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www.redbulletin.com

Ein fast unabhängiges Monatsmagazin / November 2010

Mark Webber Der Mann hinter der Maske

Fanny Ardant Frankreichs Film-Diva im großen Interview

Mount St. Elias Die längste Ski-Abfahrt der Welt

America’s Cup

High-Tech-Revolution bei der ältesten Regatta der Welt

Erleben Sie

Print 2.0


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TUDOR HERITAGE CHRONO Mechanisches Uhrwerk mit Selbstaufzug In zwei Richtungen drehbare L체nette in Edelstahl mit schwarzer Zahlenscheibe Saphirglas, verschraubbare Aufzugskrone Wasserdicht bis 150 m, Edelstahlgeh채use 42 mm


Bullhorn

Willkommen! Der bemerkenswerte Weg des Sohns eines australischen Tankstellenbesitzers zum Formel-1-Ass, Schikane für Schikane nachgezeichnet: Anthony Row­ linson, Leiter der Londoner Redaktion des Red Bulletin und profunder ­Formel-1-Experte, ist seit vielen Jahren eng mit Mark Webber befreundet. Die beiden teilen neben der Leidenschaft für Motor- auch jene für Ausdauersport, verbrachten entsprechend viel Zeit miteinander, und Rowlinsons Aufzeichnung der Karriere des Freundes lässt ahnen, warum Webber gelernt hat, gerade in den Long Runs zu überzeugen. Rowlinson hat penibel protokolliert, wie viel Ausdauer, Durchhalte­ vermögen, Selbstdisziplin und Konsequenz Webber investieren musste, um den Weg in die Königsklasse des Motorsports zu schaffen und sich dort auch durchzusetzen. „Webbers Weg“, Seite 64.

AXEL NAGLICH

JON JOHNSTON

PETER RESSMANN

A FILM BY

GERALD SALMINA

THE LONGEST SKI DESCENT EVER.

A TRuE ANd AuTHENTIC STORy.

Unter den vielen Veranstaltungsideen des Red Bull-Think-Tanks gibt es einige, die noch ein bisschen verrückter sind als die anderen. Und unter den etwas verrückteren gibt es noch eine handverlesene Zahl von, sagen wir, eher unvernünftigen. Und dann gibt es Red Bull Rampage. Dem absoluten Irrsinn der Landschaft von Utah und vor allem der unglaublichen Menge von Luft, die sich zwischen Abrisskanten (= Absprung) und ­schmalen, felsigen Fußwegen (= Landung) versammelt, lieferten sich Anfang Oktober wieder Leute wie Andreu Lacondeguy, Darren Berrecloth, Cameron Zink oder Gee Atherton aus. Red Bulletin-Autor Werner Jessner hat in seiner Red Bull RampageReportage viele Sätze versammelt, die den, hm, Reiz der Veranstaltung ­spiegeln, aber einer schafft das dann doch am besten. Er lautet: „Absprung wohin?“ Wir empfehlen „Die Unsterblichen“, ab Seite 54. Wie das halt mit großen internationalen Stars so ist: Ihre Zeit ist ein nur in kleinen Dosen erhältliches Gut, entsprechend gedrängt sind Gespräche im Normalfall zu führen. Red Bulletin-Autorin Uschi Korda hatte ihr Interview mit Fanny Ardant im Hangar-7 zeitgerecht abgeschlossen, ehe die Grande Dame des französischen Films etwas sagte, das man als Journalist fast nie zu hören bekommt: „Es war ein so angenehmes Gespräch mit Ihnen, schade, dass wir es nun beenden müssen. Wollen wir es morgen f­ ortsetzen?“ Man setzte, und es entstand aus der Zusammensetzung der beiden Etappen ein bemerkenswert atmosphärisches, offenes und persönliches Interview: „Ich wollte nie nach Hollywood“, Seite 46.

STARRING

AXEL NAGLICH PLANETWATCH GMBH & COKEG PRESENTS “MOUNT ST. ELIAS” CO-STARRING PAUL CLAUS STEVEN SIIG RUEDI HOMBERGER CAMERAS GUENTHER GOEBERL PETER THOMPSON MICHAEL KELEM CHRISTOF OEFELEIN JIM SURETTE ROBERT FROST SIMON BAUMFIELD FRANZ RECKENWALD

MIKE SINGLE BERND PROESCHOLD PHOTOGRAPHER VITEK LUDVIK BEAT KAMMERLANDER MUSIC COMPOSER ANDREAS FREI LUDWIG HEILI MATT REARDON SOUND DESIGN ANDREAS FREI ALEX TROST ECKERHARD BRAUN CHRISTOF MANGOLD DOLBy MIX TREMENS FILM-TONSTUDIO ANMATION BERND WARMUTH KARIM SHAFIK MICHAEL SUMPER LOCAL LINE PRODUCER JOHN MARKEL ANDy SALEK BEZI FREINADEMETZ PILOTS DAVE KING MIKE WILMOT BILL KARMEN PAUL CLAUS JAy CLAUS EXECUTIVE PRODUCER GERALD SALMINA WRITTEN, DIRECTED AND PRODUCED By GERALD SALMINA MOUNTSTELIAS.COM

Unser Filmtipp: „Mount St. Elias“ Er erhebt sich 5489 Meter über dem Ufer des Pazifiks und gilt als einer der härtesten Berge überhaupt: Der Mount St. Elias in Alaska bleibt oft jahrelang unbezwungen. Axel Naglich und sein Team wollten nicht nur rauf, sondern danach mit Skiern runter. Sehen Sie Gerald Salminas preis­ gekrönte Dokumentation, erwarten Sie Schneestürme, menschliche Abgründe, eisige Klippen und dreckige Socken. Versprochen: Lohnt jede Sekunde Ihrer wertvollen Zeit. Ab 18. 11. im Kino, ab Seite 36 hier im Heft. www.mountstelias.com

Coverbild: Alan Mahon

Viel Spaß wünscht Die Redaktion

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i n h a lt

Die Welt von Red Bull im November Wir waren für Sie unterwegs: auf zwei Beinen, im schnellsten Auto der vir­tuellen Welt, über Stock und Stein, auf blankem E ­ is und sogar ohne Geld.

Bullevard

14 Red Bull x-fighters Herzschlagfinale in Rom – und ein ­Gesamtsieger, den man schon kennt. 15 Formel 1 zum angreifen Respektive zum Draufstellen: Ein Auspuff etwa gibt einen prächtigen Tisch ab.

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18 Bruce Springsteen „The Boss“ startete seine Karriere unter dem Weihnachtsbaum, anno 1965. 20 Einst & Jetzt Die Tennisschläger haben sie geändert, doch gezählt wird noch immer gleich. 24 Formelsammlung Der Backflip per Motorrad und BMX-Bike, betrachtet durch die Brille des Physikers. 26 Lindsey Vonn Ein Erfolgsgeheimnis der Ski-Queen: den Lift links liegen lassen und zu Fuß gehen. 28 Die zahlen des Monats mit Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb.

34 54

Heroes

30 Martin Niefnecker ist regierender Weltmeister im Ice-CrossDownhill. Das macht ihn zum Gejagten der Red Bull Crashed Ice-Rennen. 32 Culoe de Song reist mit einem von ihm erfundenen Sound um die Welt: Durban House. 34 Fred Lebow erfand den New York Marathon. Das war zu einer Zeit, als die Läufer noch manchmal mit Steinen beworfen wurden.

Standards 06 Kainraths Kalenderblatt 08 fotos des monats 98 Kolumne, impressum 4

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i n h a lt

36

Action

36 Mount St. Elias Aus dem Tagebuch von Axel Naglichs außergewöhnlicher Expedition in Alaska.

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bilder: Beat Kammerlander/Red Bull Photofiles, BENAINOUS/Gamma/picturedesk.com, Bernard Spoettel, Elsa Okazaki, Getty Images/Red Bull Photofiles, John Gibson/Red Bull Photofiles, Polyphony Digital Inc./Sony Computer Entertainment Inc., The NewYorkTimes/Redux/laif

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46 Fanny Ardant Auch ohne Hollywood wurde sie eine der gefragtesten Schauspielerinnen der Welt. 50 Berlin–Casablanca In 39 Tagen, im Auto, ohne Geld. Einziger Antrieb: die Kraft der Musik. Wer will mit? 54 Red Bull Rampage Auf zwei Rädern vom Berg ins Tal. Da­ zwischen kann es ein bisserl weh tun. 64 Mark W ebber Ein Lebenslauf, wie er zu einem F1Champion passt. Fehlt nur noch eins …

72 America’s Cup Der Titelverteidiger holt sich olympische Ratschläge aus Österreich.

More Body & Mind

78 Verrückte Marathons Jedes Mal 42,195 km, doch immer anders. 80 „Gran Turismo 5“ Das schnellste Videospiel der Welt. 82 Küchentipps Diesmal von Sven Elverfeld, Wolfsburg. 82 Red bull Crashed Ice Alle Termine zum Mitmachen. 84 My Gear: Hajato Sakamoto 86 Hot spots Was rund um die Welt so los ist. 88 Die Macht der Nacht 96 Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV.

the red Bulletin Print 2.0

94

Movies, Sounds, Animationen in Ihrem Red Bulletin. Überall, wo Sie dieses Zeichen sehen. 1

de.redbulletin.com/ print2.0 Im Browserfenster sehen Sie das MagazinCover. Klicken Sie auf „Starten Sie Bull’s Eye!“.

2

Webcam zulassen Sie benötigen eine Webcam. Sollte sich ein Auswahlfenster öffnen, klicken Sie auf „Zulassen“.

3

Red Bulletin vor die Webcam halten Es erwarten Sie Multimedia-Inhalte wie Movies, Soundfiles oder Animationen.

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K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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EXKLUSIV FÜR DIE LESER DES RED BULLETIN

�15,XXXL VORTEILSGUTSCHEIN

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AB EINEM EINKAUFSWERT VON � 50,1) Nähere Bedingungen und ausgewählte Lieferanten finden Sie im Internet unter www.xxxlmoebelhaeuser.de/aktionsbedingungen. Pro Einkauf und Kunde nur ein Gutschein einlösbar. Gültig bis 31.12.2010.

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FOTO des Monats

Cow ’s R e e f, W e stau st r a l i e n

Wind-Surfer „Storm Surfers“ ist der Name des atemberaubenden Projekts, das Ross Clarke-Jones und sein australischer Landsmann Tom Carroll 2008 starteten und in filmischer Form entsprechend dokumentierten – nun gibt es die Fortsetzung. „Storm Surfers: New Zealand“ zeigt, wie schon „Storm Surfers: Dangerous Banks“, die Jagd der beiden Surf-Superstars nach den höchsten Wellen im Südpazifik. Und da diese Wellen sich bevorzugt im Vorfeld von Sturmfronten aufbauen, nützte man modernste Technologien, kooperierte mit Meteorologen, erprobte neue GPS-Systeme – und war damit sichtbar erfolgreich auf der Jagd nach Wellen in der Höhe vierstöckiger Häuser. „Storm Surfers“ – die Jagd nach den größten Wellen der Welt: Teil 1 am 21. November, 22.30 Uhr, Teil 2 am 28. November, 22.30 Uhr


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bild: Peter Ranga

de.redbulletin.com/print2.0 „Storm Surfers“ auf ServusTV.

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FOTO des Monats

K i e w, Ukr a i n e

Alles über Kiew! Vasya Lukyanenko ist erst achtzehn, seinen ersten Lebenstraum hat er sich aber bereits erfüllt. Der BMX-Rider aus Dnepropetrowsk träumte schon seit Jahren davon, das extravagant gestaltete Dach eines luxuriösen Wohnhauses im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew als Playground zu nützen. Ende September setzte er sein Vorhaben in die Tat um. Lukyanenko sprach danach von einem „unglaublichen Gefühl“, was wenig verwundert. Denn sosehr das ­architektonische Zitat einer Quarterpipe in Sichtweite des berühmten Kiewer Unabhängigkeitsplatzes zum Riden einlädt, so wenig werden Fehler empfohlen: Der ungewöhnliche Skatepark liegt in einer Höhe von 100 Metern. Mehr Adrenalin: Die gesammelten BMX-Abenteuer des Ukrainers gibt es auch auf Video: vimeo.com/vasyad


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bild: Sergey Illin/Red Bull Photofiles

de.redbulletin.com/print2.0 Die BMX-Session 端ber Kiew.

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bild: Christopher Vanderyajt/Red Bull Photofiles


FOTO des Monats

B o sto n, M a s sac h u s e t t s

Kunst bewegt Autos, LKW-Reifen, ein Kran, Mauern, Absperrgitter, Rails, Parkbänke auf dem Platz vor dem Rathaus der Stadt – der Parcours bei Red Bull Art of Motion in Boston, Massachusetts, wirkte auf den ersten Blick nicht wirklich wie feinsinnig komponiert. Tatsächlich stand dahinter eine klare Überlegung: Völlig alltägliche Gegenstände sollten als Inspiration dienen, wenn einige der besten Freerunner der USA (wie zum Beispiel Cory DeMeyers, im Bild Hals über Kopf) sich mit jenen aus dem Rest der Welt treffen. Jedem von ihnen stand das urbane Stillleben 90 Sekunden lang zur Verfügung. Sieger wurde ein Deutscher: Jason Paul aus Frankfurt, in diesem Jahr schon Sieger des prestigeträchtigen Wiener Events. Die besten Bilder vom Art of Motion-Event in Boston: de.redbulletin.com/aomboston


Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Der groSSe Showdown Der Amerikaner Nate Adams krönte sich im Herzschlagfinale der Red Bull X-Fighters in Rom erneut zum Gesamtsieger der World Tour.

Wales Rally Für Sébastian Loeb geht eine erfolgreiche Saison zu Ende. Seinen siebenten Weltmeistertitel hat der Franzose bereits in der Tasche. Zudem standen Loeb und sein langjähriger Copilot Daniel Elena heuer auf jedem Siegerpodest. Zum Abschluss der WRC-Saison hat „Super Séb“ aber noch ein letztes Ziel – die Titelverteidigung bei der Rallye Großbritannien. Die geschichtsträchtige Rallye geht auf das Jahr 1932 zurück. Die Strecke rund um Cardiff ist für ihre rutschigen Forstwege berüchtigt, auch ein Militärgelände ist zu durchqueren. Auf Loeb und sein Citroën-Team warten darüber hinaus Überstunden: Der Bewerb wurde von drei auf vier Renntage verlängert. Wales Rally GB: 11. – 14. November 2010; www.wrc.com

770 Sprünge, 17.000 „Flugmeter“ vor über 169.000 Zuschauern in sechs verschiedenen Städten. Die Red Bull X-Fighters World Tour 2010 ging mit ihrem ersten Bewerb auf (und über) italienischem Boden zu Ende. Und die modernen Gladiatoren des Freestyle-Motocross eroberten das römische Stadio Flaminio. Im packenden Finale setzte sich Publikumsliebling Dany Torres (ESP) gegen den US-Amerikaner Adam Jones durch und brüllte unter dem tosenden Applaus der 20.000 begeisterten Zuschauer ein „I love Italy“ ins Stadionmikrofon. Den Gesamtsieg der Serie holte wie im Vorjahr Nate Adams – allerdings denkbar knapp. Der Amerikaner setzte sich im Head-to-Head um Platz drei gegen seinen schärfsten Konkurrenten Andrè Villa (NOR) durch und gewann mit dem winzigen Vorsprung von fünf Punkten die World Tour.

Triumphator Dany Torres (rechts und mit Gesamtsieger Nate Adams rechts unten). Adam Jones (links unten) fliegt durch den römischen Nachthimmel.

www.redbullxfighters.com

Bilder des Monats

Moment mal!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost. Gewinner aus Heft 10/2010: David Hasengschwandtner

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Whistler Wintereinbruch: Neuschnee und frostige Temperaturen verlangten den 140 Teilnehmern alles ab. Bryan Ralph, Red Bull 5000 Down


b u l l e va r d

Gemischtes Doppel

Hero-Blogs Die besten Sprüche aus dem Netz

4000 Zuschauer erlebten am Äquator in Macapá (BRA) ein einzigartiges BeachvolleyballMatch. Maria Clara/Carol und Alison/Ferramenta für die südliche Hemisphäre setzten sich über 90 Spielminuten mit 102:93 gegen Schwaiger/Schwaiger und Brink/Reckermann von der Nordhalbkugel durch. Zuerst traten die Damenduos, danach die HerrenPaarungen gegeneinander an. Zum Abschluss wurde ein Mixed (vier gegen vier) gespielt.

Red Bull BC One-Star Lilou in Action.

bilder: Thomas Butler/Realise Creative Ltd. (3), Dom Daher/Red Bull Photofiles, Balazs Gardi/Red Bull Photofiles, Getty Images/Red Bull Photofiles, McKlein/Citroën, Marcelo Maragni/Red Bull Photofiles, Jörg Mitter/Red Bull Photofiles (2), Agustín Muñoz/Red Bull Photofiles, Jon Selkowitz/Red Bull Photofiles

Big in Japan Rückblende, November 2009: Wie Raubkatzen vor dem Angriff schleichen Lilou und Cloud am Rand der Bühne auf und ab. Die Luft brennt. Es riecht nach Elf­ meter. Die B-Boys blicken sich tief in die Augen. Dann betritt Lilou den Cypher. ­Gefinkelte Uprocks, Windmills, Turtles, Freezes, Headspins und Hand Hops folgen. Der Franzose trotzt der Schwerkraft, zeigt Breakdance-Moves, wie sie die Welt zuvor noch nie gesehen hat. Und gewinnt am Ende der Red Bull BC One-Finalrunde in New York jenen Gürtel, der die Welt bedeutet. Den goldenen Gürtel, der Lilou zum besten B-Boy der Welt krönt. Ein Jahr später gastiert Red Bull BC One in Tokio. Erneut treten 16 der besten Tänzer beim wichtigsten One-on-OneBreakdance-Contest der Welt gegenein­ ander an, um den amtierenden Champion Lilou abzulösen. Dieser sitzt am 27. November auf der Jurybank, gemeinsam mit der B-Boy-Legende Ken Swift, dem Mann, der Breakdance in den späten siebziger Jahren nach Japan gebracht hat. Seitdem ist die Szene dort explodiert: Taisuke, der sein Heimatland beim Red Bull BC One repräsentiert, gilt als einer der besten B‑Boys der Gegenwart, die 3000 Karten für den Dance-Contest waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Aber keine Sorge: Der Event im Yoyogi Stadium wird live im Netz übertragen. Red Bull BC One: 27. November 2010, Tokio, Japan Live-Stream auf www.redbullbcone.com

Alcatraz Island Beruhigend: Die Spieler durften nach dem Bewerb die Gefängnisinsel wieder verlassen. Garth Milan, Red Bull King of the Rock

AkSEL LUND SVINDAL (Ski alpin) „6 Uhr früh: Doping­ kontrolle. Ich sitze mit zwei Fremden in meiner Küche und trinke Was­ ser. Sie wollen, dass ich in einen Becher pinkle. Ich war aber schon am Klo, es könnte also dauern …“

MAYA GABEIRA (Big Wave Surfing) „Resümee der letzten drei Nächte: zwei davon habe ich im Flieger ver­ bracht, mit Stopps in sechs verschiedenen Flughäfen … Tja.“

Wieder­ verwertet In der neuen Part of the TeamKollektion finden Teile eines Formel-1-Boliden eine neue Bestimmung: Bremsscheiben oder Getriebefilter in Lampen, Salz- und Pfefferstreuern oder Wanduhren. Jeder einzelne Gegenstand hat seine eigene Renngeschichte, wann und wo er zum Einsatz kam. „Diese Teile waren im Renneinsatz und sehen trotzdem so phantastisch aus?“, zeigt sich RBR-Fahrer Mark Webber erstaunt. „Das ist brillant.“ Die gesamte Kollektion auf www.redbullracing.com/art

Vase aus Carbonteilen eines Heckflügels.

Glastisch mit Auspuffsystem.

MARK WEBBER (Formel 1) „Einige Kollegen und ich genießen hier in Singapur gerade eine SPEZIAL-Fußmassage – wir lassen uns die Beine von kleinen Fischen anknabbern!“

Monza Musik oder Motorsport? Worum es bei dem Fachgespräch zwischen Red Bull Racing-Berater Helmut Marko und Blues-Legende Eric Clapton wohl ging? Mark Thompson

Dubai Der große Wurf. Was in sehr vielen Ländern der Fußball ist, ist im Mittleren Osten das Cricket. Naim Chidiac, Red Bull Street Cricket 15


b u l l e va r d

Wahnhitzig

www.christian-schiester.com

Steiler Aufstieg Boulder-Profi David Lama wurde 1990 in Innsbruck als Sohn einer Österreicherin und eines nepalesischen Bergführers geboren. Sein Buch „High. ­Genial unterwegs an Berg und Fels“ ist die Geschichte eines Jungen, der das absolute Geschick für das Klettern besitzt und schon sehr früh herausgefunden hat, wofür er lebt: Felsen, Berge und Abenteuer. In den Bergen muss er nicht nachdenken, um zu wissen, was zu tun ist. An einem Finger kann er seinen Körper nach oben ziehen. Alles passiert intuitiv – wie atmen. Für Lama ist ein Tag perfekt, wenn er morgens um vier loszieht, kerzengerade eine Wand hinauf, die noch keiner geschafft hat. Der perfekte Sommer? Wenn er unterwegs ist, wo kein Auto hinfährt und kein Handy Empfang hat. Ein Leben ist dann perfekt, wenn man die Welt erforscht, alles ausprobiert, sagt er. www.david-lama.com

Johannesburg

BMX-Profi Sifiso Nhlapo nahm 15 Talente drei Tage lang unter seine Fittiche. Craig Kolesky, Red Bull Under My Wing

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Ein Rapper zum Äpfelstehlen: Harris zwischen Fun und Familie.

Come to daddy Große Klappe, einiges dahinter: Rapper Harris stellt auf seiner neuen Platte klar, wer der Mann im Haus ist. Einer, der sein Album „Deine Lieblingsplatte“ (2005) nennt, hat offensichtlich Selbstvertrauen. Und im Fall von Oliver Harris ist das durchaus angebracht. Der Berliner ist Rapper und Schauspieler in Personalunion – und in beiden Sparten erfolgreich. Im „Tatort“ oder Filmen wie „Kopf oder Zahl“ mimt er den charmanten Ganoven, auf der Bühne feiert Kumpeltyp Harry sein wildes Leben zwischen „Gras, Beck’s und Zärtlichkeit“. Oder vielleicht doch besser: feierte? Sein aktuelles Album zeigt nämlich eine völlig neue Facette. „Der Mann im Haus“ heißt es. Geschrieben von einem „stolzen Vater von zwei Kindern“. Bieder ist die Platte aber keineswegs ausgefallen. Ganz im Gegenteil.

Inzersdorf High Speed auf zwei Rädern. Auf den Mülltonnen waren Aerodynamik und die richtige Balance gefragt. Brantner Trash Can Race

Zwar schmückt Harris seine Synthesizer-lastigen Stücke wie „Für die Familie“ oder „Dein Mann sein“ nun mit zuckersüßen R ’n’ B-Refrains, auf der anderen Seite stehen aber nach wie vor humorige Junggesellen-Hymnen. In „Trinke nie wieder“ reimt Harris: „Jeder hat schon einmal zu tief ins Glas gekuckt und den Mageninhalt ausgespuckt.“ Mit seinem Kumpel Sido frönt er dem „Urinstinkt“: „Das hier ist eine für die Typen mit gewaltigen Trieben, ich hab für uns alle diese Hymne geschrieben.“ So ganz kann er eben nicht aus seiner Haut, der frischgebackene Familienmensch Harris. Aber ganz ehrlich: das ist schon sehr okay so. Harris: „Der Mann im Haus“ (Murderbass) www.dasistharry.de

Sarajevo Vorteilhaft. Auf den Straßenbahnschienen ist ein Ausbrechen des Fahrzeugs unmöglich. Predrag Vucˇkovicˇ, Red Bull Sinomobil Race

Bilder: ingohaussmann.com (2)

Österreichs erfolgreichster Extrem-Marathonläufer Christian Schiester bestritt zwischen März 2009 und Juli 2010 die Extremmarathon­ serie „4deserts“ – insgesamt tausend Kilometer durch vier Wüsten (u. a. Atacama, Gobi, Sahara) dieser Welt und eine ständige Gratwanderung am Extrem der klimatischen Bedingungen und der körperlichen Belastung. Der 43-jährige Steirer gewährt in seinem Buch „Wahnsinn Wüste“ tiefe Einblicke in seine physischen und psychischen Zustände und beschreibt detailliert und anhand eindrucksvoller Fotos die brutalen Bedingungen der vier Wüstenrennen. Das Buch soll zeigen, was möglich ist, wenn man sich auf den Extremmarathon eingelassen hat. Als Einundzwanzigjähriger hatte Schiester über 100 Kilogramm gewogen und täglich 40 Zigaretten geraucht. „Wahnsinn Wüste“ soll die ­Leser motivieren, neue Wege einzuschlagen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.


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bilder: Stev Bonhage/Red Bull Photofiles, Dirk Mathesius Fotos/Red Bull Photofiles

ZuchthausKapitäne …

Vier gewinnt

Man nehme: zwei Weltklassesportler, vier Amateure und eine Halle voll Sand – und erhält das ungewöhnlichste Beachvolleyball-Match des Jahres. Als Weltmeister braucht man Heraus­ forderungen. Das haben sich die beiden besten Beachvolleyballer der Welt gedacht und traten zu einem Match „Vier Amateure gegen zwei Profis“ an: Allerdings standen Julius Brink und Jonas ­Reckermann im ungewöhnlichsten Beachvolleyball-„Duell“ des Jahres Amateuren aus der Oberliga und der 2. Bundesliga gegenüber. Max Schmitz-Porten (25 Jahre), Bram Hansen (31), Jonathan Ficht (20) und ­Jonathan Stemmann (23) hatten sich in mehreren Vorausscheidungsturnieren für das Quartett qualifiziert. Und tatsächlich

… wären die Jungs von K.I.Z. bei­ nahe geworden, dann hätte sich wohl auch das ungelöste Rätsel um die Buchstaben des Band­ namens endgültig geklärt. Denn am Ende des Konzerts vor der O² World in Berlin brach die Wasser­ schutzpolizei die Guerilla-Aktion der Hip-Hopper wegen Behinde­ rung der Schifffahrt und Lärm­ belästigung ab. Mit einem Schiff waren die waschechten Berliner die Spree entlanggeschippert, um spontan Konzerte für die Fans am Ufer zu geben. Und tatsächlich hatten insgesamt 6000 begeisterte Zuschauer den Kapitänen Maxim, Tarek, Nico und DJ Craft an der Oberbaumbrücke, vor der O² World und im Treptower Park zu­ gejubelt. Jetzt können die Organi­ satoren in Berlin stolz behaupten, dass ihnen nur noch ein Luft-Act fehlt, dann hätten sie sämtliche Elemente in der Hauptstadt musi­ kalisch erobert. Weitere Tourdaten von K.I.Z. auf: www.k-i-z.com

gewannen die „glorreichen Vier“ vor 400 Zuschauern in der Trainingshalle der Pro­ fis in Düsseldorf. Denkbar knapp mit dem elften Matchball zum 21:15, 15:21 und 23:21. Als Belohnung darf jeder der vier ein Jahr lang über ein smart fortwo BRA­ BUS-Cabrio verfügen. Man wird sehen, wie sehr Brink und Reckermann diese Trai­ ningseinheit bei ihren bevorstehenden Aufgaben mit Olympia-Qualifikation und – vor allem – der 2011 anstehenden WMTitelverteidigung in Rom zugute kommt. Mehr Infos und Bilder vom Final-Event auf: de.redbulletin.com/beachboys

Hongkong Der außergewöhnliche Flug-Contest Lissabon Bei Ballfehlern gab es eine sehr handfeste feierte vor 30.000 Zuschauern seine China-Premiere. Ausrede: Pflastersteine sind kein Old-Trafford-Rasen. Victor Fraile, Red Bull Flugtag Hugo Silva, Red Bull Mano a Mano

Antalya Die deutschen Wakeboarderinnen Angelika Schriber und Mona Stenzel feierten einen Doppelsieg in der Türkei. Emre Ermin, Red Bull Wake Up 17


b u l l e va r d

Meine welt

Bruce Springsteen

Der „Boss“ steht wieder im Rampenlicht: mit einer neuen CD-Box inklusive Dokumentarfilm. Seine Karriere begann er einst unterm Weihnachtsbaum.

Mag isch er TV-M oment

Am 23. September 1949 brachte Adele Springsteen in Long Beach, New Jersey, ihren einzigen Sohn zu Welt: Bruce ­Frederick. Die ersten sechs Jahre seines Lebens verbrachte der Junge in der Randolph Street 87 in Freehold, N. J., an der New Jersey Route 18. Als Bruce sieben war, sah er Elvis Presley im Fernsehen – dieser Moment veränderte sein Leben.

Fr ag de

n boss Obwohl Springsteens Son gs in über 100 Filmen gespielt wurden und „Stree ts of Philadelphia“ sogar den Oscar gewann , übernahm er nie selbst eine Rolle. Von Springste en existiert nur ein FilmKurzauftritt. In „High Fid elity“ gibt „The Boss“ einem tagträumenden Joh n Cusack Ratschläge im Umgang mit Ex-Freund innen. Körper und Geist

„Elvis beliefert deinen Körper, Bob deinen Geist“, sagte Springsteen einmal über Songwriter-Legende Bob Dylan. Nicht alle teilen diese positive Einschätzung: Im August 2009 nahm eine Polizistin einen „exzentrisch aussehenden alten Mann“ in der Nähe von Springsteens ehemaligem Haus fest. Es war Dylan, der einen Spaziergang machte. Die Polizistin hatte ihn nicht erkannt.

Rockige Weihnacht Springsteens erste Gitarre war eine Kent mit SunburstLackierung, die ihm seine Mutter zu Weihnachten schenkte, als er sechzehn war. Mit dem Song „The Wish“ (1998) bedankte er sich dafür. Als Springsteen 1999 in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, würdigte er auch seinen Vater, der mit dem Beruf des Sohnes weniger glücklich war: „Hätten wir uns immer gut verstanden, wäre das ein Desaster gewesen. Ich hätte nur ­fröhliche Songs geschrieben.“

Künstler-Ehe

Mit seinem dritten Album „Born to Run“ schaffte Springsteen 1975 seinen ­kommerziellen Durchbruch. Doch ein Rechtsstreit mit seinem Manager verhinderte bis zum Jahr 1977 die Aufnahme eines Folge-Albums. „Wir wurden aufgehalten“, sagte Springsteen kürzlich in einem Interview, „und mussten alles von neuem aufbauen.“ Springsteen und seine E Street Band nutzten die „Auszeit“ für intensive Proben und Konzerttouren.

Die Wied erge burt

Das Album „Born in the USA“ (Juni 1984) brachte sieben Hit-Singles hervor und eine Tour, die bis Oktober 1985 dauerte. Der Titelsong wurde im US-Präsidentschaftswahlkampf 1984 von beiden Seiten als patriotische Hymne interpretiert, vor allem aufgrund des Refrains. Textpassagen wie diese erzählen jedoch eine andere Geschichte: „You end up like a dog that’s been beat too much/ Till you spend half your life just covering up.“

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Licht ins dunkel

Hollywood & Blue Jeans Kein Musiker, der in den 1980ern berühmt wurde, schaffte den Aufstieg ohne MTV – Springsteen war da keine Ausnahme. Für seine Musikvideos waren Hollywood-Regisseure wie Brian De Palma oder John Sayles verantwortlich. Es gab Blue Jeans und Lederjacken, aber auch den Clip zu „Dancing in the Dark“ (1984) mit einer gewissen Courteney Cox, die im Video mit dem Boss tanzte. Zehn Jahre später wurde sie mit der Serie „Friends“ selbst zum Star.

Nachdem der Wirbel rund um „Born to Run“ vorbei war, kehrten Bruce und seine Band ins Studio zurück – mit einer ganzen Ladung ­neuer Songs und bitteren Erinnerungen. Das grüblerische Album „Darkness on the Edge of Town“ (1978) war das Ergebnis. Nun – 32 Jahre später – erscheint das Box-Set „The Promise: The Darkness on the Edge of Town Story“ mit einem Doppelalbum voller Outtakes und einer Doku über die Aufnahmen. „The Promise: The Darkness on the Edge of Town Story“ erscheint am 12. 11.: brucespringsteen.com

Text: Paul Wilson; Illustration: Lie-Ins and Tigers

1991 heiratete Springsteen Patti Scialfa, die seit 1984 in seinen Bands die Backing Vocals singt. Das Paar legt Wert darauf, sein Familienleben so normal wie möglich zu gestalten. Scialfa ist nicht mehr bei allen Konzerten ihres Mannes dabei, um mehr Zeit mit den drei Kindern verbringen zu können. Frau Springsteen ist übrigens selbst Songwriterin und hat bisher drei Soloalben aufgenommen.

Ungeplante Auszeit


kunde


B u l l e va r d

Einst und jetzt

TennisRackets

Tennisprofis schlagen im 21. Jahrhundert mit leichten, schnellen, präzisen High-Tech-Geräten zu – ihre Vorgänger hatten es viel schwerer.

Der 1796 im deutschen Boppard (nahe Mainz) geborene Michael Thonet hatte rund um das Jahr 1830 revolutionäre Techniken zur Biegung von Holz entwickelt, 1850 schrieb er mit seinem „Stuhl Nr. 1“ Designgeschichte, der „Stuhl Nr. 14“ wurde von 1859 bis 1930 weltweit 50 Millionen Mal verkauft. Das Unternehmen seiner Söhne machte nicht nur in 20

Möbeln, sondern unter anderem auch in Tennis-Rackets. Das Modell „Mentor“ wurde um 1925 – als die französischen „Musketiere“ rund um René Lacoste und Jean Borotra ­sowie die „Göttliche“ Suzanne Lenglen die Szene beherrschten – aus gebogenem, verleimtem und verschraubtem Eschen- und Nussholz produziert und bietet aus heutiger

Sicht recht bescheidenen Spielkomfort: Der Griff besteht aus in das Holz geschnitzten feinen Rillen. Bespannt wurden die damaligen Spielgeräte mit strickdicken Rinderdarmsaiten, die bei Bedarf auch in Teilen ersetzt und manuell nachgespannt werden konnten. Ein gut erhaltener „Mentor“ wie dieser wird bei Auktionen um rund 700 Euro gehandelt.

Bilder: Kurt Keinrath

Einst Thonet Mentor, ca. 1925


Jetzt Wilson Six.One Tour BLX, 2010 1983 war das Jahr der Abschiede in der Racket-Technologie: Der Franzose Yannick Noah war der letzte Sieger eines Grand-Slam-Turniers (Paris) mit einem Holz-Racket, der Amerikaner Jimmy Connors (US Open) der letzte mit einem Metall-Racket. Aktuelle Rackets werden aus High-Tech-Materialien gefertigt, die auch in der Weltraumforschung

Verwendung finden. Roger Federer benützt aktuell das Wilson-Modell „Six.One Tour BLX“. Der mit 339 Gramm für heutige Verhältnisse schwere Schläger (moderne HobbyRackets wiegen häufig kaum mehr als 250 Gramm) besteht aus dem speziell entwickelten Graphit-Karbon-Silikon-Amalgam „Karophite Black“, in das Basaltfasern eingearbei-

tet wurden. Heutige High-Tech-Rackets werden mit elaborierten Kunststoffsaiten bespannt, die Bespannhärten werden an Witterungsbedingungen, Bodenbelag und Bälle exakt angepasst. Federers Spielgerät ist im Wesentlichen mit jenem Modell ident, das der Fachhandel für rund 190 Euro vorrätig hält. www.wilson.com

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Briefe an die Redaktion.

Sie haben zur Hälfte recht. Der Fehler ist nämlich schon in der Zeile darüber passiert: Dort fehlt rechts der Bruch­ strich. Unser Physiker beteuert, er habe die Formel korrekt abgeliefert, dennoch scheint er den Bruchstrich bei der End­ kontrolle nicht vermisst zu ha­ ben. Wir bedauern die kleine Unachtsamkeit.

kurz & dennoch einzigartig Mit Vollgas aufs Sieger­ podest und zu künstleri­ schen Preisverleihungen. Die deutsche Ta nzformation Flyi ng Steps wurd für ihr Projekt „R e ed Bull Flying Ba ch“ (Klassik trifft auf Hip-Ho p) mit dem Sond er preis des deuschen Musikpreis es Echo Klassik ausgezeichnet.

Die Österreich erin Angela Eiter, 24, ge wann bei der Kletter-EM in Imst und Innsbruck die Goldmedaille im Le ad-Bewerb. Kilian Fischhu ber (AUT) holte Bronze im Bouldern.

Besuchen Sie uns einfach unter www.redbull.com im Netz; dort können Sie das Red Bulletin in all seinen Sprachvarianten elektronisch nachlesen bzw. als PDF downloaden. Die Red.

Der Australier Mick Fanning setzte sich im Finale des Quiksilver Pro France gegen Kelly Slater durch und verteidigte damit erfolgreich seinen Titel aus dem Vorjahr.

Der Brasilianer Cacá Bueno stellte auf den Bonneville Salt Flats in Utah (USA) mit 345,935 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Stockcars auf.

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Ich studiere an der Universität Bern in der Schweiz. Vor einigen Monaten lag bei uns an der Uni das Red Bulletin auf. Bereits die erste Ausgabe, die ich las, überzeugte mich. Zu meinem Erfreuen lag das Bulletin auch im nächsten Monat wieder auf. Es ist sehr begehrt, und man muss ein Quäntchen Glück haben, um eines der wenigen Exemplare ergattern zu können. Leider liegen seit Juli keine Hefte mehr auf. Wie komme ich an solche? Andreas Pieren, per E-Mail

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-CollinStraße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E‑Mail-Adresse enthalten. Die Redak­tion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

bilder: Bruno Terena/Red Bull Photofiles, BVMI/Britta Pedersen, Graeme Brown/Hannspree Ten Kate Honda, Joli/Red Bull Photofiles, illustration: dietmar kainrath

Liebes Team, sofern mich meine Mathematik-Kenntnisse nicht ganz im Stich lassen, ist in der September-Ausgabe in Ihrem Artikel auf Seite 24 die Formelumwandlung im Bild auf Kopfhöhe des ­Wicket-Keepers unrichtig. Müsste die Umwandlung nicht lauten: F/∆t = ∆p? Gerhard Freissmuth, Wien


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Kreative Köpfe …

Egal ob Rapunzel oder Sherlock Holmes: Die Cartoon-Werbespots von Red Bull erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit. Red Bull sucht frische, originelle Ideen für einen TV- oder Radio-Spot, die man in der Dauer eines Clips erzählen kann. Einzige Voraussetzungen: Phantasie und Sinn für Humor. Aus dem besten Entwurf entsteht dann ein echter Werbespot. Als Inspiration der Kurzgeschichten können Märchen, Mythen und Legenden, aber auch moderne Alltagsbegebenheiten dienen. Ideen können als grafisches Story­ board, als Video- oder Audio-Clip oder als Text eingereicht werden. Der Red Bull Best Spot Contest läuft noch bis 6. Dezember 2010. Informationen und Einsendungen auf: www.redbullbestspotcontest.de

gudella, barche.

illustration: kastner & Partner

… haben die Chance, Werbegeschichte zu schreiben: beim Red Bull Best Spot Contest.

PUT T... PUT T... PUT T... WAS DER WINTER KULINARISCH ZU BIETEN HAT. JETZT IN BEEF!

MÄNNER KOCHEN ANDERS


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Formelsammlung

Luftfahrt

Wenn man raten müsste, welcher der abgebildeten Backflips schwieriger durchzuführen ist, w ­ ürde man intuitiv wohl auf den mit Motorrad tippen. Es ist jedoch ein in der Praxis gut überprüftes, verblüffendes Faktum, dass der Backflip mit dem F ­ ahrrad deutlich komplexer ist. Warum? Einerseits verzeiht das Motorrad wegen seiner längeren Federwege und der breiteren Reifen bei der Landung mehr Ungenauigkeiten. Es gibt aber ­einen noch triftigeren Grund, und der führt uns zum Drehimpuls und somit zur Formel des Monats. Der Drehimpuls (L) ist das Produkt aus der Drehmasse (J) und der ­Winkelgeschwindigkeit (ω): L = Jω. Die Winkelgeschwindigkeit gibt an, um wie viel Grad pro Sekunde sich ein Objekt dreht. Die Drehmasse (das Trägheitsmoment) gibt an, wie schwer es ist, einen Gegenstand in Drehung zu ­versetzen oder abzubremsen. Um den Backflip zu verstehen, muss man nun drei Dinge wissen. 1. Der Gesamtdrehimpuls (Lges) kann sich aus mehreren Teil­impulsen zusammensetzen. In unserem Fall ist es sinnvoll, jeweils die Drehimpulse der beiden Räder und den des gesamten Motorbikes inklusive Fahrer zu nehmen. 2. Das gesamte Motorrad dreht sich in die eine Richtung (am Foto gegen den Uhrzeigersinn), die Räder in die Gegenrichtung. In Formeln stellt man eine gegenläufige Drehung durch ein negatives Vorzeichen dar. 3. Sind Bike und Fahrer erst einmal in der Luft, können sie sich von nichts mehr abstoßen, somit ist der Gesamtdrehimpuls konstant. Setzen wir diese drei Punkte formelmäßig zusammen: Lges = LBike+Fahrer + (–L Vorderrad) + (–L Hinterrad) = konstant Der Backflip läuft nun so ab: Man nimmt Anlauf und leitet, solange man noch am Boden ist, mit Kopf und Oberkörper die Rückwärtsdrehung ein – man verändert den Drehimpuls. Ist man erst mal in der Luft, geht das nicht mehr, weil der Gesamtdrehimpuls dann ja konstant ist. In der Luft kommt der Vorteil des Motorrads ins Spiel: Man kann Gas geben oder umgekehrt eines oder beide Räder bremsen. Sehen wir uns das Gasgeben formelmäßig an: Lges =|LBike+Fahrer + (–L Vorderrad) + (–|L Hinterrad) = konstant Hierbei erhöht sich die Winkelgeschwindigkeit des Hinterrades, und sein Drehimpuls steigt. Das ist in der Formel durch den Pfeil nach oben angedeutet. Weil der Drehimpuls des Hinterrades negativ ist, der Gesamtimpuls ­jedoch gleich bleiben muss, muss sich daher das gesamte Bike mit Fahrer schneller drehen – die Physik zwingt es dazu. Wenn umgekehrt eines oder ­beide Räder gebremst werden, dann würde das Bike langsamer rotieren. Auf diese Weise kann man mit dem Motorrad noch in der Luft quasi ein Feintuning durchführen – und das geht beim Fahrrad eben nicht. * Mag. DDr. Martin Apolin, 45, promovierter Physiker und Sportwissenschafter, ­arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor an der Fakultät für Physik in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

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bilder: Christian Pondella/Red Bull Photofiles, Marv Watson/Red Bull Photofiles; illustration: mandy fischer

Ein Backflip mit Motorrad ist ja schon knifflig genug, aber nichts gegen einen Rückwärtssalto mit einem Fahrrad. Unser Physiker* erklärt, wieso.


Der Backflip: BMXer Ryan Guettler (li.) dreht einen einfachen, Red Bull X-Fighter Cameron Sinclair in der Madrider Plaza de Toros de las 足Ventas gleich einen doppelten.


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Mein Körper und ich

Lindsey Vonn

Die erfolgreichste Skifahrerin der Gegenwart liebt Bauchmuskeltraining, sündigt beim Kaffeetrinken und wird nur noch vor der TV-Kamera nervös.

Wenn man so viele Rennen fährt wie ich, kommt die Nervenstärke von selbst. Einen eigenen Mental­ betreuer habe ich nicht. Mein „Mentalcoach“ heißt Thomas und ist mit mir verheiratet. Wenn ich enttäuscht oder müde bin, muntert er mich auf. Auch gute Bücher halten den Geist fit. Mir gefallen die Klassiker, vor allem „The Great Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald.

Gesichtsakrobatik Als Spitzensportlerin musst du deinen Körper völlig unter Kontrolle haben … eigentlich. Als ich im Mai für eine Folge von „Law & Order“ vor der Kamera gestanden bin, konnte ich einfach nicht cool bleiben. „Law & Order“ ist meine absolute Lieblingsserie, ich war gleichzeitig nervös und überglücklich. Meine kleine Rolle war eigentlich seriös angelegt, aber ich musste die ganze Zeit grinsen.

Die den Schmerz besiegt Mein schlimmster Sturz passierte im Training zur Olympia-Abfahrt von Turin 2006. Ich dachte, meine Karriere sei vorbei. Der Rücken macht mir seither immer wieder Probleme. Aber ich bin ziemlich gut darin, mit Schmerzen umzugehen. Ich gebe niemals auf. Mein Motto: „Es gibt immer Hoffnung, und was dich nicht umbringt, macht dich nur härter.“

Schwitzen mit den Profi-Kickern Mit den Spezialisten von Red Bull Athletes Special Projects habe ich im Sommer in Taxham trainiert. Ich war oft gleichzeitig mit den Jungs von Red Bull Salzburg im Kraftraum. Die Kicker waren ordentlich überrascht, als sie meine Werte am Ergometer gesehen haben.

Treppenhaus-Workout Beim Trainieren mag ich Übungen für die Bauchmuskulatur am liebsten, obwohl gerade diese Übungen ziemlich anstrengend sind. Aber auch ohne Fitnesscenter kann man in Form bleiben. Wenn ich nicht voll im Training stehe, versuche ich, jeden Tag 100 Sit-ups und 100 Liegestütze zu machen. Das einfachste Workout für zwischendurch: den Lift stehenlassen und Treppen steigen.

Die Sache mit dem Daumen

Ihr erinnert euch sicher noch an den „Champagner-Vorfall“ in Val d’Isère. (Lindsey schnitt sich bei der WM 2009 die Beugesehne im Daumen durch, als sie Champagner aus einer zersplitterten Flasche spritzte, Anm.) Als ich mit Spezialschiene den Slalom gefahren bin, hat das höllisch weh getan – wie viel Schmerz eine so kleine Verletzung bereiten kann! Die Narbe sieht man noch sehr gut. Noch dazu hab ich mir 2010 beim Olympia-Riesenslalom den kleinen Finger gebrochen. Meine rechte Hand sieht mittlerweile wirklich furchtbar aus. Aber was soll’s, ich bin schließlich kein Handmodel.

Kleine Sünden und groSSe Disziplin

Ich bekomme jedes Jahr einen neuen Ernährungsplan zusammengestellt. Die Zauber­ formel lautet: mehrere kleine Mahlzeiten, verteilt über den Tag. Das kann manchmal auch nur eine Portion Obst sein. Und natürlich sind fettige Speisen nach 18 Uhr tabu. Schwach werde ich manchmal bei Schoko­ lade oder Kaffee. Gegen schwarzen Kaffee wäre an sich nichts einzuwenden. Aber ich liebe die „GirlieVariante“ mit reichlich Milch und Zucker.

Aktuelle Fotos und Videos: www.lindseyvonn.com

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Text: Andreas Rottenschlager; Bild: Warwick Saint/Sports Illustrated/Contour by Getty Images

Kopfsachen


männer räumen keine irrtümer aus dem Weg. sie sprengen sie in die luFt. mythbusters – die Wissensjäger donnerstags 20:15 auF dmax

dmax.de

neue Folgen

Fernsehen Für die tollsten menschen der Welt: männer.


B u l l e va r d

Zahlen des Monats

Sébastien Loeb

Vier WM-Stopps, und zwar die letzten der Saison, musste Loeb im Jahr 2006 aussetzen, nachdem er sich bei einem Sturz mit dem Mountainbike verletzt hatte. Der Speed-Fanatiker war eine Downhill-Strecke in der Schweiz hinuntergebrettert, als sein Vorderrad in einer Spurrinne hängen blieb. Die Folge: Abflug und ein gebrochener rechter Oberarmknochen. Trotz der versäumten Rallyes (Türkei, Australien, Neuseeland und Großbritannien) reichte Loeb der zuvor erkämpfte 35-Punkte-Vorsprung zur erfolgreichen WM-Titelverteidigung. Auch, weil sein schärfster Rivale Marcus Grönholm die Rallye Australien nach einem Überschlag nur als Fünfter beendete. Vom entscheidenden Rennausgang in Down Under erfuhr Séb in Europa – und feierte den Titel mit einer frühmorgendlichen Tasse Kaffee.

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Zwölf Wertungsprüfungen konnte Loeb 2005 bei der Rallye Korsika, der „Tour de Corse“, für sich entscheiden. Die Zahl wäre schon allein deshalb bemerkenswert, weil etliche Fahrer ihre Karriere ohne eine einzige Bestzeit beenden. „Super Séb“ hingegen gewann als erster Fahrer sämtliche Wertungsprüfungen eines WM-Stopps. Es war eine Demonstration, wie sie die WRC noch nie erlebt ­hatte, obwohl Loeb bereits zuvor für seinen ­unglaublichen Speed auf Asphalt berühmt war.

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Nur ein Mensch gewann bisher die Rallye Deutschland (und zwar alle acht Auflagen). Wer? Richtig: Seitdem die Deutschland-Rallye 2002 in den WRC-Kalender aufgenommen wurde, schaffte es dort kein Fahrer, Loeb zu schlagen. 2009 wurde die Rallye für ein Jahr ausgesetzt. Hoffnungen der Konkurrenz, die Pause würde Loeb aus dem Rhythmus bringen, erwiesen sich als vergeblich. Denn dieses Jahr im ­August schlugen Loeb und sein treuer Copilot Daniel Elena erneut zu.

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In einem Pescarolo-Judd (Nummer 17) fuhr Loeb 2006 auf Rang zwei des 24-Stunden-Klassikers von Le Mans; die Zeit am Lenkrad teilte sich Séb mit seinen französischen Kumpels Franck Montagny und Éric Hélary. Nun kommt es ohnehin selten vor, dass sich Rallye-Fahrer auf Rennstrecken messen. Noch seltener erreichen sie ein derart gutes Ergebnis. Insider deuteten Sébs zweiten Platz als Beweis für sein immenses Naturtalent, für seine Fähigkeit, sowohl den „sauberen“ Stil der Rundstrecken als auch den driftlastigen Rallye-Ansatz je nach Bedarf anzuwenden.

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Vor nicht allzu langer Zeit tauchten in den Red BullFormel-1-Teams Red Bull Racing und Toro Rosso vier Sébastiens bzw. Sebastians auf. Wie es dazu kam? Nun, nach der Saison 2008 wechselte Seb(astian Vettel) von Toro Rosso zu Red Bull Racing. Vettels Teamkollege Séb(astien Bourdais) blieb dort bis 2009. Kurz sah es danach aus, als würde Séb(astien Loeb) die vakante Stelle einnehmen. Das Cockpit ging schließlich an Séb(astien Buemi), aber als Séb(astien Bourdais) 2009 den Laufpass bekam, war Séb(astien Loeb) erneut im Gespräch. Der Spuk mit den Namen hörte erst auf, als Toro Rosso den Spanier Jaime Alguersuari neben Séb(astien Buemi) ins zweite Cockpit setzte.

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Mit seinem siebten WM-Titel gelang Loeb erneut ein Etappensieg auf seiner persönlichen Rallye der Rekorde. Bereits passierte Meilensteine: Als Séb 2007 die WM gewann, war er erst der dritte Fahrer mit vier Titeln, gemeinsam mit Juha Kankkunen und Tommi Mäkinen. 2008 bescherte ihm sein fünfter Triumph endgültig den Platz an der Spitze. Die Titel 2009 und 2010 bedeuten, dass sich neben einem gewissen Michael Schumacher nur Loeb siebenfacher Autosport-Weltmeister nennen darf. Super Séb im Web: www.sebastienloeb.com

Text: Anthony Rowlinson; Bilder: McKlein/Citroën Sport Photo (2), Citroën/McKlein/Red Bull Photofiles

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Der Rallye-Superstar aus Frankreich ist zu schnell für den Rest der Welt. Nur auf dem Mountainbike ist seine Performance noch ausbaufähig.


IM JOB ZA¨HLEN SCHNELLIGKEIT UND AUSDAUER. kunde

Vermutlich haben Sie schon von der „Work-Life-

muss er nicht gekühlt werden und ist mit nur

Balance“ gehört, also dem vernünftigen Verhält-

60 ml klein genug für die Aktentasche oder Schreib-

nis von Arbeit und Freizeit. Ein ferner Traum?

tischschublade. So ist er immer zur Hand, wenn Sie

Nicht mit dem Red Bull Energy Shot ohne Kohlen-

Energie brauchen, um noch schnell die Karriere-

säure. Mit nur einem Schluck hilft er, sich wieder

leiter zu stürmen – bevor die Feierabendparty startet.

zu konzentrieren und es zu bleiben. Außerdem

Konzentrierte Energie von Red Bull eben.

DER SHOT, DER FLÜGEL VERLEIHT.


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Martin Niefnecker muss seinen WM-Titel im Ice-Cross-Downhill gegen übermächtige Gegner verteidigen. Sein Trumpf: eine „Scheiß dir nix“-Attitüde made in Bayern. Text: Andreas Rottenschlager, Bild: Bernhard Spöttel

Der Abend, an dem Martin Niefnecker berühmt ­wurde, begann mit einem Polizeieinsatz. Am 16. Januar 2010 mussten aufgeregte Beamte vor den Toren des Münchner Olympiaparks 15.000 Schaulustige zurückhalten. Der Grund: Am verschneiten Gelände befanden sich bereits 50.000 Menschen. Red Bull Crashed Ice gastierte an diesem Tag zum ersten Mal in Deutschland, und die enttäuschten ­Abgewiesenen erklommen den nahen Olympiaberg, um wenigstens aus der Distanz einen Blick auf die hell erleuchtete Eisbahn zu erhaschen. Beim Ice-Cross-Downhill fetzen 64 Athleten auf Schlittschuhen in Vierergruppen durch einen künstlichen, abschüssigen Eisparcours, sprengen durch enge Kurven und überspringen auf der Strecke liegende Schanzen. Die beiden Schnellsten kommen jeweils eine Runde weiter. Das Teilnehmerfeld in München bot an jenem 16. Januar eine interessante Mischung: ehemalige Eishockeyprofis gegen stiernackige Schlittschuh-Koryphäen gegen bullige Freaks mit gefärbten Kinnbärten. Von Zeit zu Zeit hörte man durch den Applaus ihre Körper gegen die Banden krachen. Nach dem letzten Durchgang stand ein junger Mann ganz oben auf dem Siegerpodest, dessen Name niemand kannte: Martin Niefnecker, 19 Jahre alt, Installateur aus Garmisch-Partenkirchen. „Damit hatten sie nicht gerechnet“, grinst Niefnecker heute, wenn er sich an jene klirrend kalte Nacht erinnert. Jetzt gerade sitzt er in der heimeligen Kantine des Eishockey-Oberligavereins EC Peiting und erklärt sehr geradlinig, wie er seine Wettkämpfe angeht: „Mit ­Respekt, aber du darfst dir nix scheißen.“ Niefnecker ist in Garmisch aufgewachsen, wie man gerade gehört hat, und ist stolzer Bayer, wie er gerne betont. Passt der Anlass, trägt er Lederhosen statt Hockeyausrüstung. Und er findet dann keine freundlichen Worte für die Spaß-Touristen, die in Imitaten am Oktoberfest aufkreuzen. (Fürs Protokoll: Man trägt eine Hirschlederne oder lässt’s ganz bleiben.) Eine weitere Folge seiner Jugend in Garmisch: ausgeprägter Bewegungsdrang. Die Stadt ist Winter­ 30

sport-Metropole, Eishockey und Fußball gehören dort sowieso zum Standardprogramm. Doch Fußball war ihm schon als Kind zu langsam, „und außerdem spiele ich gern hart“, erzählt Niefnecker, weshalb er sich bald aufs Eishockey konzentrierte. In der harten Schule der Halbprofi-Ligen hat er gelernt, Schmerzen zu ertragen. Zweimal wurde ihm in den vergangenen drei Jahren die Nase gebrochen (zuerst mit dem ­Hockeyschläger, später donnerte ihm ein Mannschaftskollege aus Versehen den Puck ins Gesicht). Niefnecker ist nicht nachtragend: „Mei, das passiert halt. Es hat a bissl geblutet.“ Von den acht Zähnen, die er mittlerweile am Eis verloren hat, mag er gar nicht mehr reden. Er hat einen guten Zahnarzt. Ice-Cross-Downhill zieht Typen wie Niefnecker an: gute Eisläufer, eigentlich bodenständige Kerle, aber ein wenig verrückt in der Birne, ständig auf der Suche nach Adrenalinschüben. „Wenn man nicht weiß, wie man sich am Eis bewegt, kann man sich ordentlich weh tun. Aber ich hab sofort gewusst, dass das mein Sport ist!“ Niefneckers blaue Augen blitzen, und er muss schon wieder grinsen. München war erst sein drittes Crashed-Ice-Rennen gewesen; nach dem Überraschungssieg holte er Platz zwei beim Event in Quebec und damit den ersten offiziellen WM-Titel. Seither ist Niefnecker Botschafter dieses Wahnsinns auf Kufen und hat nun die Mission Titelvertei­ digung vor sich. Da der Zwanzigjährige im Zivilberuf Solarheizungen installiert, muss er sich 2011 für die vier WM-Rennen (München, Valkenburg/Niederlande, Moskau, Quebec) Urlaub nehmen. Eine Phalanx hochmotivierter Ice-Cross-Downhiller wird auf ihn warten, etwa Seriensieger Jasper Felder aus Schweden und eine unbekannte Anzahl von Newcomern aus Finnland und Kanada, den Brutstätten für nervenlose Draufgänger mit perfekter Schlittschuhtechnik. Die Konkurrenten sind seit der letzten Saison nicht weniger geworden. Aber irgendwie hat man das Gefühl, dass Niefnecker sich auf sie freut. Red Bull Crashed Ice-WM 2011, Auftakt: 15. Januar in München, die Quali läuft bereits. Termine: www.redbullcrashedice.com

Name Martin Niefnecker Spitzname „Keule“ Geburtsdatum/-ort 15. März 1990, Garmisch-Partenkirchen Beruf Anlagentechniker Berufung Ice-Cross-Downhill, (Weltmeister 2010) Hobbys Eishockey (Jugend beim SC Riessersee, seit 2007 Verteidiger beim EC Peiting in der Oberliga Süd) Soundtrack für den Eisparcours Metallica, Rise Against, Billy Talent Tipps für Neulinge 1. „Crashed Ice ist auch Taktik, kein Rennen ist gleich.“ 2. „Lerne, deine Angst auszuschalten.“ 3. „Es schadet nicht, ein wenig verrückt zu sein.“


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Red Bull Crashed IceWeltmeister Martin Niefnecker: ein wilder Hund und bekennender Lederhosen-Fan.


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Culoe De Song

ist der neue Stern am Clubhimmel. Der südafrikanische Musiker hat seinen eigenen Style kreiert: Durban House. Ein Sound, mit dem er um die Welt reist. Text: Evan Milton, Bild: Morne van Zyl

Name Culoe De Song Geburtsname Culoelethu Zulu Geboren am 20. August 1990 in Eshowe, Südafrika Lebt in Johannesburg Sein Künstlername „Culoelethu“ bedeutet „unser Song“ in seiner Muttersprache Zulu. „Mein DJ-Name vereint das englische und das Zulu-Wort für Lied.“ Album „A Giant Leap“ (Soulistic Music), erschienen im November 2009 Aktuelle Platte „Ambush“ (Mule Musiq) Web www.myspace.com/ culoedsong

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Quentin Harris ist eine Legende. Frag den Plattenverkäufer deines Vertrauens nach den wichtigsten HouseMusikern der letzten zwanzig Jahre – sein Name wird fallen. Der US-Amerikaner, der die Geschichte der elektronischen Tanzmusik mitgeschrieben hat, produziert heute Remixes für Mariah Carey oder Justin Timber­ lake. Quentin Harris ist ein Connaisseur. Einer, den so leicht nichts erschüttern kann. Zumindest fast nichts. Letzten Dezember war Harris in Mafikeng, Süd­ afrika. Gebucht, um dort mit zwei lokalen DJs aufzulegen. Pure Routine für den Meister. Hätte einer der beiden Lokalhelden am Ende seines Sets nicht einen Track gespielt, der Harris die Sprache verschlug. Ein elegisches Stück Tanzmusik. Erhaben, hypnotisch, deep. Eine pochende Bassdrum, über die sich atmosphärische Synthesizer-Linien schlängelten, über ­denen die verhallte Stimme einer südafrikanischen Zulu-Sängerin thronte. Aufgeregt soll Harris zum DJ gerannt sein und nach dem Interpreten gefragt, diesem sogar dessen Kopie abgeschwatzt haben. Schon tags darauf war Harris ein Missionar. In einem Interview mit der Zeitung „Sunday World“ sagte er: „Das Stück ist unfassbar gut. Viele kennen südafrikanische House-Musik gar nicht. Dieser Track wird das ändern.“ Der Name des Stücks: „Webaba“. Der Künstler: Culoe De Song, damals gerade mal 19 Jahre alt. Der Südafrikaner ist der aufgehende Stern der ­afrikanischen House-Szene. Das belegt schon sein Terminkalender: Im letzten Jahr hat er in Italien und Deutschland aufgelegt, in England und Belgien. Bei der Winter Music Conference in Miami, dem wichtigsten Treffen der internationalen DJ-Szene, wurde er als Newcomer gefeiert, beim renommierten Elek­ tronik-Festival Sónar in Barcelona verwandelte er den Publikumsraum in einen Ozean an Händen. Geboren wurde Culoelethu Zulu in der Kleinstadt Eshowe in der Nähe von Durban an Südafrikas Ostküste. Seinen Künstlernamen legte er sich zu, als er afrikanische House-Musik entdeckte. Als er gebannt den DJ-Sets lokaler Heroen wie Black Coffee oder DJ

Kabila lauschte und, davon angespornt, selber anfing, auf kleinen Privatpartys Platten aufzulegen. Wenige Jahre später zählt er nun selbst zu den großen musikalischen Söhnen seiner Heimat: Das Debütalbum „A Giant Leap“ war als Platte des Jahres für den African Music Award nominiert, seine Single „The Bright Forest“ wurde beim hippen Berliner House-Label Innervisions veröffentlicht. Die Kritiker nennen seinen Stil „elektrisierend, üppig, explosiv am Dancefloor“. Abgehoben wirkt Culoe deshalb aber nicht. Ganz im Gegenteil. Der Youngster ist bescheiden, unauffällig. Sehr ruhig im Vergleich zu den aufbrausenden House-Beats, die der Soundtüftler seinen Maschinen entlockt. Seinen elektronischen Rhythmen, die auf afrikanischer Tradition fußen, seinen atmosphärischen, anschwellenden Synth-Sounds, die das Publikum in Trance versetzen. „The Bright Forest“ entstand in Barcelona. Vor zwei Jahren, als Culoe De Song dort als Teilnehmer der Red Bull Music Academy eingeladen war. Es ist der Track, der ihm bisher die meisten Lorbeeren eingebracht hat. Genau wie Quentin Harris hält er aber „Webaba“ für seine Bestleistung. Nicht nur, weil er das Stück gemeinsam mit seinem Mentor Black Coffee gebastelt hat. Es ist eine Hommage an sein Vorbild: Busi Mhlongo, die im Juni verstorbene Queen der Zulu-Musik. „Die Arbeit war fast spirituell. Wir haben keinen einfachen Remix gemacht, mehr eine Nachbearbeitung von Busis großem Song. Wir haben viel Leidenschaft reingepackt, es freut mich, dass der Remix so erfolgreich ist.“ Sein Berliner Label Inner­ visions veröffentlicht den Track Ende des Jahres. „Deep-House erlebt in Südafrika gerade eine Renaissance“, sagt Culoe. In den letzten Jahren sei es vor allem Hip-Hop gewesen, der in Südafrikas Clubs hoch im Kurs stand. „Sogar Musiklegenden wie Louie Vega oder eben Quentin Harris kommen momentan hierher, um den neuen Durban-House-Sound aufzusaugen. Und ihn anschließend in die Welt zu tragen.“ Culoe De Songs Live-Set vom Oppikoppi Festival in Südafrika zum Nachhören: redbullmusicacademyradio.com/shows/1267/


Culoe De Song am Rocking the Daisies Festival. Am Grundst端ck einer Weinfarm in Darling in der Kapregion treffen sich jeden Sommer an die 10.000 Musikliebhaber.


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Pionier

Fred Lebow

erfand 1970 den New York City Marathon. 22 Jahre danach krönte er sein Werk mit übermenschlicher Kraftanstrengung – und rührte damit zu Tränen. Text: Alexander Lisetz, Bild: LAIF

Name Fred Lebow Geburtsname Fischel Lebowitz Geboren am 3. Juni 1932 in Arad, Rumänien Gestorben am 9. Oktober 1994 in New York, USA Arbeitete in der Stoff- und Textilbranche Erfand 1970 den New York Marathon Absolvierte während seiner Läuferkarriere 69 Marathons in 30 Ländern

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Im Zielbereich des New York City Marathon eine Bronzestatue für den Gründer dieses Bewerbs zu errichten war eine putzige Idee. Allein nötig gewesen wäre sie nicht. Denn Fred Lebows wahres Denkmal ist der New York City Marathon selbst. Lebow, ein trans­silvanischer Flüchtling und charismatischer Frauen­verführer, erfand den größten Marathon der Welt im Jahr 1970. Das Joggen war 2460 Jahre nach Pheidippides, dem legendenhaften ersten Marathonläufer, etwas aus der Mode gekommen: Man verlachte die Athleten, die ohne Not „in Unterwäsche“ auf der Straße herumliefen, und nicht selten „warfen die ­Kinder sogar mit Steinen nach uns“, so Ted Corbitt, ein früher Pionier des Sports. Einer der sehnigen Männer, die damals rund um das Yankee Stadium Langstreckenläufe absolvierten, war Lebow, ein sportwagenfahrender Modemensch aus Manhattan. Die winzige, von der Bronx geprägte Läuferszene begegnete ihm anfangs mit Skepsis. „Er lief wie eine Ente“, sagt sein Freund Bob, „nur etwas langsamer.“ Doch der damals 38-jährige Lebow hatte ein Talent, das er souverän einzusetzen verstand: Er konnte Menschen begeistern. Beim Training fasste er die Idee, einen Marathonlauf im Herzen New Yorks zu veranstalten. Für einen Dollar Startgeld versammelte er 1970 den eigenbrötlerischen Haufen früher Laufbegeisterter im Central Park zu New Yorks erstem Marathonrennen. 127 Läufer schlängelten sich damals durch verständnislose Spaziergänger, nur 55 ­erreichten tatsächlich das Ziel. „Meinen Preis musste ich nach der Siegerehrung zurückgeben“, erzählt Sieger Gary Muhrcke, „weil Fred notorisch pleite war.“ Doch Lebow hatte Blut geleckt. Er gewann prominente Stadtverantwortliche für sein Vorhaben, ­einen Marathon quer durch die ganze Stadt zu veranstalten. Innerhalb weniger Jahre hatte er die dilettantische Generalprobe zu einer strahlenden Premiere herausgeputzt: 1976 sperrte die New Yorker Polizei Brücken, Durchzugsstraßen und 300 Kreuzungen, um den New York City Marathon durch die fünf Stadtviertel Staten Island, Brooklyn, Queens, The Bronx und

Manhattan zu lotsen. Für damalige Verhältnisse ein unerhörter Tabubruch: Die Presse erwartete Mord und Totschlag und prophezeite den Top-Stars Bill Rodgers und Frank Shorter ein grau­sames Ende als Raubmordopfer in irgendeinem dunklen Hinterhof der Bronx. Doch auf einmal war Laufen der neueste Trend und Lebow sein Trendsetter. Er ging – stets im LaufOutfit – bei Politikern ein und aus, fütterte die Presse mit Storys, machte den New York City Marathon Jahr für Jahr größer, bekannter, professioneller. Vor allem aber lief er, Tag für Tag, bei jedem Wetter. Lebows Getriebenheit hatte mit seiner persönlichen Geschichte zu tun: 1932 als Fischel Lebowitz in Rumänien ­geboren, wuchs er behütet und glücklich mit sechs Geschwistern in einer jüdischen Familie auf, ehe Krieg und Holocaust die Idylle zerstörten. Der New York City Marathon, inzwischen Groß­ ereignis, dankte Lebow dessen Mühe mit denkwürdigen Höhepunkten: etwa mit dem 2:08:13-Weltrekord des Amerikaners Alberto Salazar im Jahr 1981 (der ihm später wegen Streitigkeiten über die korrekte Streckenlänge wieder aberkannt wurde) oder der Siegesserie der Norwegerin Grete Waitz, die den NYC Marathon zwischen 1978 und 1988 neunmal gewann (und Lebows beste platonische Freundin wurde). 1990 stellten die Ärzte bei Lebow einen unheil­ baren Gehirntumor fest. Am nächsten Tag verbot er seinem Organisationskomitee, ihn weiterhin Fred zu nennen. „Ihr könnt jetzt Fischel zu mir sagen. Ich will unter meinem richtigen Namen sterben.“ Zwei Jahre lang unterzog er sich Therapien, ehe er – todkrank – Grete Waitz um einen Gefallen bat: Sie möge mit ihm noch einmal den NYC Marathon laufen. Am 1. November 1992 absolvierten die beiden in 5:32:34 Stunden das, was Grete (die heute selbst gegen den Krebs­ kämpft) „das emotionalste Rennen meiner Karriere“ nannte. 1994 starb Lebow; er verpasste den 25. New York City Marathon um nur vier Sonntage. „Run for Your Life“: Die Lebensgeschichte des Fred Lebow am 14. November 2010 um 22.00 Uhr im Programm von ServusTV


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de.redbulletin.com/print2.0 Der Road-Runner auf ServusTV.

Der Erfinder des New York Marathons, Fred Lebow, über das Erfolgsgeheimnis seines Rennens: „Jedes Viertel, ja ganz New York hat sich dabei selbst gefeiert.“


Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Der atemberaubende Trailer zum Film

Mount St. Elias


action

Der 5489 Meter hohe Gigant in Alaska gilt als einer der schwierigsten Berge der Welt. Die unmittelbare Nähe zum Ozean lässt feuchte Luftmassen an seinen Schultern stauen und macht das Wetter unkalkulierbar, dazu kommen steile Flanken, endlose Gletscher­felder, Spalten, allgegenwärtige Lawinengefahr, veränderliche Schneebedingungen und die dünne Höhenluft: Fünf Jahre lang hatte keine Expedition es geschafft, den Mount St. Elias zu bezwingen. Die Expedition des Kitzbühler Alpinisten Axel Naglich wollte im Jahr 2007 nicht nur rauf, sondern vor allem mit Skiern wieder runter. Im Folgenden drucken wir Auszüge aus Naglichs OriginalTagebuch, ebenso wie der Film von Gerald Salmina heute ein wahres Zeitdokument: Peter „Resl“ Ressmann, Naglichs Partner beim Gipfelsturm, ist nämlich diesen Sommer beim Canyoning in Österreich tödlich verunglückt. Axel Naglich erfuhr vom Tod seines Freundes im Himalaya: „Der Resl war einer von den ganz Guten: sympathisch, zurückhaltend und doch ein Alpha-Tier. Er hatte keine natürlichen Feinde. Am

Bild: Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles

Berg war er unglaublich sicher und souverän. Der Resl war ein großer Faktor zum Gelingen unserer Expedition. Mir fehlt er so viel mehr, als ich es je geglaubt hätte. ‚Wenn er dich holen will, dann holt er dich‘, sagt man bei uns in den Bergen. Im Film lebt der Resl für alle Zeiten weiter.“ 37


Action

Donnerstag, 3. Mai Zehn Kisten (Air Cargo, max. 2000 kg) ausladen, grober Check. Nachmittags beginnt das große Sortieren bis in die Nacht. Wir bohren Löcher in die Skispitzen; wir wollen sie ziehen, nicht tragen. Samstag, 5. Mai Anchorage, um ThermoflexInnenschuh neu zu formen (erster Versuch: viel zu eng). Zurück nach Girdwood, packen, packen, packen. Das wird eng! Meine Kiste ist schon ohne Matten, Schlafsäcke etc. voll. Noch immer ist nicht geklärt, ob Paul Claus, unser Pilot, mit der Turbine Otter am Berg landen kann (Schneeverwehungen, vereiste Schneekrusten) oder ob wir alles mit der kleinen PA-18 Super Cub reinfliegen müssen. Das wäre das Todesurteil für unser Projekt. Montag, 7. Mai Fahrt nach Chitina, Flug zur Lodge bei tiefen Wolken und etwas Regen. Krisenstimmung! Entschluss, Crew für ersten Flug abzuspecken. Dienstag, 8. Mai Nochmals Reduktion: eine Alukiste, eine Tasche, einen Haulbag mit Steigeisen und Skischuh. Morgen soll es, entsprechendes Wetter vorausgesetzt, in unser Base Camp gehen.

Mittwoch, 9. Mai Es regnet die halbe Nacht durch, somit geht gar nichts. Am Nachmittag hört es zumindest auf, Paul fliegt zur Icy Bay Lodge, um sechs Fässer Sprit für den Film-Hubschrauber zu deponieren. Ich kann mit. Bewölkung auf rund 3000 Meter, darüber ziemlich schön. Erstmals sehen wir den Mount St. Elias. Gigantisch!!! Kaum Eis, die drei Gipfelflanken sind schön schneebedeckt. Dennoch könnte einem mulmig werden, wie riesig dieser Berg ist. Der Mount Everest sah für mich nicht so groß aus. (Ist er auch nicht.)

gewesen. Wir müssen immer wieder durch Gletscherbruch zur Route queren. Seit gestern Nebel, Schneefall und Sturm, der unser Camp in Mitleidenschaft zieht. Zwingt uns zum Schaufeln und Mauerbauen nach draußen. Alle patschnass und durchgefroren, Zelte zur Hälfte im Schnee begraben.

Freitag, 11. Mai Wir machen mobil! Drei Flüge gehen von der Icy Bay Lodge raus – wegen einer neuen Spalte jedoch nicht zur Haydon Shoulder, wo wir unser Base Camp machen wollten, sondern 2100 Meter darunter, mitten im Tyndall Glacier. Wir bauen das Lager auf und sind erst einmal zufrieden, auch wenn wir 4400 Höhenmeter unter dem Gipfel sitzen.

Sonntag, 20. Mai Fein warm im Schlafsack, obwohl die Temperatur im Zelt nur minus 12 Grad beträgt. Gutes Wetter, wir sortieren aus für die Abfahrt. Trotzdem hat mein Rucksack zehn Kilo. Erste Flanke: sehr hart, eisig, aber nur 40° Gefälle. Zweite Flanke 50°, sehr hart. Es läuft sehr gut. Da ich jedoch mit Tourenski unterwegs bin, kann ich nicht forcieren, fahre aber voraus. Jon hat die ­Hosen voll und fährt wie ein Anfänger, Resl souverän auf Nummer sicher. Am Fuße des Tyndall-Gletschers steht Paul mit der Super Cub. Ich nutze die Gelegenheit und erkunde unseren weiteren Weg. Mittlerweile ist es warm geworden, nun kommt der flache Teil linksseitig des TyndallGletschers. Wir haben Glück und überwinden das wellige Gebiet ohne Verhauer und Aufstieg. Wir geraten an ein Dall Sheep (das noch blöder schaut als wir) und ein paar Schneehühner. Es geht reibungslos bis kurz vor dem letzten Felsen vor dem Meer (eigentlich ein kleiner Berg), von dem wir uns ­ursprünglich abseilen wollten, aber Paul hat vergessen, Seile, Felshaken und Bohrzeug mitzubringen. Wir umgehen den Fels. 700 Höhenmeter unter uns sieht man das Meer. Die Natur erwacht, Schnee wird seltener. Zu Fuß mit Skischuhen und den Skiern am Rucksack geht es durch eine Schot-

Samstag, 12. Mai Wir suchen eine Möglichkeit, den Gletscher zu queren. Es ist warm, die Schneebrücken sind nicht brauchbar. Die amerikanische Gruppe ist uns bislang keine große Hilfe. Nancy, die Köchin, kapiert nicht, wie man effizient kocht. Den ganzen Tag hat sie den Kocher laufen. Montag, 14. Mai Der Platz unseres Camps ist ­idiotisch. Hoof Hill wäre besser

Hier sollten wir in den schlimmsten Schneesturm unseres Lebens geraten.

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Mittwoch, 16. Mai Keine Besserung. Schlafen, bis es weh tut. Aus Langeweile baue ich ein Iglu. Die zweite von drei Gasflaschen ist leer. 17. Mai bis 19. Mai Aufstieg. Siehe rechte Seite.

termulde bergab. Lediglich große, ganz frische Bärenspuren machen uns Sorgen. Gerald erzählt später, dass sie den Braunbären gesehen haben – vom Hubschrauber aus! Um 14.30 Uhr sind wir am Meer, hurra! Zur Krönung kommt auch noch ein Seehund und glotzt und taucht nur 20 Meter von uns entfernt im Meer herum. Eigentlich eine perfekte Abfahrt! Super Stimmung, jetzt wollen wir den Gipfel. Dienstag, 22. Mai Kalt und sehr, sehr windig. Schon in der Früh erweitern wir die Schneewände des Lagers und brechen zum Depot auf, das wir räumen, und marschieren weiter Richtung Col. Der Wind ist sehr böig, haut ­einen fast um. Ich hab wieder nur fünf Stunden geschlafen und fühle mich nicht in Form. Volker, Resl und Günther gehen allein zum High Camp. Im Lager wird fleißig gebaut. Das WC wird neu errichtet (überdacht!), die Wände weiter erhöht, und ich vergrößere die Schneehöhle, die in den letzten Tagen etwas zusammen­ gesackt ist. Baue zwei zusätzliche Windbrechermauern etwa 30 Meter vom Camp ­entfernt, wo sich künftig der Schnee ablagern soll. Ein Check der Vorräte ergibt, dass wir wohl auch noch vier Wochen hier bleiben könnten. Die unterste Flanke des Berges ist vom Wind blank geputzt, die oberen beiden dürften nicht viel besser ausschauen. Damit sinken unsere Chancen einer Skibefahrung ohne Seil. Donnerstag, 24. Mai Wir bräuchten 48 Stunden durchgehend schönes Wetter! Sonntag, 27. Mai Abmarsch um 4.15 Uhr bei starkem Nebel und Wind. Es ist bitterkalt, der starke Wind macht es auch nicht besser. Nach dem Col geht es steil aufwärts, das hier ist die steilste Flanke (900 Höhenmeter, 45 bis 60°). Wir haben 300 Meter Fixseil für den Fall eines schnellen Rückzugs installiert. Bald

Bilder: Beat Kammerlander/Red Bull Photofiles (3)

Mittwoch, 2. Mai Flug über Denver nach Anchorage, wo uns John Markel mit Van und LKW voller Fressalien erwartet. Fahrt nach Girdwood, komatöses Schlafen.


19. Mai

Schlecht und wenig geschlafen, super Wetter, ­minus 25 Grad. Wir marschieren Richtung Haydon Col. Ich bin platt und fluche innerlich. Am Ende der Schulter müssen wir feststellen, dass eine Querung der Flanke vom Haydon Peak äußerst ­riskant wäre, da der Schneeaufbau schlecht ist. Rückzug! Materialdepot, Abfahrt ins Camp. Die Stimmung ist am Tiefpunkt, und Jon sagt (nachdem er gestern meinte: „It looks great, let’s do it right away!“), er wolle das Handtuch werfen. ­Dafür beschließen wir, das Wetter zu nutzen und morgen zumindest mal mit den Skiern bis ans Meer abzufahren, was auch nicht ohne sein wird.

18. Mai

Totalrasur, ich habe das ­Jucken des Bartes nicht mehr ausgehalten. Ab etwa 10.30 Uhr fliegen wir mit Pauls Super Cub auf den Haydon Col. Wir bauen das Lager und graben bis 19 Uhr wie die Verrückten an einer Schneehöhle, die sehr feudal ausfällt: zwei Sitzecken für etwa zwölf Personen und eine Kochnische. Danach sind wir superplatt. Ich habe mich massiv übernommen. Kann nicht einschlafen, es wird immer kälter (minus 20 Grad).


Action

stehen wir am Depot des High Camp, wo wir Verpflegung und Brennstoff einpacken und bis auf 4600 Meter aufsteigen. Biwak. Minus 30 Grad, bin komplett platt. Für morgen ist der beste Tag angesagt. Ich wüsste nicht, warum das nicht klappen sollte. Selbst das dritte Face sieht gut fahrbar aus. Vieles, was nach Blankeis aussieht, entpuppt sich auf diesem Berg als faules Eis, das jedoch Grip bietet. Lediglich die Länge (1100 plus 500 Meter im Sturzfall ins Nichts!) macht die Sache sehr anspruchsvoll. Montag, 28. Mai Gut geschlafen, warme (!!!) Füße. Biwaksack innen voller Reif, draußen bitterkalt und total nebelig. Wir gehen los, plötzlich ist die Sonne da. Wir sehen sogar bis ins Advanced Base Camp runter. Was soll jetzt noch schiefgehen? Wir kommen gut voran und sind um 11 Uhr an der ersten Flanke, die nicht so schlimm aus-

sieht: wenig Blankeis, nicht so steil wie vermutet. Wir finden eine super Linie, die sogar Spaß machen wird. Gerade als wir zum endgültigen Gipfelsturm aufbrechen, kommen von unten Wolken rauf. Innerhalb von 15 Minuten stehen wir komplett im Nebel. Wir müssen hier, auf 5150 Metern, so knapp vor dem Gipfel, umkehren! Vom Biwak melden sie, dass sie schon im Nebel stehen. Jetzt brennt der Hut. Nichts wie runter! Wir räumen das Biwak und tasten uns im Nebel retour. Sehr starker Wind, es hat zu schneien begonnen. Günther macht einen schönen Abgang über eine Eisflanke, Volker fährt mit einem Schneebrett ab, und Beat fällt fast in eine Spalte. Endlich stehen wir beim High Camp (das nur Materialdepot ist). Ab hier ist Stürzen strengs­ tens verboten. Die ganze Crew muss am Seil talwärts. Alle Eissanduhren sind zugeweht, neue lassen sich nicht setzen,

da das Eis so kalt ist. Wir haben zwölf Eisschrauben, teilweise hängen sieben Mann an einer einzigen Schraube. Besonders Jon hat Mühe mit seiner lieben Fassung. Wir sind alle völlig vereist im Gesicht. Es dauert ewig, bis wir endlich am Haydon Col stehen (3100 m). Dort erreicht der Sturm seinen Höhepunkt. Wir sind ziemlich fertig und hoffen, die Querung der HaydonPeak-Flanke zu schaffen. Die Felle kleben bei diesen Tem­ peraturen nicht. Absoluter Krampf, bis wir die obere Haydon Shoulder erreichen. Wir haben schwere Rucksäcke und noch ein Depot zu räumen, ehe wir zum Advanced Base Camp abfahren, wo wir um 23 Uhr eintreffen. Immerhin hat es der Sturm nicht zerlegt! Dienstag, 29. Mai Was wäre gewesen, wenn das Wetter zwei Stunden später gedreht hätte? Dann wären wir am Gipfel gewesen …

Nahrungsmittel reichen noch für sechs bis zehn Tage. Der Wetterbericht ist furchtbar. Mittwoch, 30. Mai Höllischer Sturm (über 150 km/h), Zelte zur Hälfte eingeschneit. Schaufeln aussichtslos, es schneit mehr, als man schaufeln kann. Wir geben das erste Zelt auf. Panikartig räumen wir unsere Sachen in die viel zu kleine Höhle und ver­ suchen, den Eingang frei zu halten, was fast unmöglich ist. Wir beginnen, eine Art Röhre aus Schneeziegeln vor den Eingang zu bauen. Man sieht nicht bis zum Ende der Schaufel. ­Inzwischen haben wir auch die drei anderen Zelte aufgegeben, sie sind meterhoch von Schnee verschüttet. Niemand von uns hat je einen vergleichbaren Schneesturm erlebt. Wären wir nicht in diesem Gewaltmarsch abgestiegen, wäre keiner von uns mehr am Leben: entweder irgendwo am Berg geblieben oder in der Nähe des Advanced

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Bild: Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles

21. Mai

Unterwegs Richtung Haydon Col. Unser Plan: Wir gehen mit möglichst viel Material Richtung Col, und Resl, Jon und ich machen dort ein Materialdepot (Biwaksack in Schneehöhle). Jetzt geht es um die Querung der Flanke vom Haydon Peak. Ist etwa 500 Meter breit und sieht schon sehr bedrohlich aus! Wir machen ein Schneeprofil, ich ziehe die Felle ab und quere mit Skiern den Hang – alles stabil, Linie gut! Drüben seilen wir uns an und bewältigen die letzten spaltenHeadline durchsetzten Höhenmeter zum Col. Metins alit aliquis acincin ul­Depot, retour Camp. Was wir jetzt put alit lamcon hendit dobräuchten, wären zwei bis drei Tage lore­gutes modolesenit dolor seWetter am Stück. quat. Uscip eum dipis endipsum zzrilis niscidunt nosto eum veraess equissit adipit illandre enisl et, quipsum velis nit velent wisim ad tationse feu facipsusci blam, conse feum quisim iuscin hent la cortisi tet utpat. Ut wis amcon utat prat vel eugue cor susto od tem iriustrud doloreet ut doluptat, quis ex euiscing eum del enim adiat. Na consequatum velenim nisit nulla commy nos dunt num zzril ute et alit, con heniam, quis alis niat la facil dion etue magnis nullumsan henim do do diat eu faciv


Die Route

Trip 1: Frühling (a: Abfahrt ans Meer, b: Aufstieg) Trip 2: Sommer; Gipfelsieg und Abfahrt ins Advanced Base Camp

START 2 ENDE 1b+2 2

START 1a 1a

2

Mount St. Elias (5489 m)

1b+2 1b+2

HIGH CAMP 2 (4800 m) HIGH CAMP 1 (4000 m)

1b+2

1a

1b+2

1a

1b

1a

BASE CAMP TYNDALL GLACIER (980 m)

HAYDON COL (3100 m)

ADVANCED BASE CAMP HAYDON SHOULDER (3000 m)

1a

1a 1b

START 1b ICY BAY

ENDE 1a

5489 m

Gipfel – MOUNT ST. ELIAS 5500

4800 m

HIGH CAMP 2

5000 4500

4000 m

HIGH CAMP 1

4000 3500

3612 m

HAYDON PEAK

3100 m

HAYDON COL

3000

3000 m

2000

980 m

1500

BASE CAMP

1000

0m

500

20 km

0 METER

ICY BAY

GOLF VON ALASKA

ALASKA Anchorage

Mount St. Elias

GOLF VON ALASKA

KANADA

HUDSON BAY

USA NORDPAZIFIK

Mann gegen Berg

Einsatzbesprechung in der Lodge mit Local und Pilot Paul Claus, Peter „Resl“ Ressmann, Jon Johnston und Axel Naglich (v. li.), den wir am nächsten Bild bei der ­Reduktion seines Marschgepäcks sehen: „Mit Resl gab’s keine langen Diskussionen, da wusste jeder, was er zu tun hatte.“ Insgesamt wog das Equipment der Expedition 13.580 Kilo, woran natürlich auch die Filmausrüstung des Teams rund um den begnadeten Regisseur Gerald Salmina entsprechenden Anteil hatte. Die Karte gibt einen groben Eindruck von der Schwierigkeit der Route und der immensen Größe des Mount St. Elias.

Bilder: Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles (3); Illustrationen: MAndy Fischer

ADVANCED BASE CAMP

2500


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Freitag, 8. Juni Wir sind zwar draußen, aber noch immer kein brauchbares Wetter in Sicht. Nach langem Hin und Her ist klar, dass wir das Ganze abblasen müssen. Eventuell kommen wir Mitte Juli für zwei bis drei Wochen noch einmal retour, sofern wir das Geld dafür auftreiben. Equipment bleibt hier, was geht. Unser Zeug ist mittlerweile auf halb Alaska verteilt: Base Camp, ABC, UTO Lodge, Chitina, Palmer, Girdwood.

Rückkehr im August

Unsere Helden schaffen es tatsächlich, eine zweite ­Expedition auf die Beine zu stellen. Das Team ist diesmal kleiner: Für den Gipfelsturm sind Bergführer Volker Holzner, Kameramann Günther Göberl sowie natürlich Axel

Naglich und Peter „Resl“ Ressmann vorgesehen. Die zwei Letzteren sollen auch das scheinbar Unmögliche schaffen: vom Gipfel mit ­Skiern wieder abzufahren. Wir steigen in Alaska zu.

haben wir auch gefunden, somit sind Essen für mindestens eine Woche, zwei Kanister Sprit und 100 Meter Seil bereits deponiert. Um etwa 17 Uhr sind wir im Camp. Es beginnt zu regnen, ich bin müde.

Mittwoch, 1. August Fahrt nach Chitina, wo uns ein bestgelaunter (!!!) Paul erwartet und zur Lodge fliegt. Material sortieren … es ist, als ob wir nie weg gewesen wären. Nur ist es viel wärmer, viel grüner.

Mittwoch, 8. August Heute Mitternacht geht’s los: Wir wollen auf 4000 m, dort Lager, nächsten Tag auf 4900 m (Beginn Gipfelflanke), dann am Samstag auf den Gipfel und retour auf 4000 m. Sonntag früh retour zum Camp. Alle Mann Daumen halten! ­Dickes Bussi an Kathi, ILD!!!

Donnerstag, 2. August Abflug zur Nordseite des Elias, von wo uns Paul mit der Super Cub zur Haydon Shoulder shuttelt. Nach einigem Suchen finden wir die alte Höhle und beziehen das Lager. Wir sind ziemlich platt, vor allem Volker hat’s erwischt. Schönstes Wetter, kein Wind, eigentlich ein Gipfeltag! Freitag, 3. August Super geschlafen, aber die Luft ist noch immer zu dünn für mich. Volker ist hinüber, Dünnschiss zum Quadrat, und schläft den ganzen Tag. Der Berg ist ziemlich aper geworden. Vor allem den Teil von der Schulter nach unten kann man unmöglich noch fahren. Samstag, 4. August Marsch zum Haydon Col. Einige Stellen sind schwieriger geworden, dafür scheint die Lawinengefahr vom Haydon Peak weg zu sein. Am Col hat sich alles stark verändert. Die Felspassage in der Flanke könnte interessant werden. Das Depot

Pilot und Elias-Kenner Paul Claus bringt uns mit Gepäck zur Haydon Shoulder.

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Donnerstag, 9. August Abmarsch wie geplant um halb eins, drei Grad unter null, kaum Wind, es geht gut voran zur ersten Eisfläche, die wir mit Steigeisen bewältigen und danach unser Tourenski-Depot erreichen, wo wir auf Ski wechseln. Fast ohne Worte weiß jeder, was er zu tun hat, und nach wie vor angeseilt (die Spalten werden täglich größer, Schnee ist teilweise sehr weich) steigen wir höher, ehe die 3 bis 4 km lange Traverse zum Haydon Col folgt. Ohne passende Harscheisen wäre bei kaltem Schnee alles mühsam und gefährlich, da beidseitig steil abfallendes Gelände. Um 2.30 Uhr sind wir am Col, wechseln auf Steig­ eisen, umgehen die teilweise gigantischen Spalten und beginnen den steilen Anstieg auf die dritte Flanke (45–60°). Nervosität, suchen das Depot mit Ski, Kanister etc. zu weit links. Gerate fast in Panik. Ohne diese Ski wäre es aus! Endlich finden wir sie. Die Eisschraube ist völlig ausge­ apert, aber der Firnanker hält in einer kleinen Spalte bombenfest. Auch das Fixseil hat überstanden und wird mittels Eissanduhr neu versichert. Nach etwa 300 bis 400 Höhen­ metern erreichen wir das schneelose Felsband und suchen unseren Weg durch. Wieder fast Panik. Volker und Resl sind der Meinung, dass alles zu brüchig ist, das sei Harakiri. Schließlich ermutige ich sie,

dass es doch geht, und wir steigen links von der „Winterrinne“, mit Seil gesichert, in zwei Seilschaften ein. Es sind zwar nur 100 Höhenmeter, aber völlig brüchiger, schräg gelagerter Granit, der nur durch Frost zusammengehalten wird. Auch tonnenschwere übereinandergetürmte Brocken sind eine Gefahr. Endlich sind wir draußen. Der frühe Aufbruch hat sich gelohnt, alles hart gefroren, kaum Steinschlag zu dieser Tageszeit. Freitag, 10. August Die Nacht ist ziemlich kalt und windig, um 8 Uhr weckt uns Gerald mit dem Helikopter. Wir stopfen uns MountainHouse-Bars rein (Granola with Blueberries, 510 calo­ ries), bauen ab, setzen von hier (4040 m) den Anstieg in Flanke 2 fort. Es ist kalt. Die Schlafsäcke sind zu dünn (wir wollten Gewicht sparen), die Füße in den halbnassen Skischuhen sind eiskalt und die Zehen taub. Aber Wetter ist sehr gut, das ist wichtig. Flanke 2 ist nur bei guter Sicht begehbar: viele Spalten, sehr exponiert. Volker und Resl spuren, es geht aufwärts. Plötzlich löst Resl vor mir ein Schneebrett aus (klein, 10 cm windgepresster Nebelgraupel vom Vortag, eigentlich kein großes Thema). Was wir alle befürchtet hatten: Zu den normalen Gefahren kriegen wir auch noch Lawinen dazu. Die Nervosität steigt, schließlich geht ein richtig großes Schneebrett ab, jedoch nicht in unsere Richtung. Wenigstens ist dieser Hang somit entladen. Das grundsätzliche Problem dieses Berges: Ab 3000 m (Haydon Col) ist der Anstieg überall so exponiert, dass jeder Fehltritt im Freifall endet. Alle drei Flanken enden in der Vertikalen! Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir die Spitze von Flanke 2 und errichten unser Lager in einer kleinen Mulde auf 4800 m. Nachtruhe noch bei Tageslicht (21 Uhr). Ich male mir aus, was wäre, wenn wir es schafften.

BildER: Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles (2)

Base Camp, das wir nie gefunden hätten. Volker hat heute seine Notdurft 15 Meter von der Höhle entfernt verrichtet und hätte uns fast nicht mehr gefunden! Wir werden Essen rationieren müssen. Dafür kommt die Info, dass die daheim keine Meldung von uns rausgeben werden, weil wir ja nicht einmal am Gipfel waren. Wir haben über eine super ­Linie 80 Prozent des Berges befahren – zählt alles nichts. Ich bin sauer und enttäuscht. Die werden nie kapieren, was am Berg abgeht! Noch ein Gipfelsturm ist unmöglich: leere Depots, fehlendes Equipment (Eisschrauben!).


9. August

Das Seil kommt wieder weg, jetzt heißt es sich konzen­ trieren. Dieser Teil der Flanke ist äußerst steil und eisig und unglaublich exponiert. Hinter uns geht es tausend Höhenmeter bergab – Falllinie. Ein Fehler und … Wir müssen, um Zeit und Energie zu sparen, ­ungesichert weitersteigen. Diese Flanke ist schier endlos! Zum Schluss steigt sie nochmals um fünf Grad an, Zähne zusammen­ beißen, konzentrieren! Gute Linie, wir müssen die ­gigantischen Spalten oben nicht umgehen, sondern können gerade durch zur Spitze der Nase. Tagesziel erreicht, es ist Mittag. Viel Zeit, um uns zu erholen und die Schuhe zu trocknen. Ich gehe mit einem ­Fischer-Rennschuh, und meine Zehen sind nach ­etlichen Erfrierungen ­besonders empfindlich.


11. August

Gipfel des Mount St. Elias, 5489 Meter über dem Meer. Dreieinhalb Jahre, tau­ sende Stunden, endlose ­Diskussionen. Alles läuft schnell, fast überhastet, ich sitz da – und heule!

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ganze Abschnitt scheint untertaut zu sein, und wir fürchten, dass alles plötzlich abgehen könnte. Realistisch oder nicht: Witzig ist es nicht. Andererseits: Was soll ich jetzt machen? Also Kopf rein, konzen­ trieren und behutsam weiter. Wir traversieren nach links zu den Felsen, wo dafür das Eis wieder hart und schwieriger zu begehen ist. Der Rest der Flanke ist mit Schnee überzogen: mal Pulver, mal Gries-Sulz. Das löst ein weiteres Problem: Hätten wir hier Wasser-Eis, wäre eine Abfahrt glatter Selbstmord. Das Tempo geht auch bei Volker und Resl runter, das Spuren war sehr zäh. Kurz bin ich nicht sicher, ob ich den Gipfel heute noch erlebe. Letztes Problem: der Gipfelspitz. Wir haben von unten eine kleine Rampe gesehen und hoffen, dass die uns durch die 40 Meter hohen Gipfelpilze aus Schnee bringt. Um 12 Uhr erreichen wir fast geschlossen den Beginn der Rampe – sieht super aus. Gerald bittet um 40 Minuten Pause, der Hub-

Oben weiß ich, warum ich mich mit Rennschuhen auf den Berg gequält habe.

schrauber muss tanken. Wir warten windgeschützt, dann geht’s los, nur noch die Rampe (15 m, 75°) nach links, weitere 10 Höhenmeter, und Resl, der anführt, sagt: „Jetzt geht’s überall nur noch runter.“ Gipfel des Mount St. Elias, 5489 Meter, dreieinhalb Jahre, tausende Stunden, endlose Diskussionen. Alles geht schnell, fast überhastet, ich sitz da – und heule! Kann nichts dagegen machen … Wir freuen uns alle riesig, wir sind ein Team, gute Wünsche, Günther filmt. Abfahrt links von der Auf-

stiegsspur. Unbekannte Schnee­ bedingungen, schwierige Linienführung. Oben ist Pulver, der Untergrund ist hart und rippig, also aufpassen. Ich fahre voraus, zuerst sehr zögerlich, nach 5 bis 10 Schwüngen Pause. Bin völlig außer Atem, aber ich fühl mich gut. Hab den Elias fast vergessen, endlich Ski fahren – herrlich! Exklusive Vorpremiere mit Axel Naglich und Regisseur Salmina: 15. 11. in München. Info: www.merkur-online.de/mountstelias bzw. www.tz-online.de/mountstelias Kinostart: 18. November 2010

BildER: Vitek Ludvik/Red Bull Photofiles (3)

Samstag, 11. August Ich habe das (falsche) Gefühl, nicht eine Stunde geschlafen zu haben. Egal! Der Einstieg in die Gipfelflanke ist nicht ohne. Wir gehen wieder ungesichert. Volker und Resl ziehen mir davon, ich werde immer grantiger und wollte, sie würden auf mich mit meinen Rennschuhen warten. Stattdessen sind sie immer 100 Schritt oder 5 Minuten (!!!) voraus. Wenn ich beim „Rastplatz“ ankomme, sind sie weg, noch bevor ich mich abgesichert habe. Egal, irgendwann bin ich auch oben!!! Je höher wir kommen, desto mehr Tempo müssen wir rausnehmen. Die Höhe macht uns zu schaffen. Dass wir nur mäßig akklimatisiert sind, wussten wir. Was wir alle gewaltig unterschätzt haben: Diese Gipfelflanke ist noch gewaltiger als gedacht. Etwa in der Mitte der Flanke steht Günther mindestens 30 Meter vor mir und sagt: „Wenn du gehst, spüre ich es hier!“ Auch Volker und Resl haben das bemerkt. Panik, der


action

11. August

Letztes Problem: der ­Gipfelspitz. Wir haben von ­unten eine kleine Rampe gesehen und hoffen, dass die uns durch die 40 Meter hohen Gipfelpilze aus Schnee bringt. Um 12 Uhr erreichen wir fast geschlossen den Beginn der Rampe – sieht super aus. Gerald bittet um 40 Minuten Pause, der Hubschrauber muss tanken. Wir warten wind­ geschützt, trinken, pissen, scheißen (ich!) und besprechen Tätigkeiten am Gipfel (Fotos, Flagge etc.). Dann geht’s los, nur noch die Rampe (15 m, 75°) nach links, weitere zehn Höhen­meter, und Resl, der anführt, sagt: „Jetzt geht’s überall nur noch runter.“


Action

„Ich wollte nie nach Hollywood!“ Fanny Ardant ist eine der ganz Großen des europäischen Kinos. Red Bulletin traf die Französin zu einem sehr persönlichen Gespräch über Freiheit, Helden und das Wort „Nein“. Interview: Uschi Korda, Bilder: Patrick Swirc/Corbis Outline

S

alzburger Festspiele 2010. Während Gérard Depardieu im Hangar-7 einen Interview-Marathon hinlegt, hat sich seine Freundin und mehrmalige Filmpartnerin längst ins versteckte Hotel zurückgezogen. Sitzt mit einem Glas Rotwein auf der Terrasse, hört klassische Musik und träumt in die Berge. Tags zuvor gab die 61-jährige Fanny Ardant eine vielbejubelte Vorstellung als Jeanne d’Arc, mit dem Radio-Symphonieorchester unter Bertrand de Billy in der Felsenreitschule. Ihr Auftritt: ein Kraftakt, als einzige Sprechstimme inmitten zahlreicher Instrumente. Und dennoch sitzt sie jetzt entspannt da, keine Spur von Anstrengung. red bulletin: Sie haben einmal ­gesagt, Sie können nur Rollen anneh­ men, wenn Sie eine Figur verstehen. ­Ver­stehen Sie Jeanne d’Arc? fanny ardant: So wie sie in diesem Stück von Paul Claudel beschrieben wird, fühle ich mich ihr sehr nahe: Sie war einsam, weil sich plötzlich alle von ihr 46

abgewandt hatten. Die Justiz, der König, die Franzosen. Als historische Figur oder Heldenepos ist sie mir egal. Der Sinn ihres Lebens interessiert mich nicht. Es ist mehr die persönliche Seite eines Menschen, der so gehandelt hat, weil er an etwas geglaubt hat, der plötzlich allein dasteht und sich von allen betrogen fühlt. Ist sie eine Heldin? Ich denke schon. Zunächst einmal, weil sie zu dem steht, was sie getan hat. Aber auch, weil sie in dem Moment, in dem sie realisiert, dass sie sterben muss, gesteht, dass sie Angst hat. Ich mag Helden, wenn sie schwach sind. Ich mag den Kampf ­zwischen Schwäche und Courage. Das Hinterfragen, ob man auf dem richtigen Weg ist. Man kann sich ja nie sicher sein, ob man nicht einen Fehler macht. Für mich sind Helden die, die allein gegen eine Gruppe für eine Überzeugung kämpfen. Das macht sie unsterblich. Gibt es heute noch Helden? Ich sehe derzeit keinen Helden. Der letzte war für mich Ché Guevara. Es gibt viele

Menschen auf unserem Planeten, die großartige, wichtige Sachen machen, die für etwas kämpfen. Aber Helden müssen auch schön und romantisch sein, jung sterben. Zu einem Helden gehört ein ­tragisches Moment. Sie haben immer sehr unabhängig ­gelebt. Können Menschen in unserer regulierten Zeit ein unabhängiges ­Leben führen? Das ist sehr schwierig. Man hat die Wahl, und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Dafür muss man seine Sicherheit aufgeben, auch die Geborgenheit. Man steht im ­Leben immer wieder vor der Entscheidung: ­Freiheit oder Sicherheit? Wählt man die Sicherheit, muss man dazu stehen und darf nicht jammern, dass man dadurch seine Freiheit verloren hat. Genauso umgekehrt, wer seine Unabhängigkeit durchziehen will, muss damit rechnen, dass er kaum Geborgenheit finden wird. Jeanne d’Arc zum Beispiel hat einen hohen Preis für ihre Unabhängigkeit bezahlt, und sie ist ganz einsam gestorben.


Gibt es heutzutage noch etwas, das es wert ist, dafür zu sterben? Hmmm … ich glaube, für die Liebe. Könnten Sie das? Ja! Nicht wie in der großen Oper, wie ­Madame Butterfly zum Beispiel. Oder vorsätzlich wie Heinrich von Kleist, der sich mit Henriette Vogel am Kleinen Wannsee erschossen hat. Mehr so, dass langsam das Leben aus dir entweicht. Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, Ihre Unabhängigkeit zu verlieren? Nein, nein, nein! Mein einziger Luxus, mein einziger Reichtum ist die Freiheit! Ich habe immer nur das gemacht, was ich wirklich wollte. Auch in meiner Karriere. Ich nahm nie Rollen an, die ich nicht leiden konnte. Haben Sie jemals ein Projekt auf­ gegeben, weil es für Sie in die falsche Richtung gelaufen ist? Nein. Manchmal habe ich Fehler gemacht. Akzeptierte ein Drehbuch, mochte die Rolle, doch das Ergebnis war dann nicht

so gut. Das ist wie bei einem Spiel. Ich habe aber niemals nur wegen des Geldes eine Rolle angenommen, die mir nicht gelegen ist. Rückblickend war es mir immer egal, ob ich einen großen Film mit Erfolg oder einen kleinen ohne Erfolg gemacht habe. In dem Moment, wo ich drehte, war ich glücklich und ging darin auf. Sie haben Ihre drei Kinder allein groß­ gezogen, niemals geheiratet. Muss man da keine Kompromisse mit der eigenen Unabhängigkeit machen? In diesem Fall war das für mich kein Kompromiss. In dem Moment, als ich Mutter wurde, habe ich mich geändert. Davor war ich wirklich gefährlich, nichts konnte mich stoppen. Als ich zum ersten Mal mein Baby in den Armen hielt, wollte ich ihm nur noch Geborgenheit geben, es vor Gefahren beschützen. Ich wurde weicher und offener für die Welt der anderen, war plötzlich fragiler. Ich musste unseren Lebensunterhalt verdienen, und ich wurde verantwortungsbewusst. Wenn man Verantwortung übernimmt, muss man,

wie wir in Frankreich sagen, ein bisschen Wasser in seinen Wein schütten. Das habe ich aus Liebe zu meinen Kindern g ­ emacht, was ich auf keinen Fall bereue. Haben Sie schon einmal etwas bereut? Manchmal bereue ich, dass ich mich nicht politisch engagiert habe. Nur so kann man etwas bewegen. Darauf muss man sich aber voll einlassen. Politik kann man nicht nebenbei machen wie Bridgespielen oder Teetrinken. Sie waren ja auf dem Weg dorthin, ­haben internationale Politik studiert. Das war ein Agreement mit meinen Eltern. Als ich ihnen sagte, dass ich Schauspielerin werden wollte, hat sie das geängstigt. Sie sagten: „Oh, là, là, aber vorher musst du etwas fertig studieren.“ Ich entschied mich für internationale Politik, weil es nur drei Jahre dauerte. Als ich mein Examen in der Tasche hatte, war ich frei. Ein Politik-Studium ist aber etwas ganz anderes, als sein Leben der Politik zu widmen. Als Politiker muss man doch viele Kom­ promisse machen … 47


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Die einzig wirkliche politische Kraft hat man in der Opposition. Da kann man Dinge verändern. Nicht mit Macht und Obrigkeit. Sie haben Ihre drei Töchter wohl nicht gerade konservativ aufgezogen? Das nicht, aber in alter französischer ­Familientradition. Mein Vater hat mich gelehrt, was Freiheit im Geist, freies Denken bedeutet. Als Kind habe ich wie ein Hund zu ihm aufgeschaut und ihn beobachtet. Er hat Unabhängigkeit gelebt, und ich habe versucht, das an meine Töchter weiterzugeben. Weil es eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, nicht konservativ zu sein und die Menschen nur nach Äußerlichkeiten zu beurteilen. Hat es funktioniert? Mehr oder weniger. Sie sind nicht exakt wie ich geworden, aber das ist ja das Spannende. Es muss etwas geben, an dem man sich reibt. Eine meiner Töchter ist konservativer als ich. Ich schätze das, weil ich Polemik und Dialektik mag. Es ist jetzt fast dreißig Jahre her, dass Sie mit Truffauts „Die Frau neben­ an“ international berühmt wurden. Schauen Sie sich manchmal Ihre alten Filme an? Nein! Vor allem „Die Frau nebenan“ ist zu schmerzhaft. (Ardant war bis zu seinem Tod 1984 mit Regisseur François Truffaut liiert. Die gemeinsame Tochter Joséphine kam 1983 zur Welt; Anm.) Natürlich zappe ich manchmal zufällig beim Fernsehen rein, das ist unvermeidlich. Dann erschrecke ich kurz und wechsle sofort den Kanal. Schauen Sie sich auch keine anderen Filme von sich an? Ich komme nicht auf die Idee, mir eine DVD zu kaufen. Ich denke, es ist biblisch: Man darf nicht zurückschauen. Man hat so viele Erinnerungen an glückliche Zeiten – das kann dich zerstören, wenn du dem zu sehr nachhängst. Es ist wie Flügel, die durch deinen Kopf flattern – tsch-tsch-

tsch –, und du musst sie wegscheuchen. Ich bin nicht so ein fröhlicher Charakter, dass ich mit Freuden zurückdenken kann. Non, non, non, ich bin schwermütiger. Ihr Vater hat Ihnen schon als kleines Kind Stendhal und Balzac zu lesen gegeben. Haben Sie die damals ver­ standen? Das Lesen selbst war natürlich ein großes Vergnügen. Aber ich war zu jung, um etwas von Liebe oder Beziehungen zwischen Menschen zu verstehen. Auch Proust oder Dostojewski, den ich gerade wieder lese, verstand ich erst später. Man sieht die Charaktere besser, kann zwischen den Zeilen lesen.

„Unabhängigkeit hat ihren Preis. Dafür muss man seine Sicherheit und seine Geborgenheit aufgeben.“ Sie haben vor kurzem begonnen, Regie zu führen. Warum sind Sie hinter die Kamera gewechselt? Kein besonderer Grund. Ich begann eine Geschichte zu schreiben, und dann hat sich das so weiter ergeben. Es war eine ganz neue Erfahrung. Die Herausforderung hat mir gefallen. Glauben Sie, dass Schauspieler grund­ sätzlich einmal die Erfahrung als ­Regisseur machen sollten? Das kann man nicht verallgemeinern. Meine erste Erfahrung mit Regiearbeit war eine Operette in einer kleinen Pariser Oper.

Ich hörte, dass Sie auch singen. Ich kann Klavier spielen und singe zwar als Schauspielerin im Film, bin aber keine Maria Callas. Mögen Sie nur klassische Musik? Ich liebe alle Arten von Musik. Mag portugiesischen Fado genauso wie französische Chansons, mag Gypsy-Musik, VarietéNummern, Jazz. Klassik habe ich am liebsten, weil es in mir die meisten Gefühle weckt. Manchmal packt mich aber auch ein Song von Julio Iglesias, weil er etwas in mir anspricht. Populäre Musik hat eine Wahrheit, und die geht Hand in Hand mit Erinnerungen. Man riecht förmlich die Situation, in der man damals den Song gehört hat. Es ist wie ein Pawlow’scher Reflex. Tanzen Sie auch ab und zu? Sie werden mich nie in einer Disco treffen. Aber vielleicht tanzen Sie ganz für sich alleine? (Lacht laut.) Hmmm … tanzend fühle ich mich nicht wirklich komfortabel mit meinem Körper, tanze daher auch nie auf einer Party. Ich kann Rock ’n’ Roll, weil man da von jemandem geführt wird. Aber alleine bin ich zu scheu und fühle mich lächerlich. Ich nehme lieber ein Glas Rotwein. Glauben Sie, dass Sie im Leben Glück hatten, oder war es harte Arbeit? Ich habe manchmal um etwas gekämpft. Aber nie um Materielles, mehr für meine Unabhängigkeit. Wenn ich so zurückschaue, war es vielleicht … ich weiß nicht, wie ich sagen soll … ich glaube nicht, dass ich glücklich war. Ich war allein, ich war einsam. Und hatten Sie oft Glück? Exakt! Ich war am Bahnhof, und ich habe den Zug genommen! Habe nie lange gezögert oder überlegt, ob ich jetzt aufspringen soll oder nicht. Ich sprang einfach. Manchmal habe ich auch Züge erwischt, die mich unglücklich gemacht haben. Ich

Die Frau nebenan, 1981 Der vorletzte Film ihres Lebens­ partners, des Regisseurs François Truffaut, machte die Ardant über Nacht berühmt. Die Geschichte einer Amour fou mit Gérard Depardieu.

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Auf Liebe und Tod, 1983 Der zweite und letzte gemeinsame Film des Paares Ardant/Truffaut ist eine Hommage an den Film noir der vierziger Jahre und brachte beiden eine César-Nominierung ein.

Sabrina, 1995 Bei Sydney Pollacks Remake von ­Billy Wilders Klassiker spielte die ­Ardant nur eine Nebenrolle. Für ihre einzige Hollywood-Produktion muss­ te sie aber Europa nicht verlassen.

Elizabeth, 1998 Im historischen Filmdrama rund um Elisabeth I., gespielt von Cate Blan­ chett, glänzt die Ardant als Marie de Guise, Königin von Schottland und Mutter Maria Stuarts.

Bilder: Mary Evans/picturedesk, ddp images, Mauritius Images (2)

Fanny Ardant im Kino: Highlights aus 3 Jahrzehnten


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Bilder: Alfama Films, Fabian Cevallos/Corbis, imago stock&people, MOVIESTORE COLLECTION LTD

möchte am Ende des Lebens sagen: Ich war eine Reisende. Und manchmal ist es besser, dabei unglücklich zu sein, als eine Chance nicht zu ergreifen. Wenn Sie erzählen, haben Sie so einen feurigen Glanz in den Augen. Sind Sie sehr leidenschaftlich? Ich bin für andere sehr ermüdend, weil ich so viel Energie habe. Es ist schwierig, mich zu töten. Gott sei Dank habe ich diese starke Intensität in mir und kann sie ausleben. Wenn ich zum Beispiel eines Tages die Schauspielerei nicht mehr liebe, höre ich auf der Stelle auf. Ich liebe mein Leben, obwohl ich manchmal auch eine große Pessimistin bin. Ich habe auch ein dunkles, tragisches Gespür fürs Leben. Wir haben aber nur dieses eine Leben, und das müssen wir uns spannend machen. Schlafen und ausruhen können wir uns dann sowieso bis in alle Ewigkeit. Sind Sie leicht gelangweilt? In Gesellschaft ja, nie jedoch, wenn ich ­alleine bin. Obwohl – Konversation mag ich schon sehr gerne. Eine Meinung zu haben und mit anderen zu argumentieren, das liebe ich sehr. In einem snobistischen Umfeld aber, oh, là, là, da wird mir sofort fad, und dann werde ich provokant. Auch in großen Aufführungen fühle ich mich gelangweilt, wenn gefühlsmäßig nichts rüberkommt. Man ist zum Sitzen gezwungen und ruft innerlich „Allez, allez!“. Ich gehe oft ins Theater, ins Konzert oder in die Oper, und man kann sagen, die Hälfte der Zeit: langweilig. Aber plötzlich fährt etwas mit viel Gefühl ein – und dann vergesse ich es nie. Der Preis für starke Gefühle ist also, dass man sich oft langweilt! Würden Sie aus Langeweile eine Auf­ führung verlassen? Nie! Weil bei einem Buch, einem Konzert, einem Theaterstück, einer Oper oder einem Film dir erst das Ende die Antwort gibt. Wer nicht bis zum Schluss einer ­Sache folgt, kann den Sinn nicht

8 Frauen, 2002 Preisgekrönte französische Komödie, bei dem sich die beiden Grandes Dames, Fanny Ardant und Catherine Deneuve, zunächst befehden und dann küssend in den Armen liegen.

verstehen. Ich lese sogar Drehbücher, die mich von Beginn weg nicht wirklich ansprechen, bis zum letzten Punkt durch. Manchmal werfe ich sie dann zornig in die Ecke und sage: Ich mag es nicht! Man kann das als Metapher für unser Leben nehmen. Wir müssen bis ans Ende gehen, um es zu verstehen. Glauben Sie an etwas? Ich glaube an Gut und Böse, gute Taten und böse Taten. Und dann glaube ich noch an etwas Unsichtbares: an Engel. ­Jeder von uns hat einen, der uns beschützt und unsere guten Seiten zum Vorschein bringt. Ich kann verstehen, dass die Menschen lachen, wenn ich über

Engel spreche, aber ich glaube an etwas Übergeordnetes, etwas Spirituelles. Nicht an die Kirche und ihre Gesetze. Zu Beginn Ihrer Karriere war es si­ cher nicht einfach, als Schauspielerin durchzuhalten. Wollten Sie jemals aufgeben? Nie, ich war verrückt. Es war wirklich eine schwierige Zeit, weil ich ohne Protektion, ohne Geld und natürlich ohne Erfolg losgestartet bin. Ich musste mich mit kleinen Jobs wie Maschineschreiben oder als Kellnerin durchbringen. Rückblickend

Callas Forever, 2002 Ardants Interpretation der Opern­ diva unter der Regie von Franco ­Zeffirelli wurde international auf sämtlichen Filmfestivals bejubelt. Für den Film lernte sie Englisch.

hatte ich aber immer (schnippt dreimal mit den Fingern) das Vertrauen zu mir, das Richtige zu tun. Was hätten Sie gemacht, wenn Sie ­keinen Erfolg gehabt hätten? Ich kann mein Leben nicht nochmals anders leben. Ich denke, ich würde niemals etwas machen, das meinen Stolz verletzt. Er schützt dich davor, alles zu akzeptieren und dich selbst zu verlieren. Sind Sie sehr stolz? War ich, als ich sehr jung war. Das hat mich gerettet. Wenn man jung ist, wird dir dauernd eingeflüstert: Lass uns das machen. Oder das, das wird uns viel Geld bringen. Nein, habe ich gesagt, das viele Geld ist mir egal. „Nein“ war vermutlich das erste Wort, das Sie als Kind sagen konnten! (Lacht herzlich.) Ich war ein anstrengendes Mädchen! Sehr ermüdend! Meine ­armen Eltern. Es tut mir wirklich leid, dass sie zu früh gestorben sind und ­meinen Erfolg nicht mehr erlebt haben. Wollten Sie nie nach Hollywood gehen? Nein. Ich habe nur eine HollywoodProduktion gemacht, mit Sydney Pollack, da ist das Team zu mir nach Frankreich gekommen (ein Remake von „Sabrina“; Anm.). Ich hatte aber nie, nie den amerikanischen Traum. Für mich war immer Europa das Zentrum der Welt. Als ich mit Truffaut „Die Frau nebenan“ in New York präsentierte, fragten mich die Journalisten: „Madame Ardant, träumen Sie von einer Hollywood-Karriere?“ „Nein“, sagte ich, „ich träume von Russland!“ Und François flüsterte mir zu: „In Amerika bist du jetzt tot!“, weil damals war ja noch die Zeit des Kalten Krieges. Bitte, und ich war keine Kommunistin, nur weil ich Russland liebte. Ich halte es da mit General de Gaulle, der sagte: „Für mich reicht ­Europa vom Atlantik bis zum Ural.“ Auf der aktuellen CD „Fiction“ des preis­gekrönten französischen Quartetts Quatuor Ebène ist Fanny Ardant singend zu hören.

Hello Goodbye, 2008 Die jüngste Zusammenarbeit mit ­ihrem langjährigen Freund und ­Filmpartner Gérard Depardieu. Die ­Komödie wird allein von den beiden Stars gerettet.

Cendres et sang, 2009 Ardants erste Regiearbeit, für die sie auch das Drehbuch geschrieben hat. Ein eher düsteres, schwer­ mütiges Werk um Blutrache, das in Rumänien gedreht wurde.

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Play it again. And again … Von Berlin nach Casablanca in knapp sechs Wochen – ohne Geld, aber dafür mit viel Rhythmus und Flow: „39 Days – A Roadtrip“ ist eine Musik-Expedition von vier Freunden durchs spätsommerliche Europa und Nordafrika. Hier 39 Fakten in voller Fahrt. Text: Simon Schreyer, Illustrationen: Thomas Kussin

1 Basics: Vier gute Freunde

Mitte zwanzig brechen am 1. August 2010 von Berlin aus auf zu einer Tour de Force nach Marokko: Jamie SeidlCurtis a. k. a. „Jolly Jay“, David Glover, Hanno Martius a. k. a. HtoO und Max Wentzler. Mit dabei: zwei Mikrofone, Instrumente, ein Verstärker, ein Sofa am Dach. (Das vierköpfige Filmteam reist im Begleit­ wagen.)

2

Ziel: die erste Hip-HopBlockparty Marokkos in Casablanca. Zwei von den ­vieren, Jolly Jay und HtoO, rappen und texten wie die Füchse, David spielt eine ­weiße Les Paul, und Max ist Charmeschleuder, Checker und DJ in Personalunion.

3 Vorgegebener Ankunfts-

tag: 8. September, vier Tage vor dem Konzert (inschallah!) – in Marokko steht dieses Datum am ausgiebig gefeierten Ende des Fastenmonats Ramadan.

4

Die Bedingung: null Budget! Die Reisekasse wird allein durch Straßen-Gigs und den Verkauf der hausgemachten, sehr hörenswerten CD („Scattered Colours on a Rubik’s Cube“, mit gehaltvollen Beats von DJ Doe Diggler, Mr. Boss und Gästen) und T-Shirts (na50

türlich Fair Trade) aufgefüllt. Kassenstand bei Reisebeginn ist null. Für einen ersten vollen Tank sorgt ein AbschiedsGig im Berliner Mauerpark.

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kanntschaften und Club-Promoter sind die unabdingbaren Friends on the Road, emotionale Tankstellen, Couch-­ Bezieher und großzügige Weiterhelfer.

Kunden, denen dieses Produkt gefällt …: Wem das UK-Hip-Hop-Album zusagt, der freut sich sicher auch über Themlot (Sound Scientists), The Pharcyde, Jehst, Chester P (The Taskforce), Jam Baxter (Contact Play) und Children of the Damned.

Gefährt: ein 1840 Kilogramm schwerer schwarzer Land Rover Defender, der im Laufe der Reise mit Tags lokaler Graffiti-Künstler dekoriert wird. Er ist ein vollwertiger Reisegefährte der deutschenglischen Morgenlandfahrer.

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10 Verbündete: Gemein-

Die Texte: Hanno und J­ amie reimen schonungslos, haarscharf und um drei Ecken gedacht über die Verlockung der Snooze-Taste, die zweifelhaften Reize Paris Hiltons, die berüchtigte „Koffein-Spinne“ und die Wirren einer außer Rand und Band geratenen Popkultur.

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Der Track: Unterwegs entsteht gemeinsam mit Instrumentalisten und MCs eine Soundcollage, deren Grundlage eine Berliner Basslinie ist. Eingespielt wurde sie von Jolly Jays Stiefvater Uve Müllrich, der seinerseits mit den 1980 gegründeten WorldBeat-Pionieren „Dissidenten“ den Orient bereiste.

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Das Netzwerk: Befreun­ dete Musiker, Facebook-Be-

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same Gigs und Aufnahmen entstehen auf der Reise u. a. mit Yarah Bravo (DJ Vadims Ehefrau und One-Self-Kollaborateurin), Faye Simon, DJ Word, MC Amalgam, Meggie Smith, Biz2risk, Hoofer und den in arabisch-französischer Kunstsprache reimenden Marokkanern Flip & Flow.

11 Feinde: innere und

äußere Schweinehunde, die da sind Hitze, Hunger, Parkverbotsschilder, Lagerkoller, Steine werfende Hausbewohner, künstlerisches Chaos, Zeitdruck, Taschendiebe.

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Täglich Brot: Nichts verdient heißt nichts gegessen, und wenn, dann auch eher etwas aus der Abteilung Pasta, Pesto und Peanutbutter. Pizza

gibt’s nur zur Feier besonders erfolgreicher Tage.

13 Rettende Betten: Nur

in Amsterdam und im französischen Pontarlier gönnen sich die Jungs Betten. Zelt, Rückbank und das Sofa am Autodach sind die unbequeme Norm.

14 Wer B sagt, muss auch

C sagen: Der Weg von Berlin nach Casablanca dauert 7870 Kilometer. Wegen teurer Auto­ bahnmauten in Frankreich und der lastgewichtsbedingten Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h weichen die fahren­den Musiker auf Bundes­straßen aus.

15 Freispiel durch Frei-

stil: Bei verbaler, gereimter Improvisation (Freestyle) ist Jamie Meister. Ihm fallen ad hoc ­freche und optimale Beschreibungen der Zuhörer ein. Als in Nizza eine Dame um die fünfzig mit geschürzten Lippen und durchgeschwitztem Leiberl auf die Jungs zutanzt, reimt er über Ecstasy im fortgeschrittenen Alter – auch auf die Gefahr hin, dass die Französin Englisch versteht.

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Key to the Highway: Die Frage nach dem Autoschlüssel wird immer wieder mit hochgezogenen Augen-


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de.redbulletin.com/print2.0 Vier Freunde auf Tour.


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brauen, geblähten Wangen und fragender Miene quittiert.

und Jetzt vergolden – ein eisgekühltes Schokoei, ein Feierabendbierchen oder eine Mailbox voll neuer Instrumentals, die Verbündete aus fernen Ländern geschickt haben.

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Verfolgungswahn: Wenn Kameramann Jan und Tonmann York die Jungs im Produktionsbus begleiten, passiert es schon mal, dass der Defender, ohne zu blinken, links abbiegt und das Funk­gerät im T-Shirt-Karton ­begraben liegt.

18 Überraschend: Eng­

li­scher Hip-Hop kommt in Frankreich (Ausnahme: Rivi­ era) besser an als vermutet.

19 Wenig überraschend:

Je weiter die Reise in den wirtschaftlich schwächeren Süden Europas geht, umso härter wird das Geldverdienen. Die Ausnahme der Regel heißt hier Lissabon.

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Cannes kann uns mal: Am deplatziertesten fühlen sich die Hip-Hopper in den Yachthäfen der Côte d’Azur. Hier treffen sie auf Menschen, die aus einer diametral entgegengesetzten Lifestyle-Galaxie kommen. Trost: Michael Caine winkt aus seiner Limousine.

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Die David-Situation: Mitglied David verlässt das Team schweren Herzens in Marseille. Grund: ein Mädchen in Lausanne, das nicht gerne die zweite Geige spielt. David muss sich zwischen Gefühl und ­Verstand entscheiden. Zwei­terer verliert, was natürlich besser ist, als vor lauter unterdrückten Gefühlen den Verstand zu verlieren.

22 Doppelgänger: In Spa-

nien trifft die Band auf polnische Musiker, die ebenfalls auf einer privat initiierten PromoTour unterwegs sind. Der Enthusiasmus hält sich wegen der finanziellen Situation beider Bands in Grenzen.

23 Recht und Ordnung:

Die dienstbeflissensten Polizisten finden sich in Spanien, dort macht es die gestrenge Exekutive den Straßenmusikern am schwersten.

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24 Ebbe und Flut: Als

engstes finanzielles Nadelöhr stellt sich Barcelona heraus, hier haben die Jungs exakt keinen einzigen Euro mehr. Am besten verdienen die Jungs in Lissabon: 300 Euro in zwei Stunden.

25 Keine Gaudi: In der

Stadt der Sagrada Família wird der Defender über Nacht abgeschleppt. Wäre Max’ Freundin nicht auf Besuch und für die 195 Euro Strafe aufgekommen, Barcelona hätte den Endpunkt der Reise markiert.

26 Steinzeit: In Barcelona

zerstören erboste Hausbewohner den Laptop der Band mit einem Ziegelsteinwurf aus dem vierten Stock und verfehlen dabei York um nur 20 Zentimeter. Somit reduziert sich die Auswahl der Beats auf acht Stück. Der materielle Schaden beträgt 1700 Euro.

27 Siedepunkt: In Madrid

setzt eine Hitzewelle mit 48 °C der Motivation von Jamie, Max und Hanno schwer zu. Nicht einmal in Marokko ­sollte es noch mal so heiß werden.

28 Faire Fähre: Für das

Überqueren der Meerenge von Gibraltar werden im Normalfall 240 Euro berappt. Eine Promoaktion des Fährunternehmens in Tarifa gewährt jedoch eine günstigere (130 €) Überfahrt nach Nordafrika.

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Üble Nachrede: Nach ihrer Ankunft in Tanger müssen sich die Burschen mit internationalem Background, aber Starnberger Kennzeichen von einer wildgewordenen ma-

rokkanischen Meute als Nazis beschimpfen lassen. Fliegende Steine und Springmesser gilt es auf Distanz zu halten.

30 Keine Zeit für den

Blues: Wer täglich vor Wildfremden ums Überleben performt, kann sich Introvertiertheit und Reisemüdigkeit nicht leisten – mit dem Rücken zur Wand werden erstaunliche Energiereserven entdeckt und ausgeschöpft.

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Blick in den Kofferraum: Annähernd hundert Mal wird Gepäck aus- und wieder in den Defender eingeladen. Ein Blick auf den monströsen Haufen offenbart Kleidersäcke, die Ecke des Amps, einen Turnschuh, ein Longboard zum Transport des Verstärkers, Ölfackeln und ungewaschene Sweater.

32

Blick auf den Innen­ boden: Strafzettel, zerknüllte Red Bull-Dosen, zerbrochene CD-Rohlinge, die Leichen einer Ameisenarmee, ein duftender Fleck Head & Shoulders und eine weniger duftende umgekippte Packung abgelaufener Milch.

33 Blick in die Ferne: Die

barocken Felder Hollands, das Chiaroscuro der französischen Riviera, die Wildwest-Landschaft der spanischen Mancha und die meeresfrische Küste Nordafrikas machen viele Strapazen wieder wett.

34 Kleine Helferlein: Es

sind die einfachen Freuden, die den Reisenden das Hier

Carpe Diem: Jeder Tag der Reise ist eine Herausforderung mit finanziellen Tretminen, unverhofften Licht­ blicken und neuen Einsichten in Land und Leute: Interrail ist 20. Jahrhundert, und Urlaub ist auch in unserer Zeit garantiert was anderes.

36

Abrechnung: Die Produktion von Tonträgern und T-Shirts vertilgte eine Anfangsinvestition von 3500 Euro. Von 200 verteilten T-Shirts werden 50 als Gastgeschenke vergeben, von 370 losgewordenen CDs gehen 70 gratis weg.

37 Tipp für Nachahmer:

Würden die vier die Aktion noch mal durchziehen, wäre ein finanzieller Polster von Vorteil. Um dem Prinzip der Geldlosigkeit treu zu bleiben, könnte dieser zwei Wochen vor Abfahrt vor Ort egalisiert werden. Erspart nervenaufreibende materielle Engpässe.

38 Die Blockparty: Als

am 8. September auf einem Hinterhof unter dicken Palmen gerappt und aufgelegt wird, wissen Jamie, Hanno und Max, wie hart sie sich ihr Gastspiel erarbeitet haben, und genießen die Party in ­vollen Zügen. Mitorganisiert wurde sie vom extravagan­ ten Fashionista Amine Bendriouich.

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Die Erkenntnis: Musik steht nie still und wächst immer weiter, ungeachtet nationaler Grenzen. „39 Days“ hat den Hip-Hop in Eigeninitiative (relativ) sicher von Berlin auf den afrikanischen Mutter­ kontinent gebracht. Peace. Der Road-Trip auf Print 2.0 Tagebücher und Web-Episoden des Films „39 Days – A Road Trip“ gibt es auf de.redbulletin.com/39days und www.39daysthefilm.com


Sport

bei ServusTV.

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Sport und Talk aus dem Hangar-7 Jeden Montag, 21:05 Uhr, live

ServusTV. Das ist Ihr neuer Sender aus der Alpen-Donau-Adria-Region. Mit einem Programmangebot, das es in dieser Form auf diesem Niveau noch nicht gegeben hat. Zum Beispiel mit Live-Übertragungen und Hintergrundberichten aus dem Sportbereich. Weitere Schwerpunkte sind Sendungen, die die alte Heimat in einem neuen Licht zeigen, sowie die Talk-Sendungen live aus dem Hangar-7, unsere wöchentlichen Diskussionsrunden mit hochkarätigen Gästen zu aktuellen Themen. Besonders hervorzuheben: Beiträge aus der internationalen Musik-, Kunst- und Kulturszene sowie Magazine zu den Themen Kulinarik, Architektur, Design, Wissen, Reisen und Lifestyle. Überzeugen Sie sich selbst, via Kabel, DVB-T oder Satellit. Weitere Informationen zu unserem abwechslungsreichen Programm und alle Fakten zu ServusTV erhalten Sie über unsere kostenfreie Hotline: 0800 100 30 70 oder unter www.servustv.com.

Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.


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Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Von hier an geht’s steil bergab.

Die Unste

Such dir deinen Weg durch unbefahrbares Gelände, aber mach dabei gefälligst gute Figur: Die Red Bull Rampage ist der bedeutendste und zweifellos brutalste Big-Mountain-Contest der Welt. Versuch einer Annäherung an das Unfassbare.

Credit

Text: Werner Jessner

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rblichen

bild: Christian Pondella/Red Bull Photofiles

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R

aus aus Vegas, weg von dieser Vorhölle aus Silikontitten, Leichtbier, Fake-Marmor und Slot Machines. Der Tank ist voll, ab auf die I-15, northbound. Kurzatmige Sender im Autoradio spielen die akustische Variante von Silikontitten, Leichtbier und Slot Machines: Bryan Adams, ZZ Top und Whitney Houston kassieren Leibrente von den lokalen Radiostationen. Viel besserer Soundtrack für diese Straße der Enttäuschten und Gebrochenen ist Concrete Blondes 2004er-Konzeptalbum „Mojave“: „Sorry Vegas didn’t treat us better, baby, damn!“ Rückzug nach Osten, das ist Schwanz einziehen auf Amerikanisch. Wenigstens hat Baby daran gedacht, die letzten Quarters in einen vollen Tank zu investieren. Spätestens in Salt Lake City wartet nur noch Weihwasser. So weit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen. Bei Halbzeit, kurz nach dem Zipfel Arizona, hauen wir uns rechts runter, prompt haben wir auf der Uhr eine Stunde verloren; Amerika ist groß. Ab St. George klingen die Ortsnamen wie Helden: Virgin. Hurricane. Rockville. Immer den Schildern Richtung Zion National Park folgen, bei der Abzweigung rechts rein. Vier Meilen Dirt Road, dann bist du da. Und nichts, absolut nichts kann dich darauf vorbereiten, wenn sich die Straße öffnet: Red Bull Rampage, the real shit. Selbst wenn sie das oben in mannshohen Lettern ins den Hügel schreiben würden wie in Hollywood: Es würde nichts ­ändern. Echter als hier geht es nicht. Irritierend nur: Alles sieht aus wie im Maßstab drei zu eins. Ja: vergrößert.

Draußen hat es 40 Grad, temperatures well in the hundreds, heißt das hier. Eine trockene Hitzewelle walzt durchs Tal, gewürzt mit feinem rotem Staub, völlig unwirkliche Landschaft: roter von weißem Sandstein durchzogen, bizarre Formationen, dazwischen Dornbüsche. Fast meint man am Grund des Meeres zu sein, wären da nicht diese drei winzigen Red Bull-Bögen oben am Berg, sie sehen aus wie Galgen. Ganz unten beim Parkplatz hat eine wohlmeinende Seele ein Schild aufgestellt: „No bicycles ­allowed beyond this point.“ Als ob irgendein Sterblicher hier ­etwas auf zwei Rädern verloren hätte. 100 degrees Fahrenheit hin oder her: Die Gänsehaut beim Aufstieg zieht sich von den Unterarmen bis über die Schultern hoch in den Nacken. Knapp 30 Minuten dauert es nach oben zu den Galgen, und wer bislang keine Höhenangst hatte, bekommt unter­ wegs eine gute Chance, genau so eine zu entwickeln. Manche Sandstein­brücken am Weg nach oben überwindest du sinnvoller­ 56

bild: Ian Hylands/Red Bull Photofiles

Landnahme

Darren Berrecloth auf seinem Haustrail. Eine sehr ähnliche Line hatte er auch schon bei der letzten Rampage gewagt: als Einziger.


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ein menschlein hockt am abgrund.

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den lenker hat er auch zum krickerl gebogen.

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u Mittag ist Bautrupp Vanderham schon fast unten angelangt. Unten heißt: an einem 30-Meter-Canyon, vor dem eine mächtige Rampe steht. „Wenn du es bis hierher geschafft hast, ist alles danach nicht mehr wichtig. After that, it doesn’t really matter.“ Man sollte noch zwei Kleinigkeiten anmerken: Die Landung des Canyon Gap ist im Vergleich zum letzten Red Bull Rampage ein Stück nach hinten versetzt, der Absprung kickt mehr als bisher. Noch mehr Höhe bedeutet: Das rettende Ufer rückt noch ein Stück weiter weg. Und zweitens: Der 10-Meter-Drop mit darauffolgendem Corner-Jump nach der Landung ist blind, eckig, kaum sauber zu erwischen, ein Drama. Thomas ist schwer am Kiefeln. So viel zum Thema: Da ­unten ist es eh schon wurscht. Am ganzen Berg herrscht ein Gewusel und Geschaufel, Männer machen sich die Erde untertan, ein zutiefst amerikanischer 58

Charakterdarsteller und Publikumsliebling: Andreu Lacondeguy (oben). Sieger nicht nur an der Schaufel: Cameron Zink (unten).

bilder: Alessandro Di Lullo, David Clerihew, Gibson pictures/Red Bull Photofiles

weise nur auf allen vieren. Fahrer bitten dich, nicht auf ihre Lines zu latschen. Welche Lines? Menschliche Spuren überall. Ein paar neckische Anlieger auf einem Plateau zwischen zwei Klippen, der letzte führt direkt in den Abgrund. Irrtum!, beruhigt der Verstand, aber doch: Da ­unten, ungefähr zwei Einfamilienhäuser tiefer, schaufelt ein Menschlein mit nacktem Oberkörper an einem Landeplatz. ­Gegenüber hockt ein anderes Menschlein auf den Fersen am ­äußersten Rand eines Abgrunds und hackt mit einer Spitzhacke auf einen Felsen ein: Darren Berrecloth ist anscheinend mit der Form seines Absprungs unzufrieden. Absprung wohin? „Ja, ist schon ein ziemlich großer Drop. Die Evolution jener Linie, die er beim letzten Mal gefahren ist“, schnauft ein verschwitzter Thomas Vanderham von der Nachbarklippe. Der Kanadier ist eine der Allzeitgrößen im Geschäft. Videos mit ihm konntest du immer blind kaufen – wegen ihm. Und ein Vanderham ist keiner, der billige Hilfskräfte nicht erkennen würde, wenn sie vor ihm stehen. Es gibt in Utah ein Werkzeug, das die Einheimischen „cloud“ nennen, eine Mischung aus Spitzhacke, Schaufel und grobem Rechen. Quadratische Grundform, ein Ding für alle Fälle. Poröser Sandstein lässt sich damit jedenfalls ganz fabelhaft bearbeiten: Mit der gezackten Seite haut man von oben auf ihn ein, so lösen sich geschmeidig einzelne Schichten. „Looks like a stretch of German autobahn“ ist das höchste Kompliment des Rampage-Veteranen an seinen Hilfstrupp, wenn wieder ein Abschnitt fertig ist, eine Kante geglättet, eine Landung aufgefüllt, ein Kicker aufgetragen. Denn die Regeln bei der Red Bull Rampage, dem bedeutendsten Big-Mountain-Contest der Welt, sind einfach: Du kannst aus drei Startpunkten wählen, der Rest ist frei. Suche, baue, improvisiere deine Linie ins Tal, fünf Judges werden sie bewerten. Schnell sollst du sein, technisch sauber, sicher, spektakulär, vor allem aber kreativ. Das Schaufeln ist bei der Red Bull Rampage fast so wichtig wie das Fahren, auf jeden Fall aber zeitintensiver.


Um Irrwitz und schieren Maßstab von Cam Zinks 360er am Icon Sender wenigstens im Ansatz verstehen zu können: Der spätere Sieger wird nach einer weiteren 180-GradDrehung auf Höhe der Fotografen landen.

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„ Das ist sooo krank“, kichert er.

Prozess. Wahre Künstler befinden sich unter diesen Pionieren des Big Mountain. Wie ein Darren Berrecloth den brüchigen Sandstein mit präzisem Schlag seiner Spitzhacke spaltet, mit sparsamen Bewegungen genau jene Platten aus dem Berg holt, die er braucht, um ihn nach seiner Vorstellung zu gestalten, für seine Maßstäbe fahrbar zu machen, das hat Poesie. Während die einen still und nahezu autistisch zum wieder­ holten Mal auf den Absprung in einem Canyon zurollen, immer und immer wieder, ohne Anstalten zu machen, jemals Ernst zu machen, haben andere längst angefangen, unten, dort, wo es laut Thomas Vanderham ja ohnehin nicht mehr zählt, rumzublödeln. Eine Partie rund um Andreu Lacondeguy haut lautstark einen kreativen Sprung nach dem anderen raus, Scrub folgt Tabletop und No-Footer, als wäre das ein Funpark, die 22-ZentimeterWaffen unter ihnen harmlose kleine BMX-Bikes und als wären Absprung und Landung nicht 15 Meter voneinander entfernt. „Das ist sooo krank“, kichert Andreu, dieser großflächig tätowierte katalanische Laufmeter. „Und es macht sooo viel Spaß. Der Anlieger nach der Landung: Seht ihr den? Den killen wir jetzt!“ Nach der Reihe lassen Andreu und seine Freunde sich nach dem 15 Meter weiten und vier Meter hohen Sprung derart ins Eck rein, dass das Ding nach einer halben Stunde tatsächlich völlig platt ist. Langsam geht die Sonne über Utah unter.

Die besten fünfzehn der letzten Red Bull Rampage von vor zwei Jahren sind automatisch fürs Finale am Sonntag qualifiziert, darunter Kaliber wie Darren Berrecloth, Gee Atherton, Cédric Gracia oder Thomas Vanderham. 25 Eingeladene dürfen sich um zehn weitere Plätze balgen: Jeder kriegt zwei Runs, freie Linienwahl selbstverständlich. Die möglichen Linien auf der rechten Seite sehen smoother aus, links verspricht vor allem der Icon Sender, ein 100-Prozent-Gaga-Holz-Drop, der die Rider mindestens zwei Stockwerke weit nach unten schickt, das Placet der fünf Judges. Qualifikation für die Red Bull Rampage, das ist angewandter Darwinismus. Andreu Lacondeguy, in Europa Dirt- und Slopestyle-Seriensieger und seit exakt heute auch offiziell mit neuem Bike unterwegs (Mondraker statt Kona) schleicht nach seinem ersten Lauf rum wie ein frisch kastrierter Hund: Im Moment ist er nicht einmal qualifiziert. Andreu holt sich Ezzes bei seinem Manager Tarek Rasouli, überlegt laut, im zweiten Lauf eine Line zu fahren, die er noch nie probiert hat, entschließt sich dann aber doch für die Sicherheitsvariante eines Backflips auf der Ramp unten, wo er gestern so viel Spaß hatte (den Flip hatte er vorher selbstverständlich auch noch nie probiert). Das reicht immerhin gerade für die Qualifikation. „Mann, war ich angespannt. Ab jetzt kann es nur noch einfacher werden für mich.“ Andreu ist der einzige Europäer, der die Quali übersteht, der Rest sind Amis und Kanadier. Als Feingeist hat man es nicht leicht in diesem Feld: Manche der Rider sind mit ihren gepimpten Big Trucks eindeutig zu schnell durch die gute Kinderstube gefahren und erinnern an die Sieben Schwaben der Gebrüder Grimm: Wie der Spiegelschwab aus dem Märchen schnäuzen sie sich bei Bedarf ungeniert ins eigene Hemd vulgo Oakley-T-Shirt. Pfeifen im Wald: Wer ist der Härteste im ganzen Land? Der Berg lässt sich davon freilich auch nicht beeindrucken, er hat Rednecks genug gesehen. Garett Buehler reißt es am Sender schwer vom Bike, der Dämpfer hinten weiß mit der Belastung bei der Landung nichts anzufangen und schickt den Kanadier vorn über den Lenker: ­Buehler landet auf der Brust, rollt sich über den Kopf ab, der Helm nimmt den nächsten Impact, Buehler landet irgendwie 60

bild: Christian Pondella/Red Bull Photofiles

Reduktion

wieder auf den Beinen, und während noch alle warten, dass er wieder am Hosenboden landet, reißt er sich, noch in Siebenmeilenschritten bergab laufend, Helm mitsamt Brille vom Kopf, um sie in kalter Wut zu Boden zu dreschen und endgültig zu vernichten. Den Lenker hatte er bei seinem Crash ebenfalls zum Krickerl gebogen, er hielt ihn aber offenbar für ungeeignet als Zielscheibe seines Zorns. So viel zum Thema „Show vs. Handlung im Affekt“. Seltsame Toilettengewohnheiten: Urgestein Steve Romaniuk missachtet wohl auf Geheiß seines Bike-Sponsors die Grundregel, dass Luft beim Mountainbike weder in Bremsen noch Dämpfern etwas verloren hat, und rammt bei der Landung die Überreste des Luft-Federbeins tief ins Alu des Rahmens. An der textilen Front: Standard-Oberbekleidung ist ein schlichtes T-Shirt, einige verzichten überhaupt auf Rückenprotektor, Neck-Brace oder Handschuh, was freilich so schlau ist, wie seine Zähne nach der Entdeckung des Feuers noch immer in die rohe Sau zu schlagen.


Fit for Fun Der neue Mazda2 bringt frische Farbe ins Leben, ist fit beim Fahren und absolut charmant zur Umwelt. Stylish, maximal sicher und um einige Kilos leichter als die Konkurrenz – diese Eigenschaften haben dem Mazda2 den Titel „Weltauto 2008“ gesichert. Jetzt steht die neue Version des populären Kleinwagens im Handel – mit vielen modischen Updates: Fürs Blechkleid stehen frische Farben zur Wahl, innen glänzt die Mittelkonsole in Klavierlack-Optik. Im Stop-and-Go-Verkehr macht das neu erhältliche Automatikgetriebe das Leben leichter. Drei Benziner und ein Diesel – Leistungsspektrum zwischen 75 und 102 PS – stehen zur Wahl. Alle Varianten sind jetzt noch sparsamer und schadstoffärmer. Der neue Mazda2, als Drei- oder Fünftürer erhältlich ab € 11.490,–

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Nicht schlecht für einen kleinen Bruder: Tyler McCaul vertrat seinen älteren und bekannteren Bruder Cam ganz tadellos, etwa mit diesem mächtigen No-Hander. Gesamt: Platz 14.


Was macht unser sicherheitsbewusster Freund?

Die Kunst, das Unmรถgliche spielerisch leicht aussehen zu lassen: Gee Atherton, Downhiller im Hauptberuf, Zweiter bei der Rampage.

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action

Erfreuliche Erscheinungen: Der erst 16-jährige Wil White verpasst mit seinem Steinzeit-Karpiel, das zu fahren sich jeder Bikepark-Hobbykrieger weigern würde, den Cut um bloß zwei Plätze. (Kann diesem jungen Mann bitte irgendwer ein neues Fahrrad kaufen? Danke.) Yannick Granieri aus dem offenbar unerschöpflichen Talentepool Frankreichs nützt den 20-Meter-Double direkt nach der Landung vom Sender für einen Backflip und steht den auch ganz tadellos, gerät dann aber leider in die Fänge der benachbarten Dornenbüsche. Granieri putzt sich ab, delektiert sich an den Ovationen des Publikums, gurkt rüber zur Ramp – jetzt ist es eh schon wurscht –, haut auch da einen Backflip raus und geht unter dem Toben der Zuschauer abermals zu Boden. Und zwei Supertalente aus British Columbia schicken sich an, die große Tradition außergewöhnlicher Rider aus diesem Eck der Welt fortzusetzen: James Doerfling kennen wir bereits als einen der vier Freunde, die im letzten Teil der „Kranked Revolve“-Filme im Geschwader dieses Northshore-X springen. Noch fester merken sollten wir uns allerdings den Namen Alex Prochazka, in Amerika leichter Hand zu „Alex Pro“ verkürzt: smarter Kerl, nice haircut, hart an Schaufel, Cloud und Hacke, federleicht am Bike. „Judges mögen so was“, sagt Routinier Vanderham. Stimmt: Alex Pro beendet die Quali auf Platz zwei, ­direkt hinter Local Boy Logan Binggeli.

bilder: Werner Jessner (2)

Judgement Day

Nervös? „Immer“, nickt der fix qualifizierte Gee Atherton, und dabei steht G doch spätestens seit 29. August 2010 endgültig für G-ampion. In einem nervenzerfetzenden Fight über die ganze Saison hat der Engländer den Südafrikaner Greg Minnaar im Downhill-Gesamtweltcup im letzten, entscheidenden Rennen um exakt 37 Hundertstel besiegt, der G-Man ist der G-amp, der schnellste Downhiller der Saison 2010. Was macht der weltbeste Racer bei einem Big-Mountain-Contest, noch dazu beim härtes­ ten der Welt? (Die Burlis von der Ski-alpin-Abteilung bei den Winter X Games? Skispringer in der Halfpipe? Undenkbar.) Gee, die Bescheidenheit in Person: „Ich wollte die Rampage schon immer einmal gewinnen.“ Gee ist der einzige Racer (neben dem französischen Universal­ gelehrten Cédric Gracia selbstverständlich), der sich das Ding hier gibt, und für seine bloße Anwesenheit würde ihm Applaus gebühren: Er hätte ja auch Kopfweh haben können nach dieser langen Saison. Doch Überraschung: Nach dem ersten Durchgang führt er sensationell vor all den wilden Kerlen, den Freeridern, Big-Mountain-Spezialisten, Dirt-Jumpern und jugendlichen Unverwundbaren. Seine Linie war die eines Racers: Auf der rechten Seite des Berges, schnell, flüssig, es sah babyleicht aus, mehr wie ein Rennlauf als ein Stunt: „Hier musst du auf deine Stärken vertrauen. Ich bin einfach kein Springer, der in der Luft Faxen macht. Was ich kann, ist schnell fahren.“ Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der eine oder andere 30-Meter-Sprung war in seinem Lauf schon auch dabei. Entscheidender war in diesem Feld der Freerider wohl die Routine des Racers, der gewohnt ist, effizient zu sein, sich das Wochenende einzuteilen. Und natürlich die Menschen in seinem Umfeld: Stevie, sein cooler, unverständlicher, langzotteliger walisischer Mechaniker, sowie Clay Porter, filmischer Hagiograph des Atherton-Clans, hatten im Vorfeld tüchtig zu schaufeln und Landungen zu bewässern, um sie hart zu bekommen. Daneben riss es Clay immer wieder an den Sucher seiner Filmkamera: „Hier wirkt selbst Staub gut.“ Stimmt: Gurkt im Zion National Park ein Tomcar mit Arbeitern durchs Bild, sieht das aus wie die Offroad-Szenen der Verfilmung von Hunter S. Thompsons „Fear and Loathing in Las Vegas“.

Auf Platz zwei liegt nach dem ersten Lauf völlig überraschend Andreu Lacondeguy; zwei Backflips haben es gerichtet. Ansonsten Drama, wohin man blickt: Thomas Vanderham schafft zwar als Einziger den Canyon Gap ohne Probleme, schmeißt sich aber danach, richtig: dort, „wo es ohnehin nicht mehr zählt“, weg. Hauptfavorit Darren Berrecloth nudelt auf seiner irren Linie, halbwarm rum und hat kurz beide Beine zugleich von den Pedalen. Co-Favorit Cam Zink tuttelt es bei der Schnapsidee, vom Iconic Sender einen 360er zu probieren, schwer auf. Der urologische Blitzbefund nach einer No-Footed-Landung am Canyon Gap ergibt für Kurt Sorge, dass das, was serienmäßig eigentlich ungefähr rund sein sollte, nun im besten Fall noch die Form von Muffins haben kann; ergriffenes Seufzen beim Publikum.

R

un zwei beginnt damit, dass Gee Mittag essen geht: Verbessern wird er seinen Score ohnehin nicht mehr, zu gut war Lauf eins. Dann lieber Lunch. Außerdem ist irgendwas an seinem Hinterbau ohnehin locker, und der Wetterbericht verspricht eine fünfzigprozentige Chance auf Regen. Als das angedrohte Gewitter tatsächlich aufzieht, scheint unser Racer-Fuchs endgültig gewonnen zu haben. Von jenen, die rechts, auf seiner Seite des Bergs, fahren, kommt keiner auch nur in die Nähe der 82,40 Punkte, danach ist Wetterpause: Regen, Sturmböen, an ein Fahren ist nicht zu denken. Kurz wird es ein wenig besser; Gracia gibt den Testpiloten und rollt einen Sicherheitslauf runter. Jetzt Lacondeguy, „ich wollte überhaupt nicht fahren, das Risiko schien mir zu groß“, wird er nachher sagen. Aber was macht unser sicherheitsbe­ wusster Freund? Einen No-Hand-Backflip am großen Double nach dem Sender mitten in eine Windböe hinein. Die Stille danach ist schrecklich und dauert viel zu lang. Die Ärzte beugen sich über den Spanier, Fotografen halten auf den am Boden Liegenden. Ist das ein gutes Zeichen? Endlich steht der kompakte Kerl auf, der ganze Hang salutiert dem tapferen Spanier, der sich bloß die Schulter zerlegt hat. Als die Bedingungen wieder einigermaßen okay sind, nimmt Thomas Vanderham sein großes Herz in beide Hände, macht endlich den fehlerlosen Lauf, den er sich vorgenommen hat, und außerdem einen No-Hander über den 30-Meter-Gap, was ihn auf Platz drei nach vorn bringt: Ein Podium Gee-Lacondeguy-Vanderham, das hätte mehr als nur Charme, zwei Europäer, noch dazu ein Racer und ein gelernter Dirt-Jumper vor dem großen alten Charismatiker des Freeridens, erst dahinter die Hot-Shoes der ­Profi-Freeride-Szene: Die Neue Welt steht nimmer lang. Zwei Gewaltläufe verhindern ein Ergebnis, das einem ToroRosso-Doppelsieg in der Formel 1 gleichkäme: Der 24-jährige US-Freeride-Pro Cam Zink wiederholt seine grandiose Schnapsidee eines 360ers vom Sender; diesmal steht er ihn. „Ich wollte den größten 360er springen, den je ein Mensch gestanden ist“, gibt er sich unten im Tal schon cool, als ihm das Weiße noch aus den Augen quillt, und in der Tat: Dieser Stunt wird ewig mit der 2010er-Rampage verbunden bleiben. Für Zink bedeutet das nicht nur den Tagessieg, sondern auch die Kür zum FMB-Champion, zum G ­ esamtsieger der Freeride World Tour. Für unseren Freund Andreu Lacondeguy, der schließlich noch von Darren Berrecloth vom Stockerl geschubst wird, steht fest, dass er erstens im nächsten Jahr wiederkommen wird und ihn zweitens diese blöde zerlegte Schulter nicht davon abhalten wird, am Abend aber so was von kräftig Party zu machen. Schön, wenn j­ unge Menschen Ziele haben im Leben. Print 2.0: der härteste Big-Mountain-Contest der Welt Adventure Circus – Kranked Revolve: 4.12.2010, 01.40 Uhr auf ServusTV. Noch mehr Action-Shots und Videos auf: de.redbulletin.com/rampage

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Action

Webbers Weg Er startete mit leeren Händen und dem Traum, Formel-1-Weltmeister zu werden. 16 Jahre später steht der Mann aus einer unglamourösen australischen Pendlerstadt tatsächlich vor dem Motorsport-Thron. Eine Spurensuche. Text: Anthony Rowlinson, Bild: Alan Mahon

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Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Mark Webber im F1-Simulator.

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ommer 1997, Mark Webber telefoniert mit seinem Vater Alan. Der ist 17.000 Kilometer entfernt, in Queanbeyan, New South Wales, Australien. Der Junior heult. Gestern war er noch allein am anderen Ende der Welt, ein junger, ungeformter Rennfahrer mit dem Traum, Formel-1Weltmeister zu werden. Gerade ist der Traum geplatzt: kein Geld. Schlimmer noch: auch keinerlei Aussicht auf Geld, keine wohlhabenden Freunde, die er um einen Gefallen bitten oder von denen er ein bisschen Rückenwind einfordern könnte. In dieser Situation macht er, was junge Menschen in solchen Situationen eben machen: Er ruft seinen Vater an. „Stimmt, einmal habe ich beim Telefonieren mit meinen Vater geweint, weil ich sicher war, dass alles vorbei ist“, kann Mark heute lachen. „Aber wenn du Australien verlassen hast, hast du keine Chance außer der, weiterzumachen. Geraten Dinge außer Kontrolle, musst du sie wieder unter Kontrolle kriegen. Auf welche Art auch immer.“ Sitzt man heute diesem kantigen Aussie mit dem charakteristischen ausgeprägten Kinn gegenüber, fällt die Vorstellung eines weinenden 21-Jährigen schwer. Aber genau das war er einmal. Webbers Weg an die Spitze war hart. Das ist zwar ein Allgemeinplatz für (fast) alle, die es in die Formel 1 schaffen, doch er könnte für Webber erfunden worden sein. Er musste „kämpfen, kämpfen, kämpfen“, wie es ein alter Weggefährte ausdrückt, oder: „Er hat alles riskiert, obwohl er sich auf nichts verlassen konnte außer auf sein Talent.“ Dieses Talent hat den Jungen aus einer 21.000-Einwohner-Stadt am Ende der Welt nach ganz oben geführt. Queanbeyan mag fader sein als Sydney oder Melbourne, aber Mark hat seine Kindheit dort in bester Erinnerung, „eine schöne Zeit in einer ländlichen Stadt mit viel Platz“. Auf der elterlichen Farm fetzte er früh mit einem Moped herum, suchte die Geschwindigkeit und fand früh jenes Balancegefühl, das dem späteren Rennfahrer so helfen würde. 66

Sein Vater hatte eine Tankstelle und liebte die Formel 1 – als einer von wenigen im Land: „F1 war damals nicht populär in Australien. Dad hat mich in der Nacht aufgeweckt, um gemeinsam Rennen zu schauen. Er ist dann gern im Lehnstuhl eingeschlafen, und ich war tags darauf zu müde für die Schule.“ Zu einem gewissen Grad hat Alan Webber die Liebe seines Sohns zu schnellen Dingen sicher gefördert, indem er Mark rund ums Haus toben ließ. Als der ölverschmierte, aufgedrehte Bengel eines Tages aber die Frage aller Fragen stellte („Dad, darf ich Rennen fahren?“), schlug der elterliche Instinkt durch. „Er hätte mir nie erlaubt, Motorradrennen zu fahren. Dad sponserte ein paar Jungs aus der Umgebung, und die haben sich manchmal die Knochen gebrochen. Das hat ihm natürlich gar nicht gefallen. Darum hat er Karts vorgeschlagen – wahrscheinlich auch, weil sich Mum sonst von ihm hätte scheiden lassen.“ Webber war dreizehn, als er zum ersten Mal in einem Kart saß, „geborgt von Matthew Hinton, einem Kumpel von mir“. Mark war sofort gut im Kart, „genau wie bei allen Sportarten in der Schule: Rugby, Schwimmen, Cricket“. Bald manifestierte sich der Verdacht, Mark könnte im Kart mehr als nur „ganz gut“ sein. Daddy Alan, ohnehin Benzin in den Adern, unterstützte seinen Sohn während zweier Saisonen im Kart und beim Einstieg in die Formel Ford – damals die klassische Einsteigerformel mit richtigen Rennautos. Das war ein schneller Aufstieg für den jungen Webber; die Schumachers, Vettels, Hamiltons und Alonsos, die er später treffen sollte, waren allesamt mit vier oder fünf Jahren im Kart gesessen, hatten also bereits fast zehn Jahre Rennerfahrung, als Mark erst loslegte. Wir schreiben 1994. Mark beendet die australische Formel-Ford-Meisterschaft auf einem bescheidenen 13. Platz, trifft aber eine Persönlichkeit, die sein Leben entscheidend prägen wird: Ann Neal. Ann, damals Pressedame der australischen Formel-Ford-Serie, heute Marks Partnerin und Managerin, erinnert sich: „Mark hatte im Jahr davor ein paar ganz anständige Rennen gehabt, nichts Spektakuläres, aber auch nichts ganz Schlechtes. Dann wurde ich gefragt, ob ich ihm helfen könnte, Geld aufzutreiben. Ich war nicht begeistert, aber man hilft eben. Was mich an ihm beeindruckt hat, war sein unbedingter Wille, alles, was er tat, so gut wie möglich zu machen – alles. So ist er heute noch. Auffallend war, dass er anders war als seine Kumpels: Job, Familie, das wollte er nicht. Er wollte Rennfahrer werden. Ich glaube nicht, dass er damals schon

bilder: camera press (1), Mark Webber Archive (3)

Action


action

Aus dem Album Schon als Kind war Mark Webber immer draußen, um überschüssige Energie abzubauen. Die Familie ließ ihn dabei stets gewähren: „Have a go“, das ist die austra­lische Version von „Gib Gas!“.

Aus dem wird nie ein Surfer: Der junge Mark, Meilen vom Meer entfernt aufgewachsen, kann nicht einmal mit Vaters Planschbecken sonderlich viel anfangen.

Mark am Steuer eines Traktors auf der Familienfarm. Böse Zungen behaupten, dass der Traktor schneller war als ­manches seiner späteren Rennautos.

Das erste Rennen: Mark borgte sich das Kart eines Kumpels aus. Ab diesem ­Moment ließ sich sein Talent nicht mehr verbergen. Damals war er dreizehn.

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Im Uhrzeigersinn von links oben: kein Mitglied einer Boyband, sondern ein Rennfahrer in seinem brandneuen YellowPages-Overall in der Formel Ford. Zwei Jahre F3000 brachten ihm erst einen Testfahrer-Vertrag, dann eine Saison bei Minardi ein; in den Jahren davor (1998/ 1999) war er Mercedes-Werksfahrer mit CLK-GTR (am Bild). Das Formel-Ford-Festival in Brands Hatch hat seine Karriere zweimal beflügelt: Beim Debüt 1995 wurde er Dritter, im Jahr darauf folgte der Sieg. Ganz unten im Rahmenprogramm des Australien-GP im Formel Ford (man beachte auch das Helmdesign, das sich über all die Jahre kaum geändert hat). Hinter jedem erfolg­ reichen Mann …: Webber mit Langzeitpartnerin und Managerin Ann Neal. Es waren ihre Energie und ihre Kontakte, die Mark einst nach Europa geführt hatten, um von England aus eine internationale Karriere zu starten, die die beiden bis in die Formel 1 bringen sollte.

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bilder: mark webber archive (4), sutton images (1), PA (1)

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am einen Formel-1-Titel gedacht hat: Das wäre auch lachhaft gewesen mit seiner Erfahrung, seinen Kontakten da unten in Australien. Es schien unmöglich.“ Trotzdem war da ein Funke. Und langsam züngelten die ersten Flammen dort, wo es gefunkt hatte. Rennfahren verbrennt in erster Linie Geld. Für Alan Webber und seine Tankstelle war die Sache inzwischen zu groß. Geld musste her. Richtiges Geld. Die Suche dauerte mehrere Monate, und als es schließlich da war, war es gelb. Geoff Donohue war Geschäftsführer der Yellow Pages Australia, ein Mann „ohne Wissen um und Interesse für den Motorsport“, wie er selber zugibt. Als Mark und Ann mit ihrer Pressemappe bei ihm reinschneiten, standen die Chancen schlecht. Allerdings war das Timing perfekt: Die Auto-Seiten der Yellow Pages waren ein wichtiger Faktor in der Firma geworden, darum war Motorsport-Sponsoring intern ein Thema. So kam es, dass man die zwei nicht gleich vor die Tür setzte. Der Plan, in einem Land, dessen Rennszene von Tourenwagen dominiert war, ausgerechnet ein Greenhorn im Formel-Rennwagen zu unterstützen, war – nun ja – unortho­dox. „Ich habe das mit meinem Boss besprochen“, erzählt Donohue, „und wir entschieden uns zu einer Rückkehr in den Motorsport, allerdings ohne etwas so Großes und Teures zu machen wie ein TourenwagenTeam. Stattdessen sponserten wir Mark. Und ich muss auch sagen, dass Ann ihre Position sehr vehement vertreten hat!“ Den Ausschlag hatte ein kleines Video von Marks Renn-Highlights gegeben, das Ann zusammengestellt hatte. „Das war wirklich eindrucksvoll“, schwärmt Donohue, der sich im Zuge der Sponsorvereinbarung auch verpflichtet hatte, Mark während der Saison zu allen Rennen kreuz und quer durch Australien zu begleiten. „Wir haben ein paar verdammt abenteuerliche Strecken gesehen. Und wir sind uns menschlich nahegekommen. Ich erinnere mich an ein Rennen in Phillip Island, es hat geschüttet wie verrückt. Mark hatte sich als Vierter oder so qualifiziert, aber schon aus der ersten Kurve kam er als Zweiter raus. Er schnitt durchs Feld wie ein heißes Messer durch die Butter. Dabei waren die meisten anderen Piloten Werksfahrer! Es war klar, dass wir hier ein wirkliches Talent hatten. Schöne Zeiten.“

Gut zu sein, vielleicht der Beste in ganz Australien, das war für Team Webber nicht genug. Längst planten sie unter der Führung von Ann den Sprung nach Europa, um sich mit den Besten der Welt zu matchen. „Wir haben häufig darüber gesprochen, wie viel es bedeutet, die Nummer eins in Australien zu sein“, sagt Ann Neal. „Aber Mark wollte sich mit den Weltbesten messen. 1995 beendete er die Meisterschaft auf Platz vier. Was hätte es gebracht, noch ein Jahr Down Under zu bleiben, um die Meisterschaft zu gewinnen? Nichts. Der Jugendboom in der F1 war losgegangen. Ich sagte ihm, wenn er mit seiner Karriere weiterkommen wolle, müssten wir 1996 nach England gehen.“ „Sie hat den Ausschlag gegeben, ja“, gibt Mark zu. „Ich hätte den Schritt zwar auch ohne Ann gemacht, aber keiner weiß, was dabei herausgekommen wäre. Lass es mich so formulieren: Es war auf jeden Fall gut, dass ich sie getroffen habe.“ Ann Neal, eine Britin, die nach Austra­ lien ausgewandert war, hatte von ihrer früheren Arbeit im Racing-PR viele gute Kontakte in die englische Rennszene. Sie kannte die Materie und wusste, dass ein unbekannter Fremder wie Mark nur eine einzige Chance hatte: Er brauchte einen Plan, dem er strikt folgen musste. Um auf diese Art Vertrauen aufzubauen, sich einen Ruf zu erarbeiten. Zusammen malten die zwei einen Karriereplan auf Papier, mit einem Auto aus jeder Kategorie, die Mark fahren sollte, als Illustration oben drauf. Ganz oben, als Sinnbild der Formel 1, klebten sie einen 1995er-Benetton, das Auto, mit dem Michael Schumacher gerade Weltmeister geworden war. Den Karriereplan gibt es noch heute. Auf der untersten Stufe stand also die englische Formel Ford 1996. Aber noch

Bester Australier? Webber war das viel zu wenig.

zuvor, im Oktober 1995, fand das berühmte Formel-Ford-Festival in Brands Hatch statt: Gehörte zwar zu keiner Serie, war aber ein Schaulaufen der internationalen Nachwuchsszene. Anns Connections hatten Mark einen Test mit dem Hersteller Van Diemen verschafft, und dieser Test beeindruckte Firmenchef Ralph Firman so, dass er Mark für Brands Hatch ein Werksauto zur Verfügung stellte. Der bedankte sich mit Rang drei. Nicht schlecht für das internationale Renndebüt eines Jungen aus Queanbeyan. „Platz drei war gigantisch“, sagt Mark, „zumindest für mich. Aber als ich zurück nach Australien kam, war da keine Reaktion. Absolut nichts. Für mich eine große Motivation: Es ist immer gut, wenn Leute an dir zweifeln.“ Auch wenn Webbers Erfolg beim Formel-Ford-Festival der australischen Wirtschaft schnuppe war, brachte er ihm doch einen Van-Diemen-Werksvertrag ein und sicherte so die Saison 1996. Kein Taschengeld, unbekannte Strecken und Heimweh machten den Sommer dennoch hart. „Um mir Geld zum Leben zu verdie­ nen, habe ich für 43 Pfund pro Tag in einer Rennfahrerschule unterrichtet“, erinnert sich Webber. „Aber ich habe das nie als Opfer gesehen. Es war mein eigener Wille.“ Ein Heimaturlaub zur Saisonmitte erinnerte ihn wieder daran, warum er den Sprung nach Europa gemacht hatte. Mit neuer Energie holte sich Platz zwei in der Formel-Ford-Gesamtwertung und diesmal den Sieg beim Festival in Brands Hatch. Der logische nächste Schritt war die Britische Formel 3, Europas führende Schulbank für kommende F1-Piloten. Ann: „Vor allem finanziell ein gewaltiger Schritt. Wir hatten wie immer kein Geld. Aber wenn wir weiterkommen wollten, mussten wir uns an den Plan halten.“ Sie kratzten alles verfügbare Geld zusammen, um Mark wenigstens die ersten vier Saisonrennen im Team des Australiers Alan Docking zu ermöglichen. Mark gewann das vierte Rennen. Dann war das Sparschwein endgültig leer. Jetzt trat eine gute Fee auf den Plan, die einzige, die Mark Webber während seiner Karriere treffen sollte, und sie kam in Gestalt eines Rugbyspielers. David Campese war der Star des australischen Nationalteams gewesen, 1996 hängte er die Stollenschuhe an den Nagel. Zufällig kam er ebenfalls aus Queanbeyan und

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hatte als Kind mit Marks Dad Rugby gespielt. Nach seiner sportlichen Karriere bastelte Campese an einem Leben im Sportmanagement. Mark und Ann bekamen Wind davon und baten ihn, ob er ihnen wohl Geld australischer Sponsoren beschaffen könnte. „Wir lauerten ihm am Heathrow Airport auf“, kichert Ann. „Wir wussten, dass er sich am Weg heim nach Australien befand und der Flughafen unsere einzige Chance war, ihn zu erwischen. Also haben wir ihn dort überrumpelt.“ Campese organisierte im noblen Londoner Savoy Hotel ein Abendessen für potenzielle australische Sponsoren, stellte ihnen Mark vor und erklärte es zur patrio­ tischen Pflicht, diesem hochtalentierten Landsmann unter die Arme zu greifen. Campese: „Die Reaktionen waren gleich null. Nach dem Meeting hab ich zu Mark gesagt: Merk dir die Kerle, die nein gesagt haben. Wenn wir es geschafft haben und sie dann auf den fahrenden Zug aufspringen wollen, sag ihnen, dass sie abhauen sollen. Und sie werden kommen, da kannst du dir sicher sein.“ Eine zweite Veranstaltung dieser Art endete ähnlich. So war es am Ende Cam­ pese selbst, der Marks Saison rettete, indem er 100.000 Pfund aus eigener Tasche vorstreckte (die inzwischen längst zurückgezahlt sind). „Ich habe ihm ein bisschen geholfen, ja. Warum? Weil er seinem Traum gefolgt ist, genau wie ich damals. Wir kommen beide aus Queanbeyan, und ich habe es von dort bis zu den Wallabies (australisches Rugby-Nationalteam, Anm.) geschafft. Wenn du etwas wirklich willst, musst du versuchen, es zu verwirklichen, egal wie schlecht die Chancen am Papier stehen. Genau aus solchem Holz ist Mark geschnitzt: Leidenschaft und Durchsetzungsvermögen sind seine Stärken.“ In der britischen F3 stand Mark endlich in der Auslage. Was freilich nichts an der Schufterei änderte: Nach jedem Rennen schrieb Ann eine Pressemeldung, die an die wichtigsten Kontakte rausging, „das war vor dem E-Mail-Zeitalter“, erzählt Ann. „Wir hatten einen Deal: Ich schreibe, er schickt. Nach dem Rennen ist er also vor dem Faxgerät gestanden und hat sechzig Aussendungen durchgefaxt.“ Eines dieser -zig Telefaxe landete am Schreibtisch eines gewissen Norbert Haug, des Chefs von Mercedes Motorsport. Ein paar Jahre zuvor hatte sich Webber Haug beim Australien-Grand-Prix vorgestellt, und der Deutsche mochte die Art des jungen Aussie: „Er hat mich einfach angeredet und gesagt: Hallo, ich fahre Rennen in England, können wir in Kontakt bleiben? Das hat mir gefallen. Er kam nicht auf den Knien gerutscht. Dann habe 70

ich mir seine Resultate angesehen, und man konnte klar erkennen, dass er Talent hatte. Er lieferte gute Ergebnisse, obwohl eindeutig nicht das große Geld oder die besten Teams hinter ihm standen. Er hatte kämpfen müssen, um dorthin zu kommen, wo er war. Und darauf kommt es an.“ Haug setzte Webber für 1998 und 1999 in einen Mercedes-Sportwagen-Prototyp der GT-Serie. Eine große Ehre, selbst wenn das zunächst einen Schritt weg führte von seinem Traum F1. Die Saison ’98 war erfolgreich: Platz 2 in der FIA-GT-WM und die Erfahrung, für einen Weltkonzern zu fahren. Die zweite Saison war eine einzige Katastrophe. Mercedes’ Fokus lag in diesem Jahr darauf, die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen. Leider war der CLR eine aerodynamische Fehlgeburt, beide Autos hatten jenseits der 300 km/h eine höchst gefährliche Neigung zu Backflips. Dass die Fahrer Peter Dumbreck und Mark Webber diese Unfälle überlebten, grenzt an ein Wunder. Mercedes zog sich aus Le Mans und dem gesamten Sportwagen-Programm zurück. Was potenziell seine Karriere hätte beenden können, erwies sich im Nachhinein als segensreich: Er war gezwungen, sich wieder auf Monoposti zu konzentrieren – etwas, das er ohnehin immer vorgehabt hatte. Wieder einmal half ihm eine australische Connection weiter, diesmal in Gestalt des Businessman und Rennstallbesitzers

Norbert Haug: „Mark musste immer kämpfen.“

Paul Stoddard. „Wir haben damals mit hunderten Menschen geredet“, sagt Ann Neal, „einer von ihnen war Eddie Jordan. Er hat Mark viel Zeit gewidmet, hat ihm die Fabrik gezeigt und gesagt, dass er ans große Ziel glauben soll. Schwer zu sagen, wie viel davon Bullshit war, aber immerhin hat er uns eines Tages Paul vorgestellt, und der hat Mark in sein F3000-Team geholt.“ Die Formel 3000 war damals der letzte Schritt vor der Formel 1. Die meisten, die es bis hierher schaffen, sind gut. Ein paar sind sehr gut. Eine Handvoll schafft es tatsächlich in die F1. Webber war einer der Letzteren. Die Saison 2001 beendete er auf Platz zwei, außerdem verdiente er sich einen Testfahrervertrag bei Benetton – just jenem Team, das auf dem berühmten Karriereplan ganz oben klebte. Einfach? Nein. Überall lauerten Teamchefs, die Mark und Ann zu langfristigen Verträgen mit dubiosen Klauseln über­ reden wollten. Die zwei lehnten, so knapp vor dem Ziel, ab. Die Nachteile hätten aus ihrer Sicht die Vorteile überwogen. Ja sagten sie nur zu einem langjährigen Managementvertrag mit Flavio Briatore, damals eine der einflussreichsten Figuren der F1. 2002 saß Mark – nach einer Reihe exzellenter Tests für Benetton – endlich in einem F1-Cockpit. Paul Stoddard hatte inzwischen Minardi übernommen, das kleinste und bescheidenste Team der Königsklasse. Der Traum, dem Mark und Ann fast ein Jahrzehnt nachgelaufen waren, hatte sich erfüllt. Minardi war freilich nicht das Ende der Webber-Story, nicht einmal der Anfang des Endes, es war einfach das Ende vom Anfang. Natürlich nutzte er die Chance Minardi souverän, genau wie die Chancen zuvor – und jene danach, die er noch bekommen sollte. Für diejenigen Menschen, die ihn von Anfang an begleitet, die ihm für diesen verrückten Traum die Hand gereicht hat­ ten, wo andere zurückgezuckt waren, bleibt die Art, wie Mark Webber sein Ziel verfolgt hat, eine lebenslange Inspiration. Geoff Donohue: „Australier, die die ganze Story kennen, wundern sich, dass er in der F1 überhaupt überlebt hat, geschweige denn, dass er heute um den Titel kämpft. Seine Zielstrebigkeit ist einzigartig.“ David Campese: „Viele, die ihm damals hätten helfen können, beißen sich jetzt in ihren Hintern. Mark hat sich alles selbst verdient.“ Kein Zufall ist, dass Mark Webbers Helm auf der Rückseite zwei Tiere zieren, ein Emu und ein Känguru. Der Grund dafür ist weniger ihre australische Herkunft: Keines der beiden Tiere kann rückwärts gehen. Print 2.0: der virtuelle Test für Abu Dhabi Mark Webber auf www.markwebber.com


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Jimmy Spithill, Steuermann der Yacht BMW Oracle beim America’sCup-Sieg im Februar 2010, auf Kurzbesuch bei den Doppel-Olympiasiegern Roman ­Hagara und Hans-Peter Steinacher: Statements aus einer lockeren Gesprächs­runde und Fotos am Zeller See fürs Erinnerungsalbum. Notizen: Wolfgang Rafetseder Bilder: Kurt Pinter

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Um eine Chronologie herzustellen: Das Treffen der drei fand Ende des Sommers statt, mehr aus Zufall als inszeniert. Jimmy Spithill wollte zwischen diversen Segeleinsätzen nachholen, was ihm ein paar Monate zuvor, als eine internationale Match-Race-Serie Station am Traunsee gemacht hatte, wegen Schlechtwetter entgangen war – nämlich gemeinsam mit Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher eine Einladung der Flying Bulls zu einem Helikopter-Kunstflug wahrzunehmen. Bis zur Bekanntgabe der Neuerungen für den nächsten America’s Cup sollten noch Wochen vergehen. Dennoch drehte sich das Gespräch – nach kurzem Warm-up – um die bevorstehenden Entscheidungen und die große Frage: Einrumpf- oder Mehrrumpfboot? Seit der Pressekonferenz in Valencia am 13. September ist es nun offiziell: Der nächste America’s Cup wird 2013 auf 72-Fuß-Katamaranen mit imposantem Flügelrigg (darunter darf man sich tatsächlich so etwas wie eine senkrecht gestellte Flugzeugtragfläche vorstellen) gesegelt werden, und zusammen mit zahlreichen weiteren progressiven Neuerungen im und rund um den America’s Cup wird das vermutlich zu einer Revolution des gesamten Segel­ sports führen. Anhand der höchsten Liga America’s Cup und der vorbereitenden World Series, die bereits 2011 mit 45-Fuß-Katamaranen starten wird, soll sich der Segelsport spektakulärer und näher am Publikum präsentieren denn je.


Das andere Ende des Spektrums: Segeln auf einer Lacustre-Holzyacht aus den 1960ern am Zeller See, am Steuer Roman Hagara, als Galions足figur Jimmy Spithill. Was das Bild nicht sagt: Es steht f端r eine progressive, actiongeladene Zukunft des Segelsports.


Action

An der Mole vor dem Grand Hotel Zell am See taucht er in Laufschuhen auf, entschuldigt seine Verspätung mit einer lang gewordenen Trainingsrunde um den See und mit einem gewinnenden Lächeln. Der Eigner der stolzen Lacustre-Holzyacht verzeiht ihm den Fauxpas der groben schwarzen Sohlen am polierten Deck, bis Jimmy Spithill dessen verstohlen-besorgte Blicke im Nacken spürt und sich für die Socken-only-Variante entscheidet. America’s-Cup-Sieger sehen anders aus. Erfahrener. Würdiger. Man stelle sich Folgendes vor: Da geht’s um die älteste Sporttrophäe der Welt, der finanzielle Einsatz, diese Trophäe zu erringen, übersteigt die Jahresbudgets vieler Formel-1Teams, außerdem steht und fällt der Stolz ganzer Segelnationen mit Sieg oder Niederlage. So wird die Verantwortung über die favorisierten America’s-Cup-Yachten schon aus Tradition den Admiralen des Segelsports übertragen, nicht jungen, smarten Offiziersanwärtern. Diese Ordnung galt bis zum America’s Cup 2010, als das amerikanische BMW-Oracle-Syndikat den dreißigjährigen Australier Jimmy Spithill als Steuermann engagierte und dieser den Titel für den Golden Gate Yacht Club in San Francisco holte, als jüngster America’s-Cup-Winner ever. Spithill gilt als das größte Talent im Match Racing, jener Form des Regattasegelns, die im Yacht-gegen-Yacht-Duell entschieden wird und in der das Vorspiel – das taktische Geplänkel um die bessere Position an der Startlinie oder um einen Regelverstoß der gegnerischen Yacht her­ auszufordern – häufig bereits der Höhepunkt ist. Seine aggressive Starttaktik verschaffte Spithill den Ruf eines Killers. jimmy spithill: „Begonnen habe ich ganz klassisch mit Jollen auf Dreieckskursen, aber meiner Familie wurde das zu teuer, wir konnten kein neues Boot anschaffen. Match Racing hat den Vorteil, dass die Yachtclubs die Boote zur Verfügung stellen, und wenn du einen gewissen Level erreichst, verdienst du sogar ganz gutes Preisgeld.“ Als Jugendlicher in Österreich mit Segeln als Wettkampfsport zu beginnen heißt, den klassischen Weg über Jugend- und später olympische Klassen vorgezeichnet zu finden. Außer man heißt Roman Hagara oder Hans-Peter Steinacher, die beide als Quereinsteiger (Roman vom Wind­ surfen und Just-for-Fun-Segeln und HansPeter vom Skirennlauf) und mit hohem Talent ausgestattet zum Regattasegeln gekommen sind. „Wir haben keine MatchRacing-Kultur, was für eine Karriere in 74

Der America’s-Cup-Winner Jimmy Spithill, flankiert von den heimischen Doppel-Olympiasiegern Hans-Peter Steinacher (links) und Roman Hagara.

olympischen Klassen wie seinerzeit dem Tornado nicht unbedingt von Nachteil ist“, beurteilt Roman Hagara die Situation im heimischen Segelsport. In der Extreme40-Szene – seit letztem Jahr Hagaras neues seglerisches Zuhause – würde er wegen der kleinen Starterfelder aber von mehr Match-Race-Erfahrung profitieren, fügt er als Nachsatz hinzu.

Flügel statt Segel: Das Coolste, was je zu sehen war. Während Roman Hagara und Hans­ eter Steinacher Learning by Doing im P Renneinsatz betrieben, erhielt Jimmy Spithill in der Vorbereitungsphase auf den letzten America’s Cup Support durch die beiden Österreicher. Deshalb der Nahkontakt. Als feststand, dass BMW Oracle den Trimaran ins Rennen um den Cup schicken würde, stand der perfekte Match Racer Jimmy nämlich vor einer speziellen Herausforderung. Er hatte im Laufe seiner Karriere fast alles bewegt, was am Wasser schwimmt und von einem Segel angetrieben wird, aber ziemlich beschränkt auf Einrumpfboote. Willkommen in der anderen Segelwelt: Mehrrumpfboote reagieren völlig anders als Einrumpfboote, sind geradeaus um ein Vielfaches schneller, wenn man weiß, wie, dafür träger in Manövern und besonders sensibel, wenn ein Schwimmer (oder im Fall des Trimarans sogar Mittel­ rumpf und ein Seitenschwimmer) aus

dem Wasser kommt. Das sieht von außen leichtfüßiger aus, als es sich von innen anfühlt, Speed erzeugt der Drahtseilakt jedenfalls. In der Theorie war der BMWOracle-Trimaran mit dem 68 Meter hohen Flügelrigg das wahrscheinlich überlegene Boot im letzten America’s Cup (der Gegner, Titelverteidiger Alinghi, schickte einen Katamaran mit normalen Segeln ins Rennen), aber das musste in der Praxis erst einmal bestätigt werden. roman hagara: „Unser Job war, aus der BMW-Oracle-Crew bessere Multihull-Segler zu machen, denn sie kommen alle aus der Monohull-Szene und hatten wenig Erfahrung auf Mehrrumpfbooten. Mit zwei Extreme-40Katamaranen hatten wir die Möglichkeit zu Geschwindigkeitsvergleichen. Die Jungs begriffen schnell, worauf man aufpassen muss und wie man das Speed-Potential nutzen kann.“ Die Schritte vom Einrumpfboot-Segeln zum Extreme-40-Katamaran und schließlich zum alle Formate sprengenden America’s-Cup-Trimaran müssen dennoch gewaltig gewesen sein. „Roman und HansPeter haben uns klargemacht, wie hart wir ans Limit gehen müssen, um den riesigen Leichtbau-Trimaran schnell bewegen zu können“, beschreibt Jimmy Spithill den Grenzgang der BMW-Oracle-Crew. Und nur einen Hauch über das Limit zu gehen, den Flügel zu beschädigen oder gar zu kentern – in der kurzen Trimm- und Trainingsphase oder in einer der Wettfahrten selbst – hätte das vorzeitige Ende der Vorstellung bedeutet. Ein Überschlag mit einem Mehrrumpfboot dieser Größe zerlegt das Ding in seine Einzelteile. Im America’s Cup 2010 holte sich das BMW-Oracle-Team nicht nur den Sieg,


action

sondern auch einen massiven Know-howVorsprung punkto Mehrrumpfboot mit Flügelrigg. Das gilt nicht nur für die Crew, sondern für alle, die am Projekt beteiligt waren, vom Entwurf des Bootes bis zu dessen Bau, von den Leuten hinter den Computern bis zum Betreuerstab am Wasser.

Extreme 40s

Spielwiese für die besten Mehrrumpfboot-Segler des Planeten und Segelsport in einem spektakulären Format. Als 2008 die Tornado-Katamaran-Klasse aus dem Programm für die Olympischen Spiele flog, waren einige Segel-Profis mit ­einem Schlag arbeitslos. Die nächste Herausfor­ derung wartete: Parallel zum (politischen) Gerangel, welche Klassen für 2012 den olympischen Status behalten oder neu erlangen würden (selt­ samerweise setzten sich viele veraltete Bootskonstruktionen durch), eta­ blierte sich die neue, ­attraktive KatamaranKlasse: Extreme 40, etwa doppelt so lang wie der Tornado, technisch am neuesten Stand und im Renneinsatz von einer vierköpfigen Crew (plus, verpflichtend, ein Gast) bewegt. 2010 wurden Rennserien in Europa und Asien gesegelt.

Bilder: Kar Fai Tong/Red Bull Photofiles, JOSE JORDAN/AFP/Getty Images

jimmy spithill: „Auf welchem Boot auch immer der nächste Cup gesegelt wird: Das Wichtigste ist höchste Qualität bei den TV-Übertragungen – entscheidend für den kommerziellen Erfolg einer Sportveranstaltung und für das Image einer Sportart. Das Pu­ blikum muss von den Bildern gefesselt sein, und mit den Namen der Sportler müssen Gesichter und Emotionen in Verbindung gebracht werden können. Beispiel Tour de France: Radrenn­ fahrern über fünf oder sechs Stunden zuzusehen ist kein wirklich aufregendes Format. Aber rundherum ist ein großartiges TV-Paket geschnürt, mit Fachkommentaren, mit Erklärungen der Teamstrategien, mit eingeblendeter Herzfrequenz – das hält das Publikum in Spannung, und das Gleiche muss dem Segelsport auch gelingen.“ Einen Ausblick darauf, was der America’s Cup 2013 und die World Series ab 2011 an Spannung bieten werden, zeigten bereits die diesjährigen Rennen der Extreme-40-Serie. Mittendrin im irren Rhythmus aus High Speed, Manövern auf engstem Raum und manchmal unvermeidlichen Crashes: das Red Bull Extreme Sailing Team mit Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher. Die Rennkurse sind in unmittelbarer Ufernähe ausgelegt, meist in einem Hafenbecken, wodurch eine stadionartige Atmosphäre entsteht und die Zuschauer das Geschehen ständig im Überblick haben. „Wie Formel-1-Fahren auf einer Kartbahn“, bringt Hans-Peter Steinacher das sehr spezielle Feeling für die Piloten auf den Punkt.

America’s Cup

Die älteste Sporttrophäe der Welt und eine bewegte Geschichte: Nicht selten entschieden Gerichte über Sieg und Niederlage. Am 13. September 2010 wurde es offiziell: Im America’s Cup bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Veränderungen betreffen nicht nur den America’s Cup selbst: Erstmals wird eine Art höchste Liga des Profi-Segelsports mit einem klaren Regelwerk geschaffen.

Das verlautbarten CupVerteidiger Golden Gate Yacht Club und der erste Cup-Heraus­forderer Club Nautico di Roma in einer gemeinsamen Pressekonferenz. Die Erläuterung des komplizierten Protokolls und der Rollen von Verteidiger und Herausforderer beiseite lassend:

Bei dieser Pressekonferenz wurde eine Revolu­ tion des gesamten Segelsports und ein Bruch mit vielerlei Traditionen eingeläutet, „um den America’s Cup fit zu machen für die Zukunft“, wie Russell Coutts, Geschäftsführer des BMW-Oracle-Teams, seine Rede eröffnete.

jimmy spithill: „Die zukünftigen America’s-Cup-Yachten müssen hohe Performance bei jeder Windstärke liefern. Live-Übertragungen im TV, die zu fixen Zeiten angesetzt sind, können nicht warten, weil zu wenig oder zu viel Wind ist. Der Flügel erweist sich in dieser Hinsicht als sehr positiv. Aber es geht auch darum, was das Publikum von der Technik her fasziniert. Ich glaube, der Flügel ist das Coolste, was die Leute im Zusammenhang mit Segelsport je gesehen haben.“ www.redbullextremesailing.com; Extreme Sailing auf ServusTV: 20. November 2010 um 23.30 Uhr

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More Body&Mind Belebendes für Körper und Geist.

bild: Jörg MItter/Red Bull Photofiles

78 Best of Marathons 80 Gran Turismo 5 82 Köche und ihre Geheimnisse 82 Red Bull Crashed Ice 84 Baseball-Sachen 86 Tag & Nacht 96 Red Bull TV-Fenster 98 Kolumne


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de.redbulletin.com/print2.0 Eiskalte Downhill-Action.

Bahn frei! Red Bull Crashed Ice wird 2011 noch spektakulärer. Die offizielle WM im Ice-Cross-Downhill startet am 15. Januar – die Qualifikation beginnt schon jetzt.


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Freud und Leid Der Marathonlauf geht der Legende nach auf den Boten Pheidippides zurück, der im Jahr 490 v. Chr. die Kunde vom Sieg laufend nach Athen gebracht haben soll. Bei den 42,195 Kilometern müssen viele Hobbyläufer an ihre Grenzen gehen. Hier finden Sie zehn Strecken, die auf ihre Art und Weise einzigartig sind.

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Boston-Marathon

Der Marathon wurde erstmals 1897 ausgetra­ gen und ist nach dem olympischen Bewerb der traditionsreichste Marathon. Das Starter­ feld ist auf 20.000 limitiert. Harte Teilnahme­ kriterien: Männer bis 34 Jahre müssen eine Bestzeit von 3:10 Stunden vorweisen können. Nächster Termin: 18. April 2011 Link: www.bostonmarathon.org

2 New-York-City Marathon Der Marathon im Big Apple ist mit rund 45.000 Teilnehmern der weltweit größte. Auch das Publikumsinteresse ist gewaltig: Bis zu zwei Millionen Menschen säumen die Strecke, die durch alle fünf New Yorker Stadt­ bezirke verläuft. Nächster Termin: 7. November 2010 Link: www.nycmarathon.org

3 Antarctic Ice Marathon Warm anziehen heißt es auf der Strecke durch Schnee und Eis auf 80 Grad südlicher Breite und Temperaturen von rund minus 20 Grad Celsius. Wozu noch die Höhenlage von knapp 1000 Metern kommt. Die Anreise erfolgt über die chilenische Stadt Punta Arenas. Nächster Termin: 12. Dezember 2010 Link: www.icemarathon.com

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4 Berlin-Marathon Der Berlin-Marathon zählt neben New York, Boston, Chicago und London zu den World Marathon Majors. Die Strecke gilt als äußerst schnell. Dies bewies der Äthiopier Haile Gebr­ selassie am 28. September 2008 mit dem aktuellen Weltrekord von 2:03:59 Stunden. Nächster Termin: 25. September 2011 Link: www.berlin-marathon.com

5 Untertage-Marathon Der Untertage-Marathon findet in einem Bergwerk in Sondershausen, Thüringen, in 700 Meter Tiefe statt. Die maximal 400 Teil­ nehmer müssen auf dem 10,5-KilometerRundkurs Helme tragen. Große Herausforde­ rungen sind die knapp 31 Grad Celsius und die geringe Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent. Nächster Termin: 4. Dezember 2010 Link: www.sc-impuls.de

7 Everest-Marathon Der Start des höchstgelegenen Marathons erfolgt in 5184 Meter Seehöhe, das Ziel ist die nepalesische Sherpa-Stadt Namche Bazaar (3446 m). Um sich richtig auf die Be­ dingungen im Himalaya einstellen zu können, treffen sich alle Teilnehmer vor dem Rennen zu einem 25-tägigen Reisetrip durch Nepal.

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Nächster Termin: November 2011 Link: www.everestmarathon.org.uk

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6 Great Wall Marathon Die Strecke in der chinesischen Provinz Tian­ jin wartet mit malerischen Aussichten auf die umliegende ländliche Gegend auf – aber auch mit insgesamt 5164 Stufen auf der Chinesi­ schen Mauer. Was sich in der Rekordsieger­ zeit niederschlägt: „nur“ 3:18:48 Stunden. Nächster Termin: 21. Mai 2011 Link: www.great-wall-marathon.com

bilder: Getty Images (8), imago (1), picturedesk.com (1)

10 Marathon du Médoc Das Bild des seit 1985 veranstalteten Mara­ thons ist geprägt von kostümierten Läufern. Wichtig: die richtige Renneinteilung an den Versorgungsstationen. Auf den ersten Kilo­ metern sollte man sich bei den angebotenen Weinverkostungen besser zurückhalten. Nächster Termin: September 2011 Link: www.marathondumedoc.com

8 Athen-Marathon Der Start des geschichtsträchtigsten Laufes befindet sich in Marathon. Die relativ lang­ same Strecke (Rekordzeit: 2:12:42 Stunden) führt vorbei an Oliven- und Weingärten, mit Blick auf die Akropolis. Der Zieleinlauf ist im Panathinaiko-Olympiastadion von 1896. Nächster Termin: November 2011 Link: www.athensclassicmarathon.gr

9 Venedig-Marathon

Weitere Informationen und Termine auf: www.aimsworldrunning.org

Der Punkt-zu-Punkt-Kurs führt von Stra an der Brenta ins Zentrum Venedigs. Die Strecke geht über 14 berühmte Kanalbrücken (darun­ ter eine Pontonbrücke über den Canal Gran­ de), die Stadtteile Marghera und Mestre, ­vorbei am Markusplatz und Dogenpalast. Nächster Termin: Oktober 2011 Link: www.venicemarathon.it

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Gran Designers Wenn Sie die Wahl hätten, wofür würden Sie sich entscheiden: Für einen Ritt über die Nürburgring-Nordschleife im Citroën C4 WRC von Sébas­ tien Loeb? Eine Runde durch Rom im Audi R8? Oder eine Testfahrt im schnellsten straßentauglichen Auto, das je erdacht wurde? Einfach, oder? Der Red Bull X1 zerschmettert mit seinen 1483 PS alle Performancezahlen des bisherigen Rekordhalters Bugatti Veyron. Die gute Nachricht für die ­Bugatti-Fahrer unter den Lesern: Man kommt einzig und allein in „Gran Turismo 5“ auf der PlayStation 3 in den Genuss des X1. Und: Die jüngste Version des AutospielKlassikers kommt noch vor Weihnachten auf den Markt. Der X1 entstammt einer Kooperation zweier außergewöhnlicher Denker: Red Bull Racing-Chefdesigner Adrian Newey und Kazunori Yamauchi (Polyphony Digital), „Vater“ der „Gran Turismo“Videospiel-Serie. „Die Zusammenarbeit war das aufregendste Einzelprojekt während der Entwicklungsphase von ‚GT5‘. Durch das Treffen mit Adrian ging ein Traum in Erfüllung“, freut sich Yamauchi, der sechs Jahre Arbeit und enormes Detailwissen in die Entwicklung des Spiels eingebracht hat. Als Yamauchi erstmals vor Neweys Tür in Milton Keynes stand, hatte er eine simple Idee im Gepäck. „Er fragte mich, ob wir ein Auto entwerfen könnten, das nur einem Zweck dient: so schnell wie möglich sein – ohne Rücksicht auf technische Reglements“, erzählt Newey. „Die Performance von Rennautos wird ja vor allem durch das Reglement limitiert. Nimm es weg, und du kannst einen obszön schnellen Wagen kreieren!“ Eines der bemerkenswertes80

ten Features, die Newey in die Entwicklung des X1 einbrachte, ist die „Fan-Car“-Technologie, die für unglaubliche 9800 Nm Anpressdruck sorgt: Fan heißt Ventilator, was RacingFans natürlich sofort mit dem legendären „StaubsaugerBrabham“ BT46B von 1978 in Verbindung bringen, der derart überlegen war, dass er nach seinem einzigen Einsatz (und Sieg) sofort verboten wurde. Was die Optik des Red Bull X1 betrifft: Seine Form erinnert ein wenig an ScienceFiction. Doch geht es um ­Videospiele, dann lautet Yamauchis Philosophie noch immer: Realität macht Spaß – genau das macht die „Gran Turismo“-Serie so speziell. „Der Unterschied zwischen Realität und Virtualität wird

immer geringer. Rennfahrer benutzen längst Simulatoren, um zu trainieren. Detailtreue macht das Spiel nicht weniger lustig – im Gegenteil“, so Yamauchi. „Mit der Hilfe von Adrian und Red Bull konnten wir sehr präzise Simulationen benutzen, um ein Auto zu erschaffen, das zwar nicht existiert, aber existieren könnte.“ Wie aber fährt sich dieses Mordsding? Fragen wir Testfahrer Sebastian Vettel, der den virtuellen Prototyp über eine seiner Lieblingsstrecken jagte: Suzuka in Japan. Gleich beim ersten Versuch unterbot er dabei den aktuellen Rundenrekord von Kimi Räikkönen um über 20 Sekunden. „Adrians und Kazunoris Traumauto ist phantastisch. Es gibt nur wenige Strecken, die

Treffen in Milton Keynes: Adrian Newey (li.) und Kazunori Yamauchi.

Testfahrt: Sebastian Vettel lotete die Grenzen des X1 in Suzuka aus.

Mut und Einsatz so belohnen wie Suzuka. Darum kann ich mir auch keinen besseren Weg vorstellen, die Leistung des X1 zu testen, als die 130R-Kurve dort absolut voll zu fahren.“ Der X1 mag ein virtuelles Auto sein, er wurde aber nach den Gesetzen der Wirklichkeit konstruiert. Wie würde sich ein Fahrer in einem echten X1 fühlen? „Ziemlich ungemütlich“, erklärt Newey, würden im X1 doch Fliehkräfte von mehr als 8g auftreten (in einem F1-Auto sind es maximal 5g, Anm.). „Nimm das Gewicht deines Kopfes plus Helm und multipliziere es mit acht.“ Klingt anstrengend. Ganz abgesehen von der Summe, die es kosten würde, den X1 tatsächlich zu bauen. Falls Sie also nicht gerade einige Millionen auf der Bank übrig haben, eine private Rennstrecke vor der Haustür und eine Nackenmuskulatur wie ein Elefantenbulle, sollten Sie Ihr hart verdientes Geld besser in den Erwerb von „Gran Turismo 5“ investieren. Eine Hauptrolle in „GT5“ spielt der Hangar-7 in Salzburg: Er ist buchstäblich die Homebase, wo sich der Spieler seinen X1 abholt. Der Spieler kann den H-7 auch als den Ort auswählen, wo er all seine Autos garagiert. Bleibt eine Frage: Spielt ein ernsthafter Mann wie Adrian Newey Videospiele? „Ja. Ich mag die PlayStation 3. Ich fahre gegen meinen Sohn, der mich jedes Mal schlägt. Ich brauche den X1 also wirk­ lich, um eine Chance gegen ihn zu haben. Ich glaube das ist eine gute Vater-SohnBeschäftigung für einen Sonntagnachmittag.“ „GT5“ kommt noch vor Weihnachten in die Geschäfte. Mehr Infos unter: www.gran-turismo.com. Der Trailer zum Spiel: de.redbulletin.com/gt5

bilder: POLYPHONY Digital Inc./Sony entertainment Inc.

„Gran Turismo“-Schöpfer Kazunori Yamauchi und Design-Genie Adrian Newey haben ein obszön schnelles Auto entworfen – und jeder darf es fahren.


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de.redbulletin.com/print2.0 Adrian Newey designt den Super-Boliden.

Der X1 steht für ultimative Performance – ohne Rücksicht auf technische Reglements

Traumautos aus „GT5“: der X1 (oben im virtuellen Hangar-7), Loebs Citroën C4 (Bild li. und 2. Bild v. re.), ein 60er-Jahre-Jaguar (2. v. li.) und der Lamborghini Miura.

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Geschmackssache: Die Geheimnisse der Spitzenköche

Eine Frage des Olivenöls Drei Fragen an den deutschen Sterne-Koch Sven Elverfeld, der im „Aqua“ in Wolfsburg nicht nur niedersächsische Gourmets begeistert. Was darf niemals fehlen? „Verschiedene Sorten von gutem Olivenöl“, sagt Sven Elverfeld, Küchenchef des Restau­rants Aqua im Hotel Ritz-Carlton in Wolfsburg. Elverfelds Kochstil ist geprägt von Einfachheit, gepaart mit Raffinesse, wofür das Aqua im November 2008 mit dem dritten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Jedes Gericht brauche sein eigenes Öl, so der Koch, einmal milder, einmal kräftiger. „Je nachdem, was ich zubereite, benütze ich italienisches, griechisches, türkisches oder spanisches Öl. Es ist wichtig, dass das Öl und das Gericht harmonieren, in der Küche im Restaurant genauso wie zu Hause“, sagt Elverfeld. Was mochten Sie früher gar nicht? „Ich hatte das Glück“, erinnert sich der deutsche Spitzenkoch, „dass meine Mutter regelmäßig für meinen Bruder und mich gekocht hat und uns immer alles gut geschmeckt hat. Ich hatte als Kind nur mal

eine kurze Phase, in der ich partout keine Milch trinken wollte.“ An sich sei er aber grundsätzlich offen für alles Unbekannte und Neue. „Selbst wenn ich etwas nicht kenne, probiere ich es aus und entscheide erst dann, ob es mir schmeckt oder nicht.“ Das wichtigste Gerät in Ihrer Küche? „Mein Thermomix“, sagt Elverfeld spontan, den er sogar privat daheim einsetzt. Dieser Alleskönner von einem Mixer hat eine eingebaute Waage und Kochplatte, mit der man den Inhalt während des Pürierens gleich erhitzen kann. „Und natürlich ist ein gutes Messer wichtig. Im Restaurant arbeite ich mit japanischen Haiku-Damascus-Messern, bei denen die Klinge hervorragend verarbeitet und ex­ trem scharf ist.“ Zu Hause setzt der Deutsche auf Porsche-Design-Klingen. Sven Elverfeld ist im November 2010 Gastkoch im Restaurant Ikarus im Salzburger Hangar-7, www.hangar-7.com

Die Red Bull Crashed Ice-Weltmeisterschaft steigt 2011 in vier Städten. Wer auf die steile DownhillStrecke will, muss sich erst im Flachen beweisen. Red Bull Crashed Ice, die Kurzversion: Gladiatoren auf Kufen donnern eine steile Kunsteisbahn hinunter, der Schnellste ­gewinnt. Um die Sache interessanter zu gestalten, gibt’s zwischen Start und Ziel Rampen, Haarnadelkurven und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 70 km/h. Klingt spektakulär? Ist es auch! Im kommenden Jahr können sich Zuseher in München (15. 1.), Valkenburg (Niederlande/5. 2.), Moskau (26. 2.) und Quebec (19. 3.) davon überzeugen. Wer bei der offiziellen Ice-Cross-Downhill-WM als Teilnehmer mitmischen will, muss erst am Hindernisparcours in den nationalen Qualifiern überzeugen (siehe Grafik rechts oben). Für Menschen mit begrenzter Schmerz­ resistenz empfehlen wir unsere Online-­ Video-Sammlung als Einstieg. Eiskalte Fakten: Alle Qualifier-Termine, Ticketinfos und Videos zur WM: www.redbullcrashedice.com

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DIE QUALI-TERMINE FÜR MÜNCHEN: 4. 11.: Peiting, Eisstadion 6. 11.: Schwenningen, Helios Arena 12. 11.: Bietigheim-Bissingen, Kunsteisbahn im Ellental 14. 11.: Frankfurt, Eissporthalle 18. 11.: Köln, Kölnarena 2 20. 11.: Iserlohn, Eissporthalle 21. 11.: Düsseldorf, Eishalle Brehmstraße 27. 11.: Wedemark, Ice House 28. 11.: Hamburg, Volksbank Arena 3. 12.: Berlin, Sportforum 5. 12.: Bayreuth, Kunsteisstadion 10. 12.: Deggendorf, Eisstadion 12. 12.: Ingolstadt, Saturn Arena 18. 12.: Garmisch, Olympiaeisstadion 19. 12.: Germering, Eislaufhalle

Der QualifikationsParcours (oben) ist der erste Schritt zur WM.

Bilder: Andreas Schaad/Global Newsroom/Red Bull Photofiles, helge kirchberger/hangar-7

Let’s get down!


Wir w端nschen Ihnen bessere Unterhaltung.


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1  Handy NTT N-09A www.nttdocomo.com Mein Handy: klappbar, mit 8,1-MegapixelKamera (für japanische Verhältnisse ist das ganz normal). Von wem die Handschellen dran sind? Mein Geheimnis.

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2  Helm www.rawlings.com Ich versuche einen Helm möglichst lang zu tragen, darum sieht mein Rawlings Pro in Größe L auch so gebraucht aus. Früher oder später wird aber auch er brechen. 3  iPod apple.com Bei rund 150 Spielen im Jahr, die Hälfte auswärts, brauchst du einfach gute Musik. Momentan mein Favorit: das ins Ohr ­gehende „Whatever You Like“ von T. I.

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4  Schuhe www.adidas.com/jp/sports/baseball/ Die Metallstollen sind speziell für Kunstrasen ausgelegt. Ich habe Größe 43. 5  Uhr Ice-Tek Master Chrono www.icetekwatch.com Ein Schweizer Chronograph, in Weiß einfach stylish. Quarzwerk, außen vierkarätige weiße Diamanten.

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6  Fanghandschuh www.slugger.com Speziell für mich aus Ochsenleder gemacht, eingestickter Namenszug, Nummer und Seepferdchen inklusive. Mit InnenHandschuh.

8  Ball Der offizielle Ball von Nippon Pro Baseball, alle zwölf Teams spielen mit ihm.

Sakamotos Sachen

9  Batting Glove www.adidas.com/jp/sports/baseball/ Batting Gloves dämpfen die Vibrationen des Bat, wenn dieser den Ball trifft, und vermitteln ein präzises Gefühl für Ball und Schläger. adidas hat eine Serie mit Sakamoto-Signatur aufgelegt.

Jungstar Hayato Sakamoto verteidigt mit seinen Yomiuri Giants den Titel des japanischen Baseball-Meisters. Bei rund 150 Matches pro Jahr reicht es nicht, wenn seine Ausrüstung bloß funktionell ist: Sie muss zum Athleten ebenso passen wie zu einem 21-jährigen Japaner mit Sinn für Style.

10  Schienbeinschützer www.ssksports.com Wenn man vom Ball getroffen wird, kann das ganz schön weh tun, daher tragen wir links Schützer an Schienbein und Ellbogen. Sie bestehen außen aus Leder, innen aus Kunststoff und sind maßgefertigt.

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bilder: thomasbutlerphotographer.com/Red Bull Photofiles

7  Bat www.ssksports.com Bats sind eine sehr persönliche Sache, ­jeder Spieler hat seine Vorlieben in Form, Gewicht, Schwerpunkt und Material.


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Must-haves! 1

1 Kästle „MX98“ Kästle stellt mit dem „MX98“ erneut seinen Führungsanspruch im Freeride-Bereich unter Beweis. Das Arbeitsgerät der Kästle Athleten auf der Freeride World Tour glänzt durch hohe Stabilität und großen Auftrieb. Die von Kästle patentierte „Hollowtech“Technologie bringt eine deutliche Masse­ reduktion im Schaufel- und Endenbereich (rote Fenster) und sichert so ein sehr ruhiges Fahrverhalten bei gleichzeitig hoher ­Agilität. € 749– im guten Sportfachhandel.

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www.kaestle-ski.com 2 Formula Head Brandneue Technologie aus der Formel 1 macht die Familie der Head Supershapes im kommenden Winter noch schneller und gleichzeitig einfacher zu fahren. KERS-­ Technologie heißt das Zauberwort: Sie funktioniert wie ein Turbolader, der das Heck des Skis durch spezielle Fasern und einen Mikrochip zum Schwungende gezielt versteift und den Fahrer einfach und schnell in den nächsten Turn bringt.

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www.head.com 3 GroSSe Klappe für coole Drinks Dank des innovativen Two-in-One-Verschlusses können über die größere Öffnung mit rund 5 cm Durchmesser problemlos Eiswürfel und isotonische Getränke in die Flasche gefüllt werden. Schraubt man den großen Verschluss wieder auf die Flasche, kann man über den klassischen Trinkaufsatz die kühle Erfrischung genießen. SIGG Bottle – Ihr praktischer Begleiter beim Sport.

www.sigg.com 4 Kelly’s Power Nut Mix Ab sofort gibt es von Kelly’s den perfekten Sport-Snack für unterwegs. Empfohlen von Österreichs Spitzensportlern und mit besten Erdnüssen, Cashews und Mandeln, bietet der Kelly’s Power Nut Mix den ultimativen Energie-Kick für zwischendurch. Außerdem profitieren Österreichs Nachwuchssportler infolge einer Kooperation mit der Österrei­ chischen Sporthilfe von jeder verkauften Packung!

www.kellys.eu 5 Mit der oeticket-Karte auf die Piste Jetzt neu auf dem Markt: die oeticket-Karte mit Skifunktion. Man kauft sie einfach und bequem von zu Hause aus und muss nie mehr anstehen. Ski-Tickets buchbar unter:

www.oeticket.com, www.eybl.at

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hot SPOTS Die besten Events des Monats rund um die Welt.

bilder: Alfredo Escobar/Red Bull Photofiles, Erich Spiess/Red Bull Photofiles, Getty Images/Red Bull Photofiles, imago

FIS Snowboard Weltcup 3./4. 11. 2010

WRC Wales Rally GB 11. – 14. 11. 2010

Der erste Halfpipe-SaisonBewerb für Damen und Herren. Titelverteidiger sind die Chinesin Cai Xuetong und der Kanadier Justin Lamoureux. Saas-Fee, Schweiz

Das Finale der Rallye-WM findet auf schnellen Schotterpfaden in den walisischen Wäldern rund um Cardiff statt. Dabei könnte Sébastien Loeb seinen dritten Sieg in Folge einfahren. Cardiff, Wales, Großbritannien

Juventus – FC Red Bull Salzburg 4. 11. 2010

Horsefeathers Pleasure Jam 12. – 14. 11. 2010

Spannend: Können sich die Salzburger in ihrem vierten EuropaLeague-Gruppenspiel gegen den italienischen Rekordmeister durchsetzen? Olympiastadion Turin, Italien

160 nationale und internationale Athleten werden heuer wieder beim 4-Star-Slopestyle-Contest der World Snowboard Tour erwartet. Schladming, Österreich

Red Bull Flugtag

IFSC Climbing Worldcup 13./14. 11. 2010

Vor der Kulisse von zehntausenden Zuschauern werden selbstkreierte Flugobjekte eher früher als später ins Meer eintauchen. 5. 11. Salmiya, Kuwait 7. 11. Sydney, Australien

Red Bull Soapbox Race 6. 11. 2010 Das mittlerweile weltweit eta­ blierte Seifenkistenrennen wird zum ersten Mal im Nordosten Mexikos ausgetragen. Monterrey, Mexiko

Formel-1-GP von Brasilien 7. 11. 2010 Vielleicht fällt bereits beim vorletzten Rennen die Vorentscheidung im spannenden Kampf um den Weltmeistertitel. São Paulo, Brasilien

MotoGP von Valencia 7. 11. 2010 Die Motorrad-Weltmeisterschaft geht in Spanien zu Ende. Ein Heimspiel für Dani Pedrosa und die bereits als Weltmeister feststehenden Jorge Lorenzo (MotoGP-Klasse) und Toni Elías (Moto2). Circuit Ricardo Tormo, Valencia, Spanien

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FIS Skiweltcup Damen 3./4. 12. 2010 Eine Woche nach den Herren kommen auch die Damen in die kanadischen Rocky Mountains. Im Vorjahr war Lindsey Vonn bei beiden Abfahrten nicht zu schlagen. Im Super-G holte sie Platz zwei. Lake Louise, Kanada

Der letzte Weltcup-Bewerb des Jahres findet für die Lead-Kletterer in der drittgrößten Stadt Sloweniens statt. Kranj (Krainburg), Slowenien

Red Bull Port-O-Bowl 15. – 21. 11. 2010 Ryan Sheckler, Joey Brezinski und Steven Webb machen sich mit einer portablen Mini-Rampe auf die Suche nach besonderen Locations zum Skaten. Houston/Texas, USA

US Endurocross Championship 20. 11. 2010 Taddy Błaz˙usiak wird auch beim Abschlussbewerb in der Glücksspieler-Metropole versuchen, seine Überlegenheit auszuspielen. The Orleans Arena, Las Vegas/Nevada, USA

Athens Supercross 2010 20./21. 11. 2010 Rund 20.000 Zuschauer werden beim größten Motorsport-Event Griechenlands spektakuläres Indoor-Motocross und rasante FMX-Shows erleben. Athen, Griechenland

ASP World Tour 30. 10. – 10. 11. 2010 Der vorletzte Bewerb der Profi-Tour führt die Surf-Asse beim Rip Curl Search auf die Karibik-Insel. Puerto Rico


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race of champions 27./28. 11. 2010 Zwei Tage lang Motorsport der Extraklasse: Vollblut-Rennfahrer wie Sébastien Loeb, Sebastian Vettel, Michael Schumacher oder Travis Pastrana geben sich ein Stelldichein. Düsseldorf, Deutschland

FIS Langlauf Weltcup 20./21. 11. 2010 Knapp 70 Kilometer nördlich des Polarkreises startet der Weltcup in die Saison. Mit jeweils einem Freistilbewerb und einem Staffelrennen für Damen und Herren. Gällivare, Schweden

New Orleans Saints – Seattle Seahawks 21. 11. 2010 Seattle ist das einzige Team der NFL, das sowohl Champion der American Football Conference als auch der National Football Conference war. Im Vorjahr verpassten die Seahawks allerdings den Einzug in die Play-offs. Superdome, New Orleans, USA

NASCAR Sprint Cup Series 21. 11. 2010 Das Ford 400, das seit 1999 am Rennkalender steht, ist der letzte Bewerb der Serie. Gefahren wird auf dem 1,5 Meilen langen Ovalkurs der erst 1995 eröffneten Strecke. Homestead-Miami Speedway, USA

FIM Supermoto World Championship 21. 11. 2010 Die sechste und letzte Station der Supermoto-WM ist der Port Aventura Circuit in Katalonien. Salou, Spanien

Red Bull Under My Wing – Jenny Lavarda 24. 11. 2010 Rund hundert Amateure werden an den Klettercamps der Freeclimberin Jenny Lavarda teilnehmen. Florenz, Italien

FIS Skisprung WELtcup 27./28. 11. 2010 Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Adam Małysz und Co treten beim Team-Nachtspringen und beim Einzelbewerb auf der Rukatunturi-Schanze an. Kuusamo, Finnland

Formel-1-GP von Abu Dhabi 14. 11. 2010 Holen Mark Webber und Sebastian Vettel im letzten Saison-GrandPrix die entscheidenden Punkte? Gute Voraussetzungen: Im Vorjahr erreichten die Red Bull RacingFahrer die Plätze eins und zwei. Yas Marina Circuit, Abu Dhabi

FIS Ski weltcup Herren 27./28. 11. 2010 Das erste Speed-Wochenende der Saison. Im Vorjahr siegte der Schweizer Didier Cuche in der Abfahrt, Manuel Osborne-Paradis gelang ein Heimsieg im Super-G. Lake Louise/Alberta, Kanada

FIS Ski wEltcup Damen 27./28. 11. 2010 Im US-Nobelskiort werden ein Riesentorlauf und ein Slalom ausgetragen. Aspen/Colorado, USA

DTM Shanghai 28. 11. 2010 Das einzige Rennen, das auf nicht europäischem Boden stattfindet, beschließt die diesjährige DTM-Saison. Schanghai, China

FIA GT1 GP von Argentinien 28. 11. 2010 Karl Wendlinger und sein Swiss Racing Team beenden die dieses Jahr erstmals ausgetragene GT1WM in Argentinien. San Luis, Argentinien

IBU Biathlon Weltcup 1. – 5. 12. 2010 Saisonauftakt der Biathleten in der schwedischen Provinz Jämtland mit jeweils einem Einzel-, Sprint- und Verfolgungsbewerb der Damen und Herren. Östersund, Schweden

Middle East Rally Championship 2. – 4. 12. 2010 Kann Khalid Al Qassimi zum Saisonausklang den dreimaligen Sieger in Dubai, Nasser Saleh Al Attiya, bezwingen? Dubai, V.A.E.

Boston Celtics – Chicago Bulls 3. 12. 2010 Im Vorjahr rutschte das Team von Tom Thibodeau als Achter der Eastern Conference gerade noch in die Play-offs. TD Garden, Boston, USA

SA Gravity Racing Series 5./6. 12. 2010 Zwei nationale Events und ein ­Finale bilden den Hot Heels World Cup der Downhill-Skateboarder. Kapstadt, Südafrika

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die macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.

Busy P 2. 11. 2010 Der französische Electro-Entre­ preneur und Vorzeige-Hipster hinter den Plattenspielern: Mit Schmankerln seines Labels Ed Banger reist der DJ und ehemalige Daft-Punk-Manager nach Lateinamerika. Centro Gallego, Mexico City, Mexiko

ALoe Blacc Mit seiner Hymne „I Need a Dollar“ gilt er als Soul-Barde der Stunde: Aloe Blacc über soziale Missstände und „Good Things“ (S. 94). Los Angeles, USA

Space Dimension Controller 5. 11. 2010 „Dimensionen kontrollieren, im Weltall rumhängen und Astro-­ Babes abschleppen“ sind die Freizeitbeschäftigungen von Jack Hamill alias Space Dimen­ sion Controller. Wenn der Jung­ spund sich an seine Drum-Machine setzt, entstehen kosmische Hymnen zwischen Space-Disco, Deephouse und Wonkey. Jelly Roll Soul, Glasgow, Schottland

Bilder: Tobi Bauer, Thomas Butler, Andy Hall, Elsa Okazaki

Braiden 5. 11. 2010 Modefotograf, Radiomoderator, Musiker, DJ: Der Londoner Red Bull Music Academy Absolvent Steve Braiden ist ein wahrer Tausendsassa. Und aufstrebender Ambassadeur von Londons neuem Bass-Sound zwischen hektischem Electro und stolperndem House. Niesenberger, Graz, Österreich

Axel Boman 5. 11. 2010 Axel ist das schwedische Wort für Schulter. Eigentlich würde der Name Rumpa, zu deutsch: Hintern, aber besser zum Stockholmer passen. Es ist doch ebendieser Körperteil, den Boman mit seinen DJ-Sets in Bewegung setzt. So auch das Gesäß von DJ Koze, der Bomans zwinkernden Deephouse auf seiner Plattenschmiede Pampa veröffentlicht. City Hall, Barcelona, Spanien

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creative Match Kreuzberg 6. – 12. 11. 2010 Kick-off-Veranstaltung des Netzwerkes „Creative Match Kreuzberg“ von Kreativen, Künstlern, Galeristen und engagierten Gastronomen aus dem Berliner Viertel. 6. 11.: Grand Opening St. Georg Club u. a. mit Angie Reed 11. 11.: Viedeokünstler Ble   Demondes im 7Tsd. Kreuzberg 12. 11.: Schamassaker in der Galerie Forgotten Bar  Berlin, Deutschland

Red Bull Sounderground 8. – 12. 11. 2010 U-Bahn-Musiker aus Metropolen wie Paris, New York, Mexico City oder St. Petersburg treffen sich zum ersten internationalen Metro-Music-Festival der Welt. Metro, São Paulo, Brasilien

Carl Craig 12. 11. 2010 Der Techno ist ein Meister aus Detroit – und Carl Craig sein aktivster Botschafter. Und obwohl er gerade versucht, Techno ins Konzerthaus zu überführen, ist er als DJ noch immer in Underground-Clubs anzutreffen. The Warehouse Project,   Manchester, Großbritannien

Razzmatazz Das Mekka der Hipster, ein Tempel der Nacht: Das Razzmatazz vereint auf fünf Floors die coolsten Bands und DJs zwischen Indie-Rock und Techno (S. 92). Barcelona, Spanien


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Magnetic Man & Jamie XX 12. 11. 2010 Jarred Christmas Ein komischer Kiwi in Schottland: Beim Fringe Festival präsentiert sich Comedian Jarred Christmas als „menschliche Red Bull Dose“: drei Gigs pro Nacht, Scherze ohne Ende (S. 92). Edinburgh, Schottland

Magnetic Man ist ein neues Dubstep-Allstar-Projekt, bestehend aus Skream, Benga und Artwork. Drei Produzenten, die die Grenzen des Genres niederreißen und ihre tonnenschweren Bässe mit Garage- und JungleBeats sowie poppigen Vocals verzieren. Ähnlich geht’s auch Jamie XX, Mastermind der britischen Indie-Sensation XX, an. Maria am Ostbahnhof,   Berlin, Deutschland

Mayer Hawthorne 12. 11. 2010 Eine verlorene Aufnahme von Smokey Robinson? Oder singt da gar Marvin Gaye aus dem Jenseits? Nein. Der junge Kali­ fornier mit der Goldstimme heißt Mayer Hawthorne und hat mehr Soul im kleinen Finger als manch Sammler im Plattenregal. The Music Box, Los Angeles, USA

Modeselektor proudly present: Modeselektion 12. 11. 2010 Die Berliner Lausbuben zwischen Dubstep und Techno zählen Björk und Thom Yorke (Radiohead) zu ihren Fans. Für weniger bekannte, befreundete Künstler haben sie vor einem Jahr ihr eigenes Plattenlabel Monkeytown ins Leben gerufen – nun präsentieren sie die erste silberne Labelschau. Kongresshalle, München, Deutschland

Elektro Guzzi 12. 11. 2010 Drei Wiener Typen, die Gitarre, Bass und Schlagzeug spielen. Was nach einer Rock-Combo aussieht, klingt wie Musik aus der Steckdose. Folgerichtig bezeichnet sich das Trio auch als Techno-Tanzkapelle. Solyanka, Moskau, Russland

Red Bull Kasi Crawl Block-Party-Alarm: Gefeiert wird in den Townships auf der Straße. Mit House-DJ Black Coffee und jeder Menge Tänzern. Am 6. 11. in Soweto, Südafrika

35.000 Tänzer nach Gent. Um wie in diesem Jahr DJs wie Keatch, Fantomaxx oder Geht’s Noch? am Red Bull ElektropediaFloor zu erleben. Flanders Expo Centre,   Gent, Belgien

Swede:Art 13. 11. 2010 Swede:Art beherrscht vor allem die Kunst, Hip-Hop-Beats das Bein zu stellen und ihnen eine Jazz-Massage zu verpassen. Er selbst würde seinen Stil wohl als Hybrid aus Dubstep und stolperndem Future-Soul bezeichnen. Angesichts seiner neuen Platte „Emotional Colors“ trifft es die Beschreibung genau. Roxy, Wien, Österreich

Zola Jesus 15. 11. 2010 Ihre Musik ist düster. Raue Synthesizerflächen und abgehackte Drumcomputer-Beats, über denen Zola Jesus’ verhallte Stimme wie eine Wolke über dem stürmischen Ozean hängt. Die 21-jährige Kanadierin gilt als Wunderkind des Goth-Pop. Tunnel, Mailand, Italien

The Gaslamp Killer, Samiyam & Daedelus 16. 11. 2010 Drei Künstler, eine Familie: Brainfeeder heißt das Label von Flying Lotus, dem diese drei durchgeknallten US-amerikanischen Beatbastler angehören. Trees, Dallas (Texas), USA

Jamie Lidell 16. 11. 2010 In den neunziger Jahren hat Jamie Lidell gemeinsam mit Christian Vogel als Super_Collider mit Frickel-Funk elektronische Musikgeschichte geschrieben. Heute hat sich der Brite dem Soul verschrieben und schmachtet wie Otis Redding, der über Tracks von Aphex Twin trällert. Élysée Montmarte,   Paris, Frankreich

I Love Techno 13. 11. 2010

Scientist vs The Upsetters, Pinch, Sgt Pokes, Mala, Loefah 18. 11. 2010

1995 fand die erste „I Love Techno“-Party in Gent statt – mit 700 Ravern. Seitdem hat sich viel getan. Nicht nur, dass das Festival ins Flanders Expo Centre mit sechs Floors und 50.000 m² übersiedelt ist, es pilgern alljährlich auch über

Dub-Legende Scientist hat die Tracks seiner musikalischen Erben durch sein Mischpult geschickt und daraus ein Album gebastelt, das zwei Generationen von Bass-Musik miteinander verbindet. Fabric, London, Großbritannien

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„Der Beste seiner Zunft – ein durchgeknallter Kiwi mit großer Zukunft“, meinte die Londoner Zeitung „Evening Standard“ über Christmas.

Jarred Christmas Edinburgh

Ein Kiwi außer Rand und Band Drei Auftritte in einer Nacht: Der neuseeländische Comedian Jarred Christmas erweist sich beim schottischen Fringe Festival als wandelnde Witzkiste. Die Innenstadt vibriert, die nächtlichen Straßen sind gut gefüllt, Begeisterung liegt in der Luft. Der Grund: Das letzte Wochenende des Fringe Festival steht vor der Tür, Edinburgh lechzt nach Entertainment. An jeder Wand hängen bunte Poster, die das Comedy- und Theaterfestival bewerben, das seit 1947 alljährlich in der schottischen Hauptstadt stattfindet. Vor einem kleinen Innenstadttheater hat sich eine Schlange gebildet, 40 Leute warten auf Einlass. Plötzlich kämpft sich ein kräftig gebauter Typ nach vorne. Schmalz­ locke, schnitzelgroße Koteletten, dicke Brille, Schweiß auf der Stirn. Es ist Jarred Christ90

mas, in vier Minuten soll er auf der Bühne stehen. „Mensch, es ist so heiß!“, ruft er, als er das Innere des Theaters betritt. Eilig nimmt Christmas einen Schluck Hustensaft und zieht sich ein schwarzes Cowboyhemd an. Der Kiwi-Comedian steht am Anfang einer anstrengenden Nacht. Es ist der erste von drei Auftritten, die er heute absolvieren wird. Aber das ist okay. Für ihn ist Comedy wie Ausdauersport, sagt er. Und er habe Lust darauf, sich heute zu verausgaben. Geboren wurde Christmas in Neuseeland. Christmas’ Vater und älterer Bruder haben eine Karriere beim Militär eingeschlagen. Und

vermutlich hätte wohl auch Jarreds Berufsweg so aussehen sollen, hätte der nicht hartnäckig daran gearbeitet, seinen Traum zu verwirklichen: Komiker zu werden. Ein Traum, den er nach seinem Umzug nach England im Jahr 2000 sukzessive umgesetzt hat. „In meiner ersten Zeit hier habe ich Neonröhren verkauft. Und gegen Bezahlung medizinische Experimente über mich ergehen lassen“, sagt er. Inzwischen ist er mit seinem surrealen Humor zum Star avanciert, vom Stand-up-Comedian in kleinen Clubs zum Liebling der Nation. „Ich heiße übrigens wirklich Christmas“, sagt er und zieht seine Augenbrauen hinter der dicken Brille hoch. Kein Künstlername, er ist ganz er selbst. Oder zumindest die Bühnenversion seiner selbst, die das Magazin „Time Out“ unlängst als „menschliche Red Bull Dose“ bezeichnet hat. Das Publikum nimmt Platz. Dann erklingt „Backstreet’s Back“ von den Backstreet Boys. Die Serenade, die Christmas’ Auftritt einläutet. „In der nächsten Stunde erlebt ihr einen Typen mit sexy Akzent und einer Vorliebe für heimliches Naschen“, sagt er, die Besucher prusten los. „Tut mir leid, aber das Eintrittsgeld wird nicht zurückerstattet. Also legen wir los!“

Bilder: Thomas Butler (4)

Nightcrawler


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Le Butcherettes 18. 11. 2010 In wenigen Monaten ist Teri Gender Bender ein Star, da sind sich Mars Voltas Omar Rodríguez-López, der das Debütalbum „Sin Sin Sin“ ihrer Band Le Butcherettes produziert hat, und Jack White von den White Stripes einig. Und wer schon einmal eine Liveshow miterlebt hat, der wird gewiss nicht widersprechen. Glav Club, St. Petersburg, Russland

Red Bull Thre3style 18. 11. – 20. 11. 2010 Lokale DJs sind beim Red Bull Thre3­ style gefordert. Die Teilnehmer müssen bei einem 15-Minuten-Set drei ausgewählte Musikrichtungen spielen. Egal welche, der DJ muss es nur schaffen, die drei Genres elegant zu verschmelzen. Beurteilt werden die Plattendreher anhand der Kriterien Songauswahl, technische Skills, Kreativität und – am wichtigsten – aufgrund ihrer Fähigkeit, das Haus zu rocken. Der neuseeländische Gewinner fliegt zum Weltfinale am 9. Dezember in Paris. 18. 11.: Christchurch, Neuseeland 19. 11.: Wellington, Neuseeland   20. 11.: Auckland, Neuseeland

Red Bull Soundclash 19. 11. 2010 Stets mit Wampe und dicker Brille: Christmas war der Star des diesjährigen Fringe Festival.

Backstage: Selbst zwischen seinen drei Auftritten klappt Christmas die Witzkiste nicht zu.

In seiner aktuellen Show, „Jarred Christmas Stands Up“, geht’s ums Vaterwerden. „‚Comedian‘ als meine Berufsbezeichnung auf der Geburtsurkunde meiner Tochter anzugeben – das hat mich mächtig unter Druck gesetzt!“, ruft er. „Das bedeutet dann wohl: Wenn ich keine guten Witze schreibe, verhungert meine Tochter.“ Und bedenkt man die unbarmherzigen Kritiker seiner Wahlheimat London, steckt wohl auch ein Fünkchen Wahrheit in dem Scherz. „Früher wollte mich niemand buchen“, erklärt er, „deshalb bin ich gratis aufgetreten. Was die Sache damals aber nicht leichter gemacht hat. Bei einem meiner ersten Gigs hat mal einer im Publikum gerufen: Du hast meinen Geburtstag ruiniert.“ Doch diese Zeiten sind zum Glück vorbei, seit acht Jahren ist Christmas Profi. Regelmäßige Gigs in renommierten Clubs wie dem Comedy Store in London verhalfen ihm zu BBC-Auftritten, gerade hat er den pres­ tigereichen Chortle Award gewonnen. Als bester Conférencier 2010. Seine kleine Tochter kann also ruhig schlafen. Auch in Edinburgh hat er die Lacher auf seiner Seite. Selbstbewusst schreitet er über die Bühne, spricht schnell, packt die Zu-

schauer am Zwerchfell. Mit Witzen und einer Imitation von Michael Jacksons Moonwalk. Tosender Applaus. Um ein Uhr früh ist der Comedian wieder auf der Straße. Auftritt Nummer drei steht an, es ist sein letzter für heute Nacht. Er soll die berühmt-berüchtigte Show „Late ’n’ Live“ moderieren. Kurz durchschnaufen? Keine Chance. Mit der Crew tanzt er zu „Voodoo People“ von The Prodigy, das Publikum tobt. So laut, dass man die Musik kaum hören kann. Der Comedian ist in seinem Element, hält den Energie-Level seit Stunden konstant hoch. Erst um drei Uhr hat er schließlich Feierabend. Zumindest scheint es so. „Mann, bin ich verschwitzt! Mir wird von meinem eigenen Gestank fast übel“, sagt er und grinst. Auch daran sollte er sich besser gewöhnen, denn in ähnlich rasantem Tempo geht es weiter: Erst geht’s nun auf Englandtour, dann ist Neuseeland dran. Dazwischen Fernsehauftritte und die Arbeit am neuen Programm. Erschöpft setzt sich Christmas an die Bar, bestellt sich ein Bier und zwinkert. „Vorbei ist die Nacht noch lange nicht!“ Tourdaten und Videos, die das Zwerchfell erfreuen: www.jarredchristmas.com

Beim eidgenössischen Red Bull Soundclash prallen zwei akustische Welten aufeinander: 7 Dollar Taxi aus Luzern und Da Sign & The Opposite aus Bern. Zwei Bands mit verschiedenen Sounds und Styles, die auf zwei gegenüberliegenden Bühnen gegeneinander antreten. Allerdings nicht mit martialischen Absichten – hono­ riert wird die Kunst der kreativen Kollaboration. Komplex 457, Zürich, Schweiz

Marco Passarani 19. 11. 2010 Wenn die Pizza angeblich in den USA erfunden wurde, kommt dann vielleicht Techno aus Italien? Marco Passarani wäre ein Indiz dafür. Seit den frühen neunziger Jahren schraubt der römische Pionier an seiner Vision von elektronischer Tanzmusik irgendwo zwischen Acid House, Schleifendisco und kristallinem Techno. Pratersauna, Wien, Österreich

Festival Internacional de cine de Gijón 19. – 27. 11. 2010 Die Berliner Schule steht dieses Jahr im Fokus des Filmfestivals an der Nordküste Spaniens. Unter anderem werden so die Streifen von Christian Petzold, Angela Schanelec und Thomas Arslan gezeigt. Gijón, Spanien

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Four Tet & Caribou 20. 11. 2010 Zwei Freunde, zwei Brüder im Geiste: Four Tet und Caribou basteln digitale Lagerfeuermusik, remixen sich gegenseitig, mischen jeweils mit ihren aktuellen Alben im Rennen um den Titel „Album des Jahres“ mit. Four Tets „There Is Love in You“ ist eine verspielte Electronica-Platte, die gelegentlich auf den Dancefloor schielt, Caribous Werk „Swim“ spannt den Bogen zwischen Sixties-PsychedelicPop und entschlackter House-Musik. The Warehouse Project,   Manchester, Großbritannien

Neben Gruppen wie Arcade Fire oder Broken Social Scene sind auch The New Pornographers Teil der „Canadian Invasion“: einer Flut von übermenschlich guten Indie-RockBands mit ergreifenden, euphorischen Songs, die die Herzen von Indie-Rock-Fans auf der ganzen Welt höher schlagen lassen. Das belegt auch das neue Pornographers-Album „Together“, eine Hommage an Bands wie The Byrds, Beach Boys oder Cheap Trick. Kings Arms, Auckland,   Neuseeland

Le Guess Who? Festival 24. 11. 2010 2007 startete das Le Guess Who? als holländisches Festival mit kana­ dischen Bands – ausschließlich kanadischen Bands. Mittlerweile hat Kurator Bob van Heur sein Konzept gelockert, und so sind dieses Mal neben den obligaten Kanadiern wie Born Ruffians oder Broken Social Scene auch andersstämmige groß­ artige Acts zwischen Indie-Rock, Chillwave und LoFi-Songwriting à la Ganglians, Beach House, Giant Sand oder The Swans zu sehen. Verschiedene Locations,   Utrecht, Niederlande

Numbers LabelShowcase 25. 11. 2010 Das heißeste Dance-Label des Jahres sitzt nicht in London oder New York. Nein, Numbers respektive der LabelChef Jackmaster lebt in Glasgow. Im Norden der Insel, wo der Dialekt so seltsam cool klingt wie die Beats, die der Youngster veröffentlicht. In Paris hat Jackmaster neben seiner Plattentasche voll Garage-House und flirrende Grime-Sounds auch seine DJ-Mates Deadboy, Nelson und Kool Clap im Schlepptau. Social Club, Paris, Frankreich

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Action am Haupt-Floor des Razzmatazz.

World’s Best Clubs

MacroDisco Fünf Floors, 3500 Tänzer pro Nacht: Das Razzmatazz ist eindeutig der coolste GroßraumClub Europas. Das Razzmatazz ist kein Club, es ist ein Tempel. Ein Tempel der Nacht. Anders kann man das ehemalige Lagerhaus in El Poblenou, dem Industrieviertel östlich vom Stadtzentrum Barcelonas, nicht beschreiben. Fünf Räume, jeder mit internationalen DJs und Bands bestückt, die pro Nacht bis zu 3500 Tänzer anlocken. Klingt nach schicker GroßraumDisco? Ganz im Gegenteil. Seine „Macro-Disco“, so nennt Betreiber und Musik-Enthusiast Daniel Faidella den Laden, entstand vor zehn Jahren mit dem Ziel, mehr Indie-Rock nach Barcelona zu bringen. Schon die erste Nacht war ein großer Erfolg. Faidella erinnert sich: „Die US-Band Flaming Lips hat live gespielt. Es war verrückt: Teletubbies hüpften über die Bühne, Konfetti und Ballons flogen durch den ganzen Raum.“ Seitdem hat sich so gut wie jeder Act zwischen Indie und Techno, der etwas auf sich hält, im Razzmatazz blicken lassen. Als Künstler oder als Gast. „Wendy James und Kate Moss sind oft da. Legenden wie Marky Ramone oder Andy Rourke von The Smiths schreiben mir E‑Mails und fragen, ob sie bei uns auflegen können“, sagt Faidella. Die wildeste Nacht in der zehnjährigen Geschichte feierte aber wohl das britische Enfant terrible Pete Doherty. „Der hat sich backstage einen Feuerlöscher geschnappt und wie wild um sich gespritzt. Alles war

voller Schaum. Was für eine Nacht!“, erinnert sich der Betreiber. Und es sind Nächte wie diese, derentwegen es Künstler wie die Ed-Banger-Crew, 2manydjs, Miss Kittin oder Paul Kalkbrenner mindestens alle paar Monate auf eine der fünf Bühnen im Razzmatazz verschlägt. Entweder in den Razzclub, den großen Teenage-Rock-Floor, auf dem bis zu 1200 Leute schwitzen. Oder ins Obergeschoss in die Pop Bar, in der vorwiegend Blogger, Journalisten und Trendsetter abhängen. Ins Rexum, das für den Spagat zwischen Rock und Electro steht, ins Loft, wo hauptsächlich Techno, House oder Dubstep rennen. Oder in die charmante Lolita Bar, in der die schrägeren Elektronik-Konzerte stattfinden. Im Zuge der 10-Jahres-Feierlichkeiten bis 22. Dezember versammelt Faidella Künstler, die das Razzmatazz geprägt haben, und vielversprechende Newcomer. Von LCD Soundsystem bis Jamaica, von Suede bis Two Door Cinema Club. Persönlich freut sich der Betreiber auf den Gig der Psychedelic-Rocker Primal Scream, die ihr legendäres Album „Screamadelica“ dort exklusiv wiederaufführen (20. 11.). Und das Razzmatazz damit ein weiteres Mal zum Treffpunkt für Trendsetter, Musikliebhaber und Hipster aus ganz Europa machen. Green Valley, Rua Rio Mamoré 1083, Rio Pequeno, Camboriú, Santa Catarina; www.greenvalley.art.br

credit Bilder: Tobi Bauer (2)

The New Pornographers 20. 11. 2010

Razzmatazz Barcelona


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Frühstück im Dizengoff.

Mit Luke Harwood betreibt Marc Moore das Modelabel Stolen Girlfriends Club.

MARC MOORE Auckland Mittagessen im Mondial.

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Dinner im SPQR.

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Besitzer hat’s nach mir benannt. Ziemlich cool, nicht? Aber nicht nur deswegen sind mir die beiden Besitzer Mark und Troy sehr sympathisch. Sie sind freundlich und ihren Gästen gegenüber sehr aufmerksam. Perfekter Service. Außerdem ist der Kaffee überirdisch gut. Ich finde, Auckland hat wohl die beste Kaffeekultur der Welt. Vielleicht liegt’s auch nur daran, dass ich unseren gewohnt bin, vielleicht halten Touristen unseren Kaffee hier für scheußlich. Aber das bezweifle ich. Denn bisher fand jeder Besucher, mit dem ich gesprochen habe, unseren Kaffee exzellent. Wenn wir Gäste haben, gehe ich mit ihnen gerne ins Takapuna Beach Café auf der anderen Seite der Hafenbrücke. Das Café ist direkt am Wasser. Sehr entspannend, perfekt nach einem hektischen Arbeitstag. Zum Essen empfehle ich das Mondial im Grey-Lynn-Viertel. Wird von einem Franzosen und einem Spanier betrieben, ganz Auckland steht auf ihre Fusion-Küche mit exzellentem Sangria und hervorragenden Tapas. Dort einen Tisch zu bekommen ist nicht leicht, aber eine Reservierung zahlt sich absolut aus. Mein Lieblingsrestaurant ist jedoch das SPQR. Ich treff mich dort jeden Donnerstag mit Freunden. Phantastisches Essen, aber sehr simpel, nichts für affektierte Gourmets: Die Pizzas sind toll, das Steak vorzüglich, die Nachspeisen ein Traum. Gerade wegen Letzte-

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2001 bin ich von der Kleinstadt Raglan nach Auckland übersiedelt. Die ersten beiden Jahre hab ich in Piha an der Westküste der Stadt gelebt – aus gutem Grund. Ich bin leidenschaftlicher Surfer und fahre noch immer fast jedes Wochenende nach Piha, um dort die Wellen zu reiten. Wenn’s mal nicht zu viel Arbeit gibt, auch gern unter der Woche. Oder einfach, wenn die Wellen besonders gut sind. Ich war acht Jahre lang Profi-Surfer, schon damals mit meinem heutigen Geschäftspartner. Als wir ein wenig zu alt fürs Surfen wurden, haben wir eben etwas Neues gestartet: Stolen Girlfriends Club. Zu Beginn als Kunstausstellung geplant, hat sich das Projekt recht schnell in Richtung Mode entwickelt. Meine alten Surferfreunde machen sich gerne über mich lustig, weil ich jetzt im Vorort Ponsonby lebe und Mode mache. Aber ehrlich, Ponsonby, zwei Kilometer außerhalb vom Stadtzentrum, ist der coolste Ort zum Abhängen. Es ist schade, dass viele Touristen bei ihrem Auckland-Besuch sich mit einem Ausflug zum Viaduct Harbour begnügen. Ponsonby ist großartig. So großartig, dass ich nur noch selten ins Stadtzentrum fahre. Ich starte meinen Tag im Dizengoff, meinem liebsten Café des Viertels. Mit dem MarcMoore-Special zum Frühstück. Ein saisonaler Fruchtteller mit Kokoskuchen und einem kleinen Glas Zitronenquark. Und richtig, der

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Bilder: Guy Coombes (3); Illustration: Andreas Posselt

Vom Provinzdorf in die Metropole, zwischen Wellen und ­wallenden Kleidern: Der neuseeländische Modedesigner und leidenschaftliche Surfer Marc Moore führt durch Auckland. Und in einen Vorort, den kein Besucher auslassen sollte.

1 Dizengoff, 256 Ponsonby Road, Freemans Bay 2 Takapuna Beach Café, Old Lake Road, Narrow Neck, North Shore 3 Mondial Bar Café, 549 Great North Road, Grey Lynn 4 SPQR, 150 Ponsonby Road, Ponsonby

1. Dizengoff rer die Leute hierher ins SPQR. Auch 2.kommen Takapuna Beach C nicht übel: Espresso Martini. Ein sehr männlicher und ein guter Weg,Bar in die Nacht 3. Drink Mondial Cafe zu starten, speziell wenn man etwas müde ist. praktisch, denn später am Abend 4.SehrSPQR verwandelt sich das Restaurant dann in einen Club. In einen der besten von Auckland. Mehr über Marc Moore und sein Modelabel: www.facebook.com/stolenGFclub www.stolengirlfriendsclub.com

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In Profile

Soul mit Schärfe

aloe Blacc Los angeles

Mit seinem neuen Album „Good Things“ zeigt Aloe Blacc, dass politisch bewusst und ein Star zu sein kein Widerspruch ist. Er trägt ein feines weißes Hemd, Gilet, Anzughose und elegante Lederschuhe. Ein Outfit, das man heute nur noch selten auf Konzertbühnen sieht. Ein Outfit mit Tradition. Aloe Blacc bezieht sich nicht nur musikalisch auf Ikonen wie Al Green oder Marvin Gaye, der 31-jährige US-Soul-Crooner aus Los Angeles erweckt Soul in seiner Gesamt­ erscheinung zu neuem Leben. „Die Kleidung der Künstler Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger ist inspirierend. Genau wie ihre Musik, die Pate stand für mein neues Album ‚Good Things‘“, sagt er. Und die Zeit scheint reif für ein neues Soul-Revival abseits von Amy Winehouse und Plastik-Konsorten. Denn obwohl Aloe Blacc als neuer John Legend gefeiert wird und seine Single „I Need a Dollar“ als Titelmelodie der neuen HBO-Fernsehserie „How to Make It in America“ hoch im Kurs und in den Charts steht, sind es andere Dinge, die ihn beschäftigen: Kapitalismus, Gier, Ungerechtigkeit. Aloe Blacc – ein Mann mit gutem Herzen und großem Plan. Red Bulletin: Du bist bereits seit 15 Jahren im Geschäft, „I Need a Dollar“ ist dein erster großer Erfolg. Hattest du beim ­Schreiben schon ein spezielles Gefühl? Aloe Blacc: Ich hatte schon ein gutes Gefühl bei dem Song, aber dass er so durchstarten würde, damit hab ich nicht gerechnet. Kannst du dich an die Situation erinnern, in der du das Stück geschrieben hast? Ich war im Auto. Mir kommen Ideen für Songs oft beim Herumfahren in L. A. Du bist nicht abgelenkt, es ist wie Meditation. So wie Kochen oder Spazieren. Auch Aufräumen hat etwas sehr Meditatives. Zuerst kam mir der Refrain. Ich habe damals viel Musik gehört, die wie „I Need a Dollar“ klingt: Chaingang-Music. Alte Aufnahmen von Sträflingen, die untertags in Ketten arbeiten mussten und dabei ihre eigenen Lieder sangen. Ich wollte einen Song schreiben, der diese gewisse Situation erzeugt. Einen Song, den Leute gemeinsam in einem Kreis singen würden. Jeder eine Strophe, in der er erzählt, warum er einen Dollar braucht. 94

Sein erstes Soloalbum „Shine Through“ war ein Geheimtipp, seine aktuelle Europatour ist ausverkauft.

So wie: „And if I share with you my story, would you share your dollar with me?“? (Textzeile aus „I Need A Dollar“, Anm.) Genau. Es geht um persönliche Geschichten, um Situationen, in denen Leute ihr Haus verlieren, alkoholabhängig werden und Geld brauchen. Leute, die die Hoffnung aber dennoch nicht aufgeben, dass sich ihre Situation verbessern wird. Ich arbeitete vor einigen Jahren selbst als Wirtschaftsberater und wurde plötzlich entlassen. Der Song ist teilweise auto­ biografisch, steht aber für viele Schicksale. Soul mit Message. Das erinnert an die Zeit um 1970. Eine politische Zeit, in der Marvin Gaye fragte: „What’s Going On?“ Eine Zeit, in der Curtis Mayfield forderte: „Power to the People“. Sowohl musikalisch als auch textlich scheinst du mit deiner neuen Platte „Good Things“ an diese Tradition anknüpfen zu wollen.

Definitiv. Meine größten Einflüsse beim ­Schreiben waren Al Green, Donny Hathaway, Curtis Mayfield und Sly Stone. Den Sound haben aber auch meine Produzenten geprägt, das New Yorker Produzententeam Truth & Soul, die begnadete Soulmusiker sind. Und textlich? Die von dir genannten Vorbilder thematisierten ja vor allem den Vietnamkrieg und die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Worum geht’s heute? Wie sieht politischer Aktivismus im Zeichen von Soulmusik heute aus? Das Hauptproblem ist der Kapitalismus. Man muss mehr Bewusstsein für Konsum schaffen. Wir leben alle in einer Welt der Begierden. Wir kaufen Dinge, nicht, weil wir sie brauchen, sondern weil wir sie wollen. Und wir wollen ständig irgendetwas. Ich denke, darüber sollten sich die Leute im Klaren sein. Denn jedes Mal, wenn du etwas willst, dann muss


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Stereosonic 2010 27. 11. 2010 Während nördlich des Äquators Väterchen Frost mittlerweile auch dem letzten Camper und Sommerfestival-Aficionado die Lippen blau eingefärbt hat, sind in Australien die Sonnenbrillen gerade ein Muss. Vor allem bunte Ray-Bans, die passen gut zum Rave-Line-up des größten Dance-Festivals in Down Under, des Stereosonic. Heuer mit Benny Benassi, Redshape, Jeff Mills, Carl Cox, DJ T oder Optimo. Showgrounds, Sydney,   Australien „Enter the Church of Love and Happiness“, predigt Aloe Blacc, eine Hommage an Al Green.

Red Bull BC One 27. 11. 2010 Die besten B-Boys der Welt stehen sich im Ring gegenüber. Auge um Auge, Move um Move. Diesmal findet das Red Bull BC One, die inoffizielle Breakdance-Weltmeisterschaft, in Japan statt. Wer den amtierenden Champion Lilou mit abenteuerlichen Headspins und Powermoves ablösen wird, das ist die große Frage. Yoyogi Stadium #2, Tokio,   Japan

Bonobo & TOKiMONSTA 29. 11. 2010

Bilder: Elsa Okazaki (3)

Aloe Blaccs Gig im Porgy & Bess (Wien) gibt’s bald auf redbullmusicacademyradio.com

die Erde etwas hergeben. Oder die Leute, auf deren Land sich die Rohstoffe befinden, die wir wollen. Ich finde es wichtig, über solche Dinge nachzudenken. Und bewusster zu konsumieren. Wäre es da nicht konsequent, seine Musik nur digital und nicht mehr auf CD zu veröffentlichen? Total! Und ich werde das auch machen. Im Moment bin ich leider vertraglich an eine Plattenfirma gebunden, die mit meiner Musik tun kann, was sie will. Das klingt ja alles wenig rosig … Und dennoch heißt dein Album „Good Things“. Na ja, schau, der Name meiner Begleitband ist The Grand Scheme, der große Plan. Denn mein großer Plan ist es, Glück zu säen. Um das zu erreichen, musst du selbst positiv denken. Natürlich ist die Platte vollgestopft mit düsteren Themen, ich singe über politi-

sche, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten. Aber am Ende lautet die Antwort: Das Unheil muss aufhören. Und deshalb steht mein Album im Zeichen der Lösung: positiv denken und gute Dinge tun. Bono Vox von U2 hat einmal gemeint,   Musik könne die Welt verändern, weil   sie Menschen verändern kann. Würdest   du zustimmen? Auf jeden Fall. Die Gesellschaft besteht aus Individuen, und wenn du ein Individuum verändern kannst, dann hast du etwas erreicht. Letztens hat mir eine Lehrerin geschrieben. Sie hat ihrer Schulklasse einen meiner Songs einstudiert, „I Am Beautiful“. Den hat sie die Kinder dann deren Eltern vorsingen lassen. Ist so etwas nicht der beste Beweis dafür, dass Musik die Welt verändern kann? Aloe Blacc: „Good Things“ (Stone Throw/Universal); Tourdaten, Videos, Soundproben auf aloeblacc.com

Gar nicht so affig, wie der Name vermuten lässt, ist die Musik des britischen Elektronikers Simon Green alias Bonobo. Mit dem legendären Ninja-Tune-Label im Rücken brutzelt er in seinem Computer Synths, Samples, Gitarren und Drums. Eine „Downbeat“-Mahlzeit, die Sängerin Andreya Triana live mit ihren souligen Vocals garniert. Mit von der Partie ist diesmal die kalifornische Red Bull Music Academy-Absolventin und Hip-HopDrechselmaschine TOKiMONSTA. Wonder Ballroom,   Portland (Oregon), USA

Juan Atkins presented by Red Bull Music Academy & FM4 La Boum deluxe 4. 12. 2010 Techno ist in Detroit so verankert wie das Flex im Wiener Nachtleben. Eine gute Kombi also, wenn die Legende Juan Atkins alias Cybertron, der 1985 mit „No UFOs“ die erste Techno-Platte überhaupt veröffentlicht hat, dort an den Tellern steht. An den Tellern, die die Welt bedeuten. Flex, Wien, Österreich

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Volles Programm

Red Bull TV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm.

Samstag 6. November

Red Bull BC one Special Tokio Samstag, 27. November ab 22.30 Uhr Ein Abend ganz im Zeichen der B-Boys, des Red Bull BC One-Events und des Veranstaltungsorts Tokio. Wir starten um 22.30 Uhr in „Bullet Points“ mit einem Spotcheck der japanischen Hauptstadt. Um 23.45 Uhr treffen wir in den „Highlights“ den phänomenalen französischen B-Boy Lilou, der an diesem Tag auch beim BC One-Contest in Tokio antritt. Um 00.30 Uhr schließlich präsentieren wir die Höhepunkte des Events. Und tauchen anschließend in „Nightflight“ ab 02.30 Uhr in einem der angesagtesten Clubs ins Tokioter Nachtleben ein.

So sind Sie im Bild Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TVFenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter:

0800 100 30 70 96

22.30 Bullet Points 23.00 Surf Chronicles Peniche, Portugal 23.15 Highlights Red Bull Rampage Retro­ spective 00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 INK – Alter Ego Exposed Alles über Comics

01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Young Guns Rising Die jungen Wilden auf den MotoGP-Circuits der Großen, 2. Staffel, 2/8 01.40 Adventure Circus New World Disorder – Never Enough: Spektakuläre Bike-Action u. a. mit den Athertons 02.50 Nightflight Kristal, Bukarest 05.45 Cliptomaniacs (WH) 06.20 Adventure Circus New World Disorder – Never Enough (WH) 07.30 Bullet Points (WH) * Eine Sendung von

Sonntag 7. November 20.15 On Thin Ice Ein Wettrennen zum Südpol, 3/5 21.15 Momentum – What drives you Andreu Lacondeguy 21.45 Surf Chronicles 22.00 Servus Hockey Night Magazin* 22.30 The Film Festival in Your Living Room Adventure Arktos 00.05 The Film Festival in Your Living Room Still Bill Der Aufstieg der stillen Soul-Legende Bill Withers von ganz unten nach ganz oben 01.35 Talking Music: The Session Dead Fouls Fiesta 02.05 Talking Music: The Lecture Don Letts

Scratching the Surface Samstag, 13. November, 01.35 Uhr TV-Erstausstrahlung: der Surffilm des Jahres, wenn nicht des Jahrzehnts. Mit Shootingstar Julian Wilson in Bestform. Samstag 13. November 22.30 Bullet Points 23.00 Road to Racing Zum Großen Preis von Abu Dhabi 23.30 Highlights Red Bull Alpen Brevet 23.45 Highlights Red Bull X-Row 00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 INK – Alter Ego Exposed Alles über Comics

21.15 Momentum – What drives you Jon Olsson 21.45 Surf Chronicles 22.00 The Film Festival in Your Living Room Run for Your Life: DokuFilm über Laufsport-­ Legende Fred Lebow 23.35 The Film Festival in Your Living Room Lemonade: Jobverlust als neue Chance. Doku

01.10 Young Guns Rising 2. Staffel, 3/8

00.15 Talking Music: The Session Awolnation

01.40 Adventure Circus Scratching the Surface

00.40 Talking Music: The Lecture W. Voigt

02.30 Nightflight Blue Elements, 2010

01.35 Adventure Circus Red Bull BC One Berlin

05.35 Cliptomaniacs (WH)

02.05 The Film Festival in Your Living Room Run for Your Life (WH)

06.00 Adventure Circus Scratching the Surface (WH)

03.50 The Film Festival in Your Living Room Adventure Arktos (WH)

06.50 Highlights Red Bull Alpen Brevet (WH)

06.10 Surf Chronicles (WH)

20.15 On Thin Ice Ein Wettrennen zum Südpol, 4/5

01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele

02.55 Adventure Circus Red Bull Rampage: The Evolution

05.15 On Thin Ice (WH)

Sonntag 14. November

07.05 Road to Racing Zum Großen Preis von Abu Dhabi (WH) 07.30 Bullet Points (WH)

03.40 The Film Festival in Your Living Room Lemonade (WH) 04.20 Adventure Circus Red Bull BC One (WH) 04.50 On Thin Ice (WH) 05.45 Momentum – What drives you Jon Olsson (WH)

BILDER: Atrix Films, Mr. Mass./Red Bull Photofiles, Agustin Munoz/Red Bull Photofiles, Summerhill TV

Adventure Arktos Sonntag, 7. November, 22.30 Uhr Ein Mann und das Abenteuer: Mike Horn und sein Kampf gegen Wind, Wetter und sich selbst bei der Umrundung des Polarkreises.


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Storm Surfers

Bilder: 6ixty Foot Films, jonny copp, Christopher Haering, Torsten Lapp, Agustin Munoz/Red Bull Photofiles, rutger pauw/Red Bull Photofiles, Thiebaut Raphael, RBTV

Sonntag, 21. November, um 22.30 Uhr, Teil 1 Eine Jagd der extremen Art nach den größten Wellen der Welt. Der Film ­begleitet den zweimaligen Surf-Weltmeister Tom Carroll und den Big-WaveTow-in-Pionier Ross Clarke-Jones in Australien auf der Suche nach Monsterwellen von der Größe vierstöckiger Häuser. Zur Seite steht ihnen dabei der Meteorologe Ben Matson, der den beiden Pros mit der neuesten Technik hilft, diese massiven Wellen aufzuspüren. Und vor allem, diese in einem Wettlauf gegen die Zeit auch zu erreichen. Teil 2 am 28. November um 22.30 Uhr.

Fettes brot, Amsterdam Samstag, 20. November, 23.00 Uhr Seit 20 Jahren rockt die deutsche Hip-HopBand Europa. Wir begleiteten ihre treuesten Fans zu einem Exklusiv-Konzert. Samstag 20. November 22.30 Bullet Points 23.00 Highlights Fettes Brot, Amsterdam 23.30 Highlights Extreme Sailing Series, European Tour

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 First Ascent Kletterserie, 1/6 01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Young Guns Rising 2. Staffel, 4/8 01.40 Adventure Circus Wind Legends: Die Geschichte des Wind­ surfens und ihre Pioniere 02.50 Nightflight 05.50 Cliptomaniacs (WH) 06.10 Adventure Circus Wind Legends (WH) 07.15 Highlights Fettes Brot, Amsterdam (WH) 07.40 Bullet Points (WH)

Sonntag 21. November 20.15 On Thin Ice Ein Wettrennen zum Südpol, 5/5 21.15 Epic Conditions Start der 15-teiligen Serie. Ein Wechselspiel zwischen Extremsport und Natur­ gewalten. Diesmal: BigWave-Surfen in Jaws

Scratch Sonntag, 28. November, 01.40 Uhr Man muss kein DJ sein, um diese MusikDoku zu mögen. Sie gibt nicht nur den Vibe der Aktivisten wieder, sie steckt auch an. Samstag 27. November 22.30 Bullet Points

23.00 Surf Chronicles Puerto Rico, Brazil

21.45 Surf Chronicles

23.15 Highlights Red Bull Art of Motion

22.00 Servus Hockey Night Magazin*

23.45 Highlights The Story of Lilou

22.30 The Film Festival in Your Living Room Storm Surfers Teil 1

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show

23.30 The Film Festival in Your Living Room Metallica – Some Kind of Monster

00.30 Red Bull BC One 2010 Das Finale – zeit­ versetzt aus Tokio 02.30 Nightflight Tokio

Sonntag 28. November 20.15 Surviving Alaska Les Stroud zeigt, wie man den Naturgewalten in den eisigen Weiten im Norden der USA trotzt. 21.15 Epic Conditions Extremsport-Serie, 2/15 21.45 Surf Chronicles

04.55 On Thin Ice (WH)

06.20 Highlights Red Bull Art of Motion (WH)

05.50 Epic Conditions (WH)

06.50 Highlights The Story of Lilou (WH)

06.15 Surf Chronicles (WH)

07.05 Cliptomaniacs (WH)

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 First Ascent Kletterserie, 2/6

03.15 The Film Festival in Your Living Room Storm Surfers Teil 2 (WH) 04.15 Surf Chronicles (WH) 04.30 Adventure Circus Deegan: Disposable Hero (WH)

Sonntag 5. Dezember 20.15 Celebs go Extreme Nora Tschirner trifft Steve Fisher Kajak-Ikone Steve Fisher versucht Schauspiel-Star Nora Tschirner das Wildwasser-Kajaken in nur einer Woche beizubringen. Wird sie am Ende den Mut haben, den Ritt über den Wasserfall zu wagen? 21.15 Epic Conditions Extremsport-Serie, 3/15 21.45 Surf Chronicles 22.00 Servus Hockey Night Magazin* 22.30 The Film Festival in Your Living Room Snow Blind

01.10 Talking Music: The Session Eddie Numbers

02.30 Adventure Circus Deegan: Disposable Hero Nach jeder Verletzung ein Comeback – die Geschichte des FMX-Fahrers Brian Deegan

06.05 Surf Chronicles Puerto Rico (WH)

23.00 Highlights Rallye Dakar 2010

23.30 The Film Festival in Your Living Room Scratch

02.25 Talking Music: The Lecture El Guincho

03.55 The Film Festival in Your Living Room Storm Surfers Teil 1 (WH)

22.30 Bullet Points

22.30 The Film Festival in Your Living Room Storm Surfers Teil 2

01.35 Talking Music: The Lecture Busy P

05.40 Cliptomaniacs (WH)

Samstag 4. Dezember

22.00 Servus Hockey Night Magazin*

02.00 Talking Music: The Session Rackets

03.20 Adventure Circus Source

Celebs Go Extreme Nora Tschirner trifft Steve Fisher Sonntag, 5. Dezember, 20.15 Uhr Nora Tschirner versucht über einen 16 Meter tiefen Wasserfall zu kajaken.

01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Young Guns Rising 2. Staffel, 6/8 01.35 Adventure Circus Kranked Revolve 02.25 Nightflight 05.35 Cliptomaniacs (WH) 06.00 Adventure Circus Kranked Revolve (WH) 06.45 Highlights Rallye Dakar 2010 (WH)

01.10 The Film Festival in Your Living Room Technozoyds: An Electromentary 01.30 Talking Music: The Session MT Eden Dubstep 01.55 Talking Music: The Lecture Kode 9 02.50 Adventure Circus Turbo 03.40 The Film Festival in Your Living Room Snow Blind (WH)

07.35 Bullet Points (WH)

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ko lu m n e

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

All You Need Is Dopamin Schlager für Fortgeschrittene oder: Was zu viel Fett mit zu wenig Intelligenz zu tun hat. die Dosis an fettem Essen deutlich erhöhen, um mehr Dopamin zu produzieren, damit das unempfindlich gewordene Gehirn sich wenigstens ein bisschen freuen kann. Daher essen einige Menschen auch ständig wachsende Mengen an Pommes frites, fettem Fleisch und Schokolade­ torten mit doppelt Schlagobers – nicht, weil es ihnen schmeckt, sondern weil sie ein bisschen glücklicher werden wollen. Womit wir bei Teil zwei unserer kleinen Meditation über das Thema „Die Wechsel­ wirkung zwischen Gehirn und Nahrungs-

mitteln“ angekommen wären. Lange Zeit hatte man angenommen, es spiele weiter keine Rolle für die Entwicklung unseres Denkvermögens und unserer Intelligenz, was wir essen. Das hat sich als fataler Irrtum herausgestellt. Es ist nämlich ziemlich wichtig, was wir essen und wie viel davon. Ich erspare uns die physiologische Herleitung dieser These. Nach allem, was man liest, ist es weniger ein Wunder, dass unsere Nahrung uns schlauer bzw. blöder machen kann, sondern vielmehr, dass man so lange gebraucht hat, das herauszufinden. Wer nun wissen will, welche Nahrungsmittel geeignet erscheinen, uns noch ein bisschen klüger zu machen, der wird ein wenig enttäuscht sein, fürchte ich. Es sind nämlich die üblichen Verdächtigen, die es zu loben gilt: Gemüse, Obst und mageres Fleisch. Das Einzige, was den meisten neu sein dürfte, ist der Umstand, dass man mit dem Verspeisen von fettem Fisch (Lachs, Hering) besonders gut beraten ist, denn der enthält die sogenannte Docosahexaen­ säure, also eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die zur Klasse der „Omega-3Fettsäuren“ gehört. Doch damit ist es mit den Neuigkeiten auch schon wieder vorbei, denn die wenig überraschende, dafür aber umso wahrere Schlagertext-Weisheit meiner diesmaligen Kolumne lautet: „Du bist …“ – aber muss ich Ihnen die noch verraten, jetzt, nachdem Sie zwei sehr fette Lachse verspeist haben? Anm.: Bestehen Sie auf eine ordnungs­ gemäße Schlusspointe, wenden Sie sich per E-Mail an mich (ankowitsch@gmail.com). Ich werde Ihnen den vollständigen letzten Satz der Kolumne gern zukommen lassen. Christian Ankowitsch, 51, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Susie Forman, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Nadja Žele Redaktion Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Christoph Rietner, Andreas Rottenschlager Grafik Miles English, Judit Fortelny, Esther Straganz, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg, Catherine Shaw Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter Alexander Lisetz, Evan Milton, Ruth Morgan, Wolfgang Rafetseder, Anthony Rowlinson, Simon Schreyer, Paul Wilson Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer, Lie-Ins and Tigers Augmented Reality Martin Herz, www.imagination.at Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Claudia Heis, Nenad Isailovic, Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher, Thomas Posvanc, Thomas Safranek Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Omar Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Alexander Koppel, Rudolf Theierl Internationale Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Christian Gruber, Sabine Gschwentner, Regina Köstler, Johanna Schöberl, Daniela Schwarz Office Management Martina Bozecsky, Sabrina Pichl IT Daniel O’Sheedy, Michael Thaler Anzeigenabteilung G+J Direct Sales / Corporate Editors GmbH, Brieffach 11, 20444 Hamburg Gesamtanzeigenleiter Heiko Hager, Tel. +49 (0)40 3703-5300 Stellv. Anzeigenleitung/Anzeigenverkauf Jan-Eric Korte, Tel. +49 (0)40 3703-5310 Anzeigen­ disposition Alexandra Kolatzek, Tel. +49 (0)40 3703-5308 Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-CollinStraße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 155-171 Tooley Street, SE1 2JP, UK Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland: Münchner Merkur, tz. Das Red Bulletin liegt auch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei. In Großbritannien: The Sunday Telegraph. In Irland: Irish Independent. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Polen: Gazeta Wyborcza. In Südafrika: Cape Argus, Cape Times, Daily News, Pretoria News, The Star. In Neuseeland: The New Zealand Herald. In Kuwait: Kuwait Times Gesamtauflage 3,8 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint ab 4. Dezember 2010.

illustration: albert exergian

V

om österreichischen Schriftsteller Peter Handke gibt es eine treffende Tagebucheintragung. Darin heißt es, dass wir am Schluss immer bei den Schlagertexten landen würden; er meint damit, dass wir nach langem Überlegen und Forschen meist Erkenntnisse formulieren können, die so einfach und wahr sind wie die Zeile „All you need is love“ von den Beatles. Wie recht Handke damit hat, zeigt mein diesmaliges Thema. Es lässt sich auf den Satz „Du bist …“ reduzieren. Doch halt! Bevor wir so weit sind und Sie zustimmend mit dem Kopf nicken können, sollten Sie sich die Vorgeschichte zu meiner Schlagertext-Weisheit durch­ lesen, sonst fehlt ihr das nötige Fundament. Und wer wüsste nicht, was mit Gebäuden geschieht, die ohne ein solches errichtet werden? Richtig! Ihnen ergeht es wie in jener anderen Weisheit formuliert, in der Häuser auf Sand gebaut sind. Also, ans Werk: Vor rund einem halben Jahr haben Wissenschaftler des unabhängigen Scripps Research Institute in La Jolla (Kalifornien) herausgefunden, dass Fast Food auf manche Menschen genauso wirkt wie schwere Drogen – nämlich suchtbildend. Und das funktioniert so: Wenn wir uns etwas Gutes tun, dann schüttet unser Gehirn einen Botenstoff namens Dopamin aus. Der sorgt dafür, dass wir uns gut fühlen. Es gibt viele Methoden, unser Gehirn zur Produktion dieses wunderbaren Zeugs zu animieren – manche sind unbedenklich, manche des Teufels. So wird bei körperlicher Bewegung ebenso Dopamin ausgeschüttet wie beim Zigarettenrauchen oder beim Essen von Junk Food. Aber unser Gehirn hat noch eine zweite, verhängnisvolle Gewohnheit: Wenn wir es dazu bringen, viel Dopamin zu produzieren (etwa indem wir viel Fettes essen), dann reduziert es seine Empfindlichkeit dafür, weil es das Übermaß an Dopamin nicht verträgt. Das Resultat: Wir müssen


Das sChiCksaL Fragt niCht. Es könntE auCh miCh trEFFEn. ODEr siE. David Coulthard,

Ehemaliger F1-Pilot und Wings for Life Botschafter.

QuErsChnittsLÄhmung muss hEiLBar WErDEn. Durch die auswahl der weltweit besten Forschungsprojekte zur heilung des verletzten rückenmarks und deren Finanzierung gewährleistet die Wings for Life stiftung medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt auf höchstem niveau.

ihre spende zählt. Wings for Life. stiftung für rückenmarksforschung. Bayrische Landesbank münchen kontonummer 11911. Bankleitzahl 700 500 00.

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