SCHWEIZ JUNI 2019, CHF 3.80
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
TROTZIG, ABER GENIAL DIE ERFOLGSBAND BILDERBUCH ÜBER DEN MUT, NEUE WEGE ZU GEHEN
FREERIDING IRAN
MONACO
Der Schweizer Red Bull X-Alps-Champ CHRIGEL MAURER über die Kunst, sich bei der Überquerung der Alpen nicht überraschen zu lassen
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GETREDBULLETIN.COM
ZWEI FRAUEN, EIN FREMDES LAND UND EIN VERBLÜFFENDES BIKE-ABENTEUER
E DI TO R I A L
WILLKOMMEN
ABLICHTEN OLAF BLECKER
Von Angela Merkel bis Marilyn Manson: Der Fotograf setzt regel mässig die ganz Grossen in Szene. Für uns lichtete er Cornelia Geppert ab, eine Game-Designerin, die in einer persönlichen Krise die Idee zum Spiel ihres Lebens entwickelte. Ihre Story: ab Seite 52
ABHEBEN RED BULL X-ALPS
Was der Amerikaner Gavin McClurg beim Red Bull X-Alps 2017 so Dringendes zu besprechen hatte, ist nicht bekannt. Planänderungen gibt es aber immer – umso wichtiger, dass die Teilnehmer auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, ab Seite 42.
SATZ DES MONATS
Start in Salzburg, Ziel in Monte Carlo – und dazwischen über 1100 Kilometer zu Fuss und per Gleitschirm: willkommen beim Red Bull X-Alps, dem härtesten Adventure-Rennen der Welt. Wie man es gewinnt? Indem man klug vorausplant und mutige Entscheidungen trifft. In unserer Coverstory ab Seite 42 stellt Rekordsieger Chrigel Maurer aus Adelboden Leitsätze vor, die dich auch im Alltag weiterbringen. Die Mountainbike-Profis Anita und Caro Gehrig nehmen dich wiederum mit auf eine Abenteuerreise durch den Iran. Was du ab Seite 20 erfährst, stellt alles auf den Kopf, was du über das Land zu wissen glaubtest. Viel Spass mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion
« Ich bin nicht ganz richtig im Kopf, und das ist okay.» Oscar-Preisträgerin Emma Stone hat auf ihre Art inneren Frieden gefunden. Seite 30
ABTAUCHEN MARY JANE PAULA
Die 28-Jährige lehrt ihre Schüler Apnoe-Tauchen und verspricht Tiefen bis zu 20 Meter. Ob das klappt, haben wir auf den Philippinen selbst getestet: ab Seite 60
ABFRAGEN NINA KALTENBÖCK
Wenn die Autorin zu Tisch bittet, stehen scharfzüngige Fragen auf dem Menüplan. Probieren durfte diesmal Bilderbuch- Sänger Maurice Ernst. Das Interview über eigene Wege und Nächstenliebe: ab Seite 36 4
THE RED BULLETIN
ZOOM/FELIX WOELK (COVER), HEIKO LASCHITZKI, HONZA ZAK/RED BULL CONTENT POOL
ÜBER DIE BERGE
ALPHATAURI.COM
I N H A LT The Red Bulletin Juni 2019
COVERSTORY
42 D ER ÜBERFLIEGER
Red Bull X-Alps-Rekordsieger Chrigel Maurer über die Kunst, unter Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen.
30 EIN GEFÜHL FÜR SICH SELBST So besiegte Hollywoodstar Emma Stone ihre Zweifel.
MOUNTAINBIKE
Die Tour durch den Iran ver änderte Anita und Caro Gehrigs Weltbild. Und bald auch deins.
HOLLYWOOD
30 D IE NEUE EMMA STONE
Früher plagten Panikattacken die Schauspielerin, heute hat sie inneren Frieden gefunden. Wie, erzählt sie im Interview.
FILM
32 AUF DEN SPUREN EINER IKONE
Zwischen Drogensumpf und Jahrhunderthits: Taron Egerton glänzt als Elton John.
ENTREPRENEURSHIP
34 IGNORIERE DIE BEDENKENTRÄGER
Skateboard-Pionier Titus Dittmann weiss, wie dich Neuanfänge jung halten. 8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE! 16 KOLUMNE
6
17 FUNDSTÜCK 18 LIFE HACKS 58 I NNOVATOR
MUSIK
36 B ILDERBUCH-KARRIERE Bandleader Maurice Ernst spricht über die Vorteile, im Leben öfter mal gegen den Strom zu schwimmen.
GAMING
52 DIESE FRAU SPIELT MIT DEINEN GEFÜHLEN
Wie das Adventure-Game „Sea of Solitude“ seine Entwicklerin Cornelia Geppert rettete.
36 VIER FREUNDE FÜR EIN HALLELUJA Wie sich Bilderbuch in der Musikwelt behaupten
TAUCHEN
60 H ALT DIE LUFT AN!
Der Red Bulletin-Selbstversuch: So schlägt sich ein völliger Anfänger beim Freediving auf den Philippinen.
MOTORSPORT
72 AUSSER KONTROLLE?
Was passiert, wenn eine biedere Familienkutsche zum 600 PS starken Drift-Racing-Biest wird. 96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG
42 FÜNF SIEGE FÜR DIE EWIGKEIT Lehren von Red Bull X-Alps Champion Chrigel Maurer
THE RED BULLETIN
ART STREIBER/AUGUST, LEONARDO SCOTTI, HARALD TAUDERER/ RED BULL CONTENT POOL, HEIKO LASCHITZKI
20 E IN TRIP JENSEITS ALLER KLISCHEES
60 YES, YOU CAN! 20 Meter ohne Sauerstoffgerät mit nur zwei Tagen Training? Der Selbstversuch.
« Ich bin ein kleiner Schauspieler. Er ist Elton John.» TARON EGERTON über die Herausforderungen seiner jüngsten Rolle. Seite 32
guide
DEIN PROGRAMM
82 REISEN Mit Destination Red Bull zum Klippenspringen auf den Azoren 86 FITNESS Der Power-Bauer und sein rustikales Workout 87 UHREN Revolution nach 362 Jahren: die neue Zenith DEFY Inventor 88 ENTERTAINMENT Red Bull TV-Highlights, live und on demand 89 EVENTS Die Musikfestivals der kommenden Wochen 90 GADGETS Technisches Update für deine vier Wände
THE RED BULLETIN
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GA L L E RY
Magheroarty, Irland
WETTER-GOTT
JOERG MITTER/RED BULL CONTENT POOL
Windböen von bis zu 130 km/h, masthohe Wellen, Hagel, Eis und – Schnee: Für acht der weltweit besten Windsurfer war die Red Bull Storm Chase der härteste, verrückteste und anstrengendste Wettkampf, den sie bis dahin erlebt hatten. Der 28-jährige Australier Jaeger Stone (Bild) triumphierte – über die Kontrahenten und die Elemente. redbull.com/surfing
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THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN
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Kapstadt, Südafrika
DANCING QUEEN Khetsiwe Morgan, auf dem Bild in der Mitte, versteht es, das Tanzbein zu schwingen – den Soundtrack dafür liefert sie selbst. Als DJ Doowap ist die 29-Jährige aus Swasiland seit Jahren eine Szenegrösse. Hier begeistert sie die Besucher beim Cape Town Electronic Music Festival (CTEMF), einem der wich tigsten Musik-Events in Afrika. ctemf.com
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JONATHAN FERREIRA/RED BULL CONTENT POOL
GA L L E RY
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Bilbao, Spanien
KUNST-SPRUNG
DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL
Gerade ist der Mexikaner Jonathan Paredes aus 27 Meter Höhe abgesprungen, gleich wird er in den Nervión eintauchen. Wir sind beim Red Bull Cliff Diving-Stopp in Bilbao, ganz in der Nähe des Guggenheim-Museums. Aber auch auf der Puente La Salve, von der Paredes springt, prangt Kunst. Wir fühlen uns plötzlich wie im Museum, bewundern das Bild – grandiose Sport-Art, nicht wahr? redbull.com/cliffdiving
THE RED BULLETIN
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ZAHL E N, B I TT E !
Festivalsaison
ZU - GA- BE! ZU - GA- BE! Sommerzeit ist Festivalzeit. Das ist schon seit gut 2500 Jahren so. Zur Einstimmung hier die Zahlen zu Dixi-Klo-Sex, Düsenflugzeug-Dezibel und den Langzeitfolgen von zu hartem Headbangen.
vor unserer Zeitrechnung fand das erste Musikfestival statt: die Pythischen Spiele in Delphi.
9,4
Prozent der Besucher, die Sex am Festival haben, machen das nicht im Zelt (58,1 %), sondern im Dixi-Klo.
3.300.000
Besucher hatte das Wiener Donauinselfest 2015 und gilt damit als das grösste Musikfestival der Welt.
139
15
Dezibel erreichte die Metal-Band Manowar am Magic Circle Festival 2008 mit speziellen Verstärkern. Selbst ein vorbeifliegendes Düsenflugzeug hätte man nicht gehört.
Kilo Abfall hinterlässt jeder Festivalbesucher im Durchschnitt.
4
50
Subduralhämatome wurden bisher nach exzessivem Headbangen diagnostiziert. Der Auslöser bei einem der Hirnblutungspatienten: ein Motörhead-Konzert.
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US-Dollar kostet der Luxus-Festivalpass für das Secret Solstice in Reykjavík. Inkludiert sind neben den üblichen VIP-Exklusivitäten u. a. Flüge im Privatjet, ein persönlicher Chefkoch und Konzerte in einem 5000 Jahre alten Lavatunnel.
32
Tage dauerte das GEM Fest in Georgien: ein Monat Techno nonstop.
THE RED BULLETIN
CLAUDIA MEITERT
Jahre ist es her, dass die Hells Angels am Altamont Festival als Securitys engagiert wurden und – anstatt das Publikum zu schützen – einen Zuschauer umbrachten.
60 1.000.000
Festivalgäste pro Dixi-Klo, so lautet ein grober Richtwert. Dass der kaum eingehalten wird, weiss auch jeder Gast.
0
bestätigte Geburten hat es in Woodstock gegeben, auch wenn seit jeher Gerüchte über zwei Festival-Babys kursieren.
GETTY IMAGES
1
In einer Sekunde war das belgische Tomorrowland Festival 2013 ausverkauft (183.000 Besucher).
582
FLÜÜÜGEL FÜR IHREN SOMMER.
MIT FRUCHTIG-FRISCHEM GESCHMACK.
NEU
BELEBT GEIST UND KÖRPER.
KO LUM NE
Thilo Mischke
BEGEGNUNGEN Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter Thilo Mischke (TVDokureihe «Uncovered») ein Dauerzustand. Auf seinen Expeditionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszi nieren. Dieses Mal: Juan Carlos, der ihn im Angesicht dreier Mörder lehrte, seine Furcht zu überwinden.
meine feuchten Hände an der Hose getrocknet. «Hilfst du mir, alle drei Gangs an einen Tisch zu bekommen?», fragte ich ihn, als wir zwei Tage zuvor erfuhren: Es herrscht Waffenstillstand, für 72 Stunden. Und er nickte. Er blickte mich an. «Das ist aber gefährlich», sagte er.
Es sind nicht die Politiker, die in diesem Land das Sagen haben, es sind die Gangs. Gangs, die mystifiziert werden, die als Inspiration für Rap-Songs dienen, als Vorbilder. Ich mag Hip-Hop, aber ich fand es falsch, solche Vorbilder zu wählen. Das wollte ich zeigen. Vorbilder, wie diese ie Nachmittagssonne zeichnet Schatten auf die drei. Sie haben aus El Salvador, einem kleinen, unscheinbaren Land in Mittelamerika, einen Unort gemacht. Wand. Die Sonne zwingt sich durch ein kleines «Mach dir keine Sorgen», sagt Juan Carlos, als ich vor ihm vergittertes Fenster eines Tankstellen-Hinterzimmers in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador. laufe, wir die Tür aufstossen und ich in die maskierten Fünf Menschen sitzen um einen Tisch herum, es ist heiss. Gesichter dreier Mörder sehe. Fünf Menschen, die schwitzen, und einer von ihnen hat «Lasst uns anfangen», habe ich gesagt. Die Angst Angst, echte, richtige Angst. Die Person, die sich fürchtet, weicht meiner Neugierde, die Sonne verschwindet, und bin ich. es wird Nacht, die Temperatur in diesem Raum bleibt Der Schweiss läuft mir den unangenehm. Wir haben die Klimaanlage ausgemacht, damit die TonRücken hinab, panisch blicke ich dokumente, die wir aufzeichnen, immer wieder zur Tür, zum kleinen verständlich bleiben. Wir reden Fenster. Ich erwarte jeden Moment fast vier Stunden miteinander, Juan eine Handgranate, hereingeworfen, Carlos übersetzt, ich frage. Warum um uns alle zu töten, warte auf maskierte Männer, die mit Maschinendie Verzweiflung und, vor allem, pistolen hereinstürmen. Ich sitze warum die Brutalität? Je mehr Zeit an diesem Tisch mit Vertretern der verstreicht, umso weniger Angst drei grössten Gangs El Salvadors. habe ich. Irgendwann sind wir alle Ein tätowierter Mann, Mitglied der erschöpft, hungrig. Wir sind uns sogar nahegekommen, Hände werden Maras; einer von MS-13, der Nikes geschüttelt, es werden die Masken als sein Erkennungszeichen trägt; abgenommen, und ich sehe in die und ein dritter, Mitglied der Gang Gesichter dieser Männer, an denen Barrio 18, im typischen blauen nichts Gutes ist. T‑Shirt seiner Bande. Sie morden, Und sie sind mir nahe. Ich habe sie vergewaltigen, sie foltern. «Das keine Angst mehr, sondern sehe in ist das, was wir können», sagt einer «Wäre ich ängstlich», die Augen von Menschen, die vielim Interview. Er sagt auch: «Gäbe sagte Juan Carlos, «dann leicht Mitte zwanzig sind. Augen, es keinen 72-stündigen Waffen die keine Kindheit kennen, sondern stillstand, hätte jeder von uns dich hätte man mich schon nur den Tod. getötet. Wir reden mit niemandem, im gelben Boden dieses schon gar nicht mit Journalisten.» Landes verscharrt.» Aus meiner Angst zu sterben wurde eines der besten Gespräche, die ich Ich wollte sie sprechen, weil niemand je geführt habe. Sie haben sich mir geöffnet, sie erklärten mit ihnen spricht. Ein einfacher Grund, ich weiss. Ich mir ihre Ausweglosigkeit. Sie halten das gegenseitige habe Juan Carlos gefragt, ob er mir hilft. Er ist Fotograf Ermorden selbst für Wahnsinn – nur wissen sie einfach und Salvadorianer, der in den USA lebt. Er übersetzt. nicht weiter. Sie leben in einer Welt, die sie geschaffen Und Juan Carlos hat mir etwas beigebracht, mir die Angst haben, sie spielen nach den Regeln der Gewalt, und sie genommen. Von ihm habe ich gelernt, dass Furcht dich finden keinen Ausweg. Ihre Freunde sterben, ihre Frauen umbringt, besonders wenn du etwas erreichen willst. und Kinder sterben, sie erklären mir, dass Worte nichts «Würde ich ängstlich auf Gesprächspartner zugehen», helfen: «Trauer heisst hier Rache.» Hätte ich mich gesagte er, «dann wäre ich schon längst im gelben Boden fürchtet, hätte ich nichts erfahren. dieses Landes verscharrt.» Ich fürchte mich nicht mehr, damit ich mehr von Mehr musste er nicht sagen, ich habe mich zusammengenommen, als wir im Auto zur Tankstelle fuhren, habe Menschen erfahren kann.
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THE RED BULLETIN
VICTOR PEÑA
BLAGOVESTA BAKARDJIEVA
THILO MISCHKE
D
F U ND ST Ü CK
James Deans Geldbörse
MILLIONENERBE
HENRY LEUTWYLER, PICTURE DESK.COM
Eine abgegriffene Lederbörse der Marke Rolfs. Neun gülden geprägte Buchstaben sagen, wem sie gehört hat: James Dean leistet sich das Portemonnaie 1955. In diesem Jahr dreht er «Giganten». Noch bevor die letzte Klappe fällt, stirbt er bei einem Autounfall – und plötzlich dreht sich alles nur noch ums Geld. Damit gewinnt diese Börse an Symbolkraft. Der Streifen, in dem Dean zum Ölbaron aufsteigt, wird für die Produktionsfirma Warner Brothers ein Segen. Sie hält den Film ein Jahr zurück, heizt den Hype an und scheffelt Millionen.
James Dean starb am 30. September 1955 bei einem Autounfall. Er wurde nur 24 Jahre alt.
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L IF E HACKS
Science-Bastler
DER SOMMER IST HEISS – SO BLEIBST DU COOL! Tricks und Hacks für den Alltag, Volume 9: wie du deine Füsse mit Babypuder sandfrei bekommst, Wertsachen mit Sonnencreme schützt und dein eigenes Eis designst.
EIS AM STIEL
Doppeldecker für Feinschlecker
COOL IM POOL
Die Bar als Boje Null Bock, für einen Drink den Pool zu verlassen? Kein Problem – mit der schwimmenden Kühlbox!
Wer braucht Eislutscher aus dem Supermarkt, wenn du dir – mit Becher, Stiel und Gummibändern – deine eigene Lieblingssorte ganz einfach selber kreieren kannst? Plastikbox abmessen, Poolnudeln entsprechend teilen, auffädeln und um die mit Eis befüllte Box herumspannen.
1 Fixiere den Holzstiel mit zwei über kreuzten Gummibädern im Plastik becher, sodass dessen Spitze den Becherboden berührt.
DIE KOHLE IN DER TUBE 2 Befülle den Becher bis zu einem Drittel mit einem Drink deiner Wahl und stell ihn für zwei Stunden ins Gefrierfach.
Hoher Schutzfaktor
Keiner klaut die Creme! Daher am Strand: leere Tube aufschneiden, Wertsachen rein, schwimmen gehen.
SAND IM SCHUH?
Für optimalen Farb effekt den Becher mit einem anderen Getränk auffüllen, noch einmal ins Gefrierfach geben – guten Appetit!
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Füsse waschen, trocknen, Puder auf tragen, pinseln: So fällt jedes Sandkorn ab.
SASCHA BIERL
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Nach dem Strand: Babypuder hilft dabei, Schuhe, Auto und Quartier sandfrei zu halten.
FLORIAN OBKIRCHER
Sauberer Abgang
THE RED BULLETIN
Der härt este 400 -Met er-L auf der Welt
SAM S 15. J TAG U AND NI 2019 REA S SCH ANZ KÜTTE E, E Alle LInfo I N r www m SIED .red ationen bull. ELN ch/4 und An meld 00 ung
AUFBRUCH INS UNGEWISSE Zwei Zwillingsschwestern, ein Pioniergeist: Die Schweizer Mountainbike-Profis ANITA und CARO GEHRIG erfahren die Freiheit – im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr Trip durch den Iran ist voller Überraschungen – und ein Lehrstück jenseits aller Klischees. Text WERNER JESSNER Fotos SIMON RICKLIN
METER-EBENE Die Grabstätte Khalid Nabi nahe der turk menischen Grenze hatten die Schwestern im Internet entdeckt. Ob sich die Linie auf dem Monitor tatsächlich als Trail erweisen würde? Nach stundenlanger Anreise war klar: Ja! «Es war eine der eindrücklichsten Abfahrten der gesamten Reise.» 21
«Die Kinder waren völlig geflasht. Als wir ihnen unsere Bikes geborgt haben, wollten sie sie überhaupt nicht mehr hergeben.»
EMPFANG DER AUSSERIRDISCHEN Caro und Anita brettern über die Treppe des Dorfes Palangan in Kurdistan. «Die Leute waren hellauf begeistert. Sie hatten eine echte Freude an uns Ausländerinnen. Je weiter man von den grossen Städten wegkommt, umso weniger entspricht der Iran jenem Klischee, das man aus den Medien zu kennen glaubt.» 23
«Ab 4000 Metern war der Damawand-Berg unbefahrbar: einfach zu viel Schnee.»
Grosse und kleine Freuden: im Hintergrund die majestätischen Gipfel des ElbursHochgebirges, unter den Reifen feinster Schotter
Kommunikation ohne Worte: Der Guide spricht nur Farsi, die Gehrig-Zwillinge keines. Warum es trotzdem funktioniert: Gesten, Lächeln, Geduld
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DRAHTESEL UND GIPFELTREFFEN Maultiere tragen die Bikes Richtung Scharte des Damawand-Berges. Hier treffen die Gehrig-Schwestern auf Wan derer. Die fragen nicht nach dem Weg, sondern nach den Instagram-Namen der beiden (@caro_gehrig, @anitagehrig). Da Facebook im Iran gesperrt ist, ist Instagram das virtuelle Tor zur Welt.
WIE GEMACHT FÜRS BIKEN Jahrhundertealte Pfade verbinden die abgelegenen Bergdörfer. Einspurig, trocken, griffig: nahezu optimale Bedingungen für Mountainbikes. «Wo Menschen und Trag tiere gehen, ist mit Enduro-Bikes allemal ein Durchkommen.»
In der Nähe von Teheran gibt es den einzigen Bikepark des Landes. Hier hängt die lokale Community nach Feierabend ab, shreddet und baut Jumps und Trails wie überall auf der Welt auch.
Persönliche Einladung: Die Gehrigs überreichen der besten iranischen Mountainbikerin, Faranak Partoazar, das Ticket zur Mountainbike-WM in Lenzerheide.
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Khalid Nabi Gorgan
Teheran Palangan
«Wenn du eine Tür siehst – geh durch!» Wahre Neugier ermöglicht die grössten Abenteuer: warum es die Gehrig-Zwillinge Anita und Caro immer wieder in fremde Länder zieht – und warum es sich lohnt, den Hintern hochzukriegen. the red bulletin: Ich er reiche euch gerade in Tas manien, aber wir sollten über eure Reise in den Iran sprechen. Seid ihr eigentlich irgendwann auch zu Hause? caro gehrig: Doch, durchaus. Nächste Woche sind wir daheim in Flims. Aber kurz danach geht es schon wieder weiter nach Portugal, in die USA und nach Kanada. Wer mit seinem Bike Nordund Südamerika bereist, Neuseeland, Tasmanien oder den Iran, der hat es eher nicht so mit Pauschal tourismus, oder? Wir haben einfach etwas gegen Copy-&-Paste-Reisen. Klar gibt es in Europa tolle Plätze, aber sehr viele davon kennen wir schon. Wir fahren ja auch Mountainbike-Rennen, und Reisen an sich gehört da fast zum Daily Business. Spannend sind Reisen, die dein Denken umkrempeln. … wie der Iran-Trip … Genau. Natürlich geht es auch um die geile Landschaft, aber eben nicht in erster Linie. Worum geht es dann? Du kannst Dinge zigmal gehört oder auf Instagram gesehen haben – aber das alles ersetzt das Machen nicht. Das gilt vor allem für Länder wie den Iran. Dieses Land stellt alles auf den Kopf, was du aus 28
den Nachrichten zu kennen oder zu wissen glaubst. Erst wenn du dort bist, fallen dir die Fragen ein, die du stellen musst, um es zu verstehen. Zum Beispiel? Unsere Erfahrung im Dorf Palangan, weitab von grossen Städten: Es heisst ja immer, der Iran sei streng muslimisch. Dort haben wir Frauen in T-Shirts gesehen, und Jugendliche haben uns selbst gebrannten Schnaps angeboten
Damawand
Schiras
Iran – am helllichten Tag. Es gibt auch im Iran nicht nur Schwarz und Weiss, sondern alle Schattierungen. Aber das wirst du vor dem TV-Gerät niemals herausfinden. Was entgegnet ihr Moun tainbikern, die vielleicht auch von einer Abenteuer reise träumen, aber den Hintern nicht in die Höhe kriegen? Begreift doch eure Freiheit! Ihr könnt jederzeit ins Internet gehen und einen Flug buchen – ganz egal wohin. Viele Menschen, vor allem in streng kontrollierten Ländern, haben diese Freiheit nicht. Das gilt zuallererst für Frauen. Die brauchen eine Genehmigung ihrer Eltern oder ihres Mannes, um überhaupt reisen zu dürfen. Wenn Mädels Velo fahren wollen, bedeutet das für sie bereits einen Akt der Rebellion.
FREE RIDING IRAN
DER FILM
Eine Filmcrew hat die Gehrig-Twins auf diesem Trip begleitet und eine feine halbstündige Doku daraus gebastelt. Neben Action und Wahnsinnslandschaften erwartet den Zuseher vor allem Menschliches: Einblicke in ein Leben von (vor allem) Frauen, für die ein Velo so viel mehr ist als ein Sportgerät. Gänsehautmomente garantiert! Auf Vimeo und unter www.freeridingiran.com
DIE ROUTE 4500 Kilometer im Pick-up für die besten Spots des Iran: Start und Ziel war Teheran, es ging an die turkmenische Grenze und ins Landesinnere.
Weil? Weil sie sich durch das Velo für ein paar Minuten oder Stunden der Kontrolle entziehen. Weil das ihr persönliches Stück Freiheit ist. Ihre Chance, auch einmal allein zu sein, selbständig unterwegs zu sein. Selbst zu bestimmen, was sie sehen. Das Velo ist eine Freiheitsmaschine. Das ist eine Einstellung, die wir ganz sicher von diesem Trip mitnehmen und nie mehr vergessen werden. Du meinst, es sollte beim Reisen generell mehr um Freiheit gehen und nicht um das Abhaken von Wün schen? Ja, das würde ich schon sagen. Klar wollen wir etwas sehen, wenn wir aufbrechen. Sonst müssten wir uns nicht 4500 Kilometer in einem Pickup durchschütteln lassen wie auf unserem Iran-Roadtrip. Aber das eindrücklichste Erlebnis waren nicht die Berge, nicht die Trails, die vor uns wahrscheinlich noch keine Frau befahren hat, sondern der persönliche Kontakt mit den Einheimischen. Was meinst du konkret? Wir bekommen noch heute Messages von den Iranerinnen, mit denen wir einen Tag lang biken waren. Messages, bei denen uns die Tränen runterkullern. «Endlich ist da jemand, der uns versteht», schreiben sie. Wir seien so was wie Role Models, weil wir THE RED BULLETIN
Anita (links) und Caro Gehrig: Enduro-Racerinnen, Entdeckerinnen und Reisende aus Leidenschaft
selbstbewusst unsere Freiheit geniessen. Wer ins Abenteuer aufbricht, verändert nicht nur sich, sondern eventuell auch sein Gegenüber? Einverstanden. Das ist ein sehr schöner Gedanke. Wenn man es richtig macht, dann lernt jeder vom anderen und kann ihn besser verstehen. THE RED BULLETIN
«Der Iran stellt alles auf den Kopf, was du aus den Nach richten zu wissen glaubst.»
Wie beginnt man damit, Abenteurer zu werden? Nicht beginnen, da ist für meinen Geschmack schon zu viel Grübeln dabei. Mach es doch einfach! Lebe deine Neugier! Wenn du eine Tür siehst – geh durch und schau, was dahinterliegt. Die Welt ist spannend und weit weniger feindselig, als du von der Couch aus meinst.
Ihr habt schon so viel ge sehen. Steht noch irgend was auf eurer Bucket List? Und ob! Mit dem Essen kommt der Appetit, heisst es. Die Nordlichter haben wir noch nicht gesehen. Oder einen Orca in freier Wildbahn. Wobei Letzteres mit dem Mountainbike – zugegeben – eventuell ein wenig schwierig werden könnte … 29
Stßrmische Erfolge dank innerer Ruhe: Oscarpreisträgerin Emma Stone, 30, hat sich neu entdeckt.
HE RO ES
Emma Stone
DAS GROSSE ICH BIN ICH
Bevor US-Schauspielerin Emma Stone in Hollywood auftrumpfte, kämpfte sie mit sich selbst. Und gewann, indem sie ihre eigenen Zweifel besiegte.
ART STREIBER/AUGUST
RÜDIGER STURM
S
ie war dreimal für den Oscar und viermal für einen Golden Globe Award nominiert – mit «La La Land» räumte sie 2017 beide Trophäen ab, dank ihrer Leistung in «The Favourite» wurde sie bei den Hollywood-Buchmachern auch 2019 als Favoritin gehandelt. Für eine junge Frau, die gerade erst ihren Dreissiger gefeiert hat, blickt Emma Stone bereits auf eine erstaunliche Karriere zurück. Dennoch spricht sie lieber über die Schattenseiten ihres Lebens – weil diese nicht nur eine grosse Charakterdarstellerin geformt haben, sondern auch einen grossen Charakter.
Durchblick verloren. Wie passt das zusammen? emma stone: Eigentlich gar nicht. Aber es war so. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, als wären Teile meines inneren Selbst weggebröckelt. Ich dachte mir: Ich verstehe diese neue Version meines Ichs nicht.
the red bulletin: Wenn man so eine Karriere hinlegt, gehen alle davon aus, dass man klare Perspektiven verfolgt. Du hingegen sagst, du hättest zeitweise den
Wie würdest du dieses neue Ich beschreiben? Auf jeden Fall habe ich mehr innere Ruhe gefunden. Ich weiss, es gibt etliche Erfahrungen, die ich noch zum ersten Mal machen muss. Aber – und das ist das Schöne am Älterwerden – es sind nicht mehr so viele wie früher. Also denke ich mir: Hey, ich habe das schon mal erlebt. Ich weiss, das werde ich überstehen. Das Leben ist immer eine R eise voller Höhen und Tiefen, für beides bin ich jetzt besser gerüstet.
«Ich bin nicht ganz richtig im Kopf – und das ist okay.»
THE RED BULLETIN
Wie hast du in die Spur zurückgefunden? Durch Psychotherapie. Und durch intensive Gespräche mit Freunden. Auf diese Weise habe ich Teile von mir wiederentdeckt. Das war ein Prozess, der sich vor allem in meinen Zwanzigern abgespielt hat.
Hattest du in dieser Zeit auch mit Panikattacken zu kämpfen? Leider ja. Wenn du so viel überschüssige Energie hast wie ich, dann richtet die sich automatisch mal nach innen. Gegen dich. Du denkst zu viel nach, und irgendwann – zack! – flippst du aus. Für solche Situationen brauchst du ein Ventil, um den Druck raus zunehmen. Du kannst reiten gehen, mit engen Freunden sprechen oder meditieren. Da muss jeder seine individuelle Lösung finden. Was das betrifft, habe ich wirklich Glück, denn mein bestes Ventil ist mein Job – das Schauspielen. Der grösste Druck kommt also meist von einem selbst? Definitiv. Im Lauf der Zeit habe ich aber gelernt, nicht so hart mit mir zu sein. Hilft der Erfolg, netter zu sich selbst zu sein? Das glaube ich nicht. Denn Erfolg ist etwas Äusseres. Das verstärkt meine Beklemmungsgefühle sogar noch. Es geht nicht um Lob wie «Du bist die Beste». Im Gegenteil. Du musst dir denken: Ich bin nicht ganz richtig im Kopf, und das ist okay. Du musst dich deshalb nicht selbst geisseln. Diese Änderung in meinem Denken kann nur ich beeinflussen. Niemand sonst, kein netter Spruch, keine Auszeichnung. Das zu begreifen hat mir viel geholfen. Bist du jetzt weniger sensibel als früher? O Gott, nein. Lange Zeit dachte ich, dass meine Sensibilität ein Fluch wäre. Weil mir eben Dinge so sehr wehtun. Aber eigentlich ist sie ein Segen. Es ist gut, sensibel zu sein. Anstatt mich deshalb fertigzumachen, versuche ich, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ja, ich verhalte mich manchmal nicht richtig, denn ich bin ein Mensch. Aber ich mache einfach weiter. Im Kino ist Emma Stone wieder Ende 2019 in «Zombieland 2» zu sehen.
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HE RO ES
Ich kann nur meine Inter pretation von Elton John abliefern – einer Person mit vielen Facetten, manche davon sind schwierig und extrem, aber in Summe ist er eine unglaubliche Persönlichkeit.
Der 29-jährige Brite verkörpert in «Rocketman» Musiklegende Elton John, 72. Der war so beeindruckt, dass er ihm sogar seine Tagebücher zu lesen gab.
T
he red bulletin: Wie alt warst du, als du Elton John zum ersten Mal am Schirm hattest? taron egerton: Schwer zu sagen, er war mein ganzes Leben irgendwie präsent. Mein Stiefvater und ich haben im Auto, auf dem Weg zur Schule, oft «I Guess That’s Why They Call It the Blues» gesungen. Da muss ich so 12 gewesen sein. Und mit 17, bei der Aufnahmeprüfung für die Schauspielklasse, habe ich dann «Your Song» zum Besten gegeben. Schon schräg, dass ich ihn nun leibhaftig spiele.
Wie bereitet man sich darauf vor, eine lebende Legende zu verkörpern? Das Wichtigste ist: Du musst dich von dem Gedanken ver abschieden, dich komplett in den anderen zu verwandeln. Egal wie sehr du dich auch bemühst, so was klappt nicht. 32
Hast du ihn persönlich kennengelernt? Ja. Wir sind sogar Freunde geworden. Ich weiß, das klingt wie schnöde PR für den Film. Aber es stimmt tatsächlich. Ich darf mich glücklich schät zen, dass Elton mich in sein Leben gelassen hat. Darum ist es mir auch so wichtig, die Rolle gut hin zukriegen: Ich mag ihn sehr.
«Ich weiss nicht, ob Elton versucht hat, sich zu schützen.»
Stimmt es, dass er dir seine Tagebücher zum Lesen ge geben hat? Ja, ich durfte sie lesen, als ich bei ihm zu Hause war. Die Aufzeichnungen sind von 1971 bis 1976. Elton dachte erst, die Tagebücher seien verschollen, aber er konnte sie letztlich wieder auftreiben. Ein Eintrag ist mir besonders in Erinnerung: «Aufgewacht – Wäsche gewaschen – habe einen Song mit dem Titel ‹Honky Cat› geschrieben.» Und am nächsten Tag fand sich etwas ähnlich Geschichts trächtiges (lacht). Der Film geht offen mit Elton Johns Drogenproblemen in der Vergangenheit um. Kannst du seinen Absturz nachvollziehen? Sehr gut sogar. Drogen findest du in der Unterhaltungsindus
Wie kann man sich vor dem Absturz schützen? Nachdem ich nicht Elton bin, kann ich auch nicht sagen, ob er in den schlimmsten Phasen überhaupt versucht hat, sich zu schützen. Er landete in der Entzugsklinik, und das hat ihn gerettet. Eigentlich hat er sich selbst gerettet. Auch darum geht’s im Film. Er zeigt, wie Elton John sich selbst gerettet hat. «Rocketman» läuft ab 30. Mai im Kino.
RÜDIGER STURM UND JULIA ZIMANOFSKY
RAKETENSTART
Fühlst du den auch? Teilweise, ja. Nach Interviews kann ich nicht allein in mei ner Wohnung rumsitzen. Ich bin aufgekratzt, muss Leute anrufen, was unternehmen. Auch wenn ich in Interviews ehrlich und authentisch sein will – ich spiele dennoch zwangsweise eine Rolle. Als Schauspieler will man ge fallen. Nur bei meiner Mutter ist das anders: Wenn ich Rat brauche, ruf ich sie an. Sie ist eine sehr rationale Frau, sie hat die besten Weisheiten parat. Ich weiß nicht, ob Elton John auch so eine Mutter oder andere Leute hatte, denen er sich anvertrauen konnte.
PARAMOUNT PICTURES
Taron Egerton
Hast du keine Angst gehabt, es zu versauen? Wer hätte das nicht? Ich bin ein kleiner Schauspieler aus Wales, der bisher in fünf oder sechs Filmen mitgespielt hat. Er ist Elton John!
trie überall. Du kannst ihnen kaum entkommen. Und man darf nicht vergessen: Künstler sind oft sehr emotionale und verletzliche Menschen; ständig kritisiert zu werden – dafür braucht man ein dickes Fell. Bei Elton John kam dazu: Er war mit 23 schon Elton John, er steht seit 50 Jahren im Rampenlicht, jeder kennt ihn. Das bringt Druck.
Was Taron Egerton laut Eigenaussage mit Elton John gemeinsam hat? ÂŤEin grosses Ego und die emotionale Verletzlichkeit.Âť
HE RO ES
Titus Dittmann
« IGNORIERE DIE BEDENKENTRÄGER» Deutschlands Skateboard-Pionier erklärt, wie du jung bleibst, indem du nie aufhörst, neu anzufangen.
M
it seinem Unternehmen Titus prägte Titus Dittmann Deutschlands Skateboard-Szene wie kein Zweiter. Mittlerweile ist der Pädagoge, Drachenflieger, Rennfahrer und Entwicklungshelfer siebzig Jahre alt.
«Ehrlich gesagt bin ich von Haus aus sogar ein richtiger Schisser.» 34
Du bringst Kindern Skaten bei – in Afghanistan. Sind Bedenken da nicht berechtigt? Auch hier hilft Vorbereitung: Dann kannst du ausrechnen, dass du eher in Münster auf dem Rad als in Kabul bei einem Anschlag stirbst. Einmal wurdest du fast zum Neuanfang gezwungen, als die Titus AG in einer Existenzkrise war. Was half? Ich habe wieder auf meinen inneren Antrieb gehört. Meine Frau und ich fragten uns,
wann wir im Leben am glücklichsten waren. Wir kamen schnell drauf: damals, als wir mit der Citroën-Ente die Sahara durchquert haben. Da wussten wir: Zur Not können wir wortwörtlich wieder in die Wüste gehen. Wer mit dieser Einstellung mit Banken verhandelt, findet Lösungen.
LERNEN AUF RÄDERN
In diesem Buch erklärt Dittmann, wie Skateboarden Kinder stark macht. «Man glaubt nicht, wie Kinder aufblühen, wenn sich nicht der Schatten der Erwachsenenwelt auf sie legt», schreibt Dittmann in seinem zweiten Buch. Speziell die auf gedrehten ADHS-Jungs könnten bei richtigem Einsatz ihrer Energie «die stille Kraftreserve einer Gesell schaft» sein. Der Pädagoge zeigt Wege, Lernen mit Begeisterung, Freiheit und Entfaltung zu verknüpfen, und erklärt, wie Skaten helfen kann. «Lernen muss nicht scheiße sein», Benevento, CHF 28.90
THE RED BULLETIN
OLIVER USCHMANN
Dieser folgst du konsequent. Meine Biografie sieht chaotisch aus, folgt aber immer dem gleichen Antrieb: Sinnstiftung und Suche nach An erkennung. Nicht als reicher Angeber, sondern als geiler Typ, der jungen Menschen hilft. Das erfüllt mich.
Macht es dir nie Angst, ins kalte Wasser zu springen? Ehrlich gesagt bin ich von Haus aus sogar ein richtiger Schisser. Mein Trick: Ich lebe jedes Abenteuer erst mental durch. Vor meinem ersten Drachenflug habe ich mich im Geist tausendmal den Berg hinuntergestürzt. Zudem habe ich gelernt, Bedenkenträger zu ignorieren.
Weiser Skater: Mehr Infos rund um den Unternehmer und Aktivisten gibt’s auf titus-dittmann.de
MARTIN LUKAS KIM
the red bulletin: Titus, Erfolgs-Coaches empfehlen, alle Energie in ein Ziel zu stecken. Du machst Neu anfänge in Serie. Warum? titus dittmann: Weil ich sehr begeisterungsfähig bin und es so guttut, selbst gesteckte Ziele mit brennendem Herzen zu erreichen. Ich bin krass leistungs- und leidens fähig – solange eine intrinsische Motivation mich antreibt.
Bilderbuch tanzen aus der Reihe. Die Band aus Kremsmünster macht seit 2005 Musik fernab der Genre-Regeln.
«WEIL ES SICH RICHTIG ANFÜHLT»
Zwei Alben in drei Monaten, Verzicht auf Werbekampagnen, schriller Style sowie Genre- und Stimmungswechsel. Die Musiker von BILDERBUCH schwimmen gegen den Strom. Das kostet Kraft, ergibt aber Sinn – schwört Sänger Maurice Ernst. Text NINA KALTENBÖCK Fotos LEONARDO SCOTTI
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F
reiheit. Frohsinn. Frisbee. Nach der Melancholie des Vorgängeralbums «Mea Culpa» feiert der damals waidwunde Bilderbuch-Häuptling Maurice Ernst mit «Vernissage My Heart» eine Art Auf erstehung. Emotional betrachtet ist das neue Album ein radikaler U-Turn, Frühlingsgefühle sind angesagt. Doch Bilderbuch erfreuen sich wie gehabt daran, gegen alle Regeln zu musizieren. «Wenn du das Hirn ausschaltest, entdeckst du wieder Sachen in dir», so der Dreissigjährige über seine wiedergefundene Leichtigkeit. Aber blättern wir zu Kapitel eins: Die Bilderbuch-Karriere beginnt im Teenie- alter. Vier Klosterschüler aus Krems münster in Oberösterreich gründen 2005 die Band und s ingen Kinderbuchtexte. Acht Jahre und einen Genrewechsel von Rock zu Pop später gelingt mit der Single «Maschin» der Durchbruch. Ihr Schaffen beschreiben sie als «trotzig, naiv, manchmal abstrakt, aber sehr bildlich in dem Sinn, dass man die Dinge auch gut sehen kann, die gesungen werden». Euphorisch und melancholisch gehörten zusammen, die Kunst lebe schliesslich von beiden Teilen. Bevor sich Bilderbuch, neu gewandet als Outta-Space-Cowboys, am 24. und 25. Mai im Ehrenhof von Schloss Schönbrunn in Wien die konzertante Ehre geben, unterhielten wir uns mit Sänger Maurice über sein partielles Selbst bewusstsein, Mamas Energie-Tricks und den Reiz des Risikos.
the red bulletin: Bist du auf der Bühne selbstbewusster als abseits davon? maurice ernst: Ja, das glaub ich schon. Es ist ein anderes Selbstbewusstsein, ein überzogenes. Eines, wo der Kopf nicht eingeschaltet ist. Auf der Bühne darf man nicht denken. Kannst du den Schalter für «sehr präsent und selbstbewusst sein» auch in anderen Lebenssituationen umlegen und nützen? Nicht so wie auf der Bühne. Ich würde mir wünschen, ich könnte diese Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit überall anwenden. Aber so läuft das nicht: Das funktioniert nur bei Dingen, die man am öftesten oder am liebsten macht. Was bedeutet dir Style? Er bedeutet mir viel. Das hat bereits früh angefangen. Mit vierzehn hab ich die Kleiderschränke meiner Grosseltern ausgeraubt, viel herumprobiert und mich schon in der Schule ausgesucht schlecht angezogen. Es ist nicht so, dass ich der stilsicherste Mensch bin, aber Kleidung in Kombination mit Musik – wie man das stilisiert und wie das dann wirkt – hat mich immer schon interessiert. Oft geht es einfach darum, seinem Gefühl nach zugehen: Will man gerade schrill sein wie ein Papagei oder einfach nur still? Hat dich modetechnisch auch deine Mama beeinflusst? Ich bin allein bei meiner Mutter auf gewachsen, seit ich elf oder zwölf war. Der Style war ein spassiges Element. Nie verkrampft, nie zu markenbezogen, nie zu etepetete. Meine Mutter hat so ziemlich alle Styles gemischt, auch mit alten Sachen, und so hab ich das spielerisch mitgekriegt. Bis ich dann meinen eigenen Stil in dem ganzen Wahnsinn gefunden hab. Von der Mode zur Musik: Habt ihr euch von Marketingzwängen befreit, indem ihr es gewagt habt, das Album «Mea Culpa» über Nacht auf den Markt zu bringen, ohne grosse Vorab-Promotion? Sucht ihr den Reiz des Risikos? Es ist eine Mischung. In Amerika ist ein Overnight Release gängiger. Wir sind
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«ICH WILL AN DIE NÄCHSTE PLATTE DENKEN UND NICHT AN DIE NÄCHSTE KAMPAGNE.» usiker. Wir haben uns gefragt: Wollen M wir zwei Monate lang etwas verkaufen, bevor eigentlich der Song da ist? Einfach ein Album rauszuhauen ist zeitgeistig. Es fühlt sich richtig an, wenn man’s macht. Wie waren die Reaktionen? Manche Leute haben das Album anfänglich nicht ernst genommen, nur weil sie von einer «Nicht-Kampagne» auf die Musik schliessen. Da sieht man, wie konditioniert wir sind. So auf die Art: «Es kann nicht ernst gemeint sein, es wurde mir nicht oft genug angepriesen.» Ich will aber an das nächste Musikstück, an die nächste Platte denken – und nicht an die nächste Kampagne. Nur elf Wochen später folgte euer sechstes Album «Vernissage My Heart». Dachten da manche, das ist jetzt die Nachgeburt, die muss einfach schlechter sein als «Mea Culpa»? Eine Art Resteverwertung? Hundertprozentig. Aber da bin ich dann wieder recht romantisch. Meine Traumvorstellung war, dass sich Leute darüber unterhalten, welche Platte man warum besser findet. Hat euch irgendjemand von diesen Aktionen abgeraten? Nicht unser Manager. Der möchte auch Sachen probieren. Es ist momentan einfach eine Zeit des wunderbaren Chaos – nichts funktioniert wirklich, und alles funktioniert. Seid ihr abseits der Musik ebenfalls mutig? Ich glaub, dass wir tendenziell unseren ganzen Mut und unsere ganze WaghalsigTHE RED BULLETIN
«ICH WÜSSTE GAR NICHT, WER ICH BIN, WENN ICH NICHT BILDERBUCH WÄRE.» Maurice Ernst, Gesicht von Österreichs neuer Musikergeneration, umarmt seinen Gitarristen Michael Krammer.
«WENN DU GEGEN DEN STROM SCHWIMMST, KOMMST DU DAHIN, WO DU HINMÖCHTEST – UND NICHT DORTHIN, WO ES DICH HINTREIBT.» Maurice Ernst (rechts) findet mit Gitarrist Michael Krammer, Bassist Peter Horazdovsky und Schlagzeuger Philipp Scheibl (von links) stets eigene Wege.
keit in der Musik und der Kunst ausleben. Strategisch machen wir dermassen des truktive Moves, dass man sagen könnte: «Jungs, wollts ihr Geld verdienen auch mit dem, was ihr machts?» Wir sind da viel mutiger als im Privatleben. Abseits der Musik kommt man heim und schläft, dann steht man auf und isst ein Brot und geht wieder in den Proberaum.
morgen ist ein Auftritt. Ich glaub, ich werd krank. Ich kann das nicht dersingen.» Du empfindest jeden Schnäuzer als kleinen Weltuntergang. Jetzt, wo die Konzerte grösser werden, denk ich nur: «Ja, ich war zwar ein bissl unfit und ich bin ein bissl heiser, aber egal. Geht schon!» Es ist jedes Mal eine Lehrstunde, wie mächtig deine Einstellung ist.
Schwimmt man gegen den Strom schneller? Nein! Auf keinen Fall. Es ist furchtbar mühsam, bewusste Veränderungen herbeizuführen. Das kostet Kraft, wird manchmal missverstanden und dauert länger. Aber man muss das machen, was man fühlt. Es zahlt sich aus, wenn man den langen Pass spielt und an sich glaubt.
Du hast auch einmal Psychologie studiert. Hast du davon – in Hinblick auf diese Kopf-Körper-Sache – etwas mitgenommen? Ich glaube eher von meiner Mutter. Sie hat gesagt: «Wenn du daran glaubst, kannst du es erreichen.» Wenn ich in der Volksschule Angst vor einer Prüfung ge habt hab, hat sie ihre Hände aneinander gerieben, bis sie warm waren, mir vor meine geschlossenen Augen gehalten und mir «Energie» gegeben. Das war ihr kleiner Trick. Warm und elektrisch ge laden. Das ist für mich jetzt das Sinnbild, mir selbst zu sagen: «Hey, du hast die Energie. Du musst sie nur aktivieren.»
Kannst du mir Beispiele nennen? Wir haben drei verschiedene Bühnen bilder zu dem Album «Magic Life» gehabt. Diesen Aufwand, auch in finanzieller Hin sicht, betreiben wir, weil wir das einfach so wollen. Oder dass wir «Bungalow», den Hit, erst nach drei anderen Nummern serviert haben. Was ist das Ergebnis davon, gegen den Strom zu schwimmen? Du kommst dahin, wo du hinmöchtest, und nicht dorthin, wo es dich hintreibt. Und wo möchtest du hin? Dorthin, wo ich hingehöre. Wenn man seine Ideen lange genug verfolgt hat, ohne bei jedem leisesten Zweifel gleich einzuknicken, kann man zurückschauen und sagen: Wenn was schiefgelaufen ist, dann war das unser Fehler und nicht der von irgendeinem Deppen, dem wir das dann vorwerfen könnten. Es ist eine harte Schule, etwas anzufangen und es auch durchzuziehen. Man geht das Risiko ein, sich nackt auszuziehen. Aktuell seid ihr auf Tour. Was macht diese Phase angenehm? Dass wir so eine eingespielte Crew sind. Positiv bleiben und auch Partys können das Tourleben erträglicher machen. Wenn du’s zu sportlich angehst, so Marcel- Hirscher-Style, dann könnt ich mir vor stellen, dass man ein bissl leer wird. Inwiefern? Es ist einfach unfassbar, wie Kopf und Körper zusammenspielen. Wenn du dar über nachdenkst, dass dir der Hals weh tut, triffst du keinen Ton. Bei den aller ersten Konzerten dachte ich oft: «Hach, THE RED BULLETIN
Wirst du bei all der Energie womöglich zum Solo-Artisten? Ich hab keine Brüder oder Schwestern. Meine Bandkollegen liebe ich, als wären sie meine Familie. Ich könnte nicht so schnell eine Soloplatte machen, denn ich liebe es, in der Gruppe für eine Idee zu arbeiten. Ich wüsste auch gar nicht, wer ich bin, wenn ich nicht Bilderbuch wäre. Wie sieht die Bilderbuch-Familien aufstellung aus? Wer hat welchen Platz in der Band? Die Jungs haben mich mal als Häuptling bezeichnet. Sie sind die besseren Instru mentalisten, ich bin der, der das Ganze formt und sich vor die Band stellt. Peter (Peter Horazdovsky; Anm.) ist der weise Grossvater, sehr reflektiert. Der Sturste und Naivste ist Mike (Michael Krammer), der Autoritäten hasst, Schulabbrecher, mit siebzehn nach Wien. Zu ihm geh ich, wenn mir die Frechheit fehlt. Pille (Philipp Scheibl), der Jüngste und Schlagzeuger, ist von der Mutterfigur nicht weit entfernt. Er ist der ruhende Pol, die stabile Mitte. Die brauchen wir, denn – na ja – ich bin ja auch nicht ganz normal. Aber ich bin der Kommunikative, das hab ich sicher von meinen Eltern. Die waren Wirten. Welche brauchbaren Erkenntnisse hast du von der Klosterschule mitgenommen und welche aus dem Nachtlokal deiner Eltern?
«ICH FINDE NÄCHSTENLIEBE SPANNEND UND DENKE, DASS WIR DIE WIEDER EIN BISSL MEHR ÜBEN KÖNNTEN.» Den Pathos und die grosse Geste aus der Klosterschule. Und dass ich etwas Tiefes oder den Sinn hinter allem suche. Das Nachtlokal hat mir den humorvollen Um gang mit Musik, Entertainment und Gast freundlichkeit vermittelt. Im Prinzip ist ein Konzert zu geben und Gäste dazu ein zuladen eh sehr nahe an dem, was meine Eltern in ihrem Lokal gemacht haben. Welche Tendenz in der Gesellschaft hat dich zuletzt nachdenklich gestimmt? Ich finde Ideale wie Nächstenliebe span nend und denke, dass wir die wieder ein bissl mehr üben könnten. Das mein ich nicht im katholischen Sinn. Es gibt wirk lich viele Leute, die vermeintlich intellek tuell und reflektiert sind, aber unglaub lich viel Scheisse ins Internet stellen. Ich versteh gar nicht, was das für Menschen sind, die Menschen wehtun, die sie nicht einmal kennen. In eurem Song «Europa 22» sprecht ihr euch für mehr Weltoffenheit aus. Man könnte mich mit einem Anwalt, einem Installateur und einem Maurer in einen Raum setzen, und ich hätte eine gute Zeit. Warum muss man andere immer so schnell aburteilen? Man muss einfach den Stolz ablegen und aufhören, mit Negativem Aufmerksamkeit erzeugen zu wollen. Es gibt ja das Bibelzitat: Bevor man den Splitter im Auge des anderen sucht, sollte man den Balken im eigenen Auge suchen und herausziehen. Den Spruch hab ich mir mein Leben lang gemerkt. Alle Menschen, die so kotzig und negativ sind, sollen sich das auf die Hand tätowieren. bilderbuch-musik.at
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Lass dich nicht überraschen! CHRIGEL MAURER hat das Red Bull X-Alps fünfmal gewonnen – öfter als jeder andere. Wie trifft er unter Druck die richtigen Entscheidungen? Indem er es gar nicht erst so weit kommen lässt. Text WERNER JESSNER
SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL
Einfache Entscheidung vor dem Triglav-Massiv in Slowenien: Halte dich von den Gewitterwolken fern!
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Wähle deinen Startplatz klug: BenoÎt Outters hebt vom Colle del Turlo in Italien ab.
«Natürlich kann man immer noch weiter optimieren, aber irgendwann ist es dann auch gut.» Christian «Chrigel» Maurer hat gelernt, latent keimenden Perfektionswahn zu zähmen.
VITEK LUDVIK/RED BULL CONTENT POOL, ZOOOM.AT
1. Mach deine Aufgaben, aber mach dich nicht verrückt! Die mental schwierigste Zeit ist jene der Vorbereitung. Etwa vier Monate vor dem Red Bull X-Alps überlege ich, was d afür alles nötig ist: Wie stelle ich mein Team zusammen, wie sieht die Logistik aus, welches Material will ich vorab probieren? Eine heikle Phase, denn hier ist es ganz einfach, den Fokus zu verlieren. Habe ich nur ein Paar Schuhe zur Verfügung, gibt es nichts nachzudenken. Hast du allerdings zwanzig Paar zur Auswahl, kannst du beim Testen leicht ein paar Wochen verplempern – Zeit, die du vielleicht besser anders genutzt hättest. Einsteiger haben es dabei oftmals sogar leichter als Erfahrene, weil ihre Blauäugigkeit sie vor zu vielen Überlegungen schützt und sie weniger Eventualitäten bedenken. Ich löse dieses Dilemma so: Habe ich mehr Zeit und weniger Geld, investiere ich Eigenarbeit. Habe ich weniger Zeit und mehr Geld, kann ich delegieren. Natürlich kann man immer noch weiter optimieren, aber irgendwann muss man 45
es auch gut sein lassen. Viele kennen das von früher: Man kann für Klassenarbeiten auch zu viel lernen. Stell dir also folgende Frage: Wo stehe ich, wenn es morgen losgehen würde? Vermutlich kommst du drauf, dass deine Voraussetzungen, das Ziel zu erreichen, gar nicht schlecht sind.
2. Ein Korridor ist wichtiger als ein Plan! Für mich war das Red Bull X-Alps im Jahr 2013 schlicht perfekt. Wetter, Fitness, Gefühl: alles top. Und ich habe das Maximum aus meinen Möglichkeiten herausgeholt. Alles, was ich probiert habe, hat
funktioniert. Das war erfreulich, aber es hat mich nicht erstaunt. Wenn ich ein Ziel verfolge, lege ich vorab einen Korridor fest: Best Case – Normalfall – Worst Case. Je weiter du diese Spanne fasst, desto sicherer kannst du sein, dass du auf alles vorbereitet bist, was potenziell eintreten kann. Das Problem bei dieser Strategie: Du bist am Schluss wahrscheinlich nicht zufrieden, weil das Gefühl bleibt, dass noch mehr gegangen wäre. Gegenentwurf: sich verzweifelt an einen Plan zu klammern. Das klappt nämlich nur, wenn du äussere Einflüsse ausschliessen kannst. Einen Marathon kannst du vielleicht nach Plan laufen. Du setzt dir eine Kilometerzeit, und wenn du ge-
Hält der Plan? Der Franzose Gaspard Petiot und sein Team checken die angepeilte Route.
nügend trainiert hast, um sie einzuhalten, wirst du deine Zielzeit erreichen. In der «freien Wildbahn» aber wird fast immer etwas Unvorhergesehenes passie ren. Bleib also flexibel und akzeptiere, dass nicht alles nach Plan, aber doch in deinem prognostizierten Korridor laufen wird. Für den seltenen Fall, dass doch einmal alles passt: Nutze dieses Glück rigoros aus – so wie ich bei meinem Sieg 2013.
3. Vergeude keine Energie im Team!
Nächtlicher Routine-Job für die Crew: die Versorgung von Blasen an Maurers Füssen
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Mit dem Begleitfahrzeug darf ich beim Bewerb nicht fahren – keinen Meter –, aber ich darf darin schlafen, und es transportiert das Material. 2011 hat eines meiner Teammitglieder vergessen, die Dachluke zu schliessen – prompt kam THE RED BULLETIN
HARALD TAUDERER/RED BULL CONTENT POOL, ZOOOM.AT
«In der ‹freien Wildbahn› wird fast immer etwas Unvorhergesehenes passieren.» Solange du das einkalkuliert hast, bist du auf der guten Seite.
Chrigels unentbehrliches Basecamp während des Rennens: der Audi e-tron THE RED BULLETIN
ein Gewitter, und alles war nass: Bett wäsche, Papierkarten. Eine Katastrophe? Ich bin losgelaufen und konnte mich ver lassen, dass das Problem gelöst sein wür de, wenn ich wieder zum Bus stosse. (Chrigel und sein Team setzen den Audi e-tron 2019 als offizielles Support-Fahrzeug ein.) Jedes Teammitglied hat bei mir eine vorab festgelegte Reihenfolge seiner 47
4. Steh zu deinen Entscheidungen! In Abwandlung eines alten Sprichworts: The grass is never greener on the other side. Wenn du eine Entscheidung getroffen hast, dann zieh sie durch und schau nicht, was
«Meine Stärke ist ganz sicher das Fliegen.» Chrigel Maurer ist bedacht, lange Geh-Stücke zu vermeiden.
Improvisierte Kühlung: Der Australier Che Golus versorgt sein Sprunggelenk.
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die anderen machen oder was du noch schnell ändern könntest. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass du deine ursprüng liche Entscheidung fundiert und im besten Wissen getroffen hast. Ein Beispiel: Ich weiss, dass ich auch unter schwierigen Bedingungen gut fliegen kann. Das ist sicher meine grösste Stärke. Daher werde ich in der Planung stets versuchen, möglichst viel auf Berge zu gehen und danach weite Strecken zu fliegen, anstatt lange Distanzen in der Ebene laufend zu absolvieren. Manchmal geht das aber auch schief. Einmal habe ich in Italien acht Stunden und 3600 Meter Aufstieg für eine Strecke investiert, die ich in der Ebene in vier Stunden geschafft hätte. Wie konnte das passieren? Ganz einfach: Ich hatte mich für die mutige Variante entschieden – und die hat sich als falsch herausgestellt. Pech gehabt, so was kommt vor. Aber besser in zehn Situa tionen zweimal scheitern und achtmal ab solut richtig liegen, als alles halb-halb zu machen und mit ständigen Kompromissen THE RED BULLETIN
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rioritäten. So stelle ich sicher, dass jeder P richtig reagiert, wenn die Dinge unüber sichtlich werden. Das gesamte Projekt ist ein Dürfen, kein Müssen. Dieser positive Geist schwebt über allem. Und es gibt eine vernünftige professionelle Distanz, die Emotionen aussen vor lässt, wenn Schwierigkeiten auftreten – und Schwierig keiten treten immer auf. Manche Athleten haben ihre Partnerinnen im Team, aber das halte ich für gefährlich. Um gewinnen zu können, musst du Menschen jenseits ihrer Komfortzone fordern können. Inten sive persönliche Nähe macht das schwie rig. Das ist der Grund, warum ich manche meiner Helfer überhaupt erst ein paar Monate vor dem Red Bull X-Alps kennen lerne. Mein Supporter, der den nassen Bus zu verantworten hatte, stand abends übrigens wieder vor mir – mit trockener Bettwäsche und intakten Karten. Wie er das geschafft hatte? Völlig egal. Alles richtig gemacht! (Dass er die Laken in einer Wäscherei in den Tumbler gesteckt und die Karten stundenlang geföhnt hatte, hat er mir erst nach der Siegerehrung erzählt. Während des Bewerbs hätte es mich auch nicht interessiert.)
Nicht nur anstrengend, sondern auch wunderschรถn: Red Bull X-Alps vor der Kulisse des Matterhorns
Das ist das Red Bull X-Alps Zu Fuss und mit Gleitschirm nonstop von Salzburg über die Berge nach Monaco, unterwegs 13 Fixpunkte in 6 Staaten, die angesteuert werden müssen. Kronplatz Gaisberg START Salzburg
WagrainKleinarl
AschauChiemsee
Mont Blanc Eiger Lermoos – Tiroler Zugspitz Arena
Titlis Davos
St-Hilaire Monte Viso
Cheval Blanc
Peille ZIEL Monaco
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«Je weiter du vorausdenkst, desto einfacher ist es, richtige Entscheidungen zu treffen.»
Der Moment, auf den alle gewartet haben: Chrigel Maurer schwebt am 13. Juli 2017 in Monaco ein.
5.000 m
4.000 m
3.000 m
2.000 m
1.000 m
Auf die 32 Athleten warten bei der 9. Auflage mehr und härtere Herausforderungen denn je. In seiner 16-jährigen Geschichte hat das Rennen noch niemals so früh statt gefunden. Nach dem letzten Winter verspricht das fallweise tiefen Schnee – ein gewichtiger Faktor in der Routenplanung. Start ist am 16. Juni, die ersten Teil nehmer werden am 27. Juni in Monte Carlo erwartet. redbullxalps.com
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SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL, HARALD TAUDERER/RED BULL CONTENT POOL
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Eine Checklist hilft, selbst unter verschärften Bedingungen rational zu bleiben.
Entscheidungen zu verwässern. Fehler vermeidung ist vernünftig, bringt aber keine Siege. Also verlass dich auf dein Gefühl und steh mutig zu dem, was du dir vorgenommen hast. Und hab gute Gründe dafür, einmal getroffene Be schlüsse ausnahmsweise umzuwerfen!
5. Denk drei Schritte voraus! Ich will, dass klar ist, was ich als Über nächstes tun werde. Und ich will, dass das jeder in meinem Team für seinen Be reich ebenfalls weiss. Ich vergleiche es mit Schach: Wer Erfolg will, muss weiter vorausdenken als die anderen. Damit holst du im Team mehr Vor sprung heraus, als ich es durch Laufen oder Fliegen allein könnte. Ein Beispiel:
Wenn in zwei Stunden eine Marsch strecke kommt, muss der Verantwort liche in meiner Crew bereits alle nötigen Nahrungsmittel gekauft und mit dem Kochen begonnen haben, damit ich da nach während des Gehens Kalorien auf nehmen kann und nicht warten muss, bis die Nudeln endlich gar sind. Wenn ich den Schirm vor dem Start auslege, muss die neue Trinkflasche bereits gefüllt neben mir liegen, damit ich in der Luft trinken kann. Mit peniblem, klug geplantem Vorausdenken schaffst du pro Tag 20 bis 30 Kilometer mehr als Teams, die sich überraschen lassen. Aber das ist noch nicht alles: Dieser Vorsprung gibt dir den Puffer für mutige Entscheidungen, die dich im besten Fall noch weiter nach vorn bringen. Je weiter du vorausdenkst, desto einfacher ist es, richtige Entscheidungen zu treffen. Ich weiss zum Beispiel, dass meine grösste Schwäche ist, unter grosser körperlicher Anstrengung Ansagen zu machen – und im Bewerb kommt noch die mentale Anspannung dazu. Was also mache ich? Ich antizipiere die Situation und lege mir schon vorab eine Checklist zurecht: Was spricht dafür, auf den Berg zu gehen und zu fliegen, was dafür, rundherum zu marschieren? Dann zähle ich zusammen und entscheide mich ohne emotionalen Druck für A oder B.
Rekordmann: Chrigel Maurer hat von den acht Auflagen des Red Bull X-Alps fünf gewonnen.
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SPIEL MIT DEINER
ANGST In den düstersten Stunden ihres Lebens entwickelte CORNELIA GEPPERT die Idee zu «Sea of Solitude». Nun erscheint das Computer spiel bei einem der grössten Publisher weltweit – und beweist: Wenn du deine Dämonen umarmst, machen sie dich stärker als je zuvor. Text MAXIMILIAN GAUB Fotos OLAF BLECKER
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ENDGEGNER EINSAMKEIT Mit ihrem Spiel will Geppert Menschen helfen, das Monster der Einsamkeit zu besiegen.
GEPPERTS STRATEGIE GEGEN DIE ANGST: Blick ihr in die Augen, geh mutig auf sie zu, überwinde sie – und vergiss nicht, zu lachen.
W er Cornelia Geppert an diesem Vormittag erlebt, mag nicht glauben, dass sie noch vor kurzem ein Schattenwesen war. Sie lacht viel, schneidet auf Wunsch des Fotografen Grimassen, sprudelt über vor Energie. Wir befinden uns beim Fotoshooting für The Red Bulletin in einem Hinterhofgebäude in Berlin-Schöneberg – und Computerspiele-Entwicklerin Geppert hat allen Grund zur Euphorie. Im Spätsommer dieses Jahres wird «Sea of Solitude» für die Konsolen PlayStation und Xbox auf den Markt kommen, ein Spiel, das sie hier in diesen Räumen entwickelt hat und das für ihr Label Jo-Mei Games den Durchbruch bedeuten könnte. Vor allem aber ist es ein Spiel, das Geppert aus der bisher düstersten Phase ihres Lebens rettete. Im Trailer gleitet ein zerzaustes Schattenwesen mit einem kleinen Holzboot durch eine überschwemmte Geisterstadt. Seine Augen leuchten fiebrig rot, genau wie jene der Monster, die plötzlich vor ihm auftauchen. Eine Riesin mit dolchartigen Zähnen, ein gigantischer Greifvogel, ein gefiedertes Seeungeheuer: willkommen in der Welt von Kay, der Heldin dieser Reise. Das Besondere: Beim Schattenwesen Kay handelt es sich um eine gepeinigte Version von Cornelia Gepperts Ich. Und die Monster sind nicht irgendwelche Monster, sondern die virtuellen Inkarnationen von Gepperts tiefsten Ängsten. Die Geschichte hinter «Sea of Solitude» beginnt mit ein paar Skizzen, die Geppert in einer tiefen Lebenskrise zeichnete, und sie findet ihren vorläufigen Höhepunkt mit dem Release des Spiels bei Electronic Arts (EA), einem der weltweit grössten Gaming-Konzerne. Vor allem aber hält diese Geschichte zwei Lektionen bereit: 1. Games können dir helfen, dich selbst
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besser kennenzulernen – und sogar Krisen zu überwinden. 2. Wenn du deine Dämonen umarmst, kommst du weiter, als du je zu träumen gewagt hast. Hier kommt Cornelia Gepperts Geschichte in fünf Kapiteln:
DIE KRISE
Es ist das Jahr 2014, als Cornelia Gepperts Leben in sich zusammenstürzt. Bisher ist sie von grösseren Rückschlägen verschont geblieben. Über Deutschlands Wieder vereinigung freut sie sich nach ihrer Achtzigerjahre-Kindheit in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern vor allem aus einem Grund: weil sie nun endlich den langersehnten Amiga-Computer bekommt. Sie zeichnet Comics, besucht eine Akademie für Game-Entwickler und gründet in einem Hinterhof in Berlin-Schöneberg Jo-Mei Games, ihr eigenes Computerspiel-Label, das beliebte Browser-Games wie «Koyotl» und «Deep Space Banana» herausbringt. Es ist ihr langjähriger Freund – «die Liebe meines Lebens», wie Geppert sagt –, der ihr Leben ins Wanken bringt. Er leidet an einer seelischen Krankheit, von der auch ihre Beziehung nicht verschont bleibt: Einmal bekundet er wortreich seine Liebe, dann wieder verschwindet er tagelang ohne Erklärung. «Ich war verwirrt, verzweifelt, verletzt und verdammt wütend – warum ist der von mir geliebte Mann, wie er ist?», erzählt Geppert. Sie zieht sich selbst immer mehr zurück, versinkt in düsteren Gedanken.
RAUS AUS DEM SCHATTEN Kay, allein in der Geister stadt: In «Sea of Solitude» sucht Hauptfigur Kay einen Ausweg aus der gefluteten City. Dafür muss sie sich mit Monstern verbünden, die sich als ihre eigenen Ängste entpuppen.
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Cornelia Geppert wälzt Psychologie bücher, begibt sich sogar selbst in eine Psychoanalyse. Sie will verstehen, was ihrem Freund widerfährt – vor allem aber, wie ihre eigenen Ängste so gross werden konnten, dass sie unbeherrschbar erschei nen und sie von ihren Freunden, von der Aussenwelt abschneiden. Besonders be drohlich macht ihre Ängste, dass sie nicht greifbar sind. In ihrer Verzweiflung be sinnt sich Geppert irgendwann auf das, was sie am besten kann: Fantasy-Welten entwerfen. Intuitiv beginnt sie, Skizzen der verängstigten Version ihres eigenen Ichs zu scribbeln. Es ist die Geburtsstunde von Kay, ihrer Schattenschwester. Geppert ahnt: Mit Kays Hilfe könnte sie schaffen, woran sie im wahren Leben scheitert – ihren Ängs ten in die Augen zu sehen. Sie zeichnet tierhafte Monster, entwirft die Kulisse der untergegangenen Stadt – und lädt einen ersten animierten Prototyp auf Twitter hoch. Der erste Slogan ihres Spiels: «Wenn Menschen zu einsam wer den, verwandeln sie sich in Monster.»
VIER WAHRE HELDINNEN Diese Frauen erobern ebenfalls die Gaming-Welt:
Philomena Schwab Die Strategin
Komplexe Abenteuer sind die Spezialität der Zürcherin: In «Niche» hilfst du einer Fantasie- Tierart, auf unserem Planeten zu überleben. In «Nimbatus» (erscheint 2019) musst du aus hunderten Teilen ein Raumschiff konstruieren und fortan Missionen im All bestehen.
DIE REAKTION
Was in den Tagen nach ihren ersten Posts geschieht, wird Cornelia Geppert nie vergessen. Ihre vage Idee, ein Spiel über Ängste und Einsamkeit zu entwickeln, löst einen Tsunami an positiven Reaktionen aus. Aus der ganzen Welt greifen Men schen ihre ersten Bilder auf und zeich nen eigene Entwürfe. Die eingesandte Fan-Kunst bedeckt heute in den Jo-Mei- Studios eine komplette Wand. Ausserdem schicken die User zahllose Direktnach richten an Geppert. Der Tenor ist immer der gleiche: Danke, dass du Themen wie Angst und Einsamkeit in der Welt der Computerspiele aufgreifen willst. Geppert hatte offensichtlich einen blossliegenden Nerv unserer Zeit ge troffen. Während uns Instagram und Facebook einen globalen Dorfplatz vor gaukeln, auf dem wir alle immer näher zusammenrücken, tut sich hinter dieser digitalen Kulisse ein seelischer Abgrund auf, in dem die Einsamkeit regiert. Das überwältigende Feedback verleiht Gep pert neuen Mut – im Umgang mit ihren Ängsten und in der Absicht, die aus der Not geborene Kay zur Heldin eines wirk lichen Spiels zu machen.
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Sonja Hawranke Katharina Kühn
Die Märchen-Königinnen
Alte Geschichten zu neuem Leben erwecken, das ist das Markenzeichen der Gründerinnen des Start-ups Golden Orb. Unter diesem Namen veröffentlichten sie bereits die inter aktiven M ärchen «Siebenstreich» und «Aschenputtel».
Brenda Romero Die Vermittlerin
Sagen, wie’s geht: Darin ist die Entwicklerin (u. a. «Wizardry») besonders gut und verschafft so immer neuen Menschen Zugang zum Gaming – ob mit ihren Vorträgen über spielerisches Lernen oder mit ihrem Ratgeber buch «Breaking into the Game Industry».
DER WEG
Noch handelt es sich bei Kay und den Monstern um lose Ideen. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Boris Munser beschliesst Geppert, auf dieser Basis ein Spiel zu entwickeln, das die Nutzer da zu bewegt, sich mit sich selbst und den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. Weiterhin teilt sie neue Prototypen in den sozialen Medien – und ihr unglaubliches Abenteuer erreicht das nächste Level. Mit ihrem Spiel über Einsamkeit hatte sich Geppert höchstens Chancen bei einem kleinen Independent-Label aus gerechnet. Doch als die positiven Reak tionen auf die neuen Entwürfe nicht abreissen, werden plötzlich die Global Player der Gaming-Welt auf sie aufmerk sam. Milliardenschwere Publisher wie Square Enix, Ubisoft und Microsoft mel den sich bei Jo-Mei Games. «Plötzlich werde ich in die ganze Welt eingeladen, um meine Prototypen zu präsentieren.» Sie zeigt ihre Idee in San Francisco, in New York, in London und schliesslich in Stockholm bei EA Originals, einem Zweig des Mutterkonzerns EA, der unter anderem die weltweit erfolgreiche Fussballsimulationsserie «FIFA» vertreibt. Als Geppert in Schweden erklärt, dass sie selbst hinter Kay steckt, sagt EA-Chef Patrick Söderlund nur einen Satz: «I need to have this game.» Damit steht fest: Kay könnte nicht nur Geppert aus der Finster nis führen, sondern ihrem Studio Jo-Mei Games zu seinem ersten globalen Hit verhelfen.
DAS ERGEBNIS
Noch will Geppert die genaue Funkti onsweise des Spiels nicht preisgeben. «In ‹Sea of Solitude› zeigen wir, wie Men schen verschiedene Arten von Einsam keit erleben.» Genauso wie es Geppert selbst half, ihre eigenen Ängste in der Geschichte von Kay und den Monstern zu verarbeiten, sollen sich darin auch die Spieler wiederfinden können. «Umarme deine destruktive Art genauso wie deine hoffnungsvolle: Euphorie, Selbstzweifel, Angst, Zorn – in unserem Spiel geht es um einen gesunden Umgang mit unseren Emotionen», sagt Geppert. Ziel wird es sein, dem Schattenwesen Kay dabei zu helfen, wieder ein Mensch zu werden. Und, so viel sei verraten: Die Monster sind nicht Kays eigentliche Gegner. «Sea of Solitude» erscheint im Spätsommer. Infos unter: ea.de Styling DOREEN REGEL @ BASICS.BERLIN Hair & Make-up TINA FISCHBACH @ BASICS.BERLIN THE RED BULLETIN
DAN CERMAK, CHRIS LUEHRMANN, REUTERS
DIE IDEE
WIEDER GANZ BEI SICH Auch dank der Entwicklung von «Sea of Solitude» hat Cornelia Geppert ihre Lebenskrise heute endgültig überwunden.
INNOVATOR
STARTPIONIEREUPS, U GENIA ND ERFINDU LE NGEN
Rasse-Robo
Ein «Hund» als Postbote Dieser elektronische Vierbeiner könnte bald Pakete zustellen. Oder wirklich gefährliche Aufgaben übernehmen.
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r gibt Pfote, macht Platz und bringt die Zeitung: ANYmal kann einiges, was ein echter Hund auch kann – und noch viel mehr. Bis zu zehn Kilo schwere Lasten trägt der dobermanngrosse Roboter und geht damit dank der um 360 Grad drehbaren Aluminiumbeine sowie Sensoren und 3D-Kameras trotz Hindernissen seinen Weg, zielstrebig und eigenständig. Angesichts dieser Talente sah der Automobilzulieferer Continental Potenzial für den Einsatz als Warenlieferant und schloss sich mit dem Zürcher Start-up ANYbotics, den Entwicklern des ANYmal, zusammen. Gemeinsam verblüfften sie Anfang 2019 Besucher der Elektronikfachmesse CES in Las Vegas, als ihr Superhund von einem Lieferwagen hüpfte, zur Eingangstüre eines inszenierten Vorstadthauses spazierte, an der Türe klingelte und ein Paket hinterlegte. Dabei ist ANYmal mit Botendiensten unterfordert. Nachgerüstet mit Wärme- oder Gassensoren, eignet er sich nämlich perfekt für Katastro pheneinsätze – der beste Freund des Menschen eben. anybotics.com
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THE RED BULLETIN
«ANYmal kann überall helfen, wo es für Menschen unangenehm oder gefährlich ist.» Péter Fankhauser, Co-Founder von ANYbotics
IN ALLER KÜRZE GEH DEM PLASTIK AN DIE WÄSCHE Der Einsatz für saubere Gewässer beginnt in deiner Waschmaschine.
Dieser bohnenförmige Polster stimuliert eine gleichmässige Atmung, wodurch ein tiefer Schlaf gefördert werden soll.
Smarter Polster
Schon gewusst? Bei fast jedem Waschgang gelangen kleine Kunststofffasern synthetischer Kleidung in unsere Gewässer und somit in die Tier- und Umwelt.
Die Revolution im Bett Ein niederländisches Start-up will Schlaflosig- keit bekämpfen. Mit buddhistischem Wissen, vertrauten Formen und der Kraft des Meeres.
Da dies gravierende Schäden hinterlässt, haben Alexander Nolte und Oliver Spies «Guppyfriend» entwickelt. Der Waschbeutel filtert die kleinen Fasern und bewahrt sie im Inneren auf. Von dort können sie per Hand entfernt und entsorgt werden – im Müll, wo Plastik hingehört. guppyfriend.com
Ein Roboterhund aus Aluminium und Carbon: 70 Zentimeter gross, 30 Kilo schwer
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Mehr Inspiration für ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: redbulletininnovator.com
ANYBOTICS, STOP! MICROWASTE, SOMNOX
LEA WIESER
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chlafprobleme? Die Lösung für alle Bettenwälzer kommt in Form einer überdimensionalen gepolsterten Bohne. Das behauptet zumindest Julian Jagtenberg, Mitgründer des niederländischen Start-ups Somnox. Der gleichnamige Schlafroboter, wie das Gadget genannt wird, bedient sich uralter buddhistischer Atemtechniken: Indem sich Somnox langsam zusammenzieht und ausdehnt, gibt es einen Atemrhythmus vor, der ideal für erholsamen Schlaf ist. Wer sich an den smarten Polster anschmiegt, imitiert automatisch dessen ruhiges, gleichmässiges «Atmen» – und das ist laut dem Start-up der Schlüssel zur Entspannung und somit zum Einschlafen. Die Bohnenform ist übrigens von jener eines Fötus
Der Schlafroboter Somnox wird über die SmartphoneApp gesteuert und kostet 599 Euro.
inspiriert. «Du hast das Gefühl, dass du mit etwas kuschelst, das lebendig ist», so Jagtenberg, der zuvor selbst lange mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte. Gesteigert wird die be ruhigende Wirkung von Somnox durch Geräusche wie Vogelgezwitscher oder Meeresrauschen, die über eine App programmiert werden können. Und da wir selbst aus dem erholsamsten Schlaf wieder einmal er wachen müssen, ist auch ein Lichtwecker integriert. meetsomnox.com
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D RED BUELR LETIN SELBST V ERSU C H
DU WIRST ÜBERRASCHT SEIN
Die meisten von uns ahnen nicht, was sie alles schaffen. Zum Beispiel binnen zweier Tage lernen, wie man ohne Sauerstoffgerät in 20 Meter Tiefe abtaucht. Wir machten den Test und schickten einen blutigen Anfänger zum FREEDIVING auf die Philippinen. Text ANDREAS ROTTENSCHLAGER Fotos HEIKO LASCHITZKI
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Amateur taucht ab Unser Autor beim Freediving auf Coron Island, Philippinen. Trainerin Mary Jane Paula eilt lieber gleich zu Hilfe.
Unsere Expertin Apnoe-Coach Mary Jane Paula, 28, lehrt Schüler aus der ganzen Welt, mit einem Atemzug zu tauchen. Sie sagt: «Die meisten wundern sich, wie viel sie schaffen.»
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ine Minute vor meinem letzten Tauchgang klammere ich mich mit beiden Händen an der orangen Plastik boje fest und versuche, ruhig zu atmen. Ich treibe in der Mitte eines smaragdgrünen Sees auf der philippinischen Insel Coron. Rings um mich glitzert Sonnenlicht im Wasser. Paula, meine Trainerin, schwimmt neben mir und fixiert mich durch die Gläser ihrer Taucherbrille. In wenigen Sekunden soll ich zwanzig Meter tief in den See ab tauchen. Nur mit der Luft eines Atemzugs, ohne zusätzliche Ge räte. Meine Abschlussprüfung im Freediving: Der Versuch klappt nur, wenn ich mental ausgeglichen und absolut entspannt bin. Ich atme tief ein und langsam aus und versuche, den Lärm der chinesischen Reisegruppe auszu blenden, die dummerweise gerade jetzt durch den See planscht. Dann gebe ich Paula das Zei chen zum Start.
ISTOCK/GETTY IMAGES
Rückblende: Meine Karriere als
Freitaucher beginnt zwei Wochen davor, als ich mich, nur mit Unter hosen und Socken bekleidet, auf die Behandlungsbank einer Wie ner Tauchärztin lege. An meiner Brust kleben Sensoren, die meine Herzfrequenz messen. Später muss ich möglichst fest und lange in ein Plastikröhrchen blasen, wie bei der Alkohol-Verkehrskontrolle. «Tauchtauglich», sagt die Ärztin nach 50 Minuten. Nur beim Lun genvolumen hätte ich – es klingt wie ein Wortwitz – noch etwas «Luft nach oben». Das ist meine Aufgabe: als absolute Tauch-Niete binnen zwei Tagen Freitauchen lernen – zwan zig Meter tief mit einem Atemzug, THE RED BULLETIN
Bizarr schön: Kalksteinfelsen, wie hier an der Nordküste von Coron Island, prägen die Inselwelt der Philippinen. An Bord der landestypischen Auslegerboote (re.) kann man sie am besten erkunden.
ohne zusätzlichen Sauerstoff. Der Freediving-Kurs für Anfänger findet 300 Kilometer südlich von Manila auf der Philippinen-Insel Coron statt, die laut «Forbes Traveler» zu den zehn schönsten Tauchrevieren der Welt zählt. Das Problem: Meine bisherige Unterwasser-Karriere ist eine Ansammlung von Peinlichkeiten. Die einzige Atemtechnik, die ich beherrsche, ist heftiges Hyper ventilieren. Ohrenstechen bekom me ich schon ab zwei Meter Tiefe. Und statt beim Schnorcheln auf die Schönheit der Natur zu achten, halte ich panisch Ausschau nach Quallen oder seltsam anmutenden Fischen. Zwanzig Meter tief zu tauchen klingt für mich völlig unvorstell bar. Was, wenn mir ganz unten die Luft ausgeht? Es gibt nur wenige Gewissheiten in meinem Leben. Eine lautet: Wer nicht atmet, stirbt. Andererseits gilt Freitauchen als Mentalsport, bei dem man lernt, sich seinen Ängsten zu stellen. Es geht um Achtsamkeit, Entspannung und das Ausloten geistiger Grenzen. Ein weiterer, entscheidender Grund, es zu ver suchen: Google spuckt unfassbar schöne Bilder aus, wenn man «Coron Island» eintippt.
Um mich optimal auf mein Tauch abenteuer vorzubereiten, kaufe ich zwei schmale Bücher, die ich
«Es gibt nur wenige Gewissheiten in meinem Leben. Eine lautet: Wer nicht atmet, stirbt.» Südchinesisches Meer
Philippinensee
Busuanga Manila
Coron
Coron Island CalamianInseln
PHILIPPINEN Sulusee
Tauchziel im Pazifik Die Insel Coron liegt 300 Kilometer südlich von Manila in der Sulusee. Die Anreise erfolgt über den Airport der Nachbarinsel Busuanga.
Celebessee
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während der 19-stündigen An reise im Flugzeug lese: Frei- oder Apnoetauchen (die Begriffe werden synonym verwendet) wird von Speerfischern seit mehr als zweitausend Jahren praktiziert. Profi-Wettkämpfe gibt es seit den 1960ern. Die aktuelle Bestleistung in der Disziplin Free Immersion – das Abtauchen an einem Seil ohne Flossen – liegt bei unvorstellbaren 125 Metern. Der Rekordhalter, Alexei Moltschanow aus Russland, kann seinen Atem mehr als acht Minuten lang anhalten. Ich klappe das Buch zu, schiebe meinen Becher Weisswein zur Seite und hole im Flugzeugsitz tief Luft. Als ich eine gefühlte Ewigkeit s päter mit hochrotem Kopf lospruste, zeigt die Stoppuhr auf meinem iPhone 1:05 Minuten. So viel zum Thema erfolgreiche Selbstmotivation.
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oron Town, Provinz Palawan, Philippinen, ein lichtdurchfluteter Seminarraum am nächsten Morgen: Die Trainerin, die während der nächsten 48 Stunden über mein Leben wacht, heisst Mary Jane Paula Jumuad-Craciun, 28, rabenschwarze lange Haare. Eine kleine, selbstbewusste Frau, die gerne lacht. Mary Jane, die alle nur «Paula» nennen, ist ehemalige Landesmeisterin im Freediving, Mutter eines einjährigen Sohnes und hat seit 2016 mehr als
300 Schüler aus der ganzen Welt unterrichtet. Das Motto der Tauchschule, die sie mit ihrem Mann führt, lautet: «Zwei Tage, zwanzig Meter, ein Atemzug». «Du musst kein Top-Athlet sein, um die zwanzig Meter zu schaffen», sagt Paula. «Viel wichtiger als Muskelkraft ist die Fähigkeit, auf Knopfdruck zu entspannen.» In den nächsten zwei Stunden lerne ich von Paula, wie man den Druckausgleich durchführt, der vor Ohrenstechen unter Wasser schützt (beide Nasenlöcher zu halten, sanft pusten). Und dass panisches Hyperventilieren nicht zu den empfohlenen Atemtech niken im Freitauchen zählt. «Wir atmen erst tief in den Bauch und in die Brust ein und dann sehr langsam wieder aus», sagt Paula, formt ihren Mund zu einem kleinen «O» und saugt Luft ein. Ihr langsames Ausatmen danach klingt, als würde man ein Schlauchboot ausquetschen: tssssssssssssssssssss. Die Atem-Vorbereitung, der sogenannte Breath-up, soll den Herzschlag senken und die Ge fässe mit möglichst viel Sauerstoff versorgen. Das Ein- und Ausatmen wird dafür fünfmal wiederholt. Danach folgt der Final Breath, der letzte lange Atemzug. Dann geht es ab in die Tiefe. Zum Abschluss der Theorie einheit zeigt Paula ein Demons trationsvideo, in dem sich ein sehr
Bitte festhalten: Vor jedem Tauchgang wird an der Boje tief ein- und ausgeatmet.
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Technik training Apnoe-Anfängerkurs, Tag 1: Trainerin Mary Jane Paula verzweifelt am Flossenschlag unseres Autors.
«Ich muss unvorstellbar tief getaucht sein.» «Vier Meter», sagt Paula.
Kraft aus der Lunge Trainerin Paula unterrichtet unseren Autor in der Pranayama-Atemtechnik. Ziel: mehr Gelassenheit unter Wasser
Die Ruhe vor dem Start Mit dem «Breath-up», der Atemvorbereitung, senkt unser Autor vor dem Tauchgang seinen Herzschlag.
Apnoe-Tipp für den Alltag: So atmest du Stress weg einatmen (durch die Nase)
Luft anhalten
6 sec
6 sec
Pause
6 sec
6 sec
ausatmen (durch den Mund)
«Quadratatmen» zählt zu den Standardübungen der yogischen Pranayama-Atemschule. ApnoeCoach Mary Jane Paula: «Es beruhigt dich binnen Sekunden. Sogar während nerviger Meetings.»
durchtrainierter Mann sehr elegant an einem Seil Richtung Ozeanboden hangelt, bis er in der Dunkelheit verschwindet. «Free Immersion», sagt Paula, «das machen wir als Nächstes.» Ich versuche, selbstbewusst zu lächeln.
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ie quälend lange Anreise, sieben Stunden Zeit verschiebung, mein peinlicher Versuch, Luft anzuhalten: All das ist vergessen, als ich zum ersten Mal am Barracuda Lake stehe, unserem Tauchrevier auf Coron Island, zehn Motorboot minuten südlich von Coron Town (das verwirrenderweise nicht auf der Insel Coron liegt). Klares, grünes Wasser, umringt von steil aufragenden Kalksteinzacken: Jedes Foto hier wäre ein Postkartenmotiv. Für Tauch-Anfänger herrschen beste Bedingungen: 28 Grad warmes Wasser und freie Sicht bis 14 Meter Tiefe.
Ich zwänge mich in den hautengen Wetsuit, putze meine Taucherbrillengläser mit Spucke, wie Paula es mir gezeigt hat, und springe zu ihr ins Wasser. Paula zieht eine orange Boje neben sich her – unsere Tauchbasis. An der Unterseite hängt ein 30 Meter langes Seil, dessen Ende Paula am Boden beschwert, als wir die Mitte des Sees erreichen. Zu Paulas Stärken als Coach zählt, dass sie ihren Schülern keine Zeit für Selbstzweifel lässt. «Auf geht’s», sagt sie. Für meinen ersten Versuch hangle ich mich mit den Füssen voran am Seil nach unten. Paula taucht neben mir. Zwei Züge, Druckausgleich. Zwei Züge, Druckausgleich. Erste grosse Erkenntnis: Wer den Druckausgleich präventiv ausführt, bekommt kein Ohrenstechen. Die Sicht unter Wasser ist fantastisch: senkrecht abfallende, bizarre Felswände, überlagert von einem grünen Filter. Keine Quallen weit und breit. Als ich die Wasseroberfläche wieder durchbreche, bin ich stolz. Ich muss unvorstellbar tief ge wesen sein. «Vier Meter», sagt Paula und zeigt auf das Display des Tauchcomputers, den sie an ihrem linken Handgelenk trägt.
Wir wechseln in die Disziplin
Constant Weight. Das freie Tauchen mit Flossen ist die ideale Technik für Erkundungstouren im Urlaub. Statt an der Boje führe ich den Breath-up im Wasser treibend mit dem Schnorchel durch. Ab getaucht wird per Duck Dive. In der Theorie kippe ich dafür den Oberkörper um neunzig Grad nach unten, strecke meinen Körper kerzengerade durch und gleite mit sanften Flossenkicks in die Tiefe. Leider vergesse ich nach dem Abtauchen die Schwimmtempi. Kopf und Oberkörper stecken
«Dein Gehirn sagt dir, dass du nicht tiefer gehen kannst», sagt Paula und tippt sich an die Stirn. «Also musst du gegen dein Gehirn rebellieren.» THE RED BULLETIN
nter Wasser, meine Beine stramu peln in der Luft. Ich sehe aus wie ein Idiot. Wieder hilft mir Paula mit ihrer Mischung aus Lockerheit und Strenge. Sie korrigiert unter Wasser meine Beinstellung und ermuntert mich, unten zu bleiben, wenn ich nach kurzer Zeit wieder auftauchen will. Trotzdem liegt mir das Abtauchen am Seil besser. Am Ende des Tages schaffe ich zehn Meter. Viel mehr, als ich erwartet habe. Aber weit entfernt von meinem Ziel.
«Tag eins war für die Technik»,
sagt Paula, als wir wieder am Steg sitzen. «Morgen fordern wir deinen Willen.» Meinen Einwand, dass ich mir die zwanzig Meter trotzdem nicht zutraue, kontert Paula mit ihrer eigenen Geschichte. «Bis 2014 war ich Nichtschwimmerin», erzählt sie. «Dann lernte ich meinen Mann kennen, einen Apnoe-Trainer. Ich sah ihm zu und dachte: Warum soll ich das nicht auch schaffen, wenn er es kann? Wir sind ja beide Menschen.» Fünf Monate nachdem Paula ihren Job als Buchhalterin gekündigt, schwimmen gelernt und wie eine Besessene geübt hatte, stellte sie 2015 mit 32 Metern einen nationalen Damenrekord in der Disziplin «Constant Weight» auf. «Dein Gehirn sagt dir, dass du nicht tiefer gehen kannst», sagt Paula und tippt sich mit dem Zeige finger an die Stirn. «Also musst du gegen dein Gehirn rebellieren. Denk nicht an Zahlen, sondern trainiere deine Atemtechnik. Das wird dir helfen, zu entspannen.»
Der nächste Tag, 4.15 Uhr. Dank eines mustergültig ausgeprägten Jetlags sitze ich putzmunter auf meinem Bett und übe Breath-ups. Apnoe-Taucher nutzen für ihr Training mehrere tausend Jahre alte Pranayama-Atemübungen aus dem Yoga. Es gibt Techniken, die das Zwerchfell stärken oder die Lungen aufwärmen. Oder helfen, sich binnen Sekunden zu entspannen (siehe Kasten oben). Tatsächlich beruhigt das tiefe Ein- und langsame Ausatmen und vertreibt, zumindest für einige Momente, negative Gedanken. Selten war ich vor fünf Uhr früh so gut gelaunt. 67
Trainerin Paula zählt die «Bottom Time», die beim nächsten Tauchgang in Extra-Tiefe umgewandelt wird.
Mein entscheidender Kurs-Nach-
mittag beginnt mit einer Über raschung. Zwei weitere Schüler fahren mit uns an den See. Chen, 22, aus China und Henry, 28, aus England. Beide erfahrene ApnoeTaucher. Statt allein von Paulas Unterricht zu profitieren, hängen Chen, Hendrik und ich nun zu dritt an der autoreifengrossen Boje. Während meines Breath-ups muss ich ihre Gesprächsfetzen ausblenden. Eigentlich eine gute Übung, denke ich. Der nächste Moment, in dem ich Gesprächs fetzen anderer Leute ausblenden will, kommt bestimmt. Trotzdem wird der Druck nun grösser. Durch meine Taucher brille kann ich beobachten, wie Hendrik gleich bei seinem ersten Versuch jenseits der Sichtgrenze in 14 Meter Tiefe verschwindet. Ziemlich sicher hat er gerade beim Aufwärmen mein Tagesziel geknackt. Ich schaffe beim Warm-up 9 Meter. Meilenweit entfernt von meinem Ziel.
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ieder einmal heisst meine Hoffnung Paula, die unter Wasser die Ruhe einer ZenMeisterin ausstrahlt. Mit spar samen Handzeichen korrigiert sie meine Kopfhaltung (zu schräg), die Zug-Geschwindigkeit (zu langsam) und zählt meine Bottom Time – jene Extra-Sekunden, die ich am tiefsten Punkt meines Tauchgangs anhänge –, um sie
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Ganz unten
Anfänger- und Profi-Tiefen der Apnoe-Disziplin «Free Immersion» (Tauchen am Seil) im Vergleich:
0 m Anfängerkurs Tag 1, ca. 10 m Anfängerkurs Tag 2, ca. 20 m 25 m Master-Freediver (3 – 5 Wochen Training) ca. 50 m 50 m
beim nächsten Versuch in noch mehr Tiefe umzuwandeln. Bei 14 Metern und 10 Sekunden Bottom Time stosse ich an meine Grenze. «Sehr gut», sagt Paula, als ich sie davon in Kenntnis setze. «Ab jetzt wird der Kurs für dich spannend.» Ich erfahre nun am eigenen Leib, was Paula heute morgen im Theorie-Referat erklärt hat: Hält ein Mensch die Luft an, erhöht sich der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in seinem Blut, und der Körper sendet einen Atemreiz aus. Es folgt der entscheidende mentale Kampf, den jeder Freediver früher oder später führen muss: dein Wille, die Luft anzuhalten, gegen deinen Wunsch, zu atmen. Interessanterweise befindet sich meine mentale Grenze genau in jener Tiefe, in der sich der Barracuda Lake merklich erwärmt. Vulkanische Aktivität im Insel inneren heizt ihn ab 14 Meter Tiefe auf. Paula macht daraus eine Aufgabe: Sobald ich das warme Wasser an den Zehenspitzen spüre, soll ich mich vier weitere Arm längen nach unten ziehen. «Vier?», frage ich verdutzt. «Fünf, wenn du dich fordern willst.» Paula möchte mich an die Zwanzig-Meter-Marke bringen. Weil ich mich nicht vor ihr blamieren will, sage ich zu. Eine Minute vor meinem letzten Tauchgang klammere ich mich also mit beiden Händen an der orangen Plastikboje fest und versuche, ruhig zu atmen. Es ist jener Moment, in dem die chinesische Reisegruppe vor mir auftaucht.
Während meines Breath-ups
75 m Weltrekord Damen: 97 m, Sayuri Kinoshita, Japan 100 m Weltrekord Herren: 125 m, Alexei Moltschanow, Russland 125 m
s püre ich tief in meinen Körper hinein. Die Welt an der Ober fläche atme ich einfach weg. Die planschenden Chinesen. Chen und Hendrik, die an meiner Boje hängen. Ich fühle mich wohl mit meinem Bauch, der sich mit immer mehr Sauerstoff füllt. Mein Selbstvertrauen wächst mit jedem Atemzug. Ich mache den «Final Breath» und gebe Paula das Zeichen zum Start. Zügig hangle ich mich nach unten: zwei Armlängen, Druckausgleich. Zwei Armlängen, Druck ausgleich. Paula schwebt als Begleitschutz mit mir in die Tiefe. THE RED BULLETIN
«Was ist stärker? Dein Wille, die Luft anzuhalten, oder dein Wunsch, zu atmen?»
Jeder Meter zählt Unser Autor hangelt sich am zweiten Kurs tag immer tiefer in den See. Ein zusätzlicher Kick: Ab 14 Metern steigt die Wasser temperatur auf 38 Grad.
ÂŤHastig ziehe ich mich am Seil hoch. Und blicke dabei nach oben. Ein Fehler.Âť
Fokussiert: Coach Paula bei der Tauch-Nachbesprechung am Steg des Barracuda Lake
Pause an der Boje Autor und Trainerin an der Oberfläche des Barracuda Lake. Für Anfänger perfekt: Es herrschen weder Wellengang noch Strömung.
Irgendwann fühlen meine ehenspitzen warmes Wasser. Z Ab nun wird die Sicht schlechter. Die Unterwasserwelt verschwindet hinter einem grünen Schleier. Eine weitere Armlänge. Noch eine. Noch eine. Das Wasser muss mittlerweile deutlich mehr als 30 Grad haben. Ich fühle mich, als würde ich in eine heisse Badewanne tauchen. Noch eine Armlänge. Paula blickt mir in die Augen. Sie zeigt noch eine Armlänge an. Ich ziehe mich nach unten und halte meine Position. Genau jetzt setzt der Atem reflex ein. Eine Kontraktion im Brustkorb. Ich will Luft holen. Kurz bekomme ich Panik. Paula gibt das Okay zum Auftauchen. Ich beginne, mich hastig am Seil nach oben zu ziehen. Raus aus dem heissen Badewasser. Eine goldene Regel von Paula lautet, beim Auftauchen nie nach oben zu schauen, um sich nicht von der restlichen Wegstrecke einschüchtern zu lassen. Genau das mache ich jetzt. Ein Fehler. Meine Boje, die die Wasseroberfläche markiert, schwebt als klitze kleiner Kreis unerreichbar weit über mir. Ich hangle mich jetzt schnell und ungeschickt nach oben. Mit jedem Meter verringert sich der Druck auf meiner Brust. Als ich die Wasseroberfläche erreiche, schnappe ich nach Luft. Paula leitet, wie nach jedem Auftauchen, sofort das Recovery Breathing ein – das bedeutet: vollständiges Ein- und etwa fünfzig Prozent Ausatmen, um den
Sauerstoffgehalt im Blut schnellstmöglich wieder anzuheben. «Schätz mal, wie tief du warst», sagt sie, als wir fertig sind, und setzt ihr Pokerface auf. Ich bin noch nicht in der Lage zu sprechen. Paula zeigt auf das Display ihres Tauchcomputers. «12:43» lese ich – weniger als 13 Meter. Das kann nicht stimmen. Es dauert einige Augenblicke, bis ich merke, dass ich die falsche Zeile am Display abgelesen habe. «12:43» ist die Uhrzeit. Ich schaue ein zweites Mal auf Paulas Handgelenk. «22,4 m» – meine Tauchtiefe. Paula gibt mir ein nasses High Five.
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päter am Abend, Abschiedsessen in Coron Town. Draussen knattern Dreirad-Taxis durch verstopfte Strassen. Drinnen erzählt mir Paula von einem Schüler, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist. Marc aus England, der mittlerweile 42 Meter tief taucht. Marc ist 63 Jahre alt. «Die meisten Anfänger unterschätzen sich», sagt Paula. «Aber am Ende sind sie überrascht, welche Tiefen sie schaffen, wenn sie sich selbst mental fordern.» «Ging mir genauso», sage ich. «Aber dank dir kenne ich jetzt mein Limit.» «Falsch», sagt Paula und grinst. «Du entdeckst gerade erst dein Potenzial.» Freediver werden: freediving-coron.com; Apnoe-Trainerin Mary Jane Paulas Abenteuer auf Instagram: @mj_paula
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Entfesselungs- künstler Wie man ein 600 PS starkes Drift-Racing-Biest weckt, das in einer biederen Familienkutsche schlummert. Und warum dabei alles ein wenig ausser Kontrolle geraten kann. Text SCOTT JOHNSON Fotos AGNIESZKA DOROSZEWICZ
Dieser radikal umge baute Kia Forte liess am 13. November 2018 in Gräfenhainichen erstmals nach Herzens lust die Sau raus.
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m neun Uhr morgens biegt der ffensichtlich schlechteste Autofahrer o von Sachsen-Anhalt in das Industrie gebiet in der Nähe von Gräfenhainichen ein. Es ist kalt, es regnet, und der Mann macht in seinem BMW auf der ab gesperrten Strecke alles, was Gott und Fahrlehrer verboten haben. Latscht aufs Gas, dass es aus den Radkästen raucht. Bremst immer einen Tick zu spät, dann aber wie blöde. Steht in jeder Kurve quer, immer nur einen Millimeter vom Kapital-Crash entfernt. Doch dann passiert etwas Interessantes. Nämlich: kein Totalschaden, nicht einmal ein bisschen verbeultes Blech. Der Wahnsinn auf Rädern scheint einer präzisen Choreografie zu gehorchen, der Flirt mit dem Grenzbereich überschreitet niemals die rote Linie des Kontrollverlusts. Wir korrigieren: Hier dreht nicht der vielleicht schlechteste Autofahrer von Sachsen-Anhalt am Steuer. Sondern der vielleicht beste. Irgendwann hält er an und steigt aus. Ein schlanker, athletischer Mann, grauer Kapuzen pulli, Jeans, Converse. Es ist Elias Hountondji, eine Hälfte des deutschen Racing-Teams «Driftbrothers». Wie der Name schon sagt, sind die Gebrüder Experten in einer immer beliebteren Motorsportdisziplin: dem Driften. Auf europäischen Rennstrecken konnten sie damit schon eine treue Fangemeinde um sich scharen. Dieses Jahr treten sie erstmals auch in der wichtigsten Drift-Meisterschaft der USA an, der Formula Drift. «Driften ist die Kunst, ein ausser Kontrolle geratenes Auto zu kontrollieren», sagt Elias. Er sieht rüber zu seinem Bruder Joe auf der anderen Seite des Kurses und streckt den Daumen hoch. Über dem Asphalt liegt jetzt der Geruch von verbranntem Gummi. Zeit für die Hauptattraktion des Tages. Wir befinden uns in Ferropolis, der «Stadt aus Eisen», einem imposanten Industriedenkmal am Rande des kleinen Dorfes Gräfenhainichen in Sachsen- Anhalt. Von den 1950ern an wurde hier vier Jahrzehnte lang Braunkohle abgebaut, bis die Mine 1991 geschlossen wurde. Seit der Wiedergeburt als Station der «Europäischen Route der Industriekultur» im Jahr 2005 wird sie als Veranstaltungsort genutzt und hat seither ein paar legendäre Konzerte gesehen, darunter das Melt-Festival für elektronische Musik und das Splash-Festival für Hip-Hop. Heute dreht sich hier alles um die Musik, die Motor sportfans lieben: brüllende Motoren und kreischende
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Reifen. Das Bühnenbild erinnert an einen «Mad Max»-Film. Rund um den Kurs lümmelt ein halbes Dutzend vor sich hin rostender Industriebagger, schwermütige Überbleibsel ihrer produktiven Ver gangenheit im Bergbau, jeder von ihnen ein Gigant von über 1200 Tonnen. Daneben: ein riesiger See, das ehemalige Bergwerk und mehrere ineinander greifende Bühnenbereiche. Die Brüder möchten jetzt in die Gänge kommen. Auch weil es kalt ist und schüttet. Aber vor allem wegen der verheissungsvollen Blicke, die ihnen das Objekt ihrer automobilen Träume aus glänzenden Scheinwerfer-Augen zuwirft: ein 2019er Kia Forte, gerade erst extra für sie aus Kalifornien eingeschifft, nachdem er komplett zerlegt und von Grund auf neu aufgebaut wurde. Elias, ausserhalb des Rennwagens Luft- und Raumfahrtingenieur, öffnet die Motor haube. Was er sieht, gefällt ihm: ein roter V6 Kia Stinger-Motor mit zusätzlichem Turbolader für mehr Speed und bessere Beschleunigung. Eine Zeitlang hört man nur ergriffen gemurmelte Adjektive aus der Palette zwischen «cool» und «superfunky». Wie jeder anständige Auto-Nerd nimmt sich Elias Zeit für die Details, bevor er einsteigt und das spartanische Interieur des Autos unter die Lupe nimmt. Ihm sitzt jetzt ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. «Ich liebe, wie sie das Auto innen komplett ausgeschlachtet haben», sagt er, «aber das originale Kia-Armaturenbrett drinliessen. Wenn ich wollte, könnte ich während der Rennen den Radiosender wechseln.» Wenig später taucht das Support-Team der Brüder auf: Mechaniker, Kameraleute, Tontechniker und sogar ein Drohnenpilot, der Luftaufnahmen von den obligatorischen Spin-outs und Donuts machen soll. Die deutschen Techniker bestaunen erst einmal ausführlich die Frankenstein’sche Mischung aus alltags tauglicher Pendlerkarre und modernsten Hightech- Features. Ferrari-Aufhängung für obere und untere Querlenker! Auspuffrohre vorn! Sequenzielles 6-Gang- Getriebe! «Um so ein Auto zu bauen», sagt ein Mechaniker und kratzt sich am Kopf, «brauchst du eine blühende Fantasie.» Nachdem sie den Reifendruck überprüft und den Motor inspiziert haben, schälen sich die Driftbrothers in ihrem Bus in die Renn anzüge. Im Laderaum lagert ein Skateboard (Elias’ bevorzugtes nicht-automobiles Transportmittel), der Rest des Platzes ist mit Reifenstapeln vollgeräumt. «Wir verbrauchen ziemlich viel Gummi», sagt Joe mit schiefem Grinsen. Er ist der Geschäftsmann der zwei Brüder und beschreibt sich selbst als «hemds ärmeligen Piloten», der «nach Gefühl» fährt. Elias
Familien- betrieb Elias Hountondji (links) und sein Bruder Joe sind die Driftbrothers – und testeten den Kia-Racer auf Herz und Nieren.
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Die Driftbrothers wollen in diesem Jahr mit der Formula Drift ihr US-Debüt geben.
RACE SERVICE
In nur drei Monaten verwandelte ein Mechanikerteam den Serien-Kia in ein Vollblut-Rennauto.
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«Driften ist die Kunst, ein ausser Kontrolle geratenes Auto zu kontrollieren.»
agegen ist «der Ingenieur», der sich selbst für kleinste d technische Details interessiert. Die Sonne blinzelt jetzt schwach durch die löch rigen Wolken, der Regen macht Pause. Die Crew ist bereit. Die Brüder steigen ein, Elias auf dem Fahrer sitz. Ein paar Sekunden später ist der Kia schon zur hintersten Kurve der Strecke geglüht, hinter ihm eine schwarze Wolke aus verbranntem Gummi.
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ur eigenständigen Sportart entwickelte sich das Driften in den 1970ern in Japan. Die Piloten der All Japan Touring Car Champion ship begannen damals, mit einem neuen Fahrstil zu experimentieren. Für Laien sah das zu nächst so aus, als hätten die Fahrer das Fahren ver lernt: Denn beim Driften schiebt das Auto seitlich in eine andere Richtung als in jene, in die die Räder zeigen, begleitet von ohrenbetäubendem Quietschen und schwarzen Rauchwolken. «Man kann sich den Drift-Sport als Mischung aus Crash-up-Derby, Strassen rennen und Burn-out-Party vorstellen, und das alles mit Tempo 130 neben einer Mauer», sagt Andrew Laputka, der Projektleiter für den Kia-Umbau. Wissenschaftlich gesehen ist das Driften ein Spiel mit der Physik: Sind das Tempo zu hoch und die Fliehkraft zu gross, kommen die Reifen in der Kurve 76
an ihre Haftungsgrenze. Das Auto bricht seitlich aus und beginnt zu schleudern. Ein erfahrener Pilot kann das Auto dennoch auf Kurs halten, indem er fast ohne Tempoverlust auf den Kurvenausgang zudriftet. Was als exzentrisches Hobby begann, faszinierte immer mehr Fahrer und Fans. Bald tauchten die ersten Drift-Events auf, zuerst in Asien, dann in Aus tralien, Europa und den Vereinigten Staaten. Und jetzt in Gräfenhainichen. Doch warum mit genau diesem Auto? Alles be gann, als sich Kia wie viele Hersteller mehr Motor sport-Präsenz wünschte. Also wurde das Race Service, ein globales Netzwerk von Designern, Mechanikern und Fahrern, im vergangenen Sommer mit einer ambitionierten Mission betraut: Bis zu den Herbst messen sollte aus der braven Limousine Kia Forte ein testosteronstrotzender Supersportwagen werden. Kein leichtes Unterfangen. Denn der 15.000 Euro günstige Forte mag zwar ein tadelloses Alltags fahrzeug sein, doch für den Einsatz als Drift Car war ein Totalumbau nötig – und das quasi von heute auf morgen. «In zweieinhalb Monaten habt ihr einen vollwertigen Rennwagen mit massgeschneidertem Bodykit und allem Pipapo vor der Türe», versprach Laputka. Und holte dafür zwei nicht ganz alltägliche Mechaniker aus San Diego ins Boot.
Antriebs- kraft «Fährt sich geil», sagt Joe nach der Testfahrt am Kurs in Ferropolis. Sein Bruder erklärt: «Das ideale Drift-Auto ist wie ein perfekt sitzender Handschuh.»
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RACE SERVICE
Die Driftbrothers nach der erfolgreichen Zähmung des Biests: Auto und Piloten harmonierten vom ersten Gasgeben an perfekt.
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Der eine, Martin Muench, ist ein grosser, schlak siger Japaner mit schwarzer Mopp-Frisur und sanf tem Wesen, das nur beim Thema Driften in Wallung kommt. Der 38-Jährige wuchs in einer kleinen Stadt auf der japanischen Insel Honshu auf und verliebte sich schon als Junge in die Drift-Autos, die in seinem Viertel spazieren fuhren. Als Teenager zog er nach Kalifornien, um dort nach dem College einen Job als High-End-Mechaniker anzutreten. Als er sein selbst gebautes Drift Car beim Coronado Speed Festival bestaunen liess, warf ein Typ einen längeren Blick unter die Haube als die anderen. «Ich habe dich fahren gehört», sagte er, «dein Motor klingt toll.» Der neugierige Kerl mit dem absoluten Motor gehör stellte sich als Steve Maxwell vor. Und Muench fiel die Kinnlade runter: Maxwell ist Auto-Fans auf der ganzen Welt als «Ferrari Steve» bekannt. Ferrari Steve fand seine Bestimmung mit 13 Jahren in der Citroën-Werkstatt seines Vaters, dem er bei einfachen Arbeiten zur Hand ging. Als ein Ferrari- Besitzer seinen 308 für einen Ölwechsel vorbeibrachte, begann das Herz des jungen Auto-Fans zu bluten. «Es war ein Traumauto, aber in einem wahnsinnig vernachlässigten Zustand», sagt er. Nach zwei Tagen schnurrte das Traumauto wie ein Kätzchen. Der Be sitzer wollte sich überschwänglich bei Vater Maxwell bedanken. Doch es war der Sohn gewesen, der den Wagen repariert hatte. «Ferrari Steve» war geboren. Seitdem riss der Zustrom treuer, von technischen Sorgen geplagter Ferraristi nicht mehr ab. «Ich musste niemals Werbung machen», sagt er. Muench und Maxwell wurden Freunde und gründeten ihren eigenen Tuning-Shop, spezialisiert auf Custom- Umbauten mit selbst geschweissten Achsen, Auf hängungen und Bremsscheiben. Für das Kia-Pro jekt stellte das Duo eine einzige Bedin gung: vollkommen freie Hand beim Um bau. «Ich spiele nach meinen Regeln oder gar nicht», sagt Maxwell. Doch wie entfesselt man das Racing-Biest in einer Familienkutsche? Indem man klotzt, nicht kle ckert. Als Erstes wanderte der An trieb von den Vorder rädern nach hinten. Der Originalmotor musste dem stärkeren Modell des grossen Kia-Bruders Stinger weichen und rückte weiter in die Fahrzeugmitte – für mehr Speed und bessere Lastenverteilung. Zusammen mit dem Motor musste auch der Fahrersitz weiter nach hinten. Dafür wurden Rücksitz und Kofferraum obsolet. Die radikale Lösung: Der Wagen wurde hinten kurzerhand um ein Drittel gekürzt. «Nicht mehr ganz so komfortabel wie das Original», gibt Laputka augenzwinkernd zu, «aber man muss gewisse Abstriche machen, wenn man einen fetten Motor in einem kleinen Auto haben
will.» Ein weiteres Feature: Der neue Super-Kia hat bombenfest fixierte Sitze, aber eine bewegliche Pedal box. So lässt sich das Auto an die Körpergrösse unter schiedlicher Fahrer anpassen. Aber wozu all diese Umbauten? Um den Kia zum perfekten Sieganwärter auf den Drift-Rennen dieser Welt zu machen. Immerhin hat sich der Sport seit den frühen Tagen, in denen der japanische Drift-Pionier Kunimitsu Takahashi die Massen durch das Drehen von Donuts begeisterte, stark weiterentwickelt. Heute wird jedes klassische Drift-Rennen von einer Jury überwacht und beurteilt. Dafür müssen zwei Autos hintereinander jeweils eine Runde einer Strecke absolvieren – und erhalten danach von den Judges Punkte für Tempo, Fahrlinie, Driftwinkel und Style. Jede Entscheidung, die Maxwell und Muench beim Umbau trafen, sollten den Kia für die bestmögliche Performance in jeder dieser Kategorien optimieren. Jetzt ist er bereit, um den Sieg zu fahren.
D
rei Monate nach dem ersten Handgriff ver folgt eine Handvoll Auserwählter, wie das 600-PS-Biest in Ferropolis von der Leine gelassen wird. Der Kia rast von Kurve zu Kurve, die breiten Reifen setzen dunkle Rauchschwa den frei. Und dieser Sound! Wenn er aus der Kurve beschleunigt, brüllt der Motor nicht nur auf wie bei anderen Supersportwagen, er knistert und knallt wie ein Silvesterfeuerwerk. Elias bekommt mit jeder Runde ein besseres Gefühl für das Auto, er beschleunigt und bremst jetzt stärker und driftet bis auf Zentimeter an den Streckenrand. Nach sechs oder sieben Runden überlässt er seinem Bruder den Fahrersitz. Joe springt hinein und macht dort weiter, wo sein Bruder aufgehört hat. Die Begeisterung ist ansteckend. Nach ein paar Testrunden zeigt Joe einen Zeitlupen- Drift, einen eng gewundenen Spin. Während der Motor immer höher dreht, verschwindet das Auto in einer Rauchsäule, eine blechgewordene Supernova. Die Ingenieure stehen da wie gebannt. Man sieht jetzt nur noch schwarzen Qualm. Brennt der Kia schon? Nein, Joe dreht sich weiter wie ein Kreisel, ein breites Grinsen im Gesicht. Die Zeit vergeht quälend langsam, bis er endlich Motor und Reifen erlöst, eine letzte elegante Kurve zirkelt und ein parkt, als wäre nichts gewesen. Elias hat sich bereits eine Meinung gebildet: Das Vorhaben, eine gemütliche Alltagslimousine in ein reinrassiges Vollblut-Rennauto zu verwandeln, war ein voller Erfolg. «Wir sind ziemlich grob mit dem Auto umgegangen, und es hat nicht den geringsten Schaden», sagt er. Ein Feature, das für die messbare Performance nicht hundertprozentig nötig gewesen wäre, hat es ihm besonders angetan: die feuerspeien den Auspuffrohre an der Vorderseite des Autos. Und die paar kleinen Extrawünsche («Der Schalt hebel könnte etwas näher an der Handbremse liegen») werden von Muench und Maxwell problemlos vor dem nächsten Renneinsatz erledigt. Als er aus dem Auto steigt, warten alle auf Joes Urteil. «Fährt sich geil!», sagt er. Dann klatschen ein ander die Brüder mit einem High Five ab. Was so viel heisst wie: In diesem Auto wird in Zukunft noch eine Menge Spass stecken. 77
Zwei Hinterreifen gehen in Rauch auf: Joe beim Slo-Mo-Drift.
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DATEN S N O I IKAT QUALIF JULI
I E B A 9 D 1 0 2 SEI N E L H O RG ∙ W 9. 1 – I N 7. JU
LYSS N I N H A KARTB Y WEEKEND R E D AUF E DA FINALE ED BULL RAC T AM R S U G U 10. A
E E B V S U L E E N M E L M I L I F ∙ V ∙ HT L I G I E F T W N R G A R E M/K Y O A C ROG . L P L ∙ REDBU LYSS Mediapartner:
guide Dein Programm
AUF EINEN SPRUNG IN EINE NEUE WELT
Mach deine nächste Reise außergewöhnlich: mit Destination Red Bull und Cli≠-Diving-Ikone Orlando Duque auf den Azoren.
SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL
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FIT WIE DER POWER-BAUER
SO LAUT, WIE DU ES MAGST
SCHLAU WIE NOCH NIE
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Ein Brite macht den Bauernhof zum Fitnessstudio.
THE RED BULLETIN
Vom Chocolate bis zu Rock the Ring: die genialsten Festivals
Diese intelligenten Gadgets bieten beste Unterhaltung.
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Reisen
Raue Natur: die Red Bull Cliff Diving World-Tour 2018 beim Stopp auf dem Inselchen Ilhéu de Vila Franca
ATLANTIKINSEL SÃO MIGUEL
SO WIRST DU KLIPPENSPRINGER Bei Destination Red Bull kannst du Weltklasse-Athleten als Reiseführer buchen. Hier erzählt Cliff Diver Orlando Duque, was er seine Gäste über Höhenangst und Wale lehrt.
A
ls professioneller Cliff Diver reise ich seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Wettkämpfen auf der ganzen Welt: in den Dschungel von Yuca tán, in die Antarktis oder auf die Osterinsel – über die Jahre waren da einige legendäre Spots dabei.
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Auf die Azoreninsel São Miguel, das Ziel unserer Destination Red Bull-Reise, komme ich immer wie der gern zurück – vor allem w egen ihrer faszinierenden Natur. Die neun Azoren-Inseln liegen rund 1300 Kilometer westlich von Portugals Küste völlig abgeschie
Dein Reisebegleiter: Weltklasse-Cliff-Diver Orlando Duque
THE RED BULLETIN
guide
REISE-INFO
FALSCHE VÖGEL UND HEISSER BODEN
Wo die Azoren liegen, warum sie einen falschen Namen haben und was du dort essen musst: Wir präsentieren Basiswissen, um in der Hotellobby aufzutrumpfen. Die Azoren liegen 1369 Kilometer westlich von Portugal und 1930 Kilometer östlich von Neufundland (Kanada) im Atlantischen Ozean. Die Hauptinsel São Miguel ist mit 744,7 km2 etwas kleiner als der Kanton Solothurn.
Azoren
Cliff Diver Duque beim Absprung: «Ich lehre dich, wie du Klippenspringen geniesst.» Corvo Flores
Graciosa
Terceira
São Miguel
São Jorge
Faial Pico
Santa Maria
Ribeira Grande
São Miguel Ponta Delgada
ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL MEDIA HOUSE GMBH/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES ANDREAS ROTTENSCHLAGER
Ilhéu de Vila Franca
GESCHICHTE
Die Ilhéu de Vila Franca und ihre Kraterlagune von oben. Dahinter: die Insel São Miguel
den im Atlantik und sind geprägt von Vulkangestein-Küsten und grünen Hängen. Dass dir dort beim Schwimmen Delfine oder Pottwale Gesellschaft leisten, ist durchaus keine Seltenheit. Kurz: Die Azoren sind ein sehr guter Ort, um den Atlantik in all seinen Facetten kennenzulernen. Und genau das ist unser Plan. Die Homebase der Reise, das Santa Barbara Resort, liegt an der Südküste von São Miguel. Von hier aus werde ich mit meinen Gästen fünf Tage lang in das Element Wasser eintauchen – mit unter auch recht tief, denn die richtige Technik beim Sprung von den Klippen ist selbstverständlich Teil des Programms.
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«Ich passe mich an euer Level an. Es gibt rund 100 Absprung orte auf der Insel.» Für den Workshop setzen wir am zweiten Tag auf die Mini-Insel Ilhéu de Vila Franca über, die nur 500 Meter südlich von São Miguel liegt. Wer sich Luftaufnahmen des Eilands ansieht, dem sticht sofort die kreisrunde Lagune ins Auge, die sich in dem erloschenen Vulkankrater gebildet hat. Ein Naturjuwel – allein die Überfahrt ist ein magischer Moment. Obwohl
NAME Portugiesische Seefahrer gaben ihrer Entdeckung den Namen Habichtsinseln (Ilhas dos Açores). Blöd nur, dass die Habichte eigentlich Bussarde waren. EIN- UND AUSWANDERER Nach Jahrhunderten portugiesischer Einwanderung zogen 60 Azorer-Pärchen weiter und gründeten 1752 in Brasilien Porto Alegre, heute eine Millionenmetropole. STÜTZPUNKT Völkerverbindung: Erste Unterseekabel und Linienflüge zwischen Europa und Amerika verliefen über die Azoren.
GERICHTE COZIDO Vulkanischer Boden fungiert als natürlicher Herd für diesen Schmortopf aus Fleisch, Fisch und Gemüse. BOLO LÊVEDO Süsses Hefeteigbrot, das an einen Muffin erinnert und zu jeder Tageszeit verzehrt wird. ANANAS-CHUTNEY Die seit dem 19. Jahrhundert in Gewächshäusern angebaute Frucht wird in vielerlei Form verzehrt. Das Ananas-Chutney passt ideal zum Käse der Inseln.
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Reisen
guide
DESTINATION RED BULL
DEINE ABENTEUER MIT TOP-ATHLETEN
Offroad-Training in der Wüste mit dem fünffachen Rallye-Dakar-Sieger oder Downhill-Mountainbiken mit einem Weltmeister als Guide? Diese und weitere Reisen warten auf dich.
LESOTHO
SALOMONEN
MIT CHRISTIAN SCHIESTER Wie im Paradies: Der ehemalige Extremläufer und heutige Weltumsegler nimmt dich auf seiner 58-FussJacht «El Toro» mit auf den Törn deines Lebens.
MUMBAI
MIT DEN RED BULL BC ONE-STARS Triff die weltbesten B-Boys beim Red Bull BC One World Final, lerne ihre Moves in eigenen Trainings-Sessions und tauch in Mumbais faszinierendes Nachtleben ein.
BARCELONA
MIT SETE GIBERNAU UND DANI PEDROSA Ein professionelles Motorradtraining auf der exklusiven Privatrennstrecke von Sete Gibernau plus VIP-Paket für den Gran Premi de Catalunya.
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«Das Gefühl beim Auftauchen überwältigt», sagt Orlando Duque. Wir glauben ihm.
der Zutritt auf die Insel auf wenige Besucher pro Jahr beschränkt wurde, können wir sie einen gan zen Tag lang erleben, die pittores ken Kraterwände erklimmen oder schnorchelnd die Felstunnel am Fuss der Insel erforschen. Was beim Betrachten der Ilhéu de Vila Franca ebenfalls sofort auf fällt, sind die rauen, steil abfallen den Felsklippen – und das blieb auch der globalen Cliff-Diving- Community nicht verborgen. Eines gleich vorweg: Niemand muss sich aus 27 Metern in die Tiefe stürzen wie die Topathleten. Auf der Insel finden sich mehr als 100 Absprungplätze in allen Höhen. Bei unserem Workshop richte ich mich individuell nach dem Fitness-Level und den Wün schen meiner Gäste. Natürlich geht es darum, sich selbst ein wenig zu überwinden, im Vorder grund steht aber immer der Spass. Klippenspringen ist eine men tale Herausforderung. Der – im wahrsten Wortsinn – springende Punkt dabei ist, sich in der Luft wohlzufühlen. Viele Menschen springen ab und … verkrampfen
sich. Dagegen hilft das Wissen, dass du deine Haltung in der Flugphase korrigieren kannst. Ich zeige meinen Gästen die richtige Flug- und Eintauchtechnik und führe sie Schritt für Schritt so hoch, wie sie wollen – bis zirka 14 Meter ist an diesem Tag alles möglich. Im besten Fall lernst du dabei auch etwas über dich selbst: nämlich dass man nur vor Dingen Angst hat, über die man nicht ge nug weiss. Es ist normal, Angst zu haben, wenn man zum ersten Mal auf dem Absprungfelsen steht. Aber die Glücksgefühle, die einen nach dem Auftauchen umfangen, sind überwältigend. Apropos tau chen: Zwei Profitaucher begleiten uns und untersuchen jede Ein tauchstelle vorab. Es sind die selben Jungs, die die Weltklasse springer der Red Bull Cliff Diving World Series betreuen, deren Be werb wir zwei Tage später an Bord eines 14-Meter-Katamarans ver folgen werden. Abends treffen wir die Athleten zum Dinner, um über den Sport zu fachsimpeln. Wir wissen ja jetzt, wie Klippen springen funktioniert.
Informationen zu den Reisen und Buchungen unter: destination.redbull.com oder +43 664 88 11 07 06
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PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL
MIT ALFIE COX Südafrikas Enduro-Legende erkundet mit dir eine Woche lang die schönsten Motorradtracks entlang der Route der legendären Rallye Roof of Africa.
DUAL SYSTEM LE TEMP
SPORTSONNENBRILLE NEU DEFINIERT Das innovative Dual Temple System von Red Bull SPECT Eyewear sorgt selbst bei bewegungsintensiven Sportarten für sicheren Halt. Erfahren Sie mehr über die neue Generation an funktionellen Sonnenbrillen auf redbullspecteyewear.com
Fitness
guide
TIPP
WORKOUT IM GRÜNEN
Genug von der Kraftkammer? Hier verrät dir Fitness-Farmer Tom Kemp, wie du deinen Garten mit einfachsten Mitteln in ein Gym verwandelst: DAS GEWICHT Geeignet ist alles, was du finden kannst – ein Sandsack, ein Sixpack Wasserflaschen oder dein schwer beladener Rucksack. Sei kreativ! DIE ÜBUNGEN Stemme das Gewicht 5-mal vom Boden bis überkopf, laufe damit an schliessend 30-mal eine Strecke von 25 Metern hin und her und beende das Set mit 10 Burpees.
Fitness-Experte Tom Kemp beim Training auf dem Bauernhof: «Studios waren mir immer zu beengt. Mein Leben spielt sich draussen ab.»
FARM FITNESS
S
elten liegen Herkunft und Erfolgsrezept so nah bei einander wie bei Tom Kemp. Der 26-jährige Personal Trainer wuchs auf einer rund 250 Hektar grossen Farm in Südengland auf. «Mein Leben spielte sich fast immer draussen ab. Ständig war Action», sagt Kemp. Als Jugend lichem reichte ihm der Besuch im Fitnessstudio nicht. So kreierte er sein eigenes Zirkeltraining auf der elterlichen Farm. «Geräte» dafür gab’s genug, vieles auf dem Bauernhof lässt sich für Kemps Trainingsmix aus Strongman-, Bodybuilding-, Calisthenics- und Cardio-Elementen verwenden. 2016 ging er mit Farm Fitness an den Start.
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Schon ein Jahr später wurde das Konzept von «Men’s Health» als eines der besten Gyms welt weit gepriesen. Profis wie KanuOlympiasieger Joe Clarke oder die Rugby-Champions der Wigan Warriors trainieren bei ihm: Sie stemmen gefüllte Kornsäcke in die Höhe, wuchten und ziehen gigantische Traktorreifen von A nach B und schwingen ellenlange Metallketten. «Wer fit werden will, braucht dafür weder hoch komplexe Geräte noch minutiös ausgefeilte Trainingspläne», sagt Kemp. «Back to basics» ist sein Motto. Einfache Übungen, maximaler Ertrag. Aber es gilt: Malochen bis zum Umfallen. farm-fitness.co.uk
Tom Kemp, Gründer von Farm Fitness
FLORIAN STURM
Wenn Kornsäcke Hanteln ersetzen: Der Brite Tom Kemp krempelt mit einer simplen Idee die Fitness-Szene um.
«Du brauchst keine komplizierten Geräte, um dich maximal auszupowern.»
Reifen-Training: Die Bootcamps auf seiner Farm leitet Kemp selbst.
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CHRIS PARKES
DER POWER-BAUER
DIE WIEDERHOLUNGEN Absolviere so viele Runden wie möglich innerhalb von 15 Minuten und lege zwischen jedem Set einen 100-Meter-Sprint ein.
Watches
guide
ZENITH DEFY INVENTOR
DIE REVOLUTION AM HANDGELENK Zenith revolutioniert das seit 362 Jahren unveränderte Prinzip, nach dem die Antriebe mechanischer Uhren gebaut werden.
Z
wei Feinde sind es, vor denen Uhrmacher die Herzen ihrer Werke schützen müssen: Reibung und – in der Gegenwart aufgrund von Smartphones und Co stark zunehmend – Magnetismus. Zenith ging bei der Konstruktion der DEFY Inventor einen
r adikalen Schritt: Die Manufaktur reduzierte die Zahl der Teile, aus denen die Gang regulierung («Motor») gefertigt wird, von 30 auf 1 (weniger Komponenten = weniger Reibung) und stellt sie aus Silizium her (= antimagnetisch). Die Details dazu erfahren Sie hier.
Gehäuse und Lünette der DEFY Inventor bestehen aus Titan bzw. aus Aeronith (dreimal so leicht wie Titan).
Unruhkloben
Bis in die Gegenwart So ticken moderne Uhrwerke heute noch. Das huygenssche Prinzip (siehe Kasten rechts unten), um gesetzt in e iner modernen Uhr. Diese D arstellung ist stark ver einfacht. Üblicherweise sind hier um die 30 unterschied liche Komponenten verbaut.
Anker
Unruhreifen
SASCHA BIERL
Spiralfeder
Ein radikaler Schritt gegen die Feinde der Präzision: Reibung und Magnetismus.
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WIE ALLES BEGANN
Unruhkloben Unruhreifen
Vor 362 Jahren konstruierte der Niederländer Christiaan Huygens die erste Uhr mit Spiralfeder (H, Bild u.) und Radunruh (D). Dieses Prinzip wird – technisch verfeinert, aber sonst unverändert – bis heute in m echanischen Uhren umgesetzt.
ALEXANDER MACHECK
Spiralfeder
Anker
GETTY IMAGES, ALAMY
2019 – und in Zukunft Das Herz der Zenith DEFY Inventor. Diese Darstellung hingegen ist nicht vereinfacht. Sämtliche Einzelteile des 362 Jahre alten Prinzips sind tatsächlich in einem einzigen, 0,5 mm dünnen Element aus monokristalli nem Silizium, dem «Zenith Oszillator», zusammengefasst.
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Entertainment
Auf japanischen Dancefloors, azorischen Klippen und salzburgischen Trails: neue Ideen zur Selbstverwirklichung nach Art von Red Bull TV.
Ausgewählte Musik und inspirierende Interviews. Unsere aktuelle Empfehlung:
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Hip-Hop-Tänzer Leo beim Qualifier-Event 2018
Juni LIVE
RED BULL DANCE YOUR STYLE: JAPAN-FINALE
Red Bull Dance Your Style ist die wichtigste Plattform für Ausdruckstanz und präsentiert neue Szenen und Communitys, die sich dem widmen. Nach drei Vorausscheidungen steht nun Japans nationales Finale im Tokioter Club Warp Shinjuku auf dem Programm – ein Vorgeschmack auf den Event in Wien am 6. Juli.
22
Juni LIVE
RED BULL CLIFF DIVING, PORTUGAL
SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL
Red Bull TV ist deine g lobale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv
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Bei Destination Red Bull kannst du den exklusiven Trip mit Orlando Duque auf die Azoren buchen. Hier siehst du die Sprünge des Haupt-Contests.
9
Juni LIVE
UCI MTB WORLD CUP IN LEOGANG
Noch grösser, noch cooler: In dieser Saison warten gleich acht Stationen auf die Downhiller. Highlight in diesem Monat: der Österreich-Event in Leogang.
THIS SIDE OF NOWHERE
17 Juni
ON AIR
Jeden dritten Montag im Monat folgt Veronica Vasicka den Spuren elektronischer Underground-Künstler. In ihrer Red Bull Radio-Show um 20 Uhr holt die New Yorker Electro Queen und Minimal-Wave- Labelgründerin rebellische Klangbastler vors Mikro. Und zieht den Bogen von legendären Drum Machines bis zu den Wurzeln der Synthe sizer-Musik, von japanischen Synth-Tracks bis zu australischem Post-Punk. AUFDREHEN: REDBULLRADIO.COM
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JASON HALAYKO/RED BULL CONTENT POOL, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL
RICHTIG AUF- DREHEN
guide
Events
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bis 9. Juni Probiere die süssesten Beats Zum Start im Jahr 2007 kamen 400 Besucher, im Vorjahr waren es mehr als 5000. Das Chocolate hat sich als eines der wichtigsten Festivals für elektronische Musik etabliert. Am Genfer See sind bereits Legenden wie Stephan Bodzin oder Charlotte de Witte aufgetreten. In diesem Jahr dabei: Reset Robot, Umami und Dirty Flav. Esplanade des Cantons, Lausanne; chocolate-festival.ch
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bis 15. Juni Geniesse ein härteres Leben Mit den Toten Hosen hat vor 15 Jahren alles begonnen. Ehrensache, dass die Herren aus Düsseldorf auch beim Jubi läum des Greenfield Festivals mit dabei sind – übrigens für die einzige «superexklusive Schweizshow 2019», wie man sich in Interlaken freut. Ausserdem on stage: Slipknot, Sabaton, Behemoth oder Halestorm. Interlaken; greenfieldfestival.ch
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guide bis 14. Juli Erfreue dich an bunter Vielfalt Ein Programm, wie es bunter kaum sein kann. Beim Sion sous les étoiles ist Vielfalt Trumpf. Wer ist dabei? Soprano und Les Négresses Vertes, Zaz und Patrick Bruel, Status Quo, Gotthard, Krokus und Martin Solveig. Plaine de Tourbillon, Sion; sionsouslesetoiles.ch
bis 22. Juni
HERRLICH, ES WIRD LAUTER!
Wenn die Herren ihr Haar in grosser Zahl schulterlang tragen, wissen wir: Es ist Zeit, den Kopf zu schütteln – vor Vergnügen! Beim «Rock the Ring»-Festival darfst du dich auf die Top-Stars klassischer, lauter Rockmusik freuen: Def Leppard und White snake stehen am Donnerstag auf der Bühne, Krokus, Gotthard und Saxon am Freitag, Midnight Oil und L ynyrd Skynyrd am Samstag.
ROCK THE RING / PAT FRIESSNER, MICHELLE MC CORMACK
Autobahnkreisel Betzholz, Hinwil; rockthering.ch
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und 8. Juni Tanz die Hits beim Argovia Fäscht Vom deutschen Rapper über Schweizer Hit-Garanten bis zum britischen Superstar: Das Argovia Fäscht verspricht ein musikalisches Feuerwerk. Headliner ist James Arthur, der als Gewinner der britischen Castingshow «The X Factor» den Durchbruch schaffte. Mit «Impossible» war er ein Jahr in den Charts. Ausserdem dabei: Rapper MoTrip («So wie du bist») und Bastian Baker (Bild, «Stay»). Birrfeld, Lupfig; argovia.ch/argovia-faescht
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HAMMER-HEIM Dein Home ist mehr als bloss dein Castle. Diese Gadgets helfen dir, es frisch zu definieren: als Rennstrecke, Tonstudio oder Kinosaal. Text WOLFGANG WIESER
iXOOST XILO ALL BLACK GIB DIR DEN SOUND AUS ALLEN ROHREN
Wenn Italiener ihre Leiden schaft für Formel 1 und formi dables Handwerk in Einklang bringen, steht ein Monster vor dir: 18 Kilo schwer, einen halben Meter hoch, 60 Zenti meter breit. Dieses Audio system beschallt dich aus fünf Auspuffrohren – und dein Sofa wird zur Klangwolke. Fünf Rohre mit tollen Schweiss nähten liefern 200 Watt Sound, steuerbar per App und Smartphone.
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HO M E E NT E RTA I NM E NT
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Mit dieser Sofortbildkamera kannst du dank eingebautem Drucker jedes Bild kurz nach dem Auslösen anfassen – und so zum Beispiel einzigartige Erinnerungen an deine letzte Hausparty fabrizieren. Auch für deine Smartphone-Fotos kann die Kamera als mobiler Drucker dienen. lg.com
Fotos teilen – analog und digital: Diese Kamera kann Bilder selbst ausdrucken und auch ans Smartphone schicken.
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Der Bcon wiegt 40 Gramm, ist 63 Millimeter lang und 50 Millimeter breit – ein unspektakuläres schwarzes Ding. Doch wenn du es dir erst um den Fuss gebunden hast, wird es zur Wunderwaffe, mit der du deine Games im Blitztempo steuerst – fabelhaft für deine Spielhöhle. bcon.zone
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Du liebst es, mit der Hand zu schreiben – auf Papier? Du willst deine Notizen aber auch digital zur Verfügung haben? Dieses rote Buch ist die Lösung. Dank Augmented Paper und einem speziellen Stift wird alles, was du notierst, in deine digitale Welt übertragen – willkommen in der Schreibstube der Zukunft! CHF 770.–; montblanc.com
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Wenn du dich erst einmal angeschnallt hast, weisst du, was es heisst, wirklich in einem Boliden unterwegs zu sein. Du spürst die Kurven, hebst bei jeder Erschütterung ab. Und wenn es mal wieder knapp war, presst dich die Anspannung zusätzlich in den Sitz. Zum Durchstarten – auf dem Heimatring.
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Wenn das Pixel-Rauschen verschwindet, die Kontraste grandios und die Farben brillant sind, liegt das am Alpha-7-Prozessor in deinem LG Oled TV. Gemeinsam mit einer Bilddiagonale von 65 Zoll (165 cm) und einem feinen Soundsystem macht er dein Zuhause zum Kino. CHF 2089.–; lg.com
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Kraftvollen 60-Watt-Sound mit satten Bässen liefert die Renkforce Soundbase von Toshiba. Sie trägt übrigens Fernsehgeräte bis zu einem Gewicht von 50 Kilo – ein grundsolides Fundament für dein Home Entertainment. CHF 94.95; conrad.ch
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HO M E E NT E RTA I NM E NT
ACER TRAVELMATE X5 MACH ES DIR LEICHT
Dieses Notebook hat eine harte Schale und einen flotten Kern: Das 15 Millimeter schlanke Travelmate X5 hat ein Gehäuse aus Magnesiumlegierungen. Das macht es robuster, trotzdem wiegt es weniger (unter 1 kg) als seine Alu-Kollegen. So macht es dir die Arbeit um einiges leichter – auch im Homeo∞ce. CHF 1299.–; acer.com
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Die virtuelle Welt lässt sich mit Handarbeit kontrollieren.
SENSORYX VR FREE GLOVES WERDE ZUM HANDHELD
Sobald du deine VR Free Gloves übergezogen hast, hast du dein Gaming-Leben in der Hand: ohne Controller, ohne Kabel. So wird das Dirigieren der virtuellen Realität zur lockeren Fingerübung. Preis auf Anfrage; sensoryx.com
SONY XPERIA 10 GÖNN DIR DIE BREITSEITE
Es gibt Momente, in denen Grösse doch eine Rolle spielt. Zum Beispiel, wenn du dieses schlanke (8,4 mm) und leichte (162 g) Smartphone in die Hand nimmst. Denn es macht mit seinem 21:9-Display sogar dein Bade zimmer zum Kinosaal (mit Filmen im Breitbildformat). CHF 340.–; sonymobile.com
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JABRA EVOLVE 65T HÖR, WAS DU WILLST
Immer verbunden – dank einer Akkulaufzeit von bis zu 15 Stunden kannst du etwa beim Hometraining Heavy Metal hören, ohne deine Mit bewohner zu stören. Wenn du selbst deine Ruhe willst, kannst du den Trubel der anderen per Noise-Cancelling quasi ausschalten.
LEXIP PU94 SPIEL MIT DER MAUS
CHF 386.64; jabraheadsets.ch
Eine Maus im Haus kann eine wunderbare Sache sein. Vor allem dann, wenn sie gleich zwei Joysticks an Bord hat wie dieses Modell. Einer sitzt unsichtbar am Boden, der andere seitlich links und wird mit dem Daumen gesteuert. Belebt dein Spiel, bringt Schwung ins Heim. CHF 131.90; lexip.co
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Ihre transparente Optik machen die SoundSticks zum absoluten Hingucker. Ihre 40 Watt mit perfekter Ab stimmung von Subwoofer und Satelliten verwandeln jede Listening-Session in ein Klangerlebnis – egal ob die Musik vom Smartphone, MP3-Player oder Laptop kommt. CHF 210.–; harmankardon.ch
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IMPRESSUM
THE RED BULLETIN WELTWEIT
Aktuell erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. Die Coverstory unserer Frankreich-Ausgabe zeigt Diablo, den neuen Tanz-Star, dessen Geschichte in einem Armenviertel von Nizza begann. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com
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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Waltraud Hable, Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Fritz Schuster Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Nina Treml, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Global Head of Media Sales Gerhard Riedler Head of Media Sales International Peter Strutz Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger Communication Christoph Rietner Head of Creative Markus Kietreiber Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher Office Management Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham MIT-Experte Michael Thaler Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Strasse 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Strasse 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl
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1 FELINE SL VON DYNAFIT
Dynafits Aushängeschild für das Trailrunning ist der Feline SL. Er wurde als leichter Alpine Running Schuh konzipiert – mit einer Vibramsohle für einen guten Halt auch im weichen, matschigen Gelände. Die einfache, schnelle Schnürung ermöglicht in kurzer Zeit optimalen Halt und eine gute Anpassung. Kurz: der perfekte Trailrunning- Partner. baechli-bergsport.ch
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2 IN CONTROL
Hier trifft skandinavischer Minimalismus auf technische Finesse. Die Control Lamp des dänischen Designbrands Muuto kommt schlichtindustriell anmutend daher und ist der In begriff skandinavischer Coolness. Der Clou: Die Lichtstärke lässt sich mithilfe eines Reglers spielerisch leicht vari ieren – von schummrig gemütlich bis strahlend hell. Erhältlich in den Farben Grau, Weiss, Dusty Red und Schwarz. muuto.com
3 THE HERO LIFE-SAVING RASHGUARD
HERO ist ein Rashguard mit integrierter Schwimmweste, der für alle Wassersportarten genutzt werden kann. Die leistungsstarke Schwimmweste bläst sich beim Ziehen der Reissleine von selbst auf, während das hoch wertige Denier-Polyester/ Lycra-Material mit LSF 50 vor Wundscheuern und schädlichen UV-Strahlen schützt. herowaterwear.com
4 REDEFINING ITALIAN BEACHWEAR
Ripa Ripa wurde in Mailand gegründet und steht für spontane, unaufdringliche Eleganz, kombiniert mit modernem Design und tradi tioneller italienischer Handwerkskunst. Unsere Badehosen verkörpern die Essenz des italienischen Sommers. Made in Italy. riparipa.com
5 IMMER GRIFFBEREIT
Designed und handmade in Zürich: Mit den Handyketten von URBANY’S hast du die Hände frei und dein Smartphone trotzdem immer griff bereit. Bei der Arbeit, auf dem Festival, im Club, auf dem Spielplatz oder auf der Skipiste. Egal was du gerade tust: Ein Griff genügt, und du bist online. Jetzt brauchst du keine Tasche mehr, um dein Handy zu verstauen. urbanys.com
6 GRILLMEISTER
Der Weber Genesis II LX S640 ist der Luxusgrill für Profis, denen Funk tionalität genauso wichtig ist wie Ästhetik. Er hat sechs Brenner, einen Seitenbrenner, ein Fettauffangsystem und Aromaschienen. Sie verleihen dem Grillgut ein unwiderstehliches Aroma. Das iGrill- Thermometer kann auf dem Seitentisch montiert und via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden. grill-online.ch
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Perfekter Abgang
Trickkünstler
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BPINIFILMFOTO
Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 9. Juni 2019.
NINA TREML
Illusion oder Wirklichkeit? Beides. In seinem neuesten Videoprojekt tanzt der französische BMX-Flatland-Rider Matthias Dandois mit seinem Bike quer durch die Stadt Zürich und setzt virtuose Tricks vor spektakulären Lichtprojektionen in Szene. Zu sehen unter: redbull.com/dandois-zuerich
NEW YORK, SYDNEY, TOKIO – ROLLSTUHL
Paul van Dyk IM LEBEN BLEIBEN 14,5 x 21,0 cm ISBN: 978-3-7109-0031-0 200 Seiten · ¤ 20,00
„Paul van Dyk hat ein Buch geschrieben, das Hoffnung macht.“ - Mirti Sirin, ZDF MoMa, 26.03.19 „ …es zeigt, dass es da noch mehr gibt, als Intensivstaion und Schläuche. Sehr bewegend.“ - Markus Lanz, 28.03.19
Das neue CLA CoupĂŠ. Spiel nach deinen Regeln. Du siehst das Design und dir ist klar: Es ist einzigartig. Du blickst auf das hochinnovative MBUX Widescreen Display und du weisst: Das ist deine Welt. Steig jetzt ein. Informiere dich unter www.mercedes-benz.ch/CLA