SAMSTAG, 11. JULI 2020
EIN FAST UNABHÄNGIGES FORMEL-1-MAGAZIN
STARFIGHTER ALEX ALBON JAGT DIE BIG NAMES DER FORMEL 1
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Gehen wir’s wieder an: AlphaTauri-Ass Pierre Gasly macht sich parat.
VOR DEM
STURM
GETTY IMAGES, REUTERS
WERNER JESSNER
Selbe Location, neue Voraussetzungen: Die Teams haben die letzte Woche genutzt, um ihre Autos besser zu verstehen und Fehlerquellen auszusortieren. Daten wurden ausgewertet, neue Teile aus den Fabriken geliefert, Schwachstellen (hoffentlich) beseitigt. Doch die Chancen auf einen turbulenten Großen Preis der Steiermark sind hoch: Das Wetter wird umschlagen, und noch kein Team hat Erfahrung mit den diesjährigen Autos unter Regenbedingungen. Bevor die Gewitter losgehen, wollen wir die Postkartenbilder des Freitagstrainings in der Steiermark genießen.
Sonnen- oder Regenschirm? Am Freitag lagen die Temperaturen bei über 30 Grad, für Samstag ist Regen, am Sonntag wieder Sonne angesagt.
Punkte im Blick: Nach dem technischen K. o. beim Großen Preis von Österreich hofft Max Verstappen, dass die steirische Variante erfreulicher verläuft.
Eine Sportart namens Coronaball: Die McLaren-Piloten Lando Norris und Carlos Sainz vertreiben sich die Zeit zwischen den Rennen mit einem Kickerl auf der Zielgeraden.
4 Kolumne F1 Spielberg
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BULLHORN: MICK DOOHAN
Selbst für einen fünffachen Weltmeister der 500-cm³-Klasse ist es nicht leicht, einen Rennfahrer zu erziehen: Aber Mick Doohan sieht seinen Sohn Jack auf dem richtigen Weg.
M
einen Sohn zu einem Rennfahrer zu erziehen stand definitiv nicht auf meinem Lebensplan. Jedenfalls hatte ich kein Interesse daran, meine Vergangenheit wieder aufleben zu lassen oder die nächsten zwei Jahrzehnte damit zu verbringen, von Rennstrecke zu Rennstrecke zu reisen. Aber jetzt, da es so ist, genieße ich es doch sehr, um ehrlich zu sein. Jack entschied sich schon sehr früh dafür, auf vier statt auf zwei Rädern zu fahren. Als er fünf Jahre alt war, verletzte er sich auf einem Geländemotorrad, und da viele Gleichaltrige, die er kannte, Gokart- Rennen fuhren, wollte er unbedingt auch damit anfangen. Nachdem er ein paar australische Kart-Meisterschaften gewonnen hatte, fragte er mich: „Wenn ich noch einmal gewinne – sorgst du dann dafür, dass ich Rennen in Europa fahren kann?“ Ohne groß dar über nachzudenken, sagte ich ja. Und es kam, wie es kommen musste: Jack gewann einen weiteren australischen Titel, und wir zogen nach Europa. Bereits im folgenden Jahr bekam er die Chance, in die Formel 4 aufzusteigen. Ich hatte eigentlich vorgesehen, dass er noch ein weiteres Jahr Kart fahren sollte – immerhin war Jack noch nie Auto gefahren –, aber man muss jede Gelegenheit nutzen. Jack hat eine gute Arbeitsmoral. Er möchte sich immer verbessern. Er hat einige kluge Köpfe um sich herum – und damit meine ich nicht meinen. Freunde, die im Motorsport gute Arbeit geleistet haben und von denen er sich etwas abschauen kann. Er ist leidenschaftlich und konkurrenzfähig. Seine leidenschaftliche Seite muss er von seiner Mutter haben – ein bisschen lateinamerikanisches Blut –, aber der Kampfgeist kommt vermutlich von mir. Ihm reicht es nicht, Zweiter zu werden, was für einen Rennfahrer nicht nur eine gute, sondern die entscheidende Eigenschaft ist. Der Wille, die Hart näckigkeit und die Leidenschaft, immer weiter an sich zu arbeiten, sind unersetzlich. Wenn er das nicht hätte, würde ich ihm sagen, er soll zusammenpacken und an die Uni gehen. Wie alle jungen Fahrer schaut er sich jede Menge Videos und Dokus an, um das Rennfahrerhandwerk zu studieren, aber es gibt keinen Ersatz dafür, selbst auf der Rennstrecke zu sein, Fehler zu
machen und Chancen zu nutzen. Der Karting-Hintergrund hilft ihm dabei. Alle F1-Fahrer haben Erfahrung im Kartsport. Aber selbst mit Talent, Erfahrung und Hingabe ist es immer noch extrem schwierig, in die F1 zu kommen. Die Konkurrenz ist enorm und der Weg, wie man an die Spitze kommt, alles andere als ein klar vorgezeichneter. Ob es über die Formel Renault geht, die Euroformula Open, die Regionalmeisterschaften … man kann sich in all diesen F3-Serien verirren, bevor man überhaupt in die echte Formel 3 kommt. Zudem ist es abartig teuer geworden. Verstehen Sie mich nicht falsch, es war immer schon teuer, aber heutzutage braucht man mindestens eine Million Euro, um eine Saison in der F3 zu absolvieren. Das bedeutet, dass viele talentierte junge Fahrer es sich schlichtweg nicht leisten können, über die F4 hinauszugehen. Wenn man also will, dass die wirklich besten Fahrer durchkommen, sollten meiner Meinung nach die Formeln 2 und 3 gedeckelt sein. Das Red Bull Junior Team schlägt oft einen anderen Weg zur F1 ein, etwa über die Super Formula. Super-Formula-Autos sind extrem konkurrenzfähig, die Leistung kann fast mit jener der F1 mithalten. Wenn man dort gut abschneidet, kann man eindeutig mit einem Auto umgehen. Und wir haben auch Leute wie Max Verstappen gesehen, die direkt von der F3 in die F1 wechselten. Ich meine, Dr. Helmut Markos Strategie, einen anderen Weg zu finden, ist der richtige Ansatz. Für das Junior-Team hat es sich jedenfalls gelohnt.
Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Justin Hynes, Werner Jessner Creative Director Erik Turek Art Directors Marion Bernert-Thomann, Miles English, Kasimir Reimann Head of Photography Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll Fotoredaktion Tahira Mirza, Rudi Übelhör Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Project Management Bernhard Schmied (Ltg.), Sara Varming, Anna-Lucia Wilczek Executive Creative Director Markus Kietreiber Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Josef Mühlbacher Lektorat Hans Fleissner (Ltg.), Petra Hannert, Paul Keith Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber
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MICK DOOHAN
IMPRESSUM
YANN LEGENDRE (COVER & PORTRAIT)
„Die Leidenschaft hat Jack von seiner Mutter, den Kampfgeist von mir.“
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F1 Spielberg Pitstop 5
RENAULT, GETTY IMAGES
JUSTIN HYNES
Renaults neuer Fahrer ist schnell, mannigfaltig talentiert und sparsam – außer nachts, da langt er richtig zu. Was der 23-jährige Franzose sonst noch bewegt – bzw. was ihn bewegt –, erfahren Sie hier. Was war das Letzte, was du dir auf Netflix angesehen hast? Das war „South Park“, die 22. Staffel! Was war das erste Auto, das dir gehörte? Keines. Ich hatte immer Firmenwagen. Welche(s) Auto(s) besitzt du jetzt? Ich hoffe, ich kann den Megane Trophy R behalten, den mir Renault gerade zur Verfügung stellt. Ich habe mit Teamchef Cyril Abiteboul gewettet, dass das Auto mir gehört, wenn ich dieses Jahr aufs Treppchen steige. Wenn du eine Zeitmaschine hättest, wohin würde sie dich bringen? Ich würde gerne zurück in die 60er und 70er. Ich habe so viele Dokumentarfilme über das Rennfahren in dieser Zeit gesehen. Es war gefährlich, aber die Atmosphäre war fantastisch, und alle waren cool und entspannt. Wann ist dir zum ersten Mal klar geworden, dass du Rennfahrer werden willst? Als Kind im Kart. Dein bisher bestes Rennen? Da muss ich an die Formula Renault 2013 zurückdenken. Ich startete auf dem achten Platz bei Regen auf dem Circuit Paul Ricard und hatte Slicks und holte den Sieg. Es war ein hartes Rennen, aber ich habe gewonnen! Was ist das Extravaganteste, was du je gekauft hast? Ich gebe nicht viel aus, aber ich habe meinem Papa einen enormen Lautsprecher geschenkt. Gibt es etwas, was du auf Reisen immer mitnimmst? Mein iPad. Für Filme unterwegs, sonst vergeht die Zeit ja nie.
Wenn du die Wahl hättest, in einer anderen Motorsportserie oder Disziplin anzutreten, welche wäre das? Ich habe nichts gegen andere Wettbewerbe, aber die Formel 1 ist die Königsklasse im Motorsport. Da wollen alle Fahrer hin. Was war dein Lieblingsspielzeug als Kind? Ich hatte einen Traktor mit Pedalen. Einen Renault! Der hatte Vollgummireifen, und ich rutschte so lang, bis sie durchlöchert waren. Das coolste Hotel, in dem du jemals übernachtet hast? Das Ritz-Carlton in Bahrain. Ein fantastisches Hotel, es sieht aus wie ein Paradies. Die Strecke gefällt mir aber auch. Dein Traumreiseziel? Die Seychellen, Bali. Bisher gefällt mir Südfrankreich sehr gut. Es gibt Berge, Strände, und man kann surfen. Was ist deine schlechteste Angewohnheit? Ich muss mindestens zwölf Stunden pro Nacht schlafen, das ist enorm. Da gehen fünfzig Prozent meines Lebens drauf, aber es war schon als Kind so. Welches Essen zum Mitnehmen bestellst du? Es muss etwas sein, was ich sonst nicht essen darf. Einen Burger oder einen Döner. Bist du auch in anderen Sportarten gut? Wenn man so viel trainiert, entwickelt man gute Reaktionsfähigkeit, Gleichgewicht, Sehvermögen und Koordination. Daher kann ich gut Rad fahren, Mountain biken, Tennis und Tischtennis spielen. Im Fußball bin ich kein Superstar, aber ich habe bei einem Spiel in Mexiko vor ein paar Jahren einige Tore geschossen. Basketball – vergiss es! Dein härtester Gegner? Ich hatte ein Menge guter Teamkollegen, aber der letzte, Pérez, war der härteste. Was ist der beste Rat, den man dir gegeben hat? Wenn ich mich für einen entscheiden muss, ist es, „die Kehrseite der Medaille zu betrachten“ – im Sinn von „versuche zu verstehen, warum du mit wem nicht einverstanden bist“. Daran halte ich mich heute noch.
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DER STARFIGHTER Er jagt die Big Names in der Formel 1, ist von Anfang an auf Fight gebürstet – und wenn er zuschlägt, tut er das mit der brutalen Eleganz einer Raubkatze: ALEX ALBON freut sich auf eine Revanche am Spielberg. Text JUSTIN HYNES
mit Vollgas in seine erste, endlich vollständig vorbereitete Motorsportsaison zu starten, saß Albon in einem Flugzeug zurück nach Groß britannien. „Es war seltsam“, sagt er. „Keine Teamkollegen, kein Racing. Stillstand. Wenigs tens hatte ich das Glück, dass ich bei meinen Schwestern und meinem Bruder wohnte, da war ständig was los.“ Doch jetzt sind die Bremsen gelöst. Alex Albon startet in die Saison. Vor drei Wochen saß er während eines Team-Drehtags endlich wieder am Steuer des RB16. Davor hatte er mit seinem Freund und Sparringspartner Lando Norris in Silverstone Runde um Runde am Steuer eines F3-Boliden heruntergespult. „Das tat richtig gut“, erzählt Alex, „bis dahin haben wir am Simulator trainiert. Das ist schon cool, aber du vermisst die Kräfte, das pure, echte Fahrgefühl.“ Probleme, nach einer so langen Pause wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, hatte er keine. „Das hat mich überrascht. Ich hatte mir Sorgen gemacht, weil sich der F3-Wagen, den ich gefahren bin, bereits mächtig schnell angefühlt hat. Da dachte ich: Mein Gott, wenn der schon schnell ist, wie ist es dann in einem F1-Wagen? Aber als ich dann im Red Bull- Boliden saß, war das Gespür sofort wieder da.“ YANN LEGENDRE
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ackte man alle Herausforderungen, die Alex Albon auf seinem Weg an die Spitze der Formel 1 zu bewältigen hatte, in einen Hindernisparcours – die meisten jungen Fahrer gäben vermutlich schon vor der Hälfte auf. Budgetkämpfe, Rückschläge, unsichere Phasen in den Nachwuchsserien … das britisch-thailändische Ausnahmetalent ertrug sie alle mit ruhiger, unnachgiebiger Entschlossenheit. Auch die extrem späte Verpflichtung bei Toro Rosso 2019, keine drei Wochen vor Saisonauftakt. Und dann auch noch den ebenso sponta nen Wechsel ins Senior-Team von Red Bull nach der Sommerpause der 2019er-Saison. Das alles brachte ihn nicht aus dem Konzept. Ganz im Gegenteil: Albons erste Rennen für Aston Martin Red Bull Racing waren so erfolgreich, dass der nun 24-Jährige noch vor dem vorletzten Grand Prix, jenem in Brasilien, für die gesamte Saison 2020 verpflichtet wurde. Alles sah danach aus, als würde sich nach den vielen Jahren im Wechselbad der Gefühle endlich eine gewisse Sicherheit für Alex Albon einstellen. Aber es kam anders. Denn es kam: die Covid-19-Pandemie. Anstatt in Melbourne
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„WENN ICH DEN HELM AUFSETZE, BIN ICH EIN ANDERER MENSCH.“
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Die erzwungene Pause gab Albon aber auch Gelegenheit, seine erste Saison in der Formel 1 Revue passieren zu lassen. Bis zu seinem Einstieg bei Toro Rosso war er noch nie in einem F1-Auto gesessen. Alex lebte sich ins Team ein. „Und als ich endlich das Gefühl hatte, mit der ganzen Formel-1- Dynamik klarzukommen, kam der Anruf von Red Bull Racing, ich solle zu ihnen wechseln. Das war ein Schock. Ich fühlte mich noch nicht bereit.“ Lösung: Leg deine Lernkurve steil an. Jetzt sagt Albon: „Ich fühle mich im Team mittlerweile richtig gut.“ „Auch in den ersten drei Rennen lief es besser, als ich erwartet hatte“, sagt er. „Ich habe meine eigenen Erwartungen über troffen. Aber eines ist schon komisch …“ Was denn?
„Wie schnell sich die eigenen Ziele und rwartungen verschieben. Am Anfang war E ich einfach nur glücklich, irgendwo in der Nähe eines Formel-1-Autos zu sein. Und Ende 2019 war ich bereits heiß auf Podiumsplätze oder sogar Rennsiege.“ So erlebten die Zuseher vergangenes Wochenende wohl einen delikat aufgebauten Balanceakt, mit dem sich der junge Fahrer Schritt für Schritt durch die Qualifying- Runden bis zu einer Topleistung in Q3 hinaufkämpfte, um „ein Gefühl dafür zu bekommen, was das Auto braucht, um wirklich schnell zu sein“. Richtig ins Auge stach dann aber die geradezu raubkatzenhafte Performance, die Alex beim Rennen am Sonntag hinlegte. Albon fuhr bis zuletzt sogar um den Sieg mit, ehe ihn Lewis Hamilton von der Strecke drängte.
„DER ANRUF VON RED BULL RACING WAR EIN SCHOCK FÜR MICH.“
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Auf dem heißen Stuhl: In einer großartigen Rookie-Saison fühlte sich Alex Albon im Toro Rosso endlich F1-firm, als ihn der Anruf von Red Bull Racing erreichte …
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„ICH FAHR MEINE ELLBOGEN AUS UND SORG EIN BISSCHEN FÜR AUFREGUNG.“
Die beherzten Überholmanöver des britisch- thailändischen Piloten sorgten 2019 für Aufmerksamkeit. Vor allem, als er nach einem Neustart beim GP von Brasilien am viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel vorbeizog.
Schon bei seinem Red Bull-Debüt beim Großen Preis von Belgien fuhr er seinen RB15 von Platz 18 in der Startaufstellung auf den fünften Platz und sorgte mit einem Überholmanöver gegen Sergio Pérez auf der Kemmel-Geraden – zwei Räder auf dem Gras und trotzdem Vollgas – für eines der Renn-Highlights. In Russland zwang ihn ein Unfall in der dritten Qualifying-Runde zum Start aus der Boxengasse. Trotzdem gelang es ihm wieder, das Feld von hinten aufzurollen und Fünfter zu werden. Und in Brasilien ließ er beim Neustart nach einer Safety-Car-Phase sogar den vier fachen Weltmeister Sebastian Vettel stehen und fightete um sein erstes F1-Podium. Bis er in der Schlussphase ausgerechnet von Lewis Hamilton von der Strecke geräumt wurde.
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ie bringt Albon dieses kampf lustige Temperament mit seinem ruhigen Auftreten abseits der Rennstrecke in Einklang? Alex schmunzelt. Er sagt: „Sobald ich den Renn helm aufsetze, bin ich ein anderer Mensch.“ Diese Eigenschaft braucht er auch. Max Verstappen ist sein Kollege in der Garage von Red Bull Racing. Und der lässt bekannt lich auch nichts anbrennen. Sich neben so einer Persönlichkeit durchsetzen? Schwerst arbeit. Attestiert auch Red Bull Racing- Legende David Coulthard: „Alex sitzt auf einem der schwierigsten Stühle in der ge samten Formel 1.“ „Das ist mir natürlich klar“, sagt Albon. „Aber für mich geht es darum, zu lernen, wie man damit fertig wird, darüber hinaus wächst und einen besseren Job macht als alle anderen, die vor mir auf dieser Position gespielt haben.“ Als teaminterne Pausenjause für Ver stappen versteht sich Alex jedenfalls nicht. „Weißt du, die Leute denken, Max’ Team kollege zu sein ist ein Nachteil. Aber man kann es auch so sehen: Es gibt keinen ziel führenderen Weg, sich zu verbessern, als gegen einen der Besten anzutreten.“ Sagt er, ganz ruhig, mit dieser stillen Entschlossenheit, die seine ganze Laufbahn kennzeichnet und keinen Zweifel daran lässt, dass Alex Albon jede Chance nützen wird, nach oben durchzustoßen. So wie letzten Sonntag beim Großen Preis von Österreich, als er zeigte, was es bedeutet, wenn er in den Kampfmodus umschaltet: Er schlüpfte an Sergio Pérez vorbei und jagte keinen Ge ringeren als Lewis Hamilton über die Strecke, überholte ihn von außen in Kurve 4 – da schnitt ihn der sechsfache Weltmeister, schickte ihn postwendend in den Kies und kassierte eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Was ein schwacher Trost für Alex Albon war. „Mich hat diese Aktion von Lewis total überrumpelt“, sagt er. „Ich hatte das Über holmanöver geistig bereits abgeschlossen und war in Gedanken schon dabei, mir Bottas in der nächsten Runde zu holen.“ Was den Sieg bedeutet hätte. Genauso ein besch***enes Gefühl wie damals in Brasilien? „Na ja, wie soll ich’s sagen. In Brasilien waren wir beide vielleicht 50:50 für den Vorfall verantwortlich.“ Sehr freundlich ausgedrückt. „Diesmal war das nicht so.“ Das riecht nach Revanche für dieses Wochenende beim Großen Preis der Steier mark. „Wir haben ein sehr gutes Auto“, sagt Albon. „Und ich weiß, was ich tun will: meine Ellbogen ausfahren und ein bisschen für Aufregung sorgen.“
DEIN FAHRER
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WIR SIND ZURÜCK – HURRA!
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Die Kinder haben angefangen, dich „Papa, der auf Skype lebt“ zu nennen.
Okay, der Kalender mag brutal sein – aber du hast die letzten sieben Monate meistens im eigenen Bett geschlafen und nichts Schwereres als deinen Rasenmäher heben müssen. Du stehst am Start, hast keinen Bandscheiben vorfall und fühlst so etwas wie … Enthusiasmus?
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Zwei Rennen auf der gleichen Strecke verursachen ein unbehag liches Déjà-vu-Gefühl. Moment, hatten wir das nicht gerade …? 2 Felder zurück.
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war, nun ja, etwas unvorteilhaft. Eine Rechnung wartet dort auf dich. Und ein Haftbefehl …
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Triple-Headers, unsichere Ziele, Rennen bis Weihnachten: 2020 wird IN DER BOXENGASSE: die härteste 1000 € STRAFE Saison der F1. 2 Felder zurück. Hältst du dem Druck ABWESENHEIT im Auge HAT AUCH IHRE VORTEILE. des Taifuns Es stellt sich heraus, dass du im Rennsport stand? Lass wesentlich besser bist uns die Würfel als bei den MatheHausaufgaben eines werfen und es Neunjährigen. 1 Feld vorwärts. herausfinden!
START!
IM DURCHSCHNITT IST ES JETZT ZWEI ZEHNTEL SCHNELLER PRO RUNDE.
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von endlosen Sponsorentreffen und Begrüßungen, Autogrammstunden und Pressegesprächen, ist dein Fahrer plötzlich auf seine Arbeit konzentriert und kann eine zusätzliche Zehntel sekunde gutmachen.
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„kuratiert“ jetzt während der Nach besprechung nicht nur sein InstagramKonto oder kauft online Privatinseln, er fragt auch, was „Deg“ bedeutet und warum er nicht auch die Lenkung haben kann, die rein- und rausgeht.
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11. Juli 2020 The Red Bulletin
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KALENDER-CHAOS!
Du bist in Portimão, aber das Rennen ist in Mugello. Nein, Sotschi. Wann? 3 Felder zurück.
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GEWONNEN! DU BIST EIN ECHTER CHAMPION.
Du hast eine zermürbende Saison in einem Stück durchgezogen. Zeit, dir eine Ruhepause zu gönnen, Familie und Freunde zu treffen und die Batterien wieder aufzuladen … Wir sehen uns dann am 26. Dezember wieder in der Fabrik!
FINISH!
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GUMMI!
UNANGEMESSENE ÄUSSERUNGEN BEI DER PRESSEKONFERENZ
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wie ein besoffenes Walross mit faustgroßen Polypen – und du musst bis Weihnachten jedes Woc henende das Zimmer mit ihm teile n. 1 Feld zurück.
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heißt auch keine Motorhomes – und keine Köche. Ein weiteres Papp-Sandwich und ein geschmolzener Eislutscher winken.
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11. Juli 2020 The Red Bulletin
Letzte Stufe vor der F1: mit dem F3-Alfa aus dem Team von Helmut Marko beim Heimrennen
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Selbst wenn der Ring nicht immer gut zu ihm war, ist Gerhard Berger immer gern in der Steiermark gefahren. Uns zeigt er seine Lieblingsbilder.
PICTUREDESK.COM, PRESSEFOTOGRAF JOSCHI MAYRHOFER, SALZBURG, MOTORSPORT IMAGES
WERNER JESSNER
12 Heldentaten F1 Spielberg
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F1 Spielberg Heldentaten 13
1983
Formel 3 – Ralt-Alfa
Die Strecke des alten Österreichrings generierte Windschattenschlachten. Man musste sich gut überlegen, wann man in Führung ging. 1983 und 1984 war ich immer gut dabei. 1984 gelang mir der Hattrick: Pole-Position, schnellste Runde, Sieg. Die Rennen hatte ich über lokale Sponsoren finanziert: die Raiff eisenbank, Tirol Tourismus und ein Schallplattengeschäft namens Rotorchrome.
1997
Benetton-Renault
Ein Rennen zum Vergessen: Ich wurde mit dem neuen A1-Ring nicht warm und fand keine brauchbare Abstimmung. Einzige Chance: Ich musste auf eine Massenkarambolage in der ersten Kurve hoffen. Daher startete ich aus der Boxengasse. Leider blieb das erhoffte Kuddelmuddel aus, und ich gurkte überrundet auf Platz 10 ins Ziel.
1979
Ford Escort
Der Rennfahrer Franc Convalexius wusste, dass ich ein talentierter Motorradfahrer war. Nun bot er mir seinen Ford Escort für mein allererstes Autorennen an. Er hoffte, ich würde die Kiste kaufen – oder schrotten. Meinen Eltern hatte ich gesagt, ich sei in der Berufsschule. Blöderweise gewann ich und stand in der Zeitung – woraufhin mein Vater mir den Geldhahn zudrehte.
14 Heldentaten F1 Spielberg
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2018
BMW M1 Procar
Bei der Legends Parade im Rahmenprogramm am Red Bull Ring. Den Großteil meiner Touren wagen-Rennen habe ich mit dem BMW 635 CSI bestritten. Ich erinnere mich nur an einen einzigen Einsatz mit dem M1 am Österreich ring: Zum Saison-Abschlussrennen 1983 bin ich mit Helmut Markos Auto in Marlboro- Lackierung hier gefahren.
1985
Arrows-BMW
Das Auto war eine – immerhin robuste – Gurke, aber der BMW-Motor mit seinen 1200 PS war ein Traum und das Team perfekt für einen jungen Fahrer. Hier konnte ich viel für meine spätere Karriere lernen. Auf dem Bild liege ich vor Marc Surer im – der Papierform zufolge über legenen – Brabham-BMW.
1984
ATS-BMW
Bei meinem F1-Debüt fuhr das Auto mit mir, nicht ich mit ihm. So ehrlich muss ich sein. Aber ich schlug mich nicht schlecht und bekam sogar einen bären starken Motor, der eigentlich für Nelson Piquet reserviert gewesen war. Leider hatten wir ständig Getriebeprobleme, sonst hätte ich schon 1984 ein Aus rufezeichen setzen können.
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F1 Spielberg Heldentaten 15
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1986
Benetton-BMW
In diesem Jahr hatte ich keine Gegner. In der zweiten Runde übernahm ich die Führung und lag mit einer halben Runde Vorsprung in Front, als ein Blättchen in der Batterie brach und ich stromlos in der Box ausrollte. Plötzlich war es mucksmäuschenstill am Ring. Nicht alles war eitel Wonne: Das Cockpit war so eng, dass ich Spritzen in die Schienbeine bekommen musste, um die Schmerzen zu ertragen.
1981
Alfasud
Das Auto hatte ich als Wrack gekauft und mit Kumpels in Nachtschichten zum Rennwagen umgebaut. Die Starterfelder im Alfasud-Cup waren riesig, bis zu 90 Fahrer. Gefahren wurde im Vollkontakt-Modus. Und es gab aus geprägte Nationalitätenkonflikte: Italiener gemeinsam gegen Franzosen und den Rest der Welt. Auf dem Österreichring gewann ich, obwohl mir diese Unterstützung fehlte.
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„Der Benetton-BMW war wie gemacht für den Österreichring. Wir hatten 1600 PS, und noch im fünften Gang drehten beim Beschleunigen die Räder durch.“
16 Meine Helden F1 Spielberg
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PIERRE GASLY
MEINE PERSÖNLICHE PODIUM -PARADE
Die Top 3 aus sechs Kategorien: Für diese Spitzenreiter lässt der französische AlphaTauri-Pilot, 24, die Champagnerkorken knallen. TOP-3-STRECKEN, AUF DENEN WIR FAHREN SOLLTEN ... Imola Ich habe diese Strecke
NNEN DIE 3 BESTEN RE EN IG ER H S DEINER BI KARRIERE wurde Zweiter, Brasilien 2019 Ich latz
immer geliebt. Ein Rennen dort wäre eine schöne Hommage an Ayrton Senna und die an gemessene Art, wie wir Fahrer ihm für all das Gute, was er für unseren Sport getan hat, Respekt zollen könnten. Außerdem ist die Strecke großartig! Miami Hoffentlich schaffen es die F1-Organisatoren, wieder einmal einen Grand Prix in Miami auszurichten. Tolle Stadt. Nordschleife Es wäre großartig, wenn dort wieder Rennen gefahren würden.
ster Podiumsp gleichzeitig mein er . aufregenden Finish in der F1 mit einem te e ersten Punk Bahrain 2018 Mein eite Rennen zw s in der Formel 1. Da mpletten Saison in meiner ersten ko wurde Vierter. mit Toro Rosso. Ich gewann Abu Dhabi 2016 Ichdamit die be das Rennen und ha rgemacht. kla t af ch rs te eis F2-M
DEN TOP-3-SPORTHELERHALB S S U (A ALLER ZEITEN EL 1) DER FORM tte enorme FähigMuhammad Ali Er ha phie:
DIE 3 WICHTIGSTEN DINGE IN DEINEM HAUS Kaffeemaschine Ich LIEBE Kaffee.
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ist das beste! Bei meinem Beruf schlafe ich nicht oft zu Hause, also genieße ich es, wann immer ich kann.
TOP-3-KÜCHEN DER WELT Frankreich Ich glaube, die französische Küc he gehört
zur DNA der weltweiten Küchen. Mir taug t es, dass sie sich immer weiterentwickelt und stets nach noch besserer Qualität strebt. Könnte allerdings sein, dass ich voreingenommen bin … Japan Ich mag die Frische dieser Küche und liebe japanisches Essen besonders vor Ort. Dort hat alles noch einmal ein anderes Niveau. Italien Ich bin ein großer Fan des italienischen Essens. Es ist manchmal nicht das gesündeste, schmeckt aber super.
JUSTIN HYNES
Stadt. rische Monument unserer der Welt! ar das höchste Gebäude sog it Ze ze kur reichs und nkte auf beiden Seiten von Panoramen Es gibt zwei Pu dt bieten. en Blick über die ganze Sta Rouen, die einen herrlich nen, an tsp en zu ch der, um mi Ich besuche sie immer wie . en alt ch nachzudenken und abzus e schönste und berühmtest Rue du Gros-Horloge Diezur Place du Vieux-Marché Straße in Rouen, sie führt f dem anna von Orleans 1431 au im Stadtzentrum, wo Joh . rde t wu Scheiterhaufen verbrann
gerne. Es macht Spaß, wenn ich den Kopf dafür frei habe.
Bett Mein eigenes Bett
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DIE 3 BESTEN ORTE T IN DEINER HEIMATSTAD n Einfach das schönste histo Die Kathedrale von Roue Die höchste Kathedrale Frank-
Simulator Ich spiele
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aunliche Philoso keiten und eine erst , sondern sieh zu, „Zähl nicht die Tage es Lebens zählt.“ dass jeder Tag dein verehre seine Michael Jordan Ich Art, e Hingabe und die Persönlichkeit, sein e. m Ti l test of Al wie er spielte. Grea liebte Zinédine ZidaneMIch n an r sein Spiel – de h. sic r fü war eine Show