Servus in Stadt & Land Deutschland 08/2016

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Die Kuchen-Idee

Mit Lauch, Tomaten, Gurke

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GUT .

LEBEN

Beim Bienenhirten

Wanderimker im Schwarzwald

2 AUGUST 08/2016

D 4,20 EUR CH 7,00 SFR ESP/IT/LUX 4,50 EUR

NEUES LEBEN FÜR PALETTEN

Wir basteln Bänke, Beete & Blumentröge für den Garten

SÜSSE JUWELEN AUS DEM WALD Köstliche Rezepte mit Heidelbeeren

NATURAPOTHEKE

Der Duft des Sommers WIE UNS PFLANZLICHE AROMEN SCHÖN, GESUND & GLÜCKLICH MACHEN

Kleine Kunst im Garten

Charivari für echte Mannsbilder

Traumtag am Staffelsee

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august 2 16 natur & garten 14 Morgentau, Himmel blau

Er soll uns gesund und schön machen, vor Hexen schützen, Wetter vorhersagen. Purer Aberglaube?

26 Felsenfeste Freundschaft

Der Garten der Fischls im niederbay­ erischen Hinterberg, eine Geschichte voll blühender Dankbarkeit.

36 Vom Gabelstapler

Holzpaletten können im Garten sehr hübsch und nützlich sein.

40 Schwert und Rüsche

Mit Gladiolen hält ein Farbenfeuer­ werk Einzug in den Garten.

122 Daheim im Sumpf

Uralt, aber bis heute bei uns heimisch: die Sumpfschildkröte.

4 Servus

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küche 48 Schwarz, rund und gesund Heidelbeeren sind die süßeste Ver­ suchung aus dem Sommerwald.

52 Pikante Backstube

Kuchen und Torten mit Gemüse.

60 Ein Fest aus dem Rest

Gutes von daheim: Wie aus übrig ge­ bliebenen Broten edler Schnaps wird.

64 Ärpelpudding

Omas Kochbuch: ein fast vergessenes Rezept aus dem Bergischen Land.

66 Obazda, ein echter Bayer

Ein Wirtshausklassiker vom Gasthaus Schachtl in Pfarrkirchen.

68 Fang mich doch! Feine Hecht-Rezepte.

wohnen 76 Weg zum einfachen Leben Es begann steinig, anfangs gab es nicht einmal ein richtiges Dach. Ein Hausbesuch an der Elbe.

82 Ein Spiel zum Nachtisch Kinderbasteln: Picknickdecke und „Tic Tac Toe“-Spielfeld in einem.

84 Alles im Rahmen

Fundstück: Aus einem alten Stick­ rahmen wird ein fröhliches Mobile mit den schönsten Fotos von unseren Sommerferien.

86 Wenn der Enzian blüht

In freier Wildbahn steht die Alpen­ schönheit unter Naturschutz. Aber im Blumengeschäft kann man sie kaufen – und wunderschöne Arrangements daraus machen.

FOTOS COVER: MICHAEL SCHINHARL, EISENHUT & MAYER, TOBIAS GERBER, ROBERT MAYBACH

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FOTOS INHALT: HARDY MÜLLER, ELISABETH BERKAU, EISENHUT & MAYER, KATHARINA GOSSOW, MARCO ROSSI, SEBASTIAN GABRIEL, THOMAS DREXEL, NATIONALPARK DONAU-AUEN; ILLUSTRATION: ANDREAS POSSELT

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land & leute 108 Hallo, wir sind die Gartenschwestern

Doris Reim schafft mit den Händen eine sehr kokette Damenwelt.

118 Heiner, der Bienenhirte Heiner Meier streift mit seinen Bienen durch den Schwarzwald. Wohin sie mit ihm wandern, warum sie ihn nicht stechen.

100 Charivari für den schmucken Mann

Matthias Wiesheu aus München zeigt uns das Andenken an seine Großmutter, den Schmuck, der anfangs nur für die Männer war. Plötzlich ist Charivari wieder beliebt. Dazu: die Symbolik der Anhänger, die Geschichte des Charivari, seine Bedeutung.

136 Geliebter Staffelsee

Eine Welt für sich, das Blaue Land. Mit Menschen, die ihr Ding machen. Mit grandioser Landschaft sowieso.

150 Als die Bahn der Uhr davonraste

Alte Zeiten: In Deutschland gab es einst mehrere Zeitzonen. Ziemlich verwirrend für die Reisenden.

standards

brauchtum

3 Vorwort 6 Briefkasten, Ortsnamen 7 Mundart: Bach 8 Servus im August 22 Unser Garten, Mondkalender 32 Natur-Apotheke: Liebstöckel, magisches Maggikraut

34 Was unserem Körper jetzt guttut

44 Der Garten-Philosoph 46 Schönes für daheim 90 Schönes Zuhause: Dekotipps für den August

106 Schöne Erinnerungen: Erdbeereis

Dossier: Vom guten Duft

Wie man einen Duftgarten anlegt, ein Parfum selbst kreiert, was in die Aroma-Hausapotheke gehört und warum Pflanzen riechen. Ab Seite 92.

für einen Neandertaler 114 Michael Köhlmeier: Das Goldloch

148 ServusTV: Sehenswertes im August

154 Impressum, Worauf wir uns freuen

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GARTENBESUCH

Eine felsenfeste Freundschaft Der Garten der Fischls im niederbayerischen Hinterberg ist mehr als nur schön: Er ist Sieglindes Retter. Sie sagt: „Er gibt mir Lebensmut, Kraft und Stärke.“ Eine Geschichte voll blühender Dankbarkeit. TEXT: STEPHANIE LAHRTZ FOTOS: EVI PELZER

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Zwei Eidechsen vom Schmied beäugen sich. „Echte gibt es jetzt im Hochsommer natürlich auch.“

„Schauts her, ich bin stein-reich!“ Sieglinde, 58, zeigt mit weit ausholenden Armbewegungen auf ihr Gartenreich rund ums Haus. Fast meint man, sie möchte jede Pflanze, ­jeden Stein umarmen. Dass die Hausherrin hier so viele Steine hat, das hat einen ganz praktischen Grund. Ihr Grundstück liegt an einem steilen Hang. „Den mussten wir befestigen“, erklärt sie. Also begrenzen und stützen schwere Brocken den Aufgang und die Beete in den Terrassen. Die Steine stammen aus der Umgebung, dem Hügelland im Bayerischen Wald. Aber dass Sieglinde so viele und so schöne große Steine hat, ist das Ergebnis eines gut aufeinander abgestimmten Teams. Ihr Mann Karl, 62, bewegt nämlich das Gestein. „Für viele hab ich einen kleinen Bagger gebraucht, manche per Schaufel oder Hand verlegt“, sagt er. „Ich helfe schon wirklich gern, wenn ich Zeit hab“, meint der Landwirt. „Nur manchmal, da treibt die Sieglinde mir nicht nur den Schweiß auf die Stirn, sondern auch den Puls in die Höhe, weil sie immer noch eine kleine Veränderung haben will.“ Er lächelt gutmütig und liebevoll. Hier ist alles harmonisch. Im Garten. Und natürlich beim Gartenteam.

Die Felsen hat der Herr des Hauses angeschleppt, zum Haus geht es nach oben: durch einen Bogen mit blauen Clematis, vorbei an Rosen, Heuchera, Fingerhüten, Farnen, Funkien bis zur Goldulme vor der Blutpflaume. Rechts: Im Eisenrohr gedeiht eine Hauswurz, gerahmt von Kronenlichtnelken, Buchs.

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HOFLADEN

Gutes von

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Ein Fest aus dem Rest

Niko Gottschaller, Josef Farthofer und die Idee: Wir verwandeln übrig gebliebene Brote in edlen Schnaps. Ein Prosit auf die köstliche Resteverwertung. TEXT: GABRIELE ZELISKO FOTOS: ROBERT MAYBACH


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a haben sich die beiden Richtigen getroffen. Wären sie zwei Jahrzehnte jün­ ger, würde man sagen, die haben nix als Flausen im Kopf. Da sie aber zwei gestandene Unterneh­ mer sind – jeder für sich hat einen florieren­ den Betrieb aufgebaut –, ist das wohl eher eine innovative Geschäftsidee. Nur klingt das viel zu trocken für das, was Niko Gottschaller, 51, und Josef Fart­ hofer, 43, gemeinsam ausgeheckt haben. Nikodemus Gottschaller, von allen kurz Niko genannt, war erst einmal Landwirt­ schaftsmeister, ehe er auf dem Hof seiner Eltern im niederbayerischen Rottal mit dem Brotbacken begann – oder besser gesagt … das Brotbacken wieder aufnahm. Schließ­ lich war es bei den Gottschallers, wie bei

Wie das duftet, wie das funkelt! Niko Gottschaller, 51 (links), Bäcker und Bauer, stößt mit Josef Farthofer, 43, Schnapsbrenner, an. Sie machen aus Brotresten edle Tröpfchen. Links: Vollkorn- und Gewürzbrote, „aus 100 Kilo werden 30 Liter Edelbrand“, oben im Gläschen, unten in Fläschchen: „Bread Spirit“.

­ llen anderen Bauern auch, jahrhunderte­ a lang so Tradition, in unserem Fall vermut­ lich seit 1437. Jedenfalls reicht die Fami­ lienchronik so weit zurück, die auch dem Ort den Namen gab. Gottschallers wohnen praktischerweise in Gottschall. ERST MAL AN DIE TAFEL

Vom Landwirt zum Bäcker, das ist nicht un­ bedingt der gängige Weg. Aber Niko scheint da etwas in den Genen zu haben. „Ich habe schon als Kind meiner Mutter beim Plätz­ chenbacken geholfen“, führt er als mögliche Erklärung an. Heute beliefert er von Gottschall aus „eine ganz ordentliche Zahl an Läden vom österreichischen Mühlviertel bis nach Oberbayern“.

Dabei sind ihm die Wertigkeit der Zuta­ ten und die sorgfältige Verarbeitung enorm wichtig. Und so erklärt sich auch, dass ihm jeder Laib Brot, der nicht frisch gegessen wird, ein bisschen weh tut. „Aber ganz ver­ meiden lässt es sich nicht, dass Überschuss entsteht, weil bei jeder Teigcharge immer zwei bis drei Brote mehr herauskommen, als die Bestellungen ausmachen.“ So viel wie möglich gibt er an die örtli­ che Tafel weiter, einen Teil verarbeitet er in den neuen Teigen. „Das ist aber gar nicht so sehr wegen der Resteverwertung, sondern weil es die frischen Brote besser macht“, betont der Bäckermeister. Trotzdem bleibt immer noch etwas übrig. Da kam es gerade recht, dass er auf einer Fachmesse für Biolebensmittel ➻

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LAND & LEUTE

Heiner, der Bienenhirte Heiner Meier streift mit seinen Bienen durch den Schwarzwald. Wohin sie mit ihm wandern, warum sie ihn nicht stechen, wie er sie an ihren Gesichtern erkennt – alles zum Mitsummen schön. TEXT: ALEX LISETZ FOTOS: TOBIAS GERBER

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Großes Foto: Heiner Meier, 66, hat ein Rähmchen mit Waben aus dem Bienenhaus gezogen. Links: Rückkehr mit frischem Nektar, Anflug am Bienenstock. Unten: Hier dürfen sie ihre eigenen Naturwaben mit ungeteilten Bruträumen bauen.

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einer Meier nennt sich nicht Imker, obwohl er doch inmitten seiner Bienen lebt. Er sagt: „Ich will lieber Bienenhirte sein.“ Genau wie ein Schafhirte begleitet er seine Tiere von Weide zu Weide. So trägt er einen zwar unauffälligen, aber wichtigen Teil zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei. Er wandert mit seinen Bienen durch den ganzen Schwarzwald. Immer ist er auf der Suche „nach der nahrhaftesten Tracht“, so nennt der Imker, der Hirte, das Angebot blühender Pflanzen. Nach der Kirschblüte im eigenen Garten fährt er mit einigen hunderttausend Begleiterinnen – jedes Volk zählt im Sommer bis zu 60.000 Bienen – zu den Löwenzahnwiesen. Den sommerlichen All-inclusive-Urlaub genießen seine Völker auf den Brachlandflächen in der Nähe des Rheins, wo Gold­ ruten und Springkraut den Tisch gedeckt haben. „Hier können sich die Winterbienen ein gutes Fett-Eiweiß-Polster zulegen.“ Würden wir Heiner Meier, 66, einen Bienenliebhaber nennen, wäre das eine starke Untertreibung. In seinem bunten Obstgarten in Renchen-Ulm in Baden-Württemberg summen 50 Völker, in seinem Flur hängen

Bienengemälde, in seinem Bad wäscht man sich mit Honigseife. Zwei-, dreimal am Tag genehmigt er sich seine Spezialmischung: einen Teelöffel Pollen, einen halben Teelöffel Honig und sieben Tropfen Propolistinktur (Bienenharz), aufgelöst in einem kleinen Glas Wasser. „Die hält mich fit.“ Dass er gerade in der Ortenau geboren und zuhause ist, der Region mit der größten Bienendichte Deutschlands, das passt wie der Honig zur Wabe. EDELKASTANIE IM ABGANG

Sechs Jahrzehnte Erfahrung haben eine Art Honigsommelier aus ihm gemacht. „Ein Hauch Brombeere“, sagt er, wenn er probiert, oder: „Schmeckst du die Edelkastanie im Abgang?“ Die Pollenanalyse im Labor, die er vor dem Etikettieren der Honiggläser zur Bestimmung der Zusammensetzung machen lassen muss, brachte noch selten ein anderes Ergebnis als seine erste Vermutung. Vielleicht sollten wir kurz erzählen, dass in seinen Adern irgendwie wohl Honig fließt. Schon sein Großvater war Imker, weil auch sein Urgroßvater Imker war. Wenn der Opa in seinem Bienenhaus her-

umgefuhrwerkt hat, fragte ihn der kleine Heiner Löcher in den Bauch. „Großvater antwortete in unserer Mundart: ,Weil’s halt so isch.‘ Und jedes ‚Weil’s halt so isch‘ hat mich noch neugieriger gemacht“, sagt Heiner Meier. Im zweiten Schuljahr schenkte ihm der Opa den ersten eigenen Schwarm. Noch immer hört er Großvater sagen, oder sollten wir sagen nuscheln: „Weil’s halt so isch“, fallweise auch: „Frog ned so dumm, weil’s halt so isch“. Heute tüftelt Heiner Meier an neuen ­Methoden, Bienen so zu halten, wie Bienen gehalten werden möchten. Anders gesagt: Ihm geht es vor allem um die Bienen, nicht um möglichst viel Honig. Er überlegt, wie das der Opa gemacht hat, der alle seine Bienen in alten Badischen Vereinskästen betreut hat. Oder er denkt noch ein paar Jahre weiter zurück, zu den Schwarzwälder Rümpfen, den Körben aus Roggenstroh, die früher an jeder Außenmauer des Schwarzwaldhofes hingen. Um die Honigernte kümmerten sich die Immenschnieder, die immer im Frühjahr von Hof zu Hof gingen. Mit dem Zeidlermesser, dem Handwerkszeug der Imker, schnitten sie im Frühjahr die übrig ➻

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WUNDER DER HEIMAT

Der Staffelsee, lieblich, friedlich, zurückgezogen, so zeigt sich das Land hier, eine knappe Autostunde südlich von München.

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Geliebter Staffelsee

Eine geheimnisvolle Welt für sich, das Blaue Land am Staffelsee südlich von München. Mit Menschen, die ihr Ding machen. Mit Tieren, die fast ausgestorben waren. Mit grandioser Landschaft sowieso. TEXT: REINHARD HAAS FOTOS: MARCO ROSSI

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Oben: Kirche St. Georg am Murnauer Moos, seit dem 14. Jahrhundert steht hier tapfer eine kleine Kirche, von Einheimischen liebevoll „Ähndl“ genannt, das steht für Ahn, also Ahnherrin aller Kirchen. Links: Wer das Blaue Land erkunden möchte, dem geben Eingeweihte gern den Tipp: „Am besten beginnst du mit einer Dampferrundfahrt.“ Unten: Er führt uns rund um den herrlichen Staffelsee, Volksschauspieler Willi Manske, der hier seit über 40 Jahren „dahoam“ ist. Rechts: Schwarzerlen, Ebereschen, Moorbirken stehen im Urwald rund ums Murnauer Moos, Heimat von mehr als 1.000 Planzenund 4.000 Tierarten.

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er das Blaue Land erkunden möchte, darf getrost mit einer Rundfahrt auf dem Staffelsee beginnen. Wir besteigen das Oberdeck der „MS Seehausen“ in der Murnauer Bucht und lassen uns über den See treiben, der knapp fünf Kilometer lang und knapp vier Kilometer breit ist und sieben, ja, sieben Inseln hat. Wir bewegen uns im 360-Grad-Modus: Im Süden das Wettersteingebirge, zu dessen Füßen sich das Murnauer Moos ausbreitet. Im Osten erheben sich die sanften Höhenzüge des Königsbergs zum Heimgarten und Herzogstand hin. Im Norden senkt sich die Landschaft in die Tiefebene Richtung Starnberger See. Im Westen rollen die Hügel rund um Bad Kohlgrub und Schöffau. Beleuchtet wird die Szenerie von einem weiß-blauen Himmel, wie er oberbayerischer nicht sein könnte. Hier, eine knappe Autostunde südlich von München, scheint das Land noch so lieblich und zurückgezogen, dass man fast nach dem berühmten Fehler im Postkartenidyll Ausschau halten möchte. Gemächlich tuckert unser Dampfer an den sieben Inselchen des Moorsees vorbei. Kormorane steigen auf, Wild­ enten flattern aus dem dichten Schilf, die grasenden Auerochsen auf der Insel Wörth heben gelangweilt die Köpfe. Auf dem Steg des Seerestaurants Alpenblick in Uffing erwartet uns Volksschauspieler Willi Manske (z. B. „Dahoam is Dahoam“). Er soll von jetzt an unser versierter Führer rund um den Staffelsee sein. Warum heißt diese Landschaft eigentlich das Blaue Land? Allein des blauen Himmels wegen? Willi Manske lacht und erklärt: „Nicht ganz. Den Begriff prägte der Expressionist Franz Marc, der hier seine berühmten Blauen Pferde malte und mit Kollegen die Vereinigung Der Blaue Reiter gründete.“ UND SO SCHÖN NAH BEI MÜNCHEN

In dem Biergarten, dessen Name sichtbares Programm ist, begrüßt uns Michael Bott, der Wirt. Willi Manske führt uns zwischendurch in den Biergarten von Michael Bott und seinem Seerestaurant Alpenblick. Willi Manske bestellt gebratene Renke – frisch vom See, versteht sich – und einen Räucherfischteller. Der Schauspieler hat die Gegend schon in den frühen 1970er-Jahren für sich entdeckt, als er noch seinen Militärdienst in der nahen Kaserne Werdenfels leistete. Seither hat es ihm „diese wunderbare Mischung aus Kunst und Kultur, aus Moderne und Brauchtum, aus Idylle und Nähe zur Metropole München“ angetan. An freien Tagen geht er frühmorgens ins Strandbad Lido, wandert mit seinem Dackel Goldie durchs Moor oder besucht in Schöffau den Bauern Sepp, der ein kleines Dorftheater betreibt. ➻


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