Bergwelten Magazin Ausgabe Juni/Juli2017

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J U N I • J U LI 2017 EUR 5,80

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Die Schönheit der Natur entdecken

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Mit Zelt in die Berge

TOUREN VOR DER HAUSTÜR *SECHS WANDERKARTEN ZUM HERAUSNEHMEN

*MITFAMILIENAUSFLUG LAMAS DURCH DIE GAILTALER ALPEN

ERLEBNIS SÜDTIROL *WANDERN IM PASSEIERTAL, KLETTERN IN DEN DOLOMITEN

17 HÜTTEN FÜR GENIESSER

BESSER ESSEN AM BERG – VOM LEGENDÄREN KAISERSCHMARRN ÜBERS KNUSPRIGE BRATL BIS ZUM BIO-MOZZARELLA VON DER ALM


Inhalt JUNI / JULI 2017

54 Grande Dame Über dem Tiroler Inntal thront die Hohe Munde. Die Liebe der Telfer zu ihrem Hausberg war so groß, dass sie ihn einst kauften. Eine Geschichte von großem Theater am Gipfel, urigen Hütten und langen Wegen.

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FOTOS INHALT: ANDREAS JAKWERTH, THOMAS STRAUB, ENNO KAPITZA, FLORIAN LIERZER, MARKO MESTROVIC

REGIONEN

22 SPORT

LEBEN

74 MENSCHEN

22 S üdtirol Wandern im Passeiertal

70 E in Fall für zwei Sicher von Hütte zu Hütte

32 A stronaut am Gipfel Ein Rezept für Dörrbohnen-Eintopf

86 Ü ber Wahnsinn Historiker Philipp Felsch im Interview

34 Bergnest Besuch auf der Tegernseer Hütte in Bayern

94 Unter Wasser Flusstauchen in der Traun in Oberösterreich

74 Familienausflug Mit Lamas unterwegs in den Kärntner Bergen

118 Post von David Lama Von Schwierigkeitsgraden im Klettern

42 H ütten für Genießer Häuser mit Küchen auf höchstem Niveau

110 48 Stunden in Brixen Klettern und Bouldern in den Dolomiten

84 Valentins Favoriten Eine gut durchlüftete Wanderhose

168 A lpingeschichte Reinhold Messner über Lionel Terray

54 Bergporträt Unterwegs auf der Hohen Munde in Tirol

120 E ntscheidungstour Mountainbike versus E-Bike am Kreuzberg

126 Wie geht Campen? 19 Fragen und Antworten zum Zelten am Berg

154 Weites Kirgistan Zu Fuß im Land der Reiter

144 Über Stock & Stein Niedrige Wanderschuhe im Praxistest

136 D raußen bleiben Equipment für eine Nacht im Freien

KOLUMNEN 12 So Sachen, David Pfeifer 175 Abwärts mit Nachförg

STANDARDS

94

6 Panorama 12 Einstieg & Aufstieg 14 Wege & Ziele 15 Die Alpen in Zahlen 16 Kinder & Familie 18 Bergmomente 19 Fragen & Antworten 20 Gut & schön 172 Après-Berg 174 Bergwelten online 176 Vorschau, Impressum 178 Karten zum Mitnehmen

Coverbild: die Bremer Hütte in den Stubaier Alpen (Tirol); Foto: Jannik Obenhoff


Frisches Sprudelwasser: Bei der Wanderung zur MahdAlm überquert der Pfad kurz vor der Staffel Alm einen Gebirgsbach. Im Hintergrund der Gipfel des Hirzer (2.781 m).

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WANDERN IN SÜDTIROL

EIN SPIELPLATZ IN DEN BERGEN Wo man oft nur Ziegen trifft und manchmal auch Tarzan begegnet. Wo man den dritthöchsten Wasserfall Europas bewundert und den besten Kaiserschmarrn bekommt: unterwegs im Passeiertal. TEXT: TITUS ARNU  FOTOS: ENNO KAPITZA

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arzan lebt. Er nennt sich jetzt Erwin Mairginter und wohnt in St. Martin im Passeiertal. Im Vergleich zum klassischen Film-Tarzan trägt er die Haare ziemlich kurz. Und statt Lendenschurz hat er kurze Sporthose und T-Shirt an. Aber ansonsten haben Original-Tarzan und Südtiroler Berg-Tarzan einiges gemeinsam: die Kraft, die Naturkenntnisse, den Mut und: das Schwingen an Seilen. Erwin springt in der Passerschlucht von Stein zu Stein, wieselt durch den dschungelartigen Wald, deutet auf seltene Pflanzen: „Hier, eine Feuerlilie.“ Mit seinen 53 Jahren ist er drahtiger und muskulöser als so manch ein Dreißigjähriger. Ein schmaler Pfad führt durch die Schlucht zu seinem Lieblingsplatz. Oben

krallen knorrige alte Nadelbäume ihre Wurzeln an den Fels. Unten tost die Passer zwischen ausgewaschenen Wänden hindurch, stürzt über meterhohe Stufen in türkisfarbene Becken. Erwin streicht über die Rinde seiner Lieblingsbäume, nickt stumm, schaut nach oben und zeigt auf ein Gewirr aus Leinen, Haken und Trittleitern. Hat er alles selber gebaut – inklusive Seilrutschen, Kletterrouten und Grillplatz mit Blick auf das sprudelnde Wildwasser 50 Meter weiter unten. „Mir war es wichtig, dass es urig aussieht, sich gut in die Natur einpasst. Darum arbeite ich viel mit Naturmaterialien, die Leitern sind alle aus Kastanienholz“, beschreibt der Bauherr seine Naturphilosophie. Unter Erwins fachlicher Aufsicht können Besucher in der Schlucht herumklet-

tern, sich bis zum Wasser abseilen und von Wipfel zu Wipfel balancieren. Oder an einem Seil gesichert in die Schlucht springen und über dem Abgrund auspendeln – „Tarzaning“ nennt Erwin Mairginter diese Übung. Sich einfach mal fallen lassen, ist die Devise – und zwar bis zu 20 Meter tief. Da baumelt nicht nur die Seele, da baumelt der gesamte Körper. Wenn Erwin­mit seinen Canyoning-Gruppen unterwegs ist, hallt die Schlucht wider von den markerschütternden Schreien der Teilzeit-Tarzans und Hobby-Janes. BARFUSS AM BERG

Erwin Mairginter war viele Jahre Bergführer. Sein Hauptbetätigungsgebiet: das Passeiertal zwischen den Ötztaler Alpen an der Westseite und den Sarntaler Alpen im

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An der Flanke des Buchsteins (1.701 m) liegt die Tegernseer Hütte. Eine Autostunde von München entfernt, lässt sich hier ohne viel Aufwand Bergluft schnuppern.

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BAYERISCHES BERGNEST Ein kurzer Aufstieg, ein Sonnenuntergang über den Alpen, eine Nacht im Bettenlager: In Bayern gibt es ein naheliegendes Mittel gegen akute Sehnsucht nach den Bergen. TEXT: VERONIKA DOLNA  FOTOS: THOMAS STRAUB

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Hütten für Genießer So gut schmeckt’s in der Höhe. Und so unterschiedlich. Inzwischen wird auch in den Berg- und Almhütten weit mehr aufgetragen als der klassische Kaiserschmarrn und das altbewährte Bratl. Zum Beispiel Mozzarella von der Alm oder feines Lammfilet. Begleiten Sie uns auf einer Wanderung zu acht Häusern mit Küchen auf buchstäblich höchstem Niveau. Plus: die neun Favoriten unserer Online-Community. REDAKTION: ACHIM SCHNEYDER  ILLUSTRATIONEN: KAJA PARADIEK

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FOTOS: FAM. XXXXXXX RIESER, WOLFGANG EHN, KIRCHMAYER/ PFEISHÜTTE, IRIS KÜRSCHNER

KARWENDEL

Bei Krapfen und Schmarrn Auf der Tiroler Pfeishütte sorgt ein gemischtes Doppel für geschmacklichen Hochgenuss. Schroffe Gipfel, so weit das Auge reicht. Rumer Spitze, Stempeljochspitze und Bachofenspitze – die Bergkulisse ist beeindruckend und das An­ gebot an Touren nahezu grenzenlos. Man kann jedoch auch einfach nur auf der Terrasse oder in ­einer der drei holzgetäfelten Stuben hocken blei­ ben und sich verwöhnen lassen. Kulinarisch. Dass es sich bei den Wirtsleuten Vroni und Michl Kirchmayer um ein bayerisches Madl und einen kernigen Tiroler handelt, schlägt sich auch in der Küche nieder. Es gibt von beidem etwas,

an jedem ersten Sonntag im Monat zum Beispiel ein bayerisches Weißwurstfrühstück. Ab 18 Uhr wird ein viergängiges Menü an­ geboten: Da lassen sich die Hausleute nicht lum­ pen und bieten bei der Hauptspeise ein Fleisch-, ein Nudel- und ein vegetarisches Gericht sowie ein klas­sisches Bergsteigeressen an. Besonders empfehlenswert: die goldgelb her­ ausgebackenen Krapfen mit Vanillesauce und natürlich der Kaiserschmarrn. Dieser hier ist der allerbeste. Einer von so vielen … >

PFEISHÜTTE, TIROL 1.922 m Ausstattung 80 Schlafplätze Geöffnet Mitte Juni bis Mitte Oktober Kürzester Zustieg 1,5 h von der Station Hafelekar der Nord­ kettenbahn (Tal­ station Innsbruck) über den Goetheweg Preise Übernachtung: ab ¤ 10, Jugendliche (7–18 Jahre) ab ¤ 5, Kinder gratis. www.pfeishuette.at Tel.: +43/720/31 65 96 +43/664/914 84 34

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Grande Dame Ein gekaufter Berg und ein Bilderrahmen im Wald. Großes Theater am Gipfel und chinesische Mauern in Tirol. Eine Verabredung mit der Hohen Munde zum Wandern und Klettern. TEXT: WERNER JESSNER  FOTOS: ANDREAS JAKWERTH

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35 Kilometer westlich von Innsbruck ragt die Hohe Munde – schon von weitem gut sichtbar – über das Tiroler Inntal.

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in weiblicher Berg verlangt selbstredend nach ebensolcher Gesellschaft. Pünktlich um sechs Uhr in der Früh treffen wir ­Sabine, Lisa und Niki am Moos-Parkplatz in Leutasch. Vor allem Wanderführerin Sabine Müller hatte auf den zeitigen Start bestanden. Die Hohe Munde trägt ihren Namen zu Recht: 2.592 Meter hoch ist der Ost­ gipfel, 2.662 Meter der Westgipfel. Der Berg, der aus dem Inntal so mächtig aussieht, ist ein echter Wanderberg, ein Berg, für den du zwar Kondition und Koordination brauchst, aber keine speziellen Fähigkeiten sonst. Gut und gern 1.800 Höhenmeter werden wir in den nächsten acht Stunden hinter uns bringen. Was dazukommt: Bei der Überschreitung der

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­ ohen Munde von Ost nach West bist du H der Sonne ziemlich ausgesetzt, hat Sabine einst im Zuge der Vorbereitungen gesagt, und ab der Rauthhütte auf 1.605 Metern gibt es keinen Tropfen Wasser mehr.

Der Esoterik-Alarm geht nicht los, Wolfgang ist ein erdiger Leutascher.  Vorerst ist davon aber noch wenig zu spüren, denn der Anfang über die moorähnlichen Katzenlöcher ist erstens sehr gemütlich und zweitens sehr feucht. Bretter liegen über den moosigsten Stellen.

Wolfgang Pfeiffer, der mit seiner Frau Maria die Pension „Aufatmen“ betreibt und den wir am Vortag zu einer drei­ stündigen „Mental Power Trail“-Wanderung getroffen haben, erklärt den Namens­ ursprung der Katzenlöcher so: Hier habe man einst Raub­katzen – die auf ihrem Weg ins Inntal den ein­fachsten und niedrigsten Übergang gewählt hatten – ge­ fangen, bevor sie der Bevölkerung lästig werden konnten. Wolfgang kombiniert Meditation und Yoga mit der Ruhe der Natur. Unterwegs wird nicht geredet. Es ist die Natur, die in der Stille mit dir und zu dir spricht, wenn du sie lässt. Wolfgang führt die Teilnehmer bei seinen Ausflügen gezielt an Plätze im Wald, die zum Nachdenken einladen. Manche sind von der Natur geschaffen, bei ande-


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Pärchenwanderung in den Gailtaler Alpen in Kärnten: Jedes Kind führt ein Lama an der Hand. So geht es auf die Jaukenhöhe.

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FAMILIENWANDERN

Schau mir in die Augen, Kleines!

Lamas sind die idealen Bergbegleiter. Sie tragen nicht nur dein Gepäck auf den Gipfel. Sie blicken dir auch tief in die Seele. TEXT: SIBYLLE HAMANN   FOTOS: FLORIAN LIERZER

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Neue Perspektiven: Unter der Wasser­ oberfläche der Traun öffnet sich eine andere Welt. Rechte Seite: Die erfahrene Taucherin Julia Aigner.

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FLUSSTAUCHEN IN DEN ALPEN

Unter Wasser Kleine Abenteuer in der oberösterreichischen Traun: Mit dem Schnorchel zu mächtigen Hechten, in glasklare Bassins und durch überflutete Pumpenhäuser. TEXT: KLAUS HASELBÖCK  FOTOS: MARKO MESTROVIC

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Links E-Biker Martin, rechts Thomas, Mountainbiker und Ex-Weltmeister.

MOUNTAINBIKE VERSUS E-BIKE

ENTSCHEIDUNG AM KREUZBERG Darf’s auch elektrisch sein? Oder zählt nur die reine Muskelkraft? Ein Hobbyfahrer und ein Ex-Weltmeister versuchen, diese Fragen auf einer Ausfahrt in den Wiener Alpen zu klären. TEXT: WERNER JESSNER  FOTOS: STEFAN VOITL

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Links E-Bike, rechts Mountainbike: ähnliche Geometrie, unterschiedliche Technik.

E

s ist ein Thema, das in den einschlägigen Foren oft hoch emotional diskutiert wird: Ersetzt das E-Bike das gute alte Mountainbike? Oder ist das alles nur der nächste Hype, der schnell wieder abflauen wird? Hier das Protokoll einer Ausfahrt in den Wiener Alpen mit unterschiedlichem Gerät und kompetentem Personal. DIE BIKES

Die Räder – Modelle der Marke Specialized – haben eine nahezu idente Geometrie und liegen in der Basisvariante mit rund 5.000 Euro auch preislich nahe beisammen. Der Unterschied: Das klassische MTB hat einen Carbonrahmen und wiegt knapp 14 kg, rund 9 kg weniger als das E-Bike mit Alu-Rahmen, Elektromotor (530 W), Akku und den breiteren Reifen. DIE FAHRER

Der eine: Thomas Widhalm, 51. Wohl kaum jemand in Österreich ist so viele und so viele verschiedene Geländerennen gefahren wie der Wiener: Cross Country,

Enduro, Downhill, Querfeldein – und als Höhepunkt drei 24-Stunden-Weltmeistertitel (2006, 2007, 2009). Noch immer sitzt der alleinerziehende Vater bikebegeisterter Zwillinge beinahe täglich auf dem Fahrrad, nahezu jedes Wochenende rennmäßig – natürlich ohne Motor. Der andere: Martin Rösner, 48. Selten hat jemand in Österreich so viele Mountainbikes verkauft wie der Klosterneuburger Inhaber des Fahrradhandels Mountainbiker. Der laut Eigendefinition „unter­ durchschnittliche Mountainbiker“ fährt bereits seit drei Jahren mit E-Bikes und sieht sie als größte Bereicherung im Gelände überhaupt. DIE STRECKE

Als Teststrecke haben wir die KreuzbergRunde zwischen Semmering und Rax ausgesucht, knapp 1.000 Höhenmeter bergauf, aber auf die niederösterreichische Art. Während man in Westösterreich beim Wegebau zur Serpentine neigt, sticht der Ostösterreicher in der Regel direkt rauf. Nicht einmal in hochalpinen Regio-

nen muss man so giftige Steigungen bewältigen wie hier. Ziel soll die Speck­ bacher­hütte sein. Am Rückweg nehmen wir das Looshaus mit seinem grandiosen Blick auf Schneeberg und Freunde mit. BERGAUF

Über den Küber Weg geht es geschmeidig leicht bergauf. Insgesamt dreimal werden wir heute die von Carl Ritter von Ghega gebaute Eisenbahnstrecke queren, die zum Weltkulturerbe zählt. Daher auch der Name der Tour: Weltkulturerbe-Strecke. Schon zu Beginn wird deutlich, dass Martin mit dem E-Bike bei gleicher Geschwindigkeit entspannter auf dem Bike sitzt als Thomas. Während der Profi mit Klickpedalen fährt, hat der Amateur darauf verzichtet und vertraut auf die weniger effizienten Plattform-Pedale. Während Thomas Widhalms letzter Leistungstest 300 Watt ausgeworfen hat, schafft Martins Fahrrad bis zu 530 Watt – die er aber nicht alle gleichzeitig auf die Kette loslässt: Um die volle Tour mit E-Unterstützung zurücklegen zu

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Ein Abenteuer mit wenigen Zutaten: ein Zelt, zwei Menschen und der Sternenhimmel. Einschlafen mit dem Zirpen der Grillen, aufwachen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Füße wärmen. Am See oder am Berg. Wer noch Fragen hat, findet hier die wichtigsten 19 Antworten. REDAKTION: MARA SIMPERLER  ILLUSTRATIONEN: KATHARINA HÜTTLER

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FOTO: ROMAN KÖNIGSHOFER; ILLUSTRATION: KATHARINA HÜTTLER

WIE GEHT CAMPEN?


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1

Wo darf ich schlafen? Das Zelten im Waldbereich ist in Österreich, Deutschland und Italien per Gesetz verboten. In der Schweiz sind Wald- und Weidegebiete grundsätzlich für jeden zugänglich, je nach Kanton oder Gemeinde können jedoch Einschränkungen gelten. Rechtliche Absicherung hat, wer eine ausdrückliche Zustimmung des Grundeigentümers einholt. Oberhalb der Baumgrenze beginnt die Zone des alpinen Ödlands. Hier darf man in der Schweiz legal frei campieren, solange es sich nicht um Schutzgebiete handelt. In Öster­ reich fallen die Regelungen je nach

Bundesland sehr unterschiedlich aus. Während in Salzburg das Übernachten im Hochgebirge nicht grundsätzlich verboten ist, drohen in Niederösterreich bis zu 14.500 Euro Strafe. In Deutschland und Italien ist es aber generell verboten. Überall erlaubt ist das alpine Biwakieren in Notsituationen. Doch Achtung: Vorsätzliches (geplantes) Biwakieren ist nicht erlaubt! In Schutzgebieten ist das Zelten grundsätzlich und überall tabu. Die strengsten Regeln gelten in Nationalparks, Naturschutz- und Sonderschutzgebieten.

3

Was brauche ich mit?

WIE KOMME ICH IN CAMPINGSTIMMUNG? Wir empfehlen die Filme „Moonrise Kingdom“ und „Into the Wild“. Außerdem die Bücher „Walden“ von David Henry Thoreau und „Im Wald“ von Torbjørn Ekelund. Bloß nicht: Horrorfilme.

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WIE VIELE PERSONEN PASSEN IN EIN 2-MANN-ZELT? Ein Zweimannzelt ist für zwei Menschen gut geeignet, die sehr gerne sehr nahe beieinander schlafen. Wer beim Schlafen mehr Bewegungsfreiheit braucht oder seine Rucksäcke mit unterbringen möchte, ist mit einem Dreipersonenzelt definitiv besser bedient.

5

Wie bleibt mir in kalten Nächten warm? Zelt

Campinggeschirr

Plane

Verpflegung

Isomatte

Taschenlampe

Schlafsack

Taschenmesser

Gaskocher

Müllsäcke

Feuerzeug

Erste-Hilfe-Set

Der Mythos, dass man sich am besten nackt zu zweit warm hält, stimmt leider nicht. Das Stichwort lautet Isolierung: Ein guter Schlafsack und eine dicke Isomatte sind in kalten Nächten Pflicht. Auch im Schlafsack kann man das Zwiebelprinzip

anwenden und mehrere Kleidungsstücke übereinander anziehen – wer schwitzt, kühlt aber wieder leichter aus. Da man über den Kopf auch viel Wärme verliert: entweder die Kapuze des Schlafsacks festziehen oder eine Haube tragen.

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BERGWELTEN AUF REISEN

Kirgisen gehen nicht Wandern im Reich der Reiter: Kirgistan ist nicht das Dach der Welt, aber zumindest so etwas wie das Mansardenzimmer. Eine Landschaft intensiv wie ein nachkolorierter Schwarz-Weiß-Film. TEXT: MARKUS HUBER  FOTOS: PHILIPP FORSTNER

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Unterwegs im Tienschan-Gebirge: Weite Teile des Landes liegen auf mehr als 3.000 Meter Seehöhe, die höchsten Gipfel auf über 7.000 Meter.

D

er Ort, an dem Azamat ein Problem bekommt, liegt auf 2.800 Meter ­Seehöhe. Eigentlich gäbe es hier wirklich keinen Grund, unzufrieden zu sein. Es ist an­ genehm warm, sonnig und windstill, die Luft ist so klar, dass man hervorragend bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Tien­ schan sieht. Man sieht, wie sich die Schotter­ piste von Kyzart, dem Berg­ steigerdorf im Tal, in langen Serpentinen über den Pass windet und dann nach Wes­ ten, Richtung Usbekistan, weiterzieht. Man sieht die schier endlosen grünen Wiesen, die Weiden, die Jurten, aus de­ nen der Rauch aufsteigt. Irgendwo hinter dem nächsten Bergrücken liegt die Ebene von Kilemche, die sogenannte Sommer­ weide, die sich an einen kalten Gebirgs­ bach schmiegt und im Sommer wegen der vielen Blumen noch viel bunter ist als ei­ nes dieser quietschbunten Sommerkleider von Desigual. Noch weiter Richtung Süden liegt der Songköl, der riesige Gebirgssee auf mehr als 3.000 Meter Seehöhe, zu dem uns ­Azamat führen soll, eine Tour zwei Tage durch weitgehend unberührte Natur. Doch ausgerechnet jetzt hat Diana einen Schwächeanfall, wahrscheinlich eine Ma­ genverstimmung. Und bis zum Lager sind

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