DTM 2012: Saisonstart und Saisonfinale jeweils am Hockenheimring (29. April bzw. 21. Oktober). Von den insgesamt elf Rennen finden vier im Ausland statt: 20. Mai Brands Hatch/ENG, 3. Juni Red Bull Ring, Spielberg/AUT, 26. August Zandvoort/NED, 30. September Valencia/ESP Mehr Infos unter: www.dtm.com

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bild: lincoln ElsE


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sieg Am Cerro Torre

Das Cerro-TorreMassiv liegt im Süden Patagoniens, nördlich von El Calafate im Grenzgebiet zwischen Argentinien und Chile.

Ein alpinistischer Meilenstein, eines der letzten großen Abenteuer: Im dritten Anlauf schafft der Tiroler Kletterer David Lama als Erster die freie Besteigung des mystischen Cerro Torre in Patagonien. Text: christian seiler

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SchickSalSberg

Alpine Legenden und Dramen auf Patagoniens Königsgipfel

Die Erstbesteigung des Cerro Torre ist nicht zweifelsfrei dokumentiert. Als es der Italiener Cesare Maestri und der Südtiroler Toni Egger 1959 versuchten, stürzte Egger ab – angeblich mit dem Gipfelfoto im Rucksack. Die Zweifel, die Maestri entgegenschlugen, motivierten ihn, es 1970 noch einmal zu versuchen: diesmal bohrte er sich mit einem Kompressor (siehe Bild unten) bis unter den Gipfeleispilz in die Headwall, wo das Gerät seither hängt. Die erste Seilschaft, die auch die Eiskuppe auf dem Gipfel bestieg, war 1974 jene von Maestris Landsmann Casimiro Ferrari. David Lamas freie Besteigung schreibt ein neues Kapitel Alpingeschichte.

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er 21. Januar 2012 stand am Ende einer Reihe von drei Expeditionen, die 2008 mit einem Blick in ein Klettermagazin begonnen hatte. Damals sah David Lama, 17, Sohn einer Tiro­ lerin und eines nepalesischen Sherpas, eine Ansicht der spiegelglatten Gipfelwand des Cerro Torre, dieser mystischen Granitnadel im äußersten Süden Südamerikas, zum ers­ ten Mal und begann das Bild zu lesen, wie es ausschließlich ein Kletterer seiner Qualität le­ sen kann: Mehr noch, David betrachtete den Berg, der bis dahin nur von einer überschau­ baren Zahl von Alpinisten bestiegen worden war, mit herausforderndem Blick. Vielleicht, dachte er, kann man den Torre auch frei klet­ tern, und wenn man ihn frei klettern kann, dann muss das ich machen. David Lama gehört zu einer neuen Gene­ ration von Kletterern. Er eignete sich schon als Kind die wesentlichen technischen Fähig­ keiten an, mit denen er als Youngster in den Sportkletterzirkus einstieg und dort früh große Erfolge feierte, den Weltcup gewann und mehrere Europameistertitel. Dass David nicht auf Jahre hinaus im Spitzensport tätig blieb und mit den besten Hallenkletterern der Welt um Titel und Preisgelder rittert, lag dar­ an, dass ihn seit jeher diese Sehnsucht in die Berge trieb, nach dem Klettern am Fels, wie es ihm sein langjähriger Trainer Reini Scherer vermittelt hatte. David begann mit Freunden und Partnern ins Gebirge zu gehen, um, wie der Alpinist sagt, „Projekte zu machen“. „Pro­ jekte“, das heißt: schwierige und schwierigste Kletterherausforderungen annehmen, die in den Alpen oder anderen Gebirgsformationen darauf warten, gelöst zu werden. Die großartigen Fähigkeiten als Kletterer, der in der Halle und in Sportklettergärten darauf trainiert wurde, die höchsten Schwie­ rigkeiten des Sportkletterns durch ausgefeilte Technik und optimale Körperbeherrschung zu lösen, statteten David mit einem Instru­ mentarium aus, wie es kaum ein Alpinist früherer Generationen je besessen hat. Er

BILDER: LInCOLn ELSE, KEn ROBInSOn

ls er am 21. Januar 2012 gegen 13 Uhr auf dem Gipfel des Cerro Torre stand, Sonne, Temperaturen knapp um den Gefrierpunkt und, was für eine rätselhafte Umkehrung alles vorher Erlebten, kein Wind, ließ David Lama den Blick über das Premiumpanorama patagonischer Granitformationen schweifen, pittoreske Berge, wie sie Caspar David Fried­ rich nicht wilder und dramatischer hätte ma­ len können, ein seltener, kostbarer Anblick, den nur eine Handvoll Menschen vor ihm genossen hatte, so dass Lama allen Grund zum Jubeln oder wenigstens zum strahlenden Lächeln gehabt hätte, aber der junge Mann blickte doch nur tief in sich selbst hinein. Es war jetzt also so weit. Das Projekt, den Cerro Torre frei zu erklettern, das während drei Jahren so groß und manchmal über­

mächtig erschienen war, transformierte sich gerade zur Legende, zur Geschichte, bekam in Davids strenger persönlicher Kontoführung der eigenen Abenteuer das Etikett „erledigt“. Für einen Augenblick fühlte sich der junge Mann seltsam leer, wurde sich des Fehlens der Aufgabe bewusst, die ihn herausgefor­ dert, abgeworfen, geplagt hatte und nun ver­ schwand, wie ein störrischer Luftballon, dem man nachgejagt war und der nun, kaum hatte man ihn in der Hand, die Luft verliert. Es wurde dann doch ein bisschen feierlich, spätestens als Peter Ortner, mit dem David diese alpinistische Ausnahmeleistung voll­ bracht hatte, nackt über den Eispilz tanzte, der den Gipfel bedeckt. Es musste also doch etwas zu feiern geben.


Der Cerro Torre, der „Turm-Berg“, galt aufgrund seiner Form und Ausgesetzt-  heit lange als unmöglicher Berg.


Action

Der Weg auf Den Turm Die entscheidenden Passagen über die Südostkante des Cerro Torre Kompressorroute Freeclimbing-Route Lama/ortner

Umgehung ICED TowERS

Umgehung BoLT-TRAvERSE (etwa 2600 m)

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Beim ersTen VersuCh sCheiTerTe dAVid lAmA BereiTs Auf hAlBem Weg. Aufstieg ausschließlich die vorhandenen, natürlichen Strukturen des Fels zu nut­ zen. Vor Lama war das am Cerro Torre keinem anderen Kletterer gelungen, das Unterfangen schien aussichtslos. Die Ge­ schichte der Besteigungsversuche erzählt Bände: Der Italiener Cesare Maestri, der die Erstbesteigung des „Torre“ für sich reklamiert, musste sich, als Zweifel an seinem Gipfelsieg laut wurden, bei sei­ nem zweiten Versuch im Jahr 1970 mit ei­ nem Kompressor die Headwall, die letzte hohe und glatte Wand unter dem Gipfel, hinaufarbeiten, alle paar Meter einen Haken setzend, an dem Maestri sich und den Kompressor nach oben ziehen konn­ te. Den Kompressor hinterließ Maestri

Gipfel (3133 Meter) Umgehung HEADwALL

schließlich in der Wand, und die Route, die er damals schnurgerade nach oben schraubte, heißt auch heute noch „Kom­ pressorroute“. Ihr entlang wollte David auf den Gipfel, freilich ohne Maestris Ha­ ken als Aufstiegshilfe zu Hilfe zu nehmen.

B

eim ersten Versuch im Winter 2009/10 mussten David und sein damaliger Partner Daniel Steuerer den widrigen Wit­ terungsbedingungen und ihrer eigenen Blauäugigkeit Tribut zollen. Sie stießen nicht einmal in die Gipfelregion vor, son­ dern scheiterten mehrmals an der soge­ nannten „Bolt­Traverse“ auf halbem Weg, zum Teil nachts, im peitschenden Wind, unter dramatischen Umständen. Aber die Zeit, die David in diesem Winter – dem patagonischen Sommer – investierte, die Vermessung der Landschaft, das sich prä­ zisierende Gefühl für Wetter und die Ge­ fahren von Wind, Lawinen und Eisschlag, sollten sich bezahlt machen. Als er im Jahr darauf wiederkam, dies­ mal mit dem Osttiroler Bergführer und Spitzenalpinisten Peter Ortner als Part­ ner, kannte er bereits einige der Tücken des „Torre“, wie er den Berg inzwischen freundschaftlich nannte. David wusste, dass jedes Wetterfenster flexibel und schnell genutzt werden musste, um wei­ ter als im Vorjahr zu kommen und eine Chance zu haben, den Gipfel zu erklim­ men – wenn nötig, auch in technischem Stil, unter Benützung der vorhandenen Bohrhaken der Maestri­Tour. Denn nur der genaue Augenschein jeder schwieri­ gen Passage würde Aufschluss darüber geben, ob der konkrete Plan, den Torre frei zu begehen, überhaupt zu verwirk­ lichen war. Trotz aller Konzentration auf den ent­ scheidenden Moment kam die Möglich­ keit aufzusteigen zuletzt überraschend. Lama und Ortner hatten, weil der Torre in Sturmnebel gehüllt war, als Alternative den zweithöchsten Berg der Fitz­Roy­Ket­ te bestiegen und kehrten erst spätabends nach El Chaltén, in ihren Container zu­ rück. Am nächsten Morgen: gutes Wetter. Die beiden Kletterer packten sich ohne Umschweife zusammen und stiegen ins „nipo nino“, ihr erstes Camp, auf, schlie­ fen drei Stunden, dann begannen sie ernsthaft zu klettern. Gute Verhältnisse. Sie überwanden die Bolt­Traverse, stie­ gen zum ersten Mal in die „Iced Towers“ ein und folgten in technischer Kletterei der Kompressorroute. David scannte die Wand nach Rissen und Schuppen, die ein freies Klettern ermöglichen würden. Was er sah, stimmte ihn optimistisch, aber im Augenblick wollte er vor allem: hinauf.

BILDER: KEn ROBInSOn

war jung, stark, gut. Er wollte Erfahrun­ gen sammeln. Es war klar, dass er sich nicht mit Kinkerlitzchen zufriedengeben würde. Die Idee, den Cerro Torre frei zu klet­ tern, war freilich auch für das Tiroler Wunderkind kein unehrgeiziger Einstieg in den Legendenalpinismus. Der Cerro Torre im Süden Patagoniens gilt wegen seiner Ausgesetztheit, Topographie und Beschaffenheit des Granits als einer der schwierigsten Berge der Welt, und in diese Einschätzung ist noch nicht ein­ bezogen, dass es pro Jahr nur wenige Tage gibt, an denen das Wetter einen Besteigungsversuch überhaupt zulässt. Windböen in Orkanstärke sind an der Tagesordnung, bei seinem ersten Besuch in Patagonien wurde David bereits im Bergsteigerdorf El Chaltén von einer Bö auf der Straße einfach umgeworfen. Undenkbar, bei solchen Bedingungen in ausgesetzen Wänden zu klettern. Der „freie Kletterstil“ ist die Poten­ zierung dieser Schwierigkeiten. „Frei“ zu klettern bedeutet, Haken, Seile und alle anderen technischen Hilfsmittel nur zum Absichern zu verwenden und für den


gAnz oBen Wurde es dAnn doCh ein BissChen feierliCh, spÄTesTens Als peTer orTner nACKT Auf dem gipfel TAnzTe.

der Weg zum ziel

David Lama (orange Jacke) auf der Umgehung der Bolt-Traverse, drei Seillängen über der Schlüsselstelle. Bild oben: Lama und ortner auf dem Eispilz des Gipfels


suChBild

David Lama (oben) und Peter ortner auf den letzten Seill채ngen in der Headwall, bevor das Gipfeleisfeld erreicht ist.

CREDIT:

Cullecturi quae etusand antius, vellace rchitatur? Uda nos dolore accus plia exernatintur autem dis il min et estentium, sitatio mintiorit endit, to illa que omnimil iberume


Action

Bevor es so weit war, bevor er nach zig­ tausenden Flugkilometern und wochen­ langem Warten endlich das Gipfelplateau des Torre betreten konnte, wartete die nächste, unliebsame Überraschung. Die Bohrhakenleiter der Maestri­Route war unterhalb der Headwall mit dickem Eis verlegt, David und Peter mussten in einen vereisten Kamin ausweichen, der schwie­ rig zu klettern und eisschlaggefährdet war. Prompt ging während des Aufstiegs ein Eisbrocken von der Größe zweier Fuß­ bälle ab, der David am Kopf traf, seinem Helm einen Riss verpasste, die Schulter ramponierte und ihn für einen Moment im Bewusstsein zurückließ, gescheitert, gefährdet, im nirwana zu sein, bis er seinen Kopf kreisen ließ und langsam das Vertrauen zurückgewann, dass doch nichts Heftigeres passiert war. Die beiden kletterten weiter, überhol­ ten eine kanadische Seilschaft, vorbei an Maestris Kompressor, der seit mehr als vierzig Jahren hier oben festgeschmiedet ist. Der Himmel war goldgelb, als David und Peter über eine Rinne auf dem Eis­ pilz ankamen und auf das Gipfelplateau aufstiegen. Die Sonne war schon längst untergegangen. Das Licht, sagt David, war so schön wie nirgendwo sonst auf der Welt. Es war der Moment der großen Emotion. Aber auch dieser Moment dau­ erte nicht länger als ein paar Minuten, dann sagte David „Pack ma’s“, und dann seilten Peter und er sich wieder ab, hin­ unter in die patagonische nacht.

BILDER: KEn ROBInSOn, COREY RICH

A

ls David Lama Mitte Januar 2012 zum dritten Mal nach Patagonien aufbrach, war er optimistisch. Das Wetter, das er seit Wochen auf verschiedenen Websites kontrollierte, versprach gut zu werden. Immer wieder Hochdruck über dem Massiv, anders als in den letzten Jahren wenig Wind, die Vorzeichen für die Expedition brillant. Wenn die äußeren Bedingungen perfekt waren, sagte David, konnte die „Befreiung des Cerro Torre“ tatsächlich gelingen. In El Chaltén, wo derselbe Container gemietet war wie im Jahr davor, schliefen sich David und Peter gerade aus, als eine alarmierende nachricht hereinplatzte: Der Kanadier Jason Kruk und der Ame­ rikaner Hayden Kennedy hatten den Torre in technischer Kletterei und mit nur wenigen Bohrhaken bestiegen und auf dem Abstieg über hundert Bohrhaken aus der Kompressorroute Cesare Maestris geschlagen. Damit, so ihr Argument, sei kletterethisch ein monströser Fehler – Maestris Aufstieg mit dem Kompressor – wiedergutgemacht worden. Kruk und

DaviD & PeTer Der Erfolg von David Lama (rechts) und seinem Partner Peter ortner bildet die Handlung eines Kinofilms, der 2013 präsentiert werden soll. Die großartigen Bilder haben nicht nur die Kletterleistung am Cerro Torre zum Thema, sondern auch das Phänomen des Berges an sich.

Kennedy verglichen ihre Säuberung mit dem Schleifen der Berliner Mauer, ein wohl nicht ganz passender Vergleich. Als David von Mitgliedern des Film­ teams aufgeweckt und darüber informiert wurde, dass etliche der Haken, die er wäh­ rend der freien Besteigung als Sicherung verwenden wollte, fort seien, reagierte er kühl: „Is mir wurscht.“ Die Säuberungsaktion selbst fand er überzogen, zumal es unter den Alpinisten in El Chaltén erst 2007 eine Abstimmung über den Verbleib der Haken in der Wand gegeben hatte, die mit „nicht entfernen“ geendet hatte. „Man kann die Zeit nicht zurückdrehen“, sagt David. Die zusätz­ lichen Schwierigkeiten für seine freie Tour sah er hingegen gelassen. Er würde eben statt Bohrhaken Klemmkeile, normal­ haken und „Friends“ verwenden. Dann ging alles ganz schnell. Das Wet­ ter war gut, David und Peter brachen ins nipo nino auf, ein paar Stunden Schlaf, um drei Uhr früh Aufbruch nach oben. Viereinhalb Stunden, um auf der „Schul­ ter“ anzukommen, dem Collado de la Paciencia, dort Rast bis ein Uhr mittags, eine Mahlzeit mit Suppe und ein paar Travellunch­Portionen, anschließend Aufstieg zur Bolt­Traverse, wo sich die

drei JAhre hATTe dAVid den Cerro Torre im Kopf, nun isT plATz für neues.

Schlüsselstelle der Tour befand, eine Seil­ länge im Schwierigkeitsgrad 8a: enorm schwierig. Beim ersten Versuch stürzte David ins Seil, beim zweiten genauso. „Ich dachte: Scheiße, vielleicht kann man diese Länge gar nicht frei klettern“, sagt er, probierte es aber stur weiter. Beim dritten Versuch veränderte Lama die Position seines Körpers geringfügig, korrigierte den Ansatz, wie er greifen und sich hochziehen musste, merkte, doch, so könnte es gehen, fiel zwar noch einmal ins Seil, fühlte aber, wie sich die gene­ relle Unsicherheit verflüchtigte und der Euphorie über die bevorstehende Lösung des Problems Platz machte. Auch wenn er nicht daran geglaubt hatte, dass es schon beim nächsten Ver­ such klar sein würde, durchstieg er die schwierigste Stelle der freien Route auf den Cerro Torre im vierten Anlauf und dachte sich, als er wieder an einem siche­ ren Ort Stand machte: „Das Projekt ist geknackt.“ Er kletterte die Stelle noch einmal in einem durch, ohne eine Sicherung zu belasten, womit die Definition des freien Kletterns erfüllt war. Dann ging es weiter nach oben, in die „Iced Towers“, wo David und Peter sich eine kleine Plattform aus einem Eisfeld pickelten, um darauf zu übernachten. Um sechs Uhr früh starteten sie wie­ der, um neun waren sie am Beginn der Headwall. Es folgten drei Seillängen, die David als „knackig“ beschreibt, was, hochgerechnet auf sein enormes Talent zum Understatement, die dramatischen Schwierigkeiten beschreibt, die jetzt zu bewältigen waren. Die Wand bestand aus lockeren Granitschuppen, die man nur höchst vorsichtig belasten konnte, um nicht samt der Wand in die Tiefe zu stürzen. Ein wackliger Felsblock musste „mit Fingerspitzengefühl“ überwunden werden, weil ein Fehler zur Folge gehabt hätte, dass der voluminöse Block auf den unten nachkommenden Kletterpartner gestürzt wäre und den in die Tiefe geris­ sen hätte. „Ungut“, sagt David. Peter Ortner war froh, dass er nicht wusste, dass David über ihm gerade den Damoklesfelsen bekletterte. Gegen 13 Uhr standen David und Peter schließlich am Gipfel, und es braucht schon David Lamas Coolness, um nicht vom Pathos der Situation übermannt zu werden. Die erste freie Besteigung des Cerro Torre war Wirklichkeit geworden, ein Kapitel Alpingeschichte geschrieben. Peter Ortner tanzte nackt im Schnee. Was sagte David? „Pack ma’s…“ www.david-lama.com

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Auf der Suche nach der verlorenen Jugend

Musik im Breitwand-Format, Songs als Soundtrack der Jugend: Anthony Gonzalez alias M83 konserviert Erinnerungen und verwandelt sie in funkelnde Synthesizer-Hymnen.

Das Licht geht aus. Die Ränge der altehr­ würdigen Konzerthalle Sheperds Bush Empire in London sind prall gefüllt. Alles wartet gespannt. Blaue Scheinwerfer gehen an. Wie Suchlichter durchdringen sie den Bühnennebel, gleiten durchs Pu­ blikum. Ein Stakkato­Synthesizer setzt ein, der Sound erinnert an alte Science­ Fiction­Filme. Jemand betritt die Bühne. Die Handy­Kameras schnellen hoch. Die Figur trägt eine Alien­Maske: eine grauenerregende Fratze mit schwarzen Glupschaugen und zerzaustem Haar. 68

Beschwörend erhebt das Ungetüm seine Krallenfinger, das Synthesizer­Mantra schwillt an, der Jubel wird lauter. Dann: aus! Dunkelheit, Rauschen, Verwirrung. Hat wer den Stecker gezogen? Langsam schält sich aus der Kako­ phonie eine süßliche Melodie heraus – die Fans erkennen sie sofort. „Intro“, den Opener des aktuellen M83­Albums. Im Zentrum der Bühne: Anthony Gonzalez. Nun ohne Alien­Outfit, flankiert von drei Mitmusikern und aufblitzenden Neon­ röhren. „Carry on“, singt er leicht heiser.

Es ist der Beginn einer langen Reise. Geprägt von schimmernden Sounds und großen Melodien. Ein Konzert wie ein Sommernachtstraum. Mit einem charis­ matischen Hauptdarsteller, der sein Publikum in den folgenden zwei Stunden in seinen Bann zieht. Und sich am Ende verschwitzt mit einem Stroboskop­Feuer­ werk und dem stampfenden Synthesizer­ Epos „Colours“ verabschiedet. Der blitzende Sternenhagel auf der Bühnen­ leinwand erlischt langsam. Der Jubel der Fans hält noch minutenlang an.

CREDIT:

Text: Florian Obkircher, Bilder: Sébastien Agnetti


Anthony Gonzalez alias M83 ist Musiker und Cineast. „Wäre mein aktuelles Album ein Film, dann würde es ein ScienceFiction-Streifen unter der Regie von Terrence Malick sein“, sagt der 31-jährige Franzose.


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„Ich sah Kinski kreischen, den Zorn in seinem Gesicht. Und dachte, verdammt, das sollte ich auch machen.“ Nächster Morgen: Gonzalez fläzt entspannt auf der schwarzen Couch im Backstage­Raum. Dunkelblond, braver Kurzhaarschnitt, leuchtend blaue Augen, freundlich­schüchternes Grinsen. Aus sei­ nem schwarzen T­Shirt lugen muskulöse Oberarme hervor, die blauen Jeans mün­ den in bequemen Turnschuhen. Rockstars sehen anders aus. Auf den ersten Blick würde man den 31­jährigen Franzosen eher für einen Sportstudenten halten – Marke: perfekter Schwiegersohn. „Rampensau bin ich wirklich keine“, sagt Gonzalez und lächelt verschmitzt. Aber wer war das dann, gestern Nacht? Wer war dieser energetische Frontmann? „Vielen Dank“, sagt er. „Langsam wachse ich in die Rolle des Bandleaders – und muss mich nicht mehr hinter meinen Synthesizern verstecken.“ Gonzalez, ein notorischer Tiefstapler. Vor elf Jahren gründete er M83, sechs Alben hat er seitdem veröffentlicht, sein aktuelles, „Hurry Up, We’re Dreaming“, schoss auf Platz 15 der US­Billboard­ Charts. Wegen ihrer epischen Breite werden seine Songs oft in Filmen verwen­ det. In Spielfilmen wie „Stranger Than Fiction“ oder Sport­Dokus wie „The Art of Flight“. Auf Tour war M83 bereits als Support von Bands wie Depeche Mode, The Killers oder Kings of Leon. Von deren Frontmännern habe er sich einiges abge­ schaut, sagt Gonzalez, aber eigentlich sei er gerade viel lieber daheim und tüftle in seinem Studio an neuen Stücken. An Songs zwischen breitwandigem Synthie­ Pop und hymnischem Indie­Rock – ver­ spielt, harmonisch, verträumt. M83s Platten sind akustische Schokoriegel, die den Glückshormon­Ausstoß beflü­ geln, sie gleichen vergilbten Fotoalben, durch die man mit wohliger Melancho­ lie blättert – mit himmlischen, naiven Melodien und einem Fundament aus Synthesizer­Wänden. Seine Liebe zu blinkenden Klangkisten entdeckte Gonzalez als Siebenjähriger. Im Fernsehen gab’s damals ein Konzert des französischen New­Age­Musikers Jean Michel Jarre. „Er stand inmitten dieser analogen Synthesizer und sah wie ein Musiker aus der Zukunft aus“, erinnert er sich. „Zu Weihnachten bekam ich von meinen Eltern dann ein Bontempi­Key­ board – ich war hin und weg.“ Die Folge 70

waren exzessive Klangexperimente im Schlafzimmer, abgesehen davon verlief Gonzalez’ Jugend an der südfranzösischen Küste sehr klassisch. Will heißen: Kino­ nächte, Schabernack mit Freunden, der erste Kuss mit zehn. „Im Sommer trafen wir uns nachts immer im Hof“, sagt er. „Ich war mit Älteren unterwegs, und die fanden, ich sei bereit für meinen ersten Zungenkuss. Ich war sehr schüchtern, eigentlich noch gar nicht bereit – und das Mädchen alles andere als hübsch.“ Wenn Gonzalez solche Geschichten erzählt, ziert ein erfülltes Lächeln sein Gesicht. Solche Erinnerungen lösen Sehnsucht in ihm aus, kindliche Unschuld inspiriert ihn. Mit seiner Musik versucht er diese Unbeschwertheit einzufangen, sie erneut aufflammen zu lassen. „Als Kind hast du keine Angst“, sagt er, „du weißt, alles wird gut. Ich vermisse dieses Gefühl. Meine Musik ist eine Reverenz an die Jugend.“ „Hurry Up, We’re Dreaming“ ist das erste Album, das Gonzalez in Los Angeles geschrieben und aufgenommen hat. Vor zwei Jahren ist er nach Kalifornien gezo­ gen. Anfangs war er oft allein. Ein Zustand, der geholfen hat, die Erinnerungen an die eigene Jugend zu entrümpeln. Und einen klaren Blick auf die eigene Musik wieder­ zuerlangen. Nach dem erfolgreichen, zugänglichen Vorgängeralbum „Saturday = Youth“ von 2008 war er zunächst desillusioniert. Wo­ hin sollte die Reise gehen? Die Antwort

fand Gonzalez in der Mojave­Wüste. „Oft hab ich einfach zwei Synthesizer in den Kofferraum gepackt und bin rausgefahren“, sagt er. „Es war so inspirierend: der Nacht­ himmel, die Sterne, die Weite – und ein wenig Angst vor den Kojoten.“ Das aktuelle Album ist düsterer, epischer, detailreicher. Vermehrt greift Gonzalez selbst zum Mikrofon. Lange hat es gedauert, bis er mit seiner Stimme im Reinen war. Früher arbeitete er mit Gast­ sängern oder legte Effekte auf seinen Ge­ sang. Stücke wie „Midnight City“ wirken nun wie ein Befreiungsschlag. Gonzalez singt, er schreit, er lässt Dampf ab. „Wenn ich in meinem Studio arbeite, dann lasse ich als Inspiration Filme im Hintergrund laufen“, erklärt er. „Einmal war es ‚Aguirre, der Zorn Gottes‘ mit Klaus Kinski. Ich sah ihn kreischen, den Zorn in seinem Gesicht. Und ich dachte, verdammt, das sollte ich auch machen. So fing es an. Ich wollte machen, worauf ich Lust habe, egal was die Leute davon halten.“ Keine Kompromisse eingehen, einfach machen. Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch „Hurry Up, We’re Dreaming“. Es gibt Slap­Bässe und Saxophon­Solos – Relikte aus den acht­ ziger Jahren, auf die bis vor kurzem im Indie­Rock noch die Todesstrafe stand. Es gibt seltsame Intermezzi mit Kinderstim­ men. Und es gibt 22 Songs – „Hurry Up, We’re Dreaming“ ist ein Doppelalbum. Ein kühner Schritt in digitalen Zeiten, wo die Aufmerksamkeitsspanne vieler Hörer schon mit einem Fünf­Minuten­Song überfordert ist. „Das Doppelalbum ist ein Statement“, sagt er. „Als Jugendlicher habe ich monatelang auf eine neue Sonic­ Youth­Platte gewartet. Ich habe sie rauf­ und runtergespielt, bis ich jede Textzeile auswendig kannte. Dieses Hören vermisse ich. Heute hält die Begeisterung für ein Album ungefähr 20 Minuten an.“ Derzeit ist Gonzalez auf Tour. Vor­ gestern Singapur, morgen Belgien, im April dann eine ausgedehnte US­Tour. Er möge die Konzerte dort, sagt er, weil er sich auf der Bühne freier bewegen könne. „In Europa beobachten mich die Leute anders, gerade in Frankreich. Vermutlich, weil man in seinem Heimatland immer anders wahrgenommen wird.“ Angesichts seiner beeindruckenden Londoner Show gestern Nacht scheint er den scheuen, jugendlichen Anthony, den er in seinen Songs zum Leben erweckt, aber endgültig überwunden zu haben. „Stimmt schon“, sagt er und lächelt, „eine Alien­Maske hätte ich vor fünf Jahren auf der Bühne vermutlich noch nicht aufgesetzt.“ M83: „Hurry Up, We’re Dreaming“ ist bereits erschienen. Tourdaten auf: www.ilovem83.com


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Der Heliumballon von Red Bull Stratos fasst 850.000 Kubikmeter, überragt beim Start die Spannweite dreier Boeing 777 und wird Felix Baumgartner auf die dreifache Reiseflughöhe des größten zweistrahligen Passagierflugzeugs der Welt steigen lassen. Atemberaubend: die Logistik und Präzision hinter dem Ballonstart.

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Text: Werner Jessner

BILD: JOERG MITTER/RED BULL STRATOS

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Völlig abgehoben

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Das ist Red Bull Stratos

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Red Bull Stratos ist eine mission an den Rand des Weltraums, bei der Felix Baumgartner in einem Heliumballon auf 36.576 meter aufsteigen und im freien Fall zur Erde zurückkehren wird. Er wird dabei wertvolle Daten für die Wissenschaft sammeln und vier Weltrekorde aufstellen:

1. Überschall ohne Fremdantrieb 2. höchster Freifall 3. längster Freifall 4. höchste bemannte Ballonfahrt

Das Red Bulletin begleitet Red Bull Stratos hautnah und widmet sich jeden monat einem Spezialgebiet, nachzulesen auch am iPad.

im FEBRuAR haben wir Felix Baumgartner 1.1 und Joe Kittinger 1.2 interviewt. LETZTEN mONAT haben wir uns Baumgartners Kapsel

angesehen 2.1, sein Cockpit 2.2 und die Kameras an Bord 2.3.

DiESEN mONAT widmen wir uns ganz dem Heliumballon, der Felix in die Stratosphäre bringen wird. 3.1 Ballonstart: So geht er in die Luft. 3.2 Die Lizenz: Felix Baumgartner lernt Ballon fahren.


Action

Ballonstart: So geht er in die Luft.

D

er Mann mit der größten Verantwortung ist gewohnt, der Buhmann zu sein. das liegt an seinem Job: er ist Meteorologe. „Wir sind immer schuld“, nimmt don day das Schicksal seiner Profession auf die leichte Schulter. „das ist teil unserer Jobdescription.“ Wahr ist: das gesamte team von red Bull Stratos zollt dem Mann aus Cheyenne, Wyoming, höchsten respekt und ist nach Jahren der Zusammenarbeit noch immer bass erstaunt von der Präzision, mit welcher der Meteorologe das Wetter vorausberechnet (nicht etwa voraussagt, wohlgemerkt). „Um einen Ballon dieser Größe in die Luft zu bringen, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein. erstens: kein Wind. Am Boden dürfen wir nicht mehr als 3 km/h haben, beim höchsten unserer drei Wetterballons in 60 Meter über Grund nicht mehr als 6 km/h. das erreichst du selbst in einer Gegend, die für Ballonstarts so prädestiniert ist wie New Mexico, nur direkt vor Sonnenaufgang. Zweitens: keine oder nur wenig Wolken, geringstmögliche Luftfeuchtigkeit. Auf der Fläche des gesamten Ballons addieren sich selbst Wassertröpfchen schnell zu einer Last von mehreren hundert Kilo. drittens: Wir brauchen gute Sicht. Und viertens dürfen am Weg nach oben nirgendwo zu starke Winde auftreten, die Felix unkontrolliert weit abtreiben könnten. Nur wenn diese Parameter erfüllt sind, kann ich mein Okay geben, und red Bull Stratos darf abheben.“ don day stehen dafür Messwerte bis in 40 Kilometer Höhe zur Verfügung – der höchste von der Meteorologie erfassbare Punkt, höher noch, als Felix steigen wird. die Mischung aus computerberechneten Wettermodellen, Messwerten verschiedener Wetterballons in unterschiedlichen Höhen, gespeicherten Aufzeichnungen und am ende einem Quäntchen meteorologischen Genies ermöglicht

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„Einen 850.000Kubikmeter-Ballon startest du nicht alle Tage.“ bestehend aus Kapselfallschirm und den Verbindungen zum Ballon auf der einen und der Kapsel auf der anderen Seite, am Flugfeld in roswell, New Mexico, ausgelegt. das bisschen Wind, das erlaubt ist, muss möglichst direkt gegen die Kapsel drücken und darf keinesfalls aus der Gegenrichtung oder schräg kommen, um einen kontrollierten Start zu ermöglichen. der Ballon von red Bull Stratos besteht aus hauchdünnem, transparentem Kunststoff, vergleichbar mit einem Plastiksackerl aus dem Gemüseregal. die Wandstärke variiert, liegt aber an jeder Stelle deutlich unter einem Millimeter. die Herstellung des Ballons ist, wie man

Die heiklen Phasen des Abhebens

Wie startet man innerhalb einer Stunde einen Ballon von der Höhe eines 75-stöckigen Wolkenkratzers? Ganz einfach so:

Befüllen 1. Eine Stunde vor Take-off befüllen zwei LKW mit jeweils rund 5000 m³ Helium an Bord den Ballon über zwei Schläuche. 2. Ein Arm auf einer Plattform hält den Ballon, die Befüllung beginnt oben. 3. Der Ballon beginnt sich aufzurichten. 4. Der Arm gibt nach und nach die Ballonlänge frei.

A

Helium ist leichter als Luft. Die Ballonkappe beginnt auf­ zusteigen.

Die Befüllung erfolgt über zwei Schläuche. Zwei große LKW bringen das Helium.

Ein Arm hält den Ballon am Boden fest.

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3.1

drei tage vor einem möglichen Start eine Prognose: Bereitet euch darauf vor, dass wir z. B. am Mittwoch starten. 24 Stunden vor dem Start ist die Prognose so genau, dass sich don eine „90-prozentige Genauigkeit“ entlocken lässt. Acht Stunden vor dem Start sollte feststehen, ob der große tag gekommen ist. So lang braucht es nämlich, um die gesamte Startprozedur ablaufen zu lassen. der Mann, der den Ballon dann tatsächlich in die Luft bringt, heißt ed Coca. Wiewohl ein alter Hase, nötigt ihm red Bull Stratos doch großen respekt ab, „immerhin startest du einen so großen Ballon nicht alle tage“. Wie viele 850.000-Kubikmeter-Ballons er denn schon gelauncht habe? „es ist mein erster.“ Viereinhalb Stunden vor dem Start ruft ed den Meteorologen don an, um die exakte richtung eines eventuellen Lüftchens (genau: nicht mehr als 3 km/h) präzise zu erfahren. dementsprechend werden der Ballon und der „train“ darunter,


Ausbalancieren

B

1. Der Arm gibt den Ballon frei. 2. Ein mobiler Kran hält Ballon und Kapsel unten noch fest. 3. Der Ballon richtet sich langsam auf. 4. Bei einer Schräglage von 10 bis 20 Grad beginnt das Loslösen der Kapsel. 5. Der Kran bugsiert die Kapsel unter das Zentrum des Ballons.

Der Kran fährt mit der Kapsel unter das Zentrum des Ballons.

Nachdem der Arm hochklappt, beginnt der gesamte Ballon zu steigen.

Der „Train“ mit dem Fallschirm, der die Kapsel später unver­ sehrt zu Boden bringen wird.

C Take-off 1. Der Kran gibt die Kapsel frei. 2. Red Bull Stratos hebt ab.

BiLd: JOerG Mitter/red BULL StrAtOS. iLLUStrAtiON: ALBert eXerGiAN

Ab 20 Grad Schräglage wird es spannend.

Wetterballons zeigen die Windrichtungen an.

Ein mobiler Kran hält die Kapsel fest.

Credit:

Felix sitzt bereits in seiner Kapsel.

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Action

Jedes Loch im Ballon, und sei es noch so klein, ist verboten. Jede Berührung, jedes Bewegen der Hülle ist eine Risikoquelle.

HELium Leichter als Luft Helium (He) ist ein farb- und geruchloses ungiftiges Edelgas, das im Periodensystem der Elemente ganz oben steht. Helium ist das nach Wasserstoff zweithäufigste Element im universum. Der größte Teil Helium ist schon beim urknall entstanden. Die kommerzielle Gewinnung von Helium basiert auf fraktionierter Destillation von Erdgas. Ein Kubikmeter Helium wiegt 179 Gramm, während ein Kubikmeter Luft rund 1,3 Kilogramm wiegt (abhängig von Temperatur und exakter Zusammensetzung).

Helium

Luft

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sich unschwer vorstellen kann, eine hochpräzise Aufgabe, die keinerlei Fehler verzeiht. Außerdem gilt es, die kleine Fleißaufgabe einzuarbeitender reflektierender Bänder zu erfüllen, damit die leere Hülle, die nach der trennung von der Kapsel zu Boden schwebt, jederzeit am radar geortet werden kann. Jedes Loch in der Hülle, und sei es noch so klein, ist verboten. Aus genau diesem Grund wird der gesamte Ballon, bevor er von dem langen tisch, auf dem die einzelnen Bahnen verklebt werden, in die transportbox verladen wird, mit speziellem schwarzem Licht durchleuchtet. red Bull Stratos besitzt zwei dieser Ballons, einfach um sicherzugehen (mehr zum thema redundanz in letzten Ausgabe des red Bulletin). damit der hauchdünne Ballon beim Auslegen am Asphalt nicht verletzt wird, kommt eine Schutzschicht aus Herculite zwischen Boden und Ballon, ein speziell ausgesuchter industrie-Kunststoff. Für die rund 15 Mann, die den Ballon aufbreiten und starten, gelten strenge Kleidervorschriften: Baumwollhandschuhe. Keine Zipps. Keine Ösen. Keine scharfen Gegenstände. Und keine Gewalt: Jede Berührung, jedes bloße Bewegen des Ballons ist ein risiko, kann eine potenzielle Schwachstelle verursachen. dabei wäre die Verlockung, kräftig anzuziehen, um die Polyethylenbahnen in die gewünschte richtung zu bringen, für Laien riesig, wiegt doch allein die Ballonhülle 1682 Kilo, so viel wie ein Mittelklassewagen. Liegt der schlafende riese endlich fertig ausgebreitet am Boden, werden die trennungsmechanismen scharf gemacht, die, nachdem Felix sicher am Boden gelandet ist, die Kapsel vom Ballon kappen. im Zuge dessen reißt auch die Ballonhülle entlang einer fix definierten Linie auf, das Helium entweicht ins All. die Ballonhülle beginnt ihren langsamen Abstieg, wird von der Bodencrew aufgesammelt und per LKW zurück nach roswell gebracht. So weit sind wir aber noch lange nicht: Zuerst muss Felix’ Luftschiff erst einmal abheben.

eine Stunde vor dem take-off kommt das Okay der Mission Control für die Startvorbereitungen. 55 Minuten vor dem take-off beginnt die Befüllung mit Helium. dazu benötigt man zwei trucks mit Helium, von denen jeder 5000 Kubikmeter fasst. Um den Ballon so spät wie irgend möglich befüllen zu können, hat man sich für eine duale Befüllungsart entschieden, das heißt, dass das Helium aus zwei Schläuchen gleichzeitig in das obere ende des transparenten riesen strömt. irgendwann erhebt dieser sein Haupt und richtet sich als gigantische Blase vom Boden auf. in den folgenden Minuten wird die Blase größer und fester, und der Arm, der den Ballon am Boden hält und von einem LKW gebändigt wird, gibt zentimeterweise mehr Ballonlänge frei. Am anderen ende dieser gigantischen, noch immer am Boden liegenden Polyethylenwurst sitzt Felix bereits in seiner Kapsel. diese wird von einem Mobilkran in die Luft gehalten. Und in diesem LKW sitzt ein verdammt guter truckie. in dem Moment, da der Launch-Arm den Ballon freigibt, steigt jener endgültig auf, und sein Auftrieb hebt auch den unbefüllten teil vom Boden. Noch steht der Ballon schräg im Himmel, aber an Felix’ Kapsel liegt schon Zug an. Hat der Ballon nur noch etwa 10 bis 20 Grad Schräglage – ein erfahrungswert der routinierten Ballonstarter von AtA Aerospace um Launch-Crew-Chief ed Coke –, kommt Bewegung in den Mobilkran. er muss jetzt präzise unter den Ballon gebracht werden (in etwa so, wie man einen Besenstiel auf der Fingerspitze balanciert, freilich in ganz anderem Maßstab), während der Ballon von oben an seiner Last zieht. ed dirigiert den Kran, dazu steht er in geringer entfernung auf dem Flugfeld: „eine seitliche Position gibt dir eine bessere Übersicht, wie du die Kapsel optimal unter das Zentrum des Auftriebs bugsierst.“ Gut, dass es beim Start windstill sein wird: Selbst auf einem Flugfeld ist nicht unbeschränkt Platz, und der Moment, in dem ed den Befehl zum Ausklinken gibt, sollte eher früher als später erfolgen. in den langen, langen Augenblicken vor jenem Moment, in dem sich Felix Baumgartner in den morgenklaren Himmel von roswell erhebt, wird keiner der Beteiligten zu atmen wagen. „Auch wenn wir im Moment des Abhebens schon sehr viel erreicht haben: Geschafft haben wir da noch gar nichts“, sagt Felix Baumgartner. „das ist erst der Anfang.“


3.2

Felix lernt Ballon fahren BiLder: JOerG Mitter/red BULL StrAtOS (2), BALAZS GArdi/red BULL StrAtOS, SVeN HOFFMANN/red BULL StrAtOS

W

ie steuert man Ballons? Grob gesprochen geben Winde die richtung vor, und als erfahrener wie gut vorbereiteter Ballonfahrer weiß man, in welcher Höhe sie wann wie wehen. Sanfter Nordwind in 200 Meter Höhe kann durchaus reschen Südwind in 400 Meter bedeuten. du reist mit gut und gern 40 km/h oder mehr, was du in der Gondel allerdings nicht mitkriegst, weil du dich ja mit dem Wind bewegst. erst wenn der Wind dreht, spürst du ihn. die reisehöhe eines Heliumballons justierst du mittels eines Ventils, das Gas entweichen lässt – du sinkst –, oder durch Ablassen von Ballast – du steigst. das funktioniert sehr präzise, allerdings mit einer Verzögerung von 30 Sekunden. Sich darauf einzustellen ist teil der Ballonfahrkunst. Keinesfalls wirft man Sandsäcke ab wie in schlechten Abenteuerfilmen: das wäre ein höllisch grobes Werkzeug. in der regel reicht es zum Steigen, wenn man das Gewicht des großen Sandsacks in der Gondel schäufelchenweise reduziert. Ballast ist das Gold des Ballonfahrers. Hast du sämtlichen Ballast abgeworfen, kannst du nicht mehr steigen – etwa wenn du einen Berg überwinden musst – und die höheren Luftschichten nicht mehr zum Steuern verwenden. im Notfall bliebe nur noch, Ausrüstung abzuwerfen. Bloß weil ich bei red Bull Stratos mit dem Ballon nur one-way fahre, blieb mir die Ballon-Ausbildung nicht erspart. es ging los mit dem Befüllen von 25, 30 Sandsäcken, und nach dem vierten habe ich meinem Ballonlehrer versichert,

um aus 36 Kilometern springen zu können, muss man zuerst rauffahren. Wie bei jedem Verkehrsmittel gilt auch beim Ballon: Zum Fahren braucht man eine Lizenz. Der Weg dahin kann manchmal ziemlich abenteuerlich sein. Text: Felix Baumgartner


Action

Was ich gelernt habe: Ballonfahren hat durchaus seine abenteuerliche Komponente.

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Ich hatte genau zwei Tage Zeit, um Ballon fahren zu lernen. Dann kam Präsident Obama.

Man hatte mir im Vorfeld versichert, ich müsse keine schriftliche Prüfung ablegen, darum war ich doch einigermaßen überrascht, als mich der Prüfer, ein großgewachsener weißhaariger, sehr korrekter Mann von der FAA (Federal Aviation Administration, der US-Luftfahrtbehörde) ins Obergeschoss zitierte. ich bin einer, der dinge ganz oder gar nicht macht. Keine Fleißaufgaben, aber was ich können muss, kann ich perfekt. ich hasse es, unvorbereitet zu sein. Und ich bin radikal ehrlich. ich habe dem Prüfer gleich gesagt, dass ich blank bin. ich habe das Projekt erklärt und versichert, dass ich nicht vorhabe, danach noch Ballon zu fahren. erstaunlicherweise hat er mir zugehört und eine Flugkarte für eine route vorgelegt. Flugkarten sind beim Hubschrauberfliegen mein täglich Brot, und die eingebaute Fangfrage (auf dem Weg lag eine controlled area, also braucht man Funk an Bord, um mit dem tower Kontakt aufzunehmen, außerdem einen transponder mit Code) habe ich locker gelöst. Viele Fragen des Luftrechts sind gleich, egal ob du mit dem Hubschrauber, Flugzeug oder Ballon unterwegs bist. ich war gut genug, dass mich der gestrenge Herr tags darauf zur praktischen Prüfung zugelassen hat. der Ballon war auf einem eingezäunten Footballfeld festgezurrt, am Zaun standen Leihautos. ein bisschen nahe für meinen Geschmack, aber Prüfer und Lehrer sagten unisono: „Geht sich aus.“ Wir hoben auch problemlos ab, doch nach ein paar Metern setzte der Auftrieb

Für eine Ballonlizenz gelten geringfügig andere Bedingungen als beim Führerschein. aus, und wir rasierten einem der geparkten Autos einen Außenspiegel ab, was die beiden aber nicht sonderlich zu beeindrucken schien. immerhin schafften wir es über den Zaun. Mir war mulmig, aber die zwei: „War ein false lift, Felix. Don’t worry.“ Ballonlizenz ist nicht Führerscheinprüfung, das war mir spätestens jetzt klar. False lifts sind nichts ehrenrühriges und kommen immer wieder vor. Sie entstehen, indem Winde auf die Unterseite der Ballonkugel drücken und dadurch Auftrieb erzeugen. du machst die Leinen los im Glauben, soliden Auftrieb zu haben. der endet allerdings, sobald der Ballon die Geschwindigkeit des Windes erreicht hat. in unserem Fall war das genau auf Höhe des Außenspiegels. in der Luft bemerkte ich, dass eine Kamera, die wir auf einem Ausleger am Korb befestigt hatten, sich ausgeschaltet hatte. ich wollte rausklettern, um die Kamera wieder einzuschalten, doch der Mann von der FAA hielt mich zurück: er wollte wohl die Schlagzeile „Prüfling bei Ballonfahrt aus Korb gefallen“ vermeiden. Nach einer Weile näherten wir uns einem Berg. der Prüfer empfahl, ein wenig Sand abzuwerfen, ich darauf: „We should be okay.“ Wir wetteten um eine Flasche

BiLder: SVeN HOFFMANN/red BULL StrAtOS

dass ich das System durchaus schon verstanden hätte. doch er kannte keine Gnade: Sandschippen bis zum ende. Nächster Schritt war die Kommunikation mit dem Meteorologen, das Um und Auf guter Vorbereitung. ein Meteorologe kennt die Windverhältnisse in den verschiedenen Höhen. So legst du dir deine route zurecht, von A nach B und retour oder einen dreiecksflug. das sind die drei Grundtypen der Ballonfahrt. der Ballon selbst steht schon parat; Helium wird normalerweise nicht ausgelassen, nur fehlendes Gas nachgefüllt. Gasballons sind im Betrieb teurer als Heißluftballons, allerdings steht der Gasballonfahrer in der Hierarchie auch weiter oben. (Für red Bull Stratos ist ein Gasballon wegen der fehlenden Atmosphäre da oben sowieso die einzige Option.) Ballonfahren ist ein Frühaufstehersport. Um drei Uhr beginnst du mit der Vorbereitung, um airborne zu sein, wenn bei Sonnenaufgang der erste Wind aufkommt. ich habe meine Ausbildung in Albuquerque, New Mexico, gemacht, und zufällig landete ich dabei inmitten der Action: drei tage nach Kursbeginn wurde der Luftraum gesperrt, weil sich Präsident Obama angesagt hatte. Somit blieben mir zwei tage, Ballon fahren zu lernen und die vorgeschriebenen Starts und Landungen zu absolvieren. das Spiel mit den Winden und die Windrichtungen in den unterschiedlichen Höhen zu bemerken, hatte ich flott heraus. Ohne überheblich klingen zu wollen: Luft ist einfach mein element. Nach diesen zwei tagen fühlte mich durchaus fit für die Prüfung.


ich habe meine Lizenz in Albuquerque, New mexico, gemacht – und auch Joe Kittinger war dabei.

Credit:

Ballonfahren ist ein Sport für Frühaufsteher. Der Start erfolgt, bevor die Sonne aufgeht.

Wein. es war knapp, aber wir schafften es ohne Abwerfen. ich bildete mir ein, allmählich ein Gespür für die Sache zu kriegen. Auf der rückseite des Berges gerieten wir in gröbere Winde: 80 km/h. es wurde richtig turbulent. Weiter hinten gab es nichts mehr, wo man hätte landen können. Besser schnell runter mit uns. ich ließ kräftig Gas ab und brachte den Ballon inmitten der Starkwinde rasch zum Sinken. Leider waren die Bodenwinde noch immer 40 km/h schnell. Mir wurde ein wenig mulmig. Wir bereiteten uns auf die Landung vor, setzten die Helme auf und räumten alle Sandsäcke ins innere, damit sie bei einer schrägen Landung nicht aufgerissen würden (und wir folglich wieder aufgestiegen wären). der Landeplatz war eine von Stacheldraht durchzogene Wiese. es gab nicht viele Möglichkeiten, eine fehlerhafte Landung auszubessern. ich sollte es besser sofort richtig machen. Wenn du mit 40 km/h zu Boden rauschst, fühlt sich das echt schnell an. es rumpelte gehörig. der Korb kippte um, wir und die Sandsäcke wurden nach unten geworfen, dann ging es dahin über die Äcker. Wir zogen zu dritt wie wild am Ventil, um das Gas aus dem Ballon zu lassen und den ritt zu beenden. Nur ja keine Gliedmaßen aus dem Korb ragen lassen! „Pull, pull, pull!“, schrie der Prüfer, dazu das schabende Geräusch des Korbes, der über den Boden geschleift wird, überall Sandsäcke, du bist wie einzementiert, endlich ist das Seil ganz eingeholt, das Helium entweicht, die Fuhre kommt zum Stillstand. Stille. „Are you guys okay?“ Wir krabbeln ins Freie und sehen eine 80 Meter lange Schleifspur in der Wiese. Ballonfahren hat durchaus eine abenteuerliche Komponente. immerhin: Prüfung bestanden.

4

Nächsten Monat lesen Sie:

Alles über den Druckanzug, der Felix’ Überleben beim Sprung aus der Stratosphäre sichert.

www.redbullstratos.com

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NEU: FLU¨GEL FU¨R JEDEN GESCHMACK.

GESCHMACK – CRANBERRY, LIMETTE ODER HEIDELBEERE. WIRKUNG – RED BULL.


Inhalt 82 REISE-TIPP Auf die Räder, fertig, los. 84/85 KULINARIK Tanja Grandits, „Pho Bo“ 86 GET THE GEAR Alexis Thompson 88 TRAINING Michal Navratil 90 CLUB & CD 91 TAKE 5 Spiritualized 92 TOP-SPOTS 94 SAVE THE DATE 95 KAINRATH 96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV

bild: Samo Vidic/Red Bull content pool

98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch

Titelanwärter im Anflug: Michal Navratil (CZE) spitzt auf den Sieg bei der Red Bull Cliff Diving World Series 2012. Seine Trainingstipps lesen Sie auf Seite 88.


MOre BODY & MinD

StilFSer JoCH erst die arbeit, dann das 60 Kehren lange downhill-vergnügen.

2 Col du Galibier frankreich Viel älter als die alpe d’huez ist ein weiteres monument der tour: der Col du galibier, der bei der vorjährigen „grande boucle“ das 100-Jahr-Jubiläum seiner erstbefahrung erlebte. Um dem anlass gerecht zu werden, mussten die Fahrer beide seiten des berges erklimmen – und sich gleich doppelt auf 2645 meter hochquälen. die ehre, die höchstgelegene bergankunft der tour zu gewinnen, fiel andy schleck (lUx) zu. nicht weit von der passhöhe steht ein denkmal zu ehren des gründers und ersten direktors der tour, henri desgrange. wann immer die tour über den Col du galibier führt, wird hier ein kranz niedergelegt. mit eisenwaden ausgestattete haken die nur 60 kilometer entfernten herausforderungen alpe d’huez und galibier an einem tag ab.

RUHM & KEHRE DER REISETIPP DES MONATS

Pass-Form EUROPAS LEGENDÄRSTE BERGSTRASSEN.

acht anstiege, die in niemandes radfahrer-Vita fehlen dürfen.

1 Alpe d’Huez frankreich „la montée mythique“, den mythischen anstieg, nennen die Franzosen den legendären weg auf die alpe d’huez. den höchsten punkt der straße, auf 1860 meter seehöhe gelegen, erreichen die tour-de-France-Fahrer über 21 serpentinen, verteilt auf 13,8 kilometer leiden mit einer durchschnittlichen steigung von 7,9 prozent. die pilgerfahrt zum showdown der weltbesten radsportler sollte jeder radsportfan – nein, jeder sportfan überhaupt – wenigstens einmal auf sich nehmen. Fausto Coppi war der erste, der das gelbe trikot in alpe d’huez eroberte und dann bis ins Ziel in paris trug (1952). dasselbe kunststück gelang später auch laurent Fignon und lance armstrong.

Wien

österreich

8

schWeiZ 1

frankreich

2

5

7

italien

4

6

Rom

spanien

Barcelona

Credits:

3


5 Stilfser Joch italien das stilfser Joch ist eine monströse klettertour, die mit einer traumhaften abfahrt über 60 serpentinen belohnt wird. Vom start in bormio schlängelt sich die passstraße bis auf 2757 meter hinauf, was sie zum zweithöchsten asphaltierten alpenübergang macht, hinter dem Col de l’iseran (2770 meter). aufgrund der seehöhe sind wetterumschwänge unvermeidlich. was folgt, ist die typische stilfser-Joch-erfahrung: losfahren mit kurzen Ärmeln – klettern – auskühlen – windjacke – weiterklettern – frieren – passhöhe – breites grinsen – auftauen. noch intensiver kann radsport nicht werden.

Col du Galibier Folge andy Schlecks Spuren.

3 Col du Tourmalet

text: anthony rowlinson. bilder: ddp/ap (1), dppi (2), aCtion images (2). karte: andreas posselt

frankreich/spanien

ortswechsel gefällig? in südwestlicher richtung locken die pyrenäen und da vor allem der Col du tourmalet, mit 2115 metern der höchste pass dieses grenzgebirges. auch er zählt zu den klassikern der tour, die ihn seit 1910 erklettert (und hinabfährt), was ihn zum meistfrequentierten pass dieses rennens macht. als ob eine rundfahrt pro Jahr nicht genug wäre, kämpfen auch die Fahrer der Vuelta a españa – spaniens nicht ganz so glamourösen gegenstücks zur tour – am tourmalet um den sieg. inspiration dazu bietet auf der passhöhe ein denkmal des nach luft schnappenden octave lapize, einst erster tourmalet-etappensieger.

4 Mont Ventoux frankreich diesen berg wird man wohl für immer mit tom simpson in Verbindung bringen: hier brach der erste britische weltmeister 1967 am letzten kilometer vor dem Ziel zusammen und starb, angeblich mit den worten „setzt mich wieder aufs rad!“ auf den lippen. dieser anstieg gilt als einer der härtesten der tour: Vom Fuß des berges geht es scheinbar endlos bergauf, am gipfel toben mistral-stürme von bis zu 320 km/h. kurz vor der 1909 meter hoch gelegenen Ziellinie kommt man an einer gedenkstätte für tom simpson vorbei, an der radsportler schläuche, trinkflaschen und energieriegel deponieren, um den verstorbenen helden zu ehren.

GroSSGloCKNer 20.000 bezwinger pro Jahr.

6 Alto de l’Angliru spanien der angliru ist für die Vuelta, was die alpe d’huez für die tour ist: ein kettenverbieger mit hohem show-Faktor. Vorsatz der Vuelta-organisatoren war, hier selbst die härtesten pros zum wimmern zu bringen. der höchste punkt liegt zwar „nur“ auf 1573 meter, der weg dorthin aber bis zu 24 (!) prozent steil. besonders fies: Je höher man klettert, umso steiler wird die straße. Zum ersten mal führte die Vuelta 1999 über den angliru. kelme-teamchef Vicente belda zeterte damals: „was wollen sie? blut? da verlangt man von uns, sauber zu bleiben, und dann werden die Fahrer so einer barbarei ausgesetzt.“

moNt veNtoux Sturmböen bis zu 320 km/h.

7 Monte Zoncolan italien ein halbprofi beschrieb den Zoncolan kürzlich so: „er ist eine dieser brutalen legenden, wo sogar die profis nur mit einer kompaktkurbel durchkommen.“ schon der name des berges klingt so diabolisch wie ein bond-bösewicht, und die westauffahrt zählt zusammen mit dem angliru zu den schlimmsten albträumen eines profis. diese 1750 meter waren beim giro d’italia schon viermal zu bezwingen. Vom deganotal aus geht es dabei 10,1 kilometer weit mit einer steigung von bis zu 22 prozent bergauf. der berüchtigtste abschnitt beginnt in liariis, 8,5 kilometer vor dem Ziel: auf den folgenden sechs kilometern sind 900 höhenmeter zu bezwingen. autsch …! 8 Großglockner österreich willkommen beim mit 3798 metern höchsten berg Österreichs! nach dem start auf italienischem boden führte der giro d’italia hier schon zweimal hinauf: zuerst 1971, zum zweiten mal bei einer überraschenden neuauflage 2011. die aussicht vom höchsten punkt der großglockner-hochalpenstraße – so man ihn denn erreicht – gilt als eine der schönsten der gesamten alpen, erstreckt sich über 150.000 Quadratkilometer und reicht vom böhmerwald bis zur poebene. www.quaeldich.de

Der Giro d’Italia war schon zweimal auf der Glocknerstraße zu Gast.

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MORE BODY & MIND

Wellness für die Sinne

DIE BESTEN KÖCHE DER WELT ZU GAST IM HANGAR-7

TANJA GRANDITS. Ein einzigartiges Talent für Harmonien kreiert eine wunderbare Welt der Aromen, Texturen und Farben.

„Meine fröhliche Weltküche“ lautet der Untertitel ihres ersten Kochbuchs, und er dient wohl dazu, den allzu entschlossenen Titel ein wenig abzufedern: Das 2007 erschienene Werk heißt nämlich „Aroma pur“. Damit ist schon eine Menge über Tanja Grandits gesagt. Die zierliche, aus der schwäbischen Provinz stammende Schweizerin stellt die Aromen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Und sie findet – selbstverständliche, schlüssige – Harmonien, wo man sie nicht vermutete: Passionsfrucht und Kreuzkümmel. Oder Loup de mer, mit Ajowan gebraten, mit Maiscrème und Grapefruitsalsa angerichtet. Oder Mango-Polenta mit Maissuppe, Eigelb und weißer Trüffel. „Wellness für die Sinne“ nennt Tanja Grandits selbstbewusst ihre Wunderwelt der Aromen, Texturen und Farben. Und an Selbstbewusstsein mangelt es ihr auch in der praktischen Gestaltung der Rahmenbedingungen ihrer Arbeit nicht: Sie betreibt gemeinsam mit ihrem Mann das Basler „Restaurant Stucki“, die Wirkungsstätte von Hans Stucki, dem 1998 verstorbenen Übervater der schweizerischen Küche. „Es erfüllt mich mit Ehrfurcht, hier arbeiten zu dürfen“, sagt sie. Hans Stucki soll einmal gesagt haben, dass Frauen nicht kochen können, Frau Grandits. „Ach, wirklich?“, sagt die und lächelt. Saibling, Karotten, Dörraprikosen

MEIN RESTAURANT „Restaurant Stucki“ Bruderholzallee 42 4059 Basel, Schweiz Tel.: +41 61 3618222 www.stuckibasel.ch 2008 übernahmen die damals 34-jährige Tanja Grandits und ihr Mann René Graf das legendäre „Restaurant Stucki“. Die Renovierung brachte frischen Wind in die ehrwürdigen Räumlichkeiten, den Namen des Restaurants behielt man aber bei – aus Respekt vor Hans Stucki, der großen Legende helvetischer Kochkunst.

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Freiheit „Erfolg ist für mich, dass ich von morgens bis abends machen kann, was ich will!“ Harmonie … und zwar nicht nur in der kulinarischen Komposition, sondern auch im Leben: Tanja Grandits holt sich ihre Kraft aus Yoga und Joggen, die freien Tage gehören der Familie, dem Faulenzen und Spielen – und ganz besonders dem Zeichnen mit der sechsjährigen Tochter Emma. Gelassenheit Trotz Michelin-Sternen und Gault-MillauPunkten: Wer an der Wirkungsstätte von Hans Stucki derart unbeschwert aufkocht (ohne den Großmeister je persönlich kennengelernt zu haben), pflegt auch einen gelassenen Umgang mit Auszeichnungen. „Punkte und Sterne waren mir nie wichtig. Es geht um Freiheit und Freude in der Küche!“

Die Gastköche im Hangar-7 Monat für Monat gastiert ein anderer internationaler Spitzenkoch im „Restaurant Ikarus“ des Salzburger Hangar-7 und kreiert dort gemeinsam mit dem Küchenteam ein einzigartiges Menü. Gastkoch im April 2012 ist Tanja Grandits, Chefin des „Restaurants Stucki“ in Basel. Informationen zu „Ikarus“ finden Sie unter www.hangar-7.com sowie auf www.facebook.com/hangar7, Reservierungen sind telefonisch (unter +43 662 2197-77) und via E-Mail möglich: ikarus@hangar-7.com „Zu Gast im Ikarus“: Tanja Grandits, 10. und 17. April, jeweils 22.00 Uhr bei ServusTV

BILDER: HELGE KIRCHBERGER/RED BULL HANGAR-7 (2), JÜRG WALDMEIER/RED BULL HANGAR-7

MEINE PHILOSOPHIE


MORE BODY & MIND

GESCHMACK VON WELT NATIONALGERICHTE ZUM NACHKOCHEN

Löffel & Stäbchen

TEXT: KLAUS KAMOLZ. BILD: FOTOSTUDIO EISENHUT & MAYER

PHO BO, VIETNAM. Eine Suppe zum Frühstück und ihr weltweiter Siegeszug.

Ein Paar Stäbchen und ein Plastiklöffel – das ist das Werkzeug, mit dem man sich der vietnamesischen Nudelsuppe auf authentische Weise nähert. Pho Bo ist, wie die „New York Times“ einmal formulierte, „eine nationale Leidenschaft“. Ihren Ursprung hat die Nudelsuppe, die bereits zum Frühstück genossen wird, in der Gegend von Hanoi. Im Grunde genommen ist Pho Bo eine Verschmelzung chinesischer und französischer Einflüsse; China steuerte die Nudeln bei, die Kolonialmacht Frankreich das Rind, das in der Region zuvor ausschließlich als Last- und Arbeitstier genutzt worden war. Um 1920 eröffneten die ersten Pho-Restaurants, dann eroberte die Suppe die Garküchen. Und es war ausgerechnet der Vietnamkrieg, der Pho Bo auch in der übrigen Welt bekanntmachte: Flüchtlinge nahmen sie überallhin mit. Und in einer letztens erstellten CNN-Liste der fünfzig köstlichsten Gerichte der Welt 2011 rangiert Pho Bo immerhin auf Platz 28.

DAS REZEPT Zutaten für 4 Personen: Für die Suppe: 2 l kräftige Rindsuppe 5 cm Ingwer, in Scheiben geschnitten 1 Stück Sternanis 1 TL Zucker ½ Zwiebel 1 Stange Zimt 4 Gewürznelken ½ TL Koriandersamen 2 EL Nuoc Mam (Fischsauce)

Für die Einlagen: 250 g Rinderfilet, in sehr dünne Streifen geschnitten 250 g Reisnudeln (Pho) 1 Bund Thaibasilikum 1 Bund Koriander 2 Jungzwiebeln, in dünne Scheiben geschnitten 4 bis 5 rote Chilischoten, in dünne Scheiben geschnitten 100 g Sojasprossen 2 Limetten, in schmale Spalten geschnitten Chilisauce Hoisinsauce 1 TL Zucker Ip essi. Lis nis ametum irillan drercipis nos amconsenisi tat niatuer susciduis nullam irit vulla con hendre do dolorpero etuer alit vero od min et lute Rindsuppe mit Ingwer undtat Zucker aufkochen. Alle ut anderen verat, quisi bla corperostrud nos exlangsam ero odit, volortie erciliquisl ute digGewürze fürea diefeugue Suppe dazugeben und orperilla ca. 45 Minuten kochen. nim vel et vel velestrud modolob facil ut ulla faccumsan Dann durch ein feines Sieb seihen und wieder auf den Herd stellen. eum quatin venisit num zzrit lore mod tat. Dui tie minciliquis num dipis dio Reisnudeln Wasser dieutanderen Zutaten füret, consequis nislininkaltem vulputem augaiteinweichen, irit wiscilisl ipit wismolenis nismodo die Einlagen in niam Schüsseln und zu Vor ex dem Essen sumsan heniam ad temgeben dolor acinisi tisTisch alis exstellen. ercilis ating esenisl abgetropfte Nudeln in Suppenschüsseln geben.feum Beim Essendonimmt ea consequi blaore dolum venim zzrit, sustie dolore eugiate dunt man sich die alit, gewünschte Menge Rinderfilet, sie in die praesto odzunächst dunt aliquisis conulput nim aliquipis aliquatuegibt ea corperit Schüssel und mit kochend heißer auf.suscipsum Die restlichen dui ero digna atgießt lor suscidui bla faci tat. Ut wisSuppe nisl dolor zzrit Einlagen nach Geschmack in die Suppe gegeben. lortinit wislwerden ulputat.jeHent etuerciduis am velisim inibh esto od tissi.Mit dem Limettensaft beträufelt man die Einlagen und tunkt sie nach Belieben in die beiden Saucen.

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Rasen auf der Überholspur

ALEXIS THOMPSON. Im Vorjahr gewann das 17-jährige US-Girl drei Profi-Golfturniere und stieg in die Weltklasse auf – und das durchaus mit Stil, wie ihre Ausrüstungsgegenstände belegen.

1 Red Bull Golf Cart Das gepimpte Red Bull Cart mit Heckspoiler und Chromfelgen hat ein starkes Soundsystem an Bord. Getunt ist es auch – dadurch kann ich ziemlich schnell über unseren Trainingsplatz flitzen. 2 Driver: Cobra S2 (8,5°) Mit dem Driver, ausgestattet mit einem Fujikura-ZCom-SixSchaft (S-flex), kann ich den Ball 300 Meter weit schlagen.

5 iPod touch (rosa Gehäuse) Ich liebe Musik, höre sie auf Reisen, beim Training oder beim Aufwärmen für eine Turnierrunde – zurzeit sind Linkin Park und Rapper Drake meine Favoriten.

7 Ausrichtungshilfen Die zwei roten Stäbe sind beim Training stets in meinem Golfbag. Ich lege sie auf der Driving Range auf den Boden, um meine Schlagausrichtung kontrollieren zu können.

10 Golfschuhe Puma PG Tallula Diese Vollleder-Golfschuhe mit dämpfender Innensohle bieten durch ihr Fast-TwistSpike-System optimalen Halt auf dem Rasen.

8 Duo-Swing-Golf-Shirt von Puma Der leichte und feuchtigkeitsabweisende „CoolMax“-Stoff wirkt durch Silberionen-Beschichtung antimikrobiell und bietet UV-Schutz UPF 50+.

11 Heritage-Grip-Bag, Puma In meiner pinkfarbenen Tasche fürs Handgepäck verstaue ich Handy, Pass und natürlich auch Schminkzeug.

9 Red Bull-Schirmkappen Als modebewusste junge Dame muss man auf dem Golfplatz darauf achten, dass die Schirmkappe farblich zur übrigen Kleidung passt!

6 Kamera: Canon Eos Rebel Ich bin passionierte Hobbyfotografin. Mit der digitalen Spiegelreflexkamera fotografiere ich auf meinen Reisen die schönsten (Golf)plätze dieser Welt.

12 Golf-Tour-Bag, Cobra In meiner Golftasche mit 3-Punkt-Gurtsystem herrscht Ordnung: Sie hat sechs Schlägerfächer, acht Fächer für Kleidung, Bälle und Getränke, sowie Schirm- und Handtuchhalterung.

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13 Cobra-Golfschläger Diese „Werkzeuge“ sollen für den niedrigen Score auf den Golfrunden sorgen: Holz 3 Cobra S3 (15°) mit Graphite-Design-QuattroTech-MD6-Stiff-Schaft, Baffler 2H (17°) Hybrid-Holz mit Aldila-NV-85-Stiff-Schaft, Cobra-S2-Forged-Eisen (3 – PW) mit Rifle-ProjectX-5.0-Schäften 14 Sneaker Puma Soleil Diese leichten und strapazierfähigen Sneaker sind meine Reiseschuhe – unheimlich bequem und schnell an- und auszuziehen bei den Sicherheitschecks am Flughäfen. www.alexis-thompson.com

GET THE GEAR

3 Puma-Regenjacke Diese Jacke schützt mich vor Regen und Wind – was bei Golfrunden von bis zu sechs Stunden wichtig sein kann!

DIE AUSRÜSTUNG DER PROFIS

4 Reisepolster Mein pink-weißer Polster darf auf keiner Reise fehlen. Besonders auf den langen Flügen zu den Turnieren sorgt er für die nötige Entspannung.

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TEXT: ULRICH CORAZZA. BILD: BOB CROSLIN

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Foto: Katharina Gossow

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Volles Programm

Michal Navratil ist vermutlich der einzige Kreuzfahrtpassagier weltweit, der an Bord mehr Kalorien verbrennt, als er zu sich nimmt.

Michal Navratil: „Beim Klippenspringen geht es um Balance, nicht um Kraft.“

Dienstag Fitnessraum: 20 Minuten Radfahren, danach 100 isometrische Kniebeugen mit Gewichten, je 32 Whg. mit steigendem Gewicht auf der Beinbeuger- und Beinstrecker-Maschine, je 10 Ausfallschritte mit Gewichten, 30 Sit-ups, 30 Situps mit Beinen in der Luft, 20 Liegestütze. Danach bringe ich in Liegestützausgangsposition 20-mal meine Beine bis zur Brust. Zum Abschluss 3 Sätze zu je 12 Whg. Bankdrücken mit 30-kg-Kurzhanteln. Mittwoch 45 Minuten Stretching, danach renne ich rund 16 Kilometer auf der schiffseigenen Laufbahn. Donnerstag Am Programm steht eine

„Es geht nicht um Kraft!“

work out Trainieren wie die Profis

Michal Navratil. der tschechische klippenspringer greift bei der diesjährigen red bull cliff diving World series an.

auf den beachtlichen dritten Platz schaffte es tschechiens highdive-champion michal navratil bei der red bull cliff diving World series 2011. Für die bevorstehende saison hat sich der 26-Jährige noch mehr vorgenommen: den titel. um dieses Ziel zu erreichen, widmet sich navratil rund um die uhr seinem sport – zum beispiel auch bei sprung-shows auf karibik-kreuzfahrtschiffen. „Wenn ich nicht springe, verbringe ich meine Zeit mit ausdauertraining oder gymnastik“, sagt er. nur auf ein Workout mit schweren gewichten verzichtet er: „beim springen geht’s um balance, nicht um kraft.“ Wie sieht’s mit der ernährung aus? „ich mische mir ein multivitamin- und glucosamin-nahrungsergänzungsmittel mit einem Vitamin-b-komplex und spüle es mit einem aminosäurereichen, fischölhaltigen Protein-smoothie hinunter.“ mahlzeit! www.redbullcliffdiving.com; www.youtube.com, Suchbegriff: „Michal Navratil“

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Krafteinheit ähnlich wie am Dienstag, in weiterer Folge eine Klettereinheit auf der Indoor-Wand – ein hervorragendes Training des gesamten Rumpfes, das vor allem meine Kontrolle bei den Handständen verbessert, die beim Cliff Diving von großer Bedeutung sind. Freitag Eine ähnliche Krafteinheit wie dienstags – am Ende mit Fokus auf eine ganz spezielle Muskelpartie, um meinen Körper immer wieder neuen Reizen auszusetzen. Samstag Eine Stunde Aufwärmen inklusive Stretching, Sprünge aus 3, 10 und 17,5 Meter Höhe sowie Trampolinübungen. Und am Abend zwei Cliff-Diving-Shows. Sonntag Ähnliches Programm wie am Samstag, mit Ausnahme der abendlichen Shows. Eigentlich sollte ich den Tag zum Relaxen nutzen, doch meinen Körper verlangt es nach einer Bewegungseinheit.

Regelmäßig auf dem Trainingsplan: Stretching

Herz & Schmerz

Navratils Begeisterung fürs Klippenspringen wird auch durch blaue Flecken nicht gebremst. „Während des europäischen Winters versuche ich, zumindest einen neuen Sprung für die Red Bull Cliff Diving World Series einzustudieren. Bevor ich ihn probiere, stelle ich mir den Bewegungsablauf vor, wieder und wieder. Das praktische Training ist dann natürlich immer wieder mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden. Aber davon darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und muss trotzdem versuchen, die neuen Elemente immer weiter zu verbessern und die Schwierigkeitsgrade ständig zu steigern. Mein Nebenjob auf einem Kreuzfahrtschiff hat einige Vorteile: nicht nur, dass meine Shows ein tolles Training sind. Ich komme auch an die unterschiedlichsten Orte. So fand ich einmal eine wirklich phantastische Absprungplattform: ein Hoteldach auf der Karibikinsel Sint Maarten – das Ergebnis ist auf YouTube zu sehen!“

text: ruth morgan. bilder: Predrag VuckoVic/red bull content Pool, ray demski/red bull content Pool, romina amato

Montag Morgendliches Aufwärmprogramm am Pool mit Stretching, Handstandübungen und Trampolinsprüngen. Übungssprünge aus 3, 10 und 17,5 Meter Höhe. Im Anschluss folgen zwei Sprung-Shows.


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2 GLORYFY UNBREAKABLE EYEWEAR gloryfy unbreakable eyewear besitzt eine weltweit einzigartige unbreakable-Technologie. Da das Thema «unbreakable» viele Heroes anzieht, freuen sich die Macher von gloryfy sehr über die Zusammenarbeit mit dem Kletterprofi David Lama. Das gloryfy Signature-Modell «the rock by David Lama» zeichnet sich durch eine besondere Farbund Designgestaltung und perfekten Sitz aus und ist ideal für den Sport geeignet.

www.gloryfy.com 3 CHARTSTÜRMER DER EXTRAKLASSE Die 125 Duke 2011 begeistert mit maximalem Fahrspaß und reinrassiger Motorradtechnik. Den Antrieb übernimmt ein eigens für die 125 Duke entwickelter Viertakt-Single mit Flüssigkeitskühlung. Die Grundlage für dynamischen Kurvenspaß schafft ein federleichtes Gitterrohr-Chassis, bestückt mit hochwertigen Federelementen. Darüber hinaus glänzt sie mit einer erstklassigen Bremsanlage. Erhältlich um CHF 5.420,–.

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„Ein guter Song ist zeitlos“

Feiern mit Feschen und Verrückten im Zirkus der Nacht.

Out nOw

FrIscHware am Plattenteller

MiChaeL KiwanuKa. der britische Jungmusiker beweist, dass die beste Popmusik auch heute noch aus simplen, souligen Zutaten besteht.

Im Herzen der dIscokugel

„Zwischen Moulin Rouge und Zirkusmanege“ Cirque du Soir, London. Wer beim ausgehen mehr als nur bier will, taucht in die bunte Welt des cirque du Soir ein. mit artisten, cocktails und rummelplatz.

Mit dem Cirque du Soir wolltet ihr … … einen ort schaffen, der mehr als drinks und musik zu bieten hat. einen ort, der unseren Gästen die Sprache verschlägt – deshalb wählten wir das Zirkus-Thema. mit ständig wechselnden künstlern und Überraschungen. Von außen wirkt der Laden … … sehr gewöhnlich. aber genau darum geht’s. nur die schon drin waren, wissen, was sich hinter den unscheinbaren Türen abspielt. und die erzählen ihren Freunden davon. Beim Betreten des Clubs, fühlst du dich wie … … im kaninchenbau von „alice im Wunderland“. der erleuchtete eingang führt die Gäste in einen raum zwischen moulin rouge und Zirkusmanege. Los geht’s um … … Punkt mitternacht. Eure Stammgäste sind … … ein bunter mix aus models, drag-queens und künstlern ohne Scheuklappen. 90

Die verrückteste Nacht war … … halloween. Schon drei Wochen zuvor war die nacht ausverkauft, sogar die Polizei musste anrücken, weil wir nie im leben mit so vielen leuten vor dem eingang gerechnet hätten. alle waren aufwendig kostümiert, und wir hatten derweil den club mittels dekoration in einen Wald verwandelt. Der Track, bei dem’s derzeit voll abgeht, ist … … „i Follow rivers“ (lykke li). Vom Tanzen erholen kann man sich … … in unserem kirmes-bereich! mit Zuckerwatte- und Popcorn-maschinen, interaktiven installationen, Visagisten und einer Fotokabine, um begeisterung einzufangen. Interview: Tom Eulenberg, Marketing- und PR-Direktor Cirque du Soir 15–21 Ganton Street, London W1F 9BN, Großbritannien www.cirquedusoir.com

Die BBC kürte Michael Kiwanuka (24) zum Newcomer des Jahres. TexT: Florian obkircher. bilder: cirque du Soir (2), Sam buTT

Best CluBs

Was denn zum Beiein mann, eine Gispiel? tarre, ein guter Song: die art, wie Sam das war lange Zeit die cook oder marvin einfache erfolgsforGaye ihre Stimme mel der Popmusik. einsetzen. es ist eine aber gilt das auch Warme Songs eigene Sprache, eine heute noch? in Zeizwischen Folk eigene Phrasierung. ten, wo autotuneund Seventiesder Gesang liegt effekte und beats Soul meist leicht hinter regieren? michael dem beat, und das gibt dem kiwanuka sagt: ja. der briSong einen gewissen Swing. tische musiker mit ugandiIst ein guter Song auch schen Wurzeln schreibt Folkheute noch genug, um erSongs in der Tradition von folgreich zu sein? bob dylan und Joni mitchell. na klar! das zeigt zum beiGroße melodien im warmen spiel der aktuelle erfolg von Seventies-Soundgewand, adele, mit der ich letztes die der Soul-barde entweder Jahr auf Tour war. boybands mit band oder allein, mit könnten ihren hysterischen akustischer Gitarre, aufführt. Fans alles andrehen, da bei seinem ersten TV-auftritt geht’s nicht um die musik. verschlug es anwesenden ein guter Song dagegen ist kollegen wie björk und einfach zeitlos. anthony kiedis die Sprache, Was macht einen guten sein debütalbum sorgt derSong aus? zeit global für Gänsehaut. emotionen, hingabe, gute red bulletin: Bist du ein melodie, ehrlicher Text. Nostalgiker? Wenn ich das genau wüsste, michael kiwanuka: nein. dann wär ich vermutlich aber musik der Siebziger schon millionär. hat einfach klasse. Solche Finesse und solch handwerkliches können findest „Home Again“ ist bereits du heute selten. ich lerne erschienen. Tourdaten auf: www.michaelkiwanuka.com viel von diesen aufnahmen.


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Take Five

„Can haben mir den Beat erklärt“

Welche Musik Musiker hören

Spiritualized. Jason Pierce denkt anders. Seine Musik schwebt, er gibt konzerte am Polarkreis und bezieht seine inspiration aus Platten abseits des gängigen Pop-kanons.

text: florian obkircher

Jason Pierce macht Musik für astronauten. Seine erste band hieß Spacemen 3, mit seinem aktuellen Projekt Spiritualized schreibt er atemberaubend schöne, schier schwebende Songs. Musik, die klingt, als hätten die beatles in ihrer psychedelischen Phase in einer Weltraumkapsel experimentiert. „ladies and gentlemen we are floating in space“ heißt das legendäre dritte album der band, dem das britische Musikmagazin „nMe“ 1997 sogar den Geist und die Schönheit des beatles-Meisterwerks „Sgt. Pepper“ attestierte. folglich wurde Spiritualized als einzige band überhaupt zu einem konzert im cern-Speicherring eingeladen. „fand aus terminlichen Gründen leider nicht statt“, sagt Pierce reumütig, dafür habe

Meister der schwebenden Gitarren: Jason Pierce (46) alias J. Spaceman.

er aber zumindest das erste konzert am nördlichen Polarkreis gegeben. „Man kann Musik nicht neu erfinden, aber man kann sie ungewöhnlichen Situationen aussetzen und sie dadurch weiterentwickeln.“ Das tut Pierce auch auf seinem neuen Spiritualizedalbum „Sweet heart Sweet light“. Gekonnt bewegt er sich darauf zwischen experimentellen Sounds und großen Melodien, zwischen Gitarrenwänden und bluesighypnotischen Pop-Songs. „Wichtig sind mir nicht die offensichtlichen Meisterwerke, so wie ‚Pet Sounds‘ von den beach boys“, sagt Pierce. „Mich inspirieren übergangene Schätze, übersehene Perlen, quasi das rückgrat der Popmusik.“ hier nun fünf inspirationsquellen der britischen indie-rock-legende.

Link Wray: „Be What You Want To“ Die meisten kennen Wray durch seinen Song „Rumble“ auf dem Soundtrack von „Pulp Fiction“. Aber er hat mehr zu bieten als diesen instrumentalen Surf-RockKlassiker. Dieses Album ist eine Offenbarung zwischen Gospel, Rock und Blues, vor allem wenn Wray zum Mikrofon greift. Ein übersehenes Meisterwerk eines Außenseiters, perfekt von Anfang bis zum letzten Song. Eine Platte, die ich mir monatelang jeden Tag angehört habe.

Acetone: „Candy“ Traurig, das Schicksal dieser Acetone-Platte meines viel zu jung verstorbenen Freundes Richie Lee. 1993 erschienen, wurde sie komplett übersehen – sogar von der Plattenfirma. Die wollte damals ein Brit-Pop-Album – und war überfordert von den großartigen, eigenbrötlerischen Surf-Country-Songs. Mehr Leute sollten die Platte hören, sie hätte es verdient.

Rocket from the Tombs: „The Day the Earth Met the…“ Ich habe diese Platte in einem Laden in Detroit gefunden und war sofort gefesselt. Rauer, aufbrausender ProtoPunk, kratzig, live mitgeschnitten bei Konzerten 1974. Später gründeten die BandMitglieder übrigens legendäre Formationen wie Pere Ubu und Dead Boys – doch das hier ist der Urknall.

Can: „Delay 1968“ Als Jugendlicher konnte ich mit Can nichts anfangen. Diese Krautrocker waren mir zu rhythmusorientiert. Bei meiner ersten Band Spacemen 3 war das Schlagzeug immer im Hintergrund, weil ich wollte, dass die Leute sich an den Sounds orientieren, nicht am Beat. Erst spät hab ich die Magie des monotonen Can-Rhythmus erkannt. „Delay 1968“ ist kein Klassiker der Band, aber eine perfekte Platte. Voll mit Ideen, teilweise sehr abwegig und trotzdem poppig. Mit simplem Coverdesign und einem Beat, dem ich verdanke, dass ich das Schlagzeug heute als gleichberechtigtes Instrument höre.

Royal Trux: „Accelerator“ Diese Platte enthält einen der besten Songs aller Zeiten: „Stevie“. Eine so göttliche wie schiefe Nummer. Eigentlich hätte „Accelerator“ bei einer großen Plattenfirma erscheinen sollen, oft werden Bands unter solchen Bedingungen konventionell. Nicht so Neil Haggerty und seine Band Royal Trux: Es rumpelt und holpert, auf diesem Album klingen die Sounds teilweise sogar richtig falsch. Aber genau deshalb verehre ich dieses Album abgöttisch. In jeder Pore sitzen so viele Ideen, jedes Riff, jede Melodie klingt vertraut und trotzdem ganz anders als alles, was du jemals auf einer Rockplatte gehört hast. „Sweet Heart Sweet Light“ erscheint am 13. April. Tourdaten & Soundproben auf: www.spiritualized.com

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MORE BODY & MIND

Top Events April 2012

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WASSER, SAND & BEATS: KLINGT NACH SOMMER, IST ABER FRÜHLING UND DIE BESTE ZEIT FÜR EIN NEUJAHRSFEST.

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Sport 3.– 14.4., BELLS BEACH, VICTORIA, AUSTRALIEN

ASP (Women’s) World Tour „Hells Bells“ von AC/DC wird wieder jeden Morgen ertönen, bevor sich die Surferinnen und Surfer mit ihren Boards in die Fluten der Bass Strait, der Meerenge zwischen Südaustralien und Tasmanien, werfen. Das seit 1961 ausgetragene Rip Curl Pro am Bells Beach, hundert Kilometer südwestlich von Melbourne, ist der älteste Surf-Contest der Tour. Im Vorjahr war er fest in australischer Hand. Im Finale setzte sich Joel Parkinson gegen Mick Fanning durch, bei den Frauen Sally Fitzgibbons gegen Carissa Moore (USA).

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8. 4., LOSAIL, QATAR

MotoGP von Qatar Der große Gejagte auf dem 5380 Meter langen Kurs, der 2004 nach nur einem Jahr Bauzeit fertiggestellt wurde, ist Weltmeister Casey Stoner. Der Australier schuf sich 2011 mit dem Sieg beim Saisonauftakt eine gute Basis für seinen zweiten MotoGPWeltmeistertitel. Gespannt darf man neben dem Moto2-Rennen auch auf die Kräfteverhältnisse bei der erstmals ausgetragenen Moto3-Klasse sein, die die 125-ccm-Klasse ablösen wird.

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Die Freestyle-Motocrosser heben wieder zu atemberaubenden Sprüngen ab. Den Auftakt der Red Bull X-Fighters World Tour mit insgesamt sechs Stopps – darunter, neben Madrid und Sydney, auch die drei neuen Austragungsorte in Glen Helen (Kalifornien, USA), Istanbul (TUR) und München (GER) – macht dabei wieder die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate mit ihrer imposanten Skyline, wo im Vorjahr Sieger Dany Torres (ESP) 15.000 Fans und vor allem die Judges begeistern konnte.

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FIVB Brasilia Open

5.– 8.4., AUGUSTA NATIONAL, GEORGIA, USA

PGA Masters Tournament

Es könnte kaum einen geeigneteren Ort geben, um in die neue Beachvolleyball-Saison zu starten, als das brasilianische Rio de Janeiro. Damen und Herren kämpfen um den Siegerscheck und um wichtige Punkte zur Qualifikation für die Olympischen Spiele in London. Im Vorjahr war der südamerikanische Sand ein guter Boden für das US-amerikanische Duo Rogers/Dalhausser. Die Olympia-Goldmedaillengewinner von Peking 2008 bezwangen im Finale die Lokalfavoriten Emanuel/Alison klar mit 21:18 und 21:13. Bei den Damen gab es durch Larissa/Juliana einen Heimerfolg.

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Red Bull X-Fighters World Tour

16.– 22.4., RIO DE JANEIRO, BRASILIEN

Sally Fitzgibbons beherrscht die Wellen.

In einem der schönsten und elitärsten Golfclubs wird seit 1949 um das begehrte „Green Jacket“ gespielt. Im letzten Jahr bewältigte der heute 27-jährige Charl Schwartzel (RSA) den 6799 Meter langen Kurs am besten und sicherte sich mit 14 unter Par seinen ersten Major-Turnier-Sieg. Heiß auf seinen fünften Sieg wird auch ein wiedererstarkter Tiger Woods sein, der das Turnier im Vorjahr auf Platz vier beendete.

13. 4., DUBAI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

Fährt Casey Stoner der Konkurrenz auf und davon?


MORE BODY & MIND

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2

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Red Bull BC One-Tänzer treffen spanische B-Boys.

BILDER: SIMON WILLIAMS/RED BULL CONTENT POOL, IMAGO, FIVB, DANNY CLINCH/WARNER BROS, DIEGO G. SOUTO/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK.COM

13.– 15. 4., THAILAND

Songkran

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thailändische Neujahrsfest ist gleichzeitig 7 Das die größte Wasserschlacht der Welt. Menschen ziehen mit Eimern, Schläuchen und Spritzpistolen durch die Städte des Landes und machen davon hemmungslos Gebrauch. Kommt nicht ungelegen, schließlich ist April der heißeste Monat in Thailand. Ursprünglich geht die Planscherei auf einen alten Brauch zurück: Einst diente das Songkran-Fest der rituellen Reinigung zu Beginn eines neuen Jahres. 18.– 29.4., NEW YORK, USA

Tribeca Film Festival

21. 4., BILBAO, SPANIEN

Break on Stage Headspins, Powermoves, Toprocks: Beim Break on Stage in Bilbao, einem der wichtigsten B-Boy-Contests in Europa, verwandeln sich internationale Crews wie Vagabond aus Paris, Fusion Rockers aus Madrid oder die Hoochen Crew aus Brüssel in menschliche Kreisel. Daneben gibt’s Dirtjump- und Slackline-Shows, einen Red Bull BC One Cypher und Hip-Hop-Konzerte von Rapsusklei.

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2002 rief Robert De Niro mit zwei Kollegen das Festival ins Leben. Als kreative Reaktion auf die Anschläge vom 11. September – und um das Triangle below Canal Street in Manhattan neu zu beleben. Mit Erfolg: Bisher besuchten drei Millionen Besucher die 1500 Filmpräsentationen, Diskussionsrunden und Konzerte. Für Independent-Regisseure ist das Tribeca Film Festival damit eine ideale Anlaufstelle und Plattform, um ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen.

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Vorfreude: Titelverteidiger Dalhausser/Rogers

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Kultur

Wasser marsch! – es ist Neujahr in Thailand.

13.– 15. 4./20.– 22.4., INDIO, KALIFORNIEN, USA

30./31. 3., STUDIO COAST, TOKIO, JAPAN

Coachella

ist das coolste Musik-Festival der USA. Selbst 6 Es Hollywood-Größen wie Leo DiCaprio oder Kirsten Dunst tummeln sich in den ersten Publikumsreihen, wenn Radiohead, The Black Keys oder Snoop Dogg die Bühne erklimmen. Obacht ist allerdings bei der Wahl des Outfits geboten: Tagsüber schnellt das Thermometer in der kalifornischen Wüste auf bis zu 40 Grad Celsius, während es in der Nacht frostig kalt wird.

SonarSound Tokio

Bevor das Sónar Festival im Juni seine Heimatstadt Barcelona einmal mehr in ein Mekka elektronischer Musik verwandelt, steht ein Betriebsausflug nach Japan an. Digital-Funk-Monster Squarepusher wird dort das Soundsystem zum Beben bringen, genau wie die Breitwand-Elektroniker Cinematic Orchestra, der Hipster-Veteran Vincent Gallo und die Künstler auf der Red Bull Music Academy-Bühne.

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Schmuddelig, verzerrt, bluesig: The Black Keys

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MORE BODY & MIND

Save the Date April 2012

ACHTUNG! EIN PANDA, KIWIS UND FLIEGENDE BIKER IN (BEINAH) FREIER WILDBAHN. 7. APRIL, SKATEHALLE, BERLIN

Suck my Trucks

29. APRIL, SCHLACHTHOF, FLENSBURG

BMX Workshop

Der Schlachthof ist wahrscheinlich der nördlichste Funpark in Deutschland. Auf jeden Fall ist es einer der aufregendsten, wovon sich alle Mädchen und Frauen beim BMX-Workshop überzeugen können. 3. MAI, UNDERGROUND, KÖLN 4. MAI, GLEIS 22, MÜNSTER

The Black Seeds Sie kommen aus Neuseeland … und meist zu zehnt. Die „Kiwis“ sind ein besonderes Live-Erlebnis für Freunde von Reggae und Funk. Die Zuschauer können sich bei zwei Konzerten selbst ein Bild machen. 19. APRIL – 4. MAI

Cro Tour Er ist erst neunzehn, trägt eine Panda-Maske und bezeichnet seinen Mix aus Indie, Pop und klassischem Rap als „Raop“. Cro ist zurzeit der heißeste Tipp, bester Newcomer 2012 zu werden. Live ist das Ausnahmetalent mit Rockstah und Ahzumjot auf Deutschland-Tour zu sehen: 19. 4. Hannover, 21. 4. Münster, 22. 4. Duisburg, 25. 4. München, 26. 4. Koblenz, 27. 4. Stuttgart, 28. 4. Weinheim, 29. 4. Köln, 30. 4. Augsburg, 2. 5. Frankfurt/Main, 3. 5. Trier, 4. 5. Würzburg

Die Freestyle-Motocrosser fliegen in München.

28. APRIL, OLYMPIAHALLE, MÜNCHEN

Night of the Jumps Mitte März erlebte Berlin seine „Night of the Jumps“, am 28. April ist München an der Reihe. In der Olympiahalle ist als Höhepunkt des spektakulären FreestyleMotocross-Contests ein Duell des chilenischen Vorjahres-Champions Javier Villegas mit seinem französischen Herausforderer Remi Bizouard zu erwarten. Deutschland ist durch Hannes Ackermann und Lukas Weis vertreten und – last, but not least – durch Fabian Bauersachs: Der bald 33-jährige „FMX-Professor“ bestreitet 2012 seine Abschiedstournee und tritt bei den deutschen Events an, neben Berlin und München sind das Mannheim (12. 5.) und Köln (6. 10.). www.nightofthejumps.com

20. APRIL, ZAKK, DÜSSELDORF 21. APRIL, HALLENBAD, WOLFSBURG

Konzerte Kettcar Vier Jahre waren seit „Sylt“ vergangen, als sich Kettcar im Februar mit „Zwischen den Runden“ zurückmeldeten. „Reifer“ präsentieren sich die Hamburger Indie-Rocker darauf für die einen, „leichtfüßiger“, „eleganter“, „ruhiger“ für andere oder auch „merkwürdig angekommen“. Einig ist man sich darin, dass „Zwischen den Runden“ ein wunderbares, berührendes Kettcar-Album geworden ist. Die Deutschland-Tour startete bereits im Februar in ausverkauften Hallen, im April gibt es noch zwei Konzerte in Wolfsburg und Düsseldorf. www.kettcar.net

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Kettcar: auf Tour mit „Zwischen den Runden“

BILDER: DELIA BAUM, OLIVER FRANKE/NOTJ.DE, ANDREAS HORNOFF

Zum zweiten Mal nach 2011 heißt es in der Skatehalle Berlin wieder „girls only“! Die besten Skaterinnen aus ganz Deutschland ermitteln nämlich bei diesem Skateboardbewerb ihre Allerbeste.


K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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VolleS Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm.

Montag, 2. april, 23.45 Uhr

Das Seattle der Neunziger war die Hauptstadt des Grunge. Nirvana-Frontmann Kurt Cobain war einer derjenigen, die diesen Stil maßgeblich prägten.

Red Bull Supernatural gute snowboarder gibt es viele, doch wer ist der beste allrounder unter ihnen? um diese Frage zu klären, organisierte snowboard-Pro und „the art of Flight“-star travis rice „red bull supernatural“. gemeinsam mit red bull und seinem team schuf er in Kanada eine einzigartige strecke, die vor allem eines erreichte: die achtzehn besten rider der Welt an ihre grenzen zu bringen. (WH am 8. April, 6.20 Uhr)

Sonntag, 15. april, 23.05 Uhr

Wahnsinn Wüste Er lief und lief und lief – zwei Jahre lang, durch die heißesten Wüsten der Welt. Diese Doku begleitete Extremläufer Christian Schiester auf seiner Reise.

SaMStag, 14. april, 23.00 Uhr

Red Bull X-Fighters 2012 Freitag, 20. april, 23.15 Uhr

Mountainbike Chronicles Pünktlich zum Frühlingsbeginn starten auch unsere Rider in die neue Saison – erster Stopp des Downhill World Cup ist Pietermaritzburg in Südafrika.

So sind Sie im Bild 96

am 13. april werfen die besten FmX-rider wieder ihre maschinen an. Zum saisonstart geht es dafür nach dubai. der strand des Walk of Jumeirah beach wird sich dabei auch dieses mal in eine art stierkampfarena verwandeln und tausende begeisterte Fans beherbergen. Kann Champion dany torres schon hier die ersten wichtigten Punkte für die titelverteidigung holen? Wir zeigen die highlights. Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70

bilder: getty images, Karl lueger/red bull Content Pool, robin KitChen/red bull Content Pool, Christian Pondella/red bull Content Pool, Joerg mitter/red bull X-Fighters

DienStag, 10. april, 22.35 Uhr

Hype!


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ihre Spende ist entscheidend. Wings for Life. Stiftung für rückenmarksforschung. Post Finance. Kontonummer: 8520 60152. iBan: Ch12 0900 0000 8520 6015 2. Bankleitzahl: 09000. BiC: POFiChBEXXX.

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M

ein Freund hatte sich wirklich Mühe gegeben: In zwei Kochbüchern nachgeschlagen, die Rezepte verglichen, die Mitglieder einer Koch-Community befragt. Schließlich hatte er es gewagt und den Boden der Tortenform mit einer Schicht Biskotten belegt, diese mit Rum beträufelt … und immer so fort. Am nächsten Tag war es so weit. Feierlich holte er die erste Torte seines Lebens aus dem Kühlschrank. Dort hatte sie eine Nacht lang gestanden, um gut durchzuziehen; ein wenig zu gut, wie sich herausstellen sollte. Als er nämlich die Springform öffnete, kam keine stolze Malakoff-Torte zum Vorschein, vielmehr floss uns Gästen ein undefinierbares Löffelbiskuit-Schlagobers-Nuss-RumMargarine-Gemisch entgegen. In den Mundwinkeln meines Gegenübers zuckte ein Lachen. Es erstarb sogleich wieder, denn mein Freund begann zu fluchen, heftig und tief enttäuscht. Betroffen saßen wir um den Teller. Was nun? Schließlich nahm einer seinen Löffel zur Hand und kostete vom Matsch. „He, schmeckt richtig gut“, sagte er. Die anderen kosteten auch. Allgemeine Begeisterung. „Wo hast du denn das Rezept her? So eine tolle balinesische Schwimmtorte habe ich noch nie gegessen!“ Der Freund lachte: „Gut, oder?“ Wie wir uns fühlen und wie wir unsere Chancen einschätzen, hängt also in vielen Situationen davon ab, wie wir die Welt sehen. Ob wir dazu neigen, sie unter eher negativen Vorzeichen wahrzunehmen. Oder ob wir dazu in der Lage sind, sie in einem für uns günstigen Licht erscheinen zu lassen – und eine misslungene Malakoff-Torte kurzerhand in eine perfekte Schwimmtorte umzuinterpretieren. Wie radikal unsere Bereitschaft zum Optimismus unser aller Leben bestimmt, zeigt eine groß angelegte Studie. Sie wurde von einem Forscherteam am

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Das Geheimnis der Torte Optimisten leben länger – selbst dann, wenn sie ungesund leben oder groben Unfug machen. Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich durchgeführt und vor kurzem publiziert. Über dreißig Jahre lang beobachteten die Wissenschaftler das Schicksal von genau 8251 Frauen und Männern. Und fanden heraus, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Befragten und deren körperlichem Zustand besteht. Resümee: Wer also von sich selber sage, sein Gesundheitszustand sei „sehr

gut“, lebe eindeutig länger als jene Befragten, die ihre Gesundheit als „sehr schlecht“ bezeichneten. Das wirklich Neue und Überraschende an dieser Studie: Die Optimisten lebten sogar dann länger, wenn sie rauchten, an Bluthochdruck, Blutzucker oder chronischen Krankheiten litten. So stellte Matthias Bopp, der Leiter der Studie, fest: „Raucher leben länger, wenn sie Optimisten sind.“ Das bedeutet: Es hängt tatsächlich von unserer Haltung ab, wie und wie lange unser Leben weitergeht. Und davon, welchen Geschlechts wir sind: Die jeweilige Weltsicht wirkt sich nämlich bei Männern deutlich stärker auf ihre Lebenserwartung aus als bei Frauen. Während pessimistische Frauen ein 1,5fach erhöhtes Sterberisiko hätten, liege es bei Männern beim 2,9fachen. Und noch eine entscheidende Erkenntnis förderte die Studie zutage: Unwissenheit ist lebensverkürzend. Wer nämlich auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand nur uninteressiert mit den Schultern zucke, der stehe auf einer Stufe mit all jenen Menschen, die den eigenen Zustand als „sehr schlecht“ bezeichnen. Womit wir bei den guten Nachrichten angelangt wären: Wer regelmäßig diese Kolumne liest, lebt länger. Gläser mit Flüssigkeiten sind immer halb voll. Und wer die balinesische Schwimmtorte nachmachen will, muss sich nur großzügig über alle Mengenangaben für jene Flüssigkeiten hinwegsetzen, die man normalerweise für die Zubereitung einer Malakoff-Torte verwendet. Der Rest fließt wie von selber. Christian Ankowitsch, 52, ist ein öster reichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

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