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ok tober 2008

Ein fast unabh채ngiges monatsmagazin

Mythos Lightning Neue Adresse Salzburg: Die tolle Geschichte der Rettung eines fliegenden Juwels

www.redbulletin.com

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11.07.2008

21:31 Uhr

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DAS COLAVON RED BULL.

STRONG & NATURAL. Das Cola von Red Bull ist eine einzigartige Komposition an Inhaltsstoffen, allesamt 100 %

die Original-Kolanuss als auch das Cocablatt verwendet. Sein natürlicher, nicht zu süßer

extrakte zustande. Darüber hinaus enthält das Cola von Red Bull keine Phosphorsäure,

natürlicher Herkunft. Außerdem ist

Cola-Geschmack kommt durch die

keine Konservierungsstoffe sowie keine

es das einzige Cola, das sowohl

Verwendung der richtigen Pflanzen-

künstlichen Farbstoffe und Aromen.

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24.09.2008 13:26:45 Uhr


OKTOBER 2008

BULLHORN

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THE RED BULLETIN

BETRIFFT: JUNGER MANN, REIFE DAME „Und meinetwegen“, sagte der damals 20-jährige Bursche ins Tonbandgerät des Interviewers, „meinetwegen kann es durchaus hie und da regnen.“ Es schneite, als Sebastian Vettel Ende Jänner in Kitzbühel im Umfeld des Hahnenkammrennens dem Red Bulletin ein so witziges, gescheites, offenes Interview gab, dass sich der damals nur Insidern bekannte Formel-1-Rookie für die Pole-Position unseres Februarhefts qualifizierte, für das Cover. „Wir sind noch zu schwach, um aus eigener Kraft Punkte zu machen“, sagte er übrigens auch. Sein Wunsch nach Regen erfüllte sich Mitte September in Monza so ausgiebig, dass Vettel sein eigenes Interview überrundete. Der Triumph des Toro Rosso-Piloten aus der Kaderschmiede des Red Bull Junior Teams ist eine der größten Sensationen in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports – und selbstverständlich auch einige Wochen später noch Anlass für die Betrachtung aus mehreren Perspektiven: Ein Hinter-den-Kulissen-Protokoll des Monza-Weekends führt Sie ab Seite 8 noch einmal fast live nach Norditalien. Flankiert wird der Besuch durch die Reportage unseres Reporters Christoph Rietner über seinen Tag als Mitglied der Toro Rosso-Boxencrew („Wie ich Sebastian Vettel anzündete“, Seite 68), eine Sammlung der spektakulärsten Formel-1-Rekorde (Seite 26) und die hübschesten F1-Party-Pics vom Autodrom, selbstredend inklusive Formula Unas, Seite 89.

COVERBILD: JÜRGEN SKARWAN, BILD: MATHIAS KNIEPEISS/RED BULL PHOTOFILES

Die Coverheldin dieser Ausgabe des Red Bulletin ist ein paar Jährchen reifer als der junge Mann aus dem deutschen Heppenheim (Hessen), und sie befand sich nicht immer in ganz so prachtvollem Zustand wie derzeit. Es gab da zum Beispiel einmal eine relativ ungebremste, unfreiwillige Kontaktnahme mit einem texanischen Baumwollfeld: Autor Herbert Völker und Fotograf Jürgen Skarwan hielten der P-38 Lightning, Jahrgang 1944, während ihrer viele tausend Arbeitsstunden dauernden kosmetischen Operation quasi die Hand, bis unter Aufsicht von Flying Bulls-Chefpilot Sigi Angerer aus einer ziemlichen Havarie ein hinreißend schönes Stück Fluggeschichte wurde, ab Seite 54. 10.000 Lightning wurden gebaut, ungefähr 25 existieren noch, genau sechs von ihnen sind flugfähig, eine davon wird sich von nun an als Mitglied der Flying Bulls in den Himmel erheben. Welcome to Hangar-7, Madam!

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NUMMER 4, FEBRUAR 2008

EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN

Sebastian Vettel

Clever, smart, schnell: Auf diesen Mann hat die Formel 1 gewartet.

SEBASTIAN … WER? fragt seit dem 14. September niemand mehr. Im Februar freilich war Sebastian Vettel nur Insidern bekannt. Aufs Cover des Red Bulletin schaffte er es dennoch – wegen eines auch aus heutiger Sicht bemerkenswerten Interviews. Zum Nachlesen auf www.redbulletin.com/ articles/magazin_archiv_2008/

Viel Vergnügen mit diesem Heft wünscht Die Redaktion

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the red bulletin

Inhalt

oktober 2008

bild: Peter van Egmond, illustrationen: anje jager

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Mitarbeiter Dietmar Kainrath, Jahrgang 1942, geboren in Innsbruck, schaffte bereits mit seiner ersten Ausstellung 1979 den Durchbruch als Zeichner. Kainrath veröffentlichte seine Arbeiten in renommierten Zeitungen und Magazinen, von „FAZ“ bis „Penthouse“. Seit Beginn des Red Bulletin versieht Kainrath, der auch für dessen Schwestermagazin in der Formel 1 arbeitet, unser Heft mit einem smarten doppelten Boden. Seiten 7 und 20

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Jürgen Skarwan,

Jahrgang 1962, wollte Kameramann werden, blieb aber auf dem Weg dorthin bei der Fotografie hängen. Bereut? „Im Gegenteil!“ Spezialisiert auf? „Jobs über Wasser.“ Plakativster Job bisher? „Jay Leno, für die ‚Autorevue‘.“ Emotionalster Job? „Die Story über den blinden Kletterer Andy Holzer im Red Bulletin. Dabei habe ich auch mehr Lebensweisheit mitgenommen als beim Shooting von Jay Leno.“ Allerdings: „Auch die Story über die P-38 in diesem Heft war ein Highlight.“ Seite 54

DAS INNERE FEUER ist es, das die Boxenmannschaft des Formel-1Rennstalls von Toro Rosso antreibt, ihr Bestes zu geben. (An jedem Erfolg des Fahrers sei sie zur Hälfte beteiligt, quantifiziert Toro RossoManager Massimo Rivola.) Äußere Feuer müssen dabei vermieden werden, auch wenn diese beim Nachtanken leicht passieren können: Unser Red Bulletin-Mitarbeiter, einen Tag lang Mitglied des Boxenteams, kann davon ein Lied singen. Seite 68

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INHALT

OKTOBER 2008

HELDEN

DOSSIER

Menschen des Monats. 46

Seite 28

HELDEN

JÜRGEN VOGEL

Thema des Monats.

ACTION Adrenalin des Monats.

Seite 54 55

DOSSIER

kennt man von der

GEBURTSDATUM/-ORT 29. April 1968, Hamburg WOHNORT Berlin BERUF Schauspieler und Produzent FAMILIENSTAND Vater von vier Kindern NEBENJOBS Musiker bei Hansen, Moderator der Sendung „Fat Machines“ beim Privatsender DMAX LEIDENSCHAFT Motorradfahren

spieler auftrat, Motorrad. Checkte seine Grenzen ab. Grenzen: gibt’s die? Das Gespräch fand in der Nähe des Steinbruchs Oetelshofen statt. Permanenter Helikoptersound im Off. Am Abend würde Vogel als Juror am Red Bull X-Fighters-Wettkampf teilnehmen. RED BULLETIN: Sie sind Deutschlands bekanntester

Schauspieler. Ist der Motorsport Ihre unentdeckte Leidenschaft? JÜRGEN VOGEL: Das hat miteinander zu tun. Schauspieler zu sein heißt schließlich: jede Rutsche ausprobieren, und das mit einem kindlichen Spaß daran.

vier Millimeter Neopren, folgt das Red Bulletin dem eiskalten Lauf des Tuxerbaches durch dessen enge Schlucht. Mission: Canyoning.

Das ist nichts als Sandkasten. Was du früher in der Hand hattest, hast du plötzlich unterm Arsch. Eine Form von persönlichem Erlebnispark. Man darf die Sache freilich nie ernst nehmen.

TEXT SIMON SCHREYER BILDER RICHARD STREIF

Grazie der Lüfte

Haben Monstertruckfahrer Humor?

Weiß ich nicht. Vielleicht auch nicht. Manche glauben vielleicht, dass sie etwas ganz Wichtiges machen. Ich finde, dass diese gigantischen Maschinen etwas sehr Kindliches haben, und das ist doch schön. Ich verstehe jeden, der sagt: Ich arbeite täglich acht Stunden. Deshalb fahre ich abends Monstertruck. Wie kamen Sie dazu, eine Sendung zu diesem Thema zu machen?

Die Kollegen von DMAX wollten mich als Moderator, aber ich sagte nein: Ich mach’s nur, wenn ich die Dinge selbst bewegen darf. Und was ich alles machen durfte: Hovercraft fahren. Auf dem höchsten Kran in Dubai sitzen. Wüstenraupe fahren. Rückenpanzer fahren. Löschausbildung bei der Feuerwehr machen. Find ich alles total geil.

A

Eine technische Romanze zwischen Texas und Salzburg:

Als Schauspieler?

Wie eine P-38 Lightning, rares Juwel aus der Geschichte

Nein, mich gibt’s schließlich auch noch privat. Ich fahre seit meinem 18. Lebensjahr Motorrad und gucke mir alles gern an, was geil ist und Spaß macht. Ich bin gar kein so fanatischer Motorsportfreak, aber einige Dinge finde ich halt toll. Die Atmosphäre an einer Rennstrecke ist schon etwas ganz Besonderes. Gast bei der Formel 1?

der Fliegerei, für einen Neustart belebt wurde.

DER MYTHOS

DIE TECHNIK

DER TEXAS-JOB

TEXT HERBERT VÖLKER BILDER JÜRGEN SKARWAN

Ein Flugzeug dieser Erscheinung und dieser Eigenschaften hat immer die Phantasie der Menschen befeuert. Seite 59

Funktionale Schönheit durch das sehr rare Layout von Rümpfen, Auslegern und Leitwerk. Seite 60

Hochspezialisierte Könner arbeiten in der Klinik für Warbirds. Wichtigster Werkstoff ist Alu. Seite 62

WILDER HUND, GANZ ZAHM. Jürgen Vogel ist kein Grenzgänger, weil er zu unvernünftig ist. Er weigert sich bloß, erwachsen zu werden.

HANNES ARCH dominiert das Red Bull Air Race. VON WERNER JESSNER Seite 30 AARON HADLOW definiert modernes Kitesurfen. VON RENÉ BILDMANN Seite 36 NATASCHA BADMANN kämpft auf eiserne Art. VON USCHI KORDA Seite 38 LANGE/ESPÍNOLA sind Argentiniens Hagara/Steinacher. VON ROBERT SPERL Seite 44 JÜRGEN VOGEL ist Schauspieler mit Motorradpassion. VON CHRISTIAN SEILER Seite 46 ROBERT W. GORE hat Kleidung schlau gemacht. VON USCHI KORDA Seite 52

GRAZIE DER LÜFTE. Die Geschichte der Belebung einer P-38 Lightning und wie sie von Texas nach Salzburg kam, als jüngster Neuzugang der Flying Bulls.

Wuppertal

DER MYTHOS. Die Lightning und die Phantasie der Menschen, inklusive der Geschichte vom Verschwinden des Antoine de Saint-Exupéry. Seite 59

KALTBLÜTLER. Niemand wird dich schreien hören: Canyoning-Rookie und Red Bulletin-Mitarbeiter Simon Schreyer empfängt letzte Guidelines für die Durchsteigung des zehn Meter weiter unten lauernden Nadelöhrs im Tuxerbach.

IN DER TORO ROSSO-BOX hatte unser Reporter einen Tag lang seinen Arbeitsplatz. Sebastian Vettel kam unverletzt davon. VON CHRISTOPH RIETNER Seite 68 NACH BERLIN-KREUZBERG entführt uns Peter Fox, Sänger der Gruppe Seeed. VON CHRISTIAN ANKOWITSCH Seite 74

DER JOB IN TEXAS. Die Klinik für Warbirds in the middle of nowhere irgendwo in Texas. Seite 62

AUS JAPAN stammen Sushi. Aber nur Eckart Witzigmann weiß wirklich, wie sie gelingen. VON CHRISTIAN GRÜNWALD Seite 84

LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7 BULLEVARD. Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen. Ab Seite 8

Los Angeles

Breckenridge

Salzburg

TERMINE im Oktober. Seite 86 PARTY. Der Red Bull Flugtag in Wien, die Präsentation der neuen Tomte-CD, the Very Best of Monza. Ab Seite 88

Sarajevo

Oftringen Nüziders

HINEIN IN DEN BERG. Als wir vier an einem wolkenlosen Sommermorgen in Richtung Tuxerbachklamm losmarschieren, passen deshalb die Vibrations optimal. Stichwort Zusammenhalt: Deshalb eignet sich der Extremsport Canyoning besonders für

DIE TECHNIK. Das unglaubliche Layout der Lightning. Seite 60

London

Maidstone

ning-Guide mein Leben anzuvertrauen. Denn: Canyoning ist ein Teamsport. Jeder muss sich auf den jeweils anderen verlassen können, denn am Ende sollten alle Beteiligten in einem Stück wieder aus der Schlucht krabbeln. Je besser man sich versteht, desto mehr Spaß erlebt man im Canyon. Deswegen achten wir darauf, dass der zweite Teil unserer Vierer-Seilschaft zum ersten passt. Axel Naglich, Architekt, stellvertretender Rennleiter beim Hahnenkammrennen und Extremskifahrer, der am Mount Saint Elias die längste und gefährlichste Skiabfahrt der Welt bestritt. Ein Wintersportler in einem sommerlichen Gebirgsbach, das passt! Und der Mann im Hintergrund, der die Aktion fotografiert, ist Richard Streif, ebenfalls ein alter Freund.

DURCH DIE ADERN DES BERGS sollte man nur mit engen Freunden steigen: Beim Canyoning holt man sich sonst kalte Füße. VON SIMON SCHREYER Seite 80

Stockholm

Berlin

uf geht’s! Seids es Mander oder Memmen?! Und pissts mir ja ned in die Neoprenanzüge.“ Stärkende Worte der Motivation, vorgetragen von Scharti, unserem Guide. In seiner Wahlheimat, dem Zillertal, nennt man ihn die „Ochzöte“, wegen seiner mittlerweile einem Mullet gewichenen Dreadlocks. Ochzöten sind die verfilzten, schmutzigen Haarknotteln am Hintern der Kuh. Christian „Scharti“ Schartner ist mein ältester Freund. Waren seine Eltern verreist, wohnte er bei uns, waren meine Eltern unterwegs, ich bei ihm. Dort wurde ich einst von ihm nach allen Regeln der psychologischen Kriegsführung gefoltert. Ich erinnere mich an Stunden am Klo, vor der Tür Scharti mit einer Spinne in der Faust, um sie mir in den Kragen zu werfen. Oder die Episode mit meinem Lateinbuch, dem er per Kleinkalibergewehr einen letalen Durchschuss verpasste, worauf es antike Konfetti regnete. Das alles sind beste Voraussetzungen, ihm als mittlerweile geprüftem Canyo-

VON HERBERT VÖLKER Seite 54

WIR WAREN HIER. FÜR SIE.

Porto

N!

Gewärmt von der Gesellschaft guter Freunde und

Für DMAX haben Sie die Sendung „Fat Machines“ moderiert. Da wurde der Spaß schon ziemlich erwachsen. Woher kommt Ihre Freude an merkwürdigen Gefährten wie Monstertrucks, Baumaschinen etc.?

Nein, Oldtimer-Grands-Prix finde ich geil. Da kommen dann die E-Types, die Ikonen aus den ganzen James-Bond-Filmen, und du siehst, dass die noch

ACTION

YOU CA

TEXT CHRISTIAN SEILER BILD MANFRED KLIMEK

Jürgen Vogel

Seite 66

YES

Modus, geführt vor der Kulisse der Red Bull X-Fighters in Wuppertal.

NAME

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WASSER MARSCH

Leinwand. Und vom Motorrad. Ein Gespräch über ein Leben im Fast-Forward-

GEWALTIG. Jürgen Vogel lässt den Blick über die mächtigen Terrassen des Kalksteinbruchs Oetelshofen schweifen, er schüttelt leise, fast unmerklich den Kopf, bevor er sich ein schüchternes Lächeln erlaubt: „Gewaltig.“ In die 50 Hektar große Mondlandschaft sind Stahlgerüste und Stiegenaufgänge, Tribünen für 15.000 Menschen hineingebaut. Auf dem Boden des staubigen Trichters wartet der Track für den Bewerb der Red Bull X-Fighters, ein anspruchsvoller Kurs. Jürgen Vogel betrachtet das Bild von der obersten Terrasse aus. Biker-Shops stellen hier Jacken aus, in denen das Stürzen nicht gar so wehtut, Sony präsentiert die neue PlayStation. Kamerateams versuchen die Stimmung knapp vor der Großveranstaltung einzufangen. Wenn ein Kameramann Jürgen Vogel entdeckt, beendet er den Schwenk seiner Kamera abrupt. Vogel, der Star. Deutschlands wildester Schauspieler. Jürgen Vogel, Sohn eines Hamburger Kellners und einer Hausfrau, wurde schon als Kind entdeckt: als Model für den Katalog des Otto-Versands. Mit fünfzehn haute er von daheim ab, und dass er schnell den Film als Betätigungsfeld entdeckte, ersparte ihm vielleicht die Wildheit des wirklichen Lebens. Von den damaligen Kumpels, erzählt er, sei einer tot, ein paar waren jahrelang im Gefängnis und Drogenprobleme hatten alle. Vogel hingegen traf den Schauspieler Richy Müller und zog zu ihm nach Berlin in eine Wohngemeinschaft. Er begann Fernsehfilme zu drehen, und weil er von Anfang an wusste, dass der Film für ihn das sei, wo immer hingewollt habe, bewarb er sich an der Schauspielschule. Nach einem Tag ließ er die Schule sausen. Sein Stil blieb wild, grob, authentisch. Das Lachen mit der großen Zahnlücke wurde zum Inbegriff realistischer, unverkünstelter Schauspielkunst. Vogel spielte in Fernsehkrimis genauso wie – schnell genug – in großen Kinoproduktionen. Für den Film „Keine Lieder über die Liebe“ gründete er die Band Hansen, mit der er auch auf Tour ging. Nicht nur die Regisseure, auch das Publikum begann Jürgen Vogel zu lieben. Er ließ sich nicht festlegen, machte Komödien mit derselben Leidenschaft wie harte, problembeladene Spielfilme. Niemand kann wissen, was sein nächstes Projekt sein wird. Daneben probierte Vogel permanent aus, was ihm Spaß macht. Fuhr so wild, wie er als Schau-

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THE RED BULLETIN

Monza

WELT IM CLUB. We proudly present: Sturecompagniet, Stockholm. Seite 92

Tuxertal

READ BULL. Diesmal aus der Feder des Schweizers Gion Mathias Cavelty. Seite 94

Red Bulletin live: WWW.REDBULLETIN.COM

SIMPLICISSIMUS. Darüber lacht die Welt. Seite 96 ZEITSPRUNG und IMPRESSUM. Seite 98

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leserbriefe

the red bulletin

oktober 2008

Briefe an die Redaktion

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

Fans. Josef Loitzl (Mitte) und präsidiale Kollegen aus Deutschland und Italien.

Mit Freude habe ich den Bericht über den unvergessenen Colin Chapman gelesen. Leider ist Lotus aus der Formel 1 weg, aber es gibt nach wie vor sehr viele Lotus-, ColinChapman- und natürlich Jochen-Rindt-Fans in Österreich. Als Präsident des „Club Lotus Austria“ bedanke ich mich für den schönen Bericht. In Bad Aussee befindet sich übrigens ein Lotusmuseum mit Fahrzeugen, Bildern und allem, was das Herz eines richtigen Lotusfans höher schlagen lässt. josef loitzl, Präsident Club Lotus Austria, 8990 Bad Aussee

e DEIN e frag !

Bei Eurer Vorstellung der am Red Bull Flugtag teilnehmenden Teams bezeichnet Ihr Fafnir, das Fluggerät der Talente Eferding, als „NibelungenHund“. Fafnir war natürlich ein Drache. Es heißt ja auch im Nibelungenlied, dass Siegfried ein Drachentöter ist. Bitte um Richtigstellung, da wir schon vom Stadtmarketing auf diese Verwechslung angesprochen wurden. klaus würmer, Talente Eferding, per E-Mail

Wir bitten vielmals um Ver­ gebung für unsere Respekt­ losigkeit. Natürlich ist Fafnir ein feuerspeiender Drache und kein Haustier – das haben die Zuschauer des Flugtags auch gebührend beklatscht. Die Red. Seit einiger Zeit verfolge ich die Zeitschrift „The Red ­Bulletin“. Ich muss gestehen: wirklich sehr informativ und lebendig bzw. farbenprächtig aufgebaut. Gefällt mir sehr gut. In den einzelnen Artikeln steckt auch sehr viel Gefühl, da kann man erkennen, dass sich der/die Redakteur/-in

mit dem Artikel auch identi­ fiziert und die Arbeit beherrscht. Persönlich hat mir letztens der Bericht über Ashley Fiolek sehr gut gefallen. Eine junge Frau, die sich im Macho-Sport Motocross ein eindeutiges Ziel gesetzt hat. stefan veit, per E-Mail

Ich bin ein begeisterter Leser Eurer Zeitschrift. Vorweg muss ich sagen, dass Ihr eine tolle farbige Zeitung in Top­ qualität auf die Beine gestellt habt. Jede Menge Infos, Storys und Action. Einfach toll. Macht weiter so! hermann wieseneder, per E-Mail

So gut und informativ Ihr Magazin auch ist, es zeigt wohl eher nur den Zenit eines Sportlerlebens. Wäre es nicht auch überlegenswert, wenn jede Schule ein „Red BullTeam“ hätte, das in fairem Wettstreit gegen die Teams anderer Schulen anträte, denn in der Ertüchtigung der Jugend liegt doch die Zukunft. Wenn wir nach „Immer höher und immer schneller“ streben wollen, dann wird es wohl

notwendig sein, der Jugend die Freude an Bewegung zu vermitteln, und ich denke, dass dies eine lohnende Aufgabe für eine so einfluss­ reiche Firma sein könnte. Oder gibt es das schon? martha pesec, per E-Mail

Red Bull-Schulteams, die sich matchen, gibt es nicht, doch Nachwuchsförderung ist ex­ trem wichtig für Red Bull. ­Junge, talentierte Athleten zu finden, ihnen die Chance zu geben, mit den besten Trainern zusammenzuarbeiten und auf diese Art in ihrem Sport die absolute Spitze zu erreichen: Das ist die Philosophie von Red Bull, wenn es um die Ko­ operation mit SportlerInnen geht. Und diese Art von Nach­ wuchspflege wird in vielen Disziplinen betrieben – von Motorsport über Wassersport bis hin zu „Lifestyle-Diszipli­ nen“ im Bereich von Kunst und Kultur. Die Red.

Leser fragen, weltmeister antworten

Johanna Löffler fragt:

Wie überwindet man höhenangst? Wir fragten nach bei Angy Eiter, denn die muss es wissen: Die 22-jährige Tirolerin ist mehrfache Weltcupsiegerin und Weltmeisterin im Sportklettern.

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ja im übertragenen Sinn auch oft ein „Hö­ henflug“ voraus. Wie jede Angst bekämpft man auch die Höhenangst zunächst einmal im Kopf, mit der richtigen Einstellung. Es geht darum, dass man Vertrauen in die Höhen aufbaut. Das geht am besten, indem man sich sei­ nem Ziel schrittweise nähert, sich von leich­ ten zu schwierigen Aufgaben vortastet. Erst wenn man eine Stufe erfolgreich ab­ geschlossen hat, wagt man den nächsten

Schritt. Wichtig: Man geht immer nur so weit, dass man die Kontrolle über sein Ver­ halten und Handeln noch behält. Ach ja: Das gilt auch für Tiefenangst, die negativ formulierte Höhenangst.  mehr weltmeister-tipps:   www.redbulletin.com/deinefrage

Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

bilder: ASP Red Bull, privat

Höhenangst klingt gleich viel besser, wenn man „an Höhenreiz gewinnen“ sagt. Und sie ist zunächst einmal gar nichts Schlech­ tes, sondern ein wichtiger Schutzmechanis­ mus des Menschen, um ihn vor einem Sturz in die Tiefe zu bewahren. Ich unterscheide zwischen verschiede­ nen Stürzen, nämlich physischen und psy­ chologischen: Das heißt, ein Mensch fällt entweder aus größerer Höhe in die Tiefe – oder in eine Niederlage. Einer solchen geht

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kainr ath

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Vettels Monza: Das Protokoll eines historischen Wochenendes

aus heiterem himmel Mittwoch, 10. September 2008, 16 Uhr Formel-1-Grand-Prix von Italien. Während die Toro Rosso-Crew im Königlichen Park von Monza die Autos vorbereitet, reist Sebastian aus der Schweiz an, im 240 PS starken KTM X-Bow, aus­ geborgt von Heinz Kinigadner. Mittwoch, 10. September, 20 Uhr Sebastian läuft im Stadion von San Donato ein. Er kickt mit Michael Schumacher im Formel-1-Team gegen Fratello. Die Formel-1-Fahrer gewinnen 8:2. Vettel erzielt einen Treffer. Ein gutes Omen? Donnerstag, 11. September, 9 Uhr Erstmals an die Strecke. Sebastian erwartet heiße Schokolade. Donnerstag, 11. September, 10.30 Uhr Mit seinen Ingenieuren marschiert Vettel um den 5,793 Kilometer langen Track. Jede Kurve, jeder Curb werden genauestens inspiziert. Gesucht: die Ideallinie. Donnerstag, 11. September, 16.30 Uhr Nach einem einstündigen Ingenieursmeeting wird’s gesund: Sebastian kriegt Besuch vom Physiotherapeuten. Donnerstag, 11. September, 17.30 Uhr Fototermin in der Box. Die österreichischen Formula Unas schieben Sebas­ tian, der in seinem Boliden sitzt, zum ­Boxenstopp. Viel Gekicher.

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Foto: Mark Thompson /Getty Images

wasser marsch. Eine Chance bekommen und diese nutzen: Was Sebastian Vettel bei seinem Sieg in Monza zeigte, war eine beeindruckende Kombination aus Fahrkรถnnen und Coolness.

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Donnerstag, 11. September, 18 Uhr Zur Einstimmung schaut sich Sebastian den Monza-Grand-Prix des Vorjahres an. Donnerstag, 11. September, 20.30 Uhr Energy-Station. Der Abschied von David Coulthard wird gefeiert. Sebastian schaut kurz vorbei, isst dann mit seinen Eltern, fährt hinterher ins Hotel. Freitag, 12. September, 9 Uhr Wieder heiße Schokolade, gefolgt von einem kurzen Ingenieursmeeting und Massagen vom Physiotherapeuten. Freitag, 12. September, 10 Uhr Erstes Training im strömenden Regen. Sebastian fährt 13 Runden und die zehntschnellste Zeit. Freitag, 12. September, 14 Uhr Zweites Training. Es ist trockener. 35 Runden, erneut zehntbeste Zeit. Freitag, 12. September, 16.30 Uhr Sebastian erhält die erste Trophäe des Wochenendes. Der 21-Jährige wird als bester Nachwuchsfahrer geehrt. Freitag, 12. September, 18 Uhr FIA Drivers’ Meeting, ein Muss. Hinterher wieder Abendessen mit seinen Eltern, ein Spaß. Danach marsch ins Hotel. Samstag, 13. September, 9.30 Uhr Klar: heiße Schokolade. Dann startet das Qualifying beim Physiotherapeuten. Samstag, 13. September, 11 Uhr Nach dem insgesamt dritten Training in Monza steht nach elf gefahrenen Runden die zweitbeste Zeit zu Buche. Erleichterung im Gesicht der Boxenmannschaft. Samstag, 13. September, 14 Uhr Qualifying. Erste Pole-Position für Sebas­ tian, erste für die Scuderia Toro Rosso. Samstag, 13. September, 16 Uhr Nach der FIA-Pressekonferenz ist in der Toro Rosso-Box die Hölle los. Bussi, Schulterklopfen, Fotos, die ersten Champagnerkorken knallen.

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foto: Mark Thompson/Getty Images

er lebe hoch! Die Boxenmannschaft von Toro Rosso war in Monza nicht nur gut im Betanken und Reifenwechseln, sondern auch im Feiern.

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Samstag, 13. September, 19.30 Uhr Wieder essen die Vettels gemeinsam zu Abend. Danach düst Sebastian ins Hotel. Einschlafen dauert heute etwas länger. Sonntag, 14. September, 9.30 Uhr Heiße Schokolade: Wegen einer PolePosition ändert man seine Routine nicht. Sonntag, 14. September, 12.30 Uhr Fahrer-Parade. Auf einem offenen Lkw werden die Piloten um die Strecke geführt. Jubelnde Fans trotz Regen. Sonntag, 14. September, 14 Uhr Start hinter dem Safety-Car. Traumstart für Sebastian: Er nimmt seinem schärfsten Verfolger Heikki Kovalainen binnen weniger Runden fünf Sekunden ab.

Sonntag, 14. September, 15.48 Uhr Großes Kino auf dem Podium: Cham­ pagner für Sebastian, Teamchef Gerhard Berger und alle in der ersten Reihe.  Formel-1-Grand-prix: 17. bis 19. oktober 2008,   Shanghai, china; www.redbullf1.com   super-seb bloggt auf: www.redbulletin.com

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dieser mann hat mumm. Und eine erstaunliche Routine im Verschwenden von Schampus. Apropos: Die Anzahl der von den Mechanikern geköpften Flaschen bleibt auf ewig ein Geheimnis.

Foto: Mark Thompson/Getty Images

Sonntag, 14. September, 15.37 Uhr Sieg! Sebastian überquert mit 12,5 Sekunden Vorsprung auf Kovalainen als Erster die Ziellinie. Jüngster GrandPrix-Sieger der Geschichte!

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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

OKTOBER 2008

The Red Bulletin – Inside the

CLEMENS DOPPLER PETER GARTMAYER TÄGLICH FRISCH AUS DEM BULLIVERSUM

HIER SCHREIBEN DEINE STARS Good News für alle Freunde der gepflegten Action: Red Bulletin gibt’s jetzt jeden Tag. Mit bewegten Bildern und bewegenden Storys, mit sehr persönlichen Blogs von Spitzensportlern, Experten und OpinionLeadern, mit allen coolen Events aus der Welt von Red Bull. Warum fährt Marc Janko nicht gern Auto mit Alexander Zickler? Was macht Sebastian Vettel zehn Minuten vor dem Start? Warum platzt Gerhard Berger fast vor Stolz? Wo fliegt Andi Goldberger morgen rum? Und wie schaut’s aus, wenn sich ein Mensch freiwillig von der höchsten Eisenbahnbrücke der Welt stürzt? Mehr als achtzig Helden bloggen regelmäßig auf www.redbulletin.com. Hier bist du schneller dran und näher dran. Und gern auch mittendrin: Wer eine atemberaubende oder witzige Story zu erzählen hat – einfach reinklicken auf: WWW.REDBULLETIN.COM

BILDER DES MONATS

JEDER SCHUSS EIN TREFFER!

MARK WEBBER

LINDSEY VONN HUBERT VON GOISERN

LISI OSL

ANDI GOLDBERGER

ROMAN HAGARA HANS-PETER STEINACHER

DEIN FOTO!

Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com

Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull Online-Shop belohnt! www.redbullshop.com

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Saarland Standard-Equipment für den zeitgemäßen Festival-Besucher: Zelt, Gummistiefel und Beflügelung. Johannes Fürst, Rocco del Schlacko, März 2008

Villach

Nicht ganz konsequent: die Schuhwerk-Auffassung. Vorbildlich hingegen: die Getränkephilosophie. Peter Limpl, Alpen Highland Games, August 2008

24.09.2008 12:18:43 Uhr


BULLEVARD

OKTOBER 2008

THE RED BULLETIN

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ide the World of Red Bull RENÉ AUFHAUSER

ERNST ÖBSTER MARC JANKO

CO ADRIAANSE

SEBASTIAN VETTEL

GREGOR SCHLIERENZAUER GERHARD BERGER

HEINZ KINIGADNER

Triest Im innerstädtischen Zweirad-Fight vertraut der Norditaliener auf Hochoktaniges. Erwin Reiter, August 2008

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London

Zoppl und Benedikt verleihen sich vor dem Red Bull Air Race Flügel. Trotzdem gewann Kirby Chambliss. Benedikt Pfeifer, Red Bull Air Race London, August 2008

BILDER: GEPA PICTURES (9), HELGE KIRCHBERGER (1), MANFRED KLIMEK (1),PICTUREDESK (1), RED BULL PHOTOFILES (4)

PIERRE PAGÉ

Salzburg

Hurra, endlich wieder Eishockey … aber bis zum nächsten Finale dauert’s noch. Felix Winter, Red Bull Salzburg – Laibach, März 2008

24.09.2008 12:19:23 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

OKTOBER 2008

MASSSTAB 1:1

KLINGELINGELINGELING …

INFOS ZU RED BULL MOBILE UNTER: TEL.: 0800 664750 UND AUF WWW.REDBULLMOBILE.AT

Warschau

WAS WURDE AUS

RAIMUND BAUMSCHLAGER? Seltsame Frage eigentlich, führt der bald 49-jährige Rosenauer doch überlegen in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft und wird sich heuer wohl seinen 7. Titel holen. Dabei ist der ehemalige 24-StundenGeschwindigkeitsweltProfi durch und durch. rekord-Halter (324 km/h Teamchef, Testfahrer, Dauertempo) heute alles Unternehmer, andere als Rallye-Profi: Vollgastier. Seine Firma BRR, die sich mit dem Aufbau und Einsatz von Rallye-Autos beschäftigt, hat 24 fixe Angestellte. Außerdem vertreibt er MitsubishiRalliart-Teile; selbst das Citroën-Werksteam kauft für die Trainingsautos bei ihm ein. Als WM-Teamchef betreut er das Red Bull Rallye Team mit Andreas Aigner und Bernardo Sousa,

Wirklich hartgesottene Fans der Red Bull X-Fighters erkennt man an ihrer Fahne. Udo Hainthaler, Red Bull X-Fighters, September 2008

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Budapest

daneben ist er Test- und Entwicklungsfahrer für Škodas Super-2000-Projekt. „Rallye fahren tu ich eigentlich nur mehr zur Gaudi“, stapelt der Meister tief, um im nächsten Atemzug zuzugeben, „dass mich ein paar internationale Starts schon noch sehr reizen würden“. Seine erste Rallye hat er 1986 auf einem Opel Manta 400 gewonnen, als Karriere-Highlight gibt er Platz fünf beim WM-Lauf auf Korsika und einen sechsten Platz bei der legendären SafariRallye an. Ans Aufhören denkt er noch lang nicht: „Vor allem auf neuen Sonderprüfungen merk ich, dass ich die Jungen noch immer im Griff hab.“ WALDVIERTEL-RALLYE: 6. BIS 8. NOVEMBER 2008, HORN, NIEDERÖSTERREICH, WWW.STAATSMEISTER.AT

Gratulation zum Premieren-Sieg von Edel-Fan Sabine: Hannes Arch mit Kappe am Donauufer. Johannes Pichler, Red Bull Air Race, August 2008

BILDER: WERK, IMAGO, MC KLEIN

… und schon ist man mobil mit der Welt von Red Bull verbunden. Was man dazu braucht? Ein Red Bull MOBILE-Handy, das es ab sofort in allen A1Shops gibt. Vier Handys und zwei Tarife stehen zur Auswahl, wobei die Kosten dank einer attraktiven Flatrate absolut transparent sind. Und dann geht’s los! Über das Red Bull MOBILE-Portal kann man klassische Features wie Fernsehen – von MTV bis ORF1 –, Nachrichten, Sport und Wetterinfos nutzen. Klar kann man damit auch telefonieren, SMS und MMS verschicken, das wäre jetzt nichts Neues. Für eine Extradosis Adrenalin sorgen zusätzlich spektakuläre Videos, hautnahe Clips, Blogs und Interviews mit den Heroes von Red Bull – aktuell geliefert von der redbulletin.comRedaktion. Dazu kann man als Teil der Red Bull Community eigene Bilder und Videos uploaden.

Salzburg

Sebastian Vettels Privatauto ist im Vergleich zum Dienstwagen untermotorisiert: 240 PS bei 790 Kilo. Christoph Rietner, September 2008

24.09.2008 12:19:42 Uhr


Obst bei der Arbeit.

TRINK TÄGLICH OBST! Besonders am Arbeitsplatz ist der Happy Day Smoothie die einfachste Art, Obst zu genießen. Cremig püriert, verführerisch gemixt und einfach praktisch zum Trinken. Ich brauch mein Rauch.

www.rauch.cc

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24.09.2008 12:20:01 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

OKTOBER 2008

7 DAYS FOR FITNESS

SMART SCHWITZEN Im Fitnessstudio überwintern und im Frühling als neuer Mensch herauskommen? Da gilt es zuerst das richtige Studio zu finden. Antworten auf unsere sieben Fragen, die Sie sich vor der ersten Einheit stellen, helfen, das Optimum aus Ihrem Körper herauszuholen.

1

Was ist die wichtigste Voraussetzung für den Besuch eines Fitnessstudios? Sie selbst, denn Sie müssen das Ziel haben, Ihr Leben konsequent in Richtung mehr Gesundheit zu verändern. Das Fitnessstudio ist dabei Ihr kompetenter Partner. Nach einigen Wochen müssen Sie sich fragen, ob Ihnen dieses neue Leben gefällt: Wie in einer Ehe ist das Studio der Partner in guten (wenn’s Spaß macht) und in bösen Tagen (wenn einen das Training einmal nicht so freut).

3

Wie erkenne ich die „harte“ Kompetenz eines Studios? Die Hardware beginnt beim sicheren Parkplatz und reicht über die Ausstattung der Räumlichkeiten bis hin zur Speisekarte der Bar. Sie hängt direkt mit Ihrer Motivation zusammen: Wem nach Krafttraining ist, der schaut auf die Geräte. Wer umfassende Körperausbildung will, achtet auf die Geräte zur Leistungsdiagnostik. Wer soziale Kontakte sucht, vergewissert sich, ob es ein Schwimmbad und eine Cafeteria gibt.

4

Und wie erkenne ich die „weiche“ Kompetenz eines Studios? Die „weiche“ Kompetenz bezeichnet die Schlüssigkeit des Angebots und die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Sie dürfen sie sowohl rational (Blick in den Katalog) als auch irrational (Mundpropaganda) bewerten. Schauen Sie sich also um: Ist permanent ausgebildetes Personal da, das mich betreut und die korrekte Ausführung der Übungen überwacht? Gibt es beratende

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Allgemeinmediziner, Orthopäden und Physiotherapeuten, deren Wissen in das Kursprogramm und in die Betreuung einfließt? Wie durchdacht sind Organisation und Kursprogramm? Wie ist die Erfahrung, die Freunde und Bekannte gemacht haben? Basis aller Programme sollte immer ein solides Einstiegsgespräch sein (mit einem Spezialisten, nicht mit der Rezeptionistin), inklusive Laktatstufentest: Letzterer zeigt den Trainern, wie belastbar Sie sind. Noch eine Faustregel: Je größer das Studio und je gemischter das Publikum, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer guten Betreuung und einer gewissen Kulanz.

5

Ist es ein Zeichen von Kompetenz, wenn drei Minuten nach dem Einstiegsgespräch bereits der fertige Trainingsplan auf dem Tisch liegt? Kompetenz ist keine Frage des Tempos: Das Ausarbeiten eines maßgeschneiderten Programms mit den punktgenauen Übungen erfordert Zeit.

6

Ich will in sechs Wochen einen neuen Körper: Ist das realistisch? Wesentliches Element von erfolgreichem Körpertraining ist Kontinuität – und eine Herausforderung an Willenskraft und Motivation. Das wichtigste ist, den „toten Punkt“ zu überwinden, der sich bald nach dem Beginn zeigt: Wenn Sie erstmals

schlechte Laune kriegen, weil Sie nicht zu Ihrem Training können, sind Sie auf dem richtigen Weg.

7

Habe ich meine Ziele erreicht? Diese Frage stellt sich nach einigen Wochen bzw. Monaten. Lautet die Antwort nein, ist es das Zeichen guter Studios, dass deren Trainer Schwächen im System erkennen und die Programme neu justieren. Im Idealfall ergibt sich eine von gesundem Ehrgeiz getriebene Beziehung zwischen Trainer und Trainiertem.

7 Days for Fitness, 19. bis 25. Oktober 2008 Fitnesspass downloaden oder telefonisch unter 0732/67 10 00 anfordern und von 19. bis 25. Oktober bis zu sieben Fitnessclubs österreichweit testen. Infos zu den teilnehmenden Clubs – mehr als 220 in ganz Österreich –, Teilnahmebedingungen und Hinweise zum Gewinnspiel auf www.fitness.at. Als Hauptpreis winkt ein Smart Fortwo Cabrio!

ILLUSTRATION: ALMA BECVAR

2

Welche Motivation treibt Sie an? Möchten Sie eine bessere Basis legen für den Sport, den Sie betreiben? Eine bessere Ausdauer erreichen? Beweglichkeit und Koordination verbessern? Ihr Gewicht reduzieren? Krafttraining betreiben? Schmerzen wegtrainieren? Einfach nur ein wenig schwitzen nach der Arbeit? Oder ist Ihnen einfach nach sozialen Kontakten? Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, sieht das Trainingsprogramm aus bzw. das Fitnessstudio, das Sie sich aussuchen.

24.09.2008 12:20:21 Uhr


UM MEHR ÜBER KÄSTLE ZU ERFAHREN, BESUCHEN SIE WWW.KAESTLE-SKI.COM

ATHLET: CHRIS DAVENPORT | ORT: VALLÉ BLANCHE, CHAMONIX | PHOTOGRAPH: CHRISTIAN PONDELLA

MESSLATTE SEIT 1924

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2009

Palme Ski magazine

2009

24.09.2008 12:20:28 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

OKTOBER 2008

SEHR KOMISCH

ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (12)

MORGEN REICHT IMMER NOCH! Wieso wir unsere Arbeit immer bis zum letzten Moment aufschieben. Und wieso unser Gehirn deswegen sogar besser funktioniert. Von Christian Ankowitsch

Faak am See Eine Zweiradklasse für sich:

das elfte Harley-Davidson-Treffen am Kärntner See. Daniel Raunig, European Bike Week, September 2008

020-20-23_Bvd_Anko+Meine Welt 20

erscheint das beglückende Gefühl, etwas geschafft zu haben, in zu weiter Ferne, als dass sie sich damit motivieren könnten. Andere wiederum bauen etwaigen Misserfolgen vor: Sie manövrieren sich in eine Situation, in der sie mittelgute Arbeitsergebnisse problemlos rechtfertigen können: „Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre die Sache richtig super geworden!“ Und wieder andere haben schlicht ein Problem, wichtige von unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden, siehe Schuheputzen und Kolumneschreiben. Es gibt natürlich einige Tricks, mit denen wir uns überlisten können. Einer besteht darin, bedrohliche Riesenprojekte in viele kleine Einzelaufgaben zu zerlegen, um sie dann eine nach der anderen abzuarbeiten, was jedes Mal mit einem Erfolgserlebnis verbunden ist. So entsteht ein Sog des Erledigens, dem man sich schwer entziehen kann. Aber wir sollten gar nicht immer versuchen, dem Druck der Deadlines zu entgehen. Gehirnforscher haben nämlich herausgefunden, dass unser Gehirn unter (normalem) Stress deutlich besser arbeitet als im Ruhezustand. Das heißt: Aufgaben aufzuschieben macht uns intelligenter! Womit Ihr Autor kurz vor der Terminkatastrophe noch einen versöhnlichen und schmeichelhaften Schluss gefunden hätte. Dank Aufschieberitis.

Wien Belebend: Carpe Diem-Nachschub für die Wiener Stadtregierung und die von ihr Regierten. Oliver Redl, Wiener Rathausplatz, August 2008

DAMENWAHL

BREAK-CHANCE Wer bei Breakdance an coole Buben und endloses Kopfkreiseln denkt, liegt nicht falsch. Allerdings ist der vor dreißig Jahren in New York entstandene Tanzstil längst keine Männerdomäne mehr. B-Girls sind am Vormarsch und machen immer mehr (Tanz)boden gut. Richtig so, findet das Berliner Breakdance-Kollektiv Flying Steps und geht auf Workshop-Tour, um junge Tänzerinnen für die eleganten Moves zu begeistern. Am 29. Oktober geben die Weltmeister eine kostenlose Tanzstunde in Wien, tags darauf kann sich die lokale Szene bei einer Dance Challenge messen. Die Besten der Besten treffen sich heuer übrigens am 18. Oktober in Braunschweig zur Breakdance-WM Battle of the Year. WORKSHOP: 29. 10. 2008, 19 UHR, SNIPES STORE WIEN DANCE CHALLENGE: 30. 10., 18 UHR, HDJ COME2GETHER INFOS UNTER WWW.FLYING-STEPS.DE

BILDER: MARCEL KÖHLER, MARK MÜHLHAUS / ATTENZIONE; ILLUSTRATIONEN: ANJE JAGER, KAINRATH

Jedes Mal dasselbe Theater! Da weiß der Autor dieser kleinen Kolumne, dass der Chefredakteur auf sein Manuskript wartet. Dringend! Und was tut er? Schreibt erst noch ein bisschen was bei twitter.com, muss dann dringend die Schublade aufräumen, um schließlich die Schuhe zu putzen. Mit einem Wort: Ihr Kolumnist tut alles, um seine Arbeit hinauszuzögern – bis die Deadline über seinem Kopf schwebt wie ein Samuraischwert. Erst wenn dieser unkomfortable Zustand erreicht ist, setzt er sich hin und verfasst schweißgebadet jenen Text, den er genauso gut entspannt ein paar Tage zuvor hätte schreiben können. Das Tröstliche an diesem würdelosen Schauspiel ist: Ihr Kolumnist ist nicht allein. Wohin man blickt – lauter Menschen, die Unangenehmes aufschieben. Ja, man könnte sogar behaupten, dass die meisten einen naturgegebenen Hang zur Aufschieberitis haben bzw. zur „Prokrastination“, wie das die Fachleute nennen (was so viel bedeutet wie „Für-Morgung“, aus lateinisch pro und cras [= morgen]). Wirklich schlimm ist der Zustand bei rund 20 Prozent der Menschen, bei denen man von einer Störung sprechen kann. Das haben Psychologen herausgefunden. Die Gründe fürs Aufschieben sind vielfältig. Die einen wollen sich damit einfach um die Mühen der Arbeit drücken. Ihnen

Villach

Alles andere als monoton: Deichkind in der Villacher Alpenarena. Marina A. Virgolino, Stereo Festival, September 2008

24.09.2008 12:24:15 Uhr


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1

2

WER HAT ’S ERFUNDEN?!

ERSTER!

Red Bull Racing, 28. Februar 2008, Toro Rosso, 15.April 2008

Ehre, wem Ehre gebührt: Am 28. Februar anno 2008, dem zweiten Tag des Barcelona-Tests, war der RB4 zum ersten Mal mit der neuen Motorabdeckung unterwegs, und die Spione der anderen Teams hatten Hochsaison: Was war Design-Genie Adrian Newey da wieder eingefallen?! Die Verlängerung nach hinten soll, so die Idee, den Luftstrom im hinteren Teil des Autos beruhi-

gen und die Anströmung des Heckspoilers verbessern. Die englische Fachpresse hatte auch bald einen griffigen Titel parat: „Shark Fin“, Haiflosse. Den ersten Copy-Hai schnallte Renault an sein Auto, nach einer Schrecksekunde von schlanken zwei Monaten. Allmählich zog das komplette Feld nach (mit Ausnahme von BMW Sauber und Williams, die nur eine abgespeckte Zwi-

schenstufe ausprobierten), mit unterschiedlichen Ergebnissen freilich. Während die einen nie hinter den von Red Bull Technology entdeckten Effekt kamen und ihre Fische bald wieder versenkten, fuhren andere Teams wie Ferrari damit im Rennen. Und wer hat’s noch mal erfunden? GRAND PRIX VON JAPAN: 12. OKTOBER 2008, FUJI WWW.REDBULLRACING.COM

5

7 Honda, 24. Juli 2008

3 McLaren, 8. Juli 2008

6

8 Ferrari, 25. Juli 2008

Renault, 15. April 2008

4 Toyota, 10. Juli 2008

Force India, 27. Juni 2008

KARINA HOLLEKIM

20 SEKUNDEN IM FILM BILDER: GEPA PICTURES (2), IMAGO (1), XPB.CC (5)

Fünf Jahre lang begleitete Filmemacher Jens Hoffmann die norwegische BASE-Jumperin Karina Hollekim mit der Kamera – auch 2006 nach ihrem schweren Skydive-Unfall in der Schweiz. Im Vorjahr wurde „20 Seconds of Joy“ veröffentlicht und beim Banff Mountain Film Festival auf Anhieb prämiert. Seither sorgt Karina bei Film-

Wien Das Schild gilt ohnehin nur für jene, die sich

zum Erst- auch ein Trainings-Flugobjekt gebaut haben. Peter Koberwein, Donaukanal, September 2008

021-20-23_Bvd_Anko+Meine Welt 21

Salzburg

Ganz entspannt: Neo-Pilot Thomas Morgenstern vor seinem ersten Alpenflug. Helge Kirchberger, September 2008

festivals weltweit – zuletzt bei dem in Sarajevo (15. bis 23. August) – mit dem berührenden Movie für Aufsehen. Wieso „20 Seconds of Joy“? Karina: „Das steht für die Dauer des freien Falls bei einem speziellen Sprung, der im Film vorkommt.“ ROCKY MOUNTAIN WOMEN’S FILM FESTIVAL: 7. BIS 9. NOVEMBER 2008, COLORADO SPRINGS, USA

Sibiu

Happ-Auf, Dieter! Der Ex-Snowboarder bei der härtesten Offroad-Zweirad-Herausforderung der Welt. Herwig Peuker, Red Bull Romaniacs, September 2008

24.09.2008 12:24:59 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

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MEINE WELT

ERIC YAHNKER

WANN HAST DU ZU ZEICHNEN BEGONNEN? Ich habe mein ganzes Leben gezeichnet, bin allerdings erst mit 20 draufgekommen, dass man damit Karriere machen kann.

Früher zeichnete er für „South Park“ und „Seinfeld“. Jetzt sind seine künstlerischen Arbeiten im Hangar-7 zu sehen. Und das Ray-Charles-Bild ist seine Welt. Warum, das hat uns der Amerikaner erzählt.

IN DER FRÜH ZUM AUFWACHEN BRAUCHE ICH ... … eine große Schüssel Getreideflocken.

„SOUTH PARK“ ODER „PEANUTS“? Ohne „Peanuts“ würde es kein „South Park“ geben.

L. A. ODER NYC?

Ein Künstler wird dazu geboren, die menschliche Natur zu beobachten. Mein Leben besteht aus der Suche nach den kleinen Rissen im Status quo. Ich kann mir kaum einen Film ansehen, ohne nachzudenken: „Wie kann ich das verwenden?“ Diese Zeichnung ist eine perfekte Summe davon, was ich in einem Universum an Bildern und Ideen suche. Ich liebe die Tragödie in einer Komödie und die Missachtung von Political Correctness. Ich mag zwar nicht, dass Leute stolpern und auf die Nase fallen. Aber wenn, bin ich vermutlich der Erste, der lacht, ihnen dann aber gleich wieder auf die Füße hilft.

L. A. um 4 Uhr nachmittags, NYC um 4 Uhr früh.

ÜBER WELCHES BUCH KANNST DU LACHEN?

WAS HÖRST DU GERNE? Stellt duch folgende Szene vor: Ich sitze in einem bequemen Sessel, einen Glenlivet in der Hand, das sanfte trillierende Knistern der Bee-Gees-LP „Trafalgar“ massiert meine Gehörgänge, eine Träne kullert über meine bärtige Wange. Die Bee Gees klingen wie Aliens aus der Zukunft – einfach wunderbar!

Die Bibel.

KOMÖDIE ODER TRAGÖDIE? Das eine gibt es nicht ohne das andere.

AD SCHWARZENEGGER: TERMINATOR ODER GOUVENEUR? Für mich wird er immer der Terminator bleiben.

WIE VIELE PINSEL HAST DU? Nur Zeichenstifte. Pinsel sind verpönt.

DIE BESTE ART VON HUMOR? Passiert zufällig.

BASQUIAT ODER ROY LICHTENSTEIN? Lichtenstein.

WAS INSPIRIERT DICH? Amerikanische Mittelmäßigkeit.

Pichla/Tieschen

Die Mountainbike- und BMX-Welt stand im Steirischen offensichtlich Kopf. Michael Moik, MTB4Cross, August 2008

022-20-23_Bvd_Anko+Meine Welt 22

IN WELCHEM MUSEUM SOLLTE EIN WERK VON DIR AUSGESTELLT SEIN? In einer WC-Kabine im Metropolitan Museum of Art.

TV ODER KINO? Auf jeden Fall Kino.

DEIN LIEBLINGS-PROMI? Immer der, der sich am meisten danebenbenimmt.

Bern Hier geht die Post ab … Aber: Kamen die Dosen wirklich per Brieftaube in die Schweiz? Roland Glauser, August 2008

Finster wie eine Fledermaushöhle. Ich kann nur in kompletter Dunkelheit schlafen.

DEINE LETZTEN WORTE AUF ERDEN? Vermutlich etwas Unverständliches wie „Aaarghuurghle“.

BILDER: RAINER HOSCH

Weiß, das passt überall dazu.

Wien Ein Schiff ist gekommen: Kunst kommt

von Können, diesmal strong & natural. Thomas Schoiswohl, ZOOM Kindermuseum, Sept. 2008

24.09.2008 12:25:07 Uhr

BILDER: ASP RED BULL, STAN BADZ/PGA TOUR, STEVE GIBERSON/VITALMX.COM, PATRICK JÖST/RED BULL PHOTOFILES, GARY PARKIN, WWW.CEV.LU

DAYLIGHT ODER DARK NIGHT? DEINE LIEBLINGSFARBE?


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OKTOBER 2008

14.02.2008

15:27 Uhr

Seite 3

N AT Ü R L I C H . . . KURZ & GUT

Vasso Karadassiou und Vick y Arvaniti (GRE) holten in Blackpool (GBR) das CEV- BeachMas ters, Saisontitel Nr. 2 für das Beachvolleyball-Duo.

Camilo Villegas (COL) ist seit 7. September Sieger eines PGA-TourEvents. Da gewann der Golf-Jungstar das BMW Open in St. Louis – im erst dritten Tour-Jahr.

Rachel Athe rton (GBR) is t seit Mitte Se ptember Gesa m sieger in des tMount ainbik eDownhill-Wel tcups. Weltm eisterin is t sie schon seit Ju ni.

Galgant (Alpinia officinarum)

Kardamom (Elettaria cardamomum)

Quitten (Cydonia oblonga)

Hagebutten (Rosa canina)

Ingwer (Zingiber officinale)

Zitronengras (Cymbopogon citratus)

Holunderblüten (Sambucus nigra)

Birkenblätter (Betula pendula)

BELEBEND.

Bjørn Dunkerbeck (SUI) wurde auf Karpathos Europameister im Speed-Windsurfen. Mit 42,92 Knoten (79,5 km/h) ließ er seinen französischen Erzrivalen Antoine Albeau hinter sich.

David Lama (li.) und Kilian Fischhuber (AUT) dominierten den Rock Master im „Klettermekka“ Arco (ITA). Kilian siegte im Boulder-Bewerb vor David.

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www.carpediem.com

BILDER: ASP RED BULL, STAN BADZ/PGA TOUR, STEVE GIBERSON/VITALMX.COM, PATRICK JÖST/RED BULL PHOTOFILES, GARY PARKIN, WWW.CEV.LU

Ashley Fiolek (USA) ist Siegerin der AMA/WMA Championships: Die erst 17-jährige gehörlose Motocrosserin dominierte die Saison mit vier Rennsiegen.

DES TRINKENS REICHER SINN. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 8 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren belebende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Ingwer, Kardamom, Galgant und Quitte kräftigen den Kreislauf, Holunderblüten und Hagebutten stärken das Immunsystem, Birkenblätter und Zitronengras wirken stimulierend. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Belebend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.

24.09.2008 12:25:18 Uhr


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24.09.2008 12:25:50 Uhr


25 DR. SCHÄFERS FORMELSAMMLUNG (XII)*

BILD: ARCHER R./KTM; ILLUSTRATION: MANDY FISCHER

FLIEGENDER WECHSEL

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Alles waagrecht in der Luft? Nein? Auch kein Drama. Man kann den Winkel von fliegenden Motorrädern prima mit Gas und Bremse steuern. Der geübte Motocrosser nützt dabei den Drehimpulserhaltungssatz. Und das funktioniert so: Nach dem Absprung wirkt kein äußeres Drehmoment mehr auf die Motorrad/Fahrer-Einheit, weshalb ihr Drehimpuls (L) über die ganze Flugdauer konstant bleibt. Erhöht der Fahrer in der Luft die Winkelgeschwindigkeit der Rotation des Hinterrades ( H) – kurz: gibt er Gas –, so steigt der Drehimpuls (L H) des Rades mit seiner vorn nach unten gerichteten Rotationsrichtung. Weil L aber konstant bleiben muss, reagiert das Motorrad auf diese Veränderung, indem es vorne zu steigen beginnt. Und umgekehrt: Bremst der Fahrer im Flug, wird der Drehimpuls des Hinterrades verringert und der Gesamtdrehimpuls durch ein Absinken der Lenkerseite erhalten. Es handelt sich dabei um keine einmalige Veränderung, sondern um eine Drehbewegung der Maschine, die so lange anhält wie der durch Gasgeben bzw. Bremsen veränderte Zustand. Der Drehimpuls des Hinterrades (L H) ist von dessen Winkelgeschwindigkeit ( H) und Trägheitsmoment abhängig. Letzteres errechnen wir anhand Massen und mittlerer Radien von Felge (m F, rF) und Reifen (m R, rR ). Auch benötigen wir das Trägheitsmoment des Motorrades (samt Fahrer). Dazu legen wir ein Koordinatensystem mit x-, y- und z-Achse fest, Nullpunkt im Schwerpunkt der Motorrad/Fahrer-Einheit. J x,M bezeichnet das Trägheitsmoment um die x-Achse (die quer zur Flugrichtung verläuft). So kommen wir schließlich zur Formel für die momentane Änderung der Winkelgeschwindigkeit der Drehung des Motorrades (d M /dt) bei jeder Veränderung der Rotationsgeschwindigkeit des Hinterrades (d H /dt). (Die hier vernachlässigte Rotation des Motors selbst verstärkt die Tendenz noch ein wenig.) Schätzen wir ein waghalsiges Beispiel ab: Absolviert ein 70 kg schwerer MX-Fahrer auf einer 120-kgMaschine (nach Masse gewichteter Reifenradius: 28 cm, Reifenmasse: 10 kg, mittlerer Abstand der Motorradmassen vom Schwerpunkt: 50 cm) nach einem Absprung bei 80 km/h in der Luft eine Vollbremsung, antwortet sein Bike innerhalb der folgenden Flugsekunde mit einer Vorwärtsrolle von etwa 75°. In der gegenüber derart radikalen Ansätzen kaum versöhnlichen Praxis führen Motocrosser allerdings nur selten Winkelkorrekturen von über 20° aus. * Dr. Axel Schäfer, 39, forscht an der Fakultät für Physik der Universität Wien. ALLE FORMELN AUF: WWW.REDBULLETIN.COM/FORMEL

24.09.2008 12:25:53 Uhr


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SUPERBULLS

THE RED BULLETIN

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SCHNELLER, JÜNGER, WELTMEISTERLICHER

DIE REKORDE DER F1-PILOTEN

Sebastian Vettel ist seit Monza 2008 der Jüngste, Michael Schumacher der Erfolgreichste. Aber wer ist der Älteste aller Zeiten? Der Effizienteste? Der Geduldigste? Der Kürzeste?

Der Monegasse Louis Chiron war der älteste F1-Pilot, der je einen Grand Prix bestritt: Beim GP von Monaco 1955 war er 55 Jahre und 292 Tage alt. Kaum jünger war der Italiener Luigi Fagioli bei seinem ersten Sieg im Jahr 1951: 53 Jahre und 21 Tage.

55 Das Siegerpodest des Sensations-Grand-Prix von Monza 2008 war das jüngste der Geschichte. Sebastian Vettel, der Finne Heikki Kovalainen (McLaren) und der Pole Robert Kubica (BMW) waren im Schnitt 23 Jahre und 350 Tage alt.

3

Marco Apicella (ITA) startete 1993 in Monza, rumpelte nach 800 Metern in den Kies und schaffte es nie mehr zurück in ein Cockpit: die kürzeste aller F1-Karrieren.

Die Italiener Nino Farina und Giancarlo Baghetti sowie der US-Amerikaner Johnnie Parsons triumphierten in ihrem jeweils ersten Rennen. Brasiliens Rubens Barrichello benötigte für den ersten Sieg hingegen 123 Anläufe.

800

Die 2870 Tage zwischen dem England-GP 1997 und dem Grand Prix von San Marino 2005, bei denen Alexander Wurz jeweils Dritter wurde, bedeuten die längste Zeitspanne zwischen zwei Stockerlplätzen.

22

18

1

Wenig Arbeit hatte der Zielrichter beim Monaco-GrandPrix 1996. Lediglich drei Autos, die wenigsten der Formel-1-Historie, überquerten die Ziellinie in einem von Regen und Unfällen geprägten Rennen. Sieger dieses wahrlich kuriosen Grand Prix wurde sensationell der Franzose Olivier Panis auf Ligier-Mugen Honda.

23

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7

Michael Schumacher hat so gut wie alle Rekorde gebrochen. Der Deutsche holte unter anderem sieben WM-Titel, startete 68-mal aus der Pole-Position und gewann 91 Rennen. Mit einer Siegquote von 36,4 Prozent liegt er aber „nur“ auf Platz fünf. In Führung: Der Amerikaner Lee Wallard, der die Hälfte aller seiner Rennen gewann – allerdings bestritt er auch nur zwei.

War es die Standfestigkeit des Wagens oder das fahrerische Geschick des Portugiesen Tiago Monteiro, der seinen Jordan Toyota 2005 in 18 von 19 Rennen ins Ziel brachte? So oft sah kein anderer Fahrer in einer Saison die Zielflagge. Der Däne Nicolas Kiesa fiel in seiner F1-Karriere (2003) nie aus, allerdings fehlen die Höhepunkte: 5 Starts, 0 Punkte.

2870

Die bemerkenswerteste Aufholjagd gelang John Watson (GBR) beim United States Grand Prix West 1983 in Long Beach. Nach gründlich missglückter Qualifikation mussten Watson und Niki Lauda ihre McLaren von den Positionen 22 und 23 starten. Im Rennen schlugen sie in großem Stil zurück – es siegte Watson vor Lauda.

0,5 Konkurrenzlos dramatisch verlief die Saison 1984. Nach 16 Läufen konnte sich Niki Lauda gegen seinen McLaren-Teamkollegen Alain Prost (FRA) mit 72 zu 71,5 Punkten durchsetzen, dem wohl für alle Zeiten geringsten Abstand.

BILD: BRUCE BENNETT/GETTY IMAGES; ILLUSTRATION: ALMUT BECVAR

21

21 Jahre und 73 Tage: Seit Monza 2008 ist Sebastian Vettel (GER) der jüngste Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Fernando Alonso (ESP) war 2003 in Ungarn ein Jahr älter. Mit 21 Jahren und 72 Tagen ist Vettel zudem der Jüngste, der je sein Auto auf die Pole-Position stellte. Zusätzlich war Vettel mit 19 Jahren und 349 Tagen der jüngste Pilot in den Punkterängen.

24.09.2008 12:26:40 Uhr


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Helden Wer uns diesen Monat bewegt.

HANNES ARCH hat ein Jahr

gebraucht, um die Geheimnisse des Red Bull Air Race zu durchschauen. Im zwei­ ten Jahr fliegt er um den Titel. Seite 30

028-28-29_Helden_Inhalt 28

AARON HADLOW

bändigt seinen Drachen gekonnter als jeder andere. Deswegen ist er mit zwanzig bereits vier­ facher Weltmeister im Kitesurfen. Seite 36

NATASCHA BADMANN will

nach einer Verletzungspause wieder weltbeste Ironwoman werden. Der Weg zurück ist ihr härtestes Rennen. Seite 38

24.09.2008 12:27:23 Uhr


Bild: rick guest

Im Aufwind. Seit dem Jahr 2004 ­lesen sich die Ergebnis­listen der Kitesurf-WM ein ­wenig eintönig: Platz 1, Aaron Hadlow, GBR. Die Konkurrenz holt zwar auf, aber Hadlow nicht ein.

LANGE & ESPíNOLA haben

siebzig Jahre Segelerfahrung. Ihren Tor­ nado beherrschen die Argentinier per­ fekt wie kaum eine andere Crew. Seite 44

029-28-29_Helden_Inhalt 29

JÜRGEN VOGEL dreht mit der

gleichen Leidenschaft Filme und Runden auf dem Motorrad. Als Schauspieler ist er aber besser. Seite 46

ROBERT W. GORE

ist uns näher, als wir denken: Ohne die von ihm erfun­ dene Kunstfaser wäre die halbe Sportwelt nach jedem Training verschnupft. Seite 52

24.09.2008 12:27:31 Uhr


030-30-35_Helden_Arch 30

BILDER: DANIEL GRUND, MARKUS KUÄŒERA (4)

SIEG IM BLICK. Vor dem letzten Rennen in Perth fehlt Hannes Arch nur ein einziger Punkt zum Gesamtsieg.

24.09.2008 12:29:49 Uhr


helden

oktober 2008

Hannes arch

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the red bulletin

klettert, schläft

und lernt gern. In seiner erst zweiten Saison im Red Bull Air Race hat er neue Standards gesetzt. Ein Interview. Text werner jessner

Red Bulletin: Wann warst du das erste Mal über den

Wolken?

Irgendwann als Bub in den Bergen. Ich bin über den Wolken aufgewachsen, wenn man so will. Mit 15 Jahren hatte ich meine gefährlichste Phase. Damals musste ich zum ersten Mal in der Wand biwakieren. Wir sind – viel zu früh im Jahr – die Dachstein-Südwand raufgeklettert, sind in die Dunkelheit gekommen, das Wetter wurde schlecht, ein Handy gab’s noch nicht. So haben wir in der Wand übernachtet. In der Früh haben Eltern und Bergrettung schon gewartet, das volle Programm. Trotzdem war es die richtige Entscheidung, oben zu bleiben. Bergsteigen hat mich geprägt. Du lernst, mit Risiko umzugehen, du lernst Partnerschaft, du lernst Verantwortung. Das sind Werte, an denen ich mich noch heute orientiere.

hannes arch:

Du hast deine Sportlerkarriere als Kletterer begonnen. Was ist das Spezielle daran?

Klettern ist lebensbejahend. Du hältst dich an, auch symbolisch. Wenn du kletterst, kannst du an nichts anderes mehr denken, es gibt nichts mehr sonst im Kopf. Außerdem ist es eine sportliche Betätigung in der freien Natur an wunderschönen Plätzen. Wenn ich klettern gehe, dann mit meinen besten Freunden. Das ist wie Urlaub machen mit jemandem, den du magst, und ihr macht gemeinsam das, was ihr liebt. Was willst du mehr vom Leben verlangen?

Jumping oben noch umdrehen und heimgehen kannst. Beim Red Bull Air Race ist es so, als ob du um die Wette springen würdest: Wer zieht später? Und unten warten zigtausend Zuschauer. Wenn ich nicht an mein Limit gehe, bin ich zu langsam. Wenn ich mein Limit überschreite, wird’s gefährlich. Auch die Art der intellektuellen Auseinandersetzung ist ähnlich: wie eine Pyramide, wo unten die Basics stehen und ganz oben ist dann der Flug respektive Sprung. Da gibt es keine Gefühle mehr, keine Angst, das hast du da schon alles hinter dir. Du führst nur mehr aus, wor­ auf du dich vorbereitet hast. Eine Stunde vor dem Start bist du nur mehr für dich selber da, wie in Trance. In dem Moment, wo du in deinen Lauf gehst, bist du auf 100 Prozent, nicht vorher. Körper und Geist timen sich auf den Augenblick hin, wo es zählt. Man kann nicht die ganze Woche am Limit sein, dieser Spannungsaufbau ist ganz wichtig. Es ist ein wahnsinnig intensives, schönes Gefühl, wenn du dann das ausführst, worauf du dich vorbereitet hast.

Name Hannes Arch geburtsdatum/-ort 22. September 1967, Leoben, Steiermark ausbildung Stiftsgymnasium Admont, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Gleitschirm-Testpilot, Berufspilotenschein, Fallschirmspringerlizenz sportliche Erfolge 1983: erster Soloflug (Hängegleiter), 1991: Erstbegehung Mt. Balrog

Hast du je deinen Puls während des Fluges gemessen?

und Mt. London (Alaska),

Der Puls ist überraschend weit unten, kaum je über 150 Schläge pro Minute, meistens im Bereich zwischen 120 und 130 Schlägen.

2000: BASE-Jump Eiger

Hast du eine Erklärung dafür? Nichtsportler kommen beim Stiegensteigen auf höhere Werte.

2007: Platz 10 gesamt WEB

Kann man die Konzentration beim Klettern mit der Art der Konzentration vergleichen, die beim Red Bull Air Race gefordert ist?

Ich kann es nicht wissenschaftlich beweisen, aber per­ sönlich glaube ich, dass es daran liegt, dass ich mich extrem konzentriere und runterhole. Ich kann nicht hyperventilierend in ein Red Bull Air Race gehen, sondern muss cool bleiben und mich im Griff haben.

Ich würde Air Racing eher mit BASE-Jumping vergleichen. Mit dem Unterschied, dass du beim BASE-

Die Rennlänge von eineinhalb Minuten ist für Motorsport höchst ungewöhnlich, die meisten Bewerbe dau-

Nordwand, 2006: Kunstflug-EM-Gold (Freestyle); im Red Bull Air Race www.hannesarch.com

bilder: daniel grund, Markus KuČera (4)

am beispiel porto: ein renntag mit hannes arch

9.00 Uhr, Morgenstund’. Hannes lässt sich am Renntag etwas später wecken als sonst (7.00 Uhr).

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10.00 Uhr, Ankommen. Mit Mozart, Faithless und Jack Johnson im Ohr beginnt die Endphase der Race Week.

11.00 Uhr, Stimmungslage. Keine Interviews vor dem Rennen! Okay, hauseigene Journalisten sind erlaubt, ausnahmsweise.

12.00 Uhr, Mahlzeit. Die nächste feste Nahrung gibt es erst spät nach der Preisverleihung.

24.09.2008 12:30:09 Uhr


ern deutlich länger. Muss man diese Art der kurzen, intensiven Belastung speziell trainieren?

Die Basis ist die gleiche. Ohne Grundlagenausdauer bist du nirgends, das wird auch vom Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrum in Thalgau so gesehen. Je höher dein Fitnesslevel, desto weniger Energie kostet dich das Rundum, desto mehr Reserven hast du im Flieger. Wir sind ja nicht nur Piloten, sondern auch Teamchefs und öffentliche Figuren. Wie trainierst du?

13.30 Uhr, Countdown. Team-Koordinatorin Karolina geht mit Hannes Arch den Stundenplan durch.

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14.20 Uhr, on air. Kurz vor Rennbeginn gibt sich Arch bedeckt in Bezug auf seine Taktik; er spricht lieber über die Erwartungen.

Laufen. Ich muss in die Natur. Wenn ich ein Ergometer nur sehe, krieg ich schon die Krise. Tendenziell ist es so, dass ich das meiste körperliche Training in der Off-Season mache, weil es sich dann, wenn die Rennen beginnen, zeitlich meist nicht mehr so ausgeht. Du hast im Vergleich zum Vorjahr einen wahnsinnig großen Schritt gemacht. Wo hast du dich verbessert?

Ich bin überall besser geworden. Im letzten Jahr wusste ich, dass ich als Lehrling hier bin. Ich war da, um alles aufzusaugen. Ich habe nicht einmal mein

14.50 Uhr, startklar. Hannes fliegt gleich in den Super Eights. Ist er schnell genug, steigt er ins Semifinale auf.

BILDER: BALAZS GARDI, MARKUS KUČERA (4)

Königsklasse. Hannes Arch fliegt mit einer Edge 540. Das meistverwendete Flugzeug im Red Bull Air Race wiegt 530 Kilo, der 6-Zylinder-Boxermotor leistet rund 340 PS.

14.55 Uhr, Konzentration. Hier kommt Mentaltraining zum Einsatz. Nägelkauen war gestern.

24.09.2008 12:30:37 Uhr


HELDEN

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Was ist da draufgestanden?

Alles, wo ich Verbesserungen will: Flugzeug. Motor. Taktik. Wie komme ich zu meinen Teilen, wo kriege ich einen g’scheiten Techniker her, was kann ich an mir selber noch machen: Ich habe Gewicht abgebaut, mir einen Mentaltrainer gecheckt, an meinem Medienauftritt gearbeitet. Und das ist nur die Spitze, das Ganze ist ein Prozess, der nie aufhört. Dein Flugzeug gilt als das schnellste im Feld.

Da haben wir sehr früh ein paar sehr gute Entscheidungen getroffen. Einen guten Motor kaufst du nicht im Shop und hängst ihn rein. Du hast einen Hersteller, einen Tuner, du musst das Reglement berücksichtigen, das ist schon ganz schön viel Arbeit. Aber selbstverständlich ist ein konkurrenzfähiges Flugzeug ein wichtiger Puzzlestein zum Erfolg. Wie gut verstehst du dein Flugzeug technisch?

Ich habe im Winter zwar selber daran geschraubt, aber eher nur, um sagen zu können, dass ich selber daran geschraubt habe. Die Ehre gebührt meinem Techniker Don Vito, mit dem habe ich einen Goldgriff gemacht. Alle Flugzeugtechniker im Red Bull Air Race sind tolle Mechaniker, ausnahmslos. Aber um weiterzukommen, brauchst du eine spezielle Art, du brauchst Junge, die einerseits dich als Piloten verstehen, sich andererseits vor Änderungen nicht fürchten und gern Sachen ausprobieren. Der 50-Jährige hat vielleicht die Routine, aber er ist nicht mehr so mutig. Don Vito ist erst 27 Jahre alt. Nach Budapest habt ihr ein paar Dinge am Flieger geändert. Was genau?

Kann ich dir nicht sagen, sonst springen die anderen sofort auf den Zug auf. Es liegt im Bereich des Motors, so viel kann ich sagen.

WIE WERDE ICH RED BULL AIR RACE-PILOT? Anders als bei Motorsport zu Lande und zu Wasser gibt es beim Red Bull Air Race keine Einsteigerserien, in denen man schrittweise auf die Königsklasse vorbereitet wird. Nur die fittesten, gewandtesten und erfahrensten Kunstflugpiloten der Welt haben eine Chance auf die Superlizenz. Die Entscheidung darüber fällt beim jährlichen Red Bull Air Race Qualification Camp, wo Anwärter vor einer internationalen Jury bestehen müssen. Derzeit erfüllen gerade einmal zwölf Piloten aus acht Nationen die strengen Kriterien.

BILDER: DANIEL GRUND (2), MARKUS KUČERA (2)

Kann man diese Geheimniskrämerei als Zeichen der Professionalisierung werten?

Flugzeug groß modifiziert, weil ich wusste, dass es mehr bringt, wenn ich mich aufs Lernen konzentriere: Wie fliegen die anderen, wie sind deren Teams aufgebaut, wie fliegen sie die Pylonen an, wie bereiten sie sich vor, warum ist der eine schneller und der andere langsamer? Ich habe nur beobachtet. Natürlich ist dann, wenn ich im Flieger gesessen bin, der Ehrgeiz durchgekommen. Aber ich habe mich von Resultaten nie groß drausbringen lassen. Nach dem Lehrjahr habe ich eine Liste gemacht.

15.00 Uhr, Take-off. Letzte Gelegenheit, um den Fans am Flugplatz zuzuwinken.

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Genau. Keiner sagt dem anderen, was er vorhat. Du wirst auch keinen Piloten mehr spätabends an der Hotelbar finden. Ich könnte mir nicht vorstellen, die Familie beim Rennen dabeizuhaben: Um zu gewinnen, musst du 100 Prozent konzentriert sein. Alle Piloten da draußen sind absolute Spitzenklasse. Aber es geht eben nicht nur ums Fliegen, es geht auch um die gründlichste Vorbereitung. Und da habe ich möglicherweise einen Vorteil. Auch in der Formel 1 reichte es lange Zeit, bloß schnell Auto fahren zu können. Heute kommst du damit nicht mehr durch. Und ich

15.03 Uhr, Präzision. Mit 1:08:89, der zweitschnellsten Zeit in den Super Eights, zieht Arch ins Semifinale ein.

16.10 Uhr, Gravitation. Konkurrent Paul Bonhomme (re.) sieht es leicht enttäuscht: Hannes fliegt im Porto-Finale.

16.15 Uhr, 1:07:00. Sieg für Arch! Finalgegner Kirby Chambliss liegt über eine Sekunde zurück.

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HELDEN

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Ausgleich die Ruhe brauchst, das einfache Leben. Das Handy abdrehen und in die Natur gehen.

ECHTE EXTREMSPORTLER SIND IMMER SEHR LEBENSBEJAHENDE, POSITIVE, ÜBERLEGTE MENSCHEN.

Wie viel zählt Erfahrung noch in diesem Sport, der jahrelang von älteren Herrschaften dominiert wurde?

führe in der Meisterschaft nicht deshalb, weil ich ein so viel besserer Pilot bin als die anderen. Wie ist das eigentlich für dich, wenn du in einen Linienflieger einsteigst?

DAS RENNFORMAT Das Red Bull Air Race besteht aus sieben Teilen: Training-Sessions; Qualifying: die schnellsten acht fliegen in den Super Eights; Point One: die langsamsten vier des Qualifyings fliegen am Renntag um einen Punkt; Super Eights: die besten acht kämpfen um einen Platz im Semifinale; Semifinale: vier Piloten versuchen, ins Finale zu kommen; 3rd Place Fly-off: das Rennen um Platz drei; Finale: die zwei Schnellsten kämpfen um den Sieg. DAS PUNKTESYSTEM Neun Punkte gibt es für den Sieger. Für die Plätze zwei bis neun gibt es von Rang zu Rang jeweils einen Punkt weniger.

Absolut langweilig. Sobald ich sitze, schlafe ich ein. Tun kann ich eh nix, dem Piloten muss ich auch vertrauen, drum kann ich gleich schlafen. Beim Autofahren geht’s mir gleich, sogar wenn ich selber fahre. Salzburg–Wien geht ohne Pause gar nicht. Die einzige Art, mich wach zu halten, ist, schnell zu fahren. Bedeuten dir Autos etwas?

Ich bin zu sehr geerdet, um mir echten Luxus dann auch wirklich zu leisten. Natürlich hätte ich manchmal gern dies oder das, aber im Endeffekt schaffe ich es immer problemlos, den Wunsch wieder zu unterdrücken. Das hängt natürlich auch mit meinen Lebensumständen zusammen: Ich habe ständig Wohnorte gewechselt, Schweiz, USA, Salzburg, jetzt bin ich ständig mit dem Red Bull Air Race unterwegs. Besitz belastet ja auch, und ich habe grad keine Lust auf solchen Kram. Mein Sponsor Seat stellt mir ein Auto vor die Tür, das ist im Moment die perfekte Lösung. Technik-affin bist du aber schon?

Klar, wenn ich vorm Flieger stehe und ihn anschaue, dann freue ich mich. Er ist schön, hochpoliert, perfekt. Alles funktioniert, alles ist am letzten Stand. Ruhe bedeutet dir also mehr als Besitz. Und dann verbringst du dein Leben ausgerechnet im Auge des Orkans als Red Bull Air Race-Pilot?

Red Bull Air Race zu fliegen ist das Beste, was ich mir im Moment vorstellen kann. Ich mache genau das, was ich will. Ich könnte mir vorstellen, an 20 Wochenenden im Jahr zu fliegen. Auf der anderen Seite muss ich mich um mein Team kümmern, um Politik, muss mit den Medien umgehen, es ist Vollbetrieb den ganzen Tag. Du kriegst gar nicht mit, in welcher Stadt du bist. Darum ist es ganz normal, dass du als

16.20 Uhr, Touchdown. Chef-Mechaniker Don Vito weist dem Sieger von Porto den Weg zum Parc Fermé.

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16.22 Uhr, Druckabfall. Hannes fliegt jetzt auch am Boden. Zum zweiten Mal Platz eins in seiner erst zweiten Rennsaison!

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Erfahrung worin, das ist die Frage. Andere Piloten haben mehr Flugstunden, aber wie viel ist eine Flugstunde wert, die ich Kaffee trinkend im Cockpit einer Passagiermaschine verbracht habe, die im Autopiloten über den Pazifik fliegt? Meine Erfahrung kommt vom Klettern, BASE-Jumping, Paragleiten, Extremsport, ist aber auch organisatorisch und aus dem PRBereich aufgrund meiner früheren Jobs bei Red Bull. Ich habe mit Sicherheit am meisten Erfahrung darin, in Extremsituationen mit mir selber umzugehen: Wie weit kann ich gehen, bevor’s gefährlich wird? Naive Frage: Warst du beim Air Racing je in einer Situation, wo es ums Runterfallen ging?

Meiner eigenen Beurteilung nach war ich immer auf der sicheren Seite. Das ist eine Grundregel in jedem Extremsport. Mit 15 Jahren bist du vielleicht noch in dem Modus, dass du glaubst, etwas machen zu müssen, auch wenn das Risiko, dir wehzutun, sehr groß ist. Echte Extremsportler sind immer sehr lebensbejahende, überlegte, positive Menschen. Du gehst nie ein unkalkuliertes Risiko ein, gefühlsmäßig bist du stets im grünen Bereich. Brenzlige Situationen kommen von ganz allein. Dann musst du Reserven haben und instinktiv die richtige Entscheidung treffen. Verstehst du den Grinser, den Skispringer nach dem Skifliegen immer aufhaben?

Absolut. Auch beim BASE-Jumpen fliegst du mit dem Körper, du plumpst ja nicht runter wie ein Stein. Das Gefühl, was es bewirkt, die Schultern, die Arme zu drehen, das ist schon sehr ähnlich. Red Bull Air RaceFlieger sind auch so: Extrem direktes Feedback, extrem hart, und außer Händen und Füßen kannst du im Cockpit nix rühren, so fest bist du reingeschnallt. Bewegt sich der Flieger um zwei Millimeter, bewegt sich auch dein Körper um zwei Millimeter. Darum können wir so präzise fliegen. Teilweise kleben wir ja zentimetergenau an den Pylonen. Das geht nur, weil wir die Luft spüren. Mit einem Postbus kann man auch kein Kart-Rennen fahren, drum halte ich Erfahrung auf Linienmaschinen fürs Red Bull Air Race auch für irrelevant. Kunstflieger, Hubschrauber, Körper: Alles andere finde ich in der Luft nicht besonders spannend.

16.45 Uhr, Einmarsch. Ein Held auf dem Weg zum Podium. Die Welt hat einen neuen Meisterschaftsführenden: Hannes Arch.

BILDER: MARKUS KUČERA (4)

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16.55 Uhr, Ablöse. Chambliss (li.) war einmal Weltmeister, Mangold (re.) sogar zweimal. Kommt jetzt Arch?

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Eine mögliche Vorentscheidung fiel heuer, als dein Konkurrent Paul Bonhomme für 0,6 Sekunden die erlaubten 12g überschritt und disqualifiziert wurde. Fair? Nachvollziehbar?

Als Piloten wollen wir so wenig Regeln wie möglich. Wir wollen nicht darum fliegen, wer die wenigsten Fehler macht, sondern wer am schnellsten ist. Trotzdem gibt es Regeln. Die „g-Force“-Regel ist dazu da, um uns zu schützen. Unsere Flugzeuge sind für eine gewisse Querbeschleunigung gebaut, und wenn ich diesen Wert überschreite, wird es gefährlich. Es kann strukturelle Schäden geben. Darum entkommen wir der Sache nicht.

HELDEN

REGELKUNDE

STRAFFREI UND SCHNELL INS ZIEL

Wer siegen will, muss die mit luftgefüllten Pylonen markierte Rennstrecke in der richtigen Reihenfolge am schnellsten und möglichst fehlerfrei passieren. Für jeden Patzer gibt es Strafsekunden. DISQUALIFIKATION

DU BIST

RAUS!

BILD: MARKUS KUČERA; ILLUSTRATIONEN: SESO MEDIA GROUP

Spürst du als Pilot die Differenz zwischen 10g und 12g?

Noch nicht, aber wahrscheinlich kann man sein Sensorium darauf hintrainieren. Der menschliche Körper ist ja phantastisch lernfähig. Man muss trainieren wahrzunehmen, wie sich 10g anfühlen. Kontrolle durch den Kopf oder durch Instrumente ist nicht möglich, das geht alles viel zu schnell: Du reißt am Steuerknüppel, und schon bist du auf irren Werten. Ein bissl mehr oder ein bissl weniger reißen macht einen Unterschied von ein paar g.

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HORIZONTALFLUG Blau markierte Tore müssen horizontal durchflogen werden. Der Referenzpunkt für die Rennrichter ist der Helm des Piloten. Er muss sich zwischen den Markierungen befinden.

GEFÄHRLICHES FLIEGEN Zu tiefes Fliegen, das Überfliegen der Zuschauer sowie die Überschreitung des Geschwindigkeitslimits (370 km/h) oder der maximalen g-Belastung (12g). STRAFSEKUNDEN

Wie verkraftet das ein trainierter Körper?

Natürlich ist da viel Training dabei. Aber nach einem Red Bull Air Race bin ich immer sehr müde, körperlich und geistig. Am Montag drauf sitze ich stundenlang nur da und schaue ins Nichts. ♉ RED BULL AIR RACE-FINALE: 1./2. 11. 2008, PERTH, AUSTRALIEN, WWW.REDBULLAIRRACE.COM FOTOS, VIDEOS, BLOGS: WWW.REDBULLETIN.COM/REDBULLAIRRACE

STRAFE Sek

10

VERTIKALFLUG Rot markierte Tore müssen vertikal durchflogen werden.

TOUCHIEREN EINES AIR GATE Der Rennpilot streift ein Tor mit dem Flügel oder dem Propeller.

STRAFEk

3 Se

SCHIKANE Drei aufeinanderfolgende Pylonen müssen im Slalomkurs passiert werden.

FALSCHER HORIZONTALFLUG Die Flügelstellung weicht um 10° oder mehr von der horizontalen Position ab.

STRAFEk

3 Se

DAS QUADRO Dieses Tor besteht aus vier Pylonen und muss im Messerflug, also vertikal, durchflogen werden.

WENDEMANÖVER

17.00 Uhr, Champagner für alle. Kurz vorher ging der Korken einfach nicht raus. Wie das? Übung … Die nächste Dusche gibt’s bestimmt. Vielleicht schon am 2. November beim Saisonfinale in Perth.

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HALBE KUBANISCHE ACHT Ein 5/8-Looping mit einer 45°-Drehung, einer halben Rolle und einer Achteldrehung.

FALSCHER VERTIKALFLUG Die Flügelstellung weicht um 20° oder mehr von der vertikalen Position ab.

STRAFEk

3 Se

ZU HOHES FLIEGEN Der Rennpilot passiert dieses Tor zu hoch.

24.09.2008 12:31:36 Uhr


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aaron Hadlow

ist seit

wenigen Tagen kein Teenager mehr. Eine gute Gelegenheit für die Zwischen­ bilanz einer ziemlich beispiellosen Karriere. Text René Bildmann Bild Rick Guest

Name Aaron Hadlow Geburtsdatum/-ort 4. Oktober 1988, Maidstone, England wohnorte Kent, England, und Kapstadt, Südafrika beruf

papa, ich auch! Wenn Aaron Hadlow von der Schu­ le heimkam, mit dem Bus, fuhr er an den Strand. Weit draußen auf dem Meer vor der südenglischen Küste hing sein Vater an einem Drachen, das Board an den Füßen, und wenn der Vater abends an den Strand kam, spielte der Bub mit dem Drachen, bevor er seine Hausaufgaben machte. Als Aaron zwölf war, urlaubte Familie Hadlow an den Stränden der Dominikanischen Republik, der Bub verbrachte seine Ferien einen Stock höher: „In diesen beiden Wochen bin ich kaum vom Board gekommen – dort hat mich der Kitesurf-Virus richtig erwischt.“ Seitdem war Aaron Hadlow öfter Kitesurf-Welt­ meister, als er nicht Kitesurf-Weltmeister wurde, seit 2004 gibt es keinen anderen Gesamtsieger der PKRA (Professional Kiteboard Riders Association) World Tour. Dass sich Hadlow in der auslaufenden Saison mit dem Niederländer Kevin Langeree ein Kopf-an-Kopf-Duell liefert (Entscheidung beim letz­ ten Contest in Matansas/Chile), hat ein bisschen was Federer-vs.-Nadal-Artiges: Langeree wird weniger zu seinen Siegen gratuliert als dazu, dass er Kite­ surfen wieder zu einem Sport gemacht hat, bei dem man den Sieger erst am Ende kennt.

Kitesurf-Professional erfolge PKRA-Weltmeister 2004 bis 2007, Sieger Red Bull Kite Punks 2006/07 web www.aaronhadlow.com

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Zu gut für die judges. Fachleute wie Jim Gaunt, Redakteur des britischen „Kiteworld Magazine“ und fundierter Kenner der Szene, sehen die dichtere Kon­ kurrenz sogar in Hadlows Überlegenheit begründet: „Das Repertoire der meisten Kiter auf der Tour be­ steht in Wahrheit aus dem, was Aaron vor zwei Jah­ ren gemacht hat. Er hat sich aber weiterentwickelt – Pech für ihn: Seine neuen Tricks überfordern die Judges. Und es frustriert ihn, seine neuen Tricks so sehr zu vereinfachen, dass er sicher gewinnt.“ Aaron Hadlow ist daran gewöhnt, dass bei ihm al­ les ein bisschen schneller geht als bei anderen: 2001 – im Jahr nach dem Urlaub über der Dominikani­ schen Republik – wirbelte Aaron als einziger Junior das Teilnehmerfeld der britischen Meisterschaften durcheinander, den darauffolgenden Winter ver­ brachte die Familie in Südafrika, der Wellen und des Windes wegen. 2002 dominierte er das nationale britische Feld, nach einem weiteren Winter in Süd­ afrika feierte Aaron 2003 sein Debüt auf der PKRA World Tour. Er beendete die Saison in Brasilien mit seinem ersten Podiumsplatz und dem sechsten Ge­

samtrang, kurz nach seinem 15. Geburtstag. Im Jahr darauf begann er die Szene zu dominieren wie keiner vor ihm – und wohl auch keiner nach ihm. Gaunt: „Die Zahl der neuen Tricks, die in den letzten Jahren ein anderer als Aaron als Erster gestanden hat, kann man an den Fingern einer Hand abzählen.“ Aarons Zugang zur Weiterentwicklung seines Sports lässt nicht allzu viel Platz für Misserfolge: „Impossible is temporary“, sagt er, was in der Praxis so aussieht: „Zuerst spreche ich mit Freunden über den neuen Trick, also was man tun müsste, damit dieser und jener Move funktioniert. Dann beginne ich zu üben. Im besten Fall kann ich den Trick nach ein paar Versuchen landen. In den weniger guten Fällen hat es manchmal schon ein Jahr gedauert, bis es geklappt hat.“ Alles, was Spass macht. 2007 war Aaron erstmals bei den Laureus World Sports Awards für den Titel der „Action Sports Person of the Year“ nominiert, gemeinsam mit Leuten wie Travis Pastrana, Gisela Pulido, Kelly Slater und Shaun White. Bei der glit­ zernden Gala anlässlich der Verleihung in Barcelo­ na kam er sich vor wie ein kleiner Junge vor dem Christbaum: „Es war der reine Wahnsinn. Sie haben uns mit einem Mercedes von unserem Fünfsterne­ hotel abgeholt. Als wir ausstiegen, mussten wir über einen roten Teppich gehen, rundherum Fotografen, es war eine ganze Tribüne voll mit Fotografen, Blitz­ lichter überall, tausend Leute haben meinen Namen gerufen, damit ich hierhin oder dorthin schaue, alles komplett verrückt. Hinter der nächsten Ecke ging der Teppich weiter … die nächste Tribüne, doppelt so groß wie die erste, wieder voller Fotografen!“ Dass er den Award nicht gewann, war ihm bei­ nahe recht: „Ich finde es toll, dass Kelly Slater den Preis gekriegt hat. Er ist eine der Persönlichkeiten, die ich absolut bewundere.“ Und überhaupt: „Ganz ehrlich, solche Dinge sind nicht wirklich meine Welt. Ich gehe hin, finde es toll, aber es ist, wie Fragen von Journalisten zu beantworten oder E-Mails zu che­ cken. Es ist Teil des Jobs, daher mach ich’s, so gut ich kann. Aber Spaß … Spaß ist es, mit meinen Freun­ den draußen zu sein und zu kiten.“ ♉  Finale der PKRA World Tour: 4. – 11. 10. 2008,  Matansas, Chile   www.kiteworldtour.com;  best of videos & blogs:   www.redbulletin.com/Sports/kitesurfing

24.09.2008 12:31:56 Uhr


Und, ganz unter uns: Wie groĂ&#x; ist die Gefahr, sich beim Kitesurfen mit den vielen Leinen zu erdrosseln? Hoch, antwortet Aaron Hadlow, aber passiert ist glĂźcklicherweise noch nie etwas.

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24.09.2008 12:32:17 Uhr


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oktober 2008

natascha badmann war im Vorjahr in Hawaii auf dem Weg zu ihrem siebenten Weltmeistertitel im Triathlon. Ein mysteriöser Unfall beendete den Traum und beinahe ihre Kar­riere. Jetzt ist sie auf dem Weg zurück. Text Uschi Korda bilder richard streif

Name Natascha Badmann Geboren 6. Dezember 1966 Beruf Triathletin/Duathletin, seit 1996 Profi LebT IN Oftringen, Schweiz Trainiert mit ihrem Lebenspartner Toni Hasler und ihrem Hund Siro, einem Beauceron (eine alte Hunderasse, die sogar noch fünf Krallen hat) Hat eine 25-jährige Tochter namens Anastasia Isst hauptsächlich vegetarisch, ab und zu Fisch Hobbys Züchtet Obst und Gemüse im eigenen Garten und malt gerne grösste erfolge sechsfache IronmanWeltmeisterin (zuletzt 2005), Weltrekordhal­ terin im Duathlon (seit 2007), achter OverallRang und somit unter den Top Ten der Männer beim Ironman South Africa 2007, den sie in der Frauenwertung, ebenso wie 2006, gewann homepage nataschabadmann.ch

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Die ersten zwölf Fünfziger. „Geh bitte, hilf mir doch, den Reißverschluss zu schließen.“ Wir stehen im Basler Sportzentrum beim Schwimmbecken, und am Himmel stehen die Zeichen auf Regen. Doch Na­ tascha Badmann ist das egal, sie wird sowieso gleich nass. Vorausgesetzt, es hilft ihr jemand mit dem Ba­ deanzug. Die Trikots der Triathleten sind zwar nicht ganz so hauteng wie die der Profi-Schwimmer, bei denen eine ganze Stunde für das Hineinkriechen in den Schwimmanzug kalkuliert wird, der dann wie eine zweite Haut anliegt. Aber auch die triathleti­ sche Wasserbekleidung schmiegt sich so knackig an den Körper, dass der Zipp nur mit einem kräftigen Ruck zugeht. Das ist schon im normalen körperli­ chen Zustand mit Verrenkungen und Anstrengung verbunden. Bei Natascha, die ihre Ellenbogen gera­ de einmal bis zur Schulter, und das nicht ohne Schmerzen, heben kann, geht das gar nicht. Ordent­ lich adjustiert dreht sie sich auf den Fersen um, hüpft vergnügt ins Becken und zeigt uns, was dafür im Wasser schon so alles geht. Kraulen zum Beispiel. Oder Rückenschwimmen mit beidarmigen Schaufel­ bewegungen. Und Brustschwimmen, eh klar. Zwei heftige Regengüsse und 90 Minuten später schnellt sie über den Beckenrand wieder heraus ins Trockene und strahlt zufrieden. Wir waren gerade Zeugen von zwei kleinen Siegen der rekonvaleszen­ ten Extremsportlerin auf ihrem langen Weg zurück an die Spitze. Erstmals konnte sie das Becken wieder wie eine richtige Athletin verlassen und musste nicht wie eine Warmduscherin über die Stiegen hinaus­ krabbeln. „Zweitens waren das heute meine ersten zwölf Fünfziger in einem Stück!“ Zwölfmal 50 Meter – also insgesamt 600 Meter. Wir haben Anfang Sep­ tember, und bei der WM in Hawaii am 11. Oktober müssen 3,86 Kilometer geschwommen werden. Nicht im Becken, auf dem offenen Meer. „Wenn man da eine Boje nicht gleich findet, kann’s auch ein bisschen weiter sein.“ Trotzdem hat sie sich schon vor Mona­ ten einen Startplatz gesichert. Zu einem Zeitpunkt, wo sie noch locker von jedem Räuber erschossen worden wäre, da sie dem Kommando „Hände hoch!“ aber so was von nicht folgen konnte, weil ihre Schul­ tern und Arme schwer lädiert waren. Doch Hawaii ist das Ziel, das Natascha Badmann, die Sportlerin, und Natascha Badmann, den Menschen, antreibt. Zum

eisernen Willen – Voraussetzung für jeden Triathle­ ten – kommt diesfalls noch eine Por­tion Trotz dazu. Zu viele Fragen nach ihrem schweren Unfall bei der WM 2007, ebenfalls auf Hawaii, sind noch offen, als dass sie sich still mit ihren sechs Titeln zufrieden­ geben und gelassen auf eine nochmalige Teilnahme verzichten könnte. „Mit mir nicht!“ lautet ihr per­ sönliches Ergebnis, nachdem sie die Grübelei über das Wie und das Warum nicht weitergebracht hatte. Zu mysteriös der Unfallhergang im Vorjahr, zu laut das Stillschweigen der offiziellen Stellen dazu. Vom Bewegungsmuffel zur Weltmeisterin. Das Jahr 2007 sei zunächst perfekt gewesen, erzählt Nata­ scha Badmann. Die starke Radfahrerin und Läuferin hatte davor sehr viel Zeit und Training ins Schwim­ men investiert. Eine Sportart, in der man norma­ lerweise schon als Kind den Grundstein für spätere Erfolge legen muss. „Mir schwammen ja die Drei­ zehnjährigen um die Ohren“, so die Athletin, die sich erst im Alter von 24 Jahren überhaupt für sportliche Bewegung zu interessieren begann. Nicht einmal aus freien Stücken. „Ich hatte eine schwierige Jugend. Ich war unglücklich, und ich war dick!“ Drei Tafeln Schokolade täglich, damit füllte die damalige Direk­ tionssekretärin einer Computerfirma die Lücken in ihrem eher freudlosen Dasein. Und mit Arbeit. „Ich war ein richtiger Workaholic, arbeitete lieber zwölf als acht Stunden. Doch dann traf ich Toni.“ Toni Hasler war schon immer ein Sportsmann durch und durch, konnte sich das Leben ohne Bewe­ gung gar nicht vorstellen. Wie er ausgerechnet in Natascha, Bewegungsmuffel mit Kleidergröße 42, ein sportliches Talent mit zähem Willen entdeckte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Dass sie dann doch begann dreimal die Woche eine halbe Stunde zu laufen, dazu brachte er sie nur mit dem Verspre­ chen: „Dann kannst du essen und nimmst ab!“ Langsam, ganz langsam offenbarte sich auch Na­ tascha die Faszination von körperlicher Herausfor­ derung und Leistung. „Auf einmal zeigte sich ein ganz anderes Ich in mir. Eines, das etwas erleben will, das mutig ist, das kämpfen und sich fordern will.“ Fünf Jahre, sagte Toni, und ich bring dich an die Spitze. Er verpasste ihr einen Trainingsplan, prä­ zise getimt wie ein Schweizer Uhrwerk. „Toni schrieb

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Fast wie neugeboren. In den letzten zehn Mo­ naten habe sie gelernt, sich über kleine Dinge zu freuen, sagt Natascha. Sich erstmals mit den ­Armen aus dem Becken zu katapultieren gehört auch dazu.

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Ein ganz normaler Trainingstag. Zehn Stunden haben wir Natascha beim Radeln, Schwimmen und Laufen begleitet. Mit dem Auto. Wir kamen dabei außer Atmen, sie nie.

Manchmal dachte ich ans Aufgeben. Ich konnte nicht aufs Klo, nicht allein aus dem Bett. Dann lernte ich dankbar zu sein. mir zum Beispiel 42 Minuten Laufen auf. Ich denk mir ,blöde Zahl!‘ und mach 45. Darauf er: Wenn ich 42 sag, dann mein ich auch 42!“ Da war der Trainer Toni längst zum Lebenspartner Toni geworden. Und die sportliche Punktlandung gelang perfekt. Mit 28 war Natascha das erste Mal Vize-Europameisterin, mit 32 Weltmeisterin. Kämpfernatur. „Im Training bin ich zu weich und pushe mich nicht so hart.“ Zäh und drahtig steht Na­ tascha im Garten und lässt ihre 54 Kilo in den Was­ sertrog plumpsen. Sie ist gerade mit dem Rad über Schweizer Passstraßen gebolzt und hat heute 130 Kilometer zurückgelegt, nur 130. Ohne annähernd an ihre Grenze zu gehen, denn ihr Kampfgeist er­ wacht erst mit direkter Konkurrenz. „Ich brauche ein bisschen die Provokation.“ Zweite sein geht nicht, selbst wenn im letzten Triathlon-Bewerb, dem Laufen, die einzige Konkurrentin zwei Kilometer Vorsprung hat. Obwohl sie jetzt schon zwölf Jahre

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Profi ist, staunt sie immer noch, wozu sie fähig sein kann. Da läuft sie also als Zweite allein vor sich hin, aber in dem Moment, wo in weiter Ferne die Kon­ kurrentin sichtbar wird, entzündet sich eine enorme Kraft in der kleinen Person. „Na, die hol ich jetzt aber noch ein!“ Tut sie auch, und nach einem mehr­ maligen Wechsel an der Spitze ist sie so angesta­ chelt, dass sie, obwohl keine Sprinterin, natürlich als Erste die Ziellinie überläuft. Das ist also ihr Kick, den sie sich in Form von Triathlon trotzdem nur zweimal im Jahr gab. Im Frühjahr Port Elizabeth in Südafrika, im Herbst die WM in Hawaii. Durchdacht, durchplant und auf ihren Körper zugeschnitten. Aber jetzt ist sowieso alles ganz anders. Die Hawaii-Katastrophe. 2007 begann also phantas­ tisch für Natascha Badmann. In Südafrika lief sie zum ersten Mal in die Top Ten der Männerwertung. Dann stellte sie in den USA den Weltrekord im Du­athlon ein. Und bei der Weltmeisterschaft war sie in der bes­ ten Form ihres Lebens. Sie schwamm richtig gut, star­ tete mit dem Rad – und stürzte dann nach 20 Kilo­ metern über den einzigen orangen Baustellenkegel, der einsam und sinnlos auf der Strecke ­herumstand. „Mein letzter Gedanke war: Hoffentlich ist er weich!“ Wie es dazu kam, ist so etwas wie die „Akte X“ der WM. Sie fühlte sich von einem Motorradfahrer irritiert, musste ausweichen und plötzlich: der Kegel,

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HELDEN

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THE RED BULLETIN

ICH HABE MIT HAWAII NOCH EINE RECHNUNG OFFEN. DA BIN ICH TROTZIG, ABER ES GIBT MIR KRAFT!

Licht am Ende des Tunnels. „Das erste Mal auf dem Rad nach dem Unfall konnte ich vor Angst nicht atmen. Ich habe die negativen Gedanken mit positiven Bildern vertrieben.“

sagt sie. Bis heute wurde der Fahrer nicht identifiziert. Auch die Behörden lieferten, trotz mehrmaliger Aufforderung, kein Unfallprotokoll. Und ein Fotograf, der in einem Pressebus alles mitknipste, hatte zwar jede Menge Fotos von vor und nach dem Unfall in seiner Kamera. Ausgerechnet auf den paar Bildern, die den Sturz plus Ursache gezeigt hätten, war eine Hand vor der Linse. Vielleicht wird die Situation nie ganz aufgeklärt. Vielleicht wird es auch eines Tages für Natascha Badmann nicht mehr wichtig sein. Und wir werden vielleicht einmal verstehen, wieso eine Frau, die von sich selbst behauptet, dass Schmerz und Qual nicht ihr Ding seien, trotzdem versucht, diesen Wettkampf zu Ende zu bringen. Mit von der Schulter abgerissenen Muskeln und Sehnen; mit schwer geprellten Gelenken und gequetschten Knorpeln; mit kaputter Rotatorenmanschette samt abgebrochenem Labrum, einem Teil der Knorpelpfanne; mit Verletzungen an den Schultergelenken: über die später ein Chirurg sagen wird, dass er noch nie so viele davon an einem einzigen Menschen gesehen habe. Natascha jedenfalls ließ sich auf ein Ersatzrad heben, setzte einarmig das Rennen fort. Weil man, was man anfängt, zu Ende bringt, selbst wenn man Letzte wird. „Ich dachte mir, jetzt seh ich endlich einmal beim Laufen einen Sonnenuntergang und kann mir bei einer Versorgungsstation ein Chocolate-Cookie

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nehmen. Das mach ich sonst nie!“ Erst als Toni sie beim nächsten Checkpoint vom Rad hob, weil sie alleine nicht mehr bremsen konnte, fuhr der Schmerz ein. Und die Vernunft. „Wenn du jetzt weitermachst, könntest du dir für den Rest deines Lebens schwere Behinderungen einhandeln.“ Zwei Operationen später waren Nataschas Arme mit Nägeln an den Schultern fixiert. Ärztliche Prognose: Sport frühestens in einem Jahr, dann ist wieder alles reißfest. Nataschas Prognose: Das muss schneller gehen. Heuer im August hat sie ihren ersten Wettkampf mit kurzen Distanzen beendet. Als Siegerin. Davor lagen jedoch Monate der Demut, in denen sie sich nur mit der Freude über kleine Fortschritte im Alltag motivieren konnte. Sich ohne Hilfe anziehen beispielsweise. Oder eine Gabel halten. Jetzt aber: Hawaii. Ob sie wirklich antritt, wird sie knapp vor dem Rennen entscheiden. Denn die Vernunft, ihre Gesundheit nicht zu gefährden, wird über ihren Willen siegen. Was sie seit dem Unfall über sich selbst und das Leben an sich erfahren hat, war sowieso so etwas wie ein persönlicher Triumphzug. So hat denn auch ihr größter Glücksmoment auf dem Weg zurück mit Sport rein gar nichts zu tun: „Es war die Fürsorge meines Partners Toni!“ ♉

DER IRONMAN HAWAII findet seit 1978 statt und ist sowohl der älteste und prestigeträchtigste als auch einer der schwierigsten seiner Art. Gestartet wird um zirka 7 Uhr morgens mit einer 3,86 Kilometer (2,4 Meilen) langen Schwimmstrecke auf dem offenen Meer. Es folgen 180,2 Kilometer (112 Meilen) auf dem Fahrrad und ein Marathon (42,2 km). Natascha Badmann hat bei diesem Rennen 1998, 2000, 2001, 2002, 2004 und 2005 den Weltmeistertitel geholt.

IRONMAN-WELTMEISTERSCHAFT: 11. OKTOBER 2008, KONA, HAWAII WWW.IRONMAN.COM/WORLDCHAMPIONSHIP WIE ES NATASCHA AUF HAWAII ERGING: AB 10. OKTOBER 2008 AUF: WWW.REDBULLETIN.COM

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INSIDE THE WORLD OF RED BULL

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Lange & Espínola

sind

Tornadosegler. Sie haben Vornamen (Santiago und Carlos), Spitznamen (Santi und Camau) und in der Szene einen Namen. Nicht erst seit Bronze in Peking. Text robert sperl Bild roland wimmer

Name Santiago Lange Geburtsdatum/-ort 22. September 1961, San Isidro, Argentinien Wohnort Buenos Aires Beruf Schiffsbauingenieur, Profisegler Erfolge Snipe: dreifacher Weltmeister 1985/93/95, Tornado: Weltmeister 2004, Europameister 2002, Vize-Weltmeister 2006, Olympia-Bronze 2004/08 Name Carlos Mauricio Espínola Geburtsdatum/-ort 5. Oktober 1971, Corrientes, Argentinien Wohnort Corrientes Beruf Profisegler Erfolge Windsurfen: OlympiaZweiter 1996/2000 Tornado: Weltmeister 2004, Vize-Weltmeister 2006, Europameister 2002 Web www.camaulange.com.ar

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Siebzig Jahre Erfahrung. Santiago Lange beginnt im Alter von sechs Jahren mit dem Segeln. Sein Partner auf dem Tornado, Carlos Espínola, mit elf. Unschwer lässt sich ausrechnen, dass die beiden, starten sie zu einer Regatta, siebzig Jahre Erfahrung mit Wind und Wasser mitbringen. Starke Konkurrenten also. Auch deswegen, weil Lange/Espínola in ihrer Karriere nicht nur das Verlieren gelernt haben, sondern auch das Siegen. Sie waren Weltmeister und – inoffiziell, weil Argentinier – Europameister. 2004 und 2008 gewannen sie jeweils eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen, alles in der Tornadoklasse. Lange hat Erfahrungen in allen möglichen Bootsklassen, von der Optimist-Nussschale bis zur America’s-Cup-Yacht „Victory Challenge“. Im Laser und Soling war er bei den Olympischen Spielen dabei. Espínola wiederum belegte 1996 und 2000 bei den Olympischen Spielen im Windsurfen jeweils Platz 2. Mit somit vier olympischen Medaillen ist er ein Held im sportbegeisterten Argentinien. Lassen ihm die Regatten Zeit, bereist er das Land und hält in Schulen Vorträge zum Thema „Wie wichtig ist Sport?“, über Motivation und Leidenschaft. Pasión, Leidenschaft: Dieses Wort sitzt mit Lange/ Espínola am Tisch, wenn sie übers Segeln plaudern, übers Leben oder den Anfang ihrer Tornado-Kar­ riere, 2000. Damals kannten sie sich bereits, respektierten einander, gehorchten demselben Konditionstrainer. Als Espínola bei den Olympischen Spielen in Athen zum zweiten Mal Silber geholt und danach genug hatte vom Windsurfen, war Santiago zur Stelle mit der Tornado-Idee. Um ihre neue Partnerschaft zu promoten, segelten die beiden von Buenos Aires nach Puerto la Plata, ganz spontan, ohne Vorbereitung. 400 Kilometer im schlechtestmöglichen Wetter, bei Kälte, Regen und Sturm: Es waren die längsten 24 Stunden, die beide bis heute erlebt haben. Eine sportliche Ehe, die auf so einer Basis aufbauen kann, hält viel aus. Etwa dass es Segler in Argentinien wirtschaftlich schwer haben. Glücklicherweise kam es dank ihrer Trainingspartner Roman Hagara/ Hans-Peter Steinacher 2003 zu einer Zusammen­ arbeit mit Red Bull; das war, rückblickend gesehen, eine wesentliche Sprosse der Erfolgsleiter. In Zell am See, in Steinachers Heimclub, ankert auch das Wettkampfboot der beiden. Von hier aus wird es in alle Welt verschickt: Von Argentinien aus, wo Lange/ Espínola nur ein Trainingsboot haben, wäre das zu

kompliziert. (Deshalb können die beiden nur während der Regattawochen ihr Sportgerät präparieren; ein Nachteil bei einem technologisch so anspruchsvollen Boot, das ständig um Feintuning bettelt.) Lange/Espínola trotzten auch dem Stress bei den Olympischen Spielen in China. Drei Wochen vor dem Start der olympischen Regatten galt es, das Wett­ bewerbsboot nach einer Kollision mit dem italienischen Konkurrenten zu reparieren. Dann stellte sich heraus, dass das Trainingsboot im Revier vor Qingdao flinker war – also wurde dieses in schlaflosen Nächten präpariert. Mit Erfolg: Lange/Espínola gewannen vier von zehn Wettfahrten. Wären sie nicht bei einer, drei Minuten vor dem Ende auf Platz vier liegend, gekentert, hätte es Gold gegeben. Das wäre was gewesen für Santiago, der vor Jahren für den Sport seine Schiffsbaufirma verkauft hat. Und für Carlos, der im Gegensatz zu Santiago im Landesinneren aufgewachsen ist, weit weg vom Meer. mensch statt maschine. War der Umstieg vom Surfbrett aufs Boot für Espínola eigentlich schwierig? Nein, sagt der: Tornadosegeln ist dem Windsurfen sehr ähnlich. Es ist schnell, verlangt viel Gefühl, rasche Entscheidungen. Und das Mehr an Technologie, das dahintersteckt? Jetzt antwortet Schiffsbauingenieur Santiago: Das Material ist wichtig, aber am Ende kommt es nur auf die Menschen an. Nimm etwa die Segel, sagt Santia­go: Wer gibt den Segelmachern die Informationen, wie sie das Tuch schneidern sollen? Eben: „Am Ende steckt all deine Erfahrung da drin.“ Bislang zweimal Bronze bei Olympischen Spielen im Tornado: Das klingt nach offener Rechnung. Noch dazu, weil der Tornado vielleicht doch olympisch bleibt, statt in die Rente geschickt zu werden. (Im Spätherbst soll das der internationale Verband ISAF endgültig beschließen.) Santiago und Carlos lassen es an sich herankommen: Jetzt heißt es einmal ausspannen, Zeit mit der Familie verbringen, Grillpartys mit argentinischen Steaks genießen. Dann wird entschieden. Auf jeden Fall machen die zwei etwas gemeinsam, und auf jeden Fall etwas voller Leidenschaft. Denn die bleibt über, wenn Geld und Erfolg schon längst verblasst sind. ♉  ISAF Annual Conference: November 2008, Madrid, spanien   WWW.sailing.org

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Die zwei. Santiago Lange (li.) und Carlos Mauricio ­Espínola sitzen seit acht ­Jahren erfolgreich im gleichen Tornado-Boot. Wenn die ISAF will, könnten es ­sogar zwölf werden.

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jürgen vogel

kennt man von der

Leinwand. Und vom Motorrad. Ein Gespräch über ein Leben im Fast-ForwardModus, geführt vor der Kulisse der Red Bull X-Fighters in Wuppertal. Text christian seiler Bild manfred klimek

Name Jürgen Vogel Geburtsdatum/-ort 29. April 1968, Hamburg WOHNORT Berlin Beruf Schauspieler und Produzent Familienstand Vater von vier Kindern Nebenjobs Musiker bei Hansen, ­Moderator der Sendung „Fat Machines“ beim ­Privatsender DMAX Leidenschaft Motorradfahren

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GEWALTIG. Jürgen Vogel lässt den Blick über die mächtigen Terrassen des Kalksteinbruchs Oetels­ hofen schweifen, er schüttelt leise, fast unmerklich den Kopf, bevor er sich ein schüchternes Lächeln er­ laubt: „Gewaltig.“ In die 50 Hektar große Mondlandschaft sind Stahlgerüste und Stiegenaufgänge, Tribünen für 15.000 Menschen hineingebaut. Auf dem Boden des staubigen Trichters wartet der Track für den Bewerb der Red Bull X-Fighters, ein anspruchsvoller Kurs. Jürgen Vogel betrachtet das Bild von der obers­ ten Terrasse aus. Biker-Shops stellen hier Jacken aus, in denen das Stürzen nicht gar so wehtut, Sony präsentiert die neue PlayStation. Kamerateams ver­ suchen die Stimmung knapp vor der Großveranstal­ tung einzufangen. Wenn ein Kameramann Jürgen Vogel entdeckt, beendet er den Schwenk seiner Ka­ mera abrupt. Vogel, der Star. Deutschlands wildester Schauspieler. Jürgen Vogel, Sohn eines Hamburger Kellners und einer Hausfrau, wurde schon als Kind entdeckt: als Model für den Katalog des Otto-Versands. Mit fünfzehn haute er von daheim ab, und dass er schnell den Film als Betätigungsfeld entdeckte, ersparte ihm vielleicht die Wildheit des wirklichen Lebens. Von den damaligen Kumpels, erzählt er, sei einer tot, ein paar waren jahrelang im Gefängnis und Drogen­ probleme hatten alle. Vogel hingegen traf den Schau­ spieler Richy Müller und zog zu ihm nach Berlin in eine Wohngemeinschaft. Er begann Fernsehfilme zu drehen, und weil er von Anfang an wusste, dass der Film für ihn das sei, wo immer hingewollt habe, bewarb er sich an der Schauspielschule. Nach einem Tag ließ er die Schule sausen. Sein Stil blieb wild, grob, authentisch. Das Lachen mit der großen Zahnlücke wurde zum Inbe­ griff realistischer, unverkünstelter Schauspielkunst. Vogel spielte in Fernsehkrimis genauso wie – schnell genug – in großen Kinoproduktionen. Für den Film „Keine Lieder über die Liebe“ gründete er die Band Hansen, mit der er auch auf Tour ging. Nicht nur die Regisseure, auch das Publikum be­ gann Jürgen Vogel zu lieben. Er ließ sich nicht fest­ legen, machte Komödien mit derselben Leidenschaft wie harte, problembeladene Spielfilme. Niemand kann wissen, was sein nächstes Projekt sein wird. Daneben probierte Vogel permanent aus, was ihm Spaß macht. Fuhr so wild, wie er als Schau­

spieler auftrat, Motorrad. Checkte seine Grenzen ab. Grenzen: gibt’s die? Das Gespräch fand in der Nähe des Steinbruchs Oetelshofen statt. Permanenter Helikoptersound im Off. Am Abend würde Vogel als Juror am Red Bull X-Fighters-Wettkampf teilnehmen. Red Bulletin: Sie sind Deutschlands bekanntester

Schauspieler. Ist der Motorsport Ihre unentdeckte Leidenschaft? Jürgen Vogel: Das hat miteinander zu tun. Schauspie­ ler zu sein heißt schließlich: jede Rutsche ausprobie­ ren, und das mit einem kindlichen Spaß daran.

Für DMAX haben Sie die Sendung „Fat Machines“ moderiert. Da wurde der Spaß schon ziemlich erwachsen. Woher kommt Ihre Freude an merkwürdigen Gefährten wie Monstertrucks, Baumaschinen etc.?

Das ist nichts als Sandkasten. Was du früher in der Hand hattest, hast du plötzlich unterm Arsch. Eine Form von persönlichem Erlebnispark. Man darf die Sache freilich nie ernst nehmen. Haben Monstertruckfahrer Humor?

Weiß ich nicht. Vielleicht auch nicht. Manche glau­ ben vielleicht, dass sie etwas ganz Wichtiges ma­ chen. Ich finde, dass diese gigantischen Maschinen etwas sehr Kindliches haben, und das ist doch schön. Ich verstehe jeden, der sagt: Ich arbeite täglich acht Stunden. Deshalb fahre ich abends Monstertruck. Wie kamen Sie dazu, eine Sendung zu diesem Thema zu machen?

Die Kollegen von DMAX wollten mich als Modera­ tor, aber ich sagte nein: Ich mach’s nur, wenn ich die Dinge selbst bewegen darf. Und was ich alles ma­ chen durfte: Hovercraft fahren. Auf dem höchsten Kran in Dubai sitzen. Wüstenraupe fahren. Rücken­ panzer fahren. Löschausbildung bei der Feuerwehr machen. Find ich alles total geil. Als Schauspieler?

Nein, mich gibt’s schließlich auch noch privat. Ich fahre seit meinem 18. Lebensjahr Motorrad und gu­ cke mir alles gern an, was geil ist und Spaß macht. Ich bin gar kein so fanatischer Motorsportfreak, aber einige Dinge finde ich halt toll. Die Atmosphäre an einer Rennstrecke ist schon etwas ganz Besonderes. Gast bei der Formel 1?

Nein, Oldtimer-Grands-Prix finde ich geil. Da kom­ men dann die E-Types, die Ikonen aus den ganzen James-Bond-Filmen, und du siehst, dass die noch

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WILDER HUND, GANZ ZAHM. Jürgen Vogel ist kein Grenzgänger, weil er zu unvernünftig ist. Er weigert sich bloß, erwachsen zu werden.

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… wie im Abspann jedes Lucky-Luke-Comics.

Genau. Schöne Sache. Wie sind Sie auf diese Romantik eingestiegen?

Indem ich den Führerschein gemacht habe. Und dann hab ich mir die XT 500 geholt, die hatte genau die richtige Drosselung von wegen der erlaubten PSZahlen. Da war ich schon sehr glücklich. Rumgebastelt an der Maschine?

Klar. Eine Sebring-Auspuffanlage draufgeknallt, dann hatte die auch noch den richtigen Sound. Und der blitzende Chromtank, ach … ich erinnere mich sehr gern daran. Nie Angst gehabt beim Biken?

Doch, als die Kinder kamen, bin ich fünf Jahre lang nicht gefahren. Bildete mir ein, vernünftig sein zu müssen. Aber das hab ich nicht ausgehalten. Irgendwann hab ich mir wieder ein Motorrad geholt. Klüger geworden beim Fahren?

Auf jeden Fall. Ich bin nicht mehr in dem Alter, in dem man permanent an die Grenzen gehen muss. Jemals schwer gestürzt?

Nie. Leben Sie nach dem hübschen Motto „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“? Im Fokus. Jürgen Vogel auf dem Gelände der Red Bull X-Fighters in Wuppertal, wo er als fachkundiger Jugde für Ordnung im Teilnehmerfeld sorgte. Das Interesse der Journalisten war ihm sicher.

Mein Motto heiSSt: ES IST NIE ZU SPÄT FÜR EINE GLÜCKLICHE KINDHEIT.

Genau. Was soll denn das heißen: „erwachsen sein“? Wenn ich glauben würde, erwachsen zu sein, hätte ich bestimmt nicht mehr den Spaß, den ich mir wünsche. Das gilt nicht nur für den Motorsport, wo man Leuten dabei zusieht, wie sie gewisse Natur­gesetze außer Kraft setzen, das gilt für das ganze Leben. Ein Kind geht an seine Grenzen, weil es so lernt, was es kann. Ich fände es fatal, wenn ich mir diesen Lernvorgang nicht mehr erlauben würde, bloß weil ich „erwachsen“ bin. Da ginge ein Stück Lebens­ genuss flöten. Sind Sie gerne ein bisschen Kind?

O ja. Das ist etwas extrem Geiles. Und wie kommen Sie damit durch?

immer richtig gut fahren. Und diese Ästhetik! Es sind die schönsten Autos der Welt, die du da sehen kannst. Autobegeistert von jeher?

Ja. Ich hatte mit meinem Bruder im Zimmer eine Wand aufgestellt, an der die kultigen Enduromaschi­ nen jener Zeit hingen. Die XT 500 von Yamaha zum Beispiel. Die wurde später mein erstes Motorrad. Und die geilen Crossmaschinen jener Zeit: KTM, Husqvarna und so weiter.

Ideale Voraussetzung für einen Schauspieler.

Finde ich ja auch. Es passt gut zusammen, immer neue Dinge ausprobieren zu wollen. Wenn ich immer glauben würde, ich weiß alles über meinen Job oder über die Rollen, die ich spiele, dann wäre das doch unglaublich langweilig. Ich weiß bis heute nicht, was ich wirklich mache. Wie meinen Sie das?

Ein Stück Freiheit vielleicht. Meine wichtigste Erinnerung ist, dass ich das Gefühl hatte, mich auf ein Motorrad setzen zu können, um wegzufahren.

Natürlich kann ich gewisse Grundlagen der Schauspielerei intellektualisieren und erklären. Aber im Grunde macht’s mir einfach Spaß, und ich weiß nicht, warum etwas gelingt und was anderes nicht.

Seit „Easy Rider“ das älteste Klischee, dass Motorräder und Freiheit zusammengehören.

Sie fangen bei jedem Film, bei jeder Rolle ganz von vorne an?

Man sollte es nicht zu sehr psychologisieren, aber: Ich glaube, das Motorrad ist der Ersatz fürs Pferd. Und wer hat dieses Bild nicht vor Augen: Du, allein auf deinem Pferd …

Alles, was ich mache, würde ich zehn Minuten ­später schon wieder anders machen. Ich bin zehn ­Minuten älter, und ich interpretiere alles schon ­wieder neu.

Welchen Traum verkörperten diese Maschinen für Sie?

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Gut. Ich gebe nichts darauf, wenn mir wer sagt, was gut ist oder nicht gut. Das weiß ich selbst am besten, und deshalb probiere ich alles Mögliche aus, um her­ auszufinden, wie es sich so anfühlt.

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Jede Szene im Film ist also eine Momentaufnahme?

Ein Stückchen Zeitdokument. Wie ich in dem Moment gerade bin oder wie ich gerade die Dinge erlebe, fühle oder sehe. So wie das Leben eben ist. Nicht zu sehr im Kopf. Sondern sich drauf einlassen und dann so gut wie möglich machen.

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Filmographie

Vogelkunde Vielfältige Charakterstudien, stets enger Bezug zur Straße: Filme mit Jürgen Vogel.

Warum empfinden das in Ihrem Fall so viele Leute als außergewöhnlich?

Das ist wie beim Crossfahren. Für das Stückchen Talent, das sich bei dir mehr sichtbar macht als bei anderen, dafür kannst du nichts. Ist das nicht ein bisschen gar bescheiden?

Nein, gar nicht. Ich kann mein eigenes Talent ehrlich gesagt gar nicht sehen. Ich merke nur, wie die anderen darauf reagieren. Was ich allerdings sagen kann, ist, dass ich meine Sachen wirklich gern mache.

„Die Welle“, 2008 Vogel als Begründer einer Bewegung, die ungeahnte Eigendynamik entwickelt.

„Keine Lieder über Liebe“, 2005 Musikalisches Cinéma vérité: Für den Film wurde die Rockband Hansen gegründet.

„KeinOhrHasen“, 2007 Zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Til Schweiger: Mut zu undankbaren Rollen.

„Zornige Küsse“, 1999 Verführter Priester: Vogel als frommer Mann zwischen heftig pubertierenden Mädchen.

„Fat Machines“, 2007 Für die DMAX-Serie testet Vogel schwere Maschinen auf Größe und Großartigkeit.

„Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, ’97 Als Matrose mit großen Träumen und schnellem Ende. Im Bild mit Julia Ormond.

„Der freie Wille“, 2006 Die Rolle als Vergewaltiger brachte Vogel 2006 den Silbernen Bären der Berlinale.

„Das Leben ist eine Baustelle“, 1997 Patschert in Liebesdingen und als Onkel. Mit Meret Becker und Christiane Paul.

„Ein Freund von mir“, 2006 Lebensfreude und Auto-Fetischismus mit Daniel Brühl und Sabine Timoteo.

„Die Apothekerin“, 1997 Bittersüße Verfilmung des giftigen Best­ sellers von Ingrid Noll.

Als Schauspieler haben Sie ein enorm breites Spektrum, vom Fernsehkrimi bis zum großen Kinofilm.

Das find ich auch gut, denn ich möchte in meinem Beruf nicht strategisch zu denken beginnen … … indem Sie prüfen, welche Rolle Ihrer Karriere am meisten nützt.

Darauf hab ich nun gar keine Lust. Ich krieg ein Buch, und dann weiß ich, ob es mir Spaß machen wird, meine Rolle zu spielen. Was für ein Film das am Schluss wird, darauf hast du eh keinen großen Einfluss. Was ist also das Kriterium, ob Sie ja sagen oder nein?

Das Thema muss mich anzecken, mich faszinieren. Das können ganz verschiedene Themen sein, als Mensch interessiert man sich ja auch für alles Mögliche. Manchmal möchte man lachen, manchmal findet man es toll, etwas ganz Ernstes zu machen. So sehe ich meinen Beruf auch. Ist es ein großer Unterschied, ob Sie fürs Kino oder fürs Fernsehen drehen?

Film ist Film, auch wenn ich nur ein kurzes Video drehe. Das Material oder die Technik, wie gedreht wird, darf nicht darüber entscheiden, wie gut ich bin. Ich will nicht in Formaten denken, weil ich mich nämlich nicht selbst in Schubladen stecke. Sie treten auch gern in Fernsehshows auf.

Ich war zum Beispiel bei Uri Geller. Den hatte ich als Kind immer gesehen, wie er im Fernsehen Löffel verbog, und das war, ehrlich gesagt, der einzige Grund, warum ich hinging. Ich wollte mal sehen, wie der das macht. Ich bin neugierig. Wenn ich was sehen kann, was andere nicht sehen, finde ich das im Prinzip mal geil.

Bilder: Cinetext (3), DFD (6), obs/dmax

Wie war’s bei Uri Geller?

Super. Ich hatte einen ganzen Abend lang Spaß. Ein Freund hat mir prompt gesagt, dass er mich zuletzt ziemlich oft in solchen Shows gesehen habe, ich müsse ein bisschen aufpassen. Da sagte ich: Dann mach’s doch weg, wenn du mich nicht sehen willst. Ich zwing dich ja nicht, das anzusehen. Sind Sie trotzig?

Ein bisschen. Wenn mir jemand etwas verbieten will. Wann haben Sie mit einer Arbeit Erfolg – in Ihren eigenen Augen?

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Nicht egal. Aber es ist nicht so, dass mich gute oder schlechte Kritiken daran hindern, das zu tun, was ich wirklich tun will. Ich bin nicht manipulierbar. Was bewegt Sie, auf ein Drehbuch einzusteigen? Der Stoff? Ihre Rolle? Die Message?

Message? Nein, sicher nicht. Am Schluss geht’s im­ mer ums Berühren. Ich muss das Gefühl haben, dass ich in Welten eintauchen kann, die ich vorher nicht kannte. Dahinter gibt’s keine Message, außer Nähe zu den Menschen oder zur Geschichte. Die Neugier­ de auf Schicksale oder auf verschiedene Perspek­ tiven des Lebens. Damit ich selbst meinen Horizont erweitern kann. Mit dem viel diskutierten Film „Der freie Wille“ haben Sie zuletzt eine außerordentliche Tabuzone betreten. Sie spielen einen Vergewaltiger.

Für mich ist ganz unabhängig vom Thema der Mensch interessant: Wer macht so was? Was könn­ ten Gründe dafür sein? Mich interessiert die Nähe zu Menschen, die wir aus unserem eigentlichen Phantasiekreis ausgeschlossen haben. Weil wir sie verurteilen. Das empfinde ich als große Herausfor­ derung – und als menschliche Aufgabe. Und in ge­ wisser Weise als Pflicht. Der Steinbruch bebt. 15.000 enthusiastische Zuschauer feuerten die Red Bull X-Fighters bei deren atem­beraubendem Duell mit der Schwerkraft an. Die Schwerkraft hatte, wie man sieht, keine Chance.

Als Pflicht?

Motorradfahren bedeutet für mich immer noch ein Stück Freiheit.

Ist mit der breit geführten Diskussion um „Der freie Wille“ Ihr Konzept aufgegangen?

Was muss ein Regisseur können, um Sie zu so einer Leistung zu bringen?

Genau beobachten. Begreifen, was ich will. Und mich motivieren, in mir das Gefühl erzeugen, dass gerade etwas Außergewöhnliches entsteht. Dann sage ich nicht nur Text, erfülle meine Pflicht. Dann entstehen echte Menschen, zu denen man ein Ge­ fühl entwickeln kann. Das macht mich glücklich – unabhängig davon, was in der nächsten Schleife der Bearbeitungskette passiert.

Mit „Der freie Wille“ haben Sie eine verstörende Arbeit abgeliefert. Das nächste Projekt könnte wieder eine Sitcom sein?

Absolut. Auch der neue Film, den wir gerade ma­ chen, unterscheidet sich sehr vom „Freien Willen“, hat eine ganz andere Radikalität. Er widmet sich mehr dem Seelenzustand der Beteiligten, und du musst nicht so viel ertragen, was auf der Leinwand passiert. Thema?

Das Leiden an der Liebe. Mit Corinna Harfouch und dem dänischen Schauspieler Jens Albinus, der bei Lars von Trier in „Idioten“ die Hauptrolle ge­ spielt hat. „Das Leiden an der Liebe“ ist kein kleines Thema.

Wir sind bei der Recherche zum „Freien Willen“ – drei Jahre in Psychiatrien und bei Experten für Per­ sönlichkeitsstörungen – auf so viele Themen gesto­ ßen, dass sich daraus noch einmal eine Idee für einen Film entwickelt hat.

Was muss passieren, damit ein Film richtig gut werden kann?

Wieso sind Sie neben der Schauspielerei auch Produzent geworden?

Es braucht ein bisschen Magie.

Das ist schon 1994 passiert, als wir „Sexy Sadie“ machten. „Keine Lieder über Liebe“ und „Der freie Wille“ hab ich auch koproduziert. Der Grund: Ich

Ist Ihnen Anerkennung egal, die positive Rezeption Ihrer Arbeit?

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Nein. Die Diskussion hat sich leider auf ein Verge­ waltigerdrama reduziert. Die Presseberichte haben viele Seher abgeschreckt, die sich diesem Tabu­thema nicht widmen wollten.

bild: flo hagena/Red Bull Photofiles

Wenn es mir gelingt, etwas Überraschendes zu ma­ chen. Etwas, womit kein Regisseur gerechnet hätte. Etwas zu gestalten, was man vorher nie geahnt hätte – dann tritt das ein, was mich glücklich macht. Das merkst du schon während der Arbeit.

Was hätten Kunst oder Kultur oder was man da so macht, sonst für einen Sinn? Es ist unter allen mög­ lichen Motivationen das Größte, was man als Künst­ ler versuchen kann.

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glaube, dass die Filme sonst nicht entstanden wären. Und ich bin sehr stolz darauf, dass es sie gibt. Welche Filme inspirieren Sie am meisten?

Abel Ferrara zum Beispiel. Sehr. Die Filme des jun­ gen Martin Scorsese. „Fat City“ von John Huston. Die waren mir zu der Zeit, als ich so etwas suchte, sehr wichtig. Sie wurden von diesen Filmen geprägt.

Ja. Man durchläuft eine Grundschule, wie überall im Leben, und die liefert den Grund, warum man macht, was man macht. „Klute“ von Alan Pakula ist so ein Film, experimentell und visuell enorm prägend. Es kann schon passieren, dass neue, großartige Filme kommen – aber „Klute“ bleibt „Klute“, „Fat City“ bleibt „Fat City“, „Mean Streets“ bleibt „Mean Streets“. Sie haben mir meine Kinophilosophie ver­ mittelt. Wäre ich zehn Jahre jünger, hätte ich andere Vorbilder, den Australier Michael Lee (vor allen 16-mm-Kurzfilme, nicht eben Mainstream; Anm.) vielleicht oder die Coen Brothers. Als Ihre größte Inspirationsquelle nennen Sie Musik, nicht Film. Warum?

Musik lässt Raum für sehr viele Assoziationen. Ich kann bei der Arbeit sehr gut in Musik denken und auch, was ich vorhabe, viel besser musikalisch er­ klären als in bloßen Worten: Zuerst fährt das Or­ chester so (singt) wuusch hinauf und fädelt sich dann langsam wieder aus … Da hab ich Musik im Kopf, ein Gefühl, wie es auch Ryan Adams erzeugt, der die traurigsten Platten der Welt machen kann. Oder Damien Rice, den hab ich vor zwei Jahren dau­ ernd gehört, weil ich es toll fand, dass ein Mann so viele Gefühle zulassen kann. Sowohl Ryan Adams als auch Damien Rice – sehr ge­ fühlvolle, melodiöse Musiker – vertragen sich über­ haupt nicht mit der Ikonographie des Bikens, des wilden Motorradfahrens.

Na gut, ich könnte auch Henry Rollins von der Rol­ lins Band als Inspiration nennen – aber im Grunde glaube ich, dass sich die Dinge gut miteinander kom­ binieren lassen. Dass immer alles gleichzeitig statt­ findet. Alles, was von außen hart scheint, hat auch ganz viele weiche Momente. Bei Motorradgangs?

helden

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Sehen Sie sich als Grenzgänger?

Nein. Ich hätte sicherlich die Veranlagung dazu, weiter zu gehen als alle anderen. Aber das kann ich inzwischen über meinen Job ausleben. Das reicht. Und das ist super. Erlauben Sie Ihren Kindern, was Sie selbst aus­ probieren?

Es ist ja Gott sei Dank jeder anders. Kinder haben ihre eigenen Grenzen. Was heißt außerdem „erlau­ ben“? Damit kommt man eh nicht weiter. Ich ver­ suche natürlich alles, was ich mache, so sicher wie möglich zu machen. Sind Sie Ihren Kindern Vorbild?

In dem Sinn bin ich vielleicht Vorbild. Haben Sie das Gefühl, auch für die Allgemeinheit Ihres Publikums Vorbild sein zu müssen?

Nein. Denke ich gar nicht drüber nach. Würde mir Angst machen. Ich kenn die doch nicht. Diese graue Masse, die irgendwo existiert. Wie kamen Sie dazu, zum Organspenden aufzurufen?

Ich habe selbst früher einmal Knochenmark für mei­ ne Schwester gespendet. In dieser Zeit habe ich die Frau kennengelernt, die auf eine Spenderlunge ge­ wartet und eine Kampagne zur Aufklärung von möglichen Organspendern ins Leben gerufen hat. Die Frage lautet: Warum müssen so viele Leute, die auf ein Organ warten, sterben? Viele. In Österreich ist jeder Organspender, der das nicht schriftlich aus­ schließt. In Spanien seit neuestem auch. Ich frage mich, warum das nicht in Deutschland auch so sein kann – und deshalb will ich wenigstens die Jungen davon überzeugen, dass es cool ist, Organspender zu sein. Es hat doch keinen Sinn, jeden Tag gesunde Or­ gane zu begraben. Dafür müssen wir uns schämen.

RED BULL X-FIGHTERS Für die Athleten der Red Bull X-Fighters-Serie hegt Jürgen Vogel ganz besonderen Respekt. Beim Wettkampf im Kalksteinbruch von Oetelshofen bei Wuppertal fungierte er als Juror. Den Bewerb gewann der Schweizer Mat Rebeaud, der damit die Gesamtwertung der Serie bereits vor dem ­F inale in Warschau, bei dem er schließlich Dritter wurde, für sich entschied.

Wann haben Sie das letzte Mal im Kino richtig gelacht?

Bei der Wiederholung eines alten Woody-AllenFilms. Ihre aktuellen Lieblingsfilme?

Schwer. Ich versuche mich ein bisschen fernzuhal­ ten, weil ich beruflich eh so viel damit zu tun habe. Ich suche lieber andere Sachen, die mich antörnen. Zum Beispiel?

Motorradfahren. In diesem Sommer bin ich wieder echt viel gefahren.

Nein, bei allen Dingen. Viele Kampfsportler versen­ ken sich zum Beispiel ganz tief in sich selbst, um zu meditieren und Kontakt zu ihren eigenen Ängsten aufzunehmen. Die Frage ist, was mehr nach außen dringt.

Ihre Maschine?

Was hat es für einen Sinn, sich lederhart zu präsen­ tieren?

Jerry Cotton.

Vielleicht kann man dann alles Unangenehme besser von sich fernhalten. Jemand, der seine weichen Sei­ ten nach außen kehrt, hält umgekehrt wahrscheinlich auch etwas zurück, nämlich seine aggressiven Seiten. Viele Leute, die glauben, sie sind Pazifisten – bloß weil sie noch nie jemanden schlugen –, haben schon ganz viele Leute mit ihren Worten verletzt. Ich finde so eine pervertierte Form der Gewalt genauso schlimm wie die Ohrfeigen, die jemand anderer verteilt.

Jiu-Jitsu. ♉

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the red bulletin

MV Agusta Brutale R. Sehr geile Karre. Macht tie­ risch Spaß. Lesen Sie neben den Drehbüchern auch Romane oder so was? Und Sport?  red bull knock out: 16. NOVEMBER 2008,   STrand von den haag/scheveningen, niederlande   die coolsten videos, die highlights der red bull   x-fighters-Saison 2008, die besten hero-blogs auf:   www.redbulletin.com/redbullxfighters

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THE RED BULLETIN

HELDENTAT

ROBERT W. GORE

OKTOBER 2008

ist Chemiker

und Tüftler. Die atmungsaktive Kunstfaser Gore-Tex, die viel mehr kann, als nur Sportler trocken zu halten, ist dem Amerikaner allerdings zufällig passiert.

NAME Robert W. Gore, Chemiker, Erfinder und Unternehmer GEBOREN Once upon a time in America (Mr. Gore hält das Datum geheim) IST Techniker, Ingenieur und Tüftler GEHT GERNE wandern und Ski laufen REVOLUTIONIERTE mit seiner Entdeckung u. a. regen- und windfeste Sportbekleidung. Die Firma Gore feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen und ist weltweit führender Spezialist für Textil-, Medizin-, Industrie- und Elektronikprodukte. WEB www.gore-tex.com

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NEUGIER UND SPIELTRIEB. Oktober 1969, ein Chemieschreiben: Robert W. reißt der Geduldsfaden. Gelabor in Newark, Delaware, USA. Robert W. Gore ist nervt zieht er kräftig und schnell an einem PTFEleicht verzweifelt. Noch während seines Studiums in Stab, und – große Überraschung! – das Material hält den fünfziger Jahren hatte er aus PTFE – besser beund ist plötzlich ums Zehnfache länger als zuvor. kannt unter DuPonts Markennamen „Teflon“ – ein Schön und gut, aber was haben wir jetzt davon? Isolationsmaterial für Drähte entwickelt. Zur richtiRegenfeste Jacken, in denen man nicht über Gebühr gen Zeit: Das Computerzeitalter hatte gerade begonschwitzt, zum Beispiel. Denn Gores expandiertes nen. Hersteller von Großrechnern benötigten jede PTFE entpuppte sich als äußerst vielseitig. Durch die Menge isolierte Kabel und Drähte. DuPont, ArbeitDehnung entstand eine Membran mit Löchern, durch geber von Roberts Vater Bill, war an diesem Geschäft die – bleiben wir bei der Regenjacke – der Wassernicht interessiert. Also pfiff Bill dampf in Form von Schweiß im Alter von 45 Jahren auf seizwar nach außen entweichen ne sichere Anstellung und grünkann, die Löcher aber klein gedete 1958 mit seinem ältesten nug sind, dass ein RegentropSohn die Firma Gore, im Keller fen von außen nicht nach innen des eigenen Wohnhauses. (Erdringt. Zunächst profitierten innert uns das an die Garage Bergsteiger und Wanderer davon Bill Gates?) Ehefrau Vieve von, die sich bei ihren Touren kümmerte sich um die fünf nicht mehr in mühsam schweKinder und stellte ihre Küchenres Gummizeug hüllen mussten. utensilien für Experimente zur Einer der ersten Nutznießer Robert W. Gore reißt der Faden. Das Ergebnis: Wir bleiben selbst bei heftigem Regen trocken! Verfügung. Die Ersparnisse ginwar übrigens Reinhold Messgen in der örtlichen Eisenwarenner, der sich für eine Himalayahandlung drauf, dafür wurden Familienmitglieder an Expedition ein Zelt aus Gore-Tex anfertigen ließ. der Firma beteiligt. Aber Vater und Sohn Gore sollten mit ihrem Glauben an eine gewinnträchtige Zukunft MODISCHE ASTRONAUTEN. Waren es früher Sportausvon ummantelten Drähten recht behalten. rüster, die Gore-Tex für immer leichtere wetterfeste So wurde zum Beispiel das IBM System/360 – Bekleidung nutzten, sind heute auch Modeschneidedie ersten Großrechner in Massenproduktion – nur reien von Prada bis Boss am funktionalen Stoff interdurch Datenübertragungsleitungen von Gore mögessiert. Was für Astronauten im Weltall gut genug ist, lich. Die Company florierte, eröffnete in Arizona das kann auch Fashion-Victims auf Erden in andere Sphäerste Produktionswerk, expandierte nach Europa. ren katapultieren. Oder ihnen am Krankenbett helfen. Stolze 4,5 Millionen Dollar Umsatz standen Ende Stents, Gefäßprothesen und medizinische Schläuche der sechziger Jahre zu Buche, und im Juli 1969 war aus Gore-Tex retten Patientenleben. Selbst Musikfans der Höhenflug perfekt. Mit Apollo 11 startete das haben mit dem Material zu tun, zählen doch die „Elierste Gore-Kabel zum Mond. xir Strings“ zu den meistverkauften Gitarrensaiten. Trotzdem: Im Oktober 1969 ist Robert W. Gore Der Erfinder selbst ist auch im hohen Alter noch leicht verzweifelt. Seit Tagen versucht er, PTFE-Stäbe Vorsitzender des Board of Directors der Firma W. L. zu dehnen. Warum, das weiß eigentlich nur er selbst. Gore & Associates, eines Familienbetriebes mit MitWir vermuten dahinter wissenschaftliche Neugier, arbeiterbeteiligung. Mit 8700 Angestellten setzte Forscherdrang und ein Quäntchen Spieltrieb. Das ErGore heuer 2,4 Milliarden US-Dollar um und legte gebnis: schlicht frustrierend; selbst bei jedem noch so gerade den Grundstein für ein neues Werk in China. vorsichtigen Dehnen bricht das Material in tausend Und vielleicht geht Herr Gore ja noch heute heimlich Teile. Das kann selbst den langmütigsten Forscher ins Labor und schaut, was passiert, wenn ihm der zornig machen, wenn man sich etwas theoretisch Geduldsfaden reißt. ♉ vorstellt, aber es praktisch einfach nicht hinhaut. IFSC CLIMBING WORLDCUP: 31. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER 2008, MOSKAU, RUSSLAND; WWW.IFSC-CLIMBING.ORG Also würden wir folgende Szene so in ein Drehbuch

BILDER: GORE, CORBIS

TEXT USCHI KORDA

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Einfach zum Abheben. Selbst unsere Männer im Mond können nicht ohne Gore-Tex. Und wenn auf der Raumstation ISS was hält, sind es die Kabel von Gore.

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dossier

Grazie der Lüfte Eine technische Romanze zwischen Texas und Salzburg: Wie eine P-38 Lightning, rares Juwel aus der Geschichte der Fliegerei, für einen Neustart belebt wurde. TExt HERBERT VÖLKER Bilder JÜRGEN SKARWAN

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DER MYTHOS

DIE TECHNIK

DER TEXAS-JOB

Ein Flugzeug dieser Erscheinung und dieser Eigenschaften hat immer die Phantasie der Menschen befeuert. Seite 59

Funktionale Schönheit durch das sehr rare Layout von Rümpfen, Auslegern und Leitwerk. Seite 60

Hochspezialisierte Könner arbeiten in der Klinik für Warbirds. Wichtigster Werkstoff ist Alu. Seite 62

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dossier „Man kann sie mit keinem anderen Flugzeug vergleichen. Sie ist einzigartig.“

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start ins neue leben. Technische Abnahme durch die US-Luftfahrtbehรถrde, Pilot Sigi Angerer und die Einsamkeit der Ein-Mann-Besatzung, Techniker im Profil: Thomas Muigg.

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dossier

Ezell Family. Nelson Ezell, seine Frau Dude, die Söhne Ashley und Chad, innere Zelle der Warbirds-Klinik am flachen Land in Texas.

F

reunde des Hauses, das al­ lerdings nur ein Hangar ist in der staubigen westtexa­ nischen Ebene, also die Freunde des Hangars kamen jetzt auffallend häufig, vor allem im zärtlichen Licht der Abenddämmerung. Sie strömten daher mit klassischem Gerät, einer Mustang oder einer T-6, einer Sea Fury oder Airmaster, im Notfall auch mit einem Jet oder was immer sie zu Hause eben parat hatten, und jeder donnerte erst einmal zwei Platzrunden zur höfli­ chen Anmeldung, denn in Breckenridge gibt es keinen Tower und keine Leitstel­ le für den Funk. Man zieht einfach eine Nummer in der Luft ab, kann auch ein Looping sein, wie man anderswo heftig die Klingel drückt, und unten schauen sie beiläufig hinauf und sagen zum Bei­ spiel: „Here comes Ladd.“ Bei Flieger-Freaks ging die Message um, erst einmal in Westtexas zwischen Dallas und El Paso, überhaupt in Texas und im ganzen Südwesten der USA: „Last chance. Sigi holt die Lightning ab.“ Entwaffnet und Entwaffnend. Vielleicht sollte man zuerst das friedliche Wesen von Kampfflugzeugen erklären. Es hilft natürlich, wenn die Geräte älter als sech­ zig Jahre sind, und natürlich entwaffnet.

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Spezialisten für jeden Job. Am wichtigsten ist der kunsthandwerkliche Umgang mit dem Werkstoff Alu.

Im Englischen sagen sie „Warbirds“ dazu, und allein der Begriff der „Vögel“ ist schon eine Überleitung zur fliegerischen Losgelöstheit, unverschwitzt, vor allem: ohne Gegner. Im Gegenteil: Die klassi­ schen Fluggeräte aller Seiten, nur noch vorhanden in winzigsten Beständen und deshalb so wertvoll, sind internationales Kulturgut. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, bei rasch fortschreitender Düsen-Tech­ nologie, hatte man auch bei den Siegern andere Sorgen als die aufwendige Inbe­ triebhaltung ausgemusterter Propeller­ flugzeuge, die nur für den Krieg gebaut worden waren und keinerlei praktischen Nutzen hatten. Als man wieder Zeit und Nerven für die alten Dinger hatte, exis­ tierte kaum noch flugfähiges Material. Erst eine neue Liebhaberszene aus Kennern und frisch Begeisterten befeuerte wieder die Freude an ausgereizter Technik, skur­ riler Ästhetik und einem unglaublichen Talent zur Akrobatik. Zum gediegenen Erlebnis gehört auch die feine Ganslhaut beim fernen Knurren und dem nahenden Donner sagenhafter Flugmaschinen. Der Ehrenname „Lightning“ (Blitz) kam von der ansatzlosen Vehemenz, mit der die amerikanische P-38 in den Sturzflug übergehen konnte. Als Jäger war sie mit ihren zwei Triebwerken nicht so wendig wie manche ihrer einmotorigen Gegner,

hatte dafür mehr Speed, längere Reich­ weite und besonders hohe Steigfähigkeit. Technisch, zugleich auch in ihrer funktionalen Schönheit ist sie einzigartig durch die Ausleger der beiden Motoren und das verbindende Höhenleitwerk. Dieser Auftritt führte zum Kosenamen „double-forked devil“, die Deutschen sagten „Gabelschwanzteufel“. Durch die enorm komplizierte Tech­ nik der Lightning waren nur wenige Mu­ seen, Firmen oder Einzelpersonen in der Lage, ein betriebsfähiges Exemplar bis in die heutige Zeit zu retten. Bei Flugshows in den USA gilt der Start einer P-38 als absolutes Highlight. Zuletzt gab es fünf flugfähige Maschinen dieses Modells auf der Welt, allesamt in den USA. Dies ist die Geschichte der sechsten P-38 Lightning, und der ersten, die au­ ßerhalb des amerikanischen Luftraums leben wird. Es ist auch ein Kapitel in der Geschichte des Sigi Angerer, Chief Cap­ tain der Flying Bulls in Salzburg. Zuerst aber die Story des Marvin L. Gardner, genannt Lefty. Lefty Gardner bewarb sich noch als Kid für die U. S. Air Force, um Kampfflieger zu werden. Sie bildeten ihn aus, setzten ihn aber nur für schweres Gerät ein. Beim Abrüsten blieb eine Sehnsucht nach der halsbrecheri­ schen, akrobatischen Seite der Fliegerei.

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Auch sein junges Unternehmen für Agrarfliegerei (also Sprayen über den Riesenfarmen von Texas) hielt ihn zwar in der Luft, aber nicht exakt mit jenen Manövern, von denen er träumte. Dafür sammelte er ausrangierte, natürlich entwaffnete Warbirds, mit denen keiner etwas anfangen konnte, endlich auch eine P-38, 1944 gebaut und nie im Kriegseinsatz gewesen. Jeweils im Juni, Juli, August ging Lefty mit einem Doppeldecker auf AgrarTournee, zog seine Spray-Fahnen über Texas, landete und startete auf Schneisen, die ihm die Farmer ins Ackerland gehobelt hatten. Heute erzählt sein Sohn Ladd, der dann vier oder fünf oder sechs Jahre alt war: „Eines Tages gegen Ende des Sommers würden wir das Brausen einer Stearman über unserer Farm hören. Es war ein himmlisches Geräusch, das uns sagte: Here comes Dad.“ Außerhalb der Spray-Saison möbelten Lefty Gardner und sein Gang die alten Flieger auf, rechtzeitig für einen amerikaweiten Boom, der auch nach den sechziger Jahren nie wirklich aus der Mode kam: Air Shows. Aus Lefty Gardner wurde jener Luftakrobat, der er immer sein wollte, er trat mit Mustang oder T-6 auf, wirklich berühmt wurde er aber für die P-38 White Lightnin’, den Weißen Blitz in der entsprechenden Farbe, mit einigen hübsch verteilten roten Tupfen. Lefty war bald ein Topstar im Tiefflug-Slalom und in der Kunst der Schrauben und Rollen, wurde letztlich zu einer Legende im Himmel der flugverrückten Amerikaner. Über drei Jahrzehnte hinweg reichten die Gagen der Flugshows für den Service und die ewige Improvisation an Ersatzteilen, deren Werkzeug meist neu erfunden werden musste. In den neunziger Jahren bekam auch Sohn Ladd die höheren Weihen für die P-38. Da ging es aber schon bald darum, ein würdiges Museum zu finden, um die White Lightnin’ für die Nachwelt zu bewahren. Nach einer Show in Reno 1996 sollte Ladd die P-38 heim nach Texas bringen, als in der linken Maschine Feuer ausbrach. Notlandung in einem Baumwollfeld, Pilot unverletzt, Maschine schwer beschädigt. Eine Aktion, um die Mittel für die Reparatur bis zum flugfähigen Zustand aufzutreiben, wurde über Jahre verfolgt. Am Ende wurden alle eingegangenen Spenden zurückbezahlt. White Lightnin’ war auf dieser Basis nicht zu retten.

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BILD: PICTUREDESK

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Jahrzehntelang ein Rätsel. Letzte Mission einer speziellen Lightning: Aufklärung vor Korsika.

MYTHOS

SAINT-EXUPÉRY UND DAS GLETSCHERMÄDCHEN Wenn die Lightning schon zu ihren Einsatzzeiten als außergewöhnlich galt, so kam es in späteren Jahrzehnten zu immer weiterer Legendenbildung. Die Umstände rund um den Tod des französischen Dichters Antoine de Saint-Exupéry („Der kleine Prinz“) wurden immer wieder neu thematisiert. Saint-Exupéry war im Juli 1944 von einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer nicht zurückgekehrt. Nach unzähligen Theorien hat sich erst in jüngster Zeit eine Version erhärtet, der Experten höchsten Wahrscheinlichkeitsgehalt zubilligen. Wrackteile vor der Küste bei Marseille wurden eindeutig als Teile der Saint-ExupéryMaschine identifiziert, nach weiteren Nachforschungen bekannte sich ein ehemaliger deutscher Pilot zum Abschuss einer Lightning an jenem Tag und Ort. Seine Schilderungen von den Umständen des Abschusses bargen Details, die vollkommen mit den Erkenntnissen übereinstimmen, die Unterwasser-Archäologen bei der Untersuchung des Wracks gewonnen hatten. Enormes Interesse vor allem in den USA erregte, und erregt immer noch, die Geschichte der Lost Squadron, der Verlorenen Staffel. Sechs Lightning waren im Juli 1942 bei Schlecht-

wetter in Navigationsschwierigkeiten und mussten wegen Treibstoffmangels in Grönland notlanden. Auf dem Inlandeis gelangen alle Landungen, die Piloten wurden von der Navy gerettet, die Maschinen blieben im Eis und sanken immer tiefer. Erst vierzig Jahre später begannen Versuche, die Flugzeuge zu bergen, was in einem Fall tatsächlich gelang. Diese Lightning wurde restauriert und als Glacier Girl (Gletschermädchen) zum absoluten Topstar der USAir-Shows. Eine große Gruppe von Begeisterten und Fachleuten versucht sich nun an der Bergung der weiteren Maschinen, die in einer Tiefe von rund hundert Metern liegen. Die Aktion läuft unter großem öffentlichen Interesse, Museen auf der ganzen Welt haben sich im Erfolgsfall schon als Interessenten angemeldet. Obwohl rund zehntausend P-38 gebaut wurden, haben bis zum heutigen Tag nur rund zwanzig Exemplare in Museen überlebt, nur sechs weitere sind flugfähig, darunter Glacier Girl und natürlich die Neuerwerbung der Flying Bulls.

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DOSSIER

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3 TECHNIK

GABELSCHWANZTEUFEL Das unverwechselbare Layout machte die P-38 Lightning zu einem komplizierten Gerät, dafür wird diese Rarität heute besonders geschätzt.

Das Auffallendste an Lockheeds Konstruktion von 1937 (gebaut bis 1946) ist die Doppelrumpf-Struktur bei nur EinMann-Besatzung im zentralen Cockpit. Die nach hinten verlängerten Motorgondeln tragen das Höhen- und Seitenleitwerk, was die unverwechselbare Grafik der P-38 ergibt. An gewissen Bereichen der Flügel erreichte die strömende Luft Schallgeschwindigkeit, was die Testpiloten in kritische Bereiche führte, die sie nie zuvor erlebt hatten. Überhaupt war das Thema Aerodynamik vorrangig für die technischen Aspekte der P-38. Dazu zählte

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auch die Flüssigkeitskühlung (hauptsächlich durch Glykol) der Motoren, wodurch man auf wesentliche Lufteinlässe verzichten und den Flieger strömungsgünstiger gestalten konnte. Die Doppelrumpf-Konstruktion der P-38 wird heute eher als Sonderweg der flugtechnischen Evolution begriffen, macht aber den ganz speziellen Reiz des Fliegers aus. Versuche, dieses Layout auf moderner Basis zu kopieren, waren höchstens ansatzweise erfolgreich. Zwei 28-Liter-V12-Motoren mit Kompressor und Turbolader leisteten je knapp 1500 PS bei 3000/min und

brachten das Flugzeug auf eine Spitze von 650 km/h. 6000 Meter Höhe konnten in nur sechs Minuten erreicht werden, die durchschnittliche Reichweite war 1400 Kilometer. Bei der Restaurierung der Flying Bulls-Lightning wurden die Abgas-Turbolader ausgebaut. Die P-38 erlebte mehrere Entwicklungsstufen mit unterschiedlichen Konfigurationen und Bewaffnungen. Haupteinsatzgebiet innerhalb der amerikanischen Luftwaffe waren Missionen als Begleitjäger für Langstrecken-Bomberverbände. Im Pazifikkrieg war die Lightning das erfolgreichste Jägermodell.

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1 FLÜGEL mit hydraulisch unterstütztem Querruder. Alu, blank poliert, ist der Werkstoff für das ganze Flugzeug. 2 PROPELLER rotieren gegenläufig, der elektrisch verstellbare Blattwinkel passt sich der Fluggeschwindigkeit an. 3 MOTOREN: Abkehr von Luftkühlung ermöglicht glatte Aerodynamik an der Front der Motorgondeln, obere Lufteinlässe zur Beatmung der Maschinen. 4 KANZEL ist knapp geschnitten, kein Platz für einen Copiloten.

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5 DIE NASE barg zu Kriegszeiten die Bewaffnung oder Aufklärungsgerätschaft, jetzt sorgt Blei-Ballast für den Schwerpunktausgleich.

8 HÖHENLEITWERK am „Gabelschwanz“ als Wahrzeichen der P-38. Ausgleichsgewichte in der Mitte gegen Flattern im Sturzflug.

6 DAS BUGFAHRWERK lässt sich nur durch Brems- oder Gaseinsatz steuern, gewöhnungsbedürftig auch für erfahrene Piloten.

9 LUFTEINLASS der Motorflüssigkeitskühler.

7 DIE SEITENRUDER signalisieren durch Rot-Weiß nach uraltem internationalem Übereinkommen „friedliche Mission“, „unbewaffnet“ oder „Schulflugzeug“.

10 FLYING BULLS, neues Hoheitszeichen, liebevoll gefertigt. 11 TYPENBEZEICHNUNG und Seriennummer.

LEISER AUFTRITT: SIGI ANGERER. Sigi ist die ideale Pilotenfigur für einen gepflegten antiken Jagdbomber, rein körpersprachlich. Kein Zweifel: Wo er hintritt, wächst Gras. Das Kriegerische an den Warbirds hat Sigi Angerer nie interessiert, ihn faszinieren die Formen der zwangsläufig extremen Konstruktionen und die Technik dahinter. Es geht auch um das Mirakel der Zeitverschiebung: wie das ist, mit einem antiken Gerät im modernen Luftraum. Sigi Angerer kommt aus Leoben, wollte immer Pilot werden und wurde Pilot, weil es eben nicht anders sein konnte. Als einer der ersten Österreicher ging er in den 1970er Jahren für die Instrumentenflugberechtigung nach USA, eine Connection, die er nie abreißen ließ bei seinen Jobs in Österreich. Als Pilot moderner Jets fand er seine Liebe zu den historischen Flugzeugen, verpflanzte in den achtziger Jahren unter teils abenteuerlichen Umständen drei rare Geräte nach Österreich, sie sollten die Basis der späteren Flying Bulls-Sammlung werden. Die ist längst ein Begriff in der weltweiten Aviatik-Liebhaberei, die Maschinen sind allesamt einsatzbereit für Air Shows oder Gala-Auftritte, beheimatet in den Hangars 7 und 8 am Airport Salzburg. Als es vor etlichen Jahren bei den Bulls um das Thema einer Aufstockung ging, stand eine P-51 Mustang auf der Wunschliste, von der heutigen Rarität her aber nicht zu vergleichen mit einer Lightning. Sigi Angerers Begeisterung, seine amerikanischen Connections und seine Überzeugungskraft im salzburgischen Headquarter führten schließlich dazu, dass die Bulls Gespräche mit Lefty und Ladd Gardner aufnahmen. Mit ausschlaggebend fürs gute Gelingen war, dass die Österreicher die klare Absicht belegen konnten, die P-38 auf betriebsbereit zu restaurieren und dann auch tatsächlich fliegen zu lassen. Wenn schon nicht der Himmel über Amerika, dann eben der über Europa, das galt den Fliegerfreunden immer noch wertvoller als der schönste Ehrenplatz in einem amerikanischen Museum. Und natürlich: Sigi Angerer würde die P-38 pilotieren, ein fabelhafter Höhepunkt seiner langen Karriere. Dazwischen würden erst einmal an die hunderttausend Arbeitsstunden liegen, bei der feinsten Adresse des Gewerbes, in einem Nest in Texas.

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dossier Restaurierung

Der texas-job

Ezell Aviation betreibt eine sehr spezielle ­Klinik für Warbirds. Hier kam die Lightning in fast vierjähriger Arbeit zu neuem Leben.

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1 IM JÄNNER 2005 wird die beschädigte ehemalige White Lightnin’ des Lefty Gardner in Breckenridge eingeliefert. 2 wesentliche struktur des Mittelstücks mit den beiden Motorgondeln.

bilder: ezell aviation

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3 RUMPFMITTELTEIL mit Cockpit. Die interne Struktur vor der Beplankung. 4 MOTOR KOMMT. Eine der beiden 28-Liter-V12-Maschinen wird zum Einbau gehievt. 5 FERTIGUNGSZUSTAND: ETWA 70 PROZENT. Weiße Folie auf den Alublechen als Schutz vor Kratzern.

Welcome to Breckenridge. Von Dallas sind es gut zwei Autostunden nach Westen, das Land ist flach und, uhh, ziemlich texanisch. Breckenridge war in den 1920er Jahren eine große Nummer, da sprangen die Öltürme nur so aus dem Boden, es wurde ein Theater gebaut, ein Hochhaus, fashionable Hotels und Lokale, die „Alhambra“ hießen und so ähnlich. Heute gibt es wieder mehr Kühe als Öltürme in der Gegend, obwohl just Sigi Angerer vor dem Fenster im Garten seiner Frühstückspension einen niedlichen Bohrturm hatte. Pleuel und Schwung­ scheibe arbeiten Tag und Nacht, man gewöhnt sich daran, es ist ein harmonischer Dreitakt: Seufzen, Knirschen, Quietschen, so dezent, dass du es beim Einschlafen nicht mehr missen möchtest. Das Zimmer in der Frühstückspension hat nicht Schloss, nicht Schlüssel. Das ganze Haus hat kein Schloss, das Nachbarhaus auch nicht, und überhaupt: Hier sperrt keiner sein Haus ab. Und der Computer? Die Kameras? Die Wirtsleute winken freundlich ab. Hier kommt nichts weg. Sonst müssten wir ja Schlösser haben, texanische Logik. Essen gibt’s bei Ernie’s. Die Steaks kommen in 16 Unzen, da hängt sich ein halber Kilo in den Teller. Wenn der NichtTexaner nach kleineren Formaten fragt, wird er auf Geschnetzeltes verwiesen, wir würden Beiried oder Filet Mignon dazu sagen, je nachdem. Wein ist unbekannt, aber es gibt tadelloses texanisches Bier, „Shiner Bock“. Natürlich auch bei Plotter vis-à-vis. Auf jedem Tisch steht ein Eimer Erdnüsse, quasi als Geschäftsanbahnung, und die Schalen werden auf den Boden geschmissen. Später am Abend ist der ganze Boden voll, und es knirscht so schön, wenn einer aufs Klo geht. Alles in allem kann man sich kaum einen gemütlicheren Ort vorstellen als Breckenridge, TX. kunst und liebe. In dieser wunderbaren texanischen Unaufgeregtheit also, wo die Zeit manchmal vor- und manchmal rückwärts läuft, hatte der Flieger-Freak Nelson Ezell vor zwanzig Jahren das perfekte Umfeld seiner Klinik für Warbirds gefunden. Es ist ein Hangar an jenem Rollfeld, an dem jeder starten und landen kann, ohne zu fragen, und die Einrichtung der Halle verprellt uns wirklich nicht mit schrillem Zeitgeist. Für Nelsons Job braucht es auch das Netzwerk zu anderen Kennern und Liebenden, zu den

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dossier

Sigi Angerer hat die P-38 übernommen und wird sie nach Salzburg bringen. Akribisch wie immer hat er sich auf diesen Höhepunkt seiner Pilotenkarriere vorbereitet.

Motorenleuten und den antiken Schatz­ bewahrern, etwa des richtigen Propellers aus den 1940er Jahren – wer sollte den heute aus Alu schnitzen? Hier werkelt im Hangar eine Dutzend­ schaft von hochspezialisierten Einzel­ kön­nern, längst sind auch die EzellSöhne ­integriert, Ashley und Chad, und die Frau, die alles zusammenhält, heißt Dude, in Texas haben sie fröhliche Na­ men. Whistle, der weiße Terrier, folgt selbständig den Gezeiten des privaten Luftverkehrs, würde nie zur Unzeit auf die Runway pinkeln. Diese Idylle soll auch erklären, dass hier der Kunst der Metallbearbeitung (wesentlicher Werkstoff der P-38: Alu) eine Hingabe zuteil wird, die man sich im glatten Betrieb einer Großstadt gar nicht vorstellen kann. Umso wichtiger für Ezell Aviation, die pragmatische Seite des Jobs in Akribie zu dokumentieren, rund fünf­ hundert Fotos belegen das Logbuch des Vierjahresjobs von der Einlieferung der maroden White Lightnin’ bis zur Bearbei­ tung der letzten Schraube und dem Glanz des Gesamtwerks in poliertem Alu. Und erst der Sound! Die Flying BullsExperten klinkten sich natürlich immer wieder in Breckenridge ein, meist in der Person ihres Technik-Chefs Thomas Muigg. Als dann auch Sigi Angerer kam,

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Thomas Muigg als technischer Chef der Flying Bulls hat die Restaurierung des Fliegers begleitet. Er wird Sorge für die weitere artgerechte Haltung tragen.

wusste man, es ist ernst. Lockheed P38L, N25Y, Serial #5339 war zwölf Jahre nach ihrer Notlandung in einem Baum­ wollfeld besser, schöner, stolzer denn je – und startklar. Die technische Abnahme durch einen Testpiloten der amerikanischen Luftfahrt­ behörde war glatt verlaufen, nun setzte Sigi Angerer seinen roten Helm auf. Als er nach der ersten halben Stunde ausrollte, waren die Wartenden atemloser als der Captain. Der sagte erst einmal gar nichts, er strahlte einfach. Später: „Man kann sie mit keinem an­ deren Flieger vergleichen, sie ist einma­ lig. Es beginnt damit, dass du allein über so ein relativ großes Flugzeug gebietest, vergleichbare Konstruktionen waren für mindestens zwei Mann Besatzung aus­ gelegt. Die Leichtigkeit, mit der sie Höhe gewinnt, diese unglaublich ruhig laufen­ den Motoren, was mit der ganz speziellen Kühlung zu tun hat, die man sich damals für die P-38 zu verwenden traute. Was die Erforschung der sportlichen Eigenschaf­ ten angeht, da lasse ich mir noch Zeit. Vorerst wird alles überlagert von dem Glücks­gefühl, das erleben zu dürfen.“ Und der Sound! Sigi hat die LightningMusik über dem Rollfeld aufgenommen, das köstliche Grollen und den markigen Donner, hat eine CD gebrannt, die er sich öfter mal vorspielt. Ganz gern hat er auch

die Nummer im Auto, vor der Kreuzung, bei offenem Fenster, und nicht zu leise. Die Fußgänger schauen lange nach oben. Angerer ist ein erfahrener GrönlandFlieger und hatte ursprünglich den Plan, die Lightning selbst über den Atlantik heim nach Salzburg zu bringen, dazu hätte es fünf Stopps bedurft. Nach lan­ gem Ringen mit sich selber zog er den Plan zurück, die Treibstoffreserve von ei­ ner Stunde auf der Labrador–GrönlandEtappe lässt zu wenig Spielraum für die Unwägbarkeiten dieses Metiers. So wird die P-38 in diesen Wochen von Sigi Angerer nach Houston geflogen und dann nach Bremerhaven verschifft. Angerer wird sie von dort nach Salz­ burg fliegen, ein Festtag steht bevor. In den US-Medien werden schon die Ab­ schiedsreden gehalten, immer mit dem Tenor, dass man dieses „exhibit of love“ bei den berühmten Flying Bulls in „glitzy Salzburg“ in besten Händen wisse und dass es wunderbar sei, dass die Lightning fliegen werde, wo auch immer auf der Welt. Auf der Titelseite des texanischen „Star Telegram“ rufen sie ihrem Lieb­ lingsflieger nach: „Thank you for gracing our skies.“ ♉  red bull Hangar-7: Salzburg Airport,   wilhelm- Spazier-StraSSe 7A, Tel.: +43 662 2197,   täglich 9 bis 22 uhr, www.hangar-7.com   sigi angerer bloggt über den cadillac der   lüfte: www.redbulletin.com/flyingbulls

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Zum Abschied sagen sie: „Thank you for gracing our skies.“

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Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen.

BOXENSTOPP Wovon Millionen Race-Fans tr채umen:

Ein Red Bulletin-Mitarbeiter war einen Tag lang Mitglied der Crew des Formel-1-Rennstalls Toro Rosso. Seite 68

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KREUZBERG ist zwar nur ein Stadtteil von Berlin, doch

keiner hat mehr Sex. Unser kompetenter Reisef체hrer: Peter Fox, Berliner und S채nger des Dancehall-Kollektivs Seeed. Seite 74

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UND JETZT KOMMEN WIR! Ein Tag als Crewmitglied von Toro Rosso, mit Reifenwechseln, Schwenken des Lollipop-Schildes und Tanken. (Ups, beinahe hätte unser Red BulletinRedakteur dabei Sebas­ tian Vettels Boliden in Brand gesteckt.)

bild: imago/Andreas Beil

action YES, YOU CAN(YONING)

Auf du mit den eisigen Wassern des frisch vom Gletscher gezapften Tuxerbachs, gehüllt in Neopren und am sicheren Seil. Seite 80

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SUSHI

interpretiert von Hangar-7-Küchenchef Eckart Witzigmann: vielleicht nicht ganz so traditionell, aber ideal, um diese japanische Kochkunst zu erlernen. Seite 84

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Mein Tag als Mechaniker bei Toro Rosso, mit Wheelgun, Tankschlauch und schlotternden Knien. Text Christoph Rietner Bilder jiŘí kŘenek

Wie ich Sebastian V 068-68-73_Action_F1 Lolly Pop Man 68

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Stop and Go. Wer der Red Bulletin-Reporter ist, l채sst sich unschwer feststellen: Falscher kann man einen Lollipop kaum halten.

n Vettel anz체ndete 069-68-73_Action_F1 Lolly Pop Man 69

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Perfekte Choreographie. So sieht die Arbeit der Toro Rosso-Boxencrew aus, wenn gerade kein Reporter mittut.

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er übliche Weg in eine Formel-1-Box sieht so aus: abgeschlossene Mechanikerlehre, Motorsportbegeisterung in einem Ausmaß, das jahrelanges (homöopathisch bezahltes) Hackeln in unzähligen Klassen ermöglicht, Verzicht auf herkömmliches Privatleben, eine ordentliche Portion Glück, ein wohldosierter Schuss Protektion. Mir genügte die richtige Frage an den richtigen Mann im richtigen Moment: Monte Carlo, Toro Rosso-Teamchef Franz Tost in der Laune des sensationellen fünften Platzes von Sebastian Vettel. Spa-Francorchamps, drei Monate später, die Box von Toro Rosso. Draußen kreischen erste Motoren, es ist der Donnerstagmorgen des Rennwochenendes. Um mich herum wuseln unzählige Menschen in blau-goldenen Overalls, Helmen und verspiegelten Skibrillen.

Es ist wie in einem Bienenstock, in dem italienisch gesprochen wird. Auf den ersten Blick sieht alles chaotisch aus, aber irgendwie scheint jeder hier ganz genau zu wissen, was er zu tun hat – natürlich mich ausgenommen. Ich denke, ich könnte mich vielleicht nützlich machen, indem ich ein wenig zusammenräume. Jedoch: Es gibt nichts, was zusammengeräumt werden möchte. Schrauben oder Ölflecken am Boden? Null. Alles ist klinisch sauber. Oberarzt in diesem OP ist Massimo Rivola, Toro Rosso-Teammanager, verantwortlich für alle Abläufe in der Box. Statt eines Stethoskops trägt er eine Stoppuhr um den Hals. Er scheint der Einzige zu sein, der von meiner Anwesenheit Notiz nimmt. Er teilt mir mit, dass wir an Sebastian Vettels Wagen die Pit-Stop-Practice durchführen werden. Was ungefähr heißt: Ich sollte mich nicht allzu ungeschickt anstellen, sonst steht Sebastian beim bel-

Links, das ist Massimo. Er erklärt dem Herrn rechts, was er als Gastarbeiter zu tun hat. Dazu verwendet er: fließendes Italienisch (was der Herr rechts aber nicht versteht), gebrochenes Englisch, Hände, Füße.

gischen Grand Prix ohne Arbeitsgerät da. Massimo schaut erstmals auf seine Stoppuhr und überreicht mir eine große Schachtel, in der sich mein Boxen-Outfit befindet: „Ab in den Anzug, gib Gas!“ Feuerfeste Unterwäsche, feuerfeste Socken, feuerfeste Haube, feuerfester Overall, Helm, verspiegelte Skibrille, feuerfeste Handschuhe. In meiner Montur könnte ich durch die Hölle gehen. In ge-

Sie gehen gerne an Ihre Grenzen? Wir zeigen Ihnen gerne, wo die liegen. 070-68-73_Action_F1 Lolly Pop Man 70

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Men at work. Im Uhrzeigersinn, links oben beginnend: Wagen heben, Reifen abziehen, Reifen aufstecken, Wheelgun abfeuern.

wisser Weise tue ich das auch: Das feuerfeste Zeug ist nämlich luftundurchlässig und verfügt über den Tragekomfort eines Skianzugs in der Sauna. MIT DER MASCHINENPISTOLE. Station eins: Wagenheber vorne. Eine der einfachsten Positionen in der Box, aber auch eine der gefährlichsten. Verbremst sich der Fahrer, sind meine Beine im Eimer. Lifte ich den Wagenheber zu früh, ist die Nase des Autos kaputt. Massimo scheint davor ein wenig Angst zu haben und runzelt die Stirn, als ich das Ding erstmals angreife. Doch wie durch ein Wunder funktioniert alles. Der Wagen stoppt punktgenau ein paar Zentimeter vor meinen Zehen, ich hieve den rund 600 Kilogramm schweren Boliden rechtzeitig in die Höhe und lasse ihn nach dem Okay der vier Reifenwechsler wieder sanft zu Boden. Sieben Sekunden hat der Spuk gedauert. Ich bin stolz auf mich.

Nächste Station: Radwechsel links vorne. Drei Mann erledigen den Job gemeinsam: Der erste löst die Schraube, ich ziehe das alte Rad runter, der Dritte steckt den neuen Reifen auf die Aufhängung, der erste befestigt die Schraube wieder. Meine Position ist delikat, denn ich darf das Rad nur an der Lauffläche angreifen. Erstens würden mir die brennend heißen Felgen die Handschuhe und deren Inhalt wegschmelzen, zweitens sind dort Schutzkappen aus Plastik montiert – so scharf, dass sie dir nicht nur die Fingernägel stutzen können. Erneut stelle ich mich nicht allzu blöd an und ziehe das zwölf Kilo schwere Rad von der Aufhängung, als hätte ich mein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Sogar alle zehn Finger bleiben dort, wo sie immer schon waren. Massimos Daumen ragt in die Luft. „Drei Sekunden – molto bene!“ Nächster Job: Ich bin Mann eins, muss also das Rad lösen und wieder anschrau-

ben. Das funktioniert mit Hilfe der sogenannten Wheelgun, eines sechs Kilo schweren, mit Luftdruck betriebenen High-Speed-Schraubers. Als ich zum ersten Mal testweise den Startknopf drücke, reißt es mir das Ding fast aus der Hand: Auf Rückstoß und Lärmentwicklung dieser Gun wäre jede Maschinenpistole stolz. Als ich sie nicht fest genug auf die Radmutter drücke, fliegen Funken durch die Box, begleitet von einem ohrenbetäubend schrillen Kreischen, das Massimo, den seine Ruhe vorübergehend verlässt, jedoch durch seine Schreie zu übertönen vermag: „PLEASE STOP!“ Die Schraube ist an Stellen ein wenig abgeschliffen, an denen sie es eigentlich nicht sein sollte. Peinlich. Dennoch bekomme ich einen zweiten Versuch. Dieser gerät etwas besser. Die Schraube ist binnen eines Sekundenbruchteils gelöst. Der Kollege rechts von mir zieht das Rad ab, der Kollege links steckt das neue auf

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Fällt nur ein einziger Tropfen Benzin aufs Auto, gibt’s Feueralarm – aber richtig. Geschlaucht. Der Mann am Tankschlauch muss 60 Kilo bändigen – pro Sekunde schießen zwölf Liter Treibstoff ins Auto. Geht ein Tropfen daneben, brennt der Hut.

Teammanager Massimo Rivola

Der 50-Prozent-Faktor Der Toro Rosso-Chef im Interview: wie wichtig die Arbeit in der Box ist, wie das Verhältnis zu den Fahrern aussieht und wieso Mechaniker bei den Rennen einschlafen. RED BULLETIN: Wie entscheidend ist der Boxenstopp für den Erfolg eines Teams? Massimo Rivola: Boxenstopp und Taktik

machen 50 Prozent eines erfolgreichen Rennens aus. Mit einem Fehler in der Box machst du keine Punkte. Gibt es den perfekten Boxenstopp?

Klar, aber verdammt selten. Reifenwechsel unter vier Sekunden, das ist schon richtig gut. Wie oft trainiert ihr?

An Rennwochenenden ab Donnerstag jeden Tag zwischen 30 und 60 Minuten. Im Winter fast jeden Tag. Wir haben in Faenza eine Trainingshalle, in der wir Stopps simulieren. Werden Leute für Fehler bestraft?

Niemals. Wir haben unsere guten und unsere schlechten Tage als Team. Das sind alles nur Menschen, die bei Toro Rosso arbeiten, keine Maschinen. Wie lange dauert ein Arbeitstag?

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Am Donnerstag von acht Uhr morgens bis etwa 20 Uhr. Am Freitag dauert es länger, weil nach den ersten Trainingsläufen die Daten verarbeitet werden. Da kommen wir nicht vor Mitternacht weg. Am Samstag ist der „Park fermé“, wir dürfen die Autos ab 18.30 Uhr nicht mehr angreifen. Am Sonntag werden nach dem Rennen noch alle Daten analysiert und die Autos für die Weiterreise verpackt. Vor 23 Uhr ist da nie Schluss. So ein Rennwochenende geht an die Substanz. Man sieht immer wieder, wie Crewmitglieder beim Rennen einschlafen. Das passiert, weil sie das ganze Wochenende beinhart arbeiten, und nicht, weil sie feiern waren. Honorieren die Fahrer eure Leistung?

Klar, sie danken uns sofort über den Boxenfunk, wenn sie die Ziellinie überqueren. Sie wissen, dass wir ein wichtiger Teil ihres Lebens sind.

die Aufhängung. Das Tempo der beiden beeindruckt mich so sehr, dass ich ver­ gesse, den Knopf für die Schraubrichtung der Wheelgun zu drücken. Hektisch su­ che ich – während mich die beiden Bur­ schen einige stundenlange Zehntelsekun­ den lang interessiert beobachten – den Button, drücke die Gun wieder gegen die Schraube. Fertig. Linke Hand in die Luft, zum Zeichen, dass ich fertig bin. Hinter einem Vollvisierhelm in der Toro RossoBox steckt ein knallrotes Gesicht. Sebastian anzünden. Massimos Mimik lässt erahnen, dass er mein Missgeschick nicht übersehen hat. Aber sein Vertrauen in mich ist doch so weit intakt, dass ich nun sogar an den Tankstutzen darf. Es ist mit Abstand der schweißtrei­ bendste Job in der Box – und wirklich gefährlich. Der Tankstutzen und der ge­ füllte Schlauch wiegen zusammen an die 60 Kilo, pro Sekunde schießen zwölf Li­ ter Sprit aus der Öffnung. Fällt nur ein einziger Tropfen auf einen der glühenden Autoteile, gibt’s Feueralarm – aber rich­ tig. Ich stemme die Tankvorrichtung, hinter mir trägt ein Kollege den Schlauch. Wir üben zunächst ohne echten Sprit,

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Vettels Erfolgsteam

Sebastians 24 Boxenhelden „Ohne mein Team hätte ich das nie geschafft!“, sagte Sebastian Vettel in Monza. Wir bitten vor den Vorhang: die 24 begnadeten Schrauber, die den Triumph möglich machten (und die unseren Reporter einen Tag lang ertrugen).

1 Massimo rivola, 36 Teammanager Geht nie ohne Stoppuhr aus dem Haus.

7 Daniele Valgimigli, 45 Tankanlage Team-Oldie, seit 20 Jahren in der F1.

13 patrick moriet, 28 Starter Der einzige Franzose bei Toro Rosso.

19 francesco buscaroli, 35 Flügelmann Die Partymaschine bei Toro Rosso.

2 Michele Smaldone, 30 Rechtes Vorderrad Besitzt privat kein Auto.

8 Marco farcani, 37 Tankanlage Ist Nachbar der Fabrik in Faenza.

14 Luca montini, 33 Wagenheber hinten Schöpft Kraft aus Mamas Lasagne.

20 Alberto gavarini, 29 Linkes Vorderrad Schnellster Kartfahrer im Team.

3 marco campoduni, 33 Wagenheber vorne Hat Angst vor der Wheelgun.

9 ENrico pelazza, 40 Tankanlage Schraubte früher an Rallye-Autos.

15 Gregor gabl, 46 Feuerlöscher Österreichs Party-Kracher.

21 elio moretti, 41 Linkes Vorderrad Sein Sohn ist sein Schutzengel.

4 diego moro, 26 Rechtes Vorderrad Hat früher an Ferraris geschraubt.

10 Michele moschitz, 29 Rechtes Hinterrad Übt an seinem Lancia Delta Integrale.

16 Mario de lauentiis, 28 Linkes Hinterrad Liebt Pasta und Punto.

22 Maurizio martelli, 32 Linkes Vorderrad Liebt den Adrenalinkick bei der Arbeit.

5 eduard castillo, 30 Rechtes Vorderrad Ist Spaniens Beitrag zur Toro Rosso-Box.

11 Eusebio balotti, 28 Rechtes Hinterrad Rast privat im BMW 320 D Coupé.

17 gabriele vergnana, 28 Linkes Hinterrad Liebt Pasta und Pilze.

23 andrea livera, 38 Rechtes Vorderrad Ihm verleihen seine zwei Kinder Flügel.

6 fabio bellosi, 30 Rechtes Hinterrad Liebt Pizza und wird im November Papa.

12 Michele sgarbossa, 27 Rechtes Hinterrad Ist ein Fan von Robert Kubica.

18 daniele tartoni, 31 Linkes Hinterrad Ohne seinen BlackBerry geht gar nichts.

24 Paolo piancastelli, 39 Lollipop Hat immer eine Taschenlampe dabei.

was sich bewährt. Denn unter der Last des Gewichts gehe ich die ersten paar Male ordentlich in die Knie, und ich brauche auch einige Versuche, um die Öffnung im Wagen zu treffen. Beim Herausziehen verlassen mich dann all meine Kräfte – der standardmäßige Tankwart muss mir zu Hilfe eilen. Zum Abschluss darf ich noch den Lollipop-Mann mimen. Ich freue mich auf die vermeintlich leichteste Aufgabe in der Box, werde aber von Massimo in strengem Ton gemaßregelt: Der Lollipop-Mann ist die wichtigste Position in der Box. Er muss den absoluten Überblick bewahren,

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hat die größte Verantwortung. Denn wenn er sein Okay gibt, rast der Fahrer los – egal was hinter ihm passiert. Der Lollipop-Mann hält dem Fahrer das Schild mit der Aufschrift „Brake“ vor die Nase. Wenn die Arbeiter an den Hinterreifen ihr Okay geben, dreht er den Lollipop auf „1st Gear“. Wenn die Vorderreifen gewechselt sind und die Betankung erledigt ist, zieht er die Stange hoch – der Fahrer rast aus der Box. Klingt einfach, kann aber unter Stress eine ziemliche Mission sein. Mir passiert beim ersten Mal ein Fehler, der das Ende meiner Lollipop-Karriere bedeutet. Ich warte auf

das Okay der Jungs am Hinterreifen, drehe das Schild, und als die zwei Vorderreifen-Männer ihre Hand heben, reiße ich den Lollipop in die Höhe. Als ich voller Stolz in die Runde blicke … Kopfschütteln rundum: Ich hatte übersehen, dass der Tankwart noch am Werken war. Massimo seufzt: „Bravo, Christoph. Du hättest gerade ein riesiges Feuer entfacht und drei Leute getötet.“ ♉  mehr fotos von der lollipop-action,   täglich top-news aus der formel 1:  www.redbulletin.com/f1

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the red bulletin

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Peter Fox

mein kreuzberg Der Dancehall-Hero ist durch und durch ein Berliner. Mit uns flanierte Peter Fox durch Kreuzberg, den schrägen Mittelpunkt der Stadt, wo er lebt und arbeitet. aufgezeichnet von christian ankowitsch Bilder reiner riedler

Oranienstrasse/Ecke Adalbertstrasse, „Blumen Dilek“ Kreuzberg kippt alle paar hundert Meter. Da vorne am Kottbusser Tor wird es schon schwer asozial; da ist einfach Junkie- und Besuffskitreff. Aber wir stehen hier an der Hauptader von Kreuzberg, sie ist ein bisschen wie ’ne Einkaufsmeile. Klingt vielleicht übertrieben, aber für unsere Verhältnisse stimmt das schon. Hier gibt es viele Cafés und Geschäfte. Kreuzberg war früher mal in zwei Postzustell­ bezirke eingeteilt, 61 und 36. Die 61 war immer noch ein bisschen bürgerlicher, nicht viel anders als Schöneberg, das ist immer noch so. Die 36 war aber immer schon ein spezieller Kiez. Hier leben viele Musiker, aber nicht unbedingt große Stars. Ich wohne hier, ein paar von den Beatsteaks auch; das ist eine bekannte Berliner Band, sind aber noch keine Mil­lionäre. Zu Mauerzeiten war die 36 halb von der Mauer eingeschlossen, war also dead end. Hier ist auch der Anteil der türkischen Bevölkerung am höchsten, und es gibt nicht viele reiche Leute. Das heißt, das ist auch so ein Kulturding: Die Deutschen zeigen es nicht so bereitwillig, aber die Türken fahren gerne mit ihren dicken BMWs rum. Wenn ich mal Blumen kaufe, dann hier, beim Blumen Dilek (1). Für Mama zum Beispiel. Am liebsten hat sie Gerbera. Meine Mama wohnt im Süd­ westen von Berlin, in Kleinmachnow.

Name Peter Fox geboren als Pierre Baigorry in Berlin, auch als Enuff bekannt Beruf Sänger und Produzent Gründete 1998 die Berliner Reggae- und DancehallBand Seeed Hat eine kleine Tochter Ist Perfektionist Hasst Stillstand Homepage www.peterfox.de

Kottbusser Tor Hier konzentriert sich also der ganze Ranz. Auch die Häuser rundrum sind nicht so lustig. Wir sind hier mal hochgegangen, weil man von da oben einen guten Blick über Kreuzberg hat. Das ist schon krass in den Treppenhäusern. Da gibt es wirklich Kotzelachen­

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Auto? Nein, danke. Wenn Fahrzeug, dann Fahrrad, sagt der Sänger und Produzent. ­Ansonsten bewegt man sich in der deutschen Hauptstadt zu Fuß oder per U-Bahn. In Kreuzberg ist das Kottbusser Tor der Verkehrs­ knotenpunkt, an dem jeder einmal vorbeikommen muss. Leider.

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Kiezleben. Am Landwehrkanal kann man Peter Fox auch mal beim Joggen treffen oder beim Feilen an seinen Songtexten (o. li.). Bei Dilek kauft er Blumen für die Mama. Nicht Sonnenblumen, sondern Gerbera (o. re.). Die Kreuzberger Wohnhäuser sind … na ja (u. li.), die Pfannkuchen (Gözleme) im türkischen Biergarten dagegen ein Genuss (u. re.).

Karriere Peter Fox lernte als Kind Blockflöte und Klavier, seine Lehre als Klavierbauer brach er aber ­wieder ab. Musikalisch gelang ihm der Durchbruch als Leadsänger der Band Seeed, deren Song „Dickes B“ als ultimative Berlin-Hymne gilt. Seit 2007 arbeitet Fox an seinem Solo-Album „Stadtaffe“. Dafür hatte als Sänger bereits Cee-Lo zugesagt, der sich dann aber doch für das Projekt von Gnarls Barkley entschieden hat. Jetzt singt Fox selber. Noch besser.

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und Spritzen und „Juden raus!“-Text an der Wand. Ziemlich herbes Klima, auf jeden Fall. Das Kottbusser Tor ist ein Verkehrsknotenpunkt, jeder muss hier durch. Ich habe kein Auto, sondern gehe zu Fuß, fahre mit dem Fahrrad oder der UBahn, deshalb bin ich hier jedes Mal mittendrin. In Berlin braucht man kein Auto. Man steht und rollt nicht. Außerdem gibt es auf der Welt eher zu viele als zu wenige Autos. Ich wohne jetzt seit sechs Jahren in Kreuzberg, aber war vorher auch schon immer hier gewesen. Aufgewachsen bin ich in Schönow, im Südwesten von Berlin, zwischen Zehlendorf und Lichterfelde. Und zur Schule gegangen bin ich am Nollendorfplatz. Da war es ähnlich wie hier, zumindest in den Achtzigern, als ich da war. Hier gibt es zwar ein paar große Geschäfte, auch einen Gemüseladen, aber ich kaufe meine Sachen

lieber im Bioladen. Guckt mal! Heißes Auto. Mattschwarzer Benz mit Goldapplikationen an den Felgen. Herrlich! Reichenberger Strasse/Mariannenstrasse Gestern ist es ein wenig später geworden. Wir haben noch einen MTV-Trailer gedreht, und dann musste ich mir das Material noch angucken. Wir sind mit den Affentrommlern durch Berlin gerannt und haben versucht, irgendwelche schrägen Sachen aufzunehmen, aus denen man kleine Trailer machen kann. Es waren ein paar super Szenen dabei. Wir gehen jetzt die Reichenberger Straße lang. Da vorne links ist unser Studio, in der Forster Straße. Es hieß mal „Vielklang“ (2) und war so ein typisches Alt-Kreuzberger Studio und Label. Die haben hier die ersten Ärzte-Sachen gemacht und ganz viele Berliner Bands aus den Achtzigern. Ob die pleite­

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Zwei Unikate. Gut, hier lässt es Peter Fox einmal ruhiger angehen. In die „Ankerklause“ (6) kommt man aber wegen der Musik aus der phänomenalen Jukebox. „Da kann man sich eigene Playlists zusammenstellen – und das Beste: Die Musik kommt nicht nur dädädüscht aus der Box, sondern beschallt mit Druck den ganzen Raum!“

gegangen sind, weiß ich nicht. Wir können hier noch ein Stück runtergehen, die Reichenberger, da hinten ist es auch noch ganz schön. Hier an der Ecke Mariannenstraße war früher ein ziemlich genialer Laden für holländische Pommes. Jetzt ist das eine Galerie „Flying Sauvage“ (3). Wir gehen jetzt die Mariannenstraße runter – am anderen Ende ist der Mariannenplatz. In der Nähe wohne ich. Schöne Kirche. Dort gehe ich mit meiner Tochter gern hin, die Kirche hat einen super Glockenturm mit riesigen Glocken (4), die findet sie total faszinierend. Wo die Mariannenstraße am Landwehrkanal rauskommt, dort ist die Kottbusser Brücke, links geht das Paul-Lincke-Ufer runter. „Ankerklause“ Jetzt sind wir an der Kottbusser Brücke. Da vorne in der Grimmstrasse ist ein super Pizzaladen, „Il Caso-

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lare“ (5). Den haben ehemalige italienische Punks aufgemacht, die früher selber mal Musik gemacht hatten; der ganze Laden hängt voll mit alten Punkrockplakaten. Inzwischen sind das, glaube ich, wirklich Millionäre. Der Laden läuft unglaublich gut; jetzt haben sie auch eine zweite Filiale in Prenzlberg aufgemacht. So, das hier ist die „Ankerklause“ (6). Eine alte Rockkneipe, die eine ganz spezielle Jukebox hat: ­­super Musikauswahl, nur gute CDs, und zwar tausende. Damit werden ganze Partys beschallt. Du bezahlst, drückst und kannst dir deine eigene Playlist zusammenstellen – und das Beste: Die Musik kommt dann nicht nur dädädüscht aus der Jukebox, sondern beschallt mit Druck den ganzen Laden. Es läuft nie was vom Tape in dem Laden. Wenn keiner bezahlt, so wie jetzt, dann läuft halt keine Musik. Dann ist Ruhe. Auch angenehm.

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kanals. Jetzt gehen wir aber zurück nach drüben – ans Paul-Lincke-Ufer. Ich hätte gerne eine große Apfelschorle und einen Cappuccino, bitte.

Farbtupfer. Ein paar Schritte sind es noch zum Paul-Lincke-Ufer. Dort wird es dann grün und etwas ruhiger. Der Rest von Kreuzburg hingegen ist voller kleiner Lokale und Szenen.

Hinter der Bar stehen Leute, die irgendwie mit Musik zu tun haben; manche haben ein Tour-Catering-Service, andere sind wirklich Musiker oder sind es gewesen. Hier arbeiten viele, die ursprünglich nicht aus Berlin sind. Wie es halt so ist. Es ist eher so ein Rock-Ding hier – ich habe mit der Szene nicht so viel zu tun, aber ich kenne die Leute. Die ElektroSzene ist hier in dem Laden sicher nicht zu Hause. Eher schon alte Kreuzberger Punkbands. Die Ankerklause ist streng genommen gar nicht mehr in Kreuzberg, sondern schon in Neukölln. Die Grenze verläuft genau in der Mitte des Landwehr­

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Paul-Lincke-Ufer, „Burg am See“ (Biergarten) Lasst uns das Paul-Lincke-Ufer langgehen. Das ist einer der grüneren Streifen in Kreuzberg, wo man spazieren gehen kann, ohne direkt neben den Auspuffen langzulaufen. Davon gibt es zum Glück ein paar hier. Der Görlitzer Park ist ziemlich dreckig, aber das PaulLincke-Ufer ist schön. Da sind auch einige gute Cafés. Hier gibt es ein paar sehr schöne Dachgeschosse mit Blick auf den Landwehrkanal. Da würde ich auch gerne mal wohnen, könnte mir aber vorstellen, dass die alle schon von dänischen Investoren weggekauft sind. Eine Zeitlang war ich regelmäßig hier joggen. So im Frühling. Februar, März, April. Aber seit das mit unserer Platte so auf die Zielgerade ging, hatte ich echt keine Zeit mehr. Das will ich jetzt unbedingt wieder machen. Wenn wir hier langgehen, kommen wir bei einem speziellen Lokal raus: Irgendwann haben ein paar türkische Gastronomen das Phänomen „Biergarten“ für sich entdeckt – und jetzt ist da so ein schönes Exemplar (7) direkt am Wasser, wo der Landwehrkanal einen Bogen macht. Es gibt die üblichen Holzbänke und -tische, dazu aber türkische Pide oder wie heißen die Dinger? Gözleme! Pfannkuchen mit Füllung, frisch gemacht. Schmeckt gut. Wir haben da oft gesessen, wenn wir getextet haben für mein Album, Daffy alias „der Monk“ und ich. Hier sind alle möglichen Songtexte entstanden. Wir haben nicht immer ein Stück von A bis Z fertig gemacht und dann das nächste, sondern immer wieder kreuz und quer getextet. Außerdem texten wir auch sehr langsam und haben immer wieder alles umgedreht, ob es auch wirklich cool klingt. Dann haben wir wieder gesagt: Das Stück nervt jetzt, lass uns mal mit einem anderen weitermachen. Angefangen zu texten haben wir meistens im Studio. Wir haben die Musik laufen lassen und zum Beat die Texte gemacht. Dann hatten wir irgendwann genug vom Rumsitzen und haben uns gesagt: Okay, lass mal rausgehen. Dann sind wir den Landwehr­ kanal auf und ab gelaufen. Überleg, überleg. Und irgendwann muss man sich ja hinsetzen und was aufschreiben. Dann sind wir halt in den Bier­garten – oder haben uns einfach auf eine Mauer am Landwehr­ kanal gesetzt. Mit einem Notizblock, keinem Laptop. Wir sind da ganz old school. Teilweise auch auf Ser­ vietten. Alles, was gerade so vorhanden war. Aber eigentlich habe ich schon so ein Textheft. Aber wir sind auch öfter mit Kindern hergekommen. Biergarten ist doch eigentlich immer gut. Da können sie zwischen den Bänken rumrennen oder den Kies sortieren. ♉  Jetzt ganz frisch: das neue Solo-Album „Stadtaffe“   von peter Fox. mehr Infos auf www.peterfox.de   www.redbulletin.com/peterfox

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Per Flugzeug: Austrian Airlines fliegen sechsmal täglich von Wien nach Berlin (ab 99 Euro redticket); air berlin fliegt fünf- bis sechsmal (ab 98 Euro inkl. Gebühren). Vom Flughafen Berlin-Tegel nach Kreuzberg kommt man per Mietwagen oder Taxi über die Stadtautobahn in zirka 20 Minuten. Öffentlich dauert es an die 40 Minuten. Kürzeste Verbindung zum U-Bahn-Netz: die Buslinien 109 und 128, U-Bahn-Hof Kurt-Schumacher-Platz (U6) oder Jakob-Kaiser-Platz (U7). Der Expressbus X9 bietet einen schnellen Anschluss zum Bahnhof Zoo. Per Bahn: Mit dem EuroNight EN 428 im Schlafwagen von Wien nach Berlin in knapp 12 Stunden; Abfahrt: 19.52 Uhr. Weitere Direktverbindungen gibt es tagsüber mit dem Eurocity. Per Auto: von Wien über Brno, Prag, Dresden nach Kreuzberg, zirka 700 Kilo-

Hotel Riehmers Hofgarten Yorckstraße 83, Tel.: +49 (0)30 78098-800, www.riehmers-hofgarten.de 1891 von Wilhelm Riehmer erbaut. Heute ein Hotel mit historischer Architektur, funktionaler Innengestaltung und zeitgenössischer Kunst. DZ ab 72,50 Euro, inkl. Frühstück. Die Fabrik Schlesische Straße 18, Tel.: +49 (0)30 6117116, www.diefabrik.com Ehemaliges Fabrikgebäude der Jahrhundertwende, 1995 restauriert. Backsteinbau mit hellen, hohen Räumen, Etagenduschen und Garten. DZ ab 52 Euro. Hotel Johann Johanniterstraße 8, Tel.: +49 (0)30 225574-0, www.hotel-johann-berlin.de 33 Zimmer — keines gleicht dem anderen. 33-mal Altbauflair. Das 2003 komplett renovierte Haus glänzt mit hellen, lichtdurchfluteten Räumen. DZ ab 90 Euro inkl. Frühstück.

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ILLUSTRATION: MANDY FISCHER

Kunstfutter. Das „Flying Sauvage“ war bekannt für Pommes, heute gibt es Kunst. meter; Fahrzeit sieben bis acht Stunden. Wer zu jenen gehört, die keinen Stadtverkehr mögen, kann sein Fahrzeug auf einem der kostenlosen Park-and-RideParkplätze am Stadtrand abstellen und mit der S-Bahn in die Innenstadt fahren (Info: www.vbbonline.de). Seit dem 1. Jänner 2008 gilt in Berlin die Umweltzone, dafür brauchen Autos eine Feinstaubplakette, die online um sechs Euro gekauft werden kann. Plakette zirka drei Wochen vor dem Berlin-Aufenthalt beantragen (http://www.berlin.de/labo/kfz/ dienstleistungen/feinstaubplakette.php).

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Mitte

Heinz Minki Vor dem Schlesischen Tor 3, Tel.: +49 (0)30 69533766, www.heinzminki.de Im Heinz Minki kann man im 900 m² großen, in über hundert Jahren gewachsenen Garten unter Obstbäumen tanzen, Fußball gucken oder einfach Bier trinken. Im Sommer finden hier auch Konzerte statt. Im Winter lockt die Bar.

BERLIN, GANZ STATISTISCH Hunde 108.509 Gesamtstreckenlänge von U-, S-, Tramund Buslinien 2325,5 km Arbeitslosenquote 277.211 = 16,5 % Geburten 28.976 Einwohner gesamt 3.405.469 Höhenniveau +34 bis +60 m Längster Fluss Spree, 45,1 km Höchstes Gebäude Fernsehturm, 368 m http://www.berlin.de/berlin-im-ueberblick/zahlenfakten/index.de.html Kreuzberg, benannt nach einem Hügel im heutigen Viktoriapark, ist einer von zwölf Berliner Bezirken im Herzen der Stadt. 147.952 Menschen leben hier; fast ein Drittel davon sind Migranten überwiegend türkischer Herkunft. Die Hausbesetzerszene brachte den Kiez in den 1970er und 1980er Jahren in die Schlagzeilen. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit von über 25 Prozent gilt Kreuzberg als sozialer Brennpunkt, ist aber wegen seiner vielen Szenekneipen zugleich eine der wichtigen Berliner Ausgeh-Gegenden.

Schöneberg

Treptow Neukölln

DIE TIPPS VON PETER FOX 1. Blumen Dilek Oranienstraße 177, Tel.: +49 (0)30 614 87 24, www.blumendilek.de 2. Schallmauer e. V. vermietet Probenräume in der Forsterstraße 4–5, dem ehemaligen Standort der „Vielklang Musikproduktion GmbH“ 3. Flying Sauvage Galerie & Bar Reichenberger/Ecke Mariannenstraße 4. St.-Thomas-Kirche Mariannenplatz, Tel.: +49 (0)30 6123722, www.stthomas-berlin.de 5. Il Casolare Grimmstraße 30, Tel.: +49 (0)30 69506610 6. Ankerklause Kottbusser Damm 104, Tel.: +49 (0)30 6935649, www.ankerklause.de 7. Burg am See Türkischer Biergarten, Ratiborstraße 14 c, Tel.: +49 (0)30 69598060, www.burg-am-see.de 8. Schiffsanlegestelle (von Peter Fox nicht erwähnt, aber allemal zu empfehlen) Kottbusser Brücke Tel.: +49 (0)30 6934646 http://www.reederei-riedel.de Brückenfahrt ab Kottbusser Brücke (Berlin-Neukölln/Kreuzberg) (täglich 4. April bis 5. Oktober 2008) 1. Tour 2. Tour Abfahrt 10.30 Uhr 14.30 Uhr Ankunft 13.45 Uhr 17.45 Uhr Hinweis: Eine Teilstreckenfahrt bis Hansabrücke ist möglich.

Grünoase. Rund um den Landwehrkanal gibt es jede Menge Cafés zum Abhängen.

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YES

WASSER MARSCH

AN! C U O Y

Gewärmt von der Gesellschaft guter Freunde und vier Millimeter Neopren, folgt das Red Bulletin dem eiskalten Lauf des Tuxerbaches durch dessen enge Schlucht. Mission: Canyoning. TEXT SIMON SCHREYER BILDER RICHARD STREIF

A

uf geht’s! Seids es Mander oder Memmen?! Und pissts mir ja ned in die Neoprenanzüge.“ Stärkende Worte der Motivation, vorgetragen von Scharti, unserem Guide. In seiner Wahlheimat, dem Zillertal, nennt man ihn die „Ochzöte“, wegen seiner mittlerweile einem Mullet gewichenen Dreadlocks. Ochzöten sind die verfilzten, schmutzigen Haarknotteln am Hintern der Kuh. Christian „Scharti“ Schartner ist mein ältester Freund. Waren seine Eltern verreist, wohnte er bei uns, waren meine Eltern unterwegs, ich bei ihm. Dort wurde ich einst von ihm nach allen Regeln der psychologischen Kriegsführung gefoltert. Ich erinnere mich an Stunden am Klo, vor der Tür Scharti mit einer Spinne in der Faust, um sie mir in den Kragen zu werfen. Oder die Episode mit meinem Lateinbuch, dem er per Kleinkalibergewehr einen letalen Durchschuss verpasste, worauf es antike Konfetti regnete. Das alles sind beste Voraussetzungen, ihm als mittlerweile geprüftem Canyo-

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ning-Guide mein Leben anzuvertrauen. Denn: Canyoning ist ein Teamsport. Jeder muss sich auf den jeweils anderen verlassen können, denn am Ende sollten alle Beteiligten in einem Stück wieder aus der Schlucht krabbeln. Je besser man sich versteht, desto mehr Spaß erlebt man im Canyon. Deswegen achten wir darauf, dass der zweite Teil unserer Vierer-Seilschaft zum ersten passt. Axel Naglich, Architekt, stellvertretender Rennleiter beim Hahnenkammrennen und Extremskifahrer, der am Mount Saint Elias die längste und gefährlichste Skiabfahrt der Welt bestritt. Ein Wintersportler in einem sommerlichen Gebirgsbach, das passt! Und der Mann im Hintergrund, der die Aktion fotografiert, ist Richard Streif, ebenfalls ein alter Freund. HINEIN IN DEN BERG. Als wir vier an einem wolkenlosen Sommermorgen in Richtung Tuxerbachklamm losmarschieren, passen deshalb die Vibrations optimal. Stichwort Zusammenhalt: Deshalb eignet sich der Extremsport Canyoning besonders für

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KALTBLÜTler. Niemand wird dich schreien hören: Canyoning-Rookie und Red Bulletin-Mitarbeiter Simon Schreyer empfängt letzte Guidelines für die Durchsteigung des zehn Meter weiter unten lauernden Nadelöhrs im Tuxerbach.

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ES FREUT SICH DAS WASSER, DENN VOR KURZEM WAR ES NOCH TIEFGEFROREN. an Material braucht, um dem Weg des Wassers durch prachtvoll ausgeschliffene Wasserfälle, Wölbungen und Wannen zu folgen. Scharti, unser Guide, hat auch noch eine Trillerpfeife für nonverbale Kommunikation dabei: Eine gute Idee, hier unten ist es laut. Das Gefühl im Canyon? Großartig. Die Akustik lässt Weite erahnen, wenn auch nur in zwei Richtungen. Wir durchwaten, bis zu den Hüften und manchmal bis zum Hals im Wasser, die natürlichen Staustufen und aquamarinblauen Gumpen, akustisch dauerberuhigt vom Rauschen, Tosen und Brüllen des Wassers. Kleine, flimmernde Teaser des Sonnenlichts werden uns an der Wand der Schlucht zuteil. Ich freue mich über jeden erhellten Felsen, auf den ich mich stellen kann, um ein bisschen Wärme zu tanken. Hundert Meter über uns zeichnen sich ein bisschen Laubwerk und ein hoffnungsvoller Streifen Hellblau ab. Doch hier unten ist es düster wie unter den Nebelbergen im „Herr der Ringe“.

Es geht abwärts. Auf dem Weg in die Tiefe wechselt der Fels permanent die Farbe: schade, dass man jetzt keine Hand frei hat, um das zu fotografieren. Unten wartet dann ein cooler Pool.

Firmenausflüge und Sportteams, wie es der EC Red Bull Salzburg gerade in der Almbachklamm vorexerzierte. Canyoning sollte dabei nicht mit Rafting (das ist die Befahrung eines Flusses mit einem Schlauchboot, in dem Meryl Streep sitzt) verwechselt werden. Ähnlich wie Bogenschießen oder Bungee-Jumping ist Canyoning eine Sportart, die mehr Jahre am Buckel hat, als man denkt: Mutproben und die Jagd sind die Wurzeln dieser archaischen Beschäftigungen. Beim Canyoning als Erlebnissportart geht’s darum, eine Schlucht von oben nach unten zu begehen und damit einem Gebirge auf beinahe intravenöse Weise nahe zu kommen. In den USA als „Canyoneering“ bekannt, ist der Sport

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seit den neunziger Jahren in Spanien, Südfrankreich und auch bei uns in den Nordalpen immer beliebter geworden. RAUSCHEN, TOSEN, BRÜLLEN. Die wärmenden Strahlen der Sonne verabschieden sich, als wir in einen felsigen Schlund absteigen, in dem das Gletscherwasser vom Hintertuxer Gletscher herabfließt. Vor kurzem noch tiefgefroren, hat das Wasser an unserer Einstiegsstelle schon heimelige vier Grad Celsius. Deswegen Neopren, und außerdem: Helm und Bergschuhe gegen die spitzen Steine oben und unten sowie ein Sitzgurt mit Plastikverstärkung am Popsch, Karabiner und ein Seil zum Überwinden von mehreren 20-MeterWänden. Das ist eigentlich alles, was man

LICHT HINTERM SPRAY. Die nächste Passage ist haarig, man sieht nicht, wie es weitergeht. Scharti erklärt, was ich zu tun habe, ein, zwei, drei Mal, damit ich ja nicht Gefahr laufe, ungehört und ungesehen zu ersaufen. Was schade wäre: Als Journalist schätzt man auch bei seinem Abgang die Gegenwart von Publikum. Wir seilen uns einer nach dem anderen ab, etwa fünf Meter weit, um dann durch ein Nadelöhr aus Fels zu klettern, durch das quasi nebenbei eine Kaskade aus Eiswasser tost. Hier müssen wir durch. Die Wand ist ein wenig nach außen gewölbt und zieht sich links und glitschig um eine Ecke. Nach wenigen Armlängen bin ich außer Sichtweite und ganz allein. Mein Reflex auf dem Weg nach unten ist, dauernd an meinem Karabiner zu nesteln: Könnte das Angst sein? Mein Reptiliengehirn verlautbart Misstrauen gegenüber der Plastiköse, die den Karabiner an meinen Gurt und das Seil an mein Leben bindet. Immer weiter weg

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Klamotten für grotten

das equipment

Helm. Von oben kommt nicht nur Gutes. Bei Steinschlag und tiefhängenden CanyonDecken leistet der Kopfschutz wertvolle Dienste.

Keine Sorge, man muss das alles nicht kaufen. Die meisten Tourenanbieter stellen die Ausrüstung zur Verfügung.

Gurtzeug. Canyoning-Sitzgurte haben einen verstärkten Gummiboden. Derart gepolstert rutscht es sich gut durch Rinnen.

Kamera. Auf jeden Fall wasserdicht. So bringt man Eindrücke aus den Tiefen des Berges ans trockene Tageslicht.

Rucksack. Platz finden muss Erste-HilfeZeug, ein 60-mSeil und weiteres Notfallge­rät. Gewicht: gut und gern 25 kg.

Minitank. Ein wasserdichter Behälter für alles, was nicht nass werden darf, also etwa Kamera, Handy und T-Shirt zum Wechseln.

Schuhe. Alte Bergschuhe oder spezielle Canyoning-Schuhe der Firma FiveTen. Letztere haben Mördergrip und werden von vielen Guides getragen. Seil. Für unsere Tour 40 Meter lang. Canyoning-Seile sind dicker, dehnen sich kaum aus, und dieses hier kann sogar schwimmen.

klingen die Stimmen über mir, das be­ drohlich umtoste Nadelöhr kommt näher. Ruckartig kommt Seil nach, meine trie­ fenden Bergschuhe suchen Halt in der längst überhängenden Wand, schon neh­ me ich die druckvollste Dusche der Welt. Mein Kopf knickt unter der Wucht des Strahls kurz weg, und mein rechtes Innenohr bekommt eine Hochdruck­ reinigung ab, bis zum Kleinhirn. Wie be­ sprochen halte ich mich rechts, sehe und höre nichts mehr, taste mich prustend ans Licht hinter dem Spray. Dann bin ich durch und grinse Axel zu, der inzwischen versucht, sich durch Standspringen warm zu halten. Wieder was gelernt: Canyoning verlangt ein gewisses Tempo, sonst wird es zu einer Zitterpartie. amateure und profis. Wer, wie die meis­ ten unbedarften Canyoning-Gäste, das Knotenknüpfen nicht beherrscht und sich noch nie mit Abseilen beschäftigt hat, kann sich einfach vom Guide durch die Kamine, Rutschen und Wände absei­ len lassen. Haken zum Einhängen der Si­

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Neoprenanzug. Wärmt, schützt, macht sexy. Kapuze und Knieverstärkungen sind gut, aber kein Muss.

cherungen sind in den meisten erschlos­ senen Canyons vorhanden. Die mutigere Minderheit darf sich selbst vertrauen, indem sie Seil und Karabiner eigenhän­ dig während des Abstiegs bedient. Was den Vorteil hat, dass man die Geschwin­ digkeit drosseln und den Gegebenheiten der Wand anpassen kann, die für den weit oben stehenden Guide nicht immer gut einsichtig sind. Also no worries: Es ist eine gute Übung in Eigenverantwortung, macht Spaß und ist spannend. Und entspannend, als wir nach gut zwei Stunden und dem letzten Wasserfall am Ende der Schlucht ankommen, wo sich die eisige Flut zu einem Wildbach verjüngt. Selten zuvor war ich, mit Ze­ hen wie Tiefkühl-Scampi, klammen Fin­ gern und der klebrig-lauen Textur des Neoprens auf der Haut, so gut gelaunt. Vielleicht lag es ja am Sonnenlicht und am freien Blick auf den Gletscher, dessen Arterien ich gerade als buntes Blutkör­ perchen durchwandert habe. ♉  www.redbulletin.com/yesyoucan   Touren & infos: info@action-club-zillertal.com

Neoprensocken. Vermeiden Stress durch Kälte. Ist dir kalt bis auf die Knochen, reizen auch die schönsten Marmorwände nicht.

Schluchtenflitzer Diese zwei waren dabei: beide extrem, beide extrem erfahren und beide aus Kitzbühel. Axel Naglich ist ein Renaissancemensch: gefragter Architekt, Extremskifahrer und stellvertretender Rennleiter beim Hahnenkammrennen. Für das Red Bulletin war er zum ersten Mal in einem Canyon – und meisterte die Tuxerbachklamm mit einem Dauer­ lächeln: „Erstaunlich! Das Wasser ist schon eine halbe Stunde aus dem Gletscher heraußen, aber noch immer eiskalt.“ Christian Schartner war beim Snowboard-Magazin „Onboard“ von Anfang an mit an Bord und hat mit dem ­„Sixtynine Magazine“ ein weiteres feines Bilderbuch (für sportliche Slacker) am Markt. Scharti, der einstige Snowboard-Pionier, fährt inzwischen wieder Ski und führt sommers unbedarftes Volk durch die Schluchten des Zillertals: „Echt wichtig: nie ohne geprüften Guide in einen Canyon einsteigen!“

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SUSHI

Jeden Monat bestimmt ein anderer internationaler Spitzenkoch die Linie der „Ikarus“-Küche im Salzburger Hangar-7. Diesmal macht die kulinarische Welttournee Halt in Japan. Eckart Witzigmanns Inside-out-Maki ist auch für Sushi-Novizen zum Nachmachen geeignet. TEXT CHRISTIAN GRÜNWALD BILDER MANFRED KLIMEK

Die Zubereitung

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Von einem schönen Stück Thunfisch mit einem breiten, möglichst scharfen Messer eine Scheibe in der Breite der Algenblätter abschneiden. Diese Scheibe nochmals in Streifen schneiden. Die geschälte Avocado ebenfalls in dünne Streifen schneiden.

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2

Eine Bambusrollmatte mit einem Stück Frischhaltefolie bedecken. Noriblatt darauf legen und den gekochten Sushireis einige Millimeter hoch gleichmäßig auf etwa 80 Prozent des Algenblattes verteilen. Dabei mäßig aufdrücken.

3

Mayonnaise mit etwas Tobikko verrühren und in einen Dressiersack umfüllen. Von der Masse am Ende der Reisfläche (unmittelbar angrenzend zum frei gebliebenen Algenblattteil) einen Streifen davon aufdressieren.

4

Auf den frei gebliebenen Teil des Algenblatts und die mit Mayonnaise behandelte Reisfläche einen passenden Thunfischstreifen sowie die vorbereiteten Avocadostreifen auflegen. (Man kann dazu auch noch Schnittlauchhalme nehmen.)

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Die Zutaten

Rice ’n’ Roll

FÜR 2 ROLLEN 60 g Thunfisch (Bluefin; stattdessen auch Lachs, Meeraal oder Meerbrasse möglich) 2 Nori-Algenblätter ca. 200 g gekochter und marinierter Sushi-Reis ca. 100 g Tobikko (Rogen vom fliegenden Fisch) Mayonnaise 1 Avocado (geschält, ohne Kern) 1 Daikon-Rettich Daikon-Kresse, Sojasauce und Wasabi zum Garnieren

Die älteste Form des Sushi, Funa-Sushi, praktizierten die Japaner schon vor mehr als tausend Jahren: Sie konservierten Fisch, indem sie ihn in gekochten Reis einpackten. Im Laufe der Zeit hat sich Sushi in Japan zu einer quasireligiösen Kunst entwickelt. Acht Jahre und länger dauert es, bis ein Koch zum Sushi-Meister wird und im Umgang mit Reis, Fisch, Essig, Wasabi und Algenblättern allumfassendes Wissen erlangt. Mittlerweile ist Sushi zu einem globalen kulinarischen Phänomen geworden, zu dem auch der Westen mit modernen Varianten wie der „California Roll“ viel beigetragen hat. Egal ob Nigiri (mit Fischstücken belegte Reishäppchen), Maki (in Algenblatt gerollter Fisch und Reis) oder Ura-Maki (da ist der Reis außen) – Sushi rangieren zwischen höchster Kochkunst und schnödem Fast Food in aller Munde. „Itamae“ nennt man in Japan einen Sushi-Koch und betrachtet ihn dort als Meister der Kulinarik. Allein den Reis mit der Hand so zu formen, dass er außen fest und innen locker ist, erfordert jahrelange Übung. Basis aller Sushi-Varianten ist der Reis, für dessen optimale Garung der Itamae gut ein Viertel der gesamten Ausbildungszeit vorsieht. Die Zeit haben wir nicht, darum auf die Schnelle nur so viel: Japanischer Reis geht kaum in den Export. Spanischer oder kalifornischer Reis aus einer der „Japonica“-Sorten ist daher ein geeigneter Ersatz. Der gewaschene Reis wird mit in etwa der gleichen Menge Wasser gegart und danach mit einer aufgekochten Marinade aus Reisessig, Zucker und Salz vermischt. Wenn

5

Noriblatt wenden, so dass nun die Reisseite auf der Klarsichtfolie liegt. Beginnend mit dem Teil mit der Fülle, die Matte mit der Folie etwas anheben und mit moderatem Druck zur Rolle formen.

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Die Rolle in etwas Tobikko (Fliegender-Fisch-Kaviar) wälzen und mit einem sehr scharfen Messer in gleich große Stücke teilen. Man kann auch Kaviar von der Meerforelle verwenden, der schon anfangs auf das Noriblatt aufgetragen wird.

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der Reis in der Konsistenz angenehm klebrig-weich ist und dabei auch noch verführerisch glänzt, ist man am Ziel. Dass der verwendete Fisch möglichst frisch zu sein hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Dass er manchmal schon tiefgefroren war, irritiert nur Unwissende. Thunfisch wird meistens sofort nach dem Fang tiefgefroren, am Fischmarkt gehandelt und erst dann weiterverwendet. Das ergibt unterm Strich mehr Frische, als auch mit den schnellsten Transportwegen jemals zu erzielen wäre. Die Varianten punkto Belag und Fülle sind unendlich vielfältig, reichen von Fisch bis Gemüse. Außerhalb des traditionalistischen Japan ist erlaubt, was schmeckt, solange es nur megafrisch ist. Die japanische Küche ist eben eine Küche der Nuancen, in der jede geschmackliche Variable zum Objekt obsessiver Verfeinerung wird. ♉ FORMEL-1-GP: 10. BIS 12. OKTOBER 2008, FUJI, JAPAN WWW.REDBULLF1.COM BEST OF WITZIGMANN ZUM NACHKOCHEN: WWW.REDBULLETIN.COM/WITZIGMANN

Den zugeputzten Daikon-Rettich in Stücke schneiden und in die Aufschnittmaschine (gibt es in allen AsiaLäden) einspannen. Zu langen „Spaghetti“ verarbeiten.

ECKART WITZIGMANN, EC 67, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahrhunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com

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Natürlich kann man die Maki auch ganz konventionell mit der Algenblattseite nach außen drehen. Den Varianten ist auch hinsichtlich der Fülle keine Grenze gesetzt. Zu Sushi gehören neben dem Rettich immer Sojasauce, Wasabi und Gari, der eingelegte Ingwer.

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HOT SPOTS Oktober 18

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25. 10. 2008 Hoch die Tassen! Die Kulisse der Rocky Mountains macht Seifenkisten zu Luxusgefährten.

9 22

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In Österreich …

Die Gastköche Stefan Mörth und Kenichiro Ooe vom Park Hyatt Hotel in Tokio zeigen japanische Kochkunst auf hohem Niveau. A BUILT TO SPILL SUPP. DISCO DOOM 21. 10. 2008, FLEX, WIEN

… und in der Welt 1 BEACHVOLLEYBALL DUBAI OPEN 5. – 10. 10. 2008, DUBAI, VAE

Die besten Beachgirls und -boys bridgen, blocken und smashen am Persischen Golf.

Die Neunziger-Jahre-Legenden des Lo-Fi-IndieRock live bei einem ihrer raren Konzerte.

2 RIO DE JANEIRO INTERNATIONAL 6. – 12. 10. 2008, BRASILIEN

PRATER DOME-ERÖFFNUNG 22. 10. 2008, PRATER, WIEN

Nächster Stop der internationalen Surf-Tour. Mit dabei: Tim Boal, Michel Bourez, Wiggolly Dantas, Gavin Gillette und Clint Kimmins.

6. – 12. 10. 2008 Während am Strand von Rio der Samba regiert, tanzen die weltbesten Surfer auf den Wellen.

3 ROC D’AZUR 7. – 13. 10. 2008, FRÉJUS, FRANKREICH

9 RED BULL FIELD OF DREAMS 10. – 12. 10. 2008, FARIBAULT, USA

A

Laut Eigendefinition wird jetzt in „einem der besten Nightclubs der Welt“ durchgemacht. A JAZZ IN DER ALTSTADT 22. – 26. 10. 2008, SALZBURG

Die 9. Auflage des Festivals bietet 70 Konzerte an 50 spannenden Locations. Neu: „Jazztalks by Nighthawks“ bis 4 Uhr früh. A LAMBCHOP 22. 10. 2008, ORPHEUM, GRAZ

Die Alternative-Country-Band aus Nashville, Tennessee, groovt nach Wien (21. 10.) in Graz.

WELTCUP-RIESENTORLAUF DAMEN 25. 10. 2008, SÖLDEN, TIROL A

Auftakt der neuen Ski-Saison. Lindsey Vonn (USA) möchte ihren Gesamtweltcupsieg des letzten Winters wiederholen.

HYPNOTIC – SVEN VÄTH 25. 10. 2008, EVENTHOTEL PYRAMIDE, VÖSENDORF A

Mit dem Star-DJ himself werden auch die Kollegen Extrawelt und Chris Tietjen auftreten. A BAUCHKLANG 25. 10. 2008, GUSSWERK EVENTFABRIK, SALZBURG

Sechs St. Pöltener und ihre Stimmen erzeugen ohne Instrumente Sounds von Hip-Hop über Reggae und Ethno bis Ambient.

Ob Hobbyradler oder Profi: Für jeden der knapp 15.000 ambitionierten Mountainbiker gibt es in Fréjus einen geeigneten Bewerb. 4 LOUISVILLE & SILUH POPKOMM-CHARITY 8. 10. 2008, BERLIN, DEUTSCHLAND

Die etwas andere Musikmesse u. a. mit Navel, Jolly Goods, Killed By 9V Batteries.

BUM FESTIVAL 9. – 11. 10. 2008, BILBAO, SPANIEN 5

Hip-Hop-Festival u. a. mit Grandmaster Flash, Kid Koala, Falsalarma und Necro.

ASP WOMEN’S WORLD TOUR 9. – 14. 10. 2008, SYDNEY, AUSTRALIEN

7 MAROSANA 10. – 12. 10. 2008, PEC POD SNĚŽKOU, TSCHECHIEN

Zehnte Auflage des von Michal Maroši organisierten Mountainbike-Events. Auf dem Programm: 4Down, Slopestyle und natürlich eine große Abschlussparty.

RED BULL TIRES OF FIRE 10. 10. 2008, AUCKLAND, NEUSEELAND 8

EC VSV – EC RED BULL SALZBURG 31. 10. 2008, VILLACH, KÄRNTEN A

Ewig junges Eishockey-Duell zu Beginn der zweiten Saisonhälfte.

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Teilnahmeberechtigt sind Bikes mit einem Gang. Ziel des Bewerbs: Wer schafft es, die längste Bremsspur zu fabrizieren?

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Action in ländlicher Idylle: ein Skating-Park auf einer Farm inmitten von Kornfeldern. 10 KORSIKA RALLYE 10. – 12. 10. 2008, KORSIKA, FRANKREICH

Gesetz der Serie? In den letzten beiden Jahren gewann Sébastien Loeb vor Marcus Grönholm auf der kurvenreichen Asphaltstrecke. 11 NIGHT OF THE JUMPS 11. 10. 2008, KÖLN ARENA, DEUTSCHLAND

Fällt der von Mat Rebeaud in Oberhausen aufgestellte Rekord im Highest Air Contest? Der Schweizer übersprang dort elf Meter.

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Die Wellen vor Australien scheinen Sofia Mulanovich zu behagen. Beim Roxy Pro an der Gold Coast holte sie im März den Sieg.

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12 RED BULL MUSIC ACADEMY TERM II 12. – 24. 10. 2008, BARCELONA, SPANIEN

Academy-Lektoren wie DJ Premiere, Questlove, Carl Craig oder Jeff Mills bitten dreißig Nachwuchsmusiker, DJs und Produzenten zum kreativen Gedankenaustausch. 13 ALANYA INTERNATIONAL MTB CUP 12. 10. 2008, ALANYA, TÜRKEI

Die Mountainbike-Elite versammelt sich in der türkischen Mittelmeerstadt östlich von Antalya. 14 ICELAND AIRWAVES 15. 10. 2008, REYKJAVÍK, ISLAND

Rockfestival, bei dem das Spektrum von der norwegischen Songwriterin Ane Brun über die Altrocker Lights on the Highway bis zu den Hardrockern Atomstation reicht.

15 SPORTKLETTER-EUROPAMEISTERSCHAFT 15. – 18. 10. 2008, PARIS, FRANKREICH

In Paris werden die neuen EuropameisterInnen in den Disziplinen Bouldern, Lead- und Speedclimbing gekürt. 16 BB TOUR VITORIA 17. – 19. 10. 2008, ESPÍRITO SANTO, BRASILIEN

Alison Cerutti ist Teil dieser harten Beachvolleyball-Tour mit zwölf Stationen in ganz Brasilien. Die besten acht Teams kämpfen um den Titel. 17 BATTLE OF THE YEAR 18. 10. 2008, VOLKSWAGEN HALLE BRAUNSCHWEIG, DEUTSCHLAND

Die genialsten Breakdancer aus aller Welt demonstrieren ihre Körperbeherrschung.

BILDER: RED BULL PHOTOFILES (2)

A RESTAURANT IKARUS 1. – 31. 10. 2008, HANGAR-7, SALZBURG

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11. 10. 2008 FMX der Extraklasse; Highest Air Contest in Köln. 14

21 17 4 7 20 11 15 A 26

31. 10. 2008 Wenn die Cracks von Red Bull Salzburg auf die Villacher Rivalen treffen, sind packende Zweikämpfe garantiert. Eine Vorentscheidung um die Play-off-Plätze fällt aber noch nicht.

3 10

5 12

13

24 25

19

1

25. 10. 2008 Start der Ski-Saison in Sölden – natürlich mit Lindsey Vonn.

1./2. 11. 2008 Top, die Wette gilt! Wird Hannes Arch in Perth zum Red Bull Air Race-Weltmeistertitel fliegen?

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26. 10. 2008 Letzter Showdown in der Motorrad-Königsklasse. Dani Pedrosa will in Valencia zum Heimsieg rasen.

6

8 18 RED BULL SOAP BOX RACE 18. 10. 2008, SAN FRANCISCO, USA

Motorschäden sind ausgeschlossen, wenn die Seifenkistenteams durch den Dolores Park der kalifornischen Metropole rasen. 19 FORMEL-1-GRAND-PRIX VON CHINA 19. 10. 2008, SHANGHAI, CHINA

BILDER: GEPA PICTURES, MARKUS KUCERA, RED BULL PHOTOFILES (3)

Eine Strecke, die den Toro Rosso liegt. Im Vorjahr kamen beide Boliden in die Punkteränge.

23 RED BULL BATALLA DE LOS GALLOS FINALE 25. 10. 2008, MÉXICO D. F., MEXIKO

Sieger aus aller Welt kämpfen beim großen Finale des Freestyle-MC-Battle um die Nr. 1.

26 DTM HOCKENHEIM 26. 10. 2008, HOCKENHEIMRING, DEUTSCHLAND

Ein musikalisches Head-to-Head-Battle, bei dem mit maximalem Einsatz gekämpft wird.

RED BULL RIDERS CUP VALENCIA 25. 10. 2008, CIRCUIT DE LA COMUNITAT VALENCIANA, SPANIEN

Die DTM kehrt in ihrem letzten Saisonlauf noch einmal nach Hockenheim zurück. Das erste Rennen im April gewann Mattias Ekström 8/10 Sekunden vor Timo Scheider.

AMSTERDAM DANCE EVENT 2008 23. – 25. 10. 2008, AMSTERDAM, NIEDERLANDE

Nach dem Sieg der MotoGP-Rookies in Indianapolis (USA) treten die zehn besten Jungbiker Europas und der USA in diesem Teambewerb diesmal in Spanien gegeneinander an.

20 RED BULL SOUNDCLASH 22. 10. 2008, GENT, BELGIEN

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700 DJs und Künstler aus der ganzen Welt performen beim größten Electronic-Festival. 22 RED BULL SOAP BOX RACE 25. 10. 2008, DENVER, USA

Die konzentrierten Fahrer werden wohl kaum Augen für die pittoreske Kulisse des Red Rocks Park in Colorado haben.

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25 MOTOGP VON VALENCIA 26. 10. 2008, CIRCUIT RICARDO TORMO, SPANIEN

Vorjahressieger und Lokalmatador Dani Pedrosa liebt seine Heimstrecke. Er siegte vier Mal in drei unterschiedlichen Motorrad-Klassen: 125 ccm, 250 ccm sowie in der MotoGP.

LEON WARE @ BLUE NOTE NYC 27. 10. 2008, NEW YORK, USA 27

Der Produzent, Songwriter und Sänger gastiert im Big Apple. Mit im Gepäck Soul-Sound aus dem aktuellen Album „Moon Ride“. 28 RED BULL METALLICROSS 29. 10. – 2. 11. 2008, ATLANTA, USA

Gefahren wird auf verschiedenstem Untergrund: Dirt, Stahl, Holz, Asphalt oder Aluminium. Mad Max lässt grüßen.

29 RED BULL AIR RACE PERTH 1./2. 11. 2008, PERTH, AUSTRALIEN

Ein Punkt genügt Hannes Arch für seinen ersten Red Bull Air Race-Weltmeistertitel. 30 FORMEL-1-GP VON BRASILIEN 2. 11. 2008, SÃO PAULO, BRASILIEN

Eine spannende und ausgeglichene Formel-1Saison geht zu Ende. Doch wie wird der neue Weltmeister heißen?

MEHR HOT SPOTS AUF: WWW.REDBULLETIN.COM

24.09.2008 12:50:25 Uhr


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OKTOBER 2008

VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.

Kommt ein Schnitzel geflogen … … wundern wir uns nicht. Weil beim 7. Red Bull Flugtag einfach alles erlaubt war. Auch, dass ein Goldi total abstürzt. SCHORF IM DORF. Der 7. Red Bull Flugtag hatte noch gar nicht begonnen, da wusste Andreas Goldberger schon, wer am Ende des Tages gewinnen würde. Zumindest wenn es nach ihm ginge – und als Jurymitglied hat er da ja Mitspracherecht. Sein Favorit beim 7. Red Bull Flugtag heißt Vitor, erzählt er. Ein gebürtiger Bulgare, ein cooler Hund, ein besonders kreativer Mensch. Nicht nur, weil sein Team „Look A Like Goldi“ heißt, sondern weil’s zur Performance auch gleich ein eigens komponiertes Lied gibt. Ein kleiner Auszug gefällig? „Wie Goldi einst in Oberstdorf, mach ich auch hier die Mädels schorf.“ Goldi behält leider unrecht. Erstens scheitert sein neuer Freund mitsamt Flugutensilien schon an der Gewichtskontrolle, zweitens fliegt er in der Brigittenauer Bucht nicht zu neuem Weltrekord, sondern plumpst in die Donau, kopfüber. Eingefroren ist dem Goldi das Lachen trotzdem nicht. Genauso wenig wie den 60.000 Zuschauern auf der Donauinsel, weil es trotz winterlicher Temperaturen und Regen ziemlich heiß herging. 39 kreativen Teams sei Dank, die möglichst unmögliche Dinge über die Rampe ins Wasser hievten, vom „Flying Schnitzel“ über das „Honigluder“ bis hin zum „Styrian Dumbo“. Am besten sind aber die Würfel gefallen, sprich: das Team „Würfelflieger“ aus Oberösterreich – nicht, was die Weite betrifft, sondern in puncto Kreativität und Originalität der Performance, die von einer mehrköpfigen Promi-Jury bewertet wurde. Dabei sein ist alles, sagen die Teilnehmer dann. Aber gewinnen ist dann doch noch ein bissl mehr. Weil der Siegespreis eine Ausbildung zum Privatpiloten war. Und damit sollte man in Zukunft doch sicher noch ein wenig weiter fliegen können … ♉

TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BRIGITTENAUER BUCHT, WIEN WAS 7. Red Bull Flugtag WANN 21. September 2008 WER Hannes Arch, Andreas Goldberger, Mirjam Weichselbraun, Hannes Jagerhofer, Gery Keszler, Gitta Saxx, Clemens Doppler, Sigi Grabner, Kate Allen, Roman Hagara, Kim Sohyi, Tom Walek, Markus Prock, Tobias Schiegl, Alex Kristan, weitere ca. 59.985 Flugfans

„Ich bin mit dir so hoch geflogen …“ lautet der Liedtext eines Schlagers. Für „Look A Like Goldi“ (o. li., einziger Teilnehmer ohne gültige Wertung) galt das beim Red Bull Flugtag leider nicht. Spaß gemacht hat’s trotzdem. Manchen besonders viel wie Moderatorin Mirjam Weichselbraun, den Juroren Andreas Goldberger (re.), „Mr. Life Ball“ Gery Keszler (o. re. mit seinem Hund namens „Herr Brodmann“), Ex-Playmate Gitta Saxx und Ö3-Mikromann Tom Walek.

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Bilder: Achim Bieniek (7), Red Bull Photofiles

In unendliche Weiten ging es heuer nicht. Nach immerhin 14,5 Metern landete „Red Butterfly“ (ganz links) und ­erzielte damit die Tageshöchstweite. ­Davon konnte „Styrian Dumbo“ (oben) nur träumen – dafür holte er sich von der Jury um Snowboard-Hero Sigi Grabner (li.) ein paar Punkte und landete ­immerhin auf Platz acht. Segel-Olympiasieger Roman Hagara beobachtete das bunte Treiben indes aus der Ferne – er schaute aufgrund des Dauerregens lieber aus dem Friends-Zelt zu. Dabei ist Wasser doch sein Element, oder?

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Tomte und der Fisch Die Indie-Helden Tomte spielen ausnahmsweise gegen St. Pauli und stellen ihre neue Single am Hamburger Hafen vor. Schlagerspiel. Der natürliche Feind in Hamburg heißt FC St. Pauli. Zumindest für örtliche Konzertveranstalter. Denn wenn der Traditionsverein im Millerntor-Stadion zum Heimspiel aufmarschiert, sind die Straßen der Hansestadt quasi tote Hose. Als der Zweitligist eines sonnigen Septembertages die Freunde von 1860 München empfängt, ist Tomte-Sänger Thees Uhlmann nervös. Nicht, weil er der Mannschaft seines Herzens keinen Sieg über die Bayern zutraut, sondern weil er heute selbst ein Spiel zu bestehen hat. Tomte feiern nämlich das Präsentationskonzert ihrer neuen Single „Der letzte große Wal“ unter freiem Himmel am Red Bull Tourbus. Direkt am Fischmarkt Hamburg, gleich ums Eck von der Reeperbahn. Dort hat die Indie-Band ihre ersten großen Konzerte ge­ spielt, dort hat sie ihr erstes Album aufgenommen. Und dorthin kehrt die Band heute für ein Heimspiel bei freiem Eintritt zurück. „Obwohl wir mittlerweile alle in Berlin wohnen, werden wir immer noch total mit Hamburg assoziiert. Aber klar, ich habe acht Jahre hier gelebt, ich kenne St. Pauli wie meine Wes­ tentasche“, sagt Thees Uhlmann im kleinen Backstage-Bereich hinter dem Tourbus. Davor warten über 6000 junge Hamburger, die sich heute für das Spiel ihrer musikalischen Heimmannschaft entschieden haben. Der Anpfiff erfolgt mit dem neuen Hit. Es ist ein Song, der, wie das gesamte neue Album „Heureka“, die Liebe zu Hamburg thematisiert. Und es ist in diesen Momenten nicht schwer nachvollziehbar, was Tomte an der Hansestadt schätzen: Die untergehende Sonne tüncht die Elbe in ein sanftes Rot, im Hintergrund ertönt gelegentlich eine Schiffssirene. Ein besseres Setting hätte man für die melancholischen Rocksongs des Quartetts wohl nicht finden können. Die Kids hängen an Thees’ Lippen, singen mit. Auch Heike Makatsch, die wir im Getümmel erblicken. Sie ist die Freundin von Drummer Max, erfährt man. Ebenso wie den Umstand, dass die Band leider trotz des überschwänglichen Jubels keine Zu­ gabe wird spielen können. Eine Stunde, hat die strenge Hafen-

Text Vanessa de Lampedusa Bilder Dirk Mathesius

polizei angeordnet, keine Minute länger. Doch Sänger Thees lässt sich nicht lumpen und beendet den Abend mit einer großen ­Autogrammstunde vor dem Red Bull Tourbus. Sich anschließend ins Nachtleben der Reeperbahn zu stürzen ist keine schlechte Idee. Denn die Stimmung dort ist vom 1:0 gegen 1860 nicht un­ beeinflusst. Ein doppelter Heimsieg also für die Hansestadt. ♉

FISCHMARKT HAMBURG, DEUTSCHLAND WAS Präsentation der Tomte-Single „Der letzte große Wal“ WANN 19. September 2008 WER Tomte, Heike Makatsch und 6500 Fans

„Heureka“ am 10. 10. „Ich habe keinen Bock, über Scheiße zu singen“, sagt Thees Uhlmann. Hätte man bei Song­ zeilen wie „Du stellst dir vor, dass in ­allen Winkeln der Welt Menschen woh­ nen und nur durch die Länge der Schat­ ten unterschiedlich sind“ auch nicht ­vermutet. Die Fans am Hamburger Hafen singen euphorisch mit, lassen sich Auto­ gramme geben und freuen sich auf das neue Album „Heureka“ (Grand Hotel Van Cleef), das am 10. Oktober erscheint.

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Vettel, nass ...? Auf der Suche nach Glamour stöckelte ich mit meinen Manolos durch den Sumpf, der einmal der Königliche Park in Monza gewesen war. MONZA. Raus aus dem Bentley und rein in die Pfütze: den Königlichen Park in Monza, Vorort der Fashion-Weltzentrale Mailand, könnte man auch wieder einmal trockenlegen, dachte ich bei mir, als ich meinen exklusiven Paddock-Pass zückte und an SecurityAlberto vorbeischmatzte. Sonderauftrag diesmal: Begleite die zehn österreichischen Beautys, die von Red Bull mit dem Status „Formula Una“ ausgestattet und mit Access-All-Areas-Tickets bewaffnet sind. Kein leichter Job, unter diesen Bedingungen zu … wirken. Aber hallo, die Mädels machten das echt gut. Klar kam ihnen Sebastians Erfolg dabei zu Hilfe. Ist ja auch ein ausgesprochen handsamer junger Mann. Schade nur, dass er bei den Partys auf der Energy Station und in Milano so früh ins Bett musste. ♉

TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA

MONZA, LOMBARDEI WAS Großer Preis von Italien WANN 13. September 2008 WER David Coulthard, Sébastien Bourdais, Marco Materazzi, Mark Webber, Flavio Briatore, Bernie Ecclestone. Kurz auch: Sebastian Vettel

BILDER: GEPA PICTURES (3), MIRJA GEH (2)

Finden Sie den Fehler. Tipp: Achten Sie dabei nicht auf die Unas. Rechts … rechts … nein, nicht ganz so weit. Rechtes Bild. Mitte. Ja, der Herr mit der Red Bull-Kappe. Und, was fällt Ihnen auf? Stimmt, er lacht. Ja, er hat gerade Pole-Position in Monza geholt. Nein, er weiß noch nicht, dass er am nächsten Tag gewinnen wird. Gerader Blick, bitte bleiben Sie bei der Sache! Welcher Name steht da am Auto??? Arge Konzentrationsübung, ich weiß.

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24.09.2008 12:52:52 Uhr


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die besten clubs der welt

Nie mehr 17! Für Auserwählte bedeutet V mehr als nur Victory. Einzige Bedingung: älter sein als dreiundzwanzig! Text lars ZETTERBERG

STOCKHOLM, SCHWEDEN WAS Sturecompagniet, Sturegatan 4 WANN Wenn es dunkel wird in Schwedens Hauptstadt … NOCH WAS Im Oktober in Zusammenarbeit mit Red Bull Auftritte von DJ und Grammy-Gewinner Roger Sanchez sowie Jazzer Yves Laroche.

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STUREPLANSGRUPPEN. Hinter diesem Namen steckt ein schwedischer Konzern, der mit Glitz und Glamour sein Geld verdient – mit Clubs, Cafés, Restaurants und einem Lifestylemagazin. Das Sturecompagniet ist Teil des Business und einer der legendären Nachtclubs in Stockholm (seit 1989). Wer die Herren am Eingang glauben machen kann, über 23 zu sein und erwartet zu werden, hat drinnen die Wahl zwischen Tanzen (kommerzielle Musik auf der Tanzfläche, R ’n’ B-Room), Trinken (Bar mit härterer Musik) und Repräsentieren (im VIP-Bereich). An die Preise gewöhnt man sich nach einer Schrecksekunde (ein Red Bull Wodka kostet 116 bis 126 Kronen, also 12 bis 13 Euro), an die Wucht der Mädels nicht: Kaum hat man die fescheste Blondine ever gesehen, taucht deren noch feschere Schwester auf. Als Club im Club gibt es V, eine mythenumsponnene Ecke für Mitglieder und deren Gäste, Fotografierverbot inklusive. Der Wahlspruch „Was im V passiert, bleibt im V“ bedeutet: Wir wollen unter uns bleiben (auch wenn keine bösen Dinge geschehen). Also dann: Wer es in den V schafft, amüsiert sich garantiert mit Schwedens Top 250; mehr passen nicht hinein.

Bild: Sturecompagniet

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Bilder: Gepa Pictures, Linus Hallsenius, Mathias Nordgren, Sturecompagniet

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S T U R E C O M P A G N I E T , stoc k h o l m

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Klassik trifft Klubben. Der Sturecompagniet besteht aus vier Sälen, die sich auf zwei Etagen um einen Lichthof gruppieren. Die Renovierung 2003 hat den ­Gegensatz zwischen den kathedralenhaften Elementen und der üblichen Nachtclubzweckarchitektur sehr hübsch herausgearbeitet, auch wenn dank des Publikums wenig Zeit bleibt, sich dem Baukörper zu widmen. Die Warteschlange am Eingang kann übrigens auch länger sein: Die Bouncer nehmen sich bisweilen Zeit. Was manche Gäste jedoch als Arroganz interpretieren, ist cooler schwedischer Charme – lassen Sie sich also nicht täuschen.

24.09.2008 12:53:30 Uhr


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Nüziders – kulturelle Perle Vorarlbergs Erzählung von Gion Mathias Cavelty.

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inleitung des Autors: Es handelt sich hierbei um einen Auszug aus einem noch nicht publizierten historischen Roman (momentan bin ich an der 21. Überarbeitung – nein, ich mache es mir nicht leicht). Zeit der Handlung: das frühe 16. Jahrhundert; Hauptperson: der spanische Konquistador Francisco Pizarro. In den ersten Kapiteln plant Pizarro seinen Eroberungszug. Seine Expedition startet von Panama aus; im März 1526 erreicht seine Flotte Vorarlberg. Nacheinander unterwirft er Röns, Blons, Bürs, Bezau, Bizau, Oberdamüls und St. Anton im Montafon. Das fünfzehnte Kapitel beginnt nach der Eroberung von Tschagguns:

Nüziders. Von der Kommandobrücke aus konnte Pizarro es endlich sehen. Die Dorfbewohnerinnen trugen Dirndln aus semitransparentem Stoff. Als sie der «Vortex» gewahr wurden, begannen sie einen rituellen, leicht lasziven Begrüssungstanz aufzuführen. «Die freuen sich tierisch», kommentierte Cassander. «Lass mal das kleine Boot ins Meer, dann rudern wir rüber», ordnete Pizarro an. Und genauso geschah es dann auch. Am Dorfeingang wurden Pizarro und sein Trupp frenetisch begrüsst. Auf ein Zeichen von Herrn Oberstudiendirigent Stöcklhuber hin begann eine Blaskapelle, «Chiquitita» zu intonieren. Es Tschagguns – Pizarro hatte es im Sturm genommen. Jetzt war folgten herzzerreissende Versionen von «El fuego de nuestra es spanisch. pasión (corazón, corazón)» und «Sierra Madre». Doch der Konquistador wollte mehr. Als Höhepunkt sang ein Gemeinderat, der sich nur mit «Nüziders», flüsterte er leise vor sich hin. «Perle Vorarl«Markus» vorgestellt hatte, «Die schnellste Maus von Mexiko bergs, an der Sonnenseite des Walgau gelegen. Schon als klei(¡andale, andale, arriba, arriba!)». ner Bub habe ich von dir geträumt. Deine Bildungsstätten sind «Wie ich Mexiko hasse», raunte Pizarro düster in seinen weltberühmt: der Waldwichtel-Kindergarten beispielsweise Bart. oder die Spielgruppe Struwwelpeter, um nur zwei zu nennen. Nachdem Markus fertig war, umarmte er jeden Spanier Und deine Gemeindebibliothek soll montags und einzeln. mittwochs bis um 18.30 Uhr geöffnet sein und 3900 «Meine Tante Adolfine soll heute Nacht dir geBücher umfassen. Eine unvorstellbare Zahl! 282 lehören», flüsterte er in Pizarros Ohr und zwinkerte Leser machen sende Kinder und Jugendliche, 159 lesende Frauen ihm vielsagend zu. «Sie wartet auf dich in unserem Programm. und 24 lesende Männer sollen dort ein und aus geFale Talimalo. Folge mir ungeniert.» Schicken Sie Ihren Text hen, munkelt man. Das wäre in Spanien undenkbar! «Fale Talimalo?», verstand Pizarro nur Bahnhof. bitte an readbull@ Und am Fäschaweg 7/1 soll es einen Zipfelkappen«Das bedeutet ‹Gästehaus› auf Polynesisch.» redbulletin.at: Das club geben. ¡Hijo de puta!» «Sag bloss nicht, dass …» ­T hema ist frei, doch Pizarro goss sich etwas Rioja in seinen Fedora «Doch, die Herren Polynesier waren schon vor ­irgendwo kann eine und nahm sinnierend einen Schluck. 35 Jahren da», erklärte Markus. «Und sie haben Dose versteckt sein. «Señor», riss ihn Cassander, der Steuermann unser schönes Dorf noch immer in ihrer Gewalt. Die besten Texte werseines treuen Kriegsschiffes «Vortex», aus seinen GeDarum freuen wir uns doch auch so, dass ihr Meden abwechselnd mit danken. «Wohin als Nächstes?» xikaner jetzt da seid und uns aus ihren Klauen Storys professioneller Auf diese Frage konnte es nur eine Antwort geben. befreit!» Autoren veröffentlicht.

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«Wieder einmal diese verdammten Polynesier», grummelte Pizarro. «Sie entsprechen unserer Mentalität überhaupt nicht», beklagte sich Markus bitterlich. «Plumpe, faule Kerle sind sie! Für Bildung haben sie nichts übrig. Auf die schönen Künste scheissen sie konsequent. Aber komm jetzt!»

illustration: anje jager

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ante Adolfine war eine reizende Dame von 71 Jahren. Sie war auch stark gegen die Polynesier eingestellt. «Wissen Sie», begann sie einen längeren Monolog, «die Kultur liegt mir sehr am Herzen. Wenn ich daran denke, was wir hier für schöne Traditionen hatten. Doch schauen Sie, was die Polynesier gemacht haben: Unser schönes Heimatkundemuseum nutzen sie als Lager für ihre Surfbretter. Und von allen möglichen Konsonanten kennen sie nur neun. Das muss man sich mal vorstellen! ‹Nüziders› können sie über­ haupt nicht aussprechen, sie sagen nur ‹Üie›. Wir können ­unseres Lebens nicht mehr froh sein. Die berühmte Delizio­ sitäten-Pinakothek, um die uns die ganze Welt beneidet hat, ist jetzt auch nur noch eine polynesische Rumpelkammer. 35’000 Ölgemälde mit süssen Köstlichkeiten gab es dort zu ­besichtigen, darunter so bedeutende Werke wie ‹Drei Varia­ tionen vom Vorarlberger Riebelgriess im Abendlicht› von Heinrich Traugott Schneider oder ‹Stopfer› von Gustav Gabriel Wendehals. Alles futsch. Und der arme Zipfelkappenclub – ach, ich will gar nicht daran denken, das Augenwasser strömt mir sonst in Bächen übers Gesicht! Bringen Sie die Polynesier dazu, ihre fetten Ärsche in ihre Einbäume zu schwingen und abzupaddeln, oder töten Sie sie in einer Nacht-und-Nebel-­ Aktion! Wir würden uns sehr erkenntlich zeigen – und ich würde mich ganz besonders erkenntlich zeigen.» «Kann Gewalt die Lösung sein?», gab Pizarro an dieser Stel­ le zu bedenken. «Was?» «Gewalt.» «Ja, Gewalt ist gut», nickte Adolfine eifrig. «Ich mag es hart!» «Nicht so», versuchte Pizarro zu präzisieren. «Mein ganzes Leben lang habe ich gemetzelt, erobert, erobert, gemetzelt. Muss das nicht irgendwann aufhören? Ich habe eine Vision …» Mit diesen Worten stand Pizarro langsam auf und trat nach draussen auf den Balkon. Ein frische Brise wehte dem Spanier entgegen. Der Dorfkern von Nüziders lag friedlich vor ihm. Er dachte an seine Mutter, Francisca González y Mateos, die Tochter von armen Bauern, bei der er in ärmlichen Ver­ hältnissen aufgewachsen war. Wie sie sich beide als Schweine­ hirten in der Extremadura hatten durchschlagen müssen. Wie sie nur Schweinefutter zu essen gehabt hatten, und selbst von diesem zu wenig, und wie ihm die Mutter immer noch ihre Portion zugeschoben hatte, unauffällig, so, dass er es nicht merken sollte. Aber natürlich hatte er es gemerkt. Er dachte an seinen Hund Pazzito, dem von einem sadis­ tischen Metzger das linke Vorderbein weggeschossen worden war, einfach so, «zum Spass». Wie seine Tränen in sein Fell gekullert waren Nacht für Nacht. Er dachte an all die Menschen, die er in seinem Leben ver­ letzt hatte. Nein, er wollte nicht mehr kämpfen. Er war angekommen. ♉

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Gion Mathias Cavelty, Jahrgang 1974, lebt als Schriftsteller und Kolumnist in Zürich. Seine humoristische und zynische Ader lebte er als Autor der „Fernsehkritik der reinen Vernunft“ in der Wochenzeitung „Die Welt­ woche“ ebenso aus wie als regelmäßiger Schreiber der Satirezeitschrift „Der Nebel­ spalter“. Seine bekanntesten Bücher sind „Endlich Nicht­ leser“, „Tabula rasa“ oder „Eine Reise ins Reich des Irrsinns“ und „Quifezit oder Eine Reise im Geigenkoffer“, alle erschie­ nen im Suhrkamp Verlag. www.nichtleser.com

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RR!

KNU

DARÜBER LACHT DIE WELT

Bissig wie einst der „Simplicissimus“: der September im Spiegel der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.

UND JETZT: hoch! Acht Teilnehmer haben bei den Olympischen Spielen in der offenen Gewichtsklasse ihr Glück versucht. Hier sind sie im Einsatz.

AN DER ANGEL. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin war früher mal Judoka. Und, ganz ehrlich, irgendwie sieht man ihm das an. Auch wenn er möglicherweise heute in einer anderen Gewichtsklasse antreten müsste.

LOVE IS IN THE AIR. Dass Hochzeiten manchmal eine waghalsige Angelegenheit sind, wissen wir. Aber dass sich Braut und Bräutigam wirklich richtig anschnallen müssen, ist selten – bei dieser Hochzeit jedoch wirklich lebensnotwendig.

U st di nd e jung Brautfer?

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Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com

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Sommertrainingslager. Eventuell haben diese deutschen Urlauber den Begriff „Sommertrainingslager“ falsch verstanden. Oder sie haben den Ausdruck „Gemma auf die Piste“ missinterpretiert. Diese deutschen Skifahrer sind jedenfalls wirklich am Sand. (Erinnert Sie das an deren Erfolge im letzten Winter?)

An der Angel II. US-Präsident George Bush war zwar nie Beachvolleyballer. Im Zweifel hat er aber das lustigere Hobby als sein russischer Ex-Kollege.

Wenn das Hobby zum Beruf wird. „Hallo, ich mag, was Sie aus dem Büro gemacht haben.“ Aus dem „New Yorker“.

DACHTE ICH ES MIR doch. Ein zuge­ lötetes Auto hat halt auch wieder seine Vorteile, selbst im sonnigsten Sommer.

Eine gute Zeit. Worüber sich Alzheimer-Patienten so den ganzen Tag unterhalten, könnte durchaus spannend sein.

Arztbesuch. Manchmal müssen schlimme Dinge fröhlich überbracht werden: „Ich fürchte, Mr. Bickles hat schlechte Nachrichten.“ Und: „Finden Sie es schmerzhaft, wenn ich tanze?“

Olympia-Nachtrag: Die Nachfrage nach Doping-Präparaten wird immer größer. Und nachdem Sportler ja auf ihre Gesundheit achten, ist diese Frage, die sich die „Welt am Sonntag“ stellt, vielleicht gar nicht so abwegig. Oder eben gerade doch.

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Urlaub zu Haus. Manchmal braucht man für einen guten und erholsamen Urlaub nicht viel mehr als eine Luftmatratze, Sonnenöl und die richtige, heimelige Umgebung.

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Kopf-an-kopf-rennen

Auch Breakdance ist keine Erfindung der modernen Zeit! Schon 1940 in London kreiselte man zeitgemäß auf dem Kopf: Unser Zeitdokument zeigt Daleight Afternoon (was ziemlich sicher ein Künstlername war) balancierend auf der sachdienlich gestärkten Dauerwelle ihrer Tanzpartnerin (die sich Early Mourning nannte, was wir ihr jedoch auch nicht ganz glauben). Das Publikum (vor allem rechts im Bild) konnte damals mit der jungen Kunstform noch nicht so viel anfangen.

Bild: Hulton-Deutsch Collection/CORBIS

BC Zeropointfive: London, 1940

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kietreiber (Stv.) Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Andreas Kornhofer, Alexander Macheck Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Simone Fischer, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kučera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN Gion Mathias Cavelty, Christian Grünwald, Markus Huber, Ursula Macher, Florian Obkircher, Herbert Völker Illustratoren Almut Becvar, Mandy Fischer, Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Martina Kurtz Projektmanagement Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-CollinStraße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nach­r ichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamt­auflage 1,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 4. november 2008.

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24.09.2008 12:55:45 Uhr


Kostenlose Schaltung.

Prof. Dr. Zhigang He Fakultät für Neurowissenschaftliche Forschung, Harvard Universität, Boston, USA

“Es ist ein großes Mosaik, bei dem jedes Steinchen zählt.”

Querschnittslähmung heilbar machen. Die Regeneration des Rückenmarks nach einer Verletzung galt lange Zeit als unmöglich. Erst während der 1980er Jahre gaben bahnbrechende Experimente erstmals Anlass zur Hoffnung. Dieser Lichtblick beflügelte die Wissenschaft und führte in den folgenden Jahren zu einer Reihe wichtiger Erkenntnisse. Im Tierversuch sind in der Zwischenzeit Erfolge zu verzeichnen, die zuvor für unmöglich gehalten worden waren. Der tatsächliche Durchbruch in der Humanmedizin ist jedoch noch nicht geschafft.

Jede Spende zählt: Wings for Life, Stiftung für Rückenmarksforschung. Bankhaus Carl Spängler & Co., Salzburg, Kto. Nr. 1000 11911, BLZ 19530

www.wingsforlife.com

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9/16/08 8:46:06 AM 24.09.2008 13:27:06 Uhr


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Rasant fahren kann jeder. Rasant stehen nicht. Schwer zu widerstehen. Der neue Scirocco. Der neue Scirocco verhilft zu einem rasanten Auftritt. Selbst wenn der Motor aus ist. Hier ein schneller Überblick: sportliches Design, dynamische Linienführung, markante Front mit schwarz lackiertem Kühlergrill, bis zu 18 Zoll große Leichtmetallräder*, Bi-Xenon-Scheinwerfer*, Sportlenkrad in Leder, Panorama-Ausstelldach*. Das sieht gut aus und macht Spaß beim Anschauen. Doch am meisten Spaß haben Sie mit dem neuen Scirocco immer noch, wenn der Motor läuft. Am besten während einer Probefahrt bei Ihrem VW Betrieb.

Das Auto.

* Sonderausstattung gegen Mehrpreis (18-Zoll-Leichtmetallräder Serie bei 200 PS). Verbrauch: 5,1 – 7,6 l/100 km. CO2-Emission: 134 – 179 g/km. Symbolbild.

100-U4_Inserat_Porsche 100

24.09.2008 13:26:57 Uhr


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