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nummer 5, m채rz 2008

Ein fast unabh채ngiges monatsmagazin

Diese Frau kennt keine Angst Lindsey Vonn und ihre wilde Jagd nach dem Ski-Weltcup


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BULLHORN

MÄRZ 2008

THE RED BULLETIN

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BETRIFFT: LINDSEY UND DIE STARKEN MÄNNER Aus österreichischer Perspektive vielleicht nicht ganz vorstellbar, jedoch: Tatsächlich gibt’s Weltgegenden, in denen das Skifahren keine nationale Angelegenheit oberster Priorität ist. Lindsey Vonn zum Beispiel, Jägerin des Weltcups der auslaufenden Saison, ist in ihrer Heimat USA derzeit nur einer Minderheit bekannt. Selbst amerikanische Sport-Insider haben von der zweifachen WM-Medaillengewinnerin lediglich ein Bild im Kopf: den Sturz beim Training für die Olympia-Abfahrt 2006. „Zu Hause“, sagt sie, „kennt man mich nur als ‚the girl who crashed at the Olympics‘.“ Das könnte sich ändern: Lindsey Vonn hat alle Anlagen zu einem Star, der eine ganze Sportart in seinem Sog populär machen kann, nationwide (nichts Besseres könnte dem Skisport passieren). Lindsey ist attraktiv, witzig und charmant, sie ist auf geradezu atemberaubende Art verwegen, und sie ist vor allem erfolgreich. Support dafür bekommt sie unter anderem vom Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrum in Thalgau und in Form persönlicher Betreuung durch Robert Trenkwalder und sein Spezialistenteam. Mehr über Lindsey und ihre starken Männer ab Seite 40. In der Aufwärmrunde der Formel-1-Saison legen wir ein 16-Seiten-Dossier vor, in dem Red Bull Racing-Stardesigner Adrian Newey nicht nur die ihm sonst eigene Wortkargheit überwindet – er gesteht etwa seine Sehnsucht nach schmutzigen Händen –, sondern sich auch optimistisch zeigt für 2008. Er hatte zum Zeitpunkt des Interviews allen Grund dazu: Es fand unmittelbar nach den ersten offiziellen Testfahrten statt, bei denen sein funkelnagelneuer RB4 Bestzeit erzielt hatte. Seite 48

BILDER: GERALD LOIDL/RED BULL PHOTOFILES, KURT PINTER/RED BULL PHOTOFILES

Ebenfalls in diesem Heft begrüßen dürfen wir einen Mann, der ein Leben führt wie der Held eines PlayStation-Games: Travis Pastrana war bis 2007 der beherrschende Freestyle-Motocrosser und Held der Red Bull X-Fighters, ehe er nun (nach mehreren Dutzend eher schwerwiegenden Verletzungen und dem bisher einzigen gestandenen Double Backflip der FMX-Geschichte) auf Anraten seines Arztes einer geruhsameren Tätigkeit nachgeht: Er fährt Rallye. Travis Pastrana, sein Leben und seine Nachfolger auf dem Thron der Red Bull X-Fighters: ab Seite 26.

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Das Porträt der Schweizer HangART-7-Künstlerin Klodin Erb ab Seite 34 liest sich fein gemalt, das Wok-Rezept von Eckart Witzigmann (Seite 76) ist eine dringende Aufforderung zum Nachmachen. Letzteres steht wiederum ein klein wenig im Gegensatz zu den Erlebnissen unseres beinahe unversehrt gebliebenen Kollegen Christoph Rietner, der bei Red Bull Crashed Ice in Davos den Crashed-Ice-Dummy abgab. Sein Reisebericht über 400 Meter Todesangst ab Seite 66.

WO ETWAS ENTSTEHT UND WER ES ENTSTEHEN LÄSST Im einzigartigen Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrum Thalgau haben Red Bull-Athleten die Möglichkeit, sich genau jenen Vorsprung zu erarbeiten, der heute zwischen Klasse und Weltklasse entscheidet. Einer, der entstehen lässt, ist Adrian Newey: Der Red Bull Racing-Designer empfing das Red Bulletin für eines der ausführlichsten Interviews, die er je gegeben hat.

Viel Vergnügen wünscht Die Redaktion

21.02.2008 12:03:26 Uhr


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the red bulletin

inhalt

märz 2008

Mitarbeiter

bullevard

lebt als österreichischer Journalist und Schriftsteller in Berlin. Für das Red Bulletin verfasst er die Kolumne „Geist und Körper“, Seite 12

Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen. Seite 8

Stefan Wagner, 39, ist seit 20 Jahren Journalist in höchst unterschiedlichen Magazinen (von Reise bis Sport). In dieser Nummer bewegte er sich hart an der Falllinie auf den Spuren von Ski-Ass Lindsey Vonn. Seite 40

DAS FOTO DES MONATS macht Lust auf eine Mischung aus Skifahren und Paragleiten – Speedriding. Seite 8

Christian Ankowitsch, 48,

ist freie Publizistin und Kuratorin, sie lebt und arbeitet in Basel. Ihr Kunsthintergrund ist imposant: Studium der Kunstgeschichte an der Universität Basel, später u. a. Direktorin des Kunstvereins Galerie Walcheturm, Zürich, und seit 2006 Dozentin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Spinelli porträtiert für Sie die Schweizer Malerin Klodin Erb. Seite 34

Claudia Spinelli, 44,

WÄNGL TÄNGL klingt nach Volksmusik, ist aber ein Snowboard-Event. Seite 10 SCHNAPPSCHÜSSE aus der Mailbox von RedBulletin.com. Seite 10 AIR & Style in Innsbruck – und ein junger Bulle zeigte Talent. Seite 11

Nadja Žele, 30, ist die verantwortliche Redakteurin des Red Bull Air Race-Magazins. Für das Red Bulletin porträtierte sie den einzigen Österreicher im Starterfeld, Hannes Arch. Seite 38

RED BULL GAP SESSION: zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Seite 11

Werner Jessner, 32, ist

GEIST & Körper, die Kolumne von Christian Ankowitsch. Seite 12

Spezialist für alles, was sich auf Rädern schnell bewegt (und selbst aktiver Mountainbike-Down­ hiller). In Barcelona und Milton Keynes, England, recherchierte Jessner für das aktu­ elle Dossier zum Thema Red Bull Racing, Interview mit Red Bull F1-Konstrukteur Adrian Newey inklusive. Seite 48

ist Action-affiner Journalist mit einem Vorleben bei der Tages­ zeitung „Kurier“ und dem „Sportmagazin“. Beim Red Bull Crashed Ice in Davos wagte er sich im Selbstversuch auf die von Hindernissen gesäumte Strecke. Seite 66

Christoph Rietner, 30,

ist Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift „A la Carte“ und einer der renommiertesten Kulinarik-Journalisten. Er zeichnet auf, was der Koch des Jahrhunderts Eckart Witzigmann ihm in der Küche des ­„Ikarus“ im Hangar-7 in die Feder diktiert. Diesmal geht es um Wok-Gerichte à la Witzigmann. Seite 76

Christian Grünwald, 45,

KAIN & RATH. Seite 12 VIER GRAMMYS für Kanye West – und wir verraten sein Geheimnis. Seite 13 IM MASSSTAB 1:1 diesmal die spitzen Freunde von Eisspeedway-Fahrer Franz Zorn: Vorsicht beim Reinblättern! Seite 14 STREET-ART-KÜNSTLER kommen bei Nacht, und am Morgen ist die Stadt ein Museum. Seite 14 DIE X Games sind der traditionelle Spielplatz für Extremes. Seite 15

Stefan nink, 43, geboren 1965 in Siegen, aufgewachsen in Neuwied am Rhein. Nach Mitarbeit bei kleineren Tages­ zeitungen und Abschluss des Studiums selbständig und nun Mitarbeiter bei „ADAC Reisemagazin“, „Süddeutscher Zeitung“, Bertelsmann Verlag und „Rolling Stone“. Vier­ facher Preisträger des Reisejournalisten-Wettbewerbs um den Columbus. Wird immer beschmunzelt, wenn er nach Thailand kommt, weil „nink“ dort offensichtlich so viel wie „lieblich" bedeutet und blöderweise auch der Spitzname des schauspielernden Models Kullasatree Siripongpreeda ist, bekannt aus Blockbustern wie „Hai Tai Ther Kwam Rak“ oder „Kerd Eak Tee Tong Mee Ther“. Für das Red Bulletin durchquerte Nink im Zug Australien. Seite 78

004-04-05_Inhalt 4

SKI & SHOW: Der Salzburger Hangar-7 als perfekte Location für alles. Seite 18 Dieser TRAINER sitzt bei Red Bull Salzburg leider nie auf der Bank. Seite 18 Ein MANN will Ihr Leben verändern. Das klingt spannend. Seite 19 Rekorde aus aller Welt. Seite 20

coverbild: jürgen skarwan/red bull photofiles; illustrationen: anje jager

RATEN SIE, was ein Puck wiegt, wenn ihn der Eishockey-Goalie fängt. Seite 16

19.02.2008 20:59:15 Uhr


INHALT

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THE RED BULLETIN

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HELDEN

DOSSIER

ACTION

Die Menschen, die uns im März bewegen. Seite 24

Formel 1: So nimmt Red Bull Racing die Saison 2008 unter die Räder. VON WERNER JESSNER Seite 48

Was in der Welt von Red Bull so läuft, kocht, reist etc. Seite 65

JOZY ALTIDORE ist Stürmer bei Red Bull New York und Teil der Hoffnung des US-Fußballs, einmal aus dem Schatten von Football, Baseball und Basketball zu treten. VON ROBERT SPERL Seite 24

ADRIAN NEWEY IM INTERVIEW. Nur eine der Überraschungen: Der Chefkonstrukteur von Red Bull Technology muss bereits jetzt an die Saison 2009 denken. Seite 50

CRASHED ICE DUMMY. Selbstversuch im Red Bull-Crashed-Ice-Kanal von Davos. Kurzresümee vorab: Diese Rutschpartie ist nur etwas für die ganz Unerschrockenen. Seite 66

TRAVIS PASTRANA treibt eine Leidenschaft, die nicht immer schmerzfrei ist. In seiner ersten Karriere als Freestyle-Motocrosser, ab sofort als Rallyefahrer. VON MAX FRESKE Seite 26

MILTON KEYNES. Außen Retortenstadt, innen Herz und Hirn der Formel-1Aktivitäten von Red Bull Racing. Seite 56

CHARITY AUF EBAY. Ein „Yes, you can!“ mit karitativem Hintergrund – jeder eingesetzte Euro kommt der Wings for Life-Rückenmarksforschung zugute. Mit genügend finanziellem Rückenwind können Sie auch ein Red Bull-Formel-1Auto Jahrgang 2007 ersteigern. Mehr darüber auf eBay und ab Seite 70.

KLODIN ERB nennt ihren Stil „Neobarock“ und ist eines der malenden Schweizer Nachwuchstalente, die im März und April in Salzburgs Hangar-7 ausstellen. VON CLAUDIA SPINELLI Seite 34

DIE ERSTE BEWÄHRUNGSPROBE. Die Testfahrten auf dem Circuit Catalunya in Barcelona sorgen für strahlende Gesichter: Der RB4 zeigt sein Potenzial schon vor dem ersten Rennen. Seite 60 VORSCHAU. Alle 18 Strecken der Formel-1-Saison 2008. Seite 62

HANNES ARCH ist der einzige Österreicher im Red Bull Air Race. Das ist keine Überraschung: Der Steirer war schon immer in der Luft zu Hause.

WUNDER WOK. Was eine ganz normale Eisenpfanne zuwege bringt, wenn der Koch des Jahrhunderts Eckart Witzigmann sie bedient. Seite 76 EINMAL DURCH DOWN UNDER. Dort, wo Australien am heißesten, staubigsten und menschenleersten ist, kann es trotzdem ganz nett sein – sofern man im richtigen Zug unterwegs ist. Seite 78

VON NADJA ŽELE Seite 38

LINDSEY VONN ist eine der besten Skifahrerinnen der Welt. Die Abfahrt, vor der sie sich fürchtet, muss erst gefunden werden. VON STEFAN WAGNER Seite 40

WIR WAREN HIER. FÜR SIE.

LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7 TERMINE im März. Seite 86

New York

Milton Keynes

Annapolis Berlin

Sanok

St. Moritz

Barcelona

Salzburg Mexico City Sepang

BERLIN 2. DJ Ötzis Triumph bei der 17. Verleihung des Echo. Seite 90 WELT IM CLUB. Diesmal: das Old Fashion in Mailand. Seite 92

Davos St. Anton Mailand Adelaide

Verraten Sie uns, wo Sie waren. Auf WWW.REDBULLETIN.COM

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BERLIN 1. Der Cart-Cup vor dem Hintergrund der 58. Berlinale. Seite 88

READ BULL. Peter Hein ist ein Pionier des deutschen Punk (Fehlfarben) – und präzis beobachtender Schreiber. Seite 94 SIMPLICISSIMUS. Seite 96 ZEITSPRUNG und IMPRESSUM. Seite 98

19.02.2008 20:59:28 Uhr


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LESERBRIEFE

THE RED BULLETIN

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Briefe an die Redaktion

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

Bravo. Sehr gut, schnell, informativ, ein ab und an hintergründig witzig gemachtes Magazin. Weiter so. Ich wette, das wird, auf lange Sicht, ein recht großer Erfolg. WOLFGANG PECHAC, Wien

Ihr habt ein tolles Magazin und super Berichte. Wie zum Beispiel jenen über NASCAR im Februar. Aber Dale Earnhardt Sr. in einen schwarzen Dodge zu setzen? Er fuhr von jeher Chevy (Lumina und Monte Carlo). ALFRED KUCKUCK, per E-Mail

Ich bin grad beim Lesen des hochinteressanten Magazins The Red Bulletin, von dem ich ein großer Verehrer bin. Gratulation zum guten Gelingen! ADOLF STUEFER, per E-Mail

Liebes Red Bulletin, da blättere ich Ihr Heft Nr. 4 durch und finde auf Seite 46 links oben die lichtvollen Worte: „Ich kann nicht aufhören, bevor ich nicht der Beste bin.“ Ja, wie

E DEIN FRAGE!

denn und was denn? Hat der gute Mann nun aufgehört? Er kann nicht, bevor er nicht der Beste ist? Oder hat er am Ende gemeint: „… bevor ich der Beste bin“ oder „… solange ich nicht der Beste bin“? JOSEF STROBL, per E-Mail

Sie haben in gewisser Weise recht, wenn Sie das Zitat von Snowboarder Shaun White auf Seite 46 zerpflücken. Man kann den betreffenden Sachverhalt auch mit einem klaren „Ich höre erst mit dem Training auf, wenn ich der Beste bin!“ umschreiben. Als überzeugte Anhänger von anspruchsvolleren Satzkonstruktionen („bevor leitet einen verneinten temporalen Gliedsatz mit konditionalem Nebensinn ein, der von einem ebenfalls verneinten Hauptsatz abhängt“; © 2000 Dudenverlag) haben wir diese Variante gewählt. Mit der Bitte um Nachsicht und dem Wunsch, dass Sie weiter ein scharfäugiger Kritiker bleiben – die Redaktion Ich möchte mich für Euer innovatives und dynamisches Magazin bedanken. Ich selbst

Fliegende Kühe für den Roten Bullen von der HS Goldenstein, Salzburg: Da versuchen wir immer, alle Eventualitäten einzuplanen, und vergessen dabei auf das Naheliegendste, nämlich eine artgerechte Tierhaltung. Wird nicht wieder vorkommen!

schreibe und lese viel und gerne, als Jusstudent ist das ja praktisch mein Beruf. Ich habe mein erstes Red Bulletin (Ausgabe Nr. 2) sofort verschlungen und war besonders von Eurer frischen Art, Interviews zu führen, begeistert. Als passioniertem Allroundsportler bieten mir Eure Artikel mit Sportinhalt immer wieder neue Einblicke. Be-

sonders interessant finde ich allerdings den Mix aus Sport, Lifestyle und Kurzgeschichten, der Euer Magazin so einmalig macht. THOMAS KIRCHBERGER, per E-Mail

Im Zeichenunterricht haben wir versucht, „Fliegende Kuhbräute“ für den „Red Bull“ zu malen. HS GOLDENSTEIN, KLASSE 4A, Salzburg

LESER FRAGEN, WELTMEISTER ANTWORTEN

Leopold Weichinger, Graz, fragt:

WO SIND DIE BESTEN SKIGEBIETE DER WELT? Daheim in Nordamerika fahre ich am liebsten auf meinem Hausberg, dem Sugar Bowl Resort bei Lake Tahoe. Dort gibt es immer genug Schnee, das Gelände ist eine Herausforderung und sehr vielfältig: Es gibt Waldabfahrten, breite Talkessel, sauber präparierte Pisten, Kliffs zum Springen und Felsrinnen zum Durchdüsen. Und immer ist da dieser traumhafte Ausblick über Donner Lake und die Umgebung von Royal Gorge. Auch cool: das Backcountry-Gebiet von

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Mt. Judah. Manchmal fahren wir von dort ab zum Donner Lake, lassen uns per Anhalter über den Zubringerweg zurück zum Resort bringen und fahren das Ganze noch mal, weil’s so schön war. Die Abfahrten sind kaum bekannt, also gibt’s viel unverspurtes Gelände an Powder-Tagen. In Europa? Chamonix wegen der majestätischen Berge und langen Couloirs. Ich hatte mal einen Traumtag dort. Abseits der Rennstrecken war ich meistens in Öster-

reich unterwegs. Die schönsten Erfahrungen machte ich dabei mit meinen Freunden Axel Naglich und Christopher Reindl in Kitzbühel. Wir sind beim Tiefschneefahren Gämsen begegnet und mit Gondel Nr. 91 der Hahnenkammbahn gefahren. Auf der steht ja mein Name! Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

BILD: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES

Daron Rahlves, Super-G-Weltmeister 2001, passionierter Freerider, Streif-Sieger 2003 und kürzlich Goldmedaillengewinner beim Skicross der X Games XII, antwortet:

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kainr ath

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Auch das gibt’s beim Speedriden: Verfolgungsjagden. Hier matchen sich der Schweizer Ueli Gegenschatz (Red Bull/SUI) und Felix Rodriguez (SPA).

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FOTO DES MONATS

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BILD: FLO HAGENA/RED BULL PHOTOFILES

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Vor einem Jahr war Speedriding der Star der Internationalen Sportausstellung (ISPO) in München, jetzt gab’s am Arlberg den ersten großen Event dazu. Für all jene, die mit diesem Begriff noch nichts anfangen können: Speedriding ist eine Kombination aus Skifahren und Paragleiten. Eine verblüffende, weil Speedrider immer dann, wenn ihnen die Piste ausgeht und sich ihnen Felsen oder Gräben in den Weg stellen, einfach durch die Luft ausweichen. Eine atemberaubende, weil man nahezu vertikale Hänge bewältigen kann – im Ernstfall setzt man den 10 bis 14 Quadratmeter großen Schirm einfach als Bremse ein. Eine geniale, weil sich radikale Kurven mit den Skiern und Fingerspitzengefühl in der Handhabung des Schirms 1:1 in Adrenalin verwandeln: Eine Abfahrt – oder sagen wir besser: ein Abflug? –, und du schmeißt auf ewige Zeiten die Skistöcke weg. Und eine, die nach Freiheit schmeckt: Speedrider trifft man nur im freien Gelände, nicht auf der Piste. Insgesamt also Skifahren in der dritten Dimension, wie es Speedrider mit leuchtenden Augen beschreiben: Nie zuvor konnte man den Berg so intensiv erfühlen. Wie schnell die neue Disziplin Spitzenathleten geboren hat, zeigte der 1. Red Bull Speedride in St. Anton, der 16 Starter versammelte. Sieger Antoine Montant zauberte von der Kreuzbergspitze über tausend Höhenmeter zwei raffinierte Läufe in Luft und Schnee, dass die Konkurrenz des Franzosen nur applaudieren konnte. (Sie selbst hatte PE E DR I DE ihn zum Sieger gemacht: Dem Reglement LL S U B gemäß benoteten sich die Athleten mit D RE Videohilfe gegenseitig.) Bewertet werden die Wahl der Linie, das 10 % STAHLKANTEN skifahrerische bzw. fliegerische 40 % PARAGLEITEN Können, die Energie und Flüssigkeit des Runs und die Kreativität 10 % der Touchs und Gos. FINGERSPITZENGEFÜHL Auf den Plätzen hinter Montant landeten Mathias Roten (SUI) 10 % und François Bon (FRA), die es ZWEIKAMPF wie Montant ins Superfinale ge30 % SKIFAHREN schafft hatten. Auf den Rängen vier und fünf Lokalmatador Simon Penz S SE und der Osttiroler Daniel Kofler. TZ ZU

21.02.2008 12:05:26 Uhr


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THE RED BULLETIN

WÄ N G L TÄ N G L

BULLEVARD

HEIMSPIELPL ATZ

MÄRZ 2008

Street Ar t, Skate n, Party, Konzer te – beim Wängl Tängl der Snowbo ard-Posse Ästhet iker wären allein die Side-Eve nts einen Besuch im Zillertal wert. Vom Ärgste n auch der Parcou rs mit seinen Obstacles wie de r Red Bull-Endsec tion mit dem „Crädle“, einer üb erhängenden Kurve , und dem „Taco“, einem kurvi g geformten Wall ride. Für die Boarder geht es bei diesem Five-St ar-Event um 50.000 Dollar. Fr eilich war das W ängl Tängl stets viel mehr als nur ein Contest: Meh r zum Feiern, Chillen und Selbe r-Boarden kommt man nirgends. WÄNGL TÄNGL: 1. BIS 8. MÄRZ 20

WWW.AESTHETIKER.C

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LLERTAL

Auf der Jibline „sliden“ die Jungs über Boxen und Eisenstangen.

JEDER SCHUSS EIN TREFFER!

SOUTH DAKOTA

N E W S O U T H WA L E S

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (2)

BILDER DES MONATS

DEIN FOTO!

Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com Die besten Fotos kommen jeden Monat ins Heft!

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Kevin Miller: „Nachdem sich Shiloh bei der Autofahrt unser Red Bull geschnappt hatte, folgte sie so aufmerksam wie nie.“ South Dakota, 2. Februar 2008

Mathias Haas: „Bei meinen Surfversuchen störte mich weniger die Dose im Mund als das Salzwasser in den Augen.“ Byron Bay, Australien, 30. Jänner 2008

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BULLEVARD

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BILLABONG AIR & STYLE

HÖHENFLIEGER

Nach neun Jahren kehrte der Air & Style auf den Innsbrucker Bergisel zurück. Jack Mitrani (USA) verfehlte den Höhenweltrekord knapp – er katapultierte sich aus der Quarterpipe auf zehn Meter, detonierte jedoch bei der Landung. Kevin Pearce (USA) holte seinen dritten Saisonsieg. Stark der Tiroler Rookie Werni Stock mit Platz 12: Der Zillertaler, am Sprung in die Weltspitze, will heuer noch bei der TTR World Tour aufzeigen.

BILDER: AIR AND STYLE, RED BULL PHOTOFILES

SNOWBOARD-EVENT: 13. BIS 16. MÄRZ, PEC (CZ) WWW.TTRWORLDTOUR.COM

RED BULL GAP SESSION

Auf der Kickerline haben die Snowboarder drei Sprünge in Serie zu bewältigen.

Stellen Sie sich eine Schlange von 8000 LKW vor, die ihre Ladung abkippen: Das ergibt 50.000 Kubikmeter Schnee oder den größten Snowboard-Kicker aller Zeiten. Steht in Garmisch, ist vom Computer errechnet und hat nur ein Ziel: den Snowboard-Jump mit der längsten Airtime und den meisten Rotationen zu ermöglichen. Zehn Meter Luftstand, da fliegen die Boarder im dritten Stock vorbei. RED BULL GAP SESSION: 8. MÄRZ 2008, GARMISCH-PARTENKIRCHEN WWW.REDBULLGAPSESSION.COM

IN DER U-BAHN

PHILADELPHIA

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

IMST/TIROL

BILD: MIKE MANDL/WÄNGL TÄNGL

GROSS WIE EIN HAUS

Peter Reinthaler: „Willi Resetarits’ Geheimrezept: eine Dose Red Bull für den Geist und ein Glas Rotwein für die Seele.“ Lesenhören, Imst/Tirol, 18. Jänner 2008

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Ein Fahrgast: „Was wir schon lange vermutet haben, wurde nun endlich wissenschaftlich bestätigt.“ U-Bahn-Zeitung „Heute“, 5. Februar 2008

Ted Sammons: „Frei sein wie ein Vogel. Vielleicht heben wir ab, wenn wir nur ganz fest daran glauben.“ Sedgley Woods Disc Golf Course, Philadelphia, Jänner 2008

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BULLEVARD

ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (5)

MÄRZ 2008

SEHR KOMISCH

AUS DEM BAUCH

Tief im Unterbewusstsein steckt in jedem von uns ein ausgewiesener Börsenfachmann. Diesen müssen wir nur herauslassen, und schon steigen unsere Aktienkurse in den Himmel.

NEW YORK

BAD GASTEIN

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

NIEDERÖBLARN

ILLUSTRATIONEN: ANJE JAGER, DIETMAR KAINRATH

Oft machen wir die klügsten lieferte – und eine sehr spanDinge, ohne es zu ahnen. Innende Geschichte; man kann dem wir uns zum Beispiel die sie in seinem letzten Buch naHände waschen. Damit sormens „Bauchentscheidungen“ gen wir nicht nur dafür, dass (C. Bertelsmann) nachlesen. wir gesund bleiben, weil wir Der Versuch des Herrn Viren und Bakterien entfernen. Professor sah so aus: Als ein Vielmehr erreichen wir, dass deutsches Wirtschaftsmagaes uns auch seelisch besser zin im Jahr 2000 ein Börsengeht. Das haben Studien spiel veranstaltete, nahm er ergeben, die vor nicht allzu daran teil. Die Grundregel des Von Christian Ankowitsch langer Zeit in Toronto und Spiels war einfach: Wählen Chicago durchgeführt wurSie aus fünfzig internationalen den: Menschen, die sich die Hände reiniInternet-Aktien jene aus, die Ihnen am gegen, haben nachher ein saubereres Gewinnbringendsten erscheinen. Kaufen und wissen. Ein Phänomen, das erklärt, warum verkaufen Sie sie nach Herzenslust, sooft in vielen Religionen das rituelle Waschen Sie wollen. Und zwar sechs Wochen lang. so wichtig ist. Kein Wunder also, dass wir Dann wird abgerechnet. Wer am meisten nach einem anstrengenden Tag zielstrebig Gewinn gemacht hat, ist Sieger. ins Bad gehen und erst mal die Hände An dem Spiel nahmen über zehntauunter den Wasserhahn halten. send Menschen teil. Doch anstatt mögDoch in den Tiefen unserer Seele lichst viele Infos über die Aktien zu samschlummert auch ein ausgewiesener Aktimeln, ging der Herr Professor hin und enfachmann. Wir müssen ihm nur erlaufragte hundert Passanten danach, welche ben, sich zu zeigen. Eine starke BehaupAktien sie kennen. Anschließend kaufte tung, die näher erklärt werden muss. Mal er jene zehn, die am häufigsten genannt angenommen, Sie haben ein wenig Geld worden waren. Das Ergebnis: Das Paket und wollen es in Aktien investieren. Zu der Aktien-Laien schnitt besser ab als diewem gehen Sie, um ihn um Rat zu fragen? jenigen von 88 Prozent der Teilnehmer – Zu einem Aktienspezialisten? Oder zu eiinklusive des Chefredakteurs des Maganer ahnungslosen Gruppe von Laien? zins, der Verlust machte. Nun, eine sehr einfache Wahl?! Das Der Grund für dieses ganz außergedenken Sie, das dachte ich, doch dann wöhnliche Ergebnis, das Gigerenzer bei trat Gerd Gigerenzer auf den Plan, der weiteren Versuchen bestätigte: Wir Nichtbekannte Psychologe. Der Herr Professor fachleute wissen oft mehr, als wir ahnen, aus Berlin ging hin und machte einen Verweil wir uns auf unsere Intuition verlassen. such, der ein überraschendes Ergebnis Aber das hatten Sie schon geahnt!

Gilbert Sanial: „Hang on, buddy. Traumwetter, optimale Bedingungen. Und jetzt mitten rein in die perfekte Welle.“ Puerto Escondido, Mexiko, 6. November 2007

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Martin Jaksche: „So ist es richtig – keine Diskriminierung. Selbstverständlich dürfen auch Wohlhabende Red Bull erwerben.“ Times Square, New York, Jänner 2008

Raymond Krop: „Achtung, Skifahrerwechsel! Temporeduktion war für die Teilnehmer jedoch ein Fremdwort.“ Red Bull PlayStreets, Bad Gastein, 24. Februar 2008

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ZEHN KLEINE GRAMMYS

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16 % MODEKOLUMNIST

MAMA IST DIE BESTE

11 % KUNSTSTUDENT

14 % BUSH-GEGNER

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2007 hatte US-Rapper Kanye West noch gemault, weil er bei der Verleihung der Grammys, der Oscars der Musikbranche, leer ausgegangen war. Heuer war er entschieden milder gestimmt. Zum einen bekam er vier Grammys überreicht – einen für sein fabelhaftes Album „Graduation“. (Damit stehen mittlerweile zehn Grammys im Büro von Wests Plattenfirma GOOD Music.) Zum anderen ist West seit dem Tod seiner Mutter Donda im November letzten Jahres sanfter geworden. Diese war auf spezielle Weise Gast bei der Preisverleihung: Kanye hatte sich das Wort „Mama“ in den Hinterkopf rasiert. 50. GRAMMY-VERLEIHUNG: 10. FEBRUAR 2008, LOS ANGELES WWW.KANYEUNIVERSECITY.COM

BILD: MICHAEL CAULFIELD/GETTY IMAGES

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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

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SIE KAMEN BEI NACHT …

… UND DANN WAR DIE STADT EIN MUSEUM Das Street-Art-Projekt OUTSIDES von Red Bull verblüffte 2006 Wuppertal. In eine Villa am Stadtrand zogen Künstler ein, die dann über Nacht die Stadt mit Bildern, Skulpturen und Installationen gestalteten. Am Morgen war Wuppertal verwirrt, die Aufregung groß. Die Polizei ermittelte, doch die Villa war mittlerweile leer, und die Künstler waren weg. Jetzt gibt’s das Projekt zum Nachlesen. STREET-ART-BUCH: „WE COME AT NIGHT“, GESTALTEN-VERLAG, MÄRZ/APRIL 2008 WWW.OUTSIDES.DE

MASSSTAB 1:1

AUTSCH! Das tat den Russen ordentlich weh: Der Salzburger Franky Zorn holte sich bei der EM in Sanok, Polen, mit dem Punktemaximum den Titel – als erster Nicht-Russe seit Bestehen des Bewerbs. Damit ist Zorn auch Favorit für die Weltmeisterschaft, die in drei Rennen (zu jeweils zwei Läufen) entschieden wird. Da werden die insgesamt 290 Spikes auf Frankys Maschine ordentlich zubeißen. EISSPEEDWAY-WM 2008, FINALE: 15./16. MÄRZ 2008, BERLIN-WILMERSDORF WWW.FRANKYZORN.AT

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SALZBURG

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (4)

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Niklas Distler: „Die anderen Kinder haben große Augen gemacht, als ich mit meinem selbstgebastelten Helm auf der Eisfläche erschienen bin.“ Hallwang, Februar 2008

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Amanda Ottati: „Was will man mehr? Links und rechts von mir ein hübsches Sampling Girl und in jeder Hand eine Dose Red Bull.“ Lauderhill, Florida, Februar 2008

Helmut Hintner: „Meine Leselampe im stylischen Alu-Look ist ein echtes Designerstück und selbstverständlich unverkäuflich.“ Salzburg, Februar 2008

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14.02.2008

15:26 Uhr

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MÄRZ 2008

LEVI LaVALLEE

GOLDEN BOY Sechs Goldene für die Red BullUS-Sportler bei den Winter X Games in Aspen: Shaun White/Snowboard SuperPipe, Daron Rahlves/Skicross, Jon Olsson/Snowboard Big Air und Tanner Hall/Ski SuperPipe je eine, Snowmobile-Cowboy Levi LaVallee sogar zwei (dank eines Backflips).

Passionsblume (Passiflora incarnata)

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Pfefferminze (Mentha piperita)

Orangenschalen (Citrus aurantium)

Rosenblüten (Rosa centifolia)

Thymian (Thymus vulgaris)

Lindenblüten (Tilia cordata)

Hopfen (Humulus lupulus)

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

GRAND FINALE SNOWCROSS: 14. BIS 16. MÄRZ, LAKE GENEVA/USA, WWW.LAUNCHINLEVI.COM

www.carpediem.com

BILDER: ULRICH GRILL/RED BULL PHOTOFILES, PHILIPP HORAK, WE COME AT NIGHT

BERUHIGEND.

SALZBURG

DES TRINKENS REICHER SINN. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren beruhigende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Lavendel, Rosen- und Lindenblüten entspannen, Thymian und Orangenschalen unterstützen den Stoffwechsel, Zitronenmelisse, Passionsblume, Pfefferminz und Hopfen fördern den ruhigen Schlaf. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Beruhigend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.

Herbert Piberger: „Eine Dose Red Bull schont die Flügel. Damit man sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens konzentrieren kann.“ Salzburg, Jänner 2008

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20.02.2008 13:01:54 Uhr


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DR. SCHÄFERS FORMELSAMMLUNG (V)*

EISKALTE TEMPOJAGD

Eishockey ist Tempo. Mit bis zu 50 km/h skaten die Spieler über das Eis, und ein gut angesetzter Slapshot schickt den Puck mit über 150 km/h auf die Reise. Klar, die Cracks selbst sind auch keine Schwächlinge – doch vor allem sind es die hohen Geschwindigkeiten, die Eishockey zu einer der härtesten Mannschaftssportarten machen. Die sieben Kilogramm schwere Ausrüstung schützt den Spieler vor schlimmsten Verletzungen. Genauso wichtig aber sind technisches Geschick und Muskelkraft, um die hohen Geschwindigkeitskräfte zu kontrollieren. Legt sich etwa der Eishockeycrack in die Kurve, beschreibt Physiker Dr. Axel Schäfer, setzt er die Schwerkraft (g) gegen die Zentrifugalkraft ein, wobei er den Neigungswinkel (α) seines Körpers auf den gewünschten Kurvenradius (R) abstimmen muss. Bei jedem abrupten Abbremsen bringt der Spieler eine Bremskraft (FB ) auf, die quadratisch mit seiner Ausgangsgeschwindigkeit (v) steigt. Um etwa von 20 km/h auf 0 abzubremsen, setzt ein 100-Kilo-Crack auf einem angenommenen Bremsweg (s) von einem halben Meter eine mittlere Bremskraft von 3086 Newton ein. Das entspricht einer Gewichtskraft von mehr als 314 kg. Perspektivenwechsel: Das Gesicht hinter einer Gittermaske und eingepackt in zwölf Kilogramm Ausrüstung, hat der Goalie irrwitzig wenig Zeit, um auf Schüsse zu reagieren. Die einfache Gleichung für die Reaktionszeit (t) zeigt: Von der Mitte des Angriffsdrittels bis zum Tor (d wäre dann neun Meter) benötigt ein 150-km/h-Slapshot knapp 22 Hundertstelsekunden. Will der Tormann diesen Puck mit seinem Handschuh fangen (als Bremsweg s nehmen wir 30 cm an), müsste er 492 Newton Bremskraft aufbringen. In Gewichtskraft ausgedrückt: 50,1 kg! Nicht umsonst sagt man Eishockey-Torhütern nach, noch eine Stufe verrückter zu sein als ihre Kollegen in Fußball- oder Handballtoren. * Dr. Axel Schäfer, 39, forscht am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien. ERSTE BANK EISHOCKEY LIGA, FINALSERIE (BEST OF SEVEN): AB 13. MÄRZ 2008 WWW.REDBULLS.COM

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20.02.2008 10:47:14 Uhr

BILD: FELIX ROITTNER/GEPA PICTURES; ILLUSTRATION: MANDY FISCHER


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THE RED BULLETIN

MÄRZ 2008

ap u - So t . - D o k g e jump V T ine M c ing ür s e ull Ra e r : F Re d B l k c Sha t o von R ya n da s Au r e b ü

Gipsy Parke Kings: Fla t t b ei m der W enco auf eig e dn e s day N ens verle g t em ight.

onale ledeck: Internati Atomic D2 Doub nderskis. Wu s de n tio nta Präse

WUNSCHKONZERT

Der Maestro hat fertig: Giovanni Trapattoni verleiht ab Sommer dem Nationalteam von Irland Flügel. Über seinen Nachfolger in Salzburg wird schon heftig spekuliert. Schluss damit, wir schaffen Tatsachen: Das ist der neue Mann, der Red Bull Salzburg in eine strahlende Zukunft führen wird.

HANGAR-7

VOLLES HAUS

RED BULL SALZBURG, TRAINERPRÄSENTATION, 31. JUNI, BULLEN-ARENA SALZBURG

Heißer Winter im Hangar-7, wo sich die internationalen Topstars fliegend das Staffelholz übergaben. Ryan Sheckler, Skateboarder of the Year 2006, X-Games-Medaillengewinner und Seriensieger der Dew Tour, ist der Star der MTV-Doku-Soap „Life of Ryan“: Eine Woche lang trieb der 18-jährige Pastrana-Intimus in Salzburg sein Unwesen, drehte für seine Show, flog mit den Flying Bulls über die Berge und mit seinem Board über ein F1-Auto. Kaum war Ryan wieder in der Luft (diesmal Richtung Kalifornien), kamen die Handwerker und verlegten das Tanzparkett für das Konzert der Gipsy Kings im Rahmen der ersten Wednesday Night 2008. FlamencoPop für Felix Baumgartner, Werner Baldessarini, Gerhard Berger und Co. Auch für einen weiteren Coup war der Hangar-7 das perfekte Trampolin: die internationale Präsentation des Atomic D2 Doubledeck, des ersten Skis, der seinen Radius wegen seiner frei aufeinander gleitenden zwei Teile ändern kann – garantiert der Hit des nächsten Winters.

Angriffslustig wie Hans Krankl (Ex-ÖFB-Teamchef)

Feinsinnig wie Arsène Wenger (FC Arsenal London)

Beherrscht wie Fabio Capello (Englands Teamchef)

Effizient wie Otto Rehhagel (griechischer Teamchef)

BILDER: GEPA PICTURES (4), HELGE KIRCHBERGER, PHOTOFILES/MARKUS KUCERA, PHOTOFILES/MARTIN FUCHS (2)

HANSIO RENGER

Hangar-7: Fixpunkt für Events auf höchstem Niveau.

AUSSTELLUNG STEARMAN CONTEST: AB 17. MÄRZ, HANGAR-7, SALZBURG, WWW.HANGAR-7.COM

HELSINKI

RIO DE JANEIRO

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

PR AG

Jitka Horka: „So hätte es ausgesehen, wenn sich Andy Warhol Gedanken über den Energy Drink gemacht hätte.“ Red Bull Art of Can, Prag, 26. Oktober 2007

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Mikko Koponen: „Waghalsige Action im Eiskanal. Nicht jeder Crack kam unbeschadet durch die Steilkurve.“ Red Bull Crashed Ice, Helsinki, 17. März 2007

Bertrand Cocallemen: „Skaten kann man überall. Auch in Augenhöhe mit den Dächern der Favela da Rocinha.“ Conexões Urbanas, Rio de Janeiro, Dezember 2007

20.02.2008 15:09:25 Uhr


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MÄRZ 2008

14.02.2008

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ÖSTERREICH-URLAUBER

8499 PLUS JUDE LAW Verdeckt ermittelte der britische Filmstar Jude Law („Cold Mountain“) bei den besten Freestyle-Skifahrern der Welt: Law, 2004 vom „People“-Magazin zum „Sexiest Man Alive“ gewählt, staunte beim Red Bull PlayStreets, das Bad Gastein in einen Abenteuerspielplatz verwandelte. (Sieger Oscar Scherlin gewann einen Suzuki Vitara, ist aber erst 16.) Dass Law sich unter 8500 begeisterte Zuschauer mischen konnte, war ihm nur recht: Eigentlich war der 35-Jährige ja auf Skiurlaub in Österreich.

Assai (Euterpe edulis)

Hibiskus (Hibiscus sabdariffa)

Birkenblätter (Betula pendula)

Brombeerblätter (Rubus fruticosus)

Holunderblüten (Sambucus nigra)

Koriander (Coriandrum sativum)

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Ringelblume (Calendula officinalis)

Wacholder (Juniperus communis)

ORANGE EUROPEAN FREESKI OPEN: 11. BIS 15. MÄRZ, LAAX/SCHWEIZ WWW.REDBULL.AT/PLAYSTREETS

HARMONISIEREND. FREIWILLIGE VOR!

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Vom übergewichtigen Kettenraucher zum Sieger des „Antarctic Ultra Race“ (100 km durch die Eiswüste): Wem die „Ich lauf mich glücklich“Philosophie von Christian Schiester taugt, den lehrt er einen bewussteren Lebensweg. Beim Vital-Casting in der Therme Bad Radkersburg sucht der Steirer sechs Kandidaten, denen er sechs Monate lang intensiv Rezepte zum Wohlfühlen vermittelt.

BILDER: FLOHAGENA.DE, RED BULL PHOTOFILES/JÜRGEN SKARWAN

LAUF WEG

KIRCHSCHL AG

DES TRINKENS REICHER SINN.

BILD: WWW.REDBULLETIN.COM

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren harmonisierende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Birkenblätter, Holunderblüten und Brombeerblätter wirken reinigend, Koriander, Löwenzahn, Wacholder und Ringelblume unterstützen den Stoffwechsel, Assai und Hibiskus enthalten wertvolle Antioxidantien. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Harmonisierend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.

Jürgen Penzenleitner: „Schon mal Hot Bull probiert? Damit übersteht man die letzten kalten Tage leichter.“ Veuve Clicquot Wintercup, Kirchschlag, Jänner 2008

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20.02.2008 12:59:57 Uhr


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SUPERBULLS

THE RED BULLETIN

MÄRZ 2008

HIGH-TECH-FUSSBALLREVOLUTION AUS ÖSTERREICH

PULSIERENDE LAUFMASCHINEN

Erfolgsgarant. AC-Milan-Ballkünstler Kaká trainiert mit Hilfe des LPM Soccer 3D. Und auch der 1. FC Vöcklabruck.

49,7 % GEHT 30,6 % JOGGT

AUSWERTUNG. Die FieldCoverage-Grafik (li. o.) zeichnet den Aktionsradius jedes Spielers nach. Speed Graph (Mi.) und Diagramm (u.) zeigen das Lauftempo während der Trainingseinheiten. 11,9 % STEHT

2,3 % SPRINTET 5,5 % LÄUFT

REKORDE DES MONATS!

124

Der russische EishockeyJungstar Alexander Ovechkin hat ausgesorgt. Der NHL-Club Washington Capitals einigte sich mit dem Stürmer auf einen Rekordvertrag von 124 Millionen Dollar, die Ovechkin in den nächsten 13 Jahren erhalten wird.

62-mal nahm die französische „Gummiwand“ Fabrice Santoro bei TennisGrand-Slam-Turnieren teil. Mit seinem Antreten bei den Australian Open 2008 löste er die US-amerikanische Tennislegende Andre Agassi ab, der es auf 61 Teilnahmen brachte.

Meseret Defar ist nur 1,55 m groß und 42 kg leicht. Beim Hallenmeeting in Boston lief die 24-jährige äthiopische Olympiasiegerin zwei Meilen (3218 m) in der sensationellen Weltrekordzeit von 9:10,50 Minuten.

Eine Einheit mit seinen Skischuhen wurde Christian Flühr. Der 34-jährige Deutsche stellte auf den Pisten von Ober- und Hochgurgl mit 264 Stunden einen Rekord im Dauerskilauf auf.

72

020-20_Bullevard-Rekorde 20

62

10.000

9:10,50 Warmduscher ist Wim Hof mit Sicherheit keiner. Der niederländische „Iceman“ verbrachte vor dem Rubin Museum of Art in New York 72 Minuten in einem gläsernen Zylinder, bis zum Hals in Eis eingepackt, und nahm damit das längste Eisbad der Geschichte.

Sie tragen ein überaus schickes Brustgeschirr, ausgestattet mit Sensoren, die pro Sekunde bis zu tausend Messungen durchführen können: darunter Laufdistanz und -tempo, Puls, Position. Die Auswertung ist unbarmherzig präzise. Ein bisschen Big Brother ist in den Trainingsalltag bei AC Milan und PSV Eindhoven eingezogen – und in jenen des 1. FC Vöcklabruck, Tabellenführer der Regionalliga Mitte, der als bislang einziger österreichischer Verein auf das innovative Analysesystem Local Position Measurement der Firma ABATEC aus Regau setzt. Mit entwickelt hat die High-TechTrainingsrevolution der niederländische Ex-PSV-Coach Guus Hiddink. „Ich wollte ein System“, sagt er, „das den physischen, psychischen und taktischen Aspekt bestmöglich unterstützt.“

Jorge Ricardo hat wohl mehr Zeit als jeder Westernheld im Sattel verbracht. Der 47-jährige Brasilianer durchbrach mit seinem Triumph im Hippodrom von San Isidro, nahe Buenos Aires, als erster Jockey die Schallmauer von 10.000 Siegen.

5

Zum fünften Mal gewann der französische Rallye-Weltmeister Sébastian Loeb die Monte-Carlo-Rallye. So oft wie kein anderer Fahrer.

264

Regelrecht zertrümmert hat die Chinesin Wang Meng die sechs Jahre alte Bestleistung der Bulgarin Jevgenia Radanova. Die Olympiasiegerin im Shorttrack verbesserte den Weltrekord über 500 Meter um vier Zehntelsekunden auf 43,674 Sekunden.

Torreich endete die Tischfußball-Marathonpartie von vier Mainzern. In 50 Stunden, 50 Minuten und 50 Sekunden „wuzelten“ sie 434 Spiele und erzielten dabei 4774 Tore.

BILDER: EPA/CLAUDIO ONORATI, GEPA PICTURES/HANS OBERLANDER; ILLUSTRATIONEN: ABATEC (3)

Ein neues Computer-Trainingssystem schaut den Kickern auf die Beine – und zwar genauer denn je.

43,674

36

Den Zenit seiner Karriere hat der Liechtensteiner Marco Büchel längst nicht überschritten. Beim SuperG-Triumph in Kitzbühel krönte er sich mit 36 Jahren, zwei Monaten und 14 Tagen zum ältesten Sieger eines Weltcuprennens und plädierte dafür, die Ortstafeln am Hahnenkamm in „Kitzbüchel“ umzuändern.

46.202,40

Mit Spitzengeschwindigkeiten von 110 km/h legte der österreichische Extremskifahrer Franz Venier im Skigebiet Großglockner in zwölf Stunden 46.202,40 Höhenmeter zurück und trug sich damit in die Rekordbücher ein.

4774

97,5 97,5 Millionen Zuseher, nie waren es mehr bei einer Sportübertragung, verfolgten die Super Bowl XLII, bei der die New York Giants den New England Patriots mit dem 17:14-Sieg eine ungeschlagene Saison verpatzten und für eine große Sensation sorgten.

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helden

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Menschen, denen wir Respekt zollen

jozy altidore ist schnell, athletisch, trickreich und im Kampf Mann gegen Mann kaum zu biegen. Auch optisch hat der Fußballer von Red Bull New York das Zeug, die Antwort der USA auf Pelé zu werden. Seite 24

Travis Pastrana war der weltbeste

Freestyle-Motocrosser, als ihm sein Arzt nach etlichen Stürzen einen geruhsameren Job verschrieb. Also fährt der Amerikaner jetzt Rallyes. Seite 26

klodin erb startete ihre Karriere als Objektkünstlerin, ehe sie zur Malerei wechselte. Nun stellt die vielseitige Schweizerin im Hangar-7 aus. Seite 34

Hannes Arch war von Anfang an beim Red Bull Air Race dabei, zuerst hinter den Kulissen, jetzt als Pilot. (Letzteres macht dem Österreicher mehr Spaß, wie wir ahnen.) Seite 38

Lindsey Vonn könnte als erste US-

Skiläuferin nach Tamara McKinney (1983!) den Gesamtweltcup gewinnen. Mit unerwarteter Hilfe, was wir nicht unerwähnt lassen wollen. Seite 40

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the red bulletin

helden

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Jozy Altidore

hat jede Menge

­Charisma, deswegen lacht er bereits vom Cover eines Computerspiels. David Beckham hat ihn gelobt, doch Jozys Idol ist trotzdem Thierry Henry. Text Robert Sperl Bild Oliver Gast

Name Josmer Volmy Altidore Spitznamen Jozy, Juice, Oatmeal (Haferbrei) Geburtsort/-datum Livingston, New Jersey, 6. November 1989 GröSSe/gewicht 185 cm, 78 kg Wohnort Boca Raton, Florida Ausbildung/Karriere High School, Absolvent des Elite Soccer Program 2005, Spieler bei Red Bull New York seit 2006 Erfolge Jüngster Torschütze der Major League Soccer (16. September 2006 ­gegen Columbus Crew, mit 16 Jahren, 324 Tagen), US-Nationalspieler

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Partyschreck. Einen guten Spieler erkennt man daran, dass er seine Chancen nutzt, „und er ist ein guter Spieler“. David Beckham klang anerkennend, obwohl ihm der Gute gerade die Party verdorben hat­ te: Am 18. August 2007 schoss Josmer Jozy Altidore beim 5:4 seines Klubs Red Bull New York gegen Los Angeles Galaxy in der Major League Soccer (MLS) zwei Tore. Und das zählte an diesem Abend eindeu­ tig mehr als Becks’ zwei Assists bei den Verlierern. In den record books der höchsten US-amerikani­ schen Fußball-Profiliga war Jozy schon vor diesem Abend zu finden. Als er am 23. August 2006 mit sechzehn in der MLS debütierte, war er der jüngs­ te Spieler, dem dies bis dahin gelungen war. Drei Wochen darauf erzielte er als ebenfalls Jüngster ein Tor, blamierte später Beckham (siehe oben) und erspielte sich bei Red Bull New York einen Platz in der Startaufstellung, obwohl in dieser Elf routinierte Feinmechaniker wie Juan Pablo Ángel und Claudio Reyna durchaus lange Schatten werfen. Nach superben Leistungen bei der U20-WM 2007 in Kanada – eines seiner vier Tore erzielte er beim 1:2 der USA im Viertelfinale gegen Österreich – ließ sich Altidore auch nicht von Gerüchten den Kopf verdrehen, dass Real Madrid hinter ihm her sei. Vielmehr debütierte er einige Monate später als ge­ rade 18-Jähriger im großen US-Team gegen Südafri­ ka, als er ab der 65. Spielminute den 1:0-Auswärts­ sieg in Johannesburg mitverwaltete. Beim ersten Ländermatch 2008 – 2:0 über Schweden – beschäf­ tigte Altidore die ganze zweite Halbzeit über die schwedische Abwehr. (Das zweite Tor fiel aus einem Elfmeter, der für ein Foul an Jozy gegeben worden war.) Und am 6. Februar in Houston gegen Mexiko (2:2) bot US-Teamchef Bob Bradley seinen Jungstar bereits vom Start weg auf: Der bedankte sich artig mit einem Kopftor zum 2:1. Stünden alle Papiere der Wall Street so vielver­ sprechend wie die Aktie Altidore, läge der Dow Jones garantiert bei 20.000 Punkten, jubelte die Fachpres­ se. Doch wie gut ist Altidore wirklich? Der Kolum­ bianer Juan Carlos Osorio, seit Jahresbeginn Trainer bei Red Bull New York, bringt es auf den Punkt: „Jozy ist flink und sehr athletisch. Er dringt energisch in den Strafraum ein, ist technisch sehr beschlagen und gut in Eins-zu-eins-Situationen.“ Woran muss er noch arbeiten? Osorio: „An seiner Chancenauswer­ tung speziell in Situationen, wenn er nur einen Ball­

kontakt lang Zeit hat.“ Lernt Jozy Chancen, die er selbst herausspielt, besser zu verwerten, hat er das Zeug, einer der besten Spieler zu werden, die je aus der MLS gekommen sind, glaubt Osorio. Auch Bruce Arena, bis Ende 2007 Trainer bei Red Bull New York, ist ganz sicher, dass Altidore seinen Weg machen wird: „Jozy ist ein Bursche mit einer Menge Selbst­ vertrauen.“ Und einer Portion Selbstkritik: „Bisher konnte ich ganz gut verheimlichen, dass ich mich auf dem Spielfeld zu wenig bewegt habe, das geht jetzt nicht mehr“, sagt Altidore. Beim Spielwitz schlägt das haitianische Erbe von Altidores Eltern, Joseph und Giselle, durch und der Respekt vor seinem Vorbild Thierry Henry, derzeit bei Barcelona. Auch sonst ist Jozy bereits smart von Kopf bis Fuß, im US-Sportbusiness ohnehin ein Must: Wohl auch deshalb prangt sein Foto auf dem Cover der amerikanischen Version des Computer­ spiels „FIFA 08“. Spieler wie Jozy haben das Potenzial, Soccer in den USA endgültig zu emanzipieren. Denn wie er­ klärt es Deutschlands Ex-Teamchef und USA-Kenner Jürgen Klinsmann so treffend? „Bei Basketball, Ame­ rican Football und Baseball handelt es sich, wie die Amerikaner sagen, um coaches games, Mannschafts­ spiele, die wesentlich durch das Eingreifen des Trai­ ners von außen bestimmt werden. Fußball hingegen ist ein klassisches players game, ein Spiel, das von den Spielern bestimmt wird. Die Amerikaner versuchen immer noch, Fußball zu spielen, als sei es ein coaches game“, bedauert Klinsmann. „Das ist einer der Grün­ de, warum der Fußball, so wie wir ihn kennen, in Amerika eigentlich noch gar nicht angekommen ist.“ Am 1. März gastierte Altidore in der Salzburger Bullen-Arena, als die New Yorker gegen Salzburgs Jung-Bullen antraten. Dass daraus mehr werden könnte (es ging das Gerücht, dass Altidores Vertrag mit Red Bull New York eine Klausel enthält, die 2009 einen formlosen Umstieg nach Österreich erlaubt), verneint Heinz Hochhauser, sportlicher Leiter von Red Bull Salzburg: „Jozy ist eines der hoffnungsvolls­ ten Talente in New York. Er hat dort seinen Vertrag verlängert, und wir haben großes Interesse, ihn auch in Salzburg spielen zu sehen.“ Jedoch: „Es gibt keine etwaige Verpflichtung für ihn, das zu tun.“ ♉  SAISONERÖFFNUNG MAJOR LEAGUE SOCCER: RED BULL NEW YORK   VS. COLUMBUS CREW, 5. APRIL 2008, GIANTS STADIUM, NEW YORK   www.redbulls.com

20.02.2008 9:57:40 Uhr


Two of a kind. Setzt Jozy Altidore zum Jubel an, scheint der junge Louis Armstrong vor uns zu stehen. Doch auch als Rapper-Double macht er perfekte Figur.

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20.02.2008 9:58:00 Uhr


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the red bulletin

Karriere I. Travis Pastrana als Nonplusultra des Freestyle Motocross, hier bei den Red Bull X-Fighters in Madrid.

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20.02.2008 13:51:43 Uhr


D

er junge Mann stand kurz vor dem größten Erfolg seiner Karriere. Nur noch ein Lauf trennte ihn vom Sieg in der Meisterschaft – stoppen konnte er sich eigentlich nur noch selbst. „Junge“, sagte also Vater Robert eindringlich, „mach heute keine Blödheiten. Keine Sprünge, keine blöden Tricks, riskiere nichts. Heute zählt nur der Sieg. Du weißt, wie wichtig er ist – für deine Ausrüster, für die Sponsoren, die Medien, für deine Karriere.“ Der Sohn fuhr das Rennen, und er fuhr es wie vom Vater anbefohlen. Er gewann Rennen und Meisterschaft, wurde als Wunderkind gefeiert. Dann stieg er vom Bike und sagte: „So macht das keinen Spaß.“ Er fuhr zwar danach noch Rennen, aber in Wahrheit markierte dieser Tag das Ende von Travis Pastra­ nas herkömmlicher Motocross-Karriere. Er war damals acht Jahre alt.

Travis pastrana

NOCH MAL PROBIEREN. Als Travis Pastrana zwölf war, begegnete er Mike „Godfather“ Metzger, einem der Gründerväter des Freestyle Motocross, einem mürrischen, am ganzen Körper tätowierten Burschen mit kantigem Gesicht. „Aber als ich den Smile auf Mikes Gesicht sah beim Riden, da wusste ich: Ich will Mike Metzger werden.“ Als Travis 14 war, nahm er erstmals an einem Freestyle-Motocross-Contest teil und gewann ihn. Zwei Tage nach seinem 15. Geburtstag sprengte er sich bei seinem ersten schweren Sturz die Wirbelsäule vom Beckenknochen, lag zwei Wochen im Koma. Außer ihm haben in den USA nur zwei Leute diese Verletzung überlebt. Er sagt: „Als ich aufgewacht bin, war mein erster Gedanke: Ich will da raus und den Sprung noch einmal probieren.“ Das war der Beginn einer zehn Jahre langen Karriere, in der er seinen Sport fast bei jedem Auftritt neu erfand. Viele seiner Läufe sind Legende, in Ma­ drid läuft die halbe Stadt mit Leibchen herum, die seine Nummer 199 tragen, wenn die Red Bull XFighters­zu Gast sind. Bei den X Games 2006 sprang

war der einzige Mensch, der

Travis Pastrana nicht für den besten Freestyle-Motocrosser der Welt hielt. Jetzt mischt er als entschlossener Frühpensionist die Rallye-Szene auf.

bilder: Harry How/Getty Images, Jürgen Skarwan/Red Bull Photofiles

Text Max Freske

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Karriere II. Zunächst machte Travis durch spektakuläre Crashs von sich reden. Mittlerweile tummelt er sich im Windschatten der Weltelite.

20.02.2008 13:51:48 Uhr


the red bulletin

Helden

Das Publikum in Madrid ist gefährlich gut: Du probierst Dinge, die du anderswo nicht probieren würdest.

Medizinisches Bulletin

Patient Travis „Warum ich nicht tätowiert bin wie die meisten anderen Freestyle-Motocrosser? Ich bin dauernd verletzt. Ich habe kein Bedürfnis nach zusätzlichen Schmerzen.“ Ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Diverse Operatio­ nen am rechten Ellbogen und rechten Daumen

Wirbelsäule ausgerenkt, diverse weitere Rückenoperationen

Mit Schrauben fixierter Bruch der Schulter

Wirbelsäule vom Becken getrennt – zwei Wochen Koma, drei Monate Rollstuhl (als 15-Jähriger) Zwei Operationen am linken Handgelenk, eine am linken Daumen

Sechs Operationen am rechten Knie

Schienbein und Wadenbein gebrochen (insgesamt über 20 Knochenbrüche)

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Neun Operationen am linken Knie – unter anderem sind gerissen: inneres Seitenband, äußeres Seitenband, vorderes Kreuzband, hinteres Kreuzband. Zusätzlich: Korbhenkelriss des Meniskus

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er als bisher einziger Rider in einem Contest einen dop­pelten Backflip, also den doppelten Rückwärtssalto. Beim anschließenden Jubel stolperte er über ein TV-Kabel und verletzte sich den Meniskus. Den vielleicht besten FMX-Run seines Lebens lieferte er 2006 in Madrid im Finaldurchgang der Red Bull X-Fighters: Superman Flip, Nac Nac Flip, Heelclicker Flip One Hand Landing, Lazy Boy Flip, Superman Indian Flip, ein zweiminütiges Feuerwerk. Gewürzt mit den für Travis typischen charmanten Unvollkommenheiten, Winzigkeiten, die das Publi­ kum in Atem hielten: dem wackelnden Vorderrad nach der Landung, dem driftenden Hinterrad, der Hand, die beim No Hander doch ein wenig Richtung Lenker zuckt. Nach besonders gelungenen Tricks ballte er die Faust, jubelte wie ein Fußballer nach dem Torschuss, und während die anderen Rider ihre Runs mit Rap oder Heavy Metal unterlegten, ließ Travis das Motto des Abends von Little Richard beisteuern: We’re gonna have some fun tonight, We’re gonna have some fun tonight, Woo, have some fun tonight, Everythings all right, Have some fun, have me some fun tonight! Als ihn einmal jemand nach dem Unterschied zwischen ihm und seinem über Jahre härtesten Konkurrenten Nate Adams fragte, antwortete Travis: „Nate ist absolut der bessere Freestyle-Motocrosser als ich. Aber er hat das Talent, schwierige Dinge leicht aussehen zu lassen. Ich habe das Talent, einfache Dinge schwierig aussehen zu lassen.“ BEGEGNUNG ZWEIER WELTEN. Das Jahr eines FreestyleMotocrossers der engeren Weltklasse hat zwei Höhepunkte: X Games und Red Bull X-Fighters in Madrid, sozusagen Pflicht und Kür. „Die X Games machen dir als Fahrer mehr Druck“, sagt Travis, „die X-Fighters machen mehr Spaß.“ Madrid ist Flaggschiff der neuen Red Bull X-Fighters-Welttour, die heuer erstmals aus sechs Stationen besteht. Sie startet am 4. April in Mexico City, führt über Rio de Janeiro, Rom, Fort Worth/Texas und Wuppertal in Spaniens Hauptstadt, wo erstmals an zwei Tagen gesprungen wird, am 17. und 18. Juli. Der besondere Spaß der Red Bull X-Fighters in Madrid entsteht aus der Begegnung zweier Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten – hier die Freestyle-Motocrosser mit ihrer Lautstärke und Verrücktheit, dort Las Ventas, Spaniens älteste und ehrwürdigste Stierkampfarena. Sie fasst 23.000 Leute, man könnte für den Abend 100.000 Tickets verkaufen. Die Fans kommen mit Kettensägenmotoren ins Stadion, sie haben weiße Tücher dabei, die sie als Anerkennung für die Leistung der Matadore schwenken. 500 Journalisten aus über 30 Nationen sind akkreditiert, 40 TV-Stationen übertragen, davon 20 live. Die Stars von Real Madrid lassen sich im Fahrerlager fotografieren, wenn sie sich Autogramme der Rider holen.

Bild: Jürgen Skarwan/Red Bull Photofiles

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20.02.2008 13:51:55 Uhr


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Helden

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Magic Moment. Travis Pastrana nach seinem Double Backflip bei den X Games 2006. Weder davor noch danach hat ein anderer Freestyle-Motocrosser diesen Trick geschafft.

Interview

Der Unzurückgetretenste Travis Pastrana über das Leben nach der FMX-Karriere und wie es ist, wenn plötzlich jemand neben einem sitzt. RED BULLETIN: Wie sehr fehlt Ihnen FMX? Sind Sie seit

Ihrem Rücktritt je wieder auf einem Bike gesessen? Travis Pastrana: Erst heute, natürlich, jeden Tag. Dass ich keine Wettkämpfe mehr bestreite, heißt ja nicht, dass ich nicht jeden Tag das tue, was ich am liebsten mache: Und dazu gehört das Riden auf meinem Bike. Letzte Woche habe ich 720er probiert. Ich nehme an keinen Contests mehr teil, aber abgesehen davon bin ich der unzurückgetretenste Rider der Welt.

Der Trick, der den größten Teil Ihrer Berühmtheit ausmacht, ist der Double Backflip bei den X Games 2006. Welchen Stellenwert hat er für Sie persönlich? Pastrana: Das Besondere am Doubleflip war die ganze

Atmosphäre im Stadion, die Luft war wie elektrisch aufgeladen, voller Angst und Erwartung. So etwas habe ich noch nie sonst erlebt, und es würde mich wundern, wenn ich so was je wieder erleben würde. bild: Jeff Gross/Getty Images

Und rein sportlich gesehen? Pastrana: Da

ist der Double die Nummer drei, würde ich sagen. In meinem Rookie-Jahr bei den Outdoor Nationals hab ich die ersten drei Rennen mit gebrochenem Handgelenk bestritten, die letzten vier mit gebrochenem Knöchel. Die Meisterschaft hab ich trotzdem gewonnen. Mein zweitgrößter Erfolg wa-

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ren die Zeiten bei den Rallye-Sonderprüfungen der X Games – als Rookie mit einem Champ wie Colin McRae mitzuhalten war Wahnsinn.

Name

Werden Sie die Red Bull X-Fighters vermissen?

Travis Alan Pastrana

Pastrana: Ich

erinnere mich, wie enthusiastisch mir Kenny Bartram von dem Event erzählt hat. 2004 war ich dann selbst zum ersten Mal dabei, und es war irre. Ein perfekter Mix aus spanischer Tradition, verrückten Fans und ausgeflippten Ridern. Die Stim­ mung in diesen Stierkampfarenen ist sensationell.

GEBURTSDATUM/ORT

Was ist der größte Unterschied zwischen Rallye und FMX, abgesehen von der Anzahl der Räder und der Tatsache, dass Sie ein Auto um sich haben und dass es um Zeit geht, nicht um Style?

Gewinner AMA 125cc Na-

Pastrana: Dass

neben mir ein Typ sitzt, der ziemlich wichtig ist. Eines der ersten Dinge, die ich als Motorradfahrer gelernt habe, war, alles rund um mich auszuschalten, mich nur aufs Riden zu konzentrieren. Ich musste wirklich erst lernen, meinem Beifahrer zuzuhören. Wenn mir das nicht gelingt, kracht’s.

Siege Red Bull X-Fighters,

Wären Sie selbst ein guter Beifahrer?

WEB

Pastrana: Nie

www.travispastrana.com

im Leben. Ich bin ein fürchterlicher Beifahrer. Und schrecklich ängstlich, ehrlich. ♉

8. Oktober 1983, ­Annapolis, Maryland WOHNORT Davidsonville, Maryland SPORTLICHE ERFOLGE tional Championship und 125cc East Coast Supercross Championship, vier acht X-Games-Goldmedaillen (sechsmal FMX, je einmal Best Trick und Rally Car), Sieger Rally America National Championship 2006 und 2007

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Sieben Männer, die Travis beerben wollen

Die besten Flips der Welt Sie kommen aus den USA, der Schweiz, Norwegen, Australien, Japan und Spanien – und haben eines gemeinsam: Sie wollen Travis Pastrana auf den Thron der FMX-Welt nachfolgen. Bei den Red Bull X-Fighters bietet sich dazu ab 4. April Gelegenheit.

Robbie Maddison Nate Adams

André Villa Ist: 25 Jahre alt, 187 cm groß und 80 kg schwer Fährt: Suzuki Wohnt: in Torrevieja, Spanien Liebt: insgesamt Surfen, im Winter die Berge Kann: von sich sagen, 2005 der beste Rookie in der FIM-Freestyle-Motocross-WM gewesen zu sein; war außerdem vor seiner Karriere als FMXer erfolgreicher Semi-Pro-Newschool-Skier. Gewann: u. a. die Night-of-theJumps-Bewerbe 2006 in Berlin, Mailand und Mannheim. Bei Red Bull X-Fighters wurde er einmal Fünfter und Siebenter. Sagt: „Das Ergebnis ist für mich nicht so wichtig, ich will in erster Linie das Publikum begeistern.“

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Dany Torres

Nate „The Destroyer“ Adams Ist: 23 Jahre alt, 188 cm groß und 80 kg schwer Fährt: Yamaha YZ250 Wohnt: Murrieta, Kalifornien Liebt: die Musik von Sublime, Skateboarden, Hawaii Kann: stolz behaupten, als Erster Pastrana in einem FMX-Bewerb besiegt zu haben. Travis’ URTEIL: „Nate ist derzeit wahrscheinlich der beste FMXer der Welt. Er zeigt seine Tricks so sauber, dass es den Zuschauern schwerfällt, sein Können richtig einzu­ schätzen.“ Gewann: u. a. die FMX Dew Action Sports Tour 2006, LG World Championships 2003, 2004, 2005, 2006, Red Bull X-Fighters Madrid 2005 Sagt: „Ich führe ein einfaches und bescheidenes Leben, damit ich das tun kann, was ich am meisten liebe – go riding.“

Dany Torres Ist: 20 Jahre alt, 167 cm groß und 64 kg schwer Fährt: KTM Wohnt: Arahal, Spanien Liebt: HipHop, seinen Mercedes CLK und den Turndown 180 Kann: in die Fußstapfen von Travis treten. Bei seinem Red Bull X-Fighters-Sieg im Vorjahr war Dany übrigens jünger als Pastrana bei seinem ersten Triumph. Travis’ Urteil: „Die Fans lieben Dany, und selbst mit der Hälfte der Fortschritte, die er letztes Jahr gemacht hat, wäre er 2008 der Mann, den es zu schlagen gilt.“ Gewann: Red Bull X-Fighters 2007 in Mexico City und wurde Dritter in Slane Castle sowie im Overall Ranking Sagt: „Wo die Grenzen von FMX sind? FMX hat keine Grenzen.“

Mat Rebeaud

Robbie „Maddo“ Maddison

Mathieu „Mat“ Rebeaud

Ist: 26 Jahre alt, 176 cm groß und 75 kg schwer Fährt: Honda CR250R Wohnt: in Kiama, Australien Liebt: Skydiven und Gratis-­ Buffets Kann: mit dem Motorrad weiter springen als jeder andere: Zu Silvester brach er in Las Vegas mit einem 98,34-Meter-Satz den Weltrekord; erfand außerdem den „Maddocopter“ und absolvierte auf seiner hauseigenen FMX-Rampe einen Frontflip mit seinem Toyota Pick-up. Gewann: u. a. Australian X Games 2004 und King of the Coast 2003, 2004 und 2005. Bei Red Bull X-Fighters wurde er je einmal Dritter (Mexico City 2007) und Fünfter (Madrid 2006). Sagt: „Mein erster Trick war ein No Hander am Serviertisch meiner Mutter, als ich zwei Jahre alt war.“

Ist: 25 Jahre alt, 179 cm groß und 73 kg schwer Fährt: KTM Wohnt: in Payerne, Schweiz, und Corona, Kalifornien Liebt: Snowboarden, Wakeboarden und seinen SkateShop in Payerne Kann: eigentlich gar nicht ­Motorrad fahren – zumindest hat er keinen Führerschein. Travis’ Urteil: „Mat ist tough, hat Erfahrung und den Willen, noch eine Stufe höher zu steigen.“ Gewann: Red Bull X-Fighters 2006 in Mexico City, 2007 wurde er – nach Platz zwei in Slane Castle und Madrid – GesamtZweiter. Mat holte sich 2006 auch zweimal X-Games-Silber. Sagt: „Bei jedem Sprung ist der erste Versuch angsteinflößend. Sobald man aber die Rampe ‚ge­fühlt‘ hat, verfliegt die Angst.“

bilder: Lukas Nazdraczew/Red Bull Photofiles, Kurt Pinter/Red Bull Photofiles (2), Jürgen Skarwan/Red Bull Photofiles

André Villa

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Der Kerl ist sechzig und versohlt den Zwanzigjährigen den Hintern. Das gefällt mir. „Das Publikum in Madrid ist das beste der Welt“, sagt Pastrana. „Klingt verrückt, aber es ist so gut, dass es sogar gefährlich ist. Du probierst hier Sachen, die du anderswo nicht probieren würdest.“

Eigo Sato

Bilder: Ray Demski/Red Bull Photofiles, Garth Milan/Red Bull Photofiles, Christian Pondella/Red Bull Photofiles

Ronnie Renner

Eigo Sato

Ronnie Renner

Ist: 29 Jahre alt Fährt: Yamaha YZ250 Wohnt: in Nakaso/Fukusima, Japan Liebt: die Höhenluft. Das zeigte sich schon in der Schule, weil er statt am Stuhl immer auf seinem Tisch saß. Kann: Flip-Tricks wie kein Zweiter umsetzen. War der erste Japaner, dem ein Backflip gelang. Dank einer gehörigen Portion Selbstironie (siehe seine Website www.mx-vilus. com) wirkt er ungefährlicher, als er ist. Travis’ Urteil: „Für mich einer der Favoriten für 2008 – wegen seiner Erfahrung und Konstanz.“ Gewann: die Herzen seiner Landsleute, als er 2003 als erster Japaner einen Backflip schaffte. 2007 Gesamtfünfter bei den Red Bull X-Fighters. Sagt: „Carry out your own style!“

Ist: 30 Jahre alt, 170 cm groß, 68 kg schwer Fährt: KTM Wohnt: in Long Beach, Kalifornien Liebt: The Killers, Ignite, Eminem, Turbonegro, Metallica und seine Kinder. Nicht so sehr liebt er Backflips. Kann: von sich behaupten, der größte Showman unter den Red Bull X-Fighters zu sein. Ronnie betont bei „Freestyle“ vor allem die zweite Hälfte des Wortes. Ronnie ist auch Botschafter der Foundation „Wings for Life“. Gewann: u. a. die Red Bull XFighters 2005 in Mexico City, wurde 2006 dortselbst Zweiter und belegte 2005 Platz drei in Madrid. 2007 gewann Ronnie bei den X Games die Gold­ medaille im Step Up Contest – er erreichte mehr als zehn Meter (33 Feet). Sagt: „In der Schule war ich immer der Klassenclown.“

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BEGEGNUNG ZWEIER WELTEN. Schon 2006 gab Travis das Ende seiner FMX-Karriere bekannt, ließ sich im folgenden Jahr aber noch zu zwei Starts bei den Red Bull X-Fighters überreden: im irischen Slane Castle, dann in Madrid. Las Ventas sah am 27. Juli 2007 den – wie er betont: unwiderruflich – letzten FreestyleMotocross-Auftritt des Mannes mit der Nummer 199. Standesgemäß wurde der Abend zum Triumph, zu seinem dritten in Las Ventas; kein anderer Rider hat bisher in Madrid auch nur zwei Siege geschafft. Travis hat seine FMX-Karriere nicht ganz freiwillig beendet; die ärztlichen Warnungen hatte er lange genug ignoriert – es gab eine Zeit, in der jede weitere Gehirnerschütterung lebensgefährlich gewesen wäre und Travis trotzdem sprang; einmal ließ ihn seine Mutter mit der Polizei aus dem Flugzeug holen, als er verletzt zu einem Contest reisen wollte. Dass dann irgendwann doch die Vernunft siegte, lag wohl daran, dass sich eine neue Perspektive öffnete. „Ich war in den letzten zehn Jahren eigentlich immer verletzt“, sagt Travis. „Und dann habe ich irgendwann damit angefangen, mit Autos zu fahren, wenn ich verletzt war. Ich bin also oft mit Autos gefahren. Und mit der Zeit wurde der Spaß dabei immer mehr. Heute ist Rallyefahren meine größte Leidenschaft.“ Was fasziniert einen FMX-Frührentner am Rallye­ fahren? „Rallye ist wie Motocross. Nur ohne diese ganzen gebrochenen Knöchel und Handgelenke und diese ganzen Sachen am Knie. Du kriegst das ganze Adrenalin, die Angst, den Speed, du kriegst alles – nur bist du dabei durch einen Käfig geschützt. Einer mei­ner härtesten Konkurrenten bei den US-Nationals war Stig Blomqvist. Der Kerl ist sechzig und versohlt den Zwanzigjährigen den Hintern. Das gefällt mir.“ Auf YouTube läuft das Video des Crashs, mit dem sich Travis 2005 der Rallye-Szene vorgestellt hat: Das rechte Vorderrad seines Wagens fängt sich in einer Kurve, er hat weit über 150 Sachen drauf (was eine ganze Menge zu viel Sachen sind), er wird von

Foam at home Travis hat sich daheim in Maryland eine Art PlayStation in echt eingerichtet. Inklusive eigener ­Motocross-Bahn, die er gemeinsam mit seinen Freunden mit Minibikes befährt. Und inklusive eines sogenannten Foam Pits, einer Art schaumgummigefüllten Swimming-Pools. Diese ­Schnitzelgrube ist relativ unentbehrlich beim Erlernen neuer Tricks. Aber Travis wäre nicht ­Travis, hätte er diesen Konkurrenzvorteil nicht immer auch seinen Konkurrenten zugänglich ­gemacht – sogar Nate Adams durfte in Travis’ privates Foam Pit reinschnitzeln.

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der Straße katapultiert, der Wagen überschlägt sich gezählte neun Mal. – Schnitt, die Bordkamera beim Crash. Als der Wagen zum Stillstand gekommen ist, fragt Travis zunächst den Beifahrer: „Are you alive?“ Dann sagt er: „Holy shit.“ Dann mit breitem Grinsen: „THAT WAS A HELL OF A RIDE.“ Und ein Lustschrei. DEMUT EINES CHAMPS. 2006 war das Jahr, in dem die Staffelholzübergabe der beiden Karrieren erfolgte, bei den X Games in Los Angeles. Travis gewann dreimal Gold: Motocross Best Trick, Freestyle, Rallye. Ersteres mit dem ersten Double Backflip der FMX-Geschichte, Letzteres mit einem Sieg über Ex-Weltmeister Colin McRae. Travis selbst hält seinen Sieg über McRae für die größere sportliche Leistung als den Double Backflip, den er am Tag nach dem Rallye-Triumph sprang. Natürlich betrat Travis die Rallyebühne als VIP, was allein die wirtschaftlichen Möglichkeiten recht komfortabel gestaltete; seine Leistungen sind aller­ dings für einen Rookie schwer in Ordnung, auch mit abgezogenem Prominentenbonus. Die nackten Zahlen: Travis gewann 2006 und ’07 die Rally America National Championships, das US-Gegenstück zur EM. Drei Läufe bestritt er bislang in der PWRC, jener Serie, die der WRC am nächsten kommt. In Mexiko wurde er Fünfter, in Argentinien Zehnter, in Wales Elfter. Travis geht mit Ernsthaftigkeit und Demut an die neue Herausforderung heran. Als er in Mexiko erstmals an der Weltklasse schnupperte, sagte er hinterher: „Das Tollste war, dass wir gesehen haben, was wir noch alles lernen müssen.“ ♉  Red Bull X-Fighters World Series 2008: ab 4. April 2008   www.redbullxfighters.com

Nachtflug. Travis mit einer Backflip-Combo im Rahmen der Red Bull X-Fighters in Madrid.

Sprunghaft. Travis bei einer Verschmelzung der Karrieren.

Red Bull X-Fighters World Series 2008

Und die Taschen voller Tricks. Im Jahr eins nach Travis haben auch FMX-Stars, die nicht Pastrana heißen, wieder Gelegenheit für Siege bei den Red Bull X-Fighters – und zwar gleich sechsmal. 2008 werden nämlich sechs Bewerbe an teils völlig neuen Locations ausgetragen, als Zugabe gibt es am 6. September eine Super Session in Warschau. 1. Mexico City, Mexiko, 4. April 2008 Die Plaza de Toros (42.000 Plätze!) ist die größte Stierkampf­ arena der Welt. Bis­ herige Sieger der Red Bull X-Fighters: Ronnie Renner, Mat Rebeaud und Dany Torres.

3. Rom, Italien, 16. Mai 2008 Daumen rauf oder Daumen runter? Im historischen Circus Maximus schlüpft der Head Judge in Cäsars Rolle und entscheidet über Aufstieg oder Niederlage jedes motorisierten Gladiators.

5. Wuppertal, Deutschland, 4. Juli 2008 „FMX trifft Industrie“ ist das Motto der ers­ ten deutschen Red Bull X-Fighters: Des Ruhrgebiets technoi­ den Charme symboli­ sieren im Steinbruch Oetelshofen High-Tech-Maschinen und reichlich Pyrotechnik.

2. Rio de Janeiro, Brasilien, 3. Mai 2008 Körperbetonte Grenz­ gänge sind im Sambó­ dromo nichts Neues, die Verschmelzung von FMX und Samba schon: Rio ist die ers­ te von vier neuen Lo­ cations, an denen die Red Bull X-Fighters 2008 Station machen.

4. Fort Worth, Texas/USA, 14. Juni 2008 Im Herzen von Texas befinden sich die ­historischen Fort Worth Stockyards. Ein Schuss Wildwest­ romantik soll die mo­ dernen Cowboys beim neuzeitlichen Rodeo zu artistischen Bestleistungen animieren.

6. Madrid, Spanien, 17. und 18. Juli 2008 Der Klassiker: In der Plaza de Toros de las Ventas sind Red Bull X-Fighters seit 2002 zu Hause. Travis Pas­ trana siegte dreimal, für Kronprinz Dany Tor­ res ist der erstmals zweitägige Event ein absolutes Highlight.

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bilder: Red Bull, getty images (5), Christian Pondella/Red Bull Photofiles, Alex Schelbert/Red Bull Photofiles

Einmal um die ganze Welt

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Klodin erb

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kam über die Objektkunst zur

Malerei. Ihren Stil nennt die Schweizerin, die aktuell im Salzburger Hangar-7 ausstellt, Neobarock, und manchmal malt sie unsichtbare Hunde. Text Claudia Spinelli Bilder Regina Hügli

Name Klodin Erb Geburtsdatum/-0rt 26. 5. 1963, Winterthur Aktueller Wohnort Zürich Ausbildung Hochschule für Gestal­ tung und Kunst Zürich (HGKZ), Studiengang Bildende Kunst (SBK) Ausgewählte Ausstellungen Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen, 2008; ­Galerie Staubkohler, ­Zürich, 2007; Frauen­ kunstpreis, Galerie Artrak­ tion, Bern, 2002. Erb wird vertreten durch die Galerie Rotwand, Zürich, www.rotwandgallery.com website www.likeyou.com/ klodinerb

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Herzlich willkommen. Das Atelier von Klodin Erb befindet sich mitten im ehemaligen Zürcher Indus­ triequartier. Ein nüchterner Ort. Zweckmäßige Bauten, das einzige Grün weit und breit ist die Fassade des Gebäudes, in dem sich die Künstlerin eingemietet hat: Eisdielengrün – an einem kaltgrauen Jännermorgen weckt so was keine angenehmen Fantasien. Umso heftiger schlägt einem die Atmosphäre im Atelier entgegen. Opulenz auf allen Ebenen. Zumeist großformatige Gemälde in warmen Farb­tönen, Er­ innerungsstücke vom Flohmarkt, Selbstgebasteltes und stapelweise Textilien füllen den Raum. Auf einer Arbeitsfläche steht eine Nähmaschine, daneben liegen Zeitungsschnipsel zuhauf. Klodin Erb, mit Cargohose, goldenen Turnschuhen und einem rot geschminkten Mund, den man sich gar nicht anders als freundlich vorstellen kann, empfängt mich lachend. Wenn sie spricht, sprudelt es nur so aus ihr hervor. Sie erzählt farbig, und ihre Bemerkungen sind trotz des hohen Gesprächstempos überlegt und präzise. „Magst du einen Kaffee?“, fragt sie und verschwindet hinter dem Gestell, wo sich die Kochplatte befindet. Seit wann sie denn überhaupt male, rufe ich ihr nach. Ich kann mir die Frage nicht verbeißen. Denn mir war, wie vielen andern auch, lange gar nicht bewusst, dass Klodin Erb eigentlich eine Malerin ist. In der Schweizer Kunstszene hatte sie sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch ihre Kollaborationen mit Eliane Rutishauser einen Namen gemacht: Die bevorzugten Medien des Duos waren Fotografie und Installation. Das sei ja eben der Punkt!, antwortet sie hinter dem Gestell hervor. Sie habe sich lange mit ihrer Malerei nicht an die Öffentlichkeit getraut. Mein Blick schweift über die barock anmutenden Motive, den oft lasierenden Farbauftrag, den temperamentvollen Gestus. Wer in dieser Stadt so malt, der braucht Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit. Nicht von ungefähr ist Zürich die Hochburg der konstruktiven und konkreten Kunst. Auch heute noch gefallen sich die Abgänger der hiesigen Kunsthochschule vorzugsweise als strenge Konzeptualisten. Neben ihren Arbeiten mit Rutishauser konzipierte Klodin Erb, auch sie eine Absolventin der Zürcher Kunstklasse, Objekte und Installationen aus textilen Materialien. Später collagierte sie mit Hilfe ihrer Nähmaschine textile Bilder. Was sie an den Stoffen interessiere, das seien die Rapporte, da, wo sich ein Motiv wieder­

hole, sagt sie. Und stellt eine Tasse mit dampfendem Kaffee und ein Glas Wasser vor mich hin. Das theoretische Wissen, das sie während ihrer Ausbildungszeit erwarb, hat die Malerin in ihr lange blockiert. Und doch: Setzt man sich mit den Ölbildern, die sie nun seit ungefähr drei Jahren malt, auseinander, wird schnell klar, dass Erb nicht nur von der Freude am Akt des Malens, sondern auch von bildtheoretischen Fragestellungen getrieben ist. Mit Bildern, die aussehen wie eine Mischung aus Neuer Wilder Malerei und barocker Opulenz, hat sie endlich eine für sie richtige, zeitgenössische Form gefunden. So bewegt sie sich, obwohl ihre Motive auf den ersten Blick etwas altertümlich wirken und an alte Kostümfilme gemahnen, mit ihrem Bildverständnis auf der absoluten Höhe der heutigen Zeit: „Ich bezeichne das, was ich mache, als eine Art Neobarock. Das ist natürlich kein korrekter Begriff, doch die Vorstellungen, die er evoziert, passen mir: Es geht um Überfluss und Opulenz, und es schwingt eine Idee von Bühnenbild mit, die mich interessiert.“ Eines der Bilder, die Klodin Erb für meinen Atelierbesuch extra aus dem Lager hervorgeholt und an die Wand gehängt hat, zeigt einen wie im Sturmwind schwingenden Kronleuchter. Dieser kommt einem fast wie die Quintessenz des Motivs vor. Der Kronleuchter schlechthin, eben gerade so, wie er sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt hat. Die Assoziationsketten sind sehr filmisch geprägt und nicht zwingend auf ein einzelnes Motiv beschränkt. Sie laufen von der „Rocky Horror Picture Show“ über „Der Rosen-Krieg“ bis zur letzten, in grellbuntem Technicolor gefilmten Szene von Sergej Eisensteins „Iwan der Schreckliche“. Kennen wir uns nicht? Stimmungen, Zwischentöne, all die subtilen Strömungen, die unser Bewusstsein subkutan durchlaufen, werden von Erbs Bildern angeregt. Und eine verrückte und irgendwie auch logische Konsequenz von all dem ist, dass einem viele von Erbs Gemälden ungeheuer vertraut vorkommen. Ein Bildnis etwa, das eine Frau mit Halskrause zeigt, erinnert unvermittelt an Elisabeth I. Nicht an die wirkliche, historische Figur natürlich, sondern an ein Konglomerat aus unzähligen Filmversionen der englischen Königin, zum Beispiel die epochale FünfzigerJahre-Version mit Bette Davis oder den TV-Zweiteiler mit der nüchternen Helen Mirren aus dem Jahr 2005.

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Trophäen. An die Rehböcke hat Klodin Erb nicht persönlich Hand angelegt, es sind Leihgaben der Verwandtschaft.

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HELDEN

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MÄRZ 2008

Mit diesem Bild begann Klodin Erbs zweite künstlerische Karriere. Mädchen I, nach Govaert Flinck, 2007, Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm. HangART-7 Sammlung, Salzburg.

HANDWERK KUNST

SELBST IST DIE FRAU Das Realisieren einer künstlerischen Vision beginnt bei der Schweizer Malerin und HangART-7-Künstlerin Klodin Erb lange vor dem ersten Pinselstrich.

1 Der Rahmen. Vorsicht, hier geht’s um den rechten Winkel!

4 Spannen. Geschieht mit in die Ecken getriebenen Keilen.

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2 Die Leinwand. Nicht jedes Bild kriegt den gleichen Untergrund.

5 Die Farbe. Wird eingekauft, nicht selbst gemischt.

3 Zuschneiden. Dann wird die Leinwand straff aufgetackert.

6 Der kreative Akt. Jetzt darf die Idee endlich aus dem Kopf.

WIE ES BEGANN. Während der ganzen Zeit, als die Malerei für Erb eine ausschließlich persönliche Bedeutung besaß, hatte sie über ihrem Küchentisch ein kleines Gemälde hängen. Es ist eine Kopie von Govaert Flincks „Mädchen mit einem kleinen Hund im Arm“ aus der Sammlung des Kunsthauses Zürich, Ergebnis eines vor Jahren besuchten Workshops. Gezeigt wird ein kleines Mädchen, das uns mit ungewöhnlichem Ernst entgegenblickt. Und es sah, von seinem Ort über dem Küchentisch, auch der Künstlerin eine ganze Weile lang in jeder Lebenssituation entgegen: am Morgen beim Frühstückskaffee und beim Essen am Abend, am Montag ebenso wie am Mittwoch, Donnerstag oder Freitag. So lange, bis sich Erb ein Herz fasste, das Bild genau ansah, ins Atelier eilte und das kopierte Gemälde aus dem Gedächtnis ein weiteres Mal anfertigte. Nicht 1:1 diesmal, sondern in einem vergrößerten Maßstab: aus übersichtlichen 50 mal 40 wurden überlebensgroße 220 mal 155 Zentimeter. Rückblickend ist das „Mädchen mit einem kleinen Hund im Arm“ ein Schlüsselwerk der Künstlerin. Erb hat das Motiv denn auch gleich zweimal gemalt; eine Version ist verkauft, die andere lehnt an der Atelierwand unmittelbar vor uns. Zwei Dinge fallen auf: der breite, fast grobe Pinselstrich und das Gesicht des Mädchens, das wie bei einem kubistischen Picasso leicht entstellt ist. Die beiden Augen blicken nicht ganz parallel und kommen einem vor wie eine Montage aus zwei Vorlagen, die in einem kurzen Zeitabstand hintereinander aufgenommen worden sind. Wahrscheinlich geht dieser Eindruck auf eine Ungeschicklichkeit der ersten Kopie zurück, im neuen Bild bringt er neben einer leichten inhaltlichen Verunsicherung (das Mädchen wirkt statt niedlich mit einem Mal bedrohlich monströs) auch den Aspekt der Zeit und damit eine moderne Bildauffassung ins Spiel. Jetzt wird auch klar, was Klodin Erb meint, wenn sie sagt, sie male Bilder über Bilder. Ein zentraler Punkt, der auf eine vordergründige Art auch durch den Einsatz von breiten Pinseln, wie sie gewöhnlich Flachmaler verwenden, bekräftigt wird: Es ist, als hätte die Malerin den Pinselstrich der Vorlage hochgezoomt. Nun, Bilder über Bilder kann nur malen, wer viel gesehen und noch mehr nachgedacht hat. Einen Teil dieser Aufgabe hat Erb bereits als Kind absolviert: Sie ist in Rheinau, dem neben Dietikon einzigen katholischen Ort des sonst durch und durch evan-

REPRO VON GEMÄLDE: ROTWAND, ZÜRICH

Selbstredend ist diese Anlehnung an Elisabeth so von Erb gar nicht beabsichtigt. Und natürlich ist in den beiden Bildern auch ein ganz dickes Kapitel abendländischer Porträtkunst absorbiert. Tatsächlich sind die unlängst veröffentlichten Bilder zum aktuellsten Elisabeth-Film mit Cate Blanchett in der Hauptrolle aber noch so frisch im Gedächtnis, dass die bildliche Erinnerung den aktuellen visuellen Eindruck überlagert. Solches ist anregend und unterlegt die saftigen Bilder der Künstlerin mit einem gedanklichen Fundament, das sie glaubwürdig macht.

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MÄRZ 2008

HELDEN

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Klodin Erb in ihrem Atelier in Zürich. Malen kann nur jemand, der viel gesehen und noch mehr nachgedacht hat – auch über die eigenen Bilder.

gelischen Kantons Zürich aufgewachsen. Als kleines Mädchen habe sie Sonntag für Sonntag in der Kirche, einem beeindruckenden Barockbau, gesessen und lustvoll die Augen wandern lassen. Tatsächlich kommen ihre Bilder ausgesprochen unverkrampft daher: Anders als viele ihrer hippen Malerkollegen ist Erb keine sture Kopistin, sondern entwickelt ihre Gemälde immer auch aus dem Akt des Malens heraus. Ihre schier überbordende Fantasie erzeugt überraschende Bildeinfälle und geistreiche Pointen. Klodin Erb zeigt mir ein ovales Gemälde, auf dem Madonna und Lilie in einem krassen Missverhältnis um Bildrecht buhlen. Warum ist die Lilie so groß geraten, dass sie Marias Gesicht verdeckt? Sie stelle sich ihre Bilder immer in Privaträumen vor, erklärt Erb, und da passiere es doch oft, dass eine Blumenvase vor dem Bild stehe. Bei ihrer Variante könne man nun den Kopf so lange hin und her wenden, wie man wolle, schmunzelt sie, der Blick bleibe verstellt. Das Madonnenbild entstammt der Serie „Schlecht getroffen“. Dafür hat Erb den ovalen Bildausschnitt jeweils so gewählt, dass sich ein bestehendes Motiv in etwas Neues, Ungeahntes verwandelt. Eine gute Portion Offenheit braucht es zunächst bei einem weiß in weiß gehaltenen Bild: „Das ist ein Flokatihund auf einem Flokati.“ Abermals verzieht sich der Mund der Malerin zu einem breiten Lachen. Dann erklärt sie, dass unterschiedliche Motive auch unterschiedlich bearbeitet werden müssen. Motive, die fest im kollektiven Gedächtnis verankert seien, könne sie viel schärfer, viel konturierter darstellen, während etwas, was sie soeben erfunden habe – den Flokatihund –, noch gar keine festen Umrisslinien aufweisen könne. Ergo räkelt sich das Tierchen nur knapp sichtbar auf einem flockig-weichen weißen Teppich. „Vielleicht liegt da noch eine Wurst oder ein Knochen. Man weiß es nicht so genau“, erklärt sie in spielerisch-ernstem Tonfall und weist auf eine etwas dunklere Stelle. Dass es in diesem Bild auch

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WO KLODIN ERB SEHEN GELERNT HAT? SONNTAG FÜR SONNTAG ALS KLEINES MÄDCHEN IN EINER PRÄCHTIGEN BAROCKEN KIRCHE. um die Frage nach dem Verhältnis von Figur und Grund geht, spricht Klodin Erb nur kurz an. Dass man den Flokatihund auch als eine ironische Anspielung auf Robert Rymans weiß in weiß gehaltene Bildserien lesen könnte, sagt sie gar nicht. Doch sie weiß: In ihre humorvolle Bild- und Gedankenwelt übertragen, werden komplexe Themen ohne jeden Substanzverlust griffig und leicht. Durchsetzungsvermögen und Beharrlichkeit haben Klodin Erb an einen Punkt gebracht, wo ihr keiner mehr etwas vormachen muss. Die Einzelausstellung, die sie letzten Herbst in der Zürcher Galerie Staubkohler (heute: Rotwand) einrichtete, war ein voller Erfolg. Seither ist die Malerin auch im zwinglianisch unterkühlten Zürich in aller Munde. Viel Aufmerksamkeit hat ihr zudem das mit Eliane Rutishauser koproduzierte Projekt „Ist das Fischli Weiss?“ eingebracht. Befreundete Künstlerinnen und Künstler wurden aufgefordert, einen der bekanntesten Filme des Zürcher Künstlerduos Peter Fischli und David Weiss nachzuempfinden. Daraus ist eine liebevolle Hommage an die beiden geworden, in der freilich auch die subtile Kritik einer nachgeborenen Künstlergeneration mitschwingt, die sich von großen Vorbildern befreien und neue Wege einschlagen muss. Dies gelingt Klodin Erb mit ihrer souveränen, „neobarocken“ Malerei zweifelsfrei. ♉

DIE IDEE HINTER HANGART-7 Ein innovativer Zugang zur Kunstförderung und eine Starthilfe in den Kunstmarkt: So sieht sich das Programm HangART-7. „Emerging Artists“, also Künstler/ -innen, die in spannenden Entwicklungsstadien stehen, werden mit Ausstellungen im Salzburger Hangar-7 größere Aufmerksamkeit und eine medial professionelle Präsentation geboten. Seit 2005 gab es insgesamt acht Ausstellungen, jeweils bei freiem Eintritt. HangART-7 wird stets als Kooperation zwischen Hangar-7 und dem Dokumentationszentrum „basis wien“, einem Spezialisten für Gegenwartskunst, realisiert.

„… AUS EINEM MALERISCHEN LAND“. SCHWEIZER MALEREI IM RAHMEN VON HANGART-7. BIS 11. APRIL, HANGAR-7, FLUGHAFEN SALZBURG INFOS ZUM HANGART-7-PROGRAMM UNTER WWW.HANGAR-7.COM

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HELDEN

MÄRZ 2008

HANNES ARCH

ist Pilot beim Red Bull Air

Race, Vollblut-Alpinist, Gleitschirmflieger, BASE-Jumper. Später einmal will der Obersteirer den Bauern das Heu mit dem Hubschrauber ins Tal bringen. TEXT NADJA ŽELE BILD MARKUS KUČERA

NAME Hannes Arch GEBURTSDATUM/-ORT 22. 9. 1967, Leoben AKTUELLE WOHNORTE Salzburg, Los Angeles, Hawaii AUSBILDUNG Stiftsgymnasium Admont, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Gleitschirm-Testpilot, Berufspilotenschein, Sportwissenschaftsstudium in Graz (es fehlen nur noch eine Prüfung und die Diplomarbeit), Fallschirmspringerlizenz SPORTLICHE ERFOLGE 1983: erster Soloflug (Hängegleiter); 1991: Erstbegehung Mount Balrog und Mount London (Alaska); 2000: BASEJump Eiger-Nordwand; 2003: BASE-Jump Matterhorn; 2005: Red Bull Air Race-Renndirektor; 2006: Kunstflug-EMGold (Kategorie Freestyle); 2007: Red Bull Air Race (Platz 10 gesamt) WEB-ADRESSE www.hannesarch.com

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DIE WELT KRIEGT FLÜGEL. Als Kind schlägt Hannes ein wenig aus der Art. Die Mutter Bankangestellte, der Vater Zuckerbäcker: Trotzdem interessieren ihn weder Sparefroh noch Golatschen. Bereits im Volksschulalter kraxelt er auf Bäume, Hügel und Felsen und verliebt sich schließlich ins Element Luft. „Mit fünfzehn habe ich einem Bergsteigerkollegen geholfen, seinen Hängegleiter zu einem Startplatz zu schleppen. Als der dann losgestartet ist, ganz friedlich, bei wunderschönem Aufwind, bin ich mit offenem Mund dagestanden und war begeistert.“ Von diesem Tag an denkt Hannes nur noch ans Fliegen. Er schlachtet sein Sparschwein und erbettelt von seinem Vater die Erlaubnis, sich einen Hängegleiter zu kaufen. Um 3000 Schilling, „das war Schrott, altes Zeugs, aber man konnte damit fliegen“. Hannes verbringt nun jede freie Minute in und über den Bergen, wird nebenbei staatlich geprüfter Bergund Skiführer. Zehn Jahre später ist er Testpilot beim Schweizer Gleitschirmhersteller Paratech und macht in der Folge den Privatpilotenschein. Eine Zeitlang droht Fliegen fad zu werden – „Du kutschierst irgendwelche Touristen oder Freunde in der Gegend herum“ –, ehe er im Kunstflug eine spannende Alternative findet: Er meistert auch hier alle notwendigen Prüfungen und nimmt an vielen Airshows teil. 1990 ist Hannes Arch 23 Jahre alt, und jetzt hebt er richtig ab. Von einem Freund erfährt er, dass es in Salzburg eine neue Firma gibt, die ein Herz für ehrgeizige Sportler hat. Arch wusste nicht, was Red Bull ist: „Ich habe ein paar meiner Kletterfotos, den Lebenslauf und meine Einstellung in eine Mappe gesteckt, alles in rote Gleitschirmfolie eingewickelt und es hingeschickt.“ Die Bewerbung kam an, ein Anruf und ein Treffen mit Dietrich Mateschitz bei der Gastro in Salzburg folgten. „Damals hat der Boss noch persönlich die Dosen beworben. Wir haben über mich und meine Ideen gesprochen und uns gleich gut verstanden.“ Es ist der Beginn einer langjährigen Beziehung, während der Hannes Arch seine Träume verwirklicht. Er klettert auf die schwierigsten Gipfel der Welt, wagt BASE-Jumps an spektakulären Orten, gründet das Red Bull Acro Team und die Stuntorganisationsfirma Airpro GmbH und erfindet den ultimativen Gleitschirmwettkampf, die Red Bull X-Alps. Action pur, wohin man schaut, aber Arch sieht sich nicht als Adrenalin-Junkie: „Ich wirke wegen der Sportarten vielleicht wie ein Halbwahnsinniger,

der gern Risiken eingeht. Aber Risiko ist nichts für mich.“ Davon ist er spätestens seit dem Sprung vom Matterhorn überzeugt, einem BASE-Jump, den er nie wieder machen würde: „Die Luft dort oben ist sehr dünn. Du springst und weißt, dass der Fallschirm sofort aufgehen muss. Du hast nur eine Sekunde Reserve. Wenn der Schirm in dem Moment ein bisschen nach hinten dreht, war’s das.“ Präzision ist auch im Red Bull Air Race, dem härtesten Flugzeugrennen der Welt, Voraussetzung. Jahrelange Erfahrung in der Fliegerei, Top-Ergebnisse bei Kunstflugmeisterschaften und ein erbarmungsloses Aufnahmeverfahren sind nur einige der Punkte, die ein Rennpilot erfüllen muss. Heuer wird die World Series vier Jahre alt, Hannes Arch ist von Beginn an mit dabei. Als Race Director beobachtet er das Renngeschehen zunächst vom Tower aus. Faszination und Leidenschaft vermischen sich mit Sehnsucht. „Ich wollte unbedingt mitfliegen, wusste aber, dass es nahezu unmöglich ist.“ Doch Arch trainierte für seine Vision mit den Kunstflugweltmeistern Catherine Manoury und Patrick Paris. Die Belohnung ist Gold bei der Kunstflug-EM 2006, ein Job als Media-Pilot – er darf im Rahmen des Red Bull Air Race Journalisten zeigen, wie sich Rennfliegen anfühlt – folgt. Unermüdlich bereitet sich Arch für das Rookie-Camp vor und setzt sich in Arizona durch. Er schafft die Superlizenz und wird 2007 Rookie. Fegt Arch mit knapp 400 km/h durch den Rennkurs, ist das „das Geilste, was ich mir vorstellen kann“. Noch schöner ist nur Erfolg: Bereits im zweiten Rennen, in Rio de Janeiro, belegte er Rang vier. Warum es in der weiteren Saison nicht mehr für Punkte reichte, lag am Druck, den er sich selbst machte: „Meine Zeiten in der Qualifikation waren richtig gut, ich konnte es nur nicht im Rennen umsetzen. Ich muss konstanter und geduldiger werden.“ Kein Stress also, sondern Herausforderung für einen wie Arch, der vor allem ein Ziel hat: sich permanent weiterzuentwickeln. „Es gibt so viele Ideen, Systeme, Ansichten. Ich will alles kennenlernen.“ In seiner Freizeit ist es im Moment der Umgang mit dem Helikopter. Rettungshubschrauberpilot, das wäre ein Job, den er später gern ausüben würde. „Das Heu runterfliegen vom Berg oder jemanden retten. Das wäre toll.“ ♉ SAISONSTART DER RED BULL AIR RACE WORLD SERIES: 10. UND 11. APRIL, ABU DHABI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE WWW.REDBULLAIRRACE.COM

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Red Bull Air Race-Pilot Hannes Arch hat sich vor kurzem einen Kindheitstraum erfüllt: „Ich wollte immer schon lernen, wie man einen Hubschrauber fliegt.“

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Lindsey Vonn

hat noch nie eine Weltcup-Kugel

gewonnen. Heuer könnten es drei werden – inklusive der großen. Porträt einer Frau mit zwei Gesichtern und richtig dieken Aijern. Text Stefan Wagner

Name Lindsey C. Vonn (geb. Kildow) Geburtstag/-Ort 18. Oktober 1984, St. Paul, Minnesota, USA Wohnort Park City, Utah, USA Familie Zwei Brüder, zwei Schwestern; verheiratet mit Ex-Ski­ rennläufer Thomas Vonn seit 29. September 2007 Erfolge Erster Weltcupsieg: 3. Dezember 2004, Abfahrt, Lake Louise Abfahrts- und Super-GSilber bei WM Åre 2007 12 Weltcupsiege (9 Abfahrt, 2 Super-G, 1 Kombination, Stand per 13. Februar 2008) Equipment Ski, Bindung, Schuhe: Rossignol

I

m Eisfall, der sehr treffend benannten Schlüsselstelle der Abfahrt von St. Anton, schrien manche Mädchen während der Fahrt vor Schmerzen in den Schenkeln, vor Erschöpfung und Angst. St. Anton war das brutalste Damen-Rennen seit Jahren, gefahren wurde kurz vor Weihnachten auf jener Strecke, auf der die Herren ihren Abfahrtsweltmeister bestimmt hatten. Bei der Pressekonferenz danach wurde die Siegerin gefragt, was denn nötig sei, um auf einer solchen Strecke zu gewinnen. „Du brauchst“, sagte sie, „dicke Eier.“ Gelächter natürlich, was auch ein wenig dran lag, dass die ­Siegerin eigentlich „dieke Aijer“ sagte, was sehr drollig klang, zumal in Verbindung mit dem unschuldigen Strahlen in ihrem Gesicht, das durchaus als Vorbild für ein hübsches Porzellanpüppchen taugen würde. Lindsey Vonn, das Mädchen mit dem Porzellanpüppchengesicht und dem Deutsch, das klingt wie Arnold Schwarzeneggers links herum in der Waschmaschine weichgespültes Englisch, hat die dieksten Aijer im Damen-Skirennsport. Warum sie heuer in der Abfahrt besser ist als alle anderen, begründet sie recht einfach: „Because I’m the most fearless of them all“, sie ist, sagt sie, halt einfach die Furchtloseste. Dass sie im St. Antoner Eisfall nicht schrie, sondern die verrückteste Linie fuhr und ihr dabei nach einem herzhaften Juchzer zumute war, hatte aber ­einen anderen Grund auch noch, worauf wir zurückzukommen haben werden.

Web-Adresse www.lindseyvonn.com

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Daunendecke. Ein paar Wochen nach St. Anton, Anfang Februar, St. Moritz. Mit dem Spaß ist es vorbei, der Kampf um die Weltcup-Kugeln ist in die Ziel­ gerade gebogen. Lindsey Vonn führt in der Abfahrtsund ist Zweite in der Gesamtwertung, der Pulk an der Spitze hat seine spitzesten Ellbogen ausgefahren

wie Radfahrer im Etappenspurt: Sieben Läuferinnen drängen sich nach 23 Rennen auf 150 Punkten. Das heißt: Jedes Wochenende kann die Spitze durcheinanderwürfeln, jedes Rennen kann eine Vorentscheidung bringen. Das heißt auch: Lindsey muss das Speed-Wochenende in St. Moritz nützen, um die Technikerinnen – allen voran die Führende Niki Hosp – unter Druck zu setzen. Denn längst entscheiden nicht mehr die skifahrerischen Fähigkeiten allein: Der Weltcup ist ein Marathon, ein Ausscheidungskampf, körperlich und geistig. Ab der Saisonmitte sieht man in den Augen, welche Läuferin Angst hat und welche entschlossen ist, wer müde ist und wer frisch. Am Tag vor der Abfahrt gibt es in St. Moritz Nebel statt Abschlusstraining, dann beginnt es zu schneien. Nicht allzu stark, aber stark genug, um über die perfekt harte Piste eine Daunendecke zu legen und die Straßen rund um den Ort mit einer BeneluxThrombose zu verstopfen – ein paar optimistisch ausgerüstete Autofahrer aus den Niederlanden, aus Belgien und Luxemburg veranstalten in den Serpentinen ein hübsches nächtliches Wagenballett. Überhaupt wirbelt das Wetter den Samstag in St. Moritz durcheinander. Rutschkommandos ver­ suchen seit dem frühen Morgen, die Ideallinie frei zu bekommen, was der böige Wind zu einer eingeschränkt dankbaren Aufgabe macht; die Strecken­ besichtigung wird kurzfristig verschoben; beim Ren­ nen selbst wechseln die Verhältnisse von Läuferin zu Läuferin: Bei den meisten ist es bewölkt, neblig, windig. Bei wenigen Auserwählten blinzelt die Sonne durch, erst ganz am Ende des Feldes wird Postkartenwetter herrschen, Rückenwind die Slowenin Tina Maze aufs oberste Podest wehen. Als die sieben besten Abfahrerinnen der Welt an der Reihe sind, liegt zähflüssige Nebelwolkensuppe über der Piste – ein rumpeliger Blindflug bei 100 Stundenkilometern, mit Neuschneewechten als tü-

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Am Start zeigt Lindsey Vonn ihr wahres Renngesicht. Im Ziel ist sie wieder ein braves M채dchen.

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Bild: samo vidic/red bull photofiles

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ckischen Fangeisen. Lindsey Vonn freilich hat ihre dieksten Aijer dabei und verhält sich, als wäre der prächtigste Sonnentag. Dass sie das Ziel nach einem wilden Ritt nicht im Akja, sondern auf eigenen Ski erreicht, noch dazu als einzige der besten Abfahre­ rinnen als Fünfte in die Spitze fährt, ist ziemlich un­ glaublich, aber nur beinahe ein Wunder (auch darauf werden wir zurückkommen). Und ihr schlechtestes Abfahrtsresultat seit zwei Jahren. Das Podium um acht Hundertstel verpasst, ge­ rade einmal 45 Punkte geholt, unterm Strich kein guter Tausch gegen zwei Minuten Lebensgefahr. Sie ist, wie man so sagt, pissed.

„Trenkis“ Ehrentitel Wie gut die Zusammen­ arbeit der Trainer des US‑Skiteams mit Red Bull-Coach Robert Trenk­ walder funktioniert, zeigt eine kleine Episode: Nach Lindseys Abfahrtsund Kombi-Doppelsieg in St. Anton überreichte US-Headcoach Patrick Riml dem Tiroler eine of­ fizielle Teamjacke – was der inoffiziellen Aufnah­ me Trenkwalders ins USBetreuerteam gleichkam, quasi honoris causa.

Vonn-Vonn-Situation. Lindsey Vonn hieß bis Herbst Lindsey Kildow, dann heiratete sie Thomas Vonn, 32, neun Jahre älter als sie, 2002 Neunter im Olym­ pia-Riesentorlauf. Als Thomas und Lindsey einander kennenlernten, war sie ein No-Name, er Weltcup­ fahrer im US-Nationalteam. Mit ihm ging es, wie er anmerkt, danach nur noch im übertragenen Sinn schnell bergab. Am Ende der Saison 2004/05, in der Lindsey ihr erstes Weltcuprennen gewann, beendete er seine aktive Karriere, zu Jahreswechsel 2006/07 fragte er sie, ob sie Lust hätte zu heiraten. Thomas Vonn trägt einen Mittelscheitel mit ei­ nem so theatervorhangartigen Schwung, wie man ihn heutzutage nur noch selten sieht, und wirkt auf den ersten Blick insgesamt ein bisschen wie ein Collegestudent. Tatsächlich ist er ein blitzgescheiter Kerl mit weit mehr Talent zur Selbstironie als zur Selbstdarstellung. Im Zielraum sucht man ihn selbst dann vergeblich, wenn er vor Ort ist (am liebsten sieht er sich Lindseys Rennen überhaupt im Fern­ sehen an). Als eine TV-Anstalt die beiden händchen­ haltend beim Shoppen zeigen wollte, winkte er ab: Inszenierungen solcher Art sind ihm peinlich. Lindsey und Thomas wirken in einem Moment wie frisch verliebt, wenn sie unter dem Tisch über seine Hand streift und ihm aus den Augenwinkeln zuzwinkert, im nächsten Moment wie ein altes Ehe­ paar. Er neigt zum Beispiel ein wenig zum Dozieren, wenn die Rede aufs Skifahren kommt („ich war kein Genie, deswegen musste ich lernen, jede Zehntel­

Sie musste lernen, Pausen als etwas Konstruktives zu sehen.

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sekunde aus einem Lauf zu quetschen“), Lindsey widerspricht ihm, so scheint’s, irgendwie prinzipi­ ell, er wiederholt das Gesagte daraufhin ein wenig lang-sa-mer und poin-tier-ter, beinahe onkelhaft, bis Lindsey bevorzugt zu einem Dritten sagt: „You know … Thomas hat immer recht.“ Schaut dabei ka­ tholisch ernst, betont das „immer“ mit ausladender Geste und grinst wie eine freche kleine Schwester, die grad dem großen Bruder eins ausgewischt hat. Die beiden haben ihren Spaß miteinander. So badly. Lindsey hatte nicht immer Spaß im Leben. Sie spricht nicht gern über ihren Anfang als Renn­ läuferin, als der Vater die Karriere, die er selbst ver­ passte, in seiner Tochter züchten wollte. Und dabei quasi Eisfall fuhr: Die Familie übersiedelte aus Min­ nesota nach Vail, damit die Tochter trainieren konnte. Wenn Ski und Liftkarten mehr Geld kosteten, als die Familie hatte, wurde an Dingen wie Lebensmitteln gespart. „Ich habe mich lange Zeit schuldig gefühlt“, sagt Lindsey. Man glaubt ihr, wenn sie sagt, dass es sie unglaublich erleichtert, jetzt den Geschwistern

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bild: GEPA pictures/ Wolfgang Grebien

Direkte Linie. Lindsey Vonn beherrscht in der laufenden Saison die Abfahrt überlegen. Der Grund dafür? Sie fährt die brutalste Linie. „Ich bin die Furchtloseste von allen.“

und der Mutter ein bisschen was zurückgeben zu können, sie meint das durchaus auch handfest wirt­ schaftlich. Lindseys Fingernägel sind abgekaut, den Kontakt zum Vater hat sie abgebrochen. Bewahrt hat sie sich eine Art Besessenheit vom Rennsport – und vom Erfolg. „I want it so badly“, sagt sie, was man im Deutschen wohl nicht so tref­ fend sagen könnte. Es ist eine der wichtigsten Aufga­ ben der Betreuer, ihr das schlechte Gewissen zu neh­ men, wenn sie einen Tag nicht trainiert – oder nicht bei jedem Training versucht, ihre Limits neu zu defi­ nieren. Es dauerte Wochen, Lindsey vom Verzicht auf den Slalom Mitte Februar in Zagreb zu über­ zeugen, stattdessen in die Staaten zu reisen und die Batterien fürs Finale aufzuladen. Sie musste lernen, Pausen als etwas Konstruktives zu sehen. (Ganz, sagt Thomas, hat sie’s eh noch nicht geschafft.) Als sie die letzte Saison wegen einer Kniever­ letzung vorzeitig abbrechen musste, hat sie sich die verbleibenden Rennen im Fernsehen nicht angese­ hen. „Ich hätte es einfach nicht ausgehalten, zuse­ hen zu müssen, ohne dabei sein zu können.“

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Adoptivkind. Lindsey Vonn ist wahrscheinlich das am professionellsten, jedenfalls das am intensivsten betreute Mädchen im alpinen Zirkus. Als Red BullAthletin stehen ihr allein schon die Einrichtungen des Diagnostik- und Trainingszentrums Thalgau of­ fen, in dem Formel-1-Rookie Sebastian Vettel ebenso schwitzt wie Beachvolleyball-Europameister Peter Gartmayer oder Snowboarder Sigi Grabner. In ge­ wisser Weise adoptiert wurde sie von Robert Trenk­ walder, dem Leiter der „Athletes Special Projects“ bei Red Bull. Trenkwalder, der frühere Erfolgstrainer von Günther Mader und des ÖSV-Abfahrtsteams um Weltmeister Hannes Trinkl und Olympiasieger Fritz Strobl, kümmert sich mit dem ihm eigenen Tiroler Charme um die Amerikanerin. Das bedeutet, dass er sie zum Beispiel im vorigen Frühjahr nach ihrer Verletzung nach Tirol bat (wobei Trenkwalder zwischen Ansuchen und Anweisung nur ungern unterscheidet), um sie einem speziellen Rehabilitationsprogramm zu unterziehen. Er erstell­ te mit seinen „Athletes Special Projects“-Spezialis­ ten auch einen maßgeschneiderten Fitnessplan für

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Red Bull Athletes Special Projects

Runde Dreiecksbeziehung Was Lindsey Vonn mit Österreichs besten Kletterern verbindet und welche Rolle ein Red Bull-Team um eine Skitrainer-Legende dabei spielt. Seit der vergangenen Saison steht Lindsey Vonn im Mittelpunkt eines Dreiecks, das es in vergleichbarer Form im Spitzensport davor nicht gegeben hat; sie wird nicht nur von den Trainern des US-Skiteams und ihrem Ehemann Thomas Vonn betreut, sondern auch von einer speziellen Task Force von Red Bull. Die Aufgabe des fünfköpfigen Teams der „Red Bull Athletes Special Projects“ – Leiter ist Trainerlegende Robert Trenkwalder – ist, vereinfacht gesagt, sich in Lindseys Laufbahn um sämtliche Details zu kümmern, die den Unterschied zwischen Weltklasse und Weltspitze ausmachen. „Von uns kommt sozusagen das Brot, von Robis Team die Butter drauf“, sagt Alex Hödlmoser, Speedtrainer im US-Skiteam, früher als Rennläufer selbst ein Schützling Trenkwalders. Die Butter des Spezialistenteams reicht von einem maßgeschneiderten Fitnessprogramm, individu­ eller Betreuung durch Physiotherapeut Oliver Saringer und Konditionstrainer Martin Hager bis zu Organisatorischem (allein die ökonomische Überbrückung von Distanzen ist im Skizirkus mindestens so wichtig wie die Qualität der Ski) und nicht zuletzt dem persönlichen Erfahrungs-Input von Trenkwalder auf und neben der Piste. Das ist ein ziemlich enormer Input. Robert Trenkwalder, 60, wurde in Amras bei Innsbruck in eine Musikerfamilie geboren, war Solist der Wiltener Sängerknaben und ab 1966 Volksschullehrer im tirolerischen Gries am Brenner. Weil es keinen Turnsaal für die Kinder gab, verlegte er den Turnunterricht auf die Piste, ließ sich zum Skitrainer ausbilden und begegnete 1970 dem frisch eingeschulten Günther Mader. Trenkwalder erkannte das Talent des Sechsjährigen, wurde sein Trainer und blieb es 28 Jahre lang. Als Mader nach 41 Weltcup-Podien und Siegen in allen fünf Disziplinen – zum Abschluss auf der Streif 1996 – seine Karriere beendet hatte, wechselte Trenkwalder, zeitlebens mit Verbänden und ihren Strukturen über Kreuz, zum ÖSV. Dort formte er aus einer abgeschriebenen Truppe von Routiniers eine legendäre Abfahrtsmannschaft, inklusive WM- und Olympiagold durch Hannes Trinkl und Fritz Strobl. „Red Bull Athletes Special Projects“ arbeitet nicht nur mit Lindsey Vonn, sondern auch mit vier weiteren Red Bull-Athleten: dem kanadischen Abfahrer Erik Guay und drei Tiroler Kletterern der Weltklasse, Angela Eiter, David Lama und Kilian Fischhuber.

Bullishe Ezzes in St. Anton: Lindsey Vonn, Robert Trenkwalder

Lindsey – einer der Schwerpunkte: Verbesserung der Koordination und Beweglichkeit. Ergebnis? „Vor einem Jahr“, sagt Trenkwalder, „wäre Lindsey bei so einer Fahrt wie der in St. Moritz gestürzt. Garantiert. Sie kann Extremsituationen jetzt besser kontrollieren.“ Im Herbst dann, äh, bat Trenkwalder Vonn nach St. Anton – man ging die Piste zu Fuß ab, besprach im Detail die Tücken der für die Damen unbekannten Strecke (die Trenkwalder ja von der Herren-WM-Abfahrt wohlvertraut war). Danach kannte Lindsey jeden Kuhfladen am Arlberg – und war vor allem im Kopf auf das Rennen vorbereitet.

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So sehr, dass sie im Dezember beim Rennen eine direktere, riskantere Linie fahren konnte als alle anderen – eine Linie, die zum Sieg führte. The girl who crashed. Lindseys großes Vorbild, mehr: Idol, ist Picabo Street, Super-G-Olympiasiegerin 1998. „Ich wollte immer so werden wie sie“, sagt Lindsey, „ein Sportstar, den alle bewundern.“ Street ist mittlerweile Freundin und Nachbarin in Park City, aber auf eine seltsame Weise nimmt Lindsey nicht wahr, dass sie schon jetzt eine bessere Skifahrerin ist, als es Street je war. Wenn sie über Picabo

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Bilder: Florian Klingler/ASP RedBull

Beste Aussichten. Lindsey Vonn, hier bei der Besichtigung der Super-G-Strecke in St. Moritz, mischt erstmals in ihrer Karriere im Kampf um den Weltcup mit.

Street redet, tut sie das mit einer fast verschämten Bewunderung. Das liegt nicht nur an Lindseys komplizierter Neigung, eigene Leistungen als Selbstverständlichkeit runterzuspielen, sondern auch daran, dass Picabo Olympia-Gold gewann – der Lebens­ traum jedes US-Sportlers. Olympia wiegt in Amerika noch schwerer als in Europa: Als Skifahrer hast du in Amerika alle vier Jahre die Chance auf Aufmerksamkeit – ein Weltcupsieg zählt kaum, Olympiagold macht dich berühmt und in vielen Fällen auch reich, nämlich im Sinne von: nie mehr arbeiten müssen.

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Martin Hager ist der Konditionstrainer beim Athleten-Betreuerteam von Red Bull.

Robert Trenkwalder ist mittlerweile Mitglied des US-Trainerstabs (freilich inoffiziell und h. c.).

Oliver Saringer kam von Salzburgs Kickern zu „ASP“. Er ist medizinischer Trainingstherapeut.

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Endspurt im Detail Das Damenprogramm des Weltcupfinales von Bormio: 12. 3. Abfahrt 13. 3. Super-G 14. 3. Riesentorlauf 15. 3. Slalom 16. 3. Teambewerb (zählt nicht für den Einzel-Weltcup)

Der größte Teil des kleinen Stückchens Berühmtheit, das Lindsey in den USA besitzt, stammt von den Spielen 2006 in Turin. Ihr wilder Trainingssturz wurde im amerikanischen Fernsehen wochenlang rauf und runter gespielt. Die Bilder hat sich jeder gemerkt, den Namen des über den Hang purzelnden Mädchens niemand. Als Lindsey mit ihrer Mutter vergangenen Sommer in Minnesota in einem Restaurant essen war, waren sie eine beliebige Tochter und eine beliebige Mutter. Bis die Mutter die Tochter als „the girl who crashed at the Olympics“ vorstellte: großes Hallo, Bewunderung, Applaus, Autogramme.

der kampf um den weltcup

Kugeln im Visier Holt Lindsey Vonn als erste Amerikanerin seit 25 Jahren den Gesamt-Weltcup? Die Entscheidung könnte erst beim Saisonfinale in Bormio fallen. Das Duell an der Spitze des Damen-Weltcups ist ein Massenspurt: Niki Hosp, Lindsey Vonn, Maria Riesch, Elisabeth Görgl, Marlies Schild, Julia Mancuso und Anja Pärson haben einen Monat vor Schluss noch theoretische Chancen.* Entschieden wird der Fight, so die allgemeine Erwartung, ­z wischen Hosp und Vonn, und zwar wohl erst vom 12. bis 16. März beim Finale im italienischen ­Bormio: Dort werden in vier Tagen vier Rennen durchgepeitscht, theoretisches Punktemaximum: 400. Als Favoritin auf die große Kugel gilt Titelverteidigerin Hosp – sie gewann 2006/07 den dramatischen Endspurt gegen Marlies Schild –, aber gerade in Bormio könnte Vonn ihre Stärken ausspielen, sagt Robert Trenkwalder: „Lindsey ist körperlich sensationell gut beieinander. Heuer ist die erste Saison, in der sie im Jänner keinen Einbruch hatte oder sich verletzte. Und: Sie tut sich mit der Umstellung von den langen Abfahrts- auf die kurzen Slalomski am leichtesten von allen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie in Bormio noch 250 Punkte macht.“ Die bisher einzige Amerikanerin, die den Gesamt-Weltcup gewann, war Tamara McKinney 1982/83. Kaum Zweifel herrscht bereits seit St. Moritz daran, dass Lindsey am Saisonende die erste Kristallkugel ihrer Karriere in Empfang nehmen wird: Sie baute in der Schweiz ihren Vorsprung im Abfahrts-Weltcup auf Renate Götschl auf 202 Punkte aus. Und im Kombinations-Weltcup gilt Lindsey nach ihrem Sieg in St. Anton als diejenige, die es zu schlagen gilt. * Stand per Redaktionsschluss 13. Februar.

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Stacey. Noch einmal nach St. Moritz, in den Zielraum nach der Abfahrt. Lindsey also pissed, andere jubeln, der übliche Trubel im Zielraum, Material­kontrollen, Interviews, und die Zeit drängt: Wer kann, versucht so schnell wie möglich vom Berg ins Hotel zu kommen, um einen Happen zu essen vor der Startnummernauslosung für den morgigen Super-G, sich ein bisschen zu erholen. Lindsey ist am Gehen, da sieht sie am Boden ein kauerndes, zitterndes Knäuel Anorak. Das Knäuel hockt seit einer Viertelstunde so da, unbeachtet. Lindsey beugt sich runter, schiebt die Kapuze zurück, es ist Stacey Cook, eine Kollegin aus dem USTeam. Stacey wurde Letzte in der Abfahrt, vor ein paar Tagen ist ihr Großvater gestorben. Keine Chance, zu seinem Begräbnis zu fahren, keine Chance, die Familie zu sehen, alles ist zu weit weg und niemand da. Stacey hockt einfach da im Ziel und heult. Lindsey sollte eigentlich ins Tal, sollte sich auf das Rennen am nächsten Tag vorbereiten wie ein Profi: Es geht um den Weltcup, jeder Punkt zählt. Sie könnte Stacey einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter geben oder einen Trainer bitten, sich um das Mädel zu kümmern. Aber sie legt ihre Ski zur Seite, den Sack mit den Skischuhen, bückt sich zu Stacey, zieht sie hoch, umarmt sie, hält sie. Und bleibt da. Lindsey steht im Ziel, den Anorak nass von den Tränen der Teamkollegin, und rührt sich erst 20 Minuten später vom Fleck, keine Sekunde bevor Stacey wieder gelächelt hat. Dieke Aijer. ♉   Alpiner FIS-Ski-Weltcup 2007/08,   Finale: 12. bis 16. März 2008, bormio (ita)

Bild: GEPA pictures/Mario Kneisl

Gewohntes Bild. In der Abfahrt ist Lindsey eine Bank auf den Sieg. In den anderen Disziplinen weiß sie in Abschnitten zu überzeugen.

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DOSSIER

INSIDE RED BULL RACING Von der Idee zur Rennstrecke: Wie entsteht ein

Formel-1-Auto? Wer steht dahinter? Begleiten Sie Red Bull Racing auf dem Weg zum ersten Rennen.

ADRIAN NEWEY

ist das technische Genie hinter den Autos von Red Bull Racing und Toro Rosso. Im Interview macht er sich bereits heute Gedanken 체ber die Saison 2009. Seite 50

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MILTON KEYNES

als Stadt ist erst knapp 40 Jahre alt, hat eine Skihalle, K체he aus Beton und viele Kreisverkehre. Hier entstehen die Formel-1-Autos. Ein Werksbesuch in Fabrik und Windkanal. Seite 56

ON TRACK

Ist das Auto fertig, sattelt das Testteam seine Trucks. Auf der Strecke kommt die Stunde der Wahrheit: Wie gut war die Arbeit von 576 Personen im letzten halben Jahr? Ein Live-Einstieg. Seite 60

UM DIE WELT

18 Rennen zwischen Australien und Brasilien, und jede Strecke ist anders. Technik-Chef Adrian Newey erkl채rt uns, wie die Autos jeweils abgestimmt werden. Seite 62

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Raus hier! Der Moment, auf den 576 Menschen seit Sommer letzten Jahres gewartet haben: Der RB4 geht in seine erste fliegende Runde.

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BILD: GEPA PICTURES/FRANZ PAMMER

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dossier

Der Zweite – nach Shakespeare –, der aus Stratford-upon-Avon kommt und es zu Weltruhm gebracht hat. Geboren am 26. Dezember 1958 als Sohn eines Tierarztes, ging er 1980 von der Uni in Southampton mit Auszeichnung ab. Sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik mit Schwerpunkt Strömungslehre führte ihn schnurstracks in den Motorsport.

Adrian Newey Er ist sechsfacher Weltmeister, geht zum Zeichenbrett, bevor er den Computer aufdreht, und hat ein Faible für alte Autos. Er ist der Mann hinter dem RB4 und, noch viel wichtiger, derjenige, der die radikal neue Zukunft der Formel 1 ab 2009 denkt. Ausführliche Interviews mit Adrian Newey sind selten. Seine Sprache ist die Bestzeit. Interview Werner Jessner

S

ein Büro im ersten Stock von Red Bull Technology in Milton Keynes ist hell und zeigt nach Westen. Links an der Wand steht das ominöse Zeichenbrett, an dem Newey-Autos der Legende nach entstehen, es existiert wirklich, ebenso wie Enzo Ferrari tatsäch­lich mit lila Tinte geschrieben hat. Am Tisch daneben liegen Papier, Bleistifte und Zirkel, außerdem ein ganz altmodischer Taschenrechner. An den Wänden hängen

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Bilder kurt pinter

Bilder von Autos. Solchen, die er gezeichnet hat, und solchen, die er gefahren ist. Ein Schreibtisch. Ein Besprechungstisch. Im Nachbarbüro sitzt Teamchef Christian Horner, auf der anderen Seite der Technische Direktor Geoff Willis. Daneben das Großraumbüro mit der vereinten Brainpower von über hundert Konstrukteuren, Entwicklern und Technikern. Kurze Wege, anschaulich gemacht. Adrian Newey, nach Schumachers Ab­ gang einer der letzten echten Stars der

Formel 1, empfängt uns offen und freund­ lich. Das Zögerliche, das Ausweichende, das Argwöhnische, das ihn bei Interviews in seiner (erfolgreichen) McLaren-Ära charakterisiert hat, fehlt völlig. „Newey vs. Schumi“ hat das britische Fachmagazin „F1 Racing“ einst getitelt, um dem fahrerischen Genie Schumachers das des britischen Designers entgegenzusetzen. Villeneuve, Häkkinen, Räikkönen, Alonso: Keiner hat Schumacher öfter geschlagen als Newey.

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51 formel-1-autos sind aerodynamisch kritischer als Flugzeuge. Darum haben wir Probleme beim überholen. RED BULLETIN: Luft, Erde oder Wasser?

Adrian Newey: Auch wenn wir uns in un­ serem Sport auf Erde bewegen, dreht sich der Großteil der Arbeit um Luft. Wasser ist ähnlich wie stark komprimier­ te Luft. Früher ist ein Großteil der Arbeit von Designern tatsächlich in Wasserstatt Windtunneln passiert. Man braucht im Wasser weder die Größe noch den Speed, um auf relevante Ergebnisse zu kommen.

Heißt das, dass Schiffsdesigner ähnlich arbeiten wie Flugzeugdesigner oder die von Rennautos?

Newey: Unter der Wasseroberfläche ist die

Arbeit tatsächlich sehr ähnlich. Der größ­ te Unterschied entsteht dort, wo Wasser auf Luft trifft. Wer ein Schiff baut, kriegt es mit Wellen zu tun. Und dieses Problem haben wir bei Formel-1-Autos nicht.

holen leichter zu machen. Vereinfacht gesprochen entstehen die Probleme beim Überholen durch die Luft, die der Vor­ dermann aufwirbelt. Der Luftstrom sieht dabei aus wie ein gigantischer Pilz. Die 2009er-Autos sollen einen möglichst schmalen Pilz erzeugen, der erst hoch oben entsteht. Man kann diesen Effekt bei Regenrennen mit freiem Auge beob­ achten, wo die Autos diese typischen Hahnenschwänze hinter sich herziehen. Daher werden wir 2009 hohe, schmale Heckspoiler haben. Der Frontflügel wird in der Mitte relativ ineffizient sein, sich also vom Pilz des Vordermannes nicht groß stören lassen. Werden künftige F1-Autos also Champ Cars ähnlicher sehen?

Newey: Ja, durchaus. Die FIA will den Ab­

trieb der Autos auf 50 Prozent reduzieren, das sind dramatische Einschrän­kungen bei der Aerodynamik, vor allem beim ­Diffusor am Boden des Hecks. Außerdem wollten Sponsoren Autos, die cleaner aus­ sehen, damit man ihre Logos wieder bes­ ser erkennt als bei den sehr ausgereiften, aber zerklüf­teten Konstruktionen von heute. Breite Slicks geben mehr mecha­ nischen Grip. Unterm Strich werden die Rundenzeiten wohl ähnlich bleiben, die Show soll sich aber verbessern.

Kann man dirty air, die im Windschatten eines anderen Autos entsteht, damit vergleichen?

Da sucht man Downforce, und dann kommt die FIA und verdirbt einem den Spaß. Muss frustrierend sein, zumal im Entwurf für das 2009er-Reglement ein Passus enthalten ist, der besagt, dass Autos nicht mehr als 12.500 Newton Downforce generieren dürfen. Das entspräche dem Doppelten ihres Gewichts.

Newey:

Newey:

Das ist ein spezieller Bereich der Aerodynamik. Fährt ein F1-Auto einem anderen hinterher, brechen nach und nach die aerodynamischen Systeme zusammen. Formel-1-Autos sind richtige Biester, wenn sie nicht korrekt angeströmt wer­ den, viel kritischer als Flugzeuge.

Keine Zahl, die ich im Kopf habe, wenn ich das neue Auto entwickle. Das hat die FIA wohl hineingeschrieben, um

eine Handhabe gegen Teams zu haben, die etwas Besonderes gefunden haben. Diese Zahl hat höchstens administrativen Wert. Entscheidend ist ohnehin Effizienz. Wenn ich zu viel Downforce hätte, könn­ te ich die Flügel flacher stellen und wäre auf den Geraden schneller. Noch aber warten wir auf das erste Rennen des RB4. Welche Designphilosophie steckt hinter dem – vor allem im Vergleich zum RB3 – wunderschönen Auto?

Das Reglement hat sich von 2007 auf 2008 kaum geändert. Neu ist nur, dass elektronische Hilfsmittel einge­ schränkt wurden und die Motorbremse nicht mehr als eine Art ABS funktionie­ ren darf wie bisher. Das Auto ist also ­sensibler beim Einlenken, und die Hinter­ räder können im Ausgang beim Beschleu­ nigen durchdrehen. Wir haben also weni­ ger Stabilität und müssen versuchen, die über Aerodynamik und Mechanik zu­ rückzugewinnen. Das ist eine der Grund­ ideen hinter dem RB4. Der Rest war Feintuning auf Basis des RB3. Wir haben an seinen Stärken gearbeitet und ver­ sucht, seine Schwächen zu eliminieren.

Newey:

Ein RB4 wäre also einfacher zu beherrschen als ein RB3 ohne Elektronik?

Wenn wir die Hausübungen gut gemacht haben, dann ja.

Newey:

Ich habe ein Interview ausgegraben, das Sie 1999 dem britischen Journalisten Peter Windsor gegeben haben. Sie sagten darin, dass es für Sie die größte Herausforderung sei, wenn sich Regeln komplett ändern.

Absolut. Das macht Dinge span­ nend und bringt Bewegung ins Feld. Mit der Einschränkung, dass mit jeder Regle­ mentänderung die Freiheiten der Desi­ gner in der Regel geringer werden.

Newey:

Kann man das nicht simulieren?

Man könnte es, aber wir benutzen nur clean air, um die Autos zu testen und zu verstehen. Das Ziel ist, ein Auto so schnell zu machen, dass es aus der PolePosition startet. Dann stellt sich das Pro­ blem der dirty air erst gar nicht.

Newey:

Na ja, zumindest nicht für den Leader. Das künftige Reglement, das ab 2009 Slicks, 20 cm breitere Autos und kleinere Spoiler vorschreibt, soll das Überholen leichter machen. Wie stellt sich das aus der Sicht des Designers dar?

Die Arbeit, die zum künftigen Re­ glement geführt hat, ist im FondmetalWindkanal in Italien passiert. Die Teams und die FIA haben diese Untersuchung gemeinsam finanziert. Man hat zwei Au­ tos hintereinander reingestellt und simu­ liert, was man tun muss, um das Über­

Newey:

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Hirn an Hand. Konstruktion sei 90 % Transpiration und 10 % Inspiration, heißt es. Neweys Handwerkszeug untermauert diese Ingenieursweisheit sehr plakativ. (Auch wenn wir den Inspirations-Anteil bei ihm deutlich höher ansetzen würden.)

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dossier Früher waren 90 Prozent aller Teile aus meiner Feder. Heute ist es schwieriger, eine Handschrift zu erkennen. Werden Autofirmen, die bereits Erfahrung mit Hybridantrieben haben, Vorteile haben?

Glaube ich nicht, zumindest nicht eins zu eins. Die Anwendung in einem F1-Boliden ist zu speziell. Es könnte Syn­ ergien in einzelnen Bereichen geben, bei Batterien zum Beispiel. Ich finde es gut, dass die Formel 1 Energierückgewinnung zum Thema macht, ganz ungeachtet des­ sen, dass kein Autokonzern hinter Red Bull Racing steht, der davon profitieren würde. Es ist wichtig, dass wir als Formel 1 Entwicklungen vorantreiben und Im­ pulse setzen. Einst hat die F1 Turbos und Schaltwippen modern gemacht, jetzt pro­ moten wir grüne Technologie.

Newey: Neweys Büro. Am Tisch vorn ein Luftabweiser (Barge Board), hinten das Zeichenbrett, im Nebenzimmer Teamchef Horner. Der Meister war entspannt, das Gespräch mit Bulletin-Mitarbeiter Jessner dauerte 90 Minuten statt 60 wie geplant.

Das haben Sie vor neun Jahren auch schon beklagt.

Ja. Ich verstehe den Hintergrund, nämlich Autos einzubremsen und Über­ holmanöver zu ermöglichen, aber für ei­ nen Designer ist es halt nicht die reine Freude, wenn sein Spielraum stetig klei­ ner wird.

Newey:

Woran erkennt ein Zuschauer dennoch ein typisches Newey-Auto?

Früher, bei Leyton House, Wil­ liams und sogar bei meinen frühen McLa­ ren waren 90 Prozent aus meiner Feder. Heute sind die Entwicklungsteams viel größer, und jedes Bauteil geht durch vie­ le Hände, bevor es ans Auto kommt. Eine Handschrift ist heute also schwerer zu erkennen. Eventuell könnte man die Evolution des Kiels und die Art, wie sich die Vorderachse seit 2005 entwickelt hat, als typisch für mich bezeichnen.

Newey:

Der größte Unterschied zwischen den dominierenden Teams McLaren und Ferrari im Vorjahr?

Ferrari war exzellent in schnellen Kurven, McLaren auf unebener Strecke und über die Curbs. Beides ist auf fun­ damentale Philosophieunterschiede zu­ rückzuführen, nach denen die Autos konstruiert wurden. Unterm Strich gab das eine tolle WM.

Newey:

Gibt es generelle Designtrends, die die 2008er-Autos auszeichnen?

Newey: Mit Ausnahme von Honda und To­

yota sind die heurigen Autos Evolutionen ihrer Vorgänger. Das ist teilweise dem Reglement geschuldet. Wenn sich seit 2005 nichts Großes mehr geändert und sich das bestehende Konzept in seinen Grundzügen bewährt hat, ist es besser, ins Detail zu gehen, als etwas völlig Neu­ es zu probieren.

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Ross Brawn, zu Schumachers Zeiten Ferrari-Mastermind und jetzt Technischer Direktor bei Honda, ist der Meinung, dass es heuer Dinge geben wird, die man gar nicht erst ausreizt, weil sich 2009 sowieso alles ändert. Wie verteilt man die Ressourcen klug, um 2009 mit bei der Musik zu sein?

Das Schöne an der letzten Regle­ mentänderung von 2004 auf 2005 war, dass die Details erst im Sommer bekannt gegeben wurden. Das bedeutete gleiche Verhältnisse für alle. Jetzt wissen wir schon ein Jahr im Voraus, was sich än­ dern wird. Das hilft den großen Teams. Die verdoppeln ihre Mannschaft: Die eine Hälfte arbeitet am aktuellen Auto, die andere am nächstjährigen. Wir gehö­ ren zu den kleinen, maximal mittelstän­ dischen Teams. Normal beginnt man im Mai mit der Arbeit am Auto für nächstes Jahr, wenn es Probleme gibt wie damals mit dem RB3, auch später, weil man das alte Auto verstehen muss, bevor man am neuen arbeitet. Dann muss man die Zeit berücksichtigen, die es dauert, um die Teile zu produzieren. Komplizierte Teile wie Chassis oder Getriebe müssen spä­ testens im Oktober feststehen. Unser Fo­ kus verschiebt sich immer weiter zum nächstjährigen Auto, je länger die Saison dauert. Das Letzte, was fertig wird, sind in der Regel die Spiegel. Derzeit arbeiten erst zwei oder drei Aerodynamiker an der nächsten Saison. Die Energierückge­ winnung, die ab nächster Saison erlaubt sein wird, bindet da deutlich mehr Kapa­ zitäten.

Newey:

Wie wird das aussehen? Ein Boost-Knopf, mit dem man die gespeicherte Energie abrufen kann? Newey:

Genau.

Sie sind seit den Achtzigern in der Formel 1. War die Show früher besser? Newey: Es gibt immer wieder Journalisten,

die das behaupten. Dabei erinnern sie sich an ein spezielles Überholmanöver und vergessen die zehn langweiligen Rennen davor. 2007 gab es durchaus tol­ le Überholmanöver. Ich glaube nicht, dass Überholen heute zu schwierig ist. Im Gegenteil: Wenn man das Überholen noch einfacher macht, wird ein schnelle­ res Auto, das durch einen schlechten Bo­ xenstopp oder Ähnliches zurückgefallen ist, die Autos davor einfach einsammeln. Zwei Sekunden Action, aber kein Fight. Und das soll ja auch nicht der Sinn sein. Ich gebe zu: Hier vertrete ich wahr­ scheinlich eine Minderheitsposition.

Einerseits designen Sie die Speerspitze einer künftigen Rennauto-Generation, andererseits sind Sie bekannt dafür, sich intensiv mit alten Rennautos zu beschäf­ tigen und diese im aufopfernden Selbst­ versuch auf Rennstrecken durchaus auch aufs Dach zu legen. Wie passt das denn zusammen?

Newey: Als Ingenieur finde ich es faszinie­

rend, wie meine Kollegen früher gedacht und Lösungen gesucht haben, ohne auf Daten zurückgreifen zu können, die uns heute so helfen. In den Siebzigern hat ­jedes Rennauto anders ausgesehen. Das war einerseits, weil es das Reglement er­

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53 laubt hat, andererseits, weil alle im Nebel gestochert haben. Robin Herd, der Eigen­ tümer von March und einst einer meiner größten Mentoren, hat zugegeben, dass er lange Zeit nicht verstanden hat, war­ um seine Autos funktioniert haben. An­ dererseits muss Fehlersuche damals noch frustrierender gewesen sein. Wie schnell kann man denn heute auf ein Problem reagieren?

Newey: Verstehen – konstruieren – produ­

zieren – testen, das ist der Ablauf für ­jedes einzelne Bauteil. Rechnet man die Vorlaufzeit mit ein, reden wir hier schnell einmal von sechs Wochen. Unter ungüns­ tigen Umständen können das vier Grands Prix sein. Die Saison vergeht rasend schnell, wenn sie einmal begonnen hat. Man kann eigentlich keine Zeit aufholen.

Wir haben hier das Barge Board eines RB3 vor uns liegen, ein bananenförmiges Stück Carbon. Warum sieht es so aus, wie es eben aussieht?

Das muss Artikel 3.11 sein, Body­ work around the front wheels. Hier steht im Wesentlichen, wo keine aerodynami­ schen Hilfsmittel sein dürfen.

Newey:

Wie spielt sich die Suche nach der perfekten Form in der Praxis ab?

Newey: Das meiste ist CFD (Computational

Fluid Dynamics; Anm.). Im Gegensatz zum Windtunnel, wo wir hauptsächlich erkennen, wie Dinge funktionieren, sagt uns CFD, warum sie funktionieren. Das hilft enorm und macht die Arbeit effi­ zienter.

Im Zweifelsfall: Form oder Funktion?

Unser einziges Ziel ist, ein zu­ verlässiges, möglichst schnelles Auto zu bauen. Theoretisch könnte uns die Form egal sein. Persönlich ist mir die schö­ nere Lösung lieber, wenn sie gleich gut funktioniert. Unser Zielkonflikt sieht in der Regel anders aus: Suchst du die Lö­

Newey:

sung mit maximaler Downforce in einem schmalen Fenster, oder versuchst du ein Auto zu bauen, das einen breiteren An­ wendungsbereich hat? Motorenentwick­ lern geht es ähnlich: Suchst du Spitzen­ leistung oder Fahrbarkeit? Und was ist über die Saison gesehen schneller? Wir als mittelständisches Team haben hier nicht die Kapazitäten, alles bis ins Letzte zu simulieren. Und da kommt wieder die Philosophie ins Spiel. Techniker also oder Philosoph?

Philosoph mit fundiertem techni­ schem Background.

Newey:

Wie wichtig ist eine gute Ausbildung? Sie kommen ja von der Uni aus Southampton, so was wie der Kaderschmiede der F1-Techniker.

Bis 16 war ich auf einer Privat­ schule. Dass ich dann rausgeflogen bin, war das Beste, was mir damals passieren

Newey:

Die Funktion eines Barge Board ist, die schmutzige Luft, die vom Front­ flügel und den Vorderrädern kommt, so weit wie möglich vom Heck des Autos wegzulenken. Es ist ein ziemlich brutales Werkzeug, um Luft in eine Richtung zu zwingen. Das Reglement bestimmt zum einen, wo ein Barge Board überhaupt sein darf. Man kann also nicht zu weit nach vorn gehen damit. Das Zweite ist eine Aufsicht, wo Querschnitte durch das Auto gelegt werden und der Schattenriss des Autos dem Reglement entsprechen muss. Das ist eine größere Einschrän­ kung für den Designer, als man glauben mag.

Newey:

Wie würde also ein maximal effizientes Barge Board aussehen?

Es wäre dreidimensionaler, nicht notwendigerweise größer. Das Reglement würde deutlich größere Barge Boards er­ lauben.

Newey:

Ich habe hier das technische Reglement der FIA ausgedruckt, ein ziemlich unlesbares 40-Seiten-Konvolut in Juristensprache. Können Sie mir den Paragraphen zeigen, der die Form des Barge Board festlegt?

Unser einziges Ziel ist, ein zuverlässiges, möglichst schnelles Auto zu bauen. Theoretisch könnte uns die form egal sein.

053-48-61_Dossier_F1 53

Blick über die Schulter. Neweys Zeichnungen werden auf den Computer übertragen, mit CFD (Computational Fluid Dynamics) und im Windkanal überprüft. Oft genug hat sich dabei das Gefühl des Meisters als richtig erwiesen.

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dossier Ganz losgelassen hat Sie das Selberfahren ja nie. Versteht man seine Fahrer besser, wenn man selber fährt?

Ich bin heute ja nur mehr ein ge­ legentlicher Amateur-Rennfahrer. Dennoch glaube ich, dass es mir schon ein wenig hilft, meinen Job besser zu machen. Eher auf einer psychologischen als auf einer tatsächlich professionellen Ebene.

Newey:

Wie geht es Ihrer Lotus Elise?

Newey: Das ist eine lange und schmerzhaf-

Goldene Hände. Und das ist nur die linke! Aus ihnen kamen bislang sechs WM-Titel und 82 Grand-Prix-Siege.

te Geschichte. Schon mein Vater hat früher an Lotus-Modellen gebastelt und Elans modifiziert. Das hat anscheinend auf mich abgefärbt. Jetzt mache ich mit der Elise wohl dasselbe wieder. Mit ihr verbringe ich deutlich mehr Zeit in der Garage als auf der Straße. Außerdem habe ich noch einen Vorkriegs-Jaguar SS, einen Lightweight E-Type, den ich einst in Amerika als komplettes Wrack gekauft habe, einen skurrilen Ferrari und den Ford GT40, der mir im Vorjahr in Le Mans ausgekommen und in die Leitschiene eingeschlagen ist.

Fährt er wieder?

Ja, die Struktur hatte nichts abbekommen. Nur die Fiberglaskarosserie war völlig kaputt.

Newey:

Wie viel basteln Sie selber an Ihren Autos?

Newey: Ich versuche so viel wie möglich zu

Zu Weihnachten wollte ich mein Studium hinschmeiSSen. Die Mathematik schien mir unbewältigbar. Heute bin ich froh, mich durchgebissen zu haben. konnte. Im lokalen öffentlichen College hab ich mein OND gemacht, mein Ordinary National Diploma. Viel Praxis, aber wenig Theorie. Der Start auf der Uni war verdammt hart, weil mir der wissenschaftliche Background komplett gefehlt hat. Aber ich wollte nach Southampton, weil hier F1-Teams wie March oder Brabham begannen, ihre Basis aufzubauen. Zu Weihnachten im ersten Jahr wollte ich den Krempel hinschmeißen. Die Mathematik schien mir unbewältigbar. Der damalige Chefingenieur von March bot mir auch prompt einen Job an, meinte aber, es wäre besser, wenn ich doch mein Studium beenden würde. Heute bin ich dankbar, dass ich mich durchgebissen habe. Ohne akademische Bildung könnte ich meinen Job nicht machen. Für junge Leute, die das lesen: Studieren ist wichtig. Was haben Sie in Ihrer Jugend getrieben? Daniel Düsentrieb gelesen?

Ich wollte schon mit sechs Jahren Autodesigner werden. Mit acht habe ich

Newey:

054-48-61_Dossier_F1 54

begonnen, Tamiya-Modellautos zusammenzubauen. Da habe ich einerseits gelernt, wie Technik funktioniert, andererseits standen auf den Packungen die korrekten Bezeichnungen der Komponenten. Mit elf habe ich angefangen, die Kits nach Ersatzteilen auszuschlachten und meine eigenen Geräte aus Glasfasermatten zu bauen. Mit dreizehn konstruierte ich sie zuerst am Papier und bin erst dann in die Werkstatt meines Vaters gegangen, um sie zu bauen. In der Zeit habe ich hauptsächlich technische Bücher gelesen. Gleichzeitig habe ich begonnen, Kartrennen zu fahren. Mein Vater unterstützte mich insofern, als er mir für jedes Pfund, das ich verdiente, eins dazugab. Dennoch reichte das nur für ein billiges Kart. Die Kombination Newey/BarlottiKart war nicht konkurrenzfähig, also begann ich, das Ding zu modifizieren, und habe mir so handfeste Fähigkeiten erworben. Das ­Interesse am Selberfahren schwand, das am Engineering blieb.

machen. Das hat fast therapeutische Wirkung auf mich. In meinem Job hat man keine schmutzigen Hände mehr, und das versuche ich in meiner Freizeit ein wenig zu korrigieren. In der Garage zu stehen mit guter Musik im Radio und mit den Händen zu arbeiten, das ist Entspannung für mich.

Was reizt Sie an Straßenautos?

Da bin ich Romantiker. Styling ist mir sehr wichtig. Wenn ein altes Auto schön ausschaut, ist mir egal, wenn es technisch nichts Besonderes ist. Außerdem mag ich außergewöhnliche Autos wie den Ur-Mini.

Newey:

Wenn Sie aus dem Bürofenster schauen, sehen Sie dort das perfekte Beispiel für automobile Schrulligkeit, einen violetten Honda NSX. Keine klassische Schönheit, aber bemerkenswert alleweil.

Absolut. Der gehört dem Technischen Direktor Geoff Willis. Meiner ist der graue Audi A8 Diesel daneben. Eigentlich ein langweiliges Auto, aber perfekt, um abends entspannt vom Büro nach Hause zu fahren. Ich wohne ja nur 15 Meilen von Milton Keynes entfernt.

Newey:

Sie haben mit David Coulthard elf Saisonen und mehr als 200 Rennen lang zusammengearbeitet. Hat er Ihre Arbeit beeinflusst?

Newey: So habe ich darüber noch nie nachgedacht. David ist ein toller Kerl, sehr eloquent und gescheit. Was er übers Auto sagt, ist allemal wert, bedacht zu werden.

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55 In dem erwähnten Windsor-Interview sagen Sie über Mansell und Prost, dass die keinen Renningenieur gebraucht hätten, sondern einen Buchhalter, der dafür sorgt, dass Reifen und Benzin da sind. Wäre das heute noch denkbar?

Nein, das ist ausgestorben. Vielleicht war Schumacher noch so ähnlich. Moderne Fahrer kommen in die Box und beschreiben, was das Auto macht. Die restliche Arbeit erledigt der Renningenieur. Gute Fahrer bringen sich in die Abstimmung des Autos ein. Das versuche ich bei Mark und David zu fördern. Kleines Beispiel: Der Fahrer kommt in die Box und beklagt sich über Untersteuern. Nun könnte man dem Problem auf mehreren Wegen begegnen: den vorderen Stabilisator weicher machen, mehr Frontflügel geben, die Federhärte vorn verringern und so weiter. Kann der Fahrer exakt beschreiben, wo auf der Strecke unter welchen Umständen welche Art von Untersteuern auftritt, ist man der richtigen Lösung schon viel näher. Genau das ist das oft beschworene Gefühl von Rennfahrern. Die dürfen dann durchaus auch den Renningenieur overrulen.

NEWEY:

ADRIANS AUTOS

SCHNELLER, IMMER SCHNELLER Nach Lehrjahren mit March in der damaligen Formel 2 (Fahrer: Johnny Cecotto) und den USA (CART-Serie mit Pilot Bobby Rahal) wurde Adrian Newey 1986 für reif befunden, in die Formel 1 zu wechseln. Der March 1987 trägt bereits seine Handschrift, 1988 ging’s dann richtig los.

LEYTON HOUSE. Die japanische

WILLIAMS. Frank Williams und

McLAREN. Ron Dennis holte

Firma übernahm den Traditions-

Patrick Head sicherten sich das

Newey, mit Mercedes und Mika

rennstall March, Newey wurde

Genie, es folgte die fruchtbarste

Häkkinen formte er ein Dream-

Technischer Direktor. Die schlan-

Zeit für den Traditionsrennstall.

Team, das für zwei WM-Titel gut

ken türkisen Underdogs mit Ivan

Vier WM-Titel, drei davon en suite,

war. Bei McLaren traf Newey auch

Capelli und Mauricio Gugelmin

machten Williams zur bestimmen-

den jungen David Coulthard wieder,

schlugen sich mehr als beachtlich

den Kraft der frühen Neunziger.

der bei Williams als Ersatz für Ayr-

gegen die Ferrari, McLaren und

Mansell, Prost, Hill und Villeneuve

ton Senna zu seinen ersten Einsät-

Williams von Senna, Prost, Berger

wurden in seinen Autos Weltmeis-

zen als Rennfahrer gekommen war.

und Co. Für Newey Startschuss zu

ter. Tragisch: Senna verunglückte

Bis heute ist der Schotte über 200

einer großen Karriere.

in seinem 94er-Auto.

Rennen in Newey-Cars gefahren.

Welcher Fahrer, mit dem Sie gearbeitet haben, hat das Auto am besten verstanden?

Bobby Rahal in der CART-Serie. Ich war damals noch nicht trocken hinter den Ohren, und Bobby hat mir die Augen geöffnet. Er und Johnny Cecotto waren technisch ausgebildete Rennfahrer. In der F1 würde ich Damon Hill und Mika Häkkinen nennen. Beide hatten neue Renningenieure, die noch nie in dieser Position gearbeitet hatten, und so mussten sie sich zwangsläufig intensiv mit der Abstimmung ihres Autos auseinandersetzen. Generell sehe ich meine Position aber ohnehin nicht in der Arbeit an der Strecke, sondern dahinter.

NEWEY:

Haben Sie je Ihren IQ messen lassen?

Nein. Es interessiert mich auch nicht sonderlich. Wahrscheinlich wäre ich in einigen Bereichen ziemlich schlecht, in anderen ganz okay.

NEWEY:

Dann anders: Wie fühlt es sich an, dauernd als „Genie“ oder „Superhirn“ tituliert zu werden?

Das sind doch nur Phrasen. Ich mache das, was ich mache, gern. Darum geht’s.

BILDER: GEPA PICTURES, SUTTON MOTORSPORT IMAGES (3)

NEWEY:

Einst ließen Sie sich zitieren, Sie wollten nicht bis 65 Rennautos zeichnen. Heute sind Sie 49. Wie schaut der Plan für die nächsten 16 Jahre aus?

NEWEY: Die Frage beschäftigt mich manch-

mal, wenn ich am Abend so vor mich hin denke. Das Schöne am Rennsport ist das direkte Feedback. Manche meiner UniFreunde sind im Flugzeugbau gelandet, bei Rolls-Royce oder British Aerospace.

055-48-61_Dossier_F1 55

RED BULL RACING. Holpriger Einstieg: Ron Dennis wollte Newey nicht ziehen lassen, es entspann sich ein Rechtsstreit. Das verzögerte Neweys Arbeitsbeginn so, dass er am RB2 nur mehr Kleinigkeiten retten konnte. Der erste echte Newey-Red Bull war der RB3, mit dem Mark Webber am Nürburgring aufs Stockerl fuhr. In der Konstrukteurs-WM belegte Red Bull Racing Platz 5.

Sie alle leiden daran, dass die Flugzeuge, die sie konstruieren, erst in zehn oder 15 Jahren fliegen – wenn sie denn fliegen. In der Formel 1 sind die Reaktionszeiten extrem kurz. Selbst fundamentale Entwicklungen dauern nie länger als zwei Jahre, in der Regel nicht länger als ein paar Wochen. Ich mag Wettkampf. Wo sonst kann man Sport und Technik so gut verbinden? Auf hohem Niveau gibt es nicht viel, und so ist diese Idee für eine America’s-Cup-Yacht aufgekommen, mit der ich immer wieder in Verbindung gebracht werde. Man soll die Herausforde-

rung dabei nicht unterschätzen: Die Budgets im America’s Cup sind zwar kleiner als in der F1, aber der Spirit ist derselbe. Ich bräuchte am Anfang auf jeden Fall einen Designer, der mir die Linie vorgibt. Oder, um bei der Luft als bestimmendem Element zu bleiben, das Red Bull Air Race?

Auch interessant. Sport, Wettkampf, Aerodynamik. Das ist das Schöne bei Red Bull: Dietrichs Imperium ist so groß, dass ich auf jeden Fall zuerst ihn fragen würde, wenn ich etwas Neues machen wollte. ♉

NEWEY:

20.02.2008 9:55:28 Uhr


dossier Milton Keynes:

Home … 23. Jänner 1967: Eine Stadt sperrt auf. 50 Kilometer nördlich von London, direkt an der Autobahn M1, hat die Regierung eine Plan City gebaut, eine Retortenstadt für aktuell 220.000 Menschen. Die Straßen zwischen den Kreisverkehren sind breit und gerade, die Häuser sehen überall gleich aus. Ein amerikanisches Vorstadt-Idyll, mitten in England.

Spannteppichparadies. Wo der Nachbar sein Badezimmer hat, wird auch deines sein, wo deine Fries gebraten werden, brutzeln auch seine. Dass du dich verläufst, verhindern Vauxhall Vectra/Ford Mondeo/Toyota Avensis in der Einfahrt. (Du musst dir nur die Farbe merken.)

Konstruierte Natur. Milton Keynes hat neun Seen mitten in der Stadt, 400 Hektar für Enten, Gänse, Fische und Menschen. Außerdem hat man insgesamt 22 Millionen Bäume gepflanzt. In Reih und Glied, versteht sich.

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20.02.2008 9:55:40 Uhr


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Behind me: Industrie. Am Rande der Stadt hat sich ein Cluster von Hightechfirmen angesammelt. Wir befinden uns hier im Herzland des britischen Motorsports. Silverstone ist ums Eck, detto viele F1-Teams und Zulieferer.

Betonkühe, geheime Geräte. Das eine, wofür Milton Keynes in England weltberühmt ist, sind die Concrete Cows der kanadischen Künstlerin Liz Leyh. Das zweite ist die rätselhafte „Station X“, wo während des Zweiten Weltkriegs der Code der Enigma-Maschine der Nazis geknackt wurde. Damals gab es noch kein Milton Keynes? Stimmt. Aber heute ist Milton Keynes dort, wo einst Bletchley Park war. Außerdem gibt es: eine Skihalle, Englands größtes Einkaufszentrum und ein 32.000-MannFußballstadion. Hierher wurde der Wimbledon F. C. transferiert, heute unbekannt als Milton Keynes Dons.

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20.02.2008 9:56:02 Uhr


dossier

Qualitätssicherung. Das schnellste Auto wird keine Punk­ te machen, wenn es nicht ins Ziel kommt. Je höher die Eigenfertigungsquote, desto besser die Chance, Hunde ausfindig zu machen, bevor sie unangenehm auffallen.

Achtung, Denker am Werk! Wir ­blicken ins Herzstück von Red Bull Technology, den Brain Room, wenn man so sagen darf. Spezialisten aller Fachbereiche konstruieren in einem Großraumbüro die Autos von Red Bull Racing. Ein leises, konzentrier­ tes Summen liegt in der Luft.

Wie im Operationssaal. Hier werden die Autos zusammen­ gesetzt, hier lernen die Mechaniker sie kennen, hier wer­ den sie zwischen den Rennen aufgepäppelt. Jedes Jahr werden fünf Chassis gebaut, Anbauteile wie Flügel, Lippen oder Deflektoren werden laufend ins Auto eingearbeitet. Sie alle werden in den Hallen und Büros rund um den Workshop konstruiert, ihre Wirkung simuliert, sie werden modelliert, produziert und lackiert. Das Einzige, was hier in der Fabrik in Milton Keynes’ Ortsteil Tilbrook nie ins Auto kommt, ist der Achtzylindermotor. Den bringt Motoren­ partner Renault aus Frankreich direkt an die Strecke.

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20.02.2008 9:56:32 Uhr


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… of racing Willkommen im Kreißsaal von Red Bull Racing. Hier werden die F1-Autos erdacht, gefertigt und zusammengesetzt. Die Operation wird jährlich größer, ständig wird aus- und zugebaut. Inzwischen belegt man drei Gebäude allein in Milton Keynes. Und dann ist da noch dieser irre Windkanal in Bedford …

Ein Kind der Air Force. Den gigantischen Wind­ kanal hat einst die britische Flugzeugindustrie gebaut. Nur sie konnte sich diese massive Kon­ struktion überhaupt leisten. Allein der Venti­ lator für den Luftstrom wiegt 38 Tonnen, seine Blätter bestehen aus Teakholz. Man kann ihn mit einer Hand bewegen. Die Kombination aus modernster Infrastruktur in historischer Hülle macht den Windkanal von Red Bull Technology zu einem der reizvollsten der Formel-1-Welt.

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20.02.2008 9:56:36 Uhr


DOSSIER

EINSTEIGEN! 576 Menschen – 507 bei Red Bull Technology und 69 bei Red Bull Racing – haben seit letztem Sommer auf diesen Moment hingearbeitet. Das neue Auto ist fertig. Jetzt zählt’s.

An Bord. Eingewöhnen ins neue Cockpit, die Sensoren kalibrieren. Das Testprogramm abspulen, auf die Zeiten schauen. Dazwischen immerzu warten.

D

avid Coulthard federt aus der Energy Station, winkt drei pubertierende Mädels rüber: Los, stellt euch her für ein Foto!, die drei glucksen beglückt, aber näher als 30 Zentimeter traut sich dann doch keine an den F1Haudegen aus Twynholm in Schottland heran. Ein professionelles Lächeln, nach zwei Sekunden löst sich das Grüppchen auf, David stiefelt in die Box. Ein Gang, abgeteilt von Plastikwänden. Vorn steht ein Kühlschrank mit Red Bull für die Mechaniker. Weiter sieht kein Zuschauer. David verschwindet nach links. Ginge er geradeaus, käme er in die Abstellkammer der Formel-1-Werkstatt hier am Circuit de Catalunya. Hier werden Reifen gelagert, Heizdecken, Ersatzteile. Ein Raum im Raum, etwa zehn Quadratmeter groß, abgesteckt mit grauen Plastikwänden, ist die Sakristei von

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Motorenpartner Renault, Zutritt nur für Geweihte. Auf der anderen Seite des Gangs ein kleines Großraumbüro: Links und rechts sitzen je fünf Techniker vor ihren Computern. Hier läuft die Telemetrie zusammen, die jede Bewegung des Autos, jedes Husten, jeden Fieberschub grafisch sichtbar macht. Den Männern in den Hemden von Red Bull Racing und Renault bleibt nichts von dem verborgen, was Auto oder Fahrer machen. Die Atmosphäre ist ruhig und konzentriert, nur leise ist sie nicht: Wenn F1-Autos testen, bleibt keiner von Lärm verschont. Wer nicht stress- und lärmresistent ist, hat in einer F1-Box nix verloren. Wenigstens die Hände bleiben sauber. Das ist im Nebenabteil schon ein wenig anders: In einer normalen Werkstatt wäre hier die Spenglerei. Da ein F1-Auto aber nicht aus Blech besteht, sondern aus Carbon und Titan, wird hier, wo die Ver-

kleidungsteile, Spoiler und Aero-Kits daheim sind, nicht gedengelt, gezogen und gefeilt, sondern gefräst und abgeklebt. Auch das passiert freilich nur in Notfällen, aber immerhin kriegt man das Gefühl, dass Arbeit an einem Formel-1-Auto etwas mit Arbeit im handwerklichen Sinn zu tun hat und nicht nur das naht-

Neues Gerät, neues Glück. David Coulthard und Mark Webber waren vom RB4 angetan. (Das Foto täuscht.)

20.02.2008 9:56:53 Uhr


61 INTERVIEW

ZEIT FÜRS WOCHENENDE Wie arbeitet ein Testteam? Wie löst man Probleme? Was macht die Fabrik in der Zwischenzeit? Fragen an Paul Monaghan, Head of Race and Test Engineering bei Red Bull Racing.

Paul, wie sieht ein typischer Testtag aus?

BILDER: GEPA PICTURES (4)

Newey verleiht Flügel. Die spektakuläre neue Motorabdeckung war nur ein Teil des Barcelona-Testprogramms.

lose Zusammenstecken von Lego-Komponenten ist. Pro Test führt Red Bull Racing rund 10.000 Ersatzteile mit – Schrauben, Kabelbinder und Nägel nicht mitgezählt. Auch wenn der letzte Glanz eines echten Grand Prix fehlt, zieht ein Test Zuschauer an. Ein paar tausend pilgern schon am Freitag an den Circuit de Catalunya in Barcelona, Samstag und Sonntag werden es noch mehr werden. Auf der Tribüne gegenüber der Renault-Box herrscht Stadionatmosphäre, ein paar hundert Spanier feiern die Rückkehr Fernando Alonsos zu Renault mit Sprechchören. Nur ein paar Dumpfgummis gegenüber von Lewis Hamiltons Box ziehen eine rassistische Show ab. Im Umfeld eines so wichtigen Tests kriegt selbst das an sich private Ausprobieren der neuen Gerätschaft offiziösen Charakter. Die Teams, im Falle von Red Bull Racing 90 Frauen und Männer, geben sich gekampelt und geschnäuzt, die Briten unter den Mechanikern erkennt man an ihren obligatorischen kurzen Hosen bei 12 Grad Außentemperatur. David marschiert zu seinem Auto, heuer hat es die Nummer 9. Der RB4 ruht aufgebockt, wunderschön steht er da. Es sind die Details, an denen das Auge verharrt, das Flügelwerk unter dem Frontspoiler, das schlanke Heck, die Motorabdeckung mit Finne, die Mark Webber an diesem Vormittag zum ersten Mal probiert hat. Die Mechaniker lassen den Motor an, mit einem leichten Powerdrift verlässt Coulthard die Box. Schön, dass es keine Traktionskontrolle mehr gibt, die ausbrechende Hecks einfängt! Nach wenigen Minuten werden die Ampeln auf Rot gestellt. Ein Auto ist draußen ausgerollt. David. Irgendwas mit dem Motor. Die Jungs in der Box krempeln die Ärmel hoch. Ein Problem muss erkannt und gelöst werden. Testarbeit. Routine. Besser jetzt als in Australien. Am Sonntag, dem letzten Testtag, belegen die beiden RB4 von Mark Webber und David Coulthard die Plätze 1 und 8. ♉

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Man versucht, so viel wie möglich zu fahren. Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklungsarbeit liegt heuer auf der Aerodynamik, während wir im Vorjahr zu Saisonbeginn viele Reifentests gefahren sind. Unsere Arbeit ist immer auch reglementabhängig, während das Ziel immer dasselbe ist: zu Saisonstart ein möglichst schnelles, standfestes Auto zu haben. Durch die Testbeschränkungen sind die Chancen, Fehler auszubügeln, minimal. Was macht die Fabrik in Milton Keynes während Tests?

Spanien als in Dubai testen: Weg ist Zeit. Ist Testen Wissenschaft und Rennfahren Kunst?

Auch am Rennwochenende wird systematisch gearbeitet. Aber im Gegensatz zum Test reicht dort die Zeit nie aus, und du musst ein Auto ins Qualifying schicken, dem du gern noch ein paar Test-Runs gegönnt hättest, um alle Fragen zu klären. Wie viele neue Teile werden pro Test am Auto ausprobiert?

Zwischen 15 und 20.

Gibt es Teile, die man nicht testen kann?

Highspeed-Konfigurationen mit wenig Abtrieb, wie man sie in Monza braucht, kann man auf den homologierten FIA-Teststrecken Barcelona oder Valencia nicht sinnvoll testen.

Theoretisch könnten sie die Tests in Echtzeit mitverfolgen. Tatsächlich läuft es aber eher so, dass die Ingenieure in der Fabrik Besseres zu tun haben, als vor dem Monitor zu sitzen und unsere Arbeit zu beobachten. Man tauscht sich eher am Abend aus, wenn man draufkommt, dass es in einzelnen Regionen Probleme gibt. Wenn man zu einem Test kommt, gibt es einen Testplan, der gegebenenfalls adaptiert wird. Im Großen und Ganzen Stille Reserve. Paul Monaghan, 40, ist Chef der Testpartie. In seiner Jugend wollte der versuchen wir aber, uns gebürtige Londoner Ski-Abfahrer werden. dran zu halten. Spielen wir ein theoretisches Krisenszenario durch. Sagen wir, ein Hydraulikleck legt das Auto lahm. Was passiert jetzt?

Ein Hydraulikleck klingt nach einem kleinen Problem, kann aber unterschiedlichste Ursachen haben. Wir zerlegen den großen Sachverhalt in viele kleine, um dem Ding auf den Grund zu gehen: Wurde ordnungsgemäß montiert? Hat die Qualitätskontrolle funktioniert? Ist das Bauteil richtig konstruiert? So kommen wir der Sache auf die Schliche und versuchen, sie mit unseren Mitteln direkt vor Ort zu lösen. Milton Keynes kann sowohl in der Diagnose helfen, sofern wir das vor Ort nicht schaffen, als auch in der Therapie: Einfache Bauteile sind binnen 24 Stunden an der Strecke, je aufwendiger, desto länger dauert es natürlich. Das ist auch der Grund, warum wir lieber in

Wer braucht länger, um ein neues Auto zu verstehen: Fahrer oder Ingenieure?

Leider wir Ingenieure. Die Fahrer setzen sich rein, trainieren Starts ohne Traktionskontrolle, und nach ein paar Runden wissen sie Bescheid. Wir haben vier Wochen vom Roll-out bis zum Verladen für den Saisonstart in Australien. Und selbst das ist manchmal zu wenig, weil die Autos so komplex sind.

Was zeichnet einen guten Testfahrer aus?

Er muss das Auto nahe an seinen persönlichen 100 Prozent bewegen können und gleichzeitig so viel freie Kapazität haben, um das Auto zu spüren und verwertbares Feedback zu liefern. Pfeilschnelle Chaoten, deren Arbeit nicht reproduzierbar ist, bringen das Team nicht weiter. Wie viel sagen die Zeiten bei Tests aus?

Für sich genommen gar nichts. Man muss die Rundenzeiten immer im Kontext sehen, dann kann man Tendenzen rauslesen: Wer ist wie viele Runden mit wie viel Sprit und welchen Reifen gefahren? Manche Teams versuchen, bei Tests gut auszusehen, andere ziehen ihr Testprogramm durch und lassen die Uhr Uhr sein. In Melbourne, da zählt’s dann. ♉

20.02.2008 9:57:02 Uhr


DOSSIER

GP VON AUSTRALIEN 14. bis 16. März, Melbourne, Australien

GP VON MALAYSIA 21. bis 23. März, Kuala Lumpur, Malaysia

GP VON BAHRAIN 4. bis 6. April, al-Manama, Bahrain

Streckenlänge: 5,30 km Sieger 2007: Räikkönen

Streckenlänge: 5,54 km Sieger 2007: Alonso

Streckenlänge: 5,41 km Sieger 2007: Massa

Newey: „Medium Downforce, enge Kurven, die meisten 90 Grad oder Schikanen. Entscheidend ist Stabilität beim Einlenken sowie Traktion. Häufig große Temperaturunterschiede während des Wochenendes, das fordert Motor und Bremsen.“

Newey: „Sehr heiß, eine effiziente Motorkühlung ist das Um und Auf. Viele schnelle und mittelschnelle Kurven, wo die Aerodynamik zum Tragen kommt.“

Newey: „Hart für die Bremsen, relativ lange Geraden, das bedingt flache Flügel. In manche Kurven müssen die Fahrer hineinbremsen, das kann zu Stabilitätsproblemen führen, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.“

GP VON SPANIEN 25. bis 27. April, Barcelona, Spanien

GP DER TÜRKEI 9. bis 11. Mai, Istanbul, Türkei

GP VON MONACO 22. bis 25. Mai, Monte Carlo, Monaco

Streckenlänge: 5,34 km Sieger 2007: Massa

Streckenlänge: 3,34 km Sieger 2007: Alonso

Newey: „Kann sehr windig sein, und Wind beeinflusst die Balance des Autos. Die hohen Temperaturen und der spezielle Asphalt führen zu hohem Reifenverschleiß. Besonders in Kurve 1 und 4 braucht man eine gute Balance.“

Newey: „Maximale Downforce. Gar nicht so langsam, wie man meint. Vor allem die Passage am Casino ist echt schnell. Unebener Untergrund, das Auto muss berechenbar auf unterschiedliche Bodenfreiheit reagieren.“

GP VON KANADA 6. bis 8. Juni, Montreal, Kanada

GP VON FRANKREICH 20. bis 22. Juni, Magny-Cours, Frankreich

GP VON ENGLAND 4. bis 6. Juli, Silverstone, England

Streckenlänge: 4,36 km Sieger 2007: Hamilton

Streckenlänge: 4,41 km Sieger 2007: Räikkönen

Streckenlänge: 5,14 km Sieger 2007: Räikkönen

Newey: „Ähnlich wie Barcelona: eine Kombination aus schnellen Kurven, wo man bloß kein Untersteuern haben darf, und einem eckigeren hinteren Teil mit hohen Curbs.“

Newey: „Die Strecke, auf der die Aerodynamik am meisten zählt. Hier machen die Fahrer den größten Unterschied, weil fast alle Kurven blind einzulenken sind und die Strecke sehr schnell ist.“

Streckenlänge: 4,66 km Sieger 2007: Massa Newey: „Sehr lange, schnelle 180-Grad-Kurven, hier muss die aerodynamische Balance stimmen. Seit dem Umbau ist der letzte Teil der Runde ziemlich langsam geworden. Ein gutes Auto muss beiden Kriterien genügen.“

Newey: „Die härteste Strecke für die Bremsen. Sehr lange Gerade, wenig Flügel. Man braucht ein Auto, das in langsamen Kurven, über Curbs und durch Schikanen gut funktioniert.“

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20.02.2008 17:33:47 Uhr

BILDER: APA/EPA, AVENUE IMAGES, GEPA PICTURES (8), GETTY IMAGES, IMAGO (3), ISTOCK PHOTO, MARKUS KUČERA (10), THOMAS MELZER (9), RED BULL PHOTOFILES, SHUTTERSTOCK.COM, WWW.PICTUREDESK.COM

RACE BY RACE


63 18 Stationen bis zum WM-Titel: Das sind 18 verschiedene Rennstrecken, die ganz unterschiedliche Anforderungen an die Technik stellen. Red Bull-Cheftechniker Adrian Newey erklärt, worauf es im jeweiligen Fall besonders ankommt.

GP VON DEUTSCHLAND 18. bis 20. Juli, Hockenheim, Deutschland

GP VON UNGARN 1. bis 3. August, Budapest, Ungarn

GP VON EUROPA 22. bis 24. August, Valencia, Spanien

Streckenlänge: 4,57 km Sieger 2007: Alonso (Nürburgring)

Streckenlänge: 4,38 km Sieger 2007: Hamilton

Streckenlänge: 5,47 km Sieger 2007: nicht gefahren

Newey: „Seit dem Umbau nichts Besonderes, einfach eine moderne europäische Strecke. Für die Rundenzeit ist die Schikane am Ende der Runde entscheidend. Wer sich hier über die Curbs verhaut, büßt das auf der ganzen Länge der Start-Ziel-Geraden.“

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ILLUSTRATIONEN CLAUDIA DRECHSLER

Newey: „Viel Downforce, ähnlich wie in Monaco. Heiß, staubig, hart für die Reifen. Ein paar lange, allerdings nicht sehr schnelle Kurven, wo das Auto nicht untersteuern darf. Die beste Kombination aus mechanischer und aerodynamischer Balance gewinnt.“

Newey: „Ein Stadtkurs am Hafen des America’s Cup. Neu im Kalender, wir kennen nur ungefähr das Layout. Komplettes Neuland für alle. Wird interessant sein, zu sehen, wer sich am besten darauf einstellen kann.“

GP VON BELGIEN 5. bis 7. September, Spa-Francorchamps, Belgien

GP VON ITALIEN 12. bis 14. September, Monza, Italien

GP VON SINGAPUR 26. bis 28. September, Singapur

Streckenlänge: 7,00 km Sieger 2007: Räikkönen

Streckenlänge: 5,79 km Sieger 2007: Alonso

Streckenlänge: 5,07 km Sieger 2007: nicht gefahren

Newey: „Der letzte Klassiker. Eine echte Fahrerstrecke, schnell und flüssig. Medium Downforce. Die einst so gefürchtete Senke von Eau Rouge geht im Trockenen längst absolut voll. Im Regen ist das eine andere Geschichte.“

Newey: „Ein Highspeed-Klassiker im Park am Stadtrand von Mailand. Gute aerodynamische Effizienz ist vor allem in den beiden LesmoKurven wichtig, davon profitiert man auf den langen Geraden. Drei Schikanen mit hohen Curbs brechen den Rhythmus.“

Newey: „Weiß ich nicht, ist neu im Kalender. Wird als Nachtrennen ausgetragen, das stellt die Fahrer vor völlig neue Herausforderungen.“

GP VON JAPAN 10. bis 12. Oktober, Fuji, Japan

GP VON CHINA 17. bis 19. Oktober, Shanghai, China

GP VON BRASILIEN 31. Oktober bis 2. November, São Paulo, Brasilien

Streckenlänge: 4,56 km Sieger 2007: Hamilton

Streckenlänge: 5,45 km Sieger 2007: Räikkönen

Streckenlänge: 4,31 km Sieger 2007: Räikkönen

Newey: „Kenne ich leider nicht persönlich, weil ich im Vorjahr geschwänzt habe. Angeblich soll es hier ein klein wenig geregnet haben.“

Newey: „Ähnlich wie Hockenheim: ein guter Circuit, aber keine herausragenden Merkmale, auf die man besondere Rücksicht nehmen müsste. Man braucht einfach ein gutes Gesamtpaket.“

Newey: „Abhängig davon, was wann wie asphaltiert wurde, sehr uneben – oder eben nicht. Wenig Flügel, darum sind die paar langsamen Ecken schwierig für die Fahrer. Die Höhenlage kostet Motorleistung.“

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20.02.2008 17:34:03 Uhr


UNSERE VISION: QUERSCHNITTSLÄHMUNG HEILBAR MACHEN. Unterstützen Sie Wings for Life – und damit die Forschung zur Heilung des geschädigten Rückenmarks. w w w.wingsforlife.com

Spendenkonto: Bankhaus Carl Spängler & Co, BLZ 19530, Konto-Nr. 100234138

064-64_Inserat_W4L 64 WFL020_071119_AZ_MUSEUM_205x300m1 1

19.02.2008 Uhr 11/19/0721:01:06 12:11:05 PM


Morgenstern verleiht Flügel. Ein Artikel der Wings for Life-Charity-Auktion auf eBay ist der Helm des Skisprung-Weltcupsiegers 2008, Thomas Morgenstern. Wie Sie den Helm ersteigern können, lesen Sie ab Seite 70.

ACTION Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen

BILD: SAMO VIDIC/RED BULL PHOTOFILES

STRACCIATELLA

wäre unserem Mann im Eiskanal von Davos lieber gewesen, aber beim Red Bull Crashed Ice gab es nur die Geschmacksrichtung Adrenalin. Ein Erfahrungsbericht auf glühenden Kufen. Seite 66

ZWECK EILIGT MITTEL: Ab einem Euro sind Sie

dabei, wenn es bei der Wings for Life-Charity-Auktion auf eBay um einen Red Bull-Formel-1-Rennwagen geht. Seite 70

065-65_Action_Inhalt 65

DIE SCHÜSSEL ZUM ERFOLG

oder was man sonst noch für ein gelungenes Wok-Gericht braucht: Eckart Witzigmann, Koch des Jahrhunderts, lässt sich in der Küche des „Ikarus“ im Hangar-7 auf die Finger schauen. Seite 76

IN EINEM ZUG

durch Australien: Aussteigen war erlaubt, und weil Down Under ein Kontinent ist, ist eine wunderbare Reisegeschichte rausgekommen. Seite 78

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ACTION

THE RED BULLETIN

MÄRZ 2008

CRASHED ICE DUMMY

Das Red Bulletin wagte sich in 400 ebenso abschüssige wie heimtückische Eiskanalmeter und blieb unversehrt. Nahezu. TEXT CHRISTOPH RIETNER

THE MAKING OF … Wie aus einem furchtlosen Reporter ein weniger furchtloser Ice-Downhiller wird.

Tiefschutz. Security unter der Gürtellinie.

Protektor. Bekannt z. B. aus MotoGP.

Hockeyhose. Im speziellen Fall voll.

Knieschutz. Hilft nicht gegen Schlottern.

Panzer. Schützt Schultern und Brust.

Helm und Shirt. Ready to rumble!

066-66-69_Action_CrashedIce 66

I

ch habe Angst. Schreckliche Angst. Sie mischt sich mit kleinen, immer wiederkehrenden Panikattacken. Vor mir geht es steil bergab. So steil, dass die Schweißtropfen, die von meiner Nase perlen, noch ein paar Meter den Hang hinunterkullern. Es ist Angstschweiß, und er kullert, weil er, sobald er auf den Boden trifft, einfach gefriert. Ich stehe auf einer Eisbahn im Schweizer Davos. Nicht Curling oder Eisstockschießen wird hier betrieben, es geht um Ice Cross Downhill. Die Strecke schlängelt sich über 400 Meter den Bolgen, den Davoser Hausberg, hinunter. Es ist eine Giftschlange. 46 Grad Gefälle an der steilsten Stelle, im Durchschnitt 13 Grad, über 50 km/h Topspeed, und das Ganze noch garniert mit unzähligen Kanten, Wellen und Sprüngen. Meine Knie zittern. Eigentlich hätte ich ja wie jeder andere Teilnehmer in der Qualifikation starten sollen. Doch ein deutscher Athlet machte mir einen Strich durch die Rechnung. Zehn Minuten vor meinem Start kam er im extrem steilen Lärchenschuss so schwer zu Sturz, dass er mit einem offenen Unterschenkelbruch ins Krankenhaus abtransportiert wurde. Die Rennleitung entschied sich daher, mich erst unter dem Lärchenschuss starten zu lassen. Ich bin darüber nicht unglücklich. Ich habe mit dem Deutschen zuvor gesprochen. Er spielte Hockey in

BILDER ANDREAS SCHAAD

einer Hobbyliga. Er hatte zweimal die Woche Training plus ein Spiel. Der Junge konnte richtig gut eislaufen. Meine Erfahrungen mit den Eisen sind hingegen schon ewig her. Gut, ich hatte auch einmal Eishockey gespielt, doch war dies zu einer Zeit gewesen, als ich mir weder die Ausrüstung selbst hatte anlegen, geschweige denn die Schuhe selber hatte binden können. Und auch mein Training für Davos hielt sich in Grenzen. Während andere Teilnehmer in künstlichen Eiskanälen oder auf Naturrodelbahnen trainierten, schaffte ich es genau einmal zum Wiener Eislaufverein. Zum Publikumslaufen. Aber selbst dort fuhren mir ein paar Halbwüchsige um die Ohren, und ich holte mir blaue Flecken ab. HIGH FIVE. Sie sind mittlerweile verheilt, doch ich habe die Befürchtung, dass ich mir gleich neue einfangen werde. Mit mir nimmt der Grazer Ex-Hockeyprofi Philipp Hofer die Tortur in Angriff. Normalerweise stürzen sich vier Athleten den Eiskanal hinunter. Jetzt ist Philipp alleine. Mit mir. Er streckt mir seinen rechten Handschuh zum High Five entgegen und lacht. Ich könnte weinen und würde ihn gern fragen, ob wir Hand in Hand runterfahren können. Ich trau mich nicht und bitte ihn stattdessen um ein paar letzte Tipps. „Scheiß di net an und fahr da jetzt runter!“ Wir starten knapp unter dem

20.02.2008 17:42:01 Uhr


Und so sieht’s aus, wenn man’s kann. Das Semifinale beim Red Bull Crashed Ice in Davos fand überraschenderweise ohne unseren Autor statt.

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20.02.2008 10:52:20 Uhr


Schräge Vögel. Ex-Hockeyprofi Philipp Hofer (li.) und Red Bulletin-Reporter Christoph Rietner im Temporausch.

finnisch im finish Miikka Jouhkimainen gewann Red Bull Crashed Ice in Davos. So überraschend wie überzeugend.

Wo hast du die entscheidenden Zehntel geholt? Gleich auf den ersten Metern. Ich hatte den explosivsten Start von allen drauf, da kommt mir meine Fitness als Eishockey-Stürmer zugute. „Das Beste, was man auf Schlittschuhen machen kann“, hast du Red Bull Crashed Ice genannt. Was macht es denn so besonders? Das Tempo und die freundschaftliche Atmosphäre unter den Fahrern. Es macht einfach Spaß. Und was muss passieren, damit du weiche Knie kriegst? Da fällt mir nichts ein – jedenfalls nichts auf Eislaufschuhen. Aber ich bewundere die Burschen, die skydiven oder BASE-jumpen. Das will ich unbedingt auch einmal probieren. Was stellst du mit den 6000 Euro Preisgeld an? Urlaub machen. Mir hat es in Davos so gut gefallen, dass ich wiederkommen will.

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Lärchenschuss. Normalerweise haben die Athleten hier bereits Tempo 50 drauf. Nach drei Metern fühle ich die doppelte Geschwindigkeit. Die Bahn ist alles andere als glatt. Durch das Training haben sich bereits tiefe Furchen im Eis gebildet, in denen ich jetzt wie auf Schienen auf die erste Linkskehre oder besser gesagt auf die Bande zudonnere. Ich rudere mit den Armen, bekomme Rückenlage. Dadurch befreien sich meine Kufen aus den Rillen, und ich rattere durch die sogenannte „Scharfe Egge“. Die Kurve hängt leicht nach innen, wodurch ich schneller und

Landung verteilen sich schrittweise von meinen Fußsohlen aufwärts bis in die Nackenmuskeln. Durch die neuerliche Rückenlage lege ich einen Telemark par excellence hin, kann mich aber auf den Beinen halten und gleite um eine Rechtskurve ins Chalet. Hier ist der angenehmste Teil der Strecke, weil es leicht bergauf geht. Doch an Erholung ist nicht zu denken. Philipp gibt mir einen Check von links. Just vor einer der schwierigsten Stellen. Einer steil abfallenden Rechtslinks-rechts-Kombination. Durch die Berührung mit Philipp erwische ich bereits

Ich bin zu schnell, kann meine Skates nicht mehr kontrollieren und rase frontal auf die Bande zu. schneller werde. Die Fliehkräfte drücken mich nach außen, und ich touchiere die Bande. Philipp zieht innen an mir vorbei und springt über den Bridge Ride hinunter. Ich versuche ihm ähnlich elegant zu folgen. An der Kante ziehe ich meine Knie zum Oberkörper und hebe ab. Nach gut zwei Metern fräsen sich meine Kufen wieder ins Eis. Die Schmerzen der harten

die Einfahrt in diese Passage denkbar schlecht, schaffe aber noch mit Müh und Not die ersten beiden Kurven. Bei der dritten ist aber Endstation. Ich bin viel zu schnell, kann meine Skates nicht mehr kontrollieren und rase frontal auf die Bande zu. Es kracht. Ich kann nicht sicher sagen, ob es mein linker Oberarm war, meine Rippen oder doch nur das Plexi-

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the red bulletin

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Die Hölle Von Davos 400 Meter lang, 13 Prozent durch­schnittliches Gefälle, mit Sprüngen und Kanten garniert.

Lärchenschuss. Eine Steilkurve mit 46‑Grad-Gefälle.

Chalet. Die schwierigste Kurvenkombi im hübschen Häuschen.

Startrampe. Vier Mann legen gleich‑ zeitig los und kämpfen um die Ideallinie.

Zielsprung. Zum Abschluss noch eine Flugeinlage.

bilder: Jörg Mitter/Red Bull Photofiles, Andreas Schaad/Red Bull Photofiles, Predrag Vuckovic/Red Bull Photofiles

Scharfe Egge. Mit Tempo 50 geht es in eine 90-Grad-Kehre.

glas. Ich habe keine Zeit zum Nachdenken, denn mit den Füßen auf dem Eis und mit dem Oberkörper auf der Bande gleite ich auf die Bolgen-Kante zu. Jetzt hebt es mich richtig aus. Ich merke, wie mein Kör­ per leichter und leichter wird und mich meine Schlittschuhe im Flug überholen. Ich krache erst mit der linken Schulter aufs Eis und dann mit dem Kopf gegen die Bande. Kurz weiß ich nicht, wo oben und unten ist, kann mich aber relativ schnell an Philipps Lachen orientieren. Der Helm hat mich anscheinend vor Schlimmerem bewahrt. Ich rücke ihn zurecht, stemme mich hoch und folge dem Profi auf die Zielgerade. Den letzten Sprung meistere ich ganz gut, rase über die Ziellinie. Doch die Qual ist noch nicht zu Ende. Auf rund fünf Metern soll ich nun den ganzen Schwung des Zielhangs abbremsen. Keine Chance, meine Kräfte sind am Ende. Ich lande ungebremst in den Schaumstoffmatten und schlussendlich am Boden. Mein Körper schmerzt, ich spüre nahezu jeden Muskel. Philipp streckt mir erneut seine Hand zum High Five hin und grinst. Ich schlage ein und könnte wieder weinen. ♉  Red bull crashed Ice: Details zum finale in   Davos unter www.RedBull.ch

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Bolgen-Kante. Bei Tempo 40 fliegen die Athleten durch die Luft.

Zuschauermagnet red bull crashed ice

Knallharte Rutschpartie

Red Bull Crashed Ice ist definitiv nichts für Warm­ duscher. Es begründet die Disziplin Ice Cross Down‑ hill, eine Verbindung der beiden Sportarten Eisho‑ ckey und Boarder-X. Der Cocktail ist spektakulär: Vier Starter in Eisho‑ ckey-Ausrüstung (ergänzt durch Protektoren aus dem ­Motorradsport) rasen auf Schlittschuhen gleichzeitig einen gefrorenen Kurs mit Buckeln und Sprüngen ­hinunter. Auf manchen Strecken erreichen sie dabei Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h. Damit das Ganze nicht zu einfach wird, sind zusätzlich Steilkurven, Trep‑ pen und Sprünge eingebaut. Körperkontakt, leichte Checks und Stürze sind ebenfalls fixer Bestandteil.

Red Bull Crashed Ice gibt es seit sieben Jahren. Seit der Weltpremiere 2001 in Stockholm eroberte der Sport Moskau, Helsinki, Prag, Klagenfurt, Minne‑ sota, Quebec und nun Davos, die eisige Show entwi‑ ckelte sich zum Zuschauermagneten. 2008 jubelten in Quebec mehr als 85.000 Fans an den Banden. Von 2000 bis 2005 hat der Schwede Jasper Felder alle Rennen für sich entscheiden können. 2006 und 2007 waren die Kanadier Gabriel Andre und Kevin Olsen erfolgreich. 2008 war das Jahr der Finnen. Arttu Pihlainen und Miikka Jouhkimainen vom eigens gegründeten finnischen Crashed-Ice-Team holten die Siege in Quebec und Davos.

20.02.2008 10:52:39 Uhr


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MÄRZ 2008

KLICKEN SIE M

Einzigartige Sporttrophäen werden ab 13. März im Internet für die Wings for Life-Rückenmarksforschung versteigert. Das Glanzlicht: ein Red Bull-Formel-1-Bolide. 3, 2, 1 … gone! Wer bei der eBay-Charity-Auktion zugunsten der Wings for Life-Stiftung per Mausklick den Zuschlag erhält, hat vielleicht etwas Staubiges und Verschwitztes ersteigert – aber sicher etwas Einmaliges. Motorradhelme der Weltmeister Nicky Hayden oder Dani Pedrosa, Skisprunghelme von Weltmeister Adam Małysz und Olympiasieger Thomas Morgenstern und Spezialausrüstung von Weltrekordhaltern befinden sich unter den Auktionsstücken. Zu ersteigern sind via OnlineMarktplatz eBay auch ein Red Bull Air Race-Package (inklusive Flug mit Air Race-Weltmeister Mike Mangold), Städterundflüge in historischen Flugzeugen aus der Sammlung der Flying Bulls und ein Match gegen den amtierenden Fußballmeister Red Bull

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Salzburg. Topangebot ist der Red Bull-Formel-1-Bolide, mit dem David Coulthard beim Grand Prix in Silverstone 2007 antrat. „Wir versteigern einzigartige Exponate aus der Welt des Sports und können mit dem Erlös die Forschung im Bereich der Querschnittlähmung weiter vorantreiben“, freut sich Heinz Kinigadner, Gründer von Wings for Life. Diese private Stiftung fördert seit 2004 internationale Spitzenwissenschaftler, die an Projekten zur Heilung des geschädigten Rückenmarks forschen. Jeder Euro ist wichtig: Weltweit sitzen 2,7 Millionen Menschen mit einer Rückenmarksverletzung im Rollstuhl. WINGS FOR LIFE-CHARITY-AUKTION @ EBAY, 13. BIS 30. MÄRZ 2008 WWW.WINGSFORLIFE.COM/EBAY

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MÄRZ 2008

S E Y

E MIT

N! A C U YO

SO FUNKTIONIERT’S SCHRITT ZWEI: finden und bieten. Mit www.wingsforlife.com/ebay landen Sie direkt im Auktionsshop. Unabhängig davon können Sie ab der Startseite über Kategorien oder einen konkreten Suchbegriff suchen. Mit der erweiterten Suche können Sie nach Preis, Verkäufer oder Artikelstandort suchen. Klicken Sie auf „Frage an den Verkäufer“ oben rechts auf jeder Artikelseite, wenn Sie nähere Informationen zu einem bestimmten Artikel benötigen. Klicken Sie bei Gefallen auf „Bieten“ in der Artikelbeschreibung und geben Sie Ihr Maximalgebot ein. eBay bietet automatisch für Sie mit, solange das aktuell höchste Gebot unter Ihrem Maximalgebot liegt. eBay teilt Ihnen per E-Mail mit, wenn Sie überboten wurden.

EG FL EP NG RA GE

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SCHRITT DREI: bezahlen und bewerten. eBay informiert Sie per E-Mail über den Zuschlag für einen Artikel, der Verkäufer legt Zahlungsmodalitäten fest. Nach Eingang der Zahlung erfolgt die Zustellung an die angegebene Adresse.

VOR

AB 1 EURO: TOLLE ORIGINALE AUS DER WELT DES SPORTS*

WENIG KILOMETER

Red Bull-Formel-1-Bolide 2007 von David Coulthard (GBR)

BMX-Radrahmen/Shirt des 4fachen Weltmeisters Michal Prokop (CZE)

KTM-Dakar-Bike 2007 von Cyril Despres (FRA) 2007

Swarovski-Modell Douglas DC-6

Fußball-Freundschaftsspiel gegen Red Bull Salzburg Kiteboard mit Segel (signiert) von Robby Naish (USA) Red Bull Air Race-Package plus Flug mit Mike Mangold (USA) Städterundflug mit Douglas DC-6B Städterundflug mit B-25J Skulptur von Jos Pirkner (AUT) Helm/Anzug (signiert) von Bike-Weltrekordmann Markus Stöckl (AUT)

Spezialpickel von Eiskletterer Urs Odermatt (SUI) Motorradhelm von MotoGP-Vizeweltmeister Dani Pedrosa (ESP) Motorradhelm von MotoGP-Fahrer Nicky Hayden (USA) Motorradhelm von Mika Kallio (FIN)

Jersey (signiert) von Freestyle-Motocrosser Travis Pastrana (USA)

Motorradshirt des Motocross-Weltmeisters Stefan Everts (BEL)

Sprunganzug/Bild (signiert) von BASE-Jumper Felix Baumgartner (AUT)

Gemälde von Günter Edlinger (AUT)

Training mit dem Eishockey-Champion 2007 Red Bull Salzburg

Mount-St.-Elias-Expeditionsski von Extremskifahrer Axel Naglich (AUT)

Kite & Board, Gisela Pulido (ESP)

Skisprunghelm (signiert) von Adam Małysz (POL)

Red Bull Event Car plus DJ Original X-Alps-Paragleitschirm Radhelm/Laufschuhe von IronmanSiegerin Natascha Badmann (SUI)

BILD: RED BULL PHOTOFILES

Red Bull-F1-Rennwagen sind normalerweise absolut unverkäuflich, für Wings for Life macht Red Bull Racing eine Ausnahme und stiftet diesen RB3. Der Bolide hat bereits Charity-Erfahrung: 2007 startete er mit David Coulthard am Steuer beim GP von Großbritannien in Silverstone, geschmückt mit 21.000 Fotos. Jedes Foto war seinem Einsender zehn Pfund wert, was Wings for Life eine Million Euro brachte. (Coulthards Teamkollege Mark Webber fuhr in Silverstone ein Auto in identischer Optik.) Der Renault-V8-Motor ist nicht inkludiert: Auf Wunsch stellt Wings for Life einen Kontakt zu Renault her, vielleicht gibt es da eine Chance.

Helm von Freeski-Olympiasiegerin Evelyne Leu (SUI)

Motorradhelm von Ex-Weltmeister Kevin Schwantz (USA)

Gemälde, Gerald Herrmann und Reini Tripp (AUT)

... umständehalber an Meistbieter

Helm/Shirt/Titankrümmer von MotoX-Europameister Chris Möckli (SUI)

Gemälde von Ch. L. Attersee (AUT)

Fluganzug von Red Bull Air RacePilot Hannes Arch (AUT)

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CHARITY-AUKTION AUF EBAY

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CK

EIN

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SCHRITT EINS: Formular ausfüllen. Registrieren Sie sich auf der eBay-Startseite unter „Gratis anmelden“ (mit E-Mail-Adresse, Postanschrift, Telefonnummer, Geburtsdatum; keine Kreditkarte/andere Kontodaten). Wählen Sie eBay-Mitgliedsname und Passwort. Akzeptieren Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzerklärung. Bestätigen Sie die Anmeldung und entscheiden Sie sich für eine der Verifizierungen (per Telefon, per Kreditkarte – ohne Belastung! – oder per Post).

GA

EINZ ELST Ü

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Rennski von Hermann Maier (AUT)

Skisprunghelm von Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern (AUT) X-Games-’08-Helm (signiert) von Sieger Shaun White (USA) Skihelm von Freeskier Chris Davenport (USA) Skateboard von Ryan Sheckler (USA)

Windsurfausrüstung von Weltmeister Jason Polakow (AUS)

Surfboard von Sofia Mulanovich (PER)

Trial-Rennanzug/Helm von Adam Raga (ESP)

Helm von Formel-1-Rekord-Weltmeister Michael Schumacher (GER)

Rennjacke von Rallye-DakarSieger 2006 Marc Coma (ESP)

Rennanzug von Carlos Sainz (ESP)

Rennshirt von Motocrosser Jonathan Barragan (ESP) Shirt/Rennbekleidung von RallyeDakar-Champion Nani Roma (ESP)

Gemälde von Martin Sullivan (SUI)

*Stand der Liste bei Redaktionsschluss, die aktualisierte Version finden Sie im Internet.

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THE RED BULLETIN

ACTION

DAS SCHNELLSTE ZWEIRAD VON LISSABON NACH DAKAR 2007 holte sich der Franzose Cyril Despres auf dieser KTM 690 Rallye die legendäre Rallye Dakar. So wie es aussieht, war es wohl auch die letzte Ausgabe, die tatsächlich durch die Wüste führte.

MÄRZ 2008

AUSFLUG I

EIN ROUNDTRIP mit der historischen Propellermaschine Douglas DC-6B von Salzburg aus nach Florenz, Venedig, Zürich, Berlin oder Verona: Bis zu 32 Passagiere können dieses Vergnügen miterleben. Die DC-6B, Baujahr 1958, eines der Prunkstücke der Flying Bulls-Flugzeugsammlung im Hangar-7 am Salzburger Flughafen, gehörte einst Jugoslawiens Staatsoberhaupt Marschall Josip Broz Tito. PS: Wer Flugangst hat, ersteigert das DC-6B-Swarovski-Modell. Artikel 6/Städte-Rundflug mit Douglas DC-6B Artikel 26/Swarovski-Modell Douglas DC-6B

AUSFLUG II

Seit 2001 gewann stets eine KTM (mit wechselnden Reitern) die Motorradabteilung der Rallye Dakar. Auch wenn im Innviertel Wüsten rar sind: Die Mattighofener Firma kam stets am besten mit den Mühen zurecht, den 7000 Kilometer durch die Sahara abverlangen. Der Erfolg von Cyril Despres 2007 war der vorläufig letzte auf historischem Sand: 2009 wird die Rallye, die heuer aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde, in Südamerika gefahren. Ein Grund mehr, dieses Motorrad zu ersteigern! Artikel 2/KTM 690 Rallye: 654 ccm, 162 Kilo, ca. 75 PS

SIEGERPREIS

DIESE SKULPTUR entwarf Jos Pirkner für den Red Bull Dolomitenmann 2006. Vom Osttiroler Künstler stammen übrigens auch die Taurus World Stunt Awards.

EIN MATCH GEGEN DIE BULLEN Lassen Sie die Fußball-Meisterelf von Red Bull Salzburg gegen Ihren Lieblingsverein antreten.

Das höchste Gebot in dieser Kategorie stammt von Ihnen? Dann passiert Folgendes: Im Mai, Juni oder Juli fährt ein Bus vor, der Fußballmeister 2007 Red Bull Salzburg steigt aus und bestreitet im Stadion Ihres Lieblingsklubs (mindestens eine Liga unter den Bullen) ein Freundschaftsspiel gegen Ihre Mannschaft. Eine Bedingung: Das Spiel muss im Umkreis von 150 Kilometern von Salzburg gespielt werden.

Artikel 8/Bronzeskulptur von Jos Pirkner

TRAGEN SIE WELTREKORD Markus Stöckl schaffte mit diesem Helm und in diesem Anzug bergab auf dem Mountainbike 210,4 km/h.

Artikel 3/Freundschaftsspiel gegen Red Bull Salzburg

DRESSED LIKE CARLOS

DAS OUTFIT des zweifachen spanischen Rallye-Weltmeisters (1990, 1992) Carlos Sainz steht jedem Fan garantiert gut.

Artikel 47/Rallye-Rennanzug von Carlos Sainz (ESP)

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Artikel 7/Städte-Rundflug mit B-25J Mitchell

BILDER: IMAGO/PR, RED BULL PHOTOFILES (7)

Rallye Dakar. Monsieur Despres auf seiner Siegesfahrt durch die Dünen.

MIT DER NORTH American B-25J Mitchell, ebenfalls ein Teil der Flying BullsFlugzeugsammlung im Hangar-7, können fünf Personen einen Städterundflug nach Florenz,Venedig, Zürich, Berlin oder Verona unternehmen.

LET’S PARTY!

SIE BESTIMMEN das Datum Ihrer Party, für die Stimmung sorgt das Red Bull Event Car inklusive Sound System. Plus: Ein DJ wird mitgeliefert. (Sie brauchen sich nur mehr um die Getränke zu kümmern.) Artikel 17/Red Bull Event Car mit DJ

Wie sich Tempo 210 anfühlt, das der Österreicher Markus Stöckl im September 2007 in La Parva, Chile, bergab mit dem Mountainbike erreichte? Nun: Ein wenig können wir Ihnen dieses Gefühl vermitteln. Stülpen Sie sich den futuristisch aussehenden aerodynamischen Helm über und pressen Sie sich in den Lackanzug – und schon ahnen Sie: Ein bisschen Respekt war sicher dabei. Artikel 9/Helm und Anzug vom MTB-Weltrekord (signiert von Markus Stöckl)

20.02.2008 14:45:01 Uhr


ACTION

MÄRZ 2008

ETWAS FÜR DIE HARTEN

EISHOCKEY-TRAINING mit Red Bull Salzburg, Mittagessen mit einem Spieler, Helm und Shirt (signiert). Plus: ein Match als Gast auf der Bank.

THE RED BULLETIN

EIN ATTERSEE ZUM THEMA HAHNENKAMM Das Hobby des Malers Christian Ludwig Attersee ist das Segeln, aber als gelerntem Österreicher ist ihm Skifahren natürlich nicht fremd.

Für das Weltcuprennen 2006 in Kitzbühel kreierte Christian Ludwig Attersee ein Gemälde, dessen Motiv – ein Skifahrer mit Hahnenkamm – mit diesem Kitzbüheler Wahrzeichen spielt. Attersee, geboren als Christian Ludwig in Pressburg (dem heutigen Bratislava), verbrachte seine Jugend in Oberösterreich und gewann als Segler nationale und internationale Regatten. Der Künstlername lag damit auf der Hand. Attersee ist einer der bekanntesten und vielseitigsten Künstler Österreichs: Er widmet sich auch der Musik, er schreibt, gestaltet Objekte und Bühnenbilder und produziert Filme.

Artikel 13/Eishockey-Special mit Red Bull Salzburg

EIN HELD FÜR DIE WAND

EIN REPLICA-SHIRT des US-FreestyleMotocross-Stars Travis Pastrana, mit Autogramm und als Bild gerahmt. Artikel 11/Signiertes Shirt von Travis Pastrana (USA)

Artikel 10/„Hahnenkamm“, Gemälde von Attersee

AUF EINEN SPRUNG

RED BULL-ATHLET FELIX BAUMGARTNER trug diesen Anzug bei seinem ersten BASEJump von der Drachenwand am Mondsee in Salzburg.

KOPF UND FUSS

DAMEN VOR: Laufschuhe und Helm der Triathlon-Weltmeisterin Natascha Badmann (SUI) verleihen Flügel. Artikel 19/Helm

Artikel 12/Signierter Sprunganzug von Felix Baumgartner (AUT)

LUFTIG AUFBEWAHREN

DER ANZUG von Österreichs einzigem Red Bull Air Race-Piloten Hannes Arch ist viel zu schade, um ihn nur in den Schrank zu hängen. Artikel 15/Pilotenanzug des Red Bull Air Race-Piloten Hannes Arch (AUT)

WINGS FOR LIFE IN ÖL

BILDER: RED BULL PHOTOFILES (10)

DAS GEMÄLDE von Gerald Herrmann und Reini Tripp reflektiert das Thema Wings for Life auf künstlerische Art.

PROBIERE MICH AUS

(signiert) und Schuhe von

DER SPANISCHE Trial-Champion Adam Raga trennt sich für die Wings for Life-Auktion von seinem Helm (inklusive Branding) und einem gut eingetragenen Rennanzug.

Natascha Badmann (SUI)

Artikel 21/Trialhelm/-anzug von Adam Raga (ESP)

DIE FORMEL 1 DER LÜFTE Erleben Sie das Red Bull Air Race 2008 live in San Diego oder Detroit.

Wer hier zuschlägt, gewinnt einen Besuch bei einem der zwei US-Rennen inklusive VIP-Behandlung plus Rundflug (für eine Person) mit Weltmeister Mike Mangold. Artikel 5/Red Bull Air Race-Package für zwei Personen/USA

Artikel 16/Ölgemälde „Wings for Life“

RAUS AUFS WASSER!

LIMITED EDITION

Ob Windsurfen, Kitesurfen oder Surfen: Die Wings for Life-Charity-Auktion denkt an alle drei Disziplinen.

RED BULL X-ALPSParagleitschirme sind im Handel nicht erhältlich. Unser Einzelstück hat der doppelte X-AlpsChampion Alex Hofer (SUI) signiert.

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Kitesurferin Gisela Pulido, Wave-Windsurf-Champion Jason Polakow (Foto), Surferin Sofia Mulanovich und Windsurflegende Robby Nash (USA) trennen sich von ihrem Sportgerät. Artikel 4/Sol-131-Kiteboard, Helix-Segel (12 m²)) von Robby Nash (USA) Artikel 14/Kiteboard komplett von Gisela Pulido (ESP) Artikel 20 (links)/Signierte Surfausrüstung von Jason Polakow (AUS) Artikel 43/Surfboard Flyer F von Sofia Mulanovich (PER)

Artikel 18/Paragleiter Red Bull X-Alps

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20.02.2008 14:45:27 Uhr


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SO SEHEN SIEGER AUS

ACTION

MÄRZ 2008

SOUVENIR AUS DER KÖNIGSKLASSE Der Helm von MotoGP-Vize-Weltmeister Dani Pedrosa ist ein Schmuckstück: Seinem ne neuen Besitzer Spanier. passt er aber nur, wenn der eine ähnliche Jockeyfigur hat wie der Spani

Die MotoGP-Fahrer aus der Königsklasse der Straßenmotorräder haben eines gemeinsam: eine Karriere, die in frühester Jugend begonnen hat, und die Figur eines Jockeys. Dani Pedrosa, 2007 Vize-Weltmeister in der MotoGPKategorie, passt perfekt in diese Kategorie. Sein erstes Motorrad bekam er mit vier, das hatte noch Stützräder. Mit spitzen Ellbogen kämpfte er sich Jahr für Jahr nach oben – zu drei Weltmeistertiteln (2003 in der 125-ccmKlasse, 2004 und 2005 250 ccm) und Platz zwei in der MotoGP-Klasse 2007.

DIE BEIDEN SPANISCHEN Rallye-DakarSieger Marc Coma (2006) und Nani Roma (2004), jeweils auf zwei Rädern, trennen sich von Teilen ihrer Renngarderobe – alles schon gut eingefahren. Artikel 22/Jacke von Dakar-Sieger Marc Coma (ESP) Artikel 24/Shirt von Dakar-Sieger Nani Roma (ESP)

Artikel 30/Motorradhelm von Dani Pedrosa (ESP)

JONATHAN HAT ZUKUNFT

UND SIE EINEN Teil seiner Vergangenheit: Das Rennshirt des Red Bull-KTMMotocrossers Jonathan Barragan steigt sicher im Wert. Artikel 23/Motocross-Shirt Jonathan Barragans (ESP)

ALLES IM RAHMEN

DER AUTHOR-BMX-Radrahmen von Doppelweltmeister Michal Prokop ist eine Alu-Maßanfertigung. Artikel 25/BMX-Rah-

VORSICHT, HEISS!

DAS RENN-PACKAGE des Schweizer MotoX-Asses Chris Möckli ist heiß: Es besteht aus einem Red Bull-Helm, einem Team-Shirt und einem Auspuffkrümmer seines KTM-Motorrads.

OLYMPISCHES AM KOPF

DIE SKI-FREESTYLEOLYMPIASIEGERIN 2006 Evelyne Leu hat diesen Helm bei vielen Bewerben getragen: Bald gehört er vielleicht Ihnen.

Artikel 27/Renn-Package von MotoX-Europameister Chris Möckli (SUI)

Artikel 28/Helm von Ski-Freestylerin Evelyne Leu (SUI)

men des 4fachen Weltmeisters Michal Prokop (CZE)

SCHUMI FÜR DIE SHOW

SCHUTZENGEL AUS EDELSTAHL

DENKEN SIE nur an den ersten Auftritt, den Sie erleben, wenn Sie den Helm des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher ersteigert haben: Pole-Position garantiert. Artikel 45/Helm von Michael Schumacher (D)

KOPF-SCHÜTZER

Ewiges Eis. Das ist nur ein Vorschlag, wo Sie Urs Odermatts Pickel ausprobieren können.

DIESEN HELM trug US-Freeskier und Red Bull-Athlet Chris Davenport bei einer Tour durch die Rocky Mountains.

Im Zivilberuf ist Eiskletterer Urs Odermatt Mitarbeiter in einem Chemielabor. Bei seinem Hobby hält es der Schweizer lieber mit der Physik. Die steilsten Eisfälle überlistet er mit speziellen Eispickeln. Nur einmal hat Odermatt die Physik einen Streich gespielt: Im März 2005 stürzte er 30 Meter tief ab, blieb aber unversehrt.

Artikel 41/Helm von Freeskier Chris Davenport (USA)

Artikel 29/Spezialpickel von Eiskletterer Urs Odermatt (SUI)

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BILDER: GEPA PICTURES, IMAGO/ICON SMI, RED BULL PHOTOFILES (5)

Klettert Urs Odermatt einen Eisfall hinauf, benutzt er dazu seinen Verstand, seine Geschicklichkeit und zwei Eispickel aus speziellem Edelstahl.

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ACTION

MÄRZ 2008

CHAMPIONS’ CHOICE

ZWEI SPEZIELLE Helme zweier spezieller US-Motorsportler – von Red Bull-Fahrer Nicky Hayden (Foto), MotoGP-Champion 2006, und Ex-Weltmeister und Red Bull-Talentescout Kevin Schwantz.

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DIE GEFÄHRTEN VOM MOUNT ST. ELIAS Dieses Paar Ski wurde auf der längsten Skiabfahrt der Welt gestestet: Der österreichische Extremskifahrer und Alpinist Axel Naglich hatte es an den Füßen.

Artikel 31/Motorradhelm von Nicky Hayden (USA) Artikel 33/Motorradhelm von Kevin Schwantz (USA)

FLIEGENDER FINNE

AUCH MIKA KALLIO, zweifacher 125erVize-Weltmeister, kann ein bisschen Flügel verleihen. WfL bekommt im Gegenzug Kallios Sturzhelm.

Artikel 32/Motorradhelm von Mika Kallio (FIN)

VOGELPERSPEKTIVE

DAS RED BULL AIR RACE hat den Künstler Martin Sullivan zum Bild „Smoke On“ inspiriert.

35 Kilometer lang ist die Abfahrt vom Mount St. Elias in Alaska: Der Start liegt in 5490 Meter Seehöhe, und die Piste endet auf Meereshöhe. Axel Naglich gehörte 2007 zu einer Gruppe handverlesener Skifahrer, die diese Abfahrt in Angriff nahmen: auch für einen Extremskifahrer wie ihn, der vom 24-Stunden-Rennen bis zum Einsatz als Vorläufer auf der Streif schon vieles erlebt hat, ein unbeschreibliches Erlebnis. Artikel 37/Expeditionsski der Marke Fischer von Axel Naglich (AUT)

ZIEHHHHH!

KOPFBEDECKUNGEN mit Geschichte – vom vierfachen Weltmeister Adam Małysz (Foto) und von Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern. Artikel 38/Skisprunghelm von Adam Małysz (POL) Artikel 39/Skisprunghelm Thomas Morgenstern (AUT)

PROMINENTES BRETT

RYAN SHECKLER, trotz seiner zarten 18 Jahre bereits der Skateboard-Superstar, war kürzlich zu Gast in Österreich und hinterließ ein signiertes Board für die WfL-Auktion. Thanx a lot, man! Artikel 42/Skateboard von Ryan Sheckler (USA)

Artikel 44/Gemälde von Martin Sullivan (SUI)

SO GUT WIE NEU

EIN GUSTOSTÜCKERL für Sammler ist das Race-Shirt des Titelsammlers und Motocross-Weltmeisters Stefan Everts, mit dem er seinen zehnten Titel holte.

DIE HEADS VOM HERMINATOR Wer die fabelhaften Rennski von Hermann Maier das erste Mal ausführt, wird demütig erkennen müssen: Es ist der Indianer und nicht der Pfeil. (Aber fesch sind sie trotzdem.)

Artikel 34/Motocross-Shirt von Stefan Everts (BEL)

BILDER: FISCHER, GEPA PICTURES, GETTY IMAGES, RED BULL PHOTOFILES (7)

60 JAHRE FERRARI

DIESES BILD malte Günter Edlinger zum Ferrari-Jubiläum 2007 live vor Publikum bei der Classic Car Expo in Salzburg. Artikel 35/Gemälde von Günter Edlinger (AUT) Hermann Maier: Noch sind die Ski die seinen.

DIREKT VOM PODIUM

MIT DIESEM HELM gewann Snowboarder Shaun „The Flying Tomato“ White (USA) den SuperPipe-Event der X Games 2008. Artikel 40/Helm von Snowboard-Olympiasieger

Es gibt kaum einen Skiläufer, der die Idee von Wings for Life besser versteht als Hermann Maier. Wie dünn die Linie zwischen Erfolg und Misserfolg ist, erlebte er bereits 1998 in Nagano – zuerst ein Sturz, der die Welt schockierte, dann zwei Goldmedaillen. Und ein zweites Mal nach seinem Motorradunfall im Sommer 2001, als er durch mühsamste Rehabilitation wieder aufs Podest zurückkehren konnte.

Shaun White (USA)

Artikel 36/Signierte Originalski von Hermann Maier (AUT)

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ACTION

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MÄRZ 2008

Witzigmanns Welttournee (5):

Witzigmanns Wok-Credo

Wokistan ist überall, wo die Topfböden rund sind. Doch auch wenn das Wok-Copyright bei den Chinesen liegt: Uns folgt der Wok im Formel-1-Windschatten nach Malaysia.

ILLUSTRATION: MARTIN UDOVICIC

TEXT CHRISTIAN GRÜNWALD BILDER MANFRED KLIMEK

MEIN WOK-REZEPT Die Zutaten FÜR 2 PERSONEN

40 g Wirsingkohl, 2 Zehen Knoblauch, 30 g Jungzwiebeln, 1 große rote Chilischote, 1 Handvoll Babyspinat, 40 g Kaiserschoten, 100 g Schweinsfilet, 100 g asiatische Eiernudeln, 6 rote Garnelen (ohne Schale), etwas gelbe Sellerieblätter, 2 EL Sojasauce, 1 EL Austernsauce, 1 Bund Koriander, 2 EL gebackene Zwiebeln (aus dem Asia-Shop), 30 ml Geflügelfond, 2 Eier, Pflanzenöl zum Braten, Salz

ECKART WITZIGMANN, 66, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahrhunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com

Die Zubereitung VOM KOHL einige Blätter ablösen und diese in dünne Streifen schneiden. Knoblauch schälen und fein schneiden. Jungzwiebeln in schräge Scheiben schneiden. Chilischote der Länge nach halbieren, Kerne entfernen, Schotenhälften in dünne Streifen schneiden. Kaiserschoten in nicht zu dünne Streifen schneiden. Das Schweinsfilet in Würfel oder Streifen schneiden, Eier in eine kleine Schüssel aufschlagen und mit dem Geflügelfond verrühren. Die Eiernudeln in Salzwasser zwei bis drei Minuten kochen, danach in einem Sieb abtropfen lassen.

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IN EINEM WOK etwas Öl erhitzen, zuerst Knoblauch, dann Zwiebeln und Kohl darin anbraten. Kaiserschoten zugeben, ganz kurz braten, dann das Fleisch zugeben, anbraten und etwas salzen. Fleisch herausnehmen und bereitstellen. Chili und Garnelen beigeben, gut durchrühren. Die gekochten Nudeln zugeben, mit Sojasauce, Austernsauce, gehacktem Koriander sowie den Sellerieblättern würzen. Babyspinat zugeben und kurz rühren. Angebratenes Fleisch wieder in den Wok geben. Die Eier zugießen, einige Male rühren und dabei stocken lassen. Sofort servieren.

KOCHEN MIT DEM WOK bedeutet: Das Speedlimit in der Küchenzeile ist aufgehoben. Wok bedeutet Tempo: rasch klein schnipseln, rasch garen. Im Original hat der Wok eine komplett runde Form und sitzt in einem Feuerring am Herd, sodass die Hitze unten sehr hoch ist, an den Rändern aber eher gering. In asiatischen Küchen ist dieser Feuerring Standard. In unseren Breiten tut es idealerweise ein abgeflachter Wokboden auf einem kraftvollen Induktionskochfeld. Die Idee bleibt gleich: Die Zutaten landen zunächst im Hitzezentrum des Topfbodens und müssen von dort sofort wieder an die kühleren Wände weggeschaufelt werden. Dieser Wechsel der Temperaturen ermöglicht ein besonders schonendes Garen: Nach einem heftigen Anbraten können die Zutaten langsam in milderer Hitze entspannen und nachziehen. Gleich zu Beginn schließen sich die Poren, es entwickelt sich eine Kruste. Beim folgenden Nachziehen verteilen sich die Säfte wieder. So kann nichts austrocknen, außerdem bleiben Textur und Struktur erhalten. Die Wahl des Materials sollte man ausnahmsweise nicht überschätzen. Eckart Witzigmann und Roland Trettl haben auf ihren Reisen für das „Ikarus“Programm die abenteuerlichsten Woks gesehen: solche aus dünnem Stahlblech, monströs schwere gusseiserne Konstruktionen, die wie eine halbierte Kanonenkugel wirkten, oder schlichte Alutöpfe, die im Gesamtklassement der Profis wegen des unproblematischen Handlings als empfehlenswertester Werkstoff gelten. Aber: Sie haben alle funktioniert. Je nach Region hört der Wok auf andere Namen: Guo oder Huo in China, Kuali in Malaysia, Kawa auf den Philippinen, Wadja in Indonesien. Was muss man wokmäßig noch beherzigen? Niemals zu viel in den Wok füllen. Denn das gesamte Prinzip funktioniert nur, wenn man die Zutaten im Wok auch wirklich herumwirbeln lassen kann. Deshalb darf man, auch wenn man für viele Gäste kocht, nicht einfach die Mengen verdoppeln, sondern muss stattdessen weitere Bratdurchgänge einkalkulieren. ♉ FORMEL-1-GRAND-PRIX VON MALAYSIA: 21. BIS 23. MÄRZ, KUALA LUMPUR WWW.REDBULLF1.COM

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Alleskönner für jede Gelegenheit. Wie kein anderes Gerät versinnbildlicht der Wok das Wesen asiatischer Kochkunst. Er ist einerseits tief genug zum schnellen Kochen, Dünsten oder Ausbacken und andererseits flach genug, um darin braten zu können.

Witzigmanns Empfehlung

Wok isst man mit Stäbchen, darum muss das Fleisch schon klein und mundgerecht geschnitten werden.

Auf die Plätze, fertig, los: Alle Zutaten müssen für den großen Anbratmoment fertig vorbereitet sein.

Statt Wirsingkohl kann man auch Weißkraut nehmen. Im Wok ist fast alles erlaubt.

Tempo, meine Herren – sobald man mit dem Braten begonnen hat, ist der Wok-Express nicht mehr zu stoppen.

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Gebratene Zwiebeln kauft man im Asia-Shop. Selber kann man sie nicht besser machen.

Kochen Sie die Nudeln wirklich nur sehr kurz in Salzwasser bissfest. Beim Braten im Wok werden sie rasch gar.

Die Garnelen erst unmittelbar vor Garende kurz mitbraten. Das Fleisch muss dann schon fast fertig sein.

Mit etwas Geflügelfond verquirltes Ei sorgt – sobald es stockt – für den geschmackvollen Zusammenhalt.

KLEINER TRICK, VERBLÜFFENDE WIRKUNG: ICH VERRÜHRE DIE EIER MIT ETWAS GEFLÜGELFOND. DADURCH STOCKT DAS RÜHREI NICHT SO STARK UND MACHT DEN WOK IN DER KONSISTENZ VIEL GESCHMEIDIGER.

BITTE MIT REICHLICH HITZE ANBRATEN, ABER DIESE RICHTIG DOSIEREN. WIR REDEN VON ANBRATEN, NICHT ANBRENNEN! UND DIE ZARTESTEN ZUTATEN KOMMEN ERST GANZ ZUM SCHLUSS DAZU.

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IN EINEM ZUG Kamele, Giftschlangen, K채ngurus, Wasserb체ffel, Krokodile:

Wer mit der Eisenbahn durch Australien reist, trifft h채ufiger auf Tiere als auf Menschen. TEXT STEFAN NINK

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20.02.2008 18:42:53 Uhr


E

inmal hält der Zug an, weil weiter vorne Kamele auf den Gleisen stehen, und die Passagiere dürfen aussteigen. Viele laufen ein paar Meter hinaus in die Wüste, eher zögernd, fast zaghaft, als trauten sie der Leere nicht ganz. Da stehen sie dann in der Sonne, schauen nach links und nach rechts und immer wieder zu den anderen, als müssten sie alle zehn Sekunden nachprüfen, dass sie nicht allein sind hier draußen. Sie machen Witze oder flapsige Bemerkungen über Giftschlangen und eisgekühltes Bier, heben Steine auf oder ziehen mit dem Schuh Linien in den roten Sand. Dann werden sie stiller, und nach ein paar Minuten redet niemand mehr. Jeder ist ein paar Schritte weg von den anderen gegangen, ganz unbewusst, es ist, als habe jeder drinnen in sich selbst etwas entdeckt, dem er jetzt nachforschen muss. Über dem Land liegt eine drückende Stille. Stille, die in endlosen

Weiten manchmal entsteht, wenn es so heiß ist, dass jeder Vogel und jedes Insekt zu müde ist, um auch nur das kleinste Geräusch von sich zu geben. In einer solchen Stille hört man dann nur noch die Stimmen in einem selbst. Das Outback macht so etwas mit einem. Was eine schöne Erfahrung ist, wenn der klimatisierte Zug lediglich zwei Fußminuten entfernt ist. Sonst wohl eher nicht. Der Zug ist der Ghan. Oder, in der Sprache seiner Betreibergesellschaft: „The Legendary Ghan“. Das Legendäre bezieht sich dabei keineswegs auf überbordenden Luxus oder prächtige Ausstattung, schließlich sind wir in Australien, da legt man auf Origami-Gefalte am Ende der Klopapierrolle oder Schokoherzen-Betthupferl auf dem Kopfkissen eher weniger Wert, weswegen der Ghan zwar ein bequemer Zug, aber kein australischer Orient Express ist. Legendär ist der Ghan ausschließlich deshalb, weil es lange, lange Jahrzehnte nicht da-

Darwin

Alice Springs

Perth Sydney Adelaide

Roter Faden. Der den Kontinent vertikal durchmessende Zug, genannt „The Legendary Ghan“, führte den Autor von Adelaide nach Darwin und zurück.

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FOTO: ANZENBERGER/CHRIS SATTLBERGER

Melbourne

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Action

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Das ist nicht der Ayers Rock. Das ist der Uluru, Australiens mythischer Mittelpunkt, wie ihn die Touristen selten sehen.

Das war und das ist das älteste, trockenste, heiSSeste, staubigste und gottverlassenste Stück Erde auf Erden.

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nach aussah, als könnten die Australier eine Eisen­ bahnstrecke quer über ihren Kontinent verlegen. Eine Trasse von Adelaide hinauf ins tropische Dar­ win nämlich musste durch Zentralaustralien ge­ führt werden, und das war und das ist das älteste, trockenste, heißeste, staubigste und gottverlas­ senste Stück Erde auf Erden. Männer verfielen dem Wahn, Pferde verdursteten, ganze Expeditio­ nen verschwanden im Nichts. Bis man 1860 dann 34 afghanische Kamelreiter mit 70 Tieren ins Land holte. Die schafften, woran alle anderen vor ihnen gescheitert waren: Sie versorgten die Bautrupps in der Wüste mit Lebensmitteln. Die Australier be­ dankten sich, indem sie den ersten Passagierzug nach ebendiesen Afghanen benannten. Weil in der Hitze hier draußen jede überflüssige Silbe weg­ gelassen wird, wurde aus dem „Afghan“ dann ir­ gendwann der „Ghan“. Und weil sich die Kamele offensichtlich ziemlich wohl fühlten, kauen mitt­

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Bilder: Mauritius/PowerStock, Mauritius/Rene Truffy

Rundherum statt hinauf. Das eine ist per Leihkamel möglich, das andere nicht gern gesehn.

lerweile hunderttausend von ihnen am Spinifex des Red Center. Wenn sie sich nicht gerade zum Verdauen auf die Gleise legen. Ein Blick auf die Landkarte: Da sind wir also. Mittendrin. Das australische Outback umfasst – sa­ lopp gesagt – ganz Australien, wenn man den Ring aus Städten einmal übersieht, den sie entlang der Küste angelegt haben. Beinahe der komplette Rest des Landes ist eine alttestamentarische Leere jen­ seits von Gut und Böse und von einer Endlosigkeit, die den meisten Einheimischen Angst einflößt: zu heiß, zu groß, zu gewaltig. Wenn man einem Aus­ tralier in Sydney oder Melbourne mitteilt, man wolle ins Outback, wird der einem sehr viele Grün­ de aufzählen, weshalb man besser in der Stadt blei­ ben solle. Und noch mehr Gründe, weshalb er selbst noch nie dort war und auch nie dort hinmöchte, am Sonntag ist ja auch immer Rugby, no, thank you very much. Darüber kann man dann mal nachden­

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ken, während draußen geisterweiße Eukalyptus­ bäume in einer karmesinroten Unendlichkeit vor­ beiziehen. Abgebrannte Spinifex-Gräser, schwarze Aschehaufen, aus denen neues Grün sprießt. Und Termitenhügel, tausende aus dem Steppengras ra­ gende Miniaturwolkenkratzer. Hin und wieder hopst ein Känguru neben dem Zug. Sieht aus, als habe es Sprungfedern unter den Füßen. Mittags zuckelt der Ghan in Alice Springs ein, dem Ziel der ersten Etappe. Fast alle Passagiere unterbrechen ihre transkontinentale Reise hier, schließlich liegt Australiens Sehenswürdigkeit Nummer eins wie ein vom Himmel gefallener Rie­ sen-Brotlaib in der Nähe (beziehungsweise 450 Kilometer entfernt in der Wüste, aber das ist für Australier das Gleiche). Aber Achtung! An dieser Stelle jetzt bitte nicht wissend nicken und „Ayers Rock“ murmeln – den gibt es offiziell nicht mehr. Der größte Monolith des Planeten heißt offiziell Uluru. Nennt man ihn so, zeigt man Respekt vor den australischen Ureinwohnern, die ihren heili­ gen Felsen verständlicherweise nicht nach einem südaustralischen Premierminister benannt haben wollen. Und noch mehr Respekt zeigt man, wenn man nicht hochkraxelt auf den Uluru, was aber trotzdem beinahe tausend Besucher täglich tun. Merkwürdigerweise lässt die Verwaltung der „Uluru-Kata Tjuta National Park World Heritage Area“ sie dabei gewähren. Und warum Ayers Rock Resort, Übernachtungs- und Versorgungsstation für eine halbe Million Besucher jährlich, weiterhin Ayers Rock Resort heißen darf und nicht längst Uluru Resort genannt wird, soll einem auch erst mal einer erklären. Ansonsten kann man zum Uluru eigentlich nichts weiter anmerken. Ist ja schon alles gesagt. Groß, geheimnisvoll, überwältigend – stimmt al­

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ACTION

THE RED BULLETIN

les. Und nicht zu beschreiben. Das fällt einem selbst bei den benachbarten Kata Tjutas schwer (die früher Olgas hießen), die von weitem aussehen wie durcheinandergepurzelte Murmeln in XL. Hinter ihnen führt die Outback-Sonne gerade ein Spektakel auf, als ginge sie heute zum allerletzten Mal unter und müsste noch mal zeigen, was sie kann. Im CD-Player des Mietwagens läuft Peter Gabriels „Long Walk Home“-Soundtrack. Wenn man das Fenster öffnet und den Kopf hinaushält, glaubt man, man stecke ihn in einen Ofen. Drei Tage später: Da sind wir wieder in unseren Kabinen. Und am Fenster, 1420 Streckenkilometer Northern Territory anschauen. Das NT (wie es von den Einheimischen liebevoll genannt wird) ist 1.350.000 Quadratkilometer oder 16-mal so groß wie Österreich; trotzdem lebt hier nur gerade mal ein Prozent der australischen Bevölkerung. Natür-

FORMEL-1- START 2008

MULTIKULTI-MELBOURNE Zweitgrößte griechische Stadt nach Athen. Älteste Chinatown Australiens. Bestes arabisches Essen. In Melbourne leben Einwanderer aus 140 Ländern, womit die Frage beantwortet ist: Nein, es gibt keinen besseren Platz, um die polyglotteste Rennserie der Welt beginnen zu lassen. Wenn Sie schon in Australien sind, sollten Sie unbedingt einen Abstecher nach Melbourne machen. Touristen fühlen sich dort aus vielerlei Gründen pudelwohl. Etwa, weil es faszinierend ist, in einer Stadt Spuren der ganzen Welt wiederzufinden. (Idealerweise erlebt man so eine Tour bequem in der City Circle Tram, einer altmodischen Straßenbahn, die noch dazu gratis ist.) Oder weil klassische und moderne Architektur eine attraktive Melange ergeben. Oder weil für Mitteleuropäer Metropolen am Meer immer charmant sind. Oder weil die vielen Zuwanderer Melbourne zu einer gastronomischen und kulturellen Welthauptstadt gemacht haben. Dass sich in Australiens zweitgrößter Stadt am Südzipfel des Kontinents die Menschen gut vertragen, hängt auch damit zusammen:

Die Stadt war nie eine Sträflingskolonie (wie Sydney), sondern wurde als Wohngebiet mit Parks und breiten Straßen geplant. Die Formel 1 dreht im Albert Park ihre Runden, einem Erholungsgebiet mitten in der Stadt und unweit des Strands, das nur für dieses eine Rennen zum Circuit umgebaut wird. Rutschiger Belag, schnelle Kurven und ein anspruchsvolles Layout machen die 4,6 Kilometer zum echten Test für die Fahrer. Rundherum findet am Rennwochenende eine Barbecue-Party in ihrer sensationellsten Form statt. Sogar die Atmosphäre in den Boxen ist familiärer als sonst: Statt nur Beton gibt es einen Streifen mit echtem Rasen, auf dem die Teams für zwischendurch eine idyllisch entspannende Klappsessel-Campingtisch-Landschaft aufbauen.

Melbourne. Einmal im Jahr verwandelt sich der Albert Park in eine Formel-1-Strecke.

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lich sind auf der Zugkarte Siedlungen eingezeichnet, die meisten am Stuart Highway, aber darauf – und das ist jetzt eine Warnung an alle Auto fahrenden Australien-Novizen! – sollte man besser nicht hereinfallen. Die meisten Orte in diesem Teil der Welt bestehen nämlich nur aus einer Handvoll Häusern, die sich irgendwann einer Staubpiste in den Weg gelagert haben – und seitdem darauf warten, dass das übrige Australien nachkommt. Was bekanntlich noch nicht geschehen ist. Deswegen haben Orte wie Elliott oder Newcastle Waters meist auch nur zwischen 14 und 37 Einwohner, eine Kneipe, eine Tankstelle und beeindruckende Wegweiser am Kreuzungsausgang. Auf denen steht dann etwa „Sydney: 4088 km“ oder „Achtung: Keine Tankmöglichkeit auf den nächsten 1116 km“. Wenn der Ghan sein Tempo drosselt, kann man nicht nur diese Schilder erspähen, sondern mit etwas Glück auch andere OutbackBewohner. Goanas, die wie kleine Saurier aussehen. Und Schlangen, so dick wie ein Unterarm. Da ist man dann doch froh, dass man in seinem sicheren Abteil sitzt. Gegen nervöse Gefühle dieser Art hat der Australier übrigens ein probates Mittel kultiviert: Er betont die Größe und Gefährlichkeit des Outbacks und seiner tierischen Bewohner so lange, bis die Realität angesichts dieser nackenhaarsträubenden Thekenvisionen zur vernachlässigbaren Kleinigkeit zusammengeschrumpelt ist, der man furchtlos gegenübertreten kann. Besonders gut eignen sich dafür Schlangen („Mitten über den Highway! War so fett und lang, dass ich es für eine falsch verlegte Pipeline gehalten habe, das Biest!“); dicht gefolgt vom Wasserbüffel („Wenn ich nicht die Bremsen durchs Blech getreten hätte …“). Und die Krokodile erst! Erzähle einer was von einer beinahe tödlichen Begegnung mit einem sechs Meter langen Salzwasserkrokodil – ein komplettes Roadhouse wird in Ehrfurcht erstarren, bevor wild tätowierte Arme zerdellte Bierdosen zu lautstarken „You bloody bloke, you!“-Prositrufen liften. Und wo man gerade bei solchen Größenordnungen ist, passt es ganz gut, dass das Roadhouse-Publikum anschließend draußen in Trucks steigt, die alles, was man aus Europa und den USA kennt, wie Matchbox-Autos erscheinen lassen. Und dann ist der Ghan am nächsten Tag in Darwin. Das ist Australiens Frontier Town, so weit weg vom Rest des Landes, dass man Darwin möglicherweise schon vergessen hätte, wenn es nicht das Eingangstor zu einem der faszinierendsten Flecken Natur wäre. Für viele ist der KakaduNationalpark das schönste Stück des Kontinents. Vielleicht, weil er so ist, wie wir uns Australien vorstellen, wenn wir nicht gerade an den Uluru denken. Vielleicht aber auch, weil einem auch hier schlagartig bewusst wird, wie klein ein Mensch in diesen Naturweiten ist. Kakadu ist gigantische 20.000 Quadratkilometer groß, und natürlich

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Im outback lauern Gefahren, die nur die Ureinwohner vĂśllig unbeeindruckt lassen.

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Kakadu-Nationalpark. Gigantische 20.000 Quadratkilometer ist er groß und für viele das schönste Stück des Kontinents. Man könnte sich entsprechend ausdauernd hier aufhalten.

Krokodilfütterung. Springt die Echse aus dem Wasser, ist man als Zuschauer froh, ein bisschen Abstand halten zu können.

NICHTS LÖSCHT DEN DURST BESSER ALS EIN BIER IM GAGUDJU-CROCODILE-HOTEL.

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kann man hier Tage unterwegs sein und sieht trotzdem immer nur kleine Ausschnitte. Die Felsgalerien bei Ubirr, wo die ersten Einwohner des Landes die Tiere ihrer Heimat abgebildet haben (vielleicht, um dem Nachwuchs zu zeigen, was essbar ist und um was man besser einen Bogen macht). Die Jim Jim und die Twin Falls, die man über Rumpelpisten mit dem Geländewagen erreicht. Und die Yellow-Waters-Lagune, auf deren Wasser morgens Millionen Vögel wach werden. Viele Leute haben übrigens ganz seltsame Déjàvu-Gefühle im Kakadu-Nationalpark. Als seien sie schon mal hier gewesen. In ihren Träumen. Oder Erinnerungen. Die meisten spülen so was abends an der Bar des krokodilförmigen Gagudju Crocodile Holiday Inn in Jabiru mit Bier hinunter. Ein paar nehmen diese Gedanken mit nach Hause. Wie auch immer die weitere Australien-Reise aussehen mag: Von Kakadu muss man auf jeden Fall wieder zurück nach Darwin – die einzige andere Route ist eine schlimme Piste, die auf 750 Kilometern bis Nhulunbuy an der Nordostküste kriecht, von dort kommt man aber nirgendwohin. Wer will, kann sich jetzt ein Auto mieten und die 2979 Kilometer quer durch den Kontinent zurück nach Adelaide angehen. Man kann aber auch einen Flieger nehmen. Oder – den Ghan. Der fährt die gleiche Strecke nämlich auch zurück. ♉ FORMEL-1-GRAND-PRIX VON AUSTRALIEN, MELBOURNE, 14. BIS 16. MÄRZ 2008, WWW.REDBULLF1.COM

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TIPPS & INFOS

AUSTRALIEN ÜBER DAS LAND Informationen zum Thema „Reisen nach Australien“ bekommt man in bestaufgearbeiteter Form bei Tourism Australia, Neue Mainzer Straße 22, D-60311 Frankfurt/Main, Tel.: +49 69 95096173, www.australia.com. Empfehlenswerte Websites sind www.southaustralia.com (Adelaide und Umgebung), www.environ ment.gov.au/parks/uluru/ (Uluru), http://en.travelnt.com (Northern Territory) und www.environment.gov.au/parks/ kakadu (Kakadu-Nationalpark).

Ein Tag am Wein. Wer Adelaide hinter sich lässt, weiß Barossa Valley gerne vor sich, zum Beispiel für einen genussreichen Tagesausflug zu einigen der feinsten Tropfen des Kontinents.

STOPP IN ALICE SPRINGS UND FAHRT ZUM ULURU

Bitte nicht verdursten! Der kluge Tourist betritt das Freie nicht ohne Sonnenschutz, Kopfbedeckung und Wasser.

ÜBER DEN GHAN Mit dem Zug „Ghan“ kann man sonntags und mittwochs von Adelaide nach Darwin fahren und dienstags und samstags in umgekehrter Richtung. Die Fahrt dauert 47 Stunden. Aussteige- und Ausflugsmöglichkeiten gibt es in Alice Springs und an der Katherine Gorge. Ticketpreise: 428 bis 1920 australische Dollar (GoldKlasse; 1 AUD = 0,62 EUR). Autos werden für 999 bis 1119 AUD mitgenommen. www.gsr.com.au

Für den Abstecher ins Red Center auf jeden Fall den Mietwagen im Voraus reservieren! Und, noch wichtiger: das Hotelzimmer in Ayers Rock Resort! Nichts ist ärgerlicher, als abends nach Alice Springs zurückfahren zu müssen, weil sämtliche Hotels ausgebucht sind. Von Alice Springs sind es über den Stuart und den Lasseter Highway 443 asphaltierte Straßenkilometer zum Ayers Rock Resort. Diverse Tourunternehmer in Alice Springs bieten zweitägige Exkursionen zum Uluru ab etwa 200 AUD an. Mit einem Bus von Greyhound Australia (www.greyhound.com.au) kostet die einfache Strecke 86 AUD.

ULURU Egal, wann man kommt und wie lange man bleibt: Der Uluru wird einen in den Bann ziehen. Das liegt daran, dass der Fels ständig die Farbe zu wechseln scheint, je nach Tageszeit. Am schönsten leuchtet er bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Vielleicht kommt die Faszination aber auch ein wenig daher, dass ein Ort, der seit Jahrzehntausenden von

Menschen verehrt wird, eine besondere Ausstrahlung besitzt. Zum Einstieg empfehlenswert ist ein Besuch des Cultural Center, wo man auch Besuchertickets erhält (25 AUD für eine Drei-Tages-Karte, für Kinder unter 16 frei). Ein weiteres Muss ist der morgendliche Spaziergang mit einem Ranger des Nationalparks (Ranger Guided Walk, Oktober bis April acht Uhr, Mai bis September zehn Uhr). Für Besucher, die lieber auf eigene Faust losziehen, gibt es mehrere ausgeschilderte Routen am Fuße des Berges (Broschüre mit Wegbeschreibung im Cultural Centre). Für die zehn Kilometer lange Umrundung sollte man etwa vier Stunden veranschlagen. Bei allen Aktivitäten im Freien absolut notwendig sind Sonnenschutz, Kopfbedeckung und genügend Wasser – pro Wanderstunde sollte man einen Liter trinken. Die hier lebenden Anangu haben „The Climb“, die berühmteste Touristenattraktion am Uluru, nicht geschlossen. Sie dulden die Besteigung des Berges zwar, appellieren aber an die Besucher, aus Respekt vor ihrer Kultur auf eine Klettertour zu verzichten. Durch Hitze und Über-

BILDER: HOLGER LEUE (2), OKAPIA/KLEIN&HUBERT

START IN ADELAIDE Adelaide ist eine nette, lockere australische Großstadt mit vielen Restaurants, Geschäften und Cafés. Wer ein paar Tage mehr Zeit hat, kann mit der Fähre nach Kangaroo Island fahren, einem Tierparadies vor der Haustür der Stadt. Und ein Tagesausflug zu den berühmten Weingütern im Barossa Valley ist sowieso fast ein Muss. Achtung: Ghan-Gäste sollten etwa zwei Stunden vor Abfahrt am Bahnhof sein. Adelaides sympathischstes Hotel ist das Majestic Roof Garden (www.majestichotels.com.au; DZ ab 200 AUD) mit großen, sehr schön eingerichteten Studios und Zimmern. Nicht ganz so durchgestylt, aber auch sehr gemütlich sind die Director’s Studios (www.savillehotelgroup.com; DZ ab 140 AUD). Beide Hotels liegen so zentral, dass man das Nightlife der Stadt ohne Auto er kunden kann.

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Uluru. Ein schöner Rücken kann auch entzücken.

anstrengung kommen jedes Jahr mehrere „Bergsteiger“ ums Leben. Am Fuße des Uluru sind mehrere heilige Stätten besonders gekennzeichnet, die nicht fotografiert werden dürfen. Bei Zuwiderhandlung drohen hohe Geldstrafen. Thema Übernachten: Ayers Rock Resort bietet eine breite Palette an Unterkünften – vom Campingplatz über Apartments bis hin zur Luxus-Unterkunft Longitude 131 (www.longitude131.com.au). Alle anderen finden Sie unter www.ayers rockresort.com.au.

ANKUNFT IN DARWIN Darwin ist eines von Australiens Backpacker-Mekkas: viele junge Leute, viele Kneipen, lange und laute Nächte. Die Stadt selbst weist nicht viel Sehenswertes auf, die Umgebung dafür umso mehr. Zahlreiche Agenturen bieten Ausflüge zur Katherine Gorge oder in den LitchfieldNationalpark an. In Darwin gibt es Hotels in jeder Preisklasse. Besonders beliebt sind die Saville Park Suites (www.savillehotel-group.com, um 200 AUD) und das Palms City Resort (www. citypalms.com; um 180 AUD).

KAKADU-NATIONALPARK Ein Highlight jeder Australienreise ist ein Abstecher in den Kakadu-Nationalpark, für den man mindestens zwei, besser drei Tage Zeit einplanen sollte. Jede Reiseagentur in Darwin hat Touren unterschiedlichen Zuschnitts im Programm. Wer mit dem Mietwagen auf eigene Faust fährt, sollte sich in der nassen Jahreszeit (The Wet, November bis April) vor Fahrtantritt unbedingt nach den Straßenverhältnissen erkundigen. Mit dem Auto ist man in knapp drei Stunden da – und in einer anderen Welt –: Es gibt hier Ecken und Momente, da glaubt man sich an den Anbeginn aller Zeiten zurückversetzt. Ob man an geführten Walks mit den Parkrangern teilnimmt, zum Sonnenaufgang mit einer Motorboottour die Wetlands erkundet oder über Rumpelpisten zu den Wasserfällen des Parks fährt: Kakadu wird einen nicht unberührt lassen. Wer als sein eigener Herr im Kakadu-Nationalpark unterwegs ist, übernachtet am besten im Gagudju Crocodile Holiday Inn (über www.ichotelsgroup.com; DZ um 250 AUD) – das Gebäude hat die Form eines gewaltigen Krokodils.

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KALENDER

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TERMINE im März

8. 3. 2008

FREESTYLE WOMEN’S DAY

1. – 16. 3. 2008

RED BULL GAP SESSION

Wir wollen alles, und zwar jetzt: eine Woche Shredden, Skaten, Street Art, Partys. Vans Penken Park, Mayrhofen, Österreich

RED BULL ONE TRUCK WONDERS

Für Balancekünstler auf einer Achse: Der mobile Holzkisten-Parcours reist durch urbanes Gelände. Auckland und Wellington, Neuseeland

6. – 8. 3. 2008

M4MUSIC FESTIVAL

3 Tage Konzerte, Party und Konferenz: Das verspricht große Panic at the Disco. Schiffbau und Moods, Zürich, Schweiz

6. – 8. 3. 2008

CLEAVE ON TOUR

Die Musikfeuerwehr: Das Alternative Trio tourt mit neuem Album im Brandwagen. Mach Bar, Klosterneuburg, Rock ’n’ Roses, Judenburg, Österreich

7. 3. 2008

RED BULL KNIGHT RIDERS

Mit Super Pursuit Mode: Motocross-Race durch die arabische Nacht. Dubai, Vereinigte Arabische Emirate

7. 3. 2008

MASTERS OF BUSINESS

Energie tanken am Ende der Arbeitswoche: Innsbrucks geschäftige After-Work-Lounge. Gotischer Keller, Innsbruck, Österreich

7./8. 3. 2008

SNOWBOARD JAM SESSION

Rar, aber gut: Portugals größter Boarder-Jam. Gouveia, Serra da Estrela, Portugal

6. – 8. 3.2008

BANCO DO BRASIL TOUR

Die härteste BeachvolleyballTour: bei den Iguaçu-Fällen. Foz do Iguaçu, Brasilien

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Girls only: Boarding und Freeskiing im Namen der weltweiten Emanzipation. Billabong Park, Szczyrk, Polen

8. 3. 2008

20 Pros gehen groß in die Luft: Big Air über den selbst entworfenen Riesen-Kicker. Olympia-Skistadion, GarmischPartenkirchen, Deutschland

8. 3. 2008

NIGHT VISION

40.000 tanzen bei Südafrikas größtem Straßenfest. Long Street, Kapstadt, Südafrika

8. 3. 2008

CHILL & DESTROY TOUR 2008

Der neunte von elf Tourstopps: anspruchsvoller Slopestylepark für Boarder und Freeskier jeden Alters. Maiskogel, Kaprun, Österreich

9. 3. 2008

FIM MOTOGP: QATAR

Casey Stoner beginnt das Unternehmen Titelverteidigung dort, wo er im Vorjahr sein erstes Rennen gewann. Losail International Circuit, Doha, Qatar

12. – 16. 3. 2008

FIS-SKI-WELTCUP: BORMIO

Verlängertes Wochenende zum Saisonfinale: ein letztes Mal alle Disziplinen für Damen und Herren. Bormio, Italien

13. 3. 2008

SEPULTURA

Hölle, Himmel, Fegefeuer: Brasiliens Thrash-Metal-Künstler auf Mini-Südamerika-Tour. Centro de Convenciones Maria Angola, Lima, Peru

13. 3. 2008

ERSTE BANK EISHOCKEY LIGA: FINALE

Die Best-of-Seven-Finalserie startet. Spätestens am 27. März kennen wir den Meister. Abwechselnd in den Eishallen der beiden Finalisten

14. 3. 2008

FLAVOUR OF BUDDHA Ruhe gibt Energie: Flying Dinner und fernöstliche Grooves im spirituellen Ambiente. Club Sender, Lustenau, Österreich

8. 3. ’08 Das 2. Album kommt hinterher: Panic auf Mini-Europa-Discotour.

8. 3. ’08 Jede, wie sie will: Weltfrauentag-Freestyle auf Boards und Skiern.

14./15. 3. 2008

KLUBBERS’ DAY

2 Tage, 4 Bühnen, 90 Acts: das ultimative ClubbingWochenende. Telefónica Arena, Madrid, Spanien

14. – 16. 3. 2008

FIS-SKISPRUNGWELTCUP: PLANICA

Morgensterns Triumphflug: zum Saisonabschluss zweimal allein, einmal im Team. Skiflugschanze Bratov Gorišek, Planica, Slowenien

15. 3. 2008

BLUE REVOLUTION

Blauer Hüttenzauber: Red Bull-Party in der urig-hippen Après-Ski-Location. Lürzer Alm, Obertauern, Österreich

1.–8. 3. ’08 Ästhetiker-HipHop: die Waxolutionists beim Wängl Tängl.

15./16. 3. 2008

WEST COAST BLUES ’N’ ROOTS FESTIVAL

Zwei Tage kraftvolle Gefühle: von Jason Mraz über Maceo Parker bis Cat Power. The Esplanade, Fremantle, Australien

15./16. 3. 2008

UCI WORLD CUP: XCM 1

Erste Station des Mountainbike-Weltcups: anatolischer Gebirgsmarathon. Manavgat, Antalya, Türkei

16. 3. 2008

FORMEL-1-GRANDPRIX: AUSTRALIEN

Los geht’s: Der RB4 ist bereit für 18 Große Preise, ganz ohne Traktionskontrolle. Albert Park Circuit, Melbourne, Australien

16. – 18. 3. 2008

INTERNATIONAL RALLY OF OMAN

Sandige Punktejagd im Sultanat für die Middle East Rally Championship. Maskat, Oman

16. 3. 2008 Das beste Red Bull-Auto, das es je gab: Der RB4 startet durch.

BILDER: GEPA PICTURES/FRANZ PAMMER

1. – 8. 3. 2008

WÄNGL TÄNGL ÄSTHETIKER JAM

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KALENDER

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THE RED BULLETIN

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28./29. 3. 2008 Alle gegen einen: Wer schlägt den Red Bull Racing-Piloten? 14.–16. 3. 2008 Der Abschluss einer traumhaften Saison: Thomas Morgenstern auf der größten Flugschanze der Welt.

17./18. 3. 2008

SNOW JAM & ROOKIE CAMP

TTR Snowboard Contest, Afterparty und Martin Cerniks Rookie-Lehrgang. Pec pod Sněžkou, Tschechien

17. 3. 2008

RED BULL OPERATION GREEN DAY

Auf St. Patricks Spuren reist Ueli Gegenschatz von Wales nach Irland – im Wingsuit. Vom Himmel über Wales bis Dublin, Irland

18. – 29. 3. 2008

ASP WORLD TOUR: RIP CURL PRO

Sofia Mulanovich und Mick Fanning brechen Wellen: Damen und Herren surfen hier gleichzeitig. Bells Beach, Australien

19. 3. 2008

RED BULL SOUNDCLASH: KREZIP VS. MOKE

Volle Konfrontation, bitte: Zwei Bands performen, das Publikum entscheidet. Paradiso, Amsterdam, Niederlande

21. 3. 2008

LINEA77

Tiziano Ferro ist ihr treuester Fan: die Crossover-Band, die ihrer Linie immer treu blieb. Hiroshima Mon Amour, Turin, Italien

21. – 23. 3. 2008

BILDER: GEPA PICTURES/FRANZ PAMMER, IMAGO/SEELIGER, RED BULL PHOTOFILES (3)

TAMPA PRO

Am Nabel der Skater-Welt: der beste Street- und VertContest des Jahres. Skatepark of Tampa, Florida, USA

21. – 23. 3. 2008

4TH INTERNATIONAL BATTLE TIME

Von Breakdance bis Dancehall: Südeuropas größter Street-Dance-Wettbewerb. Zagreb, Kroatien

22. 3. 2008

WURMFESTIVAL

Österreichs heißestes Indoor-Festival. Russkaja, Texta und 18 weitere Acts. Wurmgelände, Neumarkt am Hausruck, Österreich

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22. 3. 2008

BLUE REVOLUTION

Dreifarbenparty: blaue Revolution mit Red Bull in der Schlosspark-Orangerie. DJs Tom Snow & Met D’Phunk. Orangerie, Eisenstadt, Österreich

22. 3. 2008

FC RED BULL SALZBURG VS. SK RAPID WIEN

Die 31. Runde wird heiß: Der grün-weiße Titelkonkurrent kommt ins Euro-Stadion. Bullen Arena, Wals-Siezenheim, Österreich

23. 3. 2008

FORMEL-1-GRANDPRIX: MALAYSIA

Formel Dschungel: Belastungsprobe für Mensch und Maschine. Sepang International Circuit, Malaysia

23. 3. 2008

PRESSURE

Next day, same location: das neunte Elektronik-Festival in der alten Wurmfabrik. Wurmgelände, Neumarkt am Hausruck, Österreich

24. 3. 2008

RQM VS. THE TAPE

Very „Luvely“ – die ReleaseParty zum neuen Album. Bern, Schweiz

24. – 26. 3. 2008

28./29. 3. 2008

RED BULL BEAT THE CHAMP

Kart-Contest für alle: Wer schafft die Runde schneller als F1-Fahrer Mark Webber? Corniche, Al-Chubar, Saudi-Arabien

28. 3. – 6. 4. 2008

BRITISCHE FREESKIUND SNOWBOARDMEISTERSCHAFTEN Die „British Open“ mitten in den Alpen: Boarder-X, Slopestyle, Halfpipe. Laax, Schweiz

29. 3. 2008

CRAZY GOLDEN DE LUXE: LAURENT GARNIER

Legenden unter sich: der französische House-Gott und Wiens bestes Soundsystem. Flex, Wien, Österreich

29. 3. – 6. 4. 2008

V FESTIVAL

Smashing Pumpkins und Air sind nur zwei von 30 Acts: Vier Städte schreien halleluja! Sydney, Gold Coast, Melbourne und Perth, Australien

21.–23. 3. 2008 Wo Ryan Shecklers Karriere begann: Skatepark of Tampa.

31. 3. – 6. 4. 2008

SNOWBOMBING

Österreichs britischstes Musikfestival: Tausende Engländer feiern auf der Piste. Mayrhofen, Österreich

RED BULL SIMON DUMONT QUARTER PIPE PROJECT

Freeskier Simon Dumont will als Erster über die 10-Meter-Marke im Quarter Pipe Air. Sunday River, Maine, USA

26. – 30. 3. 2008

SOUTH AFRICAN MUSIC CONFERENCE Musikproduzenten treffen Künstler treffen Publikum: die Party-Konferenz. City Hall, Durban, Südafrika

27. – 30. 3. 2008

GRANDVALIRA TOTAL FIGHT

4-Stars-TTR-Slopestyle für Ski und Snowboard, dazu ein Videofestival und Live-Gigs. El Tarter, Andorra

13. 3. 2008 Die Urväter des Nu Metal auf Abstecher in Lima: Sepultura brauchen Bühnenluft vor neuen Studio-Arbeiten.

6.–8. 3. 2008 Auf die harte Tour: Alison Cerutti streckt sich nach dem Titel.

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PART Y

MÄRZ 2008

VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.

Porsche mit 6 PS Berlinale Cart-Cup. Til Schweiger und Tom Schilling kämpften um TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER ACHIM BIENIEK

DREI SEKUNDEN. Genauso lange brauchen erwachsene Männer, um kleine Buben zu werden. Von der Startflagge bis zur ersten Kurve. Ab da geht’s um die Ehre, der schnellste Cart-Fahrer der Berlinale zu sein. Beziehungsweise um ein Wochenende im Porsche. Letztes Jahr hat Tom Schilling Titel und Luxus-Trip gewonnen. Dieses Jahr ist Til Schweiger heiß auf den Preis. Ein Duell der obersten Adrenalinklasse bahnt sich an. „Gerade weil unter kleinwüchsigen Schauspielern oft enormer Ehrgeiz produziert wird.“ Sagt Patrice. Der zur Abwechslung nicht bei MTV, sondern hier auf der Cart-Bahn in Marzahn den Moderator macht. Und was anderes sagt er auch noch: „Voller Körpereinsatz wird verlangt. Weil in Wahrheit fährt man mit dem Hintern.“ Klingt interessant. Als Til Schweiger ins Cart steigt, herrscht Stau in der Boxenstraße. Dabei ist der Stress nicht notwendig. Den Guten wird man heute Abend noch öfter sehen. Gleich gewinnt er die erste Sonderwertung und darf sich mit dem T-Shirt „Schnellster Produzent der Berlinale“ schmücken. Schnellster Regisseur wird er auch. Nur das Leibchen des schnellsten Schauspielers schnappt ihm Tom Schilling vor der Nase weg. Til fährt intensiv. Tom elegant. Elegant gewinnt. Wie so oft im Leben. Im letzten Rennen geht’s um die Wurscht. Also um den Porsche. Draußen tanzen schon die Ersten. Hier drinnen hängt Tom Til um Längen ab. Damit hat er zum zweiten Mal den Großen Preis von Berlin gewonnen. So einer verdient keinen Porsche. So einer verdient einen Ferrari. Meint er selber auch. Zum Tanzen haben beide keine Kraft mehr. Tom verschwindet mit dem Pokal. Til mit der Limo. Und ich bin dann auch weg. Saus die Maus. Sozusagen. ♉

Wie in der Formel 1. Nur irgendwie lässiger. Ken Jebsen vom Berliner Kultsender Radio Fritz und Patrice von MTV (re.) glänzten fachkundig mit frechen Kommentaren. Daniel Brühl (o. li.) und der österreichische Filmemacher Hans Weingartner (o. re.) schauten zu, statt selbst zu sausen. Rechts: Til Schweiger gepackt vom Rennen. Tom Schilling verpackt im Helm.

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BERLIN, DEUTSCHLAND WAS Cart-Cup anlässlich der 58. Berlinale WANN 13. Februar 2008 WER Til Schweiger, Tom Schilling, Markus Kavka, Daniel Brühl, Patrice, Ken Jebsen, Nikolai Kinski, Hans Weingartner, Thomas Morris, Tobi Wicke

ACHIM BIENIEK

eine Handvoll Kurven mehr.

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Champagner für den Sieger! Tom Schilling (re. u.) gewinnt den Großen Preis von Berlin 2008. Auch sonst ist er schnell unterwegs: Im April wird der rasende Schauspieler in Wien vor der Kamera stehen. In der Film­ version von George Taboris Theatersatire „Mein Kampf“ spielt er den jungen Adolf Hitler, neben Götz George als Schlomo Herzl. Til Schweiger (re.), der immerhin schon neben Sylvester Stallone in der ­Hollywood-Produktion „Driven“ RennfahrerQualitäten bewiesen hat, tröstet sich mit ­interessanter Lektüre über seine Niederlage hinweg. Der Rest vom Race war Party.

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PART Y

Echo in die Alpen DJ Ötzi holte zwei der begehrten Musikpreise ab. Herbert Grönemeyer und Bushido auch. Nur einer wollte partout nicht aufs Siegerbild. TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER ACHIM BIENIEK

BERLIN, DEUTSCHLAND WAS 17. Echo-Verleihung WANN 15. Februar 2008 WER Kylie Minogue, James Blunt, Herbert Grönemeyer, Leona Lewis, DJ Ötzi, Moritz Bleibtreu, Jan Delay, Campino, Bushido, Uwe Ochsenknecht, Günther Jauch, Oliver Pocher, Monrose, Mark Medlock, Die Fantastischen Vier, Mario Barth, Matthias Schweighöfer, Alexandra Kamp, Dieter Thomas Heck, H. P. Baxxter

MÄRZ 2008

SONNENBRILLEN. Woran erkennt man echte Stars? Daran, dass sie keine tragen (Sonnenbrillen nämlich). Zumindest nicht in der Nacht. Eine Erkenntnis, die vieles leichter macht bei der Aftershowparty nach Vergabe des Echo, Deutschlands wichtigsten Musikpreises. Was so viel heißt wie Gewusel ohne Ende. Viele VIPs, aber noch viel mehr VIPerln. Letztere mit Shades. Nur einem Mann sei verziehen, dass er trotzdem welche trägt. Der heißt Klaus Meine, ist Sänger der Scorpions und mit den Dingern quasi auf die Welt gekommen. Ansonsten war wichtig gleich Understatement. Im Foyer schnorrt Soul-Rapper Jan Delay einem ihm unbekannten Fotografen einen Euro für den Zigarettenautomaten ab. Im Partyraum lässt es James Blunt krachen wie gewohnt. Er ist der einzige Partygast von internationalem Format – nachdem Kylie Minogue die Sause schwänzte. Trotz Jetlag verzichtet der Brite auf dunkle Gläser, Betonung auf dunkel. Weil der Müdigkeit kann man auch mit Hochprozentigem trotzen, sagt er. Wirkt echter. Bodenständiger. Und macht nebenbei sympathischer. Auch DJ Ötzi kommt ohne aus. Erstens hat er gerade zwei Echos abgestaubt, zweitens ist er ohnehin von der Unauffälligkeit eines Flächenbrandes. Ein Magnet für Fotografen, aber nicht für Herbert Grönemeyer, ebenfalls doppelter Preisträger. Der will partout kein Foto machen. Zumindest keines mit Bushido und dem Alpen-DJ. Arroganz am falschen Ort. Weiters ein wenig unentspannt: Schauspieler Uwe Ochsenknecht, der gleich das Fest verlassen will, wenn ihm schon wieder wer ins Gesicht blitzt. Üble Laune, weil sein Sohn Jimi Blue bei der Verleihung leer ausgegangen ist? Oder hat doch Oliver Pocher recht: „Weißt du, Uwe, manchmal ist es echt Scheiße, so berühmt zu sein … Findste nicht?“ ♉

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Drei Nachteulen, eine flotte Biene. Es gab fast keinen Menschen, der den Erfolg an dem Abend nicht mit DJ Ötzi teilen wollte. Also gratulierte auch James Blunt (ganz links). Was man hier nicht sieht: Der Brite ist zwar groß im Geschäft, aber von der Statur her eher klein. Also steht er da auf einer Treppe, der Alpen-Abräumer nicht. Soul-Rapper Jan Delay (li.) staubte in Berlin keinen Echo ab, dafür aber ordentlich am Buffet. Macht auch gute Laune, wie man sieht. Und eine gute Unterlage für eine lange Partynacht hat bekanntlich auch noch niemandem geschadet. Die brauchte Kylie Minogue (u. li.) hingegen gar nicht. Die Australierin kam, sang – und war auch schon wieder weg. Schade. Weil optischer Hingucker. Wie immer.

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FOTO: (C)SUTTON MOTORSPORT IMAGES/RED BULL PHOTOFILES

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DIE BESTEN CLUBS DER WELT

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Und jetzt alle: Catwalk! Zu Gast in Mailands Style-Club: zwischen Models, schwarzem Leder und DJs mit den schönsten Namen der Welt. TEXT ALEXANDER MACHECK BILDER JAN BITTER MAILAND, ITALIEN WAS House, R & B, HipHop, Essen und Trinken WANN täglich ab 23 Uhr (Dancefloor), 20.30 Uhr (Restaurant) NOCH WAS Der Garten des Old Fashion ist einer der schönsten der Stadt. Palazzo dell’Arte di Milano, Viale Alemagna Emilio 6, www.oldfashion.it

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AM BESTEN, DU BIST FASHION VICTIM. Ist ja Mailand. Draußen vor der Tür. Und hier drinnen tummeln sich Models und Schauspieler. Und Fußballer. Italienische. Also ebenfalls Stylettos. Der Laden heißt „Old Fashion“ und ist im Palazzo dell’Arte zu Hause, der Design-Hochburg der Stadt. Die Beschallung passt zu Catwalk-Inszenierungen. Knitterfreier Sound von Craig David zum Beispiel. Der tritt hier live auf. Oder Claude „Buddha-Bar“ Challe. Performt ebenfalls live. In der Lounge. Montags gibt’s R & B und HipHop im First Floor. Die Turntables des zweiten Tanzbodens hat Robertino im Griff. Seine Show wird im Radio übertragen. Freitags ist „Funky Club House“. Sagt eigentlich alles. Die Bar, das Restaurant im Club: Luxus mit einem Schuss Creativity-Style. Alles sehr smooth hier. Wir lächeln soft in der Runde umher. Und besorgen uns zur Ermunterung drei saftige Ohrfeigen Britpop im Second Floor, serviert von Andrea Corelli. Wow, was für ein Land, in dem DJs solche Namen tragen!

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O L D FA S H I O N , M A I L A N D

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Ein Kuss in der Crowd: Spätestens auf dem Bild auf der linken Seite erkennen wir, dass wir hier im Süden sind. Anderswo tanzen die Leute. Sagt man. Was heute das Old Fashion ist, war in den 1930ern das hochoffizielle Restaurant und Tanzlokal des Palazzo dell’Arte, des Schauplatzes der Triennale, Italiens Hotspot für Design. Auch in der Stand-Alone-Version hat sich die Location zu einer der ersten Adressen der Stadt entwickelt.

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Abenteuer Leben Erzählung von Peter Hein

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Was haben wir in diesen unseligen Konvois Zeit vertan. Das halbe deutsche Provinzautobahnnetz abgetingelt, immer einer am andern klebend, sogar LKW aufgehalten mit unsern lahmen Gurken. Der Grund zur Konvoibildung war natürlich ökonomischer, nicht ästhetischer Natur. Und Hamburg zu finden, das sollte sogar von Exilsteirern wie unserm Gitarrengott hinzukriegen sein. Allerdings waren die zu jener Zeit genutzten vierrädrigen Freunde immer dafür gut, jedwedes in sie gesetzte Vertrauen aufs Bitterste zu enttäuschen. Da verlor man einfach auf gerader Strecke mal eine Halbachse, eine Motorhaube faltete sich über die Windschutzscheibe, oder es verließen etwelche Motorteile ihren angestammten Arbeitsplatz. Nicht aus heiterem Himmel, bewahre, nein, das kündigte sich wohl schon dem Erstzulasser der betreffenden Mistschleuder an, und angesichts hor-

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Peter Hein beschreibt sich kokett als „unbekannt aus Film, Funk und Fernsehen“. Geboren vor fast 50 Jahren im Freien Rheinland, lebt der Pionier des deutschen Punk ebenda und in Wien. Hein arbeitete 27 Jahre für die Indus­t rie. Seit 1977 Konzerte, Tourneen und Tonträgerveröffentlichungen als Sänger und Texter der Bands Mittagspause, Fehlfarben, O.R.A.V.s, Camp Sophisto, Family*5. Ergebnis: rund 15 LPs, darunter „26½“ (2006); „Wege zum Ruhm“ (2004), „Knietief im Dispo“ (2002); „Das Blaue vom Himmel“ (1990). Heins Jahre von 1976 bis 1982 dokumentiert hervorragend der Doku-Roman „Verschwende Deine Jugend“ (Jürgen Teipel, Suhrkamp 2001). Heins erstes Buch, „Geht so“, erschien 2007 im Verlag Lilienfeld, Düsseldorf.

render Ersatzteilpreise und Werkstattkosten entschied dann kurz vor Ablauf des TÜV der inzwischen vierte oder fünfte Besitzer, sich schweren Herzens zu trennen und einem Bandmitglied sein Fahrgerät in treue Fürsorge zu geben. Deshalb also fuhr man tunlichst auf Sichtweite durchs Land, um im allzeit gewärtigten Ernstfall zumindest jemanden zu haben, der an der nächsten Raste den Veranstalter von der bedauerlichen, durch höhere Gewalt verursachten Verspätung in Kenntnis setzte (sofern der betreffende Unglücksbote über ausreichend Kleingeld verfügte). Man fährt also los, die Schneemassen der Nacht haben sich schon größtenteils in braune Pampe verwandelt, und auf der Autobahn geht doch eh immer was. Kaum erreicht man das Weichbild des Ruhrgebiets, aus, Schluss mit lustig. Ab Ruhrtal dicke Schneeschicht auf der Bahn, alles festgebacken, weiß, lediglich zwei schmale dunkle Spuren auf jedem Fahrstreifen, wie Gleise. Und jetzt fällt erst auf, wie leer und still das hier ist, wunderbar, endlich mal kein Stau beim Einfädeln in Essen. Außerdem schön warm und Musik. Der Prestige fühlt sich einfach panzermäßig gut an. Allerdings sehr, sehr gemütlich, mehr als vierzig war nicht drin, bei der Glätte. Und tiefe Spurrillen, wie auf einem Feldweg. Da sind wir morgen früh in Hamburg, na super. Ähnliche Gedanken schienen auch im vorausfahrenden Mobil gedacht zu werden, allmählich erhöhte man das

illustration: anje jager

s hatte in der Nacht vor jenem Morgen beständig geschneit. Nichts Ungewöhnliches im Winter, jedoch im Rheinland auch nicht an der Tagesordnung. In der Landeshauptstadt aber verfügte man über einen ausgezeichneten Winterdienst, der den größten Teil der Straßen in einen gut befahrbaren Zustand zu versetzen wusste. Nur Fußgänger mochte man nicht sein, da stand die braune Suppe knöcheltief im Rinnstein, im verstopften. Nun denn, man war ausnahmsweise mal Autofahrer. Und es war ein Konzert zu geben, in Hamburg, als Vorgruppe; ein Projekt, wie man heute sagen würde. Sieben Leute waren zu bewegen, plus Gerät. Also zwei Autos. Zum Glück war gerade drei Wochen zuvor einem Kumpel ein CX in Prestigeausführung angeboten worden. Ein Versicherungstotalschaden, fahrtüchtig, TÜV, er konnte ihn jedoch nicht brauchen. Der Reiz des Citroënfahrens erschien im Angesicht des Restbuchwertes von damals 800 D-Mark (≈ 400 Euro) durchaus finanzierbar, zu was stand man denn in Lohn und Brot. Und eben – Prestige, meine Herren, der Name ist Programm. Hydropneumatisch auf und ab, Servo und allein vor der Rückbank so viel Platz wie sonst in einem ganzen Taxi. Das war so bonzenmäßig, da wollte man im eigenen Wagen sogar chauffiert werden. Und die zerdepperte rechte Seite, mit dem rostigen Kratzer, das sah man ja von innen nicht. Also wurde nahezu die komplette Anlage (Schlagzeug, mindestens drei Verstärker, Gitarren) in Koffer- und Fußraum verstaut sowie auf der Rückbank bis zum Dach. Sah aus wie in einem VW Bus. Die unglaubliche Hydraulik verhinderte jedenfalls ein merkbares Absinken auf die Hinterachse, der Benziner sprang, ohne zu murren, an, auch der Diesel des Bandkollegen konnte erfolgreich per Starthilfe geweckt werden, die Truppe wurde geteilt, fünf im Personalwagen, Bassist als Beifahrer in den Transporter. Im Konvoi dann auf nach Hamburg.

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Tempo, es ging aber immer noch gemächlich zur Sache. Die Fahrspuren waren schön griffig, und mit der satten Zuladung gab es einen tollen Vortrieb. Jetzt wechselt man vorn auf die linke Spur, es kriecht einer der wenigen LKW herum, blinken, ausscheren, vorbeiziehen. Dachte ich. Unvermittelt befand sich statt rechts eines LKWs frontal ein riesig breiter Brückenpfeiler. Dann gab es eine Bildstörung, kurzfristig fiel die Farbe aus, dafür lief eine Zeitlupe, die Autobahn drehte sich um uns, samt ihrer Brücken und einiger Autos, die jetzt wie an einer Kreuzung einfach von links zu kommen schienen. Auch der Ton war komplett ausgefallen, und irgendeine Bewegung am Lenkrad bewirkte eine gegenläufige Drehung, es rutschte wieder in Fahrtrichtung, allerdings nicht in der Spur geradeaus, sondern von links an den rechten Straßenrand. Zum Glück sah es recht flach dort aus, es wurde langsamer, dann rollte man aus, bremsen, anhalten. Puh! Auch im Bassistengesicht las sich ein eindeutiges Puh!. Und dann mussten wir erst mal lachen. Mann, war das geil, das gibt was zum Erzählen. War bei dir irgendein Leben im Zeitraffer? Nee. Bei mir auch nicht. War also alles ganz harmlos, a echte Hetz. Wo sind übrigens die andern abgeblieben? Die müssten doch da vorn halten? Nichts. Na ja, werden wohl wenden müssen an der nächsten Abfahrt. Erst mal Motor anlassen. Ach nee, der läuft ja noch, na wunderbar, das ist echte 6-Zylinder-Laufruhe. Also mal aussteigen, die Ladung prüfen. Verdammt kalt ist es hier, in Essen. Aber wenigstens scheint nichts kaputt zu sein von der wertvollen Fracht, nichts verrutscht, alle Klampfen noch ganz. Gut gepackt eben. Also weiter, einsteigen. Aber im Augenwinkel schaut irgendwas seltsam aus. Stimmt, da, wo wir stehen, da wäre normalerweise die Leitplanke. Aber jetzt schaut nur ein schmaler Rand, knapp rinnsteinhoch, aus dem Schnee hervor. Und unter uns wäre eigentlich ein Graben. Jetzt alles voll Schnee. Hmmm. Und da vorne rechts, da sollte doch eigentlich ein Rad sein. Ist aber nicht. Beziehungsweise es ist eins da, aber nicht senkrecht im Kotflügel, sondern waagrecht unter der Vorderachse. Liegt einfach faul unter der Karre. Na herrlich. Ist der Mistkübel über die Kante der Leitplanke gerutscht und hat sich einfach das Rad abgeschlagen. Nichts gemerkt von, drinnen.

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Von den Verantwortlichen der Konvoigurkerei ist immer noch nichts zu sehen. Die haben sich wohl dünnegemacht, nichts mitgekriegt. Super, muss der Konvoiguru gerade dann Kassette wechseln oder eine Kippe anrauchen, wenn wir den Abritt machen, statt in den Rückspiegel zu schauen? Die Kälte nervt uns immer mehr, endlich kommt der Abschleppwagen. Erst mal zum Schrottplatz, keine Werkstatt, nee, nee, behaltet ihn einfach hier. Es wurde dann am Abend doch noch ein Konzert gespielt, jawohl, in Hamburg, mit unserer Anlage, mit der vollständigen Truppe. Wie? Eisenbahn! Per Telefon wurde eiligst Bassistenverwandtschaft aus Krefeld nach Essen beordert, der Familienkombi mit allem beladen bis unters Dach (noch mal zur Verdeutlichung: der Prestige war ja eine Limousine, kein Kombi), dann auf zum Essener Hauptbahnhof. In Hamburg den Veranstalter angerufen, nein, uns habe noch keiner vermisst, ach, ihr kommt etwas später?, ja, gut, richten wir aus, die sollen euch um fünf in Harburg abholen. Dann alles Zeug in die Gepäckfächer im Großraumwagen packen, beide Enden blockiert, eine arge Plackerei, Amps, Drums und die ach so empfindlichen scheiß Gitarren. Sollen sie doch selber fahren, ihr Zeug, oder in den Rückspiegel schauen. Auf den Schreck erst mal in den Speisewagen, Bier. Und Bier. Und noch ganz viel Bier. Bis Hamburg kann man auf einen großen Schreck ganz schön viel Bier brauchen und kriegen. Wir kamen jedenfalls in wesentlich! besserer Stimmung an als die Autobahnkollegen. Für die Rückfahrt (ahh, was für eine Nacht überhaupt, was für ein Konzert! Wie immer, je böser die Umstände, desto besser sind wir … na ja, manchmal. Wer war eigentlich Hauptgruppe? Vergessen. Wer hat Bier vom Bühnenboden getrunken? Ich nicht. Aber unter der Bühne gesungen, weil irgendetwas kaputtging, die Stimmung dafür aber umso unkaputt…), jedenfalls für die Rückfahrt vertraute ich mich wieder der Damals-noch-Bundesbahn an, und wenn mich nicht alle Erinnerungen im Stich lassen, hatte die Wagenbesatzung (diesmal mit Anlage, aber weniger Passagieren) einen gepflegten Reifenplatzer bei hundertdreißig oder so. Aber eben auch Citroën, deshalb nichts passiert. Hydropneu­matik! Niveauregulierung! So viel zur Werbung, Rechnung ergeht gesondert.

Ob ich mit einer Verwarnung wegen zu schnellen Fahrens einverstanden sei, fragte mich dann einer der zufällig vorbeikommenden Polizisten. Na ja, jetzt auch wurscht, nicht Nun, so etwas ist natürlich nicht eigentlich ein Abenteuer. rumstreiten, wer an der Wand landet, ist eh selbst schuld, Das echte, wahre Abenteuer begann ja erst im da sind auch 40 km/h noch zu viel. 20 Mark nicht. ­reifen Alter von beinahe 50 Jahren, als ein vom (Wahrscheinlich wirklich alles falsch gemacht, über READ BULL, DIE rechten Profitpfad abgewichener, den Aktionären diese tiefen Furchen die Spur wechseln wollen, LESEGESCHICHTE (alles Pensionisten aus Florida) Rechenschaft und die Karre mit Frontantrieb hinten irrsinnig schwer im Red bulletin. Turnaround schuldiger Arbeitgeber meinte, es wäre beladen, da nützte wohl alle Hydraulik nichts Jeden Monat schreibt der Rendite zuträglicher, fürderhin auf meine mehr, „gegenlenken“ gewollt, aber nicht gekonnt, ein namhafter Autor Dienste zu verzichten, und mich mit einer leider bestimmt doch sechzig oder so gefahren. Egal, jeeine Kurzgeschichte nicht fetten, aber immerhin Abfindung auf dem denfalls habe ich dann dem Landschaftsverband ein für das Red Bulletin. Umweg über die Agentur für Arbeit in die künst­ neues Stück Leitplanke gekauft, zirka 20 Meter, neu Das Thema ist frei, und lerische Selbständigkeit entließ. So sind wir noch und glänzend, konnte man noch jahrelang erkennen, manchmal ist irgendwo einmal bei den ehemaligen Kolonien angelangt: meine Planke. Hat, glaub ich, 1200 Mark gekostet. in der Geschichte sogar frei, aber arm. ♉ Haftpflicht.) eine Dose versteckt.

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DARÜBER LACHT DIE WELT

Bissig wie einst der „Simplicissimus“: der Februar im Spiegel der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.

UM EINEN KOPF GEWACHSEN „Le Canard enchaîné“ wittert Kalkül hinter Nicolas Sarkozys Liebesheirat: „Vierundsechzig Komma drei Prozent der Franzosen denken, dass ich durch eine Heirat vier Komma sechs Punkte zurückgewinnen könnte.“ Die Meinung der neuen Première Dame ist nicht überliefert.

D kan as nich n ich ’m ab … ehr !

LE PRÉSIDENT POTEMKINESQUE, SOZUSAGEN Weniger Schein als Sein, zur Abwechslung einmal: „Le Canard enchaîné“ meint eine Diskrepanz zwischen dem Lebensstil des französischen Präsidenten und seinen Wahlversprechen wahrzunehmen.

Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com

RAMBOLOGIE Cineastatistische Auseinandersetzung mit der „Rambo“Tetralogie als Spiegel der Zeiten, entnommen „Vanity Fair“. Nun wissen wir: Man tötet, so man es selbst tut, mit immer bekleideterem Oberkörper, und zunehmend muss man Handlanger zu Werke lassen, um den Schnitt von 2,59 Bösen pro Minute zu erreichen. Zeit für Sex bleibt dabei keine.

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N AT Ü R L I C H . . .

PAARLAUF MIT BÄR Es gibt Lebensbereiche, in denen man sich nach Bullen sehnt, aber nicht immer sind sie rot. Die „Bunte“ mit einem lückenlosen Jamboree der Weltkarikaturphrasen.

SENSENMÄNNCHEN Der russische Rockstar Fakow im „Stern“ am Beginn einer hoffnungsvollen Karriere in Deutschland.

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INSTALLATIONSPROGRAMM Der Herr rechts hat den Herrn links offenbar downgeloadet. Aus: „Stern“.

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GREIF MIR IN DIE AUGEN, KLEINER Der Herr rechts im Bild hatte nur Probleme mit seinen Kontaktlinsen, der Herr links war gerne behilflich. Aus: „View“.

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FORE! Röntgenbild einer australischen Python, der die Verwechslung von Golfbällen mit Hühnereiern im Magen lag. Aus: „View“.

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KOPF-AN-KOPF-RENNEN Die „Libération“ mit einem Porträt des Präsidentschafts-Wunschkandidaten der US-Demokraten.

20.02.2008 9:46:40 Uhr


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ENDLICH RUHE

vor der lästigen Kundschaft, die ei­ nen sonst nicht einmal zur Jausenzeit in Frieden lässt. Die Reste des Sand­ wichs spült man dann mit Red Bull hinunter – und schon erscheint man mühelos pünktlich am Arbeitsplatz.

bild: Bettmann/CORBIS

Werbung eines Reifenhändlers in   Hollywood/Los Angeles, Februar 1933

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kietreiber (Stv.) Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Alexander Macheck, Boro Petric Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Mandy Fischer, Simone Fischer, ­Sebastian Tschugmell, Dominik Uhl Fotoredaktion Manfred Klimek (Schlussredaktion), Markus Kučera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter dieser Ausgabe Christian Grünwald, Peter Hein, Stefan Nink, Claudia Spinelli llustratoren Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Bernd Fisa, Rudolf Theierl Projekt- und Mediamanagement Jürgen Eckstein, Thomas Kern Finanzen Siegmar Hofstetter Marketing Martina Kurtz Projektmanagement Jan Cremer, Dagmar Kiefer, Daniela Kubak, Sandra Sieder, Karl Tatscher, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Katharina Reinisch, Julia Savic Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.RedBulletin.com Erscheinungsweise Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partner­zeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamtauflage 1,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 1. APRIL 2008.

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