Servus in Stadt & Land - Bayern 4/13

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04 /2013 &

in Stadt & Land

Segen für die Rösser

Kaiserkrone  & Spitzwegerich & Radieserl & Abensberger Spargel  & Löffelbiskuit & Tierleben: Wildschwein

Die Georgiritter vom Auerberg

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E i nfac h

.

Gut .

Leben

Knusprige Tradition

Gerichte mit Hülle & Fülle

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April

04/2013 EUR 3,90

im warmen

Licht der Sonne Glasbläserkunst aus der Oberpfalz & Zu Gast im Holzland

&

Brettchenweberei aus dem Allgäu >


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Inhalt 2013 April

Küche

Wohnen

10 Gekrönte Schönheit

44 Rot, rund und gsund

66 Wohnen wie Goethe

20 Bäumchen, wechsle dich!

48 Knusper, knusper, Knäuschen

76 Anmutige Frische

Die anmutige Kaiserkrone bringt einen Hauch imperialer Pracht in heimische Bauerngärten.

Je seltener eine Pflanze ist, desto sicherer ist ihr ein Platz im niederbayerischen Garten von Ferdinand Kapsreiter in Afham.

Das knackig-würzige Radieschen schenkt uns büschelweise Überraschungen.

Fünf Rezepte, bei denen Kruste und Panier ebenso ein Hochgenuss sind wie die feine Speise darunter.

32 Sonnengelber Garten

56 Geliebte Katzenzungen

128 Der Frühling lässt jetzt die Sau raus

58 Ein Ei kam in die Küche

Leuchtend gelbe Blumen und ­Sträucher haben jetzt im April ihren großen Auftritt.

Die Wildschweine haben Nachwuchs bekommen und ziehen grunzend und schmatzend durch unsere Wälder.

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Feine Torten und Kuchen sind ohne Löffelbiskuits undenkbar. Selbst ­gemacht sind sie aber noch einmal so verführerisch.

Zwischen Eierstich und Schneenockerln ist noch Platz für das Rezept von Tante Trudes Eierlikör.

Am Ufer des Chiemsees haben Kriemhild und Werner Horn ihr Traumhaus gefunden.

Wie sich der blühende April mit Tulpen und originellen Gläsern ins Haus holen lässt.

80 Über Stock und über Steine Ein Steckenpferd im Zaum zu halten macht Kindern ganz besonders viel Spaß, wenn sie es auch noch selbst gebastelt haben.

84 Schmankerl fürs Brettl

Die zünftig aufgedeckte Brotzeit kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, wenn nach dem Wandern der Magen knurrt.

Fotos cover: getty images, quirin leppert, eisenhut&Maier

Natur & Garten

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Standards 90

fotos inhalt: katharina gossow, stefan knittel, eisenhut&Maier, peter von felbert, florian jaenicke, quirin leppert, getty images, wildlife

Land & Leute 90 Brettchen, dreh dich!

Beim Brettchenweben lässt Martina Mayer-Lauingen im Allgäu wunderschöne Bänder entstehen, die einst sogar Ochsen Zugkraft verliehen.

94 G’standene Reiter auf kräftigen Rössern

Beim Georgiritt in Bernbeuren wird Gottes Segen vom Sattel aus erteilt.

104 Messer mit Aura

Franz Bauer fertigt in seiner Dorfschmiede in Niederbayern von Hand „wurmbunte“ Damastklingen nach legendärem Vorbild an.

112 Feia, Feia, brenn g’schwind! In der Walpurgisnacht gehört der Marktplatz von Kirchseeon in Oberbayern den „weisen Frauen“.

Brauchtum 118 Ein Glockenspiel für Aschenputtel

Stefan Duschl ist der Glöckner von der Au. Im ehemaligen Münchner Armenviertel lässt er im Turm der Mariahilfkirche 65 Glocken erklingen.

122 Vom Gesang des Glases

Mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld bringen in Frauenau die letzten Glasbläser der Oberpfalz edle Kelche zum Singen.

134 Wenn die Äpfel wieder blühen

Wer im April durchs Isental reist, hat bisweilen das Gefühl, dieses blühende Stück Altbayern sei vom Lauf der Zeit übersehen worden.

3 Vorwort 6 Briefkastl, Altes Wissen 7 Mundart 8 Servus daheim 16 Naturwissen: Zauberpflanzen 26 Schönes für draußen 28 Der Garten-Philosoph 30 Selbst gemacht: Pflanzenschilder 36 Unser Garten, Mondkalender 40 Natur-Apotheke: Spitzwegerich 64 Aus Omas Kochbuch 74 Fundstück: Fahrrad-Gepäckträger 88 Schönes für drinnen 100 Michael Köhlmeier:

Die steinerne Jungfrau

146 Gutes vom Bauern: Spargel 148 Friedrich Ani: Bekenntnisse eines Stüberlbewohners

152 ServusTV:

Sehenswertes im April

156 Feste, Märkte, Veranstaltungen 158 Leben in alten Zeiten 162 Impressum, Ausblick, Adressen

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Gartenbesuch

Bäumchen, wechsle dich!

Auf einem idyllischen Stück Land im niederbayerischen Afham arrangiert der begeisterte Pflanzensammler Ferdinand Kapsreiter Gewächse mit fein aufeinander abgestimmten Farbtönen. Und je seltener eine Pflanze ist, desto sicherer ist ihr ein Platz in diesem Garten der Vielfalt. Text: stephanie lahrtz Fotos: Nicole Lautner


Die Ufer des Baches, der durch das Gelände fließt, sind dicht und artenreich bewachsen: links vor dem ehemaligen Hirschhäuschen ein junger goldblättriger Mammutbaum und Schnurbäume, rechts der Apfeldorn und davor weiß blühender Blumenhartriegel.

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F

erdinand Kapsreiter ist ein begeisterter Sammler. In seinem weitläufigen Garten im niederbayerischen Afham bei Pocking kann er seine Leidenschaft auch ohne räumliche Beschränkungen ausleben. Angefangen hat alles mit einem Mammutbaum, den er vor fast 30 Jahren von einem Praktikum auf einer Farm im amerikanischen Missouri an den elterlichen Hof mitbrachte. Damals aber bestimmte noch die Mutter über den Garten, vor allem über die Bereiche nah am Haus. Also pflanzte der Sohn, um keine gärtnerischen Generationskonflikte heraufzubeschwören, den Baum ziemlich weit weg an den Rand des Grundstücks. Schon bald folgten weitere Bäume – verschiedenfarbige Koniferen, Ahorn und auch eine rotblättrige Eiche. Langsam, aber sicher näherten sich die Gehölze dem Haus. So steht heute vor dem Wohnzimmerfenster ein Taschentuchbaum, dessen weiße Blüten wirklich wie an den Ästen befestigte Papiertaschentücher aussehen. Auch die Magnolien haben es Ferdinand Kapsreiter angetan. Und wie es sich für einen Sammler gehört, begnügt er sich nicht mit den häufigen rosa-weiß blühenden Bäumen. Hier in Afham gibt es solche mit kleinen und großen, mit kelchartigen oder weit ausladenden Blüten, die in einer breiten Farbpalette von Weiß über Rosa bis zu seltenen Gelb-Orange-Tönen leuchten.

gut versteckt blühen die Aronstäbe

Ferdinands Lust am Außergewöhnlichen zeigt sich auch bei den Kastanienbäumen. Da gibt es ganz alte Bäume mit den bekannten roten Blütenkerzen. Doch daneben steht ein jüngeres Bäumchen mit lauter kleinen weißen Blüten voller zarter rosa Tupfen. Und da und dort buhlen auch gelb blühende Kastanien um die Aufmerksamkeit des Gärtners und seiner Besucher. Aber irgendetwas fehlte noch inmitten all der Bäume. Stauden und Bodendecker, fiel Ferdinand Kapsreiter auf, würden sich zu deren Füßen gut machen. Und schon galt es, ein neues Feld der Sammelleidenschaft zu bestellen: Heute wechseln sich ➻

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Die Wege mäandern wie der Bach: mal breit und gemäht, vorbei an Hängezitterpappel und Kastanien, dann wieder aus alten Steinen gelegt im Schatten einer mächtigen Baummagnolie (unten).


Weiße Blumeneschen (links oben), gelbe Azaleen und rosa Magnolien (rechts oben) oder rosa G ­ änseblümchen (links Mitte) sind Farbtupfer im g ­ rünen Blättermeer. Und im Teich sonnen sich die Schildkröten.

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„Erst hob i de Bam ­g’sammelt, dann hob i wos für drunter braucht. und so is a Garten woarn.“

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Typische Raritäten in Ferdinands Garten: ein rosa-­violettes Judasblatt unter einem Mammutbaum (links) und Beete mit hüft­ hohen Funkien zwischen blühenden Stauden.


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In üppiger fülle schütten Magnolie, Judasblatt und Blumenesche im Frühjahr ihre blütenFarben aus.­

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Klassiker wie Hornveilchen, Bärlauch und Pfingstrosen mit unterschiedlichen Irissorten und den seltenen Aronstäben ab. Letztere lieben den Schatten und gedeihen deshalb gut unter den Stauden versteckt. Aber Ferdinand kennt seinen Garten natürlich wie die eigene Westentasche – und führt uns schnurstracks zu den Gewäch­sen, deren Beeren trotz des Giftes eine lange Geschichte als Heilpflanze haben. Nach den Hirschen kamen die Blüten

Ferdinand Kapsreiters größtes Augenmerk gilt den Funkien. Vor 25 Jahren bekam er das erste Exemplar von seiner Schwester ­ge­schenkt. Mittlerweile gedeihen in Afham ungefähr 500 Varianten. Man findet die Funkien überall im Garten – in hohen und niederen Töpfen auf der Terrasse, in einem alten Wassertrog und ­natürlich in den vielen Beeten. Zugegeben, für das Laienauge sind nicht alle Varianten voneinander unterscheidbar. Aber Ferdinand Kapsreiter kann sie alle bestimmen. Und er gibt zu, dass es sich bei seiner FunkienLiebe schon fast um eine Sucht handelt. Abends, nach der Arbeit auf dem Hof, studiert er manchmal Stunden im Internet, in Fachbüchern oder Katalogen von Gärtnereien, um vielleicht doch noch ein neues Exemplar zu finden. Allerdings gibt es eine finanzielle Schmerzgrenze, die er noch nie überschritten hat. „Bei aller Begeisterung, i geb koa 50 Euro für a Pflanzn aus, auch wenn’s a noch so seltene Funkie is“, meint er standfest – aber auch ein bisschen be­ dauernd. „Eigentlich san Aronstäbe ja bessa für so an leidenschaftlichen Sammler wia mi“, lächelt er verschmitzt. „Denn da gibt’s net so vui Sorten.“ Der Kapsreiter-Hof hat eine lange Geschichte. 1840, als ein verheerender Brand viele Häuser im Dorf zerstörte, zogen die Vorfahren hierher. Man könnte es Glück

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Im Bach gedeihen die Gauklerblumen, bewacht von einer alten Baummagnolie am linken sowie Tulpen- und Lebkuchenbäumen am rechten Ufer.


Ferdinand und Therese Kapsreiters Blicke ­schweifen den Weg entlang, dessen Ursprung eine Konifere und ein hellrosa blühendes ­Judasblatt markieren.

der Kapsreiter-Garten S

erster Mammutbaum Wirtschaftsgebäude und Ställe

Tulpenbäume

O

W

N

Judasblatt Wohnhaus Baummagnolie Taschentuchbäume Biotop Bachlauf Schnurbäume Koniferen

Lebkuchenbaum

illustration: julia lammers

Kastanie

im Unglück nennen, denn ohne die Brandkatastrophe wäre die Familie wohl nicht in den Besitz des idyllischen Areals mit natürlichem Bachlauf am Rand des kleinen Dörfchens gelangt. In jüngerer Zeit haben auch strenge EUVorschriften dem Garten Nutzen gebracht. Die Kapsreiters mussten die Damwildzucht aufgeben. Das tat zwar nicht nur der Familie leid, war doch das Fleisch der ganzjährig im Freien lebenden Tiere äußerst schmackhaft und bei den örtlichen Metzgereien

Hirschhäuschen

goldblättriger Mammutbaum

und Gastwirtschaften heiß begehrt. Aber so wurde noch mehr Platz frei, den der Hausherr nun mit weiteren seltenen Pflanzen bestücken konnte. Vorher wäre das nicht gegangen; das Damwild hätte alles weggeknabbert. Komponieren mit Farben

Da der parkähnliche Garten längst viel mehr Arbeit macht, als eine Person bewäl­tigen kann, helfen mittlerweile nicht nur Ferdinands Frau Therese, sondern auch seine

Schwester Martha und deren Mann Franz mit. Die Gestaltung aber ist und bleibt die ureigene Aufgabe des Sammlers. Dabei komponiert er die Beete auch nach Farben. „Es derfa net zwoa gleiche Grüntöne nebanand sei“, lautet sein Credo. Was Blühendes sollte außerdem immer vor einem dunklen Hintergrund wie Koniferen stehen. Und wenn eine Pflanze sich nach einem Jahr an ihrem Standort nicht bewährt hat, wird sie eben umgesetzt. Platz genug gibt es ja im Land der Funkien und Magnolien. 3

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rezepte mit Tradition

Oberbayern

Hähnchenspieße mit Mandeln Das panierte Backhendl hat eine lange kulinarische Tradition. Das zarte Hühnerfleisch macht sich aber auch unter einer Semmelbröselschicht mit Mandeln, Parmesan und Knoblauch sehr gut. Für die Spieße kann man natürlich ein ganzes Hähnchen zerteilen. Einfacher geht es aber, wenn man dafür Hähnchenbrüste nimmt. Ein ganz besonderes Fleisch hat das Herrmannsdorfer Landhuhn, das auf einem Bio-Hof bei Glonn gezogen wird. Es ist eine Kreuzung aus zwei alten Hühnerrassen, den robusten Sulmtalern und den Les Bleus.

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Knusper, knusper, Knäuschen

Manche mögen’s gerne, wenn’s beim Zubeißen so richtig schön kracht. Unter einer Kruste tritt zuweilen eine geschmackvolle Überraschung zutage und in der Panade ist nicht nur Fleisch ein Genuss. Fünf Rezepte, bei denen das Drüber genauso wichtig wie das Drunter ist. Redaktion: uschi korda & christian teubner Fotos: Eisenhut & Mayer

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Bayerischer Wald

Brieskrusteln in der Kartoffelsuppe Innereien sind ja nicht jedermanns Sache. Ein Kalbsbries geht allerdings bei so manchem Skeptiker durch. Vor allem wenn man es knusprig mit Mandeln und Bröseln paniert. Wichtig ist, dass man die auch als Schwese, Midder oder Milcher bekannte Thymusdrüse mindestens eine Stunde lang gut wässert, bevor man sie in Röschen zerteilt. Frisches Bries hält nur einen Tag im Kühlschrank, eingefroren kann man es bis zu einem Monat aufbewahren. Ach ja, und gesund ist es außerdem, da es reich an Kalium und Vitamin C ist.

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Niederbayern

Zanderfilet unter Basilikum-Kruste Mit einer feinen Kräuterkruste kommen ansonsten gerne weißfleischige Seefische wie Steinbeißer, Kabeljau und Goldbarsch daher. Bei uns darf’s natürlich auch ein Zander sein, der sich im Frühling mit Kräutern besonders gut verträgt. Allen voran mit Basilikum, das sich auf jedem Fensterbrett gut ziehen lässt. Die auch als Königskraut oder Königsbalsam bekannte Pflanze kam etwa im 12. Jahrhundert aus Indien nach Mitteleuropa. Da sie bei uns im Winter zu wenig Licht bekommt, entwickeln die Blätter erst im Frühjahr ihren vollen Geschmack.

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Altbayern

Zicklein in der Kräuterkruste Im April und Mai ist die Zeit des „Gebackenen Gaßla“ gekommen. Da das Zickleinfleisch besonders zart, fettarm und ohne ausgeprägten Geschmack ist, ist es prädestiniert für eine geschmackvolle Panade oder Kruste. Die reichert man jetzt mit zarten Frühlingskräutern wie Liebstöckl, Minze und Salbei an. Mit der Brühe, die beim Abkochen des Fleisches entsteht, lassen sich Gemüsesuppen hervorragend verfeinern.

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Bodensee

Obstknödel mit heißer Nusskruste Über drei Fragen lässt sich trefflich streiten. Erstens: Sind Aprikosenknödel oder Zwetschgenknödel besser? Zweitens: Lieber Kartoffel- oder Quarkteig? Und drittens: Darf man sie nur in Butterbröseln wälzen? Nun, bei erster Frage haben wir uns für ein Rezept mit Kompromiss entschieden, bei dem die Knödel mit beiden Früchten gefüllt werden; bei der zweiten hat der Quark gewonnen, weil er nicht nur leichter durch den Magen geht, sondern auch leichter zu handhaben ist. Und bei dritter Frage lassen wir den Puristen außen vor und verpassen unseren Knödeln eine feine Haselnuss-Panade.

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Hähnchenspieße mit Mandeln

Brieskrusteln in der Kartoffelsuppe

Zanderfilet unter Basilikum-Kruste

Zutaten für 4 Personen Zeitaufwand: 1 Stunde

Zutaten für 4 Personen Zeitaufwand: 1N Stunden

Zutaten für 4 Personen Zeitaufwand: O Stunde

4 Hähnchenbrüste 1 geschälte Zwiebel 1 rote Paprikaschote 120 g durchwachsenes Wammerl 2 zerdrückte Knoblauchzehen 4 EL Pflanzenöl Salz, Pfeffer

300 g Kartoffeln je 50 g Zwiebel, Gelbe Rübe und Selleriewurzel 50 g gewürfelter, leicht geräucherter Speck Salz, Pfeffer O l Fleischbrühe 1 gehäufter TL Mehl

1 Bund Basilikum (oder gemischte Wildkräuter) 100 g Pinienkerne 40 g weiche Butter 100 g fein geschnittenes Roggen-Toastbrot Salz, weißer Pfeffer 1 TL Senfpulver 1 EL Zitronensaft 600 g Zanderfilet Öl für die Gratinform

Für die Kruste: 50 g Mandelblättchen 40 g Semmelbrösel 40 g geriebener Parmesan 1 zerdrückte Knoblauchzehe 1 EL frisch gehackte Kräuter (Petersilie, Thymian und Rosmarin) 50 g Butter Zubereitung 1. Die Hähnchenbrüste in gleichmäßige

Scheiben schneiden. Zwiebel, Paprikaschote und Räucherspeck in dünne Scheiben schneiden. Mit dem Hähnchen in eine Schüssel geben, mit den zerdrückten Knoblauchzehen und Öl vermischen. Salzen, pfeffern und etwa 2 Stunden marinieren. 2. Das Backrohr auf 200 °C Umluft vorheizen. 3. Das Hähnchenfleisch, Zwiebelscheiben, Paprika und Speck abwechselnd auf 8 Spieße stecken und diese dicht neben­ einander in ein feuerfestes Gefäß legen. 4. Für die Kruste Mandelblättchen mit Semmelbröseln, Parmesan, Knoblauch und Kräutern vermischen. Mit Salz und Pfeffer würzen, dann über den Spießen verteilen. Die Butter zerlassen und darübergießen. Im Ofen etwa 20 Minuten lang knusprig braun braten und wenn nötig zwischendurch mit Butter beträufeln.

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400 g Kalbsbries 120 g Semmelbrösel 50 g fein geriebene Mandeln (mit Schale) 1 gehäufter EL Mehl 1 Ei Butterschmalz zum Ausbacken 1 EL gehackte Petersilie für die Garnitur Zubereitung 1. Die Kartoffeln waschen, schälen und in

Würfel schneiden. Zwiebel, Gelbe Rübe und Sellerie ebenfalls würfeln und mit dem gewürfelten Speck andünsten. Die Kartoffelwürfel zugeben, würzen und bei schwacher Hitze etwa 10 Minuten dünsten. 2. Mit der Fleischbrühe aufgießen, das Mehl unterrühren und bei mäßiger Hitze ca. 30 Minuten gar kochen. Dann durch ein feines Sieb passieren. 3. Das Kalbsbries etwa 1 Stunde lang unter fließendem kaltem Wasser wässern und sorgfältig von allen Hautresten befreien. In kleine Röschen teilen, gut ablaufen lassen, salzen und pfeffern. 4. Semmelbrösel mit Mandeln vermischen und salzen. Kalbsbries im Mehl wälzen, durch das verquirlte Ei ziehen und mit der Brösel-Mandel-Mischung sorgfältig panieren. 5. Im heißen Butterschmalz rundum knusprig braun ausbacken. Herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. In der Kartoffelsuppe mit Petersilie bestreut servieren.

Zubereitung 1. Für die Kruste Basilikum waschen und

trocken schütteln. Die Blätter abzupfen und fein hacken. Die Pinienkerne fein hacken oder im Mörser zerstoßen. Die weiche Butter mit Basilikum und Pinienkernen gut verrühren. Das ganz fein geschnittene Toastbrot und die Gewürze zugeben, unterrühren und nochmals abschmecken. 2. Das Fischfilet von den Gräten befreien und in 4 gleich große Portionen teilen. Salzen, pfeffern und jeweils auf einer Seite mit der Panade bestreichen. 3. Eine Gratinform mit Öl ausstreichen, die Fischstücke darauflegen und unter dem Backofengrill garen. Die Oberfläche sollte knusprig braun sein. Dazu passt ein Salat mit Wildkräutern.


Zicklein in der Kräuterkruste

Obstknödel mit heißer Nusskruste

Zutaten für 4 Personen Zeitaufwand: 2 Stunden

Zutaten für 4 Personen Zeitaufwand: 50 Minuten

1 halbierte Zwiebel 2 Knoblauchzehen je 50 g Gelbe Rübe, Staudensellerie und Lauch 2 Lorbeerblätter K TL weiße Pfefferkörner Salz 1 längs geteilter Zickleinrücken mit ca. 1,2 kg

Für die Knödel: 40 g Butter 1 Msp. geriebene Zitronenschale 2 TL Puderzucker 1 Prise Salz 250 g trockener Magerquark 1 Ei, 3 EL Grieß 80 g Mehl ca. 2 EL Zucker fürs Kochwasser 8 halbierte eingelegte Aprikosen 8 halbierte eingelegte Zwetschgen

Für die Kruste: 100 g Semmelbrösel 3 EL fein gehackte Frühlingskräuter 1 EL Mehl 2 Eier Butterschmalz zum Braten Zubereitung 1. Zwiebel schälen und halbieren. Knob-

lauch, Gelbe Rübe, Sellerie und Lauch schälen bzw. putzen und klein schneiden. 2. Das Gemüse mit den Gewürzen in einen Topf mit 2 Liter Wasser geben und auf­ kochen. 10 Minuten lang köcheln, dann den Zickleinrücken einlegen. Unter dem Siedepunkt 30 Minuten ziehen lassen. 3. Den Rücken aus dem Fond heben, jeweils zwischen 2 Knochen durchschneiden. Die Brösel mit den Kräutern vermischen. Die Fleischstücke mit Mehl bestauben, durch die verquirlten Eier ziehen und in der Brösel-Kräuter-Mischung panieren. 4. Die Fleischstücke rundherum im heißen Butterschmalz knusprig anbraten. Dazu passen junger Spinat und Petersilienkartoffeln.

Für die Nusskruste: 100 g Mehl 2 versprudelte Eier 200 g geriebene Haselnüsse 2 EL gehackte Haselnüsse Öl zum Frittieren 4 Kugeln Fruchteis Melisseblättchen zum Garnieren Puderzucker zum Bestreuen Zubereitung 1. Butter mit Zitronenschale, Puderzucker

und Salz schaumig rühren. Quark mit Ei und Grieß glatt rühren, mit Mehl und Buttermasse zu einem weichen Teig verarbeiten. 15 Minuten rasten lassen. 2. In einem großen Topf Wasser mit Salz und Zucker aufkochen. 3. Je eine halbe Aprikose mit einer halben Zwetschge zusammensetzen, mit Quarkteig umhüllen und zu Knödeln formen. Ins Wasser geben und unter dem Siedepunkt 12 Minuten ziehen lassen. Mit einem Schaumlöffel herausheben und ausdampfen lassen. 4. Die Knödel mit Mehl, Eiern, geriebenen und gehackten Haselnüssen panieren und in reichlich heißem Öl knusprig backen. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Mit Fruchteis und Melisse garnieren, mit Puderzucker bestreuen.

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hausbesuch

Wohnen wie bei Goethe

Sinn für Schönes kann man nicht lernen. Nur leben. So wie Kriemhild und Werner Horn, die am Ufer des Chiemsees ihren Wohntraum wahr machten. Text: SUSI BIRÓ   Fotos und Produktion: christine bauer

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Die Küche bei Horns: Der alte Kasten (lin­ ke Seite) aus dem Jahr 1800 beherbergt heute das Geschirr. Die Pendeluhr über dem alten Stuhl hat Werners Großmutter Mimi „gespendet“. Wenn Kriemhild am Biedermeiertisch auf dem Mehlsackstuhl (links) sitzt und Gemüse putzt, freut sie sich jedes Mal über das Jagdhorn, ein Hochzeitsgeschenk. Wer Horn heißt …


Brettstühle, wohin man sieht – auch im Ess­ zimmer. Links hinten: die „blaue Sammlung“, die ­jeder für sich begann und die sich wunderbar zu einem Ganzen fügt – wie Kriemhild und Werner. Die Vorhänge hat der Hausherr entworfen.

och ist es ruhig in Übersee, doch bald schon werden die ersten Sommer­ urlauber kommen, bald schon wird die Be­ schaulichkeit des Ortes den Wasserratten, Spaziergängern, Radlern und Seglern wei­ chen. Es wird laut und ausgelassen rund um den Chiemsee. „Das ist die Zeit, wo wir es besonders schätzen, dass unser Haus ein bisschen vom Schuss ist, dass wir ungestört auf der Terrasse sitzen, Nachbarn einladen und unser Daheim mit all seinen Schönhei­ ten leben können“, sagt Kriemhild Horn. Und an Schönheiten, alten Gebrauchs­ möbeln und Biedermeier-Kunstwerken ­beherbergt die stolze Villa, die einst 1870, ­vermutlich von italienischen Wander- und Bauhandwerkern, erbaut wurde, weiß Gott genug. Man muss auch nicht lange grübeln, wessen Stil einst den Bauherren gewisser­ maßen die Vorlage gab – und wer hier heute noch „mitlebt“: Kein Geringerer als der alte Goethe ist es. Ziehen und knarren – aber mit Charme

Vieles hier erinnert an das Haus des Dich­ter­ fürsten in Weimar. Und auch die Vorbesitzer der Villa am Chiemsee achteten darauf, dass keine der drei Etagen im Laufe der ver­ gangenen 140 Jahre unter Renovierungs­ wut und Neudenken litt. Im Gegenteil. Die Zeit scheint stehen ­geblieben. Sogar die alten Scheiben in den Kastenfenstern sind noch mundgeblasen. „Es zieht und es knarrt – aber das mit Charme“, schmunzelt Kriemhild. Als sie vor zwölf Jahren Einzug hielt, hatte Werner, der Rechtsanwalt aus Mün­ chen, schon viele Jahre eingerichtet, akri­ bisch recherchiert, gesammelt, „goethisiert“ und verschönert. „Ich hab nicht mehr viel machen müssen. Mein Mann hat den Sinn für Farbe, Stil und Ensembles in die Wiege gelegt bekommen. Er hat ganze Arbeit ge­ leistet“, erinnert sich Kriemhild. Nur ein Beispiel. Damit die zierlichen ­alten Beschläge an den Fenstern nicht ver­ deckt werden und die Sonne kräftig in die Zimmer scheinen kann, hat Werner eigens Vorhänge entworfen. Schlichtes Tuch, an der Seite von Rosetten gehalten. Die Halte­ rungen baute ein Schreiner original nach. Werner war es auch, der es prächtig ver­ stand, jedem Raum seinen eigenen Charak­ ter zu geben. Viel Biedermeier, doch ganz

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ohne Schnörkel. Kriemhild: „Als ich mit meinen Sachen dann aus München her­zog, merkten wir erst, wie ähnlich wir tatsäch­ lich sind. Die große Sammlung blauer kera­ mischer Schalen, Töpfe und Dosen zum ­Beispiel, die ist so eine Fifty-fifty-Sache. Wir haben, ohne uns zu kennen, dieselben Motive und Dinge gesammelt.“ Zwei Menschen, eine Leidenschaft

Sammeln – ein großes Thema bei den bei­ den! Da sind die Hüte aus jeder nur erdenk­ lichen Region, passend zu jedem Anlass, feinsäuberlich gestapelt in der Diele. Und

da sind natürlich die Schuhe des Hausherrn. Kein Paar gleicht dem anderen. Das älteste ist 34 Jahre alt. Werner trägt und pflegt jedes einzelne Paar mit Hingabe. Natürlich weiß er auch, welches Leder wel­ che Pflege braucht und wann Gamaschen passen oder eher sportlich-eleganter Stil. „Der Schuh war es auch, über den Wer­ ner und ich uns kennengelernt haben“, er­ zählt Kriemhild lachend. Sie leitete damals den Verkauf des ältesten deutschen Schuh­ hauses. Da nahm das Schicksal seinen Lauf und Kriemhild bald ihre Koffer – und zog schließlich zu Werner: „Ich musste mir ➻


fotos: xxxxxxx

Dieses Haus ist vieles, nur kein Museum. Alles findet Verwendung. Ob das alte Silber­ besteck mit Horngriffen, die Löffelsammlung oder die vielen bunt zusammengewürfelten ­Gläser. Rechts unten: Hündin Emma wurde von Werner in einem Scherenschnitt verewigt.

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Mansardenzimmer, Gästebett und viele, viele ­Bücher: Hierher zieht sich Kriemhild gern ­zurück, wenn’s im Haus einmal etwas lauter wird. Auch hier: Brettstühle, liebevoll zum ­Nachttischchen umfunktioniert.

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Malen als Ausgleich: Stundenlang sitzt Werner in seinem Arbeitszimmer und fertigt Karten, Scherenschnitte und Poster. Unten: Besonders stolz sind die beiden auf die Ausschnitte der ­ alten Holzdecke aus einer abgerissenen Barock­ kirche, die heute als Wandbild fungieren.

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„Für uns leben all unsere Möbel. Sie haben Geschichte, und sie wollen geliebt und gestreichelt werden.“

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dann überlegen, wie ich beruflich weiter­ mache, weil meine Arbeitszeiten in München das Pendeln auf Dauer unmöglich gemacht haben. Ich habe München geliebt, die Stadt, das Pulsierende, meinen Beruf“, erinnert sie sich. Aber sie hat sich auch verändert in die­ sen vergangenen zwölf Jahren. Der Kreis zum Sinn fürs Schöne schloss sich damit für beide. Diesen Sinn hatte auch Kriemhild schon immer. Gemeinsam sam­ melt das Paar auch Rahmen, Spiegel, Körbe – und Stühle. Aber nicht irgendwelche. „Früher haben wir sie nur Herzerlstühle genannt, diese Holzstühle, die an der Lehne ein Herz eingeschnitten hatten“, sagt Kriem­ hild lächelnd. Bald aber – nachdem sie ih­ rem Lieblingshobby, auf Flohmärkten bis rauf nach Belgien nach solchen Stühlen zu stöbern, ausgiebigst gefrönt hatten – präsen­ tierte sich ein anderes Bild: „Heute wissen wir, das sind Brettstühle, von denen jeder einen eigenen Charakter hat und aus unter­ schiedlichsten Hölzern gefertigt wurde. 40 verschiedene sind im Haus“, zählt sie im Geiste schnell durch. Von der Waschküche zum Atelier

Längst hilft Kriemhild auch anderen Leuten beim Einrichten. Bald nach ihrem Umzug an den Chiemsee hat sie begonnen, in der alten Waschküche ein Atelier auszubauen und später einen Laden ein­­zurichten. Heute ist sie begehrte Beraterin, freut sich über jedes Stück, um es wieder auf ­Vordermann zu bringen, und verkauft ihre Werke. Aus dem kleinen Atelier ist ein schmucker Treff für Liebhaber geworden. Auch im Haus zog ihr Geist ein: „Anfangs waren ja die Wände alle weiß, und dann, ei­ nes Tages, haben Werner und ich gefunden, es ist Zeit für Farbe.“ Auch da haben sie sich nicht in der Auswahl vergriffen. Heute wird im grünen Salon gelesen, in der weißen Küche gekocht, werden im gel­ ben Esszimmer Freunde bewirtet. Das ➻

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Im grünen Salon wird gelesen. Kriemhild sitzt hier aber auch und macht die Wäsche. Bunte be­stickte Deckchen, die sie über die alte knarrende Eichenwendeltreppe in die oberen Stockwerke trägt. ­Unten: die beachtliche Hut- und Schuhsammlung des Hausherrn.

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Jedes Zimmer hat seinen eigenen Charakter. Das ehemalige Mädchenzimmer, heute für Gäste vorgesehen, ist in englischem Streif ­gehalten, das Schlafzimmer strahlt blaue Ruhe aus – die Hündin Emma sichtlich liebt. Werner und Kriemhild leben, was sie lieben.

Mädchenzimmer belebte das Paar sehr eng­ lisch mit blau gestreifter Tapete. Für guten Schlaf sorgt warmes Blau im Schlafzimmer. Die Kunst, Raum zu lassen

Es ist eine Kunst, viele schöne alte Dinge so anzuordnen, dass einem nicht die Luft weg­ bleibt. Dass Raum bleibt. Diesen Spagat haben die Horns perfekt geschafft. Und doch finden sich in den Vitri­ nen, in denen natürlich alle Ausgaben von Johann Wolfgang von Goethe stehen, viele kleine Büsten, Scherenschnitte und Porträts berühmter Persönlichkeiten, von Friedrich

dem Großen, Königin Luise bis Schiller. Nur ist nichts aufdringlich, nichts überladen. „Für uns leben all unsere Möbel. Sie ha­ ben alle Geschichte, und sie wollen geliebt und gestreichelt werden“, sagt Kriemhild ein wenig selbstironisch. „Wir wollten nie leben wie in einem Museum. Alles, was bei uns steht, liegt und hängt, wird benutzt. Wir leben vielleicht ein wenig außerhalb der Zeit, denk ich manchmal. Aber all die Dinge, wie die alten Silberlöffel, die Töpfe und Bretter, haben eine Funktion.“ Oft erst spätabends kommt Werner aus dem Büro in München nach Hause. Und

wenn sie nicht gemeinsam mit Hün­din Emma spazieren gehen, dann zieht er sich in sein Arbeitszimmer zurück, um Plakate, Scherenschnitte und Postkarten zu zeich­ nen. „Manchmal stundenlang. Das ist für mich der perfekte Ausgleich zu meinem ­Beruf – und während Kriemhild draußen schleift und streicht, find ich hier meinen Ausgleich.“ Ein Leben mitten in der heutigen Zeit und doch ein wenig abseits. Mit alten Mö­ beln, schönen Ideen und ein bisschen mit Goethe, so sehen sie sich, die Horns, und selten ist ein Ensemble so authentisch. 3

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brauchtum

G’standene Reiter auf kräftigen Rössern

Am Sonntag nach Georgi reiten die Bernbeurer und ihre Nachbarn mit festlich geschmückten Pferden zur Kirche des heiligen Georg auf dem Auerberg. Dort erbitten sie für sich und ihre Tiere Gottes Segen. Text: stephanie lahrtz Fotos: Peter von felbert

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Auftakt zum t­ raditionellen Georgiritt: Mit einem Fanfarenstoß e ­ röffnen die Bläser mit ihren prächtig geschmückten Pferden auf der ­Festwiese am Auerberg den ­Gottesdienst.

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eorgiritt in Bernbeuren, das heißt für Reiter wie Rösser früh aufstehen und sich erst einmal schön machen. Alle vier Wieshof-Pferde von Bauer Max Sprenzel stehen in der kühlen Morgenluft vor dem Stall, während die ganze Familie geschäftig um sie herumwuselt. Die dreijährige Nellie scharrt nervös mit dem rechten Vorderhuf, ab und zu schnaubt sie und blickt hinüber zu Mutter Nina, die ein ebenso prächtiges hellbraunes Kaltblutpferd ist wie sie. Geduldig lässt Nina das Flechten des Schweifs und das Befestigen des Blumenschmucks in der Mähne über sich ergehen. Schließlich ist es für sie ebenso wie für ihren Besitzer Max, den langjährigen Vorsitzenden des Georgirittvereins, schon der fünfzehnte Georgiritt, während Nellie erst zum zweiten Mal dabei ist.

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Letzte Vorbereitungen: eine verrutschte Schleife im Rossschweif festbinden, die Instrumente parat haben und aufsitzen (Bilder links). Ein einfaches Holzkreuz gilt als Zeichen der Bitte um Gottes Beistand.

Nahezu unberührt von all dem frühmorgendlichen Trubel steht Rockie da. Dabei ist er so etwas wie die tierische Hauptperson. Der Hengst wird nachher beim Umzug den Darsteller des heiligen Georg tragen. Seit fast 90 Jahren schmücken die Bernbeurer und ihre Nachbarn diesseits wie jenseits der Grenze zwischen Oberbayern und Schwaben ihre Rösser am Wochenende nach dem 23. April, dem Namenstag des heiligen Georg. Dann wird beim Schutzpatron der Ritter und Bauern der Segen für Haus und Hof und vor allem für die Pferde erbeten. Schließlich waren sie einst die wichtigsten Arbeitstiere – und damit ein bedeutendes Stück Existenzgrundlage. Der 23. April war früher übrigens auch der Tag, ab dem man die Felder nicht mehr betreten durfte, um die jungen Triebe nicht zu zerstören.

Noch während Max’ Schwägerin Waltraud die letzte Blume in den Schweif der Stute Centa flicht, ertönt leises Hufgetrappel. Von fern taucht ein kleines Grüppchen festlich geschmückter Reiter auf. Die Männer tragen Tracht oder edle Reiterkluft, die Frauen meist ein richtiges Reiterdirndl. Westernkleidung oder gar Jeans erlaubt der Georgirittverein seinen Teilnehmern nicht. Es muss ein lammfrommer Schimmel sein

Angelika Sprenzel, Max’ Nichte, nimmt heute auf Centa am Georgiritt teil. Nach dem Aufsitzen breitet sie den weiten Rock de­ korativ über das Hinterteil ihres Reittiers. Dann schließen sich alle Wieshof-Pferde mit ihren Reitern den Nachbarn an, und man reitet hinauf auf den hinter Bernbeuren liegenden Auerberg. Langsam, damit die ➻


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Georg, heil’ger Rittersmann, führe uns auf dieser Bahn, deinem Schutz sei unterstellt: ­unser Haus und Gut und Feld.

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Den ganzen Gottesdienst verfolgen die Reiter standhaft auf ihren Rössern, nur zum Segen sitzt man ab und zieht den Hut (Bilder links). Danach formiert sich erneut der Festzug für den Ritt zur Georgskirche.

Tiere nicht schon vor ihrem großen Auftritt zu sehr schwitzen. Oben versammeln sich die 170 Georgiritt-Teilnehmer auf einer Wiese unweit des Festplatzes. Aus allen Richtungen tauchen nun Rösser und Reiter auf. Die Tiere auf­ geregt schnaubend, die Menschen fröhlich schwätzend. Die Vorbereitungen neigen sich dem En­ de zu. Manch ein Pferd muss noch schnell Dampf und noch mehr ablassen. Und der Dar­steller des heiligen Georg zwängt sich in Rüstung und Helm. „Ein passendes Georgspferd zu finda isch gar nette eifach“, erklärt Max Sprenzel, als er Rockie herbeiführt. Denn erstens muss das Tier ein Schimmel sein, zweitens muss es besonders gut gebaut sein und drittens lammfromm. Denn der heilige G ­ eorg trägt,

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der Legende nachempfunden, z­ usätzlich zur Rüstung auch eine Lanze. Er kann also sein Reittier nur eingeschränkt führen. „Mir hend scho mal es Georgspferd ghett, des hett während dem Ritt g’scheut und de Georg abg’worfa“, erinnert sich Max Sprenzel mit leichtem Schaudern. Das Ross mit den zwei pauken

Aber auch jene Rösser, die die acht Fanfarenbläser in ihren teils römisch, teils ritterlich anmutenden Kostümen tragen, müssen absolut geduldig sein. Damit sie beim Fanfarenblasen nicht erschrecken, fangen die jewei­ ligen Reiter zwei bis drei Wochen vorher an, die Tiere an die Lautstärke der In­strumente zu gewöhnen. Ganz besonders viel Nervenstärke wird aber dem Paukenpferd abverlangt. Das trägt

nämlich zusätzlich zu seinem Reiter rechts und links vor dessen Beinen je eine Pauke. „Dem Ross stellet mir erscht emal die Pauken vors Gesicht und schlaget leise“, erläutert der Wieshof-Bauer das Vorgehen bei der Eingewöhnung. „Wenn des klappet, dann werdet die Pauken aufem Sattel befeschtigt, und mir führet des Ross. Später steiget dann der Paukischt auf und beginnet, leis’ und wenig zu schlage.“ Vor einigen Jahren verlor ein Paukenpferd tatsächlich die Nerven und stieg zu Beginn der Musik auf die Hinterbeine. Leider landete es schräg und krachte zur Seite auf die Pauken. Das habe einen Schaden von 2.000 Euro gegeben, sagt Max Sprenzel – „aber zum Glück isch dem Ross nix passiert“. Ein langjähriges Mitglied des Georgirittvereins stellt jetzt den Zug nach alter Tradi-


tion zusammen: Erst reiten die Fanfaren­ bläser, dann der heilige Georg, gefolgt vom Kreuzträger, der Geistlichkeit und den Fahnenabordnungen diverser Vereine aus der Gegend. Am Schluss kommt die Vorstandschaft des Vereins und dann alle anderen Teilnehmer, immer schön paarweise. Auch einige Kinder auf Ponys oder Haflingern sind dabei, die fast noch aufgeregter sind als Nellie heute Morgen. In einer feierlichen Prozession geht es jetzt zum Festplatz, wo die Messe zelebriert wird. Nellie hat sich jetzt offensichtlich an den Trubel gewöhnt. Nicht einmal die Fanfaren machen sie unruhig. Beim singen wiehern die Pferde mit

Der Höhepunkt: Die Georgskirche ganz oben auf dem Auerberg wird von Reitern und Musikgruppen umrundet. Auch der Bischof wird auf seinem prächtig geschmückten Ross hinaufgeführt.

Kaltblutpferde sind sanfte Riesen Eigentlich ist der Begriff „Kaltblutpferd“ irreführend. Die Tiere haben keineswegs eine andere Körpertemperatur als Voll- oder Warmblutpferde. Und sie sind auch nicht „kaltblütig“ im Sinne von herzlos. Im Gegenteil: Kaltblutpferde sind umgänglich, unkompliziert, ruhig und dabei sehr ausdauernd. Diese Eigenschaften und ihr sehr starker und schwerer Körperbau machen sie zu idealen Arbeits­ pferden. Und genau dafür wurden sie früher auch eingesetzt: zum Ziehen landwirtschaft­ licher Geräte und Wägen. Doch mit dem Aufkommen von Maschinen wurden immer weniger Arbeitspferde gebraucht. Viele Kaltblutrassen starben beinahe aus, so auch das vor allem in Bayern verbrei­ tete Süddeutsche Kaltblut. Zum Glück be-

mühten sich Pferdeliebhaber um Erhaltung und Zucht. Und deshalb ist jetzt in Bayern der Bestand mit gut 2.000 Zuchtstuten und rund 100 Hengsten wieder gesichert. Statt zum Ziehen des Pflugs werden Kaltblutpferde heute hauptsächlich bei Umzügen und Brauchtumsfesten eingesetzt. Da das Süddeutsche Kaltblut mit seinem Körpergewicht von durchschnittlich 700 Kilogramm weniger massig, aber dafür beweglicher ist als etwa das französische Percheron oder das Belgische Kaltblut, sind die Süddeutschen auch gute Reittiere. Brauereien hingegen wollen besonders schwere Zugpferde. Sie setzen daher für ihre Festwägen meist schwarze Percheron oder Belgier ein. „Für deren breite Rücken gibt es nicht mal Sättel“, erklärt ein Züchter lachend.

Die Wiese bietet während der Messe einen wahrhaft prächtigen Anblick. Trotz warmer Aprilsonne stehen fast alle Pferde mehr als eine Stunde lang still im großen Halbkreis um den Altar, als ob sie die feierliche Stimmung genauso spüren würden. Nur gelegentlich klopft eines mit dem Huf oder dreht sich mal im Kreis. Und beim Singen der alten Choräle wiehern manche sogar mit. Zum Schluss erteilt der Priester, selbst hoch zu Ross, feierlich den Segen für alle anwesenden Pferde und Menschen. Dann formiert sich der Zug erneut. Hinüber geht’s zur nahegelegenen Georgskirche. Begleitet werden die Reiter immer von einer Musikgruppe aus Bernbeuren, hinzu kommt eine weitere, jedes Jahr wechselnde aus den Nachbargemeinden. So blasen Oberbayern und Schwaben den Rössern den Marsch. Feierlich wird das Gotteshaus umrundet, dann geht es wieder zurück zur Festwiese, wo alle verschnaufen. Die Tiere bekommen Gras, die Reiter Würstchen mit Semmeln. Max Sprenzel ist sichtlich erleichtert, dass nichts passiert ist. Kein Pferd hat gescheut, kein Reiter ist durch die Luft geflogen. Hans Greisel, der frühere langjährige Vereinsschriftführer, kommt vorbei zum Gratulieren. Er tätschelt Nina und klopft auch Max auf die Schulter. Der ist jetzt so glücklich, dass er sogar einem pferdebegeisterten Rotschopf gestattet, auf Nina aufzusitzen und dort sein Würstel zu verzehren. Danach darf Nina als eine der Ersten wieder heim. Dort wartet im Stall unge­ duldig ihr wenige Wochen altes Fohlen auf sie. Wer weiß, vielleicht wird es schon im übernächsten Jahr mit einem der jüngeren Sprenzel-Kinder am Ritt teilnehmen. 3

Georgiritt Auerberg: Das Festprogramm, eine Bildergalerie und die Vereinschronik gibt es auf www.georgirittverein-auerberg.de

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hohe kunst

Glockenspiel für Aschenputtel

Wenn er spielt, erklingen 65 Glocken, und seine Musik weht über die Dächer der Au in München. Stefan Duschl hat einen himmlischen Zauber wiedererweckt – das Glockenspiel. Applaus für den Mann im Turm. Text: Armin Zipzer Fotos: Monika Höfler

Blick hinauf zum Glockenspiel im Turm der Mariahilfkirche in München. Eine ­verwirrende Drahtkonstruktion ­verbindet die Klöppel mit Tasten und ­Pedalen, die der Glockenspieler bedient.

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ie war das Aschenputtel von München, die Au, ein Ortsteil am Ufer der Isar, schräg gegenüber von der Altstadt. Einst lebten hier Wäscherinnen, Tagelöhner, Gebeutelte. Doch niemand wird je erfahren, ob drüben in den herrschaftlichen Stadthäusern, hinter Stuck und Samtvorhängen, nicht genauso viel geweint wurde wie hier in den engen windschiefen Herbergen. Heute ist die Au begehrt, sie hat Charme. Hier murmelt und gluckert der Auer Mühlbach, hier heißen Lokale z. B. „Schmausefalle“, Kindergärten „Zwergerlparadies“, Straßen „Am Herrgottseck“. Mittelpunkt der Au ist der Marktplatz, der Mariahilfplatz. Mittelpunkt des Platzes ist die klinkerrote Kirche Mariahilf. Genau hier geschieht etwas, das es wert ist, vermeldet zu werden. Es hat mit dem schlanken Herrn zu tun, der da drüben gerade auf den Kirchturm zugeht. Er zückt ­einen Schlüssel, öffnet eine schmale Seitentür. Er betritt einen kühlen Raum, eng wie

„Eine Kirche im Stil der deutschen Gotik“ wünschte sich König Ludwig I. Es entstand die Mariahilfkirche, erbaut 1831 bis 1839. Der Turm ragt 93 Meter in den weiß-blauen Himmel Bayerns. Neu: das Carillon.

ein Verließ. Hier beginnt eine Wendeltreppe, alles ist weiß, alles aus Stein, ganz schön hoch, „203 Stufen“, hat er einmal gezählt. Es duftet zart nach Weihrauch vom Kirchenschiff nebenan. Stefan Duschl, dynamische 48, kennt sich aus im Turm. Dort oben, hoch über der Kirchenuhr, sind sie – seine Freunde. Er selbst sagt es sachlicher: „Da sind 65 Glocken.“ 65! Wo ist da der Glockenspieler?

Die Glocken sind sein Musikinstrument. ­Andere ­haben ihr Klavier, ihre Gitarre, er hat einen Turm voller Glocken. Er ist der Glöckner von der Au, genauer: Er ist der Glockenspieler von der Au. Kenner sagen Carillonneur, sie sprechen es betont Französisch aus, weich: Carijonnör. Stefan Duschl ist einer der wenigen Carillonneure in Deutschland. Momentan vielleicht sogar der einzige aktive in Bayern. Wer ist dieser Stefan Duschl?

Ein Gute-Laune-Mann. Was nicht heißt, dass er sich vor Vergnügen ständig auf die Schenkel haut. Er ist einfach positiv, neugie­ rig, besonnen, still vergnügt. Er ist Elektro­ ingenieur, entwickelt Elektronik für eine ­begehrte deutsche Automarke. Sohn Felix, 20, studiert in den USA. Und wie übt Stefan Duschl seine Stücke ein? Nicht auszudenken, was geschähe, wenn er an den 65 Glocken üben würde. Nehmen wir an: Ein Schwall falscher Glockentöne irrt lärmend durch die Au. Anwohner knallen die Fenster zu, Hunde jaulen, Telefone glühen: „Hey, Sie da oben, haben Sie’s bald?“ Oder: „Herr Wachtmeister, da ist ein Verrückter im Turm!“ Oder: „Gebts ihm endlich a g’scheit’s Notenblatt!“ Nein, nein, unser Carillonneur übt stumm, ohne Glocken, „zu Hause, an einem Gestell, das ich mir gebastelt habe“. Sind Glocken überhaupt ein Instrument? Ursprünglich nicht. Glocken rufen mahnend zum Gebet. Sie rechnen uns gna- ➻

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Stefan Duschl im Glockenturm (o. li.), an den Stocktasten (o. re.), in der Kabine am Spieltisch (u. li.) und bei kleinen und großen Glocken (u. re.). Unten denkt wohl so mancher Passant: Ist eh alles automatisch …

denlos die vollen Stunden vor. Sie melden alle 15 Minuten mit dünner Stimme, wie schnell sie vergeht – die Zeit, die hastige Schwester der Ewigkeit. Glockengeläut verkündet jubelnd ein Fest, eine Hochzeit, irgendeine Krönung des Lebens! Einst schlug sogar die „Säuferglocke“, so gegen zehn Uhr abends; danach mussten die Zecher heim, „mit Laterne“, ohne „schrey“ und „unfug“. Aus dem Geläut mehrerer Glocken ergab sich dann nach und nach das Glockenspiel. „Zentren sind Frankreich, Belgien, Holland“, erklärt Stefan Duschl. Viele berühmte Me­ lodien sind sogar so umgearbeitet worden, dass sie mit Glocken gespielt werden können. „Wie die Fantasia Nr. 4 in d-Moll von ­Georg Friedrich Händel“, sagt der Ingenieur und gibt sogleich eine Kostprobe seines Könnens zum Besten. Ist das Glockenspiel in der Au neu? Ja. Nur die fünf Glocken vom liturgischen Geläut gab es schon. Doch 60 Glocken wurden erst vor einem Jahr in Holland

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Schiller sagt: Die Glocke lehrt uns, dass alles Irdische verhallt. Ja, aber kann eine Lehre schöner klingen?

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gegossen und von Spezialisten aus Österreich im Turm montiert – unter einem verwirrenden Gebälk aus Lärchenholz und ­Metall. Die Kosten, rund eine halbe Million, konnte Pfarrer Markus Gottswinter mit Spenden bezahlen. „Sehr erfreulich, wie viele sich beteiligt haben“, sagt er. Wie macht Stefan Duschl mit den Glocken Musik? Oben im Turm betritt er eine hölzerne Kabine, das hilft gegen den Schall, gegen

die Druckwellen. Er setzt sich auf ­einen Klavierhocker an den Spieltisch, der entfernt dem Spieltisch einer Orgel ähnelt. Dann legt Stefan Duschl los. Er rutscht vor, an die Kante des Hockers. Sein ganzer Körper ist in Aktion. Die Füße, Schuhgröße 44, tanzen auf den vielen Pedalen (für die tiefen Töne). Seine Hände sind halbgeöff­ nete Fäuste, sie schlagen auf die Stocktasten aus Eiche. Wenn er von oben im richtigen Winkel trifft, ist es gut. Wenn er den Schlag ein bisschen zu schräg ansetzt, spürt er an der Handkante einen kleinen Schmerz. Im schlimmsten Fall tut „mein Handgelenk weh“. Alle Tasten am Spieltisch sind per Drahtkonstruktion mit den Klöppeln in den Glocken verbunden. Drähte heben und senken sich, Klöppel schwingen, Töne brausen los wie Urgewalten, Solo für 65 Glocken. Vielharmonie. Was fasziniert ihn an einer Glocke?


Zwischendurch an die frische Luft: Stefan Duschl in der offenen Tür oben am Kirchturm. Unten der Mariahilfplatz, nah an der Isar. Rechts: Das Glockenspiel umfasst immerhin 5 Oktaven und wiegt 22 Tonnen. Nur Vögel musizieren noch höher.

„Der klare Ton.“ Und: „Die Stille zwischen den Tönen.“ Wissen die Passanten, dass da oben ein Carillonneur spielt – oder glauben sie, das sei alles automatisch? Schwer zu sagen. Oft ist es so: Passanten lauschen dem Glockenspiel und bleiben stehen, manchmal Dutzende, manchmal mehr. Sie schauen neugierig hinauf, offenbar suchen ihre Blicke nach Antworten. Sieht man die Glocken? Entdeckt man da oben einen Menschen? Stefan Duschl: „Wenn die Leute zuhören, wenn sie rauf­gucken, das seh ich nicht, aber ich weiß es. Und … also das macht mir nichts mehr aus.“ Verlegenheit huscht über sein Gesicht, so etwas wie Bescheidenheit. Darf jeder mit ihm hoch in den Turm? Ja. Wir haben es erlebt: Stefan Duschl kam gerade die Wendeltreppe runter, verließ den Turm durch die Seitentür. Da bauten sich Passanten vor ihm auf: „Ach, bitte, könnten Sie uns einmal mitnehmen nach oben, geht das überhaupt?“ In diesem Mo-

ment schimmerte so was wie Stolz in seinen Augen, er machte auf dem Absatz kehrt: „Gern, auf geht’s!“ Und schon war er mit den Fans auf dem Weg nach oben. Ist so ein Zufall wirklich ein Zufall?

Wie begann die Liebe zum Glockenspiel? Wie Liebe oft beginnt: durch Zufall. „Bei uns daheim in Wolfratshausen stand ein Klavier, da hab ich als Kind gespielt. Aber ich habe immer geträumt, Steel Drums oder Vibrafon zu können, irgendwas mit metallischem Klang.“ Bei einem Winterspaziergang hörte er zum ersten Mal ein Glockenspiel, das kleine Carillon im Münchner Olympiapark. „Erst dachte ich, das ist automatisch, bis sich eine Tür öffnete, da trat ein Mann heraus.“ Es war Georg Köppl, der Altmeister unter den Glockenspielern. Das war der Tag, an dem Stefan Duschl sich a) ins Glockenspiel verliebte und b) seinen Lehrmeister fand. Samstag, kurz nach vier. Stefan Duschl

spielt oben im Turm eine Melodie von ­Georg Köppl, schöner kann er seinem Lehrmeister nicht danken. Unvergesslich, wenn die glockenhellen Klänge der kleinen Glocken mit den mäch­ tigen Klängen der großen Kaliber wett­ eifern, sich jagen, miteinander tanzen. Man kann sich dazu ein Feuerwerk vor­ stellen, Töne wie farbige Raketen, die aufsteigen und entzücken. So was Einzigartiges gibt es jetzt in der Au, beim Aschenputtel von einst, das sich vor unseren Augen (und Ohren) in eine Prinzessin verwandelt. 3 Glockenspiel: Zur Auer Dult (27. 4. – 5. 5.) gibt es Instrumentenvorführungen im Turm zur vollen Stunde am 27./28. 4. (13–17 Uhr), am 1. 5. (13–16 Uhr), 4./5. 5. (13–17 Uhr). Am 1. Mai und an den Wochenenden spielt Stefan Duschl während der Führungen je 5–10 Minuten. Beste Akustik: nebenan im Hof vom Landratsamt, Mariahilfplatz 17.

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