ÖSTERREICH NOVEMBER 2020 € 3,50
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
PIT BEIRER Der Teamgeist hinter KTMs Sieger-Bike in der MotoGP
B-GIRL JILOU Die MutBotschaft der SpitzenTänzerin
RM 18A041541 K
ÖSTERREICHISCHE POST AG 1140 WIEN GETREDBULLETIN.COM
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KAI LENNY
DER WASSERMANN Der vielseitigste Surfer der Welt und die Wiederentdeckung der Leichtigkeit
OLYMP.COM
E D I TO R I A L
WILLKOMMEN
ANDERS ALS ANDERE
FRED POMPERMAYER (COVER), TYRONE BRADLEY, NORMAN KONRAD, EVA BERTEN
HEAD OVER WHEELS
Wie aus dem Nichts ist in Nigeria eine BMXSzene entstanden. Fotograf Tyrone Bradley begleitete die Pioniere der Sportart. Die eindrucksvolle Reportage: ab Seite 20.
In der Weltelite des Surfsports ist Kai Lenny eine Ausnahmeerscheinung. Der Hawaiianer ist mehrfacher Stehpaddel-Weltmeister und zugleich einer der weltbesten Kitesurfer. Er überquerte windsurfend den Lake Michigan (90 Kilometer am Stück) – und gewann heuer den Big-WaveContest von Nazaré, Portugal (wo Lenny eine 21-Meter-Monsterwelle bezwang). Kurz: Der 28-Jährige gehört in fast jeder Surf-Disziplin zu den Besten der Welt. Was er anders macht als andere und warum ihm seine Leichtigkeit hilft, zu gewinnen, liest du in unserer Coverstory ab Seite 44. In nur vier Jahren machte Pit Beirer die heimische Motorradmarke KTM zu einem MotoGP-Spitzenteam. Die Erfolgsstory schildert der Motorsportchef im Interview: „Du musst doppelt so schnell rennen“, Seite 40.
Ein perfekter Plan!
REWINSIDE
Wie würde Deutschlands YouTube-Star einem Print-Magazin seinen Alltag schildern? Natürlich mit einer Fotostory im Stil der 90er! Die leicht durchgeknallte Ergebnis: ab Seite 52.
„Die Fähigkeit, zu deiner Einzigartigkeit durchzudringen.“ Moritz Bleibtreu auf die Frage nach der wahren Kunst des Schauspiels, ab Seite 34.
Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion
AUF DEM WEG ZUR WELTSPITZE
Das deutsche B-Girl Jilou, 27, will die beste Breakerin „von allen“ werden. Wie sie dabei auch noch für eine bessere Welt kämpft: ab Seite 60. THE RED BULLETIN
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I N H A LT
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The Red Bulletin im November 2020
INNOVATOR
58 EXTRA-TERRESTRISCH
COVERSTORY
44 MEISTER DER WELLE
Der Hawaiianer Kai Lenny ist der vielseitigste Surfer der Welt – und in der Lage, an Krisen sportlich zu wachsen.
BMX
20 FREESTYLE IN LAGOS
Wie eine Gruppe von BMXRidern aus Nigeria ihren Sport von der Basis auf neu erfindet.
FILM
Travel-Tipp: Mit diesem Heißluftballon reist du bis ans Ende der Atmosphäre.
MIT FUN-FAKTOR Ski-Pro Tao Kreibich verrät dir seine liebsten Freeride-Lines in Fieberbrunn.
DANCE
60 BREAKING-STORY
Wie B-Girl Jilou mit Tanz gegen Vorurteile – und für Gleichberechtigung kämpft.
BOULEVARD DER HELDEN
68 ABEBE BIKILA
Der Mann, der barfuß OlympiaGold gewann. Eine Story, erzählt von Michael Köhlmeier.
Der deutsche Schauspieler Moritz Bleibtreu stellt Glaubwürdigkeit über den Erfolg.
HOLLYWOOD
38 KUNST DER EMPATHIE
Filmstar Vanessa Kirby über Einfühlungsvermögen als Stärke im Beruf.
73 TRAVEL. Die genialsten FreerideRouten Fieberbrunns
80 GAMING. Die Erfolgsstory des „Call of Duty“-Top-Gamers
Die außergewöhnliche Erfolgsmethode des KTMMotorsportchefs Pit Beirer.
82 E-BIKES. Stadt und Berg: Diese Zweiräder bieten puren Spaß.
ENTERTAINMENT
52 INSIDE REWINSIDE
Wir begleiten Deutschlands YouTube-Star Rewinside durch seinen bunten Alltag.
6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 FUNDSTÜCK
44 MIT PURER FREUDE AM SPORT Wie sich Weltklasse-Surfer Kai Lenny neu erfunden hat.
78 FITNESS. Lauftipps von Nike-Cheftrainer Cory Wharton-Malcolm
BIKE
40 VON NULL AUF HUNDERT
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GUIDE
Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen
84 LESESTOFF. Harlan Coben prägt ein neues Krimi-Genre. 86 KALENDER. Die besten Events der nächsten Wochen 88 ECO-CARS Vom Offroader zum City-Flitzer: 16 coole E-Mobile
16 PLAYLIST 18 CLUB DER TOTEN DENKER
96 IMPRESSUM 98 CARTOON
60 MIT KAMPFGEIST B-Girl Jilou will inspirieren – auf und abseits der Tanzfläche.
THE RED BULLETIN
TIM MARCOUR, MOHAMED AHRSAN/RED BULL CONTENT POOL, EVA BERTEN, TYRONE BRADLEY
34 SEI BESSER DU SELBST
20 HOCH HINAUS! Eine Gruppe waghalsiger Bike-Fans entfacht in Nigerias Hauptstadt Lagos das BMX-Fieber.
THE RED BULLETIN
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SEBASTIAN, FLORIDA, USA
Mann über Board Egal was vor ihm aus dem Wasser ragt, Wakeboard-Profi Massimiliano Piffaretti sieht keine Hindernisse, sondern Möglichkeiten für neue Tricks. Auf dieses Bootswrack, ein Bruchstück von Hurrikan „Dorian“ aus dem Jahr 2019, stieß der Italiener während seines „South Florida Loop Trip“: Gemeinsam mit einer Crew aus Red Bull Wakeboard-Athleten tobte sich Piffaretti auf einer 350 Kilometer langen Wasserstraße aus, die West- und Ostküste verbindet. Der einheimische Fotograf Bryan Soderlind drückte im richtigen Moment ab. Instagram: @thegoldenbear
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BRYAN SODERLIND/RED BULL CONTENT POOL
ÖTZTAL, ÖSTERREICH
Langer Atem
JÜRGEN SKARWAN
Er gilt als größte Herausforderung für HobbyRadsportler: Der Ötztaler Radmarathon führt über 238 Kilometer sowie vier Alpenpässe und verlangt den jährlich 4000 Teilnehmern, die per Los unter Zehntausenden bestimmt werden, alles ab. Im Buch „Ein neuer Traum beginnt“ dokumentiert der Tiroler Ernst Lorenzi mit atemberaubenden Aufnahmen den Bewerb von 2004 bis heute. Hier im Bild: die Teilnehmer der 2018er-Ausgabe auf der anspruchsvollen Schlussetappe über das 2509 Meter hohe Timmelsjoch (Foto: Jürgen Skarwan). pantauro.com
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ELBRUS, RUSSLAND
Gipfelstürmer Wer an einem Tag zwei Weltrekorde bricht, darf sich schon mal feiern lassen. Der Mann mit der Siegerfackel ist Dmitry Mityaev, russischer Ultraläufer und 2020 Schnellster beim berüchtigten Elbrus-Rennen – einem 111 km langen Mountain Race zum Gipfel des Elbrus, des höchsten Bergs Russlands. Für die 5.642 Höhenmeter benötigte Mityaev 13 Stunden und 19 Minuten und unterbot den Weltrekord um 2:34 Stunden. Damit nicht genug: Nach dem Zieleinlauf setzte Mityaev sein Rennen für 30 Kilometer fort, bis der zweite Weltrekord (für die komplette Umrundung des Berges) feststand. Siegerzeit: 16:07 Stunden. elbrus.redfox.ru/de
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DANIL KOLODIN/RED BULL CONTENT POOL
ZAHL E N, B I TT E !
IN MEMORIAM
Der Herr der Saiten Vor 50 Jahren starb der größte Gitarrist der Welt: Jimi Hendrix. Warum wir der 101. US-Luftlandedivision seine Musik verdanken und was ihn mit BarockKomponist Händel verbindet, erzählen dir diese klingenden Zahlen.
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Dollar kostete seine erste Akustische. Ein Jahr später, mit sechzehn, schenkte ihm sein Vater eine E-Gitarre: die Supro Ozark 1560 S.
2.000.000
27,3
Dollar ließ sich MicrosoftGründer und Hendrix-Fan Paul Allen dessen Woodstock-Klampfe bei einer Versteigerung kosten.
Zentimeter maß Hendrix’ Hand vom Gelenk zur Mittelfingerspitze (Durchschnitt: 19 cm). Angeblich Mitgrund für seinen einzigartigen Gitarrenstil.
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3:42
nackte Frauen zieren das AlbumCover von „Electric Ladyland“. Er war nicht happy. Sein Vorschlag: ein Bandfoto mit Kindern im Central Park von Linda Eastman (später McCartney).
Minuten dauerte seine legendäre Interpretation der US-Bundeshymne beim Woodstock-Festival: eine lärmige Kritik am Vietnamkrieg.
160
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Mal ging es gut, beim 26. Fallschirmsprung brach er sich den Knöchel: Der Zwanzigjährige wurde von der 101. US-Luftlandedivision entlassen und widmete sich der Musik.
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One-Hit-Wonder ist er technisch gesehen: Nur einer seiner Songs war in den US-Top-Charts: „All Along the Watchtower“ (Platz 20, 1968).
Seiten hat „Die Nacht des Lichts“ von Science-Fiction-Autor Philip José Farmer. Der Roman, der Hendrix zu „Purple Haze“ inspirierte. Mit Drogen habe der Song laut dem Musiker gar nichts am Hut.
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1723
zog der Barock-Komponist Georg Friedrich Händel in die Londoner Brook Street 25, 245 Jahre später mietete Hendrix das Haus nebenan. Heute befindet sich dort ein Museum: Handel & Hendrix.
1966
landete er erstmals in London, im Gepäck lediglich seine Gitarre. Sein Ziel: ein Treffen mit Eric Clapton. 36 Stunden später stand er mit ihm auf der Bühne.
THE RED BULLETIN
CLAUDIA MEITERT
Schlaftabletten nahm er am 17. September 1970, das 18-Fache der empfohlenen Dosis, und starb an seinem Erbrochenen im Alter von nur 27 Jahren.
Meter hoch war die Flamme, als er 1967 erstmals seine Gitarre live anzündete. Er musste mit verbrannter Hand ins Krankenhaus.
GETTY IMAGES (5), PICTUREDESK.COM (2)
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t s b O n Dei e s ü m + e !G
UNTERSTÜTZE DEIN IMMUNSYSTEM. Vitamin C & D und Zink tragen zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.
F U ND ST Ü CK
Der Hut des Präsidenten Der Zylinder, den Lincoln am Tag des Attentats auf ihn trug, 1865. Smithsonian Museum of American History Seit jeher finden US-Präsidentenwahlen im November statt, vor 160 Jahren genauso wie heute. 1860 wurde jener Mann gewählt, dem dieser Zylinder gehörte: Abraham „Abe“ Lincoln. Er führte die Nordstaaten zum Sieg im Bürgerkrieg und beendete die Sklaverei. Kurz darauf fiel er dem Attentat eines fanatischen Südstaatlers zum Opfer. Der Hut wird in Washington ausgestellt. Wir stellen fest: Präsidenten-Kopfbedeckungen von heute haben deutlich weniger Hubraum. Und auch ein anderes Format.
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THE RED BULLETIN
ANNIE LEIBOVITZ / TRUNK ARCHIVE, GETTY IMAGES
ABRAHAM LINCOLN
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D ER N E UE CUPR A F O R M E N TO R FOLGE DEINEM EIGENEN WEG.
MEHR INFORMATION: CUPRAOFFICIAL.AT
Verbrauch: 8,5-9,0 l/100 km. CO2-Emission: 192-204 g/km. Stand 09/2020. Symbolfoto. * CUPRA Garantie von 5 Jahren bzw. 100.000 km Laufleistung, je nachdem, was früher eintritt.
JAHRE GARANTIE*
P L AYL I ST
JOSH HOMME
„Judas Priest sind besser als Sex“ Der Frontmann der Queens of the Stone Age verrät, was er hört, wenn er auf dem Bike den Highway runterbrettert – oder in L. A. im Stau steckt.
Judas Priest
Cheap Trick
Dean Martin
Breaking The Law (1980)
Surrender (1978)
Mambo Italiano (1969)
„Wer noch nie den Hollywood Boulevard entlanggefahren ist und dabei so laut AC/DC gehört hat, dass Passanten erschrocken zur Seite springen, hat nicht gelebt. An den Reaktionen der Leute erkenne ich, mit wem ich auf ein Bier gehen würde oder gern befreundet wäre. AC/DC ist eine Visitenkarte.“
„Ich verstehe Judas Priest erst, seit ich Motorrad fahre. ‚Breaking the Law‘ auf der Maschine zu hören ist das Größte. Im Ernst: Fahr durch die Stadt mit diesem Song, setz einen Helm auf, damit dich niemand erkennt – und du bist im Himmel. Es gibt eigentlich nichts Schöneres. Wahrscheinlich ist es sogar besser als Sex.“
„Auf der Harley kann ich meine Lieblingsmusik hören, wie die ersten drei Alben von Cheap Trick. Jedes davon ist verdammt gut, vom Anfang bis zum Ende die reinste Perfektion. Besonders die Single ‚Southern Girls‘ (1977) wurde fürs Motorradfahren geschrieben. Warum sitzt du noch da? Bike starten, und los geht’s!“
„Ich höre gerne Dean Martin beim Motorradfahren, weil das, glaube ich, sonst keiner macht. Es gefällt mir, solche Eigenheiten nur für mich zu finden. ‚Mambo Italiano‘ bei voller Lautstärke ist richtig geil. Man hört geradezu, wie Dean Martin beim Singen lächelt – das ist etwas ganz Besonderes und macht einfach Freude.“
Dirty Deeds Done Dirt Cheap (1976)
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THE RED BULLETIN
ANDREAS NEUMANN
AC/DC
MARCEL ANDERS
Wenn sich die US-Rocktitanen Queens of the Stone Age einmal eine Auszeit gönnen – so wie jetzt –, widmet sich ihr Frontmann Josh Homme seiner geliebten Motorrädersammlung. Neben einem Falcon-Oldtimer und einem Exile-Chopper gibt es da auch die Harley mit den gigantischen Lautsprechern. Homme, 47, nennt die zweistündige Fahrt von seinem Haus in Palm Desert zum Studio in Burbank seine tägliche Meditationseinheit. Besser könne er kaum den Kopf freikriegen und Ideen sammeln. Mit Lederjacke und Sonnenbrille wirkt der 1,93-Meter-Hüne dabei wohl etwas einschüchternd. Uns hat er verraten, welche Musik aus seinen Harley-Boxen brettert.
DER NEUE PEUGEOT 2008 SUV UNBORING THE FUTURE
100 % ELEKTRISCH ODER MIT VERBRENNUNGSMOTOR PEUGEOT 3D i-Cockpit® FULL-LED-SCHEINWERFER
WLTP Gesamtverbrauch 2008: 4,5 – 6,2 l/100km, CO 2 -Emission 118 – 139 g/km WLTP Gesamtverbrauch e-2008: bis zu 17,8 kWh/100 km, CO 2 -Emission: 0 g/km. Alle Ausstattungsdetails sind modellabhängig serienmäßig, nicht verfügbar oder gegen Aufpreis erhältlich. Symbolfoto.
D ER CLU B D ER TOT EN DEN K ER
GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL
Soll ich mir altes Zeug im Museum anschauen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Kurz nach seinem 250. Geburtstag erklärt Hegel, wieso es lohnt, sich mit Geschichte zu befassen. Also woischt, i bi ja a Schwoab. Und a Schwoab ka gar net andersch als alles nuffz’hebe, was ihm querkommt. Heidenei, des verstoasch ja net, denn du bischt ja wohl kan Schwoab, sonst tätst et frage, ob des guat isch, sich im Museum so an alte Plunder az’gucke. Also in gepflegtem Hochdeutsch: Wir Schwaben neigen dazu, Dinge aufzuheben. Und als ein schwäbischer Philosoph neige ich – auch nach vielen Jahren in Berlin noch – dazu, genau das gut und sinnvoll zu finden. Denn mit dem Aufheben hat es eine eigentümliche Bewandtnis. Das Aufheben ist nämlich die Lieblingsbeschäftigung des Geischtes – Pardon: des Geistes. Ums Aufheben ist es mir also zu tun. Denn Aufheben ist wichtig – Aufheben ist geistreich. Genauso geistreich wie das Spiel mit Worten, das ich jetzt gern mit dir spielen möchte: Aufheben – so habe ich’s vor langen Jahren in meiner „Phänomenologie des Geistes“ ausgearbeitet – kann dreierlei bedeuten: etwas aufbewahren bzw. etwas vor der Mülltonne retten; etwas abschaffen, wie man etwa ein Verbot aufhebt; und etwas auf eine höhere Ebene bringen – so wie man etwas vom Fußboden aufhebt, wenn es runtergefallen ist. Und jetzt kommt’s: Wenn der Geist etwas aufhebt, dann geschieht alles drei zugleich. Und das ist dann auch die Erklärung dafür, warum es eine ganze Menge bringt, gelegentlich einmal ein Museum aufzusuchen. Ist nicht leicht zu verstehen, auch nicht leicht zu erklären, aber ich will’s versuchen: Als Erstes mach dir bitte klar, dass du nicht vom Himmel gefallen bist. Nein, bist du nicht: Du bist in eine Welt hineingeboren, die schon vor dir da war und die eine Geschichte hat. Die Welt, in der du lebst, ist eine gewordene Welt. Je mehr du nun in sie hineinwächst, desto mehr saugst du sie auf – und mit ihr auch ihre Geschichte. Die Weise, wie du denkst, wie du sprichst, wie du fühlst: Alles
hat eine Geschichte, die weit, weit hinter deine Geburt zurückreicht. Denn es ist die Geschichte des Geistes: die Geistesgeschichte, die wir bis zu den ersten Anfängen der Menschheit zurückverfolgen können. Ja, wie ein roter Faden zieht der Geist sich durch die Jahrhunderte. Und mit jedem Jahrzehnt – das war meine größte Entdeckung – wird er etwas … geistreicher, etwas umfassender, etwas komplexer, etwas bewusster. Und wie macht er das? Die Antwort kennst du schon: durchs Aufheben. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: die Europäische Union. Nach zwei Weltkriegen und dem Faschismus war man sich in Europa einig, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe. Also schloss man sich zu einer Europäischen Gemeinschaft zusammen. Dabei wurde einiges aufgehoben: Alte Feindschaften wurden abgeschafft, während nationale Eigenheiten aufbewahrt blieben. Und Europa wurde auf eine neue Entwicklungsstufe gebracht – die heute allerdings vielen Menschen Kopfzerbrechen bereitet, wenn man bedenkt, was in Ländern wie Polen, Ungarn oder Großbritannien abgeht. Und da sage ich dir: Du kannst das heutige Europa nur verstehen, wenn du seine Geschichte kennst. Du verstehst den Geist deiner Zeit nur, wenn du dir klarmachst, was er alles aufgehoben hat – im dreifachen Sinne. Und was er aufgehoben hat, findest du als „altes Zeug“ in den historischen Museen. Also: Wenn du verstehen willst, in welcher Welt du lebst, befasse dich mit der Vergangenheit. Klar, du kannst so tun, als wärest du vom Himmel gefallen – aber damit fällst du auf die Nase. Im Einzelfall ist das nicht schlimm. Wenn aber ein ganzer Kontinent seine Geschichte vergisst, dann wird es eng. Deshalb glaube ich, es bringt uns allen etwas, ab und zu in ein Museum zu gehen.
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war einer der einflussreichsten Denker für das 19. und 20. Jahrhundert. Nicht nur Karl Marx und die Wegbereiter des Sozialismus ließen sich von ihm inspirieren, sondern auch existenzialistische Philosophen wie Søren Kierkegaard oder Jean-Paul Sartre. Als gebürtiger Schwabe wurde er 1818 an die Berliner Universität berufen, wo er eine große Hörer- und Anhängerschaft fand. Seine Philosophie ist hochkomplex, erhebt sie doch den Anspruch, ein geistiges System bereitzustellen, mit dem sich die Kultur- und Menschheitsgeschichte als dynamische Entfaltung des Weltgeistes verstehen lässt.
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DR. CHRISTOPH QUARCH
FRIEDRICH HEGEL (1770–1831)
BENE ROHLMANN
„Du bist in eine Welt hineingeboren, die schon vor dir da war und die eine Geschichte hat.“
GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL (1770–1831)
„Du kannst das heutige Europa nur verstehen, wenn du seine Geschichte kennst. Du verstehst den Geist deiner Zeit nur, wenn du dir klarmachst, was er alles aufgehoben hat.“ THE RED BULLETIN
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Gl체ck
aus zweiter Hand Vor sieben Jahren kauften ein paar Jungs in Nigerias Hauptstadt Lagos BMX-Bikes in einem Secondhandladen. Zun채chst wussten sie gar nicht, was sie da erstanden hatten. Doch dann ver채nderten die R채der ihr Leben. Fotograf TYRONE BRADLEY hat die Clique begleitet. Text ANDREAS WOLLINGER
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Fotos TYRONE BRADLEY
Auf einen Sprung auĂ&#x;er Haus Matthew Temitope, in der Szene als Starboy bekannt (@official_starboybmx), war von Anfang an Teil der BMXSzene im 14-Millionen-Moloch Lagos. Er arbeitet als Mechaniker in der Autowerkstatt seines Vaters, aber in der Mittagspause muss ein bisschen SpaĂ&#x; sein.
„Wenn ich einen Tag nicht fahre, kann ich nicht glücklich sein.“ Oluwasegun Adosu, genannt SKing
City Surfer Ursprünglich wusste niemand, wofür BMX-Bikes eigentlich gut sind. Erst ein bisschen Surfen im Internet klärte die Clique auf. Jeden Sonntag trifft man sie jetzt im Freedom Park im Zentrum der Stadt, der sich ironischerweise auf dem Gelände eines ehemaligen Gefängnisses befindet. Von hier aus brechen die Jungs auf, um Passanten mit ihren Tricks zu bespaßen: Oluwasegun Adosu, der sich SKing nennt (@skingbmxnigeria), surft hier gerade – jeder Zoll ein Showman – elegant die Straße hinunter. 23
Hoher Besuch BMX-Superstar Courage Adams (@courageadams) zu Gast in Lagos. Er wurde zwar in Nigeria geboren, wuchs aber in Spanien auf. Von seinen neuen nigerianischen Kollegen erfuhr er via Instagram. FĂźr diesen kĂźhnen Sprung mussten ihm die zuerst eine Landebahn aus Sperrholz bauen.
Onyemechi Samuel Auf dem Weg zum Szenetreffen im Freedom Park: Samuel ist bekannt für seinen furchtlosen Zugang zu allen möglichen BMX-Tricks.
Oluwasegun Adosu SKing identifiziert sich derart mit dem Biken, dass er einen Künstler gebeten hat, ein Rad auf die Wand seines Zuhauses zu malen.
Matthew Temitope Starboy posiert im Rotmann in der Autowerkstatt seines Vaters. Die Lässigkeit kommt bei ihm praktisch aus dem Handgelenk.
Oladejo Ibrahim alias Keke Money ist Volksschullehrer, aber lieber fährt er BMX – sehr zum Missvergnügen seiner Familie. Die meint, er setze seine Zukunft mutwillig aufs Spiel.
THE RED BULLETIN
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„BMX zeigt mir, was alles möglich ist und dass du alles tun kannst.“ Oladejo Ibrahim, genannt Keke Money
Ohne Vorderrad! Im Nationalstadion von Lagos führt Keke Money seinen Signature-Trick vor: einen Wheelie mit abmontiertem Vorderrad. Man kann sich leicht vorstellen, was bei dieser Übung die größte Schwierigkeit ist. Genau: das glückliche Ende. Keke Money fährt, sooft er kann. Leider kann er nicht so oft, weil ihn seine Familie daran zu hindern weiß. Eine Schande, sagen alle in der Szene – bei dem Talent und dem Style, den er hat. 26
Under the Bridge
SKing wohnt in Makoko, einem illegal errichteten Fischerdorf direkt an der BrĂźcke, die das Festland mit Victoria Island, einer vorgelagerten Insel mit wohlhabenden Einwohnern, verbindet. Makoko ist eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen. Von Regierungsseite hat man schon mehrmals versucht, diesen Wildwuchs zu beseitigen. Bisher ohne Erfolg.
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„Mit meinem BMX- Bike fühl ich mich lebendig. Es macht mich zu dem, der ich sein möchte.“ Matthew Temitope, genannt Starboy
Showtime! Während sich SKing (re.) auf Freestyle-Tricks spezialisiert hat, pflegt Starboy eher das traditionelle Streetriding. In der Nähe des Rathauses von Lagos gibt es eine Menge guter Stellen, wo sie zeigen können, was sie in den letzten Jahren alles gelernt haben. Hier springt Starboy mit einem beeindruckend hohen Bunny Hop über SKing, der sein Bike mit einer eleganten Figur in perfektem Gleichgewicht hält. 31
Lebenssinn Seit SKing BMX für sich entdeckt hat, gibt es für ihn kaum noch etwas anderes: Das zeigt schon die Frisur. Außerdem hat er vermutlich die meisten BMXTattoos weltweit.
Hier fing alles an Aus diesem Fahrradladen, er liegt gleich um die Ecke von der Werkstatt von Starboys Vater, stammten die ersten BMX-Bikes. Starboy kommt noch heute vorbei – auf ein Service oder um die Räder zu wuchten. 32
THE RED BULLETIN
Spaß am Schrottplatz Die Kulisse für diesen mächtigen Satz von Sharad Fatai (@chad_sharon) bildet der Schrottplatz von Lagos, ein Areal von kaum fassbaren Dimensionen. Nicht wirklich der ideale BMX-Spielplatz, aber diese Jungs sind ohnehin Meister der Improvisation.
Moritz Bleibtreu
Deutschlands Kino-Allrounder Moritz Bleibtreu, 49, ist lieber glaubwürdig als erfolgreich. Sein neuer Film lädt uns Zuseher zum Philosophieren ein. Text RÜDIGER STURM
Er ging schon früh seinen eigenen Weg: In der elften Klasse bricht Moritz Bleibtreu die Schule ab, um Schauspieler zu werden. Er arbeitet in Paris als Au-pair, quält sich in New York durch die Schauspielschule und kehrt nach Deutschland zurück, weil er sich mit seinen Lehrern nicht versteht. Hier bekommt er erste Rollen in Fernsehfilmen, aber was ihn wirklich interessiert, ist das Kino. Mit „Knockin’ on Heaven’s Door“ schafft er den Durchbruch, bald folgen „Lola rennt“, „Im Juli“, „Das Experiment“ und später „Der Baader Meinhof Komplex“: Obwohl das nicht die typischen Mainstream-Filme sind, werden es große Publikumserfolge – auch wegen Moritz Bleibtreu. Mit seinem Charisma und großer körperlicher Präsenz spielt er Kiffer, Terroristen, Todkranke, Verklemmte und Sexsüchtige – und bleibt sich doch immer treu: Er verkörpert ausschließlich Charaktere, die ihn
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selbst faszinieren, völlig egal ob in einer Haupt- oder einer Nebenrolle. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter auf dem Weg zur Selbstverwirklichung: Beim Psychothriller „Cortex“, der demnächst in die Kinos kommt, führt der 49-Jährige das erste Mal Regie, auch das Drehbuch hat er geschrieben. Im Interview erklärt uns Moritz Bleibtreu, warum er immer seinen Überzeugungen gefolgt ist, selbst wenn er dabei Misserfolge riskierte. : Ihr neuer Film „Cortex“, ein Psychothriller, schwimmt ja nicht eben im Mainstream des deutschen Kinos mit, der im Moment von Komödien und Familienfilmen dominiert wird. : Das ist sicher ein sperriges Ding, ich wollte aber auch nichts Gefälliges machen. Ich habe immer an Filme geglaubt, die unterhaltsam sind, aber auch eine zusätzliche Ebene haben, die dem Zuschauer etwas abverlangen. Ich wollte einen Film drehen, der in den Zuschauern etwas auslöst. Genau das vermisse ich zunehmend im Kino.
Für wen machen Sie es denn? Mein geliebter Helmut Dietl, der Regisseur von TV-Serien wie „Kir Royal“ oder Filmen wie „Schtonk!“, hat einmal zu mir gesagt: „Moritz, am Ende machen wir das nur für uns selber.“ Er hat recht. Ich glaube nicht, dass Picasso sich überlegt hat, was die Leute über ihn denken. Das wäre das Schlimmste, was er hätte tun können. Er musste seine Bilder einfach malen, weil er es wollte. Das ist ganz essenziell. Ich kann mich nicht mit ihm vergleichen, aber für mich war es bei „Cortex“ ähnlich. Derzeit haben viele Filme eine politische Botschaft. Was halten Sie davon? Meine Sorge ist, dass wir im Begriff sind, das Kunstkino streckenweise an ein politisch motiviertes Kino zu verlieren. Solche Filme haben sicher ihre Berechtigung. Es ist auch gut, wenn man soziale Missstände benennt. Aber ich kann mit dieser Art Kino nichts anfangen. Film ist für mich ein Raum der Fantasie – und nicht der Politik.
DAVID FISCHER
„Dann entfaltest du eine gewaltige Kraft“
Woran liegt es, dass solche Filme immer seltener werden? Die Filmförderung war ursprünglich dafür da, dass Künstler ihre Geschichten erzählen können. Das ist aber in den Hintergrund geraten, weil das Ganze ein Geschäft ist und Produkte erzeugen soll, die möglichst viel Geld einbringen. Dafür möchte ich aber nicht antreten.
THE RED BULLETIN
„Ich glaube nicht, dass sich Picasso überlegt hat, was die Leute über ihn denken.“ Moritz Bleibtreu über den Einfluss des Publikumsgeschmacks auf einen Künstler
THE RED BULLETIN
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Moritz Bleibtreu
„Die einzige Messlatte, die ich für das Gelingen habe, ist meine eigene.“ sie hatte ein Wertesystem. Und sie hat es geschafft, jeder ihrer Figuren eine zweite oder dritte Bedeutungsebene zu verleihen, die so authentisch war, dass man das gespürt hat. Dieser Kompass hat sich auf mich übertragen.
Im Film „Cortex“ erforscht Bleibtreu die Grenzen unseres Bewusstseins.
Das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu ist ein ungewöhnlicher Psychothriller. Hagen (Bleibtreu, Bild oben) kann nicht schlafen, ihn quälen Albträume. Bald weiß er nicht mehr, was real ist und was er nur träumt. Darunter leidet auch die Beziehung zu seiner Freundin (Nadja Uhl). Als die auch noch eine Affäre mit einem Ganoven (Jannis Niewöhner) beginnt, verändert sich Hagens Leben für immer. Ab 22. Oktober im Kino
Wie gehen Sie denn mit Menschen um, die Ihre Ansichten nicht verstehen? Die einzige Messlatte, die ich für das Gelingen habe, ist meine eigene. Und ich erhoffe mir, dass Menschen aus meinem Film das Gleiche mitnehmen, was auch mich fasziniert, was mich begeistert und berührt. Und wenn nicht? Wenn das Publikum sagt: „Ich finde das doof“, dann kann ich nichts dagegen machen. Aber es schmerzt mich nicht zu sehr. Weil ich genau weiß, warum ich das gemacht habe. Ich kenne meine Fehler. Ich sehe auch, was ich richtig gemacht habe. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, aber ich glaube einen Film gedreht zu haben, der durchaus eine Rechtfertigung hat.
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„Cortex“ erschließt sich nicht jedem sofort. Wollen Sie nicht, dass man Ihr Werk versteht? Nicht um jeden Preis. Ich bin jemand, der den Kern lieber selbst entdecken möchte. Ich will auch als Zuschauer mitdenken. Es gibt eben keine ultimative Wahrheit. Vielleicht sollten wir uns alle häufiger an einen Tisch setzen und offen unsere Meinungen und Gedanken austauschen. Dann können wir zu der Erkenntnis kommen: Vielleicht teilen wir die Auffassung des anderen nicht, aber er hat genauso seinen Punkt. Was ist Ihr Punkt in „Cortex“? Mir geht es um die Kraft, die ein Individuum entfalten kann, wenn es zu sich selbst findet. Was ist Kunst? Kunst ist, zu deiner Einzigartigkeit durchzudringen. Nur du kannst dieses Bild malen, nur du kannst diesen Film auf diese Weise machen. Das kann kein anderer auf der Welt. Wenn du das geschafft hast, dann entfaltest du eine gewaltige Kraft. Aber es ist nicht einfach, da durchzudringen. Auch das zeigt der Film. Wie sind Sie selbst zu sich durchgedrungen? Ich weiß gar nicht, ob ich das bin. Das ist ein ständiger Kampf. Aber ich habe das große Glück, dass meine Mutter Monica eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation war. Über das rein handwerkliche Können hinaus besaß sie eine künstlerische Integrität. Sie hat sich sehr am Inhalt der Geschichten orientiert,
Sie sind nicht nur Sohn, sondern auch Vater eines elfjährigen Jungen. Wie prägt das Ihre Arbeit? Bei der Erziehung – auch wenn ich dieses Wort nicht mag, weil da „ziehen“ drinsteckt – geht es auf der einen Seite darum, da zu sein, und auf der anderen Seite ums Loslassen. Da sehe ich Parallelen zum Regieführen. Einerseits habe ich dieses Drehbuch geschrieben und habe ein genaues Bild davon, wie ich das umgesetzt haben möchte. Auf der anderen Seite habe ich es mit Schauspielern zu tun, die einen eigenen Willen haben. Da kann ich nicht einfach sagen: Mach so, wie ich das will. Vielmehr versuche ich zu verstehen: Aha, das ist seine Herangehensweise, die kann auch funktionieren. Also muss ich loslassen können. Können Sie das auch, wenn Sie auf dem Egotrip Ihrer Kunst sind? Sie sagten einmal, für einen Freund in Not würden Sie sofort Ihre Arbeit unterbrechen. Würden Sie dafür also Ihren eigenen Film aufgeben? Ohne mit der Wimper zu zucken. Sosehr ich meine Kraft aus meinem Beruf ziehe – alles, was im echten Leben passiert, ist wichtiger. Natürlich hat der Film im Moment des Drehens oberste Priorität. Aber wenn mein Sohn krank ist, ist mein Sohn krank. Da unterscheide ich massiv. Dann wird der Moritz gebraucht, der nicht auf dem Egotrip ist, sondern der an die anderen denkt.
THE RED BULLETIN
GORDON TIMPEN/WARNER BROS. ENT. 2020
Ein Mann sucht seine Realität
saalbach.com
#homeoflässig
Vanessa Kirby
Ob physisch oder psychisch: Die britische Schauspielerin Vanessa Kirby, 32, liebt es, Grenzen auszuloten. Ihre Empfindsamkeit sieht sie dabei als Stärke. Text RÜDIGER STURM
: In einem Interview meinten Sie kürzlich, dass Sie in der Schule gemobbt wurden und deshalb total gehemmt waren. Wie passt das mit einer höchst erfolgreichen Schauspielkarriere zusammen? : Auf den ersten Blick gar nicht. Diese bitteren Erfahrungen haben mich sehr verletzlich und zerbrechlich gemacht. Auf der anderen Seite habe ich daraus aber auch viel für meinen Beruf gelernt.
Auch dann, wenn sich darin menschliche Abgründe auftun? Gerade dann. Nichts bereitet mir mehr Befriedigung, als konfliktbeladene, tief empfindende Charaktere darzustellen. Es gibt den Ausdruck „die dunkle Nacht der Seele“. Für mich gehört das zum Menschsein dazu. Es ist ein Geschenk, die düsteren Bereiche des Lebens erkunden zu dürfen. Wenn du dich auf die einlässt, dann nimmst du auch die positiven Seiten viel intensiver wahr.
Inwiefern? Indem ich eine hohe Sensibilität für die Gefühle anderer Menschen entwickelt habe. Empathie ist der Kern meiner Arbeit. Ich habe gelernt, keine Vorurteile zu haben. Wenn andere Kids ständig über dich herziehen und urteilen, begreifst du, dass du das selbst nicht tun solltest.
Die meisten Menschen machen um die düsteren Bereiche des Lebens lieber einen Bogen … Ja, wir verdrängen Themen wie den Tod. Wir möchten ihn hinter klinisch sauberen Mauern wegsperren. Nur musst du dich als Mensch auch damit konfrontieren. Ich bin mir sicher, dass wir besser im Leben zurechtkommen würden, wenn wir uns gemeinsam mehr mit dem Tod auseinandersetzen. Viele Natur völker tun das und haben sogar eigene Zeremonien dafür.
Trotz dieser Sensibilität lassen Sie sich auf psychisch extreme Rollen ein. Verspüren Sie dabei keine Angst? Doch, klar. Aber gerade weil ich so empfindsam bin, liebe ich es, in intensive Charaktere einzutauchen. Am spannendsten sind für mich jene Rollen, bei denen ich am Anfang keine Ahnung habe, wie ich sie spielen soll. 38
Wie gehen Sie damit um, wenn sich „die dunkle Nacht der Seele“ über Ihr eigenes Leben legt? In solchen Fällen helfen mir meine Beziehungen zu anderen Menschen. Wir dürfen niemals vergessen, dass
Aktuell drehen Sie mit Tom Cruise bereits Ihre zweite „Mission: Impossible“. Wie passt das in Ihr Rollenfach? Auch hier bewege ich mich außerhalb meiner Komfortzone. Ich komme eigentlich aus dem Theater und hatte keine Ahnung, wie ich einen Film mit lauter Stunts drehen soll. Diese Welt war mir total fremd. Genau aus diesem Grund wollte ich diese Herausforderung annehmen. Und wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert? Der Schlüssel dazu war und ist das Fitnesstraining. Dabei habe ich erfahren, wie wesentlich Disziplin und Durchhaltevermögen sind. Es ist eine ganz andere Art von Herausforderung – sie ist weniger psychischer als physischer Natur. Die Arbeit mit Tom Cruise war sehr wichtig für mich. Er verlangt, dass du dich voll reinhängst und selber antreibst. Und ich mag es eben, wenn ich an meine Grenzen gehen kann. Wie motivieren Sie sich zu diesen beruflichen Grenzgängen? Indem ich mir meine Verantwortung als Kreative bewusst mache. Meine Aufgabe ist es, Geschichten zu erzählen, die anderen Menschen Anstöße dazu liefern, über sich selbst und das Leben anders zu denken. Das gilt vor allem für Menschen, die mit schwierigen Situationen klarkommen müssen. Außerdem führe ich mir vor Augen, um wie viel härter es andere Frauen haben. Ihnen schulde ich es, dass ich das ganze Potenzial, das in mir steckt, voll auslote.
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MATT HOLYOAK/CAMERA PRESS/PICTUREDESK.COM
„Empathie ist der Kern meiner Arbeit“
wir alle miteinander verbunden sind – wie ein großer Stamm. Das macht unser Dasein aus.
„Die Arbeit mit Tom Cruise war sehr wichtig für mich.“ Vanessa Kirby über ihre physische „Mission: Impossible“
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„Technik ist das Produkt jener Menschen, die sie bauen.“ KTM
Pit Beirer über motivierte Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg
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Pit Beirer
„Du musst doppelt so schnell rennen“ Vom Außenseiter zum Sieger in nur vier Jahren: wie KTM-Motorsportchef Pit Beirer, 47, sein Team mit Mut, Menschenkenntnis und einer weißen Wand an die Spitze der MotoGP geführt hat. Text WERNER JESSNER
: „Orange Kürbisse“, die vielleicht etwas im Gelände, aber nichts auf Asphalt verloren haben: Waren solche Aussagen vieler „Insider“ Ansporn für KTMs MotoGP-Projekt? : Ich habe „Kürbis“ nie als Schimpfwort gesehen. Schmeckt doch gut, wenn man ihn richtig zubereitet! Es gab viele, die uns das, was wir in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben, nicht zugetraut hatten. Sie meinten, sie könnten uns beleidigen, indem sie uns mit Gemüse vergleichen. Aber ich wusste: Je mehr sie uns beflegeln, desto schöner wird es, wenn wir einmal vorn sind.
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Wie beim KTM-Premierensieg in der MotoGP durch Brad Binder am 9. August dieses Jahres in Brünn, ein Meilenstein. Aber was stand ganz zu Beginn, noch im Jahr 2016, auf dem Blatt Papier, mit dem ihr gestartet seid? Wir hatten nicht einmal ein Blatt Papier, weil wir die Infrastruktur erst schaffen mussten. Es galt, hundert Spezialisten aus der ganzen Welt für den Standort Mattighofen zu rekrutieren. Die findest du nicht ums Eck. Manchmal musste ich die Frauen unserer Wunschkandidaten überzeugen, einmal habe ich mit der Schuldirektorin der Kinder gesprochen und fand mich in einer Turnhalle wieder, um die Familie eines Technikers zum Umzug nach Österreich zu überreden! Da waren schon Momente dabei, auf die man nicht unbedingt vorbereitet ist, wenn es heißt: Bau ein Motorrad für die MotoGP! Aber Technik ist
immer das Produkt jener Menschen, die sie bauen und betreuen. Genau darum war der persönliche Einsatz entscheidend. Wer heute bei uns ist, will wirklich bei uns arbeiten. Worauf achten Sie, wenn Sie Mitarbeiter rekrutieren? Nicht in erster Linie auf die Qualifikation, sondern auf den Willen. Den Job bekommt bei mir im Zweifelsfall nicht der Superstar mit Meriten von gestern, sondern der junge Typ mit dem Glänzen in den Augen, der etwas bewegen will. Ich bin als Chef kein Kontrollfreak, sondern versuche, meine Leute über das gemeinsame Ziel zu motivieren. Wie machen Sie das? In der Rennabteilung in Munderfing – die wir im Übrigen zuerst auch erst einmal umbauen und aufrüsten mussten – gibt es eine große weiße Wand. Auf die haben wir nach jedem Rennen den Rückstand auf die Spitze geschrieben. Im Qualifying – und am Ende des Rennens. Welche Platzierungen danebenstanden, war mir immer wurscht. Aber im Rennsport wird man doch an Platzierungen gemessen? Mit Glück Fünfter zu werden und eine halbe Minute Rückstand auf den Sieger zu haben sagt nichts über die Qualität der Arbeit aus, die du abgeliefert hast. Konstant das Tempo der Spitzengruppe gehen zu können: Darum geht es.
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Pit Beirer
Das klingt so normal, so kalkuliert. Das erste Jahr lief nach dem miesen Start noch recht gut, was zu Vorschusslorbeeren geführt hat. Als wir dann nicht in der Tonart weitergemacht haben, kamen von außen die Schmutzkübel geflogen – selbst wenn Verletzungen der Fahrer an
„Unsere Rahmen sind Kunstwerke. So wie wir kann das keiner.“
den schwachen Ergebnissen schuld waren. Aber so lernten wir, auch mit unberechtigter Kritik umzugehen. Keine Zweifel, dass ihr es schaffen werdet? Nie? Ich wusste, dass wir zu diesem Zeitpunkt in unserer Entwicklung noch nicht weiter sein konnten. Wir – und damit meine ich Teamchef Mike Leitner und mich – haben unserer Mannschaft unmenschlichen Druck gemacht –, und sie hat geliefert, weil jeder dasselbe wollte wie wir: Erfolg. Wie schwierig ist es wirklich für Einsteiger im Spitzen-Motorsport? Es reicht nicht, die Schlagzahl der etablierten Teams zu erreichen, sondern du musst doppelt so schnell rennen – vor allem in der Entwicklung, weil du neue Teile eigentlich nur an den Rennwochenenden ausprobieren kannst, während die anderen bereits auf funktionierende Teile zurückgreifen können. Ihr habt es euch in der Entwicklung besonders schwer gemacht: Alle Siegerbikes der letzten Jahre hatten Alurahmen und Federelemente von Öhlins, KTM einen Rahmen aus Stahl und Federelemente der eigenen Tochterfirma WP. Warum das hohe Risiko?
„Ich stand einmal sogar in einer Turnhalle, um die Familie eines Technikers zum Umzug nach Österreich zu überreden.“ Wir hätten das MotoGP-Projekt nie bei unserem Vorstand durchgebracht, hätten wir es wie alle anderen angelegt. Die besten Teile am Weltmarkt zusammenkaufen und hoffen, dass sie bei uns besser funktionieren als bei der erfahrenen Gegnerschaft? Niemals! Unser Erfolg von Motocross bis Dakar basiert auf WP und Rahmen aus Stahl. Warum hätte das in der MotoGP nicht funktionieren sollen? Unsere Stahlrahmen kommen mittlerweile zu über 40 Prozent aus dem 3D-Drucker. Wir können Wandstärken auf den Bruchteil eines Millimeters genau berechnen und produzieren. Das sind Kunstwerke! Wir haben diese Hochtechnologie gemeinsam mit Pankl in Österreich entwickelt und sind stolz darauf. Das kann sonst keiner. Niemand kann uns so einfach kopieren. Also alles richtig gemacht? Unter keinen Umständen will ich mich hier als Oberschlaumeier darstellen. Natürlich hätte ich nach dem einen oder anderen Rennen dieses oder jenes anders gemacht. Aber im Grunde war alles, was passiert ist, in gewissem Maße erwartbar. Wir wussten, was wir können und wie viel Zeit nötig sein wird. Wir waren geduldig und haben die Schuld an schlechten Ergebnissen nie auf die Fahrer abgeschoben. Es war unser Job, ihnen ein Gerät hinzustellen, mit dem sie um Siege kämpfen konnten. Und das haben wir gemacht.
KTM-Pilot Pol Espargaró und Motorsportchef Beirer haben sich an die MotoGP-Spitze gearbeitet.
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Alle Team-Infos: ktm.com THE RED BULLETIN
KTM
Euer erstes reguläres Rennen habt ihr aus der letzten Startreihe in Angriff genommen. Dort gehörten wir auch hin, 2017 bei unserer Saison-Premiere in Qatar! Ich stand mit KTM-Chef Stefan Pierer und seiner Frau Claudia ganz hinten, dieses Bild hat sich mir eingebrannt. An dem Tag habe ich geschworen, das Projekt so lang zu betreiben, bis wir ganz vorn stehen. Es folgten drei Jahre mit allen Höhen und Tiefen, bis wir jetzt mit unseren Siegen vollends in der MotoGP angekommen sind.
KTM RC16: der Superkürbis In ihrem erst vierten Jahr gewinnt die MotoGP-KTM ihren ersten Grand Prix. Warum? Weil die Entwickler vieles anders machten als die Konkurrenz. Eine Übersicht.
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1 RAHMEN Nur KTM fertigt ihn aus Stahl, alle anderen aus Alu. Knotenpunkte aus dem 3D-Drucker sorgen für Fahreigenschaften, die man nicht so einfach kopieren kann.
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5 AIRBOX Hier staut sich die Luft, die später in die Brennräume gelangt. Eine seit dem Österreich-GP neue Form brachte mehrere PS. 6 SITZPOSITION
2 FAHRWERK Im Gegensatz zu allen anderen verbaut KTM exklusiv hauseigene Elemente der Tochterfirma WP. Verantwortlich für die Abstimmung: der finnische Edel-Tester Mika Kallio. 3 GETRIEBE
Die Gänge werden „seamless“ eingelegt, also ohne dass der Fahrer kuppeln müsste und ohne dass es zu einer Zugunterbrechung kommt.
THE RED BULLETIN
Als „concession team“ durfte KTM länger als die anderen im Windkanal tüfteln. Damit ist es seit Miguel Oliveiras Spielberg-Sieg vom 23. August 2020 vorbei. Die Winglets an der Front pressen das Vorderrad zu Boden.
Sie wird in Millimeterarbeit für jeden Fahrer individuell angepasst. Vorteil: Pol Espargaró, Miguel Oliveira und Brad Binder sind in etwa gleich groß (1,70 Meter).
7 SCHWINGE Die Hinterrad-Aufhängung ist eine Wissenschaft für sich: einen Milimeter weniger hier, einen Hauch mehr kontrolliertes Verbiegen da, und schon funktionieren die MichelinSlicks das entscheidende bisschen besser – oder schlechter. 8 MOTOR Das V4-Aggregat gehört zu den kräftigsten im Feld. Seit dem Drehrichtungswechsel (nun gegen die Fahrtrichtung) lenkt das Bike williger ein. 9 ELEKTRONIK Die ist für alle Fahrer gleich. Programmiert wird sie allerdings individuell – für jede Kurve auf jeder Strecke. Und hier hat KTM nach den Erfahrungen der Vorsaison einen riesigen Sprung gemacht.
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Kai Lenny in der mächtigen Dünung von El Niño. Die neue Mini-Serie „Life of Kai“ erzählt aus dem Leben des Ausnahme-Surfers.
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FRED POMPERMAYER
Surf-Session in „Jaws“, Hawaii, 2016
D I E S E H N S U C H T N A C H M E H R Der Hawaiianer KAI LENNY, 28, ist das Wunderkind des Wassersports. Egal ob Big-Wave-, Wind-, Kitesurfen oder Stand-up-Paddling: Er zählt in jeder dieser Disziplinen zu den Besten der Welt. Aber: Auch der Wellen-Allrounder musste sich 2020 neu erfinden. Text CHRISTINE YU
Foto-Shooting, Hawaii, 2019
Lenny posiert mit Board vor den Wellen in seinem Heimatort Paia auf Maui.
JAKE MAROTE
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ai Lenny ist einer der besten Wassersportler der Welt. Aber auch einer der schlechtesten Sofasurfer weltweit. Wenn der 28-jährige Hawaiianer sich nicht draußen in der Natur auspowern kann, wird er innerlich unruhig. Man spürt das bereits, wenn man ihn am Telefon hat. „Meine Eltern haben mich immer am Strand toben lassen, um mich müde zu machen, damit ich wenigstens nachts Ruhe gab“, erzählt er. Und denkt dabei vermutlich daran, dass er auch in diesem Moment lieber am Strand wäre, als ein Interview zu geben. Wobei „am Strand“ hier eine eher behutsame Umschreibung für Lennys bevorzugten Aufenthaltsraum ist. Denn der Hawaiianer gilt als begabtester AllroundWassersportler der Gegenwart. Die Wellen des unter Profis hoch geschätzten Surfspots „Jaws“ auf Hawaii meisterte er mit sechzehn. Seinen ersten WM-Titel im Stand-up-Paddling gewann er zwei Jahre später. Lenny beherrscht Kite-, Wind- und Foiling-Surfen auf Profi-Niveau. Und zählt zu jener niedrigen zweistelligen Zahl an Menschen, die vor Nazaré, Portugal, in den größten surfbaren Big Waves der Welt bestehen. Aber: Selbst ein Ausnahmesportler wie Lenny wurde 2020 vor neue Herausforderungen gestellt. Bis vor ein paar Monaten saß Kai Lenny jede Woche im Flugzeug, unterwegs zu einem Surfspot irgendwo auf der Welt. Aber dann kam der Lockdown. Und Kai saß auf seiner Heimatinsel Maui fest. „So lange war ich nicht mehr zu Hause, seit ich zwölf war“, sagt er. Keine Events. Keine Termine. Keine Wettkämpfe. Anfangs fiel Lenny die Decke auf den Kopf. Dann erkannte er: Der Wegfall aller Zwänge eines Profisportlers bedeutete, dass er jetzt tun konnte, was ihm Spaß macht. „Ich hatte gedacht, dass ich das ohnehin tue. Und dabei ganz übersehen, dass mein Leben trotz allem aus einer Menge Zwängen besteht.“ Also ging er im Juli mit John John Florence, dem zweifachen Champion der World Surf League, auf einen spontanen Foiling-Katamaran-Trip. „Ich sagte zu
John am Telefon: ‚Ich habe eine coole Idee. Wie wär’s, wenn wir mit deinem Boot von Oahu nach Kauai cruisen?‘“ Für Nicht-Hawaiianer: Von der Hauptinsel Oahu zur nordwestlich gelegenen Nachbarinsel Kauai sind es 174 Kilometer. Eine Woche später waren sie an Bord von Florence’ „Flying Phantom“. Der Katamaran hat gewölbte Tragflächen (sogenannte Foils; Anm.) unter den Rümpfen, die das Boot ab einer Geschwindigkeit von etwa acht Knoten (knapp 15 km/h) aus dem Wasser heben und „fliegen“ lassen. Die Folge: Lenny und Florence waren in neun Stunden in Kauai. Und von ihrem Trip komplett begeistert. Was sie so begeisterte, war gar nicht die Fahrt an sich. Es war die Spontaneität, mit der sie zustande gekommen war. Normalerweise hätte die Planung für so was ein Jahr oder länger gedauert. Lenny, Florence und ihre Crews hätten ihre Kalender abstimmen und Lücken zwischen Wettbewerben, Sponsorenterminen und anderen Projekten finden müssen. Die Chance auf ein, zwei freie Tage, an denen beide gleichzeitig auf Hawaii gewesen wären, ging ohnehin gegen null. Aber das Leben hatte die Pausetaste gedrückt, also konnten Lenny und Florence tun, worauf sie Lust hatten – ohne Wenn und Aber. Nicht, dass sich Kai Lenny allzu viel aus vorgegebenen Grenzen machen würde.
Der junge Kai Lenny Mitte der 1990er-Jahre in Maui auf einem frühen Foil-Board. Als „Wunderkind“ wurde er berühmt, aber auch kritisiert.
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Stand-up-Paddling, North Shore, Haleiwa, Hawaii, 2014
„Er hat diese unfassbare Macher-Mentalität – ‚Ich kann das, ich werde das machen‘ –, gerade dann, wenn alle anderen sagen: ‚Junge, du spinnst, das ist unmöglich‘“, sagt Johnny DeCesare, Gründer von Poor Boyz Productions, der das WassersportWunderkind bereits im zarten Alter von elf Jahren mit der Kamera begleitete. „Er sieht Dinge anders. Er sieht immer die Möglichkeiten und die Chancen.“
Lennys neue Serie „Life of Kai“ zeigt auch die schweren Momente seiner Surf-Karriere. 48
Lenny hatte für 2020 jede Menge vor: mit Freunden auf der ganzen Welt riesige Wellen jagen und zugleich bei Wettbewerben alles geben. „Ich war bereit für mein bisher größtes Jahr überhaupt, und plötzlich stand die Welt still“, sagt er. Wir können uns mittlerweile mit Lennys jüngstem Projekt „Life of Kai“ darüber hinwegtrösten, dass man ihn bei Wettkämpfen so bald nicht sehen wird. Während Lennys andere Web-Serien – „Positively Kai“ und „20@20“, die seit Sommer online sind – seine die Grenzen der Physik sprengenden Abenteuer zeigen, gewährt „Life of Kai“ tiefe Einblicke in das Leben des Athleten. „Die Leute glauben, Profisportler gehen einfach raus und machen ihr Ding“, sagt Lenny. „Aber es ist mehr als das. Ich wollte den ganzen Weg zeigen, der mich
auf ein Podium führt oder auf eine der größten Wellen meines Lebens – die guten, die schlechten und die harten Momente.“ Lenny möchte aber auch andere inspirieren. „Wie viel Einsatz bist du bereit zu geben, wie viel Leidenschaft schürt dieses Feuer? Ich hoffe, dass ich damit Kids inspiriere, ihre Träume konsequent zu verfolgen.“ „Life of Kai“ wurde letzten Herbst und Winter gefilmt und folgt Lenny durch eine verkürzte Big-Wave-Saison. Die Serie zeigt, wie Lenny Körper und Geist auf extreme Surfbedingungen vorbereitet, wie er bei Survival-Trainingscamps lernt, mit schweren Stürzen umzugehen, und wie er sich dieses Wissen bei der Jaws Big Wave Championship im Dezember in Hawaii und in der Nazaré Tow Surfing Challenge im Februar in Portugal zunutze THE RED BULLETIN
BRIAN BIELMANN/RED BULL CONTENT POOL
Seinen ersten WM-Titel im Stand-up-Paddling gewann Lenny mit achtzehn.
macht. „Life of Kai“ geht aber noch tiefer. Die Serie gibt dem Publikum ein Gefühl dafür, wer Lenny wirklich ist, wie er Dinge angeht, dabei ständig lernt und sich neu erfindet und somit der Konkurrenz immer einen Schritt voraus ist. Wie er sich an Bedingungen anpasst, wie er EquipmentFehler ausgleicht und mit unberechenbarem Wetter umgeht, wie er aus Surfboards und Hydrofoils immer noch mehr herausholt.
JAKE MAROTE
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ai Lennys außergewöhnliche Fähigkeiten auf dem Wasser waren bereits früh augenscheinlich. Lenny, Jahrgang 1992, war das „Wunderkind“, dessen Eltern einst zum Windsurfen vom Festland nach Maui zogen. Er selbst fing ebenfalls mit Windsurfen an. Bald zeigte sich sein unglaubliches Talent für alle Spielarten des Wassersports: Was auch immer Kai Lenny versuchte, er gehörte im Handumdrehen zu den Besten. Im Kitesurfen. Beim Stand-up-Paddling. Und, natürlich, beim Surfen. Dennoch wurde er lange nicht ernst genommen, weil er sich nicht auf einen Sport festlegte. Sogar Mentoren wie Windsurf-Legende Robby Naish versuchten Lenny mental auf den Tag vorzubereiten, an dem er gezwungen wäre, sich für einen Sport zu entscheiden. Vater Martin weiß noch, wie andere Kinder seinen Sohn fragten, warum er sich nicht aufs Surfen konzentriere. Kais Antwort: „Warum sollte ich? Mir machen alle Sportarten Spaß.“ So ist er heute etwa mehrfacher Stand-up-PaddleWeltmeister und Gewinner der Molokai 2 Oahu Paddleboard World Championships, des wohl härtesten SUP-Rennens der Welt. Aber als er seine Kumpels dann auch beim Big-Wave-Surfen in die Tasche steckte, konnten sie ihm den Respekt nicht mehr verweigern. Lenny surft die gigantischen Wellen von Peahi am weltberühmten Maui-Surfspot, den viele besser unter dem Namen „Jaws“ kennen, seit er sechzehn ist. Dank seinem Windsurf- und Kitesurf-Hintergrund schafft er das mit unglaublicher Präzision. Das bemerkten irgendwann selbst die Leute, die ihn anfangs belächelten. „Sie begriffen, dass Lenny kein eindimensionaler Surfer ist, sondern alles beherrscht – von der sanften Strandwelle bis zur steilen Big Wave, vom PipelineSurfen über Shortboard-Tricks bis hin zu gigantischen Wellen auf dem offenen Meer, die man nur per Jet-Ski erreicht. So richtig aufmerksam wurde die Szene auf Lennys Potenzial, als er 2017 den Contest im mexikanischen Puerto
Escondido gewann. Im Februar dieses Jahres holte er die Nazaré Tow Surfing Challenge in Portugal mit seinem Teamkollegen Lucas „Chumbo“ Chianca. Lenny und Chianca sind Freunde und Konkurrenten zugleich. Sie waren zusammen im Surf Survival Camp und bauten eine Freundschaft und das blinde Vertrauen auf, das nötig ist, um den anderen mit dem Jet-Ski aus dem Gefahrenbereich von bis zu 20 Meter hohen Wellen zu holen. Diese Partnerschaft ermöglichte es Lenny, den Bewerb ruhig, fokussiert und cool anzugehen. Das Talent der beiden für Big Waves war in Portugal nicht zu übersehen. „Lucas und ich wollen die größten Wellen der Welt surfen. Wir wollen sie nicht nur reiten und überleben, wir möchten auf ihnen großartige Manöver zeigen“, sagt Lenny. „Seit Jahren arbeite ich daran, Lines und Tricks vom Snowboarden aufs Big-Wave-Surfen zu übertragen.
Moment der Ruhe Lenny gönnt sich eine Pause nach der Hookipa-Session am 6. Oktober 2019.
Diese Jungs schaffen das auf riesigen Bergen in Alaska. Warum sollte ich es nicht auf riesigen Ozeanwellen zustande bringen?“ Kai und Chumbo genossen das Ganze sichtlich. Man hatte das Gefühl, dass sie auch ohne den Wettbewerb da draußen wären. Zwei Stunden nach Bewerbsende surften sie noch immer – einfach weil die Wellen so gut waren. „Für mich ging es nie darum, jemand anderen zu schlagen, immer nur mich selbst“, sagt Kai Lenny.
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uf eine gewisse Art bedeutete die Quarantäne eine Rückkehr zu früheren Zeiten. Lenny kann jetzt surfen, was der Tag hergibt. Die Ausrüstung dafür hat er auf seinem Transporter: Windsurf- und Wingsurf-Segel, Kites und zahlreiche Boards in Kobaltblau mit einem roten Rennstreifen. Vielleicht wirft er noch ein paar Paddel dazu.
Big-Wave-Surfing, Nazaré, Portugal, 2020
PEDRO MESTRE, KEITH CARLSEN/RED BULL CONTENT POOL (2)
Lenny meistert mittlerweile, neben allen anderen Disziplinen, auch die größte surfbare Welle der Welt.
„Solange ich Ziele vor mir habe, wird es immer Spaß machen.“
Der Kitesurfer Kai Lenny: 2013 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco. In diesem Jahr forderte er eine America’s-Cup-Yacht zum Wettrennen.
Der Windsurfer Kai Lenny: hier ebenfalls in der Bucht von San Francisco im Juni 2013. Bereits als Teenager beherrschte er Boards mit und ohne Segel.
Er nimmt sich Zeit für Dinge, für die er sonst nie Zeit hat. Mountainbiken oder Rennrad fahren, ins Gym gehen. Kai Lenny selbst sieht die Auszeit so: „Ich kann mich wieder dem widmen, was mich als Kind am Sport fasziniert und einst meine Leidenschaft entfacht hat. Es ist der Sport selbst, nicht die Dinge rundherum, verstehst du?“ Nach den Monaten der Rückbesinnung daheim, dem vielen Training, Tüfteln und Experimentieren ohne jede Verpflichtung wäre es nicht überraschend, wenn Lenny beim Neustart der Wettkampfsaison voll einschlüge. Und Lenny kann es gar nicht erwarten, dass es wieder losgeht, denn er hat noch viele Ziele. „Mit Foiling möchte ich die riesigen Dünungswellen, sogenannte
Swells, mitten im Ozean surfen und von einem Land zum anderen reisen. Mit Big Wave möchte ich die größten Wellen der Welt reiten und Teile einer Welle, die noch niemand oder nur wenige zuvor auf dem Board überquerten“, sagt er. Vielleicht gibt es irgendwann ein „Life of Kai, Teil 2“. Kai Lenny, im Rausch der Euphorie: „Ich möchte einfach alles tun. Sehe ich jemanden irgendwo auf der Welt etwas Unglaubliches anstellen, dann möchte ich das auch können. Dieser Zugang inspiriert mich total. Für mich geht es mehr um die Reise zu diesem Punkt, erst dann zählt das Gefühl, etwas zu beherrschen“, sagt er. Und: „Solange ich Ziele vor mir habe, wird es immer Spaß machen.“ Die Serie „Life of Kai“ gibt’s ab November auf YouTube und Red Bull TV.
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Mein Tag mit
E D I S N I W E R
REWINSID
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7, heißt eige ntlich Seb astian Mey und begeis er tert auf Yo uT drei Millio nen Abonn ube über ente Videos kom mentiert de n. In seinen Gaming-S r Kölner equenzen und schräge A benteuer m erlebt it Freunden Als Stream . er Twitch über auf der Plattform trägt er ei gene Gam Sessions. ingAußerdem produziert Musik und er legt als DJ au youtube.co f. m/rewinsi de TOBI, 17,
t bei lang Praktikan darf einen Tag in. Wird se e id ns wi Re seinem Idol 20, im Tobias Fasold, verkörpert von tent. sis As es id ns Rewi echten Leben bifas Instagram: @to
MOOO, 24,
Reuschel heißt eigentlich Moritz ßter BMXund ist Deutschlands grö 0 Abonnenten). .00 400 app (kn er Tub You inside. Kölner Kumpel von Rew Instagram: @mooo
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Wir fragten den deutschen YouTube-Star REWINSIDE, wie er seinen Alltag in einem Print-Magazin erzählen würde. Seine Antwort: eine (sehr bunte) Fotostory im Stil der 90er-Jahre. Konzept und Story REWINSIDE Fotos NORMAN KONRAD THE RED BULLETIN
Hallo, ich bin Tobi. Ich bin hier, um deinen Tagesablauf im Rahmen meines freiwilligen Schülerpraktikums kennenzulernen!
HÄÄÄÄ, zu wem gehören die Füße da???
Alles klar, heute gehen wir nicht duschen, sondern fahren direkt an einen gefährlichen Baggersee mit tödlichen Strömungen, um uns den ultimativen Frischekick zu holen.
Musst du heute keinen Content produzieren? Später, Bratan*.
Bist du dir sicher, dass man hier einen Kopfsprung machen kann?!
Natürlich, wir leben EXTREM! * Bratan = Slang für: Bruder THE RED BULLETIN
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Na, spürst du die endkrasse Strömung?
Ein perfekter Plan!
Was machen wir jetzt? Du musst doch sicher Content für Instagram erstellen, oder?
Jep, Bro!
Komm, Tobi, wir müssen weiter!
Ich wusste gar nicht, dass du BMX fahren kannst.
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Hier, such schon mal den Action-Modus, dann kannst du Fotos von mir machen, während ich sicke Tricks auf der Halfpipe kicke.
THE RED BULLETIN
Hey Tobi, bist du bereit?
Und Action!
Ehrlich gesagt wollte ich bei dir nur ein Praktikum machen, um in „Counter-Strike“ besser zu werden. Echt EXTREM und sauuulässig!
Ich liebe es, wenn ein Plan aufgeht! Wart’s ab.
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Wenn der wüsste, dass ich nur gegen Bots** gespielt habe! Unglaublich, krass, wie du spielst! So, und jetzt ist Zeit für eine sicke Frag Montage*. Ich zeig dir Amateur mal, wie man in „CounterStrike“ abräumt.
Hey, schon fünf Uhr! Wird jetzt endlich gestreamt, und zeigst du, wer der „Fortnite“-King ist?
NOOOOOO!
GEWONNEN!
Das glaube ich nicht! Hm, vielleicht hab ich den Typen unterschätzt.
* Frag Montage = Zusammenschnitt spektakulärer Gamingszenen ** Bots = computergenerierte Spieler
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Wahnsinn! YouTuber und Streamer zu sein ist ja viel leichter, als ich dachte! Morgen fange ich auch an. THE RED BULLETIN
Kraftstoffverbrauch 7,3 – 7,8 l/100 km, CO2-Emissionen 165 – 172 g/km (WLTP kombiniert). * Aktionspreis Abarth 595 scorpioneoro 1.4 Turbo T-Jet 165 (enthält Modell-Bonus und Händlerbeteiligung) gültig für Privatkunden bei Kauf bis 31. Oktober 2020. Details auf abarth.at. Stand 10/2020.
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Weltraumtourismus um 125.000 Euro: Per Heißluftballon geht’s in die Stratosphäre.
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Über-Blick
Ein US-Raumflug-Start-up will seine Passagiere an den Rand der Atmosphäre befördern. Mithilfe eines weltraumtauglichen Heißluftballons.
B
ei einem Glas Wein den Erdball in seiner ganzen Pracht von oben bewundern? Das könnte bereits 2022 Wirklichkeit werden. Space Perspective ist ein Raumflug-Start-up, das vom US-Ehepaar Jane Poynter und Taber MacCallum mitgegründet wurde. Das Konzept: von der Startrampe des Kennedy Space Center der NASA in
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Florida werden neun Passagiere 30 Kilometer hoch in die Stratosphäre befördert. Eingeschlossen in der Raumkapsel „Neptune“, die an einem 198 Meter hohen wasserstoffgefüllten Ballon hängt. Weltraumtourismus war bislang den Superreichen vorbehalten. Ein Flug mit der „Neptune“ wird deutlich weniger kosten als bisherige
Angebote. Konkret: 125.000 Dollar – der Preis soll mit der Zeit aber noch günstiger werden. Außerdem gibt es eine Bar an Bord – „und eine Toilette mit dem besten Ausblick im gesamten Universum“, schwärmt MacCallum. „Auch Wi-Fi haben wir hier. Das verspricht den ultimativen Social-Media-Post.“ thespaceperspective.com
Die Passagierkapsel soll in 30 Kilometer Höhe schweben.
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IN ALLER KÜRZE PIONIERE AUS ÖSTERREICH Gibt’s ein Problem? Dann gibt es meist auch Leute, die Lösungen finden. Hier zwei heimische Beispiele:
THESPACEPERSPECTIVE.COM, DONUTROBOTICS.COM
GÜNTHER KRALICEK
GRÜN EINKAUFEN Der Linzer Dennis Platzl will mit einer App das Thema Nachhaltigkeit unter die Leute bringen. Wer die Öffis nimmt oder nachhaltig einkauft, erhält Belohnungspunkte. Damit gibt es dann Rabatt bei Partnerunternehmen. bluemondayproject.com
ENTSPANNT AUFWÄRMEN Lukas Schwaiger, junger Sportwissenschaftler aus Salzburg, hat eine Faszienrolle entworfen, die außen mit Kunststoff überzogen und innen mit einem Heizelement versehen ist. So lassen sich muskuläre Verspannungen besser lösen. swaig.at
C-FACE
Smart maskiert In Zeiten von Social Distancing hat ein japanischer Roboterhersteller eine extraschlaue Maske entwickelt. Ihr Trick: Sie übersetzt Gesagtes in acht Sprachen.
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ls Mitte des Jahres klar wurde, dass die Schutzmaske – zumindest vorerst – gekommen war, um zu bleiben, traten namhafte Modelabels und Sportartikelhersteller auf den Plan und brachten eigene Kreationen des Mund-Nasen-Schutzes auf den Markt. Das japanische Unternehmen Donut Robotics ging sogar einen Schritt weiter und entwickelte die erste „smarte Maske“ der Welt. Das Besondere: Man spricht in die Maske, und das akustische Signal wird via Bluetooth an eine App weitergeleitet, die die Worte in einen schriftlichen Text umwandelt. Jetzt ist die Botschaft des Sprechers auf jedem beliebigen Display ablesbar – zum Beispiel auf dem Smartphone des Gesprächspartners. So wäre Kommunikation auch über größere Distanz möglich. Auf Wunsch kann der Text außerdem simultan in acht Sprachen übersetzt werden – darunter Englisch, Französisch oder Chinesisch (Deutsch ist vorerst nicht mit im Paket). Grundsätzlich baut Donut Robotics Info-Roboter für den Tokioter Flughafen Haneda. „Wir haben jahrelang an der Entwicklung unseres Roboters gearbei-
Diese Maske hat es in sich: Mit intelligenter Technologie wird sie zum Simultanübersetzer.
tet“, sagt CEO Taisuke Ono. „Jetzt haben wir diese Technologie verwendet, um ein neues Produkt zu entwickeln, das darauf reagiert, wie Covid-19 unsere Gesellschaft verändert hat.“ Die C-FACE-Maske soll rund 40 Dollar kosten und Anfang 2021 in Japan, später in den USA und Europa, erhältlich sein. en.donutrobotics.com
Wie kann ich Ihnen helfen?
Mehr Inspiration für Zukunftsmacher gibt es im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: redbulletininnovator.com
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Eine App verwandelt die Worte des Maskenträgers in Text – und übersetzt ihn in mehrere Sprachen.
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Jilou bewegt die Welt Tanzen schenkte Jilou Rasul, 27, schon als Kind Selbstbewusstsein. Heute ist sie eine der weltbesten Breakerinnen – und nutzt ihr Können, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Text ANNE WAAK Fotos EVA BERTEN
Hals über Kopf: Jilou, hier beim Air Freeze, ist eine akrobatische aber dennoch sehr leichtfüßige Tänzerin.
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Positive Kämpferin: Jilou setzt sich für Themen wie Gleichberechtigung und Anti-Rassismus ein.
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„Was mich bis heute zum Tanzen hinzieht? Es macht mich einfach glücklich. Punkt.“ Beim Rückwärtssalto trennen Jilous Kopf nur Zentimeter vom Steinboden.
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ilou kann nicht stillhalten. Aus der Hüfte heraus vollführt sie minimale Bewegungen und lässt eine Welle durch ihre seitlich vom Körper weggestreckten Arme laufen. Es ist einer der letzten warmen Spätsommertage, die Sonne scheint noch einmal mit aller Kraft vom wolkenlosen Himmel. Auf der Spree, die sich im Zentrum Berlins zwischen Regierungsgebäuden durchschlängelt, passiert ein Ausflugsboot nach dem anderen das kleine Fotoset. Das 27-jährige B-Girl steht vor einer glatten grauen Betonwand und bewegt sich geradezu instinktiv zur Musik, die am Set läuft. Selbst wenn es darum geht, ihr Porträt zu fotografieren, fällt es der Tänzerin schwer, ruhig dazustehen. Dieser unbedingte Bewegungsdrang war es auch, der Jilou zu dem gemacht hat, was sie heute ist: eines der herausragenden B-Girls der Welt. Beim Red Bull BC One im Jahr 2019 in Mumbai, der offiziellen Breakdance-Weltmeisterschaft, bei der die jeweils besten 16 B-Girls und B-Boys der Welt im K.-o.-System gegeneinander antreten, erreichte Jilou das Viertelfinale. Wobei es in ihren Augen ungerechtfertigt war, dass sie der Japanerin MiMz unterlag. Angesichts ihrer Ambitionen wenig überraschend: „Ich
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wollte immer die Beste sein“, sagt Jilou. „Erst in meinem Breaking-Kurs, dann in meiner Stadt, dann deutschlandweit und jetzt weltweit.“ Sie ist noch lange nicht da, wo sie sein will – und das Tanzen allein reicht ihr nicht. Sie zieht aus ihrer Kunst auch die Motivation, etwas in der Welt zu bewegen. Geboren 1992 in Freiburg, fing Jilou Rasul schon früh an, Ballett zu tanzen. Doch die strengen Bewegungsabläufe waren nichts für das wilde Kind, also begann sie mit sechs Jahren mit dem Kunstturnen. Als Jilou dann mit dreizehn vom Turnen gelangweilt war und im Verein zu breaken begann, war sie schon superflexibel, konnte Handstand und Flicflac. Gefragt, was sie damals zum Tanzen zog – und bis heute hinzieht –, sagt sie nur: „Es macht mich einfach glücklich. Punkt.“ Um dann nachzuschieben, dass sie ein Adrenalinjunkie sei. Der Thrill, riskante Figuren zu üben, den eigenen Körper immer weiter herauszufordern und sich mit anderen zu messen, entwickelte für Jilou schnell einen unwiderstehlichen Sog. Nur acht Monate nach-
Durchs Breaken gewinnt Jilou neue Perspektiven, hier etwa in der Figur Chair Freeze.
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gemein: Frauen werden benachteiligt, verdienen für die gleichen Leistungen weniger Geld, müssen sich gegen Übergriffe verteidigen. Sie müssen kämpfen, um ernst und wahrgenommen zu werden. „Das Breaken ist eine maskulin geprägte Tanzrichtung, in der vieles von Männern entwickelt wurde“, so Jilou. „Was die Art der Bewegungen angeht, wird das Männliche favorisiert und bei Battles dementsprechend bewertet. Da geht es nicht fair zu.“ Jilou äußert sich gegen diese Ungleichbehandlung. Laut und deutlich.
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Musik unter der Haut: Jilous Tattoo zeigt unter anderem einen Sperling und einen Notenschlüssel.
dem sie überhaupt mit dem Tanzen angefangen hatte, nahm sie an ihrem ersten B-Girl-Battle teil und wurde Zweite. Und sie hat noch viel vor. Geht es nach Jilou, war das Viertelfinale des Red Bull BC One im vergangenen Jahr nur der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere. Jilou will nicht die weltweit beste aller Tänzerinnen werden. „Sondern die beste von allen.“ Sie gibt sich nicht damit zufrieden, in ihrem unverwechselbaren, gleichzeitig akrobatisch geprägten und dennoch immer federleicht wirkenden Stil extrem gut zu tanzen. Das Selbstbewusstsein, das sie aus dem Breaken zieht, setzt sie für das größere Ganze ein. Jilou kämpft dafür, dass sie und andere B-Girls eine echte Chance bekommen, gegen ihre männlichen Kollegen zu bestehen. Denn es ist beim Breaken nicht anders als in nahezu allen anderen Bereichen des Sports und des Lebens ganz all-
„Ich finde gerne heraus, was möglich ist und wie weit ich gehen kann. Was ich meinem Körper noch abverlangen kann.“
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abei waren B-Girls schon immer Teil der Subkultur: Die 1968 geborene New Yorkerin Daisy Castro tanzte unter dem Alias Baby Love als einzige Frau in der Ende der 1970er-Jahre gegründeten The Rock Steady Crew. Sie war 15 Jahre alt, als sie das Breaken mit ihrer Stimme und ihrem Gesicht aus der Bronx in die Populärkultur transportierte – mit dem Song „Hey You, the Rock Steady Crew“, der 1983 auch in Österreich und Deutschland wochenlang in den Top Ten der Charts stand. Dennoch dauerte es bis 2004, bis auf dem Battle of the Year, dem seit 1990 stattfindenden und bis heute größten Breaking-Wettbewerb der Welt, erstmals eigene B-Girl-Battles stattfanden. Das gab den Frauen der Szene zwar eine neue Sichtbarkeit, aber bis heute stellen sie eine Minderheit dar. Dagegen tanzt Jilou nicht nur an. Weil sie es darüber hinaus als ihre Verantwortung ansieht, eine neue Generation von B-Girls in ihrem Weg zu bestärken, gibt sie vier internationalen Nachwuchstänzerinnen einmal pro Woche kostenlosen Fernunterricht per Videocall. Und sie schreibt in ihrem Blog gegen die Formen der Diskriminierung an, die sie erlebt. Die Hass-Kommentatoren, die sie im Internet anonym beleidigen, entwaffnete sie mit den Worten: „Ich danke euch für eure Zeit. Ihr müsst wirklich viel über mich nachgedacht haben, ich scheine euch wirklich zu beschäftigen.“ 14.000 Leserinnen und Leser fand der Eintrag, in dem sie im Mai 2020 schilderte, wie sie als Teenager von einem B-Boy sexuell belästigt und körperlich angegriffen wurde. Gleichzeitig rief sie eindringlich dazu auf, Frauen (und Männern), die von solchen Erfahrungen berichten, zuzuhören und ihnen Glauben zu schenken.
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Jilou – davon zeugen zum Beispiel Aufnahmen des Battles in Mumbai – hat die schöne Gabe, bei allen Anfechtungen auffällig gut gelaunt und fair zu bleiben. Beim Tanzen gegen ihre Konkurrentin MiMz etwa hat sie durchgehend ein geradezu euphorisches, kein bisschen aggressives Lachen im Gesicht; am Ende des Zweikampfes geht sie – trotz der Niederlage – zu ihrer Konkurrentin, die am Rand der Tanzfläche ihre Sachen zu-
Eine Botschaft geht um die Welt Dieses Bild von Jilou entstand auf der „Black Lives Matter“Demonstration in Berlin. Schnell verbreitete es sich in den sozialen Netzwerken. Zitatgeber B-Boy Boxwon aus den USA verkauft sogar mit dem Foto bedruckte T-Shirts.
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sammenpackt, tippt ihr auf die Schulter und umarmt sie, wie um zu sagen: Wir zwei haben hier das gleiche Ziel und sollten zusammenhalten. Überhaupt ist Solidarität eines ihrer bestimmenden Themen im Leben. Als Kind einer Deutschen und eines kurdischen Irakers bekommt Jilou im Alltag immer wieder Rassismus zu spüren. Obwohl es ihr besser ergehe als vielen anderen Persons of Color, sei es ihr wichtig gewesen, bei der großen „Black Lives Matter“-Demonstration mitzulaufen, die Anfang Juni als Reaktion auf die Tötung von George Floyd durch Polizisten in Minneapolis in Berlin stattfand. Jilou trug ein Schild, mit dessen Aufschrift – einem Zitat des US-amerikanischen B-Boys Boxwon – sie indirekt auch an den Ursprung des Breaken erinnerte: „HipHop is a gift from Black Culture to the World“.
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as ihren beruflichen Weg angeht, sieht sich Jilou noch in der Phase, in der sie sich ausprobiert und daran arbeitet, die zu werden, die sie sein will. „Ich finde gern heraus, was möglich ist und wie weit ich gehen kann. Was ich meinem Körper noch abverlangen kann.“ Ihre kompakte Ein-Zimmer-Wohnung jedenfalls hat sie mit einem PVC-Boden ausgelegt und so zum Trainingsraum gemacht – Motto: allzeit bereit. Aber sie denkt auch schon darüber nach, was nach ihrer aktiven Tanzkarriere kommen kann. Sie ist im Fernstudium
an der Uni Hamburg für Kultur- und Medienmanagement eingeschrieben, kommt allerdings neben dem Training, dem Unterricht und den nach dem Lockdown langsam wieder anlaufenden Battles derzeit nicht so richtig zum Studieren. Auf dem Weg zu ihrem Ziel will sie sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Und dieses Ziel ist klar definiert: die Spitze. „Ich wäre gern die bestbezahlte Tänzerin von allen.“ Dabei gehe es ihr nicht um das Geld, sondern um den Wert, der einer Person und damit auch einer Sportart beigemessen würde. Noch gibt es kein B-Girl und keinen B-Boy mit einem Millionen-Vertrag. Aber, sagt sie, es müsse halt jemand vorangehen, um die Schallmauer zu durchbrechen. „Ich will, dass ein neues Zeitalter beginnt.“ Dazu gehört es, dass sie ihren eigenen Wert als Sportlerin kennt und Verträge hart verhandelt. Mal dahingestellt, ob Entschlossenheit alles ist, was man braucht, um im Breaken eine derart hohe Summe zu erreichen: Jilous Ambitionen flößen einem Respekt ein. Dann zeigt sie noch die bunte Tätowierung, die sich von ihrer linken Schulter bis auf den Oberarm erstreckt und die unter anderem eine komplizierte Formel zeigt. Es handelt sich dabei um eine mathematische Funktion, die allzeit positiv bleibt und gegen unendlich strebt. Wie Jilou selbst.
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MIRLEY ALLEF @AFRALLEF, STYLING: MEILYNN LINDLAR/BASICS
Große Ziele: Beim nächsten globalen Red Bull BC One Contest will Jilou ganz vorn landen.
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B O U L E VARD DER HEL DEN
ABEBE BIKILA
EINE AFRIKANISCHE IKONE Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten überlebensgroßer Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 6: Der Mann, der barfuß den olympischen Marathon gewann.
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BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KÖHLMEIER
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GETTY IMAGES
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o die Legende: Weil er den Welter den Startschuss in dem allgemeinen rekord des Russen Sergej Popow Getümmel nicht gehört habe. Und auch nur um eine Sekunde unterboten die Reporter machten sich anfänglich hatte, entschuldigte er sich im lustig über ihn, manche offen rassistisch: Ziel bei seinem Trainer. Er sei Die Afrikaner hielten Schuhe wohl für deshalb so langsam gelaufen, weil er sich Straußeneierbecher und so weiter. Auch nicht habe konzentrieren können und dass Bikila gleich zu Anfang das Feld MICHAEL KÖHLMEIER immer wieder die seltsam herrlichen überholte und den anderen Athleten daHäuser der Stadt habe anschauen müssen. Der Vorarlberger ist seit vonlief, wurde als pure Ahnungslosigkeit Jahrzehnten ein Fixstern Der olympische Marathon 1960 wurde gewertet – von der Ökonomie der Kräfte am österreichischen in der Stadt Rom ausgetragen. Tatsächhabe der da wohl noch nie etwas gehört. Literaturhimmel. lich maß der Arzt direkt nach dem Lauf Am Ende des Wettkampfes, der als Gerühmt wird er einen Puls von 88, was durchaus einem einer der Höhepunkte in die Geschichte vor allem für seine Erzählkunst. normalen Ruhepuls entspricht, niemals des Sports einging, war das Erstaunen aber dem Puls eines Athleten nach groß, und alle wollten alles wissen. Bis 2 Stunden, 15 Minuten und 16 Sekunden Höchstspät in die Nacht hinein wurde Abebe Bikila ausgeleistung. Der Arzt fragte, wie lange er dieses Tempo fragt. Warum barfuß? Weil er sein ganzes Leben lang noch durchgehalten hätte. Der Läufer, so erzählte barfuß gegangen sei. Abebes Trainer, der Schwede sein Trainer, sei erschrocken; ob er zu früh aufgehört Onni Niskanen, erklärte, Bikila mache mit Schuhen habe, fünfzehn Kilometer würde er sicher noch pro Minute acht Schritte weniger als ohne Schuhe, schaffen, er verspreche auch, er würde schneller das seien bei zwei Stunden und fünfzehn Minuten laufen. Eine andere Legende berichtet, er habe wäh1080 Schritte weniger. Seit wann er Marathon trairend des Laufs zweimal austreten müssen, Durchfall niere? Antwort des Athleten: Seit seiner Schulzeit, vor Aufregung – aber nicht wegen des Wettbewerbs, er sei jeden Morgen 20 Kilometer zur Schule und sondern wegen der vielen Eindrücke und der vielen am Abend 20 Kilometer nach Hause gelaufen. Menschen rundherum in der fremden Stadt. Noch Abebe Bikila war das sportliche Wunderkind eine Legende: Zwei Kilometer vor dem Ziel, dem des Sommers 1960! Dabei hatten diese Olympischen Konstantinbogen, stand der Obelisk von Axum, den Spiele so viele Sensationen zu bieten: 100-MeterMussolini bei seinem Feldzug gegen Äthiopien hatte Lauf der Damen – Wilma Rudolph; 100-Meter-Lauf rauben lassen; als der Läufer dieses Symbol seiner der Herren – Armin Hary; Weitsprung der Männer Heimat sah, habe er angehalten und den Stein ge– Ralph Boston; und dann war da noch ein gewisser küsst und dadurch mindestens eine Minute verloren. Cassius Clay, ein amerikanischer Boxer, der im Halbschwergewicht die Goldmedaille holte; später nannte Dennoch lief er als überlegener Sieger ins Ziel. er sich Muhammad Ali. Abebe Bikila lief die 42,195 Kilometer barfuß – auf Asphalt. Niemand außerhalb Äthiopiens kannte ufgewachsen ist Abebe Bikila draußen auf dem ihn. Die Journalisten diskutierten, wie man seinen äthiopischen Land, weit weg von der HauptNamen ausspreche, ob Abebe der Vorname sei oder stadt Addis Abeba. Als er drei Jahre alt war, im Bikila. Die Konkurrenten belächelten den Mann, der Oktober 1935, überfielen Truppen des faschistischen beim Start in der letzten Reihe stand. Angeblich soll Italien seine Heimat, hunderttausende Äthiopier er noch zwei Sekunden stehen geblieben sein, weil
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fielen den Massakern zum Opfer. In den abgelegenen Dörfern war vom Krieg zum Glück wenig zu spüren. So wuchs Abebe in Armut, aber in familiärer Geborgenheit auf. Als 1941 britische Truppen das Land befreiten, lief er bereits jeden Tag hin und retour vierzig Kilometer in die Schule. Er war ein talentiertes Kind, nicht nur sportlich, die Lehrer rieten den Eltern, ihn in eine weiterführende Schule zu geben. Sein Vater meldete ihn in der kaiserlichen Kadettenschule in der Hauptstadt an. Abebe war auch hier ein guter Schüler, er fiel auf, nun vor allem wegen seiner sportlichen Leistungen. Es war, als könnte er sich für jede Sportart begeistern, für Landhockey ebenso wie für Schwimmen oder Bogenschießen, am wenigsten interessierte er sich noch für den Langstreckenlauf. Er soll gesagt haben: „Seit ich denken kann, laufe ich lange Strecken, das ist nichts Neues für mich. Die anderen Disziplinen interessieren mich mehr.“ Sogar vom Skifahren in den Bergen im Norden der Welt soll er geschwärmt haben und hatte doch noch nie Schnee gesehen. Unter den Sportlehrern in der Kadettenschule war der in Helsinki geborene und in Schweden aufgewachsene Onni Niskanen. Er war nebenbei Journalist, schrieb für europäische Zeitschriften Reportagen über Äthiopien und den sagenumwobenen Kaiser Haile Selassie, den er öfter interviewte. Irgendwann habe er den jungen Rekruten beiseitegenommen und ihm geradeheraus eine Frage gestellt: „Willst du, dass dein Land eine olympische Medaille gewinnt?“
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iese Geschichte hatte Abebe Bikila nach seinem fulminanten Sieg in Rom jedem Journalisten ins Mikrofon oder in den Notizblock erzählt. Er schwöre, sagte er, er habe nicht gewusst, was die Olympischen Spiele seien. Aber dass sein Land irgendetwas gewinnen solle, das sei ihm ganz richtig erschienen. Also habe er gesagt: „Ja, das will ich.“ Onni Niskanen erzählte, dass er, schon als er Abebe zum ersten Mal über die Aschenbahn laufen sah, gewusst habe – nicht gehofft, nicht geahnt, nein, gewusst –, dieser junge Mann wird der Welt beweisen, dass die Muskeln schwarzer Menschen nicht nur für Sprints, sondern auch für lange Strecken etwas taugen. Dies war nämlich die allgemeine Meinung, seit der schwarze US-Sprinter Jesse Owens bei den Spielen in Berlin 1936 den 100-Meter-Lauf, den 200-Meter-Lauf, den Weitsprung und mit der 4-mal100-Meter-Staffel gewonnen hatte. Von nun an trainierte Niskanen den jungen Sportler.
Querschnittslähmung. Der berühmteste Läufer der Welt würde von nun an im Rollstuhl sitzen. 70
Bei den äthiopischen Armee-Meisterschaften 1958 lief Abebe Bikila dem Landesmeister im Marathon, einem Helden der Nation, Wami Biratu, davon. Ja, er lief ihm davon! Und wieder entschuldigte sich Abebe. Er entschuldigte sich bei Wami Biratu, weil der Abstand gar so groß war. Er habe nicht zurückgeschaut, sagte er, er habe gedacht, Wami sei dicht hinter ihm. Tatsächlich hatte er den König der Langstrecke um zwei Stadionrunden abgehängt. Ein erstes Ziel hatte Onni Niskanen erreicht: Sein Schützling sollte Äthiopien bei den Olympischen Spielen in Rom vertreten. Und dann in Rom hängte Abebe Bikila die Besten der Welt ab. Als der Zweite hinter ihm ins Ziel lief und vor Erschöpfung auf die Knie fiel, gab er bereits sein erstes Interview. In seiner Heimat wurde er wie der Erlöser eines ganzen Kontinents empfangen – die erste Medaille für Afrika, und dann gleich eine goldene!
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ier Jahre später in Tokio gewann Abebe Bikila wieder Gold und stellte mit einer von den damaligen Experten als schier unglaublich bezeichneten Zeit den eigenen Weltrekord ein. Das war umso erstaunlicher, als wenige Tage vor dem Bewerb noch gar nicht sicher gewesen war, ob er überhaupt antreten würde. Ihm war nämlich einen Monat zuvor der Blinddarm herausgeschnitten worden. Kaiser Haile Selassie empfing den Sieger, und er hatte ein Geschenk für ihn: einen VW Käfer. Das löste weltweit einigen Spott aus. Dass ein Monarch, der selbst in ungeheurem Protz und Prunk lebte, der sich „König der Könige“ nannte, der 225. Nachfolger des biblischen Königs Salomon, dem Idol eines ganzen Kontinents nicht mehr spendierte als den sprichwörtlichen Wagen des kleines Mannes, das wurde doch als ziemlich schäbig empfunden. Bei den Spielen 1968 in Mexico City trat Bikila noch einmal an, musste aber nach fünfzehn Kilometern wegen eines Ermüdungsbruchs im linken Fuß aufgeben. Sein Teamkollege Mamo Wolde gewann, und Abebe freute sich darüber wie über einen eigenen Sieg. Sitzend, den verletzten Fuß auf einem Stuhl hochgelagert, hielt er im Camp für seinen Freund eine Gratulationsrede. Mamo Wolde sagte, er werde sich in vier Jahren bei den Spielen in München revanchieren. Dazu kam es nicht. Ein Jahr nach Mexiko überschlug sich der VW Käfer, als Bikila einer Gruppe Studenten auswich, die ausgerechnet gegen jenen Mann demonstrierten, der das Auto bezahlt hatte. Abebe war schwer verletzt, der Kaiser ließ ihn zur Behandlung nach England bringen. Querschnittslähmung. Der berühmteste Läufer der Welt würde von nun an im Rollstuhl sitzen. Sein Kommentar, noch im Krankenhaus in London: „Es war Gottes Wille, dass ich bei Olympia gewonnen habe. Und es war Gottes Wille, dass ich diesen Unfall hatte. Ich habe diese Siege akzeptiert, und ich akzeptiere diese Tragödie.“
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Er ließ sich einen Bogen bringen und bat, im Hof des Therapiezentrums eine Scheibe aufstellen zu dürfen. Als Kind hatte er Bogenschütze werden wollen. Mit Pfeil und Bogen, so war erzählt worden, hätten die Äthiopier gemeinsam mit den Engländern die italienischen Truppen verjagt. Bereits wenige Monate später nahm er an einem Wettbewerb teil und belegte unter hundert Schützen den siebten Platz. Sein Freund und ehemaliger Trainer Onni Niskanen lud ihn nach Skandinavien ein, um dort – jeder fand das absurd! – ein Schlittenhunderennen zu absolvieren. Niskanen wurde vorgeworfen, er mache den größten Athleten seiner Zeit zu einer Witzfigur. Aber der Freund kannte Abebe besser. Sie hatten sich gemeinsam im Fernsehen ein Rennen mit den Hunden angesehen. Abebe habe gesagt: „Sieh doch, bei diesem Rennen kann man sitzen!“ Es sei sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, bei so einem Rennen dabei zu sein. Als Aktiver. Im Schnee. Onni Niskanen erinnert sich: „In der Nacht vor dem Start bin ich in den Hundezwinger gegangen und habe mit den Tieren gesprochen. Ich habe gesagt: Hört her, ihr habt morgen die Ehre, den größten Läufer der Welt zu ziehen. Macht das gut!
Kaiser Haile Selassie hatte ein Geschenk für ihn: einen VW Käfer. Das löste weltweit Spott aus. Macht das verdammt gut! Sonst bin ich sehr böse auf euch!“ Die Hunde machten es gut. Das Rennen ging über 25 Kilometer, und Abebe Bikila aus dem viele tausend Kilometer südlichen Äthiopien war am Ende der Sieger.
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m 20. Oktober 1973 starb der Athlet Abebe Bikila im Alter von einundvierzig Jahren an den Spätfolgen seines Autounfalls. Zu seiner Beerdigung in Addis Abeba kamen 75.000 Menschen. Der Kaiser ordnete eine mehrtägige Staatstrauer an. Haile Gebrselassie, Olympiasieger und Weltmeister, sagt über Abebe Bikila: „Er ist eine afrikanische Ikone und mein persönlicher Held. Ohne ihn wäre ich immer noch ein Bauer in den Bergen von Arsi.“
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TIM MARCOUR
Ski-Pro Tao Kreibich und Fieberbrunn: eine Freeride- Lovestory in drei Routen
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GUIDE Reisen
„Fieberbrunn ist einzigartig. Du bist hier mitten im Gelände und kommst mit den Liften praktisch überall hin.“ Tao Kreibich, 22, Freeride-Pro
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Üben für den richtigen Dreh: Tao trainiert in Fieberbrunn für kommende Contests.
„Im Startzelt war ich richtig nervös – nicht nur weil es das steilste Face der Saison war, sondern auch weil ich als einziger Rider für Österreich oben stand. Zum Glück war Marcel Hirscher am Gipfel, der hat mich motiviert.“ Bei seinem Run riskierte Tao viel, sprang gleich zu Beginn über einen Gap (eine Felsspalte) von zehn Metern. „Das war echt tricky. Die Anfahrt war blind, ich konnte die Landung nicht sehen. Zum Glück habe ich den Sprung perfekt erwischt und den Run gut ins Ziel gebracht.“ Tao, hast du auch ein paar Tipps für uns Normalos? Wenn wir vielleicht einmal nicht so Lust haben auf Zehn-Meter-Gaps
mit blinder Anfahrt? Tao lacht. „Klar, die Wildseeloder-Runde. Einer meiner absoluten Lieblingsruns. Sie beginnt bei der Hochhörndl-Bergstation und führt unter das Contest-Face. Anders als beim Wettbewerb bleiben dir hier die steilsten Passagen erspart.“ Auch Taos zweite Lieblingsroute beginnt bei der Hochhörndl-Bergstation. „Hinunter zum Hörndlinger Graben gibt es drei, vier extrem schöne Ridges (Rücken, Anm.). Super für schnelle, lange Turns. Die Tree-Runs sind hier genial, sogar bei schlechtem Wetter. Mit den Bäumen hat man einen super Kontrast.“ Im oberen Hangdrittel werden aus einer Route zwei, das verdoppelt den Anreiz für mehr THE RED BULLETIN
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enn Tao Kreibich an Fieberbrunn denkt, wird ihm warm ums Herz. Kein anderer Ort hat die Karriere des 22-jährigen FreeridePro so geprägt. Er war 16, als er als Rookie in Fieberbrunn den zweiten Contest seiner Karriere fuhr. Und erst vor wenigen Monaten brachte ihm eine geniale Fahrt vom Wildseeloder seinen bisher größten Erfolg: Platz fünf bei der Freeride World Tour, gleich in seiner ersten Saison als Profi. Österreichs einziger Starter in der Freeride World Tour, der Champions League der Freerider, verbindet aber nicht nur Karriere-Meilensteine mit Fieberbrunn, sondern auch viele unvergessliche Powder-Tage mit Freunden. „Es ist ein einzigartiges Skigebiet“, sagt er. „Hier im Backcountry zu fahren ist pures Vergnügen – im wahrsten Sinn des Wortes.“ Denn Fieberbrunner Freeride-Tage verlangen nicht nach einer Tourenausrüstung und fordern kaum Zeit für mühsame Aufstiege. „Du bist mitten im Gelände und kommst mit den Liften praktisch überall hin.“ Taos persönliche Fieberbrunner Lieblingsroute? Das ist klar. Er zeigt mit dem Skistock aufs Gipfelkreuz des Wildsee loders auf 2.117 Metern, auf jenen Spot, von dem aus er mit seinem legendären Run den Durchbruch auf der Tour schaffte.
GUIDE Reisen
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REICHKENDLKOPF HÖRNDLINGER GRABEN WILDSEELODER-RUNDE Skilift
Die besten Freeride-Routen Fieberbrunn ist ein Garant für grenzenlosen Freeride-Fun, wenn man sich an die Regeln hält. Tao: „Die alpinen Gefahren darf man nie unterschätzen. Mit einem Skiführer gehst du auf Nummer sicher.“ Der Klassiker DIE WILDSEELODER-RUNDE Viele Varianten von leicht bis mittelschwer. Wer noch einen draufsetzen möchte, steigt mit einem Skiführer auf und fährt die von der Freeride World Tour bekannten Faces Wildseeloder und Marokka. Start Hochhörndl 4er Ziel Lärchfilzen 4er Höhenmeter 902 Schwierigkeit
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Für lange Turns DER HÖRNDLINGER GRABEN Zwei landschaftlich wunderschöne Powderruns, die sich besonders für zügige und lange Schwünge eignen. Wer unten noch etwas Speed hat, muss auf dem Ziehweg zu den Tirol-S-Bahnen auch nicht großartig schieben. Start Hochhörndl 4er Ziel Tirol S I + II Höhenmeter 939 Schwierigkeit Der Geheimtipp DER REICHKENDLKOPF Auf der Nordseite des Reichkendlkopfs bleibt der Schnee auch noch locker, wenn die Sonne ihn anderswo schon etwas schwerer macht. Steiler Einstieg mit großem Schattenhang und neuem Blick auf den Hörndlinger Graben. Start Hochalm 6er Ziel Tirol S I + II Höhenmeter 839 Schwierigkeit
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Die nächste Backcountry-Abfahrt ist immer nur Schritte entfernt. THE RED BULLETIN
Mit dem Auto aus dem Norden über die A12/InntalAutobahn, Abfahrt KufsteinSüd. Weiter auf der Landesstraße 173 und der Bundesstraße B178 nach St. Johann in Tirol, weiter auf der B164 nach Fieberbrunn. Vom Westen auf der A12, Ausfahrt Wörgl-Ost, dann Richtung St. Johann in Tirol und Fieberbrunn.
Mit der Bahn von München oder Salzburg über Rosenheim–Kufstein–Wörgl nach Fieberbrunn. Aus West österreich: ab Innsbruck ca. 90 Minuten. Termine zum Merken: Freeride World Tour 2021 in Fieberbrunn und das Free ride Testival in Saalbach im März. Infos und Programm: fieberbrunn.com
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GUIDE Reisen
Auch wenn es leicht aussieht, ein bisschen Vorbereitung und Planung erfordert die Fahrt im Gelände schon. „Ich schau mir in der Früh den Lawinenlagebericht an. Pieps – also das Lawinenverschütteten-Suchgerät –, Schaufel, Sonde und Airbag habe ich sowieso immer dabei.“
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Von Kakao bis Kasspatzln
Gut essen und trinken in Fieberbrunn? Hier sind Taos Tipps. In der Früh: BÄCKEREI MAISINGER „Wenn ich am Morgen von Innsbruck nach Fieberbrunn fahre, dann ist mein erster Fixpunkt die Bäckerei Maisinger. Die hat schon offen, bevor die Lifte laufen. Kakao und Nusskipferl sind dort einfach genial.“
Freeride-Pro Tao Kreibich auf Insta: @tao_kreibich
ist die Sonne erst spät drinnen und der Schnee super, selbst wenn es wärmer wird.“ Tao hat nicht zu viel versprochen. Der Schnee bleibt pulvrig und leicht wie in der Früh. Nur die Oberschenkel werden allmählich schwer. Für den ausgezeichneten Schlaf ein kleiner Preis.
Zu Mittag: WILDALPGATTERL „Das Wildalpgatterl liegt mitten im Skigebiet von Fieberbrunn und bietet gute Hausmannskost. Wenn ich dort einkehre, nehm ich meistens das Wiener Schnitzel oder – noch besser – die Kasspatzln.“ Nach dem Skifahren: BIWAK BY D&D „Wenn wir nach einem langen Backcountry-Tag noch etwas trinken gehen wollen, dann machen wir das im Biwak by D&D. Die Bar ist direkt bei der Streuboden-Talstation, super zum gemütlichen Chillen auf der Terrasse.“ THE RED BULLETIN
TIM MARCOUR
maliges Fahren in den Graben. „Alleine hier habe ich locker vier, fünf Runs. Außerdem gibt’s auch Cliffs im Wald, echt selten, für Sprünge ideal.“ Weil das mit den Sprüngen doch eher was für Profis ist, zeigt Tao nach dem dritten Run zur Gondel des Tirol-S-II-Lifts. Die Umlaufbahn verbindet seit 2015 Fieberbrunn mit den Partnerorten Saalbach, Hinterglemm und Leogang und hat den Komfort im Skigebiet auf ein neues Level gehoben. Wo früher der Bus durch die Täler fuhr, ist man jetzt in wenigen Minuten in Hinterglemm. Und damit auch nicht mehr in Tirol, sondern bereits in Salzburg. Über 120 Seilbahnen und Lifte stehen zur Wahl (mit der Alpin Card gibt’s einen Skipass für alle Regionen), darunter auch der Reichkendlkopf in Hinterglemm, der Startpunkt für Taos Geheimtipp. „Je länger der Tag wird, umso mehr muss man den Powder suchen.“ Was tut man also ab 13 oder 14 Uhr? Man findet den besten Schnee in den Nordhängen. „Vom Reichkendlkopf gibt’s eine schöne Powderabfahrt in den Hörndlinger Graben, nur die Einfahrt ist ein wenig steil“, sagt Tao. „Ein riesiger Schattenhang, da
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GUIDE Fitness
Runner’s High Blinder Ehrgeiz war gestern, sagt Nike-Cheftrainer Cory Wharton-Malcolm. Sein Gegenvorschlag: Kreativität, Improvisation und eine kräftige Prise Drum ’n’ Bass. Sein Gesicht wirst du nicht kennen, aber wenn du regelmäßig läufst, hat dich Cory Wharton-Malcolm womöglich schon einmal angefeuert. Der 41-jährige Londoner ist Cheftrainer der Nike-App „Run Club“. Seine Stimme erklingt, wenn du bestimmte Punkte auf deiner Strecke erreichst. Die angenehme Überraschung: Wharton-Malcolm bellt nicht etwa wie ein Drill-
Cooler Trainer: Cory Wharton-Malcolm
Sergeant, seine weiche Stimme bedankt sich stattdessen bei den Läufern oder motiviert sie. Diese Taktik entspricht Wharton-Malcolms Philosophie: Trainieren, sagt er, gelte als zu ernste Angelegenheit, Leistung werde zu wichtig genommen, und alle wollen immer nur gewinnen. Ganz unrecht hat er damit nicht. Eine Studie zeigt: Mehr als 35 Prozent der Kinder in
Wecke deinen Vibe! Die Tipps von Coach Cory für dein Home-Workout. 1. Such dir Musik aus, bei der du Lust bekommst, herumzuhüpfen, lauter zu drehen oder mitzusingen. 2. Lass locker: Geist, Körper und Stimmbänder lassen sich mit leichten Bewegungen lockern. Spring auf den Zehen hin und her und flüstere drei-, viermal: „Vibes, Vibes, Vibes.“ 3. Wähle ein Werkzeug, das deinen Vibe weckt: Ich mag am liebsten meine Holzlöffel. 4. Spring weiter! Aber jetzt erwacht auch dein Werkzeug zum Leben, tanz mit ihm. Beweg deinen Oberkörper irgendwie – so, wie es sich richtig anfühlt. Ich nenne das die „Köchelphase“.
Aufwärmtraining: Wharton-Malcom mit seiner Laufgruppe.
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5. Und jetzt beweg deinen ganzen Körper zur Musik! Wenn du mit deinen Vibe-Werkzeugen trommeln willst, bitte sehr. Wenn du sie als Flügel tragen möchtest, flatter ruhig damit. Hauptsache, die Musik reißt dich wirklich mit.
Trainiere mit Cory auf Instagram: @bitbeefy THE RED BULLETIN
GEORGE TEWKESBURY, DAVID STEGENGA
TRAINING
den USA, die mit einem Sport anfangen, hören nach dem ersten Jahr wieder auf. Der Hauptgrund: Es macht ihnen keinen Spaß. „Als ich mit dem Laufen anfing, wurde mir sehr bald langweilig“, sagt Wharton-Malcolm. „Also habe ich ein Spiel daraus gemacht.“ Eine Regel lautete: beim Anblick einer Laterne lossprinten. Eine andere: Barrenstütze machen, sobald du zwei Parkbänke siehst. 2012 gründete Wharton-Malcolm Track Mafia, eine Laufgruppe, in der er seinen Ansatz erprobte. „Ich weiß nicht, wie lange eine Laufeinheit sein wird“, erklärt er. „Sobald ihr meinen Pfiff hört, lauft ihr los. Beim nächsten bleibt ihr stehen. Laufen mit mir ist wie das Leben: Du kannst dich noch so gut vorbereiten, alles kann passieren.“ 2018 zierte Cory WhartonMalcolm die Titelseite der „Runner’s World“, er wurde als Pionier gefeiert. Dieses Jahr hat er seine Philosophie auf das Home-Training ausgeweitet. Seine Workouts – genannt „Vibercise“ – auf Instagram machen süchtig. Jede Session dauert zwei Minuten, trainiert wird mit Haushaltsgeräten wie Löffeln, Schüsseln und Backblechen, dazu läuft Drum ’n’ Bass. „Während des Lockdowns hatten die meisten Menschen keinen Zugang zu Fitnessgeräten. Ich bin ja ein alter Raver und wollte diese Erfahrungen nutzen, um das Leben der Leute aufzuheitern“, sagt der Lauf-Guru. „Angeblich schüttet ja der Körper beim Training diese ganzen Chemikalien aus, die uns glücklich machen sollen. Das vergessen wir leider manchmal.“
FLORIAN OBKIRCHER
„Laufen mit mir ist wie das Leben: Alles kann passieren.“
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GUIDE Gaming ERFOLGSTIPPS
Game-LifeBalance Der Brite Liam Lunt ist der TopVerdiener bei „Call of Duty: Warzone“. Uns verrät er, was er als Profi über das Gaming-Business gelernt hat.
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Showdown bei „Call of Duty: Warzone“. Offroader gegen Helikopter, das ist Brutalität!
Hier verrät uns Lunt fünf wichtige Lektionen, die er als Pro-Gamer gelernt hat.
Pushe dich selbst Viel Spielzeit für sich verbuchen zu können ist wichtig, um besser zu werden, aber fast noch entscheidender ist Selbstvertrauen. Lunt: „Wenn ein Gamer die Nerven verliert, kann ihn eine Millisekunde Unaufmerksamkeit das ganze Spiel kosten. Wenn ich die Karte betrete und da warten 150 Leute, muss ich mir einreden, dass ich der Beste bin. Schaffe ich das, kann eigentlich nichts schiefgehen.“
Finde deinen Rhythmus
Das Livestreaming habe sein Spiel verbessert, sagt Lunt: Es habe ihn geerdet. „Die Leute in meinem Feed kennen mich und sagen mir, wenn ich nicht ich selbst bin. Es gibt welche, die haben schon 16 Stunden am Stück mit mir verbracht. Ich streame nur, damit mir andere zuschauen können. Wie viele Follower ich habe, interessiert mich nicht.“
„Ich war so tief drin in dem Spiel, dass es mir vor ein paar Monaten echt schlecht ging“, gesteht Lunt. Der Clou sei, zu verstehen, dass man eine Struktur brauche – wenn auch mit eher untypischen „Arbeitszeiten“. „In Großbritannien sind die Streams tagsüber nicht so aktiv. In der Nacht, wenn ich mit meinen Freunden in Amerika spiele, bin ich am glücklichsten. So bekomme ich Routine und einen guten Schlafrhythmus.“
Wage ein Risiko „Als ich mit dem VollzeitGaming angefangen habe, hat die Community zu mir gesagt: ,Du kannst nicht ewig „Call of Duty“ spielen.‘ Meine Freunde haben gesagt: ‚Werd erwachsen, geh arbeiten.‘ Und letztlich hat mich auch noch meine Freundin verlassen. Aber ich habe Geld verdient und mir gedacht: Wenn mir Leute zuschauen können, verdiene ich noch mehr. Mein Kumpel Tommo wollte seinen PC verkaufen und hat zu mir gesagt: ‚Zahl den ruhig in Raten, ich helfe dir mit dem Streamen.‘ Das war im Mai 2019, und heute geben meine Freunde zu, dass ich recht hatte.“
Sei ein Vorbild Die Außenwahrnehmung von Gamern ändere sich gerade, beobachtet Lunt – nicht zuletzt wegen des Lockdowns. Die Haltung der Leute zu Videospielern ist nun weniger hart. „In den letzten Monaten waren viele Liverpooler in meinem Stream. Es hilft mir enorm, dass die eigene Stadt mich unterstützt. Vor dem Lockdown hat mich in Liverpool kaum jemand gekannt. Jetzt bin ich der wichtigste Gamer der Stadt.“ „Call of Duty: Warzone“ ist frei zum Download für PC, PS4 und Xbox One. Liam Lunts Livestreams finden sich auf twitch.tv/jukeyz THE RED BULLETIN
TOM GUISE
Erfolgsstory: Die Karriere des Pro-Gamers Lunt begann auf einem Leihcomputer.
Verbiege dich nicht
ACTIVISION
2020 hat uns manches gebracht, was wir lieber vergessen wollen, aber immerhin: Videospiele haben uns gerettet. Online miteinander zu zocken war in den vergangenen Monaten für viele Menschen eine Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben, Spaß zu haben und – zumindest vir tuell – „rauszukommen“. Kaum ein Game hat heuer mehr Furore gemacht, als „Warzone“. Bereits im August verzeichnete die kostenlose Battle-Royale-Variante des Egoshooters „Call of Duty: Modern Warfare“ 75 Millionen Spieler. Einer davon war der 23jährige Liam Lunt aus Liverpool. Nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Warzone“ im März gewann Lunt im Rahmen eines Benefizturniers zugunsten der Covid-19-Hilfe 60.000 Dollar. Im Mai holte sich sein Team 50.000 Dollar im großen Finale, gefolgt von 33.000 Dollar in einem weiteren Benefizspiel, in dem 100.000 Dollar an eine gemeinnützige Organisation gingen. Das machte Lunt zum bestverdienenden Gamer unter sämtichen „Warzone“Spielern. Eine beeindruckende Statistik, besonders wenn man bedenkt, dass er seinen ersten Tausender (mit der Vorversion „Call of Duty: Black Ops 4“) kaum ein Jahr zuvor gewonnen hatte. Den Computer hatte er als Darlehen von einem Freund erhalten. Kurzerhand kündigte Lunt seinen Job in einer Ölraffinerie, wurde Vollzeitgamer und streamte auf Twitch unter dem Namen Jukeyz.
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FÜR NOCH LÄNGERE TRAIL-ACTION
HUSQVARNA E-BICYCLES/MARTIN ERD
Ein absoluter Allrounder und eines der beliebtesten Modelle von Husqvarna E-Bicycles: Das Mountain Cross 7 erhält mit dem innovativen Mittelmotor Shimano EP8 eine neue Motorgeneration, die das TrailAdventure auf ein neues Level hebt.
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husqvarna-bicycles.com
Kompakt & leistungsstark Der Trail-Modus nutzt die 85 Nm des EP8 Antriebs, um den E-Biker in schwierigen Passagen sicher und zuverlässig zu unterstützen. Die einzelnen Unterstützungsmodi sind dabei optimal aufeinander abgestimmt.
Mehr Power & perfekte Dosierbarkeit Mit dem auf 85 Nm erhöhten maximalen Drehmoment lassen sich jetzt die steilsten Anstiege bezwingen und die härtesten Trails meistern. Der EP8 bietet unmittelbar verfügbare Power und erlaubt dem Fahrer eine optimale Kontrolle.
Höhere Akkukapazität Um das Adventure zu verlängern, hat Shimano die Akkureihe mit einer Kapazität von 630 Wh erweitert. Nach 1.000 kompletten Ladezyklen haben die Akkus, die das EP8-System antreiben, immer noch 60 % ihrer Maximalkapazität.
Individuelles E-MTB-Erlebnis Mit der E-TUBE PROJECT App lassen sich die Einstellungen des Systems an die Gegebenheiten jeder Tour und die Vorlieben des Fahrers anpassen. Diese können unter zwei Nutzerprofilen gespeichert und abgerufen werden.
GUIDE E-Bikes
BoomBikes Die beste Erfindung seit … jawohl, des Fahrrads: Diese E-Bikes definieren unseren Lieblingssport neu. Text WERNER JESSNER
ENDURO
Eins für alles HUSQVARNA Hard Cross 8 Die Geometrie: ein gut abgestimmter Kompromiss aus UphillTauglichkeit und Downhill-Kompetenz. Die leistungsstarke Motorunterstützung (85 Nm) macht Lifte vielerorts überflüssig, und der großzügige Federweg (180 mm) lässt Abfahrten auch auf den steilsten Passagen zu. Und: Dank seiner Akku-Kapazität von 630 Watt ist das HC8 gut gerüstet für lange Trail-Abenteuer. 6499 Euro; husqvarna-bicycles.com 82
GOLDENE GRÖSSE Breite Laufräder mit 27,5 Zoll haben sich o≠road als ideal herausgestellt: wendiger als 29 Zoll, und doch stabil.
THE RED BULLETIN
GUIDE E-Bikes
ENDURO PLUS
Schwerpunkt Speed KTM Macina Prowler Exonic
STOLZ AUF HOLZ MY ESEL E-TOUR Rahmen made in Österreich aus nachwachsender Kernesche, dazu eine Carbon-Gabel und ein elektrischer Hinterradnabenmotor, der mit 250 Watt Steigungen planiert – dank 400-Wh-Akku bis zu 110 Kilometer weit. Ab 3490 Euro; my-esel.com
Hart am Downhill-Bike: Das Topmodell von KTM Bikes (die übrigens nichts mit KTM Motorrädern zu tun haben) zeigt mit seinem CarbonRahmen, ausgesprochen abfahrtsorientierten Komponenten und einer interessanten Mischbereifung aus 29 Zoll vorn und 27,5 Zoll hinten den Weg ins extreme Gelände. Mit dem verbauten BoschAntrieb sollten rund 80 Kilometer Gelände-Reichweite drin sein. 9499 Euro; ktm-bikes-online.at FEDERT FEIN In wirklich hartem Gelände funktionieren Stahlfeder-Dämpfer feinfühliger als solche mit Luft.
EKLEKTISCH ELEKTRISCH AMPLER CURT Sieht aus wie ein 10-Gang-Citybike (oder wahlweise ein Singlespeed mit Zahnriemen-Antrieb), wiegt in seiner leichtesten Variante nur 13,5 Kilo und ist doch elektrisch: Der Akku wurde beinahe unsichtbar in den schlanken Alurahmen integriert, der 250-Watt-Motor steckt in der hinteren Nabe. 2817 Euro; amplerbikes.com
ANHÄNGERTAUGLICH Unüblich für ein „echtes“ E-MTB: Das R-Raymon ist serienmäßig für (Kinder-) Anhänger gerüstet.
ENDURO
Endlose Trails R RAYMON Trailray E-Seven 11.0
VOLLES ROHR VANMOOF ELECTRIFIED S3 Hier ist alles in die dicken Rahmenrohre integriert: 504-Wh-Akku, automatisches Getriebe, Lichtanlage und Diebstahlschutz. Nur der 250-Watt-Motor befindet sich in der vorderen Nabe. Ab 1998 Euro; vanmoof.com THE RED BULLETIN
Das Know-how der jungen deutschen Marke stammt aus dem kompetenten Haibike/Husqvarna-Umfeld, und das merkt man auch: Yamaha liefert Antrieb und Kommandozentrale, alle Komponenten sind aus gutem Haus: Fox, SRAM, FSA, Schwalbe. Die Geometrie ist klassisch sportliches Enduro, Motor (250 Watt) und Akku (630 Wh) reichen für (fast) jede Tour. 5599 Euro; r-raymon-bikes.com 83
GUIDE Lesestoff
Modus Operandi Das Gesetz der Serie macht viele Krimi-Autoren zu Wiederholungstätern. Gefragt ist die Balance zwischen Unerwartetem und Bewährtem – und die beherrscht kaum jemand so perfekt wie US-Autor Harlan Coben. Text JAKOB HÜBNER
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as Geheimnis erfolgreicher Krimireihen lässt sich salopp auf zwei Grundsätze eindampfen. Erstens: Der Plot muss den Leser fesseln. Zweitens: Das Setting muss den Leser binden. Gerade in der Spannungsliteratur tummeln sich daher unzählige Autoren, die eigentlich immer das Gleiche tun – aber nur wenige, die dabei nichts falsch machen. Ein wahrer Akrobat bei diesem heiklen Balanceakt zwischen Unerwartetem und Bewähr-
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tem ist der 1962 in New Jersey geborene Bestsellerautor Harlan Coben, der hierzulande immer noch als Geheimtipp gehandelt wird. Was verblüffend ist. Immerhin schaffte es Coben, der vorzugsweise im Grenzbereich zwischen Krimi und Thriller agiert, als Erster seiner Zunft, die drei wichtigsten US-Krimipreise (Edgar Award, Shamus Award, Anthony Award) am Stück abzuräumen. Und nicht zuletzt ist er seit mehr als 20 Jahren Stammgast auf der „New York
Times“-Bestsellerliste und wird in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Der erste Schritt zum „Mordserfolg“ in Serie ist bekanntlich ein charismatischer Ermittler. Das wussten schon Genre-Altmeister wie Agatha Christie oder Georges Simenon. Im Fall von Harlan Coben übernimmt diese Rolle Myron Bolitar – wenngleich auf eine recht unkonventionelle Art. Myron, der seinen Premierenauftritt im Jahr 1995 hatte, ist nämlich gar kein richtiger Ermittler – sondern ein ehemaliger Basketballstar und nunmehriger Sportagent, der neben einem HarvardAbschluss in Jus auch ein untrügliches Gespür dafür besitzt, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn THE RED BULLETIN
VINZ SCHWARZBAUER
SERIEN-MEISTER
GUIDE Lesestoff
Der erste Absatz aus „Das Spiel seines Lebens“
„Otto Burke, der Großmeister des Schmus, setzte noch eins drauf. ‚Na komm schon, Myron‘, drängelte er mit neoreligiöser Inbrunst. ‚Ich bin sicher, dass wir zu einem Arrangement kommen können. Ihr gebt ein bisschen. Wir geben ein bisschen. Die Titans sind ein Team. Ich würde uns alle gerne als Team sehen, im umfassenden Sinne. Dich eingeschlossen. Ein echtes Team. Was hältst du davon, Myron?‘ Myron Bolitar legte die Fingerspitzen aneinander. Er hatte irgendwo gelesen, dass Menschen, die ihre Fingerspitzen aneinanderlegten, geistreich aussahen. Er kam sich albern vor.“
nicht das Geringste angehen. Außerdem ist er ein ausgewiesener Experte für blöde Sprüche in den denkbar ungünstigsten Momenten. Ihm zur Seite steht sein kongenialer Kumpel Windsor Horne Lockwood III, kurz Win. Der ist stinkreich, unfassbar arrogant, immer bewaffnet, beherrscht so ziemlich alle Kampfsportarten und hat einen ausgeprägten Hang zur Selbstjustiz. Flankiert von ein paar weiteren schrägen Sidekicks, schultern die beiden bisher elf wirklich großartige Pageturner, in denen auch der Humor nicht zu kurz kommt. Aber eben auch nicht zu lang. Parallel dazu lancierte Coben ab 1990 eine zweite, offene Romanreihe, die zwar ohne wiederkehrende Charaktere auskommt, aber dennoch das Gesetz der Serie achtet. Hier setzt Coben auf einen rein thematischen Modus Operandi – es geht immer um vermisste Personen –, sorgt aber mit geschickt eingestreuten Querverweisen dafür, dass sich der Leser sofort „heimisch“ fühlt. Diese Reihe umfasst mittlerweile 17 Bücher – und 17 weitere Beweise für Cobens Meisterschaft, scheinbar lose Handlungsfäden zu einem immer dichteren Netz zu verweben und die Story buchstäblich bis zur letzten Seite auf Zug zu halten. Jeder Krimileser kennt den geradezu kathartischen Moment, an dem man sich (meist begleitet von einem THE RED BULLETIN
etwas infantilen Stolz) denkt: Ha, jetzt hab ich dich! Jetzt weiß ich, wie du das Ganze auflösen willst. Solche Momente erlebt man verlässlich auch in allen Coben-Romanen – und liegt damit ebenso verlässlich immer falsch. Mit dem aktuellen Thriller „Der Junge aus dem Wald“ positioniert Coben nun eine neue Figur auf seinem Spielbrett: den sozialen Außenseiter Wilde. Unterfüttert mit einer mysteriösen „L’enfant sauvage“-Vergangenheit (einer wilden Jugend; Anm.), verfügt dieser mittlerweile erwachsene Titelheld über hochsensible Instinkte, die ihn zu einem brillanten wie unberechenbaren Privatdetektiv machen. Und natürlich ist mit der bis zum Anschlag zynischen Staranwältin Hester Crimstein auch eine alte Bekannte aus dem Coben-Kanon mit an Bord. Das hat Potenzial; dennoch würden wir empfehlen, dort zu beginnen, wo’s losgeht: bei Myron Bolitar und „Das Spiel seines Lebens“.
HARLAN COBEN „DAS SPIEL SEINES LEBENS“ Deutsch von Gunnar Kwisinski. Goldmann
LESETIPPS
Spannende Typen Vier Genre-Querschläger, die jeden Kriminalfall zum Ausnahmefall machen.
DR. SIRI PAIBOUN Der Arzt Dr. Siri wird mit 72 Jahren überraschend zum einzigen Pathologen von ganz Laos ernannt. Allerdings verlagert der charmante Querdenker sein Interesse alsbald weg von den Toten und hin zu der Frage, was diese in ihre ausweglose Lage gebracht hat. Mit seinem Mix aus schrulligen Figuren, farbenprächtiger Exotik und subtilem Humor landete der gebürtige Londoner Colin Cotterill einen Volltreffer, der bisher zwölf Bände umfasst. „Dr. Siri und seine Toten“, Goldmann
THURSDAY NEXT Thursday Next ist eine SpecOps-Agentin, deren Aufgabe es ist, die Literatur vor schurkischen Übergriffen zu schützen – was gar nicht so einfach ist, wenn man in einer alternativen Welt lebt, in der zwischen Literatur und Realität ein munteres Kommen und Gehen herrscht. Die genial durchgeknallte Kultserie (bisher erschienen sieben Bücher) des Walisers Jasper Fforde bietet in jeder Hinsicht ein fantastisches Lesevergnügen. „Der Fall Jane Eyre“, dtv
HARRY DRESDEN Als freiberuflich praktizierender Magier wird Harry Blackstone Copperfield Dresden immer dann von der Polizei als Experte hinzugezogen, wenn in Chicago gerade wieder Dämonen, Vampire, Werwölfe oder noch üblere Kreaturen ihr Unwesen treiben. „Die dunklen Fälle des Harry Dresden“ (bisher 17 Bände) von Jim Butcher vereinen Fantasy und Krimi zu einem düsteren Genre-Crossover, in dem auch der Humor rabenschwarz ist. „Sturmnacht“, Feder & Schwert
MARKUS CHENG Der Wiener Privatdetektiv Markus Cheng hat überhaupt nichts mit einem Chinesen gemein – außer dass er wie einer aussieht. Und da er aus der Feder des unvergleichlichen österreichischen Autors Heinrich Steinfest stammt, hat er auch überhaupt nichts mit einem herkömmlichen Ermittler gemein. Wer skurrilen Humor mit scharfsinnigem Tiefgang mag, wird diesen Mann lieben. Bisher war Cheng fünfmal im Einsatz. „Cheng: Sein erster Fall“, Piper
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Mehrere Termine im UCI MountainbikeWeltcup wurden heuer wegen Corona abgesagt. Dafür kam ein neuer Austragungsort in den Kalender: Lousã in Portugal. Der MTB-Kurs der Kleinstadt ist in der Szene berüchtigt, denn die 2,1 Kilometer lange, sehr abwechslungsreiche Strecke gilt als extrem anspruchsvoll. Ende Oktober reisen hier die weltbesten Downhiller zum Wettkampf an. Live zu sehen auf redbull.tv
26 Oktober WIEN IST SCHLAGFERTIG
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Beim Erste Bank Open 2020 in der Wiener Stadthalle kämpfen erneut zahlreiche Spieler der internationalen Tennis-Elite um wertvolle Weltranglistenpunkte. Allen voran Österreichs frischgebackener US-Open-Sieger Dominic Thiem (Bild), der das wichtigste Turnier des Landes im Vorjahr zum ersten Mal gewinnen konnte. Apropos Vorjahr: Thiems Wien-Finalgegner 2019, der Argentinier Diego Schwartzman, hat sein Kommen auch 2020 bereits zugesagt. erstebank-open.com
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Oktober VON AUSTRIA BIS AUSTRALIEN Eine unglaubliche Reise: Die österreichischen Abenteurer Andreas Buciuman und Dominik Bochis schlugen sich auf ihren Fahrrädern von Österreich nach Australien durch, 18.000 Kilometer in 11 Monaten – und filmten mit. Als Produzenten konnten sie Oscar-Preisträger Josef Aichholzer („Die Fälscher“) gewinnen. Das geniale Roadmovie läuft seit 9. Oktober in den Kinos. austria2australia.com 86
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10. bis 1. 11. TALWÄRTS MIT HIGHSPEED
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Dezember ANGEWANDTE KUNST
Im Linzer Hafen kann man im „Mural Harbor“ einerseits Europas größte Outdoor-GraffitiGalerie im Freien bestaunen. Zum anderen im „Museum auf Zeit“ Werke von international renommierten Urban Artists – wie etwa dem australischen Künstler Lush Sux – ansehen. Letzteres aber nur bis zum 12. 12. dieses Jahres. Nicht verpassen! muralharbor.at THE RED BULLETIN
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Oktober SCHNELLKURS
Dominic Thiem startete mit „Red Bull Thiem, Set, Match“ eine eigene Turnierserie für ambitionierte Hobbyund Nachwuchsspieler: An sechs Orten in Österreich lösten dabei die besten Teilnehmer ihre Tickets für das Turnier am 25. Oktober in Wien. Die beiden darin ermittelten Finalisten werden tags darauf im Rahmen des Profi-Turniers Erste Bank Open den Champion unter sich ausmachen. Infos: redbull.com/thiem
Zahlreiche Bergaufund Bergab-Passagen prägen den Rennkurs von Alcañiz, Spanien – was die MotoGP-Rennen dort für Fans zu etwas Besonderem macht. ServusTV zeigt den „Teruel GP“ live (Bild: WM-Anwärter Andrea Dovizioso).
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Die Zukunft nimmt Fahrt auf E-Mobilität: Diese neuen Konzepte bringen uns umweltfreundlich und nachhaltig ans Ziel – ohne dass wir dabei die Freude am Unterwegssein vermissen müssten. Text WERNER JESSNER
Die Kunden wollen einen Kühlergrill, obwohl E-Autos keinen Kühler haben. Kriegen sie!
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GUIDE Eco Cars
Stromlinien mit Stil Souveränes Understatement: Technologie von morgen muss nicht um jeden Preis auffallen. Manchmal kommt Evolution unvermittelt auf ganz leisen Sohlen. GOLFSTROM
HYBRID
VW ID.3 Das soll der kommende globale E-Bestseller werden: Die Systemleistung beträgt 204 PS, die Reichweite mit dem größten Akku bis 549 Kilometer. Innen? Luftig aufgeräumt, modern, natürlich Sprachsteuerung und Touchscreen, dazu ein LED-Band, das diverse Funktionen zusätzlich über Farben kommuniziert. volkswagen.at
87 Pferde dazu? Volvo V60 Recharge Die Plug-in-Variante der StyleIkone kombiniert die gediegenen Vierzylinder-Benzinmotoren der Serie (253 bzw. 303 PS) mit einem 87 PS starken Elektromotor. Das Besondere: Leistung wird nicht für Topspeed-Exzesse genutzt, sondern für souveräne Beschleunigung. Die Spitze ist auf (ohnehin ausreichende) 180 km/h im Verbrennerund 125 km/h im E-Modus begrenzt. volvocars.com
FAHRMODI Der Fahrer kann den Grad an elektrischer Unterstützung in diversen Stufen wählen.
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Steiler Styler Audi Q4 e-tron concept Wiewohl offiziell noch ein Konzeptfahrzeug, wird sich die Serienversion 2021 nicht dramatisch von diesen Bildern unterscheiden. Fix: Die elegante Coupé-Variante des normalen Q4 wird wie der klassische Bruder 225 kW (306 PS) Leistung bieten und eine maximale Reichweite von 450 Kilometern schaffen. Für die Umsetzung der sportlichen Optik auf der Straße sorgen 22-Zoll-Felgen, ein extralanger Radstand und ein perfekter Schwerpunkt dank der Positionierung der Batterien zwischen den Achsen. audi.at THE RED BULLETIN
Der erste Elektrische des SportAblegers von Seat wird in Deutschland gebaut und basiert auf demselben Baukasten wie der VW ID.3 oder der Škoda Enyaq. Der el-Born ist von den dreien eindeutig am sportlichsten positioniert, Schalensitze und grimmige Optik inklusive. Gut auch: Im Innenraum werden recycelte Materialien verwendet. cupraofficial.at
Die eine Art, wie wir morgen unterwegs sein werden, gibt es nicht. Das mag verwirrend sein, ist andererseits aber ganz schön spannend. 89
GUIDE Eco Cars
Sitzriesen Mehr Übersicht, weniger Aufsehen: Soft-SUVs sind im Prinzip nichts anderes als höher gelegte Pkw – und verbinden damit das Beste aus zwei Welten. DER VORFAHR TOYOTA RAV 4 HYBRID SUV Das SUV vom Hybrid-Pionier überzeugt erstens durch technische Qualitäten und schafft es zudem, die Toyota-Welt ins Digitale zu übersetzen. Die MyT-App kann vorgeplante Routen ans Navi schicken, beherrscht aber auch den umgekehrten Weg: Bei Zielen etwa in Fußgängerzonen übernimmt das Handy automatisch die Zielführung des RAV4. toyota.at
SUVs haben das Image des Bösen abgestreift. Sie sind gar nicht so – nur ein bisschen höher, größer, übersichtlicher.
ELEKTRISCH
Dynamo-Dynamik BMW iX3 Superkompakte Antriebseinheit, deren Motor ohne seltene Erden auskommt, Lithium-Ionen-Hochvolt-Batterie im Unterboden, die Fähigkeit, maximal effizient zu rekuperieren, dazu die bekannten Fahrwerksqualitäten: Der erste vollelektrische X3 kommt mit seinen 286 PS und imposanten 400 Nm Drehmoment über 450 Kilometer weit und fühlt sich dabei immer wie ein echter BMW an. bmw.at 90
GROSSES HERZ FORD KUGA PLUG-IN HYBRID
PACKAGING Im Vergleich zu Verbrennern kann der Antrieb bei E-Autos platzsparend ausgelegt werden – das kommt den Passagieren zugute.
Der Trend zum Downsizing in den letzten Jahren hatte auch Nachteile: Haltbarkeit, Motorbremswirkung, Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten. Dem begegnet der Kuga mit großzügigem 2,5-Liter-Benziner, kombiniert mit E-Motor, der allein 56 Kilometer schafft. Fazit: souveränes Soft-SUV, auf der Kurzstrecke emissionsfrei unterwegs. ford.at THE RED BULLETIN
GUIDE Eco Cars
GUTES KLIMA Eine Wärmepumpe hält nicht nur den Akku im idealen Temperaturfenster, sie wird auch zum Heizen des Innenraums genutzt.
ELEKTRISCH
Starker Bruder Škoda Enyaq iV Aus VWs modularem Elektro-Baukasten entstehen unterschiedlichste Charaktere, unter anderem der erste vollelektrische Škoda-SUV. Der Schwerpunkt bei den Tschechen liegt auf Variabilität und Praktikabilität. Allrad? Kein Problem. Akkugröße? Drei unterschiedliche Dimensionen. In seiner stärksten Variante darf der Enyaq sogar Hänger mit erstaunlichen 1,2 Tonnen ziehen. skoda.at
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GUIDE Eco Cars
Nahversorger Auf Strecken über 200 Kilometern ist man in den meisten Fällen ohnehin mit der Eisenbahn besser aufgehoben. Für den Alltag reichen diese vier Charmeure allemal.
FLÜSTERMODUS OPEL CORSA E Unantastbar-souveränes Design, moderne Hardware mit 337 Kilometer Reichweite und vernünftigen 136 PS, superkurze Ladezeiten (80 Prozent in einer halben Stunde!) und endlich einer, bei dem das Thema Geräuschdämmung im Innenraum konsequent angepackt wurde: Plötzlich hört man sich selbst atmen. opel.at
ZWEITE EBENE PEUGEOT E-208 Technisch ein enger Verwandter des Corsa-e, teilt er dessen technische Grundwerte, gibt sich aber progressiver. Die Armaturen liegen oberhalb des Lenkrads, Infos werden wie Hologramme auf zwei Lese-Ebenen projiziert. Netter Gag, wenn man ihn erst einmal gesehen hat: Das Markenlogo ändert seine Farbe. peugeot.at
ELEKTRISCH
Käpt’n Kork Mazda MX-30 Optisch einzigartig und praktisch noch dazu: die verkehrt angeschlagenen hinteren Türen. Nachhaltig: Der im Innenraum verwendete Kork erinnert an die Anfänge von Mazda als Korkproduzent vor genau hundert Jahren. Seine 145 PS bringen den MX-30 200 Kilometer weit – und das ganz oft. Mazda gibt nämlich eindrucksvolle acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf die Batterie. mazda.at
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DÜRFEN DIE DAS? Ja, denn die „suicide doors“ hinten öffnen nur, wenn auch die vorderen offen sind. Gab es übrigens bereits 2003 beim Sportler RX-8.
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Im Honda e finden sich Touchscreens neben Holz, eine durchgehende Rückbank bietet Platz wie früher, und die Rückspiegel wurden durch Kameras ersetzt. 136 oder 150 PS, 200 Kilometer Reichweite und ein unglaublich geringer Wendekreis von 8,6 Metern: Der Honda e macht alles auf seine eigene Art. honda.at THE RED BULLETIN
AUTOMOBILES PEUGEOT
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GUIDE Eco Cars
Auf Abwegen Seien wir ehrlich: Das Leben ist kein Laufsteg. Warum sollten unsere Autos also so aussehen? Robuste Kandidaten für alle Lebenslagen. NATURBURSCHE JEEP RENEGADE 4×E Wer die berühmten sieben Schlitze im Kühler tragen will, muss Geländekompetenz haben, egal was er sonst so treibt. 130 oder 180 Benzin-PS werken hier an der Vorderachse, während der 60 PS starke E-Motor für die Hinterräder zuständig ist. Damit kommt man überall durch – und rein elektrisch 43 Kilometer weit. jeep.at
LANGSTRECKEN-CHAMP MITSUBISHI OUTLANDER PHEV Voller Tank, voller Akku: reicht für 600 Kilometer. Rekord für HybridSUV mit Allrad! Technisch haben wir es mit einem 2,4-Liter-Benziner und zwei E-Motoren zu tun. Das Zusammenspiel der Allradkomponenten ist übrigens Rallye-erprobt und verteilt Drehmoment und Traktion einzeln für jedes Rad. mitsubishi-motors.at
HYBRID
Gelände-Legende Land Rover Defender P400e
NASSE FÜSSE? Kann immer noch Gelände: Der revolutionärneue Defender kann durch 90 Zentimeter tiefes Wasser waten.
Über Jahrzehnte wurde der Defender mit seiner Alu-Karosserie nahezu unverändert gebaut, aber seit 2020 geht es Schlag auf Schlag: Nachdem die neue Version gut angekommen ist, bietet man künftig erstmals auch einen Plug-in-Hybrid an: 404 PS schaffen Benziner und E-Motor gemeinsam, das reicht für 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h – und das bei einem Auto, dem Luftwiderstand noch immer so egal ist wie damals. landrover.at 94
SOFTER KLASSIKER SUZUKI VITARA HYBRID Seit 32 Jahren gibt es den Vitara, nun kommt er auch mit einem einfachen, niemals nervenden Soft-HybridSystem: Ein 48-Volt-Startergenerator (statt der üblichen 12 Volt) hilft dem 129 PS starken Benzinmotor dabei zusätzlich auf die Sprünge. Ergebnis? Mehr Energie und effizienteres Rekuperieren. suzuki.at THE RED BULLETIN
WELTBILDER Fotos: Susana Girón, João Marcos Rosa, Alessandra Meniconzi, Robbie Shone
Die Fotoausstellung des Terra Mater Magazins
17. September bis 18. Oktober 2020 Eine spektakuläre Reise rund um den Globus, präsentiert in der einzigartigen Atmosphäre des Hangar-7 in Salzburg: Weltklasse-Fotografie in beeindruckendem Großformat. Täglich von 9 bis 22 Uhr – der Eintritt ist frei.
Die Partner der diesjährigen Terra-Mater-Fotoausstellung:
Red Bull Hangar-7 GmbH, Wilhelm-Spazier-Straße 7A, 5020 Salzburg, Österreich www.hangar-7.com
IMPRESSUM
THE RED BULLETIN WELTWEIT
Aktuell erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Auf dem Cover unserer französischen Ausgabe: der Freediver Guillaume Néry, der junge Polynesier bei der Rettung eines Korallenriffs unterstützt. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com
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Chefredakteur Alexander Müller-Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber
THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales & Partnerships Österreich Franz Fellner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o.o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com
THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Österreich Country Project Management Natascha Djodat Media Sales & Partnerships Deutschland Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Daniela Güpner, daniela.guepner@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com Martin Riedel, martin.riedel@redbull.com
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1 FÜR DEN ABENTEUERDURST
Die limitierte Timberline Edition 21 oz Standard Mouth von Hydro Flask ist aus hochwertigem 18/8-Edelstahl hergestellt und hält mit ihrer doppelwandigen Vakuumisolierung Getränke bis zu 24 Stunden kalt und bis zu 12 Stunden warm. Das Gefühl, vor einem knisternden Lagerfeuer zu sitzen, kannst du nun in Form der 621-ml-Isolierflasche in vier herbstlichen Farbtönen auf dein nächstes Abenteuer mitnehmen. hydroflask.com
2 LÄNGERE TRAIL-ACTION
Das Mountain Cross 7 von Husqvarna E-Bicycles erhält mit dem neuen Shimano EP8 eine komplett neue Motorgeneration. Diese ist extrem leistungsstark und dank Akku-Kapazität von 630 Wh auch ausdauernd für lange Trail-Adventures. Durch die Mixed-Bereifung (Vorderrad 29“, Hinterrad 27,5“) meistert der Fahrer schwierige Passagen auf losem Untergrund bergauf wie bergab besser. husqvarna-bicycles.com
3 AUF RICHTIGEN WEGEN
Der neue Supercross Blast GTX® von Salomon überzeugt auf jedem Terrain und bei jeder Wetterlage – egal ob bei Regen, Schnee oder Sonne. Die atmungsaktive, wasserdichte GORETEX® Membran hält die Füße trocken, der anpassbare Sitz mit optimaler Dämpfung sorgt für Laufkomfort. Und dank der Contagrip® TD-Sohle ist man auch auf schlammigem oder unebenem Gelände sicher unterwegs. salomon.com
4 KRAFTPOTENZIAL STEIGERN
Das SENSOBOARD ist mehr als nur ein Balance Board. Das patentgeschützte System made in Germany ermöglicht maximales Reflex- und Koordinationstraining. Das Schwierigkeitslevel kannst du selbst einstellen, bis ans Limit ohne Verletzungsrisiko. Die Boards bestehen fast zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Erhalte 10 Prozent Rabatt mit dem Code „TRBSENSO10“. sensosports.de
NICOLAS MAHLER
N IC OL AS M A H L ERS SPI T Z F ED ERL ICH ES CH A R A K T ER - K A BIN E T T
Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 10. November 2020.
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