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REISE-INSPIRATIONEN
März 2010 Reisemagazin 02. Jahrgang
Indien – Kerala Zu Gast bei Gott
In dieser Ausgabe: Titelthema: Indien – Kerala
Bildreportage Kerala Kerala – Fest der Sinne Kathakali – Getanzte Poesie im universellen Kampf zwischen Gut und Böse Backwaters – Leben im Fluss Kalari – Die Mutter des Kampfes Unterwegs mit Jesan T Das vom Coconut Lagoon Resort
Unbekannte Helden
Gopinath Parayil, Indien
Jenseits der Sterne – Hotels der besonderen Art Pädaste Manor, Insel Muhu, Estland Lloyd Hotel & Cultural Embassy, Amsterdam, Holland
Gewinnspiel
1 Wochenende im SIDE Design Hotel Hamburg
Mein Mallorca:
Finca Es Verger – oder die Mutter aller Lammschultern
Nahziel: Ungarn
Pécs: Friede, Freude, Multikulti
Fit im Urlaub Schrothkur
Städteziel: Zürich
Zürich zum Nulltarif
UNESCO Welterbe
Das Pelourinho-Viertel in Salvador da Bahia
Kleine Fluchten: Gotha Eine Arche des Barock
Servicethema:
Digitale Reisefotografie, Teil 3
Inhaltsverzeichnis
Thema In eigener Sache
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Zwischen ayurvedischer Heilkunst und Messestress
Titelthema: Indien/Kerala Bildreportage: Kerala – Gottes eigenes Land
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Kerala: Fest der Sinne
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Kathakali: Getanzte Poesie im universellen Kampf zwischen Gut und Böse
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Backwaters: Leben im Fluss
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Kalari: Die Mutter des Kampfes
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Unterwegs mit Jesan T Das im Coconut Lagoon Resort
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Das Buch zum Urlaub – Südindien
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Das besondere Buch: Echt indisch kochen
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Unbekannte Helden: Gopinath Parayil, Indien Jenseits der Sterne – Hotels der besonderen Art
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Seite
k! Rubri Neue
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(Elektronische) Reisebegleiter
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Gewinnspiel: 1 Suite-Weekend im SIDE Design Hotel Hamburg
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Mein Mallorca: Finca Es Verger – Oder die Mutter aller Lammschultern
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Nahziel: Ungarn: Pécs – Friede, Freude, Multikulti
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Fit im Urlaub: Schrothkur
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Städteziel: Zürich zum Nulltarif
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UNESCO Weltkulturerbe: Das Pelourinho-Viertel in Salvador da Bahia
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Kleine Fluchten: Gotha
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Servicethema: Digitale Reisefotografie, Teil 3
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Kolumne & Vorschau
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Impressum & Bildnachweis
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Titelbild: Gesichter Keralas/© Christoph Hoppe
Liebe Leserinnen & Leser, zwischen zwei Messen, der Boot im Januar in Düsseldorf und der Reisemesse ITB im März in Berlin, hat es unseren Chefredakteur leider erwischt: Die Nase läuft, der Schädel brummt, aber der Redaktionsschluss für die März-Ausgabe ist ein Termin, der sich nicht verschieben lässt. So habe ich für diese Ausgabe das Editorial übernommen – und gleichzeitig das ayurvedische Heilbuch aus dem Regal geholt, das seit unserer Indienreise im September 2009 fester Bestandteil unserer Hausapotheke ist. Während der Chefredakteur also mein Eigengebräu aus Süßholzwurzel und Kreuzkümmel ertragen muss, dürfen Sie sich entspannt zurücklehnen und die virtuelle Reise durch Kerala antreten. Genießerisch geht es auch auf Mallorca zu, wo wir die Mutter aller Lammschultern ausgemacht haben. Budgetschonend erkunden wir Zürich zum Nulltarif und ein echtes Highlight ist das Wochenende in einer Suite des SIDE Design Hotels in Hamburg, das Sie in dieser Ausgabe gewinnen können. Lassen Sie sich inspirieren – und bleiben Sie gesund! Herzlichst, Ihre
Inhaltsverzeichnis & Editorial
In eigener Sache – Wegweiser durch‘s Reisemagazin & Reisemagazinportal In dieser Ausgabe: Der Reiseliteratur-Shop
Das Buch zum Urlaub Kennen Sie schon unseren unseren Reiseliteratur-Shop? Auf der Webseite zum Reisemagazin recherchiert die Redaktion passend zu jeder Ausgabe die besten Reiseführer, Bildbände, DVDs und Sachbücher. Zu fast allen Rubriken machen wir Vorschläge, welche weiterführende Literatur lesenswert ist. Wenn Sie ganz allgemein auf der Suche nach dem passenden Reiseführer oder -zubehör für den nächsten Urlaub sind, werden Sie in den Kategorien auf der linken Seite sicherlich fündig. Neben nach Ländern sortieren Reiseführern haben wir Vorschläge zu weiteren Themen wie Aktivurlaub, Hörbücher oder Kochen wie im Urlaub. Top-Tipps zum passenden Gepäck, Outdoor-Ausrüstungen, Nützliches für unterwegs oder elektronische Reisebegleiter runden das Angebot ab. Also, stöbern Sie los: www.reise-inspirationen.de/reiseliteratur.html Stöbern Sie in unserem Reiseliteratur-Shop! Zu jeder Magazinausgabe gibt es passende Buch- und DVD-Tipps, Reiseführer nach Ländern sortiert, Hotelführer, Reisegepäck und -zubehör sowie Outdoor-Ausrüstungen 3
In eigener Sache
[Text: Christoph Hoppe] 4
Arbeiter auf den Backwaters
Š Christoph Hoppe
Kerala Gottes eigenes Land Titelthema
Natur erleben
Tee Plantagen -Munnar
Atemberaubende Wasserfälle, unendlich erscheinende Teeplantagen, traumhafte Seen. Kerala hat im Überfluss, was vielen anderen Landesteilen Indiens fehlt.
© Holger Leue
Athirapally Wasserfälle -Thrissur
Thekkady See -Thekkady
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Titelthema: Kerala – Gottes eigenes Land
© Fri Gilbert
Wasser ist Leben
...aber deswegen nicht immer sauber: drei Meter liegen zwischen diesen Aufnahmen: Reparatur eines Aussenborders – Wäsche waschen – dazwischen Geschirr spülen. Alle verwenden dasselbe Wasser.
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Titelthema: Kerala – Gottes eigenes Land
© Fay Looney
Theyyam
Church of the Good Shepherd am LakeKathakali Tekapo
Lebendige Kultur Märchen, Dramen, Liebesgeschichten, Göttersagen, Geschichtsepen, moralische Lehrstücke. In Kerala gilt: Wenn man es erzählen kann, kann man es auch tanzen. Und das tun sie, meist farbenfroh, manchmal laut, immer leidenschaftlich.
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Panchavadyam
Titelthema: Kerala – Gottes eigenes Land
Lebensfroher Alltag Wer offen und freundlich auf die Menschen in Kerala zugeht, erntet immer ein Lächeln.
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Titelthema: Kerala – Gottes eigenes Land
Kerala Fest der Sinne
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Titelthema
Fest der Sinne meter auseinander und doch immer wieder erfrischend anders. Und während Touristen der vergangenen einhundert Jahre eher sehen und verstehen wollten, quasi aus der Distanz, so will der heutige Gast „erfahren“ – selbst auf Strohmatten am Boden sitzen und Reis mit der Hand aus einem Bananenblatt löffeln. Er will Elefanten reiten und mit Fischern auf ihren Katamaranen auf Beutezug gehen. Keralas Gäste treiben durch das weit verzweigte Netz aus Kanälen und Flüssen der Backwaters auf traditionellen Frachtkähnen dahin und streifen im gemächlichen Tempo Kultur- und Dorfleben, wo einst eine der wichtigsten Drehscheiben für den weltweiten Warenhandel angesiedelt war. All das kann man hier selbst erleben.
Text & Bilder: Christoph Hoppe Es sind diese vier magischen Worte, die immer fallen, wenn Kerala beschrieben werden soll: Backwaters, Ayurveda und Kultur – allesamt einzigartig, das zieht die meisten Touristen an. Und das Essen. Einfach umwerfend. Seit Jahrzehnten baut die kommunistische Regierung des indischen Bundesstaates an einem dynamischen, nachhaltigen und umweltgerechten Tourismus. Mit Erfolg, denn die Gelder aus dem Fremdenverkehr leisteten den Löwenanteil zur Finanzierung einer ganz eigenen, hoch entwickelten Gesellschaft, die auf dem Subkontinent seinesgleichen sucht: hervorragende Einrichtungen im Gesundheitswesen, niedrigste Umweltverschmutzung und friedliebende, gut ausgebildete, umweltbewusste Menschen. Ein Portfolio naturbasierter, touristischer Produkte setzt Kerala an die Spitze aller indischer Staaten, denn in keinem anderen Teil der Riesenreiches verbringen Gäste mehr Zeit als hier. Nirgendwo sonst wird beispielsweise Ayurveda so intensiv angeboten, das allein bindet jeden Gast für Wochen an die Destination. Aber nicht erst seit Jahren, sondern schon sehr viel länger, als es Kommunisten auf der Erde gibt. Der südwestlichste Teil Indiens war immer schon Ziel derer, die es sich leisten konnten, überhaupt zu reisen. Strände und Gebirge, menschenleere Landstriche und quirlige Städte, alles nur ein paar Kilo10
Die chinesischen Fischernetze von Cochin
Kerala inspiriert. Sanfte Hügellandschaften wechseln sich ab mit majestätischen Wasserfällen, weiten Seen und endlos scheinenden Plantagen. Es duftet nach Pfefferstauden und Teesträuchern. Es riecht nach frischer Minze und Koriander. Türkis-blaue Eisvögel stossen hinab in rotbraune Flüsse und Elefanten zerren Holzstämme entlang staubiger Straßen hinauf zu den wartenden LKW, die von den Fahrern so bunt geschmückt wurden, wie bei uns im Westen die Christbäume. Cochin
Hier gibt es Führerscheine!
Es ist alles schön. Aber Cochin wird Ihnen unter die Haut gehen. Sie können Stunden damit verbringen, zwischen den alten Gebäuden aus der Kolonialzeit umher zu wandern oder entlang der Küste, vorbei Titelthema: Kerala
an den chinesischen FischernetzAnlagen aus dem 14. Jahrhundert, die inzwischen zu Wahrzeichen der Stadt wurden. Kinder spielen im Park und unter einem riesenhaften Banyantree absolvieren junge Erwachsene gerade ihre Führerscheinprüfung (man erlangt eine Fahrerlaubnis für ein Auto, sobald man ein „H“ fahren kann. Für die Berechtigung, ein Motorrad zu steuern, muss man eine „8“ fahren können!). Auf dem „Parade Ground“, einem ruhigen Dorfplatz vor der St. Franziskus Kirche spielen Jungen zusammen mit Mädchen Cricket – ein Geschlechter-Mix, der selbst im Mutterland dieses Sportes wohl eher selten zu sehen sein dürfte. Schon gar nicht vor einer so altehrwürdigen Kirche, denn im St. Franziskus wurde der portugiesische Entdecker Vasco Da Gama beigesetzt, der Cochin aus seinem Dornröschenschlaf erweckte. Mit dessen Ankunft im Jahre 1489 begann der Zustrom von Händlern aus dem Westen, der rund einhundert Jahre früher durch chinesische und arabische Kaufleute eröffnet worden war. Das beschauliche Fischerdorf, gelegen an den Staden eines kleinen Binnenmeeres, wurde Umschlagplatz für den globalen Handel, wechselnd beherrscht von Portugiesen, Niederländern und Engländern. Und alle hinterliessen Spuren. So kann man sich heute in einer 11
chinesischen Rikscha zum Fünf-Uhr-Tee schaukeln lassen, um so gestärkt über arabische Gewürzmärkte zu der herrlichen Synagoge aus dem sechszehnten Jahrhundert zu flanieren. Am Abend findet sich dieser Schmelztiegel aus drei Jahrhunderten und verschiedensten Kulturen auf den Speisekarten der Restaurants wieder. Wer nicht sowieso im Brunton Boatyard wohnt, dem sei das Restaurant des Hauses ans Herz gelegt. „Digging into the past“ nennt man hier, was man in Europa wohl als FusionCuisine bezeichnet würde: Zur heimatlichen Melodie von schwarzem Pfeffer, Ingwer, Zimt und Kardamom tanzen hier syrische Fleischeintöpfe und niederländische Puddings. Fast immer bereichert durch roten Chili, den übrigens die Portugiesen nach Indien brachten. Die Besonderheiten der hiesigen Gewässer bringen lokale Varianten von Fischarten hervor, die ganz ausgezeichnet zu scharfen Gewürzen, sämigen Saucen und süsslichen Reisbeilagen schmecken. Wer figurbewusst durchs Leben geht, sollte die Menükarte weit von sich schieben, wenn die Rede auf die Wahl des Desserts kommt. Gebrannte und aromatisierte Eierspeisen oder mit Honig und Minze verfeinerte Jogurtcremes sind süss und schwer – verzichten sollte trotzdem keiner. Ein echtes Highlight stellt ausserdem ein Getränk dar: Frischer Basilikum, zerkleinert mit Ananassaft, Eis und etwa einem Teelöffel Honig – köstlich und zu jeder Tageszeit erfrischend. Titelthema: Kerala
Alappuzha (Alleppey) Das alles bestimmende Element dieser quirligen Handelsstadt ist Wasser. Nicht nur das fliessende Nass, das den Ort am Boden durchquert und umgibt – Alappuzha besitzt den grössten Binnenhafen der Backwaters – sondern auch die wuchtigen, sintflutartigen Regenfälle während des Monsuns. Ein Umstand, der den
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Besucher der Stadt schnell in Kontakt kommen lässt mit einem der berühmtesten Erzeugnisse der Region: Regenschirme! Alleppey ist der beste Ausgangspunkt zur Erkundung der berühmten Backwaters. Denn hier hat man die grösste Auswahl an Booten und Veranstaltern.
Die Stadt selbst erlebt man eindrücklich bei einem Spaziergang entlang der vielen Kanäle, die sich wie Lebensadern kreuzund quer durch die Stadt ziehen. Längs der Wasserstraßen reihen sich Werkstätten und Geschäfte auf, die überwiegend Kokosfasern zu allem verarbeiten, was damit herzustellen ist. Wer über die bekannte Basarstraße flaniert, entlang zahlreicher Gold-, Tuchund Holzkunsthändler, stösst auf den
Vaikundeshvra-Ayappa Tempel, ein Paradebeispiel für Keralas überbordenden Baustil. Und auch hier in Alappuzha kann man erfahren, was diese aussergewöhnliche Region Indiens auszeichnet: Gotteshäuser jedweder Religion, christliche Kirchen, Moscheen und Hindutempel stehen seit Jahrzehnten in Sichtweite zueinander. Niemand stört sich daran. Im Gegenteil: einige Bethäuser in und um Alleppey gehören zu den Sehenswürdigkeiten, die kein Besucher versäumen sollte. Die
Titelthema: Kerala
infobox Hoteltipps Cochin Brunton Boatyard Hotel Fort Cochin, Cochin 682 001, Kerala www.cghearth.com Nähe Alleppey Marari Beach Mararikulam Alleppey 688 549, Kerala Tel. +91-478-286 3801 Fax: +91-478-286 3810 www.cghearth.com Weiterführende Infos & Links: Champakulam-Kirche zum Beispiel. Sie steht etwa zehn Kilometer südlich der Stadt, kann via Boot oder Auto erreicht werden und ist eine der sieben Gotteshäuser, die durch den Apostel Thomas selbst gegründet wurden. Oder der Mannarassala-Schlangentempel. Unweit des mitten im Dschungel erbauten Bauwerks liegt ein Teich, wo man die lebendigen Vorbilder des Heiligtums beobachten kann. Der Tempel selbst wird mit Vorliebe von Frauen besucht, vielleicht weil es hier eine oberste Priesterin gibt, statt des sonst üblichen männlichen, geistigen Führers. Eine weitere gute Gelegenheit, sich unter Einheimische zu mischen, bietet ein 13
Strandbesuch. An den Wochenenden begeben sich viele Bürger an die windigen Gestade ihrer Heimat, um die Füsse ins Meer zu tauchen. Nie sieht man jemanden, der tiefer, als der eigene Bauchnabel reicht, ins Wasser geht. Vielmehr lässt man Drachen steigen oder begnügt sich mit Spaziergängen, trinkt, isst, grillt. Überhaupt scheinen Ehrfurcht und Respekt vor der schieren Grösse des Ozeans die allgegenwärtigen Gefühle zu sein. Schon erstaunlich für Menschen, die am Meer aufwachsen und leben. Aber erstaunlich ist so vieles hier in Kerala.
Fremdenverkehrsamt Kerala www.keralatourism.org Auf dem Reisemagazinportal Reiseziele – Kerala. Klick. Zum Ausdrucken & Mitnehmen Kerala Länderprofil (PDF). Klick. Kerala für‘s Filofax. Klick. Kerala für den Geldbeutel. Klick.
Tipps für verantwortungsbewusstes Verhalten & Reisen in Kerala: • Würdigen Sie die Kultur des Landes und seine Traditionen. • Seien Sie freundlich zur einheimischen Bevölkerung und respektieren Sie deren Gewohnheiten. • Lernen Sie vor Ihrem Aufenthalt ein paar Grußformeln und höfliche Sätze in der Landessprache. • Respektieren Sie die verschiedenen Religionen und gesellschaftlichen Gebräuche von Kerala. • Halten Sie sich an die dortigen Gesetze und Vorschriften. • Versuchen Sie, sich für die kulturellen Belange und Umweltfragen von Kerala zu engagieren und sich dementsprechend zu verhalten. • Versuchen Sie nicht Dinge zu kaufen oder zu besitzen, die nicht legal sind. • Versuchen Sie nicht gewaltsam in verbotene Zonen oder Sperrgebiete einzudringen, die für das Land ökologisch oder kulturell bedeutsam sind. • Sparen Sie Strom, indem Sie den Einsatz von Ventilatoren, Licht Durchlauferhitzern, etcetera auf ein Minimum beschränken. • Vermeiden Sie es, Wasser zu verschwenden oder zu verunreinigen und leisten Sie so einen Beitrag zur Schonung der Weltwasserressourcen. • Vermeiden Sie die Verschmutzung von öffentlichen Plätzen und entsorgen Sie Müll nur in die dafür gekennzeichneten Eimern. Titelthema: Kerala
Š Christoph Hoppe
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Kathakali
Titelthema
Getanzte Poesie im universellen Kampf zwischen Gut und Böse Kathakali ist gleichermassen Drama und Erzählung. Es stammt aus dem fünfzehnten Jahrhundert und gehört zu den traditionellen Tanzdarbietungen des Indischen Theaters.
Text & Bilder: Christoph Hoppe Eigentlich sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn mir jemand vorschlägt, am Abend einer Tanzvorstellung beizuwohnen. Einerseits wurde ich zu oft durch Darbietungen übermotivierter Animateure belästigt, die im Stile eines Andrew Lloyd Webber touristen-adäquaten Klamauk von der Bühne plärren. Andererseits kann ich oftmals tatsächlich authentischem Kulturschauspiel nicht folgen, weil ich die Sprache nicht verstehe und lokale Sitten bestenfalls aus Büchern kenne – also eigentlich nicht.
pathakam= Flagge
Heraus kam ein Pantomimenspiel. Darum lässt der Tänzer auch während der gesamten Vorführung keinen Ton von sich, statt seiner rezitiert einer der Musiker die gesungenen Texte. Er selbst verwendet andere Mittel, nämlich Kleidung, Farben, Gestik und Mimik, um seine Geschichte zu erzählen.
„ Kathakali ist wirklich lustig, glauben Sie mir!“ wurde mir an der Rezeption versichert, also bin ich doch hin. Gute Entscheidung! Schon aus der Ferne hörte ich schallendes Gelächter, sowohl von Europäern als auch von Indern. Dabei ist der „Theaterplatz“ alles andere als beeindruckend. Unter gleissendem Scheinwerferlicht sitzen links zwei Musiker hinter ihren Instrumenten, einer von ihnen singt die immer gleichen Worte, die ich nicht verstehe. In der Mitte vor ihnen hockt ein grell-bunt zur Maske geschminkter Mann in ebenso farbenfroher, traditioneller Kleidung – nur auf seinen Zehenspitzen. Vor ihm die johlende Menge. Ich nehme Platz, sofort stösst ein indischer Herr mit den Worten meine Schulter an: „Isn‘t he funny?“ Ich nicke und schaue.
Mudraakhyam = u.a. Weisheit
katakam= goldener Armreif
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Seine Existenz verdankt Kathakali dem damaligen Wunsch der Bevölkerung, neben tief religiöser Inhalte auch Weltliches auf die Bühne zu bringen. So mixte man Gottheiten und Riten bunt durcheinander und entwickelte diese Tanzform im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich weiter.
Alles hat seine Bedeutung. Die Kostüme illustrieren, ob es sich um einen Dämonen, König, Schurken oder Helden handelt. Die Gesichtsfarbe bestimmen die Gesinnung und den Charakter der dargestellten Figur: Rot steht für Tapferkeit und Zorn, grün für das Gute, schwarz ist böse, weiss bedeutet Reinheit. Seine Hände formen kunstvolle Gesten, so genannte Mudras, die im „Hasthalakshana Deepika“, dem Buch der Handbewegungen, niedergeschrieben sind. Aus vierundzwanzig Grundbewegungen lassen sich „Asamyutha Mudras“ (einhändige Figuren) und „Samyutha Mudras“ (beidhändige Gesten) bilden, die in Kombination einen Kerala: Kathakali
„Sprachschatz“ von 470 Sinnbildern ergeben. Natürlich fällt es Einheimischen leicht, den für sie vertrauten, konventionell festliegenden Bedeutungen einzelner Merkmale im Theaterspiel zu folgen. Aber auch wer der Geschichte selbst mit Wissen um diese Hilfsmittel nur schwer folgen kann, die Mimik des Darstellers hält auch den Kulturfremden in der Spannung und Dramatik der Erzählung. Schon nach zehn Minuten konnte ich die Augen nicht mehr von diesem manchmal wie ein Derwisch wirbelnden, manchmal nur mit den Fingern gestikulierenden Künstler lassen. Immer wieder versuchte ich angestrengt, diese Wellenbewegung der Augenbrauen zu imitieren, bis ich am Ende der Vorstellung feststellte, dass er die seinen auch nie bewegt hatte. Stattdessen rollte er die Stirn, woraufhin sich gemalte Brauen-Imitate kunstvoll und bedeutungsschwanger bewegten.
In unserem Stück geht es um Laster. Der Künstler stellt ausdrucksstark die hässlichen Auswirkungen von Völlerei und Eitelkeit dar. Dabei nimmt er Kontakt mit einem Zuschauer auf, der wohl ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hat. Mimik, Gestik, Tanz zeigen Verfall und Trägheit, grotesk überzogen, was alle Anwesenden zum Lachen bringt – auch die Ehefrau des „Opfers“. Dann rückt die recht grell geschminkte Dame selbst ins Zentrum des Interesses. Der Tänzer imitiert überspitzt Blasiertheit und Gefallsucht, das Publikum johlt. Jeder, egal woher er kommt, begreift diese Geschichte. Am nächsten Mogen fragt mich die Dame von der Rezeption, wie mir der gestrige Abend gefallen habe. Ich antworte, was mir als erstes in den Sinn kommt: „Es war ohne Worte!“
Dem Künstler gelingt es, mit Hilfe der leuchtenden Farblinien, die sein Make-up umranden, jeden Gesichtsausdruck, jede Emotion reißerisch wiederzugeben, die das Epos von ihm verlangt. Gepaart mit exzellenter Körperbeherrschung und wahrscheinlich jahrelangem Training, transportiert er allein mit seinem Gesicht, was immer er uns mitteilen will.
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Kerala: Kathakali
Š Christoph Hoppe
Backwaters Leben im Fluss
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Titelthema
Leben im Fluss Text: Christoph Hoppe Es sind oft die einfachsten Dinge im Leben die die grösste Freude machen. Eine Bootsfahrt auf den so genannten Backwaters in Kerala ist ein perfektes Beispiel dafür. Ein Gästepaar, drei Besatzungsmitglieder, immer frisch zubereitete Speisen, Ruhe und manchmal unberührte Schönheit der Natur. Sonst nichts. Kein Programm, keine Besichtigungen, keine Animationen. Die schwimmenden Domizile heißen Kettuvallam, traditionelle Lastkähne, die
zu Hausbooten umgebaut wurden. Unseres ist ungefähr acht Meter lang und überraschend geräumig. Motor und Kombüse befinden sich an der Rückseite, von wo aus ein schmaler Korridor steuerbords am Schlafzimmer vorbei nach vorne führt, um in den Wohn-Esszimmerbereich zu münden. Diesem vorgelagert befindet sich eine bootsbreite Liegefläche und wiederum davor sitzt, aus westlicher Sicht ungewöhnlich, der Kapitän und Steuermann. Alle Aufbauten werfen sich organisch über den Rumpf, gefertigt aus Kokosmatten und Bambus. Sie schützen vor der Sonne,
für ausreichend Ventilation sorgen die an beiden Seiten des Rumpfes ausgestellten Läden gleichen Materials. Machen kann man eigentlich nichts. Ausser Schlafen, Lesen, Essen, Schauen. Während Santosh, unser Butler, kühle Getränke serviert, erahnt man das bevorstehende Mittagessen. Vom Heck her duftet es nach mildem Curry, Basilikum, Koriander und frischem Fisch. Der Gast indes liest, fotografiert oder beobachtet, was vor, hinter, links und rechts am Ufer oder auf dem Wasser passiert. Und irgendwas bewegt sich immer.
Die Backwaters liegen im äussersten SüdWesten des indischen Subkontinents. Begrenzt durch die Städte Cochin im Norden und Kollam im Süden, bedeckt dieses weit verzweigte Wasserstraßennetz eine Fläche von fast zweitausend Quadratkilometern. Die Backwaters umfassen 29 größere Seen und Lagunen, 44 Flüsse sowie insgesamt rund 1.500 Kilometer teils natürliche, teils künstlich angelegte Kanäle. Obwohl es eigentlich immer still ist, ist trotzdem irgendwo immer etwas los. Wir dümpeln auf dem zum Arabischen Meer hin geöffneten Vembanadsee, mit dreiundachtzig Kilometern das längste Einzelgewässer der Region. Einundvierzig der vierundvierzig
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Fast in jedem Kanal trifft man auf die indischen Hausboote
© Christoph Hoppe
© Kerala Tourism Boards
Viel Zeit zum Lesen und Entspannen
Titelthema: Kerala
Sathi (Kapitän)
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Santosh (Butler)
Sodasivan (Koch)
© Christoph Hoppe
Das Wohn-/Esszimmer mit dahinterliegendem Sonnendeck
Die Kabine ist größer, als man ihr von außen zutraut
© Christoph Hoppe
Sathi steuert unter seinem Regenschirm sitzend den gemächlich dahin gleitenden Kettuvallam, Santosh versorgt uns mit
kalten und warmen Getränken und ist ansonsten unsichtbar. „Essen gehen“, eine normalerweise im Urlaub durchaus mit Aufwand verbundene Tätigkeit, beschränkt sich auf die zwei Meter Distanz zwischen Liege und Esstisch. Sodasivan, unser immer lachender Koch, bereitet sagenhaft leckere, traditionelle Speisen. Der eigentlich notwendige Verdauungsspaziergang muss aber aus technischen Gründen entfallen... Es dauert keinen Tag, dann hat man seinen Rhythmus gefunden. Am Morgen schlägt man das Moskitonetz zurück, geniesst ein vorzügliches Frühstück und treibt mit Boot und Besatzung hinein in einen weiteren, für alle Sinne erholsamen Tag.
© Christoph Hoppe
Flüsse, die die Backwaters durchziehen, fließen in westlicher Richtung hierher zum Arabischen Meer, nur drei von uns weg nach Osten. Kleine, bunte Wohnhäuser, kiosk-ähnliche Ladengeschäfte, spielende Kinder oder Arbeiter in Einbäumen treiben meist geräuschlos vorbei. Eine Lebenswirklichkeit, die für uns so ungewöhnlich wirkt, dass man alle paar Minuten den Auslöser der Kamera drückt, um diese fremdartigen Eindrücke festzuhalten. Denn nichts tun ist gewöhnungsbedürftig, vor allem dann, wenn es drei Menschen gibt, die für alles um einen herum sorgen.
Titelthema: Kerala
Bis das Schiff anlegt. Gepäck wird verladen, Abschied genommen. Der Fahrer wartet bereits, von der Straße her dröhnt geschäftiger Lärm. Jetzt ahnt man bereits, was einem in den nächsten Minuten für immer verloren gehen und Teil einer zunehmend verblassenden Erringung werden wird. Mit laufendem Motor steht am Ende des Landungssteges der Minivan. Und man kann nicht umhin: Fast will man ihn hassen für das, wofür er steht, was nun kommt. Eine laute und hektische Welt. Alltag eben.
infobox Hausboote Auf dem Vembanadsee sind etwa 1.000 Hausboote unterwegs. Spice Coast Cruises Traditionelle Boote mit 1 oder 2 Schlafzimmern jeweils mit Badezimmer, Lounge, Sonnendeck, Solarenergie. Zu jedem Boot gehört eine Bootscrew aus drei Mitgliedern (Koch, Kapitän und Bootsservice). buchbar über cgh earth Casino Building Willingdon Island Cochin, Kerala, 682 003 Indien Tel. +91-484-301 1711 www.cghearth.com 20
Kalari
Š Kerala Tourism Board
Die Mutter des Kampfes
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Titelthema
Die Mutter des Kampfes Text & Bilder: Christoph Hoppe Man sagt, Krieg sei die Mutter aller Dinge. Natürlich gilt das speziell für den Kampfsport. Wie sich Medizin und Heilung damit vertragen, veranschaulicht die wahrscheinlich älteste Kampfkunst der Welt: Kalari. Kalari, auf dessen Körperrhythmen möglicherweise auch Karate und Kung Fu basieren, war aber von Anfang an mehr eine Therapieform – Medizin – um die Folgen körperlicher Auseinandersetzungen zu verstehen und behandeln zu können, weniger eine ritualisierte Form der Aggression. Gegen fünf Uhr morgens treffen sich, wie jeden Tag, die Ayurveda-Masseure und Masseurinnen am Rande des Coconut Lagoon Resorts in Kerala vor ihrer an allen vier Seiten offenen „Trainingshalle“ – dem Kalari. Das Wort bezeichnete ursprünglich eine überdachte Grube, traditionell zwischen Tempel und Klinik gelegen, in der sich schon in grauer Vorzeit Mediziner trafen, um zu trainieren. Vorne steht Suresh, der Meister, ihm gegenüber stehen in Reihe und Glied, strikt nach Geschlechtern getrennt, die Schüler und Schülerinnen. Die Reihenfolge bestimmt der „Bildungsstand“. Die, die am längsten trainieren, stehen am Kopf der Schlange, alle anderen reihen sich entsprechend ein.
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Suresh begrüsst alle Anwesenden, bittet um Ruhe während der Übungen und mahnt zur Konzentration. Dann beginnt ein etwa einstündiges Aufwärmtraining, das dem aufmerksamen Zuschauer die Schweissperlen auf die Stirn treibt – nur vom Zusehen. Es erinnert an Yoga, lediglich die Bewegungen werden dynamischer, kraftvoller ausgeführt. Kalari, Ayurveda, Yoga, sie basieren alle auf Texten des antiken Sanskrit aus dem elften und zwölften Jahrhundert, den Susruta, einer eher esoterisch, poetischen Abhandlung über die Anatomie des menschlichen Körpers. Alle drei Bewegungsformen beschäftigen sich mit dem Fluss von Energie im Körper eines Menschen und wie dieser zu beeinflussen ist. Im Kampf, um den Gegner zu besiegen, in der Therapie, um den Patienten zu heilen. Kalari legt seinen Schwerpunkt auf das „marmmam“, im Wortlaut dieser Lehre den „Sitz des Lebens“. Wenn ein Mensch von einem Schlag getroffen wird, empfindet er unterschiedlich stark und verschiedenartig lange Schmerz, je nach dem, wo ihn der Stoß getroffen hat. Es sind die vitalen Punkte – Fleisch, Knochen, Sehnen, Venen, Arterien und Gelenke, die als die sechs Plätze des marmmam bezeichnet werden. Kalari lehrt das Verständnis über diese Regionen des pulsierend erzeugten Schmerzes. Dieses Wissen um marmmam, zusammen mit der psychophysiologischen Ausbil-
dung zum Kampfkünstler zieht die Grenze zu den anderen asiatischen Kampf- und Heilverfahren. Therapie oder Kampf – Anfang und Ursprung jedweder Bewegung und eben jeder Krankheit ist Vata, die Atmung. Sie hält alle Energien im Fluss. In einer modernisierten Darstellung erläutert der AyurvedaArzt V.K. Varrier die Bedeutung des Vata: „Ohne Vata gibt es keine Bewegung (innerhalb der Gefässe des Körpers). Nur wenn Vata wirken kann, wirken auch Schleim (Kapha) und Feuer (Pitta). Jede Funktion des Körpers ist abhängig von der Beschaffenheit des Vata. Wenn das Vata in Ordnung ist, funktioniert auch alles andere. Wenn eine Krankheit auftaucht, unabhängig von der Beschaffenheit der Krankheit, muss zunächst Vata unter Kontrolle gebracht werden (...)“ Wie all seine Vorgänger bezieht auch unser Lehrer diese Weisheiten aus Schriftrollen, die jeder Meister besitzt. Und er vermittelt sie auf alt hergebrachte Weise. Kurze, knapp gerufene Anweisungen, dann Titelthema: Kerala
folgt die Ausführung durch die Schüler. Er geht durch die Reihe der Männer, kritisiert, korrigiert, demonstriert. Bei den Frauen übernimmt dies eine junge Frau, die in ihrem letzten Ausbildungsjahr zur Lehrkraft wurde. In Kerala nennt man diese Experten des Kalari „Gurukka“ oder „Asan“, die hiesige Gesellschaft schätzt diese Männer vor allem als Heiler, nicht als Kämpfer. Wieso eigentlich? In lediglich sieben Tagen lernt der Schüler zu Beginn seiner Ausbildung grundlegende Massagetechniken, etwas später, für die Dauer von etwa fünfzehn Tagen, die Griffe für Fussmassagen. Die Regeln der Therapie werden wie beim Kampftraining „hands-on“ vermittelt. Der Schüler folgt so gut er kann den Anweisungen des Gurukka, der Meister kritisiert, korrigiert, demonstriert. Immer und immer wieder. Um allerdings einen medizinisch-therapeutischen Effekt zu erzielen, muss ein Novize lernen, die immer gleichen Bewegungen durch seine eigene, innere Energie zu steuern. Nur so erlangt der Schüler die intuitive Fähigkeit, im richtigen Moment durch mehr oder weniger Druck Schmerzen zu lindern, Heilung zu unterstützen. So steht und fällt die Wirksamkeit der Behandlung mit dem Geschick des Therapeuten, seine Energie, sein eigenes Vata, zu steuern. Vor allem dazu dient das Kampftraining.
Kampfesrhythmen, Bewegungsrituale, Wiederholungen. Konzentration, Dynamik, Dosierung. Ob martialischer Kampfsport oder therapeutische Massage, die Eckpfeiler beider so vordergründig gegensätzlicher Betätigungen sind dieselben. Und deswegen kämpfen der Meister und seine Schüler jeden Morgen aufs neue. Einen Nutzen aus diesen Plagen zieht jeder, der ein paar Stunden später am Tag seinen Körper auf eine Liege im AyurvedaZentrum sinken lässt, umgeben von seichter Musik und betörenden Düften. Suresh und ein zweiter Mann massieren meisterlich, eine Stunde lang. Schweigend. Und man spürt in jedem Muskel, wie wohltuend diese Verbindung aus „Martial Arts“ und Massagetechnik ist. Wenn der Gurukka zum wohlriechendem Öl greift und zusammen mit seinem Assistenten beginnt, Rücken, Arme und Beine zu bearbeiten, vergisst man allzu schnell, aus welcher Quelle beide Männer ihre Energie schöpfen. Und doch, irgendwo im Hinterkopf, keimt da ein Gedanke. Das Wissen nämlich, dass der Meister auch ganz anders könnte, wenn er nur wollte. Aber Kampf war heute vor Sonnenaufgang. Jetzt ist Therapie. Der Gurukka kann beides. Meisterlich.
Und dieser Prozess, nicht das Erlernen von Griffen und Techniken, dauert ein ganzes Leben. 23
Titelthema: Kerala
Š Christoph Hoppe
Unterwegs mit Jesan T Das im Coconut Lagoon
Direkt hinter dem Coconut Lagoon wird Reis angebaut 24
Unterwegs mit
cgh earth – Pioniere des nachhaltigen Tourismus Interview: Judith Hoppe
Reise-Inspirationen: Wie geht Ihr beim Bau der Hotelanlagen vor, welche Dinge sind Euch wichtig? Jesan T Das: Als das Hotel hier erbaut wurde, griffen wir mit dem Coconut Lagoon nicht in die Natur ein. Wir fanden Sumpfgebiet vor, mit Kanälen, Bäumen und natürlich viel Vegetation. Das Hotel hat alles in seinem ursprünglichen Zustand belassen. Später wurden sogar weitere einheimische Pflanzen angesiedelt. Da nur die lokale Vegetation auch die hiesige Fauna unterstützt, verzeichnen wir auf dem Hotelgelände eine reichhaltige Population an Vögeln und Schmetterlingen. 25
Jesan T Das: Wir haben sogar zwei Schmetterlingsgärten, jeder mit circa 100 Quadratmetern. Beides sind natürliche Gärten. Die Schmetterlinge werden durch bestimmte Pflanzen angezogen. Da jeder der unterschiedlichen Schmetterlingsarten bestimmte Pflanzen für das Ablegen ihrer Eier bevorzugt, werden sie alle fündig. Sobald sich die Eier in Larven verwandeln, essen diese die Blätter der Gastpflanze und verpuppen sich dann kurze Zeit später. In der nächsten Phase schlüpfen sie dann als Schmetterlinge und suchen nach Nektar. Auch hier haben wir unterschiedliche Pflanzen, die den erforderlichen Nektar anbieten. Damit bieten wir für alle Stadien der Schmetterlinge die erforderlichen Pflanzen an, und das unterscheidet uns von den „Schmetterlingsfarmen“, die man sonst so auf der Welt findet.
Ein Paradies für Schmetterlinge
© Christoph Hoppe
Im Coconut Lagoon Resort treffe ich auf Jesan T Das, der hier als „Naturalist“, also quasi als Naturreiseführer arbeitet. Er will mich einen Blick hinter die Kulissen des Hotels werfen lassen. Er ist stolz darauf, wie konsequent die Prinzipien des Managements hier umgesetzt werden.
RI: Ihr habt ja auch einen SchmetterlingsGarten hier. Was ist das Besondere daran?
RI: Auch im Bereich des Abfallmanagements nehmt Ihr eine Vorreiterrolle in Indien ein. Wie sieht das genau aus? Jesan T Das: Das gesamte Abwasser der 50 Gästezimmer sowie der Quartiere der Angestellten werden in unsere Abwasseranlage gepumpt. Hier startet der Abbau, erst mit anaeroben Bakterien und später dann mit aeroben Bakterien. Das Hauptprodukt
Auch LIbellen fühlren sich hier wohl
© Judith Hoppe
Die indische cgh earth Hotelgruppe kann man durchaus als Pioniere im Bereich des nachhaltigen Tourismus bezeichnen. Selbst als dieser Begriff noch gar nicht durch die Medien geisterte, legte der Familienbetrieb, der ursprünglich mit dem Anbau von Gewürzen gross wurde, sehr viel Wert auf den respektvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
Unterwegs mit Jesan T Das
© Christoph Hoppe
Die Wasseraufbereitungsanlage
Die Küchenabfälle (die gekochten und rohen Schalen der Gemüse und Früchte, das Fleisch und die Knochen) werden zur Zersetzung in die Biogasanlage verbracht. Sie zerfallen komplett und produzieren
Das Dorf Aymanam liegt direkt neben dem Hotel 26
ein Methangas, welches wir in der Kantine der Angestellten zum Kochen verwenden. Den daraus entstehenden Flüssigschlamm (die Gülle) verwenden wir auf den Reisfeldern als Biodünger. RI: Habt Ihr Euch auch schon mit erneuerbaren Energien beschäftigt? Jesan T Das: Das ist schon ganz lange ein Thema für uns. Auf der gesamten Hotelanlage sind 135 Solarpanele installiert. Mit diesen erhitzen wir das Wasser in den 50 Gästezimmern. Darüber hinaus „ernten“ wir das Regenwasser, das über das Hoteldach aufgefangen und in zwei großen Tanks mit einer Gesamtkapazität von 5 Millionen Litern vorgehalten wird. Das so gewonnene Wasser durchläuft diverse Stadien in der Wasseraufbereitungsanlage
© Judith Hoppe
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Recycling wird hier konsequent umgesetzt
ist flüssiges Abwasser. Nach der Zersetzung wird dieses zwei Filtrierungsprozessen unterworfen: zunächst in einem Sandfilter und dann in einem Kohlefilter. Anschliessend verwenden wir das so aufbereitete Wasser auf dem Hotelgelände um die Garten- und Rasenanlagen zu bewässern. Ein weiteres Abfallprodukt sind feste Stoffe, der aber im Vergleich eine sehr geringe Menge darstellt. Diesen sammeln wir zweimal im Monat ein und verwenden ihn zusammen mit dem Kompost als Dünger, nachdem wir ihn getrocknet haben.
Unterwegs mit Jesan T Das
und erfüllt dann all unsere Anforderungen an Trinkwasser. Ebenso verfahren wir mit dem Wasser aus dem See. RI: Neben dem Coconut Lagoon ist ja auch eins der typischen Dörfer der Backwaters. Bindet Ihr das Dorf in das Hotel ein, wenn ja, wie? Jesan T Das: Coconut Lagoon liegt in der berühmten Gemeinde namens Aymanam. Diese Gegend erlangte Ruhm durch das preisgekrönte Buch „Der Gott der kleinen Dinge“ von Arundhati Roy, das auf dem Leben in unserem Nachbardorf basiert. Alle Arbeiter für die täglichen Verrichtungen unseres Hotels, wie zum Beispiel Schreiner, Maler und Gärtner stammen aus Aymanam. Auch unseren Fisch und
Gemüse beziehen wir von unseren Nachbarn. Die Gäste, die bei uns übernachten, erhalten die Gelegenheit, die Atmosphäre des Dorfes bei nachmittäglichen Spaziergängen selber zu erleben. Sie können sich mit den Leuten austauschen und ihren Alltag miterleben – das Dorf wie auch unser Hotel ist nach wie vor über das reguläre Straßensystem nicht erreichbar! Der besondere Stil des Reisanbaus, die Topographie der Backwaters und das zurückgewonnene Land, das von kleinen und größeren Kanälen durchsetzt ist, sind einzigartige Dinge, die man hier kennenlernen kann.
Ein Reisbauer in Aymanam berichtet uns von der diesjährigen Ernte
Wir haben unsere Tour durch die Kompostanlage und die „Hinterhöfe“ des Hotels beendet. Jesan schaut auf seine Uhr. „Hast Du noch Zeit?“ fragt er. „Klar, erwidere ich,“ schließlich bin ich im Urlaub. „Na dann los, es ist vier Uhr. Komm mit ins Dorf und lerne die Leute dort kennen.“ Wir holen die anderen, wartenden Hotelgäste an der Rezeption ab und schon bald werden wir von einer Horde fröhlich lärmender Kinder begrüsst, die soeben von der Schule nach Hause kommen. Entspannt lasse ich mich treiben, neugierig auf die vielen Facetten Keralas, die nur darauf warten, erlebt zu werden.
infobox cgh earth Die Hotelgruppe Zur indischen cgh earth Hotelgruppe gehören 11 Hotels. Alle Hotels und Resorts werden nach streng ökologischen Maßstäben geführt und sind allesamt Beispiele für landestypische naturnahe Hotels der Luxusklasse. Da in den Hotelanlagen nichts hinzugefügt wird, was die lokale Umwelt nicht beinhaltet, sind die Urlaubserfahrungen in den Häusern sehr authentisch. Hunderte liebevoller Details vermitteln ein Gefühl von lebender Geschichte: So zum Beispiel die Kacheltische eines 100 Jahre alten Restaurants im Spice Village oder die kolonialen Antiquitäten aus Holland und Portugal im Brunton Boatyard. Die Unterkünfte im Coconut Village sind alte Hütten der Malabaren und wurden Stein für Stein und Holzstück für Holzstück auf dem Hotelgelände originalgetreu wieder aufgebaut.
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cgh earth Casino Building Willingdon Island Cochin, Kerala, 682 003 Indien Tel. +91-484-301 1711 www.cghearth.com
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cgh earth Hotels im Bundesstaat Kerala
Coconut Lagoon Das Coconut Lagoon ist nur per Boot erreichbar Kumarakom, Kottayam, Kerala, 686 563 Indien Tel. +91-481-2524491 coconutlagoon@cghearth.com www.cghearth.com Unterwegs mit Jesan T Das
Das Buch zum Urlaub – Kerala Machen Sie bitte nicht den Fehler, mit einem „Indien“-Reiseführer bewaffnet loszuziehen. Das ist ungefähr so, als würden Sie einen „Europa“-Reiseführer mit nach Spanien nehmen.
Richtig Reisen Indien – Der Süden Sattgrüne Reisfelder und boomende Megastädte, jahrtausendealte Höhlen oder Tempel und supermoderne Cyberbauten – Südindien geizt nicht mit Gegensätzen. Neben spektakulärer Architektur und reizvollen Landschaften sind es jedoch vor allem die Menschen und ihr reiches, immer noch lebendiges kulturelles Erbe, das die Besucher bannt. Ob im Gassengewirr der Metropole Mumbai, an den 28
endlosen Sandstränden von Goa oder bei einer Tempeltour durch Tamil Nadu – das DUMONT Reisehandbuch Richtig Reisen Südindien ist ein zuverlässiger Begleiter, in dem die besten Touren, eine Fülle von Tipps für Aktivitäten und besondere Erlebnisse sowie zahlreiche Hintergrundinformationen kompakt zusammengefasst sind. Die Autorin Karen Schreitmüller hat auf zahlreichen Reisen die Schätze des Südens erkundet. Sie führt den Leser nicht nur kenntnisreich durch legendenumrankte riesige Tempelstätten, sondern lädt auch ein zum Innehalten, zum Blick auf kleine, magische Details, eine versteckte Skulptur oder ein vergessenes Bild. Der reizvolle Anblick zählt dabei genauso wie der erhellende Einblick, zum Beispiel in die für Fremde oftmals verwirrende Welt des Hinduismus. Sei es das Schrubben von Dickhäutern im Elefantencamp, eine nächtliche Kathakali-Tanzaufführung oder eine Ayurveda-Kur – die Autorin beschreibt detailliert und mit vielen persönlichen Tipps die Fülle, die Südindien den Gästen bietet. Autor: Karen Schreitmüller Verlag: DUMONT Reiseverlag Auflage: 1. Auflage 2009 (November 2008) ISBN: 978-3770176632 Preis: 24,95 € (D), 25,70 € (A), 44,90 CHF Bezug über www.amazon.de Bezug über www.buch.de inklusive Meilengutschrift Miles & More
• Spezielle Tipps zu Ayurveda, der uralten indischen Heilkunst, und zu Yogazentren. • Ausführliche Kapitel zu Geschichte sowie Kunst und Kultur: Architektur, traditionelle Tänze, Musik und Kunsthandwerk • Zahlreiche interessante Exkurse zu Themen wie „Frauen in Indien“ und „hinduistische Götterwelt“ • Ausführliche Beschreibungen zu Mumbai und Madurai • Ausführliche Beschreibung der möglichen Anreisewege über Mumbai, Chennai oder Sri Lanka Autor: Martin und Thomas Barkemeier Verlag: Reise Know-How Verlag Rump Auflage: 3. Auflage, Februar 2009 ISBN: 978-3-8317-1656-2 Preis: 17,50 € (D), 18,- € (A), 30,50 CHF Bezug über www.amazon.de Bezug über www.buch.de inklusive Meilengutschrift Miles & More Kerala mit Mumbai und Madurai Ein Führer durch die landschaftlich und kulturell herausragende Region im äußersten Südwesten Indiens: • Detaillierte Beschreibung der paradiesischen Strände und der einzigartigen tropischen Naturlandschaften: das Lagunengebiet der Backwaters, die Gewürzgärten der West-Ghats, die Teeplantagen und Kokoshaine sowie Wildschutzgebiete, in denen Tiger und Elefanten leben. Das Buch zum Urlaub – Florida
hilfreiche Begleiter auf der Reise, und zahlreiche Literaturtipps regen dazu an, sich weiter mit dieser faszinierenden Kultur zu beschäftigen.
res 1969 durch die Reisfelder des südindischen Kerala. Doch was als sonnendurchflutete Autofahrt beginnt, endet in einer Tragödie...
Autor: David Abram u.a. Verlag: DUMONT Reiseverlag Auflage: 4. Auflage, März 2009 ISBN: 978-3770161706 Preis: 24,95 € (D), 25,70 € (A), 44,90 CHF Bezug über www.amazon.de Bezug über www.buch.de inklusive Meilengutschrift Miles & More
Voller Sprachmagie erzählt Arundhati Roy die atemberaubende und schillernde Geschichte einer Familie, die an verbotener Liebe zerbricht. Ihr erster Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ sorgte für eine internationale literarische Sensation und wurde mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet.
Der Gott der kleinen Dinge (Roman) Ein himmelblauer Straßenkreuzer fährt an einem klaren Dezembermorgen des Jah-
Indien – der Süden Das Stefan Loose Travel Handbuch Indien Der Süden ist ein umfassender und unschätzbarer Reisebegleiter für Individualreisende. Das Buch gibt wertvolle Tipps zur Vorbereitung auf die Reise, von der Gesundheitsvorsorge über die Anreise bis zu Adressen von Yogaschulen und Ashrams, und führt in die indische Kultur und Geschichte ein, wobei auch Themen wie Umweltprobleme und die Situation der Frauen zur Sprache kommen. Zudem liefert dieser Indien-Reiseführer detaillierte Karten, Hintergrundinformationen sowie umfangreiche praktische Tipps zu Unterkünften, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Transportverbindungen. Das umfassende Glossar und der Hindi-Sprachführer im Anhang sind 29
Autor: Arundhati Roy Verlag: btb Verlag Auflage: 16. Auflage ISBN: 978-3442724680 Preis: 10,- € Bezug über www.amazon.de Bezug über www.buch.de inklusive Meilengutschrift Miles & More
Reisevorbereitung: Gratis-Downloads! Schon gewusst? Auf der Webseite des Reisemagazins finden Sie nützliche Reiseinformationen zur Vorbereitung und für unterwegs. Praktisch zum Herunterladen im PDF-Format: www.reise-inspirationen.de/archiv.html Reiseziel
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Hoteltipp: St. Regis Mardavall
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Das Buch zum Urlaub – Florida
Das besondere Buch: Echt indisch kochen 60 Rezepte aus der südindischen Familienküche
[Text: Judith Hoppe] Wer jemals in Kerala war, weiss, dass die südindische Küche einzigartig ist. Köstliche Masalas und Biryanis sowie frische Kräuter, Fisch, Kokosnüsse und Bananen dominieren den Speiseplan. Schon allein der Besuch auch den Märkten lässt einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Sitzt man dann vor den liebevoll arrangierten Gerichten, taucht den Löffel in den dampfenden Reis und genießt die zarte Schärfe eines „Meen Cari“, wünscht man sich, zumindest einen Hauch dieser Köstlichkeiten auf den heimischen Esstisch zaubern zu können. Wer bislang zu großen Respekt vor den Rezepturen der KeralaKüche hatte, sollte sich das Buch „Echt indisch kochen“ vornehmen. Alle Zutaten sind hierzulande leicht erhältlich und die tollen Bilder machen sofort Lust darauf,
sich an den Herd zu stellen und loszulegen! Über das Buch: „Es kostet nicht mehr, wenn es gut ist!“, lautet die Philosophie von Großmutter Paradin aus dem südindischen Kerala. Sie hat gelernt, aus wenigen und einfachen Zutaten wie Reis und Bohnen die köstlichsten Gerichte zuzubereiten, und dieses Wissen zusammen mit ihrer Freude am Kochen an Tochter und Enkelin weitergegeben.
Für „Echt indisch kochen“ haben Padmavahthi und Beena Paradin die Türen in ihr privates Reich geöffnet und präsentieren die 60 besten, seit Generationen immer wieder verfeinerten 30
Variationen bis zum salzigen Zitronenwasser mit Ingwer ergänzen den Band. Guten Appetit! Autor: Padmavathi Paradin, Beena Paradin Verlag: Christian Verlag Auflage: 1. Auflage, September 2009 ISBN: 978-3-88472-952-6 Preis: 29,95 € (D), 30,80 € (A), 49,50 CHF Bezug über www.amazon.de Bezug über www.buch.de inkl. Meilengutschrift Miles & More
Gerichte aus der Familienküche. In acht Kapiteln bieten sie einen authentischen Einblick in ihren kulinarischen Tagesablauf. Ein solcher beginnt zumeist mit frischen Pfannkuchen und heißem, mit Zimt und Kardamom verfeinertem Chai (Tee). Ein beliebtes Mittagsgericht ist das FischCurry mit Basmatireis und für den Abend stehen Blumenkohl-Curry oder LinsenTomaten-Curry auf dem Speisezettel. Zahlreiche Beilagenrezepte, wie zum Beispiel für die beliebten Linsenfladen Papadams, Vorschläge für exotische Desserts wie Minzkekse oder die Sirup-Milchbällchen Gulab Jamun sowie Anregungen für passende Getränke von verschiedenen LassiDas besondere Buch – Echt indisch kochen
Unbekannte Helden:
Gopinath Parayil, Indien
Der Fluss Nila in Kerala 31
Gopinath Parayil Unbekannte Helden
„Die Korruption behindert das Wachstum des nachhaltigen Tourismus“ Text: Judith Hoppe „Ein Fluss ist oftmals der Faden, der unser Leben und unsere Traditionen in einer zeitlosen Art und Weise miteinander verwebt. Ein Fluss erhält die Zivilisation.“ Der Bharatapuzha ist einer der längsten Flüsse in Kerala. Er ist fast so etwas wie die Wiege der Zivilisation des südwestlichsten Bundesstaates in Indien. Fast alle klassischen Künste von Literatur bis hin zur Kunst entstanden am Ufer dieses Flusses.
Doch seit etwa zehn Jahren ist diese Gegend stark bedroht. Sobald der Monsun, die indische Regenzeit, vorüber ist, verliert der Fluss sein Wasser und trocknet binnen zwei Monaten aus. Zu den zahlreichen Gründen für diese Entwicklung zählen das illegale Abtragen von Sand, Abholzung der Wälder und so weiter. In der Trockenzeit verkommt das Flussbett zur Wüste. Gras wächst auf dem Boden, der Beginn des langsamen Sterbens für jeden Fluss. Gopinath Parayil, oder „Gopi“, wie ihn seine Freunde nennen, wuchs an den Ufern
Gefischt wird wieder wie früher 32
Ein Töpfer bei der Arbeit
des Nila, wie der Bharatapuzha auch genannt wird, auf. Er durchlief eine für Inder seiner Generation nicht unübliche Karriere: Studium in Indien, später folgten Auslandsaufenthalte und Universitäten in England und Frankreich. Gopi arbeitete für Nicht-Regierungsunternehmen im Fundraising-Bereich, später dann als Berater für Katastrophenmanagement. Dann kam er zurück nach Indien. Sein Vater verstarb und einer lokalen indischen Tradition folgend, wollte Gopinath ein Bad im Nila nehmen. Schockiert bemerkte er, dass im Fluss nicht genügend Wasser vorhanden war, um den Trauernden ihre gewohnten Rituale zu ermöglichen. Und er beschloss, mehr über den Fluss, die Entwicklung und die Umwelt zu erfahren.
Im Dezember 2004 gründete Gopi schließlich die Nila Stiftung, um seinen Zustand zu untersuchen. Aber auch die Regeneration des sterbenden Flusses und die Wiederbelebung der lokalen Traditionen wurden in den Stiftungszielen verankert. Somit ging es nicht nur um reine Wasserthemen, der junge Inder wollte das nachhaltige Leben, das die Flussbevölkerung seit jeher pflegte, in die Region zurückbringen. Die Stiftung wollte der Öffentlichkeit mitteilen, was die Anrainer bald für immer verlieren würden, aber auch Ansätze untersuchen, wie man die einzigartige Kultur am Fluss erhalten könnte. Schon bald keimte in Gopi Hoffnung auf, die leidenschaftlichen Bewohner unterstützen zu können, ihnen zu zeigen, dass auch einfaUnbekannte Helden: Gopinath Parayil
RI: Was sind denn nun die ersten konkreten Ergebnisse für die Dörfer und ihre Bewohner und wie sind sie in das Projekt eingebunden?
auch einen Vorteil für unsere Leute, die Umwelt und die Gemeinschaft bringen. Deswegen wählen wir die Aktvititäten und Unterkünfte auch mit grosser Sorgfalt aus.
Gopinath Parayil: Gandhiji sagte einmal: ‚Wenn Du ein Unternehmen startest, denke an die Ärmsten der Armen, die Du getroffen hast und überlege Dir, wie Dein Unternehmen ihnen nützen kann.’
Wir begannen den Tourismus hier als sozial agierende Unternehmer, die die Malabar-Region speziell in den Gegenden, durch die der Nila fliesst, vermarkten wollten. (Es handelt sich um die Distrikte Malappuram, Thrissur und Palakkad, Anm. d. Red.). Auch wenn wir noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs hinsichtlich des Einsatzes von Tourismus als ein Mittel für nachhaltige Entwicklung angekratzt haben, haben wir dennoch bereits alternative und ergänzende Einnahmequellen für viele Menschen aus der Region und aus
Wir sind nicht übermässig philosophisch in dem, was wir tun. Aber dieser Satz hat uns dennoch geprägt und ist so etwas wie unser Leitbild – wir wollen ein soziales Unternehmen und nicht nur auf Gewinn aus sein. Wir wollen Werte im Geschäft verankern, die durch den Urlaub mit uns Gäste sind jederzeit herzlich willkommen Die Jugend lernt wieder traditionelle Tänze che Leute einen Wandel hervorrufen können. Und ihm war klar, dass eine gemeinsame Plattform geschaffen werden musste, um ihnen ein Sprachrohr zu verleihen. Noch während die Stiftung die ersten Gelder einsammelte, kam Gopi die Idee, ein Reiseunternehmen für nachhaltiges Reisen zu gründen. Im Februar 2005 gründete er zusammen mit Partnern „The Blue Yonder“. Reise-Inspirationen: Die Entwicklung bis zur Gründung von Blue Yonder verlief ja relativ vorhersehbar. Warum habt Ihr nicht einfach mit der Stiftung weitergemacht?
33
Gopinath Parayil: Wir wollten uns nicht abhängig von Regierungsstellen oder anderen Stiftungen für die Gewährung von Subventionen oder dringend benötigter Gelder machen. Statt dessen suchten wir nach einem einzigartigen Weg, um nachhaltig selber Geld zu verdienen. Die daraus entstandene Initiative verstanden wir als unseren Beitrag zur „Verantwortung“ im Umgang mit den natürlichen Ressourcen und nannten diese Art des Reisens „Responsible Tourism“ (Nachhaltiger Tourismus, Anm. d. Red.) – wir hatten keine Ahnung, dass derselbe Begriff bereits an vielen Tourismusuniversitäten und von einigen Koryphäen in der Touristik ver-wendet wurde...
Unbekannte Helden: Gopinath Parayil
ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten erschlossen. Sämtliche Aktivitäten, die den Reisenden hier angeboten werden, werden von Unternehmen durchgeführt, die der lokalen Bevölkerung gehören und von ihr betrieben werden. Dazu zählen beispielsweise traditionelle Heiler, Feuertänzer und Folklorekünstler. Sie können damit ihren Lebensstil und ihre Traditionen mit Würde bewahren. Zu den größten Erfolgen zählen wir die Unterstützung kleiner Gemeinden, die den Fluss in seiner natürlichen Form in drei nördlichen Distrikten Keralas erhalten. Im letzten Jahr haben wir auch eine Verbindung zwischen dem Naturschutz und dem Gesundheitswesen hergestellt, und zwar im palliativen Pflegebereich. In den kommenden Monaten wird ein Buch über den Status der Flüsse Keralas, Puzha Malayalam, veröffentlicht. Das Buch ist das
Ergebnis der Arbeit der Nila Stiftung von Blue Yonder.
Engagement und die Unterstützung werden uns erfolgreich machen.
RI: Was waren die größten Hindernisse für Euch?
RI: Wie werden die Touristen oder Gäste in das Projekt eingebunden?
Gopinath Parayil: Da unsere Organisation recht klein ist, hatten wir bislang keine größeren Hindernisse. Dass wir selber aus dieser Gegend stammen, hat uns sehr geholfen. Auch dass unser Fokus mehr auf den Gemeinden und weniger auf der Regierung lag. Wenn wir weiter wachsen und auch anderen Gegenden helfen wollen, dann müssen wir Politiker und Regierungsbeamte einbeziehen. Die Korruption in unserer Gesellschaft und im System wird sich als nachteilig für das Wachstum von nachhaltigem Tourismus erweisen. Deswegen glauben wir auch, dass alle Projekte, die wir starten, den Gemeinden gehören sollten. Das daraus resultierende
Gopinath Parayil: Der Tourismus ist Bestandteil von allem, was wir tun und die Touristen sind unsere Partner. Unsere Projekte sind aber nicht ausschließlich auf Tourismus ausgerichtet. Eine Unruhe oder Naturkatastrophe reicht aus und die Besucherzahlen gehen zurück. Wenn wir uns nur auf den Tourismus ausrichten, leiden unsere lokalen Partner als erste. Wir ermutigen sie also, Tourismus als zusätzliche, nicht als einzige Einnahmequelle zu sehen. So verfolgen sie ihre traditionellen Arbeiten und Fertigkeiten weiter. Wir sehen die Reisenden auch als Botschafter für unsere Projekte an. Wenn zum Beispiel ein Gast dabei hilft, einen Baum zu pflanzen, wirkt sich das positiv auf unsere Leute aus. Es ist aber utopisch zu glauben, dass die Gäste sich dafür engagieren, den Wald täglich zu schützen, zu bewirtschaften und zu pflegen. Hier kommt die lokale Bevölkerung ins Spiel, die sich um langfristig um den Wald kümmert. RI: Was macht Dich in Bezug auf das Projekt glücklich?
Fiona Jeffery, Chefin der englischen Reisemesse WTM, eröffnet die Webseite von Green Circuit, einem Zusammenschluss von Anbietern für nachhaltigen Tourismus in Indien 34
Gopinath Parayil: Die vielen lächelnden Gesichter, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe, motivieren mich jeden Tag aufs Neue. Es gab harte Zeiten für Blue Yonder, erst im letzten Jahr waren wir soweit, dass mir mit Zuversicht sagen konnten ‚Wir haben es geschafft’, dass wir anfingen, Gewinne zu erwirtschaften. Aber in
den schwierigen Zeiten, als ich mich um das Überleben der Organisation sorgte, kamen immer wieder Menschen zu mir, die mir erzählten wie sie durch die Kooperation mit Blue Yonder Anerkennung erhielten, sich einen Status und Wissen aneigneten und glücklich waren. Ich denke, einer unserer größten Erfolge ist die Tatsache, dass die meisten Partner nun in der Lage sind, weiterzumachen, unabhängig davon, wie gut oder schlecht es Blue Yonder geht. Sie haben ihre eigenen Marken geschaffen, haben sich entwickelt und sie haben sich nie von uns abhängig gemacht, um ihre Träume zu verwirklichen.
infobox
Zu den Projekten, die mit Hilfe von Blue Yonder umgesetzt wurden, zählen unter anderem: Ein Töpferei-Projekt www.theblueyonder.com Der Wald der Reisenden www.theblueyonder.com Ein Zentrum für palliative Pflege www.theblueyonder.com The Blue Yonder 23-24 Sri Guru Nivas #6, 2nd Floor, Amarjyothi Layout Sanjay Nagar, Bengaluru 560 094 Karnataka, Indien Tel.: +91-80-411 522 18 info@theblueyonder.com www.theblueyonder.com Nila Stiftung http://nilafoundation.org Green Circuit www.greencircuit.net Unbekannte Helden: Gopinath Parayil
Jenseits der Sterne: Hotels der besonderen Art Pädaste Manor Insel Muhu, Estland „Simple Luxury“ ist das Leitmotiv des Hauses seit der Eröffnung im Jahr 1997 – kein prunkvoller, falscher Glanz und Glamour, keine dicken Teppichböden oder vergoldeten Wasserhähne. Stattdessen eine dezente Einrichtung die der Würde der Gebäude angemessen erscheint. Exquisite lokale Antiquitäten finden hier Platz neben bequemen Möbeln der klassischen Moderne. Üppige, maßgeschneiderte Bettwäsche edelster Rohprodukte schmücken die Räume Ton in Ton. Natürliche Materialien und Texturen schaffen ein einladendes Ambiente, dass den besonderen Charakter dieses einzigartigen Ostsee Weingutes unterstreicht. Das Anwesen versteht sich als eine Oase
der Ruhe mit herrlichen Plätzen zum Entspannen und Träumen, aber auch der Inspiration, Land und Leute zu erkunden. Spa Pädaste Manor verfügt über ein Spa von hoher Qualität. Massagen, Körper- und Schönheitsbehandlungen, ein römisches Dampfbad, eine Muhu-Holzofen Sauna, sowie im Freien eine Spa-Terrasse, eine sibirischen Kältewanne, eine heiße Meerwasserwanne in der Bucht, sowie ein Sonnendeck. Essen & Trinken „Nordic Islands“ nennt sich die Art der Gerichte im Pädaste Manor und meint den
Zum Reinbeißen! Pädaste Manor Pädaste Manor ist ein kleines Luxury Resort & Spa auf der Insel Muhu in Estland. Die Insel ist mit 200 Quadratkilometern die drittgrösste Estlands und liegt rund zehn Kilometer vor dem Festland. Sie bildet zusammen mit ihren Schwestern Saaremaa, Hiiumaa und Vormsi ein 15.000 Quadratkilometer grosses Naturreservat. Üppige Wälder, von Wacholder und Moosen bewachsene Küstenstreifen und die schier allgegenwärtigen Findlinge prägen das Bild der Insel in besonderer Weise. Das Klima auf der Insel ist natürlich windig, aber auch trocken und sonnig. Zudem 35
sorgen die Insulaner mit ihrer Freundlichkeit für Wohlbefinden bei ihren Gästen. Pädaste Manor selbst ist von einer idyllischen Parklandschaft umgeben. Eigentlich war das im fünfzehnten Jahrhundert erbaute Weingut eine Ruine, wurde aber im Laufe der letzten 15 Jahre behutsam vor dem Verfall bewahrt. Heraus kam eine Kombination aus höchstem Komfort und diskretem Luxus. Ein Hotel-Juwel, eingebettet in die estnische Geschichte und Lebensart des 21. Jahrhunderts, mit unverwechselbarem Flair und einem ganz eigenen Charme. Jenseits der Sterne: Hotels der besonderen Art
lokalen Bezug auf die Region, Traditionen und Produkte. Zur Auswahl stehen das Alexander Restaurant: Gourmetküche das ganze Jahr über und das „Sea House Terrace“: offen für Mittagessen und Getränke von Juni bis August. Einrichtungen Billardraum, Bar, Kamin, Konferenzräume mit voller technischer Ausstattung, ein sieben Hektar großer Achtzehn-LochGolfplatz von Wald und Wiesen umgeben. Zimmer und Preise 24 Doppelzimmer Deluxe Doppelzimmer 263 €/Person Superior Doppelzimmer 362 € /Person Suiten Superior Junior Suiten 479 €/Person Grand Suite 657 €/Person Privates Strandhaus für zwei Personen 1.070 € Maximale Bettenkapazität: 63 Gäste
Sonnendeck im Sommer
Anreise Die Entfernungen (einschließlich Überfahrt mit der Fähre) aus Tallinn sind Zweieinhalb Stunden Stunden, von Riga aus sind es vier Stunden. Internationale Flughäfen sind in Tallinn und Riga. Es steht ein Limousinen-Service von Tallinn und Riga aus zur Verfügung. Infos & Buchung Pädaste Manor Insel Muhu 94716 Estland Tel.: +372 454 8800 Fax: +372 454 8811 info@padaste.ee www.padaste.ee Pädaste Manor ist Mitglied der „Small Luxury Hotels of the World“, www.slh.com
Winterzauber in Pädaste Jenseits der Sterne: Hotels der besonderen Art
Lloyd Hotel & Cultural Embassy, Amsterdam Architekt und Designer Um das Gebäude noch einmal für seinen ursprünglichen Zweck als Hotel zu nutzen, war eine grundlegende Renovierung nötig. Ein- bis Fünf-Sterne-Zimmer sind durch den großen Saal in der Mitte des
Gebäudes verbunden. Hier findet ein spannendes Wechselspiel zwischen öffentlichen und privaten Räumen statt. Immerhin gilt es, allen Sterne-Kategorien der Zimmer in anderen Teilen des Hotels gerecht zu werden.
Das LLoyd Hotel Das Hotel Lloyd ist im Herzen von Amsterdam, Oostelijk Havengebied (Eastern Docklands Viertel) gelegen. Das nationale Denkmal aus dem Jahr 1921 war als ein Hotel für Migranten erbaut und ist im Jahre 2004 von MVRDV Architekten umgebaut und wiedereröffnet worden. Alle 117 Zimmer unterscheiden sich in Größe und Interieur. Über 50 niederländische Designer haben dazu beigetragen, die Innenräume neu und einzigartig zu gestalten. Das Haus versteht sich als „Botschafter der niederländischen Kultur“, die ausländischen Gästen nahe gebracht werden soll –
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und dafür, dass kein Besuch in Lloyd Hotel zweimal derselbe ist. Konzept Die Initiatoren sind Suzanne Oxenaar (Künstlerische Leiterin) und Otto Nan (Generaldirektor). Bei der Verwirklichung des „Lloyd Hotel & Cultural Embassy“ liessen sie sich von dem Gedanken leiten, ein Hotel zu schaffen, in dem sie selber gerne leben würden: leicht erreichbar für jeden Besucher, den Geschäftsmann, Künstler oder Einwohner von Amsterdam. Ein Ort, der Amsterdam vermittelt, wo man Einheimische treffen und lokale, saisonale Küche geniessen kann. Und wo man in Kontakt treten kann mit Aktivitäten und Ausstellungen der Stadt – eine Kulturbotschaft eben.
Alle Zimmer sind Individuell gestaltet Jenseits der Sterne: Hotels der besonderen Art
Die Inneneinrichtung ist ein gemeinsames Projekt von unter anderem, Claudy Jongstra, Atelier van Lieshout, Christoph Seyferth, Ineke Hans und Richard Hutten. „Cultural Embassy“ In unserer sich schnelllebigen drehenden Welt werden die tatsächlichen, physikalischen Sitzungen immer seltener und kürzer werden. Dem gegenüber steht ein zunehmenden Wunsch nach persönlichen Kontakten. Das Lloyd Hotel reicht seinen Gästen durch seine Kulturbotschaft eine helfende Hand, begrenzte Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen. Persönliche Beratung, Theaterkarten oder ein informelles Treffen in einen fast familiären Kreis: die „Cultural Embassy“ hat komplette Dienstleistungspakete zur Verfügung. In den öffentlich zugänglichen Räumen, in der Mitte des Gebäudes, organisiert die
Zimmer der 1*-Kategorie 38
Kulturbotschaft Ausstellungen, Präsentationen, Vorträge, Filmvorführungen und Konzerte. Jeden Montag Abend findet ein zwangloses Programm im Restaurant statt: „Lloyd Time“ am Montag. Das Hotel Lloyd verfügt über Zimmerpreise für jedes Budget. Der Preisunterschied ergibt sich aus den unterschiedlichen Grundflächen der Zimmer. Selbstverständlich sind Serviceleistungen für alle Gäste gleich hoch, unabhängig von der Zimmerkategorie. Alle Zimmer sind mit Internetanschluss und 24-Stunden Zimmerservice versehen. Zudem gibt es kostenloses SatellitenFernsehen. Für die 1-Sterne-Zimmer gibt es Badezimmer in der zentralen Halle, jedes Zimmer verfügt zudem über zwei Bademäntel.
Zimmer und Preise 117 Zimmer zwischen 95-450 € pro Person
---------------------------------------Anzeige-------------------------------------
Infos & Buchung Tel.: +31-20-561 36 77 www.lloydhotel.com Restaurant „Snel“ ist täglich zwischen 7.00 Uhr und 1.00 Uhr geöffnet. LLOYD HOTEL & CULTURAL EMBASSY Oostelijke Handelskade 34 1019 BN Amsterdam Tel.: +31-20-561 3636 Fax +31-20-561 3600 post@lloydhotel.com
Zimmer der 3*-Kategorie
Zimmer der 5*-Kategorie Jenseits der Sterne: Hotels der besonderen Art
(Elektronische) Reisebegleiter In dieser Ausgabe: Pack & Go! Kosmetika finden in den Innentaschen ebenso Platz wie Magazine und Zeitschriften in den Aussentaschen. Und Ihre beste Freundin? Freut sich bestimmt über die hübsche Schwester „Jade“ in grün. Oder „Ella“ in blau...
praktische Angelegenheit. Aber bitte beherrschen Sie sich! Nur weil jetzt etwas mehr Platz im Koffer ist, müssen die roten Pumps nicht zwischen seine weißen T-Shirts gemogelt werden...
Preis: 139,- € Bezug: www.abbinewyork.de
Preis: ab 2,- € Bezug: www.muji.eu Pack-It von Eagle Creek
Laptoptasche von Abbi New York Der Laptop für die Reise steht bereit, fehlt nur noch die passende Tasche? Meine Damen, ab sofort sind Ihnen neidische Blicke und nette Kommentare am Flughafen sicher: Mit den Laptop-Taschen von Abbi New York wohnt Ihr digitales Büro stilecht in farbenfrohen Behausungen. Ein funktionelles, kleines Kunstwerk, für die Business-Frau und Frauen mit Geschmack für Fashion. Aktueller Liebling der Redaktion: „Sienna“. Kommt im fliederfarbenen SeidenbrokatStöffchen daher – und Ihre Schultern werden vom Tragegurt mit ComfortGel entzückt sein! Natürlich wurde auch rund um die Tasche an die weiblichen Bedürfnisse gedacht: Handy, Stifte, MP3-Player und 39
Kosmetikbehälter von Muji In Zeiten der allgemeinen Einsparungen schielen die Fluglinien immer begehrlicher auf ihre strengen Gepäckregelungen – und bitten bei Übergepäck kräftig zur Kasse. Nicht mehr mit Ihnen! Denn Sie werden künftig zu Hause etwas Zeit investieren und im Badezimmer Ihre Cremes, Gels, Shampoos und Lotions in die formschönen Plastikfläschchen und töpfchen von Muji umfüllen. Mit maximal 100 ml Füllgrösse können Sie die sogar im Handgepäck verstauen. Also auch für den nächsten Wochenendtrip eine
Zerknitterte Hemden auf der Reise? Gehören ab sofort der Vergangenheit an. Mit dem praktischen Pack-It Folder von Eagle Creek lernt jeder im Handumdrehen, wie man Hemden richtig faltet. Den hübsch gefalteten Stapel fein säuberlich in die Tasche legen, zumachen und im Handgepäck oder Koffer verstauen, und sich bei der Ankunft über faltenfreie Hemden und Hosen freuen. Gibt‘s in verschiedenen Größen und Farben. Unser Tipp? Vor dem Verpacken die Hemden bügeln...
Preis: ab ca. 20,- € Weitere Infos & Video: www.eaglecreek.com Bezug: www.markenkoffer.de www.globetrotter.de
jb (Elektronische) Reisebegleiter
Gewinnspiel Zwei Übernachtungen für zwei Personen im SIDE Design Hotel, Hamburg Gewinnen Sie einen Aufenthalt im SIDE Design Hotel Hamburg mit zwei Übernachtungen für zwei Personen in einer Suite. Das mitten in der Hamburger City gelegenen Design-Juwel befindet sich unweit der Binnenalster in unmittelbarer Nähe zur Hamburger Staatsoper, zu Theater- und Shoppingmöglichkeiten sowie zum Bahnhof, zur Messe und zum Business District
nerhalb der in der E-Mail genannten Frist keine Rückmeldung erfolgen, erlischt der Anspruch auf den Gewinn und es wird ein Ersatzgewinner ausgelost. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennen Sie die Teilnahmebedingungen ausdrücklich an. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Teilnahme per E-Mail ist aus technischen Gründer leider NICHT möglich. Mitarbeiter und Angehörige von Tourism Unlimited sowie der SIDE Hotels dürfen nicht teilnehmen. Eine Barauszahlung des Gewinns ist ausgeschlossen.
Um das Suite-Weekend zu gewinnen, beantworten Sie bitte die folgenden zwei Fragen:
1 x SuiteWeekend in Hamburg zu gewinnen
1. Zu welcher Hotelgruppe gehört das Hotel, in dem Jesan T Das als „Naturalist“ arbeitet? Kleiner Tipp – die Antwort finden Sie in diesem Magazin… 2. Wie heißt der bekannte Innenarchitekt, der für das Design des SIDE verantwortlich war? Kleiner Tipp: die Antwort auf diese Frage finden Sie hier. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, genügt es, Ihre E-Mail Adresse, sowie die Antwort auf die Gewinnspielfrage auf der Webseite von Reise-Inspirationen einzutragen. Hier klicken, um am Gewinnspiel teilzunehmen. Oder Sie besuchen uns im Internet unter www.reise-inspirationen.de in der Rubrik „Gewinnspiel“. Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt an der Verlosung der Gewinne sind Personen, die zum Zeitpunkt der Teilnahme das 18. Lebensjahr 40
Datenschutzerklärung Nach Beendigung des Gewinnspiels werden Ihre persönlichen Daten gelöscht. Einsendeschluss ist der 31. März 2010.
vollendet haben mit Wohnsitz in Deutschland, der Schweiz oder Österreich. Die Teilnahme über Gewinnspielvereine und automatisierte Dienste ist ausgeschlossen. Tourism Unlimited behält sich das Recht vor, Teilnehmer aufgrund von falschen Angaben, Manipulationen oder der Verwendung unerlaubter Hilfsmittel vom Gewinnspiel auszuschließen. Die Gewinner werden nach Abschluss des Gewinnspieles ermittelt, per E-Mail benachrichtigt und mit ihrem Namen auf der Gewinnspielseite ausgewiesen. Sollte inGewinnspiel
Hinter die Kulissen geschaut: Das SIDE Design Hotel in Hamburg Puristisches Design + Fleischliche Genüsse Das SIDE Design Hotel in Hamburg ist ein architektonisches Juwel: Ein achtstöckiger Glaskörper wird von einem massiven Steinrückgrat gehalten und überragt. Harmonisch, durch Lichtflächen gestaltet, fügt sich die Glas- und Natursteinfassade des Gebäudes in das städtische Umfeld. Das gläserne Atrium im Inneren des Hotels öffnet sich fast 30 Meter nach oben. Das Herz des Hauses offenbart sich als Ort ohne Parallelen: der trapezförmige Grundriss und eine um 3° gekippte Glasfassade erzeugen eine räumliche Spannung, eine Irritation, die kurz innehalten lässt.
[m]eatery mit Reifeschrank im Hintergrund 41
Durch die Nähe zur Binnenalster steht das SIDE Design Hotel bei Geschäftsreisenden wie auch bei Wochenendbesuchern der Hansestadt gleichermassen hoch im Kurs.
land. Highlights sind neben der hohen Fleischqualität die Reifung der deutschen Rinderrücken in der eigenen gläsernen Reifezelle sowie das Grillen der Steaks im speziellen Infrarotofen. Aber auch die Tatarkarte und Burgerspezialitäten sowie die exklusive Getränkeauswahl gehören zu den kulinarischen Höhepunkten.
Shoppen und Meetings machen gleichermassen hungrig. Das zum Hotel gehörende Restaurant [m]eatery unter der Ägide von Chefkoch Hendrik Maas lässt Zarter & saftiger geht‘s nicht! die Herzen von Fleischfans höher schlagen. Meat and Eat – So lautet das Motto des Restaurants mit angeschlossener Bar. Die [m]eatery kombiniert modernes Steakhouse-Ambiente mit großartigem Essen und zuvorkommendem Service. Auf die Teller kommen nur die zartesten Rücken: aus Argentinien, den USA und Deutsch-
Chefkoch Hendrik Maas
infobox SIDE Design Hotel Hamburg Um den Gästen höchsten Fleischgenuss bieten zu können, flog der Chefkoch im Vorfeld der Restauranteröffnung extra in die USA, um ein Experte im Reifen und Zubereiten hochwertiger Steaks zu werden. So absolvierte er viele Trainingsstunden in der Probeküche des Grillofenherstellers Southbend in North Carolina. Von dort ging die Reise weiter nach New York, wo er unter anderem im weltbekannten Steakrestaurant „Wolfgang´s“ von Wolfgang Zwiener zu Gast war. Das Konzept des Restaurants erläutert Hendrik Maas so: „Ich hoffe, den Gästen mit den Spezialitäten der [m]eatery mehr Lust auf Fleisch zu machen. Denn nicht nur die Steaks werden super, auch die Vielzahl an Tatarvarianten sind außergewöhnlich und sollten probiert werden.“
• 178 Zimmer und Suiten mit moderner Ausstattung inklusive WLAN • Restaurant [m]eatery mit modernem Steakhouse-Ambiente • Skylounge mit Blick über die Hansestadt für sommerliche Partys und Events • SPA mit Pool-, Beauty- und FitnessBereich • Drei variable Veranstaltungsräume SIDE Design Hotel Drehbahn 49 20354 Hamburg Deutschland Tel.: +49-40-30 99 90 Fax: +49-40-30 99 93 99 info@side-hamburg.de www.side-hamburg.de www.meatery.de Hinter die Kulissen geschaut
Mallorca
Blick von der Finca Es Verger 42
Mallorca
Finca Es Verger – oder die Mutter aller Lammschultern Text: Judith Hoppe, Bilder: Christoph Hoppe „Schau doch nur mal!“ Aufgeregt zeige ich zu meiner Rechten auf die weite Ebene unterhalb der Sierra Tramuntana in Richtung Palma, die sich hinter der Spitzkehre, die unser spanischer Kleinwagen soeben tapfer umrundet hat, unter uns auftut. „Nicht jetzt“, zischt es vom Fahrersitz kurz angebunden herüber. Da höre ich auch ein schon ein kräftiges Hupen. Ich blicke nach vorne, und sehe sofort, was die Aufmerksamkeit meines Mannes gerade erheblich mehr fesselt, als der sagenhafte
Ausblick, der sich uns an diesem strahlend sonnigen Wintertag bietet: Es ist das uns entgegenkommende Fahrzeug, gefühlt doppelt so breit wie das unsrige. Einziges Problem: Die Bergstraße hinauf zur Finca Es Verger und dem darüber liegenden Castell de Alaró ist genau so breit, dass unser Auto gerade eben noch draufpasst, ohne dass die Räder in den Abgrund rutschen. Vorsichtig bugsiert mein Mann das Vehikel an die Felskante zu unserer Linken und
Das Objekt der Begierde faltet den Kleinwagen elegant zwischen Ausbuchtung und Straßengraben. Noch zwei weitere Spitzkehren und dann haben wir endlich unser Ziel erreicht. Ja, die beste Lammschulter Mallorcas will hart erarbeitet werden. Heute mogeln wir zwar und kämpfen uns „nur“ mit dem Auto den Berg hinauf. Wer jedoch vor dem Essen Kalorien abtrainieren will, kann noch den Wanderweg hinauf zum Castell de Alaró erklimmen – oder den Weg vom Dorf Alaró hinauf zur Finca. Wir halten es heute mit „Kann man machen, muss man aber nicht.“ Wir sind hungrig, wir wollen unmittelbare Resultate! Gemütlich & urig: Finca Es Verger 43
Auf dem Parkplatz herrscht bereits reges Treiben. Wir steigen aus, laufen am Objekt der Begierde vorbei und betreten den schlichten, aber urigen Gastraum. Vom Holzkohlefeuer weht uns ein würziger Rosmarinduft entgegen., untermalt vom Stimmengewirr und Geklapper mit Besteck und Geschirr der bereits anwesenden Gäste. Bange Frage: Ist noch Lammschulter da? Francisca, die Wirtin begrüßt uns knapp. Herzlichkeit ist wahrlich nicht ihre hervorstechendste Eigenschaft. Erste bange Frage: Ist noch Lammschulter da? Wegen der sind wir hier, legendär ist ihr Ruf mittMallorca: Finca Es Vergerl
heitsbehörden wahrscheinlich an dieser Stelle fluchtartig das Restaurant verlassen. Wir jedoch sind bekennende Wiederholungstäter und wissen: Nichts passt besser zum Schafskind als dieser einfache, aber sehr süffige Rotwein.
Lamm, Kartoffeln, Salat: Himmlisch!
Kurze Zeit später steht auch schon der Teller mit dem herrlich saftigen Fleisch vor uns, die andere Hälfte des Geschirrs ist mit in Rosmarin und Öl gebackenen Kartoffeln bedeckt. Immerhin hat Francisca einen Sinn für Optik (oder Vitamine?) und hat dem Gaumenschmaus noch ein paar Salatblätter und Tomaten hinzugefügt. Krönender Abschluss: Der Cremadillo
lerweile auf der Insel. Zwar werden hier zwischen 300 und 400 Essen pro Tag ausgegeben, aber es ist uns auch schon passiert, dass wir nur ein Achselzucken ernteten und den kurzen Hinweis „Lammschulter ist heute schon aus“. Wir haben Glück, sind heute noch nicht zu spät dran. Wir bekommen zwei Plätze an einem einfachen Holztisch zugewiesen, an dem sich andere Gäste bereits mit großem Appetit über ihre Köstlichkeiten vom offenen Feuer hermachen. Wir nehmen die mangelnde Privatsphäre billigend in Kauf, verschieben romantische-vertrauliche Gespräche auf die Abendstunden. In der Fin44
ca Es Verger steht das Essen ganz klar im Mittelpunkt! Der Rotwein ist ein Thema für sich Die alte Wirtin ist an unserem Tisch aufgetaucht. „Ihr nehmt schon einen Rotwein, oder?“ Es ist eher eine Feststellung denn eine Frage und schon stellt sie eine Flasche roten mallorquinischen Landwein vor uns hin. Vom Fass in einfache Flaschen umgefüllt, ohne Etikett und mit unterschiedlichen Füllhöhen, anschließend manuell verkorkt, würde jeder deutsche Restaurantkritiker oder Prüfer der Gesund-
Eine Ewigkeit später sitzen wir im Auto und mein Mann rollt den Berg hinab. Bin ich froh, dass ich den jetzt nicht hinunterlaufen muss!
infobox
Es Verger Cami des Castell s/n E-07340 Alaró Tel.: +34- 971- 182 126 Keine Kreditkarten , nur Barzahlung. Sonntags ab 19 Uhr sowie montags geschlossen
Während wir zufrieden vor uns hinkauen, nehmen unsere Tischnachbarn allmählich Kontakt mit uns auf. Die Zwangsvereinigung mit Fremden durch die Gastwirte endet hier nicht selten mit einer Verbrüderungsaktion. Vor allem, wenn man sich nach des Fleisches Genuss gemeinsam darauf einigt, das Mahl mit dem berühmten hausgemachten „Cremadillo“ zu beschliessen. Mein Mann, der den steilen Hügel auch wieder herunterfahren will, muss leider passen. Inge und Thomas – bei Lammschulter und Rotwein landet man schnell beim Du – überreden mich, bei ihrem Cremadillo mit einzusteigen. Das auf dunklem Rum und Cognac basierende Hexengebräu wird in einem Tontopf serviert, anschließend flambiert und dann heiss genossen. Irgendwie brennt es aber nie lange genug, um den Alkohol komplett zu vernichten.
Auch Lorenzo, Franciscas Mann, sprüht nicht gerade vor Charme Mallorca: Finca Es Vergerl
Ungarn: Pécs – Friede, Freude, Multikulti
Die Basilikia von Pécs 45
Nahziel
Ein Blick hinter die Kulissen der kleinen ungarischen Kulturhauptstadt 2010, die als „Stadt ohne Grenzen“ zwischen den Kulturhauptstadt-Metropolen Istanbul und Ruhrgebiet glänzen will Text: Robert B. Fishman Stolz präsentiert das 160.000-EinwohnerStädtchen im sonnigen Süden Ungarns seine Multikulti-Vergangenheit: Ungarn, Deutsche, Kroaten, Bulgaren, Juden, Roma und Sinti hätten hier immer friedlich zusammengelebt. Doch unter dem k.u.k.Zuckerguss des frisch restaurierten Städtchens mit seinen Jugendstilfassaden und lauschigen Plätzen brodeln die Konflikte. Szenen aus einem von der Wirtschaftskrise tief verunsicherten Land.
Ein Kreuz ragt aus dem Halbmond über der kupfergrünen Kuppel der ehemaligen Moschee am Hauptplatz der Provinzstadt unweit der kroatischen Grenze im Süden Ungarns. „Das ist einzigartig in Europa“, freut sich Kulturhauptstadt-Programmdirektor Tamas Szalay über das „Symbol für das friedliche Zusammenleben der Kulturen in dieser Stadt“. Im 17. Jahrhundert hatten Österreicher und Ungarn die osmanischen Besatzer
vertrieben. Als Zeichen setzten die neuen Herren ein Kreuz in den Halbmond auf der Kuppel der Moschee. Aus den islamischen Gotteshäusern wurden katholische Kirchen. Die Kirche betreibt heute den einzigen „Zigeunerkindergarten“ des Landes. Rund eine halbe Million „Zigeuner“, die meisten von ihnen Roma, leben in Ungarn. Wer mehr über sie wissen will, der muss die frisch restaurierte Altstadt mit ihren schicken Straßencafés in renovierten Ju-
gendstil- und Gründerzeit-Bürgerhäusern verlassen. Weit draußen am Stadtrand liegt das einzige Roma-Gymnasium Ungarns. Das Ghandi-Gymnasium zeigt Kindern eine andere Welt „In der Grundschule mussten wir Zigeunerkinder in der letzten Reihe sitzen“, erzählt dort die 17jährige Krisztina, „so musste uns die Lehrerin nicht von Nahem
Pécs – Hauptplatz 46
Nahziel: Ungarn
sehen“. Mit ihrer Mutter und acht Geschwistern von mehreren Vätern lebte Krisztina in einem heruntergekommenen Zimmer. Mit zehn Jahren musste sie die Jüngeren alleine versorgen, einkaufen, kochen und den Haushalt führen. „Plötzlich hatte meine Mutter einen neuen Freund. Dann sollte ich wieder Kind sein“, berichtet sie. Nach Hause will die Zehntklässlerin nicht mehr. Das Gandhi-Gymnasium zeigt den Kindern eine ganz andere Welt. Viele finden hier erstmals Verständnis und Selbstvertrauen. Ein Junge, der ein Jahr lang kein Wort gesprochen hatte, hat das Abitur bestanden. Bis dahin ist es ein weiter Weg, den selbst am Gandhi-Gymnasium nur wenige schaffen. Bogdan zum Beispiel macht nächstes Jahr Abitur. Er will Physik studieren, wenn möglich in Amerika. „Meine Eltern sind gebildet, da hatte ich es leichter“, sagt der junge, hagere Mann. Bedächtig baut er seine Sätze auf Englisch zusammen. Seine langen, schwarzen Haare hat er sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Die Eltern der meisten Mitschüler wollten, dass ihre Kinder körperlich arbeiten. „Keine schlechte Idee“, findet Bogdan, aber wer begabt sei, müsse doch lernen und mehr aus sich machen. Nicht nur Bogdan fürchtet sich, zum Beispiel vor den Ungarischen Garden, die sich in schwarzen Uniformen zusammenrotten, um Jagd auf Roma zu machen – oder auf Juden. Ein Häuflein von rund zwanzig Gläubigen hat sich zum Schabat-Gottestdienst im Gemeindehaus am Rande der Pécser Innenstadt zusammengefunden. Sie beten und singen. Anschließend geht's zum 47
Kiddusch, dem Schabat-Mahl, in den kahlen Gemeindesaal. Es gibt Weißbrot und Nudelsalat auf Plastiktellern und einen Plastikbecher mit einem Schluck ungarischen Weißwein für jeden.
se wohlhabenden Pécs sieht man davon nichts. Wie eine Insel ragt das schmucke Städtchen aus der Misere.
Für einen eigenen Beitrag zum Kulturprogramm fehlen die Mittel
„In Osteuropa fehlt eine entwickelte Zivilgesellschaft“, beklagt Gracza mit Blick auf die Europäische Kulturhauptstadt 2010, die „das kulturelle Leben in Pécs seit vier Jahren beherrscht“. An der Bewerbung um den Titel hätten viele junge Leute, Studen-
Lazlo hat „früher nichts gesagt, wenn Leute über Juden geschimpft haben.“ Jetzt fragt er, „warum sie so denken“ – und bekommt immer „eine irreale, unsinnige Antwort“. Lazlo ist 25, „zu jung für die furchtbaren Erinnerungen aus dem 2. Weltkrieg“. Deshalb hat er als Jude in Ungarn keine Angst, noch nicht. Körperliche Gewalt hat er noch nicht erlebt, aber „verbale Angriffe“. „Wir müssen uns zeigen“, hält Lazlo dagegen, „unsere Kultur, unsere Tradition“. Die Älteren in der Gemeinde tun sich damit schwer. „Für einen eigenen Beitrag zur Kulturhauptstadt sind wir mit 120 Mitgliedern zu klein. Uns fehlen die Mittel“, meint der Rabbiner, der gelegentlich Vorträge über das Judentum hält und zu Klezmerkonzerten ins Gemeindehaus einlädt. „Nicht genug“, um gegen die „wachsende antijüdische Stimmung im Land“ etwas zu bewirken. Zwei Straßen weiter, auf der Király utca, der zur Einkaufsmeile und Fußgängerzone herausgeputzten Königsstraße, ahnen die flanierenden Touristen nichts von den Juden, den Zigeunern und der wachsenden Unruhe im Land. Die Wirtschaftskrise hat Ungarn härter getroffen als andere. Nur ein Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds hat das Land vor dem Staatsbankrott bewahrt. Im vergleichswei-
Die Hoffnung stirbt zuletzt
ten und Vereine engagiert mitgearbeitet. Aber kaum jemand von ihnen wusste, „wie man ein Projekt plant, einen Förderantrag schreibt und korrekt abrechnet“. Den Eigenanteil, den man braucht, um zum Beispiel Geld von der Europäischen Union zu bekommen, kann hier kaum jemand aufbringen. Schon die öffentliche Debatte über Inhalte des Kulturhauptstadtjahrs sieht Gracza als Erfolg, für den sich der Aufwand lohnt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
infobox Kulturhauptstadt 2010 Mit 150 Projekten und etwa 1.000 Veranstaltungen will Pécs im Kulturhauptstadtjahr 2010 rund eine Million Touristen anlocken. Geplant sind ein Jugendtreffen, eine „Reise um den Halbmond“, die die türkische Zeit in Pécs beleuchtet, ein Rockmarathon, das Folk-and-Roll Festival, Outdoor Games, die Tage der Universität und das CinePécs-Filmfestival. Star-Tenor Placido Domingo hat die Schirmherrschaft über das Pécser Kulturhauptstadtjahr übernommen. Für das Kulturhauptstadtprogramm stehen 1,8 Milliarden Fórint (rund 6,8 Millionen Euro / 10 Millionen Franken) zur Verfügung. Das Gesamtbudget beläuft sich nach Angaben der Zeitung Pester Lloyd einschließlich der Ausgaben für die Infrastruktur auf etwa 167 Millionen Euro.
Austrian (meist über Wien). Von Budapest sind es etwa drei Stunden mit dem Zug oder dem Auto nach Pécs. Weitere Infos & Links Ungarisches Tourismusamt Wilhelmstr. 61 D – 10117 Berlin Tel. +49-30-2431460 www.ungarn-tourismus.de Pécs 2010 Management Centre H-7621 Pécs Mária u. 9. Tel. +36-72-514-801 info@pecs2010.hu http://en.pecs2010.hu Allgemeine Informationen rund um die Aktivitäten im Kulturhauptstadtjahr finden sich auch in Deutsch auch auf der Internetseite www.kultura.hu
Anreise Ab München, Nürnberg, Düsseldorf, Hannover, Hamburg und Berlin geht es mit Air Deutschsprachige Internetseite der Stadt Berlin nach Budapest. Flüge gibt es auch ab mit vielen touristischen Infos und Tipps: mehreren deutschen Flughäfen mit der http://de.pecs.hu Lufthansa, der ungarischen Malev und der
Nahziel: Ungarn
Advertorial
FIT im Urlaub: Schrothkur Wohlbefinden & Gesundheit von innen [Text: Carolin Grix ] Das seit vielen Jahren bekannte und erfolgreiche Naturheilverfahren mit Trinkund Trockentagen hat die Entschlackung und Entgiftung des Körpers zum Ziel zur Anregung und Aktivierung der Selbstheilungskräfte und wurde nach seinem Begründer Johann Schroth benannt. Angenehmer Nebeneffekt ist in der Regel eine deutliche Gewichtsreduktion. Oberstaufen im Allgäu ist offiziell anerkanntes SchrothHeilbad und die Heimat der Schrothkur.
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Die vier Schroth'schen Erfolgssäulen 1. Die Schroth'sche Diät Eine vegetarische kalorienreduzierte, überwiegend basische Kost, bei der auf Fett und weitestgehend auf Salz verzichtet wird, um den Verdauungsprozess nicht zu belasten. Sie besteht hauptsächlich aus gekochtem Gemüse und Obst sowie zum Beispiel Reis, Grieß und Kurgebäck, so dass die Versorgung des Körpers mit Vitaminen und Mineralstoffen gewährleistet wird.
2. Schroth'sche Packung Früh am Morgen (ab circa 4 Uhr) nach einer Tasse Kräutertee wird der Körper in feuchtkalte Tücher gewickelt und mit Wärmflaschen eingepackt. Dies soll, neben der Steigerung der eigenen Abwehrkräfte, beruhigend und ausgleichend auf die inneren Organe wirken, Schmerzen lindern und Krämpfe lösen sowie die Ausscheidung von Schlacken und Giftstoffen über die Haut bewirken.
3. Die Schroth'sche Trinkverordnung Trink- und Trockentage mit stark unterschiedlichen Flüssigkeitsmengen in Form von Tees, Mineralwasser und etwas trockener Kurwein wechseln sich ab, wobei an Trockentagen ein Sog aus dem Gewebe ins Blut entstehen soll, an Trinktagen sollen die so gelösten Stoffe ausgeschieden werden. Der moderate Weinkonsum ist nicht zwingend, soll aber beispielsweise zudem den Stoffwechsel steigern, die Durchblutung fördern und den Körper mit Mineralien versorgen. FIT im Urlaub
Advertorial 4. Ruhe und Bewegung Ruhe- und Bewegungsphasen werden an den Wechsel von Trink- und Trockentagen angepasst. An Ruhe-/Trockentagen kann der Körper regenerieren, bei Massagen, Entspannungstechniken und Spaziergängen wird Stress abgebaut. Die moderate Bewegung an Trinktagen fördert zusätzlich Stoffwechsel und Fettabbau. Anwendung findet die Schrothkur hauptsächlich bei Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Magen-Darm-Störungen, Rheumatischen Erkrankungen, Gicht, Dia-
Carolin Grix ist Produktmanager und Assistenz der Geschäftsleitung bei FIT Reisen. FIT Reisen ist seit über 30 Jahren Spezial-Reiseveranstalter für Kur- und Wellness-Reisen. Tel. +49-69-4058850 www.fitreisen.de 49
betes mellitus, Allergien und Hautkrankheiten sowie zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall und bei Burn-out. Die Kombination von Fasten, Packungen und Bewegung kann im Körper eine vermehrte Produktion des Glückshormons Serotonin bewirken und den Spiegel des Jugendhormons DHEA steigern. Zellen können sich regenerieren und man erfährt ein Gefühl von Glück und Leichtigkeit. Gewichtsabnahme und Entschlackung führen zu neuem Wohlbefinden, Körper und Geist erhalten neuen Auftrieb. Idealerweise sollte eine Schrothkur etwa zwei bis drei Wochen dauern, zum Kennenlernen werden Schrothkuren aber bereits ab einer Woche angeboten.
Ruheraum im Condordia Wellness & Spa Hotel
infobox FIT-Tipp: Concordia Wellness & Spa Hotel, 4-Sterne-Superior, Oberstaufen/Allgäu Kur, Wellness, Fitness und Urlaubsflair bei herzlichem Service und charmanter Atmosphäre. In der traumhaften Allgäuer Landschaft erwartet Sie das Concordia Wellness & Spa Hotel im Landhausstil mit Bade- und Saunalandschaft, Beauty- und Wellnesscenter mit Thalasso, Ayurveda und allen klassischen Anwendungen sowie Gymnastik- und Fitnesspark. Die Küche präsentiert sich delikat und leicht mit regionalen und internationalen Spezialitäten, zudem werden die zucker- und stärkereduzierte LOGI-Diät mit circa 1.200 kcal angeboten und natürlich die Schrothkurdiät mit circa 650 kcal (separater Speiseraum). Die Region Oberstaufen zählt zu den großen Wintersportzentren im Allgäu und bietet attraktive Wanderwege für Sommer und Winter, Mountainbiking, Golf u.v.m. Kempten und Lindau/Bodensee sind je circa 40 Kilometer entfernt. 1 Woche Schrothkur pro Person im Doppel- oder Einzelzimmer ab € 532,Anreise: Sonntag empfohlen Inklusive 7 Übernachtungen, Kur- und Aufbaudiät, pro Tag 0,2 Liter Kurwein, an den Trockentagen 1 Kurdrink (Mo, Mi. + Fr.), Tees tagsüber von der Teebar, Benutzung von Bade- und Saunalandschaft, Fitnesspark und Bademantel, Teilnahme am Sport- und Animationsprogramm (Mo.-Fr.), an geführten Wanderungen, Ernährungs- und Gesundheitsvorträgen, Modeschauen nach Angebot sowie Tanz- und Unterhaltungsmusik (live, ca. 4 Tage/Woche), Benutzung von Bergbahnen und Skiliften in der Region Oberstaufen, Parkplatz, Transfer vom/zum Bahnhof. Vor Ort zu zahlen: Kurtaxe ca. € 2,50/Tag, Kurpackervergütung (z.Zt. € 11,50) sowie die obligatorische, ärztliche Anfangsuntersuchung (ab € 65). Eine Schrothkur kann auch im Rahmen einer ambulanten Kur durchgeführt werden, dann werden Kurpackervergütung, Arzt und evtl. Massagen über Badearztschein abgerechnet. Buchungsanfrage FIT im Urlaub: Schrothkur
Z端rich zum Nulltarif
Grossm端nster Z端rich 50
St辰dteziel
Kein Moos? Trotzdem viel los! Text: Judith Hoppe Ihre Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik: Da verbringen Sie ein nettes Wochenende an einem der größten Finanzplätze Europas, aber in Ihrer Urlaubskasse herrscht absolute Ebbe und keiner will Ihnen Geld geben? Und da auch Ihre Großmutter sich geweigert hat, Ihnen zuliebe einen tiefen Griff in den Sparstrumpf zu machen, ist nun guter Rat teuer! Kein Problem, dafür sind wir ja da! Wir haben für Sie – ganz kostenlos, versteht sich – recherchiert, was Sie „für umme“ in Zürich unternehmen können. Auf geht's!
Poesie & Gedruckte Worte Beginnen wir den Tag doch einmal poetisch-literarisch. Hierzu begeben Sie sich zum Rondell des Bellevue-Platzes (dort, wo die Strassenbahnen oder Tram, wie das in Zürich heisst, abfahren). Stellen Sie sich mit dem Rücken zum See, finden Sie auf der linken Seite im Boden eingelassen drei Metallbänder mit einem Gedicht, das wir an dieser Stelle nicht zitieren, etwas Spannung soll ja bleiben. Kulturbanausen laufen achtlos über die Literatur im Alltag hinweg, Sie hingegen werden sicherlich
noch eine Weile über deren tieferen Sinn philosopieren wollen... Schauen Sie sich noch etwas um am Bellevue. Morgens haben Sie noch gute Chancen, eine der kostenlosen Zeitungen zu ergattern, die in den Metallbehältern an Busund Bahnhaltestellen im gesamten Stadtviertel verteilt sind. Beliebtestes Exemplar ist „20 Minuten“ – wie der Name schon sagt, kann man es bequem in 20 Minuten durchlesen. Zürich auf Rädern
Literatur im Alltag 51
Wo wir nun schon gerade am See sind, können wir auch gleich einen Spaziergang an dessen Ufer Im Zürich-See kann man gratis schwimmen einplanen. So ein Gewässer mitten in der Stadt hat schon was! Bei schönem Wetter sollten Sie unbedingt Ihre Tunnel der Stadt. Ganz schön temporeiche Inline-Skates einpacken. Nicht nur am ZüAktion, Knie- und Handgelenkschützer risee entlang locken flache, asphaltierte und Helm nicht vergessen! Wege. Von Mai bis Oktober stehen in der Stadt Von Frühling bis Herbst findet jeden zwei- Zürich ausserdem täglich über 200 roten Montag ausserdem das „Monday Night buste City-Bikes gratis zur Verfügung. GeSkate“ statt. Hierzu wird ein Teil der Innen- gen Vorweisen eines gültigen Personalstadt gesperrt und die Zürcher Bevölkeausweises und eines Depots von 20 rung rollt über Brücken und durch die Schweizer Franken können Sie die FahrStädteziel: Zürich
räder an diversen Standorten beziehen. Ganzjährig können Fahrräder beim Velogate beim Landesmuseum und bei der Velostation Süd bei der Sihlpost gratis gemietet werden.
Sukkulentensamm
Qual besser herausschälen zu können. Wenn Sie jetzt mal nachrechnen, was Sie ein Flug, Hotel und das Metroticket in Paris gekostet hätte... ja, da macht das Sparen Spass, gell?
lung
Zürich zu Wasser Von soviel köperlicher Anstrengung ist Ihnen ganz warm geworden? Auch hier beweist Zürich ein Herz und öffnet einige der Seebäder kostenlos. Hierzu gehören die Bäder Au Höngg, Schanzengraben, Katzensee, Unterer Letten und Oberer Letten. Aber auch überall sonst, wo das Ufer es zulässt, wird außerhalb der Badeanstalten im See geplanscht. Zürich ganz kultiviert Wenn das Wetter beim Baden noch nicht mitspielt, gibt es ja immerhin noch das reichliche Kulturangebot der Stadt zu genießen. Auch hier sind viele Einrichtungen zum Nulltarif dabei. Das Völkerkundemuseum befindet sich ganz in der Nähe des ehemaligen Botanischen Gartens, einer äußerst idyllischen, grünen Oase mitten in der Stadt. Hier lässt sich entdecken, zu welch grossartigen gesellschaftlichen, handwerklichen und weltanschaulichen Leistungen fremde Menschen und ferne Völker imstande sind. In wechselnden Ausstellungen, vielfältigen Veranstaltungen, geheimnisvollen Archiven und einer öffentlichen Bibliothek ist viel Raum für eine genüssliche Erweiterung des Horizontes.
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Weiter geht es über Hauptbahnhof, wo wir den Schutzengel der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle bewundern können. Krönender Abschluss des Skulpturenrundgangs bildet die Schafsplastik von Henry Moore an der Seepromenade. Seit 1987 ist das Architektur Forum Zürich in einem Hofgebäude der Altstadt untergebracht. Seither ist es zu einem viel beachteten Ort der Auseinandersetzung mit Architektur und Städtebau geworden. Das Forum versteht sich als Kunsthalle, nicht als Museum, und will Aktualität vermitteln, nicht Architekturgeschichte. Das Programm setzt sich aus längerfristig geplanten Ausstellungen und kurzfristig angesetzten Veranstaltungen zusammen. Was heute im Zeitalter des Kunststoffs nicht mehr zu bezahlen wäre, ist in der Sammlung des Spielwarenhauses Franz Carl Weber zu besichtigen: Spielwaren aus ganz Europa vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Dazu gehören Puppen mit Zubehör, Puppenstuben, Kaufläden, Kochherde, Eisenbahnen, optisches und mechanisches Spielzeug, Dampfmaschinen, Zinnfiguren, Holzspielzeug, Kinderbücher sowie Brettund Gesellschaftsspiele. Fährt man am linken Zürichseeufer den Mythenquai entlang stadtauswärts, steht linker Hand, kurz vor der Badeanstalt Mythenquai, eine Gruppe von Glashäu-
sern. Hier befindet sich die weltweit einzigartige Sukkulenten-Sammlung. Hinweis für Nicht-Botaniker: Das sind saftspeichernde Pflanzen aus den Trockengebieten der ganzen Welt. 25.000 Kakteen, Agaven, Aloe, sogenannte „lebende Steine“, Wolfsmilchgewächse und Sukkulenten aus vielen anderen Pflanzenfamilien warten auf Ihren Besuch!
Schutzengel vo nN
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Sie sind ein Fan von Plastiken und Skulpturen? Prima, auch dann ist Zürich Ihre Stadt! Beginnen wir mit dem Höllentor von Auguste Rodin. Fünf Kopien existieren vom 1919 gegossenem Höllentor. Die knapp sieben Meter hohe Bronzeplastik finden Sie vor dem Kunsthaus. Sie ist eine Vision des Jenseits, die durch Dantes „Divina Commedia“ inspiriert wurde, zeigt 186 Figuren, die sich um einen zentralen „Denker“ gruppieren. Kraftvolle, aber auch anmutige Fabelwesen, Menschen- und Tiergestalten steigen auf oder stürzen in die Hölle. Die Gestaltung ist realistisch, teilweise bewusst übertrieben, um die Grundgefühle von Schrecken, Lust und
Physik im Alltag Rätselnd stehen Sie vor dem Kugelbrunnen und fragen sich, wie man wohl eine tonnenschwere Granitkugel durch leichtes Städteziel: Zürich
Anstossen zum Rotieren bringt? Tja, wohl dem, der gut im Physikunterricht aufgepasst hat! Für alle anderen hier des Rätsels Lösung: Das Wasser wird in eine aus dem Sockel gehauene Kugelpfanne geleitet und baut ein dünnes Wasserbett auf. Der so entstandene Auftrieb in Verbindung mit dem Wasserdruck lässt die Kugel um die eigenen Achse rotieren. Vorausgesetzt, sie wurde genau an die Pfanne angepasst... Von so viel Kunst durstig geworden? In Zürich gibt es rund 1.200 Trinkwasserbrunnen! Ein letztes kulturelles Schmankerl haben wir noch: Im spätgotischen Fraumünster hinterliess Marc Chagall fünf Fenster, die heute noch von der hohen Kunst der Zürcher Glasmalerei zeugen.
So, kommen wir am Schluss unseres Zürich-zum-Nulltarif Ratgebers zu der spannendsten Frage, die Sie wahrscheinlich schon seit Beginn des Artikels quält: Wo bekomme ich kostenlos eine Mahlzeit her? Da ist jetzt Ihr Erfindungsreichtum wie auch Ihr Glück gleichermassen angesprochen. Im Zürisee gilt nämlich das sogenannte Freiangelrecht! Will heissen: Jeder, aber auch wirklich jeder, darf ohne Angelschein an den öffentlichen Uferabschnitten eine Rute oder Angel ins Wasser halten. Maden, Würmer und Brot sind als Köder erlaubt, nicht jedoch Köderfische. Heimisch ist hier vor allem der Barsch, der auf den Menükarten der Restaurants gemeinhin als „Egli“ auftaucht. Also dann: Petri Heil! Chagall-Fenster im Fraumünster
infobox Zürich Allgemeine Informationen zu Zürich Touristen-Info Im Hauptbahnhof 8021 Zürich Tel. +41-44-215 40 00 Fax +41-44-215 40 80 information@zuerich.com
Architektur Forum Brauerstraße 16 8004 Zürich Tel.: +41-44-252 92 95 Tram 3, 31/Bus: Neumarkt
Hotelreservationen Tel. +41-44-215 40 40 Fax +41-44-215 40 44 hotel@zuerich.com www.zuerich.com
Zürcher Spielzeugmuseum Fortunagasse 15 8001 Zürich Tel.: +41-44-211 93 05 Tram 6, 7, 11, 13: Rennweg www.zürcher-spielzeugmuseum.ch
Monday Night Skate Frühling - Herbst: Jeden zweiten Montag Erster Termin in 2010: 03.05.2010 Bürkliplatz 8001 Zürich Tel.: +41-43-366 60 70 zuerich@nightskate.ch www.nightskate.ch
Städtische Sukkulentensammlung Mythenquai 88 8002 Zürich Tel.: +41-43-344 34 80 Bus Nr. 161 und Nr. 165 bis SukkulentenSammlung www.sukkulenten.ch
Fahrradverleih Züri rollt Tel.: +41-43-288 34 45 WICHTIG: Keine Reservierung möglich! info@zuerirollt.ch www.zuerirollt.ch
Schutzengel von Niki de Saint Phalle Bahnhofshalle 8001 Zürich Haltestelle: Bahnhofplatz/Hauptbahnhof, Tram 3/10/14/Bus 31, Fahrplan
Gratisbäder www.stadt-zuerich.ch
Sheep Piece von Henry Moore Seepromenade 8008 Zürich
Völkerkundemuseum der Universität Zürich Pelikanstraße 40 8001 Zürich Tel.: +41-44 634 90 11 Tram 2, 9, 66: Sihlstrasse musethno@vmz.uzh.ch www.musethno.unizh.ch 53
mail@af-z.ch
www.architekturforum-zuerich.ch
Kugelbrunnen Zürichhorn/Kunstmeile Bahnhof Tiefenbrunnen
Städteziel: Zürich
UNESCO Welterbe erleben: Das Pelourinho-Viertel in Salvador da Bahia
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UNESCO Welterbe erleben
Nach dem Karneval ist vor dem Karneval Text & Bilder: Herbert Brenke Karnevalisten, also Menschen, die in 365 Tagen fünf Jahreszeiten erleben, sind jetzt im März in einen gewissen Ruhezustand übergegangen: Ihre Hauptsaison ist gerade vorbei und nun sammeln sie Kraft für Neues. Auch für sie ist mein heutiger Beitrag über ein besonderes Weltkulturerbe geeignet, wenn auch nicht primär gedacht. Denn Karneval in Salvador da Bahia ist in seiner besonderen Art wohl die anstrengendste Form und für Europäer nur schwerlich erträglich. Hier sitzt man nicht wie in Rio auf nummerierten Plätzen im Sambadrom und schaut hinunter auf Sam-
Platz in Salvador da Bahia 55
baschulen, Glamour und Prunk. Hier kann man nicht zuschauen, hier muss man mitmachen und sich mutig in den größten und lautesten Straßenkarneval der Welt hineinfallen lassen und sich in dem tobenden karnevalistischen Hexenkessel treiben lassen. Ohropax ist durchaus angebracht, denn hier donnern die Trommeln Afrikas. Wo sonst in Brasilien? Allgemein hat das Land ja eine Menge Europa in den Adern, aber in São Salvador da Bahia de Todos os Santos kam der größte Teil der rund fünf Millionen Afrikaner, die von den Portugiesen aus Westafrika in die Sklaverei ver-
schleppt wurden, an, und das hat tiefe, nachhaltige Spuren hinterlassen. Zwei Drittel der 2,9 Millionen Einwohner sind Nachkommen früherer Sklaven, Salvador ist die afrikanischste Stadt des Landes. Gegründet wurde die Stadt an der Allerheiligenbucht durch den vom König Portugals entsandten Gouverneur im Jahre 1549 als Sitz für die Kolonialverwaltung und blieb bis 1763 Brasiliens erste Hauptstadt. Das wichtigste Anbauprodukt war im 17. Jahrhundert das Zuckerrohr. Da den Kolonialherren die damit verbundene Arbeit wohl zu schwer erschien, die Indios sich für Feldarbeit nicht eigneten, verfiel man auf die brutale Beschaffung billigster Arbeitskräfte aus Westafrika und schon blühte beides, der Menschenhandel und der Zuckerexport. Harvard-Studenten würden das ganz cool als erfolgreiche „Win-Win-Strategie“ bezeichnen. Umschlagplatz für die neuen Sklaven war ein Platz im Herzen der auf einer Hügelkette erbauten Kolonialstadt. Hier war nicht nur der große Sklavenmarkt, hier war, wie sein Name „pelhourinho“ sagt, auch der Ort des Strafvollzugs; nennen wir es beim richtigeren Wort, der öffentlichen Auspeitschungen. Um so frappierender, dass im Viertel um diesen Platz herum, entlang seiner gepflasterten Gassen und Straßen, umrandet von Hunderten von farbenfroh gestrichenen Kolonialhäusern einige der schönsten Kirchen der Neuen Welt – die majestätische Catedral Basilica, die von Sklaven für Sklaven erbaute Rosá-
rio dos Pretos, und die goldene São Francisco – das wohl das ungewöhnlichste Beispiel lateinamerikanischen Barocks, sind. Erschrecken Sie beim Besuch dieser Kirche nicht vor den innen verarbeiteten 459 Kilogramm Massiv- und Blattgold, erholen können sich ihre Augen, wenn Sie aus der Kirche in den Kreuzgang mit seinen wunderschönen portugiesischen Kachelbildern hinübergehen. 1888, als die brasilianische Wirtschaft ohnehin nicht florierte, wurde die Sklaverei endgültig abgeschafft. Farbe und Putz am Erbe der Boomzeiten begannen zu zerbröseln. Das Pelhourinho-Viertel verkam zu einer innerstädtischen Favela. Menschen hausten dort unter den unwürdigsten Bedingungen. Besucher, wenn überhaupt, waren keine Touristen, allenfalls Abenteurer. Wer diese heute wieder so wunderschöne Stadt abgeschrieben glaubte, hatte die Rechnung ohne die Vitalität seiner afrikanisch-brasilianischen Bewohner und vieler Künstler und Musiker, die sich mittlerweile hier zuhause fühlten, gemacht. Hier entstand der Wille, sich dem Verfall entgegen zu stemmen. Das zweite Loblied verdient die UNESCO. Sie verlieh dem Stadtviertel 1985 den Rang eines Weltkulturerbes und hat mit dieser Unterstützung erheblich zur Revitalisierung des Viertels und seiner systematische Restaurierung beigetragen. Geschichte und Kultur sind wieder lebendig geworden im größten architektoni-
UNESCO Welterbe erleben: Das Pelourino-Viertel in Salvador de Bahia
Das Leben findet größtenteils auf der Straße statt schen Zusammenspiel der Barockzeit von ganz Amerika. Ein frappierender Erfolg. Gehen Sie hin und überzeugen Sie sich. Ich verspreche Ihnen, es macht riesigen Spaß. Das Viertel brummt und „drummt“. Es hat nicht nur hochinteressante Museen (Museo AfroBrasileiro, Museu da Cidade, Museu da Ordem Terceira de São Francisco und 35 weitere in der Stadt) und die schon erwähnten Kirchen. Es ist gespickt mit witzigen Boutiquen, Galerien, Cafés, Bars, Restaurants. Ständig hört man den PelhourinhoSound oder die Trommeln Afrikas. Wir sind schließlich im „Seismozentrum afrobrasilianischer Lebensart“. Und das hört man nicht nur, das sieht man, schmeckt man, riecht man, fühlt man. 56
Genießen Sie die ursprüngliche Küche: Die Gerichte sind meist mit rötlichem Palmöl, dem Dendê, sowie aus Kokosnuss zubereitet – etwa das einem Eintopf ähnliche „Vatapá“ aus Kokosnuss, Pfefferschoten, gemahlenen Erdnüssen sowie Hühnchenfleisch oder Meeresfrüchten. Ebenfalls typisch ist „Moqueca“ mit Krabben, Tomaten, Pfeffer, Knoblauch, Zwiebeln und Petersilie. An Schärfe mangelt es diesen Speisen nicht, die die Baianas, die weiß gekleideten Kellnerinnen, servieren. Ein guter Tipp, um sich mit der vielseitigen bahianischen Küche vertraut zu machen, ist das „Senac“-Restaurant im historischen Kern der Oberstadt: Hier kochen sich angehende Hotelfach-Köche die schwarze Seele aus dem Leib und ihre Kreationen kann man an einem Spezialitäten-Buffet probieren. Lebensfreude pur! UNESCO Welterbe erleben: Das Pelourino-Viertel in Salvador de Bahia
kann leider nicht mit eigener Erfahrung beitragen, kenne aber Leute. die fanden die Veranstaltung, nach einer geraumen Zeit eher langweilig: Europäer fallen halt nicht so leicht in Trance…
Gasse in Salvador da Bahia Befassen Sie sich mit dem CondombléKult, einer Synthese des von den Missionaren mitgebrachten Katholizismus und afrikanischer Naturreligionen. Es überrascht ja wohl nicht, dass es den Sklaven verboten wurde, ihre traditionellen afrikanischen Trance-Religionen zu praktizieren. Also „verkleideten“ sie ihre „orixas“, ihre afrikanischen Götter als katholische Heilige – eine Doppelidentität, die bis heute überdauert hat. Ihre Gesänge und Tänze priesen sie als Heiligenverehrung, während sie in Wirklichkeit ihre eigenen Gottheiten um Hilfe und Schutz anflehten. Heute sind Katholizismus und Condomblé in der Volksfrömmigkeit Bahias unauflöslich vermischt und im Zuge eines erstarkten schwarzen Selbstbewusstseins populärer denn je. Es ist durchaus möglich, an einer Zeremonie teilnehmen, ich selbst 57
Lassen Sie sich von der Lebensfreude der Baianos anstecken, sie ist ohnehin so strahlend wie die Sonne. Wie sagt man doch in Brasilien? „Wenn ein Baiano nicht feiert, bereitet er sich gerade drauf vor“. Selbst Capoeira , eigentlich eine hier sehr typische Kampfsportart, dient in meinen Augen mehr als Fitnessprogramm für Feiernde oder Condomblé-Aktivisten. Und: Ärgern Sie sich nicht über Straßenverkäufer und andere hart um ihren Broterwerb kämpfende Baianos. Bleiben Sie gelassen und freundlich und vergessen Sie nicht: In deren Augen sind Gringos alle von Gott gesandte Wohltäter. Fällt Ihnen das schwer, beherzigen Sie wenigstens das offizielle Motto: „Sorria, voce está na Bahia!“ Oder: Bitte lächeln, Sie sind in Bahia. Der historische Teil von Salvador kann leicht zu Fuß besichtigt werden. Planen Sie gut zwei Tage dafür ein. Quartieren Sie sich im historischen Teil der Stadt ein, dann haben Sie 24-Stunden-Kompletteindrücke. Eine kleine Auswahl von Übernachtungsmöglichkeiten finden Sie in der Infobox. Wer von der Trommel-Ekstase Erholung braucht, verbindet seinen Aufenthalt mit einem Besuch eines der vielen Traumstrände entlang der Estrada do Coco, der Kokosnuss-Straße, die sich nördlich von Salvador am Atlantischen Ozean hinzieht und mit einer Vielzahl von komfortablen Ferienanlagen, kleineren Pousadas und immer wieder mit idyllischen Palmenstränden verziert ist.
„Wenn das Paradies hier auf Erden existieren sollte – dann bin ich ganz sicher nahe dran“, schrieb Amerigo Vespucci, Entdecker und Namensgeber der Allerheiligenbucht, als er im Jahr 1502 aus Brasilien zurückgekehrt war und im „Mundus Novus“ über seine Entdeckung des südamerikanischen Kontinents schrieb. Sie werden dieses Urteil nach einem Besuch Bahias
vielleicht nicht teilen, aber Ihre Erinnerungen an diesen Teil Brasiliens wird auch Sie dann fortgesetzt rätseln lassen, warum so viele Touristen bei Brasilien immer nur an Rio denken und nicht wissen, was sie vermissen.
Infobox Brasilianischen Tourismusministerium www.embratur.gov.br Sehr umfangsreiches und gut informierendes Portal über Salvador da Bahia www.bahia-online.net Direkter Link in das Pelhourinho-Viertel www.bahia-online.net Unterkünfte in der alten Oberstadt Convento do Carmo Rua do Carmo 1 Tel. 071/33278400 Bahias erstes historisches Luxushotel in einem alten, liebevoll restaurierten Kloster. Im Pelhourinho-Viertel. Gehört zu „The Leading Small Hotels of the World" http://de.lhw.com Pousada do Boqueirão Rua Direita do Santo Antonio 48 Tel. 071/32412262 In der historischen Altstadt www.pousadaboqueirao.com.br Hotel Redfish 1 Ladeira do Boqueirão, Santo Antônio Tel. 071/3241-0639 Kleines, von englischen Künstlern eingerichtetes und geführtes Boutiquehotel www.hotelredfish.com
Restaurants Findet man in großer Zahl und ausfühlicher Beschreibung unter www.bahia-online.net Yemanja: Dieses Restaurant liegt am Strand. Landestypische Küche, viel Fisch und eine hinsehenswerte Schar von Kellnerinnen in Landestracht Av. Otavio Mangabeira 4655 Directions: Boca do Rio, The Beaches www.restauranteyemanja.com.br Etwas andere Bars O Cravinho in der Nähe der Catedral Basilica auf dem Terreiro de Jesus N° 3 wenn man die Vielfalt des cachaça,beim Fachmann testen möchte www.ocravinho.com.br Preto Velho, eine recht ursprüngliche Trinkstube in der Rua Gregorio de Mattos, 38, (gegenüber der Filhos de Ghandy Zentrale) Interessenten an Trommelkursen wenden sich an Jair Rezeme, Tel. 071/88028682, jairlactomia@hotmail.com Interessenten an Condomblé finden Näheres und Adressen unter www.bahia-online.net
UNESCO Welterbe erleben: Das Pelourino-Viertel in Salvador de Bahia
Gotha – Wasserkunst & Rathausturm 58
Kleine Fluchten: Gotha – Eine Arche des Barock Kleine Fluchten
Die thüringische Residenzstadt will nicht mehr nur Geheimtipp sein für jene, die Weimar schon kennen Text: Marlis Heinz Es ist noch nicht spät, aber schon ziemlich still in Gotha. Mit dem Abendläuten haben die Geschäfte geschlossen. Über das Pflaster des Untermarktes rumpelt gelegentlich ein Auto. Ein Schilderbaum schickt seine Hinweise über den Platz: Schloss Friedenstein, Ekhof-Theater, Kasematten, Wasserkunst, Orangerie, Augustinerkirche. Ebenso unbeachtet: güldene Letter an der historischen Fassade, die belegen, dass das Bellini einmal der Ratskeller war. Wohl deshalb steht an der Tafel mit den Sonderangeboten neben Pizza Quattro Stagioni auch Bratwurst mit Sauerkraut. Man ist schließlich in einer Weltstadt. Es ist nicht so spöttisch gemeint, wie es klingen mag. Man braucht nur ein paar Schritte schräg über den Untermarkt zu gehen, vorbei am Haus Zur goldenen Schelle, in dem gerade eine Life-Band "It's all right now" übt, und ein Stück den Brühl hinein. Dort verhüllt ein Riesenposter die Fassade eines bröckelnden Hauses. Und auf diesem Poster sind jede Menge Leute von Welt in trauter Gemeinsamkeit abgebildet. Hiesige wohlgemerkt: Das "Gothaer Liebespaar", das sich um 1480 auf einem bis heute berühmten Doppelbildnis verewigen ließ; Lucas Cranach der Ältere, der 1512 Schwiegersohn des Gothaer Bürgermeisters wurde und zwei Häuser kaufte; Ernst der Fromme, der anno 1643 mit dem Bau des Gothaer Schlosses Friedenstein, des damals größten Schlossneubaus 59
Deutschlands begann; der Kaufmann Ernst-Wilhelm Arnoldi, der 1820 aus Ärger über den zu langsamen Wiederaufbau seiner Heimatstadt nach einem Brand die Gothaer Feuerversicherungsbank für den Deutschen Handelsstand und somit eines der ältesten deutschen Versicherungsunternehmen gründete und Sybilla von Sachsen-Coburg, die Mutter des Schwedenkönigs Carl-Gustaf.
Gothaer Superlative Ehe die Show des Herolds beginnt, darf noch Ritter Wilhelm von Grumbach die seine abziehen. Sein Abbild schaut hoch oben aus der Fassade des RenaissanceRathauses und lässt bei jedem Glocken-
schlag den Unterkiefer herausklappen. Der Abenteurer war anno 1567 auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt worden, mitsamt seinen Gefährten. In Strömen muss das Blut geflossen sein; und danach ließ der Kaiser auch noch die Gothaer Burg Grimmenstein schleifen, auf der Grum-
Das alte Heizhaus von Gotha
Stadtführung mit historischen Persönlichkeiten Vor diesem Hintergrund könnte man die Pläne für morgige Unternehmungen schmieden: Den meisten Promis begegnet man oben auf dem Schloss. Cranach und die Gothaer Versicherung ließen sich per Stadtrundgang absolvieren. Doch solch Rundgang beginnt plötzlich schneller als geplant. Neben dem Rathaus bremst ein Renault, ein Mann steigt aus und beginnt, hinter dem Wagen nur spärlich von dem auf ihn wartenden Grüppchen abgeschirmt, seine Klamotten zu wechseln. Jeans und T-Shirt gegen Beinkleid und Gewand. Es ist der letzte Freitag im Monat, also lädt Ralph-Uwe Heinz zu einem historischen Stadtrundgang, heute als Radolf zu Duringen, Herold der Thüringer Landgrafen, manchmal auch als RenaissanceBürger, Augustinermönch oder Schulmeister. Kleine Fluchten: Gotha
Aber kaum einer weiß das. Die TourismusStatistik sagt, dass der Durchschnittsbesucher ungefähr 60 Minuten einplant, um alles zu besichtigen. Irritiert und begeistert bleibt er dann doch oft länger – wenn nicht gerade sein Reiseleiter drängt.
Schloss Friedenstein bachs erfolgloser Verteidiger Herzog Johann Friedrich, residierte. Da sind sie also schon, die gruseligen Gothaer Geschichten, die Radolf munter mischt mit gestenreichem Minnesang und manch Plaudereien über fröhlichere Momente. Und natürlich vergisst er nicht zu betonen, dass Weimar im Vergleich mit Gotha überhaupt nicht mithalten könne.
dem 17. Jahrhundert, das Herzogliche Museum aus dem 19., Gärten und Parks, die beide umgeben, Sammlungen, die sie füllen. In Gotha hängen Cranachs und Dürer, stehen Skulpturen von Houdon, Mumien, Muscheln, Handschriften, Geschenke des Tenno und des Zaren.
Über diese Städte-Konkurrenz zerbricht man sich vermutlich mehr in Gotha als in Weimar die Köpfe, aber immerhin kann Gotha einiges bieten, was Weimar nicht hat. Vor allem Friedenstein, das Schloss, das für die Stadt etwas zu opulent geraten scheint. Aber tatsächlich ist es nicht nur das früheste, sondern auch die größte frühbarocke Schlossanlage Deutschlands. Mehr noch: Nirgendwo erreichten höfische Kunst und Kultur des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts so komplett und unbeschadet die Gegenwart. Das Schloss aus
Vergleiche mit Weimar? Durchaus: Die Forschungsbibliothek sieht sich in Umfang und Qualität mindestens auf einer Ebene mit der Anna-Amalia-Bibliothek. Aber mehr noch: Fachkreise vergleichen die Buchbestände mit der renommierten Bibliothek in Wolfenbüttel oder die Keramiksammlung mit der des Dresdner Zwingers. Die englische Gartenanlage gilt als die älteste auf dem Kontinent, die Kunstsammlung wird als die wertvollste Thüringens gehandelt.
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„Wer das Schloss bewusst auf sich wirken lässt“, so Roland Krischke, PR-Mann der Stiftung Schloss Friedenstein, „der spürt, was Barock bedeutet: Der Blick ins Universum, in ferne Länder, in die Natur, das Zusammentragen von Unbekanntem um es zu studieren. Und gleichzeitig das Schaffen eines eigenen abgegrenzten Mikrokosmos aus einem Schloss, das die gesamte Staatsverwaltung aufnahm, aber auch Kirche, Archiv, Bibliothek, Repräsentationsräume, Zeughaus und Marstall.“ Um diese Gedankenwelt besser erlebbar zu
machen, wird derzeit viel umgebaut und geräumt. Ein neues Magazin in der Stadt nimmt bald die Depotbestände auf und schafft im Schloss Raum für eine historisch angemessene und zugleich moderne Präsentation der Schätze, des Naturalienkabinetts oder der Kunstkammer beispielsweise. Das Herzogliche Museum wird die Sammlung der Grafiken, Gemälde und Skulpturen wieder ins rechte Licht rücken. Ein neuer Rundgang soll dem Besucher dieselben Impressionen verschaffen wie den Gästen des Schlossherrn. Schauspielkunst im Ekhof-Theater Die Erwägung, angesichts der Bauarbeiten sei ein Besuch momentan ungünstig, will Krischke gar nicht erst aufkommen lassen. Im Gegenteil: „Das Schloss ist so riesig, da gibt es immer genug zu sehen. Anfang
Mikrokosmos Schloss Friedenstein
Alte Sternwarte Gotha Kleine Fluchten: Gotha
Das Ekhof-Theater in Gotha 2010 eröffnen wir die neue Präsentation der historischen Kunstkammer. Ein absolutes Highlight.“ Wie auch das Ekhof-Theater. Eine seltsame Atmosphäre herrscht in diesem Raum: halb Museum, halb Theater, und irgendwie sogar ein bisschen sakral. Krischke steht auf der Bühne, wo die „Bretter, die die Welt bedeuten“ noch knarren und erläutert die größte Seltenheit der Anlage: Das älteste vollständig erhaltene Schlosstheater der Welt, es war 1683 eingeweiht worden, verfügt noch über eine funktionierende hölzerne Bühnenmaschine und über originales Ambiente. All dies blieb erhalten, weil es in diesem Theater nie gebrannt hat. Im Gegensatz zu anderen Musentempeln hatte dieser nämlich – wegen der in unmittelbarer Nachbarschaft untergebrachten Sammlungen – zwei „Feuerwehrmänner“, die nach den Aufführungen auf, beziehungsweise unter der Bühne zu übernachten hatte. Für die Be61
rühmtheit dieses Theaters sorgte Herzog Ernst II., der anno 1775 hier das erste stehende Hoftheater gründete, also eine Schauspieltruppe einstellte, die nicht mehr umherzog, sondern an einer festen Spielstätte und in deutscher Sprache auftrat. An die Spitze dieser Truppe berief er mit Conrad Ekhof einen bedeutenden Erneuerer der Schauspielkunst. Anderswo – in Weimar bestimmt – würde dieses Theaterchen zur Pilgerstätte werden; in Gotha ist es einfach nur ein Teil des riesigen Schlosses.
infobox Tourist Info Hauptmarkt 33 D – 99867 Gotha Tel.: +49-3621-50785712 Fax: +49-3621-50785720, tourist-info@gotha.de www.gotha.de Kleine Fluchten: Gotha
Servicethema: Digitale Reisefotografie, Teil 3 Zubehörempfehlungen für Reisende Neben Kamera und Objektiv sollte der Reisende das ein oder andere Zubehör mit sich führen. Nicht nur, um bessere Bilder zu machen, sondern vielmehr um das teuer erworbene Equipment wieder ungeschoren nach Hause zu bringen. Vor der Abreise sei empfohlen, alle Komponenten auf Vorhandensein und Funktionstüchtigkeit zu prüfen, also • Tragriemen • Objektivdeckel • Batterien/ Akkus/ Ladegerät • Übertragungskabel/ passendes Lesegerät für Ihre Speicherkarte Kamerasets sollten ihrer Verwendung nach entsprechend verpackt werden, ich empfehle einen speziellen Fotorucksack/
-umhängetasche, mit oder ohne Laptopfach. Die gibt es für fast jede Extremanforderung, in allen Grössen und Preisklassen. Am Beispiel des Lowepro Classified Sling 220 AW sei hier beschrieben, worauf es beim Kauf ankommt: Viel Platz, geringes Eigengewicht und hohe Verarbeitungsqualität. Diese Slingbag ist formstabil, was Ihnen den Zugang zum Innenleben sehr erleichtert, gerade wenn sie schwer bepackt wurde. Die seitliche Klappe ist gross genug, um im umgehängten Zustand alle Utensilien komfortabel zu erreichen. Für den Fall, dass Sie unter einem Wasserfall hindurch müssen, führt die Tasche noch ein Regencover mit sich. Zu erwerben über www.lowepro-deutschland.de zu einem Listenpreis von 180 €. Wer Bilder macht, ist selten auf ihnen zu sehen, das ist das Schicksal aller Fotografen. Da schafft ein Selbstportrait Abhilfe, vorausgesetzt, Sie führen ein Stativ mit sich. Die derzeit cleverste Variante dieses Zubehörs ist wohl der Gorillapod, den es für jede Kameraklasse gibt. Wobei „Stativ“ nicht die passende Bezeichnung für dieses ausgesprochen flexible Tool ist.
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Apparat, wenn er zu lange diesen Einflüssen ausgesetzt war. So gehören denn auch ein Pinsel, den es in vielen Varianten gibt und feuchte Reinigungstücher in jede Fototasche. www.hama.de
Im Internet liesst man häufig das Wort „Klammeraffe“ – und das trifft es. Rundum gummierte und frei verstellbare Kugelgelenke haften, hängen, stellen und lehnen die Kamera an fast alles, woran sich klammern lässt. Um den jeweils richtigen Klammeraffen für Ihren Kameratypen zu finden, könnte die Webseite www.hapa-team.de das Richtige für Sie sein. Der Gorillapod kostet zwischen 15-45 € und ist beispielsweise über www.amazon.de zu beziehen. Damit Sie auch über längere Zeiträume hinweg ungetrübte Freude mit Ihrem Equipment haben, ist regelmässige Reinigung unabdingbar. Staub, Sand, Wasser, Sonneneinstrahlung, ja selbst Rauch schaden jedem
Sollten Sie vergessen haben zu notieren, wo ganz genau die ein oder andere Aufnahme gemacht wurde, können Sie sich glücklich schätzen, wenn Ihr
Kamerahersteller ein GPS bereits integriert hat. Denn dann stehen diese Informationen, manchmal dank integriertem Kompass sogar in Blickrichtung, bereits in den Bilddaten. Für alle anderen gilt: nachrüsten! In Zusammenarbeit mit der im Lieferumfang enthaltenen Software, sind Sie in der Lage, jedes Bild seinem Entstehungsort zuzuordnen. Zum Beispiel mit dem Transystem i–Blue747 oder dem Wintec WBT-201, je nach Anbieter zwischen 70–125 €. Im Fachhandel. Informationen zum Beispiel bei www.kowoma.de ch Servicethema:
Verfahren Kann im Zeitalter von Navigationsgeräten überhaupt noch jemand Karten lesen? Navi mit einem – wie ich finde – leicht beleidigten Unterton entgegen: „Wenn möglich, bitte wenden. Bitte wenden.“ Je weiter ich geradeaus fahre, um so quengeliger wird mein digitaler Wegweiser. Nach einer Weile einigen wir uns wieder und Lisa führt mich mitten in einen dicken Stau. Ich verlasse die Autobahn, kenne mich nicht mehr aus und unterwerfe mich ihrem Diktat. Schon bald habe ich das Gefühl, sie führt mich im Kreise. Endlich geht es geradeaus weiter – doch nur für kurze Zeit: Die Hochalpenstrasse ist im Winter gesperrt. Ich verliere kostbare Zeit und meine Laune wird nicht besser.
[Text: Judith Hoppe] Montag morgen, das Wochenende steckt mir noch in den Knochen. Leicht müde und genervt steige ich in mein Auto, starte das Navigationsgerät und gebe mein Ziel ein. Schon bald führt mich die vertraute Stimme von „Lisa“, so hat mein Gerätehersteller die deutsche Stimme getauft, auf den richtigen Weg. Tut sie das? Ich wäre ja ganz anders gefahren und beschließe, zunächst einmal so zu fahren, wie ich es für richtig halte und Lisa dann die Feinplanung im Zielgebiet zu überlassen. Schon bald mault es mir aus dem 63
Und schon bald stoße ich auf die Grenzen des eigentlich doch den Alltag vereinfachenden digitalen Helfers: Wir sind es mittlerweile gewohnt, die Anweisungen unseres Navigationsgerätes unkritisch zu übernehmen. Lernt heutzutage eigentlich noch jemand, wie man Stadtpläne oder Landkarten liest? Mein Auto ist zwar jetzt hübsch aufgeräumt. Ich aber habe mir selber die Möglichkeit genommen, etwas auf Papier nachzuschlagen. Dies soll kein Plädoyer dafür sein, wie unsere alten Vorfahren wieder auf das Deuten von Sternen und den Stand der Sonne zurückzugreifen. Aber ein wenig mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung bei der Zielsuche ist vielleicht kein
schlechtes Training – auch für andere Alltagssituationen. Irgendwann beschließe ich, die quengelige Lisa auf die immerhin formvollendetere, englischsprachige „Jane“ umzustellen. Das trainiert zum einen mein Englischvokabular, zum anderen freue ich mich am Ende der Fahrt über das mit einem leicht näselnden Upper-Class-English mir entgegengehauchte: „You have reached your final destination.“ Ja, die gute Jane weiß einfach instinktiv, wie man mit besserwisserischen Autofahrerinnen umzugehen hat, um ihren Willen durchzusetzen. Mein zweiter Kompromiss besteht darin, das Handschuhfach von überflüssigen Lippenstiften, Sonnenbrillen und nie gehörten Chill-Out-CDs zu befreien und mit drei
Standardwerken zu bestücken: einer Landkarte Deutschlands, einer Karte Bayerns und einem Stadtplan von meinem Wohnort München. So, jetzt habe ich zumindest immer einen Plan B, wenn Lisa, Jane und ich nicht einer Meinung sind! Und wie schaut‘s bei Ihnen aus? Verirren Sie sich noch oder planen Sie schon? Mit Navi oder Karte oder zeitgemäss mit Ihrem iPhone? Mailen Sie mir, ich bin gespannt auf Ihre Antwort: redaktion@reise-inspirationen.de
Nächste Ausgabe am: 01.04.2010
Vorschau:
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Impressum Redaktion Reise-Inspirationen Schmid-Wildy-Weg 46 81739 München redaktion@reise-inspirationen.de www.reise-inspirationen.de Herausgeber: Tourism Unlimited e.P. Hoppe & Partner Journalisten, PR- und Marketingberater www.tourism-unlimited.com Registergericht: Amtsgericht München, PR 764 USt.-ID: DE259674638 Redaktion: Herbert Brenke (hb), Christoph Hoppe (ch), Judith Hoppe (jb), Heidi Wahl (iaw) Gastautoren in dieser Ausgabe: Robert B. Fishman, Carolin Grix, Marlis Heinz inhaltlich Verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Christoph Hoppe (Anschrift wie vorstehend) Gestaltung & Layout: Tourism Unlimited, München Anzeigen: Tourism Unlimited e.P. Claudia Kraushaar Mediaberatung ck@reise-inspirationen.de Tel. +49-89-673 78 619 Fax +49-89-673 78 620 Reise-Inspirationen erscheint monatlich. Bankverbindung Stadtsparkasse München Konto-Nr. 1000 276 129 BLZ 701 500 00 IBAN: DE90 7015 0000 1000 2761 29 BIC: SSKMDEMMXXX
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