www.redbulletin.com
Ein fast unabh채ngiges Monatsmagazin / juni 2010
7. Juli 1992
Der Tag, an dem S체dafrika das Match gegen die Apartheid gewann
Keith Richards Wie die Gitarre dorthin rutschte, wo die Musik spielt
Gary Fisher Der Prophet des Mountainbikes
Toro Rosso
Lionel Messi
Das fliegende Klassenzimmer der Formel 1
Spielt wie ein Kind. Bei der WM lehrt er die M채nner das F체rchten.
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Bullhorn
Willkommen! Wem eine glückliche Berufswahl das Privileg des täglichen Umgangs mit Formel-1-Fahrern, BASE-Jumpern, B-Boys und Streetrunnern schenkt, der entwickelt mit der Zeit wohl zwangsläufig ein Talent zur Unzufriedenheit mit allem, was man als herkömmlich bezeichnen könnte. Bei einem internen Redaktions-Meeting vor ziemlich genau einem Jahr tauchte ein Kollege aus dem Red Bull Media House mit dem damals aktuellen Red Bulletin-Heft auf und schwenkte es aufgeregt vor der Webcam seines Laptops. Das ein wenig sonderbar anmutende Unterfangen hatte Atem beraubendes zur Folge: Ein Formel-1-Auto erhob sich mit aufjaulendem Motor aus dem Heft und raste über den Laptop-Monitor. So trat „Augmented Reality“ in unser Leben. Wir halten die Möglichkeiten dieser Technologie seit diesem Moment für außerordentlich, und wir sind in dieser Ansicht nicht allein geblieben. Wir freuen uns, dass sich AR – wir haben die praktische Anwendung der Technologie mit einem Querverweis aufs Web und auf ihren revolutionären Charakter „Print 2.0“ getauft – mittlerweile vor allem in den USA als Spezialdisziplin zeitgemäßer journalistischer Arbeit etabliert hat. Und wir sind stolz, dass das Red Bulletin gerne als Wegbereiter dieser Innovation bezeichnet wird.
Coverbild: adidas, Bild: philipp horak
Die Print-2.0-Redaktion des Red Bulletin wird von Christoph Rietner geleitet. Der 32-jährige gebürtige Grazer konzipierte unter anderem die legendären AR-Lösungen zum französischen B-Boy Lilou (Red Bulletin 01/2010). Rietners Job besteht daraus, die für die neue Technologie geeignetsten Storys im Heft auszuwählen und mit der „dritten Dimension“ auszustatten. Dass dabei nicht immer die größten Geschichten die aufregendsten Lösungen bringen müssen, beweisen die Kitesurfer Aaron Hadlow und Simone Vannucci: im Heft lediglich eine (wenn auch hinreißende) Doppelseite (Seite 10), in Print 2.0 ein üppiges Video-Highlight, das man gesehen haben muss.
Während Bjørn Dunkerbeck dem Red Bulletin im Hangar-7-Interview Rede und Antwort stand, hatte auch Sebastian Vettel zufällig vor Ort zu tun – für den Dreh eines Red Bull MOBILESpots. Das Ergebnis des Treffens der beiden Red Bull-Athleten beweist: Es gibt große Sportsmänner in den verschiedensten Dimensionen.
Völlig unberührt von den spektakulären Möglichkeiten der multimedialen Gegenwart geht es bei einem guten Magazin freilich unverändert um Ideen, um Menschen und ihre Storys – unabhängig davon, ob sie in hochmoderner 3‑D-Multimedia-Technik erzählt werden oder mit der Schreibmaschine. Besonders viel Spaß hatten wir bei der Zusammenstellung des vorliegenden Hefts mit drei Texten von Gastautoren; besonders ans Herz gelegt seien Ihnen daher: die brillante Hommage von Schriftsteller Michael Köhlmeier an RollingStones-Gitarrist Keith Richards (Seite 48), die berührende historische Reportage von Mack Gleeson und Nick Said über das erste Fußball-Ländermatch der südafrikanischen Geschichte nach Überwindung der Apartheid (Seite 58) und das einzigartige Porträt des „Financial Times“-Mitarbeiters, Fußball fanatikers und Buchautors (aktuell: „Soccernomics“) Simon Kuper über Lionel Messi (Seite 40). Viel Spaß mit diesem Heft! Die Redaktion
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Ihr Red Bulletin kann noch mehr, als Sie denken. Movies, Sounds, Animationen Print 2.0 – die zusätzliche Dimension in Ihrem Red Bulletin. In diesem Heft bei folgenden Storys:
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Print 2.0
Das neuartige Multimedia-Erlebnis. Wo immer Sie das Auge des Bullen sehen!
Wie’s geht? Umblättern auf Seite 7 oder gleich ins Internet: de.redbulletin.com/print2.0
kunde
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Die Welt von Red Bull im Juni Vom Rocken in korrekter Haltung, Kicken ohne Rassenhass, BMXen in Mekka und dem magischen Staub im Motorsport: einfach abheben und Grenzen überschreiten.
Bullevard
08 Kainraths Kalenderblatt 10 Fotos des Monats
16 Bullevard Beflügeltes in kleinen Dosen. 20 Slash Einer der letzten Ritter des Rock ’n’ Roll und seine Welt. 24 Einst & Jetzt Wenn der Berg ruft, geht’s immer noch ums Raufkommen. Nur die Ausrüstung ist raffinierter geworden.
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26 Penélope Cruz Die spanische Film-Diva im GanzkörperCheck.
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28 Formelsammlung Wieso – physikalisch betrachtet – ein Schwimmer schwimmt. 30 Die Zahlen des Monats Von 2 auf 370 oder die Faszination des Red Bull Air Race, in Ziffern aufbereitet.
Heroes
34 Steffi Laier hat eine simple Renntaktik: Vorneweg fahren und sich dem Verkehr entziehen. Darum ist sie jetzt Motocross-Weltmeisterin.
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36 Carl Craig flog zwar von der Schule, erfand dafür aber Drum ’n’ Bass, erneuerte den Jazz und ist die Kultfigur der Techno-Szene. 40 Lionel Messi ist die Quintessenz Argentiniens. Und schlicht der beste Fußballer der Welt. 44 Gary Fisher hat’s zwar nur beinahe erfunden, ist aber dennoch der Vater des Mountainbikes. 48 Keith Richards ist ein Überlebender, sagt Schriftsteller Michael Köhlmeier und erklärt den Mythos. 6
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i n h a lt
Action
54 Auf heiligem Boden Wie BMX-Profi Senad Grosic seinen Sport nach Saudi-Arabien brachte. 58 Das Spiel ohne Grenzen 7. Juli 1992: der Tag, an dem Südafrika das Match gegen die Apartheid gewann.
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bilder: adidas, Emily Shur, Getty Images, Jiří Křenek/Red Bull Photofiles, Nizar Muzain, norman konrad, Ray Demski/Red Bull Photofiles illustration: albert exergian
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64 Ohne Maske Ein Interview mit der polnischen Weltklasse-Fechterin Sylwia Gruchała. 70 Legende der Leidenschaft Lokalaugenschein beim F1-Team mit dem großen Herzen: der Scuderia Toro Rosso.
More Body & Mind
78 Bjørn Dunkerbeck Die Windsurf-Ikone gab im Hangar-7 ein Interview ganz auf dem Trockenen. 79 Küchengeheimnisse Die thailändische Star-Köchin Supanut Khanarak lüftet drei von ihren. 80 leichtes Gepäck Felix Baumgartner zeigt uns die Dinge, ohne die er nie das Haus verlässt. 82 Dress like a Star Die jungen Stars der britischen Modeszene. 84 Street dance für alle In einem böhmischen Dorf wird Tanzen in freier Natur gelehrt. 86 Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV. 88 Hot Spots Was rund um die Welt los ist. 90 Die Macht der Nacht Live aus Köln, Stockholm, Wien und Jo’burg. 98 Geist mit Körper Christian Ankowitschs Kolumne belebt.
the red Bulletin Print 2.0 Movies, Sounds, Animationen in Ihrem Red Bulletin. Überall, wo Sie dieses Zeichen sehen. 1
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de.redbulletin.com/ print2.0 Im Browserfenster sehen Sie das MagazinCover. Klicken Sie auf „Starten Sie Bull’s Eye!“.
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Webcam zulassen Sie benötigen eine Webcam. Sollte sich ein Auswahlfenster öffnen, klicken Sie auf „Zulassen“.
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Red Bulletin vor die Webcam halten Es erwarten Sie Multimedia-Inhalte wie Movies, Soundfiles oder Animationen.
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K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t
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Print 2.0
de.redbulletin.com/print2.0 Take-off mit Red Bull-Kitesurfer Aaron Hadlow.
L e M o r n e , M au r i t i u s
Wasserfarbe Rund um die Insel Mauritius im Indischen Ozean greift die Natur herzhaft in den Farbtopf, und in der Lagune von Le Morne hat sie den Pinsel besonders freigiebig geschwungen. Am spektakulärsten erlebt man diese Pracht aus der Möwenperspek tive: Zu jeder Tageszeit zeigen das Meer, der flache Sandstrand und die Korallen eine andere Farbe, und zwischen Coolness und Kitsch liegt oft nur eine Welle. Der italieni sche Kitesurfer Simone Vannucci durfte sich hingegen nicht vom Drumherum ablenken lassen: Die Winde an der Südwestspitze von Mauritius blasen herzerfrischend, da tut Aufmerksamkeit Not. www.redbullsurfing.com
bild: Alberto Guglielmi/Red Bull Illume
Bullevard Befl端geltes in kleinen Dosen.
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bild: Ursula Sprecher & Andi Cortellini
BA s e l , S c h w e i z
Wasserlos Der Tauchclub Dintefisch ist im schweizeri schen Basel zu Hause. Trotz seines maritimen Namens tauchen die Mitglieder an so unexoti schen Revieren wie dem Tauchturm im Park haus Dreispitz und im Freibad in St. Jakob, dem Joggele. Oder im Gartenbad in Eglisee, das für diese Aufnahme allerdings von dem für das Tauchen wesentlichsten Element befreit wurde. Das Bild von Ursula Sprecher und Andi Cortel lini stammt aus einer Serie von Fotos, welche die Baseler Vereinsszene abbilden: Da finden sich dann auch Pfadfinder, Schachspieler, Gärtner, Ruderer und der Pudelclub.
P h o e n i x, USA
wasserspiegel
Die Bewässerungskanäle in Phoenix, Arizona, sind ein wun derbarer Spielplatz für die Skater der Stadt. Man – in diesem Fall der US-Profi Kevin „Spanky“ Long – hat seine Ruhe und eine glatt betonierte Halfpipe (na ja: beinahe Halfpipe und beinahe glatt). Hat die Sonne über Arizona noch ein bisschen Wasser übriggelassen, kann man sich beim Flip-Trick wie in einem Spiegel beobachten. Ein wenig erinnert uns die Sze nerie an den grandiosen Film „Lords of Dogtown“: Der schil dert, wie einige kalifornische Kids in den 1970er Jahren die leeren Pools von Venice Beach in L. A. in Skateparks verwan delten. Darunter waren zwei namens Tony Alva und Stacy Peralta, die das Brett und sich selbst berühmt machten. www.redbullskateboarding.com
Foto d e s m o n at s (2)
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bild: Fred Mortagne/Red Bull Illume
Igna ad modipsumsan venisl delit ulput autatin estie magnim dolore dolortionsed diat aute feum nonsequis nullamet nulla alit lorem nit alis esto eros dolum adio eui bla adiam, sequisit nulput praessit adip et, quat. Ut in exer sendipi smodole sequisim zzriliqui euiscilla足 ore eum nos esequis dunt laorperate et vulla feugiat. Ibh erit ilisi tem zzrilisit lutat. To dolorer at augiam doloborper se modolobore dolestrud min utpat, sumsandre ex exercilis nibh esto et utpatet, qui blan vulputa tionum volorem augiame tueraesed te delit ulput atuero do eu feugue min henis nostis do coreetuer inim adio enit wisi. Verortung Termin Weblink
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b u l l e va r d
Hopp Schwiiz! 600 Athleten aus 42 Teams auf einer die Schweiz in der Luft, zu Erde und Wasser querenden 1-Tages-Tour. Im Jahr 1931 hatten zwei Offiziere der Schweizer Gebirgstruppen, Othmar Gurtner und Fritz Erb, die Idee zu einem außergewöhnlichen Staffelbewerb durch die Schweiz: Läufer, Skifahrer, Radfahrer, Piloten, Motorrad- und Autorennfahrer sollten sich dabei abwechseln. Namensgeber wurde das „Herz der Schweizer Alpen“, das 3471 Meter hoch gelegene Jungfraujoch, der Verbindungsgrat zwischen den Bergen Mönch und Jungfrau. 2007, 68 Jahre nach deren letzter Aus tragung im Jahr 1939, erweckte Red Bull die Jungfrau-Stafette zu neuem Leben. Das Format blieb dasselbe, ebenso wie Ehrgeiz und Ambitionen der Sportler. Rund 600 Athleten – zum Teil erfolgreiche Spezialisten in ihren Diszplinen – bilden die 38 schweizerischen, die zwei österreichischen sowie je ein britisches und italienisches Team, die nun am 5. Juni 2010 an den Start gehen. Das Rennen ist nichts für Langschläfer: Der Bewerb beginnt um 7.00 Uhr früh am Rheinfall mit einem 51 Kilometer langen Radabschnitt. Die weitere Strecke führt, in 13 Disziplinen über insgesamt 538 Kilometer und 14 Etappen (siehe Kasten rechts), über das Jungfraujoch, durchs Wallis und die Zentralschweiz nach Zürich. Erstmals am Start: Schwimmer, die zwei Kilometer durch den Zugersee kraulen müssen, sowie Cross-Country-Biker, die nach 30 kräfteraubenden Kilometern das Staffelholz an die Schluss-(Cross)läufer übergeben. Die Schnellsten unter den Teilnehmern werden gegen 19.30 Uhr am Fuße des Üetlibergs nahe Zürich erwartet. Der Lohn für das Siegerteam ist die Trophäe des „Silbernen Adlers“.
Quer durch die Schweiz: mit historischen Motorrädern, Autos und Flugzeugen; zu Wasser und zu Lande; bergauf und bergab.
Red Bull Jungfrau-Stafette: 5. Juni 2010, Schweiz www.redbulljungfraustafette.com
Bilder des Monats
Moment mal!
Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird ein 30-Euro-Gutschein des Red Bull Shops verlost (Artikel auf www.redbullshop.com). Gewinnerin aus Heft 05/2010: Petra Binder
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Neu-Delhi Es müssen nicht immer PS-starke Bikes sein. Stuntbiker Chris Pfeiffer zeigt mit allem, was Räder hat, Kunststücke. Sundeep Gajjar
b u l l e va r d
Steuerfrau
Die Strecke Diese „Tour de Suisse“ besteht aus 14 Etappen. 1 Radsport 2 Streckenflug (hist. Flugzeuge) 3 Skifahren 4 Gletscherlauf 5 Berglauf 6 Gleitschirm 7 Downhill Mountainbiking 8 Motorradfahren (hist. Bikes) 9 Kayaking 10 Autofahren (hist. Fahrzeuge) 11 Streckenflug (hist. Flugzeuge) 12 Schwimmen 13 Cross Country Biking 14 Crosslauf
Salzburg
Bald ein neuer Fan von Red Bull Salzburg? Kevin Costner, Filmstar und neuerdings Musiker, zu Gast bei den Fußballern. Peter Franke
bilder: Alex Buschor/Red Bull Photofiles, Stefan Hunziker, Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles, Maienga, Hansueli Spitznagel/Red Bull Photofiles, Bernhard Spoettel/Red Bull Photofiles; Illustration: Heri Irawan
Eine Wüstenfahrt kann auch einem guten Zweck dienen.
Neuschwanstein Corinna Schwiegershausen inspiziert schon vorab die Streckenbedingungen für die Drachenflug-WM in Schwangau. Jörg Mitter
Als erste und einzige Österreicherinnen starteten Christa Volke und Susanne Kunz bei der 20. Ausgabe der Aïcha des Gazelles, einer Wüstenrallye nur für Frauen. (Nur für den Rallye-Dakar-erprobten Endurofahrer David Casteu und Beifahrer Eric Loizeau gab es eine Ausnahmegenehmigung.) In den acht Etappen durchs marokkanische Hinterland ging es 2500 Kilometer weit nicht um die schnellste Zeit, sondern um die kürzeste gefahrene Strecke zwischen den einzelnen Checkpoints. Navigiert wurde ohne GPS und andere technische Hilfsmittel, nur mit Kartenmaterial und Kompass. „Wir hatten drei Reifenpannen, mussten mit Sanddünen zurechtkommen und unser Auto selbst frei schaufeln – und das bei 35 Grad“, schildert Pilotin Volke, die ihren VW Touareg, ein ehemaliges Begleitfahrzeug der Rallye Dakar, dennoch unversehrt ins Ziel brachte. Und das mit gutem Gewissen: Mit den Einnahmen aus Sponsoren- und Start geldern werden Schulprojekte und Ärzteteams für Nomaden im Süden Marokkos finanziert. Informationen zur Rallye unter www.rallyeaichadesgazelles.com
Graz
Die Jungkonstrukteure nehmen mit ihrem Entwuf „jrX“ (90 PS bei 185 kg) am internationalen Formula-Student-Bewerb teil. FH Joanneum
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b u l l e va r d
Flügel, wie sie Dominic Schindler Creations aus da Vincis ursprünglichen Ideen ableiten, würden Sportarten wie Parkour vollends in die dritte Dimension abheben lassen. Auch einen Einsatz beim Freeskiing kann sich der Erfinder problemlos vorstellen.
Ein junger Designer holt sich Inspiration für Sportgeräte beim Genie der Renaissance. Dominic Schind ler, 29, entwirft in seinem Büro in Vorarlberg „Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine“. Das können Benut zeroberflächen für Industrie anlagen sein, Bagger, Snowmobile oder Waffen für einen Science-Fiction-Film: „Es ist wichtig, Dinge grundsätzlich in Frage zu stellen. Warum müssen Dinge
Cusco Wurde Filip Polc bei seiner Reise durch Peru vielleicht ein Tauschgeschäft – Alpaka gegen Mountainbike – vorgeschlagen? Sergio Urday 18
so aussehen, wie wir es gewohnt sind? Design darf nicht bei der äußeren Form stehen bleiben.“ Dominic Schindler hat bei den Großen der Branche gelernt, kein Geringerer als Matteo Thun war sein Men tor. Er hat 55-Meter-Yachten für Wally entworfen oder ein Champagnerlabel für Gérard Depardieu. Der Mann versteht es offenbar, unvoreingenommen an Dinge heranzugehen und sie völlig neu zu den ken. Inspirationen gibt es überall. Und manche Ideen kann man nicht verbessern – nur ihre Ausführung. So ist es auch zur obigen „Fingerübung“ gekommen, einer Neuinterpretation von Leonardo da Vincis
Mexiko Gustavo Vildosola bedankt sich bei 42.000 Zuschauern für die unglaubliche Stimmung in der Stierkampfarena. Daniel Kolodin, Red Bull X-Fighters
Fluggerät. „Leonardos Entwurf ist damals nur wegen der Materialien nicht geflogen: Holz, Leder, Pergament. Heute haben wir ja ganz andere technische Voraussetzun gen.“ Sollte sich jemand an die Produktion wagen: Es gibt eine To-do-Liste, die abge arbeitet werden muss. An ein Scheitern ist jedenfalls nicht gedacht. www.dominicschindler.com
Port of Spain Daniel Dhers, zweifacher X-GamesGoldmedaillengewinner, lud in Trinidad und Tobago zum BMXWorkshop. Frédéric Dubray, Red Bull Under My Wings
bilder: Reinhard Fasching/sfh bildkommunikation, SSPL/Science Museum
Fliegen wie da Vinci
b u l l e va r d
Benzin im Blut ie ser s e e5
Motocross-Legende Heinz Kinigadner und Sebastian Vettel geben Vollgas.
Th
FuSSball 2020
Nicht ohne meine Vuvuzela: der Fans gewöhnungs bedürftiges Accessoire.
Text Fussball 2010: Andreas Jaros; Bilder: Getty Images
Wie alle Welt den Fußball verändert: Sechs Thesen zur Zukunft des globalen Sports Nr. 1. These 5: Fußball besiegt Hooliganismus. Der Kampf ist erbittert – aber die Guten scheinen sich durchzusetzen. Durch immer aufwendigere Überwachungstechnik in immer moderneren Stadien und infolge psychologisch fein abgestimmter Fanarbeit der modernen Vereine ist der risikolose Matchbesuch der gesamten Familie in den meisten Ländern bereits – zumindest ansatzweise – Realität. Wie friedlich das Dasein als Fußballfan sein kann, zeigt ausgerechnet WM-Gastgeber Südafrika. Es gibt weltweit kein Land, in dem halbwegs seriöse Statistiken eine größere Zahl von Gewaltdelikten ausweisen. Doch in Fußballstadien „ist Hooliganismus bei uns ein Fremdwort“, betont Tumi Makgabo, TV-Anchorwoman
Wien
Wie Spider-Man. Die Freerunner setzten die Gesetze der Schwerkraft scheinbar außer Kraft. Erwin Polanc, Red Bull Art of Motion
aus Johannesburg mit CNN-Vergangenheit. „Das Schöne an den Matches hier ist das fröhliche Miteinander: Da sitzen die Anhänger der Sundowns einträchtig neben jenen der Pirates.“ Während der WM freilich wollen sich die Organisatoren nicht allein auf die völkerverbindende Kraft der Vuvuzelas verlassen: Ein Teil des Maßnahmenkatalogs zur Sicherheit während der WM soll die aus aller Welt anreisenden Fangruppen nicht nur vor der Kriminalität außerhalb der südafrikanischen Stadien schützen, sondern sie innerhalb der Stadien vor Dummheiten bewahren.
Einmal jährlich wird das beschauliche Örtchen Uderns im Zillertal zur Pilgerstätte für wahre Benzinbrüder. Heinz Kinigadner lud zum fünften Mal zu „Kinis Fullgas Day“. Der Name ist Programm: Alles, was Räder hat, ordentliche Power besitzt, schnell ist oder Lärm macht, findet man bei dieser Motorsportausstellung: Formel-1- und DTM-Boliden, DakarTrucks, Flugzeuge und Hubschrauber sowie – natürlich! – Zweiräder. Mitten unter die 15.000 Besucher, denen eine Flugshow der Flying Bulls und eine spektakuläre MX-Freestyle-Demonstration geboten wurde, mischten sich auch zahlreiche (Motor)sportgrößen wie Trial-Weltmeister Adam Raga, Gerhard Berger und Stammgast Sebastian Vettel (Bild). „Beim Fullgas Day kann ich Nütz liches mit Angenehmem verbinden – auf Wings for Life aufmerksam machen und Freunde treffen“, so der deutsche Formel‑1-Jungstar. Der gesamte Erlös des Wochenendes kommt der Stiftung zur Heilung von Querschnittslähmung zugute. Das Video vom Event: redbull.de/fullgas www.wingsforlife.com
19. FIFA Fußball-Weltmeisterschaft: 11. Juni bis 11. Juli 2010, Südafrika
Sarajevo Die besten heimischen Hip-Hop-Künstler duel- Wien Hagara/Steinacher testen mit ihrer inter lierten sich vor 800 Zuschauern mit spannenden Wortgefechten. nationalen Crew auf der Donau für den Auftakt der Predrag Vucˇkovic´, Red Bull MC Battle Extreme Sailing Series Europe. Jürgen Skarwan 19
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Meine Welt
Slash
Er ist die Coolness in Person, der letzte Ritter des Rock ’n’ Roll: Slash. Ein Blick unter den Zylinder des zweitbesten Gitarristen aller Zeiten.
1965 in Stoke-onGeboren wurde Saul Hudson laufen konnte, er r bevo on Sch . land Trent, Eng ft: Mutter schä wge hatte er einen Fuß im Sho designerin tüm Kos als itete arbe son Ola Hud Vater entfür Stars wie David Bowie, sein ng You Neil für over tenc warf Plat und Joni Mitchell. Seinen Spitznamen Slash erhielt er von US-Schauspieler Seymour Cassel.
Whatever, dude 1992 ist Guns N’ Roses die größte Rock-Band der Welt. Über 70 Millionen verkaufte Alben, eine 28-monatige Welttournee, Axl Rose und Slash als Duo infernal des Rock ’n’ Roll. 1996 verlässt Slash die Band, seitdem haben die Frontmänner kein Wort mehr gewechselt. Kürzlich bezeichnete Rose seinen Ex-Gitarristen als Krebsgeschwür. Slashs lakonische Replik: „Whatever, dude.“
Baby & Snakes
Südliche Burmesische Pythons, das: con Ana , oas arb Madagask te sich teil gen Mit zirka 80 Schlan Haus n sei ber bha nlie tilie der Rep den Lei e in Los Angeles. Ein 1995 schaft, wegen der Slash Magaam Cover des „Reptile“erste zins landete und seine kepit Solo-Band Slash’s Sna er allertaufte. Eine Passion, die sste. Der Grund: mu en dings 2002 aufgeb kam auf die Welt. don Lon n Soh ter Sein ers
Rock-’n ’-Roll-I ns
ig ni en
Lockenmähne, Sonnenbril le, Zigarette im Mundwinkel, Zylinder. Slashs Out fit ist so legendär wie seine schnellen Finger. Sei nen ersten Zylinder hat der Gitarrist im Mode-Sho p Retail Slut in Melrose, L. A., mitgehen lassen, als Hutschnur diente ihm ein abgeschnittener Silb ergürtel. Und seit er ihn am Backcover des Guns-N ’-Roses-Debütalbums „Appetite for Destruction “ getragen hat, gibt’s kaum ein Slash-Foto ohn e.
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Mit Lenny im Pausenhof
Slash drückte die Schulbank mit einem Typen namens Leonard Kravitz. Und obwohl beide bereits damals Musik machten, kannten sie sich kaum. „Slash war der Typ, der immer cool im Flur herumhing“, sagt Kravitz. Erst 1991 fanden die beiden zueinander. Zumindest musikalisch. Als Slash bei Kravitz’ Hit „Always on the Run“ Gitarre spielte.
Wilde Jahre „Ich hab den Alkohol als Zwölfjähriger entdeckt“, sagte Slash 1988, „und ich liebe es zu trinken. Mindestens eine Flasche Jack Daniel’s pro Tag.“ Wovon sich das TV-Publikum 1990 ein Bild machen konnte, als Slash bei der AmericanMusic-Award-Verleihung die Trophäe gelinde gesagt übermütig entgegennahm. Seither werden Award-Shows im Fernsehen zeitverzögert ausgestrahlt.
Pilgerreis e zu m Regenbog en
Was dem Elvis-Fan sein Gra celand, ist dem GNR-Anhänger das Rainbow Bar & Grill am Sunset Strip in Los Angeles. Nicht nur, dass das Video zu den GNRSingles „Estranged“ und „November Rain“ hier gedreht wurde, hat Slash dort auch seinen Stamm tisch, darüber seine Les-Paul- Gitarre und signierte Fot os. Ob er persönlich öfter in der Bar vorbeischaut? Der Besitzer sagt ja.
Der Tag des Gitarrengotts
Seit August ist es offiziell: Slash ist – laut US-Magazin „Time“ – nach Jimi Hendrix der beste Gitarrist aller Zeiten. Einen Stern auf dem Rock Walk of Fame und ein eigenes Modell seiner Gibson Les Paul hatte er vorher schon. Dass der 26. August 2010 in Hollywood offiziell zum „Slash Day“ erklärt wird, dürfte aber selbst einem Gitarrengott schmeicheln.
Mit Fergie auf Solopfaden Sein erstes richtiges Soloalbum veröffentlichte Slash im April 2010. Allerdings mit prominenten Gästen: Iggy Pop ist dabei, Chris Cornell, Kid Rock, Ozzy Osbourne. Und Popsternchen Fergie. Ein Versehen? Keineswegs. „Bei einer gemein samen Jamsession hat sie mal ‚Black Dog‘ von Led Zeppelin angestimmt. Ich war hin und weg. Sie hat eine phantastische Stimme. Was bei den Black Eyed Peas halt leider oft nicht ganz zur Geltung kommt.“ Aktuelles Album: „Slash“ (Roadrunner Rec.) Slash live: Rock am Ring/Rock im Park 3. bis 6. Juni 2010, Nürnberg
text: florian obkircher; illustration: lie-ins and tigers
t Vo n der Mutterbrus ht lic en mp ins Ra
B u l l e va r d
Netzwerkbericht
Als fliegender CommunityReporter zum Red Bull Air Race.
Vom Vintage verweht
Bilder: Russell Cheyne/AP Images/Red Bull Photofiles, Sven Sindt
Dendemann ist Deutschlands schärfste Zunge. Neuerdings reichert er seinen Hip-Hop mit Rock-Beats an und beantwortet hier unsere brennenden Fragen. Wer waren deine liebsten Rockbands als Teenager (egal wie peinlich)? Iron Maiden, Anthrax, Ozzy Osbourne. Spielst du ein Instrument? Maultrommel. Warst du in der Schule der Klassenclown? Natürlich nicht. Würdest du gern mal eine Cameo-Rolle in einem (guten) Film spielen? Nein, Cameo hat gute Platten gemacht, aber jetzt gleich sein Leben zu verfilmen, und dann auch noch mit mir, wäre vielleicht zu viel des Guten. Adriano Celentano gilt als dein persönlicher Held. Wann kommt deine Cover-Platte mit deutschen Celentano-Songs? Haben uns die Toten Hosen nicht schon vor langer Zeit einen Strich durch die Azzurro-Rechnung gemacht? Wann bist du von zu Hause ausgezogen? Nach dem Zivildienst. Wie fühlt sich Hip-Hop in Röhrenjeans an? Tight, Alter!
Wenn Rock-Beats, warum nicht mit einer richtigen Band? Genau die Frage habe ich mir vor einem Jahr auch gestellt und daraufhin beschlossen, meine RockBeats vom Moses-Schneider-Orchester einspielen zu lassen. Meine Live-Band ist natürlich auch erste Kajüte. Sind Gitarrensoli generell überbewertet? Nur vom Solisten selbst. Die drei besten Riffs der Welt? Ich hab gehört, das Great Barrier soll ziemlich konkurrenzlos sein. „Blue Orchid“ von den White Stripes ist aber auch ganz gut. Zu „Walk This Way“ (von Aerosmith vs. Run DMC) vor dem Fernseher abgerockt? Nee, eher „Electric Boogie“ mit Eisi Gulp (ZDFJugend-TV-Moderator der 80er; Anm.) geübt. Was verbirgt sich hinter Rick Rubins Bart? Der vierte Beastie Boy.
Wer ein Red Bull Air Race hautnah mit erleben möchte, kann sich für einen besonderen Nebenjob bewerben: als Social Media Reporter. Wesentlichste Voraussetzung neben Reiselust ist, ein großes soziales Netzwerk auf Plattformen wie studiVZ, Facebook oder Twitter zu haben. Über dieses soll mittels Blogs live von den Rennschauplätzen über die Stimmung und Faszination rund um das Motorsport spektakel berichtet werden. Der Red Bull Air Race-Reporter wird als Journalist akkreditiert und hat somit Zugang zu allen wichtigen Bereichen. Er (bzw. sie) erhält die Möglichkeit, mit den Piloten zu sprechen oder beim Pit Lane Walk den Mechanikern über die Schulter zu schauen. Daneben bleibt noch Zeit, die interessanten Host-Cities zu erkunden. Für die letzten drei Austragungsorte (Lausitz 7./8. August, Budapest 19./20. August, Lissabon 4./5. September) kann man sich weiterhin auf www.studiVZ. net/redbull bewerben. Der Reporter wird vier Wochen vor dem jeweiligen Rennen bekannt gegeben. Anmeldung zum Red Bull Air RaceReporter auf www.studiVZ.net/redbull
Dendemanns neues Album „Vom Vintage verweht“ ist Anfang April auf Yo Mama erschienen
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b u l l e va r d
Briefe an die Redaktion. Kompliment für Eure Ge schichten, aber das Stärkste in der letzten Nummer waren die Porträtfotos der Helden: Teri Gender Bender, Seb Vettel, Khotso Mokoena und Rachel Atherton – echt scharf! Jörg Thalheimer, per E-Mail Der Artikel zum Thema „Afri can Arenas“ trifft die Situa tion nicht. Natürlich gibt es Fußballplätze in Afrika, die aussehen wie Ziegenweiden, doch gleichzeitig gibt es viele in extrem gutem Zustand, speziell in Südafrika. Tex Collins, per E-Mail
kurz & dennoch einzigartig Erfolgreiche Athleten des Monats bei ballverliebtem Brettgeflüster. Der Norweger Anders „Azun“ Solum, 27, setzte sich im Red Bull Street Style-Weltfinale in Kapstadt schließlich gegen Lokalmatador Kamal Ranchod (RSA) durch.
Red Bull Salzburg sicherte sich im letzten Spiel Österreichs Meis tertitel. Ebenfalls Meister und Aufsteige r in die vierte deutsche Liga: RB Leip zig.
Big-Wave-Surferin Maya Gabeira (BRA), 23, gewann bei den Billabong XXL Awards zum vierten Mal in Folge in der Kategorie „Best Female Performance“.
Ivan Origone (ITA, links), 23, belegte Platz 2 beim Speed-Ski-Finale in Verbier (FRA) und somit Rang 2 im Gesamtweltcup hinter seinem Bruder Simone, 30.
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Ihr Red Bulletin ist wirklich sehr interessant und vielfältig. Besonders gern habe ich die Kolumne von Christian Anko witsch – sehr informativ und humorvoll. Christine Fleck, per E-Mail Die Mai-Ausgabe ist Ihre bis her beste, von niemand zu übertreffen, Gratulation und weiter so! Vielen Dank für so viel Spektakuläres und Atem beraubendes. Peter Neumann, per E-Mail
Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-CollinStraße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E‑Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.
Bilder: Brian Bielmann/Red Bull Photofiles, Gepa Pictures, Paolo Sartore, Dean Treml/Red Bull Photofiles
Unser Fotograf Thomas Hoeffgen wollte vor allem eines zeigen: dass die Lust am Spiel nicht abhängig ist von der Qualität des Untergrunds. Und das ist ihm zweifellos gelungen. Die Red.
kunde
B u l l e va r d
EINST UND JETZT
wenn der berg ruft
Es geht immer noch ums Raufkommen, doch die Antworten der Alpinisten sind in den letzten Jahrzehnten raffinierter geworden.
Der Rucksack aus Leinen, das Kletterseil aus Hanf, die Schuhe aus Leder mit Nägeln an den Sohlen, der Pickel mit einfachem Holzstiel, Klemmkeile aus Holz, oft selbst geschmiedete Karabiner, Haken und Eisnägel, eine Karbidlampe für die Nacht, statt eines Helms ein Filzhut. Es ist erstaunlich, mit welch im Vergleich zur Jetztzeit lächerlich 24
anmutender Ausrüstung unsere Vorväter in die Berge gingen und sich daranmachten, Gipfel und Wände zu bezwingen. Passte das Wetter, war das Wagnis ja noch kalkulkierbar. Schlug das Wetter jedoch um, verwandelten sich die Touren oft in einen Kampf auf Leben und Tod: Die Hanfseile froren zu störrischen Stricken, die durchnässten Schuhe fanden
auf dem Fels kaum Halt, und im von Regen und Schnee aufgeweichten Rucksack wurde die Verpflegung zu einer wenig appetitlichen Masse. Und dennoch: Der erste Achttausender, die Annapurna in Nepal, wurde 1950 und damit in der Vor-Gore-Tex-Zeit bestiegen. Historische Kletterausrüstung: zu besichtigen im Alpineum Hinterstoder (AUT), www.alpineum.at
Text: robert sperl
Leinen & Loden ca. 1930
Bilder: kurt keinrath
Technologie & Teflon 2010 State of the Art bei alpinistischer Ausrüstung sind ein wasserdichter Nylon-Rucksack mit integriertem Alurahmen (dieser wiegt nur 2,46 kg), teflonbeschichtete Seile, Eis pickel mit Leichtmetallgriff und mit Haue aus heißgeschmiedetem Stahl, Klemmkeile aus Leichtmetall-Legierung, Karabiner und Abseilachter ebenfalls aus Leichtmetall-
Legierung, eine LED-Stirnlampe mit bis zu 450 Stunden Leuchtdauer und der ultraleichte Kunststoffhelm mit Schläge absorbierendem EPS-Kern. Ein gutes Beispiel dafür, wie Ausrüstungsgegenstände Bergsteigern auf den Leib (bzw. den Fuß) geschneidert werden, sind die Mamook-GTx-Bergschuhe von Mammut. Durch die schlaue Kombination
aus steifen Außen- und weichen Innenmaterialien lassen sich ansonsten schwer vereinbare Eigenschaften wie Tragekomfort und Steigeisenfestigkeit erzielen (bei nur 1,6 kg Gewicht). Besonders clever: ein asymmetrisches 3-Zonen-Schnürsystem, das Blasen verhindert, noch ehe sie entstehen. www.mammut.ch
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Mein Körper und ich
Penélope Cruz
In „Sex and the City II“ sorgt die Spanierin gerade für Eifersuchtsszenen. Kein Wunder bei diesem Traumkörper, den sie lediglich mit viel Tanz, Schlaf und Wasser in Form hält.
Diese Frisur hält
„Ich halte mich nicht für schön“, stapelt Cruz gerne tief. Logisch, dass sie ungern Beautytipps gibt: „Da fragen Sie die falsche Person. Privat trage ich nie Makeup. Außerdem liebe ich verstrubbelte Haare, Jeans und weite T-Shirts. Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag barfuß laufen.“ Uneitel gibt sie sich auch in ihren Filmen: „Es ist mir nicht wichtig, gut auszusehen. Gott sei Dank habe ich einen sehr wandlungsfähigen und formbaren Körper.“
Pi n-Up-G ir l
sexy zu sein, mit Penélope Cruz liebt es, ein Problem. Nur als sie Nacktrollen aber hat t. e Ausnahme gemach Teenager hatte sie ein r viel seh sie gte zei ón“ Im Film „Jamón, jam ht de: „Das ist mir gar nic Haut – eine Jugendsün h nicht noc r wa ich , ube gla gut bekommen. Ich Zeit Probleme, mir den reif dafür, hatte lange dem wurde ich von den ßer Film anzusehen. Au kt, eine Schublade gestec Produzenten danach in ja kein llte wo Ich . llte wo n in der ich nicht sei ondern Schauspielerin.“ Pin-up-Girl werden, s
Schönheitsschlaf
Auf Wundermittel kann Penélope Cruz getrost verzich ten. Für ihren frischen Teint reichen viel Schlaf („neun Trai Stunden“) und viel Wasser: „Vor Jahren hat mir ein . ner eingebläut, am Tag mindestens 1,5 Liter zu trinken Ener mehr mit geht und r Hunge r Dann hat man wenige .“ gie durch den Tag. Die Power von Wasser ist enorm
Bis aufs Blut
Durchhalten, auch wenn’s weh tut, hieß es am Set von „Nine“. Da musste sie ewig lang an Seilen herumturnen, die Folge waren blutige Abschür fungen. Für Cruz allerdings eine Auszeichnung: „Ich wollte nicht, dass die Spuren vom Training verschwinden – sie waren meine kleinen Medaillen! Den Schmerz hab ich gar nicht mehr gespürt.“
Tanz dich frei
„Meine Eltern haben mich in die Ballettschule geschickt, weil ich als Kind so viel Energie hatte. Nachdem ich dort zwei Stunden lang geschwitzt hatte, war ich für sie leichter zu bändigen.“ Der Sport wurde für die Spanierin zu einer Art Sucht faktor. Cruz studierte später auch Tanz am spanischen Nationalkonservatorium.
Da s Bo ot ist vo ll
Penélope Cruz sportelt am liebs ten in Gesellschaft: „Ich radle gern mit Freunden am Strand entlang. Allein rumstrampeln ist nervig. Wenn ich mich mit Freunden austauschen kan n, ist es für mich ein guter Sporttag.“ Als Spanier in liebt sie natür lich das Meer – und nutzt es für Gruppenausflüge mit dem Kajak.
Penélope Cruz hat ein auffälliges Tattoo an ihrem Knöchel – die mysteriöse Zahlenkombi nation „883“. Eine Reverenz an die HarleyDavidson Sportster 883? Ein Tribut an eine spanische Band aus ihrer Jugendzeit? Nichts dergleichen! Des Rätsels Lösung: Die Acht und die Drei sind schlicht und einfach die Lieblingszahlen der Schauspielerin!
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En Vogue In der Mai-Ausgabe der französischen „Vogue“ versuchte sich Cruz als Gast autorin. Zum Dank druckte man gleich drei verschiedene Cover mit ihr, auf denen sie mit Freunden wie Bono Vox und Meryl Streep posiert – teilweise sogar oben ohne. Die Käufer durften selbst entscheiden, wie sie Penélope am liebsten auf dem Coffeetable ablegen möchten.
„Sex and the City 2“: derzeit im Kino
Text: Karin Lehner; bild: REUTERS/The Weinstein Co.
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Burger Queen
Vom Hungern hält die Madrilenin nichts. „Wenn ich könnte, würde ich all diese Teenagermagazine zusperren, die junge Mädchen zu Diäten ermutigen. Wer sagt denn, dass man dünn sein muss, um hübsch zu sein?“ Also stärkte sich Cruz vor den Oscars 2009 (Beste Neben darstellerin) bei der Imbisskette „In-NOut“ mit einem doppelten Burger. „Was ist daran so überraschend?“, entgegnete sie der Presse, die sich begeistert darauf gestürzt hatte.
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Must-haves!
1 evil eye pro limited edition Zum zehnjährigen Jubiläum bringt adidas eyewear die „ltd 10“-Sonderedition heraus, die nur im Jubiläumsjahr in den drei Siegerfarben Gold, Silber und Bronze erhältlich ist. Dieses Topmodell verfügt über das Quick Release Hinge System, das die Bügel bei einem Sturz vom Rahmen löst, eine dreistufige Bügeleinstellung und zweifach verstellbare Nasenpads, ein abnehmbares Schweißpolster und orangefarbene Ersatzfilter für diffuses Wetter. Für Fehlsichtige kann die Bikebrille mit dem optischen Einsatz von adidas eyewear, dem Performance Insert™, ergänzt werden.
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www.adidas.com/eyewear 2 Vossen Asia Energy Collection Die neue Vossen Handtuchkollektion im stylischen Asia-Design gibt es in opulenten Farben. Dank der neuen AIR-pillow Produktionstechnik erhalten die Handtücher eine einzigartige Faserstruktur in den Frottierschlingen für ein besonders anregendes und angenehmes Gefühl auf der Haut.
www.vossen.com
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3 Mammut Adamello Jacket Leicht, flexibel und robust: die neue GORE-TEX® Pro Shell Jacke für anspruchsvolle Alpinistinnen. Optimale Bewegungsfreiheit durch neue, konstruktive Lösungen, perfekt einstellbare Kapuze – die leichte Jacke für schwere Ziele.
www.mammut.ch
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4 SIGG ECO Collection 2010 – die Zukunft ist grün Wiederverwertung ist gut – aber Wiederverwendung ist noch besser! Milliarden an Einwegflaschen aus Plastik verschmutzen die Umwelt. Mit den wiederverwendbaren SIGG Bottles kann dieser Abfallberg auf clevere und einfache Weise reduziert werden. GREEN IS THE NEW BLACK.
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5 TIM LEATHERMAN … ES GIBT IHN WIRKLICH Tim Leatherman, Erfinder der Leatherman Produkte, kommt am 17. Juni 2010 erstmals nach Österreich und signiert zwischen 10.00 und 12.00 sowie 14.00 und 16.00 Uhr Ihren persönlichen Leatherman im neuen LEATHERMAN Shop in der Mannersdorfer Straße 29, 2451 Hof am Leithaberge (direkt an der B15). Nähere Informationen zum Super Tool 300, zur Autogrammstunde und allen anderen Produkten finden Sie auf:
www.leatherman.at
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6 MAG-LITE® XL100 MAG-LITE® präsentiert mit der XL100 eine Taschenlampe im Tactical Design. Der elek tronische Multifunktionsschalter ermöglicht fünf verschiedene Leuchtmodi und kann gegen ungewollte Benutzung verriegelt werden. Neben dem Drücken oder Drückenund-Halten des Endkappenschalters genügt eine leichte Drehung des Handgelenks nach links oder rechts, um die Einstellungen von Helligkeit, Blitzfrequenz und Signaldauer individuell zu steuern. Die letzte Einstellung der Helligkeit bleibt gespeichert.
www.maglite.at
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Jan Frodeno, deutscher WeltklasseTriathlet und Olympiasieger von 2008, ist so nett und steht uns als Versuchssubjekt für unsere Physikstunde zur Verfügung.
Formelsammlung
Zug um Zug
Wieso schwimmt ein Schwimmer eigentlich? Wieso geht’s ohne Reibung gar nicht – und wieso geht’s dann mit weniger Reibung trotzdem besser? Unser Physiker* mit Erkenntnissen rund um Auftrieb, Antrieb und Strömungsabriss.
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Beim Gehen und Laufen ist es die Reibung mit dem Untergrund, die wir nutzen, um uns vorwärts zu bewegen. Der Luftwiderstand spielt bei niedrigen Geschwindigkeiten keine Rolle. Beim Schwimmen ist das ähnlich, freilich mit weniger Reibung, die für den Antrieb verwendet werden kann – und mehr Reibung, die dem Vorwärtsstreben des Sportlers Widerstand entgegensetzt. Im Detail sieht das so aus: Der Vortrieb wird durch die Wechselwirkung des Schwimmers mit dem beweglichen Medium Wasser erzeugt. Schwimmer nutzen Auftrieb und Reibung, um sich tatsächlich nach vorne zu ziehen. Die Summe der Auftriebskraft L und der Reibungskraft D gibt die Antriebskraft Fp. Während eines Schwimmzugs ändert der Schwimmer die Geschwindigkeit und den Anstellwinkel der Handfläche so, dass die Antriebskraft immer nach vorne gerichtet ist. Die Reibung ist also notwendig, um den Vortrieb zu erzeugen,
bild: bernhard spöttel; illustration: mandy Fischer
andererseits bremst die Reibung die Vorwärtsbewegung. Bei konstanter Geschwindigkeit müssen sich die Vortriebskraft und die Reibungskraft das Gleichgewicht halten. Die Reibungskraft ist proportional zum Reibungskoeffizienten, zur Dichte des Wassers, zur Querschnittsfläche des Schwimmers, A, und dem Quadrat der Geschwindigkeit v². Wieso macht ein Anzug mit sogenannter Haifischhaut einen Schwimmer schneller? (Um etwa 2 %, wie erfahrene Schwimmtrainer übereinstimmen.) Auch darauf weiß die Physik Antwort. Um zu verstehen, wie ein solcher Schwimmanzug die Reibung reduziert, müssen wir die Wasserströmung um einen Körper betrachten. Wir nehmen an, dass sich der Körper in Ruhe befindet, und betrachten die Geschwindigkeit des vorbeiströmenden Wassers. Wasserteilchen nahe der Oberfläche werden durch die Reibung abgebremst. Teilchen, die weiter von der Oberfläche
entfernt sind, bewegen sich schneller; sie bewegen sich mehr geradlinig, anstatt der Kontur des Körpers zu folgen. An einem bestimmten Punkt reißt die Strömung ab. Hinter dem Abrisspunkt kehren die Teilchen in der Nähe der Oberfläche ihre Geschwindigkeit um. Dadurch entsteht ein Druckunterschied zwischen der Vorderseite und der Rückseite des Körpers – die sogenannte Druckreibung. Die spezielle Oberfläche des Schwimmanzugs – aus V-förmigen Graten und kleinen Wirbelgeneratoren – durchmischt die weiter entfernten schnellen Teilchen mit den lang samen Teilchen nahe der Oberfläche. Dadurch wird der Abriss der Strömung unterdrückt und die Reibung reduziert – und neuen Rekorden steht nichts mehr im Wege. * Prof. Thomas Schrefl unterrichtet und forscht an der Fachhochschule St. Pölten, Niederösterreich, und an der Universität Sheffield, Großbritannien.
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Zahlen des Monats
In der Luft: fünfzehn der talentiertesten Piloten der Welt. Am Boden mit offenem Mund staunend: hunderttausende Zuschauer in sieben Metropolen und an einer Rennstrecke.
Erfolgreichster Red Bull Air Race-Pilot ist Paul Bonhomme mit elf Rennsiegen. Der Brite, seit der Premiere 2005 mit dabei, musste einige Jahre auf seinen ersten WM-Titel warten. In der Saison 2007 entschied etwa bei gleicher Punkte- und Siegbilanz am Ende ein 2. Platz von Mike Mangold bei den Eliminationsrunden in Porto zugunsten des Amerikaners. Sein Vorsprung auf Bonhomme: 0,43 Sekunden. Auch 2008 wurde Bonhomme Vizeweltmeister, hinter Hannes Arch. Ein Jahr später drehte der „Gentleman“ das Ergebnis um und holte sich seinen ersten Titel.
12 Bis zu 12g, dem Zwölffachen der Erdanziehung, dürfen sich die Piloten bei ihren Manövern aussetzen, darüber droht die Disqualifikation. Damit wiegt ein 80-Kilo-Mann plötzlich rund eine Tonne. Bei untrainierten Personen führen bereits 6g zu Sehstörungen oder Bewusstlosigkeit. Für die gut trainierten 15 Air R ace-Piloten mit ihrer Flugerfahrung ist das aber kein Problem. So bringt es der diesjährige Rookie Adilson Kindlemann (BRA) bereits auf 11.000 Airline-Flugstunden und 1200 weitere im Kunstflug.
99 Wie in vielen Sport arten verbindet einige Piloten etwas mit ihrer Startnummer. In der NHL unmöglich (weil für die Liga gesperrt), trägt Michael Goulians (USA) Flugzeug die Nummer 99, zu Ehren von Eishockeylegende Wayne Gretzky. Die Startnummer von Matt Hall (AUS) bestimmte sein Sohn, ein großer Fan des Rennautos Lightning McQueen (#95) aus dem Animationsfilm „Cars“. Alejandro Maclean (ESP) addierte einfach die Geburtstage seiner beiden Söhne zur Nummer 36.
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Präzision ist oberstes Gebot. Mit bis zu 370 km/h geht es mit den 540 kg leichten und rund 340 PS starken Flugzeugen durch die 20 Meter hohen und 10 bis 13 Meter breiten Air Gates – wenig Platz angesichts einer Flügelspannweite von knapp 7,5 Metern. Die Pylonen werden aus 220 m² modernstem Spinnaker-Material gefertigt und mit 70 m³ Luft (entspricht rund 1500 Luftballons) gefüllt. Sollte ein Pylon beschädigt werden, reparieren die „Air Gators“ diesen binnen zwei bis drei Minuten.
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Bei den 31. Annual Sports Emmy Awards, den „Oscars“ der Sport-Fernsehberichterstattung, wurde die TV-Übertragung der Red Bull Air RaceWeltmeisterschaft in der Kategorie „Outstanding Technical Team Remote“ ausgezeichnet – zum zweiten Mal in Folge. Im Vorjahr wurden die spektakulären Bilder über 270 Millionen TV-Kon sumenten in 183 Ländern in High Definition nach Hause geliefert.
400 Ein Red Bull Air Race ist ein enormer logistischer Aufwand. Ein 400-köpfiges Team sorgt für den reibungslosen Ablauf. 14 Tage vor einem Rennen beginnt der Aufbau der Infrastruktur. 400 Tonnen Material für Race Tower, Air Gates, elektronische Ausrüstung oder Flugzeughangars werden in 71 Containern angeliefert. Der Transport erfolgt per Schiff oder mit zwei gecharterten Boeing-747Transportflugzeugen. Red Bull Air Race Nº5: 20. 6. 2010, New York, USA www.redbullairrace.com
Text: Ulrich Corazza; bilder: Getty Images (3), Markus Kučera (2), Joerg Mitter
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Red Bull Air Race 2010
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Credit bild: Emily Shur
Heroes Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.
34 Steffi Laier 36 Carl Craig 40 Lionel Messi 44 Gary Fisher 48 Michael Köhlmeier über Keith Richards
Ohne diesen fröhlichen Mann wäre die Welt ein Stück ärmer: Gary Fisher hat das Mountainbike – nun ja – beinahe erfunden.
Heroes
Steffi Laier
ist der erste Weltmeister aus Deutschland in der Geschichte des Motocross. Schneller als die meisten Männer fährt sie sowieso. Text: Werner Jessner, Bild: Norman Konrad
Name Stephanie Laier Geburtsdatum/-ort 12. August 1985, Heidelberg, Deutschland Wohnort Dielheim, Deutschland Beruf Motocross-Professional Erfolge Weltmeisterin 2009, Vizeweltmeisterin 2008, Women’s World Cup Champion 2005, Europameisterin 2004, AMA-Meisterin 2002 etc. Web www.steffilaier.de
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Als Steffi Laier ihre KTM anwirft, wird es ruhig auf der Strecke. Die Staubfahnen senken sich, leise rollen die Männer zurück ins Fahrerlager. Jetzt fährt nur noch eine, und sie lässt die Strecke völlig anders aussehen. Der Step-up-Sprung, scheinbar am Limit punkto Steil‑ heit und Länge, ist jetzt zu kurz. Die großen Sprünge bieten Air-Time für Scrubs, Whips und was einem sonst noch einfällt, wenn man während des Flugs nicht aus‑ gelastet ist. „Steffi fährt Moped wie die Sau“, schnaubt eine Konkurrentin und meint das als Kompliment. „Steffi ist ein MX-Pro mit allem, was dazugehört“, sagt Pit Beirer, ihr Teamchef im KTM-Werksteam. „Sie ist komplett integriert und wird gleich behandelt wie Tony Cairoli, Max Nagl oder Marvin Musquin. Ihr Motorrad ist ein reinrassiges Werksbike, mit dem gleich harten Fahrwerk und dem gleichen Motor.“ Allein einen E-Starter hat KTM ihr gegönnt. Der durchschnittliche Motocrosser wird mit einem Werksbike zuerst einmal langsamer sein als mit seiner Serienmaschine. Kraft haben ist das eine, sie auf den Boden zu bringen etwas ganz anderes: „Bei mir muss sich was tun, wenn ich das Gas aufdrehe“, grinst Steffi. „Ich mag den aggressiven Charakter der KTM.“ Frau Laier ist selbst in absoluten Maßstäben eine Macht auf dem Bike. Es gibt auf der ganzen Welt nicht viele Männer mit ihrem Können. Als erste Frau überhaupt hat sie sich heuer im Frühling dem Star‑ cross in Mantua gestellt, dem Stelldichein der besten 48 Crosser aller Kategorien. „Letzte bin ich jedenfalls nicht geworden“, schmunzelt sie. Genauer: In jedem Lauf waren mindestens zehn Männer hinter ihr. Daheim im Einfamilienhaus in Dielheim (in BadenWürttemberg) geben Dutzende Pokale Zeugnis von einer 21-jährigen Karriere mit sehr vielen ersten Plät‑ zen. Ihr erstes Geländemoped bekam die Tochter eines motocrossenden V aters mit vier. Ihr Talent ließ sich nicht verheimlichen: Selbst wenn das Moped nur die Gasstellung Vollgas oder Absterben kannte, sie daher „fünfmal auf der Waffel“ lag, stand sie mit den Jungs auf dem Podest. Die Jungs: Da reden wir etwa vom heutigen WM-Star Max Nagl, gegen den sie von klein
an gefahren ist. Mit elf hielt der Rahmen des 80‑KubikMopeds ihrer Fahrweise nicht mehr stand. Dank einer Ausnahmegenehmigung durfte sie vorzeitig in die 125er-Klasse aufsteigen. Dort dominierte das Mädchen 16-jährige Burschen. Später ging sie mangels europäi‑ scher Damenbewerbe in die USA und mischte die dor‑ tige Szene auf. Auf ihr Betreiben wurde die Renndauer von damals üblichen zehn Minuten auf heute gültige zwanzig Minuten plus zwei Runden angehoben. Man würde das nicht ahnen, käme einem Steffi auf der Straße entgegen. Kein überquadratisches Muskel‑ paket, keine Bärenärmel, nicht einmal nennenswerte Verletzungen. Zweimal Finger, einmal Schulter, beides schuldlos: „Bei der Schulter ist mir jemand ins Kreuz gesprungen, beim Daumen eine vors Bike gefallen.“ Ihre ebenso effiziente wie simple Renntaktik lautet daher: Sie fährt vorneweg und entzieht sich so dem Verkehr. Klingt einfacher, als es ist: Die Spitze der Women’s Motocross World Championship (WMX) sitzt durch die Bank richtig gut auf dem Motorrad: Livia Lancelot, Ashley Fiolek, Chiara Fontanesi, Maria Franke oder Larissa Papenmeier, die bei Suzuki ein ähnlich gutes Umfeld vorfindet wie Steffi bei KTM. „Selbst wenn die Dichte bei den Frauen geringer ist als bei den Männern: Du wirst bestimmt nicht zufäl‑ lig Weltmeisterin“, streut Pit Beirer Rosen. Spätestens seit WMX im Rahmen von MX1 und MX2 stattfindet, hat es den Exoten-Status verloren. „Für Steffi ist das genau zur rechten Zeit gekommen: Endlich wird ihr Engagement für den Sport honoriert.“ Inzwischen hat auch die Persönlichkeit Steffi Laier gelernt, mit der Sportlerin Steffi Laier Schritt zu hal‑ ten. Es ist nicht mehr nötig, unauffällig durch das Fahrerlager zu schleichen wie früher oft: „Seit mei‑ nem WM-Titel bin ich lockerer.“ Was längst noch nicht heißt, dass sie künftig auch mit den anderen Mädels im Fahrerlager reden wird: „Hab keinen Bock auf Zickenkrieg. Ich bin lieber mit den Jungs unterwegs. Von denen kann ich wenigstens noch was lernen.“ Live auf ServusTV: FIM Motocross-WM, 20. Juni 2010 Teutschenthal (GER); www.motocrossmx1.com
Das Wohnzimmer bei Laiers sieht tatsächlich so aus: Die 125er-KTM, mit der Steffi 2005 Women’s World Cup Champion geworden ist, hat hier ihren Stammplatz. In der WMX wird mit 250ern gefahren.
Heroes
Carl Craig
macht Zukunftsmusik. Seit über 20 Jahren. Er erneuerte Jazz, erfand Drum ’n’ Bass, brachte die Bassdrum ins Konzerthaus. Nun feiert er mit seinen Kollegen aus Detroit den 25. Geburtstag von Techno. Text: Florian Obkircher, Bild: Dorothy Hong
Name Carl Craig Geburtsdatum/-ort 22. Mai 1969, Westside, Detroit, USA Familie Verheiratet mit Hagi Craig, zwei Kinder Beruf Musiker, DJ, Remixer, Label-Betreiber, Festival-Kurator, Kultur botschafter von Detroit Aktuelles Album Carl Craig & Moritz von Oswald: „ReComposed“ (Deutsche Grammophon, 2008) Web planet-e.net
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Flüstern, verhaltenes Husten, Räuspern. Die Blicke der Zuschauer sind nach vorne gerichtet. Es ist fins ter, nur die Bühne ist in schwaches blaues Licht getaucht. Die Ruhe im Konzertsaal der Londoner Royal Festival Hall hat etwas Spirituelles an diesem Abend im Februar 2010, erinnert an die Andacht bei einem Gottesdienst. Oder an den kurzen Moment im Kino zwischen den Previews und dem Hauptfilm. Die abfallenden Ränge sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Publikum wartet gebannt. Sekunden später Applaus. 2900 Konzertbesucher jubeln, als drei Männer die Bühne betreten. Francesco Tristano – Ende zwanzig, braune Locken, das weiße Hemd hängt über die schwarzen Jeans – setzt sich an den Flügel. Die anderen beiden, etwas älteren Musiker, Moritz von Oswald und Carl Craig – einer im schwarzen Anzug, der andere mit grauem Sakko –, gehen hinter zwei Pulten, bestückt mit Laptop und Synthesizern, in Stellung. Nicht gerade das übliche Instrumentarium, mit dem in diesem Haus sonst musiziert wird: Die Royal Festival Hall ist der Stammsitz des London Philharmonic Orchestra, das vierzig Mal pro Saison hier spielt. Popkonzerte gibt es nur gelegentlich. Craig und Oswald schicken zum Auftakt schwebende Soundflächen durch den Raum, die Tristano mit sanften Piano-Akkorden untermalt. Nach einigen Minuten lockern die Soundwolken langsam auf. Tristano wird leiser, hält inne, das Licht auf der Bühne verdunkelt sich leicht. Im Club würde man diesen Moment „Break“ nennen. Den Moment im zweiten Drittel einer Techno-Platte. Die Ruhe vor dem Sturm. Bass! Plötzlich poltern die Drums los, die Leinwand blitzt auf, das Publikum johlt. Carl Craig grinst. „Ein wunderbares Konzert“, schwärmt der TechnoPionier aus Detroit nach diesem Auftritt seines brandneuen Trios. „Im Club weißt du als DJ genau, wie das Publikum reagiert. Du nimmst die Kickdrum raus, bringst sie wieder rein, und die Leute jubeln. Aber in Konzerthallen wie der Royal Festival Hall oder kürzlich der in Bologna, wo bis zu unserem Konzert nur
Orchester gespielt hatten, ist das ganz anders. Das ist Neuland. Umso mehr freut es uns, wenn wir das Publikum auch in bestuhlten Sälen zum Ausflippen bringen.“ Carl Craig war schon immer auf der Suche nach solchen neuen Herausforderungen. Ob als Klangforscher oder, wie momentan, als Vermittler zwischen Hoch- und Subkultur. Als Botschafter, der Techno aus dem Club in die Konzerthalle holt. Das ist nur konsequent, betrachtet man das Œuvre des Musikers, der in der Elektronikszene geradezu kultische Verehrung genießt. Zwanzig Jahre nach seiner ersten Platte erfindet sich der Einundvierzigjährige noch immer fast jedes Jahr neu. Schon in den ersten Jahren seiner Karriere hatte er mehr Pseudonyme als so manch anderer Produzent Veröffentlichungen. Und mit fast jedem seiner über zehn Projektnamen hat er sich in die Annalen der elektronischen Musikgeschichte eingetragen. Als 69 entwirft er 1991 elektronisch-futuristische Jazz-Tracks, ein Jahr später erfindet er als Innerzone Orchestra mit dem Stück „Bug in the Bass Bin“ das Genre Drum ’n’ Bass, 1994 veröffentlicht er als Paperclip People die Hymne „Throw“, ein zehn minütiges Epos zwischen Disco und House, das ihn endgültig in den Techno-Olymp katapultiert und für nachfolgende Detroit-Größen wie Moodymann und Theo Parrish wegweisend ist. Als Remixer war er für den Grammy nominiert, die Deutsche Grammophon Gesellschaft höchstpersönlich lud ihn vor zwei Jahren ein, Maurice Ravels „Boléro“ zu remixen. Carl Craig, eine Karriere im Zeichen des Fortschritts. „Genau darum geht’s bei elektronischer Musik. Neues zu erschaffen, Techno als Blaupause futuristischer Musik voranzutreiben“, stellt er klar. Geboren wird Carl Craig 1969 in Detroit, als Sohn eines Postangestellten und einer Lehrerin. Während seine Mutter versucht, ihn für die Musik von Alvin & The Chipmunks zu begeistern, bevorzugt er schon früh die Plattensammlung seines um neun Jahre älteren Bruders: Led Zeppelin, Parliament, Funkadelic.
Print 2.0
de.redbulletin.com/print2.0 Mister Craig live bei der Red Bull Music Academy in London.
Carl Craig ganz in der Nähe seines Soundstudios in Detroit, wo er vier Tage in der Woche an neuen Tracks arbeitet. Und am Donnerstag geht’s dann schon wieder mit Platten zum Flughafen, sagt er.
Heroes
Carl Craig on stage Urban Art Forms Festival: 5. Juni 2010, Wiesen Jazzsommer Graz: 22. Juli 2010, Schlossbergbühne Kasematten, Graz
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Dann kam 1985, und Juan Atkins, ein Freund von Craigs Cousin Doug, gründet das Plattenlabel Metroplex. Und veröffentlicht als Model 500 die Single „No UFOs“. Drumcomputer, Synthesizer und eine verfremdete Stimme. Wenn Kraftwerk den Robotern eine Stimme verliehen haben: Atkins hat ihnen das Tanzen beigebracht. Maschinenmusik ohne Schnörkel, Tanzmusik, die klingt, als käme sie direkt aus der Zukunft. Und die ein Genre begründet, das fortan als Techno die Welt erobern sollte. „Berry Gordy hat seinen Motown-Soul am Fließband hergestellt. So wie Ford seine Autos. Heute verwenden sie Roboter und Computer, um Autos herzustellen. Doch mich interessieren Fords Roboter wesentlich mehr als Gordys Musik“, sagt Atkins damals in einem Interview. Ein Abgesang auf die musikalische Tradition seiner Heimatstadt, ein Loblied der Technik. Carl Craig war damals fünfzehn Jahre alt. „Ich bin in dem Jahr von der Highschool geflogen, weil ich nie hingegangen bin und stattdessen immer nur Computer gespielt hab“, erzählt er und lacht dabei. „Es war die Zeit, in der es in Detroit mit den Drive-byShootings angefangen hat. Meine Eltern waren extrem besorgt, weil ich in einem Alter war, in dem man Probleme magisch anzieht. Deshalb wollten sie rund um die Uhr wissen, wo ich bin. Was natürlich total genervt hat.“ Der Vorteil am ständigen Zuhausehocken: Craig hört viel Radio. Und beginnt, die Sendungen des legendären Detroiter DJs The Electrifying Mojo zu inhalieren. Mojo ist der Erste, der auf Genregrenzen pfeift, New Wave von The B-52’s mit Kraftwerk, Prince und dem frühen Detroit-Tracks mixt. Einer dieser Tracks sollte Craigs Leben verändern. „Als ich zum ersten Mal das Stück ‚Nude Photo‘ von Rhythim Is Rhythim hörte, dachte ich nur: What the fuck! Ich hatte vorher noch nie etwas so Verrücktes gehört. Pure Science-Fiction, so futuristisch. Und dennoch hatte es Funk und eine großartige Melodie.“ Jetzt kommt Cousin Doug entscheidend ins Spiel: Er hatte bereits eine Technoplatte veröffentlicht, und Craig rief ihn an. „Doug nahm mich mit zu unserem Onkel Hugo, dem Technikfreak unserer Familie“, erinnert sich Craig. „Er besaß eine gute Anlage. Doug
Spricht Carl Craig heute von dieser Zeit, ist ein nost algischer Unterton in seiner Stimme nicht zu über hören. Und das, obwohl er zum Ursprungsmythos des Detroit-Sounds schon hundertfach befragt worden ist. Aber Techno ist eben mehr als ein Genre, Detroit mehr als eine Stadt. Mehr als eine Stadt, der der Ruf einer postindustriellen Metropole anhaftet. Verfallen, verarmt, verlassen. Carl Craig und die meisten seiner Kollegen wohnen dennoch nach wie vor dort. Und denken nicht im Traum daran wegzuziehen. Warum? Gerade deshalb. „Da gibt’s diese neue Dokumentation, ‚A Requiem for Detroit‘. Darin wird der Verfall der Stadt, der leerstehenden Gebäude thematisiert, Detroit so dargestellt als wär’s verlassenes Kriegsgebiet. Und klar, die Stadt hat viel durchgemacht in den letzten Jahrzehnten. Aber gerade deshalb haben wir in unserer Jugend von einem neuen, futuristischen Detroit geträumt. Und versuchen nach wie vor, dieses mit unseren Mitteln herzustellen. Wenn wir schon keine Häuser wieder aufbauen können, wollen wir unsere Umgebung zumindest mit unserer Musik verschönern.“ Und das tut Craig. Leidenschaftlich. Nicht nur als Produzent und Labelbetreiber. Als Kurator hat er das Detroit Electronic Music Festival zum wichtigsten Dancefestival der USA gemacht hat. Und als Detroits Kulturbotschafter fördert er den Nachwuchs. Zum 25. Geburtstag von Techno trommelt Carl Craig nun die großen Söhne der Stadt zusammen. D-25 heißt das Großprojekt, Veteranen wie Kevin Saunderson und Stacey Pullen sind ebenso dabei wie Newcomer à la Monty Luke. Gemeinsam reisen sie dieses Jahr um die Welt, um den Sound der Motorcity zu feiern. Durch Clubs in Europa, Asien und Australien. Richtung Zukunft durch die Nacht. Augen und Ohren auf: de.redbulletin.com/print2.0 D-25-Tourdaten: detroitpremiereartists.com Seine Tracks: redbullmusicacademyradio.com/shows/2113/
bild: richiehopson.com/Red Bull Music Academy
Techno trifft Hochkultur Francesco Tristano, Live-Gast David Brutti, Carl Craig und Moritz von Oswald (v. li.) beim Konzert in der Londoner Royal Festival Hall im Rahmen der Red Bull Music Academy 2010. Den Live-Mitschnitt vom Konzert gibt’s auf: http://redbullmusic academyradio.com/ shows/2466/
brachte einen Synthesizer mit, den ihm Juan Atkins geborgt hatte, und wir legten los. Wenn auch anfangs recht bescheiden. Der große Hit zu der Zeit war Harold Faltermeyers ‚Axel F‘ vom ‚Beverly Hills Cop‘Soundtrack. Und wir spielten diese Melodie wieder und wieder. Vermutlich hat’s meinen Onkel verrückt gemacht. Aber ich war infiziert.“ Danach geht alles sehr schnell: 1988 lernt Craig den Techno-Pionier Derrick May kennen. Ein Jahr später erscheint Craigs erste Platte „Crackdown“, und sein Mentor May nimmt den Zwanzigjährigen mit nach London. In die Stadt, die mit Rave-Musik gerade den zweiten „Summer of Love“ einläutet. Dorthin, wo Ecstasy gerade in aller Munde ist. „Wir spielten im Country Club. Wir hatten schon mitbekommen, dass unsere Musik in Europa gut ankommt. Aber wir hatten keine Ahnung, wie gut: Plötzlich standen wir da vor 4000 Menschen. Das war echt ungeheuer!“, sagt Craig und lacht.
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F端r welche Selbsthilfegruppe sich Lindsay Lohan entscheidet, lesen Sie im Seitenblicke Magazin. Jeden Donnerstag neu. Riskieren Sie einen Seitenblick.
www.seitenblicke.at
Heroes
Lionel Messi
ist die Quintessenz Argentiniens. Die Armut des Vaters verschlug ihn nach Europa – und machte aus „el pibe“, dem Jungen, den perfekten Fußballer. Text: Simon Kuper
Geboren 24. Juni 1987, Rosario, Argentinien Spielt Fußball … … seit er fünf ist Größe 1,69 Meter Verein FC Barcelona Position Stürmer Debüt als Profi 2004/05 Karriere-Highlights Barcelona-Vertrag als 13-Jähriger, nachdem er bei einem Testspiel in 30 Minuten fünf Tore geschossen hatte Teil des Weltmeistertams und Torschützenkönig (6 Tore) der FIFA Junioren-WM 2005 Olympisches Gold 2008 mit dem argentinischen Team Lieblingsspeise Milanesa napolitana (gebackenes Steak mit Schinken, geschmolzenem Käse und Tomatensauce) Familiäres Zwei seiner Cousins, Maxi und Emanuel Biancucchi, sind ebenfalls Fußballprofis Web www.leomessi.com
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Es herrscht keine historische Einigkeit darüber, wem das Verdienst zuzuschreiben ist, Leo Messi erstmals auf ein Fußballfeld geschickt zu haben. Sein Vater sagt, es war Leos Großmutter: Sie habe den Fußballtrainer Don Salvador Ricardo „Apa“ Apa ricio gezwungen, den fünfjährigen Winzling mit sei nen älteren Brüdern mitspielen zu lassen. Aparicios eigene Version weicht davon ab: „Ich hatte nur zehn Spieler. Da sah ich den Knirps, wie er einen Ball gegen eine Wand drosch. Ich fragte seine Mutter, ob ich ihn mir ausleihen könne.“ Über den weiteren Verlauf der Geschichte herrscht Einigkeit. Der erste Ball wurde ihm auf den rechten Fuß gespielt. Keine Reaktion. Dann kam einer auf den linken. „Er dribbelte, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan“, so „Apa“. Die Szene trug sich in Rosario zu, Che Guevaras argentinischer Geburtsstadt, und jeder, der dabei war, wusste in diesem Moment: Messi war el pibe, „der Junge“, auf den Argentinien gewartet hatte. Um Lionel Messi zu verstehen, muss man erst verstehen, welchen Platz die argentinische Fußball geschichte für ihn vorsieht: den des pibe. Der pibe, sagt der argentinische Soziologe Eduardo Archetti, ist eine Figur, die argentinischen Fußball fans zumindest seit den 1920er Jahren geläufig ist. Der pibe lernt das Fußballspielen am potrero, einem rumpeligen Stadtplatz. Er spielt mit Witz und kind lich-naiver Phantasie, in einem Stil, den die Argenti nier la nuestra nennen, „den unseren“. 1928 forderte der Journalist Borocotó in Buenos Aires’ legendärem Fußballmagazin „El Grafico“ die Errichtung von Denk mälern für den Erfinder des Dribblings. Die Statuen sollten an jeder Straßenecke stehen und wie folgt aussehen: ein pibe mit schmutzigem Gesicht und strubbeligem Haar; mit intelligenten, wachen Augen, spitzbübisch und voller Überzeugungskraft, die glitzernd ein schelmisches Grinsen verbergen, zu dem sich der Mund nicht ganz entschließen kann. Dahinter zwei Reihen kleiner Zähne, abgenützt vom Kauen des alten, harten Brotes der Armen.
Die Beschreibung war akkurat genug, um den pibe fünfzig Jahre später bei seinem leibhaftigen Eintreffen zu erkennen: Diego Armando Maradona war erwar tet worden. Schon 1943 hatte man ihm einen Tango auf den komprimierten Leib geschrieben, El sueño del pibe („Der Traum des pibe“). In dem Lied, das Mara dona auch öffentlich vortrug, vergleicht sich ein jun ger pibe selbst mit den Legenden der Vergangenheit: Verehrteste Mamita, ich werde reich werden, ich werde ein Baldonedo werden, ein Martino, ein Boyé. Der Tango endet mit dem Traum des pibe: Er nahm den Ball an sich, voller Gelassenheit ließ er jeden hinter sich am Weg zum Tormann, wo ihn ein sicherer Schuss zum Torschützen machte. Maradona und Messi sind für Argentinier nicht weni ger als die Quintessenz ihres Landes. Roberto „El Negro“ Fontanarrosa, der legendäre argentinische Zeichner und Schriftsteller, sagte einmal: „Maradona hätte nie aus Belgien kommen können.“ Ein Fußball fan, den Soziologe Archetti in den späten 1990er Jahren interviewte, stellte fest: „Jetzt, wo Maradona Vergangenheit ist, haben wir das Problem, dass wir für immer auf den nächsten warten müssen.“ Messi mag die Quintessenz Argentiniens sein, doch er verließ seine Heimat schon als Jugendlicher. Das hatte damit zu tun, dass er die körperlichen Vor aussetzungen des klassischen pibe auf sehr radikale Weise erfüllte: Mit dreizehn maß er gerade mal 1,40 Meter. Wolle er eine normale Größe erreichen, so stellte man ihm in Aussicht, führe kein Weg an einer teuren Hormonbehandlung vorbei. Sein Vater, ein armer Stahlarbeiter, bat Messis Fußballklub Newell’s Old Boys um Unterstützung bei den Kosten von 900 Dollar pro Monat für die Behandlung. „Los Lepro sos“, „die Aussätzigen“, traditionsgemäß unter der Fuchtel inkompetenter Funktionäre, wollten ihr mageres Budget nicht für einen dahergelaufenen
bild: adidas
Name Lionel Andrés Messi
Üblicherweise wird vor einer Fußball-WM vor allem darüber diskutiert, wer den Pokal holt. Vor Südafrika wird gefragt: Sehen wir endlich auch im argentinischen Teamdress den „echten“ Messi, den man vom FC Barcelona kennt?
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Winzling opfern – und verweigerten kurzsichtig die Unterstützung. Was Messis Karriere rettete, waren die Familien bande in Katalonien. Ein entfernter Cousin ließ seine Beziehungen zum FC Barcelona spielen, und Messi durfte ein Probematch bestreiten. Er schoss darin fünf Tore, und der Verein erklärte sich bereit, Messis Behandlung zu bezahlen. Daraufhin verließ die Familie unter Tränen Rosa rio, um die erste Flugreise ihres Lebens anzutreten und ein neues Leben zu beginnen, in einer Stadt, von der sie so wenig wusste, dass sie beim ersten Spazier gang erstaunt war, als sie bemerkte, dass Barcelona am Meer lag. Von da an injizierte der pibe jeden Abend Hormone in sein Bein, bis er es auf eine Körpergröße von 169 Zentimetern gebracht hatte – gerade genug, um ein Profifußballer zu werden. Sein erster international breiter beachteter Auftritt war die Junioren-WM 2005. Im Finale besiegte Argen tinien Nigeria mit 2:1 – beide Tore waren von Messi verwandelte Elfmeter. In Erinnerung blieb der zweite: Manche Elfmeterschützen warten auf den Absprung des Tormanns, ehe sie sich für eine Ecke entscheiden. Messi reichte, dass Nigerias Keeper die Balance auf das rechte Bein verlagerte, um in die andere Ecke einzunetzen. Im Publikum saß der Holländer Piet de Visser, weltbester Juniorenfußball-Experte, TalenteScout für Chelsea. Gegen Ende des Spiels rief er aus, was offensichtlich war: „Maradona!“ Maradona selbst hatte den gleichen Gedanken. „Ich habe heute den Jungen gesehen, der meinen Platz im argentinischen Fußball erben wird“, gab er in der TV-Talkshow La Noche del Diez zu Protokoll, „Messi scheint einen Turbolader zu haben, einen sechsten Gang. Der Ball klebt an seinem Fuß, egal was er macht. Er kann den Ball fühlen. Das macht bei ihm den Unterschied.“ Etwas anderes ist an Messi aber noch viel erstaun licher: Er ist Kind geblieben. Der Nerd mit der Blumen topffrisur sieht aus wie ein Junge, der in einem Preis ausschreiben einen Tag mit Barça gewonnen hat. Sein Körperbau: eine fleischgewordene Verhöhnung der Muskelberge, der Fitnessräume und Nahrungs ergänzungsmittel, ohne die es im modernen Sport nicht zu gehen scheint. Wenn Messi angespielt wird und lossprintet, ohne den Ball zu berühren, sieht er aus wie ein Schulbub, der mit seinem Hund über die Wiese tollt. Er dribbelt mit Schritten, die nur drei Viertel so lang sind wie die jedes anderen Spielers – weshalb er die Richtung schneller wechseln kann als seine Konkurrenten. Und er besitzt, wie jedes Kind, traumwandlerisches Balancegefühl, das jenem der Männer um ihn weit überlegen ist. Das erklärt ein typisches Messi-Merkmal: wie häufig er den „zweiten Ball“ erobert. Oft gelingt es Gegnern, Messi durch eine beherzte Attacke vom Ball zu trennen. Einen Moment lang ist der Ball frei, Angreifer und Verteidi ger gleichermaßen aus der Balance. Doch Messi steht noch im selben Augenblick wieder aufrecht da und bekommt den Ball unter Kontrolle, ehe die anderen reagieren können. Genau so bereitete er im April zwei seiner vier Tore gegen Arsenal vor. Kurz gesagt: Messi ist der pibe aus dem potrero. 42
„Er ist die perfekte Verkörperung des argentinischen Fußball-Traums“, formuliert es Jorge Valdano, der poetisch veranlagte argentinische Ex-Kicker und technische Direktor von Real Madrid. Messi ist sogar mehr als ein pibe. Dank seines Wachstumsproblems fand das beste Fußballtalent der Welt in die beste Fußball-Talenteschmiede der Welt, in Barcelonas Masía-Akademie. Die Masía ist verantwortlich dafür, dass aus ihm kein zweiter Mara dona wurde. Wie viele Spieler seiner Ära lebte Mara dona wie ein Rockstar, doch Barcelona lernte von Maradona und später von Ronaldinho. Beide waren als Rohdiamanten zu Barça gekommen. Beide waren zerstörerischen Versuchungen erlegen: Maradona je ner des Kokains, Ronaldinho jener des Alkohols. Die Versuchung hatte auch Messi nicht verschont. Sobald er in Barcelonas Einser-Team spielte, nahm ihn Ronaldinho mit auf die Piste. Bis ihn Josep „Pep“ Guardiola, damals Coach von Barças Zweierteam, zur Brust nahm: „Du hast zwei Möglichkeiten. Du machst weiter Party, dann fliegst du binnen Tagen hier raus. Oder du fängst an, gesund zu essen, trinkst nicht, gehst früh zu Bett und kommst pünktlich zum Trai ning. Dann kannst du der Beste der Welt werden.“ Barça versteht sich als Familie – und sorgte folge richtig dafür, dass aus Messi kein Rockstar wurde, sondern ein folgsamer Sohn. Albert Capellas, Koordi nator der Jugendakademie, die in einem historischen Bauernhaus neben dem Nou Camp untergebracht ist, sagt: „Messi und Andrés Iniesta wohnen hier zwar nicht mehr, aber es ist noch immer ihr Zuhause. Manchmal kommen sie zum Essen vorbei, und wenn
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bilder: action press, getty images (4), imago, REFLEX MEDIA
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Links: fürs argentinische Team im Einsatz gegen Nigeria im Olympia-Finale 2008; unten: weltmeisterlich bei der Junioren-WM 2005; Mitte links: mit Maradona; Mitte rechts: Klein Leo mit Mitspielern; unten links: beim Spiel gegen Real Madrid; unten rechts: beim Feiern der UEFA Champions League 2009 mit Teamkollege Iniesta.
sie Probleme haben, besprechen sie die mit uns, wie es Kinder mit ihren Eltern tun. Für uns sind sie keine Stars, für uns sind sie Leo und Andrés. Wir sagen ih nen: Vergesst nicht, worauf es wirklich ankommt.“ Auch am Feld formte Barcelona den pibe zu einem patenten Knaben. Frank Rijkaard, der Barcelona-Trai ner, der Messi zum ersten Mal einsetzte, sagte 2008: „Ich habe Spiele gesehen, in denen es neunzig Minu ten lang aussah, als würde er allein gegen elf spielen. Da haben wir 1:0 gespielt, 0:0 oder 0:1 verloren. Er ist ein phantastischer Dribbler, aber er musste sein Spiel erst variantenreicher gestalten, um sich weiter zuentwickeln. Dribbeln, dann wieder passen oder in die Tiefe spielen. Er wurde umso effektiver, je weniger er tat.“ Maradona konnte dribbeln, passen und Tore schießen. All das kann Messi auch. Doch zusätzlich erreichte er dank seiner Ausbildung bei Barcelona in einer weiteren Disziplin meisterliche Reife: im Tack ling. Das macht ihn heute zum perfekten Spieler. Die Entwicklung vom pibe zum Europäer ist ein Schritt, den Maradona nie getan hat. Mit 22, Messis heutigem Alter, spielte Maradona noch immer in Ar gentinien. So oder so ist Messis Persönlichkeitsprofil einer langfristigen Karriere zuträglicher als jenes von Maradona. Abseits des Spielfelds spuckt er keine gro ßen Töne, anders als das poetische Großmaul Mara dona. „Ich gehe nicht viel aus. Ich bin lieber allein daheim“, sagt Messi, zwei Sätze, die Maradona nie über die Lippen gekommen wären. Messi mag nicht alle guten Seiten von Maradona haben, definitiv kommt er ohne dessen schlechte aus. Umso brennender ist für die Argentinier die Frage, warum er nicht auch für seine Heimat so brillant spielt. In Barcelonas Reihen konnte ihn nur Inter Mailands pibe-fressender Coach José Mourinho neutralisieren. Bei Länderspielen schien bisher bereits das Anlegen des Trikots der Albiceleste den gleichen Effekt zu haben. Vielleicht ist dort einfach nur die pibe-Dichte zu hoch, die an Schneewittchen und die sieben Zwerge erinnert: Messi verträgt sich nur schlecht mit Carlos Tévez (an guten Tagen 171 cm), Sergio Agüero (172 cm) oder Pablo Aimar (170 cm), schon gar nicht unter der Führung von Coach Maradona (165 cm). Einige Argentinier argwöhnen, der Auswanderer würde sein Land nicht genügend lieben. Das bringt Messi in Rage, der sich als Teenager weigerte, für Spaniens Junioren-Nationalteam anzutreten. (Hätte er sich für La Roja entschieden, hätte die FIFA Spanien die Trophäe in Südafrika gleich bei der Eröffnungs zeremonie überreichen können.) „Nichts macht mich wütender, als wenn man mir vorwirft, ich wäre nicht aus vollem Herzen Argentinier“, sagt Messi, „was wisst ihr schon von meinen Gefühlen?“ Sein schwedi scher Teamkollege Zlatan Ibrahimović kommentierte den Konflikt trocken mit dem Vorschlag, Messi den Schweden zu überlassen, wenn ihn die Argentinier nicht mehr haben wollten. Messis Mit-pibe Maradona dürfte das Problem ent schärfen, indem er dem Jungen in Südafrika alle Frei heiten lässt. Wie Maradona bei der WM 1986 könnte sich Messi dann wie ein glückliches Kind am ganzen Spielfeld austoben. Es wäre ohnehin Zeit, den Tango von 1943 neu zu interpretieren. 19. FIFA Fußball-WM: 11. Juni bis 11. Juli 2010, Südafrika
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Pionier
Gary Fisher
Die Freiheit, mit dem Fahrrad die Welt zu erkunden, auch wenn sie nicht asphaltiert ist: Die Menschheit wäre so viel ärmer ohne das Mountainbike. Text: Paul Fearnley, Bild: Emily Shur
Name Gary Christopher Fisher Geburtsdatum/-ort 5. November 1950 in Oakland, Kalifornien Sportliche Erfolge Kategorie-1-Rennfahrer der USCF (StraßenAmateur-Radliga). Rekordhalter des Repack-Downhills mit 4:22,14 Minuten. Fährt heute MountainbikeMarathons Berühmt für die Erfindung des Mountainbikes Web www.fisherbikes.com
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Wer hat’s erfunden? Die Franzosen behaupten, sie seien als Erste mit Fahrrädern im Gelände gewesen. Dasselbe behaupten die Briten von sich. Ohne eine Clique von Hippies, die in den 1970ern in Marin County, Kalifornien, Spaß mit alten Bikes hatten, würde diese Frage heute kaum jemanden interessieren. Doch sogar die Jungs von damals, die heute als Urväter des Offroad-Radfahrens gehandelt werden, verweisen auf ein dichtes Netz lokaler Einflüsse, von denen sie geprägt worden seien. Der Name John Finley Scott fällt, ein US-Soziologie-Professor, der in den 1950ern mit abgefuckten Bikes durchs Gelände fetzte. Dann kamen die kiffenden Downhill-Stoners von der Larkspur Canyon Gang, gefolgt von den gespensterhaften „Pale Riders“ des Morrow Dirt Club. Den größten Einfluss aber hatte Gary Fisher, der seine Radfahr-Karriere als rebellischer Straßenrennfahrer begann. Er hat das Baby gefunden, aus dem eine Milliardenindustrie werden sollte, hat es auf gepäppelt, durch die Pubertät begleitet und ist heute sein glühendster Fürsprecher und weisester Ratgeber. Die Liebe ist nie schwächer geworden, er gilt zu Recht als Vater von allem. „Ich habe an das Mountainbike geglaubt“, sagt er. „Ich wusste, dass es seinen Platz in der Fahrradwelt verdient. Aber ich hätte nicht geglaubt, dass es je so groß werden könnte. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich Geschichte schreiben würde. Ich wollte bloß ein Bike bauen, mit dem ich Spaß haben konnte, fertig. Ich habe nicht groß nachgedacht, sondern einfach getan und geschaut, wo wir rauskommen.“ „Es gab damals viele Menschen, die ähnliche Bikes wie wir hatten und die ähnliche Dinge damit angestellt haben. Bei ihnen ist die Saat nie aufgegangen, sie sind wieder verschwunden. Nur wir waren konsequent genug, um aus unseren Spinnereien das Mountainbike werden zu lassen. Und wir haben genug von den Dingern gebaut, dass die Welt darauf aufmerksam wurde.“ „Wir“, das war eine Gruppe ähnlich tickender Radfahrer vom nördlichen Ende der Golden Gate Bridge. Fisher war ein Punk-Kid, dessen verheißungs-
volle Karriere als Junioren-Radrennfahrer nur kurz währte, weil seine Haare zu lang waren. (Man kann kaum glauben, wie überreguliert der Radsport damals schon war: Mehrfarbige Socken zum Beispiel waren ein Disqualifikationsgrund.) Nach einer vier Jahre dauernden Auszeit als Lichttechniker in San Franciscos einflussreicher Musikszene – unter anderem leuchtete er mit seiner „Lightest Show on Earth“ The Grateful Dead oder Big Brother and the Holding Company aus – kehrte er in den Radsport zurück und war Mitbegründer des Vélo-Club Tamalpais, der für Jeans und T-Shirt stand statt für Anzug und Clubkrawatte. Benannt nach dem Hausberg, waren seine Fahrer berühmt dafür, ebenso schnell wie schrill zu sein. Zwei der Jungs, Marc Vendetti und Joe Breeze, kamen regelmäßig auf ausrangierten Schwinn-Briefträgerrädern aus den Vierzigern zu den Clubtreffen, die sie um fünf Dollar vor dem Sperrmüll gerettet hatten. Sie nannten diese Räder Ballooner, Beater, Bomber, Klunker … Die Idee verfing im Club, und was einst als schiere Blödelei gedacht war, bekam bald einen kultigen Unterton. Gary Fisher verlor seine Unschuld auf einem alten Shelby Traveler. „Amerika wurde während der Fünfziger und Sechziger zunehmend urban. Land war out. Die Behörden wollten nicht, dass da draußen irgendwelche Hippies rumlungerten, und stellten Schranken auf, die sie mit Schlössern versperrten. Bikes waren der Schlüssel, der uns ganze Landstriche wieder öffnete. Niemand kriegte mit, dass wir da draußen waren: Man konnte einen ganzen Tag lang Spaß haben, ohne auf eine Menschenseele zu treffen. Es war unsere eigene private Party.“ Für den Straßenrennfahrer Gary Fisher waren die Klunker ein Gegengift zum ernsten Training: „Am Vormittag habe ich eine harte Trainingseinheit auf der Straße absolviert, am Nachmittag bin ich eine Runde Klunken gegangen. Es war ein Riesenspaß und hat zudem meine Fahrtechnik verbessert. Weil ich der Einzige war, der so ‚trainierte‘, verschaffte es mir einen Vorteil gegenüber meinen Konkurrenten.“
Heute ein Kรถnig, immer ein Hippie: Gary Fisher, Erfinder des Mountainbikes.
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Competition, wohin man schaut. Nicht einmal die entspannten Hippies im Marin County blieben vom Wettbewerbsgedanken verschont: Mein Klunker ist schneller als deiner! „Alles ändert sich, sobald eine Uhr im Spiel ist“, lächelt Fisher weise. Das Gewicht ihrer Schrottbikes (gut und gern 19 Kilo) bestimmte die einzige Richtung, in die ein Rennen gehen konnte: downhill! Die steile und kurvenreiche Forststraße im Cascade Canyon sollte die Antwort auf die Frage nach dem schnellsten Klunker geben: 426 Meter Höhenunterschied, knapp drei Kilometer lang. Das erste verbriefte Mountainbike-Rennen der Geschichte fand am 21. Oktober 1976 statt. Sieger: Alan Bonds, WG-Kollege von Gary Fisher und Rennveranstalter Charlie Kelly im „Klunker Kamelot“, 32 Humboldt Avenue, San Anselmo. Bonds war der Einzige, der in seinem Lauf nicht gestürzt war. Eigentlich hätte die Frage nach dem Schnellsten nun ein für alle Mal geklärt sein sollen, indes: Die Verlierer forderten Revanche. In den nächsten drei Jahren gab es 21 Rematches, und das Rennen bekam einen Namen, der noch heute legendär ist: Repack Downhill, weil die Rücktrittbremsen bergab so heiß wurden, dass sie unten neu gefettet, „repacked“, werden mussten. So kam der technische Fortschritt ins Spiel. Fisher, ein talentierter Bastler, der weder Schweißgerät noch Lötkolben, Drehbank oder Fräse fürchtete, war der Erste, der eine Gangschaltung an seinen Klunker zimmerte. Purist, der er war, wollte er den Weg bergauf wie bergab aus eigener Kraft im Sattel zurücklegen. Außerdem erschien es ihm sinnvoll, auf eigenen Wunsch stehen bleiben zu können, darum montierte er Trommelbremsen aus einem Tandemwrack, die er über Motorrad-Bremshebel bediente. Wie er auf die Idee kam? Eventuell hat er die Schaltung den mysteriösen Morrow Dirt Club Riders abgeschaut, die im Dezember 1974 wie aus dem Nichts aus dem hundert Kilometer südlich gelegenen Cupertino aufgetaucht waren, um ein Querfeldeinrennen in Mill Valley, Marin County, aufzumischen und dann für die nächsten zwanzig Jahre spurlos zu verschwinden. Fisher sagt heute, er könne sich an nichts erinnern, er habe an diesem Tag nur das Rennen im Kopf gehabt. Es gibt allerdings ein entlarvendes Foto vom Start, auf dem Fisher, auf seiner Rennmaschine sitzend, einen 46
Vom Klunker zum Mountainbike: Entscheidend waren Schaltung und Bremsen.
Die Mutter aller Mountainbike-Magazine: Der „Fat Tire Flyer“ erschien von 1980 bis ’87, und seinen Chef redakteur kennen wir bereits: Es war Fishers Partner Charlie Kelly.
mehr als nur interessierten Blick auf die Klunker-Bastarde der Konkurrenz wirft. Querfeldein war die letzte Zutat, die es noch gebraucht hatte. Den Rest erledigte das fruchtbare Klima des Repack, dessen Ruf ihm längst vorauseilte. Fisher war inzwischen ein Rennfahrer der ersten Kategorie, bloß dass sich keiner für seine Resultate auf der Straße interessierte. Alles, was die Leute von ihm wissen wollten: „Bist du wieder beim Repack? Und hast du eine Chance gegen die auswärtigen Fahrer?“ Am 5. Dezember 1976 beantwortete Gary Fisher alle Fragen: Er riskierte auf seinem alten Schwinn alles und fuhr Streckenrekord: 4 Minuten 22. Die Marke steht bis heute. „Der Preis für den Sieger waren ein paar Bike-Parts und nicht, wie man meinen könnte, ein Sack voll Dope. Das wäre Charlie [Kelly] zu heiß gewesen. Er hatte gerade genug Kohle, um das Rennen irgendwie über die Bühne zu bringen: keine Versicherung, keine Lizenz, nichts. Repack war echtes Outlaw-Racing.“ Wer heute am Start des Repack steht, denkt noch immer: Wow, das ist steil. „Die Strecke war lustig zu fahren, aber um zu gewinnen, musstest du erst einmal sturzfrei bleiben. Hie und da tauchten in späteren Jahren Leute auf, die versuchten, den Streckenrekord zu brechen. Näher als sechs Sekunden ist mir keiner dieser Banditen gekommen. Meine Zeit von 4:22 Minuten ist schon etwas wert; wir kannten damals jede Welle, jede Kuppe und Kurve. Die Bedingungen an dem Tag, an dem ich Rekord gefahren bin, waren perfekt. Würde man allerdings einen UCI World Cup auf der originalen Strecke veranstalten, würde der Rekord wohl um 20 bis 30 Sekunden unterboten werden.“ 1977 wurde es knapp mit dem Nachschub an frischen alten Rädern, und die paar, die es noch gab, waren inzwischen zu schwach für das Tempo der Fahrer. So gab Kelly einen maßgefertigten leichten Rahmen in Auftrag. Der erste funktionierte nicht. Der zweite, in acht Monaten konstruiert und gebaut von Joe Breeze, entsprach schon viel eher seinen Vorstellungen. Auch wenn Fishers Streckenrekord, aufgestellt auf seinem alten Schwinn, nie mehr gebrochen werden konnte, stand das Ende der Klunker fest. Fisher hatte keines aus der ersten Serie von Breezer-Bikes ergattert, von denen zehn gebaut worden waren. Aber er hatte ohnehin vor, seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Er schloss sich mit einem gewissen
bild: Steve Behr/Stockfile
Stylish, aber handgestrickt: die Repack-Downhill-Plakate.
bild: Wende Cragg
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Tom Ritchey kurz, der fünfzig Meilen weiter südlich in Redwood City saß. Ritchey war ein hochtalentierter Junior-Straßenrennfahrer und noch besserer Rahmenbauer, ein ebenso schneller wie genauer Arbeiter. Seine Fertigkeiten inspirierten Fisher dazu, in grö ßeren Dimensionen zu denken. Damit war er seinen Repack-Kumpels den einen entscheidenden Schritt voraus. Während die 1978 ihre Klunker noch in die Trucks warfen und tausend Meilen rauf in die alte Goldgräberstadt Crested Butte zur alljährlichen Klunker-Überquerung des 3900 Meter hohen Pearl-Passes schunkelten, flog Fisher, der inzwischen schon für das „Bicycling Magazine“ schrieb, von New York ein. Crested Butte bedeutete kollektives Saufen und Biken, und Fisher war mit Leib und Seele dabei. Sein Kopf freilich war schon anderswo. Nachdem ihm sein Trainer eröffnet hatte, dass er es am Rennrad ohnehin nie zur Weltspitze bringen würde, stürzte er sich gemeinsam mit seinem alten Kumpel Charlie Kelly Hals über Kopf ins Bike-Business. Die beiden waren 1979 nicht die Ersten, die mit der Serienfertigung von Mountainbikes begannen – der ehemalige Motorrad-Rennfahrer Mert Lawwill war ein paar Monate schneller –, aber sie waren die Einzigen, die ausschließlich Bikes mit dicken Rädern bauten. Ihre Firma nannten sie MountainBikes. Erstmals hatte das Ding einen Namen. „Das erste Bike kostete 1320 Dollar. Alles custommade, alles perfekt. Das war unser Standard: perfekt. Ein Rennrad in Bestausstattung kostete damals 900 Dollar. Unser Argument war: Man kauft ja auch keinen billigen Fallschirm. Im ersten Jahr brachten wir 160 MountainBikes an den Mann, im zweiten fast tausend.“ Dann hob das Ding schlagartig ab.
Keine Federung. Keine Scheibenbremsen. Keine Stollenreifen. Keine Schutzausrüstung. Dafür jede Menge Style und ein riesiges Herz: Gary Fisher am Repack-Downhill.
Eine lokale TV-Station hatte ihr Material vom epack in das CBS-Network eingespeist: Plötzlich R wollte ganz Amerika ein Mountainbike. Die Achtziger waren ruppig. Fishers Business partner Kelly hatte keinen Bock auf den Papierkram, der mit dem Wachsen der Firma einherging, und der hochbegabte Handwerker Ritchey wollte im HighEnd-Markt bleiben, während Fishers Ziel leistbare Mountainbikes für jedermann war. „Ich kann nichts Schlechtes daran erkennen, den Leuten Fahrräder zu verkaufen“, sagt Fisher bis heute. „Das Bike ist doch die perfekte Art, jemanden kennenzulernen.“ Hippie trifft Unternehmer, da waren Spannungen vorprogrammiert: „Immer, wenn Menschen Erfolg haben, gibt es andere, die sagen: ‚Ich könnte auch dort sein, wo er heute ist, wenn ich so rücksichtslos gewesen wäre, aber so will ich nicht sein.‘ Der Mensch ist so. Ich bin durchaus kritikfähig und höre Menschen zu – aber da ist auch diese impulsive Seite in mir, die irgendwann einfach loslegt und Dinge tut. Manchmal war diese impulsive Seite in mir zu stark.“ Das war sie wohl tatsächlich. Fisher kämpfte, aber er fiel nicht. Er kaufte Kelly aus, die verschuldete alte Firma wurde 1983 in Insolvenz geschickt, und Fisher startete unter dem Label Gary Fisher Bicycles neu. Doch inzwischen hatte Specialized, damals in San José, Kalifornien, daheim, den legendären Stumpjumper präsentiert. Entstanden mit japanischer Hilfe und beeinflusst von Tom Ritchey, war er das erste wirklich seriengefertigte Mountainbike der Welt. 1991, am Ende des ersten großen MountainbikeBooms, war Gary Fishers Firma „zu groß, um klein zu sein, aber zu klein, um groß zu sein“. Er verkaufte an die taiwanesische Firma Anlen. Es war eine traurige Zeit für Fisher, die neuen Herren degradierten ihn zur Marionette. 1993 schließlich kam die US-Firma Trek des Weges und übernahm Gary Fisher Bicycles. Seither hat der Firmengründer wieder was zu reden und sitzt fest im Sattel, im Gelände wie auf der Straße, und bringt Gedanken, Erfahrung und Innovationen ein. Trek erledigt die Arbeit im Hintergrund, Fisher steht an der Front. Diese Konstellation funktioniert. Am 5. November wird Gary Fisher sechzig Jahre alt und sieht noch immer aus wie ein sehr fitter Radfahrer (manche sagen auch: wie Hulk Hogans Bruder, der Triathlon betreibt). Er ist der Elder Statesman des Mountainbikes und doch Punk geblieben. Er weiß, dass man die Liebe Amerikas zum Auto niemals wird brechen können – aber man kann sie erschüttern. Er ist besessen von der Idee des Mountainbiking als Schulfach und hat maßgeblich am Netz der Singletrails mitgearbeitet, das Amerika heute durchzieht und den zweiten Bike-Boom nachhaltig befeuert hat. Er hat die Politiker San Franciscos auf Elektro-Bikes gesetzt, damit sie ihren nächsten öffentlichen Auftritt schneller erreichen. Sogar George Sohnpräsident Bush liebt seine Bikes (Fisher muss lachen über so viel Ironie). Seinen Nachfolger muss er erst noch überzeugen, aber wenn es jemand schafft, dass Obama sein Bein über einen Klunker, einen Cruiser (keinesfalls aber einen Bomber!) schwingt, dann wird es wohl Gary Fisher sein, der glückliche Hippie-Unternehmer. „Klunkerz“, der Film über die Ursprünge des Mountainbikes, auf ServusTV: 27. Juni 2010, 22 Uhr; www.klunkerz.com
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Hero’s Hero: Michael Köhlmeier über
Keith Richards Der österreichische Schriftsteller wollte in seiner Jugend Rockgitarrist werden. Einer wie der Keith von den Rolling Stones. Allein nicht jeder eignet sich für den langen Gurt. Im Hard Rock Café in Los Angeles steht eine überlebensgroße Büste von Keith Richards; zwei, drei Stufen führen zu ihr hinauf, sie bildet den Hauptaltar in dieser Reliquienkathedrale der Popkultur. Er, den Unterkiefer vorgereckt, grinsend. Man kann die Geschichte der Rolling Stones in zwei Epochen einteilen – in die Epoche, in der Keith Richards ernst und hohl dreinschaut, und in jene, in der er sich grinsend in liebenswürdig subversiver Ironie zeigt. Manche sagen, es seien die Zeiten mit und die Zeiten ohne Heroin – Heroin stehe dabei stellvertretend für alles andere, was die Formel Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll einschließt. Keith Richards ist ein Überlebender. Seit er das weiß, grinst er. Nicht ein Sieger ist er, sondern einer, der sich nicht hatte besiegen lassen. Der nach-elvisianische Rock ’n’ Roll hat in ihm seinen Repräsentanten gefunden – nicht in John Lennon, nicht in Bob Dylan, nicht in Jimi Hendrix, auch nicht in Mick Jagger. Mit einem Mythos haben wir es zu tun, und der Schlüssel zu diesem Heldenleben ist die Gitarre und der Umgang mit ihr. Keith Richards berichtet von dem prägenden Musikerlebnis seiner Jugend: Er hatte Platten von Robert Johnson gehört. Es waren Aufnahmen, die der früh verstorbene Delta-Blues-Singer in den dreißiger Jahren in einem improvisierten Tonstudio eingespielt hatte. Richards, der sich eben erst ein „reguläres“ Gitarrenspiel angeeignet hatte, bemerkt dazu, er habe zuerst geglaubt, zwei Gitarristen spielten, denn es sei ihm unmöglich erschienen, dieses raffinierte Ineinander von Fingerpicking, Bassläufen und schlichtem Akkordschlag mit nur zwei Händen durchzuführen. Auch den wei48
Der Schriftsteller Michael Köhlmeier, 60, lebt in Hohenems, Vorarlberg. Der leidenschaftliche Musiker verfasst auch Liedtexte in Heimatmundart.
ßen Zeitgenossen von Robert Johnson war die Spieltechnik des Bluesman ein Rätsel gewesen, weswegen sie ihn kurzerhand zum Teufelsbündler machten. Johnson war gewiss ein Meister auf seinem Instrument, aber mit Magie hatte sein Spiel nichts zu tun. Sein schwarzes Publikum wusste das. Er hatte einen regel losen, unkonventionellen Umgang mit seinem Instrument, das war alles. Es war unter schwarzen Musikern durchaus üblich, die Gitarre anders als schulmäßig zu stimmen. Vorbild war die Spielweise auf der Slidegitarre. Dabei wird das Instrument auf einen Akkord gestimmt, man nennt das „offene Stimmung“ (eine beliebte Bluesstimmung: Open G – D, G, D, G, H, D). Die ersten Blues-Gitarren hatten schwarze Sklaven aus den Zigarrenkisten ihrer Herren gebaut. Weil ihnen kein Werkzeug zur Verfügung stand, die Bünde zu berechnen, legten sie die Saiten höher als üblich
und steckten über den kleinen Finger der Griffhand einen abgeschlagenen Flaschenhals, den „Bottleneck“, und glitten damit über die Saiten, spielten also rein nach Gehör. Robert Johnson ging einen Schritt weiter, er spielte nicht nur mit einer einfachen offenen Stimmung, er passte die Stimmung seiner Gitarre dem jeweiligen Song an. Er wollte sich um so wenige Saiten wie möglich kümmern. Vor jeder neuen Nummer stimmte er die Gitarre um. Das machte, dass ein junger britischer Anfänger der Gitarre glauben musste, er höre zwei Instrumente. Keith Richards (nicht nur er, auch andere Rockgitarristen, er aber in besonderem Maße) entwickelte aus dem Spiel von Robert Johnson das Riff. Das heißt: Die Gitarre klingt in den Harmonien, wie sie gestimmt ist, und nur in wenigen Tönen wird der Ansatz einer Melodie gegeben; andere Akkorde als der liegende werden angedeutet, selten nur voll ausgespielt. Man geht dem Kraftakt, welchen ein Akkordwechsel immer darstellt, aus dem Weg. Die Rolling Stones auf Tournee, das hieß immer: ein eigener LKW für die Gitarren von Keith Richards. Bis zu dreißig Gitarren sollen bei manchen Konzerten auf und hinter der Bühne gestanden haben. Robert Johnson drehte vor seinem Publikum an den Wirbeln, um seiner Gitarre die jeweils gewünschte Intonation zu geben. Er besaß nur eine (die legendäre Gibson L-1; die Firma hat sie inzwischen neu aufgelegt), eine zweite oder gar dritte konnte er sich nicht leisten. Die Rolling Stones dagegen konnten es sich nicht leisten, auf offener Bühne eine Gitarre umzustimmen. Also stand stets bei jedem Song ein anderes Instrument zu Keith Richards’ Verfügung.
bilder: ALI SCHAFLER/picturedesk.com, Davies Gareth/Getty Images
Text: Michael Köhlmeier
Print 2.0
de.redbulletin.com/print2.0 Der ServusTV-Trailer zur Stones- Doku „Gimme Shelter“.
Name Keith Richards Geburtsdatum/-ort 18. Dezember 1943 in Dartford, Kent, Großbritannien Musikalische Anfänge Sang als Kind in seinem Knabenchor Händels Oratorium „Der Messias“ vor der Queen. Spitzname The Human Riff Guter Ruf Gilt als bester Rhythmusgitarrist der Rockgeschichte und bildet mit Mick Jagger eines der erfolgreichsten Songwriter-Duos. Schlechter Ruf (Über)lebende Verkörperung von „Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll“. Räumt allerdings heute ein, einige Storys nur diesem Image zuliebe erfunden zu haben. Seine Gitarren sind in der Regel in Open-G gestimmt und haben nur fünf Saiten, da Richards die tiefe E-Saite entfernt.
Der Blues ist minimalistische Kunst. Sein Mittelmaß liegt bei drei Akkorden. Wer darüber hinausbauen will, muss darauf gefasst sein, abzustürzen und in einem Schmalzbrei von Trivialität zu ersaufen. Unter die drei Akkorde wiederum dürfen sich nur Genies wagen. John Lee Hooker, der Samuel Beckett des Blues, hat sich im Laufe seines Lebens an den Blues, bestehend aus nur einem Akkord, herangearbeitet, manchmal nur auf zwei Saiten gespielt, manchmal nur auf einem Ton gesungen. Um gegen die spröde Schönheit (und Sturheit) des Blues Sieger zu bleiben, bedarf es Disziplin. Vielleicht ist ein Sieg gar nicht möglich. Ich denke, in Wahrheit ist es nicht möglich, den Blues unter die Fuchtel zu kriegen. Wer das einsieht, ist bereits über den Berg. Bei den Rolling Stones gab es einen, der das nicht einsah, und einen, der Demut genug besaß, die Niederlage als Voraussetzung der Schönheit zu akzeptieren. Aus der Zusammenarbeit dieser beiden erwuchs die Spannung ihrer Musik. Keith Richards ist der Philosoph des Riffs: Macht euch das Instrument nicht untertan! Was mitklingt, lasst mitklingen, auch wenn es falsch klingt! Mick Jagger soll einmal über seinen kongenialen Partner gesagt haben: „Ohne mich würde Keith heute noch in engen Blueskellern spielen.“ Richards’ Antwort: „Ohne mich würde Mick heute nicht einmal mehr in engen Blueskellern spielen.“ Der Rockgitarrist steht auf der Bühne und fordert Nachahmung. Ich wollte in meiner Jugend einer werden. Wäre die Fee gekommen, ich würde heute einer sein. Ich habe es nicht geschafft. Am Können lag es nicht. Zu meiner Zeit in meiner Gegend hätte ich keinen Vergleich zu fürchten brauchen. Woran aber lag es? Irgendwann sind die Gitarren nach unten gerutscht. Die Beatles in ihren Anfängen hatten sie noch auf Brusthöhe geschnallt. Das war bequem, es ließ sich leicht greifen, auch komplizierte Griffe waren möglich. Es sah allerdings unvorteilhaft aus. Man stand stramm. Folge: Die Gitarre wurde fröhlich geschlagen – wie bei einem Schulausflug. Ich liebte die Musik der Beatles, aber wie sie auf der Bühne aussahen, missfiel mir. Die Gitarre presste aufs Herz. Die Texte ebenfalls: „Love, love me do. You know I love you. I’ll always be true. So please… love me do.“ – Die Gitarre hatte sich noch nicht vom katholischen Jungscharheim emanzipiert. Ich entdeckte Chuck Berry. Bei ihm war die Gitarre von vornherein tiefer am 50
Körper befestigt. Ungefähr auf Bauch höhe. Mit Schubert verglich ihn niemand. Jeder, der mehr als drei Griffe konnte, wusste, dass Chuck Berry kein Spitzenmann war. Aus Verlegenheit kreierte er einige heute klassische Rock-’n’-Roll-Riffs. Weil er es nicht besser konnte. (Empfehlung: YouTube – Chuck Berry erklärt Keith Richards das Einleitungsriff zu „Carol“.) Die Rolling Stones beförderten die Rockgitarre, wohin sie gehörte: hinunter auf Schwanzhöhe. Das war zweifellos das Verdienst von Keith Richards. Alle großen Ideen sind einfach – und ändern
Kongeniale Partner: Keith Richards und Mick Jagger 1981 im Candlestick Park, San Francisco.
Die Rolling Stones beförderten die Rock gitarre, wohin sie gehörte: hinunter auf Schwanzhöhe. alles: Hängt die Gitarre dort unten, kann der Gitarrist nicht mehr strammstehen, er muss sich krümmen; wenn er sich nicht krümmt, kann er nicht richtig greifen. Wenn er aber nur den Oberkörper krümmt, hängt ihm die Gitarre am Hals wie eine Kuhglocke. Also muss er obendrein die Knie einknicken. Keinesfalls darf er dick sein. Der geringste Bauch würde die freie Sicht auf das Griffbrett verstellen. Sein Blick ist gesenkt; das wirkt subversiv. Diese Haltung ist unbequem und beim Spielen hinderlich und hat somit auch musikalische Folgen. An die Stelle der virtuosen Soli treten rohe Riffs. Die übrigen Instrumente sind nicht mehr nur Zuträger der Sologitarre (wie bei Jimi
Hendrix oder Alvin Lee). Es findet eine Demokratisierung innerhalb der Band statt. Die Rhythmusgitarre, bisher nie deres Fußvolk, ausschließlich damit beschäftigt, einen Geräuschteppich zu legen, wird zur treibenden Kraft. Der Rhythmusgitarrist gibt der Band das Image. Gekrümmter Rücken, eingeknickte Knie. Das ist die wahre Haltung des Rockgitarristen. Blick gesenkt. Hager. Die Gitarre hat den Körper einer Frau, der liegt auf der Scham des Mannes und wird von dessen Händen behandelt wie ein Zwischending aus erigiertem Penis und Maschinengewehr. Der mannshohe Spiegel im Schlaf zimmer meiner Eltern sagte mir, dass ich nie so aussehen würde wie Keith Richards. Ganz egal, wo die Gitarre hängt. Ich konnte seine Riffs nachspielen, aber ich sah nicht aus wie er. Ich las, dass Keith Richards ein verkommener Junkie sei. Ich war zu allem bereit. Es nützte nichts – ich sah nicht aus wie er. Nicht jeder eignet sich für den langen Gurt: eine bittere Erfahrung. Nach dem Tod von Brian Jones im Jahr 1969 – er hatte übrigens Ansätze von Dicklichkeit – griffen die Stones bei der Wahl des Nachfolgers zunächst daneben. Mick Taylors Engelsgesicht kollidierte mit Keith Richards’ Hackstockface. Für kurze Zeit hatte ich Hoffnung. Wenn Mick Taylor gilt, warum dann nicht auch ich. Der Fehler wurde rasch korrigiert, Mick Taylor ging – freiwillig. Ron Wood folgte nach. Er könnte jederzeit Keith Richards doubeln. Ihm durfte man die Gitarre mit gutem Gewissen über den Sack schnallen. – Ich sah ein: Ein Rockgitarrist zu sein ist keine intentionale, sondern eine existentielle Sache. Der Gitarrist steht auf der Bühne und fordert Nachahmung. Verantwortung lastet auf ihm. Er hat einem Bild zu genügen. Keith Richards hat sich dieser Verantwortung wacker gestellt. Er ist der ideelle Gesamtrollingstone – „The Rolling Stones c’est moi.“ Die gekrümmte, eingeknickte, hagere, stets grinsende Gestalt, die sich mit Zigaretten, Alkohol und Heroin selbst attackiert und doch unverwüstlich scheint; die nicht um eine Individualität, sondern um ein Bildnis kämpft, nicht um ein Sein, sondern um den Schein – erinnert sie uns nicht an jenen tapferen Ritter von la Mancha? Und Mick Jagger ist sein Sancho Pansa? Und Charlie Watts die Rosinante? Und die drei Akkorde des Blues die Windmühle, gegen und für die ein Leben lang gekämpft wird? – Yes, Sir! Abrocken: de.redbulletin.com/print2.0 Legendär: „Gimme Shelter“, Tournee-Doku von 1969, 20. Juni 2010, 22 Uhr auf ServusTV
bild: Clayton Call/Getty Images
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Action Ganz schön was los: Was uns diesen Monat bewegt.
bild: FRED DUFOUR/AFP/Getty Images
54 BMX in Saudi-Arabien 58 Das Spiel ohne Grenzen 64 Wortgefecht mit Sylwia Gruchała 70 Scuderia Toro Rosso
Elitecamp für kommende Weltmeister: In der Scuderia Toro Rosso werden aus Formel-1-Rookies Formel-1-Stars. Ein Besuch im fliegenden Klassenzimmer ab Seite 70.
Action
Wheelies in Mekka, Backflips in Medina. Wie BMX-Profi Senad Grosic seinen Sport nach Saudi-Arabien brachte – und sich dabei fühlte wie Michael Jackson.
Auf heiligem Boden Der Mann, um den es hier geht, ist Weltbür ger. Senad Grosic, geboren in Sisak, Kroa tien, aufgewachsen in Untertullnerbach bei Wien, fünfsprachiger BMX-Profi, seit zehn Jahren mit dem Bike auf allen Kontinenten unterwegs. Ende April erhält Grosic die Ge legenheit, mit Saudi-Arabien einen weißen Fleck auf seiner persönlichen Weltkarte zu bereisen. Er sagt zu, denn das Angebot ist
BMX-Pilger
Ich mit meinem Bike vor der Quba-Moschee in Medina. In dieser Stadt bin ich die besten Shows gefahren. Die Zuseher sind ausgeflippt – danach haben sie mich zum Essen eingeladen: Es gab ein fünfgängiges saudisches Menü mit Hühnchen, Reis und leckerer Schokotorte.
außergewöhnlich: Grosic, der österreichi sche Muslim, darf als erster Athlet seine BMX-Shows in Mekka und Medina fahren – den heiligen Städten der islamischen Welt. Es wird ein Trip, der den Kosmopoliten in allen Belangen überrascht: „Ich habe mein Bike herausgeholt, und die Leute sind abge gangen!“ Uns hat Senad sein buntes Reise tagebuch mitgebracht. Text: Andreas Rottenschlager
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Bild: Khalid Al Rasheed
de.redbulletin.com/print2.0 Mit dem BMX-Rad durch Saudi-Arabien.
Action
Mekka schläft nie
Die Pilgerstadt pulsiert bei Tag und Nacht. Die Hotels, die vielen Leute – die Dimensionen hier sind einfach unpackbar. Ich hab zum ersten Mal die Große Moschee und die Kaaba gesehen. Am meisten darüber gefreut hat sich aber meine Oma. Meine Familie legte vor drei Jahren Geld zusammen, um ihr die Pilgerreise nach Mekka zu ermöglichen. Es ist irgendwie schön, dass ich jetzt im selben Ort BMX gefahren bin. Als ich in Mekka war, hab ich Oma angerufen und gesagt: „Hi, dein Enkel ist jetzt auch da.“
Der Prinz im Porsche
Prinz Abd al-Aziz al-Faisal ist der coolste Typ ever, Punkt. Er ist in SaudiArabien so eine Art A-Promi, denn sein Großvater war König Faisal Al Saud (ja, wegen der Familie heißt das Land so). Ich habe Abd al-Aziz in Dschidda kennengelernt, und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Er ist leidenschaftlicher Motorsportler und Porsche-Cup-Pilot. Und weil wir uns so gut verstehen, haben wir uns einen gemeinsamen Stunt ausgedacht. Das Ergebnis seht ihr am Bild links.
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Bilder: Nizar Muzain (2), Khalid Al Rasheed, Red Bull, Emad Al Salhi (3)
Airtime an der Uni
In Medina beim Backflip, dieses Mal über zwei Studenten. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass die Leute in Saudi-Arabien so auf BMX abfahren. Die Zuschauer sind ausgezuckt. Ich hab mich gefühlt wie Michael Jackson.
Street-Style Die Skate-Kids von Medina
Showfahren im einzigen Skatepark Saudi-Arabiens. Ihr könnt euch denken, wie die Kids reagiert haben. Denen geht’s so wie uns vor zwanzig Jahren: Nicht alle finden’s gut, dass sie Funsport machen, aber sie machen’s trotzdem – mit doppeltem Ehrgeiz.
Die schönste Erkenntnis meiner Reise: Gleichgültig, wo auf der Welt ich mein kleines Bike auch auspacke, ich kann es überall schaffen, Abwechslung in den Alltag der Leute zu bringen. Abgefahren: de.redbulletin.com/print2.0 Mehr Bilder von Senads Reise sowie ein ausführliches Interview auf: de.redbulletin.com/senadsreise
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Das Spiel ohne Grenzen Aus der Apartheid in eine gemeinsame Fußballzukunft: Das erste Länderspiel des heutigen WM-Gastgebers Südafrika ließ am 7. Juli 1992 ein ganzes Land zusammenrücken. Die Protagonisten von damals erinnern sich.
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Wir schreiben 1990, ein besonderes Jahr für beide Mannschaften dieses histo rischen Spiels: Für Südafrika bedeutete es, dass Nelson Mandela nach beinahe 28 Jahren Gefangenschaft freigelassen wurde – ein Ereignis, das das Land kom plett umkrempeln sollte. Für Gegner Ka merun markierte 1990 einen sportlichen Höhepunkt: Dank der Heldentaten ihres Nationalteams bei der WM in Italien ent wuchs Afrikas Fußball auf internationaler Bühne seinen K inderschuhen. Kamerun schlug Argentinien in den Gruppenspielen und jagte England im Viertelfinale einen mächtigen Schreck ein. Wie die „unbe zähmbaren Löwen“ mit ihrem körper betonten Spiel in Italien unter die besten acht Fußballteams der Welt stürmten, war 1990 die Sensation der Fußballwelt. Schon bald nach der Entlassung des ANC-Führers Mandela aus dem Gefängnis begannen sich auch die internationalen Fußballbeziehungen Südafrikas zu norma lisieren. FIFA-Präsident João Havelange besuchte das Land Anfang 1991, bald da
nach schickte die Confederation of African Football (CAF) eine Fact-Finding Mission los, schon im Januar 1992 sagte man Süd afrika eine provisorische Mitgliedschaft im Dachverband des afrikanischen Fuß balls zu. Die FIFA-Vollmitgliedschaft vier Monate später in Zürich war nur noch Formsache. Ab Anfang Juli durfte das Land am Kap international Fußball spie len. Zufällig wurde auch gleich ein Platz in der Qualifikation zur WM 1994 frei, nachdem Libyen und der Zwergstaat São Tomé und Príncipe zurückgezogen hatten. Südafrikas Funktionären blieb also nicht viel Zeit, einen Trainer zu finden und eine Mannschaft zusammenzustel len. Der junge Fußballverband SAFA war mittellos, aber seine Sponsoren – in erster Linie Brauereien – gewährten bereitwillig Starthilfe. Für die Premiere auf internatio naler Bühne wäre einerseits ein öffentlich keitswirksames Match gegen eine große Fußballnation wie Brasilien oder England passend erschienen, andererseits musste man auf die politische Symbolik Rücksicht
bilder: gallo Images (1), The Independent Newspaper Group (3)
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m Trubel rund um das Eröff nungsspiel des südafrikanischen Nationalteams gegen Mexiko bei der Fußball-WM 2010 ist die Erinnerung an das erste Match Südafrikas nach der Apartheid sogar beim WM-Gast geber verblasst. Der 7. Juli 1992 ist vom 11. Juni 2010 eine gefühlte Ewigkeit entfernt. Dennoch: An diesem Tag wurde der Grundstein dafür gelegt, dass 95.000 Fans in Johannesburgs aufwendig neu gestalteten SoccerCity-Stadion ihr Team anfeuern können. Südafrika hat sich in diesen achtzehn Jahren dramatisch verändert, hat den Übergang von den dunklen Zeiten der Apartheid geschafft zu einem Land, das stolz im Mittelpunkt weltweiter Aufmerk samkeit steht. Fußball hat seinen Teil zur Einigung des Landes beigetragen – vor allem dieses erste internationale Spiel der Bafana Bafana (Zulu für „die Burschen“). Es war ein historisches Spiel unter verrück ten Umständen, ein Spiel, das keiner der Beteiligten je wird vergessen können.
Text: Mack Gleeson und Nick Said
nehmen. Und da konnte es keinen ande ren Gegner geben als Kamerun, den neuen Stolz Afrikas. „Ich flog in ihre Hauptstadt Yaoundé, um sie einzuladen“, erinnert sich Danny Jordaan, damals Mitglied des neuen Management-Komitees des Ver bandes, heute Leiter der Vorbereitungen Südafrikas für die WM 2010. „Kameruns Mannschaft rund um Roger Milla war charismatisch und das beste afrikanische Team zu dieser Zeit. Außerdem hatte uns der aus Kamerun stammende CAFPräsident Issa Hayatou auf unserem Weg zurück sehr geholfen.“
Bild oben: Südafrikas Stürmer Phil Masinga (links). Bild Mitte: Kameruns Goalie Bassey William Andem kann das historische Tor in Durban nicht verhindern. Bild unten: Kameruns Star Roger Milla (rechts).
Der offizielle Stempel auf den FIFA-Mit gliedschaftspapieren war erst eine Woche alt, als Kameruns Nationalteam bereits in Johannesburg für eine drei Spiele dau ernde Tournee landete. Die Mannschaft der Löwen – zugege benermaßen geschwächt gegenüber jener, die 1990 bei der WM gespielt hatte, aber immer noch gespickt mit außergewöhn lichen Spielern – hätte um 14 Uhr landen sollen. Die Anreise via Kinshasa gestaltete sich aber komplizierter als erwartet, die Maschine landete erst spätnachts. Den noch wurden sie von begeisterten, laut feiernden Menschenmassen erwartet: Sie waren von der SAFA und Tour-Sponsoren in Bussen angekarrt worden. Die Empfangshalle am alten Jan Smuts International Airport war überfüllt, die kamerunischen Spieler wirkten inmitten des Trubels verwundert, um nicht zu sa gen eingeschüchtert. Die Fans nahmen Jean-Claude Pagal auf ihre Schultern, als sie seine seit der Italien-WM weltbekannten markanten Rastalocken erkannten, und Roger Milla erhielt überhaupt einen Empfang, wie er sonst nur Popstars vorbehalten ist. Müde und etwas benebelt absolvierte die Gast mannschaft danach einen mehr als ein stündigen Marathon formeller Begrüßun gen in einem Raum voller Journalisten. Den Showmaster gab der charismatische SAFA-Generalsekretär Solomon „Stix“ Morewa: Er begrüßte jedes der Delega tionsmitglieder namentlich und hielt ihre Hände in die Höhe, wie bei siegreichen Boxern in einem Titelkampf. Ansonsten tanzte und sang Morewa, der die Warte zeit mit eisgekühltem Weißwein über brückt hatte, hinter der Hauptbühne, schon ein wenig benommen von der Vor freude auf das historische Spektakel. Im afrikanischen Fußball werden Gast mannschaften üblicherweise nicht allzu gastfreundlich begrüßt. Keine Unterstüt zung bei der Bewältigung der ausufern den bürokratischen Ankunftsformalitäten, schlechter, absichtlich langsamer Trans 59
„Ich konnte in den Augen der Jungs sehen, wie nervös sie waren. Wir alle wussten, wie wichtig ein gutes Resultat für das ganze Land sein würde.“
port, miese Hotels und unbespielbare Trainingsplätze. Gerade Kamerun ist als einer der schlechtesten Gastgeber des Kontinents bekannt. Nicht so Südafrika: Ein Privatjet wartete bereits, um die Spie ler am 7. Juli 1992 nach Durban zu ihrem ersten Match zu bringen. Südafrikas Trainer Stanley „Screamer“ Tshabalala war nicht erste Wahl für den Job gewesen: Er wurde erst ein Thema, nachdem der Engländer Jeff Butler über Ungereimtheiten in seinem Lebenslauf gestolpert war. Screamer hatte nicht viel mehr als Erfolge in der Heimat vorzuwei sen: Mit den Mamelodi Sundowns aus Pretoria hatte er neun Titel gewonnen. Nun kam auf ihn die wenig beneidens werte Aufgabe zu, eine Nationalmann schaft aus Spielern ohne jede internatio nale Erfahrung zu formen. „Im Gegensatz zu unseren Rugby- und Cricket-Teams hatten wir während der Apartheid nie Freundschaftsmatches bestreiten dürfen. Wir hatten also keine 60
Ahnung, wo wir standen“, sagt Tshabalala, der umso stolzer ist, „dass dieses erste Team, das wir nominierten, den Stamm künftiger Erfolgs-Teams bildete. Männer wie David Nyathi, Lucas Radebe, Neil Tovey, Doctor Khumalo und Phil Masinga standen schon in der allerersten Elf gegen Kamerun – und sie sollten 1996 immer noch in jenem Team spielen, das den Afrika-Cup gewann!“ Die Erwartungen der Nation für ihr ers tes Länderspiel waren gigantisch. Tshaba lala sagt heute, er habe sich gefühlt „wie der Einäugige, der die Blinden führt“. „Ich konnte in den Augen der Jungs se hen, wie nervös sie waren. Wir alle wuss ten, wie wichtig ein gutes Resultat für das Land sein würde, welche Kraft ein Sieg den Menschen geben würde. Das ist die Kraft des Fußballs. Ich spürte die Verant wortung, die auf unseren Schultern lag. Ich wollte aber nicht, dass das meine Spieler belastet.“ Abgesehen von einem internen Test spiel hatte der Trainer nur wenig Vorbe
reitungszeit. Immerhin hatten die Spieler ausreichend Spielpraxis – die drei Spiele dauernde Tournee fand während der hei mischen Liga-Saison statt, die aus diesem Anlass kurzfristig unterbrochen wurde. Das Abschlusstraining verlief chao tisch: Spieler stahlen sich vom Platz, um sich im neuen Nationaltrikot fotografieren zu lassen: gold-weiß gestreift, hergestellt von der italienischen Firma Kappa, die unter Südafrikas schwarzen Neureichen gerade besonders angesagt war. Für die Spieler bedeutete das Match nicht nur Ruhm und Ehre, sondern ver sprach auch finanziell einiges: Sie konn ten sich erstmals auf der großen Bühne des internationalen Fußballs präsentie ren. Und eröffnete damit plötzlich die Möglichkeit, aus der Armutsspirale aus zubrechen. Damals verdienten die Spieler in Südafrika einen Hungerlohn, kaum mehr als der durchschnittliche Arbeiter, ihr Alltag war die raue Realität des Town ship-Lebens, Arbeitslosigkeit und tägli cher Kampf ums Brot.
Bilder: The Independent Newspaper Group (1), morne van zyl (1)
David Nyathi links im Infight mit Kameruns Verteidiger Jean-Claude Pagal, rechts aktuell als Elder Statesman des südafrikanischen Fußballs.
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Manchen sollte der Schritt aus dem Elend tatsächlich gelingen: David Nyathi etwa, wohl der beste Linksaußen, den das Land jemals hervorgebracht hat, durchlief eine beachtliche Karriere in Spanien, der Schweiz und in Italiens Serie A. Der heute als scharfsinniger Analytiker bekannte Nyathi war damals ein ungeschliffener Dreiundzwanzigjähriger, der für ein Team aus der Mpumalanga-Provinz mit dem schönen Namen Dangerous Darkies in der zweiten nationalen Liga spielte. Auch auf grund der politischen Situation war inter nationaler Fußball für ihn bis zu diesem Spiel nie ein Thema gewesen. „Ich wusste, dass wir viel versäumten, weil wir nicht international spielen konn ten“, sagt Nyathi. „Ich erinnere mich dar an, Ausschnitte von Kameruns Spielen bei der WM 1990 in Italien gesehen zu haben. Es machte mich stolz, dass meine afrika nischen Landsleute gegen die Besten der Welt spielten. Ich konnte mich mit diesen Männern identifizieren, sie waren Inspi ration und Vorbild. Aber der Kontrast zu meinem Leben mit den frustrierten arbeitslosen Menschen vor der Haustür war zu groß. Selber dabei zu sein: Das war unmöglich, nur ein Traum. Ich hätte mir nie gedacht, dass dieser Traum in Er füllung gehen könnte.“ Eine erste Ahnung von seinem neuen Leben bekam Nyathi, als der (später aus gewechselte) Trainer Jeff Butler bei einer Trainingseinheit der Darkies auftauchte und ihn zur Seite nahm. „Er erzählte mir, dass ich Teil der Trainingsmannschaft für die Spiele sein würde, und zwar bei einem Spiel zwischen einem National- Soccer-League-Team und einer südafrika nischen Auswahl. Ich spielte für die NSLAuswahl mit Leuten wie Doctor Khumalo und dem mittlerweile verstorbenen Sizwe Motaung. Ich muss ganz gut gespielt ha ben, denn danach wurde ich für die offizi elle südafrikanische Auswahl nominiert.“ Kapitän war mit Neil Tovey ein Weißer, der nicht wegen seiner Hautfarbe, son dern seiner offensichtlichen Führungs qualitäten ausgewählt worden war. Tovey war gerade dreißig geworden und hatte den Traum vom internationalen Fußball längst abgehakt. „Als Südafrikaner war für mich eine WM-Teilnahme immer illu sorisch gewesen. Plötzlich war die Mög lichkeit doch da.“ Am Spieltag war es kalt und regnerisch – ungewöhnlich für das subtropische Klima von Durban. Darum war das Kings-ParkRugby-Stadion in einem Match, das Millionen südafrikanischer Fußballfans seit Jahrzehnten herbeigesehnt hatten, bei weitem nicht ausverkauft. Außerdem
streikten die Journalisten des staatlichen Fernsehsenders SABC – vom Match exis tieren daher keine TV-Bilder. Tshabalala versuchte in der Umkleide kabine, die Stimmung so gelöst wie mög lich zu halten, um die Spieler nicht zusätz lich anzuheizen. Er ging so nüchtern wie möglich die Taktik für das Match ein letz tes Mal durch. „Es ist mittlerweile achtzehn Jahre her, aber ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich in der Kabine stand und den dumpfen Lärm von draußen hörte. Die Spieler waren nervös. Ich sagte ruhig zu ihnen, dass dies der Beginn von etwas Gutem in unserem Land war: wieder in ternational Fußball zu spielen. Ich sagte ‚Geht einfach raus und genießt es! Zeigt eure Stärken, sorgt dafür, dass Spieler wie Doctor Khumalo den Ball bekommen. Spielt von hinten heraus, aber vernachläs sigt die Abwehr nicht. Wir spielen gegen die Besten in Afrika, und sie werden selbst den kleinsten Fehler bestrafen. Spielt nicht mit dem Ball herum, macht einfach das, was wir im Training geübt haben.‘“ Der defensive Mittelfeldspieler und spätere Kapitän Steve Komphela erzählt, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Mannschaft von Anfang an da war – und dass der Trainer es förderte: „Screamer hatte einen unglaublichen Sinn für Humor und eine Art, den Teamgeist unter den Spielern zu stärken“, erzählt er. „Das war wichtig, weil in Südafrika da mals dunkelhäutige Spieler in Teamkolle gen zuerst einen ‚weißen Mann‘ sahen statt eines Teamkollegen. Umgekehrt war es genauso. Inzwischen sind diese Barrie ren zum größten Teil niedergebrochen, denke ich. Aber damals gab es das Pro blem sehr wohl. Die Spieler aus Johan nesburg, von großen Vereinen wie den Chiefs, den Pirates und den Sundowns, waren die Hauptakteure, die ‚big okes‘. Die schwarzen Spieler aus Kapstadt hin gen zusammen ab, und die Weißen haben sich dazwischen eingefügt. Ich war der einzige Spieler aus der Provinz Free State und war auf mich allein gestellt. Aber es gab nie irgendwelche Probleme, ganz im Gegenteil. Ich habe das Zimmer mit unse rem Ersatztormann Roger De Sá geteilt, den ich heute noch meinen ‚weißen Bru der von einer anderen Mutter‘ nenne. Un sere Freundschaft hält schon zwei Jahr zehnte lang.“ Statt der südafrikanischen Hymne der Apartheid-Ära, Die Stem, wurde vor dem Match das beliebte traditionelle Arbeiter lied Shosholoza („Geh voran“) gespielt. Komphela: „Bei Shosholoza blickte ich hinauf zu den Flutlichtern und sah, dass es zu regnen begonnen hatte. Ich betrach
Geschichte des FuSSballs in Südafrika Die Demokratie in Südafrika mag noch immer ein Teenager sein, aber das Land ist ein Großvater des Fußballs. Tatsächlich genießt Südafrika den Ruf, die erste Nation außerhalb Europas zu sein, die Mitglied der FIFA wurde (die ApartheidRichtlinien führten zur Suspendierung im Jahr 1964). International wird in Südafrika seit dem Jahr 1897 gespielt. 1906: Südafrika sorgt erstmals für internationales Aufsehen, als ein nur aus weißhäutigen Spielern bestehendes Team nach Südamerika reist. Nach Erfolgen gegen brasilianische Vereine besiegen sie Argentinien in Buenos Aires mit 4:1. 1938: Südafrikas Bantu-Fußballverband gründet das „Moroka Baloyi“-Turnier – im Wesentlichen ein interprovinzieller Wettbewerb, der auch die Nationalteams von Lesotho und Swasiland umfasst. Das ebnet den Weg für eine Vielzahl internationaler Spiele gegen Nachbarländer mit dem Höhepunkt in den 1950er Jahren. 1953: Gemeinsam mit Äthiopien, Ägypten und dem Sudan ist Südafrika Gründungsmitglied des Afrikanischen Fußballverbands (CAF). Fünf Jahre später erfolgt der Rauswurf. 1964: Südafrika wird von der FIFA suspendiert. Das letzte internationale Match vor der sportlichen Isolation des Landes findet gegen Israel statt. 1972: Bei den Südafrikanischen Spielen nehmen dunkelhäutige, weißhäutige und indische Fußballmannschaften teil. 1975: Ein gemischtrassiges Team Süd afrikas schlägt in Johannesburg eine durchs Land reisende Universitätsmannschaft aus Argentinien. Legende Jomo Sono ist unter den Torschützen. 1976: Nach einem dramatischen Aufstand in Soweto wird das bereits suspendierte Südafrika nun auch formell aus der FIFA ausgeschlossen. 1977: Ein südafrikanisches Team schlägt Rhodesien in einem Bewerb über zwei Partien. Gary Bailey, der später für England spielen sollte, sitzt auf der Bank, auf der anderen Seite steht der berühmte Liverpool-Tormann Bruce Grobbelaar im Tor. 1991: Am 8. Dezember wird der Südafrikanische Fußballverband gegründet. Das versinnbildlicht das Ende eines langen Einigungsprozesses, der den Sport in Südafrika von jedweden Rassentrennungen der Vergangenheit befreit.
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Oben: das Teamfoto der ersten „Bafana Bafana“. Unten links: der legendäre Trainer Stanley Tshabalala. Mitte: Lucas Radebe, der sich bei Leeds durchsetzte. Rechts: Steve Komphela, früherer Defensivspieler.
tete das als Tränen der Götter, Tränen der Freude für uns und das, was in Südafrika erreicht wurde. Es war ein sehr emotiona ler Moment. Ein Schauer lief mir über den Rücken.“ Tovey: „Mir war klar, dass es etwas Besonderes war, etwas, für das wir lebten. Eine Chance, sich mit der Welt zu messen. Die besondere Ehre, der Kapitän des ers ten Teams bei der Rückkehr in den inter nationalen Fußball zu sein, kann mir kei ner mehr nehmen.“ In der Elf stand auch Lucas Radebe, der später Kapitän Südafrikas bei zwei Weltmeisterschaften und beim englischen Topverein Leeds United werden sollte. „Wir spielten gegen unsere Helden. Spie ler, die wir im Fernsehen gesehen und die bei der Weltmeisterschaft 1990 so beein druckt hatten. Wir standen in Ehrfurcht vor ihnen. Noch auf dem Spielfeld dachte ich, dass sie neben uns Nobodys wie gro ße internationale Stars aussahen.“ Dass keine TV-Bilder von diesem Spiel existieren, ist aus historischer Sicht 62
bedauerlich, aus sportlicher weniger: Es war kein großes Match. Die Südafrikaner tricksten in ihrer Nervosität zu viel rum, die Kameruner antworteten darauf mit ihrem gefürchteten körperbetonten Spiel. Komphela: „Die Spieler Kameruns waren Muskelberge, ihr Körperbau war unglaublich. Der Unterschied zu unseren Jungs war wie Tag und Nacht. Wir waren geschickt, aber konnten ihnen körperlich nichts entgegensetzen.“ Tovey: „Wir waren voller Ehrfurcht. Ich kann mich eigentlich gar nicht erin nern, dass sie besonders körperbetont ge spielt hätten. Ich glaube eher, dass sie uns nicht ernst genug genommen haben. Ei gentlich hätten wir deutlicher gewinnen müssen.“ Die Fußballgötter hatten ein interessantes Drehbuch für das Spiel geschrieben: Der Schiedsrichter aus Botswana sprach Süd afrika einen späten Elfmeter zu. Doctor Khumalo, ein gewitzter Mittelfeldspieler und Spielmacher der Mannschaft in den
1990er Jahren, wurde auserkoren, mit seinem Schuss Südafrika wieder auf die Weltkarte des internationalen Fußballs zu bringen. „Ich war während meiner ganzen Kar riere immer ein ruhiger und sicherer Elf meterschütze, aber vor diesem hatte ich Angst“, sagt er. „Der Gegner, das große Match: Ich wollte ihn nicht schießen. Nach dem Elferpfiff lag der Ball einfach im Strafraum, und niemand ging hin. Wir sahen einander an. Dann ging Kapitän Neil Tovey zu mir und sagte: ‚Komm schon, ich weiß, du kannst es.‘ Er vertrau te mir, er fragte nur mich, keinen anderen Spieler. Ich konnte nicht nein sagen, auch wenn ich die Verantwortung eigentlich nicht übernehmen wollte. Als ich den Ball auf den Punkt legte, hörte ich das Geschrei der Fans. Ich kann mich nicht daran er innern, ob ich mir vornahm, den Ball zu platzieren oder es doch lieber mit Gewalt zu versuchen. Ich habe wahrscheinlich darüber nachgedacht, aber in der Anspan nung darauf vergessen. Ich war völlig durcheinander. Als der Ball im Netz zappelte, brach die Hölle los im Stadion, und ich war vor allem erleichtert, nicht versagt zu haben. Erst als mich tags darauf jemand fragte, wie es sich anfühlt, Geschichte zu schrei ben, begann ich über die Bedeutung dieses Tores für Südafrika und für mich nachzu denken. Es war das wichtigste Tor, das je in diesem Land geschossen wurde, jedenfalls sicher zum damaligen Zeitpunkt. Ich habe tatsächlich Geschichte geschrieben. Jetzt ist dieser Tag fast zwanzig Jahre her, und wir sprechen immer noch darüber! Das ist mir mit keinem anderen Tor gelungen.“ Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Doctor Khumalo dieses Match nie gespielt hätte, wäre Jeff Butler Trainer geblieben. Butler hätte den Mann von den Kaizer Chiefs gar nicht erst einberufen. Erst der neue Trainer Tshabalala hatte den Fünf undzwanzigjährigen in die Mannschaft geholt. Tshabalala erzählt, dass das Spiel wie in Trance an ihm vorüberging. Dass Khu malo den Elfmeter tatsächlich verwandelt hatte, wusste er erst, als er die ekstati schen Gesichter der Zuschauer sah. „Ich habe in meiner ganzen Karriere nie bei einem Elfmeter zugesehen! Ich schaute einfach auf die Zuschauer. Ihre Gesichter sagten mir, ob der Ball reinge gangen ist. Den Schuss sah ich immer erst nachher auf Band.“ Der Sieg war der perfekte Start für den neuen Trainer und wahrscheinlich der Höhepunkt seiner Amtszeit, die nur sechs Spiele bzw. drei Monate dauern sollte: Er
bilder: The Independent Newspaper Group (2), gallo images (2), morne van zyl (1), imago sportfoto (1)
Action
„Bei diesem Spiel dabei gewesen zu sein steht auf einer Stufe mit allem, was ich sportlich je erreicht habe.“
Neil Tovey war 1996 der erste Weiße, der den African Cup of Nations erhielt. Der ehemalige Kapitän des südafrikanischen Teams aktuell (großes Bild) und in den 1990ern im Einsatz.
wurde entlassen, nachdem er einem Jour nalisten eine Ohrfeige verpasst hatte. „Nach dem Spiel fühlte ich mich, als ob ich Bäume ausreißen könnte. Wir hatten eine sehr gute Mannschaft geschlagen, das gab mir ein Gefühl von überwältigendem Stolz. Damals gab es kaum dunkelhäutige Trainer im südafrikanischen Fußball. Ich fühlte mich, als hätte ich eine Botschaft ausgesandt: ‚Seht her, schwarze Trainer haben das, was es für Leistung auf höchs tem Niveau braucht.‘“ Defensivmann Komphela erinnert sich: „Das Besondere an dieser Mannschaft war, dass sie durch die Bank aus Spielern bestand, die Führungsspieler in ihren Vereinsmannschaften waren, Jungs mit Erfahrung und kühlem Kopf. Dieses Team hatte viel mehr Führungsqualität als viele der Bafana-Teams seither.“ Linksaußen Nyathi: „Wenn ich jetzt zurückblicke, ist es schwierig, die damalige Zeit in Worte zu fassen. Es ist am ehesten ein Gefühl von Stolz, mit diesen phantas tischen Spielern eine Mannschaft gebildet
zu haben. Die Erinnerung daran macht mich wirklich stolz.“ Der spätere Leeds-Kapitän Lucas Rade be: „Bei diesem Spiel auch nur dabei ge wesen zu sein steht auf einer Stufe mit allem, was ich sportlich je erreicht habe. Es ist etwas, das mich nie verlassen wird: die Begeisterung, die Ehrfurcht, mit der wir in dieses Match gingen. Es gab keine Möglichkeit, uns in die Verteidigung zu rückzuziehen und sie kommen zu lassen; dafür waren sie zu stark. Wir mussten das Spiel an uns reißen, und das haben wir gemacht. Wir waren etwas nervös, das ganz sicher, aber wir wollten unbedingt gewinnen, weil es eine Botschaft an die ganze Nation aussenden würde. Es pas siert nicht oft, dass elf Spieler zugleich ihr internationales Debüt geben. Diese Un erfahrenheit hat uns später noch einiges gekostet, aber wir lebten vom Adrenalin und dem unbedingten Willen, ein gutes Spiel zu machen.“ Kapitän Tovey: „Mit diesem Spiel hat sich eine Tür für all jene Spieler geöffnet,
die von einem Wechsel nach Europa träumten. Tatsächlich wechselten Lucas und Phil Masinga bald danach zu Leeds. Seitdem hat jeder eine echte Chance.“ Die Tournee endete nach drei Spielen unentschieden. Das zweite Match gewann Kamerun nach frühem Rückstand infolge eines Eigentors mit 2:1 in den Goodwood Show grounds von Kapstadt. Das dritte Spiel endete in Johannesburgs SoccerCity mit einem 2:2. So behielten beide Mann schaften ihre Ehre. „Es war so gut für uns“, erinnert sich Danny Jordaan. „Ich kann noch immer die Furcht in den Augen von Doctor Khumalo und den anderen Spielern sehen. Wir alle hatten so große Angst vor dem, was auf uns zukam. Aber nach dem Match in Dur ban waren wir andere Spieler, andere Menschen. Wir hatten Selbstvertrauen.“ WM-Eröffnungsspiel Südafrika – Mexiko: 11. Juni 2010, Johannesburg, Südafrika www.fifa.com
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Ohne Maske
Ein Interview mit der schönen, gescheiten, erfolgreichen, beinharten polnischen Weltklasse-Fechterin Sylwia Gruchała. Interview: Szymon Gruszecki, Bilder: Dan Vojtech
Sylwia Gruchała ist eine der populärsten und eine der erfolgreichsten Sportlerinnen ihrer Heimat Polen, zweifache OlympiaMedaillengewinnerin, siebenfache WM-Medaillengewinnerin, fünffache Europameisterin. Doch sportlicher Erfolg und Popularität haben ihren Preis: hartes Training, kaum Zeit für Familie und Freunde. Gruchała nimmt die Entbehrungen in Kauf. Auch wenn sie immer wieder in Frage stellt, ob der Weg, den sie geht, in seiner Konsequenz der richtige ist: Sylwia Gruchała hat in ihrem Leben etwas gefunden, das sie zugleich liebt und worin sie Leistungen auf Weltklasseniveau erbringen kann. „Ich empfinde es als eine Art Verpflichtung gegenüber meinem Talent, mein Fechten immer weiter zu verbessern“, sagt sie. Gruchałas großes Ziel ist Gold bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Vor ihr liegen zwei Jahre harter Arbeit, jede Menge Entbehrungen … und ein Interview. red bulletin: Wie wird man als junges Mädchen zur Fech terin – aus Schwärmerei für Mantel-und-Degen-Filme? sylwia gruchała: Nein, überhaupt nicht! Zu Beginn, ich war zwölf, habe ich Fechten gehasst. In der zweiten Klasse der Sportschule, in die ich ging, ist der Fecht-Coach Leongin Szmit in den Turnunterricht gekommen und hat einige Kinder ausgesucht, die mit dem Fechttraining beginnen sollten – darunter mich. Ich wollte das überhaupt nicht. Ich habe sogar meinen Vater in die Schule geschickt. Er sollte mit dem Direktor sprechen, um zu verhindern, dass ich wirklich in die Fecht-Trainingsgruppe komme. Und er hat das getan? Ja, mein Vater war grundsätzlich dagegen, dass jemand zu etwas gezwungen wird, was er nicht will. Irgendwann muss sich Ihr Verhältnis zum Fechten aber geändert haben … schließlich sind Sie heute eine der besten Fechterinnen der Welt. In der fünften Klasse, ich war fünfzehn, mussten wir uns alle zwischen Fechten und Leichtathletik entscheiden. Ich wollte natürlich in die Leichtathletik-Klasse, aber die war voll – also blieb mir nichts anderes übrig als Fechten. Und dann ist es Leongin Szmit 64
Bestechender Anblick: Sylwia Gruchała ist die feurige Herausforderin der coolen FechtkÜnigin Valentina Vezzali.
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Name Sylwia Gruchała Geburtsdatum/-ort am 6. November 1981 in Gdynia, Polen Lebt in Danzig, Polen Sportliche Highlights Olympia Athen 2004: Bronze im Einzel; Olympia Sydney 2000: Silber im Team WM St. Petersburg 2007: Gold im Team; WM New York 2004: Bronze im Team; WM Havanna 2003: Gold im Team Weltcup Salzburg 2010: Platz zwei im Einzel; Weltcup Havanna 2009: Sieg im Einzel; Weltcup St. Petersburg 2006: Sieg im Einzel
ZdjęciA: Victor Lucas (2)
mit der Zeit irgendwie gelungen, eine Begeisterung für diesen Sport in mir zu wecken. Haben Sie Ihren Coaches immer gehorcht? Ohne meine Coaches wäre ich heute ein anderer Mensch. Sie haben mich geformt. Aber dieser Abschnitt ist jetzt vorbei – für mich ist das ideale Verhältnis zwischen Athletin und Coach heute ein partnerschaftliches. Wie zeigt sich diese, hm, Emanzipation der Athletin gegen über einem Coach in der Praxis? Es war in meiner Karriere immer so, dass meine Coaches mich ausgewählt haben … Letztes Jahr habe ich erstmals einen Coach für mich ausgewählt. Er heißt Adam Kaszubowski, und ich glaube, es war eine sehr gute Entscheidung. Viele Leute waren skeptisch, aber ich war von Anfang an sicher, dass Adam und ich auf einer Wellenlänge sind. Und neben Ehrlichkeit ist das Wichtigste in der Beziehung von zwei Menschen, dass sie einander ganz einfach verstehen, ohne lang herumreden zu müssen. Sonst wird’s einfach zu kompliziert. Haben Sie ein Idol? Valentina Vezzali, die Königin des Fechtens, vielfache Olympiasiegerin aus Italien. Ich habe jahrelang jeden Kampf gegen sie verloren. Mittlerweile gewinne ich wenigstens im Team gegen sie – immerhin schon fünfmal, aber noch nie bei einem ganz großen Wettkampf. Logisch also, dass mein Ziel nur sein kann, Olympiasiegerin oder Weltmeisterin zu werden – und zwar wenn Valen tina antritt. Warum bewundern Sie sie? Valentina ist undurchschaubar, unberechenbar. Sie wirkt beim Kampf wie ein Puma, der sich anschleicht. Aber wenn sie dann attackiert, dann passiert das überfallsartig und mit vollem T empo. Außerdem ist sie nervlich extrem stark, extrem cool. Ganz im Gegensatz zu Ihnen – Ihr Duell mit Vezzali gilt auch deswegen als besonders spannend, weil es ein Duell der Gegensätze ist. Es stimmt, ich bin da ganz anders, viel temperamentvoller, emotionaler. Was eine Stärke sein kann … … aber auch eine Schwäche. Ich weiß, dass es nur daran liegt, meine Emotionen unter Kontrolle halten zu können. Dann werde ich sie bald schlagen. Klingt nach einer reizvollen Aufgabe für einen Sport psychologen. Ich arbeite nicht mit einem Psychologen. So etwas hilft dir nur, wenn du daran glaubst. Ich glaube an mich und daran, dass jeder sein Leben selbst in der Hand hat. Wenn wir an etwas glauben, wenn wir ein Ziel wirklich mit aller Kraft verfolgen, dann erreichen wir es auch. Immer? Ich bin davon überzeugt, dass wir unser Schicksal zum allergrößten Teil selbst in der Hand haben, jeder von uns, ja. Wäre ein Psychologe aber nicht vielleicht dennoch dabei hilfreich, die Emotionen im Zaum halten zu können? Ich versuche, das selber hinzukriegen. Auf der Planche stehe ich ja auch alleine – und muss dort nicht nur meine Bewegungen, sondern auch meine Gedanken unter Kontrolle halten. Dafür brauchst du jede Menge Selbstdisziplin. Ja, Selbstdisziplin ist da das Wichtigste. Und wenn Sie die Konzentration dann einmal verlieren, was dann? Explodieren Sie? Es mag komisch klingen, aber gerade aus Schwächen hole ich mir besondere Power. Ich kann in gefährlichen Situationen von irgendwoher zusätzliche Kräfte mobilisieren, das zusätzliche Adrenalin ist im Sport sehr wichtig. Sie scheinen vor Energie zu strotzen. Woher kommt die?
Heroes
Er iure ming erostin ut vulluptat laorem quipissis am ver autetuer iuscidui blandiamet nulpute tio consequam ea atio odo ea faccum iure feum erit aliscilis alit erat. Ut pratums
„Ich glaube, dass jeder sein Leben selbst in der Hand hat. Wer ein Ziel wirklich mit aller Kraft verfolgt, der wird es auch erreichen.“
Mich motivieren Ziele. Zielorientiertes Denken ist das Wichtigste, Ich spreche nicht davon, wenn die Reserveanzeige aufleuchtet ganz egal ob im Sport oder im Leben. Da macht es gar nichts, und man trotzdem weiterfährt. Ich spreche davon, wenn der wenn der Weg dorthin nicht immer gerade verläuft. Solange Tank bis auf den letzten Tropfen leer ist – und man trotzdem man das Ziel im Auge behält, wird man es auch erreichen, daran Vollgas geben muss. glaube ich felsenfest. Haben Sie schon einmal daran gedacht, alles hinzuschmei Wie können Sie als heißblütiger, emotionaler Mensch mit ßen, Ihre Karriere zu beenden? Rückschlägen umgehen? Es hat Zeiten gegeben, die waren alles andere als einfach, Ich beziehe frische Motivation daraus, wenn ich an einer Aufgabe körperlich und mental. Ich hatte viele Kämpfe verloren, wirklich scheitere. Es läuft immer gleich ab: Zuerst will ich nach einem viele – und dachte: Das war’s, das ist jetzt das Ende. Aber ich Rückschlag aufgeben, aber sobald ich meine Emotionen in den habe dann meinen Kampfgeist wiederentdeckt, habe mir gesagt: Griff bekommen habe, kehrt die Motivation umso stärDas ist es, was du kannst, das ist es, was du willst. Ich ker zurück. wäre nicht happy gewesen, hätte ich in dieser schlechBeschreiben Sie uns das Gefühl auf der Planche ten Phase aufgegeben. Ich bin eben von Natur aus eine unmittelbar vor dem Beginn eines Kampfes. Kämpferin. Ich versuche, in eine sehr spezielle Stimmung zu komWas ist das Härteste am Leben einer Sportlerin? men, in den „Flow“, ein absolutes Gefühl der Freiheit. Sich zwischen Familie und Profikarriere entscheiden Im Flow hast du während eines Kampfes keine Angst, zu müssen, das war wirklich hart. Und natürlich gibt du verlierst jegliches Zeitgefühl. Du bist wie im Nirwaes da auch noch die anderen Opfer, die man bringt: na – es ist phänomenal. Wahrscheinlich ist das Erlebnis Du musst beim Ausgehen und Essen diszipliniert sein, dieses Flow das Schönste an unserem Sport. kannst dich nicht so oft mit deinen Freunden treffen, Was bringt dieser Flow abgesehen davon in einem wie du möchtest. Das Härteste ist aber, dass professioSylwia Kampf? im Word-Rap neller Sport dein soziales Leben und dein Familien Es ist eine Art sechster Sinn. Du kannst vorhersehen, leben killt. Ich habe mir geschworen: Nach der Karriere was deine Gegnerin tut, du spürst, was sie vorhat, hole ich jede Stunde nach, die ich wegen des Sports Ich bin … bevor sie überhaupt damit begonnen hat. Außerdem nicht mit meinen Freunden oder meiner Familie ver… eine Frau. nimmst du alles so wahr, als würde es in Zeitlupe abbringen konnte. Traum? laufen – dabei ist Fechten ein unglaublich schneller, Was tun Sie, wenn Sie doch einmal ein wenig freie Olympisches Gold. dynamischer Sport. Zeit haben? Angst? Wenn man mit Ihnen spricht, hat man den Ein Davon gibt es nicht viel. Ich trainiere, nebenbei studieKrankheit. druck, dass Sie sehr klare Vorstellungen haben, was re ich Sport. Ich gehe gern ins Kino oder Theater, aber Sie tun wollen und wie Sie es tun wollen – hat da In fünf Jahren … relaxen kann ich nur daheim. Ich bin gern allein. Ich ein Coach überhaupt Platz? … bin ich Mutter. lasse mir ein Bad ein, zünde ein paar Kerzen an und Eine herkömmliche Coach-Sportler-Beziehung kommt verbrenne mit ihnen den ganzen Groll und Ärger und Fechten ist … für mich wie gesagt nicht in Frage. Ich halte diese Stress, die sich aufgestaut haben. … Kampf. Autorität für unnatürlich. Ich reagiere zum Beispiel Sie waren bei der polnischen Ausgabe der TV-PromiOlympische ziemlich allergisch darauf, wenn ich wirklich müde bin Tanzshow dabei. Wie hat’s Ihnen gefallen? Spiele sind … und ein Coach mich zu einem noch härteren Training Rückblickend war es keine besonders gute Idee, da … Stress. motivieren möchte. Ich kenne mich und meinen Körmitzumachen. Das war nicht ich. Danzig? per gut genug. Sie haben aber ganz gute Figur gemacht. Was war Zuhause. Wie fügt sich denn Ihr aktueller Coach in diese das Problem? Situation? Ich habe die Showbiz-Maschinerie von innen kennenValentina Wir trainieren täglich um vier Uhr nachmittags. Adam gelernt – und habe gesehen, dass das nicht meine Welt Vezzali? Eine großartige ist. Im Sport bist du selbst mit deiner Leistung für deimacht den Plan, wir besprechen ihn, setzen ihn dann Sportlerin. gemeinsam um. So einfach geht das. nen Erfolg verantwortlich. Im Fernsehen entscheiden Arbeiten nur Sie und Ihr Coach? Gutaussehende andere … Wie gesagt, das ist nicht meine Welt. Damit Nein, danach wird ja mit der Gruppe trainiert. Sparkann ich nicht umgehen. Männer? ring ist das Wichtigste im Fechttraining – Fechten ist Warum haben Sie trotzdem mitgemacht? Die Spiel Mag ich nur, ein Kampfsport, und du kannst nur durch Kämpfe regeln waren ja schon im Vorhinein klar. wenn sie sich gegen möglichst viele unterschiedliche Gegner immer Aus Neugier. Ich wollte wissen, wie das dort ist. Außernichts auf besser und besser werden. Ich widme dem Sparring dem tanze ich gern. Und ich hatte nach den Olympiihr Aussehen täglich mindestens zwei Stunden. schen Spielen auch ein wenig Zeit. einbilden. Wie viel Zeit fechten Sie denn insgesamt pro Tag? Moderne Sportler sind ja auch Stars, die ein Image Reisen? Drei, vier Stunden. Vor großen Wettkämpfen viel verkörpern – und nicht zuletzt damit die Chance Erweitert den mehr, das können dann auch sechs oder sieben Stunhaben, in der kurzen Zeit ihrer aktiven Karriere Horizont. den werden. genug Geld zu verdienen. Wäre der prominente Ist es nicht irgendwann genug? TV‑Auftritt für Sie nicht die Chance gewesen, sich Wenn ich nach längeren Pausen wieder mit dem Training beginein Image als – sagen wir mal – glamouröse Fecht-Beauty ne, habe ich oft Angst, dass ich’s nicht durchstehen werde. Ich aufzubauen? fürchte mich wirklich vor dem Zustand völliger Erschöpfung, Natürlich wäre das relativ einfach gewesen. Aber mein Bild in wenn man komplett leer ist. der Öffentlichkeit hat sich über die Jahre sehr normal und natürIst man als Sportlerin nicht tagtäglich mit diesem Gefühl lich entwickelt. Ich hatte nur einmal für kurze Zeit einen Manakonfrontiert? ger – aber alles Gekünstelte ist nichts für mich. Ich möchte als Das hat mit normaler Überwindung im Trainingsalltag natürlich Fechterin wahrgenommen werden, als Athletin, nicht als Promi. nichts zu tun: Ich habe gelernt, über meine Grenzen zu gehen. Wenn ich mich auf große Wettkämpfe vorbereite, schotte ich 68
bild: foto-sport/Agencja Gazeta
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„Ich habe mir geschworen: Nach dem Ende meiner Karriere hole ich jede Stunde nach, die ich nicht mit meiner Familie oder meinen Freunden verbringen konnte.“
Sie will nicht als „FechtBeauty“ gesehen werden, was aber irgendwie nicht ganz so einfach ist.
mich zum Beispiel von den Medien ab – vor den Spielen in Athen hatte ich sechs Monate keinen Kontakt mit Journalisten! Ist das nicht übertrieben? Medien können eine Ablenkung sein. Und Professionalität heißt auch, dass man sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentriert. Aber der Umgang mit Medien ist doch Teil des Jobs eines professionellen Athleten, oder? Natürlich. Man muss auch sagen, dass in Polen nach meinem Erfolg von Athen viele Kinder mit dem Fechten begonnen haben – diese Begeisterung fürs Fechten wäre ohne die ausführliche Berichterstattung nicht möglich gewesen. Also kann man über die Medien die Gesellschaft auch positiv beeinflussen. Haben Sie viele Fans? Natürlich bekomme ich viele Briefe mit Autogrammwünschen. Fechten ist zwar nicht so populär wie andere Sportarten, aber die Leute mögen es doch: Es ist spektakulär – und Kampf bedeutet immer auch Adrenalin. Ist das nicht ein bisschen … martialisch? Gar nicht. Wenn man ehrlich ist, sind wir Fechter nichts anderes als moderne Gladiatoren. Früher war das alles extrem – die Leute haben gejubelt, wenn einer getötet wurde. Aber das Prinzip lebt noch immer. Fechten ist ein Kampfsport – auf der Planche musst du zeigen, wer der Boss ist, wer stärker ist. Geht es Ihnen beim Fechten um diesen archaischen Aspekt? Ich denke oft darüber nach, worum es in diesem Sport im Kern geht. Und ich denke, dass es mir gar nicht so sehr um den Kampf gegen eine Gegnerin geht. Ich fordere mich gerne selbst heraus – meine eigenen Grenzen immer weiter zu verschieben, das ist die spannendste Herausforderung. So gesehen kann man sagen: Beim Fechten bin ich selbst meine größte Gegnerin. Und was bedeutet also Erfolg für Sie? Auf keinen Fall Medaillen oder Pokale. Es ist der Weg, für den ich mich in meinem Leben entschieden habe und den ich gehe. Der Sport hat mich geprägt, seit ich fünfzehn war, hat mich zu dem unabhängigen und selbständigen Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich bin jetzt 28, und ich kann sagen, dass ich in meiner Karriere viel mehr erreicht habe als Medaillen: eine gewisse Erfüllung, Selbstvertrauen, Freude. Und wie lange werden Sie sich noch über diese emotionalen Benefits einer aktiven Karriere freuen? Oh, man kann lange fechten: Die Italienerin Giovanna Trillini ist mit vierzig noch dabei. Meine absolut größte Konkurrentin Valentina Vezzali ist 36. Ich weiß nicht, ob ich so lange weitermachen will … Aber wer weiß? Mehr Infos, Bilder und aktuelle News über Sylwia Gruchała auf: www.sylwiagruchala.pl
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legende der leidenschaft
Die Scuderia Toro Rosso ist nicht das größte oder das reichste Formel-1-Team, wohl aber jenes mit dem größten Herzen. Ein Lokalaugenschein. Text: Anthony Rowlinson, Bilder: Jiří Křenek 70
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s heißt, man könne Faenza schon von der Autostrada aus riechen. Hühnerfarmen, eine Brauerei, Wurstfabriken und allerlei andere Klein- und Mittelbetriebe würzen die Luft dieser kleinen Stadt in der Emilia Romagna im Norden Italiens. Es ist eine schnörkellose Gegend, eher zum Arbeiten gemacht als zum Anschauen. Indes: Nur Narren würden sie wegen ihres bescheidenen Aussehens geringschätzen. Faenza liegt nämlich dicht an dicht mit den größten Juwelen Italiens: Modena und Maranello, Heimstätten von Ferrari, sind kaum hundert Kilometer entfernt. Nach Bologna, wo Ducati und Moto Morini daheim sind, sind es sechzig Kilometer, und dazwischen liegt noch Sant’Agata Bolognese (Lamborghini). Nimmt man in Faenza die Via Emilia Ponente, landet man in einer Viertelstunde in Imola: Die dortige Rennstrecke, das Autodromo Enzo e Dino Ferrari, hat zwischen 1980 und 2006 27 Grands Prix beheimatet. Der magische Staub des Motorsports hat sich in Jahrzehnten mit der fetten Erde der Emilia Romagna vermischt. Hier wachsen Rennkünstler an jeder Ecke. Massimo Tamburini, wohl der einflussreichste Motorraddesigner der Welt und Schöpfer von Ikonen wie der Ducati 916 oder MV Agusta F4, lebt und arbeitet in San Marino. Valentino Rossi kommt aus Urbino, 128 schnelle Kilometer die Straße von Faenza runter. Nicht zu vergessen die Gebrüder Maserati, wie Ducati in Bologna zu Hause. Die Theorie, dass Motorsport ansteckend sei, findet rund um Faenza reichlich Nahrung. So vermag es kaum zu überraschen, dass sich eine Formel-1-Fabrik in der Stadt versteckt, und zwar tatsächlich versteckt zwischen viel größeren Cousins. Diese Fabrik beherbergt die Jugendabteilung von Red Bulls Formel-1-Abenteuer (die großen Jungs, Red Bull Racing, sind in Milton Keynes, England, zu Hause). Man könnte Toro Rosso für ein Mauerblümchen halten, das dem Vergleich mit der glamourösen Schwester, die gerade um die WMKrone kämpft, nicht standhalten kann. Das wäre allerdings unfair. Toro Rosso kann nämlich auf eine reiche eigene F1Geschichte zurückblicken. Die Wurzeln reichen 25 Jahre zurück, als anno 1985 ein winziges Team von zwanzig Aufrechten beschloss, unter dem 71
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Namen Minardi Formel 1 zu versuchen. Kaum zu glauben, dass aus diesem dürren Pflänzchen jenes Team gewachsen ist, das 2008 in spektakulärer Manier mit einem gewissen Sebastian Vettel am Steuer den Großen Preis von Italien gewonnen hat. Es war ein bemerkenswerter Sieg, einer, der in den Geschichtsbüchern der Formel 1 Bestand haben wird: erster Sieg von Toro Rosso, erster Sieg von Vettel, Sieg eines italienischen Teams in Italien, noch dazu auf dem geweihten Boden von Monza. Die Formel 1 hat eine Schwäche für gute Geschichten, aber in diesem Moment ist einigen richtiggehend schwindlig geworden, so perfekt hat sich das eine ins andere gefügt: Es war das richtige Drehbuch mit den richtigen Protagonisten am richtigen Schauplatz. Und es war kein zufälliger, kein glücklicher Sieg, kein kurioses Ergebnis eines Chaosrennens. Nein: Toro Rosso und Vettel haben das Rennen gewonnen, weil ein brillanter Fahrer in einem sauschnellen Auto saß, das von der verschworensten, dichtest gewobenen Eliteeinheit eingesetzt wurde, die man in der gesamten Formel 1 finden wird. Formel 1 bedeutet für diese Jungs Familie, nicht Arbeit. Ein Großteil der Belegschaft geht zu Mittag nach Hause essen. Sie stammen von hier, sie gehören hierher. Wenn Toro Rosso gut fährt, freut sich diese ruhige Stadt auf die ihr eigene Art still. (Obwohl: Beim legendären Vettel-Sieg wurden sogar die Kirchenglocken geläutet. Derlei auffälliges Verhalten kennt man normalerweise nur von den Kollegen aus der Heimatstadt Ferraris.) Läuft es einmal nicht so besonders, lauern keine maro dierenden Horden vor den Fabrikstoren – man lässt die Jungs drinnen in Ruhe arbeiten und wartet auf das, was als Folge von Fleiß zwangsläufig kommen wird, so die Überzeugung: Erfolg. Eine vermeintlich typisch italienische Familie, möchte man meinen, allerdings mit einem „Schönheitsfehler“: Das Fami lienoberhaupt ist Österreicher. Franz Tost aus Trins bei Innsbruck ist im Jahr 2005 zu seiner neuen Familie gestoßen. Er kam von BMW, dort hatte er sechs Jahre lang in führender Position geholfen, den Laden in der Formel 1 zu schmeißen; sein Titel hieß Track Operations Manager. Sein jetziges Team ist am Papier zu 75 Prozent italienisch; gefühlt sind es eher 95. Tost sticht aus dem Rudel hervor, ein etwas geheimnisvoller, aufrechter, schlanker Mann, dessen intelligente Leuchtkraft schon beim Erstkontakt spürbar ist. Kultu relle Stereotype würden ihm eher einen Job beim Schweizer Sauber-Team oder seinem Ex-Arbeitgeber zuschreiben als bei einem erzitalienischen Team. Die 72
orstellung, dass Franz Tost eine Bühne V erklimmt, um dort eine Kostprobe seines Opern-Repertoires darzubringen, mutet in der Tat seltsam an. (Für derartige Sonderaufgaben erscheint der Technische Direktor Giorgio Ascanelli bei weitem geeigneter; ihm traut man durchaus zu, an freien Sonntagen die Società dell’Opera di Faenza bei „Nessun dorma“ als erster Tenor zu unterstützen.) Der Wirkungsbereich des 54-jährigen Franz Tost ist sein Team, ein zweiter Blick auf seine Arbeit durchaus lohnend. Nicht nur, dass er ausnehmend freundlich ist, er bemisst seine Zeit für Besucher auch durchaus großzügig (vermutlich innerhalb eines genau abgesteckten Fensters für Medienvertreter, möchte man meinen). Noch bemerkenswerter freilich ist
„Bei Toro Rosso arbeiten heute 257 Personen. Wir sind kein kleines Team mehr. Aber wir haben nie verlernt, wie man effizient arbeitet.“ seine völlig uneitle Art, ein Charakterzug, der bei vielen seiner Kollegen an der Spitze von F1-Teams so überhaupt nicht zu finden ist. Sehr schnell bemerkt man aber, was den Boss und das Team, das er führt, verbindet, ungeachtet aller oberflächlichen Unterschiede: Leidenschaft. Franz Tost war (und ist) ein Racer. In seinen jungen Jahren ist er Formel Ford und Formel 3 gefahren, danach hat er Sport studiert und ist ins Management der Walter Lechner Racing School gewechselt. Danach ging es weiter in die Formel 3, wo er mit einem gewissen Ralf Schu macher arbeitete, den er später bei BMWWilliams wiedersehen sollte. In diesem Team kreuzten sich auch Tosts Wege mit jenen seines Tiroler Landsmanns Gerhard Berger, damals Motorsportdirektor von BMW. Sechs Jahre später war Berger Hälfte-Eigentümer von Toro Rosso, und Tost ging mit ihm. Keine Frage: Racing ist in Franz Tosts Blut, genau wie es Teil der DNA all jener ist, die in Riechweite von Faenza auf die Welt gekommen sind. Man sieht die Präzision eines Racers in allem, was er tut.
Selbst in seinem Gang ist sie zu erkennen: Er bewegt sich schnell und gerade, mit akkurater Ökonomie der Bewegungen. Auch sein Schreibtisch spiegelt diesen Charakterzug wider: Franz Tost ist kein Mensch, der mit einem zerkauten Bleistiftstummel Notizen auf eselsohrige Post-its kritzelt, die dann windschief ans Chassis seines Laptops gepappt werden. Nein: Papierkram ist Kante an Kante am Schreibtisch ausgerichtet, das Schreib gerät im 90-Grad-Winkel dazu platziert. Der Laptop ist aufgeklappt, das Display in vermutlich optimierten 73 Grad von der Horizontalen justiert. Die Kurzform: Franz Tost ist ein äußerst organisierter, wahnsinnig effizienter Mensch, der mit einem Minimum an Getöse ein Maximum an Musik realisiert. Liest man den letzten Satz isoliert, kommt Franz Tost als asketischer Technokrat rüber. Diese Beschreibung täte ihm jedoch unrecht. Beim Sprechen blitzt nämlich ehrliche Begeisterung aus seinen Augen, untrüg liches Zeichen aller wahren Enthusiasten. Außerdem hat er Humor, den er zwanglos auch gegen die eigene Person zu richten weiß. Als ihn der Fotograf des Red Bulletin zum Shooting bittet, scherzt er: „Vorher muss ich mir noch schnell die Frisur richten“, wohl wissend, dass auf seinem Kopf schon seit längerem keine nennenswerte Frisur mehr stattfindet. Und von wegen Askese: Auch wenn kein Gramm Fett seinen Körper verunziert, weiß er eine üppige Sachertorte oder eine creme triefende Schwarzwälder Kirschtorte sehr wohl zu schätzen. In Tosts Verständnis hat Toro Rosso eine entscheidende Transformation hinter sich: vom Underdog, der zufrieden ist, in der großen Formel 1 dabei sein zu dürfen und hie und da ein Pünktchen abzustauben, zu etwas viel Ernsthafterem, Größerem – einem allgemein akzeptierten Mitglied der Königsklasse des Motorsports. Die Mannschaft ist von 80 auf 257 Menschen gewachsen (Tost hat die genauen Zahlen selbstverständlich im Kopf ), Großgeld ist in den Ausbau der Fabrik geflossen, und wozu? Um das Team vom hinteren Ende ins Mittelfeld zu hieven und jungen Red Bull-Piloten die Chance zu geben, Superstars zu werden, schlag nach unter „V“ wie Vettel. Diesen Tag aller Tage in Monza beschreibt Tost als „phantastisch“. Aber väter licher Team-Leader, der er ist, extrapoliert Tost den höheren Sinn, das Bleibende hinter der Siegesfreude: „Dieser Tag war wichtig für die Motivation, weil er gezeigt hat, dass wir gewinnen können. Wenn wir alles richtig machen, können wir jeden schlagen. Dieses Wissen ist bedeutend für
Faenza bedeutet Formel 1: Seit 25 Jahren wird in der Via Spallanzani an Rennautos der höchsten Liga gearbeitet. Der Boss heißt Franz Tost und ist eigentlich Tiroler, lässt aber zwischendurch durchaus italienische Tugenden aufblitzen.
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das Team. Du kannst immer sagen, dass du gut bist und einen guten Job machen wirst. Aber zwischen Reden und Tun ist halt doch ein gewaltiger Unterschied.“ Vor allem ist es müßig, die guten alten Zeiten zu beschwören: Seit dem Sieg anno 2008 hat sich die Formel 1 gravierend verändert. Heute muss jedes Team sein Auto selbst bauen. Diese Reglementänderung hat kein Team härter getroffen als Toro Rosso: vorbei die Zeiten, als man am Wissen von Red Bull Racing partizipieren durfte. Trotz der substanziellen Investitionen, die aus ebendiesem Grund in den ehemaligen Zwerg Toro Rosso gemacht werden mussten, ist Tost – der schlanke, effiziente Franz Tost – erpicht darauf, seine Operation so klein und straff wie möglich zu halten: „Dieses Team war einmal sehr klein. Heute bestehen wir aus 257 Menschen, somit sind wir kein kleines Team mehr. Aber es funktioniert, weil wir nicht zu schnell gewachsen sind und nie vergessen haben, wie man effizient arbeitet.“ Effizienz – das ist das Mantra von Toro Rosso. Es gilt für den hoch respektierten Giorgio Ascanelli (der auf der Team-Website als Papst dargestellt wird) genauso wie für altgediente Schlachtrösser vom Schlage eines Giovanni Baldi, der 1985 als Telefonvermittler bei Minardi begonnen hat. Für einen Ascanelli, der Hand in Hand mit Größen wie Senna gearbeitet hat, heißt Effizienz, dass er mit seiner Crew täglich gegen die Megabucks von Ferrari oder Mercedes kämpfen muss. Für den gebürtigen Faentino Baldi, heute Fabriksmanager, bedeutet das, dass er in seinen gesamten 25 Jahren beim Team keinen einzigen Grand Prix live ge-
sehen hat. Erstens ist das in seinem Job nicht nötig, und zweitens ist das Geld dafür nicht vorgesehen, Ende der Diskussion. Nicht, dass er sich deswegen einen Kopf machen würde: „Hier in der Emilia Romagna liegt uns das Rennfahren im Blut.“ Wer ihm genau zuhört, versteht: Es ist Ehre genug, Teil dieses stolzen Teams zu sein. An der Rennstrecke zu stehen ist nicht wichtig. Baldi führt uns durch die Fabrik, in der der Aufbruch in eine neue Saison deutlich spürbar ist: Tatsächlich ist es der letzte Tag, bevor die Autos nach Bahrain verladen werden. Stolz präsentiert er die gigantischen neuen Fräs- und Drehmaschinen und den sogenannten Autoklav, in dem die Carbon-Chassis gebacken werden. Hier treffen wir wieder auf Franz Tost, der letzte Arbeiten an den zwei Chassis begleitet, die gestern zum ersten Mal auf eigenen Rädern gestanden sind und schon sehr bald von den beiden Jungstars Sebastién Buemi, 21, und Jaime Alguersuari, 20, härter rangenommen werden, als man sich das als normaler Autofahrer überhaupt vorstellen kann. Tost inspiziert eine Carbon-Motorabdeckung von nahezu künstlerischer Form, dabei glatt wie ein frisch bezogenes Bett in einem Luxushotel. Dann hebt er das anscheinend gewichtslose Ding mit zwei Fingern in die Luft. Will man die Komplexität der Formel 1 verstehen, reicht es, sich diese Motorabdeckung anzusehen. Emotionen, Franz Tost? Nervös? Immerhin ist der Zug schon im Rollen, es gibt nicht mehr viel, was man jetzt noch verändern könnte. „Die einzige Emotion, die ich fühle: gut, dass wir rechtzeitig fertig geworden sind.“
Alles andere wäre auch sehr erstaunlich gewesen. Ein paar Stunden später hat ein Großteil der Mannschaft zu Mittag gegessen, manche daheim, andere in der inoffizellen Werkskantine von Toro Rosso, der charmanten „Tana del Lupo“ (Wolfshöhle), dem nahe gelegenen Restaurant von Daniele Zinzani. Längst streift Franz Tost wieder durch sein Imperium aus sechs Gebäuden. Ein weggeworfenes Schoko ladepapier erregt seine Aufmerksamkeit, er nimmt die Verfolgung auf und expediert es in den nächsten Papierkorb. Dann sieht er ein Paar Achsträger, draußen gegen eine Wand gelehnt. Die inkriminierten Gegenstände sollten doch entweder auf einer Werkbank liegen oder verpackt in einem Container?!? So was entgeht den Adleraugen eines Franz Tost nicht. Seine Augenbrauen ziehen sich ärgerlich zusammen, er flitzt nach drinnen und will vom zuständigen Ingenieur wissen, warum diese wichtigen Teile da mir nix, dir nix im Freien herumlehnen. Augenblicke später kommt er – Miene wieder hell – zurück: Die Achsträger hatten gerade ihre Lager bekommen, waren extrem heiß und wurden zum Abkühlen nach draußen gebracht. So ist das also. Vielleicht hätte Franz Tost das als gelernter und erzogener Österreicher selbst nicht so gemacht. Aber nach fünf Jahren in Italien hat sich ein Stück der Gegend wohl auch in ihn geschlichen. Ergebnisse und alle News vom Team: www.scuderiatororosso.com Road to Racing – Montreal: Hintergrundberichte zur F1-Saison, 12. Juni um 23 Uhr auf ServusTV
Bahrain, 14. 3. 2010 Startplatz 15 bzw. 18, nachdem Buemi im Training Motorenprobleme gehabt hatte und die Strecke für Jaime neu war. Nach den starken Zeiten beim Testfahren hatten manche Teammitglieder insgeheim mehr erwartet. Alguersuari war mit Platz 13 im Rennen zufrieden, während Buemi nach seinem Ausfall drei Runden vor Schluss zu Recht sauer war.
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Australien, 28. 3. 2010 Ein Rempler in Runde 1 beendete alle Träume von Buemi in Melbournes Albert Park, während es für Jaime lange Zeit nach Platz 10 und dem letzten WM-Punkt aussah. Dann ein kleiner Fehler, und Schumacher schlüpfte vorbei. Dennoch lobte Franz Tost den Spanier für dessen „bestes Rennwochenende bisher“ und das Team für einen „deutlichen Schritt vorwärts“.
Malaysia, 4. 4. 2010 Zwei Punkte für Platz 9 machen Jaime Alguersuari zum zweitjüngsten PunkteFinisher der Geschichte (hinter Sebastian Vettel). Seine letzten 20 Runden waren so problemlos, dass er mit der Boxencrew am Funk locker plaudern konnte. Auch nicht schlecht sein Duell mit Michael Schumacher, während dem er „viel gelernt“ habe, wie er später zu Protokoll gab.
China, 18. 4. 2010 Im verrückten Regenrennen konnte Toro Rosso den wahren Speed nur aufblitzen lassen. Buemi hatte im Training seinen aufsehenerregenden Unfall, bei dem er beide Vorderräder verlor, das Rennen beendete er nicht. Alguersuari wurde 13. Mehr Nerven kostete das Rennen heim, nachdem der isländische Vulkan für erschwerte Bedingungen am Himmel gesorgt hatte.
Spanien, 9. 5. 2010 Ein WM-Punkt beim Heim-GP für Jaime war das Highlight in diesem turbulenten Rennen: zuerst die bockende Radmutter beim Boxenstopp, dann Feindkontakt mit Chandok beim Überrunden, darauf die Drive-Through-Strafe. Buemis Rennen war schon in Runde 1 ruiniert, als er sich beim Versuch, de la Rosa zu überholen, die Nase abfuhr. In Runde 42 gab zudem die Hydraulik auf.
bilder: getty images (4), xpb (1)
Toro Rosso: Saison 2010
Von links oben: Die Inge nieure Luca Esposito und Roberto Monni haben eine Idee. Giorgio Ascanelli hat schon mit Ayrton Senna gearbeitet. Die Zwillingsbrüder Mauro und Maurizio Bertoni verleihen Buemis Toro Rosso Flügel. Mittag in der „Werkskantine“, der Tana del Lupo, zu Deutsch: Wolfshöhle.
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M OTO R S P O RT Z U M L E S E N . AKTU ELL . KO M PETENT. HINTERG RÜ N D I G .
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D I E N E U E M OTO R S P O RT�Z E I T S C H R I F T. J E T Z T I M Z E I T S C H R I F T E N H A N D E L . Rennberichte, Interviews und Hintergrundstorys aus der ganzen Welt des Motorsports. Mit SPEEDWEEK sind Sie hautnah dabei. News aus Formel 1, DTM, WRC, MotoGP, Superbike-WM, Motocross, Red Bull Air Race u.v.a. bringen das Oktan im Blut zum Brodeln.
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3 Aus gaben G R AT I S : abo @ speedweek .ch / Telefon + 49 (0)1805 015 130
bild: David Lang/Red Bull Photofiles
Lilou ist der beste B-Boy der Welt und amtierender Red Bull BC OneChampion. Beim Street Dance Kemp in Tschechien steht der Franzose jungen Tänzern als Breakdance-Coach zur Seite.
More Body&Mind Belebendes für Körper und Geist.
78 Bjørn Dunkerbeck im Hangar-7 79 Köche und ihre Geheimnisse 80 Felix Baumgartners Zeug 82 Hippe Brit-Fashion 84 Tanzen in Jedovnice 86 Red Bull TV-Fenster 88 Tag & Nacht 98 Kolumne
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de.redbulletin.com/print2.0 Das Porträt des Surf-Superstars.
Hangar-7-Interview
Bjørn Dunkerbeck Die Konkurrenz nannte ihn „Terminator“, da er lange Zeit unschlagbar wie eine Maschine den WindsurfWeltcup dominierte. Auf dem Trockenen ist er jedoch ein netter, entspannter Bursche und kein Surf-Roboter.
red bulletin: War ja eben eine offenbar lustige Unterhaltung mit Sebastian Vettel – drehte es sich um Formel 1 oder Windsurfen? bjørn dunkerbeck: Sebastian will nach der Saison bei mir vorbeischauen, um zu surfen. Er war schon bei Robby Naish auf Maui, und jetzt soll ich ihm auch etwas beibringen. Ist ja nicht uninteressiert für ihn, trainiert gut seine Arme. Sie lieben beide die Geschwindigkeit. Wie schnell sind Sie je gesurft? Als absoluten Top-Speed habe ich auf dem offenen Meer 47,9 Knoten erreicht. Das sind immerhin fast 89 km/h. Aber mein Ziel ist die 100er-Marke … Und wie fühlt sich das an? Da surfst du nicht mehr – da fliegst du über dem Wasser. Ich bin dann komplett am Limit, und das alles auf unruhigen Wellen. Jeder kann 200 km/h auf der Autobahn fahren, aber mach das mal auf einem Schotterweg. Doch genauso ist Speedsurfen auf dem offenen Meer. 78
Zwei absolute Rennmaschinen mit dem gleichen Ziel für diese Saison: dem Weltmeistertitel. Der Herr im vorderen Bildbereich hat allerdings schon deren 36 errungen.
Wenn Sie nicht surfen, brausen Sie mit dem Mountainbike oder dem Snowboard durch die Gegend oder jagen Fische mit der Harpune. Gehen Sie es manchmal auch etwas ruhiger an? Ja, wenn ich mit meinen Kindern spiele. Natürlich muss auch ich meine Batterien aufladen, wenn sie mal leer sind. Ich bin allerdings keiner, der Gras beim Wachsen zuschaut.
Spezielles Ziel: Bjørn Dunkerbeck will als erster Windsurfer auf offenem Meer 100 km/h erreichen.
Sind Sie schnell gelangweilt? Nein, weil ich immer etwas unternehme. Außer wenn ich auf meine Frau Maria warten muss, wenn wir ausgehen wollen. Ein Besuch im Hangar-7 bedeutet immer auch, exzellente Küche genießen zu können. Was war das leckerste Essen, das Sie je auf dem Teller hatten? Jedes nach fünf Stunden Windsurfen. Und generell? So gesund wie möglich: Gemüse, Fisch, Salate, aber auch Fleisch. Sind Sie selber ein guter Koch? Am Grill bin ich ein ganz Großer, aber das „normale“ Kochen überlasse ich lieber meiner Frau Maria. Sie sind so viel unterwegs, kommt die Familie da immer mit? Ja. Alba, meine ältere Tochter, ist jetzt sieben Jahre alt und war schon sieben Mal auf Maui, ihr kleiner Bruder Liam ist ein Jahr jünger und war deshalb erst sechs Mal dort. Sie reisen überallhin mit. Wie sieht es mit deren Interessen aus? Sie lieben Wassersport. Mit Liam surfe ich auf einem Tandem-Board schon bis zu
Text: Jam Cremer, bilder: philipp horak
Der Hangar-7 in Salzburg ist heute weder Restaurant noch Museum, sondern gleicht eher einem Hauptbahnhof während der Rushhour. Überall geschäftige Filmleute, die zwischen Besuchern Kameras, Mikrofone und Scheinwerfer aufbauen. Neben der Vorbereitung zum wöchentlichen Live-Talk von ServusTV finden hier nämlich auch die Dreharbeiten für einen Werbespot statt. Mitten in diesem Gewimmel sitzen ganz entspannt zwei Superstars und plaudern und lachen. Bis die Pflicht ruft: Dann muss der eine, kleiner und schmächtiger, vor die Kamera: Sebastian Vettel. Der andere, ein 1,92 Meter großer Hüne, nimmt Platz zum Interview: Bjørn Dunkerbeck.
Text: Uschi Korda, bilder: kurt heck
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35 km/h. Er bekommt so ein unheimliches Brettgefühl, und er liebt auch das Tempo. Wie sein Vater … … genau! Ihr Vater ist Holländer, Ihre Mutter Dänin, Ihre Frau Spanierin – und Sie? Ich habe einen holländischen Pass, aber ich fühle mich als Europäer. Und Ihr Zuhause? Wirklich überall in Europa. Vielleicht ein wenig mehr die Kanaren, weil dort meine Eltern wohnen, und mein derzeitiger Wohnsitz Silvaplana in der Schweiz, da ich das Snowboarden im Winter liebe. Sie gelten als mental unheimlich stark … Tja, ich war von klein auf ein Wettkampftyp, vielleicht, weil ich mich schon mit zwölf, dreizehn Jahren gegen richtige Männer beweisen musste. Als ich die ersten Rennen gewann, habe ich mir gedacht: „Oha, da muss ja doch Potential sein, und wenn ich gut trainiere und mich richtig vorbereite, dann kann ich nur gewinnen.“ Zudem hatte ich das beste Material, es lag also nur an mir selbst. Ich bin dann zum Wettkampf gekommen und wusste, dass ich gewinnen werde. Ich wollte nicht hinfahren, nur um bloß zu versuchen, zu gewinnen. Hat zum Glück auch immer funktioniert – na ja: fast immer! Anscheinend, von 1988 bis 1999 waren Sie durchgehend Weltmeister. Wie motiviert man sich da immer wieder? Ich habe mir meine Ziele immer höher gesteckt. Erst wollte ich Robby Naish schlagen. Als ich das geschafft hatte, wollte ich wie er fünf WM-Titel in Folge holen. Habe ich auch erreicht, dann wurden es zehn und letztendlich zwölf. Die Konkurrenz hat damals nur noch um den zweiten Platz gekämpft, und ich wollte dann nicht mehr bloß den Gesamtcup am Ende der Woche gewinnen, sondern jeden Lauf. Und den dann mit immer größerem Abstand. Ich habe in jedem Augenblick hundert Prozent gegeben. Trotzdem konnte man mit Ihnen viel Spaß haben. Darf man sagen, dass Sie unter den Surfern als trinkfest gelten? Ja – schau mich an, da passt ’ne Menge rein. Ich war häufig der Letzte auf Weltcup-Partys, aber ich habe nur gefeiert, wenn alles vorbei war – man muss wissen, wann und wann nicht. Lieber einmal Vollgas und dann wieder länger nicht. Und wie sieht es für diese Saison aus? Ich hatte einen super Winter, das Material ist perfekt: Warum sollte ich also nicht gewinnen? Diese Saison will ich Speedund Slalomweltmeister werden. Ich hoffe dabei auf starken Wind. Bei meinen Ausmaßen brauche ich ordentlich Power. Der Windsurfer im Video-Porträt: www.redbull.de/dunkerbeck_hautnah
Kein richtiges Thai-Essen ohne Chili. Schon gar nicht im „Spice Market“, wo „Chef Ann“ (o. li.) seit drei Jahren die besten Currys der Stadt zubereitet. An ihrer (Herd-)Seite: der französische Koch Nicolas Schneller (o. re.), was man als harmonische Verschmelzung zweier Kochwelten bezeichnen darf.
Geschmackssache: Die Geheimnisse der Spitzenköche
Hauptsache scharf! Drei Fragen an Thai-Köchin Supanut Khanarak vom „Spice Market“ in Bangkok und drei interessante Antworten. Was darf niemals fehlen? „Chili, Fischsauce, Palmzucker und Knoblauch“, antwortet Thailands einziger weiblicher Kochstar Supanut Khanarak, ohne nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken. Wäre auch verwunderlich, denn alle vier sind fixe Bestandteile der thailändischen Küche, zumal das Spice Market im Four Seasons Hotel gerade zum besten thailändischen Restaurant in Bangkok gekürt wurde. Wie kaum jemand anderer versteht es „Chef Ann“, das kulinarische Erbe ihres Landes hochzuhalten und ihm gleichzeitig mit modernen Interpretationen einen neuen Touch zu verpas-
sen. Gelernt hat sie das in Sydney beim großen Meister David Thompson. Über vier Jahre zeigte sie den Australiern, was man in Südostasien unter „spicy“ versteht, ohne dabei gleich den Geschmack zu verlieren. Heimweh trieb sie jedoch zurück in die thailändische Hauptstadt, wo sie im Four Seasons mit dem Franzosen Nicolas Schneller die Gäste bekocht. Was geht gar nicht? „Ich liebe alle Arten von Thai-Curry. Deren Zubereitung habe ich von der Pike auf gelernt. Darum habe ich es immer gehasst, wenn man von mir verlangte, dass ich sie ohne Chili zubereite. Das geht wirklich nicht!“ Das wichtigste Gerät in ihrer Küche? „Mein Mörser und der Stößel.“ Supanut Khanarak und Nicolas Schneller sind im Juni 2010 Gastköche im Restaurant Ikarus im Hangar-7; www.hangar-7.com
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Leichtes Gep채ck f체r Herz und Hirn
Bilder: kurt keinrath, Sven Hoffman
Was hat ein Mann, der bald mit Ballon und Raumanzug Geschichte schreiben will, immer bei sich? Felix Baumgartner, BASE-Jumper, Fallschirmspringer, Heli-Pilot und bei Red Bull Stratos unterwegs zwischen Himmel und Erde, nennt uns jene Dinge, ohne die er nie das Haus verl채sst.
Felix Baumgartner
DVD-Player Magnavox MPD850 8.5 inch
Speziell für meine US-amerika nischen DVDs. Nokia N97 mini
Ein Sliderhandy mit vollwertiger Tastatur, Touchscreen und 5-Megapixel-Kamera mit Carl-Zeiss-Optik. Zwei Red Bull Energy Shots
Energie für zwischendurch und unerlässlich, wenn man von einem 10.000-m-Testsprung zurückkommt. Kopfhörer Dr. Dre
Das Modell Beats Spin High Performance Professional ist Hörgenuss schlechthin und schaut super aus. Meine Freundin Nici
Unterwegs leider nur als Bild bei mir. Und, sorry: Nici bleibt natürlich mein Geheimnis. Zahnstocher
Man kann ja nie wissen … Che-Guevara-Buch
Die Biografie von John Lee Anderson – seit zwei Jahren versuche ich sie zu lesen, aber 700 lange Seiten und mein aufregendes Leben lassen sich nicht so einfach synchronisieren. Sonnenbrille
Ray-Ban RB 3025 Aviator: minimalistisch, doch ein absolutes Muss für einen Helikopterpiloten. Flugkoffer „Harvest“
Der Ersatz, wenn es mir um meine schwarze Diesel-Tasche leid ist. US-Führerschein
Die Driver’s Licence für meinen Zweitwohnsitz Kalifornien. Das Auto dazu? Ein Ford GT. Zeichenblock
Ein Geburtstagsgeschenk von unserer ehemaligen Projektleiterin Christiane Hoffmann. Wichtig, um meine Ideen und Visionen zu Papier zu bringen. Pilot Logbook
Hey, das gehört doch in meinen Heli! www.redbullstratos.com
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Dress like a Star Sie frisieren Lady Gaga, sie ziehen Björk an, sie stylen M.I.A. – und jetzt geben Englands hipste Fashion-Jungstars Tipps für Ihren stilsicheren Sommer der nicht ganz herkömmlichen Art.
Piers Atkinson
Von Uschi Korda
Emma Bell Mode-Designerin Geboren: Newcas tle upon Tyne, 1982 Die erste Kreation: Ich liebte den „Zau berer von Oz“ und nähte mit meiner Oma ein DorothyKleid. Wir versuch ten es zu variieren, anstatt in weiß-blauer Baumwolle stand ich dann in grünen Blümchen rüschen da. Ich war sechs. Das beste Material zurzeit: Ich arbeite immer gern mit Kunststoffen. Eine Her ausforderung mit unerwarteten Ergeb nissen. Ganz neu von mir gibt es Kunst drucke auf Baumwoll-Jersey. Und ich verwende gerade meine Sammlung von Minivögeln und Blechherzen als Applikationen auf den neuen Teilen. Das Fashion-Must im Sommer 2010? Ich beschäftige mich nicht so mit Trends. Mir gefallen aber Azteken-Sti ckereien, Acid-Färbungen und Prints. Ihre Farbe der Saison: Pastelltöne von Gelb, Grün, Pink und Blau. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? An erster Stelle Paris Hilton, auch Dolly Parton wäre toll! Stars in Emma Bell:
Ebony Bones
Beth Jeans Houghton
Guy Hills / Dashing Tweeds Mode-Designer Geboren: London, 1967 Die erste Kreation: eine gefakte Hermelin-Robe, mit Hilfe von Ratschlägen des Schneiderei beauftragten des John Lewis Store. Und eine gasbetriebene Maschine, die ich konstruierte, um Hermelin-Fracke aus künstlichem Pelz herzustellen.
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Das beste Material zurzeit: Tweed! Ganz einfach das beste Mate rial für Sportbekleidung und die per fekteste Art, Farben zu tragen. Das Fashion-Must im Sommer 2010? Natürlich die aktuelle Sommerkollek tion von Dashing Tweeds mit BaumwollJacquards aus ungezwirnten TweedGarnen. Ihre Farbe der Saison: Purple mit einem Hauch von Gelb geht immer. Als Abwechslung mag ich zurzeit auch hellgrün-blaues Türkis. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Johnny Depp! Er würde in un serem neuesten Dandy-Look einfach großartig aussehen. Charlie Le Mindu
Stars in Dashing Tweeds:
Agyness Deyn
Pharrell Williams
Alexis Knox
emma bell
Stylistin Geboren: im Mai in Oxford – in der Stadt, auf die ich sehr stolz bin. Wenn ich sie länger als eine Minute ver lasse, gelingt es mir immer (natürlich ganz zufällig!), dass sich das Gespräch sofort um Oxford dreht. Die erste Kreation: Ich war in einer Mädchen-Klosterschule mit unent schuldbaren Uniformen! Darum lebte ich nur für den sogenannten „Home Dressing“-Tag, an dem ich immer mit den auffälligsten Outfits defilierte. Das beste Material zurzeit: Ich stehe total auf Batik! Ob psyche delisch oder grungig, es sieht bei den Jungs einfach immer phantastisch und hot aus. Tag und Nacht! Das Fashion-Must im Sommer 2010? Alles, was vom Buffalo Fashion Move ment der frühen neunziger Jahre inspi riert ist. Also geometrische Designs in Schwarz und Weiß. Mein Traummann würde ein durchgeknöpftes, knackiges weißes T-Shirt kombiniert mit einer Bomberjacke tragen. Und ich liebe den Radlershorts-Look mit einem bauch freien Top und Brothel Creepers (Schu
he im Fifties-Look mit dicken Kreppsohlen). Ihre Farbe der Saison: tech nisch unkorrekt, aber trotzdem – Schwarz und Weiß. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Etwas klischeehaft, aber am liebsten würde ich Madonna stylen und sie in vernünftige Hosen stecken. Und wenn wir schon dabei sind, nehmen wir Lady Gaga auch gleich dazu … Stars gestylt von Alexis Knox:
M.I.A.
VV Brown
Kreationen der jungen britischen Fashion-Szene: in der Ausstellung „Fish and Chips, Twice Please?!“ ab 11. Juni 2010 im quartier21 im Museumsquartier, Wien; www.quartier21.at
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Scott ramsay kyle
Charlie Le Mindu
Piers Atkinson
Haarstylist
hut-Designer
Geboren: Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht in einem Bordell? Die erste Kreation: Ein haariges Kon dom, das ich aller dings nie benutzen konnte. Sie dürfen raten, warum. Es macht sich jetzt gut auf meinem Ka minsims. Das beste Material zurzeit: Haare natürlich! Weil man damit alles machen kann. Färben, Volumen – ein fach alles! Das Fashion-Must im Sommer 2010? Kreuze und Rosen – mir gefielen die Shows von Jean Paul Gaultier! Ihre Farbe der Saison: Marine- und Dunkelblau. Schick, aber interessant. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Ich liebe Cher. Ich weiß zwar noch nicht, was ich mit ihren Haaren machen würde, wenn ich sie wirklich treffen sollte, aber ich habe schon viele Ideen im Kopf.
Geboren: In Surrey – was nett klingt, aber in Wahrheit ist diese Stadt eine Halde, also breiten wir den Mantel des Schwei gens darüber. Es war jedenfalls um 7.10 Uhr, so wie meine Mutter und mei ne Schwester. Als eine Astrologin mei ne Planetenkonstellation berechnete, taumelte sie geschockt zurück. Ich bin Löwe, aber in der Hardcore-Version. Mein Aszendent ist Löwe, mein Mond ist im Löwen, ich habe den Löwen im Schützen – einfach überall. Die erste Kreation: Meine Mutter, ebenfalls eine Hutmacherin, hatte eine Rolle roten Filz übrig, und als ich zirka sechs war, legte ich meine süße Schwester Lucy (damals vier) im Gar ten auf den Filz und schnitt rund um ihre Silhouette. Ich nähte einen richtig gut passenden Kittel mit einer Extra portion Fashion-Flair, weil ich am Saum mit einer Zackenschere herumschnip selte – im Kleine-Indianerinnen-Stil. Das beste Material zurzeit: Stoßzahn-Pailletten, weil sie wie kleine Säbel aussehen. Das Fashion-Must im Sommer 2010? David Koma Zig-Zag-Jacken. Ihre Farbe der Saison: Limonengrün – die Farbe der jungen Blätter im Früh ling. Eine wunderbare Farbe, die wir nur kurze Zeit im Jahr genießen können. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Dame Judi Dench.
Bereits einmal gestylt von Le Mindu:
Peaches Geldorf
Lady Gaga
Charlie Le Mindu
Bereits behütet von Piers Atkinson:
dashing tweeds
alexis knox
Bilder: AP Photo (3), Piers Atkinson, Dashing Tweeds (2), Emma Bell (2), Amy Gwatkin, Kirsty McDougall, Kim Jakobsen To, Getty Images (2), Guy Hills Tweed, Alexis Knox (2), CHARLIE LE MINDU (2), picturedesk.com (8), Scott Ramsay Kyle, morgan white
Lily Allen
Cate Blanchett
Kirsty McDougall / Dashing Tweeds Mode-Designerin Geboren: Isle of Lewis, Äußere Hebriden, Schottland, 1978. Die erste Kreation: Bei einem Festzug meiner Volksschule gewann ich einen Preis für mein Ro boter-Kostüm. Es bestand aus einem Müllsack, der mit Rosetten aus Ge schenkpapier, Stickern und StyroporBällen bestückt war. Auf dem Kopf trug ich einen Pappkarton mit Schlitzen für die Augen, eine Antenne aus Strohhal men, und dann hatte ich noch Krallen aus Stanniol.
Das beste Material zurzeit: Wolle, re flektierendes Garn und modische Fä den, die mit Nanotechnologie und aus noch mehr Wolle hergestellt werden. Das Fashion-Must im Sommer 2010? Hmmmm … schwierig – ich bin keine Sommer-Dresserin. Keine Strümpfe, das wäre schon ein guter Start. Faktor 50! Und vielleicht eines unserer Som mer-Jacquards. Ihre Farbe der Saison: Koralle. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Josh Homme (ehemals Queen of the Stone Age, derzeit Them Crooked Vultures). Ich würde ihn in eine unserer „Grey Raver Reflective Modern“-Jacken aus Harrington-Tweed stecken. Stars in Dashing Tweeds:
Bill Nighy
Ian Bruce
Scott Ramsay Kyle Mode- und Stoff-Designer Geboren: in Glasgow, 1982. Die erste Kreation: Ich half meinem Vater, der mir ein „Bertie Bassett“Kostüm (berühmte britische Comic figur einer Süß warenmarke; Anm.) anfertigte. Ich war vielleicht zehn Jahre alt und wollte damit in die Schul-Disco. Ich gewann meinen Preis und denke, das geht als erste Co-Produktion durch. Das beste Material zurzeit: Ich arbeite gerade sehr viel mit Perlen und Glitzer steinen. Von einem Projekt sind mir jede Menge Swarovski-Steine übrig ge blieben – sieht superluxuriös aus! Und demnächst werde ich mich mit lusti gen Jersey-Mischungen beschäftigen. Das Fashion-Must im Sommer 2010? Ich treibe mich den ganzen Sommer lang in Denim-Shorts, einer Weste und in Schnürschuhen herum – solange uns London Sonnenschein und gute Zeiten beschert. Ihre Farbe der Saison: Ich verwende Blau bei vielen meiner Arbeiten. Wobei man dieser Farbe ja gerne nachsagt, dass sie Traurigkeit reflektiert. Ich fühl te mich aber niemals glücklicher in meinem Leben. Blau zieht mich also aus einem unerfindlichen Grund an. Antworten bitte per Postkarte. Welchen Star würden Sie noch gerne stylen? Die üblichen Verdächtigen: Beyoncé, Lady Gaga, die Madonna der frühen Neunziger … Stars in Scott Ramsay Kyle:
Angelina Jolie
Björk
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Bewegung im Niemandsland Dass Tanzen kein böhmisches Dorf sein muss, lernen jedes Jahr tausende Besucher des Street Dance Kemp in Jedovnice. Auf der Agenda: Tanzen in freier Natur.
Step für Step: Lage checken, zuschauen, nachmachen, zwischendurch auftanken, Beweisfotos mit den Coaches machen, üben, üben, üben und am Abend performen oder einfach entspannt zuschauen.
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Anfänger und Fortgeschrittene, aber auch zahlreiche Pros holen sich hier Tipps ab und arbeiten an ihrem motorischen Feinschliff. Gekennzeichnet wird man durch verschieden farbige Armbänder, damit auch jeder im rich tigen Kurs landet. Am Abend finden sich Lehrer und Schüler zu Profi- und Amateur-Battles und Street dance-Jams ein. Die Kriterien: Einfallsreich tum in der Choreographie und Flüssigkeit im Bewegungsablauf. Für die durchschnittlich sechs Stunden Tanz pro Tag braucht der Körper Kalorien, und zwar möglichst viele: Diese holt man sich in den zahlreichen „bemischen“ Restaurants, in denen meist König Knödel und Prinz Powidl regieren. Ein Badesee zur Abkühlung nach den schweißtreibenden Lehrstunden befindet sich übrigens direkt auf dem Gelände. „Freie Natur“ ist das große Stichwort beim Street Dance Kemp in Jedovnice – sowohl beim Tanzen als auch beim Feiern. Anzuraten ist demnach das Mitbringen von warmen Jacken und Daunenschlafsäcken, denn die Nächte sind alles andere als lau: Eher frische plus sechs Grad Celsius werden in mancher Früh sommernacht gemessen! Doch diese könnte man ja bekanntlich auch durchtanzen – oder in wärmender Gesellschaft verbringen.
Harte Fakten Termin: 4. bis 11. Juli 2010 Anmeldung: Registrierung unter www.sdkeurope.com/l-en/ prihlasky-streetdance-kemp/ Kosten: Kurse 150 bis 270 €,
Eintritt für alle Jam-Sessions 120 € Unterricht: täglich, 9.30 – 21.30
Uhr, ca. 4 Workshops/Tag/Level Unterrichtssprache: Tschechisch
(Basiccard), Englisch (Goldcard) Levels: absolute Beginner bis Mas-
ter, spezieller Kurs für B-Boys, keinerlei Vorkenntnisse notwendig Anfahrt: Auto oder Zug über Brno,
Shuttleservices zum Street Dance Kemp für 25 € mit Voranmeldung im Kemp Unterkunft: Zeltplatz 30 €/Woche, Lodges 60 €/Woche, wer sich recht zeitig kümmert, findet billig eine Pension in der näheren Umgebung Weitere Workshops:
15. 7. – 15. 8. 2010 Impulstanz (Wien/AUT), www.impulstanz.com 23. 7. – 9. 8. 2010 Urban Dance Camp (Lörrach/GER), www.urbandance.eu 31. 7. – 7. 8. 2010 Summer Drop 2010 (Malmö/SWE), www.thehipdrop.com
bilder: bernhard wolff
Wer nach Jedovnice will, muss selber sehen, wie er hinkommt. Auf den ersten Blick ein tschechisches Dorf, ostig, staubig und ein biss chen heruntergekommen. Doch jeden Früh sommer wird das beschauliche Provinznest von rund dreitausend tanzwütigen Jugend lichen aus gut fünfzehn Ländern überflutet. Beatlastige Beschallung von verschiedenen Locations (Bühnen, Turnhallen und einem charmant verwitterten Kinosaal) durchpulst den Ort von vormittags bis in die frühen Mor genstunden. Alle sind durch einen Shuttle miteinander verbunden. Unter den Coaches findet man die Weltelite der Streetdancer. Auch Lilou, Red Bull BC One Champion 2009, wird dieses Jahr unterrichten und erwartet von seinen Schülern absolute Hingabe an den Rhythmus – nur so ein bisschen mitshaken geht hier gar nicht. Beim Street Dance Kemp werden ver schiedenste Hip-Hop-nahe Tanzstile unter richtet: aggressives Krumping, Breakdance, jamaikanischer Dancehall, afro-karibischer Raggamuffin-Stil, verschiedene Funk Styles, clowneskes Locking, das seine Bewegungen von Zeichentrickfilmen wie „Scooby-Doo!“ abschaut. Erstmalig kann man dieses Jahr auch an Kursen in Wackin’ und Street Jazz teilnehmen.
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Credits
de.redbulletin.com/print2.0 Das Tanzvideo aus Jedovnice.
Aufw채rmen, fertig, los. Tanzen von fr체h bis sp채t, bei jedem Wetter, 체berall, wo sich die Gelegenheit bietet, Hauptsache, das Styling passt und die Hose ist weit genug.
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Volles Programm
Red Bull TV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm. So sind Sie im Bild
1. Via Kabel (die Liste aller Kabelnetze in Österreich, Deutschland und der Schweiz finden Sie unter www.servustv.com). 2. Via digitale Antenne (DVB-T): Um ServusTV in Ihre Programmliste aufzu nehmen, müssen Sie lediglich den Sendersuchlauf starten. 3. Direkt und unverschlüsselt via Satellit (DVB-S). Zum Empfang benötigen Sie nur eine digitale Satellitenanlage mit ent sprechendem Empfänger. Zusätzlich zur Verbreitung in der gängigen Standard auflösung können Sie ServusTV auch im hochauflösenden HD-Standard empfangen. Dazu benötigen Sie einen HD-tauglichen Satellitenempfänger sowie ein HD-fähiges Fernsehgerät. Um ServusTV/ServusTV HD auf Ihrem Satellitenempfänger zu installieren, haben Sie drei Möglichkeiten: 1. Automatisches Update. Viele Satellitenempfänger erkennen neue Sender selbst tätig und aktualisieren Ihre Programmliste entsprechend. 2. Sendersuchlauf. Verfügt Ihr digitaler Satellitenempfänger über die Möglichkeit eines Sendersuchlaufs, werden automatisch alle neuen Sender in die Programmliste aufgenommen. 3. Manuelle Suche. Die dafür notwendigen Empfangsdaten lauten: für ServusTV Sat Satellit Astra 19,2 Grad Ost; Frequenz 12.663 GHz, Polarisierung horizontal, Symbolrate 22.000, FEC 5/6 bzw. für ServusTV HD Satellit Astra 19,2 Grad Ost, Frequenz 11.303 GHz, Polarisierung horizontal, Symbolrate 22000, FEC 2/3, Modulation 8PSK, Übertragungsart DVB-S2. Alle Infos dazu unter: www.servustv.com/empfangen.html
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In the hands of the gods Sonntag, 6. Juni, 22.00 Uhr: Auf den Spu ren von Diego Maradona. Fünf junge Street styler suchen in Buenos Aires nach ihrem Idol. Diese Reise verändert ihr Leben. Samstag 5. Juni 22.25 On the Loose Doku-Soap mit den Kite surfern Aaron Hadlow und Ruben Lenten, Teil 2 22.55 Classic Highlights Tougher than Iron – The Enduro at Erzberg
Sonntag 6. Juni 22.00 The Film Festival in Your Living Room In the Hands of the Gods 23.55 Talking Music: The Session Live-Session New Zealand, Homebrew 00.25 Talking Music: The Lecture Fennesz 01.20 Talking Music: The Session (WH) 01.45 Talking Music: The Lecture M.I.A.
23.50 Volvo Ocean Race 00.00 Cliptomaniacs 00.30 Adventure Circus Herakleia: Kletterer sind immer auf der Suche nach der perfekten Location. In einem kleinen türkischen Dorf wurden sie fündig. 02.40 Talking Music: The Session (WH) 01.40 Nightflight Mad Club, Lausanne
03.05 Talking Music: 04.50 Cliptomaniacs (WH) The Lecture Fennesz (WH) 05.15 Classic Highlights 04.00 Talking Music: Tougher than Iron (WH) The Lecture M.I.A. (WH) 06.10 On the Loose (WH) 04.50 The Film Festival 06.35 Adventure Circus in Your Living Room Herakleia (WH) In the Hands of the Gods (WH)
Rio Breaks Sonntag, 13. Juni, 22.00 Uhr Surf-Doku: Fabio und Naema leben in den Favelas und teilen einen Traum: Sie wollen Profi-Surfer werden, um der Armut zu entfliehen. Samstag 12. Juni 22.30 On the Loose Doku-Soap mit den Kite surfern Aaron Hadlow und Ruben Lenten, Teil 3 23.00 Road to Racing – Montreal 23.15 Highlights Freestyle-Kayak-WM 23.45 Highlights Orlando Duque in Malpelo Island 00.00 Cliptomaniacs 00.30 Adventure Circus Upwind – the Launch of Kitesurfing 01.30 Nightflight Special Winter Music Conference, Miami
Sonntag 13. Juni 22.00 The Film Festival in Your Living Room Rio Breaks 23.30 Talking Music: The Documentary Black Gold 00.00 Talking Music: The Session Live Session New Zealand, Akil the MC 00.30 Talking Music: The Lecture Jazzy Jay 01.25 Adventure Circus New Emissions of Light & Sound: Eine Collage der besten Surfbilder und mitreißender Sound
04.35 Cliptomaniacs (WH)
02.05 In Concert: Jamiroquai
05.05 Surf Chronicles Santa Catarina, Brazil (WH)
03.05 Talking Music: The Documentary (WH)
05.20 Road to Racing – Montreal (WH)
03.30 Adventure Circus New Emissions of Light & Sound (WH)
05.35 Highlights Freestyle-Kayak-WM (WH) 06.00 Highlights Orlando Duque in Malpelo Island (WH) 06.15 Adventure Circus Upwind – the Launch of Kitesurfing (WH) 07.15 On the Loose (WH)
04.10 Talking Music: The Session (WH) 04.40 Talking Music: The Documentary (WH) 05.05 The Film Festival in Your Living Room Rio Breaks (WH)
Bilder: Red Bull Music Academy, Sven Carlin/Red Bull Photofiles
Das Red Bull TV-Fenster auf ServusTV ist auf drei Arten zu empfangen:
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Gimme Shelter
Bilder: Daniel Kudernatsch, Maysles Films, Pumelo Pictures, John Gibson/Red Bull Photofiles, Jimmy Wilson/Red Bull, Sony Pictures Classics, Warner
Sonntag, 20. Juni, 22.00 Uhr 1969, zwei Jahre nach dem „Summer of Love“, dem Höhepunkt der HippieBewegung, gingen die Rolling Stones auf Tour durch Amerika. Absolutes Highlight sollte das Gratis-Abschlusskonzert am Altamont Speedway östlich von San Francisco werden. Durch Gewalt und Chaos wurde es aber zum Sym bol des Untergangs der Love-&-Peace-Ära. Die legendäre Rock-Doku beglei tete die Stones während der gesamten Tournee, zeigt mitreißende Live-Auf tritte und hält schonungslos die Ursachen für das unrühmliche Ende fest.
In Concert: neil Young Sonntag, 20. Juni, 02.15 Uhr 1999 tourte der Mann mit den einzigartigen Gitarren riffs solo durch die Lande. Ein Live-Mit schnitt des Konzerts in Texas. Samstag 19. Juni 22.15 Free – Das Magazin Features aus der Welt des Extremsports, der Unterhaltung und der Kultur 22.40 School of Surf Neue, sechsteilige Serie 23.05 Surf Chronicles Performance Special
Sonntag 20. Juni 22.00 The Film Festival in Your Living Room Gimme Shelter: Legendäre Rock-Doku der USATournee der Rolling Stones 1969
New World Disorder: Dust & Bones Samstag, 26. Juni, 00.30 Uhr Die Saga des Mountainbike-Klassikers nimmt in seinem letzten Teil ein episches Ende an ungewöhnlichen Orten. Samstag 26. Juni 22.15 Free – Das Magazin Features aus der Welt des Extremsports, der Unterhaltung und der Kultur 22.40 School of Surf
23.40 Talking Music: The Documentary Velojet
Sonntag 27. Juni 22.00 The Film Festival in Your Living Room Klunkerz: Die Geburt eines neuen Sports. Wie Gary Fisher und Co in den Siebzigern das Mountainbiken erfanden
00.00 Cliptomaniacs
04.25 Cliptomaniacs (WH) 04.50 Surf Chronicles (WH) 05.05 Highlights Red Bull Streetstyle 2010 (WH) 05.30 Highlights Red Bull Heli Surf (WH) 05.45 Free (WH) 06.10 School of Surf (WH) 06.35 Highlights Red Bull Streetstyle 2010 (WH) 07.00 Adventure Circus The Collective (WH)
22.15 Free – Das Magazin Features aus der Welt des Extremsports, der Unterhaltung und der Kultur 22.40 School of Surf Episode 3
23.30 Highlights Cape Epic
23.45 Highlights Red Bull Heli Surf
01.15 Nightflight Rom, Spazio 900
Samstag 3. Juli
23.05 Highlights Red Bull Flying Bach
23.20 Highlights Red Bull Streetstyle 2010
00.30 Adventure Circus The Collective: Was inspiriert Freeride-Biker? Was lässt ihr Adrenalin steigen? Biker-Feeling hautnah
Riding Giants Sonntag, 4. Juli, 22.00 Uhr Die rasante Entwicklung des Big-Wave-Surfens seit den fünfziger Jahren in spektakulären, noch nie zuvor gezeigten Bildern.
00.10 Talking Music: The Session Live Session New Zealand, Artisan Guns 00.40 Talking Music: The Lecture Arthur Verocai
Sonne, Strand, Musik und hohe Wellen: mit jungen Surfern durch den Sommer. Episode 2 23.05 Highlights Red Bull Jungfrau-Stafette 2010 00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show
01.30 Adventure Circus Donavon: Alive in Tahiti
00.30 Adventure Circus New World Disorder – Dust & Bones
02.15 In Concert: Neil Young
01.20 Nightflight Special Time Warp Mannheim, Teil 1
03.20 Talking Music: The Documentary Velojet (WH)
04.30 Cliptomaniacs (WH)
03.45 Talking Music: The Session (WH)
05.20 Highlights Red Bull Jungfrau-Stafette 2010 (WH)
04.10 Adventure Circus Donavon (WH)
06.10 Free (WH)
05.00 The Film Festival in Your Living Room Gimme Shelter (WH)
07.00 Adventure Circus New World Disorder – Dust & Bones (WH)
04.55 Free (WH)
06.35 School of Surf (WH)
23.35 Talking Music: The Documentary Respect Yourself: STAX, Teil 1 00.35 Talking Music: The Session Gaslamp Killer 01.05 Talking Music: The Lecture Moodymann
00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 Adventure Circus The Players Chris Sharma und eine Gruppe von TopKletterern auf der Suche nach anderen Zugängen zum Traditionssport. Ein Filmteam war bei der Geburt der neuen Ära des Rock-Climbing live dabei.
02.00 Adventure Circus Rampage Evolution Wie Freeride Mountainbiking erfunden wurde
01.40 Nightflight Special Time Warp Mannheim, Teil 2
02.55 In Concert: Robert Palmer
05.15 Highlights Red Bull Flying Bach (WH)
03.50 Talking Music: The Session Gaslamp Killer (WH)
05.40 Highlights Cape Epic (WH)
04.15 Adventure Circus Rampage Evolution (WH) 05.10 The Film Festival in Your Living Room Klunkerz (WH)
04.50 Cliptomaniacs (WH)
06.10 Free (WH) 06.35 Adventure Circus The Players (WH)
Sonntag 4. Juli 22.00 The Film Festival in Your Living Room Riding Giants: Kult! 23.40 Talking Music: The Documentary Respect Yourself: STAX, Teil 2 00.20 Talking Music: The Session Live Session New Zealand, Sleepy Age 00.45 Talking Music: The Lecture Kutcha Edwards 01.40 Adventure Circus Sipping Jetstreams 02.20 In Concert: Morcheeba – from Brixton to Beijing 03.15 Talking Music: The Documentary Respect Yourself: STAX, Teil 2 (WH) 03.50 Adventure Circus Sipping Jetstreams (WH) 04.30 Surf Chronicles Performance Special 04.45 The Film Festival in Your Living Room Riding Giants (WH) 06.20 Surf Chronicles Performance Special (WH)
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IFSC Climbing Worldcup 4./5. 6. 2010
hot SPOTS
Bereits eine Woche nach dem Weltcupbewerb in Wien geht es für die besten Boulder-Kletterer der Damen und Herren in Colorado weiter. Vail, USA
Die besten Events des Monats rund um die Welt.
Gaisbergrennen 2. – 5. 6. 2010
Bilder: Rainer Eder, Getty Images, GEPA pictures/Red Bull Photofiles, Jürgen Skarwan/Red Bull Photofiles
Gleichmäßigkeitsrennen für historische Automobile, mit prominenten Autoliebhabern und ihren mindestens vierzig Jahre alten Schmuckstücken. Salzburg, Österreich
Red Bull Ball Park Cranks 3. 6. 2010
ASP Women’s World Tour 5. – 10. 6. 2010
Jimmy Rollins, Shortstop der Phil adelphia Phillies, versucht den Weltrekord für den am weitesten geschlagenen Baseball (576 Fuß/ 175,6 Meter) zu brechen. Benjamin Franklin Parkway, Philadelphia, USA
Letztes Jahr setzte sich die Peruanerin Sofía Mulánovich im Finale des Movistar Peru Classic gegen die in diesem Jahr sehr starke Stephanie Gilmore durch. Lobitos, Peru
Red Bull Road Rage 4. 6. 2010 MTB-Downhill-Amateure und -Profis messen sich beim CrossFormat auf einem Straßenkurs. Mevo Hama, Tiberias, Israel
Red Bull Jungfrau-Stafette 5. 6. 2010 Das härteste eintägige Staffel rennen der Schweiz führt in 14 Etappen durch acht Kantone: per historisches Flugzeug, Auto, Motorrad, Kajak, Gleitschirm, Velo und Mountainbike, auf Skiern, (berg)laufend, schwimmend. Ziel: Zürich, Schweiz
Red Bull Air Race 5./6. 6. 2010 Zum zweiten Mal in Kanadas südlichster Stadt. 2009 siegte Paul Bonhomme vor Hannes Arch. Windsor, Kanada
UCI Mountainbike World Cup 5./6. 6. 2010 Rasante Mountainbike-Action ist bei den Downhill- und 4Cross-Bewerben garantiert. Fort William, Schottland
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Red Bull Hare Scramble 6. 6. 2010 Amateure und Top-Biker wie Chris Birch, Cyril Despres oder Dougie Lampkin jagen bei einem der härtesten Enduro-Motocross-Rennen den Dominator der letzten drei Jahre, Taddy Błaz˙usiak. Erzberg, Eisenerz, Österreich
Red Bull Cliff Diving World Series 6. 6. 2010 60 Meter breit und annähernd 40 Meter tief – in Mexiko werden die weltbesten Cliff Diver in ein mystisches Wasserloch in einer Höhle ganz in der Nähe von Chichén Itzá gekonnt abtauchen. Cenote Ik Kil, Yucatán, Mexiko
IFVB Beachvolleyball Grand Slam 7. – 14. 6. 2010 Die Beachvolleyball-Saison kommt mit dem zweiten GrandSlam-Turnier in ihre heiße Phase. Titelverteidiger ist das deutsche Duo Brink/Reckermann. Moskau, Russland
Formel-1-Grand-Prix von Europa 27. 6. 2010 Gemessen am Vorjahr, haben Red Bull Racing und Toro Rosso heuer einiges gutzumachen. 2009 kam keiner der vier Piloten in die Punkteränge. Valencia Street Circuit, Spanien
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MotoGP von GroSSbritannien 20. 6. 2010 In den letzten Jahren wurde der britische Motorrad-Grand-Prix in Donington ausgetragen. Heuer kehren Hiroshi Aoyama, Dani Pedrosa und Co auf die traditionsreiche Rennstrecke zurück. Silverstone Circuit, Großbritannien
Red Bull Rookies Cup 25./26. 6. 2010 Die dritte Station des Red Bull Rookies Cup führt die 13- bis 18-jährigen Motorradtalente auf die niederländische Rennstrecke. TT Circuit Assen, Niederlande
Tristkogel Challenge 12. 6. 2010
UCI Mountainbike World Cup 18. – 20. 6. 2010
Silbermedaillengewinner Benjamin Karl und Markus Kröll gehen als Team bei dieser Kombination aus Mountainbiking, Berglauf und Elementen eines Orientierungslaufs an den Start. Kitzbühel, Österreich
Erstmals machen die weltbesten Downhiller und Four-Crosser Station in Leogang. Das ist erst der Anfang: Das Wochenende darauf ist das legendäre Out of Bounds mit 26Trix, 4X und iXS-DH-Cup. Leogang, Österreich
Formel-1-Grand-Prix von Kanada 13. 6. 2010
Red Bull X-Fighters 26. 6. 2010
Der Große Preis von Kanada kehrt in den Rennkalender zurück. 2008 holte der damalige BMW-Sauber-Pilot Robert Kubica dort seinen bisher einzigen Sieg. Für Red Bull Racing fuhr David Coulthard damals auf Platz drei. Circuit Gilles Villeneuve, Montréal, Kanada
PGA U.S. Open Championship 17. – 20. 6. 2010 Das zweite Major-Turnier des Jahres findet heuer auf dem berühmten Kurs Pebble Beach Golf Links statt. Pebble Beach (Kalif.), USA
Red Bull Air Race 19./20. 6. 2010 Bonhomme und Co werden ihre Flugkunststücke erstmals über dem Hudson River und vor der atemberaubendsten Kulisse der Welt, der Skyline von Manhattan, zeigen. New York, USA
NASCAR Sprint Cup Series 20. 6. 2010 Gib Gas! Brian Vickers und Scott Speed auf dem Straßenkurs an der amerikanischen Westküste. Infineon Raceway, Sonoma (Kalif.), USA
Red Bull Flugtag 19. 6. 2010 18 Jahre nach dem ersten Spektakel in Wien mit bis dato unbekannten Flugobjekten findet auch in der ukrainischen Hauptstadt ein Red Bull Flugtag statt. Kiew, Ukraine
FIM Motocross World Championship 19./20. 6. 2010 Max Nagl mit Heimvorteil auf der anspruchsvollen, 1780 Meter langen Naturrennstrecke. Teutschenthal, Deutschland
Zum ersten Mal in Russland, werden die Freestyle-Motocrosser über den Roten Platz wirbeln. Moskau, Russland
Pikes Peak Inter national Hill Climb 27. 6. 2010 Rhys Millen wird beim 19,99 km langen „Race to the Clouds“ (Ziel auf 4301 Meter Seehöhe) versuchen, die 10-MinutenSchallmauer zu durchbrechen und den Streckenrekord in die Familie (Vater Rod hielt ihn von 1994 bis 2007) zurückzuholen. Pikes Peak, Colorado Springs, USA
Desert Cup Gobi 27. 6. – 5. 7. 2010 Nach der verletzungsbedingten Aufgabe im australischen Outback hat sich Extremläufer Christian Schiester besonders viel für die 250 Kilometer durch die chinesische Wüste vorgenommen. Gobi, China
FIM Superbike World Championship 27. 6. 2010 Im Vorjahr gewann Weltmeister Ben Spies den ersten Lauf und Jonathan Rea den zweiten. Misano World Circuit, San Marino
Red Bull Manny Mania 3. 7. 2010 Wer krönt sich in Wien zum Skateboard-Manual-König und wird Österreich beim großen internationalen Finale in New York im August vertreten? Wien, Österreich
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die macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.
Villette Sonique Fest 31. 5. – 6. 6. 2010 Der Parc de la Villette im 19. Arrondissement ist die drittgrößte Grünfläche von Paris. Ein moderner Ort, geprägt von der dekonstruktivistischen Architektur von Bernard Tschumi. Da passt’s hervorragend, dass sich dort einmal im Jahr die Avantgarde aktueller Popmusik – von Joanna Newsom über James Holden bis King Midas Sound – zum Picknick trifft. Parc de la Villette, Paris, Frankreich
bilder: Dan Wilton, Benita Lipps, Thomas Karlsson, Liam lynch
Belgrade Design Week 1. – 6. 6. 2010 Ein Sessel kann so viel mehr sein als ein Sessel. Denn das Auge sitzt mit. Kein Geheimnis, aber dafür wohl Konsens bei der Belgrade Design Week mit ihren Design-Workshops und Roundtables. Im Zentrum steht die Smart Conference, an der mehr als 30 internationale Prot agonisten aus den Bereichen Design, Architektur, Branding, Kommunikation und Medien teilnehmen. Verschiedene Locations, Belgrad, Serbien
Mutek Festival 2. – 6. 6. 2010 Geschmack haben sie, die Kuratoren des kanadischen MutekFestivals, das schlägt sich seit zehn Jahren eindrucksvoll im Line-up nieder: brutzelnde Wattebeats von Actress, Deep house von Henrik Schwarz, Soundexperimente von Matmos und Lümmel-Techno von DJ Koze. Verschiedene Locations, Montréal, Kanada
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Hercules and Love Affair Sie haben Disco wieder salon fähig gemacht und mit Lady Gaga aufgenommen. Demnächst kommt ihre neue Platte (S. 95). New York, USA
Rock am Ring/ Rock im Park 3. – 6. 6. 2010 Der König des Festivalsommers. Das Zwillingspärchen Rock am Ring und Rock im Park verteidigt seit gut 20 Jahren die Krone als vielschichtigstes Rock-Spektakel Mitteleuropas. Und mit Acts wie Kiss, Muse, Tocotronic und Rammstein wird der Festival-Doppelpack dieser Tradition auch heuer mehr als gerecht. Nürburgring, Nürburg; Zeppelinfeld, Nürnberg, Deutschland
Urban Art Forms 3. – 6. 6. 2010 Im verschlafenen Wiesen, wo sich sonst Fuchs und Henne „Gute Nacht“ sagen, brüllen sich an diesem Wochenende Techno-Fans ins Ohr. Wenn sich das dortige Open-Air-Gelände in einen Riesenclub verwandelt. Mit beeindruckenden VisualShows, DJ-Größen wie David Guetta und der Red Bull Music Academy Stage, wo Benga, J-Wow, Patrick Pulsinger und andere derbe Beats aus den Boxen schütteln. Festivalgelände Wiesen, Österreich
Frightened Rabbit Die schottischen Indie-Rocker gaben Köln die Ehre, bevor sie jetzt auf US-Tournee gehen. Wir tippen auf Durchbruch in den Staaten (S. 92). Köln, Deutschland
more body & mind An On Bast & ZapaŁa 5. 6. 2010
Synch Fest 4./5. 6. 2010
Berns Die Location gilt als kultigster Spot Skandinaviens. Während auf der Bühne internationale Stars Konzerte geben, legen unten im Club die besten DJs der Welt auf (S. 94). Stockholm, Schweden
Elektronik-Sounds im Herzen von Athen: Drone-Techno von Fuck Buttons, Space-Jazz von Jimi Tenor & Tony Allen, RavePop von Hot Chip, House vom französischen DJ-Veteranen Laurent Garnier. Statt des klassischen Festivalgeländes wählt das Synch dafür ein Museum sowie ein altes Fabriksgelände, das mehrere Clubs beheimatet. Ganz nach dem Motto: Industrie-Atmosphäre für Maschinenmusik. Technopolis, Athen, Griechenland
Life Festival 4. – 6. 6. 2010 Woran es in Irland nicht mangelt? An Schlössern und Burgen. Über 30.000 Burgruinen sind über die Insel verstreut. Warum also die tollen Bauten nur als Museen nutzen, fragten sich die Promoter des Life Festival und betreiben seit vier Jahren Schloss-Hopping. Diesmal wird das Belvedere okkupiert. Von Acts wie Ricardo Villalobos, Joker, LTJ Bukem, Mad Professor und tausenden Ravern. Belvedere House Gardens & Park, Mullingar, Irland
Rock In Rio 4. – 14. 6. 2010 1985 war es das größte Festival der Welt, mit 1,3 Millionen Besuchern und Acts wie Queen, Tina Turner oder Iron Maiden zu feiern. Mittlerweile ist man aus wirtschaftlichen Gründen nach Madrid umgezogen, das Line-up mit Bands wie Bon Jovi, Rihanna, Rage Against the Machine und Metallica aber nach wie vor Weltklasse. Arganda del Rey, Madrid, Spanien
We Love Sounds 4. 6. 2010
Kenny Nzama Der DJ und Clubbetreiber zeigte uns seine Stadt. Und erklärte, warum man sich in Johannesburg nicht mehr fürchten muss als anderswo (S. 96). Johannesburg, Südafrika
Seit sechs Jahren ist das We-Love-Sounds-Festival der Schneekönig von Australien. Oder besser gesagt, das größte Elektronikfestival des Winters in Down Under. Diesmal stattet der Tross samt Underworld, The Crookers oder Steve Aoki erstmals auch dem Nachbarn Neuseeland einen Besuch ab. Trusts Stadium, Auckland, Neuseeland
Zwei junge Musiker auf der Bühne. Sie, An On Bast, kitzelt elektronische Beats aus ihrem Laptop, er, Rafał Zapała, sitzt am Flügel. Zusammen covern sie Meisterwerke der Popmusik wie Leonard Cohens „Hallelujah“ oder Kraftwerks „Das Model“. Zwischen Pop und Avantgarde, zwischen Songs und Soundfrickelei. Made in Poznan´ – noc, Poznan´, Polen
Moderat 5. 6. 2010 Moderat, das sind Modeselektor und Apparat, also Berlins gewitztestes Freistil-Elektronikduo, das sich mit Frickel-Meister Apparat auf eine Reise durch melancholische Soundwelten zwischen Ambient-Pop und Experimental-Techno begibt. Größter Fan: Thom Yorke, Sänger von Radiohead. Casa da Música, Porto, Portugal
Kinotavr Movie Festival 7. – 14. 6. 2010 Seit 1990 das wichtigste Filmfestival Russlands und, laut Eigendefinition: das größte ungekaufte Filmfestival des Landes. Mit Diskussionen, Meisterklassen für junge Regisseure und Neuigkeiten des russischen Undergroundfilms. Sotschi, Russland
Jón Þór Birgisson 8. 6. 2010 Der Sigur-Rós-Sänger auf Solo pfaden: Mit seinem neuen Album „Go“, das elektronischer und verspielter ausfällt als die Werke seiner Gitarrenband, geht der Isländer auf Europa tour und überspannt den Konti nent mit seinen melancholischen Songperlen. Kaufleuten, Zürich, Schweiz
Wilsonic Festival 10. – 12. 6. 2010 Das Wilsonic-Festival ist der Beweis dafür, dass Osteuropa in Sachen elektronischer Musik längst nachgezogen hat, wenn nicht sogar auf der Überholspur ist. Wenn sich alljährlich die Crème de la Crème der aktuell gefragtesten Soundtüftler am lauschigen, kleinen Festival gelände am Donauufer einfindet, ist nicht nur Tanzen, sondern auch Zuhören gefragt. Bratislava, Slowakei
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frightened Rabbit köln
Greenroom
Rabbits on the Road Ein alter VW-Bus als Bandmobil, eine Besenkammer als Backstageraum: Alles bald Vergangenheit, sagen die schottischen Folk- Rocker. Denn Frightened Rabbit stehen mit einer großen US-Tour kurz vor dem Durchbruch.
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Scott Hutchison hat seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben, starrt gedankenverloren ins Leere. Hinter ihm der Tourbus seiner Band, vor ihm der Luxor Club in Köln. „Die Langeweile ist das Schlimmste“, sagt der Frightened-Rabbit-Frontmann mit leiser Stimme, schließt die Augen und lässt seinen Kopf nach hinten fallen. „Denn wir haben keine Betten oder eine PlayStation, um die Zeit vor und nach den Gigs totzuschlagen.“ Und wirklich, der weiße VW-Kleinbus wirkt wie ein Transportmittel für Zementsäcke, nicht aber wie das Tourmobil einer Rockband. Und da parkt wirklich kein komfortabler Nightliner um die Ecke? „Nein“, sagt Hutchison, setzt ein Bein auf den Reifen des Busses und dehnt es durch. „Wir sind eine Band der alten Schule.“ Der Eindruck, dass Frightened Rabbit noch nicht ganz im Rock-Olymp angekommen sind, verstärkt sich, als ein Bursche vom Klopersonal der Band als Securitymann zur Seite gestellt wird. „Er nimmt seinen Job sehr ernst“, witzelt Grant, der andere Hutchison und Drummer der Rabbits. „Pinkeln ohne zu bezahlen würd ich mich bei dem
Typen nicht trauen.“ Der Backstageraum hat was von einer Besenkammer. Mini, aber zum Glück recht sauber. „Der Komfort unserer Backstageräume auf dieser Tour variiert stark“, klagt Grant. „Manchmal gibt’s gar keinen, manchmal werden wir in einen kleinen Winkel hinter der Bar gepfercht, wo uns die Leute angaffen. Aber ich will mich nicht beschweren, das Catering war meistens in Ordnung.“ Trotz der derzeitigen etwas ernüchternden Situation meint man zumindest leichten Enthusiasmus in der Stimme des Schotten zu entdecken, wenn er über die anstehende US-Tour seiner Folk-Rock-Band spricht. „Nach unserer Europa-Tour geht’s direkt über den Atlantik, wo wir sechs Wochen unterwegs sein werden. Konzerte in der New Yorker Webster Hall, dem Metro in Chicago und dem Fillmore in San Francisco“, sagt er. „Als der Booker uns von den Gigs erzählt hat, konnten wir es zunächst gar nicht glauben: Echt? Wir spielen in all diesen legendären Riesenclubs? Und einige der Konzerte sind schon ausverkauft?!“ Als er merkt, dass die Vorfreude mit ihm durchzugehen droht,
bilder: Benita Lipps
Mastermind Scott Hutchison (rechts außen) und seine vier schottischen Angsthasen.
Hartera Festival 10. – 13. 6. 2010 150 Jahre lang wurde in der Hartera-Fabrik Papier produziert. Seit das Werk vor zehn Jahren seine Maschinen abgeschaltet hat, wird in den Hallen das Hartera Festival veranstaltet. Heuer mit Dance-Acts wie Klaxons, Digitalism oder Fuck Buttons. Und einer Red Bull Music Academy Stage, wo die BrokenBeat-Posse um Nosaj Thing, Zed Bias und Seiji den Ton angibt. Ehemalige Hartera-Papierfabrik, Rijeka, Kroatien
Frightened Rabbit live im Luxor: euphorische Indie-Hymnen und entfesselter Endorphin-Rock.
Nova Rock Festival 11. – 13. 6. 2010
zügelt er seine Euphorie und schwächt ab: „Aber wer weiß, wie die Backstageräume in der Webster Hall so sind. Könnten genauso übel sein.“ Bezeichnend für die Bodenständigkeit der Rabbits. Seit Scott Hutchisons ersten Soloauftritten als Frightened Rabbit 2003 hat sich die Band Schritt für Schritt erweitert. Der Erfolg stellt sich ebenso gemächlich ein, Hysterie ist den Schotten wohl deshalb fremd. „Wir hatten große Erwartungen, als wir die Band gründeten. Aber kein ultimatives Ziel. Um uns nicht selbst im Weg zu stehen“, sagt Grant. „Natürlich freuen wir uns sehr über den derzeitigen Erfolg. Aber es war ein langer Weg. Ein langer und steiniger. Vor drei Jahren haben wir in Austin vor vier Besuchern gespielt, im letzten Juni dann im Bellahouston Park in Glasgow mit Snow Patrol vor tausenden. Jeder kleine Fortschritt der Band überrascht uns selbst.“ Ihr kantiges Post-Folk-Debüt „Sing the Greys“ war ein Kritikerliebling und Geheimtipp, das Nachfolgewerk schlug etwas höhere Wellen. „The Winter of Mixed Drinks“, Album Nummer drei, erschien im März. Eine Erleuchtung. Themen wie Isolation und Verzweiflung prägen zwar textlich nach wie vor das Gesamtbild, allerdings scheinen die grauen Wolken sich musikalisch zu lichten. Frightened Rabbit haben den blauen Himmel für sich entdeckt. Sonne, Gitarren, Pop, Endorphine. Ein Paradigmenwechsel, der auf die Band zurückschlägt. Spätestens seit ihrem viel umjubelten Gig beim renommierten SWSXFestival in Dallas im März. Und vermutlich ist es eine der letzten Chancen, Frightened Rabbit in einem so kleinen, dichtgedrängten Ambiente wie dem Luxor Club zu sehen. Die Schotten selbst scheinen für diesen Aufstieg in eine höhere Gewichtsklasse gewappnet. Schon mit ihrem Live-Opener, dem pathetischen Gitarren-Epos „The Modern Leper“ vom aktuellen Album, treten sie eine überwältigende, euphorische Soundwelle los. Wenige Bands würden es sich trauen, mit
Einmal im Jahr wird das idyllische Nickelsdorf unsanft aus dem Schlaf gerissen, wenn beim Nova Rock die Verstärker angehen. Und von Acts wie Stone Temple Pilots, Green Day oder Slayer auf 11 gedreht werden. Ein Nostalgie-Fest der Hartgesottenen, allerdings ist mit Wolfmother, Red Lights Flash oder Airbourne auch was für die Nachwuchs-Headbanger dabei. Pannonia Fields II, Nickelsdorf, Österreich
Red Bull Pirate Popular Soundclash 12. 6. 2010
derartiger Wucht zu starten, liefen sie damit doch Gefahr, bereits zu Beginn ihr Pulver zu verschießen. Nicht so Frightened Rabbit. Mit stürmischen Hymnen wie „Living in Colour“ oder „Skip the Youth“ halten sie mühelos den Energie-Level, zeigen, dass ihnen die Luft so schnell nicht ausgeht. Dafür sorgen allerdings die Club-Betreiber. Nach einer Stunde wird den Rabbits der Hahn abgedreht, um 21 Uhr müsse die reguläre Partynacht starten. Während das Publikum lautstark protestiert, packen die Bandmitglieder ihr Equipment eilig zusammen, ohne sichtlichen Groll. Roadies, die ihnen helfen würden, gibt es keine, nicht mal der Security-/Toilettenmann steht ihnen zur Seite. Ein weiteres Mal zwängen die fünf Schotten ihre Ausrüstung in den weißen VW, anschließend sich selbst. Und sie lächeln dabei. Weil sie wissen, dass die Verwirklichung des Traums vom Nightliner mit PlayStation und Betten mit jedem Gig näher rückt. Frightened Rabbit: „The Winter of Mixed Drinks“ (Fat Cat Records) ist bereits erschienen Live: 27. Juni, Glastonbury Festival, Pilton, England
Letzten Juni wurde Lissabon für einen Tag von Piraten belagert. Mit Musik als Schießpulver und einer Frequenzwelle als Kanonenrohr. Auch dieses Jahr wird das Red Bull Music Academy Radio eine Frequenz kapern, diese mit feinsten Dance-Tunes füttern und die Belagerung mit einem großen Soundsystem im Herzen Lissabons feiern. Lissabon, Portugal
Red Bull Music Academy presents SónarDome 17. – 19. 6. 2010 Wenn Glastonbury das Mekka der Rockmusik ist, dann ist das Sónar dessen Pendant für Elektronik. Von experimentellen Acts wie Ryoji Ikeda über Rave-Veteranen wie The Chemical Brothers bis hin zu Disco-Punks wie LCD Soundsystem: In Barcelona geben sich an diesem Wochenende die Elektronik-Stars die Klinken-Stecker in die Hand. So auch auf der Red Bull Music Academy Stage im SónarDome, wo sich Moodymann und Caribou sowie Absolventen wie Jackmaster, AD Bourke, Kool Clap oder Teri Gender Bender abwechseln. CCCB / Fira Montjuïc 2, Barcelona, Spanien
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World’s Best Clubs Hurricane/Southside Festival 18. – 20. 6. 2010 70.000 Menschen, 60 Bands, vier Bühnen – keine schlechte Bilanz für das zweite große Festival-Zwillingspaar Deutschlands, dessen Acts von The Strokes über Beatsteaks bis Massive Attack an diesem Wochenende zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg pendeln und damit gleich zwei Festivals beglücken. Ganz im Sinne von Neil Youngs Song „Like a Hurricane“. Scheeßel, Eichenring/Neuhausen ob Eck, Flugplatz, Deutschland
Green Day 23. 6. 2010 Vom Skate-Punk-Trio zur StadionRock-Band: Den Goldene-ZitronenSlogan „Für immer Punk möchte ich sein“ leben Green Day ziemlich gut vor. Seit über 20 Jahren ist die Band nun schon unterwegs, doch von Abnützungserscheinungen keine Spur. Marlay Park, Dublin, Irland
Heiße Nächte Ob dunkel oder weiß, die Nächte sind lang im hohen Norden. Auch in Skandinaviens KultClub, dem Berns.
berns stockholm
Celtronic Festival 23. – 27. 6. 2010 Das DJ-Magazine beschreibt es als Irlands Antwort auf das Sónar Festival. Stimmt so, auch wenn die katalanische Sonne hier schmerzlich vermisst wird, musikalisch muss sich das Stadtfestival mit Acts wie Space Dimension Controller, Dixon oder Boxcutter nicht verstecken. Verschiedene Venues, Derry, Irland
Glastonbury 23. – 27. 6. 2010 Die Queen Mum unter den Festivals, das Woodstock der Insel: Das Glastonbury gibt’s seit über 30 Jahren, ist immer ausverkauft und lässt musikalisch keine Wünsche offen: U2, The Flaming Lips, Hot Chip, Pet Shop Boys, Gang of Four.. Worthy Farm, Pilton, England
Festival Week-End Au Bord De L’Eau 25. 6. 2010 Flugfelder, Rennbahnen, aufgelasse ne Fabrikhallen. Akzeptable Festivallocations, keine Frage, die Schweizer allerdings zeigen, dass es noch viel besser geht. Das Week-end au Bord de L’Eau findet am Ufer des GérondeSees statt, mitten in den Alpen. Und besticht mit einem Line-up, das uns jodeln lässt. Von The Bamboos bis zu deepem House von Ben Westbeech oder Dixon. Lac de Géronde, Sierre, Schweiz
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Keine Spur von Ikea: Im Berns bestimmen geschwungene Balustraden, Kristallluster und modernste Technik die Szenerie.
Coole Partys mit der Crème de la Crème der internationalen DJ-Szene in altehrwürdigen Gemäuern aus dem Jahr 1863? Klingt nach Widerspruch, hat aber Charme. Vor allem wenn die Musik in Stockholms kultigstem Tempel, dem Berns, abgeht. Das Traditionshaus mitten in der schwedischen Hauptstadt war schon bei seiner Eröffnung so etwas wie ein konzeptionelles Gesamtkunstwerk. Ein Theatersaal, ein riesiger Speisesaal, diverse Salons und ein Hotel – alles unter einem Dach. Ein Konzept, das sich bis zum heutigen Tag gehalten hat, obwohl man natürlich hier und dort ein wenig nachjustieren musste. Die Besucher sollen schließlich keine Zeitreise antreten. Das historische Ambiente wurde großteils behalten und mit viel Fingerspitzengefühl mit modernem Interieur aufgepeppt. Prachtvolle Kristallluster oben, einfache dunkle Holztische unten, an der Wand ein riesiges zeitgenössisches Artwork – so sieht heute ein Speisesaal aus, in dem dazu noch moderne asiatische Küche serviert wird. Nebenan, wo früher Schauspieler das Publikum unterhielten, rocken heute internationale Stars wie Erykah Badu, Lily Allen, MGMT, White Lies, die Editors oder Juliette Lewis auf der mit neuester Technik ausgestatteten Konzertbühne. Und in den kleinen Salons – der „Rote Salon“ ging sogar durch eine Novelle von August Strindberg in die Literatur ein – kann man im frisch renovierten Ambiente private Partys feiern. Aus dem neuen Jahrtausend stammt eine überdachte Outside-Bar, die man angemessen über eine geschwungene Treppe betritt, auf der sich auch nikotinsüchtige Club-Gäste treffen. „2.35:1“ nennt sich das unterirdische Herzstück des Konzepts, Stockholms trendigster Nachtclub. „Wir lieben Tanz und Dekadenz“, gestehen Manager Martin Kling und sein Co Payman Dehdezi. Deshalb haben sie sich in den besten Clubs zwischen New York, Ibiza und London umgesehen und neben ausgeklügelten Soundsystemen auch jede Menge Ideen für lange Clubnächte mitgebracht. Von den Screens an den Wänden wubbert VJKunst im Rhythmus der DJ-Kunst und lässt das Tanzvolk Raum und Zeit vergessen. Klar, dass die DJ-Elite von Goldie über 2ManyDJs, Pete Rock bis zu Booka Shade hier bereits an den Plattentellern drehte. Was auch die VIPs aus ihrem Extrazimmer lockt, wo sie, berauscht vom fluoreszierenden Tapetenkunstwerk des Künstlers Makode Linde, ganz unter sich die Cocktails schlürfen. Alles fein in dieser Höhle während der zehn kalten Monate. Im Juli und August aber übersiedelt die ganze Szenerie aufs Dach. Dann will nämlich auch der Schwede laue Luft und weiße Nächte genießen. Berns Salonger, Berzelii Park, Stockholm, Tel.: +46 (0)8 56632200, www.berns.se
bilder: Thomas Karlsson
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Kim Ann Foxman und Andy Butler sind Hercules and Love Affair.
Hercules and Love Affair New York On the Record
Bye-bye, Vienna Vor zwei Jahren hat Andy Butler mit seiner Band Hercules and Love Affair Disco wieder salon fähig gemacht. Nach Remixes für Lady Gaga hat der New Yorker nun in Wien seine neue Platte fertiggestellt. RED BULLETIN: Dein neues Album ist gerade fertig geworden. Wem hast du’s als Erstes vorgespielt? Andy Butler: Abgesehen von denen, die am Album mitgewirkt haben, bisher nur zwei Freunden in Tel Aviv. Einem Toningenieur und einem Cutter. Ich war etwas nervös, weil ich viel Wert auf ihre Meinung lege. Aber ich konnte durchatmen: Sie waren begeistert. Mit deinem Hit „Blind“ hast du vor zwei Jahren ein kleines Disco-Revival losgetreten. Wie kam es dazu? Disco war zu dieser Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich stöberte auf Flohmärkten nach den Platten aus den siebziger Jahren, las viel über die Disco- und Schwulenbewegung. Deshalb war es für mich ganz natürlich, mich auch im Tonstudio mit diesem Sound auseinanderzusetzen. Und ihn mit Leuten wie Antony Hegarty (Sänger der
Band Antony and the Johnsons, Gastsänger auf dem Hercules-and-Love-Affair-Debüt album, Anm.) wiederzubeleben. Eine Linie, die du beim neuen Album weiterführst? Jein. Diesmal habe ich mich mehr an der Musik, mit der ich aufgewachsen bin, orientiert, es geht mehr in Richtung Classic House und Techno. Weshalb es sinnvoll war, Patrick Pulsinger als Produzenten ins Boot zu holen. Aber keine Sorge, meine Disco-Leidenschaft lodert nach wie vor, es gibt zwei klassische Tracks auf der Platte, die noch mehr klassischen Disco-Sound atmen als „Blind“. Wie bist du auf den Wiener Techno-Produzenten Patrick Pulsinger gestoßen? Ein gemeinsamer Freund hat ihn mir empfohlen. Patrick hat ein phantastisches Studio in Wien, ein Arsenal an analogen Synthesizern. Seine Musik kenne ich schon länger. Vor Jahren habe ich als Musikjournalist in New York gearbeitet und eine Rezension über eine Platte seines Labels Cheap Records geschrieben. Hattest du denn neben der Arbeit im Studio auch Zeit, dir die Stadt anzuschauen? Wenig, aber doch. Die Kirchen haben mich sehr beeindruckt. Votivkirche, Stephansdom und so weiter. Außerdem hab ich die vielleicht beste Ausstellung meines Lebens gesehen: „Edvard Munch und das Unheim liche“. Ich liebe das Mystische, das Surreale in seinen Bildern. Sehr inspirierend. Wovon hast du dich musikalisch inspirieren lassen? Während ich die Stücke zum neuen Album geschrieben habe, hab ich viel Cocteau Twins gehört. Aber auch Folk-Sachen. Mich fasziniert schlichte, softe Musik, Songs
wie Terry Calliers „The Golden Apples of the Sun“. Oder einige Songs von Sinéad O’Connors Album „I Do Not Want What I Haven’t Got“. Songs, reduziert auf eine einfache Gitarre und eine tolle Stimme. Heißt das, wir dürfen diesmal mehr Gitarren erwarten? Nein, ich verwende Gitarren lediglich als Rhythmuselement. Aber klar, ich höre viel Gitarrenmusik. Letztens war ich sogar auf einem Metallica-Konzert. Stimmt es, dass du mit Kele Okereke, dem Sänger der britischen Indie-Band Bloc Party, aufgenommen hast? Ja. Wir haben uns über unser Management kennengelernt. Die dachten, wir würden uns gut verstehen. Als Kele nach New York kam, trafen wir uns zum Brunch – es hat gleich gefunkt. Und so beschlossen wir, mal gemeinsam was auszuprobieren. Wir haben uns dann in Wien getroffen und einen witzigen Dancetrack gemacht. Hast du schon einen Titel für das Album? Ich spiele mit dem Gedanken, es „Blue Songs“ zu nennen. Nach einem Stück auf der Platte, das ich vor fünf Jahren geschrieben habe. Aber mal sehen. Heute ist dein letzter Tag in Wien. Wie wirst du Abschied nehmen? Freunde aus Barcelona, Berlin und Paris sind gerade da. Sie haben mich gestern an meinem Geburtstag überrascht und mit mir gefeiert. Deshalb werden wir’s heute etwas ruhiger angehen. Aber eines habe ich mir noch vorgenommen: Zum Abschied wollen wir uns noch einmal einen Klimt ansehen. Das neue Album von Hercules and Love Affair erscheint im September. Andy Butler im Interview: redbullmusicacademyradio.com/shows/1291/
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Kenny NZama Johannesburg
Resident Artist
Neues aus Newtown Kriminalität und Armut prägen das Bild, das Menschen von Johannesburg haben, Südafrikaner eingeschlossen. Hohe Zeit also, dass DJ und Clubbetreiber Kenny Nzama eine andere Seite seiner Heimatstadt präsentiert. Für mich war das immer nur eine Floskel: „Yeah, I represent Jozi.“ Leute sagen das eben gern. In den letzten Jahren hat dieser Satz für mich aber an Bedeutung gewonnen, ich fühle mich plötzlich verantwortlich für die Stadt, ich fühle mit Johannesburg. Mein Club namens O.S.T. (1) repräsentiert die 96
schwarze Jugend der Gegend. Und wenn du hörst, wie sehr die Jugendlichen deinen Einsatz schätzen, dann verstehst du erst, dass der Laden mehr ist als nur ein Club, dass du weit mehr repräsentierst als bloß eine Bar. Mein Tag beginnt um acht Uhr früh. Aber ich sag jedem, dass ich erst um zehn aufstehe, damit mich niemand vorher anruft. Ich lebe draußen im Strydom Park, dem nördlichen Teil an der Stadtgrenze. Wie mein Tag verläuft, hängt davon ab, welcher meiner Jobs gerade gefragt ist. Wenn’s um mich als Clubbetreiber geht, fahr ich direkt in mein Büro und hol mir zum Frühstück eine Tasse Tee und ein Feta-Spinat-Tramezzino in Kaldi’s Coffee Shop (2) am Mary Fitzgerald Square in Newtown. Ich bin dort Stammgast, kenne jeden. Das Essen ist wunderbar, und sogar wenn ich mal keine Kohle dabeihab, helfen sie mir aus. Danach schaue ich oft im Laden von Osmic vorbei, mit ihm betreibe ich den O.S.T. Club. Ritual Store (4) heißt er, liegt an der 111 Bree Street. Ein cooler Hip-Hop-Shop, der Kleidung und Platten aus der Region verkauft.
Wenn ich als DJ gebucht bin, bleibe ich erst mal zu Hause, mache Beats, suche Platten aus, bevor ich den Rest des Tages in Newtown verbringe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an den Vibe der Gegend gewöhnt habe. Es wuselt in den Straßen, es ist ständig was los. Ganz anders als in der ruhigen, friedlichen Nachbarschaft, in der ich wohne. Newtown ist Johannesburgs kultureller Schmelztiegel. Galerien, Theater, Clubs. Und es ist laut, unglaublich laut. Eine zweistöckige Schnellstraße zieht sich über deinem Kopf dahin und sorgt für eine permanente urbane Geräuschkulisse. Zum Mittagessen gehe ich oft ins Sophia town (3), den besten Laden in Newtown für afrikanisches Essen. Am liebsten mag ich Stampo, einen Maisbrei mit Bohnen, zu dem ich Rindfleisch empfehle. Und Kutteln. Und Schafmagen. Unglaublich gut, genau wie von meiner Oma. Ich bin kein großer Shopping-Freund, gerade was Bekleidung angeht. Ich bekomme ohnehin viel Zeug von Nike in deren „Gallery on 4th“-Store geschenkt. Für gute Second hand-Klamotten fahr ich nach Downtown:
bilder: Liam Lynch
Kenny Nzama in seiner HipHop-Homebase, dem O.S.T. Club in Newtown. Regel mäßig steht er hier selbst als DJ Kenzhero an den Decks.
more body & mind
Dancity Festival 25./26. 6. 2010 Während sich die besten Fußballteams in Südafrika messen, reisen die besten Elektroniker nach Um brien: Henrik Schwarz & Bugge Wesseltoft, DJ Sprinkles, SoulPhiction u. a. stehen beim Dancity am Feld. Und kicken Beats statt Bälle, schießen Töne statt Tore. Foligno, Italien
Onra 26. 6. 2010 Der Franzose zerlegt Hip-Hop in seine Einzelteile, lässt den Beat holpern, jongliert mit alten Samples, dreht diese durch den digitalen 1 TheFleischwolf. Ost Onra ist bekennender 2 Kaldi´s Coffee Triebtäter in Sachen Hip-Hop3 Sophiatown Dekonstruktion. Peer Store Pressure, Gent, Belgien 4 Ritual
et Smit Stre
41 3 2
NEWTOWN
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M1
MARSHALS TOWN
M2
5 Collectors Treasury
JOUBERT PARK
Bree Street
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5
CITY AND SUBURBAN
M2
Der abendliche Kick in Melville (o.) rundet den Tag des DJs ab, vorher besorgt er sich Platten im Ritual Store (re.) oder holt sich Klamotten im Nike Store (u.).
1 The O.S.T., Ecke Henry Nxumalo/Bree Street 2 Kaldi’s Coffee, 1 Central Place, Jeppe Street 3 Sophiatown, 1 Central Place, Ecke Jeppe Street/ Henry Nxumalo Street 4 Ritual Store, 111 Bree Street 5 Collectors Treasury, 244 Commissioner Street
Bree Street, Jeppe Street, End Street. In einem der vielen Läden dort wird man garantiert fündig. Der beste liegt an der Ecke End und Commissioner Street – Collectors Treasury (5). Die Jungs dort horten echte Schätze, von Möbeln bis Schallplatten. Aller dings rate ich zu Overall und Mundschutz. Der Laden ist es sehr, sehr staubig. Vor ein paar Jahren hab ich Shops nach der The-Cure-Platte „Love Cats“ abgeklap pert, wegen der großartigen Basslinie. Vergeblich, ich konnte sie nirgends finden. Bis ich eben im Collectors Treasury fündig wurde. Verliebt habe ich mich in den Song im Mystic-Boer-Club in Bloemfontein vor ungefähr fünf Jahren. Ich habe mit einem Typen namens DJ Bob dort aufgelegt. Er hat das Stück gespielt, und die Leute sind ausgerastet. Da wusste ich, ich brauch das auch. Neben der Musik ist Fußball meine große Leidenschaft. Ich schaue Spiele der engli schen und spanischen Ligen, ich bin Fan unserer Lokalhelden Kaizer Chiefs und spiele natürlich auch selbst. Meist auf dem Sportplatz an der 9th Avenue in Melville von 5 Uhr nachmittags bis zum Sonnenuntergang. Wie
die meisten hier freue ich mich total auf die FIFA-Weltmeisterschaft. Als Geschäftsmann wurde ich zwar sehr früh mit den vielen Vorschriften der FIFA konfrontiert, als Privatperson sehe ich aber die langfristigen Vorteile für Johannesburg. Obwohl ich gerade noch ein wenig frustriert bin, weil viele der geplanten neuen Straßen noch immer nicht fertig sind. Ich kenne viele Leute, die sich vor Joburg fürchten. Wegen der Kriminalität. Und ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass es eine sehr sichere Stadt ist. Aber wie in jeder Metropole gibt’s eben auch hier Orte, die man meiden sollte. Prinzipiell gilt: Zieh dich nicht zu schick an, keine teuren Labels, und lass dir nicht anmerken, dass du Angst hast. Leute riechen das. Aber keine Sorge, die Stadt ist heute dank der vielen Überwachungskameras schon sicherer geworden. Ich selbst habe in Südafrika erst einen Überfall erlebt. Und das war in Kapstadt, nicht in Johannesburg. Kenny Nzamas alias DJ Kenzheros Musik, Videos und Live-Dates gibt’s auf www.myspace.com/ djkenzhero
Erykah Badu 26. 6. 2010
Die First Lady of New Soul meldet sich mit einer neuen Platte zurück! „New Amerykah Part Two (Return of the Ankh)“ heißt sie und strotzt vor politischen Texten, großen Songs und stimmlicher Magie.. Madison Square Garden, New York, USA
Blaxtar 27. 6. 2010 Früher war Blaxtar Mitglied der niederländischen Hip-Hop-Posse Opgezwolle. Englischsprachiger Rap, hart wie ein Holzpantoffel. Seit seinem Ausstieg hat er seine Muttersprache entdeckt und zeigt, dass auch das Holländische flowen kann. Walter Sisulu Square, Soweto, Südafrika
Henrik Schwarz & Bugge Wesseltoft 28. 6. 2010 House und Jazz, eine Allianz, die mit dem Dream-Team Henrik Schwarz und Bugge Wesseltoft neue Blüten treibt. Funktioniert nicht nur im Club, sondern auch im Konzerthaus. Philharmonie, Köln, Deutschland
Roskilde 1. – 4. 7. 2010 „Ein einmaliges Erlebnis“, sagt Henning Wehland, Sänger von H-Blockx, über das dänische Rockspektakel. „Wahrscheinlich eines der besten Festivals weltweit! Auch wenn der skandinavische Alkoholdrang oft dazu führt, dass man erschöpfte Fans in den Pissrinnen beim Schlafen beobachten kann, Line-up und Atmosphäre sind unschlagbar.“ Festivalpladsen, Roskilde, Dänemark
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ie stark Musik uns beeinflussen kann, ahnen wir spätestens, wenn uns bei einem traurigen Song wie „Gran Torino“ die Tränen über die Wangen laufen oder wenn wir wegen des jämmerlichen Getrötes einiger Straßen musikanten schwermütig werden. Kein Wunder also, dass sich die Wissenschaft ler seit Jahren eingehend mit dem Thema beschäftigen und unablässig Studien produzieren. Mal sehen, was wir da haben … Wie wäre es damit? Aus Kanada erreicht uns die Erkenntnis, dass strenge Eltern voll kommen recht haben, wenn sie ihre Klei nen allwöchentlich in einem Raum voller Xylophone und Blockflöten absetzen. Musikunterricht, so der Neurowissen schaftler Takako Fujioka, beeinflusse die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Wer flöte und geige, der werde intelligenter, merke sich mehr Wörter, sei besser in Mathe, lese schneller und verfüge über eine bessere räumliche Wahrnehmung. Wenn Sie also demnächst vor Ihrem quengelnden Vierjährigen stehen, ver suchen Sie ihm klarzumachen, dass es zu seinem Besten ist. Klug, wie Ihr Kind durch den Musikunterricht geworden ist, wird es Ihnen dankbar um den Hals fallen. Während es in diesem Fall nicht so wichtig zu sein scheint, welcher Art von Musik die Kinder ausgesetzt werden, spielt das in unseren nächsten Beispielen eine ganz entscheidende Rolle. So hat ein israe lisches Medizinerteam herausgefunden, dass zu früh geborene Babys schneller wachsen, wenn man ihnen Kompositionen eines österreichischen Genies vorspielt, weshalb man in dem Zusammenhang auch vom „Mozart-Effekt“ spricht. Auch das Tempo eines Musikstücks hat weit reichende Folgen auf unser Gehirn: je weniger Grundschläge, umso entspan nender die Wirkung. Als Maßstab fürs richtige Tempo kann unser Herz gelten, das 72 Mal pro Minute schlägt. Versuche
Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist
Und nun ein paar Takte Musik … Denn: Sie macht Kinder schlauer, Sportler besser und lässt so manches wachsen. ergaben, dass wir uns bei einer Frequenz von 60 Hertz am schnellsten beruhigen; Barockmusik, so die Wissenschaft, erfülle diese Aufgabe am besten. Womit wir bei jenem Absatz der Ko lumne gelandet wären, in dem sie ihren Nutzwert beweisen muss. Da kommt uns Costas Karageorghis von der Londoner Brunel-Universität gerade recht. Er hat in einer Studie gezeigt, dass Sportler noch besser werden können, wenn sie dabei die
richtige Musik hören. Der Sportpsycholo ge hat dafür Läufer mit Songs von Queen, den Red Hot Chili Peppers und Madonna beschallt. War der Beat der Musik optimal auf die Leistungsfähigkeit der Trainieren den abgestimmt, waren sie um bis zu 15 Prozent besser als ohne Soundtrack. Doch Costas Karageorghis beschränkt sich nicht auf pure Wissenschaft. Vielmehr berät er auch ein Unternehmen namens „Run to the Beat“. Das veranstaltet am 26. Septem ber dieses Jahres einen Halbmarathon in London, bei dem man auf der ganzen Strecke von Musik angefeuert wird. Verglichen damit nimmt sich die Erfin dung von Dr. Hideto Tomabechi ein wenig, wie soll ich sagen, gewöhnungsbedürftig aus. Er will nämlich vor einigen Jahren einen Klingelton entwickelt haben, der Frauen eine größere Oberweite verschafft – so sie den Soundclip zwanzigmal täg lich, und das zehn Tage hintereinander, anhören. Für den dreißigsekündigen Klingelton namens „Rock Melon“ habe er Babylaute verwendet, sagt der Doc; diese regten die Ausschüttung mütterlicher Hormone an und die wiederum führten zum Wachstum der Brüste. Nun, wie dem auch sei. Eines scheint sicher: Musik wirkt. Auch Handygebim mel – wenn vielleicht auch manchmal anders als geplant. Denn wenn Frauen den Klingelton so oft wie empfohlen hören, kann es sein, dass sie eines Tages zwar nicht mit größeren Brüsten, dafür aber ganz ohne Freunde dastehen, weil die entnervt geflohen sind. Was auch sein Gutes haben mag, denn dann bleibt mehr Zeit, für den Londoner Halbmarathon zu trainieren oder schwermütig den tröten den Straßenmusikanten zuzuhören. Christian Ankowitsch, 50, ist ein öster reichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.
Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Susie Forman, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Nadja Žele Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Christoph Rietner, Andreas Rottenschlager Grafik Claudia Drechsler, Miles English, Judit Fortelny, Esther Straganz, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg, Catherine Shaw Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter Mack Gleeson, Szymon Gruszecki, Paul Fearnley, Andreas Jaros, Michael Köhlmeier, Simon Kuper, Anthony Rowlinson, Nick Said Illustratoren Mandy Fischer, Heri Irawan, Lie-Ins and Tigers Augmented Reality Martin Herz, www.imagination.at Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Omar Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Internationale Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Regina Köstler Projektmanagement Jan Cremer, Sara Varming Anzeigenverkauf Gruner + Jahr AG & Co KG, G + J Media Sales, Am Baumwall 11, D-20459 Hamburg, Heiko Hager (Anzeigenleiter), Henrike Kahl (Anzeigenverkauf) Telefon +49 40 3703-2538 Fax +49 40 370317-2538 E-Mail kahl.henrike@guj.de Office Management Martina Bozecsky, Sabrina Pichl Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 14 Soho Square, W1D 3QG, UK Telefon +44 20 7434-8600 Fax +44 20 7434-8650 Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partner zeitungen – in Deutschland: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Münchner Merkur, tz. In Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Großbritannien: The Sunday Telegraph. In Irland: Irish Independent. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Polen: Gazeta Wyborcza. In Südafrika: Cape Argus, Cape Times, Daily News, Pretoria News, The Star. In Neuseeland: The New Zealand Herald. Gesamtauflage 3,75 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com
Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint ab 3. Juli 2010.
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