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Auf die Ohren
Zusammengestellt von: Hubert Morang Fotos: Kirsten Thoen, Matthis Van Der Meule, Labels
Fröhlich
Album Nummer drei aus dem Hause Cadet Carter hört auf den Namen „Anthems For The Weak“. Der Sound der Deutschen wurde in der Vergangenheit regelmäßig mit dem von den Emo-Rockern Jimmy Eat World verglichen und man kann sicherlich heraushören, dass Scheiben wie „Bleed American“ oder „Clarity“ mehr als nur einmal von den Musikern von Cadet Carter gehört wurden. Doch zum Glück beschränkt man sich nicht darauf, einfach blindlings den Vorbildern nachzueifern, sondern die Band findet ihren eigenen Weg und mischt in ihren melodischen Rock regelmäßig auch sanftere Töne. Wer sich überzeugen will, dass dies bestens funktioniert, kann in Lieder wie „In The Clear“, „The Best Part“, „Blinding City Lights“ oder auch noch „Defence All The Way“ reinhören.
Leise Töne
Es ist knapp sechs Monate her, dass der Ex-White Stripes-Frontmann Jack White sein Album „Fear Of The Dawn“ veröffentlichte, und schon legt er nach. Auf „Entering Heaven Alive“ gibt sich White sanfter, akustischer und leicht bluesiger, als noch auf dem Vorgänger, und dieser neue Sound steht dem Amerikaner äußerst gut. Mit Akustikgitarren und Klavierharmonien huldigt White dem Rocksound der 70er, erinnert teilweise an alte Helden wie Led Zeppelin, Bob Dylan, Beatles oder Blue Öyster Cult und beweist erneut, dass er als Songwriter ein verdammt gutes Gespür für Melodien hat und sich zudem nicht allzu ernst nimmt, wie er bei „Queen Of Bees“ zeigt. Wer sich von Whites ruhigerer Seite überzeugen will, sollte sich „A Tip from You To Me“, „Help Me Along“, „If I Die Tomorrow“ oder „A Madman From Manhattan“ zu Gemüte führen.
Schräg
Wenn es nach Originalität und Schrägheit von Musikvideos ginge, wären die Viagra Boys längst die Könige des heutigen Rock’n’Roll-Zirkus’. Schließlich sind die Clips zu Liedern wie „Sports“, „Ain’t Nice“ oder „Creatures“ herrlich bizarr, und auch die bebilderte Untermalung zu der Single „Punk Rock Loser“ (ein Western) aus dem neuen Album „Cave World“ ist gelungen. Musikalisch liefern die herrlich zynischen und teilweise selbstironischen Schweden auch auf Album Nummer drei ihre ganz eigene Interpretation von Post-Punk ab, der ein musikalischer Grenzgänger ist. Etwas, was kaum wundert, denn die Viagra Boys bestehen aus schwedischen Hardcore-Veteranen und JazzMusikern. Anspieltipps sind „ Troglodyte“, „Punk Rock Loser“, „The Cognitive Trade-off Hypothesis“ und „Ain’t No Thief“.
„Cave World“ – Viagra Boys
„Pain Is Forever And This Is The End“ – Mantar
Brachiale Hits
Mantar machen keine Musik für das Radio oder für Menschen, die gerne voller Inbrunst Pop-Songs mitträllern, obwohl das Duo es auf ihrem neuesten Werk „Pain Is Forever And This Is The End“ schafft, fast Ohrwurm-reife Songs abzuliefern, wie etwa bei „Hang ‘Em Low (So The Rats Can Get Them“. Das deutsche Fachmagazin Visions schreibt: „Mantar feilen daran, Hits aus möglichst garstigen Komponenten zu formen: der dreckigen Schwere von Doom und Sludge, der räudigen Energie des Punks, den fiesen Blicken des Black Metal.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf, und dabei reicht den beiden Norddeutschen eine schlichte Instrumentalisierung mit Gitarre und Schlagzeug aus. Anspieltipps sind der famose Opener „Egoisto“, „Rebel Extravaganza“ und „Hang ‘Em Low (So The Rats Can Get Them)“.
Alte Stärke
Interpol hatten es ihrer Fanschar mit dem letzten Album „Marauder“ nicht leicht gemacht, das Album wirkte nämlich irgendwie unausgereift, und man durfte gespannt sein, wie das neue Werk „The Other Side of Make Believe“ ausfallen würde. Eines vorweg: Die New Yorker besinnen sich auf das, was sie am besten können, drosseln das Tempo wieder und lassen alte Trademarks hochleben. Die Band selbst erklärt, man hätte Pandemie-bedingt den Reset-Knopf gedrückt. Alleine schon der Opener „Toni“ untermauert, dass Paul Banks und Daniel Kessler noch immer wissen,wie man grandiose Songs schreibt. Das darauffolgende „Fables“ zeigt dann endgültig, wieso die Erwartungen der Fans an eine der spannendsten Bands des New Wave der 00er Jahre noch immer hoch sind.
Atmosphärisch
Die Post-Rocker „God Is An Astronaut“ tummeln sich seit genau 20 Jahre im Musik-Business umher. Mit ihrem rein instrumentalen Schaffen und Alben wie „All Is Violent, All Is Bright“ oder „Age Of The Fith Sun“ sowie ihren außergewöhnlichen Live-Auftritten haben sich die Iren längst einen gewissen Bekanntheitsgrad über die Genre-Grenzen hinaus verschafft. 20 Jahre nach ihrem Debüt „The End Of The Beginning“, das sie in Eigenregie und in sehr limitierter Stückzahl veröffentlichten, haben die „göttlichen Astronauten“ jetzt mit „The Beginning Of The End“ ihr Debüt neu live eingespielt. Das Faszinierende daran: Man merkt deutlich, dass die Band in den letzten zwei Dekaden zusammengewachsen ist und dass dieses Gemisch aus Schlagzeug, Bass, Gitarre, Sequenzer und Sampler auch im Jahr 2022 zu begeistern weiß.
Entspannt
Ende letzten Jahres hatten der Produzent StA und der Rapper Shmogan Shogan unter dem Namen „StAciSHMOcoup“ ein selbstbetiteltes Album mit neun Songs in deutscher Sprache veröffentlicht. Ein halbes Jahr später legen StA und Shmogan Shogan jetzt mit „Couch“ ein Werk in Luxemburger Sprache vor. Das Album ist in einer temporären Wohngemeinschaft der beiden Musiker entstanden. Um die sich bietende Langweile zu überbrücken, haben sie während dieser Zeit jeden Tag ein neues Lied komponiert, wobei StA sich für die Beats verantwortlich zeigt und Shmogan Shogan die Texte beisteuert. Herausgekommen sind 16 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von knapp 40 Minuten. Anspieltipps: „Ween“. „Jiddweree Mengt Sech“ und „Nee Merci“.
