The Red Bulletin F1 Daily AT 22/01

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FREITAG, 8. JULI 2022

EIN FAST UNABHÄNGIGES FORMEL-1-MAGAZIN

SHOWDOWN RING AM RED BULL TE N BE IM GRÖSS N E M M O K HS L WIL T ÖSTE R R E IC N E V -E T R O P S


Stimmung

HOCH ZWEI ARK S STEIERM TE ÄLTES

SSERHEILWALLE QUE

… kein Wunder bei dem Wasser. Seit jeher umgibt ein Hauch von Mystik und Einzigartigkeit das Thalheimer Heilwasser. Bereits Kelten, Römer und Ritter wussten die positiven Eigenschaften des Heilwassers zu schätzen und für sich zu nutzen. Diese Wertschätzung erfuhr ihren Höhepunkt im 16. Jahrhundert durch die Errichtung des Schloss Sauerbrunn über den sieben geheimnisvollen Quellaustritten. Erstmals wird nun dieses einzigartige Heilwasser genutzt, um dank Hopfen und Malz einzigartig charaktervolle Biere höchster Qualität zu brauen, die in Verbindung mit natürlichem Lithium doppelt beschwingen – Stimmung hoch zwei!

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The Red Bulletin 8. Juli 2022

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F1 Red Bull Ring Editorial 3

SUPERMAX

Ein Wochenende wie im Bilder­buch: Max Verstappen will seinen Triumph aus dem letzten Jahr vor knallvollen orangen Tribünen wiederholen.

Liebe Formel-1-Fans,

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WERNER JESSNER

in Abwandlung einer beliebten Netflix-Serie sagen wir: „Orange is the new green.“ Seit Max Verstappen um Siege kämpft (also seit 2016), ist der Red Bull Ring im grünen Herzen Österreichs fest in den Händen von Max’ holländischen Fans. Sie feiern ihn und den Motorsport so, wie man es sich nur wünschen kann: friedlich, fröhlich, fanatisch, fantastisch. Wir vom Red Bulletin lassen uns von dieser Begeisterung sehr gern anstecken und nutzen das Rennwochenende, um selbst ein wenig über die Stränge zu schlagen.

VOLLE ACTION Alle Formel-1-Trainings, das Qualifying und der Große Preis von Österreich live auf ServusTV servustv.com

Wie schon in den letzten Jahren produzieren wir täglich ein ­Magazin, das auf Englisch und Deutsch rund um den Ring vertrieben wird. Hier feiern wir die bunte Welt der Formel 1 und erlauben uns, sie hie und da ein wenig aufs Korn zu nehmen. Da uns auch die M ­ enschen im Fahrerlager lesen, kann es schon vorkommen, dass der Big Boss eines gegnerischen Teams grübelt: „Ja dürfen s’ denn das?“ Ja, wir finden, wir dürfen. Die Welt ist nämlich viel, viel schöner und besser, wenn man Spaß hat. Das haben wir von der so fröhlichen, bunten und enthusiastischen „Orange Army“ gelernt. Wir wünschen ein tolles Wochenende am Red Bull Ring! Die Redaktion


4 Kolumne F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

HIER SCHREIBT ALEXANDER WURZ

Premieren, Überschläge, Vorfreude seit vier Jahrzehnten. Und wisst ihr eigentlich, von wem das Layout des Red Bull Ring ursprünglich stammt?

M

eine erste Erinnerung an den Grand Prix von Österreich: 1981, ich bin sieben Jahre alt und stehe mit meinem Vater an der Start-Ziel-Geraden. Die Turbo-Autos zischen eine Armlänge entfernt an uns vorbei. Hat mir wahnsinnig ­imponiert. Die zweite Erinnerung: Ich stehe auf dem Turm neben dem Boxengebäude, und die Frecce Tricolori, die italienische Kunstflug-Staffel, fetzt über unsere Köpfe. Gewonnen haben die ­Renaults von René Arnoux und Alain Prost. Mein erster Formel-Ford-Test fand 1990 auf Ein­ ladung von Walter Penker am alten Österreichring statt, Gott hab ihn selig. Danach bin ich im Team des lieben Walter Lechner, der leider letztes Jahr verstorben ist, zwei Saisonen Formel Ford gefahren und hatte 1991 meinen ersten Überschlag: Ich habe die schnelle Kurve vor der Schönberg-Geraden So hatte ich auch die Ehre, bei einem Test als aller­ voll probiert. Das war der Moment, in dem ich die erster Rennfahrer mit meinem DTM Opel Calibra Schwerelosigkeit entdeckte. Klingt komisch, aber ich auf die Strecke zu dürfen. Leider bin ich wegen eines habe den Augenblick beinahe genossen, die Hände an Defekts im ABS-Steuergerät nach der Bergauf-Geraden die Brust genommen und gewartet, bis es ruhig wird. frontal in die Leitschiene eingeschlagen. Auf dem Bei­ Dem Auto fehlten sämtliche Räder, aber ich war okay. Mein fahrersitz: der oberste Staatsanwalt. Eine Metallstrebe ragte zweiter Überschlag hier war weniger lustig: Meinem Auto zog es ins Auto, mein Helm hat das Lenkrad verbogen, der Staatsanwalt das Bodenblech runter wie einer Sardinenbüchse, und ich musste lag auf der Intensivstation. Als ich ihn im Krankenhaus besuchte, den Hintern heben, sonst wäre es ungemütlich geworden. meinte er nur, er hätte doch ganz gern eine volle Runde erlebt. Puh! Meine Lehrjahre als Rennfahrer habe ich auf dem Österreichring Nach meinem Le-Mans-Sieg hat Teamchef Peter Sauber von verbracht. Wir waren eine coole Gang, die sich die Siege in WindRed Bull Sauber mir den ersten F1-Test geschenkt – wieder am Ring, schatten-Duellen untereinander ausgemacht hat: Oliver Tichy, Michi und wieder war ich der Erste. Der zweite Fahrer an diesem Tag war Fiedler, Jochen Bauer und ein paar andere, die gekommen und Stammpilot Johnny Herbert. Der schlaue Kerl ließ mir den Vortritt, ­gegangen sind. weil er wollte, dass ich den Staub von der Auch mein erster F3-Test in einem Reynard Strecke fahre und er nach mir bessere Bedinvon Dr. Helmut Marko fand noch am alten gungen vorfindet und schneller ist. Das gab Ring statt. Danach wurde der Österreichring mir einen ersten Vorgeschmack auf die F1. verkürzt und zum A1-Ring umgebaut. Daran Wenn ich heute, 41 Jahre nach meiner war ich unmittelbar beteiligt: Die Firma Test ­Premiere, zum Heim-Grand-Prix komme, & Training meines Vaters, die mittlerweile mir freue ich mich auf dreierlei: Die morgendliche gehört und mit der ich Strecken auf der geJoggingrunde an der Mur. Das Abendessen samten Welt konzeptioniere, hat das neue in einem der gemütlichen Gasthäuser. Und Layout entwickelt. Die ersten Zeichnungen drittens die Atmosphäre, die den Österreichstammten von meinem Vater Franz und mir, GP von allen anderen abhebt, von der OrganiArchitekt Hermann Tilke hat unsere Entwürfe sation, dem Rahmenprogramm und vor allem Österreichring, August 1996: Alex Wurz, dann reingezeichnet. damals 22, testet den Red Bull Sauber. der Stimmung auf den Tribünen her.

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CHRIS RATHBONE (COVER), YANN LEGENDRE

Chefredakteur Alexander Müller-Macheck Stv. Chefredakteure Justin Hynes, Werner Jessner, Paul Keith Creative Directors Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann Art Directors Marion Bernert-Thomann, Miles English Head of Photography Eva Kerschbaum Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Lou Boyd, Lisa Hechenberger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Faustmann-Goll Herausgeber & Geschäftsführer Red Bull Media House Publishing Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Bernhard Schmied (Ltg.), Sara Varming Executive Creative Director Markus Kietreiber Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Josef Mühlbacher Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Monika Hasleder Druck 1a druck Judenburg, Aichfelder Druck Ges.m.b.H., A-8750 Judenburg Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

ALEXANDER WURZ

IMPRESSUM

PICTUREDESK.COM

„Meine gesamte RennfahrerJugend habe ich am Österreichring verbracht.“


The Red Bulletin 8. Juli 2022

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F1 Red Bull Ring Fünf gewinnt! 5

ÖSTERREICH GRAND PRIX

BINGO!

Renn-Action? Eh klar. Aber: Es gibt eine Menge weiterer Attraktionen, die nur Spielberg, die schöne Steiermark und Österreich überhaupt zu bieten ­haben. Also: Filzstift raus und ankreuzen, sobald dir eines der Ereignisse unten über den Weg läuft. Erster Preis: eine Lachmuskelmassage mit Kernöl.

F1-Piloten in Lederhosen!

Für „eh nur flott fahren im Tunnel“ ein Strafmandat kassieren.

RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES, ADOBE STOCK, KTM

PAUL KEITH

In einem Hotel übernachten, das Helmut Marko gehört. Würste, gefüllt mit Käse, echt!

Denkwürdige Bands, die ihre Welthits aus den 80ern geigen. Verblüfft ent­ decken, dass Schnapsflaschen mit erotischen Bildern dekoriert sind.

Piefke sind voll super!

Zirbenharz­ duft tief ein­ atmen und Polka tanzen.

Alarmstufe Orange auf der Tribüne! KTM (sind die einzigen echten Motorräder).

Durch Kürbisfelder zur Rennstrecke lustwandeln.

Fahrer, die zum Ring radeln.

Schweinshaxe (vulgo: Stöözn!) zum Dinner.

Den unwiderstehlichen Drang verspüren, die Hits aus „The Sound of Music“ zu trällern.

10 atem­ beraubende Aussichten noch vor dem Frühstück genießen.

Dirndln! (Total unentgeltliches Product-Placement.)

Du bestaunst die Flugshow und erkennst: Red Bull hat eine eigene Luftwaffe!

Fans verarzten ihre blauen ­Flecken nach Hagel­ gewittern.

Mercedes sagt „Spielberg“ und meint in Wahr­ heit eh „Red Bull Ring“.

Gerhard Berger …

Fans, die ihre Sonnenbrände im Schnürl­ regen kühlen. Im ersten Wirtshaus deiner ÖsterreichReise un­ verzüglich ein Wiener Schnitzel bestellen.

Rot! Weiß! Rot!

Jemand grüßt dich mit „Servus!“.


6 Mahlzeit! F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

FAST FOOD

YUKI TSUNODAs Leidenschaft für Highspeed wird nur von einem einzigen Thema übertroffen: von seiner Begeisterung für gutes Essen. Hier verrät der rasende Feinschmecker seine Lieblingsgerichte aus den Ländern, in die ihn seine Motorsport-Karriere verschlagen hat. Protokoll JUSTIN HYNES

SCHWEIZ

KÄSEFONDUE Seine Juniorkarriere in Karts und Erfolge in der Formel 4 mit Hondas Juniorprogramm brachten Yuki zu einem Test in Europa mit dem Motopark-Team auf dem Hungaroring. Tsunoda beeindruckte Red Bull Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko und bekam einen Platz im Red Bull Juniorprogramm angeboten. Yuki ergriff die Chance und war somit wenig später auf dem Weg nach Mitteleuropa, um für die Saison 2019 beim Formel-3-Team Jenzer zu unterschreiben und – jetzt wird’s kulinarisch – um herauszufinden, wie man sich durch Schweizer Speisekarten und Supermarktregale navigiert. yuki: Vor drei Jahren fuhr ich in der Schweiz in der Formel 3. Das war das erste Mal, dass ich in Europa lebte. Ich sprach kein Französisch und hatte Bammel, allein in Restaurants zu gehen. Also lernte ich ­Kochen. Ich schnappte mir alle Zutaten, die ich im Supermarkt finden konnte, und arbeitete meinen Speiseplan systematisch aus: Frühstück, Mittag- und Abendessen. Ich kochte jeden Tag, 365 Tage im Jahr. Alles japanisch! Und die Schweizer Küche? yuki: Käsefondue! Das bestellte ich jedes Mal, wenn ich dann doch ins Restaurant ging. Das schmeckt mir sehr und geht mir nach wie vor ab. Wenn es also um mein Schweizer Leibgericht geht – das ist es: Fondue!

GROSSBRITANNIEN FISH AND CHIPS

2020 zog Tsunoda ins Vereinte Königreich. Das war das Jahr, in dem er in der Formel 2 debütierte. Als Red Bull Junior lebte er in Milton Keynes, in der Nähe der Fabrik von Red Bull Racing und eine kurze Autofahrt entfernt von der Basis seines Carlin-F2-­ Teams in Surrey. Und dort entwickelte er eine Vorliebe für ein britisches Grund­ nahrungsmittel   … yuki: Bei Großbritannien ist die Sache einfach: Fish and Chips. Das war keine Liebe auf den ersten Blick, aber mit der Zeit kam ich so richtig auf den Geschmack. Jedes Mal, wenn ich in Milton Keynes für Race-Simulator-Sessions bin, bestelle ich Fish and Chips. Echt, vor einer Sim-Session? yuki: Stimmt. Da musst du aufpassen, dass dir nicht übel wird, wenn dich der Simulator durchrüttelt.

BEN TALLON

„Meine Motivation in meinem Job hängt massiv mit meiner Ernährung zusammen“, erzählt Yuki. „Ich mochte gutes Essen schon als Kind sehr und bin als Japaner wohl auch recht verwöhnt, was dieses Thema betrifft. Das war mir in dem Ausmaß nicht bewusst – ich bemerkte es erst, als mich mein Beruf als Motorsportler in andere Länder führte und ich keinen blassen Schimmer hatte, was die jeweilige Küche bietet. Ich musste also erst herausfinden, was mir schmeckt. Richtig gelebt, also für längere Zeit, habe ich in meiner Karriere bisher in Japan, in der Schweiz, in Großbritannien und in Italien. Und aus genau diesen vier Ländern stelle ich euch meine absoluten Favoriten vor.“


The Red Bulletin 8. Juli 2022

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F1 Red Bull Ring Mahlzeit! 7

JAPAN

UND DIE QUAL DER WAHL: SUKIYAKI, MOTSUNABE, RAMEN, SUSHI …

ITALIEN

PENNE ARRABIATA Fish-and-Chips-Diät, dazu noch FußballMarathonsessions mit seinen Rennfahrerfreunden Tadasuke Makino und Nirei Fukuzumi auf der PlayStation 4. Lustig ist das Leben in der Juniorenserie. Als Yuki 2021 jedoch in die Formel 1 aufstieg, wurde alles anders. Yuki kam nach Faenza in ­Italien, in die Nähe des Alpha­ Tauri-Werks. Und Teamchef Franz Tost überwachte das Fitnessprogramm des ­japanischen Fahrers höchstpersönlich. Das hat augenscheinlich funktioniert – auch wenn Tsunodas Konzentration immer wieder von dem Gedanken an einen Teller perfekt zubereiteter Pasta abgelenkt wird … yuki: Ich liebe italienisches Essen! Ich habe ein Lieblingslokal, in dem ich fast jeden Tag esse. Zu Mittag und am Abend. Wie heißt das Restaurant? yuki: Das verrate ich nicht! Deine Leibspeise? yuki: Auf jeden Fall einmal Pasta. Ragù ist lecker. Aber mein Favorit ist Arrabiata. Total einfach als Gericht – und richtig gut, wenn der Koch weiß, was er tut.

Home, sweet home! Wenn er über seine kulinarische Heimat spricht, leuchten Tsunodas Augen. Soulfood? Das ist für Yuki eine Schüssel dampfender Suppe. yuki: Ach, Japan. Hier wird es schwierig. Ich sag jetzt mal: Sukiyaki. Das ist Fleisch, das man am Tisch in heißer Sojasauce und Wasser kocht. Es ist wie Shabu-Shabu (Eintopf mit Fleisch und Gemüse; Anm.), aber mit Sojasauce. Oder Motsunabe, das ist auch eine Suppe, mit viel Gemüse und Rinderfett. Oder Ramen. Mit Meeresfrüchten! Das ­Dashi (die Brühe; Anm.) wird aus Meeresfrüchten hergestellt. Köstlich! Also, ich mag das und natürlich auch Tonkotsu, die Brühe aus Schweineknochen. Ramen kann man überall essen – in Japan besonders gerne nach einer feuchtfröhlichen Party. Und dann gibt es ­natürlich noch Sushi. Dazu vielleicht Folgendes: Wenn du in Tokio bist, vergiss für das eine Mal den Preis und such dir ein wirklich gutes Sushi-Lokal. So ein kleines, originales mit ganz wenigen Plätzen und viel privater Atmosphäre. Da bist du richtig! Und wenn ich keinen rohen Fisch mag? yuki: Klarer Fall. Dann eindeutig Sukiyaki.


8 Heroes F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

DIE SCHULE DES

DOKTORS

Über ein Drittel des aktuellen F1-Fahrerfeldes ging durch seine Ausbildung: DR. HELMUT MARKO macht aus jungen Rennfahrern Formel-1-Piloten. Mit uns geht er die Absolventen der Marko-Akademie durch. Text WERNER JESSNER


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F1 Red Bull Ring Heroes 9

SEBASTIAN VETTEL

Bahrain, April 2009: Am Ende der Saison war Sebastian Vettel Vizeweltmeister. Und: Da kam noch mehr.

„Bis zu einem gewissen Grad erinnert er mich an Niki Lauda – bloß mit dem Unterschied, dass Niki bereits deutlich älter war, als er in die F1 gekommen ist.“

„Sebastian kam in ganz jungen Jahren zu uns. Er war ein sehr, sehr analytischer Arbeiter, sehr fleißig. Er hat alle technischen Möglichkeiten optimal ausgenutzt. Das war auch der Grund, warum er ­gegenüber dem talentierten Mark Webber im Endeffekt die Oberhand behalten hat – und zwar deutlich. Mark war auf gewissen Kursen wie dem Nürburgring oder im dritten Streckenabschnitt von Barcelona schlicht unschlagbar, aber übers Jahr gesehen hatte Sebastian klar die Nase vorn. Wann immer technische Neuerungen gekommen sind – der Blown Diffuser, ein anderer Reifenhersteller –, hat er sein technisches Know-how optimal genutzt. Diese Fähigkeit hat ihn zum vierfachen Weltmeister gemacht.“

SERVUSTV/NEUMAYR/LEO, GETTY IMAGES

DANIEL RICCIARDO „Ein fröhliches Naturtalent mit überragender Car-Control. Ich erinnere mich, dass er gleich bei der ersten Sichtung mit dem Heck voraus aus der Zielkurve gekommen ist, das Ding noch abgefangen und ­sogar noch einen Zeitgewinn daraus gemacht hat. Daniel setzt sich ins Auto und ist ab dem ersten Meter schnell. Sein Karriereweg bis zu Red Bull Racing ging fast nur bergauf. Gleich im ersten Jahr bei Red Bull Racing hat er Vettel mit drei zu null Siegen besiegt. Als dann Max kam, war das ein Knackpunkt in seiner Karriere. Anstatt den Kampf aufzunehmen, hat er das Weite gesucht. Man hat ja gesehen, wohin das geführt hat. Schade! Die Arbeit mit ihm war immer angenehm. Sein Grundspeed ist vergleichbar mit dem von Max, aber es fehlt die allerletzte Konsequenz.“

Nach ein paar Rennen für das HRT-Team 2011 stieg Daniel Ricciardo 2012 in den Toro Rosso.

„In der Vergangenheit war vielleicht der junge Nelson Piquet ähnlich wie Daniel – auch wenn der später ernsthafter geworden ist.“


10 Heroes F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

CARLOS SAINZ „Er war in den kleineren Kategorien immer verdammt flott unterwegs. Bei seinem ersten F1-Test in Silverstone war er in den schnellen Kurven auf Anhieb leicht schneller als ­Sebastian Vettel – damals ­unsere Benchmark. Er stand lange Zeit im Schatten seines Vaters, des gleichnamigen zweifachen Rallye-Weltmeisters. So hing ihm auch ein ­wenig zu Unrecht das Image des verwöhnten Sohns nach. Dagegen musste er lange Zeit kämpfen. Sein Pech war, an Max als Teamkollege geraten zu sein. Die Stimmung bei ­A lphaTauri / Toro Rosso ­zwischen den beiden als Teamkollegen war giftig. In der damaligen Konstellation sah ich keine Chance, ihn bei uns zu behalten. So ist er dann zu Renault und später Ferrari gegangen.“

Marko zeigt Sainz sein Arbeitsgerät, den Toro Rosso. Red Bull Ring 2014

„Carlos ist ohne Zweifel ein Top-Mann, der bei Toro Rosso beinahe auf Augenhöhe mit Max war.“

Toro Rosso, Red Bull Racing, DTM, Williams: Alex’ wechselvolle Geschichte

„Yuki ist ein völlig atypischer Japaner. Normalerweise schreibt man ihnen Höflichkeit und Disziplin zu. Beides hat Yuki nicht. Sein Englisch war anfangs mangelhaft. Dann hat er sehr schnell und gründlich Kraftausdrücke gelernt. Außerdem neigt er zu Wutausbrüchen. Aber nichtsdestotrotz ist er sauschnell. Blöde Crashes in seiner ersten F1-Saison haben am Selbstvertrauen genagt. Speedmäßig ist er auf einem Level mit seinem Teamkollegen Gasly, auch wenn sich das zu Saisonbeginn nicht in den Resultaten widergespiegelt hat. Wir glauben an ihn und sein riesiges Potenzial. Wenn er aus seinem Stress-Fenster raus ist, ist er unglaublich witzig und sympathisch. Yuki mag jeder, selbst wenn keiner so ausrasten kann wie er.“

ALEX ALBON „Alex hat in den Junior-Kategorien viele Unfälle gebaut, daher haben wir uns getrennt. Nach dieser Sturm-undDrang-Phase haben wir ihn zurückgeholt, und er hatte nichts von seinem Speed verloren. Hamilton hat seine Karriere vielleicht nicht zerstört, aber gedämpft. In Brasilien lag er 2019 auf Platz 2, als der ihn umgedreht hat. Am Red Bull Ring 2020 wollte Alex außen an Hamilton vorbei, doch der hat ihn in den Kies geschickt. Dieses Rennen hätte er gewonnen. So stand er mit leeren Händen da. Daran hatte er lange zu knabbern. Alex ist sehr schnell, aber vielleicht ein zu netter Mensch. Ein wenig wie David Coulthard, den alle Welt mag, der am Ende aber nicht hart genug war.“

Jeder mag Yuki – sogar der gestrenge Doktor.

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YUKI TSUNODA


The Red Bulletin 8. Juli 2022

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F1 Red Bull Ring Heroes 11

PIERRE GASLY „Pierre hat in fast jeder Nachwuchskategorie zwei Jahre gebraucht, um zum Siegfahrer zu werden. Er braucht ­Fehler, um daraus zu lernen. Entscheidend war, dass wir ihn 2017 nach Japan in die dortige Super Formula geschickt haben. Pierre hat den Titel nur verloren, weil der Taifun ‚Lan‘ die Absage des letzten Saisonrennens erzwang. Bei Red Bull Racing ist er an Max gescheitert. Er hat Ausflüchte gesucht, anstatt den Fehler bei sich zu sehen. Seit er zurück bei AlphaTauri ist, ist er zur Superform aufgelaufen. Dort ist er Teamleader, der Unglaubliches leistet. Wie sein Landsmann François Cevert ist er schnell, fesch und den schönen Dingen des Lebens zugetan.“

Spätes Match: der Doktor und Monaco-Sieger Checo 2022

CHECO PÉREZ

2019 wechselt Pierre Gasly zwischen Red Bull Racing (Foto) und Toro Rosso.

„Wir hatten ihn bereits als Teenager auf unserer Rechnung. Vor allem sein Speed über eine Renndistanz beeindruckte uns. Seine damaligen Partner entschieden sich ­allerdings für einen anderen Karriereweg. So dauerte es, bis er bei Red Bull Racing gelandet ist. Er kam mit einem Sieg im Gepäck und war positiv gestimmt. Dann lernte er Max kennen. So trat eine gewisse Verunsicherung ein, vor allem im Qualifying. Doch er hat das weggesteckt. Checo ist ein toller Teamplayer. Max wäre ohne ihn nicht Weltmeister geworden. Privat weiß er das Leben zu genießen. Er sucht seine Hotels selbst aus, lebt innerhalb des Teams mit seinem eigenen Betreuerstab. Ich weiß zwar nicht genau, was die alle machen, aber es sind lauter nette Leute.“

GETTY IMAGES/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES

MAX VERSTAPPEN „Max ist sicher der Schnellste, den wir jemals hatten. Außerdem wird er langsam zum komplettesten Rennfahrer. Er ist ein Talent, wie es alle Jahrzehnte nur einmal vorkommt. Das Gesamtpaket aus Speed, Auftreten, Selbstvertrauen ist einzigartig. Er verbiegt sich nicht, spricht auch in Interviews unangenehme Dinge klar aus. Steht zu dem, was er sagt und tut – ein richtig starker Charakter. Fahrerisch gibt es derzeit niemanden, der auf eine Runde schneller ist als er. Renn-Intelligenz war von Anfang an da. Das sah man schon bei seinem ersten GP-Sieg in Barcelona, als er neu bei Red Bull Racing war und den erfahrenen Kimi Räikkönen im Ferrari 40 Runden lang hinter sich hielt, ­Reifen schonte, wo man nicht überholen konnte, und immer dann einen Vorsprung herausfuhr, wenn er angreifbar war.“

Max Verstappen ist der zweite Weltmeister aus der Marko-Schule. Abu Dhabi, 2021, unvergessene Freude

„Max ist ein Champion, der von seinem Vater das perfekte Rüstzeug für die Karriere mitbekommen hat und der dank dem WM-Titel entspannter ist denn je.“


12 Interview F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

GÜNTHER STEINER

Wahlweise wortkarg oder ausgesprochen direkt: Der HaasTeamchef ist ein Liebling der F1-Fans.

MICK SCHUMACHER

„IGNORIER DEN LÄRM DA DRAUSSEN!“ Ein altes Sprichwort im Motorsport besagt: Du hast eine Saison zum Lernen – und eine Saison, um Leistung zu bringen. Was das für MICK SCHUMACHER bedeutet und wie der junge Haas-Pilot damit umgeht, verrät sein Teamchef GÜNTHER STEINER. Interview JUSTIN HYNES

FORMULA 1, GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM

Nach einer schwierigen Saison im Vorjahr heuer wieder mit voller Motivation dabei


The Red Bulletin 8. Juli 2022

the red bulletin: Du hast Mick schon in der Formel 2 beobachtet, also bevor er zu Haas kam. Was hast du erwartet? günther steiner: Dass er gut abschneidet. Aber was ist schon gut? Definiere das mal. Eines kann ich sagen: In der Situation, in der wir waren, ging es einfach ums Überleben. Das wäre ohne Mick schwierig gewesen. Seine Persönlichkeit und sein Engagement haben dem Team in einem sehr schwierigen Jahr sehr geholfen. Mittlerweile hat er über 30 Rennen ­bestritten – also eine Menge Zeit und ­Gelegenheiten. Was sind Micks Stärken und Schwächen? Er lernt noch. Du sagst, das waren 30 Ren­ nen, okay. Aber die kann man nicht über einen Kamm scheren. Die vorige und die heurige Saison sind grundverschieden. Die Intensität, der Druck – die Leute draußen merken gar nicht, wie sehr sich das ver­ ändert hat. Wir alle wussten, dass das letzte Jahr ein Übergangsjahr war und Mick nur sein Bestes geben musste. Aber dieses Jahr ist das ein ganz anderes Spiel. Das Auto ist konkurrenzfähig, Mick hat mit Kevin ­(Magnussen; Anm.) einen sehr guten Team­ kollegen. Er ist jetzt acht oder neun Rennen in dieser zweiten Entwicklungsstufe. Ein völlig neues Spiel? War das ein Schock für euch?

Mick mit Kevin Magnussen. Der junge Schumacher profitiert von der Erfahrung seines Teamkollegen.

Nach seinem Unfall in Monaco wurde Mick heftig kritisiert. Aber Günther Steiner steht zu seinem Fahrer. Er sagt, das alles gehört zur Formel 1 und zum Sport.

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„Für mich ist er wie jeder andere Fahrer. Für mich ist Mick Schumacher nicht heilig.“ Definitiv. Plötzlich hast du ein gutes Auto, einen guten Teamkollegen und kämpfst gegen die Big Boys. Aber das ist normal. Je weiter du nach oben kommst, desto ­dünner wird die Luft. Mick hatte es heuer phasenweise nicht leicht: schwere Unfälle in Saudi-Arabien und in Monaco. Da hagelte es Kritik. Zu Recht? Wer bin ich, um zu beurteilen, was fair und was nicht fair ist? Ich glaube, die Sachen wurden hochgespielt und die Leute sind mit Kritik schnell bei der Hand. Ich sage jetzt nicht, dass es clever ist, Autos zu crashen. Aber das gehört zur Formel 1, und damit muss man leben. Und vor allem brauchst du nicht zu glauben, dass dich jeder lieben wird, wenn du in der F1 landest. Viele Men­ schen kämpfen hier um jeden Job. Das ist die Formel 1, die Königsklasse des Motor­ sports. Also fair oder nicht fair? Das spielt keine Rolle, das ist Teil des Spiels. Nun, ein Teil der Kritik kam ja von dir. Gibt es diesen Punkt, an dem man als Teamchef einem Fahrer den Arm um die Schulter legt und ihm ins Ohr flüstert: „Okay, genug ist genug. Du musst das ­anders angehen.“ Auf jeden Fall. Das gehört zu meinem Job. Aber die Leute interpretieren zu viel hinein. Ich kann ja nicht einfach sagen: „Oh, groß­ artig, dass du gegen die Wand gekracht bist!“ Warum nicht? Weil wir keine Punkte holen und er als Fahrer nicht weiterkommt. Okay, ich bin vielleicht ein bisschen offener als andere Leute, ein bisschen direkter, aber wen interessiert das? Und wenn du damit ein Problem hast, sprich mich halt nicht an. Das Interesse an Mick ist groß. Weil er ist, wer er ist. Aber für mich ist er wie jeder ­andere Fahrer. Für mich ist Mick nicht heilig. Hast du ihm das gesagt? Sicher. Ich meine, wenn ich gerade echt sauer bin, spreche ich besser mit keinem. Aber wir haben vor den Vorfällen gesprochen, wir haben danach gesprochen und vor Baku ge­ sprochen, hauptsächlich, um klarzumachen: „Hey, ignorier einfach den ganzen Lärm da draußen!“

F1 Red Bull Ring Interview 13

Wie geht Mick mit Kritik um? Er gewöhnt sich daran. Wie gesagt, wenn man Teil der Formel 1 sein will, muss man sich daran gewöhnen. Es geht nicht nur ums Fahren. Es gibt einen Haufen anderer Dinge, die man lernen muss. Wenn du etwas verbockst, wird keiner sagen: „Passt, ist in Ordnung.“ Nein, irgendjemand wird dir unter die Nase reiben, dass das verdammt falsch war. Leider muss ich manchmal ­dieser Bösewicht sein. Aber damit kann ich leben. Letztes Jahr hatte Mick oft Troubles mit seinem Teamkollegen. Heuer ist die Dynamik ganz anders. Kevin ist sehr erfahren und sehr schnell. Wie wirkt sich das auf Mick aus? Es ist das Beste, was ihm passieren konnte. Er war total happy, als ich ihm mitteilte, dass wir Kevin unter Vertrag genommen haben. Kevin ist sehr kooperativ. Er kümmert sich um Mick, hilft ihm, wo er kann, kämpft nicht gegen ihn. Mick hatte großes Glück, einen Teamkollegen wie Kevin zu bekommen. Er kann von ihm als Mensch und als Fahrer ­lernen. Mick ist also in einer viel besseren Position als letztes Jahr. Um kurz auf Micks Crashes zurück­ zukommen … die waren ja nicht ohne. Waren sie auch sehr teuer? Ich gebe dir eine Rechnung, wenn du ver­ sprichst, dich an der Schadenszahlung zu beteiligen! Den Schmerz habe ich nicht in meiner eigenen Brieftasche gespürt, aber definitiv in Haas’ F1-Brieftasche. Wir reden hier zwar nicht von der Oberkante unseres Budgets. Aber von der Cash-Obergrenze, wie ich es nenne, und das tut ziemlich weh. In Silverstone holte Mick jetzt seine ersten Punkte in der F1 nach einem erbitterten Fight mit Max Verstappen. Zufrieden? Ich bin richtig happy. Wir haben doppelt gepunktet (Magnussen wurde Zehnter). Von Platz 17 bzw. 19 zu starten und Achter und Zehnter zu werden – mehr hätten wir uns nicht wünschen können. Die Autos waren schnell, die Jungs haben einen super Job gemacht, die Boxenstopps waren gut. So müssen wir jetzt weitermachen. Dann sind wir wieder im Spiel. Wie zufrieden bist du insgesamt mit Micks Fortschritt? Wir haben gute Fortschritte gemacht. Was er noch erreichen kann, weiß ich nicht, weil wir noch nicht an diesem Punkt waren. Aber ich glaube nicht, dass wir schon alles gesehen haben, was er liefern kann. Und wer wäre ich, wenn ich einen Fahrer nicht pushen würde, bis er Weltmeister ist?


14 Karriere-Turbo F1 Red Bull Ring

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8. Juli 2022 The Red Bulletin

DER PERFEKTE LEBENSLAUF Juniorserien, Akademien, Budget – der Weg an die Spitze des Motorsports ist steinig. Was dringend nottut: ein perfekter Lebenslauf. Hier die wichtigsten Bausteine. ALTER

Ein gutes altes Sprichwort in der F1 besagt: Du bist alt genug, wenn du gut genug bist. Max Verstappen gab sein F1-Debüt mit 17. Lando Norris war bei seinem ersten GP nur einen Meter groß (das stimmt wohl nicht ganz, aber ziemlich klein war er schon), und Sebastian Vettel gewann seine erste Weltmeisterschaft mit 23. Ja, die Formel 1 ist das Spiel der jungen Männer. Folgerichtig solltest du in deinem Lebenslauf unmissverständlich klarstellen, wie jugendlich du tatsächlich bist. Weise unbedingt dar­ auf hin, dass deine Kartkarriere bereits mit den Rotax-Motoren begann, die du im Mutterleib hörtest, und dass du jeden, der mit neun keinen 4×4-Zauberwürfel, kein Roblox-Abonnement und keine ­Superlizenz hat, für einen Verlierer hältst.

AUSBILDUNG

Das Wichtigste jeder Motorsport-Karriere ist der Sieg! Jeder Rennsport-Lebenslauf, der sein Geld wert ist, muss daher eine Litanei von Seriensiegen aufweisen, die deine göttliche Fähigkeit beweisen, Hoffnungen und Träume anderer Achtjähriger rücksichtslos zu zerstören – weltweit! Das Schöne am Motorsport ist: Es gibt eine Alternative. Wie der Klerus bietet auch die Rennwelt gerne Zuflucht für die Todlangsamen und anderweitig Arbeits-

unfähigen. Mit genügend Budget im Hintergrund steht deinem Siegeszug von der Space Cadet Karting Championship zur Formel Vorsicht bis an die Spitze der Valium World Series nichts im Wege.

SUPPORT

Apropos Budget. Du wirst eine ganze Menge davon brauchen. Früher reichte es, wenn du dir einen Cosworth DFV samt Anhänger leisten konntest. Heute brauchst du in etwa das halbe BIP von Tuvalu (ca. 20 Millionen US-Dollar laut UN). Du kannst also dein Leben damit verbringen, PowerPoints zu erstellen, mit denen du große Unternehmen von deinen herausragenden Qualitäten überzeugst. Oder: Du gehst den einfacheren Weg und legst dir einen milliardenschweren Elternteil zu, der das starke Bedürfnis hat, dich zum stellvertretenden Helden seiner Motorsportträume umzubauen. Das kostet dich deine Individualität und Autonomie, aber hey: Das ist doch ein fairer Preis für deinen Ruhm in der ­Wunderwelt des Motorsports!

BERUFSERFAHRUNG

Wer vom Nachwuchs-Rennsport in die Formel 1 will, muss an die Akademie eines F1-Teams. So viel steht fest. Nur:

Wie hebst du dich von den anderen ­jugendlichen Petrol-Nerds ab, die hinten in der Garage deines Teams rumhängen? Anstatt Reportern ins Mikro zu diktieren, dass du die blitzschnelle Zukunft der F1 bist und der gealterte, paranoide #1-Fahrer deines Teams langsamer ist als ein verregneter Mittwoch im Oktober, lass sie lieber wissen, wie dankbar du bist, zu den Füßen dieses Meisters in ­geradezu wurmartiger Devotion lernen zu dürfen und einst, in ferner Zukunft, mit der Chance gesegnet zu werden, in die Fußstapfen dieses Giganten zu treten. Wiederhole diesen Sermon regelmäßig – und schwups, schon bist du die Nummer 2 deines Rennstalls.

REFERENZEN

Fehlen direkte Empfehlungen durch große Namen, hilft die sprachliche Umarmung selbiger, weiß der schreiberisch versierte Lebenslauf-Verfasser. Hier drei Beispiele zur Inspiration bzw. Warnung: Behaupte, du seist „rasend schnell wie Ayrton Senna“ oder „raubkatzenhaft wie Fernando Alonso“. Das kommt gut. In den Raum zu stellen, du seist „ein kompletter Pilot wie Pastor Maldonado“ begeistert bestenfalls in verschrobenen Zirkeln und wirkt daher eher kontraproduktiv.

JUSTIN HYNES

Du musst die Formel 1 als eine Art Supermacht verstehen, die sich in der Auswahl ihrer Einflusssphären an einer simplen Grundsatzfrage orientiert: Wie viel Kohle kann ich zu einem bestimmten Zeitpunkt aus einer bestimmten Region herausholen? Vor einem Jahrzehnt hättest du z. B. gut daran getan, Ugyen zu heißen und die Garantie mitzubringen, dass ein Grand Prix von Bhutan auf den Straßen von Thimphu etwas ist, worauf der Drachenkönig wirklich scharf ist. Heute heißt es: Go West! Die F1 hat ihre wechselhafte Liebesaffäre mit den USA neu entfacht. Daher: Übersiedle in einen Trailerpark, setz dir eine John-Deere-Kappe auf, ändere deinen Namen in Bubba, und ­yee-haw!, deine Karriere-Rakete hebt ab.

PICTUREDESK.COM

NAME UND ADRESSE

Ayrton Senna war so begnadet, dass er sein ­erstes Rennauto (Foto!) vor seinem vierten Geburtstag baute. Für alle anderen: Befolgt die Tipps unseres Lebenslauf-Knigge!


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© Getty Images

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