The Red Bulletin DE 11/20

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DEUTSCHLAND NOVEMBER 2020 € 2,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

MANUEL LETTENBICHLER Deutschlands entspannter EnduroWeltmeister

B-GIRL JILOU

Die Mut-Botschaft der AusnahmeTänzerin

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KAI LENNY

DER WASSERMANN Der vielseitigste Surfer der Welt und die Wiederentdeckung der Leichtigkeit


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E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

AB INS BLAUE

HELDEN AUF ZWEI RÄDERN

RICHARD HALLMAN (COVER), TYRONE BRADLEY, EVA BERTEN

Quasi aus dem Nichts ist in Nigeria eine BMXSzene entstanden. Fotograf Tyrone Bradley begleitete die Pioniere der Sportart auf der Piste und in ihrem Alltag. Ab Seite 20

Wie gelingt es einem Menschen, nicht bloß in einer Disziplin zu den Besten der Welt zu zählen, sondern in mehreren? Diese Frage kann kaum jemand besser beantworten als der Hawaiianer Kai Lenny, 28, der neben dem Big-WaveSurfen auch im Kite- und Windsurfen sowie im Stand-up-Paddeln internationale Spitze ist. Seine Erklärung: „Sehe ich jemanden etwas Unglaubliches anstellen, möchte ich das auch können. Für mich geht es um die Reise zu diesem Punkt.“ Wie Lenny aus dieser Macher-Mentalität auch noch Leichtigkeit gewinnt, liest du in der Coverstory ab Seite 42. Schauspieler Moritz Bleibtreu, 49, wiederum glaubt, dass jeder eine gewaltige Kraft entfalten kann, wenn er zu seiner Einzigartigkeit vordringt. Wie ihm diese Kraft bei seiner ersten Regie-Arbeit geholfen hat, erzählt er ab Seite 34.

HELD IM NETZ

Warum HollywoodStar Elijah Wood, 39, mit seinem Avatar aus dem Spiel „Animal Crossing“ zu Gast in einer virtuellen Talkshow war, ab Seite 68.

„Alles, was man gut macht, macht man der Sache wegen.“ Enduro-Ass Manuel Lettenbichler, 22, über Erfolg. Ab Seite 60

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

HELDIN AUF DEM WEG ZUR WELTSPITZE

Kleine Ziele sind ihre Sache nicht: B-Girl Jilou, 27, will die beste Breakerin „von allen“ werden. Wie sie sich dabei für mehr Gerechtigkeit auf der Welt engagiert: ab Seite 50

THE RED BULLETIN

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I N H A LT

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The Red Bulletin im November 2020

COVERSTORY

42 WASSER-WUNDERKIND

Kai Lenny surft an der Weltspitze – ob mit Kite, Stand-upPaddleboard oder auf der Big Wave. Was ist sein Geheimnis?

INNOVATOR

58 EXTREMER HÖHENFLUG

IM POWDER Freeride-Ass Tao Kreibich präsentiert Touren in Fieberbrunn, Österreich.

Mit dem Heißluftballon ins Weltall – die faszinierenden Pläne eines US-Start-ups.

ENDURO

60 ÜBER ALLE BERGE 20 DIE GLÜCKSRÄDER

Unsere Fotoreportage zeigt, wie in Nigeria eine ganz besondere BMX-Szene wächst.

FILM I

34 ÜBERZEUGUNGSTÄTER

Schauspieler und Regisseur Moritz Bleibtreu erklärt, wie ihn Prinzipien stark machen.

FILM II

38 DIE EMPFINDSAME

Schauspielerin Vanessa Kirby erzählt, wie sie ihre besondere Sensibilität entwickelte.

GAMING

68 DIE DIGITALE BÜHNE

Immer mehr Künstler verlegen ihre Auftritte in Online-Games. Wir haben sie besucht.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

82 FITNESS. Das neue, verrückte Home-Workout aus England

Fixie-Pionier Patrick Seabase beschreibt die spektakulärste Ausfahrt seines Lebens.

84 GAMING. Profi-Einblicke vom „Call of Duty: Warzone“-Star

DANCE

50 DIE WELTBEWEGERIN

Spitzen-Tänzerin B-Girl Jilou kämpft für mehr Gerechtigkeit auf und neben der Tanzfläche.

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 FUNDSTÜCK

42 AUF WELLEN Surf-Star Kai Lenny beschreibt das Rezept hinter seiner Vielseitigkeit.

77 TRAVEL. Mit Freeride-Pro Tao Kreibich in Fieberbrunn

BIKE

40 AUF DIE HARTE TOUR

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Manuel Lettenbichler ist Enduro-Weltmeister, weil er das Abenteuer liebt.

86 LESESTOFF. Harlan Coben ist der Meister des Serien-Krimis. 88 KALENDER. Spannende Termine für die nächsten Wochen 90 UHREN. Die aktuellen Modelle sind alles außer gewöhnlich.

16 PLAYLIST 18 CLUB DER TOTEN DENKER

96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG

50 MIT BOTSCHAFT Ausnahme-Tänzerin Jilou Rasul aus Berlin kämpft gegen Rassismus.

THE RED BULLETIN

TIM MARCOUR, MOHAMED AHRSAN/RED BULL CONTENT POOL, EVA BERTEN, TYRONE BRADLEY

BMX


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ÜBER GRENZEN Quasi aus dem Nichts bauten junge Männer in Nigeria eine BMX-Szene auf, die Fotograf Tyrone Bradley ablichtete.

THE RED BULLETIN

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SEBASTIAN, FLORIDA, USA

Mann über Board Egal was vor ihm aus dem Wasser ragt, Wakeboard-Profi Massimiliano Piffaretti sieht keine Hindernisse, sondern Möglichkeiten für neue Tricks. Auf dieses Bootswrack, ein Bruchstück von Hurrikan „Dorian“ aus dem Jahr 2019, stieß der Italiener während seines „South Florida Loop Trip“: Gemeinsam mit einer Crew aus Red Bull Wakeboard-Athleten tobte sich Piffaretti auf einer 350 Kilometer langen Wasserstraße aus, die West- und Ostküste verbindet. Der einheimische Fotograf Bryan Soderlind drückte im richtigen Moment ab. Instagram: @thegoldenbear


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BRYAN SODERLIND/RED BULL CONTENT POOL



ÖTZTAL, ÖSTERREICH

Langer Atem

JÜRGEN SKARWAN

Er gilt als größte Herausforderung für HobbyRadsportler: Der Ötztaler Radmarathon führt über 238 Kilometer sowie vier Alpenpässe und verlangt den jährlich 4000 Teilnehmern, die per Los unter Zehntausenden bestimmt werden, alles ab. Im Buch „Ein neuer Traum beginnt“ dokumentiert der Tiroler Ernst Lorenzi mit atemberaubenden Aufnahmen den Bewerb von 2004 bis heute. Hier im Bild: die Teilnehmer der 2018er-Ausgabe auf der anspruchsvollen Schlussetappe über das 2509 Meter hohe Timmelsjoch (Foto: Jürgen Skarwan). pantauro.com

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ELBRUS, RUSSLAND

Gipfelstürmer Wer an einem Tag zwei Weltrekorde bricht, darf sich schon mal feiern lassen. Der Mann mit der Siegerfackel ist Dmitry Mityaev, russischer Ultraläufer und 2020 Schnellster beim berüchtigten Elbrus-Rennen – einem 111 km langen Mountain Race zum Gipfel des Elbrus, des höchsten Bergs Russlands. Für die 5.642 Höhenmeter benötigte Mityaev 13 Stunden und 19 Minuten und unterbot den Weltrekord um 2:34 Stunden. Damit nicht genug: Nach dem Zieleinlauf setzte Mityaev sein Rennen für 30 Kilometer fort, bis der zweite Weltrekord (für die komplette Umrundung des Berges) feststand. Siegerzeit: 16:07 Stunden. elbrus.redfox.ru/de


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DANIL KOLODIN/RED BULL CONTENT POOL


ZAHL E N, B I TT E !

IN MEMORIAM

Der Herr der Saiten Vor 50 Jahren starb der größte Gitarrist der Welt: Jimi Hendrix. Warum wir der 101. US-Luftlandedivision seine Musik verdanken und was ihn mit BarockKomponist Händel verbindet, erzählen dir diese klingenden Zahlen.

1

Dollar kostete seine erste Akustische. Ein Jahr später, mit sechzehn, schenkte ihm sein Vater eine E-Gitarre: die Supro Ozark 1560 S.

2.000.000

27,3

Dollar ließ sich MicrosoftGründer und Hendrix-Fan Paul Allen dessen Woodstock-Klampfe bei einer Versteigerung kosten.

Zentimeter maß Hendrix’ Hand vom Gelenk zur Mittelfingerspitze (Durchschnitt: 19 cm). Angeblich Mitgrund für seinen einzigartigen Gitarrenstil.

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3:42

nackte Frauen zieren das AlbumCover von „Electric Ladyland“. Er war nicht happy. Sein Vorschlag: ein Bandfoto mit Kindern im Central Park von Linda Eastman (später McCartney).

Minuten dauerte seine legendäre Interpretation der US-Bundeshymne beim Woodstock-Festival: eine lärmige Kritik am Vietnamkrieg.

160

12

Mal ging es gut, beim 26. Fallschirmsprung brach er sich den Knöchel: Der Zwanzigjährige wurde von der 101. US-Luftlandedivision entlassen und widmete sich der Musik.

5

One-Hit-Wonder ist er technisch gesehen: Nur einer seiner Songs war in den US-Top-Charts: „All Along the Watchtower“ (Platz 20, 1968).

Seiten hat „Die Nacht des Lichts“ von Science-Fiction-Autor Philip José Farmer. Der Roman, der Hendrix zu „Purple Haze“ inspirierte. Mit Drogen habe der Song laut dem Musiker gar nichts am Hut.

25

1723

zog der Barock-Komponist Georg Friedrich Händel in die Londoner Brook Street 25, 245 Jahre später mietete Hendrix das Haus nebenan. Heute befindet sich dort ein Museum: Handel & Hendrix.

1966

landete er erstmals in London, im Gepäck lediglich seine Gitarre. Sein Ziel: ein Treffen mit Eric Clapton. 36 Stunden später stand er mit ihm auf der Bühne.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

Schlaftabletten nahm er am 17. September 1970, das 18-Fache der empfohlenen Dosis, und starb an seinem Erbrochenen im Alter von nur 27 Jahren.

Meter hoch war die Flamme, als er 1967 erstmals seine Gitarre live anzündete. Er musste mit verbrannter Hand ins Krankenhaus.

GETTY IMAGES (5), PICTUREDESK.COM (2)

9

1,2



F U ND ST Ü CK

Der Hut des Präsidenten Der Zylinder, den Lincoln am Tag des Attentats auf ihn trug, 1865. Smithsonian Museum of American History Seit jeher finden US-Präsidentenwahlen im November statt, vor 160 Jahren genauso wie heute. 1860 wurde jener Mann gewählt, dem dieser Zylinder gehörte: Abraham „Abe“ Lincoln. Er führte die Nordstaaten zum Sieg im Bürgerkrieg und beendete die Sklaverei. Kurz darauf fiel er dem Attentat eines fanatischen Südstaatlers zum Opfer. Der Hut wird in Washington ausgestellt. Wir stellen fest: Präsidenten-Kopfbedeckungen von heute haben deutlich weniger Hubraum. Und auch ein anderes Format.

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THE RED BULLETIN

ANNIE LEIBOVITZ / TRUNK ARCHIVE, GETTY IMAGES

ABRAHAM LINCOLN


Eine Hommage an die allerersten Flieger und Entdecker — und ihre gemeinsame Geschichte mit Longines.

Howard Hughes, einer der wichtigsten Aviatik-Pioniere, flog in Rekordzeit rund um die Welt. Für die Navigation über den Meeren und Kontinenten vertraute er auf die Aviatik-Chronometer und Chronographen von Longines. Im Jahr 1935 war Howard Hughes zu seiner Zeit der schnellste Flieger der Welt. Er stellte einen neuen Fluggeschwindigkeitsrekord von 566 km/h auf. Was die Geschichte von Hughes jedoch so besonders beeindruckend macht, ist die Tatsache, dass das Flugzeug, welches er flog, von ihm selbst entworfen worden war. Hughes war kein gewöhnlicher Pilot, der Rekorden hinterherjagte — er war auch Luftfahrtingenieur, Geschäftsmagnat und erfolgreicher Filmproduzent in Hollywood. Doch es waren sein Kampfgeist und sein Mut im Angesicht des Unbekannten, die ihn dazu bewogen, immer wieder an seine Grenzen zu gehen. Nur wenige Jahre später umrundete Hughes die Erde.

Seine Reise dauerte nur 3 Tage, 19 Stunden und 14 Minuten — und damit hatte er 1938 einen Weltrekord aufgestellt. Hughes vertraute stets auf seinen Longines-Chronometer für die Astronavigation, um die genaue Position seines Flugzeugs bei Nacht, in völliger Dunkelheit und über den riesigen Ozeanen zu bestimmen. Die Art und Weise, wie sie mit Herausforderungen umgehen, trennt die Pioniere vom Rest der Menschheit. Eleganz zeigen, wenn alle Chancen gegen einen stehen. Mit Eleganz alles versuchen, alles geben, vielleicht scheitern. Elegant kämpfen — und triumphieren. Das ist es, woran man sich erinnert. Das ist es, was bleibt — wenn alles andere nicht mehr zählt.

Longines hat die Spirit Collection entwickelt, um genau dies zu verkörpern. Sie verbindet Eleganz, Tradition und Leistung — mit denselben unverwechselbaren Merkmalen, die speziell für die ersten Aviatik-Pioniere geschaffen wurden: von ihrer geprüften Ganggenauigkeit bis zur übergroßen Aufzugskrone, die mit Handschuhen leicht bedient werden kann; von den markanten, kontrastreichen Ziffern bis zu den Zeigern mit Leuchtmassenbeschichtung für Nachtflüge. Die Spirit Collection ist der lebhafte Beweis, dass der Pioniergeist fortlebt.


P L AYL I ST

JOSH HOMME

„Judas Priest sind besser als Sex“ Der Frontmann der Queens of the Stone Age verrät, was er hört, wenn er auf dem Bike den Highway runterbrettert – oder in L. A. im Stau steckt.

Judas Priest

Cheap Trick

Dean Martin

Breaking The Law (1980)

Surrender (1978)

Mambo Italiano (1969)

„Wer noch nie den Hollywood Boulevard entlanggefahren ist und dabei so laut AC/DC gehört hat, dass Passanten erschrocken zur Seite springen, hat nicht gelebt. An den Reaktionen der Leute erkenne ich, mit wem ich auf ein Bier gehen würde oder gern befreundet wäre. AC/DC ist eine Visitenkarte.“

„Ich verstehe Judas Priest erst, seit ich Motorrad fahre. ‚Breaking the Law‘ auf der Maschine zu hören ist das Größte. Im Ernst: Fahr durch die Stadt mit diesem Song, setz einen Helm auf, damit dich niemand erkennt – und du bist im Himmel. Es gibt eigentlich nichts Schöneres. Wahrscheinlich ist es sogar besser als Sex.“

„Auf der Harley kann ich ­meine Lieblingsmusik hören, wie die ersten drei Alben von ­Cheap Trick. Jedes davon ist verdammt gut, vom Anfang bis zum Ende die reinste Perfektion. Besonders die Single ­‚Southern Girls‘ (1977) wurde fürs Motorradfahren geschrieben. Warum sitzt du noch da? Bike starten, und los geht’s!“

„Ich höre gerne Dean Martin beim Motorradfahren, weil das, glaube ich, sonst keiner macht. Es gefällt mir, solche Eigen­heiten nur für mich zu ­finden. ‚Mambo Italiano‘ bei ­voller Lautstärke ist richtig geil. Man hört geradezu, wie Dean Martin beim Singen lächelt – das ist etwas ganz Besonderes und macht einfach Freude.“

Dirty Deeds Done Dirt Cheap (1976)

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THE RED BULLETIN

ANDREAS NEUMANN

AC/DC

MARCEL ANDERS

Wenn sich die US-Rocktitanen Queens of the Stone Age einmal eine Auszeit gönnen – so wie jetzt –, widmet sich ihr Frontmann Josh Homme seiner geliebten Motorrädersammlung. Neben einem Falcon-Oldtimer und einem Exile-Chopper gibt es da auch die Harley mit den gigantischen Lautsprechern. Homme, 47, nennt die zweistündige Fahrt von seinem Haus in Palm Desert zum Studio in Burbank seine tägliche Medita­ tionseinheit. Besser könne er kaum den Kopf freikriegen und Ideen sammeln. Mit Lederjacke und Sonnenbrille wirkt der 1,93-Meter-Hüne dabei wohl etwas einschüchternd. Uns hat er verraten, welche Musik aus seinen Harley-Boxen brettert.


3 TAGE, 19 STUNDEN, 14 MINUTEN So lange benötigte Howard Hughes für seine Weltumrundung, die ihn 1938 zum schnellsten Mann der Lüfte machte. Bei der Bestimmung der Position seines Flugzeugs in der Nacht und über dem Ozean vertraute er auf einen Longines-Chronometer, der speziell für die astronomische Navigation entwickelt worden war.

Howard Hughes


D ER CLU B D ER TOT EN DEN K ER

HANNAH ARENDT

Werden mir Maschinen meinen Job wegnehmen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Hannah Arendt erklärt, wohin sich die Arbeit im digitalen Zeitalter entwickelt.

H

aben Sie Feuer? – Danke. – Bei Fragen wie diesen muss ich eine rauchen. Dann kann ich besser denken. Davon abgesehen hat meine Frage eine tiefere Bedeutung, die wiederum etwas mit der Frage zu tun hat, die Sie mir gestellt haben. Denn ob Ihnen im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt Maschinen Ihren Job wegnehmen werden, entscheidet sich daran, ob Sie Feuer haben: einen Antrieb, der Sie immer neu ins Handeln bringt. Handeln heißt auf Griechisch praxis – eine Tätigkeitsform, die Aristoteles von dem abgrenzte, was er poiesis nannte: Machen, Herstellen, Produzieren. Die Antwort auf Ihre Frage lautet auf den Punkt gebracht: Wenn Sie bei Ihrem Job eine praxis ausüben, also handeln, können Sie unbesorgt in die Zukunft blicken; bei anderen Tätigkeiten sind die Aussichten hingegen eher düster.

Dokument aufzusetzen … Nun, auch Rechtsanwälte und Sachbearbeiter verrichten häufig work. Nicht viel besser steht es um die Zukunft dessen, was ich labour nenne: Arbeit. Denken Sie dabei an alle Tätigkeiten, die etwas mit den Zwängen unserer Physis zu tun haben und die mit ermüdender Regelmäßigkeit immer wieder neu gemacht werden müssen: Landbau, Kochen, Körper- und Altenpflege – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch sie werden künftig auf Maschinen übergehen, allerdings um den hohen Preis der Individualität. Alten- und Krankenpflege etwa wird nämlich nur dann von Maschinen verrichtet werden können, wenn sie als Dienstleistung an genormten Menschen vollzogen wird – ohne Rücksicht auf Einmaligkeit oder Besonderheit des Einzelnen. Übrig bleibt nur die praxis, das Handeln, auf Englisch action, zu dem auch das Sprechen gehört. „Sprechend und handelnd unterscheiden Menschen sich aktiv voneinander; sie sind die Weisen, in denen sich das Menschsein selbst offenbart“, habe ich geschrieben. Alle schöpferischen und kreativen, ebenso wie alle politischen und unternehmerischen Tätigkeiten sind Formen von action – alles, was weder der Vorgabe eines Ziels noch dem Zwang der Natur folgt, sondern bloß dem inneren Antrieb. Handeln ist zutiefst menschlich, es gründet im „Faktum der Natalität“: dem Umstand, dass Sie geboren wurden und selbst als Anfänger zur Welt gekommen sind. Wenn Sie einen Job haben, bei dem Sie schöpferisch handeln, können Sie unbesorgt sein. Da Roboter nicht geboren werden, können sie Ihnen nicht das Wasser reichen. Entscheidend ist nur, dass Sie wirklich handeln, sich in der Welt zeigen und immer wieder neu etwas anfangen. Deshalb: Haben Sie Feuer?

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HANNAH ARENDT (1906–1975) hat die intellektuelle Welt des 20. Jahrhunderts tüchtig durchgerüttelt. Nicht nur, weil sie eine der ersten Frauen war, die in Deutschland im Fach Philosophie promovierten; nicht nur, weil sie von ihren bedeutenden männlichen Kollegen umschwärmt wurde; nicht nur, weil sie mit ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ die moralische Gedankenlosigkeit ihrer Zeitgenossen entlarvte – sondern vor allem, weil ihre im US-Exil entstandenen Arbeiten zur politischen Philosophie die Funktionsweise von Totalitarismen und die Vorzüge der Demokratie klar erkennbar gemacht haben.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Was ist poiesis? In meinem Buch „The Human Condition“ von 1959, das auf Deutsch unter als „Vita activa“ erschien, habe ich für poiesis die Begriffe work beziehungsweise Herstellen verwendet. Es geht dabei um jede Form der Produktion: von der Arbeit eines antiken Töpfers über die Industriearbeit bis zu zeitgenössischen Start-ups. Immer ist work eine Tätigkeit, die ihren Sinn darin findet, ein Produkt herzustellen. Um erfolgreich zu sein, brauchen Sie dafür einige technische Fertigkeiten sowie ein Verfahren, wie Sie jeweils an Ihr Ziel kommen. Zielführende Verfahren nennt man gegenwärtig Algorithmen. Algorithmen zu entwickeln und praktisch zu exekutieren ist nun allerdings etwas, was Roboter und künstliche Intelligenzen sehr viel besser und schneller können als wir. Daher werden herstellende und produzierende Tätigkeiten – also sämtliche Formen von work – in Zukunft kaum mehr von Menschen gemacht werden. Und wenn es nur darum geht, nach einem standardisierten Verfahren ein

BENE ROHLMANN

„Da Roboter nicht geboren werden, können sie Ihnen nicht das Wasser reichen.“


HANNAH ARENDT (1906–1975)

„Sprechend und handelnd unterscheiden sich Menschen aktiv voneinander. Sie sind die Weisen, in denen sich das Menschsein selbst offenbart.“ THE RED BULLETIN

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Gl체ck

aus zweiter Hand Vor sieben Jahren kauften ein paar Jungs in Nigerias Hauptstadt Lagos BMX-Bikes in einem Secondhandladen. Zun채chst wussten sie gar nicht, was sie da erstanden hatten. Doch dann ver채nderten die R채der ihr Leben. Fotograf TYRONE BRADLEY hat die Clique begleitet. Text ANDREAS WOLLINGER

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Fotos TYRONE BRADLEY


Auf einen Sprung auĂ&#x;er Haus Matthew Temitope, in der Szene als Starboy bekannt (@official_starboybmx), war von Anfang an Teil der BMXSzene im 14-Millionen-Moloch Lagos. Er arbeitet als Mechaniker in der Autowerkstatt seines Vaters, aber in der Mittagspause muss ein bisschen SpaĂ&#x; sein.



„Wenn ich einen Tag nicht fahre, kann ich nicht glücklich sein.“ Oluwasegun Adosu, genannt SKing

City Surfer Ursprünglich wusste keiner der Jungs, wofür BMX-Bikes eigentlich gut sind. Erst ein bisschen Surfen im Internet klärte die Clique auf. Jeden Sonntag trifft man sie jetzt im Freedom Park im Zentrum der Stadt, der sich ironischerweise auf dem Gelände eines ehemaligen Gefängnisses befindet. Von hier aus brechen die Jungs auf, um Passanten mit ihren Tricks zu bespaßen: Oluwasegun Adosu, der sich SKing nennt (@skingbmxnigeria), surft hier gerade – Showman durch und durch – elegant die Straße hinunter. 23


Hoher Besuch BMX-Superstar Courage Adams (@courageadams) zu Gast in Lagos. Er wurde zwar in Nigeria geboren, wuchs aber in Spanien auf. Von seinen neuen nigerianischen Kollegen erfuhr er via Instagram. FĂźr diesen kĂźhnen Sprung mussten ihm die zuerst eine Landebahn aus Sperrholz bauen.


Onyemechi Samuel Auf dem goldenen Bike zum Szenetreffen im Freedom Park: Samuel ist in Nigeria vor allem für seine furchtlosen BMX-Tricks bekannt.

Oluwasegun Adosu SKing identifiziert sich derart mit dem Biken, dass er einen Künstler gebeten hat, ein Rad auf die Wand seines Zuhauses zu malen.

Matthew Temitope Starboy posiert im Rotmann auf dem Hof der Autowerkstatt seines Vaters. Die Lässigkeit kommt bei ihm praktisch aus dem Handgelenk.

Oladejo Ibrahim alias Keke Money, hier im bunten Shirt ist Lehrer, aber lieber fährt er BMX. Zum Missvergnügen seiner Familie. Die meint, er setze seine Zukunft aufs Spiel.

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„BMX zeigt mir, was alles möglich ist und dass du alles tun kannst.“ Oladejo Ibrahim, genannt Keke Money

Ohne Vorderrad! Im Nationalstadion von Lagos führt Keke Money seinen Signature-Trick vor: einen Wheelie mit abmontiertem Vorderrad. Man kann sich leicht vorstellen, was bei dieser Übung die größte Schwierigkeit ist. Genau: das glückliche Ende. Keke Money fährt, sooft er kann. Leider kann er nicht so oft, weil seine Familie die BMX-Karriere skeptisch sieht. Eine Schande, sagen alle in der Szene – bei dem Talent und dem Style, den er hat. 26




Under the Bridge

SKing wohnt in Makoko, einem illegal errichteten Fischerdorf direkt an der BrĂźcke, die das Festland mit Victoria Island, einer vorgelagerten Insel mit wohlhabenden Einwohnern, verbindet. Makoko ist eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen. Von Regierungsseite hat man schon mehrmals versucht, diesen Wildwuchs zu beseitigen. Bisher ohne Erfolg.

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„Mit meinem BMX- Bike fühl ich mich lebendig, es macht mich zu dem, der ich sein möchte.“ Matthew Temitope, genannt Starboy

Showtime! Während sich SKing (re.) auf Freestyle-Tricks spezialisiert hat, pflegt Starboy eher das traditionelle Streetriding. In der Nähe des Rathauses von Lagos gibt es eine Menge guter Stellen, wo sie zeigen können, was sie in den letzten Jahren alles gelernt haben. Hier springt Starboy mit einem beeindruckend hohen Bunny Hop über SKing, der sein Bike mit einer eleganten Figur in perfektem Gleichgewicht hält. 31


Lebenssinn Seit SKing BMX für sich entdeckt hat, gibt es für ihn kaum noch etwas anderes: Das zeigt schon die Frisur. Außerdem hat er vermutlich die meisten BMXTattoos weltweit.

Hier fing alles an Aus diesem Fahrradladen, er liegt gleich um die Ecke von der Werkstatt von Starboys Vater, stammten die ersten BMX-Bikes. Starboy kommt noch heute vorbei – für einen Check oder um die Räder zu wuchten. 32

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Spaß am Schrottplatz Die Kulisse für diesen mächtigen Satz von Sharad Fatai (@chad_sharon) bildet eine Rampe am Schrottplatz von Lagos, ein Areal von kaum fassbaren Dimensionen. Nicht wirklich der ideale BMX-Spielplatz, aber diese Jungs sindMeister der Improvisation.


Moritz Bleibtreu

Deutschlands Kino-Allrounder Moritz Bleibtreu, 49, ist lieber glaubwürdig als erfolgreich. Sein neuer Film lädt uns Zuseher zum Philosophieren ein. Text RÜDIGER STURM

Er ging schon früh seinen eigenen Weg: In der elften Klasse bricht Moritz Bleibtreu die Schule ab, um Schauspieler zu werden. Er arbeitet in Paris als Au-pair, quält sich in New York durch die Schauspielschule und kehrt nach Deutschland zurück, weil er sich mit seinen Lehrern nicht versteht. Hier bekommt er erste Rollen in Fernsehfilmen, aber was ihn wirklich interessiert, ist das Kino. Mit „Knockin’ on Heaven’s Door“ schafft er den Durchbruch, bald folgen „Lola rennt“, „Im Juli“, „Das Experiment“ und später „Der Baader Meinhof Komplex“: Obwohl das nicht die typischen Mainstream-Filme sind, werden es große Publikumserfolge – auch wegen Moritz Bleibtreu. Mit seinem Charisma und großer körperlicher Präsenz spielt er Kiffer, Terroristen, Todkranke, Verklemmte und Sexsüchtige – und bleibt sich doch immer treu: Er verkörpert ausschließlich Charaktere, die ihn

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selbst faszinieren, völlig egal ob in einer Haupt- oder einer Nebenrolle. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter auf dem Weg zur Selbstverwirklichung: Beim Psychothriller „Cortex“, der demnächst in die Kinos kommt, führt der 49-Jährige das erste Mal Regie, auch das Drehbuch hat er geschrieben. Im Interview erklärt uns Moritz Bleibtreu, warum er immer seinen Überzeugungen gefolgt ist, selbst wenn er dabei Misserfolge riskierte.   : Ihr neuer Film „Cortex“, ein Psychothriller, schwimmt ja nicht eben im Mainstream des deutschen Kinos mit, der im Moment von Komödien und Familienfilmen dominiert wird.  : Das ist sicher ein sperriges Ding, ich wollte aber auch nichts Gefälliges machen. Ich habe immer an Filme geglaubt, die unterhaltsam sind, aber auch eine zusätzliche Ebene haben, die dem Zuschauer etwas abverlangen. Ich wollte einen Film drehen, der in den Zuschauern etwas auslöst. Genau das vermisse ich zunehmend im Kino.

Für wen machen Sie es denn? Mein geliebter Helmut Dietl, der Regisseur von TV-Serien wie „Kir Royal“ oder Filmen wie „Schtonk!“, hat einmal zu mir gesagt: „Moritz, am Ende machen wir das nur für uns selber.“ Er hat recht. Ich glaube nicht, dass Picasso sich überlegt hat, was die Leute über ihn denken. Das wäre das Schlimmste, was er hätte tun können. Er musste seine Bilder einfach malen, weil er es wollte. Das ist ganz essenziell. Ich kann mich nicht mit ihm vergleichen, aber für mich war es bei „Cortex“ ähnlich. Derzeit haben viele Filme eine politische Botschaft. Was halten Sie davon? Meine Sorge ist, dass wir im Begriff sind, das Kunstkino streckenweise an ein politisch motiviertes Kino zu verlieren. Solche Filme haben sicher ihre Berechtigung. Es ist auch gut, wenn man soziale Missstände benennt. Aber ich kann mit dieser Art Kino nichts anfangen. Film ist für mich ein Raum der Fantasie – und nicht der Politik.

DAVID FISCHER

„Dann entfaltest du eine gewaltige Kraft“

Woran liegt es, dass solche Filme immer seltener werden? Die Filmförderung war ursprünglich dafür da, dass Künstler ihre Geschichten erzählen können. Das ist aber in den Hintergrund geraten, weil das Ganze ein Geschäft ist und Produkte erzeugen soll, die möglichst viel Geld einbringen. Dafür möchte ich aber nicht antreten.

THE RED BULLETIN


„Ich glaube nicht, dass sich Picasso überlegt hat, was die Leute über ihn denken.“ Moritz Bleibtreu über den Einfluss des Publikumsgeschmacks auf einen Künstler

THE RED BULLETIN

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Moritz Bleibtreu

„Die einzige Messlatte, die ich für das Gelingen habe, ist meine eigene.“ sie hatte ein Wertesystem. Und sie hat es geschafft, jeder ihrer Figuren eine zweite oder dritte Bedeutungsebene zu verleihen, die so authentisch war, dass man das gespürt hat. Dieser Kompass hat sich auf mich übertragen.

Im Film „Cortex“ erforscht Bleibtreu die Grenzen unseres Bewusstseins.

Das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu ist ein ungewöhnlicher Psychothriller. Hagen (Bleibtreu, Bild oben) kann nicht schlafen, ihn quälen Albträume. Bald weiß er nicht mehr, was real ist und was er nur träumt. Darunter leidet auch die Beziehung zu seiner Freundin (Nadja Uhl). Als die auch noch eine Affäre mit einem Ganoven (Jannis Niewöhner) beginnt, verändert sich Hagens Leben für immer. Ab 22. Oktober im Kino

Wie gehen Sie denn mit Menschen um, die Ihre Ansichten nicht verstehen? Die einzige Messlatte, die ich für das Gelingen habe, ist meine eigene. Und ich erhoffe mir, dass Menschen aus meinem Film das Gleiche mitnehmen, was auch mich fasziniert, was mich begeistert und berührt. Und wenn nicht? Wenn das Publikum sagt: „Ich finde das doof“, dann kann ich nichts dagegen machen. Aber es schmerzt mich nicht zu sehr. Weil ich genau weiß, warum ich das gemacht habe. Ich kenne meine Fehler. Ich sehe auch, was ich richtig gemacht habe. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, aber ich glaube einen Film gedreht zu haben, der durchaus eine Rechtfertigung hat.

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„Cortex“ erschließt sich nicht jedem sofort. Wollen Sie nicht, dass man Ihr Werk versteht? Nicht um jeden Preis. Ich bin jemand, der den Kern lieber selbst entdecken möchte. Ich will auch als Zuschauer mitdenken. Es gibt eben keine ultimative Wahrheit. Vielleicht sollten wir uns alle häufiger an einen Tisch setzen und offen unsere Meinungen und Gedanken austauschen. Dann können wir zu der Erkenntnis kommen: Vielleicht teilen wir die Auffassung des anderen nicht, aber er hat genauso seinen Punkt. Was ist Ihr Punkt in „Cortex“? Mir geht es um die Kraft, die ein Individuum entfalten kann, wenn es zu sich selbst findet. Was ist Kunst? Kunst ist, zu deiner Einzigartigkeit durchzudringen. Nur du kannst dieses Bild malen, nur du kannst diesen Film auf diese Weise machen. Das kann kein anderer auf der Welt. Wenn du das geschafft hast, dann entfaltest du eine gewaltige Kraft. Aber es ist nicht einfach, da durchzudringen. Auch das zeigt der Film. Wie sind Sie selbst zu sich durchgedrungen? Ich weiß gar nicht, ob ich das bin. Das ist ein ständiger Kampf. Aber ich habe das große Glück, dass meine Mutter Monica eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation war. Über das rein handwerkliche Können hinaus besaß sie eine künstlerische Integrität. Sie hat sich sehr am Inhalt der Geschichten orientiert,

Sie sind nicht nur Sohn, sondern auch Vater eines elfjährigen Jungen. Wie prägt das Ihre Arbeit? Bei der Erziehung – auch wenn ich dieses Wort nicht mag, weil da „ziehen“ drinsteckt – geht es auf der einen Seite darum, da zu sein, und auf der anderen Seite ums Loslassen. Da sehe ich Parallelen zum Regieführen. Einerseits habe ich dieses Drehbuch geschrieben und habe ein genaues Bild davon, wie ich das umgesetzt haben möchte. Auf der anderen Seite habe ich es mit Schauspielern zu tun, die einen eigenen Willen haben. Da kann ich nicht einfach sagen: Mach so, wie ich das will. Vielmehr versuche ich zu verstehen: Aha, das ist seine Herangehensweise, die kann auch funktionieren. Also muss ich loslassen können. Können Sie das auch, wenn Sie auf dem Egotrip Ihrer Kunst sind? Sie sagten einmal, für einen Freund in Not würden Sie sofort Ihre Arbeit unterbrechen. Würden Sie dafür also Ihren eigenen Film aufgeben? Ohne mit der Wimper zu zucken. Sosehr ich meine Kraft aus meinem Beruf ziehe – alles, was im echten Leben passiert, ist wichtiger. Natürlich hat der Film im Moment des Drehens oberste Priorität. Aber wenn mein Sohn krank ist, ist mein Sohn krank. Da unterscheide ich massiv. Dann wird der Moritz gebraucht, der nicht auf dem Egotrip ist, sondern der an die anderen denkt.

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GORDON TIMPEN/WARNER BROS. ENT. 2020

Ein Mann sucht seine Realität


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Vanessa Kirby

Ob physisch oder psychisch: Die britische Schauspielerin Vanessa Kirby, 32, liebt es, Grenzen auszuloten. Ihre Empfindsamkeit sieht sie dabei als Stärke. Text RÜDIGER STURM

  : In einem Interview meinten Sie kürzlich, dass Sie in der Schule gemobbt wurden und deshalb total gehemmt waren. Wie passt das mit einer höchst erfolgreichen Schauspielkarriere zusammen?  : Auf den ersten Blick gar nicht. Diese bitteren Erfahrungen haben mich sehr verletzlich und zerbrechlich gemacht. Auf der anderen Seite habe ich daraus aber auch viel für meinen Beruf gelernt.

Auch dann, wenn sich darin menschliche Abgründe auftun? Gerade dann. Nichts bereitet mir mehr Befriedigung, als konfliktbeladene, tief empfindende Charaktere darzustellen. Es gibt den Ausdruck „die dunkle Nacht der Seele“. Für mich gehört das zum Menschsein dazu. Es ist ein Geschenk, die düsteren Bereiche des Lebens erkunden zu dürfen. Wenn du dich auf die einlässt, dann nimmst du auch die positiven Seiten viel intensiver wahr.

Inwiefern? Indem ich eine hohe Sensibilität für die Gefühle anderer Menschen entwickelt habe. Empathie ist der Kern meiner Arbeit. Ich habe gelernt, keine Vorurteile zu haben. Wenn andere Kids ständig über dich herziehen und urteilen, begreifst du, dass du das selbst nicht tun solltest.

Die meisten Menschen machen um die düsteren Bereiche des Lebens lieber einen Bogen … Ja, wir verdrängen Themen wie den Tod. Wir möchten ihn hinter klinisch sauberen Mauern wegsperren. Nur musst du dich als Mensch auch damit konfrontieren. Ich bin mir sicher, dass wir besser im Leben zurechtkommen würden, wenn wir uns gemeinsam mehr mit dem Tod auseinandersetzen. Viele Natur völker tun das und haben sogar eigene Zeremonien dafür.

Trotz dieser Sensibilität lassen Sie sich auf psychisch extreme Rollen ein. Verspüren Sie dabei keine Angst? Doch, klar. Aber gerade weil ich so empfindsam bin, liebe ich es, in intensive Charaktere einzutauchen. Am spannendsten sind für mich jene Rollen, bei denen ich am Anfang keine Ahnung habe, wie ich sie spielen soll. 38

Wie gehen Sie damit um, wenn sich „die dunkle Nacht der Seele“ über Ihr eigenes Leben legt? In solchen Fällen helfen mir meine Beziehungen zu anderen Menschen. Wir dürfen niemals vergessen, dass

Aktuell drehen Sie mit Tom Cruise bereits Ihre zweite „Mission: Impossible“. Wie passt das in Ihr Rollenfach? Auch hier bewege ich mich außerhalb meiner Komfortzone. Ich komme eigentlich aus dem Theater und hatte keine Ahnung, wie ich einen Film mit lauter Stunts drehen soll. Diese Welt war mir total fremd. Genau aus diesem Grund wollte ich diese Herausforderung annehmen. Und wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert? Der Schlüssel dazu war und ist das Fitnesstraining. Dabei habe ich erfahren, wie wesentlich Disziplin und Durchhaltevermögen sind. Es ist eine ganz andere Art von Herausforderung – sie ist weniger psychischer als physischer Natur. Die Arbeit mit Tom Cruise war sehr wichtig für mich. Er verlangt, dass du dich voll reinhängst und selber antreibst. Und ich mag es eben, wenn ich an meine Grenzen gehen kann. Wie motivieren Sie sich zu diesen beruflichen Grenzgängen? Indem ich mir meine Verantwortung als Kreative bewusst mache. Meine Aufgabe ist es, Geschichten zu erzählen, die anderen Menschen Anstöße dazu liefern, über sich selbst und das Leben anders zu denken. Das gilt vor allem für Menschen, die mit schwierigen Situationen klarkommen müssen. Außerdem führe ich mir vor Augen, um wie viel härter es andere Frauen haben. Ihnen schulde ich es, dass ich das ganze Potenzial, das in mir steckt, voll auslote.

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MATT HOLYOAK/CAMERA PRESS/PICTUREDESK.COM

„Empathie ist der Kern meiner Arbeit“

wir alle miteinander verbunden sind – wie ein großer Stamm. Das macht unser Dasein aus.


„Die Arbeit mit Tom Cruise war sehr wichtig für mich.“ Vanessa Kirby über ihre physische „Mission: Impossible“

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„Ich liebe es, weil es das schlichteste Fahrrad ist, das es gibt.“ Patrick Seabase mit seinem Bahnrad, ein Bike mit nur einem Gang und ohne Bremsen

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THE RED BULLETIN


Patrick Seabase

Mein harter Weg zum größten Glück Fixie-Pionier Patrick Seabase, 36, über die Rad-Tour seines Lebens, den perfekten Flow und seine metaphysische Wiedergeburt. Text WOLFGANG WIESER

Foto PHIL GALE

Ein Gang. Keine Bremsen. Niemals Leerlauf. Ein Mann. Keine Ablenkung. Niemals Leerlauf. Willkommen in der Welt von Patrick Seabase. Der 36-jährige Schweizer ist Radprofi. Seit fünf Jahren. Rennen? Fährt er nicht. Im Interview mit einem australischen Podcaster sagte er: „I’d rather complete than compete.“ Und im Gespräch mit The Red Bulletin: „Zu vergleichen tötet die Freude.“ Zwei Sätze, die ihm gut stehen, sein Gegenüber nachdenklich stimmen und sein schweißtreibendes Gesamtwerk mit flotter Gedankenkraft aufladen. Patrick Seabase fährt Bahnrad. Also ein Bike, das dafür gemacht ist, damit im Radstadion gegen den Uhrzeigersinn im Kreis zu strampeln. Solche Räder haben nur einen Gang und keine Bremsen. Sie werden Fixie genannt (von fixed gear = Starrgang). Patrick fährt damit aber nicht Runde um Runde, er radelt über Berg und Tal. Sein bisher spektakulärster Ritt: die erste Bergwertung der Tour de France von 1910. In nicht ganz 13 Stunden quälte sich Patrick über die legendäre, 309 Kilometer lange Strecke von Bagnères-de-Luchon nach Bayonne. Er überquerte dabei fünf Pyrenäenpässe, bilanzierte mit 7611 Höhenmetern und schwor danach: „So was mache ich nie wieder.“ THE RED BULLETIN

Jetzt, fünf Jahre später, hat er es doch wiedergetan. Mit einem entscheidenden Unterschied: Seine neue Route war länger, härter – und spektakulärer als jede andere Strecke, die er zuvor gefahren war. Und natürlich hat er sie auf seinem Fixie absolviert. Woher seine Begeisterung für dieses besondere Rad rührt? „Ich liebe es, weil es das schlichteste Fahrrad ist, das es gibt.“ Und weil es für ihn wie geschaffen ist – es fordert ihn, es treibt ihn an. „An manchen Tagen betrachte ich das Fahrradfahren als Experiment – es gilt herauszufinden, ob ich in kritischen Situationen cool bleiben kann.“ Seine persönliche Höchstgeschwindigkeit mit dem Bahnrad: 94 km/h. Ein Tempo, bei dem es schnell gefährlich werden kann. Das ist Patrick bewusst: „Aber ich vertraue meinen Skills.“ Die da wären? „Talent, Enthusiasmus und Bereitschaft.“ Und er sagt: „Ich vertraue auch einer höheren Macht, die mir sagt: ‚Okay, alles, was du machst, ist so geplant. Du bist gut vorbereitet, du weißt, was du tust.‘ – In diesen Augenblicken denke ich nicht mehr übers Bremsen nach.“ Wobei: Genau genommen bremst Patrick überhaupt nicht, er stemmt sich gegen die Pedale. Er kontert, wie Bahnfahrer sagen würden, und schreddert mit blockiertem Hinterrad durch die

Kurven. Wie selbstverständlich, ganz im Hier und Jetzt, ohne jede Ablenkung: „Das sind die besten Momente. Und sie bescheren mir einen fantastischen Flow.“ Gegen Patricks aktuelles Projekt ist die Etappe der 1910er-Tour harmlos: „Ich bin über meine Lieblingsberge, meine Lieblingspässe gefahren – in einem Stück.“ Das sind fünf je über 2000 Meter hohe Alpenpässe an einem Tag. „Das hat viel mit meiner Kindheit, mit meiner Jugend zu tun.“ Bereits mit sechzehn lebte Patrick nicht mehr zu Hause, sondern bei Künstlern. Schulabschluss und Lehre schaffte er dennoch, verdiente sein Geld in der Finanzbranche. Er fuhr Skateboard, verpasste sich den Namen „Seabase“ („eine falsche Übersetzung meines richtigen Namens“) und entdeckte zufällig das Bahnrad. „Die Schlichtheit und die noblen Nuancen dieses puristischen Fahrrads haben es mir angetan.“ Seine aktuelle Tour hielt nach zehn Stunden ein brutales Finish für ihn bereit. 270 Kilometer und über 5000 Höhenmeter hatte er schon in den Beinen, da warteten noch der Gotthardpass, der Furkapass und der Grimselpass auf ihn. Das Ziel war der Oberaarsee auf 2303 Meter: „Wenn ich das geschafft habe, bin ich metaphysisch wiedergeboren“, hatte er angekündigt. Ein Satz, der keinen überrascht, der Patrick kennt: „Ich bin nicht religiös, aber tiefgläubig.“ Auf seiner Brust hat er Gott (mit Rauschebart, langem Haar, Strahlenkranz) tätowiert: „Dieses Bild steht dafür, dass jeder sein Gott ist, weil jeder die Chance hat, Einfluss auf die Welt zu nehmen. Wir sollten das schätzen und diese Kraft positiv nutzen.“ Mit allen Sinnen. Konzentriert, wie Patrick auf seinem Rad. „Da ist nichts, was mich ablenkt.“ Schau jetzt das ganze Video von Patricks aktueller Tour auf: redbull.com

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Kai Lenny in der mächtigen Dünung von El Niño. Die neue Mini-Serie „Life of Kai“ erzählt aus dem Leben des Ausnahme-Surfers.

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FRED POMPERMAYER

Surf-Session in „Jaws“, Hawaii, 2016


D I E S E H N S U C H T N A C H M E H R Der Hawaiianer KAI LENNY, 28, ist das Wunderkind des Wassersports. Egal ob Big-Wave-, Wind-, Kitesurfen oder Stand-up-Paddling: Er zählt in jeder dieser Disziplinen zu den Besten der Welt. Aber: Auch der Wellen-Allrounder musste sich 2020 neu erfinden. Text CHRISTINE YU


Foto-Shooting, Hawaii, 2019

Lenny posiert mit Board vor den Wellen in seinem Heimatort Paia auf Maui.


JAKE MAROTE

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ai Lenny ist einer der besten Wassersportler der Welt. Aber auch einer der schlechtesten Sofasurfer weltweit. Wenn der 28-jährige Hawaiianer sich nicht draußen in der Natur auspowern kann, wird er innerlich unruhig. Man spürt das bereits, wenn man ihn am Telefon hat. „Meine Eltern haben mich immer am Strand toben lassen, um mich müde zu machen, damit ich wenigstens nachts Ruhe gab“, erzählt er. Und denkt dabei vermutlich daran, dass er auch in diesem Moment lieber am Strand wäre, als ein Interview zu geben. Wobei „am Strand“ hier eine eher behutsame Umschreibung für Lennys bevorzugten Aufenthaltsraum ist. Denn der Hawaiianer gilt als begabtester AllroundWassersportler der Gegenwart. Die Wellen des unter Profis hoch geschätzten Surfspots „Jaws“ auf Hawaii meisterte er mit sechzehn. Seinen ersten WM-Titel im Stand-up-Paddling gewann er zwei Jahre später. Lenny beherrscht Kite-, Wind- und Foiling-Surfen auf Profi-Niveau. Und zählt zu jener niedrigen zweistelligen Zahl an Menschen, die vor Nazaré, Portugal, in den größten surfbaren Big Waves der Welt bestehen. Aber: Selbst ein Ausnahmesportler wie Lenny wurde 2020 vor neue Herausforderungen gestellt. Bis vor ein paar Monaten saß Kai Lenny jede Woche im Flugzeug, unterwegs zu einem Surfspot irgendwo auf der Welt. Aber dann kam der Lockdown. Und Kai saß auf seiner Heimatinsel Maui fest. „So lange war ich nicht mehr zu Hause, seit ich zwölf war“, sagt er. Keine Events. Keine Termine. Keine Wettkämpfe. Anfangs fiel Lenny die Decke auf den Kopf. Dann erkannte er: Der Wegfall aller Zwänge eines Profisportlers bedeutete, dass er jetzt tun konnte, was ihm Spaß macht. „Ich hatte gedacht, dass ich das ohnehin tue. Und dabei ganz übersehen, dass mein Leben trotz allem aus einer Menge Zwängen besteht.“ Also ging er im Juli mit John John Florence, dem zweifachen Champion der World Surf League, auf einen spontanen Foiling-Katamaran-Trip. „Ich sagte zu

John am Telefon: ‚Ich habe eine coole Idee. Wie wär’s, wenn wir mit deinem Boot von Oahu nach Kauai cruisen?‘“ Für Nicht-Hawaiianer: Von der Hauptinsel Oahu zur nordwestlich gelegenen Nachbarinsel Kauai sind es 174 Kilometer. Eine Woche später waren sie an Bord von Florence’ „Flying Phantom“. Der Katamaran hat gewölbte Tragflächen (sogenannte Foils; Anm.) unter den Rümpfen, die das Boot ab einer Geschwindigkeit von etwa acht Knoten (knapp 15 km/h) aus dem Wasser heben und „fliegen“ lassen. Die Folge: Lenny und Florence waren in neun Stunden in Kauai. Und von ihrem Trip komplett begeistert. Was sie so begeisterte, war gar nicht die Fahrt an sich. Es war die Spontaneität, mit der sie zustande gekommen war. Normalerweise hätte die Planung für so was ein Jahr oder länger gedauert. Lenny, Florence und ihre Crews hätten ihre Kalender abstimmen und Lücken zwischen Wettbewerben, Sponsorenterminen und anderen Projekten finden müssen. Die Chance auf ein, zwei freie Tage, an denen beide gleichzeitig auf Hawaii gewesen wären, ging ohnehin gegen null. Aber das Leben hatte die Pausetaste gedrückt, also konnten Lenny und Florence tun, worauf sie Lust hatten – ohne Wenn und Aber. Nicht, dass sich Kai Lenny allzu viel aus vorgegebenen Grenzen machen würde.

Der junge Kai Lenny Mitte der 1990er-Jahre in Maui auf einem frühen Foil-Board. Als „Wunderkind“ wurde er berühmt, aber auch kritisiert.

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Stand-up-Paddling, North Shore, Haleiwa, Hawaii, 2014

„Er hat diese unfassbare Macher-Mentalität – ‚Ich kann das, ich werde das machen‘ –, gerade dann, wenn alle anderen sagen: ‚Junge, du spinnst, das ist unmöglich‘“, sagt Johnny DeCesare, Gründer von Poor Boyz Productions, der das WassersportWunderkind bereits im zarten Alter von elf Jahren mit der Kamera begleitete. „Er sieht Dinge anders. Er sieht immer die Möglichkeiten und die Chancen.“

Lennys neue Serie „Life of Kai“ zeigt auch die schweren Momente seiner Surf-Karriere. 46

Lenny hatte für 2020 jede Menge vor: mit Freunden auf der ganzen Welt riesige Wellen jagen und zugleich bei Wettbewerben alles geben. „Ich war bereit für mein bisher größtes Jahr überhaupt, und plötzlich stand die Welt still“, sagt er. Wir können uns mittlerweile mit Lennys jüngstem Projekt „Life of Kai“ darüber hinwegtrösten, dass man ihn bei Wettkämpfen so bald nicht sehen wird. Während Lennys andere Web-Serien – „Positively Kai“ und „20@20“, die seit Sommer online sind – seine die Grenzen der Physik sprengenden Abenteuer zeigen, gewährt „Life of Kai“ tiefe Einblicke in das Leben des Athleten. „Die Leute glauben, Profisportler gehen einfach raus und machen ihr Ding“, sagt Lenny. „Aber es ist mehr als das. Ich wollte den ganzen Weg zeigen, der mich

auf ein Podium führt oder auf eine der größten Wellen meines Lebens – die guten, die schlechten und die harten Momente.“ Lenny möchte aber auch andere inspirieren. „Wie viel Einsatz bist du bereit zu geben, wie viel Leidenschaft schürt dieses Feuer? Ich hoffe, dass ich damit Kids inspiriere, ihre Träume konsequent zu verfolgen.“ „Life of Kai“ wurde letzten Herbst und Winter gefilmt und folgt Lenny durch eine verkürzte Big-Wave-Saison. Die Serie zeigt, wie Lenny Körper und Geist auf extreme Surfbedingungen vorbereitet, wie er bei Survival-Trainingscamps lernt, mit schweren Stürzen umzugehen, und wie er sich dieses Wissen bei der Jaws Big Wave Championship im Dezember in Hawaii und in der Nazaré Tow Surfing Challenge im Februar in Portugal zunutze THE RED BULLETIN

BRIAN BIELMANN/RED BULL CONTENT POOL

Seinen ersten WM-Titel im Stand-up-Paddling gewann Lenny mit achtzehn.


macht. „Life of Kai“ geht aber noch tiefer. Die Serie gibt dem Publikum ein Gefühl dafür, wer Lenny wirklich ist, wie er Dinge angeht, dabei ständig lernt und sich neu erfindet und somit der Konkurrenz immer einen Schritt voraus ist. Wie er sich an Bedingungen anpasst, wie er EquipmentFehler ausgleicht und mit unberechenbarem Wetter umgeht, wie er aus Surfboards und Hydrofoils immer noch mehr herausholt.

JAKE MAROTE

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ai Lennys außergewöhnliche Fähigkeiten auf dem Wasser waren bereits früh augenscheinlich. Lenny, Jahrgang 1992, war das „Wunderkind“, dessen Eltern einst zum Windsurfen vom Festland nach Maui zogen. Er selbst fing ebenfalls mit Windsurfen an. Bald zeigte sich sein unglaubliches Talent für alle Spielarten des Wassersports: Was auch immer Kai Lenny versuchte, er gehörte im Handumdrehen zu den Besten. Im Kitesurfen. Beim Stand-up-Paddling. Und, natürlich, beim Surfen. Dennoch wurde er lange nicht ernst genommen, weil er sich nicht auf einen Sport festlegte. Sogar Mentoren wie Windsurf-Legende Robby Naish versuchten Lenny mental auf den Tag vorzubereiten, an dem er gezwungen wäre, sich für einen Sport zu entscheiden. Vater Martin weiß noch, wie andere Kinder seinen Sohn fragten, warum er sich nicht aufs Surfen konzentriere. Kais Antwort: „Warum sollte ich? Mir machen alle Sportarten Spaß.“ So ist er heute etwa mehrfacher Stand-up-PaddleWeltmeister und Gewinner der Molokai 2 Oahu Paddleboard World Championships, des wohl härtesten SUP-Rennens der Welt. Aber als er seine Kumpels dann auch beim Big-Wave-Surfen in die Tasche steckte, konnten sie ihm den Respekt nicht mehr verweigern. Lenny surft die gigantischen Wellen von Peahi am weltberühmten Maui-Surfspot, den viele besser unter dem Namen „Jaws“ kennen, seit er sechzehn ist. Dank seinem Windsurf- und Kitesurf-Hintergrund schafft er das mit unglaublicher Präzision. Das bemerkten irgendwann selbst die Leute, die ihn anfangs belächelten. „Sie begriffen, dass Lenny kein eindimensionaler Surfer ist, sondern alles beherrscht – von der sanften Strandwelle bis zur steilen Big Wave, vom PipelineSurfen über Shortboard-Tricks bis hin zu gigantischen Wellen auf dem offenen Meer, die man nur per Jet-Ski erreicht. So richtig aufmerksam wurde die Szene auf Lennys Potenzial, als er 2017 den Contest im mexikanischen Puerto

Escondido gewann. Im Februar dieses Jahres holte er die Nazaré Tow Surfing Challenge in Portugal mit seinem Teamkollegen Lucas „Chumbo“ Chianca. Lenny und Chianca sind Freunde und Konkurrenten zugleich. Sie waren zusammen im Surf Survival Camp und bauten eine Freundschaft und das blinde Vertrauen auf, das nötig ist, um den anderen mit dem Jet-Ski aus dem Gefahrenbereich von bis zu 20 Meter hohen Wellen zu holen. Diese Partnerschaft ermöglichte es Lenny, den Bewerb ruhig, fokussiert und cool anzugehen. Das Talent der beiden für Big Waves war in Portugal nicht zu übersehen. „Lucas und ich wollen die größten Wellen der Welt surfen. Wir wollen sie nicht nur reiten und überleben, wir möchten auf ihnen großartige Manöver zeigen“, sagt Lenny. „Seit Jahren arbeite ich daran, Lines und Tricks vom Snowboarden aufs Big-Wave-Surfen zu übertragen.

Moment der Ruhe Lenny gönnt sich eine Pause nach der Hookipa-Session am 6. Oktober 2019.

Diese Jungs schaffen das auf riesigen Bergen in Alaska. Warum sollte ich es nicht auf riesigen Ozeanwellen zustande bringen?“ Kai und Chumbo genossen das Ganze sichtlich. Man hatte das Gefühl, dass sie auch ohne den Wettbewerb da draußen wären. Zwei Stunden nach Bewerbsende surften sie noch immer – einfach weil die Wellen so gut waren. „Für mich ging es nie darum, jemand anderen zu schlagen, immer nur mich selbst“, sagt Kai Lenny.

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uf eine gewisse Art bedeutete die Quarantäne eine Rückkehr zu früheren Zeiten. Lenny kann jetzt surfen, was der Tag hergibt. Die Ausrüstung dafür hat er auf seinem Transporter: Windsurf- und Wingsurf-Segel, Kites und zahlreiche Boards in Kobaltblau mit einem roten Rennstreifen. Vielleicht wirft er noch ein paar Paddel dazu.


Big-Wave-Surfing, Nazaré, Portugal, 2020

PEDRO MESTRE, KEITH CARLSEN/RED BULL CONTENT POOL (2)

Lenny meistert mittlerweile, neben allen anderen Disziplinen, auch die größte surfbare Welle der Welt.


„Solange ich Ziele vor mir habe, wird es immer Spaß machen.“

Der Kitesurfer Kai Lenny: 2013 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco. In diesem Jahr forderte er eine America’s-Cup-Yacht zum Wettrennen.

Der Windsurfer Kai Lenny: hier ebenfalls in der Bucht von San Francisco im Juni 2013. Bereits als Teenager beherrschte er Boards mit und ohne Segel.

Er nimmt sich Zeit für Dinge, für die er sonst nie Zeit hat. Mountainbiken oder Rennrad fahren, ins Gym gehen. Kai Lenny selbst sieht die Auszeit so: „Ich kann mich wieder dem widmen, was mich als Kind am Sport fasziniert und einst meine Leidenschaft entfacht hat. Es ist der Sport selbst, nicht die Dinge rundherum, verstehst du?“ Nach den Monaten der Rückbesinnung daheim, dem vielen Training, Tüfteln und Experimentieren ohne jede Verpflichtung wäre es nicht überraschend, wenn Lenny beim Neustart der Wettkampfsaison voll einschlüge. Und Lenny kann es gar nicht erwarten, dass es wieder losgeht, denn er hat noch viele Ziele. „Mit Foiling möchte ich die riesigen Dünungswellen, sogenannte

Swells, mitten im Ozean surfen und von einem Land zum anderen reisen. Mit Big Wave möchte ich die größten Wellen der Welt reiten und Teile einer Welle, die noch niemand oder nur wenige zuvor auf dem Board überquerten“, sagt er. Vielleicht gibt es irgendwann ein „Life of Kai, Teil 2“. Kai Lenny, im Rausch der Euphorie: „Ich möchte einfach alles tun. Sehe ich jemanden irgendwo auf der Welt etwas Unglaubliches anstellen, dann möchte ich das auch können. Dieser Zugang inspiriert mich total. Für mich geht es mehr um die Reise zu diesem Punkt, erst dann zählt das Gefühl, etwas zu beherrschen“, sagt er. Und: „Solange ich Ziele vor mir habe, wird es immer Spaß machen.“ Die Serie „Life of Kai“ gibt’s ab November auf YouTube und Red Bull TV.

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Jilou bewegt die Welt Tanzen schenkte Jilou Rasul, 27, schon als Kind Selbstbewusstsein. Heute ist sie eine der weltbesten Breakerinnen – und nutzt ihr Können, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Text ANNE WAAK Fotos EVA BERTEN


Hals über Kopf: Jilou, hier beim Air Freeze, ist eine akrobatische aber dennoch sehr leichtfüßige Tänzerin.

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Musik unter der Haut: Jilous Tattoo zeigt unter anderem einen Sperling und einen NotenschlĂźssel.

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„Was mich bis heute zum Tanzen hinzieht? Es macht mich einfach glücklich. Punkt.“

Rechts oben: Beim Rückwärtssalto trennen Jilous Kopf nur Zentimeter vom Steinboden. Rechts unten: Durchs Breaken gewinnt Jilou neue Perspektiven, hier etwa in der Figur Chair Freeze.

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ilou kann nicht stillhalten. Aus der Hüfte heraus vollführt sie minimale Bewegungen und lässt eine Welle durch ihre seitlich vom Körper weggestreckten Arme laufen. Es ist einer der letzten warmen Spätsommertage, die Sonne scheint noch einmal mit aller Kraft vom wolkenlosen Himmel. Auf der Spree, die sich im Zentrum Berlins zwischen Regierungsgebäuden durchschlängelt, passiert ein Ausflugsboot nach dem anderen das kleine Fotoset. Das 27-jährige B-Girl steht vor einer glatten grauen Betonwand und bewegt sich geradezu instinktiv zur Musik, die am Set läuft. Selbst wenn es darum geht, ihr Porträt zu fotografieren, fällt es der Tänzerin schwer, ruhig dazustehen. Dieser unbedingte Bewegungsdrang war es auch, der Jilou zu dem gemacht hat, was sie heute ist: eines der herausragenden B-Girls der Welt. Beim Red Bull BC One im Jahr 2019 in Mumbai, der offiziellen Breakdance-Weltmeisterschaft, bei der die jeweils besten 16 B-Girls und B-Boys der Welt im K.-o.-System gegeneinander antreten, erreichte Jilou das Viertelfinale. Wobei es in ihren Augen ungerechtfertigt war, dass sie der Japanerin MiMz unterlag. Angesichts ihrer Ambitionen wenig überraschend: „Ich wollte immer die Beste sein“, sagt Jilou. „Erst in meinem Breaking-Kurs, dann in meiner Stadt, dann deutschlandweit und jetzt weltweit.“ Sie ist noch lange nicht da, wo sie sein will – und das Tanzen allein reicht ihr nicht. Sie zieht aus ihrer Kunst auch die Motivation, etwas in der Welt zu bewegen. Geboren 1992 in Freiburg, fing Jilou Rasul schon früh an, Ballett zu tanzen. Doch die strengen Bewegungsabläufe

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waren nichts für das wilde Kind, also begann sie mit sechs Jahren mit dem Kunstturnen. Als Jilou dann mit dreizehn vom Turnen gelangweilt war und im Verein zu breaken begann, war sie schon superflexibel, konnte Handstand und Flicflac. Gefragt, was sie damals zum Tanzen zog – und bis heute hinzieht –, sagt sie nur: „Es macht mich einfach glücklich. Punkt.“ Um dann nachzuschieben, dass sie ein Adrenalinjunkie sei. Der Thrill, riskante Figuren zu üben, den eigenen Körper immer weiter herauszufordern und sich mit anderen zu messen, entwickelte für Jilou schnell einen unwiderstehlichen Sog. Nur acht Monate nachdem sie überhaupt mit dem Tanzen angefangen hatte, nahm sie an ihrem ersten B-Girl-Battle teil und wurde Zweite. Und sie hat noch viel vor. Geht es nach Jilou, war das Viertelfinale des Red Bull BC One im vergangenen Jahr nur der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere. Jilou will nicht die weltweit beste aller Tänzerinnen werden. „Sondern die beste von allen.“ Sie gibt sich nicht damit zufrieden, in ihrem unverwechselbaren, gleichzeitig akrobatisch geprägten und dennoch immer federleicht wirkenden Stil extrem gut zu tanzen. Das Selbstbewusstsein, das sie aus dem Breaken zieht, setzt sie für das größere Ganze ein. Jilou kämpft dafür, dass sie und andere B-Girls eine echte Chance bekommen, gegen ihre männlichen Kollegen zu bestehen. Denn es ist beim Breaken nicht anders als in nahezu allen anderen Bereichen des Sports und des Lebens ganz allgemein: Frauen werden benachteiligt, verdienen für die gleichen Leistungen weniger Geld, müssen sich gegen Übergriffe verteidigen. Sie müssen kämpfen, um ernst und wahrgenommen zu werden. „Das Breaken ist eine maskulin geprägte Tanzrichtung, in der vieles von Männern

„Ich finde gerne heraus, was möglich ist und wie weit ich gehen kann. Was ich meinem Körper noch abverlangen kann.“ THE RED BULLETIN


Positive Kämpferin: Jilou setzt sich für Themen wie Gleichberechtigung und Anti-Rassismus ein.

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entwickelt wurde“, so Jilou. „Was die Art der Bewegungen angeht, wird das Männliche favorisiert und bei Battles dementsprechend bewertet. Da geht es nicht fair zu.“ Jilou äußert sich gegen diese Ungleichbehandlung. Laut und deutlich.

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abei waren B-Girls schon immer Teil der Subkultur: Die 1968 geborene New Yorkerin Daisy Castro tanzte unter dem Alias Baby Love als einzige Frau in der Ende der 1970er-Jahre gegründeten The Rock Steady Crew. Sie war 15 Jahre alt, als sie das Breaken mit ihrer Stimme und ihrem Gesicht aus der Bronx in die Populärkultur transportierte – mit dem Song „Hey You, the Rock Steady Crew“, der 1983 auch in Österreich und Deutschland wochenlang in den Top Ten der Charts stand. Dennoch dauerte es bis 2004, bis auf dem Battle of the Year, dem seit 1990 stattfindenden und bis heute größten Breaking-Wettbewerb der Welt, erstmals eigene B-Girl-Battles stattfanden. Das gab 56

den Frauen der Szene zwar eine neue Sichtbarkeit, aber bis heute stellen sie eine Minderheit dar. Dagegen tanzt Jilou nicht nur an. Weil sie es darüber hinaus als ihre Verantwortung ansieht, eine neue Generation von B-Girls in ihrem Weg zu bestärken, gibt sie vier internationalen Nachwuchstänzerinnen einmal pro Woche kostenlosen Fernunterricht per Videocall. Und sie schreibt in ihrem Blog gegen die Formen der Diskriminierung an, die sie erlebt. Die Hass-Kommentatoren, die sie im Internet anonym beleidigen, entwaffnete sie mit den Worten: „Ich danke euch für eure Zeit. Ihr müsst wirklich viel über mich nachgedacht haben, ich scheine euch wirklich zu beschäftigen.“ 14.000 Leserinnen und Leser fand der Eintrag, in dem sie im Mai 2020 schilderte, wie sie als Teenager von einem B-Boy sexuell belästigt und körperlich angegriffen wurde. Gleichzeitig rief sie eindringlich dazu auf, Frauen (und Männern), die von solchen Erfahrungen berichten, zuzuhören und ihnen Glauben zu schenken.

Eine Botschaft geht um die Welt Dieses Bild von Jilou entstand auf der „Black Lives Matter“Demonstration in Berlin. Schnell verbreitete es sich in den sozialen Netzwerken. Zitatgeber B-Boy Boxwon aus den USA verkauft sogar mit dem Foto bedruckte T-Shirts.

THE RED BULLETIN

MIRLEY ALLEF @AFRALLEF, STYLING: MEILYNN LINDLAR/BASICS

Große Ziele: Beim nächsten globalen Red Bull BC One Contest will Jilou ganz vorn landen.


Jilou – davon zeugen zum Beispiel Aufnahmen des Battles in Mumbai – hat die schöne Gabe, bei allen Anfechtungen auffällig gut gelaunt und fair zu bleiben. Beim Tanzen gegen ihre Konkurrentin MiMz etwa hat sie durchgehend ein geradezu euphorisches, kein bisschen aggressives Lachen im Gesicht; am Ende des Zweikampfes geht sie – trotz der Niederlage – zu ihrer Konkurrentin, die am Rand der Tanzfläche ihre Sachen zusammenpackt, tippt ihr auf die Schulter und umarmt sie, wie um zu sagen: Wir zwei haben hier das gleiche Ziel und sollten zusammenhalten. Überhaupt ist Solidarität eines ihrer bestimmenden Themen im Leben. Als Kind einer Deutschen und eines kurdischen Irakers bekommt Jilou im Alltag immer wieder Rassismus zu spüren.

Jilou tanzt auch gegen Vorurteile an. Sie will eine neue Generation von B-Girls in ihrem Weg bestärken.

Flug-Frisur: Auf einer Plattform direkt neben der Spree legt Jilou einen sogenannten Webster hin. THE RED BULLETIN

Obwohl es ihr besser ergehe als vielen anderen Persons of Color, sei es ihr wichtig gewesen, bei der großen „Black Lives Matter“-Demonstration mitzulaufen, die Anfang Juni als Reaktion auf die Tötung von George Floyd durch Polizisten in Minneapolis in Berlin stattfand. Jilou trug ein Schild, mit dessen Aufschrift – einem Zitat des US-amerikanischen B-Boys Boxwon – sie indirekt auch an den Ursprung des Breaken erinnerte: „HipHop is a gift from Black Culture to the World“.

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as ihren beruflichen Weg angeht, sieht sich Jilou noch in der Phase, in der sie sich ausprobiert und daran arbeitet, die zu werden, die sie sein will. „Ich finde gern heraus, was möglich ist und wie weit ich gehen kann. Was ich meinem Körper noch abverlangen kann.“ Ihre kompakte Ein-Zimmer-Wohnung jedenfalls hat sie mit einem PVC-Boden ausgelegt und so zum Trainingsraum gemacht – Motto: allzeit bereit. Aber sie denkt auch schon darüber nach, was nach ihrer aktiven Tanzkarriere kommen kann. Sie ist im Fernstudium an der Uni Hamburg für Kultur- und Medienmanagement eingeschrieben, kommt allerdings neben dem Training, dem Unterricht und den nach dem Lockdown langsam wieder anlaufenden Battles derzeit nicht so richtig zum Studieren. Auf dem Weg zu ihrem Ziel will sie sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Und dieses Ziel ist klar definiert: die Spitze. „Ich wäre gern die bestbezahlte Tänzerin von allen.“ Dabei gehe es ihr nicht um das Geld, sondern um den Wert, der einer Person und damit auch einer Sportart beigemessen würde. Noch gibt es kein B-Girl und keinen B-Boy mit einem Millionen-Vertrag. Aber, sagt sie, es müsse halt jemand vorangehen, um die Schallmauer zu durchbrechen. „Ich will, dass ein neues Zeitalter beginnt.“ Dazu gehört es, dass sie ihren eigenen Wert als Sportlerin kennt und Verträge hart verhandelt. Mal dahingestellt, ob Entschlossenheit alles ist, was man braucht, um im Breaken eine derart hohe Summe zu erreichen: Jilous Ambitionen flößen einem Respekt ein. Dann zeigt sie noch die bunte Tätowierung, die sich von ihrer linken Schulter bis auf den Oberarm erstreckt und die unter anderem eine komplizierte Formel zeigt. Es handelt sich dabei um eine mathematische Funktion, die allzeit positiv bleibt und gegen unendlich strebt. Wie Jilou selbst. 57


INNOVATOR

IDEEN FÜR EINE B ES S E R ZUKUNFTE

Weltraumtourismus um 125.000 Euro: Per Heißluftballon geht’s in die Stratosphäre.

Space Perspective

Über-Blick

Ein US-Raumflug-Start-up will seine Passagiere an den Rand der Atmosphäre befördern. Mithilfe eines weltraumtauglichen Heißluftballons.

B

ei einem Glas Wein den Erdball in seiner ganzen Pracht von oben bewundern? Das könnte bereits 2022 Wirklichkeit werden. Space Perspective ist ein Raumflug-Start-up, das vom US-Ehepaar Jane Poynter und Taber MacCallum mitgegründet wurde. Das Konzept: von der Startrampe des Kennedy Space Center der NASA in

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Florida werden neun Passagiere 30 Kilometer hoch in die Stratosphäre befördert. Eingeschlossen in der Raumkapsel „Neptune“, die an einem 198 Meter hohen wasserstoffgefüllten Ballon hängt. Weltraumtourismus war bislang den Superreichen vorbehalten. Ein Flug mit der „Neptune“ wird deutlich weniger kosten als bisherige

Angebote. Konkret: 125.000 Dollar – der Preis soll mit der Zeit aber noch günstiger werden. Außerdem gibt es eine Bar an Bord – „und eine Toilette mit dem besten Ausblick im gesamten Universum“, schwärmt MacCallum. „Auch Wi-Fi haben wir hier. Das verspricht den ultimativen Social-Media-Post.“ thespaceperspective.com

Die Passagierkapsel soll in 30 Kilometer Höhe schweben.

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IN ALLER KÜRZE SCHÖNE NEUE JOBWELT Mehr Haltung bitte: Diese Gründer wollen unser Arbeitsleben gesünder und nachhaltiger machen.

BESSER UNTERWEGS E-Scooter, Car Sharing, Fernzug: Wer sich nachhaltig fortbewegen will, sucht für jeden Weg das passende Angebot. Nicola Büsse, 32, bietet mit ihren Co-Gründern Firmen die Möglichkeit, Mitarbeitern ein monatliches MobilitätsGuthaben zu spendieren. mobiko.de

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2020

Der Sinn-Stifter: Ex-Mönch und Internet-Star Jay Shetty verrät, wie du mehr Erfüllung findest

Der Optimierer: Biohacker Andreas Breitfeld erklärt, wie Technik deinen Körper stärken kann

Die Klima-Retter: wie zwei Gründer CO² aus unserer Luft filtern wollen

Smart maskiert In Zeiten von Social Distancing hat ein japanischer Roboterhersteller eine extraschlaue Maske entwickelt. Ihr Trick: Sie übersetzt Gesagtes in acht Sprachen.

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ls Mitte des Jahres klar wurde, dass die Schutzmaske – zumindest vorerst – gekommen war, um zu bleiben, traten namhafte Modelabels und Sportartikelhersteller auf den Plan und brachten eigene Kreationen des Mund-Nasen-Schutzes auf den Markt. Das japanische Unternehmen Donut Robotics ging sogar einen Schritt weiter und entwickelte die erste „smarte Maske“ der Welt. Das Besondere: Man spricht in die Maske, und das akustische Signal wird via Bluetooth an eine App weitergeleitet, die die Worte in einen schriftlichen Text umwandelt. Jetzt ist die Botschaft des Sprechers auf jedem beliebigen Display ablesbar – zum Beispiel auf dem Smartphone des Gesprächspartners. So wäre Kommunikation auch über größere Distanz möglich. Auf Wunsch kann der Text außerdem simultan in acht Sprachen übersetzt werden – darunter Englisch, Französisch oder Chinesisch (Deutsch ist vorerst nicht mit im Paket). Grundsätzlich baut Donut Robotics Info-Roboter für den Tokioter Flughafen Haneda. „Wir haben jahrelang an der Entwicklung unseres Roboters gearbei-

Diese Maske hat es in sich: Mit intelligenter Technologie wird sie zum Simultanübersetzer.

tet“, sagt CEO Taisuke Ono. „Jetzt haben wir diese Technologie verwendet, um ein neues Produkt zu entwickeln, das darauf reagiert, wie Covid-19 unsere Gesellschaft verändert hat.“ Die C-FACE-Maske soll rund 40 Dollar kosten und Anfang 2021 in Japan, später in den USA und Europa, erhältlich sein. en.donutrobotics.com

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THE RED BULLETIN

Eine App verwandelt die Worte des Maskenträgers in Text – und übersetzt ihn in mehrere Sprachen.

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Das ist der Erzberg in Österreich, ein natürlicher Lebensraum für Manuel und seine KTM.

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PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

DER FLATSCH-FAKTOR Mit 16 Jahren fuhr er das härteste Enduro-Rennen der Welt, mit 21 war er Weltmeister. Diesen rasanten Aufstieg verdankt MANUEL LETTENBICHLER, 22, seinem Talent, seiner Abenteuerlust – und einer ungewöhnlichen Lockerheit. Text WERNER JESSNER


„Dann g’frei i mi halt, dass es vorbei ist!“ Enduro-Profi Manuel Lettenbichler versteht es, auch aus mühsamen Situationen das Positive rauszuholen.

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Doch was hat dieser seltsame, aus hunderten Kehlen äußerst begeistert vorgetragene Ruf zu bedeuten? Wenn man ihn danach fragt, kichert Manuel, 22, unter seiner Basecap, dass die beidseitig rausstehenden Locken nur so wippen, und fährt genüsslich durch seinen Mindestens-sieben-Tage-Bart: „Gar nix heißt das. Das hat sich einfach verselbständigt. Ein Kumpel von mir hat das Wort ‚flatschen‘ erfunden. Wenn etwas geil ist, dann flatscht es. Lasst uns Nudeln flatschen! Das Bike flatscht! So ein flatschiger Tag! Logisch, dass mein kleines Rennteam, bestehend aus meinem Vater, meinem besten Freund Jeff und mir, auch geflatscht hat und wir das zur Parole erhoben haben: Flatschingfast!“ Und schon stecken wir bis zu den Fußrasten in dieser Manuel-Lettenbichler-Welt, in der man täglich sein Bestes gibt und dabei Spaß hat. Einer Welt voller Abenteuer und Vollgas, in der es sich lohnt, morgens aus dem Bett zu federn, weil der nächste geile – pardon, flatschige – Tag vor der Tür steht. Dieser Mann lebt sein Leben und stellt selbst da noch das Abenteuer in den Vordergrund, wo es weniger nach Heldentum als nach schierer Qual aussieht, zum Beispiel in der berüchtigten Sektion „Carl’s Dinner“ beim Erzbergrodeo alias Red Bull Hare Scramble am steirischen Erzberg in Österreich. 1500 Fahrer erhalten jedes Jahr die Chance, sich für dieses wohl härteste Endurorennen der Welt zu qualifizieren. 500 schaffen es tatsächlich. Doch mehr als zehn Männer, härter als Erz, erreichen nur selten das Ziel. Wer Manuel Lettenbichler mit seiner KTM in diesem schier endlosen Geröllfeld mit kleinwagengroßen Erzbrocken schnaufen sieht, das Herz-Kreislauf-System hart am Limit, die Muskeln am Krampfen und der Durst riesig, der kann sich nur sehr schwer vorstellen, dass selbst das sonnigste Gemüt sich daran erfreuen könnte. Aber Manuel schon: „Da gfrei i mi halt, dass es bald vorbei ist.“ Wer es nämlich überhaupt bis Carl’s Dinner geschafft hat, der darf damit rechnen, in diesem Jahr zur raren Spezies der Finisher zu gehören, so wie er es bereits 2014 als jüngster Teilnehmer der Geschichte geschafft hat. Dabei war sein Weg zum Hard Enduro oder dem Motorradsport generell nicht so klar vorgezeichnet, wie man es vom Sohn des großen Andreas Lettenbichler, Enduro-Legende und Erzberg-Sieger 2015, vielleicht erwarten sollte. Natürlich gab es bei ihnen zu Hause in Kiefersfelden, an der bayerisch-österreichischen Grenze, immer Motorräder. Schon mit fünf Jahren bekam er sein erstes Trial Bike, aber es gab eine Zeit, da fand Manuel Skifahren interessanter und bestritt nur hie und da Motorradrennen. Profi-Karriere? Kein Gedanke daran. Er wollte eine Schreinerlehre beginnen und hängte dann doch noch die Fachoberschule an die Realschule, nur um draufzukommen, dass ihn Schule langweilte, egal wie sie hieß. „Aber ich bin sicher, ich wäre ein guter Schreiner geworden, denn ich arbeite gern mit Holz.“ Noch besser aber arbeitet er mit Motorrädern, und so fügte sich das eine wunderbar zum anderen: Er ließ die Schule sausen, weil ihn die Liebe zum Sport weiter tragen würde, das spürte er. Immerhin THE RED BULLETIN

PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL, PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

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lat-sching-fast! Flat-sching-fast!“ Wie bitte? Was schreien die enthusiastischen Zuschauer, die hier beim GetzenRodeo 2019, einem der wildesten Hard-Enduro-Motorradrennen der Welt, ganz nah an der Strecke stehen? „Flat-sching-fast! Flat-sching-fast!“ Fast versteht man ja noch, wenn es um schnelle Motorräder geht, aber wer oder was ist Flatsching? Insider wissen, dass mit den Anfeuerungsrufen natürlich nur der einzige deutsche Pilot im Finale gemeint sein kann: Manuel „Mani“ Lettenbichler, zu diesem Zeitpunkt erst 21 Jahre alt und trotzdem schon Titelverteidiger beim GetzenRodeo. Beim härtesten Endurorennen in Deutschland pflügen jedes Jahr, nur ein paar Kilometer von der sächsischen Motorradstadt Zschopau entfernt, die weltbesten Fahrer der Hard-EnduroSzene durch das Erzgebirge. Und ganz vorne tanzt Manuel Lettenbichler mit seiner KTM federleicht durch schwierigstes Gelände, wie in einem Ballett aus Dreck, Laub und Schlamm. Auch wenn man nur einen Augenblick lang Zeit hat, um ihn zu beobachten, bevor er schon wieder im Wald verschwindet, ist es ein Genuss: Mit kurzen Gasstößen und präzisem Einsatz von Kupplung und Bremse klettert er mit seinem orangen Viertakt-Motorrad einen Steilhang hoch, der selbst mit Trekking-Schuhen und zusätzlichem Einsatz von Händen und Knien kaum zu bewältigen wäre. Kurz gerät der Motor am höchsten Punkt in den Drehzahlbegrenzer, Erdfontänen segnen die Mutigsten unter den Beobachtern. Dann ist er weg.


Harte Spritztour: Lettenbichler beim Prolog des Red Bull Hare Scramble – alias Erzbergrodeo – 2019 in Eisenerz, Österreich

„Wenn ich das Gefühl habe, alles gegeben zu haben, dann passt’s.“


Erschöpft, verschwitzt, hungrig, erfüllt, erfolgreich: Manis Blick im Ziel der Red Bull Romaniacs verrät all das und noch mehr.


Nasskalter Schlamm beim Gotland Grand National in Schweden: jetzt nur keinen Gedanken daran verschwenden, wer das alles waschen soll!

PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL, FUTURE7MEDIA/RED BULL CONTENT POOL

konnte sich seine ältere Schwester Selina ihren Traum einer Profi-Karriere als Tänzerin ebenfalls erfüllen. Seine Familie sei den Träumen der Kinder niemals im Weg gestanden, sagt Manuel. Den Eltern ist er dafür wahnsinnig dankbar.

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räume waren erlaubt bei den Lettenbichlers, aber Luftschlösser wurden keine gebaut. Erste Sponsoren ließen den Traum jedenfalls einigermaßen realistisch erscheinen. „Scheißegal, ob ich bei einem Rennen schon einmal war oder nicht: Der Druck ist immer vorhanden. Ich gebe einfach mein Bestes, und wenn ich im Ziel das Gefühl habe, alles gegeben zu haben, dann passt’s. Für mich – und meistens auch für die anderen.“ An manchen Tagen führen Einsatz und Können, gepaart mit Leidenschaft und Abenteuerlust, zu dieser Leichtigkeit, bei der einem alles, aber auch wirklich alles, wie von selbst von der Hand geht. Die Red Bull Romaniacs, die alljährlich in den rumänischen Karpaten stattfinden, gelten als die härteste Mehrtagesveranstaltung in forderndem Gelände – zumindest in Europa. Als ihn sein Osteopath nach dem Sieg fragte, wie er das Rennen denn angelegt hatte, konnte es Manuel nicht genau sagen: „Ja mei, gfahrn bin i halt.“ Was man dazu wissen muss: Manuel Lettenbichler ist ein wirklich reflektierter, redegewandter junger Mann. Einer, der etwas zu sagen hat. Bloß gab es nach diesem zauberhaften Flow nicht mehr zu sagen, als dass er eben gefahren ist, so gut und geschmeidig, so freudig und mit offenen Augen und offenem Herzen, wie es ihm eben in diesen Tagen gelungen ist. Der Sieg, sagt er,

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sei beinahe ein zwangsläufiges Nebenprodukt dieses himmlischen Zustandes gewesen. Und am Ende wurde er dann 2019 sogar Weltmeister in der World Enduro Super Series. Doch allen Erfolgen zum Trotz stellt Manuel generell den Prozess vor das Ergebnis: „Klar will man aufs Podium, aber im Grunde macht man alles, was man wirklich gut macht, der Sache wegen. Schau, was ich für ein geiles Leben habe, denke ich manchmal. Heute Romaniacs mit einer atemberaubender Aussicht, morgen ein Rennen in den USA mit den geilsten Typen rundherum, dann eine Woche in Ecuador bis auf 3000 Meter Seehöhe rauf: Ich mache das, was ich liebe. Will ich mich da aufregen, wenn es einmal regnet oder ich einen Daumen im Gips trage wie jetzt gerade?“ Love it, leave it or change it: Auf diesen einfachen Nenner lässt sich ein erfülltes Leben nach der Lettenbichler-Philosophie runterbrechen. „Die Frage ist doch: Mit welcher Einstellung gehe ich in den Tag? Ein Buchhalter, der sich in der Früh in die Arbeit quält, sollte sich daran erinnern, warum er diesen Job einst gewählt hat. Vermutlich war er in der Schule gut in Mathe und fand Zahlen interessant. Wenn ihn Zahlen faszinieren, dann soll er doch versuchen,

„Schau, was ich für ein geiles Leben habe, denke ich manchmal.“ 65


Manuel erobert die Karpaten Am 27. Oktober steigt Red Bull Romaniacs. Schlammschlacht de luxe: Ende Oktober wollen sich die weltbesten Fahrer in Rumänien treffen. Fünf Tage lang (27. – 31. 10.) schlagen sie sich bei Red Bull Romaniacs durch die wilden Berge der Karpaten. Vorjahressieger Manuel Lettenbichler versucht natürlich, seinen Titel zu verteidigen. Alle Infos: redbull.com


der beste Buchhalter seiner Abteilung zu werden und seine Kollegen mitzureißen! Wenn er aber merkt, dass sich das geändert hat, dass ihn Zahlen jetzt anöden, dann ist es Zeit, weiterzuziehen und etwas Neues auszuprobieren.“ Ihm selbst ermöglicht die Profi-Karriere Dinge, die er sonst wahrscheinlich nie erlebt hätte – und er weiß sie zu schätzen, speichert sie in seinem Album positiver Erinnerungen ab. „Bei einem Rennen in Südafrika waren wir stundenlang durch felsiges Gelände gefahren – wirklich zäh, staubig, anstrengend. Plötzlich stand da mitten im Nirgendwo eine Gruppe Einheimischer am Rand der Piste und feuerte uns an, als wären wir die absoluten Mega-Stars. Schon dieser Erlebnisse wegen lohnt sich jeder Trainingstag, jeder Schweißtropfen.“

„Wenn man etwas unbedingt will, dann wird man fast von selbst gut darin.“

CHRIS TEDESCO/RED BULL CONTENT POOL

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Die Begeisterung der Zuschauer, der Kampf Mann gegen Mann: flatschige Verhältnisse auch beim Red Bull Override in Texas

obei auch in der Vorbereitung seit zwei Jahren der optimistische, verspielte, flatschige Manuel durchbricht und dem strukturierten Dienst-nach-VorschriftLettenbichler das Wasser abgräbt: „Klar muss Kraftkammer auch sein, aber erst seit ich im Training nicht mehr Stunden und Wiederholungen zähle, sondern mache, was mir wirklich, wirklich Spaß macht, fahre ich so gut, wie ich mir das vorstelle.“ Mountainbike statt Ergometer, Skitouren statt Joggingrunde, Motocross statt Zirkeltraining, so bleibt man im Kopf frisch, und jeder Tag ist spannend: „Was steht denn heute Geiles auf dem Programm?, frag ich mich beim Aufstehen, und schon fängt der Tag gut an.“ Doch bei aller Leichtigkeit rät Manuel doch zu einem Mindestmaß an Planung: „Während der Rennsaison denke ich ein, zwei Monate voraus, in Trainingszeiten ein oder zwei Wochen.“ Nur in den Tag hineinzuleben, hält er für nicht praktikabel, wenn man sich wirklich weiterentwickeln will – gerade wenn man täglich vor dem Luxusproblem steht, sich aussuchen zu können, was man machen will. Das gelte vor allem für junge, talentierte Menschen: „Einem Sechzehnjährigen würde ich raten, auf seinen Bauch zu hören und das zu tun, wofür er brennt. Wenn man etwas unbedingt will, dann wird man fast von selber gut darin. Dann schafft man auch die harten Phasen und findet täglich neue Motivation, ohne das Wort strapazieren zu müssen. Siehe meine Schwester. Siehe meinen Vater.“ Man könnte fast sagen, wenn der Bauch dabei ist und das Hirn dafür sorgt, jeden Tag als neues Abenteuer zu sehen, dann flatscht alles wie von selbst. 67


EPIC GAMES

Der Star greift nach den Sternen: Rapper Travis Scott im Online-Spiel „Fortnite“. Knapp 28 Millionen Spieler sind beim Auftritt live dabei.


DAS LEBEN IST

EIN SPIEL Künstler wie Travis Scott, Pussy Riot oder Sting haben das Metaversum erobert – den Gamer-Kosmos, in dem Kultur-Events in ungeahnter Größe stattfinden können: eine neue digitale Alternative zum analogen Leben. Wir haben die Pioniere getroffen. Text TOM GUISE

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ir schreiben den 23. April 2020. Die Welt befindet sich im Lockdown. Öffentliche Plätze sind gesperrt, die Straßen verwaist. Dennoch strömen an diesem Tag 12,3 Millionen Menschen gleichzeitig zu einem Konzert, das alles bisher Dagewesene übertreffen soll. US-Rapper Travis Scott hat zu „Astronomical“ geladen – einem virtuellen Gig innerhalb des Online-Spiels „Fortnite“. Und die Sache ist groß. Richtig groß. 100 Meter groß, um genau zu sein. Travis Scott, der 28-jährige Texaner, der seit seinem Debüt 2013 den Vergleich mit musikalischen Größen wie Drake, Kanye West oder Kendrick Lamar nicht zu scheuen braucht, hat sich in einen Riesen verwandelt. Das ist an sich nichts Neues, Scott ist für abgefahrene Bühnenshows bekannt. Bei vergangenen Konzerten ließ er sich von einem gigantischen ferngesteuerten Adler übers Publikum fliegen. Und auf seiner „Astroworld: Wish You Were Here“-Tournee wurde eine Achterbahn installiert, die über die Köpfe der tanzenden Menge hinwegfegte. Doch das, was er bei „Fortnite“ abliefert, hebt die Sache noch einmal auf ein neues Level: Travis Scott ist ein Titan mit durchscheinender Haut und übersinnlichen Fähigkeiten. Und als solcher marschiert er mühelos über Wolkenkratzer und Inseln hinweg. Fans fliegen ihm zu, schweben durch die Luft, die Schwerkraft ist abgeschafft. „O mein Gott! Er greift sich die Sterne am Himmel“, brüllt ein Moderator über den Videospiel70

Streamingdienst Mixer. Es ist Tyler „Ninja“ Blevin, der Superstar in der Online-Gamer-Community. Ninja steckt nach wie vor in seinem regulär großen Spielerkörper, während der überdimensionale Scott sich zwei Himmelskörper schnappt, diese aneinanderschlägt und damit einen gleißenden Blitz durch die Menge zucken lässt. Im selben Moment baut sich eine Unterwasserwelt auf. Plötzlich steckt Scott in einem Astronautenanzug und navigiert damit durch die Dunkelheit. Eine Odyssee, die im Weltraum und mit der Präsentation seines neues Songs „The Scotts“ endet. Nach fünfzehn Minuten hat Travis Scott den Planeten „Fortnite“ wieder verlassen – und die leicht desorientierten Spieler brauchen einen Moment, um in den normalen Modus zurückzufinden, wo sie einander mit Spitzhacken, Raketenwerfern und Sturmgewehren angreifen. „War’s das?“, fragt Ninja ungläubig. Auch ihm ist klar, dass er soeben von seinem „Fortnite“-Thron gestoßen wurde. 12,3 Millionen Gamer, das sprengt alle bisherigen Rekorde. Doch Travis Scott legt noch einen drauf. Mit den „Astronomical“-Shows der nächsten vier Tage verdoppelt er die Zuschauerzahl: Insgesamt haben sich am Ende 27,7 Millionen eingeloggt. Das entspricht zweimal der Einwohnerzahl von New York und Los Angeles zusammen, oder anders gerechnet: dreimal jener von ganz Österreich. Travis Scott hat damit das größte und meistdiskutierte Kultur-Event des bisherigen Jahres 2020 abgeliefert. Und die Sache trug sich nicht auf einer Bühne oder im Fernsehen zu. Sie passierte im virtuellen Raum, innerhalb eines Online-Games.

KARA CHUNG, ONDŘEJ VACHEK, MALTEEZ/BXBW

Marc Goehring (links) und Kara Chung luden zur Modenschau im Game „Animal Crossing“.

THE RED BULLETIN


Virtuell: die US-Band Against the Current auf der Bühne des Festivals Block by Blockwest

„UNSERE SOZIALE INTERAKTION VERLAGERT SICH MEHR UND MEHR INS METAVERSUM.“

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Fotos statt mit Kugeln schießen: ein Bild von Fotograf Ondřej Vachek in „Red Dead Online“ THE RED BULLETIN

ür viele kommt dieser Erfolg nicht überraschend. „Fortnite“ hat bereits mehrmals den Kulturbetrieb herausgefordert. Im Jänner 2019 wurde DJ Marshmello eine virtuelle Bühne gegeboten – und seine Performance zog zehn Millionen Player an. Elf Monate später flog Hollywoodregisseur J. J. Abrams auf dem virtuellem „Star Wars“-Raumschiff „Millennium Falcon“ ein, um exklusive Ausschnitte seines neuen Streifens „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ zu präsentieren. „‚Fortnite‘ hat sich zum Super Bowl der OnlineEvent-Industrie gemausert“, sagt Gary Whitta. Als Drehbuchautor ist der 47-jährige Amerikaner für Science-Fiction-Filme wie „After Earth“ und „The Book of Eli“ verantwortlich. Obendrein betreibt Whitta einen Podcast zum Thema Gaming. „Experten sprechen von der Entwicklung eines Metaversums, und es wird diskutiert, inwieweit sich unsere soziale Interaktion dort hinverlagert.“ Laut Soziologie verliert vor allem der „dritte Ort“ immer mehr an Bedeutung. Mit diesem Begriff, den US-Soziologe Ray Oldenburg prägte, sind öffentliche Räume gemeint, in denen wir einen Ausgleich zu Familie und Job suchen: Pubs, Cafés, Kinos, Parks. Über die Jahre schuf das Internet mit Chats, Streamingdiensten und Social Media Alternativen. „Die Pandemie hat diesen Prozess noch einmal beschleunigt“, so Gary Whitta. Für ihn hat sich durch den Lockdown ebenfalls etwas Neues online aufgetan. Seit der Pandemie darf sich der 47-Jährige auch Moderator einer Late-Night-Talkshow nennen. Zu Whittas bisherigen Gästen zählen Hollywoodstar Elijah Wood oder 71


Travis Scott stellte seine Single „The Scotts“ im Game „Fortnite“ vor. Resultat: Die Streamingrate seiner Musik stieg um satte 138 Prozent.

Filmbösewicht Danny Trejo. Doch seine Sendung ist nicht im TV oder bei YouTube zu sehen. Es ist eine In-Game-Talkshow, sie findet innerhalb des NintendoBestsellers „Animal Crossing“ statt. Die Stimme des Moderators ist echt, doch er selbst ist nicht zu sehen. Sein Avatar sitzt im Studio. Dasselbe gilt für die Gäste auf der virtuellen Couch. Für alle, die „Animal Crossing“ nicht kennen: Das bunte Nintendo-Game setzt auf Idylle anstatt auf Action und Abenteuer. Man lebt auf einer Insel, die von Tieren bewohnt ist. Um Geld für ein Haus oder die Einrichtung zu generieren, schüttelt man unter anderem Bäumchen. Die herabgefallenen Früchte werden dann an einen Hawaiihemd tragenden Waschbären verkauft, den lokalen Gemischtwarenhändler. 72

Erfunden hat die Fabelwelt der japanische Videospieleentwickler Katsuya Eguchi, nachdem er 2001 wegen eines Jobs geografisch von Familie und Freunden getrennt war. „Ich habe meine Lieben vermisst. Mit ihnen zu reden und Videospiele zu spielen war ein wichtiger Teil meines Lebens. Und ich begann zu überlegen, ob ich dieses Gemeinschaftserlebnis nachbauen kann.“ „Animal Crossing: New Horizons“ – die neueste Version – läuft auf Nintendos SwitchKonsole. Das bedeutet: Man kann seine Insel mit bis zu vier Spielern teilen. Gleichzeitig ist auch ein Ausflug auf andere Inseln möglich, um sich mit Spielern aus aller Welt auszutauschen. Man muss lediglich an den virtuellen Flughafen fahren, der von einem Dodo, einem geierähnlichen Vogel, betrieben wird. THE RED BULLETIN

EPIC GAMES, GARY WHITTA

„ICH KANN MICH IN DIESER VIRTUELLEN WELT FREI BEWEGEN.“


Schauspieler Elijah Wood (2. von links) in der Online-Talkshow von Gary Whitta

Verkaufsstart war der 20. März 2020 – jener Tag, an dem Großbritannien, New York und Kalifornien bekanntgaben, Parks, Spielplätze und nicht systemrelevante öffentliche Plätze zu schließen, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Innerhalb von zehn Tagen waren Nintendos Switch-Konsolen weltweit vergriffen. Und auch die Wirtschaft zog nach: Eine britische Einrichtungskette bietet virtuelle Einrichtungsberater für die Community an. Die Modedesigner Marc Jacobs und Valentino zeigten ihre neuen Kollektionen – in Ermangelung an Real-LifeAlternativen – bei „Animal Crossing“. Drehbuchautor Gary Whitta witterte: Da ist Potenzial für mehr. Die Unterhaltungsindustrie war lahmgelegt, da während des Lockdowns Studioaufnahmen unmöglich waren. Also begann er – vorerst aus einer Spielerei heraus –, im Keller seines „Animal Crossing“-Hauses ein Talkshow-Studio einzurichten. „Gamer meinten: Warum produzierst du nicht wirklich eine Sendung, mit richtigen Gästen? Also habe ich ein paar Freunde ins Boot geholt“ – die zufälligerweise nicht ganz unbekannt waren, Whittas langjährige Tätigkeit im Showbiz machte sich bezahlt. Mit Folge 10 waren über den Streamingdienst Twitch 340.000 Views erreicht. Und das Ganze entwickelte eine gewisse Eigendynamik. „Jedes Mal, wenn eine Berühmtheit, die ‚Animal Crossing‘ spielt, bei Twitter was zum Game tweetet, werde ich getaggt.“ Whitta sieht für sein Late-Night-Format vor allem Gäste vor, die aktiv „Animal Crossing“ spielen und bereits über einen eigenen Avatar verfügen. „Für Superstars mache ich aber schon einmal eine Ausnahme. Als Sting in meine Show kam, fragte ich ihn: ‚Was möchtest du tragen?‘ Dann haben wir gemeinTHE RED BULLETIN

sam versucht, in der virtuellen Garderobe etwas zu finden.“ Für klassische Late-Night-Talker wie Stephen Colbert, Conan O’Brien oder Jimmy Fallon sieht Whitta schwierige Zeiten kommen. „Diese Leute leisten großartige Arbeit“, betont er. „Sie unterhalten uns in Zeiten, in denen wir alle gute Unterhaltung brauchen können. Aber ihr Problem ist: Sie sitzen in ihren Studios und in der Realität fest. Ich hingegen kann mich in der virtuellen Welt frei bewegen, bin an keinen Ort gebunden. Ich sitze während der Aufnahmen in San Francisco, meine Gäste in New York oder Frankreich – trotzdem sieht man unsere Avatare gemeinsam im virtuellen Studio interagieren. Das Metaversum bringt Leute auf eine Art zusammen, wie es das Fernsehen niemals kann.“ Ums Zusammensein geht es auch in einem anderen Zufluchtsort im Metaversum: dem Online-Multiplayer-Game „Red Dead“, das in eine Simulation des Wilden Westens eingebettet ist. Mit Outlaws, Kopfgeldern und allem Drum und Dran. Das Besondere an „Red Dead Online“ (RDO) sind die hyperreal wirkenden Naturerlebnisse im Pionierzeit-Amerika. Man muss sich mit Bärenattacken herumschlagen, tauscht sich über Stürme und Wettervorhersagen aus. Das Ganze geht sogar so weit, dass sich die Hoden der Reitpferde bei Kälte zusammenziehen.

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ls der Lockdown für Großbritannien ausgerufen wurde, sattelten der Londoner Street-Fotograf Ondřej Vachek, 28, und sein Fotografenkollege Sean Tucker, 41, die virtuellen Pferde. Bei „RDO“ haben Spieler Bewegungsfreiheit, sie entscheiden selbst, wann sie welchen Teil des Pionierzeit-Amerikas erkunden möchten. „Wir sind 73


einfach ausgeritten, an einen See fischen gegangen und haben uns über Fotografie unterhalten“, so Vachek. Nachdem Spielern eine virtuelle Boxkamera zur Verfügung steht – jene Art, in die man einen Rollfilm einlegt und die es ab 1900 gab –, war bald eine neue Freizeitbeschäftigung geboren. „Irgendwann meinten wir: Hey, lass uns auch in der simulierten Welt was mit den Kameras machen.“ Vacheks Kollege Tucker dazu: „Wir sind nach Saint Denis geritten, um Street-Fotografie zu machen.“ Das virtuelle Saint Denis ist dem realen New Orleans nachempfunden – und dort knipsten die beiden Fotografen sogenannte Nicht-Spieler-Charaktere, Statisten, die vorgefertigten Regeln folgen und keine eigenen Entscheidungen treffen können. „Alles ist in Bewegung, im Game so wie im realen Leben. Wir haben also nur das gemacht, was wir sonst auch gemacht hätten: Wir haben mit der Kamera das tägliche Treiben festgehalten.“ Gleichzeitig starteten die beiden beim Streamingportal Twitch die „The Red Dead Poets Society“, eine Plattform, die andere User auf eine virtuelle Fototour einlädt. „Wir sehen es als eine Möglichkeit, den Leuten etwas über Fotografie und den richtigen Aufnahmewinkel beizubringen“, sagt Tucker. „In der echten Welt lassen sich Leute oft nur ungern ablichten. In der fiktiven Stadt Saint Denis hat aber niemand ein Problem damit, die Figuren sind ja nicht real.“ Probleme gibt’s nur, wenn plötzlich ein anderer Gamer auftaucht. „Stell dir vor, du bist darin versunken, einen Trompetenspieler zu fotografieren, und plötzlich kommt irgendein Arsch vorbei und beginnt, alles über den Haufen zu schießen“, lacht Vachek. „Da bricht dann Chaos aus, weil wir natürlich sofort zurückballern.“ Das, was Vachek an „Red Dead Online“ schätzt – das Naturerlebnis und Entdecken neuer Welten –, ist auch Helen Fanthorpe nicht fremd. Sie ist Redakteurin bei „The Rough Guide to Xbox“, einem Reiseführer, der auf Destinationen fokussiert ist, die in Videospielen wie „Assassin’s Creed Odyssey“ oder „Forza Horizon 4“ vorkommen. Das E-Book gibt Sightseeing-Tipps sowie Unterkunfts- und ShoppingEmpfehlungen. „Durch die Pandemie haben wir ein gesteigertes Interesse an virtuellen Reisen festgestellt. Weil wir den Leuten helfen wollten, ihrem Wohnzimmer zu entkommen, haben wir den Download gratis gemacht.“ Szenenwechsel. Zurück zur Musikwelt. Als Travis Scott in seiner „Astronomical“-Konzertreihe durch „Fortnite“ stürmte, wurde gleichzeitig auch für ein anderes Musik-Event im Metaversum geprobt. Diesmal im Game „Minecraft“. Dort fanden die letzten Vorbereitungen für Block by Blockwest (BXBW) statt, ein siebenstündiges Festival mit fast 40 Acts auf drei Bühnen, veranstaltet von Courier Club, einer vierköpfigen Dance-Punk-Band aus Philadelphia. „Wir sind nicht in der Stadt aufgewachsen, das

Kulturgeschehen war für uns weit weg. Was gerade angesagt war, haben wir oft aus Videospielen erfahren“, erklärt Sänger Timothy Waldron seine Affinität zum Gaming. Bassist Michael Silverglade ergänzt: „In meiner Jugend habe ich oft jene Songs, die ich in einem Game mochte, in Dauerschleife abgespielt.“ Eines der Spiele, mit denen die Jungs aufwuchsen, war „Minecraft“. Zu „Minecraft“, dem meistverkauften Videospiel aller Zeiten, muss man wissen: Die Urversion 2009 war mittels Open Code programmiert, sprich: für alle einsehbar. Und die Optik ist recht simpel, es handelt sich um modulare 3D-Landschaften, die schier endlose Anpassungs- und Veränderungsmöglichkeiten erlauben. „Es ist das einzige Spiel, aus dem man tatsächlich Welten bauen kann“, so Sänger Waldron. „Ursprünglich war der Plan: Lasst uns eine Show für unsere Fans auf die Beine stellen. Dann wurde die Sache mit jedem Tag größer.“ Die Band holte die „Minecraft“-Community ins Boot, um die virtuellen Festival-Bühnen zu kreieren. „Wir kannten einander nicht, die Leute kamen aus der ganzen Welt und aus verschiedenen Zeitzonen, aber Stück für Stück haben wir gemeinsam eine Welt erschaffen. Ich musste oft denken: Mann, wenn das im echten Leben auch so leicht wäre, dann würden wir viel umsetzen können in der Welt.“ Für das Festival baten die Veranstalter die Künstler, eine vorab aufgenommene Performance einzureichen. Manche Acts, die angefragt wurden, waren sofort dabei, wie etwa Cowgirl Clue, geborene Ashley Calhoun, eine Dance-Pop-Sängerin aus Texas. Andere mussten erst überzeugt werden, dass das Ganze Hand und Fuß hat.

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Kreierten mit dem Block by Blockwest Festival ihr eigenes virtuelles Musik-Event: die Dance-Punk-Band Courier Club aus Philadelphia THE RED BULLETIN

KEVIN CONDON

„STÜCK FÜR STÜCK HABEN WIR EINE WELT ERSCHAFFEN.“


„WIR HABEN EIN BEDÜRFNIS NACH COMMUNITY.“ „Ich bin keine Gamerin, aber ich mag die Ästhetik der Spiele“, sagt Nadeschda Tolokonnikowa, Mitbegründerin der russischen Punk-Protestband Pussy Riot. Die Gruppe sollte im März auf große Tournee gehen. Doch durch die Pandemie wurde alles abgeblasen. Der Lockdown traf die 30-jährige Tolokonnikowa besonders hart. Sie wurde 2012, nach der Performance eines Putin-kritischen Songs, verhaftet und musste zwei Jahre im Gefängnis verbringen. „Ich glaube an die Theorie der Identitätsleistung. Das heißt: Wenn ich nicht machen kann, wofür ich brenne, verliere ich meine Identität.“ Da kam ihr das BXBW-Festival gerade recht. „Sehe ich eine Möglichkeit, unsere politische Botschaft unter die Leute zu bringen, bin ich dabei.“ Einen Tag vor dem Festival wurde ein zusätzlicher Act bekannt gegeben: Massive Attack. „Die mediale Aufmerksamkeit, die uns das einbrachte, war unglaublich“, sagt BXBW-Mitorganisator Ryan Conway. Was zur Folge hatte, dass sich innerhalb der ersten Stunde des Festivals zehntausende Spieler gleichzeitig einloggen wollten. „Das hat unsere Server-Kapazitäten gesprengt.“ Nichts ging mehr. Ende. Aus. Man zog den Stecker, die Sache wurde abgebrochen. „Es hat uns schlicht an Expertise gefehlt“, so Conway zerknirscht. Doch die Geschichte ist hier nicht zu Ende. „Ein Typ schrieb uns: Hey, ich habe euch in den Nachrichten gesehen. Ich arbeite im Tech-Bereich, ich kann euch helfen.“ Konkret bot die Firma DigitalOcean ihr Rechenzentrum für das Festival an. Plötzlich war wieder alles möglich – sogar 100.000 Leute würden sich einloggen können. Und auch wenn Massive Attack ihren Auftritt schlussendlich absagten – am 16. Mai um 19.40 Uhr Ostküstenzeit ging das BXBW-Festival live.

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as Setting: ein gigantischer Berg, auf dessen Gipfel eine virtuelle Ski-Lodge thront. Es gibt eine Seilbahn, aber die meisten Spieler hacken in ihre Tasten, um mit ihren Avataren die blockigen Stufen zum Gipfel hinaufzuspringen. In der Lodge spielen Pussy Riot ihren Song „Macho“. Tolokonnikovas Avatar – eine pixelige, kantige Spielfigur mit grüner Sturmhaube (jener Kopfbedeckung, die die Band bei ihrem Protest am Roten Platz in Moskau berühmt gemacht hat) – gibt Slogans wie „Fuck Capitalism!“ aus. Unermüdlich rattern ihre Botschaften über den Bildschirm, die Menge jubelt. Die Hauptbühne befindet sich im Untergrund. Im Publikum sieht man einen Typen mit einem Zauberwürfel als Kopf. Deadpool, die Actionfigur aus den Marvel-Comics, ist auch da. Genauso wie ein zwei-

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beiniges Schwein. Und dann findet sich da noch Joe Mulherin, der US-Rapper, der unter dem Künstlernamen nothing,nowhere. bekannt ist. Sein Avatar ist einem Sensenmann nachempfunden, der Tod dient auch im echten Leben als Logo für seine Musik. Er soll in Kürze auftreten, doch noch spielt eine andere Band, also hat er Zeit, die virtuelle Welt zu erkunden. Dass der 28-jährige Rapper aus Massachusetts viel Zeit online verbringt, kommt nicht von ungefähr. Mulherin leidet an einer Angststörung und geht damit offen um. „Im Rampenlicht zu stehen macht mich nervös. Ich habe mich immer mehr zurückgezogen, mich von den Fans distanziert. Aber seit ich in diesem Gamer-Universum bin – meine Spiele auf Twitch streame, mich im Discord-Chat mit anderen unterhalte –, kann ich besser damit umgehen. Du triffst auf Kids, die mit denselben Dingen hadern wie du.“ Mulherin geht mit seinen Fans – die freilich ebenfalls Sensenmänner sind – auf Festival-Entdeckungstour. Die Truppe stürmt eine Treppe hinauf, die sich auf einem gigantischen Baum befindet, und landet in einem Shop, in dem digitale Festival-T-Shirts und Kunst zu erstehen sind. Die Käufe tätigt man zwar innerhalb des Spiels, die Merchandising-Produkte bekommt man jedoch in realer Form nach Hause geschickt. „Ich war auch bei Travis Scotts ‚Fortnite‘Konzert“, sagt Mulherin. „Es war großartig, aber eher passiv. So, als würde man ein Feuerwerk anschauen. Hier, beim BXBW-Festival bei ‚Minecraft‘, geht’s mehr ums Gemeinschaftserlebnis. Man kann sich austauschen, chatten, es gibt Mini-Spiele zwischendrin. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Community – und das wird hier gut abgedeckt.“ Veranstalter Waldron sagt: „Wir sehen das Festival als eine Art Testlauf. Langfristig schwebt uns vor, eine virtuelle Welt zu erschaffen, die immer online ist und in der die Spieler auch zwischen den Konzertreihen abhängen können.“ Und natürlich eröffnen sich mit den virtuellen Konzerten auch neue Karriereoptionen. „Wenn man die Hallen in seiner Heimatstadt nicht füllen kann – weil die Nische, für die man Musik macht, nicht groß genug ist –, dann muss man eben global denken. Und seine Musik international promoten, in einem Online-Club. Dieses Denken hat auch nach dem Lockdown noch Bestand.“ Beim BXBW-Festival ist Mulherin endlich dran, auf die Bühne zu gehen. Sein Avatar geht nervös auf uns ab, wie bei einem „richtigen“ Gig. „Virtuelle Angst fühlt sich sehr real an.“ „‚Minecraft‘, ich kann euch nicht hören. Make some noise!“, stachelt der Rapper die Menge an, als er seine Show beginnt. Er wird von einer Flut an Bildschirm-Herzen und Feuerwerken begrüßt. Ein paar Spieler laufen schwebend durch die Luft. Mulherins eckiger Avatar lässt sich in die Menge fallen. Und plötzlich … ist er weg. Verschwunden. Wie in Luft aufgelöst. „LMAO! (Laughing my ass off = ich lach mich tot!) Mein Server hat mich rausgekickt“, tippt er und rennt zurück auf die Bühne, um weiterzumachen … 75


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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

OHNE ENDE GELÄNDE

TIM MARCOUR

Ski-Pro Tao Kreibich und Fieberbrunn: eine Freeride-­ Lovestory in drei Routen

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GUIDE Reisen

„Fieberbrunn ist einzigartig. Du bist hier mitten im Gelände und kommst mit den Liften praktisch überall hin.“ Tao Kreibich, 22, Freeride-Pro

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Üben für den richtigen Dreh: Tao trainiert in Fieberbrunn für kommende Contests.

„Im Startzelt war ich richtig nervös – nicht nur weil es das steilste Face der Saison war, sondern auch weil ich als ein­ziger Rider für Österreich oben stand. Zum Glück war Marcel Hirscher am Gipfel, der hat mich motiviert.“ Bei seinem Run riskierte Tao viel, sprang gleich zu Beginn über einen Gap (eine Felsspalte) von zehn Metern. „Das war echt tricky. Die Anfahrt war blind, ich konnte die Landung nicht sehen. Zum Glück habe ich den Sprung perfekt erwischt und den Run gut ins Ziel gebracht.“ Tao, hast du auch ein paar Tipps für uns Normalos? Wenn wir vielleicht einmal nicht so Lust haben auf Zehn-Meter-Gaps

mit blinder Anfahrt? Tao lacht. „Klar, die Wildseeloder-Runde. Einer meiner absoluten Lieblingsruns. Sie beginnt bei der Hochhörndl-Bergstation und führt unter das Contest-Face. Anders als beim Wettbewerb bleiben dir hier die steilsten Passagen erspart.“ Auch Taos zweite Lieblingsroute beginnt bei der Hochhörndl-Bergstation. „Hinunter zum Hörndlinger Graben gibt es drei, vier extrem schöne Ridges (Rücken, Anm.). Super für schnelle, lange Turns. Die Tree-Runs sind hier genial, sogar bei schlechtem Wetter. Mit den Bäumen hat man einen super Kontrast.“ Im oberen Hangdrittel werden aus einer Route zwei, das verdoppelt den Anreiz für mehr­ THE RED BULLETIN

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enn Tao Kreibich an Fieberbrunn denkt, wird ihm warm ums Herz. Kein anderer Ort hat die Karriere des 22-jährigen FreeridePro so geprägt. Er war 16, als er als Rookie in Fieberbrunn den zweiten Contest seiner Karriere fuhr. Und erst vor wenigen Monaten brachte ihm eine geniale Fahrt vom Wildseeloder seinen bisher größten Erfolg: Platz fünf bei der Freeride World Tour, gleich in seiner ersten Saison als Profi. Österreichs einziger Starter in der Free­ride World Tour, der Champions League der Freerider, verbindet aber nicht nur Karriere-Meilensteine mit ­Fieberbrunn, sondern auch viele un­vergessliche Powder-Tage mit Freunden. „Es ist ein einzigartiges Skigebiet“, sagt er. „Hier im Backcountry zu fahren ist pures Vergnügen – im wahrsten Sinn des Wortes.“ Denn Fieberbrunner Freeride-Tage verlangen nicht nach einer Touren­ausrüstung und fordern kaum Zeit für mühsame Aufstiege. „Du bist mitten im Gelände und kommst mit den Liften praktisch überall hin.“ Taos persönliche Fieberbrunner Lieblingsroute? Das ist klar. Er zeigt mit dem Skistock aufs Gipfelkreuz des Wildsee­ loders auf 2.117 Metern, auf jenen Spot, von dem aus er mit seinem legendären Run den Durchbruch auf der Tour schaffte.


GUIDE Reisen

Hochhörndler Spitze

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REICHKENDLKOPF HÖRNDLINGER GRABEN WILDSEELODER-RUNDE Skilift

Die besten Freeride-­Routen Fieberbrunn ist ein Garant für grenzenlosen Freeride-Fun, wenn man sich an die Regeln hält. Tao: „Die alpinen Gefahren darf man nie unterschätzen. Mit einem Skiführer gehst du auf Nummer sicher.“ Der Klassiker DIE WILDSEELODER-RUNDE Viele Varianten von leicht bis mittelschwer. Wer noch einen draufsetzen möchte, steigt mit einem Skiführer auf und fährt die von der Freeride World Tour bekannten Faces Wildseeloder und Marokka. Start  Hochhörndl 4er Ziel  Lärchfilzen 4er Höhenmeter  902 Schwierigkeit

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Fieberbrunn

Für lange Turns DER HÖRNDLINGER GRABEN Zwei landschaftlich wunderschöne Powderruns, die sich besonders für zügige und lange Schwünge eignen. Wer unten noch etwas Speed hat, muss auf dem Ziehweg zu den Tirol-S-Bahnen auch nicht großartig schieben. Start  Hochhörndl 4er Ziel  Tirol S I + II Höhenmeter  939 Schwierigkeit          Der Geheimtipp DER REICHKENDLKOPF Auf der Nordseite des Reichkendlkopfs bleibt der Schnee auch noch locker, wenn die Sonne ihn anderswo schon etwas schwerer macht. Steiler Einstieg mit großem Schattenhang und neuem Blick auf den Hörndlinger Graben. Start  Hochalm 6er Ziel  Tirol S I + II Höhenmeter  839 Schwierigkeit

Wien

Österreich Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn

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Anreise

Die nächste Backcountry-Abfahrt ist immer nur Schritte entfernt. THE RED BULLETIN

Mit dem Auto aus dem ­Norden über die A12/InntalAutobahn, Abfahrt KufsteinSüd. Weiter auf der Landesstraße 173 und der Bundesstraße B178 nach St. Jo­hann in Tirol, weiter auf der B164 nach Fieberbrunn. Vom Westen auf der A12, Ausfahrt Wörgl-Ost, dann Richtung St. Johann in Tirol und Fieberbrunn.

Mit der Bahn von München oder Salzburg über Rosenheim–Kufstein–Wörgl nach Fieberbrunn. Aus West­ österreich: ab Innsbruck ca. 90 Minuten. Termine zum Merken: Freeride World Tour 2021 in Fieberbrunn und das Free­ ride Testival in Saalbach im März. Infos und Programm: fieberbrunn.com

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GUIDE Reisen

Auch wenn es leicht aussieht, ein bisschen Vorbereitung und Planung erfordert die Fahrt im Gelände schon. „Ich schau mir in der Früh den Lawinenlagebericht an. Pieps – also das Lawinenverschütteten-Suchgerät –, Schaufel, Sonde und Airbag habe ich sowieso immer dabei.“

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Von Kakao bis Kasspatzln

Gut essen und trinken in Fieberbrunn? Hier sind Taos Tipps. In der Früh: BÄCKEREI MAISINGER „Wenn ich am Morgen von Innsbruck nach Fieberbrunn fahre, dann ist mein erster Fixpunkt die Bäckerei Maisinger. Die hat schon offen, bevor die Lifte laufen. Kakao und Nusskipferl sind dort einfach genial.“

Freeride-Pro Tao Kreibich auf Insta: @tao_kreibich

ist die Sonne erst spät drinnen und der Schnee super, selbst wenn es wärmer wird.“ Tao hat nicht zu viel versprochen. Der Schnee bleibt pulvrig und leicht wie in der Früh. Nur die Oberschenkel werden allmählich schwer. Für den ausgezeichneten Schlaf ein kleiner Preis.

Zu Mittag: WILDALPGATTERL „Das Wildalpgatterl liegt mitten im Skigebiet von Fieberbrunn und bietet gute Hausmannskost. Wenn ich dort einkehre, nehm ich meistens das Wiener Schnitzel oder – noch besser – die Kasspatzln.“ Nach dem Skifahren: BIWAK BY D&D „Wenn wir nach einem langen Backcountry-Tag noch etwas trinken gehen wollen, dann machen wir das im Biwak by D&D. Die Bar ist direkt bei der Streuboden-Tal­station, super zum gemütlichen Chillen auf der Terrasse.“ THE RED BULLETIN

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maliges Fahren in den Graben. „Alleine hier habe ich locker vier, fünf Runs. Außerdem gibt’s auch Cliffs im Wald, echt selten, für Sprünge ideal.“ Weil das mit den Sprüngen doch eher was für Profis ist, zeigt Tao nach dem dritten Run zur Gondel des Tirol-S-II-Lifts. Die Umlaufbahn verbindet seit 2015 Fieberbrunn mit den Partnerorten Saalbach, Hinterglemm und Leogang und hat den Komfort im Skigebiet auf ein neues Level gehoben. Wo früher der Bus durch die Täler fuhr, ist man jetzt in wenigen Minuten in Hinterglemm. Und damit auch nicht mehr in Tirol, sondern bereits in Salzburg. Über 120 Seilbahnen und Lifte stehen zur Wahl (mit der Alpin Card gibt’s einen Skipass für alle Regionen), darunter auch der Reichkendlkopf in Hinterglemm, der Startpunkt für Taos Geheimtipp. „Je länger der Tag wird, umso mehr muss man den Powder suchen.“ Was tut man also ab 13 oder 14 Uhr? Man findet den besten Schnee in den Nordhängen. „Vom Reichkendlkopf gibt’s eine schöne Powderabfahrt in den Hörndlinger Graben, nur die Einfahrt ist ein wenig steil“, sagt Tao. „Ein riesiger Schattenhang, da


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HUSQVARNA E-BICYCLES/MARTIN ERD

Ein absoluter Allrounder und eines der beliebtesten Modelle von Husqvarna E-Bicycles: Das Mountain Cross 7 erhält mit dem innovativen Mittelmotor Shimano EP8 eine neue Motorgeneration, die das TrailAdventure auf ein neues Level hebt.

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Kompakt & leistungsstark Der Trail-Modus nutzt die 85 Nm des EP8-Antriebs, um den E-Biker in schwierigen Passagen sicher und zuverlässig zu unterstützen. Die einzelnen Unterstützungsmodi sind dabei optimal aufeinander abgestimmt.

Mehr Power & perfekte Dosierbarkeit Mit dem auf 85 Nm erhöhten maximalen Drehmoment lassen sich jetzt auch die steilsten Anstiege bezwingen und die härtesten Trails meistern. Der EP8 bietet nahtlose und direkte Power, erlaubt dem Fahrer dabei eine optimale Kontrolle.

Höhere Akkukapazität Um das Adventure zu verlängern, hat Shimano die Akkureihe mit einer Kapazität von 630 Wh erweitert. Nach 1.000 kompletten Ladezyklen besitzen die Akkus, die das EP8-System antreiben, immer noch 60 % ihrer Maximalkapazität.

Individuelles E-MTB Erlebnis Mit der E-TUBE PROJECT App lassen sich die Einstellungen des Systems an die Gegebenheiten jeder Tour und die Vorlieben des Fahrers anpassen. Jene können unter zwei Nutzerprofilen gespeichert und abgerufen werden.


GUIDE Fitness

Runner’s High Blinder Ehrgeiz war gestern, sagt Nike-Cheftrainer Cory Wharton-Malcolm. Sein Gegenvorschlag: Kreativität, Improvisation und eine kräftige Prise Drum ’n’ Bass. Sein Gesicht wirst du nicht kennen, aber wenn du regelmäßig läufst, hat dich Cory Wharton-Malcolm womöglich schon einmal angefeuert. Der 41-jährige Londoner ist Cheftrainer der Nike-App „Run Club“. Seine Stimme erklingt, wenn du bestimmte Punkte auf deiner Strecke erreichst. Die angenehme Überraschung: Wharton-Malcolm bellt nicht etwa wie ein Drill-

Cooler Trainer: Cory Wharton-Malcolm

Sergeant, seine weiche Stimme bedankt sich stattdessen bei den Läufern oder motiviert sie. Diese Taktik entspricht Wharton-Malcolms Philosophie: Trainieren, sagt er, gelte als zu ernste Angelegenheit, Leistung werde zu wichtig genommen, und alle wollen immer nur gewinnen. Ganz unrecht hat er damit nicht. Eine Studie zeigt: Mehr als 35 Prozent der Kinder in

Wecke deinen Vibe! Die Tipps von Coach Cory für dein Home-Workout. 1. Such dir Musik aus, bei der du Lust bekommst, herumzuhüpfen, lauter zu drehen oder mitzusingen. 2. Lass locker: Geist, Körper und Stimmbänder lassen sich mit leichten Bewegungen lockern. Spring auf den Zehen hin und her und flüstere drei-, viermal: „Vibes, Vibes, Vibes.“ 3. Wähle ein Werkzeug, das deinen Vibe weckt: Ich mag am liebsten meine Holzlöffel. 4. Spring weiter! Aber jetzt erwacht auch dein Werkzeug zum Leben, tanz mit ihm. Beweg deinen Oberkörper irgendwie – so, wie es sich richtig anfühlt. Ich nenne das die „Köchelphase“.

Aufwärmtraining: Wharton-Malcom mit seiner Laufgruppe.

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5. Und jetzt beweg deinen ganzen Körper zur Musik! Wenn du mit deinen Vibe-Werkzeugen trommeln willst, bitte sehr. Wenn du sie als Flügel tragen möchtest, flatter ruhig damit. Hauptsache, die Musik reißt dich wirklich mit.

Trainiere mit Cory auf Instagram: @bitbeefy THE RED BULLETIN

GEORGE TEWKESBURY, DAVID STEGENGA

TRAINING

den USA, die mit einem Sport anfangen, hören nach dem ersten Jahr wieder auf. Der Hauptgrund: Es macht ihnen keinen Spaß. „Als ich mit dem Laufen anfing, wurde mir sehr bald langweilig“, sagt Wharton-Malcolm. „Also habe ich ein Spiel daraus gemacht.“ Eine Regel lautete: beim Anblick einer Laterne lossprinten. Eine andere: Barrenstütze machen, sobald du zwei Parkbänke siehst. 2012 gründete Wharton-Malcolm Track Mafia, eine Laufgruppe, in der er seinen Ansatz erprobte. „Ich weiß nicht, wie lange eine Laufeinheit sein wird“, erklärt er. „Sobald ihr meinen Pfiff hört, lauft ihr los. Beim nächsten bleibt ihr stehen. Laufen mit mir ist wie das Leben: Du kannst dich noch so gut vorbereiten, alles kann passieren.“ 2018 zierte Cory WhartonMalcolm die Titelseite der „Runner’s World“, er wurde als Pionier gefeiert. Dieses Jahr hat er seine Philosophie auf das Home-Training ausgeweitet. Seine Workouts – genannt „Vibercise“ – auf Instagram machen süchtig. Jede Session dauert zwei Minuten, trainiert wird mit Haushaltsgeräten wie Löffeln, Schüsseln und Backblechen, dazu läuft Drum ’n’ Bass. „Während des Lockdowns hatten die meisten Menschen keinen Zugang zu Fitnessgeräten. Ich bin ja ein alter Raver und wollte diese Erfahrungen nutzen, um das Leben der Leute aufzuheitern“, sagt der Lauf-Guru. „Angeblich schüttet ja der Körper beim Training diese ganzen Chemikalien aus, die uns glücklich machen sollen. Das vergessen wir leider manchmal.“

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„Laufen mit mir ist wie das Leben: Alles kann passieren.“


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GUIDE Gaming ERFOLGSTIPPS

Game-LifeBalance Der Brite Liam Lunt ist der TopVerdiener bei „Call of Duty: Warzone“. Uns verrät er, was er als Profi über das Gaming-Business gelernt hat.

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Showdown bei „Call of Duty: Warzone“. Offroader gegen Helikopter, das ist Brutalität!

Hier verrät uns Lunt fünf wichtige Lektionen, die er als Pro-Gamer gelernt hat.

Pushe dich selbst Viel Spielzeit für sich verbuchen zu können ist wichtig, um besser zu werden, aber fast noch entscheidender ist Selbstvertrauen. Lunt: „Wenn ein Gamer die Nerven verliert, kann ihn eine Millisekunde Unaufmerksamkeit das ganze Spiel kosten. Wenn ich die Karte betrete und da warten 150 Leute, muss ich mir einreden, dass ich der Beste bin. Schaffe ich das, kann eigentlich nichts schiefgehen.“

Finde deinen Rhythmus

Das Livestreaming habe sein Spiel verbessert, sagt Lunt: Es habe ihn geerdet. „Die Leute in meinem Feed kennen mich und sagen mir, wenn ich nicht ich selbst bin. Es gibt welche, die haben schon 16 Stunden am Stück mit mir verbracht. Ich streame nur, damit mir andere zuschauen können. Wie viele Follower ich habe, interessiert mich nicht.“

„Ich war so tief drin in dem Spiel, dass es mir vor ein paar Monaten echt schlecht ging“, gesteht Lunt. Der Clou sei, zu verstehen, dass man eine Struktur brauche – wenn auch mit eher untypischen „Arbeitszeiten“. „In Großbritannien sind die Streams tagsüber nicht so aktiv. In der Nacht, wenn ich mit meinen Freunden in Amerika spiele, bin ich am glücklichsten. So bekomme ich Routine und einen guten Schlafrhythmus.“

Wage ein Risiko „Als ich mit dem VollzeitGaming angefangen habe, hat die Community zu mir gesagt: ,Du kannst nicht ewig „Call of Duty“ spielen.‘ Meine Freunde haben gesagt: ‚Werd erwachsen, geh arbeiten.‘ Und letztlich hat mich auch noch meine Freundin verlassen. Aber ich habe Geld verdient und mir gedacht: Wenn mir Leute zuschauen können, verdiene ich noch mehr. Mein Kumpel Tommo wollte seinen PC verkaufen und hat zu mir gesagt: ‚Zahl den ruhig in Raten, ich helfe dir mit dem Streamen.‘ Das war im Mai 2019, und heute geben meine Freunde zu, dass ich recht hatte.“

Sei ein Vorbild Die Außenwahrnehmung von Gamern ändere sich gerade, beobachtet Lunt – nicht zuletzt wegen des Lockdowns. Die Haltung der Leute zu Videospielern ist nun weniger hart. „In den letzten Monaten waren viele Liverpooler in meinem Stream. Es hilft mir enorm, dass die eigene Stadt mich unterstützt. Vor dem Lockdown hat mich in Liverpool kaum jemand gekannt. Jetzt bin ich der wichtigste Gamer der Stadt.“ „Call of Duty: Warzone“ ist frei zum Download für PC, PS4 und Xbox One. Liam Lunts Livestreams finden sich auf twitch.tv/jukeyz THE RED BULLETIN

TOM GUISE

Erfolgsstory: Die Karriere des Pro-Gamers Lunt begann auf einem Leihcomputer.

Verbiege dich nicht

ACTIVISION

2020 hat uns manches gebracht, was wir lieber vergessen wollen, aber immerhin: Videospiele haben uns gerettet. Online miteinander zu zocken war in den vergangenen Monaten für viele Menschen eine Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben, Spaß zu haben und – zumindest vir tuell – „rauszukommen“. Kaum ein Game hat heuer mehr Furore gemacht, als „Warzone“. Bereits im August verzeichnete die kostenlose Battle-Royale-Variante des Egoshooters „Call of Duty: Modern Warfare“ 75 Millionen Spieler. Einer davon war der 23jährige Liam Lunt aus Liverpool. Nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Warzone“ im März gewann Lunt im Rahmen eines Benefizturniers zugunsten der Covid-19-Hilfe 60.000 Dollar. Im Mai holte sich sein Team 50.000 Dollar im großen Finale, gefolgt von 33.000 Dollar in einem weiteren Benefizspiel, in dem 100.000 Dollar an eine gemeinnützige Organisation gingen. Das machte Lunt zum bestverdienenden Gamer unter sämtichen „Warzone“Spielern. Eine beeindruckende Statistik, besonders wenn man bedenkt, dass er seinen ersten Tausender (mit der Vorversion „Call of Duty: Black Ops 4“) kaum ein Jahr zuvor gewonnen hatte. Den Computer hatte er als Darlehen von einem Freund erhalten. Kurzerhand kündigte Lunt seinen Job in einer Ölraffinerie, wurde Vollzeitgamer und streamte auf Twitch unter dem Namen Jukeyz.


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GUIDE Lesestoff

Modus Operandi Das Gesetz der Serie macht viele Krimi-Autoren zu Wiederholungstätern. Gefragt ist die Balance zwischen Unerwartetem und Bewährtem – und die beherrscht kaum jemand so perfekt wie US-Autor Harlan Coben. Text JAKOB HÜBNER

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as Geheimnis erfolgreicher Krimireihen lässt sich salopp auf zwei Grundsätze eindampfen. Erstens: Der Plot muss den Leser fesseln. Zweitens: Das Setting muss den Leser binden. Gerade in der Spannungsliteratur tummeln sich daher unzählige Autoren, die eigentlich immer das Gleiche tun – aber nur wenige, die dabei nichts falsch machen. Ein wahrer Akrobat bei diesem heiklen Balanceakt zwischen Unerwartetem und Bewähr-

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tem ist der 1962 in New Jersey geborene Bestsellerautor Harlan Coben, der hierzulande immer noch als Geheimtipp gehandelt wird. Was verblüffend ist. Immerhin schaffte es Coben, der vorzugsweise im Grenzbereich zwischen Krimi und Thriller agiert, als Erster seiner Zunft, die drei wichtigsten US-Krimipreise (Edgar Award, Shamus Award, Anthony Award) am Stück abzuräumen. Und nicht zuletzt ist er seit mehr als 20 Jahren Stammgast auf der „New York

Times“-Bestsellerliste und wird in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Der erste Schritt zum „Mordserfolg“ in Serie ist bekanntlich ein charismatischer Ermittler. Das wussten schon Genre-Altmeister wie Agatha Christie oder Georges Simenon. Im Fall von Harlan Coben übernimmt diese Rolle Myron Bolitar – wenngleich auf eine recht unkonventionelle Art. Myron, der seinen Premierenauftritt im Jahr 1995 hatte, ist nämlich gar kein richtiger Ermittler – sondern ein ehemaliger Basketballstar und nunmehriger Sportagent, der neben einem HarvardAbschluss in Jus auch ein untrügliches Gespür dafür besitzt, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn THE RED BULLETIN

VINZ SCHWARZBAUER

SERIEN-MEISTER


GUIDE Lesestoff

Der erste Absatz aus „Das Spiel seines Lebens“

„Otto Burke, der Großmeister des Schmus, setzte noch eins drauf. ‚Na komm schon, Myron‘, drängelte er mit neoreligiöser Inbrunst. ‚Ich bin sicher, dass wir zu einem Arrangement kommen können. Ihr gebt ein bisschen. Wir geben ein bisschen. Die Titans sind ein Team. Ich würde uns alle gerne als Team sehen, im umfassenden Sinne. Dich eingeschlossen. Ein echtes Team. Was hältst du davon, Myron?‘ Myron Bolitar legte die Fingerspitzen aneinander. Er hatte irgendwo gelesen, dass Menschen, die ihre Fingerspitzen aneinanderlegten, geistreich aussahen. Er kam sich albern vor.“

nicht das Geringste angehen. Außerdem ist er ein ausgewiesener Experte für blöde Sprüche in den denkbar ungünstigsten Momenten. Ihm zur Seite steht sein kongenialer Kumpel Windsor Horne Lockwood III, kurz Win. Der ist stinkreich, unfassbar arrogant, immer bewaffnet, beherrscht so ziemlich alle Kampfsportarten und hat einen ausgeprägten Hang zur Selbstjustiz. Flankiert von ein paar weiteren schrägen Sidekicks, schultern die beiden bisher elf wirklich großartige Pageturner, in denen auch der Humor nicht zu kurz kommt. Aber eben auch nicht zu lang. Parallel dazu lancierte Coben ab 1990 eine zweite, offene Romanreihe, die zwar ohne wiederkehrende Charaktere auskommt, aber dennoch das Gesetz der Serie achtet. Hier setzt Coben auf einen rein thematischen Modus Operandi – es geht immer um vermisste Personen –, sorgt aber mit geschickt eingestreuten Querverweisen dafür, dass sich der Leser sofort „heimisch“ fühlt. Diese Reihe umfasst mittlerweile 17 Bücher – und 17 weitere Beweise für Cobens Meisterschaft, scheinbar lose Handlungsfäden zu einem immer dichteren Netz zu verweben und die Story buchstäblich bis zur letzten Seite auf Zug zu halten. Jeder Krimileser kennt den geradezu kathartischen Moment, an dem man sich (meist begleitet von einem THE RED BULLETIN

etwas infantilen Stolz) denkt: Ha, jetzt hab ich dich! Jetzt weiß ich, wie du das Ganze auflösen willst. Solche Momente erlebt man verlässlich auch in allen Coben-Romanen – und liegt damit ebenso verlässlich immer falsch. Mit dem aktuellen Thriller „Der Junge aus dem Wald“ positioniert Coben nun eine neue Figur auf seinem Spielbrett: den sozialen Außenseiter Wilde. Unterfüttert mit einer mysteriösen „L’enfant sauvage“-Vergangenheit (einer wilden Jugend; Anm.), verfügt dieser mittlerweile erwachsene Titelheld über hochsensible Instinkte, die ihn zu einem brillanten wie unberechenbaren Privatdetektiv machen. Und natürlich ist mit der bis zum Anschlag zynischen Staranwältin Hester Crimstein auch eine alte Bekannte aus dem Coben-Kanon mit an Bord. Das hat Potenzial; dennoch würden wir empfehlen, dort zu beginnen, wo’s losgeht: bei Myron Bolitar und „Das Spiel seines Lebens“.

HARLAN COBEN „DAS SPIEL SEINES LEBENS“ Deutsch von Gunnar Kwisinski. Goldmann

LESETIPPS

Spannende Typen Vier Genre-Querschläger, die jeden Kriminalfall zum Ausnahmefall machen.

DR. SIRI PAIBOUN Der Arzt Dr. Siri wird mit 72 Jahren überraschend zum einzigen Pathologen von ganz Laos ernannt. Allerdings verlagert der charmante Querdenker sein Interesse alsbald weg von den Toten und hin zu der Frage, was diese in ihre ausweglose Lage gebracht hat. Mit seinem Mix aus schrulligen Figuren, farbenprächtiger Exotik und subtilem Humor landete der gebürtige Londoner Colin Cotterill einen Volltreffer, der bisher zwölf Bände umfasst. „Dr. Siri und seine Toten“, Goldmann

THURSDAY NEXT Thursday Next ist eine SpecOps-Agentin, deren Aufgabe es ist, die Literatur vor schurkischen Übergriffen zu schützen – was gar nicht so einfach ist, wenn man in einer alternativen Welt lebt, in der zwischen Literatur und Realität ein munteres Kommen und Gehen herrscht. Die genial durchgeknallte Kultserie (bisher erschienen sieben Bücher) des Walisers Jasper Fforde bietet in jeder Hinsicht ein fantastisches Lesevergnügen. „Der Fall Jane Eyre“, dtv

HARRY DRESDEN Als freiberuflich praktizierender Magier wird Harry Blackstone Copperfield Dresden immer dann von der Polizei als Experte hinzugezogen, wenn in Chicago gerade wieder Dämonen, Vampire, Werwölfe oder noch üblere Kreaturen ihr Unwesen treiben. „Die dunklen Fälle des Harry Dresden“ (bisher 17 Bände) von Jim Butcher vereinen Fantasy und Krimi zu einem düsteren Genre-Crossover, in dem auch der Humor rabenschwarz ist. „Sturmnacht“, Feder & Schwert

MARKUS CHENG Der Wiener Privatdetektiv Markus Cheng hat überhaupt nichts mit einem Chinesen gemein – außer dass er wie einer aussieht. Und da er aus der Feder des unvergleichlichen österreichischen Autors Heinrich Steinfest stammt, hat er auch überhaupt nichts mit einem herkömmlichen Ermittler gemein. Wer skurrilen Humor mit scharfsinnigem Tiefgang mag, wird diesen Mann lieben. Bisher war Cheng fünfmal im Einsatz. „Cheng: Sein erster Fall“, Piper

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GUIDE Kalender

Probefahrt im Pott: die Biker Markus Schulte-Lünzum (re.) und Sebastian Mordmüller

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Oktober ZUKUNFTSKURS

24 Oktober DEUTSCHLANDS HÄRTESTES MOUNTAINBIKE-RENNEN Extrem steile Anstiege, loser Untergrund aus Kies und Sand, nahezu unfahrbare Downhill-Passagen: Red Bull Radical wird Mountainbiker an ihre Grenzen bringen wie nie zuvor. Im Steinbruch Oetelshofen zwischen Wuppertal und Düsseldorf legen die Fahrer mit einem Massenstart los. Auf der Strecke warten Hindernisse wie Grundwasserbecken oder ein Rope Climb, bei dem die Teilnehmer eine große Stufe mit geschultertem Bike an einem Seil emporsteigen müssen. Infos: redbull.com

November HOCHHALTEN FÜR FORTGESCHRITTENE

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Oktober DIE ERFINDER DES MODERNEN DOWNHILLS

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Musikgefühl, Trickausführung und Kreativität: Das sind die wichtigsten Kriterien bei Red Bull Street Style, der offiziellen Weltmeisterschaft im Fußball-Freestyle. Sei live dabei, wenn im Finale die besten 8 Frauen und besten 16 Männer aufeinandertreffen und sich mit ihren Tricks gegenseitig zu übertreffen versuchen. 2020 treten die Sportler erstmals ausschließlich online gegeneinander an. Alle Infos: redbullstreetstyle.com

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Stark am Ball: Mélody Donchet aus Frankreich

Sie wussten nichts voneinander, hatten aber das gleiche Ziel: In den späten 90ern fuhren drei Mountainbike-Crews durch die Wälder British Columbias in Kanada, um die Grenzen ihrer Räder auszutesten. In der Doku „The Moment“ erzählt die Regisseurin Darcy Turenne die Geschichten der Fahrer, die heute als Pioniere des modernen Mountainbike-Sports gelten. redbull.com THE RED BULLETIN

FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, GOLD &GOOSE/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES, BRIAN HALL/RED BULL CONTENT POOL, SHO TAMURA/RED BULL CONTENT POOL

Entworfen vom deutschen Architekten Hermann Tilke, gilt die Rennstrecke in Aragon, Spanien, als eine der modernsten der Welt. Ende Oktober treten hier die MotoGP-Fahrer zum Liqui Moly Grand Prix von Teruel an. ServusTV zeigt das Qualifying am Samstag und das Rennen am Sonntag. Infos: servustv.com/motogp


GUIDE Kalender ab

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Oktober RAPPER GEGEN RAPPER

18 Oktober DIE MUTTER ALLER NORD-DERBYS Meister gegen Vizemeister: Wenn am 4. Spieltag der Liqui Moly Handball Bundesliga der THW Kiel die SG FlensburgHandewitt empfängt, treffen die beiden besten Teams der Vorsaison aufeinander. Angeführt von Rückraumspieler und Kapitän Domagoj Duvnjak aus Kroatien (Bild) will Meister Kiel seinen Titel verteidigen und zum 22. Mal ganz vorn stehen. Dabei soll auch der norwegische Neuzugang Sander Sagosen von Paris Saint-Germain helfen. Infos: thw-handball.de

Wie viele deutschsprachige Rapper haben eine Diamant-Auszeichnung für eine Million verkaufte Einheiten eines Songs? Wie viele Klicks hat das Video „Tamam Tamam“ von Summer Jam auf YouTube? Solche Fragen beantworten bei der Online-Gameshow Red Bull Rap Duell die Stars der Szene persönlich. In Folge 5 treten Yun Mufasa und Mo$art gegen negatiiv OG und Sin Davies an. Moderator Essow führt die Teams durch drei Frage-Runden. Alle Folgen: redbull.com

seit September SO GEWINNST DU JEDES TEKKEN-MATCH Der Großmeister gibt sich die Ehre: In der Serie „Anakin’s Tekken Academy“ erklärt der nordamerikanische Star des virtuellen Fighting Games, wie jeder die Kämpfe beherrschen kann, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen.

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November RENNSTART IN AUTOPOLIS Sie ist exakt 4673 Meter lang, der Rundenrekord, aufgestellt 2014 von Naoki Yamamoto, beträgt 1:26,469 Minuten – die Autopolis-Strecke im japanischen Hita ist Schauplatz des vierten Super Formula-Rennens der laufenden Saison. Wer es nicht weiß: Das Besondere an der Super Formula ist, dass alle Fahrer mit den gleichen Chasis fahren – was nicht nur für Chancengleichheit, sondern auch für spannende Rennen sorgt. Red Bull TV überträgt live: um 2.55 Uhr das Qualifying, um 7 Uhr das Rennen. redbull.com

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Gut in der Kurve: Fahrer Ukyō Sasahara aus Japan vom Team Mugen

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GUIDE Uhren

Faktor Zeit Skelett-Design, Licht-Spektakel, eine von Segel-Katamaranen inspirierte Optik: Diese aktuellen Uhren sind präzise, widerstandsfähig und definitiv außergewöhnlich. Text WOLFGANG WIESER, DAVID MAYER

ZUM ABHEBEN Elemente wie die großformatige Krone, der Höhenring oder die Typographie sind aus der Welt der Pionierluftfahrt entlehnt.

ENTDECKERGEIST

Die Fliegerin Longines Spirit Wer weit kommen will, braucht Technik, auf die man sich verlassen kann. Das wussten bereits Flugpioniere wie Amelia Earhart, Howard Hughes oder Elinor Smith und trugen im Cockpit deswegen Uhren von Longines. Ihnen zu Ehren hat der Hersteller nun die Kollektion Spirit vorgestellt – hier in der Ausführung als Chronograph abgebildet. 2827 Euro; longines.com


GUIDE Uhren

DYNAMIK DAS FORMWUNDER HUBLOT BIG BANG UNICO SANG BLEU II Er ist Psychologe, Grafikdesigner und Tattoo-Artist: Jetzt hat der Schweizer Design-Star Maxime Plescia-Büchi, Jahrgang 1978, eine Uhr für Hublot entworfen. Das skelettierte 45-Millimeter-Kunstwerk aus Titan ist eine wahre Offenbarung kunstvoller Geometrie. 24.800 Euro; hublot.com

Die Windschnittige Omega Speedmaster „Dark Side Of The Moon“ Alinghi Hightech und Präzision: Dafür steht Uhrenhersteller Omega genauso wie das Segel-Team Alinghi. Mit diesem Modell wollen sie ihre Gemeinsamkeiten feiern. Die leichte, schmale Bauweise des Uhrwerks mit Handaufzug verleiht ihm eine besondere Dynamik. Einige Design-Details erinnern an die Handwerkskunst des Alinghi-Katamarans. 9845 Euro; omegawatches.com

SMART UND ROBUST Die Lünette ist aus nahezu kratzfester Keramik gefertigt. Zudem ist die Uhr bis zu 100 Meter wasserdicht.

KONNEKTIVITÄT DIE ANSPRUCHSVOLLE TAG HEUER CARRERA ELEGANT 1963 kam eine Uhr auf den Markt, die Liebhabern der gehobenen Zeitmessung bis heute in Erinnerung ist. Deshalb belebt TAG Heuer nun jene Uhr, die alles widerspiegelt, was den damaligen CEO Jack Heuer so begeisterte: absolute Präzision, hohe Funktionalität, perfektes Design. 5050 Euro; tagheuer.com THE RED BULLETIN

Die Vernetzte TISSOT T-TOUCH CONNECT SOLAR

Diese Uhr verbindet die Intelligenz einer Smartwatch mit der Wertigkeit einer klassischen Tissot. Das Gehäuse ist aus Titan, innen sitzt ein mechanisches Uhrwerk, ein Bildschirm zeigt gelaufene Schritte oder weist auf Anrufe hin. Sie ist mit iOS und Android kompatibel. Dank Solartechnologie läuft sie bis zu sechs Monate autonom. 935,80 Euro; tissotwatches.com 91


GUIDE Uhren KREATIVITÄT

Der Purist Jaquet Droz Grande Seconde Skelet-One Kühner Klassiker: Mit der Ausführung Skelet-One hat Traditionshersteller Jaquet Droz eine kompromisslose Neuinterpretation des Modells Grande Seconde gewagt. Dieses ist nun auch mit einem Gehäuse aus leichter, kratzbeständiger Plasmakeramik erhältlich, die aus auf 20.000 Grad Celsius erhitzter weißer Keramik gewonnen wird und durch einzigartige metallische Reflexe auffällt. Preis auf Anfrage; jaquet-droz.com

DIE GETARNTE VICTORINOX I.N.O.X. CARBON LE Gut getarnt: Tagsüber zeigt das Zifferblatt der I.N.O.X. Carbon LE das ikonische rote Logo mit Kreuz und Schild auf Camouflage-Hintergrund. Sobald es dunkel wird, erwacht das Muster zum Leben, und das Zifferblatt beginnt zu leuchten. Super LumiNova macht es möglich. 1100 Euro; victorinox.com

DIE LEUCHTE

DER ASTRONAUT

DER TAUCHER

SWATCH BIG BOLD SPECTRUM

RAKETA BAIKONUR

CERTINA DS SUPER PH500M

Aufregendes Design muss nicht teuer sein: Das beweist Swatch mit seinem Modell Big Bold Spectrum einmal mehr. Silikonbänder halten das halbtransparente Gehäuse und geben den Blick frei auf das Quarzwerk, unter dem Lichtreflexionen für eine besondere Optik sorgen. 97,48 Euro; swatch.com

Der Mann war insgesamt 803 Tage im All – mehr als jeder andere Mensch. Deshalb weiß Astronaut Sergei Krikalev, 62, was eine All-Uhr braucht: nämlich Zuverlässigkeit und ein 24-Stunden-Zifferblatt (um Tag und Nacht unterscheiden zu können). Für uns Erdlinge: einfach ein cooler Look. 1200 Euro; raketa.com

1969 ging der Vorläufer dieser Uhr auf eine besondere Reise. Die Certina begleitete das Experiment Tektite, bei dem vier Forscher zwei Monate lang in Wohntanks unter Wasser lebten. Die Wissenschaftler schwärmten, Taucher lieben sie bis heute (Wasserdichtigkeit: bis 50 bar). 872 Euro; certina.com

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GRÜNER GRUND Gehäuse und Armband der Rado Captain Cook bestehen aus Edelstahl, die Lünette aus HightechKeramik.

TRADITION

Der Seefahrer Rado Captain Cook Wieder aufgetaucht: 58 Jahre nach ihrem Stapellauf ist die Captain Cook zurück – in einer AutomaticVersion, 42 Millimeter groß, ausgestattet mit einem ebenso robusten wie leichten Edelstahl-Titan-Band. Dieses Rado-Modell verfügt über eine Wasserdichtigkeit von 30 bar, und damit sind auch Tauchgänge möglich – würdig einer Uhr, die nach einem großen Seefahrer und Entdecker benannt ist. 2056 Euro; rado.com


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EINSATZKRAFT

Die Robuste Laco Atacama.2 Für alles gewappnet: Hersteller Lacaos ist dafür bekannt, dass er seine besonders robusten Uhren gemeinsam mit der Bundeswehr entwickelt. Dieses Modell richtet sich an Einsatzkräfte ebenso wie an Outdoor-Enthusiasten. Das Doppelgelenk zwischen Gehäuse und Band bietet Platz für die verschraubte Krone. Diese ist in das Armband integriert und so optimal geschützt. 930 Euro; laco.de

DUNKLE SCHÖNHEIT Das Edelstahlgehäuse hat eine schwarze PVD-Beschichtung. Das Armband ist aus Kautschuk gefertigt.


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LICHTBLICK FÜRS TRAINING Während deines Workouts bleibt das Sportdisplay immer aktiviert.

SMARTWATCH DIE LEGENDE HAMILTON PSR Die Hamilton Pulsar war eine der legendären Kreationen des Weltraumzeitalters. Ihr futuristisches Aussehen machte sie zum Liebling von Ikonen wie Elton John. Jetzt wurde die Uhr aus dem Jahr 1970 neu interpretiert. Noch immer sieht sie aus, als käme sie aus einer anderen Welt. 677 Euro; hamiltonwatch.com

Die Vielseitige Suunto 7 Schlau und fit zugleich: Die Suunto 7 will eine maximal sportliche Smartwatch sein. Dabei kombiniert sie die gewohnt vielfältigen Suunto Sportfunktionen (mehr als 70 Modi, GPS, Herzfrequenzsensor am Handgelenk) mit den Smartwatch-Fähigkeiten des Betriebssystems Wear OS by Google. Auch Routennavigation ist an Bord. 479 Euro; suunto.com

SMARTWATCH

SMARTWATCH

DIE WELTOFFENE

DAS OUTDOOR-ASS

DIE SURFERIN

MIDO OCEAN STAR GMT

POLAR GRIT X

GARMIN INSTINCT SOLAR SURF

Wer am Meer ist, ist oft weit weg von zu Hause: Deswegen bietet Mido seine Taucheruhr nun auch mit GMT-Funktion an. Dank dieser sieht der Träger auf einen Blick sowohl die Orts- als auch die Heimatzeit. Auf der Rückseite sind zur Orientierung die Zeitzonenangaben eingraviert. Preis auf Anfrage; midowatches.com

Vom Vorbereitungstraining bis zur Outdoor-Session: Diese äußerst robuste und gleichzeitig leichte Uhr begleitet dich kompetent durch jedes Abenteuer. Ein Energieassistent erinnert dich ans Speicherauffüllen, eine spezielle Auswertung zeigt deine Leistung bergauf und bergab. 429,95 Euro; polar.com

Wie schnell bin ich unterwegs? Wie lange dauerte der längste Ritt? Wie viel Zeit habe ich im Wasser verbracht? Auf solche Fragen weiß diese für Surfer entwickelte Uhr Antworten. Eine Solarladelinse verlängert die Akkulaufzeit, die Herzfrequenzmessung funktioniert unter Wasser. 438,65 Euro; garmin.com

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Impressum

GLOBAL TEAM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Auf dem Cover unserer französischen Ausgabe diesmal: der Freediver Guillaume Néry, der junge Polynesier bei der Rettung eines Korallenriffs unterstützt. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Müller-Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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Für alle, die täglich für uns im Einsatz sind. Die uns immer beschützen.

Mehtap, Polizistin

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Perfekter Abgang

Im Beachvolleyball sind sie längst Weltranglistenerste, jetzt sind sie auch in Sachen Fotokunst top: Für dieses Bild kletterten die Lokalmatadore Anders Berntsen Mol und Christian Sandlie Sørum auf den Svolværgeita – einen in Norwegen berühmten, 150 Meter hohen Felsen auf den Lofoten. Und dann hieß es: Zuspiel auf höchstem Niveau …

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 10. November 2020. 98

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