12/2014 in Stadt & Land
Am Großen Arber
MISTEL MÄRCHENPFLANZEN ORANGEN-REZEPTE NATURAPOTHEKE: HEUBLUME KACHELÖFEN AUS DER HEIMAT
Bodenmaiser Adventszauber
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E I N FAC H
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GUT .
LEBEN
Ein Fest für die Familie
Wirte & ihre Lieblingsrezepte
2 DEZEMBER 12/2014
SCHÖNER SCHENKEN
D/FL 3,90 EUR CH 7,00 SFR I/E 4,50 EUR
Warum der Mond hilft und alles Gute von links kommt
Ein Loblied auf den Christbaum —
In aller Stille —
DUFTENDE RÄUCHER-BRÄUCHE, SÜSSE BASTEL-IDEEN UND GOLDENE HANDWERKSKUNST FÜR DIE SCHÖNSTE ZEIT DES JAHRES
Schwäbische Schmuckkästle
Oberpfälzer Schnupftabakflaschen
Odenwälder Lebkuchen
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114
20
Dezember
Natur & Garten
56
Küche
Wohnen
10 Von drauß’ vom Walde …
52 Kletzen und Hutzeln
16 Kugeln & Zapfen
20 Luftige Büsche
56 Festliche Ruhetage
84 Wir werden erwartet
26 Der sanfte Duft der rauen Nächte
64 Aus Omas Kochbuch
Eine Ode an den Weihnachtsbaum, der unsere Stuben mit Zauber erfüllt.
Die immergrünen Misteln werden seit jeher als Glücksbringer verehrt.
In den Raunächten wird der alte Brauch des Räucherns gepflegt.
32 Bitte warm anziehen!
So überstehen Pflanzen mit wärmen den Kleidern die kalten Monate.
134 Schneeweißchen macht Männchen
Das Hermelin flitzt gut getarnt über die Schneedecke und geht auf Jagd.
4 Servus
Getrocknete Früchte waren einst die einzige Nascherei im Winter.
Fünf Wirtsfamilien verraten uns, was sie privat am Heiligen Abend kochen.
Kröpflich mit Hutzelbrüh gab es einst in der Rhön als Mittagstisch.
66 Himmlische Lebkuchen
In Willi Baumanns Odenwälder Bäckerei nascht das Christkind mit.
70 Früchte des Winters
Wenn längst kein Obst mehr auf den Bäumen reift, dann haben Orangen ihre große Zeit in der Küche.
Wir basteln einen festlichen Will kommensgruß für die Eingangstür.
Zu Besuch bei Vivien Engelbrecht in ihrem adventlich geschmückten Reetdachhaus im Osten Hamburgs.
92 Basteln mit Kindern
Mit selbst gemachtem Geschenkpapier macht das Einpacken gleich noch mehr Freude.
94 Zehn goldene Regeln
Was beim Schenken zu beachten ist, damit die Bescherung schön wird.
102 Ein Fest für die Sinne
So werden die Stube und der Tisch feierlich-weihnachtlich geschmückt.
ZUSATZFOTOS COVER: EISENHUT & MAYER, F1 ONLINE
Inhalt 2014
16
26
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FOTOS INHALT: ALEXI PELEKANOS, STEFAN ENGL, DIETER BRASCH, EISENHUT & MAYER, BERNHARD HUBER, KATHARINA GOSSOW, DPA PICTURE-ALLIANCE, OKAPIA BILDARCHIV
134
Standards
122
Land & Leute 114 Den richtigen Ton treffen Franz Keck aus dem bayerischen Wernberg-Köblitz ist ein alter Meister. Ein Meister der Schnupftabakflasche, die er mit viel Gefühl aus Ton und Farbe zaubert.
122 Herrlich schräge Kästchen Sie sind nie gerade, sie haben den Schwung der Natur: die Schmuckhäusle von Johannes und Heike Ableitner aus Herbrechtingen.
142 Verzaubertes Winterland
Ein vorweihnachtlicher Spaziergang durch Bodenmais im Herzen des Naturparks Bayerischer Wald. Ein Land voller Sagen, Traditionen und köstlicher Düfte.
Brauchtum 38 Vom wahren Kern der guten Mär
Über Deutung und Bedeutung von Pflanzen im Märchenreich.
108 Das warme Herz des Hauses
Ein historischer Kachelofen wärmt gesund und effektiv – und weiß auch spannende Geschichten zu erzählen.
130 Grüß dich, liebes Christkindl Nirgendwo wird das Kind in der Krippe so willkommen geheißen wie in Bayern. Im Berchtesgadener Land jubeln sogar die Berge mit.
158 Leben in alten Zeiten
3 Vorwort 6 Briefkasten, Ortsnamen 8 Servus im Dezember 18 Der Garten-Philosoph 24 Die Botschaften der Bäume 44 Unser Garten, Mondkalender 48 Natur-Apotheke: Heublume 50 Schönes für draußen 78 Schönes für die Küche 90 Fundstück: alte Gugelhupfform 100 Schönes Zuhause: Dekotipps für den Dezember
106 Schönes für drinnen 118 Michael Köhlmeier: Der Ötscher 152 Eine Kurzgeschichte von Alfred Komarek
156 ServusTV:
Sehenswertes im Dezember
162 Impressum, Ausblick Titelfoto: Eisenhut & Mayer
Das Christkind brachte einst keine Geschenke, und an Neujahr gab es kein Gläserklirren.
Servus 5
FROSTSCHUTZ
Mit einem luftdurch lässigen, aber wärmenden Mantel aus Jute, Kokos, Schilf oder Rei sig überstehen Kübelund sensible Garten pflanzen die frostige Jahreszeit besser.
32 Servus
Bitte warm anziehen!
Die Pflanzen machen jetzt Winterurlaub, um neue Kräfte für das große Erwachen im Frühling zu sammeln. Wir können ihnen mit wärmenden, aber auch schmückenden Kleidern helfen, die kalten Monate gut zu überstehen. TEXT: BRIGITTE VALLAZZA FOTOS: MICHAEL NAGL STYLING: MARKUS JAGERSBERGER
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ie winterharten Pflanzen sind auf natürliche Weise perfekt gerüstet. Kälte macht ihnen nichts aus – vor allem wenn sie in der freien Natur wachsen. Im Garten ist das ein wenig anders. In dieser von Menschen gestalteten Kulturlandschaft gedeihen auch Gewächse, die ein bisschen empfindlicher sind. Andere nehmen durch ihren „unnatürlichen“ Standort, zum Beispiel in einem Topf, Frost nicht ganz so gelassen hin. Sie brauchen unsere Hilfe, um den Winter gut zu überstehen. Jede Pflanze hat da ihre Vorlieben, die Rosen, die Kübelpflanzen oder die Ziergräser. Manche geben sich mit etwas zusätz licher Erde oder mit Laub zufrieden, andere brauchen ein echtes Winterkleid, das sie vor Minusgraden schützt. Das Material, das Wärme spendet, sollte natürlich und luftdurchlässig sein, denn nur so können die grünen Geschöpfe auch atmen. Unter einer Folie bildet sich bei schwankenden Temperaturen leicht Kondenswasser, das in der Nacht bei sinkenden Temperaturen gefrieren kann. Das mag keine Pflanze. EIN SCHUTZSCHILD FÜR DIE IMMERGRÜNEN
Immergrüne Gartenpflanzen vertragen Kälte recht gut. Gefährdet sind sie dann, wenn bei starkem Bodenfrost die Sonne auf die grünen oberirdischen Pflanzenteile einstrahlt und sie zum Stoffumsatz anregt. Die
Pflanzen verdunsten dabei Wasser, werden jedoch von unten nicht mit Feuchtigkeit versorgt. Der Fachmann spricht hier von Frosttrocknis. Vor allem jungen Immergrünen und jungen Obstbäumen gefällt das nicht, sie brauchen in den ersten zwei, drei Jahren Schutz vor dem Austrocknen. Stauden und immergrüne Gehölze werden daher in frühen Jahren ab Dezember mit lockerer Erde oder Gartenkompost angehäufelt, also abgedeckt. Herausschauende Triebe mögen als zusätzlichen Schutz eine Abdeckung mit Reisig. Eine dicke Laubdecke rund um die Pflanze hilft gegen die Wasserverdunstung vom Boden her. Außerdem hält so eine Laub-Mulch-Decke den Boden lange frostfrei. Damit der Wind die trockenen Blätter nicht verweht, werden sie mit Maschendraht oder Schilfmatten abgedeckt. Mit Maschendraht und großen, dekorativen Rindenstücken lässt sich auch ein kleiner „Zaun“ um eine empfindliche Jungpflanze bauen. Er ist höher als die Pflanze und wird mit – ausschließlich gesundem – Laub locker aufgefüllt. Das wärmt gut. Als klassischer Winterschutz von Immergrünen hat sich naturgefärbtes, grobmaschiges Juteleinen bewährt, das an einem Gestell rings um die Pflanze befestigt wird. Das Gewebe lässt genügend Licht und Luft durch, bremst aber die trockenen, wasserentziehenden Winde und hält die intensive
Sonnenstrahlung ab. Die Pflanzen verlieren weniger Wasser und erwärmen sich an milden, sonnigen Wintertagen nicht zu sehr. Schutz vor übermäßiger Sonneneinstrahlung bieten außerdem Stroh- und Schilfmatten, Schattiergewebe oder Reisig. Zweige von Tanne und Fichte sind auch ein perfektes Material zum Abdecken von Polsterstauden im Steingarten oder von Beeten mit „schlafenden“ Blumenzwiebeln. Die dichten Nadeln isolieren gut, lassen die Pflanzen aber dennoch atmen. Sie spenden zusätzlich Schatten für einen ruhigen Winterschlaf; und die stabilen Zweige verhindern, dass schwerer Schnee die Pflanzen belastet. Auf diese Weise bildet sich ein schöner Wärmepolster unter der Schneedecke. JUTE UND VLIES FÜR ROSEN
Wenn es warm ist, wirkt die Königin der Blumen stolz und selbstbewusst, als könne sie nichts erschüttern. Tatsächlich sind viele Rosensorten tapfer und halten den Winter ohne Schutzmaßnahmen durch. Bei Dauerfrost ist es jedoch besser, sie nicht die ganze Strenge der Kälte spüren zu lassen. Während bei Strauchrosen eine lockere Abdeckung mit Reisig oder Stroh ausreicht, sind Edelrosen schutzbedürftiger. Ihr empfindlichster Bereich ist die Veredelungs stelle. Sie wird zur Abwehr direkter Kälte mit lockerer Gartenerde oder reifem ➻
Servus 33
Links oben: Gräser bekommen einen Gürtel aus farbiger Jute, damit nicht zu viel Wasser in das zarte „Herz“ der Pflanze dringt. Oben: Ein Korbkegel schützt den jungen Wacholder, eine mit Reisig und Hagebutten bedeckte Strohmatte die junge Rose. Links und großes Bild rechts: Jutetuch und Sisalseil wärmen Kübelpflanzen.
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JUTE UND REISIG WÄRMEN EDLE HOCHSTAMMROSEN UND DEREN WUNDEN PUNKT.
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34 Servus
Kompost angehäufelt. Alternativen sind Rindenmulch oder Kokossubstrat. So kann dem wertvollen Geschöpf nichts passieren. Hochstammrosen sind ein Fall für sich. Hier sitzt die Veredelungsstelle ja nicht in der Erde, sondern am oberen Ende des Stämmchens. Die nötigen Schutzmaßnahmen gestalten sich damit ein wenig aufwendiger. Zunächst sollte der Stamm an zumindest zwei Stellen an einem Stab fixiert werden, damit er nicht brechen kann. Dann polstert man die Krone mit Füllmaterial wie Reisig oder Stroh, umwickelt das anschließend mit einem winterlichen Mäntelchen aus speziellem Winterschutz-Vlies, mit Jute oder Sackleinen und bindet alles fein zusammen. Als Dekoration sind farbige Juteschleifen schön, in die man kleine Reisigzweige steckt. Die Hochstämmchen sind übrigens besonders dankbar, wenn sie ab und zu vorsichtig von der Schneelast befreit werden. Hochstammrosen im Kübel brauchen besondere Maßnahmen: Der Ballen wird samt Topf an einer geschützten Stelle in eine Erdmulde gelegt und mit dem Erdaushub wieder aufgefüllt. Den Stamm schüttet man bis zur Krone zu, die Veredelungsstelle wird zusätzlich mit Rindensubstrat abgedeckt.
Dann kommen als Schutz Fichtenzweige darüber. EIN BUNTES BAND FÜR ZIERGRÄSER
Die meisten Ziergräser sind winterhart, nur wenige zumindest frostempfindlich. Sie verlieren im Herbst ihre frische Farbe, dennoch werden sie erst im Frühjahr zurückgeschnitten. Denn mit dem trockenen Laub schützt sich die Pflanze sozusagen selbst vor strengen Temperaturen. Das lässt sich optisch nutzen: Die großen, aufrechten Gräserformationen entfalten im Winter eine faszinierende Schmuckwirkung, vor allem wenn der Raureif die Halme benetzt und sie wie überdimensionale Eisskulpturen im winterlichen Garten stehen. Ohne menschliche Hilfe geht es hier dennoch nicht. Schwere Eiskristalle und Schneelast drücken die Halme auseinander, Wasser kann ungehindert in das „Herz“ der Staude eindringen, wo es stehen bleibt und friert. Es ist also nicht die Kälte, die der Pflanze zusetzt, sondern die Feuchtigkeit. Deshalb wird das Laub oben mit einem Hanfseil oder einer Juteschleife locker zu einem Schopf zusammengebunden. Das sieht besonders schön aus. Sehr empfindliche Gräser wie zum Beispiel Pampasgras, Japangras, Pfahlrohr, Afrikanisches Liebesgras, Japanisches ➻
IM GARTEN DER VERGESSENEN APFELSORTEN Rettung für die Hamburger Appelwisch
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REZEPTE MIT TRADITION
Festliche Ruhetage
Sie sind jahrein, jahraus für ihre Gäste da. Zu Weihnachten aber bekochen sie nur ihre Lieben. Fünf Wirtsfamilien verraten, was bei ihnen an Heiligabend auf den Tisch kommt. REDAKTION: KATHARINA KUNZ & ALEXANDER RIEDER FOTOS: EISENHUT & MAYER
56 Servus
OBERBAYERN
Bauerngans mit Blaukraut und Kartoffelknödeln Zu Weihnachten wird es ganz still beim Schex in St. Wolfgang südöstlich von Erding, da haben Gast haus wie Metzgerei geschlossen. Wirt Anton Silber nagl steht daheim am Herd und schiebt für seine Frau Anita, die vier Töchter Juliane, Lena, Lisa und Laura und die Schwiegereltern eine Festtagsgans in den Ofen. „Dafür nehm ich immer eine Bauern gans, die langsam wächst und ein schönes, festes Fleisch hat. Wir mögen es klassisch, mit Apfel blaukraut und Kartoffelknödeln – das ist in unserer Familie eine alte Weihnachtstradition.“
Servus 57
HAUSBESUCH
Wir werden erwartet
Moin, moin, gleich geht’s hinein, in dieses schöne Reetdachhaus im Osten von Hamburg. Wir erleben: Vivien Engelbrecht, die erzählt, mit welchen Ideen sie jetzt das Haus schmückt. Klönschnack im Advent. TEXT: NICOLA HAHN FOTOS: ANDRÉ REUTER
84 Servus
Hoch, hell, großzügig, der Raum mit Kamin und Treppe zur Galerie. Einst war hier das Büro von Architekt Herbert Hübner. Die Deckenbalken haben Engelbrechts wieder freigelegt. Die Teekiste begleitet den Hausherrn schon seit Studententagen. Linke Seite: Die Holzpforte ist in all den Jahrzehnten in Ehren verwittert.
Servus 85
HANDWERK
Auf der drehbaren Scheibe bekommen die Flaschen ihr „Bauchele“ vom Töpfermeister.
Den richtigen Ton treffen Franz Keck aus dem oberpfälzischen Wernberg-Köblitz ist ein alter Meister – ein Meister der Schnupftabakflasche, die er mit viel Gefühl aus Ton und Farbe zaubert. TEXT: REINHARD HAAS FOTOS: BERNHARD HUBER
O
h, das sind aber besonders lebensecht gelungene Keramiken“, schwärmt der ältere Herr, der soeben durch den kleinen Laden von Franz Keck streift, vor einer Schale mit grünen und roten Birnen stehenbleibt und den Inhalt bewundernd betrachtet. „Die können S’ sogar essen“, witzelt der Keramikmeister und reicht dem Besucher eine der Früchte. „Die hab ich heute morgen im Garten geerntet. Schmecken sehr saftig. Alles andere, was Sie sehen, ist auch echt – aus Ton.“ Die blauen Augen des 75Jährigen blitzen schelmisch. Er überlässt den verdutzten Kunden seiner Mitarbeiterin Gaby und zieht sich in die angrenzende Werkstatt zurück. Das kleine Reich des großen Töpfermeisters findet sich in einer ruhigen Reihenhaussiedlung am Ortsrand der oberpfälzischen
114 Servus
Gemeinde Wernberg-Köblitz – seit 44 Jahren schon, als Franz Keck von seinen Wanderjahren als Geselle in Nabburg und schließlich als Meister in Landshut ins elterliche Anwesen zurückkehrte. „Angefangen hat alles mit einem alten Schweinestall, den ich einem Bauern abgeschwatzt hatte und in dem ich meine ersten Töpfe, Krüge und Vasen verkaufte“, erinnert er sich. „Schon als kleiner Junge wollte ich immer Sachen aus Ton formen. Schließlich hatte der Pfarrer in unserer Kirche ja gesagt: Adam wurde von Gott aus Lehm erschaffen. Das hat mich so fasziniert, dass ich mich hingesetzt und kleine Mantschgerl aus der Erde zusammengebatzt habe, die es bei uns daheim im Böhmerwald gab.“ Schnell wurde aus der provisorischen Werkstatt mit nur einem Brennofen ein
etrieb mit 24 Mitarbeitern und fünf Öfen B für handbemaltes Geschirr, für fein ziselierte Bierkrüge und Motivteller – und nicht zuletzt für eine der Spezialitäten aus dem Hause Keck: für bauchig geschwungene Schnupftabakflaschen. INDIVIDUALITÄT STATT INTERNET
„Heute konzentrieren wir uns wieder auf Sonderanfertigungen“, lächelt der altgediente Handwerker. „Die großen Jahre der Geschirrmanufakturen in der Oberpfalz sind vorbei. Die Leute gehen jetzt in den Baumarkt oder bestellen sich ihre Sachen im Internet. Was uns geblieben ist, sind die Kunden, die besonderen Wert legen auf das Echte, das Persönliche, das Künstlerische.“ Und so fabriziert Franz Keck heute mit nur zwei Helfern formschöne Obst ➻
Die Schnupftabakflaschen sind bauchig, haben einen Verschluss aus Kälberschwanz und sind mit bayerischen Motiven oder Blumenmustern bemalt. Klein passen sie in jeden Janker, groß auf den Stammtisch.
Servus 115
RÜCKBLICK
das leben
in alten zeiten 9
Klöpflnächte & Pelzprecht
Das Christkind brachte keine Geschenke, und an Neujahr gab es kein Gläserklirren. Alles war anders. Zwischen den Jahren gab es eine ganze Wendezeit, in der alle Geister losgelassen schienen. Die Guten wie die Zerstörerischen.
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REDAKTION: GERTRAUD STEINER
ie Mittwinterzeit bescherte den Menschen, die früher angstvoll diese dun kelste und zugleich hoffnungsvollste Zeit im Jahr erlebten, eine unvergleichliche Fülle von Brauchtum. In der schillernden Vielfalt lassen sich drei Ursprünge unterscheiden: das Gabeneinsammeln der Hirten, die heid nischen Mythen der Wilden Jagd und das christliche Weihnachtsfest. Am Andreastag, am 30. November, be gannen in Bayern die Klöpflnächte (auch Klöpfel(s)nächte oder Kröpfelnächte). An den vier letzten Donnerstagen vor Weih nachten und noch einmal vor Dreikönig liefen in Pelz Vermummte umher, warfen Erbsen und Bohnen auf die Erde und be gehrten mit Liedern und Sprüchen Einlass in die Häuser, um beschenkt zu werden. In Württemberg nannte man sie „An klopfete“. Viele Chroniken erzählen von dem Brauch. An diesen Abenden gab es Knöpfle, eine eigene Spätzleart.
UMZUG DER HIRTEN UND KINDER
Unter Masken und Pelzen steckten Hirten, die vor Wintereinbruch aus dem Dienst ent lassen wurden und nun an die Türen ihrer Brotgeber klopften, deren Vieh sie hüteten. Sie sagten Sprüche und Glückwünsche auf und sammelten Gaben ein. Warum es der Donnerstag sein musste? Es war einst der Tag Donars, eines heidnischen Gottes. Die ausgestreuten Erbsen, Bohnen oder Linsen waren Speiseopfer für die Toten, die nach altem Glauben zur Winterzeit im Sturm umherzogen. Im neuen Jahr sollte es dafür Fruchtbarkeit und Segen geben. Erstmals erwähnt wurde eine solche Klöpflnacht am 13. Dezember 1632 für München. Später entwickelte sich daraus
158 Servus
Der Niklas geht um. Altusried-Wetzleberg im Allgäu, um 1925. Er bringt zwar Gaben, seine dämonische Natur hat er aber noch nicht abgestreift.
Die 26 schönsten Lieder & Weisen vom Salzburger Adventsingen
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Das ist die stillste Zeit im Jahr • Andachtsjodler • Hirtenruf Hoam gehn ma net • Stille Nacht • Maria durch ein Dornwald ging Es mag nit finster werdn • Es wird scho glei dumpa • u.v.m. Bestellen Sie jetzt die Servus-CD „Himmlische Ruh’“ um 13,90 Euro (zzgl. Versandkosten) auf
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