Nummer 6, April 2008
Ein fast unabh채ngigEs monatsmagazin
400 km/h in 3-D Red Bull Air Race Das Duell der besten Piloten der Welt
Vorsprung durch Technik www.audi.at
Echter Fahrspaß kennt keine Kompromisse.
Der Audi A3. Das Cabriolet. Lassen Sie sich begeistern vom neuen Audi A3 Cabriolet. Seine klassische SoftTop-Bauweise bietet nicht nur pures, authentisches Fahrvergnügen, sondern ist auch äußerst schnell: Sie können das Verdeck in nur 10 Sekunden öffnen und schließen – sogar während der Fahrt. Freude machen werden Ihnen auch seine neuen Motoren. Dank TFSI- und TDI-Technologie sind sie ebenso effizient wie leistungsstark. Lassen Sie sich begeistern. Das neue Audi A3 Cabriolet ist ab sofort bestellbar. Österreich-Premiere am 25. April bei Ihrem Audi Händler. Kraftstoffverbrauch gesamt in l/100 km: 5,1 (1.9 TDI, 105 PS) –7,6 (2.0 TFSI, 200 PS). CO2-Emission in g/km: 134 –182.
BULLHORN
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THE RED BULLETIN
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BETRIFFT: QUERVERBINDUNGEN Wenn wir von Red Bull uns einem neuen Thema zuwenden, versuchen wir das mit einem ziemlich umfassenden Anspruch, der sich aus einer Reihe von Eigenschaften zusammensetzt, von prägend bis innovativ, von humorvoll bis erfolgsorientiert. Das war und ist in der Formel 1 so, als es uns gelang, dem verlorengegangenen Humor in der Königsklasse des Motorsports zu einem Comeback zu verhelfen – Stichwort Formula Unas, Stichwort Paddock-Zeitung, Stichwort Partys, Stichwort „Star Wars“ in den Monte-Carlo-Boxen. Das war und ist freilich auch im Fußball so, wie ein kleiner Schwerpunkt ab Seite 42 dieses Heftes belegt: Das Red Bulletin reiste nach Ghana zur ersten afrikanischen Red Bull Soccer Academy. (Eine weitere in São Paulo ist im Aufbau, und auch in Salzburg und in New York gibt es bereits Nachwuchsaktivitäten in dieser Form.) Und Dietrich Mateschitz verriet im Interview die Pläne, Strategien und Visionen hinter dem Fußball-Engagement von Red Bull, neben seinem persönlichen Zugang zum Sport: „Es macht“, sagt Mateschitz, „eindeutig immer mehr Spaß.“
COVERBILD: CHRISTIAN PONDELLA; BILDER: GEPA PICTURES, SAMO VIDIC/RED BULL PHOTOFILES (2)
Apropos prägend, apropos innovativ: Bis 2001 gab es keine Verbindung von Motorrennsport, alpinem Skislalom und Fliegerei. Dann erfanden wir das Red Bull Air Race, das mittlerweile zur weltweiten Serie gewachsen ist: vier Millionen Zuschauer an den Strecken, 400 Millionen an den Fernsehgeräten, packende Hundertstelsekunden-Duelle der besten Piloten der Welt – die Weltmeisterschaft des Vorjahres wurde um gerade einmal 0,43 Sekunden entschieden. Unser Dossier präsentiert Ihnen ab Seite 52 die Faszination eines Sports, der Präzision, Eleganz und Höchstgeschwindigkeit auf einzigartige Weise verbindet – und dadurch Körper und Geist gleichermaßen extrem fordert.
VERSTÄRKUNG BEKOMMT RED BULL SALZBURG bei einem wichtigen Bundesligaspiel von zwei ausgewiesenen Erfolgsgaranten: Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer werden am 19. April in der Bullen-Arena in Salzburg gegen den FK Austria Magna einlaufen.
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BRAVO, LINDSEY! Ebenso zahlreich wie herzlich sind die Gratulationen aus der Red Bull-Familie an Weltcupsiegerin Lindsey Vonn. Ihr Erfolgsrezept war in unserem letzten Magazin nachzulesen – Sébastien Bourdais, Formel-1Neuling bei der Scuderia Toro Rosso, zeigte sich hoch interessiert.
Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer, ab Seite 30 bestens gelaunte Gesprächspartner von Andi Goldberger, waren überaus talentierte Nachwuchsfußballer – man sieht es, wenn die beiden zwischen zwei Skisprung-Durchgängen die Wadeln beim Kickerl lockern. Gespannt darf man daher sein, wie sich der Skisprung-Weltcupsieger 2008 und der Skiflug-Weltmeister 2008 bei einer besonderen Form des Cooldowns ihrer sensationell verlaufenen Saison schlagen: Die beiden werden nämlich für ihre Leistung auf den Schanzen mit einem Kurzeinsatz in der Kampfmannschaft von Red Bull Salzburg belohnt – in einem Meisterschaftsspiel. Wennschon, dennschon: Vorgesehen für das denkwürdige Doppel-Debüt ist die Begegnung mit Austria Magna am 19. April. Spielerpässe gibt’s bereits, die Trikots wurden übergeben, und in die Geheimnisse der bullishen Abseitsfalle werden die beiden sicherlich noch im weiteren Lauf des April eingeweiht, der bekanntlich heute beginnt. Viel Spaß! Die Redaktion
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the red bulletin
inhalt
Mitarbeiter Christian seiler, 46,
war Kulturredakteur der „Weltwoche“ (Zü rich), Chefredakteur des „profil“ (Wien) sowie des Kultur magazins „du“ (Zü rich). Der Kolumnist („Hund und Herrl“ im „Freizeit-Kurier“) und Buchautor entwi ckelte mit einem Team das Konzept des Red Bulletin, für das es ihn diesmal süd wärts zog: Ab Seite 30 moderiert der Wie ner das im slowenischen Planica abgehal tene Treffen von Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer und Andi Goldber ger, ab Seite 78 führt er genussreich nach Norditalien: ein Gegenbesuch beim aktu ellen „Ikarus“-Gastkoch Massimo Bot tura, im Nabel des Bauchs von Italien.
004-04-05_Inhalt 4
Simon Schreyer, 33, stammt aus Kitzbühel, was sich in seinen Lieblingssportarten (Freeriden, Longboarden) zeigt. Schreyer spielt auch ein Instrument (Turntable), wodurch er sich als Schreiber des Porträts der Waxolutionists qualifiziert. Seite 38
schrieb und schreibt unter anderem für „Autorevue“, „Format“, „profil“ und „Presse“. Für das Red Bulletin näherte sich der gebürtige Kärntner Hubert Lepka an, dem Mastermind hinter dem Söldener Red Bull-Projekt „Hannibal“. Seite 24
Wolfgang Hofbauer, 29,
april 2008
RED BULL FUSSBALLAKADEMIEN. Talente finden, sie fördern und ihnen den Weg in den Spitzenfußball ermöglichen: Das ist die Philosophie hinter den FußballAkademien von Red Bull. Vier wird es mittelfristig geben: in New York (oben in der Computer-Illustration das geplante Stadion), in Brasilien (in der Planungsphase), Salzburg (hier wird bereits gespielt) und in Ghana (Start im April). Das Red Bulletin besuchte Westafrika und einen der Helden der Red Bull Soccer Academy, Logoh Livingstone. Von Robert Sperl Seite 42
illustrationen: anje jager, red bull
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INHALT
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THE RED BULLETIN
HELDEN
DOSSIER
ACTION
Die Menschen, die uns im April bewegen. Seite 23
Alles über das Red Bull Air Race 2008. Seite 52
Was in der Welt von Red Bull so fährt, kocht, reist etc. Seite 67
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HELDEN
HELDEN
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DOSSIER
SCHLIERENZAUER GOLDBERGER MORGENSTERN
RED BULL AIR RACE
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(Mi., re.) über den Spaß am Gewinnen,
QUER GUT!
die Freude am Tüfteln und die Heraus-
stochert mit dem Mitsubishi Evo IX von Andreas Aigner
forderung, als Gegner Freunde zu sein.
im Grenzbereich. TEXT WERNER JESSNER
FASZINATION
Geschwindigkeit, Präzision, Athletik, Erfahrung, Massen – das härteste Flugzeugrennen der Welt in Bildern. Seite 52
Am Anfang stand die Vision eines Wettrennens der weltbesten Piloten. Mittlerweile ziehen die zehn Rennen der Red Bull Air Race World Series vier Millionen Live-Zuseher in ihren Bann.
GIPFELTREFFEN
Weltmeister Mike Mangold und Vize Paul Bonhomme im Wortduell: amerikanischer Slapstick versus britischen Humor, extra dry. Seite 58
Von links nach rechts: Zukunft, Mit-
GEHEIMNISSE
vergangenheit und Gegenwart des
Ein Hip-Hopper als Fan. Ein Pilot, der beim Jäten seine Mitte findet. Ein Tross, der mit 350 Mitgliedern um die Welt jettet. Seite 62
österreichischen Skispringens. Ein offenes Gespräch zwischen Weltmeistern (li., Mi.) und Weltcupsiegern
280 PS, Allradantrieb, Schotter: Das Red Bulletin
Smoke on the Water. Mit 400 km/h und acht Meter Flügelspannweite durch zwölf Meter breite Tore: hier beim Saison-Highlight in Budapest über der Donau.
HUBERT LEPKA schickt Hannibal über die Alpen. VON WOLFGANG HOFBAUER Seite 24
IM ÜBERBLICK: Die Faszination der Red Bull Air Race World Series. Seite 54
ANGELA EITER klettert besser als jede andere Frau. VON STEFAN WAGNER Seite 28
43 HUNDERTSTEL einer Sekunde entschieden das Titelmatch der Red Bull Air Race World Series 2007: Weltmeister Mike Mangold (USA) und sein Vize Paul Bonhomme (GBR) beim Philosophieren darüber, wer nun tatsächlich der Bessere ist. VON NADJA ŽELE Seite 60
THOMAS MORGENSTERN und GREGOR SCHLIERENZAUER plaudern mit ANDREAS GOLDBERGER. AUFGEZEICHNET VON CHRISTIAN SEILER Seite 30
MATTIAS EKSTRÖM hat viel vor. Auf der aktuellen To-do-List: DTM, RallyeWM, Backflip. VON WERNER JESSNER Seite 36
BILDER MICHAEL ALSCHNER
In Andreas Aigners Hand. Die Vorderräder geben die Richtung vor, das übermütige Heck hält lose die Spur.
N
TEXT CHRISTIAN SEILER BILDER KURT PINTER
20 DINGE, die Sie über das Red Bull Air Race außerdem wissen sollten. Zum Beispiel über Hollywoodstars, Glückszahlen, Strafen. VON ULRICH CORAZZA Seite 64
Die WAXOLUTIONISTS sind analog und digital. VON SIMON SCHREYER Seite 38
WIR WAREN HIER. FÜR SIE.
Racing Rookie. Andreas Aigner weist Red BulletinMitarbeiter Werner Jessner in den Mitsubishi Evo IX ein.
ur nicht zucken jetzt. Ganz ruhig. Hände entspannen, und fang nur ja nicht an, mit den Füßen herumzuzappeln. Die Schuhe passen exakt zwischen die drei Knöpfe im Fußraum, von denen der eine die Hupe bedient, der zweite den Scheibenwischer und der dritte den hochpräzisen Wegstreckenmesser auf null stellt. Hirn an Nerven: nicht hupen, nicht wischen, nicht resetten! Der Beifahrerplatz in einem Rallyeauto wurde ja einst der heiße Sitz genannt, bevor der Ausdruck aus der Mode gekommen ist. (Freiwillig setzt sich kaum wer neben einen Rallyefahrer; die einzi-
gen, die das tun, machen das professionell und lassen sich nie was anmerken, coole Hunde, die sie sind. Nur ihre Fahrer petzen hie und da und erzählen, dass sich ihre Copiloten doch manchmal ausstülpen.) Im richtigen Leben wird der Ausdruck schlagartig verständlich, denn heiß ist mir gerade sehr, was jetzt nicht nur am Auto liegt, das aus Gewichtsgründen ganz ohne Dämmmaterial auskommen muss. Es fühlt sich an wie in der Kindheit, wo die Bande was angestellt hat, plötzlich geht die Tür auf, ein Erwachsener kommt rein, und das Blut schießt dir bis in die Ohren. Der Erwachsene in unserem Fall: die Physik. Selbst im Wissen, dass der junge Mann am Fahrersitz zu den Weltbesten seiner Profession gehört, fühlt sich die Si-
tuation massiv außer Kontrolle an. Über 170 km/h zeigt das Display, als wir ins Eck reinstechen, auf grobem, nassem Erzberg-Schotter. Die Linkskurve führt außerdem bergab und hängt leicht nach außen. Ein Blick auf die Schuhe des Fahrers: Der linke ruht auf der Bremse, zuckt aber nicht, der rechte ist tief im Bodenblech vergraben. Offensichtlich hat er nicht vor, zu lupfen, geschweige denn den Speed nennenswert zu reduzieren. Die Rettungsmaßnahme muss also wohl übers Lenkrad erfolgen (oder er hat uns ohnehin schon abgeschrieben und will uns einer zornigen Urgewalt zur Verwurstung überlassen?). Ein fast zärtlicher Zupfer am raulederbezogenen Zweispeichenlenkrad, zwei,
QUER GUT! Andreas Aigner verleiht seinen Mitsubishi Evo IX aus der RallyeWM. Wir lernen: Autofahren ist nicht Autofahren. VON WERNER JESSNER Seite 68 FORMEL-1-KNOW-HOW. Das Rätsel für Experten: Wissen Sie gar mehr als die Spezialisten, die uns die Formel 1 im Patschenkino erklären? Mehr ab Seite 72. WITZIGMANNS PAELLA. Der Koch des Jahrhunderts interpretiert das spanische Nationalgericht. Seite 76 MODENA. Eine Reise in Italiens heimliche Hauptstadt fortgeschrittener Genüsse. VON CHRISTIAN SEILER Seite 78
LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7 BULLEVARD. Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen. Ab Seite 8
Baffin Island
Thurso Salzburg
New York
Wien
Hockenheim
Sölden
Modena Barcelona Bormio
Accra
Mexico City
Planica
Hall/Tirol
TERMINE im April. Seite 86 PARTY. Das Formel-1-Jahr 2008 startete in Melbourne, Thomas Morgenstern feiert seinen Sieg im Gesamtweltcup – und Sie sind dabei. Ab Seite 88 WELT IM CLUB. We proudly present: Cielo, New York. Seite 92
Dubai
Sardinien Adelaide
READ BULL. Diesmal schreibt der Brite Simon Van Booy für uns. Seite 94 SIMPLICISSIMUS. Darüber lacht die Welt. Seite 96 ZEITSPRUNG und IMPRESSUM. Seite 98
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LESERBRIEFE
THE RED BULLETIN
APRIL 2008
Briefe an die Redaktion Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.
Nun habe ich schon zum zweiten Mal dieses sagenhaft gute Magazin gestohlen. Ja, ich muss es gestehen. Es lag der „Presse“ bei, die ich morgens in einem netten Café hier in Villach lese. Ich hab’s gesehen, reingelesen, und futsch war es … in meiner Innentasche. Das ist aber Diebstahl, und ich bin Wiederholungstäter. Da ich nicht das ganze Heft bei einem oder zwei Espressos schaffe und am nächsten Tag nicht weiterlesen kann, weil jemand anderer das Heft schon entführt hat, frage ich ganz konkret: Gibt es eine Möglichkeit, The Red Bulletin zu abonnieren? JÜRGEN MOOS, Villach
Nein, lieber Wiederholungstäter, gibt es noch nicht. Aber wir arbeiten an einer Lösung, welche die Kriminalitätsrate in Villach und Umgebung senkt. Da ich als ehemaliger Journalist Ihr Magazin nicht nur wegen der anregenden InhaltMixtur, sondern auch wegen
E DEIN FRAGE!
des – selten gewordenen – pfiffigen Umgangs mit der Sprache samt Hauch Ironie schätze, amüsiert mich, wenn Sie auf der Leserbriefseite der März-Nummer direkt neben einem Wortklauber-Disput mit Zitierung des Duden in einem Bildtext „das Naheliegendste“ gebrauchen. Die Steigerung „liegend, liegender, am liegendsten“ steht sicher nicht im Duden, sondern „das Nächstliegende“. Aber sonst: Hut (bzw. Red Bull-Helm) ab! DR. FRIEDEL BERGER, Hall in Tirol
Lieber Herr Dr.! Der Duden, um Ausgleich bemüht, sagt: Bei Verbindungen aus Adjektiv und Partizip darf bisweilen erster oder zweiter Bestandteil gesteigert werden. Aber sonst: Verbindlichsten Dank fürs Lob! Herzliche Gratulation zum Selbstversuch in Sachen Speedskiing. Ich habe mir die Geschichte in der Therme Nova in Köflach zu Gemüte geführt und vor lauter Lachen so viel Aufsehen erregt, dass ich beinahe aus dem Ruheraum geflogen wäre. Wirklich
Jetzt aber richtig: Hockenheimring, Schauplatz des GP von Deutschland, 20. Juli 2008.
Tränen gelacht! Ich hoffe, Ihre Mitarbeiter überwinden sich noch öfter und schreiben weiter so lustige „Erlebnisberichte“. Red Bull unterstützt ja noch viele Sportler unterschiedlichster Genres. Wie wäre es einmal mit einem Bulletin-Redakteur als BASEJumper oder Speedway-Fahrer? Dem Red Bulletin tun solche Geschichten jedenfalls sehr gut. VOLKER HÖFERL, per E-Mail
Ich hoffe nicht, dass Ihr neues Formel-1-Auto z. B. für die in Heft 5 auf Seite 63 abgebildete Strecke entworfen wurde. Der Hockenheimring wurde vor ein paar Jahren umge-
baut. Eventuell können Sie diese Info ja für den GP von Deutschland gebrauchen, die Heckflügel sollten seit dem Umbau etwas steiler eingestellt werden … Viel Glück in der kommenden Saison. FRANK DÖHLER, Mettmach
Sorry, unser Fehler. Das liegt wohl daran, dass uns der alte Hockenheimring mit seinen ewig langen Geraden besser gefallen hat. Als Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit haben wir Sie samt Junior an Vettels statt in die richtige Grafik eingebaut.
LESER FRAGEN, WELTMEISTER ANTWORTEN
Franziska Weissensteiner, Innsbruck, fragt:
WIE LÄUFT MAN RICHTIG IM GELÄNDE? Die Deutsche Sabrina Mockenhaupt, Militär-Cross-Weltmeisterin 2008, antwortet:
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Wiesen, Hügel oder – im Wettkampf – über Heuballen, welche die Strecke vorgeben. Auf vergleichbaren Untergründen soll man auch trainieren. Eine gute Vorbereitung sind Tempoläufe im Wald. Bei Wettkämpfen sollten Sie auf Folgendes achten: Suchen Sie sich eine gute Position im Starterfeld, von der aus es möglich ist, nach vorne zu kommen. Nach dem Start gleich einmal den Oberkörper einsetzen, also durchaus mit Ellenbogen-
einsatz loslaufen, denn es wird ordentlich geboxt und gerangelt. Taktik ist im Crosslauf wichtig: Da man nicht so viele Anhaltspunkte hat wie auf der Bahn, muss man sich das Rennen besonders gut einteilen. Die meisten laufen zu schnell an, am Ende fehlt ihnen dann die Kraft. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com
BILD: PUMA
Zuallererst brauchen Sie vernünftiges Schuhwerk. Amateure verwenden Schuhe mit grobem Profil, wir „Profis“ Spikes mit längeren Dornen als auf der Bahn. Auf trockenem Gras reichen 9er-Dornen. Wird’s matschiger, laufe ich mit 12er-Dornen! Längere habe ich noch nie benutzt, aus einem ganz einfachen Grund: Sind die Spikes zu lang, sammelt sich zu viel Dreck, und man läuft bald mit schweren Schuhen! Cross ist Laufen durch Matsch, über
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KAINR ATH
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FOTO DES MONATS
NIX VERBOTEN
Die Idee hinter Red Bull Access All Areas ist einfach: dort zu skaten, wo Skaten normalerweise zu verboten oder zu ungesund wäre. Also zum Beispiel im „Saxo“ (was Caracas’ führender Strip-Club ist), auf der Tous-Talsperre (einem bis zu 170 Meter hohen Komplex aus Staumauer, Brücke und Überschwemmungskanal bei Valencia) oder auf der Semmering-Autobahn. Außerdem besuchte man skatend bereits Gefängnisse (z. B. Leoben!), Universitäten oder Armeestützpunkte. Letztere in Südamerika, woher ja das geflügelte „gastfreundlich wie ein Militärcamp“ stammt. Sogar so furchteinflößende Bastionen wie Musicalbühnen konnten bereits wagemutig erobert werden. Red Bull Access All Areas findet seit 2005 in loser Reihenfolge statt, weltweit und wann immer ein paar neue Areas zu accessen sind. Also auch demnächst wieder. Frische Ideen für zu beALL AR E CE S S AS AC skatende Plätze sind übrigens ausdrücklich erwünscht, die Website steht für L L U 18 % entsprechende Anregungen offen. B ED
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RED BULL ACCESS ALL AREAS: DETAILS, BILDER UND VIDEOS AUF WWW.REDBULLACCESSALLAREAS.COM
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BILD: OLAF PIGNATARO/RED BULL PHOTOFILES
Ab in die Röhre. Unser Bild zeigt eine aufgelassene Stahlfabrik in der Nähe von Napoli, der Rider in der kuscheligen, äh, Fullpipe ist Luca Basilico.
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BULLEVARD
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RED BULL X-FIGHTERS
GRAB THE SUPERMEN Superman Seatgrab, No-Footed Cancan, Maddocopter – und ringsum staunen 42.000 Mexikaner und zücken verzückt ihre weißen Taschentücher: FMX meets Bullfighting in der größten Stierkampfarena der Welt, der Monumental Plaza von Mexico City. Good News von den Ridern: Die Crème de la Crème der FMXer ist zum Saisonstart der Red Bull X-Fighters gesund, munter und motiviert. Besonders vorsichtig wird wohl Local Boy Johan Nungaray bis 4. April Zähne putzen: 2005 hatte er sich just vor seinem Heim-Event verletzt. RED BULL X-FIGHTERS WORLD SERIES: 4. APRIL 2008, MEXICO CITY WWW.REDBULLXFIGHTERS.COM
JEDER SCHUSS EIN TREFFER!
DEIN FOTO!
SALZBURG
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (2)
BILDER DES MONATS
MONUMENT VALLEY
Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull Online-Shop belohnt! www.redbullshop.com
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Sebastian Marko: „Hitze und Staub im Wilden Westen. Und nirgendwo ein Schatten spendender Baum.“ Red Bull Air Race, Monument Valley, Mai 2007
Bodypainting check & art: „Unmöglicher Leiberltausch. Wir benötigten sechs Stunden, um Til und Mike die Dressen ‚anzuziehen‘.“ Salzburg, 6. Juni 2006
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¡Viva! Torero, Torito, Mariachi, Pyrotechnik, FMX: Sport trifft Kultur trifft Show. Auftakt zur Red Bull X-Fighters World Series in Mexico City.
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WAS TRÄGT MAN IM HOHEN NORDEN?
NICHTS ALS NEOPREN
Eisiger Wind, vier Grad Wassertemperatur und bis zu fünf Meter hohe Wellen lassen diese Herren völlig kalt. Sam Lamiroy, einer der besten Wellenreiter Europas, wird sich Ende April in Thurso, Schottland, wieder in die Fluten werfen. Und der Hawaiianer Larry Haynes wird ihn dabei am nördlichsten Surfspot der Welt ordentlich ins Bild rücken. In dickes Neopren gehüllt, geht es beiden darum, den eigenen Schweinehund zu überwinden (oder ihn in einen Seehund zu verwandeln?) und nicht auf einem der schroffen Felsen zu detonieren. Der Sieger hingegen bekommt alles: Ehre, Whisky und das begehrte Highlanderschwert. O’NEILL HIGHLAND OPEN BY SWATCH: 23. BIS 30. APRIL 2008, THURSO, SCHOTTLAND WWW.ONEILLEUROPE.COM/HIGHLANDOPEN
WIEN
FREUNDSCHAFTSSPIEL
JOZY VS. EMMA
Alle hatten sich auf Jungstar Jozy Altidore beim Freundschaftsspiel der Salzburger Jungbullen gegen Red Bull New York gefreut. Pech: Jozy kam eine Einberufung ins US-Olympiateam in die Quere, zudem beutelte Orkan Emma den Terminplan durcheinander – Salzburg siegte mit zwei Tagen Verspätung 1:0. SAISONERÖFFNUNG MLS: 5. APRIL, NEW YORK VS. COLUMBUS CREW, WWW.REDBULLS.COM
LONGLEAT
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
COLOR ADO SPRINGS
BILDER: AL MACKINNON, FLOHAGENA.COM (2)/RED BULL PHOTOFILES, GETTY IMAGES/RED BULL PHOTOFILES, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES, ALEXSCHELBERT.DE/RED BULL PHOTOFILES
BULLEVARD
APRIL 2008
Aidan Ryan: „Red Bull hat mich durch das College gebracht. Es belebt ja bekanntlich neben dem Körper auch den Geist.“ Colorado Springs, 14. Dezember 2007
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Ryan Doyle: „Stadtspaziergang mal anders. Flippige Spins, Jumps und Salti von Dächern und Mauern.“ Red Bull Art of Motion, Wien, 6. Oktober 2007
Simon Pow: „Wetterkapriolen. Leider waren an diesem verregneten Tag keine Fallschirmsprünge möglich.“ Red Bull Air Race, Longleat, UK, 2. September 2006
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bullevard
Ankowitschs kolumne belebt körper und geist (6)
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sehr komisch
Weg damit!
Schleichend und stetig sammelt sich Zeug an und beginnt unser Leben zuzumüllen. Wegschmeißen ist da wie Waschen mit kaltem Wasser: anfangs kurz unangenehm, doch reinigend und im Nachhinein wahnsinnig befriedigend.
Sydney
Antrim
www.redbulletin.com (3)
Str atton
Illustrationen: Anje Jager, dietmar kainrath
Um sich in unser aktuelles sollen – dann beginnt all Thema einzufühlen, müssen das Zeug in der Wohnung Sie nichts anderes tun, als ein uns zu überfordern, uns zu paar Tage lang nicht aufzuräu erdrücken. Allein die große men. Lassen Sie einfach alles Kiste mit unbrauchbarem liegen, werfen Sie nichts Computerzubehör – wozu mehr weg: Hier ein paar alte schleppen wir die seit Jahren Tageszeitungen, da einen mit uns herum? Und was ist gebrauchten Kaffeepapier erst mit den ungeöffneten becher, dort ein paar löchrige Kartons im Keller voller alter T-Shirts und Socken. Und? Schulsachen? Zu viel Vergan Von Christian Ankowitsch Fühlen Sie es? Das langsam genheit! Zu viel Ballast! wachsende Unbehagen? Und zu wenig Platz! Dabei sind es doch bloß ein paar Was tun? Am besten, wir halten uns Kleinigkeiten, die Sie längst entsorgt an ein paar Gewohnheiten, die die haben sollten! Und die sind in der Lage, Menschen im Laufe der Geschichte Sie zu irritieren? entwickelt haben. An die des Frühjahrs Das sind sie, ganz zweifellos. putzes zum Beispiel. Doch wie ihn ge Denn wir Menschen haben eine ange stalten, dass er auch zum gewünschten borene Sehnsucht nach Klarheit und Ergebnis führt? Den besten Vorschlag Übersichtlichkeit. Unser Wohlbefinden hat der bekannte englische Architekt und und unsere geistige Verfassung hängen Designer Sir Terence Conran in seinem davon ab, ob die Dinge um uns geordnet wunderbaren Buch „Aufgeräumt“ ge sind und ob wir sie wirklich noch macht. Darin empfiehlt er, die Wohnung gebrauchen können. zu streichen und dafür erst mal alle Dinge Ein Grund für das Unbehagen liegt in den Garten (oder in den Flur) zu tragen. darin, dass wir auch zu unbelebten Erstrahlt unser Zuhause dann in frischen Gegenständen eine enge Beziehung Farben, soll man jedes einzelne Ding zur haben: Da ist die Baseballkappe, die wir Hand nehmen und sich fragen: Brauche uns beim ersten USA-Aufenthalt gekauft ich es noch? Mag ich es noch? Nur wenn haben, der erste (kaputte) iPod, ein paar die Baseballkappe zwei „Ja“ auf sich zerlesene Bücher, das (ebenfalls kaputte) vereinen kann, darf sie wieder rein. Und Lieblingsskateboard, ein Paar vielgetra wenn nicht: ab in den Müll. Oder ab zum gene Jeans. Computerbastler zwei Stockwerke tiefer. Wenn nun zu all diesen Erinnerungs Anschließend fühlen wir uns wieder blen stücken auch noch unbrauchbare Sachen dend – und dazu bereit, wieder mit dem kommen, die wir längst hätten wegwerfen Sammeln zu beginnen.
Mike Dunn: „Front-side clash. Der letzte Sprung endete etwas schmerzhaft. Mit dem Gesicht an der Wand.“ Red Bull One Hit Wonder, Vermont, 17. Februar 2008
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Marc: „Barbecues sind Teil unserer Kultur. Dazu gehören selbstverständlich auch die geeigneten Getränke.“ Tamarama Beach, Sydney, 16. Februar 2008
David Heatley: „DJ on the road. Einparken, aufbauen, Soundcheck – dann kommen schon die ersten Gäste.“ Red Bull Night, Antrim, Nordirland, 2. November 2007
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Ungebunden
Geiler styler Irgendwann in seiner Kindheit muss Wolle Nyvelt in einen Topf mit einer Riesenportion Style gefallen sein. Egal ob auf dem Surf-, Skate- oder Snowboard, der Zillertaler rockt die Bretter, die für ihn die Welt bedeuten. Für seine Skills im Schnee wurde der Ästhetiker heuer auch vom „Transworld“-Magazin zum „Boarder of the Year“ gewählt. Seine große Leidenschaft ist aber das Surfen. Und weil Wolle im Zillertal selten den passenden Swell findet, hat er mit seiner Crew kurzerhand ein neues Sportgerät erfunden: den „Äsmo“, eine Kombination aus Surf- und Snowboard, mit dem Wolle sich jetzt im Powder seine Glücksgefühle abholt. Mit einer Extraportion Style, versteht sich. www.aesthetiker.com HE
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BULLEVARD
THE RED BULLETIN
APRIL 2008
MEINE WELT
STEFAN GLOWACZ
DESIGN FICTION
ANGREIFENDER STIER
Der Hochleistungs-Abenteurer plant, die nächsten acht Wochen auf der menschenleeren arktischen Rieseninsel Baffin Island zu verbringen, wo er nach mehrwöchigem Marsch eine Monsterwand erklettern will.
Konstantin Grcic, 43,
ist einer der einflussreichsten deutschen
LEBEN IN DER WAND?
Industriedesigner. Wir haben ihn gebeten,
Wir und die Ausrüstung sind natürlich die ganzen 14 Tage in der Wand gesichert. Wir schlafen in Sitzgurten.
einen F1-Helm zu entwerfen.
ALLEINE ODER IM TEAM? Wir sind fünf Gefährten. Ein eingespieltes Team, allesamt sehr erfahrene Kletterer, jeder mit speziellen Fähigkeiten.
RESTAURANT WAND? Wir kochen Wasser und wärmen darin Instant-Gerichte.
GROSSE UND KLEINE GESCHÄFTE? Eine größere Tonne hängt am Felsen und ist unsere mobile Toilette.
WER BRINGT DEN MÜLL RAUS? Wichtig dabei ist, dass kein Müll liegen bleibt. Wir nehmen jeglichen Gegenstand auch wieder in die Zivilisation mit.
KONTAKT ZUR ZIVILISATION? Bei Gelegenheit hören wir über unseren Weltempfänger die Deutsche Welle.
„In der Formel 1 bin ich ein Amateur, ein Liebender. Mich beeindruckt die Kombination von Mensch, Maschine und Geschwindigkeit. Warum müssen die Helme, einziges Erkennungsmerkmal für die Zuschauer, eigentlich so gleich aussehen? Meine Interpretation eines Formel-1-Helms bearbeitet das Thema rein optisch und blendet zugegebenermaßen Sachzwänge aus. Die Stirn ist weit nach unten gezogen, das gibt dem Fahrer die Position eines angreifenden Stiers. Im Loch darüber steckt eine TV-Kamera. Die Längskante erinnert an Ritterhelme: Attacke und Angriff. Das Gesichtsfeld ist klein, da F1Fahrer immer nach vorn schauen müssen. Der Spoiler lässt den Fahrer optisch eins mit seiner Maschine werden, was den derzeitigen Mopedhelmen nicht gelingt.“ GRAND PRIX VON BAHRAIN: 6. APRIL 2008, AL-MANAMA WWW.FORMULA1.COM
DEINE REISEAPOTHEKE? Wir alle haben Ausrüstung für kleine Verletzungen mit. Arzt ist keiner dabei, im Notfall helfen alle zusammen, oder wir rufen über Satellitentelefon Hilfe.
VORHER TRAINING ODER RELAXEN? Wir machen vorher gemeinsame Skitouren, Konditionstraining, Klettertraining in Spanien und eine Woche Norwegen zum Snowkiten.
AUSSER KLETTERN? Ich halte Motivationsvorträge für Führungskräfte. 2006 auch für das deutsche Nationalteam vor der WM.
Die Kletterausrüstung, gefolgt von Material gegen Kälte.
DEIN ERSTES MAL?
LUXUSARTIKEL IN DER WAND? Jeder darf ein Buch mitnehmen. Die tauschen wir später.
MONZA
WAS WIEGT AM MEISTEN?
Ich konnte kaum laufen, da haben mich meine Eltern schon zum Bergsteigen mitgenommen.
SECUNDA
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
ROM
BILDER: KLAUS FENGLER/RED BULL PHOTOFILES, WWW.SHUTTERSTOCK.COM; ILLUSTRATION: KONSTANTIN GRCIC
KONTAKT ZUR FAMILIE? Einmal in der Woche ein kurzes Telefonat. Das wird uns guttun.
Daniela Silvestri: „Wichtige Instruktion vor dem Start. Verschluss vor dem Flug öffnen und Red Bull eiskalt genießen.“ Red Bull Flugtag, Rom, 7. Oktober 2007
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Fritz Dorn: „Dynamisch. Man beachte bitte unsere im Farbton an Toro Rosso angepassten Überhosen.“ Formel-1-Grand-Prix in Monza, September 2007
Johann Snyman: „Nein, dieser Herr ist nicht Red Bull Air Race-Pilot Peter Besenyei mit einem geschrumpften Flugzeug.“ Secunda, Südafrika, März 2008
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APRIL 2008
14.02.2008
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N AT Ü R L I C H . . . Atsushi Ishikawa
unbekannte Schöne
Arthur Longo Mikkel Bang
Christoph Weber-Thoresen
MIND THE GAP
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Pfefferminze (Mentha piperita)
Orangenschalen (Citrus aurantium)
Rosenblüten (Rosa centifolia)
Thymian (Thymus vulgaris)
Lindenblüten (Tilia cordata)
Hopfen (Humulus lupulus)
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
BILD: MARCEL LÄMMERHIRT
Markus Keller
Passionsblume (Passiflora incarnata)
OANS, ZWOA – GSPRUNGA! Snowboarden ist ein Sport ohne Grenzen und die Red Bull Gap Session ein Fest für internationale Freestyler. Weil es auf bayrischem Boden stattfindet, gehört natürlich Folklore dazu. So gesehen haben auch die Seppelhüte der Judges ihre Berechtigung. Nach der Beurteilung ihrer Kollegen sprangen auch sie am perfektesten Riesenkicker der Welt: um so weit wie möglich vom bayrischen Boden abzuheben. Hut ab! RED BULL GAP SESSION, GARMISCH-PARTENKIRCHEN, 1.– 8. MÄRZ 2008 WWW.REDBULLGAPSESSION.COM
BERUHIGEND.
GRÖSSTE EXPEDITION BISHER? Mit Partner Robert Jasper in Patagonien, für die wir drei Jahre und drei Anläufe benötigten.
GRÖSSTES RISIKO? Wenn die globale Erwärmung am Heimweg das Eis früher als geplant aufbricht.
ANGST? Ganz und gar nicht. Ich bin in freudiger Erwartung, für Angst ist da kein Platz.
WIRD ES SEHR KALT WERDEN? Minus 20 Grad, bei Sturm minus 50 bis 60 Grad.
WAS WIRD BESONDERS ANSTRENGEND?
EISBÄRENSCHUTZ? Zwei Pumpguns und Bärenzäune (mit sensoraktivierten Knallpatronen und Leuchtraketen).
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Packeis, zerklüftete Eismassen, Passübergänge.
KUSCHEL-KNUT ODER GEFÄHRLICHES RAUBTIER? Ah, die gefährlichen Eisbären. Wir rechnen mit täglichem Kontakt, aber sind gut vorbereitet.
BR ANDS HATC H
DES TRINKENS REICHER SINN.
WWW.REDBULLETIN.COM
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren beruhigende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Lavendel, Rosen- und Lindenblüten entspannen, Thymian und Orangenschalen unterstützen den Stoffwechsel, Zitronenmelisse, Passionsblume, Pfefferminz und Hopfen fördern den ruhigen Schlaf. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Beruhigend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
Richard Enfield: „Aus der Kurve geflogen. Trotz Flügel sollte man immer auf ausreichende Bodenhaftung achten.“ Brands Hatch Race Circuit, UK, 9. Juni 2007
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17.03.2008 18:27:09 Uhr
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DR. SCHÄFERS FORMELSAMMLUNG (VI)*
Alle Spitzensportler schätzen Bananen als Energiespender, Fußballer nehmen sie mit aufs Feld: Gekrümmte Flanke und gebogener Freistoß gehören zum Standardrepertoire jedes avancierten Kickers. – Juan Pablo Ángel, Stürmerstar und Bananenexperte bei Red Bull New York, zeigt uns, was hinter der Bananenkrümmung steckt: Wird ein Ball beim Schuss seitlich angeschnitten, also in Rotation versetzt, strömt Luft an den beiden Seiten des Balles mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vorbei. Nach der Bernoulli-Gleichung, die ansonsten das Abheben von Flugzeugen regelt, ist der Luftdruck an der Seite mit der höheren Strömungsgeschwindigkeit geringer, der Ball wird mit der Kraft F zu dieser Seite hin abgelenkt. Physiker, erklärt Dr. Axel Schäfer, sprechen hier vom Magnus-Effekt. –›) und unberechenbare Luftturbulenzen außer Lassen wir die Windgeschwindigkeit (w Acht, können wir den Radius (R) des Bananenbogens durch Masse (m = 0,45 kg) und Radius (r = 11 cm) des Balls, Schussgeschwindigkeit (v ), Rotationsfrequenz (f = Umdreº hungen pro Sekunde) sowie Luftdichte ( ) berechnen. (Wir setzen voraus, dass die Rotationsachse des Balles senkrecht zum Boden steht.) Der Radius R der Bananenkrümmung ändert sich im Lauf des Flugs. Hier wird’s noch mal spannend für alle Ángels und Beckhams: Da bei einem gut angeschnittenen Freistoß die Rotation des Balles weniger schnell verlorengeht als seine Geschwindigkeit, wird R immer kleiner. Deshalb krümmt sich eine gute Banane gegen Ende ihrer Flugbahn besonders stark. Tormänner kommen da mit dem Rechnen nicht mehr nach. * Dr. Axel Schäfer, 39, forscht am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien. SAISONBEGINN IN DER MAJOR LEAGUE SOCCER: RED BULL NEW YORK VS. COLUMBUS CREW, 5. APRIL 2008, GIANTS STADIUM, NEW JERSEY, USA; WWW.REDBULLS.COM
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BILD: GERMAN ALEGRIA/MLS/GETTY IMAGES; ILLUSTRATION: MANDY FISCHER
WARUM DIE BANANE KRUMM IST
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THE RED BULLETIN
BULLEVARD
APRIL 2008
MASSSTAB 1:1
LINDSEYS SCHNALLE Das eigenwillige Ding hält die Hose der neuen Ski-Weltcupsiegerin Lindsey Vonn dort, wo sie hingehört. Sie ist das Letzte, was sie ablegt, bevor sie im Rennanzug Ernst macht. Woher? Geheim. (Ein Secret-SantaGeschenk.) Aber: Sie bringt Glück!
MAGIC MOMENT
FROHE OSTERN!
42 SEKUNDEN
Thomas Koch
Thomas Koch (EC Red Bull Salzburg) schießt das 4:3 im dritten Semifinalspiel der Erste Bank Eishockey Liga gegen die Vienna Capitals:
„Mancher tippte auf Krankls Hanse / Geworden ist’s Jacobus ‚Co‘ Adriaanse“: Der Holländer folgt Giovanni Trapattoni bei den Bullen nach. Adriaanse, einst Entdecker von Patrick Kluivert, steht für frischen Offensivkick und ist Wunschkandidat von Sportdirektor Heinz Hochhauser. Legendär ist „Co“ als Motivationskünstler: So ließ er einst die Spieler des AZ Alkmaar Ostereier suchen.
„Wir waren schon 0:3 hinten, normal ist das Spiel da vorbei. Doch die Wiener haben sich ein paar Disziplinlosigkeiten geleistet, und wir sind auf 3:3 herangekommen. 50 Sekunden vor Ende gewinnen wir ein Bully im eigenen Drittel, Kapitän Dieter Kalt kriegt einen Energieanfall, fährt mit dem Puck die Seite runter, der Verteidiger konzentriert sich einen Augenblick zu lang auf den Puck, übersieht mich. Dieter spielt einen perfekten Pass in die Mitte, ich muss nur mehr einschießen, 42 Sekunden vor der Schlusssirene. Das Besondere war, wie wir uns als Mannschaft aufgerappelt und das Match auswärts umgedreht haben. Das entscheidende Spiel daheim war deutlich leichter zu gewinnen. So sind wir Österreichischer Meister geworden und spielen nächste Saison wieder international im Continental Cup. Die Auslosung erfolgt dann im Herbst.“
RED BULL SALZBURG: 26. MAI 2008, TRAININGSBEGINN FÜR MEISTERSCHAFT 2008/09, WWW.REDBULLS.COM
EC RED BULL SALZBURG II IM FINALE IN DER EISHOCKEY-NATIONALLIGA: 5. APRIL 2008 (FALLS NÖTIG), WWW.REDBULLS.COM/ICEHOCKEY
D. Mateschitz, Astrid und Jacobus Adria
anse, H. Hochhauser
MAINZ
KUAL A LUMPUR
BILDER: WW.REDBULLETIN.COM (3)
PARK CIT Y
BILDER: CHRISTIAN HOFER, FLORIAN KLINGLER (2), RED BULL
UNTERSCHRIFT DES TAGES
Robert Lukas
Dave Newkirk: „Xtreme skiing. Warum sollte eine mächtige Halfpipe nur Snowboardern vorbehalten sein?“ World Superpipe Competition, Park City, 8. März 2008
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Marcus Wendel: „Helau! Statt Kamellen gab es von den Sampling Girls Red Bull-Dosen für die närrische Gemeinschaft.“ Fastnacht, Mainz, Februar 2008
Gyver Chang: „Auch ein Formel-1-Bolide lässt sich nach einem Rennwochenende gerne huckepack tragen.“ F1-Grand-Prix in Kuala Lumpur, Malaysia, April 2007
17.03.2008 18:29:15 Uhr
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APRIL 2008
14.02.2008
15:27 Uhr
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Assai (Euterpe edulis)
Hibiskus (Hibiscus sabdariffa)
Birkenblätter (Betula pendula)
Brombeerblätter (Rubus fruticosus)
Holunderblüten (Sambucus nigra)
Koriander (Coriandrum sativum)
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Ringelblume (Calendula officinalis)
Wacholder (Juniperus communis)
HARMONISIEREND.
SUOMI FALLING Man nehme ein Ei, trage es auf einen Turm, verpacke es in eine selbst konstruierte Eierlandemaschine (nicht größer als 1×1×1 Meter) und finde heraus, was sie taugt. Derjenige, dessen Ei danach noch wert ist, in die Pfanne gehaut zu werden, hat es richtig gemacht. „Aamu on iltaa viisaampi“, wie der Finne sagt: Der Morgen ist klüger als der Abend.
www.carpediem.com
BILDER: RED BULL PHOTOFILES, WWW.SHUTTERSTOCK.COM
GRAVITY CHALLENGE
GRAVITY CHALLENGE: 1. BIS 30. APRIL 2008, HELSINKI, JYVÄSKYLÄ, OULU, TAMPERE, TURKU; WWW.REDBULL.COM
BELO HORIZONTE
DES TRINKENS REICHER SINN.
BILD: WWW.REDBULLETIN.COM
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren harmonisierende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Birkenblätter, Holunderblüten und Brombeerblätter wirken reinigend, Koriander, Löwenzahn, Wacholder und Ringelblume unterstützen den Stoffwechsel, Assai und Hibiskus enthalten wertvolle Antioxidantien. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Harmonisierend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
Giordano Adjuto: „Das war nur der Appetizer. Am 3. Mai werden im Sambódromo von Rio die Motoren dröhnen.“ Red Bull X-Fighters Demo, Belo Horizonte, März 2008
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17.03.2008 18:29:30 Uhr
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SUPERBULLS
THE RED BULLETIN
HAGARA /STEINACHER
DER WEITE WEG ZUM NAHEN GOODBYE Wie unsere Tornado-Helden von Sydney nach Peking segelten: eine Weltreise. ben die letzte Wettfahrt vor Olympia gewonnen, an der alle qualifizierten Nationen teilnahmen“, sagt Steinacher.
San Isidro (ARG), EM-Gold ’06 in Lübeck (GER), den Sieg bei den Pre-Games in Qingdao (CHN) ’07. Bei der WM ’08 in Auckland (NZL) wurde die Peking-Qualifikation fixiert. Am Ende souverän. „Wir ha-
SEMAINE OLYMPIQUE FRANÇAISE: 20. APRIL 2008, HYÈRES, FRANKREICH
BILDER: DEAN TREML/RED BULL PHOTOFILES (2)
Gold in Sydney, Gold in Athen … nun macht sich das Tornado-Duo Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher zum letzten gemeinsamen Abenteuer auf, Arbeitstitel: Peking 2008. Wofür haben die beiden die letzten vier Jahre genützt? Zum Beispiel für 32.000 Seemeilen, 150.000 km in Luft- und Landfahrzeugen. Unterwegs sammelten sie neben Erfahrung vor allem Titel: WM-Bronze ’06 in
Reisefieber. Nun darf sich das Tornado-Duo auf Peking freuen.
REKORDE DES MONATS
241,5 An Eiszeit haben 40 EishockeyAmateure aus Edmonton drei NHL-Saisonen absolviert – in zehn Tagen. Bei nächtlichen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius spielten die Cracks 241,5 Stunden nonstop und sammelten für die Krebsforschung 300.000 Dollar. Endergebnis übrigens: 2250 (Team Cure) zu 2223 (Team Hope).
8:04,35 Bereits etwas staubig war der 200-m-Rücken-Weltrekord der Ungarin Krisztina Egerszegi aus dem Jahr 1991. Kirsty Coventry aus Simbabwe verbesserte den zweitältesten Schwimmrekord der Geschichte um 0,23 Sekunden auf 2:06,62 Minuten.
020-20_Bullevard-Rekorde 20
Für die Russin Yelena Isinbayeva ist das Brechen von Weltrekorden zur lieben Gewohnheit geworden. Beim Indoor-Meeting in Donezk verbesserte die Stabhochspringerin die Hallen-Bestmarke auf 4,95 Meter und markierte ihren 21. Weltrekord.
4,95
29
Olympiasieger Kenenisa Bekele verbesserte beim Leichtathletik-Meeting in Birmingham den HallenWeltrekord über zwei Meilen. Mit seiner Zeit von 8:04,35 unterbot er die Bestmarke seines äthiopischen Landsmannes Haile Gebrselassie um 0,34 Sekunden.
16:04
10.000 Seitdem Jonny Wilkinson England bei der Rugby-WM 2003 mit einem Drop Goal in der Verlängerung den Titel sicherte, ist er eine Legende. Gegen Frankreich gelang dem Kick-Spezialisten nun bereits sein 29. Treffer mit dem Fuß in einem internationalen Spiel – dieses Kunststück ist einzigartig.
4
Der Rekord von Peter Colat gestaltete sich ziemlich langatmig. Nach vorheriger Sauerstoffinhalation und einmaligem Atemzug blieb der Schweizer ApnoeTaucher 16:04 Minuten unter Wasser.
2:06,62
NBA-Jungstar LeBron James holt sich einen Rekord nach dem anderen. Der Point Forward der Cleveland Cavaliers erreichte mit 23 Jahren und 59 Tagen als jüngster Spieler die 10.000-Punkte-Marke in der amerikanischen Profi-Basketballliga.
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Er kam, sah und siegte. Skiflug-Debütant Gregor Schlierenzauer sicherte sich am zweiten Tag der Skiflug-Weltmeisterschaft die Goldmedaille und krönte sich mit 18 Jahren und einem Monat zum jüngsten Skiflug-Weltmeister aller Zeiten.
195
Der Schweizer Roger Federer dominiert seit Jahren die Tennisszene und wurde zum vierten Mal in Folge mit dem Laureus Sports Award zum Weltsportler des Jahres gewählt.
Weder ein indischer Motorradfahrer, eine amerikanische Pensionistin noch ein pakistanischer Esel, die Mark Beaumont vom Rad stießen, konnten den Weltrekord verhindern. Der 25-jährige Schotte umrundete die Welt mit dem Fahrrad (18.000 Meilen im Sattel) in 195 Tagen und sechs Stunden. Sprinterin Susanna Kallur musste für ihre Bestleistung einige Hürden überwinden. Beim Meeting in Karlsruhe stellte die Schwedin mit 7,68 Sekunden einen neuen Hallen-Weltrekord über 60 Meter Hürden auf.
7,68 17.03.2008 18:30:05 Uhr
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Frucht der Götter,
Symbol der Schönheit!
Happy Day Granatapfel! Seit Jahrtausenden ranken sich zahlreiche Geheimnisse um den Granatapfel. Seine wertvollen antioxidativen Inhaltsstoffe beschäftigen die moderne Wissenschaft.
022-22_Inserat_Rauch 22
17.03.2008 18:30:13 Uhr
helden
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the red bulletin
helden
april 2008
Wer uns diesen Monat bewegt.
Hubert Lepka inszeniert, und schon
beginnen die Alpen zu zittern – wie einst, als Hannibal sie überquert hat. Auflösung im April in Sölden. Seite 24
Angy Eiter geht die Wände hoch.
Dabei ist sie die Schnellste und des halb zu Recht Weltmeisterin. Seite 28
Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer treffen Andreas Goldberger: Worüber die drei reden, ist keine Überraschung – oder doch? Seite 30
Mattias Ekström ist regierender
Meister der DTM. Tourenwagen sind aber längst nicht das Einzige, was der charismatische Schwede auf Welt klasseniveau bewegen kann. Seite 36
Waxolutionists nennt sich die For mation der drei DJs Felix Bergleiter, Christoph Böck und Andreas Zuza. Ihre Musik ist Hip-Hopp made in Aus tria, von allerfeinster Qualität. Seite 38
Logoh Livingstone ist ein Spieler der
Red Bull Soccer Academy in Ghana, und er hat ein Ziel: Europa. Seite 42
023-23_Helden_Inhalt 23
17.03.2008 18:30:24 Uhr
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helden
the red bulletin
april 2008
Hubert Lepka
ist Choreograph,
Inszenierer, Großraumtheaterschaffender, Monumentalkünstler, Vertikal strebender und Traumrealisierer. Text Wolfgang Hofbauer Bild Manfred klimek
Name Hubert Lepka Geburtsdatum/-ort 1958 in Ried im Innkreis Wohnort Passauergut (südliches Innviertel nahe Salzburg) Ausbildung Studium von Recht (an der Universität Salzburg) sowie von Gesang (Oper) und zeitgenössischem Tanz am Mozarteum Salzburg Tätigkeiten Choreograph, Regisseur, Leiter von Lawine Torrèn (Künstlernetzwerk, gegründet 1992) Web www.torren.at
024-24-27_Helden_Lepka 24
Gletscher als Bühne. Vor über 2200 Jahren zog ein Mann namens Hannibal über die Alpen, mit um fangreichem Gefolge: 60.000 Soldaten, jeder Menge Pferden, der unsicheren Überlieferung zufolge sogar 37 Elefanten. Sein Ziel war, einem geplanten Angriff der Römer auf Karthago zuvorzukommen. Die Über windung der Alpen gelang, doch Rom war letztlich nicht zu bezwingen. Allein angesichts der 37 Ele fanten in Schnee, Eis und auf steilen Abbrüchen würde man meinen, die Zerschlagung des Römi schen Reiches wäre die leichtere der beiden Auf gaben gewesen. Das gilt auch theatralisch betrachtet. Das öster reichische Tanztheaternetzwerk Lawine Torrèn stellt sich der Aufgabe, diese Unternehmung nachzu spielen, seit sieben Jahren und auch heuer wieder: „Hannibal“, am 11. April. Man beschäftigt keine Ele fanten, und man hat auch keine 60.000 Statisten; dass man es sich deswegen aber leicht macht, kann keinesfalls gesagt werden. Eher schon: Es wird der schwerstmögliche Weg genommen. Denn als Bühne figuriert der Rettenbachgletscher auf 2750 Meter Seehöhe und, damit nicht genug, auch der Luftraum darüber. Die Darsteller sind Pistenraupen, Helikop ter, Ski-Doos, Flugzeuge und an die 300 Menschen. Das alles zu einem funktionierenden Theaterstück zusammenzubringen ist eine Großtat der Logistik in zweiter Linie. Eine Großtat umsetzungssicherer Theaterphantasie ist es in erster. Der Mann, der die Phantasie hat und die Fähig keit zur Umsetzung, heißt Hubert Lepka. Man liegt wohl nicht ganz falsch, wenn man ihn als des Landes eigenwilligsten Theaterschaffenden bezeichnet. Als den eigenwilligsten und auch als jenen, der das Monumentale ins Theater gebracht hat, oder ei gentlich umgekehrt. Denn was Lepka macht, passt schon aus dem banalen Grund der Kubatur in kein Theater, also geht dieses Wirken ins Freie hinaus und dann auch gleich in den Luftraum hinein. Lep kas Sache ist unter anderem die Vertikale, und wenn es sein muss, hat er einen Luftwaffenjet und ein paar Großraumhubschrauber, die ihm diese Vertikale mit Geschichten füllen. Hubert Lepka trat Anfang der neunziger Jahre in die Öffentlichkeit, mit der Gründung von Lawi ne Torrèn. Torrente bedeutet im Italienischen Wildoder Sturzbach, Lawine erklärt sich von selbst, und wer einen solchen Namen trägt, bringt keine refle
xiven Monologe auf die Kleinkunstbühne. Lawine Torrèn ist ein lockeres Kombinat aus einigen hun dert Tänzern, Schauspielern, Medienkünstlern, wel ches gespeist mit den Lepka’schen Ideen etwas rea lisiert, das sich herkömmlicher Betitelung entzieht. Hubert Lepka nennt es zuweilen Großraumtheater, aber das ist nur eine Verlegenheitslösung, weil es zu kurz greift und außerdem auf die falsche Spur führt: Schnell nämlich landet man solchermaßen beim Spektakel, und genau mit diesem Begriff wird Lep kas Arbeit oft genug fehlinterpretiert. Soll so sein. „Ich muss das zulassen. Ich kann ja nicht meine ei genen Stücke interpretieren“, sagt Lepka. „Hannibal“ wird seit 2001 einmal jährlich am Gletscher aufgeführt. Für Lepkas Idealbild von Theater ist es prototypisch: eine Geschichte zu er zählen und dabei die Größe nicht zu scheuen. 2003, zur Eröffnung des Hangar-7 am Salzburger Flugha fen, ließ er „Taurus Rubens“ steigen, dies im wahren Wortsinn: Kampfjets, Großraumflugzeuge, Kunstflug maschinen, Helikopter und Fallschirmspringer schrie ben einen antiken Göttermythos in den Himmel über die Stadt. 2006 wurde das Stück „Leviathan“, ein Drama zwischen Mittelalter und Neuzeit, im We sentlichen vom schweren Gerät einer Panzergrena dierbrigade bestritten. Man sieht, Lepka scheut den Aufwand nicht. Begrifflichkeiten des Darwinismus. Hubert Lepka freilich ist jeder Größenwahn fern. Schon sein Auf treten ist zartgliedrig, kultiviert und ohne jede Spur jovialen Direktorengetues. Und wenn er erzählt, ist das ohne Korrekturen druckfähig. Dabei geht es um nicht Einfaches. Hubert Lepkas Faszination für Maschinen kommt aus seinem Wesen als Darwinist und dem eigentümlichen Weiterdenken des Darwi nismus, dieser Erklärung des Daseins, ins zunächst Unbelebte hinein: So wie in der Natur sich das in der Partnerwahl attraktivere Lebewesen durchsetzt, so setzt sich in der Konsumgesellschaft die attraktivere Ware durch – und lebt durch das Konsumiertwerden weiter. Das gilt so für Maschinen. Apodiktisch gese hen heißt das: Maschinen sind Lebewesen. Die Begrifflichkeiten des Darwinismus sind für Lepka auch bei der Erklärung des Schöpferischen und der Kunst insgesamt verwendbar. Er sagt: „Ich bin überzeugt, dass all die Schönheit und all die Komplexität, die unsere Welt derzeit ausmachen,
17.03.2008 18:31:10 Uhr
Stets dabei: die Maschine. Hubert Lepka im Hangar-7, an dessen Erรถffnung er kunstvoll beteiligt war.
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17.03.2008 18:31:25 Uhr
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THE RED BULLETIN
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durch einen einfach Algorithmus entstehen konnte, nämlich den der Kopie, der Variation und der Auswahl.“ Es gibt also keine originären Gedanken, sondern jeder Gedanke ist ein – darwinistisch pilotierter – veränderter Abkömmling eines schon vorher da gewesenen. Denken und Kunst, sagt Lepka, sind Kopiersysteme, so wie ein Biosystem ein solches ist. Also sind logisch auch Gedanken Lebewesen, ebenso wie Kunstwerke. „Das meiste, was an Kunst geschaffen wird, setzt sich nicht durch, es ist Müll, der nicht an die Oberfläche kommt. Ich selbst bin ein gutes Beispiel dafür: In meinem Kopf wird unendlich viel Müll, viel Makulatur produziert, bevor ein Kunstwerk auf die Welt kommt.“ Kommt es dann aber auf die Welt, hat es sich durchgesetzt im Kampf ums Dasein.
Taurus Rubens. Beim Theater der Flugzeuge stellte der Eurofighter den Göttervater Zeus dar.
BEST OF LEPKA
MENSCH UND MOTOREN
MASCHINEN CHOREOGRAPHIEREN. Das Monumentale ist bei den Aufführungen nicht Selbstzweck. Man kann vereinfachen: Spielt ein Kampfjet mit, braucht es eine gewisse Bühnengröße. Für Hubert Lepka ist das Monumentale nur die Voraussetzung, die den Raum für Theater schafft. „Am besten geht man mit der Größe ganz selbstverständlich um, damit nimmt man ihr das Spektakuläre. Meine Performances könnten noch größer werden. Aber es gibt keinen zwingenden Grund dazu.“
Ausgewählte Performances und Theaterstücke von Hubert Lepka seit 1989 nebst erkennbarer maschineller Konstante.
nenthriller, noch vor Torrèn-Zeiten, in dem nichtsdestotrotz 300 Tonnen historischer Eisenbahnfahrzeuge eine Rolle spielten.
1992 NEWTON. Bühnenstück für fünf Tänzer nebst Himmelfahrt eines Traktors. Mit Lärm.
1997 DER HALBE HORIZONT. Flugzeuge und Menschen am Himmel über Wr. Neustadt, wobei mit Stars nicht gegeizt wurde: Tornado, Saab Draken, Hawker Harrier u. a.
1998 108 EB – Kammermusik für 4 Motoren & Bedienungspersonal. Die Motoren waren musikalisch überfordert, das Stück umweltpolitisch unkorrekt, eine herrlich skandalöse Aufführung.
In Wahrheit war alles natürlich noch viel komplizierter.
2000 WILDNIS LUFT. Ein mysteriöser Luftunfall wird auf der AirPower 2000 in Zeltweg nacherzählt: Nach plötzlichem Druckabfall und Temperatursturz in der Kabine fliegt ein Jet voller gefrorener Toter (10.000 Meter Höhe!) stundenlang unkontrolliert über dem amerikanischen Kontinent.
ÜBER DIE ALPEN Eine Vorschau: Was am 11. April 2008 am Gletscher über Sölden zu erleben sein wird, ungefähr.
2003 TAURUS RUBENS. Mythologie am Salzburger Himmel. Mit Jets, Großraumflugzeugen und Helikoptern, richtigerweise genannt: „Theater für Flugzeuge“.
2006 MARS:2068. Raumschiffe, Landefähren, Science Fiction am Rettenbachgletscher. Naturgemäß erzählt mit schwerem Gerät.
1999 LEOPARDENFELL DER TRAKTORENDICHTE. Lepka und ein For-
2006 LEVIATHAN. Geschichte der Wa-
scherteam untersuchen, ob die Verbreitung der Traktortypen Massey Ferguson 35 und Steyr 28 in den sechziger Jahren derselben mathematischen Formel gehorchte wie die Verteilung der Flecken auf dem Leopardenfell.
chau in 60 dramatischen Minuten. Nicht nur die U. S. Army hat ein offenes Herz für Künstler. Hier spielten schwere Panzer des österreichischen Bundesheeres ein bombastisches Historientheater.
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HANNIBAL
BILDER: WOLFGANG KIRCHNER (3), ERNST LORENZI (2), JÜRGEN SKARWAN/RED BULL PHOTOFILES
1989 1161-PANZERKNACKER. Ein Büh-
Feuer und Eis. Das Schauspiel weiß durchaus zu imponieren.
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Bei diesem entspannten Umgang mit Größe ist es nur folgerichtig, dass Lepka Theater auch in kleinem Rahmen realisiert: Im Stück „Love Turn“ etwa fahren zwei Menschen im Auto durch die Nacht, die Zuschauer am Rücksitz werden Zeugen des Zerfalls einer Beziehung. Autoradio und Navigationssystem spielen dabei eine Rolle. Seit knapp über zehn Jahren arbeitet Lepka mit Red Bull zusammen: „Wir teilen die Leidenschaft, große Maschinen zu choreographieren.“ In dieser Dekade sind alle großen Arbeiten Lepkas entstanden, von „Der halbe Horizont“, einer Göttergeschichte am Himmel auf der Flugshow in Wiener Neustadt 1997, über „Wildnis Luft“ am Fliegerhorst Zeltweg 2000 bis zu „Taurus Rubens“ 2003 und „Hannibal“. Die vergangenen zehn Jahre sind heute für Lepka eine Expedition in neues Land. „Es geht mir nicht darum, noch weiteres Neuland zu gewinnen. Eher will ich dieses Land bestellen, in einen englischen Garten verwandeln, also: die Arbeit vertiefen, Sachen, die angerissen wurden, zu einer Blüte bringen.“ Neue Ideen sind in der Pipeline. Etwa die Gewinnung des Meeres als Theaterraum. Oder ein Projekt, das möglicherweise auf der Klangwolke Linz 2009 realisiert werden könnte und das mit Planeten, Monden und der Mondlandung zu tun hat. Und viel konkreter: eine Rennfahreroper in Luzern, in deren
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Mittelpunkt der Schweizer Formel-1-Pilot Joseph „Jo“ Siffert steht, 1971 tödlich verunglückt und daher tragische Heldenfigur. Die Lepka’sche Handschrift wird unter anderem an der Errichtung eines authentischen Rennstreckenteils zu erkennen sein. Landwirtschaft, endgültig. Schaut Hubert Lepka in seiner Biografie ganz weit nach vorne und in die angedachten Möglichkeiten hinein, sieht er sich als Landwirt. Den Landbesitz gibt es schon, noch wird er von anderen Bauern bewirtschaftet. Klingt nach zweitem großen Schwenk des Lebens, den ersten hat Lepka vollzogen, als er den Beruf des Juristen aufgab und in die Kunst wechselte. Jedoch: So ein großer Bruch wäre die Verbauerung nicht, sie würde – oder wird – nach besonderem Muster ablaufen. Nach Lepka-Muster: „Ich kann damit Landstriche verändern. Das hängt mit meinen Performances zusammen, die sich ja auch in Landstrichen abspielen und für einen Moment die Möglichkeit bieten, diese anders zu sehen, anders zu deuten.“ Dieses Prinzip will Lepka auf das von ihm bewirtschaftete Land umlegen. Aber eben nicht nur für die Zeit einer Aufführung, „sondern das wird dann 100 oder 200 Jahre Gültigkeit haben“. ♉
GLETSCHERSCHAUSPIEL Hannibal wird am 11. April gegen 19.30 Uhr (Abenddämmerung) am Rettenbachgletscher in Sölden (Ötztaler Alpen) über die Bühne gehen. Zwischen 5000 und 8000 Besucher werden erwartet. Die Tickets kosten 20 Euro (Stehplatz/Kinder und Jugendliche) bzw. 34 Euro (Stehplatz/Erwachsene) und 109 Euro (VIP Sölden Lounge). Infos und Kartenbestellung auf www.soelden.com
Hannibal, Verlauf einer Alpenquerung: 11. April 2008, Abenddämmerung, Rettenbachferner, www.soelden.com
Elefanten mit Schneeketten. In der künstlerischen Interpretation der Alpenüberquerung Hannibals bedient sich Hubert Lepka auch nicht ganz so geübter Darsteller. Die Pistenraupen etwa (in der Rolle der Elefanten) sind üblicherweise nur selten im ernsthaft kulturell geprägten Einsatz zu sehen.
Lonely at the top. Hannibal, sinnend.
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Gletscherquerung. Hannibal, einsam.
Aufsteiger. Tänzer auf einer Schneepyramide.
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ANGELA EITER
will besser klettern
als Angela Eiter. Das wird immer schwieriger: Der nächste Schritt in ihrer Karriere soll ein Sprung sein. TEXT STEFAN WAGNER BILD RAINER EDER
NAME Angela „Angy“ Eiter GEBURTSDATUM/-ORT 27. 1. 1986, Imst (Tirol) DISZIPLINEN Beim Bouldern sind in geringer Höhe nur wenige Züge zu absolvieren, beim Vorstieg muss innerhalb einer vorgegebenen Zeit (ab heuer nur noch acht Minuten) eine
ZWEI WELTEN. Wie es im Skilauf Slalom und Abfahrt gibt und in der Leichtathletik 100-Meter-Sprint und Marathon, gibt es im Klettern Bouldern und Vorstieg. Die wenigen, umso schwierigeren Griffkombinationen des Boulderns verlangen Entschlossenheit und Kraft, in einer langen Vorstiegsroute entscheiden Zähigkeit und Schlauheit. Angy Eiter war die dominierende Vorstiegskletterin der letzten Jahre. Sie sagt: „Eine Route ist wie ein Buch. Wer es am besten lesen kann, wer die Idee dahinter erkennt, hat gute Chancen zu gewinnen.“ Angy ist nicht die kräftigste – sie schafft kaum mehr als 15 Klimmzüge –, gilt aber als bedachteste Kletterin der Welt, die beste Schachspielerin der Wand, niemand denkt mehr Züge voraus. Und sie bereist die Vertikale, auch kein Nachteil, mit leichtem Gepäck: Nicht einmal 50 Kilo verteilen sich auf 154 Zentimeter Körpergröße.
bis zu 28 Klettermeter lange Route bewältigt werden. ERFOLGE 23 Weltcupsiege, Weltcup-Gesamtsiegerin 2004, ’05 und ’06, Weltmeisterin 2005 und ’07 (alles Vorstieg). 2003, ’04, ’05 und ’07 Gewinnerin des Rockmaster in Arco, Italien. Schwierigste Routen: Claudio Caffè (8c+, Arco 2007), Nobody is perfect (8c) und Bodybuilding (8c, beide: Bürs, Vorarlberg, 2007). BETREUUNG Tipps und Tricks holt sich Angy vom Tiroler Kletterurgestein Reinhold Scherer. Außerdem ist sie Schützling der Red Bull Athletes Special Projects. WEB
SPRINGEN. Anfang März, Vorbereitung auf die neue Saison, Training in der Kletterhalle unter der Tribüne des Innsbrucker Tivoli-Stadions: Angy hängt nur einen Meter über dem Boden, ist aber der einsamste Mensch der Welt: die Wange an die Kunstharzwand gepresst, den Körper verspreizt zwischen den bunten Kunststoffgriffen, an ihren Schläfen pulsieren Äderchen. Langsam löst sich die linke Hand vom Griff, tastet nach dem nächsten, zitternd hält die rechte allein das Körpergewicht, der Unterarm sieht aus wie ein Kabelstrang. Angys linker Arm streckt sich vor, die Finger tasten … ins Leere. Keine Chance. Ein, zwei Zentimeter fehlen auf den nächsten Griff, was freilich Zweck der Übung war. Denn: „Jetzt“, sagt Angys Trainer, „muasst springen.“ Angy hasst das: Springen in der Wand verlangt Maximalkraft, Explosivität und Risikobereitschaft. Intelligenz, Ausdauer, Wille zählen nichts, wenn es darum geht, vom einen millimetergroßen Vorsprung zum nächsten zu springen wie eine Gämse. Angy springt, rutscht ab, kracht auf die Matte am Fuß der Wand. „Cool“, sagt sie, rappelt sich auf, „probieren wir’s noch einmal.“
www.angelaeiter.com
SCHMERZ. Klettern in der Weltspitze hat mit Schmerz zu tun, auch wenn man nicht gerade abgestürzt ist. Kletterer tragen ihre Schuhe um zwei Nummern zu klein, um Halt und Gefühl an den millimetergroßen Griffen in der Wand zu optimieren – ihre Zehen sehen
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auch barfuß aus wie zur Faust geballt. Die Hände: Hornhaut an den Fingerkuppen, Risse und Schnitte, weißes Magnesiumpulver unter den Nägeln. Die fette Narbe zwischen Daumen und Zeigefinger von Angys linker Hand allerdings stammt von einem Brotmesser. Die Verletzung zog sie sich vergangenen September am Tag vor dem wichtigsten Einladungsturnier der Kletterwelt zu, dem Rockmaster am italienischen Gardasee. Sie klebte ein Tape über die klaffende Wunde und gewann den Wettkampf, „ich hab halt die Zähne zusammengebissen“. (Es war ihr vierter Sieg beim Rockmaster; einer fehlt noch auf den Rekord der Amerikanerin Lynn Hill.) Angys Physiotherapeut – Oliver Saringer von Red Bull Athletes Special Projects, unter anderen auch Betreuer von Lindsey Vonn – ist immer wieder erstaunt: „Bei der Angy kannst einedruck’n, wie du willst, die verziagt keine Miene.“ UNZUFRIEDEN. Angy Eiter wurde Ende Jänner 22, sie ist dreifache Weltcupsiegerin, zweimalige Weltmeisterin und weit davon entfernt, die beste Kletterin zu sein, die sie sein kann. (Sie sagt übrigens nicht: „Ich könnte noch viel besser sein“, sie sagt: „Ich kann so viel noch nicht.“) Sie beschäftigt sich so lustvoll mit ihren Schwächen, dass die Kluft zwischen der tatsächlichen Angy Eiter und der besten denkbaren Angy Eiter täglich kleiner wird. „Ich bin eine Perfektionistin“, sagt sie. „Ein Titel ist was Relatives, nur deine Leistung ist was Absolutes. Ich gehe an mein Klettern projektorientiert heran, nicht produktorientiert.“ Zum Beleg erzählt sie die Geschichte eines Weltcupbewerbs in Bulgarien. Dort konnte sie der Sieg nicht über die – ihrer Ansicht nach – magere Performance trösten. Sie verließ den Wettkampf schlecht gelaunt und versteht kaum, wenn das jemand nicht versteht. „Wie kann ich zufrieden sein, wenn ich nur durch die Fehler von anderen gewonnen habe?“ Angys Wettkampfsaison 2008 beginnt so richtig Ende Juni in Qinghai in China beim ersten WeltcupVorstiegsbewerb. Halbrichtig beginnt sie Mitte April in Hall in Tirol bei der ersten Station des BoulderWeltcups, den Angy im Vorjahr auf Gesamtplatz 33 beendete. Nicht auszuschließen, dass sie heuer einen Sprung schafft. ♉ BOULDER-WELTCUP 2008, ERSTE STATION: 18./19. APRIL 2008, HALL/TIROL, SALZLAGER, WWW.IFSC-CLIMBING.ORG
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Erfolgsstory. Niemand kann eine Kletterwand lesen wie Angy Eiter: „Eine Route“, sagt sie, „ist wie ein Buch.“
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SCHLIERENZAUER GOLDBERGER MORGENSTERN Von links nach rechts: Zukunft, Mitvergangenheit und Gegenwart des österreichischen Skispringens. Ein offenes Gespräch zwischen Weltmeistern (li., Mi.) und Weltcupsiegern (Mi., re.) über den Spaß am Gewinnen, die Freude am Tüfteln und die Herausforderung, als Gegner Freunde zu sein. TEXT CHRISTIAN SEILER BILDER KURT PINTER
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17.03.2008 18:33:23 Uhr
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Name Gregor Schlierenzauer Geburtsort/-datum Innsbruck, 7. Jänner 1990
ERFOLGE Wurde im Februar 2006 in Kranj Junioren-Weltmeister (Normalschanze). Im Dezember 2006 gewann er in Lillehammer sein erstes WeltcupSpringen, zehn weitere folgten (letzter Sieg am 16. März in Planica). Zum Team-WM-Titel 2007 kamen im Jänner 2008 der Führerschein und im Fe bruar 2008 zwei Titel bei der Skiflug-WM (Einzel/ Team). Schlierenzauers Manager ist sein Onkel
D
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rei junge Männer in Freizeitkleidung diskutieren angeregt über Spezialprobleme. Wie genau war der Wind im Probedurchgang für das Weltcupfinale auf der Flugschanze in Planica? Wie genau war er wann? Wann genau? Es geht nämlich darum, dass Thomas Morgenstern, 21, der strahlende Gewinner des Gesamtweltcups 2007/08, auf der Suche nach ein paar Metern ist, die er irgendwo verloren hat, ohne sich den Verlust genau erklären zu können. Da Andreas Goldberger, dreifacher Gesamtweltcupsieger und mit 35 Jahren Skifluglegende, persönlich auf der Schanze war, muss er jetzt Auskunft geben. Es lächelt Gregor Schlierenzauer, 18, der seine überhaupt allererste Skiflugwoche in Oberstorf mit dem Gewinn des Skiflug-Weltmeistertitels abgeschlossen hatte und sich auch in der Luft über Planica sehr wohl fühlt. Das Gespräch verläuft gut gelaunt, die drei Red Bull-Sportler legen sich in wechselnden Mehrheiten auf ihre Standpunkte und Einschätzungen zum Skisprungsport, zu Mut, Gefühl und Tüftelei fest. Nur eine Frage beantworten Andreas Goldberger und Thomas Morgenstern im Chor: wer ihre Lieblingsband ist. Die Toten Hosen! Ho, ho, ho!
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Red Bulletin: Wenn drei österreichische Sportidole
nebeneinander sitzen, drängt sich eine Frage auf: Habt ihr selbst noch Idole, oder glaubt ihr vor allem an euch selbst? Schlierenzauer: Ich habe nicht ein Idol, sondern gleich
mehrere. Raus mit der Sprache. Schlierenzauer:
Den Goldi. Den Morgi. (Gelächter.)
Glaubt ihr ihm das? Goldberger:
Ja. Er lügt nie. (Gelächter.)
Schlierenzauer: Okay. Dann sage ich halt: Janne Aho-
nen. Für alle guten Sportler, die schon viel erreicht haben. Beschränkt sich die Suche nach einem Idol auf die eigene Sportart? Oder sucht man manchmal auch an anderen Orten nach Vorbildern?
Ich interessiere mich vor allem für die Geschichten von Sportlern, die erfolgreich waren, es aber trotzdem geschafft haben, sie selbst zu bleiben.
Morgenstern:
Namen?
Roger Federer. Oder Michael Schumacher. Leute, von denen man sich was abschauen kann.
Morgenstern:
Was kannst du dir zum Beispiel von Roger Federer abschauen? Morgenstern:
Wie er Tennis spielt … (Gelächter.) Im
Markus Prock, der ehemalige Weltklasse-Rodler.
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Zum Abbusseln. Gregor Schlierenzauer (li.) und Thomas Morgenstern (re.) haben Respekt vor Andreas Goldberger, der auch ihre Karriere in gewisser Weise vorbereitet hat.
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Ernst: Der Roger kommt im Fernsehen so positiv rüber. Was für eine Freude er hat, auch nach dem fünfzehnten Grand-Slam-Titel: als ob’s der erste wär. Von ihm kann ich lernen, dass man immer mit Freude bei der Sache sein muss und sich nie ausruhen darf. So habe ich mir das auch vorgenommen. Oder der Goldi … Morgenstern:
Hast du dich in mehr als zehn Jahren als Skispringer tatsächlich nicht verändert? Goldberger: Verändern
tut man sich sicher. Das bringen allein Alter und Erfahrung mit sich. Aber es geht ja darum, sich positiv zu verändern. Das ist das Ziel.
Kann man, wenn man so erfolgreich ist wie du, überhaupt unverändert bleiben?
Man selbst bleibt vielleicht der Gleiche. Aber das Umfeld verändert sich. Die anderen gehen mit dir anders um. Das verändert dich natürlich indirekt auch wieder. Das Wichtigste bleibt aber in jeder Lebensphase: Dass du dich an deine Wurzeln erinnerst. Dass du weißt, wo du herkommst. Dass du die Gesetze des Erfolges kennenlernst und befolgst.
Goldberger:
Wie geht man mit Erfolg um?
Man darf ihn schon genießen. Aber man darf Demut und Bescheidenheit nicht verlernen. Nur dann kann der Erfolg auch langfristig sein. Schließlich gibt es auch ein Leben danach, es kann immer etwas passieren, und dafür ist nur der gewappnet, der mit beiden Beinen am Boden steht.
Goldberger:
Gregor, bei dir ist es besonders schnell gegangen. Du bist als Unbekannter in den Weltcup eingestiegen und hast von null auf hundert beschleunigt. Schwierig, damit im Kopf zurechtzukommen?
Ich kann dem Goldi nur zustimmen. Auch wenn du selbst dauernd herumtüftelst, um noch besser zu werden, prägend ist das Umfeld. Mein Rezept ist: Konzentration auf die Sache, um die’s geht. In meinem Fall: Skispringen.
Schlierenzauer:
Woran orientierst du dich außerhalb der Sportwelt, Andreas?
Wie ein steirischer Bua zum Gouverneur in Kalifornien geworden ist, das imponiert mir schon ganz brutal. Ein Phänomen, dieser Arnie.
Goldberger:
Die Saison 2007/08 war nicht zu toppen. Morgenstern Weltcupsieger, Schlierenzauer Skiflug-Weltmeister. Fühlt ihr euch eigentlich genügend anerkannt, etwa im Vergleich zu den Alpinen?
Wir wollen uns nicht mit anderen Sportarten vergleichen, sondern unseren Sport mit unseren Leistungen nach oben pushen. Skispringen ist halt nicht so ein Massensport wie Skifahren oder Fußball … Goldberger: Lass mich was sagen. Ich fahr gern Ski, und ich freu mich, wenn Unsere gewinnen. Aber Morgenstern:
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ERFOLG IST SCHÖN. Aber die BESCHEIDENHEIT darf man nicht VERLERNEN.
Was kann man von Andreas lernen?
Der Goldi war das Vorbild von jedem von uns. Er hat auch schon als Junger große Erfolge gehabt und ist trotzdem so geblieben, wie er ist. Goldberger: Wie denn? Morgenstern: Locker. Er hat seine Karriere als Erfahrung genommen.
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trotzdem ist es für mich eine Genugtuung, wenn der Morgi heuer die große Kugel holt – und die Skifahrer nicht. Das taugt mir. Eine kleine, eine winzige Schadenfreude kann ich mir nicht verkneifen. Wir wissen alle, dass die Skifahrer besser verdienen, aber zack, ist die sportliche Antwort da. Skispringer Erste, Skifahrer Zweite. Das ist mir doch lieber als umgekehrt. Wie würdest du, Andreas, einem Laien erklären, was Gregor Schlierenzauers besondere Qualitäten als Skispringer sind? Goldberger:
Er kann besonders gut Ski springen.
Name
Schlierenzauer: Danke.
Thomas Morgenstern
Danke.
Geburtsort/-datum
Goldberger: Er bringt erstens einmal alle körperlichen
Spittal an der Drau,
Voraussetzungen mit. Zweitens ist er ein akribischer Arbeiter. Er analysiert alles und verlässt sich nicht nur auf sein Gefühl. Er weiß, was er tut. Das ist für mich seine besondere Stärke.
30. Oktober 1986
Der Thomas wird vermutlich auch wissen, was er tut.
erstmals in der Ski-
Schon, schon. Aber der Thomas ist ein Entschlossener, der von Anfang an voll draufhält. Der Gregor tastet sich oft Schritt für Schritt ans Limit ran. Das hat’s beim Morgi nie gegeben. Der ist sicher der noch Extremere von den beiden. Der muss immer der Beste sein, ob’s der erste Trainingssprung ist oder der Wettkampf, und wenn er nachher mit einem Kollegen Tischfußball spielt, muss er auch gewinnen. Das ist der wichtigste Unterschied zwischen den beiden.
sprung-Weltklasse. Ein-
Stimmt das, Thomas?
nach Andreas Goldberger
Mhm. Ja … das war bei mir schon immer so. Dem Gefühl vertrauen und vorwärts.
den Gesamtweltcup (zehn
War es ein Triumph des Gefühls, dass es in dieser Saison so gut gelaufen ist?
2006 steht Morgenstern
Auf jeden Fall. Ein Sieg am Anfang, und du musst nicht mehr nachdenken, nichts mehr analysieren. Du stehst auf der Schanze und weißt: Du wirst am weitesten springen. Ein tolles Gefühl. Leider hält es nicht sehr lange an. Dann stehst du plötzlich vor dem Problem, dass du nicht weißt, was du anders machen sollst. Goldberger: Es gibt keinen Grund, sich Gedanken zu machen, warum’s gut läuft. Du kannst so einen Lauf auch zu Tode analysieren. Morgenstern: So ist es. Goldberger: Der Thomas hat über den ganzen Sommer hart gearbeitet, bis er am Anfang der Weltcupsaison dieses Gefühl entwickelt hatte. Das kommt nicht von ungefähr. Problematisch wird es, wenn’s zwei-, drei-
SP-RUNG 1) in der Aus
Goldberger:
Morgenstern:
Morgenstern:
Erfolge Morgenstern schnupperte in der Saison 2002/03
drucksvoll seine bisherige Ausbeute bei Weltmeisterschaften: Vier Mal holte er bereits Gold, drei Mal Bronze. In Turin wurde er 2006 Olympiasieger auf der Großschanze und im Team. Heuer holte er als erster Österreicher
Einzelsiege). Seit Sommer (Autokennzeichen bildung zum Polizisten. Sein Manager ist Edi Federer.
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Goldberger: Außerdem ist der Morgi zu Saisonbeginn unwiderstehlich gesprungen. Wenn du selbst gut springst und ein anderer hat Glück mit dem Wind und ist vor dir, das zipft dich an. Wenn einer saugut springt, dann akzeptiert man das. Schlierenzauer: Es war fair. Der Morgi war zu Saison beginn besser. Aber ich war auch gut, oft Zweiter oder Dritter und sehr froh, dass ich mich in meiner zweiten Saison so gut behaupten kann.
Im Skispringen spielt die Psychologie eine so entscheidende Rolle wie in kaum einer anderen Sportart. Wie haltet ihr’s mit dem Psychotraining? Goldberger: Ich hab sehr viel gemacht, aber kein the
Stürmer. Gregor Schlierenzauer (li.) und Thomas Morgenstern mit den Trikots der Salzburger Red Bulls für das Heimspiel gegen Austria Magna.
mal nicht so läuft. Dann kommen die anderen und reden dir eine schlechte Formkurve ein. Ist das beim Gregor anders? Goldberger: Ja. Bei ihm lief es gut, aber er hatte im mer wieder einen Dämpfer und musste Kleinigkeiten am System korrigieren. Einmal war was Körperliches, einmal lag’s am Material. Aber wir haben ja gesehen, was passiert, wenn er einen Lauf hat. (Klopft Schlie renzauer auf die Schulter.)
Wie muss man sich den Rausch des Seriensiegens vorstellen, Andreas?
Zuerst musst du wissen, dass du gut trainiert hast und dass das Material passt. Wenn du dann gleich Erfolg hast, musst du nichts korrigieren. Erfolg ist das beste mentale Training.
Goldberger:
Aber auch eure Betreuer schreiben Psychologie groß.
Wir haben einen Therapeuten in der Mannschaft, den Uhl Christian, mit dem ich im Jahr vor meinen Olympiasiegen zu arbeiten begonnen habe. Mit ihm rede ich zum Beispiel über das Pro blem, das der Goldi vorhin angesprochen hat, dass ich immer gewinnen will …
Morgenstern:
Ist das ein Problem?
Das war erst meine zweite Weltcup saison, also hatte ich nicht wirklich ein Problem damit.
Morgenstern: Es kann zu einem werden, wenn du dich selbst unter Druck zu setzen beginnst … Goldberger: … es bist ja schließlich du, der oben auf der Schanze steht und es beweisen will, dir, dir selbst. Da kannst du dich schon verkrampfen.
Ist er diplomatisch, oder meint er das so, Andreas?
Was hilft dagegen?
Es gibt keinen Spitzensportler, der nicht gern selber gewinnt … Schlierenzauer: … sagen wir so: Ich vergönn’s jedem, dass er gewinnt. Aber mir am meisten.
Morgenstern:
Gewinnen kann halt nur einer. Wie ist es für dich, Gregor, wenn dein Kollege Thomas Morgenstern so fulminant in die Saison startet? Gab dir das zu denken? Schlierenzauer:
Goldberger:
THERAPIE GEGEN DIE FORMKRISE? EIN Geiler, lässiger SPRUNG. 034-30-35_Helden_Morgenstern 34
rapeutisches Training. Wir hatten einen Psychologen im Team, der uns Dinge beibringen wollte, wo ich mir dachte: Was erzählt er mir da? Das sind doch Sachen, die ich daheim am Bauernhof ganz selbstverständ lich so gemacht habe. Ich hab schon sehr viel Psy chologie von zu Hause mitgebracht. Außerdem hab ich meine Einheiten Qigong gemacht. Aber das hab ich niemandem auf die Nase gebunden. Ich bin doch nicht blöd und sag meinen Gegnern, was bei mir gut funktioniert. Schlierenzauer: Ich als junger Springer sauge alles wie ein Schwamm auf, was mir weiterhelfen könnte, geistig oder körperlich. Was mir wirklich guttut oder nicht, wird sich aber erst in den nächsten Jahren her ausstellen. Wichtig ist, zuhören zu können. Morgenstern: Mir ist das Thema Psychologie sehr wichtig. Ich interessiere mich zum Beispiel für den Buddhismus, das Karma und so Sachen. Da lese ich viel und zieh mir die Sachen raus, die ich für mich brauchen kann.
Ein lässiger, geiler Sprung. Es ist das Einmalige im Skispringen, dass du mit einem perfekten Sprung in den Flow kommen kannst, der eine Siegesserie ausmacht. Ge nauso gut kann es dir aber passieren, dass du einen Sprung machst, bei dem du nicht genau weißt, war um er nicht gut war: Dann geht das Gefühl nach hin ten los. Du wirst unsicher, und das ganze perfekte System kommt durcheinander.
Schlierenzauer:
War es für dich ein Problem, Thomas, als du nach fünf Siegen in Folge einen Wettkampf nicht gewonnen hast? Morgenstern:
Sechs. Es waren sechs in Serie. sieben?
Goldberger: Nicht
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Sechs. Dann ein dritter Platz, dann der siebente Sieg.
Morgenstern:
Bitte um Nachsicht. Hast du dir zu diesem Zeitpunkt das Ziel gesteckt, den Weltcup zu gewinnen?
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gehst du ein. Schaut euch in Lahti einmal die Lang läufer an, was die reinfuttern. Das tut dir vom Zu schauen weh.
Morgenstern: Nein,
schon vor der Saison. Ich wusste, dass ich so weit bin.
Du findest also, dass wenig zu essen attraktiver ist, als viel zu essen. Eine Position, die in Österreich vermutlich nicht mehrheitsfähig ist.
War das Ziel in deinem Kopf oder laut ausgesprochen?
Schlierenzauer:
Laut und deutlich hat er’s gesagt. Beim Red Bull Air Race in Istanbul, ich kann mich genau erinnern.
Goldberger:
Goldberger:
Was hast du vor dieser Saison anders gemacht, Thomas?
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Gewohnheitssache. Natürlich hat es auch keinen Sinn zu hungern. Aber jeder Skispringer weiß, was sein Kör per braucht. Natürlich fliegt „leicht“ besser, aber das ist durch das Reglement ja beschränkt.
NAME Andreas Goldberger Geburtsort/-datum Ried im Innkreis,
Es lief alles ideal. Ich hatte keine Pro bleme. Keine Verletzungen, an die Schule musste ich auch nicht mehr denken … Schlierenzauer: Erinner mich nicht. Ihr seid jetzt alle bei 30 Grad im Urlaub – und ich muss zurück in die Schule. Morgenstern: Dann begann die Saison mit der Serie, dann wusste ich: Jetzt hab ich das Gewinnen auch gelernt.
Kann es für ehrgeizige Sportler nicht zum Zwang werden zu hungern?
29. November 1972
Goldberger: Das kann passieren. Schweres Thema. Da
Goldberger schrieb in den
beginnen natürlich die Krankheiten. Aber in Mann schaften wie unserer wird da allein schon durch die gute Betreuung vorgebeugt. Morgenstern: Außerdem wird ja der Body-MassIndex gemessen, und die Erfahrung zeigt, dass die meisten über dem Limit sind.
neunziger Jahren jene Er-
Ziel für die nächste Saison? Alle dreißig?
Wie genau müsst ihr darauf achten, was ihr esst, um nicht zuzunehmen?
und Armin Kogler) begon-
Du musst auf die Qualität schauen, nicht auf die Quantität. Der Spitzensportler braucht für sein Werkzeug, den Körper, Superbenzin.
holte 20 Weltcupsiege,
Was kochst du am besten, Gregor?
der letzte Österreicher,
Schlierenzauer: Eigentlich
alles. Goldberger: Es gibt viele Skispringer, die kochen kön nen. Weil so können sie ganz genau bestimmen, was sie für ihren Körper brauchen.
der Gesamtweltcupsieger
Letzte Frage: Ihr werdet im Meisterschaftsspiel Red Bull Salzburg gegen die Wiener Austria eine Halbzeit lang mitspielen. Auf welchen Positionen setzt euch Trainer Trapattoni ein?
Morgenstern bzw. Schlie-
Als Stürmer natürlich. Nach der Ver letzung von Zickler hat uns der Michael Streiter angerufen, ob wir einspringen können. Machen wir natürlich gern.
im Unternehmen seines
Morgenstern:
Jetzt, wo du’s sagst … Schlierenzauer: Aber ich hör dann auf. Goldberger: Da hören aber fünfzig andere auch auf, das sag ich dir. (Gelächter.) Morgenstern:
Wie muss ich mir das Wertesystem von Spitzensportlern vorstellen? Wie dominant ist der Sport? Wofür bleibt daneben Platz?
Als ich noch aktiv war, dachte ich, es gibt außer dem Sport überhaupt nichts, was wich tiger sein könnte. Als ich aufgehört hab, musste ich mich ein bisschen wundern, wie sehr ich mich da mals über einen dritten Platz ärgern konnte. Aber ich glaube, ein Spitzensportler muss so sein. Du musst 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr für deinen Sport leben.
Goldberger:
Kannst du abschalten, Gregor?
Ich muss zugeben, da tu ich mir schwer. Ich bin eben ein Tüftlertyp, der eher zehn mal analysiert als fünfmal. Und wenn ich eine Ruhe pause hab, sitz ich wahrscheinlich vor dem Computer und schau mir Sprünge an.
Schlierenzauer:
Mit welcher Musik entspannt ihr euch?
Goldberger:
Schlierenzauer:
ERFOLGE
folgsgeschichte fort, die vor ihm Andreas Felder und Ernst Vettori (und vor diesen Anton Innauer, Karl Schnabl, Hubert Neuper nen hatten. Goldberger gewann 12 Olympia- und WM-Medaillen und war
(1995/96) und SkiflugWeltmeister (1996) wurde, ehe dies heuer renzauer gelang. Goldberger arbeitet als Co-Kommentator des ORF und Managers Edi Federer.
Ziel? Morgenstern:
Gewinnen. ♉
FuSSball-Bundesliga: Red Bull Salzburg – FK Austria Magna, 19. April, Bullen-Arena, Wals-Siezenheim www.redbulls.com/Soccer/Salzburg
Die Toten Hosen! Dire Straits, Jack Johnson, alles, was eine schöne Melodie hat. Da frag ich nicht nach dem Namen, es dürfte sogar Britney Spears sein.
Morgenstern, Goldberger: Schlierenzauer:
Was kann dich sonst ablenken? Schlierenzauer: Wenn
ich koche, zum Beispiel.
Kochen? Skispringen und Essen ist ein ganz spezielles Thema. Nur Athleten, die auch leicht genug sind, haben Chancen … Goldberger:
Ich sag euch nur eines: Werdet nie Lang
läufer! Morgenstern: Wieso?
Da musst du so viel essen, das ist graus lich! Ich weiß es vom Wasalauf …
Goldberger:
… an dem du kürzlich teilgenommen hast. Platz 2284 auf der 90 Kilometer langen Strecke, Respekt. Goldberger:
… aber du musst so viel essen, sonst
035-30-35_Helden_Morgenstern 35
Gewichtsabnahme. Thomas Morgenstern, Andreas Goldberger und Gregor Schlierenzauer (von li.) auf der Waage mit Red Bulletin-Autor Christian Seiler.
17.03.2008 18:33:47 Uhr
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THE RED BULLETIN
HELDEN
APRIL 2008
MATTIAS EKSTRÖM
kocht
gern, will mit dem Motorrad den Backflip lernen und in der Rallye-WM aufs Stockerl fahren. Der zweifache DTM-Champion findet solche Hobbys ganz normal.
NAME Mattias „Eki“ Ekström GEBURTSTAG/-ORT 14. Juli 1978, Falun (Schweden) WOHNORT Salenstein (Schweiz) ERFOLGE DTM-Meister 2004, 2007, Vizemeister 2005, schwedischer Tourenwagen-Meister 1999, Laufsiege in der Gruppe N für seriennahe Autos bei der Schweden-Rallye und der Rallye Catalunya auf Mitsubishi Evo MATERIAL Audi A4 DTM HOBBYS Jetski, Quad, Kart, überhaupt draußen spielen WEB www.mattiasekstrom.com www.dtm.de
MAN NEHME … Das Wichtigste, sagt Mattias Ekström, 29, groß, blond, Schwede, strahlende Augen, sind die Zutaten. Die Garnelen müssen frisch sein, direkt vom Fischhändler. Das Gemüse vom Biobauern. Auch die Kräuter kauft er mittlerweile. Um sie im eigenen Garten zu pflanzen, fehlt die Zeit: Zwischen April und Oktober ist der Hausherr kaum daheim. Die DTM, kurz für Deutsche Tourenwagen Masters, gilt als härteste, schwierigste und technisch fortschrittlichste Tourenwagenserie der Welt. Das Reglement ist eng gestrickt, Winzigkeiten machen den Unterschied. Die Autos sind echte Rennautos, keine adaptierten Straßenautos, haben Achtzylindermotoren und 470 PS. Wie in jeder Serie mit Dach wird mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren, Rempler und Schubser gehören zum Programm. Erst wenn es die Kerle gar zu grob treiben (etwa: Mercedesse torpedieren im Rudel Audis und umgekehrt wie 2007 in Barcelona passiert), sieht sich die Organisation genötigt einzugreifen. Fahrer aus der F1, etwa Mika Häkkinen, Jean Alesi oder Heinz-Harald Frentzen, waren in der DTM stets nur Mitläufer. Der jüngste Neuzugang, ein gewisser Ralf Schumacher, wird heuer ebenso Spatzenfutter sein. „Völlig unmöglich, dass er heuer die Meisterschaft gewinnt“, sagt Ekström. „Ausgeschlossen.“ Wer, wenn nicht er, weiß, was er da sagt. Mattias ist kein Lauthals. Bloß hat er selbst vier Jahre für seinen ersten Titel gebraucht. Im Vorjahr hat er, nach einem spannenden letzten Rennen, nachgedoppelt. DTM-Autos sind spezielle Tiere, sie arbeiten ständig, sie rutschen, sie werkeln, sie brauchen Fahrer, die sich auf diese Eigenheiten einstellen können. Anders als in der F1, wo der am schnellsten ist, der
Deutsche Tourenwagen Masters. 470 PS, Audi gegen Mercedes, elf Rennen.
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das Auto am knappsten unterhalb der 100-ProzentMarke bewegen kann, ist in der DTM der vorn, der am leichtfüßigsten rund um die 100-Prozent-Marke turnt, einmal drüber, einmal drunter. Woher Mattias das kann? Er kann es, weil er immer schon alles können wollte. Falsch: gut können wollte. In seiner Jugend hat ihn die Mutter aus der Schule abgeholt, ist mit ihm zu einem zugefrorenen See gefahren, dort durfte der 15-Jährige mit dem Auto spielen. Danach gab es Abendessen und Hausaufgaben. Sein Vater war Rallyecrosser. So ein Umfeld hilft natürlich, erklärt aber auch noch nicht alles. Mattias’ Vorbild im Auto war die finnische Rallye-Legende Juha Kankkunen, „weil der immer so entspannt im Auto saß“. Auch Mattias ist kein Terrier im Auto. Auch bei ihm sieht Schnellsein leicht und entspannt aus. Bei einem Gastspiel in der Rallye-WM tobte er mit einem unterlegenen Škoda Fabia bis zu seinem Ausfall fröhlich in den Top Five herum. Beim nächsten Mal, wann immer das sein wird, möchte er aufs Stockerl fahren. Motorsport-Urgestein Jürgen Pippig, jahrelang bei Porsche an vorderster Front und derzeit Audi-Sport-Pressechef, hält Ekström für einen von drei Menschen weltweit, die sowohl im Rallyeauto als auch auf der Rennstrecke Weltklasse haben. (Die anderen beiden sind laut Pippig Walter Röhrl und Sébastien Loeb.) Ekström war im Audi-Kader für Le Mans und hat sich beim Race of Champions zweimal hintereinander gegen die besten Motorsportler aller Welten durchgesetzt. Das alles beschreibt freilich nur die eine Seite des vielsprachigen Schweden: Für Simon Reinberth, ein schwedisches Talent, fungiert er als Mentor und hat für ihn ein Rookie-Team aufgebaut. Später kann er sich eine Botschafterrolle für Langzeitpartner Audi oder Red Bull vorstellen: „Red Bull hat an mich geglaubt, als ich noch ein ungeschliffener Diamant war. Das macht die Beziehung so besonders.“ Außerdem ergeben sich daraus nette Synergieeffekte: Sein Kumpel Travis Pastrana soll ihm den Backflip beibringen. Bislang ist Ekström kaum als Biker aufgefallen. Ein Sprung in die Schnitzelgrube also, um sich geistig zu überwinden? „Schnitzelgrube nur am Anfang“, sagt er. „Dann will ich es schon richtig machen, mit Landung.“ Dazu lächelt er sein schwedisches Sommersonnenlächeln, und es wird klar: Der macht das echt. Und er wird es gut machen. ♉ 1. LAUF ZUR DTM-SAISON 2008: 13. APRIL, HOCKENHEIM WWW.DTM.COM
BILD: THOMAS MELZER/MSPB
TEXT WERNER JESSNER
17.03.2008 18:34:15 Uhr
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BILD: JÜRGEN TAP/HOCH ZWEI
Der Schweizer im Schweden. Er mag das Essen, Ordnung und Sauberkeit. Typisch schwedisch an ihm sind die Unterhosen, sagt er. Björn Borg, es gibt keine besseren.
17.03.2008 18:34:21 Uhr
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waxolutionists
heißt das
musikalische Dreigestirn aus Wien, das seine Beats aus erdig-analogen Zeiten ins digitale Jetzt transformiert und sogar André Heller glücklich macht. Text Simon Schreyer Bild Oliver gast
Name Andreas Zuza / DJ Zuzee Zur Person * 4. Juni 1975 Schlagfertiger Wiener mit
„Seavaaas!“ DJ Zuzee reißt sich endlich von der YouTube-Botschaft der Vamummtn los und reicht mir die Schaufel seiner Hand. Jetzt sind alle drei Waxolutionists anwesend, auch geistig. Wir gehen runter ins Buzzment Studio, das nach zwei Jahren Bauzeit alle Stücke spielt, die man sich als Musiker nur wünschen kann, und machen es uns in schwarzen Ledersofas gemütlich. Draußen sinkt die Nacht auf die futuristischen Wohnsilos von Wien-Liesing nieder.
öfter aufgelegt. Es war schön, wen zu haben, zu dem man aufblicken konnte. Er war Wiens Untergrund. Buzz: Er hat sich auch nur mit dem beschäftigt, was ihn interessiert hat. Deshalb gab’s bei ihm immer eine Art Garantie. Im Grunde machen wir’s ja genauso: Qualität siegt halt immer, und die Leute kommen mit der Zeit drauf. Irgendwann kommt alles zurück.
Mixtape-König von Wien.
Red Bulletin: Wie dürfen wir uns euren Erstkontakt mit
Die Moreaus (Funk-Formation mit Peter Kruder, Rodney Hunter, Sugar B und DJ DSL; Anm.) und die daraus entstandenen Labels G-Stone und Uptight waren die Wiege des Wiener Grooves. Schnittpunkte zu euch?
Hip-Hop vorstellen?
Zuzee: Den Leuten, die dabei waren bei den Moreaus,
Name
ist man ja oft über den Weg gelaufen in Wien. Deren Namen hat man auch auf Flyern gelesen. Jeder von ihnen war und ist eine Ikone und hat sich mit der Zeit in seine Richtung entwickelt. Das war schon damals deutlich absehbar. Buzz: Wobei uns das musikalisch gar nicht so geprägt hat, weil wir immer sehr auf die Turntables fixiert waren. Wenn man sich unser erstes Album anhört, das war das Ergebnis zweier Jahre, in denen wir zusammen gecuttet (zum Beat parallele Impulse einer zweiten Platte zugespielt; Anm.) und den ganzen Spaß mit einem Vierspurrecorder mitgeschnitten haben. Eine Herangehensweise, wie es sie wahrscheinlich nie mehr wieder geben wird.
Hochbegabt, hochge-
Beastie Boys und Skate-Videos, Anfang der Neunziger. Zuzee: Weiß gar nicht, aber sicher keine Skate-Videos! (Lacht.) Bei mir war’s in Thailand, der Erstkontakt, so richtig … Buzz: … mit einer thailändischen Hip-Hopperin, oder? Zuzee: Na geh! Die ersten Kassetten hab ich mir dort gekauft! Weil ich keinen Tau gehabt hab, was das war. LL Cool J, Prince, Public Enemy und so. Das war Ende der achtziger Jahre. (Stilles Nachsinnen in inneren Archiven.) Buzz: Hmm, unterbewusst haben wir, glaube ich, alle schon viel früher mit Hip-Hop zu tun gehabt. Mit acht hab ich von meinem Musikeronkel eine Breakdance-Platte geschenkt bekommen, weil ich damals breaken lernen wollte. „Breakmix“ hat die Platte geheißen, und der Onkel hat den Falco gekannt.
wachsen und hauchdünn,
Wer hat euch, abgesehen vom Onkel, geprägt?
wirkt der gebürtige
Zuzee: Auf
Vorarlberger wie ein
… Radiolegende, Labelbetreiber und Nachwuchsförderer, der im vergangenen November verstorben ist.
der Präsenz und Menschenkenntnis eines Peter Ustinov. Langjähriger
Christoph Böck / DJ Buzz Zur Person * 27. August 1976 Soundtechniker und Elektronik-Bastler. Optisch ein ewiger Lowrider, der in „Grand Theft Auto“ eine gute Figur abgeben würde. Name Felix Bergleiter / The Bionic Kid Zur Person * 5. April 1977
freundlicher Android.
Bionic Kid:
Er und der DJ DSL waren die Ersten, die uns zum Auflegen animiert haben. Buzz: Damals gab es die „Musicbox“ und Werners „FM4 Tribe Vibes“. Da bist du nicht drum rumgekom men, wenn du Zugriff auf diese Musik haben wolltest, plus die neuesten Informationen dazu. Bionic Kid: So um ’91, ’92 rum hab ich die „Musicbox“ entdeckt, rein zufällig, weil grad einfach Radio gehorcht … Und dann auf einmal die ärgste Stimmung, die ärgste Mucke, und du denkst dir: Oida, was ist denn das?! Cooler Hip-Hop, sauber gemixt, und kei ne Ahnung, wie das geht. Ich hab Werner in der Meierei (im Stadtpark, seit 2002 nur mehr legendäre Location; Anm.) kennengelernt, wo er seinen „Circulation“-Abend gehabt hat. Dort hab ich dann Zuzee:
Discografie The Smart Blip Experience Deck 8, 2000 Plastic People Emi/Automatique, 2002 RE:WAX Universal/Fabrique Records, 2003 Counterfight Universal, 2004 Web-Adresse www.waxos.com
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jeden Fall Werner Geier …
Wie kam das Album produktionsgeschichtlich zustande?
Na ja … keiner hat von irgendwas eine Ahnung, und los geht’s! (Lachen.) Bionic Kid: Jeder von uns hat extrem viel aufgelegt, und irgendwann haben wir beschlossen, unter dem Namen Waxolutionists ein Album zu machen. Ich hab da zum ersten Mal einen Vierspurrecorder in der Hand gehabt und bin enorm drauf reingekippt. Dann haben wir den Teuchtler (Schallplattenhandlung und Antiquariat in Wien; Anm.) entdeckt – das hat auch noch mal einiges an alten Scheiben gebracht. Im Grunde haben wir einfach herumgemördert. Buzz:
Wie hoch ist euer Anspruch an das technische Können eines DJs, an seine „Skills“?
(erregt): Na ja, Skills, Skills, Skills! Der Begriff sollte meiner Meinung nach nie und nimmer nur mit Hip-Hop in Verbindung gebracht werden. Generell: Was die geehrten Kollegen heute auflegetechnisch so bringen, ist eine Frechheit, ganz egal in welcher Musikrichtung! Viele können nicht mal die Basics, da sollte man schon mal ansetzen. Das ist mit jedem anderen Beruf vergleichbar. Es gibt Köche, die ha-
Zuzee
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Fastenbrechen. Als Vorbote des neuen Albums kommt im Frühling die Single „Feet Don’t Fail Me“.
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History
wegweisender Hip-Hop aus österreich Instrumentalmusik, kantige Charaktere und scharfe Zungen haben hierzulande Tradition: gute Gründe, warum sich Hip-Hop in den Alpen wohl fühlt. Hier eine kleine Selektion prägender heimischer Platten. 1995
1992
1998
1998
Austrian Flavor
Das Dampfende Ei
Aphrodelics
Total Chaos
Tribe Vibes Eine erste Selektion unwiderstehlicher Grooves und die Geburtsstunde hei mischen Hip-Hop-Outputs auf Vinyl.
Duck Squad Gut gehütetes Geheimnis der Anfangstage: Cutex, Skero und Milo setzen Standards.
BMG/Ariola Rodney Hunters amerikanisch rappende Schützlinge auf einem massiven Longplayer aus dem Hause Uptight.
Move Die zwei Tiroler aus dem wilden Westen und ihre erste LP: MC Manuva und DJ DBH in vollem Effekt.
Vol. 1
Naturwaach
2000
On the Rise
2001
WerWasWannWieWo
2002
2001
Various Artists
Blumentopf, Texta & TotalChaos
Urbs & Cutex
DJ DSL
SubEtage/Geco Hier ist der Kunde König. Es frittieren für Sie: die talentiertesten österreichischen Chill-Chefs.
Four Music Ein Joint Venture aus dem Dreieck München–Linz–Innsbruck.
Hong Kong Rec. Man muss Hip-Hop nicht unbedingt mögen, um diese Platte zu lieben!
G-Stone Jazzig und gut gelaunt: die Remix-Werkschau des meistrespektierten Hip-Hop-Discjockeys zwischen Wien und Hamburg. Ganz groß!
Fried Kutz
Kaleidoskop
2002
Breaks of Dawn
2002
2003
# 1
2004
Texta
Waxolutionists
Unison
Mieze Medusa & Tenderboy
Tonträger/Geco Das Quintett aus der Stahlstadt Linz bricht seit 2003 Sprachbarrieren – auf bislang sieben Alben.
Automatique Ein Meisterwerk mit mehrsprachigen Raps und ausgefeilten GrooveHörspielen.
Beattown Ein Flow mächtig wie die Donau. Shnek, DJ Crum und Whizz Vienna vom kleinen, feinen Beattown-Label.
!Records Wiens aktivste MC und Poetry Slammerin trifft genau zwischen die Ohren.
Blickwinkel
Plastic People
2004
Apollo Gold
Coiner’s Den Funky! 7"-Serie vom „High Spirits“Maestro.
Mooncircle/Supercity Die Soul-Samurais Manuva und DJ Szenario auf neuen Pfaden.
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Basslast Alltag Meets ...
2007
BTO Spider
Snake Break Attack
Break the Lock
Schlichtes Gold
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ben ein paar Gerichte ganz gut drauf, und dann gibt es Haubenköche. Damals zum Beispiel den DJ Buk, der legt ja heut auch noch auf. Bunt gemischter Stil, rough teilweise und sehr undergroundig. Buzz: Ich hab mich eine Zeitlang auf UndergroundHip-Hop spezialisiert, bin oft nach New York geflo gen, um Platten zu checken, die keiner hat, und hab auch viel Internet-Recherche betrieben, um zu schau en, welcher Artist von welcher Klassikerplatte dies und jenes gesampelt hat. Bionic Kid: Ich weiß noch, wie der Emodee (Chris Moderbacher, Waxos-Intimus und Mental-Crates-DJ; Anm.) ’97 oder ’98 mit einer Jigmasters-Nummer auf einem Mixtape aufgetaucht ist. Da haben wir aber alles niedergelegt! Und keine Sau kannte das damals. Der Zuzee hat wiederum wen gekannt, der den Stuff auf Whitelabel-Platten (inoffizielle Pressungen; Anm.) hatte. Das war, geschätzte zwei Jahre bevor es Jigmasters-LPs in den Läden gab und die quasi Allgemeingut geworden waren. Buzz: Das war unsere Motivation, dieser Wettkampf. Wir sind auch dauernd um die Häuser gezogen, aber konnten uns am nächsten Tag immer motivieren, um etwas weiterzukriegen. Es hat ja auch nichts Schöneres gegeben, als darauf zu warten, dass unsere erste Platte aus dem Presswerk kommt. So nervös waren wir überhaupt noch nie. Bionic Kid: Was auch nicht unwesentlich ist: Wir gehören noch zur letzten Generation von Producern, die ihr Handwerk zwangsläufig komplett analog angegangen sind: ohne Handy, Internet, Plug-ins und Sound Libraries. Analoge, erdige Zeiten: Da hat man mit dem, was man gehabt hat, das Maximum gemacht. Manchmal wünsche ich mir, wir hätten noch zwei, drei Jahre unter diesen beschränkten Voraussetzungen gearbeitet, weil es unsere Kreativität so gefordert hat. Diese bestimmte Art des Musik machens können die Kids von heute nicht mehr nachvollziehen. Wie auch!
bilder: Bubu Dujmic, juan Lafita
Wie habt ihr euch das Scratchen beigebracht? Buzz: Ich kann mich noch erinnern. Auf einem Video haben der Zuzee und ich einen Scratch gehört, aber nicht genau gesehen, wie’s funktioniert, also sind wir nach Deutschland gefahren in der Hoffnung, dass auf einem Contest jemand einen Scratch aufmacht. Wieder daheim in Wien, sind wir stundenlang am Telefon gehangen – so „Wart einmal kurz, hör mal: jetzt!“ – und haben uns gegenseitig die Cuts am Festnetz vorgespielt. „Woah, das hat sich genauso angehört! Wie hast du das gemacht?!“ So haben wir die Technik gelernt, und heute kaufen sich die Kids eine DVD vom Q-Bert (bekannter US-ScratchKünstler; Anm.). Es war damals verdammt mühsam, an die Informationsquellen zu gelangen. Andererseits: Wenn man, wie heute, auf alles zugreifen kann, verliert man auch leicht den Faden.
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Supercity Sound System. Die Waxolutionists sind auch Teil dieser fulminanten Liveband. Zuzee: Vor allem ist es heute ernster geworden. Buzz: Als ich noch bei den Eltern gewohnt hab, war mein Auftrag: aufwachen und mich in Boxershorts neun Stunden vor die Plattenspieler stellen. Das war das Einzige, an das ich hab denken müssen. Bionic Kid (trotzig): Ja, oder man hat einfach alles andere verdrängt. Oder vor lauter Plattenkaufen komplett aufs Essen vergessen und schnell einen Grieskoch gemacht – wie ein Süchtiger halt. Zuzee: Wir haben uns jahrelang gegenseitig durchgefüttert. Einmal waren die Burschen bei mir, dann waren wir alle wieder beim Felix, Nudeln mit Salz und Butter essen. Bionic Kid: Hauptsache, einer hat neue Platten mitgehabt!
Und wer von euch brachte die Idee zum André-HellerRemix mit? Buzz: Wir waren damals beim gleichen Label. Der A & R-Manager meinte, die Nummer „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“ wäre noch zum Remix frei, ein Stück, das ich seit meiner Kindheit kenne. Wir haben natürlich zugesagt, aber wussten dann ewig nicht, wie wir anfangen sollten. Die Lösung war improvisiert: Wir haben ein Sprachwiedergabeprogramm den Text sprechen lassen. Im Endeffekt haben wir ganze drei Wochen daran rumgeschnipselt! Viele Wörter konnte der Computer nämlich gar nicht aussprechen. „Hasardeur“ etwa mussten wir aus einzelnen Millisekunden der Wörter „Hase“, „Eule“ usw. zusammensetzen. Die nächste Herausforderung war, die monotone Computerstimme so zum Grooven zu bringen, bis wir alle damit zufrieden waren. Die Universal-Leute waren natürlich entsetzt und wollten Heller den Remix erst gar nicht vorspielen. Ihm selbst hat’s dann aber voll getaugt, weil er es künstlerisch gesehen hat: ein durch und durch persönlicher Text, von einer unpersönlichen Maschine gesprochen! Bionic Kid: Am Schluss war es cool, nerdig, leiwand und passte zu uns. ♉
Auf Ohrenhöhe. Die Red Bull Music Academy bietet alljährlich 60 talentierten Musikern und DJs aus aller Welt die Möglichkeit, zwei Wochen lang von den Größten ihrer Zunft zu lernen. Zum zehnjährigen Jubiläum baut die Academy ihr Hauptquartier heuer in Barcelona auf. Wer dabei sein will, schickt eine CD mit DJMix oder eigenen Songs. DJ Zuzee (Bild oben) war im Jahr 2003 im südafrikanischen Kapstadt dabei: „Dort unterrichteten Kapazunder wie A-Trak und Amp Fiddler, trotzdem hatte es den angenehmen Charakter eines Workshops.“ Alle Infos, alle Details (auch zur Bewerbung für die Teilnahme) auf www. redbullmusicacademy.com
Red Bull Music Academy Session: 5. April 2008, Li+Do, Linz, 12. April, P.M.K., Innsbruck, 19. April, Semper Depot, Wien, ebenfalls 19. April, Postgarage, Graz
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17.03.2008 18:36:30 Uhr
Logoh Livingstone ist zwanzig und will als FuĂ&#x;ballprofi den Sprung nach Europa schaffen. Die Red Bull Soccer Academy in Ghana ist sein Sprungbrett.
Logoh Livingstone text Robert Sperl bilder Philipp Horak
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17.03.2008 18:37:32 Uhr
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35 Grad ohne Schatten. Logoh Livingstone trainiert zweimal t채glich, mit kleinen Duschen zwischendurch.
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17.03.2008 18:37:36 Uhr
Abendessen. Viele Spieler kommen aus so armen Verhältnissen, dass sie sich erst an drei Mahlzeiten täglich gewöhnen müssen.
tsew Street ist eine staubige Adresse am Stadtrand von Accra, der Hauptstadt von Ghana. Offene Abwasserkanäle, Hütten aus unverputzten Ziegeln und Brettern, kleine Marktstände und öffentliche Toi letten, an die Außenseite der Häuser geklebt wie Schwalbennester. Gekocht wird im Freien auf einem Platz dazwi schen, auf offenem Feuer, wo Hunde und Kinder zwischen Schutt und Rei sigbündeln spielen. In der Luft hängt der Geruch von fettem Rauch. Hier spielt Logoh Livingstone zum ers ten Mal Fußball, als Dreijähriger, barfuß, und von da an jeden Tag. Nichts kann Logoh und seine Freunde stören, weder Schulpflicht noch Regen. Kommt eines der seltenen Autos vorbei, spritzen die Buben aus einander, gleich die Verwirrung nutzend, um dem Match eine Wendung zu geben. Als Logoh älter wird, wechselt die Bande auf den freien Platz am Ende der Straße. Dort stehen damals wie heute zwei schiefe Tore. Die braunrote Erde, sandig und knöchelhoch, kühlt niemals aus: Ein Match folgt auf das andere. Am häufigsten wird fünf gegen fünf gespielt, und
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wer bis zum Abend die meisten Goals schießt, ist eine Nacht lang König der Otsew Street. Auf diesem Fußballplatz gastiert nur die Promi nenz: Real, Bayern, Juventus, AC Milan. Logoh spielt immer für Manchester United, und sein robustes Tack ling macht ihn bald zum begehrten Abwehrspieler. Ei ner von Logohs ehemaligen Mitspielern ist Emanuel, wegen seiner Finten ehrfürchtig Mister Emma geru fen. Gleich alt wie Logoh, spielt er bald bei den Accra Hearts of Oak, einer der besten Mannschaften in Gha na, 19-facher Meister. Auch Logoh bringt spätestens mit 13, 14 diesen einen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf: Fußballprofi sein, im Nationalteam spielen wie sein Vorbild, der Senegalese Patrice Evra von ManU, den Sprung schaffen, in der Champions League spie len. Bereits nach dem ersten Blick auf einen Globus weiß Logoh: Sein Paradies liegt oben, in Europa. Wenn man wie Logoh mit fünf Brüdern aufwächst, den Vater früh verliert, die Mutter als Gemüsehänd lerin die Familie durchbringen muss, verlassen einen solche Träume nicht. Logoh schreibt sich bei einem kleinen Klub ein, wechselt zu Sportsnet Accra in die dritte Leistungsstufe (hinter Premier League und ers ter Liga). Dann erfolgt das Probetraining für die Red Bull Soccer Academy, im Herbst 2007, und seitdem
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Abwechslung. Damit es nicht fad wird, wechseln Training, Unterricht und kleine Feste – oben links Vortänzer Lukman Issahaku – einander ab.
ist er rechter Abwehrspieler im U23-Akademieteam. Dieses steigt im April in die Meisterschaft der zweiten Liga ein, Ziel ist der Aufstieg. Damit kommt Logoh seinem Idol einen Schritt näher: In der Akademie gibt es einen Fernseher, und wenn die Champions League läuft, hockt Logoh davor. Kaum hat die Kamera Evra eingefangen, schreit Logoh auf, so laut, dass Evra sicher die Gänsehaut den Rücken hinunterläuft. FuSSballdorf. Der Hinweis „Red Bull Soccer Academy“ an der Zollhütte in Sogakope ist klein, weist aber präzise nach links. Das Schild hängt hier, weil Akademiemanager Siegfried Bahner Afrika-Erfahrung hat. Eine offizielle Genehmigung hätte gedauert, doch Sigi spielt manchmal für einen Polizeioffi zier Chauffeur, das kürzt manche Dienstwege ab. Wir verlassen die asphaltierte Hauptstraße auf halbem Weg zwischen Accra und der Hauptstadt des Nachbarstaats Togo, Lomé, und rumpeln über eine rostrote Erdpiste voller Schlaglöcher, kaum breiter als unser Geländewagen. Es geht durch die Ortschaft, vorbei an Häusern, Hütten, Geschäften, einem kleinen Hospital. Dann werden die Behausungen einfacher, heben sich kaum ab von der Steppenlandschaft, durch die sich die Straße müht. Hier wohnen Fischer:
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Der Volta, Ghanas größter Fluss, ist nicht weit. Nach zehn Minuten taucht das Akademiegelände auf. Ein Security-Mann öffnet das Tor im Drahtzaun und über gibt an zwei Hunde, deren Winseln vermuten lässt, dass sie bestenfalls im Nebenerwerb bewachen. Die Akademie: eine Siedlung, bestehend aus einem Dutzend flacher Wohnhäuser mit Veranda, weiß getüncht, gruppiert entlang gepflegter Kieswege. Im gleichen Stil finden sich Büros, Speisesaal, Wäscherei, Generator, Wasseraufbereitungsanlage. Afrikanisch wirken nur einige summer huts, offene Hütten mit einem Stanitzeldach aus Stroh. In einer Hütte flimmert es: Im Fernseher läuft ein Fußballspiel. Daneben der Fußballplatz, graslos-staubig, aber „im Vergleich zu Plätzen der Umgebung Klein-Wembley“, sagt Sigi Bahner. Doch die zweite Ausbaustufe ist in wenigen Wochen abgeschlossen. Dann wird es zwei weitere Fußballfelder geben, dazu ein Halbfeld für das Torhütertraining, alle mit Kunstrasen belegt. Kunstrasen deshalb, weil natürliches Gras Halm für Halm gepflanzt werden müsste: Die Ameisen fressen das Saatgut schneller auf, als es gesät werden kann.
Red Bull Soccer Academy Ghana Die Fußball-Akademie liegt in Sogakope, 130 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Accra. Die Spieler der im Endausbau vier Mannschaften (U23/U19/U16/U14) wohnen vor Ort und bekommen je nach Alter speziellen Schulunterricht bzw. Fortbildung (EDV, Sprachen). Die Spieler der U19 und U23 sind Profis mit einer Monatsgage von etwa 30 Euro. Zum Vergleich: Durchschnittsspieler in der obersten Liga in Ghana verdienen monatlich etwa 100 Euro.
Afrika ist anders. Obwohl ein Bayer aus Bad Tölz, ist Akademiechef Bahner vertraut mit afrikanischen
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nächste schritte Die Red Bulls New York betreiben spezielle Nachwuchsförderung: 2008 werden dabei 22.000 Kinder in Development Schools bzw. Summer Camps erreicht. Die Akademie selbst operiert an fünf Orten rund um das Teamhauptquartier in Secaucus, New Jersey. Sehr intensiv ist dabei die Zusammenarbeit mit lokalen Klubs. In Vinhedo bei São Paulo entsteht eine Akademie, deren erste Mannschaft heuer in die 4. Liga der brasilianischen Meisterschaft einsteigt. Geplant ist ein Stadion inklusive Nebengebäuden, wobei eng mit der Region kooperiert wird. Auch die Schule der Akademie wird öffentlich betrieben. Prominent der Cheftrainer: Paulo Sérgio, 1994 Weltmeister und lange Legionär in Deutschland (Bayern!).
Helden
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Verhältnissen. Nach Engagements in Bosnien, Serbien, Slowenien und Indien hat der A-Lizenz-Fußballtrainer vier Jahre in Nigeria und Ghana gearbeitet, mit Shooting Stars 3SC, King Faisal Accra und Accra Hearts of Oak, Klubs der obersten Ligen. Meister war Bahner nie, aber stets knapp dran. Er hat Spieler in Nationalmannschaften gebracht, ist bekannt geworden, hat viel gelernt. Etwa, dass Altersangaben von Spielern mit Vorsicht zu genießen sind (deshalb ist manche afrikanische Nachwuchself so gut). Und dass es nicht reicht, besser zu sein, wenn du keinen guten Tschutschu hast, wie Voodoo hier heißt. Wehe, die Gegner haben heimlich in deinem Stadion eine tote Kuh vergraben: Dann kannst du den Zauber nur mit Eiern und Zitronen bekämpfen, die dein Medizin mann im richtigen Moment einsetzt. Seit Herbst 2007 leitet Bahner die Akademie in Sogakope. Red Bull hat sie von einem Kärntner übernommen, dessen Pläne Pläne geblieben waren. In den letzten Monaten hat Red Bull nicht nur die Infrastruktur nahezu fertig gestellt: Es gibt auch eine Schule. Diese wird bis Herbst von Lehrern betrieben, die Red Bull engagiert, dann bekommt sie Öffent lichkeitsrecht und wird vom Staat finanziert. Zum Schulfest anlässlich des Unabhängigkeitstages war man bereits eingeladen, ein beklatschter Auftritt.
A
b sofort steigt die Akademie mit zwei Teams (U23/U19) in die Meisterschaft ein: die U23 in der zweiten Liga (dritte Leistungsstufe), die U19 in der dritten Liga. Bahner will in die Premier League kommen, doch das wichtigere Ziel ist die Etablierung der Akademie als Fixpunkt in Westafrika. In wenigen Mona ten gibt es weitere Nachwuchsmannschaften (U14/ U16), die in Freundschaftsspielen bestehen müssen (für diese Altersgruppen gibt es keine Meisterschaft). Dabei, so die Idee, begegnet man anderen Talenten, die man vielleicht für die Akademie verpflichten will. Einige seiner Spieler wären bereits jetzt reif für die zweite Mannschaft von Red Bull Salzburg, die in der Red Zac Liga spielt, sagt Bahner, ohne zusätzliche technische und taktische Ausbildung. Auf Letztere legt man in Sogakope viel Wert, was sich im professionellen Team widerspiegelt. Der Coach der U23-Mannschaft, Piouhiri Webonga aus Burkina Faso, war dort U17-Nationaltrainer. Das U19-Team wird vom Deutschen Daniel Heidemann betreut. Die Assistenten sind frühere ghanaische Nationalspieler. Der Direktor der Akademie-Schule und Konditionstrainer Yankson Gilbert Kwesi hält ein Uni-Diplom in Physical Instruction und ist ein Sprachtalent: Der Ghanaer beherrscht neben Englisch und Französisch 15 Einheimischensprachen. Zweimal täglich Training. Tagwache sechs Uhr, Trainingsbeginn 6.15 Uhr: Was europäische Profis mit Revolution quittieren würden, ist für Logoh und seine Freunde normal. Raus aus den Moskitonetzen,
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17.03.2008 18:38:32 Uhr
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Bild: imago
Afrikas FuSSball ist athletisch, konsequent, laufstark und trickreich.
Felix Adjei (U19) beim Eckball. Zur Vorbereitung werden Gästeteams in die Akademie eingeladen â&#x20AC;&#x201C; und bislang durchwegs besiegt.
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Professionell. Das Training (oben U19-Coach Daniel Heidemann, li., mit Akademie-Manager Sigi Bahner) leitet ein internationales Team.
Körperpflege, raus aufs Spielfeld: Um diese Zeit ist die Temperatur noch angenehm, die tagsüber auffrischende Brise schläft noch. (Weniger lustig das Training am Nachmittag: Dann treibt der Wind mannshohe Staubfahnen vor sich her. Wer von der falschen Seite her zuschaut, knirscht mit den Zähnen.) Koordinationsübungen, Sprints, Ballstafetten: Das Programm dauert eineinhalb Stunden und schaut aus wie überall in der Fußballwelt. Auch sonst ist alles normal: U23-Coach Webonga etwa, ein ruhiger Typ, der in einer Melange aus Französisch und Englisch kommuniziert, verwandelt sich auf dem Feld in ein schreiendes Rumpelstilzchen. Logoh ist’s recht: Er schenkt sich im Training nix, deshalb braucht er im Match nicht auf Geschenke der Gegner zu warten. Der Spielstil der Akademie? Laufstark: Rennen bis zur letzten Minute, und das in einem Tempo, das klassischem Konterspiel keine Chance lässt – egal, wie schnell der Angriff vorgetragen wird, die Verteidigung hat sich längst formiert. Athletisch: Zweikämpfe werden konsequent ausgefochten, aber mit Respekt – jeder weiß, wie Hinfallen auf dem graslosen Boden schmerzt. Diszipliniert: Raumaufteilung und Spiel aufbau noch nicht ganz europäisch, aber taktisch bereits gediegen. Trickreich: Logoh und seine Kamera-
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den zeigen auf diesem holprigen Boden Erstaunliches. Frühstück gibt es nach der ersten Trainingseinheit, dann geht’s in die Schule: Den jüngeren Spielern wird Grundschulwissen vermittelt. Logoh hat die Pflicht schon hinter sich, seine Kür sind EDV und Sprach unterricht – wenn Tschämpions Lieg, dann perfekt. Nach Mittagessen und Pause – bei 35 Grad ist Training keine Hetz – folgt am Nachmittag die zweite Trainingseinheit des Tages. Oder ein Match: Es wird gegeneinander gespielt, oder Sigi Bahner engagiert Testgegner. Vor allem um taktische Feinheiten zu üben, so U19-Coach Daniel Heidemann: „Eine unserer Devisen ist: Schaffe ständig neue Situationen. Die Burschen müssen lernen, schnell zu reagieren. Das erreicht man am besten, wenn sie gegen möglichst viele unterschiedliche Teams antreten.“ Der blick aufs ganze. 6000 Kilometer Luftlinie von Bahner entfernt, in der Bullen-Arena in Salzburg, sitzt Heinz Hochhauser an seinem Schreibtisch. Von seinem Büro aus sieht der Fußball-Sportdirektor von Red Bull eine der vier Cornerfahnen unten auf dem Spielfeld. Was er von hier aus nicht sieht, das sind die Alltagsprobleme, mit denen sich Sigi Bahner in Ghana herumschlagen muss. Etwa, dass die abergläubischen
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Wer tagsüber die meisten Tore schoss, war eine Nacht König der otsew Street.
Bild: Felix roittner/gepa pictures
Heute in der Otsew Street. Logoh Livingstone mit seinen Freunden – und im Match zeigte sich: Das Zusammenspiel klappt noch immer.
Bauarbeiter sich weigern, den heiligen Baobab-Baum zu schlägern, weil er dem Kunstrasenfeld im Weg ist. Was Hochhauser, der in Österreich zweieinhalb Fußballakademien aufgebaut hat (Linz, Wels, halb Ried), jedoch erkennen kann, sind die Chancen, die sich bieten. Wenn eine Akademie installieren, dann dort, wo du die besten Möglichkeiten vorfindest, sagt Hochhauser: „Das macht die Wirtschaft nicht anders.“ Darum nicht nur eine Akademie in Salzburg und eine in New York, sondern bald auch eine in Brasilien und eben die in Westafrika. Die Frage „Warum Ghana?“ beantwortet Hochhauser so: ein politisch stabiles Land, englischsprachig (das macht vieles ein facher) und fußballnarrisch (plus erfolgreich: viermal Sieger im Afrika Cup!). Außerdem liegt Ghana inmitten anderer fußballverrückter Länder, deren Talenten die Akademie ebenfalls offenstehen soll. Als die drei Säulen des Akademie-Lehrplans nennt Hochhauser die Entwicklung von Skills und Technik, Schnelligkeit und Beweglichkeit sowie der Persönlichkeit. Dazu kommt als wesentliche Aufgabe der Akademie das Scouting, die Talentsuche, die im Fall von Ghana auch in den umliegenden Staaten stattfinden soll. Das System wird fünf Jahre brauchen, bis es klaglos funktioniert, „etwas anderes zu behaupten
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wäre Scharlatanerie“, sagt Hochhauser, der Erfolg so definiert: Spieler entwickeln, die man ruhigen Gewissens nach Europa und in die USA schicken kann, zu den zwei Red Bull-Klubs in Salzburg und New York. Kein Ziel ist eine Top-Platzierung in der ghanaischen Meisterschaft, wohl aber, allen Absolventen der Akademie eine solide schulische Ausbildung mit auf den Weg zu geben. Alles in allem der klassische Ansatz, wie Red Bull sein Engagement im Sport sieht: jungen Talenten die Möglichkeit zu geben, ihre Chancen maximal zu nützen. Bloß: Nützen müssen sie diese selber, sagt Hochhauser. Und auch wenn er sich damit ein wenig unter Druck setzt, fügt er noch etwas hinzu: „Im Sommer kommt der erste Spieler aus Ghana in unsere zweite Salzburger Mannschaft.“ Unterschrift für die Zukunft. In Ghana ist noch jemand interessiert, dass Logoh Livingstones Kar riere voranschreitet: Felix Nyabe, sein Manager. Vier Spieler hat Felix unter Vertrag, erzählt er. Logoh ist der talentierteste, nicht nur ein exzellenter Spieler, sondern auch a good boy, very humble, you know? Traurig schaut Felix dabei hinunter auf seine neuen Schuhe. Das schwarze Rauleder harmoniert nicht mit dem Staub der Otsew Street, aber vielleicht steht
Wo’s schon läuft In Salzburg ist die fußbal lerische Struktur der Aka demie bereits aktiv: 200 Kinder in 14 Mannschaf ten spielen ab U6 bereits im zweiten Jahr Meister schaft. Was die Baulich keiten auf dem Gelände der ehemaligen Trabrenn bahn betrifft (Internat und Trainingsanlagen), sind die Planungen ab geschlossen. Was noch fehlt, ist eine politische Entscheidung.
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Helden
the red bulletin
Felix schon bald im Nationalstadion, wo es Teppiche gibt in der VIP-Lounge, und schaut Logoh zu, wie der für Ghanas Nationalteam kickt. Felix hat es seit heute, dank eines Vertrages mit dem Vertreter der Akademie Yankson Gilbert Kwesi, schriftlich: Schafft es Logoh in die Premier League von Ghana, zu Red Bull Salzburg oder spielt er gar für ein europäisches Top-Team, sprudeln die Cedis (Währung Ghanas; Anm.). Vor der Unterschrift stellt Felix deshalb viele Fragen, Yankson antwortet geduldig. Bei Logoh geht’s deutlich schneller: Er behält die Stöpsel seines MP3-Players im Ohr, wie sie alle so
FEBRUAR 2008
dasitzen im Hof des libanesischen Restaurants neben Logohs erstem Fußballplatz. Als Kind war Logoh nur hier, um abgerissene Flanken zurückzuholen. Jetzt trinkt er Malzbier und wartet, bis die Formalitäten erledigt sind. Das Schönste kommt nämlich erst, ein Match mit seinen alten Freunden. In der Red Bull Soccer Academy wird sechs Tage die Woche trainiert, also ist es wahrscheinlich für längere Zeit das letzte Mal, dass Logoh seine Kumpels sieht. Die kicken weiter für Real, Bayern, Juventus und den AC Milan. ♉ Meisterschaftsstart der Red Bull Soccer Academy Ghana: April 2008, www.redbulls.com
Interview
weiten Aufwands könnte man den Ein
haben, auch Fußball zu spielen. Ab dem Moment, wo wir uns für eine Sportart engagieren, besteht eine hohe Erwar tungshaltung. Das heißt, wir können, in Österreich beginnend, ein globales Fuß ballprojekt aufbauen, sind aber gleichzeitig gezwungen, aufgrund dieser Erwartungs haltung auch daheim rasch Erfolg zu ha ben. Tatsache ist auch, dass wir als Ener gy Drink, der „Flügel verleiht“, nicht am Ende einer Tabelle herumkrebsen können. Die Salzburger Austria war praktisch kon kursreif, hat gegen den Abstieg gekämpft, das war das Einstiegsszenario. Ideal wäre eine gesunde mittelfristige Aufbauzeit im Augenmaß von zwei, drei Jahren gewe sen, aber die gibt man uns eben nicht. Das heißt, wir waren gezwungen, und sind es in gewissem Maß heute noch, mit einer erwachsenen, professionellen Mann schaft, die natürlich mehr aus erfahrenen Spielern und Zukäufen besteht als aus eigenen Nachwuchsspielern, sofort Erfol ge zu haben. Parallel dazu findet eine per manente Verjüngung der Mannschaft statt. Damit sind wir im ersten Jahr Vizemeister geworden, im zweiten Jahr Meister und sollten heuer wieder Meister werden.
druck bekommen, ihr wolltet den Fußball
Wirklich?
neu erfinden.
Ich denke, schon. Diesen „Druck“ machen wir uns ganz automatisch, wenn wir uns mit etwas auseinandersetzen und Ziele
„Es macht eindeutig immer mehr spass“ Dietrich Mateschitz im Gespräch mit dem Red Bulletin über den globalen Ansatz, der hinter dem komplexen Engagement von Red Bull in Sachen Fußball steckt.
steht man recht schnell auf der Seife.
nem Klub oder einem Team überlassen, ist es zwangsläufig notwendig, dass ich diese unternehmenspolitischen Entschei dungen selber mittrage und mit zu verant worten bereit bin.
Dietrich Mateschitz: Nicht ich lasse mich
Aber in der Öffentlichkeit sieht man Sie
auf Fußball ein, sondern das Unterneh men Red Bull tut es. Drum brauchen wir nicht einmal einen Präsidenten für unseren Fußballklub, weil sich da absolut niemand profilieren muss. Unsere Pas sion für Sport und Jugend ist zugleich auch unsere Geschäftsidee, alles hat seine marketingmäßige Rechtfertigung … Deshalb spielen wir Eishockey, fahren wir Formel 1 und springen wir von Hochhäu sern. Und wenn die Roten Bullen Fußball spielen und das einen zweistelligen Millionenbetrag kostet, dann braucht es entsprechenden Return on Investment in Form von Öffentlichkeitswirkung für die Marke, aber das alles hat nichts mit mei ner persönlichen Befindlichkeit zu tun.
trotzdem in einer ähnlichen Rolle wie
RED BULLETIN: Wie geht’s Ihnen mit Fußball? Wer sich auf diesen Sport einlässt, muss ja damit rechnen, vorgeführt zu werden. Wenn man da kein ausgewiesener Fan ist,
Sie lehnen sich aber so weit hinaus, dass Sie ganz automatisch mit dem Fußball projekt identifiziert werden …
Es geht nicht anders. Da ich nun mal Ge schäftsführer von Red Bull bin und jedes Projekt freigebe und mitentwickle, muss ich auch dafür einstehen. Da wir ja nicht im klassischen Sinn sponsern, wie Emira tes Airlines oder Siemens oder irgend eine Bank, sondern die Verantwortung für die Gesamtheit übernehmen, also auch für die sportliche Leistung, und nicht ei
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Stronach oder Abramowitsch …
… von beiden bin ich unendlich weit ent fernt, aus erwähnten Gründen. Ich kann nicht für die beiden Herren sprechen, ich kenne nicht ihre Beweggründe, vielleicht sind sie Mäzene, haben ein Faible für Fußball oder was auch immer – bloß un sere Motive sind ganz andere. Da trennen uns Welten. Zu den Projekten selbst: Bei der schieren Größenordnung des anlaufenden welt
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir etwas neu erfinden. Aber hier geht es eher darum, etwas neu zu definieren, mögliche neue Ansatzpunkte zu suchen. In diesen Dingen sind wir ja erfahrungs gemäß ganz erfolgreich – ob es uns auch im Fußball gelingen wird, das werden die nächsten Jahre weisen. Fürs Erste ist alles noch auf Red Bull Salz burg fokussiert, zumindest aus österreichi scher Wahrnehmung. Von Salzburg in die Welt hinaus?
Die Grundsatzentscheidung ist vor drei Jahren gefallen, als wir uns entschlossen
Dietrich Mateschitz: „Etwas neu erfinden.“
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bild: jürgen skarwan/red bull photofiles
Daheim in Accra. Logoh mit Mutter (re.), Großmutter (li.) und seinen Tanten.
formulieren. Das sind aber nur die ersten Schritte in einem sehr komplexen Konzept, das wir im Fußball verfolgen. Mittel- und langfristig wollen wir ausschließlich auf Jugend, auf Talent Scouting, auf Akademien, auf Globalität im Konzept setzen – nur, das braucht sechs, sieben Jahre an Investition und Aufbauarbeit, bevor wir die ersten Generationen an Spielern herausbekommen. Und diese Zeit müssen wir in Österreich genauso wie in New York durch eine auch erwachsene und erfahrene Mannschaft überbrücken, wo eben ein Thomas Linke gefragt war, ein Niko Kovac und ein Alexander Zickler spielen … Für die ersten Jahre ist das – will man Erfolg haben – einfach notwendig, umso mehr, als es ja in Salzburg, verglichen mit Sturm Graz oder der Wiener Austria, keine Akademien und keine intensive Nachwuchsarbeit gab. Jetzt sind wir in einem ersten Verjüngungsprozess erstmals mit einem Team in der Red Zac Liga, aus dem wir junge Talente an die Kampfmannschaft heranführen können. Damit sind wir aber noch immer ganz am Anfang eines Konzepts, das dorthin führen sollte, dass wir völlig unabhängig von einem Mittlermarkt werden, indem wir in vier wichtigen Fußballregionen Akade mien errichten – für Afrika in Ghana, für Südamerika in Brasilien, für Europa in Salzburg und in New York für die USA. Wir werden also in fünf bis sechs Jahren aus diesen Akademien zusammen jedes Jahr 40 bis 50 Fußballer bekommen, die handverlesen, physisch, psychisch und technisch perfekt ausgebildet sind. Aus diesem eigenen Nachwuchskader beziehen wir dann unsere Talente für die jeweiligen Kampfmannschaften in New York und Salzburg. Bis dahin muss es auch in Ghana und Brasilien Mannschaften geben, die dann in einer Liga spielen, die ihnen alters- und leistungsmäßig entspricht.
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Logoh Livingstone kam von Manchester United in die red bull Soccer Academy.
Gibt’s da auch eine speziell österreichi sche Komponente, oder werden einfach Talente der ganzen Welt durcheinander gewirbelt?
Für ein globales Konzept spielt eine einzelne Nationalität keine große Rolle. Aber nachdem ich Österreicher bin, das Ganze aus Österreich heraus gestartet wird und es in Österreich eine Akademie geben wird, wird sich selbstverständlich ein entsprechender Österreicher-Anteil ergeben, vielleicht sogar ein überproportio naler, wenn wir genug Anwärter finden.
die aufgabe lautet: talente suchen, talente finden, sie unterstützen, ausbilden und zum erfolg begleiten. Aber so wie die brasilianische Akademie auch für die Nachbarländer offensteht und in Ghana nicht nur Ghanaer, sondern auch andere Afrikaner aufgenommen werden, so wird auch der Standort Salzburg für Talente aus Europa offenstehen. Wobei ein gewisser Heimvorteil für Österreicher automatisch entsteht, der sich auch zahlenmäßig auswirken wird. Dieses Prinzip des Talente-Heranführens auf internationaler Ebene praktizieren wir ja schon lange auch in anderen Sportarten, nicht nur im Motorsport. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Talente zu suchen und zu finden, sie dann quasi von Kindesbeinen an zu unterstützen, auszu-
bilden und zum Erfolg zu begleiten. Das erachten wir aber als unsere Verantwortung und schaffen dafür nicht nur die Möglichkeiten, sondern bringen auch viel Passion und Enthusiasmus mit. Wo steht Fußball in der Wichtigkeitsskala der Red Bull-Sportarten?
Man sagt, Fußball sei die wichtigste Sportart der Welt, und dieser Wichtigkeit wollen wir gerecht werden. Es ist ähnlich wie in der Formel 1 – die ist überall auf der Welt die Nummer eins, außer in den USA, und so ist es mit Fußball. Das ist ein guter Grund, sich gerade dort be sonders zu engagieren. Vielleicht können wir etwas beitragen zur neuen Popularität, etwa als Ostküsten-Pendant zu dem, was Philip Anschutz in Los Angeles durchzieht. Jedenfalls gibt es in den Vereinigten Staaten 18 Millionen aktive Fußballer, die ein großes Potenzial für Talent Scouting abgeben, was noch immer unterschätzt wird. Nach den großen vier (American Football, Baseball, Basketball und E ishockey) wird sich Fußball immer mehr als fünfte Sportart etablieren. Es ist ein klassischer Highschool-Sport, gilt als fair, sophisticated, elitär, hat einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert als in Europa. Das ist für uns zwar nicht ausschlaggebend, aber ein attraktiver Nebeneffekt, was sich auch in einem höheren Frauen-Interesse ausdrückt. Als Fußballfan wird man irgendwie ge boren, das lässt sich ja nicht lernen. Oder vielleicht doch? Wie geht’s Ihnen damit?
In jedem Fall bin ich ein eher „Spätberufener“. Mein ursprüngliches Unverständnis hat sich dahingehend geändert, dass ich mich jetzt um Verständnis bemühe … und man soll ja nie nie sagen. Eines ist aber jetzt schon klar, es macht eindeutig immer mehr Spaß.
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DOSSIER FASZINATION
Geschwindigkeit, Präzision, Athletik, Erfahrung, Massen – das härteste Flugzeugrennen der Welt in Bildern. Seite 52
GIPFELTREFFEN
Weltmeister Mike Mangold und Vize Paul Bonhomme im Wortduell: amerikanischer Slapstick versus britischen Humor, extra dry. Seite 58
GEHEIMNISSE
Ein Hip-Hopper als Fan. Ein Pilot, der beim Jäten seine Mitte findet. Ein Tross, der mit 350 Mitgliedern um die Welt jettet. Seite 62
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17.03.2008 18:40:31 Uhr
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RED BULL AIR RACE Am Anfang stand die Vision eines Wettrennens der weltbesten Piloten. Mittlerweile ziehen die zehn Rennen der Red Bull Air Race World Series
Smoke on the Water. Mit 400 km/h und acht Meter Flügelspannweite durch zwölf Meter breite Tore: hier beim Saison-Highlight in Budapest über der Donau.
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BILD: DANIEL GRUND
vier Millionen Live-Zuseher in ihren Bann.
17.03.2008 18:40:34 Uhr
Dossier g-KRÄFTe Härtetest für den Körper: Wer nicht topfit ist, verliert nicht nur das Rennen.
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17.03.2008 18:40:42 Uhr
Bild: balazs gardi; Illustration: Seso media group
Schwerstarbeit. Während eines Manövers wiegt der Kopf von Red Bull Air Race-Pilot Nigel Lamb (im Bild beim Rennen in Abu Dhabi) bis zu 50 Kilo. Samt Helm drücken an die 70 Kilo auf seinen Nacken.
Bild: jörg mitter; Illustration: carlos coelho (infomen)
Auf die Piloten des Red Bull Air Race wirkt beim Rennen ein Vielfaches der Erdanziehungskraft – Mangold, Besenyei und Co sind Top-Athleten. Wären sie es nicht, würden sie bei bis zu 10g das Bewusstsein verlieren.
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AIR GATES Ziel ist es, den zirka fünf Kilometer langen Rennkurs möglichst schnell und fehlerfrei zu durchfliegen. Für Fehler wie das Touchieren eines Pylonen setzt es Strafsekunden. Den Kurs durchfliegt immer nur ein Pilot. Das Rennwochenende besteht aus Training, Qualifying und Race Day. BILD: BALAZS GARDI; ILLUSTRATION: SESO MEDIA GROUP
BILD: JÖRG MITTER; ILLUSTRATION: CARLOS COELHO (INFOMEN)
Den Kurs markieren Pylonen (bis zu 14 Millibar Luftdruck im Inneren) aus feinem Spinnaker-Material.
Hochspannung. Im Tiefflug mit an die 400 km/h durch den Kurs (hier in Istanbul): Oft genug entscheiden Hundertstelsekunden das Duell der Top-Piloten.
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17.03.2008 18:40:48 Uhr
DOSSIER
Rekordkulissen gibt es Jahr für Jahr in Budapest: Rund 1,3 Millionen Ungarn feiern ihren Nationalfeiertag – und fiebern mit ihrem Nationalhelden Peter Besenyei. Red Bull Air Race-Edelfan Smudo von den Fantastischen Vier zählt nach.
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Anziehungskraft. 2007 pilgerten mehr als eine Million Menschen zum Rennen in Rio de Janeiro. Das Red Bull Air Race am 21. April war der größte Sportevent in der Geschichte Brasiliens.
BILDER: BALAZS GARDI, DANIEL GRUND
Red Bull Air Race World Series zieht an: 4 Millionen Fans live, 400 Millionen an den TV-Geräten.
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BILD: GREGG NEWTON; ILLUSTRATION: SESO MEDIA GROUP
LUFT-MASSEN
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Spezialaufgabe
Bild: gregg newton; Illustration: Seso media group
Bilder: balazs gardi, daniel grund
„Halbe Kubanische Acht“: Das spektakuläre Manöver ist fixer Bestandteil jedes Laufs. Die Half Cuban Eight definiert ein Fünf-Achtel-Looping mit einer 45-Grad-Drehung, gefolgt von einer halben Rolle und einer Achteldrehung: Die Piloten müssen das Manöver so schnell und so sauber wie möglich durchführen. Für kleinste Fehler drohen Strafsekunden. Erbarmungslos. Eine strenge Fachjury wacht über die penible Einhaltung des Reglements: hier der Niederländer Frank Versteegh bei einer perfekten Halben Kuba nischen Acht in Rio.
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17.03.2008 18:41:00 Uhr
dossier
Um den Globus Die Red Bull Air Race World Series wird 2008 auf vier Kontinenten ausgetragen. Zum zweiten Mal wird in Spanien Station gemacht, erstmals in Skandinavien: im Juli in Stockholm. Rotterdam feiert nach 2005 ein Comeback, Detroit bildet den zweiten US-Stopp neben San Diego. Abu Dhabi, London, Budapest, Porto und Perth waren bereits 2007 Gastgeber.
Abu Dhabi San Diego Detroit Stockholm Rotterdam London Budapest Porto Stadt: noch offen Perth
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UAE USA USA SWE NED GBR HUN POR ESP AUS
10./11. April 3./4. Mai 31. Mai/1. Juni 5./6. Juli 19./20. Juli 2./3. August 19./20. August 6./7. September 27./28. September 1./2. November
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Weltstars. Das Monument Valley lieferte 2007 eine außergewöhnliche Kulisse. Das Land im Reservat der Navajo Nation war Schauplatz zahlreicher Hollywood-Streifen wie „Thelma & Louise“, „Zurück in die Zukunft“, „Easy Rider“ oder des JohnWayne-Westerns „The Searchers“.
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Bild: christian pondella
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17.03.2008 18:41:10 Uhr
DOSSIER
WIE LEBT ES SICH MIT DEM WELTMEISTERTITEL?
Vize-Weltmeister. Unfassbare 43 Hundertstelsekunden fehlten dem Briten Paul Bonhomme Ende 2007 auf seinen ersten Titel.
ÜBER DIE ZEITEN Nur 43 Hundertstel trennten Mike Mangold und Paul Bonhomme am Ende der Red Bull Air Race World Series 2007. Im Salzburger Hangar-7 trafen die beiden einander – zu einem höchst unterhaltsamen verbalen Schlagabtausch.
M
ike Mangold ist 52 und ehemaliger Air-Force-Pilot. Er liebt Sauerkraut. Wenn er sich den Rücken verrenkt, geht er Fallschirm springen. Mangold gilt (abgesehen von Peter Besenyei) als der aggressivste Flieger im Feld der Red Bull Air Race World Series. Im Nebenjob pilotiert er eine 747 der American Airlines. Paul Bonhomme ist 43, Sohn einer Flugbegleiterin und eines Linienpiloten. Mit acht Jahren nahm er Trompetenunterricht, was man sich als Akt des Ausbruchs vorstellen darf. „Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich unmusikalisch
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TEXT NADJA ŽELE BILDER MARKUS KUČERA
bin, blieb mir nur noch die Fliegerei.“ Kein anderer Pilot im Feld der Red Bull Air Race World Series würzt seine Gags mit mehr Understatement und Selbstironie, keiner fliegt so gefühlvoll und rund wie er. Wenn er nicht gerade seine Edge durch Pylonen schlängelt, ist er Kapitän eines Jumbo der British Airways. DER LÄNGSTE TAG. Mike Mangold und Paul Bonhomme – zwei Piloten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch haben sie am 4. November 2007 im australischen Perth sehr viel gemein: Beide haben nach dem letzten Saisonrennen der Red Bull Air Race World Series die
gleiche Anzahl von Punkten (47). Beide haben die gleiche Anzahl von Podiumsplätzen: Beide wurden 2007 dreimal Erster, dreimal Zweiter und dreimal Dritter. Auch die nächste Dezimalstelle hinter dem Komma des Reglements blieb deckungsgleich: je nullmal Rang vier, je einmal Rang fünf. Erst im hintersten Winkel des Regelwerks fand sich der entscheidende Paragraf, in der Auswertung der Eliminationsrunden, der Runden vor den Endläufen. Freilich hatten auch hier Bonhomme und Mangold die gleiche Anzahl von ersten Plätzen (4). Erst bei den zweiten Plätzen ist das anders: In der Eliminationsrunde
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61 ES IST NICHTS ALS EINE GROSSE PARTY. EINFACH UNFASSBAR!
Weltmeister. Der Amerikaner Mike Mangold gewann 2007 zum zweiten Mal die Red Bull Air Race World Series.
des Rennens von Porto war Mangold Zweiter, 43 Hundertstelsekunden vor Bonhomme auf Platz drei. Die Entscheidung ist gefallen, Mike Mangold ist Weltmeister. Paul Bonhomme geschlagen. „Ich war so enttäuscht. Ich dachte wirklich kurz daran, meine Karriere zu beenden“, sagte der Brite danach. DAS WIEDERSEHEN. Vier Monate sind seit dem legendären 4. November von Perth vergangen. Mike Mangold und Paul Bonhomme treffen einander zum ersten Mal wieder, in der Lounge des Hangar-7, zum Interview über die bevorstehende Saison 2008. Es entwickelt sich aber kein herkömmliches Interview – sondern ein höchst unterhaltsamer Schlagabtausch zwischen feinstem britischem und amerikanischem Humor.
MANGOLD:
Du Armer!
BONHOMME: Gerüchten zufolge soll ich trotz-
dem mehr Fans haben als du.
Glaube ich nicht. Ich war ja schon einmal in deinem Haus in England und habe alle deine Fans (englisch für Ventilatoren, Anm.) gezählt. Du hast mich noch nie besucht. Ich habe mindestens einen Fan in jedem Zimmer. Ich wette, das sind mehr als bei dir. Und wenn wir gerade über Zahlen sprechen … du hattest eine wirklich coole Nummer auf deinem Flugzeug letztes Jahr, 55. Wäre heuer die 43 nicht passender?
MANGOLD:
USA
Nationalität
GBR
Nummer. Ich bin 43 Jahre alt und kann es kaum erwarten, bis ich nicht mehr 43 bin.
Geburtstag
22. 9. 1964
Cincinnati, USA
Geburtsort
Taplow, GBR
Victorville, USA
Wohnort
Cambridgeshire, GBR
Hobbys
MountainBiking, Motorradfahren
MANGOLD: Ist es nicht so, dass 0,43 schlim-
mer ist als 43? BONHOMME: Sag nichts. Ich muss mich von MANGOLD: Ja, du hast recht. Die Nummer 1
hen. Wie lebt es sich so mit dem Titel?
hat so viel mehr Kraft. Ich muss sagen: Ich fühle mich wohl mit der Eins. BONHOMME: Lass uns doch das Thema wech-
seln. Wenn du unsere beiden Flugstile vergleichst, wie gut ist deiner?
BONHOMME: Dann weiß ich ja, was ich in
MANGOLD: Alle sagen, dass du so geschmei-
Perth verpasst habe.
dig fliegst und ich unberechenbar und
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PAUL BONHOMME
MIKE MANGOLD 10. 10. 1955
PAUL BONHOMME: Hi Mike, lange nicht gese-
(grinst): Phantastisch! Es ist eine einzige Party. Ich werde jeden Tag von schönen Frauen angerufen, wir gehen aus und feiern die ganze Nacht.
DIE STECKBRIEFE Die wichtigsten Daten der Piloten mit den Renn-Nummern 1 und 2 auf einen Blick.
BONHOMME: Uh, nein, 43, eine schreckliche
der 43 lösen.
MIKE MANGOLD
verrückt. Hm, vielleicht stimmt das. Aber weißt du, was? Die Leute wissen nicht, dass der Flugstil auch vom Flugzeug abhängig ist. Und mein Flugzeug ist ein wilder Hengst! Ich kann ihn nicht zügeln, sosehr ich’s auch versuche.
Fallschirmspringen, Sporttauchen Edge 540
Flugzeug
Edge 540
Linienpilot
Beruf
Linienpilot
5-mal 1., 1-mal 3.
Ergebnisse 2005
3-mal 3.
2-mal 2., 2-mal 3.
Ergebnisse 2006
1-mal 1., 3-mal 2., 1-mal 3.
3-mal 1., 3-mal 2., 3-mal 3.
Ergebnisse 2007
3-mal 1., 3-mal 2., 3-mal 3.
17.03.2008 18:42:51 Uhr
dossier Bonhomme: Interessant. Hast du an deinem
Pony Änderungen durchgeführt? MANGOLD: Dafür gäbe es keinen Grund. Ich
bleibe auf dem Pferd, das mich dort hingebracht hat, wo ich jetzt stehe. Du hättest Grund, etwas an deinem Flieger zu ändern! Was hast du denn getan? Bonhomme: Ich mag Narzissen. Wir werden
eine schöne Vase im Cockpit anbringen, dann kann ich dort ein paar Blumen hineinstel len. Dann werden wir einen Samtvorhang an den Seiten anbringen, sehr nett. Und die Triebwerksverkleidung werden wir mit ei ner Galionsfigur verzieren.
So wie bei uns in Amerika, wo die Taxifahrer diese kleinen Bällchen rund ums Auto aufhängen?
Mangold:
Bonhomme: So ähnlich. Ach, wir werden auch
schneller zu fliegen. Regelkonform klingt das aber nicht. Hat das technische Komitee die Änderungen bewilligt? Bonhomme: Wir stecken mitten in den Ver
handlungen.
Wer weiß, vielleicht geben sie dir eine Sonderfreigabe dafür. Wirst du mit den Kampfrichtern kooperieren?
MANGOLD:
Bonhomme: Na, was meinst du? Ich habe mir schon ihre Kontodaten besorgt.
Und, was kostet eine Pelzwürfel-Sondergenehmigung?
Die Arbeiten an meinem Flugzeug haben höchstens ein paar hunderttausend Euro gekostet …
MANGOLD:
Bonhomme: Ursprünglich wollten sie für ihre
Dienste in Dollar bezahlt werden, weil jetzt aber der Euro so stark ist, haben sie ihre Meinung geändert. Daran soll es nicht schei tern. Aber letztes Jahr sah es ganz danach aus, dass du sie geschmiert hast. Ich sage nur: Budapest.
die Entwicklung, die ins Geld geht. Und lass uns zur Abwechslung kurz mal ernst bleiben. Es wird an der Spitze immer enger, wir fliegen alle immer härter. Glaubst du, dass 2008 die Strafsekunden eine große Rolle spielen werden? Bonhomme: Solange du die Strafpunkte kas
noch einen hübschen, pelzüberzogenen Wür fel im Cockpit befestigen, damit ich meine WM-Punkte nachzählen kann.
Bonhomme: Wir Piloten hätten dich damals
Ich gehe mal davon aus, dass dir diese Modifikationen helfen werden,
– du weißt schon, warum – disqualifiziert. Die Stewards haben’s aber nicht getan.
sierst und nicht ich, soll’s mir recht sein. Und wenn du mal von den Stewards zu wenige zugesprochen bekommst … nimm meine, sie sind ein Geschenk.
MANGOLD: Ach,
Mangold: Nein, danke. Ich habe aber auch
MANGOLD:
MANGOLD:
Budapest …?
diese Kleinigkeit …
Bonhomme: Wie viel Geld hast du letztes Jahr
in dein Flugzeug investiert?
Das ist streng geheim. Vieles waren Gefälligkeiten von Freunden. Ich würde sagen, wir sprechen von höchstens ein paar hunderttausend Euro.
MANGOLD:
ich werde einen hübschen, mit pelz überzogenen würfel im cockpit anbringen und damit meine WM-punkte nachzählen.
Bonhomme: Wir könnten locker einen Wett
kampf starten, um zu sehen, wer am meis ten ausgegeben hat.
Was wirklich interessant ist, und das meine ich ernst, ist, dass es eigentlich spottbillig ist, die Dinge zu bauen. Die Produktion ist nicht teuer. Es ist
Mangold:
ein Geschenk für dich. Du bist doch ein ziemlich spontaner Kerl, zum Beispiel machst du manchmal in Pubs die verrücktesten Dinge. Apropos verrückte Din ge: Würdest du gemeinsam mit Hannes Arch und mir einmal aus einem Flugzeug springen? Bonhomme: Ich würde sofort mitfliegen, aber
rausspringen … ich versuche mein ganzes Leben, nicht aus einem Flugzeug zu fallen. Damit will ich jetzt nicht anfangen. Für mich ist ein Fallschirm wie ein Feuerlöscher oder ein Sitzgurt. Und soweit ich weiß, gibt es keine Feuerlöscher-Clubs. Clubs, wo Leu te eine Küche anzünden und dann um die Wette Feuer löschen …
Doch, die Deutschen machen das. Die Jungs von der Luftwaffe. Sie zün den sich selber an und das Klavier gleich dazu, und dann bleiben sie sitzen, spielen weiter und lassen sich löschen.
Mangold:
Bonhomme: Oder ein Gurt-Club, wo man ge gen eine Wand knallt. „Hey, hast du gese hen, wie sich mein Sitzgurt verhalten hat?“ Also, ich sehe keinen Sinn darin, aus einem Flugzeug zu springen. Sag, wann hast du ei gentlich Geburtstag? Mangold: Am
10. Oktober 1955.
Bonhomme: Ah. Du wirst heuer also 53. Hat
das für dich eine Bedeutung? Mangold: Nur am Morgen, nach dem Auf-
stehen. Ich schaue in den Spiegel und frage den Kerl da drin: „Verdammt, bist du echt schon so alt?“ ♉ Gipfeltreffen. Im Hangar-7 treffen zwei der besten Piloten der Welt aufeinander. Mangold: „Was änderst du heuer an deinem Flieger?“ Bonhomme, knochentrocken: „Wir werden eine schöne Vase im Cockpit anbringen.“
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RED BULL AIR RACE WORLD SERIES, SAISONSTART IN ABU DHABI: 10. und 11. April 2008 www.redbullairrace.com
17.03.2008 18:42:59 Uhr
63 Steve Jones (GBR) ist ein perfekter britischer Gentleman. Und so verschmitzt, dass man nicht erkennt, was er für ein Spitzbub ist. Steve ist Pilot bei British Airways. Als Hobby fährt er irgendwel che Autorennen. Er hat daheim eine richtige Sammlung, sehr gut polierter Boliden.
Starterfeld 2008. Von links, vorne: Mike Mangold, Nicolas Ivanoff, Nigel Lamb, Alejandro Maclean, Michael Goulian, Kirby Chambliss, Glen Dell; hinten: Hannes Arch, Peter Besenyei, Sergey Rakhmanin, Steve Jones, Paul Bonhomme.
Hannes Arch presents …
Meine Konkurrenten Österreichs Vertreter beim Red Bull Air Race stellt seine elf Gegner und Kollegen der Red Bull Air Race World Series 2008 vor. (Und sich selbst auch.)
Bild: markus kucera; illustrationen: www.signgroup.at, www.zooom.at (11)
Hannes Arch (AUT) war 2007 Rookie im Feld. Ich bin sarkastisch, ab und zu aufbrausend, insgesamt aber eher gelassen und bodenständig. Ich bin als Steirer naturgemäß naturverbunden: Wenn ich nicht gerade race, bin ich bergsteigen, klettern, surfen oder gehe BASE-jumpen und Helikopter fliegen. Mike Mangold (USA) ist ex trem ehrgeizig, sein Temperament geht oft mit ihm durch. Er ist aber auch ein sehr lustiger und sozialer Typ. Mike sagt immer, was er denkt. Im Winter trainieren wir zusammen. Peter Besenyei (HUN) ist sehr überlegt, ein Visionär. Er ist
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als Erster unter der Kettenbrücke in Budapest durchgeflogen und ist in seiner Heimat ein Nationalheld. Peter hat die stillsten Hobbys von uns allen: Fotografieren und Fischen. Nicolas Ivanoff (FRA) ist vom fliegerischen Geschick und Können her der Begabteste von uns allen. Charakterlich ist er die Ruhe selbst. Er lebt auf Korsika und gibt dort Flugunterricht. Er betont oft, dass er kein echter Franzose ist: Seine Mutter ist Griechin, sein Großvater war Russe. Sergey Rakh manin (RUS) ist der ausgezeichnetste Flieger von uns. Jedenfalls wenn es nach der Anzahl der Titel geht. Er ist zum Beispiel der letzte sowjetische Champion
im Kunstflug und hat zwei Weltmeisterschaften gewonnen. Mit Top-Material wäre er ganz vorne dabei. Nigel Lamb (GBR) ist in Südafrika aufgewachsen und wegen der Fliegerei nach England gezogen. Er ist ein extrem genauer Typ, analysiert und argumentiert gut. Nigel ist auch der „Hollywoodstar“ im Pilotenfeld, er ist schon in einigen Filmen Stunts geflogen. Alejandro Maclean (ESP) sieht nicht so aus, ist aber ein waschechter Spanier. Außerdem ein kleiner Philosoph und sehr selbstkritisch. Sein Flugstil ist sehr impulsiv, das scheint zu wirken: Alejandro und Nicolas sind die unangefochtenen Womanizer unter uns Piloten.
Michael Gou lian (USA) ist der Geschäftsmann unter uns, clever, ehrgeizig. Ein typischer Amerikaner (aber armenischirischer Abstammung!). Seine Familie besitzt eine der größten US-Flugschulen. Paul Bon homme (GBR) ist mir in vielen Dingen sehr ähnlich, vielleicht ein bisschen ruhiger und überlegter. Paul hat einen tollen Humor und ist ein schlauer Kerl. Und er ist sehr viel ehrgeiziger, als die meisten denken. Kirby Cham bliss (USA) ist ein Schlitzohr, ein echter „smart-ass“. Er hat die meisten Flugstunden auf einer Edge – weil er zu Hause seinen eigenen Flugplatz hat. Er kann sich hundertprozentig auf eine Aufgabe kon zentrieren, ein echter Wettkampftyp. Glen Dell (RSA) ist einer der erfahrensten Piloten der Welt, sowohl was Airline- als auch was Kunstflug- und Helikopterfliegerei betrifft. Bei uns ist er aber heuer der Rookie. Glen denkt immer auch wie ein Flugzeugbauer, er ist der absolute Material-Experte. Er ist ein sehr vernünftiger und angenehmer Typ mit einem sehr respektvollen Umgang.
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dossier
20 dinge … … die Sie über das Red Bull Air Race außerdem wissen sollten. Zum Beispiel über Hollywoodstars, Runways im Vorgarten, Vielflieger und Glückszahlen.
1. Historisches
Die Idee dahinter stammt von Red Bull und aus dem Jahr 2001. In Zusammen arbeit mit Peter Besenyei wur de das Konzept erarbeitet. 2002 begann die Entwick lung der Air Gates (Pylonen). 2003 fand das erste Red Bull Air Race in Zeltweg statt. 2005 startete die Red Bull Air Race World Series.
Text Ulrich Corazza
5. Ready for take-off Leicht und zuverlässig. Zwei wesentliche Attribute eines Red Bull Air Race-Flugzeugs. Auf der Suche nach den entscheidenden Sekundenbruchteilen wird bei der Wahl der Bauteile auf eine schlanke Linie geachtet.
2. Hall of Fame
Der Weltmeistertitel ist fest in US-Hand. 2005 und 2007 siegte Mike Mangold, 2006 triumphierte Kirby Cham bliss. Die Podestplätze der erfolgreichsten Piloten seit 2005 (1./2./3.): 8/5/6 6/4/7
Paul Bonhomme
4/6/7
Kirby Chambliss
4/5/4
3. Inhaltsstoffe
Schnellkräftig. Die 6-Zylinder-Boxermotoren der Flugzeuge produzieren knapp 350 PS. Rumpf und Flügel bestehen aus reiner Kohlefaser oder aus einer Kombination von Stahlrohr und Kohlefaser. Die dreiblättrigen, 25 kg schweren Propeller sind aus Alumi nium und einem natürlichen Verbundstoff hergestellt und erreichen maximal 2700 Umdrehungen pro Minute.
6. Visualisierung
4. Rollenspiele Edge ,
8. Workout
Mit der 530 kg leichten Zivko der von den meisten Piloten im Red Bull Air Race verwendeten Maschine, er reicht man Spitzengeschwin digkeiten von bis zu 400 km/h. Die Edge ist mit einer Rollrate (Drehung um die Längsachse) von bis zu 420 Grad pro Sekunde eines der wendigsten Flugzeuge.
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Ähnlich wie Skifahrer visua lisieren auch die Piloten den Parcours vor dem Rennen. Mit Hilfe von am Boden auf gestellten Mineralwasserfla schen – oder Red Bull-Dosen – fühlen sie sich in die Stre cke und die Flugmanöver ein.
7. Preisfrage
Wer sich eine Red Bull Air Race-taugliche Maschine zu legen möchte, sollte mindes tens 350.000 Euro auf dem Konto haben. Dies ist aber nur der Preis für ein Ein stiegsmodell. Zusätzlichen Kosten für Modifikationen im Kampf um Hundertstel sind keine Grenzen gesetzt.
Der Tank der Red Bull Air Race-Maschinen ist während eines Rennens mit 50 Liter Aviation Gasoline gefüllt, ei nem Kraftstoff mit 100 Ok tan. Der Verbrauch im Renn modus beträgt zirka zwei Liter pro Flugminute.
Die Piloten sind beim Red Bull Air Race enormen physi schen und psychischen Be lastungen ausgesetzt. Beim Training legen sie spezielles Augenmerk auf die Stärkung der Nacken-, Bauch- und Armmuskulatur. Ausdauer training gehört wegen der
e xtremen Beanspruchung des Kreislaufs ebenfalls zum absoluten Pflichtprogramm.
9. Eingefädelt
Die – ungewollten – Abräu mer der Saison 2007 waren die Rookies Hannes Arch und Sergey Rakhmanin. Beide zer störten jeweils drei Pylonen. Die Rangliste der meisten Strafen führt mit 16 Verfeh lungen ebenfalls der Russe an. Gegenbeispiel ist Paul Bonhomme, der lediglich ein Tor inkorrekt passierte.
10. Profession
Alle Piloten sind neben dem Red Bull Air Race auch in der Luftfahrt tätig, kommen aber aus verschiedenen Bereichen,
Bild: markus kucera; Illustration: seso media group
Mike Mangold Peter Besenyei
17.03.2008 18:43:37 Uhr
65 11. STRAFREGISTER KONTROLLE. Der Renndirektor und seine Race Stewards haben stets ein wachsames Auge auf die Ausführung der vorgeschriebenen Flugmanöver. Vergehen werden bestraft.
DU BIST
Gefährliches Fliegen, wie zu tiefes Fliegen, Überfliegen der Zuschauer oder Überschreitung der maximalen g-Belastung, führt zur Disqualifikation des Piloten.
RAUS!
wie KUNSTFLUG oder ZIVILLUFTsind FLUGLEHRER. Mike Mangold begann seine Karriere als Kampfjetpilot der U. S. Air Force. Nigel Lamb ist „Hollywoodstar“: Er flog als Stuntpilot in Filmen wie „Hart’s War“, „Dark Blue World“ und „Flyboys“. FAHRT oder
12. BONUSMEILEN
Enorme FLUGERFAHRUNG ist Grundvoraussetzung, um Pilot beim Red Bull Air Race werden zu können. Bestes Beispiel dafür ist Kirby Chambliss, der bereits zirka 25.000 Stunden – netto fast drei Jahre seines Lebens! – in der Luft verbracht hat.
13. AUSGLEICH
Einige Piloten holen sich in der Freizeit einen zusätzlichen ADRENALIN-KICK . Hannes Arch geht BASE-jumpen. Mike Mangold, Alejandro Maclean oder Kirby Chambliss sind begeisterte Fallschirmspringer. Weniger aufreibende Hobbys: Peter Besenyei liebt Fotografie und klassische Musik, 2008er-Rookie Glen Dell betätigt sich leidenschaftlich als Gärtner.
Berührt der Pilot einen Pylonen mit dem Flügel oder dem Propeller, wird ihm eine 10-SekundenZeitstrafe aufgebrummt. STRAFE
STRAFE
10 Sek
ken unter anderem eine Boeing 707 und eine Gulfstream G2. Travolta: „Wer weiß. Vielleicht wird ja eine Teilnahme am Red Bull Air Race mein nächstes großes Projekt.“
15. ABFLUGHAFEN
Der gebürtige Texaner Kirby Chambliss lebt mit seiner Familie auf der „FLYING CROWN RANCH“ zwischen Tucson und Phoenix, mit eigenem Hangar samt Landebahn direkt vor dem Haus. Warum er Texas verließ? „Einerseits ist das Wetter in Arizona besser. Andererseits wollte ich jeden Tag trainieren, ohne lange Anfahrtswege zu einer Runway zu haben.“
16. MATERIALFRAGE
Das Red Bull Air Race bedeutet enormen logistischen Aufwand. Ein hochprofessioneller Tross von 350 MITARBEITERN begleitet die Rennserie während der Saison. Die 300 Tonnen des erforderlichen Equipments werden von drei Boeing-747Cargo-Maschinen und 45 LKW zu den Wettkampforten transportiert.
Inkorrekt ausgeführte Flugmanöver wie Abweichungen von der horizontalen bzw. vertikalen Flügelstellung oder das zu hohe Passieren der Tore wird mit 3 Strafsekunden geahndet.
3 Sek
zur Auswahl, an denen man sich in die Rolle der Piloten versetzen kann.
peller sofort reißt. Zu jedem Red Bull Air Race werden an die 35 Pylonen mitgenommen. Die drei eingespielten, je fünfköpfigen Air-GateTeams sind in der Lage, ein Tor nach einer Beschädigung in nur drei Minuten wieder aufzustellen.
19. NUMMERIERT
Der große Eishockey-Fan Michael Goulian fliegt zu Ehren von Eishockey-Legende WAYNE „THE GREAT ONE“ GRETZKY
mit der 99. Steve Jones erhielt seine Glücksnummer zufällig. Bei seinem allerersten Rennen zog er die 19 – und gewann. Alejandro Maclean addierte die Geburtstage seiner Söhne Alex und Eduardo zur gewählten Nummer 36.
18. SIMULATOR
Wen das Red Bull Air RaceFieber gepackt hat, der kann seine ersten Flugstunden beim Online-Game unter WWW.REDBULLAIRRACE.COM absolvieren. Elf verschiedene Race-Destinationen stehen
20. COCKPIT AUSSICHT. Während der Flugmanöver werden die Piloten vom Instinkt geleitet. Hin und wieder bleibt aber doch Zeit, um einen Blick auf die Instrumente zu werfen.
3
2
4
1
BILDER: MARKUS KUCERA (2); ILLUSTRATIONEN: SESO MEDIA GROUP
8
14. CPT. TRAVOLTA Schauspieler JOHN TRAVOLTA ist glühender Fan des Red Bull Air Race. Er selbst besitzt acht verschiedene Jet-Lizenzen. Vor seinem Haus mit eigener Landebahn in Ocala, Florida, par-
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17. MASSANZUG Die rund 20 Meter hohen und 70 Kilogramm schweren Pylonen sind aus extrem dünnem
7
6 5
SPINNAKER-MA-
gefertigt, das bei Berührung mit Flügel oder ProTERIAL
Die Bedienelemente. (1) Geschwindigkeitsmesser (in Meilen und Knoten), (2) Höhenmesser (in Fuß), (3) Bordcomputer mit künstlichem Horizont, (4) Drehzahlmesser des Propellers, (5) Steuerknüppel mit Sprechfunkknopf, (6) Magnetischer Kompass, (7) G-Meter (g-Kraft-Messer), (8) Startknopf.
17.03.2008 18:44:00 Uhr
ICH HATTE GLÜCK.
Damit Querschnittslähmung keine Frage des Schicksals bleibt, unterstütze ich Wings for Life. Helfen auch Sie mit einer Spende, die Heilung des geschädigten Rückenmarks zu ermöglichen. Spenden Sie mit einer SMS an 0664 660 0424 *
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Wir danken der Raiffeisen Bankengruppe für die freundliche Unterstützung.
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*Einfach den Spendenbetrag – nur „runde“ Euro-Beträge zwischen €1 und €70 – in das SMS-Textfeld eingeben und an o.g. Nummer senden. Der Betrag wird von Ihrer Handyrechnung abgebucht und kommt in vollem Umfang der Wings for Life Stiftung zu Gute. Leider können nur Kunden der Mobilkom diesen Service nutzen. Die Kosten für den SMS-Versand richten sich nach den jeweiligen Tarifbestimmungen.
3/14/08 12:40:00 PM 17.03.2008 18:44:30 Uhr
Wo startete die Formel-1-Saison 2008? a) Melbourne, b) Adelaide, c) Sydney. Zu früh gefreut: Die Fragen unseres F1-Quiz ab Seite 72 sind um mindestens ein Eck schwieriger.
action
Die aktuellen Aktivierungen des Monats.
bild: sutton motorsport images
Rallye (live) Andi Aigner hat uns am Erzberg seinen Mitsu geborgt. Letzterer blieb tatsächlich unversehrt. Seite 68
Formel 1 (rätselhaft) Ein ziemlich kniffliger Test für querdenkende Formel-1-Kompetenz, inklusive der Lösungen von Andreas Gröbl, Niki Lauda, Heinz Prüller und Helmut Zwickl. Seite 72
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Spanien (kulinarisch) Großmeister Eckart Witzigmann interpretiert diesmal die Paella. Und lässt uns unterwegs an seiner Reisphilosophie teilhaben. Seite 76
Modena (auch kulinarisch) Unser
Gegenbesuch beim aktuellen „Ikarus“-Gastkoch Massimo Bottura, wohnhaft im Nabel des Bauchs von Italien. Seite 78
17.03.2008 18:44:49 Uhr
Quer Gut!
280 PS, Allradantrieb, Schotter: Das Red Bulletin stochert mit dem Mitsubishi Evo IX von Andreas Aigner im Grenzbereich. Text Werner Jessner
Bilder Michael Alschner
Racing Rookie. Andreas Aigner weist Red BulletinMitarbeiter Werner Jessner in den Mitsubishi Evo IX ein.
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17.03.2008 20:05:04 Uhr
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In Andreas Aigners Hand. Die Vorderräder geben die Richtung vor, das übermütige Heck hält lose die Spur.
N
ur nicht zucken jetzt. Ganz ruhig. Hände entspannen, und fang nur ja nicht an, mit den Füßen herumzuzappeln. Die Schuhe passen exakt zwischen die drei Knöpfe im Fußraum, von denen der eine die Hupe bedient, der zweite den Scheibenwischer und der dritte den hochpräzisen Wegstreckenmes ser auf null stellt. Hirn an Nerven: nicht hupen, nicht wischen, nicht resetten! Der Beifahrerplatz in einem Rallye auto wurde ja einst der heiße Sitz genannt, bevor der Ausdruck aus der Mode gekommen ist. (Freiwillig setzt sich kaum wer neben einen Rallyefahrer; die einzi-
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gen, die das tun, machen das professionell und lassen sich nie was anmerken, coole Hunde, die sie sind. Nur ihre Fahrer petzen hie und da und erzählen, dass sich ihre Copiloten doch manchmal ausstülpen.) Im richtigen Leben wird der Ausdruck schlagartig verständlich, denn heiß ist mir gerade sehr, was jetzt nicht nur am Auto liegt, das aus Gewichtsgründen ganz ohne Dämmmaterial auskommen muss. Es fühlt sich an wie in der Kindheit, wo die Bande was angestellt hat, plötzlich geht die Tür auf, ein Erwachsener kommt rein, und das Blut schießt dir bis in die Ohren. Der Erwachsene in unserem Fall: die Physik. Selbst im Wissen, dass der junge Mann am Fahrersitz zu den Weltbesten seiner Profession gehört, fühlt sich die Si-
tuation massiv außer Kontrolle an. Über 170 km/h zeigt das Display, als wir ins Eck reinstechen, auf grobem, nassem Erzberg-Schotter. Die Linkskurve führt außerdem bergab und hängt leicht nach außen. Ein Blick auf die Schuhe des Fahrers: Der linke ruht auf der Bremse, zuckt aber nicht, der rechte ist tief im Bodenblech vergraben. Offensichtlich hat er nicht vor, zu lupfen, geschweige denn den Speed nennenswert zu reduzieren. Die Rettungsmaßnahme muss also wohl übers Lenkrad erfolgen (oder er hat uns ohnehin schon abgeschrieben und will uns einer zornigen Urgewalt zur Verwurs tung überlassen?). Ein fast zärtlicher Zupfer am raulederbezogenen Zweispeichenlenkrad, zwei,
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the red bulletin
april 2008
Wohl auch ein wenig in Panik, lenkte ich einfach ein und wurde zeuge eines wunders.
drei rasche Korrekturen, und die Kurve ist vorbei und mit ihr der Abgrund rechts und die Felsmauer links. Die ganze Aktion lief im Inneren so smooth und kontrolliert ab, dass einfach kein Bezug zum durchgeknallten Speed außen herzustellen war. Ich meine: Mit 170 km/h über alle vier Räder driftend auf grobem Schotter, da erwartest du dir als Beifahrer von deinem Kutscher den heiligen Krieg gegen die Detonation und nicht diese gelassene Exekution knappster Befehle. Es gibt Leute, bei denen ist ein Spurwechsel auf der Autobahn mehr Theater. „Und jetzt du“, grinst Andi Aigner ein paar Minuten später, „nun kennst du die Strecke ja.“ Danke vielmals, ja, ich kenne sie. Fünf Kilometer Erzberg-Trasse, grob geschottert, ein Sprung, zwei Furten, bei denen das Wasser bis über die Wind-
schutzscheibe schwappt, eine Haarnadel. Das ist der lustige Teil. Der unlustige besteht aus Vierter- und Fünfter-Gang-Kur ven, besinnungslos schnell, und wenn du einen leichten Linienfehler machst, gehen dir früher oder später Talent und Platz aus, eventuell auch in umgekehrter Reihenfolge. An Schnellfahren im eigentlichen Sinn ist nach Andis Demonstra tionsfahrt nicht mehr zu denken. Rasch drüberrollen, das würde es wohl eher werden. Wer einmal einen Rallyefahrer bei seiner Arbeit erlebt hat, wird sich in seinem ganzen Leben nicht mehr für einen guten Autofahrer halten. Muskelbremse. Der Sechspunktgurt ist geschlossen, der Mechaniker dirigiert mich im Retourgang aus dem Zelt (in den winzigen Außenspiegeln ist nicht viel zu er-
Zum Selbermachen: Der drift Wir stellen uns eine scharfe Linkskurve vor, die wir mit heraushängendem Heck durchfahren wollen. Ausholen, das Heck durch einen Gasstoß entlasten, korrigieren, herausbeschleunigen. Übung macht den Meister! (K: Kupplung, B: Bremse, G: Gas)
1.
2.
K
B
G
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3.
K
B
G
4.
K
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K
B
G
kennen, der Innenspiegel fehlt komplett), Erste, ein bisschen Gas, die Rennkupplung kommen lassen, los. Die nackte Benzinpumpe rechts hinten rumort wie eine alte Waschmaschine, ein Gasstoß, der 2-Liter-Turbomotor hechelt heiser, schon bei knapp über 2000 Umdrehungen ist gewaltiger Dampf da, und er wird auch nicht weniger, bis eine Diode bei knapp unter 6000 ans Hochschalten erinnert. Steine prasseln an den nackten Unter boden, wenn das Auto über Wellen durchfedert, kommt ein dumpfes WuppWupp dazu wie bei einem Boot, das auf Wellen aufschlägt. Die Lenkung braucht erstaunlich wenig Kraft, das Getriebe unterscheidet sich durch nichts von einem Serien-PKW. Kein Wunder auch, ist der Mitsubishi Evo IX doch nach dem Gruppe-N-Reglement aufgebaut, und Gruppe N bedeutet seriennah. Nicht besonders seriennah muss mein Gesicht ausgesehen haben, als ich zum ersten Mal bremsen wollte: Einer stieg in die Eisen, doch er bog sie nicht. Das Pedal fühlte sich an wie festgeschraubt. Woran ich nicht gedacht hatte: Rallyeautos haben keine Bremskraftverstärker; die 1450 Kilo Lebendgewicht im Schotter-Trimm müssen mit bloßer Muskelkraft zum Stehen gebracht werden. Daran war in dieser Situation freilich nicht mehr zu denken. Durch mein Zagen hatte ich kostbare Meter Bremsweg verschenkt. In einem Anfall von blindem Vertrauen und in Ermangelung einer besseren Idee (und wohl auch ein wenig in Panik) lenkte ich ein-
Illustration: mandy Fischer
Präzision im Ungefähren. Rallye auf Schotter ist ständige Improvisation, permanente Korrektur und Wachsamkeit. Gelenkt wird mit dem Gas, das Lenkrad dient zum Festhalten und justiert die Linie nach.
17.03.2008 20:05:14 Uhr
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THE RED BULLETIN
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DAS GERÄT
MITSUBISHI EVO IX Das Red Bull Rallye Team von Raimund Baumschlager setzt zwei solcher Autos in der WM ein: eins für Andreas Aigner, eins für den jungen Portugiesen Bernardo Sousa.
Fahrwerk. Wertvolle Sekunden verbergen sich im perfekten Zusammenspiel von Dämpfer und Reifen.
Gewicht sparen. Türverkleidung aus Carbon, Fenster„kurbel“ aus gefrästem Alu.
Cockpit. Keine Instrumente, nur Dioden. Multifunktionsanzeige vor dem Schalthebel.
Motor. 2-Liter-Turbo, per Luft restriktor auf rund 280 PS kastriert.
Stahlkäfig. Wird in die Karosserie eingeschweißt.
Reifen. Spezielle Konstruktion von Pirelli. Darf nicht nachgeschnitten werden.
fach ein und wurde Zeuge eines Wunders: Der Mitsubishi bog am Punkt ab, genauso, wie ich es ihm befohlen hatte. Hatte jemand den Schotter asphaltiert?!? Jedes Kart schiebt in Kurven länger geradeaus als ein Rallyeauto auf Schotter, wer hätte das gedacht. GRENZBEREICH. Diese Erkenntnis erwies sich schnell als belastend, denn wenn du weißt, was das Auto (theoretisch) kann, neigst du dazu, die Parameter grob nach oben zu justieren und dich für einen Superhelden zu halten. Hier heilt ein schneller Blick nach links oder rechts, wo Abgrund oder wahlweise Felswand darauf warten, dich in ihre Arme zu schließen. Und der traurige Blick von Andi Aigner fällt dir ein und wie du ihm erklären wirst, dass er leider nicht zum nächsten WM-Lauf zu fliegen braucht, weil ein Gelegenheitsabenteurer sein Auto durch einen unbedachten User-Fehler entsorgt hat. Keine schöne Vorstellung, denn Andi braucht den Mitsu, er soll ihn durch die Rallye-WM in der Klasse der seriennahen
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Autos bringen, in der er 2007 in Spanien seinen ersten WM-Lauf-Sieg geholt hat. Von Journalistenhand zerknüllte Evos sind keine so tolle Idee, nein. Drum lasse ich es auch schnell wieder bleiben und merke mir für mein weiteres Leben ein paar Dinge. Erstens: Rallyeautos zu fahren macht Spaß und erweitert den Horizont. Zweitens: Rallyeautos schnell zu fahren bleibt Ausnahmekönnern vorbehalten. Drittens: Das auch noch leicht aussehen zu lassen ist die Krone. Viertens: Dabei noch aufnahmefähig zu bleiben und die Ansagen des Beifahrers zu verstehen und auszuführen setzt ein Level an Multitasking voraus, dessen ich unter Stress in einem lauten, ungewohnten Rennauto nicht fähig bin. Fünftens: Eine Saison lang fehlerfrei zu bleiben ist tatsächlich wohl unmöglich, sogar den Weltbesten. Sechstens: Rallyefahren ist eine derart gesamtheitliche Sache, wie sie im Motorsport sonst nicht vorkommt. Siebtens: Rallyefahrer verdienen allerhöchsten Respekt. ♉
Öl- und Wasserkühler. Halten den Motor thermisch gesund. Ihre exponierte Lage macht sie verwundbar.
ANDI AIGNER Der 22-jährige Ennstaler hat sich bei der Red Bull Driver Search seines jetzigen Teamchefs Raimund Baumschlager gegen mehrere hundert Konkurrenten durchgesetzt. Nach einer Rallye-Grundausbildung „auf den blödesten Untergründen, die wir finden konnten“ (O-Ton Raimund Baumschlager), fuhr Andi eine komplette WM-Saison in der Königsklasse WRC mit einem Škoda Fabia. Höhepunkt: Platz 6 in Deutschland. Nach Ende des ŠkodaProjekts wurde Andi im Vorjahr in die Production car WRC geschickt, die Klasse für seriennahe Autos. Einem Sieg in Spanien standen mehrere Ausfälle gegenüber, manche davon selbst verschuldet. Doch Kaltverformung von Metall gehört zum Reifungsprozess eines Rallyefahrers: Die heutigen Werkspiloten Solberg, Hirvonen oder Latvala waren in ihrer Jugend berüchtigte Sturzpiloten. Der Speed von Andi Aigner ist in der Szene unbestritten, auch sein offenes Wesen hat ihm viele Freunde gemacht. Konstanz und Detailwissen sind noch ausbaufähig. Das wird auch nötig sein, um in der P-WRC um den Titel mitzufahren und es später in ein WRC-Werkscockpit zu schaffen. www.andreasaigner.at.
SARDINIEN-RALLYE: 16. BIS 18. MAI 2008 WWW.WRC.COM
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ACTION
THE RED BULLETIN
APRIL 2008
YES
F1QUIZ
N! YOU CA
18 Grands Prix, 18 außergewöhnliche Fragen
GP VON AUSTRALIEN
1
zur Formel 1: Beweisen Sie, dass Sie ein echter
Ein Formel-1-Fahrer hockt im Auto nur wenige Zentimeter über dem Ferse F Asphalt. Welcher Körperteil sitzt dabei Hintern H üblicherweise am tiefsten? Ellbogen E
Experte sind! Tipp: Ums Eck denken hilft.
Wadenbein W
2 Hannibal Lecter H King Kong K
GP VON MALAYSIA
Einer dieser vier Gentlemen trägt den gleichen englischen Beinamen wie ein aktueller Formel-1-Star. Welcher?
Ice Man I
5
Frankenstein F H
3
K
I
GP DER TÜRKEI
Alonso bleibt Alonso, und Coulthard bleibt Coulthard – in jeder uns bekannten Sprache. Doch bei diesem Formel-1-Fahrer (Bild) liegen die Dinge anders: „Sports Illustrated“ oder die „Gazzetta dello Sport“ schreiben seinen Nachnamen anders als die FIA oder „auto, motor und sport“. Sein Nachname endet A G N O auf den Buchstaben …
F
GP VON BAHRAIN
Wer war der erste Forme Formel-1-Fahrer, der in Asien geboren wurde? A AAA B BBB C CCC D DDD
4
GP VON SPANIEN
6
D mal so, mal so
Wie viele schwarz-weiße C 6×6 Kästchen haben die B 6×5 üblichen Zielflaggen der Formel 1? A 5×5
C
Der Eingang zu einer legendären Rennstrecke: Zwei Buchstaben der Inschrift haben wir ausgestrichen. Wie lauten diese?
8
Norden N Westen W Süden S
D
E
L
U
9
À votre santé! Welcher Markenname ergibt übersetzt den Austragungsort des Grand Prix von Monaco? G
7 GP VON FRANKREICH
O Osten
F
K
GP VON KANADA
Ein Formel-1-Team benötigt kurz vor dem Rennen in Montreal dringend Ersatzteile aus Japan. In welche Richtung muss das Flugzeug in Tokio starten, wenn es auf kürzestem Weg nach Montreal fliegt?
GP VON GROSSBRITANNIEN
Queen Elizabeth war Gast des allerersten Formel-1-Rennens 1950 in Silverstone. Anders gefragt: Welche der vier Ladys war damals dabei?
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GP VON MONACO
C
E
G
M
17.03.2008 18:20:30 Uhr
GP VON 16 JAPAN
Wer gewann genau ein Formel-1-WM-Rennen?
Afrika A Amerika B
I Ireland
J Japan
Asien C Europa D
GP VON SINGAPUR 15
A Australia
Zum ersten Mal steigt ein Formel-1-Rennen in Singapur. Abgesehen davon gibt es nur ein weiteres Land, in dem bisher nur ein einziger Weltmeisterschaftslauf der Formel 1 stattfand. Dieses Land liegt in …
G Greenland
VON 17 GP CHINA
Der Kurs von Shanghai soll an ein chinesisches Schriftzeichen erinnern. Was bedeutet es?
O oben
VON 18 GP BRASILIEN
P Peking S schnell
Wer fährt auch in dieser Formel-1-Saison mit?
T tief Dalí D van Gogh G da Vinci V
Auflösung (und die Antworten von vier Formel-1Experten): nächste Seite.
Rubens R
Power-Piefke! Wer war der erste deutsche Formel-1-Weltmeister?
S Schumacher
VON 11 GP UNGARN
Nach dem Formel-1-Rennen bekommt jeder der drei besten Fahrer eine Flasche Champagner. Was steht nur auf der Flasche des Siegers, nicht jedoch auf den beiden anderen Flaschen?
R Rindt
C Ch(ampion) E 1 V V(ictory) X Alle drei Flaschen sind identisch
H Stuck
VON 12 GP EUROPA
Wer komponierte das Stück, das bei der Siegerehrung gespielt wird?
B Bizet R Rossini B Bellof
S Strauß (Vater) V Verdi
VON 14 GP ITALIEN
A Milano Wenn BMW-Rennleiter Mario Theissen nach dem B Melbourne Rennen von Monza nach Hause zu BMW will: C Monaco Nach welchem Flugziel wird er auf dem Flughafen D Montreal von Mailand Ausschau halten?
VON 13 GP BELGIEN
Die Höhenlage der Strecke von Spa-Francorchamps beeinflusst das Set-up der Rennwagen. Verglichen mit Meereshöhe, hat die Luft hier oben deutlich … A mehr Sauerstoff B weniger Sauerstoff C höheren Luftdruck D Keine der Antworten ist richtig
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BILDER: AOM/EPA, AOM/DPA, THE CAHIER ARCHIVE/F1-PHOTO.COM, CORBIS, GEPA PICTURES, LAIF, THOMAS MELZER (2), SUTTON MOTORSPORT IMAGES (3), WWW.PICTUREDESK.COM (12), XPB.CC; RÄTSELENTWICKLUNG: CUS
VON 1O GP DEUTSCHLAND
17.03.2008 18:21:12 Uhr
Niki Lauda – 17 von 18. Österreichs Experte für eh alles verpasste den Start-Ziel-Sieg knapp.
THE RED BULLETIN
F1QUIZ: LÖSUNGEN
Andi Gröbl – 16 von 18. Gute Ausbeute für den blutjungen Ex-ORF-Mann. Sehr gut, setzen!
1 GP VON AUSTRALIEN
Heinz Prüller – 15 von 18. Keiner antwortete ausführlicher: Der ForZeimel-1-Experte des ORF und der „Kronen tung“ nannte (unaufgefor dert) sogar das Maskottchen von Prinz Bira von Siam
Ein Formel-1-Fahrer hockt im Auto nur wenige Zentimeter über dem Asphalt. Welcher Körperteil sitzt dabei am tiefsten?
E Ellbogen
F Ferse
H Hintern
W Wadenbein
(Teddybär).
Ich dachte, es ist die Ferse.
2 GP VON MALAYSIA
Einer dieser vier Gentlemen trägt den gleichen englischen Beinamen wie ein aktueller Formel-1-Star. Welcher?
H Hannibal Lecter
K King Kong
I Ice Man
Helmut Zwickl – 13 von 18. Kleine Formschwäche beim alten Wolf der Boxengasse: Was er nicht selbst recherchierte, glaubt der „Motorsport aktuell“-Experte nicht.
F Frankenstein
Der amtierende Weltmeister Kimi „Ice Man“ Räikkönen trägt den gleichen englischen Spitznamen wie der „Ice Man“, wie Ötzi im englischen Sprachraum genannt wird. Nicht King Kong?
3 GP VON BAHRAIN
11
Was steht auf der Champagnerflasche des Siegers?
Wer war der erste Formel-1-Fahrer, der in Asien geboren wurde?
K AAA
B Prinz Bira von Siam
C CCC
Wie viele schwarz-weiße Kästchen haben die Zielflaggen? C 6×6
D mal so, mal so
12
Weltmeister Kimi Räikkönen wird in vielen Ländern Raikkonen, manchmal auch Raikkönen geschrieben.
6 GP VON MONACO C
Welcher Markenname ergibt übersetzt den Austragungsort des Grand Prix von Monaco?
GP VON BELGIEN
Ich flöge gen Osten.
D Statt „Les 24 heures de Le Mans“ sagen die Franzosen einfacher U
„Les 24 heures du Mans“. Und so steht es auch über dem Eingangstor der Strecke.
9 GP VON GROSSBRITANIEN
Queen Elizabeth war Gast des allerersten Formel-1-Rennens 1950 in Silverstone. Auf welchem Bild ist sie zu sehen? G Grace Kelly
M Queen Mom
Die heutige Elizabeth II. war damals nur inoffiziell in Silverstone (mit ihrer jüngeren Schwester Margaret). Die offiziellen Aufgaben erledigte eine Dame, die wir als Queen Mom kennen (die Gattin von Georg VI). 1950 war sie Queen und hieß, ja, Elizabeth.
GP VON DEUTSCHLAND
Wer war der erste deutsche Formel-1-Weltmeister? R Rindt
B Stuck
K Bellof
Jochen Rindt hatte einen deutschen Pass, war also deutscher Staatsbürger und damit der erste deutsche F1-Weltmeister. In den Statistiken wird er sportrechtlich jedoch als Österreicher geführt, da er mit österreichischer Rennlizenz an den Start ging.
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R höheren Luftdruck
weniger Sauerstoff
GP VON ITALIEN K Melbourne
C Monaco
F Montreal
In Italien heißt München „Monaco“. Er müsste also nach „Monaco“ fliegen — wäre München nicht auch auf italienischen Flughäfen stets englisch als „Munich“ angezeigt.
15
GP VON SINGAPUR
Abgesehen von Singapur gibt es nur ein Land, in dem bisher nur ein einziger WM-Lauf stattfand. Dieses Land liegt in …
A Afrika
K Amerika
C Asien
F Europa
Der Grand Prix von Marokko fand nur ein einziges Mal statt: 1958 in Casablanca.
16
GP VON JAPAN
Wer gewann genau ein Formel-1-WM-Rennen?
I Ireland
F Schumacher
K weniger Sauerstoff
Auf Meereshöhe herrscht durch das Eigengewicht der Luft der größte Druck (im Mittel 1013 Millibar), der sich auf der Höhe des Mount Everest auf ein Drittel reduziert. Der Sauerstoffanteil bleibt jedoch bis etwa 15 km Höhe konstant bei 21 %.
B Milano
Der Eingang zur legendären Rennstrecke: Zwei Buchstaben der Inschrift haben wir ausgestrichen. Wie lauten diese?
10
F Verdi
D Keine der Antworten ist richtig
8 GP VON FRANKREICH
E Elisabeth II.
R Strauß (Vater)
Wohin fliegt Mario Theissen, wenn er von Monza nach Hause will?
In welche Himmelsrichtung muss das Flugzeug in Tokio starten, um auf kürzestem Weg nach Montreal zu fliegen?
C Camilla
K Rossini
B mehr Sauerstoff
Carlsberg = Monte Carlo
Der kürzeste Weg führt über den Nordpol. Das Flugzeug fliegt also von Tokio nach Norden.
Alle gleich.
GP VON EUROPA
Die Höhenlage der Strecke von Spa beeinflusst das Set-up. Verglichen mit Meereshöhe, hat die Luft hier oben deutlich …
14
7 GP VON KANADA N
Wir wollen Victory!
Das bekannte Motiv stammt aus Bizets Oper „Carmen“.
5 GP DER TÜRKEI N
R Victory
Wer komponierte das Stück, das bei der Siegerehrung gespielt wird?
13
Der Nachname dieses Formel-1-Fahrers findet sich in Sportmedien in unterschiedlichen Schreibweisen. Sein Nachname endet mit …
E 1
F Alle drei Flaschen sind identisch
B Bizet
4 GP VON SPANIEN K 6×5
B Champion
F DDD
Birabongse Bhanutej Bhanubandh alias Prinz Bira von Siam fuhr Grand-Prix-Rennen von 1939 bis 1954.
H 5×5
GP VON UNGARN
K Japan
C Australia
F Greenland
Der schottische Rennfahrer Innes Ireland gewann 1961 den Großen Preis der USA. Es war sein erster und letzter Sieg. Wir zeigten die Karte von Irland (engl. Ireland).
17
GP VON CHINA
Was bedeutet das chinesische Schriftzeichen?
O oben
K Peking
C schnell
????
F tief
Die Umrisse des Rings von Shanghai sollen an das chinesische Schriftzeichen für „shang“ erinnern, was so viel wie „oben“ oder „hinauf“ bedeutet.
18
GP VON BRASILIEN
Nicht schnell?!
Wer fährt auch in dieser Formel-1-Saison mit?
O Dalí
K van Gogh
C da Vinci
R Rubens
Das Selbstporträt von Peter Paul Rubens führt zum dienstältesten Fahrer der Saison 2008: Rubens Barrichello.
BILDER: AOM/DPA, MARKUS KUCERA (2), THOMAS MELZER, SUTTON MOTORSPORT IMAGES (4), CHRISTINE WURNIG, WWW.PICTURDESK.COM, XPB.CC
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ACTION
THE RED BULLETIN
APRIL 2008
Witzigmanns Welttournee (6):
Was darf rein?
Vergessen Sie die bunte Pfanne vom Touristenbuffet. Die Paella ist eine köstliche spanische Weltanschauung. TEXT CHRISTIAN GRÜNWALD BILDER MANFRED KLIMEK
ILLUSTRATION: MARTIN UDOVICIC
PAELLA À LA WITZIGMANN Die Zutaten FÜR 4 BIS 6 PERSONEN
2 Stubenküken, 10 Kaisergranaten, 100 g Calamari, 150 g Schweinebauch (roh oder gekocht), Salz, Pfeffer, 1 l Hühnerfond, 125 ml Weißwein, 1 Päckchen Safranfäden, Olivenöl zum Braten, 30 g Chorizo (würfelig geschnitten), 2 Stangen Jungzwiebeln, 4 EL rote Paprikawürfel, 6 EL Tomatenfruchtfleisch, Paprikapulver, 6 EL Erbsen, 4 Artischockenböden, 400 g Bomba-Reis (ersatzweise ein anderer Rundkornreis), Staubzucker. Für die Muscheln: 200 g Bouchon-Muscheln (Miesmuscheln), 1 Schalotte, 1 Knoblauchzehe, 1 EL Olivenöl, 1 Schuss Weißwein.
ECKART WITZIGMANN, 66, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahrhunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com
Die Zubereitung Stubenküken achteln, die Schenkel halbieren, die Brust auslösen. Mehrheitlich die Knochen von den einzelnen Stücken ablösen. Von den Kaisergranaten die Schwänze und die Zangen vom Kopf abtrennen. Schwänze halbieren, dabei den Darm auslösen. Fleisch in der Schale lassen. Die küchenfertig geputzten Calamari in dünne Streifen schneiden. Schweinebauch würfelig schneiden. Hühnerfond mit Weißwein und Safran aufkochen. Fleisch salzen und pfeffern, in einer geräumigen gusseisernen Pfanne in Öl kräftig auf allen Seiten anbraten. Das Fleisch sollte durchwegs Farbe annehmen. Angebratenes Fleisch herausnehmen. Im Bratensatz Chorizowürfel, klein geschnittene Jungzwiebeln und Paprikawürfel anschmoren. In Folge Paprikapulver, Schweinebauchwürfel und Tomatenfruchtfleisch zugeben, weiter schmoren lassen. Calamari zugeben und
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kurz anbraten lassen. Etwas vom aufgekochten Geflügelfond zugießen. Erbsen, kleiner geschnittene Artischockenböden und den Reis zugeben. Einmal gut verrühren, dann den Reis in etwa 15 Minuten bissfest kochen und nicht mehr rühren. Immer wieder etwas kochenden Geflügelfond zugeben. Muscheln putzen, gründlich säubern. Geöffnete Muscheln aussortieren. Schalotte und Knoblauch schälen, klein schneiden. In einem Topf Schalotte und Knoblauch anschwitzen, Muscheln dazugeben, mit geschlossenem Deckel 2 bis 3 Minuten garen, danach die Muscheln herausnehmen und beiseitestellen. Kaisergranaten zum Reis geben und kurz garen. Ein wenig Staubzucker über die Paella streuen, damit diese ganz fein karamellisiert. Muscheln zugeben und bei eher geringer Hitze noch etwas durchziehen lassen.
GEHEIMNISSE DER REISPFANNE. Über die verwendeten Paella-Zutaten können spanische Köche dermaßen leidenschaftlich diskutieren, dass das Aufeinandertreffen von Real Madrid und dem FC Barcelona dagegen wie ein gemütlicher Freundschaftskick wirkt. Einst bereiteten Landarbeiter in Valencia zur Mittagszeit Reis in einer flachen Pfanne zu. Um etwas Geschmack hineinzubekommen, garten sie verschiedene Gemüse zusammen mit dem Reis. Später kamen Schnecken, an Festtagen auch noch Kaninchen- oder Hühnerfleisch hinzu, manchmal sogar Meeresfrüchte. Aber dürfen dann heutzutage auch Hummer und Krabben dazu? Eckart Witzigmann hat ein Herz für gelebte Tradition und beschränkt sich bei seiner Paella aufs Wesentliche. Die Basis bildet der Rundkornreis aus Valencia. Am besten Arroz der Sorten Bomba oder Senia, die Flüssigkeit und Aromen der anderen Zutaten kongenial aufnehmen. Dann braucht man echten Safran, für die leuchtend gelbe Farbe. Ohne geeignete Pfanne geht gar nichts. Schließlich heißt Paella übersetzt „Pfanne“. Die Paelleras sind runde, sehr flache Pfannen mit seitlich angebrachten Griffen. Die anderen erforderlichen Zutaten sollte man marktabhängig wählen. Artischocken, wenn sie schön sind, ansonsten vielleicht Pilze. Stubenküken oder Kaninchen, wenn es gerade angeboten wird, aber auch ein Huhn ist gut. Oder mehr Garnelen statt Calamari, was soll’s … In Spanien wird die Paella gern so gekocht, dass sich beim Garen am Pfannenboden ein socarrat bildet, eine angesetzte Reisschicht, knusprig und hocharomatisch zugleich. Die PaellaEssenz sozusagen. Uneingeschränktes Feingefühl benötigt der Reis. Man darf ihn vor der Zubereitung nicht waschen, weil dabei die notwendige Stärke herausgespült würde. Er soll aber beim Garen auch nicht zu früh trocknen, sonst wird er nicht weich. Andererseits darf die Paella auf keinen Fall matschig werden. Sie soll feucht sein. Und selbst wenn es schwerfällt: Im Gegensatz zum Risotto wird die Paella nicht dauernd durchgerührt, sie soll vielmehr unaufgeregt mit allen Zutaten garen. ♉ MOTOCROSS WORLD CHAMPIONSHIP, MX1 UND MX2, GRAND PRIX VON SPANIEN: 19./20. APRIL, BELLPUIG
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Ein Essen für große Runden. Die Paella gehört serviertechnisch in der Pfanne mitten auf den Tisch gestellt, sodass sich jeder unkompliziert selbst bedienen kann – kulinarische Basisdemokratie, wie sie nicht nur in Spanien schmeckt.
Witzigmanns Empfehlungen
Chorizo, die Paprikawurst, ist eine unverzichtbare Paella-Zutat, ebenso wie Knoblauch und Jungzwiebeln.
Schweinebauch, Zwiebeln, Paprika, Chorizo, Knoblauch und Tomatenfruchtfleisch sind die Würzbasis.
Der Fond ist Chefsache. Witzigmann gibt viel Safran in den Fond, damit die Paella gleißend gelb strahlt.
Pflichtzutat 1: Hühnerfleisch. Wenn man manches davon am Knochen lässt, gibt das mehr Geschmack.
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Der Reis muss Rundkornreis sein und sollte zur Vermeidung des Stärkeverlusts nicht gewaschen werden.
So gut, so saftig: Paella darf niemals trocken sein! Wichtig ist, dass der Reis viel Flüssigkeit aufnimmt.
Pflichtzutat 2: Muscheln. Man kann die Muscheln direkt zum Reis geben oder sie separat vorgaren.
Die geschmackliche Paella-Essenz finden Kenner im sogenannten „socarrat“, der am Pfannenboden angesetzten Reisschicht.
Entscheidend ist der Reis: Die Paella braucht einen saugfähigen Rundkornreis, der Flüssigkeit und Aromen der anderen Zutaten aufnimmt.
Pflichtzutat 3: Kaisergranaten. Die Scampi geben der Paella ein tolles mediterranes Aroma.
17.03.2008 18:14:14 Uhr
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the red bulletin
Action
Mein
modena Massimo Bottura, im April Gastkoch im Hangar-7, kann den Geschmack seiner Heimatstadt Modena
in verblüffendes Essen übersetzen. Porträt einer Stadt, die wie der Nabel im Bauch Italiens liegt. Text Christian Seiler Bilder Manfred Klimek
Italien in Pillenform. In Modena stehen nicht nur romanische Zeugen vergangener Herrschaften und Epochen. Modena ist ein Zentrum italienischer Lebenskultur und ihrer Küche. Auf den Dachböden reift Balsamico-Essig in alten Fässern, hinter den Arkaden verstecken sich erstklassige Osterien und Delikatessenläden. Genuss wird großgeschrieben – in jeder Lebenslage.
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17.03.2008 18:09:37 Uhr
A
ls Massimo Bottura seinen Saab vor der „Osteria Francescana“ parkt, hat er es eilig. Es wird schon dunkel, das Abendgeschäft beginnt in einer Stunde, und es ist noch jede Menge zu tun. Massimo wirft die Autotür zu, eilt zum Eingang, doch dann hält er inne: Hat er nicht etwas Wichtiges, das Wichtigste vergessen? Er hastet zurück zum Auto, kriecht in dessen Rückraum, fischt ein alusilbernes Artefakt mit fünf Zentimeter hohem Rand und abgegriffenen Henkeln hervor. „Diese Pfanne“, ruft Bottura triumphierend, „muss ich meiner Mamma zurückbringen! Sie hat mir eine Crostata gebacken.“ Crostata gehört zum italienischen Kulturerbe. Ein Kuchen aus Mürbteig, be-
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Maestro im Dienst. Sternekoch Massimo Bottura hat seine „Osteria Francescana“ in der Altstadt von Modena in ein Ziel für Feinschmecker aus der ganzen Welt verwandelt. Seine Tech niken sind erstaunlich und modern. Bottura kocht zum Beispiel Salat in Pillenform, Risotto in der Zungenpyramide oder Gänse leber als Eislutscher. Die Geschmäcker, die er produziert, las sen aber auch das Herz jedes Traditionalisten höher schlagen.
17.03.2008 18:09:40 Uhr
Glänzende Altstadt. Durch die Hauptstraßen Modenas flossen früher Kanäle. Heute verbergen sich hinter den Arkaden schicke Geschäfte und wunderbare Osterien.
Restaurant „Ikarus“ im hangar-7
Die Welt auf Besuch Am Salzburger Flughafen erhebt sich die kühne Konstruktion des Hangar-7. Unter Stahl-GlasDächern finden hier die Flying Bulls, die Flugzeuge von Red Bull, ihre Heimat. Neben den Flugzeugen sind auch Motorräder und Boliden aus der Formel 1 zu besichtigen. Wechselnde Kunstausstellungen komplettieren das Angebot – und eines der besten Restaurants Österreichs. Im ersten Stock des Hangar-7 befindet sich das Restaurant „Ikarus“, ein vielfach ausgezeichnetes Spitzenlokal mit einem weltweit einzigartigen Konzept: Monat für Monat geben hier unter der Patronanz von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann die größten Meister ihres Fachs Gastspiele. Diese kulinarischen Weltreisen sind einzigartige Angebote für Genießer – und sie bedürfen einer minutiösen Vorbereitung. Ikarus-Executive Roland Trettl besucht jeden Gastkoch, jede Gastköchin persönlich vor Ort, um sich in intensiver Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Patron bzw. der Patronin jenes Know-how und Fingerspitzengefühl zu erwerben, mit dem er seine Equipe in Salzburg auf höchstem Niveau auf die jeweilige Aufgabe vorbereitet. Die Reaktionen sind fulminant. Binnen weniger Jahre stieg das Ikarus zu einem der höchstdekorierten Restaurants Österreichs auf.
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legt mit Fruchtkonfitüre, in Modena vorzugsweise mit confettura di amarena, Sauerkirschmarmelade. Es geht um Nuancen. Wie knusprig der Teig ist. Wie süß der Belag. Es geht ums Wesentliche. Massimo grinst. Dann sagt er wie bestellt den Satz, den in dieser Situation jeder einzelne Italiener männlichen Geschlechts sagen würde, außer seine Schwiegermutter stünde gerade neben ihm: „Meine Mamma macht die beste Crostata der Welt.“ Nun ist das Loblied auf Mutters Küche nichts Außergewöhnliches, italienische Männer lieben das Essen von zu Hause oft so innig, dass sie sich weigern auszuziehen. Doch Massimo ist schon ausgezogen. Außerdem ist er einer der besten Köche Italiens, und seine „Osteria Francescana“ in der Altstadt von Modena ist ein Tempel, ein Pantheon für das kulinarische Hochamt.
17.03.2008 18:09:43 Uhr
april 2008
Action
the red bulletin
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Aber die Kirche muss im Dorf bleiben. Nichts gegen die Crostata von Massimos Mamma. Der Bauch Italiens. Nun ist Modena, pittoreske Provinzstadt auf der Achse Bologna–Parma, der absolut richtige Platz, um die Freude am gehobe nen Essen in einen Beruf zu verwandeln. Wo, wenn nicht hier? Wo abseits aller italie nischen Klischees von Platanenzeilen und Oliven hainen, von Strandrestaurants und Chiantiflaschen sich eine weite, dicht besiedelte, strikt bewirt schaftete Ebene ausbreitet: der fruchtbare Bauch Italiens. Wo die Herrschaften mit den Gummistiefeln und Mistgabeln die Hosen anhaben, weil sie wis sen, wie sie wohlgenährte Schweine in den würzi gen Prosciutto di Parma verwandeln. Wo von Ge neration zu Generation die Rezepte weitergegeben werden, nach denen die Milch zufriedener Kühe zu autoreifengroßen Käselaiben wird, zu Parmi giano Reggiano. Werfen wir also einen kurzen Blick in die Ebe ne, in der die Stadt Modena, umgeben von Bauern höfen und kleinen Industrieanlagen, von Feldern und Kleinunternehmen, ihre Gestalt annimmt: elegante mittelalterliche Innenstadt, umringt von einem Gürtel luftiger Parks. Der zurzeit bunt ein gerüstete Kirchturm, die elementare Militärakade mie, das unscheinbare Opernhaus. „Eine einfache Stadt, eine echte Stadt. Meine Stadt“, sagte der im vergangenen September ver storbene Tenor Luciano Pavarotti, und sein Stolz ist geradeaus nachvollziehbar. Pavarotti liebte es, Teil einer italienischen Realität zu sein, die ohne Übertreibungen, ohne Posen, ohne Aufregung auskommt. Rundherum Nebel. Der Nebel ist Stammgast in der Emilia-Roma gna, und die Modeneser haben mit ihm Freund schaft geschlossen. Er hüllt die Zersiedelungen der Ebene gnädig in sein optisches Schweigen, ar beitet der Landwirtschaft zu und sorgt für nette
Eines ist klar: meine Mamma macht die beste Crostata der Welt. Überraschungen, wenn aus einem kehligen Brum men auf der unsichtbaren Landstraße plötzlich ein ausgewachsener Ferrari wird, der in der Zentrale im nur ein paar Kilometer entfernten Maranello seine Kumpels besucht hat. Die Mutter ist Zeugin. Als Massimo Bottura über die Philosophie seiner Küche spricht, ruft er immer wieder seine Mutter als Zeugin auf, auch wenn er gerade nicht ihre Pfanne in der Hand hält. Seine Erinnerungen an die frühe Jugend, an das Glücks gefühl, in ein Panino zu beißen, das Mamma dick mit Mortadella belegt hatte, kehren als Inspiratio nen in die Spitzenküche zurück, wo es darum geht, neue Wege zu finden, um alte Ziele zu erreichen. Bottura lernte das Handwerk des Spitzenkochs bei Alain Ducasse in Frankreich und Ferran Ad rià in Spanien, den wahrscheinlich innovativsten und kunstfertigsten Köchen ihrer Generation. Er kombinierte die außergewöhnlichen Zubereitungs methoden, die er in ihren Küchen kennengelernt hatte, mit seiner eigenen, bodenständigen kulina rischen Phantasie, die immer wieder auf das Land, aus dem er stammt, zurückkam, auf das, was in einem Radius von 30 Kilometern rund um Mode na wuchs, lebte, produziert wurde. Er liebt sein Land. So kocht er. Bottura entwirft Salat in Pillenform, Risotto in der Zungenkruste oder Crème brûlée aus Parme san. Sein Ehrgeiz, nur mit den allerbesten Produk
Kreative Interpretationen. Mit enormem technischem Aufwand stellt Massimo Bottura seine Interpretationen italienischer Klassiker her – wie hier Brasato, Schmorbraten. Die Produkte dürfen in maximal 30 Kilometer Entfernung von Modena produziert werden.
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17.03.2008 18:09:51 Uhr
Laura Morandi ist Inhaberin der „Salumeria Giusti“, eines Traditionsladens, in dem die besten Produkte der Region angeboten werden. Im Hinterzimmer betreibt sie eine fulminante Osteria.
ten, mit dem optimalen Rohstoff kunstvoll umzugehen, machte ihn, ohne dass er es gewollt hätte, zum Volkshelden, zum Botschafter seiner Stadt, seiner Region. Wenn Bottura Reisen durch Italien, durch Europa antritt, um seine Kunst vorzuführen, steht auch Modena im Rampenlicht. Die Kunst unter den Dächern. Wir haben noch kein Wort über die Dachböden verloren. Man kann die Faustregel aufstellen, dass unter dem Dach jedes zweiten Hauses in und um Modena Essig gemacht wird. Was für Essig? Was als „Aceto balsamico di Modena“ in den Regalen unserer Supermärkte steht, hat in der Regel nichts mit der kostbaren Flüssigkeit zu tun, die sich ein Einheimischer als aromatische Veredelung auf einen Brocken Parmesan oder eine Scheibe Schinken träufeln würde. Der entscheidende Unterschied besteht im Begriff „tradizionale“. Während der konventionelle Balsamico industriell aus Weinessig hergestellt wird, der eine gewisse Zeit im Holzfass verbringt, nimmt der „traditionelle“ Aceto balsamico einen viel längeren Anlauf. Er besteht aus reinem Traubenmost, der aus weißen Trebbiano- oder roten Lambrusco-Trauben gepresst wird. Der frische Most wird in großen Fässern auf etwa die Hälfte seines Volumens eingekocht. Dabei karamellisiert der im Saft enthaltene Zucker, und der Most nimmt die ersten Töne der Farbe an, in der er später als Essig wiedergeboren wird.
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Luca Gozzoli (hier mit M. Bottura) ist Großmeister des Konsortiums zur Pflege und Kontrolle des traditionellen Aceto balsamico.
Der Weg ist freilich noch weit. Bis ein Essig als „tradizionale“ anerkannt wird, muss er eine Wanderung durch mindestens fünf immer kleiner werdende Fässer, die sogenannte Batterie, antreten und dort nur eines tun: reifen. Im ersten, größten Fass wird der gekochte Most mit etwas fertigem Essig und Wein versetzt, damit der Fermentierungsprozess in Gang kommt. Nach einem Jahr, in dem sich die Flüssigkeit in der Hitze des Dachbodensommers drastisch reduziert hat, wandert der Inhalt des ersten ins nächste, kleinere Fass, um den Geschmack des Holzes anzunehmen, dunkler, reifer zu werden. Wenn nach zwölf Jahren schließlich das letzte, das kleinste Fass erreicht ist, sprechen die Modeneser zum ersten Mal von Aceto. Nicht, dass ihr Lieblingsprodukt jetzt fertig wäre, es gibt genug Aficionados, die dem glänzenden Sirup weitere zwölf Jahre im Fass zumuten oder noch mehr. Doch zum ersten Mal besteht nun die Möglichkeit, den Aceto balsamico von der offiziellen Kommission des „Consorzio produttori aceto balsamico tradizionale di Modena“ als „traditionellen“ Balsamico-Essig anerkennen zu lassen. Dieses Consorzio ist streng, es gilt als so unerbittlich wie unbestechlich. Es residiert in Spilamberto, einer Nachbargemeinde von Modena, und bewertet nach zahlreichen Richtlinien, ob ein Essig gut genug ist, um als „tradizionale“ auftreten zu dürfen. Nur bei positivem Befund rückt das Consorzio die charakteristische 100-Milliliter-Flasche heraus,
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Matteo Panini stammt aus der gleichnamigen AbziehbildchenDynastie. Er produziert seit 1992 biologischen Parmesan in einem 220 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb.
in die der „tradizionale“ sodann abgefüllt wird. Das Gebinde, eine kleine Glaskugel mit langem Hals auf einem rechteckigen Fuß, wurde stilecht von einem der größten Autodesigner aller Zeiten, Giorgio Giugiaro, entworfen – ein kleiner Gruß an die benachbarten Autofirmen von Ferrari, Mase rati und Lamborghini. Die Preise für das nun stilecht verpackte Pro dukt hätte sich übrigens ein Apotheker einfallen lassen können: 100 Milliliter „tradizionale“ kosten zwischen 60 und 120 Euro, und man sollte ja nicht den Fehler machen, den Literpreis ausrechnen zu wollen.
Echter Balsamico ist eine Philosophie, kein Lebensmittel.
Der GroSSmeister. „Beeilt euch“, ruft Massimo aus der Küche, „wir haben einen Termin mit dem ,Großmeister‘. Der Meister wartet nicht gern.“ Er gibt keine Auskunft darüber, wie man sich gleichzeitig beeilen und das Dessert genießen soll, das Massimo als „Zuppa Inglese“ bezeichnet, jene schwere, farbenfrohe Süßspeise, die es vor fünf zehn Jahren bei jedem Italiener außerhalb Italiens gab, während sie heute nur noch in ihrem unmit telbaren Herkunftsland, der Emilia-Romagna, ser viert wird. Die Zuppa Inglese ist gewissermaßen die Nichte des Tiramisù: ein mit blutrotem Alkermes-Likör beträufeltes Biskuit mit Schokolade und Schlag, aber Massimo hat es dekonstruiert: Schokolade, Eis und Biskuit liegen getrennt voneinander in küh nen Formen unter einer aus Alkermes angefertig ten Geleefolie. Allein der Blick auf den Teller macht
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17.03.2008 18:10:07 Uhr
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the red bulletin
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In Modena wird die Alchimie der deftigen Küche gepflegt. klar, dass sich Massimo Bottura nicht von Kochbü chern inspirieren lässt, sondern in der großen Welt der Kunst nach Formen und Farben sucht. Aber jetzt hat er es wirklich eilig. Audienz in Spilamberto, da sollte sich nicht einmal ein Massi mo Bottura verspäten. Wir flitzen durch die engen Gassen der Innen stadt, schlängeln uns auf die Tangenziale, fräsen uns durch ein Labyrinth aus Bauernhöfen, Weide land und Industrie. Langsam fahren ist feig. Mas simo lässt den Saab auf einem Gewerbeparkplatz fallen, die Kirchturmuhr schlägt. Wir sind da. Der Großmeister erwartet uns. Der Großmeister sieht übrigens aus, wie ein Großmeister auszusehen hat. Luca Gozzoli, früher Bürgermeister von Spilam berto, hat sich den Kopf kahl geschoren und einen langen dreieckigen Kinnbart stehen lassen. Um den Hals trägt er einen wuchtigen Ornat, der ihn als Vorsteher des Consorzios ausweist. Luca ginge problemlos als Charakter eines Harry-Potter-Films durch. Solange er schweigt, hielte man ihn vermut lich für einen Legaten der dunklen Macht, aber sobald er Massimo um den Hals fällt und mit ihm ein vergnügtes Pointen-Pingpong abfeuert, weiß man, dass der Mann auf der richtigen Seite steht. Es geht um besseren Schutz für Essig aus Mode na. Der Großmeister und Massimo sind sich einig, dass es für alles, was sich Aceto balsamico nennt, eine strikte Prüfung bräuchte, damit nicht jedes
april 2008
Zuckerwasser im verführerischen Gewand des gu ten Namens auftreten darf. Doch natürlich hat die Industrie kein Interesse daran, sich von Qualitäts aposteln in die Parade fahren zu lassen, es bedarf also einer Strategie, eines Plans, eines Kampfes. „Schau“, ruft Massimo und zeigt auf den Flach bildschirm, der im Hintergrund des Hauptquartiers Informationsfilme abspult, „das ist Lidia!“ Auf dem Bildschirm sehen wir Massimo. Neben ihm eine kräftige ältere Frau, deren Finger mit be neidenswerter Geschmeidigkeit Tortellini formen. „Siehst du den Rhythmus, den sie bei der Ar beit hat?“, ruft Massimo begeistert, als sähe er das erste Mal dabei zu, wie jemand Pasta produziert, „darauf kommt es an. Darauf, und auf nichts an deres.“ Musik für den Käse. Es ist kaum nachzuvollzie hen, welche Abkürzungen wir nehmen mussten, um etwas später am selben Nachmittag Matteo Panini kennenzulernen. Falls beim Namen „Panini“ etwas klingelt, dann zu Recht: Es handelt sich um einen Sohn der le gendären Klebebildchen-Dynastie, die von einem Zeitungsstand in Modena aus die ganze zivilisierte Welt eroberte. Matteo Panini hat 1992 um ein 220 Hektar großes Grundstück einen Zaun gezogen und das Land zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft namens „Hombre“ erklärt. Etwa 500 Kühe weiden hier. Ihre Milch wird unpasteurisiert zu Käse ver arbeitet. „Das Einzige, was wir nicht selbst erzeu gen, ist der Diesel für die Traktoren“, sagt Matteo mit seinem charakteristischen schmalen Lächeln und führt uns in die Halle, wo der Parmesan ge lagert wird. Es ist eine riesige Halle, hoch und tief. Auf maßgeschneiderten Holzgestellen reifen hier 36 Kilo schwere Parmesanlaibe. 550 Liter Milch sind notwendig, um einem Laib sein Volumen zu geben. Die Dauer der Reife ist mit zwei Jahren bemessen, auf Wunsch darf es auch länger dauern.
Modeneser Dreifaltigkeit. Der Teig für die selbstgemachte Pasta (li.). Der unterschätzte Schaumwein Lambrusco (Mi.). Alte Fässer für den „Aceto balsamico tradizionale di Modena“.
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17.03.2008 18:10:14 Uhr
APRIL 2008
ACTION
Modena
TIPPS & INFOS
MODENA WO UND WAS ESSEN?
Heimat schneller, schöner Karossen. In und um Modena werden drei italienische Kultmarken produziert: Ferrari (im Bild der legendäre F40), Lamborghini und Maserati.
BILD: MARTYN GODDARD/GETTY IMAGES
Massimo zum Beispiel wünscht. Auf seiner Karte steht ein Gericht, das „Parmesan in fünf Reifegraden und fünf verschiedenen Konsistenzen“ heißt. Den Käse dafür bezieht er hier, zwischen 24 und 40 Monate reif. Matteo lächelt schmal. Er glaubt an Alchimie (oder er sagt, dass er an Alchimie glaubt). Deshalb lässt er seine Kühe mit Musik beschallen, wenn sie gemolken werden. Dieselbe Musik erklingt 15 Tage später, wenn der Käse aus dieser Milch in die Lagerhalle verschoben wird. Der Käse hört zu. Musikalischer Käse. Vor der Halle steht ein Mörser, in dessen Lauf Blumen stecken. Ein Schild bezeichnet das Weltkriegsgeschütz ganz sachlich als „Denkmal der menschlichen Dummheit“. In einer Nachbarhalle befindet sich die größte private Maserati-Sammlung Italiens. Bevor Massimo zum Aufbruch mahnt, stattet er noch den Parmesanlaiben einen Besuch ab, die unter seinem Namen reifen. Mit einem kleinen Metallhämmerchen klopft er sie ab. Es ist die einzige Möglichkeit, ihre Entwicklung zu kontrollieren und mögliche Fehler hinter der Kruste zu entdecken. Tack.Tackatack.Tack. „Siehst du“, sagt Matteo lächelnd. „Musik!“ GELBES LICHT. In der Altstadt Modenas leuchten die Fassaden im gelben Licht der Straßenlampen. Ein Geschäft nach dem anderen lässt die Rollläden herunter. Das Leben auf der Straße verlagert sich langsam in die Osterien und Restaurants. Ein älteres Paar holt sich noch schnell ein paar gefüllte Zucchini aus den Vitrinen der „Salumeria Giusti“, dann geht auch hier das Licht aus. Vorne, in der Cafeteria mit dem wunderbaren Blick auf den Palazzo Comunale, stoßen ein paar junge Leute mit einem Glas Wein an. Der lange Blick in die italienische Nacht. Die größte Freude, die man nicht essen kann. ♉ MASSIMO BOTTURA KOCHT AB 1. APRIL 2008 IM HANGAR-7, TISCHRESERVIERUNGEN UNTER TEL.: +43 (0)662 2197-77 WWW.HANGAR-7.COM
085-78-84_Action_Reise Modena 85
Botturas Tempel der Kreativküche für Fortgeschrittene: Osteria Francescana Via Stella 22 Tel.: +39 059 210118 Fax: +39 059 220286 mb-francescana@libero.it Modena liegt auf der Via Emilia zwischen Bologna (63 km) und Parma (62 km). Das historische Zentrum der 177.000-EinwohnerStadt wurde bis 1850 von Kanälen durchflossen, durch die Modena auf dem Wasserweg mit dem Po und der Lagune von Venedig verbunden war. Dieser Umstand spiegelt sich heute nur noch in den Straßennamen – und der Enge des von einem grünen Gürtel umgebenen Zentrums. In und um Modena finden sich zahlreiche Zeugnisse für geistliche und weltliche Herrschaft in romanischer Zeit. Besonders sehenswert sind die Piazza Grande mit der Kathedrale und der 88 Meter hohen Ghirlandina, dem Glockenturm, der Palazzo Ducale an der Piazza degli Estensi und die Chiesetta di San Giorgio an der Via Farini, die den Modenesern als Hochzeitskirche dient. Berühmt ist Modena jedoch vor allem für den hier produzierten Aceto balsamico di Modena, aber auch als Heimat der klingenden Automarken Ferrari, Lamborghini und Maserati.
WIE KOMME ICH HIN? Modena ist sowohl per Bahn als auch mit dem eigenen Auto von Österreich aus unkompliziert und bequem über Autobahn (via Brenner oder Südautobahn) erreichbar. Die Entfernung von Innsbruck beträgt 362 km, von Salzburg 543 km, von Wien 794 km. Züge fahren mehrmals täglich über Verona nach Modena. Die Austrian Airlines fliegen von Wien aus direkt nach Bologna (Flugpreise bei zeitgerechter Buchung: um 350 Euro). Die Air Dolomiti fliegt Bologna von München aus an (260 Euro).
WO WOHNE ICH? Empfehlenswert und zentral gelegen sind: Real Fini San Francesco Piazzetta San Francesco Tel.: +39 059 2057511 Fax: +39 059 2057590 hotelsanfrancesco@hrf.it Hotel Canalgrande Corso Canalgrande 6 Tel.: +39 059 217160 Fax: +39 059 221674 info@canalgrandehotel.it www.canalgrandehotel.it
Prototyp des guten italienischen Essens. Unbedingt reservieren, nur vier Tische: Hosteria Giusti Vicolo Squallore 46 Tel. und Fax: +39 059 222533 Kleines Kellerlokal mit interessanter lokaler Küche: Cucina del Museo Via Sant’Agostino 7 Tel.: +39 059 217429 Fax: +39 059 237443 alberto@cucinadelmuseo.it
LAMBRUSCO Der Lambrusco ist der traditionelle Schaumwein der Region. Es lohnt ein Besuch bei dem Großhersteller Chiarli, der für wenig Geld ausgezeichnete, weil trockene Lambruscos herstellt, rot und rosé. Besonders empfehlenswert: der Pruno Nero, Lambrusco Grasparossa di Castelvetro DOC.
Ausschließlich traditionellen Essigessenzen auf höchstem Niveau verpflichtet ist die vielfach preisgekrönte Acetaia del Cristo, Via Badia 41/A, San Prospero/Modena Tel.: +39 059 907425 Fax: +39 059 8070308 info@acetaiadelcristo.it www.acetaiadelcristo.it
PARMIGIANO Es lohnt ein Besuch der Biofarm „Hombre“ – nicht nur wegen des Parmesans, den man hier auch kaufen kann, sondern auch wegen des Maserati-Museums der Eigentümerfamilie. Hombre S.r.l. Via Corletto Sud 320 Tel.: +39 059 510660 Fax: +39 059 510733 hombre@hombre.it www.hombre.it
Sehenswert: die „Azienda Agricola Castelvetro“, wo u. a. Ferrari jährliche Einladungen veranstaltet. Führung und Verkostung nach Voranmeldung: Chiarli 1860 Via Manin 15 Tel.: +39 059 3163311 Fax: +39 059 310868 Web: www.chiarli.it
ACETO BALSAMICO Drei Adressen, um die Vielzahl von Essigherstellern einzugrenzen. Die beste Einführung in Theorie und Praxis bietet das Museo del Balsamico Tradizionale, Villa Comunale Fabriani, Via Roncati 28, 41057 Spilamberto Tel.: +39 059 781614 Fax: +39 059 7861913 info@museodelbalsamico tradizionale.org www.museodelbalsamico tradizionale.org Gehobenen Anspruch vertritt eine große Acetaia, die nicht nur Essigessenz, sondern auch ausgezeichneten AlltagsBalsamico erzeugt: Aceto Balsamico di Giuseppe Giusti Via Quattroville 155 Lesignana/Modena Tel.: +39 059 840135 Fax: +39 059 849909 info@giusti.it www.giusti.it
SHOPPEN Die besten Produkte der Region, gesammelt in einem wunderschönen Geschäft unter den Bogengängen der Innenstadt: Salumeria Giusti Via Farini 75 Tel. und Fax: +39 059 222533
SONSTIGES Unbedingt einen Besuch wert ist für alle Motorsportfreunde das Ferrari-Museum im nahegelegenen Maranello. Galleria Ferrari Via Dino Ferrari 43, Maranello/Modena Tel.: +39 053 6949713 www.ferrariworld.com
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KALENDER
THE RED BULLETIN
HOT SPOTS April
APRIL 2008
27. 4. 2008 Where the skies are so blue … A. J. Allmendinger und Brian Vickers legen sich in Alabama in die Schräge.
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In Österreich … 22
THE RAVENS BENEFIZSPIEL 4. 4. 2008, EISARENA SALZBURG A
Zugunsten des Salzburger Frauen-Eishockeyteams heißt es: Politik vs. Medien.
Saisonfinale der Alpin-Snowboarder mit Teams aus Legenden, Pros und Amateuren. A LONGBOARD CLASSIC 5. 4. 2008, STUBEN
Der Langbrett-Klassiker mit Massenstart. A HANNIBAL 5. 4. 2008, „MS PRINZ EUGEN“, DONAU
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… und in der Welt 1 MTB INTERNATIONAL CUP 1. 4. 2008, BARBACENA, BRASILIEN
Südamerikas Mountainbike-Elite liebt den harten Cross-Country-Kurs am Fuß des Mantiqueira-Gebirgszuges. 2 RED BULL GRAVITY CHALLENGE 1. – 30. 4. 2008, FINNLAND
Vienna Calling-House-DJs auf der blauen Donau: Abfahrt des Traditionsschiffes in Krems.
Ein Ei fällt 15 Meter und landet heil: Newtons Schwerkraftgesetze sollen an fünf finnischen Unis ausgetrickst werden.
A CHILL AND DESTROY TOUR 2008 5. 4. 2008, WEISSSEEGLETSCHER, UTTENDORF
3 RED BULL TRANSFORMERS 1. – 30. 4. 2008, KIEW, UKRAINE
Ein TTR-3***-Event zum Saisonabschluss.
RED BULL MUSIC ACADEMY SESSION 19. 4. 2008, POSTGARAGE, GRAZ A
Coldcut-Legende Jonathan More im Talk. A RED BULL SALZBURG VS. FK AUSTRIA MAGNA 19. 4. 2008, BULLEN-ARENA, SALZBURG
Das letzte Heimspiel der Bundesliga-Saison: Bleibt der Teller in Salzburg? A ART OF CART 2008 26./27. 4. 2008, PLUSCITY, PASCHING
Der mobile Red Bull Skatepark tourt durch die Ukraine. Diesen Monat hält er in Kiew. 4 GOOD CHARLOTTE 2. 4. 2008, SAKU SUURHALL, TALLINN, ESTLAND
Nach dem neuen Album freuen sich die europäischen Fans auf die ausgiebige Tour der Poprocker von der US-Ostküste.
BEACHVOLLEYBALL TOUR BANCO DO BRASIL 3. – 6. 4. 2008, CUIABÁ, BRASILIEN 5
Die härteste Beachvolleyball-Serie der Welt tourt durch Brasilien. Fünfte Etappe.
Das Monte Carlo unter den Promi-Kartrennen: scharfer Indoor-Kurs, relaxte After-Party.
CULLY JAZZ FESTIVAL 4. – 12. 4. 2008, CULLY, SCHWEIZ
CLUESO & BAND 27. 4. 2008, FLEX, WIEN
Insider-Tipp im Schatten von Montreux: Das kleinere Jazzfest am Ufer des Genfer Sees gibt aufstrebenden Künstlern eine Bühne.
A
Ob’s noch Platz gibt im Club? Wahrscheinlich keinen Zentimeter. A SURF WORLD CUP 29. 4. – 4. 5. 2008, NEUSIEDLER SEE, PODERSDORF
Windsurf-Kult auf Österreichs einzigem Meer. A ROSSBRÄU WUZEL-EM 1. – 30. 5. 2008, RASCHHOFER’S ROSSBRÄU IM ZENTRUM HERRNAU UND IM EUROPARK, SALZBURG
Kondition gefragt: Vier Wochen ’’’‘dauert‘ die offene EM am überdimensionalen Wuzeltisch.
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7 RED BULL NEW YORK VS. COLUMBUS CREW 5. 4. 2008, GIANTS STADIUM, EAST RUTHERFORD, NEW JERSEY, USA
Die Jagd auf den MLS Cup beginnt. New Yorks Bullen starten in die Regular Season. 8 SUZUKI NIGHT OF THE JUMPS 5./6. 4. 2008, MAX-SCHMELING-HALLE, BERLIN, DEUTSCHLAND
Die besten FMX-Profis kommen auf ein paar Sprünge vorbei: Hochsprung, Whipcontest, Freestyle.
1
9 RED BULL WHIP IT 5. – 8. 4. 2008, MANGAWHAI, NEUSEELAND
Die kleine Schwester des Red Bull Tow-At: Surfer werden per Seil in die Wellen „geschleudert“: laute Aerials auf ruhiger See! 10 FORMEL-1-GRAND-PRIX BAHRAIN 6. 4. 2008, BAHRAIN INTERNATIONAL 32 CIRCUIT
3.–6. 4. ’08 Brasiliens Beachvolleyballer am Rande des Regenwaldes.
Regenrennen ausgeschlossen: Der F1-Zirkus besucht schon zum fünften Mal die Wüsteninsel im Persischen Golf. 11 RED BULL F1 SHOW 6. 4. 2008, KAPSTADT, SÜDAFRIKA
Das Red Bull Racing Show Car auf Spritztour durch Kapstadts Downtown. Und live auf großem Screen der Grand Prix von Bahrain. 12 KING OF GROUND 6. 4. 2008, ASAKUSA ROX, TOKIO, JAPAN
Immer am Boden bleiben: Asiens größter BMX-Flatland-Contest.
RED BULL FLUGTAG 6. 4. 2008, ROYAL BOTANIC GARDENS, SYDNEY, AUSTRALIEN 13
Der erste Flugtag Down Under! In ehrwürdiger Location gehen 40 ehrgeizige Flugobjekte über die Rampe.
MY CHEMICAL ROMANCE 6. 4. 2008, VERIZON AMPHITHEATRE, IRVINE, KALIFORNIEN, USA 14
Wenn die Chemie stimmt, wird’s romantisch beim kalifornischen Bamboozle Left Festival.
15 RED BULL AIR RACE 10./11. 4. 2008, ABU DHABI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Start in die neue Saison: Mike Mangold kämpft an zehn Stationen um die Verteidigung seines WM-Titels. 16 BODYBOARD NATIONAL CHAMPIONSHIP 11. – 13. 4. 2008, PORTO, PORTUGAL
Eins werden mit dem Board: voller Körpereinsatz auf der Suche nach der perfekten Welle. 17 ATHENS VIDEO ART FESTIVAL 11. – 13. 4. 2008, TECHNOPOLIS, ATHEN, GRIECHENLAND
Griechenlands größtes Festival für audiovisuelle Kunst, digitale Kultur, neue Technologien: Video, Fotografie, Performance.
BILDER: RED BULL PHOTOFILES (3)
A SIGI GRABNER INVITATIONAL 4. – 6. 4. 2008, RENNHANG NACHTWEIDE, ISCHGL
16.–20. 4. 2008 BMX Dirt urban: Alejo Caro erobert eine Baugrube.
17.03.2008 20:06:37 Uhr
KALENDER
APRIL 2008
THE RED BULLETIN
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27. 4. 2008 Im Mai kommt sein neues Album, im April singt Clueso im Flex. 2
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6. 4. 2008 Steiles Spektakel auf flachem Kurs: Wer wird King of Ground? 24 8 31
3 A
23
6 12 16 19
3. 5. 2008 Red Bull Street Battles: Im Finale in Hongkong breaken vier Lokalmatadore und Asiens zwölf beste B-Boys.
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20.–30. 4. 2008 Ruben Lenten setzt neue Maßstäbe für die Punks am Kite. 14. 4.–3. 5. ’08 Seine Tricks rauben den Atem: Kenny Belaey auf Tour.
6. 4. 2008 Australien-Premiere für den Red Bull Flugtag: Unwahrscheinliche Flugobjekte dringen in Sydneys Luftraum ein.
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14.–20. 4. 2008 Die WQS der ProSurfer am Kap der Guten Hoffnung.
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BILDER: WWW.PICTUREDESK.COM, RED BULL PHOTOFILES (3), JÜRGEN SKARWAN, BARRY TUCK, CHUNG WAI WONG
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18 TÜRKISCHE ENDUROMEISTERSCHAFT 12./13. 4. 2008, FETHIYE/ÖLÜDENIZ, TÜRKEI
Das zweite Rennen der Enduro Championship auf der neuesten und anspruchsvollsten Strecke der Türkei.
MOTOGP GRANDE PRÉMIO DE PORTUGAL 13. 4. 2008, AUTÓDROMO FERNANDA PIRES DA SILVA, ESTORIL, PORTUGAL 19
WM-Solo für Stoner? Oder fightet Vorjahressieger Rossi zurück?
QUIKSILVER PRO DURBAN 14. – 20. 4. 2008, NEW PIER, DURBAN, SÜDAFRIKA 20
Tiago Pires und Co sammeln Punkte für die ASP World Qualifying Series. 21 RED BULL KENNY BELAEY PAN SAUDI TOUR 14. 4. – 3. 5. 2008, DSCHIDDA, RIAD, DAMMAM, SAUDI-ARABIEN
Der begnadete Trialbiker Kenny Belaey tourt durch Saudi-Arabien.
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25 RED BULL KITE PUNKS 20. – 30. 4. 2008, MURCIA, SPANIEN
RED BULL EL HOYO 16. – 20. 4. 2008, SANTO DOMINGO, DOMINIKANISCHE REPUBLIK 22
BMXer Alejandro Caro wagt eine Session in Santo Domingos größter umstrittener Baugrube: Das Loch (el Hoyo) im Stadtbild füllt sich mit neuem Leben. Das ist BMX Dirt! 23 RED BULL MOZIFANATIKUSOK ÉJSZAKÁJA 18. 4. 2008, PALACE CINEMAS, BUDAPEST, UNGARN
From dusk till dawn: mit einem Ticket die ganze Nacht lang so viele Filme sehen, wie man will. Und kann. 37 Kinosäle, 52 Movies. 24 DTM OSCHERSLEBEN 20. 4. 2008, OSCHERSLEBEN, DEUTSCHLAND
Alle jagen Mattias Ekström: Nach der Eröffnung in Hockenheim das zweite Saisonrennen der Deutschen Tourenwagen Masters.
Courage, Style und Kreativität: Im Wasserpark springen die Kiter über Kicker, sliden auf Rampen, erfinden Kitesurfing neu. 26 VENEZUELA OFF ROAD & ADVENTURE FESTIVAL 25. 4. – 4. 5. 2008, VALENCIA, VENEZUELA
Die größte Motorshow Lateinamerikas fasziniert jedes Jahr 150.000 Zuschauer. Von den Konzerten im Abendprogramm schwärmen nicht nur Truck-Liebhaber.
NASCAR SPRINT CUP: AARON’S 499 27. 4. 2008, TALLADEGA SUPERSPEEDWAY, ALABAMA, USA 27
Schon das neunte schräge Rennen: Die Beinahe-500-Meilen von Talladega beschließen das erste Viertel der NASCAR-Saison. 28 FORMEL-1-GRAND-PRIX SPANIEN 27. 4. 2008, CIRCUIT DE CATALUNYA, MONTMELÓ, SPANIEN
Jetzt wird’s ernst auf der beliebten Teststrecke nördlich von Barcelona.
29 RED BULL STREET BATTLES 3. 5. 2008, HONGKONG
16 Breakdancer aus ganz Asien in der ersten großen B-Boy Battle des Jahres. 30 RED BULL AIR RACE 3./4. 5. 2008, SAN DIEGO, USA
Eine Stadt mit großer Fliegertradition erlebt den State of the Art des Flugsports. Saisonrennen Nr. 2 für Bonhomme, Arch und Co. 31 METRO GROUP MARATHON 4. 5. 2008, DÜSSELDORF, DEUTSCHLAND
Eine der schnellsten Marathonstrecken Europas bietet die Chance für 20.000 persönliche Rekorde. Rhein theoretisch.
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PART Y
APRIL 2008
VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.
Gib Gummi!
Die Eröffnungsparty der Formel-1-Saison in Melbourne bewies: Es braucht keine Traktionskontrolle.
TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA
WELCOME BACK. Die Formel 1, das Festival aus Lärm, Glitzerzeug, Aufregung und Energie, wurde von Red Bull stilgerecht begrüßt, als man in Melbourne die schreckliche Grand-Prixlose Zeit mit einer üppigen Party verabschiedete. Die Tickets für die Chose im Shed 4 in den Docklands von Melbourne waren das Heißeste, was die Formel 1 abseits der Rennstrecke im Albert Park zu bieten hatte: Stars aus Sport, TV/ Film und Mode versammelten sich in der Lagerhalle, um Gummi(sohlen) zu lassen. Den Startschuss gab US-Rap-Superstar Common ab, der eine sensationelle Show performte. Gleich hinterdrein kam der britische DJ Carl Cox, seit Jahren ein gefragter musikalischer Reisender zwischen den Kontinenten. Während Cox mit seinen drei Turntables einheizte, unterhielten Akrobaten und Tänzer die Gäste, damit es ja nicht fad wurde. Als ehemaliger Filmschauspieler (in „Human Traffic“ spielte er einen Clubbesitzer) fühlte sich Carl Cox im Shed 4 an diesem Abend besonders wohl. Denn: Neben den Piloten von Red Bull Racing und der Scuderia Toro Rosso, David Coulthard, Mark Webber, Sebastian Vettel und Sébastien Bourdais, waren auch die Stars des Films „X-Men Origins“ gekommen – darunter Liev Schreiber, der in dem Streifen als Bösewicht Sabretooth Gift verspritzen wird. Ebenfalls gesichtet die hinreißende Peta Wilson („Superman Returns“) und Supermodel Megan Gale, die keinen Film braucht, um den männlichen Teil einer Party lahmzulegen. Da schluckte auch Red Bull X-Fighter Robbie Madison. Die knapp 1800 Partygäste hatten bis in die frühen Morgenstunden zu tun, um dem Rest der Welt den Beginn der Formel-1Saison 2008 zu verkünden: Letztere startete Stunden später ebenso turbulent wie die Party in den Docklands: Nur sieben Autos erreichten aus eigener Kraft das Ziel – so ähnlich erging’s auch den Partygästen auf deren Reise in die Betten. ♉
MELBOURNE, AUSTRALIEN WAS Formel-1-Saisoneröffnungsparty WANN 14. März 2008 WER Sébastien Bourdais, DJ Carl Cox, Common a. k. a. Lonnie Rashid Lynn, David Coulthard, Megan Gale, Robbie Madison, Liev Schreiber, Sebastian Vettel, Mark Webber, Peta Wilson
Grrrr. Einmal Bösewicht, immer Bösewicht: Da kann Emma Cooper noch so zuckersüß lächeln – FilmUngustl Liev Schreiber sieht aus, als wollte er Nüsse knacken. DJ Mike Hunt, der mit seinem DJ-Partner Carl Cox das Blut am Kochen hielt, war’s egal. Und die Tänzerinnen der Red Bull-Party spielten, was bös sein betrifft, ohnehin in einer eigenen Kategorie.
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17.03.2008 18:03:57 Uhr
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Bilder: Gepa pictures (4); Mark watson (5)
Bitte l채cheln. Das Paar des Abends im Shed 4 waren mit Abstand die beiden Schauspieler Peta Wilson und Danny Huston (체brigens der Sohn von RegieLegende John Huston). Und jemand, der nicht damit gerechnet hatte, durfte sich ebenfalls im Rampenlicht sonnen: das Girl Mendoza, das Rapper Common auf die B체hne holte, um es zu besingen. Da staunte auch Red Bull-Wakeboarder Josh Sanders (li., offener Hemdkragen).
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17.03.2008 18:04:20 Uhr
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THE RED BULLETIN
PART Y
Es fliegt, es fliegt, es fliegt … … der „Morgi“. Und weil recht weit, ließ er sich als erster österreichischer Skisprung-Gesamtweltcupsieger seit zwölf Jahren feiern. Und es geht noch weiter … TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER ACHIM BIENIEK
OBERFORSTALM, ST. JOHANN/PONGAU, SALZBURG WAS Siegesfeier zum Gewinn des SkisprungGesamtweltcups durch Thomas Morgenstern WANN 16. März 2008 WER Edi Federer, Sonja Friedle, Andreas Goldberger, Felix Gottwald, Hans Huber, Anton Innauer, Heinz Kinigadner, Martin Koch, Andreas Kofler, Dietrich Mateschitz, Thomas Morgenstern, Hubert Neuper, Elmar Oberhauser, Markus Prock, Gregor Schlierenzauer
APRIL 2008
2187 KALORIEN. Zuweilen ist eine gute Unterlage recht hilfreich. Schließlich geht es ja um was. Also: Speck, Bauernbrot, Grießnockerl- bzw. Bärlauchcremesuppe, Schweinsbraten mit Serviettenknödel und Sauerkraut. Und als Draufgabe ein Apfelstrudel. Alles Leckereien, auf die ein Skispringer im Laufe einer Saison eher verzichten sollte, will er weit hupfen. 1700 Kalorien, wird mir erklärt, seien die Tagesration. Die maximale. An diesem Abend ist in der urigen „Oberforsthofalm“ in St. Johann im Pongau, weithin bekannt für gepflegtes Après-Ski, aber alles erlaubt, was geht. Vor allem für den Hauptdarsteller des Abends, Thomas Morgenstern, der nach zwölf Jahren der Dürre den Gesamtweltcup im Skisprung wieder in die Heimat holte. Direkt aus dem slowenischen Planica war er gekommen, die große Kristallkugel in der Hand und die Kollegen – allen voran Skiflug-Weltmeister Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler, Martin Koch und Co – im Schlepptau. Und Gäste als Gratulanten, die genau wissen, wie man einen solchen Anlass feiert: Hubert Neuper war 1980 der erste österreichische Gesamtweltcupsieger im Skispringen, Andreas Goldberger 1996 der bislang letzte. „So ein Erfolg“, sagt der Goldi, „verändert dein Leben schon enorm. Da wird vieles einfacher.“ Nur gewisse Entscheidungen gehen halt nach wie vor nicht sonderlich leicht von der Hand: In den Ehehafen will Goldberger, 35 und rein optisch noch immer skisprungtauglich, weil nicht knödelaffin, nämlich trotz mehrjähriger Beziehung in nächster Zeit nicht einlaufen. „Das dauert“, erklärt Freundin Astrid, „sicher noch, bis er vierzig ist.“ Im Gegensatz zum Kärntner Jubilar Morgenstern. „Wenn ich die Vierschanzentournee oder den Weltcup gewinne“, hatte er vor Beginn der Saison verkündet, „heirate ich meine Kristina.“ Und jetzt? Rückzug. „Dafür“, so Manager Edi Federer, der die Party inklusive Feuerwerk organisierte, schmunzelnd, „muss er schon beides gewinnen – und dazu noch Weltmeister werden.“ Das nimmt sein Schützling jetzt mal so hin. Aber beim LuxusMaledivenurlaub, den er gleich nach der Sause antrat, ist der Manager ja nicht dabei … Dort gibt’s übrigens Halbpension. ♉ Almauftrieb. Nichts hatte Partyorganisator und Morgenstern-Manager Edi Federer (unten) dem Zufall überlassen, die Musik vor der Oberforsthofalm – dort hatte vor zwölf Jahren auch Andreas Goldberger seinen Weltcupgesamtsieg gefeiert – kam aus dem Red Bull Event Car. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel freute sich besonders über die Erfolge von Morgenstern und Co, sprangen doch die Skispringer souverän für die diese Saison etwas schwächelnden Alpinen in die Bresche.
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„ H D A k
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17.03.2008 18:04:46 Uhr
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Bitte festhalten! Einer der Stargäste bei der Weltcupfeier war der Glaspokal. Thomas Morgenstern – stets begleitet von Freundin Kristina – verborgte ihn zwar (etwa an Gregor Schlierenzauer, der mit seinen Autogrammen die Weine von Oberforsthofalm-Wirt Rupert Mayr behübschte), bewachte ihn aber sonst argwöhnisch. Vorsicht war bei Fritz Strobl (li. unten mit Peter Schröcksnadel) geboten: Dieser hat nämlich in seiner Karriere als Abfahrer nie eine Weltcup-Saisonwertung gewonnen – dafür Olympiagold 2002. Der Deutsche Martin Schmitt (re. oben mit Freundin Patricia) hingegen hat zwei dieser Trophäen bei sich zu Hause: Von dieser Seite drohte also keine Gefahr.
WARUM IST ÖSTERREICH AM BALL? „Willkommen, Bienvenu, Benvenuto, Welcome, Hosgeldiniz – wir sprechen die Sprache unserer Gäste. Denn bei uns sollen sich die Fußballfans schon bei der Ankunft wie zuhause fühlen. Und wenn wir das schaffen, kommen sie gerne wieder – als Österreich-Fans.“ Eva Koch, Empfangschefin und Botschafterin der Gastfreundschaft
Werden auch Sie Botschafter der Gastfreundschaft unter www.fussballverbindet.at
JETZT IST ÖSTERREICH AM BALL.
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17.03.2008 18:05:32 Uhr
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THE RED BULLETIN
DIE BESTEN CLUBS DER WELT
APRIL 2008
My House is my castle Weniger ist mehr. Oft reicht ein Wohnzimmer für die beste Party. Aber nur, wenn Sound und Teppich stimmig sind. TEXT PETER KROBATH BILDER CHRISTIAN ANWANDER
NEW YORK, USA WAS Cielo, 18 Little West, 12th Street WANN Sieben Tage die Woche ab 22 Uhr NOCH WAS Samstags der legendäre Paradizo Club mit Nicolas Matar und (oder) Willie Graff. Eintritt je nach Veranstaltung 10 bis 30 Dollar.
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FEEL GOOD. Ganz New York ist vom Hip-Hop-Fieber befallen. Ganz New York? Nein. Ein kleiner, aber feiner Club im extrem angesagten Meatpacking District leistet Widerstand. Im Cielo dreht sich die Discokugel zu House Music. Und das so sensationell gelassen, als ob auf Ibiza immer noch alles beim Alten wäre. Schon der Türsteher macht sich gerade mal so wenig wichtig, wie’s in seinem Job nur möglich ist. Flugs bist du reingeschlüpft in ein Wohnzimmer des Wohlfühlens. Rekelst die Muskeln in eklektischer Entspannung. Wubbernder Soundteppich ist Massage für Ohren und andere Körperteile. Der Rest ist Relax. Intim und angenehm. Früher seien alle Clubs so gewesen, erzählt Hausherr Nicolas Matar (einst auf Ibiza im „Pacha“), der hier seine Zeitreise veranstaltet. Weg von den Mega-Clubbings, zurück zur Lounge-Atmosphäre der klassischen Disco-Tage. Die Tanzfläche ist ein Pool mitten im Raum, aber die Bewegungen reichen rüber bis zur Bar. Das Ambiente einer Almhütte in elektronischer Umgebung. Du tanzt. Was sonst? Tun hier alle.
17.03.2008 20:07:33 Uhr
april 2008
cielo, new york
the red bulletin
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Im Maßstab 1:1. Das Cielo gibt es nicht nur in New York, sondern auch on air. Als einer der besten Clubs weltweit gehört das Cielo ab sofort zu den handverlesenen Partnern von Red Bull Music Academy Radio. Die besten Cielo-Events und DJ-Sets werden exklusiv bei www.redbullmusicacademy.com gesendet. Im April unter anderem die Housemeister François K, Carl Craig und Louie Vega. Funkenflug frei nach dem Motto von Cielo-Hausherr Nicolas Matar: „Die Leute kommen jede Nacht zu uns, um gute Musik zu hören. Unser Vibe ist Underground und chic zugleich.“
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17.03.2008 20:07:48 Uhr
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the red bulletin
read bull
April 2008
Kein besseres Geschenk Erzählung von Simon Van Booy.
A
Als er in die Scheinwerfer des einfahrenden Zuges blickt, überlegt er, was er da tut, und denkt an seine Mutter. Der kalte Fahrtwind, den der Zug bringt, lässt die zwei Männer Gabriel vergessen. Die silberne Schiebetür öffnet sich. Über die Sprech anlage tönt eine dumpfe Ansage. Der U-Bahn-Zug ist voller kleingewachsener Mexikaner mit Farbklecksen an ihren Schuhen. Sie stehen dicht gedrängt, sprechen aber kein Wort. Einer liest ein zerfleddertes Kinderbuch, um sein Englisch zu verbessern. Gabriel bemerkt einen Jungen und ein Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Ihr Groß vater – gekräuselter Schnurrbart an beiden Seiten des Kinns – schläft mit offenem Mund. Der Junge findet das witzig. Der Mexikaner, der das Kinderbuch liest, konzentriert sich so sehr, dass er nicht bemerkt, wie sich das Mädchen vorbeugt und die Worte nachäfft, die er tonlos mitliest. Der Zug überfährt die unsichtbare Grenze nach Brooklyn. Gabriel beobachtet die anderen Fahrgäste, aber nur eine alte
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Simon van Booy, 32, geboren in London, aufgewachsen in Wales und Oxford. Lebte zwei Jahre als Football-Spieler in Kentucky, danach in Paris und Athen. 2002 mit dem H. R. Hays Poetry Award aus gezeichnet. Van Booy arbeitete als Journalist für Magazine und Tageszeitungen, darunter die „New York Times“ und die „New York Post“. Derzeit lebt er in New York City, wo er an der School of Visual Arts und an der Long Island University unterrichtet. Sein Buch „The Secret Lives of People in Love“ (Verlag Turtle Point) versammelt Kurzgeschichten aus dem Alltag, über die Liebe und den Verlust, meisterhaft schlicht, geschrieben in sparsamer, ökonomischer Prosa, aber trotzdem berührend im Detail.
Frau in Schwarz betrachtet ihn. Als er zurückschaut, fällt ihr Blick auf die Schachtel. Dann wendet sie sich von Gabriel ab hin zum Fenster der U-Bahn-Tür. Gabriels Mutter hat ihm einmal gesagt, dass man, wenn man immer wieder an einen Verstorbenen denkt, diesen zurückruft. Als der Zug ins Licht einer Station einfährt, beobachtet Gabriel die Leute, die in seinen Waggon einsteigen könnten. Er bemerkt einen U-Bahn-Polizisten. Der Polizist am Bahnsteig bewegt sich nicht und verliert sich im Strom von Anzug trägern und langhaarigen Frauen in langen Mänteln. Gabriel nimmt die Schachtel auf den Schoß. Als er seinen Mantel über die Schachtel zieht, bemerkt er, wie dreckig er aussehen muss mit seinem löchrigen Turnschuh und den schwarzen Flecken auf seinem Mantel. Er sieht, wie sauber die eingestiegenen Passagiere sind, und erinnert sich an den Geruch frisch gebügelter Sonntagshemden. Seit seiner Hochzeit hat er kein Hemd mehr getragen. Damals lebte seine Mutter noch und faltete Papierschmetterlinge fürs Haar der Braut. Die Leute, die um Gabriel herumstehen, fühlen sich unwohl. Er verbirgt etwas, und sie wissen es. Er möchte aufstehen und seinen Sitzplatz anbieten, doch das Päckchen muss heil überbracht werden. Wenn Gabriel hustet, wenden die Leute ihren Kopf ab. Seine Frau will ihn zum Arzt schicken, aber Ärzte kosten Geld, sagt er. Eine Frau mit kurzem schwarzem Haar und einem rosa Regenmantel lacht in sich hinein. Sie trinkt Red Bull und liest etwas auf ihrem Handy. Sie erinnert Gabriel an seine
illustration: anje jager
uf der 110. Straße steht der Verkehr. Eine große Frau in eng sitzender Kleidung schiebt Zwillinge in einem Kinderwagen. Die Augen der Zwillinge richten sich nach oben zur Hochbahn. Ein Zug quält sich in die Station. Gabriel betrachtet die Zwillinge und starrt dann dorthin, wohin sie geschoben werden. Er blickt auf seine Uhr und schlüpft in die Seitengasse hinter einer Bäckerei. Sein Päckchen müsste fertig sein. Eine Stahltür öffnet sich und teilt dabei ein weiß aufgesprühtes Wort. Zwei zitternde Hände erscheinen. Sie halten eine Schachtel, die mit einem Band verschnürt ist. Auf einer Hand befindet sich ein tätowierter Vogel. Gabriel nimmt die Schachtel an Deckel und Boden. Erst als die anderen Hände das Gewicht in den seinen spüren, lassen sie los und verschwinden wieder hinter der Stahltür. Gabriel klopft zweimal und blickt um sich. Auf dem Rückweg durch die Seitengasse zur U-Bahn bleibt Gabriel neben einem umgestürzten Motorrad stehen. Es reizt ihn, die Schachtel zu öffnen, um einen Blick auf ihren Inhalt zu erheischen. In der Station mustern ihn zwei wartende Männer. Ihre Hosen sind ausgebeult und erinnern Gabriel an Segel. Ihre Augen scheinen wissen zu wollen, was er da so vorsichtig trägt. Sie blicken auf das Loch in Gabriels Turnschuhen. Sie blicken auf Gabriels Narbe. Sie stammt vom Feuer. Es gab mehrere Tote. Die Narbe läuft über Gabriels Wange und verschwindet unter seinem Ohr. Den Leuten fällt sie auf, weil sie von hellerem Braun ist als das übrige Gesicht. Sein Mund steht offen – eine Angewohnheit, die ihn abwesend erscheinen lässt, welche seine Frau aber liebt.
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read bull
Schwester, die in einem Vorort Havannas lebt und immer traurig ist, weil ihr Geliebter säuft. Eine Gruppe Touristen beobachtet ihn. Dass sie nicht aus der Stadt sind, erkennt er daran, dass sie Stadtpläne halten und die Frauen ihr Haar weder gestylt noch ungepflegt tragen. Sie sind aneinandergedrängt wie die Mexikaner neben ihnen. Die Frauen tratschen, und die Männer starren teilnahmslos auf den Boden oder auf die Auswölbung in Gabriels Mantel. Der Waggon ist immer voll. Wenn die einen Passagiere aussteigen, setzen sich sofort andere auf die freien Sitze. Gabriel fragt sich, von wie vielen Menschen ein Sitz wohl pro Tag benutzt wird und was der Sitz über diese Menschen berichten würde, könnte er ihre Gedanken lesen.
the red bulletin
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Er erinnert sich, wie sie zusammen gelacht und Hot Dogs gegessen haben, aus deren Enden das Ketchup tropfte. Gabriel steigt aus und wartet, bis die U-Bahn im Dunkel verschwunden ist. Dann macht er sich auf den Weg nach oben. Auf dem gelben Streifen, der Bahnsteig und Geleise trennt, liegen leere Crack-Phiolen. Gabriel versucht, die Schachtel noch besser zu verbergen. Auf dem Weg auf die kalte Straße hallen seine Schritte. Als er an einer Tankstelle vorbeigeht, sieht er drinnen zwei dicke Männer, die im Fernsehen Fußball schauen und rau chen. Dann kommt er an einem Mann vorbei, der in den Hörer einer Telefonzelle brüllt, und bemerkt, dass der Hörer abgerissen ist. Die Häuser hier haben weiße Balken vor den Fenstern, damit man von der Straße aus nicht hineinblicken kann, doch auch durch die Balken sieht Gabriel Leute essen, fernsehen und streiten. In einer Wohnung sitzt ein Junge und isst allein eine Orange. Gabriel biegt in eine Straße, die früher von Crack-Häu sern gesäumt war. Jetzt sind sie alle verkauft und warten darauf, abgerissen zu werden. Er kommt zu einem alten Fabrikgebäude. Mit zitternden Fingern zieht er einen Schlüssel aus seiner Tasche und schiebt ihn in das Schloss einer dicken Stahltüre. Er steigt über einen leeren Koffer und macht sich auf den Weg in den obersten Stock. Seine Hände zittern so sehr, dass er fürchtet, den Inhalt der Schachtel zu beschädigen. Er macht sich bewusst, dass er sie bald los sein wird. Oben angelangt starrt er durch ein unverglastes Fenster auf Manhattan. Das Empire State Building ist in Nebel gehüllt. Eines Tages wird es vielleicht ausgestellt werden wie ein alter Obelisk. Unter dem Fenster schreit eine Frau kurz auf.
In der nächsten Station hilft ein Mädchen mit gebleichten Haaren einem jungen Blinden in den Zug. Mit sanftem Druck fasst sie ihn am Ellbogen. Sofort steht ein Anzug träger auf, der junge Blinde setzt sich und bedankt sich nickend für jede freundliche Geste. Alle blicken den Blinden an, denn er kann sie nicht anschauen. Er weiß, dass ihn die Leute beobachten, sitzt ganz ruhig da und rückt nur kurz seinen weißen Stock an seine Beine heran. Gabriel schließt die Augen und stellt sich vor, blind zu sein. Er spürt die Schachtel im Dunkel unter seinen ge schlossenen Augen und umfasst sie enger, damit sie nicht unter dem Mantel hervorlugt. Als er die Augen wieder öffnet, ist die U-Bahn stehen geblieben und der Blinde verschwunden. Die Türen stehen offen. Es ist seine Station. Gabriel drängt sich durch die Leiber der Zusteigenden. Er schiebt die Schachtel unter seinem Mantel zurecht und geht dann in Richtung des Aufgangs am Ende des Bahnsteigs. An einen Stahlträger gelehnt, starrt Gabriel auf die Gabriel klopft sieben Mal an die Tür und lässt dann Schlüssel Geleise. Erst letzte Woche ist jemand gesprungen. in mehrere Schlösser gleiten. Er stößt die Tür auf und schlüpft Eine Chinesin spielt auf einer Bambusflöte. Trotz der hinein. Am Ende des Zimmers schimmert fahl das Licht Kälte ist sie barfuß. Um ihren Hals trägt sie einen rosa Schal. eines Fernsehers. Neben einem durchgelegenen Sofa steht Gabriel achtet auf jeden einzelnen Ton. Es ist ein sehr lang ein Bett, das mit großteils kaputtem Spielzeug übersät ist. sames Lied. Gabriel meint, dass es irgendetwas mit dem rosa Auf dem Sofa schläft der gerade dreijährige Junge. Als Schal zu tun hat. Sie hat weder eine Schachtel noch einen sich Gabriel zu ihm kniet, tritt seine Frau hinter einem Hut für das Geld. Er legt ihr einen Vierteldollar vor die Füße. Vorhang hervor. Gabriel betritt den leeren Waggon des Anschlusszuges „José hat sie dir heimlich hinten rausgegeben, wie er es und setzt sich unter eine Werbung für Laser-Augenopera gesagt hat?“, fragt seine Frau. Gabriel nickt. Das Licht vom tionen. Vorsichtig hebt er die Schachtel zur Nase und riecht. Fernseher flackert auf dem Gesicht des Jungen. Gabriel Aus dem Geruch versucht er sich ein Bild davon zu machen, berührt sein Knie und knüpft dann unsicher den was in der Schachtel ist und was seine Frau wohl Faden der Schachtel auf. Als der Junge seine Augen meinen wird. READ BULL, DIE reibt und sich aufsetzt, zeigt ihm Gabriel die Gabriel steht auf und blickt in einen der Neben LESEGESCHICHTE Schachtel und öffnet den Deckel. waggons. Er sieht eine Obdachlose, deren Kopf nach im Red bulletin. „Überraschung!“, sagen Gabriel und seine Frau. vorne gesackt ist. Sie hält einen Schuh in der Hand Jeden Monat schreibt Der Junge starrt die Torte an, die sorgsam dar und weint. Gabriel kann sie nicht genau erkennen, ein namhafter Autor auf geschriebene Drei, die dicke Glasur, welche die weil das Fenster in der Tür vollgeschrieben ist. eine Kurzgeschichte Torte rund wie eine Krone macht, und die Creme, Gabriel denkt an das Foto von seiner Schwester für das Red Bulletin. die sich in der Mitte abzeichnet. Der Junge berührt aus Havanna, das bei einem gemeinsamen Besuch Das Thema ist frei, die Torte nicht. Er schlägt seine Hände vors Gesicht auf Coney Island aufgenommen wurde. Ihr Arm und manchmal ist in und blinzelt durch seine kleinen Finger. ♉ umfasst Gabriels Frau. Es ist Gabriels Lieblingsfoto, der Geschichte sogar denn so stellte er sich als Kind das Leben vor. eine Dose versteckt. Aus dem Englischen vom österreichischen Autor Thomas Raab.
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17.03.2008 18:00:32 Uhr
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THE RED BULLETIN
R E! D B U L L D O G Ouuu
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DARÜBER LACHT DIE WELT Bissig wie einst der „Simplicissimus“: der März im Spiegel
der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.
FRISCH ANGERÜHRT Die Positionen scheinen einigermaßen gefestigt, allein: „The Economist“ gewinnt den Nahost-Friedensgesprächen dennoch neue Facetten ab.
HOLY SMOKE Raucherbeschränkungen und ihre Wirkung auf den Intellekt: „Ich denke in meiner Box, solang ich drin rauchen darf.“ Der Zeichner des „New Yorker“ dürfte Raucher sein.
ANPFIFF „Arena 08“, das Gemeinschaftsprojekt von „Kleiner Zeitung“, „OÖN“, „Presse“, „SN“, „TTZ“ und „VN“ zur Europameisterschaft, nimmt die EURO vorweg: Der zeitgemäße Fußballfan lässt sich im Zweifelsfall Flügel verleihen.
JEDE SITUATION FEST IM GRIFF Erinnern Sie sich an den legendären After-Shave-Werbespot? Frauenhand nähert sich männlicher Jeanshemdbrust, man hat jede Situation …? Ein Irrtum, wie wir heute wissen. Der Rotaugenfrosch muss da im Duell mit der Katzenaugennatter erst draufkommen. Aus: „Stern View“.
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17.03.2008 17:56:49 Uhr
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14.02.2008
15:27 Uhr
Seite 3
N AT Ü R L I C H . . .
APRIL 2008
AGRARISCHE OLYMPIADE Seit 1933 gibt es in Indien die „Rural Olympics“, ein Sammelsurium kurios bis abstrus anmutender Sportarten (andererseits: Stabhochsprung oder Synchronschwimmen müssen auf Außerirdische auch ein wenig seltsam wirken). Das Ochsen-Galopper-Derby ist so was wie die NASCAR des Inders. Gefunden in „Stern View“.
Galgant (Alpinia officinarum)
Kardamom (Elettaria cardamomum)
Quitten (Cydonia oblonga)
Hagebutten (Rosa canina)
Ingwer (Zingiber officinale)
Zitronengras (Cymbopogon citratus)
Holunderblüten (Sambucus nigra)
Birkenblätter (Betula pendula)
BELEBEND. REKLAMATION „Ich kann auf diesem Modell während der Fahrt so schlecht tippen.“ Handy-Telefonieren am Steuer war gestern, der moderne Mann blackberrysiert im Auto. Nämlich! Aus dem „New Yorker“.
www.carpediem.com
Arg!
GOURMAND Gerhard Haderer im „Stern“ über die allzu üppig portionierten Erfolgsprämien deutscher Manager.
DES TRINKENS REICHER SINN. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 8 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren belebende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Ingwer, Kardamom, Galgant und Quitte kräftigen den Kreislauf, Holunderblüten und Hagebutten stärken das Immunsystem, Birkenblätter und Zitronengras wirken stimulierend. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Belebend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com
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17.03.2008 17:57:04 Uhr
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the red bulletin
zeitsprung
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HeiSS
Bild: www.picturedesk.com/Rex features
genug für Ham and Eggs und Palatschinken? Durchaus, nur sollte der Stunt-Hausfrau nicht der Brennspiritus ausgehen. (Um zwischendurch Energie zu tanken, trinkt die Lady klarerweise etwas anderes.) Stunt of the year: New York, 1957 Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kietreiber (Stv.) Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Alexander Macheck, Boro Petric Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Mandy Fischer, Simone Fischer, Sebastian Tschugmell, Dominik Uhl Fotoredaktion Manfred Klimek (Schlussredaktion), Markus Kučera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter dieser Ausgabe Christian Grünwald, Wolfgang Hofbauer, Simon Van Booy llustratoren Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Bernd Fisa, Rudolf Theierl Projekt- und Mediamanagement Jürgen Eckstein, Thomas Kern Finanzen Siegmar Hofstetter Marketing Martina Kurtz Projektmanagement Jan Cremer, Dagmar Kiefer, Daniela Kubak, Sandra Sieder, Karl Tatscher, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Katharina Reinisch, Julia Savic Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.RedBulletin.com Erscheinungsweise Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamtauflage 1,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com
DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 6. MAI 2008.
098-98_Zeitsprung 98
17.03.2008 20:08:10 Uhr
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UM