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Wenn mich eine Giraffe mit schlabbriger Zunge von der Brücke stossen will

Äussere Reize beeinflussen unser Gehirn normalerweise, sodass diverse Bilder in unseren Köpfen entstehen. Während wir schlafen, empfangen wir keine Inputs mehr von der Aussenwelt. So werden die über den Tag gespeicherten Bilder neu zusammengesetzt. Was wir in unseren Träumen erleben sind nicht immer schöne Dinge – willkommen im Albtraum.

Text: Marcel Freuler | Illustration: Valentina Botic

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„Plötzlich setzt sich eine riesige Hornisse mit ihren sechs Beinen und einem dicken, fetten Stachel auf meine Nase“ - und in diesem Moment wird der Träumende dieser Geschichte mit freigesetztem Adrenalin in der Blutbahn, Herzrasen und total erschrocken aus dem Schlaf gerissen. Genau so fühlt es sich in etwa an, wenn einem ein Albtraum ein böses Erwachen beschert.

Hässlicher Alb

Der Alb ist der sprachliche Urgrossvater des Elfen. In der nordischen Mythologie setzt sich dieses haarige, bösartig grinsende Wesen den schlafenden Personen auf die Brust und sorgt für hässliche Träume. Dementsprechend wurde früher auch vom Albdruck gesprochen, der das Atmen erschwert haben und so den Angsttraum ausgelöst haben soll. Albträume treten meist in der zweiten Nachthälfte, sprich in der REM-Phase („Rapid Eye Movement“), auf. In diesem Zeitraum befinden wir uns im leichten Schlaf und unsere Augen bewegen sich rasch hin und her.

Wie kommt es zu diesen unliebsamen Träumen?

verfolgt, oder wir rennen vor etwas anderem weg und erwachen im freien Fall von einer Klippe wieder.

Mittlerweile geht man davon aus, dass in unserem Gedächtnis durch das Träumen Erlebnisse miteinander verknüpft sowie eingeordnet werden. Träume helfen uns also bei der Verarbeitung. Während eines Albtraums findet eine Überlastung dieser Verarbeitungsfunktion statt, durch die wir aus dem Schlaf gerissen werden können. Häufig müssen wir in Angstträumen Konflikte lösen. Wir werden beispielsweise von einem Fuchs oder bösartigen Menschen

Es kommt auch vor, dass wir einen chaotischen, verwirrenden Angsttraum erleben, wie beispielsweise, dass wir beim Überqueren einer Brücke von einer bösartigen, grimmig blickenden Giraffe in den Abgrund gestossen werden. In Albträumen können wir auch erschossen werden und sogar spüren, wie uns die Zähne schmerzlich ausfallen. Die Ursachen für solche Träume können Stress und genetische Veranlagungen sein. Prüfungen, persönliche Probleme oder Krankheiten schlagen sich oftmals in Albträumen nieder.

Pandemisches Träumen

Es ist auch nicht überraschend, dass die Ängste unserer pandemischen Wachwelt im Schlaf verarbeitet werden und weltweit eine erhöhte Traumaktivität vermeldet wird. In Finnland berichtete ein Viertel von 4000 Studienteilnehmenden, öfter Albträume zu haben als noch vor der Pandemie. Das könnte beispielsweise ein vereinbartes Abendessen zu zweit sein, bei dem nach und nach mehr Leute in den Raum kommen und man dann eigentlich aus epidemiologischen Gründen gehen will. Weil man aber gleichzeitig seinen Freund nicht enttäuschen will, gerät man in einen psychischen Stress. Bei solchen Träumen hilft die Konfrontation (Traumtagebuch), die Bewältigung (potenziell glimpfliches Ende im Wachzustand ausdenken) sowie das luzide Träumen, bei welchem man sich im Traum bewusst wird, dass man träumt, und so Einfluss nehmen kann.

Wenn dich das Thema luzides Träumen interessiert, findest du dazu mehr auf den nächsten beiden Seiten.

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