The Red Bulletin_1206_CH

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Roxrite / Olga Kharlan / Trey Hardee / Ridley Scott / Deichkind / Tim Lincecum / Lionel Messi / Norah Jones

Das Magazin abseits des Allt채glichen

juni 2012

Jetzt T able grat t-App is h e ru n terlad en

Unser Mann in

SVEN Riederer Happy Birthday

Bungee

Ein Wahnsinn wird 25

Red Bull

Stratos

Felix Baumgartners Schock an der Schallmauer

Vom Groove

der Berge das musikalische naturereignis hubert von goisern


GRAFIK: 255.CH

OUT NOW

U D Ä L S M ALBU Singles

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DIE WELT VON RED BULL

Juni 24

COVERBILD: NIKOLAUS BRADE. BILDER: GETTY IMAGES(2), NIKOLAUS BRADE/UNIVERSAL, CAVALLI CLUB, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL

IM KOPF VON MESSI Der größte aller Fußballer misst nur 1,69 Meter: Lionel Messi wird am 24. Juni 25 Jahre alt. Wir werfen einen Blick auf seine einzigartige Karriere.

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SEX UND MUT Norah Jones im Interview: die Queen des PopJazz über gesundes Essen und erotische Filmposter.

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ZIRKUS MIT SAUNAAUFGUSS Deutschlands wildeste Liveband: Deichkind und die Todesangst auf der Konzertbühne.

Willkommen! Ob Bühne oder Sportplatz: 100 Prozent zu geben wird vom Publikum stets wohlwollend aufgenommen. Zwei fabelhafte Beispiele, die es an Ehrgeiz nicht fehlen lassen, finden Sie in diesem Heft: Triathlet Sven Riederer und die Hip-Hop-Band Deichkind. Riederer haben wir bei einem Dreikampf in seinem Schweizer Heimatort getroffen, den er selbst organisiert (und gewonnen) hat: Entsprechend atemlos war beim Interview (ab Seite 64). Die Deichkinder wiederum steckten noch in den Müllsäcken, mit denen sich die deutsche Band zu kostümieren pflegt, ehe sie loslegt (ab Seite 38). Kurzer Nachtrag zur letzten Ausgabe: Der Film über das Drama von 9/11 mit Peter Fonda in einer Hauptrolle bekam nach Redaktionsschluss einen neuen Titel, „Harodim“ (anstatt „The Lazarus Protocol“). Trotzdem: geplanter Kinostart im Spätherbst 2012. Spannende Unterhaltung mit diesem Heft!

89 DIE WELTBESTEN CLUBS: CAVALLI IN DUBAI

Modezar Roberto Cavalli entführt uns in seine elegante Welt – zwischen Cocktails und Champagner, zwischen Glitzer und Glamour.

56 LOHN DER ANGST

Sie träumen von einem Platz auf der größten Bühne, die ihr Sport kennt: fünfzehn Klippenspringer und der Kampf um vier Plätze im Feld der Red Bull Cliff Diving World Series.


DIE WELT VON RED BULL

DER MANN AUS STAHL Wie wird man der beste Leichtathlet der Welt? US-Zehnkämpfer Trey Hardee und seine olympische Gold-Mission.

TOP SPOTS Die weltweit besten Konzert- und Eventtipps im Juni – von Lana Del Rey (Bild) am SónarFestival in Barcelona bis zum Enduro-Rennen in Rumäniens Bergen.

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GROOVE DER ALPEN Volksmusik-Rebell Hubert von Goisern schreibt Reggae-Walzer, spielt, bis die Hände bluten, und übt auf seinem neuen Album lustvolle Gesellschaftskritik.

64 ZUVERSICHT WIE NIE

Porträt einer Titelhoffnung: Wie sich Triathlet Sven Riederer auf die Spiele in London vorbereitet.

20 EINST & JETZT: LAUFSCHUHE

Genuss oder Qual: ist bis heute nicht nur über die Marathondistanz eine Frage des richtigen Schuhwerks.

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RED BULL STRATOS: Was passiert mit Felix Baumgartners Körper beim Durchbrechen der Schallmauer? Mediziner Jonathan Clark gibt Auskunft.

08 Fotos des Monats 14 Kurzmeldungen: Extremsport-Klassiker, Adrenalin-Apps, James Murphy im Interview 16 Die musikalische Renaissance der Crossover-Rocker H-Blockx 19

BILDER: UNIVERSAL, DUSTIN SNIPES, KONRAD FERSTERER, TIMM KÖLLN, KEISUKE NISHITANI. ILLUSTRATION: THOMAS KIKERT/ANIMAGIC

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DIDEBULLETIN RE ! P P A

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DIE WELT VON RED BULL

JULIUS BRINK & JONAS RECKERMANN Deutschlands schillerndstes Beachvolleyball-Duo will seine Titelsammlung olympisch vervollständigen.

„ Man definiert eine Karriere

Beim Baseball fliegen Bälle oft erstaunlich krumm. Physiker Thomas Schrefl und US-Pitcher Tim Lincecum erklären, wie der Drall in den Ball kommt.

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Brink :

im Hinblick auf Olympia.

FORMELSAMMLUNG: DER BASEBALL-PITCH

TRAINIEREN WIE DIE PROFIS

Mit siebzehn stand Olga Kharlan im ukrainischen Team, das in Peking Säbel-Gold erfocht. Uns hat sie verraten, wie sie sich auf ihre Titelverteidigung in London vorbereitet.

more

Body & Mind 82

REISE

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MOTOR

95 KAINRATH 96 TV-PROGRAMM

Projekt Spielberg: die Attraktionen der Spaßregion Die KTM Freeride 350 erobert das Gelände.

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26 FOTOSTRECKE: KEIRIN

Sportliches Drama, profitables Glücksspiel, bedingungslose Heldenverehrung: All das verbinden Japans Keirin-Radrennen zu einem Spektakel von hohem Unterhaltungswert.

TOP SPOTS

Die wichtigsten Events im Juni

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NIGHTLIFE

SAVE THE DATE

Die Top-Termine vor der Haustür

Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV

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KOLUMNE

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IMPRESSUM

Lebenshilfe mit Christian Ankowitsch

Out Now: The Gossip/Red Bull Night Shift/ Club „Cavalli“, Dubai/Cocktail: Coppa di Fiori/ Take 3: Skream/Nightsnack: Currywurst

BILDER: RUTGER PAUW/RED BULL CONTENT POOL (2), GARTH MILAN/RED BULL CONTENT POOL, SERGEY ILLIN/RED BULL CONTENT POOL, TAZ DARLING

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20th annUal

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JUly 5 - 8 2012 EstavayEr-lE-lac, switzErland

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AU C KL AN D, N EU S E E L AN D

WASSERKOCHER

Das ist nicht Schnee, sondern Wasser, und kein Schlittenhunderennen, sondern die härteste Segelregatta der Welt, das Volvo Ocean Race, bei dessen aktueller Austragung sechs elfköpfige Teams ihre 70-Fuß-(21,5-m-)Einrumpfboote gut 72.000 Kilometer weit, 24 Stunden pro Tag, in neun Etappen einmal rund um die Welt prügeln. Dieses Foto wurde an Deck des französischen Groupama-Segelteams geschossen, kurz nach dem Auslaufen zur Königsetappe von Auckland nach Itajaí (Brasilien): 12.419 Kilometer auf einen Schlag quer über den Pazifik, um Kap Hoorn herum und weiter bis fast nach Rio. Nur eines der sechs angetretenen Boote überstand die Strecke ohne massive Schäden: Puma Ocean Racing. Dafür verletzten sich zwei Mitglieder der US-amerikanischdeutschen Crew schwer (ausgekegelte Schulter und Rückenblessur). Skipper Ken Read entschied: weiterfahren – und lief nach knapp 20 Tagen Vollgas als Etappensieger im Zielhafen ein. Mehr Offshore-Wahnsinn: www.volvooceanrace.com Bild: Yann Riou/Groupama Sailing Team/Volvo Ocean Race

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DES MONATS


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DES MONATS

N EKO HARB O U R , G R AHAM L AN D

TIEFKÜHLROLLE

Das weiße Ding am rechten Bildrand ist ein Eisberg und damit ein subtiles Indiz für die temperatürlichen Umstände, unter denen die kanadische Kayakerin Valerie Lubrick hier eine Eskimorolle wagt. Diese Aufnahme gelang an der Westküste der Antarktischen Halbinsel, im Neko Harbour, knapp tausend Kilometer südlich von Feuerland. Das ist übrigens kein Hafen im klassischen Sinne, sondern Teil einer verlassenen Bucht, benannt nach einem norwegischen Walfänger, der hier das letzte Mal im Jahr 1924 anlegte. Bild: Krystle Wright

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RAKAPOSHI, PAKI STAN

PIEPSSHOW „Wir hatten ein Lächeln im Gesicht, Wolken im Kopf und den Sound brüllender Varios in den Ohren“, erzählt der Belgier Tom de Dorlodot über den Flug, der ihm mit dem Spanier Horacio Llorens und Hernan Pitocco aus Argentinien in den Bergen Nordpakistans gelang. In einem Schwung flog das Trio über acht Stunden lang in einer Höhe von bis zu 6443 Metern 225 Kilometer weit. Unser Bild zeigt de Dorlodot über dem Gletscher des Rakaposhi. Varios sind übrigens jene Instrumente, die Paragleitern Steig- bzw. Sinkwerte und Flughöhe unter anderem mit Piepstönen anzeigen. www.thomasdedorlodot.blogspot.com Bild: Krystle Wright

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DES MONATS


pepejeans.com


Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Grenzbereich Nicht ganz ausgelastet? Diese vier Extremsport-Klassiker könnten da Abhilfe schaffen.

RACE ACROSS AMERICA 4800 km von West nach Ost. Hitze, Wind und ein Minimum an Schlaf verlangen alles ab. www.raceacrossamerica.org

SCHATTENSPIEL IDITAROD-RACE Im Hundeschlitten 1850 km durch Alaska – bei Schneestürmen und Temperaturen von bis zu -40 °C. www.iditarod.com

BELT-QUERUNG 15 °C Wassertemperatur, Strömungen und Wellen machen die 25 km durch die Ostsee zur Tort(o)ur. www.beltquerung.com

CROCODILE TROPHY 10 Tage quälen sich Mountainbiker 1200 km in der Gluthitze durch Australiens Outback. www.crocodile-trophy.com

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Die atemberaubenden Lichtmalereien des Rashad Alakbarov.

Ein 32-jähriger Aserbaidschaner erschafft die flüchtigsten Malereien der Welt – alleine aus einer Lichtquelle, Alltagsgegenständen und einer Wand. Die scheinbar willkürlich angeordneten Gegenstände wachsen, sobald das Licht angeht, auf der Projektionswand zu gewaltigen Städten, grimmigen Ge-

sichtern oder bunten Sommerstränden. Dieser „Meister der Schatten“, Rashad Alakbarov, beeindruckt derzeit mit seinem zwölf Meter hohen Lichtbild der griechischen Göttin Themis. Zu bewundern ist es noch bis zum 1. September allnächtlich beim 012 Baku Public Art Rashad Alakbarov Festival. www.yarat.az

BILDER DES MONATS

MOMENT MAL!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an: phototicker@redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Saint-Malo Die Erlösung nach den Strapazen des Red Bull Kite Quest? Eine läutende Glocke. Jeremy Bernard


Ladezone Dreimal Spannung fürs Handy:

Olympia-Hoffnung Dai Greene mit Sound-Turbo.

TEXT: ULICH CORAZZA, FLORIAN OBKIRCHER, RUTH MORGAN. BILDER: PHILLIPS DE PURY&COMPANY, GETTY IMAGES, LUPI SPUMA, DDPIMAGES, BELTQUERUNG, CROCODILE-TROPHY, RUTGER PAUW/RED BULL CONTENT POOL, STEVE STILLS/RED BULL(2)

Auf die Plätze, fertig … play! Das Setting „Athlet im Aufnahmestudio“ führt üblicherweise zu desaströsen Ergebnissen. In diesem Fall liegt der Sachverhalt jedoch anders: Der britische Producer Redlight, der walisische Weltmeister im Hürdenlauf, Dai Greene, und der auf Musik spezialisierte Sportpsychologe Costas Karageorghis trafen einander in den Red Bull Studios in London, um einen Sound zu kreieren, der Greene beflügeln soll. „Musik ist für mich beim Training und beim Wettkampf sehr wichtig“, erzählt Dai. „Umso aufregender war also die Idee, dass ich da etwas Maßgeschneidertes bekomme. Costas durchstöberte meinen iPod, sprach mit mir über meine Gefühlslage vor den und während der Rennen, checkte ab, was mich wie ticken lässt.“ So viel zur Theorie. Redlight setzte die Sache in die Praxis um. „Ich arbeitete mit Dai an mehreren Sounds, probierte dies, probierte das“, sagt er. „Der finale Track hat 126 Beats pro Minute, also nicht zu schnell, mehr wie eine Hip-Hop-Nummer.“ Wie das klingt? Siehe Link unten. Wie das wirkt? Sehen wir spätestens bei den Olympischen Spielen. Dais Song, ab Juli: www.redbullstudios.com

RED BULL X-FIGHTERS 2012 6 Tourstopps, 3 Game-Modi, Dany Torres als Begleiter. Extra Feature: eigene Tricks kreieren.

RED BULL RACING SPY APP Die Formel-1-App! Mit aktuellen Renndaten, exklusiven Pics und dem Red Bull RacingTagebuch.

HAPPY END LCD Soundsystem ist Geschichte. Doch James Murphy bleibt (nacht)aktiv. James Murphy ist der König der Coolen. Seine DancePunk-Band LCD Soundsystem wurde kultisch verehrt, quasi als Velvet Underground der Hipster-Bewegung. Vor einem Jahr aber zog der 42-jährige Amerikaner überraschend einen Schlussstrich – und was für einen: Das Abschiedskonzert in New York war fulminant. Der neue Film „Shut Up and Play the Hits“ dokumentiert diese letzte Nacht der legendären Band. Warum löst man eine Band am Zenit ihres Erfolgs auf? Es hätte viele Gründe gegeben weiterzumachen, sehr gute sogar. Aber am Ende ging’s mir nie drum, ein Popstar zu sein. Wir haben mit LCD alle Ziele erreicht. Jetzt ist es an der

Zeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die da wären? Ein Jahr habe ich vorwiegend an dem Konzertfilm gearbeitet. Hunderte Audiospuren, elf Kameraperspektiven – alles musste geschnitten werden. Jetzt freue ich mich auf etwas ganz Neues. Ich interessiere mich für Kaffeerösterei, vielleicht bringe ich ja bald meine eigene Espressomarke raus. Was rätst du jungen Bands? Mach die Musik, die du selber hören willst. Und übertreibe nicht. Konzentriere dich auf das, was dir liegt. Versuch nicht gleich, einen Jet zu fliegen, lerne erst einmal, einen Drachen steigen zu lassen. James Murphy auf der Red Bull Music Academy-Couch: www.boilerroom.tv James Murphy: Musiker und Kaffeeröster in spe.

RED BULL KART FIGHTER Mit dem modifizierbaren Kart auf 12 verschiedenen Kursen um die Pole-Position driften. Downloads auf: itunes.apple.com

DAS GEWINNERBILD

São José do Rio Preto Breakdancer Pelezinho warf beim Workshop einen Blick auf die Talente. Marcelo Maragni

Kapstadt

Vom Wasser auf den (Tafel-)Berg. Surfer Jordy Smith (li.) wird von Thomas de Dorlodot ins Paragleiten eingeführt. Craig Kolesky

Atlanta Robby Kirkland überquert beim Red Bull Mind the Gap die Straße in vorbildlich stylischer Manier. Ryan Flinn 15


B U L L E VA R D

Faire Fakten

Fairtrade gut zu finden ist gut. Fairtrade zu kaufen ist besser. Und jetzt noch leichter: Denn ab sofort ist erstmals Fairtrade-Kaffee in Tankstellen-Shops erhältlich. Hier der Fact-Check zu fairem Kaffee: Fairtrade heißt Fairtrade, weil … H … es vor allem für Sportler und Börsenmakler interessant ist. V … es Kleinbauern in aller Welt eine langfristige Lebensgrundlage sichert. G … Großhändler in aller Welt dadurch mehr verdienen.

Die H-Blockx sind wieder zurück.

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Wie viele Menschen leben weltweit vom Kaffeeanbau und -handel? I 25 Millionen H 120.000 K 6800

Fünf Jahre war es ruhig um die deutschen Crossover-Rocker von H-Blockx. Eine gefühlte Ewigkeit, wenn man bedenkt, dass die Band von 1994 bis 2007 neun Alben veröffentlicht hatte. „Die Luft war draußen. Wir spürten nicht mehr das Bedürfnis, ins Studio zu gehen“, erklärt Sänger Henning Wehland die schöpferische Pause. Ein furioser Gig vor 75.000 Fans beim Rock am Ring 2010 holte die Münsteraner aus ihrem künstlerischen Tiefschlaf. „Plötzlich war der Knoten geplatzt. Wir hatten wieder Spaß daran, gemeinsam Musik zu machen.“ Die neue Leichtigkeit des Seins ist auf dem im Mai erschienenen Longplayer „HBLX“ unverkennbar: Treibende Rhythmen, minimalistischer Funk und einprägsame Texte wollen ins Ohr. Summa summarum klingen die elf Songs wie eine Reise in die Anfangszeiten der Band. Haben H-Blockx ihre musikalischen Wurzeln wiedergefunden, Herr Wehland? „Total. Wir sind zehn Jahre den großen Hits unserer ersten Platte ‚Time to Move‘ hinterhergelaufen. Unser Produzent Vincent Sorg gab uns die Frische zurück.“ Sorg, der schon für Die Toten Hosen und In Extremo die Regler bediente, bat die Musiker, möglichst unvorbereitet ins Studio zu kommen – in nur drei Wochen wurde die Platte fast unter Live-Bedingungen konzipiert und eingespielt. „Das hat geklappt, weil wir unsere Egos vor der Studiotür abgelegt haben. Was blieb, waren Liebe, Leidenschaft und Bedingungslosigkeit“, erläutert Henning Wehland. Wer sich von den LiveQualitäten von H-Blockx selbst ein Bild machen will, hat diesen Sommer bei deren ausgedehnter Deutschland-Tour mehrfach die Gelegenheit dazu.

Kaffee … V … ist nach Erdöl der zweitwichtigste Exportrohstoff der Welt. V … wird nirgendwo in der Welt häufiger getrunken als in Finnland. V … stammt historisch aus Äthiopien. Wie heißt der erste Fairtrade-Kaffee in Tankstellen-Shops? C Asia Coffee A Afro Coffee G Australia Coffee Die Buchstaben der richtigen Lösungen ergeben den Namen des Tankstellenshops, der als erster FairtradeKaffee anbietet.

Bjerringbro BMXer Chris Christensen beschenkt sich an seinem Geburtstag selbst mit einem Backflip. Lars Daniel Terkelsen 16

Informationen und Tourtermine auf: www.hblx.de

Paris

Die Mannschaften zeigten vollsten Einsatz bei der französischen Form des Völkerballs. V. Curutchet, Red Bull Balle aux Prisonniers

Nagoya

Lambada mit dem Fußball. Die Teilnehmer am Red Bull Street Style demonstrieren körperliche Flexibilität. Jason Halayko

TEXT: MANUEL KURZMANN. BILDER: MARKUS HAUSCHILD, HELGE KIRCHBERGER, AFRO COFFEE

H-Blockx hatten sich selbst totgesagt. Mit dem Album „HBLX“ feiert die Band ihre musikalische Renaissance.


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B U L L E VA R D

DIE KUNST, ZU GEFALLEN

SEX UND MUT

Norah Jones erfindet sich neu. An der Seite von Producer-Legende Danger Mouse, mit kreischenden Gitarren und dicken Beats. Die Königin des PopJazz über ihr neues Album und gesundes Essen. Geburtsdatum/-ort 30. März 1979, Brooklyn, New York, USA Familie Sitar-Legende Ravi Shankar ist ihr Vater. Erfolg Ihr Debütalbum „Come Away with Me“ war das drittmeistverkaufte des letzten Jahrzehnts. Knapp hinter den Beatles und *NSYNC. Schauspielerei Neben einem „Sesamstraße“-Kurzauftritt spielte sie 2007 die Hauptrolle in Kultregisseur Wong Kar-wais Film „My Blueberry Nights“. Kollaborationen Sie musizierte mit so verschiedenen Künstlern wie Ray Charles oder FaithNo-More-Schreihals Mike Patton.

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Große braune Rehaugen. Und erst dieses Lächeln. Schüchtern und höflich. „Hallo, ich bin Norah“, sagt sie. Mit jener geschmeidigen Stimme, die der Welt seit zehn Jahren den Kopf verdreht. 2002 hat Norah Jones’ Debütalbum „Come Away with Me“ eingeschlagen: fünf Grammy Awards, über 20 Millionen verkaufte Exemplare. Sie hätte einfach so weitermachen können. Hat sie aber nicht. „Ich will mit jedem Album etwas Neues versuchen“, sagt sie. „Ich brauche das.“ Ihr neuer Partner: Danger Mouse alias Brian Burton. Mit ihm hat sie „Little Broken Hearts“ aufgenommen, Songs mit kreischenden Gitarren, himmlischen Streichern und dicken Beats geschrieben. Mutig, keck, anders. Kein Wunder: Danger Mouse steckt hinter Gnarls Barkley. Und hinter dem legendären „Grey Album“, auf dem er Songs der Beatles mit Jay-Zs Gesang in einen Mixer geworfen hat.  : Warum haben Sie sich für Danger Mouse entschieden?  : Es war umgekehrt! Er hat mich angerufen und gefragt, ob er mir ein

paar Songs vorspielen könne – schon am nächsten Tag stand er vor meiner Wohnungstür in New York. Wie haben Sie das Eis gebrochen? Ein wichtiges Ritual beim Aufnehmen war das Frühstück. Überhaupt spielt Essen eine wichtige Rolle auf dieser Platte. Im Studio gab’s keine Küche, Brian wollte immer nur Cheeseburger essen. Deshalb hab ich angefangen, abends für ihn vorzukochen. Lammsteak, viel Gemüse, gesunde Sachen. Ihm hat’s geschmeckt! Hatten Sie Angst, Ihre Fans mit einer neuen Richtung zu vergraulen? Du stellst deine Fans nicht zufrieden, indem du versuchst, es ihnen recht zu machen. Ich bin mir dessen bewusst, dass viele in mir einfach das nette Mädchen von nebenan sehen. Aber ganz ehrlich, ich hab so viele Platten verkauft, mir ist es wirklich egal, was die Leute reden. Das Cover sieht im Vergleich zu Ihren alten Platten etwas anrüchig aus … Brian ist ein totaler Filmfreak, und über der Studio-Couch hing dieses Filmplakat: „Mudhoney“ von Russ Meyer. Ich musste es immerzu anstarren. Es ist sexy und ein wenig furchteinflößend, süß und mysteriös. Ich fand es so toll, dass wir es fürs Cover nachgestellt haben. Der Sexfilm-Kultregisseur Russ Meyer? Haben Sie den Originalfilm gesehen? Noch nicht ganz. Aber einige Teile und Ausschnitte. Große Ausschnitte (lacht). Haben Sie Ihrem Vater Ravi Shankar die Platte zum Anhören geschickt? Meinem Vater? Das geht gar nicht, er hat keinen E-Mail-Account.

Norah Jones: „Little Broken Hearts“ (Blue Note/EMI) ist bereits erschienen. Tourdaten und Sound-Proben auf: www.norahjones.com

PHOTOGRAPHY: EMI RECORDS

Norah Jones ist zurück. Mit einem Album, das kleine Herzen bricht.


b u l l e va r d

Briefe an die Redaktion.

illustration: dietmar kainrath

nach der lektüre des red Bulletin, das ich kürzlich mit meiner „irish times“ erhalten habe, möchte ich ihnen zu dieser vorzüglichen ausgabe gratulieren. kurz gesagt: eine menge so unterschiedlicher wie großartiger Geschichten, unterstützt von einem heraus­ ragenden design, das mit faszinierenden Fotos arbeitet. ich habe das magazin von vorne bis hinten gelesen und muss sagen: das ist das beste männer­magazin, das ich seit langem gelesen habe. John P. Kearney, per E-Mail ist nicht der Col de la Bonette (2802 m) der höchste alpen­ straßenübergang? start in Jausiers, dann auffahrt zum Col de restefond (2678 m), von dort in einer schleife um die Cime de la Bonette mit durchgehend 12 Prozent zum

höchsten für den öffentlichen Verkehr erreichbaren Punkt in den alpen … Heinz Keiblinger, Irdning Der höchste befahrbare Alpenpass ist der Col de l’Iseran mit 2770 m. Der Col de la Bonette ist 2715 m hoch; die von Ihnen genannten 2802 m erreicht man durch eine Zusatzschleife, die nicht als Pass gilt. Die Red. ich bin akademiker, lese aber eigentlich nie Zeitung, schaue auch seit über zwei Jahrzehn­ ten kein tV mehr und höre erst recht kein radio. Wenn ich mal in die Zeitung schaue, dann verbreitet die in mir schlechte stimmung. Ganz anders das red Bulletin. auf dieses freue ich mich immer. das lesen ihrer Zeitschrift bringt mich zum träumen. die einzelnen wunderschönen

Fotos kann ich minutenlang betrachten, und wenn dann mein Blick aus dem Fenster schweift, sehe ich die schön­ heit der Welt. und beim lesen der artikel kommt es mir so vor, als wäre die Welt ein toller Platz, und ich habe ein Gefühl davon, dass es großartig ist, mensch zu sein. Alfons Grabher, per E-Mail

E S RI

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-CollinStraße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name und Adresse bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn Länge und Klarheit sie erfordern.

E S I R ND A L L FA AND

FALL Am 15. Dezember stellen sich waghalsige Athleten erstmals einem außergewöhnlichen Staffel-Wettkampf in den Bergen — Skibergsteigen, Gleitschirmfliegen, Mountainbiken und Skifahren! Mayrhofens „Rise and Fall“ garantiert Hochspannung, einen einzigartigen Adrenalinkick und tolle Unterhaltung mit einem hochkarätigen Live-Act bei der Siegerparty. Mit Mayrhofen und The Red Bulletin können Sie einen der heißumkämpften Startplätze und ein tolles Package, bestehend aus 2 Übernachtungen mit Halbpension, Lifttickets für die Mayrhofner Bergbahnen und ein Red Bulletin Goodiebag, gewinnen. Bilden Sie mit 3 sport- und adrenalinbegeisterten Freunden das Red Bulletin Team und melden Sie sich an!

Alle weiteren Infos und Anmeldeformalitäten finden Sie dazu unter: www.riseandfall.com/theredbulletin


B U L L E VA R D

EINST UND JETZT

Laufschuhe

Genuss oder Qual ist bis heute nicht nur über die Marathondistanz eine Frage des richtigen Schuhwerks, ob mit großer Zehe oder ohne.

GUT GESCHNÜRT

Ursprünglich waren Tabis mit elastischem, knöchelhohem Abschluss konzipiert. Beim Marathon Tabi wurde dieser durch Schuhbänder ersetzt, die durch normale Ösen liefen.

DRUCKAUFBAU

Von der Abtrennung der großen Zehe versprachen sich die Schuhdesigner einen höheren und damit e∞zienteren Zehendruck.

HANF GEGEN HÄRTE

Um über die Marathondistanz von 42,195 Kilometern zumindest minimalen Tragekomfort zu bieten, besaß der Marathon Tabi Hanfeinlagen.

ASICS MARATHON TABI

1951 siegte der 19-jährige Japaner Shigeki Tanaka beim Boston-Marathon in 2:27:45 Stunden – und verblüffte mit seinem Schuhwerk: traditionellen japanischen Tabis, Zehenschuhen aus Stoff oder Leder, wie sie von Bauarbeitern oder Bauern getragen wurden. Zwei Jahre später ging das Modell Marathon Tabi bei Onitsuka Co. Ltd. (heute Asics) in Serie. Allerdings setzte sich das unkonventionelle Design nicht durch.

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Für mehr Laufkomfort und bessere Haltbarkeit besaß der Marathon Tabi, anders als seine „Arbeitsbrüder“, eine Gummisohle.

TEXT: ULRICH CORAZZA

1953


Das „Trägermedium“ der Läufer im Wandel der Zeit.

KOMFORT

Das „Lacing“ genannte integrierte Schnürsystem umschließt den gesamten Mittelfußbereich und verbessert Passform und Kraftübertragung.

SICHERHEIT

Das leichte und atmungsaktive MeshObermaterial passt sich dem Fuß hervorragend an. Reflektierende „Tigerstripes“ sorgen für gute Sichtbarkeit in der Dunkelheit.

GEWICHT

BILDER: KEISUKE NISHITANI, KURT KEINRATH

Die Mittelsohle des Gel-DS Racer 9 besteht aus Kunststoff, der um rund ein Zehntel leichter ist als das bislang verwendete Ethylenvinylacetat. Das Gesamtgewicht des Schuhs verringert sich damit auf 215 Gramm.

2012

ASICS GEL-DS RACER 9

Um den gesteigerten athletischen Anforderungen auf der Langstrecke gerecht zu werden (der Marathon-Weltrekord des Kenianers Patrick Makau liegt bei 2:03:38 Stunden), setzt man bei der aktuellen Laufschuhgeneration auf Gewichtsreduzierung, optimale Dämpfung und den Ausgleich von Fußfehlstellungen. Auch die Fertigungstechnik wandelte sich: Die Tabi-Sohle wurde noch vernäht, heute verwendet man Klebeverfahren.

Gewichtseinsparung und direkteres Bodengefühl: Das ist die Idee hinter den Einkerbungen in der hochabriebfesten Gummisohle.

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b u l l e va r d

Formelsammlung

Ballkurve

Im labor ... Je unvorsehbarer baseball-Pitcher den ball werfen, desto schwieriger ist es für den hitter, den ball zu treffen – und desto erfolgreicher schneiden die Werfer ab. hinter all diesen flugkurven steckt der magnus-effekt. die eigenrotation des balls – der spin – führt zu einer zusätzlichen Kraft, die ihn ablenkt. der ball wird je nach Wurfcharakteristik mit bis zu 150 km/h geworfen; er rotiert dabei mit bis zu 2000 umdrehungen pro minute. die rotation entsteht so: der Pitcher hält den ball mit daumen, zeige- und mittelfinger. beim abwurf wird der daumen zirka 5,5 Tausendstelsekunden vor zeige- und mittelfinger vom ball genommen. in diesem moment rollen zeige- und mittelfinger über den ball und versetzen ihn in drehung. danach bewegt sich ein Punkt an der oberfläche des balls mit 27 km/h um dessen mittelpunkt. mit f wird die frequenz (anzahl der umdrehungen pro sekunde) bezeichnet. aus 2000/min erhalten wir f ≈ 33/s. die umlaufgeschwindigkeit ergibt sich aus dem Produkt der Winkelgeschwindigkeit 2πf und dem radius des balls (r = 0,0364 m) zu vrotation = 7,5 m/s (27 km/h). rollen vor dem loslassen zeige- und mittelfinger über den ball, wirken zwei Kräfte auf diesen: die normalkraft FN beschleunigt ihn nach vorne, die reibungskraft FR erzeugt ein drehmoment. dreht der Pitcher den ball während des abwurfs um einen drehwinkel von 30 grad mit einer reibungskraft von 90 newton, können die erwähnten 2000 rotationen/min. erreicht werden. (90 newton sind etwas weniger als die gewichtskraft einer masse von 1 kg.) hat der ball backspin, strömt der luftwirbel hinter dem ball nach unten. aufgrund der impulserhaltung wirkt auf den ball eine Kraft nach oben und lenkt der spin den ball nach oben ab. Je nach lage der drehachse kann der ball in verschiedene richtungen abgelenkt werden; die maximale abweichung kann bis zu 45 zentimeter betragen. ... und auf dem Platz „sobald der hitter auf seiner homeplate steht, geht’s darum, ihn zu verwirren“, erklärt Tim lincecum von den san francisco giants, einer der besten Pitcher der major league baseball. „die Kunst heißt: auf die eigenen stärken setzen und die des gegners aus dem spiel nehmen. Je gleichmäßiger dabei die Wurfbewegung, desto besser kann man sie ‚maskieren‘ und desto weniger erkennt der hitter, welcher Pitch tatsächlich folgen wird. alles basiert auf derselben armbewegung: sie muss aussehen, als würde immer derselbe Pitch kommen. entscheidend ist, dass man möglichst viele Varianten kennt, um den hitter auszutricksen. es ist wie im schach: um jeden gemachten zug kannst du neue spielzüge entwickeln.“ www.facebook.com/TimLincecum * Prof. Thomas Schrefl unterrichtet an der Fachhochschule St. Pölten,  Niederösterreich, und an der Universität Sheffield, Großbritannien.

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TexT: andreas TzorTzis, Thomas schrefl. bild: rob Tringali/geTTy images. illusTraTion: mandy fischer

Im Baseball fliegen Bälle oft erstaunlich krumm. Der Physiker* erklärt, warum.


Tim Lincecum (Nº 55 der San Francisco Giants, Gewinner der World Series 2010): „The Franchise“ ist der Pitcher mit dem ausgefallensten Wurfstil in der höchsten US-Liga.


b u l l e va r d

Meine Welt

Lionel Messi

Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen, litt unter Wachstumsstörungen und hat seine Schüchternheit nie abgelegt. Der trotz seiner 1,69 Meter größte aller Fußballer wird am 24. Juni 25 Jahre alt. (W en ig) Ge ge nlieb

Zu Gro SSem gebo ren

e Europa liegt dem Dribbla nski zu Füßen, doch in seiner Heimat hält man ihm die durchwachsenen Auf tritte mit dem Nationalteam vor. Zwar feierte Messi 2005 den U20-WM-Titel, doch sein Debüt für das A‑Nationalteam war ein Desaster. Im Länder­ spiel gegen Ungarn wurde der damals Achtzehnjährige einge­ wechselt und sah nur wen ige Minuten später wegen eines Ellboge nchecks (eine Fehlentscheidung) die Rot e Karte.

Am 24. Juni 1987 wurde Lionel Andrés Messi in Rosario (ARG) als dritter Sohn Celia María Cuccitinis und des Fabrik­ arbeiters Jorge Horacio Messi ­geboren. Er war vier, als er seinen ersten Ball ge­ schenkt bekam. Wenig ­später begleitete „Leo“ ­seinen Vater und seine Brüder zum Spielen auf der Straße „Wir waren überwältigt, als wir sahen, was er alles konnte“, war Jorge angetan.

Talentscout

Lionel war fünf, als ihn Großmutter Celia zu einem Kindermatch mitnahm. Coach Ricardo Aparicio fehlte ein Spieler, er wollte den um ein Jahr zu jungen Knirps dennoch nicht aufstellen – Celia ließ nicht locker, bis „Don Apa“ nachgab: „Ich stelle ihn aber nur in der Nähe der Seitenlinie auf. Wenn er heult, kannst du ihn selbst vom Feld holen.“ Nach dem ersten Sololauf, bei dem er drei Gegner überspielte, war Aparicio klar: „Der da wird niemals ausgewechselt.“

Titelb latt

kürte Das US-Magazin „Sports Illustrated“ aller er Spiel n beste zum Messi bereits n­ Zeiten. Im Februar sah man den Arge des r Cove nalen natio tinier auf dem inter be „Time“-Magazins. Nur für die US-Ausga k­ zurüc der bern usge erschien den Hera g, haltende Barça-Star nicht populär genu res ande ein für sich man dort entschied n­ Titelthema: „Die Kraft der Schüchter end. pass dwie irgen auch heit“ –

Der Weltfußballer der Jahre 2009, 2010 und 2011 ist mit Einnahmen von 33 Millio­nen Euro pro Jahr der FußballSpitzenverdiener und begehrter Werb estar. Doch Messi ist nicht für alles zu habe n. Beim Werbespot eines Pay-TV-Senders hätte Leo folgenden Text sagen sollen: „Stellt euch vor, euer Team trifft im Finale auf mich … stellt euch vor, euer Team schlägt uns.“ Den letzten Satz ließ Messi streichen, denn allein die Vor­ stellung zu verlieren erträgt er schon schwer.

Wach stum sp ha se

r Floh) gerade Mit elf war „La Pulga“ (de tschaftsmisere Wir der Um ß. gro ter 1,27 Me andlungs­ Beh die zu entfliehen und sich g leisten zu run sstö tum chs Wa der kosten h Barcelona. Bei können, zog die Familie nac 2000 war Barças r Jah im ing rain bet Pro einem eistert, dass er beg ßen ma Jugendtrainer der Serviette krit­ eine auf trag Ver n eine n sponta von 600 Euro lt eha gsg stie zelte. Inhalt: ein Ein Therapiekosten. und die Übernahme aller

Torma schin e

Nachdem Messi von 1995 bis 2000 für Newell’s Old Boys (bis heute sein Lieblings­ klub) fast 500 Tore erzielt hatte, glückten ihm gleich im ersten Spiel für Barças Jugend fünf Treffer. 2004 gab er gegen Espanyol sein ­Debüt in der Primera División. Trainer Pep Guardiola formte Messi endgültig zum Super­ star. „Es war, als sähe man Maradona wieder spielen – nur beweglicher und schneller“, meinte der scheidende Coach anerkennend.

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Privatange legen heit

Der neue Maradona Der Vergleich mit seinem argentinischen Lands­ mann Diego Maradona ist allgegenwärtig – an­ gesichts mancher Fakten gar nicht zu Unrecht. Wissenschaftler fanden heraus, dass die beiden einige physische Eigenschaften gemeinsam haben. Auch die Fußballbiografie liest sich verblüffend ähnlich: klein, Linksfuß, bei Newell’s Old Boys groß geworden, beim FC Barcelona gereift, U20-Welt­ meister und Nationalteamdebüt gegen Ungarn.

Sein Privatleben – auch seine Beziehung mit Antonella Roccuzzo (wie er aus Rosario) – hält Messi gekonnt aus den Medien. Über all die Jahre blieb der UNICEF-Botschafter der bescheidene Junge, der für den Fußball lebt. „Mir würde gefallen, wenn mich die Leute als eine normale Person sähen, die ihre Arbeit auf dem Platz macht und danach versucht, ein normales Leben zu führen.“ www.leomessi.com

text: ulrich corazza. Illustration: lie-ins and tigers

Auf Sie g ein gestellt


OLYMPIASTADION MÜNCHEN 11. AUGUST - 19:30 UHR TICKETS: REDBULLXFIGHTERS.COM


Sportliches Drama, profitables Glücksspiel, bedingungslose Heldenverehrung: All das verbinden Japans Keirin-Rennen zu einem Spektakel von hohem Unterhaltungswert. Text: Guy Andrews, Expertise: Fritz „Magic“ Berein Bilder: Taz Darling


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KEIRIN

Die Regeln für das japanische Keirin (was übrigens schlicht „Radrennen“ heißt) sind simpel. Gefahren wird über 2000 Meter. Ein Schrittmacher zieht auf der Bahn (Länge: 333¹⁄³, 400 oder 500 Meter) das Tempo an, neun Fahrer folgen ihm. Nach zwei Dritteln der Distanz hat das Feld gut 50 km/h erreicht, der Pacemaker schwenkt aus, und die verbleibenden neun sprinten mit bis zu Tempo 70 um den Sieg. In der olympischen (UCI-)Variante gibt es einen motorisierten Schrittmacher und nur sechs Fahrer.

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Wer in Japan als Keirin-Profi arbeiten will, muss zunächst die zehnmonatige Keirin-Schule in Shizuoka erfolgreich absolvieren: was immerhin einem von zehn Kandidaten gelingt. Der Studienalltag in Shizuoka, einer Stadt etwa 200 Kilometer südwestlich von Tokio, beginnt um 6.30 Uhr und endet mit der verordneten Bettruhe um 22 Uhr. Der Tag ist einerseits mit Training, andererseits mit Taktik- und Technikschulung verplant. Gewohnt wird, altersmäßig gestaffelt, in Vierbettzimmern. Das Regime mutet fast klösterlich an: Bücher und TV sind erlaubt, E-Mail und Mobiltelefone verboten. (Immer-

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hin ist ein wöchentlicher Anruf nach draußen gestattet.) Auch während der Rennen werden die Fahrer von der Außenwelt abgeschirmt, um etwaige Wettabsprachen zu unterbinden. Solides Training und Routine sind im Keirin entscheidend, weshalb sich die Karriere durchaus verlängern lässt. Auch, weil sich die KeirinSchule und ihre Trainer auf deren Wunsch um ältere Fahrer kümmern. Sir Chris Hoy, Keirin-Olympionike 2008: „Für Athleten, die auch noch mit 45, 50 mithalten können, sind die Rennen ein Hobby, das zumindest ihre Ausgaben deckt.“


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er Schotte Sir Chris Hoy ist Titelverteidiger in einer seit dem Jahr 2000 olympischen Bahnradsportdisziplin, die sich nur wenigen erschließt: Keirin. Selbst ausgewiesene Zweirad-Aficionados müssen hier im Regelfall passen. Bei der olympischen Variante knattert ein Derny genanntes Schrittmachermoped mit etwa 50 km/h rund um die Radbahn, dahinter folgen, im Windschatten aufgefädelt, sechs Radler auf ihren Hightech-Bahnmaschinen. Nach zwei Dritteln der Gesamtdistanz von 2000 Metern schert der Schrittmacher nach innen aus, die Fahrer sprinten nun, Lenker an Lenker und durchaus mit Körperkontakt, um den Sieg. Das Wesen des Wettbewerbs liegt einerseits im optimalen Ausnützen des Windschattens sowie in Timing und Taktik: Wann greift man an, wo greift man an, wie geduldig muss man warten? Keirin stammt aus Japan, aber es ist es keine altehrwürdige Sportart wie Judo oder Sumo-Ringen, mit Verneigung vor dem Wettkampf oder dem Streuen von Salz zur Reinigung des Kampfplatzes. Keirin war von Anfang an, 1948, eng mit dem Glücksspiel verflochten. Der pragmatische Hintergrund: Die Wetteinnahmen sollten Japans Wiederaufbau unterstützen, speziell den der Fahrradindustrie. Aktuell werden jährlich etwa 40.000 Rennen gefahren und umgerechnet an die 15 Milliarden Euro umgesetzt. So beliebt Keirin in Japan ist (wo anstelle des motorisierten Schrittmachers ein Radfahrer neun Wettkämpfern das Tempo vorgibt): Nur wenige japanische Bahnradfahrer haben sich auf der internationalen Bühne versucht, sei es im Rahmen des UCIWorld-Cups oder bei Weltmeisterschaften oder, seit Sydney 2000, den Olympischen Spielen (allerdings wurde ein gewisser Harumi Honda 1987 in Wien Keirin-Weltmeister). Manche Kritiker führen das auf zu geringe taktische Finesse, zu wenig Talent und mangelnde körperliche Voraussetzungen zurück. Was der Wahrheit näher kommt: Die heimische Szene hat für japanische KeirinFahrer emotional und finanziell eindeutig Vorrang. Sie sind zu Hause Helden und Spitzenverdiener. Auslandsreisen würden bloß der Form schaden – und der nationalen Ranglistenplatzierung. Gastieren Nippons Helden dennoch in den Velodromen Europas oder Australiens, sind ihre Chancen gering. Für den Schotten Ross Edgar, Silbermedaillengewinner bei den Spielen in Peking, liegt das vor allem am Untergrund: „Auf unseren engen, steilen Holzbahnen fährt es sich anders als auf Japans flacheren Betonbahnen. Deshalb dominieren wir die Japaner, wenn sie zu uns kommen – und sie dominieren uns, wenn wir sie besuchen.“ Wiewohl olympische Disziplin, ist die japanische Art des Keirin eine Welt für sich geblieben, wie auch Olympiasieger Chris Hoy auf seinen Reisen nach Japan erleben durfte: „Ich war verblüfft, als mir die Fahrer erzählten, dass sich das ganze Drumherum die letzten zehn Jahre nicht verändert habe. Sogar Fahrer, die schon vor zwanzig Jahren dabei waren, meinten, dass man immer noch in denselben Unterkünften lebe, es denselben Trainingsablauf gebe, die gleiche Routine vor den Rennen. Alles ist wie am ersten Tag, und jeder kann es spüren. Keirin ist in fünf Jahrzehnten elementarer Bestandteil der japanischen Sportkultur geworden.“ 29


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Jedes Jahr bewerben sich gut tausend Hoffnungsvolle an der Keirin-Schule in Shizuoka: ein Zeichen, wie beliebt und angesehen der Sport in Japan ist. Von den 75 Kandidaten, die jeweils im April und September aufgenommen werden, können 15 aus anderen Sportarten kommen. Sie müssen jedoch den Aufnahmetest bestehen: zum Beispiel den stehenden Kilometer in unter 1:10 Minuten oder die 200 Meter fliegend in unter 12,8 Sekunden absolvieren. (Die Weltrekorde liegen bei knapp einer Minute bzw. unter zehn Sekunden.) Es gibt keinerlei Alterslimit für angehende Schüler. Theoretisch kann es also jeder nach Shizuoka schaffen.


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Teil der Zeremonie vor dem Start ist das respektvolle Verbeugen der Keirin-Fahrer vor dem Publikum – und dem eigenen Fahrrad. Vier Unparteiische im Schiedsrichterturm überwachen den korrekten Rennverlauf. Das Reglement erlaubt Körperberührungen im Kampf um den Sieg, Stürze sind damit ein vom Publikum akklamierter Teil der Show, freilich mit respektvoller Sympathie für die Gestürzten. Die Folgen sind trotz des hohen Tempos und des Betonuntergrunds selten dramatisch: Voluminöse Helme und Protektoren bieten den Fahrern ausreichend Schutz.

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Ein Bereich zum Einrollen vor dem Rennen ist ebenso Teil der Rennbahnen wie eine Werkstatt. Die Fahrer müssen sich selbst um das Material kümmern, nur für die Reparaturen von Reifen und Laufrädern ist fremde Hilfe erlaubt. Bei den (Schlauch)reifen wird viel Aufwand getrieben: Die Karkassen bestehen aus Seide, was die Reifen teuer macht. Solche Reifen rollen extrem gut und können mit sehr hohen Luftdrücken gefahren werden, sind aber recht defektanfällig, weshalb sie sicherheitshalber vor jedem Lauf gewechselt werden. Die Rennen finden auch bei Regen statt, und weil die im japanischen Keirin vorgeschriebenen Speichenräder nicht so belastbar und stabil sind wie die im olympischen Bahnsport üblichen Carbon-Laufräder, haben die Mechaniker an den Renntagen eine Menge zu tun.

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Keirin-Fahrer verwenden in ihren Rennen – pro Jahr sind es an 70 Renntagen rund 40.000! – traditionell schlichte Radmodelle. Der Rahmen muss aus Stahl gefertigt sein, genau wie die Felgen und Speichen. Kein Titan, kein Carbon und somit kein Vergleich mit den im Windkanal und auf dem Zeichenbrett verfeinerten, bis zu 20.000 Euro teuren Konstruktionen, wie sie bei olympischen und UCI-KeirinRennen benutzt werden. Das Material muss den Bestimmungen der technischen Sportbehörde NJS (Nihon Jitensha Shinko¯kan) aus dem Jahr 1957 entsprechen, darum sehen die japanischen KeirinMaschinen auch so „old school“ aus. Jedes verwendete Teil muss das NJS-Prüfzeichen tragen, als Beweis der bestandenen technischen Abnahme. In der internationalen FixedGear-Szene außerhalb Japans gilt die NJS-Prägung auf Fahrradteilen als begehrter Qualitätsbeweis.

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Sich durch Technik – sprich: besseres Material – einen Vorteil zu verschaffen ist in Japans Keirin-Welt somit nahezu ausgeschlossen: Alle Fahrer besorgen sich das Zubehör – von der Kette bis zu den Reifen – im gleichen Geschäft im jeweiligen Velodrom. Dieser Umstand nivelliert das Fahrerfeld zusätzlich. Schnellere Beine sind der einzige Unterschied, der gestattet ist – für die darf und muss jeder selbst sorgen.

Vor Jahren beschloss die oberste japanische Regelbehörde, dass Keirin nicht nur eine professionelle Fahrerschaft, sondern auch eine Ausbildungsstätte braucht. Diese Keirin-Schule hat ihren Sitz in Shuzenji in der Präfektur Shizouka, 200 Kilometer südwestlich von Tokio. Neben Unterkunfts- und Verwaltungsgebäuden gibt es fünf Trainingsbahnen in verschiedenen Längen. Internationale Radbahnen sind durchwegs überdacht, haben einen Holzbelag und sind meist 250 bzw. 333¹⁄³ Meter lang. Im Unterschied dazu wird Keirin in Japan im Freien auf Betonbahnen mit Allwetterbelag gefahren. Die häufigste Bahnlänge ist 400 Meter (daneben gibt es auch 333¹⁄³und 500-Meter-Bahnen), insgesamt existieren in Japan an die 50 Velodrome.


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Kurz vor Rennbeginn, wenn die Starter auf die Bahn gerufen werden, öffnet sich ein Tor in der Mitte der Gegengeraden, direkt unter der Haupttribüne, oder in einer der Ecken des Stadions. Durch diesen Schlund marschieren die Fahrer in Gladiatorenmanier ins Stadionrund. Während des Rennens sind die Fahrer auf sich allein gestellt, es gibt keine Teams. Trotzdem bilden sich je nach Renngeschehen in Windeseile Allianzen zwischen den optisch an Jockeys erinnernden Fahrern. Die Zuschauer versuchen die Strategie von den Tribünen aus zu durchschauen. Die einzige Information, welche die Fahrer vor dem Rennen bekanntgeben, ist die Übersetzung ihrer Bahnvelos. Dem routinierten Wetter verrät dieses Übersetzungsverhältnis (Anzahl der Zähne am vorderen Kettenblatt zu jener am hinteren Ritzel) eine Menge – wie gut der Fahrer in Form ist, welche Taktik er gewählt hat und wie sich der Untergrund des Betonovals für das bevorstehende Rennen präsentiert. Die besten japanischen Keirin-Fahrer kassieren hohe Preisgelder. Keita Ebine etwa, hier in der Bildmitte, verdiente in der Saison 2009 umgerechnet rund zwei Millionen Euro. Der Sieg im Grand-Prix-Finale 2011 in Hiratsuka, 60 Kilometer südwestlich Tokios, brachte dem Gewinner Koji Yamaguchi knapp eine Million Euro (mit 43 Jahren war er der bis dato älteste Sieger). Für Radrennen eine enorme Summe: Ein UCI-Radsportler müsste dafür zweimal die Tour de France gewinnen (und das Preisgeld dann noch mit seiner Mannschaft teilen). Kein Wunder also, dass etwa die Olympischen Spiele für japanische Keirin-Fahrer nicht die höchste Priorität haben.


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erris sitzt in einem Klappstuhl und hustet. Sein Gesicht ist blass, im Mundwinkel glimmt eine Zigarette. Seit 22 Tagen ist der Rapper mit Deichkind unterwegs. 17 Konzerte von Rostock bis Wien, dazwischen Bus­ reisen, Pressetermine und Soundchecks. Der fiebrige Ferris alias Sascha Rei­ mann sollte längst Bühne gegen Bett tau­ schen. Das Problem: Am Abend steht Gig Nummer 18 in der TipsArena Linz an, bevor es für fünf weitere Shows zurück nach Deutschland geht. Etwas verspätet erscheint Philipp Grüte­ ring, besser bekannt als Kryptic Joe. In sei­ nem Polo­Pullover würde das zweite von vier Deichkindern ebenso gut als Versiche­ rungsvertreter durchgehen. Die anderen Bandmitglieder haben sich in den Back­ stageraum verzogen. Porky alias Sebastian Dürre lungert auf der Couch, DJ Phono (Henning Besser) fachsimpelt mit unserem Fotografen. Während das Bühnenbild in der Veranstaltungshalle langsam Gestalt annimmt, ergreift Philipp das Wort. philipp: Worum geht’s? red bulletin: Quatschen wir erst mal über euer Tour-Leben und eure krassesten Auftritte … ferris: Da wäre das Rocco del Schlacko 2008 (Freiluft-Festival in Püttlingen, Saarland; Anm.). Die Leute standen bis zu den Knien im Schlamm. Sie wollten springen und tanzen, steckten aber fest. Ziemlich lustig. philipp: Wir wussten’s nicht und dachten zuerst: Alter, warum geht hier keiner ab? ferris: Eine schöne Suhlerei im Matsch. Musstet ihr schon Gigs abbrechen – wie die Kings of Leon, die bei einem Konzert in den USA von Tauben „angeschmatzt“ wurden und nach drei Nummern die Bühne verließen? ferris: Tauben? Echt jetzt? (Lacht.) philipp: Was sind das denn für Whinies (engl. Slang für Weicheier; Anm.), ey? Die haben einfach aufgehört zu spielen? 38

Über DeichkinD Seit 1999 schaut die Hamburger Hip-Hop- und ElectroCombo der Gesellschaft aufs Maul und nimmt sich selbst dabei nicht zu ernst. Aktuelle Deichkinder sind Kryptic Joe (Philipp Grütering), Ferris Hilton (Sascha Reimann), Porky (Sebastian Dürre) und DJ Phono (Henning Besser), auf der Bühne ergänzt durch weiteres Personal. Deichkinds Musik – aktuelles Album: „Befehl von ganz unten“ – ist ein wilder Ritt zwischen Großraumdisco und niveauvoller Lyrik. Live serviert die Band geplante Anarchie; das lässt darüber hinwegsehen, dass auf der Bühne keine Instrumente zum Einsatz kommen. Den Zuhörern ist’s bei all den ausgeklügelten Lichteffekten, schwebenden Pyramiden und Bierduschen ohnehin egal. Hauptsache, die Show ist „Leider geil“ und endet im furiosen „Remmidemmi“.


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MiT SAUnAAUFGUSS

Wo die Hip-Hop-Formation Deichkind auftritt, w채chst hinterher kein Gras mehr. Die wildeste Live-Band Deutschlands 체ber Todesangst auf der B체hne, Barbara Salesch im Backstage-Raum und Yoga im Hexenkessel. Interview: Manuel Kurzmann, Bilder: Lukas Gansterer


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Her mit dem Sauerstoff: Bei ihren Live-Auftritten gehen Deichkind bis an die Grenzen zur Ohnmacht.

Tatsache! Gab’s bei euch auch schon solche Extremsituationen? philipp: Beim Melt Festival 2006. Da kam der Stage­Manager mit einem grünen Gesicht auf mich zu und meinte: „Wenn du jetzt nicht sofort eine Ansage machst, gibt’s Tote.“ Kein Wunder, wenn man den Fans erlaubt, die Bühne zu stürmen. philipp: Die Gefahr war uns in diesem Moment gar nicht bewusst. Am Ende waren da 500 Leute. Alles schwankte. Euer Live-Höhepunkt, gerade weil’s gefährlich war? philipp: Die Sache hallt schon noch nach. Aber Höhepunkte gibt’s immer. ferris: Wir erarbeiten uns unsere High­ lights selbst. Wenn 70.000 Leute bei „Remmidemmi“ durchdrehen – das ist für uns immer wieder ein Klick­Erlebnis. Wie pusht ihr euch, bevor ihr auf die Bühne geht? philipp: Wir schauen fern. Meistens läuft im Backstage­Raum TV­Richterin Barbara Salesch. (Lacht.) ferris: Dann schreien wir uns gegenseitig „F… dich hoch, gib Schnaps, Alter!“ ins Ohr. Manchmal ist es aber nicht mehr als ein „Hey, alles klar?“ und ein Handschlag. Schiebt ihr vor Auftritten hin und wieder Panik? philipp: Auf Tour ist es eher eine bleierne Aufgeregtheit. Zu Festivals reist du meis­ tens von zu Hause an, ohne Konzert am Vorabend. Da ist die Anspannung größer. ferris: Oft sind bei Festivals so viele Leute auf engstem Raum, dass man wegen Netzüberlastung nicht mehr mit dem Handy telefonieren kann. Diese Energie ist auch für uns spürbar, macht uns aber eher stärker. Nervt es nicht doch manchmal, immer punktgenau funktionieren zu müssen? 40

ferris: Das kommt vor. Vor allem, wenn du auf Tour krank wirst – wie ich gerade. Aber man kämpft sich durch. Außerdem ist viel Adrenalin im Spiel. philipp: Sport machen hilft auch. Was ist das Workout-Programm von Deichkind? ferris: Die Show. Aber Philipp ist echt eine Sportskanone. philipp: Ich mache Yoga. Und vor kur­ zem bin ich mit ein paar Leuten mit dem Fahrrad um den Zürichsee gefahren – das sind 80 Kilometer. ferris: Moment. Er macht das, ich nicht. Also kein Tour-Wahnsinn mehr mit Alkohol, Drogen und so … philipp: Wenn man nach einem Gig auf­ gedreht ist, schlittert man manchmal ein bisschen rein. Aber Sauftouren? Nee. ferris: Wie willst du das mit einer quali­ tativ hochwertigen Tour vereinbaren? Das hältst du ja nicht einen Monat lang durch – kann mir keiner erzählen! philipp: Man wird höchstens verrückt. ferris: Außer Lemmy von Motörhead. Aber wer weiß, was bei ihm innerlich abgeht. Apropos: Habt ihr Anekdoten mit anderen berühmten Musikern auf Lager? philipp: Ich hab mal ein Jahr in San Francisco gelebt und war zu Silvester zu einer Privatparty eingeladen. Das war nur ein kleiner Sit­in mit zwölf Leuten. Um halb zwölf kam eine weiße Limo angefah­ ren, und Kirk Hammett von Metallica sprang heraus. Ich muss sagen: ein ganz feiner Typ, auch sehr nett und so. ferris: Einmal haben wir mit Rammstein Party gemacht. Und? ferris: War eigentlich ziemlich normal, fast gediegen. Ich hätte es mir viel exzes­ siver vorgestellt.

Hat man auf Festivals Zeit, um mit anderen Bands abzuhängen? philipp: Beim Frauenfeld Festival in der Schweiz waren zum Beispiel der Wu­Tang Clan, The Roots und Cypress Hill – mit deren Musik sind Ferris und ich quasi groß geworden. ferris: So geil, wir saßen da und haben auf die alten Beats abgefeiert. philipp: Plötzlich steht Method Man neben dir und fragt: „Ey, was geht ab?“ ferris: Und Porky hat noch ein Foto mit Slash gemacht. Wird einem der ganze Trubel nicht trotzdem manchmal zu viel? philipp: Live schon. In manchen Hallen ist die Luft echt mies. Alles ist vollgepackt mit Leuten, selbst Feuerzeuge gehen wegen Sauerstoffmangels nicht mehr an. ferris: Die letzten zwei Lieder sind wir kurz vor der Ohnmacht. Kein Wunder, bei eurem Bühnenoutfit … ferris: Schon mal was von Bikram­Yoga in einem beheizten Raum gehört? Unsere Live­Shows sind nichts anderes, nur dass die Anzüge der Raum sind. Dein Körper kommt derbe schnell auf Temperatur. Wenn du dich auch noch bewegst, schwitzt die ganze Haut. philipp: Unser täglicher Saunagang – mit Aufguss. Wer hatte eigentlich die Idee, live Müllsäcke anzuziehen? ferris: Wir hatten die Schnauze voll von den alten Klischees. Am Anfang waren wir ja eine waschechte Hamburger Hip­ Hop­Formation und haben gemerkt, dass diese Art von Musik einfach durch war. Wir wollten neue Horizonte anstreben. philipp: Damals spielten wir in kleinen, dreckigen Clubs, vor hundert Leuten. Müll gab’s genug, und Gaffer­Tape kriegst du ja überall. Ihr habt irgendwann behauptet, Deichkind gäbe es noch hundert Jahre ... ferris: Porky hat in einem Interview gemeint, Deichkind sei ein eigener Orga­ nismus. Wie auch immer der aussieht und funktionieren soll – vielleicht hat er drei Arme und sechs Augen. Ihr macht euch also keine Gedanken über die Zukunft der Band? ferris: Vielleicht gibt es uns noch fünf, vielleicht noch 15 Jahre. Aber wir werden uns dementsprechend weiterentwickeln. philipp: Irgendwann übernimmt sowieso Ferris die Band. ferris: Mit Krückstock. Und eure Kinder stehen dann in der ersten Reihe. ferris: Wenn schon, dann nicht mitten im Mob. Aber es sind ja die Mütter dabei, die passen auf. www.deichkind.de



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der mann aUS

STahL Wie wird man der beste Leichtathlet der Welt? Man trainiert. Und trainiert. Und trainiert. Bis der Ellbogen aufgibt, aber man doch olympisches Zehnkampf-Gold holt. Das ist das Ziel von Trey Hardee. Text: Ann Donahue, Bilder: Dustin Snipes

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DER ZEHNKAMPF

HÄLt DicH AUF tRAB

Zwei Dinge sind es, die Zehnkämpfer vor allen anderen brauchen, sagt Dr. Joseph Horrigan vom D.I.S.C. Sports and Spine Center in Kalifornien: Explosivität und Ausdauer. ERSTER TAG 100 METER Erfordern: Geschwindigkeit Bist du schnell, fällt dir der Zehnkampf gleich um vieles leichter. WEITSPRUNG Erfordert: Tempo & Technik Nach dem Adrenalin-Ausbruch gilt: Triff den Balken und bleib im Bewerb.

rey Hardee lässt seinen trainingsbeutel – schwarz, bis auf einen dezenten rand in den Farben der Olympischen ringe – auf den Boden der leeren tribünenränge fallen, hier im Mike­A.­Myers­Stadion der Universität von texas in Austin. dann öffnet er seinen weißen Aktenordner und schlägt die Aufwärmübungen des Vormittags nach: ein 400­Meter­Lauf steht da auf seiner Agenda, gefolgt von zweimal sechs 40­Meter­Sprints und je zehn Wieder­ holungen von 14 speziellen Beweglich­ keitsübungen. Hinterher sollte er bereit sein für das Hürdentraining. „Heute gehen wir’s gemütlich an“, er­ klärt er gut gelaunt. Aha … und wie beginnt dann ein unge­ mütlicher tag? „in der Kraftkammer, von sieben bis elf Uhr“, antwortet Hardee. „dann isst du ei­ nen Happen, und nach einer Stunde Pause startet dein Programm auf der Laufbahn.“ Sechs tage pro Woche schindet sich trey Hardee für sein großes Ziel: der Acht­ undzwanzigjährige will bei den Olympi­ schen Spielen in London den Zehnkampf gewinnen. Vier Lauf­, drei Sprung­ und drei Wurfbewerbe, die – aufgeteilt auf zwei tage – so unterschiedliche dinge ver­ langen wie Kraft und Gefühl, Ausdauer und Schnellkraft. Und die müde machen, unsagbar müde, und diese Müdigkeit der jeweils vorangegangenen disziplin nimmt der Athlet als rucksack mit in die nächste, und beim abschließenden 1500­Meter­ Lauf, am ende des zweiten tages, hat sich die Bürde zu einem Berg addiert, dessen Anstieg beinahe mutlos macht. Hardee jedoch bleibt gelassen. Auf seinem Weg nach London vertraut er Zah­ len, daten, Maßen und Werten. Wenn es um das Überwachen, dokumentieren und Analysieren seines trainings geht, ist er 44

geradezu fixiert, das gibt er zu. er hätte auch nichts dagegen, sein ganzes Leben in Zahlen gemessen zu sehen. Aktuell würden die biografischen eckdaten in etwa so lauten: doppelweltmeister im Zehnkampf (2009, 2011), täglicher Kalo­ rienverbrauch 7000, entfernung Woh­ nung – trainingsanlage 4,47 Kilometer. 4,47 Kilometer … woher weiß er das so genau? Hardee zuckt mit den Schultern. „typisch Leichtathlet“, sagt er und tippt sich mit dem Zeigefinger aufs Brustbein.

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ehnkampf ist einerseits eine mörderische athletische An­ strengung, andererseits eine Gleichung mit einer beinahe unbegrenzten Anzahl von Variablen, ein wilder Mix aus Strategien und Hoffnun­ gen und einer Prise Chaostheorie. das Ziel: Am ende der sich permanent ver­ schiebenden dynamik aus gemessenen Zentimetern und Hundertstelsekunden soll eine Punktezahl stehen, die höher ist als die deiner Gegner. da können etwa ein paar Zentimeter beim Stabhoch­ sprung die Vorentscheidung zu deinen Gunsten bringen – oder jenes Quäntchen Kraft kosten, das dir im endspurt des finalen 1500­Meter­Laufs fehlt. Am 22. Juni beginnen in eugene, Oregon, die nationalen US­Olympia­Aus­ scheidungen für die Olympischen Spiele, die trials. das Zehnkampf­Feld dort ist ein All­Star­treffen: Hardee trifft auf Bryan Clay, den Olympiasieger 2008, und Ash­ ton eaton, aktuell Weltrekordinhaber im (Hallen­)Siebenkampf und Zweiter hinter Hardee beim WM­Zehnkampf 2011. Hardee sieht die kleine Gruppe von Zehnkämpfern der absoluten Weltklasse weniger als Konkurrenten denn als elitäre Bruderschaft. Zu recht: es dauert Jahre, bis man sich das nötige durchhalte­

KUGELSTOSSEN Erfordert: Explosivität Die 7,25-Kilo-Eisenkugel soll in der Handfläche zum Baseball schrumpfen. HOCHSPRUNG Erfordert: Explosivität … … und raffinierte Präzision. Hier lassen sich wertvolle Punkte holen. 400 METER Erfordert: Tempo In diesem Match Müdigkeit gegen Brechreiz kommt immer der Punkt, an dem du sagst: „Ich fühle mich elend.“ DIE NACHT DAZWISCHEN Abwechselnd kalt und warm duschen, viel trinken, sich massieren lassen. Hardee: „Während meiner guten Wettkämpfe bin ich nie vor Mitternacht ins Bett gekommen.“ ZWEITER TAG 110 METER HÜRDEN Erfordern: Tempo & Technik Keine Geschwindigkeit verlieren – oder möglichst wenig Kraft. Schwierig ist, wieder und wieder zu beschleunigen. DISKUSWURF Erfordert: Explosivität Jetzt wird der Körper langsam müde. Und der Athlet wünscht sich, er hätte sich besser ausgeschlafen. STABHOCHSPRUNG Erfordert: Mentale Stärke Das Schlimmste ist ein „Salto Nullo“. Deswegen: Wähle eine niedrige Höhe und wirf dich einfach drüber. SPEERWURF Erfordert: Explosivität Der letzte Test, sechs Disziplinen nach dem ersten Wurf: Wie gut hat der Athlet mit seiner Kraft hausgehalten? 1500 METER Erfordert: Ausdauer Vier lange, schreckliche Runden. Jeder Athlet weiß genau, wie viele Sekunden das Podium entfernt ist. Und jeder ist körperlich bereits so gut wie tot.


TREY HARDEE HAT OLYMPIA IM KOPF – UND ALS TATTOO AUF DER SCHULTER.


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vermögen für einen Spitzenplatz in einem internationalen Wettkampf erarbeitet hat, ganz zu schweigen von der magischen Balance im Aufbau schnell und langsam kontrahierender Muskelfasern. Zehnkämp­ fer benötigen beide, um sowohl eine 7,25 Kilogramm schwere Kugel an die 15 Meter weit zu stoßen und zugleich 400 Meter in unter 50 Sekunden zu laufen. Hardee hatte seine ersten US­trials 2004, in seinem zweiten Studienjahr an der Mississippi State University. „ich durfte gegen tom Pappas antreten, den damali­ gen Weltmeister“, sagt Hardee. „ich lief gegen ihn die 100 Meter. es war über­ wältigend.“ Als die Mississippi State ihr Hallen­ Leichtathletik­Programm strich, übersie­ delte Hardee nach texas. Und blühte dort auf: 2006 brach er den Punkterekord der NCAA (National Collegiate Athletic Asso­ ciation) im Zehnkampf, seine Bestmarke steht bis heute. „Von da an dachte ich: ‚Okay, schauen wir doch, wie weit ich im Zehnkampf komme. Wenn es dort nicht funktioniert, kann ich immer noch zum Stabhochsprung zurückkehren.“ Stabhochsprung ist Hardees Spezialität, „in jeder Beziehung komplex, mental und körperlich“. dabei war es ausgerechnet diese disziplin, die ihm die größten ent­ täuschungen in seiner Karriere bescherte: Als er 2006 bei den NCAA­Meisterschaften seine Karriere als College­Athlet krönen wollte, schrieb er nach drei Fehlversuchen nicht einmal an – Platz neun. Genau dasselbe sollte ihm 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking passieren. Hardee ging als Vierter in den zweiten tag des Zehnkampfs. dann der Stabhochsprung: wieder kein gültiger Ver­ such, ende der Vorstellung. Frustration, während sein US­teamkollege Clay als Olympiasieger gefeiert wurde. „Peking hat mich eines gelehrt: es ist nur ein Zehnkampf“, sagt Hardee. „100 Meter sind immer 100 Meter, egal wo man sie läuft, egal wann man sie läuft. im Weit­ sprung wird immer vom Absprungbalken aus gemessen. Und ich muss immer die gleichen Gedanken haben: es ist ein Zehnkampf. Und das einzige, was ich kontrollieren kann, bin ich selbst.“ Und Hardee hat sich in den letzten vier Jahren offensichtlich erfolgreich kontrol­ liert: er hat zwei aufeinanderfolgende Weltmeisterschaften gewonnen.

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rey Hardee ist eine imposante erscheinung: 1,96 Meter groß, 95 Kilo schwer. Wenn er in Aus­ tin eine Bar betritt, drehen sich die Leute nach ihm um: der Kerl ist ein­ deutig ein Athlet … bloß was für einer? 46

2004 dUrfTe TreY hardee gegen den WeLTmeiSTer anTreTen: „eS War ÜBerWÄLTigend.“ Für einen radfahrer ist er zu kräftig. ein Footballspieler an der Universität von texas vielleicht? Auf dem Sportplatz ist trey Hardee definitiv ein Mann aus Stahl. Aber nach dem training verwandelt sich der Iron Man in einen Witzbold mit einer Vorliebe fürs Zitieren von Wes­Anderson­Filmen und einer reality­tV­Sucht, sogar nach „the Bachelor“. „Habt ihr vor zwei Wochen meinen tweet gesehen?“, fragt Hardee. „Vom ersten tag an habe ich gesagt, dass Courtney wie russell Brand aussieht. Also habe ich dieses Bild auf twitter gepostet und dazugeschrieben: ‚das war Courtney, nachdem sie die rose überreicht bekam‘, dabei war es ein Bild von russell Brand bei der Oscar­Verleihung. total witzig, oder? Aber ich habe überhaupt keine re­ aktionen erhalten. totenstille!“ Hardee sitzt beim Abendessen mit sei­ ner blonden Freundin Chelsea Johnson, der Zweiten der Stabhochsprung­WM 2009, bei Garrido’s in der innenstadt von Austin. Johnson ist nie um eine witzige Bemerkung verlegen. „Vielleicht“, sagt sie trocken, „schaut sich einfach keiner von deinen Anhängern ‚the Bachelor‘ an.“ „dann muss ich wohl noch an meiner Zielgruppe arbeiten“, seufzt Hardee, auch er durchaus mit ironischem Unterton. Niemand auf der Welt sei in der Lage, mit einem Kerl zusammen zu sein, der – so wie er – entweder unterwegs ist oder beim training, sagt Hardee. Außer Chelsea. die ist mit zwei Stabhochsprunggruben im Garten aufgewachsen. ihr Vater, Jan John­ son, gewann 1972 Bronze bei den Olym­ pischen Spielen und veranstaltet heute Stabhochsprung­Camps und ­Clinics (Lehrgänge) für Studenten überall in den USA. „So hat mich trey tatsächlich ange­ baggert“, erzählt Chelsea. „er hat mich auf meinen dad angesprochen.“ trey: „Aber er ist auch ein wirklich cooler typ. Und er weiß unglaublich viel über Stabhochsprung. die Videos, die er bei diesen Camps und Clinics von alten Stabhochsprung­Wettkämpfen zeigt, sind der Wahnsinn.“

Chelsea: „Highschool­Jungs lieben dad.“ trey: „Hey, ich war ein Highschool­ Junge!“ im Garrido’s setzen trey Hardee und Chelsea Johnson ihre erschöpfende Ana­ lyse von „the Bachelor“ ausnahmsweise weit über Hardees übliche Bettzeit von 21 Uhr hinaus fort. „die Frauen in dieser Serie haben diese fixe idee entwickelt von jedem date als magischer, romantischer Sache“, sagt trey. „Sie sagen Sachen wie: ‚er hat das beste date arrangiert! Wir waren am Nil Kajak fahren und sind nach­ her nach Venedig gereist.‘“ Chelsea: „Manchmal sitze ich hier mit trey und frage mich, warum er diese dinge nicht mit mir macht. ich wurde offenbar einer Gehirnwäsche unterzogen.“ „Aber ich habe dich doch gestern Abend zu Freebirds ausgeführt“, protes­ tiert trey. „Wir haben Burritos gegessen!“

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s regnet auf die Laufbahn im Stadion. Man kann es vielleicht nicht konkret regnen nennen, korrigiert Hardees trainings­ partner Miller Moss: „es regnet nicht in Austin“, sagt er. „es … nebelt.“ immerhin nebelt es stark genug, dass Hardee und Moss ins Stadioninnere über­ siedeln, in den geräumigen Lagerraum. Hier sieht es aus wie in der Schlussszene einer Art „Jäger des verlorenen Schatzes“ eines leichtathletikbesessenen Parallel­ universums: da ein Stapel Hürden, dort ein Haufen Markierungshütchen, neben der tür eine reihe von Speeren wie eine griffbereite Auswahl mittelalterlicher Folterwerkzeuge. Morgen werden Hardee, Moss und der junge Zehnkämpfer Kenny Greaves zur Hallen­Mehrkampfmeisterschaft des US­

REKORDE

HARDEES HÖHEPUnKtE

Als Student der University of Texas stellte Trey Hardee 2006 mit 8465 Punkten einen NCAA-Rekord auf, der noch immer gilt. (Die NCAA ist die Studenten-Sportvereinigung der USA.) Im weltweiten Ranking liegt Hardee mit 8790 Punkten (erzielt 2009 bei der WM in Berlin) nicht weit hinter dem Weltrekord des Tschechen Roman Šebrle (9026 Punkte, Götzis/AUT, 2001). Wo rangiert Trey Hardee im Vergleich mit den Besten seines Fachs?


TREY HARDEES PERSÖNLICHE BESTLEISTUNGEN IN JEDER DISZIPLIN …

… UND DIE JEWEILS BESTEN IN JEDER DISZIPLIN WÄHREND EINES ZEHNKAMPFS:

ERSTER TAG 100 METER WEITSPRUNG KUGELSTOSSEN HOCHSPRUNG 400 METER

10,22 sek Chris Huffins, 1996 (USA) 8,22 m Erki Nool, 1996 (EST) 19,17 m Edy Hubacher, 1969 (SUI) 2,27 m R. Beilschmidt, 1977 (DDR); Chr. Schenk, 1988 (DDR) 45,68 sek Bill Toomey, 1968 (USA)

ZWEITER TAG 110 METER HÜRDEN DISKUSWURF STABHOCHSPRUNG SPEERWURF 1500 METER

10,40 sek (2008) 7,88 m (2011) 15,63 m (2011) 2,05 m (2008) 47,51 sek (2006) 13,71 sek (2008) 52,68 m (2008) 5,25 m (2008) 68,99 m (2011) 4:42,23 min (2006)

13,47 sek Frank Busemann, 1996 (GER) 55,87 m Bryan Clay, 2005 (USA) 5,75 m Tim Lobinger, 1999 (GER) 79,80 m Peter Blank, 1992 (GER) 3:58,70 min Robert Baker, 1980 (USA)

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Leichtathletikverbandes USAtF in Bloo­ mington, indiana, aufbrechen. Man sinniert über Logistik und transport, ins­ besondere über Hardees Stabhochsprung­ tasche, ein mehr als sechs Meter langes zylindrisches Monstrum, das, auf das dach eines Ford explorer geschnallt, diesen vorn und hinten um je einen Meter über­ ragt. „die Southwest Airlines sind in sol­ chen dingen klasse“, sagt Moss. „Checken das ein für 50 dollar, kein Problem.“ Hardee ist sichtbar unruhig. er schlüpft in seine maßgefertigten Spikes, die Nike nach seinem Weltmeistertitel im Herbst 2011 eigens für ihn produziert hat, und begibt sich zurück in das, was sich – wie Miller Moss wohl sagen würde – zu aggres­ sivem dunst abgeschwächt hat. Hardee will zurück auf die Laufbahn, denn es gibt ein Geheimnis im Zehnkampf­training: Mach deine Übungseinheiten so hart, dass dir die Wettkämpfe wie ein Spazier­ gang vorkommen.

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Trainiere So harT, daSS der WeTTkampf dir Wie ein Spaziergang vorkommT. 48

Credit:

tunden über Stunden verbringt Hardee unter der Aufsicht von Mario Sategna, Assistenz­Coach der Leichtathleten an der Univer­ sity of texas, mit Sprints auf der Laufbahn. Und er ist Stammgast in der Kraftkammer der Uni. Gelegentlich postet Hardee Videos von den trainings im internet. eines davon zeigt ihn bei drei Kniebeugen mit einer 220 Kilogramm schweren Hantel, also einer Kniebeuge mit zwei weiteren trey Hardees auf dem Buckel. ein Naturschau­ spiel, und du bangst beim Zuschauen um Hardee, den typen mit der Videokamera und die einrichtung der Kraftkammer. Aber die Anstrengungen zahlen sich aus. im letzten Jahr hat Hardee seine per­ sönlichen Bestmarken in vier disziplinen verbessert: auf 7,88 Meter im Weitsprung, auf 15,63 Meter im Kugelstoßen, auf 13,69 Sekunden über 110 Meter Hürden (erst ende März 2012 drückte er die Zeit gar auf 13,61) und auf 68,99 Meter im Speerwurf – dieses letzte ergebnis gelang ihm bei der WM 2011 in daegu, Südkorea. „ich war bereits eineinhalb Monate vor der WM topfit“, erzählt Hardee. „Mein Coach und ich dachten wirklich, wir


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EIN BLICK ZURÜCK

Von KÖniG ZU KÖniG

Die Gepflogenheit, dem Sieger des olympischen Zehnkampfs den Titel „Bester Sportler der Welt“ zu verleihen, geht auf die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm zurück, als Schwedens König Gustav V. zum amerikanischen Gewinner Jim Thorpe bei der Siegerehrung sagte: „Sie, mein Herr, sind der größte Sportler der Welt.“ Thorpe, der irisch-indianischer Herkunft war, schrieb als erster Zehnkampf-Champion mehrfach Geschichte. Er war einer der talentiertesten USFootball-Spieler, spielte ausgezeichnet Baseball, war ein vorzüglicher Turniertänzer und qualifizierte sich 1912 in vier Bewerben für die Spiele. Gold holte er im Fünf- und Zehnkampf, im Weitund Hochsprung ging er leer aus. 1913 wurden Thorpe seine Siege vom Internationalen Olympischen Komitee aberkannt: Er hatte für Geld Baseball gespielt und somit die damaligen strengen Amateurbestimmungen verletzt. (1982 wurde Thorpe vom IOC rehabilitiert, 29 Jahre nach seinem Tod.) Während Thorpes Geschichte von Hollywood verfilmt wurde (mit Burt Lancaster als Thorpe), schaffte es der Olympiasieger von 1936, Glenn Morris (USA), direkt dorthin: Er spielte im Film „Tarzan’s Revenge“ (1938) die Titelrolle. So einen harten Mann hätte auch Zehnkampf-Weltrekordler Roman Šebrle spielen können: Im Januar 2007 wurde der Tscheche in Südafrika während eines Trainingslagers von einem Speer in der Schulter getroffen, die zwölf Zentimeter tiefe Wunde musste mit elf Stichen genäht werden. Kaum fünf Wochen später gewann Šebrle die Hallen-EM in Birmingham.

könnten den US­rekord brechen. Wir fühlten uns besser als jemals zuvor.“ (ein kurzer einschub: der US­amerikanische Zehnkampf­rekord – 8891 Punkte – wurde 1992 von dan O’Brien aufgestellt. Welt­ rekordhalter ist seit 2001 der tscheche roman Šebrle mit 9026 Punkten. Hardees persönliche Bestmarke liegt bei 8790 Punkten, aufgestellt 2009 bei seinem ers­ ten WM­titel in Berlin.) Und dann, als Beweis, dass man auch bei noch so professionellem, zielstrebigem training nie gegen die Banalitäten des Alltags gefeit ist, erwischte Hardee eine Lebensmittelvergiftung, die ihn zwei Wo­ chen lahmlegte. er nahm fünf Kilogramm ab. „Als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird“, sagt er. „Wir flogen trotzdem nach daegu und sagten uns: ‚Lass uns einfach versuchen, nach dem ersten tag unter den besten fünf zu sein. Wenn wir das schaffen, haben wir vielleicht eine Chance, am nächsten tag eine Medaille zu ergattern.‘“ es wurde noch besser: Hardee holte den Sieg. doch während des Speerwer­ fens, der neunten disziplin, hörte er ein Knacken im ellbogen. Hardee fixierte das Gelenk mit einem tape­Verband, lief die abschließenden 1500 Meter, ließ sich die Goldmedaille umhängen, flog heim und ging zum Arzt. das ergebnis der Magnet­ resonanztomographie: Bänderverletzung, eine Operation war nötig. die zehn Zentimeter lange Operations­ narbe prangt noch furchterregend rot­ blau, doch Hardee sagt, dass die Heilung schneller verläuft als vorhergesagt. Mittler­ weile kann er wieder in allen disziplinen werfen, diskus, Kugel, Speer, alles mit 100 Prozent. Als teil seiner rehabilitation nach der tommy­John­Operation – be­ nannt nach dem gleichnamigen Baseball­ Pitcher, der sich ihr 1974 als erster Sport­ ler unterzog – musste Hardee sein neu eingesetztes Band auf ungewöhnliche Weise dehnen: mit 400 Baseball­Würfen pro Woche. „ich habe jetzt den rookie­ des­Jahres­ellbogen“, grinst er.

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m Moment kreist kaum ein Gedan­ ken Hardees nicht um London. Auf seiner Schulter trägt er ein tattoo in der Form der olympischen ringe. Zum Geburtstag hat die Familie ihm, dem Hobbygitarristen, Plektren, Gitarren­ plättchen, mit eingestanzten ringen ge­ schenkt. Sein gesamter trainingsplan für 2012 ist so ausgerichtet, dass er bei den trials und dann Wochen später bei den Olympischen Spielen in Hochform ist. Sogar die ruhetage zum Auspendeln des Jetlags im Gefolge des Flugs nach europa sind bereits exakt eingeplant.

eine naChT in einer poLSTerBUrg iST ideaL, Um die BaTTerien WiederaUfzULaden. das trainingsprogramm wird nicht einmal durch den Flug unterbrochen: Hardee wird mitten in der Nacht aufstehen und in der Bordküche der Business Class sein Fitnessprogramm abspulen, an Gum­ mibändern zerren, mitgebrachte Fuß­ gewichte stemmen, sogenannte Leg Lifts und dehnungsübungen absolvieren. Vor London wird er auch noch zwei Wochen in deutschland trainieren, im zehnkampfverrückten Marburg. ein gutes Omen: Bevor er 2009 bei der WM in Berlin seine persönliche Bestmarke aufstellte, hat Hardee bereits einmal eine Woche in Marburg verbracht. Fünf tage vor dem event wird er nach London reisen, sich im olympischen dorf verbarrikadieren und es nur verlassen, wenn es nicht anders geht. Und er wird das tun, was er bereits in daegu getan hat: sein Quartier in eine Polsterburg ver­ wandeln. „in Südkorea bin ich in einen discount­Supermarkt – er hieß Lotte Mart – gegangen und habe mir neue Bett­ wäsche gekauft“, sagt er. „einen Haufen Polster und decken, einfach alles, um mich darin vergraben und die Batterien aufladen zu können.“ in der kurzen, endorphingetränkten Nacht zwischen tag eins und zwei beim Zehnkampf hilft Hardee dieser Kokon, die entscheidende erholung zu bekommen. „du liegst im Bett und sagst dir dauernd: ‚Schlaf! Schlaf einfach ein. du musst in fünf Stunden wieder raus, bitte schlaf ein­ fach ein.‘ denn jede Minute, die du länger schläfst, ist eine zusätzliche Minute, wäh­ rend der es dir am nächsten tag gut geht.“ Um energie zu sparen, will Hardee in London sogar die eröffnungszeremonie auslassen. Keine Party, wenn am nächsten tag Schule ist. Aber bei der Abschluss­ zeremonie wird er dabei sein, oder? „Vielleicht …“, zuckt Hardee mit den Schultern. „Wenn man eine Goldmedaille ge­ winnt, sorgen sie dafür, dass du am ende zurückkommst“, weiß Chelsea Johnson. „Yeah“, lacht Hardee und hält einen Moment inne. „Lassen wir einfach meine Leistung meinen terminplan bestimmen.“ www.treyhardee.com

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Groove der Berge Interview: Herbert Völker Bilder: Maria Ziegelböck (Interview), René Huemer (Konzert)

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Auftritt Hubert von Goisern: „Die Musik ist für mich etwas viel Größeres, als Politik je sein kann. Wenn man Musik politisiert, dann macht man sie kleiner – dann reduziert man sie. Besser wäre es, die Politik musikalischer zu machen.“


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ubert von Goisern ist ein nachdenklicher Mensch. Wenn man ihm ans Fell rückt, formuliert er rasch und punktgenau, es gerät zum akademischen Vergnügen. Draußen, mit aus­ verkauften Konzerten übers ganze Jahr, ist er mehr denn je ein Naturereignis. Um ihn einzuordnen, werden Phantasien aufgerufen: alpiner Rocker (okay, sagt Goisern), Volksmusik­Rebell (stimmt auch), Guerillero der Musik (bis zu einem gewissen Grad), Rock­Philosoph (uh, bin kein Lederjacken­ typ), Tom Waits in Lederhosen (bitte nicht). Wir sortieren ein paar Zwischentöne heraus. red bulletin: Ihr Publikum wird immer jünger, auf jeden Fall in den Konzerten, wahrscheinlich auch im Plattenladen. Erfrischt Sie das? hubert von goisern: Dieser Mix ist super, sowohl vom Alter her als auch vom sozialen Background. Da kommen Leute zusammen, die sich sonst nicht auf der Straße oder sonst wo treffen. Das verbindet sich dann bei meinen Konzerten. Es gefällt mir total, dass es nicht nur ein Segment ist, wo eh alle gleich gestrickt und gekämmt sind.

Hubert von Goisern Geboren 1952 in bad Goisern als Hubert Achleitner. start der musikalischen Karriere mit zwölf Jahren als trompeter in der örtlichen blaskapelle. studien- und Wanderjahre, erste schallplatte 1988: „Alpine Lawine“ mit Wolfgang staribacher. Der Durchbruch für HvG und seine damalige band Alpinkatzen kam 1992 mit dem Album „Aufgeigen stått niederschiassen“. nach sidesteps als Filmmusikkomponist (mit norbert schneider für „schlafes bruder“), schauspieler (im Film „Hölleisengretl“) und reisen nach tibet und ostafrika folgt im Jahr 2000 das Comeback mit dem schwermütig schönen Album „Fön“. Weitere Alben, reisen und tourneen, darunter die Linz europa tour von 2007 bis 2009, während der HvG die Donau stromab- und stromaufwärts bespielte (nachzuhören/-schauen auf zwei spektakulären DvDs). Die letzte CD „entwederundoder“ beinhaltet auch den aktuellen Hit „brenna tuats guat“.

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Das soll jetzt nicht in eine Besprechung von Platte (neu: „Entwederundoder“) oder Konzert aus­ arten, aber wenn wir einzelne Nummern ein bissl zerpflücken, kommen wir im Endeffekt zur Weite des aktuellen Goisern­Kosmos, abgesehen von den Hardcore­Fans, die sowieso jedes Lied im Gehörgang haben. Okay? Probieren wir’s. Ein „Indianer“­Song war längst fällig, endlich nimmt sich auch das Alpenland der Apatschen und Komantschen an. Waren Sie als Kind eher Trapper oder Indianer? Na ja, es gibt Leute, die teilen die Menschheit in Cowboys und Indianer. Diese Einteilungen sind nicht meine Sache, da gibt’s schon sehr, sehr viele Grau­ zonen dazwischen. Aber ich war natürlich Indianer. Sie stehen im Gegensatz zu den Kolonialisten, die sich mit Waffengewalt alles nehmen. Indianer sind eher Nomaden, die mit den Jahreszeiten wandern. Freigeister aus unserer Sicht. „Heidi“ ist eine Nummer, die als Jodelrock bezeichnet wird. JODELROCK? (Trotzig:) Es ist ein rockiger Reggae­Walzer. Issjagut. Jedenfalls eine Persiflage auf das Leben auf der Alm und den Kitsch, der damit betrieben wird. Die Nummer ist einfach phantastisch, man würde erwarten, dass sie im Radio rauf und runter gespielt wird. Ich finde, es ist eine sehr schöne, gelungene Melodie auf der Ziehharmonika. Die „Brechung“ dieser Num­ mer – Tag­ und Nachtbild –, die checken vielleicht nicht so viele. „Brenna tuats guat“ – ist das jetzt die neue Hymne der Goisern­Community? Na ja, Hymne, das weiß ich nicht. Es war lang oben in den Charts und wird viel in den Discos gespielt. Woran liegt’s: am Groove oder an der Botschaft? Ich finde beides total gleichwertig. Die Nummer wäre mit dem Groove allein nicht dort hingekommen, wo sie ist. Ich spreche sehr vielen Leuten aus der Seele mit dem, was ich da singe. Es ist das, was die Men­ schen sich denken und spüren, und jemand spricht es aus in Form eines Liedes. Es hat etwas mit Groove und dem alpinen Musizieren zu tun, was da einfach drin­ nen ist, und auch mit der damit verbundenen Kraft, die da rausbricht. Es ist keine Gesellschaftskritik mit Schaum vorm Mund, sondern eigentlich eine sehr lustvolle Form, etwas wirklich Lächerliches auch so hinzustellen – wie eben die Verbrennung von Lebens­ mitteln oder die Verarbeitung von Lebensmitteln zu Treibstoff. Es kommt aber nicht so „Wir dürfen nicht, wir sollten nicht“­mäßig daher – sondern es ist eine Tatsachenbeschreibung. Das fährt viel besser ein. Eine Konzert­Draufgabe mit „Hiatamadl“ – lass uns das ruhig ganz feierlich sagen – macht die Menschen richtig glücklich. Im Herbst haben beide einen runden Geburtstag: Der Goisern wird sechzig, das „Hiatamadl“ zwanzig. Sie selber haben ja zwischendurch den Hype nicht ertragen, zu oft aufs „Hiatamadl“ reduziert zu werden. Haben Sie jetzt Ihren Frieden mit den dicken und den dünnen Wadln gefunden?


„Wenn ich spielen will, will ich spielen, und dann wundere ich mich nur, dass ich blutige Hände habe, weil die Fingerkuppen das halt nicht aushalten.“


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Live unter FreieM HiMMeL Die aktuelle brenna tuats tour 2012 führt Hubert von Goisern durch Österreich, Deutschland, die schweiz (start: 11. August, Jazztage Lichtensteig) und südtirol (19. oktober bozen, stadthalle). Höhepunkt ist das Freiluftkonzert auf dem Gelände des red bull rings im steirischen spielberg (14. Juli): HMbC, der holstuonarmusigbigbandclub, legt fröhlich-entspannt vor. Ab 20 uhr steht HvG mit seiner band auf der bühne: Die neue CD „entwederundoder“ bildet das rückgrat des Konzerts, doch präsentiert HvG zudem ein best-of aus seinen mehr als zwanzig Karrierejahren.

brenna tuats tour 2012: alle Daten und Fakten sowie Links für ticketbestellungen unter: www.hubert vongoisern.com

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Wir spielen es ja nicht jeden Abend. Es ist eine der Nummern, wo es für mich passen muss, weil es hart zu singen ist – bei dieser Nummer musst du voll auf Druck gehen. Am Anfang von einem Set kannst du es nicht spielen, es muss eine der letzten Nummern sein. Da habe ich oft das Gefühl, dass ich es nicht mehr so singen kann, wie ich es singen mag. Wenn ich mich so richtig verausgabe, brauche ich danach zumindest einen day off. Das „Hiatamadl“ hat auch nicht zu allen Besetzungen der letzten Jahre gepasst. Jetzt, mit der wirklich rockigen Formation in dieser Klarheit – jetzt passt es wieder. Es ist auffällig, dass gerade ein notorischer Vielreisender die Folklore der besuchten Länder nicht in seine Musik hineinverwebt. Der Goisern verschwindet ja doch immer wieder für längere Zeit in der Exotik. Man muss ja nicht unbedingt ein Curry­Gewürz über ein Schnitzel streuen, nur um diesen Global­Village­ Gedanken zu leben. Im Gegenteil, wenn ich wo hinkomme, dann suche ich das Authentische. Ich will dann keinen Beitrag dazu leisten, dass sich das ver­ schmiert und vermischt. Anders ist es, wenn wir irgendwo in der Fremde musizieren. In Mali hatten wir afrikanische Musiker auf der Bühne, an der Donaumündung waren bulgarische Gipsys an Bord, wunderbar. Aber ich importiere diese Erlebnisse nicht in meine Komposition, außer manchmal aus dem Unterbewusstsein, vielleicht. Der Kraftlackel, der über die Bühne stampft und mit musikalischer Wut die Ziehharmonika trak­ tiert, diesen Kraftlackel gibt es ja unverändert, er ist im Lauf der Zeit weder dicker, grauer, lang­ samer oder leiser geworden. Bleiben Ihnen die Erfahrungen des Älterwerdens erspart? Nein, natürlich merke ich das hier und dort, aber das, was mich am meisten stört, ist der Verlust der Naivi­ tät. Da ist jetzt dieses Gefühl, zu wissen, wie und was alles geht, die Konsequenzen der Handlungen vor­ aussehen zu können – was oft eh gar nicht der Fall ist. Aber man glaubt, aufgrund der Erfahrung kann man daraus schließen: Wenn ich das tue, dann kommt das raus. Das meine ich mit dem Verlust der Naivität. Das schränkt mich mehr ein, als dass ich halt jetzt nicht mehr so aus dem Stand eine lange Bergtour machen kann, ohne mich vorzubereiten. Ich bin überhaupt kein Vorbereiter. Ich übe nicht gerne meine Instrumente, sondern wenn ich spielen will, will ich spielen, und dann wundere ich mich nur, dass ich blutige Hände habe, weil die Fingerkuppen das halt nicht aushalten. Die Kraft und die Kondition, kommen die einfach vom Spielen, oder braucht’s noch ein extra Programm? Die Kraft kommt aus dem Spiel, und die kommt beim Berggehen auch aus der Freude, jetzt einfach da auf den Berg zu gehen. Die Berge werden immer der Mittelpunkt der Goisern­Geografie bleiben? Ja, schon. Ohne wo hinaufschauen und hinaufgehen zu können, praktisch auch mit jedem Schritt nach oben das Weltliche zurücklassen zu können und dann hinunterzuschauen und alles ist nur ganz klein – die Leute sieht man gar nicht, die Häuser sind

„Wenn ich wo hinkomme, dann suche ich das Authentische.“ klein, Autos hört man nur – das ist etwas, worauf ich ungern verzichten möchte. Ich mag das Meer auch. Ich mag auch die Wüste. Aber Berge, wenn ich die habe, dann fühle ich mich zu Hause – egal ob es im Himalaya, in Ostgrönland oder im Salzkammer­ gut ist. Sie sind ein politischer Mensch, machen aber keine politische Musik. Politik ist Politik. Ich glaube, jeder, der in der Gesell­ schaft lebt, lebt auch ein politisches Leben, weil Zusammenleben ist nur möglich, wenn man Rück­ sichtnahme und Solidarität ausübt. Da gehört es dazu, dass man sich Gedanken macht, wie das Miteinander funktionieren kann oder was halt gar nicht gut ist für das Miteinander. Die Musik ist für mich etwas viel Größeres, als Politik je sein kann. Wenn man Musik politisiert, dann macht man sie kleiner – dann reduziert man sie. Besser wäre es, die Politik musikalischer zu machen. Ein recht offensichtlicher Goisern­Kulturbeitrag ist die Fähigkeit, dem Traditionellen den Chauvi­ nismus ein bisschen auszutreiben, ihn zumindest zurückzudrängen. Die beiden Begriffe waren ja früher fast deckungsgleich. Jetzt ergeben sich frische Chancen, das aufzulösen. Wenn das so wahrgenommen wird, dann bin ich glücklich darüber. Für mich geht es um Entgrenzung und nicht Abgrenzung. Tradition hat ja immer eher was mit Abgrenzung zu tun, das fängt da an und hört da auf. Ich mag das löchrig machen, Fenster und Türen raushauen oder teilweise sprengen, ohne dass aber deshalb ein Allerweltsbrei draus wird. Das ist die Angst, die viele Traditionalisten haben. Nach der Riesen­Konzerttournee dieses Jahres machen Sie zwei Jahre Pause, schreiben eine Oper und einen Roman. Richtig? Beides ist ein Thema, richtig. Aber mal schauen, was dazwischen die Musik von mir will, und ich von ihr.


PHIL

DALHAUSSER (USA) – JULIANA (BRA) – PATRICK HEUSCHER (SUI)

GSTAAD 2. – 8.7.2012

www.beachworldtour.ch


Die Hoffnung fliegt hoch: Nach einer Reihe beeindruckender Sprünge an beiden Qualifikationstagen ergatterte der Mexikaner Jorge Ferzuli eines von vier möglichen Tickets für die Red Bull Cliff Diving World Series.


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Lohn der Angst Sie träumen von einem Platz auf der größten Bühne, die ihr Sport kennt: fünfzehn Klippenspringer und der Kampf um vier Plätze im Feld der Red Bull Cliff Diving World Series.

bild: dean treml/red bull content pool

text: robert tighe

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Hassan Mouti (Frankreich), Anatoly Shabotenko und Gennadiy Kutsenko (beide Ukraine) mit Red Bull Cliff Diving-Berater Joey Zuber (von links).

zu den Spielen geschafft. Aber das hier passt besser zu mir“, sagt er, ein typischer US-Student vom Scheitel bis zur Sohle, er will einmal Arzt werden. „Hier bist du nur für dich selbst verantwortlich, es gibt keine Coaches, und jeder ist dabei, um Spaß zu haben. Es ist wie eine Familie hier.“ Die besondere Beziehung der Springer untereinander wird schon am ersten Tag des Wettkampfs offensichtlich. Es ist ein nasser, trüber Donnerstagnachmittag, und der steile Weg durch den Wald hinauf zur Absprung-Plattform verwandelt sich von Minute zu Minute mehr in eine schlam-

„Das hier passt besser zu mir. Du bist nur für dich selbst verantwortlich.“

BilDEr: DEAn SEWEll

anche nicken rhythmisch mit dem Kopf, geschlossene Augen, Kopfhörer auf den Ohren; andere starren ins leere. Manche springen auf der Stelle, schütteln Arme und Beine aus; andere sitzen regungslos da und ziehen an einer Zigarette. Manche küssen den Talisman, den sie um den Hals tragen; andere bekreuzigen sich. So unterschiedlich sie sich darauf vorbereiten, in den letzten Sekunden vor dem Sprung, vorne an der rampe 27 Meter über dem Wasser, ist jeder allein. Und jeder hat Angst. „Wenn dir einer sagt, dass er keine Angst hat, glaub ihm nicht“, sagt Blake Aldridge. „Er versucht nur, sich selbst Mut zu machen.“ Aldridge ist einer von fünfzehn Springern aus neun ländern, die sich in Sydney für die red Bull Cliff Diving World Series 2012 qualifizieren möchten. nur vier der fünfzehn werden ab 22. Juni gemeinsam mit den sieben besten Springern des Vorjahres auf Tour gehen. in Sydney werden in zwei Tagen von jedem Springer acht Sprünge bewertet – und der level ist so hoch, dass ein einziger Fehler das Ende all deiner Chancen bedeuten kann. Fünf der fünfzehn Springer in der Qualifikation waren bereits 2011 auf Tour, aber schafften es nicht unter die Top-sieben. Unter den zehn rookies gelten zwei als besonders spannend: Blake Aldridge und David Colturi. Aldridge ist 29, Brite und der erste Athlet mit olympischer Vergangenheit in der Geschichte der red Bull Cliff Diving World Series. Der Amerikaner Colturi, 23, war erfolgreicher US-College-Springer, „ich hätte es wahrscheinlich irgendwann


Über die Leiter rauf zur acht Meter „niedrigen“ Plattform für die Aufwärmsprünge.

mige rutschbahn. Für die letzten Vorbereitungen hat man den Springern ein Zelt aufgebaut, es steht neben der Plattform, einer Spezialkonstruktion, die in exakt 27 Meter Höhe über den Hawkesbury river hinausragt. Kurz vor Beginn des ersten von vier Durchgängen kommen die fünfzehn Springer noch einmal zusammen, klatschen high fives ab und umarmen einander, „Mach’s gut“, „Viel Glück“, „Pass auf dich auf“. Das schlechte Wetter macht alles noch ein bisschen gefährlicher als sonst. Hände und Füße sind nass, es ist schwer, auf der 59


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Plattform sicheren Stand zu finden, bei gehockten Sprüngen rutschen Arme und Beine aneinander ab. Zusätzlich erhöhen kalte Muskeln die Verletzungsgefahr – wie gleich der erste Durchgang beweist: igor Semashko presst die Beine bei der landung nicht fest genug aneinander, seine leiste bricht; Andrey rublev knallt beim Sprung gegen die Plattform und verdreht sich das Knie. Für beide russen ist der Wettkampf zu Ende. nach dem ersten Tag führt Aldridge, dahinter Colturi, der US-Amerikaner Steven loBue und der Bulgare Todor Spasov. „noch vier Sprünge. Das ist viel“, sagt Aldridge. „Man hat ja heute gesehen, wie schnell etwas passieren kann.“ Freitag, ruhetag, regen. Die Springer

„Aufs Wasser zu prallen ist … hm … einfach nur bammm.“ hängen im Clubhaus des riverside Oaks Golf resort herum. Auf einem laptop laufen YouTube-Clips von Sprüngen. Die Salti und Schrauben im freien Fall sehen schon auf dem winzigen Computer-Bildschirm spektakulär aus; aus der nähe betrachtet, sind sie einfach nur atemberaubend: Diese Kerle werfen sich aus einem neunstöckigen Haus, nach drei Sekunden freiem Fall knallen sie mit über 90 km/h aufs Wasser. „Aufs Wasser zu prallen ist … hm … einfach nur bammm“, sagt der amerikanische Springer Kent De Mond. „Deine Füße, dein rücken, dein Genick, alles tut danach weh.“ – „Und es wird sich nie ändern“, ergänzt Aldridge. „Jeder Sprung bedeutet Schmerzen, solange du springst.“ Wird der Sprung irgendwann routine? „Es macht dich jedes Mal nervös, wenn du weißt, welcher Aufprall dich 27 Meter weiter unten erwartet. Außerdem: was, wenn du die Orientierung verlierst und am Ende des Sprungs nicht das Wasser siehst, sondern den Himmel?“ Genau das passierte Hassan Mouti vergangenes Jahr in Griechenland. Der 31-jährige Franzose trainierte einen gehockten fünffachen Vorwärtssalto mit halber Schraube, als der Albtraum jedes Klippenspringers wahr wurde. „Ein komplettes Blackout“, sagt Mouti. „Keine Ahnung, wo ich war, wie viele Meter über dem Wasser, wie viele Salti ich schon 60

Oben: Anatoly Shabotenko. Dieses Bild: Ein Sicherheitstaucher checkt Steven LoBue. Unten (v. lI.): Blake Aldridge, David Colturi, Steven LoBue und Joey Zuber.


bilder: dean sewell (2), dean treml/red bull content pool (2)

Der lange Weg hinunter zur Weltspitze. Die Kandidaten sprangen 27,5 Meter tief in den Hawkesbury River.


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Smalltalk mit Klippenspringern steckt voller Horrorgeschichten. 62

geschlagen hatte.“ Mouti knallte nach beinahe sechs Salti seitlich auf die Wasseroberfläche. Ohnmächtig? „nein, war ich nicht, es wäre aber besser gewesen“, sagt er. „ich hatte gewaltige Schmerzen, bekam keine luft.“ Körperlich kam Mouti mit einer lungenprellung vergleichsweise glimpflich davon, aber mental war er schwer angeschlagen. Erst nach zwei Monaten traute er sich wieder auf einen Sprungturm – genauer: auf das Dreimeterbrett im Schwimmbad seines Heimatorts. „Es war, als wäre ich nie zuvor in meinem leben gesprungen.“

Die Qualifikation in Sydney ist Moutis erster Wettkampf seit dem Unfall. Er ist neunter nach dem ersten Tag, deutlich von einem Qualifikationsplatz entfernt, und dennoch glücklich: „Oben auf der Plattform dachte ich vor dem ersten Trainingssprung noch an den Unfall“, erzählt er mit strahlendem Gesicht, „aber sobald ich in der luft war, fühlte es sich an, als wäre nie etwas passiert … ich bin so erleichtert.“ Smalltalk mit Klippenspringern steckt voller Horrorgeschichten – zum Beispiel jener von Blake Aldridges Trainingssturz 2003, als er einen Sprung von einem Zehnmeterturm mit dem Gesicht voran landete. Er erlitt risse an der netzhaut beider Augen, fünf Minuten lang war er blind. Vergangenes Jahr in italien, bei seinem zweiten Start mit einer Wildcard bei der red Bull Cliff Diving World Series, zeigte er einen fast perfekten Doppelsalto rückwärts mit Schraube – in seiner Erzählung legt Aldridge die Betonung auf das Wörtchen „fast“: „Mein Oberkörper kippte ein bisschen zu weit nach rechts“, erklärt er, „ich kriegte einen brutalen Schlag gegen die rippen und hustete fast eine Stunde lang Blut.“ Der Einzige in Sydney, der keine Horrorgeschichten auf lager hat, ist David Colturi. Die schlimmsten Verletzungen seiner bisherigen Karriere waren Prellungen an den Füßen. „Ziemlich mickrig, ich weiß …“, lacht er fast verschämt. Colturi gilt in der Szene ein wenig als Wunderkind. Man schwärmt vom Selbstvertrauen,

BilDEr: DEAn SEWEll, DEAn TrEMl/rED BUll COnTEnT POOl

Jorge Ferzuli hält sich während des Trainings warm, Kris Kolanus (Polen) geht seine Bewegungsabfolgen vor dem Sprung durch. Unten: Kris Kolanus und Jonathan Paredes (Mexiko), die verletzt ausschieden.


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David Colturi, Steven LoBue, der australische Olympia-Sprungchampion und Event-Kommentator Matthew Mitcham und Blake Aldridge (von links). Prost! Die Springer gratulieren Sieger David Colturi.

„Dein Herz rast. Aber sobald du abgesprungen bist, geht alles wie von selbst.“

das er auf der Plattform ausstrahlt, von seiner perfekten Technik und seiner unkomplizierten, bescheidenen Art. „Vielleicht habe ich einfach nur Anfängerglück“, sagt er. Colturi hatte zwar Erfahrungen auf einer 20-Meter-Plattform in einem Vergnügungspark gesammelt, aber seinen 27-Meter-Jungfernflug startete er erst vergangenes Jahr. Er hatte eine E-Mail an die Organisatoren der red Bull Cliff Diving World Series gesandt. Ob er auf ein paar Trainingssprünge vorbeischauen dürfte? Er durfte. Und beeindruckte in Boston so sehr, dass man ihm gleich ein Ticket für den Qualifier in Australien anbot. „ich war vom ersten Sprung an süchtig“, sagt er. „Unglaublich, was du dabei erlebst … Dein Herz rast oben auf der Plattform, aber sobald du abgesprungen bist, geht alles wie von selbst.“ „Während des Sprungs ist alles ruhig, als würdest du fliegen“, sagt auch Blake

Aldridge. „Erst wenn du das Wasser siehst, kommen blitzartig die Ängste zurück, du spannst deinen Körper an, um ihn auf den Aufprall vorzubereiten. Beim Aufprall fahren Schockwellen durch deinen Körper, deine Füße spüren einen stechenden Schmerz … aber wenn du wieder an der Wasseroberfläche auftauchst, denkst du nur noch an den nächsten Sprung.“ nach einer Woche regen scheint Samstagnachmittag endlich die Sonne, rechtzeitig für den zweiten, den abschließenden Tag der Competition. Der Fluss fließt nach all dem Schlechtwetter dunkel und zäh wie Schokolade vorbei, führt Gras, Unkraut und abgebrochene Zweige mit sich. „Passt auf diese herumtreibenden Dinge auf“, ist der wichtigste Satz beim Briefing oben auf der Klippe – schon ein harmloser Zweig kann zu schweren Verletzungen führen, wenn man ihn bei der landung trifft. Sobald einer der Springer an der Kante auftaucht, dringt der Jubel von hunderten Zusehern in Hausbooten, Kabinenkreuzern, Kajaks, Schlauchbooten und Jet-Skis herauf zur Plattform. Während sich Jorge Ferzuli auf seinen ersten Sprung vorbereitet, ruft ein Scherzbold von einem der Boote: „Probier mal einen Bauchfleck!“ Der Mexikaner, ein 31-Jähriger mit einem Brustkorb wie ein Kleiderkasten, bleibt davon unbeeindruckt: nur als Siebenter in den Tag gestartet, rettet er sich auf Platz vier. Aldridge und Colturi legen perfekte dritte Sprünge hin, im vierten Durchgang fixiert Colturi den Sieg vor Aldridge. Dessen erste Enttäuschung ist schnell verflogen: „Die Qualifikation für die Tour ist Wahnsinn. Es in diesem Feld geschafft zu haben, bei diesem unglaublichen niveau, das macht mich stolz.“ Colturi erlebt überhaupt den perfekten Tag. Sensationelle Sprünge, Sieg und Qualifikation für die red Bull Cliff Diving World Series 2012 – und zusätzlich qualifiziert sich als Drittplatzierter Steven loBue, einer seiner Springerkollegen von der Purdue University in indiana. Aldridge wird bei der red Bull Cliff Diving World Series einen alten Schulfreund wiedersehen, den zweifachen World-Series-Champion Gary Hunt aus Großbritannien. Es wird ein Wiedersehen mit Wehmut: 2007 wurde Gavin Brown, einer ihrer engsten gemeinsamen Freunde, bei einem Autounfall getötet, der Fahrer flüchtete. „Gavin wird uns bei der Tour von oben zusehen“, sagt Aldridge. „Er wird dabei sein, wenn Gary und ich springen.“ Start der Red Bull Cliff Diving World Series: 22. 6., Korsika; Orlando Duque über die neue Saison: 23. 6. ab 11 Uhr bei ServusTV; redbullcliffdiving.com

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Grinta Zuversicht wie nie Wie sich Triathlet Sven Riederer auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Text: Emil Bischofberger, Bilder: Timm Kölln

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in bitterkalter, verregneter Sonntagnachmittag im April. Die Temperaturen sind dem Winter noch deutlich näher als dem Frühling. Es wäre der perfekte Tag, um es sich zu Hause auf dem Sofa in wohliger Wärme bequem zu machen. Ein Zeichen für vollen Einsatz und Liebe zu seinem Sport wäre es, rauszugehen, um sich dort in drei Disziplinen auszumachen, wer denn nun der Stärkste ist an diesem Tag. So macht es Sven Riederer, der beste Schweizer Triathlet über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen), der Olympiadritte von Athen 2004. Was nicht heißt, dass Riederer ein Masochist ist: Auch er muss eine Extraportion Motivation aufbringen, um sich das anzutun. Zumal seine Wohnung – und sein Sofa – keine fünf Minuten vom Rennplatz entfernt ist. Aber wie sähe das denn aus: das Rennen ohne seinen Organisator? Riederer ist heute nämlich nicht „nur“ Profi-Triathlet und eine der Schweizer Medaillenhoffnungen für die Olympischen Spiele in London. Er ist auch Mitorganisator des Triathlons, der zum dritten Mal in seinem Wohnort Wallisellen stattfindet, einer Agglomerationsgemeinde nördlich von Zürich. Am Vormittag schreibt Riederer mit wasserfestem Filzstift Startnummern auf die Oberarme der Teilnehmer. Diese genießen die Nähe des Profis sichtlich. Der

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Wettkampf ist ausgebucht, 400 Sportler beginnen in Wallisellen die Saison. Im dicht gedrängten Tagesprogramm ist „sein“ Eliterennen am Nachmittag für Riederer mehr eine Episode. Dabei wäre sein Platz am selben Wochenende doch eigentlich auf der anderen Seite des Globus im australischen Sydney, wo die Triathlon-Weltelite vor dem berühmten Opernhaus in die Olympiasaison startet. Doch Riederer hat sich bewusst gegen die Reise um die halbe Welt entschieden. Eine unübliche Entscheidung, wie sie der Einunddreißigjährige in regelmäßigen Abständen trifft. Ein Jahr zuvor war er bereits einige Wochen vor dem Bewerb nach Australien gereist, um sich Down Under auf die Saison vorzubereiten. Und einmal mehr hatte er erkannt, dass ihm diese Triathlonblase nicht behagt. Als er Tag und Nacht nur von Triathleten umgeben war, es keine anderen Diskussionsthemen gab als das letzte Training oder das nächste, diese Radfelgen oder jene. „Meine Umgebung hat einen großen Einfluss auf mein Training, darauf, dass ich mich verbessern kann“, sagt Riederer. Sein Umfeld ist seit Jahren konstant. Bis heute etwa lässt er sich unter anderem von seiner Mutter Doris massieren. Die belegte einst Massagekurse, nachdem der Sohn mit vierzehn den Triathlon entdeckt hatte. Was nicht heißt, dass Riederer nur zu Hause zufrieden sein könnte. Ein zweiwöchiges Trainingslager findet er super. Im Januar war er etwa für 14 Tage nach Fuerteventura geflogen. „Da kannst du

Gezeichnet: Sven Riederers Gesichtsausdruck im Ziel ist so unverwechselbar wie sein Laufstil.


grinta <ital.>: verbissener Kampfgeist, aber auch Mut, Durchhaltevermรถgen, Tapferkeit, Ausdauer


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„ Ich fühle mich so stark wie noch nie in meiner Karriere.“ Vollgas geben, nur trainieren. Dann kommst du wieder nach Hause, triffst deine Freunde, kehrst zurück zu einem normalen Lebensstil.“ Normal heißt für Riederer: Der geregelte Tagesablauf seiner Familie, bestehend aus Ehefrau Andrea und den Söhnen Noël und Lucian Ryan. Sie erden den Athleten Riederer, egal wie hart er trainiert, egal wie ausgelaugt er vom Rad-, Schwimm- oder Lauftraining heimkehrt. „Klar würde ich mich nach einem harten Training manchmal lieber gleich hinlegen. Aber die Kinder können ja nicht einschätzen, ob ich eben mein Letztes gegeben habe oder nur einmal locker um den Block gefahren bin. Andererseits ist das auch gut. Es relativiert das Ganze“, sagt er, und es ist nicht einmal die nüchternste Aussage zum Thema. Sondern diese: „Für mich ist Triathlon ein Beruf, ich beherrsche halt die drei Disziplinen sehr gut.“

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gal wie anstrengend das Training war, darauf folgt das gemeinsame Mittagessen. Es ist der Fixpunkt im Tagesablauf der Familie, da der Vater zur Frühstücks- und Nachtessenszeit häufig gerade trainiert. Anschließend gönnt sich Sven Riederer stets ein Mittagsschläfchen, allerdings erst nachdem er seine beiden Burschen ebenfalls zu Bett gebracht hat. Dass er sich seinen Tag so frei einteilen kann, hat nicht zuletzt auch mit seinem Trainer zu tun, der da – Sven Riederer heißt. Es ist die zweite Saison, in der er sich seine Trainingspläne selber schreibt – von Hand. „Am Ende sind sie jeweils vollgekritzelt mit den vielen Änderungen“, sagt er. Nach jedem Training können welche erfolgen, je nachdem, wie hart die Belastung war. Das gilt vor allem nach gewissen Schwimm- und Lauftrainings. Die harten Einheiten absolviert er mit den Spezialisten in deren Clubs. Die Resultate sprechen für die Zusammenarbeit von Trainer und Athlet Sven Riederer. Vergangene Saison beendete er die Wertung der WM-Serie dank dreier 66

Kein Gramm Ballast: Bei 1,83 Meter Körper­ größe wiegt Modell­ athlet Sven Riederer nur 69 Kilogramm.


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Podestplätze auf Rang 4, sein erinnerlichster Auftritt war aber jener bei der Olympia-Generalprobe in London. Mit einem unglaublichen Endspurt überholte er auf den letzten 500 Metern noch vier Athleten und schaffte als Neunter ein für Olympia gefordertes Top-10-Ergebnis. Den strömenden Regen ignorierend, sprintete er Richtung Ziellinie, als hinge sein Leben davon ab. Es war jenes Rennen, das wohl Riederers Fähigkeiten am deutlichsten offenbarte. Regen, Kälte – Verhältnisse, bei denen es eine Extraportion grinta braucht. Die Übersetzung des italienischen Ausdrucks lautet „verbissener Kampfgeist“, erfasst die Bedeutung des Wortes aber nicht vollständig. Grinta ist die Fähigkeit, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen, mit Mut, Tapferkeit, Durchhaltevermögen und Ausdauer. Kein Wunder, dass dieser Begriff primär im Radsport Verwendung findet, wo das heroische Element noch gepflegt wird. Grinta kann kaum erlernt, geschweige denn trainiert werden. Entweder ein Athlet hat sie oder eben nicht. Riederer sagt: „Im Ausdauersport, speziell im Triathlon, ist sehr viel möglich, wenn du auf die Zähne beißen kannst. Damit kannst du mangelndes Talent wettmachen.“ Was nicht heißt, dass er kein Talent hätte, selbst wenn er sich nicht als solches sieht: „Ein Talent ist jemand, dem es leichtfällt, schnell zu schwimmen oder zu laufen. Das ist bei mir nicht so.“ Vielmehr lernte er in den vergangenen Jahren Stück für Stück dazu. Zuletzt etwa, dass es einen Unterschied ausmacht, ob der Fuß beim Laufen zwei Zentimeter weiter vorne oder hinten aufgesetzt wird. Auf einer lockeren Ausfahrt mit dem Rad rund um den Greifensee, auf einer seiner Trainingsstrecken, kommt er auf seine jetzige Situation zu sprechen, nach neun Jahren als Profi. Er pedaliert wohl mit 120 Umdrehungen und mehr, kurbelt mit großer Mühelosigkeit sehr kleine Gänge, strahlt dabei Gelassenheit aus. Er sagt: „Ich habe es zeitweise schon vergangene Saison gespürt. Und nun ganz deut-

„Ich schaue selten eine Startliste an. Ich reagiere aus dem Rennen heraus, instinktiv.“

Sven Riederer hat sich zum Spezialisten für schlechte Bedingungen gemausert. Seine besten Ergebnisse konnte er bei Dreckswetter erzielen.

lich: Ich fühle mich so stark wie noch nie in meiner Karriere. Das jahrelange Training scheint sich bezahlt zu machen. Dazu kommt der Rucksack an Erfahrungen, den ich mir erarbeitet habe.“ Er sagt das beiläufig, als ob er der Aussage die Bedeutungsschwere nehmen wollte. Doch die bleibt haften. Später im Interview findet er noch eine andere Formulierung, die ebenso viel Selbstbewusstsein ausstrahlt. Das Gespräch dreht sich um das olympische Rennen von London, dessen Bedeutung er herunterspielt: „Ich muss nicht jeden Morgen den Union Jack zur Motivation sehen. Bei mir steht das Training im Vordergrund, nicht dieser Wettkampf. Ich will täglich besser werden.“ Das Olympiarennen am 7. August im Londoner Hyde Park wird, so viel scheint klar, auf der Laufstrecke entschieden werden, denn der Radparcours ist topfeben. Entscheidend wird sein, wer die zehn Kilometer am schnellsten laufen kann. „Nach dem spezifischen Techniktraining im Winter und nach meinen Spitzenplätzen vergangene Saison bin ich überzeugt, dass ich die Fähigkeiten habe, ganz vorne mitzulaufen“, sagt Riederer. Und: „Eigentlich bin ich zuversichtlich wie noch nie. Sonst war ich stets verhalten, zweifelnd. Aber jetzt bin ich an einem Punkt, auch vom Training her, an dem ich sagen kann: Es könnte sehr, sehr gut ausgehen.“ Der Optimismus ist da, über Gegner mag er trotzdem nicht sprechen. Sie heißen Alistair und Jonathan Brownlee (GBR), Javier Gomez (ESP) oder Jan Frodeno (GER), amtierender Olympiasieger. „Ich schaue höchst selten eine Startliste an. Ich reagiere aus dem Rennen heraus, instinktiv“, sagt er nur. Bleibt die Sache mit dem Wetter. Dem englischen. Ja, tatsächlich: Riederer hat

sich zum Spezialisten für schlechte Bedingungen gemausert. Seine Spitzenergebnisse 2011: Sydney: sintflutartiger Regen, Rang drei. Kitzbühel: fast schon winterliche Bedingungen, Rang drei. London: Dauerregen, der lange Sprint zu Rang neun. Peking: kalt, feucht, Rang zwei. Als ob es noch eines weiteren Beweises bedürfte, ignoriert er auch bei seinem Walliseller Heimrennen das Wetter. Auf dem Rad hat er sich Abwaschhandschuhe Größe XL als rudimentären Schutz vor den nur einstelligen Plusgraden bereitgelegt. Die Radschuhe sind mit Alufolie ausgekleidet. An solchen Tagen zählt jeder Trick aus dem Erfahrungsrucksack. Auf der Laufstrecke wird er bei seinem Triathlon deutlich stärker gefordert als erwartet. Entsprechend ist seine Grimasse beim Zieleinlauf, die ebenso sehr zu ihm gehört wie sein Laufstil. „Ein Kampfstil, da bin ich kein Ästhet“, sagt er selber. Sein Gesicht ist von der Anstrengung und dem Straßendreck gezeichnet. Ein hartes Training sei es gewesen, erklärt er den anwesenden TV-Teams. Bei der anschließenden Fotosession draußen im Regen verzieht er keine Miene. Nach einigen Bildern beginnen seine Beine zu zittern, unkontrollierbar. Nach einer weiteren Serie gehen sie ins Schlottern über. Er verabschiedet sich zum Duschen.

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ine Woche später startet Riederer bei der Europameisterschaft in Eilat (Israel) richtig in die Saison. Rang fünf ist sein Minimalziel, damit wäre die Olympiaqualifikation definitiv geschafft. Es wird nur Rang 17 (mit 2:41 Minuten Rückstand), was ihn etwas ratlos zurücklässt. Ob es die Temperaturdifferenz war?, rätselt er. Zwei Chancen bleiben ihm noch im Mai, in San Diego und Madrid. Was sich Riederer da wünscht? Nein, kein Regenwetter, das soll bis London warten. Ein Top-10-Klassierung und die damit fixierte Olympia-Qualifikation genügten vollauf. In Hektik verfallen mag er ob der verpassten ersten Chance nicht. „Ich bin nur während einer kurzen Zeitspanne im Jahr auf einem guten Level, davor und danach jedoch in einer himmeltraurigen Verfassung“, sagt er – und meint das auch so. Geht der Poker auf, dürfte der 7. August 2012 sehr, sehr spannend werden.

Wie gut ist Sven Riederer abseits des Sportlichen auf die Olympischen Spiele 2012 in London vor­ bereitet? In der Game­Serie „Battle for Britain“ messen sich Riederer und seine Teamgefährtin Daniela Ryf in Sachen „englische Kultur“: Wer kocht das beste Porridge? Wer kommt am besten mit dem englischen Wetter klar? Finden Sie’s heraus – auf www.redbull.ch

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WEIL ES NICHTS GRÖSSERES GIBT!

Julius Brink und Jonas Reckermann sind Deutschlands schillerndstes Beachvolleyball-Duo. In London wollen sie ihre Edelmetallsammlung olympisch vervollständigen. Interview: Manuel Kurzmann, Bilder: Rutger Pauw

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ulius Brink, 29, und Jonas Reckermann, 33, spielen seit 2009 gemeinsam Beachvolleyball, holten noch im selben Jahr den Weltmeister­ und den FIVB­ Tour­Titel, legten 2011 EM­ Gold und WM­Bronze nach. Mit Olympia haben die beiden Deutschen aber noch eine Rechnung offen, wie sie im Red Bulletin­Gespräch verrieten. 68

Früheste olympische Erinnerungen? JOnaS reckermann: Moment, lass mich kurz nachdenken … 1988 in Seoul ist mir noch präsent, da war ich neun, der Fall Ben Johnson (dem Kanadier wurde die 100-Meter-Goldmedaille wegen Dopings aberkannt; Anm.). Und dann Barcelona 1992, Dieter Baumann, 5000 Meter. JULiUS brink: 1992 war ich zehn Jahre alt. Ich habe damals Olympia erstmals als etwas Besonderes wahrgenommen.


Sim dolutat aliquis alis dolutate faci blaore minisi. Sequat lor suscidunt ut lorerci ncipsumsan ut nulputetum iure modo etum nim zzrit amcon verat, commy nostrud tinis nulput ulla feugiam, vent vel ut in hendiat autet irilissi.


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Sind das Erinnerungen, die einen auch als Sportler in der Weltklasse noch irgendwie prägen? brink: Ja. Man definiert seine Ziele und seine Karriere ja im Hinblick auf Olympia, weil es nichts Größeres gibt. Und gerade bei Olympia lief es für die Weltmeister, Europameister und FIVBTour-Champions bisher gar nicht … reckermann: 2004 in Athen, mit Mar­ kus Dieckmann … wir flogen im Achtel­ finale raus. brink: Und bei mir war 2008 mit Mar­ kus’ Zwillingsbruder Christoph Dieck­ mann in der Vorrunde Endstation.

Jonas Reckermanns sportliche Erfolge: Weltmeister 2009 FIVB-Tour-Champion 2009 WM-Dritter 2011 3-mal Europameister 5-mal Deutscher Meister

Olympia sOll die Welt verbinden – das ist in summe Wichtiger als resultate einzelner spOrtler.

Reckermann über Brink … „Julius hasst Stillstand, ist emotional und zielstrebig und ordnet alles dem Erfolg des Teams unter. Nicht unerwähnt darf aber bleiben, dass er von Fußball keine Ahnung hat: Leverkusen-Fan! Wie nervt das, wenn Julius Montagmorgen mit einem Lächeln zum Training kommt, weil sein Verein wieder mal besser gespielt hat als mein FC Köln. Außerdem ist er nachtaktiv, wenn ich schon längst schlafen will – zum Glück gibt es Ohropax.“

Was nimmt man von einem solchen Großereignis mit, auch wenn’s sportlich nicht gut läuft? reckermann: Ehrlich gesagt, nicht allzu viel. Nach der Niederlage in Athen hatte ich den Kaffee auf und wollte nur noch heim. brink: Peking war nicht gerade meine Lieblingsstadt. Aber beeindruckt war ich schon – von dieser unglaublichen Dimen­ sion, die Olympia hat. Wie groß ist nun die Nervosität beim Gedanken an London? brink: Olympia ist in diesem Jahr Thema Nummer eins … reckermann: … das kann und will auch keiner wegdiskutieren. Trotzdem: Im Endeffekt geht es auch in London um ein Ballspiel auf 64 Quadratmetern. Ein Ballspiel unter besonderen Bedingungen, mit einigem an öffentlichen Erwartungen und Druck. Schließlich schaut die ganze Nation dabei zu. reckermann: Der Stellenwert von Beachvolleyball in der Öffentlichkeit hat sehr mit den Spielen zu tun. 1996 waren wir zum ersten Mal olympisch. Das mar­ kiert den Schritt hin zum professionellen Sport, der nicht nur von langhaarigen Surfertypen irgendwo am Strand gespielt wird. Früher hat man ohne Trainer und Sponsoren im Winter in einer Halle trainiert. Heute ist man als Profi 365 Tage 70


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… und Brink über Reckermann „Jonas ist ein zuverlässiger Partner, ein Teamplayer mit hohem Anspruch an sich selbst, ein Mensch mit guten Werten. Das macht es einfach mit ihm, obwohl es auf Reisen genug Konfliktpotential gäbe. Das Einzige, was mich nervt, ist sein stinkender Rückengurt, den er manchmal im Hotelzimmer rumliegen lässt. Zum Thema Fußball: Wovon ich relativ wenig Ahnung habe, ist die 2. Liga – damit darf Jonas sich als 1.-FCKöln-Fan regelmäßig auseinandersetzen.“

im Jahr Beachvolleyballer – nicht zuletzt dank der Olympischen Spiele. Bleiben wir noch kurz beim Thema Druck und Erwartungen. „Dabei sein ist alles“ – gilt der Satz für euch? reckermann: Definitiv nicht! brink: Das olympische Motto ist für einen Spitzensportler nur ein Trost, wenn er seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Und eure Erwartungen für London können wohl nur Edelmetall sein. reckermann: Klar. … Gold? reckermann: Auf eine Platzierung kann man sich nicht festlegen. Wie es bei so einem Turnier läuft, das hast nicht du allein in der Hand. Wenn du Lospech hast, spielst du im Achtelfinale gegen den aktu­ ellen Weltmeister, machst alles richtig – und verlierst am Ende trotzdem. Zu den Olympischen Spielen darf jedes Land wegen der Quotenregelung nur ein bestimmtes Kontingent entsenden, daher fehlen einige der besten Teams. Das macht den Weltmeistertitel sportlich wertvoller als den Olympiasieg … Könnt ihr diesen speziellen Reiz beschreiben, der Olympia dennoch zum größeren Ziel macht? brink: Ich find’s schwierig, Titel mit­ einander zu vergleichen. reckermann: Rein sportlich ist ein Welt­ meistertitel wertvoller, das stimmt schon.

Julius Brinks sportliche Erfolge: Weltmeister 2009 FIVB-TourChampion 2009 WM-Dritter 2011 2-mal Europameister 5-mal Deutscher Meister

Aber olympische Beachvolleyballturniere mit 300 Startern wären organisatorischer Wahnsinn. Es geht um den Gemeinschafts­ gedanken. Und der ist nur gewahrt, wenn möglichst viele Länder die Chance bekommen, sich zu zeigen. Auch wenn das bedeutet, dass einige Top­Teams auf der Strecke bleiben. Das sagt jemand, der dem Motto „Dabei sein ist alles“ nichts abgewinnen kann? reckermann: … für uns! Aber was gibt es Schöneres, als einem Skilangläufer aus Kenia zuzusehen, wie er sein Bestes gibt, um überhaupt ins Ziel zu kommen? Sol­

chen Sportlern wird oft sogar mehr Auf­ merksamkeit und Zuneigung entgegen­ gebracht als den Medaillengewinnern. Die Olympischen Spiele sollen die Welt verbinden – das ist in Summe wichtiger als Resultate einzelner Sportler. Hängt eure gemeinsame Zukunft vom Abschneiden in London ab? brink: Nein. Wir haben vergangenen Winter entschieden, dass wir nach London in jedem Fall noch ein Jahr gemeinsam spielen werden. Dann wird jeder für sich neue Ziele in Richtung Rio 2016 definie­ ren. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. www.brinkreckermann.de

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5 Body & Mind

Credit:

Was passiert mit dem menschlichen Körper, wenn er die Schallmauer durchbricht? Was isst man am tag vor der Mission? Warum muss man reinen Sauerstoff atmen? Wie profitiert die Wissenschaft von Red Bull Stratos? Wir fragen den medizinischen Direktor Jonathan Clark. PluS: Sci­Fi­autor leo lukas nimmt uns mit nach Überworld.

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Das ist Red Bull Stratos Red Bull Stratos ist eine Mission an den Rand des Weltraums, bei der Felix Baum­ gartner in einem Heliumballon auf 36.576 Meter aufsteigen und im freien Fall zur Erde zurückkehren wird. Er wird dabei wertvolle Daten für die Wissenschaft sammeln und vier Weltrekorde aufstellen:

1. Überschall ohne Fremdantrieb 2. höchster Freifall 3. längster Freifall 4. höchste bemannte Ballonfahrt Das Red Bulletin begleitet Red Bull ­Stratos hautnah und widmet sich jeden Monat einem Spezialgebiet, nachzulesen auch am iPad.

Im Februar interviewten wir Felix Baumgartner (1.1) und Joe Kittinger (1.2), der 1960 eine ähnliche Mission ­absolviert hat. im März haben wir uns Baumgartners Kapsel angesehen (2.1), sein Cockpit (2.2) und die Kameras an Bord (2.3).

Credit: Bild: Garth Milan/Red Bull Stratos

Im april drehte sich alles um den

­ eliumballon, der Baumgartner in die H Stratosphäre bringen wird – wie der ­Riese sich in die Luft erhebt (3.1) und wie Felix die Ballonfahrerlizenz (3.2) erwarb.

Im Mai haben wir Felix’ Garderobe in­ spiziert (4.1) und einen Blick auf die Ge­ schichte des Raumanzugs geworfen (4.2). Diesen MOnat sprechen wir mit

J­ onathan Clark, dem medizinischen Direk­ tor von Red Bull Stratos, über die Gefah­ ren für Felix Baumgartners Körper (5.1) und unternehmen mit Sci-Fi-Autor Leo Lukas einen Trip nach Überworld (5.2).


I Flachtrudeln In der Stratosphäre ist die Luft so dünn, dass Felix Baumgartner nicht damit arbeiten kann. Sein Körper könnte unkontrollierbar zu trudeln beginnen.

5.1 „Wir wissen, dass Felix in Gefahr ist“

Jonathan Clark ist der medizinische Direktor von Red Bull Stratos. Ein Interview über erwartete und unerwartete Risiken, wie man ihnen begegnet und wie die Menschheit von diesem Projekt profitiert. interview: Werner Jessner

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ED BULLETIN: aus Medizinersicht – welche Phasen bei red Bull Stratos sind am gefährlichsten? JONATHAN CLARK: Ganz heikel ist der Start. Unter 300 Metern hat der Fallschirm nicht die Möglichkeit, sich zu öffnen und den Fall zu bremsen. reißt etwa die Ballonhülle beim Start, hat Felix schlechte Karten: er braucht 13 Sekunden, um die Kapsel zu verlassen – in dieser Höhe zu lang. darum ist er mit Sicherheitsgurten in einen modifizierten race-truck-Sitz festgeschnallt, um die Sache so sicher wie möglich zu machen. Beim Launch sind alle rettungsteams direkt am Startplatz. ich halte die Phase von 0 bis 300 Metern sogar für die gefährlichste überhaupt.

DREHaCHSE

Je tiefer die Dreh­ achse, desto mehr Blut wird ins Gehirn gedrückt – was töd­ lich endet. Wird das gesamte Blut hin­ gegen in die Beine gedrückt (hohe Dreh­ achse), wird Baum­ gartner ohnmächtig.

ab welcher höhe könnte er aussteigen? Ab 1200 Meter hätte er genügend Zeit, die Kapsel zu verlassen, selbst wenn die Ballonhaut aufreißen würde. Weiter oben warten andere Probleme ... Ab der Armstrong-Linie in 19 Kilometer Höhe wird der druck so gering, dass das Wasser im Blut quasi verdampfen würde. Genau das ist mit Joe Kittingers Hand bei dessen Sprung passiert, ebenso einem Mann bei einem raumanzug-test, einem anderen in einer Vakuumkammer. das hat 1971 auch das Schicksal der Besatzung des sowjetischen raumschiffs Sojus 11 besiegelt: die Kosmonauten hatten keine druckanzüge an, die Kapsel verlor druck, und binnen fünf Minuten waren sie tot. Was genau ist tödlich? der Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Man kann Wasser auf zwei Arten zum Kochen bringen: indem man temperatur zuführt oder druck reduziert. Verdampfendes Wasser jenseits der Armstrong-Linie ist also nicht thermisch heiß, es ist das Gas, das den Schaden anrichtet:

GESCHWInDIGKEIt unD DauER

Ein G­force­Sensor löst automatisch den Brems­ fallschirm aus, wenn Baumgartner mindestens 6 Sekunden lang 3,5g oder mehr ausgesetzt ist.

entzündungen, Blasen im Blut. den größten Schaden richtet es in den Lungenbläschen an, wo der Sauerstoffaustausch ins Blut stattfindet. Man nennt es ebullismus. Könnte man trotzdem überleben? Wir wissen, dass Felix in Gefahr ist, und es ist unsere Pflicht, alles zu unternehmen, um ihm im Falle von ebullismus eine gute Überlebenschance zu bieten. Wir haben zwei dieser Atemgeräte, mit denen man selbst bei einer zerstörten Lunge den Gasaustausch mit dem Blut sicherstellen kann. Wie geht das? der Mensch braucht eine gewisse Menge an Sauerstoff. Grundsätzlich ist es egal, ob ich ihn in großen Amplituden viel Luft oder in winzigen Amplituden mit geringen Mengen versorge. Mit diesen inhalatoren hier „atmet“ man zwölfmal pro Sekunde. dadurch gibt es keine Luftwelle in der Lunge, sie wird wie von Zauberhand beinahe oszillierend mit Sauerstoff versorgt. Wie fühlt sich das an? Bizarr. Hirn und Körper wollen atmen, aber es ist de facto nicht notwendig. die-


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II Schockwelle Was passiert, wenn Felix Baumgartner die Schallmauer durchbricht?

SCHall­ MauER

Erreicht Felix Baumgartner Über­ schallgeschwindig­ keit, gibt es einen Überschallknall (er selbst wird ihn allerdings nicht hören können).

SCHOCK­SCHOCK­REaKtIOn

iLLUStrAtiON: ALBert eXerGiAN

unklar ist, was passiert, wenn eine Schockwelle mit sich selbst kollidiert. Es besteht die Gefahr, dass der Druckanzug beschädigt und Felix ungeschützt der lebensfeindlichen atmosphäre ausgesetzt wird.

ser inhalator ist tatsächlich einer der größten wissenschaftlichen Fortschritte, die mit red Bull Stratos zusammenhängen. Man hat das Gerät zuvor schon auf Frühchenstationen verwendet, weil bei extremen Frühgeburten die Lungenflügel noch zusammenkleben. Außerdem kann man es bei schweren Verbrennungen einsetzen, wo die Lungen der Patienten zusammengefallen sind. Jetzt haben wir den Anwendungsbereich um Vakuumschäden erweitert. Wie lang würde es dauern, bis Felix wieder der alte wäre? ein paar Wochen, sofern die Lunge nicht voller Blut ist. Sobald ich Sauerstoff in den Körper bekomme, kann er mit der „reparatur“ beginnen. Bei ersten tests hat Felix über extreme Kälte geklagt … Probleme, die man durch bessere Handund Fußwärmer in den Griff kriegen muss. Welche Gefahren lauern während des Sprungs? Aus medizinischer Sicht zwei: die eine ist

Flat-Spin, eine schnelle, unkontrollierbare rotation um die eigene Achse, die zweite ist die Schockwelle, die während des durchbrechens der Schallmauer entsteht. Wir nennen es Schock-Schock-reaktion. Beginnen wir mit dem Flat-Spin … da weiß man glücklicherweise schon einiges durch dummie-Abwürfe, welche die Air Force in den 1950ern und 1960ern von Ballons aus getätigt hat: Bei Abwürfen aus neun Kilometer Höhe lag die rotationsgeschwindigkeit zwischen 20 und 120 Umdrehungen pro Minute, von noch weiter oben steigerte sich die rotationsgeschwindigkeit. danach hat die Air Force tiere und Menschen in Zentrifugen, gesteckt um herauszufinden, wie der Körper darauf reagiert. Neben rotationsdauer und -geschwindigkeit ist die Achse, um die der Körper rotiert, ganz entscheidend. dreht man sich um die Körpermitte, geht die eine Hälfte des Bluts in den Kopf, die andere in die Füße. Blut unten heißt: das Herz kriegt zu wenig, man wird ohnmäch-

Körperkontrolle Die Körperfunktionen von Felix Baumgartner werden während der gesamten Mission aufge­ zeichnet. Der Screenshot unten stammt von sei­ nem ersten Sprung aus 21,8 Kilometer Höhe im März 2012. Jonathan Clark: „Rennautos haben armaturen, die den zustand präzise anzeigen. Der Körper eines athleten ist ebenso eine Hoch­ leistungsmaschine. zu wissen, was sie tut, ist wichtig und wird im Profisport immer wichtiger. Red Bull ist mit dieser technologie ganz weit vorn. Dieses System ist sehr neu, kaum getestet – und jetzt waren wir damit in der Stratosphäre. Cool, oder? Wir arbeiten mit der university of texas Medical Branch und dem Baylor College of Medicine, um die Daten noch besser zu analysie­ ren.“ Weltraumgetestete Sensoren überwachen Baumgartners Körperposition (alle drei achsen), messen Körpertemperatur, atem­ und Herzrate, zeigen zwei EKGs und die atemfrequenz. nach erfolgreicher Mission werden diese Daten der Wissenschaft zur Verfügung gestellt.

tig. Wird die drehung schnell genug gestoppt, überlebt man das. deutlich unangenehmer ist ein Zuviel an Blut im Kopf, da zerreißt und zerdrückt es nämlich Hirn und Augen. das sieht gar nicht gut aus. Aus diesem Grund wollen wir, dass Felix’ rotationsachse möglichst hoch liegt. Wann wird es kritisch? Unser Skydive-Consultant Luke Aikins hat in Selbsttests herausgefunden, dass er ohnmächtig wird, wenn er länger als sechs Sekunden über 3,5g abkriegt. Also hat er einen Sensor entwickelt, der den drogue-Chute auslöst, wenn dieser Wert überschritten wird. dieser Mini-Fallschirm hat die Form eines donuts und bremst die rotation – allerdings auch die Fallgeschwindigkeit, und das ist ja nicht im Sinne des Projekts. Was passiert beim durchbrechen der Schallmauer? das ist einer jener Bereiche, die wir noch nicht komplett verstehen: Was passiert, wenn eine Schockwelle mit sich selbst kollidiert? daher haben wir für diesen Fall das gleiche medizinische Protokoll vorbereitet wie für ebullismus. Besteht bei einer rotation nicht die Gefahr, dass sich Felix übergibt? eine sehr reale Gefahr. Wenn das erbrochene in die Lunge gerät, verursacht es massive Schäden. das schlimmste Szenario aber ist, dass das erbrochene in die 75


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Augen gerät und Felix blind bis in atembare Atmosphäre fallen muss. er müsste also versuchen, es so lang wie möglich im Mund zu behalten und dann seitlich rausrinnen zu lassen. Auf diese Art bleibt wenigstens noch ein Auge funktionsfähig. erbrechen im raumanzug ist ein ernsteres Problem, als man meint. die NASA hatte einst einen solchen Zwischenfall während eines Space-Walks. das erbrochene ist dabei in den CO²-Neutralisator geraten, hat chemisch reagiert und beinahe die gesamte Mission zum Scheitern gebracht. ist Strahlung eine Gefahr? Nein, und zwar aus mehreren Gründen: Wir sind zu kurz oben, wir sind nicht hoch genug, und roswell liegt weit entfernt von den großen Magnetfeldern an den Polen. ein massiver Solarsturm könnte das Projekt verzögern – allerdings nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil er das GPS zu stark beeinträchtigen könnte. Bei testsprüngen hat Felix haargel verwendet, obwohl das angeblich doch wegen des alkohols verboten ist … Klar: Sauerstoff und Alkohol können gemeinsam lustige Feuerchen verursachen. Andererseits: das bisschen Alkohol in ein wenig Haargel ist im Nu verdampft. der Helm sitzt sehr knapp, da kommt nicht sonderlich viel Sauerstoff hin … die Haargel-Nummer ist irgendwann in die Presse gelangt und hat sich verselbständigt. dass ihn Bohnen im darm explodieren lassen würden: auch nur heiße luft? Bei geringerem Außendruck dehnen sich die Gase im Körper aus: im Ohr, im darm, in den Nebenhöhlen. das ist ernst. Gerade im Verdauungstrakt löst sich das Problem in der regel allerdings von selbst: Man, pardon, rülpst oder furzt es raus. Nach jedem druckkammertest riecht es wie in einer Kläranlage! Würde man das nicht tun, bestünde tatsächlich die Gefahr eines „intestinalen Barotraumas“, einer darmexplosion. die Losung heißt also: Nichts schnell Verdauliches vor dem Sprung. 76

Astronauten haben am tag vor dem Flug gern Steak und eier gegessen. Warum beginnt Felix zwei Stunden vor dem Start reinen Sauerstoff zu atmen? Sein Körper ist mit Stickstoff gesättigt, der sich bei abnehmendem druck so verhält wie Kohlensäure in einer Flasche: Wenn man sie öffnet, perlt sie aus. Analog würde sich der im Blut gelöste Stickstoff verhalten und Blasen bilden: Man nennt das dekompressionskrankheit. indem er reinen Sauerstoff atmet, wird der Stickstoff aus dem Blut „gewaschen“. Mit unserer Prozedur erwischen wir gut 80 Prozent, womit wir auf der sicheren Seite sind. Was kann die Wissenschaft von red Bull Stratos lernen? Wir brauchen raumanzüge, mit denen man einen Ausstieg aus der Stratosphäre überleben kann. Weltraumtourismus läuft gerade an, da braucht es verlässliche Aussagen und Gewissheiten, nicht nur, aber auch der Versicherungen wegen. es gibt immer jemanden, der einen anderen in solchen Fällen verklagt. red Bull Stratos wird die referenz dafür sein. Wichtiger noch: Wie kann man aus einem raumschiff aussteigen und dabei überleben? Viele Astronauten wie Kosmonauten könnten noch leben, hätte es dieses Wissen früher gegeben. Wie behandelt man Opfer von druckabfall in einer raumstation oder in einem raumschiff? red Bull Stratos hat das medizinische Protokoll dafür entwickelt. Wir generieren enorme datenmengen, die man so noch nie erhoben hat: Felix ist während der gesamten Mission verkabelt. diese daten stellen wir der Forschung zur Verfügung. der wissenschaftliche Wert von red Bull Stratos ist enorm. Würden Sie mit Felix tauschen? Sofern man mir einen Anzug schneidert, in den ich reinpasse: Keine Sekunde würde ich zögern. Jon Clark betreu­ te sechs Space­ Shuttle­Missionen medizinisch und ist medizinischer Direktor von Red Bull Stratos.

Credit:

Erbrechen im Raumanzug ist ein ernsteres Problem, als man meint.


5.2

„There is a place where you can go … Where Marilyn still dances with DiMaggio … And the name of the place is …“ Kinky Friedman, „Marilyn and Joe“

Überworld text: leo lukas*

Bild: SVen hoFFMann/red Bull StratoS Credit: illuStration: thoMaS KiKert/aniMaGiC

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elix sprang. es kostete ihn nicht die geringste Überwindung. er tat es einfach. Stand auf, sobald die tür zur Seite geschwungen war. Stieg mit ruhigen, hundertfach geübten Bewegungen aus der Kapsel auf die schmale Schwelle. Funkte Klarmeldung an die Missionskontrolle. Neigte sich vor. Und sprang in die tiefe. Jetzt. Jetzt fiel er. Stürzte der erde zu, im freien Fall, aus größerer Höhe als je ein Mensch vor ihm. Aber daran zu denken, verbot er sich. Sein Kopf musste kühl bleiben; frei von Zweifeln, Nervosität, euphorie oder sonstigem Ballast. Vollkommen konzentriert, wie er es trainiert hatte … er stieß an ein Hindernis. Unmöglich. das konnte nicht sein. Gewiss täuschte er sich. Hier oben, nahe der Grenze zum Weltall, gab es nichts, konnte es nichts geben, was seinen Sturz verlangsamte, kaum zehn Sekunden nach dem Absprung. die Beschleunigungsphase hatte eben erst begonnen. Sie sollte insgesamt rund eine Minute dauern. Bis Felix, jenseits der Schallmauer, seine Höchstgeschwindigkeit erreichte. Stattdessen spürte er, dass er abgebremst wurde – von etwas Weichem, elastischem, Unsichtbarem – und zum Stillstand kam. Als habe sich die Luft um ihn zu Gelee verdickt, hing er in der Schwebe, keiner regung fähig. dann hörte er Stimmen. „Na, was sagst du jetzt? Habe ich ihn erwischt oder nicht?“ „du spinnst, Julie. Lass den Mann sofort wieder los. Wenn das jemand spitzkriegt!“ „ich hab ihn erwischt und die Wette gewonnen. du schuldest mir drei Unzen Ambrosin.“


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„Himmel, ich dachte, du machst bloß Spaß.“ „der Spaß fängt grad erst an. Was meinst du, sollen wir dem Kerl die unkleidsame Montur ausziehen?“ „ich glaube, das ist ein druckanzug.“ „Natürlich. Zu gern würde ich überprüfen, ob sich so ein Vormensch wirklich zum doppelten Volumen aufbläht, wenn seine Körperflüssigkeiten verdampfen.“ „Julie! Wir dürften gar nicht hier sein.“ richtig. Niemand durfte hier oben sein außer ihm, dachte Felix. ihn fröstelte. Halluzinierte er? Litt er unter dem Break-off-Phänomen? Bislang war alles perfekt nach Plan gelaufen. er hatte keinerlei Warnzeichen bemerkt, auch nicht für Hypoxie. die Sauerstoffversorgung arbeitete fehlerfrei. Oder? Keine Panik. er wollte beim Kontrollzentrum nachfragen, ob alles in Ordnung sei, und stellte fest, dass die Verbindung gestört war. Keine Panik!, schärfte er sich ein: Sicherlich gibt es eine rationale erklärung. Vielleicht reflexionen von Schallwellen oder Funksignalen in den oberen Schichten der Atmosphäre, eine Art akustische Fata Morgana; und mein Gehirn, depriviert mangels gewohnter Sinneseindrücke, zugleich überreizt von der Ausnahmesituation, bezieht die Wortfetzen auf sich. Mich. Oder so. irgendwie. Verdammt, er war ganz schön verwirrt. Was ging hier ab? Wieso hatte er das Gefühl, dass Geisterfinger an den Verschlüssen seines Anzugs zerrten? „Hör auf, Julie. das ist nicht mehr witzig. Und garantiert verboten.“ „ich tu doch nix. ich will nur ein bisschen spielen. Verlier keine exkremente, romilein.“ Felix schrie, als sich die Hülle des Anzugs öffnete und die komprimierte Luft entwich. Sein Schrei klang dünn, verwehend, und erstarb, überdeckt vom anschwellenden rauschen in den Ohren. er vermochte nicht mehr zu atmen. die Kälte lähmte ihn. er sah nichts außer Schwärze, die immer rasender pochte.

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usik weckte ihn. Jemand sang: „Muss i denn, muss i denn zum Städtele …“ Felix schlug die Augen auf und schloss sie, geblendet, gleich wieder. er blinzelte, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. „Hi“, sagte elvis. „Willkommen in Überworld. dich an Bord zu nehmen war ursprünglich nicht vorgesehen. Aber wir konnten dich schwerlich deinem Schicksal überlassen nach dem, was die Gören mit dir angestellt hatten.“ er lehnte die Gitarre, eine schlichte

Ihn fröstelte. Halluzinierte er? „Hör auf, Julie. Das ist nicht mehr witzig. Und garantiert verboten.“ Martin d-28, behutsam an die fluoreszierende Wand und trat ans Krankenbett. der Mann trug ein verwaschenes t-Shirt und schlabberige Jogginghosen, wirkte nicht sonderlich gepflegt, hatte säuerlichen Mundgeruch und war unrasiert, jedoch eindeutig … „elvis?“ „Ja, das ist die positive Nachricht: Wir leben, du und ich. Ab da wird’s allerdings komplizierter.“ er blickte zur Seite, um violett glühende, holografische Anzeigen abzulesen. „du erholst dich bewundernswert flott. Hast dich ordentlich vorbereitet auf dein Wahnsinnsunternehmen, hm?“ „Jahrelang“, krächzte Felix. „trotzdem zu wenig, offensichtlich. Sonst würde ich nicht von dir träumen.“ elvis seufzte, beugte sich über Felix und kniff ihn in die Wange. „tut das weh?“ „Au! – trotzdem kein Beweis. Man kann sich Schmerzen genauso einbilden wie alle anderen Wahrnehmungen.“ „Mir doch egal, ob du deinen Sinnen traust. Jedenfalls, solltest du dich dazu durchringen, diese realität zu akzeptieren, führe ich dich ein wenig rum.“ Felix überlegte. etwas war gewaltig schiefgelaufen. er hatte eine Vision, wahrscheinlich die letzte seines Lebens. Was sprach dagegen, sie ein Weilchen zu genießen? Zumal es ihm momentan beim besten Willen nicht gelang, das absurde trugbild zu verscheuchen, geschweige denn festzustellen, in welchem Zustand er sich tatsächlich befand. „Okay. Wo sind wir noch mal?“ „in Überworld“, sagte elvis heiter, während er Felix auf die Beine half. „Wo sich die guten Kräfte sammeln. Perfekt versteckt, weil nach gängiger Lehrmeinung der Bodenständigen hier oben nichts dauerhaft existieren kann.“ Abwehrend hob er den Arm. „Frag mich bitte nicht nach der technologie. ich weiß bloß, dass sie funktioniert. irgendwas mit Antigravi-

tation und sämtlichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.“ „Und wie kamst du nach …? ich meine, auf welchem Weg? Per Ballon wohl nicht. Und vor allem, wann?“ „Zeit ist hier relativ. Mir wurde ein unwiderstehliches Angebot unterbreitet.“ elvis zwinkerte. „Man könnte sagen, i left that building way before.“

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as Habitat war sehr weitläufig und überaus stilvoll eingerichtet, in einer berückenden, nachgerade schwingenden Balance von Bauhaus und Art déco: elegante Linienführungen, durchbrochen von aparten Ornamenten aus Messing und rotem Gold. Gediegen war das Wort, das sich Felix aufdrängte. er fühlte sich fehl am Platz, wie ein blinder Passagier, oder eher noch ein Schiffbrüchiger, den man aus dem Meer gefischt hatte, desorientiert vor erschöpfung. in einer schummrigen Bar tanzte ein überirdisch schönes Paar. „die Monroe“, flüsterte Felix. „Und ihr Partner ist …?“ „Giuseppe Paolo diMaggio, der beste Baseballspieler aller Zeiten, bisherig und zukünftig. 361 Homeruns in 13 Saisonen. er hat sich diesen tanz redlich verdient. Unten kamen Marilyn und er nicht so toll zurecht. Sie ließen sich nach nur neun Monaten scheiden. inzwischen haben sie sich entschlossen, den Moment ihres höchsten Glücks zu genießen. Auf ewig und immerdar.“ „Sie tanzen? Sonst nichts?“ „Solange dieses Universum währt. du bist doch deutscher Muttersprache. Goethes ‚Faust‘ sollte dir ein Begriff sein. ich zitiere: ‚Oh Augenblick, verweile …‘“ „das passiert hier? ihr friert Leute ein, an einem Höhepunkt ihres Lebens?“ „Wie bereits erwähnt, ist alles viel komplizierter“, beschwichtigte ihn elvis.


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„Niemand altert, wenn er nicht will; nicht einmal pubertierende Bengel wie romeo und diese unausstehliche Julie.“ Klicketiklick. endlich fiel der Groschen. der rekordversuch war, weshalb auch immer, gescheitert. Fatal. Felix hatte ein Nahtoderlebnis: weißes Licht am ende des tunnels, und so. Bloß phantasierte er sich stattdessen ein jenseitiges Paradies, einen bizarren, von teils historischen, teils fiktiven Persönlichkeiten bewohnten Olymp in der Stratosphäre. er lachte. „dann hängt Jesus wohl ebenfalls hier ab.“ „Bedaure. die Fahndung nach ihm verlief ergebnislos. Ché Guevara könnte ich dir vorstellen, falls du auf Märtyrer stehst.

„Leonardo stammt aus einer Zukun , in der du sehr berühmt bist.“ Oder Königin Nofretete. Sie erzählt recht amüsante Anekdoten. Über die langfristige Planung erkundigst du dich am besten bei Leonardo.“ „diCaprio? Aber der …“ „da Vinci, Scherzbold.“

iLLUStrAtiON: tHOMAS KiKert/ANiMAGiC

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as Laboratorium besaß die Ausmaße eines Jumbojet-Hangars. dennoch platzte es aus allen Nähten, bis zur decke rammelvoll gepfropft mit den unterschiedlichsten Kunstwerken und Gerätschaften. Unübersehbar war Leonardo sowohl leidenschaftlicher Sammler als auch Chaot. Und Albino. Und schwul. „Wen haben wir denn da?“, flötete er, sich geziert die Hände am Kittel abwischend. „Lass dich umarmen, Herr Baumgartner! ich liebe waghalsige Flugpioniere.“ eine Wolke schweren, nach Minze und Menthol riechenden Parfüms hüllte ihn ein. Felix schnappte nach Luft, nachdem er die allzu herzliche Begrüßung ausgestanden hatte. „Woher kennst du meinen Namen?“ „Oh, wir beobachten dich schon seit Jahren. Uns entgeht nicht viel von Belang. Glaub mir, wir wachen gut über euch da unten und kümmern uns fürsorglich um euer Wohlergehen.“

Felix runzelte die Stirn. Zwar war es sinnlos, mit einer skurrilen, fast durchscheinend dünnhäutigen, engelhaft androgynen traumgestalt zu diskutieren, doch übertriebener enthusiasmus reizte ihn stets zum Widerspruch. „Na ja. Sonderlich rosig sind die weltweiten Verhältnisse derzeit nicht.“ „das kommt auf die Perspektive an, mein Freund. Von hier oben aus, mit einer gewissen distanz betrachtet, schreitet die Menschheit passabel voran.“ Leonardo fuhr sich durch die schlohweiße Lockenmähne. „ich könnte dich in beträchtlich üblere epochen versetzen, so dich danach gelüstet.“ „ihr habt eine Zeitmaschine.“ Klar, die fehlte noch. Und ein Perpetuum mobile. Leonardo drohte elvis neckisch tadelnd mit dem Zeigefinger. „Böser King! Hast du ihm denn rein gar nichts erläutert?“ „Für die großen Offenbarungen bist du zuständig.“ „Hunger, Kriege, Naturkatastrophen“, zählte Felix verärgert auf. „Aids, Artensterben, erderwärmung. et cetera. das nennt ihr fürsorglich?“ „Wir tun unser Bestes, die Kollateralschäden in Grenzen zu halten. Aber verwechsle uns nicht mit Göttern. Wir sind keineswegs allmächtig. Sonst wären wir nicht auf die planetaren ressourcen angewiesen.“ „Warte mal.“ Wenn Felix sich auf etwas einließ, zog er es durch. „der frappant steigende globale energieverbrauch. die zyklisch scheinbar im Nichts verschwindenden Finanzmittel … das alles fließt nach Überworld?“ der Albino räusperte sich. „indirekt. Selbstverständlich steuern einige ausgewählte Angehörige der aktuellen Führungselite das ihrige bei. Quasi als investition. Schließlich möchten sie an Bord sein, wenn wir dereinst zu den Sternen aufbrechen.“ „darum geht’s? ihr plündert die erde aus, eines Hirngespinsts wegen? Für eine Arche, mit der ein paar Popstars und Superreiche den Kosmos erobern wollen?“ „Vierzigtausend“, warf elvis ein, „werden es beim Start sein. damit dort, wo und wann immer wir eine geeignete Kolonialwelt finden, höchstmögliche genetische Vielfalt gewährleistet ist.“ er deutete auf das Logo an Felix’ Unterhemd. „dein Sponsor, der Saftbaron, hat übrigens keine schlechten Chancen.“ „ich fasse es nicht. die verbleibenden sieben Milliarden bezahlen teuer für diesen irrwitz! Wer von euch hat das ausgehirnt? ein irrer diktator?“ Leonardo tätschelte Felix die Schulter. „Krieg dich wieder ein, Junge. Sei ehrlich

– würdest du, grad du!, nicht trotzdem begeistert mitfliegen, gesetzt den Fall, du hättest die Wahl?“

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atte er aber nicht. Ungeachtet seiner Verdienste um die Guerilla-Aeronautik, erklärten sie Felix, müssten sie ihn leider zurück zum Ballon schicken. die anhand dieser heroischen Mission gewonnenen erkenntnisse würden eine ereigniskette in Gang setzen, welche für jenen Zweig des Zeitwipfels von ursächlicher Bedeutung war. Letztendlich hing das Gelingen des gesamten Projekts davon ab, wie sehr sein Weltrekord die zukünftige Forschung beflügelte. „Angenommen, ich wollte euch sabotieren“, sagte Felix, während man ihn auf den Halterungen der Zeitmaschine festschnallte. „Beispielsweise, indem ich nicht rechtzeitig die reißleine meines Fallschirms ziehe. Würde das einen Unterschied machen?“ elvis verneinte. „Leonardo hat’s gesehen, wieder und wieder. er stammt aus einer Zukunft, in der du sehr berühmt bist. Und völlig ahnungslos – der Überschallknall wird deine erinnerung an unsere Begegnung rückstandsfrei gelöscht haben.“ „Selbst wenn ich ab jetzt nur noch Blödsinn veranstalte?“ „Selbst dann. Ob du willst oder nicht, du landest heil am Boden.“ Felix sprang. es kostete ihn nicht die geringste Überwindung.

Red Bull Stratos – Wissenswert Spezial begleitet den Sprung aus der Stratosphäre: 6. Juni, 21.15 uhr bei ServustV; www.redbullstratos.com

* leo lukas ist Kabarettist und einer von elf autoren der weltweit erfolgreichsten Science­ Fiction­Serie „Perry Rhodan“. Seit 1961 wur­ den über eine Milliarde Hefte verkauft.

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Nächsten Monat: Der Freifall Wir untersuchen, wie Felix nach dem auf­ stieg wieder auf den Boden kommt – und dabei die Kontrolle behält.

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DIE SPECIAL EDITIONS VON RED BULL.

DER GESCHMACK VON CRANBERRY, LIMETTE ODER HEIDELBEERE. DIE WIRKUNG VON RED BULL.


Inhalt 82 REISE-TIPP Spielberg 84 GET THE GEAR KTM Freeride 350 86 TRAINING Olga Kharlan 88 NIGHTLIFE Out Now: Beth Ditto/Red Bull Night Shift/Club „Cavalli“ Dubai/ Cocktail: Coppa di Fiori/Take 3: Skream/Nightsnack: Currywurst

BILD: PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

92 TOP-SPOTS 94 SAVE THE DATE 95 KAINRATH 96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV 98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch

Das Red Bull Hare Scramble am Erzberg gebiert Helden: Der Brite Jonny Walker, 21, am Weg zu Platz 3 im Vorjahr. Leichter hätte er sich mit einer KTM Freeride 350 getan, Seite 84.


MORE BODY & MIND

FamilienSpielplatz PROJEKT SPIELBERG. Besuch in einem fast vergessenen steirischen Paradies, das wieder blüht und gedeiht: Das obere Murtal mit Zeltweg als Mittelpunkt entwickelt sich selbstbewusst zur spannenden Spiel-undSpaß-Region für alle.

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Bull’s Lane Das Restaurant im Obergeschoss des modernen Boxengebäudes des Red Bull Rings ist Treffpunkt für Racer, Teamchefs und Motorsport-Liebhaber. Freier Blick auf die Boxengasse und Start-Ziel-Gerade. Bistro, Bar, Lounge. Geradlinig-steirische Küche, Zubereitung in Tagesbestzeit.Tipp: den Tag beim Barbecue auf der spektakulären Terrasse Revue passieren lassen.

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Öffnungszeiten: täglich 6.30 – 24 Uhr Kontakt: Red Bull Ring Straße 1, 8724 Spielberg Telefon: +43 3577 202-27066 bullslane@projekt-spielberg.at

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Alpinpark Steinmühle Kein klassischer Klettergarten, sondern ein Bergabenteuerparadies mit persönlichem Touch. Chef Ewald Walder ist staatlich geprüfter Bergund Skiführer, Skilehrer und Erlebnispädagoge. Leihausrüstung, Rutschen, Seilbrücken, Felsklettern bis Schwierigkeitsgrad 8+. Auch für Gruppen und Kinder. Tipp: der Marterpfahl!

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Öffnungszeiten: täglich 12 – 22 Uhr Kontakt: ewald.walder@aon.at Telefon: +43 664 4431251 www.alpineerlebniswelt.at

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Fischen Spannung und Entspannung zugleich? Als Fischereireviere empfehlen sich der idyllische Ingeringsee, der Gebirgsbach im Hintertal, ein Teich namens Grüne Lagune und natürlich die Mur selbst. Für jedes dieser Gewässer kann man Tagesfischkarten lösen.Tipp: Forelle blau, fangfrisch von der Quartiergeberin zubereitet. Infos: information@projekt-spielberg.at

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MORE BODY & MIND

AUF UND DAVON

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DER REISE-TIPP DES MONATS

G’schlössl Murtal

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Schwer zu entscheiden, wer es am ehemaligen Gestüt Murhof, das völlig neu und unglaublich geschmackssicher adaptiert wurde, besser hat: das Pferd oder der erholungsuchende Gast. Reithalle im Turniermaß, Wellness, Spa, eigener Teich, gehobene Landhausküche, Suiten, Zimmer und Appartments lassen das Pendel dann doch leicht zu Gunsten des Menschen ausschlagen.Tipp: Uhr wegsperren.

Die hohe Schule des Geländefahrens: Konzentriert auf kleinem Raum am 4WD Test Track neben dem Schönberghof oder auf ausgedehnten Touren auf Pfaden am Offroad Car Track in der Gaal (mit eigenem Auto bzw. einem VW Amarok oder Land Rover Defender aus dem Fuhrpark). Heute ein Spaß, nächsten Winter unbezahlbar. Tipp: danach Einkehr auf der Bernardihütte (Eröffnung demnächst).

Zimmerpreise: ab 60 € Kontakt: Murhof 1, 8734 Großlobming Telefon: +43 3512 46 904 gschloessl.murtal@projekt-spielberg.at

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Landhotel Schönberghof

Öffnungszeiten: auf Anfrage Kontakt: Red Bull Ring Straße 1, 8724 Spielberg Tel.: +43 3577 202-0; office@projekt-spielberg.at

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Heißt Erlebnisrunden, bleibt unvergesslich: selber fahren im Formel Renault mit 205 PS und 650 kg oder im spektakulären KTM X-Bow, auf dem Südkurs des Red Bull Rings oder im Driving Center. Sportlich noch wertvoller: Trainings mit X-Bow oder Mitsubishi Evo IX. Tipp: bei der KTM X-Bow WISBI-Challenge mitmachen und ein Go-with-the-Pro-Training gewinnen.

Öffnungszeiten: täglich 12–22 Uhr Kontakt: Höhenstraße 1, 8724 Spielberg Telefon: +43 3577 22630 schoenberghof@projekt-spielberg.at

Öffnungszeiten: grundsätzlich täglich, aber Verfügbarkeit vorab checken Kontakt: Red Bull Ring Straße 1, 8724 Spielberg Telefon: +43 3577 202-0, office@projekt-spielberg.at

Golfclub Murtal

10 Enduro und Trial Offroad Bike Track Im Wäldchen westlich des Red Bull Rings wurden drei Enduro-Strecken mit insgesamt etwas über fünf Kilometer Länge angelegt. Wurzelig, verwinkelt, hoher Unterhaltungswert (vor allem im Regen!). In beide Richtungen befahrbar. Eigener Offroad Trial Bike Track. Leihbikes (Enduro und Trial) vorhanden. Tipp: KTM Freeride 350 (siehe auch Seite 84) ausborgen!

Öffnungszeiten: täglich 12 – 22 Uhr Kontakt: Frauenbachstraße 51, 8724 Spielberg Telefon: +43 3512 75213 gcmurtal@golf.at

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ILLUSTRATION: ROBERT ROTTENSTEINER

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Formel Renault und KTM X-Bow

Der natürliche Treffpunkt auf der Schönberg-Geraden in direkter Nähe zu Rennstrecke und 4WD Test Track. Gemütliche steirische Gastlichkeit, wohlfeiler Tagesteller, Terrasse mit spektakulärem Blick, Kinderspielplatz. Näher an der Action als in einem der 17 Doppelzimmer kann man nicht nächtigen. Tipp: Powidltascherl mit Butterbrösel und Rhabarberkompott um 5,20 €.

Vergnüglich und sympathisch, dazu ökonomisch angelegt und jedes Mal wieder eine Herausforderung: Seit seinem Umbau durch den kanadischen Architekten Jeff Howes hat der Par-72Platz enorm gewonnen und integriert stimmig Grundwasserteiche wie Gebirgsbäche. Fordert die Könner und fördert die Kenner. Sympathisches Clubhaus, Pro-Shop, Akademie. Tipp: Loch 3 mit seinem Insel-Green.

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4WD Test- und Offroad Car Track

Hotel Steirerschlössl Leben wie Gott in der Steiermark? Im Jugendstil-Hotel Steirerschlössl trifft steirische Herzlichkeit auf kulinarische Champions League. Spektakuläre Zimmer, jeder Winkel im Zentrum von Zeltweg atmet den Geist des Besonderen. Man kann den Charme dieses Hauses nur zerreden – oder eben erfahren. Tipp: Digestif in der Bibliothek. Restaurant: Mi, Do, Fr ab 19, Sa, So ab 12 Uhr Zimmerpreise: ab 129 € Kontakt: Hauptstraße 100, 8740 Zeltweg Telefon: +43 3577 22 601-0 steirerschloessl@projekt-spielberg.at

Öffnungszeiten: Mi 13 – 18, Sa und So 10 – 16 Uhr Kontakt: Peter Bachler Telefon: +43 664 88684918 office@projekt-spielberg.at

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Kart Grundschule für Rennfahrer, fahrerische Messlatte unter Freunden, immer wieder ein Vergnügen für die ganze Familie. Perfekt gewartete ViertaktKarts, interessantes Streckenlayout. 12 € für 10 min sind eine Okkasion. Tipp: das gute alte Einstundenrennen gegen die guten alten Freunde. Öffnungszeiten: täglich 10 – 12, 13 – 18 Uhr Kontakt: Telefon: +43 3577 202-27031 information@projekt-spielberg.at

Nomen est omen: www.projekt-spielberg.at

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Einmal das Red Bull Hare Scramble am steirischen Erzberg beenden? Dieses Bike macht es dem Fahrer so leicht wie keines vor ihm (jetzt liegt es nur noch am Rider).


more body & mind

get the gear Die Ausrüstung Der Profis

Bergsteiger

KTM Freeride 350. Eine neue Art von Bike, die das Unfahrbare fahrbarer macht und Trial- mit Enduro-Qualitäten kombiniert? Enduro-Legende und KTM-Produktmanager Joachim Sauer hat da was.

1 Trial-Reifen die Freeride 350 verbindet Elemente einer hard-Enduro mit jenen eines Trial-Motorrads. Tieferer Schwerpunkt, steilere Geometrie und supergriffige Trialreifen bringen die Freeride selbst da noch rauf, wo andere Motorräder bereits am Seil der Zuschauer hängen.

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2 Schmaler Lenker Mit unter 70 Zentimetern ist er bloß so breit wie bei einem downhillbike. Ein Segen im wald und in engen Passagen. 3 Komfortausstattung die Kupplung trennt hydraulisch, das spart handkraft und ist perfekt dosierbar. Sehr beliebt auch der rote Zauberknopf auf der rechten Lenkerseite, mit dem man den Motor nach dem Abwürgen (weil die Kraft in der Kupplungshand dennoch nicht ausgereicht hat) elektrisch startet. TExT: wErnEr JESSnEr. BiLd: PhiLiPP ForSTnEr

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4 Schlanke Silhouette Bewegungsfreiheit und leichte Manövrierbarkeit sind z. B. am Erzberg entscheidend. Mit nur 895 Millimeter Sitzhöhe ist die Freeride auch für kleinere Fahrer gut beherrschbar, während größere sogar in Extremsituationen leichter wieder in den Sattel kommen.

5 Geschützter Luftfilter Unter der aufklappbaren Sitzbank liegt der Luftfilter, den man so einfach wie eine Filterpatrone rausnehmen, reinigen und imprägnieren kann. direkt davor liegt zentral der 5,5 Liter fassende Benzintank. 6 Punch von unten wir haben den 350-cm³Viertaktmotor für beste Fahrbarkeit und viel drehmoment bei geringen drehzahlen optimiert. diese Charakteristik ist an Trial-Bikes angelehnt. Um höchstgeschwindigkeit ging es uns bei der Freeride nicht, darum holen wir auch nur 23 PS aus dem Motor. noch in diesem Jahr bringen wir außerdem eine Variante mit elektrischem Antrieb. 7 Stahl trifft Alu In extremis spürt der Fahrer jedes einzelne Kilo. darum haben wir den hauptrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt, das heck aus Aluminium. die Freeride 350 wiegt nur 99,5 kg. 8 Sanfter Ton der Auspuff wird geschützt im unteren rahmen geführt und endet hinten in einem besonders leisen doppelauspuff mit Katalysatoren. www.ktm.com

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MORE BODY & MIND

WORK OUT

OLGA KHARLAN. Mit siebzehn stand sie im ukrainischen Team, das in Peking Säbel-Gold erfocht. So bereitet sie sich auf weiteres Edelmetall in London vor.

„Fechten ist viel härtere Arbeit, als es aussieht“, sagt die 21-Jährige aus der Südukraine. „Du brauchst jede Menge Kraft und Durchhaltevermögen. Während des Kampfs müssen die Beine immer abgewinkelt sein, das bedeutet große Belastungen für Hüfte und Rücken. Dazu kommt die Ausrüstung: Allein die Maske wiegt zwei Kilo!“ Zwei Monate vor Fechterin Olga Kharlan Beginn der Spiele in London ist Olga körperlich in Top-Form. „Ich habe vier Jahre gezielt auf die Spiele hingearbeitet“, sagt sie. Der entscheidende Körperteil beim Kampf um Edelmetall ist aber … der Kopf. „Fechten ist ein extrem strategischer Sport, er verlangt absolute Konzentration – und Entscheidungsstärke. Denn wir kämpfen bis 15 Punkte, nach acht Punkten gibt es eine einminütige Pause. In der kann es schon passieren, dass du deine Taktik völlig über den Haufen wirfst – oder eben auch deine Gegnerin. Oft fallen in dieser Minute die wichtigsten Entscheidungen!“ Wie trainiert Olga ihre mentale Fitness? „Ich arbeite mit einem Mentaltrainer. Er hat mir zum Beispiel empfohlen, ein Tagebuch über meine Gefühle und Gedanken während der Kämpfe zu führen. Anfangs war ich skeptisch, aber nun hilft es mir zu verstehen, wie unmittelbar mein Geist meine Resultate beeinflusst.“

Olga Kharlan (re.) in Aktion auf: www.youtube.com

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Schlachtplan Kharlan lebt nur eine Autostunde vom Schwarzen Meer und den Bergen entfernt: ideal zur Saisonvorbereitung. GRUNDLAGENTRAINING

AUF DER PLANCHE

Die Basis für eine lange Fechtsaison lege ich am liebsten in den Bergen oder am Meer. Dort kann sich der Körper von den Einheiten gut regenerieren und bekommt jede Menge frische Luft. 7.40 Aufstehen 8.00 Kurzer Lauf 8.30 Frühstück 10.00–13.30 Fitnessstudio, Training verschiedener Muskelgruppen – Fokus auf Rücken-, Bauch- und Beinmuskulatur (30-Sekunden-Sets mit so vielen Wiederholungen wie möglich) 14.00 Leichtes Mittagessen 16.30–18.30 Laufeinheit oder – zur Kräftigung des Rumpfs – ein Fußballspielchen 19.00 Abendessen (ich vermeide Mehl, Zucker und Fett) 23.00 Nachtruhe

In den letzten sieben bis zehn Tagen vor einem Turnier unterscheidet sich mein Trainingsprogramm völlig von der bis dahin üblichen Saisonvorbereitung – wir arbeiten da nur noch fechtspezifisch. 7.40 Aufstehen 8.00 Kleines Fitnessprogramm 8.30 Frühstück 10.00–13.30 Fechttraining – hier wird die Technik verfeinert und an meinen Schwächen gearbeitet. 14.00 Mittagessen 16.30–18.30 Zweite Fechteinheit des Tages – Sparring mit anderen Teammitgliedern, Videoanalyse mit dem Coach 19.00 Abendessen – aufgrund des enormen Energiebedarfs während der Wettkampfphasen darf ich essen, worauf ich Lust habe. 23.00 Nachtruhe

TEXT: RUTH MORGAN. BILDER: DDP IMAGES/AP, SERGEY ILLIN/RED BULL CONTENT POOL

En garde!

TRAINIEREN WIE DIE PROFIS


DEIN FOTO AUF UNSEREN RENNAUTOS FÜR EINEN GUTEN ZWECK

LADE DEIN FOTO HOCH

SPENDE AN WINGS FOR LIFE

FAHRE MIT UNS IN SILVERSTONE

Zur Unterstützung von Wings for Life, der Stiftung für Rückenmarksforschung, wird eine Collage mit Tausenden Fan-Fotos die Boliden von Red Bull Racing beim diesjährigen GP von England zieren. Das Weltmeisterteam lädt auch dich ein, mit deinem Foto als Copilot in Silverstone dabei zu sein. Die Teilnahme ist einfach: Lade ein Foto hoch, spende 15 Euro an Wings for Life, und schon fährst du beim Formel-1-Rennen in Silverstone mit. Red Bull Racing wird deine Spende verdoppeln. Werde Teil des Red Bull Racing Teams und leiste einen wichtigen Beitrag für die Rückenmarksforschung!

WWW.FACESFORCHARITY.COM

QUERSCHNITTSLÄHMUNG MUSS HEILBAR WERDEN. REDBULLRACING.COM

#FACESFORCHARITY


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Nightlife Die Macht der Nacht

ACTION

Surfen bei Nacht AUSPROBIEREN Auf Maui oder am australischen Bondi-Beach begegnet man bei Nacht schon mal Surfern mit bunt schimmernden Neoprenanzügen auf LED-beleuchteten Boards. BESTAUNEN Vor Kaliforniens Küste lassen biolumineszierende Algen – wenn sie gestört werden – das Meer in der Nacht blau leuchten. ERLEBEN Südafrikas Superstar Jordy Smith lädt sieben Kollegen zum Event im Scheinwerferlicht. Red Bull Night Shift, 23. Juni, Durban (Südafrika), North Beach

OUT NOW

Karriere-Selbstmord? Mode-Ikone Beth Ditto und ihre Band Gossip sind zurück! Mit einer Synth-Pop-Platte, die schmeichelt wie verschreckt. Sie ist Karl Lagerfelds Muse und Vorbild einer ganzen Generation junger Frauen. Weil sie stilbewusst, frech und wunderbar vollschlank ist: Beth Ditto. Mit ihrer Band Gossip veröffentlicht die 31-jährige US-Amerikanerin dieser Tage ein neues Album. Eine meisterliche Mischung aus Post-Punk, Synth-Pop und euphorischen Melodien – mit einem beängstigenden Cover. Euer Album sieht ziemlich unheimlich aus. Wolltet ihr damit schockieren? DITTO: Wir hatten all diese hübschen Fotos fürs Cover. Zu hübsch. Deshalb sagte ich, gebt mir Eidechsenaugen! Unsere Plattenfirma war nicht glücklich, aber sie hat’s geschluckt. Dafür haben wir das Album nicht wie zuerst geplant „Career Suicide“ genannt. Du bist in Modekreisen sehr angesagt. Stimmt. Aber ich geh eigentlich gar nicht auf Modepartys, wenn ich nicht

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dort auftrete. Du würdest dich wundern, wie wenig ich ausgehe. Abends bin ich am liebsten daheim. Pizza essen und fernsehen. So sieht die perfekte Party für mich aus. Die Olympischen Spiele stehen an. Deine Lieblingssportarten? Ich mag Schwimmen und Turnen. Blödel-Disziplinen wie Curling – ja, ich weiß, Wintersportart – brauch ich nicht. Obwohl, wenn’s dabei um „curly hair“ ginge, lockiges Haar, das wäre super: der Kampf um die beste Dauerwelle! Die Olympischen Spiele sind die einzige Veranstaltung, bei der ich Patriotin bin.

Gossip: „A Joyful Noise“ ist bereits erschienen. Infos und Hörproben auf gossipyouth.com

NIGHT QUOTE

”Einer ist Gesellschaft, zwei sind Menschenmengen, und drei sind Party.“ Andy Warhol


COCKTAIL

Coppa di Fiori

CLUB

Cavalli

TEXT: PIERS MARTIN & FLORIAN OBKIRCHER. BILDER: RANKIN, CRAIG KOLESKY/RED BULL CONTENT POOL, CAVALLI CLUB (4), FOTOSTUDIO EISENHUT & MAYER

DUBAI

CLUB

„Wenn Wunderkerzen durch den Club fliegen“ Modezar Roberto Cavalli entführt in seine elegante Welt – zwischen Cocktails und Champagner, zwischen Glitzer und Glamour. Kurzum: in einen Club, den selbst James Bond lieben würde. CAVALLI CLUB Fairmont Hotel, Sheikh Zayed Road Dubai, Vereinigte Arabische Emirate www.cavalliclubdubai.com

Dubai ist genau der richtige Ort für euren Club, weil … … es die Hauptstadt des Glitzers und Glamours ist. Wenn man den Club betritt … … sieht man als erstes den luxuriösen, dunklen Tunneleingang mit pelzverzierten Wänden. Ein Eingang, der direkt in die Welt von Cavalli führt. Das Interieur erinnert an … … den James-Bond-Film „Casino Royale“. Die Leute flippen aus, wenn der DJ … … „Levels“ von Avicii spielt. Hauptsächlich läuft bei uns coole, kommerzielle House-Musik. Richtig los geht’s … … um Mitternacht. Eure Stammgäste sind … … chic, mondän, modebewusst. Der beste Drink, um in die Nacht abzuheben … … ist der Catwalk-Cocktail. Er wird aus Aprikosensaft, Amaretto und Champagner gemixt. Die verrückteste Nacht hattet ihr … … als prominente Zwillinge ihren 40. Geburtstag bei uns feierten – jeder von ihnen bestellte 40 Flaschen feinsten Champagner. Oder als Flo-Rida das halbe Publikum auf die Bühne bat. Wild wird’s, wenn … … Wunderkerzen durch den Club fliegen. Interview mit: David Lescarret, General Manager

Josh Harris, preisgekrönter Barkeeper in San Francisco, kennt die Vorlieben seiner Gäste. „Man muss das Zusammenspiel der Geschmacksstoffe verstehen, um sie zu einer harmonischen Einheit zu verbinden.“ Sein Rezept für diesen Monat ist die „Coppa di Fiori“ – ein Cocktail mit dem Artischocken-undKräuter-Likör Cynar. Tequila ist zwar die Basis für seinen Drink, ebenso gut würden auch Rye, Bourbon oder Rum funktionieren. „Egal was man verwendet, der Cocktail schmeckt“, meint Harris. „Männer wie Frauen lieben ihn.“ ZUTATEN Tequila Ocho Reposado (oder ein anderer Qualitäts-HighlandReposado), Cynar, Zitronen, Minze, Bitter Lemon Tonic MENGEN 3 cl Tequila Ocho Reposado 3 cl Cynar 3 cl frischer Zitronensaft 15 cl Zuckersirup (2 Teile Zucker : 1 Teil Wasser) 9 cl Fever Tree Bitter Lemon Tonic 8–10 Minzeblätter

ZUBEREITUNG Mit einem Tomatenschäler Spiralen von der Zitrone schnitzen, im Collins-Glas platzieren und mit Eis ausfüllen. In einem Shaker Zitronensaft und Minze mischen. Die restlichen Zutaten (mit Ausnahme des Bitter Lemons) vermengen und zusammen mit Eis mixen. Im Anschluss durch ein Teesieb über die Zitronenspiralen und das Eis gießen. Mit Bitter Lemon auffüllen und mit einem Minzezweig garnieren.

Glas: Collins Garnitur: Minzezweig, Zitronenspiralen

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MORE BODY & MIND

MENTA: „SOUNDS OF DA FUTURE“ (2001) Vom Stil her war diese Platte noch deutlich im Vorläufer-Genre Garage verankert. Schnelle, gebrochene Beats. Aber vom Denken schon ganz klar Dubstep: düster, reduziert und extrem basslastig. Diese Platte markiert einen Wendepunkt, an dem Track orientierten wir uns damals alle.

TAKE 3

„Das war der Sound der Zukun !“

EL-B: „BUCK & BURY“ (2002) Ein Klassiker der ersten Dubstep-Partys! „FWD>>“ hießen die, und ich war jede Woche dort. Weil’s den Sound damals sonst noch nirgends zu hören gab – und weil ich meine eigenen Tracks auf den großen Lautsprechern dort hören wollte. Neben Bomben wie „Buck & Bury“ eben.

Skream. Der Dubstep-Pionier gibt Geschichtsunterricht:

drei frühe Dubstep-Klassiker, die jeder junge Fan der tiefen Bässe unbedingt hören sollte. Er war von Anfang an dabei. Vor zehn Jahren arbeitete Oliver Jones alias Skream als Fünfzehnjähriger im Plattenladen Big Apple Records in Südlondon. An dem Ort, wo Dubstep geboren wurde: düsterer Elektroniksound mit reduzierten, hoppelnden Beats und dicken, wabbeligen Bässen. 2005 legte Skream den ersten Riesen-Hit des neuen Genres vor. Sein „Midnight Request Line“ ist das „Smoke on the Water“ des Dubstep – ein Klassiker, an dem sich junge Produzenten wie Porter Robinson

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oder Skrillex orientieren. Sie haben den Stil letztes Jahr endgültig aus dem Underground geholt: Dubstep ist in den USA der Club-Sound der Stunde, Popstars wie Lady Gaga und Britney Spears springen auf, Skrillex gewann mit seiner ersten EP zwei Grammy Awards. Skream ist noch immer dabei – an vorderster Front. Mit seinem aktuellen Projekt Magnetic Man feiert er große Erfolge. Fürs Red Bulletin blickt Skream zurück und empfiehlt jungen Fans drei frühe Dubstep-Klassiker.

DARQWAN: „CONFUSED?“ (2001) Pure Energie! Wummernd, laut, düster. Das Gerücht ging damals um, dass Darqwan den Track mit billiger Software produziert habe, was mich sehr anspornte: Ich sah, dass man keine großen Studios braucht, um einen so dicken Sound zu kreieren.

NIGHTSNACK

Berlin: Currywurst Sosehr Bulette und Döner auch kämpfen: Deutschlands Hauptstadt wird von der Currywurst regiert. 70 Millionen davon gehen jährlich über den Tresen. Dazu wird Bier getrunken – und immer öfter auch Prosecco und Champagner. BERLINER HERTA Am 4. September 1959 war in Herta Heuwers Wurstbude wenig los. Sie vertrieb sich die Zeit mit einem Experiment, mixte Ketchup, Worcestershiresauce, Currypulver und andere Gewürze – und schon war die Currywurst erfunden. Herta ist in der Kantstraße 101 eine Gedenktafel gewidmet. IT’S THE SAUCE, STUPID Die Sauce (und das Currypulver drüber) macht die Currywurst aus; die Wurst ist nichts weiter als eine Brühwurst aus Schweinefleisch. Was gibt’s dazu? Pommes frites oder Gebäck.


TEXT: TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILDER: SHAUN BLOODWORTH, FOTOSTUDIO EISENHUT & MAYER

WOHIN? Berlins beliebteste Currywurstbuden, erhoben in zahllosen Rankings:

WAS KOSTET’S? Im Schnitt 2 bis 3 Euro, Schnäppchen gibt’s ab 1, Nobelvarianten im „Adlon“ oder „Ritz Carlton“ ab 16. Neu & boomend: Bio-Currywürste. KURATIERTE WURST Seit 2009 wird der Currywurst in Museumsform gehuldigt. Elf Euro Eintrittspreis, inklusive Wurst. www.currywurstmuseum.de

WURSTPOLITIK Oberster deutscher Currywurstaficionado ist Ex-Regierungschef Gerhard Schröder: „Ich kenne in Berlin so ziemlich alle Currywurstbuden.“

WURSTETIKETTEN Currywurst wird in Scheiben geschnitten und mit Plastikpiekern auf Papptellern gereicht – so weit, so sakrosankt? Nein. Wurstteller gibt’s auch aus Porzellan, Pieker aus Holz und Edelstahl. Und auch der Cut variiert. „Krasselt’s“ in Steglitz etwa schneidet die Wurst nur in zwei Hälften; ob das noch orthodox ist, wird in Berlin inniglich debattiert.

KONNOPKE’S IMBISS am Prenzlauer Berg, seit 1930 www.konnopke-imbiss.de CURRY 36 am Mehringdamm, Zufluchtsort vieler prominenter Nachtschwärmer www.curry36.de WITTY’S in Schöneberg, Biowürste und doppelt frittierte belgische Pommes www.wittys-berlin.de

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MORE BODY & MIND

Top Events

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Juni 2012

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Sport 10. 6., MONTRÉAL, KANADA

Formel-1-Grand-Prix von Kanada Im Vorjahr versank das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve im Regenchaos. Nach einer zweistündigen Unterbrechung und Safety-Car-Phasen über 30 Runden ging das Rennen mit 4:04:39,537 Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 74,864 km/h als längstes und langsamstes Rennen in die Formel-1-Geschichte ein. McLaren-Pilot Jenson Button holte sich trotz sechs Boxenfahrten den Sieg vor Sebastian Vettel und Mark Webber.

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Red Bull X-Fighters World Tour Der dritte Stopp der Freestyle-Motocross-Serie führt die Bike-Akrobaten erstmals in die Türkei – an einen geschichtsträchtigen Schauplatz. Die Burg der sieben Türme (samt Verliesen) liegt direkt an der Theodosianischen Landmauer und war Teil der etwa 20 Kilometer langen Befestigungsanlage des byzantinischen Konstantinopels. Früher diente die Festung als Schatzkammer und Kerker, heute wirbeln Tour-Auftaktsieger Levi Sherwood und Co. durch den Nachthimmel.

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25. 6. – 8. 7., LONDON, GROSSBRITANNIEN

Wimbledon Championships Das seit 1877 im Londoner Stadtteil Wimbledon ausgetragene Turnier ist der älteste und prestigeträchtigste aller Tennisbewerbe. Besonders fokussiert wird Roger Federer sein, zumal es im August auf Wimbledons „heiligem Rasen“ um olympisches Gold gehen wird. Den sechsten Coup auf seinem Lieblingsbelag verhindern wollen, allen voran, Novak Djokovic (Titelverteidiger), Rafael Nadal (Sieger 2008 und 2010) sowie Andy Murray, der für den ersten Sieg eines Briten seit Fred Perry 1936 sorgen will.

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28. 6. – 1. 7., LOS ANGELES, USA

13. – 17. 6., SIBIU/HERMANNSTADT, RUMÄNIEN

Summer X Games 18

Nur eine Woche nach dem Erzberg-Rodeo findet die wohl härteste Enduro-Rallye der Welt statt. Geschenkt wird den Motorrad-Offroadern wie Titelverteidiger Graham Jarvis (GBR) oder Chris Birch (NZL) in den wilden Karpaten nichts. Auf den zwischen 100 und 200 Kilometer langen Tagesetappen warten viele steile und schmale, technisch anspruchsvolle Passagen auf die Piloten – die genaue Streckenführung im reinen Enduro-Gelände bleibt allerdings bis zur Einweisung am Abend des 12. Juni streng geheim.

Die gesamte Action- und Extremsport-Elite versammelt sich im sonnigen Kalifornien, um in den Disziplinen MotoX, Skateboard, BMX und Rallye ihre Besten zu ermitteln. Mit Sébastien Loeb wird zum ersten Mal ein Rallye-Weltmeister (genauer gesagt ein achtfacher) an den Start gehen – mit einem speziell für die X Games entwickelten Auto. Auch Travis Pastrana ist wieder dabei. Der MotoXFreestyle-Goldmedaillengewinner von 1999 brach sich im Vorjahr beim MotoX Best Trick den rechten Fuß und Knöchel, trat jedoch drei Tage später mit einem umgebauten Auto im RallyCross-Bewerb an.

Red Bull Romaniacs

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Very British, der Centre-Court in Wimbledon

BILDER: IMAGO(2), PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL

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16. 6., YEDIKULE HISARI (VE ZINDANLARI), ISTANBUL, TÜRKEI


MORE BODY & MIND

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Nylon-Nixen bei der weltgrößten Dschungel-Party 29. 6. – 1. 7., PARINTINS, BRASILIEN

14. – 16. 6., BARCELONA, SPANIEN

Sónar

Was den Rockern das Glastonbury-Festival, ist den Elektronikern das Sónar: Seit 18 Jahren pilgert die Crème de la Crème digitaler Musik im Juni in die katalanische Metropole, über 80.000 Besucher feiern ihre Helden. Von Techno bis House, von Dubstep bis Synthpop. Nachts in riesigen Messehallen, untertags im Museum für Moderne Kunst. Dort richtet die Red Bull Music Academy ihre Open-Air-Bühne aus: Am Programm stehen Helden wie der Hip-Hop-Fleischwolf Flying Lotus und Disco-Tagträumer DJ Harvey sowie frische Absolventen à la XXXY und Nightwave.

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Daniel Dhers ist Summer-X-GamesTitelverteidiger im BMX-Park.

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Boi-Bumbá Festival Parintins ist eine Provinzstadt auf einer Amazonas-Insel. An drei Tagen im Jahr macht der 100.000-Einwohner-Ort aber sogar dem Karneval in Rio Konkurrenz: mit einer riesigen Dschungel-Party mit 200.000 Menschen. Im Mittelpunkt stehen zwei riesige Pappmaché-Stiere: einer rot, einer blau. Diese farbliche Trennung zieht sich während des Spektakels durch den ganzen Ort. Die Bewohner wählen eine Seite und kostümieren sich als indianische Krieger, wilde Pferde oder schillernde Pfauen und versuchen Publikum sowie Jury mit ihrer Show zu überzeugen.

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24. 6., FLORENZ, ITALIEN

BILDER: GARTH MILAN/RED BULL CONTENT POOL, UNIVERSAL, VALERIE ROSENBURG/ANZENBERGER AGENCY

Calcio Storico Zwischen Fußball und Rugby, zwischen Testosteron und Tradition: Calcio Storico ist kein Ballsport für schwache Nerven. Seit dem 16. Jahrhundert treffen sich alljährlich vier Teams mit jeweils 27 starken Männern in der Heimatstadt von Dante und Michelangelo, um bei diesem historischen, vermutlich härtesten Mannschaftsspiel der Welt Tore zu schießen – und sich gegenseitig umzuwälzen. Regeln? Gibt’s keine. Bis auf ein striktes Kopftrittverbot – na immerhin!

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Kultur

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Calcio Storico: Tore schießen – und überleben! 12. – 15. 7., SAN DIEGO, USA

Comic-Con

8. – 16. 6., FÈS, MAROKKO

Fès-Weltfestival der sakralen Musik Musik verbindet Menschen. Ein überstrapazierter Satz, im Fall des „Festival de Fès des musiques sacrées du monde“ hat er aber volle Gültigkeit: Popstars wie Björk und Joan Baez treten neben und mit ägyptischen Sängern auf. Mit indischen Sitar-Spielern, iranischen Poeten und Balkan-Ensembles. Gruppen aus den entlegensten Weltecken treffen sich in der Medina von Fès, um gemeinsam zu musizieren – und die kulturellen Menschheitskonflikte der hinter sich lassen.

Kinder in Superheldenkostümen, HollywoodStars von Harrison Ford bis Nicolas Cage und gestandene Männer, die für ihr Lieblingsheft das letzte Hemd geben würden: Sie alle tummeln sich auf der größten Comic-Messe der Welt. Einer Messe, die zum Mekka für Fans der animierten Künste avanciert ist: 1970 kamen gerade mal 300 Nerds, letztes Jahr waren es 140.000. Zur mentalen Vorbereitung auf das Spektakel kommt dieser Tage Morgan Spurlocks Dokumentarfilm „Comic-Con Episode IV: A Fan’s Hope“ in die Kinos, der den Laien in dieses Paralleluniversum mit Robotern, Klingonen und Freizeithelden einführt.

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Lana Del Rey ist Headliner am Sónar Festival.

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Save the Date Juni 2012 16. Juni, Stage One, Zürich

Sneakerness

14.  – 17. Juni, Basel

Art Basel

Die Art Basel gilt als die weltweit wichtigste Messe für moderne und ­zeitgenössische Kunst. 2011 bestaunten über 65 000 Besucher Werke von rund 2 500 Künstlern aus aller Welt. Und auch in diesem Jahr reicht die Palette von den grossen Meistern der Kunst bis zu den Newcomern der Moderne. www.artbasel.com

29.Juni – 7. Juli, Fribourg

Belluard Bollwerk Festival „Zum Nach- und Querdenken bewegen“ ist das Motto dieses eigenwilligen Festivals, das seit 1983 allsommerlich die Stadt Fribourg bereichert. Neun Tage lang kann man Kunstprojekte aus den Bereichen Theater, Tanz, Performance, Video und Musik hautnah erleben: Öffentliche Strassen oder Parks werden plötzlich zu Bühnen, und reger Austausch zwischen Künstlern und Publikum verwandelt den Ort in eine pulsierende Kulturlandschaft. www.belluard.ch

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Kopfüber Richtung Erde – die für FreeFlying typische Head-down-Position. 28. Juni – 1. Juli, Beromünster

FreeFly Boogie Was vor neun Jahren noch ein absoluter Geheimtipp war, hat sich inzwischen zum grössten FreeFly-Treffen der Schweiz entwickelt: Am „HellaHerb“ 2012 werden rund 150 Fallschirmspringer den Zuschauern innert vier Tagen atemberaubende Stunts und Formationen im freien Fall (bei Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h) bieten. Als Höhepunkt mit dabei ist Red Bull-Athlet Jeff „Jeffro“ Provenzano aus den USA sowie weitere Load-Organizer wie Noah Banson, Luis Prinetto, Domitille Kiger, Gabe Mata u. v. a. The sky is full of fun – rock it! www.hellaherb.ch

6. – 8. Juli, Pantschau Murten

Wake+Jam Festival Letztes Jahr verzeichnete die achte Ausgabe des Wake+Jam Festivals einen Zuschauerrekord: 23.000 Fans wollten sich die einzigartige Mischung aus Sport, Fashion und Musik in Pantschau Murten nicht entgehen lassen. Und auch 2012 bilden Wakeboard- und Wakesurf-Contests (mit der europäischen Elite) ein Rahmenprogramm, wie es vielseitiger nicht sein könnte: Freerunning-, Fashionund Hip-Hop-Shows, Sportarten wie Stand-up-Paddling oder Blob-Jumping zum Ausprobieren sowie MusikActs wie The Blue Van, Stefanie Heinzmann und The bianca Story. Plus: eine Flugshow des PC-7 Teams der Swiss Air Force. Fashion Victims

Wake +Jam: Sport, Open Air und Lifestyle

sei ein Besuch in der Lifestyle Village empfohlen. Und wer ob des Angebots müde wird, chillt zwischendurch in den zahlreichen Lounges – schliesslich wird abends in den Bars noch richtig abgetanzt. Das gesamte Programm auf: www.wakeandjam.ch

Text: Arkadiusz PiĄtek. bilder: hellaherb, getty images, Sandra Blaser

Für die einen sind es nur Turnschuhe, für die ­anderen hingegen Objekte der Begierde und Leidenschaft, ja ein Kulturgut. Letzteren bietet nun Europas grösste Sneakers-Convention die Chance zum Bestaunen, Kaufen, Verkaufen oder Tauschen rarer und exklusiver Sneakers-Modelle … und noch mehr: Die Sneakerness (jährlich auch in Wien, Amsterdam und Köln) vereint Labels, Kunst, Szene und urbanen Stil und zeigt auch dem „normalen“ Turnschuhträger, dass Sneakers viel mehr sind als nur reines Schuhwerk für den Alltag. www.sneakerness.com


Die Mission. Der Sender.

© Sven Hoffmann/Red Bull Content Pool

Red Bull Stratos bei ServusTV.

Felix Baumgartner plant den Sprung vom Rande des Weltalls aus über 36.000 Metern. Sein Ziel: Er will als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrechen. ServusTV begleitet Red Bull Stratos ab sofort hautnah – mit Wissenschafts-Magazinen, Dokumentationen, Hintergrundberichten und Talk-Sendungen. Als absoluten Höhepunkt sehen Sie den Sprung im Sommer live bei ServusTV. Alle Informationen zu Red Bull Stratos bei ServusTV unter www.servustv.com/stratos

Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.


more body & mind

VolleS Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm.

Sonntag, 10. Juni, 11.00 uhr

Wegen einer Verletzung musste Orlando Duque die Red Bull Cliff Diving-Saison 2011 vorzeitig beenden. 2012 will er wieder zurück an die Spitze.

Live: Red Bull Hare Scramble 2012 Der 5. Stopp der Hard-Enduro-Saison 2012 führt die Enduro-Elite zum Giganten aus Eisen – dem Erzberg. Beim Red Bull Hare Scramble 2012 gehen 500 Fahrer an den Start, von denen allerdings die wenigsten ins Ziel gelangen werden. Kann Youngster Jonny Walker (GBR) erstmals gewinnen, oder sind seine Landsleute, Hell’s-GateSieger Graham Jarvis und Routinier David Knight, an diesem Sonntag schneller?

Sonntag, 24. Juni, 23.05 uhr

Sharkwater Regisseur und Fotograf Rob Stewart zeigt in dieser Doku das schöne und zugleich grausame Leben in den Ozeanen – am Beispiel der bedrohten Haie.

Von 28. Juni biS 1. Juli SamStag, 30. Juni, 11.05 uhr

Red Bull Flugtag: Mainz Egal ob mit Badewanne, Auto oder unbekanntem Flugobjekt – beim Red Bull Flugtag wird der Rhein zur spektakulärsten Landebahn Deutschlands.

So sind Sie im Bild 96

Live: Summer X Games 2012 Live aus L. A. strömen die Summer X Games direkt in Ihr Wohnzimmer. Ob Skateboard, FMX oder Rallye – hier werden Extremsport-Träume Wirklichkeit. Heuer mit dabei: die Red Bull-Athleten Ryan Sheckler, Travis Pastrana und Sébastien Loeb. Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70

BILDER: DEAn TREML/RED BuLL CLIFF DIvInG, SHARKWATER PRODuCTIOnS, CHRISTIAn POnDELLA/RED BuLL COnTEnT POOL (2), GEPA PICTuRES

SamStag, 23. Juni, 11.00 uhr

Portrait: Orlando Duque


PROMOTION

MUST-HAVES! 2 1

1 «TANGO 12» VON ADIDAS Der Tango 12, offizieller Spielball der UEFA EURO 2012™, basiert auf dem klassischen Design des Tango Anfang der 80er Jahre; er zeigt eine moderne Neuinterpretation dieses kultigen Designs, inspiriert durch die Flaggenfarben der Gastgebernationen Polen und Ukraine. Thermisch geklebte Dreieck-Panels sorgen für ein ausserordentlich stabiles Flugverhalten, Grip-Textur für einen guten Kontakt zwischen Fussballschuh und Ball sowie eine verbesserte Ballkontrolle. Erhältlich um CHF 200.–.

www.adidas.com/football

DER BRANDNEUE PREDATOR® LETHAL ZONES VON ADIDAS Mit seinen fünf todsicheren Zonen bietet der neue Predator® Lethal Zones ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten, das Spiel zu kontrollieren: eine Zone für ultraschnelles Dribbling, eine weitere für den perfekten ersten Ballkontakt, einen Sweet Spot für rasante Torschüsse, eine Distanzschusszone, um das Spiel zu entzerren, und eine fünfte Zone für präzises Passspiel. Zu erwerben um CHF 330.– bzw. CHF 380.– mit miCoach SPEED_CELL™. 2

www.adidas.com/football

CANON IXUS 510 HS MIT TOUCHSCREEN UND WLAN Die IXUS Klasse erhält interessanten Zuwachs mit Touchscreen und WLAN: Canon stellt mit der IXUS 510 HS eine attraktive Kamera mit jeder Menge Funktionen vor, die das Aufnehmen und schnelle Teilen von Bildern und Full-HD-Movies mit Freunden zum Kinderspiel machen. Die IXUS 510 HS ist für CHF 448.– im Handel erhältlich. 3

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www.canon.ch

RED BULL X-FIGHTERS 2012 MOBILE GAME Mit Red Bull X-Fighters 2012 können Gamer auf der ganzen Welt ab sofort den Nervenkitzel der besten Freestyle-Motocross-Fahrer der Welt auf dem iPhone, iPad & Android erleben. Das Spiel versetzt den Spieler in den Mittelpunkt der Red Bull X-Fighters World Tour 2012, die sich als der weltweit führende FMX-Event etabliert hat. 4

www.redbullxfighters.com/game

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5 LEICHT UND LUFTIG Der SALEWA Fire Vent verbindet den Komfort und die Leichtigkeit von Tourenschuhen mit den technischen Eigenschaften echter Bergschuhe. Das erweiterte Schnürsystem und das Multi-Fit-Fussbett erlauben eine individuelle Passform. Dank des atmungsaktiven und ungefütterten Schaftes eignet sich der Fire Vent perfekt für den täglichen Gebrauch auch an heissen Sommertagen. Empfohlener Verkaufspreis: CHF 179.–

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www.salewa.com

«WILL HABEN»-DVD FÜR MOUNTAINBIKER Die neue Action-Sport-Doku, «Strength in Numbers», ist ein weltweiter Aufruf! Der Film dokumentiert einen Way of Life, angefangen bei den weltbesten Profis bis zu denen, die den Sport gerade erst lieben lernen. Er vereint fesselnde Bike-Storys mit actiongespickten Szenen in der typischen Handschrift der legendären Crew Anthill Films in KoProduktion mit dem Red Bull Media House. Jetzt neu auf iTunes, DVD und Blu-ray. 6

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www.anthillfilms.com/strengthinnumbers


S

pätestens seit dem WM-Viertelfinale 2006 zwischen Deutschland und Argentinien wissen wir, dass es beim Fußball nicht nur darauf ankommt, dass die Spieler talentierter, fitter und disziplinierter sind als ihre Gegner. Vielmehr hängt es auch von jeder Menge psychologischer Faktoren ab, ob sie gewinnen. Damals, im Sommer 2006, wurde das Spiel zwischen Deutschland und Argentinien erst im Elfmeterschießen entschieden – und dabei spielte ein kleiner Schummelzettel eine entscheidende Rolle. Den steckte man nämlich dem deutschen Tormann Jens Lehmann kurz vor dem Showdown zu. Auf dem Zettel befanden sich zwar wichtige Hinweise über die Eigenarten einiger Torschützen (zum Beispiel „Ayala 2 lange warten, langer Anl. rechts“). Seine verheerende Wirkung freilich entfaltete das unscheinbare Stück Papier, weil Lehmann es immer wieder aus seinem rechten Strumpf fummelte und demonstrativ studierte – als sei darauf nachzulesen, was sein argentinisches Gegenüber gerade eben dachte. Das Ergebnis: Deutschland gewann 4:2. Höchste Zeit also, angesichts der am 8. Juni beginnenden Europameisterschaft die Fachliteratur auf einschlägige Erkenntnisse zu scannen. Und da sind schon die ersten. Mehrfach widmeten sich Psychologen nämlich der Frage: Hat die Farbe der Trikots Einfluss auf den Spielverlauf? Und wenn ja, welche Farbe welchen? Bereits 1988 fand man an der New Yorker Cornell-Universität heraus, dass schwarz gekleidete Football- und Eishockey-Mannschaften aggressiver spielen. Unangenehmer, aber naheliegender Begleiteffekt: Die Schiedsrichter maßregelten diese Mannschaften auch häufiger. Zu etwas anderen Resultaten kamen die Fachleute der Uni im britischen Durham. Sie fanden im Zusammenhang mit der EM 2004 heraus, dass weniger die schwarz gekleideten als vielmehr die in

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Rot gewinnt, Weiß verliert Doch mitunter werden Fußballspiele durch Schummelzettel entschieden. Mal sehen, was bei der bevorstehenden Europameisterschaft alles geschieht.

Rot auflaufenden Teams siegreich bleiben. Sieht man sich freilich die Tabellen der vergangenen internationalen Turniere an, so fällt auf, dass zwar mit Spanien zweimal rot gewandete Teams gewannen (2008, 2010), aber ungleich häufiger zu beobachten ist, dass die mit den weißen Hosen oder T-Shirts verloren: Niederlande (2010), Frankreich (2006), Deutschland (2002, 2008), Italien (2000).

Weitere Bestätigung findet die These, dass Fußballer für die Farben der Trikots empfänglich seien, durch das Ergebnis einer Studie der britischen Universität in Chichester: Der zufolge hatten Torleute in Signalfarben die stärkste abschreckende Wirkung auf die Torschützen, gefolgt von Gelb. Feldspieler wiederum, die rot gewandete Herren zwischen den Pfosten überwinden wollen, sind den Erkenntnissen des Sportpsychologen Geir Jordet zufolge gut beraten, zwischen der Freigabe des Balls und dem Schuss mindestens eine Sekunde verstreichen zu lassen – dann würden sie mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit treffen. Sofort zu schießen sei weniger empfehlenswert, die Trefferquote betrage nur 58 Prozent. Jahr der Untersuchung: 2009. Auch die schiere Größe eines Spielers hat Einfluss darauf, welche Wirkung er entfaltet – in diesem Fall auf den Schiedsrichter. 2010 analysierten Psychologen von der School of Management an der Erasmus-Universität Rotterdam 120.000 Entscheidungen von Unparteiischen. Und stellten fest, dass in nicht ganz eindeutigen Foul-Situationen vor allem die großen Spieler bestraft wurden. Womit wir eine fundierte Empfehlung für die Trainer von Fußballmannschaften formulieren können: Engagiert kleine Spieler. Streift ihnen rote Trikots über. Legt ihnen nahe, vor Freistößen eine Sekunde innezuhalten. Und steckt ihnen kleine Zettel mit kryptischen Botschaften in den rechten Strumpf. Sollten Sie nicht wissen, welche Zettel, tut es zur Not auch diese Seite. Herausreißen, falten, weitergeben. – Ach, gerne geschehen. Nicht der Rede wert. Wir lesen uns auf dem Spielfeld. Christian Ankowitsch, 52, ist ein öster reichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

THE RED BULLETIN Schweiz: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Alexander Macheck (Stv.) Geschäftsführung Mag. Alexander Koppel, Rudolf Theierl Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Creative Photo Director Susie Forman Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitender Redakteur Werner Jessner Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arkadiusz Pia˛tek, Andreas Rottenschlager Mitarbeiter Stefan Wagner Grafik Patrick Anthofer, Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Miles English, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz Fotoredaktion Ellen Haas, Catherine Shaw, Rudi Übelhör Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer Corporate Publishing Boro Petric (Ltg.); Christoph Rietner, Nadja Žele (CR); Dominik Uhl (AD); Markus Kucˇera (FD); Lisa Blazek (Red.); Christian Graf-Simpson, Daniel Kudernatsch (iPad) Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Mag. Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Nicole Glaser, Klaus Pleninger, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Peter Schiffer, Julia Schweikhardt Anzeigenverkauf Frauke Landi (Ltg.), Thomas Hutterer, Marcus Zinn; anzeigen@at.redbulletin.com Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Anna Jankovic (Ltg.), Manuela Geßlbauer IT Michael Thaler Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Der Standard, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten. Deutschland: Leipziger Volkszeitung und Vertrieb an Hochschulen. Nordirland: Sunday Life. Irland: The Irish Times. Frankreich: L’Équipe. Südafrika: Independent on Saturday, Saturday Star, Weekend Argus. Neuseeland: The New Zealand Herald. Kuwait: Kuwait Times. Mexiko: Milenio Diario. Schweiz und Großbritannien: alternativer Vertrieb. In den USA: New York Daily News, Chicago Tribune, LA Times, Houston Chronicle. Gesamtauflage 3,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 3. JULI 2012.

ILLUSTRATION: ALBERT EXERGIAN

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DIE WELT VON

RED BULL

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