JULI 2008
EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN
Im idealen Fall Cliff Diving: Drei unfassbare Sekunden zwischen Leben und Tod
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BULLHORN
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BETRIFFT: RICHTIGER ORT, RICHTIGE ZEIT Für einen Cliff Diver besteht der ideale Ort aus einer Felswand, 20 bis 25 Meter hoch, lotrecht, aber gut zu erklimmen, und aus einem Gewässer an ihrem Fuß, mindestens vier, fünf Meter tief, nicht zu kalt. Die Falkensteinwand am Wolfgangsee erfüllt dieses Anforderungsprofil ideal, und als nettes Extra bietet sie drumherum das Panorama einer Postkarte. Der beste Klippenspringer der Welt, der Kolumbianer Orlando Duque, freut sich jedenfalls schon sehr auf Red Bull Cliff Diving am 19. Juli im Salzkammergut. Damit auch Sie als Zuschauer firm sind für den Sprung in die Tiefe, möchten wir Ihnen das Dossier dieser Ausgabe (ab Seite 48) ans Herz legen, inklusive Porträt von Orlando Duque. Seiner Zeit voraus zu sein kann spannend sein: So besuchte das Red Bulletin den Steinbruch in Oetelshofen in Wuppertal, ehe dort die Riesenbagger die Kulissen für die Red Bull X-Fighters (der Event findet am 16. August statt) aufbauten. Reiseführer: der deutsche Lokalmatador und Klasse-FMXer Sebastian „Busty“ Wolter, selbst Baggerbesitzer. Seite 42 Stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist Skateboarder Philipp Schuster, unter Garantie: Der Wiener ist nicht nur regierender Europameister in der Disziplin Street, sondern auch fabelhafter Fotograf. Er beweist das regelmäßig in seinem Skatermagazin „Trottoir“, das er als Chefredakteur und Herausgeber prägt. Und er beweist es als Gast dieser Ausgabe im Red Bulletin: Ab Seite 70 zeigt er uns, wie man zum Skateboarder wird und sich dabei selbst fotografiert. Das Geheimnis? Ein Fernauslöser, von Schuster im richtigen Moment gedrückt, winzig und deswegen gut in der Hand zu verstecken. Erfreulich große Resonanz gab’s und gibt’s auf unsere Read Bull-Aktion „Leser schreiben Kurzgeschichte“. Bislang sind zwei Dutzend Texte bei uns eingetroffen, durchwegs liebevoll gestaltete Kleinode zu den unterschiedlichsten Themen und in den verschiedensten Tonarten. Aufrichtigen Dank allen Einsendern; die Jury arbeitet sich gerade durch die Texte, die besten werden im Lauf der nächsten Monate veröffentlicht. Einsendungen sind natürlich weiterhin ebenso möglich wie willkommen: bitte an readbull@redbulletin.at.
WIR UND DIE „GAZZETTA“ Das exklusive Red Bulletin-Interview mit Weltmeister Marco Materazzi, Coverstory der letzten Ausgabe, wurde europaweit zitiert (die „Welt am Sonntag“ brachte sogar einen Nachdruck). Was Autor Bernd Fisa besonders freute: In Materazzis Heimat nahm sich gar die führende Sporttageszeitung „Gazzetta dello Sport“ des Themas an.
Die erste Lesergeschichte finden Sie bereits in diesem Heft: Sie stammt von Stephen Sokoloff, im Hauptberuf Universitätslektor für Genetik, und schon der Titel macht Appetit: „Vendetta auf der Speisekarte“, Seite 94.
COVERBILD: KURT PINTER
Viel Vergnügen wünscht Die Redaktion
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the red bulletin
inhalt
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Bild: Gepa Pictures; Illustrationen: Anje Jager
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Mitarbeiter Joey zuber, 31, ist professioneller Cliff Diver und Stuntman. Im Jänner verletzte er sich bei einem Sprung in Kolumbien schwer: Er hatte sich bei der Wassertiefe verschätzt und zertrümmerte sich auf einer Sandbank den rechten Oberschenkelknochen. Keiner hätte die Geschichte des Unfalls und seiner Rettung besser erzählen können als Zuber selbst. Im Juli kommt er nach Österreich – als Gast des Cliff-Diving-Events am Wolfgangsee und um im Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrum Thalgau seine Rehabilita tion voranzutreiben. Seite 60
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ist Spezialist für Spaß auf kippeligem Untergrund (Snowboard, Longboard, Skateboard). Musikalisch ist er passenderweise bei Hip-Hop und Funk daheim, Simon legt auch selber auf. Beim Interview mit den SkateboardAssen Shaun White und Philipp Schuster in der Juni-Nummer zeigte der gebürtige Kitzbühler bereits einschlägige Kompetenz. Nun folgt sein „Yes, you can!“ für Skate-Einsteiger, ebenfalls mit Schuster und quasi auf Augenhöhe.
simon schreyer, 33,
Auf ein neues. Fußball ist ein Ganzjahressport, die Saison 2008/09 hat längst begonnen. Die Salzburger Bullen unter ihrem neuen Trainer Co Adriaanse schuften schon seit Wochen, um zu Saisonstart am 9. Juli in Bestform zu sein. Red Bull Salzburg will offensiven Fußball spielen. Was sie bisher gezeigt haben, ist vielversprechend: etwa ein 2:2 gegen Oleg Blochins FK Moskau (im Bild: Dudić, li., und Piták) und ein 23:1 gegen das Wings for Life-Team. (Zugegeben, Letzteres war einfacher: Ein Red Bulletin-Redakteur hat in der Verteidigung dilettiert.) Seite 66
Seite 70
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INHALT
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HELDEN
DOSSIER
ACTION
Was die Menschen bewegt, die uns im Juli bewegen. Seite 24
Cliff Diving. Unten Wasser, oben du, dazwischen die Welt. Seite 48
Von Ball, Brett, Bouillabaisse und bezauberndem Norden. Seite 64
HELDEN
DOSSIER
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HELDEN
CLEMENS DOPPLER PETER GARTMAYER
CLIFF DIVING
mag
Punk und Hip-Hop, hat einen der besten Aufschläge der Welt und pflegt seinen „gewissen Körperkult“.
Der Sportplatz der Cliff Diver liegt zwischen
Himmel und Erde. Im freien Fall stürzen sie sich aus 25 Metern und mehr in die Tiefe, erreichen in drei Sekunden
WER, WAS, WANN
Die Helden, die Locations, die Technik, die Physik, kurz: das kleine Einmaleins dieser atemberaubenden Sportart. Seite 50
ORLANDO DUQUE
Der 33-jährige Kolumbianer hat nicht einfach mehr Weltmeistertitel gewonnen als andere. Er ist Cliff Diving. Seite 52
HARTE LANDUNG
Der Australier Joey Zuber erzählt, wie er nach einem Cliff-Diving-Zwischenfall um Haaresbreite überlebte. Seite 60
WOLFGANGSEE
Am 19. Juli kommen die weltbesten Cliff Diver ins Salzkammergut, um von der Falkensteinwand zu springen. Seite 62
Tempo 100 und tauchen ein
singt Reggae, blockt wie die Chinesische
hart empfängt
Sie haben aber auch was gemeinsam.
ACTION
Sommer IM NORDEN
ins Wasser, das sie so
Mauer und liest „Spektrum der Wissenschaft“.
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wie Beton.
TEXT STEFAN WAGNER
Sobald die Sonne scheint, wird
Stockholm zur südlichsten Stadt des Nordens. TEXT CHRISTIAN SEILER BILDER MANFRED KLIMEK
I.
Der Sommer verwandelt sich gegen halb acht Uhr abends in fortgeschrittenes Frühjahr, und wenn gegen zehn die Sonne langsam untergeht, könnte man auf plus/minus Ende April tippen. Es ist die Zeit der roten Wolldecke. Die Mädel und Buben, die es sich am Wasser bequem gemacht haben, greifen mit beachtlicher Selbstverständlichkeit ins Dunkel hinter ihrem Sessel und klauben die weinrote Decke aus dem Off, um die nackten Schultern gegen die Kälte zu schützen. Die Musik wird lauter. Gleich neben dem besten Lokal der Stadt, dem „F12“, hat sich auf einer historischen Stiege ein Club eingerichtet, grober Bass, bunte Lichter, und zwischen den sitzenden Burschen mit ihren kurzen Hosen beginnen ein paar Mädels zu tanzen. Stockholm liebt den Sommer. Wer die Stadt, 59° 20' N, 18° 3' O, durchwandert, könnte glauben, Stockholm habe den Sommer erfunden. Niemand – ich wiederhole: niemand – bleibt in seinen vier Wänden, sobald ein paar Sonnenstrahlen die un-
Amalfiküste, Italien. Manche Cliff Diver nennen die vogelgleiche Flugphase den schönsten Teil des Springens. Für Orlando Duque ist es hingegen das Eintauchen: „In diesem Moment kriege ich die gesamte Energie zurück, die ich in den Sprung investiert habe – und mehr.“
Clemens Doppler im Hintergrund als aufmerksamer Betrachter einer akrobatischen Einlage seines Partners Peter Gartmayer. Der Sand ist römisch.
Zwischen Luft, Wasser und Sonne. Dieses phantastische Karussell steht im „Tivoli Gröna Lund“, dem Vergnügungspark Stockholms. Hier ist der Trubel groß und ausgelassen. Wer ein paar Schritte zur Seite macht, ist allerdings schon mitten im Grünen und findet jede Ruhe, die er sucht. Im Hintergrund die Strandpromenade Strandvägen.
CLEMENS DOPPLER und PETER GARTMAYER baggern die meiste Zeit miteinander. VON STEFAN WAGNER Seite 26
KLEINES SPORT-ABC: das Wichtigste über Cliff Diven – von der Bewertung bis zur Physik. Seite 50
FUSSBALL sieht aus der Distanz leicht aus. Stürmt aber Alexander „Zico“ Zickler in Lebensgröße auf dich zu, sieht die Welt anders aus. Ein Tatsachenbericht.
FARUK ONMAZ ist der Forrest Gump des Street Style. VON STEFAN WAGNER Seite 32
ORLANDO DUQUE ist neunfacher Weltmeister im Klippenspringen, obwohl seine Karriere in Gänserndorf begann. VON ROBERT SPERL Seite 52
VON ANDREAS KORNHOFER Seite 66
PAUL VAN DYK geht mit dem Hobel so virtuos um wie mit den Turntables.
MARK WEBBER ist der härteste Hund der Formel 1. VON ANTHONY ROWLINSON Seite 38
NUR EINEN MOMENT war Joey Zuber unachtsam. Der Australier erzählt, wie er seinen Horrorunfall im kolumbianischen Urwald überlebte. Seite 60
WUPPERTAL ist eher beschaulich. Doch jetzt kommen die Red Bull X-Fighters zu Besuch. VON WERNER JESSNER Seite 42
AM 19. JULI springen die weltbesten Cliff Diver von der Falkensteinwand in den Wolfgangsee. Seite 62
VON CHRISTIAN ANKOWITSCH Seite 34
WIR WAREN HIER. FÜR SIE. Hawaii Wien
Monaco
VON CHRISTIAN SEILER Seite 78
TERMINE im Juli. Seite 86 PARTY. Brandwagen reitet wieder, das Beste vom Nova Rock Festival: lauter Burner! Ab Seite 88
Bratislava The Kimberly
Wolfgangsee
STOCKHOLM mag zwar Schwedens Hauptstadt sein, fühlt sich aber trotzdem irgendwie südlich an.
BULLEVARD. Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen. Ab Seite 8
Berlin
Fuschl
BOUILLABAISSE ist weit mehr als Fischsuppe. VON ECKART WITZIGMANN Seite 74
LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7
Stockholm
Wuppertal
DER OLLIE macht Menschen erst zu Skatern. Ein „Yes, you can!“ mit Philipp Schuster. VON SIMON SCHREYER Seite 70
Nickelsdorf Rom
Pottendorf
Tasmanien
WELT IM CLUB. We proudly present: UFO, Bratislava. Seite 92 READ BULL. Diesmal schreibt Stephen Sokoloff aus Linz und Detroit. Seite 94
Red Bulletin live:
SIMPLICISSIMUS. Darüber lacht die Welt. Seite 96
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ZEITSPRUNG und IMPRESSUM. Seite 98
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leserbriefe
the red bulletin
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Briefe an die Redaktion
Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.
Ich blättere gerade durch Ihren letzten Bullevard, der mir gut gefällt. Eine kleine Ergänzung zum Spitznamen der kroatischen Fußballer, „Plavi“ (Die Blauen). Der passt zwar nicht so wirklich, wenn Niko Kovač kein blaues Leiberl anhat, denn in diesen Karo-Leiberln nennt man die Kroaten „Kockasti“ (Karierte) oder „Vatreni“ (Feurige). Doch haben diese Begriffe eigentlich keine lange Tradition und sind nur der (von manchen als unnötig bezeichneten) Änderung der Leiberln geschuldet. Marijan ribic, per E-Mail
Zuallererst ein Dankeschön für das wunderbare Red Bulletin, das mir da regelmäßig mit der „Presse“ ins Haus flattert. Bin voll begeistert von Inhalt und Aufbau. Nur habe ich ein kleines Problem mit Eckart Witzigmanns „Königsberger Klopsen“ auf Seite 72 Ihrer Juni-Ausgabe. Bei den Zutaten (Seite 73) ist „Faschiertes“ angegeben, das aber in der Zubereitung nicht vorkommt. Ich nehme an, es
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muss vorher gebraten werden. Liege ich da richtig? Karl Gober, Mödling
Christian Grünwald möge so nett sein und in der nächsten Ausgabe schreiben, ob man, was die Königsberger Klopse betrifft, die im Text erwähnten 500 Gramm Faschiertes noch vor oder erst nach der Zubereitung wegwerfen soll. Heinz Buchacher, per E-Mail
Auf der Zutatenliste für die Königsberger Klopse schreiben Sie von 500 Gramm Faschiertem, die aber dann in der Kochanleitung nie mehr vorkommen. Sollen die als Tatar dazu gereicht werden? johanna zugmann, per E-Mail
Wir bitte alle aufmerksamen Leserinnen und Leser um Vergebung; vor allem jene, welche die Königsberger Klopse nachgekocht haben. Im Zubereitungstext steht tatsächlich nicht, dass die Semmelmasse in die Schüssel mit dem Fleisch kommt, obwohl man es am Foto sieht. Im letzten Red Bulletin brachten Sie den Beitrag „Olympia-
sieger versenken“ – sehr guter Text von Christoph Rietner, tolle Fotos von Sabine König. Vor allem für Nichtsegler ist der Artikel durchaus interessant. Mir, der ich schon seit 1980 dem Segelsport „verfallen“ bin, fiel dabei auf, dass unter „Kleine Knotenkunde“ der Begriff Seile verwendet wird. Diese Bezeichnung ist auf einem (Sport-)Segelboot verpönt: In der Seemannssprache gibt es Bändsel, Leinen, Tampen, Taue, Trossen … aber niemals Seile (oder Schnüre). Herzliche Gratulation zu Ihrem informativen und äußerst gefällig gestalteten Monatsmagazin! Ing. gerhard Rödlerit, per E-Mail
Marco Materazzi einleitend nur als Opfer und nicht als unentwegten Provokateur eines der berühmtesten Fouls der Fußballgeschichte zu bezeichnen geht etwas an der Realität vorbei. Aber zumindest wird das dann im Interview noch angesprochen. Ansonsten gibt es bei Eurem Magazin eigentlich fast nur Lob zu verteilen: interessantes und breites Themenspektrum, äußerst subtiler Humor – und
sicher auch der Vorteil, viele Stars als Abgesandte von deren Hauptsponsor anders interviewen zu können als „normale“ Journalisten. Man spürt auch sehr gut die grundsätz liche Einstellung des Herrn Mateschitz aus all diesen Aktivitäten von Red Bull heraus. Substanziell, nachhaltig und unterhaltend – und natürlich im Hintergrund auch wirtschaftlich extrem einträglich. Anders als bei seinem ursprünglichen Fußball-Pendant Stronach, wo Unterhaltung in keiner Weise zugegen war … Freue mich schon auf die JuliNummer! Roman Karas, per E-Mail
Ein großes Lob für das überaus übergeniale Magazin, das in jeder Hinsicht fesselt und begeistert! Super Storys, absolut geniale Bilder und besten Dank für die tollen Beiträge des Großmeisters Witzigmann! Ich finde es sehr gut, dass die kulinarischen Seiten in Eurem Magazin immer Platz finden, und freue mich nach rhetorischem Verzehr dieser Beiträge schon auf das nächste Red Bulletin. Michael Prassl, Lödersdorf
Leser fragen, weltmeister antworten
Georg Habitzl aus Klagenfurt fragt:
wie besiegt man flugangst? 1. Fliegen Sie nicht. 2. Lassen Sie sich zum Vogel umschulen. 3. Verschlafen Sie den Flug, lassen Sie sich hypnotisieren, nehmen Sie Drogen (erlaubte!), hören Sie Ihre Lieblingsmusik, schließen Sie einfach die Augen. 4. Versetzen Sie sich in die Lage des Piloten – der will auch am Leben bleiben. 5. Setzen Sie auf Ihr eigenes Sicherheits-
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system: Fallschirm ins Handgepäck! 6. Versuchen Sie, Reisen in Europa und den USA per Auto zu absolvieren. 7. Vergleichen Sie die Kosten für ein Flugticket mit den Benzinkosten für die gleiche Strecke. 8. Versuchen Sie, das „Fliegen“ zu durchschauen (mit Flugstunden und dem Lesen von Betriebsanleitungen für Jets).
9. Vergleichen Sie Todes- und Verletztenstatistiken für Flugreisen mit denen für Autofahrten, Zug- und Schiffsreisen. 10. Fliegen Sie viel – dann ist es bald nicht mit Angst verbunden, sondern ein Spaß. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com
Bild: Jörg Mitter/red bull photofiles
Mike Mangold (USA), der regierende Weltmeister im Red Bull Air Race, gibt zehn ganz spezielle Tipps.
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The chosen few. Kevin Robinson gehört zu jener handverlesenen Schar von Sportlern, die seit Bestehen der X Games an allen Bewerben teilgenommen haben. Sein Weltrekord ist die Krönung einer außergewöhnlichen Karriere.
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8,23 Meter über der Lippe der Quarterpipe macht 16,46 Meter überm Boden: Von da oben nimmt selbst New Yorks Central Park Konturen an, und die Tausenden Zuschauer am Fuß der eigens konstruierten Super QuarterW Z OR pipe werden zum bunten Farbklecks. US-Athlet Kevin Robinson, 37, zweifacher R AU TA S SS Familienvater und siebenfacher X-Games-Medaillengewinner, hat im Rahmen 0% ETZ E N SICH 10 des Red Bull Experiment einen Weltrekord aufgestellt, an dem die Kids noch lang knabbern werden. Noch nie hatte jemand die g-Kräfte simuliert, keiner wusste, wie sich ein BMX bei 60 km/h in der Pipe anfühlt. K-Rob zog ab – immer wieder. Beim sechsten Versuch schlug er den Uraltrekord seines Mentors Mat Hoffman um zwei Inch. Doch das war nicht genug: Unter dem Applaus der Crowd ging er es noch mal an, und: wieder drei Inch höher! „Es gibt kein Aufhören, ehe man sein Ziel erreicht hat“, jubelte die BMX-Legende nach dem Rekord. Augenzeuge David Letterman war so angetan, dass er Robinson gleich in seine Talkshow einlud.
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Man nehme 24 Sattelschlepperladungen voll Holz, Glas und Metall. 30 Mann, die das Ganze innerhalb einer Woche zusammenschrauben und mit modernster Elektronik austapezieren. Dann noch flugs ein paar Haubenköche und internationale DJ-Stars engagiert, und fertig ist der Hotspot jedes Formel-1-Rennens: die Red Bull Energy Station, das noble Herzstück des ohnehin schon pompösen Paddocks. Hinein darf jeder, der eines der vielen bunten Bändchen und Karten um den Hals trägt (das richtige nämlich). Besonders bei Reich, Schön und Prominent erfreut sich das größte Motorhome des F1-Zirkus beträchtlicher Beliebtheit. Bei kulinarischen Leckereien und chilligem Sound lässt sich’s auch viel besser über das Business und die Formel 1 philosophieren. GRAND PRIX VON ENGLAND: 6. JULI 2008, SILVERSTONE
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Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull Online-Shop belohnt! www.redbullshop.com
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Carlos Marquez: „Kopfüber. Die Bikes der wagemutigen Radartisten zeigten in alle möglichen Himmelsrichtungen.“ Red Bull Elevation, Guadalajara, 9. Mai 2008
Christa Dallinger: „Herz, was willst du mehr. Eine phantastische Aussicht, eine deftige Jause und der geeignete Lesestoff.“ Ausseer See, 8. Mai 2008
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GIB GAS, MEIN SOHN!
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Bei den Ducks ist Gustav Gans der Glückspilz, im schwedischen Herrscherhaus erfüllt der König höchstselbst diese Rolle: Sohn Carl Philip, als Gastfahrer (Nummer 13!) im Porsche Carrera Cup Scandinavia unterwegs, zeigt von Rennen zu Rennen mehr Potenzial, wenn’s auch noch nicht für Punkte reicht. Papa Carl Gustaf hat – als Zuschauer – sicher seine Daumen im Spiel.
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CARRERA CUP SCANDINAVIA: 13. JULI 2008, FALKENBERGS MOTORBANA
Schwedisch für Anfänger: „Der Prinz hatte auch einen tollen Tag – auf der Rennstrecke.“ So meldet zumindest die Tageszeitung „Expressen“.
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MEGAVALANCHE: 12. JULI 2008, ALPE D’HUEZ, WWW.AVALANCHECUP.COM
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BILDER: WWW.GEPA-PICTURES.COM, CHRISTOPHE MARGOT
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Lust auf etwas Konkurrenz hatte der Seriensieger des Red Bull Trailfox, René Wildhaber, und lud sich einige Freunde zum MTBKlassiker nach Flims in den Kanton Graubünden ein. Undankbar, diese Burschen: Sie schnappten René den Sieg nach den drei Etappen (Nachtrennen, North-Shore-Trail mit Hindernissen, Langstreckentrail) weg: Es gewann Jérôme Clementz (FRA) vor Christophe Payet (La Réunion). Wildhaber durfte immerhin noch aufs Stockerl, als Dritter.
František Kuderna: „Königliches Haupt. Auf den Zinnen der Burg entdeckt, hoch über der Stadt – eine frisch gekrönte Prinzessin.“ Bratislava, Juni 2008
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Daniel O’Sheedy: „Von Austria nach Australia. Eine Dose Simpy Cola in Down Under – an einem malerischen Strand.“ Australien, Juni 2008
Manfred Breitenwieser: „Vielleicht kommt ja aus einer der unzähligen Dosen noch ein Tropfen Red Bull heraus.“ Antalya, Juni 2008
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ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (9)
GUTE VORBILDER VERDERBEN GUTE SITTEN Gerne würden wir so sein wie die Erfolgreichen dieser Welt. Leider verhindern einige Konstruktionsfehler, dass wir das auch schaffen. Von Christian Ankowitsch
DIE ARCH-METHODE
RUND UM DIE UHR Red Bull Air Race-Pilot Hannes Arch ist heuer schneller, als es Paul Bonhomme, Kirby Chambliss und Mike Mangold, den Top-Piloten der Red Bull Air Race World Series, lieb ist. Zweiter, Vierter, Dritter: die bisherige Rennbilanz des Trofaiachers mit Wohnsitz Salzburg ist fabelhaft. Vorne mitmischen heißt aber auch, vorher die Zähne zusammenzubeißen. Vor seiner zweiten Rennsaison hat Arch zwölf Kilo abgespeckt, etwa durch intensive Läufe. Dazu kamen Bergtouren in Frankreich und Kroatien, Skitouren in Salzburg und Wellenreiten auf Fidschi: Dinge, die Kraft geben und den Kopf freimachen. Was an Zeit übrig blieb, verbrachte der 40-Jährige mit Schrauben am Flugzeug. Die Rennen scheinen bei so viel Aufwand fast wie Erholung. RED BULL AIR RACE WORLD SERIES 2008, NÄCHSTES RENNEN: ROTTERDAM 19./20. JULI 2008, WWW.REDBULLAIRRACE.COM
WA S H I N GTO N , D . C .
David Luna: „Unser Gefährt ist absolut alltagstauglich. Vor allem für unsere Großeinkäufe am Wochenende.“ Red Bull Carrucha’s Race, Caracas, 18. Mai 2008
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Dana Al-Owaisi: „Willkommener Treffpunkt an einem heißen Tag. Ein schattenspendender Platz und kühle Drinks.“ Red Bull Flugtag, Kuwait, 2. November 2007
Victor Nguyen-Long: „Red Bull mobilisierte die letzten Kräfte, um die zweite Streckenhälfte schneller zu laufen.“ SunTrust National Marathon, Washington, 29. März 2008
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BILDER: CHRISTIAN PONDELLA (5)
K U WA I T
Hauptsache oben. Zwischen den Rennen hält Naturbursch Hannes Arch seinen Körper bei Klettertouren fit: Nach dem Red Bull Air Race in San Diego und vor dem in Detroit lüftete er sich an einer Felswand im südfranzösischen Verdon aus.
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
CAR ACAS
weil die Konzernmanager bescheiden sind und eine langfristige Strategie verfolgen, gehört ihr Laden zu den Weltbesten. Wie willkürlich unsere Annahmen mitunter sind, zeigt eine Reihe von Untersuchungen. Sie haben ergeben, dass wir exakt dasselbe Verhalten bei weniger erfolgreichen Menschen und Firmen ganz anders wahrnehmen. Müsli essen? Immer an sich glauben? Langfristige Strategien? Was soll da schon dran sein? Wie weit es mit dem Selbstbetrug gehen kann, zeigt der Autor Phil Rosenzweig. Er beschreibt in seinem Buch „Der Halo-Effekt: Wie Manager sich täuschen lassen“, dass der Erfolg vieler Superunternehmen nicht auf jenen Strategien beruhte, die man gefunden zu haben glaubte: Wenig später war’s mit dem Erfolg vorbei, obwohl die Manager nichts an ihrer Strategie geändert hatten! Die Lehre aus der ganzen Sache? Wer Erfolg hat, besitzt noch lange kein gültiges Rezept dafür. Er ist fraglos talentiert, war aber wahrscheinlich auch doof im richtigen Moment sowie vom Zufall begünstigt. Unser Leben ist eben voller Unwägbarkeiten, Überraschungen und Absurditäten; sie entscheiden wesentlich über Erfolg und Misserfolg mit. Glücklicherweise! Sonst wäre unser Leben eine ziemlich langweilige Angelegenheit, die sich nach einem einfachen Rezept lösen ließe. Und wer will das schon?
ILLUSTRATION: ANJE JAGER, BILD: JÜRGEN WIETRZYK
Jeder von uns kennt den Ratschlag, sich doch an erfolgreichen Menschen oder Unternehmen zu orientieren. Diese Vorbilder würden uns dabei helfen, selber erfolgreich zu werden. Nun, da ist freilich etwas dran: Wer von allen bewundert und geliebt wird, wer ein guter Manager ist und die Aktionäre beglückt, der muss irgendetwas richtig gemacht haben; von alleine kommt das nicht. Aber ganz so einfach ist das natürlich nicht. Denn wir Menschen haben ein paar gravierende Konstruktionsfehler, die uns immer wieder zu schaffen machen. Einer von ihnen ist unsere Angewohnheit, stets von neuem auf uns reinzufallen. So lassen wir uns nämlich vom Gesamteindruck eines Menschen oder eines Unternehmens beeindrucken und ziehen daraus jede Menge Rückschlüsse – die sich leider oft als falsch herausstellen. Die Psychologie hat für diese Eigenart vor vielen Jahrzehnten den Begriff „Halo-Effekt“ (nach griech. hálos: Hof um eine Lichtquelle) geprägt: Die Ausstrahlung von Menschen oder Firmen verzerrt unsere Wahrnehmung und verleitet uns, sie falsch einzuschätzen. So führen wir den Erfolg eines Menschen oder einer Firma auf bestimmte konkrete Ursachen zurück: Weil der charismatische TV-Star gerne Müsli isst, immer an sich geglaubt hat und eine tolle Frisur hat, war er erfolgreich, denken wir uns, nachdem wir sein Leben studiert haben. Und
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„Wir waren ganz schön nervös!“ Wenn ein Ausnahme-Athlet wie Chris Davenport das zugibt, heißt das wirklich was. Der König im „Freeski Mountaineering“ hatte sich heuer vier Viertausender der Alpen als Spielwiese ausgesucht. Als Erstes erklomm der Amerikaner mit seinem Partner, dem norwegischen Extremalpinisten Stian Hagen, die Ostseite des Matterhorns (4478 Meter). Im Morgengrauen, denn die Wetterbedingungen für die Adrenalin-Erlebnis-Abfahrt waren exakt um 9.30 Uhr ideal. Das extreme Unternehmen klappte, und auch am Eiger (3970 Meter), Montblanc (4810 Meter) und MonR I S DAVE N P OR : CH te Rosa (4633 Meter) gab ’s keine ZwiER T ET M schenfälle, nur Natur pur. Und weil’s � O so schön war, hat sich der Ski35 % 10 % Abenteurer für heuer noch alle WETTERBERICHT GIPFELKREUZ Viertausender Kaliforniens und den Alpamayo (5947 Meter) in 5 % ADRENALIN Peru vorgenommen. 30 % GÄMSENBLUT
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FREESKI MOUNTAINEERING: SÄMTLICHE VIERTAUSENDER KALIFORNIENS, SOMMER 2008
20 % HÖHENKOLLER
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BILDER: CHRISTIAN PONDELLA (5)
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Rauf und runter. Andere träumen davon, die vier Alpenklassiker – Montblanc, Matterhorn, Eiger und Monte Rosa – einmal raufzuklettern. Davenport auch. Aber er fuhr dann noch mit den Skiern wieder runter.
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18.06.2008 12:02:37 Uhr
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THE RED BULLETIN
BULLEVARD
JULI 2008
SEHR KOMISCH
MASSSTAB 1:1
WWW.FELIXBAUMGARTNER.COM
NIX 26TRIX
„Leider nein“ hieß es für die Dirtjump-Competition 26Trix im Salzburger Leogang. Starker Regen weichte die Dirtline derart auf, da half nicht einmal der Einsatz von Flammenwerfern (!). Die Teilnehmer hatten B E L FA S T
trotzdem Spaß. Beim Bunny Hop Contest etwa, bei dem Marius Hoppensack als Einziger die 1-Meter-Marke knackte. NATIONAL DIRT JUMPING CHAMPIONSHIP: 28. OKTOBER 2008, PORTO, PORTUGAL
NEW YORK
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
DETROIT
ERSATZPROGRAMM
Jeremiah Anway: „Tolle Flug-Action gab es wegen starken Winds leider keine. Wir wären vorbereitet gewesen.“ Red Bull Air Race, Detroit, 31. Mai 2008
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Paul Isner: „Hoppala! Nicht jeder Teilnehmer kam auf allen vier Rädern ins Ziel. Reifen wuchten? Sinnlos.“ Red Bull Soapbox Race, Belfast, 25. Mai 2008
Philip Maniaci: „Yes, I made it there! Skaten auf der East 12th Street mitten in New York.“ Red Bull Mini Mania, New York, Juni 2008
18.06.2008 12:03:35 Uhr
BILDER: DEFD-MOVIES (2), HANS SIMONLEHNER/GEPA PICTURES, STILLS-ONLINE, WWW.PICTUREDESK.COM (6), WWW.SHUTTERSTOCK.COM (2)
Fünf Jahre ist es her, seit Felix Baumgartner am 31. Juli 2003 mit einem Spezialcarbonflügel den Ärmelkanal überquerte. 6:22 Minuten brauchte er für die 36 Kilometer von Dover nach Calais, Höchsttempo 360 km/h. Zuvor war Baumgartner in 9800 Meter Höhe aus dem Flugzeug gesprungen. (Das mit Hilfe von Red Bull entwickelte Fluggerät SkyRay existiert heute in ähnlicher Form als militärisches Waffensystem Gryphon.) Dass Baumgartners Flug in die Rekordbücher klappte, daran ist auch ein Talisman schuld: Der Kameramann des Unternehmens, David Unterberg, hatte beim letzten Check des Landehügels in Calais einen hübschen Stein gefunden, den Baumgartner während des Flugs in seinem Spezialanzug bei sich trug.
BILDER: LARS SCHARL, DAVID UNTERBERG (2); ILLUSTRATION: DIETMAR KAINRATH
KEIN STEIN WIE JEDER ANDERE
BULLEVARD
JULI 2008
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THE RED BULLETIN
MEINE WELT
ADI HÜTTER
HAST DU SCHON EINMAL UM EIN AUTOGRAMM GEBETEN? Als ich im Schülerliga-Bundesfinale stand, habe ich mir eines von Herbert Prohaska geholt.
GRÖSSTER FUSSBALLER ALLER ZEITEN? Diego Armando Maradona.
STIMMUNGSVOLLSTES STADION DER WELT? Old Trafford in Manchester.
Die Fußball-Legende steigt auf zum Cheftrainer der Red Bull Salzburg Juniors. Es wird Zeit, mehr über Hütter zu wissen: welchen Sport er betreibt, welchen HollywoodHero er verehrt und was er auf keinen Fall isst.
Das ausverkaufte Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand (UEFA-Cup-Finale 1994).
LIEBLINGSBUCH?
DEIN SCHÖNSTES TOR?
Mein eigenes Buch DAS SCHÖNSTE TOR „Die 11 Gesetze der Motivation DER GESCHICHTE im Spitzenfußball“, mit Marco van Bastens Volleyschuss Dr. Jörg Zeyringer. zum 2:0 im EM-Finale 1988 Niederlande – Sowjetunion.
Das 2:0 gegen Sporting Lissabon in der 91. Minute (UEFA-Cup-Achtelfinale 93/94).
LIEBLINGSKABARETTIST? Alfred Dorfer.
UNANGENEHMSTER GEGENSPIELER?
CHARTS ODER OLDIES?
Aleš Čeh, damals GAK.
Eher Charts, am liebsten Austropop.
NATUR- ODER KUNSTRASEN? Eher Naturrasen, aber der Kunstrasen in Salzburg schafft einen Heimvorteil.
LIEBLINGSESSEN? Vorarlberger Käsknöpfle, von der Mama. BILDER: DEFD-MOVIES (2), HANS SIMONLEHNER/GEPA PICTURES, STILLS-ONLINE, WWW.PICTUREDESK.COM (6), WWW.SHUTTERSTOCK.COM (2)
DEINE SCHÖNSTE STADIONERINNERUNG?
WAS IST IMMER IN DEINEM KÜHLSCHRANK?
UMWELTSCHÜTZER ODER SORGLOS?
Im Sommer ein Flascherl Bier.
Lege zu Hause Wert auf Mülltrennung, versuche bewusst zu leben.
LIEBLINGSFILM? Alles mit Sylvester Stallone.
WAS ISST DU ABSOLUT NICHT? Innereien.
TRAININGSANZUG ODER DESIGNERANZUG?
SCHÖNSTER URLAUBSORT?
Trainingsanzug.
Karibik, da war ich auf Hochzeitsreise.
WIE VIELE SPORTSCHUHE HAST DU? 7 Paar (2 Fußball-, 3 Golf-, 2 Laufschuhe).
MOTTO? Mehr tun als die anderen!
DEIN LIEBLINGS-GOLFPARTNER?
LIEBSTE TV-SERIE?
Fußball-Legende Edi Glieder.
Das gute alte „Eine schrecklich nette Familie“.
SPORT NEBEN FUSSBALL? Golf, mein Handicap ist 17.
DEIN SCHÖNSTER GOLFPLATZ?
WIE VIEL FUSSBALL IM TV SCHAUST DU?
Enzesfeld bei Lindabrunn.
Sehr viel, am liebsten die englische Premier League.
DETROIT
HEIDENREICHSTEIN
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
KIRKBY MALLORY
WARST DU BEI DER EURO? Ich war live bei Österreich – Kroatien, den Rest gab’s gemütlich im TV.
Nathan Scott: „Der rote Bulle und ich – beide am Sprung. Glücklicherweise entgingen wir einer Kollision.“ MX2 Race, Mallory Park, England, 1. Juni 2008
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John Wills: „Kurz nach dem spektakulären Red Bull Air Race wurde in Detroit wieder gefeiert – nach dem Sieg im Stanley Cup.“ Red Bull Air Race, Detroit, 1. Juni 2008
Christian Böhm: „Perfektes Gleichgewicht. Der 12-fache Staatsmeister Erich Brandauer in seinem Element.“ Rodeo-X Endurocross, Heidenreichstein, 1. Mai 2008
18.06.2008 12:03:52 Uhr
D E U T SC H E G R Ü N D LI C H K E
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THE RED BULLETIN
RECHNEN STAT T RASEN IT
JULI 2008
50 Jahre Renner fahrung sind gut, aber Dieter Quester (Bj. 1939 ) auf BMW 328 (Bj. 1941) ist ehrgeizig. Deshalb hat der Wiener fü rs Ennstal einen akribische n deutschen Cop iloten, Heiko Esser. Denn: Be i Oldtimerrennen zählt nicht das Tempo, sondern (berechenbare) Gleichmäßigkeit. ENNSTAL CLAS
BILDER: CTK PHOTO, GETTY IMAGES, IMAGO, KONRAD LAGGER, WWW.PICTUREDESK.COM (7)
SIC, 22. BIS 26. JUL I 2008, GRÖBMING WWW.ENNSTAL-CL ASSIC.AT
POTTHÄSSLICHE
ENNSTAL CLASSIC: Autofahren im letzten Paradies.
POKALE
Im Zuge des Triumphs gefror schon so manches Siegerlächeln. Spätestens wenn THE ASHES dem glorreichen 10 Eine Urne für Cricket-Champs Helden seine Trophäe in die Hand gedrückt wird. Die Pokal-Fauxpas reichen von Riesentöpfen über Pflastersteine bis zu eingeäscherten Cricket-Utensilien (siehe oben). Die Top Ten der Pokale, die wir nicht einmal einem Blumenstrauß zumuten würden (geschweige denn unserem Kaminsims).
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THE ASHES: ENGLAND VS. AUSTRALIEN, 1. SPIEL: 8. JULI 2009
7
WORLD GOLF CHAMPIONSHIP
CLERICUS CUP
Suppenterrine für goldene Hochzeit
8
Hutständer für Pfarrer?
9 6 ATP OPEN DE MOSELLE
Das Fabergé-Ei des Tennisstars
4
KLASSIKER PARIS–ROUBAIX
Guter Rat: ein Pflasterstein zu viel.
5
STANLEY CUP
Wohl einmal zu oft angestückelt!
DEUTSCHE LIGA
Ein UFO für Fußballer
LIGUE-1-MEISTERPOKAL
Der Kopf gehört nicht dazu!
3
Gut gemeintes Tenniszitat, aber leider das Gegenteil von gut.
BRISTOL
2
HOME RUN DERBY
Des Baseballers liebste Schuhlöffel
BUKAREST
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
PENSACOL A
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AUSTRIAN OPEN KITZBÜHEL
Justin Griffith: „Abgetanzt bis zum Morgengrauen. Perfekter Sound, perfekter DJ. Das verlieh uns Flügel.“ Red Bull Full Moon Party, Pensacola, 20. April 2008
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Matt Daugherty: „Ruhe vor dem Sturm. Kurze Verschnaufpause vor den hektischen Boxenstopps.“ NASCAR Spring Cup Race, Bristol, 16. März 2008
Cristina Oncescu: „Grau raus, Farbe rein. Bekannte Graffiti-Künstler verschönerten das eintönige Mauerwerk mit einem belebenden Artwork.“ Bukarest, 1. Mai 2008
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JULI 2008
14.02.2008
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N AT Ü R L I C H . . .
REVIVAL
IMMER WIEDER ÖSTERREICH! Fast auf den Tag genau dreißig Jahre nach dem legendären 3:2-Sieg Österreichs über Deutschland in Córdoba bei der Fußball-WM 1978 lud BMX-Hero Senad Grosic zum Revival in seine Halle in Brunn am Gebirge. Schnauzer, Gnackmattn und Retro-Dressen waren Pflicht beim Fußball und BMX verschmelzenden Länderduell, ausgetragen in den Disziplinen BMX, Wuzeln, Guitar Hero und Radball. Das deutsche Team reiste in Bestbesetzung an: Gespickt mit Weltmeistern und angeführt vom Red Bull-Athleten Tobi Wicke, war die Elf vor allem auf dem BMX zu favorisieren. Doch die Österreicher schafften erneut die Überraschung, retteten sich ins Elferschießen und gewannen 4:3. Senads Siegesschrei hielt sich an ein berühmtes Vorbild: „I wer’ narrisch!“
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Pfefferminze (Mentha piperita)
Orangenschalen (Citrus aurantium)
Rosenblüten (Rosa centifolia)
Thymian (Thymus vulgaris)
Lindenblüten (Tilia cordata)
Hopfen (Humulus lupulus)
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
BERUHIGEND.
www.carpediem.com
BMX-MASTERS: 4. BIS 6. JULI 2008, KÖLN
Passionsblume (Passiflora incarnata)
SENAD’S CÓRDOBA
DES TRINKENS REICHER SINN.
BILDER: PHILIPP SCHUSTER
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren beruhigende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Lavendel, Rosen- und Lindenblüten entspannen, Thymian und Orangenschalen unterstützen den Stoffwechsel, Zitronenmelisse, Passionsblume, Pfefferminz und Hopfen fördern den ruhigen Schlaf. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Beruhigend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
„Red Bull-Dusche für die Helden der Nation nach dem Sieg über Deutschland. Für die Loser gab’s nur Knackwurschtkränze.“ Brunn am Gebirge, 14. Juni 2008
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18.06.2008 12:05:38 Uhr
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18.06.2008 12:06:01 Uhr
19 Dr. Schäfers Formelsammlung (iX)*
bild: sergio pucci/red bull photofiles Illustraion: Mandy fischer
Hart am Wind
019-18-19_Bullevard_Formel 19
Wir tun es den Seglern gleich – in diesem Fall Laser-Segler Juan Ignacio Maegli aus Guatemala – und teilen zuallererst den –›) Wind in Kategorien ein. Wahrer Wind (w wird jener Wind genannt, der an einem ruhenden Punkt gemessen wird. Der Fahrt–› wind (f ) ist der Fahrtgeschwindigkeit (v–›) des Bootes genau entgegengesetzt. Von entscheidender Bedeutung ist für Segler jedoch die vektorielle Summe der beiden: –›). der scheinbare Wind (w s Aero- und hydrodynamische Gesetze sowie die Form des Bootsrumpfes sind dafür verantwortlich, dass man „gegen“ den Wind segeln kann. Und so geht’s: Nehmen wir eine Fahrt „am Wind“ an (Nicht-Segler würden sagen: der Wind kommt von schräg vorne) sowie einen optimalen Anstellwinkel des Segels zum scheinbaren Wind von etwa 15°, so –› wird das Boot von der Auftriebskraft (FA ) vorangetrieben. Diese Kraft kennen wir vom Flugzeugflügel, in diesem Fall wirkt sie aber zur Seite statt nach oben. Außerdem drückt der Wind mit der Luftwiderstands–› kraft (FW ) gegen das Segel, was die Fahrt „am Wind“ etwas hemmt. (Segelte man hingegen „vor dem Wind“, das heißt: wenn der Wind von hinten kommt, würde das Boot ausschließlich mit der Luftwiderstandskraft, also mit dem Wind in den Segeln, angetrieben.) Abhängig sind die beiden Kräfte auch von der Fläche des Segels aus scheinbarer Windrichtung gesehen (A s ), von der Luftdichte ( L ) sowie von den Beiwerten für Auftrieb bzw. Luftwiderstand (cA bzw. c W ). –› Die Gesamtkraft (F ) wirkt dann nicht –› nur in Fahrtrichtung (Ff ), sondern auch quer –› dazu (Ft ). Ft mag um einiges stärker sein als Ff , doch ist der Bootsrumpf so gebaut, dass seine transversal wirksame Fläche (A t ) und deren Widerstandskoeffizient (c W,t ) weit größer sind als die entsprechenden Werte in Fahrtrichtung (A f und c W,f ). So wird die seitliche Bewegung viel stärker gebremst als die Vorwärtsbewegung. Die frontale Geschwindigkeit (vf ) stellt somit den Hauptanteil an der Gesamtgeschwindigkeit (v). * Dr. Axel Schäfer, 39, forscht an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Segelbewerbe der XXIX. Olympischen Sommer- spiele: 8. bis 24. August 2008, Qingdao/China, www.olympic.org
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BULLEVARD
THE RED BULLETIN
JULI 2008
MORGIS 1. FLUGSTUNDE
MANN VS. MASCHINE
„Das Schwierigste? Die Landung!“ Nicht mit Skiern, sondern mit einer einmotorigen Diamond DA 20 setzte Thomas Morgenstern etwas wackelig beim Hangar-7 auf. Wird schon noch. Zum Skispringen kann der Flugschüler noch nicht fliegen: Dafür sind die Bretter zu lang.
BASE-Jumper Ueli Gegenschatz wollte es wissen. Er stürzte sich 4500 Meter über der irischen Insel Inis Mór aus dem Flieger und landete nach 17,6 km und 5:45 Minuten in Galway an Irlands Westküste. Spitzentempo: 250 km/h. Damit war der Schweizer schneller als die lokale Airline: die schafft nur 193 km/h.
ALLES, WAS …
… FLÜGEL HAT …
SKISPRUNG SOMMER-GP: 26./27. JULI 2008, HINTERZARTEN
WINGSUIT-SEMINAR: 12. JULI 2008, HOHENEMS, WWW.GEGENSCHATZ.COM
RED BULLS SALZBURG
KINDER, ES GIBT EIS! Dieser Herr heißt Markus Radanac und hat sich für unser Foto verkleidet. Er hat aus einem Sommer-Markus einen Winter-Markus gemacht. Im Sommer ist Radanac Bademeister im Salzburger Volksgartenbad, im Winter Eismann der benachbarten Eisarena. Ermahnt er sommers vom Beckenrand
ST. MORITZ
Eis, dann die Linien, dann zwei Zentimeter Eis. Nach einigen Rasttagen (da steigen Schmutzpartikel auf und können abgetragen werden) darf am 28. Juli das Farmteam der Bullen als erste Mannschaft aufs Eis. RED BULLS SALUTE: 21./22. AUGUST 2008, SALZBURG WWW.REDBULLSSALUTE.COM
BIRMINGHAM
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)
CENTR AL FLORIDA
Springende, lenkt er winters seine Zamboni-Eismaschine durchs Oval der Eisbullen. Die Eisproduktion beginnt bald: Am 11. Juli wird die Betonfläche auf minus acht Grad abgekühlt, das dauert zehn Tage. Ab 21. Juli kommt erst ein Zentimeter Eis drauf, dann eine Schicht Kreide, wieder ein Zentimeter
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3), MAURICIO RAMOS (2), SCALARIA (3), WILDBILD, WWW.EURO-NEWSROOM.COM
20
National Surf League: „Augen auf, Mund zu. Sonst heißt es bei diesem Höllentempo Salzwasser schlucken.“ Red Bull Riders Cup, Central Florida, 22. April 2008
020-20-21_Bullevard 20
Joachim Pötschger: „Die Tür ist absolut einbruchssicher. Zwar nicht aus Spezialstahl, aber Aludosen sind auch ziemlich widerstandsfähig.“ St. Moritz, Juni 2008
Walt Till III: „Auf diesen Maschinen geben die Valentino Rossis und Dani Pedrosas von morgen ordentlich Gas.“ KTM Rookies Cup, Birmingham (USA), 19. April 2008
18.06.2008 12:07:06 Uhr
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JULI 2008
14.02.2008
15:27 Uhr
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N AT Ü R L I C H . . .
Assai (Euterpe edulis)
Hibiskus (Hibiscus sabdariffa)
Birkenblätter (Betula pendula)
Brombeerblätter (Rubus fruticosus)
Holunderblüten (Sambucus nigra)
Koriander (Coriandrum sativum)
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Ringelblume (Calendula officinalis)
Wacholder (Juniperus communis)
DAS SCALARIA HEBT AB
… FLIIIIEGT!
Der Wolfgangsee: Ort der Erholung, aber auch für Flugzeuglandungen bestens geeignet. Von 11. bis 13. Juli steht das Eventresort „Scalaria“ deshalb einmal mehr im Zeichen der Fliegerei. Hauptattraktionen: die italienische Caproni – eines der ältesten Wasserflugzeuge der Welt – und die über 60 Jahre alte Dornier Do-24 ATT (Spannweite 27 Meter). Gut, dass die Dornier-Flügel was aushalten: Germany’s Next Topmodels werden auf ihnen einen extravaganten Catwalk hinlegen. Ebenfalls geplant: eine Freiluftshow mit Künstlern des Cirque du Soleil. Ein Lob der Show: mit jedem Wasserflugzeugstart wird die Aktion „Moments of Hopes“ unterstützt. Der eingeflogene Gewinn des Spektakels wird hilfsbedürftigen Familien des Salzkammerguts gespendet.
HARMONISIEREND.
www.carpediem.com
SCALARIA AIR CHALLENGE: 12. JULI 2008, 16 UHR, ST. WOLFGANG, SEEPROMENADE, WWW.SCALARIA.AT
SALZBURG
DES TRINKENS REICHER SINN.
BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren harmonisierende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Birkenblätter, Holunderblüten und Brombeerblätter wirken reinigend, Koriander, Löwenzahn, Wacholder und Ringelblume unterstützen den Stoffwechsel, Assai und Hibiskus enthalten wertvolle Antioxidantien. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Harmonisierend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
Helmut Moser: „Die Rolleigenschaften dieses drei Tonnen schweren Granitballs sind eher bescheiden.“ Stadion Wals-Siezenheim, Salzburg, 21. Mai 2008
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18.06.2008 12:07:30 Uhr
REKORDE
THE RED BULLETIN
BILD: REUTERS; ILLUSTRATION: ALMUT BECVAR
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REKORD DES MONATS
TEMPOBOLZEN
100 Meter in 9,72 Sekunden: Mit dieser Fabelzeit ist Usain Bolt der schnellste Mensch der Welt. Das Leben des Jamaikaners, den sie sinnigerweise „Thunderbolt“ rufen, hat noch mehr beeindruckende Zahlen parat. Usain Bolts Hauptsponsor ist Jamaikas MobiltelefonProvider Digicel. Der Firma (4000 Mitarbeiter) war der Weltrekord nur 1,8 Millionen Jamaika-Dollar (etwa 16.000 Euro) wert. Macht pro Mitarbeiter vier Euro.
19,93 39.349
4000 Für seine Silbermedaille über 200 Meter bei der WM in Osaka (Japan) im August 2007 erhielt der junge Sprintstar 30.000 US-Dollar. Peanuts im Vergleich zu den künftigen Einnahmen. Allein für Meeting-Auftritte kassiert Bolt derzeit Prämien im fünfstelligen Dollar-Bereich.
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30.000
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Zum Showdown der drei schnellsten Männer der Welt wird es vermutlich bei den Olympischen Spielen im August in Peking kommen. Dort wird Tyson Gay (USA), regierender Weltmeister über 100 und 200 Meter, Usain Bolt und dessen Freund, den ehemaligen Weltrekordhalter Asafa Powell, herausfordern.
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Bereits als 17-Jähriger lief Usain (Thunder-)Bolt die 200 Meter in 19,93. Damit brach er den Junioren-Weltrekord von Lorenzo Daniel (USA) und blieb als erster Jugendlicher der Geschichte unter 20 Sekunden.
In der Sprint-Geschichte mit elektronischer Zeitmessung ist Bolt der 17. Weltrekordhalter über 100 Meter und der 59. Athlet, der diese Distanz unter zehn Sekunden lief.
5
Bolt wiegt 86 kg und ist 1,96 Meter groß. Zu groß für einen Sprinter, sagt die Theorie: Tatsächlich sind Bolts Startzeiten relativ langsam.
1,96
Gehirntraining: Neben dem Sport studiert Bolt mit 8000 Kommilitonen an der University of Technology in Kingston.
8000
Trainiert wird Bolt von Glen Mills (JAM), der auch Kim Collins betreute. Collins lebt auf der 39.349-SeelenInsel St. Kitts und Nevis und schaffte 2003 WM-Gold über 100 Meter.
Sein atemberaubender Weltrekord gelang dem 21-jährigen bei seinem erst fünften offiziellen Antreten über diese Distanz. Innerhalb des letzten Jahres steigerte er sich um 31 Hundertstel von 10,03 auf 9,72 Sekunden.
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Zuseher waren beim Leichtathletikmeeting in New York dabei, als Bolt mit (erlaubtem) Rückenwind von 1,7 m/s den Weltrekord von Asafa Powell (JAM/9,74 Sekunden) brach. Bolts Durchschnittstempo: 37,04 km/h.
2007 holte sich der Weltrekordler bei der jamaikanischen Meisterschaft in 19,75 Sekunden den Sieg über 200 Meter. Damit verbesserte er den 36 Jahre alten Rekord von Don Quarrie um elf Hundertstel.
36 18.06.2008 12:07:53 Uhr
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10.06.2008 18.06.2008 13:22:18 12:08:00 Uhr Uhr
Helden Mund zu! Die Athleten beim Red Bull Street Style haben auch nur einen Kopf und je zwei Arme und Beine. Und: Ja, die Schwerkraft gilt auch für sie. Trotzdem stellen sie Dinge an mit dem Ball, dass im Wiener Semperdepot sogar Weltklasse-Profi Edgar Davids – er war einer der Juroren – staunte. Auch über den Österreicher Faruk Onmaz.
Wer uns diesen Monat bewegt.
024-24-25_Helden_Inhalt 24
Doppler/Gartmayer
haben auch Vornamen, nämlich Clemens und Peter, auch wenn die oft ein wenig untergehen in der Berichterstattung, wenn sich Österreichs beste Beachvolley baller wieder einmal irgendwo in der weiten Welt auf das Stockerl gebaggert haben. Seite 26
Faruk onmaz
ist achtzehn, und er träumt nur von einem: Er will im Street Style so gut werden, dass sich keiner mehr zu ihm zu sagen traut, dass er einfach nur gut gaberln kann. Der erste Schritt: Der Niederösterreicher hat sich für das Red Bull Street Style-Finale in Brasilien qualifiziert. Seite 32
18.06.2008 12:08:13 Uhr
/Red Bull Photofiles Bild: rutger pauw
PAUL VAN DYK
hat eine Weile gebraucht, bis er sich vom Nachrichtentechniker und Tischler in der ehemaligen DDR zum Top-DJ mit eigenem Plattenlabel aufgelegt hatte. Im Juli ist van Dyk einer der Stars bei der Loveparade in Dortmund. Seite 34
025-24-25_Helden_Inhalt 25
Mark Webber
ist nicht nur ein sauschneller Formel-1-Pilot bei Red Bull Racing: Der Australier hat so viel Ausdauer und Muskelschmalz, dass er sich sein Geld auch als Extremsportler verdienen könnte. Den geeigneten Event organisiert er sich passenderweise gleich selber. Seite 38
wuppertal bekam bisher
nicht allzu viele Möglichkeiten, um als strahlender Held dazustehen. Jetzt ist die Gelegenheit günstig – als Bühne für die Red Bull X-Fighters im Steinbruch Oetelshofen nämlich. Seite 42
18.06.2008 12:08:16 Uhr
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RĂ–MISCHER SAND. Clemens Doppler im Hintergrund als aufmerksamer Betrachter einer akrobatischen Einlage seines Partners Peter Gartmayer.
026-26-31_Helden_Volleyballer 26
18.06.2008 12:10:28 Uhr
juli 2008
helden
the red bulletin
Clemens Doppler Peter Gartmayer mag
Punk und Hip-Hop, hat einen der besten Aufschläge der Welt und pflegt seinen „gewissen Körperkult“.
singt Reggae, blockt wie die Chinesische
Mauer und liest „Spektrum der Wissenschaft“. Sie haben aber auch was gemeinsam.
Bild: Red Bull Photofiles
Text Stefan Wagner
027-26-31_Helden_Volleyballer 27
18.06.2008 12:10:31 Uhr
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the red bulletin
Name Peter Gartmayer geburtsdatum/-Ort 25. Februar 1978 in Wien Grösse/Gewicht 193 cm, 93 kg wohnorte Wien, Rom ausbildung Studium (abgebrochen), Trainerausbildung (begonnen) grösster sportlicher erfolg Europameister 2007 (mit Clemens Doppler) web www.doppler-gartmayer. com, www.cheesevibes.at
Name Clemens Doppler geburtsdatum/-Ort 6. September 1980 in Kirchdorf/Krems (OÖ) Grösse/Gewicht 200 cm, 86 kg wohnortE Wien, Rom ausbildung Handelsschule (abgeschlossen) GröSSte sportliche erfolge je 2-mal österreichischer Meister und Cupsieger sowie 60-facher Nationalspieler in der Halle, BeachvolleyballEuropameister 2003 (mit Nik Berger) und 2007 (mit Peter Gartmayer) web www.doppler-gartmayer. com
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er drahtige Italiener mit dem unruhigen Zucken um die Mundwinkel und dem graumelierten, bemerkenswert akkurat angeordneten Haupt- und Brusthaar steht hoch auf einem würfelförmigen Podest hinter dem Netz, knallt einen Ball nach dem anderen in das dahinterliegende Feld und wirft kurze, präzise Kommandos hinterher. „Move your feet, Clemens.“ „Keep your arms up, Peter.“ Clemens und Peter kennt man unter dem Namen Doppler/Gartmayer, sie sind Beachvolleyball-Europameister 2007, starteten eher mittelprächtig in die Saison 2008 und haben drei Monate vor sich, welche die wichtigsten ihres Lebens werden könnten: Es wartet eine ziemlich lückenlose Kette wichtiger Turniere, mittendrin das große Heimspiel in Klagenfurt (29. Juli bis 3. August), Höhepunkt und Abschluss soll das olympische Turnier in Peking sein, ab 9. August. Es ist Anfang Juni, ein prächtiger FrühsommerMontagvormittag am Lido di Ostia vor Rom, 29 Grad, blauer Himmel, laue Brise vom Meer. Über die Veranda des Strandrestaurants plätschert LoungeJazz, kosmetisch einwandfreie Damen der besseren römischen Gesellschaft dösen dem Lunch entgegen. Im Beachstore werden Bademode und Sonnenbrillen von Erzeugern der Prada-Liga feilgeboten, kann ja sein, dass man was daheim vergessen hat. Ein simples Fangnetz trennt die exklusive italie nische Idylle vom Arbeitsplatz des besten öster reichischen Beachvolleyball-Teams. Unumstrittener Chef auf diesem Platz ist freilich der drahtige Italiener, der von seinem Podest unaufhörlich Ball um Ball übers Netz feuert: Marco Solustri, 48, der bekannteste Beachvolleyball-Coach der Welt. Er betreibt seine „Beach Volley Academy“ auf drei Courts des exklusiven „Corallo Beach Club“. Solustris Philosophie des Sports ruht solide auf drei Beinen: der sicheren Ballannahme, dem sicheren Aufspiel, dem sicheren Smash, „Beachvolleyball muss einfach sein und effektiv“, sagt er. „Auch in der Weltklasse kommt es vor allem darauf an, dass du das kleine Einmaleins in jeder Situation fehlerfrei beherrschst.“ Und Drills wie der an diesem Montag sind ein zwar wenig komfortables, aber wirkungsvolles Mittel, Bewegungsabläufe tief ins Unter bewusstsein zu prügeln. Solustri erhält ebenso regelmäßig Angebote prominenter Teams, wie er sie ablehnt. Er ist der Ansicht, dass Gartmayer und Doppler zu den besten Teams der Welt gehören, wenn sie ihr bestes Beachvolleyball spielen. Sie müssen lediglich, sagt er, ihre Fähigkeit verbessern, ihr höchstes Level über einen längeren Zeitraum zu halten: einen ganzen Satz, ein ganzes Match, ein ganzes Turnier lang. „Wie es ausgeht, wenn ihnen das gelingt, haben wir gesehen: Bei der Europameisterschaft haben sie einige der besten Teams der Welt geschlagen. Peter und Clemens haben das Potenzial, so einen Coup jederzeit zu wiederholen.“
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VIER KREUZBÄNDER. Auf den ersten Blick ist Beachvolleyball ein Sport von überschaubarer Komplexität: ein Feld von 16 mal 8 Metern, in der Mitte ein Netz, in jeder der beiden Platzhälften zwei Leute, in der Luft ein Ball, der im Feld der jeweils anderen den Boden berühren muss. Selbst die taktischen Grundzüge sind nur mit Mühe misszuverstehen: mit der ersten Ballberührung den Angriff des Gegners neutralisieren, mit der zweiten den eigenen Angriff einleiten, mit der dritten punkten. In Wahrheit ist Beachvolleyball aber eine überaus heikle Angelegenheit. Das liegt vor allem daran, dass es in der kompliziertesten denkbaren Konstellation ausgetragen wird: nicht als Einzel- oder Mannschaftssport, sondern im Paar. Professionelle Beachvolleyballer verbringen mehr Zeit miteinander als mit den privaten Lebenspartnern. (2007 waren’s bei Doppler und Gartmayer 240 Tage.) Sie sind jeder Schwäche des anderen hilflos ausgeliefert: Wenn dein Partner bei der Serviceannahme wackelt, geben sie dir eine Pause und deinem Partner eine Übungsstunde, bis ihr beide komplett durchgedreht seid. Als Beachvolleyballer hast du vier Kreuzbänder, die reißen, du hast zwanzig Finger, die knicken können, und zwei Nasen, die der Smash des Gegners plattdrücken kann. Wenn dein Partner sein Training schwänzt, schwänzt er deines. Wenn er Liebeskummer hat oder Jetlag, hast du ihn auch. Und dann erläufst du vielleicht bei 13:13 im dritten Satz einen unglaublichen Ball, und dein Partner versemmelt den leichten Smash. – Man wird keinen Profi finden, der Beachvolleyball als „Funsport“ bezeichnet. All das musst du hinnehmen wie ein Zen-Buddhist, sonst kannst du’s gleich lassen. Denn der gemeinsame Lebensraum eines Beachvolleyball-Paars ist acht mal acht Meter groß und hat keine Tür, die du hinter dir zuknallst, wenn dich der andere nervt. „Du bist wie ein altes Ehepaar“, sagt Doppler. „Du gehst dir manchmal wahnsinnig auf den Geist, aber du weißt, dass du voneinander abhängig bist.“ In der Regel sind Beachvolleyballer keine Freunde, sondern Kollegen, und manchmal nicht einmal das: Die Schweizer Brüder Laciga – Brüder! – waren dafür bekannt, kein Wort miteinander zu reden. Nik Berger und Oliver Stamm, Österreichs erstes inter national etabliertes Duo, war am Ende des gemeinsamen Weges nur selten händchenhaltend zu sehen. LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK. Clemens Doppler und Peter Gartmayer sind seit 2006 ein fixes Paar, es war der zweite Anlauf ihrer Partnerschaft. 2001 führte sie der Zufall ähnlicher Geburtsdaten zusammen, Doppler ist Jahrgang 1980, Gartmayer 1978. Die beiden erreichten beim ersten gemeinsamen Turnier überraschend das Endspiel der U23-Europameisterschaft und nützten, noch überraschender, die dafür erhaltene Wildcard für die EM der Erwachsenen für einen Semifinal-Einzug. Es war also eine Art Liebe auf den ersten Blick. Nach dem Semifinale gaben die beiden Strahlenden ein Interview, Gartmayer hatte
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Am Arbeitsplatz: Peter Gartmayer und Clemens Doppler am Strand des „Corallo Beach Club“ nahe Rom.
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Bild: Red Bull Photofiles
credits
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MARCO SOLUSTRI HAT STRESS: ER MUSS SEINE BIBEL NEU SCHREIBEN. sich da eine gemeinsame Zukunft insgeheim schon in recht fröhlichen Farben ausgemalt. „Na ja“, druckste Doppler aber auf die Reporterfrage nach der Dauerhaftigkeit des jungen Glücks ziemlich herum, offensichtlich nicht recht froh mit der Gesprächssituation, „na ja … mal sehen …“ Clemens Doppler hatte nämlich schon einen anderen: Nik Berger, zu der Zeit Österreichs prominentester Beachvolleyballer, hatte dem talentierten Jungen erfolgreich Avancen gemacht. Es trennten sich also die Wege von Peter Gartmayer und Clemens Doppler, und wenn sie einander in den nächsten Jahren begegneten, war ein Netz dazwischen, und jeder hatte einen anderen Partner an seiner Seite: Doppler eben Nik Berger, Gartmayer Robert Nowot-
RIESEN, WIESEL, ROBOTER
… UND DIE BITTE EHER NICHT Peter Gartmayer mit einer Analyse von sechs Paaren, denen Doppler/Gartmayer, wenn’s geht, nicht wahnsinnig gern begegnen.
Ricardo Santos/Emanuel Rego (BRA). Unauffällig, ruhig, effektiv … Schenken dir keinen einzigen Punkt. Spielen am besten, wenn’s eng wird.
Fábio Luiz/Márcio Araújo (BRA). Ein 2,04-m-Riese und ein Wiesel: Die beiden ergänzen einander perfekt. Momentan im Tief, aber ein Top-Team.
Christoph Dieckmann/Julius Brink (D). Perfekte Allrounder, dazu das Wahnsinns-Service von Brink. Dieckmann ist athletisch top, super am Block.
Reinder Nummerdor/Richard Schuil (NED). Schuil war in der Halle Olympiasieger und Europameister. Sehr komplett, sehr steady, haben keine Hänger.
Penggen Wu/Linyin Xu (CHI). Reden kein Wort, pushen sich nicht. Irgendwie sind die zwei wie Roboter, die nicht spielen, sondern funktionieren.
Dmitri Barsouk/Igor Kolodinsky (RUS). Unsere Trainingspartner, super Kerle. Dima hat die beste Hand der Tour, Igor das härteste Service.
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ny. Berger/Doppler, die schon damals bei Solustri in Rom trainierten, waren erfolgreicher, sie wurden 2003 Europameister, und sie hatten mehr Pech: 2004 riss beim für Olympia qualifizierten Clemens das Kreuzband, Gosch/Berger und Gartmayer/Nowotny fuhren zu den Spielen nach Athen. 2006 beendeten Berger und Nowotny ihre Karriere, und alles andere als ein Zusammengehen von Gartmayer und Doppler hätte so ernsthaften Erklärungsbedarf gehabt, dass niemand daran dachte, nicht zusammenzugehen. Dann riss sich Clemens gleich einmal das Kreuzband, ausgerechnet in Klagenfurt, beim ersten großen gemeinsamen Highlight. SCHON AUCH FREUNDE. Peter Gartmayer und Clemens Doppler leben in Rom gemeinsam in einem Apartment, das knapp so groß ist wie ihre Hälfte des Beachvolleyballplatzes. Wenn sie sich ein Auto mieten, um die halbe Stunde zum Training oder zur Kraftkammer zu fahren, nehmen sie einen Smart, den 1,93 Meter Gartmayer und 2,00 Meter Doppler ziemlich fugenlos füllen. Sie sind freilich übereinstimmend sicher, „dass wir uns wohl nie getroffen hätten, würden wir nicht den gleichen Sport betreiben. Wir kommen aus komplett anderen Welten.“ Gartmayer und Doppler sind witzige, smarte, auf die angenehmste Art aufgeräumte Burschen. Darüber hinaus haben sie neben dem Sport gar nix gemeinsam: Gartmayer ist ein ernsthafter und analytischer Typ, Doppler cool und intuitiv. Am Nachmittag des Trainingsmontags Anfang Juni, nach der zweiten Balleinheit, vertieft sich Gartmayer im Fitnesscenter auf dem Ergometer ins „Spektrum der Wissenschaft“, Doppler pflegt an den Geräten das, was er „meinen gewissen Körperkult“ nennt (man beachte übrigens bei Gelegenheit Dopplers spätgotische Stiletto-Waden). Gartmayer singt in seiner Freizeit in einer Wiener Reggae-Band („Cheese Vibes“, er tut’s so ernsthaft, dass er sich vor der BeachvolleyballKarriere zwischen Musik und Sport entscheiden musste), Doppler mag Hip-Hop und Punk. Aber sie sind schon auch Freunde, wie sie sagen. Sie sind jetzt in einem Alter, in dem man gelernt hat, mit Kompromissen zu leben. „Man muss ja auch nicht alles zerreden“, sagt Doppler. Beispiel: Als er 2007 in Klagenfurt beim ersten Match auf dem Center Court stand, auf dem er sich ein Jahr zuvor das Kreuzband gerissen hatte, „war von einer Sekunde auf die andere alles wieder da, die Verletzung, wie ich da im Sand gelegen bin und die 10.000 Leute mucksmäuschenstill waren. Und auf einmal war ich, was ich sonst nie bin, unglaublich nervös und hab einfach komplett angeschissen gespielt.“ Zu Gartmayer hat er während der Partie, die sie knapp gewannen, kein Wort darüber gesagt. „Es hätte eh nichts geholfen. Ich hab das mit mir selber ausmachen müssen.“ Doppler und Gartmayer haben ihren Coach Marco, und sie haben Veronika, die Psychologin des Red
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Bull Diagnostik- und Trainingszentrums in Thalgau, die zwischen den beiden im Bedarfsfall vermitteln. „Es ist wichtig, dass du Leute hast, denen beide vertrauen, die alles von außen sehen“, sagt Gartmayer. Am besten sind’s Leute, die auch wissen, wo bei jedem der Knopf fürs Ventil ist, wenn nötig. EINE NEUE BIBEL. Beachvolleyball kommt insgesamt grad ein bisschen durcheinander: Die Brasilianer Márcio/Fábio, die lange Zeit Unantastbaren, haben im laufenden Jahr drei 17. Plätze verzeichnet. Dafür haben neulich zwei Qualifikanten, Platz 35 der Welt, ein Finale erreicht, das gab’s überhaupt noch nie. Die Top-Spieler werden immer größer – Gartmayer ist mit 1,93 eher klein gewachsen, Doppler mit zwei Metern Mittelmaß –, sie springen immer besser, sind technisch immer perfekter. Die Dichte an der Spitze ist mörderisch, „von den ersten dreißig kann jeder an jedem Tag jeden schlagen“, auch eine Folge der immer größeren Popularität des Beachvolleyballs gegenüber dem Spiel in der Halle: Noch vor ein paar Jahren wäre kein Spieler der millionenschweren italienischen oder russischen Liga auf die Idee gekommen, auf den Strand zu wechseln. Heute drängen auch immer mehr gute Leute aus der Halle auf den Sand, Olympiasieger, Welt-, Europameister. Ein paar holen sich einen schnellen Satz Ohrfeigen ab und kehren reumütig in die Halle zurück, andere setzen sich durch. Warum? Gartmayer: „In der Halle ist das Spiel starr, da hat jeder seine genau definierte Aufgabe. Am Beach musst du alles können – du bist eine Art Zehnkämpfer im Volleyball.“ Auch Wind und Sonne sind nicht jedermanns Sache: Als ein russischer Super-Aufschläger das erste Mal auf Sand eine seiner Granaten zünden wollte, haute er am Ball vorbei wie ein Anfänger. Dazu kommt: Der Beach fordert dich taktisch ganz anders als die Halle. „Beachvolleyball ist Volleyball, vermischt mit Schach und Poker“, sagt Gartmayer. „Es geht darum, dass du ein Schlitzohr bist, den Gegner täuschst, austrickst, einen Schritt weiter denkst als er. Spielerisch können alle alles.“ Es geht so eng her, dass manche Matches sogar durch römische Autoknacker entschieden werden: Marco Solustris „Bibel“ fiel einem Einbruch in Gartmayers Auto zum Opfer, eine unterarmdicke Sammlung penibler Aufzeichnungen der Stärken und Schwächen jedes einzelnen Spielers auf der Tour, Sachen in der Art von „Bei 13:13 im dritten Satz blockt XY immer longline“. Solustri ist fieberhaft dabei, seine Aufzeichnungen zu rekonstruieren. Denn bis August ist nicht mehr viel Zeit, und in Peking könnten einzelne Punkte entscheiden, zum Beispiel bei 13:13 im dritten Satz, wer als Held heimfährt und wer nicht. „Wenn sie das spielen, was sie können“, sagt Solustri, „dann haben Clemens und Peter die Chance auf eine Medaille.“ ♉ A1 BEACHVOLLEYBALL GRAND SLAM 2008: 29. JULI BIS 3. AUGUST, KLAGENFURT, WWW.BEACHVOLLEYBALL.AT
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Put your hands up in the air! Acht werden in der Mitte raufgestreckt, 20.000 drumherum.
GRAND SLAM KLAGENFURT
HIER SPIELT DIE MUSIK Österreichs spektakulärstes Beachvolleyball-Event ist zugleich das spektakulärste der Welt. 1997 begann eine neue Zeitrechnung im Beachvolleyball: Seither wird in Klagenfurt nicht nur Beachvolleyball gespielt, sondern in durchaus unvergleichlicher Weise Beachvolleyball gefeiert. Die Stimmung am 10.000 Fans fassenden Center Court ist die beste der weltweiten Beachvolleyball-Tour und nicht nur relativ sehr gut, sondern auch absolut – und zwar in einem Ausmaß, dass man zumindest einmal im Leben selbst dabei gewesen sein sollte. Hier die anstehenden Gelegenheiten: DIENSTAG, 29. JULI 10.00–18.00 Uhr Damen Qualifikation MITTWOCH, 30. JULI 9.00–19.00 Uhr Damen Hauptbewerb, Herren Qualifikation DONNERSTAG, 31. JULI 9.00–19.00 Uhr Damen und Herren Hauptbewerb FREITAG, 1. AUGUST 9.00–19.00 Uhr Damen und Herren Hauptbewerb
SAMSTAG, 2. AUGUST Damen 10.00 Uhr 1. Semifinale 11.00 Uhr 2. Semifinale 14.00 Uhr Spiel um Platz 3 15.00 Uhr Finale Herren 9.00–19.00 Uhr Hauptbewerb SONNTAG, 3. AUGUST 10.00 Uhr 1. Semifinale 11.30 Uhr 2. Semifinale 13.30 Uhr Spiel um Platz 3 15.00 Uhr Finale
Freilich wäre das Event ohne Side Events nicht denkbar, zum Beispiel diese: DONNERSTAG, 31. JULI Stars & Players Party, Fabrik Saag FREITAG, 1. AUGUST VIP-Clubnacht Casino Velden SAMSTAG, 2. AUGUST Ö3 Beach Party in Pörtschach mit Top-Act
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FARUK ONMAZ
kann mit einem Fußball
besser umgehen als jeder andere Österreicher. Seit kurzem weiß man das auch außerhalb Pottendorfs, im November wird diese Botschaft São Paulo erreichen. TEXT STEFAN WAGNER
NAME Faruk Onmaz GEBOREN 17. Dezember 1989 in Baden bei Wien. Die Eltern kamen aus der Türkei nach Österreich. WOHNT in Pottendorf im Esterhazy-Wohnpark TRAINIERT im Jugendzentrum von Pottendorf oder am Sportplatz von Landegg SPIELT auch herkömmlich Fußball, im Mittelfeld der Reserve des Landesligavereins Kottingbrunn LIEBLINGSTRICK TATW-to-AMATW LEBENSZIEL bester Freestyler
FARUKS SPORT. Faruk Onmaz ist achtzehn, er trägt Jeans, denen man ansieht, dass sie bereits seit geraumer Zeit seine Lieblingsjeans sind, und zerschlissene Freizeitschuhe. Vor vier Jahren sah er einen Spot, in dem Ronaldinho mit einem Fußball Kunststücke zeigte. Faruk nahm danach seinen Ball und begann diese Kunststücke zu üben. Zwei Jahre später hörte er auf in die Schule zu gehen, weil nicht genug Zeit für seinen Sport blieb. Er hat seither keinen Gedanken an Dinge wie Schule oder Beruf verschwendet, denn Faruk interessiert sich nur für seinen Sport. Und der besteht darin, vormittags und nachmittags je zwei Stunden im Jugendzentrum seines Heimatorts Pottendorf, das ist in der Nähe von Baden im südlichen Niederösterreich, auf einer Wiese Tricks zu üben, die er im Internet gesehen hat. Faruk übt täglich, bei Sonne und Regen oder Schnee, Kälte und Hitze. Meist übt er allein, „meine Freunde haben nicht so viel Geduld wie ich“, sagt er. Neben ihm liegt, wenn er übt, sein Handy, es krächzt Techno und Hip-Hop. Wenn er zu Hause ist, sucht er im Internet nach neuen Tricks, überprüft die Kommentare zu seinen Videos, die er auf MyVideo.de geladen hat, oder bastelt an seiner eigenen Website. So geht das sieben Tage in der Woche, unbeirrbar, seit zwei Jahren. Faruk gefällt es, wie es ist. Vielen Leuten fällt es leichter, das nicht zu verstehen, als es zu verstehen. Zum Beispiel werden seine Eltern ein wenig unruhig, wenn sie ihn fragen, wie er sich denn sein Leben so vorstellt, insgesamt, und er darauf mit unerschütterlicher Selbstverständlichkeit antwortet: „Freestylen, was sonst?“
Europas zu werden LIEBLINGSMUSIK Pakito WEBSITE www.freestyleaustria.at
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NACH WIEN. Am 24. Mai kam in das Leben von Faruk Onmaz Unruhe. An diesem Tag stieg er in den Zug nach Wien und machte sich auf die Suche nach dem Semperdepot, denn dort fand die Österreich-Ausscheidung von Red Bull Street Style statt, dem Freestyle-Soccer-Contest. Für den hatte sich Faruk, dessen größter Auftritt davor ein Kirtag in Pottendorf war, angemeldet. Faruk verirrte sich in Wien, erreichte das Semperdepot erst eine Stunde nach dem geplanten Beginn. Weil sich der Start zufällig verzögert hatte, durfte er mitmachen. Es war der erste Freestyle-Wettkampf im Leben von Faruk Onmaz. Zum ersten Mal wurden seine Tricks von Judges beurteilt, zum ersten Mal trickste
er mit einem speziellen Ball – zu Hause übt er mit einem normalen Fußball, denn ein Freestyle-Ball kostet 40 Euro und mehr. Faruk ging in ausgetretenen Straßenschuhen an den Start, mit denen er davor durch Wien geirrt war, die Profis schlüpften in samtweiche Spezialschuhe. Ein paar Stunden später stand er im Viertelfinale. Dort forderte der aufregende Tag seinen Tribut: Faruk bekam Krämpfe in den Waden und unterlag dem Niederländer Daniel Rooseboom, einem Profi mit 500 Auftritten Erfahrung. Schade, sagt Faruk: „Die Tricks von Daniel habe ich alle schon aus dem Internet gekannt und dann im Jugendzentrum geübt.“ Trotzdem: Faruk, der von der After-Show-Party früh wegmusste, um den letzten Zug nach Hause zu erwischen, fliegt im November nach São Paulo, zum Red Bull Street Style-Weltfinale. Sonne, Strand, Brasilien … Faruk, worauf freust du dich am meisten? „Dass ich viele neue Freestyler kennenlerne.“ Und sonst? „Was sonst?“ VOR SÃO PAULO. Wahrscheinlich würde man Faruk außerhalb Pottendorfs immer noch nicht kennen, gäbe es Bernhard Bresich nicht. Der 35-jährige Burgenländer, der seit über einem Jahrzehnt die artistische Behandlung von Bällen in Österreich vorantreibt – einst eroberte er den Titel eines „Gaberl-Weltmeisters“ –, entdeckte Faruk vor einigen Monaten und überredete ihn, am Red Bull Street Style teilzunehmen. Dass der Bursche dort so gut abschnitt, überraschte seinen Mentor. „Ich hätte Faruk viel nervöser erwartet. Nach seiner Performance schätze ich, dass er schon jetzt zu den zwanzig, dreißig besten Freestylern der Welt gehört. Mit den Beinen ist er bereits einer der Allerbesten. Er muss noch lernen, sich auf einer Bühne zu bewegen, und er muss seine Technik mit Schultern, Kopf, Nacken verbessern.“ Am Tag nach dem Event stand Faruk auf der Wiese des Jugendzentrums von Pottendorf, neben sich das Handy im Lautsprechermodus, und übte. Wenn es im November zum Finale geht, will er BreakdanceElemente in seine Performance eingebaut haben, „weil ich hab gesehen, dass das die Wertungsrichter gern sehen“, und er wird im Internet ab jetzt besonders genau auf jene Tricks achten, bei denen es um Schultern, Kopf und Nacken geht. ♉ RED BULL STREET STYLE-WELTFINALE: 16. BIS 18. NOVEMBER 2008, SÃO PAULO, BRASILIEN, WWW.REDBULLSTREETSTYLE.COM
18.06.2008 12:11:42 Uhr
VON NULL AUF HUNDERT. Vor Red Bull Street Style im Wiener Semperdepot kannte Faruk niemand. Seit dem Event ist er der Aufsteiger der Freestyle-Szene.
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BILD: RUTGER PAUW/RED BULL PHOTOFILES
ICH SCHAUE MIR DIE TRICKS IM INTERNET AN UND ÜBE SIE DANN. MAN BRAUCHT DAFÜR NUR EIN BISSCHEN GEDULD.
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Paul van dyk
hat einst wie wir
gehofft, dass der Sprecher nicht reinquatscht, bevor er die Pausetaste erwischt. Heute ist er der gefragteste Techno-DJ und legt bei der Loveparade auf. Text Christian Ankowitsch Red Bulletin: Wie ist die Popmusik in Ihr Leben
gekommen? Paul van Dyk: Schlagartig. Es war ein Mittwoch im Jahr 1981. Während der Hausaufgaben lief nebenbei immer Westradio, irgendwas. An dem Tag hörte ich die Sendung „Zeitklang“, die Burghard Rausch moderiert hat.
Was spielte er?
Eine Band, die gerade ihre erste Single auf den Markt gebracht hatte. Sie hieß The Smiths und die Nummer „Hand in Glove“. Ich war schlagartig fasziniert und wurde ein Musikfreak. Eine schwierige Sache in der DDR. Name
Wir konnten keine Platten kaufen, und Magazine über Stars gab es auch keine.
ein gehütetes Geheimnis
Klingt traurig.
Künstlername
16. Dezember 1971,
Die Situation hatte auch ihre Vorteile: So konnte ich mir den puren Kontakt zur Musik bewahren. Mir war und ist Stargetümmel vollkommen wurst, mir geht es immer bloß um die Musik.
Eisenhüttenstadt, DDR
Wie haben Sie die Musik aufgenommen?
beeinflusst von
unter anderem U2, a-ha,
Ich hatte ein „Sternradio“ mit eingebautem Kassettenrekorder. Sobald ich ein bisschen Geld von meiner Oma aus dem Westen bekam, habe ich mir im Intershop Kassetten gekauft.
Depeche Mode oder
Besitzen Sie diese Aufnahmen noch?
Justin Timberlake
Nein. Als wir 1989 endlich aus der DDR ausreisen konnten, durfte meine Mutter einen Koffer mitnehmen und ich auch einen. Da es November war, haben wir lieber noch einen dicken Pullover eingepackt statt einer Ladung Kassetten.
Paul van Dyk geburtsdatum/-ort
The Smiths, New Order remixes für
label Vandit Records Internet-Radio VONYC.com web www.paulvandyk.com
Eine Woche nach Ihrer Ausreise fiel die Mauer. Hätten Sie sich Ihre privaten Dinge nicht wiederbeschaffen können?
Nein, wir mussten ja unseren Haushalt auflösen. Das meiste haben wir weggeschmissen, die wenigen wertvollen Sachen haben wir verkauft oder verschenkt. Haben Sie Ihre Kassetten für andere kopiert?
Das ging nicht, dazu fehlte das Equipment. Aber wir haben mit den Kassetten richtige Housepartys gefeiert, in den Partykellern von Freunden. Sie waren der DJ?
Das ging nicht. Ich habe nur Kassetten einlegen können und hoffen, dass der Moderator nicht reinquatscht. Sobald ein Track zu Ende war, habe ich „Pause“ gedrückt. Selber ein Instrument gespielt?
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Als ich zwölf war, wollte ich unbedingt Gitarre spielen wie der Gitarrist von The Smiths, Johnny Marr. Ich habe damit angefangen, aber als ich die ganzen DDR-Jugendlieder spielen musste, ließ ich es wieder sein. Die Harmonielehre hat mir später sehr geholfen, als ich angefangen habe, Musik zu machen. The Smiths sangen: „Hang the blessed DJ / Because the music that they constantly play / It says nothing to me about my life.“
Stimmt. Es gibt nach wie vor diese blasierten Leute, die glauben, den ultimativen Musikgeschmack zu haben. Wenn man ihn nicht versteht, sagen sie, sei man einfach nicht intelligent genug. Was ist mit „intelligent techno“?
Als Produzent kann ich nur sagen: Das meiste, was unter diesem Etikett läuft, produzieren wir in einer Stunde; es ist nicht viel wert. Haben Sie schon einmal vor einer unbeweglichen Masse gestanden, der Sie nicht helfen konnten?
Es gibt schwierige Abende, klar. Aber irgendwie habe ich es immer noch geschafft, sie in Bewegung zu setzen. Wie klappt das?
Ich habe eine sehr klare Vorstellung von dem Sound und der Musik, die ich rüberbringen will. Den Weg dorthin gehe ich aber immer in Interaktion mit den Leuten. Daher weiß ich zu Beginn des Abends auch nie, was genau ich spielen werde. Denken Sie an einen konkreten Abend?
Ich war eben bei „Rock in Rio“. Dort war eine Crowd, die sich bloß ein bisschen bewegt hat. Ich hatte drei Stunden Zeit und wirklich gekämpft. Wogegen kämpfen Sie da? Oder mit wem?
Meist gegen das Problem der Menschen, sich auf die Musik einzulassen und sich fallen zu lassen. Nach einer Stunde hatte ich es geschafft, und alle Hände waren oben. Wie bauen Sie einen Abend auf?
Das hängt davon ab. Bei einem eigenen Clubabend mache ich auch das Opening. Das heißt, ich stehe dann schon da, wenn die ersten Leute reinkommen. Erst geht es ruhig und gediegen los. Dann baue ich die Stimmung so auf, dass der Gast-DJ die bestmöglichen Voraussetzungen hat. Klingt nach großer Oper.
Klassische Musik hat sehr viele Gemeinsamkeiten mit elektronischer; etwa die Grundstrukturen. In den Details aber habe ich vollkommene Freiheit.
18.06.2008 12:12:24 Uhr
Globejetter Paul van Dyk: 600.000 Flugkilometer pro Jahr, bleibt da was von Berlin?
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Bild: Alex Tehrani/Corbis
es gibt schwierige abende, klar. Aber irgendwie habe ich es immer noch geschafft, die menschen in bewegung zu setzen.
18.06.2008 12:12:31 Uhr
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Es gibt diese überheblichen Leute, die glauben, den ultimativen Musikgeschmack zu haben. Wie geht das?
Ich lege ja keine Platten auf, sondern habe durch mein ganzes technisches Equipment die Möglichkeit, unmittelbar auf die Stimmung zu reagieren. Wenn ich merke, dass die Leute einen Song toll finden, der aber zu wenig Druck entwickelt, dann remixe ich ihn sofort und füge eine andere Bassline dazu.
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Gibt es nicht. Wenn ich in Richtung USA unterwegs bin, ist die zweite Nacht immer die schlimmste; die tut teilweise körperlich weh. Mein Tipp: Schlafen, wenn man Zeit hat. Ohropax?
Selten. Und wenn, benutze ich diese orangen Gummidinger, die es in den amerikanischen Armyshops im Doppelpack gibt. Das beste Mittel gegen Einschlafprobleme in fremden Hotels?
Sich nicht quälen einzuschlafen. Ich lese sehr viel. Also lege ich mich mit einem Buch hin, und irgendwann fallen mir die Augen zu. Belletristik oder Sachbuch?
Sowohl als auch.
Vor Ihnen stehen oft 20.000 Leute. Und Sie haben es in der Hand, was geschieht. Machtgefühle?
Englisch oder deutsch?
Es ist umgekehrt: Nicht der DJ hat die Macht, sondern das Publikum. Wenn das nicht will, stehe ich da wie ein Depp. Ich bin zwar der Zeremonienmeister, aber was ich zelebriere, hängt von dem ab, was unten passiert.
Aktuelle Lektüre?
Sie spielen oft sechsstündige Sets.
Amazon?
Ich weiß nicht, wie sich ein Marathonlauf anfühlt, aber so stelle ich ihn mir vor. Ich brauche sechs Stunden lang volle Konzentration. Dazu kommt, dass die Orte, wo ich auftrete, nicht unbedingt FrischluftEnvironments sind und ich ständig im Mittelpunkt des Geschehens stehe.
Am Flughafen in London.
Hörschäden?
Laut letzter Untersuchung nein. Und ich bilde mir ein, immer noch alles zu hören. Sie fliegen 600.000 Kilometer pro Jahr. Irgendwelche deutschen Lebensmittel, die Sie mit auf Reisen nehmen?
Nein. Das ginge auch nicht wegen des Zolls. Was ich vermisse auf meinen vielen Reisen, ist ein vernünftiges Vollkornbrot. Bestes Mittel gegen Jetlag?
Beides, öfter englisch. Der neue Baldacci (David Baldacci, US-amerikanischer Bestsellerautor; Anm.). Habe ich gerade geholt – er ist so neu, dass ich noch nicht mal den Titel kenne („The Whole Truth“; Anm.).
Führen Sie Selbstgespräche?
Nein. Welche Automarke war schuld, dass Sie mit dreißig Jahren den Führerschein gemacht haben?
Ein Mercedes ML, also der Geländewagen. Erst hatte ich kein Geld für den Führerschein und dann keine Zeit. Als ich das Auto gesehen habe, dachte ich: Es wäre geil, einen Führerschein zu haben. Wie viele Fahrstunden?
Das Minimum. Die praktische Fahrprüfung hatte ich in Berlin. Es war an einem Freitag um 13 Uhr. Und um 16 Uhr ging mein Flug zu einem Gig. Sie haben derzeit auf MySpace 247.063 Freunde. Wie viele davon kennen Sie persönlich?
Ich schätze mal rund hundert. Mit denen treffen Sie sich gelegentlich?
Vom alternativen Techno-Umzug über die 1,5-Millionen-Megaparty zur musikalischen Wanderausstellung: Seit 1989 hat sich einiges geändert. Nur das Feeling ist geblieben.
Techno war neu und Dr. Motte einer der Protagonisten. Am 1. Juli 1989 lud er seine Freunde zu einer Friedensdemonstration unter dem heute geflügelten Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ am Berliner Kurfürstendamm ein. 150 kamen tatsächlich. Im Jahr darauf waren es schon unglaubliche 2000 Besucher, die auf ihren
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Wagen durch Berlin zogen, im dritten Jahr 6000. Einsamer Höhepunkt schließlich der 10. Juli 1999, als unter dem Motto „Music Is the Key“ 1,5 Millionen Menschen Berlin in ein buntes, fröhliches, schrilles Menschenmeer verwandelten. Nach einer finanziell bedingten Pause 2004 und 2005 ist die Loveparade wieder zurück und tingelt bis einschließlich 2011 durch den Ruhrpott. Nach Essen im Vorjahr ist heuer Dortmund dran („Highway to Love“), es folgen Bochum (2009), Duisburg (2010) und Gelsenkirchen (2011). Für heuer wollen sich die Organisatoren an die drei L halten: länger, lauter, mehr live. Neben Paul van Dyk legen internationale Hochkaräter vom Schlag eines Armin van Buuren, Richie Hawtin oder Carl Craig auf, flankiert von Kalibern wie Westbam oder DJ Hell. Die Floats kommen aus der ganzen Welt, sogar Australier, Südkoreaner und Österreicher sind dabei.
Mit meinen wirklichen kommuniziere ich nicht über MySpace; das mache ich schon persönlich. In welchen Momenten haben Sie das Gefühl, ein typischer Ossi zu sein?
Wenn ich nach wie vor Bambina-Schokolade esse, die es jetzt wieder gibt. Was ist so besonders daran?
Keine Ahnung. Zumal es ja keine wirkliche Schokolade ist, sondern so ein Honig-Nuss-Karamell-Zeug, mit Schokolade überzogen. Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der sie bei uns im Supermarkt kauft. Sie haben erwähnt, aus armen Verhältnissen zu kommen. Woran dachten Sie?
An die zwei Koffer und den Hund, aus denen unser Besitz im Jahr 1989 bestand. Anfangs musste ich mir wirklich überlegen: Kaufe ich mir heute was zu trinken oder zu essen? Als ich dann meine Tischlerlehre begonnen habe, verdiente ich 426 Mark (umgerechnet knapp 220 Euro; Anm.). Haben Sie einen Abschluss?
Bild: www.picturedesk.com
loveparade: Die gröSSte party der welt
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Wie zwei Marathons. Paul van Dyk ist berüchtigt für lange Sets. Sechs Stunden, da wird’s körperlich.
Nein. Obwohl ich zweieinhalb Jahre beides parallel gemacht habe. Aber irgendwann ging es nicht mehr: nachts in den Clubs und morgens um sechs raus.
verbunden wird, ist er auf jeden Fall das bessere von den beiden Systemen, die ich erlebt habe.
Ist Ihnen der Umstieg leichtgefallen?
Tanzen ist nicht Politik. Tanzen ist Bewegung. Tanzen ist Spaß.
Nein. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht und alles mit meiner Mutter besprochen. Sie hat schließlich gesagt: Ich vertraue dir, dass du die richtige Entscheidung triffst. Sie sprechen nie von Ihrem Vater. Wo ist er?
So viel ich weiß, in Eisenhüttenstadt. Sie haben ihn nie kennengelernt?
Doch, in den ersten vier, fünf Jahren. Anschließend haben sich meine Eltern getrennt, und es gab keinen Kontakt mehr. Von ihm aus nicht?
Auch von mir aus nicht. Ich hatte nie das Gefühl, dass mir ein Vater fehlt. Als ich vergangenes Jahr in meinem Geburtsort Eisenhüttenstadt auftrat, schickte er mir eine E-Mail. Seitdem sind wir in losem Kontakt. Schon getroffen?
Nein. Das Kostbarste, was Sie in der DDR zurücklassen mussten?
Sie haben gesagt, die Loveparade sei ein politisches Statement für ein friedliches Deutschland.
Das ist etwas anderes. Bei der Loveparade geht es um den ganzen Event; um das friedliche Zusammensein so vieler Menschen. Und das ist durchaus ein Politikum. Was findet ein polyglotter DJ an Westberlin so gut? Sie leben hier. Jeder würde Sie im coolen Osten vermuten.
Ich habe im Osten und im Westen gelebt. Es gibt ja diesen Begriff von der Überholspur, und auf der lebe ich oft. Manchmal brauche ich einfach den Parkplatz, und den finde ich im grünen Westen. Sie hören iPod?
Im Auto, wenn ich nicht gerade Info-Radio höre, einen Nachrichtensender. Haben Sie noch drei Empfehlungen? Ein Song für Übermütige?
Nicht viel.
„Time of Our Lives“, ein Track, den ich mit Vega 4 gemeinsam gemacht habe.
Waren Sie froh, alles los zu sein?
Für Mutlose?
Das auch nicht. Eines war mir immer klar: Ich wäre nie ohne meinen Hund gegangen. Er hieß Bella und war eine Mischung aus Terrier und Schnauzer.
„Protection“ von Massive Attack.
Was war so wunderbar an diesem Hund? Bild: Mat Szwajkos/Getty Images
Ist Tanzen Politik?
Wir waren ein Herz und eine Seele – so wie ich das mit meinen Hunden jetzt auch bin. Zwei Beagle. Die sind so süß, dass man ihnen nicht böse sein kann. Deshalb muss man in den ersten drei Monaten auch strikt mit ihnen sein – dann hören sie auch. Ist der Kapitalismus eine gute Erfindung?
Für Stoiker?
Da Underworld bei der Loveparade in Dortmund sein werden: „Born Slippy“. Schon mal befürchtet, dass Sie in der Früh aufstehen und alles, was Sie geschafft haben, könnte Einbildung sein?
Nein. Aber es wäre eine gute Idee für ein Buch; das würde ich gerne schreiben. ♉ Loveparade: 17. bis 20. Juli 2008, Dortmund www.loveparade.com
techno Das vielleicht größte Missverständnis der elektronischen Musik: Techno ist eine Stilrichtung, kein Musikgenre. Aber Techno ist auch eine Jugendbewegung und „Mutterschiff“ der elektronischen Tanzmusik. Techno ist viel fältig und ebenso seine Ausprägungen, wie z. B. Dub, Acid oder Hard techno. So ist Techno nur schwer einzugrenzen. Prinzipiell gilt: Techno wird mit elektronischen Instrumenten erzeugt, Synthesizern und speziellen Drumcomputern. DJs wie Jeff Mills arbeiten auch mit Orchestern, die elektronische Klänge nachspielen. Techno ist schnell und wenig funkig. Bis heute steht er unter dem Einfluss von New Beat, House, Detroit Techno und Disco. Jeder hat das Wort Techno schon einmal gehört: In den neunziger Jahren entwickelte sich weltweit eine riesige Fangemeinde, und tausende Fans feierten auf der Loveparade oder auf Raves wie der Mayday. Techno ist heute fester Bestandteil europäischer Kultur, und aus ihm entstanden viele weitere Stilrichtungen wie Acid, Minimal und Trance.
Wenn er mit dem richtigen Gerechtigkeitsgedanken
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THE RED BULLETIN
HELDEN
JULI 2008
MARK WEBBER
sammelt einmal
jährlich Spenden für kranke Kinder, und zwar auf die harte Tour: im Urwald von Tasmanien, zehn Tage lang, zu Fuß, auf dem Bike, mit dem Kanu. TEXT ANTHONY ROWLINSON
NAME Mark Webber GEBOREN 27. August 1976 in Queanbeyan, New South Wales (AUS). Lebt seit
EINER VON VIER. Die Kurzversion der Geschichte liest sich so: zehn Tage Tasmanien, tausend Kilometer Wegstrecke und eineinhalb Everests Höhenmeter überwunden – auf dem Fahrrad, mit dem Kanu, zu Fuß. Die lange Version begann im Juni letzten Jahres und sah auf den ersten Blick wie eine gute Idee aus. Ich hatte Mark Webber die Unterstützung der Redaktion des „F1 Racing“ für seine Charity in Tasmanien angeboten, „in welcher Form auch immer“, sagte ich. Mark hat den Zusatz vielleicht ein wenig zu wörtlich genommen, denn im November fand ich mich als Teil seines Vier-Mann-Teams in der Mark Webber Pure Tasmania Challenge wieder.
1995 in Großbritannien. FORMEL 1 Bei seinem ersten Grand Prix in Australien 2002 holte er auf Minardi zwei WM-Punkte. 2003 und 2004 fuhr er für Jaguar, 2005 (Platz drei in Monaco als erstes Podium) und 2006 für Williams, seit 2007 bei Red Bull Racing. FREIZEIT Seine Freizeit verbringt er am liebsten in Lauf- oder Trekkingschuhen, im Sattel eines Rennrads oder Mountainbikes oder auf einem Tenniscourt. Außerdem mag Webber den englischen PremierLeague-Verein Sunderland AFC, die Britpopper Oasis und australischen Rock (INXS). WEB www.markwebber.com
TAUSEND JAHRE URWALD. Mark kämpft sich einen Meter vor mir durch nasses Dickicht, die rote Schirmkappe tief über die Ohren gezogen, um die Schultern einen Trinkschlauch, der bei unserer heutigen ZehnStunden-Etappe mindestens so wichtig ist wie die Trekkingschuhe. Marks Füße stapfen seit Stunden in einem dumpfen, schweren Rhythmus vorwärts. Links und rechts von uns undurchdringliches Unterholz, über uns ein dichtes Dach aus Baumkronen und Blättern. Es ist so dicht, dass es hier unten bei uns selbst an diesem sonnigen, heißen Tag dämmrig und kühl ist. Marks Hose, die gestern die Drei-Tages-Tour an Tasmaniens Südküste in makellosem Zustand in Angriff nahm, ist mittlerweile bis zu den Knien dick in Schlamm gepackt. Der Track hat uns in den südwestlichen Zipfel der Insel geführt, eine der entlegensten Gegenden hier, so gut wie unbewohnt, fast völlig von tausende Jahre alten Urwäldern bedeckt. Unter den Bäumen, die aus der Luft wie eine dichte, wolkige Masse aussehen, schlängelt sich ein Pfad, den im Jahr vielleicht sechzig Leute passieren. Wobei: „Pfad“ ist als Bezeichnung ein wenig übertrieben, vielleicht wäre „Route“ das bessere Wort. Jeder Schritt ist auf diesem unbefestigten Weg ein kleines Abenteuer. Was aussieht wie fester Grund, stellt sich beim Betreten als knietiefer Schlamm heraus, der Schuhe, Knöchel und Unterschenkel mit einem matschigen Schmatzen verschluckt. WEBBER FORDERT WEBBER. Mark Webber, 31, fährt seit 2002 in der Formel 1, seit 2007 für Red Bull Racing. Der Australier gilt als einer der nettesten Kerle in der Königsklasse des Motorsports und als
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einer der fittesten. 2003 fand er eine ziemlich gute Möglichkeit, diese beiden Eigenschaften zu verbinden: Mark initiierte einen Outdoor-AbenteuerWettkampf auf der südostaustralischen Insel Tasmanien – mit dem Ziel, Spenden für australische Charity-Organisationen zu gewinnen, vor allem solche, die sich der Krebsforschung verschrieben haben. Die Auswahl erfolgte keineswegs willkürlich: Marks Großvater war an Krebs verstorben, und in seinem Freundeskreis wurden einige Kinder Opfer der Krankheit. Im November 2003 sah man Mark erstmals mit karitativem Hintergrund zehn Tage lang durch Tasmanien trekken, biken, kajaken. Die Premiere seiner „Challenge“ wurde ein großer Erfolg, es beteiligten sich unter anderen die australischen Allzeit-Sportgrößen Pat Rafter und Cathy Freeman. In den Jahren 2004 und 2005 ruhte die Challenge, erst 2006 konnte die Idee wieder aufgegriffen werden. DER HÄRTESTE FORMEL-1-FAHRER. Die Challenge 2007 dauerte zehn Tage, die Teilnehmer quälten sich durch die gleichermaßen unwirtliche wie faszinierende Landschaft Tasmaniens, begleitet von den für Tasmanien typischen wilden Wetterkapriolen. Der Name Mark Webber Pure Tasmania Challenge darf durchaus doppeldeutig interpretiert werden. Denn Webber ist nicht nur Initiator, sondern hat sich mit der Challenge auch selbst einen Test für die eigene Leistungsfähigkeit geschaffen – sowohl die physische als auch die psychische. In seinem HighTech-High-Speed-Leben in der Formel 1 vermisst er diese ganz spezielle Herausforderung, sich nur durch die Stärke seines Körpers und seines Geistes fortzubewegen. Bernie Shrosbree, Marks Fitnesstrainer und bei der Challenge eines der Mitglieder von Marks Team: „Ich habe schon mit vielen Formel-1-Fahrern gearbeitet. Aber keiner von ihnen hat jemals auch nur an einem annähernd so harten Wettkampf teilgenommen – geschweige denn, dass er einen solchen erfunden und auf eigene Faust organisiert hätte. Man darf nicht vergessen, Mark geht hier auch ein Risiko ein: Er ist extrem fit – aber ein Scheitern ist bei einem derartigen Wettkampf immer möglich. Und das wäre nicht nur eine ziemliche Blamage für ihn, sondern auch ein Problem für sein Selbstvertrauen als Top-Athlet.“
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MARK WEBBER, WIE MAN IHN NICHT KENNT: ohne Vollvisier-Helm, ohne Formel-1-Overall – aber dennoch in Action.
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BILD: GETTY IMAGES
MARK IST NICHT NUR INITIATOR, ER HAT AUCH EINEN TEST FÜR SICH SELBST GESCHAFFEN.
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HELDEN
THE RED BULLETIN
Biken. Manche Etappen auf dem Straßenrennrad, manche auf dem Mountainbike.
Laufen. Oder vielmehr Trekken durchs Gelände.
DAS KEIN-RENNEN-RENNEN. Mark und ich sind jetzt seit acht Stunden unterwegs, gemeinsam mit den anderen beiden Mitgliedern des Teams: Neben dem bereits erwähnten Bernie Shrosbree gehört Guy Andrews dazu, mehrfacher australischer IronmanChampion. Es ist Tag fünf der Challenge, und nicht einmal an Mark sind die Strapazen spurlos vorübergegan-
DAS ENDE DER WELT … … und zwar in gewisser Weise tatsächlich. Es war nicht immer üblich, dass man aus Tasmanien zurückkehrte.
Australien
Launceston
Barrington
3 2 1
Tasmanien
Cradle Mountain
lle
4
g
Ta
Cha
Die Mark Webber Pure Tasmania Challenge von 5 Cradle Mountain nach Hobart ist nur etwas für die Harten. Das passt: Auch die Einwohner Tasmaniens Hobart genießen den Ruf, tough zu sein, wie ihre Heimat. Was vielleicht an den historischen Wurzeln liegt: Jedermann 1. weiß, dass die ersten europäischen Siedler Australiens aus Europa verbannte Sträflinge waren. Kaum jemand weiß, wohin die Australier ihre schweren Jungs schickten: Es war Tasmanien. Wer hier landete, hatte wenig Hoffnung, jemals wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Tasmanien liegt südöstlich vom australischen Festland im Pazifik und misst etwa 300 mal 300 Kilometer. Die Insel gilt als aufregender Abenteuerspielplatz und ist für ihre atemberaubende Fauna und Flora ebenso bekannt wie für ihr ungehobeltes Klima: Es ist stürmisch, regnerisch, unbeständig, Schneefall ist zu jeder Jahreszeit möglich. 4000 Kilometer südlich von Tasmanien beginnt die Antarktis. nge
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Port Arthur
gen. Seine ohnehin schmalen Gesichtszüge wirken mittlerweile hager. Trotz der offensichtlichen Erschöpfung muss er hoch konzentriert bleiben: Wir rutschen nasse, schlammige Abhänge hinunter, über Baumwurzeln, zwischen dichten Sträuchern. Jeder kleine Ausrutscher könnte schlimme Folgen für einen Knöchel, ein Knie oder Handgelenk haben – eines von Marks Knien ist ohnehin lädiert. Die Tagesroute hat uns zunächst hinauf auf den Ironbound geführt, eine 900 Meter hohe Bergkette. Ihre Gipfel stecken in dichten Wolken. Unsere Fleece-Sweater und Gore-Tex-Jacken sind mittlerweile völlig durchnässt, einerseits vom Schweiß, andererseits vom dauernden Nieselregen. Trotz der Müdigkeit aller im Team ist an eine Rast nicht zu denken: Wir würden sofort auskühlen und frieren. Der November in Tasmanien ist später Frühling. „Stell dir das hier im Winter vor“, sagte Mark, „du würdest krepieren.“ Challenge Director Tim Saul hatte vor dem Start alles getan, um uns klarzumachen, dass es sich bei der Challenge nicht um ein Rennen handelt. Aber erzählen Sie das einmal einem Formel-1-Fahrer, einem Ironman-Champion und einem Haufen bis in die Clips motivierter Radrennfahrer. Jedenfalls startete das – angebliche – Nicht-Rennen in so höllischem Tempo, dass keine Sekunde Zeit blieb, die unglaublich strahlenden, klaren Farben der tasmanischen Landschaft zu genießen. Auf dieser Insel irgendwo zwischen dem australischen Festland und der Antarktis gibt es einfach nichts, was die Luft verschmutzen könnte. Das sieht man nicht nur: Die kristallklare Luft macht jeden Atemzug zu einem Erlebnis. Am zweiten Tag habe selbst ich einen Rhythmus gefunden und werde von dem Feld, das auf Renn-
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Kanufahren. Oder irgendeine andere Fortbewegungsart – wie etwa Abseilen …
BILDER: GEPA PICTURES , GETTY IMAGES (3)
rädern über die Straßen im Westen der Insel jagt, im Windschatten mitgezogen: Auf den abschüssigen Stellen erreichen wir einen Speed von bis zu 80 km/h, fast mühelos spulen wir Kilometer um Kilometer ab – es läuft alles wie von selbst, die Endorphine beflügeln uns. „UND? WAREN SIE HALBWEGS GUT?“ Die Mark Webber Pure Tasmania Challenge bringt auch abseits der Strecke unvergessliche Momente. Etwa jene, als es sich Mark 2003 nicht nehmen ließ, einen GroßbildFernsehapparat mitsamt Generator und Hochleistungsantenne ins absolute Niemandsland an den Strand bringen zu lassen – nur um das Semifinale der Rugby-WM zwischen Neuseeland und Australien sehen zu können. (Und nach dem 22:10 seiner Aussies ganz entgegen seinen Gewohnheiten eine bis vier – je nach Überlieferung – Dosen Foster’s zu leeren.) Oder als Pat Rafter, ehemalige Nummer eins der Tennisweltrangliste, am Abend vor seiner Ein-Tages-Etappe im Lager eintraf und von seinem Dialog mit dem Piloten erzählte, der ihn hergebracht hatte. Pilot: „Und? Was machen Sie so?“ Rafter: „Jetzt nicht mehr so viel. Früher hab ich ein bisschen Tennis gespielt.“ Pilot: „Ach, Tennis, ja, mag ich auch gern.“ Pause. „Und? Waren Sie halbwegs gut?“ – Gelächter am Lagerfeuer. Es gibt aber auch schwarze Tage. Meiner war der sechste, als mich der Arzt aus dem Bewerb nahm: Von den Blasen, die meine Füße übersäten, drohten sich einige ernsthaft zu entzünden. Der Helikopterflug von einem Camp zum nächsten dauerte 20 Minuten – meine Teamkollegen brauchten für dieselbe Strecke zwölf Stunden, unterwegs mussten sie unter anderem einen brusttiefen, eiskalten Fluss zu Fuß durchqueren, das Gepäck auf dem Kopf.
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MARKS HAND AM RÜCKEN. Mark ist abends der Letzte, der aus dem Busch kriecht, er zwingt sich ein Lächeln ab, aber er sieht nicht gut aus: Der Schuhrand hat eine kaum verheilte Wunde am Knöchel wieder aufgescheuert, sie hat sich entzündet, blutet und schmerzt höllisch. Sollte es jemals Konkurrenz zwischen den Teams gegeben haben: An diesem Tag wuchsen alle Teilnehmer zusammen. An den restlichen Tagen half jeder dem anderen, so gut er konnte. Als ich am neunten Tag, dem letzten auf dem Rad, die nötigen 7000 Kalorien einfach nicht mehr essen konnte, als ich mit einem Hungerast auf dem Rad mehr hing als saß, gab es keinen Anstieg, ohne dass ich die Hand eines Kollegen auf dem Rücken gespürt oder mich jemand gezogen hätte. Und oft genug war der Kollege jener, dessen Name der Event trägt. ♉ MARK WEBBER PURE TASMANIA CHALLENGE 2008: 19. BIS 23. NOVEMBER, WWW.MARKWEBBERCHALLENGE.COM
DURCH TASMANIEN! Tatsächlich kann theoretisch jedermann an der Challenge teilnehmen – neben der körperlichen ist aber auch eine gewisse finanzielle Fitness für die Nennung eines Firmenteams vonnöten. Freilich wird das Startgeld mit besonderer Freude überwiesen, kommt es doch „The Leukaemia Foundation“ zur Unterstützung krebskranker Kinder sowie der Initiative „Save the Tasmanian Devil“ zugute, die den Tasmanischen Teufel, ein hundegroßes Beuteltier, vor dem drohenden Aussterben bewahren soll.
So kennen ihn alle. Mark Webber an Bord eines Formel-1-Boliden auf der Jagd nach WM-Punkten in der Königsklasse des Motorsports.
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RED BULL X-FIGHTERS. Busty Wolter grüßt Wuppertal mit einem One-Hander.
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18.06.2008 12:14:15 Uhr
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WUPPERTAL ist ein charmantes Städtchen im rauen Ruhrgebiet. Im August reiht
es sich in die illustre Riege der Austragungsorte der Red Bull X-Fighters ein. Ein Lokalaugenschein mit Local Hero „Busty“ Wolter. TEXT WERNER JESSNER BILDER JÜRGEN SKARWAN
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18.06.2008 12:14:19 Uhr
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the red bulletin
helden
Drüber seit über hundert Jahren: die Wuppertaler Schwebebahn.
Name Wuppertal Geburtsdatum/-ort 1930, entstanden aus der Fusion von Elberfeld, Barmen, Cronenberg, Ronsdorf und Vohwinkel, benannt nach dem Fluss Wupper Wohnort 30 Kilometer östlich von Düsseldorf Familienstand Großfamilie, 360.000 Menschen Berühmt für Schwebebahn, Zoo GröSSte Erfolge Machte einen Elefanten zum Star. Qualifizierte sich als Austragungsort der Red Bull X-Fighters.
F
ranz Althoff war seiner Zeit voraus. Heute würde man es wohl Marketing nennen, was sich der Direktor des Zirkus Althoff da ausgedacht hatte, 1950 hieß es schlicht Reklame: Um Publikum für das Wuppertal-Gastspiel seines Zirkus anzulocken, ließ er das vierjährige Elefantenmädchen Tuffi in einem frühen Fall von sales promotion mit der Wuppertaler Schwebebahn fahren. Die war zur Jahrhundertwende gebaut worden, sie führt in rund zehn Meter Höhe über Wupper und Festland, eine witzige und sympathische Art, Wuppertal mit seinen 400.000 Einwohnern von Nordost nach Südwest zu durchqueren und umgekehrt. Dafür ist die Wuppertaler Schwebebahn weltberühmt in Deutschland. Und jetzt auch noch Tuffi! Das Einsteigen in der Station Alter Markt verlief noch unspektakulär, den nächsten Halt in Adlerbrücke erreichte Tuffi nicht mehr: Panisch begann sie in der ohnehin schon schwankenden Schwebebahn umherzudüsen, schaffte es aber nicht, sie zum Entgleisen zu bringen, rammte jedoch sehr wohl mehrere Mitfahrende, durchbrach schließlich die Schwebebahnwand und stürzte in die an diesem 21. Juli sehr seichte Wupper. Wuppertal rüstete zur Trauer um Tuffi. Doch die war unverletzt geblieben, prustete nur kurz und lebte glücklich weiter bis zu ihrem
FMX meets Industry. In Person: Busty Wolter trifft Radlader-Dompteur Heiko Merkes.
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juLi 2008
friedlichen Tod als greise Elefantendame anno 1989. Die Milchwerke Köln-Wuppertal benannten ihre feinste Milchsorte nach dem toughen Elefantenmädchen, und man kann sich vorstellen, welche Mengen an Wuppertaler Tuffi-Souvenirs in den letzten sechs Dekaden in die ganze Welt verkauft wurden. Am 16. August 2008 kommen nun die Red Bull X-Fighters nach Wuppertal, genauer gesagt in den Kalksteinbruch Oetelshofen im Randbezirk Vohwin kel, wo auch der seltene Uhu (Bubo bubo) noch daheim ist. Nicht von ungefähr heißt man Wuppertal ja auch die grünste Großstadt Deutschlands. 50 Hektar misst die Fläche des Steinbruchs, in dem Kalkstein für die chemische Industrie und den Bau gewonnen wird, ein durchaus imposantes Areal für alle, die noch nicht am steirischen Erzberg waren (so patriotisch sind wir jetzt einmal). Außerdem ist die Richtung verkehrt. In Wuppertal wird in den letzten 250 Jahren kein Berg abgetragen, sondern ein Loch gebuddelt. Was den Vorteil hat, dass sich eine Naturarena gebildet hat. Am tiefsten trockenen Punkt werden die Red Bull X-Fighters toben, und ringsum bauen sich die Naturtrassen aus Kalkstein auf, knapp 100 Meter hoch. Man kann den Wums nur erahnen, den eine fette Soundanlage hier lostreten wird, den Roar der 25.000, wenn die besten FMXer der Welt auf die Industrie treffen, denn das ist das Motto der Red Bull X-Fighters in Wuppertal: FMX meets Industry. gröSSte fmx-arena. Vorerst aber treffen wir einzig Busty Wolter, den besten deutschen FMXer und – obwohl Berliner – Local Hero in Wuppertal. Gemeinsam mit Busty und seiner Suzuki schauen wir uns die Location an, und erwartungsgemäß taugt’s ihm voll: „Madrid ist zwar das Nonplusultra der Red Bull X-Fighters, weil die Ränge in der Stierkampfarena so steil sind, dass du glaubst, die Zuschauer fallen dir auf den Kopf. Das Publikum ist so verrückt, die Stimmung so geil, das geht kaum besser. Aber Wuppertal hat das Zeug zu einem absoluten Klassiker.“ Am Parcours wird diese hohe Vorgabe nicht scheitern. Trackdesigner Dane Herron hat ein paar Ideen, wie er die größte FMX-Arena der Welt auch zur härtesten machen wird: „In Wuppertal werde ich ein paar Sachen einbauen, die es so bei einem FMX-Contest noch nie gegeben hat. Wir machen zwei Dirt-Quarterpipes und einen Wallride bis hinauf auf die nächste Trasse. Außerdem werden wir ein paar Überraschungen mit Baggern und Schwer-LKW einbauen.“ Welch mächtige Dinge das sind, erfahren wir gleich hautnah, denn Heiko Merkes ist im Anrollen. Wir hören ihn schon lang, nun spüren wir ihn auch. Sein Radlader wiegt 77 Tonnen und hat 640 PS. In seiner Schaufel haben acht Tonnen Kalkgestein Platz. Die Reifen werden durch Ketten gegen spitze Steine geschützt; jede einzelne von ihnen ist tonnenschwer und muss mit Kränen, Flaschenzügen und Gabelstaplern montiert werden. Nachspannen ist eine Prozedur für Riesen, nicht für Menschen. Heiko sitzt oben in seinem Führerhaus, er hat kein
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credits
Ich freue mich schon gewaltig. Wuppertal hat das Zeug zu einem absoluten Klassiker.
Wahrlich, ich sage euch: Die X-Fighters werden kommen, sie werden hier toben, und ihr werdet alle gl端cklich sein.
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Name Sebastian „Busty“ Wolter geburtsdatum/-Ort
Man wird diesen Platz nicht wiedererkennen. 25.000 Zuschauer werden den Kalksteinbruch Oetelshofen in eine brodelnde Arena verwandeln.
18. Juni 1977, Berlin wohnort Berlin Familienstand Freundin Maya Beruf FMX-Pro, Journalist Lieblingstrick alle Arten von Whips Musik Punkrock. Busty spielt mit seiner Band Dan Dryers in Wuppertal live im Rahmenprogramm, neben den H-Blockx übrigens. Web www.airwastl.com
Lenkrad zum Steuern, sondern einen Joystick. „Man kann ganz prima Radio hören im Führerhaus“, grinst der Wuppertaler Meister der Maschine unter seinem eindrucksvollen Bartgezücht. Busty ist natürlich hin und weg von dem Gerät, immerhin ist er selber Baggerfahrer, anders geht das auch nicht als FMXer. Wer soll dir sonst die Strecke bauen? Schon sind Busty und Heiko in ein Gespräch übers Baggerwesen eingetaucht, als Außenstehender hat man kaum eine Chance, den Einzelheiten zu folgen. Was wir verstanden haben: Bustys Baggerschaufel fasst nur zwei Tonnen, was im Vergleich jämmerlich wenig ist und ein beklagenswerter Nachteil beim Shapen richtig fetter Jumps. Heiko bietet Busty dann an, ihn in Berlin besuchen zu kommen mit seinem Gerät, sind doch nur 550 Kilometer, und wegen der Dauerstaus im Ruhrpott sei sein 77-Tonnen-Bagger ungefähr eh das Einzige, womit man tatsächlich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h erreichen könne. Dann überlässt er Busty den Fahrersitz, der fährt sanft an, Profi halt, visiert den nächsten Geröllhaufen an und beißt ihm ein Eck raus, hebt die Fuhre an und kippt sie anderswo ab, ein gigantischer Haufen, zwei erwachsene Buben beim Sandspielen.
Red Bull x-fighters: archaische Duelle Zwölf Rider, Head-to-Head, begrenzte Zeit, Style rules: Die Red Bull X-Fighters sind die Krone des Freestyle-Motocross. Und das liegt neben den Ridern auch am Reglement. Mann gegen Mann, du oder ich, keine Ausreden, weil tausende Augenzeugen: Schon die Arenen, in denen die Red Bull X-Fighters Station machen, symbolisieren den archaischen Kampf, der hinter der wichtigsten FMX-Serie der Welt steckt. Mexico City, Rio, Fort Worth, danach Wuppertal, zum Abschluss die Stierkampfarena in Madrid. Jede Location macht andere Gänsehaut, gleich ist nur das Reglement: In der Quali hat jeder Rider zweimal 90 Sekunden Zeit, um die Judges zu über zeugen. Die ersten vier sind für die nächste Runde gesetzt, Platz fünf muss sich gegen Platz zwölf
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b ehaupten, Quali-Platz sechs gegen elf und so weiter. Die Sieger werden in der zweiten Runde den vier Quali-Siegern zum Fraß vorgeworfen, jetzt beginnt die Sache wirklich heiß zu werden. Im Semifinale wird die Zeit pro Run auf 120 Sekunden verlängert, so lang dauert auch das Finale. Übers Weiterkommen entscheiden Judges, aber auch das Publikum hat da meist eine ziemlich präzise Meinung. N eben der Art der Tricks zählt vor allem der Style. Einen bloßen Backflip runterzunudeln ist längst zu wenig, da könnte schließlich jeder kommen.
Arbeit. Bis zu den Red Bull X-Fighters ist noch einiges zu tun für die Crew, da ist eine 8-Tonnen-Fuhre nur ein Tropfen im Ozean, bildlich gesprochen: Der Boden im Kessel muss eingeebnet werden, Tribünen für 25.000 Zuschauer werden errichtet, dann gehört oben noch eine Schicht feineres Zeug drauf, damit der Grip für die FMXer passt und jede einzelne shape schön smooth ist, wie man unter uns X-Fightern sagt, erklärt Dr. Axel Offermanns, ein Mann des Kalks, des FMX und Wuppertals. Daneben muss der Betrieb ganz normal weitergehen, die Industrie fordert unablässig Kalk, und sie wird ihn noch bis zum Ende des Jahrhunderts von Oetelshofen kriegen, da darf es keine Unterbrechung geben. Bis direkt vor Beginn der Red Bull X-Fighters wird gesprengt, geschreddert und geliefert, man möchte da nicht für die Logistik zuständig sein. So wie sich uns der Steinbruch Oetelshofen einen Monat vor dem Event präsentiert, ist es nicht schwierig, sich vorzustellen, wie es am 16. August sein wird: wie die Zuschauer am Nachmittag mit Bussen an den Rand des Kraters gebracht werden, wie sie hinuntersteigen, wie sich der Kessel in eine Wand an Geräusch und Enthusiasmus verwandelt, wie es immer dunkler wird, wie die besten Freestyle-Motocrosser Trick um Trick pullen, wie Busty Wolter sein Programm fährt, noch etwas höher, stylischer und sicker als sonst, wie die weltbesten FMXer Sachen zeigen, die sie sonst nicht zeigen würden, wenn die Atmosphäre nicht so dicht wäre, und so eine dicke virtuelle Fahne in Wuppertaler Kalkstein rammen. Von Tuffi zu den tough guys der Red Bull X-Fighters: Wird ja auch Zeit, dass sich da wieder einmal was tut nach charmanten 58 Jahren Beschaulichkeit. ♉ red bull x-fighters: 16. August 2008, Wuppertal, Deutschland www.redbullxfighters.com
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cliff diving Der Sportplatz der Cliff Diver liegt zwischen Himmel und Erde. Im freien Fall stürzen sie sich aus 25 Metern und mehr in die Tiefe, erreichen in drei Sekunden Tempo hundert und tauchen ein ins Wasser, das sie so hart empfängt wie Beton.
Amalfiküste, Italien. Manche Cliff Diver nennen die vogelgleiche Flugphase den schönsten Teil des Springens. Für Orlando Duque ist es das Eintauchen: „In diesem Moment kriege ich die gesamte Energie zurück, die ich in den Sprung investiert habe – und mehr.“
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18.06.2008 12:16:39 Uhr
dossier wer, was, wann
orlando duque
Der 33-jährige Kolumbianer hat nicht einfach mehr Welt meistertitel gewonnen als andere. Er ist Cliff Diving. Seite 52
harte landung
Der Australier Joey Zuber erzählt, wie er nach einem Cliff-Diving-Zwischenfall um Haaresbreite überlebte. Seite 60
wolfgangsee
Am 19. Juli kommen die weltbesten Cliff Diver ins Salzkammergut, um von der Falkensteinwand zu springen. Seite 62
bild: kurt pinter/red bull photofiles
Die Helden, die Locations, die Technik, die Physik, kurz: das kleine Einmaleins dieser atemberaubenden Sportart. Seite 50
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18.06.2008 12:16:42 Uhr
DOSSIER DIE BASICS ÜBER
CLIFF DIVING
Courage und absolute Körperbeherrschung sind Voraussetzung. Doch vergessen wir nicht auf die Physik!
Mutprobe. Wo Felsen und Meer sich treffen, hat Klippenspringen Tradition.
DIE GESCHICHTE Die Mutigsten liebte König Kahekili. O. Duque (re.), S. Zotin
Olivier Favre
Der letzte unabhängige König von Maui, Kahekili, war im 18. Jahrhundert berühmt für „Lele Kawa“, übersetzt „mit den Füßen voraus von einer hohen Klippe ins Wasser springen, ohne dass es spritzt“. Um dem König zu beweisen, was für klasse Burschen sie sind, taten es junge Krieger ihrem Chef gleich und sprangen in der Kaunolu-Bucht ins Meer. Etwas später, unter König Kamehameha I., wurde Klippenspringen bereits als Wettbewerb durchgeführt. Seit etwa 1935 gibt es in Acapulco, Mexiko, Klippenspringer, einst Perlentaucher, die sich vom La-Quebrada-Felsen aus einer Höhe von rund 21 Metern in die Tiefe stürzen. Berühmt gemacht hat die CliffDiver-Gemeinde der Elvis-Film „Fun in Acapulco“ (1963), in dem sich ein Double für den King in die Tiefe wirft.
Anna Bader
DIE HELDEN Die Bestleistungen halten Männer. Es springt aber auch eine Frau. Orlando Duque (COL): Der Red Bull-Athlet ist die absolute Nummer eins der Cliff-Diver-Szene. 2000 erhielt er als bislang einziger Springer bei der WM in Hawaii für einen Sprung von allen Kampfrichtern die Idealnote 10. Der Kolumbianer ist neunfacher Weltmeister und Star des Films „9 Dives“. Artem Silchenko (RUS) und Sergey Zotin (RUS): Silchenko, der Weltmeister von 2006, und Zotin sind aktuell Duques schärfste Konkurrenten. Daniel Ballarin (USA): Sprang 2005 am Wolfgangsee als Erster einen fünfeinhalbfachen Salto. Olivier Favre (SUI): Der Stuntman hält seit 1987 mit 177 Fuß (53,95 Metern) die Weltbestleistung für einen Sprung ins Wasser. Anna Bader (GER): Die beste Frau in der Cliff-Diving-Szene. Die Deutsche, Jahrgang 1983, kam aus der Kunstturnszene zu Turmspringen und Cliff Diven. Mehrfache Europameisterin.
Mostar, Bosnien. Zur Wiedereröffnung der 1993 im Balkankrieg zerstörten Brücke kamen 2004 die Cliff Diver.
DIE ZEHN BESTEN LOCATIONS Ausgesucht von Red Bull Cliff Diver Joey Zuber (AUS).
2. MOSTAR, BOSNIEN Höhe/Wassertiefe: 20/7+ Meter 1 Absprungplatz: Brückengeländer aus Stein Charakteristik: Von dieser im Balkankrieg zerstörten und 2004 wiedereröffneten Brücke wird seit s456 Jahren gesprungen.
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3. GROTTA BIANCA, CAPRI, ITALIEN Höhe/Wassertiefe: 22/5 Meter Absprungplatz: Küstenklippe Charakteristik: Sprung aus der Grotte nach draußen, verdammt aufregend. 4. AMALFIKÜSTE, NEAPEL, ITALIEN Höhe/Wassertiefe: 27/7 Meter Absprungplatz: Brücke von Furore, umgeben von großen Klippen Charakteristik: Seit 23 Jahren gibt es dort Wettkämpfe – und das beste Essen der Welt.
7. FALKENSTEINWAND, WOLFGANGSEE, ÖSTERREICH Höhe/Wassertiefe: 27/60 Meter Absprungplatz: Fels Charakteristik: wunderschöner See im alpinen Gebirge.
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5. LA QUEBRADA, ACAPULCO, MEXIKO Höhe/Wassertiefe: 21/4 Meter Absprungplatz: Küstenklippe Charakteristik: Deutlich abspringen, sonst schlägt man auf dem Fuß der Wand auf. Nur bei Flut ist das Wasser tief genug für sicheres Eintauchen.
6. PHI-PHI-INSELN, KRABI, THAILAND Höhe/Wassertiefe: 15 bis 25/7 Meter Absprungplatz: Fels Charakteristik: erstaunliche Felsformationen, die aus dem Wasser ragen, klares blaues Wasser, phantastische bunte Fische und Korallen.
8. SHIRAHAMA, JAPAN Höhe/Wassertiefe 21/7 Meter Absprungplatz: Küstenklippen Charakteristik: ziemlich perfekte Klippen, weil nahezu senkrecht und gut zum Zurückklettern. 9. THE KIMBERLEY, NORDWESTAUSTRALIEN Höhe/Wassertiefe: 26/4–10 Meter Absprungplatz: am Ufer des Upper Ord River Charakteristik: wunderschöne rote Felsen, dazu Felsmalereien der Aborigines, 20.000 Jahre alt! 10. BRUNY ISLAND, TASMANIEN/AUSTRALIEN Höhe/Wassertiefe: 22–25/4–10 Meter Absprungplatz: Küstenklippen Charakteristik: seltsame Felsformationen – riesige lotrechte Pfeiler, die aus dem Wasser ragen. Höchst spektakulär!
BILDER: RED BULL PHOTOFILES, PRIVAT, GETTY IMAGES
1. KAUNOLU, LANAI ISLAND/HAWAII Höhe/Wassertiefe: 26/5 Meter Absprungplatz: Felsen aus Vulkangestein Charakteristik: Cliff Diving hat eine lange Tradition auf Hawaii – deshalb ein sehr spiritueller Platz.
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51 die bewertung Vorwärts, rückwärts, vorlings, rücklings. Und Handstand! Folgende Grundmuster werden beim Cliff Diving zum Sprung kombiniert: Das Gesicht des Athleten weist zur Absprungfläche/davon weg, Drehungen führen vorwärts/ rückwärts. (Dazu kommen als fünfte Variante Sprünge aus dem Handstand.)
Vier Grundmuster: Die unteren beiden heißen auch Delphin (li.) und Auerbach.
Die Sprünge können gehockt, gestreckt und gebückt („gehechtet“) ausgeführt werden. Dazu kommen Drehungen um die Hochachse (Schrauben) bzw. Querachse (Salti).
bild: red bull photofiles Illustration: mandy fischer
Die drei Ausführungen (v. li.): gehockt, gestreckt und gebückt (gehechtet).
Überm und im Wolfgangsee Und nicht nur dort: Cliff Diving ist Physik für Fortgeschrittene. Was über Wasser passiert, sehen Sie oben. Beim Eintauchen – Süßwasser ist übrigens einen Hauch weniger dicht als Salzwasser – tritt am Körper das Phänomen „Kavitation“ auf. Das bedeutet, simplifiziert gesagt: Der Siedepunkt des Wassers wird infolge des Druck abfalls bei der hohen Aufprallgeschwindigkeit herabgesetzt. Kavitation bedeutet somit, dass an den Berührungsflächen von Haut und Wasser Letzteres verdampft. Es entstehen Gasblasen, die an der Oberfläche den sogenannten Sekundärspritzer verursachen, ein bis zwei Sekunden nach dem Wassereintritt. (Das Wasser ringsum wird aber nicht wärmer.)
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Fünf Punkterichter bewerten in Halbschritten von 0 bis 10, höchste und niedrigste Bewertung fallen weg. Die drei übrigen Werte werden addiert, die Summe mit dem Schwierigkeitsgrad des Sprungs (steht im Reglement) multipliziert. Der Springer gibt vor dem Wettkampf seinen Sprung bekannt. Wie hoch geht’s punktemäßig? Artem Silchenko (RUS) erhielt 2006 in China mit 168 Punkten (viermal 10, einmal 9,5, Schwierigkeit 5,6) die höchste je vergebene Punkteanzahl (dreifacher Rückwärtssalto gehechtet mit zwei Schrauben).
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Erde, Luft, Wasser, Feuer Klippenspringen ist der elementarste Sport überhaupt und Orlando Duque sein perfekter Botschafter. Der Kolumbianer weiß: Auch gelungene Sprünge sind ein Marsch über glühende Kohlen.
Name Orlando Duque Spitzname The Duke Geburtsdatum/-ort 11. September 1974, Cali, Kolumbien Wohnort Laie, Oahu, Hawaii Familienstand verheiratet mit LeeAnn Sportliche Erfolge insgesamt neun Weltmeistertitel Spezielles Hauptdarsteller im Film „9 Dives“ (2006) Web www.9dives.com
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Text robert sperl
eit 2004 der Safaripark in Gänserndorf geschlossen wurde, ist das Match entschieden. Die höchsten Erhebungen in dem Ort im Marchfeld nordöstlich von Wien sind seit damals wieder der Turm der katholischen Pfarrkirche und der Lagerhaussilo. Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts gab es kurzzeitig weltliche Konkurrenz: In der Freizeitabteilung des Tierparks stürzten sich Turmspringer aus gut 25 Meter Höhe von einem Kran in ein drei Meter tiefes Wasserbecken. Sieben Meter maß dieses im Durchmesser, dennoch wirkte es von der höchsten Plattform des Sprungturms so klein wie ein Bohrloch. Wenn man ganz oben stand, auf Augenhöhe mit dem Raiffeisen-Logo, wackelte die Konstruktion verdächtig, selbst bei Windstille. Die Artisten, die hier ihren Kragen riskierten, hatten sich als Clowns zu verkleiden, als wäre ihre Leistung nicht ohnehin bereits spektakulär genug. Wie Papagenos knatterten sie mit ihren Kostümen in die Tiefe. Die Wasseroberfläche, auf der sie aufklatschten, stand oft in Spiritusflammen, was den Showeffekt noch steigerte. Als Gage gab es für die Draufgänger gerade einmal 250 Dollar die Woche. Auch zu einer Zeit, als der Dollar noch gut stand, war das herzlich wenig für eine Saison, die im Frühling begann und im Spätherbst endete. Gänserndorf hatte dennoch Mutige aus der ganzen Welt angelockt, aus Australien, den USA, Kanada, Kolumbien. Einer der Springer kam aus Cali, Kolumbien, ein hübscher Bursche mit bronzefarbener Haut und langen schwarzen Haaren, der nur Spanisch sprach. Er war ein wenig in sich gekehrt, aber furchtlos wie der Rest der Bande. Schon in Cali hatte er in einem Vergnügungspark gearbeitet, ehe ihm sein Freund und Landsmann Mario Olave den Safari park schmackhaft gemacht hatte, wohl in der Art von: „Die Löwen, die sie hier haben, sind faule Hun-
de. Überhaupt keine Konkurrenz, da haben wir leichtes Spiel beim Publikum!“ Heute ist Orlando Duque der beste Cliff Diver der Welt, besser gesagt: Er ist Cliff Diving. Doch er ist bescheiden geblieben und sagt: „In Gänserndorf hat meine Karriere begonnen. Wir waren ein gutes Team, und ich habe viel von meinen Kameraden profitiert.“ Besonders vom Australier Ken Grove, inzwischen Fitnesstrainer in Wien. „Er hat mich immer wieder angesport, mehr aus meinen Sprüngen herauszu holen. Dank ihm habe ich meine Technik verbessert und viele Tricks gelernt.“ Drei Saisonen lief Duques Vertrag im Safaripark, von 1997 bis 1999. Im letzten Jahr war er bereits so gut, dass er bei einer Cliff-Diving-WM starten durfte. Hinter dem Australier Steve Black belegte er Platz zwei. Im Jahr darauf, 2000, wurde Duque erstmals Weltmeister, in Hawaii, wo er damals mit seiner Frau LeeAnn auch schon lebte. Als Kind hatte Orlando noch lieber Fußball gespielt. Der Platz lag neben dem Schwimmbad, und nach den Matches bestaunte Orlando oft die Wasserspringer, wie sie nach den wildesten Verrenkungen spritzerlos im Wasser verschwanden. Das Wasser war damals nicht gerade Orlandos liebstes Element, er hasste Duschen und Baden und konnte auch gar nicht besonders gut schwimmen. Als ihn eines Tages ein Schwimmtrainer fragte, ob er einmal vom Trampolin springen wolle, sagte Orlando ja; seine größte Sorge: „Wie schaffe ich es, von der tiefsten Stelle des Beckens wegzukommen und wieder Boden unter die Füße zu kriegen?“ Als Orlando zehn war, sprang er zum ersten Mal vom Dreimeterbrett. Acht Jahre später hatten er und sein Landsmann César Suárez es geschafft, sich für die Olympischen Spiele in Barcelona zu qualifizieren. Doch der kolumbianische Verband hatte für die beiden gar keine Startplätze: „Man hatte uns ein Punktelimit gesetzt und nicht damit gerechnet, dass wir es überbieten könnten.“
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Wassermann Orlando Duque. Wer sich von Klippen ins Meer st端rzt, muss sich das Wasser darunter zum Freund machen. Dann wird vieles einfacher.
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Bild: Raul Tobon/red bull photofiles
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dossier Auch gelungene Sprünge tun weh. Da kommt bei 300 bis 500 Sprüngen pro Jahr eine Menge Schmerz auf den Körper zu.
Cancún, Mexiko. Die schiere Höhe, sagt Orlando Duque, bedeutet ihm beim Cliff Diving wenig. Viel wichtiger ist das Rundherum, das G enießen einer natürlichen Kulisse und das Gefühl, einen Tag erlebt zu haben, an den man sich bis an sein Lebensende erinnert.
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Bild: Alfredo Martinez/red bull photofiles
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rlando Duque hatte bald keinen Spaß mehr am normalen Wasserspringen. 1995 wechselte er zum Cliff Diving. Seinen ersten Klippensprung absolvierte er im Rahmen einer lokalen Show in Cali. Später arbeitete er in einem Vergnügungspark seiner Heimatstadt, und ab 1997, dem Beginn des Gastspiels in Gänserndorf, bog er endgültig ab und wurde Cliff-Diving-Profi. Was Orlando Duque an seinem Job liebt? Es ist die Freiheit, das zu tun, was ihm am meisten gefällt. Schöne Plätze in der Natur finden, Sprünge planen, sie durchziehen. Wenn er auf der Absprungstelle wartet, ist er so fokussiert, dass er nichts mehr hört – nicht die Musik, wenn es ein Wettkampf ist, nicht das Vogel gezwitscher, wenn er irgendwo einsam in den Klippen steht. „Es ist die pure Anspannung“, gesteht Duque. Das Herz schlägt wild, Duque reibt noch ein-, zweimal die Handflächen gegeneinander, greift sich an die Oberschenkel, als eingelernte Routine, die dem Körper anzeigt: Gleich geht es los, also reiß dich zusammen. Wenn Orlando abspringt, seine Figuren blitzartig in die Luft zeichnet, eine nach der anderen, wird der Körper ganz leer dabei, leer gesaugt vom Stress. Automatik steuert die Bewegungen, Orlando hat beim Springen sogar die Augen zu, was andere Springer mit Kopfschütteln quittieren, unmöglich, doch Kameras haben es mittlerweile bewiesen, Orlando hält die Augen geschlossen, öffnet sie kurz vor dem Eintauchen, um zu prüfen, ob sein Körper einen idealen Eintauchkeil formt. Dann schließt er die Augen wieder, spannt die Muskeln noch deutlicher, legt die Füße leicht übereinander, streckt die Arme vor sich am Körper nach unten, platziert die ineinandergreifenden Hände vor seinem Bauch, taucht ein. „Jetzt, in diesem Moment, kriege ich die gesamte Energie wieder zurück, die ich vorher in den Sprung investiert habe“, sagt Orlando. „Wenn ich auftauche, ist alles wieder da und noch viel mehr.“ Cliff Diving ist gefährlich, „a walk on the borderline“, sagt Orlando. Und: „You have to stay on the safe side of it.“ Sich immer unter Kontrolle zu haben und bisweilen auf die innere Angst zu hören ist schwierig, aber nützlich: Damit bleiben Verletzungen aus. Oder beinahe: Ein gebrochenes Handgelenk 1992. Ein gebrochenes Steißbein 2002, das Orlando aber nicht davon abhielt, zwei Wochen später bereits wieder zu springen. (Sitzen konnte er zwei Monate nicht.) Eine Gehirnerschütterung 2003, welche die zwölf Stunden vor dem Sprung ausradierte. Seinen bislang höchsten Sprung, aus 34 Metern von der Furore-Brücke bei Salerno in Süditalien, überstand Duque unversehrt. Obwohl: „Es hat ein bisschen weh getan, auch gelungene Sprünge tun weh.“ Da kommt bei 300 bis 500 Sprüngen jährlich eine Menge Schmerz auf den Körper zu. Wird er zaghafter, wenn andere Springer sich bei Zwischenfällen verletzen? So wie kürzlich Duques Freund Joey Zuber, der sich dabei den rechten Ober-
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Neun Sprünge, ein Film. Die Bilder auf dieser Seite stammen aus dem Film „9 Dives“ des Regisseurs und Kameramanns Mario Kreuzer. Der Kärntner hat „9 Dives“ (zu bestellen unter www.9dives.com) innerhalb von zwei Jahren in Italien, Österreich und Bosnien als Mischung aus Spielfilm und Dokumentation gedreht. Der Film lebt von bis dahin noch nie realisierten Sequenzen: Obwohl er bereits 2006 Premiere hatte, ist er immer noch die Benchmark für Cliff-Diving-Aufnahmen. Um die Sprünge, die maximal drei Sekunden dauern und bei denen der Athlet mit 100 km/h ins Wasser eintaucht, dokumentieren zu können, griff Kreuzer zu einem Trick: Er beschaffte sich eine Spezialkamera, mit der man sonst die Flugbahn von Geschossen abbildet. Diese Kamera konnte 1000 Bilder pro Sekunde aufnehmen: Eine Sprungsekunde ließ sich damit auf 40 Filmsekunden strecken.
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57 schenkel zerschmetterte? „Man kann hinterher immer genau sagen, warum etwas geschehen ist. Und man wird beim nächsten Mal alles noch genauer checken, damit einem nichts passiert.“ Hatte er je bei einem Sprung die Situation nicht unter Kontrolle? Selten, sagt Duque, eigentlich nur ein einziges Mal: Das war bei Filmdreharbeiten, als er einen Wasserfall in Kärnten hinuntersprang, nahe Kötschach-Mauthen, und wusste: Jetzt gibt es keinen Platz für Irrtümer. Die Sprunghöhe, 22 Meter, war nicht so arg, aber es galt eine Fläche mit einem Durchmesser von einem Meter zu treffen; nur dort war die Wassertiefe perfekt. Die Wassertemperatur von sechs Grad war hingegen nicht das Problem, sondern das Faktum, „dass ich kämpfen musste, um überhaupt bis zum Wasser zu kommen“. Das, so sagt Niki Stajković, Sprungrichter bei Cliff-Diving-Wettkämpfen und sechsfacher Olympia teilnehmer im Kunstspringen, ist auch der wesentliche Unterschied zum Springen aus normalen Höhen: „Beim Cliff Diving kannst du dir keinen Fehler leisten. Eine unsaubere Landung vom Dreimeterbrett oder aus zehn Metern vom Turm, und du wirst von deinen Konkurrenten ausgelacht, wenn du mit krebsrotem Rücken wieder rauskommst.“ Von der Klippe reicht hingegen ein kleines Blackout, dass sich der Springer verirrt, „und schon brauchst du alle Schutzengel“ (Stajković).
bilder: mario kreuzer
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ie Technik des Cliff Diving ist identisch mit der des Wasserspringens von Brett und Turm. Es gibt Vorwärts- und Rückwärtssprünge (Absprung vorlings/Drehung nach vorne bzw. Absprung rücklings/ Drehung nach hinten), Auerbachsprünge (Absprung vorlings, Drehung rückwärts) und Delphinsprünge (Absprung rücklings, Drehung vorwärts). Dazu kommen Sprünge aus dem Handstand. Gemischt mit Salti, die gestreckt, gebeugt (auch gehechtet genannt) oder gehockt ausgeführt werden können, und Schrauben, entsteht eine Choreographie, deren athletische Schönheit sich erst in Zeit lupe eröffnet. Besonders für Laien sind die maximal drei Sekunden, die ein Klippenspringer in der Luft ist, zu wenig, um dieses Geflecht zu entwirren. Die Schwierigkeitsgrade, nach denen die Punkterichter die Sprünge bewerten, sind beim Cliff Diving höher. Das ergibt sich aus der größeren Sprunghöhe. Cliff Diver tauchen in der Regel mit den Füßen voraus ein. Es gibt zwar in der Szene einige, die auch aus 25 Metern mit dem Kopf voraus landen, aber das Risiko, das sie eingehen, ist hoch. Duque: „Mit den Füßen voraus lässt sich ein Sprung sauberer und gesünder ins Wasser setzen.“ Dass die berühmten Klippenspringer von Acapulco von jeher aus 21 Metern ins Meer köpfeln (ihr berühmtester, Raúl García, tat das im Lauf seiner 76 Lebensjahre gezählte 37.348 Mal), hat mit einer physikalischen Eigenschaft des Wassers zu tun. Je glatter seine Oberfläche, desto härter fühlt es sich beim Eintauchen an. In der permanenten Brandung
Das Erstaunliche beim Cliff Diving: Je gröSSer die Absprunghöhe, desto seichter darf das Wasser sein. Der Nachteil: Je höher das Eintauchtempo, desto härter wird das Wasser. Irgendwann fühlt es sich an wie Beton.
von Acapulco vermischen sich ständig Wasser und Luft, was eine weichere Landung ermöglicht. Weil wir gerade bei der Physik sind: Je schneller der Springer eintaucht, desto mehr Widerstand leistet das Wasser. Woraus in der Praxis folgt: Bei 25 Meter Sprunghöhe reichen drei Meter Wassertiefe, aus 15 Metern sind vier bis fünf Meter notwendig. Gebremst wird, indem der Springer sich unter Wasser zum UHakerl verkrümmt und damit quasi gleich wieder aus dem Wasser flutscht. Oder er streckt, kaum im Wasser, alle viere von sich; das verzögert ebenso. Zu Österreich hat Orlando Duque eine spezielle Beziehung, nicht nur wegen Gänserndorf. Nach der Saison im Safaripark arbeitete er jeweils in Kitzbühel als Barkeeper, im Happy Horse. Das war anfangs mühsam, weil er nur Spanisch sprach. Aber er fand rasch Anschluss, und „mittlerweile habe ich viele Freunde in Kitzbühel“. Bei jedem Österreich-Trip sind inzwischen Frittatensuppe und Wiener Schnitzel Pflicht, und wenn die Einheimischen nicht allzu flott sprechen, versteht Orlando, worum’s geht. Zwei Dinge gibt es noch, die er an Österreich besonders schätzt. Zum einen den Wolfgangsee als überaus faszinierenden Austragungsort für Cliff-Diving-Events: „So nahe wie hier sind die Zuschauer sonst nirgendwo. Weil sie mit dem Boot kommen, können sie die Springer genau sehen, den Aufprall hören, unsere Ängste fühlen.“ Und dann gibt es da noch Mario Kreuzer. Der Kärntner war Regisseur und Produzent des Films „9 Dives“, in dem Duque die Hauptrolle spielt, und kaum jemand kennt den Kolumbianer und dessen sportliche Philosophie besser als Kreuzer. Die Handlung dieses semi-autobiografischen Films ist simpel:
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KONZENTRATION Das Herz schlägt heftiger als sonst, und eine Minute bevor Orlando auf die Plattform steigt, ist er komplett fokussiert auf seine Aufgabe, auf die zwei, drei Sekunden in der Luft, die für ihn so schnell vergehen wie ein Wimpernschlag. Es ist beinahe furchterregend, sagt Orlando, wie schnell das Gehirn während des Sprungs tätig ist, wie es blitzartig alle Informationen verarbeitet, die auf den Körper einstürmen. Alles geht so schnell, dass Orlando sogar die Augen geschlossen hat während des Sprungs, nur für einen kurzen Moment öffnet er sie, um sich vor dem Eintauchen zu orientieren.
Bei einem Bewerb in Furore in Italien entdeckt Or lando, der sich selbst spielt, ihm bislang unbekannte Ängste. (Tatsächlich hatte Orlando lange Zeit Alb träume, weil er als Kind von einem Baum gefallen war.) Der Weg zum nächsten Bewerb in Mostar, den Orlando als Road Movie mit seinem australischen Freund (und Klippenspringer) Joey Zuber – der sich ebenfalls selbst spielt – erlebt, ist eine Reise in die Seele eines Sportlers, der sich ständig im Grenzbe reich bewegt. Und der versucht, durch das Springen seine Albträume in den Griff zu bekommen. Der Film titel bezieht sich darauf, dass Klippenspringer in der Regel neun Sprünge brauchen, um einen missglück ten Versuch wieder aus dem Kopf zu bekommen. Duque nennt Kreuzer einen Freund, dieser wie derum ist dankbar, den Kolumbianer kennengelernt zu haben. Auch in Grenzsituationen wie dem Sprung in Kötschach-Mauthen, als Kreuzer in einer schreck lichen Zwickmühle steckte: Der Regisseur wollte den Sprung für den Film. Der Freund hingegen erkannte, dass dieser für Duque lebensgefährlich war. Als der Sprung geglückt und im Kasten war, herrschte beim Filmteam keine überschäumende Freude: Es war totenstill im Kessel des Wasserfalls.
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rlando Duque ist 33, das beste Alter für Wasserspringer. Leistungsvermögen und Erfahrung halten sich wunderbar die Waage. Orlando trägt sein schwarzes Haar noch immer beinahe bis zu den Hüften und gewinnt mit seinem india nisch wirkenden Teint und dem einnehmenden Lä cheln immer noch jeden Charme-Wettbewerb. Im
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Vergleich zu seiner Gänserndorfer Zeit ist ein musku löser geworden, weil er intensiv trainiert. Auf dem Trampolin, im Sprungbecken, im Meer. Er läuft, arbei tet im Fitnessraum, fährt Rad, bereitet sich gewissen haft im Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrum in Thalgau vor. Das alles ist notwendig, denn Duque hat Ziele, für die er einen Körper in Bestform braucht. Obwohl die absolute Höhe von Sprüngen ihm nicht wichtig ist, sondern die Szenerie ihn herausfordert – „Ich will mich nicht fürchten, ich will Spaß haben“ –, reizt ihn doch ein Sprung aus 40 Metern, „das ist möglich für mich“. Er ist immer noch eine Klasse für sich, weil er sich außergewöhnlich gut konzentrieren und im entscheidenden Moment immer noch steigern kann. Aber die Konkurrenz schläft nicht, besonders aus Russland kommen hervorragende Athleten, und Or lando möchte deswegen einige neue Sprünge ein studieren, „die ein bisschen schwieriger sind als die bisherigen“. Er denkt da an den dreifachen Rück wärtssalto mit drei Schrauben, eine Schraube mehr als bisher. Schwierigkeitsgrad 5,8, höher geht es im Moment nicht. Auch der dreifache Vorwärtssalto mit zweieinhalb Schrauben ist ein Ziel, im Handbuch für die Sprungrichter als nur unwesentlich weniger schwierig ausgewiesen, „und dafür muss ich kräfti ger und schneller werden“. Ein Ziel bleibt, schöne Locations zu finden. Klip pen, bei denen es sich lohnt, sich beim Raufklettern die Zehen und Finger blutig zu raspeln – für diesen Moment, wenn du beim Eintauchen die ganze Ener gie zurückkriegst, die du investiert hast. Und mehr. ♉
Bild: Mario Kreuzer
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bild: kurt pinter/red bull photofiles
Amalfik端ste, Italien. So verlaufen ideale Tage f端r Klippenspringer. Man findet die richtige Location, checkt Wassertiefe, Sprungh旦he und andere 足Lebenswichtigkeiten, dann breitet man die Arme aus und erlebt eine neue Einmaligkeit.
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reportage
am sprung zurück Beim Red Bull Cliff Diving am 19. Juli am Wolfgangsee ist auch Joey Zuber mit dabei, auf der Zuschauertribüne. Das ist der beste Platz für einen Klippenspringer, dessen Karriere vor sechs Monaten unter einer Brücke im Nirgendwo von Kolumbien beinahe zu Ende ging. Aber hören wir Joey einfach zu. „Wir waren Anfang Jänner in Kolumbien. Puerto Gaitán, sieben Autostunden von Bogotá, eine Kleinstadt mitten im Departamento Meta. Mein Kollege José Eber Pava und ich hatten beim Showspringen im Rahmen eines Festivals einen wunderschönen Spot gefunden, eine 28 Meter hohe Brücke über den Rio Meta. Die Strömung des Flusses war relativ stark, der Boden sandig, die Tiefe unregelmäßig. Am Ende fanden wir aber einen Bereich, der uns sicher schien für ein risikoloses Eintauchen. José sprang als Erster, gleich darauf ich. Am Ufer standen hunderte Fans. Mein Absprung lag nur einige Meter neben seinem. Und mein Sprung war Spitze. Ich würde sagen, 9,5 bis 10 Punkte. Als ich aber ins Wasser eintauchte, mit den Füßen zuerst, hatte ich das Gefühl, sofort am Boden angekommen zu sein. Und dieser Boden fühlte sich an wie Beton. Irgendwie musste ich auf eine Sandbank gesprungen sein. Eine Untiefe, vielleicht zwei, drei Meter tief. Und weil mein Sprung so gut war, war ich auch vertikal, also ungebremst, ins Wasser eingetaucht.
als ich in meiner Panik versuchte, den zerborstenen Knochen mit beiden Armen wieder gerade zu biegen. Ich konnte gerade noch die 30 Meter zum nächsten Militärboot schwimmen. Die Crew und José holten mich aus dem Wasser. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, war die Erschütterung des Schlauchbootbodens, als mein Kollege und Freund Orlando Duque zu uns ins Boot kletterte und fragte, was los sei. Augenzeugenberichten zufolge war mein Gesicht weiß wie Waschmittel, trotzdem sagte ich in erstaunlich ruhigem Tonfall: ‚Ich hab mir meinen Oberschenkel zertrümmert.‘ Erschrocken über den fatalen Informationsgehalt meiner eigenen Antwort, bekam ich gleich eine Panikattacke. Und fügte nicht mehr ganz so cool hinzu: ‚Einen Hubschrauber, schnell! Verfluchte Scheiße, wir müssen auf der Stelle ins Krankenhaus! Bitte, holt einen Hubschrauber!!!‘ Orlando regierte angesichts meiner Hysterie sofort. Er wusste so gut wie ich, dass ein gebrochener Oberschenkel eine verdammt gefährliche Angelegenheit war. Er funkte die Hilfsmannschaften an und
Bitte holt einen Hubschrauber, schnell! Wir müssen auf der Stelle ins Krankenhaus! Der Druck auf meinen rechten Fuß war enorm. Als ich beim Auftauchen an meine rechte Hüfte griff und dort die Verformungen spürte, war mir sofort klar: Mein Oberschenkelknochen war beim Aufprall gebrochen. Der Schmerz biss sich wie eine Bulldogge in meiner Hüfte fest. Das Bein stand in einem Winkel von 45 Grad ab. Mir wurde gleich schlecht. Besonders
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schlug Alarm. Es wurde alles unternommen, um mich in die Hauptstadt Bogotá zu fliegen, leider umsonst: Kein Pilot in Kolumbien wollte als willkommene Zielscheibe für die mediengeilen Guerillas über diese Gegend fliegen. Die Typen nehmen sogar Papageien unter Beschuss, wenn sie die Farben der kolumbianischen Flagge tragen. Weil auch alle Armee-
Helikopter auf irgendwelchen Missionen waren, blieb nur eine Variante übrig: der Rettungswagen. Die Fahrt nach Bogotá war die reine Hölle. Unendliche sieben Stunden lang über Pisten mit riesengroßen Schlaglöchern. Zwischendurch mussten wir einmal das Rettungsauto wechseln. Die Sanitäter legten mich dabei auf eine andere Bahre. Ich schrie vor Schmerzen. Unterwegs hielten mich meine Freunde hoch, um die Erschütterungen durch die Schlaglöcher zu dämpfen. Ich hing an einer Infusion und dachte: Warum hören diese unerträglichen Schmerzen nicht auf? Auf halbem Weg erfuhr ich, dass in dem Tropf gar keine Schmerzmittel waren! Nachdem ich mir diese eher unfreundlich erkämpft hatte, schlief ich endlich ein. In Bogotá kam ich zu einem Top-Chirurgen, Dr. Maurice Paez. Er erklärte, dass er mir einen Nagel von der Hüfte durch den Oberschenkelknochen bis zum Knie einschlagen werde. Aufgrund der folgenden Narkose bekam ich wenig mit von den vielen Komplikationen: Der Nagel blieb auf halbem Weg zum Knie stecken; die Ärzte mussten mein Bein komplett aufschneiden, den Knochen zertrümmern und einen neuen Nagel einführen. Sieben Stunden und vier Bluttransfusionen später wachte ich auf und hatte das Gefühl, als würden sie noch immer an mir herumbohren. Die Schmerzen waren noch viel schlimmer als beim Transport. Voller Panik stellte ich fest, dass ich meine Beine nicht spürte. Erst nach einigen Versuchen konnte ich die Zehen bewegen. Zum Glück gab es im Spital genug Schmerzmittel. So verbrachte ich die nächsten Tage total benommen. Angeblich stellte ich ständig dieselben Fragen und schlief beim Sprechen mitten im Satz ein. Die Ärzte waren aber umso aufmerksamer. So bemerkten sie, dass ich schon
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bilder: joey zuber
Brücke in Puerto Gaitán, Kolumbien. Beim Sprung in den Rio Meta landete Joey Zuber auf einer versteckten Sandbank und zertrümmerte sich den rechten Oberschenkel.
zwei Tage nicht uriniert hatte und mein Körper anzuschwellen begann. Nach Tests stellte sich heraus, dass ich an Rhabdomyolyse litt, einer Auflösung quergestreifter Muskelfasern, was zu posttraumatischem Nierenversagen geführt hatte. Zu all den Schrauben in meinem Bein trat jetzt noch ein Dialysegerät auf den Plan, das die Arbeit meiner Nieren übernahm. Meine Kreatinwerte waren bereits extrem gefährlich hoch und wurden im Lauf der Behandlungen nur langsam besser. Einige der Chirurgen waren überrascht, dass ich das alles überlebt hatte. Sie meinten: Wäre ich nicht so fit, stünde es wesentlich schlechter um mich. Endlich gab es auch gute News: Meine Freundin Deb kam aus Australien, um mich zu besuchen! Nach 18 Tagen im Spital war ich total am Ende. Deb zu sehen war unglaublich wichtig und gab mir viel Kraft. Mein Körper war von den Nierenproblemen aufgebläht. Ich musste aber mit Physiotherapie beginnen, um für den anstehenden Heimtransport fit zu sein. Da kam Deb gerade richtig. Und dann ging’s endlich nach Hause, an die Gold Coast in Queensland. Dort behandelte mich Matthew Scott Young. Er hatte sich schon einmal um meinen Rücken gekümmert. Jetzt stellte er beim Röntgen fest, dass die Ärzte in Kolumbien ihren Job perfekt gemacht hatten. Die Knochen verheilten sehr gut, auch die Nieren funktionierten wieder. Jetzt beginnt für mich der lange Weg des Comebacks. Alle Ärzte haben mir versichert, dass ich wieder springen kann. Das ist
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Der mühsame Weg zurück. Die ersten Tage brauchte Joey Zuber sogar beim Duschen Hilfe, mittlerweile denkt er dank Physiotherapie schon wieder ans Springen.
mir am wichtigsten. Es wird noch sehr hart werden, aber den echt höllischen Teil habe ich hinter mir, da bin ich mir sicher. Einer meiner Lebensretter in Kolumbien war Orlando Duque. Als ich nach dem vermaledeiten Sprung in den Rio Meta wieder an die Wasseroberfläche kam, mein rechter Oberschenkelknochen im 45-Grad-Winkel wegstand und mich helfende Hände in ein Schlauchboot des kolumbianischen Militärs gezogen hatten, kletterte schon mein Kollege und Freund Orlando zu uns ins Boot. Er beruhigte mich, redete mir gut zu. Später rannte Orlando, den ich seit elf Jahren kenne, wie in einem Jump-and-Run-Spiel durch das Dörfchen und flehte vom Bürgermeister bis zum Colonel des Militärs alle einflussreichen Personen um Hilfe an. Das erfolgreiche Organisieren des Rettungswagens war ihm zu verdanken. Orlando blieb auch während des Höllentransports über die Rumpelpisten und im Krankenhaus von Bogotá nonstop bei mir. Schließlich spricht der Mann Spanisch, und ich konnte nur stöhnen – und auch das nur auf Englisch. Als dann ein paar Tage später die unangenehme Angelegenheit mit meinen versagenden Nieren passierte und ich in die Intensivstation überstellt wurde, hatte ich Todesangst! Ohne Orlando wäre ich sicher zuerst verzweifelt und dann auch gestorben – vor Angst. Ein anderer Held in meinem Tagebuch der Pein ist für mich Ricky Valencia, der kolumbianische Athleten-Manager von Red Bull. Er hat jede Nacht meiner drei
Spitalswochen am Boden des Krankenzimmers verbracht, besorgte mir alles, was ich brauchte, half mir beim Duschen und beim Anziehen. Ich bin diesem Menschen davor nur einmal begegnet, und er behandelte mich trotzdem wie seinen Sohn! Ich sage es, wie es ist: Ohne Orlando und Ricky wäre ich seelisch und körperlich über die Kante geschlittert, ganz einfach. Anfang April musste ich in Australien wieder hinter den Röntgen-Vorhang, und mein Chirurg meinte: ‚Ich habe mir gedacht, dass es mit dir schnell wieder bergauf gehen wird. Aber so schnell …‘ Dann erlaubte er mir, mein verletztes Bein zu hundert Prozent zu belasten. Das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt schon einfach so nach Hause spazieren kann. Ich muss noch einiges an Training absolvieren, um meine unterforderten Muskeln zu stärken. Gehen klappt schon. Vor einigen Tagen habe ich es probiert. Es war das erste Mal nach dreieinhalb Monaten und extrem schmerzvoll. Ich werde mich die nächsten Wochen darauf konzentrieren, das Bein nach und nach immer stärker zu belasten. Vier Stunden am Tag verbringe ich deshalb in der physiotherapeutischen Abteilung. Wie’s bei mir beruflich weitergeht? Am 19. Juli werde ich beim Red Bull Cliff Diving in St. Gilgen dabei sein. Als Zuschauer. Das wird hart, aber so ist es nun mal. Dafür darf ich aber auch im Diagnostik- und Trainingszentrum Thalgau trainieren und mich auf meine Wettbewerbstauglichkeit testen lassen. Yeah!“
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ich see, was du nicht siehst Die erste Red Bull Cliff-Diving-Veranstal tung am Wolfgangsee, im Sommer 2005, präsentierte sich selbst für erfahrene Athleten als Herausforderung und Erlebnis. Die hölzerne Sprungplattform war an der Falkensteinwand fixiert und kragte atemraubend aus, in 27,5 Meter Höhe. Die glatte Oberfläche des Sees verlangte eine peinlich präzise Ausführung der Sprünge: Je ruhiger das Wasser, desto härter fühlt es sich im Moment des Eintauchens an, so lautet die Regel. Dafür ist die Tauchphase eine ungefährliche: Der Wolfgangsee ist an dieser Stelle beruhigende 60, 70 Meter tief. Die einzigartige Szenerie war nicht nur spannend, sie motivierte die Teilnehmer auch auf bis dahin ungekannte Art. Weil der Sprungplatz vom Ufer aus kaum einsehbar ist, reisten die Besucher auf dem Wasser an. Alles, was schwimmend Platz bot, wurde – noch dazu bei strahlendem Sonnenschein – als Zuschauer tribüne verwendet. Schlauch-, Tret- und Segelboote, Surfbretter und sogar Luftmatratzen: Sie webten einen bunten Teppich, der die Landezone einrahmte. Die Springer schienen nicht ins Wasser einzutauchen, sondern in ein Puzzle aus Menschen und Schiffen, das zuerst den Atem anhielt und sich nach einem erfolgreichen Sprung in ein Meer aus Applaus verwandelte. Die Neuauflage des Red Bull Cliff Diving am Wolfgangsee ist für den 19. Juli angesetzt. Das Dutzend der weltbesten Springer hat genannt, an der Spitze der Kolumbianer Orlando Duque. Er ist der Titelverteidiger. Das Springen startet um 17 Uhr und dauert etwa 90 Minuten. Geplant sind drei Wertungsdurchgänge – Style, Schwierigkeit, freie Interpretation –, dann steht der Gesamtsieger fest. Das Gesamtpreisgeld beträgt 15.000 Euro. Auch heuer gilt: Zuschauen ist gratis, doch die besten Plätze sind die auf dem Wasser. Vom Waldbad Fürberg aus ist die „Arena“ in wenigen Minuten zu errei-
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chen. Man kann sein Boot aber auch bereits beim Yachtclub in St. Gilgen zu Wasser lassen und zur Falkensteinwand hinüberpaddeln. Oder von der anderen Seite kommen, von St. Wolfgang. Die Veranstalter haben zudem zwei Schiffe gechartert, die insgesamt 400 Zuschauern Platz bieten. Gratis-Restplätze können ab sofort im Internet (www.redbull. at/cliffdiving) nachgefragt werden. Und weil Show ohne Party die Hälfte wert wäre: Nach dem Prize-Giving findet im Waldbad Fürberg bei freiem Eintritt ein Grillfest mit Musikbegleitung statt – es konzertieren die Short People. (Sie hießen übrigens schon vor ihrer Landung beim Cliff Diving so.) Wem das Event am Wolfgangsee zu wenig ist: Im Vorfeld organisieren die Veranstalter einen Cliff-Diving-Workshop. Prominenter Lektor: Orlando Duque, der neunfache Weltmeister. Unter seiner Anleitung können sich Furchtlose am 18. Juli von 10 bis 12 Uhr über verschiedene Absprungplätze der Falkensteinwand (3/5/8/12/15/22 Meter) in immer lichtere Höhen vorwagen. Anmeldungen unter www.redbull.at/cliffdiving. Das Red Bull Cliff Diving am Wolfgangsee ist übrigens eine von drei Ver anstaltungen, die im Sommer stattfinden. Bereits am 13. Juli 2008 wird in Polignano a Mare in der süditalienischen Provinz Bari in Apulien gesprungen. Geplant ist dabei auch das Antreten der deutschen Klippenspringerin Anna Bader (italienischsprachige Infos unter www.redbull. it/cliffdiving). Vom 12. bis 17. August wird dann im Hamburger Hafen gesprungen – mit einem spektakulären Abschluss-Event am 17. August, wenn das Museumssegelschiff „Rieckmer Rieckmers“ als Absprungbühne herhalten darf. ♉ Red Bull Cliff Diving: 19. Juli 2008, St. Gilgen/Wolfgangsee Keine Filmkulisse. Wenn ein Ort zum Klippenspringen passt, dann Polignano a Mare (am 13. Juli).
bilder: red bull photofiles, pr
Cliff Diving, erste Reihe fußfrei: An keinem Ort der Welt sind die Zuschauer so nah am Geschehen wie beim Event am 19. Juli am Wolfgangsee. Bootsbesitzer haben einen nicht unwesentlichen Vorteil. Plus: Für Furchtlose gibt es einen Schnellsiederkurs.
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Falkensteinwand
„Rieckmer Rieckmers“. Das Museumsschiff in Hamburgs Hafen ist am 17. August Trampolin für die Klippenspringer.
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BILDER: RED BULL PHOTOFILES, PR
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Red Bull Cliff Diving am Wolfgangsee. Auf einen Blick ist zu erkennen, dass die besten Zuschauerplätze im See liegen und nicht am See. Die kürzeste Anreise per Boot haben Fans vom Waldbad Fürberg aus.
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Das ist Philipp. Sein bester Freund ist der Ollie. Der ProfiSkater, Fotograf und X-Games-Sieger Philipp Schuster lehrt uns Street Credibility.
Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen.
zickler-alarm! Wie f端hlt es sich an, wenn Red Bull Mein freund ollie soll auch dein Freund sein: Salzburg eine Gurkentruppe verputzt? Unser Mann aus der Hobbyliga war Verteidiger beim 23:1. Seite 66
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Philipp Schuster unterzieht uns dem Initiationsritus f端r Skater. Yes, you can! Seite 70
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wie ein Fisch in der Suppe fliegt Eckart
Witzigmann durch die kulinarische Welt. Diesmonatige Station: Frankreich. Gericht: die Bouillabaisse. Seite 74
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Bild: Philipp Schuster/Red Bull Photofiles
action wir sind da, wo oben ist
– in Stockholm nämlich. Wer im Sommer in den Süden runterfährt, ist selber schuld, meint unser Außenminister. Seite 78
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Torjäger. „Zico“ Zickler spielt mit dem Match-Test-Dummy vom Red Bulletin erfolgreich „Such’s Balli!“, denn das Balli war meist dort, wo es hingehört: in unserem Tor.
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s war ein Experiment – Codename: „1:23“ –, das sich am lauschigen Sportplatz in Fuschl zutrug. Ein Team aus beflügelten Amateuren forderte Red Bull Salzburg heraus. Wer dabei sein wollte, brauchte dreierlei: die Fähigkeit, einen Ball halbwegs zu stoppen, eine Pferdelunge und vor allem die Bereitschaft, alles zu geben und sich trotzdem bis auf die Stutzen lächerlich zu machen. Und ich war dabei.
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Der Tag, an dem ich
zico
zähmte
Ein Erdäpfelkicker gegen Österreichs besten Stürmer: Wings for Life macht’s möglich. Das Ergebnis? Der eine schießt jede Menge Tore, der andere hat was zu erzählen. Ein Erlebnisbericht von andreas Kornhofer Bilder A. Schaad, U. Grill
Kapitel 1: Die Schuldfrage Was hat sich unser Coach nur dabei gedacht: Stellt ein ewiges Dribblanski-Talent aus der 1. Klasse NÖ-Süd (SV Pitten), das den Beweis seiner Torgefährlichkeit bis heute schuldig geblieben ist, just als Innenverteidiger auf. Gegenspieler: Alexander „Zico“ Zickler, Weltpokal- und Champions-League-Sieger, amtierender Bundesliga-Torschützenkönig bei Red Bull Salzburg. Und damit dem Erdäpfelkicker nicht fad wird, schwirrte ihm auch
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noch permanent ein aufstrebender Stürmer-Tornado namens Louis Ngwat-Mahop um die Ohren. Schuld war auch unser Tormann. Der Schwager von Marc Janko, der an diesem verhängnisvollen Tag auf dem Sportplatz von Fuschl zum Glück Urlaub hatte. Der Marc, nicht der Schwager. Der Schwager war motiviert bis in die silbermelierten Haarspitzen. Der Mahop, so sprach der Schwager vorm Anpfiff, macht mir kein Tor. Louis Ngwat-Mahop sah das exakt
neun Mal anders. Zum ersten Mal nach ein paar Minuten, als der Schwager den Ball zum am Sechzehner stehenden Match-Test-Dummy warf, also zu mir. Ich stoppte lässig, schaute souverän und fiel ohne Feindberührung, was physikalisch leicht erklärbar ist: Es war der Mahop’sche Luftzug, der mich umhaute. Und die Erkenntnis: Gott, ist der schnell. Schuld war freilich auch der Co Adriaanse. Warum musste er sich in seinem ersten Testspiel als Bullen-Trainer ausge-
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Gnadenakt. Zico hilft dem Reporter auf die Beine und gibt einen sympathischen Befehl.
rechnet ein bunt zusammengewürfeltes Team aus Amateuren aussuchen? Er hätte wissen müssen, dass seine Jungs zeigen wollten, was sie draufhaben, und keine Gnade kennen würden mit dem Kanonenfutter, das sie vor sich hatten. KAPITEL 2: DER SPIELBERICHT Freunde der Blasmusik, ich sage euch: Es war nicht lustig. Aber es fing gut an. Aufwärmen vor 1200 Fans, auf Augenhöhe mit Timo Ochs, Milan Dudić, Karel Piták und Ernst Öbster. An der Seitenlinie stan-
den Co und der neue Stürmerstar Robin Nelisse. Mein erster Testschuss segelte genau ins Kreuzeck. Ein bisserl gaberln und ferserln – na, da schauts aber! Co schaute nicht, zumindest nicht zu mir. Und die anderen? Lächelten freundlich. Aber nur bis zum Anpfiff. Denn plötzlich geschah Ungeheuerliches. All die smarten Herren mit dem Bullen auf der Brust mutierten flugs zu – Riesen! Ja, es war wirklich so. Sie wuchsen auf dem Spielfeld. Im TV oder von oben auf der Tribüne, da wirkt der
RED BULL SALZBURG: SAISONANPFIFF AM 9. JULI Neuer Coach, neue Stars, neue Offensiv-Power im Titelkampf. Es gibt also was zu sehen. Der Teller muss zurück nach Salzburg: Am 9. Juli 2008 beginnt für Red Bull Salzburg die Operation Meistertitel. Erster Gegner in der Red Bull Arena ist der SV Mattersburg. Neo-Coach Co Adriaanse hat das Team nicht nur um knapp zwei Jahre verjüngt, sondern auch kräftig verstärkt (der Mann am Foto ist unser Red Bulletin-Reporter und gehört nicht zur Verstärkung). Mit Somen Tchoyi stieß Norwegens Fußballer des Jahres zur Bullen-Herde,
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mit dem Niederländer Robin Nelisse wurde ein torgefährlicher Stürmer geholt, mit Ernst Öbster von den Red Bull Juniors eine Zukunftshoffnung. FAN-FACTS. Noch bis 9. Juli kann man auf www.redbulls.com die Red Bull Salzburg ABOCARD kaufen. Und das zahlt sich aus: • bis zu 35 % Preisvorteil auf normale Tagestickets, • freier Eintritt bei den Heimspielen der Red Bull Juniors, • kostenlose Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, • reservierter Sitzplatz und • Vorkaufsrecht für Tickets für nationale und internationale Pokalspiele.
Cheerleader. Wackere Anfeuerung fürs Team Wings for Life.
Zickler mit seinen 1,88 Metern gar nicht so mächtig. Aber wenn er dir leibhaftig gegenübersteht – ein Riese. Genauso wie der Öbster. Draußen? Ein netter Bursch, mit dem du gern einen heben gingest. Drinnen? Ein Hüne von einem Mann. Ja, und dann das Tempo, das von acht Millionen Teamchefs so gern thematisiert wird. Was heißt hier Tempo: Es ist kultivierte Raserei, die deine Augen überfordert und deine körperlichen Unzulänglichkeiten sowieso. Du siehst den Zickler, du sprintest dorthin, wo er ist. Und wenn du dort bist, ist er weg. Will sagen: Die Jungs laufen nicht nur um Lichtjahre schneller, sie laufen auch schlauer. Der Ball? Zirkuliert vor deinen Augen wie an einem Schnürl. Er wird nicht angenommen, sondern in vollem Tempo
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UNSER TORMANN SCHWÖRT: MAHOP SCHIESST UNS KEIN TOR. MAHOP SIEHT DAS ANDERS. EXAKT NEUN MAL.
Bilder einer Lehrstunde. Unser Reporter bei der Teambesprechung, im Leid vereint mit dem Tormann und als Aufstehhilfe für den neunfachen Torschützen Louis Ngwat-Mahop.
mitgenommen. Wir spielten hinten mit einer Elferkette. Hatten wir einmal den Ball, probierten wir es mit Scheiberlspiel. Klassische österreichische Schule halt. Brachte gar nix. Dann probierten wir es mit der britischen Bum-Bum-Taktik. Also die Wuchtel einfach wegdreschen. Ästhetisch weniger anspruchsvoll und genauso sinnlos, weil die Wuchtel quasi augenblicklich zurückkam. Du wirst Opfer einer fußballerischen Hinrichtung. Doch tröstet dich ein schöner Gedanke: Ist ja alles für einen guten Zweck. Wir sind das Team „Wings for Life“, wir tun also Gutes. Exakt 18.000 Euro für die Rückenmarksforschung (wer noch was drauflegen will: Kontonummer 100234138, BLZ 19530) und ein amüsanter Einstand für Co Adriaanse.
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Ach, der Spielbericht! Es ging so dahin. 0:7 zur Pause, dann ging’s wieder dahin, ungefähr bis Minute 75. Und bei ungefähr 0:18 geschah wieder Unerhörtes. KAPITEL 3: ZICOS ZÄHMUNG Ja, der Jäger wurde zahm. Ich schwöre, ich war nicht ganz unschuldig daran. Ich fiel wieder einmal hin, und er half mir auf. In seinem Antlitz ein mildes Kapitänslächeln. Er wandte sich von mir ab und sprach mit seinen Kollegen. Es klang ein bisschen verschwörerisch. Vor allem, als Kollege Miyamoto widersprach: „Zico, das muss der Trainer bestimmen …“, kannten wir uns gar nimmer aus. Co erteilte die Erlaubnis. Eine riesengroße Chance lag vor uns, und wir Blindgänger erkannten sie nicht! Wir wurden
nicht mal stutzig, als sich plötzlich die Bullen-Reihen öffneten wie einst das Rote Meer und eine unausgesprochene Einladung in der Luft lag: los, hier durchlaufen und Ehrentor schießen. In Minute 90 konnten wir unser Glück endlich fassen – Anschlusstreffer zum 1:23. Der Jubel war enden wollend. KAPITEL 4: DIE ERKENNTNIS Du fühlst dich auserwählt, weil du dabei sein durftest. Du fühlst dich klein, weil du dabei warst. Du liest die Erkenntnis, die sich in deine Amateurkicker-Seele gebrannt hat: Es ist gut, Fußball zu spielen. Es ist besser, oben auf der Tribüne der Red Bull Arena zu sitzen. ♉ TAG DER OFFENEN TÜR: RED BULL ARENA, 5. JULI 2008 WWW.REDBULLS.COM
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TANZ AUF DEM ASPHALT S E Y
N! A C U YO
Halt, hiergeblieben! Sie sind nicht zu alt, nicht
zu ungeschickt oder nicht zu sonstwas. Wir versprechen Ihnen: In nur vier Tagen erlernen Sie den Trick, der den Fußgänger vom Skateboarder unterscheidet: den „Ollie“. Garantiert, Sie schaffen das! Und: Können wir du zueinander sagen? TEXT SIMON SCHREYER BILDER PHILIPP SCHUSTER
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Tag 1. Wohlan: Besorg dir ein eigenes Skateboard. Am besten im Skateshop und nicht in der Filiale einer Sportartikel kette. Ist zwar nicht unbedingt billiger, aber so kommst du in Erstkontakt mit der Spezies des Streetskaters. Du wirst dich willkommen fühlen: Man wird dich, den Einsteiger, mit Freundlichkeit, Nach sicht und Kompetenz behandeln. Daheim lege deine Errungenschaft auf den Boden, setz dich davor hin, und dann lernt einander kennen. Früh zu Bett ge hen! Beim Einschlafen male dir aus, wie sich Skaten für einen Könner anfühlt, und vor allem, wie es sich anhört: Das Gefühl des Gleitens ist sowieso ohneglei chen, aber das absolut Beste auf urbanem Terrain sind die Geräusche. Wenn du auf deinen Rhythmus hörst, entsteht jene Symphonie, die jeder Skater immer wie der aufs Neue komponiert: das hölzerne Mahlen des Boards beim Aufsetzen der Hinterkante auf den Boden, das Klackern der Rollen und das sämige, geschmeidige Surren ihrer Hartgummibeläge auf fein körnigem Asphalt, das raunende Wispern des Fahrtwindes am Ohr, das Crescendo des Antauchens („Pushens“) mit dem Hinterbein. Und dann der Ollie über die Bordstein kante (dem hoffentlich keine unschöne Crash-Kakophonie folgt). Die Münchner Hip-Hop-Crew Blumentopf hat darüber ein eigenes Lied eingerappt: „Die Bret ter, die die Welt bedeuten“. Mit diesem Soundtrack im Ohr kannst du nun ins Land der Träume rollen. Gute Nacht!
Markier dein Revier! Trick: Philipp Schuster. Bild: ebenfalls Philipp Schuster (per Fernauslöser).
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Tag 2. Mach dich mit dem Gefühl auf dem Brett vertraut. Einfach stabil auf dem Deck stehen lernen. Absteigen und wieder aufsteigen. Dann versuchen, ohne abzusteigen von A nach B zu rollen. Such dir dafür zum Beispiel eine ebene Strecke im Innenhof. Hauptnutzen: kein Verkehr. Zusatznutzen: Es sieht dich kaum wer. Du stehst, leicht schwingend, locker in den Knien – immer locker in den Knien bleiben! –, auf deinem Board. Ver trau dich seinen Bewegungen an. Im bes ten Fall bist du nach wenigen Minuten dein Board, und dann bleibt dir nur mehr eines zu tun: den Kurs zu korrigieren. Ab und zu mit dem Hinterbein antau chen, Bögen ziehen, schön aus der Hüfte und den Schultern das Einschwingen in die Kurven einleiten, eine nach der an deren. Dabei das Gewicht stets von der Ferse zum Fußballen hin verlagern und wieder zurück. Und achte drauf, dass
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du alle Bewegungen auf dem Deck ruhig ausführst. Das Wichtigste ist der Flow, wie beim Surfen. Der Wellenreiter ist ja evolutionsgeschichtlich der Opa des Streetskaters, dem er in seiner DNA die zwei wichtigsten Kodierungen mitgegeben hat: eine motorische Begabung an der Grenze zur Akrobatik und die geistige Fähigkeit des Jedi-Ritters, sich ohne Regungen des Egos in den Flow zu begeben. Eins werden mit den Sinneswahrnehmungen, gedankenschnell auf Kursänderungen reagieren, Hindernissen ausweichen und dabei gaaanz entspannt bleiben: Alles, was auch nur andeutungsweise nach krampfhafter Kurskorrektur aussieht, zerstört die Grazie des Riders. Deswegen gibt es ja auch in den HoppalaSequenzen von Skate-, Snowboard- und
wendung einer speziellen Fußtechnik. Der Ollie ist der Trick, den wir im Visier haben. Er wurde 1976 von Alan „Ollie“ Gelfand in der Halfpipe und 1981 von Rodney Mullen in der Ebene zum ersten Mal vorgeführt. Morgen mehr davon – heute hast du dich an die Spannung auf dem Brett gewöhnt, das reicht. Tag 3. Der Ollie also. Du solltest mit einer dir angenehmen Geschwindigkeit anrollen. Je schneller du das machst, desto weiter geht dein Ollie. Positioniere, während du anrollst, den Ballen deines hinteren Fußes auf dem Tail und den vorderen Fuß in der Mitte des Boards. Geht alles glatt, wird das Board seine Nose aufstellen, und du kannst auf seiner Hinterachse balancieren. Versuche diese Position zu halten und wieder in die Aus-
Es geht in erster Linie um den Spirit. Jeder, der SpaSS am Skaten hat, verdient Respekt. Surf-Videos so viel zu lachen: Der Literat nennt das „romantische Ironie“, wenn der strahlende Held des Gleitbretts seinen Halbgottstatus kurzfristig an die Schwerkraft abgibt und herzhaft von der Landschaft abbeißt. Darum: Sei auf Schmerz gefasst, er gehört zum Skateboarding wie der scharfe Senf zum Hotdog. Der Fachhandel bietet zum Schutz vor Schürfwunden an Ellbogen, Hüften und Knien Schonzeug, inklusive Helm. Wofür du freilich nicht unbedingt einen Helm brauchst, das ist der Ollie: das Hochspringen mit dem Board unter An-
gangsstellung vorzukippen. Wenn es nicht gleich klappt: einfach ausprobieren, immer und immer wieder! Spätestens nach zwanzig Minuten wirst du feststellen, dass Skateboarden verdammt anstrengend ist. Deshalb: Pausen machen! Eine davon nützen wir für einen zwanglosen historischen Exkurs: Wie kam eigentlich der Surfsport an Land? Wann mutierte der braungebrannte, tätowierte Meeressäuger des Pazifischen Ozeans zum spargelhaarigen, smarten Vorstadtkind mit aufgeschundenen Ellbögen und Bart-Simpson-T-Shirt?
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Ein Blick zurück ins wonnige Süd kalifornien der späten sechziger Jahre: Santa Monica, Venice Beach. Dort vergammelte die einstige Vergnügungsanla ge des Pacific Ocean Park an der gleichnamigen Pier. Die radikalen Wellenreiter des Zephyr-Surf-Teams tummelten sich im Summer of Love 1967 unter den Piers von „Dogtown“, wie die Locals den Pa cific Ocean Park nicht eben respektvoll nannten. Wenn im Herbst das Wasser zu kalt wurde, stellten die Jungs und Mädels ihr Geschick auf Skateboard-Prototypen in den trockengelegten Pools verlassener Villen in Santa Monica unter Beweis. Bald waren die Zephyr-Surfer („Z-Boys“) Tony Alva, Stacey Peralta und Jay Adams Pioniere und Idole eines neuen Sports: des Streetskating. Als Ergebnis der Arbeit des Fotografen Craig Stecyk und infolge des rebellischen Auftretens des Teams wehte bald der frische Wind einer neuen Ästhetik durch die Straßen Kaliforniens – und später der ganzen Welt. Es gibt über diese Zeiten eine klasse Dokumentation, in der Originalversion mit der Erzählerstimme von Sean Penn: „Dogtown and Z-Boys“ heißt sie, stammt aus dem Jahr 2001, und man kann sie sich als Ausklang von Tag drei ansehen, am besten gleich dreimal, mindestens. Tag 4. Doing it! Stell dich aufs Deck und duck dich. Nun musst du in schneller Folge kraftvoll hochspringen und dabei das Tail mit einem kurzen Tritt nach unten drücken, dann den vorderen Fuß am Deck entlangziehen. Der hintere Fuß bleibt mit der Innenferse auf der Hinter kante des Skateboards.
Bilder: philipp schuster
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Der ollie, schritt für schritt
spring time!
1. Locker anfahren und in die Knie gehen. Gewicht über der Boardmitte zentrieren …
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2. … und aus der Hocke wegspringen. Wenn sich dein Körper vom Board hebt …
3. … poppst du das Tail mit deinem hinteren Fuß auf den Asphalt …
4. … ziehst den vorderen Außenrist in Richtung Nose …
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RED BULLETIN-GERÄTEKUNDE
ALLE MANN AN DECK!
Achte beim Kauf eines Boards auf Qualität, sagt Philipp Schuster: Aus vielen guten Einzelteilen wird ein gutes Brett. Keine Sorge: Zusammengebaut wird alles im Fachgeschäft. Preis: rund 180 Euro.
Kugellager. Der Preis bestimmt die Leistung – je teurer, desto besser. Tipp: Kugelabdeckungen entfernen, damit es zu keinem Verschluss durch Dreck und Öl kommt.
BILDER: PHILIPP SCHUSTER
Achsen. Es gilt: Schmälere, niedrigere Achsen sind ideal fürs Streetskaten, breitere, höhere fürs Rampenfahren. Philipp schwört auf Venture-Achsen, wegen deren ausgewogener Lenkgeometrie.
Durch das Poppen steigt das Board vorne in die Höhe, das Springen ermöglicht dir, die Schwerkraft zu überwinden, und durch das Vorziehen des Vorderfußes über die Oberseite des Decks hebt der hintere Teil des Skateboards ab. Jetzt schwebst du. Bleib in der Luft knapp über dem Board! Beug deine Knie erneut und lass die Beine angewinkelt, um den Aufprall auf den Wheels abzufangen. Während der Landung sollte der hintere Fuß auf dem Tail sein, der vordere genau über den vorderen Trucks. … und gratuliere: Das war dein erster Ollie! Möge es nicht dein letzter sein. Achte auf deine Haltung, sie macht den Style eines guten Skaters aus. Stars wie Shaun White, Cara-Beth Burnside oder die beiden großen Tonys der Skateboard-Geschichte, Alva und Hawk, hat-
5. … und bringst das Board in die Waagrechte. Genießen!
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Rollen. Cruist du in der Bowl (also der Schüssel), nimm größere Rollen (56 bis 60 mm Durchmesser), beim Street skaten kleinere (50 bis 52 mm).
ten den Style schon von Kindesbeinen an: Er ist ihr wichtigster Wiedererkennungswert, mit dem sie ihr Revier markieren. Also, sei du selbst, und skate so gut, wie du es kannst. Nutze die Architektur einer lebensfeindlichen Betonwelt als Fun-Parcours, schlag Haken, wenn dich der Straßenverlauf geradeaus schicken will, schlag den Cops ein Schnippchen, weil du die Nebenstraßen so gut kennst wie die Taschen deiner Jeans. Nur, um Himmels willen, schlag dir dabei nicht den Schädel ein! Beton ist sturer als Wasser. Auch wenn der Sport in den weichen Wellenfronten vor Maui geboren wurde, die Welt der Häuserfronten in der Großstadt ist eine harte. ♉ RED BULL MANNY MANIA: 12. BIS 27. JULI 2008, LONDON/BRISTOL/EDINBURGH/BIRMINGHAM, WWW.REDBULLMANNYMANIA.COM
6. Wieder in die Knie gehen, um die Landung elegant abzufedern.
Board. Allgemein ist breit und lang für die Rampe, schmal und kurz für das technischere Streetskaten besser geeignet. Aber: Nimm, was dir am angenehmsten unter den Füßen liegt.
MR. MULTITASKING Philipp Schuster und seine Talente: Skateboarden, Fotografieren und – beides gleichzeitig! Philipp Schuster skatet auf der Überholspur. Bei den X Games in China 2005 holte er Siege in den Kategorien Street und Best Trick, bei den Etnies European Open in Rom wurde er 2006 Europacup-Gesamtsieger, seit August 2007 ist er auch amtierender Europameister. Neben dem Skaten frönt er seiner zweiten Leidenschaft, dem Fotografieren. Lieblingsmotiv: Skateboarden natürlich – der Lifestyle, das Reisen, die Kollegen und er selbst. Auch die Fotos in dieser Story sind „shot by Schuster“. (Das Geheimnis ist der Fernauslöser in seiner Hand.) Bereits auf dem Markt: Schusters Skateboard-Magazin „Trottoir“. Für das Red Bulletin zeigt Schuster den Standard-Trick für Skater vor: den „Ollie“. Was er sonst noch draufhat, findet sich auf www.redbulletin.com/users/philipp.schuster/.
7. Mit beiden Beinen ganz genau über den Achsen stehen, in die Knie gehen.
8. Dein erster Ollie ist vollbracht. Applaus! Und der nächste folgt sogleich.
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BOUILLABAISSE Witzigmanns Welttournee (9): Schรถner als in einer stilechten Bouillabaisse kรถnnen Fische bei Tisch nicht schwimmen. Eckart Witzigmann hat viele Tipps zu seiner persรถnlichen Version der Fischsuppe. TEXT CHRISTIAN GRร NWALD BILDER MANFRED KLIMEK
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Eckart Witzigmann, 67, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahr hunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com
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Die Überdrübersuppe Heute gilt die Bouillabaisse als „Königin aller Suppen“, als luxuriöse Delikatesse. Dabei hat die Suppe ganz klein angefangen, im Hafenviertel von Marseille Mitte des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich war die Bouillabaisse ein Gericht, das die Fischer aus nicht verkauften Fischen zubereitet haben. Heute sind bei den Zutaten eher magere, festfleischige und vor allem topfrische Fische Pflicht. An allererster Stelle steht dabei ein Großer Roter Drachenkopf oder der etwas kleinere Knurrhahn. Auch Rotbarben, Petersfisch, Goldbrasse, Wolfsbarsch, Seeteufel oder Meeraal (wegen der enthaltenen Gallerte) sind eine gute Wahl. Maßgeblich ist letztlich das Marktangebot. Nicht zu gebrauchen sind fettige Fische wie Makrelen oder Heringe. Sie verbreiten zum Teil bittere oder tranige Aromen oder haben nur wenig Geschmack. Obligatorische Zusätze sind die mayonnaiseartige Rouille und Baguette, Muscheln und Languste oder fakultativ auch Bärenkrebse. Wer an Suppe denkt, meint normalerweise eine Vorspeise, aber in diesem Fall ist die Suppe
die Hauptspeise. Einkaufen muss man wie für eine Großfamilie, denn in kleinen Mengen entsteht kein nennenswertes Aroma. Die Idee selbst ist wegen ihrer Simplizität bestechend, weil sie in unserer heutigen Edelfiletwelt den ganzen Fisch mit einbezieht. Aus den Karkassen, also Köpfen und Schwänzen, wird mit Gemüse ein aromatischer Fond gekocht, in dem dann die einzelnen Fischstücke auf den Punkt gegart werden. Der Name Bouillabaisse setzt sich aus den Begriffen „bouiller“ für Kochen und „baisser“ für das reduzierende Runterkochen des Fonds zusammen. Eine andere Erklärung bezieht sich auf einen ebenso wichtigen Zubereitungsschritt: Ehe die Fischstücke in den Fond kommen, muss dieser heftig kochen („bouiller“), gleich danach muss man aber die Hitze reduzieren („baisser“), und die Fische sinken zu Boden. Und etwas später muss man die edlen Stücke dann nur noch bergen … ♉ LEAD CLIMBING, IFSC WORLD CUP: 12./13. JULI 2008, CHAMONIX, FRANKREICH WWW.IFSC-CLIMBING.ORG
Die Zubereitung
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Von den Fischen die Köpfe und Seitenflossen wegschneiden. Die Bauchlappen zum Teil wegschneiden und für den Ansatz des Fonds verwenden. Fische sorgfältig von sämtlichen Innereienresten befreien und gründlich waschen.
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Für die Marinade der vorbereiteten Fischscheiben und -filets Olivenöl, geschälte Knoblauchzehen, einige Safranfäden sowie zerdrückte weiße und schwarze Pfefferkörner miteinander verrühren und einige Zeit kühl ziehen lassen.
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Köpfe zuputzen und die Augen entfernen (diese machen den Fond bitter). Den Drachenkopf filetieren. Alle anderen Fische quer in Scheiben schneiden.
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Fischfilets und -scheiben auf ein Blech legen, pfeffern, Fenchelsamen drüberstreuen, auf beiden Seiten mit der Marinade beträufeln. Etwas salzen, Thymian und Lorbeerblatt über den Fischstücken verteilen. Bis zur weiteren Verwendung im Kühlschrank mit Klarsichtfolie abgedeckt ziehen lassen.
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Für den Fond die Lauchstange längs halbieren, in grobe Streifen schneiden. Zwiebeln schälen und grob schneiden. Fenchel zuputzen und kleiner schneiden. Das Fenchelgrün wegschneiden und eventuell später im Fond kurze Zeit mitziehen lassen. Von den Tomaten den Strunk entfernen und Tomaten vierteln. Die beiden Stangen Sellerie grob schneiden.
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Für den Fond Fenchel, Sellerie, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Lorbeerblätter und Thymian in Olivenöl anrösten. Tomaten und Fischkarkassen zugeben und anschmurgeln. Kartoffeln (für die Herstellung der Rouille) schälen und dazugeben. Weißwein zugießen, kurz köcheln. Eiswasser zugeben (so wird der Fond klar), das Bouquet garni und die Orangenschale zugeben. 10 Minuten offen kochen lassen.
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Angerichtet. In Frankreich werden Fisch und Suppe traditionell getrennt serviert. Man kann natürlich auch alles auf einem Teller anrichten.
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Aufsteigenden Schaum abschöpfen. Danach den Topf vom Herd nehmen und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Nicht salzen! Die Kartoffeln aus dem Fond heben und beiseitestellen. Karkassen in ein Spitzsieb geben und gut auspressen. Auf der Oberfläche befindliches Fett abschöpfen. Baguette in Scheiben schneiden und im heißen Rohr anbacken.
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Für die Rouille die gekochten Kartoffeln in einen Topf geben und etwas Fond zugießen. Knoblauch, Chili und Salz zermörsern. Die entstandene Paste zu den Kartoffeln geben. Etwas Safran, Olivenöl und Eidotter zugeben und in der Küchenmaschine aufmixen. Baguette in Scheiben schneiden und diese toasten.
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Zwei weiße Zwiebeln in feine Streifen schneiden. In einen großen Topf Zwiebeln und Lauchstreifen einlegen. In einem anderen Topf Tomatenfruchtfleisch in Olivenöl anschwitzen und ein wenig einkochen lassen. Tomaten zur Zwiebel-LauchMischung geben.
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Etwas Safran zugeben, dann die marinierten Fischstücke einlegen und etwas Fond sowie Pernod und Olivenöl zugießen. Rasch zum Kochen bringen, damit sich das Öl mit der Flüssigkeit verbindet. Kochenden Fond durch ein Sieb zugießen. Die Fischstücke müssen komplett bedeckt sein. Etwa 10 Minuten köcheln lassen, danach den Sud mit Pernod und Piment d’Espelette abschmecken.
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Sommer IM NORDEN Sobald die Sonne scheint, wird
Stockholm zur südlichsten Stadt des Nordens. TEXT CHRISTIAN SEILER BILDER MANFRED KLIMEK
I.
Der Sommer verwandelt sich gegen halb acht Uhr abends in fortgeschrittenes Frühjahr, und wenn gegen zehn die Sonne langsam untergeht, könnte man auf plus/minus Ende April tippen. Es ist die Zeit der roten Wolldecke. Die Mädel und Buben, die es sich am Wasser bequem gemacht haben, greifen mit beachtlicher Selbstverständlichkeit ins Dunkel hinter ihrem Sessel und klauben die weinrote Decke aus dem Off, um die nackten Schultern gegen die Kälte zu schützen. Die Musik wird lauter. Gleich neben dem besten Lokal der Stadt, dem „F12“, hat sich auf einer historischen Stiege ein Club eingerichtet, grober Bass, bunte Lichter, und zwischen den sitzenden Burschen mit ihren kurzen Hosen beginnen ein paar Mädels zu tanzen. Stockholm liebt den Sommer. Wer die Stadt, 59° 20' N, 18° 3' O, durchwandert, könnte glauben, Stockholm habe den Sommer erfunden. Niemand – ich wiederhole: niemand – bleibt in seinen vier Wänden, sobald ein paar Sonnenstrahlen die un-
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Zwischen Luft, Wasser und Sonne. Dieses phantastische Karussell steht im „Tivoli Gröna Lund“, dem Vergnügungspark Stockholms. Hier ist der Trubel groß und ausgelassen. Wer ein paar Schritte zur Seite macht, ist allerdings schon mitten im Grünen und findet jede Ruhe, die er sucht. Im Hintergrund die Strandpromenade Strandvägen.
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Blick vom Rathausturm. So sieht Stockholms Bürgermeister seine Stadt. Vorne die Altstadtinsel Gamla Stan, rechts die Brücke, die nach Södermalm führt. Unter der komplizierten Brückenkonstruktion liegt die Schleuse („Slussen“), welche die Ostsee (hinten) mit dem Mälarsee verbindet.
vergleichliche Strandlandschaft dieser Stadt in ein Stück Italien verwandeln. Die Businessmenschen strömen zu Mittag aus ihren Büros, holen sich am Standl einen Hering oder einen Becher Salat, und schon sitzen sie, Schuhe und Socken neben sich, auf der Straße, am Ufer und spielen Süden. Die Girls haben plötzlich die obligatorischen Jeans gegen die kürzesten Miniröcke östlich von Jamaika gewechselt, und mehr Flipflops können auch in Brasilien nicht in Verwendung stehen. Soll heißen: Stockholm ist für den Sommer gerüstet. Schade, dass er nur so kurz dauert. Die Musik wummert jedenfalls entschieden weiter. Im Osten ist der Himmel schon satt und dunkel. Im Westen glüht das Licht des Tages noch nach und taucht Stockholm in das unbeschreibliche, geheimnisvolle Licht des Nordens, das auf der Stiege des F12 gefeiert werden muss, bis das magi-
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sche Licht am Horizont zu wandern beginnt, den langen Weg über den Norden zurück in den Osten dieser Stadt, bis früh genug, gegen drei, wieder die Sonne aufgeht und nur noch ein paar Fischer in den Kanälen ihrer Arbeit nachgehen.
II.
Stockholm ist die Hauptstadt Schwedens und die größte Stadt Skandinaviens. In Stockholm wohnen der schwedische König Carl XVI. Gustaf, seine Frau Königin Silvia und laut Volkszählung vom Dezember 2006 782.885 bürgerliche Schwedinnen und Schweden. Die Stadt liegt auf 14 Inseln, die durch 53 Brücken miteinander verbunden sind. 30 Prozent der Stadtfläche sind mit Wasser bedeckt. An den Schleusen treffen das Salzwasser der Ostsee und das Süßwasser des Mälarsees aufeinander, was durch ein System von Schleusen intelligent bewirtschaftet wird. Außerhalb von Stockholm noch
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Stockholmer Innenstadtleben. Der Fischer holt sein Netz direkt vor dem Reichstag ein (li. o.). Ein Mädchen feiert Matura im Teich vor dem Kulturhaus (re. o.). Die Königlichen Reiter paradieren auf dem Strandvägen (li. u.). Ein Müßiggänger genießt den Blick auf Djurgården.
einige dichter besiedelte Vororte, dann: Wald. Ein junger Mann, der mir den Stapel mit den roten Decken zeigte, als ich über meinem Abendessen zu bibbern begann, leitete daraus die besondere Stimmung in der Stadt ab. „Stockholm“, sagte er, „ist ein Außenposten. Eine Großstadt ohne Hinterland. Hier ist niemand zufällig da. Wer hier lebt, will hier leben.“
III.
Vor allem ist Stockholm nicht eine Stadt. Stockholm ist viele Städte. Ein paar langsame Schritte über eine Brücke, und du hast die Insel mit den engen Gassen, dem Kopfsteinpflaster und den in blauen Uniformen steckenden Soldaten der Königlichen Garde verlassen und damit auch den Rummel und die Touristen und das Tamtam bei der Wachablöse. Zwar ist Gamla Stan, die kleine, runde Insel, auf der wie ein stolzes Dorf das innerste
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STOCKHOLM LIEBT DIE SONNE. LEIDER IST DER SOMMER SO KURZ.
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Gamla Stan. Dieser Blick durch die Gasse „Tyska Brinken“ zeigt den Charakter von Stockholms Innenstadt: kleine, bunte Häuser, gepflasterte Straßen, enge Winkel. Auf dieser Insel befinden sich auch der Königspalast und der Schwedische Reichstag. Im Hintergrund die Nachbarinsel Södermalm.
Zentrum Stockholms angeordnet ist, nicht halb so schlimm, wie die Warnungen aller Stockholmer befürchten ließen, dennoch bleibt der plötzliche Kulissenwechsel beeindruckend. Fünf Minuten zu Fuß, zwei Brücken, schon bist du auf Skepps holmen, der Museumsinsel, und findest dich in einer ländlichen Landschaft, in der wie zufällig wunderschöne Wohnhäuser stehen, die wider Er warten keine Ausstellungsstücke sind, sondern von ganz normalen Menschen bewohnt werden, die gerade dabei sind, ihr Blumenbeet zu wässern oder unter dem Sonnenschirm ein Stück Kuchen zu verzehren. Der Blick von hier ist betörend: die bunten Häuser von Gamla Stan gerade gegenüber, der Kai von Södermalm, wo die Ostseefähren und die riesigen Kreuzfahrtschiffe anlegen, im Sichtfeld. Merkwürdig, wie inbrünstig man sich bei so einer Aussicht um die Rosen kümmern kann.
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IV.
Stockholm ist eine Stadt des Wassers, also der Schiffe. Fähren nach Helsinki und ins Baltikum lassen sich mit tie fer Stimme vernehmen. Eine Armada von Linienund Ausflugsschiffen kreuzt durch die süßen und salzigen Wässer der Stadt. Skipper aus Übersee liegen vor dem noblen Strandvägen, ihre Besitzer gehen nur von Bord, um ihren Vorrat an skandina vischen Designpretiosen ein wenig aufzubessern. Doch dann diese Segel: An den Kais von Gamla Stan und Skeppsholmen liegen Fregatten mit 40, ja 50 Meter hohen Masten, die aussehen, als seien sie direkt aus einem Sir-Francis-Drake-Film geborgt. Aber nein. Die „Gothenburg“, prächtig restau riert und mit den blau-gelben Landesfarben (und einem etwas patscherten Seepferd als Galionsfigur) geschmückt, wirbt um Passagiere für ihren täg lichen Ausflug zu den Schären, dem Archipel vor Stockholm, der aus abertausenden Inseln besteht.
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Alltagszauber. Vor der Fischbude „Nystekt Strömming“ stehen mittags lange Schlangen von Menschen, die einen gebratenen Hering essen wollen (li. o.). Studenten feiern ihren Abschluss (re. o., li. u.). Am Pier von Gamla Stan liegt neben modernen Jachten auch die aufgetakelte Fregatte „Gothenburg“.
Auf der Insel Djurgården, dem „Central Park Stockholms“, befindet sich das berühmteste Schiff Schwedens: die „Vasa“. Dieses zweigeschossige Kriegsschiff, 61 Meter Länge, 52,5 Meter Großmasthöhe, bewaffnet mit 60 Kanonen und im Kriegsfall bemannt mit 450 Seeleuten und Soldaten, lief am 10. August 1628 nach dreijähriger Bauzeit vor dem königlichen Schloss vom Stapel. Die Außenwände des Schiffs waren von über 700 geschnitzten Figuren geschmückt, die Verzierungen in grellen Farben bemalt. Die „Vasa“ war ein Kriegsschiff wie kein anderes: Es sollte von der Macht des schwedischen Königs Gustav II. Adolf künden, der gerade Krieg gegen Polen führte, und diese Macht sichern und auszubauen helfen. Als die „Vasa“ an Gamla Stan vorbeigesegelt war und vor Södermalm Wind in die Segel bekam, krängte sie stark. Ein weiterer Windstoß, und das prächtige Schiff kenterte und sank. 30 bis 50 Men-
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schen gingen mit dem Stolz Schwedens unter. Die Jungfernfahrt der „Vasa“ hatte gerade 20 Minuten lang gedauert. Im August 1956, 328 Jahre nach dem Untergang des Schiffes, ortete der Meeresarchäologe Anders Franzén das Wrack in der Stockholmer Bucht. Die „Vasa“ war erstaunlich gut erhalten. Franzén organisierte in fünfjähriger Kleinarbeit die Bergung der Galeone. Taucher spülten Tunnel unter dem Schiffskorpus aus, durch die Drahtseile gezogen wurden. Mit diesen wurde das Schiff schrittweise gehoben. Am 24. April 1961 war die Bergung endgültig vollzogen. Die „Vasa“ konnte zur Insel Beckholmen in ein Trockendock geschleppt werden. Im Schlamm, der den Schiffsboden meterhoch bedeckte, fanden die Archäologen 13.000 Holzteile, 500 geschnitzte Figuren, zahlreiche Kanonen und 12.000 Gegenstände aus Leder, Metall oder
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ROCK THE FUTURE. STOCKHOLM FEIERT MIT SEINEN JUNGEN. Textilien. Die „Vasa“ war nicht nur selbst gerettet worden, sie gab auch eine originale Lebenswelt des frühen 17. Jahrhunderts frei. Seit 1990 hat die „Vasa“ im nach ihr benannten „Vasa-Museum“ in Djurgården ihren Platz gefunden. Das Museum ist eindrucksvoll, ja überwältigend. Im konservatorischen Halblicht behauptet die „Vasa“ ihre vergangene Pracht selbstbewusst und fremd. Auf zahlreichen Etagen lassen sich gestalterische Codes knacken, auch das große Geheimnis wird entschlüsselt: Warum ist dieses aufwendige, mit aller Macht zum Siegen gebaute Schiff untergegangen? Der Fehler lag in der Konstruktion. Der Schiffsbaumeister hatte sich den Wünschen des Königs, der um jeden Preis ein außergewöhnliches Schiff wünschte, gebeugt, ohne die entsprechenden Schlüsse für die Sicherheit der Konstruktion zu ziehen.
Spitzenköche. Paul Svensson (rechts) leitet gemeinsam mit Danyel Couet (links) die Küche des Spitzenrestaurants „F12“ (Fredsgatan 12). Sie servieren zeitgenössische schwedische Küche auf höchstem Niveau und werden im Dezember Gastköche im Restaurant „Ikarus“ im Hangar-7 sein.
V.
Sie feierten, und wenn sie nicht schlafen gegangen sind, feiern sie noch immer. Plötzlich, der Gardesoldat vor dem Königspalast hatte gerade die ihm vorgeschriebene komplizierte Schrittfolge erfolgreich absolviert, ertönten lautes Hupen und Geschrei. Die Menschen auf der Straße drehten sich um. Sie sahen einen roten Pinzgauer mit überdimensionaler Lade fläche um die Ecke biegen, der mit abgeschnitte-
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nen Birkenästen und schwedischen Flaggen geschmückt war. Auf der Ladefläche keine Ladung, wenigstens nicht im engeren Sinn: eine Kohorte junger Menschen tanzte und schrie und schrie und tanzte, während der Pinzgauer bedächtig hupend seine Runden drehte, wo normalerweise die Busse der Pauschaltouristen einen Parkplatz suchen. Auf der Breitseite des Lasters war ein Spruchband angebracht: „ROCK THE FUTURE“. Die jungen Herrschaften hatten gerade erfolgreich die Schule absolviert. Tags darauf lag die Stadt lahm. Aus dem einen Laster mit feiernden Jugendlichen waren hundert geworden. Stau an allen Ecken. Aber regte sich ein einziger Stockholmer über die Verzögerungen auf? Ein paar Taxifahrer trommelten ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad. Auf die Hupe drücken? So weit wollten sie nicht gehen. Es war ein Fest. Stockholm feierte mit seinen Jungen.
VI.
Ich saß in einem herrlichen Biergarten in Södermalm und sortierte Stockholmer Stimmungen. Die historische Pracht in Gamla Stan. Die Eleganz der patrizischen Wohnquartiere von Östermalm. Die phantastisch sortierten Geschäfte in den Einkaufsstraßen Norrmalms. Das hippe Leben der nicht mehr ganz so jungen Jungen im Süden Söder malms. Die Ruhe von Skeppsholmen. Das Grün Djurgårdens, das sich auch in ein ausgelassenes Bunt verwandeln kann, wenn der Vergnügungspark „Tivoli Gröna Lund“ aufsperrt, wo sich auf dichtem Raum Achterbahnen, Clowns, Zuckerwattenduft und die spitzen Schreie der Girls, die aus 50 Meter Höhe den freien Fall trainieren, zur kunterbunten Atmosphäre verdichten. Unter mir lag die Stadt, prächtig und prall von guter Laune. Die hohen Türme der Kirchen in der Altstadt, das rot gemauerte Stadthaus auf der Insel Kungsholmen, die charakteristischen Hochhausquader im Neubauquartier Vasastaden. Stockholm zeigte sich übersichtlich. Die Sirene der Vi king-Fähre nach Helsinki stöhnte: Warum sollte jemand diese Stadt verlassen wollen? Auf den Bänken neben mir saßen Handwerker, Manager, junge Väter, die ihre Kinder an die Luft bringen wollten, und viele Frauen, die lasen oder in ihre aufgeklappten Laptops schauten. Es wurde gesprochen und gelacht, aber Biergartenstimmung herrschte nicht. Es brauchte noch eine Weile, bis ich begriff, warum alle so konzentriert wirkten und ihrer guten Laune nicht freien Lauf ließen: Sie arbeiteten. Sie hatten ihre Büros kurzerhand an die freie Luft verlegt. Sommer im Norden: zu schade, um ihn nur durchs geschlossene Fenster zu sehen. ♉ Moto X world championships: 6. juli 2008, uddevalla, Schweden, www.fim.com
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TIPPS & INFOS
STOCKHOLM ANREISE Flugzeug: Die Austrian Airlines fliegen von Wien aus viermal täglich direkt nach Stockholm-Arlanda. Bei rechtzeitiger Buchung kosten Hin- und Rückflug weniger als 150 Euro. Von Salzburg aus fliegen SAS via Frankfurt nach Stockholm. Die Flüge mit Austrian Airlines über Wien kommen jedoch deutlich günstiger. Von Innsbruck fliegen Austrian Airlines über Wien oder SAS über Frankfurt. Der Direktflug von Wien dauert 2 Stunden, 20 Minuten. Umsteigen lässt die Reise entsprechend länger dauern. Vom Flughafen Arlanda nach Stockholm Zentrum verkehrt der „Arlanda Express“ im Viertelstundentakt – schneller und billiger als das Taxi. Ticket bereits am Flughafen besorgen (deutlich sichtbare Automaten!), sonst wird im Zug ein Zuschlag fällig.
Strömkajen. Von dieser Anlegestelle – gegenüber das königliche Schloss – starten zahlreiche Stadtrundfahrten Bahn: Die Reise von Österreich nach Stockholm ist ein Angebot für Schienenenthusiasten. Sie dauert von Wien aus im günstigsten Fall 23:00 Stunden. Umsteigen in Nürnberg, Kopenhagen und Malmö. Von Salzburg aus dauert die Reise im besten Fall nur 19:12 Stunden. Umsteigen in München, Hamburg, Kopenhagen und Malmö. Haken: Der Zug fährt um 4.28 Uhr in Salzburg ab. Von Innsbruck nach Stockholm braucht der Zug 23:02 Stunden. Umsteigen in München, Hamburg, Kopenhagen und Malmö. Auto: Die Anreise mit dem Auto ist nur Reisenden zu empfehlen, die außer Stockholm auch ländliche Regionen in Südschweden besichtigen wollen. Der Michelin berechnet die Entfernung von Wien nach Stockholm mit 1529 Kilometern, was einer Fahrzeit von mehr als 20 Stunden entspricht.
CROSS UND QUER „Välkommen till Sverige!“ Die Moto-XWM gastiert am 6. Juli in Uddevalla. Von Stockholm ist Uddevalla einen Vormittag im Auto entfernt, aber es zahlt sich aus: Es erwartet uns ein spektakuläres Duell. Der zweifache MX2-Champion und Titelverteidiger Tony Cairoli (ITA, li.) trägt seine Haut gegen den jungen Wilden Tommy Searle (GBR) zu Markte. Das hört man bis in die schwedische Hauptstadt.
Hotel Esplanade, Strandvägen 7a T +46 8 6630740 www.hotelesplanade.se Hotel mit schöner Jugendstilfassade direkt an der Strandpromenade. Sehr stimmungsvolle, große Zimmer. Preise am Wochenende günstiger (Einzelzimmer ab 100 Euro). Hotel Hellsten, Luntmakargatan 68 T +46 8 6618600, www.hellsten.se Das neue Hotel bietet den Charme einer Stockholmer Wohnung, manchmal auch direkt unter dem Dach. Stimmungsvoll und gemütlich. Interessante Wochenendangebote (80 Euro pro Person im Doppelzimmer)
ESSEN Die Angebote in Stockholm sind reichhaltig und sehr unterschiedlich. Die schwedische Küche basiert stark auf Fisch und regionalen Produkten, die Präsentation der Speisen erfolgt freilich breit gefächert zwischen sehr bodenständig und kreativ auf hohem, internationalem Niveau.
Den Gyldene Freden, Österlånggatan 51 T +46 8 249760, www.gyldenefreden.se Ein Must für alle, die wissen wollen, wie traditionelle schwedische Küche funktioniert. Sehenswertes Ambiente. Bakfickan, Jakobs Torg 12 T +46 8 6765800 Günstiges Bistro des berühmten „Operakällaren“. Wunderbare Heringvariationen, schnörkellose Präsentation. Sturehof, Stureplan 2 T +46 8 4405730, www.riche.se Wunderschöne und angesagte Brasserie in Stockholms Zentrum. Tolle Qualität der Grundprodukte, gute Atmosphäre. Reservieren!
Von verschiedenen Landungsstegen können Rundfahrten durch Stockholm und hinaus zu den Schären unternommen werden. Ein Hop-on-hop-off-Boot fährt permanent rund um die Inseln der Innenstadt; es lohnt sich, eine Tageskarte zu lösen. Empfehlenswert die Tour „Unter den Brücken von Stockholm“, die zu jeder vollen Stunde an der Anlegestelle Strömkajen startet. Sie führt in knapp zwei Stunden an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, zeigt Stockholm, aber auch im Zusammenhang seiner Außenbezirke. Preis: 180 Schwedenkronen (100 SEK = 10,71 Euro).
Fredsgatan 12, Fredsgatan 12 T +46 8 248052, www.f12.se Tempel für die moderne schwedische Küche. Kreativer, phantasiereicher Umgang mit lokalen Grundprodukten, elegantes Restaurant, guter Service. Im Dezember wird das „F12“ im Restaurant „Ikarus“ im Hangar-7 zu Gast sein.
Hotel Birger Jarl
Hotel Hellsten
AUSFLÜGE
Die „Vasa“. 1628 gesunken, 1956 gefunden, 1961 geborgen, nun restauriert.
Sturehof
Hotel Esplanade
Besonders interessant ist auch das „Archipelago Race“: Ein Luftkissenboot fährt vom Strömkajen hinaus zu den Schären und vermittelt in 1:45 Stunden einen Eindruck von der Lage Stockholms im nordischen Inselarchipel. Preis: 275 SEK.
Bakfickan Fredsgatan 12
Strömkajen
BILDER: MANFRED KLIMEK (2), CHRISTIAN PONDELLA
HOTELS Stockholm verfügt über zahlreiche Hotels und Zimmer in allen Preislagen. Wir empfehlen Ihnen hier einige stimmungsvolle Hotels in guter Lage, die sich dadurch auszeichnen, dass sie auf individuelle Bedürfnisse am besten eingehen.
Stockholm Den Gyldene Freden
Hotel Birger Jarl, Tulegatan 8 T +46 8 6741800, www.birgerjarl.se Jedes Zimmer wurde von unterschiedlichen Designern individuell gestaltet. Nicht von der konventionellen Fassade abschrecken lassen. Preise ab 210 Euro.
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HOT SPOTS Juli
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12. – 25. 7. 2008 Barack Obama aus der Dose? Ja, das geht und gibt es mit anderen Kunstwerken in Houston zu sehen.
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12. 7. ’08 400 Meilen durch die Nacht beim NASCAR Sprint Cup in Joliet.
In Österreich …
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A ZIPFER A CUP IM BEACHVOLLEYBALL 4. 7. – 6. 7. 2008, STRANDBAD BADEN
A POOLBAR 4. 7. – 17 . 8. 2008, ALTES HALLENBAD, FELDKIRCH
A NUKE FESTIVAL 18./19. 7. 2008, VAZ AREA, ST. PÖLTEN
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Zwei Tage chillen mit Live-Gigs von Lenny Kravitz, Chemical Brothers, Fettes Brot etc.
Musikfestival mit Klangfrühstück, DJs und Konzerten von The Notwist, Saul Williams u. v. m.
A RED BULL CLIFF DIVING 19. 7. 2008, FALKENSTEINWAND, ST. GILGEN AM WOLFGANGSEE
A HANGART-7: „DÉLICATESSE DES COULEURS“ 5. 7. – 31. 8. 2008, HANGAR-7, SALZBURG
Die besten Klippenspringer der Welt stürzen sich von der 27,5 Meter hohen Falkensteinwand in den Wolfgangsee.
… und in der Welt
ENNSTAL CLASSIC 22. 7. – 26. 7. 2008, GRÖBMING, ENNSTAL
GARDEN MUSIC FESTIVAL 4. 7. – 6. 7. 2008, ZADAR, KROATIEN
Zeitgenössische bildende Kunst aus Frankreich mit 17 Newcomern.
DOLOMITENRODEO 5. 7. 2008, DRAUPARK, LIENZ A
Traditionelles Kajakrodeo auf der Walze im Draupark. Meisterschaftsfinale!
SOULSUGAR MOTOWN SPECIAL 6. 7. 2008, PLANETARIUM, WIEN A
Sophisticated R&B mit einem Live-Auftritten von LMT Connection, DJ Arno, emodee u. v. m.
RED BULL SALZBURG – SV MATTERSBURG 9. 7. 2008, RED BULL ARENA, SALZBURG A
Nach der EURO mutiert das Stadion WalsSiezenheim wieder zur Bullen-Arena.
SCALARIA AIR CHALLENGE 11. 7. – 13. 7. 2008, SCALARIA, ST. WOLFGANG A
Der Star ist das 60-jährige Wasserflugzeug Do-24. Auch dabei: „Eisprinzessin“ Katarina Witt sowie Germany’s Next Topmodels. A ADAC MX MASTERS 12./13. 7. 2008, MEHRNBACH, RIED IM INNKREIS
Das Motocross-Highlight des Jahres in Oberösterreich. Am Start: Michael Staufer. A WEDNESDAY NIGHT: LIVE FROM BUENA VISTA – THE HAVANA LOUNGE 16. 7. 2008, HANGAR-7, SALZBURG
So spielen nur sie den Son Cubano: Die alten Helden der „Afro-Cuban All Stars“ kehren zurück auf die Bühne!
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Oldtimer-Klassiker, bei dem die Fahrzeuge reifer als ihre Piloten sind. Ältester Starter: ein Sunbeam TT, Baujahr 1921.
Live-Bands und DJs lockten letztes Jahr 2000 Menschen an den Adria-Strand. Heuer werden noch mehr erwartet.
A BREGENZER FESTSPIELE: TOSCA 23. 7. – 23. 8. 2008, SEEBÜHNE, BREGENZ
2 FIM MOTOCROSS WM: GRAND PRIX VON SCHWEDEN 5./6. 7. 2008, UDDEVALLA, SCHWEDEN
Einzigartiges Opernerlebnis im Blick des mittlerweile weltberühmten Bühnenauges. A FÊTE BLANCHE 25. 7. 2008, PÖRTSCHACH, KÄRNTEN
„Ganz in Weiß“ ist das Motto einer der exklusivsten Partys am Wörthersee. A RACE24 SAALFELDEN 26./27. 7. 2008
Ein Rennen für die härtesten Art of Cart-Fahrer unter der Sonne. Sechs 40-Minuten-Turns auf einer selektiven ÖAMTC-Strecke. A S TENNIS MASTERS 26. 7. – 2. 8. 2008, GRAZ-REININGHAUS
Tennislegenden schlagen auf. Mit dabei: Thomas Muster, Henri Leconte und Michael Stich.
SWATCH FIVB BEACHVOLLEYBALL GRAND SLAM 29. 7. – 3. 8. 2008, WÖRTHERSEE, KLAGENFURT A
Ein heißer Tanz für die Local Heroes Doppler/ Gartmayer im Beachvolleyball-Mekka. A ADIDAS SLOPESTYLE 31. 7. – 3. 8. 2008, SAALBACH
Geballte Mountainbike-Action.
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24./25. 7. ’08 Gut für die Ohren, nicht gut fürs Vinyl: Red Bull Scratch Match.
Matteo Bonini, Antonio Cairoli und Alessandro 32 Lupino kämpfen um den Sieg in den Klassen MX1 und MX2. 3 FORMEL 1: GRAND PRIX VON GROSSBRITANNIEN 6. 7. 2008, SILVERSTONE CIRCUIT
Wird David Coulthard im berüchtigten britischen Wetter den Durchblick bewahren? 4 IRONMAN EUROPAMEISTERSCHAFT 6. 7. 2008, MAINUFER, FRANKFURT, DEUTSCHLAND
Auf der Suche nach Europas Ironman. Nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,2 km Laufen kennen wir die Antwort. 5 MOON&STARS 9. 7. – 20. 7. 2008, PIAZZA GRANDE, LOCARNO, SCHWEIZ
Open-Air-Highlight in der Schweiz, u. a. mit R.E.M., Alicia Keys, James Blunt, Santana. 6 EXIT FESTIVAL 10. 7. – 13. 7. 2008, FESTUNG PETROVARADIN, NOVI SAD, SERBIEN
Musikfest u. a. mit Paul Weller, N.E.R.D., Manu Chao und Kruder & Dorfmeister live.
7 ASP WORLD TOUR: BILLABONG PRO 10. 7. – 20. 7. 2008, JEFFREYS BAY, SÜDAFRIKA
Kann Mick Fanning die Dominanz von SurfLegende Kelly Slater brechen? 8 ROCK AM NECKAR 11./12. 7. 2008, GEMMRIGHEIM, DEUTSCHLAND
Freitags spielen Live-Bands, samstags haben Cover-Bands das Sagen. 9 MASTER CRAFT PRO WAKEBOARD TOUR: RENO 11. 7. – 13. 7. 2008, RENO, NEVADA, USA
Die Wakeboard-Tour geht zu Ende. Letzter Stopp in der Glücksspiel-Metropole.
10 SPLASH! FESTIVAL 11. 7. – 13. 7. 2008, HALBINSEL POUCH BEI LEIPZIG, DEUTSCHLAND
Legendäres Hip-Hop-Festival, das heuer zum 11. Mal stattfindet.1
BILDER: RED BULL PHOTOFILES (3)
Im größten Strandbad Europas wird gebaggert und geblockt. Neu: der Damenbewerb.
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KALENDER
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19./20. 7. 2008 Comeback: Red Bull Air Race hebt erneut in Rotterdam ab.
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5. 7. 2008 Kopf hoch und mutig durch die Wellen: Dolomitenrodeo auf der „Walze“ im Draupark von Lienz.
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28. 7. 2008 Hubert von Goisern (Mi.) und seine Band schippern bis zur Nordsee und spielen in Düsseldorf auf.
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16. 7. 2008 Teheran steht ganz im Zeichen von Breakdance, Skaten und Graffiti. 10. – 20. 7. ’08 Mick Fanning versucht, in Südafrika an die Spitze zu surfen.
BILDER: MARKUS KUCERA/REDBULLETIN, MARTIN LUGGER, CHRISTIAN PONDELLA, RED BULL PHOTOFILES (2)
11 RED BULL ART OF CAN 12. 7. – 25. 7. 2008, THE GALLERIA, HOUSTON, TEXAS, USA
Dosen-Recycling der künstlerischen Art. Gezeigt werden die besten 47 Artworks des Red Bull Art of Can-Contests.
MONEGROS DESERT FESTIVAL 12. 7. 2008, FRAGA, HUESCA, SPANIEN
16 RED BULL X-FIGHTERS: MADRID 17./18. 7. 2008, PLAZA DE TOROS DE LAS VENTAS, MADRID, SPANIEN
Saisonhöhepunkt: Mat Rebeaud, Robbie Maddison und Co fighten in der Arena.
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Spektakuläres Open Air Festival, diesmal mit Hip Hop Xpecial und Red Bull Music Academy. 13 NASCAR SPRINT CUP: LIFELOCK.COM 400 12. 7. 2008, JOLIET, ILLINOIS, USA
Brian Vickers und A. J. Allmendinger geben Vollgas über 400 Meilen – im Night Race. 14 RED BULL MANNY MANIA 12. 7. – 27. 7. 2008, LONDON/BRISTOL/ EDINBURGH/BIRMINGHAM, GROSSBRITANNIEN
17 RED BULL WHITE DOWNHILL 18. 7. 2008, SANTIAGO, CHILE
50 handverlesene Mountainbiker brettern eine Skipiste im 4-Cross-Modus hinunter. 18 RED BULL AMA US ROOKIES CUP 19. 7. 2008, MAZDA RACEWAY LAGUNA SECA, MONTEREY, KALIFORNIEN, USA
Welcher dieser 23 talentierten Jungbiker tritt bald in die Fußstapfen eines Nicky Hayden? 19 PICNIC AFISHA 19. 7. 2008, KOLOMENSKY-PARK, MOSKAU, RUSSLAND
21 RED BULL AIR RACE 19./20. 7. 2008, DE MAAS, ROTTERDAM, NIEDERLANDE
Schafft Hannes Arch erneut den Sprung aufs Stockerl? 2005 war Rotterdam bereits einmal Austragungsort eines Rennens. 22 MOTOGP: RED BULL GRAND PRIX DER USA 20. 7. 2008, MAZDA RACEWAY LAGUNA SECA, MONTEREY, KALIFORNIEN, USA
Kann Casey Stoner seinen Sieg aus dem Vorjahr auf der 3,6-km-Strecke wiederholen?
RED BULL SCRATCH MATCH 24./25. 7. 2008, ONE, CARACAS, VENEZUELA 23
Skateboarder rittern in London, Bristol und Edinburgh um Finalplätze in Birmingham.
Mit 40.000 Besuchern eines der größten Festivals in Moskau. Mit DJ-Sets, Live-Performances und einer Red Bull Art of Can-Zone.
15 RED BULL LORD OF THE STREET 16. 7. 2008, TEHERAN, IRAN
20 RED BULL FLUGTAG 19. 7. 2008, TAMPA BAY, FLORIDA, USA
24 RED BULL WIND ATTACK 26. 7. 2008, JOÃO PESSOA, BRASILIEN
Kultur trifft Sport. Ein Tag im Zeichen von Skaten, Breakdance und Graffiti.
Kreative Flugobjekte landen in der Waterfront des Convention Center.
Acht Kitesurfer, sechs Judges, vier Rampen, ein Sieger.
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Es wird gescratcht, was das Zeug hält. Viele Platten werden auf der Strecke bleiben.
25 RED BULL KUM HAVUZU 26./27. 7. 2008, BURC BEACH, ISTANBUL, TÜRKEI
Nichts für Sandburg-Architekten: Motocrosser wühlen sich durch die Dünen am Strand. 26 DTM 27. 7. 2008, NÜRBURGRING, DEUTSCHLAND
Mattias Ekström rast durch die Eifel. Vor sieben Jahren bestritt er hier sein erstes Rennen. 27 HUBERT VON GOISERN: LINZ EUROPA TOUR 2007–2009 28. 7. 2008, FRANKENHEIMKINO AN DER DÜSSELDORFER RHEINTERRASSE
Im Rahmen der Linz Europa Tour vom Schwarzen Meer bis zur Nordsee wird Hubert von Goisern Xavier Naidoo als Gaststar begrüßen.
18.06.2008 12:26:45 Uhr
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VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.
Gespritzt & gepatzt Graffiti sind die Tattoos des Brandwagens. Wenn es ihn nach frischen Peckerln gelüstet, wird ein Fest daraus. KUNST STATT KICK. Die EURO spielt in Wien, und was erwartet man über dem Karlsplatz? Das olfaktorische Gegenstück zum Kick der österreichischen Nationalmannschaft. Die Duftwolke, die am Sonntag in der Luft des Resselparks liegt, hat aber eine andere Note: Der Brandwagen wird von Graffiti-Artists neu gestylt. Das ausrangierte Löschfahrzeug, das seit 2003 junge Bands und deren Musik durch das Land karrt und für Überraschungskonzerte sorgt, bekommt sein alljährliches Makeover. Während der EURO gilt der Resselpark als wuchtelfreie Kunstzone. Dort werken vier Jungs mit Atemschutzmasken am ehemaligen Feuerwehrauto: die Atzgerei. Der Name klingt anfangs wenig nach Kunst. Nur die bunten Lackflecken auf ihren weiten Hosen lassen erahnen, dass sie eine große Nummer in der Sprayer-Community sind. Als Crew haben sie schon alles bemalt, was ihnen unter die Spraydose kam: Clubs, Shops, Poster, Magazine und weniger legale Orte. Aber ein Auto? „Das muss man schon anders angehen als eine Wand. Und vor allem ist der Brandwagen das ganze Jahr unterwegs. Den sehen echt viele Leute“, ist sich Foerdl, einer aus der Atzgerei, der Verantwortung bewusst. Warum ihnen die Brandwagen-Crew heuer das Bandmobil anvertraute, da sind sie sich bis zuletzt nicht sicher. „Das alte Design von Neo ist ja schwer zu toppen“, gesteht Mitch und setzt mit der Dose zur Grundierung an. Während im Park gekleckert wird, unterhalten die DJs Zuzee, Kompact und marfloW die Blockparty. Der Aerosol-Nebel vermischt sich mit der Abendsonne, und als er sich lichtet, steht fest: Sein neues Gewand steht dem Brandwagen perfekt. Wie er den ersten Akuteinsatz am Nova Rock Festival überstanden hat, seht ihr auf der übernächsten Seite. ♉
TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER PAUL ZEINER
WIEN-WIEDEN, ÖSTERREICH WAS Brandwagen-Redesign im Resselpark WANN 8. Juni 2008 WER Atzgerei, Zuzee, Kompact, marfloW
Disco-Ufo. Im Resselpark ist eine überdimensionale Discokugel gelandet. Am Steuerknüppel: DJ Kompact. Fender oder Vox? Mitch von der Atzgerei findet die richtigen Motive für des Brandwagens Haut.
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18.06.2008 12:27:15 Uhr
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PART Y
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Die Crew bei der … ähem, Arbeit? Eher beim Vergnügen: Der Brandwagen, ein Ex-Feuerwehr-aber-noch-immer-Mercedes, ist seit 2004 für gute Vibes und Tunes unterwegs. Ungefähr einmal im Jahr wird er neu designt, da braucht es schon die richtige Gesellschaft: Joseph Ressel wacht über dem Geschehen. Er hat hat die Schiffsschraube und die Rohrpost ent wickelt. Wer die Spraydose erfunden hat, weiß selbst die stolze Atzgerei nicht.
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18.06.2008 12:27:39 Uhr
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JULI 2008
VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.
Sturm und Klang
Nova Rock, das hiesige Mekka der Headbanger. Ein Party-Wochenende zwischen Spitzbärten, Band-T-Shirts und lauten Gitarren.
Alte Helden. Dass alte Liebe nicht rostet, bewiesen die Fans am Nova Rock. Gavin Rossdale (re. u.), Sex Pistols, Motörhead: alle nicht mehr die Jüngsten, aber vom Publikum mit enthusiastischem Applaus bedacht. Die großen Abräumer waren die Beatsteaks. Ihre Show trieb die Stimmung Richtung Siedepunkt. Am Ende forderte Sänger Arnim Teutoburg-Weiß (li. o.) das Publikum auf, sich auszuziehen. Nicht wenige folgten dem Berliner Beau aufs Wort.
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NICKELSDORF, ÖSTERREICH WAS Nova Rock WANN 13. bis 15. Juni 2008 WER Rage Against The Machine, Sex Pistols, Motörhead, Kid Rock, Jonathan Davis, Die Ärzte, Beatsteaks, Gavin Rossdale, The Verve, Mia.
BILDER: ACHIM BIENIEK
GUMMISTIEFEL STATT STÖCKELSCHUHE. Ist wohl besser so, denn es soll regnen. Auch in Nickelsdorf, dieser idyllischen 1500-Seelen-Gemeinde im Burgenland, deren umliegende Felder alljährlich das größte Musikfestival des Landes beherbergen: das Nova Rock. Der Name ist Programm. Doch statt Regengüssen erwarten uns bei der Ankunft heftige Windböen. Tausende Camper befestigen ihre Zelte, damit ihnen ihr Bett im Stoppelfeld nicht um die Ohren fliegt. Am frühen Abend dann, als die Berliner Band Mia. zum Tanz der Moleküle ansetzt, spannt sich ein mächtiger Regenbogen über die Szenerie. „Spürt ihr sie auch, die Lust am Leben?“, fragt Sängerin Mieze am Ende von der Bühne herunter. Na klar doch. Als wir anschließend beim Konzert der wiedervereinten Sex Pistols um unser Leben tanzen, fühlen wir uns so lebendig wie nie zuvor. Auch wenn Sänger Johnny Rotten längst nicht mehr der schlaksige Punk vergangener Tage ist, seine Lust am Pöbeln hat er nicht eingebüßt. „Ich hasse euch Kids. Ihr wart noch nicht einmal geboren, als wir diese Songs geschrieben haben“, krächzt er. Das Publikum johlt dennoch. Auch Francesca Habsburg, die ich in der ersten Reihe entdecke. Eine Aristokratin mitten unter den Punks? Ja, weil sie mit dem Bassisten der Band in der Schule war, gluckst sie mir mit Stolz in der Stimme ins Ohr. Auch Gavin Rossdale hätte sich die Punk-Urväter gerne angesehen, kam aber erst einen Tag später. Im Gepäck: die alten Hits seiner Band. Bush hieß die. Bei Kamellen wie „Swallowed“ jubelt die Menge, während der neuen Songs werden Getränke geholt. Vielleicht ist er deshalb später etwas z’wider. „No comment!“, sagt er barsch zu mir. Dabei habe ich nur gefragt, wie es ihm gefällt, dass nun seine Frau Gwen Stefani die Brötchen verdient. So lässig sie auf der Bühne sind, diese Rocker: Späßchen verstehen sie keines. ♉
TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER ACHIM BIENIEK
18.06.2008 12:28:37 Uhr
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JULI 2008
14.02.2008
15:27 Uhr
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N AT Ü R L I C H . . .
King Korn. Jonathan Davis (li.), Sänger der amerikanischen Lärmbrüder Korn, verzichtete bei seiner Solo-Show auf Stagediving. Stattdessen machte er es sich auf seinem Thron bequem. Guter Gag, aber eine ganze Stunde lang ohne ordentliche Bühnen-Stunts? Da gingen die lokalen Punk-Helden von From Dawn To Fall (u.) schon entschlossener zur Sache. Am Sonntagmorgen machten sie mit Hilfe des Brandwagens den Campingplatz zur Hauptbühne. So sieht ein gelungenes Rock-’n’-Roll-Frühstück aus!
Galgant (Alpinia officinarum)
Kardamom (Elettaria cardamomum)
Quitten (Cydonia oblonga)
Hagebutten (Rosa canina)
Ingwer (Zingiber officinale)
Zitronengras (Cymbopogon citratus)
Holunderblüten (Sambucus nigra)
Birkenblätter (Betula pendula)
www.carpediem.com
BELEBEND.
BILDER: ACHIM BIENIEK (2), PAUL ZEINER
DES TRINKENS REICHER SINN.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 8 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren belebende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Ingwer, Kardamom, Galgant und Quitte kräftigen den Kreislauf, Holunderblüten und Hagebutten stärken das Immunsystem, Birkenblätter und Zitronengras wirken stimulierend. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Belebend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.
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Die Besten CLUBs der Welt
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Unidentifiziertes feierndes Objekt Der erste Cocktail gegen die Höhen angst, die folgenden auf die Aussicht. Im UFO wird man zum Bratislover. Text robert sperl Bilder P. Garmusch, W. Stecher
bratislava, Slowakei WAS UFO watch.taste.groove, Nový Most WANN Restaurant immer, Clubbing einmal pro Monat WER Ein buntes Gemisch aus Touristen, die ihre Fotoapparate auslüften wollen, und den „beautiful people“ der slowakischen Hauptstadt.
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EIN LOB den Architekten, die die Brückenpfeiler der Nový Most (Neuen Brücke) über die Donau einem netten Zweitnutzen zu führten. Auf ihnen platzierten sie eine Schüssel aus Beton, 85 Meter über Grund (die Aussichtsplattform liegt weitere zehn Meter drüber). Ein findiger Entrepreneur hat daraus die hippste Location Bratislavas entwickelt. Und die exklusivste: Der im ei nen Untertassenbein verkehrende Lift schiebt maximal 450 Per sonen pro Stunde nach oben. (Im anderen Bein schlängelt sich die Nottreppe, 430 Stufen lang.) Der Name der ruhenden Unter tasse, UFO watch.taste.groove, sagt alles: schauen, genießen, Spaß haben. Wer im Inneren (Restaurant taste, einmal monat lich Clubbetrieb groove) bzw. auf der Aussichtsplattform (watch) seine Hetz haben will, muss reservieren: Nur 200 Menschen fin den Platz. Das Innendesign des Raumschiffs ist übrigens schwer retro, was besonders „Star Trek“-Fans schätzen. Empfehlenswert die Cocktails: Helda’s Saffran Sherbet ist dank seinem Anteil von Becherovka-Kräuterschnaps Krankheit und Medizin in einem.
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Ufo, Br atisl ava
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Hokuspokus Fidibus. Einmal im Monat verwandelt sich das UFO über den Dächern von Bratislava vom eleganten Speiselokal in einen exquisiten Club. In dem geht es dann zum speziellen Thema bei smarter Musik zur Sache. Das kann Lounge & Dance sein, manchmal swingt das Publikum zu R&B und Hip-Hop. Exklusivität ist garantiert, egal ob beim Clubbing, zum Sight seeing auf der Aussichtsplattform (kostet sechs Euro) oder beim Genuss des Degustationsmenüs (80 Euro pro Person). Was als Tipp in jedem Reiseführer zu finden ist und auch wir nicht verschweigen wollen: 85 Meter über Grund lösen Toiletten mit einer bis zum Fußboden reichenden Glasfront spezielle Gefühle aus.
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18.06.2008 12:29:32 Uhr
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Vendetta auf der Speisekarte The Red Bulletin-Leser machen Programm. Diesmal: Stephen Sokoloff.
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mittag und Abend in wechselnden Speisesälen auf zwei ommissar Pommereau zwirbelte die Stühlen Platz nahm, enorme Portionen verschlang und Spitzen seines Schnurrbarts, während er diese mit literweise Wein hinunterspülte, ordinär lachte die zierliche Frau, die weinend vor ihm und die Kellnerinnen in den Po zwickte, hielt Emilia sich im saß, fixierte. „Einfach absurd, Madame, geparkten Auto, in einem Nebenzimmer oder sogar in der dass Sie Ihren Mann auf dem Gewissen Damentoilette versteckt. „So weit wie nur möglich von der haben sollen!“ Küche entfernt, denn der Duft der Braten und Soßen drehte Mindestens 30 Gäste des Haubenlokals waren Zeugen ge mir den Magen um.“ wesen, wie der preisgekrönte Chef Daniello Divino plötzlich Heimlich brachte ihr der Ehemann winzige Proben der auf den Gourmetkritiker Gérard Sanft zugestürzt war und servierten Gerichte, die sie kurz kaute, um sie dann sofort viermal brutal auf sein Opfer eingestochen hatte. „Die Blut wieder auszuspucken. „Schrecklich, was er mir damit antat. spritzer“, so hatte die Boulevardpresse berichtet, „verfeiner Ich musste so oft kosten. Das war die reinste Tortur!“ ten die Minestrone und veredelten die ,Lasagne divinissime‘ Auf dem Heimweg teilte sie ihrem Mann ihr Urteil mit, am Nebentisch.“ zum Beispiel: „Heute war die Dillsoße viel zu intensiv!“ „Was sie gesehen haben und was wirklich geschehen ist, „Wirklich, Liebling? Mir hat sie geschmeckt.“ Gérard sind zwei Paar Schuhe, Herr Kommissar. Wie heimtückisch Sanft sah über solche Kleinigkeiten stets nonchalant hin wir Frauen sind, werden Ihre grauen Gehirnzellen niemals weg. Je größer die Portionen, desto besser gefiel ihm der kapieren. Für uns ist es ein Kinderspiel, ungeliebte Gatten Gastronomiebetrieb. so zu beseitigen, dass Sie und Ihresgleichen überhaupt „Gérard lobte meinen kulinarischen Scharfsinn über die nichts davon bemerken!“ Maßen – aber den Ruhm dafür heimste er selbst ein! Dann Sie beleidigt meine phänomenale Intelligenz, dachte lag er die ganze Nacht rülpsend und furzend neben mir – der Kommissar. Aber eigentlich egal; es hatte keinen Sinn, und das war alles. Das Einzige, was er beherrschte, war das einen Streit zu entfachen, und so versuchte er, das The Schreiben.“ ma zu wechseln. „Im Übrigen, Madame, muss ich Ihnen Gérard Sanft setzte seine Feder wie eine Waffe mitteilen, wie sehr ich Ihren Mann bewundert habe. ein. Seine bissige Ironie kannte keine Grenzen. So Seine tägliche Zeitungsrubrik ‚Sanft gesagt‘ gehörte lästerte er etwa über den „Schöpfer“ der Dillsoße: zu meiner Pflichtlektüre. Genial, wie er es fertig Leser machen „Dieser Koch hat sicherlich seine Frau niemals brachte, sogar minimale kulinarische Verfehlungen Programm. betrogen. Wenn er etwas entdeckt, das ihm gefällt, der Haubenköche wahrzunehmen und sie genüsslich Schicken Sie Ihren Text bleibt er eisern dabei. Er macht zwar seine Gattin breitzutreten.“ bitte an readbull@ damit glücklich, nicht aber seine Gäste, denn er „Gérard hatte überhaupt keinen Geschmacks redbulletin.at: Das offenbart sich am Küchenherd als Einfaltspinsel.“ sinn!“ T hema ist frei, doch Kommissar Pommereau wusste sofort, dass „Aber Madame, selbst die Chefs, die er tadelte, irgendwo kann eine Emilia Sanft die Wahrheit sagte. Er fühlte, wie ihm gaben zähneknirschend zu …“ Dose versteckt sein. das Blut in den Kopf stieg; seine grauen Zellen hat „Er hat sich immer nur auf mein Urteil ver Die besten Texte werten tatsächlich versagt. Jahrelang hatte er „Sanft lassen!“ den abwechselnd mit gesagt“ gelesen, ohne darin den femininen Touch Emilia Sanft war stets die unauffällige Begleiterin Storys professioneller Emilias zu erkennen. Immerhin war er hier einer ihres Mannes gewesen. Während er jeden Nach Autoren veröffentlicht.
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18.06.2008 12:29:43 Uhr
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raffinierten Täuschung aufgesessen; weibliche Sensibilität, verpackt in brutalen männlichen Worten. Genau das, was ihn unbewusst immer an Sanfts Rubrik fasziniert hatte. „Nun verstehe ich, Madame, warum Sie Ihren Mann verachtet haben.“ „Nicht von Anfang an. Zehn Jahre lang nahm ich den Fettwanst ohne große Gefühle hin. Dann lernte ich bei einem Restaurantbesuch Daniello kennen. Er stand auf einmal vor mir mit seiner berühmten Lasagne, schlank, wohlriechend, mit weicher Haut und sehr charmant. Wie wir uns liebten, kann ich mit Worten nicht beschreiben. Es war ein reinigendes Gewitter.“ „Zauberhaft, Madame.“ „Nein, nicht wirklich. Daniello hatte seinen Spaß, aber ich musste hinterher stets zu meinem stinkenden, fetten Ehemann zurückkehren.“ „So flehten Sie Daniello an, etwas zu unternehmen, nicht wahr? Immerhin war Ihr Ehemann mit seinen vielen Büchern und Vortragsreisen reich geworden und Sie, Madame, im Falle seines Todes seine Alleinerbin. Ihr begnadeter Lieb haber stand dagegen knapp vor dem Ruin.“ „Nein, niemals bat ich Daniello, Gérard umzubringen. Dagegen schilderte ich ihm, in Tränen aufgelöst, wie aus sichtslos meine Lage war, und hoffte, dass er als Mann die richtigen Konsequenzen ziehen würde.“ „Und wie reagierte Ihr Held?“ „Er weinte wie ein Kind. Eigentlich müsste er meinen Mann wie einen räudigen Hund erschießen, habe aber sei nem Vater am Sterbebett versprochen, niemals kriminell zu werden. Auch wenn er in Sünde lebe, ließ er mich wissen, sei er in seinem Herzen ein guter Katholik, der die Heilige Mutter Gottes tief verehre!“ Irgendwann kam dann wieder einmal „Da Daniello“ an die Reihe der zu testenden Haubenlokale. Gérard ließ sich „Pasta pollissima“ servieren, die Delikatesse, die Divino seinen zweiten Michelinstern eingebracht hatte: knusprige, dünne Teigtaschen gefüllt mit feinstem Biohühnerfleisch, Artischocken, Trüffeln, Cashewnüssen, salsa di toro rosso und verschiedenen Geheimzutaten. „Das Fleisch war zäh“, urteilte Emilia hinterher. „Nein, Liebling, butterweich!“, widersprach Gérard. „Schreib, was du willst, aber ich sage dir, es war wie Schuhleder!“
Illustration: Anje Jager
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m übernächsten Tag erschienen folgende Zeilen in der Zeitung: „Armes Federvieh! Lieber hätte es sein Dasein in der schlimmsten Legebatterie gefristet, als jahrelang im Fitnessstudio für seinen Gasthausauftritt trainieren zu müssen.“ Ein Heiligenschein schien Emilia zu umschweben, die im Gegenlicht eines sonnendurchfluteten Fensters im Verneh mungszimmer saß. Ihre Gesichtszüge waren weich und entspannt, alles war nun vollbracht und gebeichtet. Eine dermaßen raffinierte Anstiftung zum Mord hatte Pomme reau bislang noch nie erlebt, vor Ehrfurcht wollte er fast auf die Knie fallen. „Aber Gnädigste, warum ausgerechnet mit einem Küchenmesser, warum nicht etwa mit einem schwer nachweisbaren Gift?“ „Daniello ist Sizilianer, müssen Sie wissen, er hat getobt und geschrien: ‚Ich will sein Blut sehen!‘ Er lud meinen
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Mann in sein Restaurant ein und versprach, ihm sensatio nelle neue Gerichte zu servieren. Den Rest kennen Sie.“ Kommissar Pommereau war unschlüssig. „Und wie soll ich nun vorgehen, Madame? Sie haben doch mit Ihrem Fehlurteil über das Hühnergericht keine Straftat begangen! Überhaupt wird es schwierig werden, Ihnen irgendetwas Strafbares nachzuweisen!“ „Fabelhaft! Also bin ich frei – und noch dazu eine vermögende Witwe! Eine Frage habe ich da noch, Kom missar Pommereau: Ich möchte Sie als Privatdetektiv für eine heikle Aufgabe engagieren. Sie sollen jemanden für mich finden!“ „Um wen handelt es sich dabei, Madame?“ „Um den idealen Liebhaber! Einen sinnlichen, romanti schen Partner, der nicht jähzornig wird, gute Manieren hat, keinen Alkohol trinkt und gutes Essen verabscheut. Einen Seitensprung würde ich ihm verzeihen, aber niemals den Besuch eines Haubenlokals! Sie würden den richtigen Mann sofort erkennen, denn Sie verstehen die menschliche Seele wie kein Zweiter! Was sagen Sie dazu?“ Emilia Sanft schrieb eine sechsstellige Zahl auf einen Zettel. Pommereau las sie und nickte zustimmend, innerlich spürte er jedoch Angst aufsteigen. Bisher war er als Kriminalist unfehlbar gewesen, aber dieses Mal, so fühlte er, könnte er scheitern. ♉
Stephen Sokoloff, 65, geboren in Detroit, Michigan, promovierte 1977 an der Universität Tübingen in Genetik. Seit 1979 wohnt er in Linz und arbeitet dort als Universitätslektor an der Johannes Kepler Universität und als Fachhochschullektor. Sokoloff ist Autor bzw. Mitautor von zehn Sachbüchern (z. B. „Naturwanderungen in Linz“, gemeinsam mit Friedrich Schwarz, Ennsthaler Verlag, 2007) und veröffentlichte Artikel in Fach- und Literaturzeitschriften. 2009 wird im Resistenz Verlag ein Band mit Kurzgeschichten („Stephen’s Nightmare“) erscheinen.
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DARÜBER LACHT DIE WELT Bissig wie einst der „Simplicissimus“: der Juni im Spiegel
der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.
HARRISON FORD FORSCHT EIN LETZTES MAL Im Juni lief ein neuer „Indiana Jones“-Film an. Der „New Yorker“ hat herausgefunden, dass es bereits Pläne für einen fünften Teil gibt. Der Titel? „Indiana Jones und die mit dem Altern verbundenen Gebrechen“.
SPIELE WIE EIN ERDBEBEN Einen Monat noch, dann beginnen die Olympischen Spiele in Peking. Das Satiremagazin „Titanic“ bereitet uns schon einmal seelisch darauf vor, dass diese Spiele wirklich interessant werden könnten.
WASSERLÄUFER Der Mann, der sich hier im Laufschritt in Sicherheit bringt, saß vorher noch in seinem Speedboot. Gefunden in „View“.
hab Ich gewu ’s imme r ser i sst: Was st ni x mich für .
Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com
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HAT WER EINEN EURO ÜBRIG (BZW. 20 FÜR DEN TELLER RECHTS)? Die „Welt am Sonntag“ sorgt sich um den Mittelstand.
DAS SOMMERTHEMA NUMMER 1: TOURISMUS Ja, wir wissen es: Kellnerinnen haben es nicht immer leicht. Vor allem nicht im Gastgarten. Gefunden im „Stern“.
URLAUBSBEGEGNUNG DER BESONDEREN ART Oder ein Rätsel: Wie groß soll man Gummidelphine aufblasen? In der „FAZ“.
URLAUB UNTER PALMEN Früher hieß diese Insel „Robinson Crusoe“, heute „Geiz ist geil“. Aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
IMMER SCHÖN SAUBER BLEIBEN „Vanity Fair“ fand die geheimen Badewannen von zehn Prominenten. Raten Sie mal mit.
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WAR DA WAS? Der „Stern“ nimmt eine Sammelbüchse in die Hand.
LAST EXIT CHEF-SEKRETARIAT Urlaubsplanung, leicht gemacht. Aus der „FAZ“.
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Volle Kanne
Bereits ab den späten 1960er Jah ren hielt Red Bull systematisch nach vielversprechenden Motor sporttalenten Ausschau (übrigens unter dem aus heutiger Sicht ein wenig unkorrekt anmutenden Namen „Raserfahndung“). Vor allem viele Mädchen drängten – im Wortsinn – in den Motorsport: „Sitzprobe“ hieß (nicht ganz ironie frei) diese Station des Eignungs tests in – ausgerechnet! – der US‑„Motor City“ Detroit in einem – pikanterweise – VW Käfer!
Bild: Bettmann/CORBIS
Red Bull Driver Search: Detroit, Michigan, 23./24. Juli 1974
Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kietreiber (Stv.) Fotodirektion Moira Matthews, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Alexander Macheck, Boro Petric Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Simone Fischer, Dominik Uhl Fotoredaktion Manfred Klimek (Schlussredaktion), Markus Kučera, Valerie Rosenburg, Rudi Übelhör Senior Illustrator Dietmar EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN Kainrath Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter dieser Ausgabe Felix Fuchs, Christian Grünwald, Markus Huber, Ursula Macher, Florian Obkircher, Anthony Rowlinson, Stephen Sokoloff Illustratoren Almut Becvar, Mandy Fischer, Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian GrafSimpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Martina Kurtz Projektmanagement Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Daniela Kubak, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@ at.redbulletin.com Web www.RedBulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamt auflage 1,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com
DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 5. august 2008.
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GUCKUCK! ist vorerst in und um Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt verfĂźgbar. Handypreis gÂ&#x;ltig bei Neuanmeldung zum Tarif Gro§e Plaudertasche in Verbindung mit dem Handy TV-Paket und 24-Monatsbindung. Bei Anmeldung bis zum 31.8.2008 wird bis zum 31.12.2008 keine monatliche GrundgebÂ&#x;hr fÂ&#x;r das Handy TV-Paket in Rechnung gestellt, danach wird eine GrundgebÂ&#x;hr von % 9,-/Monat verrechnet. DVB-H ist entsprechend der auf www.one.at/guckuck abgebildeten Netzabdeckungskarte verfÂ&#x;gbar. Mehr auf www.one.at
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18.06.2008 11:49:09 14:54:09 Uhr Uhr 16.06.2008
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01.04.2008
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DAS COLAVON RED BULL.
STRONG & NATURAL. Red Bull Cola ist eine einzigartige Komposition an Inhaltsstoffen,
das Cocablatt verwendet. Das Ergebnis ist ein klassischer,
Darüber hinaus enthält Red Bull Cola keine Phosphorsäure,
allesamt 100% natürlicher Herkunft.
nicht zu süßer Cola-Geschmack, der
keine Konservierungsstoffe sowie
Außerdem ist es das einzige Cola, das
durch die Verwendung der richtigen
keine künstlichen Farbstoffe und keine
sowohl die Original-Kolanuss als auch
Pflanzenextrakte zustande kommt.
künstlichen Aromen.
100-U4_Inserat_Simply Cola 100
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