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Porträt eines Conseillers: Matteo Huber

sphäre und Gaumenfreuden im Wettstreit stehen und auch überraschende kulturelle Momente Platz haben. Eine Folge davon ist aber auch, dass unser oberstes Ziel, die Präsentation und Promotion der Waadtländer Weine, etwas in den Hintergrund rückt. Es ist aber auch klar, dass diese Anlässe nicht zu Weinmärkten werden sollen, wo sich die Augen nur noch auf die Bestellscheine richten. Aber es ist sicher möglich, ohne grosse Verluste die Botschaft besser zu vermitteln.

Dies beginnt mit einer besseren Beteiligung der Conseillers, die weder den Weg noch die Sprachgrenzen scheuen dürfen, um Momente der Freundschaft zu teilen und dazu beizutragen, dass unsere Weine in anderen Landesteilen anerkannt werden. Das bedingt aber natürlich auch, dass sie sich unter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Guillonneurs mischen und nicht einfach zusammensitzen. Ein kleiner Schritt aus der Komfortzone ist ein grosser Schritt für unsere Chasselas.

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Dann muss auch alles perfekt organisiert sein, schon vor der Abreise aus dem Waadtland, aber vor allem auch am Anlass selbst. Dort darf man nichts dem Zufall überlassen (es wurden auch schon Weine in letzter Minute beschafft!), der Service muss effizient sein und der Lärm im Saal darf das erträgliche Mass nicht überschreiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben das Recht, ihren Gaumen unter guten Bedingungen zu beüben, treffende Kommentare zu hören, um ihre Erfahrungen zu machen und ihre Empfindungen zu verfeinern, was aber keineswegs eine entspannte Stimmung ausschliesst.

Die Guillonneurs müssen für unsere Winzer eine gute Gelegenheit sein, ein oft leidenschaftliches Liebhaber-Publikum zu treffen, das sein Wissen erweitern und seine Erfahrungen austauschen möchte. Die Gegenwart der Produzenten ist immer ein Plus. Sie schafft, über das Vergnügen des Wein-Degustierens hinaus, oft bleibende Kontakte. Der Waadtländer Wein, den wir so sehr lieben, erzählt eine Geschichte, vermittelt Wissen und sorgt für Kontakte über die Kultur- und Kantonsgrenzen hinweg. Gründung Kanton Aktueller Préfet 1970 Lucern Eric Nicole 1970 Basel Philipp Simonius 1971 Zürich Pascal Forrer 1972 Freiburg Jacques Piller 1973 St. Gallen Patrick Rütsche 1975 Bern Hansueli Haldimann 2004 Jura Nicolas Pétremand 2007 Aargau Albi von Felten 2007 Tessin Matteo Huber 2012 Savoyen Bernard Vioud

Nächster Cotterd: Wine&Dine – 28.10.2020 / 19:00 Landgasthof Balm, Meggen, Luzern Mit Jean-Daniel Porta, Aran-sur-Villette

Porträt eines Conseillers

Fabien Loi Zedda, Conseiller

Matteo Huber,

Architekt, Winzer und Préfet

Zuerst sieht man seine etwas ungewöhnliche Grösse, dann sein breites Lachen.

Diese Fröhlichkeit ist das eigentliche Markenzeichen unseres neuen Robenbruders, der als Nachfolger von Pierre Schulthess die Zügel der Equipe des Tessiner Cotterds übernommen hat.

Es waren sowohl die natürliche Autorität wie auch das Charismus nötig, um an die grandiose Tessiner Vergangenheit innerhalb unserer Confrérie anzuknüpfen. Matteo (Jahrgang 1962) verfügt über alle Trümpfe: Dieser ausgezeichnete Projektleiter und Architekt, im Metier geboren, da schon sein Vater Architekt ETHZ war, sorgte für einen fehlerlosen Parcours ebenfalls an der ETH, absolvierte aber auch verschiedene weitere Bildungsgänge, so in Geobiologie. Letzterer verlieh ihm wohl das Wissen zum Degustieren …

Geworden ist er schliesslich Winzer. Neben seinem Büro (MH Architektur und Urban Planning in Lugano), einer unglaublichen Anzahl von Gebäuden und Projekten, die er realisierte oder mitrealisierte, hat dieser nette Tischgenosse nicht aufgehört, Wein zu produzieren und mit originellen Tropfen Neues herzustellen, darunter ab 2015 einen Sauvignon-Sémillon.

Er widmet sich auch Franka, segelt, sucht Pilze und wirbt für die Waadtländer Weine: benvenuto und auguri!

Text: Fabien Loi Zedda, Conseiller und Ehren-Präsident des Weinmuseums

Pierre Schulthess, Kultur und Eleganz

Pierre Schulthess neben Bundesrat Ignazio Cassis und seinem Nachfolger an der Spitze des Tessiner Cotterd, Matteo Huber

Der Ehren-Préfet und Gründer des Tessiner Cotterd, Pierre Schulthess, ist der Confrérie du Guillon im 1977 als Compagnon beigetreten. Dr. Paul Anex hatte ihn damals, unter Gouverneur Robert Anken, unter seine Fittiche genommen.

Als Gründungsmitglied und früherer Präsident der Confrérie de l’Etiquette (während zehn Jahren) schloss er sich dem Team des Waadtländer Weinbau- und Weinmuseums in Aigle an. Im 2007 akzeptierte er den Vorschlag des Unterzeichnenden, das Vizepräsidium der Institution zu übernehmen. Er beteiligte sich an der Neukonzeption des Museums, das am 24. April 2010 auf Schloss Aigle eingeweiht wurde. Seine Funktion nimmt er nach wie vor wahr und bildet so das Bindeglied zwischen dem Museum und der Confrérie, die es geschaffen hatte.

Der Compagnon Schulthess, der sich schon früh südlich der Alpen niedergelassen hatte, war anfänglich ohne grosse Umstände dem Luzerner Cotterd zugeteilt worden! Das passte ihm aber gar nicht, vor allem als er feststellen musste, dass ihm, dem mehrsprachigen Schweizer, die ganze Post der Confrérie aus Luzern und ausschliesslich auf Deutsch zugestellt wurde.

So wurde er beim Guillon vorstellig, beklagte sich über diese «skandalöse Tatsache» und verlangte, dass die nötigen Massnahmen getroffen würden, um diese sprachliche Ungerechtigkeit zu korrigieren. Die Antwort des damaligen Gouverneurs und des Connétable: «Also los, gründe doch den Tessiner Cotterd…»

Gesagt, getan! Am 7. September 2007 wurde in Lugano der Tessiner Cotterd aus der Taufe gehoben, nachdem Schulthess am 28. April als Conseiller und Préfet inthronisiert worden war. Pierre verstanden es immer bestens, seine immensen kulturellen Kenntnisse mit seinem elegant verpackten Organisationstalent in Einklang zu bringen: Eine eiserne Hand in einem Samthandschuh.

Im 2017 feierte er würdig und in Anwesenheit der betroffenen lokalen Behörden den zehnten Geburtstag des Tessiner Cotterd in Ascona. Mit dabei waren die rund vierzig Mitglieder. Inzwischen hat er den perfekt organisierten Cotterd seinem Nachfolger übergeben.

Nachdem er 1967 mit einem Diplom der Abteilung dekorative Künste die Genfer Kunstschule verlassen hatte, machte Pierre rasch Karriere in der Uhrenbranche und vertrat die grössten Marken in der Schweiz und im Ausland. Ab 1987 führte er zwei Geschäfte, zuerst eines in Lugano, dann eines in Morges, die sich beide durch Qualität und Innovation auszeichneten. Schliesslich beschloss er, im 2020 die Läden aufzugeben, und das in einem Alter, in dem andere längst einen beschaulichen Lebensabend geniessen. Der Malerei aber bleibt er noch treu.

Erstaunlich doch, dass die Zahl 7 im Verlauf seiner Zeit bei der Confrérie eine wichtige Rolle spielte: 1977 – 2007 – 2017, und dazu zwölf Jahre an der Spitze des Tessiner Cotterd. 43 Jahre in seinem Leben war und ist jetzt der Guillon eine Konstante. Jetzt scheint aber die Zeit gekommen, sich auch mehr um seine Familie zu kümmern, seine Tochter Céline, seine Enkelin Ginevra sowie seine Partnerin Branka.

Alle Achtung, Pierre, und Bravo zu dieser schillernden Laufbahn, die du mit viel Kultur und effizienter Eleganz zurückgelegt hast.

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