The Red Bulletin DE 12/22

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DER KICK SEINES LEBENS

RB Leipzig - Star Christopher Nkunku ANNE HATHAWAY / ROLAND EMMERICH / MILEY CYRUS / AMAR / ANTON PALZER
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Mark Carter / Jackson, Wyoming
Das ist mehr als eine Jacke. Von Athleten getestet, auf Expeditionen eingesetzt.

WUNSCH BILD

Der Berliner Fotograf Robert Wunsch hat schon viele Stars mit seiner Kamera einge fangen: Daniel Radcliffe, Woody Harrelson – und nun für unser Cover RB Leipzig Star Christopher Nkunku. Die Geschichte: ab Seite 38.

EINER KICKT, EINER KLICKT WILLKOMMEN

Erst Anpfff, dann Angriff – am 20. November beginnt die Fußball-WM; und die könnte für Offensiv-Mann Christopher Nkunku zum ganz großen Spielplatz werden. Denn der Franzose mit der Wahlheimat Sachsen blickt auf das erfolgreichste Jahr seiner Karriere zurück: DFB-Pokal-Triumph mit RB Leipzig, Sieg bei der Wahl zum Fußballer des Jahres, Debüt in der französischen Nationalmannschaft. Beim Treffen in Leipzig verrät uns Nkunku, wie ihn die schwierige Anfangszeit in der Bundesliga stärker gemacht hat. In Leipzig trafen wir übrigens auch Anders Vejrgang. Der Däne, 16, gilt als Wunderkind unter den „FIFA“-Gamern. Doch an einer WM durfte er wegen seines Alters noch nicht teilnehmen. Bis jetzt. In unserem großen GamingSpecial ab Seite 47 verraten wir, warum die Großen der Konsolenwelt vor dem Mini-Messi zittern.

Gute Unterhaltung mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

DER NEWTON, DER PIXELT

Pixel basierte Illustrationen sind Walter Newtons Stärke. Für unser Gaming Abc hat sich der Schotte ausgetobt: ab Seite 47.

9Freeride Neuheiten für unberührte Powder Hänge – vier Athleten präsentieren ihre Tipps abseits der Piste ab Seite 83.

KINDERGEBURTSTAG?!

Der ewige Teen Star Miley Cyrus wird 30. Ihr bewegtes Leben in Zahlen auf Seite 12.

EDITORIAL
THE RED BULLETIN 3 ROBERT WUNSCH (COVER), PICTUREDESK.COM WALTER NEWTON

INHALT

48 GAMING-ABC

Glitch, Farming, Noobs: ein Leitfaden durch die Wunderwelt des Gamings

COVERSTORY

38 KICK IT LIKE CHRISTO

Sturm-Ass Christopher Nkunku von RB Leipzig ist Fußballer des Jahres. Auch Dank dem „Christo-Style“

PORTFOLIO

20 HEISS AUF WEISS

Der Action-Fotograf

Adam Clark zeigt uns seine spektakulärsten Freeski-Fotos.

KUNST

32 INES ALPHA

Die Software-Künstlerin setzt uns dreidimensionale Oktopus-Tentakel aufs Gesicht.

KINO

34 ROLAND EMMERICH

Der Filmemacher über seinen Handy-fxierten Ehemann –und die Magie von Mozarts „Zauberföte“

FILM

36 ANNE HATHAWAY

Die Hollywood-Schauspielerin über Kindererziehung – und wo sie ihren Oscar abgestellt hat

54 DER MINI-MESSI

Anders Vejrgang gilt als „FIFA“-Wunderkind.

62 TOOLBOX

Vom Spiel-Monitor bis zum Konsolen-Koffer: Gaming Gadgets fürs höchste Level

64 DIE MUTMACHERIN

Die Streamerin SenshiSuni zockte sich aus der Krise –und gibt anderen Hoffnung.

G UIDE

Tipps

71 REISEN. Auf dem Motorrad durch die raue Landschaft Albaniens

76 BIOHACKING. Food-Fotografie fördert das Gedächtnis.

78 KALENDER. Events des Monats

80 LESESTOFF. Andrzej Sapkowski und die neue Form von Fantasy

83 WINTERSPORT. Die besten Destinationen für Freeride-Freunde

92 BOULEVARD DER HELDEN. Michael Köhlmeier über die Wiener Physikerin Lise Meitner

NEUE WEGE Albanien als Trenddestination für Biker mit Sinn für wilde Romantik
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ZARTE TÖNE Die Digital-Künstlerin Ines Alpha entwirft das Make-up der Zukunft.
32 54
GROSSE PLÄNE Der Däne Anders Vejrgang will mit 16 Jahren „FIFA“-Weltmeister werden.
The Red Bulletin im Dezember 2022
für ein Leben abseits des Alltäglichen 16 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW 18 MEIN ERSTES MAL 96 IMPRESSUM 98 CARTOON 6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 FUNDSTÜCK 4 THE RED BULLETIN
NORMAN KONRAD, DIANE SAGNIER, MARKUS JAHN, ADAM CLARK MACH DIE FLOCKE! Für den amerikani schen Ski-Fotografen Adam Clark ist die Erde ein gewaltiger Schneeball.
20 THE RED BULLETIN 5

Die Welt steht kopf

Es hatte den ganzen Nachmittag geregnet. Doch kurz vor Sonnenuntergang riss es auf, und plötzlich war der Platz in der kolumbianischen Hauptstadt in magisches Licht gehüllt. Und dazu noch die malerischen Pfützen! Wenn du da als Fotograf die Gunst des Augenblicks nutzt, dann gelingt ein Bild, nicht von dieser Welt: Skateboarder Luis Molano taucht ab in ein Paralleluniversum oder so. Es gibt aber eine ganz einfache Er klärung für das paranormale Phänomen: Drehen Sie das Heft einfach um. kevinmolanoph.com; redbullillume.com

BOGOTÁ, KOLUMBIEN
KEVIN MOLANO/RED BULL ILLUME
KENTARO MATSUDA/RED BULL CONTENT POOL

DrehMoment

Auf dem Shikotsu-See in der japanischen Kleinstadt Chitose südlich von Sapporo findet jedes Jahr ein Eis-Festival statt. Da geht es um all die schönen Sachen, die man mit Wasser in diesem Aggregat zustand anstellen kann, zum Beispiel Eis-Skulpturen bauen oder Schlittschuh laufen. Man kann natürlich auch einen Salto mit dem Fahrrad hinlegen, der aussieht wie gemalt. Dazu müsste man allerdings ein Trick-Biker wie Tomomi Nishikubo sein.

Instagram: @kentarawmatsuda; redbullillume.com

CHITOSE, JAPAN

Alarmstufe Infrarot

Die Sutherland Falls im kanadischen Teil der Rocky Mountains sind ein Sehnsuchtsziel für erfahrene Kajakfahrer – wie in diesem Fall den Kanadier Benny Clark: Wer den wilden Ritt über den 14 Meter hohen Wasserfall bewältigt, kann sich mit Recht zu den Meistern dieses Sports zählen. Und wer von so einer Aktion ein meisterhaftes Foto machen will, der lässt sich an dem schon Millionen Mal fotografierten Punkt etwas Besonderes einfallen: Daniel Stewart zum Beispiel griff zur Infrarotkamera. danielstewartphoto.com; redbullillume.com

REVELSTOKE, KANADA
DANIEL STEWART/RED BULL ILLUME

Hannah Moneytana

Disney-Kinderstar, freizügiges Covergirl, schwerreiche Pop-Queen: Miley Cyrus zelebriert am 23. November ihren Dreißigsten – 182 Millionen Fans und ein Glücksschwein feiern mit.

änderte sie ihren Vornamen offiziell von Destiny Hope zu Miley Ray – Miley ist die Kurzform ihres Spitznamens Smiley.

Episoden der Disney-TV-Serie „Hannah Montana“ legten von 2006 bis 2011 den Grundstein für Mileys Weltkarriere.

Monate war Miley mit dem Schauspieler Liam Hemsworth verheiratet, mit dem sie 2010 den Film „The Last Song“ gedreht hatte.

Hunde, drei Katzen, zwei Pferde und ein Hausschwein namens Puddles besitzt die tierliebende Miley derzeit.

Wochen führte „Some Gave All“ (mit dem Hit „Achy Breaky Heart“) von Papa Billy Ray Cyrus 1992 die US-Charts an – bis heute Rekord für ein Debüt-Album.

Grammys gewann ihre Paten tante Dolly Parton („Jolene“), Miley hat noch keinen.

Millionen Fans folgen Miley auf Instagram –Rang 20 im weltweiten Follower-Ranking.

Jahre alt war Miley bei ihrem Kino-Debüt in Tim Burtons „Big Fish“; davor war sie in der TV-Serie „Doc“ zu sehen.

Millionen Dollar hat Miley bis zu ihrem 18. Geburtstag verdient.

ihrer sechs veröffentlichten Studio-Alben erreichten Platz 1 in den US-Charts.

Hektar groß war die Farm bei Nashville, Tennessee, auf der sie mit fünf Geschwistern aufwuchs.

Accessoires umfasst eine rein vegane Produktpalette, die Miley 2018 gemeinsam mit der Modemarke Converse auf den Markt brachte.

12 THE RED BULLETIN ZAHLEN, BITTE!
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GETTY IMAGES (2), PICTUREDESK.COM (2) CLAUDIA MEITERT HANNES KROPIK
Der neue Ford Ranger: DER PICK-UP Die nächste Generation des Originals Das abgebildete Modell zeigt den Vorproduktionszustand/nicht gemäß EU-Spezifikation/nicht alle Features sind auf allen Märkten erhältlich. Voraussichtlich verfügbar ab Q1 2023

Der Schweizer Schieds richter Gottfried „Gotti“ Dienst (1919–1998) pfiff das Fußball-WM-Finale 1966 zwischen England und Deutschland.

Der Triller von Wembley

Ein Pfiff wird zum Mysterium – und macht England zum bis heute umstrittenen Fußball-Weltmeister. 30. Juli 1966, Finale der Fußball-WM im Wembley-Stadion. Gastgeber England trifft auf Deutschland. 2: 2 – Verlängerung: Der Ball donnert an die deutsche Torlatte, von da auf die Torlinie. Auf? Vor? Hinter? Bis heute ein Mysterium. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst jedenfalls entscheidet nach Rücksprache mit dem russischen (nicht fremdsprachigen!) Linienrichter auf Tor. Und manifestiert dies mit einem P fi≠ aus seiner verchromten „ACME Thunderer“-Pfeife, die heute im Besitz eines privaten Sammlers ist und nun erstmals in Manuel Neukirchners neuem Buch „Deutschland, dein Fußball!“ (Edel Sports) „ausgestellt“ ist. PS: Deutschland ist demoralisiert, verliert mit 2: 4. Abpfiff. Gut 50 Jahre vor dem Videobeweis.

FUNDSTÜCK FINAL
14 THE RED BULLETIN PICTUREDESK.COM, SPORTMUSEUM SCHWEIZ
Die einen werden Weltmeister, die anderen eben Geldmeister! So sind wir. Jetzt gegen Lothar €100.000 bei der Tipp-WM gewinnen! interwetten.de 18+, Glücksspiel kann süchtig machen. Hilfe unter www.bzga.de, Sportwetten Jetzt mitmachen auf interwetten.de

SOKRATES SAGT:

„Auch Gedankenmüll muss in die Tonne“

Öko liegt im Trend. Nicht nur, dass uns immer mehr junge Leute immer lauter ins Gewissen reden – auch Politik und Wirtschaft machen zunehmend Ernst mit Umweltschutz. Trotzdem sieht es in manchen Städten übel aus: Müll, Dreck, Abgase. Warum lassen wir uns noch immer so gehen? Darüber spricht der Philosoph Christoph Quarch im fiktiven Interview mit Europas Meisterdenker Sokrates.

the red bulletin: Herr Sokrates, war Athen zu Ihrer Zeit eigentlich auch schon so versifft? sokrates: Was meinst du wohl, mein Freund?

Na ja, wenn ich mir überlege, wie viele Leute da auf engstem Raum gelebt haben, dann nehme ich einmal an, dass es nicht so richtig sauber war. Zumal ihr ja auch noch Esel und andere Tiere hattet. Stimmt genau. In manchen Ecken hat’s bei uns ziemlich gemuffelt. Aber verglichen mit dem, was ich bei euch beobachte, war das harmlos. Immerhin gab’s bei uns kein Plastik, keine Chemie, keine alten Batterien, Autoreifen, Industriemüll. So gese hen war das Leben in der Stadt noch einigermaßen erträglich. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass meine Mitbürger etwas konsequenter ihren Müll entsorgen.

Mitbürger? In Athen war das doch Sklavenarbeit? Vergiss die Sklaven! Davon rede ich nicht. Ich rede von dem Müll, den ihr unter eurer Schädeldecke rum schleppt – den Gedankenmüll, der euer Hirn benebelt. Denn weißt du was: Solange eure Köpfe nicht aufgeräumt sind, werdet ihr auch mit all dem Müll nicht klarkommen, den ihr inzwischen draußen angehäuft habt. „Denn was innen, das ist außen“, hat einer eurer Klassiker (Goethe, Anm. d. Red.) gesagt. Recht hat er! Wenn ihr euren Mentalmüll nicht rausschafft, werdet ihr auch euren Restmüll nicht entsorgen.

Geben Sie doch einmal ein Beispiel für diesen „Mentalmüll“.

Das sind Sätze, mein Freund. Sätze, die man selten ausspricht, die aber im Hinterstübchen ihr Unwesen treiben. Sätze wie „Ich mach, was mir Spaß macht“, „Ist mir doch egal, was die Leute denken“, „Hey, noch einen Skilift! Business geht vor Umwelt“. Oder, ganz perfide: „Ach komm, das haben wir immer so

gemacht. Ist bisher noch immer gut gegangen.“ Aber das ist Müüüllllll! Bullshit, wie ihr sagt. In die Tonne und raus damit! Sonst erstickt ihr irgendwann noch in eurem Gedankenkompost.

Aber das ist nicht so einfach. Menschen ändern ihre Gewohnheiten nicht so schnell.

Ich glaube, niemand hat das so schmerzlich erfahren wie ich. Immer wenn ich andere auf ihren Gedankenmüll aufmerksam gemacht habe, wurde ich angefeindet. Dabei – und das ist die Ironie daran – war dieser Kram, den sie mir auftischten, oft gar nicht ihrer. Ihre Glaubenssätze hatten sie irgendwo aufgeschnappt oder sich von irgendeinem Politiker, Promi oder Infuencer aufschwatzen lassen: Sperrmüll, von dem sie glau ben, er sei auf ihrem eigenen Mist gewachsen, und den sie deshalb mit Zähnen und Klauen verteidigten.

Was kann man tun, um Menschen zum Müllentsorgen zu bewegen?

Die Wundermittel heißen Denken und Fragen. Man braucht jemanden, der einem den Spiegel vorhält und einem klarmacht, wie man tickt. Und der einen an der Hand nimmt und auf den Gedankenmüll aufmerksam macht – der einem hilft, überhaupt zu sehen, was da für ein Dreck rumliegt. Dafür kann es übrigens sehr hilfreich sein, draußen anzufangen. Augen auf, Müll wahrnehmen, auflesen, in den Sack stecken und anständig entsorgen! Eine gute Übung. Denn wenn du den Müll da draußen siehst und wegschaffst, wirst du mit der Zeit sensibler für den Müll da drinnen (deutet auf seinen Kopf). Also los, räumen wir auf!

SOKRATES (469–399 v. Ch.) gilt als die Galionsfigur der europäi schen Philosophie. Sein großes Anliegen war es, seine Athener Mitbürger zum selbständigen Denken zu animieren und nicht einfach auf das Gerede der Menge zu vertrauen. Damit machte er sich viele Feinde, die einen Prozess gegen ihn anstrengten, an dessen Ende Sokrates zum Tode verurteilt wurde. Doch sein kritischer Geist lebte weiter. Vor allem in seinem Schüler Platon, der mit seinen Dialogen Sokrates ein Denkmal setzte.

CHRISTOPH QUARCH, 58, ist deutscher Philosoph, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschien „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“, legenda Q, 2021.

16 THE RED BULLETIN DAS FIKTIVE PHILOSOPHEN INTERVIEW
„Räumt im Kopf auf – dann werden auch eure Städte sauber.“
DR. CHRISTOPH

„Schmerz, Tränen – und dann der Triumph“

Anton Palzer war einer der besten Skibergsteiger der Welt. Dann wechselte er in den Radrennsport: Hier erzählt er von seiner ersten großen Tour. Sie wurde zur Tortur.

Als Skibergsteiger holte der 29-jährige Anton Palzer mehrere WM-Titel und war auch als Bergläufer höchst erfolgreich. Dann wagte der sympathische Bursche aus Berchtesgaden etwas, was sich nur ganz we nige Top-Athleten trauen: Am Gipfel seiner Bergsport-Karriere wechselte er 2021 einfach die Sportart – und ist seither für das erfolgreiche Team Borahansgrohe als Radrennfahrer unterwegs. Die Wandlung vom routinierten Prof in einer Sportart zum Anfänger in einer anderen war nicht einfach. Vor welche Herausforderungen ihn sein erstes großes Rennen stell te und was er aus diesem ersten Mal lernte, erzählt Anton hier.

„Mit 20 Jahren bin ich Prof im Skibergsteigen geworden und habe das dann auch acht Jahre durchgezogen. Aber nach sechs Jahren hab ich gemerkt, dass ich ziemlich gleichgültig geworden bin. Nicht gegenüber dem Sport, sondern was die Routine des Weltcups angeht. Ich habe ge spürt, dass ich eine Veränderung brauche. Gleichzeitig hat mich der Prof-Radsport schon immer interessiert – und letztendlich wurde ich von Ralph Denk in sein Team Bora-hansgrohe ein geladen. Was für eine Ehre!

Meine erste große Herausforderung war die berühmte Rundfahrt Vuelta a España. Dabei fährt man richtig lang und hart Rad – drei Wochen lang, mehr als 3000 Kilometer. Eine absolute Grenzerfah rung für mich. Meine Performance war so schwach, dass mir Fahrer aus anderen Teams zuriefen: ‚Alter, was tust du eigentlich da?!‘ Und gegen Ende des Ren nens wunderten sich andere: ‚Toni? Du bist immer noch dabei?‘

Am sechsten Tag bin ich gestürzt und habe einen halben Quadratmeter Haut verloren, woraufhin mein Kollege Felix Großschartner meinte: ‚Toni, des muss

dir einfach wurscht sein!‘ Wurscht war es mir eh, aber es hat einfach sauweh getan! Radrennfahrer sind schon brutal harte Hunde, die auch mit Schmerzen weiterkämpfen, weil man ja immer noch eine Unterstützung fürs Team ist. Man darf einfach nie aufhören, in die Pedale zu treten, dann kommt man schon irgendwie durch. Am ersten Ruhetag habe ich gefennt, und auch den Zieleinlauf konnte ich gar nicht richtig genießen, weil ich einfach so kaputt war: Ich hatte Wassereinlagerungen und ein extrem schlechtes Blutbild. Aber immerhin hatte ich nach nur fünf Monaten in diesem Sport eine Grand Tour beendet!

Trotz der Qualen war dieses Rennen ein Triumph für mich, denn es hat ja niemand gewusst, ob ich den Umstieg aufs Rad rennfahren überhaupt schaffen würde. Motivierend war für mich ein Gespräch mit meiner Freundin Sonja, die meinte: ‚Du musst diesen Umstieg pro bieren, weil ein Blinder sieht, dass dir Skibergsteigen nicht mehr so Spaß macht wie früher.‘ Daran habe ich mich festge halten: Ein Mensch braucht Veränderung und muss gefor dert sein. Wenn du auf dem vor gezeichneten Weg zum Erfolg nicht das Gefühl hast, zu wachsen, gehe lieber das Risiko ein und probier den neuen Weg, der dich reizt.“

18 THE RED BULLETIN
0:00 –50:11 Anton Palzer Mein erstes Mal – der Podcast
MEIN ERSTES MAL
ANTON PALZER
„Wenn du auf deinem vorgezeichneten Weg nicht glücklich bist, probier einen neuen, der dich fordert.“
Radprofi Anton Palzer weiß um den Wert des Loslassens.
„MEIN ERSTES MAL“ IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE, in der Athleten über ihre Anfänge sprechen. Die Folge mit Anton Palzer, in der er erzählt, wie er zum besten Skibergsteiger Deutschlands wurde und dann von einer Sportart zur anderen wechselte, gibt’s im Podcast von The Red Bulletin – auf Spotify und auf redbulletin.com/podcast
HELGE ROESKE/RED BULL CONTENT POOL

Welcome to nature

Die lofoten-Kollektion

Unsere Mission ist es, die besten OutdoorProdukte zu entwickeln. Seit 1929 in vier Generationen mit Fokus auf Qualität, Funktion, Design und Nachhaltigkeit gefertigt.

Innovative Features, kräftige Farben, charakteristisches Design. Erhältlich bei: Norrøna Flagship Store München, Norrøna Pro Store St. Moritz, Norrøna Pro Store Verbier, Norrøna Pro Store Zermatt, Transa, Bächli, Sport Conrad, Sportler, Sportalp, Freudenhaus, Jennewein, Sporthaus Schuster
norrona.com

Solarenergie

Valle Nevado, Chile, 201 3

Seit 15 Jahren ist Clark auf der Suche nach dem, was er „endlosen Winter“ nennt – und bereist dafür auch die südliche Hemi sphäre. Hier inszeniert er seinen Freund und SkiProfi Carston Oliver in Valle Nevado, einer Region im Herzen der Anden.

Heiß auf Weiß

Für Adam Clark, 43, ist die Erde ein Schneeball. Der Abenteuer-Fotograf jagt nach den imposantesten Freeski-Fotos. Immer und überall. Denn stets ist irgendwo Winter. Hier sind seine besten Shots.

PORTFOLIO
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Pulverblitz

British Columbia, Kanada, 2017

„Das Schöne an meiner Arbeit: Ich habe Freunde auf der ganzen Welt gefunden“, sagt Clark. Hier hat er sich den norwegischen Profi-Ski fahrer Stian Hagen bei einem Backcountry-Trip in den Selkirk Mountains vorgenommen.

Faltenlook

Haines, Alaska, 2009

Um die Big-Mountain-Skifahrer Dana Flahr und Seth Morrison zu filmen, drehte Clark aus einem Hubschrauber. „Die Beschaffenheit der vereisten Natur hat mich an die Oberfläche von Riffel-Chips erinnert“, sagt Clark. Knister, knaster, kaaalt!

PORTFOLIO THE RED BULLETIN 23

Flugwetter

British Columbia, Kanada, 2017

Der italienische Freeskier und Red Bull-Athlet Markus Eder nimmt eine von Bäumen gesäumte Abfahrt nahe der Retallack Lodge in Angriff.

„Markus bei der Arbeit zu sehen war ein riesiger Kick“, sagt Clark. Kick – und klick!

Lichtblick Cooke City, Montana, 2021

„Die meiste Zeit jagte ich nach Action-Fotos, nun will ich ein Gefühl dafür vermitteln, wie es ist, da draußen zu stehen“, sagt Clark, der hier den Freeride-WorldTour-Champion von 2020, Isaac Freeland, ablichtete. Mit Betonung auf Licht!

PORTFOLIO
„ Kalt, warm, hell, dunkel – die Menschen sollen fühlen, wie’s da draußen ist.“
Adam Clark
THE RED BULLETIN 25

Nevados de Chillán, Chile, 2014

In Südamerika ist der Wind wankelmütig – er kommt und geht ganz plötzlich.

„Auf diesen Moment warte ten wir einen ganzen Nach mittag“, sagt Clark über das Bild des kanadischen Skifahrers Austin Ross.

„ Pulverschnee ist wie Sand –wenn der Wind weht, bekommt er Flügel.“
PORTFOLIO
Geisterfahrt
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Kältewelle

Cooke City, Montana, 2021

„An manchen Tagen gibt es keinen konkreten Plan“, sagt Clark über diese Auf nahme des US-Skifahrers Sawyer Thomas. „Wir sind einfach herumgewandert, bis wir spannende Kulissen fanden“, sagt Clark. Gustiert – gefunden.

PORTFOLIO
Manchmal geht es nur um das Eine: Spaß an einem dunklen, wolkenverhangenen Tag.“
Adam Clark
28 THE RED BULLETIN

„Ich liebe meine Heimat“, sagt Clark über Utah. Hier fängt er seinen Landsmann Marcus Caston bei der letzten Abfahrt des Tages ein. Erst drückte er ab, dann schoss er erneut: auf Skiern 1,2 Kilometer talwärts.

Schlussrunde Wasatch Kette, Utah, 2019
Wattewolke Wasatch Kette, Utah, 2019
„Manchmal übernimmt der Schnee meine Arbeit“, sagt Clark. Der Schnee –und Profi-Skifahrer Pep Fujas, der sich in eine Wolke aus flauschigem Pulverschnee hüllt.

Gipfelglut

Lofoten, Norwegen, 2015

„Das ist einer der fünf schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens“, sagt Clark. Hier sehen die Ski-Profis Stian Hagen und Christina Lustenberger auf gipfelumrahmte Fjorde hinunter. Das Panorama lässt tief blicken.

FOTOGRAF ADAM CLARK

Aufgewachsen in Salt Lake City, Utah, verliebte sich Adam Clark schon als Kind in den Skisport. Eine AlaskaReise in der Highschool machte aus dieser Liebe dann eine Beziehung fürs Leben: Hobby fotografen schenkten ihm seine erste Kamera, und bald begann er, Fotos von seinen Freunden im Schnee zu machen.

Es dauerte nicht lange, bis seine Arbeiten ver öffentlicht wurden, und er erkannte, dass er seinen Lebensunterhalt als Foto graf verdienen konnte – als „Ski-Vagabund“, der um die ganze Welt fiegt, immer auf der Jagd nach dem Schnee.

Mittlerweile ist der 43-Jährige zwar etwas sesshafter. Aber egal, wo er sich befndet – seine Arbeit (und seine Kamera) ist darauf fokussiert, immer wieder diese Liebe zur Natur einzufangen. Die Liebe von Adam, dem kleinen Jungen. „Ich versuche, ein authen tisches Gefühl dafür zu ver mitteln, wie es ist, an einem bestimmten Ort zu sein, Ski fahrer zu sein – oder einfach nur draußen“, sagt Clark.

Folgen auf: @acpictures

PORTFOLIO
THE RED BULLETIN 31

Mein Alpha- Ich

Die Pariser Digitalkünstlerin Ines Alpha hebt die Selbst verwirklichung auf ein neues Level – ihr Make-up hilft dir, dich in der virtuellen Welt neu zu erfinden.

Schimmernde Sprenkel, die das Ge sicht umschließen; Blumen, die von einer Wange zur anderen blühen; Oktopus-inspirierte Masken mit beweglichen Tentakeln: Die Makeup-Art der Pariser Digitalkünstlerin Ines Marzat alias Ines Alpha erin nert an Science Fiction. Und läutet mit ziemlicher Sicherheit die Zu kunft der Schönheitsindustrie ein. Auf Basis von 3D-Software kreiert Alpha Make-up, das nur im virtu ellen Raum sichtbar wird. Indem sie Social-Media-Filter in Kunstwerke verwandelt, sprengt sie nicht allein die herkömmlichen Vorstellungen von Schönheit. Sie stellt ihre digi talen Werkzeuge auch anderen zur Verfügung, die sich online selbst ver wirklichen möchten – oder besser: die Wirklichkeit überhöhen.

Zu Ines’ Fans zählen etwa die Sängerinnen Charli XCX und Lizzo. Sie arbeitet mit Models, Künstlern und Art Directors zusammen, um ihr „Make-up der Zukunft“ zu in szenieren. „Ich möchte Raum für un begrenzte Kreativität in Sachen Aus sehen schaffen“, sagt die 37-Jährige. „Draußen auf der Straße kannst du weder bunte Kleidung noch ver rücktes Make-up tragen, ohne selt same Blicke oder Bemerkungen zu riskieren. Aber im digitalen Raum kannst du sein, wie du willst. Du hast die absolute Freiheit, dich selbst auszudrücken.“

the red bulletin: Wie begann deine Leidenschaft für digitales 3D-Make-up?

ines alpha: Ich komme aus der Werbebranche und habe mich als Art Director auf Kosmetik und Mode spezialisiert. Meine Kreativität konnte ich da nicht ausleben, weil die Schönheitsideale der Branche so enge Vorgaben haben. Zuerst habe ich nur zum Spaß mit 3D-Software herumexperimentiert und schim mernde Farbkleckse erschaffen. Irgendwann bekam ich Lust, meine Leidenschaft für Beauty und 3DKunst zu kombinieren, und übertrug meine Designs auf echte Gesichter.

Was fasziniert Sie daran so sehr?

Ich liebe das menschliche Gesicht und wie Menschen sich durch Textur und Make-up ausdrücken. 3D-Schönheit könnte das Make-up der Zukunft sein.

Was inspiriert Sie zu den Designs?

Ich lasse mich von Meerestieren inspirieren: ihren Farben, ihrer Be schaffenheit und ihren Bewegungen. An Land sterben sie sofort, aber als 3D-Darstellung kannst du mit ihnen Dinge machen, die in der realen Welt nicht möglich wären. Ich bilde diese eleganten und farbenfrohen Kreaturen auf dem Gesicht nach.

Werden wir eines Tages mit 3DMake-up herumlaufen, das man nur durch AR-Brillen sieht?

Das ist mein Traum! Es gibt bereits Unternehmen, die versuchen, ARBrillen und -Kontaktlinsen (AR steht für Augmented Reality und ist die computeranimierte Erweiterung der

Realität; Anm.) zu entwickeln. Im Moment sind sie aber noch nicht ausgereift genug, um das Gefühl zu vermitteln, dass man sich in einer anderen Umgebung befndet. Es ist noch zu früh, aber es wird defnitiv passieren. Ich hoffe, dass ich das noch miterlebe.

Glauben Sie, dass das wachsende Interesse an digitaler Schönheit dazu führt, dass die Menschen sich weniger Gedanken um ihr „echtes“ Aussehen machen?

Ich bin mir nicht sicher, ob digitale Mode die reale ersetzen kann. Was mich daran stört, ist, dass wir schon wieder etwas schaffen, was den Kon sum betont, während wir ihn verrin gern müssten. Zudem ist die digitale Arbeit immer noch ökologisch pro blematisch. Wir müssen die richtige Hardware fnden und darüber nach denken, wie wir sie recyceln.

Welche 3D-Make-up-Designs sollten unsere Leserinnen und Leser ausprobieren?

Es gibt zwei neue Filter, die ich auf Snapchat veröffentlicht habe: HyperEmotionalSkin ist eine Zusam menarbeit mit Adrien Chuttarsing (Experte für maschinelles Lernen; Anm.). Er hat einen Algorithmus ge schaffen, der Gesichtsausdrücke als Emotionen erkennt, und der Filter ändert seine Form als Reaktion auf diese Ausdrücke. Alpha Beauty Booth ist eine 3D-Make-up-Palette, und man hat eine Auswahl an verschiede nen digitalen Elementen wie Farben, Tentakeln und Blumen. Die Palette ist taktil, das heißt, man kann sie mit den Fingern auftragen – wie physisches Make-up. In der Zukunft wird jedes Make-up mit solchen Paletten aufgetragen werden.

Probier Ines’ 3D-Make-up selbst aus und besuch sie auf Instagram: @ines.alpha

Kunst
32 THE RED BULLETIN

Ines Alpha, 37, zeigt sich hier in virtuellem Make-up.

„ Im digitalen Raum sehe ich genau so aus, wie ich will.“
THE RED BULLETIN 33

Flöte statt Tröte

Eigentlich ist Star-Regisseur Roland Emmerich für dröhnende Weltuntergangs-Spektakel zuständig. Nun will er die Welt mit Mozarts „Zauberföte“ sensibilisieren.

Roland Emmerich ist einer der größ ten Exportschlager Deutschlands.

Mit Filmen wie „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“ oder „2012“ hat sich der gebürtige Stutt garter in Hollywood vor allem als Regisseur von Katastrophenflmen einen Namen gemacht. Als Produzent schlägt der 67-Jährige ruhigere Töne an: mit dem Kinoflm „The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauber föte“, einer Hommage an Wolfgang Amadeus Mozarts und Emanuel Schikaneders Opernklassiker.

the red bulletin: Warum produzieren Sie im Jahr 2022 die Kino-Adaption einer rund 230 Jahre alten Oper? roland e mmerich: Weil die Leute immer weniger in die Oper gehen und ich Mozarts Meisterwerk einem breiten Publikum näherbringen möchte. Es ist unglaublich, was ein menschlicher Geist da hervor gebracht hat!

Die „Zauberföte“ ist ein Feuerwerk der Fantasie. Geben Sie uns doch einen Tipp, wie man die befeuert. Die treibende Kraft sind Bücher. Ich hab schon früher irre viel gelesen.

Welches empfehlen Sie aktuell? Den Roman „Der ewige Krieg“ von Joe Haldeman. Er handelt von einem Krieg, der aus dem Nichts entsteht und Tausende von Jahren andauert; und am Ende stellt sich heraus: Es war nur ein Missverständnis.

Wie entdecken Sie Ihre Bücher? Ich gehe ins Internet und recher chiere. Prompt stellt sich eine Liste von Büchern zusammen, und ich lade die einfach auf meinen Kindle.

Auf Social Media wird man mit medialen Inhalten regelrecht bombardiert. Haben Sie die Be fürchtung, dass jüngere Menschen nicht mehr die Aufmerksamkeits spanne für Bücher haben?

Ja, die habe ich. Viele haben nicht mehr die Geduld, sich da hinein zuversetzen und eine ganze Buch reihe zu lesen. Ich sehe das auch an meinem jungen Ehemann (Omar de Soto ist 33 Jahre jünger; Anm.).

Der ist ständig am Swipen.

Und wie ist das bei Ihnen? Ich habe mich einfach dagegen abgeschottet. Ich habe weder Face book, TikTok noch Instagram, und diese Auslassung ist beruhigend.

Ich bin zwar viel im Netz unterwegs, aber hauptsächlich bei der Recherche für Stoffe, die mich interessieren. Wenn ich mich beruhigen will, spiele ich mit meinen Hunden.

Wie kann man die Fantasie der Digital Natives befügeln? Ein Film wie „Das Vermächtnis der Zauberföte“ ist ein Versuch. Es ist wichtig, dass man den Leuten Kunstwerke der Musikgeschichte nahebringt.

Wenn Sie Kinder hätten –was würden Sie konkret tun? Innerhalb der Familie könnten sie machen, was sie wollen. Es ist

wichtig, ihnen die Freiheit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen. Wir haben eine Gesellschaft, wo alle überall dreinreden. Ein Ehepaar aus meinem engsten Freundeskreis hat zwei Kinder, bei denen es sich ständig einmischt. Es ist unglaub lich! Ich sage dann: „Könnt ihr sie mal in Ruhe lassen und nicht an rufen? Nehmt euch zurück und lasst sie ihr Ding machen!“ Ich stamme ja noch aus einer Generation, wo kaum dreingeredet wurde. Ich habe mir alles selbst aufbauen müssen.

Im Film spielen Mentoren eine große Rolle. Wie wichtig sind sie im wahren Leben?

Ich glaube schon, dass sie wichtig sind. Bei mir war das zum Beispiel der kürzlich verstorbene Regisseur Wolfgang Petersen. Es darf nur nicht zu diktatorisch zugehen. Wenn dir jemand einen Rat gibt, dann musst du ja oder nein sagen können. Im aktuellen Film gibt es auch einen Schuldirektor, der kategorisch sagt: „Das gibt es bei mir nicht“, bis er eines Besseren belehrt wird. Das ist die falsche Herangehensweise.

Wie waren Ihre eigenen Erfahrungen mit der Schule?

Ich habe mich aufgeregt, dass ich da hinmusste. Im Gymnasium habe ich mir einen Sport daraus gemacht, dass ich der Typ mit den meisten Fehlstunden war. Zum Beispiel, indem ich Unterschriften auf Ent schuldigungen gefälscht habe – alle Techniken habe ich eingesetzt. Ich hatte weder irgendwelche Bücher, noch hatte ich einen Schulranzen in irgendeiner Form. Dass ich Abitur habe, ist heute noch ein Wunder für mich.

„The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“ läuft ab 17. November im Kino. Info: tobis.de

Kino
34 THE RED BULLETIN LAGOS CID MANUEL/PARIS MATCH/CONTOUR
Roland Emmerich, 67, über den ganz privaten Generationskonflikt „ Bücher? Auch mein junger Ehemann ist immer nur am Swipen.“ THE RED BULLETIN 35

Hotel im Herzen

James Gray, der Regisseur von „Armageddon Time“, hat mir im Vieraugengespräch etwas ganz Wundervolles gesagt: „Als Eltern teil kannst du nichts Großartigeres erleben, als wenn dir deine Kinder sagen, dass du einen Fehler gemacht hast.“ Mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn die Erziehung meiner Söhne dauert noch an. Die beiden sind ja noch klein, gerade einmal drei und sechs Jahre alt.

Anne Hathaway ist für überlebens große Emotionen bekannt. Die 39-Jährige gewann einen Oscar für ihr intensives Porträt einer leid geprüften Frau in „Les Misérables“; in „Brokeback Mountain“ spielte sie die Gattin eines schwulen Cowboys; und in „Der Teufel trägt Prada“ ver suchte sie, mit einer tyrannischen Chefn klarzukommen. Dazu passt auch ihre aktuelle Rolle in „Arma geddon Time“, dem Porträt einer New Yorker Familie in den 1980erJahren. Und gerade aus diesem Grund hat sie eine klare Idee davon, wie wir mit unseren Emotionen um gehen sollen – und welches Gefühl die Lösung aller Probleme ist.

the red bulletin: In Ihrem neuen Film „Armageddon Time“ spielen Sie eine Frau, die sich als Mutter zu bewähren versucht. Was haben Sie eigentlich selbst von Ihren Kindern gelernt?

anne hathaway: Letztlich besteht dieser Lernprozess darin, dass ich zuschaue, wie sich das Gehirn und das Bewusstsein meiner Kinder ent wickeln. Das gelingt nur, wenn du es auf sanfte Weise geschehen lässt, das heißt, wenn du deine Kinder respektierst und liebst. Ich dagegen habe mir selbst immer Druck ge macht und war extrem streng mit mir. Durch meine Kinder habe ich eben verstanden, dass dies nicht der richtige Weg ist. Du musst dich durch deine Liebe zu dir selbst moti

vieren und dich so akzeptieren, wie du bist. Seit ich das geschafft habe, bin ich viel glücklicher. Mir ist mein Herz regelrecht aufgegangen.

Das heißt, man soll die Dinge einfach geschehen lassen?

Genau. Ich habe mir früher immer gedacht, dass ich stets bestimmte Aufgaben erfüllen muss: Ich muss richtig meditieren, ich muss ein opti males Smoothie-Rezept hinbekom men und so weiter. Das heißt, alles hängt von meinen Aktivitäten ab.

Aber in Ihrem Job und im Alltag müssen Sie doch aktiv werden –nichts kommt von selbst.

Das Entscheidende schon, und das ist die Liebe. Auf sie allein kommt es an. Letztlich ist sie die Lösung aller Dinge.

Das klingt sehr idealistisch.

Ich weiß, ich klinge wie eine abso lute Positivdenkerin. Aber Liebe ist die Antwort – seit Ewigkeiten. Denn sie ist die bestmögliche Art, wie wir miteinander umgehen können.

Sie hilft uns, mit Menschen klar zukommen, mit denen wir nicht einer Meinung sind. Und wenn wir eine Generation erziehen, die ver steht, dass wir gütig miteinander umgehen sollen, dann werden wir in einer fantastischen Welt leben.

Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen und frage mich ständig, ob ich die Art von Mensch bin, der ich sein möchte.

Wann wissen Sie, dass Sie als Mutter erfolgreich sind?

Wie gehen Sie mit negativen Gefühlen um? Oder bleiben Sie von denen verschont?

Ich habe natürlich meine Fehler wie wir alle. Zumindest habe ich aber das Glück, dass ich dank mei ner Familie auf dem Boden der Tat sachen geblieben bin. Das macht es für mich auch leichter, meine Ängste und Sorgen in den Griff zu bekommen. Es wäre falsch, wenn ich diese Gefühle verleugnen würde. Der persische Dichter Rumi hat das sehr gut beschrieben. Er meinte, dass jede unserer Empfndungen ein Gast ist, den wir beherbergen und respektvoll behandeln sollen, egal ob er Freud oder Leid bringt. Denn gerade weil sie eben nur Gäste sind, werden sie nur begrenzte Zeit bei uns bleiben.

Möchten Sie positive Erfahrungen nicht einfach festhalten? Wie war es zum Beispiel, nachdem Sie den Oscar gewonnen hatten?

Ich habe diesen Moment genossen, aber danach wollte ich das alles wie der vergessen. Deshalb habe ich die Statuette ganz unten in mein Regal gestellt. Doch Schritt für Schritt habe ich sie nach oben gerückt. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass ich diese Erfahrung anerkennen muss – denn sie hat mir die Chance ge geben, mich neu zu erfnden. Und dieser Prozess dauert bis heute an.

36 THE RED BULLETIN Film
Interview RÜDIGER STURM Foto DAN MARTENSEN/TRUNK ARCHIVE
Vor der Kamera ist Anne Hathaway – nun mit „Armageddon Time“ in den Kinos – für die große Emotion zuständig. Wie sie privat mit Gefühlen umgeht? „Wie mit netten Gästen.“
„Armageddon Time“ (dt. „Zeiten des Um bruchs“) mit Anne Hathaway und Anthony Hopkins – ab 24. November in den Kinos.
THE RED BULLETIN 37
Meinen
Oscar habe ich erst genossen und dann vergessen.“
Hollywood-Star
Anne
Hathaway,
39, über die Emotionen des Erfolgs

Hoch oben, doch nicht abgehoben

2022 ist das Jahr von CHRISTOPHER NKUNKU: DFB - Pokal - Sieger, Fußballer der Saison und Debüt im französischen Nationalteam. Sein Geheimnis: Er glaubt nur an sich – und an seine eigene Bescheidenheit! „ChristoStyle“ nennt man das bei seinem Klub RB Leipzig.

Christopher Nkunku, wie er wirklich ist: schussgewaltig, aber ausbalanciert

Fußball
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EEs läuft die 76. Minute, als Konrad Laimer den Ball in den Strafraum des SC Freiburg chippt. Und ihn Willi Orbán mit dem Kopf zum langen Pfosten ver längert. Es läuft die 76. Minute – es läuft Christopher Nkunku! Und der Frei burger Torwart Mark Flekken wünscht, Nkunku hätte nie diesen Schritt gewagt. Den großen nach Deutschland – jenen, der seine Karriere entscheidend pushte. Und den kleinen, jetzt und hier im Strafraum, als er den Ball halb fallend, halb rutschend ins Tor schiebt. Und es Mark Flekken taumelnd um den Pfosten wickelt.

21. Mai 2022, Berlin, Olympiastadion. Nkunku hat im Pokalfnale soeben den Ausgleich für RB Leipzig erzielt, danach im Elferschießen den ersten Penalty trocken verwandelt. Leipzig gewinnt den Pott und Pokalheld Christopher Nkunku die Herzen.

Vier Monate später treffen wir ihn in einer Lounge, oben im fünften Stock der Red Bull Arena. Es ist 11.30 Uhr,

kurz bevor die Mannschaft mit dem Training beginnt. Christopher kommt ans Set, begrüßt die Mitarbeiter freund lich und jongliert ein bisschen mit dem Ball, den wir mitgebracht haben. Der 24-jährige Franzose scheint sich wohl zufühlen. Die Red Bull Arena ist sein neues Zuhause geworden. 930 Kilo meter entfernt vom alten.

Ein Knirps unter Stars

Christopher Nkunku ist aufgewachsen in Lagny-sur-Marne, einem kleinen Städtchen mit 21.000 Einwohnern östlich von Paris. Der Vater stammt aus dem Kongo, die Mutter aus Guade loupe. Als Kind leidet er unter einem Wachstumsdefzit, er ist auch heute mit 1,75 Metern kein Hüne. Mit 15 Jahren wechselt er in das Ausbildungszentrum des französischen Spitzenvereins Paris Saint-Germain und steigt 2015, im Alter von 18 Jahren, in die Profmann schaft auf. Doch der Junge mit der fragilen Physis hat Mühe, sich in dem

Fußball
„Egal wie lange es Nacht ist, irgendwann scheint die Sonne“, sagte Nkunkus Vater. Nun ist es richtig hell.
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Fotoshooting in einer Lounge der Red Bull Arena in Leipzig: Christopher Nkunku kommt in sattem Blau, der Farbe seines Nationalteams.
THE RED BULLETIN 41 CHRISTOPHER
NKUNKU TRÄGT EIN OUTFIT
DER
ALPHATAURI AUTUMN/WINTER
22
COLLECTION

Star-Ensemble mit Zlatan Ibrahimović, Edinson Cavani und Ángel Di María durchzusetzen. In vier Jahren bringt er es auf 55 Liga-Spiele, oft kommt er nur von der Bank. Im Juli 2019 wechselt Christopher deshalb zu RB Leipzig. Dort kommt er am ersten Spieltag gegen Union Berlin zu seinem ersten Einsatz. In der 65. Minute wird er für Timo Werner eingewechselt und erzielt vier Minuten später sein erstes Tor. Am Ende gewinnt RB Leipzig 4:0. Oh, là, là, was für ein Einstand!

Akzeptanz statt Ausreden

Aber trotz dieser positiven Premiere tut Christopher sich zu Beginn schwer, der Kulturschock für einen jungen Spieler, der erstmals seine Heimat verlässt, ist groß. Neue Menschen, neue Sprache, neuer Fußball. Der Franzose wird kon frontiert mit der Intensität der Bundes liga, der Effzienz, dem schnellen Zug zum Tor, das kannte er so nicht. Er war das taktische Spiel aus der Ligue 1 ge

wohnt; das mit dem Kopf, nicht mit den Beinen, das, wo sich die Spieler auf dem Feld in Blöcken verschieben, statt zu sprinten. Nur neunmal spielt er in seiner ersten Saison die vollen 90 Minu ten, weil die Kraft nicht reicht. Doch er bleibt am Ball und arbeitet mit einem Trainer an seinen Defziten. Und ganz alleine an seiner inneren Einstellung.

Nicht die anderen sind verantwort lich, wenn es nicht rund läuft. Denn dieser Christopher Nkunku, und das macht ihn wohl so besonders, sucht bei Fehlern nirgendwo nach der Schuld –sondern nur nach der Ursache.

„Man muss die Momente akzep tieren, in denen man Schwierigkeiten hat“, sagt er. „Manchmal sucht man nach Ausreden und schiebt es auf andere. Aber so kann man sich nicht verbessern. Ich habe akzeptiert, dass ich ein Spiel nicht zu Ende spielen konnte, und ich habe daran gearbeitet.“

Im zweiten Jahr sind es schon zwölf Einsätze über die volle Distanz. Und es

wären womöglich noch mehr gewesen, wenn ihn nicht eine Verletzung ge bremst hätte. Der Teammanager von RB Leipzig, Babacar N’Diaye, erzählt uns, dass Christopher fast immer der Erste beim Training ist und als Letzter geht. „Einmal hatten wir ein ChampionsLeague-Spiel verloren, am nächsten Tag war ein Ruhetag angesetzt. Christopher kam trotzdem zum Training. Alles, was er in diesem Jahr erreicht hat, ist auf seine Arbeit zurückzuführen.“

Arbeit, Konsequenz – aber niemals Verbissenheit. Nkunku will richtig gut sein, ja, aber sich zum selbsternannten Fußballgott, zum selbstverliebten Ball künstler hochdribbeln, das liegt ihm fern. „Mich auf etwas zu konzentrieren, wozu ich nicht in der Lage bin, ist nicht sinnvoll. Ich versuche vielmehr, mein Potenzial bei etwas zu entwickeln, das ich beherrsche, damit ich das Best mögliche hervorbringen kann.“

In der abgelaufenen Saison, seinem dritten Leipzig-Jahr, steht er 31 Mal in

Die Tribüne als dezenter Hintergrund: ein Platz, den Nkunku eigentlich nur vom Hörensagen kennt
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der Startelf, spielt 18 Mal durch und erzielt 20 Tore, dazu gibt er 16 Vorlagen. Noch nie in der Geschichte der Bundesliga hat ein Spieler, der 20 Tore erzielte, so viele Vorlagen gegeben. Wettbewerbsübergreifend kommt er sogar auf 55 Scorer Punkte – Vereinsrekord! Die Sportpresse ernennt ihn da für zum „Fußballer des Jahres“. Er hat seinen Marktwerkt laut „Transfermarkt“ in drei Jahren von 12 Millionen auf 80 Millionen Euro erhöht. Damit ist er hinter Jude Bellingham (90 Millionen) der wertvollste Spieler der Bundesliga.

Der Marsch an die Sonne

Ist er von diesem rapiden Aufstieg über rascht? „Ganz und gar nicht“, sagt Christopher, ohne dabei arrogant zu klingen. „Ich wusste, was ich auf dem Fußballplatz zu zeigen imstande bin. Ich sagte mir: ‚Du hast dich nicht ver irrt, der Weg ist vorgezeichnet, aber man darf nicht von diesem Weg abkommen.‘“

Und: „Egal wie lange die Nacht dauert,

danach wird die Sonne scheinen.“ –Dieses Mantra hat ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. „Aber man darf nicht nur warten, man muss dafür etwas leisten.“ Und Christopher die in ihn ge setzten Erwartungen erfüllt, deswegen ist der Himmel nun wolkenlos. 2022 ist das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Aber darauf ausruhen will er sich nicht.

„Sicherlich kann man sich nach so einem Jahr sagen, dass man einen ge wissen Status erreicht hat. Aber wenn man so denkt, lässt man unbewusst nach. Das Ziel ist es, auf diesem Niveau zu bleiben“, sagt Christopher. „Deshalb bleibe ich fokussiert. Das ist noch nicht das Ende.“ Mit dieser Einstellung passt er in das Team von RB Leipzig. Angeber haben hier keinen Platz. Man will hier Leistung sehen statt Bling Bling.

„Diese Team Mentalität passt gut zu meinem Naturell“, sagt Christopher. Bling Bling ist nicht sein Ding. „Das kommt von der Art und Weise, wie ich erzogen wurde. Mir gefällt es nicht zu

Nkunku ist keiner dieser selbsternannten Fußballgötter

aber dennoch unbeirrbar selbstbewusst.
Fußball
Die Homestory: Christopher Nkunku am Eingang zu seinem Wohnzimmer. Die Red Bull Arena wurde zum neuen Zuhause.
THE RED BULLETIN 43 CHRISTOPHER NKUNKU TRÄGT EIN OUTFIT DER ALPHATAURI AUTUMN/WINTER 22 COLLECTION

Seit 2019 trägt Christopher Nkunku das Dress von RB Leipzig –und es steht ihm!

prahlen, auch wenn ich schicke Klei dung mag“, sagt er und lächelt. Viel wichtiger als Äußerlichkeiten seien ihm die inneren Werte, etwa die Familie.

Im August bekam Christopher von der „Sport Bild“ den Award „Aufsteiger des Jahres“ verliehen. Als er die Einladung zur Preisverleihung bekam, habe er sich sofort erkundigt, ob er seine Eltern, seine Schwester und sei nen Bruder mitbringen könne. Einige im Verein waren darüber erstaunt, weil es „bloß“ eine Zeremonie war. Aber für Christopher sei es eine Gelegen heit gewesen, die Trophäe und das, was sie symbolisiert, mit seiner Familie zu teilen.

Das Foto mit der Auszeichnung versah Nkunku dann auf Instagram mit „#CnkSpirit“. Der Hashtag ist eine Abkürzung für „Christopher Nkunku Spirit“ und fndet sich unter jedem sei ner Bilder. „Dieser Hashtag steht für meine Denkweise. Für das, was mich im Alltag leitet. Er repräsentiert meine Prinzipien.“ Die da wären? „Arbeit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit sich selbst gegenüber – und meinen Körper zu respektieren, um Leistung erbringen zu können.“

Die blaue Laufmaschine

Am liebsten würde Christopher am 18. Dezember noch ein Foto mit einer Trophäe posten: dem WM Pokal. Den ersten kleinen Schritt dahin hat er schon geschafft. Am 25. März gab er im Velodrom von Marseille im ersten Län derspiel des Jahres gegen die Elfenbein küste sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft – und kam seitdem in jedem Länderspiel zum Einsatz, hat sich festgespielt in einer Mannschaft, der es mit Stars wie Karim Benzema, Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Ousmane Dembélé und Paul Pogba nicht an talentierten Spielern fehlt.

Und was ist das Besondere, was er in das Kollektiv von „Les Bleus“ ein bringt? „Intensität, Laufbereitschaft“, analysiert Christopher. „Ich meine, dass das, was ich in Leipzig zeige, mir ermöglicht hat, in der französischen Nationalmannschaft zu sein, also versuche ich, mein Spiel zu bewahren.“ Er ergänzt: „Das Wichtigste bei der Natio nalmannschaft ist, sehr schnell Auto

matismen zu fnden, denn man hat nicht viel Zeit, um sich einzuspielen.“

Dabei ist Christopher Nkunku ein echter Experte für Automatismen ge worden. Die Fans und er etwa, das ist so was wie ein emotionaler Automatismus. Unser Fotograf schlägt vor, runter zum Spielfeld zu gehen für ein paar letzte Aufnahmen. Vor den tausenden roten Sitzen, die sich da vor uns ausbreiten, spricht Christopher über das Leipziger Publikum: „Hier sind die Fans so wohl wollend, es herrscht ein familiäres Ver hältnis. Als wir in der Champions League eine 1:4 Niederlage gegen Schachtar Donezk kassierten, haben uns die Fans trotzdem applaudiert. Ich habe das als Motivation für die Zukunft verstanden.“

Wie lange sie ihm noch applaudieren werden, ist ungewiss. So ziemlich jeder europäische Topverein hat ihn auf dem Wunschzettel. „Es wird schwierig, aber wir hoffen, dass er noch viele Jahre hier bleibt“, sagt Teammanager N’Ddiaye. „Er hat noch nicht genug, er ist hungrig, will sich immer weiterentwickeln.“

Der Christo - Style

Die wohl größte individuelle Auszeich nung, die einem Fußballer zuteilwerden kann, ist der Ballon d’Or, der Preis für den besten Fußballer der Welt. Auf der Shortlist mit 30 nominierten Kickern stand dieses Jahr auch Christopher Nkunku. „Ich bin sehr stolz auf diese Nominierung, bleibe aber bescheiden, weil diese Trophäe nicht das eigentliche Ziel ist. Man muss weitermachen. Das ist meine demütige und gleichzeitig ehrgeizige Seite, ich denke immer vor aus.“ Legenden wie Messi, Ronaldo, Ronaldinho und sein Landsmann Ziné dine Zidane nahmen diesen Preis in der Vergangenheit entgegen. Sind sie Vor bilder, denen er nacheifert?

„Wir sind alle Beobachter, aber ich fnde nicht, dass man andere nachahmen muss. Jeder hat unterschiedliche Qualitäten“, sagt Christopher. Und Babacar N’Diaye, der Teammanager, bestätigt: „Viele Spieler schauen nach links, nach rechts. Christopher schaut nach vorne, das ist der Christo Style.“

Ein Schritt nach vorne. Nicht immer groß, aber meist entscheidend. Nur ein Schritt. Freiburg Goalie Mark Flekken wird ihn so schnell nicht vergessen.

Das Prinzip Christopher: Er geht auch jeden kleinen Schritt, als wäre es ein großer.

Fußball
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Digital und doch so ganz und gar real! Hier führen wir dich in die virtuelle Wunderwelt des Gaming und verraten, vor wem die „ FIFA“Profs zittern – und warum man im Spiel sogar die große Liebe fnden kann. Wirklich.

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WALTER NEWTON

wie APM

Ist eine Maßeinheit für die Befehle (Hüpfen, Schießen, Schlagen), die ein Spieler pro Minute ausführt. Gute Spieler haben eine durch schnittliche APM (Action per Minute) von 400. Der Südkoreaner Jaedong schafft sogar 818.

wie Caster

Gaming-Turniere sind mittlerweile globale MegaEvents. Das „League of Legends“-Finale 2021 sahen mehr als 73 Millionen Men schen. Und wie bei anderen großen Sport-Events gibt es auch hier Kommentatoren, die die Spiele analysieren, erläutern und begleiten. In der Gaming-Welt haben diesen Job die „Caster“.

wie E - Sport

Gamer spielen für sich oder streamen ihre Spiele (siehe „Y“). E-Sport hin gegen bezeichnet das professionelle Zocken bei Turnieren. E-Sportler haben meistens einen Vertrag mit einem Team und werden auch transferiert – wie Fußballprofs. Im vergangenen Jahr wechselte der „Valorant“-Prof TenZ für mehr als eine Million Dollar das Team.

wie Beziehung

Die alte romantische Ge schichte: Troll streift mit Axt durch Wald. Troll trifft Elfe am magischen Brunnen. Troll unterhält sich mit Elfe. Troll und Elfe verlieben sich. Troll und Elfe verabreden ein Treffen in der echten Welt. So ähnlich beginnen tatsächlich immer mehr Beziehungen. Vor allem im Lockdown nutzten viele die Mehrspieler-Games, um Menschen kennenzulernen.

wie Daumen

Ein Grund, warum Game rinnen und Gamer selten als Testimonials für Hand produkte eingesetzt werden: Ihre Daumen leiden durch das dauernde Daddeln. Blasen an der Innenfäche und Sehnenscheiden entzündungen sind häufge Beschwerden. Man spricht auch vom „Gamer-Daumen“.

wie Farming

Beschreibt stupides Wieder holen der immergleichen Tätigkeit im Spiel, um etwas zu sammeln. Beispiel: Man schlägt auf einen Baum ein, und ein Goldtaler fällt her unter. Theoretisch könnte man nun stundenlang nur auf diesen Baum eindreschen und würde reich werden. Theoretisch.

wie Glitch

Kleine Fehler im Spiel – bei spielsweise, wenn die Spiel fgur ein Haus betreten kann, das eigentlich nur als Kulisse dienen sollte. Nicht zu ver wechseln mit einem Bug. Das sind gravierende Pro grammierfehler, die teilweise zum Spielabsturz führen.

73 Millionen Zuschauer in der Champions League der Zocker. Echt? 818 Befehle vom Hirn an die Hand pro Minute. Wirklich? Was du immer schon über Gaming wissen wolltest – Wörterbuch einer digitalen Wunderwelt.
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wie Health Points

Heißen manchmal auch Hit Points und bedeuten über setzt: Gesundheits- bezie hungsweise eben Treffer punkte. Sie geben Auskunft darüber, wie viele Treffer eine Spielfgur einstecken kann, bevor sie stirbt.

wie Item

Gegenstände, die vor allem in Rollenspielen eine – nun ja – Rolle spielen. Dabei kann es sich um einen Heiltrank handeln, einen Schlüssel, um endlich die dämliche Tür zu öffnen, an der man seit drei Tagen verzweifelt, oder die schicke neue Rüstung aus der aktuellen Herbstkollektion.

wie Jump ’n’ Run

Ein Game-Genre, bei dem sich die Spielfgur springend und – genau – laufend durchs Level bewegt, um Hindernisse zu überwinden. „Super Mario Bros.“ gilt als berühmtester Vertreter. Andere Gattungen sind beispielsweise Sportspiele („F IFA“), Strategiespiele (das Militärspiel „Command & Conquer“) und Beam-’emups, bei denen die Spieler im Eins-gegen-eins-Modus mit verschiedenen Kampf stilen gegeneinander an treten („Street Fighter“).

wie Kill Steal

Yes, schon wieder ein englischer Begriff. Weil’s einfach cooler klingt. Du kannst dazu natürlich auch „Tötungsdiebstahl“ sagen – aber dann wundere dich bitte nicht, wenn dir die anderen Gamer und Gamerinnen auf der nächsten Messe die Unterhose zu den Achseln hochziehen.

„Kill Steal“ sagt man jedenfalls, wenn man einen Gegner stundenlang bearbeitet hat, bis der nur noch taumelt – und dann kommt ein anderer Spieler einfach so dahergelaufen und führt den fnalen Schlag aus. Im Fußball würde man das einen „Abstauber“ nennen. Besonders ärgerlich ist das in Spielen, wo man für den Schlussakt Erfahrungspunkte erhält, die dann der andere einsackt, der verdammte Stealer!

wie Lootbox

Eine Art digitale Wundertüte mit zusätzlichen Charakteren oder Items. Diese Lootboxen (zu Deutsch „Beutekisten“) kann man im Spiel online kaufen. Abgerechnet wird über die Kreditkarte. Das Pro blem: Man weiß vorher nicht, welche Gegenstände enthalten sind. Niederlande und Belgien haben solche Lootboxen daher als Glücksspiel eingestuft.

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wie Metaverse

Ein digitales Universum, das verschiedene Bereiche des Lebens verknüpft. So kann man mit seinem Avatar (im Grunde deine virtuelle Ver körperung) zum Beispiel in ein Online-Casino gehen, dort echtes Geld gewinnen –und anschließend den digi talen Ableger einer realen Galerie besuchen und vom Gewinn ein NFT, also ein digitales Zertifkat, kaufen.

wie Patch

So was wie das Nähwerkzeug der Entwickler, bedeutet übersetzt daher auch „Flicken“. Für den Fall, dass ein Spiel eine Macke hat (siehe Buchstabe G), bieten dessen Programmierer ein Patch zum Download an. Im Grunde handelt es sich dabei nur um einen Korrekturcode, der ähnlich funktioniert wie ein Update. Manchmal handelt es sich bei diesen Patches auch einfach um Erweiterungen des Spiels. Zum Beispiel eine neue Waffe, die es vorher nicht gab. Aber Achtung! In der Gaming-Szene gibt es die goldene Regel: Never play on a patch day. Was auf Deutsch bedeutet: Finger weg vom Spiel an dem Tag, an dem ein neues Patch rauskommt. Denn oft treten dann erst mal ein paar Problemchen auf. Die werden aber meist bis zum zweiten Tag behoben.

wie Quitter

Spieler, die mitten im Game einfach abbrechen (engl. to quit), weil sie keine Sieg chancen mehr sehen oder Mutti zum Abendessen ge rufen hat. Lassen die übrigen Mitspieler dadurch im Stich und genießen deshalb den sozialen Status von Fahr stuhlpupsern.

wie Noob

Eine eher abwertende Be zeichnung für Game-Neu linge. Wird auch oft N00b geschrieben. Diese Schreibweise, bei der Zahlen als Buchstaben verwendet wer den, nennt man übrigens Leetspeak. Wusstest du nicht? Tss … du N00b.

wie Red Bull Superiocity

So nennt sich das große Gaming-Städteduell: Am 26. November zockt das Team Berlin aus dem Gaming-Tempel LVL Berlin den Shooter „Fortnite“ gegen das Team Köln im Xperion. Es geht um den Titel „Gaming Hauptstadt 2022“. Angeführt werden die Mannschaften von der Streamerin GNU (Berlin) und ihrem Kollegen und Konkurrenten Papaplatte (Köln). Unterstützung bekommen sie von jeweils 24 Mitgliedern. redbull.com/superiocity

wie Osterei

Kleine Überraschungen, die Programmierer manchmal im Spiel verstecken. Wenn man zum Beispiel im Spiel „GTA V“ die Handynummer 1-999-367-3767 eintippt, löst man dadurch eine Explosion aus.

Zockte letztes Jahr für Berlin: die Streamerin Ollimeee
THE RED BULLETIN 51 NIKA KRAMER/RED BULL CONTENT POOL

wie Streamer Gamer oder Gamerinnen, die live Videos von sich beim Zocken veröffentlichen. Einer der erfolgreichsten in Deutschland ist Amar Al-Naimi. Dem 29-Jährigen folgen 1,5 Millionen Menschen auf Twitch, wo er hauptsächlich Shooter-Games spielt. „Häufg spielen Streamer nicht auf Pro Level, und Pros sind zu introvertiert. Bei mir bekommen die Zuschauer beides, weil ich Emotionen zeige und einen Pro-Background habe.“ Denn: Amar war früher nicht nur Streamer, sondern auch E-Sportler. 2018 gewann er sogar die Europameisterschaft in dem Spiel „Fortnite“. „Ich war aber nicht sicher, ob ich davon leben könnte, und begann deshalb ein duales Studium“ (Medien-Management; Anm.). Darum fehlte die Zeit für das nötige Training eines Profs. Also beendete er seine E-Sport-Karriere und konzentrierte sich mehr darauf, Entertainment-Content zu produzieren. Der kam so gut, dass Amar sein Studium schließlich abbrach. Heute fördert er außerdem den Nach wuchs und veranstaltet Events, die auf Twitch übertragen werden. twitch.tv/amar

wie Training

Gaming ist kein Spiel. Also, doch, klar, irgend wie natürlich schon. Aber halt auch harte Arbeit. Professionelle E-Sportler trainieren teilweise acht Stunden am Tag und mehr. Dazu gehören sowohl TeamStrategien als auch ein zelne Fertigkeiten wie zum Beispiel Freistöße beim Fußballspiel. Eben falls wichtig: Schichten schieben in der Mucki bude! Sport fördert nicht nur die Konzentration, er ist auch ein notwen diger Ausgleich zum stundenlangen Sitzen, das E-Sportler aushalten müssen.

wie USK

Die Unterhaltungssoft ware-Selbstkontrolle (USK) ist verantwortlich für die Altersfreigabe bei Videospielen. Ein Spiel mit „USK 16“ darf nur an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft werden. Zur Auswahl stehen die Altersstufen 0, 6, 12, 16 und 18.

Szene-Treff: Amar im Mai bei den ABOUT YOU Awards, der Preisverleihung der einflussreichsten Digital Creators
52 THE RED BULLETIN ABOUTYOU.COM, INTERFOTO/ALAMY

wie VR - Brillen

Sehen ein bisschen aus wie Taucherbrillen aus dem Kinderschwimmunterricht, machen aber mehr Spaß, als nach Ringen zu tauchen. Die Brille erzeugt eine 3DWelt, die sich jeder Kopf bewegung anpasst. Neigt man den Kopf nach links, wandert auch das Bild nach links. So hat der Träger das Gefühl, mitten in der Spiel welt zu stehen.

wie WHO

2018 erklärte die Weltgesundheits organisation (WHO) die Gaming-Sucht offziell zur Krankheit. Symptome sind unter anderem: Man zieht das Spiel anderen Interessen vor, und das Spielverhalten führt zu Beeinträchtigungen im sozialen oder beruflichen Umfeld (etwa Daddeln auf dem Handy während der Morgenkonferenz).

wie YouTube

Viele Gamer übernehmen heutzutage die Rolle von Entertainern. Statt „Wetten, dass ..?“ gucken die jüngeren Generationen heute lieber Gamern beim Zocken der Videospiele zu. Die Gamer stellen entweder Videos da von online – oder streamen ihre Partien live auf YouTube oder Twitch.

wie Xbox

Eine von vielen Konsolen, die Gamer an den Fernseher anschließen, um Spiele zu zocken – aber halt die einzige, die mit einem X beginnt. Die erste war übrigens die Odyssey und kam 1972 auf den Markt. Basisspiel war Tischtennis: In Schwarz-Weiß ohne Ton schubsen zwei große Vierecke ein kleines Viereck hin und her. Würde bei Teenagern heute ebenso viel Begeisterung auslösen wie Gemüse.

wie Zaster

Professionelle Gamer und E-Sportler sind heut zutage Multimillionäre. Beim „Dota 2“-Turnier „The International“ ging es 2021 um Preisgeld in Höhe von 40 Millio nen Dollar. Streamer hingegen verdienen an Werbeeinnahmen und Zuschauern, die den Kanal abonnieren oder dem Streamer Geld spenden. Der TwitchAccount „Critical Role“ soll zwischen 2019 und 2021 9,6 Millionen Dollar verdient haben.

„Pong“ hieß dieses einfache Videospiel, das im Jahr 1975 Stürme der Begeisterung auslöste.
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Der

FIFA“- Messi

Mit elf ballerte ANDERS VEJRGANG einen amtierenden Champion vom Schirm. Seither gilt er in der Welt der Fußballsimulation „ FIFA“ als Wunderkind. Nun ist der Spieler von Red Bull Leipzig sechzehn. Alt genug, um an der Konsole Weltmeister zu werden – findet er.

Text NICOL LJUBIĆ Fotos NORMAN KONRAD
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VOLLE
KONTROLLE Der 16-jährige Anders Vejrgang gilt in der Fußballsimulation „FIFA“ als größte Zukunftshoffnung.

Es ist seine erste deutsche Meisterschaft, und am Ende regnet es Konfetti für Anders und sein Team Red Bull Leipzig Gaming, kurz RBLZ. Die „Rebelz“ sind Fußballmeister an der Konsole, sie haben die Virtual Bundesliga gewonnen, und jetzt stehen sie da, zu fünft, auf dem Kunstrasen der Soccerhalle in Köln-Mülheim, sie jubeln und recken eine Meister schale aus Aluminium in die Höhe. Sie haben es ge schafft, auch weil Anders Vejrdank, mit sechzehn der Jüngste im Team, es mal wieder allen gezeigt hat.

7:0 hat er im Finale gewonnen, und zwar nicht gegen irgendeinen Hobbyspieler, sondern gegen Mustafa Cankal, genannt Musti, von St. Pauli, der bis dahin ein überragendes Turnier gespielt hatte und anschließend mit den Tränen kämpft. Im Video Chat, einige Monate später, muss Anders Vejrdank auf die Frage, welcher sein bislang wichtigster Sieg sei, nicht lange überlegen: „Das Bundesliga-Finale“, sagt er, und auch den Tag hat er sich gemerkt: Es war der 27. März 2022.

Mittlerweile ist die Saison beendet, die Spieler warten auf „FIFA 23“, die neue Version des Spiels, das zu den beliebtesten Online-Spielen der Welt ge hört. Mit der neuen Version beginnt dann für Profs wie Anders die neue Spielzeit. Bis dahin aber chillt er, denn Fußball an der Konsole ist anstrengend, wenn man zu den Besten der Welt gehört und es mehr ist als Freizeit-Zocken. Anders ist zu Hause in Hjørring, einer Kleinstadt im Norden Dänemarks, wo er mit seiner Mutter Laila lebt. Er sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, er sieht jünger aus als sech

zehn, kindlich, mit blonden Haaren und rundem Kopf, schmalen, hängenden Schultern, manchmal, wenn er sich zurücklehnt, ist nur noch die obere Hälfte seines Gesichts auf dem Bildschirm zu sehen, Nase, Augen und Stirn. Im Gespräch wirkt er eher ein wenig schüchtern, und er ist niemand, der von sich aus ins Erzählen kommt, er beschränkt sich auf das Nötigste. In der „FIFA“-Welt hat Anders nicht nur Bewunderer, was zum einen daran liegen mag, dass er so gut ist, und zum anderen daran, dass er daraus keinen Hehl macht. Er hält sich für den Besten der Welt – ein Statement, das ihm in den sozialen Medien viele Hater beschert. Auf die Frage, ob er wirklich der Beste der Welt sei, sagt er im Video-Chat: „Aus meiner Sicht ja, aber es ist schwer zu sagen, weil ich bislang noch keine Weltmeisterschaft spielen durfte.“ Bislang war er nicht alt genug, aber das hat sich geändert, seit er im Januar sechzehn geworden ist und somit das Mindestalter erreicht hat. Bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr kann er dann endlich zeigen, ob er wirklich der Beste ist –vorausgesetzt, er qualifziert sich.

Gegenpressing in der Schule

Während andere in seinem Alter den halben Tag in der Schule sitzen, kann Anders sich vor die Kon sole hocken, für ihn war nach der neunten Klasse Schluss. Er machte seinen Schulabschluss (hierzu lande wäre es der Realschulabschluss) und konzen triert sich nun voll auf den E-Sport. „Es hat Probleme in der Schule gegeben“, sagt er. Und seine Mutter Laila sagt, in der Schule hätten sie Erwartungen an Anders gehabt, die er nicht habe erfüllen können. Er war viel auf Reisen, und wenn er von Turnieren zurückkam, sollte er nicht nur seine Hausaufgaben gemacht haben, sondern auch im Unterricht voll dabei sein. Und auch als sie den Lehrern erklärt habe, wie anstrengend diese Reisen für ihren Sohn seien, mit Zwölf- bis Vierzehn-Stunden-Tagen, dass er müde und gestresst sei, habe die Schule nicht ver standen, was Anders da leiste, sagt Laila Vejrgang; immerhin spiele er auch in der dänischen National mannschaft. Sie sagt: „Die meisten Menschen haben keine Vorstellung von E-Sport, es wäre alles anders, wenn mein Sohn richtigen Fußball spielen würde.“

Würde er richtigen Fußball spielen, draußen auf dem Rasen, hätten die Lehrer wohl längst begriffen,

Anders Vejrgang, 16, wirkt manchmal fast schüchtern – aber nicht immer.
„Ob ich der beste ‚ FIFA‘Spieler der Welt bin? Aus meiner Sicht: ja!“
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DIE HOMEBASE

Anders Vejrgang posiert unter dem Logo seines Klubs Red Bull Leipzig Gaming, mit dem er den ersten LandesmeisterTitel seiner Karriere holte.

Im kommenden Jahr will der 16-jährige Däne Weltmeister werden.

MEISTERRUNDE

Umut Gültekin (rechts) kürte sich im Juli zum „FIFA“-Welt meister. Aber sein Teamkollege und Kumpel Anders (links) sägt bereits an seinem Sessel.

wen sie da im pädagogischen Abseits sitzen ließen: ein absolutes Ausnahmetalent, einen Jungen, der gerade dabei ist, die „FIFA“-Welt auf den Kopf zu stellen. Manche nennen ihn „Fußballgott“ oder „GOAT“, die Kurzform für „Greatest of All Time“. Und selbst diejenigen, die ihn nicht mögen, leugnen nicht, dass er an der Konsole einer der Größten ist. Im Alter von sieben hat Anders in einer Shopping Mall das erste Mal „FIFA“ gespielt, mit elf nahm er an seinem ersten Turnier teil. Er wollte wissen, wie gut er wirklich war – am Ende gewann er gegen den damaligen dänischen Meister Frederik Fredberg mit 4:1. Anders’ Mutter erzählt, Fredberg habe anschlie ßend den Controller durch den Raum geworfen. Anders sagt: „Ich war überrascht, ich dachte nicht, dass ich so gut war.“ Dann lächelt er etwas in sich hinein und sagt: „So fng es an.“

r kam dann ins E-Sport-Team von Aal borg. Sein erster Trainer sagt, er sei der beste Junge gewesen, den er je gesehen habe. Schon damals habe er die Spielzüge seiner Gegner antizipieren können wie ein Schachspieler. Später wechselte Anders zu Vendsyssel FF, dann zu AGF in Aarhus und vor zwei Jahren zu RBLZ nach Leipzig. Sein Manager hatte ihm dazu geraten, er sollte endlich mit den Besten spielen. Seitdem gehört Anders zu den fünf Spielern im RBLZ-Team, die so gut sind, dass ihr Trainer Daniel Fehr, wie er sagt, im Training eigentlich nur noch an Stellschrauben dreht. Aber Training, ganz ohne Ren nen, Grätschen, Grasfressen, wie es im Kickerjargon heißt? Wie darf man sich das denn vorstellen?

Einmal pro Woche werden intern Turniere gespielt, der Coach sieht zu, schneidet anschließend Spiel szenen zusammen und kritisiert: „Warum rennst du mit dem Innenverteidiger raus und reißt den Raum hinter dir auf?“ Es ist das, was Anders bei all seinen Fähigkeiten noch lernen kann: nicht zu aggressiv zu verteidigen und ein wenig mehr Geduld zu haben.

Einmal im Monat fährt Anders mit seiner Mutter nach Leipzig. Laila Vejrdank kennt das schon, sie hat ihren Sohn all die Jahre zu den Turnieren begleitet. Sie bezeichnet sich selbst als Teilzeitmanagerin ihres Sohnes, ist mit ihm unterwegs und kümmert sich um seine Finanzen, nebenbei arbeitet sie einige Stunden in einem Fahrradladen und in einem Fitnessstudio.

Spätestens als Anders den dänischen Meister Fredberg geschlagen und in Rage versetzt hatte, war auch Laila Vejrgang bewusst, dass sie einen äußerst talentierten Sohn hat in einem Sport, über den sie bis dahin wenig bis nichts wusste. Während Anders bei den Turnieren, so wirkt es zumindest, fast stoisch und hoch konzentriert in seinem Gaming-Stuhl ver sinkt, hält es seine Mutter als Zuschauerin kaum aus, so nervös und aufgeregt ist sie. Manchmal sitzt sie dann in einem Nebenraum, aus dem sie ihn zwar hören kann, wenn er sich auf Dänisch selbst

„Warum reißt du mit dem Innenverteidiger den Raum auf?“, fragt der Coach im Training.
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DER REGISSEUR

anfeuert: „Jaaaa! Kom nu!“, zu Deutsch „Komm schon!“. Aber sie kann ihn nicht sehen, was für ihre Nerven manchmal besser sei, wie sie sagt. Als Anders anfng, war es ihre Mutter, seine Großmutter, die zu Hause an seiner Seite saß. Ihre Mutter habe es geliebt, sagt Laila, Anders beim Spielen zuzusehen, sie war seine erste Zuschauerin. Sie lebt in der un mittelbaren Nachbarschaft und hat sich damals um ihn gekümmert, wenn seine Mutter gearbeitet hat.

Es war die Großmutter, die für Anders gekocht, ihn von der Schule geholt oder zum Training gebracht hat. Bis zwölf spielte er auch noch richtigen Fußball in einer Mannschaft, zwei- bis dreimal Training die Woche, an den Wochenenden die Spiele. Aber dann hat er sich für den E-Sport entschieden. Ob es da Ähnlichkeiten gebe? „FIFA“, sagt Anders, das sei schon anders als Fußball. Weil er beim E-Sport nicht rennen muss? „Ja“, sagt er und lacht.

„Anders will in allem, was er tut, der Beste sein“, sagt seine Mutter, das sei schon als kleines Kind so gewesen. Und vielleicht hat er diese mentale Stärke letztlich auch von ihr, sie hat einige Triathlons be stritten und ihm vorgelebt, wie es ist, sich Ziele zu setzen und nicht aufzugeben. „Er glaubt immer, dass er gewinnt“, sagt sie. Was aber letztlich auch nicht verwundert, er ist es kaum anders gewohnt: dass er mal verliert, kommt selten vor. In der Weekend League, in der jedes Wochenende die besten Spieler der Welt gegeneinander antreten, hält er den Rekord: 536 Siege in Folge. Den Ex-Weltmeister Mohammed „MoAuba“ Harkous fertigte er gleich zweimal ab, mit 7:0 und 6:0.

Zwischen Goals und Gassi

Ob es der Mutter nie zu viel war, wenn Anders ganze Tage an der Konsole verbrachte? „Er liebt es, vor dem Bildschirm zu sitzen“, sagt Laila Vejrgang, „und des wegen habe ich es ihm erlaubt.“ Von klein auf durfte er spielen, wann und solange er wollte, was auch daran liegen mochte, dass Anders, wie seine Mutter sagt, „ein wenig speziell“ gewesen sei: Er sei nicht der geselligste Mensch, auf Feiern und Alkohol habe er nie Lust gehabt, und am liebsten umgebe er sich mit Leuten, die seine Leidenschaft teilen.

Wenn er nicht gerade auf Reisen ist, um ein Spiel zu bestreiten, verbringt er seine Zeit meistens zu Hause, allein, mit seinem Hund Nemo, den er schon als Welpen bekommen hat und der heute sieben ist. Ob er auch mal rausgehe? „Manchmal mit Nemo“, sagt Anders, „aber wenn, dann abends.“ Ansonsten aber sehe er sich gern am Computer Streams an von „Counter-Strike“-Turnieren, einem Shooter-Spiel. „Counter-Strike“ sei sein Hobby, sagt er. Es ist seine Art, abzuschalten und Kraft für die neue Saison zu schöpfen, in der es am Ende auch wieder Konfetti regnen soll. Aber dieses Mal will Anders statt der Schale den Pokal in den Händen halten, der ihn ganz offziell zum besten Spieler der Welt macht.

An der Konsole dirigiert Anders sein Team: Er ist kein Spieler – er ist alle Spieler. Mutter Laila Vejrgang über Anders’ Unterstützerin Nummer eins
„Sein erster Fan war die Oma – sie liebte es, ihn zocken zu sehen.“
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ZIEMLICH SCHARF!

Elgato Facecam

Diese Webcam bringt nicht nur das Game gestochen scharf rüber, sondern auch den Gamer. Ihr Bildsensor wurde von Sony extra für Innenräume entwickelt, damit auch in schummrigen Spielzimmern nur minimales Bildrauschen entsteht. Sie überträgt 60 Bilder pro Sekunde in Full-HD. Wer gern die Kontrolle behält, kann alle Einstellungen wie Schärfe oder Kontrast manuell selbst einstellen. 159,99 Euro; elgato.com/de

DOSIERTES GEFÜHL

Scuf Reflex Pro

Es ist ein Unterschied, ob man den Abzug einer Schrotflinte drückt oder das Gaspedal eines Rennwagens. Dieser PlayStation-5Controller lässt einen das auch virtuell spüren. Dazu verfügt er über vier konfigurierbare Paddles, mit denen man im Game bestimmte Aktionen besonders schnell ausführen kann. Und sollten die Hände schwitzen – dank gum mierter Griffe behält man immer die Kontrolle. 229,99 Euro; scufgaming.com

ZOCK AND ROLL

SHE’S LIKE A RAINBOW

Roccat Kone XP Air

Hundert Stunden lang hält diese GamingMaus durch – und das, obwohl sie mehr leistet als viele Mäuschen: Sie kann auf 15 Tasten 29 Spielbefehle speichern, sich kabellos sowohl über Wifi als auch Bluetooth verbinden, und ihr 4D-Mausrad scrollt nicht nur nach oben und unten, sondern auch nach rechts und links. Ach so, und wie ein Regenbogen leuchten, das kann sie auch noch. 169,99 Euro; de.roccat.com

HINGUCKER

BenQ Mobiuz EX240

Selbst das beste Spiel macht nur halb so viel Spaß, wenn der Rahmen dazu nicht stimmt. Aber dieser Gaming-Monitor zieht dich voll rein: Sein 24-Zoll-Full-HD-Bildschirm reagiert blitz schnell (1 ms) und verfügt über fünf Soundmodi – damit trifft er bei jedem Spiel den richtigen Ton. Und sollte es einmal länger dauern mit dem virtuellen Battle, kein Problem. Dank „LowBlue-Light-Technologie“ schont er die Augen. 229 Euro; benq.eu

Der sensibelste Controller, die schnellsten Schüsse, der schillerndste Regenbogen – mit diesen Gadgets hebst du dein Spiel auf das nächste Level.
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TIEFERGELEGT

Corsair K100 Air

Nur eine Flunder ist flacher: Gerade einmal elf Millimeter dünn ist diese kabellose GamingTastatur an ihrer schmalsten Stelle, dazu edel und stabil dank eines Rahmens aus gebürstetem Alu minium, falls man doch mal im Eifer des Gefechts draufhaut. Die flachen, mechanischen Tasten übertragen alle Befehle blitzartig an den Computer – und das auch noch maximal sicher. Möglich macht das eine AES-128-Bit-Verschlüsselung. 299,99 Euro; corsair.com

AUSWÄRTSSPIEL

Poga Lux

Mal versucht, eine Konsole mit auf Reisen zu nehmen, inklusive Monitor? Nervt! Außer mit diesem Gaming-Koffer. Den gibt es maß geschneidert für Xbox, PS4 oder PS5, mit Fächern für die Konsole, zwei Controller und Zubehör – und ein 24-Zoll-Gaming-Monitor ist auch drin. Das Alu-Gehäuse stellt sicher, dass unterwegs nichts kaputtgeht. Am Zielort angekommen: aufklappen, anstecken, zocken. ab 869 Euro; poga.gg

SCHNELLSCHUSS

Turtle Beach Stealth 700 Gen 2 Max

Keine akustischen Verzögerungen – das stellt dieses talentierte Gaming-Headset auf doppel te Weise sicher: durch eine kabellose Verbin dung, die Spielgeräusche raschest weiterleitet, und durch das Audio-Feature „Superhuman Hearing“, die entscheidende Sounds noch besser hörbar macht. Ein kühlendes Gel in den Polstern hilft außerdem, einen kühlen Kopf zu bewahren. Trotz Dauerbeschuss. 199,99 Euro; de.turtlebeach.com

STUDIO TO GO Rode Rodecaster Pro II

Vier Anschlüsse für Mikrofone oder Instrumente? Rauscharme Vorverstärker? Acht voll pro grammierbare Smart Pads, um Stimmeffekte wie Nachhall und Echo oder Soundeffekte wie Samples und Jingles auszulösen? Einfache Bedienung über Touchscreen und taktile Drehreg ler? Viele Fragezeichen, eine Antwort: All das gibt’s bei diesem tragbaren Tonstudio im Hand taschenformat, mit dem man Streams und Podcasts easy produziert. 849 Euro; rode.com

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Das Spiel ihres Lebens

Die Schweizer Gamerin und Streamerin SENSHISUNI, zu Deutsch Kriegerin Suni, war ein verzweifelter Teenager. Doch dann fand sie doch noch ihren inneren Frieden. Und das ausgerechnet mit Ego - Shootern! Die motivierende Geschichte vom Ernst, der zum Spiel wurde.

Text MICHÈLE ROTEN Fotos HENRY HUNT
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BILD EINER SANFTEN KRIEGERIN Suni, genannt SenshiSuni, 25, mit rosa Kopfhörern beim Covershooting in Zürich

ine junge Frau sitzt in ihrem Zimmer und schießt mit einer farbigen Pistole auf einen gegnerischen Agenten. Das Spiel: „Valorant“, ein Ego-Shooter, der fünf gegen fünf gespielt wird. Die Frau: Suni, 25 Jahre jung, der Blick fokussiert, die Hände ver ziert mit Tattoos, die an die japanische Mangareihe „Sailor Moon“ erinnern. Suni oder SenshiSuni nennt sie sich in der Welt des Gamings, Senshi bedeutet auf Japanisch „Kriegerin“. Und die Kriegerin ist allein – aber nicht einsam. Nicht mehr. Im Gegen teil. Während sie online spielt, hören nicht nur die Mitspieler ihre launigen Kommentare und ihr ansteckendes Lachen, auch Zuschauer können sich dank Livestream und einer Facekamera bei Suni und ihren virtuellen Kreuzfeuern einklinken. Hören, wie ihr die Mitspieler gut zureden – und wie sie sich vor Lachen kringelt, wenn wieder mal ein Avatar nach einem Sprung breitbeinig landet.

Dass die Kriegerin heute lacht, hat viel mit OnlineGaming zu tun. Und eben mit Streaming. Ihr wisst schon, junge Menschen, die sich dabei flmen, wie sie Computerspiele zocken, mit aufgerissenen Augen im Akkord „Ohhh my Goood!“ schreien, während rechts von ihnen Live-Kommentare wie „Lol you suck“ runtertickern. Nicht mehr als eine fache Frei zeitbeschäftigung? So zumindest sieht es für Vorbei klickende aus. Doch für Suni wurde genau das Streamen zum Strom der inneren Zufriedenheit. Und einem Gefühl von Selbstwert.

Lange war da, auch bedingt durch gesundheit liche und familiäre Probleme, der alles und alle überfutende Weltschmerz des Teenagers. In einer Welt der Regeln, die sie als sinnlos empfand. Eines Drucks, der ihr wie Unterdrückung vorkam – und es teilweise auch war. Und dann kommt das Glück aus der Konsole? Ein Märchen aus Bits und Bytes? Es war einmal ein armes kleines Mädchen, das hatte einen Computer und einen Bildschirm …

„Gaming ist kein Wundermittel – aber es kann einige menschliche Grundbedürfnisse sehr gut er füllen“, relativiert die Tübinger Psychologin Jessica Kathmann, die sich im Rahmen des Projekts „Behind the Screens“ mit dem Zusammenhang zwischen

Glück und Gaming beschäftigt. „Zu diesen Grund bedürfnissen gehört in erster Linie jenes nach Erfolgs erlebnissen und nach Kompetenzgefühl. Im Vergleich zu vielen anderen Lebensbereichen erhält man im Spiel meist unmittelbar und eindeutig Rückmeldung dazu, wie man sich geschlagen hat, und kann sofort einen weiteren Versuch starten – ganz ohne negative Konsequenzen.“

Der abgesoftete Blick der Welt

Vier Stunden täglich spielt Suni für sich, jede Woche teilt sie bis zu acht Stunden ihres Lebens in Streams. Der indirekte Augenkontakt mit den anderen, der irgendwie sanfter wirkt, ist für sie wohltuend.

Ihr Blick wandert beim Gespräch umher, sie trägt große Kopfhörer, von oben ragt ein Mikrofon in den Bildausschnitt. Sie ist eloquent, mit einer melo diösen Stimme, vielleicht fast zu angenehm für das, was sie über ihr bisheriges Leben zu erzählen hat.

Suni war die meiste Zeit das, was man gemeinhin und leichtfertig als „Problemkind“ bezeichnet. Sie fand kaum Kontakt zu ihren Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, verbrachte ihre Zeit lieber mit den zwei älteren Geschwistern. Dabei wurde auch gezockt. „Ich bin mit Computerspielen auf gewachsen“, erzählt sie. „Die Konsolen waren immer schon da, auch meine Mutter hat ‚Final Fantasy‘ gespielt, wir saßen oft alle zusammen vor dem Bild schirm. Ich habe sogar eine Play Station von meinem Großvater

Ein Märchen aus Bits und Bytes: Es war einmal ein Mädchen, ein Bildschirm
GAMECHANGER Suni zeigt ihren Controller – er ist ihr Zugang zu einer Welt der Sicherheit.
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„Spielte ich, so ging es mir gut –das war mein Weg zur Gesundheit.“
Gamerin SenshiSuni über ihre Methode, mentale Probleme zu verarbeiten

geerbt. Früher gab es auch noch nicht so viele Mehr spieler Games, da hat man oft einfach zugeschaut oder sich abgewechselt.“

Doch ihre Eltern, beide ständig am Arbeiten, schafften es nicht, den Kindern eine Struktur zu bieten, und ließen sich scheiden, als Suni drei war. Mit dem zweiten Ehemann, einem, laut Suni, schroffen, unberechenbaren Typen, begannen sich Sunis Probleme zu verschärfen – so sehr, dass sie sogar den Sinn ihres Lebens in Frage stellte. Und mit vierzehn in ein Heim kam. „Als Teenie habe ich mich sehr oft verloren, missverstanden und einsam ge fühlt“, erzählt Suni. Und: „Ich habe damals andere in meinem Alter beneidet, weil sie zu Hause ge wohnt haben und gewisse Freiheiten hatten, die ich erst viel später bekam.“

Die Wochenenden verbrachte sie dann zu Hause bei ihrer Mutter und deren drittem Mann, mit dem Suni sich gut verstand – und der sie in die Welt von Online Games einführte: „Assassin’s Creed“, „Battle feld 4“, „BioShock 2“, „Borderlands 2“, „Ape Escape 2“ – diese Spiele halfen ihr. „Wenn ich spielte, ging es mir immer gut. Heute spiele ich viele der Games aus dieser Zeit und begleite sozusagen meinen inne ren Teenager noch einmal durch diese Phase. Es ist eine Form von Verarbeitung, meine Form. So fand ich schließlich meinen Weg zur mentalen Gesund heit.“ Und zwar ganz konkret ab jenem Zeitpunkt im Jahr 2019, als sie zu streamen begann.

Die mentale Initialzündung

Sich selbst dabei zu flmen, wie sie spielt, während sie mit anderen, meist fremden Menschen live inter agiert – das sollte für die einsame Kriegerin zum Gamechanger werden. „Das positive Gefühl trat schon ab dem ersten Stream ein. Ich habe mich sofort so gefühlt, als ob ich endlich angekommen wäre“, sagt Suni rückblickend. Sie kam in Kontakt mit einer Online Community, die ihr aufzeigte, dass es viele Gründe gibt, nicht aufzugeben, viele Lebensentwürfe, die nicht unbedingt mit dem sedierenden Rhythmus eines Nine to fve Jobs gleichzusetzen sind. Muss denn immer aus dem Spiel Ernst werden? Kann denn nicht endlich auch mal aus dem Ernst ein Spiel werden? Ein Online Spiel?

Ein Spiel der Gamerinnen und Gamer, die genau wie Suni Ablenkung suchen von Problemen, die sie überfordern, ein Spiel der Streamerinnen und Strea mer, die ebenfalls so ihre Schwierigkeiten mit sozia ler Interaktion haben, die mitunter sogar mit Noise cancelling Kopfhörern rumlaufen müssen, weil die Reizüberfutung der realen Welt für sie nur schwer erträglich ist. Ein Spiel voller Menschen, die sich öffnen, ohne Angst vor einem normativen Urteil.

Heute sticht Suni in der kleinen, aber feinen Schweizer Gamingszene vor allem durch ihre Persönlichkeit hervor: Sie ist eine der aktivsten, lebendigsten und positivsten Erscheinungen. Ihr scharfer Humor und ihre Nahbarkeit während der Streams (aber auch danach) machen sie so besonders in diesem für Außenstehende oft schwer zu fassenden Kosmos.

Und oft legt Suni ihre Streams auch auf Wohltätigkeit aus: „Bei diesen Charity Streams male ich mir etwa für fünf Dollar ein Herz ins Gesicht, für fünfzehn Dollar können die Viewer sich eine ganze Gesichtsbemalung wünschen.“ Gespendet hat Suni bereits unter anderem an Organisationen, die welt weit Flüchtlingen helfen.

Aber auch die Offenheit, so aktiv und tabulos über ihre mentale Gesundheit zu sprechen, macht Suni so einzigartig in der gamenden Schweiz und in der Szene.

WOHLFÜHLZONE Die Community half Suni, sich öffentlich zu öffnen und über ihre Probleme zu sprechen.
In meiner Community sind wir füreinander da. Das ist ein geschützter Ort.“
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ibt’s keine Trolle, die beim Streamen fese Kommentare posten? „Gar nicht“, sagt Suni. „Ich hatte vom ersten Tag an eine sehr positive Community in meinen Streams. Wir sind füreinander da. Wenn jemand schreibt: ‚Sorry, dass ich mich schon so lange nicht mehr zugeschaltet habe‘, dann antworte ich: ‚Hey, überhaupt kein Problem, ich hoffe, es geht dir besser, schön, dass du da bist.‘ Ich kann nach vollziehen, wie es den anderen geht, weil ich von Anfang an sehr offen und ehrlich war, was meine Probleme angeht. Viele meiner Follower kämpfen mit ähnlichen Problemen. Niemand klickt sich bei uns rein, um uns fertigzumachen. Es ist ein relativ geschützter Ort.“

Suni, die Kriegerin, knallt also gerade einen Geg ner nach dem anderen ab und spricht gleichzeitig mit ihren Followern über psychische Gesundheit? Therapiert wird niemand via Chat oder Kommen­

tare oder Direct Messages, aber das wäre wohl auch zu viel verlangt. „Bestenfalls unterstützt eine Community den Prozess der Wiedererlangung von Kontrolle durch positive Bestärkung und offenen Austausch. Eine Psychotherapie oder anderweitige professionelle Beratung, wie sie in solchen Fällen auch nötig sein kann, kann eine Community aber selbstverständlich nicht ersetzen“, stellt Psychologin Kathmann klar. Suni jedenfalls half es, sich öffent lich zu öffnen – und so hilft sie auch vielen anderen, hat sie festgestellt. „Sie sind dann plötzlich fähig, sich selber etwas einzugestehen, ein bisher diffuses oder verdrängtes Gefühl zu benennen.“

Natürlich gibt es ab und an noch harte Tage. Aber die sind die Ausnahme. Weil aus dem ewigen Ernst ein Spiel wurde. „Ohhh my Goood, mir geht’s grad wirklich gut“, sagt Suni. Es scheint, als habe die ein same Kriegerin endlich ihren Frieden gefunden. Instagram: @senshisuni

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Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen GUIDE BALKANEXPRESS Albanien und Asphalt? No way! Ein Bike -Trip durch die Wildromantik Südosteuropas 71 BMW GROUP

Vor 25 Jahren sollten 750 Pfund das Leben von Jennifer Huntley umkrempeln: Diesen Betrag drückte die Britin dem Verkäufer einer alten BMW R80 GS in die Hand. Ein knorriges Bike mit robustem Ruf, Typus Harte-Männer-Motorrad. „Ich mochte, wie es aussah, es versprach Abenteuer“, sagt die Zahntechnikerin, die ein verlässliches Bike für ihren Arbeits weg gesucht hatte.

Ein Vierteljahrhundert später sitzt Jenny wieder auf einer BMW GS – und zwar auf der aktuellen mit 1250 Kubikzen timeter Hubraum, sieben elektronischen Fahrmodi und automatischer Fahrwerks verstellung. Auch heute fährt sie mit dem Motorrad zur Arbeit – oder besser gesagt: Sie arbeitet vom Sattel aus, als Guide bei der BMW GS Trophy durch Albanien (siehe Grafik: rechte Seite). Der Untergrund: Straßen, die ursprünglich von den Römern errichtet und seither allem Anschein nach nicht mehr erneuert wurden. Schlag löcher? Ein Kennzeichen guter Straßen. Denn ist es nur ein Pfad mit losen Stei nen, der auf Jennys Gruppe wartet.

Aus der Zeit gefallen

Die BMW GS Trophy, deren Kurs auch von „Normalos“ in Angriff genommen werden kann, ist ein Wettbewerb für die besten Fahrer der Welt, die sich in Vorausschei dungen für das Abenteuer qualifizieren müssen. Für fünfzehn Männer- und sechs Damen-Teams geht es dann in sie ben Etappen durch ein Land, das zwar in Europa liegt, aber völlig aus der Zeit gefal len scheint. Nicht nur die Straßen sind abenteuerlich, auch die Lebensbedingun gen. In den Dörfern, durch die Jennys Strecke führt, sieht man Bauern, die mit ihrem Pferd pflügen wie vor hunderten

Idyll mit Hängebrücke: Die malerischen Bergtäler entlang der albanisch-griechischen Grenze erfordern viel Fahrgefühl. Weg aus dem Dreck: Eine 250 Kilo schwere BMW GS wird in Teamwork befreit.
„1300 Kilometer, der Großteil davon offroad – und sieben Tage durch unglaublich schöne Landschaft …“
Guide Jennifer Huntley, 53, über die BMW GS Trophy durch Albanien – das Bike-Abenteuer kann auch unabhängig vom Wettbewerb gebucht werden.
GUIDE Reisen 72 THE RED BULLETIN

Anreise

Mit dem Flugzeug: Vom Tirana International Airport gibt es täglich gute Verbindungen in etliche europäische Städte.

Mit dem Auto oder Motorrad: Idyllisch, aber verkehrsreich ist die Anreise über die kroatische Küstenstraße. Auch nicht viel schneller: der Weg über Ungarn, Serbien und Montenegro.

Gut zu wissen

Motorrad-Abenteuer in Albanien

GUT EINPACKEN

Wegen der schlechten Straßen empfiehlt sich ein Adventure Bike mit O≠roadBereifung. Das Wetter kann von mild an der Küste bis bitterkalt in den Bergen sein, daher unbedingt an Regen und Thermokleidung denken!

SELBER MITMACHEN

Die Route der Internationalen GS Trophy kann man mit Leih GS, Guides und Gepäcktransport nachfahren. Sie führt von Karpen nahe Tirana über Berat, Lin, südlich nach Farma Sotira und Himarë wieder retour nach Karpen. Team und Organisation entsprechen dabei im Wesentlichen dem großen Vorbild. followthetrails.net

Jahren. Kinder, die auf Eseln zur Schule reiten, Bäuerinnen, die am Straßenrand Gemüse anpreisen. Was es nicht gibt: Kin der, die auf Smartphones starren. Lieber stehen sie vor den Häusern und jubeln den staubigen Gestalten auf ihren verdreck ten Motorrädern zu.

Präzision & Lockerheit

Selbst unter den schlechten Straßen muss es ein paar besonders schlechte ge ben. Vor genau so einem Stück steht die Gruppe jetzt. Guides, Marshalls genannt, führen die Teams an. Sie geben das Tempo vor, sorgen für die Navigation und helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wenn er sich dort verfangen hat. Jenny selbst ist deutlich unter 1,70 Meter und die BMW GS ein mächtiges Bike, über 250 Kilo schwer. Mit Gewalt geht hier gar nichts, nur mit Technik. Das müssen auch die Männer der Gruppe einsehen, als sie Jenny dabei beobachten, wie sie spiele risch einen Steilhang aus Geröll hinauf turnt. „Blick nach vorn, Arme locker, den Lenker führen, aber nicht verkrampfen“, rät sie. „Lasst das Bike seine Arbeit tun.“

Tirana Karpen Albanien Das Startareal der BMW GS Trophy in Karpen (oben), Teilnehmer nach dem Einlauf im Ziel (Mitte), Zeltlager am Rande der Route (unten) Lin Farma Sotira Berat Himarë
THE RED BULLETIN 73 BMW GROUP WERNER JESSNER GETTY PREMIUM

Dank des sehr tiefen Schwerpunkts und des massiven Drehmoments schafft die BMW R 1250 GS auch Gelände, das ver meintlich jenseits ihrer Kernkompetenz liegt. Selbst wenn die Drehzahl auf Leer lauf-Niveau abfällt, tuckert der Boxermotor brav den Berg hinauf.

Toskana am Balkan

Die BMW GS Trophy ist kein Rennen. Die Wertung ergibt sich aus Sonderprüfungen entlang der Route: ein Trial-Wettbewerb, bei dem ein schwieriger Parcours auf Zeit bewältigt werden muss, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen, ein Quiz oder die Orientierung im Gelände per GPS. Da zwischen wird frei gefahren. So haben die Teilnehmer die Chance, die eindrückliche Landschaft Albaniens aufzusaugen.

Es gibt Bergflanken, die könnten in einem amerikanischen Nationalpark stehen. Kulturlandschaften, der Umwelt mühsam per Handarbeit abgetrotzt, die an die Toskana erinnern. Waldstücke wie an der Côte d’Azur. Albanien riecht nach Akazien, nach wilder Pfefferminze und hie und da auch nach Verbranntem, wenn die Bauern im Herbst mit der Brand rodung beginnen. Es gibt so viel zu

schauen und zu entdecken, dass mehr als 200 Kilometer im Sattel pro Tag zu viel wären. Die Teilnehmer sind dafür trotz dem täglich rund zehn Stunden unter wegs, so niedrig ist der Schnitt auf den Straßen, von denen man vorab nur weiß, dass sie schlecht sein werden. Wie schlecht, sieht man dann, wenn man

in Jennys Windschatten wieder einmal vor einem besonders miserablen Stück steht und weiß: Wenn sie sagt, dass es befahrbar ist, dann ist es das auch.

Wald, See, Meer

Und schon geht es wieder weiter. Vorbei an der Burg von Berat, einer imposanten An lage aus osmanischer Zeit. Über Römer pfade durch den Nationalpark GërmenjShelegur, ein endloses Waldgebiet. Entlang des Ohridsees an der Grenze zu Nordmazedonien. Und dann auch ans Meer: Bei Kavaja hat sich ein Camping platz-Besitzer eine kleine Insel gebaggert, mit einem langen Holzsteg, um den Son nenuntergang voll genießen zu können.

Als die Teilnehmer der BMW GS Trophy nach sieben Tagen und 1300 Kilometern das Ziel erreicht haben, ist Jennys Arbeits woche ebenfalls zu Ende. Was sie von die sem Trip mitgenommen hat? „Es ist die Kameradschaft unter Motorradfahrern, die Abenteuer wie dieses so speziell macht“, sagt sie. Kaum vorstellbar, was sie versäumt hätte ohne die 750 Pfund vor 25 Jahren – als sie sich ein Motorrad für ihren Weg in die Arbeit kaufte.

Mehr Infos: bmw-motorrad.de

GUIDE Reisen
Furten gehören zum Streckenalltag – hier Sara Sanchez aus Mexiko bei einer Flussdurchquerung.
„ Kunden? Hier sind wir alle Kumpels.“
Motorrad-Guide Jennifer Huntley
über
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Biohacking

Handy hilft Hirn

Profi-Biohacker Andreas Breitfeld verrät uns jeden Monat einen Trick, der dein Leben verbessert. Dieses Mal: wie Fotografieren dein Erinnerungsvermögen stärkt.

Der Klick-Trick

Fortgeschrittene prägen sich Bilder, Motive und Erinnerungen ein, ohne dafür eine Kamera zu Hilfe zu nehmen. Auch ein Augenblinzeln statt des echten Kamera klicks hilft unserem Gedächtnis auf die Sprünge. Ein Supertrick für alle, die es mit Black Jack oder Memory ernst meinen.

Unser Gedächtnis funktioniert vor allem visuell. Wir können es wirkungsvoll unter stützen, indem wir tatsächlich ein Foto der Szene machen, die wir uns merken wollen. Also: Handy raus!

Wir alle kennen die Menschen, die in Restaurants, sobald ihr Essen serviert wird, Messer und Gabel liegen lassen – und zuerst mal in zittriger Erregung zum Handy greifen, um das Kalbsschnitzel und den Shiitake-Wok fotografisch zu konservieren. Mach dich über diese Leute nicht lustig, denn sie tun etwas sehr Cleveres: Sie intensivieren ih re Erinnerung an das Festmahl. Tatsäch lich gibt es mehrere Studien, die belegen: Unser Gedächtnis verbessert sich signifi kant, wenn wir das, was wir in Erinnerung behalten möchten, fotografieren.

90 Sekunden für die Ewigkeit

Das gilt unglücklicherweise nicht für Kapi tel des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetz buches, Werke der altgriechischen Dicht kunst oder die Samstag-Einkaufsliste. Aber immerhin für alles, was wir inner halb von 90 Sekunden erfassen können. Also Urlaubserinnerungen, Essens-Ein

ladungen oder auch das Outfit, das die Partnerin oder der Partner zum zehnten Hochzeitstag getragen hat. (Freu dich auf die Reaktion, wenn du am elften Hochzeitstag noch davon schwärmst!)

Fotos für Fortgeschrittene

Fortgeschrittene schaffen den Trick übrigens auch ohne Kamera: Es genügt, wenn du tatsächlich konzentriert daran denkst, ein Foto der Szene zu machen, eventuell sogar zwinkerst, um eine Art Auslöser-Effekt zu erzielen. Meine Töch ter halten mich im Memory für beinahe unbezwingbar, nur mein dauerndes nervöses Zwinkern kommt ihnen irgend wie komisch vor

ANDREAS BREITFELD, 49, ist Deutsch lands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München.

BIOHACKING umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

DIE BIOHACKING-PRAXIS

Der Performance-Lifestyle-Podast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.

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GEDÄCHTNISTRAINING

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November SPIEL, SATZ UND – SIEG?

Während die deutschen Kicker am 23. 11. in Katar ihr erstes WM Spiel be streiten, ist die deutsche Tennis Nationalmann schaft schon etwas weiter. In Málaga spielt das deutsche Davis Cup Team gegen Kanada um den Einzug ins Halbfinale. Es winkt die erste Finalteilnahme seit 19 Jahren. ServusTV On überträgt die Spiele der deutschen Mannschaft online live ab 16 Uhr. servustv.com

September bis 5. Februar

YOU’RE MY WONDERWALL!

Das NRW-Forum Düsseldorf feiert die Pioniere und Vorreiterinnen der Streetart. Die Ausstellung „Wonderwalls“ zeigt 2000 Fotografien, Graffitis und Skulpturen von internationalen Künstlern wie Banksy und Shepard Fairey. Die Stücke stammen alle aus dem privaten Besitz des Düsseldorfer Unternehmers Selim Varol. An einzelnen Tagen führt der Sammler sogar persönlich durch die Ausstellungsräume und erzählt dabei interessante Anekdoten zu den Werken. nrw-forum.de

bis 11. Dezember

DIE PS - PARTY DES JAHRES

Es ist wieder so weit –Europas größte Messe für Sportwagen und Tuning öffnet ihre Pforten. Dahinter: acht Hallen mit zahlreichen Ausstellungsstücken, von Klassikern bis ganz neuen Vierrädern – und dazu alles, was das Bastelherz höherschlagen lässt. Außerdem bietet die Essen Motor Show auch dieses Jahr wieder ein spektakuläres Show programm. essen motorshow.de

bis 30. November ISPO MUNICH

Das Who ’s who der Sportbranche kommt auch dieses Jahr wieder für drei Tage in die bayerische Landeshauptstadt zur ISPO Munich. Auf der weltweit größten Sportfachmesse entdecken Besucher die neuesten Sportartikel und können die Trends von morgen in Augenschein nehmen. ispo.com

November

RED BULL SUPERIOCITY

Welche Stadt wird die „Ga ming Hauptstadt 2022“?

Beim Red Bull Superiocity treten an: Gnu für Berlin und Papaplatte für Köln. Das Spiel: Fortnite. Unter stützt werden die beiden dabei von jeweils 24 Ga merinnen und Gamern. Du willst mitmachen? Dann hol dir dein Ticket unter: redbull.com/superiocity –oder lass die anderen schuften und guck dir den Live stream an: redbull.com/zockt100

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30 GUIDE Kalender 24
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78 THE RED BULLETIN
ANDREAS ENDERMANN, ISPO 2020/MESSE MÜNCHEN GMBH, NIKA KRAMER/RED BULL CONTENT POOL
ALPHATAURI.COM

Lesestoff

FANTASY BOOM

Der Hexenmeister

Ein verblüffend weit ver breitetes Vorurteil be sagt, Fantasy sei infantiler Humbug und habe nichts mit Literatur zu tun. Das ist insofern recht drollig, als dieses Genre tief in den äl testen Spielarten der Literatur verwurzelt ist, die wir Men schen hervorgebracht haben: den Sagen, Märchen, Legen den und Heldenepen.

Dass sich die archaischen Erzählstrukturen in den letz ten paar Jahrtausenden ein wenig verändert haben, liegt

in der Natur der Sache, den größten Entwicklungssprung machte Fantasy allerdings in den letzten 20 Jahren.

Dafür sind vor allem drei Menschen verantwortlich: die Britin Joanne K. Rowling, deren Zauberlehrling Harry Potter rund um die Jahrtau sendwende den sekundären Analphabetismus spürbar senkte; der Neuseeländer Pe ter Jackson, dessen bombas tische „Herr der Ringe“ Verfil mung ein Tolkien Revival los trat; und natürlich US Autor

George R. R. Martin, der mit seinem Kult Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ („Game of Thrones“) eindrucksvoll be wies, welch erzählerische Wucht in dem Genre steckt.

Plötzlich bot Fantasy auch finanziell fantastische Mög lichkeiten. Es war also nicht zuletzt ein ökonomischer Grund, der eine völlig neue Generation von hoch talen tierten Autoren anlockte und der Fantasy Literatur eine un geahnte Breite und stilistische Tiefe bescherte.

Zu den Wegbereitern die ser „neuen“ Fantasy zählt auch der polnische Schrift steller Andrzej Sapkowski, der seine Klingen bereits in den 1990er Jahren wetzte. Sein Held, der Hexer Geralt von Riva, zählt zwar dank einer

GUIDE
Mit
der mehrfach ausgezeichneten Geralt-Saga hat der polnische Autor Andrzej Sapkowski eine der faszinierendsten Figuren der Fantasy-Literatur erschaffen.
Text JAKOB HÜBNER
80 THE RED BULLETIN VINZ SCHWARZBAUER

Erster Absatz aus „ Der letzte Wunsch“

Es ging auf den Morgen zu, als sie zu ihm kam. Sie trat sehr vorsichtig ins Zimmer, leise, mit lautlosen Schritten, schwebte durchs Zimmer wie ein Gespenst, wie eine Erscheinung. Und den einzigen Laut, der ihre Bewegung begleitete, erzeugte der Umhang, der sich an der nackten Haut rieb. Doch gerade die ses winzige, kaum hörbare Rascheln war es, das den Hexer weckte oder vielleicht auch nur aus dem Halbschlaf riss, in dem er sich monoton wiegte wie in einer bodenlosen Tiefe, in der Schwebe zwischen dem Grunde und der Oberfläche einer ruhigen See, inmitten sacht wogender Stränge von Tang.

enorm erfolgreichen Computergame Adaption sowie der gleichnamigen NetflixSerie („The Witcher“) zu den bekanntesten Charakteren im Fantasy Universum; weniger bekannt hingegen ist, dass hinter dieser Figur eine groß artige Buchserie steht. In ins gesamt acht Bänden, die bei dtv in einer neuen Fan Edition aufgelegt wurden, vereint der 1948 in Lodz geborene Sap kowski alle Zutaten, die den besonderen Reiz dieses Gen res ausmachen. In einem per fekten Mix aus Spannung, Ro mantik, Mythen, Magie, Erotik und Action bündelt der Autor die unterschiedlichsten Stil mittel zu einem einzigen Zweck: zu unbändiger Lust am Erzählen. Wobei nicht un erwähnt bleiben sollte, dass Sapkowski auch über einen ausgesprochen hinterlistigen Humor verfügt, den er vor zugsweise dann einsetzt, wenn man es am wenigsten erwartet.

Im Grunde genommen ist Geralt eine Art Kammerjäger. Allerdings kümmert er sich nicht um lästige Kakerlaken und Bettwanzen, sondern um allerlei monströse Kreaturen mit einem Mordsappetit auf Menschenfleisch. Und so zieht der Weiße Wolf (Geralt ist magisch auffrisiert, was man nicht nur an seinen über menschlich schnellen Refle xen, sondern auch an seinen schlohweißen Haaren erken nen kann) auf der Suche nach lukrativen Aufträgen durch die

von kriegerischen Auseinan dersetzungen gebeutelten Lande. Bis ihm das Schicksal in Gestalt einer kleinen, reni tenten Prinzessin über den Weg läuft, die der Hexer fortan vor dunklen Mächten beschüt zen muss

Bevor man sich in dieses fantastische, mehrfach preis gekrönte Abenteuer (u. a. wurde Sapkowski 2016 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet) stürzt, gilt es jedoch, eine kleine intellektu elle Herausforderung zu meis tern. Denn die richtige Reihen folge der Geralt Saga hat es in sich: So ist Teil 1 „Das Erbe der Elfen“ eigentlich der dritte Teil, weil es davor noch zwei „Vorgeschichten“ („Der letzte Wunsch“, „Das Schwert der Vorsehung“) gibt, zwischen denen chronologisch wiede rum „Zeit des Sturms“ angesiedelt ist, das in Wahrheit aber eher eine Art Epilog zur ganzen Serie ist. Aber dann kann’s losgehen

LESETIPPS Fantastische vier

Noch zählen sie zu Geheimtipps der Fantasy –aber das dürfte sich schon bald ändern.

Ein knallhartes Gangsterdrama in magischem Gewand: Auch wenn das Setting ver dächtig an die großartige TV Serie „Peaky Blinders“ erinnert, sorgt der Brite Peter McLean mit „Priest of Bones“ für ein herrlich räudiges Genre Crossover, in dem ein Kriegsheimkehrer sein einsti ges kriminelles Reich zurück erobern will und dabei nicht gerade zimperlich zu Werke geht. Im März 2021 ging „Der Kampf um den Rosen thron“ mit „Priest of Lies“ in die zweite Runde. „Priest of Bones“ (Klett-Cotta)

Mit „Könige der Finsternis“, in dem es eine nicht mehr ganz taufrische Söldnertruppe noch einmal so richtig krachen lässt, hat der kanadische Autor ein grandioses Debüt abgeliefert, mit „Die schwarze Schar“ hat er ein drucksvoll bewiesen, dass dies kein Zufallstreffer war. Eames schafft es meisterhaft, seinen wunderbar schrägen Charakteren einen so feinen Schliff zu verpassen, dass inmitten des herzhaften Gemetzels auch der Humor nie an Schärfe verliert. „Könige der Finsternis“ (Heyne)

ED M c DONALD

Verfolgung, Folter, Mord: Als Hauptmann der Schwarz schwingen ist Ryhalt Galhar row im Reich Dortmark für die Drecksarbeit zuständig. Doch trotz der allgegenwärtigen Brutalität und literweise Branntwein glimmt in seinem Herzen noch ein Funke Menschlichkeit – der jedoch jederzeit einen Flächenbrand in Dortmark auslösen könn te … sehr böse und sehr, sehr gut. Bisher erschienen: „Im Zeichen des Raben“, „Der Schrei des Raben“ und „Der Sturz des Raben“.

„Im Zeichen des Raben“ (Blanvalet)

Was darf man erwarten, wenn ein junger Anthropologe mit einem Faible für die Arktis sei ne Liebe zur historischen Fan tasy entdeckt? Nun, im Fall von Leo Carew ein archai sches Königreich im eisigen Norden, das von einer impe rialen Macht aus dem Süden bedroht wird. Und ein üppig garniertes Schlachtenepos, in dem zwei diametral unter schiedliche Gesellschaftsformen mit voller Wucht auf einanderprallen. Bisher erschienen: „Wolfsthron“ und „Der dunkle König“.

„Wolfsthron“ (Goldmann)

ANDRZEJ SAPKOWSKI „DIE HEXER-SAGA“ Deutsch von Erik Simon – 8 Bände dtv (gebundene Ausgabe und Taschenbuch) NICHOLAS EAMES LEO CAREW
THE RED BULLETIN 81

VON ALPEN DAS BESTE

Gletscher, Berg und See. Entdecken Sie einen der größten Skiräume Österreichs mit TOP Schneequalität. Das Familienskigebiet Schmittenhöhe mit einzigartigem Alpenseepanorama sowie Ski-In Ski-Out direkt auf den Gletscher Kitzsteinhorn. www.zellamsee-kaprun.com/winter

408 PISTENKILOMETER INKLUSIVE GLETSCHERSKIGEBIET

Hier schneit es Abenteuer

Find your own way im Tiefschnee – Freeride-Profis verraten ihre liebsten Spots abseits der Pisten. Plus: das beste Equipment.

Text NINA KALTENBÖCK

GUIDE Wintersport ZELL AM SEE-KAPRUN / LECH ZÜRS AM ARLBERG / SPORTGASTEIN
Freeskierin Sandra Lahnsteiner genießt den Powder abseits der Piste.
THE RED BULLETIN 83 CHRISTOPH OBERSCHNEIDER

ZELL AM SEE KAPRUN

Weiße Legende

Wintersport

Wer schon einmal am Ende einer Abfahrt im staubenden Pulverschnee atemlos auf seine Line zurückblickte, ist spätestens zu dem Zeitpunkt der Faszination des Freeridens verfallen: der absoluten Freiheit, sich ins unendliche Weiß zu stürzen. Passionierte Wintersportler genießen be reits im Oktober den frühen Saisonstart in Salzburgs einzigem Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn, wo auch „Safety first“ das Motto ist. Das Skigebiet ist für seine genialen Pistenverhältnisse berühmt, die auch internationale Ski-Teams nutzen – aber auch für seine Snowparks und unberührten Tiefschnee hänge. Freerider schätzen nicht nur den Powder, sondern auch die fünf ausgeschilderten Routen (X1 „Ice Age“, X2 „Westside Story“, X3 „Left Wing“, X4 „Jump Run“ und X5 „Pipe Line“): Die „Freeride Info Base“ und die „Info Points“ am Einstieg der Routen geben wichtige Tipps zur Sicherheit im Gelände und klären über die aktuelle Lawinenwarnstufe auf.

Jeden Montag von Dezember 2022 bis April 2023 erleben Schnee-Aficionados im Rahmen der „Free ride Mondays“ am Kitzsteinhorn die Faszination des Freeridens – mit Fahrtechnik- und Sicherheitstipps von den Profis. Mitmachen können alle Skifahrer und Snowboarder ab 13 Jahren.

Von 9. bis 12. März 2023 richtet sich das „Freeride Glacier Camp“ in Zell am See-Kaprun an alle Free rider, die ihren Erfahrungshorizont erweitern wollen. Mit zwei ortskundigen Guides – staatlich geprüften Skiführern von Freeride Experience – geht es ins hochalpine Gelände.

Mehr Infos unter: zellamsee-kaprun.com

Auf fünf Feeride-Routen durch den federleichten Powder cruisen – zwischen Gletscher, Berg und See am schneesicheren Kitzsteinhorn. Faszinierende Tiefschneehänge am Kitzsteinhorn
GUIDE
84 THE RED BULLETIN
KITZSTEINHORN, ZELL AM SEE KAPRUN TOURISMUS, SYO VAN VLIET/RED BULL CONTENT POOL

Matěj Švancer

Freeskier aus Kaprun, der auch den Powder schätzt

Mein perfekter Wintertag

Ich mach mir Spiegeleier mit Speck und bin dann um 10 Uhr am Berg oben. Wenn der Schnee schön weich ist, filme ich besonders gerne. Um 13 Uhr esse ich die Jause meiner Mama, fahr um 16 Uhr vom Berg runter und geh dann mit Freunden Skate board fahren.

Mein größter Freeski/ Freeride-Erfolg … … waren die X Games.

Die schönste Route am Kitzsteinhorn … ist der Maurer Gletscher, da gibt es den feinsten Tief schnee. Als ich noch Alpin ski gefahren bin, war es die Saulochalm am Maiskogel. Die ausgeschilderten Routen X1 bis X5 sind auch sehr fein zu fahren!

Mein Geheimtipp im Snowpark

So lange bleiben, bis alle anderen gegangen sind. Da kann man in 30 Minuten so viele Runden machen wie sonst am ganzen Tag. Das sind die besten Laps, die man überhaupt fahren kann!

Instagram: @matej_unicorn

Nachtblick vom Mitterberg auf den Zeller See
„Spiegeleier mit Speck –und dann bin ich am Berg oben!“
THE RED BULLETIN 85

Wie im Flug!

Off-Pisten in der Tiefschneewelt von Lech Zürs am Arlberg in Begleitung von Skiguides und –auf Wunsch – auch mit Anflug per Heli.

Oben: blauer Himmel und Sonne. Und vorne: unberührter Tiefschnee. Jetzt das Gewicht leicht verlagern und: Go! Mit seiner Schneesicherheit und über 200 Kilometern hochalpinen Tiefschneeabfahrten ist Lech Zürs ein ideales Gebiet für ausgedehntes Off Piste Vergnügen. Freerider finden am Arlberg gigantische Auswahlmöglichkeiten. Ein besonderes Highlight ist für viele das Heli Skiing –am besten vormittags im Hochwinter in den Monaten Januar, Februar und März. Ein Einkehrtipp nach dem Tiefschnee Abenteuer ist die Älpele Hütte im Zuger tal. Oder man nimmt die Zugerbergbahn zur Balmalp mit einem 360 Grad Rundumblick – auch auf den beliebten Berg Mehlsack. Alternativ geht es mit der Trittkopfbahn auf über 2200 Meter mit folgendem Abfahrtsgenuss über die Nadel hinunter zum Flexen pass oder über die Nadel und das Hölltobel nach Stuben. Eine urig gemütliche Einkehrmöglichkeit gibt es im Flexenhäusl am Flexenpass oder im Fuxbau in Stuben. Auch die Abfahrt von der Muggengrat Bergstation über „Guggis Sattel“ nach Zürs ist wunderschön. So geht Winter! Infos: lechzuers.com

Max Hitzig

Der 19-jährige Freerider holte mit einem Backflip seinen Premierensieg.

Mein größter Erfolg Natürlich bin ich auf den Sieg bei der Freeride World Tour in Fieberbrunn mächtig stolz, aber dass ich es geschafft habe, professioneller Free rider zu werden, zählt für mich als größter Erfolg.

Nach einem Powder-Tag … sortiere ich die Aufnahmen des zurückliegenden Tages während einer gemütlichen Runde auf dem Hometrainer.

Der schönste Hang Ich wohne im Montafon und habe hier auch ein perfektes Skigebiet zum Freeriden.

Meine Empfehlung

Ein passender Skischuh ist das A und O für einen langen Tag auf der Piste.

Instagram: @maxhitzig

K2 MINDBENDER

Der Vorarlberger Max Hitzig schwört auf seine K2. Hier der Mindbender 106C W für Damen, unser Lieblingsmodell, das mit allen Bedingungen fertig wird. 599,95 €; k2snow.com

GUIDE Wintersport
86 THE RED BULLETIN

Nadine Wallner

Zweifache Freeride-Welt meisterin aus Vorarlberg

Mein perfekter Wintertag

Wenn es in kurzer Zeit richtig viel lockeren Schnee her schmeißt und der Powder spray bis über den Kopf reicht, bis zum totalen White out! Das ist ein nahtloses Weiß zwischen Piste und Horizont. Ich mag Powder, in den man wie in ein weiches Wattekissen springt. Unter wegs bin ich oft mit den Jungs oder mit dem Boss von der Skibase Werkstatt, mit Einheimischen oder denen, die sich sonst noch dafür ent schieden haben, den Arlberg als Homebase zu wählen.

Mein größter Freeride-Erfolg

Die Weltmeistertitel auf der Freeride World Tour (FWT) 2013 und 2014, die Befah rung der Ostwand des Mount Cook / Aoraki in Neuseeland, einige anspruchsvolle Be fahrungen in den Alpen (Cour mayeur, Dolomiten usw.) und ein, zwei spannende Freeride Lines direkt hinter meinem Haus am Arlberg.

Nach einem Powder-Tag … … gönne ich mir ein Red Bull in der Skibase in Wald am Arlberg. Dort lass ich mir

meine Ski montieren und genehmige ihnen oft auch ein Service. Manchmal aber auch eine Kletter- und Boulder session in der Klimmerei oder im Steinblock!

Der schönste Hang

Wenn es frisch geschneit hat: die Gamsroute in Zürs und in querender Verlängerung die Höll! Die Höll ist sicher nur für den erfahrenen Free rider geeignet. Das Gelände ist technisch anspruchsvoll. Nicht vergessen: SafetyAusrüstung (LVS/Lawinen verschüttetensuchgerät, Schaufel, Sonde, Lawinen airbag); Lawinenlagebericht checken; planen, beurteilen und smart entscheiden!

Mein Geheimtipp

Die Bäckerei Albrecht in Klösterle am Arlberg.

Camps

Beim Nadine Wallner O≠lines Camp suche ich neue Free ride-Talente. Es findet kosten los am Arlberg in meinen Hei matbergen statt, und Mädels und Jungs im Alter von 16 bis 20 Jahren dürfen sich bewer ben. Die Veranstaltung geht über drei Tage, in denen wir das theoretische Wissen sowie die praktischen Skills coachen. Infos auf: redbull.com/at-de/events/ nadine-wallner-offlines Instagram: @nadinewallner

Test, Test, eins, zwo …

Europas größtes Test-Event geht in die neunte Runde. 50 Aussteller zeigen die Produkte der Saison 2023/24.

11. & 12. FEBRUAR STUBAIER GLETSCHER

Mit Schneesicherheit, Varianten vielfalt und zahlreichen FreerideMöglichkeiten zählt der Stubaier Gletscher zu den besten FreerideDestinationen in Tirol. Es warten beim Freeride Testival 13 Runs dar auf, mit dem neuesten Equipment erobert zu werden.

4. & 5. MÄRZ WARTH-SCHRÖCKEN AM ARLBERG

Die Region gilt als naturschnee reichstes Skigebiet der Alpen, das mit seinen Nordhängen sowie der Höhenlage und einer Schnee sicherheit bis ins späte Frühjahr ein würdiger Tourstopp für das Freeride Testival 2023 ist.

11. & 12. MÄRZ SAALBACH

Der dritte Tourstopp findet in Saal bach statt. Im „Home of lässig“ vereinen sich Runs mit der Kulisse der Kitzbüheler Alpen. Nicht um sonst gastiert die Freeride World Tour im Skicircus Saalbach Hinter glemm Leogang Fieberbrunn.

Sunny side up in Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn

„Ich mag Powder, in den man wie in ein weiches Wattekissen springt.“
Max Hitzig liebt hochalpine Tiefschneeabfahrten in Vorarlberg und der Schweiz.
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ANTON THORIN, MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, SAALBACH.COM/MORITZ ABLINGER

Blauer Himmel, perfekte Bedin gungen: Sandra Lahnsteiner in Sportgastein

SPORTGASTEIN

Ganz hoch hinaus

Ein Glücksgarant ist das höchstgelegene Skigebiet in Ski amadé mit seinen 2650 Metern und Traum Panorama auf die Hohen Tauern.

Z u empfehlen sind die Skirouten Golden Powder, Golden Rush und Golden Ride, mit denen man das sportlichste Skigebiet von Gastein abseits der Piste entdeckt. Worauf Freeskierin Sandra Lahn steiner schwört: „Vor der letzten Abfahrt von der Bergstation der Gondel die wenigen Höhenmeter zum Gipfelkreuz des Kreuzkogels aufsteigen. Nicht wegen der paar Powderschwünge, sondern wegen des 360-Grad-Panoramas: Der Blick auf die Drei tausender des Nationalparks Hohe Tauern und ins Gasteinertal ist ein Erlebnis – gerade am Tagesende, wenn die Sonne tief steht. Ein Muss für SportgasteinLiebhaber!“ Infos: skigastein.com

Wintersport

Sandra Lahnsteiner

Freeskierin und Filmproduzentin aus dem Salzburger Land

Mein perfekter Wintertag Es ist 8.30 Uhr, wir sind die Ersten an der Talstation der Sportgasteiner Goldberg bahn. 30 Zentimeter frischer Powder, Sonnenschein, eine stabile Schneedecke (geringe Lawinengefahr), kalte Tempe

raturen und eine Handvoll guter Freunde, mit denen ich den ganzen Tag in Sport gastein lässige FreerideAbfahrten mache – bevor wir bei Otto im Valeriehaus den Tag bei Burger, Kasnocken und Schwarzbeernocken ausklingen lassen.

Mein größter Freeride-Erfolg

Dass ich an genialen Plätzen und auf sechs Kontinenten zum Freeriden und für meine Filmprojekte unterwegs bin, mit meinen @shadesofwinter Filmen und Camps (Signa ture Freeride von 26. bis 29. 1. und New Freeride und Touring von 9. bis 12. 2. in Gastein).

Nach einem Powder-Tag … gönne ich mir Yoga daheim, um die Hüftbeuger wieder aufzumachen.

Der schönste Hang

Die NORD in Sportgastein, ein absoluter Freeride Klassi ker. Sportgastein ist für mich faszinierend, weil man mit der Gondel auf den Kreuzko gel kommt, von dem man in alle Himmelsrichtungen ab fahren kann. Achtung, auch wenn die NORD direkt von der Bergstation der Gondel er reichbar ist und für jeden ein sehbar ist – die Nordabfahrt ist keine gesicherte Variante, man bewegt sich im freien Skiraum und muss unbedingt die nötige Ausrüstung (LVS Gerät, Schaufel, Sonde) mit haben und mit Leuten unter wegs sein, die im Notfall wissen, was zu tun ist.

GUIDE
88 THE RED BULLETIN CHRISTOPH OBERSCHNEIDER, HENRIK TRYGG

SUUNTO 9 PEAK

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Der Schuh für Piste und Back country überzeugt mit perfekter Kraftübertragung und Reaktions fähigkeit. 1600-Gramm-Komfort! 700 €; head.com

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Der wasserdichte Action Communicator ist ein neuartiges Walkie-Talkie mit einer klaren Audioqualität – selbst bei Wind und Lärm. 229 €; okmilo.com

Bestens gerüstet

Acht Dinge, die Feerider neben flu∞gem Schnee und gutem Wetter im Tiefschnee warm halten und beschützen.

ECO ACTIVE GLOVES

Dieser multifunktionale vegane ISPO Award Handschuh ent stand in Kooperation mit dem Fair-Fashion-Label Bleed Clothing. 89,99 €; zanier.com

FREERIDE-HELM

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Hybrider Schalenaufbau mit dem Sicherheitsfeature MIPS. Dazu ist er flächig belüftet und komfortabel. 199,95 €; alpina-sports.com

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Ultimativer Freeski-Lawinen rucksack mit dem Alpride E2 Airbag System, einem der leichtesten auf dem Markt. 1099,95 €; scott-sports.com

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Der hochwertige Anorak besteht aus recyceltem Gore-Tex ProMaterial und bietet mit seinem Parka-Design besten FreerideSchutz. 849 €; norrona.com

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THE RED BULLETIN 89

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LISE MEITNER DIE HEILIGE RATIONALITÄT

Die Geschichte kann ein Schalk sein, manchmal ein bösartiger, und manchmal stellt sich eine Bösartigkeit im Nachhinein als eine – wenn wir schon schwur beln, dann gleich theologisch –, als eine Gnade heraus. Dies ist die himmelschrei ende Ungerechtigkeit: Lise Meitner, eine der bedeutendsten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts, wurde nicht mit der Aufmerksamkeit gewürdigt, die ihr und ihrer Arbeit zustünde. Sie hat die Voraus setzungen – und auch die Folgen! – der Kernspaltung berechnet, hat gemeinsam mit Otto Hahn die ersten erfolgreichen Experimente auf diesem Gebiet durchgeführt. Die Lorbeeren wurden dem Kollegen ums Haupt gewunden: Otto Hahn erhielt für diese Entdeckung 1944 den Nobelpreis. Es heißt, wenn er mit Freunden zusammengesessen sei, habe er durchaus immer darauf hingewiesen, dass er nicht allein und so weiter. In der Öffentlichkeit, besonders in der deutschen, die damals eine nationalsozialisti sche Öffentlichkeit war, hat er den Namen seiner Kollegin, mit der er eng befreundet war – gewesen war –, nicht erwähnt. Lise Meitner war Jüdin, und zu dieser Zeit befand sie sich bereits im Exil, erst in Schweden, später in England.

MICHAEL KÖHLMEIER

Der Vorarlberger Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Zunge. Zuletzt erschienen: der Roman „Matou“, 960 Seiten, Hanser Verlag.

ferner war, wollte Otto Hahn darüber nicht diskutieren. Er berief sich auf die Zweckfreiheit der Wissenschaft, auf die Unschuld der Wissenschaft. Nun wäre er gern nicht allein unter der dunklen Wolke gestanden. Die Geschichte ist ein Schalk. Lise Meitner blieb es weitgehend erspart, sich rechtfertigen zu müssen.

Wo aber waltet hier die Gnade? Spätestens seit die Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki abgeworfen worden waren, schwebte über dem Ruhm des Otto Hahn eine düstere Wolke. Im Unterschied zu Albert Einstein, der sich seiner Verantwortung für diese menschheitszerstörende Waffe immer bewusst war und auch darüber sprach, obwohl seine Beteiligung ungleich

Eine Frau wie Lise Meitner würde man heute als cool und taff bezeich nen. Nichts schien sie aus der Ruhe bringen zu können, und mit Ruhe sind Konzentration und straffe Trennung von Wesentlichem und Unwesentlichem ge meint. Als junge Frau war sie überzeugt, jedes Problem, wenn man nur kräftig wolle und wenn man genügend informiert sei, lasse sich ratio nal lösen. Auch wenn einer unverständlicherweise nicht will, könne er mit rationalen Argumenten überzeugt werden. Dass Frauen nicht nur nicht zum Studium an einer Universität, sondern nicht einmal zur Reifeprüfung an einem Gymnasium zugelassen waren, hielt sie für einen Unsinn – aber für einen Unsinn, der mit Geduld und Argumenten beseitigt werden könne. Sie behielt recht. 1899 öffnete die Universität Wien auch für junge Frauen ihre Tore. Da war Lise bereits einundzwanzig Jahre alt. In Rekordtempo holte sie die Matura nach. Der Unsinn hatte sie gut drei Jahre ihres Lebens gekostet.

Sie studierte Physik und Mathematik, das Physi kalische Institut nahe der Universität in Wien war für sie, wie sie später einmal sagte, mehr Heimat als jeder andere Ort, an dem sie je gelebt hatte. Der be rühmte Ludwig Boltzmann lehrte damals wieder in Wien, einen Lehrauftrag in Berlin hatte er zuvor aus

BOULEVARD DER HELDEN
Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.
Folge 18: die Wiener Physikerin, die als Erste die Kernspaltung berechnete.
92 THE RED BULLETIN MICHAEL KÖHLMEIER BELICTA CASTELBARCO, CLAUDIA MEITERT PICTUREDESK.COM (2)
THE RED BULLETIN 93

gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Boltzmann erkannte die Begabung von Lise Meitner, er wurde ihr Mentor – er selbst sagte, auch ihr Freund. Sie hielt Distanz, wie zu allen ihren Kollegen – Kollegin nen gab es damals keine. Auch die zwischenmensch lichen Beziehungen, daran glaubte sie damals, seien auf rationalen Faktoren aufgebaut, in positiven Fäl len bewegen sie sich auf einer Skala von Liebe bis Respekt. Die negativen Fälle interessierten sie nicht – sie meinte, es liege in ihrer Macht, ihnen aus dem Weg zu gehen. Über die Liebe wusste die junge Frau noch gar nichts, der Respekt bemaß sich an der Ar beit und der Ernsthaftigkeit ihres Gegenübers, und hier gab sie Professor Boltzmann die Note Sehr gut.

Lise Meitner war in einer liberalen Familie aufgewachsen, ihr Vater, Philipp Meitner, war ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt – und zudem ein weltberühmter Schachspieler. Seine sogenannte „unsterbliche Remispartie“ gegen Carl Hamppe wird bis heute in klassischen Schachbüchern diskutiert. Die Religion spielte im Leben der Familie keine Rol le, als junge Frau konvertierte Lise zum Protestantis mus – hauptsächlich, um einer Diskriminierung als Jüdin auszuweichen. Es gab keine fnanziellen Sor gen. Das Leben, das private ebenso wie die große Politik, schien am Beginn des neuen Jahrhunderts geregelt. Die Welt stand offen für den, der darin eine Rolle spielen wollte. Man konnte, wie Stefan Zweig schrieb, von Schweden bis zum Schwarzen Meer fahren, ohne einmal den Pass vorzeigen zu müssen. Die Familie war der Überzeugung, alles ist gut, alles wird besser. Tochter Lise lieferte dafür den Beweis. Sie war eine der ersten Frauen an der Uni versität gewesen und nun die einzige am Institut, Professor Boltzmann schätzte sie mehr als alle anderen. Dass Frauen immer noch benachteiligt waren, das nannte er – wie seine Schülerin – einen Unsinn, und wie seine Schülerin glaubte er, mit Geduld und Vertrauen in die rationalen Kräfte des Menschen werde dieser Unsinn sich bald erledigen.

Und dann geschah das Unvorstellbare: Ludwig Boltzmann nahm sich das Leben. Während eines Genesungsurlaubs in Duino an der Adria erhängte er sich. Für Lise brach eine Welt zusammen. Dieser Mann, der ihr, wie sie sich erinnern sollte, „die Schönheit der theoretischen Physik“ gezeigt hatte, die doch nichts anderes sei als die Schönheit der

Schöpfung, gleich ob es einen Schöpfer gebe oder nicht; dieser Mann war nicht nur ein Vorbild gewesen, nicht nur ein Lehrer, der damals als Einziger ihre außerordentliche rationale Begabung erkannt hatte: Sie hatte ihm vertraut. Sie hatte ihm ihr Leben anvertraut. Denn ihr Leben, das war die Forschung am Kleinsten, und die hatte sie am Institut von Pro fessor Boltzmann leisten können. Und: Sie hatte diesen Mann geliebt. Sie wusste, dass er krank war, dass er unter tatsächlich unheimlichen Gemütsschwankungen litt. Dennoch: Sie hatte ihn für un verwundbar gehalten, für einen unzerstörbaren Fels in der Wissenschaft – und in ihrem Leben.

Lise Meitner war achtundzwanzig Jahre alt. Nun hatte sie die Erfahrung gemacht, der Mensch und die Welt sind fligran, sie können zerbrechen. Sie können zerstört werden.

Und bald würden die Welt und die Menschen zerstört werden. Lise zog nach Berlin, dort lehrte der Physiker Max Planck, dessen Vorlesungen sie besuchte – illegal, denn in Preußen waren Frauen noch bis 1909 nicht an Universitäten zugelassen. Lise besorgte sich einen Herrenanzug, band sich eine Krawatte um und setzte sich einen Hut auf. Die Kom militonen und auch Professor Planck wussten Be scheid, inzwischen hatte sich die junge Frau einen Ruf als vorzügliche Wissenschaftlerin er worben, außerdem wurde die Verkleidung als ein „ Akt des guten Willens“ gewürdigt – was Lise wiederum als schäbige Kleinkariertheit bezeichnete. Während einer Vorlesung lernte sie den Chemiker Otto Hahn kennen. Mit ihm sollte sie ein Vierteljahrhundert in gleichberechtigter Weise zusammenarbeiten.

Im August 1914 brach der Krieg aus, der später als Erster Weltkrieg bezeichnet wurde. Die an fängliche Begeisterung, besonders unter den jungen Menschen, Frauen genauso wie Männern, kann von einem heutigen Standpunkt aus nur gespenstisch genannt werden. Klar denkende Köpfe wie Thomas Mann oder Kurt Tucholsky, aber auch die Philosophin Edith Stein, die später heiliggespro chen wurde, ließen sich vom Todestrubel erfassen; so auch Lise Meitner. Sie bewarb sich für die Front und wurde in einem Lazarett im Osten als Röntgen schwester in der österreichischen Armee eingesetzt. Nach zwei Jahren, in denen sie das Grauen kennen gelernt hatte, kehrte sie desillusioniert nach Berlin zurück. Nun glaubte sie nicht mehr daran, dass menschliches Denken und Tun allein mithilfe der Rationalität in gute Bahnen gelenkt werden könnten.

Die Wissenschaft schien ihr eine selige Insel zu sein, auf der nur der reine Geist regierte. Und der reine Geist, was konnte damit anderes gemeint sein als eben Rationalität? Wissenschaft war doch aus schließlich an Erkenntnis interessiert! Sie war

BOULEVARD DER HELDEN
Lise Meitner war vor dem Ersten Weltkrieg eine der ersten Frauen an der Universität.
94 THE RED BULLETIN

unschuldig, unbefeckt von Politik und Machtinter essen. Daran wollte Lise Meitner glauben. Es ist eine bittere Ironie, dass gerade sie, zusammen mit ande ren Wissenschaftlern – Otto Hahn, Fritz Straßmann, Otto Frisch –, den Gegenbeweis zu dieser naiv opti mistischen These lieferte.

1926 wurde Lise Meitner als erster Frau ein Lehr stuhl an einer deutschen Universität angeboten, sie wurde Professorin für experimentelle Kernphysik in Berlin. Ja, sie war naiv, politisch naiv. Über die Antrittsrede von Adolf Hitler als Reichskanzler 1933 sagte sie, die habe doch „sehr moderat geklungen, taktvoll und versöhnlich“. Im selben Jahr wurde ihr die Lehrbefugnis entzogen. Sie war Jüdin – ob zum Protestantismus übergetreten, ob hochkarätige

Wissenschaftlerin oder nicht, das war den Nazis egal. Bald emigrierte sie nach Schweden und schließlich nach England.

Nach dem Krieg, dem zweiten, leitete Lise Meitner die kernphysikalische Abteilung an der Technischen Hochschule in Stockholm. Ihr Werk wurde mit ungezählten Auszeichnungen geehrt, achtundvierzigmal war sie für den Nobelpreis vorgeschlagen. Auch mit Otto Hahn versöhnte sie sich. Sie forschte weiter bis zu ihrem Tod. Ihr Interesse galt nun der friedlichen Nutzung der Kernkraft. Sie übersiedelte nach Cambridge, dort starb sie im Alter von 89 Jahren.

DAS JAHRESABO

NUR

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Die Vorlesungen des Physikers Max Planck in Berlin besuchte sie illegal.
Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es auch zum Anhören im Podcast-Kanal von The Red Bulletin. Zu finden auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, auf redbulletin.com/podcast oder einfach den QR-Code scannen.

THE RED BULLETIN WELTWEIT

IMPRESSUM

Herausgeber

Andreas Kornhofer

Chefredakteur

Andreas Rottenschlager

Creative Direction

Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann

Art Direction

Marion Bernert Thomann, Miles English, Tara Thompson Textchefs

David Pesendorfer, Andreas Wollinger

Grafk

Martina de Carvalho Hutter, Kevin Faustmann Goll, Cornelia Gleichweit

Fotoredaktion

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör

Digitalredaktion

Christian Eberle Abasolo (Ltg.), Lou Boyd, Marie Maxime Dricot, Melissa Gordon, Lisa Hechenberger, Elena Rodríguez Angelina, Benjamin Wolf

Editor in Chief Global Content

Tom Guise

Head of Audio Florian Obkircher Chefn vom Dienst

Marion Lukas Wildmann

Managing Editor

Ulrich Corazza

Publishing Management

Sara Car-Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Julian Vater

Head of Media Sales & Partnerships

Lukas Scharmbacher

Head of Co Publishing Susanne Degn Pfeger

Editorial Director Alexander Müller-Macheck Projektmanagement Co Publishing, B2B Marketing & Communication

Katrin Sigl (Ltg.), Katrin Dollenz, Michaela Kroboth, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication), Jennifer Silberschneider, Sophia Wahl

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079 4258 Länderredaktion Maximilian Reich Lektorat

Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Country Project Management Lisa Masten

Media Sales & Partnerships

Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Maggie Childs, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele Matijevic Beisteiner, Alfred Vrej Minassian, Nicole Okasek Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann Schär, Ellen Wittmann Sochor, Nicole Umsait, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß

Abo Abopreis: 21,90 EUR, 10 Ausgaben /Jahr, getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com Druck

Quad/Graphics Europe Sp. z o. o., Pułtuska 120, 07 200 Wyszków, Polen

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995 8838 Länderredaktion Nina Kaltenböck Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland

Publishing Management Bernhard Schmied

Media Sales & Partnerships

Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Maggie Childs, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele Matijevic Beisteiner, Alfred Vrej Minassian, Nicole Okasek Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann Schär, Ellen Wittmann Sochor, Nicole Umsait, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß

Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308 5886

Länderredaktion Stefania Telesca Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland

Aktuell erscheint

The Red Bulletin in sechs Ländern. Für die neue England-Ausgabe trafen sich unsere Kolle ginnen und Kollegen mit Trent Alexander-Arnold.

Der 24-jährige Fußball star vom FC Liverpool unterstützt mit seinem Projekt junge Fotografen auf ihrer kreativen Reise – und erzählt uns davon. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com

Creative Services Verena Schörkhuber Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Tanja Zimmermann, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling Marchart

Commercial Management Co Publishing Alexandra Ita Editorial Co Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Michael Hufnagl, Alexander Klein, Irene Olorode, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser

Executive Creative Director Markus Kietreiber

Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz

Art Direction Commercial & Co Publishing

Peter Knehtl (Ltg.), Luana Baumann Fonseca, Silvia Druml-Shams, Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Andreea Gschwandtner, Lisa Jeschko, Araksya Manukjan, Carina Schaittenberger, Julia Schinzel, Florian Solly, Sophie Weidinger, Stephan Zenz

Head of Direct to Consumer Business Peter Schiffer

Direct to Consumer Business Marija Althajm, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo)

Retail & Special Projects Manager Klaus Pleninger

Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografe Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Elisabeth Maier

MIT Martin Bartmann Christoph Kocsisek, Michael Thaler

IT Service Desk Maximilian Auerbach

Operations Alice Gaftanu, Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Thomas Platzer, Raphaela Pucher

Projekt Management Dominik Debriacher

Assistant to General Management Sandra Artacker Geschäftsführung Red Bull Media House Publishing Andreas Kornhofer, Stefan Ebner

Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A 1020 Wien Telefon +43 1 90221 0 Fax +43 1 90221 28809

Web redbulletin.com

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst Lepperdinger Straße 11–15, A 5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225 4722

Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project Management Alexis Bulteau

Country Project Management Meike Koch

Media Sales & Brand Partnerships Christian Bürgi (Ltg.), christian.buergi@redbull.com Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com Jessica Pünchera, jessica.puenchera@redbull.com Michael Wipraechtiger, michael.wipraechtiger@redbull.com

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308 5894 Länderredaktion Ruth McLeod Lektorat Davydd Chong Publishing Management Ollie Stretton Media Sales Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com

Goldbach Publishing Marco Nicoli, marco.nicoli@goldbach.com

THE RED BULLETIN USA ISSN 2308 586X

Länderredaktion Peter Flax (Ltg.), Nora O’Donnell Lektorat Catherine Auer, David Caplan Publishing Management Branden Peters Media Sales Todd Peters, todd.peters@redbull.com Dave Szych, dave.szych@redbull.com

Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com

96 THE RED BULLETIN

Wir sprechen mit zwölf Expert:innen über die Herausforderung, umweltfreundlich zu essen, zu reisen oder einzukaufen –und welche Fragen uns dabei helfen können, sie zu bewältigen.

wir ’s mal! Fairsuchen

Die neue Podcast-Staffel der Innovator Sessions ist grün hinter den Ohren –jedenfalls, was nachhaltiges Leben betrifft.

Ab dem 24. 10. überall, wo’s Podcasts gibt.

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 13. Dezember 2022.

NICOLAS MAHLERS SPITZFEDERLICHES CHARAKTER KABINETT
98 THE RED BULLETIN NICOLAS MAHLER
KEIN FESTIVAL OHNE DICH! * Teilnahme vom 8.11. bis 20.11.2022. Teilnahmeberechtigt sind Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet und einen Wohnsitz in Deutschland haben. Die vollständigen Teilnahme bedingungen und Datenschutzhinweise unter: penny.de/gewinnspieltheredbulletin 2023 wird dein Festival-Sommer… Abbildungen können abweichen #erstmalfestival @PENNY.Festivals Folge uns Instagram!auf Schicke uns„The Red Bulletin“als Codewort per DM zu. + Einkaufsgutschein 25€Einkaufsgutschein 50€Einkaufsgutschein100€ + Hauptgewinn: 1 x 4 Parookaville-Tickets Full Weekend+ Camping für dich und deine drei besten Freunde und einen 100-€-Gutschein für PENNY + 2 x eine Bag for Good mit jeweils einer JBL FLIP 5 BluetoothBox und einen 50-€-Gutschein für PENNY + 5 x eine Bag for Good mit jeweils zwei Sonnenbrillen und einen 25-€-Gutschein für PENNY

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